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Autor Thema: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)  (Gelesen 28177 mal)

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Berandor

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Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
« Antwort #90 am: 11. Dezember 2005, 22:54:59 »
 Ich "vergesse" auch gerne, dass Spieler nicht da sind - á la Gamers. Manchmal bietet es sich auch an, die Charaktere einfach verschwinden und wiederkommen zu lassen - aber durch die Entwicklungen im Abenteuer musste Dirim irgendwie "mit". Ich hätte ihn einfach mitlaufen lassen, wenn ich nicht gleichzeitig die Idee gehabt hätte, mit dem Fluch die Story in Gang zu bringen.
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Serath

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Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
« Antwort #91 am: 11. Dezember 2005, 23:19:34 »
 Mal wieder ein sehr schönes Update, aber bei den Steinmetzen musste ich auch sofort an die Simpsons denken.  :D  

Berandor

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Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
« Antwort #92 am: 12. Dezember 2005, 08:13:29 »
 Wie schrieb schon Zechi:

Zitat
The Chisel = Die Steinmetze, dies könnte für unfreiwillige Lacher sorgen besonders wenn sie dieses Lied singen:
Das Lied der Steinmetze: "Who controls the British crown? / Who keeps the metric system down? / We do! We do! / Who leaves Atlantis off the maps? / Who keeps the Martians under wraps? / We do! We do! / Who holds back the electric car? / Who makes Steve Guttenberg a star? / We do! We do! / Who robs the cave fish of their sight? / Who rigs every Oscar night? / We do! We do!"

Wenn nötig, benenne ich die Gruppe halt um - aber das überlasse ich meinen Spielern.
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Serath

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Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
« Antwort #93 am: 13. Dezember 2005, 00:18:49 »
 Ich finde nicht, dass du die Gruppe umbenennen musst.
War ja auch nicht als Kritik von mir gemeint, sondern nur eine Anmerkung. Ging mir im ersten Moment, als der Name fiel, halt so, aber dann hat es mich nicht weiter gekümmert.  ;)  

Berandor

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Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
« Antwort #94 am: 13. Dezember 2005, 07:47:43 »
 Ich finde es eigentlich auch passend... wenn die Spieler aber am Tisch plötzlich in das Lied ausbrechen... :)
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Kylearan

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Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
« Antwort #95 am: 13. Dezember 2005, 08:41:28 »
Zitat von: "Berandor"
Ich finde es eigentlich auch passend... wenn die Spieler aber am Tisch plötzlich in das Lied ausbrechen... :)
Verdammt, und ich kenne diese Simpsons-Folge(n) gar nicht, daher sind mir die Namen gar nicht so komisch vorgekommen.

Kylearan
"When the going gets tough, the bard goes drinking."

Dirim

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Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
« Antwort #96 am: 13. Dezember 2005, 16:04:06 »
Zitat von: "Berandor"

Zitat
Lass uns nicht allzulange warten, ja?
Noch mindestens ein Kommentar :)
Müssen wir noch länger warten?

war schon mehr als einer ;)  

Berandor

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Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
« Antwort #97 am: 13. Dezember 2005, 20:46:17 »
 Meckerkobold! :)

Zwischenspiel: Währenddessen

Terseon Skellerang schlug die Tür hinter sich zu. Die beiden Wachen davor wichen unwillkürlich vor ihm zurück. Der Hauptmann der Stadtwache nahm zwei Stufen auf einmal, als er aus dem Kerker nach oben ans Tageslicht zurückkehrte. Die kalte Wintersonne stach ihm in die Augen. Es dauerte einen Moment, bis er die Schemen vor ihm identifizieren konnte.

»Sie reden nicht, oder?« Tenebris Valanthru war schwer zu lesen, aber Terseon ahnte, dass die rechte Hand des Stadtherren unzufrieden war. Schließlich hatte Valanthru sich von Anfang an skeptisch gezeigt, ob Terseon seine Leute dazu bringen könne, Maavu zu verraten. ›Falsche Sentimentalität‹ hatte er es genannt. Auf der anderen Seite war Grukk Zwölftöter sehr einfach einzuschätzen: Der Ork brannte darauf, Peter und Frank in seine Finger zu bekommen.

