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Workshop => Story Hour => Thema gestartet von: Zellara am 26. März 2008, 17:58:28

Titel: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 26. März 2008, 17:58:28
Dieser Thread soll sowohl der Verwaltung der Spielercharaktere, wie auch als Zusammenfassung der Abenteuer für die Spieler selbst und interessierte Mitleser dienen.

Wie man der Beschreibung des Themas entnehmen kann, spielen wir den zweiten Abenteuerpfad aus der Pathfinder-Reihe (http://paizo.com/pathfinder/adventurePath) von Paizo Publishing: Curse of the Crimson Throne. Da Paizo um die Unterstützung beim Playtesting des Pathfinder RPGs (http://paizo.com/pathfinder/pathfinderRPG) gebeten hat, haben wir die Kampagne mit der ersten Phase des Alpha Tests begonnen, haben uns über die beiden nachfolgenden Phasen zum Beta Test gespielt. Dann haben wir auf die finalen englischen Regeln umgestellt und mittlerweile verwenden wir die deutsche Version von Ulisses (http://www.ulisses-spiele.de/index.php?id=115). Aber keine Sorge, bald wird wieder weitergetestet, denn Paizo bittet wieder zum Playtest des Advanced Player's Guide(s) (http://paizo.com/pathfinder/pathfinderRPG/v5748btpy8b6g).

Kommentare und Verbesserungsvorschläge sind ausgesprochen erwünscht!

Wer mehr über den Abenteuerpfad erfahren will, kann das im Curse of the Crimson Throne Player's Guide (http://paizo.com/pathfinder/v5748btpy806v), den man kostenlos von Paizo herunterladen kann.



Inspirationen und Einflüsse

So genannte "Gothic Dungeons" sind seit langer Zeit ein wichtiges Element des klassischen D&D-Spiels. Erst kürzlich rückte dieser Bestandteil jedoch wieder so richtig ins Rampenlicht, wie im Neuaufguss Expedition to Castle Ravenloft oder ganzen Kampagnen wie dem Age of Worms Adventure Path (http://en.wikipedia.org/wiki/Age_of_worms). In CotCT finden sich nicht nur solche Gothic Dungeons, sondern wirklich alle typischen Elemente des literarischen Genres, das man als Gothic Horror oder Gothic Fiction (http://en.wikipedia.org/wiki/Gothic_novel) bezeichnet. Es folgt ein kurzer Beleg dieser Behauptung und damit eine Art CotCT-Vorschau.

Zitat
Prominent features of Gothic fiction include terror (both psychological and physical), mystery, the supernatural, ghosts, haunted houses and Gothic architecture, castles, darkness, death, decay, doubles, madness, secrets and hereditary curses.
The stock characters of Gothic fiction include tyrants, villains, bandits, maniacs, Byronic heroes, persecuted maidens, femmes fatales, madwomen, magicians, vampires, werewolves, monsters, demons, revenants, ghosts, perambulating skeletons, ...

Unter den einzelnen Werken, die man dem Genre zusprechen kann, ist wohl Bram Stokers Dracula (http://de.wikipedia.org/wiki/Dracula_(Roman)) das einflussreichste. Eine These die ich weniger auf meinem profunden Kenntnis viktorianischer Literatur gründe, denn auf die Tatsache, dass der Abenteuerpfad mitunter eine Hommage des Klassikers I6: Castle Ravenloft (http://en.wikipedia.org/wiki/Ravenloft_(D&D_module)) ist. Neben bereits erwähnten Dingen wie alten Schlössern, Untoten und Scheusalen von anderen Existenzebenen wird hier vielleicht nicht der Aufbau des Abenteuers bzw. der Kampagne durch das Legen von Karten ähnlich dem Tarot bestimmt, sondern die Launen des Schicksals in Form von Boni auf bestimmte Würfe simuliert. Auch die Varisianer Golarions sind eine deutliche Parallele zu den Zigeunern auf die man in Ravenloft stösst.

