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Autor Thema: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges  (Gelesen 30266 mal)

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Berandor

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Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
« Antwort #60 am: 06. April 2006, 16:56:00 »
Zitat von: "Gilvart"
dann kann er ja froh sein solch spieler wie euch zu haben! da gibts ganz andere SC die machen was sie wollen damit sie "frei" sind und sich nicht alles vom DM diktieren lassen müssen!
weiter so


Kann man nicht oft genug sagen. Diese Gruppe hat mir den Spaß am Leiten wiedergegeben.

:wub:
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Boïndil

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Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
« Antwort #61 am: 07. April 2006, 20:16:56 »
Das bleibt hoffentlich auch so. Was soll ich sonst in meiner Freizeit machen, als die Story Hour weiterzulesen.
"Hört auf zu reden! Lasst uns Köpfe spalten und Knie zertrümmern!"

Berandor

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Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
« Antwort #62 am: 09. April 2006, 15:50:08 »
Die Kathedrale der Federn

Der große Tross bewegte sich vorwärts. Im Gleichschritt vorwärts. Weiter und immer weiter. Ohne zu reden.

Die Kettenbrecher hatten eine kurze Wegstrecke zurückgelegt und waren an etwas gekommen, das am ehesten einer Ameisenstraße glich. Hunderte von kleinen Formianern, diese mit flachem und breitem Rücken, aber kaum aufrechter Haltung, marschierte in Reih und Glied voran. Sie gingen Thamior bis zur Hüfte, Boras knapp übers Knie. Jeweils zwei von diesen Arbeiterdrohnen rückten aneinander, sodass einer der Kettenbrecher es sich auf dem doppelten Rücken bequem machen konnte. So ritten die Abenteurer über Occipitus, und die einzigen Pausen entstanden, wenn sie ihre ›Reittiere‹ wechseln mussten.

Außer den Arbeitern waren auch noch andere Formianer dabei. Die zweitgrößte Gruppe, einige Dutzend, bestand aus nahezu leiblosen Soldaten, deren Vorderklauen und ihr senkrecht verlaufendes Maul formidable Waffen darstellten. Einige dieser Soldaten wiesen eine eigentümliche Färbung auf, und ihr Panzer war etwas härter. Dies waren die Führer kleinerer Kampfeinheiten, wenn kein Myrmarch, also kein General anwesend war. Außer dem General vermochte keines dieser Wesen zu sprechen, und doch standen die Formianer ständig in Kontakt zu einander. Anders wäre der absolute Gleichschritt nicht zu erklären gewesen; wenn es zu einem Halt kam, stoppten alle Kreaturen gleichzeitig, und sie marschierten auch alle gleichzeitig wieder los.

Die Fauna von Occipitus blieb der Prozession fern. Man sah Flugwesen andere Wege einschlagen, und die Reise verlief nahezu ereignislos. Am Abend begegneten sie einem riesigen Skorpion, der mit einem noch gewaltigeren Hundertfüßer kämpfte. Gleich schwärmten die Soldaten aus. Bald bedeckten formianische Leiber sowohl Skorpion als auch Hundertfüßer, und nicht viel später hatten die Kettenbrecher Gelegenheit, frisches Fleisch dieser Tiere zu kosten. Skorpione schmeckten wie Hühnchen, das Fleisch des Hundertfüßers aber war wässrig und weich und nahezu ungenießbar.

Endlich, und doch dank der unermüdlichen Formianer viermal schneller als ein Fußmarsch gewesen wäre, gelangte die Gruppe an den Rippenwald. Wie Knochen ragten krumme, sich verjüngende Felsformationen aus dem Boden und versperrten die Sicht; die Säulen wuchsen bis zu zwanzig Schritt hoch. Einige der Rippen waren umgestürzt, dort stand nur noch ein flacher Stamm, und Trümmer waren in der Sturzrichtung verteilt. Die Formianer hielten am Rande des Waldes an.

»Die Individuen meine Gefährten gehen nun weiter. Wir schicken Augen mit, die sehen, ob die Individuen den Feind besiegen.«

Kaurophon schulterte seine Tasche. »Und wie schon gesagt: Ich komme auch mit. Habt ihr einen Plan?«

Thamior nickte. »Boras und ich sind die schnellsten. Wir locken das Vieh hinter uns her und beschießen es mit Pfeilen. Währenddessen tut ihr, was ihr könnt.«

»Klingt simpel, aber vernünftig.«

-

Vorsichtig schritten die Kettenbrecher durch den Rippenwald. Acht Drohnen waren ausgeschwärmt und begleiteten sie in größerem Abstand. Ab und zu stießen sie auf Überreste anderer Formianer, aber meistens handelte es sich nur um ein Bein oder ähnliches.

»Halt mal!« Thamior hob die Hand und nickte in einer Richtung. »Da ist etwas.«

Ein dunkles Etwas kam auf sie zu. Es war menschengroß und glitt durch die Rippen, ohne langsamer zu werden. Im roten Licht der Plasmen dauerte es einen Moment länger, bis Dirim erkannt hatte, was es war: ein Schatten, ein untotes Wesen, körperlos.

Boras nahm den Bogen hervor, den er seit dem Kampf gegen die Erinye mit sich getragen hatte. In letzter Zeit hatte er trainiert, und nun endlich vermochte er die Sehne zu spannen. Er verschoss einen Pfeil, der noch im Flug Feuer fing und dann völlig harmlos in den Schatten eindrang und hinter ihm zu Boden fiel. Der Schatten verlangsamte seinen Schritt nicht. Gleichzeitig begann der Boden, leicht zu virbieren.

