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Autor Thema: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)  (Gelesen 28510 mal)

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Berandor

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Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
« Antwort #180 am: 22. Februar 2006, 18:36:13 »
Der Feuerriese wird noch einen Auftritt haben, der hoffentlich ein paar Dinge klärt.
Bitte schickt mir keine PMs hier, sondern kontaktiert mich, wenn nötig, über meine Homepage

Levold

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Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
« Antwort #181 am: 23. Februar 2006, 09:55:14 »
Als würde Herr Berandor so ein Verhalten ohne Hintergrund einsetzen.  :twisted:
Levold
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Ihr fetten, wohlgenährten Städter! (Shakespeare)

Kylearan

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Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
« Antwort #182 am: 23. Februar 2006, 10:00:52 »
Nun ja, nur weil ein Feuerriese böse ist, muss er noch lange nicht blind angreifen. Ansonsten wart's halt ab ;-)

Kylearan
"When the going gets tough, the bard goes drinking."

Askael

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Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
« Antwort #183 am: 24. Februar 2006, 10:43:53 »
Nach längerer Abstinenz bin ich nun wieder zum Lesen gekommen - Kompliment, deine Beschreibungen sind immer ein Genuß, ist die Muse bei dir eingezogen?

Auch auf die Gefahr, mich zu wiederholen: deine NSC-Beschreibungen sind Mal für Mal eine literarische Freude, deine Spieler sind zu beneiden..

In diesem Sinne: Beide Daumen hoch wiedereinmal!
Pünktlichkeit ist der Dieb der Zeit

Darigaaz

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Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
« Antwort #184 am: 24. Februar 2006, 16:15:47 »
Warum dreht Berandor eigentlich nicht mal einen DnD Film? Der Stoff dazu ist vorhanden.
Realismus erhöht nur den DC

Wahre Worte sind nicht angenehm, angenehme Worte sind nicht wahr!

dude

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Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
« Antwort #185 am: 25. Februar 2006, 14:47:56 »
Zitat
»Das wird er nicht. Du bist es, die Buße tut.« Es war Dirim, der mit Sminelpas Tod wieder stofflich geworden. »Sminelpa, Tribata, Olomasta: Für die Verschleppung des Paladins Alek Tercival und das Verfluchen eines geweihten Priesters Tyr verurteile ich Euch zum Tode. Ein Urteil ist bereits vollstreckt.« Dirim zog sein Schwert. »Zwei fehlen noch.«
 8)

Yeah Baby! He's back!

Freut mich, dich wieder unter den Stofflichen zu lesen Dirim!
Sehr passend wieder erschienen  :D

Dude

Berandor

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Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
« Antwort #186 am: 26. Februar 2006, 16:50:21 »
Zwischenspiel: Währenddessen (III)

Sie waren zu sechst. Vier Leibwächter in Berufskleidung, ein Herold und in der Mitte der Prozession ihr Anführer, ein rotbewamster und mithrilkettenbehemdeter Zwerg von gut vierhundert Jahren. Alle trugen sie dasselbe Signum auf der Brust: ein von einer silbernen Axt zerschmetterter Rundschild, und alle trugen sie denselben Gesichtsausdruck zur Schau: grimmig. Karras hatte den unwillkürlichen Drang, die Tür des Tempels vor ihnen zuzuschlagen. Stattdessen vermied er es einfach, sie anzusehen und wandte sich an den Botenjungen, der etwas verlegen bei den Zwergen stand.

»Was gibt es denn?«

»Wir wollen zu Dirim Gratur«, sagte der Zwerg in der Mitte und zwang Karras damit, ihm Beachtung zu schenken. »Lasst uns vorbei.«

So nicht!, dachte Karras und antwortete betont lässiger, als er sich fühlte. »Wen darf ich melden?«

Der Herold trat vor. »Du hast die Ehre mit Sigurd Splitterschild, dem Erben des Splitterschildclans, und seinem Gefolge!«

Die Zwerge traten einen Schritt vor, doch Karras hob die Hand. »Halt! Woher weiß ich, dass ihr die Wahrheit sprecht. Es hat schon einmal jemand zu Unrecht behauptet, ein Splitterschild zu sein.«

»Du hältst mich für einen Betrüger?« Die Leibwächter griffen zu ihren Äxten, Sigurd Splitterschild gebot ihnen Einhalt, als wolle er diese Sache selbst erledigen.

Karras überlegte sich, dass er vielleicht doch nicht der rechte Ansprechpartner war.

»Richtschwert Gratur weilt nicht in der Stadt. Aber ich werde Beregard, Hammer von Tyr, von Eurer Ankunft berichten. Wartet bitte einen Moment.«

»Beeilt Euch besser«, sagte Sigurd Splitterschild. »Wir haben schon lange genug gewartet. Seit fünf Stunden sind wir in der Stadt!«

»Seit fünf Stunden?«, konnte Karras sich nicht verkneifen, zu fragen.

»Wir haben gewartet, bis euch endlich eine Nachricht geschickt wurde.« Sigurd deutete zu dem Botenjungen, und tatsächlich hielt dieser eine Schriftrolle in seiner leicht verkrampften Hand. »Dann sind wir dem Boten hierher gefolgt.«

»Aber warum habt ihr euch nicht einfach einen Führer genommen?«, fragte Karras, während er dem Jungen den Brief abnahm und ihm ein Kupferstück gab.

»Einen Führer? Da könnten wir unser Gold direkt in den stinkenden See werfen.«

Es war einen Moment still, dann sagte Karras: »Ich hole dann wohl besser Meister Beregard.«

Er schloss das Tor und machte sich kopfschüttelnd auf den Weg. Draußen tauschten die Zwerge bedeutungsvolle Blicke und zupften an ihren Bärten. Einer grummte, ein andere gnupfte. Sigurd nickte zustimmend.