Jedoch spielt der eigentliche Schauplatz der Kampagne wohl die größte Rolle: Korvosa. Besser gesagt oder geschrieben die Stadt (http://de.wikipedia.org/wiki/Stadt). CotCT ist vornehmlich eine urbane Kampagne. Hauptsächlich in der ersten Hälfte des Abenteuerpfades finden die Begegnungen der Module auf, unter und über den Strassen Korvosas statt. Es ist also nicht unbedingt verkehrt sich mit dem Phänomen Stadt auseinander zu setzen.
Korvosa ist nicht die Stadt oder Metropole Golarions schlechthin, also kein Sharn oder Tiefwasser. Nein, regeltechnisch gesehen ist es nur eine Large City. Aber es ist der Torweg zu Varisia, die größte Stadt der Region und ein wichtiges Handelszentrum in dem sich Leute aus aller Herren Länder finden.
New York (http://de.wikipedia.org/wiki/New_York_City) zeigt die meisten Parallelen zu Korvosa. Obwohl die Stadtstrukturen an sich nicht zu vergleichen sind, ist der Konflikt bzw. das Aufeinandertreffen von kolonisierenden Siedlern und Ureinwohern einer schamanistischen Kultur in beiden Stadtgeschichten zentral. Auch topographisch gesehen besitzen beide Städte Ähnlichkeiten: ein Fluss, eine Insel und die Nähe zur See.
Dieser Vergleich wird allein durch den Titel des dritten Abenteuers unterstrichen: Escape from Old Korvosa (http://paizo.com/pathfinder/adventurePath/curseOfTheCrimsonThrone/v5748btpy82t5), der wiederum auf dem Film Escape from New York (http://en.wikipedia.org/wiki/Escape_from_New_York) zurückzuführen ist. Das Modul besitzt viele Elemente des Films und ist definitiv vor dem Spielen anzusehen. Wenn auch keine so direkte Übersetzung wie Escape, zeigt Edge of Anarchy (http://paizo.com/pathfinder/adventurePath/curseOfTheCrimsonThrone/v5748btpy81xw) Einflüsse von Gangs of New York (http://de.wikipedia.org/wiki/Gangs_of_New_York). Also jede Menge Big Apple in CotCT!

Spätestens im vierten Abenteuer, History of Ashes (http://paizo.com/pathfinder/adventurePath/curseOfTheCrimsonThrone/v5748btpy82u9), geht es in die unbarmherzige Wildnis Varisias. Die bereits erwähnten Ureinwohner, die schamanistischen Shoanti, spielen eine zentrale Rolle in dem Modul dessen Handlung und Atmosphäre sehr schön mit dem Film The Missing (http://de.wikipedia.org/wiki/The_Missing) näher gebracht werden kann. Schon seit einiger Zeit warte ich auf eine Gelegenheit mehr Western (http://de.wikipedia.org/wiki/Western) in unser Spiel zu bringen und die Shoanti bieten mir endlich einen "Vorwand"! Yee Haw!



Inhaltsverzeichnis:

Kapitel Eins: (http://forum.dnd-gate.de/index.php/topic,18344.msg335751.html#msg335751) Am Rande von Anarchie (Originaltitel: Edge of Anarchy) (http://paizo.com/pathfinder/adventurePath/35E/curseOfTheCrimsonThrone/v5748btpy81xw)

  Zwischenspiel: (http://forum.dnd-gate.de/index.php/topic,18344.msg337455.html#msg337455) Der Goldene Goblin
  Zwischenspiel: (http://forum.dnd-gate.de/index.php/topic,18344.msg354930.html#msg354930) Der Blaue Stern, Teil 1

Kapitel Zwei: (http://forum.dnd-gate.de/index.php/topic,18344.msg402857.html#msg402857) Sieben Tage bis ins Grab (Originaltitel: Seven Days to the Grave) (http://paizo.com/pathfinder/adventurePath/35E/curseOfTheCrimsonThrone/v5748btpy82qy)

  Zwischenspiel: (http://forum.dnd-gate.de/index.php/topic,18344.msg406972.html#msg406972) Der Blaue Stern, Teil 2
Titel: Edge of Anarchy
Beitrag von: Zellara am 26. März 2008, 17:58:57
Cael

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Hintergrundgeschichte (Anzeigen)

Titel: Edge of Anarchy
Beitrag von: Zellara am 26. März 2008, 17:59:31
"Daro" Phileus Falkenauge

Spielwerte (Anzeigen)

Vorgeschichte (Anzeigen)

Titel: Edge of Anarchy
Beitrag von: Zellara am 26. März 2008, 18:00:14
Mercutio Dragonetti

Spielwerte (Anzeigen)

Zauberbuch (Anzeigen)

Aussehen (Anzeigen)
Titel: Edge of Anarchy
Beitrag von: Zellara am 26. März 2008, 18:00:52
Yolana

Spielwerte (Anzeigen)
Titel: Edge of Anarchy
Beitrag von: Zellara am 26. März 2008, 18:01:53
Zahira

Spielwerte (Anzeigen)
Titel: Edge of Anarchy
Beitrag von: Zellara am 31. März 2008, 18:28:16
Zanovia Tabuu

Spielwerte (Anzeigen)

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Aussehen (Anzeigen)
Titel: Re: Edge of Anarchy
Beitrag von: Zellara am 26. Juli 2008, 08:26:30
Dramatis Personae


Acillmar ist Paravicar, das spirituelle Oberhaupt des Ordens des Nagels.

