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Autor Thema: Stadt in Ketten III: Zenith der Nacht  (Gelesen 26576 mal)

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dude

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Stadt in Ketten III: Zenith der Nacht
« Antwort #210 am: 23. September 2005, 13:49:49 »
 @thargad

du bist ja ein ganz ein böser  :maul:  , hätt dich eher cn oder so eingeschätzt

@berandor

erstaunlich aber wahr!
und irgendwie erschreckend... man muß sich das mal vorstellen...  :wacko:  

Kylearan

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Stadt in Ketten III: Zenith der Nacht
« Antwort #211 am: 23. September 2005, 14:32:21 »
Zitat von: "dude"
erstaunlich aber wahr!
und irgendwie erschreckend... man muß sich das mal vorstellen...  :wacko:
Ja, ist toll in einem Kampagnenbogen, der offensichtlich auch viel mit sozialer Stellung zu tun hat, nicht wahr? Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich vor unserem "gesellschaftlichen Selbstmord" warne. Nicht, dass Helion da eine große Hilfe wäre...

Kylearan
"When the going gets tough, the bard goes drinking."

Thargad

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Stadt in Ketten III: Zenith der Nacht
« Antwort #212 am: 23. September 2005, 15:22:43 »
 
Zitat von: "dude"
@thargad

du bist ja ein ganz ein böser  :maul:  , hätt dich eher cn oder so eingeschätzt

 
Berandor hat gehausregelt, dass Assassine nur non-good sein müssen.
Ich habe  ihn um diese Änderung nicht explizit gebeten. Bei einer Diskussion über den Weitseher-Zyklus von Robin Hobb, haben wir damals aber auch mal über das Thema Assassine und Gesinnung gesprochen, und sind zu dem Schluß gekommen, daß gutgesinnte Assassine ziemlich undenkbar sind, aber neutralgesinnte Assassine möglich sein sollten.
Ich sehe Thargad derzeit als neutral mit einer Tendenz zum Bösen. Vielleicht wird er wirklich böse werden (die Sache mit Jill war ja auch ein ziemlich schwerer Schicksalsschlag für ihn), aber eigentlich fände ich es reizvoller, wenn er ein Wesen zwischen Licht und Schatten bleibt. (okay, ein bißchen mehr auf der dunklen Seite darfs schon sein  :rolleyes: )
 

Gast_Berandor

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Stadt in Ketten III: Zenith der Nacht
« Antwort #213 am: 23. September 2005, 15:36:54 »
 Thargad wird gegen seinen Mentor kämpfen, der ihn am Rande eines Säuresees liegen lässt und für tot hält. Dann kommt der Hofnarr und verschafft Thargad ein "Warforged-Kostüm". Als Thargad wiederbelebt wird, fragt er nach den Kettenbrechern und erfährt, dass sie tot sind. Daraufhin sinkt er auf die Knie: "NNNNEEEEEEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIIINNNNNN!"

Oder so.

Rezi zum Weitseher-Zyklus gibt es übrigens hier im Gate.

Kylearan

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Stadt in Ketten III: Zenith der Nacht
« Antwort #214 am: 23. September 2005, 15:49:07 »
 
Zitat von: "Gast_Berandor"
Thargad wird gegen seinen Mentor kämpfen, der ihn am Rande eines Säuresees liegen lässt und für tot hält. Dann kommt der Hofnarr und verschafft Thargad ein "Warforged-Kostüm". Als Thargad wiederbelebt wird, fragt er nach den Kettenbrechern und erfährt, dass sie tot sind. Daraufhin sinkt er auf die Knie: "NNNNEEEEEEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIIINNNNNN!"
QUOTE (Berandor woanders)
Und dann sehen wir ihn, und dann hören wir ihn, wir hören (James Earl Jones) den tiefen Bariton. Und dann… das verrate ich nicht, aber diesen Moment, der mit einem Schlag den ganzen Film hätte auf eine höhere Stufe stellen können, diesen Moment versaut Lucas. Richtig.[/quote]
Genau so stelle ich mir das vor, ehrlich ;-)

Kylearan
"When the going gets tough, the bard goes drinking."

Gast_Berandor

  • Gast
Stadt in Ketten III: Zenith der Nacht
« Antwort #215 am: 23. September 2005, 16:12:23 »
 Hätte ich das spoilern sollen?

Boras

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Stadt in Ketten III: Zenith der Nacht
« Antwort #216 am: 23. September 2005, 16:52:16 »
 Nein, das war schon vollkommen richtig diese Entwicklung offen kund zu tun. Nimmt uns lediglich ein klein wenig der immer stärker wachsenden Vorfreude auf das nächste Mal.

