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Gawain

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« am: 13. November 2005, 19:34:28 »
 Ich durfte für Soziologie ein wunderbares Referat machen, und wollte euch auch kurz daran teilhaben lassen.
Da  ja in dem Glaubenthreat wieder, wie in Internetforen üblich, ordentlich gelabbert wird, und auf Quellen verwiesen wird, möchte ich es mir nicht nehmen lassen, und auf das kürzlich angesprochenen Thema eine kleine Gegendarstellung rauslassen...

Das Werk stammt nicht aus dem Spiegel, sondern war eine eigene wissenschaftliche Arbeit, die als ganzes in der Beilage der Zeitung "Das Parlament" enthalten war.

Entgegen der Annahme, Gerd Strohmeier würde ein bisserl spinnen, durfte ich sein Werk als Ganzes lesen, und hier ist mein Referat darüber...

Ich finde seine Gedankengänge sehr logisch!

Also an alle Wissenschaftler und Alltagspsychologen sowie Hobbyphilosophen
" Wahrlich, auch den Größten fand ich - allzu menschlich!"

Gawain

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« Antwort #1 am: 13. November 2005, 19:35:18 »
 - Politische Sozialisation -

Sozialisation von Kindern
Anhand dem Bericht:
„Politik bei Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg“
von Gerd Strohmeier
(Beilage zur Ausgabe 41 der Zeitung: „Das Parlament“)

0 Sozialisation

Die Sozialisation (aus dem Lateinischen) ist ein sozialwissenschaftlicher Begriff und bezeichnet die Entwicklung der Persönlichkeit aufgrund ihrer Interaktion mit einer spezifischen, materiellen und sozialen Umwelt. Durch sie wird ein Individuum zu einem vollwertigen Teil der Gesellschaft.

1 Teildimension: Politische Sozialisation

Politische Sozialisation (PS) ist in engem Zusammenhang mit politischer Kultur, politischer Kultur, politischer Meinungs- und Werteforschung und mit politischer Bildung zu sehen. Nimmt man die klassische Definition politischer Kultur als die „jeweilige Verteilung von Orientierungsmustern gegenüber politischen Gegenständen“ in einer Gesellschaft, dann bezeichnet PS den Erwerb dieser Orientierungsmuster durch das Individuum. Der Begriff ist sehr komplex, da „Sozialisation“ die gesamte – bewusste und unbewusste – Aneignung gesellschaftsbezogener Kenntnisse, Fähigkeiten, Einstellungen und Werte bezeichnet und dabei sowohl die Prozesse und Inhalte als auch die Handelnden betrachtet werden können.
Abgegrenzt werden kann der Begriff PS von Formen oberflächlicher und kurzfristiger politischer Meinungsbildung. Im Gegensatz zu diesem bezieht sich PS auf diejenigen politischen Einstellungen und Orientierungen, die längerfristig und tiefergehend verinnerlichte Bestandteile der Persönlichkeit werden.

2 Phasen der (politischen) Sozialisation

Sozialisation ist ein Prozess, der nie abgeschlossen ist, d.h. ein lebenslanger Prozess, der sich in drei Phasen unterteilen lässt: Die Primär-, Sekundär- und Tertiärsozialisation.

Primärsozialisation:   umfasst die ersten Lebensjahre, erfolgt vornehmlich im Elternhaus bzw. der Familie
Normen, Werte und Verhaltensweisen werden vermittelt, stabilisieren sich relativ schnell (können sich später jedoch noch verändern), Abschluss mit Herausbildung einer individuellen Identität (Grundpersönlichkeit)
Persönlichkeitsstruktur ist so tiefgehend, das später modifiziert, aber nicht mehr grundlegend [!] geändert werden kann.
Charakterisierung durch Selbst- und Sozialkompetenz, steht für spätere Aspekte der politischen Kompetenz (folglich ist eine Vorstrukturierung eingetreten)

