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Workshop => Story Hour => Thema gestartet von: Mystral Wolkenglanz am 08. November 2009, 23:30:19

Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 08. November 2009, 23:30:19
Ein paar Worte der Einleitung:

In diesem Thread wird die Geschichte einer D&D 4.0 Kampagne erzählt, in einigen, abwechselnden Formaten (mal Tagebuch, mal Prosa, mal Versform, whatever). Ich werde mir, um das ganze etwas hübscher zu gestalten, einige künstlerische Freiheiten nehmen, die so in der Runde vielleicht nicht ganz stattfanden. Ich hoffe, der SL verzeiht mir das.

Da ich nicht der SL der Runde bin, kann es natürlich einige Fehler geben. Dennoch hoffe ich, alle Mitglieder der Gruppe, und auch alle, die den Thread hier an sich interessant finden, finden Spaß daran, mitzulesen.

Unser erstes Abenteuer beruht (mehr oder weniger genau) auf dem Abenteuer "Into the Shadowhaunt". Ich kenne dieses Abenteuer nicht, und will es auch nicht gespoilert bekommen, also haltet euch bitte mit den Kommentaren zurück in der Hinsicht.

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Dramatis Personae: (Wird nach Auftreten der diversen Charaktere erweitert)

Die Gruppe:

Mystral Wolkenglanz, Mephling Bardin
"Ai", Deva Paladin
Katabatis, Shifter Druidin
Hasid, Halbling Hexenmeister [NPC]

Der Wanderzirkus:

Phenton: Halbling, Zirkusdirektor

Weitere Darsteller (In Reihenfolge ihres Erscheinens):

Kapitel 1:

Amandis: Wagenlenker einer Handelskarawane
Sarass: Zwergischer Händler
Helweg: Zwielichtiger Halbelf
Dedros: Elfischer Mielikki-Priester, Geisterwächter
Engohin: Reicher elfischer Gelehrter aus Lautwasser
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 09. November 2009, 00:17:45
Im Grunde war es ein friedlicher Morgen. Die Vögel sangen ihr Morgenlied in den Bäumen um den Lagerplatz der Schaustellergruppe "Silbersterne". In der Mitte der großen Lichtung, an deren Rand die Gruppe lagerte, befand sich Zelbross, ein kleines Dörflein am Wegesrand, bekannt vor allem für seine Tonpfeifen bei Rauchern in ganz Faerun. Kaum groß genug für einen wirklichen Auftritt, aber Phenton liess die Gruppe dennoch zu einem Auftritt ihre Zelte aufbauen, vermutlich, weil er die Pfeifen zu schätzen wusste, von denen er eine kleine Sammlung besaß.

Die friedliche Morgenstimmung endete kurz nach dem Sonnenaufgang, als eine schiefe, quälende Stimme durch das Lager hallte. In einer fremden Stimme sang jene Stimme ein Lied, und obwohl man die Grundmelodie gerade so erkennen konnte, war das Endergebnisse doch grauenhaft schräg und nasal weinerlich zugleich.

In einem kleinen Wagen am Rande der Schaustellertruppe, und traurigerweise genau in Nachbarschaft zu dem Amateursänger, presste Mystral sich leise ächzend das Kissen auf den Kopf und die Ohren. Die junge Mephling verfluchte innerlich ihre geschulten Ohren, mit denen sie jeden einzelnen falschen Ton exakt identifizieren konnte, und es waren viel zu viele. Auf der anderen Seite der großen Schlafplattform, welche in die Zwischendecke des Wagens gezogen war, hörte sie Hassid dasselbe tun, und lächelte kurz mitleidig. Es war jetzt zwei Jahre her, seit sie bei dem Wanderzirkus war, und auch wenn sie sich an Hassids gelegentliches Schnarchen gewöhnt hatte, an diesen Gesang würde sie sich nie gewöhnen. Für einige Zeit war sie mit Hassid zusammen gewesen, aber irgendwann hatten die beiden sich im einvernehmen getrennt. In die Schlafplattform haben sie eine hölzerne Trennwand eingezogen, aus Gründen der Privatsphäre und des Lärmschutzes, und zumindest Karawanenoffiziell waren sie nichts weiter als gute Freunde, was auch größtenteils stimmte.

"Ich wünschte, er würde endlich singen lernen.." ächzte Hassid, als der Morgengesang des Deva, der stur darauf bestand, er würde so die Götter ehren, aufhörte.

"Ich wünschte, er würde ein wohlklingenderes Instrument bevorzugen... Dudelsäcke zum Beispiel." erwiderte Mystral, als sie das Kissen von ihrem Haupt zog, und nach einem Moment lachten sie und Hassid herzlich auf. Das wäre wohl wirklich eine Verbesserung.


Kurze Zeit später, nach einem ausgiebigen Frühstück und ein paar Morgenübungen mit ihrem Speer, um nicht einzurosten, fand sich Mystral auf dem Kutschbock des Wagens wieder, vor ihr die Wagen mit den Tieren, hinter ihr der Wagen mit den Akrobaten. Die Silbersterne waren ein recht großer Wanderzirkus, vielleicht nicht der größte Faeruns, aber doch zumindest einer der letzten. Nach den dramatischen Geschehnissen der letzten Jahrzehnte war es immer gefährlicher geworden, in den westlichen Herzlanden umher zu reisen, und so hatten sie einige Karawanenwächter angeheuert. Auch sie selbst verstand es, sich zu verteidigen, wenn sie musste. Woher sie jedoch ihre etwas seltsam anmutende Speerkampftechnik kannte, verriet sie ebenso wenig, wie sie gewillt war, ihre Herkunft auszuplaudern. 

Einer dieser Karawanenwächter, und wohl der ungewöhnlichste unter ihnen, war Ai, ein Deva. Er war, so wie sie es verstand, ein Wesen, das immer wieder geboren wurde, wenn es starb. Seine Haut war blau, mit gräulichen Streifen, wo ihre weiß war, Haare hatte er keine, wo ihr Haupt mit langen, blauen Strähnen bedeckt war, die ihr etwas ins Gesicht hängen, um das paar Hörner an ihrer Stirn zu verdecken. Das ungewöhnlichste an ihr waren die weißen, halb durchsichtigen Membralflügel, die auf Schulterhöhe aus ihrem Rücken sproßen und es ihr erlaubten, zu fliegen. Man konnte nicht wirklich sagen, dass Ai humorlos war, oder langweilig, oder verschlossen. Aber irgendwie passten diese Worte auf ihn doch garnicht so schlecht.

"Mir geht es gut." Waren die einzigen Worte, die er auf Mystrals Frage, wie er sich heute morgen fühlen würde, nachdem er solch einen Katzenjammer veranstaltet hatte, sprach. "Danke." War das einzige Wort, was er zu ihr sprach, als sie für die Karawanenwächter ein Lied spielte, das ihren Schritt beschwingte. "Gewiss." meinte er nur, als sie ihm sagte, dass er durchaus etwas ausführlicher antworten könnte. Immer sprach er in sanfter, säuselnder Stimme, die man fast für die einer Frau halten konnte, und lächelte hin und wieder andeutungsweise und milde auf. Nun, irgendwann würde sie ihn auch verstehen. Viel weniger seltsam als die Menschen oder Zwerge oder Elfen oder Halblinge war er ja eigentlich auch nicht, nur anders. Und immerhin genauso verschlossen um seine Vergangenheit wie Mystral selbst. Und sie wusste ein gutes Geheimnis oder zwei zu schätzen.

Versunken in diese Gedanken, fiel sie fast vom Kutschbock, als Hassid mit der Peitsche schnickte und sich das gefährt in Bewegung setzte. Nun, ein viel zu schöner Tag, um zu grübeln. Ausserdem musste sie diese Geistergeschichte, die sie von einem Wanderer gehört hatte, noch in Versform verpacken. Ein Geist, der an einem ehemaligen Tempel am Rande ihres Weges gesehen wurde... Nun, vielleicht würde sich ja irgendwer für das interessieren, wo sie hinfuhren.
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 09. November 2009, 01:53:16
"Warum halten wir?" fragte Mystral, als die Wagenkarawane an einer Weggabelung anhielt, mitten im Nirgendwo. Der abzweigende Weg führte einen recht kahlen Berg empor, erst in weiter Entfernung sah man den Wald empor ragen. War dies nicht die Straße, die zu dem Tempel führte, wo es spuken sollte? Und war das nicht die Handelskarawane, der sie die letzten Tage hinterher getrottet waren, die den Weg hinauf fuhr?

Phenton schien dasselbe zu denken, auf jeden Fall fragte er, als Mystral zu ihm trat, gerade zu niemand bestimmtem "Wollten die nicht nach Lautwasser?" Phenton stand an der Gabelung und schaute etwas unsicher der Karawane hinterher. Immerhin, es mochte sein, dass sie irgendwie entführt wurden.. Oder noch schlimmer, dass sie etwas wussten, dass die Gruppe nicht wusste. War etwa eine Banditenfalle etwas weiter die Straße entlang?

Mystral schaute einige Momente der Handelskarawane hinterher, grinste dann aber. Das war die perfekte Gelegenheit, etwas Abwechslung in den Tag zu bringen, und sich den Schauplatz ihrer Geschichte etwas genauer anzusehen. "Wir könnten nachfragen. Wenn einer der Wächter mich mit einem Pferd tragen würde..." Mystral liess den Blick über die Anwesenden schweifen und blieb bei Ai hängen. Sicher, nicht der beste Gesprächspartner, aber immerhin würde es interessant sein, ihn mal etwas erleben zu lassen. "Wie wäre es, Ai? Wir wären sicher bald wieder bei der Karawane."

Der Deva schaute Mystral einige Momente lang nachdenklich an, wie er es immer tat. Fast, als würde er erst lange und schwer über seine Antwort nachdenken, bis er sie gab. Dann meinte er in seiner typisch lakonischen Art "Wir könnten." und schwang sich auf sein Pferd, dass er bisher an den Zügeln führte. Phenton brummte leise und saugte an dem Mundstück seiner neuesten Pfeife, nickte dann aber knapp. "Aber seht zu, dass ihr in Lautwasser wieder zu uns stoßt." meinte er dann und machte sich auf den Weg zum vordersten Wagen, um den Trekk weiter zu führen. Mystral kletterte hinter Ai auf den Sattel und schlang die Arme um diesen.

Eine halbe Stunde später erreichten die beiden den Händlertrekk, der ja einen ordentlichen Vorsprung hatte. Nicht, dass Ai sich sonderlich beeilte, sie einzuholen. Mystral blickte an dem Paladin vorbei zu den Männern und Frauen der Wagen. Keine hypnotisierten Blicke, keine Untoten, keine Räuber die sie mit Armbrüsten bedrohten. So weit, so normal. Nein halt, einer war dazu gekommen zu den Händlern, mit denen sie nun schon einige Abende am Lagerfeuer Geschichten getauscht hatte. Ein in edle Gewänder gehüllter Halbelf ritt vornean, unterhielt sich leise mit dem zwergischen Anführer der Handelskarawane.

Ein kurzer Blick über die hinteren Wagen, und Mystral erkannte ein vertrautes Gesicht. "He, Amandis. Was macht ihr denn so weit ab vom Weg?" rief sie dem jungen Mann auf dem Kutschbock des Planwagens zu. Jener sah sich um und blinzelte überrascht.

"Fräulein Wolkenglanz. Dasselbe könnte ich euch fragen. Wir liefern eine Fuhre mit Waren für den Herren dort vorne, Helweg heisst er. Er meint, wir sollen sie ihm dort oben hinbringen." Dabei deutete Amandis den Weg empor. Mystral schaute hinauf, beschirmte ihre Augen mit der flachen Hand. Sah sie dort oben, in einiger Entfernung, eine Ruine am Waldesrand? Sie erinnerte sich an die Beschreibung...

"Zu dem Spuktempel? Komische Lieferung muss das sein."

"Sp.. Spuktempel sagt ihr?" Als die Mephling wieder zu Amandis sah, war jener etwas blasser um das braungebrannte Gesicht geworden.

"Ja, habt ihr nicht die Gerüchte gehört. Man sagt, eine Kräutersammlerin wäre dort oben von einem Geist überrascht worden von gar schrecklicher Gestalt, in einer schaurig kalten Nacht..." Nun, so kalt waren die Nächte im Flammleite nun nicht, aber Geistergeschichten waren nunmal mit Kälte verbunden, so schrieben es die Gesetze der Erzählung vor, und so sollte man sich auch an sie halten. Mystral begann gerade, sich in Schwung zu fabulieren, als Amandis einen gellenden Pfiff ausstieß, nunmehr käsebleich.

"I.. ihr s.. Besprecht das mit Sarass, ja?" meinte Amandis und deutet zum Zwergen, der sich umsah und lauthals brüllend nach dem Grund für den Haltepfiff fragte. Stoisch zuckte Ai mit den Schultern und liess sein Pferd die sechs Wagen der Händler entlang traben, während Mystral sich panisch wieder festhielt. Na grossartig, gerade als sie warm wurde, und jetzt musste sie nochmal von vorne anfangen.
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 09. November 2009, 14:28:37
"Und dann rannte die Pilzsammlerin schreiend davon. Dutzende grauenhafte Schemen verfolgten sie durch den Wald und den Berg hinab, schrien in einer unverständlichen Sprache. Doch kein Zweifel besteht darin, dass sie nach ihrem Blut riefen, um sich in der unheiligen Kälte der Nacht an diesem zu wärmen..." Schloss Mystral ihre Geschichte, die sie von einer großen Kiste auf dem vordersten Wagen erzählte. Die Händler um sie herum starrten sie mit einer gebürlichen Menge entsetzen an, selbst dem bärbeissigen Sarass, ein schwarzhaariger Zwerg mit einem struppigen Bart, schien nicht wohl zu sein.

Helweg, der Halbelf, schien der einzige zu sein, der nicht in Furcht und Schrecken versetzt worden war. Sein jugendliches Gesicht zeigte er eine Mischung aus Ablehnung und Ärgernis, als er sein Pferd zu der Karawane wendete. "Meine Wächter haben sich gewiss nur einen Scherz erlaubt. Oder habt ihr einen Zeugen dafür?"

"Naja.. Die Geschichte, die ich gehört habe, klang recht glaubw..."

Helweg unterbrach Mystral knapp. "Also nur Gerüchte. Dennoch danke ich euch, dass ihr sie uns mitteilt, damit jenen ein Riegel vorgeschoben werden kann. Also, lasst und weiterziehen. Wir haben schon genug Zeit vertrödelt."

Die Fahrer der Wagen schienen ohne echte Begeisterung für diese Unternehmung, waren Geister doch... nun, Geister eben. Sarass jedoch, der seinen Gewinn schwinden sah, griff auf typisch zwergische Art ein. "Nun setzt euch schon wieder in Bewegung. Oder habt ihr Angst vor einer Gruselgeschichte? Auf jetzt, dafür geht das erste Bier in Lautwasser auf mich!"

Die Karren setzten sich zögerlich in Bewegung, und Mystral blickte auf den Halbelf hinab, der weiterhin neben dem vordersten Karren mitritt. Ai liess sein Pferd auch nebenher trotten, auch wenn er während des ganzen Wortwechsels nur schweigend gelauscht hatte.

"Würde es euch etwas ausmachen, wenn wir euch zu jenem Ort begleiten würden? Nur, damit ich dieses Gerücht hmm bekämpfen kann? Als wandernde Bardin kann ich das wohl am besten. Was macht ihr überhaupt hier?"

Der Halbelf schaute Mystral einen Moment nachdenklich an, lud sie dann aber tatsächlich ein, mitzugehen. Er erzählte ihr, dass er ein Holzfällerlager errichten wollte, mit dem alten Tempel als Basislager. Er und seine Männer hätten dort eine Hand voll Orks vertrieben, und nun würden sie die Kisten geliefert bekommen, um jenen Ort ordentlich auszubauen.  Alles in allem klang die Geschichte recht glaubwürdig, wenn auch diese Geistersache doch suspekt war.

