Prolog
Das laute Bersten von Holz zerriss die Luft. Ein Knall, als würden 100 Peitschen gleichzeitig geschwungen folgte, und Seilreste zischten über das nasse Deck. Ein Seeman schrie auf, als ihn eines der Seile traf und seinen linken Arm sauber abtrennte. Er taumelte nach hinten und stieß gegen eines der Bordgeschütze. Die ohnehin schon geschwächte Halterung riss entgültig und das Gerät ging mitsamt des verletzten Seemannes laut krachend über Bord. Lautes Donnern ertönte und die rabenschwarze, sturmgepeitschte Nacht wurde taghell, als ein Blitz im Krähennest einschlug.
Eine kleine, bis auf die Haut durchnässte Gestalt, mit wehendem Kaputzenmantel kämpfe sich über das Deck.
"Jussuf!! JUSSUF!!"
Ein Blitz erhellte einen Augenblick lang die Dunkelheit, und der angesprochene Calimshit drehte sich um. "Ja, Kapitän?"
"Geh und sieh nach der Ladung! Sicher sie! Prüfe, ob die Seile richtig sitzen, und pass auf die Fässer auf!"
"Jawohl, mein Kapitän!".
Jussuf, der mittelgroße Calimshit und erste Maat an Bord kämpfe sich mühsam zur Tür, die auf Umwegen in den Frachtraum führte. Eine eiskalte Woge brach über die Reling und riss den Seeman beinahe von den Füßen, und nur seine katzenhaften Reflexe, dank denen er sich am Türrahmen festhalten konnte, bewahrten ihn davor von Deck gespült zu werden. Bei den Göttern, die Seehexe würde ihn nicht kriegen! Heute nicht! Nicht auf der letzten Fahrt, bevor er mit dem Erlös dieser Fahrt bei seinem Onkel im Seidenhandel einsteigen würde.
Der Calimshit riss die Tür auf, schwang sich durch, und knallte sie hinter sich zu. Er wischte sich eine Haarsträhne aus seinem Gesicht, und merkte, dass er blutete. Anscheinend hatte ihn das zerreissende Seil vorhin doch noch erwischt. Die Wunde schien nicht tief zu sein, und er beschloss sich das später genauer anzuschauen. Er warf einen Blick zu den vier Söldnern, die gerade dabei waren ihr Gepäck festzuhalten und erneut zu sichern.
Dann nahm er eine der Öllampen, ging er nach links, zur nächsten Tür, ging durch sie hindurch und betrat, durch eine Luke, den Frachtraum.
Jorgan, der dritte Maat des Schiffes, sicherte gerade eines der Pulverfässer, hatte jedoch enorme Mühen dabei, da das Schiff viel zu unruhig war, und er keinen Halt fand.
Er eilte zügig zu Jorgan, stellte die Öllampe auf einer der Fischkisten daneben ab und hielt das Sicherungsseil.
"Danke!" keuchte Jorgan, und zog das Sicherungsseil des ersten Pulverfasses fest.
"Los, weiter gehts, die anderen 2 Sicherungsseile sind auch schon enorm lose. Wer hat die befestigt?!"
"Das muss Dariusz gewesen sein, bevor er ins Krähennest geklettert ist!" antwortete Jorgan durch seine zusammengebissenen Zähne. Die Anstrengung der vergangenen Stunden waren Jorgan, dem dritten Maat ins Gesicht geschrieben. Mehrere blaue Flecke und Platzwunden von herumfliegenden Kisten zierten seinen muskulösen, durchtrainierten Körper.
Plötzlich sackte das gesamte Schiff enorm ab, und Kisten flogen herum. Das Sicherungsseil des mittleren Pulverfasses riss mit einem lauten Knall und der dritte Maat wurde sofort davon begraben. Von Deck waren Schreie zu hören, und lautes, wütendes Gebrüll zeugte davon, dass anscheinend auch die Söldner leichte Probleme hatten.
Jussuf stemmte sich mit seinem ganzen Körpergewicht gegen das Fass, um Jorgan Zeit zu verschaffen sich zu befreien.
Dann wurde das Schiff seitlich geschleudert, und der Calimshit merkte, wie er durch die Luft gewirbelt wurde. Ganz langsam, sah er wie er in den durch gerissene Sicherungsseile gesicherten Fischkistenstapel flog. Die Öllampe flog ebenso in Zeitlupe zu Boden. Und zerbrach. Der gesamte Inhalt verteilte sich sofort über den Boden, und begann sofort mit hellem Feuer zu brennen. Jorgan, der gerade wieder zu Bewusstsein gekommen sein musste, schrie auf, als er das Feuer um sich herum und auf ihm bemerkte und versuchte panisch das Pulverfass, das halb aufm ihm lag, von ihm herunter zu bekommen.
Der erste Maat sah das Spektakel, gab seinen Versuch auf sich unter den Fischkisten hervorzuwühlen, und schickte ein Stoßgebet zu den Göttern. Dann wurde es hell und Jussuf hörte aus weiter Ferne einen ohrenzerreissenden Knall...
Im Folgenden wird der Adventure Path "Cold Awakening" aus Sicht des Gnoms Faerl* beschrieben; Alcarin leitet die Kampagne. Es handelt sich hierbei um die Nachfolgekampagne von "Lords of Darkness", in der unsere Gruppe neue Helden spielen.
Zunächst ein paar Hintergründe (weitere Hintergründe werden evtl ergänzt/aktualisiert):
Die Gruppe:Spoiler (Anzeigen) Momentan sind alle Helden effektiv Stufe 3, Einstieg war bei Stufe 2 (Ausnahme Durak, der effektiv auf Stufe 3 anfing, aber dafür keinen Stufenanstieg 2->3 hatte)
Dorgan Leuchtfeuer (Char von Hadriel). Männlicher Steingnom, Kleriker des Garl Glitzergold. Neutral Gut. Relativ ruhig und zurückhaltend. Kampfstark. Zweiter Verteidigungsminister, Heiler und Ruhepol in der Gruppe.
Durak, vom Clan Steinfeuer (Char von Gerthrac): Männlicher Erdgenasi. Kreuzritter des Tempus. Chaotisch Neutral. Söldner mit Ehrencodex. Stoisch und diszipliniert. Verteidigungsminister der Gruppe.
Phirius Mardron (Char von Don): Männlicher Mensch (Calimshit), Warlock. Chaotisch Neutral. Der Außenminister der Gruppe. Zuständig für Geländeerkundung. Immer für einen Scherz gut. Fernkampfstärke, gepaart mit hervorragender Mobilität
Faerl (mein Char): Männlicher Steingnom, Illusionist 3. Chaotisch gut. Der Scherzkeks der Gruppe mit mehr Unsinn im Schädel als alle anderen 3 Gruppenmitglieder zusammen. Zuständig für Tarnen, Täuschen und Kontrollieren
Die Zeit:Spoiler (Anzeigen)1392...oder um es treffender zu formulieren: 20 Jahre nach der Handlung von "Lords of Darkness (http://forum.dnd-gate.de/index.php/topic,17941.0.html)". Die westlichen Länder sind nach wie vor in einem blutigen Krieg mit der schwarzen Hand, und es ist kein Ende in Sicht.
Vieles hat sich seitdem geändert, zahlreiche Herrscher wurden gestürzt, andere kamen zur Macht.
Momentan sind Cormyr und Amn wieder im Besitz der westlichen Mächte, und Baldures Tor, welches vor etwas anderthalb Jahren von Piraten befreit wurde, befindet sich ebenfalls (immer noch) im Wiederaufbau.
Söldnerheere ziehen durch die Länder und bieten ihre Dienste demjenigen mit der größten Geldbörse, und viele, die es durch geregelte Wege nicht schaffen ein geordnetes Leben zu führen, schließen sich ihnen an, oder wählen alternative, abgeseits gelegene Wege, um ihr Leben zu leben.
Man kann sagen, dass der Krieg die Herzen der Bevölkerung verdunkelt hat, und Angst um sich greift. Vielleicht hat der Herr der Tyrannei schon mehr gesiegt, als sich so mancher eingestehen mag...
Allgemein:Spoiler (Anzeigen)Da Alcarin SL ist, habe ich nicht auf alle Informationen Zugriff. Es kann sein, dass einzelne Details abgeändert sind.
Rechtschreib- und Grammatikfeeler dienen ausschließlich zur Belustigung der Leser.
