Autor Thema: Der Alte Feind  (Gelesen 8968 mal)

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Osric

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Der Alte Feind
« Antwort #15 am: 23. Februar 2006, 10:00:47 »
So ist die Länge super, der Inhalt übrigens auch.
Was würde Robert Jordans Frau dazu sagen?

Kai

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Der Alte Feind
« Antwort #16 am: 25. Februar 2006, 16:08:10 »
Umzingelt

Mit Mühe schaffte es Kordilvar seinen Atem trotz der rasenden Schmerzen noch anzuhalten und hochzuschwimmen. Mit einem Schrei durchbrach er die Wasseroberfläche kurz nach Leoram.

“Was ist geschehen?“ fragte dieser besorgt, während er auf das kleine Fischerboot zuschwamm, sich hinaufzog und dann dem Barbaren in das gefährlich schwankende Wassergefährt half.

“Es hat mich gepackt! Das Mistding! Mit Entsetzen betrachteten die beiden Männer die vollkommen blauen Beine des Barbaren. Es sah aus, als wären sie samt und sonder mit einem riesigen, fiesen, blauen Fleck bedeckt ... und es fühlte sich sehr unangenehm an! Keiner der Beiden nahm sich die Zeit zu fluchen. Stattdessen griffen sie wortlos zu den Rudern und versuchten so schnell wie möglich die Insel zu erreichen.
Sofort war Julièn zur Stelle und untersuchte die Beine des schwer verletzen Barbaren. Auch Alfia hielt in ihrem Studium des Obelisken inne und sprach einen Heilzauber über Kordilvar.
Sie hatten sich jedoch kaum von dem Schrecken erholt, als Rikku, welcher in ihrer Nähe stand mit erstickter Stimme

"Oh Nein!" flüsterte.

Der Ton seiner Stimme liess die Anderen aufschrecken und augenblicklich sank auch ihr Herz ein Stück nach unten. Das Rot im See breitete sich aus und kam bedenklich schnell auf die Insel zu. Sie würden von hier nicht mehr schnell genug wegrudern können, ohne in das verdorbene Wasser zu geraten, aber möglicherweise, wenn man die Boote über die Insel tragen würde und von dort losruderte? Ohne zu zögern schnappten sich die vier Männer und zwei Frauen die Boote und trugen sie so schnell wie möglich zur anderen Inselseite. Leoram und Julièn waren schon am Ufer, dicht gefolgt von Alfia und Serallren. Doch Rikku und Kordilvar hatten Mühe da Rikku den Halt am Boot verloren hatte und mehrmals stolperte. Bis Beide am Ufer angekommen waren, war es bereits zu spät. Blutrotes Wasser umschloss die kleine Insel, schwappte an ihren Strand, versickerte zwischen den runden, grauen Kieseln. Es gab kein Entkommen mehr.
Zum Schrecken aller begann das Wasser auch noch zu Brummen - wie ein Bienenstock. Das schlimmste befürchtend zogen sich Menschen und Elfin bis zum Sternenobelisken zurück, diskutierten ihre Handlungsmöglichkeiten. Inzwischen war das Brummen verstummt, doch es fiel ihnen nichts ein ... und schliesslich einigten sie sich darauf, dass Alfia ihre Göttin um Rat fragen sollte. Julièn war jedoch der Einzige der vier Abenteurer, der dazu bereit war sein Blut für den Zauber zu lassen. Alfia bereitete mit schnellen, geübten Griffen die kleinen Räucherschalen vor, zog einige Linien um sich in den kalten Boden, nahm eine kleine Schüssel hervor und legte ihren dunklen Zeremoniendolch vor sich auf den Boden. Nachdem sie sich auf ihre Knie hinuntergelassen und ihr Gebet intoniert hatte, entzündete sie die beiden Räucherschälchen, hob Schüssel und Dolch gegen Himmel, bevor sie sich selber mit der Klinge über den Arm fuhr und ihr eigenes Blut mit der Schale auffing. Das Selbe tat sie mit Serallren und Julièn. Dann legte sie den Dolch zur Seite und versank in einem lautlosen Zwiegespräch mit ihrer Gottheit.

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Nach einer Ewigkeit wie es schien, sank Alfia erschöpft in sich zusammen. Ihr elfenbeinernes Gesicht hatte einen müden Grauton angenommen, doch ihre Augen glänzten verzückt. Trotz der erwartungsvollen Gesichter um sich herum nahm sie sich Zeit, atmete mehrere Male tief ein und aus, packte ihre Schalen und Geräte sorgsam zusammen, stand auf und klopfte sich den Staub von den Kleidern. Dann wandte sie sich an die Abenteurer

"Meine Göttin hat mir folgendes mitgeteilt: "LASS DEN HIMMEL WEINEN WENN DIE STERNE STRAHLEN!" Nun liegt es an uns ihre Weisung zu deuten und umzusetzen.“

Lange diskutierten sie die Weisung der Göttin, doch sie kamen zu keinem Ergebnis. Schliesslich teilten sie Wachen ein und bereiteten sich auf eine ungemütliche Nacht vor.

Schon einige Stunden war es dunkle Nacht. Die Monde waren noch nicht aufgegangen, nur die Sterne strahlten zwischen den Löchern in den Wolken hindurch. Die unnatürliche Stille der Herbstnacht wurde immer wieder durch eigenartige und unpassende Geräusche vom Wasser durchbrochen. Es war, als würden sie verspottet. Alfia, welche bereits geruht hatte, sass überlegend am Lagerfeuer, als ihr Blick wieder einmal zum Sternobelisken wanderte. Im Sternenlicht schien er plötzlich von silbernen, leicht glühenden Adern durchzogen. Für einen kurzen Augenblick zuckte ein Lächeln über ihre Lippen. Sie hatte es geahnt! Nun war es Zeit die kleinen Abenteurer zu wecken und sie von selbst auf die Lösung des offensichtlichen Rätsels kommen zu lassen. Sie selbst würde nur eingreifen, falls die vier Männer zu dumm waren. Es war ihr zur zweiten Natur geworden, ihre volle Macht möglichst nicht zu zeigen … Gegner, welche sie unterschätzten, waren ihr die liebsten! Nicht dass es hier wirklich darauf ankommen würde, schliesslich hatte sie sich entschlossen keinen von ihnen lebend davonkommen zu lassen. Sie würden für die Impertinenz und Anmassung des Hexenmeisters mit ihrem Leben bezahlen. Nur Blut konnte die Beleidigung hinwegspülen! Langsam strich sie über den Schlangenkopf ihres Armbandes, bevor sie sich erhob und den Druiden weckte.

Julièn hatte kaum geschlafen, als er unter der federnden Berührung der Elfin zusammenzuckte. Doch es dauerte nur wenige Augenblicke, bis er sich wieder gefasst hatte. Als er dann Alfias Blick folgte sprang er augenblicklich auf die Füsse. Der Sternenobelisk war in Sternenlicht getaucht. Und er glühte. Der dunkle, graue Stein war durchzogen von silbern leuchtenden Adern und Äderchen, welche vorher nicht sichtbar gewesen waren. Es schien fast ein lebendiges Gebilde zu sein. Sofort weckte er die Anderen und zusammen machten sie sich daran den Stein ein weiteres Mal zu untersuchen. Schliesslich kam dem Druiden ein Gedanke und ohne lange zu überlegen streckte er seine Hände himmelwärts, liess seine Sinne mit der Welt um sich herum verschmelzen, sammelte das Wasser in den Schwingungen und liess es über dem Obelisken erscheinen.
Wasser regnete auf den Sternenobelisken hernieder.

Einen Augenblick lang, schien sich das Sternenlicht um die Gruppe zu sammeln. Obwohl es nicht heller wurde, konnten sie kaum noch etwas sehen und ihnen war, als würden sie sich in dem Licht auflösen … und dann war der Obelisk nicht mehr da…

Kai

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Der Alte Feind
« Antwort #17 am: 02. März 2006, 22:59:23 »
Die Sternsirene

Der Obelisk war nicht mehr da und die Männer fühlten sich … nass … Sie standen in Wasser – eisig kaltem Wasser. Julièn stand das Wasser bis zu den Lippen, Ténèbres musste schwimmen und Abraxas zischte und gurgelte am Grund. Augenblicklich griff Rikku nach seinem schreienden Familiar und hob es über das Wasser. Dann schauten sie sich zaghaft um. Es war dunkel – eine Höhle – und doch konnten sie sehen. Schliesslich bemerkten sie, dass das glasklare Wasser um sie herum in einem sanften Blauton strahlte und die Höhle erleuchtete. Grosse Stalagtiten in mannigfaltigen Farben von Ocker bis gelb hingen glitzernd über ihren Köpfen. Die Wände schienen von geschwungenen, vielfarbigen, steinernen Vorhängen bedeckt. Der Boden der Höhle war glatt und immer wieder von Stalagmiten und sanften, grossen Steinkissen bedeckt.
Doch was den Atem der vier Männer und zwei Frauen stocken liess war nicht diese wundersame Höhle, geschaffen aus Stein, Kalk, Wasser und Zeit, sondern die Gestalt, welche am Rand des Wassers stand. Eine Frau mit grüner, samtiger Haut. Einem flachen, fast nasenlosen Gesicht und metallisch-wässrigen Augen. Anstelle von Haaren hatte die Frau eine kleine Scheitelfinne und lange Tentakel mit Saugknäpfen welche sich über ihren Rücken und über ihre Schultern schmiegten. Ihr Körperbau schien perfekt, ohne Makel. Sie war spärlich in glitzerndes Silber und einen grünbronzenen Lendenschurz gekleidet. An ihren dreispitzigen Ohren hingen schwere, silberne Ohrringe, ihre Tentakel waren mit Silberbändern geschmückt, ebenso wie ihre Arme.
Trotz ihrer Fremdartigkeit schien sie sehr zierlich und geschmeidig. Doch konnten die Gefährten nicht sagen, ob das Wesen ihnen feindlich oder freundlich gesinnt war.