In munterem Gespräch über die Details des Holzabbaus, in das Mystral Helweg verwickelte, ging es den Berg hinauf, und schon bald konnte man den Tempel sehen. Tempel war wohl eher übertrieben, es war ein neun Meter großer, runder Schrein in der Mitte einer verfallenen Wehrmauer. Der Schrein hatte schon bessere Tage gesehen, auch wenn der Schmutz der Orken inzwischen weggeräumt war. Selbst die heiligen Symbole an den Friesen des Tempels waren abgemeisselt. Während die drei Wächter des Halbelfen und die Händler damit begannen, die Waren des Halbelfen abzuladen, begaben sich Ai und Mystral ins Innere des Tempels, um sich etwas näher umzusehen.
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 18. November 2009, 13:14:41
Das Innere der Kapelle war sauber und still. Ein einzelner, steinerner Altar stand am der Wand gegenüber des Eingangs. Er war, ebenso wie die Wände, mit Abbildern von Ranken und Pflanzen verziert, was den Gedanken nahe legte, dass hier eine Gottheit der Natur verehrt wurde. Mit Sicherheit konnte man es nicht genau sagen, denn auch hier waren alle heiligen Symbole mit Hammer und Meißel herausgebrochen worden. Licht schien nur durch zwei Fenster, die den Eingang flankierten, in den Raum hinein.
"Ganz schön trostlos.." Meinte Mystral und begutachtete den Raum, ohne etwas spezielles anzusehen. Ai erwiderte nichts, sondern ging schweigend einmal im Kreis, die Wände der Kapelle betrachtend.
"Die Symbole wurden erst vor kurzem entfernt." meinte er dann sachlich und deutet auf eines. Nun erkannte Mystral es auch. Der Stein war an jener Stelle viel heller als anderswo, nicht angegriffen durch den Zahn der Zeit oder besudelt durch die Orken.
"Aber wer könnte... meinst du, dass dieser Halbelf..?" Ai hob nur die Schultern. Bevor er jedoch etwas erwidern konnte, drang von draußen lautes Scheppern und kurz darauf fluchen. Hastig verließen Mystral und Ai die Kapelle. War dies nun der Geist?
Wie es sich herausstellte, war es kein Geist, sondern ein Unfall, welcher diesen Lärm verschuldete. Offenbar war den Männern Helwegs eine große Kiste herunter gefallen, und ihr Inhalt hatte sich über den staubigen Hof der Kapelle verstreut. Dachziegel, wohl um das Dach der Kapelle zu decken. Die Hälfte der roten Ziegelplatten lag nun verteilt auf dem Boden, und die meisten von ihnen waren durch den Sturz zerbrochen.
"Ich werde euch das vom Lohn abziehen, ihr Tölpel! Und die Kosten, neue heran zu schaffen auch!" herrschte Helweg die Wächter an, und das war noch das freundlichste, was er ihnen zu sagen hatte. Die Händler selbst bemühten sich um ein möglichst neutrales Gesicht. Bezahlt war der Kram ja.
Bevor sich Helweg jedoch in all zu blumige Beleidigungen versteigen konnte, zupfte ihm etwas an seinem Brokathemd. Als er, aus dem Konzept gebracht, hinab sah, blickte Mystral zu ihm hoch. "Was wollt ihr denn? Ich bin beschäftigt."
"Das sehe ich, Herr Helweg. Doch vielleicht kann ich euch helfen.. Ich kenne ein Lied, das zerbrochenes wieder zusammenfügen kann. Wenn eure Männer die Ziegel wieder zusammenschieben, und ihr mir das bezahlen würdet, was ich an magischem Staub dafür benötige..." Mystral begutachtete kurz die Ziegel. In ihrer Heimat waren solche Lieder oft benutzt gewesen, die, die dort lebten, hatten selten genug Geduld für Reperaturarbeiten. "Ich denke, fünf Silberstücke sollten genügen."
Der Halbelf sah überrascht auf Mystral hinab. Das würde ihm viele Goldstücke ersparen, und mehr noch, er musste nicht noch eine neue Handelskarawane extra für ein paar Ziegel organisieren. "Ich wär euch dafür sehr dankbar, Fräulein er... Wolkenglanz. Los, macht schon, tut was die Dame sagt! Und die, die ihr nicht zusammenfügen könnt, zieh ich euch dennoch vom Lohn ab." Das zweite sprach Helweg zu den Wächtern, die Mystral erleichtert ansahen. Immerhin rettete die Gute ihnen gerade einen halben Monatlohn.
Kurze Zeit später, die Händler hatten derweil die restlichen Sachen abgeladen, waren die Ziegel zusammengesetzt. Ai hatte sich derweil verabschiedet und betrachtete immernoch schweigend die Kapelle, als wäre sie mehr als nur ein langweiliges Steinhaus im nirgendwo. Mystral jedoch ließ sich davon nicht einschüchtern, war dies hier doch ihr auftritt. Sie ließ sich auf einem verfallenen Mauerstück nieder, neben den zusammengepuzzelten Dachziegeln, und griff in einen Beutel an ihrer Seite. Sie trug immer etwas Residuum bei sich, magischen Staub, den sie für solche Gesänge benötigte. Eine Prise wurde glitzernd über die Ziegel gestreut, dann begann sie leise zu singen. Ein fremdartiges Lied, in einer Sprache, die keiner der Anwesenden verstand, sang sie von Ordnung und Chaos, von der Zusammenfügung dessen, was zerbrochen war, und der Bewahrung dessen, was schön war. Sogar Helweg lauschte einige Momente andächtig, bevor er fortfuhr, seine ausführliche Inventarliste durchzugehen. Keiner konnte genau sagen, wann während des Gesanges es geschah, doch als Mystral endete, waren die Ziegel wieder zusammengefügt, so gut wie neu, und die Wächter applaudierten, teils für den Gesang, teils für ihren Lohn. Helweg zeigte sich dankbar, und großzügig, und schlug auf die versprochenen fünf Silberlinge noch zwei Goldstücke drauf. Der Transport neuer Dachziegel wäre ihm noch teurer gekommen, meinte er, und lud Mystral und Ai zudem noch zum Mittagessen ein, bevor sie weiterzogen. Inzwischen war Mystral nämlich der Überzeugung, dass es hier nichts interessantes gab, und auch Ai schien zwar immernoch etwas am Gebäude zu irritieren, er sagte dazu aber nichts weiteres.
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 23. November 2009, 13:24:35
"D.. Der Geist! Der Geist ist hier!" kreischte es von hinter der Kapelle und ließ einige der furchtsameren Händler ihren Eintopf ausspucken. Auch Ai und Mystral sahen von ihrem Mittagsmahl auf und zu Amandis, der kreideweiß um die Kapelle gesprintet kam. "Ich ha.. hab ihn gesehen! Er ist hier! Nein nicht hier, bei der Kapelle. Dahinter, bei der Latrine!" stammelte Amandis auf seine Kameraden ein. Mystral und Ai tauschten einen Blick, und die kleinere hob empathisch die Schultern und ging dann mal hinter die Kapelle, während Ai ungerührt weiter seine Suppe löffelte, allerdings nicht ohne seinen Blick von Amandis abzuwenden.
Hinter der Kapelle begegnete Mystral zu ihrer gelinden Überraschung tatsächlich dem Geist. Es war ein etwas durchsichtiger Mann, in die Robe eines Priesters der Mielikki gekleidet, und mit einer eigentlich recht freundlichen Gestalt. So hielt sich dann auch die Angst der Mephling in Grenzen, und sie beobachtete den Geist schweigend. Jener winkte ihr kurz, deutete dann wortlos auf die Kapelle und dann den Erdboden. Nachdem der Geist diese Geste einmal wiederholte, schritt er dann auf die Wand zu.. Nein, durch die Wand hindurch, und verschwand.
Nun.. das war etwas unheimlich, gestand sich Mystral im Geiste ein. Sie hatte nicht gedacht, dass die Wächter so überragend im Treiben ihrer Scherze waren, und leise Zweifel an der Aussage des Halbelfen wurden langsam lauter. Dass das eben kein Mann mit einem Bettlaken war, war zumindest offensichtlich.
Wie dem auch sei, das dringlichste war es wohl, Ai bescheid zu sagen, damit dieses Phänomen untersucht werden konnte.. Nun..
Ein kurzer Blick zur grob gezimmerten Holzlatrine..
Das Zweitwichtigste.
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 24. November 2009, 13:58:30
"... und dann zeigte der Geist auf die Wand und den Boden, und ging dann einfach durch die Wand." endete Mystral ihre Erzählung die sie mit gedämpfter Stimme Ai gegenüber vorbrachte. Amendis trank mit zitternden Händen einen beruhigenden Tee, und die Augen seiner Mithändler waren alle auf ihn gerichtet. Niemand beachtete die kleine Mephling und ihren seltsam gefärbten Begleiter, der einige Momente nachdenklich zur Kapelle schaute.
"Wir sollten nachsehen." meinte Ai dann und schritt bereits gen Kapelle, bevor Mystral noch etwas erwidern konnte. Mit einigen raschen Schritten lief Mystral hinterher und ging dann an seiner Seite, zumindest bis zum Eingang der Kapelle. Dort wurden sie einige Momente lang angehalten, vorgeblich, weil Helweg sich umziehen wollte. Jener kam, tatsächlich in etwas bequemerer Kleidung, heraus, und zeigte sich mal wieder von seiner schlechtgelauntesten Seite. Heftig stritt der Halbelf die Existenz dieses Geistes, von dem Amendis erzählte, ab. Mystral enthielt sich erstmal einen Kommentars, sondern verwies den Halbelf an Amendis und schlüfte hinter ihm in die Kapelle.
Drinnen verbrachten Mystral und Ai eine sehr unproduktive halbe Stunde damit, jede einzelne Fliese der Kapelle nach Hohlräumen abzuklopfen, ebenso die Wände. Es dauerte eine Weile, bis Ai dann gen Decke sah und die Stirn runzelte. Als Mystral ihn fragte, meinte er "Die Decke hat draussen Löcher. Dies hier ist eine Zwischendecke."
Nun sah Mystral es auch. Sie hatte sich so auf den Boden konzentriert, dass die Decke ihr garnicht in den Sinn kam. "Ha! Du bist genial, Ai." sprach sie zu dem Deva, der diesen Kommentar mit etwas verwundertem Blick entgegen nahm. Er sprach erneut in seiner melodischen, hellen Stimme "Wir sollten uns das Dach genauer ansehen."
Per Räuberleiter half Ai Mystral empor, gerade soweit, dass sie die Decke mit der Spitze ihres Speers erreichen konnte. Es klang metallisch, als die Speerspitze über die aufgemalten Ziegel kratzte.
Hinter ihnen räusperte sich jemand. Helweg hatte die Arme verschränkt und das Treiben der Beiden bereits seit einigen Minuten verfolgt, und nun fragte er mit scharfer Stimme "Was macht ihr da. Habt ihr nicht genug herumgeschnüffelt?"
"Die Decke ist falsch. Scheinbar..." Begann Mystral, wurde aber von Ai unterbrochen.
"Die Winkel des Raumes sind nicht gleichförmig. Hinter dem Altar scheint die Wand dicker zu sein, ich vermute eine Geheimkammer oder Treppe. Vermutlich wollte der Geist uns darauf aufmerksam machen."
Helweg schnaubte, er nahm langsam dieselbe Farbe an wie seine zinnoberfarbene Samtweste. "Was denn schon wieder für ein verdammter Geist? Hat ausser diesem Maultiertreiber noch irgendwer IRGENDwas gesehen?" Mystral hob wortlos die Hand. Helweg seufzte langgezogen und kniff sich in die Nasenwurzel. "Na schön.. Und was wollt ihr jetzt machen? Die Wand abtragen?" "Wieso sollten wir? Das Dach hat Löcher, da kommt man prima durch." meinte Mystral munter und wuselte schon wieder nach draussen.

Wie sich herausstellte, mussten die Löcher doch noch etwas größer gemacht werden, bis die kleine Mephling durch jene unter das Dach gelangen konnte. Ihre Stimme klang hohl und etwas hallend aus der Dunkelheit. "Hu ganz schön duster hier.. Du hast recht, Ai, hier ist die Wand dicker. Und hier liegt eine Metallplatte obenauf.. werft mal ein Seil mit nem Haken dran hoch, dann kann man die hochheben.. Äh.. und eine Laterne wär nicht schlecht!"
Eine geschäftige Viertelstunde später, die Händler hatten sich inzwischen von der "Spukruine" verabschiedet und ihre Karawane zurück auf den Weg nach Lautwasser geführt, zerrten zwei der Wächter und Ai an Seilen, hoben die gefundene Metallplatte an und erlaubten Mystral, einen Blick darunter zu werfen. Sie berichtete von ihrer Entdeckung, einer Treppe, die in die Dunkelheit hinab führte. "Vermutlich ist dieser Priester so eine Art äääh.. Schreinwächter! Ja genau. Der hat sich hier begraben lassen, um diesen Ort zu schützen... Schaut nicht so kritisch, ich finde das klingt logisch."
Ai und Helweg wandten sich von Mystral ab und sahen einander an. Der Deva sprach sanft. "Wir werden wiederkehren, um diesen Ort genauer zu untersuchen."
"Dafür wäre ich euch dankbar, der Herr." erwiderte Helweg, auch wenn seine Stimme nicht wirklich dankbar klang. "Und was sollen wir in der Zeit machen?"
"Verschliesst die Metallklappe wieder. Und betet zu den guten Göttern."
"Äh ja.. beten. Zu den Göttern. Machen wir." Helweg nickte knapp aber ernst, bedankte sich nochmal für die Mühen, die sich die beiden gemacht hatten. Dann verabschiedete man sich, und Mystral setzte sich wieder hinter Ai in den Sattel.
"Die anderen sind sicher schon in Lautwasser, hmm?" meinte sie halblaut zu Ai, der das Pferd locker loslaufen ließ. Der Deva nickte nur wortlos, und auch ihre weiteren Versuche, eine Unterhaltung anzufangen, trafen auf wenig Gegenliebe. Offenbar musste der Deva nachdenken, und so tat Mystral das auch. Ein verlorenes Verlies, eine geisterhafte Gestalt, ein rätselhafter Halbelf... Das klang nach einer großartigen Geschichte. In ihrem Kopf begann die Mephling bereits damit, die Geschichte zu sortieren und die Worte zu setzen.
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 30. November 2009, 12:32:33
Am selben Abend kamen Mystral und Ai in Lautwasser an, einer etwas größeren Stadt, zumindest wenn man sie mit den anderen Siedlungen in der Gegend verglich. Auf einer kleinen Lichtung im Osten der Stadt hatten sich die Schausteller eingerichtet, oder waren zumindest gerade dabei. Das Zelt wurde gerade aufgebaut, das Hochseil, auch die Tiere wurden versorgt. Verblüffenderweise nicht von Katabatis, der eigentlichen Raubtierbändigerin des Zirkus. Jene war vor einigen Tagen in den Büschen verschwunden und meinte, sie wolle nach Mitgliedern ihrer Verwandschaft suchen. Mystral war das ganz recht, vor allem, weil deshalb auch sie mal eine kleine Pause einlegen konnte, wenn sie gerade etwas dringendes zu tun hatte. Meistens war dies in Tiefwasser der Fall, in dieser Stadt gab es immer so viel zu sehen und zu erleben. Und auch Ai verabschiedete sich öfters von der Karawane, zumeist, um sich einfach irgendwo hin zu stellen und sich umzusehen, wonach, sagte er nie.

Nach einer kurzen Absprache mit Phenton machten sich Mystral und Ai an die Arbeit, ihren Kameraden zu helfen. Eine Pause gab es nicht wirklich, brauchte man doch die Muskelkraft des Devas, um die schweren Zeltstangen hochzuhieven, und bereits seit Jahren verließ man sich beim Spannen der Seile auf Mystral, die diese Arbeit mit ihrer Fähigkeit, zu fliegen, beträchtlich kürzer gestaltete. Die nächste Zeit verging in geschäftiger Betriebsamkeit, und da Mystral heute auch noch nicht wirklich viel gemacht hatte, ausser auf einem Pferd zu sitzen, fand sie die Anstrengung sogar garnicht unangenehm. Danach gab es ein deftiges Abendmahl mit frischem Gemüse aus Lautwasser, und nun endlich fragte auch jemand, was genau Ai und Mystral denn auf ihrer Reise entdeckt hatten. Ruhig begann Mystral zu erzählen, die Geschichte, die sie sich zurecht gelegt hatte, vor ihren Freunden auszubreiten. In ihren Worten verwandelte sich der Geist in ein unheimliches, geheimnisvolles Wesen, der Halbelfhändler in einen zwielichtigen, händereibenden Scharlatan, Ai in einen tapferen, klugen Krieger und sie selbst... Nun.

Sie selbst hielt sich größtenteils aus ihrer eigenen Erzählung heraus. Sicherlich erwähnte sie, wie sie die Ziegel repariert hatte, wie sie dem Geist begegnete, wie sie unter das Dach sah. Und doch bemühte sie sich, ihre Rolle möglichst klein, unauffällig zu halten. Als sie endete, hätte man fast glauben können, die Geschichte hätte sich genauso zugetragen, wäre Mystral nicht dabei gewesen.. Nur, dass dann niemand gewesen wäre, um sie zu erzählen.

Nach jener Erzählung, und einigen weiteren Geschichten des Tages, die allerdings weit weniger aufregend waren (ein plötzlich aus dem Unterholz hervorbrechendes Wildschwein, dass eine Wache erschrak, war das aufregendste für die Karawane gewesen) ging Mystral dann, erschöpft von dem aufregenden Tag, zu Bett, und als sich langsam Ruhe über das dunkle Lager der Schausteller legte, war sie schon längst im tiefsten Schlummer und träumte von aufregenden Höhlen und Menschenmengen, die jener Geschichte lauschen würden, an jedem ihrer Worte hängen würden.
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 02. Dezember 2009, 14:29:34
Der nächsten Morgen brach viel zu früh an, und Mystral gähnte noch müde, als sie nach einer Katzenwäsche und einem kurzen Frühstück aus ihrem Wagen ins Freie trat. Wie gerne hätte sie jetzt noch ein Stündchen geschlafen. Alleine, es sollte nicht sein, die Werbetrommel musste gerührt werden für den Zirkus. So griff sie sich dann ihre Handharfe und schlenderte gemütlich in die Stadt. Wie üblich zog ihr seltsames Aussehen einige irritierte Blicke auf sich, dies allerdings gereicht ihr wohl nur zum Vorteil. An einigen ausgewählten Plätzen, die sie jedes Jahr ansteuerte, erzählte sie mit lauter, gut hörbarer Stimme von den Wundern des Zirkus, seinen Artisten, gerade so viel, um den Einwohnern Appetit auf die Vorführung zu machen. Auch von den Geschehnissen in anderen Städten berichtete sie, von Geschichten, die sie auf dem Weg aufgeschnappt hatte ebenso wie von wirklichen Geschehnissen. Dabei war sie darauf bemüht, das ganze zwar interessant zu gestalten, aber keinerlei Übertreibungen oder einzuflechten. Immerhin war es selten, dass die Menschen hier etwas von Baldurs Tor oder Tiefwasser hörten, und wenn das so war, war es wohl ihre Pflicht als Bardin, sie richtig zu informieren. Dramatische Geschichten, die nur dazu dienten, Menschen zum Spenden zu bringen, überließ sie lieber den Bänkelsängern, die auch öfters durch die Gegend zogen.