»Gehen wir in mein Büro«, sagte Terseon. »Dann kann ich gleich was essen.« Er drehte sich um und ging voraus. Tenebris und Zwölftöter folgten ihm widerstrebend.
Terseon setzte sich hinter seinen Schreibtisch und ließ den Beiden keine Möglichkeit, als auf der anderen Seite Platz zu nehmen. Er nahm einen kalten Hühnerschenkel von dem bereit stehenden Teller und biss hinein. Dann trank er einen Schluck Wein. Tenebris sah dem Schauspiel gelassen zu, aber dem Ork wurde es zu viel

»Verdammt, Skellerang, gib die Kerle endlich raus!« Er schlug mit der Faust auf den Schreibtisch, dass beinahe Terseons Weinkelch umgekippt wäre.

»Ich hätte auch gerne etwas Wein«, sagte Tenebris, »und Grukk hier nimmt auch einen Schluck.«

»Ich habe keinen Durst auf Wein«, knurrte der, »sondern auf das Blut dieser-«

»Habt ihr noch zwei Kelche?«, wurde er von Tenebris unterbrochen.

Terseon stand auf und füllte zwei weitere Kelche mit Wein. Tenebris nickte dankbar und nahm einen Schluck. Wenn ihm die schlichte Qualität aufstieß, ließ er es nicht erkennen. Grukk hingegen warf erst einen störrischen Blick zum Elfen hinüber, dann trank er den Kelch in einem Schluck leer und ließ ihn zu Boden fallen. Terseon nahm sich einen weiteren Hühnerschenkel.

»Haben wir jetzt alle genug gespielt?«, fragte Tenebris. »Dann beantwortet bitte meine Frage: Haben die Beiden geredet?«

»Noch nicht«, gab Terseon zu. Grukk murmelte etwas Unverständliches. »Aber sie werden.«

»Das hatten wir doch schon. Grukk würde sie schneller-«

»Es sind gute Männer«, sagte Terseon. »Sie glauben, dass sie das Richtige taten.«

»Warum schweigen sie dann noch, nachdem Hunderte verletzt wurden?«

Terseon leckte sich die Lippen. »Sie brauchen nur Zeit.«

»Zeit?« Valanthrus Stimme bekam einen harten Unterton. »Wir haben keine Zeit! Wie lange braucht Maavu, um endgültig zu verschwinden? Wie lange, um seinen nächsten Anschlag vorzubereiten? Selbst wenn - und ich halte das keineswegs für sicher - die Beiden nichts von Maavus Plänen geahnt haben, so machen sie sich doch mitschuldig an jedem Toten und Verletzten, den es in Zukunft geben wird.«

»Ich werde sie zum Sprechen bringen.«

»Nein, Ihr werdet sie Grukk übergeben.«

Terseon atmete tief ein. »Das werde ich nicht.«

Tenebris saß stocksteif. Neben ihm rutschte Grukk tiefer in seinen Stuhl. »Wie bitte?«

»Ich sagte, das werde ich nicht. Dies sind meine Männer. Ich werde sie zum Reden bringen.«

Der Elf rührte immer noch keinen Muskel. »Dies sind nicht mehr Eure Männer. Es sind Verräter.«

»Dennoch werde ich mich um sie kümmern. Und ich werde Maavu aus dem Verkehr ziehen.«

Tenebris sah den Hauptmann an. Dann betrachtete er seinen Weinkelch. Er stand auf und stellte den Kelch auf den Tisch. Ein Lächeln spielte um seine Lippen, und Terseon fühlte, wie er sich entspannte. »Also gut«, sagte Tenebris. »Ihr bekommt noch etwas Zeit.« Er sah zu dem immer noch sitzenden Ork. »Grukk, lasst uns bitte allein. Es gibt da noch etwas, was ich mit dem Hauptmann zu bereden habe. Unter vier Augen.«

»Mein Fürst.« Grukk Zwölftöter erhob sich und verließ den Raum. Tenebris sah zu Terseon und rollte mit den Augen. »Er mag sich zivilisiert geben, aber er ist und bleibt ein Ork.« Er lächelte. »Gut gespielt, Hauptmann.«

Terseon lehnte sich in seinem Stuhl zurück und lächelte ebenfalls. »Danke.«
Tenebris goss seinen Wein zurück in den Kelch. Er ging zu einem Wandschrank und nahm eine Flasche heraus, aus der er den Kelch neu füllte. Er trank. »Schon besser.« Tenebris setzte sich wieder gegenüber Terseon und schlug die Beine übereinander. »Nun zu wichtigeren Themen...«

-

»Ihr wolltet mich sehen?« Terseon verneigte sich tief. Er hatte seinen Gardeumhang angelegt, der ihn wie immer am Hals kratzte. Wenn dies allerdings sein letzter Auftritt als Hauptmann sein würde, dann wollte er wenigstens erhobenen Hauptes gehen. Mit diesem Gedanken richtete er sich wieder auf und sah dem Stadtherren ins Gesicht.