Dann begann sie zu sprechen … und ihre Stimme war wie Samt, wie Honig, wie ein wunderbarer Traum.

„Mein Name ist Udûne. Ich bin eine Tochter Iffanduais. Weshalb stört ihr die Ruhe dieses heiligen Ortes?“

Mit einem mal konnten die Männer sich nicht mehr bewegen. Es war, als ob das Wasser um sie plötzlich zu hartem Kristall geworden war. Auch Ténèbres war gefangen und Abraxas stand auf dem Wasser, ohne jedoch in der Lage zu sein, sich von dort wegzubewegen. Offenbar war jedoch nicht alles Wasser hart geworden, denn nach wie vor pätscherte es leise an das Ufer und über die Füsse von Udûne, bevor es zwischen den Kieseln versickerte.

"Entschuldigt unser Eindringen!"sagte Leoram zögerlich, als er merkte, dass sonst niemand sprechen würde.
"Wir haben euch nicht absichtlich gestört. Wir wussten ja nicht einmal, dass es diesen Ort gibt. Wir wurden von einem Wesen verfolgt, welches offenbar "Der Alte Feind" heisst und wir konnten nur mit Hilfe des Obelisken beim Sternsee entkommen.

Schnell erklärte Leoram, wie sie schliesslich in dieser Höhle gelandet waren. Und endlich wurden sie vom Wasser regelrecht an das Ufer getragen. Als sie neben der eigenartigen Frau standen, bemerkten sie wie das Wasser von ihnen abperlte und zu ihren Füssen Lachen bildeten, welche dann wieder zurück zum Höhlensee flossen.

Alfia betrachtete neugierig das Wesen, welche die Neuankömlinge musterte, ebenso wie Kordilvar. Serallre schien vollkommen unbeeindruckt, während Rikku seine Abscheu nur schwer verbergen konnte. Julièn hingegen war so in tiefer Bewunderung Udûnes versunken, dass er nicht bemerkte, wie ihm der Mund offen stand.
Schliesslich führte Udûne die Ruhensstörer zwischen Stalagmiten und Kalksteinperlen und Kissen hindurch in den hinteren Teil der Höhle. Ein kleiner Wasserspiegel glitzerte hier und spendete ein unruhiges blaues Licht in welchem die Flüchtlinge eine grosse bronzene Scheibe mit mindestens vier Schritt Durchmesser erkennen konnten, welche mit der Höhlenwand geradezu verschmolzen schien. Der kleine Teich welcher als Lichtquelle diente, schein keinen Boden zu haben, doch das war in diesem Augenblick kaum von Interesse, denn zwischen dem Teich und der Scheibe lag eine Gestalt auf dem Boden.
Es war eine wunderschöne Frau mit goldener Haut und goldenem Haar, über welche eine weisssilberne Decke gebreitet war. Der Anblick der Frau war grauenvoll, herzzerreissend. Denn offenbar hatte die Frau einst zwei Flügel mit grossen, schneeweissen Federn gehabt, doch ein Flügel war offensichtlich brutal entfernt worden, wie die offene, rote Wunde und die aus dem Fleisch herausragenden Knochensplitter deutlich zeigten. Rotes Blut hatte die Federn des verbliebenen Flügels befleckt und war teilweise zu hässlichen braunroten Flecken getrocknet. Verkrampft, offenbar in Todesqualen lag sie auf dem harten Höhlenboden.

Traurig blickte Udûne auf die Gestalt am Boden und dann zu den schockierten Neuankömmlingen. Als sie sah, dass sie sich etwas gefangen hatten, sprach sie wieder.

“Bald wird sie sterben! Dann muss ich ihr Licht fangen und warten bis der Alte Feind wieder dahin geht, von wo er gerufen wurde. Es graut mir davor, dies irgend einem Wesen anzutun, doch für sie wird es besonders schlimm sein. Vielleicht wird ihr Licht daran zerbrechen ... und doch ... ich weiss, dass sie es nicht anders haben wollte“.

"Ihr wisst wer der Alte Feind ist?" fragte Leoram, nicht wirklich überrascht.

"Ich weiss was der Alte Feind ist. Es ist ein uraltes Wesen, eines das schon seit Äonen von Zeitaltern auf dieser Welt lebt. In  seinem Hunger hat es bereits ganze Völker verschlungen. Und alles, dass seinen Hunger stillt, wird zu einem Teil des Alten Feindes. Die Form, die Erinnerungen, die Stärken eines Wesens. Sie alle werden ein Teil von ihm."

Langsam schüttelt Udûne ihren Kopf.

Der Alte Feind ist weder gut noch böse. Es ist einfach. Es schläft, es hat hunger, es erwacht, es frisst, es ruht. So geht es schon seit Ewigkeiten und so wird es gehen bis alles endet. Oder so sollte es sein! Dieser Magier wollte es ändern. Er wollte dafür sorgen, dass der Alte Feind die Erinnerung aller Wesen, die er verzehrt hat, zusammenführen kann. Dass es ein Bewusstsein erlangt. Ein Bewusstsein, welches er steuern konnte. Dieser Narr!
Leider bemerkte ich zu spät was im Geschehen war. Nur mit Mühe konnte ich die Celestische befreien, doch heilen kann ich sie nicht mehr. Ich kann nur dafür sorgen, dass der Alte Feind nicht ihre Seele verschlingt. Das Einzige, was es nun noch benötigt um die Erinnerungen zusammenzuführen.


Schaudernd lauschten Menschen und Elfin den Ausführungen der Tochter Iffanduais.

"Ka… " Julièn räusperte sich "Kannst du den Alten Feind nicht zerstören? Besiegen?"

Traurig schüttelte Udûne den Kopf.

"Die Götter allein könnten ihn zerstören. Doch sie tun es nicht, aus Gründen, welche die ihrigen sind. Ich selbst kann den Alten Feind nur hier zurückhalten und ihn wieder in den Schlaf singen, denn sein Hunger war noch nicht stark genug um es  zu wecken. Doch um es  in den Schlaf zu singen, fehlt mir Elementare Erde …  und zurückhalten kann ich ihn nicht mehr lange, denn irgendwann gehen auch meine Kräfte zur Neige. Vor allem, wenn ich noch auf das Licht der Celestischen achten muss!

"Können wir etwas tun? Dir irgendwie helfen?" fragte Julièn etwas unbeholfen.

Ernst schaute die eigenartige Frau dem Druiden tief in die Augen.

"Ihr könntet gehen und mir Elementare Erde bringen. Und du oder die Elfin könnten hier bleiben und mir dabei helfen das Licht einzufangen."

"Wie können wir Elementare Erde finden? Wie kommen wir hier überhaupt hinaus?" schaltete Leoram sich wieder ein.

"Die Sternenobelisken. Sie sind Wege - oder Wegmarken - Tore, ja, Tore trifft es wohl am besten. Sie wurden von den Alten Völkern an den Schnittpunkten der Elementarlinien aufgestellt. Mit ihrer Hilfe kann man von einem zum anderen reisen. Ich würde euch einen Schlüssel geben, mit welchem ihr zu Tnakrarr, einem weiteren Torwächter wie mir, reisen könntet. Tnakrarr sollte über Elementare Erde verfügen. Allerdings wird er sie euch nicht ohne Gegenleistung überlassen!"

Während sie sprach, nahm Udûne aus ihrer Kleidung einen achtzackigen Stern, aus fehlerlosem Aquamarin geschliffen, welcher ganz leicht leuchtete.

"Solltet ihr gehen, gebe ich euch Sternenstaub mit. Dies ist eine äusserst seltene Substanz, welche wie Sternenlicht wirkt und den Obelisken im Unterreich aktiviert."

"Im Unterreich?"
fragte Leoram in zweifelndem Tonfall. "Du meinst unter der Erde? Wie kann dort etwas sein? Da ist doch nur Stein und vielleicht ein paar Zwerge!?"

Kurz schüttelte Udûne den Kopf.

"Du irrst dich. Diese Welt ist voller Leben. Selbst tief in der Erde, im Gestein, in den Knochen der Welt, gibt es Leben. Lebewesen, welche Kulturen erschaffen haben, liebten, hassten, Krieg führten und führen. Tnakrarr zum Beispiel ist Wächter des Obelisks im Echosee. An den Küsten dieses Sees leben viele Wesen.

Wenn ihr diese Aufgabe übernehmen wollt, dann nehmt den Schlüssel und den Sternenstaub um zu reisen und Elementares Wasser um mit Tnakrarr zu handeln. Ich glaube nicht, dass er diesem Angebot widerstehen kann!"