Danach kehrte Mystral zu ihrem Wohnwagen zurück, um sich nach einem ausgiebigen Mittagessen auf die Vorstellung vorzubereiten. Eine Vorstellung am Nachmittag, eine am Abend, und nochmal eine Nachmittagsvorstellung morgen. So lief es jedes Mal, wenn sie an einer kleineren Stadt gastierten, und das war ihr auch ganz recht, denn so aufregend fand sie Lautwasser nun auch nicht. Ihre Aufgabe war recht einfach, sie musste einfach nur als eine der Musikerinnen des Zirkus die Vorstellung begleiten. Zwar übte sie auch seit einigen Monaten an artistischen Dingen, aber jene Nummer würde sie erst ab nächstem Jahr ins Programm einbringen. Immerhin, das koordinieren von Flügeln bei Salti und derlei war schwerer, als es die meisten dachten. Mit diesen Gedanken ging Mystral dann nach draussen, um noch etwas die Sonne und den Wind zu genießen, bevor dann die ersten Besucher eintrudeln würden.
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 04. Dezember 2009, 17:35:07
"Und ihr wollt wirklich euch diesen Tempel näher ansehen?" fragte Phenton zwei Tage später, als sich der Wanderzirkus wieder auf den Weg gemacht hatte. Ihr nächstes Ziel war Llorkh, eine kleine Bergarbeitersiedlung im Osten.
Ai nickte. "Dies ist eine Aufgabe, die gelöst werden muss." meinte er schlicht.
"Ausserdem, sollen wir uns wirklich solch eine Geschichte entgehen lassen?" fügte Mystral schmunzelnd an. Die kleine Bardin saß neben Phenton auf dem vordersten der Wagen, Ai ritt nebenher, wie so oft in seine Rüstung gekleidet.
"Nun gut." seufzte Phenton. "Ich kann wohl den einen Tag, den wir auf dem Rückweg in Lautwasser halt machen, auf euch verzichten. Aber seht zu, dass ihr in einem Stück wieder zurück kommt, klar?"
"Klar." meinte Mystral lächelnd, und Ai stimmte knapp nickend zu.
Die Fahrt nach Llorkh verlief weitestgehend ereignislos, was wohl einem Segen gleichkam. Mystral langweilte sich zwar ein wenig, aber dafür war die Stadt, in die sie bald kommen würden, aufregend genug.
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 07. Dezember 2009, 10:42:34
Llorkh lag wie ein etwas düsteres Geschwür an den Berghängen, als sie sich ihr nährten. Die Stadt war früher, zu ihrer Glanzzeit, eine Minenarbeitersiedlung gewesen, mit einem großen Metallexport, guten Handelsbeziehungen zu den Völkern der Zwerge und Elfen, und einer großen Bevölkerung. Diese Glanzzeiten waren natürlich vorbei, so wie überall in Faerun. Inzwischen war Llorkh fest in der Hand einer Reihe von Diebesbanden, die ihrem Tagewerk öffentlich nachgingen, größtenteils auf etwas entfernten Handelsstraßen. Die einst so stolze Bevölkerung der Zwerge war zum größten Teil trunksüchtig und zechte sich in schmierigen Spelunken durch die Nächte und in bessere Zeiten zurück.
Immerhin ließ man den Wanderzirkus dort in Ruhe, was auch der einzige Grund war, weshalb man diese Stadt ansteuerte. Während Phenton Luskan mied, gastierte der Wanderzirkus in Llorkh durchaus einen Tag lang, und es kamen jedes mal mehr als genug Leute. Vermutlich lag es daran, dass die Stadt so trostlos war, und man deswegen die Abwechslung schätzte, die der Wanderzirkus bot. Möglicherweise war es auch der Tatsache geschuldet, dass Phenton mit einigen der lokalen Granden auf freundschaftlicher Basis war, oder zumindest mal mit ihnen einen trinken ging.
Mystral nutzte ihre freie Zeit am Abend nach dem Auftritt, um in eine der Taverne zu gehen, welche von Zwergen frequentiert wurden. Sie hatte schon einiges von dem bärtigen Volk gehört, aber sie besuchten fast nie den Zirkus. Taten sie es doch, so verbrachten sie ihre Zeit meistens damit, Bier zu trinken, Erdnüsse auf die vorderen Bänke zu werfen und raue Zwischenrufe in die Auftritte einzubringen. Dies hatte zwar seinen eigenen Unterhaltungswert, aber Phenton war dennoch ganz froh, dass sowas selten vorkam.
Mystral, die man vor ihrem Besuch vor der Angewohnheit der Zwerge, sich zu prügeln, gewarnt hatte, wurde dann auch prompt nicht enttäuscht. Ein kurzes Anstoßen, ein paar verschüttete Biere, rüde Worte auf Zwergisch, und wenige Momente später flogen die Fäuste, Bierkrüge und Stühle durch den Schankraum. Mystral fand sich hinter einer umgekippten Bank wieder, von der aus sie jedem, der ihr zu nahekam, mit einem Besengriff eines auf die Finger gab. Einmal schwang sogar einer der Zwerge an dem Hängegrill durch die Gegend (einen Kronleuchter gab es schließlich hier nicht), und obwohl der Geruch nach verbranntem Zwergenbart, der kurze Zeit später den Raum erfüllte, etwas unangenehm war,  fühlte Mystral sich doch hervorragend unterhalten. Als eine der letzten, die nach der ganzen Aktion noch stehen konnten. Sie war, als es ihr zu eng wurde, unter die Decke geflogen und hatte durch die zusätzliche Ablenkung, die ihr Kleid aus der Position bot, weitere Verwirrung gestiftet. So schlenderte sie dann gut gelaunt pfeifend nach Hause, den inzwischen abgebrochenen Besen an ihre Schulter gelehnt. Um das Chaos, was die Schlägerei ausgelöst hatte, wieder aufzuräumen, war er eh nutzlos geworden.
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 08. Dezember 2009, 10:58:39
Als der Wanderzirkus am Nachmittag des letzten Tages Lautwasser erreichte, war ihre Zahl etwas gewachsen. Es war am Vormittag passiert, als die Gruppe gerade kurz rastete, um die Pferde am nahen Fluss zu tränken. Ein leises Rascheln erklang aus einem Gebüsch im nahen Wald, dann trat eine etwas gebeugt laufende Gestalt aus dem Busch. In ihrer Hand trug sie einen knorrigen Stab, auf den sie sich stützte, und aus dem Lederüberwurf, in den sie sich kleidete, ragte hinten ein weißer Schwanz hervor.
Die Wachen, welche das Rascheln gehört hatten, lachten erleichtert und nahmen ihre Hände von den Waffen. Alleine Ai hatte nicht nach seinem Schwert gegriffen und lehnte weiterhin schweigend an seinem Baum. Er taxiert das Wechselbalg einige Momente lang, als sie nahe an ihm vorbei ging, sprach dann ruhig. "Es tut mir leid, dass du deine Familie nicht gefunden hast."
Katabatis, das Wechselbalg, brummte nur leise und ging zum Fluss, um die Wildtiere des Zirkus zu tränken. Sie war vor anderthalb Jahren dem Wanderzirkus beigetreten. Nach dem, was sie erzählte, war sie auf der Suche nach ihrem Clan. Immer wieder hatte sie es sich zur Gewohnheit gemacht, sich von den Wagen zu entfernen, um ihren eigenen Nachforschungen nachzugehen, und wie so oft, war sie auch dieses Mal erfolglos. Sie hatte im Zirkus die Aufgabe, sich um die verschiedenen Tiere zu kümmern, eine Aufgabe, der sie äußerst gewissenhaft nachging. In der Truppe war sie zwar ein Sonderling, aber wenn man bedachte, wie viele andere Sonderlinge es gab, war sie fast schon gewöhnlich.
In Lautwasser angekommn, ging jeder im Zirkus dem nach, wonach ihm der Sinn stand. Während Katabatis sich mit ihren Schützlingen beschäftigte, sucht Mystral, und auch einige andere, eines der städtischen Badehäuser auf, um sich den Staub der Straße abzuwaschen. Für die anderen wäre dies nur der Auftakt für eine fast schon traditionelle Kneipenrunde, und die Mephling hätte sich ihnen gerne angeschlossen. Allein, morgen früh würde sie, wie es aussah, in diesen Schrein hinab steigen. Dafür musste sie wohl ausgeschlafen und nüchtern sein, immerhin musste sie ja die Geschehnisse auch später weitererzählen können.
Als sich die Mephling von den anderen verabschiedet hatte, schlenderte sie noch über den Markt. Sie wusste, wen sie dort treffen würde. Und tatsächlich, da stand Ai, wie in jeder Stadt. Kerzengerade, mit hängenden Armen, hatte sich der Deva neben dem Brunnen aufgebaut und lies den Blick langsam über den Markt schweifen. Halbkreis nach links... kurzes warten... halbkreis nach rechts... kurzes Warten. Eine kleine Menschenmenge hatte sich um den Deva versammelt, und ein kleines Mädchen fragte ihre Mutter gerade, ob dieser komische Mann mit dem blauen Gesicht mit grauen Streifen denn echt wahr.
Mystral grinste etwas, trat dann durch den Kreis und neben Ai. "Und, hast du dir die Stadt zu genüge 'angesehen'?" fragt sie lächelnd und schaute zu ihm hoch, woraufhin der angesprochene nur sachte nickte.
"Lust, was trinken zu gehen?" fragte sie ihn munter. Naja... relativ ausgeschlafen und nüchtern würde wohl auch reichen.
"Sehr gerne." antwortete Ai in seiner hohen Stimme, und gemeinsam gingen sie dann unter den verwirrten Blicken der Einwohner in die nächste Schenke.
Mystral bestellte sich einen gewässerten Wein, während Ai sich einen Tee bringen ließ. Nicht irgendeinen Tee natürlich, sondern einen Blauheimer Grünblatt aus dem großen Tal. Auf die Frage hin, warum er denn ständig Tee trinken würde, lächelte der Deva salbungsvoll.
"Er beruhigt." antwortete er schlicht, als Mystral gerade das Weinglas zu den Lippen hob. Dann wurde seine Miene etwas verwirrt, und er klopfte der halb lachenden, halb hustenden Mephling vorsichtig auf die Schultern.
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 09. Dezember 2009, 14:06:00
"Wonach schaust du überhaupt ständig auf den Marktplätzen?" fragte Mystral ihren großen, teetrinkenden Begleiter, als die Leute aufgehört haten, zu ihnen herüber zu starren.
"Ich habe nach einem Halbelf Ausschau gehalten."
Mystral runzelte die Stirn und sah sich in der Taverne um. Allein von ihrem Platz aus sah sie ein dutzend Halbelfen. Kein Wunder, war die Bevölkerung Lautwassers doch eine der Halbelfenreichsten Faeruns. Ai bemerkte wohl ihren verwirrten Blick, denn er fügte an. "Ein Halbelf mit einer menschlichen Mutter. Um einen Elfen zu finden."
"Ah..." machte die Mephling und nickte langsam. Sie verstand. Wenn überhaupt jemand genaueres über diesen Schrein wusste, dann war es ein Elf, vorzugsweise einer, der hier schon seit hundert Jahren lebte. Dann runzelte sie die Stirn und sah auf. "Im Badehaus, in dem ich eben war, hat glaube ich so eine gearbeitet. Vielleicht sollten wir dorthin gehen und sie fragen?" Ai nickte sachte, schlürfte aber in Seelenruhe seinen Tee. Manchmal war seine Ruhe schon etwas enervierend, aber sie mochte ihn dennoch, dachte sich die kleine Bardin im Stillen.
Eine Stunde später waren die beiden in einem etwas heruntergekommenen Viertel der Stadt angekommen. Die Frau hatte, wie sich herausstellte, inzwischen Feierabend. Dankbarerweise hatte Mystrals Lächeln genügt, den Betreiber des Badehauses zu überzeugen, ihnen den Wohnort jener Frau mitzuteilen. Vor jenem standen Mystral und Ai nun. Ein etwas baufälliges, schiefes Haus mit einer grob gezimmerten Tür, die Fenster waren mit dünnen Lederstücken statt Glas verdeckt. Auf Ais forsches Klopfen öffnete sich die Tür einen Spalt weit, und jene Frau blickte misstrauisch hinaus. "Was wollt ihr?" fragte sie etwas barsch, offenbar bereit, die Tür beim kleinsten Zeichen von Schwierigkeiten zu zu hämmern.
Ai hob die Mundwinkel kaum merklich und meinte sanft "Wir suchen den Vater eures halbelfischen Kindes, da wir auf der Suche nach einem Elfen sind." kam er, wie üblich, direkt zum Kern der Sache. Die Frau schaute kurz verwirrt, meinte dann aber unfreundlich "Solltet ihr ihn finden, bestellt ihm nen Gruß von mir. Der Mistkerl hat mich geschwängert und dann sitzen gelassen." Obwohl die Frau immernoch abweisend war, öffnete sie die Tür ein wenig mehr. Genug, dass man durch den Türspalt in die halbdunkle Wohnung blicken konnte. Ärmliche, aber saubere Möbel standen in dem Raum der Wohl als Wohnküche diente, im Hintergrund stapelte der Sohn der Frau gerade etwas Feuerholz beim Ofen.
"Wir wären euch sehr dankbar, wenn ihr uns zu einem richtigen Elf bringen könntet, der bereits seit einiger Zeit in Lautwasser lebt." fuhr Ai hartnäckig fort. Die Frau runzelte kurz die Stirn, streckte die Hand dann aber in einer eindeutigen Geste nach vorne. "Wie dankbar?"
Ai runzelte kurz die Stirn, hob dann aber die Schultern und zog aus einer Gürteltasche eine einzige, goldene Münze. Die Frau hob die Augenbrauen sichtlich überrascht. Solch eine Goldmünze war nicht unbedingt ein Vermögen für sie, aber doch genug, um sich die kommenden Zehntage keine Sorgen mehr über Essen oder Kleidung machen zu müssen. Ungläubig biss sie in die Münze, nickte dann aber.
"Kommt, ich bringe euch zu einem vertrauenswürdigen Elf.. Er hat mir schon ein paar mal geholfen und hat ein gutes Herz." Knapp verabschiedete sie sich von ihrem Sohn, zog sich einen abgetragenen Sonnenhut auf und führte die beiden dann durch die Stadt.
Kurze Zeit später standen sie wieder vor einem Haus, dieses jedoch war so unterschiedlich zu der Wohnung der Dame, wie sie es nur sein konnte. Es war eher eine große Villa, mit einem kleinen Vorgarten, zwei Stockwerken und einem angebauten Stall. Es gab sogar einen Pavillion.
"Dies ist sein Haus.. Meister Engohin wird euch sicherlich empfangen." Die Dame wollte gerade artig knicksen und sich abwenden, da griff Mystral sie an der Hand. Ihr verwirrter Blick von einem Ausdruck totaler Verblüffung abgelöst, als die Mephling ihr unauffällig vier weitere Goldmünzen in die Hand klimpern liess.
"Kauft eurem Sohn etwas Schönes." meinte sie lächelnd zu der Dame, und noch bevor jene etwas anderes tun konnte, als sich stammelnd zu bedanken, waren Ai und Mystral bereits durch das große Tor des Anwesens hindurch. Mystral trug dabei ein durchaus zufriedenes Lächeln, während Ai, falls er zu der Sache überhaupt eine Meinung hatte, sie nicht äußerte.
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 15. Dezember 2009, 13:11:44
"... und dann verließen wir den Schrein wieder. Es schien ja alles in Ordnung zu sein... bis auf die abgeschliffenen heiligen Symbole und den Geist, natürlich." endete Mystral ihre Geschichte und lehnte sich, so bequem es ihr trotz Flügeln möglich war, in dem Sessel zurück. Der Diener des Elfen, dem das Anwesen gehörte, hatte Ai und sie in ein geräumiges Studierzimmer geführt. Ein großer Kamin, in dem derzeit kein Feuer brannte, war an eine Wand gemauert, und viele Reihen von Büchern standen an den Wänden. Alte, etwas verstaubte Gemälde schmückten die Bibliothek, und auch das Schreibpult und die anderen Möbel waren viele Jahrzehnte alt.
Den beiden gegenüber saß Engohin, der Besitzer des Anwesens, und schaute sie nachdenklich an. Seine Züge waren scharf geschnitten, das lange, schwarze Haar mit den ersten hellen Strähnen durchsetzt, die einen Elfen im höheren Alter auszeichneten. Dennoch war sein Gesicht jugendlich, auch wenn man seinen Augen ansehen konnte, dass dieser Elf schon mehr gesehen hatte als jeder Mensch es in einer Lebensspanne vermochte. Engohin nahm einen Schluck aus dem Weinglas, das er vor sich gestellt hatte, schaute nachdenklich in die rote Flüssigkeit hinein während er begann, zu erzählen.
"Dieser Schrein war, vor langer Zeit, ein Handelsplatz zwischen den Elfen des Waldes und den Menschen, die das Tal bewohnten. Sie trafen sich dort, trieben Handel und legten Streitigkeiten bei.. Viele Jahrhunderte lang, bis zu den großen Ereignissen, die diese Welt vor hundert Jahren erschütterten. Doch eigentlich... war dieser Schrein nur eine Ablenkung. Eine Wache für einen weit wichtigeren Ort.
Früher, vor all diesem.." der Blick des Elfen wurde einen Moment lang etwas wehmütig. "wurde dieses Tal, in dem Lautwasser war, von einem Ritterorden beschützt. Viele Jahrzehnte lang sicherten sie den Wohlstand und Frieden... Doch nach dem Tode Mystras verloren die Ritter ihre wichtigsten Hilfsmittel, ihre Magier und magischen Gegenstände. Den Orks und Goblins, die sie damals zurückhielten, war es ein leichtes, sie mit ihrer zahlenmässigen Überlegenheit zu schlagen. Sie alle starben bei der Verteidigung Lautwassers, auch wenn ihr Opfer der Stadt das Überleben sicherte.
Ihre letzte Ruhestätte sollte verborgen bleiben... Nicht, um ihren Ruhm zu schmälern, sondern damit niemand sich ihrer Legende und Gebeine für finstere Zwecke annahm. Es wurde dem Ritterorden einst prophezeit, dass ihre Toten, ihre Ruhestätte einst Werkzeuge für finstere Machenschaften werden würden."
"Und ihr meint..." fiel Mystral, die während der Erzählung bis auf den Rand ihres Sessels vorgerutscht war. "Dass Helweg derjenige ist.."
"Ich weiss es nicht. Aber ich habe kein gutes Gefühl hierbei..."
Mystral und Ai blickten sich an, und nach einem Moment hob die kleinere ihre Mundwinkel.
"Überlasst das nur uns, Herr Engohin. Wir werden uns das genauer ansehen, und diese Machenschaften aufhalten."
Der Elf blickte überrascht zu den beiden, erst zur optimistisch dreinschauenden Mystral, dann zu dem nur ernst nickenden Deva. "Das kann ich niemals von euch verlangen.." setze er an. Ai jedoch schüttelte den Kopf.
"Wir werden es auch tun, wenn ihr es nicht verlangt." sprach er ernst, und mit der ihm eigenen Bestimmtheit. Er schien weniger eine Meinung zu nennen, eher eine Prophezeiung auszusprechen.
"Ausserdem haben wir einen erfahrenen Geisterjäger bei uns." meinte Mystral etwas schmunzelnd, während sie daran dachte, dass Hassid, der Halbling mit dem sie ihren Wagen teilte, schon einmal von einer Begegnung mit einem Geist erzählt hatte. Gut, das war jetzt vielleicht eine Übertreibung, aber es sollte wohl die Sorgen des Elfen etwas zerstreuen.
"Nun... Wenn ihr wirklich sicher seid... Es wird nicht zu eurem Schaden sein, das verspreche ich euch."
Mystral runzelte die Stirn etwas verwundert. Wieso sollte es nicht zu ihrem Schaden sein, in eine Spukhöhle hinabzusteigen. So wie sie das sah, war das sogar gefährlich. Das Ai aber nicht darauf reagierte, tat sie die Bemerkung erst einmal als unwichtig ab und lächelte nur gut gelaunt. "Wartet nur, wir werden euch sicherlich bald davon berichten können, dass wir erfolgreich waren." versprach sie und leerte das Weinglas, das ihr der Elf bringen ließ, mit einem Schluck. "Und es wird sicher eine ganz vorzügliche Geschichte!"
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Ende der ersten Spielsession.
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 16. Dezember 2009, 12:09:08
Beginn der zweiten Spielsession
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An diesem Abend trafen sich Mystral, Ai, Katabatis und Hassid an einem der Feuer im Lager der Schaustellertruppe. Nachdem Katabatis erfahren hatte, dass es sich um einen Mielikkischrein handelte, und ein Geist dieser Göttin Hilfe benötigte, hatte sich die Wechselbalgdruidin dazu bereit erklärt, Ai und Mystral zu begleiten. Was Hassid anging, so ging er hauptsächlich mit weil Mystral sich heute Nachmittag bei ihm untergehakt und ihn sehr, sehr nett gebeten hatte.
"Ich denke, wir sollten so zur achten Stunde in diesen Keller steigen, dann ist die Sonne aufgegangen." merkte Hassid an, zwischen zwei großen Bissen des herzhaften Abendessens. Mystral schaute dezent entgeistert.
"Du willst mitten am Tag in ein Geistergewölbe?" fragte sie, als hätte Hassid vorgeschlagen, mit Kleinkindern Golf zu spielen.
"Äh, klar... Bei Sonnenlicht sind Geister machtlos."
"Aber man geht doch nicht am Tag auf Geisterjagd. Hast du noch niemals Geistergeschichten gehört."
Die anderen sahen Mystral an, als wäre sie verrückt geworden. Ai räusperte sich. "Das hier wird eine ernsthaft gemeinte Sache, keine Geschichte."
"Natürlich wird das eine Geschichte, wenn wir erstmal fertig sind.. Und wenn wir tagsüber rein gehen, dann muss ich das alles umschreiben.. Das wäre sonst untraditionell."
Katabatis sah zu Hassid hinüber, welcher nur mit den Schultern zuckten. Diese Fixierung auf Geschichten, und wie sie abzulaufen hatten, hatte er bei Mystral schon einige Male erlebt. Sie schien das wirklich ernst zu meinen, schien zu beabsichtigen, ihr Leben zu leben wie eine Geschichte. Wie sie die ganze Zeit über überlebt hatte, wusste er nicht, aber er wagte auch nicht nachzufragen.
"Wie dem auch sei, wenn wir morgen in Form sein wollen, müssen wir nun schlafen." mahnte Katabatis, als das verwirrte, etwas peinliche Schweigen lange genug gedauert hatte. "Wir brechen morgen auf, wenn der Mond im Zenit ist, dann sollten wir früh genug die Krypta erreichen. Ich konnte uns zwei Pferde sichern, wenn wir sie uns teilen, sollten wir keine großen Probleme haben.
Übrigends.. eine Stadtwache trat auf mich zu, als sie davon erfuhr, dass ich eine Weile in den Wäldern war. Sie fragte mich nach zwei Jungen, welche vorgestern verschwanden, bei der Feldarbeit. Vielleicht finden wir sie ja auch?"
"Illmater wird uns sicher zu ihnen führen, wenn wir ihr Leiden lindern müssen." sprach Ai fromm und nickte zu sich.
Dem gab es nicht wirklich etwas zu erwidern, und mit diesen Worten verlief sich die Gruppe, bevor Ai noch auf die Idee kam, eine seiner berüchtigten Predigten zu beginnen. Sie alle suchten ihre Schlafstätten auf, denn es versprach ein interessanter Morgen zu werden.
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 02. Januar 2010, 17:35:41
Als der Wächter, der an dem Geviert des Schreins saß, die heran kommenden Lichter sah, war es noch mehr als eine Stunde bis zum Sonnenaufgang. Der Mann legte seine Hand auf den Griff seines Schwertes und beobachtete den Fackelzug misstrauisch. Erst, als er sah, wer sich da näherte, entspannte er sich etwas. Nicht, dass diese Gestalten gewöhnlich aussahen, aber immerhin kannte er sie. Auf zwei Pferden kamen sie heran geritten, auf dem einen der hochgewachsene Deva, nun in einer polierten Plattenrüstung, auf dem anderen die Mephling und ein Halbling mit etwas wildem, kastanienbraunen Haar, den er noch nicht kannte. Nebenher lief eine junge Frau, und es dauerte einen Moment, bis dem Wächter ihr Schwanz auffiel. Bei allen Göttern, was für eine seltsame Truppe.
"Halt, wer geht da!" rief er, mehr weil er das in Dorftheatern gehört hatte als aus irgend einem anderen Grund.
Die inzwischen recht nahen Reiter sahen sich etwas schulterzuckend an, dann rief Ai in üblich pompöser Art "Streiter für das Gute, gekommen das Übel an diesem Ort zu vernichten und den Geist zur Ruhe zu betten."
Da es dazu nicht mehr wirklich viel hinzuzufügen gab, herrschte Stille, bis die kleine Gruppe ganz heran war.
"Könntet ihr uns bitte öffnen? Ich hoffe doch, wir stören Herrn Helweg nicht?"
"Äh, nun.. Herr Helweg ist in der Kapelle.. genauer gesagt in der Höhle darunter. Und er hat zwei finstere Gestalten mitgenommen, Söldner wohl. Ich.. weiss nicht, was die da wollen, und will es auch garnicht herausfinden." Es war offensichtlich, dass der Mann derzeit darüber nachdenkt, seine Karriere zu wechseln. Katabatis grinste etwas finster, knackte mit den Knöcheln. "Wir gehn ihn fragen. Öffnet uns die Tür."
Der Wächter nickte eingeschüchtert, wollte er sich doch nicht diesen Männern und Frauen entgegen stellen. Drinnen warteten die anderen Wächter, offenbar auch nicht sonderlich erfreut über die Gesamtsituation. Sie saßen dösend an den Wänden, allerdings in ihrer vollen Rüstung, mit den Waffen griffbereit. Immer mal wieder wanderten ihre Augen in Richtung des geöffneten Durchgangs hinter dem Altarraum.
Ai erklärte jenen Männern, dass sie doch bitte zurückbleiben sollten, während der Kampf für das Gute geführt wurde. Mystral tat währenddessen immernoch so, als wäre das alles ein großes Missverständnis und Helweg eigentlich in Ordnung. In Wirklichkeit jedoch bereitete sie sich innerlich schon auf einen Kampf vor. Nicht, dass sie gerne mit ihren Speeren herum fuchtelte, aber wenn man sie zwang, verstand sie es durchaus.
Und so zogen, mit Fackeln in Händen, die vier Abenteurer tapfer hinab in die Dunkelheit, zu den Geheimnissen und Gefahren, die sie dort erwarteten. So klang der Anfang dieser Geschichte im Geiste der Mephling. Ja, genug Pathos, aber nicht zu viel.
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 10. Januar 2010, 05:27:00
"Und ihr seid sicher, dass wir nicht falsch abgebogen sind?" fragte Hassad verwundert, während er sich in der Krypta umsah. Er hatte sich dies anders vorgestellt. Wo war dieser Halbelf und seine beiden Söldner? Und wo gings hier weiter?
Der Raum, in den die Vier kamen, war eine Grabkammer. In ihrer Mitte war eine große Statue errichtet, von einem Kriege, der mit erhobenem Schwert wie zur Schlacht zu deuten schien. An dem Sockel der Statue waren Namen eingraviert, ebenso ein Satz. "Zu Ehren der Ritter des Lautwasser-Tals." Um diese Statue waren, an den linken und rechten Wänden des viereckigen Raumes, Särge in kleine Nischen eingelassen. Auch an jenen standen, schwer lesbar, Plaketten, und an den Kopfenden der Särge waren kleine Statuen errichtet. Zur linken Hand sah man Lathander, den alten Gott der Morgenröte. Zur Rechten Bahamut, den Gott der Krieger und guten Drachen. Einen Ausgang konnte man nicht erkennen.
Etwas ratlos sahen sich die Vier in dem Raum um, tasteten nach Durchgängen, und begutachteten auch die Särge. Vor allem Mystral interessierte sich für jene, notierte sich eifrig die Namen der Ritter, sowie die Liste ihrer Taten, welche in Kurzform unter den Särgen notiert waren. Dann jedoch fiel auch ihr nichts Produktives mehr ein, und so beschäftigte sie sich auch mit dem Suchen.
Zuletzt schien die Suche zwecklos, doch gerade, als man sich ob eines neuen Planes beratschlagen wollte, tauchte aus dem Boden der Geist auf. Der heilige, und tote, Mann verschränkte die Arme und schaute abwartend auf die Gruppe hinab. Jene reagierte nicht, auch wenn Ai etwas angespannt die Hand auf den Schwertgriff lag. Nach einigen Momenten der Stille, sprach dann der Geist mit heiserer, hallender Stimme.

