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Workshop => Story Hour => Thema gestartet von: Falkenblut am 28. November 2008, 13:35:34

Titel: Das zweite Gedächtnis
Beitrag von: Falkenblut am 28. November 2008, 13:35:34
Prolog

Das laute Bersten von Holz zerriss die Luft. Ein Knall, als würden 100 Peitschen gleichzeitig geschwungen folgte, und Seilreste zischten über das nasse Deck. Ein Seeman schrie auf, als ihn eines der Seile traf und seinen linken Arm sauber abtrennte. Er taumelte nach hinten und stieß gegen eines der Bordgeschütze. Die ohnehin schon geschwächte Halterung riss entgültig und das Gerät ging mitsamt des verletzten Seemannes laut  krachend über Bord. Lautes Donnern ertönte und die rabenschwarze, sturmgepeitschte Nacht wurde taghell, als ein Blitz im Krähennest einschlug.

Eine kleine, bis auf die Haut durchnässte Gestalt, mit wehendem Kaputzenmantel kämpfe sich über das Deck.
"Jussuf!! JUSSUF!!"
Ein Blitz erhellte einen Augenblick lang die Dunkelheit, und der angesprochene Calimshit drehte sich um. "Ja, Kapitän?"
"Geh und sieh nach der Ladung! Sicher sie! Prüfe, ob die Seile richtig sitzen, und pass auf die Fässer auf!"
"Jawohl, mein Kapitän!".

Jussuf, der mittelgroße Calimshit und erste Maat an Bord kämpfe sich mühsam zur Tür, die auf Umwegen in den Frachtraum führte. Eine eiskalte Woge brach über die Reling und riss den Seeman beinahe von den Füßen, und nur seine katzenhaften Reflexe, dank denen er sich am Türrahmen festhalten konnte, bewahrten ihn davor von Deck gespült zu werden. Bei den Göttern, die Seehexe würde ihn nicht kriegen! Heute nicht! Nicht auf der letzten Fahrt, bevor er mit dem Erlös dieser Fahrt bei seinem Onkel im Seidenhandel einsteigen würde.
Der Calimshit riss die Tür auf, schwang sich durch, und knallte sie hinter sich zu. Er wischte sich eine Haarsträhne aus seinem Gesicht, und merkte, dass er blutete. Anscheinend hatte ihn das zerreissende Seil vorhin doch noch erwischt. Die Wunde schien nicht tief zu sein, und er beschloss sich das später genauer anzuschauen. Er warf einen Blick zu den vier Söldnern, die gerade dabei waren ihr Gepäck festzuhalten und erneut zu sichern.
Dann nahm er eine der Öllampen, ging er nach links, zur nächsten Tür, ging durch sie hindurch und betrat, durch eine Luke, den Frachtraum.

Jorgan, der dritte Maat des Schiffes, sicherte gerade eines der Pulverfässer, hatte jedoch enorme Mühen dabei, da das Schiff viel zu unruhig war, und er keinen Halt fand.
Er eilte zügig zu Jorgan, stellte die Öllampe auf einer der Fischkisten daneben ab und hielt das Sicherungsseil.
"Danke!" keuchte Jorgan, und zog das Sicherungsseil des ersten Pulverfasses fest.
"Los, weiter gehts, die anderen 2 Sicherungsseile sind auch schon enorm lose. Wer hat die befestigt?!"
"Das muss Dariusz gewesen sein, bevor er ins Krähennest geklettert ist!" antwortete Jorgan durch seine zusammengebissenen Zähne. Die Anstrengung der vergangenen Stunden waren Jorgan, dem dritten Maat ins Gesicht geschrieben. Mehrere blaue Flecke und Platzwunden von herumfliegenden Kisten zierten seinen muskulösen, durchtrainierten Körper.

Plötzlich sackte das gesamte Schiff enorm ab, und Kisten flogen herum. Das Sicherungsseil des mittleren Pulverfasses riss mit einem lauten Knall und der dritte Maat wurde sofort davon begraben. Von Deck waren Schreie zu hören, und lautes, wütendes Gebrüll zeugte davon, dass anscheinend auch die Söldner leichte Probleme hatten.
Jussuf stemmte sich mit seinem ganzen Körpergewicht gegen das Fass, um Jorgan Zeit zu verschaffen sich zu befreien.
Dann wurde das Schiff seitlich geschleudert, und der Calimshit merkte, wie er durch die Luft gewirbelt wurde. Ganz langsam, sah er wie er in den durch gerissene Sicherungsseile gesicherten Fischkistenstapel flog. Die Öllampe flog ebenso in Zeitlupe zu Boden. Und zerbrach. Der gesamte Inhalt verteilte sich sofort über den Boden, und begann sofort mit hellem Feuer zu brennen. Jorgan, der gerade wieder zu Bewusstsein gekommen sein musste, schrie auf, als er das Feuer um sich herum und auf ihm bemerkte und versuchte panisch das Pulverfass, das halb aufm ihm lag, von ihm herunter zu bekommen.

Der erste Maat sah das Spektakel, gab seinen Versuch auf sich unter den Fischkisten hervorzuwühlen, und schickte ein Stoßgebet zu den Göttern. Dann wurde es hell und Jussuf hörte aus weiter Ferne einen ohrenzerreissenden Knall...




Im Folgenden wird der Adventure Path "Cold Awakening" aus Sicht des Gnoms Faerl* beschrieben; Alcarin leitet die Kampagne. Es handelt sich hierbei um die Nachfolgekampagne von "Lords of Darkness", in der unsere Gruppe neue Helden spielen.
Zunächst ein paar Hintergründe (weitere Hintergründe werden evtl ergänzt/aktualisiert):

Die Gruppe:
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Die Zeit:
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Allgemein:
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Titel: Re: Das zweite Gedächtnis
Beitrag von: Falkenblut am 28. November 2008, 13:53:24
0: Ein großer Knall

Faerl warf einen Blick um sich und stellte mit Zufriedenheit fest, dass Jorgan, der dritte Maat immer noch den Schlaf des Gerechten schlief. Und das im Dienst... Er konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, als sein Blick über Jorgan schweifte.

Jorgan schlief 3 Tage nach Reisebeginn bei der Nachtwache ein, wurde vom ersten Maat erwischt und musste deshalb seitdem jeden Abend kurz vor Beginn des Abendessens ins Krähennest klettern und dort bis Mitternacht Ausschau halten, und zur Mittagszeit erneut für einige Stunden hoch. Zusätzlich zu seinem normalen Dienst.

Der Gnom schaute auf das Deck des Dreimasters herunter und sah einige Mannschafter Karten spielen. Die Mittagshitze war drückend und der heiße Wind kitzelte Faerls gut gepflegten, haselnussbraunen Vollbart. Die Sonne beleuchtete sein Werk, und das Grinsen des extrovertierten Gnoms wuchs noch weiter an. Vor ihm döste Jorgan, der knapp 2 Schritt große menschliche Seefahrer in seiner grau-blauen Dienstuniform. Dessen sorgfältig getrimmter blonder Vollbart existierte nur noch auf der linken Gesichtshälfte, die Rechte hatte Faerl fast vollständig mit einem Zaubertrick wegrasiert. Nur ein kleines Herz aus Barthaaren auf der Wange erinnerte noch an den einst  stattlichen Vollbart auf der rechten Gesichtshälfte.  Der kleine Scherzbold begutachtete die neue Rasur noch mal kritisch und dankte seinem Lehrmeister innerlich ihm auch die Kunst der Zaubertricks beigebracht zu haben, ohne die sein Leben nur halb so lustig wäre...

Flink und elegant wie eine Katze kletterte er wieder runter.
"Und?"
Phirius grinste zu Faerl rüber und nahm den nächsten tiefen Zug durch seine Pfeife.
"Er wird sich wünschen nie geboren zu sein. Der Narr. Naja, Dariusz wird sich freuen, und es erst mal für sich behalten, das habe ich mit ihm abgesprochen. Es vergrößert den dramatischen Effekt." Faerl grinste genüsslich, dann wurde seine Miene ernster. "Aber wenn Jorgan noch ein mal einschläft verpfeife ich ihn, bei den Garls glitzerndem Kamm! Seinetwegen landen wir noch alle bei den Fischen...Ah, da kommt Dariusz. Dann lassen wir das Schauspiel beginnen..."
"Gut, dann haben wir wenigstens noch etwas zu lachen, bevor der Sturm in ein paar Stunden beginnt." meinte Phirius süffisant grinsend und warf einen Blick zum Krähennest.
"Ach, Phirius. Wir sollten Wetten abschließen: wie lange meinst du wird es dauern, bis das große...Erwachen... kommt?" Faerl betonte das Erwachen. "Ich denke, hören werden wir es ja sobald er es bemerkt. Aber es wäre sicherlich interessant zu wissen wann das der Fall sein wird..."
"Du weisst doch dass DU sowieso nie Glück bei solchen Geschichten hast...Aber gut, sagen wir ein Glas Wein, dass er es erst nach seinem Erholungsschlaf vor dem Sturm bemerken wird?"
"So spät?! Ausgeschlossen! Ich wette dagegen und behaupte, er schon wird innerhalb der nächsten Stunde Amok laufen."

Sie schlugen ein und sahen Dariusz, Jorgans Ablösung, zu, wie er die Takelage katzengleich hochkletterte, und wenige Momente später Jorgan runterhangelte. Unten angekommen streckte sich Jorgan und warf den beiden einen herrischen Blick zu.
"Was gibts denn da zu schauen?! Ihr Söldnerpack habt doch sicherlich noch ein paar Sachen vorzubereiten, oder?"
Der Calimshit runzelte die Stirn.
"Nein Jorgan, wir haben schon alles vorbereitet. Ebenso wie der Rest der Mannschaft. Der Sturm kann kommen..."
Ein freches Schmunzeln huschte über das Gesicht des schlanken großen Söldners, als er seinen Satz fortsetzte:
"Wobei, wenn ich es mir recht überlege, werde ich meine Ausrüstung noch mal überprüfen, ob sie auch so ordentlich ist wie sonst alles und jeder an Deck. Bis später."

Ohne den dritten Maat weiter zu beachten marschierte er weg. Der junge Gnom warf ihm noch einen kurzen, mild amüsierten Blick hinterher, drehte sich dann wieder zu seinem verunstaltetem Gegenüber und schaute hoch zu ihm.
"Ich schließe mich meinem Gefährten vorübergehend an, und kann Euch das gleiche auch nur wärmstens empfehlen. Der Gedanke, dass etwas nicht am rechten Fleck ist lässt mir die Haare zu Berge stehen...Ja, bei Garls goldener 3-seitigen Münze, das wäre unerträglich!"
Faerl grinste Jorgan ein letztes Mal frech an und drehte sich dann ebenfalls um und ging in die Söldnerkajüte zu seiner Hängematte. Seine anschließende angekündigte Prüfung seiner Ausrüstung, die er schon längst gepackt hatte, verbrachte er damit von den duftenden Apfelaufläufen seines Heimatortes Rasager, in den westlichen Herzlanden zu träumen...
Titel: Re: Das zweite Gedächtnis
Beitrag von: Falkenblut am 30. November 2008, 13:01:21
Nach ungefähr 3 Stunden wurde draußen die Glocke betätigt. Das Zeichen für die Söldner sich zu sammeln. Borak, ein halborkischer, etwas über 2 Schritt großer Speerkämpfer mit sehr markantem Kiefer und wildem Vollbart lehnte sich gelangweilt auf seine mit Adlerfedern verzierte massive Dunkelstahlwaffe und inspizierte seine geordnet herbeieilende Truppe. Als alle Angetreten waren richtete er sich zu seiner vollen, imposanten Größe auf.
"Winzling! Hast du die Ausrüstung überprüft? Alles so wie es sein sollte?"
"Jajaja, schon alles erledigt."
Faerl schaute hoch zu Borak, der gerade über ihm ragte und ihn drohend ansah. Der eigentlich gutmütige Borak sah gespielt finster zu ihm herunter. "Bei den Göttern, wenn nicht... Meine Angel ist nicht weit weg, und ich hatte schon länger keinen großen Fang mehr. Bei den Göttern, Gnome müssen ein guter Köder sein, wenn mein Vetter Recht hat. Ich hoffe für dich, dass wirklich alles passt!"
Ah, verzeiht, großer Borak...das Einzige das noch nicht passt ist dieser strenge Geruch, der von deinem Bart ausgeht. Bei Garls scharfem Streitkolben, ich bin froh, dass du besser kämpfen als dich waschen kannst!"
Borak gab seinem kleinen Illusionisten spielerisch einen Klaps auf die Brust, der den Gnom nach hinten taumeln ließ und grinste ihn an.
"Ich sollte dich kielholen lassen! Ein laufender Meter ist größer als du...futtert weniger!"

Dann wandte er sich den anderen zu.
"Durak! Ihr wisst, wie die Männer einzuteilen sind?"
Der angesprochene Erdgenasi, ebenfalls ein gut 2 Schritt großer Hühne, in Funktion eines Unteroffiziers in der 10 Mann starken Gruppe, nickte nur. Er redete nicht viel, ließ sich jegliche Emotionen kaum anmerken und sah Borak mit seinem steinernen Blick fest an.
"Alles wie abgesprochen! Jeder weiss Bescheid"
"Ausgezeichnete Arbeit, wie immer! Dorgan! Heilzauber vorbereitet?"
Der Angesprochene nickte. Dorgan, der zweite Gnom der Truppe, und ein Priester Garl Glitzergoldes, hatte sich vom ersten Tag an als solider Heiler und notfalls auch als fähiger Kämpfer erwiesen, der die Zauberwirker - Phirius und Faerl - immer, falls notwendig, beschützte.

"Sehr gut...wie ihr seht, die Wellenberge werden langsam höher. Das heißt uns bleibt nicht mehr viel Zeit. Ihr werdet alle gleich auf eure Posten gehen. Dorgan, vergiss nicht..."
"AAAAHHHHHHHHH! WER WAR DAS?!"
Der Rest des Satzes ging in einem lauten Wutschrei unter. Jorgan stürmte halbnackt auf Deck und starrte hasserfüllt um sich. Schäumend vor Wut brüllte er:
"NA LOS! WER?! WER WILL BEI DEN FISCHEN BADEN?!"
Die gesamte anwesende Mannschaft auf Deck, die sich gerade die letzten Vorbereitungen für den Sturm traf warf trotz der größer werdenden Wellen einen Blick zu Jorgan. Schallendes Gelächter brauch aus, als die ersten den verunstalteten Bart sahen.

Phirius schaute runter zu Faerl.
"Ich glaube, mein kleiner Freund, dass du mir ein Gläschen Wein schuldest."
"...Glück mit Frauen UND Glück im Spiel...Die Götter meinen es gut mit dir!"
"Das Glück hat nur der Tüchtige. Und als Barbier wirst du das wohl nie haben..."
Jorgan erblickte den Gnom in dem Augenblick. Die Art wie der Gnom grinste sprach Bände, und der Gnom gab sich auch keine Mühe es zu verbergen. Schließlich hatte er vor dem Tobenden nichts zu befürchten, notfalls würde die Truppe ihm beistehen, so viel Respekt hatte er sich schon errungen. Mal davon abgesehen, dass Borak nichts an seine Männer kommen ließ...

Jorgan fixierte den Gnom mit seinem hasserfüllten Blick. Langsam aber mit geradezu greifbarer Gewaltbereitschaft stapfte er auf den Gnom zu, die 15 Schritt Distanz ganz langsam schrumpfend.
"DU! ICH REISSE DIR DIE BEINE RAUS! DU LANDEST BEI DEN FISCHEN!"
"Wenigstens sieht MEIN Bart dabei nicht aus wie der einer goblinischen Hafenhure!"
Jorgan schrie wütend auf, zückte sein Messer und stürmte auf Gnom zu. Und wurde plötzlich, nicht mal mehr 2 Schritt vor seinem Ziel abrupt von etwas aufgehalten. Etwas massivem. Ein Felsbrocken rammte sich von links in seinen Bauch und ein anderer traf sein Schienbein. Die Felsbrocken, Duraks Faust und Boraks Fuß fällten den dritten Maat wie eine morsche, alte Eiche.

Die Tür zur Kapitänkajüte ging plötzlich auf und Jussuf, der erste Maat warf einen Blick heraus..
"Wenn euch der Stress mit dem bevorstehenden Sturm nicht genügt könnt ihr auch noch mal die Fracht überprüfen! Jorgan! Zieh dir deine Uniform endlich an, und überhaupt, was machst du eigentlich?! Wir sprechen uns, wenn das alles hier vorbei ist! Bei Tempus, so kann das nicht weitergehen! Und jetzt ist Ruhe da draußen, macht euch wieder an die Arbeit!"
Mit einem Donnerschlag ließ Yussuf die Tür zuknallen. Jorgan besann sich anscheinend, stand auf und humpelte, ohne die Söldner eines weiteren Blickes zu würdigen wieder in seine Kajüte, um sich anzuziehen...

Eine Stunden später tobte der Sturm mit weiter zunehmender Gewalt und peitschte das Schiff über Wellenberge und durch Wellentäler.
Faerl sah sich unzufrieden und nervös in der Kajüte um. Sein Blick schweifte über Phirius, Dorgan und Durak, die ebenfalls in der Kajüte die Sicherungsseile der schweren Bauteile für die Geschütze erneuern sollten.
Ein lautes Krachen zeugte von berstendem Holz. Durak fluchte laut. Draußen war irgendetwas massives zerborsten. Die vier sahen sich an, sicherten die hölzerne Truhe fertig und kämpften sich Richtung Tür. Auf halbem Weg hob sich der Boden plötzlich und ließ alle nach hinten taumeln. Das folgende Wellental, durch das das Schiff fuhr, schickte Faerl und Dorgan entgültig zu Boden. Dorgan verschwand unter einem über ihn hereinbrechenden Berg von Gepäckstücken und Faerl wurde gegen die Tischkante geschleudert. Der dröhende Schmerz ließ ihn fast würgen, doch er beherrschte sich. Er wurde durch den nächsten Wellenberg ins Gepäck geschleudert und krallte sich instinktiv an seinem Rucksack fest, der an der Wand befestigt war. Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, dass es die anderen anscheinend ähnlich handhabten.

Ein ohrenbetäubender Knall zeriss die Luft und Faerl wurde entgültig schwarz vor Augen.
Titel: Re: Das zweite Gedächtnis
Beitrag von: Falkenblut am 04. Dezember 2008, 10:20:46
22. Shez:

Teil 1: Aufgefischt

Dunkelheit. Überall. Sie umgab ihn. Er sah sich um und sah nichts als Schwärze. Langsam hörte er das regelmäßiges Dröhnen - sein Blut pochte in seinem Kopf. Kopfschmerzen. Übelkeit. Panik stieg in ihm hoch.
Wo war er? Wer war er? Und besonders: was machte er hier?
Alles drehte sich, und ihm wurde wieder übel. Er fühlte sich ausgetrocknet - wie ein alter Kanten Brot.

Etwas plätscherte...und seine Erinnerungen kehrten allmählich zurück. Er war Uranel Pinafaerel Skorraerel Wannavarel Uvarrk aus dem Gnomendorf Rasagaer, welches in den tiefsten westlichen Herzlanden lag. Seinen Mitmenschen stellte er sich als Faerl vor, ein gnomischer Jünger der dualen Realität von Sein und Schein. Oder ein Illusionist, wie ihn die weniger bewanderten bezeichneten. Oder ein Chaot, wie ihn manche seiner Kameraden nannten.

Faerls Sinne drehten sich, als ihn ein stechender Schmerz im Kopf und Hals auf seinen enormen, brennenden Durst aufmerksam machten, den er am Wasserfass an der Wand löschte.
Nur am Rand nahm er den ebenfalls trinkenden Titan neben sich wahr, und wie zwei weitere halb verdurstete Gestalten, eine große und eine kleine, auf das Fass zutorkelten, und ebenfalls anfingen zu trinken. Er hielt erst inne, als er ihre Namen vernahm: Durak, Phirius und Dorgan. Seine Gefährten. Oder das, was von ihnen übrig geblieben war.

Die Müdigkeit überwältigte ihn allmählich wieder, und er setzte sich hin.
Was war geschehen? Wo waren der gutmütige, stinkende Borak, und die anderen? Was ist passiert, dass von den Gefährten nur noch 4 übrig blieben? Doch das wusste niemand. Kapitän Borak, ihr Retter, erzählte wenige Stunden nach ihrem Erwachen, wie er sie aus dem Wasser hatte fischen lassen. Sie, etwas brennendes Treibholz, und Teile einiger Masten trieben noch im Wasser. Das Schiff - ein Zwei- bis Dreimaster - muss irgendwie in die Luft gegangen sein. Mehr, wie den Namen des Schiffes wusste er nicht. Sein Angebot, die Gefährten zum Hafenmeister von Baldures Tor, seinem nächsten Hafen, zu bringen, um dort näheres zu erfahren, gab Faerl wenigstens etwas Aufwind.

Und so verbrachten die vier Gefährten die Zeit an Bord mit Arbeiten am Schiff, ausruhend und sich beratend. Doch egal wie sie sich den Kopf zerbrachen, außer dass sie wohl in Memmnon in Calimshan aufgebrochen seien mussten, blieb ihr Gedächtnis eine blanke Seite und die Tage vor der Rettung waren von ihren Gedächtnissen gelöscht.
Schließlich, am 1. Tarsak, nach 10 für Faerl sehr kurzen und dunklen Tagen erreichten sie Baldurs Tor. Und sie waren überwältigt.

Schiff neben Schiff, soweit das Gnomenauge blickte. Dahinter konnte man eine große Stadt,  erahnen, die vom Krieg und der anderthalb Jahre zurückliegenden Piratenherrschaft deutlich mitgenommen war.
Hier, im Hafen sah Faerl nicht viele Häuser, die vollständig intakt waren. Einige waren nur notdürftig mit Mörtel und Brettern ausgebessert, und manche waren nicht mal notdürftig repariert. Doch auch das menschliche Elend war überwältigend. Zahlreiche Bettler und heruntergekommene Tagelöhner waren zu sehen. Trotzdem ging es sehr geschäftig zu. Entsprechend konnte man den Lärm schon vor dem Hafen erahnen. Der  Fischgestank schlug Faerl entgegen, und ihm war kurzzeitig, als sei er gegen eine Wand gelaufen. Wie sein älterer Bruder, dem er im Kindesalter mit seinem berüchtigtem Stillen Trugbild eine Tür in einer Küchenwand vorgegaukelt hatte. Faerl grinste kurz glückselig als er daran dachte, dass Juranel ihm seitdem nie wieder Apfelkuchen vom Teller geklaut hatte...

Sie legten im Hafen an und sofort ging Merlok, der erste Maat von Bord und organisierte das Entladen des Schiffes. Kapitän Berok ging mit der Gruppe zur Hafenmeisterei, um das Schiff anzumelden, und um die Gruppe dem Hafenmeister vorzustellen. Dieser hatte jedoch keine Zeit, da viel zu viel zu tun war, und bestellte sie zu späterer Stunde.

Sie bedankten und verabschiedeten sich vom Kapitän, der sie bat, ihn auf dem Laufenden zu halten, und machten sich auf den Weg in Richtung Innenstadt.
Nachdem Durak einen Weg für sich und seine Gefährten durch das menschliche Meer des Marktes gebahnt hatte, kamen sie im Aufgespießten Eber an.

Die Gefährten betraten den großen, luftigen Schankraum, und fühlten sich sofort wohl.
"Tymora zum Gruße, edle Herrschaften!" Der Wirt stutze einen Augenblick, als er erkannte, dass die zwei Kinder Bärte hatten und somit wohl Gnome seien mussten. "Was kann ich für euch tun?"
"Ein Zimmer für vier, einen Eintopf, einen Kurzen und ein Bier." bestellte Durak als er den glatzköpfigen, ungefähr 40-jährigen stämmigen Wirt sah.
"Eine Käseplatte und einen Rotwein." orderte Phirius.
"Ebenfalls einen Eintopf bitte. Und ein Bier." wollte Dorgan.
"Für mich bitte auch einen Eintopf. Und einen Krug Milch...aber als Menschenportion bitte, bei Garls 3-seitigem Würfel!" fügte Faerl seiner Bestellung hinzu. Phirius verdrehte die Augen, wollte etwas sagen, entschied sich aber stattdessen lieber dafür die blonde Küchenhilfe, die durch die offene Küchentür zu sehen war, zu begutachten.

Die Gruppe nahm Platz, aß, trank und fing an sich zu beraten. Schließlich, nach einer kurzen aber knackigen Diskussion wie man weiter vorgehen müsste, entschieden sie sich dafür sich zu trennen. Dorgan ging kurze Zeit später in den Tymora-tempel, um an einem ruhigen Ort zu beten, und um dort Informationen einzuholen. Phirius und Faerl beschlossen den Markt heimzusuchen, verlorengegangene Ausrüstungsteile für die Gruppe zu erstehen und die Stadt zu erkunden. Durak begleitete sie zunächst, marschierte jedoch bald zum Hafenmeister.

___

"Grünmoos. Kapitän Goraks Schiff. Muss ein paranoider Mensch sein, der sein Schiff mit dem Dreifachen der üblichen Portion Schießpulver durch die Gegend schickt. Der Mann hat sein Schiff an einen Kapitän Sertok vermietet, dessen eigenes Schiff wohl gesunken ist. Den suchen wir als nächstes auf! Sertok ist momentan mit der Grünmoos unterwegs und ich vermute, dass wir hinter dem Schiff her sind. Alle anderen scheiden relativ sicher aufgrund von Größe, Route und Reichweite aus. Piermeister sind übrigens korrupte, herrische Schweine." ließ Durak am Ende des Abendessens verlauten, sie schwiegen, und durchdachten noch mal das Gesagte.
"Nun, Gorak ist sicher reich. Dann müssen wir ihn am ehesten im hiesigen Adligenviertel suchen." schlug Phirius vor.
"Ich schlage vor, wir sammeln erst mal Informationen über Sertok und Gorak, bevor wir jemanden aufsuchen. Vielleicht in den örtlichen Kaschemmen. Da erfährt man mit etwas Geschick die meisten Sachen." meinte Faerl.
"Das klingt gut, probieren wir es so. Ansonsten können wir ja etwas aufgeputzt ins Adligenviertel gehen, sonst wird das nämlich schwierig. Und noch teurer. Die Wachen fordern nämlich mindestens eine Goldmünze..." sagte Dorgann.
"Eine Goldmünze?!"
"Ja Faerl, eine Goldmünze. Und nein, man kann nicht mit ihnen diskutieren, das habe ich schon probiert, als ich den Tymoratempel dort aufgesucht habe."
"Menschen..."

Durak blickte stoisch auf seinen leeren Teller. Irgendwann, als ihm das scherzhafte Hin und Her, welches sich daraufhin zwischen Phirius und Faerl entwickelt hatte zuviel wurde, stand er auf, und ging schlafen. Dorgan folgte ihm.
Nach einer Weile folgten Phirius und Faerl, die sich anscheinend dem Weintesten zugewandt hatten, und ließen sich beide laut schnarchend in die Betten sinken.
Titel: Re: Das zweite Gedächtnis
Beitrag von: Topas am 05. Dezember 2008, 12:33:19
Ich muss schon sagen, da ist einiges An Schreibtalent in eurer Gruppe. Ich habe Gerthracs Storyhour auch schon gerne gelesen. Jetzt also die Gegenseite?
Titel: Re: Das zweite Gedächtnis
Beitrag von: Falkenblut am 05. Dezember 2008, 20:07:43
Danke für die Blumen :)
Anregungen, Kritik, Spenden usw. sind übrigens gern gesehen :)

Ja, das ist so mehr oder weniger die Gegenseite ;)
Titel: Re: Das zweite Gedächtnis
Beitrag von: Falkenblut am 07. Dezember 2008, 18:25:03
Teil 2: Im Trüben fischen

2. Tarsak

"Gibt’s hier eigentlich nur Nutten in dieser Stadt?!" schimpfte Phirius lauthals, als sie in Richtung Eber zurückgingen. Trotz seines guten Aussehens und seines stets gepflegten Äußeren, gepaart mit einer Aura der Unnahbarkeit, war der sonst charmante Calishit von den ganzen Damen des Lokals und der Umgebung etwas säuerlich.
"Sei bloß ruhig, dich hat dieser blonde Wal nicht angegraben!" murrte Durak gereizt.
"Seid lieber froh, dass wir wissen, dass Gorak heute Abend im Eber feiern wird. In Gesellschaft, wie es scheint!"
"Was für ein Trost Faerl..." raunzte Durak, immer noch kochend vor Wut.
"Menschen..." grinste Dorgan süffisant. Schließlich war er es gewesen, der das nicht ganz so leichte Mädel auf seinen "großen, starken und reichen Freund dort" als niemand auf ihn achtete, aufmerksam gemacht hatte, und nun heimlich Garl für seinen gelungenen Scherz pries. Er beschloss angesichts Duraks Wut das lieber für sich zu behalten.
"Allerdings Dorgan...bei Garls kantigen Wagenrädern, sie sind mir immer wieder ein Rätsel. Übrigens, wenn wir nachher ins andere Viertel gehen, solltet Ihr Euch noch entsprechend herausputzen, Effendi Avis ibn Kazmir. Sonst hält der dortige Pöbel euch noch für einen Gemeinen. Denkt an Euer Schnupftuch" grinste Faerl Phirius an und mimte einen hochnäsigen, stocksteifen Edelmann.
"Schnauze, sonst wirst du zum Flaschenöffner degradiert, Kleinvieh..."