Gast_Berandor

  • Gast
Stadt in Ketten III: Zenith der Nacht
« Antwort #217 am: 23. September 2005, 16:56:55 »
 Ich dachte eher wegen des Films...

Kylearan

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Stadt in Ketten III: Zenith der Nacht
« Antwort #218 am: 23. September 2005, 16:58:39 »
Zitat von: "Gast_Berandor"
Ich dachte eher wegen des Films...
Ach komm, wer den bisher nicht gesehen hat, wird über diesen "Spoiler" schon nicht stolpern... Mein Zitat deiner Filmkritik sollte auch dich in deiner Plagiatwut bezüglich wichtiger Szenen beleidigen ;-)))))

Kylearan
"When the going gets tough, the bard goes drinking."

dude

  • Mitglied
Stadt in Ketten III: Zenith der Nacht
« Antwort #219 am: 23. September 2005, 19:07:54 »
 häähh???
um welchen film gehts da grad?
james earl jones? das war doch der aus conan der barbar

Dirim

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Stadt in Ketten III: Zenith der Nacht
« Antwort #220 am: 23. September 2005, 20:12:07 »
Zitat von: "Gast_Berandor"
Einem geneigten Betrachter (Vlaathu?) fällt auf, dass der Zwerg mit 12 unser Charisma-Monster ist.
jemals gezweifelt?

Thargad

  • Mitglied
Stadt in Ketten III: Zenith der Nacht
« Antwort #221 am: 23. September 2005, 23:31:01 »
 
Zitat von: "Gast_Berandor"
Thargad wird gegen seinen Mentor kämpfen, der ihn am Rande eines Säuresees liegen lässt und für tot hält. Dann kommt der Hofnarr und verschafft Thargad ein "Warforged-Kostüm". Als Thargad wiederbelebt wird, fragt er nach den Kettenbrechern und erfährt, dass sie tot sind. Daraufhin sinkt er auf die Knie: "NNNNEEEEEEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIIINNNNNN!"
 
Ich melde mal leise Zweifel an, weil ...

1. Thargad nicht vom Hofnarren mit der Macht verführt werden kann, seine Geliebte zu retten (nur um sie dann dazu einzusetzen, sie umzubringen). Die Gute ist ja schon tot, aber er immer noch kein Gefolgs-Dummie des Hofnarren. Der Zug ist also abgefahren.

2. er nicht wie die Person, mit der er verglichen wurde, den Schluß zieht: "Jetzt hat der mich aber kräftig reingelegt, dafür schwör ich ihm doch glatt ewige Treue, weil es jetzt ja eh egal ist. Und als erstes bringe ich mal ein paar kleine, unschuldige Kinder um wie mein neuer Herr befiehlt."

3. seine (Ex-)Geliebte keine Lichtgestalt des Kampfes wider Tyrannei und Unterdrückung war, sondern genau für eben die gearbeitet hat, da das ihrer Meinung nach aufregender war.

4. er nicht das Schoßhündchen vom Hofnarren ist, das glaubt, der arme unschuldige Hofnarr müsse vor den bösen, bösen Kettenbrechern oder der Schwarzen Rose beschützt werden, die da eine ganz gemeine Verschwörung planen.

5. er beim besten Willen nicht den gedanklichen Spagat hinbekäme die bösen "Verschwörer" zu bekämpfen, weil sie Demokratie und Freiheit bedrohen, nur um nach dem Sieg zu sagen: "Och, Diktator zu sein hat eigentlich auch so seine Vorzüge"

Und der entscheidenste Grund:

6. er einfach keinen Sinn für theatralische, zumeist schmalzig, kitschige Auftritte hat.

Kylearan

  • Mitglied
Stadt in Ketten III: Zenith der Nacht
« Antwort #222 am: 27. September 2005, 10:03:24 »
Zitat von: "dude"
häähh???
um welchen film gehts da grad?
james earl jones? das war doch der aus conan der barbar
http://www.p-pricken.de/?p=26' target='_blank'>Sith happens.

Übrigens spielen wir am Sonntag wieder. Mal sehen, ob Berandors Internetprobleme bis dahin zwecks Weiterführung der Story Hour ausgeräumt sind.

Ich kann mich immerhin noch an die Ereignisse nach Pestbeule und Hedian erinnern.

Kylearan
"When the going gets tough, the bard goes drinking."