»Menschen.«

-

Leise schwappte der Kratersee an seine Ufer. Trotz eines leichten Windes lag er ziemlich still im Mondlicht, das ausnahmsweise einmal nicht von Wolken bedeckt wurde. An einer Stelle aber war die Oberfläche besonders ruhig, als läge eine unsichtbare Platte darauf. Die Stelle war in etwa kreisrund, und sie bewegte sich langsam auf das Ufer zu, zielstrebig. Jetzt vermochte man im Wasser einen Schemen zu erkennen. Erste Haarsträhnen durchbrachen die Oberfläche. Es folgte eine Stirn, ein Paar hungrig umher blickender Augen, und dann eine Nase sowie ein Mund, die beide gierig die Winterluft einsogen. Ein schlanker Hals, ein noch etwas steifer Torso und schließlich marschierte die Gestalt auf ihren eigenen zwei Beinen aus dem See. Für einen Moment hielt sie inne, dann ruckte ihr Kopf herum, und mit zwei schnellen Schritten verschwand sie in den Gassen der Stadt.

»Lüg mich nicht an! Ich weiß genau, wo du warst. Du warst bei ihr, oder?«

»Wenn du es schon weißt, warum fragst du dann noch? Was willst du überhaupt?«

»Was ich will? Was ich will? Erinnere dich bitte an letzte Woche!«

»Ich erinnere mich sehr gut. Wir hatten Spaß, oder?«

»Spaß? Ich sollte dich...«

»Jetzt stell dich nicht so an. Wir hatten beide getrunken, und es ist halt passiert. Das heißt noch lange nicht–«

»Du hast gesagt, du liebst mich!«

»Wie gesagt: Ich war betrunken. Jetzt hör endlich auf zu schreien und lass mich in – Aaaaah!«

»Hartung! Helm steh mir bei! Hilfe! HILFE!«

»AAAAAAAAAAAAH!«

»Bitte... bitte nicht. Ich... was wollt ihr? Bitte nicht. Warum hilft mir denn niemand? Nein. Nicht. Bittebittebittebi–«

Die Gestalt sah auf die beiden Leichen herab. Sie beugte sich zu der Frau herab und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Die Leiche zuckte, dann richtete sie sich auf. Die Gestalt deutete auf den toten Mann.

»Schaff das weg.«

Die Frau nickte. Sie packte sich die Leiche, warf sie sich über die Schulter und stapfte davon.

»Wen haben wir denn hier?«, fragte eine neue Stimme. Die Gestalt fuhr herum, und sofort lag das Langschwert aus Obsidian in ihrer Hand. Der Sprecher hatte ein hartes, beinahe hageres Gesicht. Eine lange und fleischige Narbe verlief senkrecht durch sein rechtes Auge und setzte sich auf seiner Wange fort. Er bedachte die Gestalt mit einem prüfenden Blick.

»Was willst du?«, fragte er ohne Spur von Unruhe.

Die Gestalt stieß ein kehliges Lachen aus. »Ich will Rache!«

Der Mann spitzte die Lippen, als koste er einen teuren Wein. »Rache«, sagte er. »Die sollst du haben.« Er neigte den Kopf in Richtung Kraterrand. »Folge mir erst Mal. Übrigens, ich bin Dämonicus Grimm. Und du?«

»Ich bin das Schwert Hoars, der Bote Loviathars. Ich bin, was ich nehme. Ich bin Rache.«

Grimm lachte auf. Er legte der Gestalt eine Hand auf den Rücken. »Ich glaube, das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.«

-

»Mein lieber Terseon! Nur herein!« Severen Nalavant saß in seinem Sessel in der Bibliothek. Auf dem Beitelltisch eine Karaffe Wein und zwei Gläser – eines gefüllt – sowie ein Teller mit kaltem Truthahn, auf den Knien ein aufgeschlagenes Buch. Terseon sah sich um, aber Tenebris Valanthru war nicht zu sehen. Er würde diese Unterredung, auf die er so lange gewartet hatte, alleine mit dem Stadtherren verbringen. Er trat vor Severen hin und verbeugte sich, dann nahm er in einem zweiten Sessel Platz.

»Was lest ihr da?«

Severen sah auf das Buch hinab. »Das hier? Irgend so ein Geschichtsbuch, das mir Tenebris ans Herz gelegt hat. Es ist furchtbar langweilig, fürchte ich, aber ich will ihn nicht enttäuschen. Trotzdem bin ich froh, dass Ihr jetzt hier seid und ich die Lektüre unterbrechen kann. Wein?«

Terseon schenkte sich und dem Stadtherren ein. Währenddessen klappte der das Buch zu und legte es neben den Sessel auf den Teppich. Terseon nahm sich vor, es ihm wiederzugeben, bevor er ging, damit Severen keine Schwierigkeiten bekam, mit seiner Leibesfülle an den Wälzer zu kommen.

»Nun, mein Lieber, was kann ich denn für Dich tun?«

»Es geht um Redgorge«, sagte Terseon.