Nachdem Durak am Hafen noch eine Kutsche geliehen hatte, und sich alle vier, mit Faerls Hilfe und modisch schrägen Geschmack, als:
   Omar, der große, starke Kutscher,
   Colmarr, den kleinen, exotischen Gnomenleibwächter,
   Fii, den gnomischen Diener und
   Effendi Avis ibn Kazmir, den Stoffhändler für exklusive Kundschaft aus Talumn
verkleidet und herausgeputzt hatten, brachen sie auf.
Die Wachen waren sprachlos, und vergaßen sogar die Goldmünze pro Person zu erpressen. Und so marschierten die Gefährten kurze Zeit später zum Tymoratempel, um dort weitere Informationen einzuholen.

Eine Gruppe junger Adliger unterhielt sich davor, und als Effendi Avis versuchte ihnen Informationen zu entlocken, erntete er nur falsche Informationen und Spott angesichts seiner mangelnden Ortskenntnisse. Faerl sah die Gruppe stinksauer aus der Ferne an. Niemand außer ihm durfte Phirius ungestraft ärgern. Er gab seinem großen Freund einen kurzen, unauffälligen Klopfer ans Knie, nickte ihm Ungutes planend entgegen, und als sie an den feixenden Adligen vorbeiliefen, ließ er einen der Adligen durch ein geisterhaftes Geräusch durch seine Hose laut ausatmen, und ließ seine weiße Hose einen unappetitlichen Braunton annehmen. Sein Opfer floh unter lautem Gelächter aller Umstehenden, und Phirius grinste zufrieden, als sie weiter nach Goraks und Sertoks Häusern suchten.

Am Abend gingen sie dann in die "Zerbrochene Flöte", dem Edellokal des Viertels, um dort von den Gästen Informationen zu entlocken, und vielleicht Gorak zu sehen. Die Villen hatten sie bereits entdeckt, und hofften nun darauf, Details zu erfahren. Doch außer einem Streit zwischen Sertoks Frau und Gorak, welcher wütend das Lokal in Richtung Hafen verließ, kam nichts dabei heraus. Faerl zahlte schließlich zähneknirschend Phirius Zeche von stattlichen 10 Goldmünzen, und sie gingen zurück in den Eber, um dort vielleicht mehr zu erfahren.

Im Eber ging Faerl, nach einer kurzen Rücksprache mit dem Wirt, auf die Bühne, und begann den betrunkenen Pöbel mit seinen Illusionen zu begeistern. Dorgan nutzte die Zeit, während er mit einem Helm umging um zusätzliche Spenden zu kassieren, um ebenfalls noch ein paar Gerüchte aufzuschnappen. Seine Bemühen waren allerdings ohne Erfolg, doch er war trotzdem froh, Garls Wort an den Mann gebracht zu haben - die Stimmung in der Kneipe war mehr als ausgelassen.
Währenddessen schneite Gorak in die Taverne - in Begleitung mehrerer ebenfalls angeheiterter Damen, die ihn offensichtlich anhimmelten. Phirius nutzte die Gelegenheit, und erfuhr in einem Gespräch mit dem Kapitän, seine gute Tarnung als Effendi nutzend, dass der Kapitän wohl tatsächlich sein Schiff an Sertok vermietet haben musste. Und dass Gorak sich anscheinend bester Finanzen erfreute...und dass die Grünmoos anscheinend überfällig war.

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Am nächsten Tag machten sie sich auf, Sertoks Frau zu besuchen, um vielleicht näheres zu erfahren. Die Gruppe zahlte ihre Goldmünzen, und betraten das Adligenviertel. Sie sprachen mit dem Diener, und wurden von Ilra Gardif, Sertoks Frau erwartet. Kurze Zeit später betraten sie das Sertoks Grundstück. Zwei Kinder spielten weiter hinten an der Mauer, und sie wurden auch sofort in Sertoks sehr edel ausgestattetes Arbeitszimmer gebracht.
Die Dame war von den Vermutungen der Helden erschüttert, und Faerl und Dorgan begannen sich umzusehen, während Phirius und Durak die Dame befragten und versuchten sie zu beruhigen, da beide vom Leid der Frau mitgenommen waren.
Schließlich,  nach einer sehr langen und mehr oder minder erfolgreichen Suche verließen sie das Arbeitszimmer. Und wurden draußen von lautem Kindergeschrei aufgehalten. Laira, die kleine Tochter wurde von ihrer Mutter gehalten...schon die ersten Worte, die die Helden hörten brachten sie zunächst von Gorak weg zu den Ruinen oberhalb der Stadt. Und den wilden Bestien, die anscheinend ihren Bruder Xertas verschleppt hatten.

Sofort machten sich die Helden auf zu den Ruinen. Glücklicherweise hatten sie ihre wichtigste Ausrüstung dabei. Zügig liefen sie den langsam ansteigenden Hügel, ein paar Meilen nach den Toren, hoch. Sie sahen die Ruinen vor sich, sowie ein altes, anscheinend verlassenes Bauernhaus weiter hinten, bei der recht nahen Steilküste.

Mit gezückten Waffen betraten sie die Ruine. Wenn man von Duraks und Dorgans laut klappernden Rüstungen absah, herrschte tiefste Stille. Die Gefährten sahen sich misstrauisch um. Es war viel zu ruhig hier. Im Innenhof vor ihnen war keine Menschenseele zu sehen. Hinten, am Turm, gegenüber des riesigen Loches in der Mauer, bei dem sie standen, befand sich eine Treppe nach unten...Vielleicht war dort etwas. Erneut lauschten sie, merkten jedoch nichts. Dann gingen sie langsam los, Durak voran.

Plötzlich schrie Phirius laut und schmerzerfüllt auf. In seinen Oberschenkel hatte sich ein Pfeil gebohrt. Ein Goblin war jetzt zwischen den Mauerresten, in ungefähr 3 Schritt Höhe zu erkennen. Er grinste boshaft, und sie hörten ein lautes lachen von der gegenüberliegenden Seiten. Von Duraks Rüstung prallte ein weiterer Pfeil ab. Dorgan schaute hasserfüllt zu seinen Erzfeinden. Er umfasste seine Streitaxt fester, und ließ die Knöchel knacken. Der sonst so ruhige, nette Kleriker Garls und Verfechter des Guten sah jetzt alles andere als nett und friedfertig aus.

Die Goblins legten jeweils den nächsten Pfeil auf. Duraks Griff um seine Waffe wurde fester, und er sah grimmig zum Goblin auf der Mauer...
Titel: Re: Das zweite Gedächtnis
Beitrag von: Gerthrac am 08. Dezember 2008, 21:07:28
Man sollte vielleicht erwähnen, dass wir noch eine Begegnung mit Gorak auf der Straße hatten und die Gruppe schon wusste, dass was faul ist. Alcarin/Gorak kann ein verdammt arroganter Sack sein wenn er will. Ich habe während des Gesprächs mit ihm eine Seite in einem Notizblock vollgeschrieben... wenn die einer scannen und reinstellen könnte wär cool.

Ich wär fast über den Tisch gesprungen.
Titel: Re: Das zweite Gedächtnis
Beitrag von: Falkenblut am 10. Dezember 2008, 10:41:23
Teil 3: Der blutige Pfad Duraks

"Für Tempus!" Durak stürmte auf den Goblin zu und hieb mit seiner Stachelkette nach ihm. Den an seiner Brustplatte abprallenden Pfeil, den der Goblin nach ihm geschossen hatte, bemerkte er kaum.
Der Goblin sah den Schlag zwar kommen, doch er konnte nicht mehr rechtzeitig zur Seite springen. Duraks Waffe wickelte sich um dessen Bein und zog ihn mit einem Ruck vom Mauerwerk herunter. Noch während der Goblin durch die Luft segelte freute sich Durak über seinen guten Einstieg in den bevorstehenden Kampf. Ein grüner Strahl von knapp links hinter ihm traf den Goblin noch in der Luft und brannte ihm ein Loch in die Brust. Der Goblin war tot, bevor er den Boden berührte.
Durak spürte das gewohnte warme Kribbeln, das sich bei seinen erfolgreichen Manövern im Kampf einstellte, und er lenkte die göttliche Energie in seinen verletzten Freund hinter ihm um. Phirius Wunde verschloss sich sofort wieder, und der Pfeil wurde aus der Wunde herausgepresst und nichts als das Loch im Stoff und Blut darum erinnerte mehr an die Verletzung.
"Danke Durak."
"Kein Problem." antwortete Durak, und ärgerte sich innerlich, dass er nicht schneller zum Goblin gekommen war.

---

Faerl sah Dorgan zum anderen Goblin stürmen, nahm seine Armbrust, zielte und schoss. Der Bolzen traf den Goblin in der Seite, doch die Wunde war nicht tief.
Die Wirkung war trotzdem angenehm, zumindest für Dorgan, da der Goblinpfeil, der ihn hatte treffen sollen, nun knapp an seinem Kopf vorbeiging. Dann spritzte Blut, und ein Schmerzschrei schallte durch die Luft, gefolgt von einem dumpfen Schlag. Und einem zweiten Schlaggeräusch, das Faerl an das Holzhacken bei sich zuhause erinnerte. Dorgan kehrte zufrieden zurück.

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Die Gefährten begutachteten sich kurz an. Niemand war mehr verletzt. Faerl wirkte einen Schutzzauber und Dorgan stärkte die Gruppe mit einem Segen Garls.
Durak nickte. "Formation. Mir nach!"

Die Gruppe formierte sich in Schlangenlinie hinter Durak. Nach Durak kam Dorgan, der den beiden Fernkämpfern Deckung geben sollte. Anschließend kam Faerl, gefolgt von Phirius, der seine Größe nutzen konnte und über Faerl hinwegschießen konnte.

Langsam und vorsichtig stiegen sie die Treppe herunter. Sie kamen vor einer Öffnung an, in der zu besseren Zeiten mal eine Tür gewesen sein muss. Durak nahm einen kleinen Messingspiegel aus seiner Tasche, und nutzte ihn, um die Ecke zu spähen. Er steckte ihn weg, hob die Handfläche und winkte zu ihnen. Kein Gegner in Sicht.

Sie betraten das dunkle, durch spärliche Fackeln erleuchtete, feuchte Gewölbe. Ihre leisen Schritte wurden nur durch das gelegentliche Tropfen von Wasser, oder Duraks übliches Rüstungsgeklapper gestört. Sie schlichen den 6 Schritt langen Gang langsam entlang. Am Ende blieben sie stehen, da dort eine Kreuzung war. Geradeaus schien die Luft rein zu sein. Durak spähte wie gewohnt mit seinem Spiegel um die Ecke. Er hob seine Faust, und spreizte drei Finger ab. Drei Gegner.

Er stand langsam, und so leise wie er es vermochte auf, und steckte den Spiegel weg. Dann zählte er mit seinen Fingern bis Drei.

Mit einem gewaltigen Satz sprang Durak um die Ecke, und hieb sofort mit seiner gezückten Stachelkette nach dem überraschten Goblin. Seine waagerecht geschwungene Kette traf den Goblin sauber an der Brust und nagelte ihn an die Wand. Die anderen beiden Goblins schrien laut und erschrocken auf, und zückten ihre rostigen Säbel.

Dorgan sprang hinter Durak hervor, und blockierte die Kreuzung, bereit jedem sich nähernden Goblin den Schädel einzuschlagen.

Phirius machte einen schnellen Schritt, und feuerte einen seiner Strahlen auf den hinteren, rechten Goblin, und hinterließ einen dunklen, kreisrunden Fleck an der grob behauenen Mauer, neben der Fackelhalterung oberhalb des Goblinkopfes. "Verflucht!"

Der mittlere Goblin erholte sich als erstes vom Schreck und stürmte mit einem lauten, durchdringenden "Graaaaar" und erhobenen, rostigem Säbel auf Durak los. Der Schlag prallte jedoch an der fein gearbeiteten Zwergenbrustplatte ab, die Durak in seiner Heimat erhalten hatte.

Der hintere Goblin sprang vor, um Dorgan um einen Kopf kleiner zu machen. Dieser hatte jedoch mit einer derartigen Aktion gerechnet, und versucht seine Streitaxt in den Kopf seines Gegners zu treiben. Womit der Kleriker Garl Glitzergoldes nicht gerechnet hatte, war, dass der kleine Goblin pariert hatte. Womit er auch nicht gerechnet hatte, war ein stechender Schmerz in seinem Rumpf, und einem hämischen "Hrhrhr", das der rechts, schräg hinter ihm erschienene Goblin nun von sich gab. Anscheinend hatten einige Goblins sie bemerkt und sich versteckt. Nicht gut. Für die Goblins.

Ein weiterer Goblin sprang aus Versteck hervor. Er taumelte jedoch zurück in den Gang, und hinderte so den letzten Goblin daran ebenfalls aufzutauchen. Faerl deutete mit seinen abgespreizten Zeige- und Mittelfinger auf den geblendeten Kontrahenten. Dann lud er die Armbrust mit einer zügigen Bewegung der linken Hand nach.
Titel: Re: Das zweite Gedächtnis
Beitrag von: Falkenblut am 13. Dezember 2008, 17:36:19
Teil 4: Ab durch die Mitte

Durak riss seine Kette mit einem brutalen Ruck aus der Wand, und teilte dabei die Überreste des ersten Goblins. Seinen Schwung nutzend, drehte er sich und vollführte eine schnelle, elegante Drehung und ließ seine Waffe einen tödlichen Halbkreis auf Brusthöhe der Goblins vollführen. Diese hatten jedoch bereits damit gerechnet und duckten sich zügig unter der laut pfeifenden Stachelkette hinweg. Sie schmetterte, ohne einen der Goblins zu verletzen, mit einem lauten Knall in die Wand, und ließ Steinsplitter durch den Gang fliegen.

"Verdammt." stellte Durak fest.
Dann fuhr ihm ein heißer, stechender Schmerz ins Schienbein, knapp unter seinem Knie. Er unterdrückte einen Schrei, und starrte wütend auf seinen kleinen Kontrahenten, der den Augenblick genutzt hatte, und seinen rostigen, alten Säbel nach seinem Bein geschlagen hatte.
Der kräftige Erdgenasi atmete tief ein, zog hart an seiner Stachelkette und schlug damit nach dem Gegner, der ihn soeben verletzt hatte. Dieser ließ sich gerade noch nach hinten fallen, und entging so dem mörderischen Hieb. Trotzdem war nicht gerade sein Glückstag, weil Phirius die Gelegenheit nutzte, und ihn mit seinem smaragdgrünen Strahl die Schulter versengte.

Ein Säbel teilte Luft, prallte jedoch an Dorgans Brustplatte ab.
"Bei Garls scharfer Axt, das hättest du wohl gerne, was?!" zischte der wütende Gnom seinem Kontrahenten entgegen. Dann stieß er den spitzen Kopf seiner Axt nach dem Gesicht seines Gegners. Die kurzzeitige Öffnung seiner Deckung nutzte der andere Goblin sofort aus, und sprang mit gezücktem Säbel nach vorne. Dass dieser Zug nur eine Finte war erkannte Dorgans Gegner erst, als ihm das scharfe Blatt der Axt eine klaffende Wunde im linken Oberarm zufügte.

"Orkische Kloaken!" fluchte Faerl, als er sah, dass seine Freunde zwar überlegen waren, jedoch trotzdem Prügel bezogen. Dann besann er sich auf seinen Lehrmeister zuhause in Rasagaer, und an Dorn Feueramboß, den zwergischen Händler, der das Dorf gelegentlich auf Orkjagd begleitet hatte. Im selben Augenblick grinste der Illusionist, und lies einen Geisterzwerg, mit rostiger, vor Blut triefender zwergischer Kriegsaxt zwischen Duraks und Dorgans Goblins aus der Wand treten, und langsam mit seiner gewaltigen Axt ausholen. Es zeigte Wirkung, und einer von Dorgans Goblins nahm den Kampf ängstlich und zögerlich auf.
Aus den Augenwinkeln nahm der kleine Magier wahr, dass der erblindete Feind wieder seine Sicht wiedererlangt hatte, und sich wieder gesammelt hatte. Schnell tarnte sich Faerl mit einem Spiegelbild und schickte ein Stoßgebet zu Garl.

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Phirius sah die Verstärkung aus dem Gang auftauchen, und schoss einen seiner Strahlen nach den neuen Angreifern, um seinem kleinen laut schimpfenden Freund etwas Luft zu verschaffen. Der Goblin schrie schmerzerfüllt auf und erstickte die aufkeimenden Flammen an seinem Oberschenkel mit seiner freien Hand.
"Höllenfeuer! Brennt!"
Einer der Goblins drehte sich zu Phirius und hieb nach dessen Schienbein. Nur ein schneller, katzengleicher, senkrechter Sprung ließ den eleganten Hexer einer neuen Verwundung entgehen.

Durak konzentrierte sich einen Herzschlag lang. Er sah das von Phirius verwundete, zukünftige Opfer. Der Goblin führte einen schräg geführten Schlag gegen den Oberschenkel des Söldners aus. Dieser trat jedoch zur Seite, und rammte seinen Stiefel in die Seite seines kleinen Angreifers. Er flog mit einem lauten, gellenden Schmerzschrei gegen die Mauer. Durak ließ die Stachelkette kreisen, und der Schmerzschrei verstummte. Ein metallischer Schleier legte sich über ihn, und der Erdgenasi spürte seine Haut noch härter werden.

Dorgan sah den von ihn getroffenen Gegner nach hinten taumeln. Er grinste bösartig, und setzte sofort nach. Nur ein toter Goblin ist ein guter Goblin. Ein Kopf rollte, und der zugehörige Körper taumelte noch einen Schritt weiter. Und brach zusammen. Der Gnomenkleriker lächelte triumphierend, und warf einen Blick nach dem anderen Goblin, der sich einen spannenden Kampf mit einem geisterhaften, böse aussehenden Zwerg lieferte.

Faerl machte einen Schritt nach hinten, und wich einem weiteren Schlag aus. Verfluchtes, stinkendes Pack. Er hätte den Zwerg doch vor sich auftauchen lassen sollen. Plötzlich erstarrte sein Gegner, und riss die Augen weit auf. Etwas Rauch stieg aus seinem geöffnete Mund, und er brach stumm zusammen. Der große Calishit stand hinter ihm, und sah böse auf den Toten herab.

Der letzte Goblin hatte die Gelegenheit genutzt, und sich von hinten an den großen, nun den metallisch glänzenden "Mensch" angenähert. Er grinste böse, als er seinen Krummsäbel schwang, um ihn in dessen Kniekehle zu rammen. Seine Waffe brach am Heft ab, und der Goblin starrte überrascht auf seine zerbrochene Waffe. Unmöglich! Dann spürte er einen heißen, stechenden Schmerz an seinem Rücken. Er drehte sich um und sah den Calishit auf ihn starren. Dann hörte er ein lautes Knacken von irgendwo um ihn herum, und es wurde dunkel.
"Hinterhältiges Pack!" zischte Durak angewidert, als er seine Stachelkette vom Hals des Opfers riss.

Tark sah seinen Kameraden in den Staub gehen, und drehte sich vom Zwerg weg. Gegen diese Übermacht kam er nicht an. Er rannte den Gang hinter, um zu seinen Gefährten in Sicherheit zu gehen. Ein Bolzen flog scharf an seinem Kopf vorbei, und ein heißer Schmerz fuhr plötzlich in seinen Rumpf. Doch der Goblin ignorierte den Schmerz und stürmte weiter. Nur noch zwei Schritte bis zur Biegung. Einer. Er kam in die Biegung, sah am im Raum am Ende des 6 Schritt entfernten, grob behauenen Ganges seine Kameraden stehen. Mit Bögen. Doch ohne Pfeile darin. Ein heißer, stechender Schmerz fuhr ihm in den Bauch. Dann noch einer in den Oberschenkel. Und ein letzter in die Schulter. Ihm wurde kalt, und sein Blick verschwamm. Die Schritte der Eindringlinge nahm er kaum noch wahr. Dann wurde es dunkel.

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Lark legte den nächsten Pfeil auf. Dummer Tark. Einfach in den Hinterhalt zu rennen. Naja, jetzt war Tark tot. Wark würde bald Essen machen. Dann hätte Tark seine letzte Verwendung. Dummer Tark.
Dann gefror Lark der Atem. Ein großer, dicker, schwer gerüsteter Zwerg mit einer rostigen Axt, von der Blut tropfte, stapfte langsam um die Ecke. In den roten, glühenden Augen des Zwerges erkannte Lark alle seine Ängste wieder. Er sah zu Park, seinem Anführer. Der hob seinen Bogen zitternd, und schoß nach der Bestie. Doch der Pfeil ging fehl. Auch Gark verfehlte sein Ziel. Die übrigen sechs Goblins zückten nervös ihre Säbel und Keulen. Lark hob seinen Kurzbogen, zielte auf die Brust des bösen Geistes und schoss. Der Pfeil traf die Schulter. Doch der Zwerg zuckte nicht mal. Dann hob er seine riesige, übel aussehende Axt. Sah sie alle böse, anklagend und grausam an. Und stürmte auf sie zu.
Titel: Re: Das zweite Gedächtnis
Beitrag von: Falkenblut am 17. Dezember 2008, 12:33:34
Teil 5: Die Jagd beginnt

"Los geht’s!" zischte Durak, und stürmte im selben Augenblick dem Geisterzwerg hinterher. Phirius rannte sofort los, gefolgt von Dorgan. Faerl, der die sehr sichere Entfernung lieber mochte, blieb in der Ecke stehen und koordinierte die Bewegungen des Zwerges aus der Ferne.

Der Kreuzfahrer traf als erster am Ort des Geschehens ein. Ein Pfeil prallte an der Schulterplatte seiner Rüstung ab, und er ließ seine Stachelkette kreisen. Sie fuhr um einen Goblinshals. Ein lautes Knacken war zu hören, und zwei Goblins ließen vom Zwerg ab, den ohnehin niemand zu treffen schien. Durak grinste zufrieden. Ein metallischer Schimmer legte sich über seinen Körper und seine Gegner sahen sich verunsichert an. Dann machte er einen mörderischen Fußfeger mit seiner Kette, und seine Gegner sprangen gerade noch rechtzeitig hoch.

Dorgan hatte sich von hinten an einen seiner Erzfeinde angenähert,  und hieb ihm die Axt mit voller Wucht in den Rücken. Man hörte mehrere Rippen brechen, und ein Röcheln schallte durch den Raum. Zwei weitere Goblins wurden auf die Eindringlinge aufmerksam, und ließen vom Zwerg ab. Sie wandten sich dem neuen Feind zu.
"Sterbt, ihr Mörder!" stieß der Gnom hervor, und schlug mit seiner Axt nach dem vorderen der beiden Kontrahenten.

Phirius blieb ungefähr 9 Schritt vom nächsten Goblin entfernt stehen. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, und er spürte eine vertraute Hitze zwischen seinen Fingern. Es begann zu knistern. Der Hexer grinste, und schoss seinen grünen Strahl auf sein Ziel. Ein weiterer Schmerzschrei ertönte, als die Hitze Teile der Goblinlederrüstung wegbrannte.

Faerl sah, dass die meisten Gegner seinen Trick bereits durchschaut hatten. Als ein Goblinpfeil seinem Trugbild in die Brust fuhr, ließ er seinen durchsichtigen Freund erstarren. Dann färbten sich die Augen des Zwerges schwarz. Dann der gesamte Kopf. Der Oberkörper, und danach der restliche Körper. Währenddessen verschwammen die Konturen des Zwerges und er begann sich auszudehnen. Und schloss die drei Schützen in der Ecke ein. Der Illusionist lächelte zufrieden. Teile und herrsche - wie zuhause, bei der Beerenweinverteilung, wenn eines der beiden Fässer seltsamerweise verschwindet und nicht mehr auffindbar ist. Faerl lächelte, als er an seinen daraus entstandenen Rausch dachte.

Währendessen lieferte sich Dorgan einen blutigen Zweikampf mit den beiden Goblins. Blutig für seine Gegner. Nach wenigen Herzschlägen lagen beide mit zertrümmerten Schädeln im Staub, und er unterstützte Dorgan mit seinem verbliebenen, bereits verwundeten Goblin, den jedoch Phirius mit einem gut gezielten Fernschuss erlöste.

Dann sahen sie sich an. Und sahen zur schwarzen Mauer, hinter der man mehrere Goblins scharren hörte. Die Gefährten blickten zu Faerl, der etwas näher geschlendert war. Er zuckte mit den Schultern, als er sah, dass sich seine Freunde neuformiert hatten.
Mit einem "Na dann..." löste sein Trugbild auf.
Ein Goblin hatte anscheinend angefangen die schwarze Wand abzutasten und hatte seine Hände gerade erhoben. Der Mittlere trommelte gerade in die leere Luft, anscheinend um das Hindernis wegzuschlagen, und dem letzten Gegner schien das alles gar nicht geheuer zu sein, und er hatte sicherheitshalber die Augen verschlossen.

Durak hob eine Augenbraue, zuckte dann mit den Schultern. Seine Kette kreiste, und der Tastende hörte mit seiner Beschäftigung auf.
Dorgan warf sich, einen lauten Kampfschrei von sich gebend, auf den mittleren Goblin, und Phirius schoss seinen grünen, knisternden Strahl auf den Verbliebenen.

Dann setzte sich der aufgewirbelte Staub, und es legte sich eine unheimliche Stille.
Die Gefährten sahen sich an, und stellten zufrieden fest, dass alle wieder unverletzt waren. Anscheinend hatten der Kreuzfahrer mit seinen heilenden Schlägen und der Kleriker mit seiner Magie ganze Arbeit während des Kampfes geleistet. Anschließend durchsuchten sie die Leichen nach nützlichen Gegenständen, fanden jedoch keine, außer ein paar Kupfer- und Silbermünzen.

Plötzlich hielt Dorgan regungslos inne. "Seid mal kurz still."
Sie lauschten.
Dam dam dada dam dam...
"Trommeln. Leise, aber vernehmbar." mutmaßte Faerl, und nickte Dorgan anerkennend zu.
Sie warteten noch ein paar Augenblicke, aber nachdem sich nichts regte, schlossen sie die Suche ab, und blockierten die Tür, vor der die Goblins sie anscheinend erwartet hatten mit ein paar Leichen. Dann kehrten zur Kreuzung, aus der drei der ersten sechs Goblins erschienen waren, zurück.

Sie wandten sich dieses Mal in den bisher unbekannten Gang, verbliebenen Gang und kamen nach wenigen Metern vor einer Tür, die anscheinend in einen großen Aufenthaltsraum führte, und vor einem großen Steinportal. Durak legte den Kopf schief, betrachtete es, und lockerte seinen Oberkörper mit einer Kreisbewegung seiner Oberarme. Mehrere Wirbel knackten laut.

