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Eine Geschichte zweier Schwestern – A Star Wars Story (beendet 4.7.21)

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Nakago:
Episode III
"Du fragst dich sicher, ob ich nicht nur mit dir spiele und ob du mir vertrauen kannst. Dessen kannst du dir nicht sicher sein und egal was ich sage, es wird daran nichts ändern. Du kannst es nur darauf ankommen lassen und darauf hoffen, dass ich dich nicht hintergehe, Lyra", versucht meine Herrin Xira mich zu überzeugen. Mit ihren Worten hat sie durchaus recht, ich werde nie sicher sein können, ob sie Wort hält oder nicht. So was nennt man wohl Vertrauen.

"Na gut, Prinzessin Xira!" Mit einem Handschlag bekräftigen wir unser Abkommen. Ist ja nicht so, dass ich groß eine Wahl habe. Sie setzt sich wieder bequem hin und der Droide kommt mit einem Tablett durch die sich öffnende Tür gewankt. Protokolldroiden sind keine Butlerdroiden, dass merkt man gleich. Da nehme ich dem Droiden lieber das Tablett ab, bevor noch was zu Bruch geht. Unaufgefordert schenke ich uns beiden ein Glas Wasser ein.

"Das wäre ja dann geklärt. Nun bist du mein Besitz und wir haben noch drei arbeitsreiche Monate vor uns. Morgen früh beginnt dein Training. Trink aus und begebe dich in deine Zelle!", befiehlt meine Herrin. Ich befolge dem Befehl und folge schließlich einem schwebenden Droiden in den Zellenblock, der sich im oberen Geschoss befindet.

Meine Einzelzelle ist winzig und in einem sanften Grün gehalten. Die eine Hälfte wird von einer Schlafnische und die dazu gehörenden Einbaufächer eingenommen. Der Rest wird noch einmal durch eine Hygienezelle geteilt. Aber dafür ist alles sauber und wirkt neuwertig. Ich schaue mich nach Überwachungsgeräten um, kann aber keine entdecken. An der Decke gibt es zwei Öffnungen für die Lüftung und einen Lichtgloben, den ich sogar an und aus machen kann. Ich blicke in die Verschläge und Schubladen. Zu meiner Überraschung finde ich darin saubere Trainingskleidung. Überall steht mein Kennung, aber auch mein realer Name darauf, auch wenn der Nachname falsch geschrieben ist. Auf der Brust findet sich ein Wappen in Form eines schwarzen Kreises mit einem roten, auf der Spitze stehenden Dreieck darin. Wahrscheinlich ist dies das Wappen dieses Gladiatorenstalls.

Ich zieh mich aus und probiere die Hygienezelle aus. Auch im großen Gemeinschaftsraum hatte es Hygienezellen gegeben, aber die hatten muffig gerochen und wirklich richtig funktioniert haben sie nie. Die hier ist neu und hat viele Funktionen, von denen ich einige gleich ausprobiere. Eine Seite dient als Spiegel und ich kann mich seit langer Zeit wieder selbst betrachten. Mein Gesicht wirkt hager, ausgezehrt und man sieht mir die Strapazen und den Stress der letzten Monate an. Ich erschrecke etwas über meinen Anblick, der mehr einem Totenschädel als einem lebendigen Mädchen gleicht. Ich hasse meinen Anblick ohne Haare. Mein Körper ist so durchtrainiert, dass sich auf meinem Bauch sogar die Muskulatur deutlich abbildet. Überall habe ich blaue Flecken in den verschiedensten Farben und viele Schrammen. Dann drehe ich mich um und schaue über meine Schulter blickend meinen Rücken an. Fünf hässliche Narben sind dort zu sehen, jeder kündet von dem Hieb mit einer Neuralpeitsche. Die stammten vom ersten Monat meiner "Ausbildung", als ich noch versuchte, ein Rest Würde und Stolz zu bewahren. Aber dieser Anfall von corellianischen Trotz ging schnell vorbei.

So sauber wie seit über neun Monaten nicht mehr ziehe ich einen richtigen Schlafanzug an. Meine alte Kleidung werfe ich in einen Müllbehälter, der sich in einer der Ausziehbaren Fächer befindet. Etwas befremdet lege ich mich in die Schlafnische und entdecke mehrere Regler, wo ich Temperatur der Zelle steuern kann. Mein Herrin verwöhnt mich. Ich denke über meine jetzige Situation nach. Für eine Sklavenhalterin scheint Herrin Xira ja recht umgänglich zu sein. So ziemlich jeder hat mich in den letzten Monaten eigentlich nur angeschrien und meist dann seine Worte mit dem einen oder anderen Stockhieb Nachdruck verliehen. Das sollte uns für den Kampf abhärten. Da ist Xira eine wohltuende Abwechslung. Ich scheine ihr am Herzen zu liegen, jedenfalls hat sie das recht gut vermittelt. Ob sie mir nur was vorgespielt hat, als sie mich quasi zur "Partnerin" gemacht hat, kann ich nicht sagen. Will sie so meine Loyalität erringen? Braucht sie die überhaupt? Ich gehöre ihr ja schon zu neunundneunzig Prozent. Dieses ganze Gerede hätte sie so gar nicht gebraucht. Ob sie mir wirklich eine Möglichkeit verschaffen wird, nach vier Jahren hier aus der roten Arena irgendwie zu entkommen? Ich habe keine Ahnung. Warum ausgerechnet vier Jahre?

Ich habe viele Fragen und so gut wie keine Antworten. Diffus kann ich mich an die Geographie Lektion über die Kultur der Falleen erinnern, dass es unter gut begüterten Falleen üblich ist, dass sie in ihrer ersten Erwachsenenjahren eine Reise antreten, um die Galaxis kennen zu lernen. So eine Art Pilgerreise um sich letztendlich selbst finden und Lebenserfahrung zu gewinnen. Ich schätze meine Herrin als vergleichsweise jung ein. Und offensichtlich ist sie sehr vermögend. Ihre Manieren, ihre Sprache, diese Einrichtung, alles deutet darauf hin, dass sie zur herrschenden Oberschicht gehört. Ist das ihre Pilgerreise? Warum dabei aber einen eigenen Gladiatorenstall zu errichten? Ich finde darauf keine Antwort.

Irgendwann übermannt mich der Schlaf. Als ich aufwache, weiß ich einen Moment nicht, wo ich überhaupt bin. Dann fällt mir alles wieder ein. Die Beleuchtung brennt und ein durchdringendes Gepiepse ertönt. Offensichtlich habe ich die letzten elf Stunden durchgeschlafen. Ich stelle den Alarm ab und eine automatische Stimme erklärt mir, dass ich eine Viertelstunde habe, mich zu richten und hier alles ordentlich zu hinterlassen. Da ich gelernt habe, die Anweisungen meiner Herren geflissentlich umzusetzen, mache ich das auch und nach genau fünfzehn Minuten öffnet sich zischend die Zellentür und ich warte in devoter Haltung auf weitere Befehle.

Ich werde von einem kleinen schwebenden Droiden hinunter geleitet in einen kleinen Konferenzraum. Nun sehe ich zum ersten mal meine neuen Kameraden, die ich alle schon kenne, da wir aus der gleichen Klasse stammen. Offensichtlich ist dieser Stall entweder ganz Neu oder alle anderen Gladiatoren sind auf dem roten Sand gefallen. Wir sind gerade mal drei Stück. Die anderen beiden sind eine Rodianerin und eine sehr stark vernarbte Sakiyan aus der Unterwelt von Nar Shaddaa. Arlak heißt die Sakiyan der Haut aussieht, als hätte ein Kind versucht, aus verschiedenen Stoffresten künstliche Haut für eine Puppe herzustellen und ist kläglich dabei gescheitert. Die Frau stammt aus den Düsterlanden, wie Teile der Unterwelt von Nar Shaddaa passend genannt werden. Deswegen ist ihre grüne Haut fast ausgebleicht und ihre Augen sind sehr lichtempfindlich. Nur die härtesten und gemeinsten Kreaturen überleben in den Düsterlanden, die für ihre psychotischen Banden aus Kannibalen und Menschenfresser berüchtigt sind. Viele ihrer Narben und Verbrennungen sind ritueller Natur. Mit der ist nicht gut Bolbifrüchte essen, dass habe ich schon früh gelernt, da sie in einem Übungskampf einen Gegner so verstümmelt hat, dass dieser "entsorgt" werden musste. Die erwachsene Rodianerin ist mir vorher nie wirklich aufgefallen und hört auf den Namen Kobia.