Sekundärsozialisation   umfasst die Jahre bis zum Ende der Adoleszenz (Übergangsstadium von Kindheit und Pubertät zur vollenden Reifung (emotional und sozial) der Person, obwohl sie biologisch schon als Erwachsen gelten kann), erfolgt nicht mehr nur im Elternhaus, sondern primär in der Schule und in Gleichaltrigengruppen („peer groups“), Angeeignetes aus der Primärsozialisation wird stabilisiert, differenziert, überdacht und transformiert um auf die Rolle in der Gesellschaft vorbereitet zu sein.
Herausbildung der Persönlichkeit des Individuums, Entwicklung der politischen Kompetenz (politische Kenntnisse, Einstellungen Aktivitätsbereitschaft, etc.), Wichtig: Basis der Selbst und Sozialkompetenz stellt Nährboden für politische Kompetenz bzw. politische Grundpersönlichkeit

Tertiärsozialisation   umfasst das Erwachsenenalter, erfolgt in letztlich allen Bereichen in denen das Individuum mit seiner sozialen Umwelt interagiert (Freundeskreis, Arbeitskollegen, etc.), ständige Anpassung, ständige Anpassung im politischen Bereich

Die Phase der Tertiärsozialisation ist die Längste, aber nicht die Wichtigste. Die Neigung zum Schwarz-Weiß-Denken findet vornehmlich in der Sekundärsozialisation statt. Im Erwachsenenalter werden Urteile und Meinungen zwar differenzierter und die Wahrnehmung kritischer, ist aber durch die vorhergegangene Pauschalisierung  z.B. im Bereich der politischen Grundeinstellung, eine nachhaltig prägende Wirkung entstanden/geblieben.
3 Wissenschaftlichkeit

Gegenstand   betrachtet die Entstehung und Entwicklung einer politisch handlungsfähigen Persönlichkeit, Entwicklung politisch kompetenter, loyaler, kritik- und handlungsfähiger Bürger und Bürgerinnen
System   ergibt sich aus der Methode bzw. der Intention und ist somit von Sachverhalt zu Sachverhalt unterschiedlich
Methode   befasst sich mit dem Komplex von Einstellungen, Kognitionen, Wertevorstellungen und Gefühlen gegenüber dem politischen System, Politikern, politischen Institutionen und das darauf bezogenen Ziel

4 Kriterien der Kinderhörspiele bezüglich der politischen Sozialisation

Grundsätzlich haben Kinderhörspiele ein sehr großes Sozialisationspotenzial, da sie

-   in den ersten beiden und somit zentralen Sozialisationsphasen, insbesondere in der Phase der politischen Sekundärsozialisation wirken
-   überwiegend Schwarz-Weiß-Schemata sowie affektive Inhalte vermitteln und dadurch die Entwicklung pauschalisierter Urteile bzw. politischer Grundeinstellung stützen
-   Hörspielhelden präsentieren, deren Einstellungen und Verhaltensweisen Kinder zur Identifikation und Imitation, d. h. zum unkritischen Lernen veranlassen
-   Kinder zwar als anonymes Publikum, aber auf eine sehr persönliche und Vertrauen erweckende Art ansprechen und dadurch äußerst subtil wirken
-   von Kindern überwiegend vor dem Einschlafen, d. h. mit einem sehr geringen „kritischen Abstand“, aufgenommen werden und dadurch äußerst suggestiv (einflüsternd) wirken
-   von Kindern nahezu ausschließlich zur Unterhaltung gehört werden und diese dadurch beiläufig mit Politik konfrontieren
-   von Kindern nach wie vor hauptsächlich über Tonkassetten und daheräußerst breit und intensiv rezipiert (Übernahme kultureller Werte und Vorstellungen) werden und
-   als auditives Medium aus entwicklungspsychologischen Gründen bei Kindern einen höheren Stellenwert genießen sowie eine weitere Wirkung erzielen als bei Jungendlichen oder Erwachsenen

5 Strukturen des Hörspieles „Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg“

Hörspielhelden und vertreten eine politischen Position, welche einem eindeutigen politischen Spektrum zuzuordnen ist. Sie tauchen auf der „richtigen“ Seite auf, die man als linksliberal bis linksalternativ beschreiben kann. Die Helden sind pazifistisch, egalitär, bisweilen anarchisch und antikapitalistisch eingestellt.
Die Helden unterscheiden sich in einigen Punkten, und sprechen so unterschiedliche Zielgruppen an. Benjamin fährt den Weg des rechtschaffen guten Helden, wohin Bibi den Weg der chaotisch guten Heldin folgt. Die Geschichten sind nach dem gleichen Prinzip aufgebaut. Die „Bösen“ verbrechen, die Koalition des Guten deckt den Missstand auf und hält mit ihrer Methode und der Poante die Gerechtigkeit hoch.