"Eindringlinge, hört meine Worte
und sie werden euch den Weg weisen.
Ignoriert sie, und ihr werdet
mit Sicherheit vergehen.

Wenn, vom rechten Pfade abgekommen, der Ritter drei Mal gen Westen reitet
So öffnet sich der Weg."

Mit diesen Worten verschwand der Geist wieder, oder genauer gesagt, er versank im Boden.
Einige Momente blieb nur Stille, doch dann begannen sich die Abenteurer rasch zu beratschlagen. Was meinte der Geist nur damit. Just zu dem Zeitpunkt war es Katabatis, die entdeckte, dass man die Statuen auch verschieben konnte. Druckplatten waren unter sie plaziert, offenbar löste man dieses Rätsel also durch das Verstellen der Statuen. In hektischer, wenn auch etwas zielloser Art wurden die Statuen verschoben, wobei Ai darauf bestand, sie nach jeder Berührung sorgfältig zu reinigen.
Am Schluss war es Mystral, der die Lösung auf dieses Rätsel einfiel. Die Statuen mussten, von rechten Weg abgekommen, links beginnend sortiert werden. Und wenn jemand nach Westen reitet, so hat er natürlich die Morgensonne im Rücken. Eilig wurden die Statuen aufgestellt, von links kommend Lathander, dann Bahamut, dann wieder Lathander, und so weiter. Kaum war die letzte Statue plaziert, hörte man ein Knirschen von der Kriegerstatue, und langsam glitt ein Steinpanel beiseite, gab den Weg auf einen weiterführenden Tunnel frei.
So zuversichtlich gestimmt, schritten die Abenteurer in diesen Tunnel, eine Wendeltreppe hinab steigend.
"Seltsam... Es scheint fast, als wären die Gräber der Krieger nur eine Ablenkung für diesen Tunnel." meinte Hassad stirnrunzelnd.
"Eine letzte Wacht, über den Tod hinaus. Sehr elegant gemacht." nickte Mystral beipflichtend neben ihm. Hassad seufzte leise. Er mochte seine kleine Freundin (es kam nicht oft vor, dass er jemanden überragte, wenn man die Flügel nicht mitzählte), aber manchmal schaffte sie es, das Thema mit zum verzweifeln bringender Genauigkeit zu verfehlen.
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 11. Januar 2010, 11:19:18
Am Ende der Wendeltreppe angekommen, runzelte Katabatis die Stirn und schnüffelte. "Öl.. Lampenöl. Und sehr stark." zischte die Wechselbalg aus dem Mundwinkel und deutete voran. Die Gruppe blickte nachdenklich auf die beiden kleinen Lampen, die den Gang erhellten. Daher konnte dieser Gestank wohl kaum stammen, durchaus. Der etwas fischige, ölige Geruch war schon vom letzten Treppenabsatz her zu riechen gewesen, verdrängte den muffigen Geruch des Gemäuers.
Das Licht der beiden Lampen fiel auf ein Sammelsurium aus Knochen und Schädeln, welche über den Boden vor den Vieren verteilt waren. Es war nicht genug, dass man fürchten musste, auszurutschen, aber auch zu wenig, um einfach so da hingelangt zu sein. Mehrere Nischen ähnlich der oberen Grabkammer waren zu sehen, jedoch waren sie leer. Ihr Inhalt, drei Särge, standen in dem Gang, ihn wie Barrikaden versperrend. Jeweils einer war in einen von zwei Seitengängen plaziert, der Dritte versperrte als hintere Barrikade einen Durchgang etwas weiter hinten.
"Ich schätze mal, das ist die Stelle, in der die tapferen Helden von einem Hinterhalt der Schurken überrascht werden." nickte Mystral weise. Nichts desto trotz folgte sie Ai vorsichtigen Schrittes, sich hinter seiner panzergerüsteten Gestalt duckend. Auch die anderen folgten langsam mit gezogenen Waffen. Von Überraschung konnte also nicht wirklich die Rede sein, als hinter den Särgen zwei hart aussehende Männer hervorsprangen. Sie legten ihre Langbögen auf das erstbeste Ziel, den Deva, an. Vermutlich war es der einzige, den sie gut sehen konnten, oder aber sie hatten seine Schritte am deutlichsten herausgehört. Wieso auch immer sie sich für Ai entschieden, ihre Angriffe blieben wirkungslos.
Der eine Pfeil verfehlte den Deva komplett, der andere traf nur wirkungslos den Schild und prallte von jenem mit einem leisen twäng ab.
Nach einer kurzen Schrecksekunde stürmte Ai als erster voran, zu einem der beiden Särge. Mit einer raschen Bewegung schwang er sein Schwert, jedoch nicht nach dem Söldner, der erschrocken seinen Bogen wie zu einer Parade gehoben hatte. Offenbar hatte der Söldner nicht mit solch entschlossener Gegenwehr gerechnet, und so konnte er nur zusehen, wie Ai die Laterne von dem Sarg hieb. Jene flog neben die Füße des Söldners und zerbrach mit lautem Klirren, ergoss ihren brennenden Lampenölinhalt auf den Boden.
Der andere Söldner reagierte schneller. Er ließ seinen Bogen fallen und griff unter den Sarg. In einer großen Kraftanstrengung hob er ihn, leise ächzend, an, und kippte ihn in die Richtung des Paladins. Rauschend ergoss sich Lampenöl um die Füße des Deva, welches einen Moment später aufflammte, als die Laterne in dem Öl zerbrach. Dann gelang es dem gemieteten Schwertarm gerade noch, seine Klinge zu ziehen, bevor ihn eine wütend fauchende Schneeleopardin von der Seite her ansprang. Katabatis hatte sich, wie es ihre Gefährten schon oft gesehen hatten, in ihre Tiergestalt verzaubert, und bedrängte den Söldner nun von der Seite. Auch wenn sie das derzeit vom Boden aus tat, denn sie hatte sich bei dem Sprung über den umgekippten Sarg gewaltig verschätzt und war ausnahmsweise mal nicht auf allen Vieren gelandet.
Hassad und Mystral waren währenddesssen keineswegs untätig. Glitzernde Bälle aus Magie sprangen aus den Händen des Halblings, welche er dann nach den Söldnern warf und sie vor Schmerzen aufschreien ließ. Und auch Mystral warf den Wurfspeer in ihrer Hand nach dem Söldner, der nun von Ai bedrängt wurde. Dann zog die Mephling einen längeren Speer geschickt vom Rücken und sprang Katabatis zu Hilfe, bevor der Söldner seinen Vorteil ausnützen konnte.
Ai schrie vor Schmerzen auf, wie er so in den Flammen des Lampenöl stand. Der Söldner, der sich schon siegessicher wähnte, obwohl ein Wurfspeer seine Panzerung am Schildarm durchschlagen hatte, riss seine Augen auf, als der Deva nicht wie erwartet zurückwich oder auf den Sarg sprang. Stattdessen griff Ai nun selbst nach dem steinernen, entweihten Gebilde und stemmte sich gegen ihn, kippte den Sarg langsam in Richtung des Söldners.. Und des brennenden Lampenöls der zerbrochenen Lampe. Laut fluchend schlug der Söldner nach Ai, verfehlte ihn aber knapp. Dabei, in einem wie sich herausstellen sollte tödlichen Anfall von Ungeschick und Pech, trat er genau auf das brennende Lampenöl und fiel zu Boden. Dies rettete ihn zwar vor einer Kugel aus Säure, die der Halbling gerade nach ihm warf. Nicht jedoch vor der Flut aus Lampenöl, die sich nun direkt über ihn ergoss und sogleich an den Überresten der Laterne entzündete. Die Schmerzensschreie des glücklosen Söldners hallten noch eine ganze Weile durch den Gang.
Der zweite Söldner, demoralisiert über den Verlust seines Kameraden, floh vor den Speerstichen und Krallen seiner Widersacher in seine letzte Rückzugsmöglichkeit, einen dritten Sarg, der weiter hinten erneut den Gang blockierte. Doch noch bevor er das Gleichgewicht wiedererlangen konnte, sprang bereits die verschwommene Gestalt einer Schneeleopardin an ihm vorbei, fauchte ihn dann an und verbiss sich in seinem Schwertarm. Einen Moment später sah er auch, wie die Mephling in einer dramatischen Geste vor den brennenden Flammen auf dem letzten Sarg stand und ihm den Speer auf die Kehle richtete. Hinter den Flammen, aus denen der Paladin soeben erst entkommen war, stand der Halbling und ließ um seine Finger grünliche Magie spielen, bereitete den nächsten Angriff vor.
Was ihn endgültig dazu bewegte, sein Schwert fallen zu lassen, war der Anblick des Deva selbst. Jener war aus den Flammen gestiegen, stand auf dem umgekippten Sarg in einem Meer aus brennendem Lampenöl. Es schienen fast die Flammen der Gerechtigkeit selbst zu sein, die um den schwer gerüsteten und nur leicht angekokelten Paladin brannten, gar leuchteten sie etwas heller, als Ai sein Schwert auf den Söldner richtete und mit dröhnender Stimme sprach. "Ergebe dich den Kriegern der gerechten Sache, oder vergehe in den Flammen der Rechtschaffenheit!"
Laut klirrend fiel das Langschwert des Mannes zu Boden, just als die gepeinigten Schreie seines Schwertbruders endlich ein Ende nahmen und der glücklose Söldner still liegen blieb. Der Kampf war geschlagen.