»Mein guter Freund«, sagte Severen Nalavant. Er saß in der Bibliothek und las ein Buch über elfische Feiern beim Übergang von der Jugend zum Erwachsenen. »Setz dich zu mir.« Terseon nahm neben dem Stadtherren Platz. »Tenebris hat mir von euren Schwierigkeiten erzählt. Diese Wachleute?«

»Peter und Frank.«

Nalavant nickte. »Peter und Frank schweigen immer noch?«

Terseon zwängte einen Finger unter den Kragen. Wahrscheinlich würde der Stadtherr gleich anbieten, den Umhang weiten zu lassen.

Stattdessen sagte er: »Es sind zwei Tage vergangen, seit du sie festgenommen hast. Ich finde es großartig, dass du an ihre Reue glaubst, aber wie lange willst du ihnen noch geben?«

»Ich brauche nur etwas mehr Zeit«, sagte Terseon und hoffte, dass er überzeugter klang, als er war.

Nalavant tätschelte seinen Oberschenkel. »Wie viel Zeit? Maavu plant vielleicht schon sein nächstes schamloses Schurkenstück, um die treuen Bürger dieser Stadt ins Unheil zu stürzen. Diese Leute tragen dafür die Verantwortung.«

Terseon sah dem Stadtherren in die Augen. »Wollt ihr meinen Rücktritt?«

»Mein lieber Terseon.« Nalavant schüttelte den Kopf und lächelte dabei. »Wie könnte ich? Zugegeben, ich habe mit dem Gedanken gespielt, aber Tenebris hat mir ins Gedächtnis gerufen, dass du mein treuester Diener bist.«

»Was wollt ihr dann von mir? Ich tue mein Bestes, wirklich.«

»Das weiß ich doch. Aber wie ihr selbst mir gesagt habt, nach Tagen gerechnet bin ich immer noch in meinem fünften Jahr als Stadtherr. Ich muss diese Zeit überstehen. Cauldron muss diese Zeit überstehen. Auch dann, wenn wir Opfer bringen müssen.«

»Ihr wünscht, dass ich Peter und Frank dem Ork übergebe«, stellte Terseon fest.

»Es betrübt mich ebenso wie Euch, mein Freund, aber ja. Gebt die beiden Verräter an Zwölftöter weiter.«

»Wisst ihr, was er mit ihnen anstellen wird?«

Severen Nalavant lächelte, doch das Lächeln erreichte seine Augen nicht. »Grukk ist ein ungehobelter Klotz, ein grausliger Gesellschafter. Aber er hat seinen Nutzen. Lassen wir ihn nützlich sein.«

Terseon schloss die Augen. Er stand auf und verneigte sich vor Nalavant. »Mein Herr, ich werde tun wie ihr verlangt. Grukk Zwölftöter wird die Gefangenen binnen einer Stunde in seinem Lager haben.«

Eine Träne bildete sich in Nalavants Auge. Er lehnte sich vor und ergriff Terseons Arm. »Für das Wohl der Stadt«, sagte er.

Terseon nickte. Ein harter Zug spielte um seine Lippen. Seine Narbe glänzte im Kerzenschein. »Für das Wohl der Stadt.«
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Kylearan

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Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
« Antwort #98 am: 14. Dezember 2005, 11:44:47 »
 Verdammt, was geht denn da ab???

edit: Und ich verwahre mich gegen den "Meckerkobold" - Meckergoblin trifft es mE besser.
"When the going gets tough, the bard goes drinking."

Thargad

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Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
« Antwort #99 am: 14. Dezember 2005, 14:21:00 »
 Hm, irgendwie erinnerte mich Severen dieses Mal entfernt an jemanden. An einen feisten, gepuderten Eunuchen, einen ganz Speziellen. Diese Assoziation gefällt mir überhaupt nicht, auch wenn sie nur schwach ist. Ich würde ihn lieber auch in Zukunft als Severen, das dumme bunte Huhn, sehen.