Unsere Trainerin entpuppt sich ebenfalls eine Sakiyan mit sehr vielen Narben. Aber die sind von unzähligen Kämpfen. Ihre Augen sind künstlich, ebenfalls ihr Arme. Die Cyberware sieht optisch sehr hochwertig aus und vielleicht ist das sogar freiwilliger Ersatz, da künstliche Gliedmaßen durchaus mehr Kraft übertragen können  als ein natürliches Gliedmaß.

"Willkommen im Haus Triangulum! Mein Name ist Meisterin Tokora. Ich bin nun eure Trainerin. Wenn ihr überleben wollt, tut das, was ich sage. Und nur das!"

Nakagos wirre Gedanken

Keine Angst, jetzt kommt keine Kapitel über Training oder ähnliches. Im nächsten Kapitel geht es dann direkt vor Lyras Debütkampf.

Nakago:
Episode IV
"Das war wohl nix!", murmle ich, während der Holoprojektor des gänzlich in Rot gehaltenen Aufenthaltsraum mir äußerst detailreich zeigt, wie eine schwarze Stoßzahnkatze die bedauernswerte Arlak äußerst brutal in Stück zerreißt. Die Sakiyan hatte nie wirklich eine Chance gegen dieses vernarbte und kampferfahrene Kreatur mit dem bezeichnenden wie auch etwas irreführenden Namen "Reißwolf" gehabt, die inzwischen 37 Kämpfe in der Roten Arena überlebt hat. Stoßzahnkatzen sind als domestizierte Reittiere so weit in der Galaxis verbreitet, so das keiner mehr sagen kann, von welchem Planeten sie ursprünglich stammen. Auf vielen dünnbesiedelten Planeten lebt auch eine wilde Population dieser Wesen, Nachfahren von entlaufenen Reittieren, die als gefürchtete Raubtiere sich oft an die Spitze der Fresspyramide gekämpft haben.

Ich sitze mit Meister Tokara auf einer der im Raum verteilten Sitzgelegenheiten und starre entsetzt auf das live übertragene Bild aus dem Oval der Roten Arena. Die blassgrüne Arlak hatte immer so selbstsicher gewirkt, als gäbe es nichts in der Galaxis, was ihr irgend etwas anhaben könnte. Wirklich Nahe standen wir uns trotz der drei Monate gemeinsames Training nie, trotzdem tut es mir schon fast körperlich weh, die Sakiyan so sterben sehen zu müssen.

"Damit hat auch die zweite Gladiatorin aus dem neu aufgestellten Haus Triangulum ihren Debütkampf nicht überlebt. Weiter geht es nun mit...", verkündet der Stadionsprecher mit deutlicher Häme in der Stimme, aber ich höre seine weiteren Worte nicht mehr. Meine Gedärme sind verknotet, mein Mund ist trocken, mein Herz rast und ich kann kaum einen klaren Gedanken fassen. So fühlt sich also Todesangst an. Kein schönes Gefühl.

"Halte dich an das, was ich dir beigebracht habe, Askana und du wirst da draußen überleben", versucht die Sakiyan mir Mut zu machen.

"Genau das habt Ihr Kobia und Arlak auch gesagt, Meisterin Tokara!", erwidere ich mit Bitterkeit in der Stimme, die ich nicht zu verschleiern suche. Die Rodianerin Kobia habe ich durchaus gemocht, da diese doch recht umgänglich war. Die arme Rodianerin wurde von einem wolfartigen Raquar´daan von der Wüstenwelt Sriluur getötet. Von Arlak habe ich mich immer fern gehalten, weil die Sakiyan doch sehr ätzend war.

"Die Anderen haben letztendlich auch nicht das gemacht, was ich ihnen beigebracht habe!", verteidigt sich meine Meisterin und ich muss ihr durchaus recht geben. Die tödlichen Fehler, die meine Kameradinnen bei ihrem Kampf gemacht haben, waren bekannt und hätten vermieden werden können. Aber Theorie und Praxis sind zwei Paar Schuhe. Und im Eifer des Gefechtes kann man schon mal was vergessen.

"Da mögt ihr Recht haben." Ich bin zwar noch nicht wirklich überzeugt, aber vielleicht geht es bei mir ja besser. Wobei das eigentliche Problem eher sein dürfte, dass unsere zugelosten Gegner jeweils die erfahrensten Kreaturen ihrer Klasse sind. Dieses "Losverfahren" scheint durchaus manipuliert gewesen zu sein. Irgendjemand muss ja die erfahrensten Kreaturen abbekommen, aber wenn ein Stall jeweils die berüchtigte Kreatur ihrer Kategorie zugelost bekommt, ist das eine statistische Anomalie, die eigentlich nur den Schluss zulässt, jemand hat da im Hintergrund massiv manipuliert. Über das Warum kann ich nur grobe Vermutungen anstellen. Sei es, dass jemand den Stall sofort zerschlagen will, dass meine Herrin alte Feinde hat, die nun mit ihr auf diese Weise abrechnen oder jemand meine Herrin ruinieren will. Letztendlich ist das rein akademisch, da nur die Tatsache zählt, dass ich in wenigen Minuten gegen einen Massiff kämpfe, der in über zwanzig Kämpfen nicht ein einziges mal besiegt worden ist. Diese Kreaturen stammen von Geonosis, haben sich aber inzwischen recht weit in der gesamten Galaxis als Wachtiere verbreitet. Dieser spezielle Massiff trägt den Namen: "Blutreißer" und ist der mit Abstand gefährlichste aller Massiffs, welche die Rote Arena zur Verfügung hat. Nicht gerade der originellste Name für eine Bestie, aber durchaus aussagekräftig.

"Es geht gleich los! Mach dich bereit!", befiehlt meine Trainerin und ich stehe auf. Für einen Moment schwanke ich, weil die Welt sich um mich zu drehen scheint. Mein Blick verschleiert sich und für einige Augenblicke kann ich meine Umwelt nur noch durch einen Grauschleier wahrnehmen. Meine Trainerin packt mich und hält mich fest, sonst wäre ich wohl gestürzt.

"Mut! Glaube an dich und du wirst überleben! Besinne dich auf deine Stärken und zeige es ihnen da draußen!", versucht Meisterin Tokara mir Mut zuzusprechen und lässt mich los.

"Corellia! Freiheit oder Tod!", flüstere ich und versuche mich zu straffen. Ich fühle mich immer noch dem Tode geweiht, aber wenn ich sterbe, dann im Kampf. Wir Corellianer sind dafür bekannt, niemals aufzugeben, auch wenn alles gegen einen spricht. Und ich habe nicht vor, heute mit Aufgeben anzufangen. Mehrmals atme ich bewusst ein und aus, fokussiere mich auf mein innerstes selbst und finde meinen Mut zum Überleben wieder. Und ich kämpfe nicht nur für mich, sondern auch für Eloy, die nun ein ganzes Jahr in Gefangenschaft ist. Weiß die Macht, wo sie nun sein mag. Und ein kleiner Teil von mir fragt sich berechtigt, ob meine Schwester überhaupt noch lebt. Einzelne kleine Kinder in ihrem Alter haben einen recht geringen Wert. Aber ich versuche mir einzureden, dass meine Schwester hübsch genug ist, dass man sie am leben lässt. Und vielleicht hat ja auch mein Vater sie schon längst gerettet.