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Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Abbajan am 11. Januar 2010, 18:13:51
Feedback der Leser ist übrigends immer gerne erwünscht und motiviert mich zum schnelleren Schreiben  ::)

Ich finds super - weiter so ;)
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 12. Januar 2010, 13:42:26
Branwen, der überlebende Söldner, verstand die Welt nicht mehr. Eben noch hatten er und sein Kollege am hinteren Sarg gesessen und die Knochenwürfel klappern lassen, und dann brach die Hölle selbst über ihn los. Eine Frau, die sich in eine Gepardin verwandelte, knurrte ihn an. Ein Halbling bewarf ihn mit ätzender Säure, die einfach aus leerer Luft erschien. Eine Art Miniaturteufel bedrohte ihn mit einem Speer, lächelte dabei aber absolut freundlich, und ein in flammen stehender Mann mit blauer Haut ignorierte das Feuer, um seinen Kameraden zu töten. Man konnte ihm nicht wirklich vorwerfen, dass er mit der Situation überfordert war.
"Ich weiss garnichts.. bitte, lasst mich laufen!" begann er auf professionelle Art die Kapitulationsverhandlungen.
Die Mitglieder der Gruppe lächelten erleichtert. Ihr erster Kampf war wohl gut ausgegangen, wobei sie wohl eher Glück hatten. Der Gefangene stürzte sie jedoch jetzt in neue Schwierigkeiten. Wer sollte das Verhör übernehmen?
Die Abstimmung, die auf Blickbasis statt fand, erwählte Mystral für diese verantwortungsvolle Aufgabe. Jene runzelte leicht die Stirn, lachte dann aber amüsiert. Sie hatte schon viele Geschichten über Verhöre gesehen, und wenn sie sich recht erinnerte, war das garnicht so schwer. Munter begann sie, den Mann auszufragen, wobei sie darauf achtete, ihre Waffe bedrohlich zu halten.
Im Nachhinein war ihr selber nicht so ganz klar, wieso dem Mann erst die Fragen stellte, ihn dann gehörig einschüchterte und ihn dann laufen ließ. In den Geschichten war die Reihenfolge etwas anders, aber in der Aufregung hatte sie da wohl was durcheinander gebracht. Jedoch, obwohl der Mann eher verwirrt als angstvoll ausgesehen hatte, hatte er doch einige interessante Informationen bereit gehabt. So, wie er die Dinge beschrieb, schien dieser Helweg weiter in dieser Höhle zu sein, und er wüsste nicht, was er da drin veranstaltete. Nach dem, was der Söldner aber erzählte, klang es am ehesten so, als ob der Halbelf eine Art Ritus durchführen würde. Sie hatten für ihn eine schwere Kiste hier hinab getragen, und waren dann auf sein Geheiß zurück geblieben. Die Mietschwerter interessierten sich offensichtlich nicht dafür, was ihr Arbeitgeber tat, solange die Bezahlung stimmte. Allerdings war Sterben wohl doch nicht im Preis inbegriffen.
Als Mystral der Meinung war, dass der Mann ihr alles erzählt hatte, was er wusste, ließen die Helden ihn laufen. Er durfte sogar sein Pferd behalten, nicht aber seine Waffen. Mystral war sich nicht sicher, ob das so klug war, aber andererseits wäre es wohl falsch gewesen, ihn einfach so kaltblütig zu ermorden. Immerhin, er machte ja auch nur seine Arbeit, oder?
Gerade, als die Gruppe weiterziehen wollte, stoppten sie und schauten etwas erschrocken voran. Aus dem Boden war wieder der Geist erschienen und schaute streng auf das Chaos, was der kurze, aber brutale, Kampf angerichtet hatte, hinab. Dann sprach er mit seiner hallenden Stimme, deutete dabei auf die verstreuten Knochen. "Ehrt sie."
Erneut gab er den Vieren keine Gelegenheit, Fragen zu stellen, sondern trat durch die Wand und ausser Sicht. Die Zurückbleibenden sahen sich einige Momente an, hoben sachte die Schultern. Ai, der als einzige solch eine menschliche Geste unter seiner Würde fand, meinte ruhig "Wir sollten tatsächlich die Toten wieder ihrer Ruhe überführen, wie wir es eh schon vorhatten."
"Hatten wir?" Echote Hassad halb, klappte unter dem strafenden Blick des Deva dann aber den Mund zu. Ai und Katabatis schoben die Särge dann zurück an ihre Plätze an den Wänden. Mystral und Hassad beschäftigten sich damit, die glücklicherweise trockenen und kühlen Knochen aufzusammeln und in die Särge zurück zu stapeln. Die beiden bemühten sich dabei um eine würdevolle Miene, auch wenn sie sich nicht die Mühe machten, die Personen wieder korrekt zusammenzupuzzeln. Danach war es Ai, der ein kurzes Gebet zu Ehren der Toten sprach. Die anderen fielen in jenes ein, immer mal wieder etwas Nervös nach dem Geist schielend. Dann ging es weiter in die Dunkelheit. Nur ein einzelner, neidrig gemauerter Gang führte von dem Ort des Kampfes weiter, und so traten die Vier wieder voran. Katabatis, die sich wieder in eine Schneeleopardin verwandelte, nahm es auf sich, voran zu schleichen, um den Weg auszukundschaften. Die anderen folgten langsam, auch wenn das leise Klappern der Plattenrüstung Ais die Heimlichkeitsbemühungen erschwerten.
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 13. Januar 2010, 11:59:13
Im nächsten Raum fanden die anderen Gruppenmitglieder Katabatis, welche neben einem Durchgang an der Wand lehnte. Als sie die anderen Gruppenmitglieder sah, winkte sie sie heran und zeigte ihnen, was hinter dem Vorhang war, welcher den Durchgang verdeckte. Zwei Jungen saßen in dem Raum dahinter, in einer Art Schutzkreis gefangen und mit schweren Ketten an den Boden gefesselt. Große Steinstatuen standen an den Wänden und blickten in stummer Wacht auf die beiden hinab. Sie wirkten müde und ausgezehrt.
Die Mitglieder der Gruppe begannen sich hektisch zu besprechen. Sollten sie die Jungen erstmal dort lassen? Versuchen, sie trotz der offensichtlichen Falle zu befreien? Die Diskussion ging einige Zeit hin und her, und schliesslich war es der Geist, der erneut den Ausschlag gab. Er trat hinter den Vieren aus einer Wand, wie er das scheinbar immer tat, und befahl ihnen mit ruhiger Stimme, die Jungen zu befreien.
"Und könnt ihr uns sagen, auf welchem Wege wir an dem magischen Schutz vorbeikommen?" fragte Ai sanft und lächelte dabei höflich. Mystral runzelte etwas die Stirn, erwartete sie doch keinen Erfolg durch diese Worte, und so war sie überrascht, als der Geist ihnen tatsächlich das Losungswort "Xylarthen" verriet. Irgendetwas war an den Worten des Paladins, was sie bedeutsam machte, drängend und gewichtig. Er sprach nicht oft, aber wenn, hatte es meistens größere Auswirkungen als irgendjemand ahnen konnte.
Mit diesem Losungswort ausgestattet, trat Mystral dann munter lächelnd in die Kammer. Sie beruhigte die beiden Jungen, teilte ihnen mit, dass sie hergekommen waren, um sie zu befreien. Die anderen Gruppenmitglieder schauten leicht besorgt, besonders als die Mephling sogleich das Losungswort ausprobierte und dabei in den Kreis und daraus hervor trat. Jedoch, was auch immer für Teufeleien in der Magie des Kreises warteten, sie wurden nicht ausgelöst. Und so zückte Mystral aus ihrer Tasche eine Haarnadel und machte sich daran, an dem Schloss der Eisenkette herum zu fummeln.
"Wozu hast du eigentlich Haarnadeln? Du trägst dein Haar immer offen." wollte Hassad wissen, und erntete dafür ein resigniertes Seufzen von Mystral. "Um Schlösser zu öffnen natürlich. Was denkst du denn? Das macht man so." erwiderte sie, und gerade als Hassad meinte, das sowas nur in Tavernenerzählungen klappte, sprang das Schloss mit leisem Klicken auf. Mystral nahm triumphierend mit leichtem Grinsen die beiden Jungen an die Hände und führte sie aus dem Kreis hervor, wobei sie ihnen nochmals das Losungswort einschärfte.
Hassad brummte etwas beleidigt, akzeptierte aber seine Niederlage.. Dieses Mal.
Die Jungen wurden zurück zu den Wächtern in der Kapelle geführt. Jene schienen durch den Anblick der Kinder nur noch mehr gegen ihren Arbeitgeber aufgebracht zu sein. Was vorher noch Misstrauen war, wandelte sich in offene Abscheu, und so machten sich die drei sogleich daran, die beiden Jungen vorsichtig aufzupäppeln. Im Kampf gegen Helweg wollten sie sie immernoch nicht unterstützen, zu sehr schienen sie ihn zu fürchten.
Mystral, die erkannte, dass ihnen wohl ein schwerer Kampf bevor stand, trat zu den Wächtern und bat sie leise, mit den Jungen gen Lautwasser zu verschwinden, sollte die Gruppe nicht bis Sonnenaufgang aus der Krypta zurück gekommen sein. Ernst nickten die Wächter, und auch wenn Mystral dann wieder sich mühte, Optimismus auszustrahlen, konnte man ihr eine gewisse Sorge ansehen. Andererseits, jetzt zu sterben wäre fürchterlich antiklimaktisch, und deswegen unmöglich. Oder?
Mit ernster, angespannter, aber auch entschlossener Stimmung trat die Gruppe wieder den Marsch in die Finsternis an. Was auch immer sie dort unten erwartete, sie würden nicht vor ihm zurück scheuen.
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 15. Januar 2010, 11:05:21
Nichts stellte sich der Gruppe entgegen, als sie ihren Weg zurück in die Vorkammer des Gefängnisses suchte. Weder Fallen noch Feinde sprangen aus den Wänden, und auch der Geist verschonte sie. Und nur noch ein Gang blieb offen. Ein gewinkelter, dunkler Gang, der vom Vorraum aus nach Süden führte. Vorsichtig schritten die Mitglieder der Gruppe in diesen Gang hinein, linsten um die Ecke. Zu ihrer Überraschung hörte der Gang schon nach wenigen Schritten auf, weitete sich in einen großen, hohen Raum. In der Mitte des Raumes war eine Art Stehle errichtet, eine große Plattform aus schwarzem Stein. An ihren Wänden tanzten Dämonen und andere unheilige Wesen. Einige Kohlebecken erfüllten den Raum mit ihrem rötlichen Licht. Es roch nach Weihrauch und Metall, fast nach Blut.
Auf der Plattform stand Helwec, nun in eine schwarze, lange Robe gekleidet. Er trug einen Ebenholzstab in Händen, der mit einem funkelnden Bernstein verziert war, und seine Augen funkelten manisch. "Ah... meine Ehrengäste..." schnarrte er und entblösste Grinsend seine Zähne. "Euer Blut kommt mir gerade recht, wo ihr mir das Blut der anderen gestohlen habt.."
Die Mitglieder der Gruppe betrachteten den Elf etwas verwirrt, schauten sich dann gegenseitig an. "Pscht, sag was heldenhaftes" stubste Mystral souflierend Ai an die Seite, worauf jener stirnrunzelnd zu der Mephling hinab sah. Dann warf er sich in Pose, die Spitze des Schwertes auf Helwec richten. "Du alleine bist kein Gegner für uns, bösartiger Magier."
"Ich weiss.. alle Diener, steht mir bei!" rief Helwec dann und schlug mit dem Stab zwei mal auf den Boden. Leise klappernd traten einige Skelette hinter der Stehle hervor, bildeten einen Schildwall links und rechts von jener. "Du musstest das auch unbedingt sagen.." seufzte Hassad. Dann gingen auch die Helden in Kampfposition, und die Schlacht begann.
Das erste Opfer des rasch entstehenden Kampfes war, ironischerweise, Helwec selbst. Gerade, als der Halbelf zu einer finsteren Beschwörungsformel ansetzte, wurde er von einem Wurfspeer unterbrochen, der ihm auf einmal mitten in der Brust steckte. Hustend wankte er rückwärts auf der Stehle, wurde dann von einem Zauber des Halbling Hexenmeisters ergriffen und den Rest des Weges über den gewaltigen Stein getragen. Mit einem hässlichen Geräusch kam Helwec nach kurzem Fall auf dem Boden an. Es gelang ihm gerade noch, einen letzten Fluch in die Richtung von Katabatis zu schicken, dann hauchte er sein Leben aus. Aus der Wand neben ihm war der Geist getreten, ein Streitkolben in Händen, der dem Nekromanten seinen Schädel zerschmetterte.
Mystrals begeistertes Triumphieren über ihren Meisterwurf wurde rasch gedämpft, als sie hinter sich schwere Schritte hörte. Ihre Augen weiteten sich erschrocken, als sie sich in den Gang zurückwandte. "Hier kommen noch mehr!" Schrie sie etwas panisch, als sie sah, wie zwei Statuen, kurz hintereinander, durch den Gang schritten. Schon musste sie sich vor einem Hieb der vorderen Statue wegrollen, der Risse im Boden hinterliess. Der wahre Kampf hatte begonnen.
Im Nachhinein konnte keiner der Kämpfer sagen, wie es ihnen gelungen war, diese Schlacht vollständig zu überleben. Mystral ging schon bald unter den Hieben der Statuen zu Boden. Zu hart und gezielt waren die Fäuste, zu klein die Mephling. Sie hatte sich blockierend in den Durchgang gestellt, um ihren Kameraden Zeit zu geben, mit den Skeletten fertig zu werden. Hätten die Statuen genug Intelligenz besessen, sie beiseite zu stoßen, hätten sie problemlos in den Raum marschieren können. Doch ohne Helwec, der sie kommandierte, waren sie kaum mehr als dumme Konstrukte, und so schlug die vordere Statue auf Mystral ein, während die hintere nur dumpf zuschauen konnte.
Die so teuer erkauften Sekunden hatten Katabatis, Hassad und Ai nicht ungenutzt verstreichen lassen. Rasch fielen die vier Skelette unter dem entschlossenen Ansturm der Gruppenmitglieder. Besonders Ai, der mit flammendem Glauben und strahlendem Licht in den Kampf zog, wütete schwer unter den Untoten. Gerade noch rechtzeitig konnte sich der Paladin von seinem zerschlagenen Feind abwenden, um die Bardin fallen zu sehen. Der Golem hob seine Faust zum Todesstoß, doch das Schild des Paladins kam ihm dazwischen. Ai ließ etwas seiner heilenden Kraft in Mystral fließen, die sich daraufhin aufrappeln konnte, nahm dann ihre Stelle im Kampf gegen die golemähnlichen Wesen ein. Die ganze Zeit über war auch der Geist mit von der Partie und schlug auf die Untoten mit seiner geisterhaften Keule ein. Gegen die Skelette schienen diese Angriffe wenig Wirkung zu haben, und dennoch waren sie vielleicht das Zünglein an der Waage.
Der Rest des Kampfes war ein brutaler Schlagabtausch zwischen der Gruppe und den beiden Golems. Nach und nach gelang es den Helden, die Statuen zu Splittern zu schlagen, auch wenn besonders Ai schwer unter den Hieben wankte. Als die letzte Statue, unter einem Krallenansturm von Katabatis, zerfiel, brachen die Helden schwer atmend, völlig erschöpft an der Wand zusammen. Sie bemerkten es kaum, wie sich der Geist bei ihnen bemerkte und dann verschwand. Auch nicht, wie sich schliesslich Ai aufraffte und erst ihre, dann seine Wunden verband. Sie alle verband in diesem Moment das glückliche, aber erschöpfte Wissen, dass sie überlebt hatten, so knapp es auch gewesen war.
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 19. Januar 2010, 10:32:24
Die letzten Noten von Mystrals Gesang verklangen sanft, hinterließen in den Herzen der Zuhörer ein warmes Gefühl der Geborgenheit. Wohlig seufzte Katabatis auf und streckte sich etwas. Die zahlreichen Schnitte und Prellungen, die der Kampf bei ihr hinterlassen hatte, die Müdigkeit, die Schmerzen in den Fingernägeln, die als Krallen über rostige Panzer geschabt hatten, waren wie fortgeblasen. "Es erstaunt mich immer wieder, welche heilende Kraft in der Musik liegen kann."
"Mich auch." meinte Mystral vergnügt und schlang ihre Harfe sorgfältig auf ihren Rücken. Sorgfältig polierte sie vorher einen kleinen Fleck von dem Holz, ließ dann die Fingernägel knacken. "Aber noch mehr freut mich, dass wir gesiegt haben... was tuen wir nun?"
"Nachschauen, was wir hier so finden." meinte Hassad mit leichtem Grinsen, kurz bevor er begann, die Höhle zu durchsuchen. Katabatis, diejenige in der Gruppe mit den besten Augen, unterstütze ihn. Der Halbelf selbst trug nicht viel mit sich, abgesehen von seinem, komplett unmagischen, Stab und seiner inzwischen vom Blut dunkelbraun verfärbten Robe. In einer Truhe in einer Ecke des Raumes fanden die Gruppenmitglieder eine Kiste. Bedauerlicherweise war sie nicht verschlossen, sodass Mystral ihre Haarnadel wieder wegstecken musste. In ihr fand sich ein goldenen Messer, wohl ein Opferdolch, sowie ein schwarzes Ritualbuch. Nach einem kurzen Blick von Hassad in jenes meinte dieser, dass es wohl das beste wäre, es zu verbrennen. Die darin beschriebenen Rutale waren wohl allesamt bösartig und verlangten Menschenopfer, um dämonische Mächte zu beschwören. Einhellig entschloss man sich, Hassads Vorschlag Folge zu leisten. Ansonsten waren noch eine Geldbörse sowie einiges an Wechselkleidung in der Kiste zu finden.
"Ich schlage vor, wir begraben Helweg... am besten mit dem Gesicht nach unten. Nicht, dass er sich noch herausgräbt, ist er doch ein Totenbeschwörer." schlug Mystral vor. Zwar waren die Blicke, die sie darauf erntete, etwas skeptisch, aber wirkliche Gründe, ihr zu widersprechen, fanden sich keine.  Und so schafften sie die Leiche des Halbelfen, ebenso wie den toten und inzwischen abgekühlten Söldner, die Treppe hinauf zu der Kapelle, in der Absicht, ihn zu verbrennen.
Die Wächter hatten sich um die beiden Jungen gekümmert und wirkten sichtlich erleichtert, dass es die Vier waren, die die Treppe hinauf kamen, und nicht Helwec. Sie lauschten der Kurzform der Erzählung, die schon jetzt in Mystrals Kopf herumspukte, und sie alle waren wohl glücklich, dass Helweg nichts mehr hinzu zu fügen hatte. Sie erbaten von der Gruppe ihre ausstehende Bezahlung, zwei Goldmünzen, in der Absicht, dann zu verschwinden.
"Seid ihr sicher, dass ihr die Münzen wollt. Jeder bekommt seine Belohnung, auf die eine oder andere Art? Ist euch das Gold soviel mehr wert als was, was ihr heute vollbracht habt?" Zwei der Wächter blickten etwas verwirrt, hoben dann aber nur die Schultern und verzichteten auf ihre Bezahlung, auch wenn sie wohl nicht ganz verstanden, wieso. Nur der letzte Wächter ließ sich ausbezahlen und meinte, er wolle einfach verschwinden und mit der Sache nichts mehr zu tun haben. Nachdem Mystral ihm versicherte, dass sein Wunsch erfüllt würde, schwang er sich auf sein Pferd und ritt von dannen. Draussen war inzwischen der Himmel ergraut, das Morgenrot näherte sich. Und während Ai begann, mit einer Schaufel ein Grab für Helweg und den Söldner auszuheben, wandte sich Mystral lächelnd zu den beiden verbliebenen Wächtern. "Wie heißt ihr eigentlich, Freunde? Für meine Geschichte."
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Amurayi am 29. Januar 2010, 19:20:15
Die Diskussion ging einige Zeit hin und her, und schliesslich war es der Geist, der erneut den Ausschlag gab. Er trat hinter den Vieren aus einer Wand, wie er das scheinbar immer tat, und befahl ihnen mit ruhiger Stimme, die Jungen zu befreien.
"Und könnt ihr uns sagen, auf welchem Wege wir an dem magischen Schutz vorbeikommen?" fragte Ai sanft und lächelte dabei höflich. Mystral runzelte etwas die Stirn, erwartete sie doch keinen Erfolg durch diese Worte, und so war sie überrascht, als der Geist ihnen tatsächlich das Losungswort "Xylarthen" verriet.

