Hazel (Shamanin)
Ich heiße Hazel vom Stamm der Sethome.
(Familiennamen kennen wir Dejy nicht, es werden in seltenen Fällen aber Beinamen gegeben, denkbar wäre z. B. „Die mit dem Krokodil taucht“)
Ich bin ein junger Mensch von 19 Sommern mit einer kastanienbraunen Haut, dunklen Augen und schwarzen, glatten Haaren. Vom Typ her klein und zierlich, aber zäh. Auf Fremde wirke ich sehr exotisch, allein schon durch meine Kleidung aus Krokodilleder, meine Bewaffnung mit einem aufwendig verzierten Langspeer und meinen Schmuck, einem Talisman aus Federn, getrockneten Samen und den Zähnen einer großen Echse. Die einen finden mich trotzdem anziehend, die anderen etwas unheimlich.
Zu letzterem trägt vielleicht auch meine Bestimmung bei. Mit 13 offenbarte sich mir der „Bär“. Als Shamanin lerne ich täglich Neues über die geheimnisvollen Wunder, die er bewirkt. Seine Mächte werden - für alle Sethome sichtbar - in unserem Stammestotem, dem Krokodil, gebündelt.
Ich lebe mit meiner weit verzweigten Sippe versteckt in den Mangrovensümpfen, die die Region von Diamond Lake umgeben. Mein Vater ist ein erfahrener Jäger und Krieger, meine Mutter eine anerkannte Heilerin. Ich habe noch zwei jüngere Geschwister und einen gleichaltrigen Zwillingsbruder. Daneben gibt es noch eine große Schar von Tanten, Onkeln, Kind & Kegel in den Pfahlbauten rund um unser Langhaus.
Man sagt, mein erstes Wort wäre „Warum?“ gewesen. Warum ist der Himmel blau, wieso können Schweine nicht fliegen und so weiter und so weiter. Heute will ich wissen, woher kommt der Mensch oder was ist der Sinn des Lebens. Neben philosophischen oder religiösen Fragen beschäftige ich mich aber auch mit Fragen des Alltags.
Als Shamanin habe ich immer ein offenes Ohr für die Probleme meiner Stammesbrüder. Häufig werde ich gebeten, bei Streitigkeiten zu schlichten. Da ich mich um strikte Neutralität bemühe und versuche mit allen eine gütliche Lösung zu finden. Das heißt aber nicht, dass ich allen nach dem Mund rede oder mich scheue einen Trottel klar als solchen zu bezeichnen, wenn ´s nötig sein sollte. Auch wenn ´s der Chief persönlich ist.
Bei uns zuhause lernt man erst schwimmen, dann mit einem Einbaum umzugehen und danach laufen, heißt es
Eben alles, was für das Überleben im Dschungel wichtig ist, wobei mir der Umgang mit Tieren manchmal leichter fällt als der mit manchem meiner Sippe.
Mit dem Sammeln von Kräutern und der Zubereitung von Salben und Heiltränken, wie es mir meiner Mutter gezeigt hat, ist eine meine liebsten Beschäftigungen. Für echte Handarbeit wie Körbe flechten oder Netze knüpfen bin auch zu ungeschickt
Durch Liane, die mich den Pfad der Shamanen lehrt, habe ich von Diamond Lake erfahren und später, als ich sie dorthin begleiten durfte auch einige seiner Bewohner kennen gelernt. Da ist z. B. Venelle, Bogenmacherin und Inhaberin eines wunderbar chaotischen Laden für Jagd- und Fischereibedarf. Sie kauft Kräuter, Samen und Wurzeln von uns, die sie an die Städter weiterverhökert. Einen ihrer Kunden, einem Gnom namens Flambert, habe ich zufällig bei einem der Geschäftsbesuche angetroffen. Ein überaus freundlicher Gnom, der sich sehr für halluzinogene Substanzen interessiert und auch nicht vor Selbstversuchen zurückschreckt. Respekt, das Experiment mit den roten, weißgetupften Pilzen, die ich ihm besorgte, hätte auch anders ausgehen können.
Dann gibt es noch Taggin, dem wir Reis von uns verkaufen, wenn wir einen Überschuss ernten, den wir auch nicht lagern können. Den Laden, in dem man praktisch alles bekommen kann, was sich aus Sobeteta herbeischaffen lässt, kann ich nie betrachten ohne zu schmunzeln – und schuld daran sind Razhan und sein Freund Torvald. Bei meinem ersten Besuch dort wartete ich draußen, bis Liane das Geschäft abgewickelt hatte und wurde auf übelste Weise von einer Clique rund um einen Halbork namens Kullen angepöbelt – bis Razhan, der Schwarze, zusammen mit dem großen Hobgoblin auf dem Platz erschien. Die Argumentation wurde sehr schnell handgreiflich – aber zu meinen Gunsten entschieden.
Übernachtet wird bei unseren Ausflügen immer in Jalek Flophouse, einer echten Absteige, geführt von einem Hobbit, deren einzige Attraktion der Gehilfe des Inhabers, ein stummer Halbork, ist. Pat und Patachon. Mit ziemlicher Sicherheit trifft man im Laufe des Abends dort auch noch ein Hobbitmädchen namens Mashita, die, wenn sie nicht gerade ihren Charme spielen lässt, um einfältige Gäste zu überreden mit ihr das Hütchenspiel zu spielen, damit beschäftigt ist, die gleichen Gäste um ihren Geldbeutel zu erleichtern. Was nicht bei allen funktioniert. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, nicht wahr, Mashita?