"Überlebe und Siege!" Mit diesen Worten überreicht meine Meisterin mir meinen Vibrospeer. Die Waffe ist auf mich und meine Art zu kämpfen angepasst. Seit gut zweieinhalb Monaten habe ich jeden Tag damit trainiert und mich mit dieser Waffe durchaus vertraut gemacht. Meine Handflächen sind so klitschnass vom Schweiß, dass sie mir beinahe aus den Händen flutscht. An einem Tuch reibe ich sie trocken und halte den Speer dann so fest, dass meine Knöchel deutlich hervor treten. An dieser Waffe hängt mein Leben. Genau genommen ist sie mein Leben. Den Speer zu verlieren ist gleichzusetzen mit meinem Tod. Und ich will, darf noch nicht sterben. Nicht nur für mich, mein Überleben kämpfe ich, sondern auch für Eloy, meine kleine Schwester. Ich habe geschworen, sie zu beschützen oder blutig zu rächen.

Der Kampf in der roten Arena, zwischen einem stämmigen Nikto und einer doppelt so großen grauen Bestie mit zwei Hörnern am Kopf neigt sich dem Ende entgegen. Dieses mal kann der Gladiator sein Debüt gewinnen. Möge mir das auch gelingen. Ich bin die übernächste, werde jetzt aber schon von zwei schwer gepanzerten Sicherheitsdroiden dazu genötigt, einen der Beobachterdroiden zu folgen. Es ist nicht weit vom Aufenthaltsraum, der nur noch mäßig besetzt ist, mein Kampf wird der letzte der Debütkämpfe für heute sein.

"Glaub an dich!", ruft mir Meister Tokara ein letztes mal hinter her, dann betrete ich einen Gang. So fühlt es sich also an, wenn man zum Schafott geführt wird. Meine Beine scheinen aus Wachs zu sein. Jeder Schritt kostet Überwindung, trotzdem schreite ich zwischen den Droiden mit erhobenen Haupt einher. Ich habe gesehen, wie einige der Todeskandidaten regelrecht in die Arena geschleift wurden. Widerstand ist sinnlos und schwächt einen nur für den eigentlichen Kampf in der Roten Arena.

Eine Schleuse öffnet sich, ich folge dem Droiden, während die beiden Wachen zurückbleiben. Nun bin ich in der Kammer ohne Wiederkehr, wie das so schön genannt wird. Schmucklos ist sie, auch wenn der Durastahl gebürstet ist, aus dem die Kammer besteht. Mehrere Minuten verharre ich in der Kammer, versuche mir ins Gedächtnis zu rufen, was ich die letzten Wochen gelernt habe. Der Speer in meiner Hand vibriert leicht, was es mir leichter machen wird, durch das Fleisch meines Gegners zu schneiden. Sein vertrautes Gewicht gibt mir durchaus Mut. Meisterin Tokara hat mich gut vorbereitet, mich sehr viel gelehrt in den Wochen, die wir zusammen verbracht haben.

Nach einigen Versuchen mit verschiedenen Waffen hat sich der Vibrospeer als die Beste für mich geeignete Waffe herauskristallisiert. Ich bin aufgrund meines Alters nun mal kleiner und schwächer als die meisten Gladiatoren. Was im Umkehrschluss schlicht bedeutet, die meisten sind größer und stärker. Je länger ich lebe, wird sich dieser Nachteil verringern, aber momentan brauche ich eine Waffe, für die man wenig Kraft braucht und den Reichweitenvorteil meiner Gegner minimiert. Viele Bestien greifen nicht nur mit ihrem mit Reißzähnen bewehrten Maul an, sondern auch mit Klauen an den Enden meist recht langer Extremitäten. Ein Speer ist eine zweihändige Waffe, so dass ich deutlich mehr Kraft übertragen kann, als durch ein einhändiges Schwert. Ein Axt kann zwar auch zweihändig geführt werden, braucht aber auch entsprechende Stärke. Ein zweihändiges Schwert wäre auch eine Lösung gewesen und habe damit einen ganzen Tag geübt. Aber letztendlich gibt ein Speer die größere Reichweite und eine große Bandbreite an Manövern. Durch die lange gebogene Klinge am Ende, sind nicht nur Stiche möglich, sondern auch Hiebe, sind viele tödliche Kombinationen möglich. Ich hoffe, dass sich meine Wahl heute als Vorteil herausstellt.

In den letzten drei Monaten bin weitere vier Zentimeter gewachsen und habe sechs Kilo zugelegt. Deutlich zeichnen äußerst unweiblich die Muskeln unter meiner Haut ab. Bis auf einen sehr knapp bemessenen Lendenschurz, auf dem das Wappen von Triangulum aufgedruckt ist, bin ich nackt. Da ich noch keine Brüste habe, empfinde ich das nicht als so schlimm.

Nun beginnt ein Countdown zu zählen, ich straffe mich, gehe in eine siegesgewisse Pose und schon öffnet sich die die vordere Schleuse. Zu bewegen brauche ich mich nicht, denn die Plattform auf der ich stehe wird ausgefahren und überbrückt den gut zwölf Meter tiefen Graben der Schande, wie die Barriere rund um das Oval des Kampfplatzes genannt wird. Auf dem Grund befinden sich unzählige Dornen aus Durastahl, auf dem sich jeder aufspießt, der das Pech hat, in die Grube zu fallen. Oder hinein zu springen. Es gibt sogar die Möglichkeit darauf zu wetten, ob ein Gladiator bei seinem Debüt freiwillig in die Grube springt. Bei manchen Gegnern ist das sicherlich eine Alternative. Aber Selbstmord kommt für mich nicht in Frage. Ich muss leben, da ich meine Schwester finden und retten muss.

Die Rote Arena hat wirklich beeindruckende Ausmaße. Sie gehört zu den zehn größten Arenen auf Nar Shaddaa und umfasst angeblich eine halbe Million Plätze. Die Ränge wirken gut besucht, Debütkämpfe sind besonders bei Wettern beliebt, da es oft Überraschungen gibt. Es wird nicht nur auf Sieg oder Niederlage getippt, sondern es gibt viele Kategorien, zum Beispiel wie lange der Kampf dauert oder wie viele Treffer für einen Sieg notwendig sind. Wobei ich mich schon Frage, wie krank man sein muss, ein Kind in die Arena zu schicken und dann darauf zu wetten. Aber ich bin nun mal eine Mörderin und deren Schicksal ist es, in der Arena zu sterben, egal wie alt sie sind. Ich spüre den namengebenden roten Sand unter meinen bloßen Füßen, als ich mich auf meine Startposition begebe. Der rote Sand hat seine Farbe, von dem vielen Blut, dass hier vergossen wird. Der Legende nach, ist er noch nie ersetzt worden. Der Stadionsprecher redet die ganze Zeit über, aber ich höre nur ein stetiges Rauschen.

Nun habe ich meine Startposition erreicht und über einen Fahrstuhl wird mein Gegner ausgefahren. Ein normaler Massiff hat eine Schulterhöhe von einem dreiviertel Meter. Der hier ist deutlich größer, seine gepanzerte Oberseite ist mit einem dichten Narbengewebe durchzogen. Dieses Ding hat schon viele Kämpfe überlebt. Für einen Moment droht die Todesangst überhand zu gewinnen, aber mir gelingt es gerade noch, mich zu fokussieren, bevor ich eine ernsthafte Panikattacke bekomme. Genau genommen werde ich sogar vollkommen ruhig, scheine meinen Geist von meinem Körper abzukoppeln. Ich bin bereit! Möge die Macht mir sein.