Ausio Carowyn ist der betagte Patriarch von Haus Carowyn.

Baguro Zaglassi war ein Höllenritter der bei einem Goblinüberfall auf dem Goldmarkt erschlagen wurde.

Bartek Tabuu ist ein Sczarni und Zanovias Bruder.

Brienna Soldado, "Briese" ist die Nichte von Grau Soldado und einer der ersten Fälle von Blutschleier.

Carmelizzia ist eine Halbelfin und Novizin der Kirche Pharasmas.

Cressida Kroft ist der Feldmarschall Korvosas und somit das Oberhaupt der Stadgarde.

Darrb Tuttel ist der Erzbankier, das Oberhaupt der Abadarier von Korvosa.

Darvayne Gios Amprei ist der Botschafter von Cheliax und der Liebhaber einer Aristokratin namens Verania Tvastiox.

Deyanira Mirukova ist eine varisianische Musikerin, die ihren Bruder vermisst.

Devargo Barvasi, der "König der Spinnen" ist der furchteinlösende Herrscher über das Vergnügungsviertel Aals End.

Doktor Rainer Davaulus ist der Anführer der Königlichen Medikusse.

Elkaris ist ein Dummkopf und Totenhändler, der auch Rolth belieferte.

Eodred Arabasti II war der letzte König von Korvosa.

Gaedren Lamm war ein fieser, alter Gauner, der Kinder gezwungen hat die Drecksarbeit für sich zu erledigen.

Gaekhen war ein junger Shoanti der während der Unruhen erschlagen wurde und dessen Körper an Rolth verkauft wurde.

Glorio Arkona ist der wohltätige Patriarch von Haus Arkona.

Grau Soldado ist ein Hauptmann der Garde Korvosas, den der Tod des Königs etwas aus der Bahn geworfen hatte.

Hadrak Bergbolzen ist ein Zwerg und Armbrustmacher, er ist der Ziehvater von Daro.

Ignacio Ornelos ist der gut aussehende Neffe des Dekans der Acadamae.

Ileosa Arabasti ist die Gemahlin des verstorbenen Königs von Korvosa und somit die neue Königin des Stadtstaats.

Ishani Dhatri ist Kammerwächter und Priester in den Heiligen Hallen Abadars.

Janja Tabuu ist Schaustellerin und die Mutter von Zanovia.

Jophiela von Friess war eine Paladin der Iomedae aus Magnimar, die im Kampf mit der Hohe Priesterin des geheimen Urgathoatempels fiel.

Keppira d’Baer ist die ehrwürdige Bischöfin der Kirche Pharasmas.

Maidrayne Vox ist die unbarmherzige Herrin der Klingen, eine Obere im Orden des Nagels.

Marcus Thalassinus Endrin ist der gutaussehende Kommandant der Schwarzen Kompanie.

Melyia Arkona ist die wunderschöne Base von Fürst Glorio Arkona.

Olek Tabuu ist ein Sczarni und Zanovias Bruder.

Ornher Reebs ist der Hohepriester des Asmodeustempels.

Phaeton Skoda ist Arkanist und Inhaber des Ladens Heckenzauberei.

Rebekto Tabuu ist bezahlter Schwertkämpfer und der Vater von Zanovia.

Relko, "Ritter Rotznase" ist der altkluge Lehrling von Hadrak Bergboltzen.

Rolth der Totenbeschwörer war ein gesuchter Mörder und Nekromant, der aus seinen Opfern abscheuliche Kreaturen geschaffen hat.

Ruan Mirukova ist ein junger Varisianer und virtuoser Ocarinaspieler, der während der Feierlichkeiten in Haus Carowyn verschwand.

Sabina Merrin ist die wunderschöne, kühle Leibwächterin der Königin.

Sagitar Tiguan ist ein Halbling und Wandermagier der auf dem Goldmarkt von Zeit zu Zeit seine Waren feil bietet.

Severs DiVri ist Lictor und somit Anführer der Höllenritter vom Orden des Nagels.

Shadfrar war ein Shoanti des Lyrune-Quah der das Herz der jungen Zanovia erobert hatte.

Tausend Knochen ist ein Shoanti und der Schamane der Skoan-Quah, des Schädelklans.

Tayce Soldado ist die Mutter von Briese und die Frau des ermordeten Bruders von Grau Soldado.

