DnD-Gate.de

Workshop => Story Hour => Thema gestartet von: Gerthrac am 24. Februar 2008, 23:45:26

Titel: Lords of Darkness II(abgeschlossen)
Beitrag von: Gerthrac am 24. Februar 2008, 23:45:26
Hallo zusammen.
Tja was soll ich sagen?
Hier kommt die Fortsetzung von Lords of Darkness (http://forum.dnd-gate.de/index.php/topic,15116.0.html).
Der Unterschied ist der, dass nun Falkenblut SL ist und ich insofern weniger Insiderinformationen habe. Allerdings wird die Geschichte ebenfalls zugunsten größerer Unterhaltsamkeit wieder in Details verändert.

Personae Dramatis:

Khamul Abendstern, menschlicher Schurke 9. Gesinnung CG. - Verstorben

Natara Abendstern, mondelfische Schurkin 9. Gesinnung NG. Frau von Khamul. - Verstorben

Solon Nidramer. Halb-Elfischer Magier 9. Gesinnung CG. - Verstorben

Magna Indranda von Mystra. Kämpferin 10. CG. - Verstorben

Nimexis. Waldläufer 3 Seelenklinge 8. Volk und Gesinnung unbekannt. Status unbekannt

Nein im Ernst:
Spoiler (Anzeigen)

Abschnitt 2: Geister des Blutriffes

Kapitel 1: Überfall

6. Eleint. 1372. 10. Stunde vormittags --- Tammar, Nordviertel. Ruinen einer Taverne über mutmaßlichem geheimen Tempel des Tyrannos. 

„Also gut, sind alle bereit, diese Mörder dort unten auszuräuchern?“ fragte Magna in die Runde, eine blondgelockte hellhäutige Vorkämpferin der Mystra.

Khamul war gerade damit fertig geworden, die Schriftrollen auszusprechen, die die Gruppe vor den Glyphen zu schützen, die mit Eiseskälte Lähmungen hervorriefen. Der braunhaarige, muskulöse Mensch nickte. Sie hatten die Verteidigungsanlagen des Schwarzen Tempels gut ausgespäht.

Seine Frau Natara drückte ihm noch einen Kuss auf die Lippen, bevor sie links des entdeckten Zugangs Stellung bezog. Khamul nahm ihr gegenüber Aufstellung.

Die Gruppe schluckte Unsichtbarkeitstränke. Dann gingen sie rein.

Alle Fallen wurden entschärft, und schon bald waren alle außer Nimexis an der Tür zum Hauptaltarraum. Innen waren Stimmen zu hören. Solon malte einen Kreidestrich an die Wand. Dann noch einen. Und dann noch einen.

Khamul schob die Tür leise auf.

Dann bewegten sich alle leise in den Raum.

Am Altar stand ein schwarz gekleideter, schwer gerüsteter Mensch mit weißem, schmalen Gesicht, der in einem großen schwarzen Gebetsbuch blätterte, dem Codex Imperaceptori. Khamul und Natara schlichen sich an der Wand entlang zu ihm hin. Der Kleriker würde zuerst fallen.

Ein ebenfalls schwarz gekleideter Zauberer mit langem, durch Spangen gehaltenem weißem Haar, der jedoch kleine silbrige Schwerter als Zierrat auf den Mantel gestickt trug, stand ein paar Meter vom Altar weg und unterhielt sich mit dem offensichtlichen Kleriker. Auf seinem Kopf hatte er eine grässlich anzusehende Krone, mit Zacken wie den Augenstielen eines Betrachters. Auf einer der Tempelbänke lümmelte ein unauffällig aussehender Mensch mit einem großen Bogen auf den Rücken geschnallt, der in schwarzen Nebel gehüllt schien und dessen Enden grün leuchtende Kristalle zierten, neben einer sehr jungen dunkelblonden Frau in schwarzer Lederrüstung und mit Rapier. Sonst war niemand zu sehen.

Die Frau hob den Kopf aus einer dösenden Haltung von der Schulter des Bogenschützen. Offenbar hatte sie etwas gehört.

Khamul und Natara näherten sich dem Kleriker langsam von links und von rechts, wie abgesprochen.   

Beide standen nun neben dem Tyrannospriester, der offenbar noch nichts bemerkt hatte und offenbar nach einer bestimmten Stelle in seinem Gebetsbuch suchte.

Aus dem Gang drang Lärm. Offenbar hatte Nimexis den Krieger mit der blasphemischen Betrachterklinge erwischt und in einen Kampf verwickelt. Der Priester fuhr herum, und in dem Augenblick stachen beide mit ihren Rapieren zu. Khamuls Schwert bohrte sich in die Kniekehle des schwarzen Priesters, während die von Natara von oben in die Halsberge fuhr. Natara war größer als Khamul. Der grünäugige Mensch zuckte kurz und keuchte auf, doch fiel er nicht tot zu Boden wie erhofft. Er spuckte Blut.
Arkane Worte ertönten im Raum, und aus dem diffusen Schatten, den der weißhaarige Zauberer warf, entsprangen schwarze, gummiartige Tentakel, die ihn sogleich packten und anfingen zu würgen.

Gut, dachte Khamul, der Zauberer war erst einmal ausgeschaltet.

***

Mit einem Wutschrei rannte Magna durch den Raum und spaltete die Kirchenbank, wo gerade noch die beiden Menschen gesessen hatten. Beide schaffen es gerade noch, sich über den schwarzen Granitboden abzurollen, in entgegen gesetzte Richtungen. Sie kamen keuchend in einem Regen von Holzsplittern auf die Beine, als Magna auch schon nachsetzte. Sie schwang ihren Zweihänder mit aller Gewalt, und prügelte die junge Frau fast durch den halben Raum. Die Lederrüstung und die hastige Parade der Blondine hatten sie zwar vor dem Tod gerettet, doch konnte man ihre Knochen brechen hören, als sie gegen die Wand geschleudert wurde.

Der Mann verzog sein Gesicht zu einer wütenden Maske, und wirbelte routiniert seinen Bogen in seine Hand, Pfeil auf der Sehne. Magna reagierte und stürmte auf ihn zu.

Der erste Pfeil flog auf sie zu.

***

Khamul und Natara wollten ein zweites Mal den Kleriker angreifen, doch warf der sich plötzlich nach hinten über den Altar. Beide Schurken stachen nach ihm, doch in Bewegung war die Rüstung schwerer zu durchdringen. Sie sahen ihn recht unsanft auf den Boden stürzen, doch murmelte er dabei Worte in einer abgehackten, dunklen Sprache, die ihnen beiden eine Gänsehaut verursachte.

Dann begann es zu regnen.
Titel: Juhuuuh, endlich mal was Neues von Dir!
Beitrag von: kreuzi am 25. Februar 2008, 14:34:03
Hallo Gerthrac,

freue mich total mal wieder was neues von Dir zu hören  :grin: . Auch wenn es eine komplett andere Abenteurergruppe ist macht es wieder viel Spass Deine Story zu lesen.

Weiter so, ich warte auf die Fortsetzung.

Gruss,

Kreuzi
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 25. Februar 2008, 16:06:34
Kapitel 2: Feuer und Blitz

Der Zauberer war alles andere als matt gesetzt. Er murmelte einige arkane Worte seinerseits und löste sich in Luft auf. Die Tentakel griffen ins Leere. Solon, der Halb-Elf, noch immer unsichtbar, sah sich misstrauisch im Raum um. Außer den ungebildeten Kämpfern war nichts zu sehen.

Er zog einen Zauberstab und begann die Umgebung abzusuchen.

***

Magna schlug den fliegenden Pfeil zur Seite und rannte weiter auf den Bogenschützen zu, der jedoch seinerseits schießend zurückwich. Ihr blondes gelocktes Haar wirbelte hinter ihr, als sie über eine Kirchenbank auf ihr Ziel zusprang. Ein Pfeil traf sie in den Unterschenkel, doch war ihr das egal. Dann war sie bei dem braunhaarigen Kerl angelangt und fing an, auf ihn einzuschlagen. Sie durchdrang seine Deckung mit einem von links oben geführten Schlag und traf ihn an seinen Beinschienen, was ihn einige Meter nach rechts und auf die Knie schleuderte. Sie holte aus.

***

Der Regen war nicht aus Wasser. Um die beiden Schurken herum tobte ein Sturm aus grünlich schimmernder Energie, die den Kleriker unbeschadet ließ, doch auf der Haut der beiden schlimmer als Säure brannte. Der schwarze Priester machte sich kampfbereit: Er ließ sein schwarzes Schild über seinen Arm gleiten, und mit einem Wort streckte er die linke Hand offen zur Seite aus. Von seinem unheiligen Symbol ging eine blutrote Blitzentladung aus, die sich bis zu seinen Fingerspitzen fortsetzte, und sich dort verdichtete, bis sie einen Griff aus blutrotem Plasma formte, den der Kleriker ergriff.

Mit einem Knistern schoss eine Blitzpeitsche nach oben und ließ blutrote Funken von der Decke regnen.

„Deswegen muss man Tyrannoskleriker immer gleich töten, Schatz.“ Murmelte Khamul. Beide sprangen auf den schwer gerüsteten Menschen zu, Rapiere in der Hand.

***

Ein Zauberspruch wurde intoniert. Solon fesselte die kleine Diebin an den Boden.

Noch ein Zauber wurde intoniert. Zähneknirschend bereitete der Halbelf sich vor.

Der Magier hatte einen Fehler gemacht. Der Feind konnte ihn jetzt sehen.

***

Der Bogenschütze ließ den Schattenbogen fallen. Er zog ein Langschwert und machte ein grässlich aussehendes Schild mit einem großen bernsteinfarbenen Auge darauf einsatzbereit. Magna schlug weiter nach ihm, doch wusste der Mann, wie man mit dem Schild umging, und wehrte die Klinge ab. Er ging zum Gegenangriff über.

***

Solon drehte sich hektisch im Kreis, und suchte nach seinem Gegner. Er hörte ein Geräusch hinter einer der Säulen und richtete seinen Zauberstab darauf.

Dann hörte er hinter sich einen weiteren Zauberspruch. Er wirbelte herum und feuerte eine Sphäre aus ionisierter Luft auf den weißhaarigen Menschen.

Der Mensch zeigt mit drei Fingern auf ihn. In seinen Augen stand der Hass.

Und aus den Spitzen schoss Feuer und raste auf ihn zu, passierte seine eigene Sphäre auf halbem Wege.

***

Die Diebin kam wesentlich gewandter aus den Tentakeln als der Zauberer. Doch dauerte es etwas.

***

Der Priester hieb nach Khamul und traf ihn mit seiner Blitzpeitsche. Fast wie von selbst wickelte sich der Plasmastrick um seinen Kopf. Der Schurke wusste nicht wie ihm geschah, als er von elektrischen Entladungen geschüttelt wurde. Ihm war, als ob eisige Klauen sich in seinen Leib bohrten. Betäubt stürzte er zu Boden. Natara merkte, dass in dem Sturm kein Weiterkommen für sie war, denn ihre Angriffe basierten auf Präzision.

„Magna! Partnertausch!“ rief sie. Dann rannte sie auf den Bogenschützen zu.

Der Priester ließ die Peitsche los, die sich weiter um ihren Mann wickelte.
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Alcarin am 25. Februar 2008, 20:18:40
Naja Gerd, was soll ich sagen^^

Wie immer super und schön zu lesen ;)

@Kreuzi:

Abwarten....;)
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 26. Februar 2008, 11:09:37
Kapitel 3: Thayanische Verhandlungen

Magna sah, wie Khamul, in eine Blitzpeitsche verstrickt, zu Boden ging, spasmisch zuckend. Von rechtschaffenem Zorn erfüllt, nahm sie ihren Zweihänder und rannte auf den Kleriker zu, der gerade wieder um den Altar kam, Morgenstern in der Hand. Sie ignorierte den beißenden Regen und rannte weiter, und mit einem nahezu unwahrscheinlich brutalen Rückhandschlag schmetterte sie den Kleriker gegen den Altar. Blut und Steinsplitter flogen durch die Luft, als die Deckplatte aus Marmor zertrümmert wurde. Der Kleriker ging zu Boden, Augen weit aufgerissen, bis er in einer sitzenden Stellung vor dem Altar zur Ruhe kam.

Aus seinem Mund lief Blut.

Sie wandte sich um und stellte sich dem Bogenschützen, welcher ihr nachgesetzt hatte und mit Natara in ein Gefecht verstrickt war.

***

Die Sphäre traf den Zauberer, Blitze zuckten und es stank plötzlich nach Ozon. Er taumelte.

Die Feuerstrahlen trafen Solon und bohrten sich durch seine Brust. Der Halb-Elf starrte die Krater in seiner Brust an.

Dann seinen weißhaarigen Feind.

Er atmete eine Rauchwolke mit seinem letzten Atemzug aus.

Mit fragendem Gesichtsausdruck ging er zu Boden.

***

Sergenas lächelte dünn. „Bastard.“

***

Die junge Diebin, fast unbeachtet, rannte ungesehen zu dem schwarzen Priester, und schüttete ihm etwas in den Mund.

***

Dairon kam wieder zu sich. Er hatte Schmerzen im ganzen Körper, doch für einen Zauber reichte es gerade noch. Er griff nach seinem heiligen Symbol, der leuchtenden schwarzen Faust, und fing an zu beten.

Derweil röchelte der kleine Schurke neben ihm nur noch schwach.

***

Teldra rannte auf die Kriegerin mit dem Zweihänder zu, die Heram zusetzte, und jagte ihr ihr Rapier in den Rücken. Heram setzte nach und hieb ihr das Langschwert gegen den Hals.

Eine Blutfontäne spritzte heraus und traf die junge Zauberdiebin ins Gesicht.

Dann fauchte es dreimal und die Blondine sank tot zu Boden, eine Blutlache um sich ausbreitend, die blauen Augen gebrochen, die Löcher in der Brust noch rauchend.

Die andere Frau, Tränen in den Augen, packte Heram und setzte an, ihm gerade die Kehle durchzuschneiden….

„Stop!“

Und hielt abrupt in der Bewegung inne.

Neben ihrem Mann stand der Priester, unverletzt.
In der einen Hand hielt er einen schwarzen Morgenstern, bereit zum Zuschlagen.

Mit der anderen hielt er Khamul, der sich nicht regte, abgesehen von unregelmäßigen Atemzügen. Seine grünen Augen bohrten sich in ihre.

„Ich schlage vor, dass du deine Waffe jetzt fallen lässt, Mädchen.“

Khamul schaffte es, ihren Blick aufzufangen. Er schüttelte kaum merklich den Kopf.

Eine Träne fiel auf den Boden. Dann ein Rapier.
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 28. Februar 2008, 10:52:09
Kapitel 4: Puppenstube  

Heram drehte den Griff gewandt um. Handschellen klickten. Er entwaffnete beide mit der professionellen Schnelligkeit eines Kopfgeldjägers. Dann schleiften er und Dairon je eines ihrer Opfer zu den Zellen des Tempels.

Auf dem Weg erlebten sie eine Überraschung.

Rakis lag dort, ebenfalls in einer Blutpfütze. Dairon lief an ihm vorbei, murmelte leise ein Gebet, und berührte Rakis mit seiner in smaragdgrüner Energie erstrahlenden Hand.

Alle Wunden an Rakis’ Körper verschwanden.

Der Gedankenkrieger blickte auf. „Danke.“

„Aufstehen und kämpfen. Wir haben einen Überfall.“ Dairon redete nicht viel wenn er wütend war.

„Was ist dir denn eigentlich passiert?“ fragte Sergenas, der als einziger Mann gerade nichts schleppte, Hände in den Taschen seiner Robe.

„Nimexis war da.“

„Aha.“ Sagte Sergenas gedehnt. Aus Rakis’ Reaktion konnte er mittlerweile einiges interpretieren. Der braunhaarige Mensch hatte einsilbig geantwortet, also hatte Rakis ziemlich deutlich verloren. Er warf einen Blick auf Rakis’ Schwert. Ein graues und ein braunes Auge blickten ihm in die seinen, die anderen waren geschlossen. Rakis hatte fast alle Register gezogen.

„He seht mal! Nimexis hat wohl was verloren!“ rief Teldra und hob etwas auf. „Ein Ring.“ Der Ring war aus Silber gefertigt und wurde von einem klaren Bergkristall verziert.

„Und magisch auch noch.“ Fügte die zierliche junge Frau hinzu. „Meinst du, du kannst den identifizieren, Sergenas?“ flötete sie.

Sergenas nahm den Ring entgegen. „Mach ich später.“

Sie waren in dem Gefangenenraum angekommen, der drei durch Stahlstäbe gebildete drei auf drei Meter große Zellen enthielt. Hier war auch der Schacht zur Unteren Höhle, wo die Mykoniden lebten und fleißig halluzinogene Pilze anbauten. Beide Gefangenen wurden in Zellen gesteckt. Zuerst nebeneinander, doch dann überlegte Dairon es sich anders und warf den Mann eine Zelle weiter weg von seiner kleinen Freundin.

„Rakis, Teldra und Sergenas,“ sagte Dairon, als er an seinem Gürtel herumnestelte und ein Kreuzförmiges metallenes smaragdverziertes Zepter hervorholte, bei dem ein Kreuzbalken kürzer war als der andere, obwohl sich beide in der Mitte schnitten. Das ganze sah nach den Holzkreuzen aus, wie sie Marionettenspieler verwenden, um ihre Puppen tanzen zu lassen.

„Sucht den ganzen Tempel ab, ob noch jemand drin ist. Dann werft die Leichen hinunter zu den Pilzen, die freuen sich.“

Dann fing er an, seine Beherrschungsmagie auf die beiden zu wirken, bis ihre Willen gebrochen waren. Nummer Zwei wurde herbeigerufen, und von Heram mit Putzzeug ausgestattet, um die Blutflecken zu entfernen, und der Ghoul durfte sich auch einen Arm genehmigen.
Dairon benutzte sein Puppenspielerzepter bei ihr. Geisterhafte, insubstantielle graue Fäden, wie Spinnweben im Mondlicht, gingen von den vier Enden des Zepters aus, während die Smaragde die in die Spitzen eingelassen waren, sanft glommen. Nach ungefähr einem Meter verschwanden die Fäden im Nichts, aber da der Tyrannoskleriker nicht weit von seinen Opfern weg stand, konnte man erahnen, dass sie wohl unsichtbar an Gliedmaßen und Kopf von Dairons Opfer hafteten.

Heram machte große Augen. „Wo hast du das Teil denn her?“

„Ja irgendwas musste ich doch machen während ihr in Unther herumgerannt seid und euch die Sonne auf den Pelz brennen habt lassen.“ Dairon war wesentlich bleicher als der Rest der Gruppe.

„Und was bringt das Ding?“

„Wenn ich jemanden beherrsche, kann ich seine oder ihre“, er gestikulierte mit dem Zepter Richtung Natara. „Sinne besser nutzen und telepathisch mit ihnen sprechen, oder sie sogar meine Bewegungen durchführen lassen, als wäre es mein Körper. Und ich kann mir deren Wissen wesentlich schneller aneignen, was der Hauptgrund für diese Aktion hier ist.“

Seine letzten beiden Sätze hatte Dairon auf damarisch gesagt, das Heram gut verstand, allerdings merkte der Kopfgeldjäger, dass die Frau misstrauisch von einem zum anderen sah.

„Gut. Unsere Tarnung ist nicht aufgeflogen, diese Narren haben auf eigene Faust gehandelt. Und jetzt weiß ich auch woher sie kommen.“

Er packte das Zepter wieder in eine Gürtelschlaufe und drehte sich um. „Mit den beiden werden wir noch was zu lachen haben das versprech’ ich dir.“
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Boïndil am 28. Februar 2008, 13:41:57
Endlich kommen die alten (Anti-) Helden wieder ins Spiel, da freut man sich, dass es weiter geht :)
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: kreuzi am 29. Februar 2008, 12:43:54
Boah, und ich bin voll reingefallen auf die Einleitung und dachte es ist eine komplett neue Gruppe (und dabei habe ich mich schon gefragt warum die Story weiter Lords of Darkness heissen soll)  :o

Na, aber jetzt gehts ja mit den alten Bekannten weiter, oder ?

Gruss

Kreuzi
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 29. Februar 2008, 17:00:05
:D  Schön dass es funktioniert hat.