Dabei nahm Udûne eine etwa fustrosse, schimmernde Kugel hervor. Die Flüssigkeit in ihr schien beinahe lebendig und das sanfte Licht, welches sie aussandte pulsierte langsam. Mit leicht zitternden Händen aber ohne zu zögern trat Julièn vor und nahm die Gegenstände an sich. Nur flüchtig berührten seine Finger die Haut Udûnes, doch dies reichte um ihre Aufmerksamkeit zu reizen.
Die Schwingungen des Druiden schienen kurz intensiver zu werden und Udûne lauschte der Melodie. Das Thema darin kannte sie schon lange und auch die individuelle Variation vermochte sie nicht zu überraschen, aber da war noch ein anderes Lied, tief im Thema verborgen … ein Lied, welches eine uralte Erinnerung in ihr berührte.
Kurz zögerte sie, doch dann sah sie Julièn in die Augen und sagte es ihm. Er hatte das Recht es zu wissen.

"Du wirst eine Entscheidung treffen müssen! Ich weiss nicht welche und ich weiss nicht wesshalb. Ich weiss nur, dass diese Entscheidung wichtig ist und dir von niemandem abgenommen werden kann. Du kannst der Entscheidung ausweichen, doch daraus entstand noch nie etwas Gutes. Das Einzige was ich dir geben kann, ist die Zeit, dir darüber klar zu werden, was du wirklich willst und wer du bist…“

Natürlich wollte Julièn mehr über diese Entscheidung die er treffen musste erfahren. Doch Udûne war nicht gewillt ihm mehr darüber zu sagen. Sei es, weil sie nicht mehr wusste, weil keine Zeit mehr war oder weil sie es schlicht nicht wollte.

Leoram klatschte in die Hände.

“Wir gehen also? Gut. Gehen wir!“

Udûne nickte kurz und schon schien sich Sternenlicht um die vier Männer zu sammeln, sich zu verdichten und wieder zu verschwinden, nur um die Abenteurer auf der Insel des Sternensees um den Sternenobelisk zurückzulassen.
Die Vier, inklusive Ténèbres und Abraxas, waren leicht verwundert, dass Udûne sie so schnell weggeschickt hatte. Denn sie hatten sie noch einiges fragen wollen. Aber offenbar war sie der Meinung gewesen, sie hätte ihnen bereits alles wissenswerte mitgeteilt.

“Na toll!“ rief Leoram genervt aus. “Was soll das? Sie hat uns nicht gesagt, wo wir den Stern hineinstecken müssen um am richtigen Ort anzukommen! Jetzt müssen wir noch mal zurück... Frauen!“

Julièn kramte gleich den Schlüsselstern hervor und sogleich wusste er, wo er den Stein einsetzen musste. Er teilte dies seinen Freunden mit, was Leorams grummelige Laune etwas verbesserte.
Schliesslich entschloss man sich nicht mehr zu Udûne zurückzukehren und gleich den Obelisken zu aktivieren. In der Anwesenheit des Alten Feindes wollte keiner der Gefährten lange verweilen.

Kai

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Der Alte Feind
« Antwort #18 am: 02. März 2006, 22:59:56 »
War diesmal etwas lang ... ich hoffe niemand ist beim lesen eingeschlafen. :P

Kai

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Der Alte Feind
« Antwort #19 am: 10. März 2006, 09:46:28 »
Der Echosee

Wieder verdichtete sich das Sternenlicht um die Gefährten, wieder war es, als würden sie selbst zu Sternenlicht werden. Und dann standen sie plötzlich im Dunkeln. Nur das Licht von Kordilvars Götterstein, Abraxas Flammen und das grüne Leuchten der Ewigen Fackel ermöglichten es den Männern etwas zu sehen.
Es war eigenartig still. Dafür, dass sie auf einer Insel gelandet sein sollten, war es zu still. Kein Glucksen und Plätschern von Wasser, kein Echo, kein Nichts! Nur das Atmen von Mensch und Tier, das Knistern von Abraxas Flammen, das Rascheln der Kleider und das Scharren von Schuhen auf dem steinigen Boden waren zu hören.
Die Männer erkannten fast augenblicklich, dass sie tatsächlich auf einer kleinen Insel gelandet waren, doch sie erkennten auch den Grund für die Stille … das Wasser des Sees fehlte! Jedenfalls konnten sie keinerlei Wasser sehen. Der Rand der Insel brach steil nach unten weg. Soweit das Licht reichte war keinerlei Wasser – oder Boden - zu sehen.

“Gehen wir weiter!“ meinte Kordilvar lakonisch wie meistens. Niemand erhob Einsprache und so schüttete Kordilvar etwas Erde auf das Erdsymbol auf dem hiesigen Sternenobelisken und Julièn öffnete vorsichtig den Behälter mit dem Sternenstaub. Sofort begann ein wundervolles Glitzern aus dem Behälter aufzusteigen und um den Obelisken zu wehen und die Abenteurer in seinem Licht davonzutragen, denn Udûne hatte ihnen gesagt, dass der Obelisk – ohne den Sternschlüssel aktiviert – einen stets zum Wächter des Ortes trug.

Schliesslich landeten die Männer in einer kleineren Höhle, deren Boden staubbedeckt und von Trümmern und Rissen übersäht war. Etwas überrascht sahen sich die Neuankömmlinge um. Irgendwie hatten sie etwas anderes erwartet.

“Trchrack!“ rief Leoram in die Dunkelheit, so dass die anderen leicht zusammenzuckten. Doch ausser dem Echo antwortete niemand Leorams Ruf. So machten sich die Männer auf, die Höhle zu erforschen. Vorsichtig schritten sie die Wände ab und nach fast zwanzig Minuten hatten sie eine grosse Bronzescheibe entdeckt, welche regelrecht mit der Höhlenwand verschmolzen zu sein schien. Doch Trchrack hatte sich nicht blicken lassen. Ratlos untersuchten sie die Scheibe und die Höhle, ohne jedoch etwas zu finden. Offenbar war der Wächter nicht Zuhause.
Schliesslich einigte man sich, die Höhle zu verlassen. Da sich der einzige Ausgang jedoch inmitten einer steilen Felswand befand und es mindestens hundert Schritt bis zum Boden hinunter ging, klaubte Rikku einige Spinnen aus seinem Beutel und schluckte sie zusammen mit bitterem Bitumen. Leicht die Miene verziehend wirkte er Spinnenklettern auf sich und seine Kameraden. Bald waren alle unten angekommen. Die Stelle zum Höhlenaufstieg wurde markiert und man lief links der Steilwand entlang.

Es war bald deutlich geworden, dass sich die Abenteurer am Grund eines ausgetrockneten Sees befanden. Der Echosee war also nicht mehr!
Lange liefen die Männer der Wand entlang und begannen langsam einen wagen Eindruck von der Höhle zu bekommen, als sie auf eine Wasserpfütze stiessen.
Sie schien leicht brackig und Julièn kniete sich neben sie und fuhr mit der Hand hinein. Sofort brannte sich das angebliche Wasser in die Hand. Erschreckt und vor Schmerzen aufschreiend sprang der Druide wieder auf die Füsse, versuchte verzweifelt die nun schleimige, brennende Substanz mit der anderen Hand fortzuwischen. Ein schwerer Fehler! Denn nun befand sich das Zeug auf beiden Händen und frass sich in die Haut und darunterliegenden Muskeln des Druiden. Leoram hatte inzwischen seine Wasserflasche hervorgeholt und versuchte das Zeug abzuspülen. Ein tödlicher Fehler! Als das Wasser die zerfressenen Hände von Julièn berührte gab es eine Explosion, welche nicht nur dem Druiden schwer verletzte, sondern auch die Umstehenden. Abwischen konnte man das Zeug nun nicht mehr, es war schon zu tief in das Gewebe eingeätzt. Da entschloss sich Rikku seinen wagen Vermutungen darüber, was das eigenartige Wasser sein könnte, zu folgen und konzentrierte sich. Fast augenblicklich schoss ein eisigblauer Kältestrahl von seinem Zeigefinger auf die Hände von Julièn. Offenbar vermochte die Kälte die Substanz zu neutralisieren. Doch nur bei der einen Hand. Die andere wurde noch immer zerfressen und schliesslich war es zuviel für den Druiden. Bewusstlos, dem Tode nahe sank er zu Boden. Glücklicherweise jedoch hatte Kordilvar bereits einen Heiltrank hervorgeholt und flösste diesen nun dem Druiden ein. Sogleich schlossen sich einige der schweren Wunden und Julièn kam wieder zu Bewusstsein, nur um von einem weiteren eisigblauen Strahl aus Rikkus Hand wieder in der Dunkelheit zu versinken. Endlich war die säureartige Substanz vollkommen neutralisiert und Rikku holte einen seiner eigenen Heiltränke hervor um den Druiden wieder zu heilen. Geschwächt und schwer verwundet kam dieser dann auch wieder zu sich. Erschöpft rasteten sie in sicherer Entfernung von dieser gefährlichen Pfütze.
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Leoram und Kordilvar machten sich Gedanken darüber, wie man dieses „Wasser“ als potentielle Waffe verwenden könnte und malten sich aus, was ein Zauber wie Wasser erschaffen über einer solchen Pfütze anrichten könnte. Schliesslich, als alle wieder ausgeruht waren und Julièn sich etwas erholt hatte, erkundeten die Abenteuer noch den Rest der Höhle. Nichts war zu finden ausser Steinen, Staub und Rissen im sehr unebenen und schlecht begehbaren Boden. Als sie wieder die markierte Stelle zum Eingang zu Trchracks Unterkunft fanden, waren sie gelinde gesagt frustriert. Der Ausflug hatte nichts gebracht, ausser Verschwendung von Zeit und Verbrauch von Ressourcen.