Dann stemmte der kräftige Söldner sein gesamtes Gewicht gegen den rechten Flügel des großen, steinernen Portals, und drückte es langsam einen Spalt weit auf.
Er trat zurück, nahm seinen Messingspiegel in die Linke, und seine Stachelkette in die rechte Faust. Sie näherten sich dem Spalt, spähten in einen riesigen Raum mit Pflanzen, die ein seltsames, schwarzes Gas bildeten. Dorgan verteilte ein paar Steine, die er vorher zum Leuchten gebracht hatte.

Durak ging vorweg, gefolgt von Faerl, Pirius und Dorgan. Leise schritten sie auf die Gewächse zu. Ein leises, metallisches Klappern ging von Dorgan und Durak aus. Faerl blieb stehen, und zeigte auf die Pflanzen.
"Eine Art Rauchblume...ungewöhnlich. Besonders, dass sie grün sind. Sie müssen irgendwie Sonnenlicht bekommen."
Durak sah sich um. Als einziger konnte er von Natur aus im Dunklen sehen. Am Ende seiner Sichtweite sah er den Beginn einer Öffnung.
"Da ist anscheinend ein Loch in der Decke."
"Das sehe ich mir mal an." teilte der Calishit seinen Gefährten mit, nahm sich einen der Steine, und nutzte seine Mächte um wie eine Spinne an der Wand empor zu klettern.
"Hier oben ist eine Öffnung, aber wie weit sie geht kann ich nicht abschätzen. Oh, und da vorne ist ein Abhang, der dicht bewachsen zu sein scheint. Allerdings irgend ein anderes Gewächs."
Ein leises, aber hörbares Zischen unterbrach ihn.
Titel: Re: Das zweite Gedächtnis
Beitrag von: Falkenblut am 24. Dezember 2008, 13:04:17
Teil 6: Fallobst

Phirius drehte sich abrupt um. Wo war es? Wer verfolgte ihn? Verfolgte ihn überhaupt jemand? Panisch sah er sich um. Doch im Lichtkreis seines Leuchtsteines sah er nichts.
"Ähh...habt ihr das auch gehört?" gab er mit einer Ruhe von sich, die er nicht spürte.
"Jaa, da oben muss etwas sein, aber es ist außerhalb meiner Sichtweite. Komm am Besten wieder runter. Beeil dich!" hörte der Calishit die ruhige, dunkle Stimme vom kräftigen Erdgenasi.

Phirius drehte sich noch ein Mal um. Halt. War da nicht eine Bewegung?
"Heda! Stehenbleiben!" gab Phirius von sich, und drehte sich nach der Bewegung. Plötzlich zischte etwas, knapp hinter ihm. Augenblicklich drehte sich der Hexer um. Noch in der Drehung kanalisierte er seine Energien, und formte einen Ball aus grüner, knisternder Hitze.
Und er starrte wieder in die Dunkelheit. Erste Anzeichen von Wahn oder war seine milde Paranoia vielleicht nicht ganz so mild? Er versuchte die Schwärze jenseits des Lichtes zu durchbrechen, konnte es allerdings nicht. Wieder ein leises Zwischen. Vor ihm, irgendwo in der Dunkelheit. Ihm wurde heiß und kalt. Er merkte, dass ihm der Schweiß in Strömen den Körper herunterfloss. Nur noch das Pochen seines Herzens war zu hören. Der Calishit fasste im Bruchteil eines Herzschlages den Entschluss, wieder zu seinen Gefährten zurückzukehren. Er drehte sich rasch um.

Einen winzigen Augenblick lang sah er etwas kleines, haariges mit vielen Beinen auf ihn zurasen. Dann wurde er nach hinten geworfen. Nur ein blitzschneller Instinktiver Griff zur Decke verhinderte, dass Phirius von der Decke stürzte. Dann spürte er einen Stich im Oberschenkel. Irgendwoher kam ein lauter, schmerzerfüllter Schrei. Phirius schlug um sich, und stieß sich dabei von der Decke ab. Noch in der Luft wusste der Calishit, dass er das geringere Übel gewählt hatte: den langen, tiefen Weg nach unten.

---

Faerl sah seinen Freund oben an der Decke. Und wie er sich unsicher umsah. Etwas am Rand des Lichtkreises rührte sich, und der Gnom schrie sofort zu seinem Gefährten hoch, um ihn zu warnen, und schoss mit seiner Armbrust nach diesem kleinen, haarigen Spinnenwesen, das wie eine Kreuzung aus Spinne und Katze aussah. Es sprintete mit einer aberwitzigen Geschwindigkeit auf Phirius zu und sprang ihn an. Dieser drehte sich im gleichen Augenblick um und wurde frontal von der Kreatur zu Boden an der Decke gerissen. Ein unverhältnismäßig großer Stachel fuhr dem Hexer in den Oberschenkel. Dann stieß er sich von der Decke ab und flog zeitlupengleich Richtung Boden. Die Kreatur war sofort weg.

Die Gruppe hatte sich sofort um ihren zu Boden gegangenen Gefährten herum versammelt. Er schien nicht schwer verletzt zu sein. Durak flößte ihm einen Verzögerungstrank ein, warf ihn sich über die Schultern, und trug ihn sofort aus der Ruine heraus, unter den freien Himmel. Dorgan und Faerl gaben ihm dabei Deckung. Unter freiem Himmel sah sich Faerl sofort nach Heilpflanzen um, und kehrte mit einer Pflanze zurück, deren antiseptische Wirkung ihm bekannt war. Der andere Gnom ließ sich die Wirkung und Verarbeitung kurz erklären, und verarztete den Verletzten dann umfassend.

Schließlich, nach viel gutem Zureden, willigte Phirius ein, in die Ruine zurückzukehren. Sie packten wieder alles zusammen, und gingen langsam wieder hinunter.
Unten herrschte absolute Stille, und es war nichts von der eigentümlichen Kreatur zu sehen oder zu hören. Aber außer einigen alten, aber recht wertvoll wirkenden Rüstungen, die sie später holen wollten, fanden sie nichts. Zumindest wenn man von einer fressgierigen Schlingpflanze die Faerl zum Fressen gern hatte, und einer eigentümlichen Illusionswand vor einem Sonnenuhrenrelief, absah.

"Mir reicht es. Außer Spinnenweben, Staub, und Ekelvieh-zeug gibts hier nichts zu holen. Gehen wir zum verlassenen Bauernhaus, vielleicht finden wir dort mehr." gab Phirius schließlich von sich.
Die Gefährten willigten sofort ein, und gingen wieder raus. Ein leises Zischen begleitete sie nach draußen, doch jedes Mal, wenn sie sich umdrehten, sahen sie nichts...

---

"Hey Leute! Hier ist ein Steg nach unten!" hörte man Duraks Stimme.
"Warte, wir kommen!" rief Faerl sofort zurück und schritt zügig über die alten Holzdielen des verstaubten, verlassenen Bauernhauses. Er stieg vorsichtig die Treppe in den Keller herab, und erspähte den kräftigen Söldner am anderen Ende des kurzen, quadratischen Kellerraumes. Ein breites Loch im Boden erklärte das laute Rumoren und Krachen, das das Haus wenige Momente zuvor erschüttert hatte.

"Bei Khelbens weißem Zauberstab, dass du immer alles kaputt machen musst! Und wie konntest du ahnen, dass unter den Dielen nichts ist?" grinste Faerl den großen Erdgenasi begeistert an.
"Indem ich nicht nur meine Augen benutze. Und wer ist dieser Kelben?" kam Duraks trockene Antwort.
"Ein mächtiger Magier und Auserwählter der Mystra. Man sagt, die Herrin der Magie persönlich wache über ihn, und allein dies habe ihn mehr als ein Mal das Leben gerettet. Was man noch so erzählt erzähle ich jedoch lieber ein anderes Mal, wir sollten schauen, dass wir runterkommen."
"Ich stimme dir zu. Seid ihr bereit? Wie gehts deinem Oberschenkel?" fügte der Kreuzfahrer mit einem Blick zu Phirius hinzu.
"Jaa, geht schon. So lange wir uns nicht trennen und diesem Vieh nicht mehr über den Weg laufen..."

Wenige Minuten später führten mehrere Holzplanken, die anscheinend vor Jahrzehnten in die Wand getrieben worden waren, den weg des runden Schachtes herab. Weder der Boden, noch das gegenüberliegende Ende waren zu sehen. Sie liefen eine Minute, dann noch eine. Zehn Minuten danach waren sie wohl mehrere Male unterhalb des Ausgangspunktes entlang gekommen, jedoch war der Boden immer noch nicht in Sicht. Schließlich ließ Dorgan erneut einen Stein nach unten Fallen, der jedoch schon nach wenigen Sekunden auftraf.

Doch dann standen sie vor einem morschen Stummel, der wohl einst eine Planke gewesen sein musste, und einer kahlen Wand dahinter.
Schließlich banden Dorgan und Durak ihre Seile zusammen, und befestigten ein Ende an einer Planke. Langsam ließ sich Durak herunter. Eine Minute verging. Phirius begleitete ihn die ersten zehn Meter, die zweite Hälfte legte der kräftige Erdgenasi allein zurück.

"Hier unten ist die Luft rein!" schallte es hoch zu Dorgan, der sich prompt am Seil herunterließ. Faerl folge ihm wenige Minuten danach, und Phirius ging danach ein letztes Mal zum Seil hoch, um es loszubinden. Er ließ es herunterfallen. Dann beeilte er sich zu seinen Gefährten zurückzukehren.
Ein leises Zischen durchdrang den Schacht.
Titel: Re: Das zweite Gedächtnis
Beitrag von: Der Don am 27. Dezember 2008, 22:35:39
Also ich muss schon sagen, wirklich gut geschrieben und der Spaß bleibt ja bei uns sowieso nie auf der Strecke.

Freu mich schon auf morgen, endlich mal wieder ne längere Session
Titel: Re: Das zweite Gedächtnis
Beitrag von: Falkenblut am 30. Dezember 2008, 21:40:26
Teil 7: Eiskalte Engel

Instinktiv drehte sich Phirius um. Ihm lief eine Gänsehaut den Rücken herunter. Er merkte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Das Kratzen von Klauen auf Stein schabte irgendwo schräg neben über ihn. Der Calishit überdachte seine Möglichkeiten im Bruchteil einer Sekunde und entschied sich für das geringere Übel: den freien Fall aus über 3 Schritt Höhe. Noch während er losliess und sich der Luft übergab, hörte er ein Pfeifen. Der Hexer spürte wie das Kettenhemd unter seinen Gewändern einen Stich zwischen seinen Schulterblättern abfing.

Dem Hexer wurde die Luft aus den Lungen getrieben, als er hart auf dem Boden aufschlug. Die Pflanzen dämpfen den Aufprall nur unwesentlich, und auch sein Versuch, dem Auprall wenigstens etwas Wucht durch Abrollen zu nehmen, scheiterte.
Sterne tanzten in Phirius´ Blickfeld, als er sich aufrichtete.

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Dorgan sah jetzt die kleine Gestalt, die nach seinem Gefährten geschlagen hatte. Er zückte seine Streitaxt. Das kleine katzenhafte Spinnentier ließ sich neben seinem Opfer fallen. Der Kleriker sprang mit gezückter Waffe vor, und trieb sie der Kreatur hart in den Rücken.
Ein lautes Kreischen durchdrang die Höhle.

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Durak sprang vor und ließ seine Stachelkette kreisen. Sie wickelte sich um eines der der acht Beine des animalischen Feindes und riss es mit einem lauten Knacken heraus. Bei Tempus, er hatte einen guten Treffer gelandet.
Dann spürte der Erdgenasi einen Luftzug knapp neben seiner Wange, und sah einen kleinen Bolzen im Hinterleib des Wesens einschlagen.
Anscheinend hatte Faerl beim Zielen einen hellen Moment, dachte der Söldner mild erstaunt. Manche Ereignisse konnten ihn doch noch überraschen.

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Mit einem lauten Kreischer ließ die die Katzen-Spinnen-Kreuzung von Phirius ab. Der rollte sich augenblicklich zur Seite und schoß seinem Angreifer seinen grünen Energieblitz direkt auf dessen kurzzeitig ungedeckten Bauch. Ein Geruch von verbrannter Haut und Haaren schwebte durch die Luft. Phirius grinste, als er sah, dass sich sein Feind umdrehte und auf die Wand zusprang.

Dann wickelte sich mitten in der Luft eine Eisenkette um dessen Hals. Der restliche Körper bewegte sich weiter, und fand Halt am rettenden Felsen, nicht jedoch der Hals und der Kopf. Durak riss die Kette energisch zurück. Ein lautes Knacken erfolgte. Mit einem dumpfen, leisen Schlag klatschte das von der Stachelkette Umschlungene auf den Boden. Einen Herzschlag später folgte der restliche Körper. Eine gift-grüne Lache begann sich an beiden Stellen auszubreiten, und leicht süß-bitterer Geruch kitzelte die Nasen der Gruppe.

"Sieht aus, als hätte Durak mal wieder abgestaubt und von meiner glänzenden Vorarbeit profitiert." stellte Faerl mit einem breiten Grinser fest. Dann wuselte er am verblüfft guckenden Erdgenasi vorbei und klopfte ihm noch mal grinsend an den Oberschenkel. "Phirius, mein kleiner Freund, gehts dir gut?" fügte der Illusionist besorgt hinzu, als er seinen doppelt so großen Gefährten begutachtete.

Durak hatte sich inzwischen wieder gefasst, und warf einen letzten Blick auf die Leiche. "Anscheinend hat unser kleiner Möchtegern-meisterschütze mal ins Schwarze getroffen. Den Tag markiere ich in meinem Kalender, weil jetzt wird es wieder ein paar Jahre dauern, bis er einen Zufallstreffer landet."

Dorgan blickte kurz zum Hexer, stellte keine gravierenden Wunden fest. "Gehen wir weiter, da hinten ist ein abknickender Gang - und ich höre wieder die Trommelgeräusche."
Faerl, dem gerade eine äußerst freche Bemerkung auf der Zunge lag, schluckte diese herunter und schloss sich seinen lauschenden Gefährten an.
Alle hörten die Trommeln. Sie sahen sich wortlos an, und marschierten in der gewohnten Reihenfolge los.

Wenige Meter später kamen sie um die Biegung. Durak lief ein kleines Stück weiter und merkte, dass der Gang vor ihm leicht bergab verlief und anscheinend geflutet war. Bis zu einer Tiefe von etwa einem halben Meter. Er zuckte mit den Schultern und lief weiter.

"Aaaaaaahhhh!"
Der Kreuzfahrer drehte sich um, und sah Faerl schmerzerfüllt auf das Wasser starren, das dem kleinen Gnom wohl etwa bis zum Bauchnabel gehen musste.
"Was ist los? War da etwas? Hast du dich verletzt?" fragte er sofort.
"...viel schlimmer. Kalt. Da frieren einem die Murmeln ein!" gab der Illusionist mit einem verzerrten Gesicht von sich.
"Das waren mehr Informationen als ich haben wollte." gab der Erdgenasi trocken zurück.
"Nur weil bei dir schon alles abgestorben ist ..." fing der Magier mit zusammengebissen Zähnen an zu sagen. In seinen Augen funkelte der Schalk.
"Falls bei dir noch etwas vorhanden ist, das schrumpfen könnte, dann ist es bereits so klein, dass es nicht mehr kleiner werden kann. Und jetzt halt den Rand und geh weiter, sonst heize ich dir ein." sagte Phirius mit einem breiten Grinser.

Faerl wollte gerade eine freche Antwort geben, als Duraks tiefe, barsche Stimme ihn unterbrach: "Wenn du nicht schaust dass du kommst führe ich den Gnomenstock zum Fallentesten ein. Ich brauche nur noch einen 3 Schritt langen Stab und ein Seil, um dich festzubinden. Und jetzt komm endlich." Durak zwinkerte dem verdutzt guckenden Gnom noch mal zu, drehte sich um und watete weiter.
"Seid mal leiser, sie können nicht mehr leise sein. Wobei mir die Wassertiefe auch überhaupt nicht gefällt." fügte Dorgan noch an, während er sich ebenfalls weiter fortbewegte.

Der Gang wurde allmählich breiter und höher. Stalagmiten und Stalagtiten umgab die Gruppe, und angesichts des kristallklarem, funkelndene Wassers war sogar der Magier sprachlos. Schließlich sahen sie flackerndes Licht von einer großen Sandbank in der Mitte der riesigen Höhle. Die Decke, die ungefähr 15 Meter hoch war, war mit mehreren riesigen Stalagtiten verziert, und das regelmäßige Rauschen des Meeres schien sehr nah zu sein.

So leise wie möglich schlichen sie durch das seichter werdende Wasser, und verbargen sich hinter einem sehr breiten Stalagmit, der beinahe die Decke berührte. Faerl nutzte die Gelegenheit und wirkte einen Kommunikationszauber, dank dem es ihnen möglich war leise zu kommunizieren. Dann nutzte Phirius seine Fähigkeit, spinnengleich Wände zu erklimmen, und hangelte sich zügig den Fels hoch, und spähte zum Lagerfeuer.

"Mehrere Goblins, ein menschengroßer Goblin und ein kleiner Junge. Wahrscheinlich Xertas. Ein paar Goblins sind in Gewänder gehüllt. Vielleicht Zauberwirker...ohje, das sieht nach einem Altar aus..." flüsterte der Hexer seinen Gefährten zu.
"Gut, wir schauen, dass wir vielleicht etwas näher an sie herankommen. Dann schlagen wir kurz und hart zu..." begann Durak seine Taktik zu erläutern, als er vom Hexer unterbrochen wurde.
"Verflucht! Sie opfern ihn gleich, der Priester hat gerade ein Messer gezückt!"
"Verdammt! Los gehts!" schnaufte der Erdgenasi wütend. Dann stürmte er um den Stalagmit, und rannte mit voller Geschwindigkeit auf die Feinde zu.

Phirius hangelte sich blitzschnell den Stalagtit hoch und rannte dann zügig die Decke entlang in Richtung Lagerfeuer. Dorgan schaute kurz genervt den beiden hinterher, zog ein Phiole mit einer durchsichtigen, kristallglaren Flüssigkeit aus seinem Gürtel.
Mit einem "Auf unsere Gesundheit!"  kippte er den Trank herunter, und sprintete unnatürlich schnell vorwärts, um ebenfalls am Kampf teilzunehmen.

"Warum klappen Pläne eigentlich nie?!" schimpfe Faerl wütend, und rannte ebenfalls um den riesigen Stalagmit herum.
"Und ich Narr dachte als Magier würde man wenigstens trocken bleiben..." fügte er noch säuerlich hinzu. Dann sah er das Lagerfeuer der Goblins. Ihm kam eine Idee.

Durak hatte den ersten Goblin erreicht. Er sammelte seine gesamten Kräfte und schwang seine Waffe mit voller Kraft. Sie zischte laut und todbringend durch die Luft.

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Titel: Re: Das zweite Gedächtnis
Beitrag von: Falkenblut am 04. Januar 2009, 22:20:43
Teil 8: Tod von oben

Yurak, der große Anführer der Goblins, sah den riesigen Söldner auf seinen vordersten Ritualwächter zustürmen. Gut, dass er sofort beim ersten Anzeichen von Ärger seine vorderen vier Wächter auf den großen Kämpfer gehetzt hatte. Er sah zur Seite. Seine beiden Schamanen blickten zu den Eindringlingen. Der Häuptling festigte den Druck um den Nacken des kleinen Menschen. Das Gezappel nervte ihn.

"Na los! Angreifen!" befahl er mit seiner barschen, heiseren Stimme. Dann wandte er sich wieder den Eindringlingen zu. Der Hobgoblin nahm nur noch am Rande wahr, wie seine angesprochenen Untergebenen anfingen etwas zu intonieren, und seine zwei anderen Leibwächter ihre Kurzschwerter zückten. Sein Blick hatte sich im großen Angreifer mit der seltsamen Eisenkette festgebohrt.

---

"In die Schlacht!" Duraks Bass hallte durch die Höhle.
Dann schlang sich seine Stachelkette um den Hals des vordersten Goblins. Er riss mit einem energischen Ruck an ihr und ließ den Goblin so mehrere Schritte durch die Luft segeln, bevor dessen lebloser Körper auf dem Boden aufschlug.

Der Rest der vier Mann starken Vorhut musterte den riesigen Erdgenasi mit einer Mischung aus Angst und Hass. Der Blick, den der Kreuzfahrer ihnen zurückwarf, konnten sie nicht deuten. Der ganz linke konnte sich auch keinen Reim darauf machen, zuckte kurz mit den Schultern und stürzte dann mit einem lauten Kampfschrei vorwärts. Seine Gefährten folgten ihm augenblicklich. Sofort entbrannte ein blutiger, tödlicher Kampf zwischen den drei Kontrahenten.

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Dorgan war inzwischen bei den Zauberwirkern angekommen. Er hatte bei seinem Ansturm gerade noch vermeiden können, von einem plötzlich auftretendem Feld von peitschenden Ranken festgehalten zu werden.

Mit einem bösartigen Grinsen ließ er seine Streitaxt auf den vorderen Zauberwirker niederfahren. Ein lautes Knacken ertönte, als mehrere Rippen splitterten.

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Phirius hastete entlang der Decke, bis er genau über dem Altar war, der wenige Meter neben dem großen Lagerfeuer aufgebaut war.
Er spürte eine vertraute Hitze in seiner linken Hand entstehen und konnte ein süffisantes Grinsen nicht unterdrücken. Wie er diese plötzlich hochkochende Hitze liebte. Eine Gänsehaut lief dem Hexer über den Rücken.

Dann entlud sich die Energie so schnell wie sie gekommen war. Sie raste als giftgrüner Blitz hinunter. Auf den Zauberwirker, der nicht von Dorgan angegriffen wurde. Ein Schmerzschrei verriet ihm, dass er getroffen hatte.

Dann ließ er es weitere Energieblitze auf die Goblins hageln. Er war der personifizierte Tod von Oben!

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Plötzlich schien etwas im Feuer aufzuknistern. Dann hallte ein lautes Heulen durch den Raum. Es klang, als wäre ein Rudel Wölfe im Lagerfeuer gefangen.

Wenige Augenblicke später loderten die Flammen auf und wuchsen stetig an. Als sie so groß wie ein Oger waren, begannen sich Arme und Beine zu formen. Zwei rubinrote Augen erschienen da, wo anscheinend der Kopf sein musste.

Alle direkt am Kampf beteiligten starrten auf geformten Flammen. Als das Heulen zu hören war hatte sich niemand etwas dabei gedacht. Jetzt allerdings stand ein riesiger Feuerdämon mitten im Schlachtfeld.

"Ihr dürft mir später für die gelungene Vorstellung gratulieren..." hörten die Gefährten Faerls trockenen Ansporn weiterzukämpfen.

Dann machte die vom Illusionisten herbeigezauberte Kreatur einen Schritt vorwärts, und trat unheilverkündend auf die Leibwächter zu.

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Durak beachtete das Flammengeschöpf nicht weiter. Mehrere kleine, bereits fast verheilte Schnittwunden waren über seine Oberschenkel verteilt.
Zwei seiner Gegner wandten sich ihm wieder zu. Ein Goblin jedoch vernachlässigte seine Deckung und stürmte auf den neuen Gegner zu.

Die Strafe für diese Unvorsichtigkeit ließ nicht lange auf sich warten, und bereits nach 3 Schritten peitschte die Stachelkette über den Rücken des Unvorsichtigen.
Augenblicklich entbrannte der Kampf zwischen dem Erdgenasi und seinen beiden verbliebenen Kontrahenten erneut.

Wenige Augenblicke später sackte der erste leblose Körper zu Boden. Die Haut des Erdgenasis begann metallisch zu glänzen, und er blickte seinen verbliebenen Gegner an.
"Komm her zu mir! Komm her zu mir und stirb!" brüllte der kräftige Söldner so laut er konnte.
Die Augen des Goblins weiteten sich etwas, und er macht einen nervösen Schritt nach hinten.

---

Faerl sah mit wachsendem Unmut zu seinem Flammenspielzeug. Der Zauberwirker hatte sich gerade eben abgewandt und zog einen Leibwächter hinter sich her, anscheinend um Durak zu bedrohen. Er ließ seinen Dämon einen Schwarzton annehmen. Dann lief ihm ein Grinser über das Gesicht.

Der Dämon zerlief plötzlich wie Butter in der Sonne. In Sekundenschnelle. Die drei Goblins, die zuvor mit ihm beschäftigt waren jubelten. Pechschwarze Schlieren flogen an ihren Füßen vorbei. Das Siegesgebell verstummte. Dann festigten sich die Schlieren, und sie merkten, dass sie in einem Käfig aus massiven, drei Meter hohen schwarzen Mauern gefangen waren.

Ein grüner Blitzstrahl, direkt von der Decke oberhalb der Goblins fuhr in den Kopf des Schamanen. Er zuckte noch kurz, und ging dann zu Boden. Die beiden verbliebenen begannen panisch gegen die Mauern zu trommeln, um einen Weg herauszufinden.

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Yurak schaute unzufrieden auf die Reste seiner Goblins. Sie schlugen sich schlecht. Er knurrte wütend. Mit einer lockeren Bewegung aus seinem Handgelenk schleuderte er den kleinen Mensch gegen den Altar, stülpte sich seine Krallenhand über und zerschlug mit ihr eine giftgrüne Phiole auf dem Altar. Die Krallen auf dem Handschuh verfärbten sich, und er wusste, dass sie jetzt jede geschlagene Wunde grausig verätzen würden.
Dann stürmte er auf den großen Kämpfer mit der Stachelkette zu. Er sollte leiden!

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Durak riss gerade seine Stachelkette aus dem letzten Goblin. Aus den Augenwinkel nahm er wahr, wie Dorgan seinen letzten Gegner mit einem brutalen, waagerechten Schwinger seiner Streitaxt köpfte. Sein zufriedenes Grinsen schwand, als er den Hobgoblin auf sich zustürmen sah. Er schlug nach ihm, doch dieser wich katzengleich dem mörderischen Schlag aus.

Dann fuhren ihm die spitzen Krallen in die linke Schulter. Der Erdgenasi keuchte auf. Der Anführer packte ihn mit der freien Hand am linken Handgelenk und wirbelte den verdutzten Kreuzfahrer über seine Schulter. Der Söldner schlug hart auf dem Boden auf. Die restliche Luft wurde ihm durch den auf seinem Bauch landenden Gegner aus den Lungen getrieben.

Dann spürte er etwas spitzes, scharfes im linken Vorderarm. Dieses kleine Aas hatte ihn gebissen! Wütend versuchte er seinen Kontrahent wegzudrücken, der der war kräftiger als er aussah.

Der Goblinanführer holte mit seinen Krallen aus und trieb sie dem aufbrüllenden Erdgenasi wieder tief in die linke Schulter. Durak keuchte auf. Schwarze Flecken tanzten in seinem Blickfeld. Etwas klingelte, und er spürte, wie sich Zornesadern auf seiner Stirn bildeten.
Keuchend vor Wut stemmte seinen Gegner jetzt mit einem Ruck hoch und schleuderte ihn von sich. Dieser rollte sich ab, und kam knapp 5 Meter entfernt wieder auf die Beine. Beide Kontrahenten richteten sich auf starrten einander hasserfüllt an.

Dann schlug ein Bolzen im rechten Oberarm des Hobgoblins ein. Ein smaragdgrüner Energieblitz von der Decke verbrannte einen halben Herzschlag später den anderen Oberarm. Ein lauter Kampfschrei hallte durch die Höhle, und der Getroffene konnte sich gerade noch umdrehen, um zu sehen, wie ihm eine vor Blut triefende Streitaxt in den Oberschenkel fuhr.
Durak grinste. Auf seine Gefährten war Verlass. Sogar auf den total wahnsinnigen Magier! Er machte drei schnelle Sprünge vor und ließ seine Stachelkette einen tödlichen Halbkreis beschreiben.