Natürlich geht es mit den alten bekannten Gestalten weiter. Es warten schließlich noch einige Abenteuer auf die Lords of Darkness.
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Topas am 29. Februar 2008, 17:14:40
Zitat
Aus dem Gang drang Lärm. Offenbar hatte Nimexis den Krieger mit der blasphemischen Betrachterklinge erwischt und in einen Kampf verwickelt.

An der Stelle war mir klar, dass es die alte Gruppe ist die angegriffen wird. Aber vorher war ich echt eine Weile am Wundern, ob ich nicht die Falsche Geschichte mit  "Lords of Darkness." verbinde, Kompliment.

Da sieht man auch sehr gut das es wohl die Mühe wert war die Waffe zu entwerfen, soetwas bleibt einfach hängen. Tyrannospriester gibt es ja doch mehr als einen und auch schwarzgekleidete Magier.
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 01. März 2008, 12:43:21
Kapitel 5: Ein Fürst der Schatten

Sergenas fing an seinen Identifizierungszauber zu wirken. Rakis, Teldra und er saßen in der Küche, welches durch eine schwere Eichentür vom Gefängnis abgetrennt war. Sie hatten den Tempelnovizen alles aufgetragen, was es zu tun gab.

„Hmmm… Kein standardisierter Ring, also eine Spezialanfertigung… scheint wohl die Gewandtheit zu verbessern, aber nicht auf dem üblichen Weg, die Thesis ist hier anders… und auch Schutz, aber auch hier haben sie die Thesis etwas verändert… oha, bei der Gewandtheit haben sie wirklich geprotzt…“  

Spoiler (Anzeigen)


Heram und Dairon kamen gerade durch die Tür, als Sergenas seine Erkenntnisse für Laien verständlich darlegte. Sofort überlegten alle außer Dairon, der keine weiteren magischen Ringe tragen konnte, wer ihn bekommen sollte.

Schlussendlich bekam ihn Rakis, da er der eigentliche Nahkämpfer der Gruppe war. Der braunhaarige Mensch steckte ihn gleich auf. „Passt.“ Ein größeres Lob existierte nicht für ihn.

Im Türrahmen um Korridor erschien plötzlich Nummer Drei. Das schüchterne Mädchen blickte furchtsam von einem zum anderen bis es schließlich Dairon ansprach: „Herr Imperzeptor, Meister Celebes wünscht Einlass.“

„Soll reinkommen.“

Augenblicke später erschien Celebes, ein Mensch, wie die aus der Thesker Gegend. Er hatte dunkle Haare, war nicht besonders groß und von drahtiger, sehniger Muskulatur. Er schien immer in Schatten gehüllt zu sein, und sein Schatten bewegte sich manchmal von allein. Seine Augen lagen immer tief umschattet in ihren Höhlen. Wen wunderte es, er war Mitglied der Schattenfürsten von Telflamm und deren Verbindungsmann zur Thesker Tyrannoskirche.
Doch sein herausragendstes Merkmal war die dunkle Narbe, die sich von seinem Kiefer fast senkrecht nach oben bis zum Haaransatz reichte, nur durch seine linke Augenhöhle unterbrochen. Niemand wusste, woher oder wie lange er sie hatte, laut Dairon schon, als sie sich damals in Tiefwasser kennen lernten. Celebes war nicht sehr gesprächig, was seine Vergangenheit anging

Er trug nichts sagende Kleidung, ähnlich wie Heram, über seiner Lederrüstung, doch tendierte er zu dunkleren Farbtönen. Bewaffnet war er mit Rapier und Kurzbogen.

Celebes grüßte lässig mit der Hand. Der Schattenfürst war auch öfter vorbei gekommen, als die Gruppe im Tempel herum saß und sich verstecken musste, daher kannten ihn alle schon und man war nicht förmlich.

„Erst einmal offiziell: Eine Botschaft für den Bronze-Imperzeptor Pereandros aus der Dunkelburg, persönlich zu übermitteln. Heil Tyrannos!“ Er warf Dairon einen versiegelten Umschlag zu.

„So und jetzt: was ist denn hier passiert? Ihr seht aus wie frisch aus der Metzgerei.“ Alle hatten trotz magischer Heilung noch kleinere Wunden, und natürlich war auch die Kleidung blutbefleckt.

Sergenas sprach zuerst. „Wir hatten hier einen Überfall von ein paar Dienern der großen Hu…  der Herrin unserer Zauber.“ Verbesserte er sich finster. Selbst er musste Lippenbekenntnisse ablegen.

„Jedenfalls hat man uns verpfiffen.“ Sagte Heram und starrte Celebes dabei misstrauisch an.
Celebes winkte ab. „Wo der Tempel steht weiß bei meiner Organisation nur ich und ich werde viel zu gut bezahlt und auch überwacht um euch zu verraten. Desweiteren sind meine Vorgesetzten an guten Beziehungen zum Netzwerk“, er bezog sich damit auf die Zentharim, das Schwarze Netzwerk. „zu stark interessiert um euch zu verkaufen. Schließlich sorgt ihr ja auch dafür, dass die Präsenz von irgendwelchen Möchtegern-Helden und Gottesdienern sich in Tammar in Grenzen hält, und wir können ungestört hier operieren.“  

Heram lehnte sich zurück und ließ es dabei bewenden und Sergenas erzählen.

Rakis war sehr still während des Gespräches, er hatte nicht einmal Celebes in irgendeiner Form zur Kenntnis genommen. Er stand steif auf und verließ den Raum durch die Tür zum Gefängnis.

Teldra sah ihm nach und wunderte sich. Rakis war sonst mit Celebes gut zurecht gekommen.

Sergenas war gerade bei seiner Beschreibung der Gefangenen angelangt, als es einen unglaublichen Schlag von außen gegen die Tür gab, die Rakis eben durchquert hatte.

Dairon stand am nächsten und riss die Tür auf.

„Neun Höllen…“
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Sohn des Sammaster am 01. März 2008, 17:22:34
WAS?!?
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 03. März 2008, 19:49:16
Kapitel 6: Ein Ring sie zu knechten

Rakis lag am Boden und umklammerte seine linke Hand. „Mach ihn weg! Mach ihn weg!!“ schrie er.

Verzweifelt versuchte er, den Ring herunterzureißen.

„Sergenas was ist mit dem Ring los?“ schrie Dairon als er Rakis an den Küchentisch setzte.
Sergenas schnappte sich Rakis Hand mit dem Ring dran. „Das glaub ich jetzt nicht. Der muss verflucht sein…“

„Deswegen hat Nimexis den auch fallen lassen.“ Bemerkte Heram. „Ich kann das Problem lösen.“ Er zog sein Schwert. „Leg seinen Finger auf den Tisch und halt ihn fest.“

„Bist du verrückt?“ Schrie Teldra.

„Seid mal still. Ich muss beten gehen dann seh’ ich was ich machen kann. Passt gut auf ihn auf.“ Sagte Dairon, als er den Raum Richtung Tempelsaal verließ.

Heram bestand darauf den Finger abzuschneiden, und es kostete Teldra viel Zeit und Mühe, das zu verhindern.  

Dairon kam wieder aus dem Altarraum. „Sehen wir mal, was sich machen lässt.“ Und damit begann er seine Zauber auf Rakis zu wirken. Und tatsächlich, Rakis konnte den Ring abnehmen.

„So, das wär’ erledigt.“ Sagte der Kleriker und warf den Ring auf den Tisch. Er drehte sich um…
Und schon hatte sich Rakis über den Tisch geworfen und den Ring wieder aufgesteckt.

„Verdammt, was machst du!?“ Heram packte Rakis wieder und drückte ihn auf den Stuhl zurück. Rakis bewegte sich sehr hölzern, fast wie ein Golem. Offenbar hatte er Probleme mit der Koordination seiner Bewegungen.

„In Ordnung. Noch einmal.“ Dairon wirkte einen weiteren Zauber, und diesmal nahm er Rakis den Ring ab und trug ihn sofort zum Altar.

Dann zerschlug Heram ihn mit seinem Langschwert. Teldra hatte sich derweil bemüht, Rakis am Tisch festzuhalten, bis der Ring zerbrach. Dann schien der Gedankenkrieger wieder klar denken zu können. „Puh… was war das denn?“ fragte er Teldra, die ihn gerade verzweifelt festzuhalten versuchte.

Als sie bemerkte, dass er seine Gegenwehr eingestellt hatte, ließ sie ihn los. „Was ist denn eigentlich passiert?“

„Du bist total wahnsinnig geworden wegen deinem verdammten Ring!“ schrie sie ihn an.

Rakis wandte sich an Sergenas, der, Hände in den Taschen seiner Robe, daneben gestanden hatte.

„Gut gemacht. Du Pfuscher!“

Sergenas hob die Hände, Handflächen nach außen. „Gib nicht mir die Schuld, ich hatte ja kaum Zeit den Ring zu studieren. Wie wahrscheinlich ist das schon, dass ausgerechnet ein Ring verflucht ist?“

Rakis beruhigte sich wieder ein wenig. „Kann ich ihn wenigstens noch mal sehen?“

Herams Hand wanderte unmerklich zu seinem Bogen. Dairon umfasste den Griff seines Morgensterns.

„War doch nur Spaß…Nein?“ Keiner lachte.

Celebes hatte sich das ganze mit angeschaut. „Ich denke, ich gehe jetzt mal wieder.“ Er warf Dairon noch einen kurzen Blick zu. Der nickte. Dann verschwand der Schattenfürst fast lautlos aus dem Raum.

„Und jetzt? Was stand denn eigentlich in deiner Botschaft, Dairon?“ fragte Heram.

„Wir haben uns in der Dunkelburg einzufinden. Morgen, zehnte Stunde vormittags. Bei der Hochexekutorin.“

„Oh, die Dunkelburg. Toll!“ sagte Heram sarkastisch.

„Ach komm, als du deinen Bogen für die Zitadellensplitter bekommen hast, warst du zufrieden.“  

„Ist ja gut. Sonst noch irgendwas auf der Botschaft?“

„Ja ihr sollt nicht so dreckig sein wie das letzte Mal.“

Heram verdrehte die Augen und hielt sich die Hand drüber.
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Alcarin am 03. März 2008, 19:58:09
Achja  :grin:
Diese etwas alberne (auch am Spieltisch) Passage hatte ich schon fast verdrängt.
Naja muss auch mal sein  :P

Sonst, wie immer gut Gerd, weiter so!

Mfg
Alca

PS:
@Sohn des Sammaster: Was genau willst du uns mit WAS?!? sagen/fragen?^^
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 03. März 2008, 23:35:55
Okay hier ein paar Hintergrundinformationen zur Dunkelburg.

Spoiler (Anzeigen)


Hier ein paar infos zur Kirche:

Spoiler (Anzeigen)
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Sohn des Sammaster am 04. März 2008, 14:39:48
Ich war einfach gespannt und fands furchtbar gemein da einen Cliffhanger einzubauen! Dachte jetzt taucht irgend ein Dämon auf und metzelt den sympathischen jungen Mann nieder... Da bin ich nervös geworden. :-)
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 10. März 2008, 21:41:55
Kapitel 7: Dunkelburg

Dunkelburg, sechste Stunde abends. Zwei Zehntage zuvor.  

Die Nordkathedrale war selbst bei Tageslicht ein grauenerregender Ort. In schwarzem Marmor gehalten, mit hohen Decken, und gezackten, spitz zulaufenden Torbögen, hohen Decken, die in Dunkelheit versanken und nur durch ein grünes Bleiglasfenster ganz weit oben in einer der vielen Spitzen und Erker der Kathedrale erhellt. Diese Oberlichter sollten die Ausweglosigkeit symbolisieren, in die man sich begab, wenn man sich mit Tyrannos in Verbindung brachte.Doch jetzt, am Abend, waren diese Fenster schwarz.

Selbstverständlich würde ein Tyrannoskleriker das bestreiten.

Kirchenbänke aus schwarzem Metall waren aneinandergereiht, im Mittelschiff stand ein riesiger Altar, ein Monolith aus schwarzem Stein, Marmor, mit grünen Adern durchzogen. Die einzige künstliche Beleuchtung lieferten die ewigen Fackeln an manchen Säulen und die Kohlebecken, die immer durch Chemikalien grün gehalten wurden. In schwarze Kapuzenmäntel gehüllte Gestalten huschten umher, die Sieben Heiligen Schwarzen Ritter anbetend, oder deren Schreine pflegend, immer darauf bedacht, keinen der in schwarze Rüstungen gekleideten Kleriker der Schwarzen Hand zu stören.

Solche Störungen endeten immer mit harten Strafen.

Plötzlich knisterte es vor dem Altar, und grüne Blitze sprangen zwischen Altar und den ersten beiden Säulen hin und her. Ein grünes Gleißen tauchte kurz den Tempel in helles Licht und vertrieb alle bis auf die tiefsten Schatten, dann verblasste es so schnell wie es entstanden war.

Wo gerade noch das Licht war, standen fünf Gestalten.

Einer davon war offensichtlich ein Kleriker, und er hielt noch die kokelnden Überreste einer Schriftrolle in den Händen. In der anderen Hand hielt er zwei längliche,  blau glimmende Kristalle, die fast so geformt waren wie Eiszapfen und fast einen Fuß lang waren.

„Sehr geehrte Damen und Herren, die Dunkelburg. Genauer gesagt, die Nordkathedrale. Hier wurde ich zum Schwarzen Priester geweiht.“ Sagte Dairon.

Rakis zupfte an seinem Verband und sah sich mit dem Auge um, welches gerade nicht unter Mullbinden verborgen war. Seine Kleidung und Rüstung stand fast vor getrocknetem Blut. Seinem eigenen.

Heram und Teldra sahen sich ebenfalls schweigend um, Sergenas musste ein Grinsen unterdrücken, doch war Dairon schon auf halbem Wege aus dem Unheiligtum. Er nickte dem Tempelvorsteher, einem weißhaarigen Menschen, dessen Namen zu erwähnen er sich nicht die Mühe machte, auf dem Rausweg kurz zu.

Sie beeilten sich, mit ihm Schritt zu halten. Der Kleriker marschierte auf einen riesigen gepflasterten Platz hinaus, der auf allen Seiten von einer Mauer umschlossen war, an der Wachfeuer brannten. Heram bemerkte im Hinausgehen eine Gestalt an einer der Säulen lehnen, mit Armen vor der Brust verschränkt. Das Gesicht lag im Schatten und er hatte gerade seine Nachtsicht nicht aktiviert, so konnte er nichts erkennen. Auch die Ritterrüstung lieferte keine Anhaltspunkte. Aber er war sich sicher, dass die Gestalt ihre Ankunft genau verfolgt hatte.

Dairon hielt auf eine große Zitadelle zu, die anscheinend in einen Bergrücken hinein gebaut und mit Aufbauten versehen worden war. Die Wachen ließen ihn auf ein Wort ein, und er führte sie durch spartanische Gemächer, Kammern und Wehrgänge. Doch konnte man an manchen Orten so etwas wie Eleganz erkennen, doch nur in den verwendeten Materialien, wie Marmorfußboden, oder ein Tisch aus teurem Holz, nie in irgendwelchem unnützen Schnickschnack.

Schlussendlich führte er sie eine Treppe hinauf, an deren Ende zwei schwarz gekleidete Templer Wache standen. Rakis bemerkte, dass diese Templer in Haltung und Ausrüstung sowie Positionierung einen dermaßen kompetenten Eindruck machten, dass er sich lieber nicht ausmalen wollte, was mit Invasoren passierte, die diese Treppe erstürmen wollten.

Dairon blieb vor einer Tür aus poliertem massiven Nussbaumholz stehen und drehte sich zu ihnen um.

„Also. Wir betreten jetzt das Büro der Hochexekutorin Skyllua Düsterhoff, der eigentlichen Auftraggeberin von euch. Der Herrin der Dunkelburg. Ihr wisst, wie ich mit Vierna umgesprungen bin.

Versucht das niemals bei ihr.

Ihr werdet nur reden wenn sie euch etwas fragt, und nur das sagen, was sie wissen will. Ihr werdet sie mit Hochexekutorin Düsterhoff anreden. Und ihr werdet euer Mienenspiel im Griff behalten.“ Ein Seitenblick zu Sergenas. Etwas in seinen Augen sagte ihnen, dass er es ernst meinte. Teldra wusste sogar genau, was da in den Augen dieses psychopathischen Klerikers glomm.

Es war Angst.

Dairon wandte sich an einen stillen Halbling, der neben der Tür gestanden hatte.

„Melde uns bei der Hochexekutorin an.“

Der Halbling klopfte dreimal an die Tür.
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 18. März 2008, 16:45:34
Kapitel 8: Die Dunkle Herrin

Die Gruppe wurde hinein gebeten von dem Halbling.

Sie gingen durch die hohen Türen, Dairon leicht voraus. Sie kamen in ein spartanisch dekoriertes, doch auf unterschwellige Art luxuriöses Arbeitszimmer. Die Decken waren hoch und gewölbt, Kandelaber an den Wänden spendeten warmes Licht. Die Rückwand und die linke Wand enthielten hohe spitz zulaufende Fenster, die dennoch so breit waren, dass genug Licht in den Raum fiel, doch waren sie jetzt natürlich dunkel und die weinroten Brokatvorhänge zugezogen. Die Wände waren bis über Kopfhöhe mit karamellbraunem Nussbaumwurzelholz getäfelt, welches unendliche Muster zu werfen schien, doch enthielten ansonsten keinerlei Dekoration. Auf dem Boden, der mit großen, glänzenden schwarzem Steinplatten gefliest war, lag in der Mitte des Raumes ein Teppich, der die Raumakustik verbessern sollte.

Einige Regale standen noch an der rechten Wand, die mit Büchern gefüllt zu sein schienen, doch lagen zur Auflockerung hier und da einige bleiche Totenschädel.

Ansonsten enthielt der Raum nur einen sehr großen Schreibtisch aus Eschenholz, auf dem jedoch blitzsaubere Ordnung herrschte, und sechs Stühle, fünf vor dem Schreibtisch, einer dahinter. Dieser war als einziger besetzt.

Dairon ging bis hinter die Stühle, und dann knallte es, als er die Hacken zusammenschlug und salutierte zackig, Rücken gerade und steif wie ein Brett.

„Tyrannos zum Gruße, Hochexekutorin Düsterhoff!“ er konnte gerade noch vermeiden, dass er es hinausschrie wie auf dem Exerzierplatz.

Die Endzwanzigerin auf dem gut gepolsterten Stuhl grüßte lässig mit einer Hand. „Tyrannos zum Gruße, Imperzeptor.“

Sergenas konnte nun zum ersten Mal einen besseren Blick auf sie erhaschen.

Skyllua Düsterhoff war recht groß, wie er das erkennen konnte, geringfügig kleiner als Dairon und etwa sein, Sergenas, Größe. Sie hatte sehr helle Haut und hellbraunes Haar, welches sie in einer Art Pagenschnitt trug. Sie trug ein smaragdgrünes Kleid aus Samt, welches die Schultern frei ließ. Ihre Arme steckten in dazu passenden Handschuhen, die bis zur Mitte ihrer muskulösen Oberarme gingen.

Sie war nicht mager wie manche weiblichen Soldaten, die sich alle Weiblichkeit abtrainiert hatten, doch konnte man unter ihrer Haut drahtige Muskeln erkennen. Auf der rechten Schulter waren zwei weiße Narben zu sehen, die sich überkreuzten.

Doch ihre herausragendsten Merkmale waren ihre eisblauen Augen, die nacheinander jeden im Raum zu durchbohren schienen. Diese Augen verrieten eiskalte Berechnung und Härte wie Adamantit.

Sergenas hätte sie als sehr hübsch bezeichnet, wenn da nicht diese mörderische Aura von Brutalität wäre, die diese Frau umgab wie die Rüstung einen Tyrannospriester. So dachte er eher an das Wetterleuchten im Nachthimmel vor einem schweren Sturm als Vergleich.

Sie hatte gerade ihren rechten Arm mit dem Ellbogen auf ihre Sessellehne gestützt, so dass ihre Hand senkrecht in die Luft ragte. Sie hörte sich mit ausdrucksloser Mine die Grüße der Gruppe an, dann machte sie mit dieser rechten Hand eine kleine Geste.