Nach einigem Hin und Her wurde entschieden nochmals Trchracks Höhle zu durchsuchen. So kletterten alle wieder die Höhlenwand hoch und begannen damit jeden Zentimeter der Höhle abzusuchen. Dabei behalf sich Julièn mit dem Elementaren Wasser als Lichtquelle. Als er schliesslich die grosse Bronzescheibe in diesem Licht untersuchte, fiel ihm ein Muster darin auf. Eine Karte der Höhle und von deren Umgebung! Sofort rief er die anderen zu sich und man fertigte eine Kopie der Karte an.

Kai

  • Mitglied
Der Alte Feind
« Antwort #20 am: 15. März 2006, 13:43:19 »
Nach einigem Spekulieren und Besprechen hatte man eine andere Höhle in der Nähe ausgemacht, welche über abzweigende Tunnel zu verfügen schien. So schluckte Rikku wiederum die bitteren Spinnen und die Abenteurer kletterten zum Grund des Sees und eilten dann der Steilwand entlang bis zu dem Punkt an welchem sie glaubten hochklettern zu müssen. Noch wirkte Rikkus Zauber – jedoch nicht mehr lange. In der Tat knickte die Wand bald ein und gab so eine Ebene frei, welche ehemals nicht unter Wasser gestanden hatte. Bald hatten die Männer den Eingang zum Tunnel gefunden, welchen sie erforschen wollten.

Der Tunnel war sehr breit, so dass sich zwei Wagen bequem kreuzen konnten und offensichtlich gut bearbeitet und geglättet. Jedoch waren auch hier manches mal grosse Risse im Felsen zu sehen und Geröllhaufen auf dem Weg machten die Erkundung sehr mühsam. Nach fast einer Stunde im Tunnel war plötzlich ein furchtbares Knirschen zu vernehmen. Das Knirschen von nachlassendem Stein. Fast alle konnten sich in Sicherheit bringen, nur Julièn und Ténèbres waren nicht schnell genug. Eilig begannen die drei nicht verschütteten Männer nach den Beiden zu graben und zogen sie nach Kurzem aus dem Geröllhaufen.
Der Weg zurück war nun versperrt und so blieb den Männern nichts übrig, als dem Tunnel weiter zu folgen, nun jedoch vorsichtiger und laute Geräusche vermeidend.
Bald kamen sie zu etwas, das aussah wie ein grosses, zerbrochenes Steintor, welches den Tunnel versperrt hatte. Die Bruchstücke des Tores zeigten Figuren von Wesen, welche Gnomen zu ähneln schienen, jedoch viel eckigere Gesichter und Körper hatten. Die dargestellten Wesen waren hauptsächlich mit Handelsdingen beschäftigt. Leoram entdeckte im Umfeld des Tores mehrere Schiessscharten und Öffnungen in der Decke.

Als sie durch die Reste des Tores traten, öffnete sich der Raum abermals so, dass sie keine Decke über sich wahrnehmen konnten. Den Überresten des Torpostens folgten alsbald Häuserruinen von ein bis mehrstöckigen Häusern. Aber es hatte nicht nur gebaute Häuser, auch in den Wänden der Terrassen der Stadt waren offenbar Häuser hineingebaut worden. Einige riesige Türme standen inmitten der Stadt. Sie waren offenbar aus Kalk und hatten alle Eingänge und Fenster. Viele Häuser waren durch riesige Gesteinsbrocken von der Decke zertrümmert worden.
Immer wieder schälten sich die Ruinen von einst beeindruckenden Gebäuden, Toren zu anderen Tunnelsytemen, Türen und Fenstern im Fels aus der Dunkelheit. Die Stadt musste einst eine riesige Metropole gewesen sein!

Als die Männer schon einige Zeit in der untergegangenen Stadt waren und auch schon das Seeufer gefunden hatten, hörten sie ein leises Rascheln, kurz bevor sich Kreaturen, mindestens so gross wie Ténèbres – Käfer? – ihnen mit bedenklicher Geschwindigkeit näherten. Ihre Körper waren länglich und von einem schleimigen Grau bis hinein in hässliche Brauntöne. Sechs lange Beine trugen jedes dieser Wesen und zwei lange Antennenfühler strecken sich von jedem dieser karkerlakenähnlichen Wesen den Männern entgegen. Dann wurde den Abenteurern bewusst, dass die Viecher tatsächlich Karkerlaken waren, wahnsinnig grosse Karkerlaken. Gross wie Kälber, massig wie ausgewachsene Wildschweine.
Und sie stanken! Stanken fürchterlich abstossend! Alle hatten furchtbare Mühe mit diesem Gestank. Besonders Kordilvar mit seiner sensiblen Nase. Doch der Barbar riss sich im Angesicht der Gefahr zusammen und ignorierte so gut er konnte den Gestank. Julièn hingegen wurde von Übelkeit überwältigt. Dann waren die Karkerlaken da, griffen die Männer an.

Rikku machte sich unsichtbar und versuchte sich aus dem Klüngel der Insekten zu befreien, doch er hatte nicht mit deren Erschütterungs- und Geruchssinn gerechnet und so wurde er mehrmals gebissen, bevor er sich hinter die anderen stellen konnte.
Kordilvar holte mit seiner Axt aus und durchschlug den dicken Panzer der Karkerlaken. Doch die Biester waren zäh. Leoram mit seinem Schwert hatte Schwierigkeiten den Panzer zu druchdringen. Julién, welcher sich vor Üblekeit kaum wehren konnte wurde inzwischen von den Karkerlaken schwer bedrängt. Ténèbres versuchte zwar den Druiden zu verteidigen, doch seine Zähne waren den dicken, stinkenden Panzern der Karkarlaken kaum gewachsen.
Rikku hatte inzwischen Distanz zwischen sich und die Karkerlaken gebracht. Er war schwer verwundet woden, doch anstatt sich zu schützen nahm er etwas Guano aus seiner Tasche, rollte es zu einem Kügelchen und liess ein Flammeninferno über den Karkerlaken erscheinen. Dummerweise reichte es nur um zwei auszuschalten und da waren noch so viele!
Inzwischen wurde auch Kordilvar von den Insekten schwer verwundet. Diese schienen genau zu wissen, wo sie am besten an das saftige Fleisch kommen konnten. Bei Leorams Bänderpanzer hatten sie schon mehr Mühe. Schon schwankte Julién unter dem Ansturm der Karkerlaken und verlor das Bewusstsein. Auch Rikku wurde mehrmals schwer getroffen, denn er hatte keinerlei Schutz vor den Angriffen. Diesen Fehler bitter bereuend versank auch er in der dankbaren, fühllosen Schwärze der Bewusstlosigkeit.
Leoram hatten die Insekten inzwischen systematisch dezimiert. Nur noch drei waren am Leben. Kordilvar kümmerte sich um eine davon, schlitze sie auf, doch wurde er wieder getroffen. Nun standen nur noch er, Leoram und Abraxas, denn auch Ténèbres war den Karkarlaken zum Opfer gefallen. Abraxas versuchte weniger erfolgreich eine Karkerlake anzuzünden, versengte jedoch nur deren Fühler. Doch diese kleine Ablenkung ermöglichte es Leoram einen Zaubertrank aus dem Rucksack zu hohlen und dem Druiden einzuflössen. Gleich schlug dieser die Augen auf.
Währenddessen holte Kordilvar mit seiner Axt aus. Ein stummes Stossgebet an Sturgart aussendend, legte er alle Kraft in seinen Schlag und zerstampfte das Insekt vor sich beinahe. Auf alle Seiten hin spritzte es stinkendes, glibbriges Zeug. Währenddessen hastete Leoram mit einem weiteren Hieltrank zu Rikku. Knapp wich er der letzten Karkerlake aus und erreichte dann den leblosen Körper. Kordilvar tötete mit einem letzten Schlag auch dieses letzte Insekt und senkte dann erschöpft seine Axt. Während Leoram Rikku den Heiltrank einflösste, kümmerte sich Julién besorgt um seinen Freund Ténèbres. Zu seiner unendlichen Erleichterung lebte der Wolf noch ... nicht so Rikku. Die Karkerlaken hatten ihn regelrecht zerfetzt und bereits begonnen ihn zu fressen.

Leorams Heiltrank kam zu spät!

Ungläubig starrten die drei Überlebenden auf die Leiche ihres Kammeraden. Sie hatten ihn nur kurz gekannt ... und um zu trauern war keine Zeit. Sie mussten hier weg! Abraxas war verschwunden und sie konnten es nicht finden. So nahmen sie Rikkus Körper und gingen in einen der Türme, wo sie einen gut zu verteidigenden Raum fanden. Eschöpft und noch immer unter Schock kümmerte sich Julién um die Wunden seiner Freunde und um seine eigenen, bevor er sich daran machte die Leiche Rikkus herzurichten. Dann erst gönnte er sich selbst Eine Rast.