Verbesserungsvorschläge, usw. sind natürlich jederzeit gern gesehen :)
Teil 7: Eiskalte Engel
Instinktiv drehte sich Phirius um. Ihm lief eine Gänsehaut den Rücken herunter. Er merkte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Das Kratzen von Klauen auf Stein schabte irgendwo schräg neben über ihn. Der Calishit überdachte seine Möglichkeiten im Bruchteil einer Sekunde und entschied sich für das geringere Übel: den freien Fall aus über 3 Schritt Höhe. Noch während er losliess und sich der Luft übergab, hörte er ein Pfeifen. Der Hexer spürte wie das Kettenhemd unter seinen Gewändern einen Stich zwischen seinen Schulterblättern abfing.
Dem Hexer wurde die Luft aus den Lungen getrieben, als er hart auf dem Boden aufschlug. Die Pflanzen dämpfen den Aufprall nur unwesentlich, und auch sein Versuch, dem Auprall wenigstens etwas Wucht durch Abrollen zu nehmen, scheiterte.
Sterne tanzten in Phirius´ Blickfeld, als er sich aufrichtete.
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Dorgan sah jetzt die kleine Gestalt, die nach seinem Gefährten geschlagen hatte. Er zückte seine Streitaxt. Das kleine katzenhafte Spinnentier ließ sich neben seinem Opfer fallen. Der Kleriker sprang mit gezückter Waffe vor, und trieb sie der Kreatur hart in den Rücken.
Ein lautes Kreischen durchdrang die Höhle.
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Durak sprang vor und ließ seine Stachelkette kreisen. Sie wickelte sich um eines der der acht Beine des animalischen Feindes und riss es mit einem lauten Knacken heraus. Bei Tempus, er hatte einen guten Treffer gelandet.
Dann spürte der Erdgenasi einen Luftzug knapp neben seiner Wange, und sah einen kleinen Bolzen im Hinterleib des Wesens einschlagen.
Anscheinend hatte Faerl beim Zielen einen hellen Moment, dachte der Söldner mild erstaunt. Manche Ereignisse konnten ihn doch noch überraschen.
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Mit einem lauten Kreischer ließ die die Katzen-Spinnen-Kreuzung von Phirius ab. Der rollte sich augenblicklich zur Seite und schoß seinem Angreifer seinen grünen Energieblitz direkt auf dessen kurzzeitig ungedeckten Bauch. Ein Geruch von verbrannter Haut und Haaren schwebte durch die Luft. Phirius grinste, als er sah, dass sich sein Feind umdrehte und auf die Wand zusprang.
Dann wickelte sich mitten in der Luft eine Eisenkette um dessen Hals. Der restliche Körper bewegte sich weiter, und fand Halt am rettenden Felsen, nicht jedoch der Hals und der Kopf. Durak riss die Kette energisch zurück. Ein lautes Knacken erfolgte. Mit einem dumpfen, leisen Schlag klatschte das von der Stachelkette Umschlungene auf den Boden. Einen Herzschlag später folgte der restliche Körper. Eine gift-grüne Lache begann sich an beiden Stellen auszubreiten, und leicht süß-bitterer Geruch kitzelte die Nasen der Gruppe.
"Sieht aus, als hätte Durak mal wieder abgestaubt und von meiner glänzenden Vorarbeit profitiert." stellte Faerl mit einem breiten Grinser fest. Dann wuselte er am verblüfft guckenden Erdgenasi vorbei und klopfte ihm noch mal grinsend an den Oberschenkel. "Phirius, mein kleiner Freund, gehts dir gut?" fügte der Illusionist besorgt hinzu, als er seinen doppelt so großen Gefährten begutachtete.
Durak hatte sich inzwischen wieder gefasst, und warf einen letzten Blick auf die Leiche. "Anscheinend hat unser kleiner Möchtegern-meisterschütze mal ins Schwarze getroffen. Den Tag markiere ich in meinem Kalender, weil jetzt wird es wieder ein paar Jahre dauern, bis er einen Zufallstreffer landet."
Dorgan blickte kurz zum Hexer, stellte keine gravierenden Wunden fest. "Gehen wir weiter, da hinten ist ein abknickender Gang - und ich höre wieder die Trommelgeräusche."
Faerl, dem gerade eine äußerst freche Bemerkung auf der Zunge lag, schluckte diese herunter und schloss sich seinen lauschenden Gefährten an.
Alle hörten die Trommeln. Sie sahen sich wortlos an, und marschierten in der gewohnten Reihenfolge los.
Wenige Meter später kamen sie um die Biegung. Durak lief ein kleines Stück weiter und merkte, dass der Gang vor ihm leicht bergab verlief und anscheinend geflutet war. Bis zu einer Tiefe von etwa einem halben Meter. Er zuckte mit den Schultern und lief weiter.
"Aaaaaaahhhh!"
Der Kreuzfahrer drehte sich um, und sah Faerl schmerzerfüllt auf das Wasser starren, das dem kleinen Gnom wohl etwa bis zum Bauchnabel gehen musste.
"Was ist los? War da etwas? Hast du dich verletzt?" fragte er sofort.
"...viel schlimmer. Kalt. Da frieren einem die Murmeln ein!" gab der Illusionist mit einem verzerrten Gesicht von sich.
"Das waren mehr Informationen als ich haben wollte." gab der Erdgenasi trocken zurück.
"Nur weil bei dir schon alles abgestorben ist ..." fing der Magier mit zusammengebissen Zähnen an zu sagen. In seinen Augen funkelte der Schalk.
"Falls bei dir noch etwas vorhanden ist, das schrumpfen könnte, dann ist es bereits so klein, dass es nicht mehr kleiner werden kann. Und jetzt halt den Rand und geh weiter, sonst heize ich dir ein." sagte Phirius mit einem breiten Grinser.
Faerl wollte gerade eine freche Antwort geben, als Duraks tiefe, barsche Stimme ihn unterbrach: "Wenn du nicht schaust dass du kommst führe ich den Gnomenstock zum Fallentesten ein. Ich brauche nur noch einen 3 Schritt langen Stab und ein Seil, um dich festzubinden. Und jetzt komm endlich." Durak zwinkerte dem verdutzt guckenden Gnom noch mal zu, drehte sich um und watete weiter.
"Seid mal leiser, sie können nicht mehr leise sein. Wobei mir die Wassertiefe auch überhaupt nicht gefällt." fügte Dorgan noch an, während er sich ebenfalls weiter fortbewegte.
Der Gang wurde allmählich breiter und höher. Stalagmiten und Stalagtiten umgab die Gruppe, und angesichts des kristallklarem, funkelndene Wassers war sogar der Magier sprachlos. Schließlich sahen sie flackerndes Licht von einer großen Sandbank in der Mitte der riesigen Höhle. Die Decke, die ungefähr 15 Meter hoch war, war mit mehreren riesigen Stalagtiten verziert, und das regelmäßige Rauschen des Meeres schien sehr nah zu sein.
So leise wie möglich schlichen sie durch das seichter werdende Wasser, und verbargen sich hinter einem sehr breiten Stalagmit, der beinahe die Decke berührte. Faerl nutzte die Gelegenheit und wirkte einen Kommunikationszauber, dank dem es ihnen möglich war leise zu kommunizieren. Dann nutzte Phirius seine Fähigkeit, spinnengleich Wände zu erklimmen, und hangelte sich zügig den Fels hoch, und spähte zum Lagerfeuer.
"Mehrere Goblins, ein menschengroßer Goblin und ein kleiner Junge. Wahrscheinlich Xertas. Ein paar Goblins sind in Gewänder gehüllt. Vielleicht Zauberwirker...ohje, das sieht nach einem Altar aus..." flüsterte der Hexer seinen Gefährten zu.
"Gut, wir schauen, dass wir vielleicht etwas näher an sie herankommen. Dann schlagen wir kurz und hart zu..." begann Durak seine Taktik zu erläutern, als er vom Hexer unterbrochen wurde.
"Verflucht! Sie opfern ihn gleich, der Priester hat gerade ein Messer gezückt!"
"Verdammt! Los gehts!" schnaufte der Erdgenasi wütend. Dann stürmte er um den Stalagmit, und rannte mit voller Geschwindigkeit auf die Feinde zu.
Phirius hangelte sich blitzschnell den Stalagtit hoch und rannte dann zügig die Decke entlang in Richtung Lagerfeuer. Dorgan schaute kurz genervt den beiden hinterher, zog ein Phiole mit einer durchsichtigen, kristallglaren Flüssigkeit aus seinem Gürtel.
Mit einem "Auf unsere Gesundheit!" kippte er den Trank herunter, und sprintete unnatürlich schnell vorwärts, um ebenfalls am Kampf teilzunehmen.
"Warum klappen Pläne eigentlich nie?!" schimpfe Faerl wütend, und rannte ebenfalls um den riesigen Stalagmit herum.
