Session #30 In den tiefen Wäldern des Finstermondtalsanwesende Charaktere:
Oleg Leweton
Mak-urg Donnersohn
Grohm
Tabansie
Grimnar
23. Neth (Siebenschleier) 4710 , Sonntag, Finstermondtal, Falkengrund
Oleg befand sich nun seit zwei Monaten im Finstermondtal, hatte sich mit einflussreichen Männern und Frauen getroffen und beraten und sich letzten Endes ein Bild von der Situation in diesem Landstrich machen. Der ehemalige Händler konnte seine Augen nicht verschließen: das Holzkonsortium war ein durch und durch böses Unternehmen, welches keine Rücksicht auf Verluste nahm. Sowohl Mensch als auch Natur litten unter der Knute dieser Wirtschaftsmacht. Sein Auftrag wäre damit erledigt gewesen, doch wollte Oleg sich selbst einige Tage als Hölzfäller anwerben lassen um sich persönlich ein Bild von Falkengrund und der Arbeit dort zu machen.
Zwei Tage lagen nun hinter ihm. Die Arbeit begann am frühen Morgen und dauerte bis zum Einbruch der Dunkelheit. Vom Vorsteher wurden sie in kleine Gruppen eingeteilt, so auch diesen Morgen. Oleg trat seine Arbeit mit den gleichen Kameraden der Vortage an. Man erreichte alsbald den Hauptschlagplatz und betrieb kleiner Gespräche während der monotonen Arbeit. Beim Frühstück im Lager munkelten die Arbeiter, dass erneut Holzfäller im Wald verschwunden sind. Sie hätten den Auftrag gehabt, tiefer im Wald eine Gruppe von Schwarzholzbäumen zu fällen, doch kamen sie und die Wachen nie mehr zurück.
Ein Menschenleben ist hier in dieser rauen Region wohl wirklich nichts wert, denn niemand schien Trauer zu verspüren. Bereits heute schon sollten neue Arbeiter an diesem Schlagplatz arbeiten. Ob der Vorsteher diesen Vorfall untersuchen würde? Oleg wurde für diese Frage fast schon ausgelacht. Er soll lieber seinen Mund halten und arbeiten, sonst zieht man ihm das noch von ihrem Lohn ab.
Irgendwann wurde es Oleg dann doch zu blöd und in einem unbeobachteten Moment verschwand er zwischen den Bäumen. Er wollte unbedingt den Schlagplatz der verschwundenen Holzfäller untersuchen. Es verging nicht viel Zeit, da hatte sich Oleg im dichten Wald verirrt. Als es dann auch noch im Dickicht wiederholt knackte und die Ankunft eines Etwas ankündigte, suchte sich Oleg einen Baum und versuchte hochzuklettern.
Weit kam er jedoch nicht. Unter seinem Gewicht brachen die dünnen unteren Äste und in der Stille des Waldes (die Geräusche des Schlagplatzes drangen nur noch gedämpft hier her) hörte er ein Schnauben und Knurren hinter sich. Ohne sich umzudrehen, langte Oleg nach dem Griff seiner Axt und zog sie aus ihrer Schlaufe.
Als er sich zum Angriff umdrehte, erblickte er ein bizarres Mischwesen- ein Werwolf welcher sich gerade im Zwischenstadium der Verwandlung befand. Olegs Axt sauste über die überraschte Kreatur hinweg, als sie sich mit einem rostigen Langschwert in den Klauen über Oleg hermachte. Er kassierte einen heftigen Schlag mit der flachen Seite gegen den Schädel, dankte es dann aber mit einem Rückhandschlag seiner Axt. Tief grub sich die schwere Axt in die Brust…..und silberfarbenes Blut floss aus der Wunde welche sich schon wieder ein Stück geschlossen hatte. Ein weiterer Schlagabtausch und dann lag die Kreatur tot am Boden. Verwirrt blickte der Händler auf das Wesen. Dieses Phänomen mit dem Silberblut hatte er bereits einmal gesehen. Damals beim Angriff auf den Handelsposten (siehe Adventure-Log #10). Oleg schüttelte noch einmal den Kopf, nahm das alte Langschwert an sich, reinigte seine Axt und marschierte weiter.