Kai

  • Mitglied
Der Alte Feind
« Antwort #21 am: 20. März 2006, 16:34:24 »
Der Tod und der Blitz
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Leoram fühlte sich unwohl in Gegenwart der Leiche und seine beiden Kameraden und der Hun... Wolf waren auch nicht gerade eine erheiternde Gesellschaft. Sie alle stanken nach den toten Karkerlaken, nach Blut und Schweiss. Selbst Juliéns kleiner Platzregen über ihnen hatte den Gestank nicht vollkommen ausradieren können. So hatte er sich aufgemacht um die einte Treppe zu erkunden ...zu sichern besser gesagt. Schliesslich wollten sie nicht noch einmal von irgendwelchem Gekreuch überrascht werden. Kordilvar blieb zurück um Julién, die einzige Person mit Heilfähigkeiten, zu beschützen. Schlaf hatten sie alle kaum gefunden und doch mochten sie sich trotz des Zeitdrucks noch nicht aufmachen.
Halb dösend, halb in Alpträumen versunken, schwankte Julièn zwischen Schlafen und Wachen. Immer wieder griff er nach Ténèbres, dessen Wärme versicherte ihn stets des Lebens.
....
Plötzlich war Julién hellwach. War da nicht ein Geräusch gewesen? Ein Geräusch welches von dort kam, wo Rikku aufgebahrt war? Rasch setzte sich der Druide auf. Sich selbst und sein rasendes Herz scheltend, welche sich von geträumten Geräuschen so aufschrecken liessen. Dann sah er zu Kordilvar hin. Offenbar hatte auch der Barbar etwas gehört.

"Mutter!" flüsterte Rikku, und nach einigen Augenblicken erinnerte er sich, dass er atmen musste. Er sog Luft in seine Lungen und hob langsam seine Hand. Als er sie sah erstarrte er. Die Hand seiner Haut war ledrig braun geworden, seine Fingernägel waren gewachsen und dicker geworden. Sie ähnelten nun eher Klauen als Nägeln. Vor allem jedoch sahen seine Hände aus wie tot ... totes Fleisch.
Rikku bemerkte nicht wie Kordilvar und Julièn kampfbereit auf die Füsse sprangen, hörte nicht wie sie Leoram riefen. Ihm wurde nur bewusst, dass er wieder vergessen hatte zu atmen, dass er nicht zu atmen brauchte...was nur eines bedeuten konnte! Aber das durfte nicht sein, das konnte nicht sein!

"Heironeus!"

Geschockt setzte sich Rikku auf und betrachtete weiter eingehend seine Hände. Inzwischen war Leoram kampfbereit in den Raum gestürzt. Als er Rikku auf seinem Totenbett sitzen sass hielt er sofort an. Was war geschehen? Lebte der Hexenmeister wieder oder war das ein Trick?

"Rikku?" fragte Julièn zögerlich.

Langsam hoben sich dessen Augen von seinen Händen und er sah zu den drei Männern und dem Wolf. Abraxas fehlte!
Die drei sahen, wie sich die fast glühenden, tiefliegenden Augen Rikkus auf sie richteten. Seine Wangen waren eingefallen, seine Haut ledrig, seine Lippen verschrumpelt. Das Zahnfleisch war zurückgewichen und hatte eine Reihe Messerscharfer Zähne freigegeben. Dieser Mann konnte nicht am Leben sein! Trotzdem schaute er sie an und rief plötzlich
"Abraxas!"

Alle drei schraken zusammen, Ténèbres knurrte und stellte sich kampfbereit neben Julièn. Doch der Untote griff nicht an, er sank zurück und starrte weiterhin auf seine Hand. Sie zögerten. Langsam näherten sie sich Rikku. Als dieser auf mehrmaliges Ansprechen nicht reagierte, entschlossen sich die drei, den Hexenmeister vorsichtshalber zu fesseln.

Kai

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Der Alte Feind
« Antwort #22 am: 22. März 2006, 09:45:54 »
Der Untote Begleiter

Rikku, oder besser gesagt das Untote Monster, wehrte sich nicht, als die Abenteurer es fesselten. Es war auch nicht wirklich ansprechbar, mindestens für eine Stunde lang. Erst dann schien es sich langsam seiner Umgebung bewusst zu werden und begann auf die Fragen der drei Lebenden zu antworten. Nach langer Diskussion vermochte es die drei zu überzeugen, dass es Rikku war. Dass sein Geist, sein Selbst unverändert geblieben war und nun gefangen in einem toten ... untoten Körper. Schliesslich glaubten ihm die drei und banden ihn los. Rikku erzählte ihnen von dem Fluch, von dem er nur eines wusste: Er musste gebrochen werden! Sogleich machten sich die Lebenden und die Toten wieder auf, an eine Rast mochte keiner von ihnen denken.
Vorsichtiger nun, liefen sie zwischen dem Geröll der Häuserruinen hindurch, stets nach dem Gestank der Karkerlaken schnuppernd. Schliesslich stieg der Weg wieder an.
Inzwischen hatte Rikku bemerkt, dass seine Sinne sich verändert hatten. Er konnte nun in der Dunkelheit sehen und er konnte noch immer schmecken, riechen und fühlen, doch irgendwie war alles dumpf und fad.

Irgendwann schliesslich erreichten die Vier eine riesige Steintreppe. Die Stufen der Treppe waren eher niedrig, doch sie konnten das Ende der Stufen in der Finsternis nicht erkennen. Auch in der Breite verlohr sich die Treppe in der Finsternis. Die Abenteurer zögerten nicht lange und stiegen hinauf. Schliesslich erreichten sie ein riesiges Tor aus dunklem Metall und grauem, metallischem Stein. Im Stein waren wunderbare detaillierte Reliefs von gnomenähnlichen Wesen in ihrem täglichen Leben, in langen Prozessionen und in der Huldigung eines grossen Riesen mit echsischen Zügen, welcher die gesamte Höhlendecke zu stützen schien, dargestellt. In einem recht gut erhaltenen Relief war eine Stadt dargestellt. Zu beiden Seiten der dargestellten Stadt ragten mehrere Terrassen in die riesige Höhle, welche durch einen See begrenzt wurde. Riesige zusammengewachsene Stalagmiten und Stalagtiten wirken wie massige Säulen welche einem grossen Riesen halfen die Decke zu tragen. Diese Stalagmitengebilde schienen bewohnt, voller Fenster und Balkone aus welchen fröhliche fast gnomische Gesichter hinausschauen. Wahrscheinlich waren das die Türme, welche den Männern während ihres Gangs durch die Stadt aufgefallen waren.
Das riesige Tor, welches all diese Reliefs beherbergte, war nur leicht angelehnt. Kordilvar trat vor und stiess es sachte an - schliesslich wollten sie niemanden auf sich aufmerksam machen. Doch der kleine Schubs genügte und schon schwangen die Flügel lautlos auf und stiessen mit einem donnernd lauten Rumpeln gegen die Wände. Das Rumpeln liess die gesamte Halle vor und den Boden unter den Vieren erzittern. Sogleich rieselten Staub und Kiesel, aber auch einige grössere Steine, von der im Dunkeln liegenden Decke auf sie herab.

“Uups!“

Schuldbewusst und etwas verlegen schaute der Hühne zu seinen Kameraden zurück. Er wusste genau was sie dachten. Dabei hatte er die Tür kaum berührt!

Doch die Anderen sagten nichts sondern betraten langsam die Halle. Der Fussboden war abgesehen von den Rissen und dem Schutt, der auf ihm lag, vollkommen glatt und musste einst geglänzt haben. Noch immer waren durch den Staub und Dreck die vollen, dunklen und vielfältigen Farben des Steins und die wunderlichen, organischen Muster andeutungsweise zu erkennen. Bis auf den Schutt schien der Raum leer zu sein. Der Raum war riesig so dass sich sogar die Wände in der Dunkelheit verloren. Die Wände waren sämtlich mit wundervollen, leider jedoch halb zerstörten Reliefs verziert. Rikku betrachtete fasizniert den Boden und die Reliefs an den Wänden. Alles hier hatte eine unglaubliche Tiefe, welche sich sogar noch unter der Oberfläche des Steins fortführte. Im Boden schien es Schleier zu geben, welche den Blick hinunter in den Stein zogen und die Reliefs schienen im Stein die Figuren fortzuführen. Eine wahre Pracht, welche seinen Lebenden Kameraden offenbar entging.

Die hier in den Reliefs dargestellten gnomenartigen Wesen schienen eigenartig verdreht zu sein. Sie waren kantig mit hervorstechenden Augen und mit fast schon abstossenden Gesichtern dargestellt. Doch trotz des ungeschlachten, plumpen Aussehens schienen diese Reliefs mit jenen an der Tür verglichen viel kunstvoller, eleganter, sorgsamer hergestellt als die anderen. Etwas das Rikku nur bejahen konnte.

Der Raum stellte sich als ein riesiges Fünfeck, an dessen Spitze ein riesiger Altar stand, heraus. Der Altar war über fünf nicht besonders hohe, aber breite Stufen erreichbar. Über dem Altar erhob sich eine massige, halb zerstörte Statue eines Riesen, welcher die Decke des Raumes abstützte. Die Gestalt schien trotz des erheblichen Schadens eigenartig kantig und eckig, abstossend und doch liess sie das Auge nicht los. In unbeschädigtem Zustand musste diese Statue aus vielfarbigem Stein faszinierend gewesen sein!