Sofort nahmen alle Platz. Sergenas’ Gesicht war ernst. Rakis legte den Kopf schief, um sie mit seinem gesunden Auge anzusehen.

„Habt ihr die Splitter?“ Skyllua verschwendete keine Zeit.

Dairon zog die beiden blau glimmenden Kristalle aus einer seiner Schultertaschen. Er legte sie vor ihr auf den Tisch.

Ausdruckslos betrachtete Skyllua die Artefakte.

„Passt.“

Mehr Lob gab es nicht von ihr.

„Garad, hol die Blitzschild.“ Sagte sie, den Blick neben die Tür gerichtet, als ob sie durch die Wand zu dem Halbling sehen könnte.

„Nun ja, die Imperzeptorin Blitzschild“ Dairons Wangenmuskeln spannten sich an. „hat euch allen eure Belohnung versprochen, und ihr habt nicht versagt, also denke ich, dass das auch angemessen ist.“ Sie setzte sich etwas gerader hin und verschränkte ihre Finger auf dem Schreibtisch.

„Diese Splitter ermöglichen es uns, ein Schild um die Dunkelburg zu ziehen, welches nicht autorisierte extraplanare Transporte hinein und hinaus verhindern wird, und unsere Mauern verstärkt.
Ihr seid der Zauberer hier. Ihr werdet euch hier“ sie schob einen Zettel mit einer Adresse und einer von ihr unterschriebenen Notiz über den Tisch. „melden und eintragen lassen, dann wird man euch auf das Abschirmfeld einstimmen.“  

„Jawohl, Hochexekutorin.“ Sagte Sergenas.

„Desweiteren haben wir Informationen über zwei weitere Splitter, doch dazu später. Eure Belohnung ist da.“

Die Tür öffnete sich und Vierna trat herein. Dairon schloss kurz die Augen und verspannte sich, aber das fiel nur Teldra auf, die neben ihm saß. Er zwang seine Miene wieder zurück in die ausdruckslose Maske, die Tyrannospriester in Anwesenheit ihrer Vorgesetzten aufzusetzen pflegten.

Sie hatte einen großen Beutel. „Mit eurer Erlaubnis, Hochexekutorin?“ Skyllua bewegte ihre Hand kreisförmig. Vierna nickte. Rakis fand, dass ihr Gesicht schmaler geworden war. Tammar hatte ihr offenbar nicht gut bekommen.

Sie stellte den Beutel neben dem Tisch ab und fing an, einige Gegenstände herauszuholen. Das kleinste war ein Ring, aus Silber gefertigt, mit einem rundherum laufenden eingefassten Malachit, das größte war eine gleißend silberne Brustplatte. Außerdem war noch ein großer Bogen dabei, der stets in eine schattenhafte Aura gehüllt war. An seinen Enden waren spitze,  grün glimmende Kristalle angebracht. Sie holte noch ein Rapier und einen Zauberstab hervor.

Skyllua lehnte sich in ihren Sessel, während Vierna Sergenas den Ring gab, Heram den Bogen, und Rakis die Brustplatte neben den Stuhl stellte. Dann ging sie zu Teldra.

„Da wir mit Euren Talenten nicht so viel Erfahrung haben, mussten wir raten, was euch wohl am meisten dienlich sein wird aus unserem Arsenal. Wir haben uns für diese Waffe entschieden und euch einen Zauberstab anfertigen lassen, der euch in eine mächtige Form der Unsichtbarkeit zu hüllen vermag.

Das Rapier ist eine Zauberspeicherwaffe, ich bin sicher, ihr kennt diese Art Waffen. Seid ihr damit zufrieden?“

Teldra sah Vierna an. Dann das Rapier. Und dann Skyllua. “Ja, alles bestens!“ piepste sie.  

„Nun zu den anderen Gegenständen.“ Fuhr Vierna fort, offensichtlich erleichtert. Dairon nahm an, dass SIE dafür geradestehen hätte müssen, wenn jemand aus der Gruppe nicht zufrieden gewesen wäre.

Zusammen mit genau diesem Gruppenmitglied.
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 02. April 2008, 14:30:03
Kapitel 9: Instrumente des Schreckens

„Der Ring wurde von einem Hexenmeister vor langer Zeit in Calimshan hergestellt. Er erlaubt es euch, auf einen Teil seines Wissens zuzugreifen. Dieser Hexenmeister war auf Zauber spezialisiert, die Schwerter und Klingenwaffen erzeugen, die dann animiert werden und für den Zauberer kämpfen. Außerdem könnt Ihr die arkanen Reserven des Ringes anzapfen, was es euch erlauben sollte, einige Zauber mehr wirken zu können, bevor Ihr erschöpft seid.“

Sergenas steckte den Malachitring auf und grinste, als arkanes Wissen seinen Geist flutete.

Rakis legte probehalber seine Brustplatte an, hüpfte ein wenig auf der Stelle und nickte zufrieden,

„Leicht genug.“

„Der Bogen ist aus unserem Arsenal. Wir haben ihn durch einen unserer Zentharim-Kontakte im Unterreich erhalten. Er scheint ebenfalls sehr alt zu sein, und wir haben Hinweise darauf, dass er dunkelelfischer Machart ist. Er erzeugt, wenn man ihn spannt, Schattengeschosse, was euch helfen dürfte, Pfeile zu sparen. Außerdem ist er sehr gut dafür geeignet, Mystrakleriker und anderes Gelichter zu erschießen, denn gegen solche Ziele entfesselt er noch mehr Durchschlagskraft.“

Heram spannte die Sehne, und tatsächlich, ein Pfeil aus schwarzer Schattenmasse erschien an seinen Fingern. Er ließ den Pfeil fallen, und nach ein paar Sekunden fing er an zu verblassen.

„Sehr schöner Bogen, vielen Dank.“

„Ach ja, da fällt mir noch was ein: Pereandros, ist Euer Prototyp fertig?“ fragte die Düsterhoff unvermittelt.

„Ja, Hochexekutorin.“ Dairon zog das Puppenspielerszepter aus seiner Gürteltasche und legte es auf den Tisch. „Die Blaupausen sind schon in der Reliktekammer der Nordkathedrale.“

„Hat es sich bewährt?“

„Jawohl, Hochexekutorin. Verbessert die Kontrolle über die Subjekte ungemein.“

„Gut.“ Sie wandte sich an die gesamte Gruppe. „Ich habe übrigens noch etwas für euch.“

Sie öffnete eine Schublade und zog ein Holzkästchen heraus.

„Aufgrund eurer Verdienste für die Kirche des Fürsten der Finsternis und des Schwarzen Netzwerkes ernenne ich euch hiermit zu Ordensmitgliedern des Ordens des Schwarzen Spiegels, im Range von Spiegelrittern.“

Skyllua klappte das Kästchen auf, und man konnte vier Abzeichen sehen, die das Symbol von Tyrannos, die strahlende Faust, und das Siegel der Zenthraim darunter zeigten. Alle Abzeichen waren aus geschwärztem Stahl mit Gold eingefasst. Alle machten große Augen.

„Ihr seid jetzt Mitglied der Kirche, aber ein Teil der Ordenshierarchie. Das entbindet euch davon, jedem kleinen größenwahnsinnigen Akolyten gehorchen zu müssen, dennoch solltet ihr tun, was euch eiserne Imperzeptoren auftragen.
Meinen Glückwunsch.“

Alle außer Dairon erhielten ein Abzeichen.
 
„Ihr könnt wegtreten, Spiegelritter. Ihr seid erst einmal beurlaubt, aber haltet euch zur Verfügung. Anweisungen werde ich Euch zukommen lassen.

Dunkelburg, heute, 5 Minuten vor Schlag 10 vormittags.

Die Gruppe wurde hinein gebeten von dem Halbling.

Alle grüßten wieder zackig vor der Hochexekutorin, die sie lässig hereinwinkte. Auf ihrem Schreibtisch lag ein altes, dickes, in schwarzes Leder gebundenes Buch, und Skyllua hatte sich ein flauschiges weißes Fell über die Schultern gelegt. Ihr Kleid war heute burgunderrot.

„Also, wir haben einen weiteren Auftrag für die Ordensgruppe Tammar.“

Alle hatten Platz genommen und sahen die Exekutorin aufmerksam an.

„Wir haben dieses Buch hier“, sie warf einen Blick zu dem Wälzer auf ihrem Schreibtisch. „gesichert. Leider ist es erstens mundan und zweitens magisch verschlüsselt. Unsere Magier konnten zwar die magische Verschlüsselung durchdringen, doch scheint es in einer vergessenen Sprache geschrieben worden zu sein. Ich übergebe euch hiermit das Buch, mit dem Auftrag, es zu einem gewissen Marka Ragnos in Tiefwasser zu bringen, und die innewohnenden Informationen übersetzen zu lassen und mir dann sofort Bericht zu erstatten.

Das ist ein Schriftgelehrter und Magier, der sehr sehr viele Sprachen kennt. Weissagungen haben ergeben, dass der Inhalt uns zu einigen weiteren Splittern führen wird, also rechnet damit, dass unsere Feinde ebenfalls hinter dem Buch und dessen Inhalt her sind.“

Belohnung wird diesmal eine größere Geldsumme für jeden von euch sein.

Noch Fragen?“

Es gab keine.

Draußen vor der Tür fragte Dairon Sergenas: „Weißt du noch wie du nach Tiefwasser kommst?“

„Klar, war ja schon ein paar Mal da.“

„Umso besser. Dann mal los.“
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 02. April 2008, 18:07:40
Die Gegenstände:

Spoiler (Anzeigen)
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 13. April 2008, 20:22:08
Kapitel 10: Die Stadt der Wunder

Tiefwasser, 10 Sekunden später.

Mit einem Lichtblitz erschien die Gruppe in der Halle der Säulen, einer Art Teleport-Ankerpunkt in Tiefwasser. Es handelte sich essentiell um eine große freie Fläche, die Säulen enthielt, die simple Tierdarstellungen als Relief trugen, so einfach, dass man sie sich sehr leicht merken konnte. Damit wurde verhindert, dass Magier sich wahllos in die Stadt hinein teleportierten und damit Unfälle auslösten.

Dairon sah sich um. Er erkannte das Tiefwasser wieder, welches er vor einem Jahr zum letzten Mal betreten hatte.

„Also los, zu diesem Schriftgelehrten.“ Sagte Dairon.

Teldra und Heram fragten sich durch und hatten nach einer halben Stunde eine Adresse. Der Turm des Gelehrten stand im Hafendistrikt.

Eine Treppe führte zur Eingangstür des Bauwerks.

Heram klopfte. Schwere, klirrende Schritte näherten sich. Heram warf den anderen einen Blick zu. Sergenas und Dairon zogen beide eine Braue hoch.

Dann öffnete sich die Tür, und Heram zuckte reflexartig zurück, während Rakis zischte.

Vor ihnen stand ein Berg. Ein Berg aus Eisen. Erinnerungen kamen in Rakis hoch.
Schlechte Erinnerungen, an Asche, Blut, und Hilflosigkeit erfüllten den disziplinierten Geist des Gedankenkriegers.

„Ruhig, ihr beiden, das ist ein Eisengolem.“ Bemerkte Sergenas.

„Namen?“ die Stimme des Konstruktes klang blechern, doch Sergenas nickte anerkennend. Nicht alle Golems konnten kommunizieren.

„Kharmiel Von Goethe.“ Sagte Dairon mit ausdruckslosem Gesicht.

„Kharmiel von Goethe wird nicht erwartet. Zutritt verwehrt.“

„Ach scheiße. Ich geh dann mal einen trinken. Treffen hier in einer Stunde.“  Und damit war er auch schon weg. Sein Umhang bauschte sich leicht im Westwind.

Der Rest nannte die wahren Namen und wurde eingelassen. Anscheinend war ein Termin schon arrangiert worden.

Der Golem geleitete die Gruppe durch ein opulentes Eingangszimmer, dann eine Treppe an der Turmwand entlang nach oben. Dann brachte er sie zu einer Tür, die in ein verschwenderisch ausgestattetes Arbeitszimmer mit Regalen voller Schriftrollen und Bücher führte. Hinter einem überladenen Schreibtisch saß ein gebeugter, etwas dicklicher alter Mann mit Glatze. Er blickte mürrisch auf. „Soso, ihr seid das.“ Brummelte er.

Dann betrat Teldra den Raum, und seine Mine hellte sich merklich auf.

„Ihr seid die, von denen es heißt, sie hätten ein nicht entschlüsselbares Buch gefunden?“

„Ja, sind wir.“ Antwortete Sergenas.

„Dann lasst uns zur Sache kommen.“ Während sein Blick Teldra Zentimeter für Zentimeter vermaß, stand er auf und fegte Schriftrollen und Pergamente vom Tisch.

„Aber für meine Dienste werdet Ihr das Buch schon hier lassen müssen, das ist Euch klar.“

Sergenas malmte mit den Zähnen, wie Heram feststellte. „Sicherlich. Was immer Ihr benötigt, aber übersetzt das Buch für uns.“

Er legte es auf den Tisch. Ragnos ging unnötigerweise um den Tisch herum, doch als er an Teldra vorbei kam, wusste sie, warum.

Er zwickte sie kräftig in den Hintern. Sie fuhr herum, und holte schon zur Ohrfeige aus, als sie sich daran erinnerte, dass sie ihn brauchten.

Er grinste sie nur an.

Heram verschränkte die Arme vor der Brust. Der Kopfgeldjäger starrte den Alten wütend an.

Doch der hatte sich schon in das Buch versenkt.

„Ahh… ja das ist sehr interessant. Sehr interessant.“ Er murmelte und brummelte etwas in seinen Bart.

Nach einigen Minuten wandte er sich wieder der Gruppe zu. „Ja, ich denke dass ich das entschlüsseln kann. Aber es wird einen Zehntag mindestens dauern. Du kannst dann vorbei kommen und die Übersetzung abholen.“ Sagte er zu Teldra. Die musste gerade schwer um einen neutralen Gesichtausdruck kämpfen.

***

Dairon bestellte sich noch ein Bier und ein Glas vom lokalen Schnaps. Er fing an, das Zeug zu mögen.

***

„Der hat mich begrapscht!“ Teldra war außer sich. Sie hielt ihre Schmalklinge umklammert und blies sich eine dunkelblonde Haarsträhne aus dem Gesicht.

Heram fand, dass die Zauberdiebin ganz niedlich aussah, wenn sie wütend war. Doch behielt er das für sich.

„Der alte dreckige …“ sie schwieg mit finsterem Gesicht.

Sie standen vor dem Turm und warteten auf Dairon. Matrosen, Werftarbeiter und Händler passierten sie, ohne ihnen einen zweiten Blick zu gönnen.

Da sahen sie Dairon ankommen, der schon allein durch seine Rüstung auffiel, denn selbst die Stadtwachen liefen nur mit Brustplatten herum.

„Und?“ fragte er ruhig.

„In einem Zehntag sagt er hat er Ergebnisse.“ Berichtete Sergenas. Der Hexenmeister warf Teldra einen Blick zu, doch sie schwieg mit vor der Brust verschränkten Armen und sah einer Taube zu, die einen Brotkanten verschlang.

„Ich hab’ Hunger.“ Sagte sie  unvermittelt.

„Wo kommst du eigentlich gerade her, Dairon?“ fragte Rakis.

„Ähh, aus dem Blutigen Angelhaken. Das ist eine Kneipe im Hafenviertel. Aber ich bin mir nicht sicher ob wir Teldra da reinschleppen sollten.“

„Nein, wahrscheinlich nicht.“ Stimmte Sergenas zu. Teldra drehte sich über die Schulter und warf ihnen einen finsteren Blick zu.

„Kennst du noch andere Plätze, wo es was Gutes zu essen gibt?“ fragte Rakis.

„Da lang.“
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 16. April 2008, 13:30:45
Ist so still hier. Komisch dass keiner mehr kommentiert.
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Topas am 16. April 2008, 13:32:05
Das ist normal. Gelesen wird trotzdem.
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: kreuzi am 16. April 2008, 15:10:49
JA, gelesen und mit grosser Spannung auf die Fortsetzung gewartet  :grin:

Gruss

Kreuzi
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: szorn am 16. April 2008, 17:34:34
Schau fast täglich rein und hoffe auf eine Fortsetzung. In der Zwischenzeit begnüge ich mich mit den alten Folgen. Immer wieder gut zu lesen, auch wenn die Spannung nicht mehr dieselbe ist.

szorn
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Sohn des Sammaster am 17. April 2008, 13:24:08
Lese ebenfalls immer interessiert das Neueste. Gefällt mir einfach sehr gut. Die Charaktere sind irgendwie stimmig. Außerdem immer wieder Inspiration für meine böse Gruppe, die allerdings gerade eine Auszeit nehmen muss, wegen meiner Magisterarbeit.
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 18. April 2008, 21:22:56
Kapitel 11: Die Tiefe

Einen Zehntag später. 19. Eleint 1372.

Dairon, Rakis und Sergenas lümmelten faul auf den Bänken der Tanzenden Nymphe herum, einem nicht ganz billigen Etablissement im Osten Tiefwassers. Heram und Teldra waren losgegangen um die Analyse von Marka Ragnos entgegenzunehmen.

Da schwang die Tür auf. Die beiden unauffälligeren Gruppenmitglieder waren wieder da.

Teldra blickte finster drein, Herams Gesicht war ausdruckslos.

Rakis richtete sich etwas auf und stieß mit dem Fuß zwei Stühle vom Tisch weg, an dem die drei Tyranniten mehr oder weniger saßen. Die Neuankömmlinge nahmen Platz. Sergenas rührte sich nicht, Dairon setzte sich ebenfalls klirrend gerade hin und nahm die plattenbestiefelten Füße vom Tisch.

Sergenas fragte: „Und?“ ohne die Augen aufzumachen.

„Der Golem hat mich nicht rein gelassen.“ Sagte Heram.

„Das nächste Mal, wenn mir ein Kerl blöd kommt, IHR ALLE eingeschlossen, schneid’ ich ihm die Familienplanung ab, Tyrannos hin oder her! Ich geh’ mich jetzt waschen. Und diesen Fummel ausziehen.“ fauchte Teldra.

Sergenas öffnete ein Auge. Teldra war in einen Rock und eine Bluse gekleidet, die tief blicken ließ. Das war Rakis’ Idee gewesen.

„Hat’s denn wenigstens was gebracht?“ fragte Dairon.

Heram antwortete: „Nun ja er wollte schon gar nicht mehr aufhören zu reden, und ich denke er hat auch nur die Wahrheit erzählt. Wenn Teldra anders angezogen gewesen wäre hätten wir weniger Informationen erhalten, denke ich. Aber das sollten wir nie wieder tun.“ Ein schräger Blick zu Rakis. Sergenas verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen.

Der Kopfgeldjäger fing an zu erzählen.

„Also, das Buch enthält Hinweise über den Verbleib zweier Splitter. Sie waren offenbar in der Obhut eines Vorkämpfers von Lathander, Gornakh vom Kloster des Frühlingswindes. Der führte ein Schwert, welches ihm vom Morgenfürsten höchstpersönlich verliehen worden war, die Klinge des Smaragdmorgens. Auf jeden Fall stieg der Paladin in den Unterberg hinab, weil er die dortige Korruption ein für alle Mal tilgen wollte.

Dort verlor sich seine Spur. Angeblich soll er dort aus seinem Paladinstand gefallen sein, und er ist nie wieder heraus gekommen. Irgend so eine Liebesgeschichte.“

„War das alles?“ fragte Dairon.

„Nein, nicht ganz. Die Splitter sollen die Macht haben, Artefakte zu erstellen, wenn bestimmte magische Gegenstände in der Nähe sind, wenn sie verschmelzen und eine magische Schockwelle loslassen. Es gab außerdem noch eine Wegbeschreibung in den Unterberg, die die Schritte von Gornakh nachverfolgt. Man kommt durch den Keller irgend so einer Kneipe, die von einem gewissen Durnan geleitet wird, in den Unterberg, unter Tiefwasser.“

„Durch den Keller einer Kneipe in den Unterberg? Welcher Idiot hat denn in einen Tavernenkeller einen Weg dort rein gebaut?“ schnaubte Sergenas.