Berandor

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Stadt in Ketten III: Zenith der Nacht
« Antwort #223 am: 27. September 2005, 11:42:23 »
 Vater und Sohn
Die Rechtsordnung in Cauldron ist bedroht. Es erscheinen hier böse und chaotische Wesen und sogar Wesen von anderen bösen und chaotischen Ebenen. Eine magische Gefahrenabwehr wird errichtet, die Schutz vor oder Grund für die Wesen sein kann. Cauldron steht vor einer Eskalation der Lage. Um meine Aufgaben zu erfüllen brauche ich hier Verstärkung. Sowohl materiell als auch in Manneskraft. DRINGEND
                  – Dirim Gratur in einem Brief an die Barakmordin, 1372 TZ


Der Weg durchs Unterreich war beschwerlich, aber es schien, als ob die Götter Mitleid mit den Kettenbrechern hatten, denn sie gelangten ohne Störung zur Grube der Sieben Mäuler. Es dauerte, bis sie den Karren die Treppen hochgewuchtet hatten, aber schließlich standen sie wieder in der Herbstsonne.

Dirim und Thamior atmeten gleichsam tief durch, dann wandten sie sich an ihre Begleiter.

»Ein paar Meilen weiter lebt ein Einsiedler. Dort verbringen wir die Nacht, und zwei Tage später sind wir hoffentlich in Cauldron. Wenn ihr mögt, könnt ihr mitkommen.«

»Nach Cauldron?«, fragte Pestbeule. »Was soll ich da?«

Auch Hedian schien nicht sehr begeistert. »Cauldron wird überschätzt.«

Dirim vermutete eher, dass die Beiden in der Stadt schon einen gewissen Ruf hatten, aber er drang nicht weiter in sie – was ziemlich uncharakteristisch war.

»Wenn ihr wollt, dann geht«, sagte er nur.

Pestbeule marschierte sofort los und war schon bald hinter einem Hügel verschwunden. Hedian konzentrierte sich kurz. Schwarze Schattenschwingen griffen nach ihm und hoben ihn in die Luft. Dann flog auch er davon.

Es war nun also an Dirim und Thamior, den Karren zu ziehen, denn obschon Zenith inzwischen wach und scheinbar gefügig war, wagte es keiner der beiden, den Zwergenkämpfer loszubinden. Bevor sie weiterzogen, kümmerte sich Dirim aber noch um die Verstorbenen. Mit einem kurzen Gebet sorgte er dafür, dass die Leichen nicht weiter vewesten.

»Ich hatte gedacht, das sei Pestbeule gewesen.« Das war alles, was Thamior dazu sagte.

-

Jared freute sich, die Beiden wiederzusehen, wenn er auch betrübt über die vielen Gefallenen war. Er versprach ihnen, fünfhundert seiner Besten am folgenden Tag zur Grube zu schicken, um den Eingang ins Unterreich zu bewachen, und gab ihnen auch noch eine Eskorte mit, die sie bis Cauldron begleiten sollte. Leider konnte er weder Zugvieh noch Tagelöhner entbehren, um den Karren zu ziehen, da der Umbau der Burg noch in vollem Gange war. Dirim und Thamior hatten davür natürlicch Verständnis, und so banden sie ihre Pferde aneinander und an den Karren und machten sich bei Sonnenaufgang auf den Weg nach Cauldron.

Der Tag neigte sich schon wieder dem Ende entgegen, als ein dumpfes Grollen die beiden stutzen ließ. Es war eindeutig das Geräusch eines Felsrutsches. Thamior schlich ein paar Schritte vor und spähte den Weg entlang. Was er sah, ließ sein Blut in Wallung geraten: ein Riese. Zeit seines Lebens hattte er diese übergroßen Missbildungen gehasst und sich zum Ziel gesetzt, sie vom Antlitz der Erde zu tilgen. Er war versucht, gleich einen Pfeil in dessen Pelz zu setzen, schluckte den Zorn aber hinunter und ging zu Dirim zurück.

»Es ist ein Hügelriese«, sagte er verächtlich. »Die sind dumm, gierig, faul und gefräßig. Wir können ihn besiegen.«

»Vielleicht können wir ihn austricksen?«, schlug Dirim vor, allerdings ohne Enthusiasmus in der Stimme. Auch er sähe es lieber, wenn sie den Riesen töteten.

»Sieht so aus, als hätte er sich unseren Pfad ausgesucht, um Wegzoll einzutreiben. Vielleicht können wir ihn übertölpeln. Wollen wir das denn?«

»Nein«, gab der Zwerg zurück. »Warte nur einen Moment, bis ich mich vorbereitet habe.« Er begann, im Geiste die ihm gewährten Gebete durchzugehen, als sein Blick auf den Karren fiel. »Warte mal.«

»Was ist?« Thamior hatte sich schon zwei Pfeile zurecht gelegt.