Die verschiedenen Parteien:

Staat      verkörpert durch Bürgermeister, personifiziert Idiotismus, Korruption, Eitelkeit, Eigennutzen, Diktatur, Unbeliebtheit, Faulheit, und zahlreiche weitere negative Eigenschaften. Er steht für einen Gegenpol zur Sozialisation.
Polizei      verkörpert durch Polizeipräsident und Gehilfen, personifizieren Idiotismus, Automatismus, blinden Gehorsam, Inkompetenz, Lächerlichkeit und Unreflektiertheit
Wirtschaft   verkörpert durch Vertreter (Bankchef: Ulrich Umsatz, Immobilienhai: Herr Schmeichler), personifizieren Kapitalismus, Gier, Betrug, Hinterhältigkeit,
Medien      verkörpert durch Karla Kolumna, personifiziert Wissen, Bildung, eigenständiges Denken, Motivation, Verantwortungsbewusstsein
Helden      verkörpert durch Bibi Blocksberg und Benjamin Blümchen, personifizieren Gerechtigkeit, Idealismus, Pazifismus, Umweltschutz, Liebe, Genügsamkeit, Integration, Ehrlichkeit, Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie

Das Prinzip wiederholt sich bei jeder neuen Geschichte und führt so zu einer Suggestion von Handlungsabläufen. Die Perspektive ist einseitig, jedoch durch die „gute“ Seite gesehen und somit für unser Vorstellungs- und Wertevermögen eindeutig richtig. Eine Unfehlbarkeit der Helden ist somit gesichert.

6 Bedenken und Wertung Gerd Strohmeiers

„Die Hörspiele von Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg verdienen aus politikwissenschaftlicher Sicht keineswegs das Prädikat „wertvoll“. Gründe hierfür liegen in der ganzheitlichen Darstellung der Politik. Die Kinder erfahren, das die Personen der Politik grundsätzlich verantwortungslos (unter anderem verschwenderisch, ausbeuterisch und umweltschädlich) bürokratisch sowie korrumpierbar und keineswegs wohltätig, am Gemeinwohl interessiert sind. Politiker sind in Hörspielen grundsätzlich lächerliche und inkompetente Figuren, die faul, reich, geld- und machtgierig, verschlagen, am eigenen Wohl orientiert sowie unfreundlich, unmenschlich und unbeliebt sind.
Trotz des großen Erfolges der Hörspiele von Benjamin Blümchen und Bibiblocksberg ist insgesamt festzustellen, dass diese die Entwicklung politisch mündiger Bürgerinnen und Bürger kaum fördert, wenn nicht gar behindert. Denkt man an die oben dargestellte Bedeutung von Kinderhörspielen für die politische Sozialisation, den langjährigen und großen Erfolg der beiden Hörspielhelden sowie auch an die Ausstrahlung ihrer Geschichten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, so ist diese Kritik keineswegs unbedeutend. Kinder hören bei den Blümchen- bzw. Blocksberg-Hörspielen keineswegs nur lustige Geschichten eines sprechenden Elefanten und einer kleinen Hexe, sie hören mehr, und das, was sie hören, sollte mehr Aufmerksamkeit verdienen„
– Gerd Srohmeier (Priv.-Doz., Dr.phil., geb. 1975 Privatdozent an der Universität Passau, Lehrstuhl für Politikwissenschaft)

7 Eigenes Fazit

Der angesprochene Aspekt Gerd Strohmeiers ist tatsächlich nicht zu verkennen. Er ist einer anderen Perspektive auf die Hörspiele zuzuordnen und sollte durch seine schlüssige Argumentation auf jeden Fall im Hinterkopf behalten werden. Seine Theorie steht als Konversationsplattform zum Thema: „Altes weicht dem Neuen“ und weist somit auf eine bislang nicht beleuchtete Dynamik hin.