Berandor

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« Antwort #100 am: 14. Dezember 2005, 19:26:05 »
Zitat von: "Thargad"
Hm, irgendwie erinnerte mich Severen dieses Mal entfernt an jemanden. An einen feisten, gepuderten Eunuchen, einen ganz Speziellen. Diese Assoziation gefällt mir überhaupt nicht, auch wenn sie nur schwach ist. Ich würde ihn lieber auch in Zukunft als Severen, das dumme bunte Huhn, sehen.
Hmm... dabei liegt ersteres doch so gar nicht in Severens Charakter...
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Askael

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Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
« Antwort #101 am: 15. Dezember 2005, 19:12:49 »
 Ein absolutes Schmankerl, wenn ich einma so sagen darf.
Wie alle Zwischenspiele bisher, aber hin und wieder denke ich, du steigerst dich in deiner Form sogar noch!  :o

Hohen Respsekt an den Meister der Cliffhanger an dieser Stelle ;)
Gut gespielt, wichtigere Themen? Herrlich.. Das läßt einen immer mit noch mehr Spannung auf das Nächste Mal warten:


*offizieller Kritikmoduns an*
Auf der Skala wären das dann 9,7 von 10 gelungenen Spannungsbögen
*offizieller Kritikmoduns aus*
Pünktlichkeit ist der Dieb der Zeit

Berandor

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Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
« Antwort #102 am: 15. Dezember 2005, 20:13:23 »
Zitat von: "Askael"
*offizieller Kritikmoduns an*
Auf der Skala wären das dann 9,7 von 10 gelungenen Spannungsbögen
*offizieller Kritikmoduns aus*
Danke. Du greifst aber hoch - dabei habe ich noch so einiges vor... aber wie gesagt, danke für das Lob!
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shaz´narahd

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Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
« Antwort #103 am: 16. Dezember 2005, 11:20:38 »
 Hattest du nicht noch Gatenamen für das Spiel zu vergeben?
Das würde die hohe Wertung erklären  ;) .

Ach, ich wollte die nächste Spielsitzung ja eigentlich überleben.
Dann sollte ich wohl besser meinen Mund halten...  :boxed:

shaz
"Ich höre nichts", sagte Anna zum Zwerg, der ihr beipflichtete. Der Raum hinter Tür schien eindeutig leer zu sein... bis auf den Tod!

Berandor

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« Antwort #104 am: 18. Dezember 2005, 22:14:13 »
 Der Läuterer

»Ihr wollt wirklich nicht mitkommen?«, fragte Thargad.

»Ihr wisst wirklich nicht, wie man so ein Boot steuert?«, gab Maavu zurück.

»Nein«, sagte Thargad stellvertretend für Alle.

»Ich bleibe hier«, entgegnete der Händler. Er löste die dicken Seile und warf sie auf das flache, breite Flussboot, in dem Reittiere und Kettenbrecher bequem Platz gefunden hatten. »Viel Erfolg - und ertrinkt nicht, bevor ihr Alek findet.«

»Wir geben uns Mühe«, sagte Pecarri zwischen zusammengepressten Zähnen. Dann griff die Strömung nach dem Boot und zog sie davon. Das Boot hatte ein Ruder und zwei Staken - Boras und Thamior nahmen je eine, während die anderen Beiden es sich im Boot bequem machten. Die Fahrt verlief halbwegs ruhig, und Elf wie Barbar bekamen Gelegenheit, sich an die Steuerung des Bootes zu gewöhnen.

»So langsam habe ich es raus«, sagte Thamior. »Ist gar nicht so schwer.«

Das hätte er natürlich nicht sagen sollen, denn prompt wurde der Fluss schneller und die Fahrt holpriger. Bald wichen sie Steinen hierhin, dann dorthin aus, prallten gegen kleinere Hindernisse und mussten gegensteuern, um sich nicht quer zu stellen. Wasser spritzte bisweilen über die niedrige Wand des Bootes, und Thargad und Helion hielten die Schöpfeimer parat.

Nach einer besonders spritzigen Welle lachte Boras laut auf. »Das macht Spaß!«, rief er. Dann prallte das Boot vor einen Felsen, und er ging über Bord. Die Anderen hatten sich festhalten können, als der Aufprall das Boot durchrüttelte, aber Boras wurde von der Wucht überrascht. In einem Moment stand der Barbar am Bootsrand, im Nächsten war er im Wasser und einige Schritt voraus. Die Anderen hasteten zum Bug und sahen gerade noch, wie Boras’ Arme im Wasser verschwanden.