»Was, wenn es schief geht? Dann liegen unsere Freunde hier draußen, und niemand wird sie retten.«

»Wir packen das.«

»Und wenn nicht?«

Thamior zögerte. »Solonor verzeih. Der Zwerg hat Recht. Warten wir also.«

Sie suchten sich eine Stelle, wo Pferd, Karren und sie selbst halbwegs sicher waren, und bezogen dann Stellung in Sichtweite des Riesen. Es war ein behäbiger und schmutziger Kerl, dessen Keule – ein ausgerissener Baum – nichtsdestotrotz gefährlich aussah. Gerade bohrte er sich mit einem fleischigen Finger in der Nase, um den hervorgeholten Popel schließlich in den Mund zu stecken. Dann nahm er einen der Felsbrocken an seiner Seite und warf ihn die Schlucht hinunter. Ein kindlich-freudiges Grinsen trat auf seine Lippen, als er dem krachend hinter stürzenden Felsen lauschte.

»Ist wirklich nicht der Klügste«, sagte Dirim. »Sieht auch so aus, als ob er sich langweilt.«

Tatsächlich wirkte der Riese ruhelos, und immer wieder gähnte er. Immer wieder riss er ein Stück Felsen aus dem Boden und warf es hinab. Endlich, die Sonne ging bereits unter, machte er sich auf den Weg dorthin, wo er hergekommen war, was glücklicherweise nicht in Richtung der Kettenbrecher lag.

Dirim und Thamior schlugen ihr Lager dort auf, wo sie waren, und machten sich dafür am nächsten Tag um so früher auf den Rückweg. Der zweite Tag verlief ereignislos, und endlich befanden sie sich auf dem steilen Weg, an dessen Ende Cauldrons Westtor wartete.

-

Sie mussten sich lautstark Gehör verschaffen, und selbst dann dauerte es noch etwas, aber endlich wurde das große Tor im Boden versenkt, und die Stadt lag wieder vor ihnen. Dahinter sahen sie einige Schaulustige, und am Tor selbst eine Gruppe Halborks, die das Emblem der Stadt auf ihrer Rüstung trugen, Seite an Seite mit einer stilisierten Orkaxt.

»Was wollt ihr?«, fragte einer der Orks barsch. »Und warum kommt ihr nicht durch die anderen Tore?«

»Wir sind die Kettenbrecher«, sagte Dirim. »Und wir kommen da rein, wo es uns passt.«

»Jetzt hör mal zu, Kleiner-«, begann der Ork, wurde aber von einem seiner Kumpane aufgehalten. Der andere Ork legte ihm die Hand auf die Schulter.

»Lass mal, Gortak. Ich hab von denen gehört. Das geht in Ordnung.«

Gortak schien für einen Moment, als wolle er noch etwas sagen, aber dann spuckte er nur auf den Boden und machte dem Karren Platz.

»Wird ja immer besser hier«, sagte Thamior.

Dirim nickte. »Richtig heimelig.«

Sie lenkten den Karren in Richtung des Helm-Tempels. Einige Bürger hielten inne, als sie vorbei zogen, aber die meisten schienen mit anderen Dingen beschäftigt. Es waren mehr Wachpatrouillen unterwegs als vor der Ankunft der Halborks, auch wenn die Söldner nicht sehr beliebt zu sein schienen.

Schließlich kamen die Beiden zum Tempel. Irgend jemand hatte anscheinend schon von ihrer Ankunft berichtet, denn Jenya erwartete sie mit nassen Haaren.

»Bitte verzeiht«, sagte sie. »Ich habe gerade ein Bad genommen.« Dann sah sie den Karren, und ihre Miene wurde ernst.

»Könnt ihr den Zwerg sicher verwahren, bitte? Und die anderen zur Wiederbelebung vorbereiten?«

»Natürlich«, sagte Jenya. »Ich... ich habe allerdings nur noch eine Schriftrolle.«

»Wir kümmern uns um den Rest«, sagte Dirim. »Zunächst gehe ich mal zum Azuthtempel – und dann muss ich mit Shensen sprechen.«

»Ich bleibe solange hier«, sagte Thamior.

-

Trotz seiner Worte führte Dirims Weg zuerst zu seinem eigenen Tempel, um dort nach dem Rechten zu sehen. Als er am Tempel ankam, bemerkte er Bewegung im Wachhaus. Hatte Kilian einen Wächter eingestellt? Dann öffnete sich die Türe, und ein Mann trat ihm entgegen. Er war groß, muskulös und hatte einen breiten Schnurrbart. Auf seiner Brust prangte das Emblem des Ritterordens der Barakmordin, dem auch Dirim angehörte.