„Ich sage nur was ich gehört habe.“ Heram zuckte mit den Schultern.
„Jedenfalls wird dort auch von einer Wegbeschreibung berichtet. Ich denke, wir sollten uns zurecht finden.“

***

Nach einem kleinen Test ihrer Fähigkeiten und einem seltsamen Blick zu Dairon, der sich in der Stadt als Kämpfer ausgab, gestattete Durnan, ein Abenteurer, der sich zur Ruhe gesetzt hatte, es ihnen, den Unterberg zu betreten.

Teldra war wieder angezogen wie immer, doch immer noch legte sie ihre Stirn in Falten und redete nicht viel.

Die Gruppe marschierte gerade durch einen dunklen Gang unter der Erde, der sich wand und kein Ende zu nehmen schien. Immer wieder führten Abzweigungen weg, doch Teldra und Heram führten sie zielsicher weiter. Dairon hatte sein Schild in grünes Licht getaucht, und in dessen Licht wirkte der ohnehin bleiche Damaraner geradezu leichenhaft.

Nach ungefähr einer halben Stunde ließ Heram sie anhalten.

Er ließ seine Augenbrosche rot aufglühen, ein Anzeichen dafür, dass er sich ihrer bediente, um im Dunkeln zu sehen.

„Komm’ gleich wieder.“ Flüsterte er. Dann verließ er den Lichtkreis des Schildes.

Dairon lockerte die Schultern, dabei klirrte seine Rüstung leise. „SHHH!“ fauchte Teldra ihn an, mit Finger vor den Lippen. Der Kleriker hob die Hände auf Brusthöhe in einer beschwichtigenden Geste.

Dabei stieß er mit dem Schild, das an seinem rechten Arm hing, an die Wand.

Teldras Fingernägel verharrten nur Zentimeter vor seinem Gesicht.

Stocksteif und völlig unbeweglich wartete Dairon auf Heram.

Rakis hielt den Griff seiner Betrachterklinge in der Hand umklammert, und sah deswegen Heram als Erster.

„Und?“ fragte er.

„Großer Raum, Kuppeldecke, saubere Luft, kein Wind, keine Feinde zu sehen. Und ein seltsames Instrument in der Raummitte. Mehrere Zugänge, aber alle sauber.“

„Dann lass mal unseren Zauberer das Ding untersuchen.“ Warf Dairon ein, froh, sich wieder bewegen zu können.

Sie betraten den Raum.
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 03. Mai 2008, 10:33:45
Ich möchte hiermit bekannt geben, dass die Lords of Darkness Kampagne gestern Abend geendet hat.

Endstufe war 17. Aktuell sind wir auf 11, also werdet ihr euch noch auf einiges einstellen können.
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Boïndil am 04. Mai 2008, 16:00:10
Schade...
Aber wir können uns ja scheinbar noch auf 6 Stufen freuen :)
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Alcarin am 04. Mai 2008, 16:15:28
Keine Sorge, da ist noch einiges an Stoff was niedergeschrieben werden muss ;)
(= gaaaaaanz schön viel)
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Topas am 05. Mai 2008, 12:57:57
Der Thread begann bei 9 wenn sie jetzt 11 sind, dann muss noch etwa 3 mal so viel kommen, das sollte noch ein Weilchen reichen :)
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 08. Mai 2008, 20:53:22
Kapitel 12: Unterberg

Bei dem „Instrument“ handelte es sich um einen leicht glänzenden schwarzen Stein, auf dem mehrere Runen eingemeißelt waren, die mit Silber eingelassen waren. Die drakonischen Symbole für die vier Elemente, für die Zeit, die Leere, und die Magie, waren darauf zu sehen.

Der Raum an sich war eine Kuppel, und mit Alabaster ausgekleidet worden, doch hatte rotbrauner Staub alle freiliegenden Flächen mit einem leichten Schimmer überzogen. Die Luft war überraschend trocken. Der Boden war ebenfalls mit rötlichem Staub überzogen, doch konnte man die Alabasterplatten darunter noch gut erkennen.

„Von diesen Gegenständen habe ich schon einmal gehört.“ Fing Sergenas an zu dozieren.
„Angeblich sind das Teleporter, mit denen man Orte im Unterberg anwählen kann, und dann direkt hintransportiert wird. Doch hat jedes davon ein Rätsel, und wenn man nicht aufpasst, dann landet man an einem Ort wo man eher nicht hin will.

Außerdem ändern sie die Umgebung je nachdem was man drückt.“

„Nun, wir wollen zu den Splittern. Also denke ich, wir sollten Magie drücken?“ schlug Heram vor.

Keiner war dagegen.

Heram legte seine Hand auf die Rune.

Und es geschah … nichts.

Rakis zog fragend eine Braue hoch.

„Sergenas?“ fragte Heram.

Der Hexenmeister legte den Kopf schief.

„Hmmm… die Splitter sind mächtig und magisch… eigentlich sollte jetzt etwas passieren.“

„Glaubt ihr wirklich, dass es so einfach ist?“ fragte Dairon.

Nach einiger Diskussion einigte man sich.

Heram drückte die Feuer-Rune.

Der Raum wurde kälter.

„Ich hab gesagt Feuer, du blöder…“ Sergenas schluckte den Fluch hinunter.

„Ich HAB’ Feuer gedrückt. Machs doch selber wenn du es besser kannst!“ schoss Heram zurück.

Heram drückte mehrfach Feuer, und im Raum wurde es immer kälter.

„Jetzt kein Feuer mehr…“ sagte Teldra, in ihren Mantel gemummelt.

Heram drückte auf das Symbol für Wasser.

Der Raum nahm wieder seine Ausgangstemperatur an.

„Alle ausprobieren?“ fragte Rakis.

„Lieber nicht. Ich will nicht wissen, was kommt, wenn man „Leere“ drückt.“ Sagte Sergenas.

So vergingen einige Minuten des Herumprobierens. Man versuchte Kombinationen.

Dann eine Stunde.

Anderthalb Stunden später war die Gruppe noch immer nicht weiter. Dairon war so frustriert wie die anderen auch, und er reagierte sich an dem Wählgerät ab.

„Neun Höllen, welcher Irre lässt sich so einen Mist einfallen?!“

Und hieb mit dem Panzerhandschuh auf den Stein.

Leere glomm auf.

Dairon riss die Augen auf.

Auch Erde und Zeit glommen nun. Man konnte sie gleichzeitig aktivieren. Rakis verdrehte die Augen.

„Brennende Seelen im Abyss…!“ stöhnte Dairon. „Das ganze wieder von vorne?“

„Augenblick.“ Sagte Sergenas.

„Die Splitter verkörpern arkane Macht. Was hat arkane Macht?“

„Die vier Elemente.“ Sagte Dairon

„Und die Zeit auch. Ich muss das wissen.“ Bemerkte Sergenas. Der Hexenmeister hatte in der Vergangenheit vage Referenzen gemacht, dass er einen „Lehrmeister“ aufgesucht hatte, welcher ihn in die uralte Kunst der Chronomantie eingeführt hatte.  

„Und selbstverständlich Magie.“ Sagte Rakis.

„Aber nicht die Leere.“ Bemerkte Teldra und blies sich eine dunkelblonde Strähne aus der Stirn. „Es gibt keine Magie in der Leere.“

Heram sah sie an. Alle nickten. Dann drückte er alle Symbole außer der Leere.

Das silbrige Gleißen eines Teleportblitzes hüllte sie ein.

***

Unbestimmte Zeit später.

Die Gruppe erschien in einem identischen Raum, komplett mit Wählstein. Nur gab es keinen Staub, der Alabaster war blitzblank. Allerdings war dieser neue Raum in sanftes blaues Licht getaucht. Die Gänge waren anders angeordnet, es gab einen Zugang an je drei Seiten des Raumes.

„So, da wären wir. Wo ist denn jetzt der Kristall?“ fragte Sergenas. Heram und Teldra legten sofort die Finger an die Lippen.

Die beiden Späher der Gruppe sahen sich mit gezogenen Waffen um. Dairons Schild leuchtete immer noch grün.

Da hob Teldra die Hand. Aus den Gängen drang Scharren und Schlurfen, gemischt mit Klirren von verrosteten Kettengliedern. Und schrillem Kreischen von Metall auf Stein.

Rakis und Dairon zogen stumm ihre Waffen.

Aus allen drei Gängen zugleich kamen einige abgerissene Figuren angeschlurft, insgesamt sieben, dreei von Nord und Süd, einer von Ost. Sie trugen alte, verrostende Ritterrüstungen, komplett mit rostroten Kettenschürzen an den schlaff sitzenden Plattengürteln. In ihren Händen hielten sie diverse Waffen, doch alle zweihändig, Äxte, Schwerter, Streitkolben. In der für Untote so typischen Kampfhaltung, in der das Ende der Waffe über den Boden schrammte, weil die Kreaturen scheinbar zu erschöpft waren, sie in die Luft zu heben.

Vertrocknete, blauviolette Haut, wie Leder, spannte sich über Knochen, sehnige, nekrotische Muskeln ruckten bei jedem Schritt. In den Augen glomm ein unheilvoller, gelblicher Schein. Die Untoten zögerten einen Moment, dann griffen sie wie ein Einziger fauchend vor Mordlust an.
 
Und mit ihnen kam der Gestank.
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 10. Mai 2008, 11:26:41
1500 reads geknack. *Freu*

Ok weils letztes Mal so lange gedauert hat:

ein Bonus-Update:

Kapitel 13: Die Klinge des Smaragdmorgens

„Widersetz’ dich Tyrannos und stirb! Und im Tod finde Gehorsam zu Ihm, denn Er wird ihn erzwingen!“ Dairon hielt sein Unheiliges Symbol in der Hand.

Zwei der Untoten, Ghule, wie der Kleriker sah, stoppten, und kauerten sich hin, verbargen das Gesicht unter den Armen. Der dritte stürmte weiter auf ihn zu und hämmerte seine Zweihandaxt gegen das Schild des schwarzen Priesters. Dairons Schildarm wurde taub von dem gewaltigen Schlag, und seine Deckung verriss. Der Untote schnellte unnatürlich schnell vor und rammte Dairon die Stange der Waffe ins Gesicht. „Neun Höllen…“ fluchend und taumelnd stolperte der schwergerüstete Mensch nach hinten, ein infernalisches Gebet zu seinem dunklen Herrn auf den blutigen Lippen.

***

Rakis hatte die Klinge der Betrachter in der Hand und rannte auf die drei Untoten los, die aus dem Südgang herangestürmt kamen. Zwei hieben mit ihren Streitkolben auf ihn ein, doch parierte er den ersten Schlag, während seine Brustplatte aus Wahrsilber den zweiten abfing. Wie eine Welle aus Giftgas drang der Gestank über ihn. Rakis musste würgen, doch konnte er sich noch beherrschen.

Der dritte Untote rannte an dem Gedankenkrieger vorbei auf Sergenas zu, wohl weil er ihn für leichte Beute hielt.

Noch zehn Meter.

Der Untote holte aus. Sergenas fing an zu zaubern.

Noch fünf Meter. Sergenas merkte, dass er es nicht schaffen würde.

Da prallte Heram von der Seite in den Untoten, mit dem Betrachterschild voraus. Mensch und Ghul prallten an die Wand. Weiße Steinsplitter regneten herunter. Heram rammte dem fauchenden Monstrum das Schwert in den Kragen.

Dann übergab er sich. Der Untote fixierte ihn hasserfüllt.

***

Sergenas schloss den Zauber ab. Seine Füße verließen den Boden und er schwebte unter die Kuppeldecke.

***

Teldra zog einen Zauberstab und richtete ihn auf Herams Gegner. Eine sphärische Druckwelle aus Ultraschall löste sich von der kristallinen Spitze des Stabes und traf den Ghul. Rost und untotes Fleisch flogen in alle Richtungen. Sie lächelte finster, ihre graugrünen Augen blitzten auf.

***

Dairons Augen leuchteten grün auf, während Gerechte Macht seinen Körper etwas vergrößerte und seine Haut und Knochen übernatürlich zäh machte. Er überragte seinen Feind nun um mehrere Haupteslängen. Der Ghul, offenbar ein außergewöhnlich starker und intelligenter seiner Rasse, wich etwas zurück.

In einer Entladung grüner göttlicher Energie wirkte der Kleriker einen weiteren Zauber, nur mit einer Geste und einem Wort. Sein Körper wurde von grünen Blitzentladungen eingehüllt, die ihn im Nahkampf unterstützten. Er nahm Kampfhaltung an.

Da hörte er bösartiges Fauchen hinter sich. Der siebte Ghul griff in den Kampf ein.  

***

Heram war in eine wilde Schlägerei mit dem Ghul verstrickt, der fauchend mit seinem schartigen Zweihandschwert versuchte, nach ihm zu schlagen. Jedoch drückte der Kopfgeldjäger ihn mit seinem Schild als Barriere gegen die Wand, so dass die vertrocknete Leiche nicht ausholen konnte. Heram hieb wie ein Besessener nach ihm, wusste er doch, dass er dem Ghul im direkten Schwertkampf nicht gewachsen war.

Oh, wie er Schwertkampf verabscheute.

Plötzlich zuckte der Ghul unerwartet vor und biss ihn in den Hals.

Der dunkelhaarige Mensch schrie auf.

***

Rakis sprang zurück und ließ seine Klinge defensiv vor sich kreisen, während er eine seiner Gedankenkräfte anwandte, seine mittlerweile bekannte Amorpha. Ein Streitkolben zerschmetterte die Bodenplatte neben ihm, doch schlug die zweite auf Hüfthöhe gegen seine Rüstung. Es knackte, und Rakis fing an zu hinken, einen Schrei knapp unterdrückend.

Er zog die Betrachterklinge heran. Ihre Augen funkelten bösartig.

Dann rammte er dem linken Ghul das Schwert in den Bauch, durch ein Rostloch in der Rüstung. Rotes Licht schoss vom Zentralauge in das ledrige violette Fleisch des ehemaligen Menschen. Der riss die gelblichen Augen auf.

Dann fiel die rostige Rüstung zu Boden.

Staub rieselte herab.

Rakis grinste böse. Das rote Auge schloss sich.
 
***

Teldra schoss Sphäre um Sphäre auf den Ghul, und langsam zeigten die Geschosse Wirkung. Der Untote wurde langsamer. Sie war froh, dass sie trotz der Tatsache, dass sie den Untoten nicht mit ihrer Schmalklinge zu Leibe rücken konnte, eine wirksame Waffe dabei hatte.

Heram hieb nach dem Ghul, der sich in seinen Hals verbissen hatte, und mit einer abscheulichen Freude seine Schultermuskeln herausriss. Sein treues Langschwert trennte dem Untoten die Hand ab, doch wurde der dadurch nicht einmal langsamer. Wütend schlug er noch einmal zu, und diesmal traf er den Ghul am Kopf und riss ihm den Mund bis zum Ohr auf, ein groteskes Grinsen formend.

***

Sergenas wirkte einen Zauber. In der Hand hielt er sein Schwert.

Plötzlich schwebte es wie von eigenem Willen beseelt los und griff Dairons ersten Gegner an.

Der Hexenmeister fing an, seine Sengenden Strahlen zu wirken.

***

Dairon nutzte die Atempause durch das Schwert und wandte sich seinem neuen Gegner zu.

Etwas stimmte nicht. Dessen Rüstung war sauber, nicht verrottet. Er hatte Abzeichen von Lathander auf den Schulterplatten. Und in seinen Händen hielt er ein Schwert.

Dieses Schwert war mächtiger als alles, was der schwarzhaarige Mann je gesehen hatte. Die Klinge des Bastardschwertes war aus Adamantit, ein seltenes schwarzes Metall mit violettem Schimmer im Licht.

Die Klinge war sehr breit, weiter unten am Griff gezackt, und weiter oben, etwa ab der Hälfte der Klinge, zweigeteilt. Beide Enden liefen spitz zu. Die Doppelspitze konnte nur mit einem Metall wie Adamantit realisiert werden. Eine einmalige Waffe.

Ein großer, linsenförmiger, sanft leuchtender Smaragd war in die Parierstange eingelassen, man konnte einen Sonnenaufgang über einer Wiesenlandschaft erkennen, ein leuchtendes Bild, welches tief darin erglomm.

Dairon hörte wie der Untote sprach, doch waren dies die letzten Worte, die er an einem Ort wie diesem, und zu einem Zeitpunkt wie diesem erwartet hätte.

„Bei Lathanders Licht, stirb, Brut der Finsternis!“
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 15. Mai 2008, 20:48:55
Kapitel 14: Krieger der Dämmerung

Ja, dieses Schwert war mächtig. Als es Dairon durch seine Schulterplatte hindurch von oben in die linke Schulter fuhr, schnitt es sein unheilig verstärktes Fleisch wie ein heißes Messer durch Butter. Heilige Energie blitzte golden wie ein Sonnenaufgang auf und versengte die Wunden. Der Priester schrie. Doch trotz seiner Schmerzen war er weit vom Tod entfernt.

In einer fließenden Bewegung fuhr er herum, zog das Schwert dabei aus seinem Fleisch und schlug in einem Vorhandschlag den ersten Ghul. Dessen Kopf ruckte herum, Zähne flogen. Dann trat Dairon nach dem kleineren Wesen, welches einige Meter nach hinten flog.

In die Klinge eines Hexenmeisters.

Er drehte sich um und lenkte einen weiteren Schlag mit seinem Schild ab. Das würde interessant werden.

***

Sergenas manipulierte das versilberte Bastardschwert so, dass es sich schüttelte, Schneide senkrecht, was den aufgespießten Untoten förmlich mit dessen eigenem Gewicht zerschnitt. Der Ghul fiel zu Boden, fast alle seiner linken Rippen zerschnitten. Sergenas wartete, bis er sich hochrappelte.

Dann brannte er ihm ein Loch in die Brust. Eine rauchende Leiche ging zu Boden wie eine Marionette mit abgeschnittenen Fäden, die Feuerstrahlen sprengten eine aus Alabaster gefertigte Bodenplatte dahinter.

Ein dünnes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.

***

Rakis kämpfte gegen den zweiten Ghul.

Und der kämpfte gut. Er konnte einige von Rakis’ Bewegungen erahnen, und so hatte der Gedankenkrieger ein paar gebrochene Rippen und ein blutiges Gesicht zu ertragen. Er übersprang einen tiefen, fegenden Schlag der wandelnden Leiche, und ließ ienen Überkopfschlag niedergehen, doch der Untote zuckte unnatürlich schnell zurück, und seine Klinge fuhr in eine weiße Bodenplatte. „Neun Höllen, halt still!“

***

Der Ghul packte Heram, und riss ihn herum. Der Kopfgeldjäger wurde gegen die Wand gestoßen. Der Ghul hob den Kopf und öffnete den Mund unnatürlich weit, zum finalen Biss.

***

Der Untote mit dem Schwert gab Dairon einen Vorgeschmack der Hölle. Unglaublich starke Schläge fuhren auf den Schwarzen Priester hernieder, und die, die er nicht mit seinem geschwächten Schildarm abwehren konnte, schnitten durch seine Rüstung wie durch dünnes Blech. Und zu allem Überfluss versengte Heilige Energie sein Fleisch wie Höllenfeuer.

Hass fuhr in den Kleriker. Er rammte seinen Gegner mit dem Schild, und benutzte es als Deckung für seine Schläge. Ein Vorhandschlag traf den Untoten von rechts, eine schnelle Drehung im Ansturm, und von links eine hoch geführte Rückhand. Der Morgenstern riss Fleisch von Knochen und brach selbige.

Die Klinge des Smaragdmorgens fuhr über Dairons Oberschenkel. Blut spritzte hervor. Der Kleriker brach auf ein Knie. Er nahm den Schwung mit und zog, wieder hinter seinem Schild verborgen, den Morgenstern in einem Bogen dicht über den Boden, etwas nach links abgewinkelt, und traf den Untoten in den Bauch.

Der Untote Lathanderit wurde in die Luft gerissen, Teile brachen von ihm ab. Dann schlug er auf.

Und blieb liegen.

Dairon kotzte Blut.

***

Rakis trieb seinem Gegner sein Schwert direkt in den Rachen, denn er hatte gesehen, wie Heram gebissen wurde, und so war er vorbereitet. Er riss es heraus, sprang zur Seite, als der Streitkolben Splitter hochspringen ließ, trat auf den Schaft der Waffe und schlug dem Ghul die Hände ab.