Nakagos wirre Gedanken

Mögen die Spiele nun beginnen.

Nakago:
Episode V
"Ein Massiff ist ein Rudeltier. Ein Raubtier, dass nur eine Taktik wirklich gut beherrscht. Den frontalen Angriff aus der vollen Bewegung heraus. Auch wenn man ihm mit Geduld ein paar Tricks antrainieren kann, letztendlich verfällt ein Massiff immer in sein instinktives und seit Jahrtausenden bewährtes Angriffsmuster. Das ist dein Ansatzpunkt!", höre ich die Stimme wieder in meinem Kopf erschallen. Eine der ersten Lektionen, die mir Meisterin Tokara beigebracht hat. Der Trick ist, den Massiff nicht sein Ding machen zu lassen. Ihm die Initiative zu nehmen und selbst in den Angriff zu gehen, bevor er das tun kann.

Also setze ich mich sofort in Bewegung und renne auf die Echsenartige Kreatur zu, die eigentlich von Geonosis stammt, aber inzwischen auf vielen Welten und auch von Truppen des Imperiums als Wachkreatur eingesetzt wird. Niemand bei klaren Verstand legt sich freiwillig mit einem Massiff an, dessen Gebiss im Verhältnis zu seiner Größe zu einem der mit der kräftigsten in der bekannten Galaxis gehört. Das Gebiss ist darauf ausgelegt, schon beim ersten Biss schon eine ordentliche Menge Fleisch aus seinem Opfer herauszureißen. Trifft er mich nur einmal richtig, bin ich tot. Der Trick ist nun, ihn zu treffen, bevor er mich treffen kann. Durch meinen Speer habe ich die höhere Reichweite, kann ihn auf Distanz halten. So jedenfalls die Theorie.

Schnell verringern wir unter dem Gejohle der Zuschauer, die ihre blutige Show wollen, die Distanz. Von meinem Angriff wirkt die Kreatur nicht irritiert, da er diese Gegentaktik schon öfters erlebt haben muss. Normalerweise weicht man dann links oder rechts aus und versucht dann den Speer in den Unterleib zu rammen, da dieser nicht durch einen Panzer aus flexiblen Knochenplatten geschützt ist. Das Problem dabei ist, dass ein Massiff durchaus wendig ist und dadurch, dass er ursprünglich von einer Welt mit ausgedehnten Sandwüsten stammt, prädestiniert ist, auch auf rutschigen Sand einen sicheren Halt zu finden. Obendrein wird diese Taktik so ziemlich jeden Anfänger beigebracht, so das ein so erfahrener Gegner wie "Blutreißer" mit diesem Manöver also vertraut ist. Also springe ich über ihn drüber. Leider bin ich nicht so schnell und gelenkig um ihn beim Überflug meinen Speer hinein zu rammen. Im letzten Moment versucht er noch hoch zu steigen, aber seine Zähne schlagen nur harmlos in die Luft. Ich komme hinter ihm auf, rolle mich ab und bin sofort wieder auf den Beinen. Dieses Manöver habe ich die letzten Wochen buchstäblich bis zum umfallen geübt.

Der Massiff wird langsamer und dreht dann um. Seine dunklen Augen fixieren mich ein weiteres mal, als ob er mich neu einschätzen würde. Sofort nimmt er wieder Geschwindigkeit auf und ich renne ebenfalls mit voller Kraft auf ihn zu. Der Massiff ist nun deutlich langsamer und zeigt mir, dass er lernfähig ist. In seinen kleinen Knopfaugen vermag ich schier etwas wie Intelligenz schimmern zu sehen. Aber wahrscheinlich ist das nur eine Reflektion von Licht und ich interpretiere da mehr hinein, als wirklich ist.

Ich tu so, als wollte ich wieder wie vorhin über ihn drüber springen und der Massiff steigt sofort hoch, sein Maul mit den scharfen Reißzähnen weit aufgerissen. Aber ich bremse nun stattdessen ab, stoße meinen Speer vor und treffe die von mir anvisierte Stelle präzise von vorne, da ich dahin ziele, wo der Hals sein wird und nicht dahin, wo er am Beginn meiner Bewegung ist. Dieses Manöver habe ich in den letzten Monaten sicherlich mehrere tausend mal geübt, bis es mir in Fleisch und Blut übergegangen ist. Fast widerstandslos fährt die vibrierende Klinge durch die zähe Haut in das darunterliegende Gewebe des empfindlichen Halses. Der Speer gräbt sich tief in das Fleisch hinein und ich lasse den Schaft los, da ich sicher bin, ihn tödlich getroffen zu haben. Mit einem Sprung nach hinten bringe ich mich aus dem Bereich des im Todeskampf sich hin und her wälzenden Massiff. Schnell werden seine unkontrollierten hektischen Bewegungen langsamer, als seine Lebenskraft aus ihm hinaus fließt. Der Jubel des Publikums ist äußerst verhalten, als ich meine Faust in die Höhe recke und auf Orys Corellisi heraus schreie: "Corellia! Freiheit oder Tod!" Ehrlich gesagt kann ich auch nicht viel mehr als diese Worte auf der alten indigenen Sprache von Corellia sprechen. Vielleicht hört das jemand und eventuell wird die Corellianische Befreiungsfront darauf aufmerksam. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist zwar verschwindend gering, aber bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt. Der Massiff ist nun tot und ich ziehe den Speer wieder hinaus.

Mein Abgang erfolgt unter wütenden Buhrufen, da die meisten wohl auf meinen Tod gewettet haben und da die Quote dafür ziemlich niedrig, aber dafür sicher erschien, wohl viele nun ihr Geld verloren haben dürften. Manchmal ist es eben cleverer, auf den Außenseiter zu wetten und nicht auf den vermeintlichen Sieger. Erhobenen Hauptes verlasse ich die Arena, während ein Droide den Kadaver des Massiff aus der Arena befördert.

"Das hast du gut gemacht, Askana!" Anerkennend legt Meister Tokara eine ihrer Cyberhände auf die Schulter.

"Ihr habt mich viel gelehrt, Meisterin Tokara, Danke!", erwidere ich ehrlich dankbar, denn mir ist klar, dass ich ohne ihre Erfahrung, ihre Fähigkeit ihr Wissen zu vermitteln und ihren Trainingsplan ich nun zu Bestienfutter verarbeitet würde und nicht der Massiff. Auf Nar Shaddaa wird nichts verschwendet. Warum jemanden bestatten, wenn man ihn auch an die Kreaturen verfüttern kann? Sie nickt mir noch einmal anerkennend zu und ich darf zurück in meine Zelle. Mehr Worte braucht es nicht, letztendlich ist alles gesagt.

In meiner Zelle wartet als Überraschung auf mich ein Kleid, ein Paar Stiefel und etwas Modeschmuck. Dazu übermittelt mir ein Droide, dass meine Herrin mich erwartet, sobald ich mich frisch gemacht habe. Viel zum ausziehen habe ich ja nicht, als ich in die Hygienezelle steige. Während der Schweiß und der Sand von meiner Haut abgespült wird, beginne ich zuerst zu zittern, dann sinke ich in mich zusammen und fange an hemmungslos zu weinen. Mit meinen Armen umklammere ich meine an meinen Körper heran gezogenen Beinen und wiege mich vor und zurück. Ich weine um meine Mutter, meine verschleppte Schwester und ich würde lügen, wenn ich leugnen würde, dass ich mich auch selbst bedauere. Ein Jahr lang lebe ich nun in Todesangst in dem Wissen, eines Tages in der Arena zu sterben. Ob meine Herrin wirklich einen Weg finden wird, mich in knapp vier Jahren zu befreien, halte ich für eher unwahrscheinlich. Natürlich hoffe ich, dass die Prinzessin mich nicht anlügt, aber ich werde es erst wirklich wissen, wenn ich tot oder von hier entkommen konnte.