Sein Gegner drehte sich im letzten Augenblick um und sah noch kurz das Aufblitzen der Spitze der Stachelkette, bevor sie sich in seinem Gesicht eingrub. Ein lautes Knacken ertönte, und der getroffenen Kopf wurde auf den Rücken geschleudert. Dann ging der Hobgoblin zu Boden.
Titel: Re: Das zweite Gedächtnis
Beitrag von: Gerthrac am 09. Januar 2009, 15:31:27
Recht schmeichelnd beschrieben ^^. Der Kampf war verdammt hart, vor allem der Obergoblin hat mich fast wie ein nasses Handtuch rumgeprügelt.
Titel: Re: Das zweite Gedächtnis
Beitrag von: Falkenblut am 14. Januar 2009, 00:21:23
Teil 9: Vom Regen in die Traufe

Die Gefährten schauten sich um. Ihr Blick schweifte über die toten Goblins. Nichts rührte sich mehr. Dann eilten sie geschlossen zum Altar. Dorthin, wo sie das Kind zuletzt gesehen hatten.
Er lag seitlich, an den Altar gelehnt. Ein dünner Blutstrom lief ihm aus der Nase. Faerl starrte den kleinen Mensch entsetzt an. Der Junge starrte zurück. Durch den Gnom hindurch. Dann stürzte der Magier vor zum kleinen Mensch.
"Xertas! Kleiner! Komm! Sag etwas!"

Dorgan war ebenfalls sofort zur Stelle. Als er die Bemühungen seines Gefährten sahen, versuchte der Kleriker Glitzergolds vorsichtig Xertas Puls am Hals zu ertasten. Als er keinen spürte, probierte er es erneut. Dann am Handgelenk. Dann sprang er wütend auf und machte zwei schnelle Sprünge zur Leiche eines Goblinzauberwirkers. Er rief laut, zornig und enttäuscht "Verdammt!"  und trat er mit voller Kraft gegen dessen Kopf. Etwas knackte laut und ekelerregend. Einen Herzschlag später gab es ein paar Meter weiter ein Geräusch, als ob eine Melone zerplatzt sei.

"Du solltest vielleicht wenigstens einen Kopf erkenntlich lassen, damit wir einen Beweis haben. Am besten den des Anführers." bemerkte Phirius trocken. Doch auch er sah enttäuscht aus.
Der Diener Glitzergolds, der gerade den nächsten Goblinkopf fliegen lassen wollte hielt ein seiner Trittbewegung inne. Dann ging er langsam zur Leiche des Anführers. Hass und Ekel waren deutlich in seinem Gesicht zu lesen. Dann hört man etwas laut knacken. Dorgan schlug ein zweites Mal mit seiner Axt zu. Jedoch mit weniger Kraft als beim ersten Schlag. Dann blickte er zu seinen Gefährten.
"Durchsuchen wir die Gegend noch kurz, dann brechen wir auf. Ich will diesen Abfall von meiner Axt loswerden!"

---

Die Gefährten liefen trübseelig auf das Tor zu. Durak hatte die Leiche in ein Tuch gelegt und trug sie in seinen Armen. Sein Blick war düster, seine Miene dunkel und hart wie kalte Lava. Er hasste es, wenn jemand gegen seinen Ehrenkodex verstieß. Und der Mord an Zivilisten, erst Recht an Kindern, war eine gravierende Verletzung dieser Regeln.

Es begann leicht zu nieseln, und ein frischer Wind ließ die Gruppe leicht frösteln.
Von den Wachen wurden sie sofort durchgelassen.
Als sie sich jedoch dem Anwesen näherten, merkten sie an der Menschenmenge darum, dass etwas nicht in Ordnung war. Zwei Gardisten fingen die Helden schließlich ab.

"Ihr könnt nicht passieren! Es gab einen Zwischenfall in Sertoks Anwesen und es ist für die Bevölkerung gesperrt. Ebenso wie die nähere Umgebung."
"Wir müssen mit der Dame des Hauses sprechen! Es geht um ihren vermissten Sohn."
"Habt Ihr mich nicht verstanden...Moment. Ihr habt den Sohn gefunden?"
Durak hob kurz das Tuch etwas an, sodass nur die Gardisten und keiner der sonstigen Umstehenden das Gesicht des Jungen erkennen konnten. Ihr Blick war wütend und enttäuscht.
"Kommt mit, der Kommandant wird in dem Fall mit Euch sprechen wollen."

Einer der beiden führte die Gefährten zu einem kleinen, sehr breitschultrigen, braunhaarigen Mann in einer einfachen, schwarzen Uniform, der anscheinend dem Bericht eines leichtgerüsteten, ebenfalls in schwarz uniformierten Gardisten seine Aufmerksamkeit schenkte.
Als er fertig gelauscht hatte gab er ein leises, brummiges "Gut, los!" von sich.

Dann widmete sich der Kommandant den Neuankömmlingen.
"Ohne Gruß. Was gibt es, Hauptgefreiter Leros?"
"Herr Hauptmann! Diese Herren haben Sertoks Jungen gefunden!"
Der Hauptmann musterte die Helden mit seinen stahlgrauen Augen. Er schaute jedem der Gefährten einen Herzschlag lang tief in die Augen. Faerl musste sich zwingen nicht wegzugucken. Ihm war kurz, als sei er ein Buch und jemand würde seine Seiten durchlesen.
Sein Blick schweifte über den vom Tuch bedeckten Jungen in Duraks Armen. Er seufzte leise.

"Ich bin Hauptmann Laodan! Was ist passiert?"
"Durak vom Clan Steinfeuer. Wir konnten nichts mehr tun. Die Goblins wollten ihn opfern. Als wir eingriffen tötete dieser Goblin ihn." Der Erdgenasi deutete auf den abgetrennten Hobgoblinkopf, in dem Dorgans Axt steckte.
"Goblins? Oben? Bei den Ruinen? Schlecht!" Laodan sah gedankenverloren zu einigen vorbeiziehenden Regenwolken. Dann blickte er wieder die Gefährten an. Sein Blick war so kalt wie der beissende Wind.

"Schildert mir die Ereignisse genauer. Und die Hintergründe. Danach entscheide ich weiter."
Durak kam dem sofort nach. Nach knapp fünf Minuten musterte der Offizier die Gruppe erneut.
"Ihr habt euch gut bewährt. Außerdem seid ihr mit vielem vertraut. Ich möchte, dass ihr an unserer Operation teilnehmt, und weihe euch in die Ereignisse der letzten Stunden ein. Einverstanden?"
"Ja." antwortete Durak.
Dorgan, Phirius und Faerl nickten.

"Oben im Anwesen ist seid einigen Stunden eine Geiselnahme. Mehrere Angreifer. Gorak ist unter ihnen. Sie sind keine Anfänger. Ihre Armbrustschützen haben sich gut verschanzt, ein Sturmangriff wäre Selbstmord. Forderungen gab es noch keine. Wir werden dem ein Ende setzen, und zwar heute Nacht! Habt ihr Vorschläge, wie wir vorgehen könnten?"
"Da ein frontaler Angriff schlecht ist könnten wir versuchen die Geiselnehmer abzulenken. Zum Beispiel, indem wir einen Angriff von einer anderen Seite vortäuschen. So verschaffen wir euch die notwendige Zeit einzudringen." schlug Faerl sofort vor.

Durak guckte seinen kleinen Gefährten erstaunt an. Klar, dass der laufende Meter in Sachen Ablenkung nicht schlecht war, aber dass mal etwas brauchbares dabei herauskommen konnte überraschte ihn mild. Dann grinste er innerlich, bei dem Gedanken, es könnte ja auch ein Glückstreffer sein. Doch den Seitenhieb beschloss der Erdgenasi sich für eine passendere Gelegenheit aufzuheben. Nämlich dann, wenn der Winzling mal wieder frech war.
Laodan schien ebenfalls zufrieden zu sein.
"Gut. Kommt mit."

Laodan und die Gefährten eilte zu Geralt - einem kräftigen, knapp 2 Meter großen Mensch mit dunklen, sehr kurzen schwarzen Haaren und einem kantigen, bartlosen Gesicht. Seine tadellose Uniform und sein sauber polierter Brustpanzer unterstrichen den guten Eindruck.
Alle stellten sich vor, dann eilte der Hauptmann weiter. Der Leutnant widmete sich den Gefährten. Man begann sich zu beraten und zu planen.

Schließlich, nach mehreren Stunden und einer kräftigen Mahlzeit, hatte man einen Plan. Durak, Dorgan, Phirius, Geralt und Faerl eilten zum Hauptmann und weihten ihn ein.
Man wollte gegen Mitternacht von der Mauer starten. Zwei Seile sollten durch ein Fenster des Obergeschosses geschossen werden. Dann würden der Leutnant und die Gefährten mithilfe einer Art waagerechten Flaschenzug, der durch das zweite Seil gesteuert werden sollte, in das Gebäude eindringen. Der Illusionist würde den Einbruch mit einem klirrenden Fenster und darauffolgenden Waffengeklirr im Erdgeschoss tarnen.
Anschließend würde man sich Zugang zum Arbeitszimmer verschaffen, wo die Geisel vermutlich gehalten wurde. In der Zwischenzeit würde der Hauptstoßtrupp ein paar Augenblicke später einen frontalen Angriff starten.

Laodan nickte anerkennend.
"Gut. So werden wir es dann machen. Leutnant, Ihr werdet sie begleiten. Beginn ist zwei Stunden nach Mitternacht...also in etwa 6 Stunden. Seid pünktlich!" befahl der leitende Offizier.
Dann drehte er sich um, und marschierte zu einigen Gardisten.

Durak sah dem Hauptmann einen Augenblick hinterher. Dann sah er Geralt kurz an.
"Ihr habt nichts dagegen, wenn wir uns ab jetzt duzen? Das erleichtert alles. Außerdem möchte ich mit Kampfgefährten informell bleiben."
"Natürlich. Du kennst die Truppe. Sag du wie wir vorgehen."
"Gut. Ich gehe als erstes rein und nehme Faerl mit. Kleiner: halte dich gut an mir fest während wir reinschwingen. Dann geben wir euch Deckung. Anschließend kommt Phirius nach. Danach Geralt. Und nimm Dorgan mit. Fragen bisher?"
"Nein, fahr fort." erwiederte der Illusionist.
"Wir bleiben zusammen, wie sonst auch immer. Geralt und ich bilden die Front. Phirius ist unsere mobile Artillerie. Wie bisher. Dorgan bildet die Nachhut und hält uns den Rücken frei. Faerl...du machst das was du auch sonst am besten kannst: außer Reichweite bleiben und Gegner verarschen. Falls möglich das Schlachtfeld teilen."
"Selbst Schuld wer sich von einem Gnom auf den Arm nehmen lässt." antwortete der Scherzbold grinsend. Dann sah er den Erdgenasi ernst an.
"Angenommen wir werden von zwei Seiten angegriffen? Wie teilen wir uns auf?"
"Dann bleiben Geralt und ich vorne. Der Rest kümmert sich um die andere Seite. Weitere Fragen?"
"Wer ist für den Nachschub zuständig? Bei knackigen Kämpfen habe ich immer Hunger." fügte Faerl mit einem ernsten Gesichtsausdruck hinzu.
"Typisch. Hat noch jemand einen sinnvolle Frage?"

Keiner meldete sich. Geralt blickte zufrieden auf.
"Du kennst dich auf deinem Gebiet aus. Anerkennung! Ruhen wir uns die kommenden vier Stunden aus. Wir können ja auch vorher etwas essen." fügte der Leutnant mit einem unwirschen Blick zum Gnom hinzu.
Der Magier grinste. Auf Umwegen kam er anscheinend doch noch zu seiner zweiten Mahlzeit.

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Titel: Re: Das zweite Gedächtnis
Beitrag von: Falkenblut am 27. Januar 2009, 13:28:53
Teil 10: Einbruch bei Einbrechern (1)

Seit der Taktikbesprechung waren mehrere Stunden vergangen.
Alle warteten auf das Kommando des Hauptmanns. Durak war in die Hocke gegangen. Er sah konzentriert zum Anwesen und ging im Geist alle Teile des Planes durch. Der kräftige Erdgenasi hatte immer und immer wieder nachgedacht und keine Schwachstellen in ihrem Vorhaben entdeckt. Dann spürte der Kreuzfahrer, wie ihn jemand an seiner linken Schulter antippte. Langsam und leise drehte er seinen Kopf in die Richtung und blickte in Faerls Gesicht.

Der kleine Illusionist stand aufgerichtet da und sah ihn an und hob seinen Daumen. Durak ergriff ein Ende eines Seils. Dann kam Faerls Zeigefinger. Nun blickte Faerl runter zum Erdgeschoss des Anwesens und schmunzelte. Etwas klirrte laut und vernehmlich. Zersplittertes Glas. Eine schwere Armbrust mit einem speziellen Bolzen, der ein Seil rüberschießen verursachte zeitgleich das gleiche Geräusch. Dann sah der Gnom konzentriert hinunter und verzog sein Gesicht zu einem grimmigen Lächeln. Einen Augenblick später erschallten Kampfgeräusche aus dem Erdgeschoss, wo er seine Illusion hatte entstehen lassen.

Durak sah das Fenster im Anwesen zerspringen. Der Bolzen mit dem befestigten Seil war also drüben. Er spürte einen Ruck an seinem Seil. Der Flaschenzug war jetzt auch per Armbrust herüber befördert worden. Der Erdgenasi spürte, wie sich jemand an seinen Schultern festhielt. Genau wie besprochen. Dank seiner militärischen Grundausbildung machte ihm das zusätzliche Gewicht des Gnoms nichts aus.
Wie geplant nutzte die Gruppe das Seil und den Flaschenzug, um sich in den Raum des Anwesens zu bringen.

Sie befanden sich in einem Bad. Mit hellgrauem Marmorboden und schneeweissen, unverzierten Marmorwänden, einer Art länglichen Waschbecken und einer brusthohen Sitzgelegenheit - aus Faerls Perspektive. Der Raum war etwa sechs Meter lang, drei breit und sehr sauber, wenn man von den Scherben am Boden absah.

Alle Mitglieder des Einbruchskommandos blickten einander an. Dann öffnete Durak die Tür einen kleinen Spalt. Ein Blick mit seinem Spiegel offenbarte ihm keine Gegner. Leise öffnete er die Eisenholztür komplett und ging, so lautlos wie er konnte, in den etwa 3 Meter hohen Gang. Phirius nutze sofort seine Kräfte und kletterte spinnengleich an der Decke hoch. Geralt lief neben dem muskulösen Erdgenasi. Beide hatten ihre Waffen gezogen.

Als Dorgan und Faerl dann ebenfalls durch die Tür kamen blickte der Erdgenasi zurück und musste unwillkürlich grinsen - der Kontrast zwischen der Gnomengarde, wie er sie insgeheim gerne nannte, und Geralt und ihm war zu köstlich. Dann rückte er weiter vor. Der Kreuzfahrer war aufgezogen wie eine Feder. Er wartete nur noch auf den passenden Moment seine gesamte aufgestaute Energie auf den nächsten Gegner zu entladen.

In diesem Augenblick kam eine drei Mann starke Innenpatrouille um die etwa sieben Meter entfernte Ecke des Ganges.
Durak stürmte sofort vorwärts. Noch bevor der Erste den Mund öffnen konnte, wickelte sich die Eisenkette um dessen Hals. Durak hatte noch im Ansturm diesen Geiselnehmer an der Kette - wie einen Hund. Doch statt anzuhalten stürmte der Erdgenasi weiter, und rammte seine Schulter dem nun gefangenen Gegner ins Brustbein. Der Mann flog durch die Luft. Die Stachelkette, die um seinen Hals gewickelt war, wirkte nun wie ein Galgenstrick. Ein lautes Knacken ertönte. Dann schlug der leblose Körper auf dem Boden auf.

Einen Herzschlag später rannte Geralt los. Da er nicht genug Platz hatte schliff sein Bastardschwert an der Wand entlang und hinterließ Funken und Staub. Duraks linker Gegner sah dass er wohl das Ziel werden würde und machte einen waghalsigen Sprung nach hinten. Es war allerdings schon zu spät dazu. Die gut geführte Klinge des Leutnants machte kurzen Prozess mit ihm.

Der letzte Gegner war geistesgegenwärtiger als seine beiden Kameraden. Er machte einen Sprung nach hinten, rollte sich ab und drehte sich dabei um 180 Grad. Dann drehte er sich um und sprintete außer Sicht.

"ALARM! Eindringlinge im oberen Stock!"

"Verflucht." stellte Durak nüchtern fest und hetzte dem Fliehenden hinterher. Geralt wetzte ebenfalls dem Fliehenden nach. Phirius war ebenfalls schon an der Decke unterwegs und sah dabei wie eine vierbeinige, viel zu schnelle Spinne aus.

"Moment. Hast du das auch gehört?" frage der Illusionist den anderen Gnom.
Dorgan lauschte kurz, dann sah er Faerl an und nickte. Die beiden zogen sich in das Bad zurück. Faerl, der sich deutlich unauffälliger bewegen konnte als sein Gefährte, schaute vorsichtig durch einen schmalen Türspalt den Gang hinunter. Zwei mit gezogenen Rapieren Bewaffnete tauchten auf und näherten sich vorsichtig. Anscheinend hatten sie die Leichen ihrer beiden Kameraden entdeckt und vermuteten einen Hinterhalt.

---

Währenddessen stürmte Durak seinem fliehenden Gegner nach. Dann lieb er stehen. Der helle Aufenthaltsraum, welcher sich fünf Meter vor dem Kreuzfahrer befand, war nicht leer. Zwei Männer mit Kurzschwertern standen darin und grinsten den Erdgenasi selbstsicher an. Die beiden und der Neuankömmling formierten sich zu einem V, welches von Durak wegzeigte.

Geralt tauchte neben Durak auf. Die drei sahen sich verunsichert an. Mit einem Kämpfer hätten sie ein leichtes Spiel gehabt, doch jetzt war ein zweiter anwesend. Das Leben war einfach ungerecht!
Der Hintere machte einen Schritt nach hinten, anscheinend in Richtung eines Fensters, die anderen blieben stehen und schienen noch unschlüssig zu sein.

Der Leutnant grinste. Kampfeslust funkelte in seinen Augen.
"Warte, das könnte..." fing Durak an seinen Gefährten zurückzuhalten. Doch dazu war es schon zu spät. Dieser zückte seine Waffe und stürmte in den Raum, noch bevor der Erdgenasi ihn aufhalten konnte. Man hörte mehrfaches Klicken. Vier Bolzen trafen Geralt, zwei davon durchschlugen seine Rüstung und verwundeten ihn in der linken Seite und an der rechten Schulter.

Der Kreuzfahrer registrierte dies innerhalb eines Herzschlages, nutzte die Nachladezeit der Armbrustschützen und sprang sobald er im Raum war nach links. Hier sah er sich plötzlich drei Armbrustschützen hinter einem umgeworfenen Tisch gegenüber. Seine Stachelkette kreiste, und das Blutbad begann.

Phirius war inzwischen kurz vor der Tür und hatte freie Sicht auf die zwei Männer, die Geralt so geschickt getäuscht hatten. Er musste ihm Zeit verschaffen, sonst würden sie ihn umzingeln. Der Hexer zielte vorsichtig, und schoß seinen giftgrünen Strahl auf den vorderen. Dieser schrie laut und schmerzerfüllt auf konzentrierte sich allerdings weiter auf sein Opfer.

Ein Bolzen von den anderen Schützen durchdrang Geralts Rüstung zwischen den Schulterblättern. Er schrie laut auf. Dann hieb er mit aller Kraft nach seinem bereits verletzten Gegner. Dieser konnte der tödlichen Klinge nicht mehr ausweichen, und sank mit einer Halswunde zu Boden. Doch seine beiden Gefährten hatten die Zeit genutzt und nahmen den Leutnant nun in die Zange.
"Zeit zu sterben, du Narr!" zischte der eine, ein 1,60 Meter großer sehr drahtiger Glatzkopf.
Augenblicklich lieferten sich die drei Kämpfer einen blutigen Kampf auf Leben und Tod.
Titel: Re: Das zweite Gedächtnis
Beitrag von: Falkenblut am 03. Februar 2009, 23:38:33
Teil 10: Einbruch bei Einbrechern (2)

Nun drang der Kampfeslärm von Durak, Geralt und Phirius vor in den Gang. Die beiden Neuankömmlinge, eine kleine, zierliche Frau aus den südlichen Gefilden und ein großer, sehr blasser Mann mit langen blonden, verfilzten Haaren, schauten sich an und eilten weiter.

"Ich stoße die Tür auf." Zischte Faerl seinem Gefährten leise zu. Dann blickte er wieder auf seine sich nähernden Gegner. Als er es angemessen hielt warf er sich mit seinem ganzen Körpergewicht in die Tür. Dorgan sprang sofort nach, um den Schwung zu verstärken. Man hörte Holz auf etwas hartes Treffen, dann einen Schmerzschrei.

Der große Blonde hatte nun eine stark blutende, etwas schiefe Nase und tränende Augen.
Dorgan sprang vorwärts und trieb seine Streitaxt tief in dessen Oberschenkel. Faerl hob seine Armbrust und schoß nach der Frau, verfehlte sie allerdings knapp.

Sie drehte sich erschrocken um und rannte den Gang entlang zurück.
"ALARM!"
"Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt." schimpfte der kleine Gnom.

---

"Phirius!" brüllte Durak, als er den Alarmschrei der Frau hörte. Im selben Augenblick ging der letzte seiner ersten drei Gegner zu Boden.

"Was?" rief der Gerufene zurück, und feuerte seinen nächsten Strahl auf einen Armbrustschützen, der den Schuß sofort erwiederte, den Hexer allerdings knapp verfehlte.

"Hilf den Gnomen!" ertönte es vom Erdgenasi, während er seine Stachelkette zückte. Dann stürmte er auf die verbliebenen drei Armbrustschützen.
"In den Kampf!" brüllte der Kreuzfahrer und machte einen waagerechten Schwinger mit seiner Stachelkette. Der Kampf sah nun wesentlich besser für Geralt und Durak aus, aber es würde trotzdem hart werden. Beide bluteten trotz der heilenden und effektiven Unterstützung durch die göttliche Magie des Kreuzfahreres stark.

---

Der Calishit eilte den Gang zurück, bis er bei seinen Gefährten ankam. Beide schauten auf den regungslosen blonden Kämpfer am Boden. Dorgan schaute auf seinen gefallenen Gegner.

"Alles klar bei euch Winzlingen?"
"Hast du mir ein belegtes Brot mit Gurken mitgebracht?" kam Faerls Gegenfrage.
"Nein. Vielfraß! Und was sind Gurken?"
"Das...." fing der Illusionist an zu sagen, wurde jedoch vom Kleriker unterbrochen.
"Erklär ihm später was eine Gurke ist. Die Verstärkung scheint kurz vor der Treppe zu sein. Fangen wir sie da ab!" zischte Dorgan und rannte den Gang entlang.
"Gnome" seufzte Phirius theatralisch verzweifelt und rannte an der Decke entlang in Richtung Treppe.
Der Magier sah, wie Dorgan vom Calishit überholt wurde. "Menschen...". Dann setzte er sich ebenfalls zügig in Bewegung.

Sie kamen gerade am Ende des Ganges an. Die Treppe hatte sehr lange und breite Stufen, und war somit leicht begehbar. Bilder von Kapitänen zierten die Wand und eine Rüstung stand auf einer kleinen Ebene nach etwa 10 Stufen. Dort schien die Treppe allerdings nur einen Knick zu machen.
Ein kleiner, schwarzgekleideter, vollbärtiger Mann mit gezogenem Kurzschwert kam um die Ecke. "Da sind sie!" dann rannte er die Treppe hoch. Die südländische Frau von vorhin folgte ihm um die Ecke. Und ein sehr großer, dicker Mann mit ogergleichen Gesichtszügen und einem rostigen Rapier.

Sofort stürmten die Angreifer hoch zu den Gnomen, die jedoch ihren Höhenvorteil durch die Treppe nutzen konnten. Ein brutales Scharmützel begann.

---

Durak sah sich um. Geralt fesselte gerade den einzigen noch lebenden, aber bewusstlosen Gegner.
"Kümmer dich um ihn und befrage ihn. Ich schaue nach, wie sich die Gnome schlagen."
Dann rannte er los. Durak bog um die Ecke und sah am anderen Ende des Ganges einen großen, dicken Mann mit einem Rapier nach Faerl stechen. Der Kreuzfahrer blieb unwillkürlich stehen, als er sah, wie das Eisen Faerls Hals durchbohrte. Dann zerplatzte der kleine Gnom und der Kreuzfahrer nahm nun den wahren Illusionisten schräg dahinter wahr.
Eine kleine Streitaxt fuhr dem Angreifer in den Rücken.

Als der Erdgenasi bei seinen Gefährten ankam rührte sich kein Gegner mehr. Die Wunden hielten sich zu seiner Überraschung auch in Grenzen.

Zügig durchsuchten sie die Leichen nach Hinweisen oder nützlichen Gegenständen und rannten dann hoch zu Geralt.
"Sie sind geflüchtet. Ein geheimer Gang im Arbeitszimmer. Anscheinend öffnet man ihn mit einem Buch, aber mehr konnte ich nicht herausfinden. Los gehts, vielleicht erwischen wir sie noch rechtzeitig!"

Dieser führte sie schnell ins Arbeitszimmer. Der Leutnant blickte sich kurz um, griff nach einem Buch, dessen Einband etwas blutverschmiert aussah. Ein Regal drehte sich, und sie blickten in einen Gang.
Dorgan verzauberte seine und Geralts Waffen, sodass sie leuchteten. Dann eilten sie die Treppe herunter.

Nach wenigen Minuten kamen sie in einen grob behauenen, unterirdischen Gang. Sie folgtem ihm. Auch die gefesselte Leiche eines Mannes, der seiner Kleidung nach zu den Geiselnehmern gehört haben könnte, ignorierten sie.

Die Gruppe rannte den Gang weiter entlang und kamen nach wenigen weiteren Minuten zwei Zwergen entgegen, die mit einem Keil Löcher in die Wand schlugen und dann anscheinend kleine Phiolen in die entstandenen Löcher schoben.
Sofort blickten die Zwerge auf, als sie die Gruppe sahen. Beide nahmen je eine Phiole und stürmten sofort auf die Gefährten zu.

Duraks Stachelkette und Geralts Klinge machten jedoch kurzen Prozess mit dem vorderen. Der hintere Zwerg sah dies und schrie laut und wütend auf. Mit einem irren Grinser schlug er mit der Faust, die die Phiole hielt auf die Wand. Ein lautes Krachen ertönte und die beiden Nahkämpfer wurden von einer Explosion zu Boden geworfen und unter herabstürzenden Steinmassen halb begraben. Dorgan konnte ebenfalls nicht mehr rechtzeitig ausweichen.

"Durak! Dorgan! Geralt!" schrie der kleine Illusionist besorgt auf. Er hörte nur ein Klingeln in seinen Ohren. Dann stürmte er vor und begann panisch zu graben und schwere Steinblöcke zur Seite zu wuchten. Dann hatte er eine große Hand zwischen den Fingern. Hastig drückte er weitere Steine zur Seite und konnte Duraks linken Arm und Kopfbefreien.
Mit der Hilfe des kleinen Gnoms konnte sich Durak ganz freiwühlen. In der Zwischenzeit war der Kleriker auch frei. Gemeinsam gruben sie Geralt frei.

Die Gefährten sahen sich an. Sie hatten Schürfwunden, Prellungen und leichte Verbrennungen von der Explosion. Zusätzlich zu ihren vorherigen Verletzungen. Davon abgesehen ging es ihnen jedoch gut. Augenblicklich eilten sie weiter - vielleicht konnte man die getürmten Geiselnehmer ja noch fassen.

Schließlich kamen sie nach mehreren Minuten am Ende des Ganges wieder ins Freie.
Faerl blickte sich kurz um. Ein kleiner felsiger Strand, um sie herum eine Steilküste. Sie waren anscheinend in der Nähe der Goblinhöhle, in der sie Xertas, den kleinen Jungen gefunden hatten. Etwa 100 Meter vor ihnen entfernte sich ein Ruderboot vom Strand.