Theandra Dunkellicht ist die Wirtin der Drei Ringe Taverne in Nordend.

Totengräber Thumak ist ein Zwerg und Friedhofsdiener mit unheimlichen, mystischen Kräften.

Trinia Sabor ist eine junge Malerin die den König porträtiert hatte und als dessen Mörderin gilt.

Tuggins ist ein Gnom und der lispelnde Wirt des Goldfalken.

Valdur Bromathan IV, ist das Oberhaupt von Haus Bromathan und ein Priester der Sarenrae.

Vencarlo Orisini ist ein berühmter Waffenmeister und Fechtlehrer dessen Akademie sich in Alt Korvosa befindet.

Vendra Loaggri ist eine Betrügerin, die den Bürgern Korvosas ein falsches Heilmittel aus Flusswasser verkauft hat.

Verania Tvastiox ist die heimliche Geliebte von Botschafter Amprei.

Verik Vancaskerkin ist ein Deserteur der Garde Korvosas.

Zellara war eine geheimnisvolle Varisianerin deren Geist den Schicksalskarten aus Lamms Versteck innewohnt.

Zenobia Zenderholm ist die Matriarchin von Haus Zenderholm und Hohe Richterin die auch "Galgenkrähe“ genannt wird.

Zerina Tabuu ist die kleine Schwester von Zanovia.
Titel: Re: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 05. September 2008, 10:45:45
Endlich kann ich den ersten Eintrag in Zanovias Reisetagebuch präsentieren:


2. Pharast, 4708 AZ

Wenn meinen Lederbeutel auch mehr Kupferkniffe als Goldsegel füllten, stimmte mich das nicht traurig. Der Frühling zog in meine Stadt Korvosa. Am Vormittag vertrieb ich mir die Zeit mit Übungen, die einerseits meine Kampfkunst und meine Geschicklichkeit verbessern sollte, aber mich andererseits auch vom Schicksal meiner Familie ablenken. Alle gaben mir die Schuld für das Verschwinden meiner kleinen Schwester Zerina. Mich allein machten sie verantwortlich. Sie sprachen kaum noch mit mir und ich konnte diesen Zustand nicht mehr ertragen.
Die bereits heisse Sonne trieb mir den Schweiß auf die Stirn. Als ich mich am Brunnen erfrischen wollte fand ich eine Orakelkarte in meinem Trinkbecher auf deren Rückseite geschrieben stand:

„Ich weiß was Gaedren dir angetan hat. Er hat auch mein Leben zerstört. Ich weiß wo er sich versteckt, jedoch kann ich nicht gegen ihn vorgehen. Komm zu mir, komm zur Lanzettenstrasse 3 bei Sonnenuntergang. Noch mehr Leute wie du und ich werden dort sein. Gaedren wird seinem Schicksal gegenüber treten müssen. Es wird Zeit, dass Gerechtigkeit geübt wird.“

Nachdem ich die Karte rasch unter meiner Bluse verborgen hatte, sah ich mich kurz um, wer sie dort versteckt haben könnte. Ich konnte jedoch niemanden entdecken. Wer war das? Woher wusste derjenige vom Verschwinden meiner Schwester? Die Lanzettengasse lag in Mittland und bereits zu diesem Zeitpunkt verspürte ich das dringende Bedürfnis mich dorthin zu begeben. Vielleicht konnte ich vor diesem ominösen Treffen dort etwas auskundschaften. Warum sollte ich bis zur Dämmerung warten?


Das schmucke Fachwerkhaus zu dem mich die Karte geführt hatte, forderte mich geradezu auf es zu betreten. Im Inneren hüllte mich eine Duftwolke aus Räucherwerk ein. Dicke Teppiche, frische Blumen und goldbestickte Gobelins schmückten den einzigen Raum. Einer davon zeigte eine Bestie mit schwarzem Schädel die mit den Herzen von Menschen jonglierte, während ein anderer zwei Engel die auf dem schneebedeckten Gipfel eines Berges tanzten darstellte. Ein dritter Wandteppich zeigte eine verhüllte Gestalt in Nebelschwaden die in ihrer skelettierten Hand ein flammendes Schwert hielt. Auf einem Tisch stand ein Korb, der mit einem blauen Tuch abgedeckt war. Darauf lag ein Brief. Es schien niemand außer mir im Raum zu sein, also hielt ich es für das beste den Brief zu öffnen. Die Schrift glich der auf der Karte: Vielen Dank für dein Erscheinen. Ich bin mir ein wenig die Füße vertreten, bin jedoch gleich wieder da. Bitte setz dich und mach es dir bequem, während du wartest. Im Korb unter dem Tisch findest du Brot und Saft.