"Und ich Narr dachte als Magier würde man wenigstens trocken bleiben..." fügte er noch säuerlich hinzu. Dann sah er das Lagerfeuer der Goblins. Ihm kam eine Idee.
Durak hatte den ersten Goblin erreicht. Er sammelte seine gesamten Kräfte und schwang seine Waffe mit voller Kraft. Sie zischte laut und todbringend durch die Luft.
Spoiler (Anzeigen) Ich wünsche allen Lesern einen guten Rutsch in ein erfolgreiches, gesundes und schönes Jahr 2009, viel Spaß weiterhin beim Lesen :)
Teil 9: Vom Regen in die Traufe
Die Gefährten schauten sich um. Ihr Blick schweifte über die toten Goblins. Nichts rührte sich mehr. Dann eilten sie geschlossen zum Altar. Dorthin, wo sie das Kind zuletzt gesehen hatten.
Er lag seitlich, an den Altar gelehnt. Ein dünner Blutstrom lief ihm aus der Nase. Faerl starrte den kleinen Mensch entsetzt an. Der Junge starrte zurück. Durch den Gnom hindurch. Dann stürzte der Magier vor zum kleinen Mensch.
"Xertas! Kleiner! Komm! Sag etwas!"
Dorgan war ebenfalls sofort zur Stelle. Als er die Bemühungen seines Gefährten sahen, versuchte der Kleriker Glitzergolds vorsichtig Xertas Puls am Hals zu ertasten. Als er keinen spürte, probierte er es erneut. Dann am Handgelenk. Dann sprang er wütend auf und machte zwei schnelle Sprünge zur Leiche eines Goblinzauberwirkers. Er rief laut, zornig und enttäuscht "Verdammt!" und trat er mit voller Kraft gegen dessen Kopf. Etwas knackte laut und ekelerregend. Einen Herzschlag später gab es ein paar Meter weiter ein Geräusch, als ob eine Melone zerplatzt sei.
"Du solltest vielleicht wenigstens einen Kopf erkenntlich lassen, damit wir einen Beweis haben. Am besten den des Anführers." bemerkte Phirius trocken. Doch auch er sah enttäuscht aus.
Der Diener Glitzergolds, der gerade den nächsten Goblinkopf fliegen lassen wollte hielt ein seiner Trittbewegung inne. Dann ging er langsam zur Leiche des Anführers. Hass und Ekel waren deutlich in seinem Gesicht zu lesen. Dann hört man etwas laut knacken. Dorgan schlug ein zweites Mal mit seiner Axt zu. Jedoch mit weniger Kraft als beim ersten Schlag. Dann blickte er zu seinen Gefährten.
"Durchsuchen wir die Gegend noch kurz, dann brechen wir auf. Ich will diesen Abfall von meiner Axt loswerden!"
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Die Gefährten liefen trübseelig auf das Tor zu. Durak hatte die Leiche in ein Tuch gelegt und trug sie in seinen Armen. Sein Blick war düster, seine Miene dunkel und hart wie kalte Lava. Er hasste es, wenn jemand gegen seinen Ehrenkodex verstieß. Und der Mord an Zivilisten, erst Recht an Kindern, war eine gravierende Verletzung dieser Regeln.
Es begann leicht zu nieseln, und ein frischer Wind ließ die Gruppe leicht frösteln.
Von den Wachen wurden sie sofort durchgelassen.
Als sie sich jedoch dem Anwesen näherten, merkten sie an der Menschenmenge darum, dass etwas nicht in Ordnung war. Zwei Gardisten fingen die Helden schließlich ab.
"Ihr könnt nicht passieren! Es gab einen Zwischenfall in Sertoks Anwesen und es ist für die Bevölkerung gesperrt. Ebenso wie die nähere Umgebung."
"Wir müssen mit der Dame des Hauses sprechen! Es geht um ihren vermissten Sohn."
"Habt Ihr mich nicht verstanden...Moment. Ihr habt den Sohn gefunden?"
Durak hob kurz das Tuch etwas an, sodass nur die Gardisten und keiner der sonstigen Umstehenden das Gesicht des Jungen erkennen konnten. Ihr Blick war wütend und enttäuscht.
"Kommt mit, der Kommandant wird in dem Fall mit Euch sprechen wollen."
Einer der beiden führte die Gefährten zu einem kleinen, sehr breitschultrigen, braunhaarigen Mann in einer einfachen, schwarzen Uniform, der anscheinend dem Bericht eines leichtgerüsteten, ebenfalls in schwarz uniformierten Gardisten seine Aufmerksamkeit schenkte.
Als er fertig gelauscht hatte gab er ein leises, brummiges "Gut, los!" von sich.
Dann widmete sich der Kommandant den Neuankömmlingen.
"Ohne Gruß. Was gibt es, Hauptgefreiter Leros?"
"Herr Hauptmann! Diese Herren haben Sertoks Jungen gefunden!"
Der Hauptmann musterte die Helden mit seinen stahlgrauen Augen. Er schaute jedem der Gefährten einen Herzschlag lang tief in die Augen. Faerl musste sich zwingen nicht wegzugucken. Ihm war kurz, als sei er ein Buch und jemand würde seine Seiten durchlesen.
Sein Blick schweifte über den vom Tuch bedeckten Jungen in Duraks Armen. Er seufzte leise.
"Ich bin Hauptmann Laodan! Was ist passiert?"
"Durak vom Clan Steinfeuer. Wir konnten nichts mehr tun. Die Goblins wollten ihn opfern. Als wir eingriffen tötete dieser Goblin ihn." Der Erdgenasi deutete auf den abgetrennten Hobgoblinkopf, in dem Dorgans Axt steckte.
"Goblins? Oben? Bei den Ruinen? Schlecht!" Laodan sah gedankenverloren zu einigen vorbeiziehenden Regenwolken. Dann blickte er wieder die Gefährten an. Sein Blick war so kalt wie der beissende Wind.
"Schildert mir die Ereignisse genauer. Und die Hintergründe. Danach entscheide ich weiter."
Durak kam dem sofort nach. Nach knapp fünf Minuten musterte der Offizier die Gruppe erneut.
"Ihr habt euch gut bewährt. Außerdem seid ihr mit vielem vertraut. Ich möchte, dass ihr an unserer Operation teilnehmt, und weihe euch in die Ereignisse der letzten Stunden ein. Einverstanden?"
"Ja." antwortete Durak.
Dorgan, Phirius und Faerl nickten.
"Oben im Anwesen ist seid einigen Stunden eine Geiselnahme. Mehrere Angreifer. Gorak ist unter ihnen. Sie sind keine Anfänger. Ihre Armbrustschützen haben sich gut verschanzt, ein Sturmangriff wäre Selbstmord. Forderungen gab es noch keine. Wir werden dem ein Ende setzen, und zwar heute Nacht! Habt ihr Vorschläge, wie wir vorgehen könnten?"
"Da ein frontaler Angriff schlecht ist könnten wir versuchen die Geiselnehmer abzulenken. Zum Beispiel, indem wir einen Angriff von einer anderen Seite vortäuschen. So verschaffen wir euch die notwendige Zeit einzudringen." schlug Faerl sofort vor.
Durak guckte seinen kleinen Gefährten erstaunt an. Klar, dass der laufende Meter in Sachen Ablenkung nicht schlecht war, aber dass mal etwas brauchbares dabei herauskommen konnte überraschte ihn mild. Dann grinste er innerlich, bei dem Gedanken, es könnte ja auch ein Glückstreffer sein. Doch den Seitenhieb beschloss der Erdgenasi sich für eine passendere Gelegenheit aufzuheben. Nämlich dann, wenn der Winzling mal wieder frech war.
Laodan schien ebenfalls zufrieden zu sein.
"Gut. Kommt mit."
Laodan und die Gefährten eilte zu Geralt - einem kräftigen, knapp 2 Meter großen Mensch mit dunklen, sehr kurzen schwarzen Haaren und einem kantigen, bartlosen Gesicht. Seine tadellose Uniform und sein sauber polierter Brustpanzer unterstrichen den guten Eindruck.
Alle stellten sich vor, dann eilte der Hauptmann weiter. Der Leutnant widmete sich den Gefährten. Man begann sich zu beraten und zu planen.
Schließlich, nach mehreren Stunden und einer kräftigen Mahlzeit, hatte man einen Plan. Durak, Dorgan, Phirius, Geralt und Faerl eilten zum Hauptmann und weihten ihn ein.