Was ist denn da genau am Tisch passiert?
Der Geist erscheint einfach und kennt die geheimen Losungsworte?
Und dann lassen sich die die beiden Jungen einfach so befreien?
Warum hatte es der DM es der Gruppe auf einmal so einfach gemacht?
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 04. Februar 2010, 11:14:05
Nun... Was am Tisch passierte war:

Paladinspieler: Ich frag ihn mal höflich, ob er uns das Passwort gibt (*paraphrasiert es IC)
SL: Öhm.. gut, würfel mal auf Diplomatie.
Paladinspieler: *Würfelt auf Diplomatie, erreicht eine 23 (20 gewürfelt, +3 Bonus)
SL: Okay.. natürliche 20, er antwortet dir und sagt dir das Passwort, es lautet Xhylarten.

Und ja, dann liessen sich die Kinder problemlos befreien. Ich schätze mal, der Geist hat dem Halbelf-Magier gelauscht, als er den Kreis aktiviert hat, und kannte die Passwörter daher.

Genau genommen wäre es uns aber lieber gewesen, den Statuenkampf schon beim Zirkel auszulösen, denn bei dem Endkampf + Statuenkampf in einem wären wir fast gestorben. (Stufe 1 Charaktere in einer Stufe 4 Begegnung mit schlechter taktischer Position). Wir haben alle Register gezogen und hatten am ende keine einzige Daily oder Encounter Power mehr, Second Winds waren auch alle und die HP sahen auch nicht so toll aus.

Nächster Post kommt heute Abend. Mein PC war kaputt.
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Laemmchenxxl am 04. Februar 2010, 11:48:27

Was ist denn da genau am Tisch passiert?
Der Geist erscheint einfach und kennt die geheimen Losungsworte?
Und dann lassen sich die die beiden Jungen einfach so befreien?
Warum hatte es der DM es der Gruppe auf einmal so einfach gemacht?

Also, aus meiner Sicht (SL) war das so:
Geist erscheint einfach.... naja, war vielleicht ein Fehler, den da nochmal auftauchen zu lassen.
.... und kennt das Losungswort. Ja, das kennt er und verrät es auch bei natürlicher 20. Nicht von allein, Spieler mußten schon fragen.
Das der Spieler es beim reingehen sagt (und damit die beiden Statuen nicht auslöst) war klar, die sollten nämlich im Endkampf erst kommen. Wären nämlich sonst beide Kämpfe sehr einfach geworden bei den Kräften der Gruppe.
Dass auch beim Hinausgehen aus dem Kreis das Losungswort gesagt wird, ist alleine auf die Spieler zurückzuführen. Gute Idee von ihnen. Die 'Deckeneinstürze hätte ich ihnen gerne gegeben.
Einfach so befreit..... naja, Mystral hat da schon 10 Minunten an dem Schloss gefummelt, bis der 2. Thievery-Check passte. Danach waren die beiden bei den Wachen oben gut aufgehoben (ok, die gibt im Original nicht, was es einfacher gemacht hat für die Gruppe. Aber 2 verängstigte Kiddies kann ich als SL nicht wirklich gut ausspielen und die Gruppe trennen hätte bedeutet, daß ein Spieler den Endkampf nicht mitmacht, weil er auf die Kiddies aufpaßt).
Was in dem Raum einfacher wurde war dann mit dem Lvl-5-Encounter im letzten Raum entsprechend erschwert, und der Kampf war sowohl lange als auch weitaus besser als die beiden (relativ) einfachen Kämpfe des Buches.

Es war also eine Kombination aus Frechheit (einfach mal Geist fragen), Glück (natürliche 20, Wort auch beim rausgehen gesagt) und Können (Encounter-Lvl 5 als Stufe 1 geschafft)
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 18. März 2010, 21:54:04
Als die, inzwischen ordentlich angewachsene, Gruppe am Abend Lautwasser erreichte, wurde sie von einer sich rasch vergrößernden Menschenmenge begrüßt und gefeiert. Obwohl sie den Vormittag für eine Rast genutzt hatten, konnte man allen Gruppenmitgliedern ihre Müdigkeit deutlich ansehen. Katabatis trottete noch einigermaßen wach neben den Pferden her, und auch Ai zeigte nur seine stoische, ruhige Fassade. Mystral jedoch schreckte aus ihrem Halbschlaf hoch, der sie die Wegstunden über gefangen gehalten hatte. So eine Aufregung.. Glücklicherweise hatte sich einer der beiden Jungen bereit erklärt, sie während dem Rückritt nach Lautwasser festzuhalten, damit sie nicht vom Sattel fiel.
Sogleich mussten die Helden, sprich Mystral, berichten, was sich zugetragen hatte. Die Mephling tat das nur zu gerne, eine Menschenmenge, die ihren Worten lauschte, war ihr lieber als eine, die sie mit Mistgabeln jagte. Mit bestem Wissen gab sie die Geschehnisse wieder, veränderte nur hier und da ein paar Kleinigkeiten, um die Geschichte flüssiger zu gestalten. Die einzigen Unterschiede befassten zwei Dinge. Zum Einen gab es in Mystrals Geschichte nur zwei Wächter in der Kapelle, welche sie dann auch gleich der Menge vorstellte. Man konnte nicht sagen, dass sie sie in höchsten Tönen lobte, aber sie stellte sie doch als klug, pflichtbewusst und zum rechten Zeitpunkt gut handelnd dar. Die beiden Wächter schauten etwas verwundert, als ihr Kamerad nicht erwähnt wurde, sagten aber nichts.
Das andere Detail, das anders war, betraf sie selber. Auch wenn sie ihre Taten erwähnte, spielte sie sie etwas herunter, hob die Leistungen der anderen mehr hervor. Wenn man ihr lauschte, konnte man glauben, dass sie nur dabei war und nicht wirklich eine Heldin war. Nicht, dass sie nicht dennoch dem Freibier, das ihnen ausgeschenkt wurde, zusprach. Auch Hassad nippte an einem Weinglas, während Katabatis und Ai in einer Ecke eingedöst waren. Man ließ sie schlafen, wohl teilweise, weil man solch seltsame Wesen nicht unnötig wecken wollte.
Als Mystral endete, und sich gerade schon auf eine Nacht in ihrem bequemen Bett freute, und auch Ai und Katabatis sich wieder hochgerafft hatten, trat ein halbelfischer junger Mann auf sie zu. Er stellte sich als ein Dienstbote Engohins vor, und bat sie, doch auch jenem nochmal von unseren Taten zu erzählen. Nach einem kurzen, allgemeinen Seufzen kamen sie alle der Bitte nach und folgten dem Dienstboten zu dem Anwesen des adeligen Elfen. Auch jener bekam die Geschichte zu hören, in einer ein wenig kürzeren Fassung, denn die Müdigkeit steckte ihnen allen doch noch sehr in den Knochen. Der Elf schien glücklich über diese Entwicklungen, auch wenn es ihm nicht gefiel, dass diese Krypta wiederentdeckt wurde. Scheinbar wäre es besser gewesen, wäre sie vergessen geblieben. Aber was geschehen war, war geschehen, so drückte er es zumindest aus, und wir hatten gut daran getan, Helweg aufzuhalten.
Als Lohn für ihre Taten schenkte er den Gruppenmitgliedern einige Dinge aus seiner "Sammlung", wie er es nannte. Magische, wenn auch nicht sonderlich mächtige Dinge waren es, die er ihnen gab. Ein Schwert, welches seinen Träger schützen konnte, ein paar Sandalen, die ihren Träger vor einem Fall bewahrten, und eine Flasche mit einem elfischen Wein waren es, die er überreichte. Mystral bat ihn noch, an eine Gaststätte in Niewinter, deren Name "Regenbogenlilie" lautete, ein paar Dokumente zu senden, so er diese denn sammeln konnte. Vor allem interessierte sie sich für die Geschichte des Ritterordens, der unter dem Schrein bestattet wurde. Ihr Name war schlicht "Die Ritter des großen Tals", und sie waren, vor dem Todes Mystras, die Bewahrer des Friedens in diesem Gebiet. Etwas darin schien Mystral zu interessieren, auf jeden Fall bat sie den Elf eindringlich, jenes Wissen nach Niewinter zu schicken. Die Wirtin jener Gaststätte kannte Mystral, und würde all dies für sie aufbewahren, bis sie es abholte. Wenn alles so lief, wie der Wanderzirkus es vorhatte, würde dies im kommenden Herbst der Fall sein.
In Freundschaft schied man, und die Mitglieder der kleinen Abenteurergruppe zogen sich auf das Feld vor der Stadt zurück, wo sie von den Schaustellern, die noch wach waren, empfangen wurden und selbstverständlich auch nochmal die Geschichte hören wollten. Ein allgemein enttäuschtes Seufzen ging von ihnen aus, als sie alle einfach in ihre Wohnwagen gingen und die Türen hinter sich zu schlugen, teilweise mit einem knappen "Morgen vielleicht." auf den Lippen.
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 12. April 2010, 13:38:09
[Die folgenden Abenteuer werden von mir etwas gerafft zusammengefasst, damit ich die Gruppe endlich mal mit dem Erzählstrang einhole. Das folgende Abenteuer basiert auf dem Level 1 Dungeon aus dem Dungeon Delve Buch. Wenn ich mich korrekt erinnere, hatte die Gruppe nach dem Goblinüberfall Level 2 erreicht.]

Aus dem Tagebuch von Mystral Wolkenglanz.

5. Reisejahr, 57. Reisetag

Liebes Tagebuch

Heute sind wir zurück nach Zelbross gekommen. Wie üblich, wurden wir freundlich begrüßt, auch wenn kein Auftritt anstand. Das kleine Dörflein hat nicht wirklich etwas, um sich an dem freien Tag zu unterhalten, aber das macht nichts, denn wir haben scheinbar schon eine andere Aufgabe gefunden. Auf dem Weg von Lautwasser hierher haben uns einige Goblins überfallen. Es war ein ziemlich harter Kampf, vor allem weil mich einer von ihnen mit Magie in den nahen Fluss warf. Glücklicherweise konnten wir sie gerade so zurückschlagen. Nicht auszudenken, wenn sie uns überwältigt hätten, nachdem wir so viel vollbracht haben.
Wie sich herausstellte, gehörten diese Goblins wohl zu einer Räuberbande, die die Gegend unsicher machte. Kaum zu glauben, dass es noch mehr von denen gab. Andererseits, wer sagte, das Goblins schwach sein mussten. Sind ja auch nicht größer als ich. Bedauerlicherweise mussten wir die meisten töten, auch einen von ihnen, der eine Zitter quälte und dabei schief sang. Ich hab den nicht mal gesehen, Hassad hat ihn mit einem gezielten Zauber von den Beinen geholt. Dachte wohl, er tat mir einen gefallen, und hat mir das Instrument geschenkt. Nicht, dass ich das toll findet, wenn jemand in meinem Namen tötet, aber einen Schmatzer hat er dennoch bekommen. Ich glaube, die Zitter ist magisch, auch wenn ich noch keine Gelegenheit hatte, sie näher anzuschauen.
Die Goblins erzählten davon, dass sie einem weißen Drachen dienten. Kannst du dir das vorstellen? Ein Drache, der Räuberhauptmann spielt? Naja, der Bürgermeister schien auch nicht so froh, als wir das ihm gegenüber erwähnte. Er meinte, dass jemand sich das anschauen sollte, da jetzt schon der Handelsverkehr immer mehr abnahm. Und wer darf mal wieder in den sauren Apfel beißen? Richtig, liebes Tagebuch, wir. Wir haben uns bereit erklärt, eine nahe Zwergenmine zu untersuchen, von der sich längere Zeit niemand mehr gemeldet hat. Vielleicht erfahren wir so mehr über diesen Drachen. Ausserdem gibt es in der Gegend nach einen Waldhüter und Einsiedler, bei dem wir mal vorbei schauen könnten.
Immerhin gehen wir nicht ganz alleine. Ich habe den Bürgermeister überredet, uns seine Miliz mitzugeben. Das sind zwar nur ein Dutzend Leute, und nur die Hälfte von denen hat wohl schonmal wirklich mehr als eine Kneipenschlägerei mitgemacht, aber immerhin waren sie motiviert, nachdem ich eine kleine Ansprache gehalten habe. Bei Ai hatte das nicht so gut geklappt, aber ich musste nur ein wenig General Taciturnus zitieren, zugegeben ganz passabel, und schon waren die Jungs Feuer und Flamme. Wir brechen gleich auf, sobald alle ihre Sachen gepackt haben. Wünsch mir Glück!
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 13. April 2010, 11:33:24
5. Reisejahr, 58. Reisetag

Liebes Tagebuch

was hältst du davon? Drachentöterin Mystral! Ich finde, das hat einen netten Klang. Eigentlich war es ja Hassad, der den Drachen erledigte, aber ads hat nur geklappt, weil... Naja, ich greife vor.

Kurz, nachdem ich das letzte mal etwas hierrein geschrieben habe, sind wir aufgebrochen. Wir, das sind ich, Ai, Katabatis und Hassad, sowie das Dutzend Milizionäre. Die Jungs waren recht motiviert, auch wenn ich wusste, dass wir gut auf sie aufpassen mussten, um sie alle heim zu bringen. Wir waren kaum eine halbe Stunde gegangen, als Katabatis etwas hörte, Geräusche, die sich uns näherten. Von ihr gewarnt, schlugen wir uns in die Büsche und lauerten. Kein sehr heldenhaftes Unterfangen, aber es ging ja auch schliesslich gegen nicht sehr heldenhafte Wesen. Die Goblins, die den Weg entlang gingen, wussten nicht, was sie traf, als wir über sie herfielen. Sie kamen nichtmal dazu, ihre Waffen zu ziehen, als bis auf drei alle tot oder sterbend am Boden lagen. Wie Katabatis meinte, wollten sie das Dorf um Schutzgeld erpressen. Genau weiss ich es nicht, ich spreche ja nicht ihre Sprache.

Glücklicherweise sprach aber einer der Goblins die Handelssprache, und ich konnte ihn etwas befragen. Abgesehen davon, dass der mir ständig ganz woanders hin als die Augen geschaut hat (der hatte vielleicht Nerven) war er ganz nützlich. Scheinbar hatte der Drache sich tatsächlich in der Zwergenmine eingenistet, zusammen mit einem ganzen Haufen Kobolde. Wir bekamen einen Gebäudeplan, eine Schätzung unserer Gegner (drei Dutzend. Ohjeohje) und marschierten dann weiter. Die Goblins ließen wir gefesselt zurück, sie konnten ihre Boshaftigkeit später sühnen.

Nach einem kurzen Abstecher zu dem Einsiedler, der sich dazu überreden ließ, seinen Bogen unserer Sache zur Verfügung zu stellen, ging es dann weiter zur Zwergenmine. Jene war hinter einer hohen Holzpalisade verborgen, und so flog ich einmal auf einen Sims am Hang, in den sie gebaut war, um mir das näher anzuschauen. Die Kobolde, die mich entdeckten, konnte glücklicherweise mit ihren Schleudern nicht hoch genug zielen. Ich rief ihnen einen Witz zu, ich glaube es war etwas in der Art von "Kommen ein Deva, ein Halbling und ein Wechselbalg zu einer Zwergenmine..". Weiter kam ich nicht, da fielen auch schon Katabatis, Hassad und Ai den abgelenkten Viechern in den Rücken. Kaum hatten sie sich umgedreht, um den dreien zu begegnen, kamen die Milizionäre von der anderen Seite der Holzpalisade, und danach ging es recht flott, bis wir sie erledigt hatten. Ich konnte von da oben leider nicht viel machen, meine Wurfspeere gingen allesamt zu weit. Ich muss einmal das Zielen von hohen Plätzen üben.

