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Off-Topic / Pinnwand => Off-Topic => Thema gestartet von: Halvar am 16. April 2013, 09:31:04

Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Halvar am 16. April 2013, 09:31:04
Gesplittet aus "Was denkt ihr gerade" in Bezug auf den Bombenanschlag in Boston.

Ich sach ja immer: Sport is Mord.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Talwyn am 16. April 2013, 11:44:21
Ich sach ja immer: Sport is Mord.

Finden die Eltern des achtjährigen Jungen, der unter den Opfern ist, bestimmt auch voll lustig und so.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Tempus Fugit am 16. April 2013, 12:59:50
Niemand sonst als DU hast das in Zusammenhang gebracht. Ist immer voll lustig, wenn man anderen Aussagen unterschiebt oder sie pervertiert.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Talwyn am 16. April 2013, 13:36:58
Niemand sonst als DU hast das in Zusammenhang gebracht. Ist immer voll lustig, wenn man anderen Aussagen unterschiebt oder sie pervertiert.

Siehste, und weil dass hier der "was denkt ihr"-Thread ist, darfst auch du deine Meinung kundtun. Wusste nicht, dass ich eine stabile Mehrheit brauche um einen Scherz als unangebracht zu empfinden. Aber nächstes Mal frag ich dich vorher per PM, versprochen.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Archoangel am 16. April 2013, 16:31:47
Ich sach ja immer: Sport is Mord.

Finden die Eltern des achtjährigen Jungen, der unter den Opfern ist, bestimmt auch voll lustig und so.

Finden die Eltern der 2,6 Mio. Kinder die im Jahr an Hunger sterben jetzt aber total unangebracht von dir, dich wegen einem halblauen Jokus im Zusammenhang mit dem Tod eines westlichen Kindes künstlich aufzuregen. Es war niemand den ich kannte. Also ist es bedauerlich, aber shit happens. Und auch mein erster Gedanke war "gut das ich nicht so bekloppt bin auf einen unnötigen Langlauf zu gehen". Der Tod gehört nun mal zum Leben dazu - ganz egal wann oder wie ... für die Hinterbliebenen ist es immer scheiße. Aber auch die Eltern eines Selbstmordattentäters sind wohl letztlich traurig ... und ich kann mich nicht entsinnen, dass du bei einem entsprechenden Eintrag jemals hier Mitleid geheuchelt hättest.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Talwyn am 16. April 2013, 17:02:48
Hast du hier zynische Kommentare meinerseits in Richtung Hungeropfern gelesen? Hast du mich hier blöde Witze über einen Selbstmordattentäter und dessen Familie reißen sehen? Und wo genau heuchle ich nochmal Mitleid? Vielleicht täten die Herrschaften der PISA-Studie nicht schlecht daran, mal der Lesekompetenz der Lehrerschaft auf den Zahn zu fühlen, was?
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Speren am 16. April 2013, 17:31:19
Ich sach ja immer: Sport is Mord.

Finden die Eltern des achtjährigen Jungen, der unter den Opfern ist, bestimmt auch voll lustig und so.
Naja, wenn ich es streng auslegen will...ist das für mich geheuchelte Betroffenheit.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Xiam am 16. April 2013, 18:14:08
Hast du hier zynische Kommentare meinerseits in Richtung Hungeropfern gelesen? Hast du mich hier blöde Witze über einen Selbstmordattentäter und dessen Familie reißen sehen? Und wo genau heuchle ich nochmal Mitleid? Vielleicht täten die Herrschaften der PISA-Studie nicht schlecht daran, mal der Lesekompetenz der Lehrerschaft auf den Zahn zu fühlen, was?
Nicht aufregen, nur wundern.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Talwyn am 16. April 2013, 18:31:43
Ich sach ja immer: Sport is Mord.

Finden die Eltern des achtjährigen Jungen, der unter den Opfern ist, bestimmt auch voll lustig und so.
Naja, wenn ich es streng auslegen will...ist das für mich geheuchelte Betroffenheit.


So? Selbst keine Empathie aufbringen zu können ist das eine. Andere wegen dieser Empathie als Heuchler zu bezeichnen ist das andere. Hast du eigene Kinder? Ich persönlich konnte derartige Situationen bis zur Geburt meiner Tochter auch nur extrem rationalistisch betrachten, anerkennen, dass die Situation für die Eltern scheiße ist - und das wars. Emotional die ganze Grausamkeit einer solchen Tragödie zu begreifen geht aber meiner Meinung nach nur, wenn man eigene Kinder hat. Nur dann versteht man es, weil man es nachvollziehen kann. Was wäre, wenn das mein Kind wäre?

Insofern: Ja, ich verstehe, dass nicht jeder sowas ähnlich emotional wahrnimmt. Aber nur weil einem selbst das Schicksal wildfremder Menschen herzlich gleichgültig ist, sollte man nicht automatisch jeden als Heuchler bezeichnen, dem es damit anders geht. Ja, ich hätte mir auch meinen Teil denken und nicht auf Halvars "Jokus" antworten können. Aber wenn er hier Gebrauch von seinem Recht auf freie Meinungsäußerung macht, dann mache ich dasselbe und teile mit, dass ich seinen Zynismus an dieser Stelle unangebracht und pietätlos fand.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Halvar am 16. April 2013, 18:39:07
Talwyn hat schon recht: Das war ein vollkommen pietätloser, geschmackloser und unangebrachter Scherz von mir.

Grund war, dass ich nach Drazons Posting vermeiden wollte, dass hier eben jene Betroffenheitsheuchelei losgeht wie jetzt in so ziemlich allen anderen Medien. Hallo? In Kabul und Pakistan geschehen solche Anschläge annähernd alltäglich, dabei sterben sicherlich auch so einige achtjährige Jungen (ganz zu schweigen von denjenigen, die als Kollateralschaden durch chirurgische Präzisisonsbombardierung durch US-Drohnen oder durchdrehende US-Soldaten selbst sterben). Interessiert das hier irgendjemanden? Stellt sich hier irgendeiner hin und sagt "heute sind wir alle Afghanen"? Nee, das sind ja keine Amerikaner, die haben vermutlich noch nicht mal einen Twitter-Account. Schade aber auch.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Speren am 16. April 2013, 18:44:50
Zitat
So? Selbst keine Empathie aufbringen zu können ist das eine. Andere wegen dieser Empathie als Heuchler zu bezeichnen ist das andere. Hast du eigene Kinder? Ich persönlich konnte derartige Situationen bis zur Geburt meiner Tochter auch nur extrem rationalistisch betrachten, anerkennen, dass die Situation für die Eltern scheiße ist - und das wars. Emotional die ganze Grausamkeit einer solchen Tragödie zu begreifen geht aber meiner Meinung nach nur, wenn man eigene Kinder hat. Nur dann versteht man es, weil man es nachvollziehen kann. Was wäre, wenn das mein Kind wäre?
Spricht Dir auch niemand ab. Und die freie Meinungsäußerung schon gar nicht.

Nur könnte man - evtl. berechtig und weniger hart als Archo es getan hat - fragen, wo Dein täglicher "Aufschrei" bei all den anderen Kindern ist, die täglich auf grausame Art und Weise sterben. Manch einer legt das "Nichtssagen" auch als Empathielosigkeit aus.

Was ist mit dem Kind, dass die Eltern in Deutschland verhungern und verdursten liessen? Kein Post, kein Kommentar...nichts.
Und wenn Halvar mit schwarzem Humor auf das in Boston geschehene reagiert, macht ihn das empathie- und emotionslos?

Ich erinnere mich noch daran, als Harald Schmidt und Konsorten zu 9/11 mit schwarzem Humor daherkamen. Und welche Diskussionen aufkamen.

Man muss den Humor nicht teilen, kann evtl. auch mit dem Kopf schütteln, sich seinen Teil denken, auch hier posten...aber das kann jeder mit anderer Meinung bzw. anderer Auffassung, wie man mit sowas für sich umgeht, auch.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Talwyn am 16. April 2013, 18:48:47
Grund war, dass ich nach Drazons Posting vermeiden wollte, dass hier eben jene Betroffenheitsheuchelei losgeht wie jetzt in so ziemlich allen anderen Medien. Hallo? In Kabul und Pakistan geschehen solche Anschläge annähernd alltäglich, dabei sterben sicherlich auch so einige achtjährige Jungen (ganz zu schweigen von denjenigen, die als Kollateralschaden durch chirurgische Präzisisonsbombardierung durch US-Drohnen oder durchdrehende US-Soldaten selbst sterben). Interessiert das hier irgendjemanden? Stellt sich hier irgendeiner hin und sagt "heute sind wir alle Afghanen"? Nee, das sind ja keine Amerikaner, die haben vermutlich noch nicht mal einen Twitter-Account. Schade aber auch.

Und jemand, der die Ereignisse von Boston schlimm findet, goutiert sowas folgerichtig automatisch? Ganz ehrlich, wenn dir was am Schicksal der Kinder in Kabul gelegen ist, dann ist möglicherweise die Eindämmung der "Betroffenheitsheuchelei" nicht das produktivste was du beitragen könntest...
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Halvar am 16. April 2013, 19:01:36
Und jemand, der die Ereignisse von Boston schlimm findet, goutiert sowas folgerichtig automatisch? Ganz ehrlich, wenn dir was am Schicksal der Kinder in Kabul gelegen ist, dann ist möglicherweise die Eindämmung der "Betroffenheitsheuchelei" nicht das produktivste was du beitragen könntest...

Du kannst mir glauben, dass ich die Ereignisse in Boston auch schlimm finde, genau wie ähnliche Ereignisse anderswo auf der Welt. Es ist die Ungleichbehandlung in den Medien, die mich ankekst. Nun gibt es wieder Beileidsbekundungen und Solidaritätsparolen von allen möglichen Politikern aus aller Herren Länder, die meinen, dazu irgendwas sagen zu müssen, und darüber wird natürlich auch wieder ausgiebig berichtet. Wäre der Anschlag in irgendeinem nichtwestlichen Land passiert, wäre das aufgrund der geringen Anzahl der Toten vermutlich noch nicht mal in den Nachrichten gekommen.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Talwyn am 16. April 2013, 19:23:08
Was ist mit dem Kind, dass die Eltern in Deutschland verhungern und verdursten liessen? Kein Post, kein Kommentar...nichts.

Das, lieber Speren ist Stammtischniveau und zudem eine Unterstellung. Darf man das Leid einzelner nicht bedauern und öffentlich machen, weil man dadurch denen Unrecht tut, die auch leiden und nicht erwähnt werden werden? Es gibt mehr Leid auf der Welt als man jemals dokumentieren könnte - sollte man also im Sinne der "Gerechtigkeit" gar nicht darüber sprechen? Der aktuelle Diskussionsfaden drehte sich nunmal um die Anschläge von Boston. Du verzeihst also, dass ich diesen Faden aufgegriffen habe und nicht aus heiterem Himmel ein ganz anderes Thema angeschnitten habe.

Davon abgesehen: Sie mal hier (http://forum.dnd-gate.de/index.php/topic,20335.msg404718.html#msg404718). Nur so als Beispiel. Auch für das Niveau der Kommentare, die danach auftauchten. Ich glaube nicht, dass du dir auf Grund deiner Wahrnehmung meiner Postings in diesem Forum in ein umfassendes Bild darüber machen kannst, wie selten oder oft ich mich mit sowas befasse (oder am Ende gar versuche etwas zu tun, auch sowas solls geben). Umgekehrt mache ich mir auch kein Bild von Halvar und seinen Ansichten. Ich fand nur diesen einen Kommentar scheiße - Punkt. Wenn man mir allerdings Heuchelei vorwirft, dann - ja - lässt das durchaus Rückschlüsse auf einen Mangel an Empathie zu.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Speren am 16. April 2013, 19:32:22
Zitat
Das, lieber Speren ist Stammtischniveau und zudem eine Unterstellung.
Fakt ist: Du hast nichts geschrieben.
Wo ist meine Unterstellung?

Zitat
Ich glaube nicht, dass du dir auf Grund deiner Wahrnehmung meiner Postings in diesem Forum in ein umfassendes Bild darüber machen kannst, wie selten oder oft ich mich mit sowas befasse (oder am Ende gar versuche etwas zu tun, auch sowas solls geben).
Will ich überhaupt ein umfassendes Bild haben?

Zitat
Ich fand nur diesen einen Kommentar scheiße - Punkt.
Und ich fand Deinen Kommentar darauf...übertrieben.

Zitat
Wenn man mir allerdings Heuchelei vorwirft, dann - ja - lässt das durchaus Rückschlüsse auf einen Mangel an Empathie zu.
Was Du mir oben vorwirfst, machst Du doch gerade selber, nämlich eine Unterstellung.
Ich bin nicht empathisch, weil ich es wie Halvar sehe, dass es zwar tragisch (und so sinnlos) ist, was in Boston passiert ist, aber es dennoch, im "großen Bild" nur ein Teilchen des Ganzen ist, das jetzt besonders hervorgehoben wird, obwohl es so viel mehr gibt?

Wenn Du das so siehst, dann fehlt mir tatsächlich Empathie.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Talwyn am 16. April 2013, 19:57:06
Zitat
Das, lieber Speren ist Stammtischniveau und zudem eine Unterstellung.
Fakt ist: Du hast nichts geschrieben.
Wo ist meine Unterstellung?

Ich habe in diesem Forum nichts geschrieben. Nur zur Info: Ich kommuniziere auch mit anderen Menschen und auf anderen Kanälen. Meine Beiträge in diesem Forum geben möglicherweise ein sehr unvollständiges Bild meiner Ansichten wieder... :))

Zitat
Zitat
Ich glaube nicht, dass du dir auf Grund deiner Wahrnehmung meiner Postings in diesem Forum in ein umfassendes Bild darüber machen kannst, wie selten oder oft ich mich mit sowas befasse (oder am Ende gar versuche etwas zu tun, auch sowas solls geben).

Will ich überhaupt ein umfassendes Bild haben?

Du nennst mich einen Heuchler. Zumindest soweit scheinst du dir ja ein Bild machen zu wollen.

Zitat
Zitat
Ich fand nur diesen einen Kommentar scheiße - Punkt.
Und ich fand Deinen Kommentar darauf...übertrieben.

Ist dein gutes Recht.

Zitat
Zitat
Wenn man mir allerdings Heuchelei vorwirft, dann - ja - lässt das durchaus Rückschlüsse auf einen Mangel an Empathie zu.
Was Du mir oben vorwirfst, machst Du doch gerade selber, nämlich eine Unterstellung.
Ich bin nicht empathisch, weil ich es wie Halvar sehe, dass es zwar tragisch (und so sinnlos) ist, was in Boston passiert ist, aber es dennoch, im "großen Bild" nur ein Teilchen des Ganzen ist, das jetzt besonders hervorgehoben wird, obwohl es so viel mehr gibt?

Wenn Du das so siehst, dann fehlt mir tatsächlich Empathie.

Auf den Punkt: Ja, das nenne ich einen Mangel an Empathie. Die Tatsache, dass jeden Tag überall auf der Welt viel mehr Scheiße passiert als alle Fernsehstationen und Zeitungsredaktionen gemeinsam dokumentieren könnten lindert in keiner Weise das individuelle Leid der Betroffenen. Nach deiner Argumentation könnte man nämlich auch sagen: Warum berichten die über einen Anschlag in Kabul, bei dem ein Kind ums Leben gekommen ist, in Nordkorea verhungern die Leute. Nur weil man mit der schieren Masse nicht fertig wird, kann man nicht den Einzelfall als belanglos abtun. Ganz im Gegenteil, man muss über Einzelfälle berichten, weil nur so aus den Statistiken Menschen werden. Dass in den etablierten Medien hier ein krasses Übergewicht zu Gunsten des "westlichen" Kulturkreises besteht, ist sicher richtig und das kann man auch kritisieren Ich bin allerdings der Meinung, dass ein lockerer Spruch auf Kosten der Opfer - auch wenn diese davon nichts mitkriegen - nicht die beste Variante ist das zu tun.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Speren am 16. April 2013, 20:06:02
Zitat
Nur weil man mit der schieren Masse nicht fertig wird, kann man nicht den Einzelfall als belanglos abtun.
Belanglos? Nein.
Übermäßig hochstlisiert? Auch nicht nötig.

Zitat
Ich bin allerdings der Meinung, dass ein lockerer Spruch auf Kosten der Opfer - auch wenn diese davon nichts mitkriegen - nicht die beste Variante ist das zu tun.
Deine Meinung. Ich bin da anders gestrickt. Habe sicherlich nicht Tränen gelacht bei Halvars Spruch, trotzdem kann ich damit mehr anfangen, als die sonst immer wieder aufgezeigte Betroffenheit anderer.

Weil dieser zynische Spruch mich mehr zum Denken über die Sinnlosigkeit des Anschlags anregt, als es andere Aussagen tun würden. Denn die lese, höre, etc. ich jeden Tag.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Archoangel am 16. April 2013, 20:24:07
Lieber Talwyn. Deine Antwort auf den - aus deiner Sicht - Stein des Anstoßes, ist aus meiner Sicht sehr empathielos und gemein. Du stellst also das Leben eines achtjährigen Kindes über das der anderen Toten - denn diese erwähnst du nicht. Mit keiner Silbe. Also interpretiere ich dich so: Halvars Spruch ist pietätslos gegenüber den (unbekannten) Eltern eines (unbekannten) Kindes an einem (zumindest mir ziemlich) unbekannten Ort während eines Ereignisses von dessen Existenz ich ohne die Nachrichten nichts gewusst hätte; währen hingegen nur Erwachsene gestorben wäre der Spruch weniger schlimm. Die sind von dir eh nicht bemerkt, auch nicht deren Eltern, Verwandte und Freunde, wie auch nicht die Verwandten und Freunde des Jungens dein (geheucheltes - unterstelle ich mal so) Mitleid verdienen.

Stattdessen wirfst du offensichtlich (von dir verlinkt) deine Batterien irgendwo in die Pampa anstatt in vorgesehene Sammelbehälter, weil in irgendeinem Scheißland, in einem Dreckskaff, in dem noch nie jemand etwas von Menschenrechten gehört hat ein kleines Kind sich sonst an deinem Müll vergiften könnte, dass wahrscheinlich froh ist (Mutmaßung meinerseits) den Job zu haben, weil es sonst verhungern müsste. Hurra: offensichtlich bist du ein echter Umweltschützer. Andererseits hat unsere Umwelt ja auch keine Eltern die man (geheuchelt) bemitleiden könnte, um der (Unterstellung) sozialen Erwünschtheit Genüge zu tun.

Aber alle Achtung (Unterstellung): wahrscheinlich benutzt du einfach keine batteriebetriebenen Geräte mehr, wie auch keine Handys, Smartphones und Computer, die an einem gottvergessenen/verfluchten/scheißdrecks (gewünschtes nach eigener religiöser- und/oder moralischer Einstellung bitte einsetzen) Ort ja auch wieder von armen Kindern, die sich dabei vergiften, auseinandergenommen und wiederverwertet werden. Und du wirfst - aus Respekt vor den hungernden Menschen - nie Lebensmittel weg, kaufst nur regionale Produkte um die Umwelt zu schonen und verzichtest auf Südfrüchte (Kinderarbeit auf den umweltschädlichen Plantagen) und auf Schokolade (auch nur Kinderarbeit und dazu auch noch in Sklaverei) komplett - weil dir die Kinder und Eltern so leid tun.