Man wollte gegen Mitternacht von der Mauer starten. Zwei Seile sollten durch ein Fenster des Obergeschosses geschossen werden. Dann würden der Leutnant und die Gefährten mithilfe einer Art waagerechten Flaschenzug, der durch das zweite Seil gesteuert werden sollte, in das Gebäude eindringen. Der Illusionist würde den Einbruch mit einem klirrenden Fenster und darauffolgenden Waffengeklirr im Erdgeschoss tarnen.
Anschließend würde man sich Zugang zum Arbeitszimmer verschaffen, wo die Geisel vermutlich gehalten wurde. In der Zwischenzeit würde der Hauptstoßtrupp ein paar Augenblicke später einen frontalen Angriff starten.
Laodan nickte anerkennend.
"Gut. So werden wir es dann machen. Leutnant, Ihr werdet sie begleiten. Beginn ist zwei Stunden nach Mitternacht...also in etwa 6 Stunden. Seid pünktlich!" befahl der leitende Offizier.
Dann drehte er sich um, und marschierte zu einigen Gardisten.
Durak sah dem Hauptmann einen Augenblick hinterher. Dann sah er Geralt kurz an.
"Ihr habt nichts dagegen, wenn wir uns ab jetzt duzen? Das erleichtert alles. Außerdem möchte ich mit Kampfgefährten informell bleiben."
"Natürlich. Du kennst die Truppe. Sag du wie wir vorgehen."
"Gut. Ich gehe als erstes rein und nehme Faerl mit. Kleiner: halte dich gut an mir fest während wir reinschwingen. Dann geben wir euch Deckung. Anschließend kommt Phirius nach. Danach Geralt. Und nimm Dorgan mit. Fragen bisher?"
"Nein, fahr fort." erwiederte der Illusionist.
"Wir bleiben zusammen, wie sonst auch immer. Geralt und ich bilden die Front. Phirius ist unsere mobile Artillerie. Wie bisher. Dorgan bildet die Nachhut und hält uns den Rücken frei. Faerl...du machst das was du auch sonst am besten kannst: außer Reichweite bleiben und Gegner verarschen. Falls möglich das Schlachtfeld teilen."
"Selbst Schuld wer sich von einem Gnom auf den Arm nehmen lässt." antwortete der Scherzbold grinsend. Dann sah er den Erdgenasi ernst an.
"Angenommen wir werden von zwei Seiten angegriffen? Wie teilen wir uns auf?"
"Dann bleiben Geralt und ich vorne. Der Rest kümmert sich um die andere Seite. Weitere Fragen?"
"Wer ist für den Nachschub zuständig? Bei knackigen Kämpfen habe ich immer Hunger." fügte Faerl mit einem ernsten Gesichtsausdruck hinzu.
"Typisch. Hat noch jemand einen sinnvolle Frage?"
Keiner meldete sich. Geralt blickte zufrieden auf.
"Du kennst dich auf deinem Gebiet aus. Anerkennung! Ruhen wir uns die kommenden vier Stunden aus. Wir können ja auch vorher etwas essen." fügte der Leutnant mit einem unwirschen Blick zum Gnom hinzu.
Der Magier grinste. Auf Umwegen kam er anscheinend doch noch zu seiner zweiten Mahlzeit.
Spoiler (Anzeigen)Aufgrund meiner Prüfungen werde ich bis Ende Februar vermutlich nicht mehr so oft zum schreiben kommen. 2-3 Posts im Monat hoffe ich allerdings auf die Reihe zu kriegen. Lasst euch überraschen.
Ansonsten bin ich natürlich über Fragen/Wünsche/Anträge/Anregungen/Kritikpunkte/usw immer glücklich. Spenden natürlich auch ;)
@ Gerthrac: stimmt - aber ein sehr kompetenter, zuverlässiger und schlagkräftiger Erdgenasi hat den Tag ja glücklicherweise gerettet :thumbup:
Spoiler (Anzeigen)Ein Teil meiner Prüfungen ist gelaufen, dh. ich habe wieder etwas mehr Zeit. Viel Spaß beim Lesen.
Spoiler (Anzeigen)Beim einen oder anderen Datum bin ich mir nicht so ganz sicher, ob ich da in meinen Unterlagen keinen Fehler gemacht habe - großen Einfluss auf den Verlauf der Geschichte sollte das allerdings nicht haben.
Teil 11: Reise durch das Nirgendwo
Nach einem längeren Fußmarsch kehrte die Gruppe schließlich nach Baldures Tor zurück. Hauptmann Laodan und ein fremder Feldherr aus Cormyr empfingen die Helden und lauschten ihren Ausführungen.
Faerl und seine Gefährten erfuhren außerdem, dass die Grünmoos tatsächlich in die Luft gegangen sein muss. So, wie es die Gruppe anfangs vermutet hatte.
Schließlich schickte der Kommandant aus Cormyr die Gruppe in den Norden, nach Steinplanke. Dort, so dachte man, würde sich Gorak aufhalten - und die Geisel.
5. Tarsakh
Durak, Dorgan, Phirius und Faerl verließen mit ihrem gesamten Gepäck die Stadt. Der Illusionist warf einen letzten Blick hinter sich und ließ einen Blick über die prachtvollen Gebäude des hinter ihnen liegenden Adelsviertels schweifen. Dann drehte er sich um, und lief weiter. Der kleine Gnom unterdrückte einen Gähner, und schaute am massiven Erdgenasi vorbei gen Norden. Es sah regnerisch aus.
Vor ihnen lagen die Trollhügel.
Dahinter sollte sich die Dornenöde ausbreiten - eine einst grüne, schöne Gegend, die durch den Krieg verwüstet worden wurde. Durch Zauber, Rituale und Restmagie hatte sich diese einst harmonische Landschaft in einen verseuchten, lebensfeindlichen und sandigen Landstrich verwandelt.
"Rosige Aussichten" murmelte Faerl leise, und schickte ein Stoßgebet zu seinem Gott.
Dann unterdrückte er einen Fluch, als ihn ein Regentropfen auf der Nase traf. Er zog seine Kapuze über den Kopf. Wenigstens konnte seine Begeisterung nicht noch weiter absinken...
6. Tarsakh
Die Gefährten marschierten einen weiteren Tag durch. Zu Faerls milder Freude sogar ohne Regen. Dafür mit eisigem, schneidenden Wind.
Gegen Abend merkten die Gefährten, dass es allmählich ebener wurde.
Etwas weiter weg sahen sie ein anscheinend verlassenes Gebäude. Dieses stellte sich als gut bewachtes Gasthaus heraus. Man übernachtete auf etwas Stroh, aß älteres Brot und trank Wasser. Dann legte man sich schlafen.
7. Tarsakh
Zum Morgengrauen reisten die Gefährten wieder zügig ab.
Nach einer Stunde wurde der Boden abrupt sandig und die Luft knochentrocken und still. Innerhalb weniger hundert Meter nahm die Umgebungeinen sandig-braunen Farbton an und es wurde dadurch dämmrig. Also banden sich die Gruppenmitglieder Halstücher vor das Gesicht, um die Atemwege zu schützen. Stündlich hielt Faerl seine Freunde an, um ihnen mit seiner Magie die Halstücher zu reinigen, die Sandtarnung zu erneuern, und damit jeder den brennenden Durst stillen konnte.
Gegen Abend entdeckte Dorgan ein altes Gebäude. Nach einer kurzen, gründlichen aber erfolglosen Suche nach nützlichen Gegenständen und anderen Mitbewohnern entdeckte Dorgan schließlich ein paar Symbole in einer Wand, und erklärte der Gruppe, dass sie sich in einem Waukeen-Tempel befanden.
Faerl legte noch einen Alarm-zauber um die Schlafstätte, damit die Gefährten im Fall eines Überfalls etwas Zeit gewinnen würden. Dann verteilte die Gruppe die Wache und man legte sich zum Schlafen hin.
Großteile der Nacht hörten die Wachhabenden fernes Geheul und rochen einen leicht fauligen Raubtiergeruch. Trotzdem verging die Nacht ohne Zwischenfälle. Es blieb sehr ruhig.
8. Tarsakh
Auch der nächste Tag verlief ruhig und sandig. Als das dämmrige Licht verschwand, kampierte man mit den selben Vorsichtsmaßnahmen wie zur vergangenen Nacht auf einem Hügel. Dieser war zu großen Teilen mit seltsamen Dornenpflanzen übersäht, die jedoch keine identifizieren konnte.
In einem waren sich alle sicher. Nämlich, dass etwas mit den Gewächsen nicht in Ordnung war. Und, dass sie die Dornenebene gefunden hatten.
Man schlief nicht ganz so nah an den zahlreichen Ranken und traf die üblichen Sicherheitsvorkehrungen.