»Er kann schwimmen«, sagte Thargad bestimmt.

»Bestimmt«, gab ihm Helion Recht. Aber Boras tauchte nicht auf.

»Schaftbruch!«, fluchte Thamior. Er warf Helion ein Ende seines Seidenseils zu, band sich das andere schnell ums Handgelenk, und mit einem »Veramnayilae!« sprang er ins Wasser.

Er tauchte nicht wieder auf.

Helion sah Thargad an. Dieser blickte zurück. »Wer von uns springt jetzt?«

-

Thamior war auf einen Stein aufgeschlagen, der ihm die Luft aus den Lungen gepresst hatte. Durch das wirbelnde Wasser sah er Boras nahe bei. Der Barbar hatte mit der Strömung zu kämpfen. Thamior versuchte, zu ihm zu schwimmen, musste dann aber Acht geben, nicht selbst abgetrieben und vor einen Felsen gerammt zu werden. Irgendwo über sich war die Wasseroberfläche - aber wo war oben? Boras hatte ihn jetzt auch entdeckt und versuchte, zu ihm zu gelangen. Thamior streckte die Hand aus und berührte Boras’ Finger. Noch ein Stückchen... ja. Er griff zu und zog an dem Seil. Dann strampelte er in die Richtung, in die das Seil ihn zog.

-

Die beiden Schwimmer durchbrachen die Wasseroberfläche prustend und blinzelnd. Thargad zog an dem Seil, Helion stand mit einem Zauberstab daneben. Er zielte auf Boras.

»Hab ihn!« Boras wurde in die Luft gehoben, schwebte über der Wasseroberfläche. Das Boot trieb langsam auf ihn zu, unter ihn, und Helion ließ ihn sinken. Gemeinsam zogen sie dann Thamior aus dem Wasser. Als die Beiden mehr oder minder schnatternd in der kalten Luft und ihren nassen Kleidern standen, konnten sie nicht umhin, zu grinsen, und dann zu lachen.

»Die großen Kettenbrecher«, sagte Thargad kopfschüttelnd, »besiegt von einem Fluss.«

»Wenn das die Sturmklingen gehört hätten«, sagte Helion.

Boras nickte. »Wir hätten uns einsargen lassen können!«

Die Anderen sahen ihn verblüfft an. »Ein Wortspiel«, sagte Helion und klopfte ihm aufs Knie. »Gut gemacht!«

»Was denn?«, fragte der Barbar, was nur wieder zu Gelächter führte. Boras runzelte die Stirn, dann zuckte er mit den Schultern und lachte mit.

-

»Da vorne ist die Statue!«, rief Thamior. »Der Kopflose Dämon!« Im Nachmittagsdunst sahen die Kettenbrecher den Schatten einer großen Gestalt, die sich vor dem Dschungel abzeichnete. Direkt an der Statue war ein schmaler Streifen flachen Sandes - eine Anlegestelle.

»Tatsächlich - das ist ein Glabrezu«, sagte Helion ehrfürchtig.

»Da ist noch mehr«, zischte der Elf plötzlich. »Feinde!« Er nahm seinen Bogen heraus. Im selben Moment erklang das Pfeifen von Pfeilen. Die Geschosse schlugen ins Boot oder fielen ins Wasser. Thargad übernahm schnell das Steuer, Helion legte sich flach in den Bug. Thamior ließ seinerseits einen Pfeil fliegen, und Boras’ Blick suchte den Dschungel ab. »Wo sind sie denn?«

Wieder flogen die Pfeile, und jetzt konnte man die Gestalten erahnen, die sich im Buschwerk nahe der Anlegestelle versteckt hatten. Sie hatten Hundeschnauzen und Fellkörper - Gnolle. Jetzt konzentrierten sich die Pfeile auf Dirims leuchtende Gestalt, aber sie flogen einfach durch den verfluchten Zwerg hindurch. Thamior antwortete mit seinem Bogen und lächelte grimmig, als ein Schmerzenslaut erklang.

