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Autor Thema: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path  (Gelesen 26800 mal)

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Berandor

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Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
« Antwort #105 am: 23. Dezember 2004, 12:09:08 »
 Zum Glück muss man meine Spieler nicht motivieren :)

Das lief eher so...

SL (als Jenya): Die Leiche muss gewaschen werden, und in Öl eingerieben. Möchtet ihr das tun, oder sollen wir das übernehmen?
SCs: Wir machen das.

Und ja, die "Himmelsreich"-Szene haben wir durchgespielt.

Ich möchte einfach ein wenig mehr Wumms in Wiederbelebungen bringen. So gibt es eben vorbereitende Rituale, die grauen Einöden, etc. Nicht nur Fingerschnippsen.

Zum Glück haben die Spieler da problemlos mitgemacht. Danke nochmal!
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Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
« Antwort #106 am: 24. Dezember 2004, 13:41:42 »
 Ich gönne dir so eine nette Gruppe. Echt prima für dich !
Schön wenn man mit seinen Spielern so ein Abenteuer auf so ne Art spielen kann.

Ich freue mich für euch....

Toll....

krzlpftsgkt....

(ganzgrünwerdvorneid)  :D  
Richter: Doktor, wie viele Autopsien haben Sie an Toten vorgenommen?
Gerichts-Mediziener: Alle meine Autopsien nehme ich an Toten vor.

Berandor

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Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
« Antwort #107 am: 24. Dezember 2004, 16:04:17 »
 Zwischenspiel: Braene
Braene sah sich das große Haus noch einmal von außen an. Es war nur ein Vorwand, um Zeit zu gewinnen, das wusste er. Trotzdem fühlte er sich nicht wohl. Jil würde nicht froh sein. Er hatte einen Tag verschenkt.

Wenn nur nicht dieser verdammte Wachmann aufgetaucht wäre. Der Kerl hatte sich offensichtlich abreagieren müssen, und Braene war ihm gerade zur rechten Zeit unter die Augen gekommen. So hatte der junge Komiker einen Tag im Kerker verbracht, nutzlosen Verhören beigewohnt und natürlich alles geleugnet.

Wenigstens hatten sie den Brief nicht gefunden. Braene konnte nur hoffen, dass die Nachricht nicht zu dringend gewesen war, oder seine Strafe würde sehr schmerzhaft ausfallen. Nach einem letzten nervösen Schlucken klopfte er an der Tür.

-

Braene stand vor einer großen Metalltüre. Neben ihm stand die Frau, der er die Nachricht zuerst gezeigt hatte. Sie hatte darauf bestanden, dass er mitkomme und seinen Brief „dem Fürsten“ – wer immer das war – persönlich übergebe. Er hatte sie auf den Pfaden durch den Unterschlupf begleitet, und jede Tür, die sie passierten, hatte sein flaues Gefühl im Magen verstärkt, bis es schließlich seine ganze Existenz dominierte. Er hatte das Gefühl, kotzen zu müssen.

Die Türe schwang beiseite. Braene betrachtete den Raum dahinter, anscheinend eine Art Bibliothek. Bücher überall.  Sein Verstand weigerte sich jedoch, die Form des Raums wahrzunehmen – geschweige denn die Kreatur, die dort auf sie wartete. Die Frau trat vor.

„Herr, dieser Junge hat eine Nachricht für euch.“

„Ist das so?“ Die Stimme des „Fürsten“ war rauh und dunkel, sabbernd und grollend, aber vor allem: gierig. Hungrig.

Braene spürte, dass alle Augen auf ihn gerichtet waren. Zitternd holte er das abgenutzte Stück Papier hervor und hielt es hoch. Er schrie leise auf, als ein weißer Lichtstrahl den Brief umhüllte und aus seinen Fingern riss. In der Luft entfaltete sich das Papier, und dann vergingen bange Augenblicke, in denen der „Fürst“ die Zeilen überflog, und sich seine Augen vor Zorn zu weiten begannen.

„Was?!“ Ein grüner Blitz schoss auf den Brief zu, der vor Braenes Augen zu Staub zerfiel. Dann traf der weiße Strahl ihn selbst und hob ihn empor.