Plötzlich stand ein Teufler - das hat mir gerade noch gefehlt - und ein Junge vor mir. Nachdem wir festgestellt hatten, dass jeder von uns eine Karte erhalten hatte, stellten wir uns einander vor. Der Teufler nannte sich Mercutio Dragonetti und der junge Bursche war ein gewisser Daro Phileus Falkenauge.


Gegen frühen Abend wurde die Tür vorsichtig geöffnet und eine hübsche, Frau mittleren Alters schlüpfte hinein. Sie hatte lange dunkle Haare die sie mit einem farbenprächtigen Kopftuch bedeckt hatte. Eine Varisanerin! Die geheimnisvolle Frau bezeichnete uns als ihre Freunde und bat uns dringend um Hilfe. Ihr Name war Zellara. Sie erzählte uns, dass Lamms Männer ihren Sohn ermordet hatten und zudem wurden ihre Schicksalkarten gestohlen. Ihre einzige Einnahmequelle. Der Teufler konnte es an dieser Stelle nicht lassen zu bemerken, dass der Diebstahl der Karten ja wohl nicht so schwerwiegend sei. Dumme Äußerungen eines Chels eben! Zellara klagte weiter über die Unfähigkeit der Stadtgarde, die hätte bisher nichts gegen Lamm unternommen, was ich nur bestätigen konnte. Sie wusste jedoch wo sich der Alte versteckte und bat uns, ihn am Westpier 17 in einer alten Fischerei aufzuspüren. Ich sprach meine Gedanken laut aus: „Lamm hat den Tod verdient, wir müssen ihn vernichten.“ Der eingebildete, hochnäsige Teufler sprach von gerechter Strafe und ordentlicher Gerichtsverhandlung. Schwachsinn! Zellara befragte die Karten bezüglich unseres Vorhabens, allerdings sah es eher finster aus. Die Geister der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft berichteten nur Unheilvolles. Mercutio wetterte und schimpfte über die Voraussagungen, sodass wir streitend das Haus verließen. Ständig betonte er, wie wichtig ihm eine vernünftige Gerichtsverhandlung sei. Warum?! Lamm hat den Tod verdient!

Daro war schon verschwunden, als wir noch mitten im Wortgefecht steckten. Ich habe mich sehr über Mercutio geärgert, denn ich war der Meinung, dass wir Einigkeit zeigen mussten, um erfolgreich gegen so einen verschlagenen Mann vorzugehen. Als wir am Westpier die alte Fischerei erreicht hatten, stellten wir fest, dass es mit einer rostigen Kette und einem dicken Schloss gesichert war. Mercutio konnte eine schwache magische Aura im Inneren spüren. Wenigstens etwas, was ich ihm zu Gute heißen musste! Währenddessen hatte Daro das Gebiet erkundet: Holzstege führten um das verfallene Gebäude, zwei Eingänge, hinter der Fischerei befand sich eine völlig marode Fähre die mit unzähligen dicken Tauen an den Stützen von Steg und Fischerei festgemacht war. Doch der Weg über die Holzstege war gefährlich laut und unsicher. Die Hintertür ließ sich jedoch leicht öffnen. Im Inneren befand sich ein riesiger Bottich gefüllt mit stinkenden Fischinnereien. An der Unterseite der Galerie in diesem hohen Raum baumelten Hängematten und ich konnte wieder einen rot aufgemalten Fisch erkennen, wie ich ihn bereits auf Fässern vor dem Gebäude gesehen hatte. Mehrere Kinder, völlig verschmutzt und verwahrlost, stopften gierig eine schleimige Mahlzeit die an eine Art Brei erinnerte in ihre kleinen Münder. In dem Moment da die Kinder ihren Wächter als den Kicherer benannten kam ein grässlicher Halbork die Treppe herunter. “Wir holen euch hier raus!“, konnten wir ihnen gerade noch zurufen, als ich den einäugigen Koloss mit meinem klingenbewährten Schal zu Boden riss. Mercutio beschoss ihn mit Säurepfeilen aus magischer Energie und Daro, bereit zum Angriff, lud seine Armbrust. Leider konnte ich den Angriff des Kicherers nicht mehr abwehren. Die Kinder hatten sich um ihn geschart und es wurde immer schwerer ihn zu treffen. Nach einem weiteren Säurepfeil von Mercutio blieb der Koloss dann jedoch bewusstlos am Boden liegen.
Als wir uns eines der Kinder schnappten und befragten, erzählte der kleine Kerst, dass sich hier noch der Alchimist und ein hinterhältiger Gnom aufhielten. Dann floh auch er eilends mit den anderen Kindern in die nächtlichen Strassen Korvosas hinaus.