Alos entschuldige bitte mich sündigen Menschen, falls ich in Zukunft mal einen Witz mache in dem Elektrogeräte, Südfrüchte oder Kakaoprodukte vorkommen ... oder Billigklamotten, oder Zahnpasta, oder Erdölprodukte ... etc pp - ich bin einfach nur ein empathieloses Arschloch, dass nie an andere denkt (schon gar nicht an die eigenen Kinder, weder die zwei lebenden, noch das Dritte).

Tschuldigung.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Talwyn am 16. April 2013, 20:26:32
Wenn dich/euch die Heuchelei so ankotzt, dann unternehmt was dagegen. Gründet einen Blog, vernetzt euch, schreibt über die Dinge, die zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Das wäre ein kleiner Beitrag, aber es wäre ein Beitrag. Und es wäre hundert Prozent effektiver als zynische Witzchen im Off Topic einer sich im Wachkoma befindenden Rollenspiel-Community abzusondern. Und bevor du fragst, ja ich wäre für sowas zu haben.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Talwyn am 16. April 2013, 20:29:09
Sorry Archo, aber nach drei sätzen habe ich aufgehört die Scheiße zu lesen, die du da in deine Tastatur schmierst. Komm wieder wenn du dich intellektuell bewaffnet hast.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Halvar am 16. April 2013, 21:28:46
Wenn dich/euch die Heuchelei so ankotzt, dann unternehmt was dagegen. Gründet einen Blog, vernetzt euch, schreibt über die Dinge, die zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Das wäre ein kleiner Beitrag, aber es wäre ein Beitrag. Und es wäre hundert Prozent effektiver als zynische Witzchen im Off Topic einer sich im Wachkoma befindenden Rollenspiel-Community abzusondern. Und bevor du fragst, ja ich wäre für sowas zu haben.

Tut mir leid, dass mir heute morgen auf die Schnelle nichts Besseres eingefallen ist. Nächstes Mal gründe ich einen Blog.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Matrix am 16. April 2013, 22:44:05
Es ist klar, dass dies ein sehr emotional aufgeladenes Thema ist, aber bleibt bitte sachlich und verzichtet auf jegliche direkten und indirekten Beleidigungen.

Danke,
Matrix (Mod)
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Wormys_Queue am 16. April 2013, 23:34:26
Wäre der Anschlag in irgendeinem nichtwestlichen Land passiert, wäre das aufgrund der geringen Anzahl der Toten vermutlich noch nicht mal in den Nachrichten gekommen.

Halte ich ehrlich gesagt für eine gewagte Behauptung. Ein kurzer Blick bei ard.de und SPON zeigt, dass auch überall sonst auf der Welt Menschen sterben, Und zynisch betrachtet wäre ein Anschlag auf einen Marathon auch in jedem anderen Land der Welt eine Nachricht wert.

Davon ab wird gegenseitige Aufrechnerei der Sache nicht gerecht. Dass den Geschehnissen in Boston mehr Aufmerksamkeit zugestanden wird als ähnlichen Ereignissen anderswo, mag tatsächlich damit zu tun haben, dass uns die Amerikaner näher stehen als beispielsweise die Afghanen. Ganz sicher hat es aber auch damit zu tun, als dieses Ereignis um so schockierender ist, als es in einem Land stattfindet, in dem man mit so etwas eigentlich nicht rechnet (Weil es in uns nämlich das ungute Gefühl erweckt, dann könne sowas ja auch bei uns geschehen) . Daraus jetzt aber den Schluss zu ziehen, andere Tote wären für die Schreiber/Leser ja unwichtiger, ist ziemlich unangebracht. Empathie ist nämlich nichts, was man einfach so an- und ausschalten kann.

Man hat sie, oder man hat sie nicht.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Hautlappen am 17. April 2013, 01:36:45
Einigen scheint es nicht aufgefallen zu sein, oder sie ignorieren es bewusst: Talwyn hat das Thema der Bostoner Anschläge nie aufgebracht, er hat sich lediglich über eine seiner Ansicht nach pietätlose Aussage beschwert. Man mag zu Halvar's Spruch denken was man will, aber da Talwyn offensichtlich ein Kind/Kinder hat lässt sich seine Empörung ja zumindest noch nachvollziehen. In dem Zusammenhang halte ich einige der Reaktionen darauf für äusserst geschmacklos.
Im Grunde hat Talwyn schon alles dazu geschrieben:
Zitat
Insofern: Ja, ich verstehe, dass nicht jeder sowas ähnlich emotional wahrnimmt. Aber nur weil einem selbst das Schicksal wildfremder Menschen herzlich gleichgültig ist, sollte man nicht automatisch jeden als Heuchler bezeichnen, dem es damit anders geht.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Tempus Fugit am 17. April 2013, 07:35:08
Wenn dich/euch die Heuchelei so ankotzt, dann unternehmt was dagegen. Gründet einen Blog, vernetzt euch, schreibt über die Dinge, die zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Das wäre ein kleiner Beitrag, aber es wäre ein Beitrag.
Ja, alle Freiheitskämpfer, Idealisten und wirklichen Weltverbesserer haben genau damit Erfolg gehabt. Sich danach dann über fehlenden Intellekt zu beschweren ist irgendwie...  Eigentor.
Es ist ja nicht so, dass man so ein Gejammer hätte erwarten können. Das jedoch jetzt im Namen der Pietät die Meinungsfreiheit mal wieder angegriffen werden soll ist jedoch so durchschaubar wie peinlich. Vermutlich muss ich aber erst einen Blog dazu machen.
Deine Empathie, sofern du sie tatsächlich hast, in allen Ehren, aber selbst wenn ich Witze über fliegende Körperteile machen würde wollen könntest du nichts machen ausßer mich bitten, das zu unterlassen. Es mag dir nicht Gefallen und sicher hättest du es gerne, dass die Welt so tickt wie du, aber so ist es nicht. Wird es auch nicht werden, aber mach ruhig deinen Blog.

Warum hier allerdings dauernd Meinungen bewertet werden müssen ist ein Phänomen. Habt ihr guten Menschen denn keine anderen Hobbies oder wenigstens die Größe anderen Menschen die eigene Meinung zu zu gestehen? Ja, ist eine rhetorische Frage. Wenn euch die Menschen hier nicht gefallen dann geht woanders hin, eure eigene Wahl, aber jammert doch nicht wenn ein Archo, Heretic, Halvar, Talwyn, TF oder was auch immer den vermeintlichen Gehirnfurz rauslassen.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Tigershark am 17. April 2013, 08:41:06
Wenn dich/euch die Heuchelei so ankotzt, dann unternehmt was dagegen. Gründet einen Blog, vernetzt euch, schreibt über die Dinge, die zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Das wäre ein kleiner Beitrag, aber es wäre ein Beitrag.
Ja, alle Freiheitskämpfer, Idealisten und wirklichen Weltverbesserer haben genau damit Erfolg gehabt. Sich danach dann über fehlenden Intellekt zu beschweren ist irgendwie...  Eigentor.
Ich glaube, Greenpeace sieht das anders. Jeder kleine Erfolg ist ein Erfolg. Damit war die Anspielung auf das Eigentor ein... Eigentor.

Warum hier allerdings dauernd Meinungen bewertet werden müssen ist ein Phänomen. Habt ihr guten Menschen denn keine anderen Hobbies oder wenigstens die Größe anderen Menschen die eigene Meinung zu zu gestehen? Ja, ist eine rhetorische Frage. Wenn euch die Menschen hier nicht gefallen dann geht woanders hin, eure eigene Wahl, aber jammert doch nicht wenn ein Archo, Heretic, Halvar, Talwyn, TF oder was auch immer den vermeintlichen Gehirnfurz rauslassen.
Talwyn hat in diesem Thread nie irgendjemandes Meinung jemandem nicht zugestanden. Er hat sie maximal kritisiert. (Ich lasse Archos Posting dazu mal außen vor. Archo hat in diesem Post nur gezeigt, dass Talwyns Kritik an der Lesekompetenz mancher Bevölkerungsgruppen nicht unberechtigt ist.)
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Tempus Fugit am 17. April 2013, 09:22:38
Natürlich ist jeder Erfolg ein Erfolg. Greenpeace hat jedoch seine Erfolge nicht dem herausragenden Blog- oder Informationssystem zu verdanken, sondern den durchgeführten Aktionen (Taten) welche letztlich dazu führten, dass man sich damit auseinandersetzen mußte. Würden die immer noch Flugblätter verteilen und darüber jammern, wer was wann wo rein gekippt hat sehe es etwas finsterer aus.
Kannst auch von mir aus Jesus nehmen, wenn du Leute brauchst, die auch tatsächlich durch Taten mal was bewegt haben.
Wenn du was ändern willst, dann musst du etwas tuen und nicht darüber reden, dass du was tun willst oder wer anders was tun sollte.

Talwyn kritisiert hier um seine Sicht der Dinge darzustellen. Das ist so legitim wie ermüdend, da wir grundsätzlich es alle ähnlich sehen (abhängig von der Empathiefähigkeit) und dadurch eigentlich gar nichts erreicht wird. Das Töten an sich falsch ist stellt niemand in Abrede (bis jetzt, irgendein Kasper wird noch kommen), aber wie ich mit meiner Trauer/Betroffenheit/... umgehe, das ist ganz alleine mir überlassen; sei es durch dumme Witze oder durch Heulen im Badezimmer.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Scurlock am 17. April 2013, 10:23:05
Ist schon absurd, was so mancher aufgrund mangelnder Lesekompetenz Talwyn hier vorwirft. Man kann jetzt über den Witz oder Talwyns Antwort darauf halten, was man will. Ist letztlich immer noch ein freies Forum, in dem so ziemlich jeder seine Meinung abgeben kann und sei sie noch so abstrus. Aber Heuchelei aus Talwyns Reaktion abzuleiten, ist dann schon mehr als absurd.
Fakt ist, dass es zu diesem Attentat gekommen ist und die westliche Welt grundsätzlich auf solche Anschläge anders reagiert als auf das alltägliche Not und Elend in der Dritten Welt. Das kann man scheiße finden oder als Heuchelei abtun, die Trauer ist aber eben andererseits mehr als verständlich. Wormy hat hier gut die Gründe dafür aufgezeigt. Ein Todesfall in der Familie oder im Freundeskreis geht einem nun mal ziemlich nahe. Der tödliche Unfall am anderen Ende der Stadt wird hingegen bestenfalls nur wahrgenommen. Das liegt in der Natur der Sache bzw. des Menschen. Genauso wird ein Einbruch im vermeintlich sicheren Viertel höher bewertet als ein Raubüberfall im Ghetto der Stadt. Wer dies nicht in Ordnung findet, kann dies sicher anmerken, sollte sich aber am Ende fragen, ob er sich nicht doch auch ähnlich verhält. 
Ein schlechter Witz ist meines Erachtens zumindest die denkbar schlechteste Wahl, um zum Umdenken aufzufordern. Wenn ich es aber richtig verstanden habe, sieht dies Halvar mittlerweile auch so.
Talwyns Kommentar bezog sich dann auch einzig und allein auf den missglückten Joke. Diese durchaus berechtigte Kritik dann durch hemmungsloses Konstruieren als Heuchelei auszulegen und ihm dann auch noch Blindheit gegenüber dem Elend in der Dritten Welt zu unterstellen, ist dann entweder unsagbar dumm oder absolut dreist. 
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Durion-Gollor am 17. April 2013, 11:53:26
Was spricht denn eigentlich gegen schwarzen Humor? Der ist praktisch immer pietätlos, beleidigend, unter der Gürtellinie, wie auch immer. Aber eben Humor. Viele nutzen diesen auch in Bezug auf sich selbst, habe ich schon bei diversen Krebskranken, Verletzten usw. erlebt. Unter "Männern" auf dem Sportplatz oder wo auch immer eigentlich sehr weit verbreitet.

Betroffenheit verstünde ich in diesem Zusammenhang, wenn man solch einen Spruch in Gegenwart der Mutter bringen würde oder in Gegenwart eines Menschen, der dabei war vielleicht auch noch. Aber hier ist das doch voll ok.

Ich finde, Talwyn tut so, als wäre er schockiert, weil er das erste mal mit schwarzem humor konfrontiert worden sei. Das kann ich kaum glauben. Verstehst du die Art des Witzes nicht? Dir ist doch sicherlich zumindest bekannt, dass es sich um eine gängige From von Humor handelt, welche in der Regel nicht dazu dient, die Opfer fertig zu machen oder zu verspotten, sondern eben mit derlei Dingen irgendwie umzugehen.

Ein wenig mehr Toleranz wäre da schon ganz ok. Mich erinnert die Diskussion an erzkonservatische Spießerkreise. Die sind auch immer ganz pikiert, wenn man mal den Stock aus dem Arsch zieht und einen etwas anderen als den üblichen Smalltalk-Humor an den Tag legt. In Deutschland jedenfalls.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Scurlock am 17. April 2013, 12:46:27
Was spricht denn eigentlich gegen schwarzen Humor? Der ist praktisch immer pietätlos, beleidigend, unter der Gürtellinie, wie auch immer. Aber eben Humor. Viele nutzen diesen auch in Bezug auf sich selbst, habe ich schon bei diversen Krebskranken, Verletzten usw. erlebt. Unter "Männern" auf dem Sportplatz oder wo auch immer eigentlich sehr weit verbreitet.
Humor ist wie vieles eben auch Geschmacksache. Und schwarzer Humor ist eben auch nicht gleich schwarzer Humor. Nur weil Du ihn in diesem Zusammenhang als akzeptabel, ja vielleicht sogar witzig, findest, müssen das andere schon lange nicht auch so sehen. Und es ist schon ein Unterschied, ob ich einen Witz über meine eigene Krebserkrankung mache oder irgendein Idiot meint, auch das Recht zu haben, über diesen Zustand Witze reißen zu müssen. Einfach mal drüber nachdenken.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: TheRaven am 17. April 2013, 12:48:10
Natürlich ist es Heuchelei sich über den Tod eines Kindes aufzuregen, während in dieser Zeit wo man sich aufregt ein Dutzend weitere gestorben sind und zwar nicht sofort oder innert Sekunden sondern über Tage hinweg. Allerdings ist es nutz- und sinnlos eine einzelne Person dieser Heuchelei zu bezichtigen zumal es streng genommen keine ist. Menschen handeln und denken immer nach dem Zwiebelmodell. Das was einem thematisch/geographisch/moralisch/kulturell näher steht wird immer höher bewertet als etwas, was weiter entfernt ist. Je grösser die Entfernung, desto höher der Konflikt zwischen objektiver Relevanz und persönlicher Einschätzung. Wenn sich meine Freundin den rechten Daumen bricht, dann ist das für mich (oder einen Teil von mir ;-) ) deutlich schlimmer bzw. länger relevant, als wenn ein Schulbus in den Anden den Abhang runterrutscht, in Flammen ausbricht und alle Kinder verbrennt.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Halvar am 17. April 2013, 12:55:05
Ist schon absurd, was so mancher aufgrund mangelnder Lesekompetenz Talwyn hier vorwirft. Man kann jetzt über den Witz oder Talwyns Antwort darauf halten, was man will. Ist letztlich immer noch ein freies Forum, in dem so ziemlich jeder seine Meinung abgeben kann und sei sie noch so abstrus. Aber Heuchelei aus Talwyns Reaktion abzuleiten, ist dann schon mehr als absurd.

Ich denke, auch Talwyn war klar, dass sich mein "Scherz" nicht auf den Tod des Jungen im speziellen sondern auf den Anschlag insgesamt bezogen hat - der Junge hat in dem Moment ja offenbar auch gar keinen Sport betrieben, sondern war nur Zuschauer, er kann also speziell gar nicht gemeint gewesen sein. Also hat er den Tod des Jungen instrumentalisiert, um meinen "Scherz" in einem möglichst schlechten Licht dastehen zu lassen und sich selbst als die moralisch überlegene Lichtgestalt zu gerieren. Dass das als Heuchelei wahrgenommen wird, wundert mich ehrlich gesagt nicht. Hätte er nur etwas geschrieben wie "Dein Scherz ist äußerst geschmacklos und respektlos gegenüber den Opfern, ich finde ihn widerlich" - bitte sehr. Kein Mensch hätte was gesagt.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: TheRaven am 17. April 2013, 12:56:09
Humor ist wie vieles eben auch Geschmacksache. Und schwarzer Humor ist eben auch nicht gleich schwarzer Humor. Nur weil Du ihn in diesem Zusammenhang als akzeptabel, ja vielleicht sogar witzig, findest, müssen das andere schon lange nicht auch so sehen.
Nicht ganz korrekt. Es ist elementar wichtig, dass andere das nicht so sehen, denn das ist der Sinn vom schwarzen Humor. In der Humor-Theorie gehört der schwarze Humor zu der Gruppe von indirektem Humor. Du findest nicht den Humor selber lustig, sondern die Leute, welche sich darüber aufregen. Denn die eigene Person ist ja gebildet, intelligent, weltgewandt und moralisch abgehärtet genug um vom Inhalt des schwarzen Humors nicht berührt zu werden. Aber ach die dummen Leute, die sich darüber aufregen, lustig, wie sich diese Auflehnen, den Scherz "nicht verstehen" und das alles viel zu ernst nehmen.

Im Gegensatz zum Slapstick, wo man über die Figur lacht, die so ungeschickt ist, lacht man beim schwarzen Humor über die Zuschauer, welche sich vor den Kopf gestossen fühlen. Humor, egal welche Richtung, ist ja grundsätzlich immer von "bösartiger" Natur und hat mit der eigenen Überlegenheit zu tun. In der harmlosesten Art von Humor wird die Überlegenheit gegenüber einem selber bzw. einer früheren Version von sich selber zelebriert. Die klassische Anekdote einer früheren, dummen Handlung, welche einem so nicht mehr passieren wird.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Durion-Gollor am 17. April 2013, 12:59:34
Wenn irgend ein Idiot über meine Krebserkrankung Witze macht wären wir bei dem Szenario, den Witz in Anwesenheit des Betroffenen zu reißen, was eigentlich nicht mehr dem Bereich "Schwarzer Humor" zuzuordnen wäre.

Ein allgemeiner Witz über Krebserkrankungen wäre aber durchaus eine gängige Art von schwarzem Humor. Man muß den freilich nicht teilen. Aber wenn man diese Art von Humor nicht mag (und es ist ja unstrittig eine gängige/verbreitete Form von Humor) muß man auch nicht immer die Gutmenschenkeule schwingen.

Jedem das seine. Es wird ja niemand persönlich verletzt oder angegangen, da eben kein Betroffener anwesend ist. Ich denke, der Unterschied ist auch eigentlich klar.