Es wurde stockdunkel, einzig das kleine Feuer, das Durak gemacht hatte, erhellte die nähere Umgebung etwas. Alle außer Phirius, der die erste Wache übernahm, schliefen sofort ein.
Dorgan wachte irgendwann auf. Das Feuer war beinahe heruntergebrannt, und Phirius schien im Sitzen weggenickt zu sein, so still wie er da saß. Der Gnom lief wie in Trance zum Feuer, nahm ein altes Brett, und warf es in die Glut, die sofort aufflammte. Der Hexer schreckte anscheinend auf, warf kurz einen Blick auf seinen kleinen Gefährten, und starrte dann wieder vor sich in das flackernde Licht.
Der Kleriker lief wieder zurück zu seinem Schlafplatz. Er legte sich hin, und sah aus den Augenwinkeln, wie sich rechts etwas bewegte. Er drehte seinen Kopf in die Richtung und sah eine dunkle, dornige Tentakel auf ihn zuschießen. Panisch schrie er auf und rollte sich instinktiv nach links.
Plötzlich spürte der Gnom etwas brennendes auf seiner Wange und in seiner rechten Wade. Irgendetwas war verdammt laut - jemand schrie. Und ein eisiger Schmerz durchzuckte sein Bein. Instinktiv wollte er seinen Mund öffnen um zu schreien, allerdings stellte er dass dieser bereits offen war. Und dass die Schreie von ihm stammten.
Eine zweite Backpfeife traf den Kleriker, dieses mal auf seiner anderen Gesichtshälfte. Durak sah ihn mild besorgt an.
"Alles in Ordnung? Du hast plötzlich losgeschrien. Und dann hast du dich auf das Grünzeug rollen wollen. Kleiner Albtraum."
Dorgan besann sich, und wurde ruhig. Er schaute um sich, und stellte fest, dass alles in Ordnung war. Außer seiner blutenden Wade.
"Aber...hey, ich blute ja wirklich. Oh, das fühlt sich aber komisch an..."
Faerl war sofort zur Stelle. Er schob das Beinkleid hoch genug, bis die Wunde offen vor ihm lag. Dann verteilte er seine zerriebene Pflanze vorsichtig um die blutende Stelle.
"Verbinde es schnell. Das ist dasselbe Grünzeug, dass ich bei den Ruinen fand. Du weisst schon, als Phirius von diesem Ding angegriffen und vergiftet wurde. Geht es dir einigermaßen gut?"
Dorgan verband seine Wunde zügig und schob das Beinkleid über die Stelle. Dann nickte er. Schließlich legten sich alle wieder schlafen, außer Durak. Der übernahm gleich Phirius Wache. Und machte das Feuer größer - das Wolfsgeheul kam ihm gefährlich nahe vor.
9. Tarsakh
Schließlich, als es Morgen sein musste, weckte der Erdgenasi alle auf. Sie packten und machten die Feuerstelle so gut es ging unkenntlich. Dorgans Verletzung schien ausgeheilt zu sein, und sie schritten zügig los.
Nach wenigen Minuten umgab sie erneut ein strenger Raubtiergeruch, dessen Quelle jedoch niemand orten konnte. Schließlich blieb die Gruppe stehen. Faerl empfand den Gestank nahezu betäubend. Durak und Dorgen zogen ihre Waffen.
"Hey, da vorne sind Augen im Sand!" rief Dorgan plötzlich auf. Alle drehten sich wieder in die ursprüngliche Marschrichtung. Und tatsächlich, sie sahen drei Augenpaare, die sie anzustarrten.
Der Sand um die Augen zitterte, und zwei wolfsähnliche, sandfarbene Gestalten, die so groß wie kleine Pferde waren, erhoben sich an der Stelle. Die mittlere und gleichzeitig größte von ihnen jedoch verschwand im Boden. Die beiden übrigen näherten sich mit leisem Knurren der Gruppe.
"Das sind so etwas wie Schakale, nur dass sie sich wahrscheinlich sehr schnell durch den Sand graben können! Passt also auf den Boden unter euch auf!" rief Faerl seinen Freunden zu, der von solchen ähnlichen Kreaturen bereits gehört hatte.
Dann blickte der kleine Gnom auf das Raubtier, das ihm am nähesten war. Es blickte ihm mit seinen bernsteinfarbenen, funkelnden Augen an und flechtschte Zähne, die so groß und lang wie Gnomenfinger waren. Nur etwas spitzer und gefährlicher. Das Tier war nur noch etwa vier bis fünf Meter vom Illusionisten entfernt. Es duckte sich. Das Fell war gesträubt. Sofort vollführte der Magier seine Gesten. In seinem Geist ließ er vor sich einen Sandgolem entstehen - so groß wie ein Oger. Vielleicht würde der Schakal fliehen.
Um ihn herum setzte Kampflärm ein. Doch ein ungutes Gefühl beschlich ihn, als der Boden unter ihm sich zu regen begann.
Spoiler (Anzeigen)Auch wenn es leider dieses Mal etwas länger gedauert hat...im Folgenden die Fortsetzung. Ich hoffe, in den nächsten Wochen wieder öfter schreiben zu können. Über Lob und Kritik würde ich mich nach wie vor freuen, ebenso wie über Ratschläge und Verbesserungsvorschläge. Auch gern via Nachricht im Gate.
Teil 12: Von den Sehenswürdigkeiten der Dornenebene
Faerl schoss plötzlich einen guten Meter in die Höhe. Gleichzeitig sackte er etwas in den locker werdenden Boden ein, der von einem großen Schakal hochgehoben wurde. Dann spürte er spitze Zähne in seinem linken Unterschenkel und schrie schmerzerfüllt auf. Der Schakal begann nun ihn wegzuschleifen.
Durak hatte, gemeinsam mit Dorgan, in der Zwischenzeit den ersten Wüstenschakal bezwungen. Plötzlich sah er aus den Augenwinkeln , wie der Magier weggeschliffen wurde. Der kräftige Erdgenasi drehte sich und hieb mit seiner Stachelkette nach dem Tier, so dass sie sich um dessen Hals wickelte.
Dann wurde es von einem giftgrünen Strahl am Rücken getroffen und knickte ein.
Der Kreuzfahrer erlöste das Tier mit einem Ruck seiner Kette. Ein paar silberne Funken flogen von Durak zu Faerl und hüllten ihn kurz ein - seine Wunden schlossen sich augenblicklich.
Phirius hatte das dritte Tier bereits mit seinen Strahlen verletzt. Es drehte sich um und floh.
Die Gefährten sahen sich kurz an, verarzteten die letzten Wunden, und gingen dann weiter. Nach einer halben Stunde kamen sie vor einem verdorrten, toten Baum zum stehen, vor dem ein Wagen stand. Ohne Pferde. Dafür einigen Leichen.
Schnell merkten die Gefährten, dass hier ein sehr brutaler Überfall stattgefunden haben muss. Sie durchsuchten alles, und fanden ein paar zum Teil wertvolle Kleinigkeiten, darunter eine Kette, deren Material Faerl sofort als Adamantit identifizierte. Außerdem entdeckte Dorgan noch Steckbriefe, auf denen sie abgebildet waren. Man folgerte, dass Gorak mehr oder weniger direkt hinter diesem Überfall stecken musste, und es allerhöchste Zeit war, weiterzukommen.
Als Faerls Magen verkündete, dass es ungefähr Mittag sein musste, fanden sie einen knöchernen, zerbrochenen Pfeil, der auf dem Boden lag. Wenige Meter nach diesem Pfeil lag ein weiterer auf dem Boden, gefolgt zwei weiteren.
"Nun? Ideen?" fragte Durak knapp wie immer.
"Ich würde meinen, dass die nicht zufällig hier liegen. Vielleicht ist es eine Art Warnung oder so." antwortete Faerl.
"Geht das vielleicht genauer?" fragte Phirius.
"Mh. Es sieht wie eine Art Richungsangabe aus. Bleibt nur die Frage, ob wir in die Richtung gehen sollen oder ob wir auf keinen Fall dahin sollen." mutmaßte der Illusionist.
"Typisch. Man frage jemanden, ob Wein oder Bier besser zum Braten passt. Ein Gnom würde mir antworten, dass beides passen kann und du würdest mir sagen, man könne ja mischen, wenn man sich für keines entscheiden kann. Gehts noch wirrer?" fragte der Hexer mit einem schiefen Grinsen.
"Ich weiss ja nicht, was ihr Menschen für komische Gepansche trinkt, aber theoretisch kann man beides mischen. Du wirst jedenfalls niemals Gastwirt, außer vielleicht für geschmackstote Orks. Ich würde..." fing der Angesprochene an mit einem schnippischen Unterton zu antworten, wurde jedoch von Dorgan unterbrochen, der mild belustigt grinste.