Nachdem Daro und ich die Leiche des Kicherers in den Fischbottich gesteckt hatten, machten wir uns zu dritt in der oberen Etage auf die Suche nach den beiden anderen üblen Gesellen. Wir setzten darauf, dass uns einer von beiden schon sagen konnte wo Lamm sich versteckt hält. Aus einem der Räume drang bösartiges Knurren. Als wir den Raum stürmten, stürzte sich sofort ein bissiger Hund auf Daro und schnappte nach ihm. Nachdem es beiden Männern nicht gelungen war, das angriffslustige Tier zu töten, betrachtete ich es als meine Pflicht es außer Gefecht zu setzen.
Es gab hier oben noch weitere Türen, hinter denen sich jemand verstecken konnte. Hinter einer Tür im nördlichen Teil der Fischerei war Geflüster zu hören und mir war auch so als hätte ich leises Wimmern gehört. Als wir daraufhin eintraten, umfing uns ein ekelhafter Geruch. In einer rostigen Wanne vermischten sich Blut und Wasser. Der Raum war lediglich mit Schrank und Schreibpult möbliert. Mehrere Kinder waren wohl gerade damit beschäftigt ebenfalls ihre Mahlzeit einzunehmen, denn sie hielten Messer in ihren kleinen Fäusten. Plötzlich stachen ein paar von ihnen auf mich ein. Andere rüttelten an den Türen und versuchten zu entkommen. Einen kurzen Moment zögerte ich, ich konnte nicht mit Kindern kämpfen. Doch als mich die Klinge besonders hartnäckigen Kindes zum zweiten Mal traf schlug ich zu. Und meine Schläge waren gewaltig! Die Kinder rannten davon. Nur der Kleine, der mit die schmerzhaften Wunden zugefügt hatte kämpfte weiter. Er sah mir in die Augen, und ich blickte in ein Gesicht, dass ich seltsamerweise bereits kannte. Dieses Kind hatte mit meiner Zerina am Tag ihres Verschwindens gespielt! Dann erkannte ich, dass dieses Kind gar kein Kind war, sondern ein Gnom. Von Wut gestärkt, streckte ich den Verbrecher mit meinem Sternenmesser nieder.
Ein Schlüssel, den er bei sich trug, passte zum Schrank im selben Raum. Die paar Silberschilde und Kupferkniffe bekam Daro.

Die Tür zum nächsten Raum war verschlossen. Der Junge mit der Armbrust öffnete sie mit Leichtigkeit. Sogleich vernahmen wir die Stimme eines gereizten Mannes und das Weinen eines kleinen Mädchens. Ohne zu überlegen, stürmte ich den Raum und stand vor dem widerlichen Alchimisten. Der Verbrecher hatte unnatürlich gelbes Haar und gerötete Haut, Zerina schien in einem Dämmerzustand unter dem einzigen Tisch zu liegen. Sofort versuchte ich ihn zu Fall zu bringen und den Zauberstab zu entwenden, den er drohend gegen uns erhoben hatte. Doch er schoss mir mitten ins Gesicht. Säure brannte in meinen Augen und Tränen raubten mir die Sicht. Daraufhin holte Daro aus und spaltete mit seiner Axt den Schädel des Alchimisten. Was für ein schwerwiegender Fehler! Warum hat er ihn getötet?! Wir hätten ihn unter Folter nach Lamm befragen können! Dafür musste er Ohrfeigen von mir und vom Teufler hinnehmen. Ich kann nicht sagen welche meiner Gefühle die stärkeren waren: die Freude über das Finden Zerinas oder die Wut über Daros Dummheit. Ich eilte zu meiner lieben Kleinen, schloss sie fest in die Arme und drückte sie. Dieses Mal liefen mir die Freudentränen aus den Augen. Als Zerina das wieder klar bei Verstand war, wusste sie uns zu berichten, dass Lamm sich in der Fähre versteckt hielt. Leider musste ich Zerina vorerst hier zurücklassen, denn für mich gab es noch eine wichtige Aufgabe zu erledigen: Rache an Lamm zu üben.