„Sag mir, auf wie viele Arten ich dich quälen soll, Wurm!“ Rotes Licht streifte Braenes Arm, und Feuer raste durch seinen Körper. Schmerzen explodierten in seinem Kopf. Braene schrie lauter als er je geschrien, und doch nicht laut genug um die Schmerzen zu übertönen.

„Schwächling.“ Braene wurde von der Kraft, die ihn hielt, zur Seite geschleudert. Er schmetterte mit einem Krachen gegen die Wand, das von gebrochenen Knochen zeugte, und fiel dann zu Boden. Braene biss sich auf die Zunge, um nicht aufzuschreien - fest genug, dass Blut aus seinem Mund quoll - und blieb still liegen.

„Bring mich zu Kazmojen!“

„Jetzt, Herr?“ Die Frau klang unsicher.

„Natürlich jetzt!“

„Aber... Mein Fürst, der Vallorianer wartet auf euch.“

Ein kehliges Grollen lief durch den Raum, wurde immer lauter, bis es sich in einem Zornesgebrüll entludt. Blitze verschiedenster Farben zuckten umher und verwandelten die Bibliothek in ein Schlachtfeld. Braene kauerte am Boden und wagte nicht, aufzusehen.

„Dann bring mich zum Vallorianer. Und bereite dich auf einen Besuch in der Malachitfeste vor, sobald er gegangen ist. Und wenn wir zurück sind, will ich Velior Thazo sprechen. Sofort!“

„Ja, mein Fürst.“ Braene hörte, wie die Frau unverständliche Worte von sich gab, dann gab es einen Blitz, und Stille senkte sich über den Raum.

Einige Minuten später sah er auf. Die Bibliothek war verwüstet, aber leer. Vorsichtig kam er auf die Beine. Sein rechter Knöchel war gebrochen, sein Arm brannte wie Höllenfeuer, seine Zunge war taub – aber er lebte. Ächzend schleppte er sich durch die Tür und humpelte den dunklen Gang entlang. In der Ferne hörte er metallisches Klirren, als schlügen Schwerter gegeneinander. Ein dumpfes rotes Glühen ermöglichte ihm wenigstens, die Hand vor Augen zu sehen. Tränen rannen Braenes Wangen hinab, aber er schob die Verzweiflung, die ihn zu überwältigen drohte, fort.

Der Weg, durch den er hinein gekommen, war versperrt. Braene hatte nicht die Mittel, um die Türen zu öffnen. Aber vielleicht gab es noch einen anderen Weg. Er kam an einer offenen Türe vorbei. Dahinter lauerte Schwärze.

„Ha... Hallo?“, fragte Braene. Seine Frage hallte durch den Gang, aber keine Antwort drang zu ihm hinaus. Er humpelte zum Türrahmen und stützte sich daran ab. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er, die Schatten zu durchdringen.

„Ist da jemand?“ Immer noch nichts. Braene war kurz davor, in die Dunkelheit zu gehen, als er meinte, ein metallisches Klicken gehört zu haben. Er lauschte in den Raum, aber das Geräusch wiederholte sich nicht. Plötzlich fröstelte ihm, und ihm war, als lauerte mehr als nur die Dunkelheit auf ihn. Als lauerte etwas in der Dunkelheit auf ihn. Er tat einen Schritt zurück, dann drehte er sich um. Erst mal sehen, was am anderen Ende des Ganges lag.

Braenes Brust brannte. Er stöhnte unter dem plötzlichen Schmerz, dann fühlte er, wie sich seine Blase entleerte. Er sah an sich herab und starrte auf das Messer, das ihm aus dem Körper ragte. Blut – sein Blut – tropfte von der mit Runen verzierten Klinge und fiel in die Lache aus Urin, die sich um ihn herum ausbreitete. Braene war schwindlig. Seine Knie wurden taub. Er sank vornüber, und die Klinge löste sich mit einem nassen Schaben aus seinem Rücken. Braenes letzter Gedanke galt der Tatsache, dass er in seiner eigenen Pisse lag. Dann starb er.