Er grinste wild. Der Untote sprang nach ihm, Maul ausgestreckt und aufgerissen… Rakis griff ihn sich, warf ihn zu Boden, gab seinen geistigen Fokus auf, und zog das Schwert von oben bis unten ohne jeden Anstrengung durch den Ghul.

Dann ließ seine Konzentration nach, und der lebende Tote sowie die Steinplatten darunter zerplatzten.

***

Teldra schoss dem Ghul in das geöffnete Maul. Die kopflose Leiche ließ Heram los. Der machte seinen Bogen schussbereit und schüttelte die Knochen von sich.

***  

Ein Hagel von Pfeilen nagelte einen der von Dairon eingeschüchterten Ghule regelrecht an die Wand.

Ein arkaner Sturm aus Feuerstrahlen und einer Schallsphäre zerfetzte den anderen.

Sergenas ließ sein Schwert wirbelnd zu sich zurückkehren, fing es auf und verstaute es entspannt an seinem Platz.

Dairon schrumpfte wieder auf normale Größe, und war noch immer damit beschäftigt, seine Wunden zu heilen, als Teldra und Heram schon die Untoten durchsuchten.

Heram fasste das Schwert an, und ließ es sofort wieder fallen, als es ihm die Hand versengte.

„Verdammtes Rächerschwert!“

Er sah sich die Leiche genauer an. „Und ein Tagebuch.“

„Das hätte ich dir auch sagen können dass das ein geweihtes Schwert ist.“ Dairon war gerade wieder aufgestanden. Sein Gesicht war finster.

„Ich kümmere mich darum.“ Er griff sich das Schwert mit einer aus Rüstungsteilen improvisierten Zange und verstaute es in seinem Nimmervollen Beutel.

„Mit diesem Schwert habe ich noch Pläne.“

„He Heram, ist das Gornakh?“ Fragte Sergenas.

„Sieht so aus. Naja, eher wie seine Leiche.“ Der Waldläufer blätterte gerade durch die Seiten.

„Irgendwelche Splitter bei sich?“

„Nein.“

„Wäre auch zu schön gewesen.“

Teldra hatte dem ehemaligen Paladin gerade die letzten magischen Gegenstände abgenommen.

„Noch irgendjemand schwer verletzt?“ fragte Dairon, eher mäßig interessiert.

„Was steht denn drin?“ fragte Teldra, den Kleriker ignorierend.

„So eine Art Beschreibung dieses Ortes hier.“ Antwortete Heram.

„Lass mal hören.“
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Sohn des Sammaster am 15. Mai 2008, 23:26:02
Jap, Lass mal hören...
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 25. Mai 2008, 10:17:06
Kapitel 15: Eis und Magie

„Anscheinend ist der verrückte Ghul, den Dairon erledigt hat, wirklich der Rest von Gornakh. Er hat einen der Splitter hier ganz in der Nähe deponiert, bewacht von einem Feuergolem, als er langsam wahnsinnig geworden ist.“ Heram blätterte durch das zerfledderte Lederbüchlein.

Rakis warf einen fragenden Blick auf Sergenas. Der zuckte mit den Schultern. „Muss eine Sonderanfertigung sein. Noch nie gehört.“

„Offenbar hat sich seine Geliebte, Syal, die sich offenbar als eine Succubus-Dienerin der Umberlee erwiesen hatte, mit dem anderen Splitter verabschiedet, und das hat er nicht verkraftet. Von da an werden auch die Tagebucheinträge merklich verrückter…“

„’… und der Erlöser wird seinen Mantel einfordern vom Herrn der Grube. Der Teufel wird wieder hinabfahren in die Verdammnis, die Zukunft Faerûns in den Händen des Erlösers sehend, dass sein Sieg gesichert ist und dass alles seinem Willen Folge leisten wird.’ Wird immer verrückter.
Oder hier:
Wer des Blinden Auges rote Wurzeln zieht,
Wer der schwarzen Wolke Herz zerbricht,
der wird erleben heißen Zorn in kalter Form,
der alle Ängste brennt hinweg,
und seine Wahl wird ihn nach unten führen,
dorthin wo die Mitte des Kreises fiel.“

Dairon hatte auf dem Boden gesessen und blickte an dieser Stelle auf.

„Auf jeden Fall wird hier noch ein Abschnitt des Unterbergs ganz in der Nähe beschrieben, offenbar so eine Art Beschwörungskammer zur Feuerebene. Die mit einem Feuergolem gesichert wurde. Dort hat er den Splitter einfach hineingeworfen.“

Sergenas schnaubte. „Dämlicher Paladin“.

„Und hier schreibt er etwas von ‚verzehrt werden und im Nichts Erlösung zu finden.’“

„Hat wohl die Ghule gefunden.“ Kommentierte Teldra.

„Muss hier irgendwo in einem der Gänge eine Wendeltreppe geben, die nach unten führt. Lasst uns mal suchen.“

Damit sah sich die Gruppe. In den Gängen um und hatte im zweiten Gang auch nach einigen Minuten die Wendeltreppe gefunden. Die schwerer gerüsteten Gruppenmitglieder übernahmen jetzt die Führung. Dairon wirkte noch kurz einen Zauber, der sie alle vor Feuer schützte, und dann stiegen die Tyranniten die rußgeschwärzte Treppe hinunter, die von diffusem orangerotem Glühen von unten dumpf erhellt wurde. Dairon und Rakis waren vorne und hatten ihre Waffen und Schild gezogen.

Nach ungefähr hundertfünfzig Stufen erreichten sie offenbar eine neue Ebene. Rauch schwängerte die Luft. Sie traten in einen Gang, der nach links und rechts weiter führte. Teldra schlich nach links, Heram nach rechts. Heram kehrte zuerst zurück. „Scheint ein Beschwörungsdiagramm für Feuerwesen zu sein. Abgesehen von einer Feuerwand um den ganzen Raum und den Runen im Boden ist er leer.“

Heram hatte in der Dunkelburg schon Beschwörungsdiagramme gesehen, und zwar weitaus dunklere und auch mächtigere als diese hier.

„Dann suchen wir Teldra.“ Sagte Rakis.

Heram ging voran, neben Rakis. Teldra stand an die Wand gelehnt in einem Durchgang, der nach rechts abbog. Die Gruppe ging um die Ecke…

Und sah sich im Eingang zu einem großen, ovalen Raum. In der Mitte ein kleineres Beschwörungsdiagramm auf den Boden eingraviert, standen sieben große, in den Boden eingelassene, brennende Fackeln um das Diagramm herum. Doch in dem Diagramm stand der Wächter:

Eine Kreatur, leicht drei Meter groß. Sie war humanoid, bestand aus Metall, doch im Gegensatz zu dem Eisengolem von Marka Ragnos hatte sie lauter Öffnungen, aus denen Flammen schossen. Der ganze Golem war in rotglühende Lohe getaucht. Und zu seinen Füßen lag einer der vertraut blau glimmenden Tränensplitter Mystryls.

„Betretet den Raum nicht. Dann wird er wahrscheinlich aktiv.“ Warnte Teldra.

Sergenas blickte zu Dairon.

Dairon blickte zu Sergenas.

Beide grinsten.

Und fingen an, ihre Zauber zu wirken.

Schwarze Tentakel schossen aus dem Boden und verstrickten den Golem.
Dann erschien ein blaues Flimmern vor Dairon in der Luft. Und mit ihm kam der Sturmwind.
Eisige Luftmassen löschten drei der Fackeln aus, und der Golem wurde mit Eis überzogen.

„Heram, wenn du Adamantitpfeile hast, solltest du sie benutzen.“ Sagte Dairon.

Heram hatte in der Tat noch ein paar dieser Pfeile, und so nahm er den Feuergolem unter Beschuss. Seine Pfeile schlugen ein wie Katapultgeschosse.

Doch sie merkten, dass der Golem sich langsam aber sicher regenerierte, trotz dem Eissturm, in dem er sich befand, hilflos durch die Tentakel. Dairon ging ein paar Schritte in den Raum hinein und zur Seite, und ließ seinen Sturmwind eine Fackel nach der anderen auslöschen, und das zeigte Wirkung:

Als die letzte Fackel verlosch, nahm der Golem die volle Wucht des Borealen Sturmwindes auf. Er schaffte es zwar, aus den Tentakeln frei zu brechen, doch schmetterte ihn der Wind nur an die Wand, wo ein zweites Tentakelfeld prompt dank Sergenas entstand.

Plötzlich gingen die Flammen aus. Der Golem wurde plötzlich mit einer dicken Raureifschicht überzogen, und stoppte alle Bewegungen. Er wurde nur noch durch die Tentakle an Ort und Stelle gehalten. Sergenas hob seine Zauber auf.

Der Golem brach scheppernd zusammen, die Teile zersprangen in hunderte Splitter, spröde durch die Kälte.

„Hu, ist frisch hier.“ Merkte Teldra an, die sich mit Rakis zurückgehalten hatte.  

„Wir sollten uns endlich brauchbare Fernkampfwaffen besorgen.“ Sagte Rakis zu ihr.
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Alcarin am 07. Juni 2008, 09:30:56
Schön geschrieben wie immer. Und ja, das war einfach ;)
Aber das Gefühl sagte uns schon damals, dass das nicht so bleiben würde...
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 12. Juni 2008, 23:21:11
Interludium 1: Verderbter Morgenbringer

Tammar, drei Tage später. Die Turmuhr des Waukeentempels schlug gerade zehn.

Vollmond.

Shaewyn und Mineod waren so glücklich, wie es nur ein verliebtes Paar sein konnte, das gerade ein gesundes Kind in die Welt gesetzt hatte. Sie konnten nun, drei Tage nach der Niederkunft, die kleine Millindra mit nach Hause nehmen. Alles war gut gegangen, und Mineod, ein Halbelf mit rabenschwarzem Haar und einem Ziegenbart, hatte endlich für heute frei bekommen von seinem Wachdienst.

Die Wachen waren sehr im Stress dieser Tage.

Shaewyn sah wieder fit aus, die Geburt war schwer gewesen, doch hatte Morgenfürst Kauron vom Lathandertempel sie bei der Geburt unterstützt und ihr durch seine Magie die schlimmsten Schmerzen genommen. Und die Hebamme Karga war natürlich auch eine große Hilfe gewesen.

Die frischgebackene Familie schritt die Treppe des Ammenhauses des Lathandertempels von Tammar hinab.

Shaewyn lächelte strahlend über das kleine Bündel, das Millindra hieß. Eine rotbraune Locke fiel ihr ins Gesicht.

„Die erste Nacht zu Hause als Familie, Schatz.“

Mineod wollte antworten, musste aber einem menschlichen Krieger ausweichen, der in schwerem Harnisch die Stufen hinaufstapfte. Seine schwarze Kapuze hatte er über den Kopf gezogen, und auf seinem Rücken hing ein etwas über vier Fuß langes Bündel.

Mineod grinste etwas. „Noch ein Abenteurer, der seinen Bankert besuchen kommt.“

***

Rakis hockte in seinem Raum, und tat, was er dort immer tat. Was bedeutete, dass Sergenas es nicht wusste.

Heram und Teldra waren nirgendwo zu finden.

Der Hexenmeister saß in seinem Beschwörungszimmer und lümmelte faul in seinem Diwan. Er hatte ein kopiertes Buch über Meeresgeographie auf dem Schoß liegen, in das er hin und wieder einen Blick warf, und einen Krug Met neben sich auf dem Tisch, von dem er gelegentlich einen Schluck trank. Es tat gut, einmal auszuruhen. Morgen mussten sie wieder in die Dunkelburg, um ihre Erkenntnisse zu präsentieren. Dairon hatte seine Magie gewirkt, und der nächste Splitter war an einem Ort des Blutes zu finden… und da die Diebin von Gornakhs zweitem Splitter der Träne Mystryls eine Dienerin der Umberlee gewesen war, lag es nahe, dass sie zu einem aquatischen Ort geflohen war. Und den hatten sie gefunden – das Blutriff.
Eine wahre Todeszone, war das Blutriff ein Felsenriff im Schwertermeer im Westen, um das eine Wirbelströmung kreiste. Zerschmetterte Schiffe übersäten den Meeresboden und hingen in den gezackten Riffen. Man sagte, dass die Geister der toten Seeleute dort gefangen waren, und ihre Verzweiflung schürte die Strömung nur weiter. Was den Wirbelstrom nur größer und gefährlicher machte.

Was genau dort zu erwarten war, wusste der Chronomant leider nicht. Müßig fragte er sich, wo Dairon abgeblieben war.

***

Dairon ging den Gang hinunter. Das Geschrei von Kleinkindern durchdrang das Gemäuer wie das Heulen der Verdammten im Abyss. Der schwarzhaarige Mensch schüttelte seinen Wuschelkopf in Abscheu. Er suchte nach dem Zimmer der Hebamme. Er nahm das Puppenspielerzepter in die linke Hand und sein unheiliges Symbol in die rechte.

Er stieß die Tür auf, infernalische Worte auf den Lippen. Die Hebamme war eine ältere, matronenhafte Zwergin, und sie hatte seiner geistigen Gewalt nichts entgegenzusetzen. Mit einem Gedanken zwang der Kleriker die Zwergin zum Stillsitzen. Er nahm das Bündel von seinem Rücken und wickelte es aus.
Ein Bastardschwert aus schwarzem, violett reflektierendem Metall kam zum Vorschein.

Dairon gab ihr einen gedanklichen Befehl.

Und sagte: „Dann mach mal.“

***

Heram schlief friedlich in seinem Bett, im Wohntrakt des Tempels im vorletzten Zimmer.

***

Dairon lehnte an der Wand des Ganges des Geburtshauses und lauschte, Kopf etwas nach vorne geneigt. Die Kakophonie aus Kinderschreien war gerade um eine Stimme leiser geworden.

Ein sanftes Lächeln überzog das schmale Gesicht des Tyrannospriesters.

Eine weitere Kinderstimme verstummte.

Für immer.

***

Rakis beendete seine Übungen, und die Vorhänge seines Dojos hörten auf, komplizierte Muster zu bilden. Er ließ seine Gelenke knacken, und lockerte seine recht beeindruckenden Muskeln. Er zog sich ein Hemd über und seine Stiefel an. Es war Zeit für Wein, Weib und Gesang. Er stieg nach oben zum Tempelbereich, wo er Sergenas in dessen Zimmer vorfand.

„Lust auf Nachtleben?“

Sergenas war schon etwas angetrunken und entsprechend träge.

„Dann nicht.“

Und weg war er, die Wirtschaften und Freudenhäuser entlang des Goldenen Weges abklappern.

***

Stille.

Die Hebamme kam, mit tränenüberströmtem Gesicht, aus dem Schlafsaal heraus, in der Hand ein blutiges schwarzes Schwert. Kein Kristall war mehr im Heft der Waffe zu sehen. Die Zwillingsklinge war schlicht und ohne besondere Zeichen. Dairon nahm das Bastardschwert.

Das Metall war hart und kühl. Dairons Gesichtsausdruck ließ die Hebamme die Augen vor Grauen verdrehen.

„Mach die Augen zu und bewege dich nicht.“

Und dann rammte er der Hebamme die Waffe, die früher als Klinge des Smaragdmorgens bekannt war, in die Brust.

***

Teldra schlief friedlich in einem Bett, im Wohntrakt des Tempels im vorletzten Zimmer.

***

Dairon trat die Leiche der Hebamme mit seinem Panzerstiefel von seiner neuen Lieblingswaffe. Er musste noch ihren Kopf herunter schneiden, damit niemand mit der Leiche kommunizieren konnte.

***

Sergenas stopfte sich eine Pfeife und entzündete sie mit einem Blitzfunken.

***

Dairon warf den blutigen, abgeschnittenen Kopf der Hebamme in den Fluss.

Er pfiff ein altes Trinklied aus der Zentilfeste, als er zum Tempel zurückging.
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: kreuzi am 13. Juni 2008, 15:31:17
Boah,....wie gruselig..... gefällt mir echt gut  :grin:
Titel: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 26. Juni 2008, 22:04:55
Kapitel 16 – Tiefe Wasser sind nicht still


Acht Stunden später.

Der Ghoul, Viernas ehemaliger Liebhaber, wischte gerade die letzten Blutspuren vom Altar.

Der Imperzeptor des Tempels hielt sein Schwert in der Hand. Er hatte sich von Rakis in die Grundlagen des Schwertkampfes einweihen lassen und die letzten paar Tage mit ihm trainiert.

Sergenas stand mit vor der Brust verschränkten Armen daneben und sah zu, wie die Akolythen des Tempels, Nummer Eins und Drei, die Leichen der von Khamul und Natara in die grünblau glimmende Pilzhöhle hinunterwarfen.

„Also. Sind alle bereit für den Teleport?“

Rakis, Augen dunkel gerändert, nickte. Sein braunes Haar war zerzaust. Heram und Teldra wirkten sehr vergnügt, was Sergenas stillschweigend als Einverständnis hinnahm.

„Verdammt, ich hab ein Loch in den Altar geprügelt! Neun brennende Höllen!“ Der Kleriker wirkte angewidert. Er riss sich von dem schwarzen Marmorblock einen Augenblick los.

„Ja, meinetwegen. Kann losgehen.“

Sergenas murmelte arkane Worte, und der vertraute silbrige Teleportblitz hüllte die Gruppe ein…

… und eisiger Regen peitschte ihnen ins Gesicht, als sie auf der Stadtmauer der Dunkelburg, des westlichsten Vorpostens der Zentharim, rematerialisierten. Der plötzliche Westwind ließ Teldra zittern. Schwarz ragte die Zitadelle vor dem Bergmassiv in die kalte Luft. Der Platz der Schächte war fast leer, die meisten Bewohner befanden sich in den trockeneren und relativ warmen Schächten.

„Nicht vergessen, wir müssen zur zehnten Stunde in der Zitadelle sein. Wir treffen uns eine zehntel Stunde vor dem Glockenschlag in der Festung. Ansonsten können wir noch Besorgungen anstellen.“ Dairon drehte sich um und ging.

„Wo gehst du hin?“ fragte Heram.

„Frühstücken. Ich verhungere. Opfer sind auch Arbeit.“ Sagte der Kleriker trocken über die Schulter. Und weg war er.

Sergenas zog eine Augenbraue hoch und sah dann einen seiner Gefährten nach dem anderen an. „Ich verziehe mich in die Bibliothek. Vielleicht finde ich noch etwas zum Blutriff.“  

Rakis kam mit. Heram und Teldra verschwanden irgendwohin in den Roten Schacht.

***

Sergenas fand das Angebot der Dunkelburg etwas besser, was Bücher anging, als in Tammar, doch merkte man, dass die Festung in erster Linie militärischen Zwecken diente.

Rakis hatte ein Buch über Seemonster gefunden und las interessiert darin. Der Gedankenkrieger war ungewohnt gesprächig.

„Wusstest du, dass es Haie gibt, die so lang wie sechs Ruderboote hintereinander werden?“

„Nein…?“ antwortete Sergenas vorsichtig.

„Man nennt sie Megalodons. Was auch immer das heißt. Sie können Schiffe mit ihrem Biss versenken.“

„Drakonisch für riesiger Zahn.“

„Und dass sie die natürlichen Feinde der Kraken sind, die ganze Schiffe in die Tiefe ziehen.“

„Interessant…“

„Aber diese Seewesen sind gar nichts gegen die Abolethen, die angeblich gewaltige Städte in den tiefsten Gräben des Meeres bauen, und ihre Fischbrut nachts auf Schiffe schicken, um die Seeleute mit in die Tiefe zu schleifen, wo auch diese durch abscheuliche Rituale in Mischwesen aus Mensch und Fisch umgewandelt werden. Und wenn sie Menschenfrauen erwischen, schwängern sie sie mit ihrem Fischsamen… hey, das muss ich unbedingt Heram erzählen…“

„Rakis?“

„Sergenas?“

„Schnauze!“

***

Die fünf standen nebeneinander im Hafen von Tiefwasser, die Sonne stand tief über dem Meer im Westen. Dairon und Rakis hatten ihre Waffen mit Tüchern verborgen. Teldras dunkelblondes und Sergenas’ weißes Haar wehten im Wind. Heram spuckte auf den Boden.