Mich nervt diese Verbissenheit, mit der manche Leute anderen ihre Wert- oder Humorvorstellungen regelrecht ungefragt aufzwingen wollen ein wenig. Wenn ich schwarzen Humor mag, dann teile ich den mit anderen, die ihn mögen und gut ist. Ich kommentiere auch nicht ungefragt irgendwelche anderen Dinge, die anderen Menschen Spaß machen, nur weil ich sie nicht teile.

Ich fand Talwyns Kommentar jetzt gar nicht schlimm, die Diskussion danach ist halt aus dem Ruder gelaufen.  Überflüssig war er aber allemal.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Scurlock am 17. April 2013, 13:19:42
Wenn irgend ein idiot über meine Krebserkrankung Witze macht wären wir bei dem Szenario, den Witz in Anwesenheit des Betroffenen zu reißen, was eigentlich nicht mehr dem bereich "schwarzer humor" zuzuordnen wäre. Ich hatte derlei ausdrücklich ausgeschlossen.
Ehrlich gesagt, wäre es mir in dem Moment wirklich ziemlich egal, ob dieser Witz in meinem Beisein oder in meiner Abwesenheit machen würde. Witzig fände ich beides nicht.
Hinzu kommt auch noch wie diese Art von Scherz verpackt wird. Ein dummer Spruch wird nicht zwangsläufig dadurch besser, weil man ihn vielleicht grundsätzlich unter Schwarzen Humor einordnen kann.
Humor ist wie vieles eben auch Geschmacksache. Und schwarzer Humor ist eben auch nicht gleich schwarzer Humor. Nur weil Du ihn in diesem Zusammenhang als akzeptabel, ja vielleicht sogar witzig, findest, müssen das andere schon lange nicht auch so sehen.
Nicht ganz korrekt. Es ist elementar wichtig, dass andere das nicht so sehen, denn das ist der Sinn vom schwarzen Humor. In der Humor-Theorie gehört der schwarze Humor zu der Gruppe von indirektem Humor. Du findest nicht den Humor selber lustig, sondern die Leute, welche sich darüber aufregen. Denn die eigene Person ist ja gebildet, intelligent, weltgewandt und moralisch abgehärtet genug um vom Inhalt des schwarzen Humors nicht berührt zu werden. Aber ach die dummen Leute, die sich darüber aufregen, lustig, wie sich diese Auflehnen, den Scherz "nicht verstehen" und das alles viel zu ernst nehmen.

Im Gegensatz zum Slapstick, wo man über die Figur lacht, die so ungeschickt ist, lacht man beim schwarzen Humor über die Zuschauer, welche sich vor den Kopf gestossen fühlen. Humor, egal welche Richtung, ist ja grundsätzlich immer von "bösartiger" Natur und hat mit der eigenen Überlegenheit zu tun. In der harmlosesten Art von Humor wird die Überlegenheit gegenüber einem selber bzw. einer früheren Version von sich selber zelebriert. Die klassische Anekdote einer früheren, dummen Handlung, welche einem so nicht mehr passieren wird.
Ist das so? Ich hätte eigentlich eher gedacht, dass der Schwarze Humor eben gerade hinsichtlich seiner Grenzüberschreitung die Komik zieht. Und im Regelfall wird diese Art von Humor ja auch eher von Gleichgesinnten konsumiert. Eine Auseinandersetzung oder ein Vergleich mit Leuten, die diesen Humor nicht teilen, findet dann ja nicht statt.
Ich denke, auch Talwyn war klar, dass sich mein "Scherz" nicht auf den Tod des Jungen im speziellen sondern auf den Anschlag insgesamt bezogen hat - der Junge hat in dem Moment ja offenbar auch gar keinen Sport betrieben, sondern war nur Zuschauer, er kann also speziell gar nicht gemeint gewesen sein. Also hat er den Tod des Jungen instrumentalisiert, um meinen "Scherz" in einem möglichst schlechten Licht dastehen zu lassen und sich selbst als die moralisch überlegene Lichtgestalt zu gerieren. Dass das als Heuchelei wahrgenommen wird, wundert mich ehrlich gesagt nicht. Hätte er nur etwas geschrieben wie "Dein Scherz ist äußerst geschmacklos und respektlos gegenüber den Opfern, ich finde ihn widerlich" - bitte sehr. Kein Mensch hätte was gesagt.
Naja, bei drei Todesopfern, wobei einer der besagte 8-jährige Junge war, kann man durchaus einen direkten Bezug zu dem Opfer ziehen. Da ist der Rückzug auf die Aussage "er (der Junge) kann also speziell nicht gemeint gewesen sein" reichlich dünn.
Sicher kann man am Ende darüber diskutieren, ob Talwyns Aussage aufgrund Deines missglückten Scherzes überzogen gewesen ist. Aber viel überzogener empfand ich ehrlich gesagt die Reaktionen, die auf Talwyns Kommentar folgten und ihm Dinge unterstellten, die er einfach nicht gesagt hatte.

Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Durion-Gollor am 17. April 2013, 13:37:17
Wenn der Witz nicht in deinem Beisein stattfindet kannst du dich schwerlich verletzt fühlen, was der mitunter Entscheidende Unterschied zwischen humor und Verletzung der persönlcihen Gefühle ist. Hinzu kommt, dass du davon gesprochen hast, man würde einen Witz über DEINE Krebserkrankung machen.
Kommentare wie "Das würde die Mutter...., Das würde ein Krabskranker...., Das würde ein Türke..., ein Deutscher........, wie auch immer....... aber anders sehen" sind vor allem eitle Gutmenschenkommentare und verfehlen den Sinn von Humor.

Das ist wie mit den Witzen zu Leprakranken:
"Was macht ein Leprakranker, der eine schöne Frau sieht? - Er wirft ein Auge auf Sie."

Es gibt sicher Leute, die in viel Indien unterwegs waren und das daneben finden, aber die können das ja auch einfach mal für sich behalten und andere darüber schmunzeln lassen (jetzt mal unabhängig von der Qualität des Witzes).
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Halvar am 17. April 2013, 13:40:22
Naja, bei drei Todesopfern, wobei einer der besagte 8-jährige Junge war, kann man durchaus einen direkten Bezug zu dem Opfer ziehen. Da ist der Rückzug auf die Aussage "er (der Junge) kann also speziell nicht gemeint gewesen sein" reichlich dünn.

Reichlich dünn? Du hältst es also für wahrscheinlicher, dass ich mich tatsächlich explizit über den Tod des Jungen bzw. dessen Eltern lustig machen wollte? Echt jetzt?

Edit:

Und wo Sie gerade drei Todesopfer sagten... gab es tatsächlich drei? Wenn man die Presse heute so liest, könnte man meinen, nur der Junge sei gestorben. Von den anderen beiden erfährt man noch nicht mal die Namen. Es ist genau diese heuchlerische Betroffenheitsmaschinerie der Medien, die ich gemeint habe, und an die mich Talwyns Reaktion auf meinen "Scherz" erinnert hat. Wenn nur Erwachsene gestorben wären, wäre mein Scherz also halb so wild gewesen oder wie?
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: anonymous am 17. April 2013, 13:52:52
einer sich im Wachkoma befindenden Rollenspiel-Community

Irgendwie trifft es das verdammt gut.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Scurlock am 17. April 2013, 14:09:28
Naja, bei drei Todesopfern, wobei einer der besagte 8-jährige Junge war, kann man durchaus einen direkten Bezug zu dem Opfer ziehen. Da ist der Rückzug auf die Aussage "er (der Junge) kann also speziell nicht gemeint gewesen sein" reichlich dünn.
Reichlich dünn? Du hältst es also für wahrscheinlicher, dass ich mich tatsächlich explizit über den Tod des Jungen bzw. dessen Eltern lustig machen wollte? Echt jetzt?
Nein, ich meine, dass Dir hätte klar sein müssen, dass man aufgrund der Umstände des Anschlages, so einen Kommentar nicht nur als allgemeinen Witz wahrnimmt.
Wenn der Witz nicht in deinem Beisein stattfindet kannst du dich schwerlich verletzt fühlen, was der mitunter Entscheidende Unterschied zwischen humor und Verletzung der persönlcihen Gefühle ist. Hinzu kommt, dass du davon gesprochen hast, man würde einen Witz über DEINE Krebserkrankung machen.
Wenn ein Idiot einen Witz in meinem Beisein über eine Krebserkrankung macht, von der ich erst einmal ausgehe, dass er keine Ahnung hat, wovon er redet, dann werde ich das als Betroffener schwerlich witzig finden und im Zweifelsfall die Fresse polieren wollen. Und nein, damit meine ich nicht, dass er von der Erkrankung weiß. Denn am Ende kann man bei solchen Kommentaren nie sicher sein, ob nicht doch jemand bei den Zuhörern dabei ist, die nicht nur den Humor nicht teilen, sondern auch vielleicht selbst betroffen sind. Hier dann von denen Respekt, Toleranz und Humor einzufordern, finde ich dann reichlich absurd.  
Zitat
Kommentare wie "Das würde die Mutter...., Das würde ein Krabskranker...., Das würde ein Türke..., ein Deutscher........, wie auch immer....... aber anders sehen" sind vor allem eitle Gutmenschenkommentare und verfehlen den Sinn von Humor.
Wie ich schon zuvor schrieb, ist Humor nicht allgemeingültig und wird von jeden anders empfunden. Nur weil jemand es absolut komisch findet, darüber Witze zu reissen, wenn einem der Arm abgerissen wird, muss ich das nicht so sehen. Und nur weil er sich darüber kaputtlacht, muss ich dazu nicht zwangsweise gute Miene zum bösen Spiel machen.
Zitat
Das ist wie mit den Witzen zu Leprakranken:
"Was macht ein Leprakranker, der eine schöne Frau sieht? - Er wirft ein Auge auf Sie."
Es gibt sicher Leute, die in viel Indien unterwegs waren und das daneben finden, aber die können das ja auch einfach mal für sich behalten und andere darüber schmunzeln lassen (jetzt mal unabhängig von der Qualität des Witzes).

Oder man kann sich mit solchen Witzen einfach zurückhalten, wenn man nicht weiß, ob der Gegenüber vielleicht ein Problem mit solchen Kommentaren haben könnte. Das nennt man Respekt und Empathie. Ich zerre schließlich auch nicht meine Freundin in einen Splatter-Film und erwarte dass sie die Fresse hält, wenn ihr der Streifen absolut nicht gefällt.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Durion-Gollor am 17. April 2013, 14:36:52
Na gut, wenn du wegen solcher Dinge bereits den Drang verspürst, anderen Menschen die Fresse zu polieren, dann ist das nicht die Ebene, auf der man sich über so etwas sinnvoll austauschen kann.
Ich wollte an etwas mehr Gelassenheit appellieren, aber war wohl ne doofe Idee in einem Nerd-Forum ;-)
Nicht, dass ich etwas gegen Fresse polieren hätte, aber dann doch bitte nicht mehr drüber reden. Respekt für deine Reaktion, wenigstens konsequent und nicht mit erhobenem Zeigefinger
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Hautlappen am 17. April 2013, 15:06:53
Zitat
Na gut, wenn du wegen solcher Dinge bereits den Drang verspürst, anderen Menschen die Fresse zu polieren, dann ist das nicht die Ebene, auf der man sich über so etwas sinnvoll austauschen kann.
Ich wollte an etwas mehr Gelassenheit appellieren, aber war wohl ne doofe Idee in einem Nerd-Forum  :wink:
Nicht, dass ich etwas gegen Fresse polieren hätte, aber dann doch bitte nicht mehr drüber reden. Respekt für deine Reaktion, wenigstens konsequent und nicht mit erhobenem Zeigefinger
Der Gipfel der Ironie, schön ins eigene Knie geschossen..
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Durion-Gollor am 17. April 2013, 15:21:50
Mann, seid doch nicht so verbissen wegen so nem Käse. Wenn sich hier mancher Abends n Stück Kohle in den Hintern schiebt hat er am nächsten morgen einen Diamanten, das steht mal fest.

"Gipfel der Ironie" wegen so nem Quatsch... Superlativ, wo steckst du?

Edit: Ich weiß offen gesagt nicht mal, was du genau meinst und womit ich (?) mir ins Knie geschossen hab...
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Scurlock am 17. April 2013, 15:28:05
Na gut, wenn du wegen solcher Dinge bereits den Drang verspürst, anderen Menschen die Fresse zu polieren, dann ist das nicht die Ebene, auf der man sich über so etwas sinnvoll austauschen kann.
In der Regel haben solche Leute keinerlei Ahnung, worüber sie sich lustig machen. Wenn sie dann auch noch Verständnis und Respekt für deren Humor(?) einfordern, dabei es aber selbst an sämtlichen Respekt oder Verständnis mangeln lassen, macht mich das tatsächlich recht wütend.
Zitat
Ich wollte an etwas mehr Gelassenheit appellieren, aber war wohl ne doofe Idee in einem Nerd-Forum ;-)
So etwas hat eigentlich recht wenig mit dem Nerd-Dasein zu tun. Tatsächlich halte ich die Diskussion für verhältnismäßig entspannt, wenn man mal von den typischen Archo-Entgleisungen absieht.
Zitat
Nicht, dass ich etwas gegen Fresse polieren hätte, aber dann doch bitte nicht mehr drüber reden. Respekt für deine Reaktion, wenigstens konsequent und nicht mit erhobenem Zeigefinger
Bevor ich hier falsch verstanden werde. Ich habe nichts gegen Schwarzen Humor, im Gegenteil. Gut, treffend und intelligent plaziert, kann man diesen nur schwer an Witz übertreffen. Mein Problem ist eher, wenn für jeden dummen Spruch auch noch die Humorkeule herhalten muss. Nur weil der andere mal nicht drüber lachen kann oder den Witz ausgesprochen unpassend empfindet, heißt das weder, dass er überhaupt keinen Humor besitzt, noch dass er nicht intelligent genug ist, diesen zu verstehen. Wahrscheinlich ist bei einem ausbleibenden Lacher der Witz einfach nur schlecht oder eben unpassend.
Persönlich habe ich auch Halvars Kommentar als nicht so problematisch empfunden. Aber eben auch nicht als witzig. Allerdings habe ich keine Kinder oder war auch niemals in der Situation, dass ein mir nahe stehender Mensch einen gewaltsamen Tod erlitten hätte. Wäre das anders, hätte ich vielleicht ähnlich wie Talwyn reagiert. Insofern finde ich seine Reaktion nachvollziehbar, auch wenn ich sie nicht teile.
Halvars Spruch war hinsichtlich des Kontextes provokant und polarisierend. In einem öffentlichen Forum muss ich dann eben auch damit rechnen, dass provokante Beiträge dementsprechende Reaktionen nach sich ziehen.
 
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Durion-Gollor am 17. April 2013, 15:37:05
Eigentlich schon viel zuviel gesagt wegen "nichts" (meine: kleine Ursache, viel zu große Wirkung).

Gerade Leute, welche viel schlimmes erlebt oder gesehen haben, haben oft einen sehr schwarzen Humor. Oder eben gerade nicht und sind stattdessen über die Maßen sensibilisiert.  Oder irgendwas dazwischen.

Ich meine nur, man muß weder die moralische (meines Erachtens selbstdarstellerische/eitle) Keule schwingen und andere moralisch dahingehend korrigieren, noch muß man diejenigen auslachen, die von derlei Dinge mitgenommen werden.

Einfach mal "Fresse halten" und den anderen nicht den Spaß verderben, weil man selbst nicht lachen kann, das wär schon alles. Hier mußte niemand verteidigt werden, denn es war kein betroffener anwesend. Ansonsten müßte ein Großteil aller Witze und allen Humors verboten bzw. als zu unterlassen kommentiert werden.
Ich mein, wie kann man ernstahft Humor unterbinden wollen, weil er möglicherweise andere verletzt? Das ist bei einem Großteil allen Humors der Fall. Da wird sich doch immer irgendwo über irgendwen lustig gemacht. Empathie in dem Kontext....herrjeh....
Keiner verlangt mitlachen, aber man muß sich auch nicht zwingend selbst darstellen als moralisch überlegen Instanz.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Durion-Gollor am 17. April 2013, 15:38:51
.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Scurlock am 17. April 2013, 15:42:30
Keiner verlangt mitlachen, aber man muß sich auch nicht zwingend selbst darstellen als moralisch überlegen Instanz.
Ist schon richtig. Nur muss eben auch keiner einen Spruch loslassen, wenn er unangebracht ist. Und wenn er von jemanden dann als untragbar empfunden wird, kann man das auch einwenden.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Tempus Fugit am 17. April 2013, 15:57:15
Wahrscheinlich ist bei einem ausbleibenden Lacher der Witz einfach nur schlecht oder eben unpassend.
Und deswegen muss man seitenlang darüber reden?
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Scurlock am 17. April 2013, 16:03:39
Wahrscheinlich ist bei einem ausbleibenden Lacher der Witz einfach nur schlecht oder eben unpassend.
Und deswegen muss man seitenlang darüber reden?
Nein, muss man nicht. Man hätte Talwyns Kommentar zu Halvars Witz auch kommentarlos so stehen lassen können.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: TheRaven am 17. April 2013, 16:11:38
Und im Regelfall wird diese Art von Humor ja auch eher von Gleichgesinnten konsumiert. Eine Auseinandersetzung oder ein Vergleich mit Leuten, die diesen Humor nicht teilen, findet dann ja nicht statt.
Exakt. Man lacht gemeinsam über die Leute, welche sich vor den Kopf gestossen fühlen. Ob es diese Leute wirklich gibt und ob diese den entsprechenden Inhalt jemals zu Gesicht bekommen ist irrelevant. Wenn ich mir Leute vorstellen kann, die sich am Inhalt stören würden, dann reicht dies aus. Ich muss zu der persönlichen Überzeugung der eigenen Überlegenheit gelangen ohne dass dies effektiv der Realität entspricht. Eine Gruppe von Gleichgesinnten ist der perfekte Akzelerator ähnlich wie bei der Kategorie des Kontexthumors.

Kontexthumor funktioniert über das gemeinsame Verständnis in der Gruppe und den Ausschluss der Aussenstehenden. Insider-Jokes sind hier das klassische Beispiel aber auch Zynismus gehört in die Kategorie, weil ja die Ambiguität, welche im Kern steckt, nur dann witzig ist, wenn es jemand versteht und ein Anderer nicht. Zynismus funktioniert immer nur dann, wenn man in direkter Interaktion mit einer Person steht, welche die Ambiguität durchschaut. Die Dritte Person, welche sie nicht versteht, kann wie beim schwarzen Humor hingegen abstrahiert werden. Zynismus und auch Sarkasmus, welche beide dieselben grundlegenden Mechanismen nutzen, funktionieren nicht in einem Dialog mit einer einzelnen Person, welche sie nicht durchschaut.

Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: TheRaven am 17. April 2013, 16:34:09
Das Problem hier ist übrigens relativ einfach. Es handelt sich um ein Rollenspielforum. Die Gemeinsamkeit der hier verweilenden Menschen ist oder war daher das Rollenspiel. Diese Gemeinsamkeit ist eine relativ abgekapselte Geschichte, was dazu führt, dass viele Leute hier ansonsten aus sehr unterschiedlichen Richtungen kommen. Ja, Gemeinsamkeiten wie eine generell hohe Bildungsstufe, eine Affinität für Kreativität, Fantasie und ähnliche Attribute ohne jetzt zu stark in Vorurteile, auch positiver Natur, abzugleiten, ist gegeben. Insgesamt ist die Homogenität aber zu gering um spezialisierten Humor zu verwenden, welcher universell gut ankommen kann.

Das liegt in der Natur eines Internetforums wie diesem. Hat mal jemand versucht ironische Kommentare bei YouTube-Videos abzugeben? Das klappt generell relativ schlecht, weil je nachdem wie subtil der Kommentar ist, sich sofort 10 Leute finden werden, welche ernsthaft dieser Meinung sind und 10 andere Leser, welche strickt dagegen sind und die Ironie auch nicht entdecken. Jemand der Ironie benutzt will normalerweise seine Überlegenheit in Hinsicht auf Cleverness und Intelligenz zur Schau stellen aber das funktioniert nur, wenn zumindest einige Leser die Ironie auch erkennen und entsprechendes Feedback geben.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Halvar am 17. April 2013, 16:40:27
Nein, ich meine, dass Dir hätte klar sein müssen, dass man aufgrund der Umstände des Anschlages, so einen Kommentar nicht nur als allgemeinen Witz wahrnimmt.

Hätte es das? Von allen Menschen in meinem Umfeld, bei denen ich den Spruch gebracht habe, hat sich niemand derartig echauffiert. Die meisten haben erst losgeprustet und dann - wohl in Verlegenheit darüber, dass sie das witzig finden - sich schnell wieder zu beherrschen versucht und mir einen tadelnden Blick zugeworfen, dabei aber erkennbar in sich hinein gegrinst. Niemand hat sich zum Moralapostel oder Opferanwalt aufgeschwungen. Aber vermutlich sind das auch alles empathielose und respektlose, kaltherzige Zyniker, mit denen ich zu tun habe. Ja, ich weiß: Im Internet herrschen andere Gesetze, über solche Witze hat man da gefälligst nur unter der Hand zu lachen. Gut finden darf man die nicht, bloß immer schön moralisch integer bleiben. Dass ein vergleichbarer Kommentar auf meinen "Scherz" hin hier auftauchen könnte, war mir also durchaus bewusst. Aber: Ändert das was? Ich beschwere mich ja nicht darüber, dass ein solcher Kommentar hier aufgetaucht ist. Nur die Art und Weise, wie.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: TheRaven am 17. April 2013, 17:01:52
Ach ja, habe da ja noch eine Kategorie von Humor vergessen, wo eine Diskussion einfacher werden könnte. Der direkte Humor, wo man seine eigene Überlegenheit hervorhebt indem man die Unterlegenheit anderer direkt anspricht und dies oft in Analogien, Wortspiele oder Reime verpackt, um es als Humor erkennbar zu machen. Weltweit gilt das als die am häufigsten verwendete Art von Humor. Das geht zwar auch mit sanften Inhalten aber meist sieht das dann so aus:

Was ist ein Türke auf nem Karussell?
-Ne drecksschleuder

Wie hört es sich an, wenn man einem Türken das Genick bricht?
-KaNack

Sind das nun unangebrachte Witze? Gibt es sowas wie unangebrachte Witze überhaupt? Wer und wie entscheidet man das? Selbst bei solchen Beispielen, wo man spontan denkt, dass eine Entscheidung klar sei landet man bei einiger Überlegung recht schnell auf unsicherem Boden.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Speren am 17. April 2013, 17:10:56
Zitat
Sind das nun unangebrachte Witze? Gibt es sowas wie unangebrachte Witze überhaupt? Wer und wie entscheidet man das? Selbst bei solchen Beispielen, wo man spontan denkt, dass eine Entscheidung klar sei landet man bei einiger Überlegung recht schnell auf unsicherem Boden.
Hier kommt es doch sicherlich auch darauf an, wer diese, wann, wo macht, oder?

Wenn ein Schüler afrikanischer Abstammung zum Kind einer Mitschülerin sagt: "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?" ist das was anderes, als hätte ich dies zu ihm gesagt...oder nicht?
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Hautlappen am 17. April 2013, 17:19:41
Mal ganz davon abgesehen dass es sich hier um ein Forum, im speziellen das Gate, handelt. Hätte Halvar diesen Kommentar im direkten Beisein von Talwyn gebracht, hätten die beiden die Sache wahrscheinlich ziemlich schnell im beiderseitigen Einvernehmen klären können. Was hier daraus wird ist all zu oft Wasser auf die Mühlen einiger Zyniker.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Scurlock am 17. April 2013, 17:22:26
Hätte es das? Von allen Menschen in meinem Umfeld, bei denen ich den Spruch gebracht habe, hat sich niemand derartig echauffiert. Die meisten haben erst losgeprustet und dann - wohl in Verlegenheit darüber, dass sie das witzig finden - sich schnell wieder zu beherrschen versucht und mir einen tadelnden Blick zugeworfen, dabei aber erkennbar in sich hinein gegrinst.
Ja, es hätte Dir klar sein sollen. Denn hier im Forum befindest Du Dich eben nicht in Deinem direkten Umfeld, Deinem Freundekreis. Raven hat es gerade gut auf den Punkt gebracht. Hier bist Du nicht nur von Leuten umgeben, die Deinen Humor und Deine Weltsicht weitgehend teilen, sondern es handelt sich um ein öffentliches Forum, in dem der einzige Nenner ist, dass alle hier mehr oder weniger dem gleichen Hobby nachgehen.  
Zitat
Niemand hat sich zum Moralapostel oder Opferanwalt aufgeschwungen. Aber vermutlich sind das auch alles empathielose und respektlose, kaltherzige Zyniker, mit denen ich zu tun habe. Ja, ich weiß: Im Internet herrschen andere Gesetze, über solche Witze hat man da gefälligst nur unter der Hand zu lachen. Gut finden darf man die nicht, bloß immer schön moralisch integer bleiben.
Natürlich sind Deine Freunde keine respektlosen und kaltherzigen Zyniker, weil sie über solche Witze lachen. Aber nur, weil Du und Deine Leute solche Ereignisse anders beurteilen oder anders damit umgehen, heißt es nicht, dass andere es auch so sehen oder empfinden müssen. Du findest es witzig, Talwyn nicht. Das sollte eigentlich reichen. Daraus dann aber zu schließen, dass Du ein infantiler Vollarsch bist oder Talwyn ein moralinsaurer Heuchler, halte ich hingegen für völlig falsch.
Zitat
Dass ein vergleichbarer Kommentar auf meinen "Scherz" hin hier auftauchen könnte, war mir also durchaus bewusst. Aber: Ändert das was? Ich beschwere mich ja nicht darüber, dass ein solcher Kommentar hier aufgetaucht ist. Nur die Art und Weise, wie.
Ja, Talwyns Antwort wirkte polemisch und unnötig überzogen. Aber weißt Du mit Sicherheit, wie Dein vermeintlich harmloser Witz auf ihn gewirkt hat? Wo willst Du für jemanden anderes die Grenze ziehen, was noch als harmloser Scherz durchgeht oder als Schlag ins Gesicht empfunden wird?
 
Edit:
Raven hat den letzten Punkt mal wieder treffender ausgedrückt
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Scurlock am 17. April 2013, 17:27:19
Hier kommt es doch sicherlich auch darauf an, wer diese, wann, wo macht, oder?

Wenn ein Schüler afrikanischer Abstammung zum Kind einer Mitschülerin sagt: "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?" ist das was anderes, als hätte ich dies zu ihm gesagt...oder nicht?
Richtig. Nur halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass Halvar an dem Lauf teilgenommen hat und den Anschlag selbst miterlebt hat.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Speren am 17. April 2013, 17:32:41
Hier kommt es doch sicherlich auch darauf an, wer diese, wann, wo macht, oder?

Wenn ein Schüler afrikanischer Abstammung zum Kind einer Mitschülerin sagt: "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?" ist das was anderes, als hätte ich dies zu ihm gesagt...oder nicht?
Richtig. Nur halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass Halvar an dem Lauf teilgenommen hat und den Anschlag selbst miterlebt hat.
Mein Kommentar bezog sich auf Ravens Darstellung von Humor und nur darauf.
Deswegen fragte ich bei ihm nach.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: TheRaven am 17. April 2013, 18:00:07
Hier kommt es doch sicherlich auch darauf an, wer diese, wann, wo macht, oder? Wenn ein Schüler afrikanischer Abstammung zum Kind einer Mitschülerin sagt: "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?" ist das was anderes, als hätte ich dies zu ihm gesagt...oder nicht?
Was denkst du? Humor ist einer der vielfältigsten und komplexesten Formen der Interaktion zwischen Menschen. Gibt man Humor den Freipass und sagt "alles ist erlaubt", weil es ja nur eine Äusserung ist und keine physische Handlung, dann öffnet man Rassismus, Hass, Mobbing, etc. eine hübsche Hintertüre. Will man "unpassenden" Humor unterbinden oder verbieten, dann öffnet man der Unterdrückung der Meinungsfreiheit Tür und Tor. Für dieses Dilemma gibt es keine Lösung als den Diskurs. Soziale Etikette innerhalb der einzelnen Gruppen diktiert, was passend und unpassend ist. Mache ich einen Scherz, der von der anwesenden Gruppe als unpassende Äusserung wahrgenommen wird, folgt auf sozialer Ebene sofort eine entsprechende Sanktion. Mache ich einen Scherz, der gut ankommt, werde ich sozial belohnt. Dort wo sich durchmischte Gruppen aufhalten gibt es womöglich eine Diskussion und das ist auch gut so, denn alle und keiner haben gleichzeitig Recht.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Speren am 17. April 2013, 18:08:42
Die Frage ist jetzt natürlich, wie ich mit Humor umgehe in einer Umgebung, in der ich entweder den Humor der anderen nicht kenne oder aber davon ausgehen muss, dass der Geschmack heterogen verteilt ist.

Und noch komplexer wird es, wenn man selbst nicht völlig "frei" ist (und damit meine nicht gesellschaftlichen Druck von außen).

Bsp.:
Wie der Zufall es wollte, hatte ich jenen Schüler afrikanischer Herkunft zusammen mit einem russischen Juden, einem Halb-Libanesen, einem Bosnier und einem Tamilen in der Klasse (keine ungewöhnliche Konstellation hier). Was die sich gegenseitig an bösen, ja, in meinen Augen rassistischen Witzen, an den Kopf geworfen haben und es auch wirklich humorvoll aufgenommen haben, war mir zu viel.
Als ich sie darauf ansprach, guckten sie mich verwundert an und sagten sinngemäß: "Ach, das ist nur Spass...können Sie auch machen."

Wäre aber mir viel zu weit gegangen.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Halvar am 18. April 2013, 10:12:05
Hätte es das? Von allen Menschen in meinem Umfeld, bei denen ich den Spruch gebracht habe, hat sich niemand derartig echauffiert. Die meisten haben erst losgeprustet und dann - wohl in Verlegenheit darüber, dass sie das witzig finden - sich schnell wieder zu beherrschen versucht und mir einen tadelnden Blick zugeworfen, dabei aber erkennbar in sich hinein gegrinst.
Ja, es hätte Dir klar sein sollen. Denn hier im Forum befindest Du Dich eben nicht in Deinem direkten Umfeld, Deinem Freundekreis. Raven hat es gerade gut auf den Punkt gebracht. Hier bist Du nicht nur von Leuten umgeben, die Deinen Humor und Deine Weltsicht weitgehend teilen, sondern es handelt sich um ein öffentliches Forum, in dem der einzige Nenner ist, dass alle hier mehr oder weniger dem gleichen Hobby nachgehen.

"Umfeld" war in diesem Fall wohl ein missverständlich gewählter Begriff. Ich habe nicht von meinem Freundeskreis gesprochen, sondern konkret von meinen Arbeitskollegen, mit denen ich im Laufe des Tages zu tun hatte. Von denen ist weder einer Rollenspieler (soweit ich weiß) noch habe ich mir die selbst ausgesucht. Ich habe also nicht von Rollenspielern auf Rollenspieler oder einem bestimmten sozialen Milieu auf dieses Forum geschlossen, sondern wenn höchstens von Menschen auf andere Menschen. Und da man auch Rollenspieler im weiteren Sinne als Menschen bezeichnen kann... ;)

Zitat
Niemand hat sich zum Moralapostel oder Opferanwalt aufgeschwungen. Aber vermutlich sind das auch alles empathielose und respektlose, kaltherzige Zyniker, mit denen ich zu tun habe. Ja, ich weiß: Im Internet herrschen andere Gesetze, über solche Witze hat man da gefälligst nur unter der Hand zu lachen. Gut finden darf man die nicht, bloß immer schön moralisch integer bleiben.
Natürlich sind Deine Freunde keine respektlosen und kaltherzigen Zyniker, weil sie über solche Witze lachen. Aber nur, weil Du und Deine Leute solche Ereignisse anders beurteilen oder anders damit umgehen, heißt es nicht, dass andere es auch so sehen oder empfinden müssen. Du findest es witzig, Talwyn nicht. Das sollte eigentlich reichen. Daraus dann aber zu schließen, dass Du ein infantiler Vollarsch bist oder Talwyn ein moralinsaurer Heuchler, halte ich hingegen für völlig falsch.

Da sind wir uns einig. Ich habe auch einige der Reaktionen, die in Bezug auf Talwyns Kommentar abgegeben wurden, als reichlich überzogen empfunden.

Zitat
Dass ein vergleichbarer Kommentar auf meinen "Scherz" hin hier auftauchen könnte, war mir also durchaus bewusst. Aber: Ändert das was? Ich beschwere mich ja nicht darüber, dass ein solcher Kommentar hier aufgetaucht ist. Nur die Art und Weise, wie.
Ja, Talwyns Antwort wirkte polemisch und unnötig überzogen. Aber weißt Du mit Sicherheit, wie Dein vermeintlich harmloser Witz auf ihn gewirkt hat? Wo willst Du für jemanden anderes die Grenze ziehen, was noch als harmloser Scherz durchgeht oder als Schlag ins Gesicht empfunden wird?

Mit letzter Gewissheit kann man das nie wissen, natürlich schon gar nicht in einem öffentlichen Forum, in dem man so gut wie niemanden persönlich kennt bzw. es zumindest immer Leute gibt, die man nicht persönlich kennt. Dass irgendjemand einen Witz als Schlag ins Gesicht empfindet, kann man somit nie ausschließen. Das heißt aber nicht, dass man, wenn man trotzdem einen solchen Witz bringt, deswegen jegliche Art von Kritik, sei sie gerechtfertigt oder nicht, klaglos zu akzeptieren hat.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Zechi am 18. April 2013, 18:07:07
Die Titanic hat zu den Anschlägen ja auch etwas gemacht:

Amerika fragt:
(https://www.titanic-magazin.de/uploads/pics/130416_why.jpg)

Witzig oder nicht? Kann man darüber lachen?

Reaktionen einiger Titanic Leser:

Zitat von: TItanic Leser stellen sich vor
welches selten dämliche Stück Scheisse kommt auf die Idee, nach dem Anschlag so eine Titelblatt zu veröffentlichen? glaub ihr , man kommt an euch nicht ran ??
Herr H. aus yahoo.de

DAS ist nicht lustig, Ihr Schweine. Mit freundlichen Grüßen
Norbert U. aus Stuttgart

Glaubt Ihr, es würde Euch besser ergehen als uns "Lebensunwerten" (d. h. Nichtmuslimen), wenn die neuen "Herrenmenschen" sich hierzulande erst stark genug fühlen, um erstmal unsere Verfassung in die Tonne zu treten und dann uns ihre Scharia aufzuzwingen? Für die werdet Ihr Quislinge einer fremden menschenfeindlichen Macht auch als Linke niemals zu "Lebenswerten"! Viel Spaß beim Baumeln am Baukran! Wie einst im Iran! Wenigstens seid ihr als Atheisten dann vor uns an der Reihe! Eine solch bösartige Respektlosigkeit gegenüber unschuldigen Terroropfern ist einfach unfaßbar! Aber das paßt zu Euch Stalinisten und Euren Freunden! So denken Linksextreme und Gotteskrieger!!
Dr. Günter R. aus gmx.de

Kopfschuss,ihr linken Dreckratten!!!
Patrik H. aus hotmail.com

Titanic beweist immer wieder, dass es ein Wurstblatt aus der linksdrehenden, geistigen Tiefebene Deutschlands ist. Es eignet sich auch nicht zum Po abwischen, da man sonst einer Rotarsch bekommt.
Anonymus aus torservers.net


Quelle: https://www.titanic-magazin.de/newsticker/
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: TheRaven am 18. April 2013, 18:37:20
Naja, intelligenter Humor sieht anders aus als plattes, gefälschtes Besucher-Feedback mit Fäkalsprache. Aber wenn sie daran Freude haben, dann sollen sie halt.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Xiam am 18. April 2013, 19:38:24
Die Titanic ist eben leider (nicht mehr) intelligent, die können das nicht mehr anders :(

War mal besser.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: hewimeddel am 19. April 2013, 00:35:31
plattes, gefälschtes Besucher-Feedback

Wenn man das hier gehört hat, merkt man, dass es nicht unbedingt gefälscht sein muss:

Bild-Leser beschimpfen Titanic (http://www.youtube.com/watch?v=yoVE5Q2HBBo)
(und die Folgeaudios...)

Diese Anrufe wurden gemacht, nachdem die Bild-Zeitung öffentlich inkl. Telefonnummer aufgefordert hat, in der Titanic-Redaktion anzurufen (nach dieser (http://de.wikipedia.org/wiki/Wie_Titanic_einmal_die_Fu%C3%9Fball-WM_2006_nach_Deutschland_holte) Sache).

tschau
hewi
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Zechi am 19. April 2013, 07:34:58
Die Anmerkungen der "Leser" sind mit großer Wahrscheinlichkeit nicht gefälscht, da diese Art von Reaktionen regelmäßig in den Kommentaranmerkungen auf anderen Website zu lesen sind, wenn die Titanic eine Aktion in dieser Art macht. Wer der Quelle gefolgt ist, stösst zudem ja auch auf eine Audio-Aufnahme.

Darum geht es mir auch nicht, sondern eher um die Frage, wer über das obige Bild lachen kann und wer nicht.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Halvar am 19. April 2013, 09:54:53
Darum geht es mir auch nicht, sondern eher um die Frage, wer über das obige Bild lachen kann und wer nicht.

Ich habe mal kurz aufgelacht, weil ich die Verknüpfung des populären Anti-Vietnamkrieg-Bildes mit dem Marathon-Zielband frech finde. Mir fehlt da aber eine hintergründige Querverbindung jenseits dessen, dass beides mit den USA zu tun hat, um das wirklich komisch zu finden. Provokant genug ist es mir dafür auch nicht.