Durak sah zum Boot. Eine schlanke Gestalt winkte ihnen zu und lachte laut. Eine Zornesader schwoll auf der Stirn des Kreuzfahrers an. Sein Gesicht wurde dunkel. Mehrere Wirbel im Nacken knackten laut.
Faerl dachte lieber nicht darüber nach, was der zornige Erdgenasi jetzt am liebsten mit Gorak anstellen würde.

Die kleine Gruppe sah dem Boot noch kurz nach, dann drehten sie sich um und kehrten in die Stadt zurück, um Bericht zu erstatten.
Titel: Re: Das zweite Gedächtnis
Beitrag von: Falkenblut am 24. Februar 2009, 21:03:08
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Teil 11: Reise durch das Nirgendwo

Nach einem längeren Fußmarsch kehrte die Gruppe schließlich nach Baldures Tor zurück. Hauptmann Laodan und ein fremder Feldherr aus Cormyr empfingen die Helden und lauschten ihren Ausführungen.
Faerl und seine Gefährten erfuhren außerdem, dass die Grünmoos tatsächlich in die Luft gegangen sein muss. So, wie es die Gruppe anfangs vermutet hatte.
Schließlich schickte der Kommandant aus Cormyr die Gruppe in den Norden, nach Steinplanke. Dort, so dachte man, würde sich Gorak aufhalten - und die Geisel.



5. Tarsakh

Durak, Dorgan, Phirius und Faerl verließen mit ihrem gesamten Gepäck die Stadt. Der Illusionist warf einen letzten Blick hinter sich und ließ einen Blick über die prachtvollen Gebäude des hinter ihnen liegenden Adelsviertels schweifen. Dann drehte er sich um, und lief weiter. Der kleine Gnom unterdrückte einen Gähner, und schaute am massiven Erdgenasi vorbei gen Norden. Es sah regnerisch aus.

Vor ihnen lagen die Trollhügel.
Dahinter sollte sich die Dornenöde ausbreiten - eine einst grüne, schöne Gegend, die durch den Krieg verwüstet worden wurde. Durch Zauber, Rituale und Restmagie hatte sich diese einst harmonische Landschaft in einen verseuchten, lebensfeindlichen und sandigen Landstrich verwandelt.

"Rosige Aussichten" murmelte Faerl leise, und schickte ein Stoßgebet zu seinem Gott.
Dann unterdrückte er einen Fluch, als ihn ein Regentropfen auf der Nase traf. Er zog seine Kapuze über den Kopf. Wenigstens konnte seine Begeisterung nicht noch weiter absinken...



6. Tarsakh

Die Gefährten marschierten einen weiteren Tag durch. Zu Faerls milder Freude sogar ohne Regen. Dafür mit eisigem, schneidenden Wind.
Gegen Abend merkten die Gefährten, dass es allmählich ebener wurde.
Etwas weiter weg sahen sie ein anscheinend verlassenes Gebäude. Dieses stellte sich als gut bewachtes Gasthaus heraus. Man übernachtete auf etwas Stroh, aß älteres Brot und trank Wasser. Dann legte man sich schlafen.



7. Tarsakh

Zum Morgengrauen reisten die Gefährten wieder zügig ab.
Nach einer Stunde wurde der Boden abrupt sandig und die Luft knochentrocken und still.  Innerhalb weniger hundert Meter nahm die Umgebungeinen sandig-braunen Farbton an und es wurde dadurch dämmrig. Also banden sich die Gruppenmitglieder Halstücher vor das Gesicht, um die Atemwege zu schützen. Stündlich hielt Faerl seine Freunde an, um ihnen mit seiner Magie die Halstücher zu reinigen, die Sandtarnung zu erneuern, und damit jeder den brennenden Durst stillen konnte.

Gegen Abend entdeckte Dorgan ein altes Gebäude. Nach einer kurzen, gründlichen aber erfolglosen Suche nach nützlichen Gegenständen und anderen Mitbewohnern entdeckte Dorgan schließlich ein paar Symbole in einer Wand, und erklärte der Gruppe, dass sie sich in einem Waukeen-Tempel befanden.

Faerl legte noch einen Alarm-zauber um die Schlafstätte, damit die Gefährten im Fall eines Überfalls etwas Zeit gewinnen würden. Dann verteilte die Gruppe die Wache und man legte sich zum Schlafen hin.

Großteile der Nacht hörten die Wachhabenden fernes Geheul und rochen einen leicht fauligen Raubtiergeruch. Trotzdem verging die Nacht ohne Zwischenfälle. Es blieb sehr ruhig.



8. Tarsakh

Auch der nächste Tag verlief ruhig und sandig. Als das dämmrige Licht verschwand, kampierte man mit den selben Vorsichtsmaßnahmen wie zur vergangenen Nacht auf einem Hügel. Dieser war zu großen Teilen mit seltsamen Dornenpflanzen übersäht, die jedoch keine identifizieren konnte.

In einem waren sich alle sicher. Nämlich, dass etwas mit den Gewächsen nicht in Ordnung war. Und, dass sie die Dornenebene gefunden hatten.
Man schlief nicht ganz so nah an den zahlreichen Ranken und traf die üblichen Sicherheitsvorkehrungen.

Es wurde stockdunkel, einzig das kleine Feuer, das Durak gemacht hatte, erhellte die nähere Umgebung etwas. Alle außer Phirius, der die erste Wache übernahm, schliefen sofort ein.

Dorgan wachte irgendwann auf. Das Feuer war beinahe heruntergebrannt, und Phirius schien im Sitzen weggenickt zu sein, so still wie er da saß. Der Gnom lief wie in Trance zum Feuer, nahm ein altes Brett, und warf es in die Glut, die sofort aufflammte. Der Hexer schreckte anscheinend auf, warf kurz einen Blick auf seinen kleinen Gefährten, und starrte dann wieder vor sich in das flackernde Licht.
Der Kleriker lief wieder zurück zu seinem Schlafplatz. Er legte sich hin, und sah aus den Augenwinkeln, wie sich rechts etwas bewegte. Er drehte seinen Kopf in die Richtung und sah eine dunkle, dornige Tentakel auf ihn zuschießen. Panisch schrie er auf und rollte sich instinktiv nach links.

Plötzlich spürte der Gnom etwas brennendes auf seiner Wange und in seiner rechten Wade. Irgendetwas war verdammt laut - jemand schrie. Und ein eisiger Schmerz durchzuckte sein Bein. Instinktiv wollte er seinen Mund öffnen um zu schreien, allerdings stellte er dass dieser bereits offen war. Und dass die Schreie von ihm stammten.

Eine zweite Backpfeife traf den Kleriker, dieses mal auf seiner anderen Gesichtshälfte. Durak sah ihn mild besorgt an.
"Alles in Ordnung? Du hast plötzlich losgeschrien. Und dann hast du dich auf das Grünzeug rollen wollen. Kleiner Albtraum."
Dorgan besann sich, und wurde ruhig. Er schaute um sich, und stellte fest, dass alles in Ordnung war. Außer seiner blutenden Wade.
"Aber...hey, ich blute ja wirklich. Oh, das fühlt sich aber komisch an..."
Faerl war sofort zur Stelle. Er schob das Beinkleid hoch genug, bis die Wunde offen vor ihm lag. Dann verteilte er seine zerriebene Pflanze vorsichtig um die blutende Stelle.

"Verbinde es schnell. Das ist dasselbe Grünzeug, dass ich bei den Ruinen fand. Du weisst schon, als Phirius von diesem Ding angegriffen und vergiftet wurde. Geht es dir einigermaßen gut?"
Dorgan verband seine Wunde zügig und schob das Beinkleid über die Stelle. Dann nickte er. Schließlich legten sich alle wieder schlafen, außer Durak. Der übernahm gleich Phirius Wache. Und machte das Feuer größer - das Wolfsgeheul kam ihm gefährlich nahe vor.



9. Tarsakh

Schließlich, als es Morgen sein musste, weckte der Erdgenasi alle auf. Sie packten und machten die Feuerstelle so gut es ging unkenntlich. Dorgans Verletzung schien ausgeheilt zu sein, und sie schritten zügig los.

Nach wenigen Minuten umgab sie erneut ein strenger Raubtiergeruch, dessen Quelle jedoch niemand orten konnte. Schließlich blieb die Gruppe stehen. Faerl empfand den Gestank nahezu betäubend. Durak und Dorgen zogen ihre Waffen.

"Hey, da vorne sind Augen im Sand!" rief Dorgan plötzlich auf. Alle drehten sich wieder in die ursprüngliche Marschrichtung. Und tatsächlich, sie sahen drei  Augenpaare, die sie anzustarrten.

Der Sand um die Augen zitterte, und zwei wolfsähnliche, sandfarbene Gestalten, die so groß wie kleine Pferde waren, erhoben sich an der Stelle. Die mittlere und gleichzeitig größte von ihnen jedoch verschwand im Boden. Die beiden übrigen näherten sich mit leisem Knurren der Gruppe.

"Das sind so etwas wie Schakale, nur dass sie sich wahrscheinlich sehr schnell durch den Sand graben können! Passt also auf den Boden unter euch auf!" rief Faerl seinen Freunden zu, der von solchen ähnlichen Kreaturen bereits gehört hatte.

Dann blickte der kleine Gnom auf das Raubtier, das ihm am nähesten war. Es blickte ihm mit seinen bernsteinfarbenen, funkelnden Augen an und flechtschte Zähne, die so groß und lang wie Gnomenfinger waren. Nur etwas spitzer und gefährlicher. Das Tier war nur noch etwa vier bis fünf Meter vom Illusionisten entfernt. Es duckte sich. Das Fell war gesträubt. Sofort vollführte der Magier seine Gesten. In seinem Geist ließ er vor sich einen Sandgolem entstehen - so groß wie ein Oger. Vielleicht würde der Schakal fliehen.

Um ihn herum setzte Kampflärm ein. Doch ein ungutes Gefühl beschlich ihn, als der Boden unter ihm sich zu regen begann.

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Titel: Re: Das zweite Gedächtnis
Beitrag von: Falkenblut am 13. März 2009, 22:32:43
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Teil 12: Von den Sehenswürdigkeiten der Dornenebene

Faerl schoss plötzlich einen guten Meter in die Höhe. Gleichzeitig sackte er etwas in den locker werdenden Boden ein, der von einem großen Schakal hochgehoben wurde. Dann spürte er spitze Zähne in seinem linken Unterschenkel und schrie schmerzerfüllt auf. Der Schakal begann nun ihn wegzuschleifen.

Durak hatte, gemeinsam mit Dorgan, in der Zwischenzeit den ersten Wüstenschakal bezwungen. Plötzlich sah er aus den Augenwinkeln , wie der Magier weggeschliffen wurde. Der kräftige Erdgenasi drehte sich und hieb mit seiner Stachelkette nach dem Tier, so dass sie sich um dessen Hals wickelte.
Dann wurde es von einem giftgrünen Strahl am Rücken getroffen und knickte ein.
Der Kreuzfahrer erlöste das Tier mit einem Ruck seiner Kette. Ein paar silberne Funken flogen von Durak zu Faerl und hüllten ihn kurz ein - seine Wunden schlossen sich augenblicklich.

Phirius hatte das dritte Tier bereits mit seinen Strahlen verletzt. Es drehte sich um und floh.

Die Gefährten sahen sich kurz an, verarzteten die letzten Wunden, und gingen dann weiter. Nach einer halben Stunde kamen sie vor einem verdorrten, toten Baum zum stehen, vor dem ein Wagen stand. Ohne Pferde. Dafür einigen Leichen.
Schnell merkten die Gefährten, dass hier ein sehr brutaler Überfall stattgefunden haben muss. Sie durchsuchten alles, und fanden ein paar zum Teil wertvolle Kleinigkeiten, darunter eine Kette, deren Material Faerl sofort als Adamantit identifizierte. Außerdem entdeckte Dorgan noch Steckbriefe, auf denen sie abgebildet waren. Man folgerte, dass Gorak mehr oder weniger direkt hinter diesem Überfall stecken musste, und es allerhöchste Zeit war, weiterzukommen.

Als Faerls Magen verkündete, dass es ungefähr Mittag sein musste, fanden sie einen knöchernen, zerbrochenen Pfeil, der auf dem Boden lag. Wenige Meter nach diesem Pfeil lag ein weiterer auf dem Boden, gefolgt zwei weiteren.

"Nun? Ideen?" fragte Durak knapp wie immer.
"Ich würde meinen, dass die nicht zufällig hier liegen. Vielleicht ist es eine Art Warnung oder so." antwortete Faerl.
"Geht das vielleicht genauer?" fragte Phirius.
"Mh. Es sieht wie eine Art Richungsangabe aus. Bleibt nur die Frage, ob wir in die Richtung gehen sollen oder ob wir auf keinen Fall dahin sollen." mutmaßte der Illusionist.
"Typisch. Man frage jemanden, ob Wein oder Bier besser zum Braten passt. Ein Gnom würde mir antworten, dass beides passen kann und du würdest mir sagen, man könne ja mischen, wenn man sich für keines entscheiden kann. Gehts noch wirrer?" fragte der Hexer mit einem schiefen Grinsen.
"Ich weiss ja nicht, was ihr Menschen für komische Gepansche trinkt, aber theoretisch kann man beides mischen. Du wirst jedenfalls niemals Gastwirt, außer vielleicht für geschmackstote Orks. Ich würde..." fing der Angesprochene an mit einem schnippischen Unterton zu antworten, wurde jedoch von Dorgan unterbrochen, der mild belustigt grinste.
"...den Rand halten, außer es kommt etwas heraus, das jetzt wichtig ist. Bei Garl, ihr zwei seid wie ein Saal voller angeheiterter Halblinge. Es liegt auf dem Weg, also wissen wir es ja bald!"

Durak schmunzelte innerlich. Allerdings hatte Dorgan Recht: sie mussten vorwärts kommen, und diese Diskussion dauerte für seinen Geschmack ohnehin schon viel zu lang. Der Magier wäre beim Militär jedenfalls untergegangen. Oder seine Einheit...

Der Erdgenasi drehte sich wieder um und ging langsam und bedächtig weiter.
"Finden wir es heraus, folgt mir. Und haltet die Waffen bereit."
Zufrieden stellte er fest, dass sie ihm ohne weitere Diskussion folgten. Wieder wurde er sich bewusst, dass er sich auf jeden seiner Gefährten verlassen konnte. Selbst auf den durchgeknallten Magier.

Langsam schritten sie weiter. Plötzlich sackten jeder von ihnen ein.
"Fallgrube!" schrie Phirius und sprang geistesgegenwärtig nach hinten auf den festen  Boden. Faerl hatte es ebenfalls noch rechtzeitig mitbekommen und konnte ebenfalls in Sicherheit springen. Durak und Dorgan jedoch waren zu langsam. Nur durch ihre Kraft und etwas Geschick konnten sie sich am Rand der Fallgrube festhalten.

Sofort sprangen der Mensch und der kleine Gnom ihren Gefährten zuhilfe, und versuchten sie rauszuziehen. Durak konnte sich mit Phirius Hilfe und seiner eigenen Kraft hochziehen, Dorgan jedoch hatte einen recht kahlen und lockeren Abschnitt am Rand erwischt, und Faerls Kraft genügte auch nicht ihn rauszuziehen. Plötzlich fühlte sich der Kleriker in die Höhe gerissen, und starrte erstaunt in ein sandig-graues Elfengesicht.

"Ihr hättet nicht herkommen sollen! Habt ihr die Pfeile nicht gesehen?" fragte dieser mit ruhiger Stimme.
"Wir wussten nicht, was das genau zu bedeuten. Und wer seid Ihr eigentlich?" entgegnete der Hexer.
"Ich bin Maltin. Und ihr? Wohin wollt ihr eigentlich?"
"Das ist Durak vom Clan Steinfeuer, Dorgan Leuchtfeuer, Phirius, und mich könnt Ihr Faerl nennen. Wir kommen aus Baldures Tor und wollen nach Steinplanke."
"Nach Steinplanke? Dann seid ihr auf dem falschen Weg. Ihr müsst nach Norden, lauft aber momentan gen Osten. Was wollt ihr in Steinplanke?"
"Wir suchen Gorak, einen Mensch, mit dem wir die eine oder andere Angelegenheit zu klären haben."

Bei den Worten knackste es vernehmbar, und Durak spreizte seine Hände wieder. Der Elf schien dies bemerkt zu haben.
"Ihr habt also nichts mit diesen Menschen hier zu tun?"
"Nein. Bringt es bitte auf den Punkt, was wollt Ihr?" sprach der Erdgenasi.
"Wenn Ihr nach Norden wollt werdet Ihr auf Räuber stoßen - dieselben, die den Händler überfallen haben, auf dessen Überreste ihr gestoßen seid. Entweder ihr zahlt  Wegzoll, oder Blut."
"Ich zahle gern mit Banditenblut." meinte der Söldner und schaute Maltin fest in die Augen.
"Nun, falls ihr mit denen fertig werdet ist das gut. Allerdings ist ihr Lager nicht weit weg - und wesentlich gefährlicher. Ihr werdet nicht leicht an ihnen vorbeikommen... Sie bereiten uns seit geraumer Zeit Probleme, und ich denke, dass ihr uns dabei helfen könntet. Würdet ihr uns begleiten? Vielleicht können wir dies im Lager mit der Königin besprechen. Möglicherweise können wir euch dann ebenfalls unterstützen." sprach der Elf
"Gut. Führ uns." sagte Durak.

Eine Stunde zügigen Marschierens später, kamen sie vor einem gut aber unauffällig bewachten, getarnten Höhleneingang an.
Mehrere Gänge und graue, stoische Elfen später, betraten sie eine Art Thronsaal, auf dem eine schlanke, hübsche Elfe mit einem blonden, schulterlangen Zopf saß. Sie hatte, wie Maltin und die anderen, bisherigen Elfen in der Höhle einfache, sandfarbene Leinenkleidung, sowie einen Fellumhang und Fellstiefel an und trug einen Langdolch an ihrem Gürtel. Im Gegensatz zu Maltin und den Wachen jedoch hatte sie keine Lederrüstung und größere Waffe.

Die Gruppe trat vor sie und stellte sich kurz vor. Die Herrscherin betrachtete dabei jeden einzeln, und schien ihnen die Seele zu ergründen. Schließlich stellte sie sich als Shissique vor.

Die Herrscherin erzählte ihnen davon, dass regelmäßig Händler durch die Dornenebene reisen würden. Allerdings müssten sie Wegzoll zahlen, oder die Räuber würden sie ermorden. Außerdem würde sich die Präsenz der Wegelagerer langsam zu einer Bedrohung für ihr Volk entwickeln.

Sie schloss mit den Worten:
"Wir sind nur Jäger und keine Krieger. Wir können uns zwar verteidigen, oder uns verstecken, aber können uns nur mit zu großen Verlusten gegen diese Gefahr wehren. Wir haben leider auch nichts, dass wir euch anbieten könnten, außer unsere Unterstützung, sowie einen Führer nach Steinplanke. Ich denke, ihr stimmt mir zu, dass ihr einen Führer gut brauchen könntet..."
Titel: Re: Das zweite Gedächtnis
Beitrag von: Falkenblut am 21. März 2009, 00:56:31
Teil 13: Banditenüberfall (1)

Die Helden sahen sich kurz an und nickten dann.
Schließlich verschwanden Maltin und Faerl, um das Banditenlager auszukundschaften.
 
Faerl berichtete seinen Gefährten schließlich, dass Lager sei rund und hätte einen Durchmesser von rund 100 Metern. In der Mitte brenne ein sehr großes Lagerfeuer, das gute Sichtverhältnisse ermöglichen würde. Außerdem sei es von einer Art zwerggroßen Wall umgeben.
Der Eingang sei dauerhaft von zwei Männern besetzt, und es seien zwei gegenüberliegende, drei Meter hohe Wachtürme vorhanden. Mehrere Hütten um das Feuer könnten rund zwei Duzend Personen beherbergen.

Nach längerem Planen einigte man sich darauf, den Angriff am Morgen - in knapp zehn Stunden - zu starten.
Faerl würde mit einer Illusion einen Großangriff auf den Eingang die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Um dies glaubwürdiger zu machen, würden ihn zwei Elfen begleiten, und Pfeile auf die Räuber schießen.
Durch diese Ablenkung und Spaltung der gegnerischen Streitmacht, hätten es Durak, Dorgan und Phirius leichter mit einem Teil der Banditen fertig zu werden. Faerl würde zu Ihnen stoßen, sobald sein Trick aufzufliegen drohte.

Am nächsten Morgen brachen sie lange vor Dämmerung auf. Als sie schließlich vor dem Lager waren blickte Faerl zu den Wachen.
Dann imitierte er mit einem geisterhaften Geräusch viele Fußstapfen im Sand, und leises Waffengeklirre.

Die Wachen schauten wie geplant auf. Nun vollführte der Illusionist einige Gesten und ließ mehrere, unterschiedlich bewaffnete  und heruntergekommene Zwergen-, Menschen- und Halbelfensöldner aufstehen, und mit Schilden eine zweireihige Formation bilden. Einige seiner Halbelfensöldner in der hinteren Reihe begannen mit Bögen und Armbrüsten auf die Wachen zu schießen. Die Illusion wurde augenblicklich von den beiden Elfen, die Faerl begleiteten, unterstützt. Dann stürmten die Nahkämpfer unter lautem Gebrüll auf die verdutzten Wachen.

"ALARM!"

---

"Das Signal! Los gehts!" zischte Durak zu Dorgan und Phirius.
Augenblicklich rannten die drei los. Im Lauf zog Phirius seine Schriftrolle mit dem Zauber Schlaf und wirkte sie auf die Wache auf dem Turm. Der Betroffene wankte, und der Hexer grinste. Dummerweise blieb der Wächter nicht auf dem Turm, sondern stürzte über die Brüstung. Doch der Calimshit hatte sein Ziel erreicht: er hatte die Schlüsselposition erobert.

Durak und Dorgan waren inzwischen schon beim Wall angekommen. Sie gingen nun vorsichtig darüber, und vermieden es so in dem Graben davor zu stolpern, und in die aufgestellten Krähenfüße und spitzen Pfähle dahinter zu laufen.

Sie kamen auf der anderen Seite an, und sahen, wie sich knapp zwei Duzend Banditen in enganliegender Wüstenschutzausrüstung mit Gesichtsmasken und Kurzschwertern, Dolchen, Rapieren und Säbeln um einen großen, glatzköpfigen, stämmigen Mann mit normaler Kleidung und einem Schreckensstreitkolben und einer kleinen, schmächtigen, maskierten Frau mit zwei Kurzschwertern, versammelten.

Die beiden Anführer wollten gerade mit der Truppe zum Haupttor ausrücken, als ein lauter Alarmschrei von der Stelle kam, wo die Wache vom Turm heruntergefallen war. Anscheinend hatte der Aufprall die Wache geweckt. Alle drehten sich um, und sahen, wie Dorgan und Phirius etwa drei Meter von den Pfählen entfernt stehen blieben.

"Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt. Vor allem weniger zahlreich" stellte Dorgan trocken fest.
"Hör auf zu schimpfen - du klingst schon fast wie Faerl."
Dann sahen beide, wie sich die beiden offensichtlichen Anführer kurz ansahen, und der Glatzkopf mit etwa einem Duzend Wachen zum Haupteingang abzog.
Die Frau blieb mit dem anderen Duzend zurück. Beide Parteien starrten sich kurz an.

"Na los, ihr faulen Hunde! Je eher ihr sie getötet habt, umso eher verteilen wir die Beute!" rief die Anführerin nun, und sofort stürmten drei Räuber vor.

Der vorderste stürmte auf Durak zu, tauchte unter Duraks waagerecht geschwungenem Stachelkettenangriff hindurch, machte einen blitzschnellen Sprung nach vorne, und stach die Klinge seines Kurzschwertes tief in den Oberschenkel des Erdgenasi.
"Hah!" zischte der anscheinend männliche Räuber.

Der Schmerz raubte dem Kreuzfahrer einen Augenblick lang die Sicht. Er sah verschwommen, durch eine Art Schleier, wie sein Gegner triumphierend seinen Schwertarm nun locker vor sich hielt.
Wütend täuschte Durak einen Fußfeger vor. Der Räuber wich  nach hinten aus und vernachlässigte seine Deckung dabei. Sofort ließ der Erdgenasi seine Stachelkette nach vorne schnellen, und traf den Mann mitten im Gesicht.
Der Getroffene wankte nach hinten und schien durch diesen schweren Gegentreffer einen Augenblick lang orientierungslos zu sein - und eine gebrochene Nase zu haben. Dann traf ihn ein giftgrüner Strahl im Rücken, und er hatte sein Leben schon ausgehaucht, bevor sein Körper den Boden berührte.

Dorgan hatte sich inzwischen in einen blutigen Kampf mit den beiden anderen Räubern verwickelt, und nun rückten drei weitere Räuber nach, um den verletzten Erdgenasi zu töten. Der ohnehin schon harte Kampf entwickelte sich nun zu einem mehr als mörderischen Gefecht.

Phirius hatte inzwischen außerdem unauffällig der heruntergefallenen Wache mit zwei seiner Strahlen den Rest gegeben. Er sah, dass seine Freunde inzwischen in harte Kämpfe verwickelt waren, und drei weitere Banditen anscheinend ebenfalls in den Kampf eingreifen wollten. Sorgfältig kniete er sich hin, dabei bedachte sich etwas zu verstecken.
Dann zielte er, und feuerte einen seiner Strahlen ab. Ein lauter Schmerzschrei erfolgte.
Vorsichtig hob er den Kopf und zielte erneut. Der bereits Verletzte brach tot zusammen. Doch dafür hatten ihn nun die beiden anderen Banditen entdeckt.
Schnell jagte er einen weiteren Strahl auf die nun anstürmenden Maskierten.
Wenn sie erst mal im Turm waren, würde es hart werden. Hoffentlich würde Durak diese Ablenkung etwas bringen.

---

Faerl sah inzwischen, wie immer mehr Bewaffnete mit den von ihm erschaffenen Angreifern kämpften. Doch er sah auch, dass dieser Trick nicht mehr ewig funktionieren würde.
Schließlich, als der Kampf wohl etwa eine halbe Minute andauerte, zog der kleine Illusionist eine Schriftrolle hervor. Er überflog sie kurz, und wenige Augenblicke später, erschien ein Pferd aus dem Nichts vor ihm.
"Schießt noch je einen Pfeil ab, und zieht euch dann zurück. Mein Zauber endet bald."

Der Magier hangelte sich am Pferd hoch und ritt im Sichtschutz der Dünen um das Lager herum, bis er vermutete, die Stelle erreicht zu haben, wo seine Kameraden sein mussten. Dort änderte er seine Richtung und ritt direkt auf das Lager zu. Wenige Meter vor einem Wachturm sprang er vom Pferd und entließ es.
Schnell machte er sich mit einem Zauber unsichtbar, und kletterte auf den Wall. Und ihm stockte der Atem.

Drei Räuber lagen bereits regungslos im Sand. Doch um sie herum tobte ein tödliches Gefecht.

Dorgan kämpfe mit zwei Banditen gleichzeitig, schlug sich jedoch noch ganz gut und hatte auch schon zwei von ihnen ordentlich verwundet.
Phirius schoss seine Strahlen vom Turm aus auf die Banditen, die Durak das Leben zur Hölle machten. Das war auch bitter nötig, denn dieser schwankte bereits leicht und blutete anscheinend aus vielen Wunden. Seine drei Gegner bearbeiteten ihn erbarmungslos von allen Seiten.

Eine Frau mit zwei Kurzschwertern schlich plötzlich von der Seite an den Erdgenasi heran, um ihm in die Flanke zu fallen.
Noch bevor der kleine Gnom einen Warnschrei von sich geben konnte, sah er, dass der Kreuzfahrer es anscheinend gemerkt haben musste, denn er schien einen Herzschlag lang inne zu halten und sich zu konzentrieren.