"...den Rand halten, außer es kommt etwas heraus, das jetzt wichtig ist. Bei Garl, ihr zwei seid wie ein Saal voller angeheiterter Halblinge. Es liegt auf dem Weg, also wissen wir es ja bald!"
Durak schmunzelte innerlich. Allerdings hatte Dorgan Recht: sie mussten vorwärts kommen, und diese Diskussion dauerte für seinen Geschmack ohnehin schon viel zu lang. Der Magier wäre beim Militär jedenfalls untergegangen. Oder seine Einheit...
Der Erdgenasi drehte sich wieder um und ging langsam und bedächtig weiter.
"Finden wir es heraus, folgt mir. Und haltet die Waffen bereit."
Zufrieden stellte er fest, dass sie ihm ohne weitere Diskussion folgten. Wieder wurde er sich bewusst, dass er sich auf jeden seiner Gefährten verlassen konnte. Selbst auf den durchgeknallten Magier.
Langsam schritten sie weiter. Plötzlich sackten jeder von ihnen ein.
"Fallgrube!" schrie Phirius und sprang geistesgegenwärtig nach hinten auf den festen Boden. Faerl hatte es ebenfalls noch rechtzeitig mitbekommen und konnte ebenfalls in Sicherheit springen. Durak und Dorgan jedoch waren zu langsam. Nur durch ihre Kraft und etwas Geschick konnten sie sich am Rand der Fallgrube festhalten.
Sofort sprangen der Mensch und der kleine Gnom ihren Gefährten zuhilfe, und versuchten sie rauszuziehen. Durak konnte sich mit Phirius Hilfe und seiner eigenen Kraft hochziehen, Dorgan jedoch hatte einen recht kahlen und lockeren Abschnitt am Rand erwischt, und Faerls Kraft genügte auch nicht ihn rauszuziehen. Plötzlich fühlte sich der Kleriker in die Höhe gerissen, und starrte erstaunt in ein sandig-graues Elfengesicht.
"Ihr hättet nicht herkommen sollen! Habt ihr die Pfeile nicht gesehen?" fragte dieser mit ruhiger Stimme.
"Wir wussten nicht, was das genau zu bedeuten. Und wer seid Ihr eigentlich?" entgegnete der Hexer.
"Ich bin Maltin. Und ihr? Wohin wollt ihr eigentlich?"
"Das ist Durak vom Clan Steinfeuer, Dorgan Leuchtfeuer, Phirius, und mich könnt Ihr Faerl nennen. Wir kommen aus Baldures Tor und wollen nach Steinplanke."
"Nach Steinplanke? Dann seid ihr auf dem falschen Weg. Ihr müsst nach Norden, lauft aber momentan gen Osten. Was wollt ihr in Steinplanke?"
"Wir suchen Gorak, einen Mensch, mit dem wir die eine oder andere Angelegenheit zu klären haben."
Bei den Worten knackste es vernehmbar, und Durak spreizte seine Hände wieder. Der Elf schien dies bemerkt zu haben.
"Ihr habt also nichts mit diesen Menschen hier zu tun?"
"Nein. Bringt es bitte auf den Punkt, was wollt Ihr?" sprach der Erdgenasi.
"Wenn Ihr nach Norden wollt werdet Ihr auf Räuber stoßen - dieselben, die den Händler überfallen haben, auf dessen Überreste ihr gestoßen seid. Entweder ihr zahlt Wegzoll, oder Blut."
"Ich zahle gern mit Banditenblut." meinte der Söldner und schaute Maltin fest in die Augen.
"Nun, falls ihr mit denen fertig werdet ist das gut. Allerdings ist ihr Lager nicht weit weg - und wesentlich gefährlicher. Ihr werdet nicht leicht an ihnen vorbeikommen... Sie bereiten uns seit geraumer Zeit Probleme, und ich denke, dass ihr uns dabei helfen könntet. Würdet ihr uns begleiten? Vielleicht können wir dies im Lager mit der Königin besprechen. Möglicherweise können wir euch dann ebenfalls unterstützen." sprach der Elf
"Gut. Führ uns." sagte Durak.
Eine Stunde zügigen Marschierens später, kamen sie vor einem gut aber unauffällig bewachten, getarnten Höhleneingang an.
Mehrere Gänge und graue, stoische Elfen später, betraten sie eine Art Thronsaal, auf dem eine schlanke, hübsche Elfe mit einem blonden, schulterlangen Zopf saß. Sie hatte, wie Maltin und die anderen, bisherigen Elfen in der Höhle einfache, sandfarbene Leinenkleidung, sowie einen Fellumhang und Fellstiefel an und trug einen Langdolch an ihrem Gürtel. Im Gegensatz zu Maltin und den Wachen jedoch hatte sie keine Lederrüstung und größere Waffe.
Die Gruppe trat vor sie und stellte sich kurz vor. Die Herrscherin betrachtete dabei jeden einzeln, und schien ihnen die Seele zu ergründen. Schließlich stellte sie sich als Shissique vor.
Die Herrscherin erzählte ihnen davon, dass regelmäßig Händler durch die Dornenebene reisen würden. Allerdings müssten sie Wegzoll zahlen, oder die Räuber würden sie ermorden. Außerdem würde sich die Präsenz der Wegelagerer langsam zu einer Bedrohung für ihr Volk entwickeln.
Sie schloss mit den Worten:
"Wir sind nur Jäger und keine Krieger. Wir können uns zwar verteidigen, oder uns verstecken, aber können uns nur mit zu großen Verlusten gegen diese Gefahr wehren. Wir haben leider auch nichts, dass wir euch anbieten könnten, außer unsere Unterstützung, sowie einen Führer nach Steinplanke. Ich denke, ihr stimmt mir zu, dass ihr einen Führer gut brauchen könntet..."
Spoiler (Anzeigen)So, wieder Prüfungen überlebt. Ab jetzt hoffe ich regelmäßig(er) zu Updates zu kommen...Viel Spaß beim Lesen.
Teil 17: Von Fischen und anderen wohlriechenden Zeitgenossen
Die Gefährten schlichen weiter. Anscheinend befanden sie sich in einer Art Lager- und Aufenthaltsbereich der Räuber. Zwei kleinere Räubergruppen waren schnell aufgerieben, doch wertvolle Gegenstände fanden sie kaum.
Schließlich, nach einer längeren Suche und mehreren unausgelösten Fallen später, blieben sie stehen. Phirius hatte in einem weiter hinten gelegenen Höhlenabschnitt eine Stellung ausgemacht...
"Also Leute. Da vorne ist eine Art Festung. Eine Rampe verläuft mehrere Meter hoch zur Mauer. Außerdem scheinen Teile der Umgebung mit Öl oder so geflutet zu sein - es könnte also heiß her gehen. Die beiden Wachtürme sehen einnehmbar aus, wie es dahinter aussieht konnte ich nicht mehr erkennen. Ich vermute, es ist eine Art Zwischenstopp - wie eine Art Zollstation, wenn ihr mich versteht?" fasste Phirius so kurz wie möglich die Ergenisse seiner Erkundung zusammen.
"Mhh...Am Besten, ich sehe mir das selbst noch mal genauer an..." überlegte Durak laut, erhob sich aus seiner kauernden Haltung, und bewegte sich so leise wie für ihn möglich vor.
Ihm bot sich das gleiche Bild wie Phirius. Aber vielleicht konnte man aus einer geringeren Entfernung mehr erkennen...
"Halt!"
Sofort schnellte der Söldner herum, zog zeitgleich seine Stachelkette und ging in die Hocke. Doch er sah, dass sein jahrelanges, hartes Training ihm hier nichts gebracht hätte. Schräg vor ihm kam ein uniformierter, schwer gerüsteter Mann aus einer kleinen, gut getarnten Ausbuchtung. Der Blick in den Raum hinter ihm, offenbarte ein halbes Duzend Armbrustschützen, sowie einen Mann hinter einem schweren Geschütz. Alle Waffen waren auf den Erdgenasi gerichtet.
"Ihr werdet mir zustimmen, dass ein Angriff töricht wäre, nicht wahr? Ich bin Leutnant Wolfhart. Der Kommandant möchte mit euch reden. Kommt mit, es wird euch kein Leid geschehen, solange Ihr euch ruhig verhaltet."
Der Erdgenasi musterte sein Gegenüber. Sein taktisches Verständnis sagte ihm, dass wohl noch einige Leute im Verborgenen sein mussten, die dieser Offizier nur nicht offen zeigte. Diese Leute konnte er nicht im Alleingang bezwingen.
"Und was genau will er dann mit uns bereden?" fragte er, um etwas Zeit zu gewinnen.