Schließlich beruhige ich mich, wische mir die Tränen vom Gesicht und dusche mich. Die Hygienezelle trocknet mich ab und sich schlüpfe in frische Unterwäsche. Das Kleid passt mir wie angegossen. Kleider und Röcke waren nie so mein Ding und ich habe schon als kleines Kind Hosen bevorzugt. Aber in dem hier fühle ich mich wohl, was auch an den passenden Stiefeln liegen dürfte, die mir ebenfalls gut passen. Als letztes lege ich den Schmuck an und fühle mich zum ersten mal seit langem wie ein weibliches Wesen. Normalerweise sollte bei mir so langsam die Pubertät einsetzen, aber noch rührt sich da nicht viel.

Nach einer Weile werde ich dann zum essen abgeholt. Wieder schwebt der kleine Droide vor mir her und führt mich in die privaten Gemächer, die ich nun zum zweiten mal betrete. Der Speisesalon ist luxuriös eingerichtet, hat aber wie auch das Arbeitszimmer nichts protziges an sich. Auf dem großen Tisch befinden sich nur drei Gedecke. Eines für meine Herrin, die Prinzessin Xira, meine Trainerin Tokara und eines für mich. Da beide Damen schon sitzen, weiß ich, wo ich platz zu nehmen habe.

"Gratulation zum Sieg, Lyra", begrüßt mich die Prinzessin mit einem huldvollen Nicken.

"Ich habe Euch zu danken, Prinzessin Xira. Und natürlich auch Meisterin Tokara, ohne deren Rat und Tat ich nicht überlebt hätte", erwidere ich von ehrlicher Dankbarkeit erfüllt. Von noch 81 Debütanten des heutigen Tages haben nur 32 überlebt. Eine Verlustquote von 50 Prozent ist Normal, die heutige war überdurchschnittlich.

"Es war mir ein Vergnügen, Askana", meint meine Meisterin durchaus gut gelaunt und ich schätze, die beiden Ladys haben schon deutlich ein alkoholisches Getränk konsumiert, da die Karaffe aus geschliffenen Kristall nicht mal mehr halb voll ist.

"Die anderen haben es nicht geschafft", meine ich durchaus betrübt über den Verlust meiner Kameradinnen.

"Jede hatte eben sehr starke Gegner", stellt die Prinzessin in einem neutralen Tonfall fest.

"Als ob da jemand etwas gedreht hätte, Herrin!", stelle ich mal meinen Verdacht in den Raum und warte gespannt auf ihre Antwort.

"In der Tat, meine Brüder haben da sicherlich einige Hutten mehr als nur großzügig bestochen", erwidert die Prinzessin, während ein Butlerdroide als erster Gang eine Suppe aufträgt, in einem Tonfall, als hätte sie nichts anderes erwartet.

"Eure Brüder, Herrin?", wage ich nachzuhaken, da diese angedeutete Familienfehde ganz direkt mein Leben bedroht.

"Du musst wissen, mein geliebter Vater hat einen Wettbewerb darüber ausgerufen, wer ihm auf den Thron folgen darf. Jedem ist ein Startkapital zur Verfügung gestellt und wer nach vier Jahren den höchsten Gewinn erwirtschaftet hat, der wird Kronprinzessin", erzählt mir Prinzessin Xira frei heraus. Und nach ihrer Wortwahl scheint sie sehr von sich überzeugt zu sein. Offensichtlich ist etwas von meiner corellianischen Arroganz auf sie abgefärbt.

Nakagos wirre Gedanken

Damit ist der Kampf nun zu Ende und das nächste Kapitel beinhaltet einen Zeitsprung von vier Jahren. Der Massiff ist wirklich von Geonosis und ein Großteil der Dinge, die Lyra darüber erzählt, sind kanonisch.

Nakago:
Episode VI
Vier Jahre diene ich nun Haus Triangulum. 134 Kämpfe auf Leben und Tod habe ich gewonnen, meist gegen Bestien, aber auch gegen intelligente Spezies. Es ist kurz vor dem Mittagessen, als ich vom Laufband herunter geholt werde, nachdem ich schon über zwanzig von den geforderten fünfundzwanzig Kilometer herunter gespult habe. Heute Morgen steht Ausdauertraining auf dem Plan.

"Ein Fantreffen?", hake ich nach, da dies ein eher ungewöhnlich knapper Termin ist. Normalerweise werden solche Treffen in den Abendstunden nach dem Training abgehalten. Es gibt immer wieder Fans, die viel Geld dafür bezahlen, um ein paar Minuten mit mir verbringen zu dürfen. Normalerweise ist es genau das, nach dem es sich anhört. Aber meine Herrin hat nie zugelassen, dass ich mich prostituieren musste. Ein Umstand, für den ich meiner Prinzessin sehr dankbar bin.

"Ja, ein Fantreffen! So was soll durchaus vorkommen, Askana!", blafft mich meine Meisterin recht barsch an. "Mach dich frisch, zieh dir was hübsches an und dann ab mit dir!"

"Jawohl, Meisterin!", bestätige ich ihren Befehl und will mich umdrehen, dass legt sich ihre Cyberhand auf meine Schulter.

"Ich bin Stolz auf dich, Askana. Erinnere dich immer, was ich dir beigebracht habe und du wirst es weit bringen." Mit diesen Worten dreht sie sich brüsk um und ich kann nicht nachvollziehen, warum sie das zu mir gesagt hat. Irgend etwas oder jemand muss sie verärgert haben, anders kann ich mir ihr komisches Verhalten nicht erklären. Wie befohlen gehe ich in meine Zelle, mach mich frisch und zieh mich schick an. Dann gehe ich in Richtung der Sicherheitsschleuse, da solche Treffen in gesonderten Räumen außerhalb der Ställe stattfinden. An diesen Treffen verdient die Arena deutlich überproportional über ihren Anteil mit, da sie die Räume zur Verfügung stellt. Hutten wissen, wie man Credits verdient.

Auf dem Weg treffe ich die Prinzessin. Es ist selten, dass Xira sich in der Trainingshalle aufhält. Wahrscheinlich will sie die Neuzugänge unter die Lupe nehmen. Sie nickt mir zu und lächelt kurz, während ich mich respektvoll vor ihr Verbeuge und sie dann passiere. Hinter der Schleuse nehmen mich zwei Wachdroiden in Empfang und eine der "Beobachter" führt mich durch die Gänge zu einem Turbolift. Inzwischen bin ich sechzehn Jahre alt und mein Körper ist nun der einer Frau. Kind war ich schon lange nicht mehr. Eigentlich war ich seit der Flucht von Corellia schon eine kleine Erwachsene im Körper eines Kindes. Der Imperator hat mir nicht nur meine Heimat gestohlen, meine Mutter und meine Schwester, sondern letztendlich auch meine Kindheit.

Es dauert fast eine Viertelstunde, bis wir den Raum erreichen, in dem das Fantreffen stattfinden soll. Meine Fans sind noch nicht da, also warte ich in dem durchaus protzig luxuriös eingerichteten Raum auf der roten Sitzecke, welche mit Banthaleder bezogen ist. Die Luft ist hier mit aromatischen Stoffen angereichert, was süßlich schwer riecht. Im hinteren Teil des Zimmers gibt es ein Bett und in der Anrichte daneben gibt es Schubladen mit Spielzeugen ganz besonderer Art.

Etwas nervös fahre ich durch meine Haare, die ich wieder in meiner gewohnten Zöpfchenfrisur trage. Eines der vielen Privilegien, die ich aufgrund meiner Siege und Status als Champion des Hauses Triangulum genieße. Ich weiß nie, was für Fans mich erwarten. Manche fragen mir ein Loch in den Bauch, andere bekommen kaum ein Wort heraus. Andere wollen nur, dass ich Autogrammkarten signiere, um diese dann weiter zu verkaufen. Andere Gladiatoren müssen für den Fanservice viel weiter gehen, ihre Hüllen fallen lassen und sich prostituieren. Anders kann man das nicht bezeichnen.

