Autor Thema: Was darf mit ins Spiel, was nicht?  (Gelesen 2541 mal)

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Fragezeichen

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Was darf mit ins Spiel, was nicht?
« am: 30. April 2017, 20:14:47 »
Hallo zusammen!
Ich spiele immer noch D&D und es funktioniert inzwischen gut in der Gruppe, die noch größer geworden ist.
Wir sind inzwischen aneinander gewöhnt. Ich habe da aber im real live etwas über einen Spieler erfahren, das ein anderes Licht auf einige seiner Aktionen im Spiel wirft.
Dieser Spieler hat einen Waschzwang und einige seltsame Regeln, die Sauberkeit betreffen. (Das ist meine Beschreibung, keine offizielle Diagnose.) Wir anderen Spieler haben gelacht, als er nach dem Kampf im tiefsten Winter eine Erkältung bekam, weil er sich unbedingt in der Eislandschaft waschen wollte. Es war einfach eine seltsame Eigenart seines Charakters, die nur halb zu passen schien.
Jetzt, wo ich von seinen Problemen weiß, verstehe ich auch, warum die stronghold so einen großen Badebereich brauchte, jeder in der Schmiede seine eigene Schürze und warum der Umkleidebereich so wichtig war. Letztes Mal hat es mich aber geärgert, dass er Gegenstände, die er aus irgendwelchen Gründen dreckig fand, nicht in die bag of holding packen wollte.

Ich möchte euch nun Fragen, wie ihr das seht: Was dürfen Spieler mitbringen, was nicht?
Ist es einfach die Persönlichkeit des Spielers und in D&D kann man sich ja sein, wer man will?

Ich frage wegen der psychologischen Sichtweise noch anderen Orts.
LG
lg
fz

Sol

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Was darf mit ins Spiel, was nicht?
« Antwort #1 am: 30. April 2017, 20:29:13 »
Es kommt immer auf den Spieler an. Ich habe es noch nicht so krass erlebt, aber manche bringen einfach ihr Eigenleben mit in die Spielfigur. Ich kann das als SL tolerieren, denn irgendwie ist am Spieltisch immer z.B. auch ein bisschen Metagame dabei und man kann sich selbst schlecht zu 100% abstellen. Ich meine, man macht hier nicht professionelles Theaterspielen. Insofern sollte man viel tolerieren können. Aber ich weiß nicht, ob ich nicht so einen Fall doch etwas krass finden würde. Ich meine, wenn zum Beispiel jetzt irgendein "Metzel-Barbar", den absolut krassen Waschzwang und Sauberkeitsfimmel entwickeln würde, würde es auch bei mir langsam haarig werden, da bin ich ganz ehrlich. Das ganze irritiert möglicherweise am Spieltisch und man sollte dort eigentlich keine Psychologie Ausbildung oder eine Erfahrung als z.B. "Sozialer Arbeiter" brauchen...

Insofern wäre eine Pscychologie-Forum für einige Fragen vielleicht wirklich trotz alledem ein interessanter Ort für eventuelle Nachfragen.
"I am Grey. I stand between the candle and the star. We are Grey. We stand between the darkness and the light." (B5)

stebehil

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Was darf mit ins Spiel, was nicht?
« Antwort #2 am: 30. April 2017, 20:42:44 »
Also, so lange es das Spiel und die anderen Spieler nicht stört, würde ich erstmal sagen, anything goes. Das ist für mich immer die entscheidende Frage: ist es störend? Wenn es störend ist, und zwar in einem Maße, dass es den Spielspaß beeinträchtigt, dann ist es ein Problem. Dann sollte man das mit dem Spieler besprechen, und klar sagen, dass das den Spielspaß beeinträchtigt, und den Spieler bitten, das einzustellen oder zumindest auf ein nicht-störendes Maß zurückzufahren.

Darüber hinaus ist der Spieltisch nicht die geeignete Umgebung für die Bewältigung psychologischer Probleme. Da kann ich nur sagen: Finger weg! Wenn es sich zeigt, dass ein Spieler derart schwerwiegende Probleme hat, dass diese den Freizeitspaß aller anderen Mitspieler beeinträchtigen, wird das auf Dauer nicht gut gehen. Rollenspiel in unserer Hobby-Variante ist zur Bewältigung psychologischer Probleme nicht geeignet. Ich habe es mal bei einem LARP erlebt, dass die Probleme einer Spielerin in der realen Welt durch eine entsprechende Handlung im LARP quasi als Substitut "gelöst" werden sollten, was dann aber schiefging. Die Spielerin hat am Ende der Veranstaltung einen psychischen Zusammenbruch mit Heulkrampf erlitten, wofür wir als Orga nicht gerüstet waren. Tischrollenspiel ist zwar nicht so immersiv wie LARP, aber reale psychische Probleme sind auch hier möglicherweise fatal und können zu erheblichen Konflikten führen. Versucht bitte nicht, echte Probleme mit Rollenspieler-Küchenpsychologie zu lösen.