-

Der Witwenmacher sah auf den toten Körper herab. Dann betrachtete er seine Klinge, von der immer noch Blut tropfte. Mit einem kurzen Gedankenimpuls verschwand das Messer wieder in seinem Arm. Der Mensch war zu einfach gewesen, kein lohnendes Ziel. Völlig lautlos trat er in sein Zimmer zurück, um weiter zu üben.
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Del

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Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
« Antwort #108 am: 25. Dezember 2004, 13:54:19 »
 Ganz Große Klasse! Bitte mehr Zwischenspiele! :)

Berandor

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Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
« Antwort #109 am: 26. Dezember 2004, 16:19:18 »
 Die Malachitfeste
Der Tempel von Azuth war eines der höchsten Gebäude der Stadt, und komplett aus Malachit erbaut. Der achteckige Grundriss verjüngte sich nach oben hin leicht, in etwa dreißig Metern Höhe gab es einen Absatz, von dem aus ein schlankerer Turm – ebenfalls achteckig – weiter in die Höhe wuchs. Der Turm war im Moment etwa vierzig Meter hoch, doch Baugerüste ließen darauf schließen, dass er noch weiter in den Himmel ragen würde. Von dem Absatz starrten Gargylen auf die Stadt herunter. Ein runder Turm stand direkt neben dem Tempel, so hoch wie der erste Absatz, und weitere Häuser boten Unterschlupf für die Priester.

Helion stand vor dem Tempel und musste unwillkürlich schlucken. Dies war ein Monument für Azuth, und ein wenig fühlte er sich schuldig, dass er dem Gott der Magier nicht früher einen Besuch abgestattet hatte. Und auch jetzt drängte die Zeit. Sobald sich Boras wieder erholt hatte, wollten die Vier wieder in die Katakomben hinab steigen.

Er hielt eine junge Priesterin an, die gerade an ihm vorbei die Stufen hoch stieg.

„Ich würde gerne Zauber tauschen“, sagte er ohne große Vorrede.

„Der Tempel handelt nicht mit magischen Gegenständen. Ihr dürft natürlich gerne etwas spenden; ansonsten bitte ich euch, entweder Meister Weer oder Skie Aldersun aufzusuchen.“

Helion bedankte sich und machte sich auf den Weg. Trotzdem fand er es etwas seltsam, dass die Kirche von Azuth, deren Ziel es war, die Verbreitung von Zaubern und magischen Gegenständen zu fördern, und die den Handel mit Magie ausdrücklich förderte, nicht selbst solche Geschäfte durchführte. Andererseits war bei zwei Zauberläden in Cauldron die Notwendigkeit auch nicht gegeben, und die Priester konnten sich anderen Dingen widmen.

Bald stand er vor einem niedrigen Turm aus Malachit, dessen Fenster aus Obsidianglas waren. Ein kleiner Schornstein blies Rauch in den Himmel, über dem Eingang prangte ein blubbernder Kessel.

Im Inneren fand er Regale mit Tinkturen, Zutaten und Laborwerkzeug, die quer von der Wand abstanden, und in der Mitte des Raums eine Wendeltreppe nach oben und unten, sowie eine Theke, die um die Treppe herum aufgebaut war. Ein hagerer Mann mit einem Gesicht wie ein Geier, dem das Alter schon alle Haare bis auf einen Kranz knapp über den Ohren genommen hatte, nickte ihm zu.

„Ich würde gerne Sprüche tauschen“, sagte Helion.

„Ich stehe euch zur Verfügung“, sagte der Mann. Er verschloss die  Hände unterhalb des Kinns und lächelte. „Ich bin Vortimax Weer, Kollega. Leider,“ er wies auf den runden Verkaufsraum, „habe ich keine Zauber im Angebot. Ich stelle Schriftrollen nur nach Auftrag her. Allerdings tausche ich gerne aus meinem persönlichen Vorrat, wie es die Sitte gebietet.“

Helion signalisierte Zustimmung und legte das Zauberbuch auf den Tisch, das er in Jzadirune gefunden hatte.