In der Zwischenzeit wurden seine Kameraden doch stutzig. Sie hatten gedacht, Oleg wäre zum Austreten in den Wald gegangen. Doch so lange? So haben sie sich entschlossen, tiefer in den Wald zu gehen und nach ihrem neuen Kumpel zu suchen. Nach wenigen hundert Meter hatten sie ihn auch gefunden. Nach einigen Ausreden- Oleg hatte wohl zu viel auf den Kopf bekommen, denn er redete nur Stuss- gingen alle vereint zurück zum Schlagplatz. Oleg hatte sich bei seinen Kameraden einiges an Respekt verdient- eigenhändig einen Werwolf erschlagen, das machte schon viel her!
Den Rest des Tages verbrachten sie mit dem Fällen von Bäumen.
Am Abend erhielten sie dann vom Vorarbeiter Zandag “Zahltag” Tiedum einen ordentlichen Anschiss, den die Gruppe hatte ihre Schlagrate heute nicht einhalten können und erhalten für den heutigen Tag nur den halben Lohn!

Oleg wollte sich das nicht gefallen lassen und so schaukelte sich das Geschehen immer weiter auf. Als sich dann auch noch Grimnar in die Angelegenheit einmischte, war ein Ende der Verhandlungen abzusehen.
Na ja, das ging so lange gut, bis es dem Vorarbeiter zu bunt wurde und er mit einem Pfiff ein Dutzend seiner Wachleute zu sich holte. Mit einem “Prügelt sie windelweich!” stürzten sich die Wächter mit gezückten Knüppeln auf die beiden. Mitgefangen, mitgehangen heißt es ja- und so prügelten sich schließlich auch die anderen Helden mit den Wächtern. Als Oleg jedoch einer irren Idee folgende seine Axt zog und damit auf Zahltag einschlug, entwickelte der Konflikt eine neue Eskalationsstufe. Sich mit den Wächter prügeln war noch akzeptabel, doch mit einer Klinge auf den Vorarbeiter einschlagen- das grenzte an Selbstmord.
Der Kampf wurde hitzig geführt, bald lagen die ersten toten Söldner am Boden, Zahltag hatte sich hinter seine Männer geflüchtet und brüllte wie ein Kommandeur auf dem Schlachtfeld. Es dauerte nicht lange, da rannte eine größere Gruppe an Wächtern und ein paar Holzfällern in Richtung des Kampfes. Oleg und Grohm lagen bewusstlos am Boden (Zahltag wollte die Aufwiegler lebendig haben). Mehr Männer fielen, Zahltag flüchtete, konnte jedoch mit zwei Bolzen im Rücken (Grimnar sei Dank!) zu Boden gebracht werden.
Die anrückende Übermacht zwang die Helden schließlich zur Flucht und gemeinsam schaffte man es im Schutze der Dunkelheit in den Wald zu verschwinden. Man rannte so lange wie man konnte bis man schließlich einen kleinen Bachlauf erreichte. Diesem folgten die Männer und schlüpften in einen übergroßen “Biberbau” unter. Dort ruhte man sich aus, kam aber nicht umhin zu besprechen ob Oleg den Verstand verloren hatte. Schnell einigte man sich darauf ihm die Waffen abzunehmen. Der Mann aus dem fernen Norden schien ordentlich was abgekommen zu haben, immer und immer wieder sprach er im Schlaf, fragte “Swetlana, bist du es?”
An Schlaf war nicht wirklich zu denken, denn in diesem Wald musste man froh sein wenn man wieder aufwachte. Als Oleg und Grohm wieder bei Bewusstsein waren, stellte man Oleg zur Rede und schließlich erzählte er ihnen von seinen wahren Absichten. Zur Überraschung aller lud er die Holzfäller nach Dornburg ein – natürlich sobald hier alles erledigt sei. In der Dornenmark würde sie alle ein besseres Leben erwarten. Dieses Angebot wurde nicht abgeschlagen, hörte es sich nach den aktuellen Entwicklungen hier im Tal doch sehr verlockend an.
