Autor Thema: Persönlichkeits-Attributswerte  (Gelesen 4623 mal)

Beschreibung: Roll for neuroticism

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Strato Incendus

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Persönlichkeits-Attributswerte
« am: 01. Oktober 2017, 22:14:51 »
Ich weiß nicht, wie viele von euch schonmal etwas vom Big 5-Persönlichkeitsinventar gehört haben. Das ist eins der gängigsten psychologischen Modelle, um die Persönlichkeit eines jeden Menschen zu beschreiben (wobei dabei zu berücksichtigen ist, dass die einzelnen Dimensionen sich stark überlappen können).

Diese fünf sind:
Extraversion
Gewissenhaftigkeit
Offenheit für Erfahrungen
Neurotizismus / emotionale Stabilität
Verträglichkeit

Stets auf der Suche danach, wie ich Erkenntnisse aus meinem Studium auch in meine Hobbies einfließen lassen kann :D , habe ich gerade mal aus Spaß angefangen, einigen meiner Charaktere Persönlichkeitswerte für diese fünf Dimensionen zu verpassen - allerdings nicht nach der offiziellen Skalierung, sondern nach üblichem D&D-Schema (10 & 11 = +0, 12 & 13 = +1 usw.).

Wenngleich es erstmal abwegig schien, all diese Figuren in diese fünf Kategorien zu pressen, hatte ich doch gerade den Eindruck, noch einmal eine Menge zusätzlich über diese Charaktere erfahren zu haben. Ich meine, wie oft macht man sich schon konkret Gedanken über die Frage "wie emotional stabil ist mein Charakter?" Wenn es so viel anderes gibt, was man ebenso gut konzipieren könnte? :D

Ich hielte es daher auch für sinnlos, Persönlichkeits-Werte einfach bei der Charaktererstellung auszuwürfeln wie normale Attributswerte - hier sollte der Spieler schon deutlich mehr Kontrolle haben, einfach weil die Persönlichkeit seines Charakters mit der eigenen überlappen wird. Hierbei wäre also generell eher zu einem Punktekauf-System zu raten.

Aber grundsätzlich könnte ich mir solche Werte als Ergänzung zu den regulären sechs Attributen durchaus gut vorstellen. Sie bieten bspw. eine gute Möglichkeit, spielmechanisch festzuhalten, wie gut ein bestimmter Charakter mit belastenden Ereignissen zurecht kommt. In D&D 3.5 gingen solche intensiven Erfahrungen wie von den Toten wieder erweckt zu werden mWn immer nur zu Lasten der Intelligenz, Weisheit oder Erfahrungsstufe. Das scheinen mir aber allesamt nur Umwege zu sein, wenn die emotionale Stabilität des Charakters (nicht gleichzusetzen mit Konstitution) das ist, was hierbei eigentlich interessieren würde.

Extraversion, Offenheit und Verträglichkeit werden mEn bisher bei D&D einfach nur unter "Charisma" zusammengefasst - wobei bei diesem Attribut ja nicht einmal ganz klar ist, ob es sich auf die Persönlichkeit oder gleichzeitig auch auf die körperliche Attraktivität des Charakters bezieht. In letzterem Fall würde es keinen Sinn ergeben, dass Charisma als geistiges Attribut gewertet wird und mit dem Alter steigt.

Gewissenhaftigkeit wiederum sollte sich in irgendeiner Weise auf die Fertigkeitspunkte auswirken. Das wird bisher ja primär über den Intelligenzwert abgedeckt. Das lässt aber außer Acht, dass z.B. ein handwerklich begabter Charakter durchaus diszipliniert sein und sich dadurch viele praktische Fähigkeiten angeeignet haben kann, ohne dafür besonders intelligent oder gebildet sein zu müssen.

Hat jemand von euch so etwas in der Richtung schonmal in seiner Spielrunde ausprobiert? Die Big 5 gibt es ja nicht erst seit gestern und sie gehören auch durchaus noch zu den bekannteren psychologischen Konstrukten ;) .
Illithid in der Taverne:
"Einmal Gyrus Pita mit Mandelkernen bitte!"

Tigershark

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Persönlichkeits-Attributswerte
« Antwort #1 am: 24. Oktober 2017, 09:33:11 »
Da hier niemand sonst antwortet:
Ich denke, das geht an der Idee des Rollenspiels vorbei. Letztlich kannst du den Charakter natürlich in beliebig viele Attribute zerlegen (Geschicklichkeit -> Fingerfertigkeit und Gewandtheit; Weisheit -> Intuition und Sinnesschärfe, usw.) und damit den Charakter beliebig genau abbilden.
Insbesondere in Bezug auf die geistigen Attribute würde ich aber sagen "weniger ist mehr". Letztlich kannst du dir ja flufftechnisch zu deinem Charakter ausdenken, was du willst. Sobald es aber dazu über geht, dass man das crunchy in einem System unterbringt, bin ich nicht mehr der große Freund davon.

Vom Verwaltungsaufwand und evtl. Einarbeitung für Nicht-Psychologen abgesehen sehe ich da keinen großen Mehrgewinn, der sich nicht über kleine Boni/Mali auf Fertigkeiten oder spezielle soziale Interaktion auch regeln lässt.
Du hast nicht wirklich erwartet, dass ich dir Recht gebe, oder?