Der Stadtherr schloss die Augen und seufzte. »Und?«

»Es heißt, sie hätten von unserer Aktion Wind bekommen. Dass sie sich auf einen Angriff vorbereiten.«

»Trotz meiner Ausgangssperre? Unvorstellbar!«

»Wer weiß? Ein einziger Bote, eine Krähe mit einer Nachricht...«

»Aber es weiß doch kaum jemand davon. Oder hast du geplaudert?«

Terseon stockte. »Ich? Herr, ich–«

»Tenebris erzählte mir, dass du dich in letzter Zeit oft und lange in Kneipen herumtreibst. Er ist sehr besorgt um dich.«

»Ich würde Euch nie verraten! Wie kommt er dazu, so etwas zu behaupten?« Terseons Finger schlossen sich um seinen Kelch. »Schließlich habe ich alles getan, was er verlangt hat.«

»Mein Lieber«, Severen tätschelte Terseons Arm, »hier liegt ein Missverständnis vor. Tenebris hat nicht behauptet, du hättest etwas verraten. Er sprach nur davon, dass du unter der Anspannung der letzten Tage littest. Du solltest seine Beweggründe nicht verkennen.«

Terseon zog den Arm zurück. »Trotzdem. Woher weiß er das überhaupt? Hat er mich verfolgt? Vielleicht sollte ich ihn auch einmal überwachen lassen.«

»Das wirst du nicht!«, entfuhr es dem Stadtherren mit ungewohnter Schärfe. Erschrocken legte er sich die Hand vor den Mund. »Ach herrje, da ist es aber mit mir durchgegangen. Ich möchte nicht, dass Du und Tenebris sich streiten, und ihr euren Wert für Zwistigkeiten verschwendet. Ihr seid meine wichtigsten Berater.«

»Wirklich?«, ätzte Terseon.

»Spottest Du mir etwa?«

Sogleich schlug er die Augen nieder. »Verzeiht. Aber ich versuche seit Tagen, zu Euch zu gelangen, und man lässt mich nicht vor.«

»Aber Du bist doch hier, mein Freund. Oder nicht?«

»Schon...«

»Hör zu. Du besprichst dich regelmäßig mit Tenebris, und Tenebris ist derjenige, mit dem du sprechen sollst. Ich komme nur noch selten ins Stadthaus; es gefällt mir hier viel besser, bei meinen Sängern und Dichtern. Es gibt da einen jungen Tänzer, der–«

Terseon räsuperte sich.

»Verzeiht. Ich weiß, Ihr möchtet davon nichts wissen. Nun, jedenfalls hält Tenebris mich auf dem Laufenden, und ich denke, er hat die Geschäfte der Stadt sicher im Griff und das Wohl derselben im Auge. Oder bist du anderer Ansicht?«

»Nein, Herr.«

»Gut. Also, Redgorge hat womöglich von unserem Versuch gehört, Maavu zu fassen. Und? Haben sie ihn ausgeliefert?«

»Nein, Herr. Aber ich fürchte ein Blutbad, wenn wir nun gegen die Stadt ziehen.«
Severen schwieg für einen Moment. »Das ist bedauerlich. Aber überlegt: Die Rotschluchtler wissen, dass wir Maavu wollen. Und sie schützen ihn, anstatt ihn uns zu übergeben. Das macht sie zu Komplizen.«

»Und meine Leute?«

»Sollen wir Maavu laufen lassen?«

»Nein, Herr.«

»Na also. Ich denke, wir können das Schlimmste auch noch verhindern.«

»Und wie? Gebt ihr mir mehr Männer mit? Vielleicht, mit einer entsprechenden Anzahl, wird es Redgorge nicht wagen, sich zu wehren.«

Der Stadtherr schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht. Die Sicherheit Cauldrons ist vorrangig gegenüber allem anderen. Gerade erst erhielt ich die Nachricht, dass die Wachen eine Frau gestellt haben, die ihren toten Liebhaber im See versenken wollte. Die Frau selbst war untot und es brauchte sieben Mann, sie zu vernichten. Nein, mein Freund, Du musst dich einfach beeilen.«

»Beeilen?«

»Ja. Zieh endlich los.«

Terseon war sprachlos. Severen zog ein Blatt Papier unter dem Truthahnteller hervor.

»In der Zeit seit der Ausgangssperre sind drei Händler in die Stadt gekommen, ein alter Mann, ein Paladin auf der Durchreise, sieben Zwerge vom Splitterschildclan und zwei junge Frauen auf der Suche nach Arbeit. Wir haben sieben Beschwerden über die Ausgangssperre, zwei Fluchtversuche aus der Stadt, und der Hohepriester des Helmtempels wird auf offener Straße angepöbelt, weil er ein Halbork ist. Cauldron ist eine Käseplatte, über die ich eine Glocke gestülpt habe. Es beginnt, zu stinken. Lass mich die Glocke wieder abnehmen und frische Luft hineinbringen. Zieh los. Am Besten gleich morgen.«

»Meine Leute sind noch nicht so weit. Ich brauche noch etwas Zeit.«

Severen schüttelte langsam den Kopf, nachdenklich. Er seufzte. »Mein Freund, was soll ich sagen? Ich vertraue Dir. Du brauchst Zeit, ich will sie dir gewähren.«

Terseon neigte den Kopf und schloss die Augen. »Danke, Herr.«

»Übermorgen.«

Terseon blickte auf. »Wie bitte?«

»Morgen verpasst Du deinen Wachen den letzten Schliff. Übermorgen ziehst du los und bringst mir den Verbrecher Maavu.«

Terseon schluckte. Er stellte den Weinkelch ab, als werde er sich gerade erst bewusst, was er da hielt. Severen beugte sich zu ihm vor und blickte ihm in die Augen.

»Übermorgen.«

Terseon nickte. »Übermorgen.«

-

»Nun, was ist?«. platzte es aus dem Vallorianer heraus, sobald Vlaathu ins Zimmer geschwebt war. Sein kahler Körper war einmal mehr in seine Lebendpanzerung gekleidet, als stünde eine Schlacht direkt bevor. Seine beiden Gehilfen stand wie immer in seiner Nähe. Vlaathu beachtete die Beiden nicht. Mit seinem Telekinesestrahl zog er sich einen Sessel heran und schwebte über dem Sitz.