Wieder flitzten Pfeile durch Dirim hindurch. Der Zwerg machte ein paar rüde Gesten und lachte lautlos. Einer der Gnolle hatte aber ein anderes Ziel gewählt. Thargad fluchte, als er sich gerade noch vor dem Geschoss ducken konnte. Ein kleiner Kratzer entstand auf seiner Stirn. Thargad wurde schwummrig. »Gift!«, stöhnte er, gleichsam Fluch und Warnung. »Mistkerle!«

Das Boot war noch dreißig Schritt entfernt, und Boras wäre am liebsten ins Wasser gesprungen, um schneller an der Kampfstelle zu sein. Nur die Erinnerung an das letzte Bad hielt ihn ab. Wieder stürzte ein Volley Pfeile aus dem Himmel, nicht mehr auf den Zwerg gezielt, aber auch weit ab von anderen Zielen. Dann war das Boot endlich am Strand. Boras sprang in das stiefeltiefe Wasser und musste gleich zwei weiteren Pfeilen ausweichen. Thamior griff sich das Landungsseil und rannte den Strand hoch. Er warf sich hinter der Dämonenstatue in Deckung und wickelte das Seil um den Arm des Glabrezu. Das gab Thargad die Möglichkeit, seinerseits in den Kampf einzugreifen. Er packte seine Armbrust und sprang über Bord, kam geduckt auf und feuerte gleich einen Bolzen ab. Dann rannte er weiter, ließ die Armbrust fallen und zog die Zwillingsschwerter. Helion schließlich lag hinter der Bordwand und wartete auf den richtigen Moment.

Vier der Gnolle zückten mächtige Krummsäbel und rückten vor, zwei weitere blieben bei Pfeil und Bogen. Boras stürmte auf die Gnolle zu. Noch während drei von ihnen den Barbaren angingen, stahl sich Thargad in ihren Rücken. Seine Klinge stieß dem Gnoll in die Schulter, und als seine Deckung versagte, war Boras mit seiner Axt zur Stelle. Sogleich war der nächste Gnoll in Bedrängnis. Thamior stieg mittels seiner magischen Stiefel auf den kopflosen Hals der Statue. Von dort begann er, die Feinde systematisch zu beharken. Schnell ging der nächste Gnoll zu Boden, Axthiebe in der Brust und einen Schaft durch den Hals.

Der nächste Gnoll schlug nach Thargad, aber dieser warf sich unter dem Hieb hindurch und kam mit einer Rolle wieder hoch. In der Rollbewegung blitzte sein Schwert, und der Gnoll jaulte auf. Ein weiterer Gnoll betrachtete das Gemetzel mit großen Augen. Er drehte sich zur Flucht.

»Incendere!« Flammenstrahlen fraßen sich durch das Leder dieses Hundemenschens. Der Gnoll jaulte, taumelte und wurde von Thamior niedergestreckt. Boras fällte den anderen Gnoll. Nun war nur noch einer übrig.

»Der gehört mir!«, rief Thargad und spurtete los.

»Von wegen!«, lachte Boras und rannte mit großen Schritten an ihm vorbei.

»Das werden wir ja sehen«, murmelte Thamior leise und zielte.

Der Gnoll zerrte seinen Säbel hervor und stolperte zurück, als Boras ihn erreichte. Stahl prallte auf Stahl, und die Wucht des Hiebes warf den Gnoll ein paar Schritte zurück - aber er fiel nicht. Thargad war heran, lief einen entwurzelten Baum entlang und sprang in den Rücken des Gnolls. Sein Stoß zielte auf die Kniekehle, aber im letzten Moment zog der Gnoll das Bein zur Seite. Das Hundewesen hieb nach Boras mit dem Mut der Verzweiflung. Boras trat zurück, dann trat er wieder vor und schlug dem Gnoll die Faust ins Gesicht. Zähne knirschten. Der Gnoll spie aus, taumelte, fiel nicht. Ein Pfeil drang ihm ins Bein. Er jaulte. Fiel nicht. Thamior schüttelte den Kopf. Noch ein Pfeil, aber der Gnoll wich aus. Ein dritter, doch der Gnoll fiel nicht.

»Ha! Er steht noch!«, jubelte Thargad. Dann sprang er dem Gnoll in den Rücken, brachte ihn zu Fall, und stieß ihm die Klinge in den Nacken. Abrupt kehrte Stille ein.

-

»Der ist aber groß«, sagte Boras und sah die Statue hinauf.