»Dirim Richtschwert von Tyr Gratur?«

»Der bin ich.«

Der Mann lächelte und packte Dirims Hand. »Ich bin Beregard von Tyr. Der Orden hat mich geschickt, um die Führung des Tempels zu übernehmen. Kommt.«

Er führte Dirim hinein. Neben dem Wachhaus stand ein Mann in Rüstung, hinter der Kapelle sah Dirim weitere Soldaten einen Übungskampf durchführen.

»Das hier ist Karras, da hinten sind Brynn, Dernholm, und Alina. Sie sind zum Schutz des Tempels da. Ich habe übrigens das Tyr-Zimmer bezogen – es schien unbewohnt. Ich nehme an, ihr schlaft bei der Kapelle?«

»Ganz recht«, sagte Dirim, immer noch etwas benommen von der Plötzlichkeit der Veränderung.

»Gut«, sagte Beregard. »In den anderen Zimmern schlafen eure Freunde? Solange wir sie nicht brauchen, können sie ruhig da bleiben. Meine Leute pennen in den Truppenquartieren. Und das hier ist Sam.« Eine junge Frau war aus dem Haupthaus gekommen, die bei Nennung ihres Names zusammenzuckte. Sie nahm jedoch sofort Haltung an. »Sam kümmert sich um die Zahlen. Hol Tomker her, ja?«

»Zu Befehl.« Sie verschwand in der Kapelle.

Beregard sah ihr nach. »Süßes Ding. Eigentlich heißt sie Samira, aber sie will Sam genannt werden. Sie meint, sie würde sonst nicht ernstgenommen. Aber lasst euch nicht täuschen«, er zwinkerte Dirim zu, »sie weiß, mit welchem Ende ihres Schwertes sie zustechen muss.«

Samira kam wieder zurück. In ihrem Schlepptau war ein junger Mann, der seinen Vollbart gerade so mit Müh und Not hatte wachsen lassen können. Beide nahmen Haltung an.

»Das ist Tomker von Ilmater. Er kann die Gottesdienste übernehmen, wenn ihr das nicht machen wollt.«

»Keine Sorge«, sagte Dirim. »Ich werde die Dienste leiten, wenn ich in der Stadt bin.«

»Sehr gut. Zurück an die Arbeit, Tomker«, befahl Beregard. »Oh – bevor ichs vergesse. Ich habe einen Brief für Euch.« Er gab Dirim einen Schriftrollenbehälter. Dirim entrollte das Pergament und erkannte die Handschrift seines Vorgesetzten.

»Ich schicke Euch Bruder Beregard als Hilfe wie als Lehrmeister«, las er. »Seid gewiss, dass Euer Scheitern ebenso auf meinen Schultern liegt wie den Eurigen.«

Dirim atmete tief durch. Wenigstens war der Tempel jetzt sicherer. Er verscheuchte Tomker aus seinen Gemächern und zog sich um, dann verließ er den Tempel wieder.

-

Der große Turm des Azuthtempels war wieder einen Meter gewachsen, so schien es. Dirim trat in die kühle Halle, die zweimal in der Woche voller Menschen war, um Embril Aloustinai oder ihren Stellvertreter, Ike Iverson, predigen zu hören. Irgendwann würde der Tyrtempel ebenso beliebt sein, hoffte er. Im Moment waren aber nur wenige Gläubige anwesend, und natürlich die Laienpriester, denen die täglichen Geschäfte übertragen worden waren.

Eine junge Frau im Kirchengewand des Tempels trat auf ihn zu. »Azuth zum Gruße.«

Dirim erwiderte den Gruß und fragte nach einer Wiederbelebung.

»Natürlich übernimmt der Tempel diese Aufgabe«, sagte die Frau. »Wenn ihr jedoch nur eine entsprechende Schriftrolle benötigt, würde euch das etwas über sechshundert Kelche kosten.« Ein Daublar, oder Kelch, war etwa ebensoviel wert wie zehn Goldmünzen. Dirim musste schlucken. Kurz überlegte er, Embril selbst zu fragen – schließlich hatte sie behauptet, die Schätze gekannt zu haben, aber er verwarf den Gedanken wieder.

»Ich überlege es mir«, sagte er stattdessen und ging.

Kurz darauf stapfte er durch das kleine Wäldchen am Rande des Kratersees. Irgendwo über ihm schrie ein Falke – oder irgend ein anderer Vogel. Dann kletterte Shensen von einem Baum.