„Ich habe das Buch untersucht. Feinste gnomische Arbeit.“

Vortimax Weer sprach einen Zauber, dann sah er sich das Buch sorgfältig durch.
„Nun ja. Es sind beinahe ausschließlich Illusionen niederer Grade. Ich habe viele dieser Zauber.“

„Aber das Buch stammt aus der alten Gnomenstadt unter Cauldron und ist sehr gut erhalten. Es hat einen Wert über die Sprüche hinaus.“

„Ihr habt recht. Also gut, was wollt ihr?“

Man einigte sich auf eine Handvoll Zauber, und Vortimax stellte Helion bis zum Morgengrauen entsprechende Kopien zur Verfügung. Dann ging Helion wieder zum Helmtempel zurück, wo seine Gefährten schon von den Priestern behandelt wurden.

„Hast du Weer von unseren Eltern erzählt?“, fragte Dirim, als Helion berichtet hatte.

„Nein. Das habe ich vergessen“, antwortete der Magier. „War vielleicht gut so. Und was habt ihr so gemacht?“

Anna rümpfte die Nase. „Ich habe den goldenen Kamm verkauft, den ich gefunden habe. Und stell dir vor – neben der Gebühr fürs Schätzen musste ich Steuern bezahlen!“

„Wieviel denn?“, fragte Dirim vorsichtig.

„Immerhin 3 Königinnen, von insgesamt etwa 150.“ Dann grinste sie wieder. „Dafür habe ich erfahren, dass mein Armband wertvoll ist! Die Wolfsmaske leider nicht – vielleicht kann ich sie ja Keygan verkaufen.“

Dirim hielt eine Phiole mit Flüssigkeit hoch. Helion hatte versucht, sie zu analysieren, es war aber kein magischer Trank.

„Hast du sie identifizieren lassen?“, fragte der Magier.

„Ich weiß nicht, ob es sich lohnt. 15 Kelche, und dann ist da Wasser drin? Ich weiß nicht.“

Die Gefährten begaben sich zur Ruhe. Anna suchte jedoch noch einmal ihren Bruder auf.

„Sag mal, Helion,“ sie hielt ihm ihren Arm hin, „fällt dir was auf?“

„Wieso fragst du?“

„Ach, nur so.“ Die Halbelfe nickte ihm zu und wandte sich zum Gehen. „Ich habe nur den Eindruck, meine Haut ist irgendwie durchsichtiger geworden...“

-

Am nächsten Morgen saßen die Vier gestärkt und in sauberen Sachen um einen Tisch.

„Ich habe mir die Karten noch einmal angesehen“, sagte Helion. „Teile der Stadt liegen höher als der Rest. Und hier“, er wies mit dem Finger auf einen Raum, „müssen wir hin. Dieser Raum liegt nahe an der Stelle, an der ich die Falle ausgelöst habe. Und wenn ich das richtig sehe, liegt die Stelle auch genau so hoch wie der Raum.“

„Was willst du damit sagen?“, fragte Boras.

„Warum ist da eine Falle?“, fragte Helion zurück. „Das macht doch keinen Sinn. Außerdem haben wir alle Räume durchsucht, die wir durchsuchen konnten. Die Schleicher haben keine Schlüssel gehabt – wie sind sie also von unten nach Jzadirune gekommen? Ich glaube, dort befindet sich eine Geheimtür.“
Die anderen sahen sich für einen Moment an, dann lächelten sie.

„Fass lieber nichts an“, sagten sie im Chor.

„Ha ha“, sagte Helion, aber dann musste er auch lachen.

-

In der Gnomenstadt sahen sie sich zunächst einmal die Türe an, die von den Schleichern mit einem Stein offen gehalten wurde. Dirim fand Kratzspuren, die von Öffnungsversuchen stammen könnten, auf der Seite der Türe, die zu Keygans Laden führte. Und zu besagtem Treppenabsatz.

Helion band sich ein Seil um die Hüfte und gab es Boras in die Hand.

„Halt das gut fest“, sagte er, und sah Anna an. „Ich fass das hier nur mal kurz an.“ Dann drehte er den Fackelhalter in die andere Richtung. Vor ihm schwang eine Geheimtür auf.

„Bei Tyrs linkem Auge“, sagte Dirim, „der Junge hatte recht!“

Boras trat in den schmalen Gang und ging auf das andere Ende zu, als sich unter ihm eine Fallgrube öffnete. Der Barbar sprang zurück und sah am Boden schwärzlich schimmernden Schleim. Ein Stein, von Boras losgetreten, landete zischend in der Flüssigkeit. Dann schwang die Grube wieder zu.