»Das ist meine Sache.« Dirim trat ein paar Schritte vor und reckte dem Schatten das Zeichen Tyrs entgegen. »Tyrs Gnade schützt mich, wie sein Zorn dich trifft, Unheiliger. Weiche!« Der Schatten stieß einen gurgelnden Schrei aus, dann zerfaserte sein Körper, und er zerstob zu Nichts.

Das Beben wurde stärker. Pecarri wirkte einen Flugzauber und erhob sich in die Luft, blieb aber unterhalb der ›Baumgrenze‹. Thamior und Boras sahen sich um, traten in die Richtung, aus der das Beben zu kommen schien. Dreißig Schritt entfernt stürzte eine Rippe um.

»Da kommt er«, warnte Thamior die anderen.

Dirim positionierte sich gut sichtbar. Er legte seinen Feuerschild auf sich, ebenso einen noch stärkeren Schutz vor diesem Element. Seine Finger spielten mit seiner Geschosshalskette.

»Na komm«, flüsterte der Zwerg. »Komm und friss mich.«

Kaurophon verschwand in der Deckung einer der Rippen.

Dann stürzten mehrere Rippen um, und endlich sah man den Wurm. Er war gut zwanzig Meter lang und so dick, wie Boras groß war. Unaufhaltsam näherte er sich, aber nicht besonders schnell. Thamior und Boras nutzten die Gelegenheit, um ein paar Pfeile in seine Richtung abzufeuern. Die Geschosse blieben in der harten Haut stecken, doch der Wurm reagierte kaum. Pecarri ließ einen Feuerball folgen, aber der Purpurwurm wälzte sich zur Seite und verbarg sich erfolgreich hinter einer Rippe. Diese stürzte krachend zu Boden, ohne den Wurm zu verletzen.

»Dann wollen wir mal Fangen spielen!«, rief Thamior und feuerte noch einmal drei Pfeile gegen den Wurm. Ein Pfeil traf den Wurm ins Auge, und der Elf hatte die Aufmerksamkeit des Monsters. Der Wurm änderte seine Richtung leicht, während Boras gleichzeitig brennende Pfeile regnen ließ. Pecarri wirkte einen weiteren Feuerball, und jetzt war der Wurm doch schon etwas angesengt.

Thamior lief vor dem Prupurwurm her. Ein Pfeil, dann wieder ein paar Schritte, immer blieb der leichtfüßige Elf außerhalb der Reichweite seines Gegners.

»Du kriegst mich ja doch nicht!«

Der Wurm kreischte frustriert, dann schlug er mit dem Kopf zur Seite. Der Hieb pulverisierte die Basis einer Rippe, und der große Stein stürzte zu Boden – genau auf Thamior zu. Der Elf hechtete zur Seite und vermied es gerade noch, unter dem Felsen begraben zu werden. Trotzdem war er nicht mehr ganz so selbstsicher wie zuvor.

Magische Geschosse donnerten gegen den Wurm, von Kaurophon und Pecarri gleichsam abgefeuert. Kaurophon ließ noch eine zweite Salve folgen, als der Wurm sich blind tastend in den Himmel reckte, ohne den Kobold ausmachen zu können. Der Purpurwurm ging wieder zu Boden und erschütterte den Untergrund. Er sah direkt in Kaurophons Richtung. Der Hexenmeister schluckte.

In diesem Moment traf ihn ein weiterer Feuerball, diesmal aus Dirims Kette. Der Wurm fuhr herum und wälzte sich auf den Zwerg zu. Dirim zog sein Langschwert und reckte es dem Monster entgegen. Seine linke Hand fasste eine zweite Kugel an seiner Halskette.

Der Wurm hob sich vor Dirim in die Höhe, fünf, zehn, fünfzehn Schritt hoch. Sein gewaltiges Maul öffnete sich, und kurz bekam der Zwerg Zweifel an seiner Taktik. Dann trafen den Wurm weitere Pfeile von Boras und Thamior, und Kaurophon und Pecarri taten ihr Übriges. Der Wurm wankte, stieß noch einen Schrei des Unverständnisses aus, und fiel zu Boden.

Als sich der Sturm gelegt hatte, versammelten sich die Arbeiterdrohnen um die Kettenbrecher. Sie verneigten sich vor Thamior und stupsten ihn mit ihren Klauen, beschmierten seine Blessuren mit ihrem Speichel. Der Elf sah angeekelt zu, bis ein Lächeln auf sein Gesicht trat.

»Das tut richtig gut!« Er bewegte seine Muskeln und stellte fest, dass selbst die leichtesten Kratzer verschwunden waren.

-

Sie hatten die Formianer am Anfang der Ruinen zurückgelassen; einzig zwei Drohnen waren ihnen geblieben, die Thargads immer noch schlafenden Körper trugen.

»Die Dämonen nennen diese Gebiete Himmelsbrocken«, erklärte Kaurophon. »Die Ruinen, die halb stehenden Wände, die einzelnen Säulen – all dies sind Überbleibsel von Celestia, halb von Occipitus verschlungen.«

Das leise Kratzen, das Dirim und Pecarri in Occipitus gespürt hatten, verschwand in diesem Gebiet.

Die Kettenbrecher wanderten für eine gute Stunde durch Trümmerfelder. Eine einzelne Wand versperrte ihnen den Blick; sie hatte aber einen Torbogen, der halb versunken war. Die Kettenbrecher traten hindurch und sahen endlich die Kathedrale der Federn.

Einst war das Gebäude vielleicht prunkvoll gewesen, aber jetzt war das Dach löchrig und die Wände mit bösartigen Schmähungen verschmiert. Ein kleiner Vorraum, dann wölbte sich das Dach bis in zwanzig Schritt Höhe. Die Kathedrale lag schief, halb in die Ebene eingesunken.