»Mein Ansinnen wurde abgelehnt.«

»Abgelehnt? Warum? Da biete ich Euch an, diesen vermaledeiten Paladin aus dem Weg zu räumen, den alle suchen, und mit ein wenig Glück die Kettenbrecher gleich dazu, und das wird bei Cyrics bleichem Hintern abgelehnt?«

Der Vallorianer stand auf und stellte sich direkt vor den Betrachter. »Was soll ich hier? Sagt es mir, denn ihr scheint es ja zu wissen. Ich nicht. Ihr sagtet, ihr hättet Arbeit für mich, dass ich mich rächen könnte für die Vernichtung meines Volkes durch diesen unseligen Splitterschild. Ja, ihr spracht von Blutbädern, und wie ich das Knochenmark meiner Feinde verspeiste. Nichts gegen Eure Küche, und ich genieße durchaus ein Bad in heißer Stutenmilch – aber es ist nicht, wozu ich hier bin! Oder ist es das?«

»Ich verstehe Eure Ungeduld«, sagte Vlaathu. »Allerdings haben die Käfigmacher bereits jemanden auf die Sache angesetzt.«

»Wirklich? Wen denn?«

Der Betrachter grinste.

»Dann sagt es mir eben nicht.« Der Vallorianer wandte sich ab, dann aber wieder zu. »Was soll ich jetzt tun?«

»Oh, mein Lieber, ich habe da genau das Richtige für Euch. Ihr müsst Euch einfach nur abreagieren.«

Aus einer Tasche in seinem Maul zog er mit seiner fleischigen Zunge einen Schriftrollenbehälter hervor und hielt ihn im Mundwinkel wie eine groteske Zigarre. Nach kurzem Zögern nahm der Vallorianer den Behälter und holte das enthaltene Papier heraus.

»Drei Händler«, las er, »ein alter Mann, ein Paladin auf der Durchreise, sieben Zwerge vom–«

Er sah auf. Sein Blick traf das Zentralauge des Betrachters. Ein Lächeln umspielte sein bleiches Gesicht. Vlaathu gluckste. Dann lachten Beide aus vollem Hals.

Folterknecht und Witwentöter standen unbeweglich in der Nähe. Sie lachten nicht.

-

»So spät noch?«, fragte Tyro Bernhelm den Botenjungen, der vor ihm stand. Er hatte die Türe zu seinem Zimmer hinter ihnen beiden geschlossen. »Wie kommts?«

»Verzeiht, Herr, aber ihr wolltet alle Briefe sehen, die an die Kettenbrecher gehen.«

»Das weiß ich ja. Aber wer schickt denn so spät noch eine Nachricht?«
Der Junge druckste herum. »Wisst ihr... eigentlich waren es zwei Briefe... da waren diese Zwerge...«

»Zwerge?«

»Ja, Herr. Sie sind mir gefolgt, und sie wussten, dass ich einen Brief an den Tempel hatte. Also musste ich einen der Briefe abgeben.«

»Was sind denn das für Zwerge?«

»Ich... sie sagten, sie würden Schilde kaputt machen oder so etwas, obwohl ich nicht glaube, dass ich das richtig verstanden habe. Jedenfalls wollten sie von Herrn Dirim Rüstungen und Waffen haben, auch wenn sie dafür besser zu Gurnezarn gehen sollten.«

»Schilde kaputt machen... waren es Splitterschilde?«

»Genau, Herr!«

»Und an wen waren die Briefe?«

»Einer ging an den Tempel selbst, und einer war für Herrn Thargad von den Kettenbrechern.«

»Und welchen hast du behalten?«

»Den für Thargad, Herr.«

Tyro lächelte. »Das hast du gut gemacht.« Er streichelte dem Jungen das Haar. »Hier hast du zwei Goldstücke für deine Mühen.«

»Danke, Herr!«

»Ach was. Du hast zwar noch keinen Bart, aber dich trotzdem heute wie ein rechter Zwerg verhalten.«

Der Junge errötete. Dann nahm er den Brief heraus und sah zu, wie der Zwerg vorsichtig das Siegel vom Blaat löste und den Brief öffnete. Es war nur eine kurze Nachricht, aber trotzdem las er sie jetzt nicht. Stattdessen fuhr er mit einem weißen Kristall über die Schrift – der Kristall glühte hell – und anschließend über ein leeres Pergament. Wieder leuchtete der Kristall, und auf dem Pergament erschienen die selben Wort, die auf dem Brief standen. Tyro rollte den Brief wieder zusammen. Mit ein wenig heißem Wachs versiegelte er das Schriftstück erneut und gab es dem Jungen zurück.

»Und jetzt ab nach Hause!«

Als der Junge weg war, ließ Meerthan Eliothlorn die Verkleidung fallen und verwandelte sich vom Zwergenhändler wieder in einen Elfenmagier zurück. Zögernd griff er nach dem Pergament auf dem Tisch vor sich. Er hatte die Handschrift schon erkannt, und ein Teil von ihm sträubte sich, den Text zu lesen. Trotzdem musste er es tun; es konnte wichtig sein. Um den kalten Schauer zu bekämpfen, der ihn befiel, ging er nahe an den brennenden Kamin, in dem das Pergament bald landen würde. Es war ein kurzer Text, sechs kleine Worte:

»Thargad, halte aus! Ich komme. Berion.«
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DU#1229

  • Gast
Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
« Antwort #187 am: 26. Februar 2006, 17:03:21 »
Es wird immer netter! Respekt!

Thargad

  • Mitglied
Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
« Antwort #188 am: 26. Februar 2006, 22:20:52 »
Oh Scheisse!

Berandor

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Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
« Antwort #189 am: 27. Februar 2006, 11:46:45 »
Ich dachte, du freust dich...
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Kylearan

  • Mitglied
Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
« Antwort #190 am: 28. Februar 2006, 09:25:39 »
Zitat von: "Berandor"
Ich dachte, du freust dich...

Mitgedacht, Mist gemacht.

Ich glaube, Peccari will gar nicht zurück nach Cauldron. Wobei er ja noch seine Geheime Armee rekrutieren kann.