Thamior sah zu ihm hinunter. »Das höre ich öfter.«

Thargad stöhnte auf. »Keine Angst«, sagte er dann zu Boras. »Das ist eine Ehrenstatue. So was ist immer überlebensgroß. Oder, Helion?«

»Meistens«, bestätigte der Kobold. Er schätzte die Statue ab. Der Glabrezu hatte zwei Paar Arme; eines endete in scharfen Klauen, das andere in riesigen Scheren so groß wie Boras. Der hundeähnliche Kopf lag tatsächlich im Sand; bis zum Hals war die Statue gut fünf Schritt hoch. »Hier aber nicht.«

»Du meinst...«

»Ich meine. Das Ding ist in Originalgröße.«

-

»Wo gehen wir jetzt lang?« Thargad sah auf den Fluss hinauf. Flache Steine ermöglichten einen halbwegs sicheren Übergang, und auf der anderen Flussseite konnte man schwach einen breiten aber bewachsenen Pfad erkennen, der nach Süden ging. Bei den Gnollen waren die Kettenbrecher wiederum auf einen schmaleren Jagdpfad gestoßen, der nach Nordosten führte.

»Nach Norden, sage ich.« Thamior reinigte seinen Bogen mit einem Tuch. »Dort führt die Karte hin.«

»Aber im Süden gibt es vielleicht Spuren unserer Eltern«, wandte Thargad ein. Damit war die Sache entschieden.

-

Der Pfad war begehbar, aber eindeutig nicht mehr benutzt - außer von Wildtieren. Thamior hatte Sheera in die Luft geschickt, um sie vor etwaigen Riesen zu warnen, die auf dem Weg lauerten. Ansonsten waren sie auf sich allein gestellt. Trotzdem hörten sie nach etwa einer halben Stunde Geräusche von gemächlichen Schritten, Laubrascheln, ein Zischeln. Jemand - Etwas näherte sich.

Thargad sprang ins Dickicht, Helion presste sich flach an einen Baum. Thamior verschwand im Dschungel, und selbst Dirim versteckte sich. Boras sah sich um, sah sich allein, dann legte er sich flach auf den Boden.

Um die Ecke kam ein Reiter, gewandet in weißes Leinen, dass er auch als Sonnenschutz um den Kopf gewickelt hatte. Sein Gesicht war eine Wolfsschnauze, seine Füße wie gekrümmte Pfoten. Er trug einen großen Säbel auf dem Rücken. Sein Reittier war nicht weniger seltsam. Es glich einer Eidechse in Form und Farbe, war aber von gewaltiger Größe. Man hätte es mit einem Pferd vergleichen können, wenn es nicht durch seine kleinen Beine viel niedriger geschritten wäre. Eine lange Reptilienzunge schmeckte die Luft. Trotzdem war Boras’ Aufmerksamkeit auf den Reiter gerichtet. Es war kein Gnoll, wie er deutlich sah. Aber er gehörte derselben Rasse an wie jemand anderes, den die Kettenbrecher getötet hatten. Es war die Rasse Tarkilars, des untoten Priesters aus den Kopruruinen.

Die Zunge der Reitechse schlabberte in Boras’ Ohr. »Habt keine Angst«, hörte er den Wolfsmensch sagen. »Ich werde Euch nichts antun, wenn ihr mich nicht zwingt.«

Boras erhob sich und klopfte sich das Gras von den Schultern. »Passt besser auf, dass ich dir nichts tue. Wer bist du überhaupt?«

Der Wolfsmensch erwiderte Boras’ Blick mit funkelnden Augen. »Mein Name ist Levold, genannt der Läuterer, und ich diene dem Herrn der Sonne.«

»Levold also.« Thargad kam aus dem Wald heraus, sodass er direkt neben dem Wolfsmenschen stand. Levolds Kopf fuhr herum, aber sonst reagierte er nicht. »Und was willst du hier?«

»Ich reite in die Kesselstadt, wo Schmutz und Unrat Zierde ist, um mein Geschwister zu suchen, dass dort verloren ging.«

»Geschwister?« Thamior kam einige Schritt hinter der Echse aus dem Dschungel.
Levold wandte sich um, dann stieß er ein bellendes Lachen aus. »Wie viele von Euch sind hier denn noch?«

Zur Antwort stellte sich Pecarri hinter Boras auf den Weg. »Nur wir. Und jetzt sag schon: Wer ist dein Geschwister?«

»Mein Geschwister nannte sich Tarkilar der Tollkühne, doch mein Volk nannte ›den Tollen‹. Er verließ uns, als der Sommer länger war, doch schon damals war sein Herz verdunkelt. Er war ein Jäger, doch das Rudel war ihm weder Schutz noch Heimat.«