Trotz der Warnung vorsichtig zu sein, eilte Rikku direkt auf den Alar zu, bestieg die Treppen um zu der Statue zu gelangen und sie zu berühren. Doch er kam nicht so weit. Denn wenige Schritte vor dem Altar lösten sich zwei grosse Steinwesen aus der Wand und schritten knirschend auf Rikku zu. Mit aller Macht holten sie aus und schlugen auf den Eindringling ein um ihn zu zerstören. Mit Mühe und Not vermochte der untote Hexenmeister dem einten Schlag auszuweichen, doch der Andere traf ihn mit voller Wucht. Rikku konnte hören, wie seine Rippenknochen brachen, konnte fühlen, wie sein totes Fleisch riss, aber der Schmerz, auf den er wartete kam nicht. Sich nur allzugut an seinen letzten Kampf erinnernd, brachte er sich schleunigst ausser Reichweite der beiden Steinwesen. Leoram und Kordilvar hatten inzwischen ihre Waffen in der Hand und stürmten – innerlich den unachtsamen Untoten verfluchend - auf diese Wesen zu.

Auch Julién gab das Kommando, welches die magischen Kräfte seines Kampfstabes aktivierte und näherte sich den Wesen, welche er als Erdelementare erkannte. Immer wieder schlugen Kordilvar, Leoram und Julién auf die Steinungetüme ein, während Rikku sich schützte und seine Kammeraden schliesslich mit Magischen Geschossen unterstütze. Denn zu seinem Schrecken war er nicht mehr in der Lage das Gewebe der Magie zu einem Feuerball zu formen.
Inzwischen hatte Kordilvar mehrere schwere Treffer von den Elementaren erhalten. Ächzend und blutspuckend hohlte er mit einem gewaltigen Schrei zum Schlag aus und hämmerte seine Axt gegen das, was ihm wie die Beine des Wesens erschien. Inzwischen hatte er die Erfahrung gemacht, dass es nicht schwer war das Ding zu treffen, nur es zu verletzten ... oder überhaupt einschätzen zu können ob es veretzt war.
Julién war nach einigen Schlägen hinter den Barbaren getreten und beschwor nun die Kräfte der Erde, des Wassers und leitete sie durch eine federnde Berührung in den Barbaren. Sogleich schlossen sich einige von dessen Wunden, nur um gleich wieder einer neuen Wunde platz zu machen.
Am Ende seiner Kraft schlug Kordilvar noch einmal gegen die Beine des Elementars. Energieblitze trafen es gleichzeitig in die Seite. Endlich gaben die Beine nach. Mit einem Knirschen brach eines davon ein. Das Wesen schwankte. Mit aller ihm verbliebenen Kraft stemmte sich der Barbar mit einem Fuss gegen den schwankenden Körper und liess seine Axt gegen den Kopf des Dinges krachen. Der Aufprall liess den Barbaren regelrecht erzittern und seine Zähne klappern. Einen Augenblick lang befürchtete er, dass seine Axt beschädigt worden war, aber dann sah er, wie das Elementar in sich zusammensank.
Leoram hatte sich inzwischen zusammen mit Julién um das andere Elementar gekümmert. Ténèbres hatte der Druide weggeschickt. Hier konnte der Wolf wenig ausrichten und Julièn wollte seinen Freund nicht einer unnötigen Gefahr aussetzen.
Die Schläge des Elementars waren langsam, jedoch sehr präzise und von einer fast unglaublicken Stärke. Leorams Rüstung hatte schon mehrere Beulen und sein Schildarm schmerzte vom Abfangen der markerschütternden Schläge. Langsam wurde sein Arm taub und Julièn war gezwungen von dem Kampf abzulassen und seine Kammeraden zu heilen. Immer wieder erhellten die Magischen Geschosse von Rikku die Halle. Leoram biss die Zähne zusammen und schlug weiter mit Schwert und Schildstacheln nach dem Elementar. Stück für Stück splitterte der Stein von dem Wesen ab. Und dann kamen wieder die Schläge des Elementars. Einer traf Leoram in die Seite. Der Schmerz der brechenden Rippen liess den Kämpfer gar nicht spüren, dass er sich auf die Zunge gebissen hatte. Schweiss vermischte sich mit Blut und schliesslich, fast am Ende seiner Kräfte legte er noch einmal alle Kraft in seinen Schlag und rammte sein Schwert in die Brust des Ungetüms. Und mit einem mal durchzogen Risse das Wesen und mit dem Kreischen von brechendem Stein, fiel auch dieses Erdelementar auseinander.

Eschöpft sanken die beiden Kämpfer zu Boden. Julién jedoch verbiss sich seine Müdigkeit und kümmerte sich stattdessen um seine eigenen und die Wunden von Kordilvar und Leoram. Rikku war inzwischen bewusst geworden, dass Heilzauber ihm nun schaden würden, aber er kannte ja einen Zauber, mit dem er sich nun selbst heilen konnte. Den Negativen Energiestrahl. Nachdem er sich so wieder selbst hergestellt hatte, begann er die Wände der Halle abzulaufen, während die Lebenden sich noch ausruhten.

Kai

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Der Alte Feind
« Antwort #23 am: 23. März 2006, 13:09:00 »
Der Tempel

Rikku ging den Wänden der Halle entlang und betrachtete die Wandreliefs, bis ihm plötzlich eine Tür auffiel. Sofort rief er nach den Anderen, doch sie konnten die Türe nicht erkennen. Auch Rikku sah die Tür im Licht der ewigen Fackel und Kordilvars Götterstein nicht mehr. Erst als die Lichter wieder weg waren, konnte er die Türe wieder sehen. Sofort strich er weiter den Wänden entlang und fand schliesslich drei weitere Türen.
Eine nach der anderen öffnete er und ging die Gänge dahinter ab, wo er in leere Räume starrte, Treppen und Staub entdeckte. Julién, Kodilvar und Leoram weigerten sich, dem Untoten, welcher die Gänge sofort erkunden wollte, zu folgen. Im Gegensatz zu ihm hatten sie noch ihr Leben zu verlieren und einen weiteren Kampf würden sie nicht überstehen. Also durchsuchte Rikku alleine die Gänge und Räume hinter den Türen. Sollte der Hexenmeister jedoch über einen weiteren Gegner stolpern, würde er allein damit klarkommen müssen – darin waren sich die Lebenden einig. Sie hatten nicht die geringste Lust sich für den Untoten in Lebensgefahr zu begeben. Vor allem, wenn dieser ohne jegliche Vor- und Rücksicht und trotz mehrerer Warnungen durch die Räume des Tempels schlich.

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... es war, hatte Hunger, einen unstillbaren Hunger. Ewigkeiten war es her, seit es süsses, köstliches Blut geschmeckt hatte, seit jenes Blut hier hineingekommen war. Schon seit Ewigkeiten döste es hier, wartend, dass das süsse, köstliche Blut wiederkam, das Blut das den Hunger stillen würde, für einen kleinen Augenblick, eine kleine Ewigkeit ...

... irgendwann wurde es geweckt, etwas hatte sich bewegt ... etwas dass sich immer bewegte wenn das süsse, köstliche Blut kam. Es war wach ... endlich! Süsses, köstliches Blut!
süsesköstlichesblutsüssesköstlichesblutsüssesköstlichesblutsüssesköstlichesblut ...
Doch da war nichts, nichts süsse, nichts köstliches, kein Blut. Bewegung ohne Blut, ohne süsses, köstliches Blut. Enttäuscht sank es wieder zurück, döste weiter, träumte den Traum vom süssköstlichen Blut. Irgendwann würde es sich wieder bewegen und dann konnte es davon kosten, von dem süssen, von dem köstlichen, von dem süssen, köstlichen Blut ...


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Immer mehr Türen öffnete Rikku. Türen, welche in Gänge führten, Türen, welche in Räume führten, Türen welche zu Treppen führten. Die Treppen benutze er nicht, die Räume betrat er schnell, schaute sich um, verliess sie wenn er keine weiteren Türen entdeckte. Die Gänge hingegen lief er hinunter um zu sehen was die Türen in ihnen verbargen. Immer wieder kehrte er in die Halle zurück um seinen Kameraden von seinen Entdeckungen zu berichten. Immer wieder sagten sie ihm, dass er wahnsinnig war und sie alle ins Verderben führen würde. Sie verstanden nicht, dass sie keine Zeit hatten, dass er keine Zeit hatte. Er wollte den Fluch brechen. Den Fluch brechen und wieder lebendig werden! Er konnte nicht einfach untätig herumsitzten und den anderen zusehen wie sie genasen! Herumsitzen und darüber nachdenken was aus ihm geworden war, was ihm zugestossen war ... dafür war er nicht bereit. Er konnte sich dem nicht stellen. Nicht jetzt!

Schliesslich hatten alle Türen ihre Geheimnisse preisgegeben. Aber da waren noch die Treppen. Diese wagte er nicht alleine zu begehen und so kehrte er zu den Anderen zurück.
Er brauchte fast eine Stunde um die Drei davon zu überzeugen mitzukommen. Schliesslich gaben sie auf. Julién nahm den Heilstab, den Saetan für sie angefertigt hatte, hervor und heilte Leoram, Kordilvar und sich selbst beinahe vollständig. Dann folgten sie Rikku in den Gang hinein, die Treppe hinunter. So gelangten sie in einen weiteren Raum, welchen sie nicht auszuleuchten vermochten. Wände, Decke und Boden waren abgesehen von Rissen, Staub und Schutt, vollkommen glatt. Langsam traten sie in den Raum ... Rikku staunte mit grossen Augen.