Mehr!

Kylearan
"When the going gets tough, the bard goes drinking."

Berandor

  • Mitglied
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Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
« Antwort #191 am: 28. Februar 2006, 13:20:59 »
Zitat von: "Kylearan"

Mehr!


Bald... erst muss ich den Film noch etwas mehr illustrieren, damit er pünktlich online ist. Auch bin ich noch nicht sicher, ob der ganze Rest in ein Update passt... war doch mehr, als man denkt.

Aber zum WE gehts spätestens weiter.
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Berandor

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Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
« Antwort #192 am: 01. März 2006, 19:33:04 »
Passte nicht in ein Update, darum jetzt hier der vorletzte Teil:

Der Riese redet

»Dirim!« Kaum waren die Hexen gefallen, gab es ein großes Hallo voller Umarmungen und Schulterklopfer. Alle wollten sich vergewissern, dass der Zwerg wirklich wieder stofflich war, und erst als Thamior zur Sicherheit an Dirims Bart zupfen wollte, kehrte wieder Ernst ein. Es galt ja noch, Alek Tercival zu finden.

Die beiden Türen oben am Podest führten in weitere Gänge, einer lang, der andere kurz. Die Kettenbrecher entschieden sich für letzteren. Wieder fuhr die Tür mit einem leisen Zischen empor. Der Raum dahinter war groß genug für die drei Betten, die dort standen, sowie eine Truhe an der Seite. Hinter den Betten war ein großes Wandgemälde mit einer weiteren Arbeitsszene der Zauberweber und ihrer Ogersklaven. Gerade schien dort die Sonne aufzugehen, und die Sklaven in himmlisches Licht zu tauchen. Vor den Betten wiederum wanden sich drei der gewaltigsten Schlangen, die selbst Thamior je gesehen hatte, ihre Leiber so dick wie Boras’ Brustumfang, und lang genug, um zwei oder gleich drei der Kettenbrecher zu verschlingen. Inmitten der drei Leiber schließlich schob sich ein weiteres Schlangenwesen in die Höhe. Eigentlich sah es wie ein Mensch aus, doch hatte es glänzende Schuppen statt Haut und einen Kobraschädel als Kopf. Das Wesen war männlich und trug ein beschlagenes Lederwams, sowie an einem Gürtel einen geschliffenen Krummsäbel. Ein Langbogen lag griffbereit. Aus Geschichten kannte man diese Geschöpfe, Yuan-ti genannt.

»Wer sseid ihr?«, fragte der Yuan-ti mit deutlichem Lispeln. »Und wo ssind die Herrinnen?«

»Die sind tot«, sagte Dirim nüchtern.

»Tot? Wirklichh?« Ein hoffnungsvoller Ton schwang in der Stimme mit.

»Wirklich«, sagte Thamior.

»Dann bin ich frei!«

»Ganz wie man es nimmt«, meinte Pecarri und betrachtete seine Fingernägel. »Warum sollten wir dich laufen lassen?«

»Wass? Warum denn nichht?« Die drei Riesenschlangen hoben ihre Köpfe. Sie sahen hungrig aus.

»Beantworte uns einfach ein paar Fragen, ja?«

»Ichh ssage alless, wass ichh weisss. Die Herri–« Ein diabolisches Lächeln überkam ihn. »Die Schhlampen! Ssie ssind tot.«

»Na gut. Wo ist der Paladin?«

»Die Herri– Schhlampen haben ihn durchh den Sspiegel geschhickt.«

»Den Sspie... den Spiegel?«, wollte Pecarri wissen.

»Ja. Er hatte sseinen Nutzzen erfüllt.«

»Wo ist der Spiegel?«

»Wenn ihr zzurück geht, wendet Euchh linkss.«

»Gut. Was ist mit dem Feuerriesen?«

»Dugobrass?«

»Wenn er so heißt? Was macht er hier?«

»Er schhmiedet.«

»Käfige?«, fragte Pecarri. Der Yuan-ti nickte.

»Was für Käfige?«

»Dass weisss ichh nichht. Die Herri– Schhlampen! haben michh immer fort geschhickt, wenn ssie mit ihm ssprachen.«

»Eine letzte Frage noch: Ist sonst noch jemand im Spiegelraum? Irgendwelche Gefahren?«

Das Wesen zuckte mit den Schultern. »Vielleichht ssind die Nerra nochh da?«

»Die Nerra?«

»Sspiegelwesen. Die Herri– Schhlampen! wollten mit ihnen verhandeln, kurzz bevor ihr kamt und ssie getötet habt! Lassst ihr mich nun gehen?«

»Irgendwie mag ich den Typen«, meine Boras.

»Ich auch«, gab Pecarri zu. »Dirim?«

Der Zwerg seufzte. »Was solls. Na los, hau ab.« Die Kettenbrecher traten zur Seite, und der Yuan-ti zog mit seinen Schlangen davon. Aus dem Thronsaal hörte man noch einige Zeit wüste Beschimpfungen, dann war es still.

»Weißt du«, sagte Thargad nachdenklich, »dieses Wesen war bestimmt ziemlich böse.«

»Na ja«, gab Dirim zurück. »Das ist Vortimax Weer wahrscheinlich auch, aber deshalb können wir ihn nicht einfach töten.«

»Können wir nicht?« Helion klang enttäuscht. »Ist das endgültig?«

Anstatt zu antworten, wandten die Anderen sich der Truhe zu. Thargad untersuchte sie, fand aber keine Falle. In der Truhe lagen einige Edelsteine und Platinmünzen, und auch der ein oder andere Trank sowie eine Handvoll Schriftrollen. Zusammen mit den drei magischen Ringen, die die Hexen getragen hatten, sowie dem Augenamulett, in das laut Helion der Herzstein einer Nachthexe eingearbeitet worden war, ergab sich ein nettes, aber keineswegs umwerfendes Sümmchen. Nur mit dem magischen Streitkolben, der in der Truhe war, wussten die Kettenbrecher weniger anzufangen.