Eine breite Marmortreppe führte zu einer großen Doppeltür. Die schweren Steintüren hingen schief in ihrer Aufhängung; die Engelsfiguren auf den Türen wirkten durch die doppelte Schieflage, als taumelten sie.

»Ich möchte was probieren«, sagte Boras und nahm einen Trank hervor, der mit dem Blutlinienzauber von Horas Lutharia verzaubert worden war. Er nahm einen tiefen Schluck. Nichts passierte.

»Hm. Na ja. Machen wir die Türe auf.«

Gemeinsam drückten die Kettenbrecher gegen die Türe und stemmten sie auf.
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Dahinter lag der Vorraum, spärlich erhellt durch rötliches Licht, das aus Löchern in Wänden und Decke strömte. Zerrissene Wandvorhänge und zertrümmerte Möbelstücke versperrten den Weg zu einer weiteren Doppeltüre, diese allerdings intakt. Hier ging es zum Heiligtum der Kathedrale, dem eigentliche Gebetssaal.

Auch hier Trümmer überall, löchrige Wände. Die lange Halle verjüngte sich zur Hälfte hin, um zwei Seitenräumen Platz zu bieten, und ganz am Ende sah man die große Statue eines schwarzhäutigen Humanoiden in feinstem Tuch, mit spitzen Ohren, roten Augen, scharfen Zähnen sowie sechs Fingern an jeder Hand und zwei Knien pro Bein.

»Graz’zt«, flüsterte Pecarri. »Der Verführer.«

Der Weg bis zur Statue war frei, und hinter ihr konnte man einen Durchgang erkennen. Dieser wiederum war flankiert von zwei Ritterrüstungen, jede mit einem großen Hammer vor sich stehend.

»Wartet mal einen Moment«, bat der Kobold. »Sux Arcanae
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Grünes Licht trat in seine Augen und enthüllte ihm alle magischen Auren. Langsam sah er sich um.

»Die Rüstungen sind nicht magisch.«

»Dann wollen wir mal«, sagte Dirim, und ging weiter auf den Durchgang zu.
Plötzlich griffen die Rüstungen zu ihren Streithämmern.

»Im Namen Graz’zts«, erklang eine dunkle Stimme, »ist dieser Durchgang versperrt.«

»Das ist neu«, sagte Kaurophon verblüfft.

Thamior ging die Wand hinauf bis an die Decke, also deutlich außer Reichweite der Wächter. Mit gezogenem Bogen übertrat er die imaginaäre Linie zwischen den Seitenräumen und stand nun im Hinterteil der Kathedrale. In diesem Moment begann der Kampf.

Die Rüstungen sahen beide zu Thamior hinauf. Es blitzte in ihren Augen, und Thamiors Bogen begann hin und her zu rucken. Gleichzeitig flog sein Krummschwert aus der Scheide und nahm Angriffsposition ein. Thamior wich einen Schritt zurück und stieß gegen ein neues Hindernis. Er drehte sich um und stand einer wunderschönen und sehr nackten Dämonin gegenüber, die sich in den Schatten versteckt hatte. Die Dämonin griff nach seinem Kopf und spitzte die Lippen zu einem Kuss, aber Thamior riss sich noch einmal los.

Dirim stürmte vor, wurde aber noch von Boras überholt, der den Rüstungen mutig entgegen trat. Gleichzeitig flogen drei magische Geschosse aus Kauorphons Fingern, verpufften aber, als sie die Rüstungen trafen. Boras holte weit aus und schlug zu. Der Schlag brachte die Rüstung zum Klappern, aber nicht so sehr, wie er erhofft hatte.

»Arcanex!« Auch Pecarris magische Veschosse verpufften.

Die Rüstungen holten zum Gegenschlag aus. Boras brachte seine Axt zwischen sich und ihre Hiebe, aber seine Finger schmerzten von der Wucht ihrer Schläge. Boras fluchte. Seine Muskeln spannten sich, und er schien ein paar Zentimeter zu wachsen, als er sich seinem Zorn ergab. Und er fühlte sich gut, besser als sonst. Endlich wirkte auch der Blutlinientrank, wie es schien.

»Magisches Geschoss!« Umsonst.

Pecarri feuerte Flammenstrahlen auf eine Rüstung ab, und tatsächlich schmolt ein wenig des Metalls. Also waren es keine Golems, sondern verwundbar!

Eine der Rüstungen sah Boras an, die andere blickte hoch zu Thamior. Beide spürten plötzlich, wie ihnen Wissen entzogen wurde. Thamiors Pfeile verloren an Genauigkeit, und Boras wagte es nicht, all seine Kraft in seine Schläge zu legen. Die Rüstungen hatten diese Hemmungen nicht. Wieder schlugen sie kraftvoll zu und drängten den Barbaren zurück.

Dirim eilte ihm zu Hilfe, so schnell ihn seine Zwergenbeine trugen. Endlich war er heran, aber der Schwerthieb verpuffte nahezu nutzlos.

»Pilum Tonitri

Bewaffnet mit seiner sechs Schritt langen Lanze ging nun auch Pecarri in den Nahkampf über. Sein erster Hieb traf, und endlich schien zumindest diese Rüstung beschädigt zu sein. Gleichzeitig prallten drei weitere magische Geschosse an ihr ab.

»Verflucht!«, schimpfte Kaurophon.