Vorsichtig kletterte man um die Grube herum. Dirim untersuchte die Wand, dann nickte er.

„Eine Geheimtür.“

Er legte sein Ohr an die Wand, und lauschte.

-

„Wie lange noch?“, fragte Burtag.

„Das hast du gerade erst gefragt“, antwortete Hestor gereizt. Der Hobgoblin spie aus. „Reiß dich mal am Riemen.“

„Ist ja nur, weil hier nie was passiert“, gab Burtag zurück. Er hatte seinen Wurfspeer an die Wand gelehnt, und sich gleich daneben. „Unten ist wenigstens vielleicht was los.“

„Quängel nicht so rum, als ob du ein Mensch wärst,“ sagte Hestor. „Sonst tausche ich meine Schicht.“

„Du bist heute aber mies drauf.“

Rumpelnd schob sich die Geheimtür in der Wand zur Seite. Burtag stellte sich aufrecht hin, und Hestor drehte sich um. Die Skulks brachten wohl wieder mal ein Opfer.

Durch die Türe trat dann aber ein Zwerg, und kurz darauf ein wild aussehender Kerl mit einer großen Axt. Die Hobgoblins sahen verdutzt auf die beiden. Irgendetwas stimmte nicht.

„Hobgoblins!“, rief der Zwerg glücklich. „Jetzt gibt’s Haue!“

Hestor fluchte und ging auf den Zwerg los. Sein Langschwert fuhr hernieder, wurde aber abgewehrt. Burtag warf seinen Speer, aber auch der ging fehl. Hestor wurde von dem Zwerg und dem Axtkämpfer in die Zange genommen, als auch noch eine Halbelfe und ein in Leder gekleideter Kerl auftauchten. Die Festung wurde angegriffen!

Schon waren die beiden Neuen bei Burtag, und der Rapier der Elfe sank tief in seine Flanke.

„Ich werde mich an deiner Leiche vergehen, Langohr“, drohte Burtag, und schlug mit seinem Schwert nach ihr. Die Elfe wich aus und stieß ihre Klinge genau in die Öffnung, die Burtags Vorstoß gelassen hatte. Ächzend ging er zu Boden.

Halb gegen die Wand gelehnt sah er, dass Hestor von den Vieren in die Mangel genommen wurde. Hestor sah sich um, aus mehreren Wunden blutend, dann spie er aus.

„Ich werde in der Hölle auf euch warten!“, rief er, und sprang in Richtung des Hebels, der aus der Wand  ragte. Der Zwerg ließ ihn gar nicht erst soweit kommen und stieß sein Schwert in Hestors Rücken.

Der Axtkämpfer stand jetzt über Burtag. Er hob seine mächtige Waffe, und Burtags letzter Gedanke galt seinem toten Kameraden. Er hatte Hestor nie gesagt, dass...

-

„Der ist hin“, sagte Boras zufrieden.

„Was hat er denn zu mir gesagt?“, wandte sich Anna an Dirim.

„Och“, sagte der, „was man halt so sagt im Kampf.“ Seine Ohren wurden ein wenig rot.

Die Vier begutachteten den Raum, in dem sie standen. Zwei große Ketten kamen aus dem Boden und gingen in die Höhe, bevor sie wieder herunter kamen und mit dem Boden befestigt waren. Der Boden selbst bestand aus Holz und hatte einen handbreiten Spalt zu den Wänden hin.

„Das ist eine Plattform“, sagte Helion erstaunt.

„Nein, mein Junge“, sagte Dirim. „Zwerge bauen keine Plattformen. Das hier ist ein Aufzug.“

Er ging zu dem Hebel in der Wand. „Wollen wir?“

Helion nickte. Anna grinste. Boras nahm die Axt in beide Hände. Dirim zog am Hebel.
Rumpelnd setzte sich die Plattform in Bewegung und begann zu sinken. Trotz der zur Schau gestellten Zuversicht wurde den Gefährten etwas mulmig.