So ganz lief die Sache nicht zu unseren Gunsten. Zwei der Milizionäre wurden verletzt, einer davon so schwer, dass er nicht mehr weiter mitkämpfen konnte. Um die beiden zu schonen, und um in den Tunneln nicht so viele Leute mitzunehmen, dass sie sich gegenseitig behinderten, ließen wir vier der Milizionäre oben am Mineneingang zurück. So verhinderten wir immerhin, das zufällig wiederkommende Kobolde uns in den Rücken fielen und im Notfall der Rückzug gedeckt war. So geschützt, ließen wir uns die Leiter hinab in die Tiefe, den uns kaum bekannten Gefahren entgegen.
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 14. April 2010, 13:03:47
In den Tiefen der Zwergenmine angelangt, kamen wir in einen grob behauenen Raum, der bis auf etwas Geröll leer schien. Wir vier "Abenteurer" gingen vor, hinter uns die Milizionäre. Natürlich trauten wir der Ruhe nicht, und tatsächlich dauerte es nicht lange, bis hinter einer Statue, die an der Stirnseite des Raumes mitten im weiterführenden Gang stand, einige Kobolde hervor kamen. Ein Hagel aus Zaubern und Schleudersteinen deckte uns ein, und es fiel uns nicht wirklich leicht, an die gut verschanzten Viecher ran zu kommen. Auf einen der Milizionäre ließen sie gar die Statue fallen, was jenem das Bein brach. Das war aber die schlimmste Verletzung, wir anderen kamen mit Prellungen und Fleischwunden aus der Sache raus. Nichts, was meine Heillieder nicht wieder flicken konnten, und deutlich besser als es den Kobolden erging. Die schienen nicht einmal an Rückzug zu denken. Verblüffend, wie wahnsinnig man kämpfen kann.

Nachdem wir unsere Verletzungen versorgt hatten, und die beiden nächsten Milizionäre, die nicht mehr kampfbereit waren, an die frische Luft gebracht hatten, ging es dann vorsichtig weiter. Nach den Berichten war jetzt nur noch der Thronsaal des Drachen vor uns. Und tatsächlich, schon nach kurzer Zeit gings durch eine Flügeltür, und dann in einen großen Raum. Fast sofort stürzten sich eine Schar von Kobolden, etwa ein Dutzend, Schwerterwedelnd auf uns zu. Es gelang uns, durch mehr Glück als Schlachtgeschick, uns so zu positionieren, dass wir nicht von ihnen überwältigt werden konnten, und auch der Drache, der nun zum Vorschein kam, kam nicht an uns heran. Drache ist dabei vielleicht das falsche Wort, Drachlein wäre richtiger. Ich hab schon größere Hunde gesehen, die Flügel mal nicht mitgezählt. Dennoch schien dieses Wesen verblüffend von sich überzeugt. Es wollte sich gerade auf den vorstürmenden Ai (Hach, er kann ja manchmal so ein Held sein) als, ihn ein Wurfspeer im Auge traf, ganz zufällig von meiner Wenigkeit geworfen. Ich bin überzeugt, dass der schon ausgereicht hätte, aber genau in dem Moment, als der Drache den Kopf herumwarf, um schmerzerfüllt mir entgegen zu brüllen, flog ihm eine mächtig große Kugel aus Blitzen genau ins Maul. Hassad hatte sie geworfen, und mir tun jetzt noch die Ohren weh von dem Todesschrei des Drachen, als jener gegen die gegenüberliegende Wand flog und dort liegenblieb. Die Kobolde, ihres Anführers beraubt, ergaben sich rasch und legten ihre Waffen nieder.

Wir überließen sie den Zwergen, die in einem Nachbarraum hausten. Jene überließen uns dafür den Teil des "Drachenhorts" (Ein paar kleine Beutel mit Goldmünzen und ein paar magische Stiefel), der nicht von ihnen stammte. Wohl Besitz von geraubten Händlern, aber die Chancen standen schlecht, dass wir die ursprünglichen Besitzer aufspühren könnten, also haben wir es für uns behalten. Muss ja auch mal sein. Ha, meine Vergnügungskasse für Baldurs Tor quillt schon jetzt über. Wir haben die Zwerge dann da gelassen und ihnen überlassen, was sie mit den gefangenen Kobolden anstellten. Sie schauten nicht sehr freundlich drein, die kleinen Bartträger.

Ach ja, ein paar Milizionäre, die verloren gegangen waren, fanden wir auch noch bei den Zwergen. Die Wiedersehensfreude war natürlich riesig groß, und wir machten uns dann im Triumphzug zurück ins Dorf. Der Einsiedler verdrückte sich mit einem kleinen Anteil des Schatzes zurück zu seiner Hütte, ihm sagte der ganze Trubel wohl nicht so zu. Den gab es auch tatsächlich, denn als wir in das kleine Dörflein einzogen, waren alle Einwohner mit Mann und Maus auf der Straße und umarmten die zurückgekehrten Helden. Ich überließ es dem Anführer der Wache, die Geschichte zu erzählen, nachdem ich ihm in einem stillen Moment eingeschärft hatte, mich aus der Geschichte so gut es geht herauszuhalten. Immerhin, das war ihre Geschichte. Der Drachenkopf wird wohl bald ausgekocht in der Dorfgaststube hängen, auch wenn jeder von uns einen Drachenzahn als Andenken mitbekam. Der eine Mann, dem das Bein gebrochen wurde, wird wohl bis ans Ende seines Lebens etwas hinken, aber dafür konnte er seinen staunenden Enkelkindern eines Tages von diesem großen Abenteuer erzählen und dabei auf den Drachenkopf deuten.

Achja, die Goblins, die wir gefangen genommen haben, haben wir zum Dorf zurückgebracht. Ich habe den Bürgermeister überredet, ihre Hilfe dazu zu nutzen, dem Dörflein endlich mal eine Palisade zu errichten. Immerhin, genug Wald ist ja drum herum, und man konnte nie wissen, wann die nächsten Banditen auftauchten. Und wer weiß, vielleicht sahen die Goblins ja endlich durch etwas harte, aber lohnende Arbeit ein, dass ihre Wege falsch waren. Meine Worte hatten sie wohl nicht erreicht, wohl weil der einzige, der die Handelsprache verstand, mit immer noch ständig auf die Brüste starrte. Wir brechen wohl morgen auf in Richtung Secomber um uns dann gen Baldurs Tor zu wenden. Ich freue mich schon wieder auf den Weg, er ist immer schön ereignislos, da es da kaum Dörfer auf dem Weg gibt. Und vorher noch etwas Unterhaltung in Secomber.
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 15. April 2010, 14:46:43
5. Reisejahr, 60. Reisetag

Liebes Tagebuch

Unser Aufenthalt in Secomber war so angenehm wie eh und je. Wir haben eine kleine Vorstellung gegeben, schliesslich herrscht in dem verschlafenen Grenzstädtchen ein steter Verkehr an Reisenden, und die Vorstellung war auch gut genug besucht. Sogar ein paar Bauern, die vor einem Zehntag schon bei uns waren, kamen wieder, und wie üblich führten wir extra für sie ein paar Tricks und Kunststücke auf, die wir uns beim letzten Mal aufgespart hatten. Danach, es war gerade mal früher Abend, meine Phenton zu uns, wir würden den kommenden Tag (gestern) frei haben. Auch dies ein sehr lieb gewonnener Brauch in meinen Augen.
Hassad und ich gingen in die siebensaitige Harfe, in der es natürlich wie immer hoch herging. Die Harfe ist eine etwas verwinkelte Taverne, in der ständig Barden umsonst auftreten und man sich kaum unterhalten kann, so laut feiern alle dort. Ich spielte einige Lieder, auch unsere "Heldentaten" der vergangenen Woche wurden vorgetragen und fanden einiges an Anklang. Scheinbar hat man zumindest von unseren Taten beim Schrein von Lautwasser schon gehört, denn besonders über jenes wurde ich in einer etwas ruhigeren Ecke der Taverne ausgefragt. Besonders ein paar junge Halblinge, die sich am liebsten als Abenteurer gegen Drachen kämpfen sahen, hingen mir an den Lippen, und wenn das, was ich von Hassad am restlichen Abend sah, ein Hinweis ist, ergings ihm mit ein paar bewundernd drein blickenden Damen nicht anders.
Glücklicherweise hatte die Familie des Halblings, bei dem ich die Nacht verbrachte, einen Hofhahn, sodass ich nicht all zu sehr verschlief. Ich verabschiedete mich von ihm, und fand tatsächlich noch vor Hassad meinen Weg in unser Wohnwagenlager. Ai hatte sich an dem Tag zuvor wohl selber auch nicht gerade gelangweilt, jedenfalls erzählte er von einem Diebespaar, das bei einer alten Dame einbrach. Wie kann man nur. Nachdem ich mit einem von ihnen die Gelegenheit hatte, zu reden, schien es mir, als bräuchten die Beiden nur jemanden, der ihnen zeigt, was sie selber können. Stehlen war es wohl jedenfalls nicht, so dumm wie sie sich nach Ais Bericht anstellten. Einer von beiden nahm sogar mein Angebot an, Markus ist sein Name. Ich habe ihn unter meine Fittiche genommen, sozusagen, und ich bin mir sicher, ich werde raus finden, was für Talente er hat. Während ich das hier schreibe, übt er etwas an meiner Zitter, und es klingt ganz brauchbar, auch wenn er sich über schmerzende Finger beklagt. Aber hey, ich habe nie behauptet, dass es einfach sein würde. Wenn alles so läuft, wie wir das wollen, sind wir in etwa einem halben Zehntag in Baldurs Tor, und spätestens da wird er froh sein, dass er so lange durchgehalten hat.
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 16. April 2010, 11:05:09
5. Reisejahr, 61. Reisetag

Liebes Tagebuch

Unsere Reise geht ereignislos voran. Markus hat sich, leider, als nicht sonderlich talentiert im musikalischen Bereich herausgestellt. Mit viel Übung könnte er wohl passabel Noten spielen, aber das Rhytmusgefühl fehlt ihm einfach. Macht ja nichts, gibt ja noch genug andere Dinge, die er tun kann. Ich habe ihn gehießen, ein paar Schreibübungen zu machen, bis dahin üben wir an verschiedenen Bäumen und Wiesenkräutern, wie gut er sich in der Natur auskennt und ob er sich die verschiedenen Bäume merken kann. Katabatis war so lieb, mir diese Arbeit teilweise abzunehmen, obwohl ich glaube, sie hat das nur gemacht, um jemanden zum Schelten zu haben. Allerdings, so schlecht stellt er sich garnicht an. Ansonsten genieße ich die scheinende Sonne und schreibe ein wenig an einem Liebesgedicht. Es wird gut tun, mal nicht von Kämpfen zu singen. Komischerweise wird es seit den Mittagsstunden immer Kühler, obwohl gar keine Wolken am Himmel stehen. Vermutlich Wind aus den Bergen oder sowas.

5. Reisejahr, 62. Reisetag

Liebes Tagebuch

Herrschaftszeiten, ist das kalt. Während ich das hier, in der Wärme meines Bettes, schreibe, fallen draussen erste Schneeflocken vom Himmel. Wir haben Sommer! Mitte Kytorn! Da sollte es nicht schneien, nicht mal am Grat der Welt! Aber das ist dem Himmel hier wohl egal. Seit wir aufgebrochen sind, wird es immer noch beständig kühler. Ich frage mich so langsam, ob irgend jemand hier Auril verärgert hat. Oder aber irgendein Magier hat mal wieder mit Mächten rumgespielt, die man besser alleine lässt. Sei es drum, alle haben einen warmen Schlafplatz, selbst die Tiere sind gut zugedeckt. Allein, wenn das so weitergeht, bleiben wir im Schnee stecken, und dafür haben wir gar nicht genug Vorräte.
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 19. April 2010, 12:17:58
5. Reisejahr, 63. Reisetag

Liebes Tagebuch

Die gute Nachricht: Es wird wieder wärmer. Die schlechte: Wer durfte mal wieder aufräumen? Genau.

Gestern sind wir, als unsere Karren durch den Schnee zuckelten, einer alten Dame begegnet, eine Art Kräuterfrau. Sie teilte uns mit, dass die Kälte wohl von einem nahen Turm ausgehen würde. Jener Turm soll mal einem Zwergenhexer gehört haben, und der soll da komische Sachen gemacht haben. Gerüchten zu Folge haben irgendwelche Feen den Hexer in dem Eisgefängnis eingesperrt, wieso, weiss keiner so genau. Aber das Feen öfters mal Dinge ohne ersichtlichen Grund machen, ist jetzt nicht unbedingt was neues.
Wir haben uns dazu bereit erklärt, da mal vorbei zu schauen. Die alte Frau meinte, dass es bisher noch nie so kalt gewesen sei, die Kälte wäre immer um den Turm herum konzentriert gewesen. Dank Katabatis Kenntnis über Winterlandschaften (Sie verwandelt sich ja nicht umsonst öfters in eine Schneeleopardin) erreichten wir den Turm ziemlich zügig. Wir kamen an ein paar Hügeln vorbei, in denen laut Katabatis Worten wohl Goblins lebten, und da es unwahrscheinlich war, dass die uns auf einen warmen Tee einluden, machten wir einen großen Bogen drum herum. So erreichten wir den Turm ohne weitere Hindernisse.
Was folte war eine einzige Riesenprügelei. Ich erspar dir mal die Details, aber wir haben uns zuerst mit Statuen vor dem Turm und dann Eisarchons im Turm rumschlagen müssen. Letztere sprangen aus einigen blauen Kaminfeuern, und ich hatte schon ernsthaft Sorgen, dass wir überrannt würden. Irgendwie haben wir uns dennoch gegen sie durchgeschlagen und konnten alle Kaminfeuer löschen, um dann den Turm etwas genauer in Augenschein zu nehmen.
Das, was wir da fanden, war nicht sehr schön. Scheinbar stand dieser Hexer im Bunde mit Teufeln, und wir haben eine Art Beschwörungskreis mit etwas herumstehender Säure ausgelöscht. In einigen Regalen standen Bücher, manche davon so unheilig, dass ich gar nicht genau nachlesen wollte, andere Forschungsberichte und Tagebücher. Und jetzt halt dich fest.. Falls Tagebücher das können, natürlich. Dieser Zwergenhexer wollte Karsus rufen. Karsus, den Nesseriler, der vor vielen Jahrhunderten Mystril die Macht gestohlen hat. Ich kannte zufälligerweise den Namen, immerhin hab ich mir ja meinen Namen teils nach jener modelliert, und berichtete den anderen kurz von der Geschichte. Karsus war damals ein großer Magier in Nesseril, und er entwickelte einen mächtigen Zauber, den mächtigsten aller Zeiten, um sein Land von einer Invasion von fremdartigen Wesen namens Nephilim zu beschützen. Dieser Zauber diente dazu, einer Gottheit die Göttlichkeit zu stehlen. Das hat auch geklappt, aber Karsus wurde dabei wahnsinnig, und in dem darauf folgenden Chaos ging Nesseril mehr oder weniger unter. Wobei es jetzt natürlich irgendwie wieder da ist, aber das ist eine andere Geschichte.
Wie dem auch sei, scheinbar hat Karsus weiter existiert, als etwas, das der Hexer als Vestige bezeichnet in seinen Tagebüchern. Keine Ahnung was das sein soll, wohl so eine Art Geist. Scheinbar fanden die Feen das nicht so toll, dass er Karsus aufwecken wollte (wieso auch immer) und haben deshalb den guten Zwergen getötet oder mit in den Wald geschleift. Seine Leiche fanden wir jedenfalls nicht, im Gegensatz zu den Leichen zweier Diener.
Das alles war natürlich sehr faszinierend, änderte aber nichts an der Kälteproblematik. Da wir aber deswegen hierher kamen, erklommen wir weiter den Turm. Seine Spitze war ein ziemlich beeindruckender Anblick, unter einem Dom aus Eisschichten gefangen, die das Sonnenlicht funkelnd brachen. In seiner Mitte war hell leuchtender Kristall, der sich langsam in der Luft drehte und mit seltsamen arkanen Symbolen verziert war. Sie waren in Primodrial geschrieben, wenn auch in einem mir nicht ganz vertrauten Dialekt. Soweit ich das übersetzen konnte, waren es wohl die Archons, die den Feenzauber verändert hatten, um die nähere Umgebung in einen ewigen Winter zu stürzen. Keine Ahnung wieso, Mama sagte immer, die Archons währen wahnsinnig und würden nicht den Willen der vier großen Schöpfer folgen.
Kaum stören wir den Kristall (Ich schüttete einen Eimer Wasser drüber) sprang aus ihm eine riesige, fellbedeckte Bestie, die, wie könnte es auch anders sein, uns sogleich angriff. Sie rammte Katabatis durch den Eisdom und von der Plattform. Glücklicherweise war draussen dichter Schnee, sodass die gute weich aufkam. Was dann folgte war etwas seltsam. Hassad wirkte irgendeinen Zauber, der die Bestie von dem Turm stolpern ließ, sodass sie im Schnee aufkam und darin ein großes Loch hinterließ. Kaum rappelte sich das Viech auf, kletterte es auch schon wieder nach oben, nur um dann von einer heftigen Windböe von Katabatis vom Turm gerissen zu werden. Noch ein drittes Mal konnten wir das Wesen vom Turm treten, indem ich mich mit aller Kraft gegen die Brust des Wesens warf. Es war eine ziemlich verwirrende Angelegenheit, wir ließen Wurfspeere und Zauber auf das Ding regnen, irgendwo her kam eine Art Flammenvogel, der ständig auf dem Eiswächter herumhackte, und zuletzt brach es nach einem Schwerthieb von Ai zusammen, wobei es aus mehreren dutzend Wunden blutete. Irgendwie traurig, so ein Wesen zu töten, dass nur seiner Aufgabe nachging und eigentlich etwas bewachte, was garnicht so sinnlos war. Aber es war nicht wirklich so, dass es uns eine Wahl gelassen hatte. Wir hatten nicht wirklich Zeit, unsere Situation zu überdenken, denn kaum tat der Eiswächter seinen letzten Atemzug, zersplitterte die Kristallkugel, und der Eisdom über den Turm ging auf uns nieder. Glücklicherweise konnten wir uns schnell genug in Sicherheit bringen.
Wir rasteten die Nacht über im Turm, während wir die Bücher in zwei Haufen sortierten. Auf der einen Seite Bücher, die es sich lohnte, in Baldurs Tor weiter zu verkaufen, denn außer ein paar Alchemiereagenzien und den Splittern des großen Saphirs fanden wir im Turm nichts von Wert. Auf der anderen Seite Bücher, die so bedenklich waren, dass es wohl besser war, sie zu verbrennen, was wir dann auch taten. War immerhin schön warm. Wir haben ein paar eingelegte Vorräte gefunden, die sogar noch genießbar waren, vor allem ein Glas mit eingelegtem Aal, der gar nicht übel schmeckte. Komisch, dass keiner außer mir was wollte. Wir werden jetzt gleich aufbrechen, um den anderen zu sagen, dass es weitergehen kann. Hoffen wir, dass die Wagen nicht all zu sehr vom Schlamm gebremst werden.
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 23. April 2010, 12:34:58
5. Reisejahr, 64. Reisetag