Referat: „Politische Sozialisation von Kindern“ von ------------ am 26.10.2005
 
" Wahrlich, auch den Größten fand ich - allzu menschlich!"

uncleheavy

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« Antwort #2 am: 14. November 2005, 10:35:23 »
 Servus,
Hörspiele sagen also nach Strohmeier aus, daß der Himmel blau ist und die Wolken eher weißlich.
Daß der Himmel nicht immer blau ist, wissen wir alle, und weiße Wolken gehören auch nicht zum Alltag, insofern wäre zu überdenken, ob nicht alle Hefte, die dies so darstellen, dem Realitätsbezug der Kinder wenig förderlich, vielleicht gar hinderlich seien.
Daß aber im Gegenzug der Großteil der politischen Amtsträger keineswegs das Gemeinwohl im Auge hat, und Korruption ein "Kavaliersdelikt" darstellt, sowie die Kompetenz eines Aufsichtsratsmitgliedes eines nicht näher zu bezeichnenden Konzerns für nicht das geringste politische Amt wohl mehr als erklärungsbedürftig ist, ist nun einmal Realität.

Soll heißen: Besten Dank für die Richtigstellung, aber Strohmeier hat sich trotzdem selbst ins Bein geschossen, indem er eine der unnützesten Untersuchungen in die Welt gesetzt hat, von denen ich in den letzten Jahren erfahren durfte ( die ich in den letzten Jahren bezahlen durfte?).

Grüße,
Uncle
 

Levold

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« Antwort #3 am: 14. November 2005, 11:08:03 »
Zitat von: "Gawain"
Ich durfte für Soziologie ein wunderbares Referat machen, und wollte euch auch kurz daran teilhaben lassen.
 
Danke  ;)
Zitat
Da ja in dem Glaubenthreat wieder, wie in Internetforen üblich, ordentlich gelabbert wird, und auf Quellen verwiesen wird, möchte ich es mir nicht nehmen lassen, und auf das kürzlich angesprochenen Thema eine kleine Gegendarstellung rauslassen...
... und wo ist die jetzt?!
Zitat
durfte ich sein Werk als Ganzes lesen, und hier ist mein Referat darüber...
Du Armer!
Zitat
ch finde seine Gedankengänge sehr logisch!
Klingen tun die auch logisch, nur die Konsequenzen daraus bleiben imho reaktionär und paranoid, da ändert auch dein Referat bzw. der gesamte Text des Strohmanns nichts dran.
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Xiam

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« Antwort #4 am: 14. November 2005, 11:27:15 »
 Ich habe diese Untersuchung des Herrn Stohdingsbums nicht im ganzen gelesen, gebe ich zu. Aber so wie ich das sehe, wenn ich dein Referat (und auch den damals verlinkten Spiegel Artikel) lese, dann ist das hier

Zitat
Trotz des großen Erfolges der Hörspiele von Benjamin Blümchen und Bibiblocksberg ist insgesamt festzustellen, dass diese die Entwicklung politisch mündiger Bürgerinnen und Bürger kaum fördert, wenn nicht gar behindert.

schlicht eine These, die Herr Stohkopp als Fakt hinstellt, allerdings an keiner Stelle durch Belege untermauert. Dass in den BB-Hörspielen Politik, Wirtschaft, Polizei, Medien und Helden auf die von ihm genannte Weise dargestellt werden, bezweifle ich noch nicht einmal, obwohl ich nie auch nur ein einziges dieser Hörspiele gehört habe und da schlichtweg nicht mitreden kann. Herr Strohwasauchimmer geht aber einfach vom "unsozialisierten", politikverdrossen Bürger aus und schlägt mir nichts dir nichts eine Brücke zu den Kinderhörspielen, die dieser in der Vergangenheit gehört hat - scheinbar ohne die Zusammenhänge je wirklich untersucht zu haben. Das sind nichts als bloße Behauptungen, die durchaus wahr sein könnten, was sich aber erst noch herausstellen muss.
Soll heißen: Die Vorgehensweise des Dr. Strohmeier ist höchst unwissenschaftlich und weißt für mich durchaus Paralelen zu einem gewissen Dr. Matthias Rath auf, der Krebskranken verspricht sie mit hochdosierten Vitaminpräparaten zu heilen, obwohl er die Wirksamkeit nie nachgewiesen hat (und wohl auch nie nachweisen wird, weil es blanker Unsinn ist).