Die Tür fährt auf und zwei schwarz gekleidete Frauen in bodenlangen und hochgeschlossenen Gewändern betreten den Raum. Eine ist komplett verschleiert, von der anderen ist ihr gelbes Gesicht zu sehen. Sie trägt Tätowierungen in geometrischen Formen. Um die Schulter hat sie große, reich mit metallenen Ornamenten verzierte Handtasche gehängt. In der anderen Hand trägt sie eine Rolle. Ich schätze, ich habe zwei Mirialanerinen vor mir. Mirial ist eine trockene und heiße Welt am Äußeren Rand. Während dem Klonkrieg waren sie auf der Seite der Separatisten. Und damit erschöpft sich mein Wissen. Der Sektor will mir partout nicht mehr einfallen, letztendlich ist diese Welt auch nicht wirklich wichtig. Ich weiß aber, dass die Mirialaner sich ihr Gesicht und Körper tätowieren lassen und jedes Symbol hat eine spezielle Bedeutung, so dass jemand, der die Zeichen zu lesen vermag, sehr deutlich sieht, was der andere alles erlebt oder erreicht hat. Dieses Detail fand ich damals bemerkenswert und hab es mir entsprechend gemerkt.

"Ah, da ist sie ja! Champion des Hauses Triangulum. Lyra, das Speermädchen! Ich bin ja so glücklich, dich zu sehen!", ruft die eine unverschleierte enthusiastisch aus. Aus der Rolle zieht sie einen Stapel mit kleinen Postern von mir. Sieht ganz so aus, als stünde eine arbeitsreiche Autogrammstunde vor mir. Mit einem gequälten Lächeln stehe ich auf und frage mich, warum diese quirlige Frau sich an blutigen Kämpfen mit einer Jugendlichen ergötzt. Was mag bei ihr Falsch gelaufen sein?

Wir setzen uns und die Unverschleierte schiebt den nicht ganz dünnen Stapel an Postern mit meinem Abbild in verschiedenen Posen zu mir rüber. Dazu ein Stift. Die Vollverschleierte setzt sich einfach schweigend hin. Irgendwas stimmt mit der nicht, aber ich kann nicht genau sagen, was. Ist es ihre Art sich zu bewegen? Ihre Vollverschleierung? Ihre Schweigsamkeit? Bevor ich das ausführlich analysieren kann, beansprucht die andere Mirialanerin meine volle Aufmerksamkeit. Sie trägt ein recht aufdringliches Parfüm, dass sie wie Duftwolke umgibt.

"Es wäre so Toll, wenn du die signieren könntest. Ich habe alle deine Kämpfe gesehen und ich kann gar nicht genug davon bekommen", meint die Mirialanerin aufgedreht. Sie sagt mir die Widmung und ich schreibe sie auf das Poster. Als ich das Poster zur Seite legen will, besteht sie darauf, dass ich es nach unten in den Stapel schiebe. Offensichtlich werde ich wohl einige Zeit damit beschäftigt sein, Widmungen für eine schier unendliche Anzahl an Freundinnen dieser Mirialanerin zu schreiben. Während die eine ununterbrochen quasselt, ist die andere vollkommen still und regungslos. Das geht etwa zehn Minuten so, dann straft sich die Mirialanerin auf einmal und unterbricht ihren Redefluss für einen Moment, bevor sie in veränderter Tonlage ein ernstes Wort an mich richtet.

"Lyra Askana, Tochter von Manan und Hylia Askana. Schwester von Eloy Askana. Dein Vater schickt mich. An deinem vierten Geburtstag ließ dein Vater dich zum ersten mal an das Steuer seines Gleiters und du flogst eine lange Kehre. Ich bin Kayleen von der CBF. Mein Auftrag ist es, dich hier hinaus zu schaffen. Hast du das verstanden?", fragt mich die Frau nun in einem sehr ernsten Tonfall.

"Diese Räume sind überwacht", erwidere ich unsicher, was ich von der ganzen Situation halten soll. Die Fakten über meine Familie stimmen und auch das mein Vater mit mir am Abend meines vierten Geburtstages eine Runde mit seinem Flitzer gedreht hat. Ich saß auf seinem Schoß und durfte das Fahrzeug steuern. Das war immer unser großes Geheimnis, dass keiner außer uns zwei wusste. Meine Mutter hätte sicherlich sehr mit ihm geschimpft, hätte sie davon gewusst. Also kann ich ihr glauben, dass sie von der Corellianischen Befreiungsfront ist und meinen Vater kennen muss. Sieht so aus, als hätten die mich nach fünf Jahren Sklaverei gefunden. Momentan bin ich zu erstaunt, um irgend etwas anderes als Verwirrung über diese plötzliche Veränderung meiner Lage zu fühlen. Auch realisiere ich im ersten Moment nicht, dass mein Vater noch lebt. Nach drei Jahren in der Arena war ich zu dem Schluss gekommen, dass mein Vater tot sein musste, weil er mich sonst schon längst aus der Roten Arena befreit hätte.

"Keine Angst, die Aufnahmen sind nun in einer Endlosschleife, deswegen wollte ich, dass du die Poster immer nach unten in den Stapel legst."

"Wenn das stimmt, habt ihr aber verdammt lange gebraucht, bis ihr mich gefunden habt", mache ich auf den Umstand aufmerksam, dass ich seit schier endlosen fünf Jahren hier gefangen gehalten werde.

"Ich habe keine Zeit für große Erklärungen und brauche deine Mithilfe!" Beschwörend sieht sie mich an.

"Und wer ist das?", frage ich immer noch zu verwundert, um klar denken zu können.

"Das bist du, sozusagen", meint Kayleen und lüftet den Schleier. Darunter kommt eine schwebende Droideneinheit zum Vorschein, welche über mehrere frei schwebende Komponenten verfügt, die es ihr erlauben, einen Humanoiden Körper in einem Kleid zu simulieren. - Das ist schon raffiniert -, denke ich von diesem technischen Einfallsreichtum beeindruckt.

"Nun gut, wie sieht der Plan aus? Und was ist mit dem?", frage ich und zeige dann auf meinen Sklavenring. Der kann nicht nur schmerzhafte Stromschläge verteilen, sondern auch meine Vitalwerte messen, meinen Standort bestimmen und auch einen Alarm absondernd, falls etwas nicht stimmen sollte.

"Wir haben nun zwanzig Minuten Zeit, von hier zu verschwinden. Wir machen jetzt ein paar Aufnahmen mit dieser Holocam, als ob du dich von uns verabschieden würdest. Und los!" Wir brauchen drei Anläufe, bis Kayleen zufrieden ist. Sie platziert unter der Decke einen Holoprojektor, der sich auf den ersten wie auch auf den zweiten Blick fast nahtlos in den Stuck der Decke einfügt und vorher eines der vielen aufwendig gestalteten Ornamente auf ihrer Tasche war. Offensichtlich ist dieses Unternehmen sorgfältig vorbereitet. Es ist seltsam, ein Hologramm von mir auf dem Sofa sitzen zu sehen. Sollte jemand dieses ansprechen, wird der Schwindel sofort auffliegen.

Dann stellt Kayleen eine Verbindung zum örtlichen Netzwerk her, in dem sie aus dem Boden der Tasche einen Stecker samt Kabel in einen Datenanschluss an der Wand einführt. Dann steckt sie einen weiteren Stecker hinten mein Halsband ein.