„Also, suchen wir uns dann mal ein Schiff und heuern es an.“

Nach einer Stunde, die Sonne war schon rot geworden, trafen sie sich wieder. Teldra war fündig geworden, ein abgehalfterter Händler und seine Crew fuhren für Geld. Er wusste noch nicht wo es hin ging, das wollten sie ihm zusammen sagen.

„Umberlees Zitze. Lecker.“ Kommentierte Sergenas den Schiffsnamen, während sie am Kai standen.

Dairon verhandelte auf dem Schiff mit dem Kapitän, einem mürrischen, öligen Calishiten. Er kam zurück.

"Sergenas, siehst du das Schiff da drüben? Mit der grüngelben Fahne?“

„Klar.“

Dairon murmelte einige infernalische Worte.

„Du kannst jetzt unter Wasser atmen. Versenk das Schiff. Er wird uns in Sichtweite des Riffes bringen, dann kann Sergenas uns teleportieren.“ Sagte er zu den anderen.

Sergenas fing an, seine Schriftrollen abzulegen und überflüssige Klamotten auszuziehen.

***

Als das Schiff auslief, schaute nur noch der Mast aus dem Wasser. Sergenas trocknete sich gerade mit einem Zaubertrick die Haare.

Dairon unterhielt sich mit Heram über die Bedingungen des Handels:

„Viertausend Goldmünzen und ein versenktes Schiff. Es hat extra gekostet, gleich auszulaufen.“

„Geld geb’ ich dir später. Ist nicht klug, vor der Mannschaft viel Geld zu handhaben.“

„Ja, hast recht. Was ist mit Teldra los?“  

Die junge Zauberdiebin stand an der Reling und hatte ihren Umhang um sich gerafft. Sie fröstelte und schaute unruhig auf das Wasser, jede Gischt wurde misstrauisch beäugt. Sie wirkte gehetzt.

„Seid sie mit Rakis gesprochen hat, ist sie so. Ich wird mal mit ihr reden. Ach… Dairon?“

„Ja?“

„Wir gehen dann in die Kojen. Wenn einer von der Mannschaft meint, heute nacht frech werden zu müssen…“

„Mach dir keine Sorgen.“ Der Kleriker berührte abwesend den verhüllten Griff seines Schwertes.

„Danke.“
Titel: Re: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 13. Juli 2008, 19:14:06
Ganz Kurz: Ich hab diesen Monat Prüfungen. Im August gehts weiter.
Titel: Re: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 29. Juli 2008, 17:12:57
So, Prüfungen sind durch und ich bin wieder nüchtern. Es geht also weiter. Kommentare übrigens gern gesehen.

Kapitel 17 – Das Meer der Schwerter

Heram fand das Schiff im Vergleich zur Blutkrake wesentlich unbequemer, es stank nach verrottendem Fleisch aus unerfindlichen Gründen,  aber es war schnell. In eineinhalb Zehntagen hatten sie das Blutriff am Horizont erreicht.
Hier weigerte der Calishit sich, weiterzusegeln.

„Effendi, hier geht es nicht mehr weiter für dieses Schiff. Bitte verlangt das nicht von mir…“  redete er gerade auf Sergenas ein. Dairon und Rakis peilten gerade die Lage durch ein Fernrohr. Die Sonne stand im Westen, ein Fingerbreit über dem Horizont, und der Himmel färbte sich langsam in ein tiefes Orange, mit Gold an den Rändern. Die See lag ruhig wie ein Spiegel aus Bronze.

Dairon wandte sich Sergenas zu. „Schaffst du das von hier?“

„Naja es gefällt mir nicht aber muss wohl so gehen…
Alle zusammenstellen.“

Als Sergenas den Teleport zur größten aus dem Wasser ragenden Felsmasse einleitete, ein blutroter, von Stürmen gepeitschter Stein, der zerklüftet etwa zehn Meter aus dem Wasser ragte, drehte sich Dairon noch einmal zum Käpt’n um.

„Vielen Dank für die Überfahrt… Ach ja:

Heil Tyrannos!“

Silbriges Gleißen hüllte die Gruppe ein, doch konnte Dairon gerade noch den entsetzten Blick des Calishiten auffangen.

***

Die Gruppe erschien auf dem Felsen, den sie von fern gesehen hatten. Meeresvögel flogen schimpfend auf.

Alle sahen sich um. Es gab noch drei weitere, kleinere Riffe, die von hier aus erreichbar waren, da sie nur von ungefähr brusthohem Wasser von der Hauptmasse getrennt waren, welches jedoch gurgelte und schäumte, offenbar unter starker Strömung. An einem dieser Riffe hingen die verrottendem Überreste einer Karavelle, eines recht großen Schiffes.

Das mittlerweile schwarz gefaulte Schiff war halb im Wasser versunken, Reste der Takelage flatterten traurig im Abendwind. Das Holz glitzerte feucht.

„Wollen wir uns das Schiff einmal ansehen? Es enthält vielleicht noch Hinweise.“ Fragte Teldra.

„Meinetwegen. Aber erst noch…“ Dairon fing an zu zaubern.

Als er fertig war, merkte niemand etwas. Rakis sah den Kleriker an und zog fragend die Augenbrauen hoch.

„Ihr könnt jetzt Wasser atmen.“

„Gut vorbereitet…“ Bemerkte Sergenas mit ironischem Grinsen.
„Renn du mal fünfzehn Tage auf einem Schiff herum in einem Vollharnisch.“

„Traut ihr euch das zu, da hinüber zu waten?“ fragte Heram spitz.
Er hatte Recht. Das Wasser war zwar nicht sehr tief, aber die Strömung war reißend, und konnte einen schnell in tiefes Wasser ziehen.

Sergenas statte sich mit einem Flugzauber aus und fing an, die anderen Tyranniten hinüber zu heben.
Dairon stapfte in die Fluten, und kam ungerührt auf der anderen Seite wieder aus dem Wasser.
Rakis hob eine Augenbraue.

„Freiheitsring.“

Der Gedankenkrieger nickte amüsiert.

„Aber du bist nass geworden.“ Meinte Teldra. Der schwer gerüstete Mensch zuckte mit den Schultern. Er würde wahrscheinlich in dem Wrack eh irgendwo herunterstürzen und im Wasser landen.

Heram dachte sich dasselbe und sprang ins Wasser, und war hinübergekrault, bevor das Wasser ihn forttragen konnte.

Dann standen sie alle auf einer kleinen Sandbank, rot im Licht des Sonnenunterganges.

„Also dann. Wer geht aufklären?“ Fragte Sergenas.

„Der Mann im Harnisch sicher nicht.“ Antwortete Dairon.

„Ich bin für Teldra. Die entdeckt Fallen und Magie am besten, und wer weiß, was diese…“

„Syal.“ Half Heram

„Syal sich noch ausgedacht hat um Verfolger abzuschrecken.“ Merkte Sergenas an.“

Dairon versah die Zauberdiebin noch mit einigen Schutzzaubern, dann stieg die junge Frau mit dem dunkelblonden Haar durch das größte Leck in den glitschigen, dunklen Rumpf des Schiffes. Sie ließ ihr Rapier in weißem Licht erstrahlen, um etwas zu sehen.

Die Schatten tanzten um sie, als sie die Waffe bewegte, um alle Ecken auszuleuchten.
Einige Krabben flüchteten aus dem Lichtschein. Sie sah nichts von Belang, und winkte die anderen heran.

Bald waren alle in das Wrack eingedrungen und sahen sich im Mitteldeck um.

Unter Dairon und Rakis knarzten die Planken bedenklich, doch sie hielten, da die beiden nicht schnell gingen oder rannten. Teldra fand die Treppe, die an Deck führte. Sie stieg die erste Stufe hinauf. Das morsche Holz knarzte.

Dann die zweite Stufe.

Dann die dritte Stufe.

Dann brach sie ein.

Durch das Deck in die Finsternis. Sie schrie. Der Rest der Gruppe stürmte/schlich zum Ort ihres Schreis.

„Teldra! Alles in Ordnung bei dir?“ rief Heram. 

Teldra stand gerade im hüfthohen Wasser und rappelte sich auf. „Ja, soweit schon. Nichts passiert!“

Über ihr erschien Herams sorgenvolles Gesicht. Er streckte eine Hand aus.

Eine grauweiße, aufgequollene Hand schoss aus dem schwarzen Wasser, packte die Zauberdiebin und zog sie unter Wasser.
Titel: Re: Lords of Darkness II
Beitrag von: Sohn des Sammaster am 30. Juli 2008, 15:07:50
Weiter, weiter!
Immer heiß die SH!
Titel: Re: Lords of Darkness II
Beitrag von: Topas am 31. Juli 2008, 12:46:55
Netter Cliffhanger. :thumbup:
Titel: Re: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 31. Juli 2008, 22:48:52
Man merkt, ich hab endlich mal Zeit ;)

Kapitel 18: Wassereinbruch

„Teldra! NEIN!“ schrie Heram. Er zog sein Schwert, stieß sich ab und landete mit einem Salto im Wasser. Er griff mit der freien Hand in die aufgewühlte Brühe, das Schwert benutzte er aus Angst um sie nicht.

***

Sergenas schwebte auf das Loch zu, arkane Energien glühten violett um seine Hände

***

Dairon orientierte sich und rannte los…

***

Ebenso wie Rakis, der allerdings an der Wand entlang lief, um zu vermeiden…

***

Dass er wie Dairon durch das Deck brach, mit dem Gesicht auf die Planken schlug, und im Wasser landete.

Einen Moment später kam er aus dem Wasser geschnellt, schüttelte sich das nasse Haar aus den Augen, Waffe und Schild in Händen und stinkwütend, auf den Lippen schon die Worte, die ihn mit Tyrannos’ göttlicher Macht erfüllen würden. Er war nur froh, dass Heram ihn nicht gesehen hatte, da der zu beschäftigt war.

***

Heram bekam eine ihm vertraute Haarsträhne zu fassen, tastete sich daran entlang, packte Teldra an der Schulter, und versuchte, sie ihrem Angreifer zu entreißen. Dabei bemerkte er, dass die Wassertropfen, die durch den Kampf aufspritzten, sich aus unerfindlichen Gründen um sein Gesicht legten, und ihm, wenn er nicht Dairons Zauber auf sich liegen hätte, beim Atmen sehr große Schwierigkeiten gemacht hätten.

***

Sergenas schwebte über dem Loch im Deck, und wartete darauf, dass Heram und Teldra sich von ihrem Angreifer lösten. Er achtete nicht auf die Wassertropfen, die zu ihm emporschwebten.

Plötzlich brach eine Klinge, von blauem Feuer umspielt, neben ihm durch die Wand und bohrte sich zwischen seine Rippen.

Er hustete Blut, welches einen feinen Sprühnebel vor ihm in der feuchten, klammen Luft bildete.

***

Eine zweite Hand packte Heram von hinten an der Kehle und zog ihn unter Wasser.

***

Dairon stapfte durch das hüfthohe Wasser zum Ringkampf der beiden mit ihren bis jetzt ungesehenen Gegnern, das Gesicht einmal mehr blutig von seinem Sturz. Als er noch ungefähr fünf Meter von ihnen entfernt war, packte ihn etwas am Bein…

Und sein Freiheitsring löste die Umklammerung sofort, was ihm erlaubte, seine Adamantitklinge in das Wasser und den Arm zu stoßen. Mit einem ruckartigen Drehen des Handgelenkes trennte er die Hand ab.

Da kam eine Gestalt in einem krank aussehenden grau aus dem Wasser geschossen, bis zur Unkenntlichkeit vom Wasser aufgebläht, und hämmerte ihm eine kochtopfgroße Faust gegen die Brustplatte seiner Rüstung, während Wasserfontänen aus dem Fleisch der Kreatur lösten und in alle Richtungen spritzten. Es klatschte unglaublich laut, aber seine magisch verstärkte Rüstung hielt stand. Dairon grinste freudlos und erwiderte den Blick der schwarzen, seelenlosen Augen.

***

Sergenas war aufgespießt. Die Waffe hatte sich durch den kompletten Gang in die gegenüberliegende Wand getrieben, und blaue Flammen versengten sein Fleisch, so dass er mittlerweile Rauch atmete und Asche hustete. Sein Blickfeld wurde dunkel. Egal was er machte, er konnte sich nicht losreißen, ohne sich selbst zu halbieren, und sein Teleportzauber erstarb ihm, als er einen Hustenanfall bekam.

***

Rakis sah Sergenas im Gang hängen, und erkannte, dass der Träger der Waffe sich links von ihm aufhalten musste. Allerdings sah er keine Tür, die ihn hinführen könnte. Er zuckte innerlich die Schultern…

Dann brach er mit roher Gewalt durch die Wand, Betrachterschwert in der Hand.

Dort sah er den fleischgewordenen Albtraum jedes Matrosen. Er schluckte hart.

***

Heram konnte sich gerade noch losreißen, als neben ihm Teldras Angreifer aus dem Wasser schnellte und ihm mit einem rechten Haken und einer linken Geraden fast wieder unter die Oberfläche schickte. Er sah, dass Teldra mit dem Kopf nach unten im Wasser trieb, offenbar bewusstlos gewürgt, denn das Wasser an sich konnte ihr gerade nicht viel anhaben.
Er griff trotzdem instinktiv nach ihr, als ein weiterer Schlag ihm in die Rippen fuhr, und zog sie halb aus dem Wasser. Er parierte einen Schlag seines eigenen Gegners, der aus dem Wasser nach ihm schlug, und schlug Teldras Angreifer einen tiefen Schnitt über die Brust.

Zu dem Entsetzen des Kopfgeldjägers drang nur Wasser aus dem Schnitt, und er fing langsam an, sich zu schließen.

***

Vor Rakis stand Syal. Oder besser, das was einmal eine hübsche und verführerische Succubus gewesen war, bis die Furienkönigin sie in ihre Tentakel bekommen hatte. Ihre Haare bestanden aus schwarzen Tentakeln, wie von Tintenfischen, die sich scheinbar mit eigenem Leben erfüllt, und zuckten und peitschten hin und her, als sie sich ihm zuwandte. Der Farbton ihrer Haut war jadegrün, soweit der Gedankenkrieger das im blauen Licht der Waffe beurteilen konnte. Sie war in ein weißes Kleid gehüllt, welches durch das Meerwasser schon faulig war, und viele Löcher hatte. In ihren Augen stand der Wahnsinn. Rakis fand ihre Erscheinung allerdings irgendwie doch anziehend, aber im selben Moment schämte er sich für seine Gedanken, packte das Betrachterschwert fester und machte einen Scritt auf die Dämonin zu.
 
***

Sergenas sackte zusammen. Ein schwarzroter Blutstrom lief ihm aus dem Mund und aus den symmetrischen Kratern in seinem Brustkorb. Dann zog sich die Klinge zurück, und er fiel hinab, sein Flugzauber erloschen.

***

Sergenas traf die erste der beiden Kreaturen, die Heram bedrängten, und gab damit Heram die Gelegenheit, ihr das Langschwert tief in die Brust zu rammen. Jedoch war das Wesen weit davon entfernt, besiegt zu sein. Es fing an, den leblosen Körper des weißhaarigen Hexenmeisters hochzustemmen.   
Titel: Re: Lords of Darkness II
Beitrag von: Alcarin am 03. August 2008, 21:16:02
Naja, wie immer super, was soll man anderes sagen ;)
Vor allem ist es schön sowas nochmal nachzulesen, da ich mich an die Einzelheiten dieses zwischenfalls gar nicht mehr erinnern konnte^^

Achja, Sergenas hat schwarze Haare <.<

Mfg
Alca
Titel: Re: Lords of Darkness II
Beitrag von: Hadriel am 05. August 2008, 04:24:45
Weißt du, wie wurscht mir des ist, dass du schwarze Haare hast Alcarin? Solange ich als Bogenschütze euch mal wieder im Nahkampf den Hintern rett... Ahhhh!

Heram
Titel: Re: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 06. August 2008, 15:01:28
@ Hadriel: Abwarten...

@Alcarin: Also beim Kampagnenstart habe ich in meinen Notizen weißhaarig stehen. Die kommen später aber eh runter also von da her...
Titel: Re: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 10. August 2008, 13:58:41
Kapitel 19: Wasserschaden

Dairon hatte sich im Kampf mit der wildgewordenen Wasserleiche zurückgezogen, bis er neben Sergenas ankam, der ihn fast erschlagen hätte. Er hatte keine Zeit darüber, sich zu wundern, wieso es auf einmal Hexenmeister regnete, und pumpte seinen stärksten Heilzauber in die leblose Gestalt. Dabei musste er seine Klinge zwischen die Zähne nehmen, um sein heiliges Symbol zu umklammern, als ihn unmittelbar nach der Vollendung des Zaubers ein Schlag gegen die Schläfe traf, was ihn gegen die Wand prallen ließ…
Und das Bastardschwert, scharf wie es war, zerschnitt ihm den Mund, verbreiterte ihm die Mundwinkel, und verpasste ihm ein Mulmasterlächeln. Er riss das Schwert herunter und rammte es seinem Gegner in den Hals. Blut tropfte aus seinem Gesicht ins Wasser.

***

Sergenas stand Rücken an Rücken mit Dairon, und wirkte vorsichtig einen seiner Zauber. Schwarze Tentakel schossen hinter Herams zweitem Gegner aus dem Wasser und wickelten sich um die Wasserleiche, zogen diesmal sie unter Wasser.

***

Herams erster Gegner drehte sich um und brach Sergenas mit dem ersten Schlag die Nase, was den Hexenmeister unter Wasser schleuderte. Heram zerrte Teldra von der Kreatur weg, und nahm seinen Schattenbogen zur Hand.

***

Rakis stürmte auf die Dämonin zu, rannte an der Wand entlang und hieb mit einem Überkopfschlag nach ihr, was den Schlag effektiv zu einem Querschlag machte. Die Succubus parierte den Schlag mit einiger Anstrengung, wie der Gedankenkrieger feststellte, und schlug nach ihm, als er wieder auf dem Boden landete. Er riss sein Schwert hoch zur Parade, als blaues Feuer von der Klinge auf ihre feuchten Arme übersprang, und sie versengte. Ihr unheiliges Fleisch ging in helle Flammen auf, und das Feuer wuchs sprungartig an, genauso wie die Geschwindigkeit des Schlages. Rakis war zu langsam und Syals Schwert drang durch seine Brustplatte. Schmerz explodierte in seinen kurzen Rippen.

Er schlug ihre Klinge weg und trat einen Schritt zurück, die Dämonin aufmerksam beobachtend.

***

Heram pumpte drei Pfeile in Sergenas’ Gegner, jedoch schienen die Einschüsse die Wasserleiche nicht sehr zu beeindrucken. Sergenas zog sich neben Dairon zurück, so dass dieser an zwei Fronten kämpfen musste. Mit einem Wutschrei riss er an seiner Klinge, die senkrecht in seines Gegners Hals steckte, und rammte seinen ersten Gegner gegen den, der Sergenas verprügelt hatte. Dann drehte er die Waffe mit roher Gewalt eine Vierteldrehung und riss damit der Wasserleiche den Kopf ab. Der aufgequollene Körper sank unter Wasser und erschien nicht wieder. Heram feuerte wütend weiter auf seinen Feind und bekam eine Reaktion auf seine Treffer: Sein Gegner bäumte sich auf, als ein Pfeil in sein Rückgrat drang, dann fuhren dem Untoten drei Flammenstrahlen in den Kopf und zerfetzten ihn. Ein irres Auge starrte Sergenas aus der verbliebenen Gesichtshälfte an, als der Ersäufte versank.

„Es gibt Ärger.“ Sagte Dairon.

Drei weitere grauweiße Gestalten kamen nicht weit von ihm aus dem Wasser. Teldra zog einen Zauberstab und strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht.

***

Rakis blutete aus mehreren Wunden. Syal traf sehr gut. Er hatte selbst einige Treffer landen können, allerdings war ihre dämonische Haut verdammt zäh. Er hatte sich bereits in seine Amorpha gehüllt, und sein Geist war von verschiedenen Kampftechniken geflutet, die er durch seine Gedankenkraft heraufbeschworen hatte, so dass er die Schläge der Dämonin voraus ahnen konnte. Die Dämonin sprang gerade wieder vor, ihre Tentakel wild durch die Luft peitschend, und hieb nach ihm, verfehlte ihn aber knapp durch seine Amorpha. Er nutzte die Gelegenheit und ging in den Gegenangriff über. Ein Überkopfschlag zerriss die Luft, doch sprang die Bestie in Fischfrauengestalt wieder gewand nach hinten.