Dann brach Faerls großer Gefährte einfach durch die Gefechtsanordnung seiner Feinde hindurch und stürmte auf einen Räuber, der 3 Meter vor dem großen Lagerfeuer stand und seine Armbrust neu spannte. Sein Kollege, der ebenfalls eine Armbrust in der Hand hielt und anscheinend das eigentliche Ziel dieses Angriffs war, schrie vor Schreck auf. Doch es war schon zu spät. Der Kreuzfahrer rammte seine Schulter in die Brust des Banditen, und katapultierte ihn allein durch die schiere Wucht des Ansturms mitten in die Flammen.

Der Illusionist nutzte den Augenblick der Verwirrung, und zog eine illusionäre, drei Meter hohe Sandwand um die vier Räuber, die Durak umzingelt hatten.
"Teile und herrsche. Genau wie mein Meister gesagt hat...ich habe geteilt, nun seid ihr dran, meine Freunde." murmelte der Gnom leise zu sich selbst und konzentrierte sich weiter.
Titel: Re: Das zweite Gedächtnis
Beitrag von: Falkenblut am 28. März 2009, 14:04:28
Teil 14: Banditenüberfall (2)

"Hey, wo kommt der Sand her?!" rief Fiona wütend, und trat mit dem Fuß dagegen.
"Ich weiss nicht. Klettern wir darüber!" schlug ihr Gefährte vor.
"Murion! Du Narr! Der Sand bröckelt doch ab, so kommst du nie hoch!" zischte ein anderer Räuber.

Die Anführerin hatte seit ihrem Tritt seltsamerweise nichts mehr gesagt und starrte auf die Mauer.
"Hey, das Ding ist nicht fest. Man kann durchgreifen. Los Seram, komm mit!"
"Klar. Sand ist Luft." gab dieser mit einem sarkastischen Unterton zurück.
"Halt´s Maul! Wenn du es mir nicht glaubst gehe ich vor und ziehe dich hinterher. Halt dir die Augen zu!" herrschte sie ihn an, und gab ihm, als er eine Hand vor den Augen hatte, einen kräftigen Schubser durch die Wand. Sie grinste innerlich und rannte hinterher..

---

Neben Dorgan taumelte ein Räuber, der sich die Augen zuhielt durch die Wand. Der Kleriker nutzte die Gelegenheit und den Schwung seines neuen Gegners, und hieb mit seiner Streitaxt nach dessen Hals.
Als die Anführerin einen Herzschlag später durch die Wand kam, stolperte sie fast über die Leiche ihres Kollegen.
"Seram! ...friss Sand, du kleine Ratte!"

Augenblicklich entbrannte ein tödliches Duell zwischen Dorgan und Fiona. Und zugleich ein sehr interessantes, da beide sehr gut ausweichen oder parieren konnten.

---

In der Zwischenzeit hatten Phirius und Durak die restlichen Räuber erledigt.
Die Verstärkung konnte von einer dichten illusionären Dornenwand, die Faerl herbeigezaubert hatte, aufgehalten werden. Mit den so häppchenweise durchkommenden Feinden kam der mittlerweile erschöpfte und verwundete Erdgenasi leicht zurecht.
Phirius konnte ihm und dem kämpfenden Gnom mit seinen Strahlen behilflich sein.

Dann, nachdem auch die Anführerin gefallen war, quetschten sich zwei weitere Räuber durch die Dornenwand, die von Dorgan und Durak sofort aufgerieben wurden. Plötzlich flog ein weiterer Räuber durch das Gewächs und landete vor dem verdutzt blickenden Kleriker, der sich allerdings trotzdem auf seinen neuen Gegner stürzte, und von Phirius unterstützt wurde.

Dann durchquerte der glatzköpfige Anführer die Dornen und grinste süffisant zu seinem kämpfenden Untergebenen, dem er anscheinend das mühsame Durchkriechen durch die Dornen erspart hatte. Sein Blick fand Durak, und seine Miene wurde grimmig.

"Ihr...ich werde euch zermalmen. STERBT!" brüllte der stämmige Mann, den Faerl auf den ersten Blick mit einem gekleideten, rasierten Bär verwechselt hätte.
 
Dann stürmte er mit überraschender Geschwindigkeit auf den Kreuzfahrer zu. Dieser versuchte den Hieben durch den Schreckensstreitkolben zu entgehen, aber der lange Kampf hatte schon seinen Tribut gefordert, und die geschundenen Gelenke und zerstochenen Gliedmaßen des Erdgenasis wollten nicht mehr so, wie er das wollte. Der erste Schlag traf ihn hart an der Schulter. Dann rammte der Räuber seinem Gegenüber die Spitze seiner Waffe in die Magengrube.

Der Söldner taumelte zurück und hustete Blut. Noch so einen Angriff würde er nicht überstehen, das wusste er. Plötzlich berührte ihn etwas am Oberschenkel.
"Du bist unsichtbar bis du wieder angreifst. Heile dich!" hörte er die vertraute Stimme des Gnoms.

---

Dorgan hatte soeben den letzten Räuber erledigt - nun blieb nur noch der Anführer.  Ein grüner Strahl traf diesen am Arm, doch das schien den Mensch nicht sonderlich zu beeindrucken. Stattdessen grinste er den Gnom böse an.

"Na Kleiner? Angst?"
"Nur vor deinem Mundgeruch." entgegnete der Gnom und stürmte auf den etwas verdutzten Räuber und trieb ihm die Axt in den Oberschenkel.
Doch die Antwort ließ nicht lange auf sich warten, und ein Hagel von brutalen Hieben  prasselte auf den Kleriker zurück.

Der Kleriker schlug trotz seiner Schmerzen nach dem Schienbein seines Gegenübers, doch dieser wich aus und startete einen erneuten Gegenangriff.
Ein Ende des Schreckensstreitkolbens prallte hart Dorgans Schildarm, und der Gnom merkte, dass sein Arm taub wurde. Dann fühlte er sich in die Luft gehoben und landete einen Herzschlag später wieder hart auf dem Sand - mehrere Meter vom Hühnen weg. Die Schmerzen waren überwältigend, und Übelkeit kochte in ihm hoch.
Auch ihn hatte der vorherige Kampf mit der anderen Anführerin ordentlich mitgenommen.

---

"He du stinkender Haufen Orkmist! Leg dich doch mal mit jemanden deiner Größe!" rief Faerl.  Dann schoss einen Armbrustbolzen in den linken Oberschenkel des Räuberhauptmannes, als er sah, dass der Räuber Dorgans Tracht Prügel fortsetzen wollte.
Diese Entscheidung bereute der kleine Illusionist allerdings zwei Herzschläge später,  als er von einem mörderischen Hieb getroffen wurde, und unspektakulär in eine Zeltwand flog.

---

"Niemand verprügelt die kleine Nervensäge außer mir! Stirb!" zischte eine Stimme links vom Räuberhauptmann. Dann traf ihn etwas hartes, stachliges in der Seite und trieb ihm die Luft aus den Lungen.

Durak war aufgetaucht. Seine größten Wunden hatten sich anscheinend geschlossen, und sein Gesicht war auch nicht mehr so blass.

Augenblicklich entbrannte der harte Kampf zwischen den beiden Kämpfern erneut. In regelmäßigen Abständen wurde der Anführer von Phirius Strahlenangriffen getroffen, doch der Erdgenasi kassierte trotzdem Schläge, dass ihm Hören und Sehen verging.

Als das Gefecht einen Augenblick ruhte, starrten sich beide Kämpfer einen Augenblick unnachgiebig an. Plötzlich machte Durak einen Schritt nach hinten.
"Hehe - ja, ich würde jetzt auch davonrennen. Na los, rette deine wertlose Haut!"

Durak schaute sein Gegenüber stoisch an. Und die Welt schien einen Augenblick lang still zu stehen.

"Nur damit das klar ist: ich laufe nicht weg."
Der Banditenanführer schaute verwirrt, und der kräftige Erdgenasi ließ einen Wirbel knacken.
"ICH NEHME ANLAUF!"
Mit den Worten stürmte der Söldner plötzlich vor und rammte dem Räuberhauptmann seine Schulter in die Brust. Durch die Wucht wurde dieser mehrere Meter durch die Luft geschleudert und landete in einer Reihe von aufgestellten Holzplöcken.

Dann schritt Durak zu der Stelle, wo der Anführer in den Pflöcken lag. Dieser hustete Blut, als er versuchte etwas zu sagen, und schaut nun stumm bittend zum Erdgenasi hoch. Der Söldner steckte seine Kette provisorisch am Gürtel fest und zog sein Schwert. Stumm blickte er dem Sterbenden tief in die Augen, und nickte ihm ein letztes Mal anerkennend zu.
Ein plötzlicher Luftzug wirbelte den Sand um sie auf und ein paar Sonnenstrahlen fielen auf das Gesicht des Hauptmannes. Dann wurde es still.

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Schließlich, nach einer kurzen aber intensiven Suche im Lager, verschwanden die Gefährten wieder. Die Elfen, die kurz danach ebenfalls erschienen waren, halfen ihnen beim Tragen der erbeuteten Waffen und anderen Gegenstände. Und beim Transport der Gefangenen.

Doch die Gefangene war alles andere als gesprächig. Faerl verließ den Raum wütend, als Phirius ihr Folter androhte, und Durak sie finster anstarrte. Als sie sich letztenendes sogar die Zunge selbst abbiss, merkten alle, dass es nichts half. Enttäuscht legten sich alle schlafen um wieder zu Kräften zu kommen.

Am Nachmittag kam Shissique, und man beriet, wie man weiter vorgehen sollte. Das nächste große Problem war nämlich das Hauptlager der Banditen - und das war angeblich wirklich gut befestigt und hatte drei mal so viele Insassen, wie das kleine Außenlager.

Schließlich brachen Phirius und Durak auf, um sich die Situation zusammen mit Maltin genauer anzuschauen. Und was sie sahen, war wirklich erschütternd.
Titel: Das zweite Gedächtnis - Update 02.08
Beitrag von: Falkenblut am 03. August 2009, 22:37:40
Hi Leute!
Nach längerer Pause, Schreibblockaden, Klausurpause (bin noch net durch, konnte heute aber nen Teil auf Rechtschreibung prüfen.) und anderen Pannen gibts heute ein Update seit langem.
Ich bitte eventuelle (kleinere) (Rechtschreib-/Logik-/Sach-/usw)Fehler zu entschuldigen.
Kritik, Verbesserungsvorschläge usw. sind natürlich nach wie vor gern gesehen. Spenden auch ;-)
Und jetzt viel Spaß beim Lesen...
(PS: hab beim Edit nur eben noch die Überschrift hervorgehoben)

Teil 15: Operation Galgenvogel

Sklaven, eingepfercht in einem Holzgitterkäfig am westlichen Rand des Lagers. Und das waren noch die, die das Glück hatten gerade den Schutz der Gitter genießen zu können. Die, die außerhalb waren, mussten sehr hart arbeiten. Spott und böse Scherze von Seiten vieler Räuber schienen fester Bestandteil des Arbeitsprogramms zu sein. Besonders schlimm waren die Sklaventreiber, die die Peitsche und andere Mittel, ohne auch nur einen Wimpernschlag lang zu zögern, einsetzten. Die Leichen zweier erhängter Sklaven neben den Käfigen, sollte anscheinend als Ansporn zu guter Arbeit dienen.

Das Lager selbst befand sich in einem großen, über hundert Meter durchmessenden Kessel, an dessen Rand 2 große steinerne Wachtürme waren. Das Tal selbst war ebenfalls durch ein riesiges Feuer gut erhellt - und Patrouillen waren überall inner- und außerhalb zu sehen.

"Dort, schaut auf den linken der beiden Höhleneingänge in der Nähe der Türme. Das ist ein Tunnel nach Steinplanke. Da müsst ihr durch, wenn ihr in die Stadt wollt.", flüsterte der Elf den beiden Helden zu.
"Das wird schwer." kommentierte Durak still.
"Allerdings - wir brauchen einen Plan - und zwar einen guten!"
"Gehen wir zurück, das müssen wir mit den anderen besprechen - oder gibt es noch etwas, das wir sehen sollten?"
"Denkt an die Wachtürme - und die Sklavenkäfige." erinnerte sie Maltin leise. Dann kroch er zurück und sie folgten ihm sofort.

Zwei Stunden später kehrten alle zurück, und begannen sofort mit Dorgan und Faerl zu überlegen, wie man am besten in den Tunnel käme, um nach Steinplanke zu kommen.

Erst nach mehreren Stunden intensiven Diskutierens, fasste Phirius den wohl vollendeten Plan, wie sie nach Steinplanke wollten zusammen.
Die Gefährten plauderten dann noch leise, bis sich Dorgan zum Schlafen hinlegte. Faerl saß da und spielte mit seinem Brotkanten rum, und das Gespräch wandte sich wieder dem Plan zu.

"...Wir gehen zum Tunnel  runter und erledigen die Wache davor. Faerl, du musst uns Deckung verschaffen. Danach gehen wir rein, und schlagen uns nach Steinplanke durch. Dorgan wird mit einem Stillezauber sicherstellen, dass niemand außerhalb der Höhle unser Vorgehen drinnen hört. Das wird nämlich bestimmt so laut, wie das Schmatzen unseres Gnomes, der nichts als Essen im Dickschädel hat." sagte Phirius mit einem schrägen Blick zum Gnom.
"Erstens habe ich nicht nur Essen im Dickschädel, du vorlauter Goblinkoch. zweitens kann man dieses trockene, harte Brot nur lautstark genießen weil ...".

Das restliche Streitgespräch ging in einem ohrzerreissenden Schnarcher von Dorgan unter. Durak schaute jeden einzelnen Gefährten einen Augenblick lang stoisch an. Dann schüttelte er den Kopf.
"An jedem Adligenhof würdet ihr höchstens als Galgenvögel zur Unterhaltung beitragen." brummte der Erdgenasi trocken. Dann legte er sich hin und drehte seinen Rücken demonstrativ zu ihnen. Kurze Zeit später waren Dorgans Schnarcher auch nicht mehr zu hören, und regelmäßiges, leises Atmen drang zu den Ohren der Streithähne.
Die beiden grinsten sich an und legten sich dann ebenfalls hin.
"Nacht Großer."
"Nacht Dicker."

...

"Los gehts!" flüsterte Durak seinen Gefährten zu. Sofort hasteten sie auf die Klippen zu. Durak und Dorgan befestigten das Seil und kletterten zügig hinunter. Faerl blieb oben. Er sah seine Gefährten auf die Wachen zuschleichen. Er überprüfte mit einem kurzen Blick seine Tarnung zwischen den Büschen am Rand der Klippe. Die Lage war wie erhofft ruhig und entspannt. Noch.

Dann konzentrierte sich der Magier, und ließ vor den Wachen die Illusion eines Höhleneingangs mit zwei davor postierten Wachen entstehen, die sich gelegentlich bewegten.
Die Wachen schauten sich kurz irritiert an, und bemerkten so Durak und Dorgan nicht, die sich von hinten näherten und angriffen.
Wenige schmerzhafte Augenblicke später, zog Durak beide Leichen zum Höhleneingang, während Dorgan das Blut mit frischem Sand tarnte. Der Hexer rannte wie gewohnt die Klippe hoch und holte den Gnom.
"Auf gehts! Denk an Dorgans Stillezauber! Wobei...da kannst nicht mal du etwas versauen." er grinste den empört guckenden Gnom an und wuschelte ihm durch die Haare. Dann hielt sich der Magier am Calishit fest und es ging für Faerl in jeder Hinsicht bergab.

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Durak lief wie gewöhnlich vorne weg, Dorgan folgte ihm. Danach kam Faerl. Phirius lief wie gewohnt an der Decke oberhalb von Durak und wachte über sie.
Dann, nach wenigen Augenblicken blieb Durak wie angewurzelt stehen. Ein gut gesicherter Wachposten war etwa 20 Schritt vor ihnen...

Sofort zogen sich die Gefährten zurück und Dorgan erläuterte das Vorgehen.
"Der Posten da vorne ist in einer Ausbuchtung, die durch eine Absperrung von der restlichen Höhle getrennt ist. In der Mitte ist eine große Feuerstelle. Die 10-15 Räuber können uns deshalb nicht leicht umzingeln. Ich stürme rein. Dorgan auch. Phirius erledigt in der Zeit die beiden Wachen vor der Absperrung. Danach unterstützt er uns wo nur möglich. Faerl achtet auf eventuelle Verstärkung. Eventuell hat jemand inzwischen gemerkt, dass die beiden Wachen vorm Höhleneingang weg sind. Von da könnten also Feinde kommen! Außerdem passt du auf, dass wir nicht allzusehr umringt werden."
"Teilen und herrschen, wie immer?"
"Ja. Noch Fragen? Nein? Dann los!"
Titel: Das zweite Gedächtnis
Beitrag von: Falkenblut am 07. August 2009, 12:45:45
So, Klausuren sind vorübergehend vorbei. Endlich wieder etwas mehr Zeit zum Schreiben.
Das Echo hier ist jedenfalls überwältigend ;-) Ein paar Kommentare/Verbesserungsvorschläge wären nicht schlecht, um an der Qualität meiner Texte arbeiten zu können... ;)
Viel Spaß beim Lesen!



Teil 16: Anfang vom Ende

Durak und Dorgan warteten, bis sich Phirius in Position gebracht hat. Faerl warf noch einen Blick in den Gang hinter ihm. Gut, dass der Stillezauber noch eine kleine Weile halten würde.

Dann stürzten Kreuzfahrer und Kleriker zeitgleich los, während der Hexer die erste Wache mit einem Strahl ins Gesicht tötete. Der zweite Räuber sah das und wollte noch laut schreien. Doch Duraks Stachelkette erlaubte nur noch ein ersticktes Gurgeln.

Zwei Männer, die am Feuer saßen und sich leise unterhielten, schreckten auf.

"Alarm!"

Sie sprangen auf, zückten ihre Kurzschwerter und stürmten auf den Erdgenasi zu. Beide verwickelten ihn sofort in ein blutiges Scharmützel. Dorgan wurde von einem weiteren, herbeieilenden Räuber in ein Gefecht verwickelt.

Währenddessen  zielte Phirius auf einen der beiden Gesetzlosen, die Durak inzwischen in die Zange genommen hatten. Plötzlich spürte er einen brutalen Schmerz im rechten Oberschenkel und sah einen Armbrustbolzen darin stecken.
"Argh!"
"Holt ihn von der Decke! Da oben!" hörte er die Übeltäterin, eine kleine Frau mit einer Armbrust, kreischen.

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Faerl hörte den Schmerzschrei von seinem Freund und sah die Ursache in der Ecke...neben vier gerade erwachten Räubern, die hastig ihre Waffen suchten, und einer, die ihre Armbrust nachspannte.
Der Illusionist konzentrierte sich, und ließ eine schwarze, massive Wand, um die Feinde herum entstehen. Den Rest müssten seine Freunde meistern...

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Ein lautes Knacken hallte durch den Raum, und einer von Duraks Gegnern ließ den Kopf hängen. Dann sackte er in sich zusammen.
 Der Gesichtsaudruck des Erdgenasis gefror plötzlich.

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"AAAH!" hörte Faerl von der Decke. Blut tropfte ihm vor die Füße, und er ahnte, dass etwas gar nicht gut war.

Unbewusst machte der Gnom einen Schritt nach hinten und verschaffte sich einen neuen Überblick.
Zwei Banditen, die anscheinend vorher in Decken eingehüllt waren und deshalb unbemerkt geblieben waren, hatten sich Kurzbögen geschnappt und seinen Freund anscheinend getroffen.

Außerdem hatten zwei der eingeschlossenen fünf Räuber anscheinend seine Mauer durchbrochen - sowohl körperlich als auch geistig. Nun standen sie hinter dem Kreuzfahrer, dessen Gesichtsausdruck schmerzverzerrt war. Blut strömte aus dessen Rüstung.

Der Illusionist musste handeln. Der Räuber, mit dem Dorgan zu kämpfen hatte, schien schwer angeschlagen zu sein, und stand günstig. Faerl zückte seine Armbrust und zielte sorgfältig.

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Der Kleriker hob seinen Schild, um einen weiteren Schlag seines Gegenübers abzufangen, als dieser plötzlich tot zusammenbrach.
"Unterstütze den Dicken!" hörte er die Stimme des anderen Gnoms und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Schnell drehte sich der kleine Kämpfer um, nutzte den Schwung und trieb seine Streitaxt horizontal in die Hüfte des Banditen, der zwischen dem Erdgenasi und ihm stand.

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Phirius bewegte sich zügig entlang der Decke und suchte hinter einem Stalagtiten etwas Schutz vor den Pfeilen seiner Gegner. Es sah schlecht aus.
Seine Bedrohung bestand aus zwei Bogenschützen. Beide hatten ihn gut getroffen. Blut tropfte nun zusätzlich aus seinen beiden Wunden am linken Oberschenkel, und er hatte starke Schmerzen in der rechten Schulter.
Erschwerend hinzu kam, dass anscheinend zwei weitere Gesetzlose inzwischen ihre Armbrüste fertig gespannt hatten. Nun warteten sie nur noch auf den passenden Augenblick.

Dass die Schlafecke auch so unübersichtlich war - man hatte vorher keinen dieser vier Angreifer sehen können. Der Calishit fluchte.

Steinsplitter und Felsstaub stoben gegen seinen Kopf - ein Armbrustbolzen hatte sich links von seinem Kopf in einen Stalagtit gebohrt. Wütend schoss der Hexer zurück, verfehlte den Übeltäter von gerade eben knapp.
Einer der drei anderen Fernkämpfer unten allerdings nicht. Und erneut jagte Schmerz durch den geschundenen Körper des an der Decke hängenden. Übelkeit machte sich angesichts der massiven Schmerzen in Phirius breit, und er merkte, dass Galle in ihm hochkam.

Noch einen Treffer würde er nicht verkraften...

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Der Kreuzfahrer merkte einen fast betäubenden Schmerz in seinem Rücken. Dann sah er allerdings, dass sein verbliebener, ihm gegenüberstehender Feind plötzlich tot zusammenbrach. Dorgan hatte ihm gut ausgeholfen.

Schnell, aber ohne Hast drehte sich der Söldner nun zu den Feinden hinter ihm um und ließ seinen kalten, emotionslosen Blick über sie schweifen.

"Jetzt werdet ihr sterben." stellte er ruhig und bestimmt fest. Zeitgleich begann er die Stachelkette kreisen zu lassen.

Ein scharfer Geruch stieg dem Genasi in die Nase, und sein ruhiger Gesichtsausdruck verwandelte sich in ein leichtes Lächeln. Dann schlug er zu....



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Faerl erzeugte einen neuen, schwarzen, illusionären Würfel um die vier Schützen, die seinen großen Freund bedrängten.
Als er mehrere laute Schreckensschreie von innen hörte, konnte er ein Grinsen nicht unterdrücken. Die Nummer würde nie alt werden!
"Trink einen Heiltrank und hilf dem Dicken!" brüllte der kleine Gnom zu seinem großen Freund an der Decke zu.

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Gerold, ein kürzlich zum Patrouillenanführer ernannter Bandit verstand es nicht. Erst kam dieser Überraschungsangriff, und nun befand er sich in einem verhexten, dunklen Raum, den anscheinend ein feindlicher, finsterer Magier um sie gezaubert hatte. Er klopfte weiter an die Wand. Plötzlich merkte er, dass er einen Durchgang entdeckt hatte. Mit aller Willenskraft zwang er sich, durch die Dunkelheit zu schreiten.

Mit einem Jubelschrei im Mund und seinem gezückten Rapier in der linken Hand brach er aus dem vermaledeiten Würfel hervor und rannte fast in Jarrek, einen seiner Gefährten. Dieser ging gerade zu Boden und starrte ihn mit leblosen Augen an.

"Für Tempus!"

Gerold sah eine Streitaxt und eine Stachelkette auf ihn zurasen. Dann wurde alles schwarz.

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Faerls Würfel löste sich nun auf. Durak und Dorgan blickten auf zwei Banditen, die anscheinend gerade dabei waren, in leerer Luft zu tasten. Die Gegenüberstehenden taxierten sich einen kurzen Augenblick lang, bevor die Unterlegenen schnell aber nicht schmerzfrei von ihrem Banditendasein befreit wurden.

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Plötzlich hörten alle einen Kampfschrei, der anscheinend Schmerz wich. Dann rannte eine Fackel auf die Barriere zu, bevor sie von einem Strahl aus weiss-grüner Energie und einer Streitaxt auf Kniehöhe endgültig zu Fall gebracht wurde. Der Ausbruch aus der Illusion des Magiers endete in der spitzen Holzbarriere.

Der Illusionist wusste, das nun drei Banditen in seinem schwarzen Würfel waren. Der eine, der es rausgeschafft hatte, war tot. Ebenso wie alle anderen Gesetzlosen. Er beendete seine Konzentration und lud seine Armbrust nach.

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Phirius war von seinem Heiltrank und Duraks göttlicher Magie wieder gestärkt. Er fühlte sich zwar noch nicht gut, aber seine schlimme Wunde an der Schulter war wieder zu. Nun lauerte er, raubtiergleich, auf das Verschwinden der schwarzen Illusion, die ihn von seiner Rache trennte. Und die würde süß werden...
Titel: Das zweite Gedächtnis - Update 18.08
Beitrag von: Falkenblut am 18. August 2009, 17:53:01
Teil 17: Duraks schlimmster Albtraum


Durak und Dorgan postierten sich um den Würfel herum. Und warteten geduldig.

Dann verschwand die Schwärze, und zwei Banditen mit Kurzschwertern und einer mit einem Kurzbogen blickten auf die wartenden Kontrahenten.

Der Kampf ging in die nächste Runde.

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Faerl wollte eben seine Armbrust abfeuern, als er plötzlich einen harten Schmerz am rechten Schienbein fühlte und merkte, wie er durch die Luft gewirbelt wurde.
Der Aufprall, mit dem der Magier auf dem Boden aufkam, trieb ihm die Luft aus den Lungen.

"Halt!" rief ein schlanker Calishit in einer schwarzen Robe und einem goldenen, überdimensionalen Ohrring. Vier stämmige, große Halborks mit Hellebarden und schwarzen Lederrüstungen standen vor ihnen. Sie hatten Kurzschwerter als Zweitwaffen an ihren Waffengurten.

Einer von ihnen hatte sich anscheinend an den kleinen, unaufmerksamen Gnom herrangeschlichen und ihn zu Fall gebracht.

"Sieh an, wen wir da haben. Ihr habt ganz schön unter meinen Männern gewütet. Mit wem habe ich die Ehre?" fragte der Mann in der Robe mit sarkastischer Höflichkeit.

"Räubern, Wegelagerern und anderen Gesetzlosen werde ich mich nicht vorstellen." stellte Dorgan kategorisch klar.

"Nun Fremde...Ihr habt Euch gewaltsamen Zutritt zu meinem Reich verschafft. Euch kostet die Passage ... mh ... 10 Platinmünzen pro Mann, plus 100 Platinmünzen, für die angerichteten Schäden. Zuzüglich einer Bearbeitungsgebühr von zwei Goldmünzen.Und kein Größenrabatt für die beiden Kurzen." fügte der Anführer mit einem Grinser hinzu.

"Euer Angebot ist äußerst verlockend. Lasst mich darüber nachdenk...nein." stellte Phirius klar.

"Auch gut! Kümmert euch um das Pack." befahl der Anführer mit einem gelangweilten und endgültigen Tonfall.
Dann drehte er sich um und schritt zügig, mit hinter dem Rücken verschränkten Armen wieder den Gang zurück, und verschwand um die Biegung.

Der Räuber, der Faerl zu Boden gebracht hatte hieb sofort mit der Hellebarde nach dem liegenden Gnom.

Dieser hatte damit bereits gerechnet und konnte sich noch rechtzeitig zur Seite rollen.

Mit seiner gesamten Gedankenkraft verbannte der Magier den Kampf, den Lärm und die tödliche Gefahr aus seinen Gedanken, und ließ ein einfaches Bild in seinen Gedanken entstehen, dass er dann mit ein paar schnellen Gesten zu seiner Realität werden ließ.

"Bei Tempus!" keuchte Durak erschüttert. Was er sah, war der mit Abstand größte Albtraum, seit er Faerl kannte. Und das hatte angesichts des manchmal arg ramponierten Nervenkostüms des Erdgenasis einiges zu bedeuten.

