Ende des ersten Tages in Schloss Maerimydra
Als die Helden sich in dem Raum umschauen, sehen sie, dass sie sich in einer Bibliothek befinden. Die Bücher sind jedoch aus den Regalen gerissen und viele Werke vollkommen zerstört. Der Boden ist über und über mit herausgerissenen Seiten bedeckt, die nun mit Blut und anderen Sekreten besudelt sind.
Bedrückt schaut Vinduil auf das Chaos:
"Ein Schande! Auch wenn es Schriften der Drow sind, ist es doch Wissen, welches hier nutzlos verschwendet wurde."
"Noch ist nicht alles verloren."
Grinsend holt Malithil einen reich verzierten Helm aus seinem Rucksack.
"Mit diesem magischen Gegenstand ist es mir möglich, mir fremde Sprachen zu lesen und zu verstehen."
Als er jedoch den Helm aufsetzt und eine herausgerissene Seite zur Hand nimmt, huscht ein enttäuschter Ausdruck über sein Gesicht.
"Verdammt! Viel Gold für nichts bezahlt!"
"Lasst mich es einmal versuchen." bietet sich Vinduil an.
Als der Elf den Helm aufsetzt, entfaltet dieser auch tatsächlich seine magischen Kräfte.
"Dann lasst uns beginnen. Wir haben noch viel Arbeit vor uns."
Während die Gelehrten, wie Windan sie etwas spöttisch bezeichnet, sich mit den Schriftstücken beschäftigen, untersucht der Halbling noch die angrenzenden Räume und eine Treppe, die aus der Bibliothek in das darüberliegende Geschoss führt. In direkter Nähe scheint es allerdings keine weiteren Gefahren mehr zu geben, so dass der kleine Barbar die Zeit nutzt, um sich im Nachbarraum in einem Sessel etwas zu erholen. Bald darauf ist er auch tatsächlich eingeschlafen.
Plötzlicher Lärm lässt Windan aus seinem leichten Schlummer hochfahren.
Was war das? Noch während er sich den Schlaf aus den Augen wischt, in den Nachbarraum stürmt und seine Waffen zieht (alles natürlich mehr oder weniger gleichzeitig, wobei eines seiner Schwerter nur knapp das rechte Auge verfehlt), stellt er fest, dass seine Gefährten anscheinend wieder angegriffen worden sind.
"Schon wieder! Und wieder diese widerlichen Rauchzungen! Mein Kopf ist immer noch ganz benebelt vom letzten Mal, als sie mir ihre Zunge in mein Ohr gesteckt haben!"
Angewidert schüttelt sich Windan bei dem Gedanken an dieses unangenehme Erlebnis. Doch es bleibt ihm nicht viel Zeit darüber nachzudenken, und er verspürt auch wenig Muße dazu. Denn schon ist wieder ein Kampf im vollen Gange. Diesmal schaffen es die Recken jedoch recht schnell, die Feinde zu bezwingen. Mit den Taktiken der Monster inzwischen vertraut, bieten sie ihnen wenig Möglichkeiten ihre schnellen Vorstöße verbunden mit dem sofortigen Rückzug effektiv zu nutzen.
"Wir sollten uns einen Rastplatz suchen. Ich denke, wir haben alle etwas Ruhe nötig. Auch muss ich meine Zauber wieder memorieren."
Vinduil blickt seine Gefährten fragend an, aber von denen erhebt keiner Einspruch.
"Von den Räumen hier scheint keiner besonders sicher zu sein. Wir sollten das Risiko eingehen und noch weitere Räume durchsuchen, in der Hoffnung, einen sicheren zu finden."
Nach diesen Worten packen die Gefährten die Bücher ein, von denen der Elfenkleriker behauptet, sie seien wertvoll, und machen sich wieder auf den Weg.
In dieser Etage schienen sich die beiden Flügel des Gebäudes nun in zwei Türme zu teilen. Die beiden Türme werden durch eine Steinbrücke verbunden. Diese ist wiederum mit einem hölzernen Aufbau bedeckt. Durch kleine Schießscharten kann man einen Blick auf Maerimydra werfen. Die Konturen einzelner Gebäude sind schemenhaft durch den allgegenwärtigen Rauch zu erkennen, gespenstisch erleuchtet durch die großen Feuer, die überall in der Stadt brennen.
Am Ende der Brücke befindet sich ein kleiner Raum, von dem drei weitere Türen abgehen.
Bei dem Versuch die linke Tür zu öffnen, fährt Windan erschrocken zurück. In dem Augenblick, als er das Holz berührt, tut es plötzlich einen lauten Knall, dass es allen in den Ohren klingelt. Was immer sich hier auch befinden mag: nun ist es gewarnt.
Um ihren Gegnern nicht zuviel Zeit zur Vorbereitung zu lassen, stürmt Windan in den dahinterliegenden Raum. Kampfbereit hat sich dort bereits eine Drow in einem totenschädelgeschmückten Wappenrock aufgestellt. Doch gegen diese Übermacht hat sie keine Chance. Nach wenigen Hieben ist sie bereits gefallen.