Als sie in den Thronsaal zurückkehrten, waren die Körper der Hexen verschwunden; nur hier und da lagen ein paar Stofffetzen herum.

»Die Schlangen waren wohl wirklich hungrig«, sagte Dirim. »Na ja, jetzt sind sie satt.«

»Erinnert mich irgendwie an einen gewissen Mimic«, murmelte Helion.

»Ach komm«, beschwerte sich Dirim. »Das ist doch ewig her. Bestimmt schon... was? Drei Monate?«

-

Im Spiegelsaal gab es keine der ansonsten allgegenwärtigen Lichtplatten, sodass der Raum halb im Schatten lag. Auch sonst war der Raum schmucklos, die Wände nicht verziert. Nur an der gegenüberliegenden Wand hing ein gewaltiger, fünfeckiger Spiegel mit quecksilbernem Schimmer. Davor, in der Mitte des Raums, stand ein großer Steinthron mit sechs Armlehnen. Um den Thron herum ein Seckseck, dessen Ecken in verschiedenen Farben gezeichnet waren, in den Boden gelassen. Auf dem Thron, mit dem Rücken zu den Kettenbrechern, saß ein haarloses Geschöpf, nur mit Lendenschurz bekleidet, zwei spitze Spiegelscherben auf den Knien.

»Wollt ihr den Spiegel benutzen?«, fragte das Wesen tonlos.

»Wieso?«, fragte Pecarri. »Wer bist du denn?«

»Wir sind Nerra.«

Pecarri wusste, dass die Nerra auf der Spiegelebene hausten, einer ähnlichen Zwischenebene wie der des Äthers. Sie sammelten Spiegelmagie – was immer das war.

Der Nerra sprach weiter: »Dies ist unser Spiegel. Einst führte er an sechs Ziele, heute sind nur noch zwei intakt. Einst benutzten ihn die Zauberweber.«

»Und heute die Hexen?«

»Die Schwestern schickten einen Menschen in den Spiegel und weckten uns. So kamen wir, um bezahlt zu werden. Sind sie tot?«

»Die Hexen? Das sind sie.«

Der Nerra nickte. »Ihr wollt den Spiegel benutzen? Dann bezahlt dafür.«

»Bezahlen? Womit?«

»Spiegelmagie. Bietet uns etwas.«

»Bezahlen wir einmal oder für jede Benutzung?«

»Das hängt von der Bezahlung ab.«

Die Kettenbrecher berieten sich. Schließlich zogen sie sich fürs Erste zurück und schlugen im Thronsaal ihr Lager auf, um die Nacht zu verbringen und am nächsten Tag, frisch und erholt, den Spiegel anzugehen.

-

»Vielleicht reden wir noch mal mit dem Riesen, bevor wir durch den Spiegel gehen?«
Thamior stimmte Dirims Vorschlag zu. Eigentlich hatte der Elf auch nichts dagegen, den Riesen zu töten – aber man konnte ja erst einmal sehen, was er wusste und verraten würde. Gleichzeitig beschäftigte Helion immer noch der magische Brunnen, und zu guter Letzt brauchten die Kettenbrecher Spiegelmagie für die Nerra, oder zumindest ein anderes Handelsgut. Schließlich aber entschloss man sich, erst einmal den Riesen auszufragen. Dirim wurde voraus geschickt.

»Komm ja nicht um die Ecke«, warnte der Riese, als Dirim sich der Schmiede näherte.

»Ich will nur reden«, sagte der Zwerg.

»Das geht auch um die Ecke.«

»Stimmt.«

Es entstand eine Pause.

»Also, was willst du?«, fragte der Riese wieder.

»Kann ich nicht doch um die Ecke kommen?«

»Nein.«

»Also gut.« Dirim ging um die Ecke, die Hände in einer friedfertigen Geste erhoben. Der Riese hatte einen Arm im grünen Schmiedefeuer, die Hand um einen glühenden Splitter, wurfbereit. Aber er warf nicht, sondern seufzte tief, als er den Zwerg sah.

»Du bist Dugobras, oder? Ein Schlangenwesen hat uns den Namen gesagt.«

»Der bin ich.«

»Was machst du hier?«

»Ich schmiede und wünsche mir nichts mehr, als dabei in Ruhe gelassen zu werden.«

»Für wen schmiedest du?«

»Für mich.«

Dirim zog die Brauen zusammen. Irgendwie kam er nicht weiter.

»Aber für wen hast du den Käfig geschmiedet?«, fragte er.

»Ach, darauf wollt ihr hinaus. So ein Typ hat mich beauftragt. Er hieß Dämonicus Grimm oder so.«

»Ein Mensch?«

»Mag sein. Aber einer mit Macht. Jedenfalls zeigte er mir diese Schmiede – sie ist magisch, müsst ihr wissen – und bat mich, hier irgendwelche Käfige fertig zu machen.«

»Was machen die Käfige?«

Dugobras zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich habe mich nach Plänen gerichtet, die mir gegeben wurden. Und als Gegenleistung für meine Arbeit darf ich die Schmiede für mich selbst benutzen, angeblich ›beschützt‹ von meinen dummen und stinkenden Vettern. Das hat aber nicht besonders gut funktioniert, weshalb ich jetzt Ambossteile griffbereit habe und Euch nicht um die Ecke lasse.«

»Was ist mit dem Käfig, der noch im Raum steht?«

Dugobras lachte. »Das ist ein Probestück.«

Pecarri ging um die Ecke. »Kann ich mal sehen?«

»Vorsicht!«, rief Dugobras ihm zu, und dann zu Dirim: »Lass den Kleinen in Ruhe, sonst kriegst du es mit mir zu tun.«