Völlig ab geht mir allerdings das Empörungspotenzial dieses Bildes (mal abgesehen davon, dass Witze über Kriege und Terroranschläge generell Empörung auslösen). Aber das Motiv an sich kann man auch so verstehen, dass die Titanic-Macher die Terroranschläge als ähnlich sinnlos wie den Vietnamkrieg ansehen und fragen, warum das sein muss. Ist das verwerflich? Man kann sich natürlich auch seine Empörung zurechtkonstruieren nach dem Prinzip "ganz anderer politischer Hintergrund", "Verhöhnung der Opfer des Vietnamkriegs", etc., aber wenn es die Titanic-Autoren auf das Auslösen von Empörung angelegt hätten, hätten sie das auch wesentlich plakativer darstellen können, bspw. indem sie dem gefallenen Soldaten zusätzlich noch eine Startnummer auf die Brust und/oder einen "lustigen" Hut auf den Kopf montiert hätten.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: TheRaven am 19. April 2013, 10:09:45
Meine Frage wäre ja nun gewesen inwiefern dieses Bild einen Zusammenhang mit dem Ereignis hat? Ja gut ok, Zielband geht ja in Ordnung aber ansonsten entzieht sich mir die Aussage.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Halvar am 01. September 2013, 23:36:32
*Raise Thread*

Ich schaue mir "The Big Bang Theory" immer in der deutschen Synchro und danach noch einmal im englischen Original an, um sicherzustellen, dass mir durch die Synchronisation keine Witze durch die Lappen gehen. Bei Episode S07E14 bin ich dabei auf etwas gestoßen, bei dem ich im ersten Moment gedacht habe, was das denn nun bitte soll. Aber urteilt selbst:

In der Szene gehen Leonard und Penny die Treppe zu ihren Apartements hinauf, offenbar nach einem gemeinsamen Kinobesuch. Hier der Dialog im englischen Original:

Zitat
Penny: I hate it when you make me sit through all the credits.
Leonard: Well, sometimes there’s a secret ending, like in The Avengers.
Penny: Yeah, but I don’t think that’s going to happen in a documentary about the Holocaust.
Leonard: They could show bloopers.

Und nun die gleiche Szene in der deutschen Synchro:

Zitat
Penny: Ich hasse es, mir den ganzen Abspann anzusehen.
Leonard: Mh, manchmal kommt noch ein geheimes Ende wie bei The Avengers.
Penny: Ja, aber ich glaube nicht, dass sowas bei einer 3D-Doku über Dinosaurier vorkommt.
Leonard: Vielleicht aber Pannen-Szenen.

Jaja, ich weiß: Witze über den Holocaust und so. Und das ist auch im Englischen kein besonders guter Witz. Aber dennoch: Muss sowas wirklich sein? Ist das wirklich ein so unangebrachter Witz, das man den abwandeln muss? Was würden die heute wohl aus Charlie Chaplins "großem Diktator" machen?
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Hautlappen am 02. September 2013, 00:03:07
Zitat
Jaja, ich weiß: Witze über den Holocaust und so. Und das ist auch im Englischen kein besonders guter Witz. Aber dennoch: Muss sowas wirklich sein? Ist das wirklich ein so unangebrachter Witz, das man den abwandeln muss? Was würden die heute wohl aus Charlie Chaplins "großem Diktator" machen?
Der Vergleich mit dem "großen Diktator" ist unangemessen. Der Film besteht schließlich nicht aus einem einzigen dahingeworfenen Witz sondern versucht den deutschen Faschismus durch Humor zu entmystifizieren und der Lächerlichkeit preiszugeben. Bei einem "lockeren" Spruch in einer Sitcom ist dieser Kontext in aller Regel nicht gegeben..
Zur Frage an sich: Sie lässt sich nicht beantworten. Im Zweifelsfall bin ich lieber für eine etwas übervorsichtigere Zensur wenn es um solche heiklen Themen geht. Vorallem da der Erkenntnisgewinn bei Hören des ursprünglichen Witzes sich in Grenzen halten dürfte.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Halvar am 02. September 2013, 01:11:13
Na schön, vergessen wir den Vergleich mit dem "großen Diktator", den hatte ich ohnehin nur aus polemischen Gründen gezogen. Mir ist schon klar, dass es da um was ganz anderes geht.

Aber selbst wenn einem als Synchronautor in diesem Zusammenhang der Begriff "Holocaust" als zu heikel erscheint, dann würde es doch völlig reichen, ihn in "Zweiter Weltkrieg" umzubenennen, ohne den Sinn komplett ad absurdum zu führen. Aber "3D-Doku über Dinosaurier"? Ich komme mir gerade vor wie bei Team Fortress 2, wo in der deutschen Version aus herumfliegenden Körperteilen Quietscheentchen, Klappergebisse und Wecker gemacht wurden, nur dass es hier nicht komisch ist, weil die im vorauseilenden Gehorsam eingebaute PC nicht offensichtlich ist.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Tigershark am 02. September 2013, 01:15:48
Ich bin irgendwie mittlerweile gelangweilt von solchen Zensuren, denn der absolute Großteil der heute lebenden Deutschen hat den Holocaust nicht mehr erlebt, noch weniger können sich daran wirklich erinnern, geschweige denn haben daran mitgewirkt. Diese Bevormundung des Deutschen Volkes ist mittlerweile einfach veraltet.
Der Holocaust bleibt einfach unnötigerweise an uns haften.
Kurzum: Nein, muss nicht sein. Sonst könnte man ja South Park ("Wir mussen die Juden ausrotten") gleich ganz aus dem Programm werfen.

(Dabei frage ich mich, ob die Ermordung der Indianer in Amerika den Amis auch so lange nachhing...)
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Drazon am 02. September 2013, 01:46:57
In dem Fall könnte es auch an einer passenderen Lippensynchronität gelegen haben. Ich kenn mich da nicht so genau aus, aber Übersetzer von Serien (und auch Filmen) müssen ja nicht nur den Sinn behalten, sondern auch dafür sorgen, dass das Gesagte möglichst gut zu den Lippenbewegungen passt. Wenn man den Holocaust nicht erwähnen will, dann passt "Zweiter Weltkrieg" von der Synchronität her nicht ganz.
Wie die jetzt auf "3D-Doku über Dinosaurier" gekommen sind, kann ich aber auch nicht sagen. Ich finde das auch etwas übervorsichtig.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Rogan am 02. September 2013, 02:06:14
Ich bin irgendwie mittlerweile gelangweilt von solchen Zensuren, denn der absolute Großteil der heute lebenden Deutschen hat den Holocaust nicht mehr erlebt, noch weniger können sich daran wirklich erinnern, geschweige denn haben daran mitgewirkt.

Dann kannst Du Luther, Bach, Kant, Goethe, Beethoven, Humboldt, Storm, Bismarck, Bonhoeffer, Erhardt und eigentlich jeden Deutschen, der vor Deiner Geburt starb, abhaken, schließlich hast Du die nicht mehr miterlebt, geschweige kannst Du Dich an sie erinnern.

Du siehst: Im besten Fall redest Du Quatsch, und im schlimmsten Fall willst Du bestimmen, was die zu vernachlässigenden faulen Äpfel der deutschen Geschichte sind. Die Wahrheit ist: Es gehört alles dazu!

Ich für meinen Teil kann gut nachvollziehen, dass alle Länder, die von Deutschen überfallen wurden, und alle Völker, die von Deutschen vollständig vernichtet, und alle Deutschen, die wegen ihres Widerstands, anderer Meinung oder wegen ihres "Unwerts" getötet werden sollten, über "die 12 Jahre" noch eine Zeitlang nicht hinwegkommen werden. Ich urteile nicht über deren Erinnerungsschwerpunkte und halte das aus.

Probiere das auch mal aus, Tigerhai, ist gar nicht so schwer.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Halvar am 02. September 2013, 02:50:40
In dem Fall könnte es auch an einer passenderen Lippensynchronität gelegen haben.

Diese Möglichkeit scheidet aus, da man Penny in dem Moment, in dem sie den betreffenden Satz sagt, nur von hinten sieht. Grundsätzlich hast Du mit der Lippensynchronität natürlich recht, aber in diesem Fall kann das nicht der Grund für die Änderung gewesen sein.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Hautlappen am 02. September 2013, 02:54:32
Danke Rogan, das erspart mir einiges an Tipperei, hätte es eh nicht so gut formulieren können.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Tigershark am 02. September 2013, 08:31:09
Ich bin irgendwie mittlerweile gelangweilt von solchen Zensuren, denn der absolute Großteil der heute lebenden Deutschen hat den Holocaust nicht mehr erlebt, noch weniger können sich daran wirklich erinnern, geschweige denn haben daran mitgewirkt.

Dann kannst Du Luther, Bach, Kant, Goethe, Beethoven, Humboldt, Storm, Bismarck, Bonhoeffer, Erhardt und eigentlich jeden Deutschen, der vor Deiner Geburt starb, abhaken, schließlich hast Du die nicht mehr miterlebt, geschweige kannst Du Dich an sie erinnern.

Du siehst: Im besten Fall redest Du Quatsch, und im schlimmsten Fall willst Du bestimmen, was die zu vernachlässigenden faulen Äpfel der deutschen Geschichte sind. Die Wahrheit ist: Es gehört alles dazu!

Ich für meinen Teil kann gut nachvollziehen, dass alle Länder, die von Deutschen überfallen wurden, und alle Völker, die von deutschen vollständig vernichtet, und alle Deutschen, die wegen ihres Widerstand, anderer Meinung oder wegen ihres "Unwerts" getötet werden sollten, über 12 Jahre noch eine Zeitlang nicht hinwegkommen werden. Ich urteile nicht über deren Erinnerungsschwerpunkte und halte das aus.

Probiere das auch mal aus, Tigerhai, ist gar nicht so schwer.
Es nervt mich einfach, dass die junge Generation für die Fehler, die sie nicht begangen hat, regelmäßig die Folgen spürt.

Ich werfe dem Russen doch auch nicht vor, dass er ganze Bevölkerungsgruppen diskriminiert und ich werfe dem Ami nicht vor dass er den Irak aus finanzieller Motivation heraus bombadiert hat, dem Nordkoreaner werfe ich nicht vor, dass er seine Bevölkerung systematisch verdummt und dem Griechen werfe ich nicht vor, dass er schlecht mit Geld haushaltet. Das sind alles aktuelle Themen - und?
Vielleicht habe ich ja die soziale Ansicht, dass man Leuten nicht das vorhalten muss, was andere für ihn verbocken? Ich weiß genau, dass der durchschnittliche Nordkoreaner nichts für seine Situation kann und es gar nicht besser weiß, der Grieche leidet wahrscheinlich mehr unter seiner Regierung als jeder andere Europäer, und ob die Amis bzw. die Russen die Taten ihrer Regierung für gut heißen, weiß ich nicht einmal. In jedem Fall werde ich ihm das nicht vorhalten, so wie man uns den Holocaust vorhält.

Muss man also uns diese Sache weiter vorwerfen? Warum hängt uns das so nach?

Zu den von dir genannten Deutschen: Bei diesem Punkt hast du vollkommen Recht. Der Unterschied ist: Ich halte mich nicht für etwas Besseres, nur weil ich in einer Nation geboren/aufgewachsen bin, in der irgendwann mal irgendein Schriftsteller Faust geschrieben hat. Aber davon spüre ich die Folgen in meinem Leben auch nicht regelmäßig und mir wird auch nicht regelmäßig gesagt, was für ein toller Deutscher ich wäre, weil ja Kant in meinem Land gelebt hat. Genauso sag ich dem Engländer auch nicht, was für ein tolles Land er hat, denn da hat Shakespeare gelebt. Das Argument stützt deine These nicht, sondern, im Gegenteil, untergräbt sie.
Ich habe hingegen schon x-mal von irgendwelchen Leuten in meinem Leben irgendwelche Nazi- oder Hitler-Sprüche gehört, ob humoristisch, kritisch oder ernst gemeint, ist völlig egal. Man sieht es ständig. Während der Griechenland-Krise wurde Merkel prompt mal wieder mit Hitler verglichen - genau sowas meine ich. Willst du da mit Erinnerungsschwerpunkten argumentieren? Wenn es wenigstens die älteren Leute wären, die dann sowas bringen, dann könnte ich dafür vielleicht noch Verständnis aufbringen...
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Zechi am 02. September 2013, 09:57:54
@Tigershark
Bitte sei sehr vorsichtig was du hier schreibst, da du dich gerade auf einem sehr schmalen Grat befindest. Wir wollen hier im Forum keine Relativierung des Holocauts lesen. Deine Vergleiche gehen ganz eindeutig in diese Richtung. Ich gehen davon aus, dass das unbeabsichtigt ist und du dir über die Einzigartigkeit des Holocausts bislang keine Gedanken gemacht hast. Unbestritten gibt es andere schlimme Verbrechen in der Geschichte der Menschheit, die maßgeblich von anderen Nationen oder Gruppen durchgeführt wurden, aber die industrielle Vernichtung von Menschen in der Form (in zeitlicher, organisatorischer Hinsicht), wie es im  Dritten Reich passiert ist, ist historisch einmalig.

Sollten weitere Relativierungen folgen, werden wir diese löschen.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: TheRaven am 02. September 2013, 10:16:33
Ich kann Tigershark nicht leiden aber muss ihm hier Recht geben. Sein Beitrag ist etwas naiv geschrieben aber in der Essenz richtig und es ist wunderbar ironisch, welche Antwort er dann von Zechi kriegt. Klingt fast wie abgesprochen.

Gerade weil mit der Nazi-Zeit, den Verbrechen, sowie Symbolen und Mechanismen der damaligen Zeit so übervorsichtig umgegangen wird und selbst die geringste Behandlung der Thematik sofort in Zensur und Empörung endet, entfaltet diese Sache so eine ungeheure Faszination. Anstatt nüchtern mit der Thematik umzugehen und der Sache ihren "Zauber" zu nehmen ist es etwas halbwegs geheimnisvolles, worüber man nicht offen sprechen darf und sofort ermahnt wird, wenn man es trotzdem tut. Auch ist dieses Thema ein einfacher und billiger Weg Leute aufzuregen und eine Kontroverse zu eröffnen. Kein Wunder ist diese Zeit auch Heute noch so präsent, denn Leute mögen diese Mischung aus Geschichte, Geheimnisse und Verbote. Die Situation hat sich in den letzten 10 Jahren gebessert, weil die Leute, welche nun in den Medien tätig sind selber zu einer Generation gehören, deren Eltern bereits aus der Nachkriegszeit stammen. Trotzdem finde ich den Fortschritt viel zu schleppend.

Dass Leute aus anderen Ländern immer wieder auf diese Bezeichnungen zurückgreifen, wenn es um Deutschland geht, ist hingegen normal und nicht zu vermeiden. Man nutzt halt das, was man über die Person/Nation, mit welcher man es zu tun hat, weiss. Und die meisten Leute wissen praktisch nichts über das moderne Deutschland also bleibt ja nichts anderes übrig als auf die Nazi-Geschichte zurückzugreifen, welche durch zahlreiche Filme ja noch auf lange Zeit hinaus präsent bleiben wird, wenn man sich negativ äussern will.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Xiam am 02. September 2013, 10:57:40
Ich kann Tigershark nicht leiden aber muss ihm hier Recht geben. Sein Beitrag ist etwas naiv geschrieben aber in der Essenz richtig und es ist wunderbar ironisch, welche Antwort er dann von Zechi kriegt. Klingt fast wie abgesprochen.
Wundert mich, dass du das so siehst, denn was Zechi geschrieben hat, hast du offenbar überhaupt nicht gelesen.

Es ging Zechi nicht um eine Tabuisierung des Themas an sich, dass man sich über den Holocaust nicht unterhalten oder schreiben dürfe. Das darf man natürlich, anders ist eine Verarbeitung der Thematik auch gar nicht möglich. Was Zechi jedoch für bedenklich hielt, war Tigersharks Tendenz, den Holocaust zu relativieren, ihn durch Vergleiche mit Kriegsverbrechen anderer Nationen und Völker zu verharmlosen. Wo ich Zechi uneingeschränkt zustimme, ist dass der eiskalt kalkulierte, industrielle Völkermord im Dritten Reich ein vorher noch nie und seitdem nicht wieder dagewesener verbrecherischer Akt gewesen ist. Diesen mit anderen Kriegsverbrechen zu vergleichen und besonders durch Aussagen wie "Warum müssen wir uns immer rechtfertigen, die Amis für ihre Bombardierungen des Irak aber nicht" in eine Kategorie einzusortieren, in die er überhaupt nicht passt, um den eigenen Umgang mit dem Holocaust zu entlasten ist eine sehr gefährliche Denkweise. Abgesehen davon, dass man Verbrechen nicht gegeneinander aufrechnet und sagt "wir waren beide schlimm, lass uns da jetzt also gegenseitig kein Wort mehr drüber verlieren", hat die Bombardierung des Irak und die billigende Inkaufnahme von Kollateralschäden (die sicherlich ihre eigene Art von Kriegsverbrechen darstellt) mit dem industriellen Massenmord an Angehörigen einer religiösen Gemeinschaft aber mal so gar nichts gemeinsam.

Mit anderen Worten: Zechi hat hier mit seiner Warnung und seiner Bitte, darüber nochmal nachzudenken, absolut recht.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Moira am 02. September 2013, 10:59:41
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich auch eine zeitlang auf Leute reingefallen bin, die behaupteten der Holocaust hätte allein technisch so nie stattfinden können. Zum Glück aber bin ich mit Allem kritisch, auch mir selbst gegenüber.

Ich teile aber auch die Befürchtung von zum Beispiel Moshe Zuckermann, dass gerade die sofortigen Gegenangriffe, oder die Tatsache dass man keine kritische Fragen stellen darf, ohne dass sofort die Antisemitismuskeule geschwungen wird,  zum Antisemitismus beitragen, und eventuell auch dazu, dass man die Vergangenheit verklärt, oder versucht zu rechtfertigen.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Zechi am 02. September 2013, 11:00:52
Nur um das klarzustellen, weil TheRaven offenbar nicht verstanden hat, worum es geht. Es geht allein um die hier gezogenen Vergleiche von Tigershark (z.B. die Ausrottung der Nord- und Südamerikanischen Bevölkerung, die unbestreitbar auch zu einem der schrecklichsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte gehört) im Zusammenhang mit dem Holocaust. Das ist eine Argumentation die typischerweise von Neo-Nazis verwendet wird und in diese Richtung sollte sich die Diskussion hier nicht entwickeln. Wie gesagt, ich denke nicht, dass das von Tigershark so beabsichtigt war, daher die Warnung meinerseits.

Die grundsätzliche Frage, ob die heutige Generation noch Verantwortung für die Verbrechen der Vergangenheit trägt, kann man gerne diskutieren, aber nur auf der Basis, dass der Holocaust ein bislang beispielloses Verbrechen darstellt.

Gruß Zechi
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Utlin am 02. September 2013, 12:01:53
Zitat
Die grundsätzliche Frage, ob die heutige Generation noch Verantwortung für die Verbrechen der Vergangenheit trägt, kann man gerne diskutieren, aber nur auf der Basis, dass der Holocaust ein bislang beispielloses Verbrechen darstellt.