Kilamar

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Was darf mit ins Spiel, was nicht?
« Antwort #3 am: 02. Mai 2017, 17:34:23 »
Seine legitime Entscheidung seinen SC so zu spielen.

Ich sehe da keine Grenzen verletzt.

Sword of Cyric

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Was darf mit ins Spiel, was nicht?
« Antwort #4 am: 03. Mai 2017, 00:23:27 »
Für den Charakter empfiehlt es sich wirklich Prestidigitation zu lernen (Magic Initiate Feat). Mit einem Fingerschnippen alles magisch reinigen zu können müsste dem Charakter extrem entgegen kommen.
Dude, don't taunt the god-killing abomination.

Aronan

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Was darf mit ins Spiel, was nicht?
« Antwort #5 am: 04. Mai 2017, 19:40:39 »
Also ich sehe das folgendermaßen:

Wenn man das innerhalb des Spiels so handhaben kann, dass es nicht weiter stört und als kleine Macke des Charakters abgetan wird, kein Problem.
Aber wenn es zum Problem für die Gruppe wird sollte man den entsprechenden Spieler darum bitten das zurückzufahren.
Sollte es so extrem sein, dass er es nicht lassen kann, die Gruppe es aber auch nicht ignoorieren und spielen kann, dann würde ich den Spieler leider aus der Gruppe entfernen. Toleranz in allen Ehren, ich bin keineswegs dafür Leute mit psychischen Problemen auszugrenzen oder sowas, aber es ist immernoch ein Hobby und da kann man denke ich nicht erwarten, dass sich die ganze Gruppe auf Kosten des Spielspaßes in ihrer Freizeit zurücknimmt damit ein Spieler seinen Tick auch im Spiel ausleben kann.

MfG Aronan

Fragezeichen

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Was darf mit ins Spiel, was nicht?
« Antwort #6 am: 07. Mai 2017, 16:25:22 »
Ich denke nun schon eine Weile darüber nach.

Die Frage, die mich wirklich beschäftigt ist: Darf man darüber lachen? Das war unsere bisherige Reaktion z.B. nach der Erkältung durch Waschen mit Eiswasser. Aber inzwischen glaube ich nicht, dass er das selbst lustig findet.

Es ist, wie über jemanden mit einem gebrochenem Bein zu Lachen, weil er nicht richtig laufen kann.

Prestidigitation wäre wirklich eine gute Sache.  :wink:

Wenn es keinem außer mir auffällt, dann sollte ich vielleicht versuchen es einfach zu ignorieren.

@stebehil:
Sollte das beim LARP eine professionelle Therapie sein? Wer hat das angeleitet?
lg
fz

stebehil

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Was darf mit ins Spiel, was nicht?
« Antwort #7 am: 07. Mai 2017, 18:10:46 »
@stebehil:
Sollte das beim LARP eine professionelle Therapie sein? Wer hat das angeleitet?

Nein, sollte es nicht. Die Probleme waren derart heftig, dass es einer professionellen Therapie bedurft hätte, und nicht einem von den Betroffenen angeschobenen Versuch einer Selbsttherapie, die als LARP-Teil-Plot daher kam. Die Teilnehmer haben uns als Orga angefragt, ob sie ihren kleinen Plot mitbringen könnten, haben aber nicht dazu gesagt, dass da realweltliche Probleme dahinter standen - sonst hätten wir das wohl auch abgelehnt. Es war für uns nicht erkennbar. So haben wir gesagt, klar, kein Thema, macht ruhig. Nun hat unser Plot den Erfolg von deren Nebenplot letztlich verhindert, was bei einem reinen LARP-Plot zwar ärgerlich gewesen wäre, aber halt passiert. Nur, dass die Teilnehmerin dann ihre reale Krise im LARP gewissermaßen wiederholt sah, hat dann halt entsprechend dramatische Folgen gehabt.

Da das LARP - wie jede Rollenspiel-Hobby-Veranstaltung - nicht dafür gerüstet war, mit psychologischen Krisen umzugehen, ist das halt ziemlich unschön geworden. Ich würde niemals ein hobbymäßiges Rollenspiel dafür nutzen wollen, reale psychische Probleme zu lösen. Das gehört in die Hände von Profis.

Machlah

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Was darf mit ins Spiel, was nicht?
« Antwort #8 am: 17. Mai 2017, 16:56:17 »
Bei uns ist alles erlaubt, so lange es nicht beläszigend wird. Ich hab mir da aber auch ehrlich gesagt noch keine Gedanken drüber gemacht. Jedem das seine.