Kaum jemand achtete auf Thamior, der sich seiner Waffe und der Dämonin erwehren musste. Der Elf war bis an eine Wand zurück gewichen und richtete seinen Bogen gegen die Dämonin. Sie aber schob den bogen einfach zur Seite und beugte sich vor, um ihn zu küssen. Thamior antwortete mit einer Kopfnuss, und die Dämonin fuhr fauchend zurück.

»Es ist ein Succubus!«, rief Pecarri hinauf. »Nutz Silber!«

Thamior lächelte. Silber hatte er. Im selben Moment kam ihm das Wissen um gezielte Schüsse wieder zurück, und als die Rüstung ihm es wieder nehmen wollte, widerstand er. Stattdessen hob er den Bogen, und in einer blitzschnellen Bewegung feuerte er drei Pfeile auf die Dämonin ab. Sie fraßen sich wie Säure in ihre Haut. Die Dämonin schrie, schwer verletzt, und schien zwischen Angriff und Flucht hin- und hergerissen.

Boras landete einen gezielten Hieb, den dritten oder vierten bereits. Jedenfalls wären diese Hiebe zerstörerisch gewesen, wenn tatsächlich jemand in der Rüstung gesteckt hätte. So aber? Wie verletzt man Metall? Immer noch war seine Fähigkeit zu starken Schlägen nicht zurück gekehrt. Noch einmal schwang er seine Axt, und endlich, endlich drang sie tief ein, riss ein großes Loch in die Rüstung, und prompt fiel sie zu Boden.

Noch während der Barbar durchatmete, trat die zweite Rüstung von der Seite an ihn heran, und rammte ihm den Hammer gegen den Schädel. Boras ging zu Boden. Die Rüstung hob den Hammer zum Todesstoß. Im selben Moment war Dirim heran und lenkte die Anwesenheit des Wesens wieder auf sich.

Der Succubus gab seiner Wut nach.

»Umarme mich!«, befahl sie Thamior.

»Vergiss es. Aber du kannst meine Pfeile küssen«, gab der Elf zurück. Er griff in seinen Köcher und nahm die letzten Silberpfeile heraus, legte sie auf die Sehne, und feuerte sie blitzschnell ab. Der Succubus taumelte nach dem ersten, blockte den zweiten mit einem Flügelschlag, und wurde dann vom dritten ins Herz getroffen. Sie stürzte zu Boden, gerade als Boras ebenfalls fiel.

Thamior war kurz abgelenkt, und prompt verpasste ihm sein eigener Krummsäbel, der immer noch vor seiner Nase fuchtelte, einen Kratzer auf dem Arm. Thamior ignorierte den Schmerz und sprang von der Decke, rollte sich am Boden ab und kam in der Nähe von Boras wieder in die Hocke. Seine Hand tastete bereits nach dem Heilstab.

»Ja! Hurra!«, rief Kaurophon, als endlich einmal sene Geschosse Wirkung zeigten.

Die Rüstung duellierte sich immer noch mit Dirim, und der Zwerg schwitzte stark in seiner Rüstung. Wieder traf ein harter Schlag gegen sein Schild. Dirim ignorierte den Schmerz und beugte sich zu Boras hinab.

»Tyr, heile seine Wunden!« Die Rüstung versuchte, ihn zu unterbrechen, aber Dirim beugte nur vor und ertrug den Schlag gegen seinen Rücken. Boras schlug die Augen auf, und im Bruchteil eines Atemzugs hatte er seine Axt ergriffen und stand auf, um sich seinem Gegner zu stellen.

Die Rüstung wirbelte herum und schlug ihm mit aller Macht in den Magen. Danach stieß sie den Barbaren einfach wieder zu Boden, wo er bewusstlos liegen blieb.

»Komm zu mir!«, rief Pecarri, und hoffte, dass er wenigstens einen Schlag aushalten würde. Gleichzeitig schlug er mit seiner Donnerlanze zu. Die Rüstung schenkte ihm jetzt tatsächlich ihre Aufmerksamkeit, als Kaurophon wieder an ihrer Magieresitenz scheiterte.

Thamior hatte den Heilstab herausgeholt und schlug ihn gegen Boras’ Schädel. Die schlimmsten Wunden schlossen sich. Dafür öffnete Boras erneut die Augen. Seine Hände schlossen sich um seine Axt. Er wusste wieder, wie man harte Schläge verabreichte.

Die Rüstung stieß Dirim zur Seite und marschierte auf Pecarri zu. Dirim nutzte die Gelegenheit zu einem Angriff, der allerdings kaum mehr als Funken verursachte. Anders Boras. Mit aller Kraft, die er noch zur Verfügung hatte, holte der Barbar aus und schlug zu. Die Axt teilte die Rüstung, und endlich, endlich stürzte auch sie, um reglos liegen zu bleiben.
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Berandor

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Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
« Antwort #63 am: 09. April 2006, 16:01:00 »
Der Prupurwurm konnte mit 5ft. Bewegung einen Pfeiler umstürzen (allerdings nicht, wenn er gleichzeitig angriff), der dann mit +10 und 4w6 SP angriff (wie eine Falle CR 4).

SRD-Links:
Shadow (CR 3)
Succubus (CR 7)

Stats:
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Kylearan

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Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
« Antwort #64 am: 11. April 2006, 08:36:27 »
Wie, immer noch keine Meinungen? Der Kampf war richtig hart, hat aber Spaß gemacht. So langsam geht aber die Taktik "Dirim steckt ein, damit die anderen überleben" den Bach runter, befürchte ich. Na ja, mal sehen, wie wir das Problem lösen werden.