“Das ist ja der Wahnsinn!“ stiess er mit seiner nun kratzigen, trockenen Stimme hervor.
“Was meinst du?“ fragte Julién den Hexenmeister. Etwas erstaunt, aber nicht überrascht, blickte der Gefragte zum Druiden.
“Könnt ihr es denn nicht sehen? Hier überall im Boden, in den Wänden, in der Decke sind Wesen. Sie scheinen zu schlafen ... oder vielleicht sind sie auch tot. Jedenfalls sind hier überall solche gnomischen Wesen, wie sie die Reliefs dargestellt haben.“ fasziniert ging er weiter in den Raum, welcher offenbar auch fünfeckig war und in seiner Spitze gegenüber der Tür einen Altar beherbergte.
“Der Typ hat sie doch nicht mehr alle!“ meinte Leoram zu niemand besonderem. Kordilvar nickte daraufhin nur. “Lasst uns weitergehen!“

Während sich die vier Lebenden – drei Menschen und ein Wolf – umgedreht hatten und den Raum verliessen hatte Rikku sich einer Wand genähert und vorsichtig die kalte, glatte Wand berührt. Darunter war eines dieser gnomischen Wesen. Immer näher kam das Gesicht des Hexenmeisters der Wand, als das Wesen plötzlich die Augen öffnete und ihn anstarrte. Erschrocken wich Rikku zurück. Mit wachsendem entsetzen sah er, dass auch die anderen Gestalten die Augen geöffnet hatten und ihn anstarrten ... und dann ... begannen sie zu schreien. Kein Ton war zu hören, doch ihre Münder waren offen und Rikku wusste irgendwie, dass sie schrien so laut sie konnten. Von Grauen erfüllt, vor Angst aufschreiend flüchtete Rikku aus dem Raum, drängte sich an den Anderen vorbei, die verwundert und ab seinem Schrei erschrocken stehen geblieben waren.

“Ich habs ja gesagt!“ War Leorams einziger Kommentar zu Rikkus wunderlichem Verhalten, nachdem er sich versichert hatte, dass keine unmittelbare Gefahr drohte.

Noch drei weitere solche Räume fanden sie. Rikku traute sich nicht mehr hinein. Seiner Schätzung zufolge mussten dort hunderte, möglicherweise sogar tausende Wesen eingesperrt sein.
Schliesslich waren alle Treppen und Räume dahinter erforscht. Nachdem es nirgends weiterging wurden die grössten Räume genauer in Augenschein genommen. Dabei fanden die Abenteurer mehrere Edelsteine und eine weitere Tür, welche nur Rikku sehen konnte, jedoch besser verborgen war. Die Tür öffnete sich in einen kurzen Gang, welcher in absoluter, undurchdringlicher Schwärze endete.
Niemand mochte so richtig hineintreten, doch schliesslich nahm Kordilvar ein Seil, gab ein Ende Leoram und trat in die Schwärze. Augenblicklich erschlaffte das Seil. Rikku zuckte mit den Schultern und folgte dem Barbaren. Leoram sammelte seine Hälfte des Seiles ein und tat es ihm gleich. Julién gab Ténèbres den Befehl ihm zu folgen und trat dann ebenfalls in die Schwärze ... Doch manchmal sind Tiere intelligenter als Menschen. Der Wolf jaulte verzweifelt auf, als sein Jagdgefährte in der Finsternis verschwand, aber er folgte ihm nicht ...

Osric

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Der Alte Feind
« Antwort #24 am: 24. März 2006, 10:53:44 »
Wirklich schön geschrieben und spannend erzählt. Freue mich auf die Fortsetzung.
Was würde Robert Jordans Frau dazu sagen?

Kai

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Der Alte Feind
« Antwort #25 am: 27. März 2006, 14:55:00 »
Schön dass es dir gefällt. So ein Feedback ist auch wieder motivierend. :)

... drum geht's auch gleich weiter ...

Kai

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Ein Flüstern in der Dunkelheit
« Antwort #26 am: 27. März 2006, 14:55:43 »
Ein Flüstern in der Dunkelheit

Die vier Männer fanden sich in der Dunkelheit wieder. Das Licht der Ewigen Fackel, des Göttersteins und des Elementaren Wassers vermochte kaum mehr als die Hand, welche sie trug, zu erleuchten. Die Finsternis um die Männer herum war so dicht und lebendig, dass sie beinahe glaubten sie schmecken zu können. Sie waren offenbar in einem grossen Raum, jedenfalls tönte es so. Doch dies interessierte sie im ersten Augenblick kaum, denn mit ihrem Eintreten hatte ein eigenartiges, unheimliches Flüstern eingesetzt und begonnen den Raum auszufüllen. Ein Flüstern angefüllt mit Knacklauten, mit Zischen und uraltem Hass. Und mit jedem Augenblick wurde das Flüstern lauter. Mit jedem Wimpernschlag schien es näherzukommen.

Rikku erinnerte sich an die Schriftrolle aus dem Haus des Magiers Shandrim in Goldorf. Hastig griff er in seinen Rucksack und augenblicklich fand er die Rolle, kramte sie heraus und begann im spärlichen Licht der Magischen Fackeln die Arkanen Verse zu lesen. Und mit einem mal verstand er das Geflüster um sie herum.

“Was ist der Grund, dass Ungläubige das Allerheiligste Tnarkrarrs mit ihrer Anwesenheit beschmutzen?“ flüsterten die rauhen Stimmen immer und immer wieder um sie herum.
Schnell teilte Rikku den anderen mit, dass er das Flüstern nun verstand, aber dass jene nun auch alles verstanden, was er sagen würde.

“Äääh, wir wollen den Fluch brechen und wir suchen Trchrack.“ antwotete Rikku schliesslich nach einigen Augenblicken.

“Was ist der Grund, dass das Allerheiligste zum ersten mal seit Äonen mit Licht besudelt wird? flüsterte es hasserfüllt aus der Dunkelheit.

“Weil wir kein Schild gesehen haben auf dem stand wir sollten kein Licht mitbringen?“ rutschte es Rikku aus dem Mund, bevor er sich daran erinnerte dass ihn die Flüsterschatten verstehen können. “Umhhh, wir wussten nicht, dass dies ein Sakrileg ist ... und wir bitten euch vielmals um Verzeihung.“
Als Rikku den anderen sagte, was die Flüsterer gefragt hatten stöhnten diese ob Rikkus erster Antwort. Kordilvar fragte sich stumm, ob die stumpfe Seite seiner Axt einige Verkalkungen in Rikkus verschrumpeltem Hirn entfernen konnte, aber die Wahrscheinlichkeit, dass es reine Energieverschwendung sein würde war zu gross. Deshalb schwieg der Hühne – ganz im Gegensatz zu Leoram, welcher dem jungen Hexenmeister genau sagte was er von ihm hielt. Doch viel Zeit blieb ihnen nicht für derlei Vergnügungen.

“Weshalb sollten die Ungläubigen nicht ihre Strafe erhalten?“ flüsterte es erzürnt aus allen Richtungen.

“Hört mal. Wir wussten wirklich nicht, dass dies hier ein heiliger Ort ist, und dass wir kein Licht hineintragen sollten. Wir werden das Licht sofort auslöschen. Ausserdem sind wir hier um den Fluch zu brechen der offenbar auf dieser Stadt liegt. Wäre das nicht Grund genug?“ versuchte Rikku irgendwie die richtige Antwort zu finden. Inzwischen machten sich die Anderen daran, die Lichter zu verstauen. Doch die Flüsterschatten waren nicht zufrieden.

“Weshalb soll das Licht nicht für immer erlöschen?“ tönte es von allen Seiten durch unzählige Echos verzerrt. Und irgendwie wusste Rikku dass mit dem Licht nicht die Lichtquellen gemeint waren, sondern sie Vier. Rikku schluckte schwer und übersetzte dann das Gesagte.
Irgendwie fiel niemandem eine Antwort zu dieser Frage ein. Aber scheinbar war sie eher rhetorisch gewesen, denn das Flüstern fuhr fort.
“Was werden die ungläubigen Beschmutzer des Allerheiligsten tun um dem ewigen erlöschen ihres Lebens zu entgehen?“

“Wir wissen nicht was wir tun könnten, ausser den Fluch brechen“ versuchte Rikku es stur ein letztes mal “doch ihr könntet auch einen anderen Vorschlag machen.“

Offenbar hatte Rikkus Angebot etwas bewirkt. Das Flüstern war weniger aggressiv ... naja, möglicherweise war das auch mehr Einbildung und Wunschdenken als Wirklichkeit.
“Werden die Ungläubigen sterben oder Krrrk zurück in das Allerheiligste bringen?“

“Äähh, natürlich wir werden euch Krrk gerne bringen, wenn ihr uns sagt was das ist?“ antwortete Rikku etwas unsicher. Eine andere Antwort konnte er schliesslich kaum geben.

Die Männer spürten, wie sich die Dunkelheit um sie herum zu verdichten begann. Das Flüstern wurde lauter und schliesslich leiser und trug Rikku eine letzte Frage zu.
“Wissen die Ungläubigen, dass die Zeit das Wasser nicht liebt?“

Plötzlich wurde es wieder hell. Zwar war es ein schummrig, dämmriges Zwielicht, trotzdem brannte es in den Augen der Lebenden und sie benötigten einige Zeit um wieder richtig zu sehen.

