Ankunft in MaerimydraMemnol führte die Gruppe an. Wie Schatten huschten sie durch die Gänge, immer tiefer, dem Unterreich entgegen. Innerhalb weniger Stunden hatten sie so einen Weg zurückgelegt, der sonst mehrere Tage in Anspruch genommen hätte.
Nachdem die Helden wieder eine körperliche Gestalt angenommen hatten, brauchten sie einen Augenblick, um sich zu orientieren. Die Luft um sie herum war warm und drückend und es lag der Geruch von Feuer in ihr. Sie hatten ein Tor entdeckt, das augenscheinlich bewacht wurde. Um nicht sofort bemerkt zu werden, waren die Gefährten ein Stück des Weges zurückgekehrt und hatten sich außerhalb der Sichtweite erst wieder zurückverwandelt. Das Tor selber stand offen und war schwer beschädigt, aber im Gegenlicht von hell lodernden Feuern waren deutlich die Umrisse von Riesen auszumachen, die dort Wache standen.
"Ich werde schauen, was ich ausrichten kann. Vielleicht kann ich sie überzeugen, uns einzulassen." Malithil blickte mit einem verschmitzten Ausdruck in die Runde.
"Wie willst du das anstellen?" fragte Lucien neugierig.
"Ihr werdet schon sehen." Malithil kramte aus seinen Taschen einen kleinen unscheinbaren Ring hervor. und streifte ihn über.
Rondroll rempelte seinen Kameraden grob an.
"Schau mal was da kommt."
Langsam näherte sich eine Gestalt dem Tor. Es war selten, dass Reisende im Unterreich alleine anzutreffen waren. Die Gefahren, die hier lauerten waren häufig zu groß, um sie ohne Unterstützung zu überwinden. Deswegen beobachteten die beiden Riesen die kleine Kröte, denn das war es, was sich ihnen anscheinend näherte, mit doppelter Vorsicht. Entweder kam sie nicht alleine und ihre Begleitung hatte sich irgendwo versteckt, oder sie war mächtiger als sie aussah. Hinzu kam, dass erst vor kurzem ein Wachposten vollständig ausgelöscht worden war. Die Eindringlinge waren zwar letzendlich getötet oder vertrieben worden, aber Rondroll wollte nicht das Schicksal des ersten Wachposten teilen.
"He du, bleib stehen!"
Die Kröte hatte sich bis auf 15m genähert.
"Was willst du?"
"Ich wollen hier in Stadt, haben gehört, viel Gold zu holen hier und so. Immer viel wandern durch Höhlen und viel gehört hiervon."
"Sie zu, dass du verschwindest!" grollte nun auch Nirb. Die verbleibenen zwei Riesen waren inzwischen auch auf den Neuankömmling aufmerksam geworden, und blickten neugierig zu ihm herüber.
"Ich nicht dürfen rein?" quakte nun wieder der Frosch.
"Nein! Hau bloss ab, bevor ich unfreundlich werde!" brummte Rondroll.
"Schade, schade, schade..." Die Kröte drehte sich langsam wieder um, warf aber noch einen letzten Blick über die Schulter "Ihr sicher..." Als sie die unfreundlichen Gesichtsausdrücke der vier Riesen wahr nahm, entschied sie sich, nicht weiter zu fragen, und setzte ihren Weg weiter fort.
Plötzlich jedoch bebte der Boden und ein riesiger Felsen verfehlte nur knapp den Kopf der Kröte. Noch im Vorbeiflug war die Hitze zu spüren, die der gewaltige Stein ausstrahlte. Ein hektischer Blick zurück zeigte, dass die Riesen Felsen aus dem großen Feuer holten, die dort anscheinend vorsorglich deponiert worden waren, und der Wanderkröte
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scnr
hinterherwarfen. Diese zog nun den Kopf zwischen die Schultern und befleissigte sich, die Gefahrenzone zügig zu verlassen. Hinter sich hörte sie noch spöttisches Gelächter dem noch weitere Felsen folgten. Glücklicherweise waren diese nur schlecht gezielt und es traf keiner von ihnen.
Als Malithil zu den anderen zurückkehrte, blickten diese ihm gespannt entgegen. Doch zuerst streifte er sich den Ring von seinem Finger und verwandelte sich von der Kröte wieder zurück in den Elfen, der er eigentlich war.
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Der Ring verleiht in erster Linie einen RK-Bonus, verändert aber "leider" auch die Optik des Trägers in eine Kröte. Überbleibsel aus einem alten Abenteuer.
"Nun, sie haben so reagiert, wie ich erwartet habe. Also... auf die harte Tour." Malithil zog sein Schwert und ein kalter Ausdruck trat in die Augen des Klingensängers.