„Halt!“, rief plötzlich eine Stimme von oben. „Nicht so schnell!“
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Berandor

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Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
« Antwort #110 am: 26. Dezember 2004, 16:20:49 »
 So, und da geht es beim nächsten Mal weiter.

Leider sieht es im Augenblick so aus, als würde es Ende Januar/Anfang Februar werden, bis es soweit ist.  
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Berandor

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Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
« Antwort #111 am: 02. Januar 2005, 15:22:42 »
 Extra: Tarkilars letzter Atemzug

Tarkilar betrachtete noch einmal alle Zutaten. Blut einer Jungfrau, das Haar eines ungeborenen Kindes, die Schuppe eines lebenden Drachen, der Knochen einer hundertjährigen Leiche. Und jetzt, endlich, die letzte Zutat: das Herz eines Engels. Die Vollendung des Käfigs hatte ihm genügend Kelche eingebracht, um das Herz zu kaufen.

Bald würde es soweit sein. Bald würde er, Tarkilar, Jagdführer von Malar, unsterblich sein. Und mächtig. Geifer rann aus seinen Lefzen und tropfte auf den Boden, doch Tarkilar kümmerte sich nicht darum. Malar hatte ihm einen Wolf gesandt, ein Zeichen seiner Gunst. Das Tier hockte in der Ecke und sah ihn mit schrägem Blick an.

Tarkilar nahm das Blatt mit dem Ritual hervor. Erst jetzt leckte er sich mit der Zunge über die Lefzen, um das Pergament nicht schmutzig zu machen. Er hatte lange gebraucht, bis er die seltsame Schrift hatte lesen können. Weitere Monate verstrichen, bis er die Zutaten beisammen hatte. Und nun war die Zeit gekommen.

Er trat zum Altar und legte das Pergament neben die Zutaten. Dann packte er die Remorhazklaue um seinen Hals mit fester Hand und sprach ein Gebet zum Gott der Jagd. Sofort spürte er, wie sich die dunkle Macht seines Herrn in der Höhle ausbreitete. Er betete weiter, bis der ganze Raum von Malars Kraft durchdrungen war. Dann nahm er einen Kelch mit Wasser in beide Hände. Ein weiteres kurzes Gebet, und das Wasser glühte fast vor unheiliger Energie. Nun konnte das Ritual beginnen.

Er vermischte Jungfrauenblut, Kindshaar und Drachenschuppe mit dem unheiligen Wasser. Über dem Gebräu sprach er die ersten Formeln vom Pergament. Die Sprache klang düster, dämonisch, und kam nur röchelnd aus seinem Rachen. Tarkilar nahm einen großen Schluck aus dem Kelch und spürte, wie sich ein reinigendes Feuer in seinem Inneren ausbreitete. Den Rest der Flüssigkeit goss er über sein Haupt, um sich auch von außen zu säubern.

Sein Wolf knurrte. Tarkilar fing an zu lachen, doch ein heftiger Schmerz im Bauch verwandelte sein Kichern in Husten. Geifer und Blut spritzten aus seinem Rachen. Das Ritual begann zu wirken.

Mit zitternden Fingern griff Tarkilar nach dem Knochen auf dem Altar. Er brach ihn entzwei, sodass er nun zwei dolchartig gespitzte Knochen in den Händen hielt. Die eine Spitze rammte er in das Engelsherz, mit dem anderen begann er, auf seiner Brust mystische Runen zu ziehen. Der Knochen durchdrang Haut und Fell, hinterließ eine Spur aus dickem, fast schwarzem Blut. Tarkilar musste all seine Willenskraft aufbringen, um den Schmerz zu ignorieren und weiter zu sprechen. Die Formeln durften nicht unterbrochen werden.

Sein Wolf stand in der Ecke der Höhle, das Fell gesträubt, und heulte. Tarkilar musste sich zusammenreißen, um nicht in das Geheul einzustimmen. Es war eine passende Untermalung für sein Tun, fand er.

Jetzt warf er den Knochensplitter, den er in der Hand hielt, zurück auf den Altar und nahm das Herz in die Hand. Es war etwa so groß wie sein Kopf, ledrig, und von der Farbe gegorenen Fleisches. Er nahm einen großen Bissen und begann zu kauen, musste den Brocken aber bald hinunter würgen, um den nächsten Vers des Rituals zu sprechen. Dann wieder einen Bissen, und wieder einen Vers. Und wieder. Und wieder.