Kylearan
"When the going gets tough, the bard goes drinking."

dude

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« Antwort #65 am: 11. April 2006, 10:34:19 »
Ich bin ja immer beeindruckt wie dieses Gruppe solche Herausforderungen besteht. Hätten wir gespielt wären wir schon des öfgteren in die ewigen Jagdgründe eingetreten....
Meine Verehrung!  :D

Kylearan

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« Antwort #66 am: 11. April 2006, 11:50:14 »
Zitat von: "dude"
Ich bin ja immer beeindruckt wie dieses Gruppe solche Herausforderungen besteht. Hätten wir gespielt wären wir schon des öfgteren in die ewigen Jagdgründe eingetreten....
Meine Verehrung!  :D

Wobei ich bis auf den Kampf gegen den Purpurwurm der Meinung bin, dass wir meist eher unvorbereitet in die Kämpfe gehen.

Und durch die Action Points haben wir immer ein paar Reserven. (Wir benutzen die AP-Regeln aus Eberron.) Dann die Attribute - siehe Berandors Weisen Rat -, die ja ziemlich gut sind...

Kylearan
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dude

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« Antwort #67 am: 11. April 2006, 12:26:51 »
Schmälere doch nicht eure Leistungen!! :roll:

Ist die AP-Regelung von Eberron eigentlich die gleiche wie in Gamma World? Oder geht diese Frage zu weit?

Dude

Kylearan

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« Antwort #68 am: 11. April 2006, 12:37:39 »
Zitat von: "dude"
Schmälere doch nicht eure Leistungen!! :roll:

Ist die AP-Regelung von Eberron eigentlich die gleiche wie in Gamma World? Oder geht diese Frage zu weit?

Dude

Nun, ich kenne die GammaWorld-Regelung nicht. Die Eberron-Regeln werde ich natürlich nicht posten...

Kylearan
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dude

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Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
« Antwort #69 am: 11. April 2006, 13:52:09 »
Ich geh mal davon aus das dem so ist. Werd mal überlegen das ganze auch einzuführen.
Wie weit hinkt die SH eigentlich den tatsächlichen Geschehnissen in eurer Gruppe hinterher?

Kylearan

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« Antwort #70 am: 11. April 2006, 13:56:41 »
Zitat von: "dude"
Wie weit hinkt die SH eigentlich den tatsächlichen Geschehnissen in eurer Gruppe hinterher?

Ich denke, es fehlt noch ein Eintrag, dann sind wir synchron. Vom letzten Spielabend sind ca. 2/3 erzählt. Nächster Termin ist Samstag nach Ostern.

Kylearan
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Berandor

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« Antwort #71 am: 11. April 2006, 16:19:59 »
Ja, noch ein Beitrag mit Auftritt des Gast-NSC. Dann kommt ein Zwischenspiel.
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Boïndil

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Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
« Antwort #72 am: 11. April 2006, 17:06:52 »
Zitat
Ja, noch ein Beitrag mit Auftritt des Gast-NSC. Dann kommt ein Zwischenspiel.

Der hoffentlich bald kommt.
*lechtz nach mehr*
"Hört auf zu reden! Lasst uns Köpfe spalten und Knie zertrümmern!"

Kylearan

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« Antwort #73 am: 11. April 2006, 18:09:04 »
Zitat von: "Boïndil"
Zitat
Ja, noch ein Beitrag mit Auftritt des Gast-NSC. Dann kommt ein Zwischenspiel.

Derhoffentlich bald kommt.
*lechtz nach mehr*

Zustimmung. Was waren bis hierhin cool und gut!

Kylearan
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Berandor

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Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
« Antwort #74 am: 11. April 2006, 20:42:04 »
Die Prüfung der Einsicht

Die zweite Rüstung war kaum besiegt, als eine wunderliche Veränderung durch die Kathedrale ging. Mit einem Mal waren alle Trümmer fort. Die Luft war voller Federn, die schwerelos umhertanzten. An den Wänden hingen Bilder und Wandbehänge mit Naturszenen und friedlichen Feiern. Mehrere dauerhafte fackeln hingen an der Wand und verströmten warmes Licht. Durch die Fenster der Kirche sah man weite, rollende Hügellandschaften im goldenen Licht der Herbstsonne. Ein leichter Wind zog durch die Halle, nach Kräutern durftend.

Genauso schnell, wie die Veränderung kam, war sie wieder vorbei. Die Trümmer kehrten zurück, und das rote Licht von Occipitus verdrängte den Fackelschein.

»Was war denn das?«, staunte Dirim.

»Die Kathedrale erinnert sich«, sagte Kaurophon. »Das passiert immer wieder.«

»Also hat es nichts mit diesen Kerlen zu tun?« Thamior deutete auf die Rüstungen.

»Nein. Aber es zeigt, dass der celestische Teil der Ebene noch nicht verloren ist.«

-

Die Kettenbrecher untersuchten zunächst die Seitenräume, um dann, vor dem Abstieg zur ersten Prüfung, erst einmal zu rasten. Die Kathedrale schien der bei weitem sicherste Ort auf der Ebene zu sein, und das wollte genutzt werden.

Der erste Raum war voller Trümmer; mit Mühe konnte man erkennen, dass es sich einst um eine Meditationskammer gehandelt hatte, aber außer Schund und Schutt war hier nicht mehr viel zu finden. Die Kettenbrecher durchwühlten die haufen dennoch und stießen auf ein paar interessante Gegenstände wie z.B. eine Harfe aus Elfenbein, deren Saiten goldgeschmiedet waren, oder auch ein Ebenholzamulett, auf dem ein Blitzstrahl zu sehen war.

Der andere Raum führte in die Bibliothek, was man nicht nur an den leeren Regalen oder den herum liegenden Pergamentfetzen, sondern vor allem an den gut zweihundert Büchern erkennen konnte, die träge durch die Luft glitten und dabei ihren Einband als Schwingen benutzten.