Zahllose, kleine, blutende Gnome, die aussahen wie Faerl, saßen im Dreck vor der verdutzten Wache. So viele, dass sie den gesamten freien Raum zwischen der Wand und den Holzbarrieren der Ausbuchtung ausfüllten. Dann öffneten sie alle zeitgleich den Mund, und fingen an die offensichtlich schockierten Wachen auszulachen und wild, unverständlich durcheinander zu quasseln.

Die Gefährten wussten nicht, ob diese erschienen Ebenbilder ihres Illusionisten nun herbeigeschworene Kreaturen aus Fleisch und Blut waren, oder wieder nur Hirngespinste. In jedem Fall war sich niemand so recht sicher, ob er lachen, weinen, oder sich an die Stirn hauen sollte.

Nun standen alle Faerls zeitgleich auf und machten einen Schritt auf die irritierten Wachen zu. Alle machten einen Schritt zurück.

Und dann begann das Blutbad. Alle Wachen fingen an wie von Sinnen auf die laut lachenden und johlenden Faerls einzuprügeln.

Dorgan nutzte den Überraschungsmoment und startete einen blutigen Ausfall auf den nächsten Räuber. Dieser konnte den starken und schnellen Schlägen des Gnoms nichts entgegensetzen...

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Durak nahm neben sich eine Bewegung wahr und bemerkte, wie Dorgan den ersten der drei verbliebenen Räuber mit einer schnellen Bewegung köpfte. Der Erdgenasi ließ seine Stachelkette in einer steigenden Spirale um sich kreisen, bevor sie ein jähes Ende um den Hals des zweiten Gesetzlosen nahm.

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Phirius löste sich mit Mühe von dem blutigen Schauspiel unten. Mehr als hoffen, dass von den hunderten Faerls nicht seiner getroffen wurde, konnte er jetzt nicht.
Der laufende Meter müsste ein paar Momente selbst durchkommen. Der Hexer zielte sorgfältig auf den verbliebenen Armbrustschützen...

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Faerl nutzte das allgemeine Chaos genutzt um etwas Raum zwischen sich und seine Gegner zu bringen. Er wusste, dass diese Illusion in jeder Hinsicht kurzlebig war, und es nur eine Frage der Zeit sein konnte bis...

"Hey! Das ist nur ein billiger Zauber. Der richtige steht dort hinten links, bei den Barrieren!" brüllte der vorderste Leibwächter und zeigte direkt auf den vor Schreck erstarrten Magier und stürmte vorwärts..

Der Illusionist wusste, dass er sie nun aufhalten musste und formte sofort, zügig aber korrekt die komplizierten arkanen Muster und begann sie zu einem Netz zu formen. Spinnengleich wob er innerhalb weniger Sekunden ein Netz, das den gesamten hinteren Teil des Ganges blockierte, drei der vier Leibwächter waren nun in dem Netz verfangen. Ausgezeichnet.
 
Der vierte, der seinen Zauber durchschaut hatte, war nur zum Teil eingesponnen, und dummerweise auch noch in Reichweite. Nicht gut.

Dann traf ihn etwas mit der Wucht eines Stiers.
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"Den laufenden Meter darf nur ich hauen!" brüllte der Hexer, als er Faerls Schmerzschrei hörte und schoss einen seiner Energiestrahlen auf den linken Arm des Halborks.

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Dorgan  bemerkte ebenfalls den Schrei und lief zügig los. Er traf als erstes an der Stelle ein.

Inzwischen hatte sich der Halbork aus dem Netz befreit und Faerl eine weitere, tiefe Wunde im Oberschenkel zugefügt. Der schwer verwundete Gnom krabbelte schnell weiter nach hinten, wobei er eine breite Blutspur hinter sich herzog.
 
Der Kleriker trat nun vor den Gnom und musterte den Halbork mit einem bösen Blick.

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Durak verschwendete keine Zeit und folgte Dorgan.

"Für Tempus!" brüllte er, machte zwei schnelle Schritte vor und ließ seine Waffe kreisen.

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Wenige Schläge der Streitaxt, Stachelkette und Energiestrahlen später taumelte der Leibwächter zurück in das Netz. Ein grün-weisser Energiestrahl beendete alle Schmerzen...

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Die anderen drei Leibwächter versuchten zunächst sich weiter durchzuringen, und zwei schafften es auch fast zeitgleich. Allerdings wurde ihnen der Prozess in ähnlicher Geschwindigkeit gemacht, wenn auch mit größeren Anstrengungen.

Als der letzte versuchte zu fliehen und sich in die andere Richtung durchzuschlagen, wurde er von Phirius Strahlen unerbittlich verbrannt.

Schließlich, als alle Wunden verarztet waren, durchsuchten die Gefährten gemeinsam die Leichen nach brauchbaren Gegenständen.

Schließlich wandten sie sich dem Weitergehen zu.

"Ach, Faerl."Phirius blickte zu seinem sehr kleinen Gefährten.

"Mh?"

"Tu so etwas NIE wieder. Ich werde Tage brauchen, um diesen Albtraum zu verarbeiten.". Der Calishit machte ein Gesicht, als hätte er ein ganz besonders faules Ei gerochen.

"Du hast dein Spiegelbild gesehen?" konterte der Gnom mit einem spöttischen Grinsen.

"Noch schlimmer - dich in wahrscheinlich 100-facher Ausfertigung."

"Ruhe. Nicht dass noch jemand unsere Anwesenheit bemerkt." befahl Durak mit einem trockenen Tonfall.
Titel: Das zweite Gedächtnis
Beitrag von: Falkenblut am 03. Oktober 2009, 14:28:18
Spoiler (Anzeigen)


Teil 17: Von Fischen und anderen wohlriechenden Zeitgenossen

Die Gefährten schlichen weiter. Anscheinend befanden sie sich in einer Art Lager- und Aufenthaltsbereich der Räuber. Zwei kleinere Räubergruppen waren schnell aufgerieben, doch wertvolle Gegenstände fanden sie kaum.

Schließlich, nach einer längeren Suche und mehreren unausgelösten Fallen später, blieben sie stehen. Phirius hatte in einem weiter hinten gelegenen Höhlenabschnitt eine Stellung ausgemacht...

"Also Leute. Da vorne ist eine Art Festung. Eine Rampe verläuft mehrere Meter hoch zur Mauer. Außerdem scheinen Teile der Umgebung mit Öl oder so geflutet zu sein - es könnte also heiß her gehen. Die beiden Wachtürme sehen einnehmbar aus, wie es dahinter aussieht konnte ich nicht mehr erkennen. Ich vermute, es ist eine Art Zwischenstopp - wie eine Art Zollstation, wenn ihr mich versteht?" fasste Phirius so kurz wie möglich die Ergenisse seiner Erkundung zusammen.

"Mhh...Am Besten, ich sehe mir das selbst noch mal genauer an..." überlegte Durak laut, erhob sich aus seiner kauernden Haltung, und bewegte sich so leise wie für ihn möglich vor.

Ihm bot sich das gleiche Bild wie Phirius. Aber vielleicht konnte man aus einer geringeren Entfernung mehr erkennen...
"Halt!"

Sofort schnellte der Söldner herum, zog zeitgleich seine Stachelkette und ging in die Hocke. Doch er sah, dass sein jahrelanges, hartes Training ihm hier nichts gebracht hätte. Schräg vor ihm kam ein uniformierter, schwer gerüsteter Mann aus einer kleinen, gut getarnten Ausbuchtung. Der Blick in den Raum hinter ihm, offenbarte ein halbes Duzend Armbrustschützen, sowie einen Mann hinter einem schweren Geschütz. Alle Waffen waren auf den Erdgenasi gerichtet.

"Ihr werdet mir zustimmen, dass ein Angriff töricht wäre, nicht wahr? Ich bin Leutnant Wolfhart. Der Kommandant möchte mit euch reden. Kommt mit, es wird euch kein Leid geschehen, solange Ihr euch ruhig verhaltet."

Der Erdgenasi musterte sein Gegenüber. Sein taktisches Verständnis sagte ihm, dass wohl noch einige Leute im Verborgenen sein mussten, die dieser Offizier nur nicht offen zeigte. Diese Leute konnte er nicht im Alleingang bezwingen.

"Und was genau will er dann mit uns bereden?" fragte er, um etwas Zeit zu gewinnen.
"Ich habe keine Ahnung. Aber seht es mal so: Ihr könnt bedenkenlos mitkommen. Ich hätte Euch schon längst töten können. Und eure Gefährten auch."

"Ich werde mit meinen Gefährten sprechen.  Falls sie zustimmen, sehen wir uns gleich wieder."

"Ihr habt fünf Minuten."

Der Kreuzfahrer blickte dem Leutnant kurz, direkt in die Augen, dann drehte er sich um und kehrte zu seinen Freunden zurück. Sie diskutierten die Lage kurz aus. Schließlich beschlossen sie, trotz aller Bedenken, mitzugehen. Wenn man sie wirklich hätte töten wollen, wäre der Anführer nicht mit nur vier Leibwächtern erschienen...

Der Kreuzfahrer erhob sich, um sich Wolfhart zu stellen, und seine Gefährten nachzurufen, falls die Bedingungen, wie Waffen behalten, akzeptabel waren.

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Sie betraten, in Begleitung einer knapp zwei Duzend starken schwer bewaffneten Ehrengarde, wie der Leutnant es trocken nannte, den sauberen Innenhof der Zwischenstation. Das Treiben war erstaunlich geordnet.

Wolfhart führte sie zum großen Gebäude und betrat es mit der Gruppe. Zwei Wachen kamen noch  mit, der Rest schloss sich anscheinend dem diszplinierten Innenhofleben an.

Nachdem sie durch mehrere spartanisch eingerichtete Gänge geschritten waren kamen sie in eine Art Warteraum an.
Ein blutroter, fein gearbeiteter Teppich lag in der Mitte, zur linken Seite stand ein schwarzes Brokatsofa, das früher sicherlich recht teuer gewesen sein musste. Zwei Räuber lümmelten darauf und spielten irgendeine Art Schach. Die Partie wurde anscheinend aus den Augenwinkeln zweier Wachen beobachtet, die neben der Tür am Ende des Raumes ihren Dienst hatten.

"Gerion, Murak! Bereitschaft hin oder her, hier wird nicht gespielt! Zieht Leine!" befahl der Leutnant in einem barschen Ton. Sofort standen beide auf, und trugen das Brett vorsichtig weg.

"Man wird euch aufrufen, wartet bis dahin ruhig. Bis später." wandte sich der Leutnant an die Gefährten.

Faerl war soeben dabei, einen Wandteppich, der eine Jagdszene auf eine Art Tiger, zu betrachten, als die Tür aufging und ein Hühne von einem Wachmann den Warteraum betrat.

"Ihr könnt reinkommen."

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Wenige Minuten später schritten die Gefährten durch den grob gehauenen Tunnel, der im Hof dieser Zwischenstation war und weiter nach Steinplanke führte. Alle paar Meter war eine Fackel, und erhellte die Umgebug etwas.

"Kaum zu glauben, dass der Anführer nur wollte, dass wir dieser Torra ne Botschaft überbringen." entfuhr es Phirius, als sie unterwegs waren.

"Ja...Schirrod war schon etwas komisch. Aber guten Geschmack hat er ja...habt ihr sein Arbeitszimmer mal genauer betrachtet?" entgegnete Faerl, der immer noch von den gesichteten Sapphiren hin und weg war.

"Nein. Mich hat eher erstaunt, dass er ja anscheinend mit dieser Position hier oben gefangen ist...aber egal. Schauen wir, dass wir voran kommen." bemerkte Durak.

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Die Gefährten kamen einen guten Tag später aus dem Tunnel heraus und waren kurz vom Licht geblendet.

"Endlich wieder unter freiem Himmel. Die ganze Zeit unter Tage ist echt belastend..." stöhnte Phirius.

Schließlich, nach einem weiteren kurzen Marsch, befanden sie sich auf einem Teilabschnitt des Weges runter nach Steinplanke, einem Ort der sich über mehrere Höhlen in Klippen auf fünf Ebenen erstreckte, und unmittelbar am Meer war. Einzelne, nicht immer vertrauenserweckende Hängebrücken verbanden die Ortsabschnitte miteinander, und ermöglichten so den Durchgang, bis zum Hafen, sehr viel weiter unten.

Langsam gingen sie runter, bis sie in der genannten Kaschemme ankamen. Eine nicht ganz dünne, brünette Dame um die 30 lümmelte hinter dem Thresen. Sie wischte sich mit dem rechten Ärmel ihrer ehemals vermutlich weissen Bluse übers verschwitzte Gesicht. Nach calishitischen Parfümen roch sie nicht, stellte sich allerdings als Torra heraus. Phirius schnappte sich die Botschaft von Dorgan und überreichte sie ihr mit angehaltener Luft.

Die Gefährten quetschten die füllige Wirtin so kurz wie möglich über Steinplanke aus. Doch auch eine Goldmünze konnte ihr Gedächtnis betreffend Gorak nicht auffrischen. Ihren Mundgeruch ebenfalls nicht. Überhaupt schien sie nichts wissen zu wollen, wie den Helden sehr negativ auffiel.

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"Was für ein beschissenes Nest!" entfuhr es einem sehr genervten Faerl schließlich. als sie im Angeschwemmten Leichnam, der besseren der beiden Kneipen des Ortes, ein Vierpersonenzimmer bezogen hatten und Speisen bei Boron, dem Wirt, geordert hatten.

"Wir müssen es noch bei anderen Personen probieren. Der Typ muss hier doch bekannt sein! Außerdem hat der Bandit doch auch gesagt, er sei hier gewesen." meinte Phirius.

"Erst verkaufen wir unsere Fundsachen. Es muss hier einen Schmied geben. Vielleicht hat der auch Rüstungen. Ritterrüstungen..." überlegte Durak laut.

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Zunächst probierten sie ihr Glück bei dem örtlichen Schmied Xsyth. Doch dieser erweckte den gleichen, vertrauenserweckenden Eindruck wie Torra.
Und er hatte keine Ritterrüstung, wie Durak verärgert feststellte.

Die Gefährten probierten ihr Glück weiter. Doch niemand wollte so recht wissen, was aus Gorak geworden war.

"Vielleicht müssen wir auch nur ein paar Tage warten. Der Typ ist doch Händler, Pirat oder was auch immer. Vielleicht kommen wir in ein paar Tage an Leute, die mehr von ihm wissen. Oder er kommt sogar selbst." meinte Phirius mit einem Tonfall, der optimistischer war, als er sich eigentlich fühlte.

"Jetzt trinken wir erst mal einen Schluck, hauen uns in die Federn und probieren morgen unser Glück noch mal... Dann nehmen wir uns den Hafen vor.", schlug Dorgan vor.

"Prost darauf.".
Phirius hob sein Glas Rotwein.

Durak wartete nicht groß ab und stürzte seinen Kurzen runter. Wenigstens der Schnaps war in dem guten, fischverpesteten Kaff gut.
Titel: Das zweite Gedächtnis - Update 09.10.2009
Beitrag von: Falkenblut am 09. Oktober 2009, 19:49:04
Teil 18: Von Schwertern und Universalschlüsseln

14. Tarsakh

Ein lauter Möwenschrei weckte Phirius.

"Drecksvieh."

Dann quälte er sich aus dem Bett, wankte zum Fenster, und stellte erstaunt fest, dass das Zimmer einen Balkon hatte. Der voller Möwenkacke und Gräten war. Wütend zischte er laut und vertrieb den kreischenden Störenfried.
Dann setzte er sich hin und fing an geistesabwesend und verschlafen seine Pfeiffe zu stopfen.

"...wasn das fürn Gestank?! Verbrennt hier jemand seine Socken?!" wollte Faerl mit einem lauten Gähner wissen.

"Morgen  Kurzer."

"Morgen Langer...Frühstück?"

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"Also: Phirius und Faerl gehen noch mal zum Schmied und versuchen den Rest zu verkaufen. Du und ich gehen zum Hafenmeister Rhin. Der kann uns vielleicht noch mehr sagen, nachdem er gestern keine Zeit dazu hatte. Nachher treffen wir uns am Markt im Hafen und schauen, was wir nützliches erwerben können..."

"Funktioniert deine Brille eigentlich?" fragte Faerl Dorgan mit einem schrägen Grinser.

"Leider ja - angezogen bist du mir deutlich lieber...du Halblingshirn! Natürlich nicht. Aber...der Händler hat so überzeugend gewirkt...und Magie kann man mit ihr tatsächlich entdecken." entgegnete der andere Gnom mit einem nicht ganz unzufriedenem Schmunzeln.

"Alle fertig? Dann los!" brummte Durak und stand auf.

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"Nun, wir konnten die restlichen Gegenstände identifizieren, verkaufen und uns vorerst notdürftig neu ausrüsten. Und Xsyth hat ein interessantes Schwert..."

"Habt ihr etwas sinnvolles herausgefunden?" hakte Dorgan nach, als Phirius seinen Handel mit dem Schmied zusammengefasst hatte, als sie sich gegen Mittag wieder im Angeschwemmten Leichnam trafen.

"Nein...der Mensch ist so verschlossen die Schatzkammer eines Kalifen. Aber er weiss etwas, da bin ich mir sicher. Er hat heute so komisch nach hinten geschaut. Dorthin, wo seine Werkstatt sein muss." antwortete Phirius.

"Der Hafenmeister ist zwar hilfsbereit, aber wirklich weiterhelfen konnte er uns auch nicht. Was nun?" erklärte Durak, und warf einen fragenden Blick in die Runde.

"Gehen wir noch etwas in den Hafen, schauen uns dort um. Ansonsten fahren wir morgen mit der Suche fort, so schwer kann das doch nicht sein. Der Kerl muss doch eigentlich bekannt wie ein bunter Hund sein..." schlug Faerl vor. Dann fuhr er leise fort:
"Notfalls schauen Phirius und ich uns heute Abend noch mal bei Xyth um. Außerhalb der üblichen Öffnungszeiten. Der hat etwas zu verbergen...Phirius und ich haben schon besprochen, wie wir vorgehen. Wollt ihr es wissen?"

Durak schüttelte den Kopf und schloss die Augen. Besser er dachte nicht weiter darüber nach. Was er nicht wusste, konnte seine geistige Gesundheit nicht gefährden...

---

"Hörst du etwas?"

"Nein, da drin ist leer...niemand zu hören. Und Licht scheint auch nicht drinnen zu leuchten...hörst du etwas?"

Faerl beugte sich erneut im Schutz der Dunkelheit zum Türschlitz und lauschte.

"Nein...was jetzt?"

"Leise...du schaust nach den Wachen, und ich mache die Tür auf." flüsterte Phirius seinem kleinen Freund leise per Botschaft zu.
"Mhh...das geht nicht auf...warte! Hier ist er! Mein Spezialschlüssel!"

Faerl sah den Calishit fragend an, als dieser sich erhob.
Alle Unklarheiten waren beiseitigt, als der Hexer die Tür mit seiner Schulter und einem ohrenbetäubenden Krachen öffnete.

"Das hat mit Sicherheit niemand bemerkt - am Besten, wir beeilen uns." stellte der Illusionist mit einem schiefen Grinsen fest. Dann folgte er dem Hexer in den Verkaufsraum.

Während Phirius am Objekt seiner Begierde - einem magischen Langschwert -rumdoktorte und es dann wortlos von der Wand nahm, ging der Gnom leise hinter den Thresen und sah sich dort nach Auftragsbüchern um, oder einem Schlüssel zum verschlossenen Hinterraum. Oder einer klimpernden, hoffentlich vollen Kasse. Er sah keines seiner gesuchten Objekte.

"Dort sollten wir nicht rein, wer weiss wie weit Xyth weg ist...nicht dass wir ihm in die Augen sehen, wenn wir den Spezialschlüssel noch mal anwenden. Außerdem finde ich hier keinen Schlüssel zu der Tür."

"Wir haben nicht mehr viel Zeit...siehst du nirgends ein Kassenbuch? Ich schau mal mit..."
Phirius stellte sich neben den Thresen und warf einen Blick um die Ecke. Faerl hob ein Kästchen hoch, das verdächtig nach einer Art Kasse aussah. Noch während des Hochhebens kam ihm der Einfall, dass das vielleicht keine so gute Idee war.
Plötzlich klingelte etwas oberhalb der Tür laut, und mit einem Klacken fuhr eine riesige Art Armbrust aus der Decke oberhalb der Tür herunter, die direkt auf die beiden Einbrecher gerichtet war.

"Oh verdammt."

Ein Bolzenhagel prasselte auf den Thresen ein, hinter den sich Phirius gerade noch mit einem Hechtsprung retten konnte.

"Gut gemacht! Pfuscher!" zischte er dem Gnom ins Ohr, während weitere Bolzen vor ihm in das Holz aus dem Thresen schlugen.

"Ups...tschuldigung..."nuschelte Faerl kleinlaut.

Dann hörte es plötzlich auf, und beide rannten zur Tür, um festzustellen, ob Wachen in der Nähe waren. Und tatsächlich, hörten sie in der Nähe Gardisten herbeieilen.

Ohne Zeit zu verschwenden machte der Illusionist beide unsichtbar und hastete mit seinem großen Freund in die Schwärze der Nacht...

---

"Wo ist Faerl? Habt ihr etwas herausfinden können? Ich hoffe, ihr habt keinen Mist gebaut..." plapperte Dorgan los, als sich Phirius mit einem hochroten Kopf auf ihn und Durak zuwankte.

Der Erdgenasi schaute mild genervt zur Decke, und kippte seinen Kurzen runter.

"Die Frage ist wohl eher, wie viel Mist sie gebaut haben..." stellte Durak dann  trocken fest, als der Hexer die Treppe hochstiefelte und anscheinend im Zimmer verschwand. Er wollte aufstehen, als er den Magier den Schankraum betreten sah.

"Schau nicht so unschuldig - was habt ihr angestellt?" fuhr Dorgan dem Illusionist über den Mund, bevor dieser etwas hervorbringen konnte.

"...ähh...fast nichts." antwortete Faerl mit einer unschuldigen Miene, die Dorgan nicht überzeugen konnte. Dann schritt auch er zügig zur Treppe.

Durak ging Richtung Bar, während der Gnom seinem Artgenossen hinterhersah, der ohne zu antworten anscheinend Phirius folgte.

"Ich glaube, wir sollten uns das genauer ansehen..."

"Möglich...ich komme gleich." antwortete Durak wieder stoisch wie eh und je, und ging zum Wirt, um sich vorher noch einen Klaren zu genehmigen. Für die Nerven...

---

"Ihr Wahnsinnigen!" entfuhr es Dorgan, als er die Beute betrachtete. Ein leichtes Grinsen huschte ihm über das Gesicht.

"Welcher Teufel hat euch nur geritten?!"

Phirius Zeigefinger zeigte auf Faerl.
"Der da wars!"

"Stimmt doch gar nicht - du hast dir die Klinge geschnappt."

"Und du die Falle ausgelöst."

"Die Wüste hat dir Wohl dein Hirn austrocknen lassen, du pfeifferauchende Giraffe. Du hast die Tür aufgesprengt."

"Schnauze! Beide!"
Durak sah einem genervten Braunbär verblüffend ähnlich und hörte sich entsprechend an.

Nach kurzen weiteren Diskussionen brach der Erdgenasi das Kästchen auf. Doch außer langer Inventarlisten und einem hübschen Federhalter war nichts zu entdecken. Faerl machte ein langes Gesicht. Dann schnappte er sich die Liste, und fing an sie durchzuarbeiten...

Gegen Mitternacht kam ihm die Erkenntnis. In einigen Tagen musste die nächste Lieferung anstehen - vielleicht von Gorakh persönlich...


15. Tarsakh

Langsam schlenderten die Helden über den Markt direkt am Hafen. Faerl konnte noch ein paar Perlen zum Identifizieren erwerben, und zu Duraks Freude auch einen Satz Talis-karten. Die Begeisterung des Erdgenasis sank jedoch wieder rapide, als er mitbekam, was der Gnom mit seinem neu erworbenen Kupferpokal vorhatte.

"...und dann, wenn man trinkt, soll der Becher einen Trinkspruch aufsagen."

"Er sollte dir lieber sagen, wie bescheuert du bist..." bemerkte Phirius.

"Oder dir, dass du keinen Sinn für Kunst hast." konterte der Illusionist.

"Oder euch beiden, dass ihr..."

Dorgans Versuch den aufkeimenden üblichen Wortwechsel zwischen den beiden zu ersticken wurde von einem lauten Knall und Geschrei übertönt. Alle drehten sich neugierig in die Richtung um. Doch außer einen Haufen ihnen entgegenströmender Menschen war nichts zu sehen.

"Los! Das sehen wir uns mal genauer an." rief Durak seinen Gefährten zu, um den allgemeinem Lärm zu übertönen. Dann begann er sich wie ein Wellenbrecher seinen Weg zur Ursache des Lärms zu bahnen.

Sie kamen an. Und was sieh sahen, war höchst fremd und erschreckend...
Titel: Das zweite Gedächtnis
Beitrag von: Negrim am 12. Oktober 2009, 11:12:55
mir gefällts bis jetzt, weiter so :-)
Titel: Das zweite Gedächtnis
Beitrag von: Falkenblut am 25. Oktober 2009, 20:32:52
Danke für das positive Feedback :)


Viel Spaß beim Lesen...


Teil 19: Angriff der Killerkrabben

Sie waren groß wie Kälber, hatten Scheren, die so lang wie Krummsäbel waren und ihre matten, kaminroten Panzer waren dick genug um den Stangen und Knüppel der Hafenleute mühelos zu widerstehen. Drei große Krabben trieben fünf Hafenleute ohne Probleme vor sich her.

Ein ohrenzerreissender Schmerzschrei erschallte, und lies die gaffende Menge, die sich in sicherer Entfernung hinter mehreren umgekippten Wägen verschanzt hatte, aufstöhnen. Eine weitere Krabbe hatte sich unbemerkt von der anderen Seite des Steges genähert und hatte einen Arbeiter von hinten attackiert und ihm den linken Unterschenkel sauber abgetrennt. Der Unglückliche war deshalb in einen Handelskarren voller Schnäpse gekippt. Nun lag er zwischen Scherben, in einer bunt gemischten Schnapspfütze und Blut und lag starr da. Die Krabbe zerlegte ihn weiter - mit der Präzision eines Metzgers...

Durak begutachtete die Szenerie noch einen Augenblick. Die weiterhallenden Schreie schien er nicht mehr wahrzunehmen - dieser Mann war leider verloren. Nun galt es die übrigen Zivilisten zu schützen. Der Erdgenasi fokussierte sich auf die drei Krabben.

"Los Leute. Aber nur mit Waffen." merkte er noch mit einem Blick zu Phirius und Faerl an. Dann spurtete er los und zog im Lauf seine Stachelkette. Kämpfen war keine Handlung sondern eine Lebenseinstellung...

"Auf gehts!" schrie Dorgan, zückte seine Streitaxt und rannte hinterher. Vielleicht waren noch ein paar Arbeiter zu retten...

Phirius sah Faerl an.

"Du kannst mir sagen was du willst, aber die spinnen alle beide..." brummte er seinem kleinen Gefährten zu. Dann rannte er hinterher.

"...stimmt. Aber nicht so sehr wie du, Langer." murmelte der grinsende Illusionist in sich hinein. Dann spannte er seine Armbrust und rannte vor. Geschickt sprang er auf einen umgekippten Stand und verschaffte sich erst mal einen Überblick.

Es sah gut aus. Durak hatte soeben die vorderste der drei Krabben auf der einen Seite mit einem geschickten Schlag seiner Stachelkette auf den Rücken geworfen. Sie zappelte und hieb wütend mit den Scheren, doch wehren konnte sie sich im Augenblick nicht.

Der Kleriker nutzte das sofort aus, sprang von der Seite an sie heran und trieb seine Axt tief in den Unterleib des Tieres. Sie hörte auf zu zucken...