Tasmirodred

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    • http://www.schattenburg.ch
Der Alte Feind
« Antwort #27 am: 27. März 2006, 17:19:53 »
ps: das Geflüster und die Dunkelheit waren damals wirklich ziemlich gruselig und beeindruckend :unsure:

Stellt euch vor: düstere Belichtung im Zimmer und dann dieses Hintergrundgeräusch!

Kai

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Der Raum der Rätsel
« Antwort #28 am: 31. März 2006, 12:57:47 »
Der Raum der Rätsel

Der Raum in dem sich die Männer wieder fanden war gross und in ein diffuses Licht getaucht. In der Mitte stand ein Podest mit einem massiven Stein in Form eines Pentagramms und fünf Sockeln darauf. Im Süden war eine massiv aussehende Eisentür in die Wand eingelassen. Im Norden wuchs ein junger Eichenbaum. Eine Art Flussbett trennte den Raum östlich des Podestes. Auf der östlichen Seite dieses „Flussbettes“ gab es vertrocknete Erde und darüber, hoch in der Wand eine Terrasse. Im Nordwesten war die ansonsten glatte Felswand rissig, weiter westlich war ein Geröllhaufen an der Wand zu sehen. Im Süden beim Flussbett entdeckten sie eine stark verdreckte Quelle.

Rikku wollte gleich einmal die Terrasse erkunden und dafür mit Spinnenklettern die Wand hochgehen. Möglicherweise ging es dort ja weiter. Doch er schluckte Bitumen und Spinne umsonst, denn hier wirkte keinerlei Magie. Auch die verstärkte Eisentüre war verschlossen und so wendeten sich die Vier etwas ratlos dem Podest zu. Möglicherweise lag dort die Lösung.
Indem der Hexenmeister am Podest rüttelte fand er heraus, dass es sich drehen liess. Bevor noch einer der Anderen eingreifen konnte machte das Podest einen Ruck und drehte gegen Westen. Mit einem mal verschwamm der Raum kurz, um dann wieder wie vorher dazustehen. Erst nach einigen Augenblicken erkannten die Männer, dass der Raum sich etwas verändert hatte. Die Wand im Nordwesten war nicht mehr so rissig. Der Geröllhaufen war verschwunden und stattdessen war darüber ein Überhang an der Wand. Der junge Eichenbaum war um einiges kleiner, ein Setzling. Ansonsten war alles gleich geblieben. Verwundert drehte Rikku das Podest weiter. Der Setzling war nun nicht viel mehr als ein kleiner Halm, die Rissige Wand war makellos und anstelle der Quelle lag an deren Ursprung eine kopfgrosse, metallische Kugel.

Julién konnte nicht widerstehen und hob die Kugel auf. Sofort sprudelte eine klare, kleine Quelle, welche die Kugel verschlossen hatte. Langsam folgte das Wasser dem trockenen Flussbett gen Norden. Der Druide packte die Kugel vorsorglich ein.
Das Podest liess sich nicht weiter in diese Richtung drehen, so ging es wieder zurück. Wieder war die Wand rissiger und der Eichbaum grösser, doch statt einer kleinen, schmutzigen Quelle, floss nun ein kleiner Bach durch den Raum. Bei der nächsten Drehung war der kleine Bach zu einem kleinen Fluss angeschwollen. Wieder eine Drehung weiter war die Eiche zu einem Riesen geworden und der kleine Fluss war zu einem richtigen Fluss angeschwollen. Von Neugierde getrieben drehten sie das Podest weiter. Hier war die Eiche gestorben und der Fluss reissend geworden ... und steigend. Innerhalb von wenigen Augenblicken hatte er die Ufer des Flussbetts überschritten und begann den Raum zu fluten. Erschrocken drehte Rikku das Podest zurück. Doch zu seiner Überraschung war zwar der Eichbaum wieder lebendig, doch der Fluss war noch immer reissend. Zwar stieg das Wasser nicht mehr, doch es ging auch nicht mehr zurück.

Nach kurzer Diskussion wurden sich die vier Männer darin einig, dass das drehen des Podestes sie in der Zeit verschob, dass die Kugel in einen der Sockel gehörte und dass offenbar noch irgendwo vier weitere Kugeln sein mussten. Nach längerem Suchen fanden sie eine weitere Kugel auf dem Vorsprung, welcher zu einem Geröllhaufen wurde. Kordilvar erkletterte ihn, wenn auch die Wand darunter ziemlich brüchig war. Oben angekommen entdeckte er auf der Terrasse an der gegenüberliegenden Wand eine weitere Kugel. Leider war der Barbar beim herunterklettern nicht ganz so vorsichtig wie beim hinaufklettern und so gab die Wand unter ihm nach. Mit der Kugel in Händen fiel er hinunter und wurde von Geröll begraben. Schnell hatten die restlichen drei Männer ihn wieder ausgegraben und Julién die schlimmsten Wunden des Barbaren gesäubert und verbunden.
Die dritte Kugel fanden sie nach längerem suchen innerhalb der rissigen Wand. Nach längerem probieren und schliesslich roher Gewalt befreiten sie diese schlussendlich. Nun fehlten noch zwei Kugeln. Eine befand sich auf der Terrasse. Diese konnte man durch das Stürzen der Toten Eiche auf die Terrasse gut erreichen. Doch musste das schnell gehen, denn ansonsten würde der Raum geflutet werden. Doch wo war die letzte Kugel? Es gab nur eine Lösung: Die Eisentür!

Leoram fand nach einigem Probieren die Lösung dafür: Rost. So wurde die Türe in jeder Zeitstufe mit Wasser begossen und vom Rost befreit, bis sie schliesslich so schwach war, dass man sie leicht einbrechen konnte. Hinter der Türe befand sich ein schlichter Gang, welcher zu einer Treppe führte. Doch die Treppe war mit Fallen gesichert und so wurde Leoram schwer verwundet, als ihn plötzlich ein Säurevorhang einhüllte. Die ätzende Flüssigkeit frass sich tief in sein Gewebe und Heilung gab es im Gang keine, da noch immer keine Magie wirkte. Schliesslich fanden die Männer jedoch heraus, dass jede fünfte Stufe mit einer Falle versehen war und dass darüber Hinwegtreten reichte um sie nicht zu aktivieren. Nach 25 Stufen führte ein weiterer schlichter Gang zu einem unverschlossenen, türlosen Raum. Dieser war wie der Gang aus einfachem Stein mit je einer grossen steinernen Winde an beiden Seiten des Raumes. Jede Winde stand in der Mitte eines leicht erhobenen Alkovens und hatte vier steinerne Arme. In jedem Arm war ein kleiner Handgriff kunstvoll eingemeisselt und mit einer Silberkappe verziert. In etwa zwei Metern Höhe befand sich ein 25 cm breiter Sims, welcher den gesamten Raum umrundete und von welchem aus vierundzwanzig Steinstützen bis zur Decke reichten. Inmitten jeder dieser Stützen schaute der Kopf einer eigenartigen, eckigen Kreatur mit einem riesigen, aufgerissenen Maul, in den Raum. Die Steingesichter waren nicht mehr im besten Zustand.
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Da die Lebenden noch schwere Wunden vom Kampf mit den Erdelementaren trugen und Leoram noch von den Fallen zusätzlich verletzt worden war, entschieden sich die Vier, erst vor dem Raum zu rasten, bevor sie jenen erkunden wollten. Im Gang war es wieder möglich Magie zu wirken und so warteten sie, bis Julién auch in jener Hinsicht wieder bei Kräften war.
Schliesslich betraten sie den Raum und drehten eine Winde. Sogleich schoss eine massive Steintüre vor den Ausgang und verschloss sie. Ausserdem begannen die Kreaturenköpfe Wasser in unvorstellbaren Massen zu speien, die mit jeder Drehung der Winden sogar zunahmen. Leider liessen sie sich nicht zurückdrehen. Schliesslich wurde sogar noch magische Dunkelheit über dem Raum ausgelöst und es erschienen fiese Wasserschlangen, welche vor allem an Julién gefallen zu finden schienen. Die Männer entgingen ihnen, indem sie auf den Sims krabbelten und warteten, bis die beschwörten Wesen wieder verschwanden. Schlussendlich schafften es die Vier auch, das Rätsel um den Raum zu lösen. Das Wasser floss ab und gab in einer Vertiefung im Boden die vierte Kugel frei. Dann öffnete sich auch die Türe wieder und die Männer konnten sich daran machen, die letzte Kugel zu holen.

Die letzte Kugel war dann auch schnell besorgt. Julién drehte das Podest, während Kordilvar und Leoram den Baum umstiessen, so dass er auf der Terrasse zu liegen kam. Dann kletterte Kordilvar eilig daran empor, holte die Kugel und kletterte zurück. Das Wasser hatte augenblicklich wieder begonnen zu steigen und reissender zu werden, so dass alle froh waren, als Kordilvar wieder sicher das Ufer erreichte und Julièn den Sockel zurückdrehte.

Gespannt was geschehen würde, setzten die Männer die Kugeln vorsichtig auf die Sockel...

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Kai

  • Mitglied
Der Alte Feind
« Antwort #29 am: 31. März 2006, 12:59:57 »
Das Kugelrätsel habe ich aus einem Post aus dem Forum. Sobald ich Zeit zum Suchen (& Finden) habe, werde ich hier den Link posten.

Also, ich habs gefunden! Ist von Nazgul Oddo und anzuschauen in diesem Thread