Jeder aus der Gruppe näherte sich dem Tor auf seine Art und Weise, so dass die Riesen sie nicht entdeckten. Memnol eröffnete den Kampf mit einem Eiszauber, da Malithil sie mit feuerrotem Haar beschrieben hatte und ebenso berichtet hatte, dass sie die Steine aus dem Feuer geholt hatten, ging der Magier davon aus, dass die Gestalten vor ihnen, der Rasse der Feuerriesen angehörten und damit anfällig gegen Kälte- Zauber waren. Diese Annahme zeigte sich als richtig. Schnell war der Kampf entschieden, wobei jedoch Malithil zwei schwere Treffer durch die gewaltigen Bidenhänder der Riesen hinnehmen musste.
Langsam schritten die Gefährten durch den Torweg. Am Ende des Ganges konnten sie eine größere Höhle ausmachen, doch die Sicht wurde ihnen durch den schweren Rauch, der in der Luft hing, sehr begrenzt. Als sie den Gang verließen, sahen sie nun, dass sie am vorläufigen Ziel ihrer Reise waren.
Vor ihnen erstreckte sich eine gewaltige Höhle. Eine ehemals prächtige Stadt musste einst das Bild dominiert haben, doch nun waren nur noch Ruinen zu sehen. Linker Hand thronte eine gewaltige Festung, die immer noch von Feenfeuern erleuchtet wurde, doch zu ihren Füssen hatte sich augenscheinlich ein Belagerungsring gebildet. Rechter Hand konnte man noch die Überreste eines spinnenförmigen Tempels auf einem Plateau ausmachen. Überall in der Höhle verteilt, sah man mächtige Lagerfeuer um die sich anscheinend die Soldaten eines abscheulichen Heerlagers sammelten. Die Luft war durch die Feuer rauchgeschwängert und der Geruch des Todes war allgegenwärtig. Durch schwere Schwaden war die Sicht nur auf wenige Meter begrenzt, so dass man nie sah, wer sich einem näherte, aber, so hofften zumindest die Helden, auch ihnen den Aufenthalt hier sicherer machte, da man sie nur schwer entdecken konnte.
Aus dem Tor Richtung Stadt, führte ein Weg durch Pilzfelder, die der Stadt vorgelagert waren. Nahe dieses Weges befanden sich zwei Lager.
"Ich werde noch einmal den Krötentrick probieren, vielleicht klappt er ja diesmal." schlug Malithil vor.
Memnol nickte. "Wir werden uns heimlich dem Lager nähern, um so eingreifen zu können, sollte es zu einem Kampf kommen."
Als sich Malithil offen dem Lager näherte, waren auch hier die Wesen sofort in Alarmbereitschaft. Das Lager war ein wilder Haufen, zusammengewürfelt aus Ogern, Goblins und Riesen, also nichts, was den Recken Sorgen machte.
Malithil versuchte sich auch hier wieder an der Geschichte des Wanderers im Unterreich. Ein mächtiger Oger, der anscheinend das Lager anführte und nicht besonders helle wirkte, schien diese Geschichte auch zu glauben, und so erfuhr Malithil, dass die Truppen der Ungeheuer durch ein Wesen namens Kurgoth angeführt wurde. Kurgoth hatte anscheinend eine großes Heer aufgestellt und Maerimydra überrannt. Seitdem würden sich die Drow in der belagerten Festung verstecken, angeführt von einer Klerikerin. Nach diesen Informationen driftete das Gespräch in harmloses Geplänkel über die Macht des Ogers, sein Name war Grungh, und die verweichlichten Elfen im Allgemeinen ab. Damit hätte auch diese Begegnung ein unkompliziertes Ende finden können, wenn nicht, ja wenn nicht...
Plötzlich sprang Tavaron nach vorne und attackierte die Oger. Die Angegriffenen hatten sich schnell von ihrem ersten Schrecken erholt und gingen zum Gegenangriff über. Auch dieser Kampf war keine große Herausforderung. Doch unter den Ogern befanden sich drei Magi, einer von ihnen konnte getötet werden, doch den anderen beiden gelang die Flucht.
Wütend wandt sich Malithil an Tavaron: "Warum hast du sie angegriffen? Das wäre nicht nötig gewesen!"
"Sie haben sich über uns, über die Elfen lustig gemacht!" Tavaron funkelte ihn selbstbewußt an.
"Wir hätten hier ohne Kampf Informationen erhalten können. Jetzt haben wir nur unnötig auf uns aufmerksam gemacht. Wir können nur hoffen, dass dieser Oger- Abschaum uns nicht allzu schnell mächtigere Verfolger auf den Hals hetzt."
Malithil beruhigte sich wieder etwas. "Ich werde nun ein letztesmal meinen Ring zu diesem Trick benutzen, vielleicht können wir noch mehr erfahren, bevor sich hier herumspricht, dass hier eine nicht vertrauenswürdige Kröte ihr Unwesen treibt." Das schelmische Lächeln war schon wieder in die Augen des Kämpfers zurückgekehrt, denn, wenn er ehrlich war, hatte ihn dieser Kampf nicht sonderlich gestört.