»Das ist doch mal was für den Kobold«, sagte Pecarri.

Er streckte die Hand aus. Im selben Moment drehten sich drei Bücher zu ihm um und verharrten in der Luft. Es schien, als fixierten ihn die Bücher. Dann setzten sie zum Sturzflug an. Zwei der Bücher sausten am Magier vorbei, krachten zu Boden, und blieben mit gebrochenem Rücken liegen. Das dritte Buch traf Pecarri in die Brust. Es gab eine kleine Stichflamme, und Pecarri stolperte zurück.

»Autsch!«

Die nächsten Bücher wandten sich ihm zu. Pecarri griff eines der beiden Bücher am Boden – das, welches wertvoller aussah – und hastete aus der Tür, die er hinter sich zuschlug.

»Bücher greifen einen Magier an«, witzelte Dirim. »Irgendwie gemein.«

Boras nickte. »Ich weiß schon, warum ich nicht lesen kann. Viel zu gefährlich.«

Pecarri dampfte aus seinen Nüstern und betrachtete sein Buch genauer. »Das Buch der sieben Lieder«, las er. Es hatte einen Einband aus Gold, mit Knochentäfelchen verziert, und beinhaltete althergebrachte Gesänge und Liturgien für gutgesinnte Gottesdienste. Wahrlich ein kleiner Schatz.

Nachdem die Kathedrale nun so weit durchsucht und die offensichtlichsten Gefahren beseitigt, legten die Kettenbrecher sich zur Ruhe und hofften auf eine friedliche Nacht. Sie wurden nicht enttäuscht.

-

Die Treppe hinter der Graz’zt-Statue führte ins Dunkel hinab. Noch während Boras sich mit seiner Blendlampe abmühte, erkannte Dirim, dass der Abstieg keinesfalls von denselben Händen geschaffen worden war, die auch die Kathedrale errichtet hatten. Kurz darauf endete die Gesteinsschicht um sie herum und machte der gräulichen Haut Platz, und dann standen die Kettenbrecher auch schon in einem Raum.

Der Raum war durch Fackeln erhellt und roch stark nach Pech und Schwefel. An einem schweren Eichentisch saß, oder ob seiner Größe besser kauerte ein massiger Dämon. Er hatte rote, knorplige Haut, schwarze Hörner, und in seinen Augen lag das Feuer der Hölle. Anstelle von Füßen besaß er Pferdehufe, und ein Hitzeflimmern lag um seine muskulöse Gestalt. In seinen Pranken hielt der Dämon ein Buch, das er aber zur Seite legte, als er der Neuankömmlinge gewahr wurde.

Der Dämon erhob sich zu einer Größe von gut drei Schritt, und mit donnernder Stimme, in der ein Knistern zu liegen schien, begrüßte er die Kettenbrecher:

»Endlich kommt mal jemand! Dieser Schund vertreibt zwar die Zeit, aber mehr auch nicht.«

Er wies auf das Buch. Es war von Dan Brun, und der Titel lautete ›Der Volo-Kode‹.

»Ich meine natürlich: Willkommen, Anwärter, im Namen von Adimarchus, dem großen und mächtigen Herrscher über Occipitus. Ich bin der Dude, sein ergebener Diener. Seid ihr hier, so liegt Occipitus brach. Ohne starke Hand, die seine Geschicke leitet. Glaubt ihr, dass ihr würdig seid, Adimarchus auf den Thron zu folgen, so tretet durch diese Tür und besteht die Prüfung der Einsicht.«

Seine Pranke wies auf eine Tür, die kurz zuvor noch nicht sichtbar gewesen war.

»Dahinter liegen zwei Räume, und zwei Feinde. Ihr findet dort den Avoral Halalia, und den Bebilith Thathnak. Der Avoral ist gefesselt, der Bebilith nicht. Beide wollen euer Leben. Tötet einen und lasst den anderen frei, dann tretet durch die letzte Tür auf die andere Seite. Ich erwarte euch dort. Wählt weise.«

Schließlich fixierte der Dude noch Kaurophon.

»Ich kenn dich doch! Zweiter Versuch, wie?«

Kaurophon lächelte gequält. »Wir sollten gehen.«

»Welcher der Gegner kommt denn zuerst?«, fragte Pecarri.

»Ganz, wie ihr wollt.«

Die Kettenbrecher sahen sich an.

»Der Avoral«, sagte Dirim.

Der Dude nickte. Boras öffnete die Tür; dahinter lag ein kurzer Gang mit einer weiteren Tür. Boras betrat den Gang. Thamior folgte ihm, ebenso Pecarri. Dirim zeigte auf Thargad.

»Ich bringe ihn mit.«

Dirim trat in den gang. Schließlich fehlte nur noch Kaurophon. Der Hexenmeister leckte sich die Lippen und trat zögerlich an die Schwelle. Selbst der Dude schien gespannt, was passieren würde. Kaurophon trat zögerlich einen weiteren Schritt vor – und prallte vor eine Wand wie ein nicht eingeladener Vampir. Kaurophons Miene entgleiste, seine Schultern sackten herab. Der Dude lachte schallend.

»Den bringe ich auch mit. Geht nur!«

Der Dämon schloss die Türe hinter den Kettenbrechern, und Boras öffnete die am anderen Ende des Ganges. Die Prüfung der Einsicht hatte begonnen.