Schließlich hatte er nur noch einen Bissen übrig. Seine Kiefer schmerzten vom zähen Fleisch. Sein Rachen schmerzte von den dunklen Worten, die er sprach. Er riss den Bissen von dem Knochensplitter und begann zu kauen. Dann nahm er den Splitter in beide Hände und zielte auf seine Brust. Das Ritual war fast zuende. Sein Wolf schwieg nun, kauerte in der Ecke. Tarkilar schluckte, dann stieß er zu.

Dunkles Blut quoll aus seiner Brust, und er spürte, wie das Leben ihn verließ. Kälte breitete sich in seinem Körper aus. Hatte er versagt? War das Ritual fehlgeschlagen? Seine Sinne schwanden, schon konnte er die Höhle nur noch verschwommen erkennen. Die Kälte durchdrang ihn. Aber sie tötete ihn nicht; im Gegenteil. Sie nährte ihn. Für kurze Zeit bekriegten sich die Hitze seines Bluts und die Kälte, doch er selbst hatte dafür gesorgt, dass die Kälte gewinnen würde. Mehr und mehr Blut floss aus seiner Brust, und immer stärker wurde die Kälte. Tarkilars Atem wurde flacher, unregelmäßig. Nun glich er nur noch dem Keuchen eines alten Löwen, kurz bevor er selbst gerissen wird. Er sah nur noch Dunkel, er hörte nur noch Rauschen, und alles was er fühlte, war die Kälte, die nun fast sein Herz erreicht hatte. Fast. Jetzt. Tarkilar bäumte sich auf, sog die Luft ein, tat seinen letzten Atemzug. Dann lag er still.

-

Er hatte nicht überlebt, aber er war auch nicht gestorben. Er war gefangen im Nichts, von Schwärze umgeben, von Kälte erfüllt. Doch er war nicht allein. Tarkilar spürte die Anwesenheit seines Herren, Malars. Doch Malar war nicht zufrieden mit ihm.

DU GABST DEIN BLUT, DEINE LEIDENSCHAFT, DEINEN ZORN, DEINEN HUNGER. DU HAST NICHT VERSTANDEN.

Bitte, Herr! Ich tat es nur für euch! Tarkilar war verwirrt. Er hatte doch nur Malar gefallen wollen. Tötet mich nicht!

TÖTEN? DER TOD IST ZU GUT FÜR DICH. ICH WILL, DASS DU FÜR MICH SCHREIST.

Für einen Moment war Tarkilar erleichtert. Dann begann die Kälte in ihm, sich zu verändern, sich zu winden und zu krümmen. Ihn zu winden und zu krümmen. Und zu brechen. Tarkilar tat, was Malar befohlen hatte. Er schrie.

-

Ma. Lar. Mal. Ar. Malar. Malar. Finger. Klauen. Krümmen. Augen. Sehen. Höhle. Ritu. Ritual. Herz. Macht. Blut. Kälte.

Malar. Schmerz. Strafe. Schrei. Schmerz. Strafe. Schrei. Schreischreischreischreischrei.

Malar. Aufwachen. Wach. Auf. Wachaufwachaufwachauf. WACH AUF!


Tarkilar schlug die Augen auf. Die Höhle lag dunkel. doch er sah jedes Detail. Sein Körper war taub, leer. In seinem Kopf jagten die Gedanken umher, ohne Klarheit, ohne Ziel. Tarkilar erhob sich. Er zog den Knochensplitter aus seinem toten Herz. Ließ ihn fallen. Waffe brauche Waffe. Hob ihn wieder auf. Stieß ihn durch sein Handgelenk, bohrte in tief in sein totes Fleisch. Waffe.

Er griff nach der Klaue um seinen Hals. Packte sie. Klaue meine Klaue hält meine Klaue. Versuchte, sich zu konzentrieren. Konzentrieren konzentrieren zentrieren vieren hier mit mir und dir wofür. Zu beten. Betenbetenbetenbeten. Malar. Mit einem Schlag war er ruhig. Seine Hände zitterten nicht. Seine tote Kehle flüsterte die Worte, und er spürte die dunkle Macht, die sich in der Höhle ausbreitete. Ihn stärkte.