"Ich habe keine Ahnung. Aber seht es mal so: Ihr könnt bedenkenlos mitkommen. Ich hätte Euch schon längst töten können. Und eure Gefährten auch."
"Ich werde mit meinen Gefährten sprechen. Falls sie zustimmen, sehen wir uns gleich wieder."
"Ihr habt fünf Minuten."
Der Kreuzfahrer blickte dem Leutnant kurz, direkt in die Augen, dann drehte er sich um und kehrte zu seinen Freunden zurück. Sie diskutierten die Lage kurz aus. Schließlich beschlossen sie, trotz aller Bedenken, mitzugehen. Wenn man sie wirklich hätte töten wollen, wäre der Anführer nicht mit nur vier Leibwächtern erschienen...
Der Kreuzfahrer erhob sich, um sich Wolfhart zu stellen, und seine Gefährten nachzurufen, falls die Bedingungen, wie Waffen behalten, akzeptabel waren.
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Sie betraten, in Begleitung einer knapp zwei Duzend starken schwer bewaffneten Ehrengarde, wie der Leutnant es trocken nannte, den sauberen Innenhof der Zwischenstation. Das Treiben war erstaunlich geordnet.
Wolfhart führte sie zum großen Gebäude und betrat es mit der Gruppe. Zwei Wachen kamen noch mit, der Rest schloss sich anscheinend dem diszplinierten Innenhofleben an.
Nachdem sie durch mehrere spartanisch eingerichtete Gänge geschritten waren kamen sie in eine Art Warteraum an.
Ein blutroter, fein gearbeiteter Teppich lag in der Mitte, zur linken Seite stand ein schwarzes Brokatsofa, das früher sicherlich recht teuer gewesen sein musste. Zwei Räuber lümmelten darauf und spielten irgendeine Art Schach. Die Partie wurde anscheinend aus den Augenwinkeln zweier Wachen beobachtet, die neben der Tür am Ende des Raumes ihren Dienst hatten.
"Gerion, Murak! Bereitschaft hin oder her, hier wird nicht gespielt! Zieht Leine!" befahl der Leutnant in einem barschen Ton. Sofort standen beide auf, und trugen das Brett vorsichtig weg.
"Man wird euch aufrufen, wartet bis dahin ruhig. Bis später." wandte sich der Leutnant an die Gefährten.
Faerl war soeben dabei, einen Wandteppich, der eine Jagdszene auf eine Art Tiger, zu betrachten, als die Tür aufging und ein Hühne von einem Wachmann den Warteraum betrat.
"Ihr könnt reinkommen."
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Wenige Minuten später schritten die Gefährten durch den grob gehauenen Tunnel, der im Hof dieser Zwischenstation war und weiter nach Steinplanke führte. Alle paar Meter war eine Fackel, und erhellte die Umgebug etwas.
"Kaum zu glauben, dass der Anführer nur wollte, dass wir dieser Torra ne Botschaft überbringen." entfuhr es Phirius, als sie unterwegs waren.
"Ja...Schirrod war schon etwas komisch. Aber guten Geschmack hat er ja...habt ihr sein Arbeitszimmer mal genauer betrachtet?" entgegnete Faerl, der immer noch von den gesichteten Sapphiren hin und weg war.
"Nein. Mich hat eher erstaunt, dass er ja anscheinend mit dieser Position hier oben gefangen ist...aber egal. Schauen wir, dass wir voran kommen." bemerkte Durak.
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Die Gefährten kamen einen guten Tag später aus dem Tunnel heraus und waren kurz vom Licht geblendet.
"Endlich wieder unter freiem Himmel. Die ganze Zeit unter Tage ist echt belastend..." stöhnte Phirius.
Schließlich, nach einem weiteren kurzen Marsch, befanden sie sich auf einem Teilabschnitt des Weges runter nach Steinplanke, einem Ort der sich über mehrere Höhlen in Klippen auf fünf Ebenen erstreckte, und unmittelbar am Meer war. Einzelne, nicht immer vertrauenserweckende Hängebrücken verbanden die Ortsabschnitte miteinander, und ermöglichten so den Durchgang, bis zum Hafen, sehr viel weiter unten.
Langsam gingen sie runter, bis sie in der genannten Kaschemme ankamen. Eine nicht ganz dünne, brünette Dame um die 30 lümmelte hinter dem Thresen. Sie wischte sich mit dem rechten Ärmel ihrer ehemals vermutlich weissen Bluse übers verschwitzte Gesicht. Nach calishitischen Parfümen roch sie nicht, stellte sich allerdings als Torra heraus. Phirius schnappte sich die Botschaft von Dorgan und überreichte sie ihr mit angehaltener Luft.
Die Gefährten quetschten die füllige Wirtin so kurz wie möglich über Steinplanke aus. Doch auch eine Goldmünze konnte ihr Gedächtnis betreffend Gorak nicht auffrischen. Ihren Mundgeruch ebenfalls nicht. Überhaupt schien sie nichts wissen zu wollen, wie den Helden sehr negativ auffiel.
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"Was für ein beschissenes Nest!" entfuhr es einem sehr genervten Faerl schließlich. als sie im Angeschwemmten Leichnam, der besseren der beiden Kneipen des Ortes, ein Vierpersonenzimmer bezogen hatten und Speisen bei Boron, dem Wirt, geordert hatten.
"Wir müssen es noch bei anderen Personen probieren. Der Typ muss hier doch bekannt sein! Außerdem hat der Bandit doch auch gesagt, er sei hier gewesen." meinte Phirius.
"Erst verkaufen wir unsere Fundsachen. Es muss hier einen Schmied geben. Vielleicht hat der auch Rüstungen. Ritterrüstungen..." überlegte Durak laut.
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Zunächst probierten sie ihr Glück bei dem örtlichen Schmied Xsyth. Doch dieser erweckte den gleichen, vertrauenserweckenden Eindruck wie Torra.
Und er hatte keine Ritterrüstung, wie Durak verärgert feststellte.
Die Gefährten probierten ihr Glück weiter. Doch niemand wollte so recht wissen, was aus Gorak geworden war.
"Vielleicht müssen wir auch nur ein paar Tage warten. Der Typ ist doch Händler, Pirat oder was auch immer. Vielleicht kommen wir in ein paar Tage an Leute, die mehr von ihm wissen. Oder er kommt sogar selbst." meinte Phirius mit einem Tonfall, der optimistischer war, als er sich eigentlich fühlte.
"Jetzt trinken wir erst mal einen Schluck, hauen uns in die Federn und probieren morgen unser Glück noch mal... Dann nehmen wir uns den Hafen vor.", schlug Dorgan vor.
"Prost darauf.".
Phirius hob sein Glas Rotwein.
Durak wartete nicht groß ab und stürzte seinen Kurzen runter. Wenigstens der Schnaps war in dem guten, fischverpesteten Kaff gut.
Teil 20: Crabzilla
Durak stürmte vor. Wie er es liebte, das pulsierende Adrenalin zu Beginn des Kampfes. Er brauchte keine Drogen. Dieses Gefühl konnte durch nichts imitiert werden. Der Blick wurde langsam eingeengt und der Erdgenasi fixierte sich komplett auf sein Ziel: die sich immer schneller nähernde Riesenkrabbe.
Das zufriedene, erwartungsfreudige, kampfeslustige Grinsen, das die Lippen des vorwärtsstürmendes Erdgenasis umspielte zerfloss plötzlich wie Schnee im Frühling: die Krabbe hatte ihn anscheinend bemerkt und schlug im Zeitlupentempo mit einer baumgroßen Schere nach dem Störenfried. Durak versuchte sich noch unter dem Schlag wegzuducken, doch es war zu spät...
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Dorgan sah den Kreuzfahrer vorstürmen. Er wollte eben folgen, als er sich dachte, Garl Glitzergolds Segen würde diesen Kampf unaufällig erleichtern!
Er ging zügig mehrere Schritte vor, wissend, dass die Menge nur seinen Rücken sehen konnte. Dann fasste er sich an sein göttliches Symbol.
"Möge Garls Licht unsere Sinne erhellen!" rief er laut hörbar mit seiner hellen Stimme
.
Augenblicklich spürte er, wie sein Körper innerlich warm wurde, und Zuversicht ihn zu durchströmen schien. Ein leichtes, freundliches Lächeln umspielte die Lippen des Gnoms.
Dann sah er wieder auf zur Krabbe. Durak war allerdings weg!
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Phirius rannte auf den ersten Stand zu, und begann ihn nach brennbaren Utensilien zu durchforsten.