-

Hunderte von kleinen, winzigen Vogelkäfigen hingen von der Decke, alle mit nur einer Feder gefüllt. Den Kettenbrechern gegenüber stand ein menschengroßer Käfig auf dem Boden, und darin kauerte eine jämmerliche Gestalt. Der Avoral war nicht ausgezehrt, denn seine Art benötigte keine Nahrung, aber seine Armflügel waren schmutzig und matt, seine Krallenfüße abgewetzt und rau, und sein Schnabelgesicht verriet, dass der Insasse dieses goldenen Käfigs schon lange keine Hoffnung mehr auf Rettung hatte.

»Aa-lia Ei-Na’a Julej?«

»Wie bitte?« Dirim sah sich um, doch keiner der Anwesenden hatte die Frage verstanden. Wenn es denn eine Frage gewesen war.

Der Avoral wechselte in die Gemeinsprache. »Wenn ihr glaubt, mich einfach umbringen zu können, liegt ihr falsch. Ich hänge nicht am Leben, aber der Weg auf den Thron ist steinig.«

»Moment Mal«, bat Dirim. »Wieso sollten wir dich umbringen?«

Der Avoral spottete: »Ist das nicht eure Aufgabe?«

»Nein«, sagte Helion. »Wir sollen dich befreien.«

»Befreien?« Ein zweifelnder Ton lag in seiner Stimme. Er betrachtete die Kettenbrecher erneut. »Du trägst das Wappen Tyrs«, sagte er zu Dirim, »und du magst zu einer niederen Rasse gehören, aber dein Geist ist der reinste unter euch.«

Boras betrachtete den Käfig etwas genauer. Er hatte eine Tür und schien nicht verschlossen.

»Bist du überhaupt gefangen?«

Der Avoral kniff die Augen zusammen. »Der große Adimarchus hielt es für amüsant, mich in einem offenen Käfig zu fesseln. Ich sitze hier so fest wie in den stärksten Ketten.«

»Und wenn wir die Tür öffnen?«, schlug Thamior vor.

»Könnte ich gehen.«

»Kommst du dann hier weg?«, fragte Dirim.

Der Engel legte den Kopf schief und zögerte. Schließlich sagte er: »Nein.«

»Was hast du vor?«, wollte Helion von Dirim wissen.

»Ich habe eine Idee.« Der Zwerg ging bis an den Käfig heran. »Was würdest du sagen, wenn ich dich nach Hause schaffen könnte?«

»Nach... Elysium?« Der Blick des Avorals flackerte. »Könnt ihr... nein! Das ist ein Trick! Ihr wollt mich vernichten, ich weiß es!« Er konzentrierte sich, und Energie sammelte sich um ihn herum.

»So warte doch!«, rief Dirim. »Bei Tyr, wir wollen dich nicht töten. und wenn ich lüge, so soll er mir Hand und Auge nehmen!«

Der Avoral wankte und stützte sich auf ein Knie. Die Energie um ihn herum verpuffte. Er blickte zu Boden; seine Schultern hoben und senkten sich zuckend. Er schluchzte.

»Kann es wahr sein?« Der Engel blickte auf. In seiner Stimme lag ein Sehnen, in seinen Augen ein Flehen, das schon vergessen gewesen. »Ich kehre heim?«

»So Tyr es will.«

Der Avoral erhob sich. Er sah jedem Kettenbrecher einzeln in die Augen, dann verneigte er sich. »Ich kenne Euch nun. Seid gewiss, wenn ich nach Hause komme, werden Euch viele kennen lernen. Wenn ihr nach Elysium kommt, findet ihr mich bei den silbernen Wipfeln. Wenn ihr Hilfe benötigt, so ruft mich. Mein Name ist Halalia, und ihr habt mein Leben gerettet.«

Dirim ließ einen Moment verstreichen, dann fragte er: »Bereit?«

Der Avoral breitete die Arme aus; seine Schwingen stießen gegen die Käfigwände. Er lächelte, und nickte. Dirim hielt sein heiliges Symbol empor.

»In Tyrs Namen verbanne ich dich von dieser Ebene und schicke dich dorthin zurück, wo du hergekommen!«

Es blitzte, dann war Halalia verschwunden.

»Gut gemacht, Dirim«, lobte Thamior.

»Ich hoffe nur, es geht alles gut«, antwortete der Zwerg.

»Du hoffst?«

»Na ja... manchmal geht der Zauber schief, und der Verbannte kehrt nicht nach Hause zurück.«

»Sondern wohin?«

Der Zwerg zuckte mit den Schultern.

Boras ebenfalls. »Hauptsache weg, oder?«

Darauf gab es nun wirklich nichts mehr zu sagen, und darum gingen die Kettenbrecher weiter bis zur nächsten Tür.

»So, bevor wir reingehen: Was wissen wir über Bebilithen?«

Helion zählte auf: Es waren Spinnendämonen, sie konnten Netze verschießen, ihr Biss durchstieß selbst härteste Rüstungen, und ihr Gift war sehr tödlich. Allerdings hatten sie kaum Resistenzen oder Immunitäten.

»Also immer feste druff?«, fragte der Barbar.

»So ist es«, stimmte der Kobold zu.

»Das ist gut. Das kann ich.«

Die Kettenbrecher wirkten noch schnell einige Zauber, und dann stieß Boras die Tür auf.

-

Thathnak knurrte. Geifer und Gift rann seine Kiefer entlang und tropfte auf die rostigen Spitzen auf dem Boden. Thathnak knurrte und tropfte den ganzen Tag, jeden Tag, seit Adimarchus in gefangen und zu diesem Frondienst überredet hatte. Thathnak hockte an der Decke und erinnerte sich an seine letzte Beute; es war zu lange her, doch schon ein Tag wäre zu lange für einen Jäger wie Thathnak.