Damit hast du genau das Problem angesprochen. Verantwortlich sein wird von den meisten gleichgesetzt mit persönlich schuldig sein. Dann kommt es zur reflexartigen Verteidigungsstrategie: "Ihr habt ja auch schon viel Greul verursacht". Wenige setzen sich mit dem Begriff der "Historischen Schuld" auseinander, also der Verantwortung, dass nichts vergessen oder relativiert wird, sozusagen als Gewissen und Gedächtnis aller. Das ist die tatsächliche  Verantwortung, in dessen Rahmen man sich persönlich schuldig machen kann. Die Verantwortung, dass so etwas nicht nochmals geschieht, hat die ganze Welt.

Die meisten sehen aber die Konfrontation mit der deutschen Vergangenheit als persönlichen Schuldvorwurf. Dies entweder aufgrund irgendwelcher Komplexe, oder weil es vom gegenüber mehr oder weniger suggeriert wird. Wenn man sich aber seiner eigentlichen Verantwortung bewusst ist, provoziert ein solcher Versuch höchstens ein müdes Kopfschütteln und eben nicht den Verteidigungsreflex.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Tigershark am 02. September 2013, 12:33:43
Ich wollte mit den Vergleichen nicht den Holocaust relativieren, sondern einfach darstellen, dass ich mit von anderen Völkern begangenen massiven Verletzungen der Menschenrechte nicht so offensiv und anfeindend gegen andere Völker vorgehe, wie diese es mit uns tun. Ich will auch nicht die "Einzigartigkeits des Holocausts", wie du es so schön beschreibst, anzweifeln. Dass ich mich mit diesen Vergleichen auf Argumentationsbasis von Neo-Nazis berufe, war mir nicht bewusst, nicht meine Absicht und ich entschuldige mich dafür.

Ich empfinde es aber als extrem störend, dass man solche Vergleiche nicht einmal anstellen kann, diese Übersensibilisierung im Themenbereich Holocaust ist einfach furchtbar. Ich empfinde einfach das Töten Unschuldiger Menschen als falsch, unabhängig davon, in welchem Kontext, darum hat - für mich persönlich - keines solcher enormen Vergehen (wie z. B. die Ausrottung der Indianer) mehr oder weniger Schrecken als ein anderes. Aber nur beim Holocaust und afaik nur in Deutschland gibt es Gesetze, die die Verleugnung unter Strafe stellen.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Durion-Gollor am 02. September 2013, 13:51:13
Ich kann Zechis Reaktion offen gesagt nicht ganz nachvollziehen. Natürlich ist der Organisationsgrad "typisch deutsch" und insofern einzigartig. Was in Rußland zwischen 1917 und 19...sagen wir... 51 stattgefunden hat oder in Kambodscha ist aber davon abgesehen kaum weniger schrecklich. Das hat meines Erachtens auch wenig mit Relativierung oder gar Verleugnung zu tun. In Kambodscha hat das Tragen einer Brille gereicht, um gefoltert und ermordet zu werden. So gesehen dürfte man niemals irgendwelche Kriegsverbrechen oder Massenmorde in eine Reihe stellen, weil alle irgendwie "besonders" sind. Dass der Holocaust hiebei Rang 1 belegt ist womöglich unstrittig, aber warum darf man nur Rang 2-10 vergleichen?
Ich sehe bei derlei Betrachtungen keinen relativierenden Vergleich. Woran machst du das "Vergleichs-/ und Relativierungsverbot" fest? An der Zahl der Opfer oder am Organisationsgrad oder an der "Einstiegshürde (Rasse, Geschlecht, Religionszugehörigkeit, links oder rechts der politischen Mitte stehend)", um in den Fokus der Täter zu geraten?

Ich sehe auch gerade in derlei hysterischen Reaktionen wie von Zechi einen Anlaß, warum immer mehr junge Menschen regelrecht "angenervt" sind, wenn es um dieses Thema in Verbindung mit Schuld und Verantwortung geht. Regelrecht mittelalterlich, zumal Tigersharks Post nicht den Anschwin erweckt, dass er mit rechtem Gedankengut sympathisiert.

Ich selbst möchte hier nichts vergleichen oder verharmlosen oder im Detail derlei diskutieren. Ich empöre mich nur ein wenig über diesen scharfen Maulkorb in Form einer Drohung in Rotschrift nach einem politisch eher unverdächtigen Beitrag.

Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Archoangel am 02. September 2013, 14:01:07
Die Ausrottung einer bestimmten Gruppe Mensch, auch als Holocaust bekannt, ist seit der ersten verbrieften Ausrottung der Kanaaniter das schlimmste Verbrechen der Menschheit überhaupt - darüber muss, denke ich, nicht debattiert werden.
Schuldig fühle ich mich persönlich für den Holocaust der Nazionalsozialisten an Menschen der Gruppe "Juden" (sowie "Sinti", "Roma", "Homosexuelle", "Kommunisten", "Sozialdemokraten", "geistig Behinderte" usw) jedoch etwa genauso sehr wie an der Ausrottung obig genannter "Kanaaniter".
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Hautlappen am 02. September 2013, 14:11:02
Zitat
Ich wollte mit den Vergleichen nicht den Holocaust relativieren, sondern einfach darstellen, dass ich mit von anderen Völkern begangenen massiven Verletzungen der Menschenrechte nicht so offensiv und anfeindend gegen andere Völker vorgehe, wie diese es mit uns tun. Ich will auch nicht die "Einzigartigkeits des Holocausts", wie du es so schön beschreibst, anzweifeln. Dass ich mich mit diesen Vergleichen auf Argumentationsbasis von Neo-Nazis berufe, war mir nicht bewusst, nicht meine Absicht und ich entschuldige mich dafür.
Die Relativierung des Holocaust findet auf vielen Ebenen statt, und findet ihre prominenteste Vertretung sogar in Kreisen der bürgerlichen Geschichts- und Politikwissenschaft, namentlich der, leider in unseren Breiten weitestgehend anerkannten, sogenannten Totalitarismus-Doktrin. Deine Argumentation reiht sich leider, wahrscheinlich sogar unbeabsichtigt, in diese ein. Indem man die sowjetischen Menschenrechtsverletzungen (die es ja unbestritten massenhaft gegeben hat) in eine Reihe mit denen der deutschen Faschisten stellt, relativiert man die Verbrechen letzgenannter und, was fast noch schlimmer ist, verhindert jedwede Debatte über die spezifischen Ursachen dieser oder jener Enwicklung.
Zitat
Ich empfinde es aber als extrem störend, dass man solche Vergleiche nicht einmal anstellen kann, diese Übersensibilisierung im Themenbereich Holocaust ist einfach furchtbar. Ich empfinde einfach das Töten Unschuldiger Menschen als falsch, unabhängig davon, in welchem Kontext, darum hat - für mich persönlich - keines solcher enormen Vergehen (wie z. B. die Ausrottung der Indianer) mehr oder weniger Schrecken als ein anderes. Aber nur beim Holocaust und afaik nur in Deutschland gibt es Gesetze, die die Verleugnung unter Strafe stellen.
Erst entschuldigst du dich für deine etwas unglückliche Art zu argumentieren (was ich dir wirklich abnehme), und dann begehst du denselben Fehler erneut. Der Holokaust ist ein spezifisch deutsches Verbrechen und damit, ob du das willst oder nicht, auch Teil deiner Geschichte. Dazu gehört auch, dass die Erinnerung daran untrennbar Teil des historischen Erbes dieses Landes ist. Relativierung durch Gleichsetzung gehört nicht zu einem verantwortungsvollen Umgang mit dieser Geschichte.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Zechi am 02. September 2013, 14:12:41
Ich wollte mit den Vergleichen nicht den Holocaust relativieren, sondern einfach darstellen, dass ich mit von anderen Völkern begangenen massiven Verletzungen der Menschenrechte nicht so offensiv und anfeindend gegen andere Völker vorgehe, wie diese es mit uns tun. Ich will auch nicht die "Einzigartigkeits des Holocausts", wie du es so schön beschreibst, anzweifeln. Dass ich mich mit diesen Vergleichen auf Argumentationsbasis von Neo-Nazis berufe, war mir nicht bewusst, nicht meine Absicht und ich entschuldige mich dafür.

Ich empfinde es aber als extrem störend, dass man solche Vergleiche nicht einmal anstellen kann, diese Übersensibilisierung im Themenbereich Holocaust ist einfach furchtbar. Ich empfinde einfach das Töten Unschuldiger Menschen als falsch, unabhängig davon, in welchem Kontext, darum hat - für mich persönlich - keines solcher enormen Vergehen (wie z. B. die Ausrottung der Indianer) mehr oder weniger Schrecken als ein anderes. Aber nur beim Holocaust und afaik nur in Deutschland gibt es Gesetze, die die Verleugnung unter Strafe stellen.

Der Vergleich selber ist nicht das Problem. Im Gegenteil, nur durch einen Vergleich mit anderen Verbrechen, kann man die Besonderheit des Holocausts erfassen. Deine vorherigen Äußerungen gingen aber in die Richtung, dass du eine ganze Reihe an historischen und nicht ganz so historischen Ereignissen in einer Reihe mit dem Holocaust gestellt hast, angefangen von der Ausrottung der indianischen Bevölkerung bis hin zur Griechenlandkrise und dann die Frage der Vorwerfbarkeit aufgeworfen hast. Das ist ziemlich relativierend.

Utlin hat es eigentlich schon auf den Punkt gebracht. Es geht nicht um persönliche Schuld der Nachkriegsgenerationen am Holocaust, sondern um historische Schuld für ein Verbrechen, dass eben bislang beispiellos ist, was seine Durchführung angeht. Die Zahl der Opfer ist dabei meines Erachtens nur sekundär (Nur als Hinweis, weil viele Relativierer z.B. gerne auf die Ausrottung der indianischen Ureinwohner verweisen oder auf die Greuel im real existierenden Sozialismus).

By the way ist die Leugnung des Holocausts auch in anderen Ländern strafbar, nicht nur in D.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Hautlappen am 02. September 2013, 14:24:25
Zitat
Ich sehe auch gerade in derlei hysterischen Reaktionen wie von Zechi einen Anlaß, warum immer mehr junge Menschen regelrecht "angenervt" sind, wenn es um dieses Thema in Verbindung mit Schuld und Verantwortung geht. Regelrecht mittelalterlich, zumal Tigersharks Post nicht den Anschein erweckt, dass er mit rechtem Gedankengut sympathisiert.
Ist dir vielleicht auch mal der Gedanke gekommen, dass junge Menschen eig. andere Sorgen haben sollten, als "angenervt" darüber zu sein dass Deutschland eine historische Schuld trägt? Soweit ich weiss wird kein "junger Mensch" in Deutschland davon abgehalten die NPD zu wählen (leider) oder gegen Asylanten/Migranten zu hetzen. Letzteres ist sogar in D. verdammt salonfähig (Aussagen Friedrich/Merkel) und konterkariert eig. schon die gekünstelte Empörung über ein angeblich übersensibles Geschichtsverständnis in Sachen deutscher Faschismus/Holokaust. Ich persönlich habe in meinem Leben, auf Grund meiner Staatszugehörigkeit, bzw. auf Grund der deutschen Verbrechen keinerlei Nachteile erfahren müssen, und es würde mich wundern wenn is irgendwo anders wäre. Niemand wird, bis auf den Schulunterricht abgesehen, gezwungen sich mit dem deutschen Faschismus ausseinanderzusetzen. Der selbstverordneten Ignoranz sind in D. keine Grenzen gesetzt.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Xiam am 02. September 2013, 14:41:04
Ich wollte mit den Vergleichen nicht den Holocaust relativieren, sondern einfach darstellen, dass ich mit von anderen Völkern begangenen massiven Verletzungen der Menschenrechte nicht so offensiv und anfeindend gegen andere Völker vorgehe, wie diese es mit uns tun. Ich will auch nicht die "Einzigartigkeits des Holocausts", wie du es so schön beschreibst, anzweifeln. Dass ich mich mit diesen Vergleichen auf Argumentationsbasis von Neo-Nazis berufe, war mir nicht bewusst, nicht meine Absicht und ich entschuldige mich dafür.

Ich empfinde es aber als extrem störend, dass man solche Vergleiche nicht einmal anstellen kann, diese Übersensibilisierung im Themenbereich Holocaust ist einfach furchtbar. Ich empfinde einfach das Töten Unschuldiger Menschen als falsch, unabhängig davon, in welchem Kontext, darum hat - für mich persönlich - keines solcher enormen Vergehen (wie z. B. die Ausrottung der Indianer) mehr oder weniger Schrecken als ein anderes. Aber nur beim Holocaust und afaik nur in Deutschland gibt es Gesetze, die die Verleugnung unter Strafe stellen.
Ist mit Sicherheit unbeabsichtigt und unbedacht von dir gewesen, aber dein Post klingt leider so:

"Ich bin nicht rassistisch, aber..."
"Ich habe nichts gegen Ausländer, aber..."
"Ich bin kein Antisemit, aber..."
"Der Holocaust war schlimm, aber..."
Und als Krönung noch die berühmte BILD-Empörung: "Das wird man doch wohl noch sagen dürfen!"

Merkst du was?

Ich unterstelle dir kein neo-faschistisches Gedankengut, sondern einfach nur eine gewisse Naivität im Umgang mit der Thematik. Menschen, die solche Dinge wie das oben von mir zitierte äußern, zeigen damit in erster Linie, dass sie sich der Problematik des Umgangs mit der deutschen Geschichte gar nicht richtig bewusst sind und ihnen (noch) die Sensibilität für das Ausmaß dieses Verbrechens fehlt. Ich empfehle dir daher ganz dringend, dich mit der Thematik auseinander zu setzen, damit du dich nicht wieder in eine Ecke gestellt fühlst, in die du nicht gehörst.

Leider glaube ich, dass du diesen Rat (noch) nicht annehmen wirst, da du im Moment davon überzeugt bist, dass du zu einer Generation gehörst, die aufbegehren muss, alte Hüte abstreift und das Denken neu erfindet (oder zumindest in modernere Bahnen lenkt), anstatt sich von den "alten Säcken" sagen zu lassen, wie man mit gewissen Themen umgeht.

Mich würde tatsächlich mal interessieren, wie alt du bist. Du betonst, dass du bereits ein abgeschlossenes Studium hast... bei manchen... unbedachten Äußerungen von dir kommen mir allerdings immer wieder Zweifel.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Durion-Gollor am 02. September 2013, 14:46:44
Hautlappen:

Sorry, ich sehe keinen Zusammenhang zu dem, was ich geschrieben habe.

Du hast aber recht bezüglich der dargelegten Fakten. Ändert nichts daran, dass diese hysterischen Reaktionen meines Erachtens kontraproduktiv sind oder oft sein können. Sie führen leicht dazu, dass man abschaltet und das Gegenüber nicht wirklich ernst nimmt. Wie das eben oft ist, wenn Leute übertrieben hysterisch reagieren.

Und ich denke, dass junge Menschen, die immer weniger direkten Bezug zu dieser Zeit haben, von derlei Reaktionen eher abgeschreckt werden, weil nicht verständlich ist, wieso auf aus jugendlicher Sicht "normale" Fragen/Gedanken eine solch harsche Reaktion erfolgt. Für mich war früher als Kind/Jugendlicher der 2. Weltkrieg und alles drumherum weit mehr als Geschichte. Es war präsent durch Oma, Opa (in meinem Fall Vater), Geschichten und Erzählungen und traumatische Erlebnisse in der Verwandschaft. Dadurch ist Vieles besser einzuordnen und berührt mich mehr.
Andererseits war der 1. Weltkrieg beispielsweise ein Akt der Geschichte, den ich nur aus Büchern kannte, ähnlich wie das alte Rom.

Wir müssen verstehen und damit umzugehen lernen, dass die heute folgende Kinder-/Jugendgeneration naturgemäß ganz anders mit dem Thema umgeht und an das Thema herangeht.
Das von kleinauf in gewisser Weise erlernte Gespür für diese Zeit ist nicht mehr vorhanden, was auch eine andere Herangehensweise und einen anderen Umgang in der Diskussion erfordert. Etwas weniger hysterisch bei aller gebotenen Sachlichkeit wäre hilfreich, weil diese Generation sich sonst glaube ich geistig von dem Thema verabschiedet.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Rogan am 02. September 2013, 15:16:53
Tigershark, danke für Deine Klarstellung.

Wer die Einzigartigkeit des Holocaust nicht anzweifelt, wird ja keine relativierenden Vergleiche anstellen. Nichts anderes hat Zechi als nachvollziehbaren Diskussionsrahmen gesetzt.

Natürlich folgt aus der Einzigartigkeit des Holocaust auch eine Einzigartigkeit der darangeknüpften Verantwortung. Ich beispielsweise empfinde diese Verantwortung überhaupt nicht als Belastung, da ich mir persönlich natürlich keine Schuld gebe. Ein Erbe ist nicht mehr oder weniger als ein Erbe, dafür kannst Du nix, aber Du kannst Dein deutsches Erbe auch nicht ausschlagen (außer Du bürgerst Dich aus) oder nur teilweise annehmen: Die Untaten der Nazis gehören zum Deutschsein dazu wie Schindler, Scholl und die Swing-Jugend.

Außerdem: Nazideutschland hat ohne Grund die meisten Nachbarländer mit Krieg überzogen, einige mit einem besonders brutalen Vernichtungskrieg. Die Alliierten haben unter großen Verlusten die Befreiung erreicht. Die Folgen des zweiten Welkrieges sind noch heute in sehr, sehr vielen Ländern zu sehen und zu spüren. Warum sollten wir diesen Ländern vorschreiben, wie sie Deutschland wahrzunehmen haben? Die Betroffenen haben ihr eigenes Recht, uns Deutsche zu sehen, wie sie wollen.

Gut, dass die Nazis immerhin die Schweiz und Schweden verschonten, aber ich kann mir gut vorstellen, dass Du, Raven, den Umgang mit der Nazizeit anders sehen würdest, wenn Du Pole aus Borów wärest. Dem entsprechend können Armenier, Lakota und Samen ihren Staaten ihre eigenen Vorhaltungen machen, dass sie gewaltsam unterdrückerisch behandelt wurden, das müssen nicht wir Nicht-Betroffenen tun, meine ich.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Utlin am 02. September 2013, 15:40:49
Natürlich gab es schon seit der Antike Genozide und es gibt sie bis in die jüngste Vergangenheit. Natürlich muss sich niemand dafür schuldig bekennen oder auch nur fühlen, es sei denn er war Täter. Natürlich ist es auch erlaubt diese historisch korrekt miteinander zu vergleichen. Jedoch einen Vergleich zu führen, der in der Konsequenz das Ziel hat "Aufwertung durch Abwertung" , gilt es um jeden Preis zu verhindern. Der Genozid ist immer ein einzigartiges Verbrechen, auch Verbrechen der Verbrechen genannt und bedarf eines speziellen Vorsatzes (dolus specialis). Der Genozid der unter deutscher Verantwortung passierte, ist nun mal der Holocaust und ist auch innerhalb dieser Verbrechensgruppe einzigartig, sozusagen die Spitze der Absenz der Menschlichkeit. Er wurde quasi als Verwaltungsakt innerhalb der Wannenseekonferenz beschlossen und auch im Wesentlichen in einem Verwaltungsverfahren industriell umgesetzt. Das diese Tatsachen nicht relativiert werden, darum geht es.