"Das wird etwa eine Minute dauern, bis unsere Hacker das Halsband umprogrammiert haben." Sie erwähnt nicht, falls was schief geht, ich wahrscheinlich einen tödlichen Stromstoß abbekomme. Jedenfalls wurde uns Neulingen das beim Anlegen des Halsbandes klar gemacht, dass eine Manipulation des selben tödliche Konsequenzen haben würde. Ob das nun eine leere Drohung war oder wirklich so ist, kann ich nicht sagen. Stromschläge kann das Band auf alle Fälle abgeben, habe in den ersten Neun Monaten meist mehrere täglich zusätzlich zu den Stockschlägen abbekommen. Und so denke ich, dass die Drohung kein Bluff war. Entsprechend besorgt bin ich, dass etwas schief gehen könnte.

"So, dass wäre geschafft!" Mit einem hörbaren klicken rastet der Verschluss auf und nach fünf Jahren kann ich diesen Ring endlich abnehmen. Im ersten Moment erscheint mir irgend etwas wichtiges zu fehlen. Aber das Gefühl verflüchtigtet sich gleich und das Halsband verschwindet unter einem Kissen direkt neben dem Holo von mir.

Als nächstes ziehe ich das Kleid über. Die Komponenten des Droiden sind so geformt, dass ich diese als Kopfbedeckung, Arm- und Beinschienen tragen kann. Probehalber bewege ich mich und empfinde das Gewicht als kaum störend. Trotzdem bin ich etwas skeptisch, ob ich so an all den Wachen und Scannern vorbei komme und teile Kayleen meine Bedenken mit.

"Keine Sorge, wir von den Shellys Gundarks haben gute Hacker im Team, welche alle Sicherheitssysteme die uns betreffen, unter Kontrolle haben", erklärt mir Kaylee in einem ruhigen Tonfall.

"Shellys Gundarks?", hake ich neugierig nach.

"Das ist der Name unserer Zelle, da Gruppe 77 der CBF doch eher langweilig klingt."

"Mein Vater ist dann Mitglied der Zelle 77? Und wo ist er?", frage ich aufgeregt weiter, da so langsam der Schock über diese plötzlichen Veränderungen abklingt und realisiere, dass mein Vater irgendwo da draußen sein muss und noch lebt.

"Er leitet den Einsatz und wartet draußen auf dich. Und ja, dein Vater ist Leutnant und damit Zugführer. Wie auch immer, konzentriere dich auf den Plan. Bewege dich ganz normal, passe dich meiner Geschwindigkeit an und sag besser kein Wort. Überlasse das reden mir. Hast du das Verstanden?"

"Ich soll mich unauffällig verhalten und die Klappe halten", erwidere ich, Kayleens Worte zusammenfassend.

"Genau so!", meint Kayleen und drapiert mich nun neben sich auf die Garnitur, um die Position der Verschleierten einzunehmen. Nachdem sie etwas an mir herum gezupft hat, beginnt sie die Holoaufnahme abzuspielen.

"Wir verlassen die Schleife in drei, zwei, eins... Das hast du Toll gemacht! Ich bin ja so froh, dass du alle Poster hast signieren können!" Es folgt ein kleiner, schon vorher aufgenommener Smaltalk mit meinem Holo und wir verabschieden uns. Mein Holo flegelt sich jetzt auf der Couch, während wir zwei Besucherinnen zur Tür gehen und Kayleen drückt den Türknopf. Nach einem Augenblick, der nicht länger als ein Herzschlag gedauert hat, sich aber für mich wie ein Äon angefühlt hat, öffnet sich surrend die Tür. Und ich blicke anschließend in die Mündung zweier Blaster.

Nakagos wirre Gedanken

Damit nimmt das Ganze nun eine dramatische Wendung. An dem Fluchtplan habe ich recht lange getüftelt. Ein aggressives Vorgehen erschien mir aufgrund der Umgebung nicht opportun. Ich habe hier die Möglichkeiten des Setting ausgereizt. Der schwebende Droide, der eine humanoide Person emulieren kann, habe ich erfunden, sollte aber mit der Hochtechnologie was Miniaturisierungsgrad und die Möglichkeiten der Antigravitationstechnologie zu realisieren sein. Die getarnte Holoeinheit gibt es dort tatsächlich. Auch das Sklavenhalsband ist kanonisch.

Nakago:
Episode VII
Für einen ganz kurzen Moment erschrecke ich, dann wird mir klar, dass die Blaster auf das Holo und nicht auf mich unter dem Schleier zielen. Eigentlich ist dies das übliche Procedere, dass ich aber noch nie so empfunden habe, weil ich eben immer recht weit weg vom Eingang saß. Kayleen schreitet äußerlich vollkommen unbeeindruckt an den beiden droidischen Wachen vorbei in den Gang und ich folge ihr auf den Fuß. Mein Herzschlag beruhigt sich wieder und ich versuche mich ganz unauffällig zu verhalten.

"Und sind Eure Erwartungen erfüllt worden?", fragt ein blauer Twi´lek, der sehr charmant wirkt und gutaussehend ist. Er trägt einen weißen Körperanzug, der deutlich die Schauwerte des sportlich trainierten Mannes gut zur Geltung bringt. Die Kundin ist hier wirklich Königin.

"Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie!", erwidert die Mirialanerin in einer schier albern hochgeschraubten Stimme. Und danach lässt sie den Twi´lek gar nicht mehr zu Wort kommen, während dieser uns gemessenen Schrittes durch die Anlage führt. Zuerst einen langen Gang entlang, dann betreten wir einen Turbolift. Ich denke, dass Kayleen mit ihrer aufdringlichen und durchaus kindischen Art ihr Gegenüber so nervt, dass der gar nicht merkt, dass ich gar nichts sage. Die Tür des Turbolifts öffnet sich und wir betreten eine Lounge, ausgestattet mit bequemen Sitzgruppen und an den Wänden links und rechts ziehen sich lange Theken entlang. Links werden Getränke von hauptsächlich droidischen Barkeepern ausgeschenkt, rechts scheinen Fanartikel verkauft zu werden. Wir müssen irgendwo oben am Gebäude sein, denn die gegenüberliegende aus Transpariglas bestehende Wand eröffnet einen freien Blick auf die Spitze der umliegenden Gebäuden. Alles hier nur vom feinsten und äußerst protzig, was den Huttischen Geschmack gut widerspiegelt.

"Es freut mich außerordentlich, dass der Service der Roten Arena ihren Geschmack getroffen hat", unterbricht der Steward den stetigen Redefluss von Kayleen und setzt mit eine paar Floskeln den Endpunkt für seine Zuständigkeit. Es steht uns frei, uns hier noch aufzuhalten, etwas zu trinken oder noch einzukaufen. Der Twi´lek verlässt uns dann überstürzt und kümmert sich um die nächsten wartenden weiblichen Besucher. Es ist wenig los, da die nach meiner Erfahrung die Termine in der Regel nach dem Abendtraining stattfinden, weil dann die Preise günstiger sind. Kayleen schlendert nun angemessen schnell den Verkaufstheken entlang, betrachtet die Auslagen, als hätte sie alle Zeit der Welt. Ich derweil bin inzwischen ein reines Nervenbündel. Jeden Augenblick kann entdeckt werden, dass da nur noch ein Hologramm von mir im Zimmer ist. Auf einen Fluchtversuch steht als Strafe ein äußerst schrecklicher Tod in der Arena. Beliebt ist, den Delinquenten an einem Seil in eine Bestiengrube mit ausgehungerten Kreaturen herunter zu lassen. Die Geschwindigkeit ist dabei sehr langsam und irgendwann kommt man dann in Reichweite der Bestien, die anfangen, springend nach dem Opfer zu schnappen. Eine Zeitlang kann man versuchen, die Beine anzuziehen, aber entweder verlassen einem dann bald die Kräfte oder man hängt irgendwann einfach zu tief, um noch entkommen zu können. Stück für Stück wird man dann lebendig gefressen. Ein wirklich schrecklicher Tod.