Der Hexer hatte inzwischen die Zeit genutzt und einen Stand nach einer Öllampe und einer Fackel durchforstet. Er schnappte sie sich, und stürmte zu der einzelnen Krabbe, die anscheinend mit ihrem Opfer gerade fertig wurde und schleuderte sie so auf sie, dass die Lampe aufplatzte und das Öl auf dem Panzer verteilte.
Mit einem hämischen entzündete der Calishit die Fackel und warf sie lässig...es wurde hell und heiss. Etwas zischte laut...

...

"Und die Krabben sind einfach so aufgetaucht?" wollte Rhin, der Hafenmeister zum dritten Mal in einer guten viertel Stunde wissen.

Dorgan nickte geduldig, und schilderte ihm zum vierten Mal, wie sie bemerkt hatten, dass die Krabben auf dem Steg waren und die Hafenarbeiter flohen oder erfolglos versuchen gegen die Tiere zu kämpfen.

"Sagt mal - das waren doch Tiefseekrabben. Kommt so etwas hier öfter vor? Vielleicht eine Anomalie in diesen Gewässern? Oder war das jetzt das erste Mal?" wollte Faerl schließlich wissen.

"Nein, das war das erste Mal. Und was ist eine Anomalie?"

"Mhhh...das ist mal eigenartig." brummte der Magier, ohne weiter auf Rhins Frage einzugehen. Zu tief war der Illusionist schon in seinen Gedanken und Lösungsmöglichkeiten zu diesem Rätsel versunken.

"Hafenmeister. Wir haben euren Hafen vorerst gesichert, fünf Arbeiter gerettet und einen weiteren verarztet, der meinte eine auf dem Rücken liegende Krabbe wäre hilflos. Werdet Ihr uns für unsere Aufwendungen entschädigen?" fragte Durak wie gewohnt ohne Umschweife.

Der Hafenmeister schaute auf, überlegte einen Augenblick und reichte dem Erdgenasi dann einen kleinen Lederbeutel.

"Das sollte Euch entschädigen. Aber tut mir einen Gefallen, und haltet Eure Augen hier weiter offen. Nachdem unsere Wachen sich auch hier mal wieder glänzend bewährt haben..."

"...also gar nicht..." merkte Phirius mit einem süffisanten Grinser an.

"...wäre es nett, wenn Ihr euch vielleicht hier in nächster Zeit umsehen könntet. Auch wenn ich hoffe, dass das eine einmalige Geschichte war. Nun entschuldigt mich bitte, ich muss nach meinen Leuten sehen." fuhr Rhin fort, ehe er die Gefährten höflich hinausbat.

---

"Irgendwie wirkte Rhin, als hätte er noch etwas auf dem Herzen." stellte Dorgan fest, als sie später im Leichnam saßen, und Krabbensuppe aßen.

"Meinst du?" fragte Phirius eher aus Langeweile und um die Konversation aufrecht zu erhalten, als aus tatsächlichem Interesse.

"Jaa...ist dir nicht entgangen, wie er an der Tür noch kurz gezögert hat, bevor er sie geschlossen hat? Der will noch irgendwas..."

"Meinetwegen. Hauptsache er will uns nicht mit Krabben bezahlen." brummte Durak und nahm einen ordentlichen Zug aus seinem Krug.

"Schauen wir uns doch noch im restlichen Teil der Stadt um - vielleicht gibts noch Händler, die wir noch nicht kennen. Oder wir bekommen etwas über Gorak heraus." schlug Faerl vor.

Die anderen nickten, und beendeten das Mittagessen, das sie sich von Rhins 20 Goldmünzen hatten leisten können. Phirius hob an und prostete seinen Gefährten zu - das Söldnerleben hatte manchmal auch seine positiven Seiten, und wenn es nur der gesponsorte Wein war...


16. Tarsakh

"Irgendwie sind die Stände heute weiter vom Ufer weg." stellte Phirius fest.

"Das hast du ja schnell bemerkt, Langer. Hey, da vorne gibts Tränke. Bis gleich!" jubelte Faerl begeistert.

Durak wollte noch etwas sagen, doch der kleine Gnom war schon längst vorneweg gewuselt und im Gedränge verschwunden. Der Erdgenasi zuckte gleichgültig mit den Schultern, und bahnte sich seinen Weg in Richtung Tränkestand. Phirius und Dorgan folgten dem freigemachten Weg. Schließlich standen alle vier vor dem Stand und begutachteten die Ware kritisch.

Plötzlich änderte sich die Atmosphäre merklich. Das fröhliche Treiben schwang innerhalb weniger Augenblicke komplett um in ängstliche Neugierde. Am Ende der Docks gab es Ärger, wie Durak instinktiv bemerkte. Er richtete sich zu seiner vollen, stattlichen Größe auf und warf einen Blick in die Richtung. Dummerweise waren noch ein paar Stände im Weg.

"Faerl. Ich brauche dich mal kurz als Sichtverlängerung." brummte der Söldner. Dann nahm er Faerl ohne auf eine Antwort zu warten, und hob ihn so hoch wie er konnte.

"Hey Dicker! Ich wollte gerade..." fing der Gnom an aus der luftigen Höhe zu schimpfen.

Mitten im Satz stockte er, und wurde stumm. Er sah, wie ein oder anderthalb Duzend Hafenarbeiter und Händler anscheinend mit langen Stangen auf einen riesigen, krebsroten Stand prügelten. Der sich allerdings bewegte. Drei Arbeiter flogen wie nasse Lappen weg und krachten anscheinend in einen Handelskarren, der durch die Wucht umkippte.
Nun wurden entgültig alle Umstehenden aufmerksam. Und eine Welle aus panischen Menschen begann sich aufzubauen...

"Aus der Krabbe könnte man ja ein Haus bauen..." murmelte Faerl trocken mit einer ordentlichen Portion vorsichtigem Respekt. Dann wandte er sich an Durak.
"Da vorne ist eine riesige Krabbe mit Gefolge. Und Zivilisten! Lass mich runter - wir müssen sofort rüber!" befahl der Gnom ungewohnt ernst.

Phirius hatte etwas rotes aufblitzen sehen und schluckte schwer. Wenn das was er da hinten sah ein Teil der Krabbe war, dann würde das kein Spaß werden.

Der Kreuzfahrer sah seine Gefährten einen Augenblick lang ernst an.
"Das da vorne wird gefährlich - versucht euch zurückzuhalten, aber wenn es nicht mehr anders geht setzt alle verfügbaren Kräfte ein. Los gehts!"

Durak pflügte sich durch die gaffende Menge, bis er am Rand war und freie Bahn auf die Krabbe hatte. Und feststellte, dass noch mehrere kleine Krabben da waren - im Verhältnis zur großen. Er begutachtete das Schlachtfeld mit der standgroßen und den zwei kalbsgroßen Krabben. Dann zog der Söldner seine Stachelkette und grinste grimmig. Wie er den Kampf liebte.
Dann stürmte der Erdgenasi los.

"Ehrlicher Stahl!"
Titel: Das zweite Gedächtnis
Beitrag von: Falkenblut am 06. November 2009, 22:57:25
Teil 20: Crabzilla

Durak stürmte vor. Wie er es liebte, das pulsierende Adrenalin zu Beginn des Kampfes. Er brauchte keine Drogen. Dieses Gefühl konnte durch nichts imitiert werden. Der Blick wurde langsam eingeengt und der Erdgenasi fixierte sich komplett auf sein Ziel: die sich immer schneller nähernde Riesenkrabbe.

Das zufriedene, erwartungsfreudige, kampfeslustige Grinsen, das die Lippen des vorwärtsstürmendes Erdgenasis umspielte zerfloss plötzlich wie Schnee im Frühling: die Krabbe hatte ihn anscheinend bemerkt und schlug im Zeitlupentempo mit einer baumgroßen Schere nach dem Störenfried. Durak versuchte sich noch unter dem Schlag wegzuducken, doch es war zu spät...

---

Dorgan sah den Kreuzfahrer vorstürmen. Er wollte eben folgen, als er sich dachte, Garl Glitzergolds Segen würde diesen Kampf unaufällig erleichtern!
Er ging zügig mehrere Schritte vor, wissend, dass die Menge nur seinen Rücken sehen konnte. Dann fasste er sich an sein göttliches Symbol.

"Möge Garls Licht unsere Sinne erhellen!" rief er laut hörbar mit seiner hellen Stimme
.
Augenblicklich spürte er, wie sein Körper innerlich warm wurde, und Zuversicht ihn zu durchströmen schien. Ein leichtes, freundliches Lächeln umspielte die Lippen des Gnoms.
Dann sah er wieder auf zur Krabbe. Durak war allerdings weg!

---

Phirius rannte auf den ersten Stand zu, und begann ihn nach brennbaren Utensilien zu durchforsten.

Plötzlich spürte er eine innere Wärme und Zuversicht. Einen Augenblick lang war er verwirrt, bis er merkte, dass das Dorgans Werk sein musste. Der Calishit schmunzelte. Dann fand er, was er suchte: mehrere Rumflaschen. Nun musste er grinsen.

Es verging ihm, als er aufschaute und sah, wie der Erdgenasi mehrere Meter durch die Luft flog, und mit seinem Aufprall einen Fischstand dem Erdboden gleichmachte.

"Beim Abyss!"

---

Faerl war bis eben noch damit beschäftigt gewesen, seine Armbrust nachzuladen, als er einen lauten Schrei hörte. Als er aufsah, war der Kreuzfahrer aus seinem Blick verschwunden. Ebenso wie der Fischkarren, der bis vor wenigen Augenblicken noch etwa fünf oder sechs Meter vom Riesenkrabbentier weg war.

"Bei Garls glitzerndem Bart!" entfuhr des dem erschrockenen Gnom.

Nun sah er, wie die zwei kleinen Krabben sich ebenfalls langsam auf den zerstörten Karren zubewegten.

"Verdammte Axt!"

Faerl musterte den Kampfplatz und wusste, dass er handeln musste. Er begann die arkanen Muster zu weben - Heimlichkeit war jetzt nicht mehr das oberste Gebot!

---

Duraks Welt drehte sich noch. Seine Flugbahn und die Bruchlandung waren noch annehmbar, aber dass es überall nach Fisch stinken musste war inakzeptabel. Und es sah aus wie nach nem Katapultbombardement...nur dass er die Munition war.

Schnell schüttelte der Söldner die Benommenheit aus seinem Kopf und stand auf. Zu seiner Erleichertung sah er, dass die Krabbe noch nicht hatte nachsetzen können, da sie in einem von Faerls Spinnennetzen verheddert war. Ebenso wie die beiden kleineren Krabben.

Der Erdgenasi ließ seine Wirbel knacken, lockerte seine Schultern und ging ein paar Meter vom Stand weg, um seinen großen Gegner auf freier Fläche zu erwarten. Dieser würde nämlich nicht mehr lang brauchen: er hatte sich schon halb aus dem Netz freigekämpft.

---

Phirius hatte die Szene kurz atemlos beobachtet.

"Hast also die Geheimhaltung aufgehoben, Kurzer." stellte der Hexer fest.

Dann schaute er wieder auf den Stand um ein paar Fackeln zu sehen. Beiläufig hob er den linken Arm und zeigte gelangweilt auf die Riesenkrabbe.

---

Dorgan rannte nun zu Durak und wartete mehrere Meter neben ihn darauf, dass sich die Krabbe freigekämpft hatte. Währenddessen schlugen zwei von Phirius grün-weissen Energiestrahlen in den Kopf des Meerestieres.

Dann war es soweit. Das riesige Schalentier bewegte sich auf die beiden Kämpfer zu.
Nach einem kurzen, aber sehr heftigen Schlagabtausch, der den beiden Gefährten geprellte Rippen und verbeulte Rüstungen einbrachte, brach das Tier tot zusammen.

"Phirius. Erledige die beiden Winzlinge mal aus sicherer Entfernung! Wir sehen uns das hier mal genauer an!" brüllte Durak seinem Gefährten zu, und schlug zur Sicherheit noch mal mit seiner Stachelkette ein tiefes, klaffendes Loch in den Rücken.

"Wofür habe ich eigentlich den ganzen Rum gesammelt?" empörte sich der Calishit.

"Zum Trinken natürlich." brummte Durak stoisch.

Faerl war in der Zwischenzeit als Naturkundler ebenfalls dazugekommen, und sah sich den Kadaver aus der Nähe an.

Ein kleiner Krebs - wie Faerl ihn aus den Suppen aus dem Angeschwemmten Leichnam kannte - kämpfte sich unter dem Leib des Ungetüms hervor und krabbelte schnurstrags auf den Kleriker zu.

Der hob erstaunt eine Augenbraue und schnipste das Tier mit seinem rechten Stiefel zurück ins Meer.

Dorgan wollte sich gerade wieder dem restlichen Panzer widmen, als er einen beissenden Schmerz in seinem linken Knöchel spürte. Er schaute hin und sah, dass zwei weitere, kleine Krabben ihn gerade da bearbeiteten.

"AUA!"

Wütend trat der Gnom nun beide Krabben tot, nur um zu sehen, dass sich mehrere weitere ihm näherten. Erschrocken taumelte er zurück und sein Blick fiel auf die offnen Wunden der toten Riesenkrabbe - aus der sich mit jedem Augenblick mehr kleine Krabben ergossen, und auf die Gefährten zubewegten.

"Krabbenschwarm! LAUFT!" schrie der Kleriker, und machte mehrere Sprünge von der Krabbe weg.

Sofort entfernten sich die Gefährten zügig von der Krabbe und sahen atemlos, wie sich ein regelrechter Schwarm aus Krabben aus dem riesigen Tier zu ergießen begann und langsam auf die Gefährten zubewegte.

"Phirius! Komm her! Anzünden!" rief Durak.

"Entscheidet euch...!" raunzte der Calishit leicht gereizt, eilte aber zügig zu seinen Gefährten und warf noch im Lauf eine der Rumflaschen mitten in den Entstehenden Schwarm.
Dann verteilte er die Flaschen an seine Freunde...

"Brennt!"

---

"Die Krabbe war WIE groß?" jappste Rhin erschrocken, als die Gefährten zum zweiten Mal in zwei Tagen bei ihm eintrafen und ihm vom Zwischenfall berichteten.

"Ungefähr so groß wie dieser Raum. Hafenmeister! So etwas ist nicht natürlich! Wisst ihr nichts genaueres?" fragte Phirius zum dritten Mal und schenkte sich großzügig aus der Whiskey-flasche vom Hafenmeister nach.

"Nein..."

"Wie siehts denn mit einer Belohnung aus? Wir hatten dieses Mal großen Aufwand!" brummte Durak.

"Da habt ihr wohl Recht...ich werde Euch entlohnen - allerdings unter zwei Bedingungen. Und die müsst ihr mir erfüllen, ich bitte Euch darum!"

Etwas in der Stimme des Hafenmeisters klang ziemlich jämmerlich und niedergeschlagen, aber auch ängstlich. Faerl nickte seinen Freunden zu.

Phirius nickte.

"Einverstanden! Was wollt ihr?"

"Mein Sohn Perrin...er macht mir momentan solche Sorgen. Seit meine geliebte Frau vor einigen Jahren starb ist er sehr ruhig geworden, und spricht nicht mehr viel - auch nicht mit mir. Und es ist doch so viel zu tun, sodass auch nicht mehr viel Zeit für ihn bleibt, selbst wenn er reden würde. Er hat momentan irgendwelche Sorgen - ständig treibt er sich rum. Auch Nachts. Und ich weiss nichts und er will mir nichts erzählen! Bitte schaut was ihr tun könnt...aber tut ihm nicht weh!"

"Gut." verkündete Faerl.

"Und das zweite: die Belohnungen...die Höhe muss unter uns bleiben!"

"Meinetwegen." brummte Durak.

---

Die Gefährten verließen das Haus des Hafenmeisters wieder.
Ein gewaltiger, schlichter, aber sehr gut gearbeiteter Zweihänder war auf Duraks Rücken geschnallt. Und angesichts der zufrieden blickenden Augen war der Erdgenasi gerade nicht nur wegen der Waffe im siebten Himmel - auch die Geldbörse war beträchtlich gefüllt.

Langsam schlenderten sie wieder Richtung Markt.
Dort ging es nun weiter, wenn auch deutlich angespannter. Das Treiben war nervös.

Faerl sah sich um und ahnte - irgendetwas hing in der Luft. Er blickte hin und her. Zu den Ständen. Zu den Schiffen. Raus zu den Fischerbooten. Zu den Fischern, die mit Netzen durch das Wasser wateten. Und über den Strand.

"Da war doch etwas!" hörte er Dorgan irritiert murmeln.

Der Illusionist blickte zum Kleriker und wusste, dass sein Bauch Recht hatte: etwas lag im Argen...

Der Priester Garls schaute auf ein mal abrupt zu den Fischern im Wasser. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen.

"Da draußen! Ein Hai! Los! Zu den Fischern mit den Netzen!"


Edit:
Spoiler (Anzeigen)
Titel: Das zweite Gedächtnis - Update November, Freitag der 13te
Beitrag von: Falkenblut am 13. November 2009, 23:47:17
Teil 21: Von Fischern und gefischten

Die Gefährten hasteten quer über den Platz zum Strand. Durak schob die Leute ohne Federlesen aus seinem Weg und bahnte sich und den anderen einen Weg Richtung Strand.
 Die Umstehenden schauten etwas genervt hinterher. Allerdings traute sich niemand etwas gegen den gut zwei Meter großen, stämmigen Erdgenasi zu sagen.

Schließlich kamen sie beim Wasser an.

"An Land! Ein Hai!" schrie Dorgan so laut wie er nur konnte, als sie endlich angekommen waren.

"Raus aus dem Wasser! Haiangriff!" brüllte Durak ebenfalls mit Leibeskräften.

Gut ein Duzend Fischer starrte die Gefährten am Strand an. Anscheinend kannten einige schon den Ruf der Gruppe, und wussten, dass die nicht grundlos rumbrüllten. Nach wenigen Augenblicken, wateten die ersten los. Doch einige waren stur und schienen verärgert zu sein, von den Kollegen während der Arbeit allein gelassen zu werden. Doch sie waren verunsichert, grundlos würden die anderen doch nicht den Arbeitsplatz nicht so abrupt verlassen.

Allgemeiner Tumult entstand, und aus Nervosität wurde Panik. Die aufkeimende Angst schwappte von den Fischern zu den Umstehenden am Strand. Weitere Schaulustige eilten herbei, um sich ein eventuelles Blutbad aus sicherer Entfernung nicht entgehen zu lassen.

Die Gruppe beobachtete weiter gebannt den Hai. Der Raubfisch tauchte nun, gute 50 Meter vor den Fischern, ab.

"Ich sehe ihn nicht mehr! Verdammt! Macht das ihr rauskommt!" brüllte Faerl den Menschen im Wasser noch zu.

Inzwischen schwammen alle Fischer zum Strand – die Angst hatte nun auch vom letzten von ihnen Besitz ergriffen.

Es wurde ruhig am Strand. Alle merkten die beklemmende und bedrückende Nervosität.
Blut könnte in wenigen Augenblicken strömen. Windstille ließ die Wellen absterben. Außer dem Plätschern der schwimmenden Fischer schien die Stille nun alle zu erdrücken.
Faerl hörte sein Blut in den Ohren rauschen.

Ein kurzer, erstickter Schrei zerriss die Luft. Der hinterste, langsamste Fischer schlug mit den Armen aufs Wasser, wie um sich wegdrücken zu können. Dann wurde er innerhalb eines Wimpernschlags unter Wasser gezogen.

Die Zeit schien still zu stehen. Dann begann das Wasser an der Stelle regelrecht zu kochen.

Die Luft explodierte vor Lärm. Am Strand begannen die Menschen laut zu schreien. Die Flüchtenden begriffen, dass es einen der ihren erwischt hatte und schwammen panisch weiter, als ob die Seehexe persönlich hinter ihnen her war.

Allerdings blieben zwei der Fischer stehen. Sie schrien wütend und verzweifelt auf. Dann zückten sie ihre Messer und schwammen in Richtung der Stelle, wo sie den Hai vermuteten.

Ein weiterer Schrei zeriss die Luft. Das Opfer des Hais wurde mehrere Meter weiter, wo es anscheinend tiefer war, aus dem Wasser gehoben und gute zwei Meter hochgeschleudert. Ein Keuchen und Gurgeln drang in Faerls Ohren. Der Sterbende litt unsagbare Schmerzen.

Der Jäger packte nun sein Opfer und zog es weiter aufs offene Meer. Zwischendurch zog er es anscheinend mehrere Sekunden unter Wasser, nur um es wenige Augenblicke darauf wieder in hohem Bogen zu werfen. Es war ein grausames Katz-und Mausspiel.

Die beiden mutigen Fischer verfolgten ihn, gaben es jedoch nach etwa zweihundert Metern auf. Sie hatten keine Chance - das Tier war zu schnell für sie. Zügig drehten sie sich um und schwammen zum Steg.

Durak legte den Kopf schief.

"Los! Holen wir sie raus...der Hai wird wiederkommen." knurrte er.

Der Erdgenasi lief zügig über den massiven Steg bis zum Ende und blickte aufs Meer. Faerl stellte sich neben ihn und spähte ebenfalls hinaus in die Wassermassen.

Es schien ruhig zu sein um die beiden Fischer. Sie kamen im Wasser gut voran und schienen geübte Schwimmer zu sein.

Die zwei Menschen hatten nur noch vier Meter vor sich, als sich eine dunkle Siloutte knapp unter der Wasseroberfläche abzeichnete - etwa zehn Meter hinter ihnen!

"Schwimmt! Er ist gleich da! LOS!" schrie Faerl die beiden an, jagte zwei magische Geschosse auf den sich immer schneller nähernden Hai, und griff nach seiner geladenen Armbrust am Gürtel.

"Bewähre dich, und ich lasse dich Anteil haben an Tempus Herrlichkeit." murmelte Durak andächtig, als er den neuen Zweihänder zog.

Beide Fischer begannen sich hochzuziehen. Der eine hievte den Rest seines erschöpften Körpers auf das sichere Holz. Der zweite machte plötzlich eine seltsame Zuckung und wurde fast wieder ins Wasser gerissen. Ein gellender Schrei.

Die Augen weit aufgerissen, Fingernägel tief ins Holz gekrallt und das Gesicht krebsrot vor Anstrengung versuchte sich der Unglückliche festzuhalten. Ein Seeman der zufällig gerade in der Nähe war sprang hinzu und packte ihn am Arm. Der andere Schwimmer warf sich auf den anderen Arm und so begann ein grässliches Tauziehen, bei dem die Menschen jedoch alt aussahen. Langsam zog der Raubfisch sein zappelndes, jaulendes Opfer wieder ins blutrote Wasser.

Dann traf ihn ein weissgrüner Energiestrahl am Kopf, gefolgt von drei Armbrustbolzen.

"Brecht es entzwei!" ertönte Duraks Bass.

Der Erdgenasi hatte sich in der Nähe postiert, einen Augenblick gewartet, um den Mensch nicht zu gefährden. Nun, nachdem der Hai durch die vier Treffer einen Augenblick abgelenkt war, nutzte er seine Gelegenheit und hieb mit seinem neuen Zweihänder nach dem Raubfisch. Und trieb den Stahl von der Rückenflosse an halb durch den Torso. Tiefrotes Blut spritzte.

Der Fisch bäumte sich ein letztes Mal auf und riss dabei fast die drei Menschen vom Steg. Dann erschlaffte er und hing wie ein nasser Mehlsack an Duraks Zweihänder.

Faerl eilte schnell mit dazu, und zu zweit schafften sie es, den riesigen Fisch auf den Steg zu ziehen.

Beide schauten sich an.

"So wie du dich schon mit einem einzigen Fisch rumplagst, wirst du trotz deiner Größe nie ein großer Angler." witzelte der Gnom, bevor er sich dem Schwerverletzten zuwandte, um ihn zu verarzten.

Der Erdgenasi zog beide Augenbrauen leicht zusammen.

"Dann muss ich wohl vom Zweihänder auf Gnomenangel umsteigen - und rate mal was mein Köder wird." knurrte der Erdgenasi zurück, und kniete sich dann ebenfalls neben den verunglückten Fischer...

---

"Ja, ein riesiger Hai. Und ich glaube auch gesehen zu haben, dass eine Hand auf seiner Flosse war, als er noch weit aufm dem Meer war, bin mir aber nicht sicher. Hinter den Angriffen steckt jemand. Jedenfalls habe ich euren Mann geheilt. Und Irvin auch - der Geselle der ebenfalls geschwommen ist." fasste ein ernster Dorgan die zweite Sitzung bei Rhin an diesem Tag zusammen.

"...ich gebe es nicht gern zu, aber mir fehlen die Worte…" stammelte der Hafenmeister.

"Es kann doch nicht sein, dass Ihr...wir sollen sofort zum Strand kommen. Das Opfer des Hais ist aufgetaucht."

"Woher wisst ihr das?"

"Der andere Gnom hat es mir gerade gesagt."

"Der ist doch gar nicht hier! Ihr Gnome seid ein komisches Volk."

"Aus Eurer Sicht...." bemerkte der schmunzelnde Kleriker und stand auf.

"Nicht nur aus Eurer.." fügte Phirius mit einem süffisanten Blick zu Rhin hinzu.

Dann machten sich Rhin, Dorgan und Phirius auf den Weg zurück zum Strand, wo Durak und Faerl anscheinend bereits die Leiche unter die Lupe nahmen. Ein weiterer Gnom, der allerdings viel unauffälliger gekleidet war als seine beiden Artgenossen aus der Gruppe, stand in der Nähe, und beobachtete die Szenerie.

Durak und Faerl knieten vor einem Körper, der etwas grünlich aussah. Faerl stocherte mit einem kleinen Messer sorgfältig in etwas das aussah, wie Schleim, und murmelte etwas.
Durak beobachtete das Geschehen unsicher und blickte immer wieder zum anderen Gnom. Es war offensichtlich, dass sich der Erdgenasi nicht wohlfühlte, wenn er von so vielen halben Portionen umgeben war...dann sah er auf.

"Da kommt ihr ja endlich." brummte er mies gelaunt.
"Hat ja lange genug gedauert. Rhin. Holt Wachen. Benachrichtigt die Familie des Toten. Und schickt mal den Zuschauer dort weg."

"Hey! Ich habe den Hai mitgetötet."

"Kann jeder behaupten."

"Doch. Im Körper stecken drei unterschiedliche Bolzen. Einer ist von mir." antwortete der unbekannte Gnom barsch und stiefelte trotzig zur Leiche.
Der Erdgenasi verdrehte die Augen.

Faerl guckte einen Augenblick lang auf, grinste und blickte freundlich zum Neuankömmling:
"Hey, ich glaube er mag Euch...schaut mal, vielleicht könnt Ihr ja Licht ins Dunkel bringen."

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"Hütet Euch vor Midok. Ihr wisst schon, der Gnom vom Strand. Der Wirt sagte mir vorhin, er hätte unseren Hinzukömmling beim Klauen von Essensresten erwischt." warnte Faerl seine Gefährten leise, als sie sich zu einer kurzen Mittagspause mit viel Krabben- und Haifischfleisch in ihr Zimmer im Gasthaus zurückgezogen hatten.

"Wenn er meine Sachen anrührt wird er einen Kopf kürzer." stellte Durak in seinem üblichen Anflug von Gelassenheit fest.

"Vorausgesetzt du bemerkst es - halt einfach beide Augen offen. Hat der Kurze vorhin eigentlich noch etwas gesagt?" antwortete Faerl, und wechselte mit der Frage das Thema.

"Du meinst als er endlich wieder etwas sagen konnte...im Übrigen ist Rhins Sohn größer als du, du Winzling" bemerkte Phirius spöttisch.

"Hey, ich war ganz vorsichtig!" knurrte Durak mild empört.

"Ja. Er fand deine Sorgfalt und deine liebevolle Ader jedenfalls ein paar Augenblicke lang atemberaubend." stellte der Calishit hämisch fest.
 "Jedenfalls sagte er, er würde uns eine Nachricht zukommen lassen, wenn er näheres über Xyth herausfindet. Außerdem meinte er, in zwei Tagen würde der alte Sklaventreiber eine neue Ladung bekommen. Dann wird abgerechnet…“