Wieder zu Pecarri: » Ganz ruhig. Der Zwerg tut dir nichts.«

Pecarri nickte. »Danke. Kann ich mir jetzt mal den Käfig ansehen?«

Dugobras sah vom Kobold zum Zwerg und wieder zurück. Dann schüttelte er langsam den Kopf. »Ich glaube, ich werde alt. Na los, Kleiner, schau ihn dir an.«

Pecarri grinste und marschierte zum Käfig. Er war aus Silber und Platin geschmiedet, zwei für ihre magische Leitfähigkeit und ihren Wert bekannte Metalle. Der Käfig war gerade groß genug, um eine menschengroße Kreatur unbequem aufzunehmen. Es gab keine Fesseln oder ähnliches, nur spitze Dornen, die wahrscheinlich als Aufhängung für solche Fesseln gedacht waren. In die Stäbe waren arkane Runen geritzt, allerdings sah Pecarri auf den ersten Blick, dass nicht alle Runen vollständig waren und auch der Schmiedevorgang nicht beendet worden war. Der Käfig war nicht magisch.

»Kann ich den haben?«

»Wenn du ihn ziehen kannst«, sagte Dugobras und entblößte eine Reihe gelblicher Zähne. »Sonst kann der Zwerg dir ja helfen – aber keine Dummheiten!«

Gemeinsam zerrten Dirim und der Kobold den Käfig aus der Schmiede heraus, wo Pecarri sich das Stück genauer ansehen konnte. Dirim bedankte sich noch einmal bei dem Riesen.

»Warum erzählt ihr uns das alles?«, fragte er.

»Warum nicht? Mir ist es egal, was ihr oder Grimm mit den Käfigen wollen. Ich bin Schmied; ich will schmieden, nicht kämpfen.«

»Sagt mal, wie viele von den Käfigen habt ihr eigentlich geschmiedet?«

»So sechs oder sieben«, sagte Dugobras. »Oder ein paar mehr...«

-

Helion fand heraus, dass drei magische Schulen in die Erschaffung und den Zweck der Käfige eingebunden waren. Zunächst waren das Bannmagie und Beschwörung, zwei klassisch kombinierte Schulen: Man beschwor etwas und nutzte dann einen Bannkreis, um das Wesen festzuhalten. Sorgen machte ihm vor allem die dritte Schule, Nekromantie, ohne dass er direkt einen Sinn in ihrer Anwesenheit finden konnte.
Achselzuckend ließen die Kettenbrecher den schweren und unhandlichen Käfig stehen und begaben sich wieder in den Spiegelsaal. Der Nerra wartete auf sie.

»Habt ihr etwas anzubieten?«

Dirim holte den magischen Streitkolben hervor, den sie gefunden hatten, aber noch bevor er ihn anbieten konnte, schüttelte Pecarri energisch mit dem Kopf. Dann hielt der Kobold das Amulett der Hexen in der Hand.

»Dies ist ein Gegenstand der Hexen«, sagte er. »Es ist nur recht und billig, wenn sie für die Nutzung zahlen müssen. In dieses Amulett ist ein Herzstein eingearbeitet. Er schützt vor Krankheiten und allerlei Gefahren. Die Hexen vermochten mit ihm sogar, Ebenen zu bereisen.«

Der Nerra nahm das Amulett in die Hand. Er konzentrierte sich. Sein Körper begann zu flimmern, sprang in schneller Geschwindigkeit von der materiellen in eine andere Ebene und zurück. Dann endete der Effekt wieder. Der Nerra nickte.

»Ein gutes Angebot. Ihr dürft den Spiegel benutzen.«

Er gab ein Zeichen, und die Spiegelfläche dehnte sich nach außen, als würde an mehreren Stellen jemand davor drücken. Schließlich teilte sie sich, als sei sie flüssig, und drei weitere Nerra traten aus dem Spiegel heraus. Derjenige, mit dem die Kettenbrecher gesprochen hatten, stellte sich zu den anderen, bereit, wieder in den Spiegel zu treten.

»Wartet«, sagte Pecarri. »Wie benutzen wir den Spiegel?«

»Mit dem Schlüssel«, sagte der Nerra.

»Was ist der Schlüssel?«

»Das wissen wir nicht. Wir reisen nicht durch den Spiegel. Wir reisen durch den Spiegel.«

»Na dann«, sagte Thargad sarkastisch, »ist ja alles klar.«

Der Nerra blieb ungerührt. »Der Paladin hatte auch keinen Schlüssel, doch die Hexen schickten ihn hindurch. Vielleicht geling es Euch auch, den Spiegel ohne zu bereisen.«

»Wie sieht es dahinter aus?«, wollte Dirim wissen.

»Das wissen wir nicht«, sagte der Nerra wieder. »Wir reisen nicht durch den Spiegel. Wir reisen–«

»Ja ja, schon klar«, sagte Thargad. »Ihr reist durch den Spiegel.«

»Genau.«

»Wartet noch«, bat Pecarri. »Wenn wir den Paladin gefunden haben: Wie kommen wir dann zurück?«

»Nicht durch den Spiegel. Der Rückweg ist versperrt.« Der Nerra deutete eine Verbeugung an, nickte seinen Gefährten zu, und gemeinsam traten sie durch die Spiegeloberfläche und waren verschwunden.

-

»Darf ich mal sehen?«, fragte Boras.

Helion hielt ihm wortlos die Platintafel hin. Er hatte versucht, auf ihr einen Hinweis auf den Schlüssel zu finden – schließlich war der Spiegel selbst klar zu erkennen –, aber vergebens. Wenn Boras sich ein wenig die Bilder betrachten wollte: bitte.

»Hm«, machte der Barbar.