Plötzlich spürte er eine innere Wärme und Zuversicht. Einen Augenblick lang war er verwirrt, bis er merkte, dass das Dorgans Werk sein musste. Der Calishit schmunzelte. Dann fand er, was er suchte: mehrere Rumflaschen. Nun musste er grinsen.
Es verging ihm, als er aufschaute und sah, wie der Erdgenasi mehrere Meter durch die Luft flog, und mit seinem Aufprall einen Fischstand dem Erdboden gleichmachte.
"Beim Abyss!"
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Faerl war bis eben noch damit beschäftigt gewesen, seine Armbrust nachzuladen, als er einen lauten Schrei hörte. Als er aufsah, war der Kreuzfahrer aus seinem Blick verschwunden. Ebenso wie der Fischkarren, der bis vor wenigen Augenblicken noch etwa fünf oder sechs Meter vom Riesenkrabbentier weg war.
"Bei Garls glitzerndem Bart!" entfuhr des dem erschrockenen Gnom.
Nun sah er, wie die zwei kleinen Krabben sich ebenfalls langsam auf den zerstörten Karren zubewegten.
"Verdammte Axt!"
Faerl musterte den Kampfplatz und wusste, dass er handeln musste. Er begann die arkanen Muster zu weben - Heimlichkeit war jetzt nicht mehr das oberste Gebot!
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Duraks Welt drehte sich noch. Seine Flugbahn und die Bruchlandung waren noch annehmbar, aber dass es überall nach Fisch stinken musste war inakzeptabel. Und es sah aus wie nach nem Katapultbombardement...nur dass er die Munition war.
Schnell schüttelte der Söldner die Benommenheit aus seinem Kopf und stand auf. Zu seiner Erleichertung sah er, dass die Krabbe noch nicht hatte nachsetzen können, da sie in einem von Faerls Spinnennetzen verheddert war. Ebenso wie die beiden kleineren Krabben.
Der Erdgenasi ließ seine Wirbel knacken, lockerte seine Schultern und ging ein paar Meter vom Stand weg, um seinen großen Gegner auf freier Fläche zu erwarten. Dieser würde nämlich nicht mehr lang brauchen: er hatte sich schon halb aus dem Netz freigekämpft.
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Phirius hatte die Szene kurz atemlos beobachtet.
"Hast also die Geheimhaltung aufgehoben, Kurzer." stellte der Hexer fest.
Dann schaute er wieder auf den Stand um ein paar Fackeln zu sehen. Beiläufig hob er den linken Arm und zeigte gelangweilt auf die Riesenkrabbe.
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Dorgan rannte nun zu Durak und wartete mehrere Meter neben ihn darauf, dass sich die Krabbe freigekämpft hatte. Währenddessen schlugen zwei von Phirius grün-weissen Energiestrahlen in den Kopf des Meerestieres.
Dann war es soweit. Das riesige Schalentier bewegte sich auf die beiden Kämpfer zu.
Nach einem kurzen, aber sehr heftigen Schlagabtausch, der den beiden Gefährten geprellte Rippen und verbeulte Rüstungen einbrachte, brach das Tier tot zusammen.
"Phirius. Erledige die beiden Winzlinge mal aus sicherer Entfernung! Wir sehen uns das hier mal genauer an!" brüllte Durak seinem Gefährten zu, und schlug zur Sicherheit noch mal mit seiner Stachelkette ein tiefes, klaffendes Loch in den Rücken.
"Wofür habe ich eigentlich den ganzen Rum gesammelt?" empörte sich der Calishit.
"Zum Trinken natürlich." brummte Durak stoisch.
Faerl war in der Zwischenzeit als Naturkundler ebenfalls dazugekommen, und sah sich den Kadaver aus der Nähe an.
Ein kleiner Krebs - wie Faerl ihn aus den Suppen aus dem Angeschwemmten Leichnam kannte - kämpfte sich unter dem Leib des Ungetüms hervor und krabbelte schnurstrags auf den Kleriker zu.
Der hob erstaunt eine Augenbraue und schnipste das Tier mit seinem rechten Stiefel zurück ins Meer.
Dorgan wollte sich gerade wieder dem restlichen Panzer widmen, als er einen beissenden Schmerz in seinem linken Knöchel spürte. Er schaute hin und sah, dass zwei weitere, kleine Krabben ihn gerade da bearbeiteten.
"AUA!"
Wütend trat der Gnom nun beide Krabben tot, nur um zu sehen, dass sich mehrere weitere ihm näherten. Erschrocken taumelte er zurück und sein Blick fiel auf die offnen Wunden der toten Riesenkrabbe - aus der sich mit jedem Augenblick mehr kleine Krabben ergossen, und auf die Gefährten zubewegten.
"Krabbenschwarm! LAUFT!" schrie der Kleriker, und machte mehrere Sprünge von der Krabbe weg.
Sofort entfernten sich die Gefährten zügig von der Krabbe und sahen atemlos, wie sich ein regelrechter Schwarm aus Krabben aus dem riesigen Tier zu ergießen begann und langsam auf die Gefährten zubewegte.
"Phirius! Komm her! Anzünden!" rief Durak.
"Entscheidet euch...!" raunzte der Calishit leicht gereizt, eilte aber zügig zu seinen Gefährten und warf noch im Lauf eine der Rumflaschen mitten in den Entstehenden Schwarm.
Dann verteilte er die Flaschen an seine Freunde...
"Brennt!"
---
"Die Krabbe war WIE groß?" jappste Rhin erschrocken, als die Gefährten zum zweiten Mal in zwei Tagen bei ihm eintrafen und ihm vom Zwischenfall berichteten.
"Ungefähr so groß wie dieser Raum. Hafenmeister! So etwas ist nicht natürlich! Wisst ihr nichts genaueres?" fragte Phirius zum dritten Mal und schenkte sich großzügig aus der Whiskey-flasche vom Hafenmeister nach.
"Nein..."
"Wie siehts denn mit einer Belohnung aus? Wir hatten dieses Mal großen Aufwand!" brummte Durak.
"Da habt ihr wohl Recht...ich werde Euch entlohnen - allerdings unter zwei Bedingungen. Und die müsst ihr mir erfüllen, ich bitte Euch darum!"
Etwas in der Stimme des Hafenmeisters klang ziemlich jämmerlich und niedergeschlagen, aber auch ängstlich. Faerl nickte seinen Freunden zu.
Phirius nickte.
"Einverstanden! Was wollt ihr?"
"Mein Sohn Perrin...er macht mir momentan solche Sorgen. Seit meine geliebte Frau vor einigen Jahren starb ist er sehr ruhig geworden, und spricht nicht mehr viel - auch nicht mit mir. Und es ist doch so viel zu tun, sodass auch nicht mehr viel Zeit für ihn bleibt, selbst wenn er reden würde. Er hat momentan irgendwelche Sorgen - ständig treibt er sich rum. Auch Nachts. Und ich weiss nichts und er will mir nichts erzählen! Bitte schaut was ihr tun könnt...aber tut ihm nicht weh!"
"Gut." verkündete Faerl.
"Und das zweite: die Belohnungen...die Höhe muss unter uns bleiben!"
"Meinetwegen." brummte Durak.
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Die Gefährten verließen das Haus des Hafenmeisters wieder.
Ein gewaltiger, schlichter, aber sehr gut gearbeiteter Zweihänder war auf Duraks Rücken geschnallt. Und angesichts der zufrieden blickenden Augen war der Erdgenasi gerade nicht nur wegen der Waffe im siebten Himmel - auch die Geldbörse war beträchtlich gefüllt.
Langsam schlenderten sie wieder Richtung Markt.
Dort ging es nun weiter, wenn auch deutlich angespannter. Das Treiben war nervös.
Faerl sah sich um und ahnte - irgendetwas hing in der Luft. Er blickte hin und her. Zu den Ständen. Zu den Schiffen. Raus zu den Fischerbooten. Zu den Fischern, die mit Netzen durch das Wasser wateten. Und über den Strand.
"Da war doch etwas!" hörte er Dorgan irritiert murmeln.
Der Illusionist blickte zum Kleriker und wusste, dass sein Bauch Recht hatte: etwas lag im Argen...
Der Priester Garls schaute auf ein mal abrupt zu den Fischern im Wasser. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen.
"Da draußen! Ein Hai! Los! Zu den Fischern mit den Netzen!"
Edit: Spoiler (Anzeigen)PS: wir sind kürzlich auf Pathfinder umgestiegen. Da sich einiges geändert hat (wie zB. Stachelkette, ist der Spieler von Durak nun vorerst auf nen Zweihänder umgestiegen. Die Lösung mit dem Zweihänder ist nur, um es geschichtlich besser&logischer darzustellen