Man sollte sich also weniger über Dr. Strohmeier aufregen. Viel erschreckender ist, dass dieser Mann trotz seiner unwissenschaftlichen Vorgehensweise in der Politik offenbar ernst genommen wird. Wie verzweifelt muss ein Kranker nur sein, wenn er derlei Quacksalber an sich rumpfuschen lässt?
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Troll

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« Antwort #5 am: 14. November 2005, 12:32:55 »
 Nur so zur Einordnung:

G. Strohmeier ist Privatdozent bzw. Wissenschaftlicher Oberassistent am Lehrstuhl für Politikwissenschaft II an der Universität Passau, wo er auch seine gesamte bisherige "wissenschaftliche" Kariere verbracht hat. Außerdem ist er Vertrauensdozent der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung.

 
Ist es eigentlich gerecht, das Schwert des Argumentes gegen intellektuell Unbewaffnete zu führen?

Levold

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« Antwort #6 am: 14. November 2005, 13:03:00 »
Zitat von: "Troll"
Nur so zur Einordnung:

 Außerdem ist er Vertrauensdozent der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung.
Hatte ich nicht schon im alten Thread geschrieben, dass man aus seinen Schlussfolgerungen lesen könnte, wessen Geistes Kind er ist?!  :rolleyes:  
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D&D Scribe

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« Antwort #7 am: 14. November 2005, 13:04:16 »
 Tja, ein Grundproblem der Soziologie und der Politikwissenschaften - Beweissbarkeit von Thesen. Empirische Untersuchungen sind zwar möglich, aber alleine durch die Fragestellungen bzw. Ausführungen immer auch zu hinterfragen.
Aus diesem Grund verzichten viele in Artikeln auf auf stringente Beweisführungen, sondern verlieren sich in wagen Behauptungen und Analysen.

Die Beispiele die er bringt, die sich hauptsächlich auf das Bild der Erwachsenen bzw. Amtsträger bezieht, ist in der Jugendliteratur ein sehr häufig anzutreffendes Bild (siehe die meisten Geschichten von Astrid Lindgren, Enid Blyton, etc.) - es erfüllt bestimmte Mechanismen, die unter anderem aber auch erzieherisch wirken (Gerechtigkeitsbild, Verantwortung, Abgrenzung von den Erwachsenen, usw.) - und wie bei allen Dingen für Kinder sollten sie mit sowas ja grundsätzlich nicht alleine gelassen werden, sondern die Eltern/Erzieher immer begleitend Kommentieren. Selbst einige Märchen zeichnen ein sehr negatives Bild von Erwachsenen und Amtsinhabern.
Was ich mich zudem Frage: Warum sollte eine der Aufgaben von Kindergeschichten politische Sozialisation sein? Unabhängig davon, dass derartige Geschichten ja nicht nach einem "pädagogischen Strickmuster" geschrieben werden, damit sie bestimmte "erzieherische Aufgaben" erfüllen, sondern in der Regel einfach, weil sie unterhalten sollen, ist gerade die Fragestellung nach der politischen Sozialisation doch in meinen Augen etwas befremdlich. Natürlich gibt es genau hierfür auch sehr gute Geschichten und Texte - aber dann muss ich eben als Elter für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Unterhaltung und erzieherischen Geschichten sorgen.

Nachtrag: ergänzt

Ferias

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« Antwort #8 am: 15. November 2005, 22:08:56 »
 Hmm auf der einen Seite ein Protest des werten Herren gegen die BB Kassetten, auf der anderen Seite ein freier Zugang vieler Kinder zum nachmittaglichen Fernsehprogramm (und ihr wisst ja was da läuft!). Ich denke da will wieder einmal jemand auffallen und macht die Mücke zum Elefanten, denn Eltern die ihren Kindern Hörkassetten Kaufen werden sich garantiert mehr um ihre Kinder kümmern als jene die einfach mal die Glotze einschalten.
Sicher werden Kinder auch durch Hörspiele geprägt aber an allererster Line stehen da noch die Eltern! Insofern gibt es eben wieder einmal die übliche Risikogruppe: Kinder denen die Eltern keine Aufmerksamkeit nicht die nötige Aufmerksamkeit schenken (können).