Völker neigen nunmal gerne dazu ihre finsteren Geschichtsepochen  unter den Tepich zu kehren oder umzuschreiben. Übrigbleiben soll am liebsten nur das Positive. Das ist für das Individuum am bequemsten und für die Politik nützlich. Hieraus bildet sich dann schnell eine unheilsame Symbiose. Gerade der Holocaust verführt natürlich enorm zu dieser Vorgehensweise, v.a. da das urspüngliche Gedankengut bei weitem nicht aus der Welt ist. Die Einstellung, dass einen das ganze Thema "nervt", ist der erste Schritt zum wegsehen.

Edit:
Zur Klarstellung, auch der Vergleich anderer Genozide untereinander, mit dem obigen Ziel, verbietet sich von allein.

Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Tigershark am 02. September 2013, 15:56:40
Zitat
Ich empfinde es aber als extrem störend, dass man solche Vergleiche nicht einmal anstellen kann, diese Übersensibilisierung im Themenbereich Holocaust ist einfach furchtbar. Ich empfinde einfach das Töten Unschuldiger Menschen als falsch, unabhängig davon, in welchem Kontext, darum hat - für mich persönlich - keines solcher enormen Vergehen (wie z. B. die Ausrottung der Indianer) mehr oder weniger Schrecken als ein anderes. Aber nur beim Holocaust und afaik nur in Deutschland gibt es Gesetze, die die Verleugnung unter Strafe stellen.
Erst entschuldigst du dich für deine etwas unglückliche Art zu argumentieren (was ich dir wirklich abnehme), und dann begehst du denselben Fehler erneut. Der Holokaust ist ein spezifisch deutsches Verbrechen und damit, ob du das willst oder nicht, auch Teil deiner Geschichte. Dazu gehört auch, dass die Erinnerung daran untrennbar Teil des historischen Erbes dieses Landes ist. Relativierung durch Gleichsetzung gehört nicht zu einem verantwortungsvollen Umgang mit dieser Geschichte.
Teil meiner Geschichte? Meine Geschichte beginnt irgendwann 1988 (@Xiam: du darfst selbst rechnen) beim Sex meiner Eltern - alles davor - ich wehre mich ehrlich gesagt, dafür Verantwortung, Schuld, Last oder Ähnliches zu tragen. Es ist nicht mein Werk und ich will nicht, dass mir das zugerechnet wird. Wenn ihr das für euch als ok empfindet, dass man das dem deutschen Volk von heute zuschreibt, dann sei es so. Mir ist das zuwider. Ich bin nur für das verantwortlich, was ich auch irgendwie beeinflussen kann und nicht für das vor oder nach meiner Zeit.
Mache ich es mir damit zu einfach?

Zudem frage ich mich wirklich, was du genau unter "verantwortungsvoller Umgang mit der Geschichte" verstehst. Für mich wäre ein verantwortungsvoller Umgang, wenn man versucht, solche oder ähnliche Dinge von Anfang an im Keim zu ersticken. Werfen wir jetzt mal einen Blick nach Syrien?
Ist mit Sicherheit unbeabsichtigt und unbedacht von dir gewesen, aber dein Post klingt leider so:

"Ich bin nicht rassistisch, aber..."
"Ich habe nichts gegen Ausländer, aber..."
"Ich bin kein Antisemit, aber..."
"Der Holocaust war schlimm, aber..."
Und als Krönung noch die berühmte BILD-Empörung: "Das wird man doch wohl noch sagen dürfen!"

Merkst du was?

Ich unterstelle dir kein neo-faschistisches Gedankengut, sondern einfach nur eine gewisse Naivität im Umgang mit der Thematik. Menschen, die solche Dinge wie das oben von mir zitierte äußern, zeigen damit in erster Linie, dass sie sich der Problematik des Umgangs mit der deutschen Geschichte gar nicht richtig bewusst sind und ihnen (noch) die Sensibilität für das Ausmaß dieses Verbrechens fehlt. Ich empfehle dir daher ganz dringend, dich mit der Thematik auseinander zu setzen, damit du dich nicht wieder in eine Ecke gestellt fühlst, in die du nicht gehörst.

Leider glaube ich, dass du diesen Rat (noch) nicht annehmen wirst, da du im Moment davon überzeugt bist, dass du zu einer Generation gehörst, die aufbegehren muss, alte Hüte abstreift und das Denken neu erfindet (oder zumindest in modernere Bahnen lenkt), anstatt sich von den "alten Säcken" sagen zu lassen, wie man mit gewissen Themen umgeht.
Ich weiß nicht genau, was ich darauf sagen soll. Ich denke, ich bin politisch im Moment in einer Denk- und Umdenkphase. (Aktuell würde ich mich politisch als mitte-rechts einordnen.)
Vielleicht begreife ich aber wirklich nicht vollständig, WARUM der Holocaust schlimmer sein muss als (nehmen wir einfach mal wieder) die Ausrottung der Indianer. Für mich gibt es hierbei kein "weniger schlimm".
Mir fehlt aber auch jegliche Verwandschaft (die alle anderen hier wahrscheinlich noch kennenlernten), die überhaupt noch im Nazi-Regime lebten oder starben. Meine Großeltern sind allesamt verstorben, bevor ich dieses Thema überhaupt anschneiden konnte. Mir fehlt komplett der Bezug dazu und für mich fühlt es sich eben so an, als wäre das gar nicht in "meinem" Deutschland passiert.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Utlin am 02. September 2013, 16:03:04
Zitat
Ich bin nur für das verantwortlich, was ich auch irgendwie beeinflussen kann und nicht für das vor oder nach meiner Zeit.
Mache ich es mir damit zu einfach?

Beinflussen kannst du nicht das Geschehene, aber das Relativieren und Vergessen in deinem Umfeld.

Zitat
Für mich wäre ein verantwortungsvoller Umgang, wenn man versucht, solche oder ähnliche Dinge von Anfang an im Keim zu ersticken.

Exakt, deshalb auch der Post von Zechi. Das hat auch nichts mit hysterisch zu tun, sondern mit beeinflussen in seinem Machtbereich.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Moira am 02. September 2013, 16:13:07
Ich denke die ganze Diskussion um "was war schlimmer" erübrigt sich, wenn man sich einmal bewusst macht in welchem Umfang die Chemieindustrie in Zusammenarbeit mit Ärzten Menschenexperimente ausübte.
http://www.youtube.com/watch?v=2jBbz-X9YXA
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Xiam am 02. September 2013, 16:36:40
Zitat
Für mich wäre ein verantwortungsvoller Umgang, wenn man versucht, solche oder ähnliche Dinge von Anfang an im Keim zu ersticken.

Exakt, deshalb auch der Post von Zechi. Das hat auch nichts mit hysterisch zu tun, sondern mit beeinflussen in seinem Machtbereich.
Zumal ich Zechis Post überhaupt nicht hysterisch finde.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Speren am 02. September 2013, 16:38:21
Um mal auf Halvars Ausgangsfrage einzugehen:

"Muss" man diesen Dialog für das deutsche Publikum so ändern?
Für mich persönlich müsste man es nicht, aber ich kann es nachvollziehen, warum man es tut. Denn die daraus resultierenden möglichen Diskussionen sind hier schon ca. 3 Seiten lang und werden noch moderat geführt. Das kann aber auch ganz anders aussehen, mit den üblichen Verdächtigen und ihren "Beiträgen".

Offensichtlich ist für mich auch, dass die US-Amerikaner darauf weniger sensibel reagieren als wir Deutschen. Ist auch vollkommen okay, es ist unsere Geschichte.

Ich könnte mir z. B. auch folgendes Gedankenspiel vorstellen:
Wäre TBBT eine deutsche Serie und würde ins amerikanische übersetzt und würde genau jener Witz über eine Dokumentation über Vietnam, 9/11, Sklaventum,... gehen, hätte manch amerikanischer Sender dies auch anders übersetzt.

Edit:
Wehe, mir wirft jetzt jemand vor, ich würde Vietnam, 9/11 oder Sklaventum mit dem Holocaust gleichsetzen. Dann bitte nochmal genau lesen!
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: TheRaven am 02. September 2013, 17:35:28
Nur um das klarzustellen, weil TheRaven offenbar nicht verstanden hat, worum es geht.
Doch, habe ich.

Zitat
Es geht allein um die hier gezogenen Vergleiche von Tigershark (z.B. die Ausrottung der Nord- und Südamerikanischen Bevölkerung, die unbestreitbar auch zu einem der schrecklichsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte gehört) im Zusammenhang mit dem Holocaust.
Sich mit einem Thema neutral auseinanderzusetzen und ihm die Mystik zu entziehen bedingt automatisch den Vergleich mit ähnlichen Vorkommnissen. Gerade die Argumentation "das ist etwas Einzigartiges" und "das Schrecklichste jemals" vertieft die Ehrfurcht, sowie Faszination und zementiert den Stellenwert ausserhalb der historischen Bedeutung. Ich frage mal absichtlich naiv: Was macht denn den Holocaust so einzigartig? Meiner Meinung nach ist Rwanda ein mindestens ebenso wichtiges Beispiel und Lehrstück der menschliche Natur. Interessanterweise aber nicht nur der Genozid selbst, sondern die Reaktion oder eher nicht-Reaktion der restlichen Welt im Vergleich zum Holocaust. Besonders ironisch finde ich hier, dass die Abneigung gegenüber Vergleichen im Prinzip aber genau diesen Relativierungseffekt anderer solcher Vorkommnisse zur Folge hat. Und hier nochmals für die Leute, welchen das zu subtil war: Indem man dem Holocaust diese Sonderstellung zuspricht relativiert man alle anderen Genozide. Aber gut, war halt in Afrika und nicht einem "zivilisierten" Land.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Hautlappen am 02. September 2013, 20:42:44
Zitat
Sich mit einem Thema neutral auseinanderzusetzen und ihm die Mystik zu entziehen bedingt automatisch den Vergleich mit ähnlichen Vorkommnissen. Gerade die Argumentation "das ist etwas Einzigartiges" und "das Schrecklichste jemals" vertieft die Ehrfurcht, sowie Faszination und zementiert den Stellenwert ausserhalb der historischen Bedeutung.
Du hast es scheinbar immer noch nicht verstanden. Was du in dem von mir zitierten Beitrag geschrieben hast ist völlig richtig, das hat aber nichts mit Relativierungs- bzw. Verharmlosungseffekten zu tun sondern ist Folge schlechter Aufklärungsarbeit und Knoppscher Sensationsgier.
Ich kenne keine wissenschaftliche Arbeit die sich zB. mit dem Genozid in Ruanda oder Kambodscha beschäftigt, in der in jedem zweiten Absatz geschrieben wird der Holokaust seie doch viel schlimmer, weshalb man im Grunde diese genannten Genozide gar nicht erwähnen dürfte da sie eine Relativierung zur Folge hätten.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Moira am 02. September 2013, 21:01:56
Ich kenne keine wissenschaftliche Arbeit die sich zB. mit dem Genozid in Ruanda oder Kambodscha beschäftigt, in der in jedem zweiten Absatz geschrieben wird der Holokaust seie doch viel schlimmer, weshalb man im Grunde diese genannten Genozide gar nicht erwähnen dürfte da sie eine Relativierung zur Folge hätten.

Holocaust ist immer schlimm, da gibt es für mich kein Schlimmer.
Ich habe die Dokumentationen auf Arte über beide Völkermorde gesehen, und finde sie auch schlimm, wie jeden Mord auch.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Hautlappen am 02. September 2013, 21:06:15
Eben, nichts anderes schreibe ich. Deswegen ist die Empörung über eine angebliche ständige Betonung der deutschen Schuld heuchlerisch und eine Chimäre. Aufarbeitung findet nicht statt. Allerdings ist der Umkehrschluss, dass eine Desensibilisierung des Themas zur mehr Seriosität und Wissenschaftlichkeit führt schlicht falsch.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Moira am 02. September 2013, 21:13:59
Ich denke, die Angst, dass es in den deutschen Genen liegt, ist einfach größer, weil, wie schrieb schon Tolstoi:
"Die Deutschen sind ein Volk auf das man von allen Seiten einprügeln kann"
Weiterhin verglich er die Deutschen mit einen leichtgläubigen und leicht zu beinflussenden Volk.
Ein anderer Schriftsteller (ich kann mir Namen leider schlecht merken) merkte an, der Deutsche sei gewissenhaft und bringt wunderbare Dinge hervor, aber er tut es ohne Liebe.
Also ein emotionsloses Volk lässt sich noch leichter lenken, und aufwiegeln.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Zechi am 03. September 2013, 07:32:53
Zitat
Es geht allein um die hier gezogenen Vergleiche von Tigershark (z.B. die Ausrottung der Nord- und Südamerikanischen Bevölkerung, die unbestreitbar auch zu einem der schrecklichsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte gehört) im Zusammenhang mit dem Holocaust.
Sich mit einem Thema neutral auseinanderzusetzen und ihm die Mystik zu entziehen bedingt automatisch den Vergleich mit ähnlichen Vorkommnissen. Gerade die Argumentation "das ist etwas Einzigartiges" und "das Schrecklichste jemals" vertieft die Ehrfurcht, sowie Faszination und zementiert den Stellenwert ausserhalb der historischen Bedeutung. Ich frage mal absichtlich naiv: Was macht denn den Holocaust so einzigartig? Meiner Meinung nach ist Rwanda ein mindestens ebenso wichtiges Beispiel und Lehrstück der menschliche Natur. Interessanterweise aber nicht nur der Genozid selbst, sondern die Reaktion oder eher nicht-Reaktion der restlichen Welt im Vergleich zum Holocaust. Besonders ironisch finde ich hier, dass die Abneigung gegenüber Vergleichen im Prinzip aber genau diesen Relativierungseffekt anderer solcher Vorkommnisse zur Folge hat. Und hier nochmals für die Leute, welchen das zu subtil war: Indem man dem Holocaust diese Sonderstellung zuspricht relativiert man alle anderen Genozide. Aber gut, war halt in Afrika und nicht einem "zivilisierten" Land.

Nochmal, Vergleiche an sich sind nicht falsch, denn ohne den Vergleich kann man auch nicht die Sonderstellung des Holocausts feststellen. Es geht auch nicht darum festzustellen, dass der Holocaust das "Schrecklichste jemals" war und natürlich ist jedes historische Ereignis mehr oder weniger "EInzigartig". Falls deine Frage bzgl. der Besonderheiten des Holocausts ernst gemeint war, so wirst du dazu massenweise Literatur finden. Die wesentlichen Punkte:

1. Vorherige Ankündigung der Staatsführung den Holocaust "durchführen" zu wollen.

2. Globaler Anspruch des Holocausts, nämlich alle als Juden eingestufte Menschen (und auch andere Gruppen) weltweit zu vernichten, egal ob Frau, Kind Alte, Säugling usw. Beschränkt wurde der Holocaust allein durch den de facto Machtbereich des Deutschen Reiches. Dagegen sind andere Genozide oder sonstige Massenmorde immer regional begrenzt und meist Teil eines internen Konfliktes.

3. Um den Holocaust durchzuführen war die Entfesselung eines Weltkriegs erforderlich, gewollt und geplant (der Krieg hat natürlich noch andere Gründe, aber ohne Krieg war der Holocaust so nicht möglich).

4. Organisation und Durchführung des Holocausts, Anwendung industrieller Mechaniken, Schaffung von Tötungsfabriken usw.

5. Die Durchführung des Holocausts genoss höchst Priorität und das zu einem Zeitpunkt, wo der Krieg de facto verloren oder zumindest kein "Endsieg" mehr möglich war. Mit dem Scheitern des Blitzkriegs gegen die Sowjetunion und dem Kriegseintritt der USA Ende 1941 war die Niederlage des Deutschen Reiches im Prinzip abzusehen. Ab 1942 wurde der Holocaust massiv forciert und ausgeweitet, um in dem vorhandenen Machtbereich alle "Juden" habhaft zu werden und zu vernichten und das obwohl die Durchführung massive Ressourcen beanspruchte, was jeglicher militärischer Logik widersprach.

Gruß Zechi
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: TheRaven am 03. September 2013, 11:00:51
1. Vorherige Ankündigung der Staatsführung den Holocaust "durchführen" zu wollen.
Ist das nicht eher ein Detail als eine wichtige historische Begebenheit? Es zeigt jedoch, dass der Holocaust als vorgeschobene Motivation für den Eroberungskrieg diente. Siehe nachfolgende Antworten.

2. Globaler Anspruch des Holocausts, nämlich alle als Juden eingestufte Menschen (und auch andere Gruppen) weltweit zu vernichten, egal ob Frau, Kind Alte, Säugling usw. Beschränkt wurde der Holocaust allein durch den de facto Machtbereich des Deutschen Reiches. Dagegen sind andere Genozide oder sonstige Massenmorde immer regional begrenzt und meist Teil eines internen Konfliktes.
Bei fast allen anderen Genoziden war die Zielpopulation auch primär regional konzentriert. Wenn man sich eine Population aussucht, welche das nicht ist, dann ist es eigentlich nur logisch, dass ein solches Vorhaben auch global durchgesetzt werden soll. Wenn die Tutsi auch eine grössere Population in Westafrika gehabt hätten, dann denke ich wäre durchaus auch der Versuch unternommen worden, sie dort zu erreichen.

3. Um den Holocaust durchzuführen war die Entfesselung eines Weltkriegs erforderlich, gewollt und geplant (der Krieg hat natürlich noch andere Gründe, aber ohne Krieg war der Holocaust so nicht möglich).
Das Ziel war nicht der Holocaust, sondern wie so oft schlicht ein Eroberungskrieg zur Ausweitung des Territoriums und der Macht. Dazu gehört wie immer auch die teilweise Vernichtung der Zielpopulation. Die Judenfrage war hier ursprünglich lediglich ein Vehikel für die Mobilisation und Motivation der eigenen Bevölkerung und eine Rationalisierungsmöglichkeit. Die Propaganda und Rationalisierung erreichte dann in Verlauf der Ereignisse eine ungeheure Eigendynamik, so dass dieser ursprüngliche Strohmann dann plötzlich nicht mehr aus Stroh war und sich der Fokus von der Eroberung auf die Vernichtung umlenkte. Du implizierst hier aber die Idee, dass der Krieg als Mittel zum Zweck der Vernichtung lanciert wurde. Ich glaube nicht, dass dies korrekt ist.

4. Organisation und Durchführung des Holocausts, Anwendung industrieller Mechaniken, Schaffung von Tötungsfabriken usw.
Stimmt, diese Tatsache ist unbestritten aber meiner Meinung nach eher eine Folge der Möglichkeiten und Kultur. Ein Genozid will immer so effizient, schnell und umfangreich durchgeführt werden wie irgend möglich. Wenn die Urheber ein hohe Industrialisierung besitzen ist es daher eigentlich nur logisch, dass der Völkermord auch entsprechend gut organisiert wird.