Kalt. Kälte. Kein Hunger. Schmerz kein Schmerz. Er war untot. Das Ritual hatte geklappt. Macht zu wenig Macht. Aber er war kein Leichnam. Das Ritual war fehlgeschlagen. Strafe. Malar. Tarkilar schüttelte den Kopf, versuchte, Ordnung in seine Gedanken zu bringen, die Verwirrung zu vertreiben. Sinnlos. sinnlossinnlossinnlos.

„Ruhe!“, schrie Tarkilar und schlug sich mit der Faust gegen den Kopf. „Seid still!“ Es half nichts. Er taumelte gegen den Altar, stieß ihn um. Sah auf den Knochen in seinem Arm. Waffe. Sah seine Stachelkette auf dem Boden liegen. Waffe! Er riss den Knochen wieder heraus. Warf ihn in die Ecke, wo sein Wolf kauerte. Wolf. Sein Wolf. Seine Gedanken beruhigten sich ein wenig. Mein Wolf. Ein Tier, ein Stück Realität. Kein Irrsinn, keine Rituale, keine Stimmen. Nur ein Wolf. Hoffnung.

Der Wolf neigte den Kopf und sagte: „Bist du jetzt zufrieden?“
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Sheijtan

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« Antwort #112 am: 02. Januar 2005, 17:09:05 »
 GAAAAANZ großes Kino, Berandor!

Sehr schön geschrieben.
"Es liegt im Begriffe des Menschen, daß sein letztes Ziel unerreichbar, sein Weg zu demselben unendlich sein muß"<br>J.G. Fichte

Kassiopei

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« Antwort #113 am: 03. Januar 2005, 16:42:43 »
 Echt super gemacht, das Ritual ist der Hammer. :)

Berandor

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« Antwort #114 am: 03. Januar 2005, 17:09:02 »
 Danke. Wer sich wundert: Ich hatte gerade die Werte des NSC gemacht (für später), da bekam ich Lust, diese kurze Story zu schreiben. Die Werte werden nachgeliefert, sobald die Spieler Tarkilar begegnen...
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Lillith

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« Antwort #115 am: 16. Januar 2005, 19:46:20 »
 Ähm ... Wann ist es denn endlich soweit, dass die Spieler dem ominösen Tarkilar begegnen.

Du kannst uns hier nicht so lange mit dem Appetithappen sitzen lassen.

Bye Lillith  
I love the smell of bat guano in the morning.<br>Smells like ... VICTORY!!!

Berandor

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« Antwort #116 am: 16. Januar 2005, 20:16:52 »
 Tut mir auch leid, aber wir spielen nächsten Sonntag wieder.

Tarkilar ist aber noch etwas entfernt... das ist ein "Teaser" für ein späteres Abenteuer aus der Reihe. :)
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Der Wurm

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« Antwort #117 am: 17. Januar 2005, 22:58:38 »
 Nach längerer Absinenz bin ich auch wieder eingestiegen in deine Story Hour.  Die Qualität ist hoch geblieben und die Exkurse find ich auch sehr gelungen  :) Ich freu mich schon auf das nächste Update!
Arbeitslos in Grönland
"I'm burning gas until I feel all right"

Kylearan

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« Antwort #118 am: 18. Januar 2005, 08:59:47 »
Zitat von: "Der Wurm"
Die Qualität ist hoch geblieben und die Exkurse find ich auch sehr gelungen  :) Ich freu mich schon auf das nächste Update!
Und ich bekomme langsam Angst vor den Einschüben - ein irgendwie veränderter Malar-Anhänger beruhigt mich nicht wirklich.

Helion/Kylearan
"When the going gets tough, the bard goes drinking."

Berandor

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« Antwort #119 am: 23. Januar 2005, 19:30:40 »
 So, heute wurde gespielt... "Basar des Lebens" ist fast vorbei, aber die Spieler sind insgesamt siebenmal in negative Trefferpunkte geraten - und ohne unsere Sonderregel (Tod = -(Kon+1)) wäre es wohl ein TPK. So hat zumindest einer überlebt...
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