Schließlich erreichen wir durch eine Sicherheitsschleuse das Landedeck für Besucher. Besonders an der Schleuse stehen einige bewaffnete Sicherheitsdroiden herum, deren Kopf an den einen B1 Klappergestells aus den Klonkriegen erinnert, während der Unterleib den eines Hutten gleicht. Langsam, aber dafür sehr schwer gepanzert und jeder trägt ein Blastergewehr. Ich habe das Gefühl, dass jeder mich anstarrt und die Blastermündungen in meine Richtung wandern. Mein Herzschlag rast, mein Mund ist trocken und in meinem Gedärmen ist ein Knoten. Kayleen hält nun zielstrebig auf einen langgezogenen schwarzen Gleiter zu. Auf dem noblen Chassis des G35 "Silberwolke" der Marke CIG ist ein buntes Logo, dass ich nicht kenne. Lautlos schwingt eine Einstiegsluke auf und offenbart das luxuriöse Innere.

In dem Moment packt mich Kayleen am Arm und schreit: "Los!" Im gleichen Augenblick kommt deutlich Leben in die bisher stoisch herumstehenden Wachdroiden der Plattform. In der Luke des Gleiters tauchen zwei Mündungen auf, die sofort das Feuer auf die Droiden eröffnen. Von einem in der nähe vorbei fliegenden Gleiter wird ebenfalls auf die Plattform gefeuert. Einen Augenblick später fallen ein halbes Dutzend dieser Droiden funkensprühend einfach in sich zusammen. Nur einen Herzschlag danach springe ich in den Gleiter und Kayleen fällt halb auf mich drauf, als der Gleiter sofort sehr schnell fahrt aufnimmt.

"Such dir einen Platz und schnalle dich an!", befiehlt Kayleen, nachdem sie sich aufgerappelt hat, nun mit ihrer normalen Stimme und ich tu, was sie mir sagt. Ich suche mir einen freien Sessel, schnalle mich an und hoffe das Beste. In der Kabine befinden sich zwei Männer in Kampfmontur, die beide schwere Blastergewehre haben. Das gleiche DLT-19 Modell, welche auch die imperialen Truppen verwenden. Der Gleiter fliegt derweil mit sehr hoher Geschwindigkeit weg und wir gewinnen sehr schnell Abstand. Der Pilot macht einige gewagte Flugmanöver, die das Chassis des Gleiters knirschen lassen. Dann fädelt er sich in den Verkehrsstrom von Nar Shaddaa und der ist verdammt dicht. Ich kann sehen, wie sich inzwischen die Farbe des Gleiters gewechselt hat. Offensichtlich hat dieser hier irgend eine Technologie, um die Farbe ändern zu können.

"Das war jetzt einfacher als gedacht", meint Kayleen und schlüpft aus dem Kleid. Darunter trägt sie einen hautengen Anzug, der aber deutlich gepanzert ist. Dann beginnt sie sich abzuschminken und heraus kommt eine gutaussehende brünette Corellianerin von vielleicht Mitte Zwanzig.

"Das war einfach gute Arbeit!", meint einer der Schützen, nach Akzent und Aussehen ebenfalls ein Corellianer.

"Gute Vorbereitung, ein guter Plan und der Rest läuft von selbst", bestätigt der Andere, ohne seinen Blick von der Umgebung zu lassen. Auf einmal gewinnt der Gleiter schnell an Höhe und wir fliegen jetzt mit sehr hoher deutlich über den Sternenkratzern von Nar Shaddaa. Unter mir breitet sich ein grandioses Panorama aus. So schön habe ich diese Welt noch nie gesehen. Hinter uns sind zwei weitere Gleiter, die ich als CAV-11 "Kondor" erkenne. So einer hat mein Vater früher besessen. Vor uns erscheint nun ein YV-100 Raumfrachter, dessen hintere Luke zwischen den vier Triebwerken offen steht. Unser G35 fliegt in den offenen Lagerraum des Frachters und landet, die beiden anderen Gleiter folgen. Kaum sind sie drin, schließt sich die Frachtluke. Ich kann hören, wie die Triebwerke hoch fahren und der YV-100 gewinnt spürbar an Geschwindigkeit. Die Baureihe YV ist relativ neu und eine Nummer größer als YT Frachter der Corellianischen Ingenieursgesellschaft. Gehört zwar immer noch zu den kleinen Raumfrachtern, hat aber eine größere Passagierkapazität und einen großen Hauptfrachtraum.

"Dein Vater ist auf der Brücke. Ich bring dich zu ihm", meint Kayleen und lotst mich durch die Gänge zur Brücke. Alles wirkt aufgeräumt und ordentlich. Aber dafür habe ich kaum einen Blick. Der Boden unter meinen Füßen vibriert leicht, ich kann die Triebwerke arbeiten hören, dass säuseln der Lebenserhaltungssysteme und das nachhallen unserer Schritte auf den Bodenpaneelen. Der typische Geruch von aufbereiteter Luft umgibt uns.

Ich sehe meinen Vater nun nach über sechs Jahren wieder. Vor sechs Jahren war er mal für ein paar Wochen da gewesen, bevor er wieder zurück in den aktiven Dienst ging. Vor meiner Verhaftung habe ich ihn dann nur auf einem Holoprojektor gesehen, meist aufgezeichnete Botschaften, ohne die Möglichkeit, mit ihm interagieren zu können. Schließlich steht er vor mir und ich erkenne ihn kaum wieder. Er wirkt auf mich so klein, was wohl daran liegt, dass ich seit unserem letzten Abschied etwa einen halben Meter in die Höhe geschossen sein dürfte. Nun ist er nur noch unwesentlich größer als ich. Bekleidet ist mein Vater wie ein Zivilist mit weißem Hemd, schwarzer Weste, grauer Hosen und schwarzen Stiefeln. Bewaffnet ist er mit einer Blasterpistole im Tiefziehhalfter. Und mein Papa hat einen Bart, so dass ich ihn erst auf den zweiten Blick erkenne. Offensichtlich lebt er wirklich noch und meine Gefühle könnten widersprüchlicher nicht sein. Auf der anderen Seite grenzenlose Erleichterung und Freude, ihn lebend wieder zu sehen. Auf der anderen ein gewaltiger Zorn auf ihn, weil er mich fünf Jahre lang auf sich hat warten lassen.

"Du bist groß geworden, Lyra", meint mein Vater schließlich, als wir uns eine halbe Minute nun schweigend anstarren. In dem Moment gibt es einen Ruck, als wir den Hyperraum betreten. Mein Blick wandert kurz zu dem blauen Tunnel, durch den wir nun rasen, dann wieder zurück zu meinem Vater. Die Vibrationen werden deutlich weniger und der Geräuschpegel leiser, da die Unterlichttriebwerke nun nicht mehr laufen. Oft in den letzten Jahren habe ich mir ausgemalt, wie es wohl sein würde, wieder vor meinem Papa zu stehen. Je nach Laune bin ich ihm entweder dankbar um den Hals gefallen oder habe ihn angeschrien, weil meine Rettung so verdammt lange auf sich warten gelassen hat. Nun beginnen Tränen über meine Wangen zu rollen und das einzige was ich noch artikulieren kann ist: "Papa!"

Nakagos wirre Gedanken

Anfangs habe ich mir noch überlegt, eine rasante Verfolgungsjagd durch die Straßenschluchten von Nar Shaddaa zu designen. Aber ich denke, die äußere Sicherheit ist eher darauf ausgelegt, abzuschrecken und weniger darauf, einen Gleiter zu verfolgen. Das ganze Konzept dürfte darauf ausgelegt sein, dass ein potentieller Flüchtling gar nicht so weit kommen kann.

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