»Tarkilar«, sagte Pecarri. »Wir haben ihn getroffen.« Von einem Moment zum nächsten lag Spannung in der Luft, beide Seiten beäugten sich. Boras stellte sich einen Fuß breiter, Pecarri suchte sich seine Zauber zurecht, Thargads Hände glitten zu seinen Schwertern, und Thamior schmeckte den Wind. Levold auf der anderen Seite ließ die Zügel fahren und hatte nun beide Hände frei. »Was wollt ihr von Tarkilar.«

»Die Ältesten sagen, er habe sich an der Natur vergangen. Ich werde ihm Hoffnung geben, in der Schattenwelt, wo stets die Sonne scheint, doch nie verbrennt.«

»Tarkilar ist tot«, sagte Boras. »Ich habe ihn getötet.«

Levold betrachtete den Barbaren eindringlich. »Ihr habt Tarkilar getötet?«

»Ja.«

»Er war untot«, fügte Pecarri hinzu. Levold nickte. Er stieg von seiner Echse und kniete sich vor Boras, neigte den Kopf nach hinten und präsentierte seine Kehle. Dann erhob er sich wieder.

»Habt Dank! Ihr habt meine Aufgabe beendet. Nun obliegt es mir, Euch ein ähnliches Geschenk zu machen. Gibt es jemanden, den ich für Euch besiegen kann?«

Die Kettenbrecher sahen sich an und dachten: Vlaathu. Aber im selben Moment sahen sie vor ihrem inneren Auge, wie der Betrachter siegreich über der Leiche des Läuterers schwebte. Und den Hofnarr wollte Thargad selbst übernehmen.

»Nein, leider wissen wir niemanden«, sagte Pecarri.

»Gibt es etwas anderes, dass ich für Euch tun kann?«

»Vielleicht. Unser Freund wurde verflucht. Könnt ihr den Fluch brechen?« Auf ein Zeichen hin kam Dirim aus dem Dschungel geschlüpft. Levold betrachtete den Zwerg einige Zeit, dann schüttelte er den Kopf.

»Nicht sofort. Ich habe ein passendes Zauberblatt dabei, aber es wird nicht mächtig genug sein. Wenn ihr wünscht, werde ich es gerne morgen versuchen, wenn die Sonne aufgegangen ist. Bis dahin begleite ich Euch.«

»Das ist gut. Wir suchen eine Handelsstation«, sagte Thargad.

Levold nickte. »Ich kenne den Ort, von dem ihr sprecht. Er befindet sich zwei Zungenschläge entfernt in der Richtung, in die der Sandsturm zieht.« Als Levold merkte, dass diese Angabe den Kettenbrechern nichts sagte, zuckte er mit den Schultern. »Folgt mir einfach.«Levold wendete seine Reitechse und ließ sie den Weg zurück reiten, den er gekommen war. Die Kettenbrecher folgten ihm. Während sie ritten, unterhielt Levold sie mit Geschichten aus seinem Rudel, und Abenteuern, die er schon erlebt hatte.

Bald neigte sich die Sonne dem Horizont entgegen. »Wie weit ist es noch?«, fragte Thargad.

»Nicht mehr sehr weit. Wenn wir weiter reiten, können wir noch früh in dieser Nacht an der Station sein, oder wir suchen uns jetzt einen Rastplatz und ziehen morgen weiter.«

»Ich bin für Letzteres«, sagte Pecarri, und die Anderen stimmten zu. Thamior suchte einen geschützten Platz und richtete eine Feuerstelle ein, an der man sich zur Ruhe legte.

»Wisst ihr, ob die Station verlassen ist?«, erkundigte sich Pecarri.

»Nein. Auf dem Hinweg ritt ich daran vorbei, so wie ich alle Wege mied, bis ich Euch begegnete.«

»Wir werden morgen sehen, wer dort haust«, sagte Thamior.

»Aber zuerst versuchen wir, Dirim zurückzubekommen«, gab Pecarri zurück.

»Alles zu seiner Zeit«, sagte Levold. »Ihr solltet jetzt ruhen. Bei Nacht kommen die dunkelsten Gedanken ungebeten - wartet bis die Sonne wieder scheint, und die größten Probleme stellen sich als Schatten heraus.« Damit rollte er sich neben seiner Echse zusammen und schlief ein.
Bitte schickt mir keine PMs hier, sondern kontaktiert mich, wenn nötig, über meine Homepage

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