Es krachte.

Rakis fiel durch das Deck, das er gerade zerschlagen hatte.
Doch unten war kein Wasser.
Er schlug hart auf den Felsen auf. Die Dämonin schlug über ihm mit ihren Flügeln und lachte wild.

***

Der Rest der Gruppe kämpfte jetzt koordiniert gegen die Ersäuften.
Dairon stand vorne und verwickelte alle drei in einen brutalen Nahkampf. Zwei der Untoten bedrängten ihn, der dritte wollte sich an ihm vorbei mogeln, indem er einfach untertauchte.

Der Kleriker trat dem Ersäuften von unten ins Gesicht, dann rammte er ihn mit der linken Schulter gegen die Wand, als das Wesen aus dem Wasser kam. Drei Pfeile befestigten ihn dort, und ein Hagel sengender Feuerstrahlen von Teldra und Sergenas ging auf ihn nieder. Doch stand er noch, und seine tropfenden Wunden schlossen sich erstaunlich schnell.

Die anderen beiden Untoten schlugen nach Dairon, und die Töne, wenn ihre Fäuste auf seine Rüstung trafen, waren unglaublich laut. Dann traf einer seinen Kiefer, und das trockene Krachen ließ sogar Heram zusammenzucken.

Weitere Pfeile trafen einen der noch stehenden Ersäuften und ließen ihn zurücktaumeln, was den Kleriker etwas entlastete. Der Mensch konnte sich darauf verlassen, dass Heram gut genug zielen konnte, um nicht aus versehen ihn zu treffen. Der Untote, den Heram an die Wand genagelt hatte, riss sich mit einem Ruck los…

Und ein grüner Strahl traf ihn und reduzierte ihn zu einem Haufen Asche, welche sich mit dem schwarzen Wasser vermischte.

Sergenas grinste, und strich über den ausgebrannten Augenstiel seiner Betrachterkrone.

***

Rakis stöhnte und wälzte sich herum, nutzte seine Gedankenkraft, um seine schwersten inneren Verletzungen zu schließen.

Da trat ihm jemand sein Schwert aus der Hand, und es wurde dunkel um ihn.
Titel: Re: Lords of Darkness II
Beitrag von: Topas am 14. August 2008, 10:59:06
Wasserschaden. Tolle Überschrift :D
Auch sonst, eine sehr gelungene Beschreibung. Das Schwert und die Mundwinkel, sehr plastisch.
Titel: Re: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 14. August 2008, 23:15:58
Vorsicht, brutal. Ich sollte mehr schlafen.

Kapitel 20: Lebenssauger

Teldra zog einen Stab aus ihrem Schultergurt und richtete ihn auf den Untoten, der gerade von Herams Pfeilen getroffen zurück taumelte. Auf ihren gedanklichen Befehl schoss eine sphärische Druckwelle aus unglaublich hohen und lauten Tönen auf die Wasserleiche zu und bohrte sich in deren grauweiße Brust. Sie detonierte mit ohrenbetäubendem Krachen, und nekrotische Fleischfetzen flogen in alle Richtungen. Dairon hatte nur noch einen Feind vor sich, und den konnte er mit seinem Schild so gut abwehren, dass er sogar Zeit hatte, sich mit seinem Kupferring etwas zu heilen. Sein Gesicht sah zwar immer noch aus, als ob ein geisteskranker Goblin mit einer ganzen Lagerhalle voller Rasierklingen darüber hergefallen wäre, jedoch war sein Kiefer wieder eingerenkt, und er merkte, wie die Schwellung in seinem Gesicht abzuklingen begann.

***

Heram sah das, und schrie zu Sergenas: „Such Rakis! Ich hab was krachen hören.“ Der Hexenmeister reagierte prompt und erneuerte seinen Flugzauber, und schwebte durch das Loch in der Wand, seine Augen mittels etwas arkaner Energie an die Dunkelheit angepasst.

***

Rakis tastete blind in der Dunkelheit herum. Die Augen seiner Waffe, solange sie offen waren, verliehen ihm Sehkräfte wie die einer Aberration. Doch hatte Syal sie ihm weg getreten, und das Licht ihres eigenen Schwertes war auch verloschen. Der taktisch denkende Teil seines Verstandes schätzte gerade die Möglichkeit ab, dass sie ihre Waffe weg gepackt hatte, um ihn im Dunkeln tappen zu lassen. Allerdings wusste er, dass sie ihm körperlich unterlegen war.

Er platschte mit der linken Hand ins Wasser. Etwas Schleimiges bewegte sich unter seiner Hand weg, und er riss sie instinktiv zur Seite, fand einen Stein und daran Halt.

Dann trat sie ihm in den Rücken. Hart schlug er auf.

***

Heram zog sich elegant mit einem Klimmzug ein Deck höher, aus dem mittlerweile aufgewühlten dreckbraunen Wasser. Dairon sah keine Möglichkeit, sich nach oben zu begeben – das Deck würde unter ihm nachgeben, selbst wenn er in seinem Harnisch einen Klimmzug schaffte. Er machte eine Leiter für Teldra.

***

Sergenas schwebte durch mehrere Löcher in den Wänden, bis er schließlich über dem Loch ankam, das auf Rakis’ Konto ging. Er sah nach unten… und riss die Augen ungläubig auf.

***

Syal lag auf Rakis’ Rücken, die Tentakel ihres Haares wanden sich über die Haut des Gedankenkriegers. Ihre Hände fassten unter seine Rüstung Sie leckte mit einer unnatürlich langen Zunge das Blut aus dem Gesicht des Menschen, jedoch fühlte sich diese Berührung nicht angenehm an.

Rakis konnte nicht einmal mehr schreien, als sein Gesicht taub wurde. Mit weit aufgerissenen Augen musste er hilflos mit anfühlen, als die Succubus ihm die Lebenskraft aussaugte: Seine Finger prickelten, und wurden dann völlig gefühllos, als ob sie abfaulten. Das Pochen in seiner Hüftgegend, das ihn seit seinem Sturz an seine ernsten inneren Verletzungen erinnerte, wurde immer schwächer, und Er wusste nicht was schlimmer war: Der Schmerz, oder der Mangel daran. Die Dunkelheit um ihn herum schien kälter und noch dunkler zu werden.

Die Tentakel gruben sich in seine Haut, und fingen an, Blut zu ziehen. Doch da waren sie plötzlich verschwunden.

***

Sergenas fing an, einen seiner härteren Kampfzauber zu intonieren, als die Dämonin unter ihm von Rakis abließ, ihn mit blutverschmiertem Mund anlächelte, einmal mit den Flügeln schlug, und dann rammte sie ihn auch schon mit einer Schulter in den Bauch, und ihre langen Fingernägel zerkratztem dem Hexenmeister das schmale Gesicht. Sie riss ihn mit zu Boden.

***

Dairon hatte gerade Teldra hoch geholfen, als Heram reflexartig einen Schnappschuss abfeuerte und anfing zu fluchen. Teldra rannte zu ihm, und sah, wie das Fischweib Sergenas zu Boden stieß. Das Miststück war zäh. Sie senkte ihren Stab und schoss unbarmherzig auf Syal. Die Dämonin krümmte sich reflexartig von der Sphäre weg, doch half ihr das nicht viel, und eine Menge blutiger Flecken erschien auf ihrer Haut. Heram konnte jetzt Dairon und Syal gleichzeitig sehen, und schrie:

„Dairon, geh einen Schritt nach rechts und brich dann durch die Wand, schlag alles zu Klump, was steht!“

Die Dämonin hatte es selbstverständlich auch gehört, und schlug mit ihren Flügeln, um sich in sichere Höhen und in Nahkampfreichweite der Fernkämpfer auf dem oberen Deck zu bringen. Doch packte sie etwas am Fuß, und hielt sie fest.

Es war Sergenas.

***

Dairon zuckte die Achseln, ging einen Schritt nach hinten, und sprang dann durch die Wand. Seine Rüstung ließ ihn fast nichts vom Aufprall auf das tote Holz spüren, und er erwischte Syal mit der Schulter, riss sie jedoch damit aus der Hand des Hexenmeisters. Faulige Holzsplitter zerschnitten ihm das Gesicht noch weiter. Blutstropfen folgten ihm wie der Schweif dem Kometen.

Triumphierend kreischte die Tanar’ri auf, als sie sich nach hinten abstieß, und dabei die Füße gegen Dairons Rüstung stemmte, was diesen viel an Schwung verlieren und taumeln ließ Schon war sie aus seiner Reichweite...

Dann wuchs eine bronzefarbene Spitze aus ihrer Brust. Dampfendes Blut spritzte Dairon ins Gesicht.

Rakis stand hinter ihr, kaum noch als menschlich zu erkennen, das Gesicht verzerrt vor Wut, Hass, Ekel und etwas, das Teldra als Verstörtheit interpretierte. Schiere Willenskraft hielt ihn aufrecht.
Er rammte mit brutaler Gewalt die Spitze seines Schwertes in den Boden und nagelte Syal damit effektiv fest.

Der Kleriker sah den Ausdruck in den Augen des Gedankenkriegers. Er warf Rakis sein eigenes Schwert zu, dann packte er Syals Tentakel und riss sie brutal nach hinten. Mit großen, hilflosen Augen sah diese zu dem braunhaarigen und mittlerweile vom Schock grauhäutigen Menschen auf, eine stumme Bitte in ihren Augen.

Rakis schlug ihr den Kopf herunter und trieb die Klinge noch einen Fuß tief in den Felsen darunter.

Dann viel er mit dem Gesicht voran ins Wasser und bewegte sich nicht mehr.
Titel: Re: Lords of Darkness II
Beitrag von: Alcarin am 02. September 2008, 21:03:59
kurze Info (da Gerthrac anscheinend selbst nicht dazu kommt..):

Er ist derzeit sehr beschäftigt, daher die etwas längere Wartezeit bis zum nächsten Update.
Hoffe das er es bis zum WE mal wieder hinkriegt ;)

Mfg
Alcarin
Titel: Re: Lords of Darkness II
Beitrag von: Evermore am 02. September 2008, 23:35:21
Großartige Story Hour :thumbup:

Wir spielen (oder spielten) auch eine Kampagne als Agenten des Schwarzen Netzwerks :D Die Story-Hour ist dazu eine echt große Inspiration.
Titel: Re: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 03. September 2008, 17:28:09


Kapitel 21: Geister des Blutriffes


Dairon hatte das Schwert der Dämonin eingesteckt, und Heram und Teldra untersuchten den Rest des Schiffes. Währenddessen bereitete Dairon einen Zauber vor, der Rakis’ stark geschwächte Lebenskraft wiederherstellen sollte. Nachdem die Genesungsmagie und einige starke Heilzauber verteilt waren, Dairons Gesicht nicht mehr blutüberströmt war, und Sergenas die Waffe identifiziert hatte, kamen Heram und Teldra gerade wieder zurück, als der Hexenmeister erklärte:

„Effektiv ermöglicht die Waffe, dass man ihre Schärfe und Treffsicherheit mit der eigenen Lebenskraft verstärkt. Das war das blaue Feuer, das du gesehen hast, Rakis. Man lässt zu, dass das Feuer einen verzehrt, und dafür bekommt man dann eine mächtigere Waffe. Außerdem hat sie wie das Betrachterschwert eine Gedächtniseigenschaft, sodass sie zu der Hiebwaffe wird, die der Benutzer am besten einsetzen kann, oder  mit der er am längsten gekämpft hat. Und offenbar kommt sie aus dem Abyss.“

Die Waffe war aus blauschwarzem Stahl gefertigt, der im Licht leicht schimmerte, mit feinen, blau glimmenden Runen auf der Oberfläche, die irgendwie verworren aussahen und deren Anblick nach einigen Minuten Kopfschmerzen verursachte. Momentan hielt Dairon das Schwert, sodass es die Form eines Bastardschwertes hatte. Dairon konzentrierte sich, und blaue Flammen schossen aus der Klinge, leckten nach der Hand am Griff…

Dairon schaltete die Waffe wieder ab. „Nettes Spielzeug, aber das ist fast so selbstzerstörerisch wie dieses intelligente Krummschwert damals in Tammar.“

Dairon hatte mit einigen anderen Gefährten seinen jetzigen Tempel einer Gruppe von dämonenbeschwörenden Moanderkultisten in einem Blutbad abgenommen, und dabei eine intelligente, halb lebendige Waffe erbeutet, die nach Blut gierte. Unglücklicherweise stahl sie auch dem Träger bei jedem Schlag etwas Blut, und so hatte Dairon die Waffe in der Dunkelburg an einen hochrangigen Zentharim verkauft, der jetzt im Krieg gute Verwendung dafür fand, und sogar einen Brief geschrieben hatte, wie gut doch die Persönlichkeit der Waffe mit ihm zurechtkam.

Das war, bevor fast alle seine Gefährten in einer Bergfestung, die sie auf der Suche nach einer geheimnisvollen magischen Kraftquelle von einem Drachenleichnam getötet worden waren, und er sein Leben neu aufbauen musste. Celebes war außer ihm der einzige von ihnen, der noch lebte. Rückblickend hielt der Tyrannoskleriker es sogar für möglich, dass sie nach einem anderen Splitter der Träne Mystryls gesucht hatten, ohne es zu wissen. Innerlich zuckte er mit den Schultern. Das war Vergangenheit.

Er packte die Waffe ein. Heram fing an zu reden. „In dem Gang, in den Teldra gestürzt ist, führt eine Höhle tiefer ins Riffgestein hinein. Der Rest des Schiffes ist nicht der Rede wert. Ich schlage vor, wir sehen da mal rein.“

Und so wurde es gemacht. Heram und Teldra schlichen voran, Dairon und Rakis folgten und Sergenas lief hinten. Die Höhle war aus rotem Stein, doch mit dunkelgrünen Algen bewachsen. Dairon rutschte mehr als einmal aus, vermied jedoch einen Sturz.

„He Dairon.“ Das war Sergenas.

„Hm?“

„Welche Verzauberungen liegen eigentlich auf deiner Waffe?“

„Nur die schwächsten. Alle anderen musste ich doch exorzieren.“

„Warum zucken dann Funken über die Schwertscheide?“

Der Kleriker nahm seine Waffe zur Hand. Tatsächlich. Alle paar Sekunden zuckte mit leisem Knistern irgendwo an der Waffe eine kleine blaue elektrische Entladung. Im Vergleich zu echten Schockwaffen waren diese Entladungen zu schwach und zu selten, um im Kampf zu nützen.

Dennoch steckte in der Klinge mehr, als sie gerade war.

„Erklärungen?“ fragte er den Hexenmeister, seine Waffe schulternd und eine Stufe im Fels herabsteigend.

„Latente arkane Effekte. Ich hätte residual geschätzt, aber vor der Disjunktion der Hauptdweomer des Schwertes war keine elektrische Magie darauf oder? Also ist eine externe Kraftquelle in der Nähe, welche die Apparitionen evoziert.“

„Du klingst wie ein Magier.“

„Fahr in die Höllen.“

„In welche?“

Der Hexenmeister verdrehte die Augen, so dass man im grünen Schein von Dairons Schild das Weiße darin sehen konnte.

Teldra drehte sich um. „Ruhe da hinten. Da vorne wirkt starke Magie.“

Schweigend kletterten und rutschten sie weiter nach unten. Ein rötliches Glühen wurde sichtbar. Der Grund dafür waren blutrot glühende Gesteinsadern, die nun immer häufiger die Höhle durchzogen. Der Geruch nach Algen und Salzwasser wurde immer stärker, gleichzeitig wurde es immer wärmer. Dann fand die Gruppe die Kristallkaverne. Überall wuchsen sie: winzige rot glühende Salzkristalle, die die Wände, die Höhlendecke und den Boden sprenkelnden und aussahen wie ein Sternenhimmel aus Blut. Es war sehr dämmrig in der Höhle, die über fünfzehn Meter in alle Richtungen durchmaß. Das Ende der Kaverne war nur durch die leuchtenden Kristalle erahnbar. Details waren keine zu sehen.

„Seht ihr irgendwo einen Ausgang?“ fragte Rakis. Heram schüttelte den Kopf. Der Weg endete hier.

„Seht ihr sonst irgendwas?“ fragte der Gedankenkrieger. Teldra bedeutete ihnen zu schweigen.

„Etwas kommt.“
Titel: Re: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 20. September 2008, 00:11:22
Kapitel 22: Verbrennen

Die Gruppe betrat vorsichtig den Raum, Heram und Rakis sicherten die Flanken, Dairon stapfte nach vorne, Teldra und Sergenas blieben hinter ihm. Wie eine geschlossene Einheit rückten sie langsam vor, Waffen und Schilde in der Hand. Dairon murmelte unentwegt Schutzzauber vor sich hin, und die Zauberdiebin sah, wie sich seine Magie auf ihm und auch auf ihren Gefährten ausbreitete, als sich schützende Kraftfelder um sie legten. Es quatschte leise unter ihren Füßen, als sie über schleimige Algenfelder und salzige, brackige Pfützen voll rotschimmernden Punkten stiegen.

„Seht ihr etwas? Irgendetwas?“ fragte Dairon leise. Heram stierte mit weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit, seine Brosche glomm violett. Er konnte jedoch nichts Beunruhigendes erkennen. Rakis ebenso wenig. Sie rückten weiter in der Kaverne vor.

„Sollte da nicht irgendetwas sein? Teldra?“ fragte Sergenas. Die dunkelblonde junge Frau nickte.

„Ich sag es doch, irgendwo hier ist eine starke Magiequelle. Dairons Waffe knistert auch schon. Und sieh dir nur Rakis an!“

Es stimmte, die Augen auf Rakis’ Schwert drehten sich, zuckten hin und her, blinzelten wie gehetzte Tiere. Rakis drehte sich beiläufig um… und erstarrte. Er sah unbehaglich aus.

Es knisterte leise, als an Dairons Ellenbogen eine Entladung zu der Waffe in der Schulterscheide zuckte. Der Kleriker starrte in die Dämmerung vor ihm.

Sergenas nahm die Hände aus den Taschen, und vor ihm sprang ein kleiner Feuerstrahl von der Linken zur Rechten. „Das wird langsam gefährlich, Leute.“ Seine langen Haare fingen an, sich wie unter Wasser zu bewegen.
„Ernsthaft.“

Für Teldra wurde die Welt immer heller. „Die Magie hier im Raum steigt immer weiter an.“

Dairon und Rakis übernahmen jetzt die Spitze und rückten weiter vor, Heram ließ sich hinter sie zurückfallen und sicherte zwischen den Fernkämpfern und den Nahkämpfern.

Der Gedankenkrieger drehte sich um und…

Es krachte, als der Boden sich verwarf und riesige von rot glühenden Adern durchzogene Steindornen aus dem Fels fuhren.

„SCHEISSE!!“

Heram brachte die Gefühle aller auf den Punkt.
Dairons Rüstung riss wie Papier, als ihn einer der Dornen von den Beinen riss und er auf zwei weiteren aufgespießt wurde. Blut spritzte durch die Luft.

Rakis drückte sich vor einem Dorn an die Wand, nur um mit anzusehen müssen, wie ein weiterer durch seinen Unterschenkel fuhr, hinter der Beinschiene. Sergenas und Teldra konnten sich durch einen Sprung zurück vor den Dornen in Sicherheit bringen. Da fingen die Algen an, wie Peitschenschnüre durch die Luft zu wirbeln und die Gruppe zu umschlingen, die beiden außerhalb der Stacheln eingeschlossen. „Ein Verstrickungszau…“ brachte Sergenas hervor, bevor ihm die Luft abgeschnürt wurde. Dann kam das Brennen.

Dairon stemmte sich aus den Dornen, als neben ihm ein blaues Glühen aus der Wand fuhr. Dann kamen die Algenfäden auf ihn zugeschossen, und Nebel hüllte ihn ein. Er fing würgend an zu husten, als der ockergelbe Qualm in seine Lungen stieg.

***

Teldra schaffte es, trotz der Algenfäden einen Stab aus ihrem Gürtel zu ziehen. Eine Feuerwand brannte einen Teil der Algen um sie herum nieder. Die Stellen, an denen die Algen ihre Haut berührt hatten, brannten mittlerweile höllisch.