Wir erreichten das fest vertäute, modernde Fährboot. Alles war voll Schimmel und in völlig verrottet. Um besser sehen zu können versah uns Mercutio mit einer magischen Lichtquelle. Als ich eine Holztüre ins Bootsinnere öffnen wollte stöhnten Holzplanken unter unseren Füßen bedrohlich und plötzlich brach Mercutio durch das morsche Deck. Er landete unsanft im finsteren Laderaum, wo er sogleich von vier Katzenspinnen in Empfang genommen wurde. Ihm zu Hilfe kommend, ließen auch wir uns hinab in die Dunkelheiten, die uns allergrößte Mühe bereitete die Biester zu treffen. Eine war besonders langlebige und verletzte Daro erheblich. Dann gelang es mir endlich sie zu erschlagen. Erleichtert wollte ich über eine Treppe wieder nach oben klettern, als erneut eines dieser grässlichen Spinnentiere mitten in mein Gesicht sprang. Allen guten Göttern sei Dank, ich konnte auch sie bezwingen.

Aber wo hatte sich Lamm nur verbarrikadiert? Befand er sich überhaupt noch an Bord der Fähre? Wir bezweifelten es. Dennoch durchsuchten wir alles. Jede Kiste und Truhe. Alles! Wir fanden vier Heiltränke. Nicht schlecht dachten wir. Daros hartnäckige Suche, ließ ihn darüber hinaus einen Geheimgang entdecken. Wir folgten ihm und betraten eine geisterhafte Landschaft aus verwobenen Stützpfählen. Ein Steg führte zu einer schiefen Hütte unter der alten Fischerei. Die Holztüre dort war nicht mehr zu öffnen, alles war aufgequollen und es blieb uns nichts anderes übrig, sie aufzuhacken. Dahinter befand sich ein großer Raum in dem es erbärmlich nach Flusswasser stank. Über einer Aussparung im Boden baumelten rostige Handschellen von Tauen und Ketten. Auf einmal fielen mir die grässlichen Gerüchte über Lamms Schoßtier ein. Der alte Gauner sollte sich einen Alligator halten. Mussten wir mit einem Angriff aus den nassen Tiefen des Jeggare rechnen? Auf der anderen Seite des Raumes befand sich neben einer Art Verschlag ein Haufen Krimskrams. Aus dem Verschlag trat Lamm hervor. “Ihr wollt meine Schätze stehlen?“, zischte der Alte. Dabei schoss er einen Bolzen in das schmutzige Flusswasser, woraufhin der Alligator erschien und Lamm wieder verschwand. Ich glaube meine Wut, besser mein Hass, war so stark, dass ich ihm, ohne zu zögern folgte. Die Tür war verschlossen und ich musste sie auftreten. Doch das konnte mich nicht aufhalten den alten Bastard zu töten. Noch im Kampfrausch gelang es mir mit meinen beiden Helfern, denn als wahre Gefährten möchte ich sie nicht bezeichnen, auch Lamms Schoßtier unschädlich zumachen. Während ich mich so schnell wie möglich zu Zerina begab, durchsuchte Daro die Sammlung des Gauners. Er fand wertvolle Stücke. Besonders gut gefiel mir die juwelenbesetzte Brosche. Sie zeigte einen Pseudodrachen der im Kampf mit einem Teufelchen verstrickt war. Die Augen der Wesen bestanden aus kostbaren Edelsteinen. Nur der Verschluss war leicht beschädigt, aber das liess sich beheben.

Auch die Schicksalskarten von Zellara fand Daro. Als der Junge dann noch einen Blick in eine Hutschachtel warf, in der Hoffnung dort vielleicht eine prächtig gearbeitete Perücke zu finden, schloss er leichenblass sofort wieder den Deckel. Denn darin lag der abgehackte Kopf von Zellara.

Titel: Re: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 06. September 2008, 16:53:55
Obwohl ich es meinen Spielern bzw. der Spielerin von Zanovia überlasse von den Abenteuern der Helden der Kampagne zu berichten, werde ich kurze Erzählungen und Beschreibungen posten. Meistens handelt es sich um bedeutende Ereignisse des Abenteuerpfades. So wie die folgende Skizzierung der Umstände beim Verlassen der alten Fischerei kurz nach Mitternacht zeigt:


3. Pharast, 4708 AZ

Dunkle Rauchschwaden verschluckten das silbrige Licht des sichelförmigen Mondes. Jedoch war Korvosa nicht in schwarzer Finsternis versunken, sondern leuchtete im infernalen Licht unzähliger Feuer die über die ganze Stadt verteilt waren. Es mussten ganze Häuser sein, die da in Flammen standen. Eine Vermutung die das hektische Läuten von Alarmglocken zu bestätigen schienen. Aber auch das Geschrei und Gestöhn verzweifelter Seelen, sowie das Aufeinandertreffen von Stahl auf Stahl und sogar die sporadische Detonation arkaner Kräfte war zu vernehmen.