»Wie geht es dir?«, fragte er zur Begrüßung. »Ich habe eine Bitte.«

»Was gibt es denn?«, gab die Dunkelelfe zurück, ohne seine Frage zu beantworten.

»Schau mal hier.« Er gab ihr die Schriftrolle mit dem Wiedererweckungszauber, die sie von Abhaca als Abschiedsgeschenk erhalten hatten. »Kannst du damit was anfangen?«

Shensen sah die Schriftrolle an, nachdem sie einen entsprechenden Zauber gesprochen hatte. »Ich kann die Schriftrolle benutzen, wenn Ihr das wissen wollt.«

»Und taugt das was?«

»Was meint ihr?«

»Würdet ihr das eher einem Barbaren oder einem Magier zumuten?«

Shensen bekam große Augen, als sie Dirims Worte verstand. »Ich... sind sie beide tot?«

»Und Thargad auch.«

Sie schloss die Augen. »Das ist furchtbar.« Beide schwiegen. Schließlich sagte Shensen: »Ein Magier ist nicht so sehr von seinem Körper abhängig, und der Geist wird von diesem Zauber nicht beeinflusst. Helion scheint mir geeigneter.«

»Danke. Morgen früh?«

»Morgen früh.«

-

Dirim hatte den Helmtempel kaum verlassen, als Celeste erschien und direkt auf Thamior zukam.

»Ihr seid zurück«, sagte sie. »Wo ist Zenith?«

»Ihm geht es den Umständen entsprechend«, sagte der Elf.

»Kann ich ihn mitnehmen?«

»Nein. Wir bringen ihn vorbei.«

»Wie ihr meint«, sagte sie zögerlich. Sie trug ein Kleid aus roter Seide mit goldenen Absätzen, das ihre Haut wie Porzellan scheinen ließ. »Wo sind die anderen?«

»Dirim ist in der Stadt. Der Rest ist tot.«

Für einen winzigen Augenblick meinte Thamior, Erschrecken in ihren Augen zu sehen, dann hatte Celeste sich wieder unter Kontrolle. Oder er hatte es sich nur eingebildet.

»Ihr werdet sie wiedererwecken?«

»Wenn sie wollen.«

»Gut. Wann wollt ihr Zenith vorbeibringen?«

»Wir machen den Tausch heute.«

»Sollen wir nicht warten, bis ihr wieder... bis die anderen wieder unter euch weilen?«

»Nein. Heute.«

»Also gut. Kommt nach Sonnenuntergang in den Höchsten Sonnenstrahl.«

»Werden wir denn auch reingelassen?«, fragte Thamior spitz.

»Wenn ihr euch entsprechend kleidet.«

»Ihr solltet besser dafür sorgen, dass wir rein kommen. Sonst bleibt Zenith bei uns.«

Celeste sah ihn einen Moment an, dann seufzte sie. »Ihr werdet euch vernünftig anziehen.«

»Natürlich werde ich das«, sagte Thamior, und meinte es auch.

»Dann bis heute abend.« Dann drehte sich Celeste mit beeindruckender Grazie um die eigenen Achse und ging wieder. Ihr Parfüm verweilte noch einige Minuten.

-

Am Abend gingen Dirim und Thamior zum Höchsten Sonnenstrahl. Sie hatten beide gebadet; Thamior trug seinen feinsten Umhang und den teuren Diamantring der Gruppe, Dirim war wie beim letzten Mal geschmückt. Sie wurden anstandslos vorgelassen.

Celeste nahm sie noch einmal zur Seite, als sie den Gang mit den Privaträumen betraten. »Wollt ihr mir Zenith nicht einfach geben, und ich bringe euch eure Belohnung?«

»Nein«, sagte Dirim knapp. Celeste seufzte und führte sie in den selben Raum wie zuvor. Der alte Devkin hockte zusammen gesunken auf seinem Stuhl und sah müde empor, als sie herein kamen. Dann fiel sein Blick auf Zenith.

»Mein Junge! Endlich bist du zu mir zurück gekehrt. Komm in meine Arme!«

»Nicht so schnell!«, sagte Dirim.

»Warum? Was – warum ist mein Sohn gefesselt? Und geknebelt?«

Thamior entfernte den Knebel. Zenith sah Devkin in die Augen. »Deine Stadt wird in Feuer und Verrat untergehen!«

»Was ist mit ihm?«, fragte Devkin entsetzt.

»Er ist nicht bei Sinnen. Es wird einige Zeit dauern, bis er wieder normal ist – falls es jemals soweit kommt.«

»Aber... kommt, lasst ihn neben mir sitzen, und dann berichtet.«

Sie taten, wie ihnen geheißen. Devkin hörte mit ernster Miene zu, wie sie von den Kämpfen berichteten, von den falschen Prophezeihungen, und von dem Tod ihrer Gefährten.