Die letzte Beute hatte aus drei Menschlingen bestanden; sie hatten schwarze Haut und spitze Ohren gehabt und nannten sich Drow. Thathnak kannte ihresgleichen. Die Drow hatten Thathnak Versprechungen gemacht, hatten ihm die Freiheit versprochen und ihn ehrfürchtig angesehen, selbst als Thathnak der ersten ihre Lebenssäfte ausgesaugt hatte. Es war unwürdige Beute gewesen.

Thathnak hockte an der Decke und starrte auf die Brücken unter ihm. Es waren schmale Brücken, kaum gehalten von Thathnaks starkem Netz, schmal und unsicher für Menschlinge und ihresgleichen, doch für Thathnak waren sie mehr. Ihre Muster waren gleichsam Beschwörung wie Ausdruck seines Zorns, ein stilles Versprechen an Adimarchus.

Thathnak knurrte. Seinesgleichen, eingesperrt! Thathnak hätte jeden getötet, der auch nur an so etwas gedacht hätte, und nun hockte er hier, in dieser dunklen Halle, nur damit beschäftigt, die Brücken ab- und wieder aufzubauen, und auf Beute zu hoffen und darauf, sich endlich befreien zu können, endlich wieder jagen zu können. Thathnak dachte an den Tod. Er könnte sich einfach fallen lassen; die Spitzen würden ihn nicht aufspießen, dazu war sein prächtiger Körper zu mächtig, aber er könnte wieder zur Decke klettern, und sich erneut fallen lassen, und erneut... es war ganz leicht.

Nein! Thathnak würde sich nicht aufgeben wie ein Tanar’ri. Er war Bebilith. Er war es nicht, der Thathnak gefangen hatte. Er würde nicht büßen, sondern Rache üben.
Die Türe zu Thathnaks Reich öffnete sich. Beute! Thathnak würde die Beute lehren, in sein Reich zu kommen! Er würde sie lehren, seinesgleichen gefangen zu nehmen! Hunger und Lust ließen seinen Speichel fließen, der giftgetränkt zu Boden tropfte. Thathnak setzte zum Sprung an. Thathnak knurrte.

Feuer explodierte um ihn herum, und noch bevor der sengende Schmerz verschwunden war, spürte Thathnak Nadeln in seinen Leib fahren, große, spitze Nadeln – Pfeile! Thathnak ließ sich auf die Brücken fallen und präsentierte seinen prachtvollen Körper, auf dass die Menschlinge vor Furcht erzitterten.

Stattdessen wieder Flammen, die über seinen Leib tanzten. Wieder Nadelstiche. Thathnak knurrte und hastete vor. Seine Kiefer mahlten und woben in Windeseile. Thathnak ruckte mit dem Kopf, und der kleinste Menschling wurde von seinem Netz gepackt und gefesselt. Thathnak knurrte lustvoll. Er tänzelte weiter vor, in Reichweite seines tödlichen Bisses. Vorfreude erfüllte ihn.

Ein Menschling kam ihm entgegen, der größte. Im Gehen nahm er eine Axt in die Hand, ein Spielzeug im Vergleich zu Thathnaks Macht und Zorn. Thathnak knurrte belustigt. Der Menschling knurrte zurück. Er hob die Axt zum Schlag und–

Frieden. Freiheit.

Tod.

-

»Wars das schon?«, fragte Boras verwundert und zog seine Axt aus dem Schädel des Dämonen. »Ging ziemlich schnell.«

»Stimmt.« Sagte Dirim etwas enttäuscht. »Ich habe extra um ein Giftheilungswunder gebeten, und jetzt...«

»Wenigstens habe ich kaum Pfeile verbraucht«, meine Thamior. »Ich habe nämlich gerade mal noch gut ein Dutzend.«

»Das ist ja alles gut und schön«, sagte Helion. »Aber könnte mich jemand vielleicht endlich aus dem Netz befreien?«

-

Dauerhafte Fackeln brannten im nächsten Raum. Die Wände zeigten Schlachszenen; immer war ein Engel mit metallischen Flügeln im Kampf gegen Dämonen oder Teufel zu sehen. Dort, wo Wände auf die Decke trafen, zog sich ein Schriftzug um den ganzen Raum herum. Er war in der Sprache des Abgrunds geschrieben.

»Kenne deinen Schöpfer«, las Helion.

In der Mitte des Raumes führten Stufen zu einem Podest. Auf dem Podest lag eine große Laterne an einer Kette und einem langen Griff, fast wie ein beleuchteter Streitflegel. Um das Podest zogen rot leuchtende Runen ihre Bahn.

Es ploppte, und der Dude stand im Raum. Neben ihm Kaurophon, der die Umgebung mit großen, fast gierigen Augen in sich aufnahm, und zu seinen Füßen der schlafende Thargad.

»Adimarchus spricht: Kümmere dich zuerst um deine Rivalen, die dir näher stehen, und dann um entfernte Feinde. Ihr habt Einsicht bewiesen und den ersten Teil der Prüfung bestanden. Nun wartet auf Euch die Prüfung der Ausdauer. Nehmt Euch die Laterne der Wegfindung und folgt ihrem Licht.«

Dirim kletterte die Treppe hoch. Vorsichtig griff er in die Runen hinein, die ihm keinen Schaden zufügten, und packte die Laterne. Als er sie aus dem Schutzkreis zog, fuhr ein heller Lichtstrahl aus der Laterne direkt auf eine zuvor unsichtbare Tür.

Der Dude hob eine Augenbraue an.

»Ich komme wieder.«

Und er verpuffte.
Bitte schickt mir keine PMs hier, sondern kontaktiert mich, wenn nötig, über meine Homepage

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