Ein weiteres Mal näherten sich die Gefährten einem Lager, doch diesmal flog der Trick recht schnell auf, denn Memnol hatte sich unvorsichtigerweise dem Lager und damit dem Feuerschein zu weit genähert und war von einem Riesen als Elf enttarnt worden, was natürlich einen kurzen, aber heftigen Kampf nach sich zog.
Gemeinsam entschied man nun nach einem Rastplatz Ausschau zu halten. Dabei fiel eine Kaverne ins Auge, die von der Haupthöhle abzweigte. Vorsichtig, die Lager und die Stadt umgehend, näherte sich die Gruppe diesem Ort. In der Mitte dieser Höhle konnte man die zerstörten Überreste eines Gebäudes ausmachen. Diese Gebäude war so gründlich zerstört, dass nur noch einige Steine des Grundmauerwerks auf die ungefähre Form schließen ließen. Als die Gruppe die Höhle betrat, knisterte die Luft förmlich vor Magie. Memnol zog beindruckt die Luft ein.
"Das Netz ist hier ungewöhnlich präsent. Als hätte hier vor Kurzem mächtige Magie gewirkt, oder sie ist freigesetzt worden, als man zum Beispiel ein Artefakt zerstört hat. Wir sollten vorsichtig sein. Was immer hier gewütet hat, es könnte noch vor Ort sein. Bleibt bitte zurück, während ich mir das mal näher anschaue."
Memnol wirkte einige Zauber, durch die er zuerst unsichtbar wurde und danach des Fliegens mächtig war. Malithil schlich währenddessen am Rande der Höhle entlang, um diese einmal zu umrunden und vielleicht etwas Neues zu entdecken.
Als Memnol sich der Höhlenmitte näherte, merkte er, wie die Magie stärker wurde, als würde er sich ihrem Ursprung nähern. Er war nicht mehr ganz zwanzig Schritte von den Ruinen entfernt, als er auf einmal zweier Gestalten gewahr wurde. Geisterhaft erhoben sie sich aus den Steinen und blickten ihm entgegen, mit untoten Augen die den Untergang verhießen. Durch Memnol schoss die Erinnerung wie ein Blitz. Er hatte von diesen Wesen vor langer Zeit an der Akademie gehört. Man nannte sie Silberalbe, und sie waren der Untergang eines jeden Magiers. Soviel wusste er.
Mit einem vorbereiteten Zauber beförderte sich der Magus ohne zu zögern einige hundert Meter nach hinten. Doch leider hatte er sich verschätzt. Nicht, so wie er gehofft hatte, stand er nun wieder in den Pilzfeldern, die der Stadt vorgelagert waren, sondern stand auf einmal mitten auf einer Straße in der Stadt! Doch es half nichts, er musste seine Kameraden warnen. Mit großen Schritten rannte er wieder Richtung Felder, die er zum Glück ausmachen konnte und schrie seinen Gefährten aus voller Kehle eine Warnung zu.
"Flieht!!!!!!"
Lucien blickte sich irritiert um. Er hatte beobachtet, wie zwei geisterhafte Wesen aus den Ruinen erschienen waren und nun hörte er Memnols Stimme, aber sie kam aus seinem Rücken!
Er blickte sich um und konnte sehen, wie Memnol aus einer Gasse zwischen den zerstörten Gebäuden gestürmt kam und wieder in Richtung Felder floh. Lucien wusste zwar nicht, warum und vor wem Memnol flüchtete, aber er nahm seine Worte ernst, und so folgten er, und auch Malithil und Tavaron, Memnol.
Die Freunde sammelten sich wieder in den Feldern.
"Wovor seid Ihr geflohen?" Lucien schaute Memnol fragend an.
Memnol berichtete, was er über diese Wesen wisse, die als Silberalbe bezeichnet wurden und dass er es vorzöge, nicht gegen diese zu kämpfen.
Doch noch immer hatten sie keinen Rastplatz gefunden, und nach den Kämpfen gegen Oger und Riesen, war es an der Zeit, sich etwas Ruhe zu gönnen. Auch Memnol hatte schon einige seiner Zauber gewirkt und hoffte, diese bald wieder aufzufrischen.
"Wir sollten einmal auf dem Plateau dort drüben nachschauen. Dort scheinen sich wenig Lager zu befinden, vielleicht finden wir ja im Spinnentempel oder einem anderen Gebäude etwas Ruhe."
Auch wenn keinem der Gedanke gefiel, in einem Lolth-Tempel auszuruhen, widersprach doch niemand Malithils Vorschlag.
Und so machten sie sich auf den Weg, einen Ruheplatz zu finden... oder etwas anderes?