»Drei von Euch sind gestorben? Aber... das ist furchtbar. Furchtbar. Furchtbar komisch!« Der Zwerg begann zu lachen, zu glucksen. Sein Körper verformte sich: seine Beine und Arme schienen zu verkümmern, sein Hals schrumpfte, sein Torse wuchs an, wurde runder, seine Haut verfärbte sich, wurde lederartig, wulstig. Devkins Mund zog sich grotesk in die Breite, seine Haare fielen ihm aus, aus seinem Schädel wuchsen Schlangen, Tentakel, an deren Enden – Augen. Dann schwebte ein Betrachter vor ihnen.

»Grazz’t sei euch gnädig!«, flüsterte Celeste kaum hörbar, dann verschwand sie in einem Teleportblitz.

»Drei von Euch gestorben! Und trotzdem bringt ihr mir meinen Jungen!« Ein rosafarbener Strahl kam aus einem der Augen und umgab Zeniths Körper. Der Zwerg schwebte auf den Betrachter zu. Dirim und Thamior wagten nicht, zu widersprechen.

»Ihr habt mir Steine in den Weg gelegt. Jetzt habt ihr mir geholfen. Wir sind quitt. Verlasst die Stadt, wenn Euch euer Leben lieb ist. Ich habe die Schätze Tethyrs beseitigt – ich werde ganz sicher nicht zögern, wenn es um ihre Nachkommen geht. Dies ist eure letzte Warnung.«

Der Betrachter gab ein paar Worte in gutturalem Singsang von sich, während seine Augenstiele sich in komplexen Mustern wanden. Wieder ein Teleportblitz, dann war er verschwunden und hatte Zenith mitgenommen.

Thamior sah Dirim an. Der sah zurück.

»Ach du Scheiße«, sagten sie im Chor.
Bitte schickt mir keine PMs hier, sondern kontaktiert mich, wenn nötig, über meine Homepage

Berandor

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Stadt in Ketten III: Zenith der Nacht
« Antwort #224 am: 27. September 2005, 11:52:23 »
 Wieder vollzählig

In der grauen Einöde standen drei Gestalten. Einst waren es Menschen, und sie hatten einander gekannt. Jetzt waren es nur mehr Geister, und ihr Anblick weckte bei den anderen beiden keine Erinnerung mehr. Und doch waren sie alle an diesem Ort, zur selben Zeit, wie von unsichtbarer Hand geleitet.

Der Mann, der einst Thargad gewesen war, fühlte sich alleine. Ihm war kalt, aber die Kälte kam von innen. Vor sich sah er einen Mann in zerfetzten Roben, blutig geschlagener Haut, mit Leiden im Gesicht. Ihre Blicke trafen sich, und der Leidende Mann schüttelte traurig den Kopf, bevor er sich abwandte. In der Entfernung sah Thargad eine weitere Gestalt, mit langen schwarzen Locken und einem Schnurrbart, gekleidet wie ein Adeliger wären da nicht sein Breitschwert und die schlecht verheilten Wunden im Gesicht. Dieser zweite Mann zuckte mit den Schultern und zeigte Thargad seine leeren Hände.

Das Abbild des Mannes, den man Boras genannt hatte, stand stolz und starr in Felle gekleidet. Er wartete auf den Wolfsmann, und bald kam er auch.

»Da bist du ja wieder.« Der Wolfsmann musterte den Barbaren. »Du hast einige ehrenvolle Kämpfe hinter dir. Komm mit, wenn du willst, und du sollst in unserem Krieg dienen. Oder kehr um, und gewinne den Ruhm eines Häuptlings

Der Mann schließlich, der Helion hieß, sah sich einer unsichtbaren, beinahe uninteressierten Präsenz gegenüber.

»Helion Dambrodal«, sagte die Präsenz. Ihre Stimme war deutlich und präzise. »Du warst mir nicht untreu. Soll dies das Beste sein, was man von dir sagen kann? Ist das alles, was du im Leben anstrebst?«

Plötzlich wuchs eine menschengroße Hand aus dem Boden, oder besser: ein menschengroßer Panzerhandschuh. In seiner Handfläche prangte ein geöffnetes Auge. Die Aufmerksamkeit der drei Verstorbenen wurde auf den Handschuh geleitet, sehr zum Unmut der anderen Präsenzen.