5. Die Durchführung des Holocausts genoss höchst Priorität und das zu einem Zeitpunkt, wo der Krieg de facto verloren oder zumindest kein "Endsieg" mehr möglich war. Mit dem Scheitern des Blitzkriegs gegen die Sowjetunion und dem Kriegseintritt der USA Ende 1941 war die Niederlage des Deutschen Reiches im Prinzip abzusehen. Ab 1942 wurde der Holocaust massiv forciert und ausgeweitet, um in dem vorhandenen Machtbereich alle "Juden" habhaft zu werden und zu vernichten und das obwohl die Durchführung massive Ressourcen beanspruchte, was jeglicher militärischer Logik widersprach.
Siehe die Antwort oben bezüglich "Eigendynamik".
Gute Antwort, danke. Meine Literaturkenntnisse in diesem Feld sind beschränkt aber mit dem mir zur Verfügung stehenden Wissen stehe ich einigen Aussagen kritisch gegenüber. Siehe Antworten oben. Für mich wäre der Holocaust weniger erschreckend, wenn es effektiv relevante, historische Gründe für den Genozid gegeben hätte. Hier scheint es aber lediglich Rassismus und generelle Ablehnung gewesen sein, die instrumentalisiert wurde um gewisse Ziele zu erreichen, welche es bedingen, dass man die eigene Bevölkerung hinter sich vereinen kann. Verstärkt wird dies dadurch, dass die Urheber mit der Zeit selber die Kontrolle über dieses Instrument verloren haben und es am Ende sogar ihre effektiven Ziele ersetzt hat. Das sind für mich die Alleinstellungsmerkmale dieser Tat. Bei allen anderen Genoziden (so weit ich das weiss), war effektiv die Vernichtung das primäre Ziel der Gewalt und nicht ursprünglich ein Instrument mit dem Ziel der Motivation und Mobilisation.

Das alles ändert logischerweise nichts am effektiven Resultat. Aber ich denke der öffentliche Diskurs und der Vergleich bezüglich Motivation und Gründen ist essentiell um entsprechende Lehren zu ziehen. Und zwar für die generelle Bevölkerung, nicht Akademiker und Spezialisten. Daher setze ich mich ein für die uneingeschränkte, transparente Behandlung der Thematik. Das führt unweigerlich dazu, dass auch Leute aus dem Loch gekrochen kommen, die Vorkommnisse leugnen oder verzerren aber es ist immer besser solche Meinungen zuzulassen und sie sauber zu entkräften/widerlegen anstatt sie zu unterdrücken. Bildung und Aufklärung statt Zensur. Das man damit einige Jahrzehnte warten muss/sollte, versteht sich von selbst. Eine solche Analyse bedingt den mehrheitlich emotionslosen Umgang mit der Thematik und das ist nicht sofort möglich.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Zechi am 03. September 2013, 13:50:35
3. Um den Holocaust durchzuführen war die Entfesselung eines Weltkriegs erforderlich, gewollt und geplant (der Krieg hat natürlich noch andere Gründe, aber ohne Krieg war der Holocaust so nicht möglich).
Das Ziel war nicht der Holocaust, sondern wie so oft schlicht ein Eroberungskrieg zur Ausweitung des Territoriums und der Macht. Dazu gehört wie immer auch die teilweise Vernichtung der Zielpopulation. Die Judenfrage war hier ursprünglich lediglich ein Vehikel für die Mobilisation und Motivation der eigenen Bevölkerung und eine Rationalisierungsmöglichkeit. Die Propaganda und Rationalisierung erreichte dann in Verlauf der Ereignisse eine ungeheure Eigendynamik, so dass dieser ursprüngliche Strohmann dann plötzlich nicht mehr aus Stroh war und sich der Fokus von der Eroberung auf die Vernichtung umlenkte. Du implizierst hier aber die Idee, dass der Krieg als Mittel zum Zweck der Vernichtung lanciert wurde. Ich glaube nicht, dass dies korrekt ist.

Ich will die Diskussion nicht in eine epische Länge ziehen, aber nochmal kurz zu diesem Punkt antworten. Die Ursachen für den zweiten Weltkrieg sind sicherlich vielfältig und natürlich war der Krieg auch ein Eroberungskrieg (Stichwort: Lebensraum im Osten), aber bereits im Vorfeld des Krieges hat das Regime die späteren Kriegsgegner als "Handlanger" der "Juden" bestimmt. Das gilt insbesondere für die Sowjetunion. Der Bolschewismus war nach Auffassung der Nazis letztlich eine jüdische Idee, genauso wie das sogenannte "Finanzjudentum". Hitler hat zudem mehrfach deutlich gemacht, dass wenn es zu einem Krieg kommt, er vor hat die Juden zu vernichten. Deutlich wird das z.B. in einer Rede Hitlers im Januar 1939:

Zitat
„Und eines möchte ich an diesem vielleicht nicht nur für uns Deutsche denkwürdigen Tag nun aussprechen. Ich bin in meinem Leben sehr oft Prophet gewesen und wurde meistens ausgelacht... Ich will heute wieder ein Prophet sein: Wenn es dem internationalen Finanzjudentum in und außerhalb Europas gelingen sollte, die Völker noch einmal in einen Weltkrieg zu stürzen, dann wird das Ergebnis nicht die Bolschewisierung der Erde und damit der Sieg des Judentums sein, sondern die Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa.“

Den Krieg wurde vom Nazi-Regime aus den unterschiedlichsten Interessen entfesselt, aber einer der Gründe war die zuvor angekündigte Vernichtung der "Juden" in Europa und letztlich weltweit. Somit war der Krieg auch ein Mittel zum Zweck, nämlich um möglichst vieler "Juden "habhaft zu werden und diese zu vernichten. Dieses Ziel genoss dann ab dem Zeitpunkt höchste Priorität, als abzusehen war, dass der Krieg nicht mehr zu "gewinnen" war und letztlich die Initiative auf die Allierten überging. Das belegt noch einmal, dass eines der maßgeblichen Kriegsziele des Regimes die Vernichtung der "Juden" in Europa war.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Darigaaz am 03. September 2013, 14:28:01
Zitat
Natürlich folgt aus der Einzigartigkeit des Holocaust auch eine Einzigartigkeit der darangeknüpften Verantwortung. Ich beispielsweise empfinde diese Verantwortung überhaupt nicht als Belastung, da ich mir persönlich natürlich keine Schuld gebe. Ein Erbe ist nicht mehr oder weniger als ein Erbe, dafür kannst Du nix, aber Du kannst Dein deutsches Erbe auch nicht ausschlagen (außer Du bürgerst Dich aus) oder nur teilweise annehmen: Die Untaten der Nazis gehören zum Deutschsein dazu wie Schindler, Scholl und die Swing-Jugend.
Die Verantwortung ist unabhängig eines Holocausts immer, Tyrannei zu bekämpfen und Genozide zu verhindern, wenn möglich.
Spoiler (Anzeigen)

Sich schuldig zu fühlen, lehne ich dabei ab und sehe ich nicht in dieser Verantwortung enthalten. Lediglich öberflächliche Bilder und Eindrück durch oberflächliche Medien transportieren diesen Eindruck zur breiten Masse. Wenn man Jemanden nicht vergeben will, ist das für mich auf persönlicher Ebene und sollte dort bleiben, jedoch nicht auf politischer Ebene. Und genau da ist der Unterschied von Deutschland zu anderen Nationen. Ob du damit zurechtkommen willst, ist dein Bier.

Dies von allen zu verlangen, die eben nicht das politische Bild des ewig Sühnenden abgeben wollen, halte ich für unsere Generationen allerdings für unangebracht. Wobei das wiederum nicht Leugnen bedeutet.

Die Kunst ist, sich dennoch ein Bewusstsein zu bewahren. Wenn erstmal alle direkten Zeitzeugen passe sind und man es nur noch in Büchern oder eventuell sogar im Internet nachlesen kann, fängt es erst an, kritisch zu werden. Dann wird man theoretisch alles in Frage stellen können, denn Papier ist ja geduldig und im Internet hat man ein hohes Risiko, an Halbwissen zu geraten, also wer sagt einem, daß der Holocaust nicht erfunden sei, fälschen kannst du heute alles ;).

Da liegt die Verantwortung unserer und nachfolgenden Generation/-en. Aber nicht im Aufrechterhalten stereotypischer Erwartungen und Dummheit.

-edit-
Ich erwarte außerdem solch ein Bewusstsein von jedem Land, das Völkermord (egal wieviel Zeit vergangen ist) betrieben hat, um Lebensraum zu gewinnen ;).
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Durion-Gollor am 03. September 2013, 14:41:17
Zechi, sorry, aber damals war Judenbashing einfach opportun und immer ein gutes Mittel zum Zweck. Tatsächlich waren die Kriegsgründe aber sicher eher in politischem Größenwahn hinsichtlich neuem "Lebensraum", einer krassen wirtschaftlichen Schieflage sowie Wiedergutmachungsgedanken nach dem verlorenen ersten Krieg zu suchen.
Die Judenvernichtung hat sich vor allem im Verlauf des Krieges unter Himmler und seinen Helfern zu einer Art Prestigeprojekt entwickelt, dem dann Vieles untergeordnet wurde. Damit wurde sicher auch intern von der zunehmenden Erfolglosigkeit speziell an der Ostfront abgelenkt und mit den juden war ein universeller Sündenbock für jegliches Versagen in Partei und Militär gefunden.

Aber als Kriegsursache ist das populärwissenschaftlicher n-tv- Aberglaube.  
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Zechi am 03. September 2013, 15:17:58
Zechi, sorry, aber damals war Judenbashing einfach opportun und immer ein gutes Mittel zum Zweck. Tatsächlich waren die Kriegsgründe aber sicher eher in politischem Größenwahn hinsichtlich neuem "Lebensraum", einer krassen wirtschaftlichen Schieflage sowie Wiedergutmachungsgedanken nach dem verlorenen ersten Krieg zu suchen.
Die Judenvernichtung hat sich vor allem im Verlauf des Krieges unter Himmler und seinen Helfern zu einer Art Prestigeprojekt entwickelt, dem dann Vieles untergeordnet wurde. Damit wurde sicher auch intern von der zunehmenden Erfolglosigkeit speziell an der Ostfront abgelenkt und mit den juden war ein universeller Sündenbock für jegliches Versagen in Partei und Militär gefunden.

Aber als Kriegsursache ist das populärwissenschaftlicher n-tv- Aberglaube.  

Nochmal für die ganz Langsamen. Wie ich bereits mehrfach geschrieben habe, gab es viele Ursachen für den zweiten Weltkrieg. Ganz klar auch die von dir erwähnten Gründe, aber eine Motivation für den Krieg war auch der Antisemitismus des Regimes. Es war sicherlich nicht die Hauptmotivation oder gar die einzige Ursache für den Krieg, aber eben eine die maßgeblich die Politik des NS-Regimes beeinflusst hat. Wie bereits angedeutet gingen die Ziele und Motivationen für den Krieg ja Hand in Hand. Die meisten "Juden" lebten im Osten (Polen, UdSSR), genau dort, wo man den Lebensraum erobern wollte. Das ist Stand der historischen Forschung zum Holocaust und ganz sicherlich nicht populärwissenschaftlicher n-tv Aberglaube. Was solche platten Beleidigungen hier sollen, kann ich nicht nachvollziehen. Es ist absolut unstreitig, dass eines der vorrangigen Ziele des Regimes die Vernichtung der Menschen war, die als "Juden" eingestuft wurden. Das ist durch zahllose Reden der entsprechenden Personen ebenso dokumentiert und zieht sich wie ein roter Faden von der Machtergreifung bis hin zu Hitlers Testament.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Rogan am 03. September 2013, 16:11:55
Dies von allen zu verlangen, die eben nicht das politische Bild des ewig Sühnenden abgeben wollen, halte ich für unsere Generationen allerdings für unangebracht. Wobei das wiederum nicht Leugnen bedeutet.

Bedeutet für Dich, den Holocaust als Teil des deutschen Erbes anzunehmen, das Bild des ewig Sühnenden abzugeben? Wie anders als jetzt meinst Du sollen wir mit diesem Erbteil umgehen?
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Darigaaz am 03. September 2013, 17:32:04
Das deutsche Erbe sehe ich in dieser Art nicht als mein Erbe an, ich habe nichts verbrochen. Wie man damit umgehen sollte? Einen Schlußstrich ziehen und sich diesem Thema nicht durch Tabuisierung stellen. Ich bin irgendwelchen Opfern in der 3. Generation und höher nichts schuldig, nur weil ich aus Deutschland komme.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Hautlappen am 03. September 2013, 17:44:02
Zitat
Ich bin irgendwelchen Opfern in der 3. Generation und höher nichts schuldig, nur weil ich aus Deutschland komme.
1. hat das niemand behauptet, und
2. bist du das im Grunde sehr wohl, und zwar indirekt als Steuerpflichtiger in der Form von Entschädigungszahlungen an noch lebende Opfer des deutschen Faschismus. Denkst du auch dass die Bundesregierung dieser Pflicht nicht nachkommen sollte weil deren Mitglieder nicht (mehr) an den Verbrechen beteiligt waren?
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Darigaaz am 03. September 2013, 18:13:04
Zitat
1. hat das niemand behauptet, und
Das ist allerdings der Eindruck, den ich habe, wenn ich mich z. B. im Netz bewege. Und da bin ich nicht der Einzige.

Zitat
2. bist du das im Grunde sehr wohl, und zwar indirekt als Steuerpflichtiger in der Form von Entschädigungszahlungen an noch lebende Opfer des deutschen Faschismus. Denkst du auch dass die Bundesregierung dieser Pflicht nicht nachkommen sollte weil deren Mitglieder nicht (mehr) an den Verbrechen beteiligt waren?
In die Pflicht genommen zu werden, ist ein Unterschied zu Schuld tragen. Noch Lebende haben Anspruch. Aber nur diese. Ich persönlich sehe mich auch nicht für die noch Lebenden direkt in der Schuld. Steuern zu zahlane kann ich hinnehmen, solange direkte Opfer etwas davon haben. Darüber hinaus berührt es mich nicht und würde ich tatsächlich als ungerecht empfinden.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Rogan am 03. September 2013, 21:07:03
Das deutsche Erbe sehe ich in dieser Art nicht als mein Erbe an, ich habe nichts verbrochen. Wie man damit umgehen sollte? Einen Schlußstrich ziehen und sich diesem Thema nicht durch Tabuisierung stellen. Ich bin irgendwelchen Opfern in der 3. Generation und höher nichts schuldig, nur weil ich aus Deutschland komme.

Dann beginnt bei Dir deutsche Geschichte wann?

Du erwartest von Amerikanern, Kanadiern und Australiern ja auch, dass sie zu den Folgen ihrer Handlungen gegenüber der Ureinwohner stehen, oder nicht?
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: TheRaven am 04. September 2013, 00:45:21
Du erwartest von Amerikanern, Kanadiern und Australiern ja auch, dass sie zu den Folgen ihrer Handlungen gegenüber der Ureinwohner stehen, oder nicht?
Von der jeweiligen Regierung, offiziellen Entitäten und Einzelpersonen in bestimmten Ämtern als Konsequenz ihres Räpresentationsfunktion, nicht der Bevölkerung selbst. Das hat aber mehr mit Respekt und Rücksicht vor den Opfern und ihren Nachkommen zu tun als mit Schuldgefühl und Sühne.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Nightmoon am 04. September 2013, 00:56:53
In Californien wurden ganze Völker von Native Americans ausgelöscht, nicht nur fast und nach wie vor leugnet die US Regierung dass damals Völkermord begangen wurde. Wenn man da also Erwartungen hat, werden die ganz bitter enttäuscht.
Ab wann deutsche Geschichte beginnt ist schwer zu sagen, da es Deutschland als solches noch nicht sehr lange gibt, ähnlich wie Italien. Die Existenz einer Bayernpartei bei der Wahl zeigt dabei deutlich, dass auch heute Deutschland ein großes Feld ist und die Zusammengehörigkeit ein wenig gekünstelt.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Darigaaz am 04. September 2013, 10:28:46
Das deutsche Erbe sehe ich in dieser Art nicht als mein Erbe an, ich habe nichts verbrochen. Wie man damit umgehen sollte? Einen Schlußstrich ziehen und sich diesem Thema nicht durch Tabuisierung stellen. Ich bin irgendwelchen Opfern in der 3. Generation und höher nichts schuldig, nur weil ich aus Deutschland komme.

Dann beginnt bei Dir deutsche Geschichte wann?

Du erwartest von Amerikanern, Kanadiern und Australiern ja auch, dass sie zu den Folgen ihrer Handlungen gegenüber der Ureinwohner stehen, oder nicht?
Ich erwarte Gerechtigkeit. Und ich erwarte, daß die von dir genannten Länder und deren Regierungen diese haben walten lassen. Ansonsten halte ich den jetzigen dort lebenden Menschen das nicht permanent vor oder erwarte, daß diese permanent sühnen. Wieso auch, ist zum Teil hunderte Jahre her. Was ich erwarte, ist, daß das Fingerzeigen aufhört.

Was hat das mit deutscher Geschichte zu tun? Die kannst du, genauso wie ich, nachlesen. Meine eigene Geschichte und Lebensweg beginnt nicht in der Weimarer Republik und auch nicht 1914. Von daher habe ich ein reines Gewissen.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: TheRaven am 04. September 2013, 12:13:31
Tja und was genau ist denn diese "Gerechtigkeit" von welcher du sprichst und wer bestimmt diese? Ich denke du würdest wohl mehr als eine Person finden, die es nur gerecht finden würde, wenn man alle Nachfahren jeder Generation bestimmter Nazi-Funktionäre eliminieren würde, so wie man ganze jüdische Stammbäume eliminiert hat. Und im Prinzip wäre das ja gerecht, wenn man mathematisch betrachten würde.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Darigaaz am 04. September 2013, 16:02:17
In diesem Falle ich, der sich als unschuldig betrachtet. In der damaligen Zeit die Länder, die den Krieg beendeten. Das eine ist die gesellschaftliche/persönliche Ebene, das andere die politische.

Die politische Meinung muß nicht meine persönliche Meinung sein.
Titel: Unangebrachte Witze
Beitrag von: Tigershark am 04. September 2013, 16:19:28
Tja und was genau ist denn diese "Gerechtigkeit" von welcher du sprichst und wer bestimmt diese? Ich denke du würdest wohl mehr als eine Person finden, die es nur gerecht finden würde, wenn man alle Nachfahren jeder Generation bestimmter Nazi-Funktionäre eliminieren würde, so wie man ganze jüdische Stammbäume eliminiert hat. Und im Prinzip wäre das ja gerecht, wenn man mathematisch betrachten würde.
So etwas ist mathematisch nicht miteinander aufzuwiegen, und ich denke, das ist dir klar.