***

Rakis rannte an der Wand nach oben. Er konnte ein blaues Glühen an der Rückwand der Höhle ausmachen. Kurz entschlossen manifestierte er eine seiner Kräfte und sprang dorthin. Er landete und spießte sich den Fuß an einem Steindorn auf. Dann sah er auf.

***

Sergenas wirkte einen Flugzauber auf sich und schwebte einige Meter nach oben. Er hustete dabei heftig. Als er sich den Mund abwischte, sah er Blut.

Weit unter ihm kam Heram aus dem Qualm gekrochen. Er zog sein Bein nach. Trotzdem schnappte er sich den Schattenbogen und drehte sich um.

***

Dairon wirkte einen Bann auf den Qualm, und schaffte es, das magische Giftgas zu unterdrücken. Dann sah er die Ursache der Magieflut in seiner Waffe. Blaues Licht fiel flackernd auf sein entsetztes Gesicht.

Zum letzten Mal in seinem Leben erlebte der Kleriker des Tyrannos Furcht.

***

Sergenas hatte plötzlich ein Ziel und verschoss seine Feuerstrahlen. Diese fauchten jedoch nur durch den Feind hindurch. „Neun brennende Höllen…“

***

Teldra steckte den Stab weg und zog den nächsten. Eine sphärische Druckwelle raste auf die Erscheinung zu und sprengte rote und schwarze Splitter aus dem Fels. Entsetzen entrang ihrer Kehle ein leises Wimmern.
 
***

Teldras Feuerwand wurde auf einmal blau. Dann ging der Raum in Flammen auf.

Heram lag qualmend am Boden und rührte sich nicht mehr. Er atmete nicht.
Titel: Re: Lords of Darkness II
Beitrag von: kreuzi am 14. Oktober 2008, 15:21:22
Hi Gerthrac,

wann gehts denn weiter ? Bin ja seit ca. 4 Wochen schon auf Entzug :-\, und das nach dem spannenden Ende des letzen Teils, da muss sich doch was machen lassen, oder ?

Gruss,

Kreuzi
Titel: Re: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 14. Oktober 2008, 20:23:43
Hi, Sorry, war in letzter Zeit recht im Stress und hatte sowas wie ne Schreibblockade. Aber zum Wochenende sollte spätestens wieder was kommen. Ist halt schwer was zu schreiben, wenn man nicht SL war und weniger Hintergrundinfos hat.

Aber danke der Nachfrage :thumbup:

Das motiviert.
Titel: Re: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 14. Oktober 2008, 21:03:00
Kapitel 23: Verstümmeln

Teldra schrie auf und rannte zu Herams Körper, von dem Rauchfäden aufstiegen. Sein Gesicht war schlimm verbrannt, ebenso wie sein Körper.

Er war tot.

***

Vor Dairon schwebte das, was einmal Gornakhs Geist war. Eine Sphäre aus blauweißer Energie brannte in dessen Brust, das Gesicht eine Maske des Zorns. Ätherische Überreste einer Rüstung zogen um ihn bläuliche Schlieren. Der Unterleib zerfaserte in ektoplasmisches Feuer. Jedes mal, wenn sich die Umgebung verschlimmerte, zuckten blaue Blitze um die Arme der Erscheinung. Plötzlich wurde das Gesicht des Wesens deutlicher zu sehen, als der Geist manifestierte. Unglaubliche Qualen und Kummer waren auf seinem Gesicht zu erkennen. Dairon widerstand dem aufkeimenden Entsetzen, und rappelte sich auf. Auch er qualmte.

“Widersetz dich Tyrannos und stirb! Und im Tod finde Gehorsam zu Ihm, denn Er wird ihn erzwingen!“

Zur Antwort schlug ihm die Erscheinung ins Gesicht. Dairon erkannte negative Energie, wenn er sie spürte, und sie lief gerade durch seinen Körper. Seine Lebenskraft schwand. Ihm wurde kalt und sein Kopf schwamm. Er sah Heram da liegen und schleppte sich zu dem Leichnam zurück. Soviel zur Macht von Tyrannos über Untote.

***

Rakis schlug nach dem Geist, die Waffe durch seine Gedankenfähigkeiten außerhalb der realen Welt. Dieser wich vor ihm etwas nach hinten zurück, und brachte damit das mörderische Terrain zwischen sich und den Gedankenkrieger.

„Na warte.“

Sprachs, und konzentrierte sich auf eine seiner neuen Kräfte. Mit einem silbernen Blitz erschien er aus seiner Dimensionstür hinter Gornakhs Geist und schlug erneut zu, ein kräftiger waagrechter Schlag. Diesmal sah er blaue Schlieren aus der Gestalt reißen. Offenbar hatte er diesmal getroffen und echten Schaden angerichtet. Dann umschlangen ihn wieder die Giftpflanzen, und seine Haut brannte wie das Feuer der Höllen.

***

 „MACH WAS!“

„Ist ja gut ich seh’ was ich tun kann.“ Heram war tatsächlich tot.

Die Spitze des Rapiers wies jetzt zitternd auf ihn, aber davor hatte er keine Angst.

„Jetzt MACH SCHON! Du bist Priester! Bring ihn zurück!“

„Halt den Mund und kümmer dich um den Geist. Ich arbeite dran!“ Langsam zerrte ihr Geheule an seinen Nerven. Er fing an zu beten.

„Fürst der Finsternis, schenke diesem Mann einen kleinen Teil Deines Hasses, auf dass er Furcht vor Deinem Namen in die Herzen derer tragen wird, die ihn ermordeten…“


Grüne Blitze zuckten aus dem Panzerhandschuh des Klerikers in das Herz und über Herams Körper. Die Magie von Dairon überbrückte verödete Adern, erlaubte Organen, wieder zu funktionieren. In einer knappen Viertelstunde würde sie sich verflüchtigen, aber das musste ja keiner der beiden Liebenden wissen.

Teldra feuerte weiter ihre Schallsphären auf den Geist ab, und einige trafen sogar, während Rakis sich mit dem Terrain herumschlug, und die Erscheinung vor Sergenas’ Feuerstrahlen in den Erdboden versank.
Heram schlug die Augen auf. „Wie siehst DU denn aus?“ fragte er Dairon, der wegen der negativen Energie von vor ein paar Sekunden eine schwarze Ader auf seiner Schläfe hatte, und außerdem von den Algen starke Hautreizungen hatte.

„Steh auf und kämpfe. Erledige deinen Mörder.“ Heram stand auf. Teldra drehte sich zu ihm um, ein glückliches Lächeln im Gesicht…

Bis sie den Hass sah, der in seinen Augen stand. Heram hatte noch nie einen solchen Ausdruck in den Augen gehabt. Ihr Lächeln verblasste ein wenig.

Dairon stürmte mit gezogener Waffe wieder nach vorne, da Rakis langsam sehr schlecht auszusehen begann. Er taumelte und stürzte fast, und er blutete heftig von den Steindornen.
Dann traf ihn eine unsichtbare Faust in den Magen und schmetterte ihn gegen die Wand. Er sackte langsam zu Boden. Der Geist war vor ihm erschienen.

***

Sergenas hatte darauf gewartet, dass Gornakh wieder auftauchte, und wirkte nun seine Feuerstrahlen. Drei rasten auf den Untoten zu.

Drei trafen. Einer richtete Schaden an. „Brennende Seelen im Abyss!“ Dann klatschte ihn eine unsichtbare Faust von oben direkt in die Steindornen, und alles wurde schwarz.

***

Rakis blutete stark, doch konnte er durch seine Gedankenkräfte den Blutfluss stoppen, und die Ausfälle durch zerschossene Muskeln und Sehnen begrenzen. Er teleportierte sich abermals neben den Geist, und schlug wieder zu. Doch die Betrachterklinge durchschnitt nur Luft.

***

Dairon spuckte Blut. Nicht weit neben sich sah er Sergenas mit dem Gesicht nach unten auf die Steindornen aufgespießt liegen, die Algen ätzten sich in sein Fleisch. Der Kleriker pumpte einen seiner stärkeren Heilzauber in seinen eigenen Kreislauf und nahm dann die in seinem Körper verbliebene Macht über Untote zur Hilfe, um sich mit seinem stärksten Kampfzauber hochzuputschen. Er wuchs wieder auf über zweieinhalb Meter an. Dann trampelte er los.

***

Der Geist intonierte einen Zauber, den Teldra als den Flammenschlag identifizierte, mit der Absicht, Rakis zu braten.

Da schlug ein Pfeil direkt in den Kopf des Geistes ein und blieb stecken. Der Zauber verpuffte. Eine Sphäre traf den Geist ohne Schaden zu verursachen. Die dunkelblonde, junge Zauberdiebin fluchte.

***

Sergenas erwachte aus seinem Koma, als Dairon ihn von den Stacheln herunter riss und in die Höhe hob, wo er ihn los ließ, denn er wusste, dass der Hexenmeister fliegen konnte.
Der Chronomant überblickte die Situation, und sah, dass Rakis nicht mehr lange stand halten würde, ebenso wenig wie die beiden Fernkämpfer. Er riss gewaltsam an der Zeit, um seinen Körper kurzzeitig stark zu beschleunigen, und entfesselte eine Sphäre aus Sturmwinden, wie er zusammen mit seinen Feuerstrahlen auf Gornakh schleuderte.

Die Apparition drehte sich zu ihm um, und er glaubte, einen Moment in ihrem Gesicht Erleichterung zu sehen, als die Feuerstrahlen aufschlugen, alle drei.

Und der Geist zerfaserte.

Dann explodierte er in blauem Feuer, das die Höhle von rotem Licht in blauweißes Gleißen tauchte, und sie alle einhüllte.
Titel: Re: Lords of Darkness II
Beitrag von: kreuzi am 13. November 2008, 13:34:33
Hi Gerthrac,

gibt es bald eine Fortsetzung ?

Gruss,

Kreuzi
Titel: Re: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 13. November 2008, 20:56:22
Hi kreuzi,

ich hoffe sehr, dass ich am Wochenende etwas schaffe(read: die letzten 2 Kapitel des Blutriff-Arcs.) Aber die Zeit werde ich mir denk ich einfach mal nehmen.

Danach geht es übrigens mit einer Anthologie kurzer Abenteuer weiter, Lords of Darkness III: Winter Overture. Alles in Allem werden diese Abenteuer so lang werden wie LoD I und die Hälfte von II. Es wird dort um den Verlauf des Krieges zwischen den Zentharim, ihren neuen Vrebündeten und den Streitkräften des Lichts gehen.

MfG, Gerthrac
Titel: Re: Lords of Darkness II
Beitrag von: kreuzi am 14. November 2008, 11:15:21
Hi Gerthrac,

na, dann werde ich mich in Geduld üben ;-) .....und direkt am Montag mal schauen ob es was Neues gibt  :D.

Gruss,

Kreuzi
Titel: Re: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 15. November 2008, 23:13:31
Kapitel 24: Vernichten

Strahlendes blauweißes Licht erhellte den Raum heller als je zuvor. Heram, Rakis, Sergenas und Teldra verbargen die Augen hinter ihren Armen.

Dairon rannte auf die Quelle des Lichtes zu, eine schwebende Kugel aus Energie, die gerade dabei war, sich zu einer kristallinen Oberfläche zu verdichten.

Dann schlug er mit seinem schwarzen Schwert darauf.

Eine weitere Druckwelle lief durch den Raum, und lautes Donnern ließ alle zusammenzucken. Es stank nach Elektrizität.

Als Sergenas sich wieder aufrichtete, war das Donnern erstorben, doch war es nicht still. An den Rändern seines Bewusstseins flüsterten Myriaden von Stimmen auf ihn ein, gerade so, dass er nichts verstand.
Das machte ihn wahnsinnig.

„Hört ihr das auch?“ Rakis stand auf.
„Sind das… mehr Geister?“ Teldra war auch wieder fit.

Dairon kam mit einem bösen Lächeln zu ihnen herübergeschlendert. Es knackte und knisterte, und ein Lichtbogen zuckte über das ehemalige heilige Schwert Lathanders. Er steckte die Waffe weg, und als er sie losließ, erstarb das Geflüster.

„Warst du das?“ fragte der Hexenmeister.
„Ja. Ich nenne sie… die Kaiserliche Klinge.“ Dairon war sehr zufrieden mit sich selbst. „Aber jetzt sollten wir uns die Kugel schnappen und verschwinden.“

Rakis ging zu der im Raum schwebenden, blau leuchtenden Kristallkugel hinüber, holte seinen Nimmervollen Beutel hervor und stülpte ihn darüber. „Alles im Sack.“
 
„Herr Hexenmeister?“ soufflierte Teldra.

„Mpf… jaja ich mach ja schon. Alle herkommen.“

***

Silbriges Gleißen kündigte die Ankunft der Tyranniten in der Dunkelburg an.

„Heram? Du solltest mit mir mal eben in den Tempel gehen.“ Etwas im Tonfall des Priesters war beunruhigend, und so folgte der Waldläufer Dairon auf dem Fuß.
Sergenas, Teldra und Rakis ließen sich in der Nordkathedrale verbinden und magisch heilen, soweit es ging, und machten sich dann in ihrer Wohnung vorzeigbar, um mit Skyllua zu sprechen und sich ihre Belohnung abzuholen. Dairon reanimierte Heram sofort als der Wiedergängerzauber nachließ, und so trug der Waldläufer keine bleibenden Schäden davon.

Skyllua zeigte sich hoch erfreut über die Kristallsphäre, welches das Äquivalent von zwei Splittern darstellte, und ließ jedem der Spiegelritter und Dairon zehntausend Goldstücke in einem Wertbrief ausstellen, mit dem sie Leistungen und Waren innerhalb der Dunkelburg oder in Zentharimstützpunkten kaufen konnten.

Alle außer Dairon wurden zu Dunklen Rittern befördert, was ihnen durch ihre Amtsschärpe, ein schwarzes Band mit einem stählernen verspiegelten Abzeichen, ein höheres Ansehen unter den Zentharim verlieh, was man auch den Kaufpreisen der Händler anmerkte.
Dairon wurde zwischenzeitlich zum Eisernen Imperzeptor von Thesk befördert, was für ihn in erster Linie Verwaltungsarbeit bedeutete, da der Tempel in Tammar eh der einzige Tempel dort war.

Dairon bekam einige Tage später einen geheimen Auftrag, der ihn jeden Tag stundenlang in den Beschwörungsgewölben aufhielt, und so war er nur manchmal beim Abendessen da. Heram und Teldra verbrachten viel Zeit mit einander und in den Freizeitangeboten der Stadt.
Rakis meditierte und trainierte viel in dieser Zeit, Sergenas durchforstete neugierig die Magieläden der Stadt nach Inspirationen. Alle ließen sich vom Erlös ihrer Beute und der Belohnung Skylluas magische Gegenstände erschaffen oder verstärken.
Es vergingen einige Wochen.
Der Herbst nahte mit großen Schritten.
Dairon ließ sich mehrmals von Sergenas nach Tammar teleportieren und erledigte dort Geschäfte.

Einmal brachte er Celebes mit in die Dunkelburg, welcher sich aus den Wirren, in die Schattenfürsten hineingestürzt waren, weitestgehend heraus hielt und sich so eine Auszeit in der vergleichsweise ruhigen Dunkelburg nahm. Dieser mietete sich eine Zelle in Grün West, in der Dämmerung, und richtete sich eine kleine, doch bequeme Zuflucht ein.

Der Wind pfiff kalt vom nicht mehr so nahen Meer aus Westen herein, und brachte viel Regen und Nebel. Das meiste Leben zog sich in die Schächte zurück und machte sich für den Winter bereit.

Tyrannoskleriker wurden ausgesandt, um verschiedene Stämme von Humanoiden, wie Gnolle und Hobgoblins aus der Gegend zu konvertieren und danach für die Armee zu rekrutieren, und so schwollen die Ränge der Garnison beständig mit solchen Kreaturen an. Der Krieg im Osten lief gut, die gesamte Mondseeregion wurde von den Zentharim nun direkt kontrolliert.

Rakis wurde als Oberleutnant in die Armee einberufen. Man verabschiedete sich unter Händedrücken und Schulterklopfen, als der Gedankenkrieger in den Westen zog, um dort bei dem Angriff auf die Talländer mitzuwirken.

***

27. Marpenoth 1372

Nebel lag wie ein Meer auf den Hügeln rings um die Dunkelburg und dämpfte alle Geräusche. Die Bergfestung stand auf ihren Gebirgsausläufer wie eine Insel in einem grauen Ozean. Der Nebel legte sich klamm auf die Haut und die Kleidung. Die meisten Leute hatten sich in dicke Wollumhänge gehüllt und die Kapuzen aufgesetzt, und verbrachten nicht mehr Zeit an der frischen Luft als nötig. Man hörte kaum das Läuten der Kathedralen zur elften Stunde des Morgens. Sergenas und Dairon standen auf der Außenmauer und starrten in die Tiefe, beide hatten sich gestrickte Mäntel übergeworfen. Der von Dairon war ein Wappenrock des Fürsten der Finsternis, und der von Sergenas über und über mit silbrigen Runen bedeckt, die nur Zauberer verstanden. Ansonsten waren beide schwarz.
Dairon hatte sich auch einen Waffenrock aus Mithril machen lassen, der nun wie die Schöße eines Mantels seine Beine schützte. 

„Ich hatte letzte Nacht beim Beten wieder diese Vorahnung.“

Sergenas sagte nichts, er kannte Dairon.

„Es war wieder dieses irrwitzige Schlachtfeld, und vom Himmel schien eine schwarze Sonne, wie eine Umkehrung des natürlichen Himmels. Und es brachen Dämonen aus dem Boden hervor, und seltsame drachenartige Wesen… und im Hintergrund stand eine schattige Figur… und dahinter….“ Der Imperzeptor beendete den Satz nicht.
„Denkst du das war eine Vision der Zukunft?“

„Ich denke dass du eine mögliche Zukunft gesehen hast, aber bedenke, dass solche Visionen immer sehr starke Symboliken enthalten. Dass unruhige Zeiten auf uns zukommen wissen wir, seid uns die westlichen Königreiche der Schwertküste den Krieg erklärt haben. Wir haben fast nur noch diese unzivilisierten Rekruten aus den Reihen der Nichtmenschen.“

„Ich nehme mal an, dass der Wahnsinnige dabei eine große Rolle spielen wird.“ Dairon weigerte sich, Cyric beim Namen zu nennen.

„Bedenke auch, dass man ihn auch ‚Prinz der Lügen’ nennt.“ Meinte der Chronomant.
„Es wird Chaos kommen. Wir werden es sähen, doch wir werden es auch ernten. Der Winter kommt.“

E N D E
Titel: Re: Lords of Darkness II
Beitrag von: kreuzi am 17. November 2008, 09:46:43
Hi Gerthrac,

schööne Story. Dein Schreibstil gefällt mir echt gut. Hoffe bald mal wieder was von Dir lesen zu können.

Gruss,

Kreuzi (Bin glaube ich Fan von Dir :) )
Titel: Re: Lords of Darkness II
Beitrag von: Alcarin am 18. November 2008, 19:03:51
Sehr schönes Ende wie erwartet ;)

Dem Rest kann ich nur raten dabei zu bleiben, jetzt gehts erst richtig los!

Mfg
Alca aka Sergenas
Titel: Re: Lords of Darkness II
Beitrag von: Topas am 19. November 2008, 11:08:46
Ich werde sicher weiterlesen.
Titel: Re: Lords of Darkness II
Beitrag von: Xorus am 20. November 2008, 12:48:29
Ein dickes Lob an den Autor!

Ich freue mich auch schon auf die Fortsetzung!


Gruß, Xorus
Titel: Re: Lords of Darkness II
Beitrag von: Negrim am 03. Dezember 2008, 09:07:46
tolle Story, schön geschrieben.

Bin gespannt auf mehr.

Negrim
Titel: Re: Lords of Darkness II
Beitrag von: Gerthrac am 04. Dezember 2008, 17:44:57
Danke für die netten Worte :)

LoD3 ist schon in Arbeit, auch wenn ich befürchte, dass es etwas dauern wird, bis ich dieses neue Kapitel unserer Antihelden anschneiden kann.