»Keine direkte Einmischung!«, kreischte der Wolfsmann. »Nur Worte

Um die unsichtbare Präsenz herum knisterte die Luft. »Was tust du, Wächter? Bist du dir bewusst, was du wagst?«

»Das bin ich, Zaubermacher«, dröhnte der Handschuh. Dann blickte das Auge zu den drei Seelen. »Ihr, die ihr euch Kettenbrecher nanntet. Eure Stadt liegt noch in Ketten, eure Aufgabe ist noch nicht erfüllt. Eure Wacht endet am Morgen. Noch herrscht Nacht. Ich komme für die, welche mir am Herzen liegt, und ich kann euch zurückholen. Euch alle.« Die letzten Worte schienen besonders für Thargad gemeint. »Doch wisset, der Preis ist hoch. Kehrt ihr zurück, dann sollt ihr alles tun, um den Kessel zu befreien. Seid ihr dazu bereit?«

Mit einem Mal wussten die Seelen wieder, wer sie waren. Sie wussten, wovon der Handschuh sprach. Und sie waren bereit, seine Forderung anzunehmen.

»Dann geht zurück. Wisset, dass das Schicksal des Kessels untrennbar mit dem Euren verbunden ist – rettet die Stadt, und ihr werdet auch eure Queste erfüllen.«

Die Kettenbrecher spürten ein Ziehen im Hinterkopf, dass sie in ihre Körper zurück lockte.

»Bevor ihr geht, ist hier Eure erste Aufgabe: Es fließt Blut am Neujahrstag. Es liegt an Euch, dass es nicht das Blut der wahren Stadtwachen ist. Schützt meine Getreuen, und ich werde euch Eure wahre Stärke wiedergeben.«

Das Ziehen in ihrem Kopf wurde stärker.

»Jetzt geht.« Die drei gaben dem Ziehen nach. Helion sah, wie Thargad und Boras verblassten und sich in einem Lichtkegel auflösten. Dann verschwand auch der Panzerhandschuh.

»Und ich?«, fragte er in dem Wissen, dass die unsichtbare Präsenz noch anwesend war.

»Du darfst auch gehen«, tönte es aus dem Nichts. »Auch meine Getreuen sind in Gefahr, wo du hingehst. Trotzdem könntest du etwas häufiger beten. Ich werde dir einen kleinen Denkanstoß mit auf die Reise geben

Dann fühlte Helion, wie es ihn zurück riss, und er sah, wie er auf seinen Körper zuraste. Aber nein, dachte er geschockt, das war ja gar nicht sein...


-

Als sie sich im Helmtempel eingefunden hatten, war ihnen gleich aufgefallen, dass Jenya sehr erschöpft aussah. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen, ihre Haut war fiebrig bleich, und ihre Hände zitterten leicht. Dennoch hatte sie es sich nicht nehmen lassen, die beiden Gebete selbst zu sprechen, um Boras und Thargad wieder ins Leben zurück zu holen. Dann aber hatte sie sich entschuldigt und von einem Akolyten fortbringen lassen, während Ruphus Laro – der Kleriker, den die Kettenbrecher vor einigen Monaten gerettet hatten – es übernahm, die Erweckten zu heilen. Die letzte Schriftrolle hatten sie beim Azuthtempel erstanden und dafür ihren Diamantring geopfert.

Ein paar Stunden später hatten sie sich dann mit Helions Leiche im kleinen Wäldchen eingefunden, wo Shensen schon auf sie gewartet hatte. Thamior hatte sehr überrascht reagiert, und nur das Zureden der anderen Kettenbrecher, Shensens deutliche Passivität und die Tatsache, dass Annas Falke auf ihrem Arm landete, hatten den Elfen von einem Angriff abhalten können. Dennoch betrachtete er Shensen während des gesamten folgenden Rituals mit unverhohlenem Misstrauen.
Shensen verbrannte ebenfalls Kräuter, und sie goss einen grünlichen Sud über den toten Körper. Trotz der Gemeinsamkeiten aber war die Zeremonie dennoch auf unbestimmte Weise anders, selbstverständlicher. Schließlich war Shensen fertig und erhob sich.

»Und jetzt?«, fragte Dirim.

»Warten wir.«

Es raschelte. Äste knackten. Irgendetwas – irgendjemand kam auf sie zu. Shensen sah erwartungsfroh in die Richtung des Geräusches. Thamior nahm vorsichtshalber seinen Bogen hoch. Gespräche wurden eingestellt. Nimbral, Helions Katze, wurde unruhig. Dann wurden die Blätter eines Busches zur Seite geschoben. Die Kettenbrecher sahen geschockt, wie ein Kobold aus dem Dickicht trat. Er hob seine Hand und sagte: »Ich bins, Helion!«
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