Doch zuerst galt es, diese Nacht zu überleben. Als sich im Laufe der Nacht das Wolfsheulen zu den anderen Geräuschen des Walds hinzugestellte, war den Männern doch anders zumute. Das Heulen schien aus dem Westen zu kommen, doch näherte es sich auch? Schwer zu sagen. Angestrengt achtete man auf jede Veränderung. Durch das Wurzelwerk und die losen Äste erblickte man irgendwann kleine Lichtpunkte in der Ferne. Kleine blaue Lichter welche in nicht zu bestimmender Entfernung umherwanderten. Jeder der Männer hatte schon Geschichten von bösartigen Irrlichtern gehört, welche nichtsahnende Wanderer in Fallen lockte. Hin und wieder verschwanden die Lichter aus dem Blickfeld um einige Zeit später wieder aufzutauchen. Jedes mal ein Stück näher am Biberbau. Doch was konnte man machen außer im Versteck zu bleiben und abzuwarten bis sich alles beruhigt hat.
Dann flog eines dieser kleinen blauen Lichter in den Bau. Das Innere der Lichtkugel erstrahlte im grellen Weiß wodurch ein genauerer Blick unmöglich war. Als dann eine schrille Stimme “Ich bin ich und wer bist du?” fragte, war der letzte Beweis erbracht: man hatte es hier mit Feenwesen zu tun. Die Männer nahmen das Licht nicht wirklich ernst und gaben sich keine Mühe auf ernsthafte oder zielführende Antworten. Man hielt das Wesen schlicht und ergreifend für naiv. Als das Wesen dann “Kommt lieber raus und euch wird erst einmal nichts geschehen!” sprach, reagierte man auch nicht. Oleg wollte sich lieber hinlegen und schlafen. Er musste wirklich etwas zu viel auf den Kopf abgekommen haben, erkannte er nicht die Gefahr in der die Gruppe schwebte. Den Männern sollte keine Chance gelassen werden: alsbald erklang vom Wald eine liebliche Flötenmelodie und wie in Trance krochen die Männer aus ihrem Unterschlupf nach draußen und folgten der Musik bis zu einer Lichtung in deren Mitte ein alter umgestürzter Baumstumpf lag.
Auf ihm saß mit einer Flöte in der Hand ein Mann mit dem Unterkörper einer Ziege.

Der Satyr spielte noch eine Weile weiter während ihm seine Zuhörer gebannt lauschten. Als die Melodie schließlich verklang, erwachten die Holzfäller aus ihrer Trance und fanden sich von allerlei Feenwesen umringt auf der Lichtung. Selbst die Bäume schienen sich zu bewegen und aus der Dunkelheit strahlten leuchtende Augenpaare zu ihnen. Sie waren umstellt. Es war totenstill bis der Satyr seine Stimme anhob und die Männer nach dem Grund ihrer Anwesenheit in diesem Wald fragte. Grohm führte das Gespräch an und in seiner naiven Weltvorstellung konnte der Satyr keine Lüge finden. Man merkte Grohm an, dass er über seinen Sinneswandel nachgedacht hatte. Doch, so sagte der Satyr, sollte es nicht an ihm selbst liegen, über die Holzfäller zu urteilen. Das war “ihre” Aufgabe.
Als würde die Sonne hinter dem Horizont aufgehen, spürten die Männer eine wärmende Präsenz in ihrem Rücken. Wie die Sonne so konnte auch dieses “Etwas” einem den Leib wärmen aber auch verbrennen. Die Wesen des Waldes blickten zu Boden und beugten das Knie (sofern sie welche hatten). Langsam drehten die Menschen sich um und erblickten in das überirdische Gesicht der wunderschönen Syntira, Nymphenkönigin des Finstermondtals. Uneingeschränkte Herrscherin des Waldes und eine der Ewigen Herrscher der Die Erste Welt.

Die Herrscherin überprüfte die Motive der Männer und lauschte ihren Geschichten. Als sie die Geschichte von Oleg hörte, hob sie ihre Augenbrauen. Er erzählte von der Dornenmark, seinem Baron Raklgrash und davon dass selbst ein Feenwesen der Regierung angehöre. Weiterhin erzählte er von der Schlacht gegen die Trolle und den Angriffen der Feenwesen durch böse Flitzlinge. Als er Ambrosia und den Frostreiter erwähnte, entglitt Syntira für einen kurzen Moment ihr Gesichtsausdruck. Oleg musste einen wunden Punkt getroffen haben.