Liebes Tagebuch

Wir haben endlich unsere Reise fortgesetzt, nachdem wir den Turm des Hexers hinter uns gelassen haben. Vermutlich wird die Hütte das nächste Mal, wenn wir vorbeikommen, von irgendwelchen finsteren Wesen bewohnt sein, bis mal wieder Abenteurer vorbeikommen und aufräumen. Nicht wirklich das Ergebnis, was ich mir gewünscht habe, aber was will man machen. Immerhin haben wir die Bücher, die wir  weiterverkaufen wollten (Bücher über Planaristik, alte Götter und magische Wesenheiten), eingepackt. Anderthalb Wohnwagen mussten dafür Platz bieten, und Hassads und mein Wagen sind natürlich mal wieder am vollsten. Sogar mein Bett musste beladen werden. Hassad hat sich, großzügig wie er ist, dazu angeboten, dass ich über die Fahrt mit bei ihm schlafe. Wie nett von ihm!
Die alte Kräuterhändlerin war so freundlich, uns ein Stück zu begleiten, und als Dank dafür, dass sie doch nicht umziehen muss, hat sie uns den alten Schlafsack ihres Mannes geschenkt. Angeblich ist das Ding magisch, und wenn man darin schläft, ist man am nächsten Tag besonders ausgeruht. Katabatis hat ihn sich geangelt. Ich selber passe ja dank meiner Flügel nur schwer in solche Dinger.
Wir rumpeln jetzt in Richtung Banton, einem kleinen Holzfällerdorf, und danach ist es nicht mehr weit bis zur großen Handelsstraße. Dann an Schloss Drachenspeer vorbei, über den Schlangenschwanzfluss, und schon sind wir in Baldurs Tor. So, ich mach mal Schluss, Hassad wird langsam ungeduldig.
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 26. April 2010, 12:51:08
Banton war ruhig an dem Nachmittag, an dem die Karawane der Schaustellergruppe "Silbersterne" in den kleinen Weiher einfuhren. Gerade mal drei dutzend Häuser, die meisten aus Holz gebaut, gruppierten sich um einen zentralen Platz und die hindurchführende Straße. Ein kleiner Schrein des Silvanus und das Haus des Bürgermeisters waren die einzigen größeren Gebäude. Etwas abseits konnte man zwischen den Bäumen eine Sägemühle sehen, deren Holz das Dörflein am Leben hielt. Eine Palisade suchte man vergebends, ebenso wie irgend eine andere Form von Wacht. Nur die Tatsache, dass es außer Holz hier nichts zu holen gab, hielt wohl Räuber von dem Dörflein fort.

Es war ein recht kleiner Empfang, der den Silbersternen zu teil wurde. Die Männer und Frauen, die sich um die Holzernte kümmerten, waren noch im Wald, und nur ein paar Kinder schauten mit offenen Mündern auf die mannigfaltigen Gestalten. Einige winkten sogar zurück, als Mystral ihnen zu winkte. Glücklicherweise waren sie nicht das erste Mal hier, und so wurden die Kleinen nicht von angstvollen Eltern zurück in die Hütten gezogen. Am Abend gab es eine kleine Vorstellung, nichts großartiges, aber wohl eines der größten Ereignisse, welche Banton in seinem Jahreslauf erlebte. Während die Dörfler sich von Mystral unterhalten ließen, den Zaubertricks Hassads zuschauten oder unter Katabatis' strengem Blick die Tiere vorsichtig streichelten, trat der Bürgermeister Bantons an Phenton und sprach mit ihm leise. Die vorerst gut gelaunte Miene des Halblings wurde rasch ernster, und nach einigen leisen Gegenfragen gingen die beiden etwas abseits und unterhielten sich recht intensiv.

Am späteren Abend trat Phenton dann auf Mystral, Ai, Hassad und Katabatis zu, welche in Ermangelung eines Nachtlebens in Banton gemeinsam an einem Feuer saßen und über ihre Pläne in Baldurs Tor sprachen. Markus lag bereits im Bett, hatte der Gute doch morgen einen schweren Tag vor sich. Mystral hatte ein paar Waldarbeiter gebeten, ihn mit in den Wald zu nehmen, damit er ein wenig seine Fähigkeiten im Waldbau und Leben im Wald testen konnte. Nicht, dass Mystral dem guten ein Leben im Wald wünschte, schien es doch nirgendwo einen Wald zu geben, in dem nicht Werwölfe, Trolle oder zumindest Goblins ihr Unwesen trieben.

Phenton erklärte den Vieren das Problem. Ein Stück die Straße entlang, zwischen den Bäumen des Waldes, gab es einen alten Wachturm. Jener war schon halb zusammengefallen, fast schon eine Ruine. Dennoch hatten einige Banditen, wohl Goblins, den Turm als ihre Heimat ausgesucht. Dagegen war jetzt erstmal nichts einzuwenden, aber diese Goblins überfielen reisende und raubten sie aus. Auch das Dorf selber litt, da niemand mehr es wagte, zum Schloss Drachenspeer zu fahren und das Holz zu verkaufen. Der Bürgermeister der Stadt bot hundert Goldmünzen, würde dieses Goblinproblem gelöst, und außerdem würde die Karawane eh gegen diese Wesen kämpfen müssen. Was also lag näher, als sie anzugreifen, statt auf einen Hinterhalt zu warten.

Nach einigen Diskussionen stimmten alle vier, wenn auch nicht gerade froh, diesem Denken zu. Um umzukehren, war es jetzt schon zu spät, und wenn auch Mystral etwas matt witzelte, dass beim dritten Turm es Zeit zum Umkehren war, half es wohl alles nichts. Und so brachen am nächsten Morgen die vier Abenteurer, begleitet von den beiden Akrobaten, die sich mit Pfeil und Bogen in den Hinterhalt legen wollten, auf.
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 02. Juni 2010, 12:28:39
Die sechs Gestalten, die durch den Wald schlichen erreichten den Turm kurz vor der Mittagsstunde und ließen sich erst einmal die Zeit, sich den Turm näher anzusehen. Dazu musste man sagen, dass der Begriff Turm etwas zu hochgegriffen war für diese Ruine. Gerade einmal zwei Stockwerke erhoben sich über dem einigermaßen soliden Erdgeschoss, wobei das oberste Stockwerk mehr an einen angefaulten Zahn erinnerte. Das Dach fehlte völlig, und eine der Wände war weggebrochen und gab den Blick auf den Innenraum des Turms frei. In jenem stand ein grobschlächtiger Grottenschrat, offenbar der Ausguck der Goblins, und bohrte sich hingebungsvoll in einem Ohr. Ansonsten waren keine Wächter oder sonstigen Feinde zu erkennen.
Nach einer kurzen Besprechung entschied man sich, zum Leidwesen des ehrenvollen Ai, für eine recht hinterhältige Taktik. Die Überzeugung war, dass es bei diesem Angriff keine zeit geben würde, sich auszuruhen, und dass die Goblins vermutlich ihre Verteidigung darauf ausgerichtet hatten, das unterste Stockwerk zu befestigen und Feinden das Erklimmen des Turms schwerer zu machen. Als man zu diesem Schluss kam, war es Mystral, die anmerkte, dass man ja nicht von unten angreifen müsse. Als sie die verständnislosen Blicke ihrer Kameraden sah, grinste die Mephling listig und begann zu erklären.
Als alle diesem Plan, wenn auch etwas widerstrebend, zugestimmt hatten, war es an Katabatis, einen Vorschlag zu machen. Auch jener, ein Ablenkungsmanöver, stieß auf allgemeines wohlwollen. Und so begannen die Vorbereitungen auf den Angriff gegen die Goblins...

Leises Kratzen ertönte, als sich Mystral mit angestrengten Fingern an dem Mauerwerk des Turmes festhielt. Sie war, trotz ihrer Flügel, eine recht geübte Kletterin, und so war diese lockere Steinwand für sie ein Kinderspiel. Die Tatsache, dass ihre Flügel zur Not einen Sturz abfangen würden, gab ihr zusätzliche Sicherheit in ihrem Griff. Wichtiger war es, leise den Turm empor zu steigen. Deshalb kam es auch nicht in Frage für sie, empor zu klettern, denn ihre Flügel waren alles andere als lautlos. Ein wenig Erde, dass auf ihre Haut und Rüstung von Katabatis geschmiert wurden, schützte sie vor den Blicken zufällig schauender Goblins. Katabatis hatte auch gemeint, dass diese Kriegsbemalung ihre Bewegungen leise machen würde, aber Mystral konnte sich kaum erklären wie. Allerdings musste sie zugeben, dass es ihr selbst fast schwer viel, ihre Bewegungen zu hören. Während sie das erste Stockwerk erreichte, hörte sie von der Vorderseite des Turmes her Lärm aufkommen. Kurz musste die kleine Bardin schmunzeln, als sie erste alarmierte Rufe der Goblins vernahm. Es lief alles nach Plan...

Vor dem Turm hastete Katabatis durch den Wald, um ihn rasch zu umrunden. Ihr Gesicht zierte nicht ein Lächeln, sondern die konzentrierte Miene der Jägerin. Ihr war es endlich gelungen, nach langer Suche, ein geeignetes Stück Wild zu finden und auf den Turm zuzutreiben. Das verletzte Wildschwein quiekte laut, während es über die kleine Lichtung wetzte, auf der der Turm stand. Die alarmierten Rufe der Goblins galten ihm, und ein besonders großes Exemplar, wohl ein Hobgoblin, in schwerer Rüstung, wies hektisch dem Wildschwein hinterher. Es brüllte in seiner rauen Sprache etwas von "Folgt ihm! Das will ich zum Abendessen!" woraufhin vier Goblins hastig die Verfolgung aufnahmen.

Auf der Rückseite angekommen, ergriff das Wechselbalg sogleich das vom Turm herabhängende Seil, ließ den wenig sportlichen Hassad auf ihre Schulter steigen und kletterte den Turm empor. Sie stellte sich dabei nicht ganz so geschickt an wie Mystral, waren doch Schneeleoparden nicht unbedingt für ihre Kletterkünste bekannt, aber schaffte es dennoch recht leise bis ganz nach oben. Ihre Raubtieraugen betrachteten das Bild, welches sich ihr bot.
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 02. Juni 2010, 12:44:50
Das obere Stockwerk war genauso heruntergekommen, wie es von unten den Anschein hatte. Das einzige, was man als Möbel bezeichnen konnte, war ein großer, steinerner Stuhl. An jenen hatte Mystral das Seil, welches sie beim Hochklettern um ihre Hüfte geschlungen hatte, gebunden. Gerade jetzt hockte die Mephling mit gezogenem Kurzspeer hinter einer Armlehne und schaute nervös zu dem Grottenschrat. Erst als Mystral sah, dass der Zug auf das Seil nachliess, blickte sie kurz über die Schulter zu Katabatis empor, ebenso zu Hassad, der vorsichtig und ganz leise von der Schulter der Gestaltwandlerin stieg und sich auf dem Mauerrest niederließ.

Ansonsten gab es auf dem Plateu nur drei Dinge von Interesse. Das eine war ein großer Haufen aus Müll und abgestandenem Stroh in einer Ecke, der widerlich roch und offenbar eine Art Schlafstätte war. Aus diesem Haufen drang leises Schnarchen aus mehreren Kehlen. Neben jenem Haufen sah man die Reste einer Art von magischem Kreis. Es fiel Katabatis schwer, ihn einzuordnen, aber sie beschloss, dem Kreis erstmal fern zu bleiben, bis Mystral und Hassad näheres darüber sagen konnten. Das dritte, und derzeit interessanteste, war der große und grobe Grottenschrat, der immer noch Wache hielt. Er hatte sich inzwischen vorgebeugt, um die Wildschweinjagd besser verfolgen zu können. Das kam drei Fassadenkletterern nur gelegen. Hassad musste ein hämisches Kichern unterdrücken, als er begann, seine arkane, ungestüme Macht auf den Grottenschrat zu lenken und seinen Geist zu verwirren. Der Grottenschrat grunzte kurz verwirrt und drehte sich langsam um.. dann jedoch taumelte er drehend weiter, genau auf den Rand des Turms zu.. und fiel mit einem langgezogenen, dröhnenden Aufschrei gen Boden.. direkt neben dem Hobgoblin aufprallend. Er hinterließ eine sichtbare Kuhle im Boden, aber dank der phänomenalen Konstitution seiner Rasse, und einer gehörigen Portion Glück, brach er sich nicht das Genick, sondern blinzelte einfach nur etwas Dumpf zu seinem Vorgesetzten empor.

Jener starrte nicht weniger verwirrt auf seinen Untergebenen hinab und wollte ihn gerade fragen, ob er das Bier nicht vertragen würde, als ihn das laute Klirren einer Rüstung, das er vom Waldrand vernahm, aufschrecken ließ. Er konnte seinen Augen kaum glauben. Auf ihn und den Turm störte ein einzelner, schwer gerüsteter Krieger zu, sein Langschwert hoch erhoben, den Schild vorgestreckt. Fast erwartete der Hobgoblin, hinter ihm ein kleines Heer hervorbrechen zu sehen, aber nein, der Mann war alleine.. Und er hatte sie fast erreicht! Seine Verwirrung wurde von der jahrelangen Disziplin, die er als Hobgoblin eingehämmert bekommen hatte, verdrängt, und während er seinem Untergebenen aufhalf und sich in den Turm zurück zog, schrie er laut hallend "Wir werden angegriffen!"
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Mystral Wolkenglanz am 04. Juni 2010, 11:21:01
Oben auf dem Dach hörten alle den lauten Ruf des Hobgoblins. Und tatsächlich stürzten schon Sekunden später mehrere zerlumpte Gestalten aus dem Haufen räudiger Felle, welcher ihnen als Lagerstätte diente. Sie blickten sich hektisch um, weiteten dann die Augen, als sie drei grimmig dreinblickende Gestalten vor sich sahen. Wie konnte sie so schnell zu ihnen nach oben kommen, und dabei nicht die Falle auslösen?!

Aus dem Fellhaufen stürzte sich zuerst ein Paar Wölfe hervor und sprang Katabatis und Mystral an. Die Gestaltwandlerin verzog das Gesicht, während sie sich mit ihrem Speer einen der Wölfe vom Leib hielt und einen Falken aus Feuer beschwor, welcher auf dem anderen herumpickte. Sie mochte es nicht, gegen Tiere zu kämpfen, die nur von schurkischen Goblins abgerichtet waren. Aber so, wie die Dinge standen, blieb ihr wohl keine andere Wahl. Mit einem lauten Fauchen ließ sie ihre Gestalt zu der Räuberin werden, der Schneeleopardin, deren Geist sie in sich aufgenommen hatte. Ihre Klauen schlugen tiefe Wunden in den Wolf, der Winselnd zurück wich. An seine Stelle trat eine fast unbekleidete Goblin, die mit einigem Geschick einen Speer schwang. So nah wollte Katabatis nackte Goblins eigentlich nie betrachten... Bevor sie jedoch weiter von der Goblin bedrängt werden konnte, traf jene ein Wurfspeer, geworfen von Mystral, und ließ sie zusammensinken. Die Mephling war in dem Kampf nicht unverletzt geblieben, ihr linker Arm färbte sich bläulich, da einer der Wölfe ihren Arm gebissen hatte. Ohne jedoch ihre Verletzung zu beachten, zog Mystral einen erneuten Speer. Jenen war sie dem letzten Goblin hinterher, ein ziemlich großes, muskulöses Exemplar, das hektisch in Richtung Treppe floh und dabei panisch versuchte, sich ein speckiges Kettenhemd überzuwerfen. Der Goblin schrie schmerzerfüllt auf, als der Wurfspeer sich in seinen allerwertesten bohrte, verschwand dann aber die Treppe hinab. Verfolgt wurde er von einem der Wölfe. Dem anderen hatte ein Säuregeschoss Hassads das Gesicht weg geätzt.

Es gab jedoch keine Zeit für eine Pause. Von unten konnten die Drei das Geräusch eines Kampfes hören. Offensichtlich hatte Ai bereits mit dem Hauptangriff begonnen, und wenn man nach der Vielzahl an Goblinkriegsschreien ging, stand er mindestens einem Dutzend der kleinen Wesen gegenüber. Rasch wurde das Seil einzogen und an der Vorderseite des Turmes herab geworfen. Mehr oder minder geschickt ließen sich Katabatis und Hassad am Seil hinab, während Mystral den etwas direkteren Weg vorzog. Dabei summte die Bardin kurz ein beruhigendes, leises Lied, und im selben Maße, indem es offensichtlich ihre Gedanken ruhiger werden ließ, durchströmte seine Wärme auch ihren Leib und ließ die Wunde verheilen. Irgendetwas sagte Mystral, dass sie jenes Lied heute nicht zum letzten Mal sang.
Titel: So ein Zirkus
Beitrag von: Amurayi am 01. Dezember 2010, 13:04:13
Spielt ihr noch weiter?