"Schnell, in den anderen Raum."
Windan stürmt auf die gegenüberliegende Tür zu. Auch hier ruft eine Art Explosion gewaltigen Lärm hervor, doch der Barbar, der damit schon gerechnet hat, lässt sich davon nicht beindrucken und öffnet die Tür. In letzter Sekunde kann er noch verhindern, in eine magisch- wirbelnde Barriere aus Klingen zu stürzen. Gewarnt durch den Krach, hat sich die Bewohnerin dieser Räumlichkeiten bereits vorbereitet und den Durchgang mit der Klingebarriere blockiert.
Herablassend lächelnd trit Vinduil nach vorne. Mit wenigen Worten der Macht ist der Zauber aufgehoben und die Recken können gefahrlos die Gemächer betreten, was ein plötzliches Ableben der Drow die hier haust zur Folge hat.
Die dritte Tür führt nach draußen auf eine Treppe. Diese Tür kann mit einem Schlüssel geöffnet werden, die eine der Drow bei sich trägt.
"Lasst uns hier bleiben. Falls wir angegriffen werden, können wir notfalls durch die Tür nach draußen fliehen. Und da hier diese beiden Weiber gewohnt haben, sollte es halbwegs sicher sein."
Niemand hat am Vorschlag Tavarons etwas auszusetzen. Windan hebt noch eine Tür aus den Angeln, um damit in dem Raum, in dem die Helden nächtigen wollen, die Tür zu blockieren oder wenigstens durch den Lärm, der eine umfallende Tür verursachen würde, gewarnt zu werden.
Irrwisch, die schon seit längerem keiner mehr beachtet hat, zieht sich alleine in den nun türlosen Raum zurück.
Sorgfältig poliert Malithil die Klinge seiner Waffe. Wenn man genau hinhört, kann man ab und zu einen Schrei vernehmen, der von außerhalb des Schlosses stammt. Irgendeine verdammte Seele, hingemeuchelt im Dienste einer düsteren Gottheit. Was auch immer diese Monster anbeten mögen..
Ansonsten ist nur das leise Atmen seiner Gefährten zu vernehmen, die beruhigt schlafen. Sicher, dass einer ihrer Kameraden über ihren Schlaf wachen wird.
Doch plötzlich fährt ein heftiger Schmerz durch die Schulter des Klingensängers. Brutal wird er zur Seite geschleudert und er merkt noch, wie etwas mit Widerhaken schmerzhaft aus der gerade eben verursachten Wunde herausgerissen wird. Als er herumwirbelt, sieht er sich einem abscheulichen Wesen gegenüber: aufgepfropft auf einen aufgedunsenen Spinnenkörper steckt der Torso einer Drow. Statt ihrer Arme hat sie lange, spinnenartige Fortsätze, wo von einem Blut tropft: sein Blut!
"Angriff!!!"
Noch während er das brüllt, um seine Gefährten zu warnen, greift das Ungeheuer wieder an. Aus ihren Mundwinkeln ragen spitze Reißzähne. Dieses Wesen ist nicht nur eine Perversion der Natur an sich, sondern zu allem Überfluss auch noch ein Vampir! Eine Vampirdrinne: ein Wesen, gekreuzt aus einer Drow und einer Spinne, verflucht mit der Existenz eines Blutsaugers.
Schnell springen die überraschten Helden auf. Sofort dringen sie auf das untote Wesen ein, um ihren Kameraden zu helfen, selbst Irrwisch erscheint plötzlich im Zimmer, um zu helfen.
Schwer treffen die Schläge auf die Drinne und verursachen ihr auch schwere Treffer. Bevor jedoch der Feind bezwungen werden kann, speit sie einen Zauber aus und aus einem ihrer spinnenbeinartigen Fortsätze schiesst ein grün leuchtender Strahl, der Malithil trifft. Malithil stürzt zu Boden.
Danach fällt dieses Ungeheur unter den Angriffen. Doch das Wesen geht nicht zu Boden, sondern löst sich nur in Rauch auf. Die Recken haben das ungute Gefühl, dass sie ihren Gegner nicht zum letzten mal gesehen haben.
Als Vinduil zu seinem Kameraden eilt, stellt er fest, dass dieser nicht mehr atmet.
Langsam lässt der Kleriker seine Hände über den Leichnam gleiten, während er ein Gebet an Corellon Larethian spricht. Der Körper Malithils wird von einem goldenen Leuchten erfasst, was kurz danach wieder erlischt.
"Ich habe seinen Körper mit dem Segen Corellons bedacht. Verfall, Gift oder anderer Unbill können ihm nun nichts mehr anhaben. Morgen werde ich dann versuchen, seinen Geist wieder zurückzuholen, auf dass sein Leben hier noch nicht seine Ende finden wird."