Ich denke der gute Mann sollte seine Energie auf dieses Problem lenken anstatt darauf ein Hörspiel in den Dreck zu ziehen das womöglich seiner eigenen politischen Ausrichtung entgegensteht. Ich traue den Eltern die solche Kassetten kaufen sehr wohl zu dass diese auch den Inhalt prüfen und einschreiten falls er ihnen nicht gefällt.

Übrigens: Würden die Charaktere alle das Idealbild des Menschen darstellen, wäre es erstens sehr künstlich und zweitens könnte dann wieder jemand daherkommen und argumentieren, die Kinder würden nicht auf das ernste Leben vorbereitet. Von daher kann man also immer etwas finden woran man etwas aussetzen kann.
Lerne aus der Vergangenheit - und trage sie nicht wie ein Joch um deinen Hals.

Levold

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  • AD&D 2nd Ed-Reptil
    • Kopfguerilla
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« Antwort #9 am: 16. November 2005, 09:17:32 »
 Liebes Doktor Sommer Team,
meine Tochter (3 Jahre) hört gerne und häufig als in der Szene bekannte BB-Kassetten. Neuerdings beschäftigt sie sich auch mit Magie (" Hex, hex!").
Wird sie jetzt eine Autonome und kann man dem mit Schlägen vorbeugen?
MfG,
...
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Xiam

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  • Mörder der 4E
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« Antwort #10 am: 16. November 2005, 14:36:44 »
 
Zitat von: "Ferias"
Ich traue den Eltern die solche Kassetten kaufen sehr wohl zu dass diese auch den Inhalt prüfen und einschreiten falls er ihnen nicht gefällt.
Das wiederum halte ich für ein Gerücht. Die meisten Eltern verlassen sich leider ungeprüft darauf, dass alles, was im Handel im Kinderhörspielregal zu finden ist auch pädagogisch wertvoll ist. Und genau dieses Prädikat will Dr. Strohmeier den BB-Hörspielen zumindest im Hinblick auf die politische Meinugsbildung ja gerade absprechen (siehe sein Fazit, ich habe mir jetzt doch mal seine ganze Arbeit besorgt und durchgelesen). Ob und inwieweit die Hörspiele ansonsten noch schädlich für das Kindergemüt und die Entwicklung des Kindes zum mündigen Erwachsenen sind, lässt der Herr Politologe gänzlich unangetastet. Und da liegt für mich auch der Hase im Pfeffer. Ich kann mich, die Formulierungen betraschtend, nicht des Eindrucks erwehren, dass die gesammte Forschungsarbeit (die, wenn ich mir alleine den Fußnotenapperat anschaue wahrlich immens gewesen sein muss) von vornherein darauf ausgelegt war, ein Haar in der BB-Suppe zu finden.

Im übrigen hast du mit deiner Annahme, dass vor allem die Eltern gefordert sind, wenn um die Entwicklung eines Kindes geht, sicherlich recht. Man darf Kindern keine Medien unreflektiert vorsetzen - auch keine Kinderhörspiele. Das ist es aber, was Dr. Strohmeier allen Eltern durch die Bank weg vorwirft (siehe Uni-Spiegel Interview). Insofern müsste er seinen Kampf eigentlich gegen elterliches Verhalten führen - nicht gegen Hörspiele. Das wird in der Arbeit allerdings in keinem Wort erwähnt.
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Nagakeng

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« Antwort #11 am: 16. November 2005, 23:54:18 »
 Einseitige Bildung ist keine Bildung.
Das steckt in diesem Artikel.

Wirf den Kindern so viel wie möglich vor die Nase (so dass sie noch nicht überfordert sind, und auch nichts, was für Kinderhirne verständlicherweise nicht als geeignet angesehen wird) und sie formen sich ein ganzheitliches Bild der Welt und werden mündig.

These im Raum.

Gruß, Naga

Xiam

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  • Mörder der 4E
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« Antwort #12 am: 17. November 2005, 10:24:39 »
 Vor allem mal: "Lass deine Kinder mit dem, was du ihnen vorsetzt nicht alleine!"
1984 was not supposed to be an instruction manual.