Was dann folgte war eine sehr lange Unterhaltung zwischen der Nymphenkönigin und Oleg. Oft schien sie mehr mit sich selbst zu sprechen, als sie von vergangenen, fröhlicheren Zeiten sprach. In der Zwischenzeit hatten die anderen Holzfäller ein kräftigendes Essen und Wein erhalten während sie mit teilweise offenen Mündern der Schönheit lauschten:
Ambrosia sei die jüngere Schwester von Syntira und lebte ebenfalls sowohl hier im Finstermondtal als auch in der Ersten Welt. Sie war eine fröhliche und machtvolle Nymphe, welche sich selbst zu sterblichen Wesen hingezogen fühlte. So kam es auch eines Tages, dass sie auf einen sterblichen Mann namens Karn Zuddiger traf, welcher sich in die Erste Welt verirrt hatte. Dies war die erste Begegnung von vielen und zwischen den beiden entwickelte sich eine Romanze. Doch mit steigender Macht wurde Ambrosia auch immer anspruchsvoller und schon bald behauptete sie, eine der Ewigen Herrscher zu sein. Aufgrund dieser Anmaßung wurde sie von den elf Ewigen Herrschern bestraft und man nahm ihr ihren wertvollsten Besitz: die Fähigkeit zur Liebe. Man entriss ihr diesen Teil ihrer Persönlichkeit und sperrte ihn in jenes Schwert welches die Nymphe von ihrem Geliebten Zuddiger erhalten hatte. Jenes Schwert, welches unter den Feenwesen heute als “Dorn” bekannt war. Man schleuderte das Schwert auf die Materielle Ebene auf dass es für immer vor den Augen Ambrosias verborgen war. Das diese Bestrafung die darauf folgende Wesensveränderung der Nymphe in Gang gesetzt haben könnte, wollten weder Syntira noch die anderen Ewigen Herrscher nicht hören. Den Gedanken eines Wesens aus der Ersten Welt konnte man einfach nicht folgen! Ambrosia wurde in der Zeit danach immer wahnsinniger und bösartiger.
Dies öffnete die Tür für ein anders Übel. Der eiskalte Griff aus Irrisen langte nach dem Herzen der Nymphe und hielt es fest in seinen Klauen. Die Gefolgsmänner der Nymphe, ehemals Prinzen des Waldes, wurden weit im Norden korrumpiert und kehrten als Frostreiter zurück in die Wälder.

Der sterbliche Zuddiger machte sich auf die Suche nach Dorn und bereits unermüdlich nicht nur die Materielle Ebene sondern auch die Erste Welt. Völlig besessen von dieser Queste verlor er allmählich den Verstand, sein Handeln wurde immer gewalttätiger. Als er schließlich durch einen Lynchmob sein Ende fand, wurden fast sämtliche Ausgaben seines Werkes “”/wikis/zuddigers-picknick" class=“wiki-page-link”> Zuddigers Picknick" vernichtet. Liebe kann wohl nicht ihr Beweggrund gewesen sein, als Ambrosia ihren Geliebten wieder ins Leben zurückholte. Seit diesem Tag wandelte Zuddiger wieder auf dem Antlitz Golarions.
Syntira versuchte ihre Schwester von diesem Pfad abzubringen, doch es war zu spät: ein Bürgerkrieg entfachte sich zwischen den Kreaturen des Waldes und auch viele Menschen verloren dabei ihr Leben. Schließlich verschwand die böse Nympe mit ihrem Gefolge und verschwand damit aus dem Blick der Syntira.
Nun war Ambrosia und Zuddiger in den Raublanden aufgetaucht. Dies konnte nur bedeuten, dass sie beide Dorn hier vermuteten.
Der Morgen dämmerte bereits als alle Geschichten erzählt waren. Oleg schwirrten noch die Erkenntnisse durch den Kopf als er sich zur Ruhe legte und schlief. Man hatte den Männern versichert, dass sie hier in Sicherheit wären und nichts zu befürchten hatten. In wenigen Tagen hätte Oleg ein Treffen mit Gegnern des Holzkonsortiums in Olfden, doch der Mann hatte beschlossen so schnell wie möglich zurück in die Dornenmark zu reisen: das Wissen welches er hier erworben hatte, musste auf jeden Fall dem Regierungsrat zugetragen werden- es galt keine Zeit zu verlieren! Und mit ihm reisten seine neuen Freunde.