»Was ist denn?«

Boras zeigte auf die unteren Glyphen. »Das sind diese Zauberweber, oder?« Helion bejahte. »Und sie haben Ogersklaven, die den Spiegel bauen.« Wieder ja. »Die Oger auf dem ersten Bild müssen schleppen, und dann schütten die Zauberweber etwas über sie, und die Oger arbeiten wie blöde. Dieser Zaubertrank, der die Oger stärker macht – ob das das Zeug im Brunnen ist?«

Pecarri schlug sich vor die Stirn. »Natürlich! Das ist es, was ich die ganze Zeit im Hinterkopf hatte. Das ist das Zeug im Brunnen, der Stärketrank. Und ausgerechnet du hast das erkannt!«

»Wie: ausgerechnet ich?«, fragte Boras. »Manchmal glaube ich echt, ihr haltet mich für doof.«

Er gab Helion die Tafel zurück und ging kopfschüttelnd zum Spiegel. Er legte die Hand auf die Oberfläche. Das Metall kräuselte sich unter seinen Fingern.

»Uuah!«, machte Boras. Er drehte sich zu den anderen um. »Das müsst ihr mal versuchen, das fühlt sich eklig an!«

Leider waren die übrigen Kettenbrecher beschäftigt. Während Thamior den Raum nach Hinweisen auf den Schlüssel durchforstete und prüfte, ob sich der Thron irgendwie bewegen ließ, versuchte es Helion mit einer erneuten Übersetzung der Tafel. Jetzt, wo Boras den Teil mit dem Trunk gelöst hatte, kam er vielleicht besser zurecht. Thargad und Dirim wiederum waren nach Boras’ Geistesblitz gleich losgegangen, um sich jeweils etwas von dem Zaubertrank abzufüllen. Sie tranken noch nicht aus dem Brunnen, damit die Wirkung nicht dann nachließ, wenn sie es am wenigsten gebrauchen konnten.

»Schau mal«, rief Boras.

Thamior sah nicht einmal auf. »Toll.«

»Jetzt sieh doch her.«

Der Elf blickte hoch. Boras stand einen Schritt vom Spiegel entfernt und deutete darauf. »Und?«

»Siehst du ihn nicht?«

»Wen?« Thamior ging einen Schritt näher. Er sah eine Reflexion des Spiegelsaals, leicht verzerrt. Dann plötzlich verschwamm das Bild und er blickte in einen düsteren Raum, der nur vom Licht eines Langschwerts erhellt wurde. Im Hintergrund des Raums sah man eine alte Türe, verschlossen, und davor, in sich zusammen gesunken, Alek Tercival. Der Paladin sah furchtbar aus: Entkräftet, schmutzig, und viel schwächer, als die Kettenbrecher ihn in Erinnerung hatten.

»Helion? Schau dir das mal an.«

Schließlich hatten alle Kettenbrecher das Phänomen gesehen. Starrte man für längere Zeit auf den Spiegel, veränderte sich das Bild immer und zeigte Alek. Sie versuchten alles, um das Bild anderweitig zu verändern. Sie dachten an andere Dinge. Sie schoben und zerrten am Spiegel und am Thron. Sie stellten sich in unterschiedlichen Kombinationen in das sechseckige Zeichen auf Boden des Raums. Ohne Erfolg.

»Wenn es wenigstens fünf Ecken wären«, sagte Helion. »Fünf Farben, fünf Ecken. Der Spiegel ist ja auch fünfeckig.«

»Er verband aber sechs Orte miteinander«, sagte Dirim. »Und die Zauberdingsda hatten sechs Arme. Also passen auch sechs Ecken.«

»Es hilft nichts«, sagte Thamior. »Die Zauberweber haben eben alle nur an Sechs gedacht.«

Boras lachte, Thargad blieb ernst, Dirim schüttelte den Kopf, und Helion kommentierte: »Einer von uns musste das wohl sagen.«

Schließlich führten sie Experimente aus. Sie warfen einen Wurfanker samt Seil durch den Spiegel und zogen ihn unversehrt wieder hervor. Boras schob seinen Arm in den Spiegel, ebenfalls ohne Schaden zu nehmen.

»Es hilft nichts«, sagte Thargad. »Einer muss da durch.«

Er hielt ein Seil hoch. »Macht mich fest.«

Gesagt, getan. Thargad wurde angebunden, dann trat er durch den Spiegel. Es blitzte kurz, dann stand er mitten in einem kleinen Raum mit fünf Wänden. Boden und Decke des Raumes waren orange, und jede der Wände war ein anders farbiger Spiegel. Das abgeschnittene Ende des Seils lag neben ihm auf dem Fußboden.

Das Seil hing im Spiegel fest. So sehr die Kettenbrecher auch zogen, sie konnten es nicht verrücken. Schließlich gaben sie es auf. Kurz entschlossen gingen zuerst Thamior, dann Helion durch den Spiegel. Thamior landete in einem blauen Raum mit fünf Wänden, jede Wand ein farbiger Spiegel; Helions Raum war grün. Helion trat durch den orangen Spiegel und stand mitten in einem orangen Raum: fünf farbige Spiegel (kein Thargad). Dirim und Boras fassten sich an den Händen und traten gemeinsam durch den Spiegel. Sie landeten in einzelnen, farbigen Räumen.

Interessant, dachte Helion. Entweder würden sie es alle für sich schaffen, das Rätsel der verschiedenen Spiegeltüren zu lösen – oder der ein oder andere Kettenbrecher würde ewig hier herumirren. Er ging durch den grünen Spiegel und tauchte mitten in einem grünen Raum mit fünf farbigen Spiegeltüren auf.

Interessant, dachte er noch einmal. Aber ein bisschen Angst hatte er schon.
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Berandor

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Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
« Antwort #193 am: 01. März 2006, 19:40:49 »
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« Antwort #194 am: 01. März 2006, 19:48:12 »
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