Ein Geschwader der Schwarzen Kompanie rauschte über den Fluss und die alte Fischerei hinweg, direkt auf Schloss Korvosa zu. Ein verwundeter Pferdegreif ließ Blut auf die Straßen der Stadt regnen, bevor das schwer verwundete Reittier an Höhe verlor und mitsamt des Soldaten auf seinem Rücken in eine Statue auf den Dächern eines brennenden Gebäudes krachte.

Plötzlich erhob sich die schrille Stimme eines Halblings über den Lärm dieser chaotischen Nacht. Der kleine Mann trug den roten Rock eines königlichen Herolds. Er stand auf einem leeren Holzfass vor einer gut besuchten Taverne und schrie unablässig: „Hört, hört ihr Leute von Korvosa! Der König ist tot! Lang lebe die Königin!“ Dann verscheuchte ihn ein geworfener Krug, der unter lautem Gegröl an der Wand zerschellte.

Diesmal war es ein Chor von betrunkenen Vandalen der seine Stimme erhob: „Hängt die Hurenkönigin! Ja, die Thronräuberin muss sterben!“ Die Männer begannen Fenster mit Pflastersteinen einzuwerfen, die sie mit abgebrochenen Stuhl- und Tischbeinen aus der Straße gerissen hatten. Erst das Erscheinen einer Gruppe gepanzerter Krieger konnte ihnen Einhalt gebieten. Schwarze Eisenpanzer und Helme mit riesigen, dämonischen Hörnern verrieten, dass es sich bei dem kleinen Stoßtrupp um die berüchtigten Höllenritter handelte, die die randalierende Meute auseinander trieben. Jedoch schienen die finsteren Gesetzesvertreter eine Bande von Plünderern zu verfolgen, die mit vollen Säcken auf der Flucht waren und die Straße hinunter spurten.
Titel: Re: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Berandor am 06. September 2008, 16:56:26
Kleiner Format-Tipp:

am besten machst du bei jedem Absatz eine freie Zeile, damit das einfacher zu lesen ist. In dem vorletzten Beitrag würde ich irgendwo zwischen "Daro..." und "Rache an Lamm zu üben" mindestens einen weiteren Absatz setzen. Und nicht kursiv posten.

All das macht es schwerer, die Texte zu lesen. Je einfacher es ist, desto eher nimmt man sich Zeit dafür.
Titel: Re: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 06. September 2008, 17:00:08
Kleiner Format-Tipp:

am besten machst du bei jedem Absatz eine freie Zeile, damit das einfacher zu lesen ist. In dem vorletzten Beitrag würde ich irgendwo zwischen "Daro..." und "Rache an Lamm zu üben" mindestens einen weiteren Absatz setzen. Und nicht kursiv posten.

All das macht es schwerer, die Texte zu lesen. Je einfacher es ist, desto eher nimmt man sich Zeit dafür.
Danke für den Tipp. Habe auch von meinen Spielern gehört, dass es sich mit mehr Absätzen leichter lesen würde. Ich denke du hast da einfach schon mehr Erfahrung. :cheesy:
Dankö.

EDIT: Ich hoffe jetzt tut man sich leichter.
Titel: Re: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 07. September 2008, 12:38:29
3. Pharast, 4708 AZ

Wir verließen die Fischerei, um die gefundenen Schätze zur Stadtgarde zu bringen. Doch als wir diesen unheilvollen Ort hinter uns gelassen hatten und auf die Strassen hinaustraten, hatte ich sofort gespürt, dass etwas ganz schreckliches passiert sein musste. Es roch nach Feuer, Alarmglocken wurden geschlagen, wir sahen Häuser in Flammen stehen, ganze Geschwader der Schwarzen Kompanie flogen über unsere Köpfen hinweg und ein stark verwundeter Pferdegreif stürzte sogar nahe von uns in den Tod. Die Menge war aufgebracht und überall krakeelte es. In meinem Kopf dröhnte es, dennoch konnten wir die Stimme eines königlichen Herolds ganz deutlich vernehmen:

„Hört, hört ihr Leute von Korvosa! Der König ist tot! Lang lebe die Königin!“

Was war das? Auf der anderen Seite vor einer kleinen Taverne stand ein wild gewordener Haufen und brüllte: „Hängt die Hurenkönigin! Ja, die Thronräuberin muss sterben!“ Das Volk war aufgebracht, ich konnte meine Gedanken nicht ordnen und Daro, der die Schätze  bei sich trug, jammerte dauernd, er müsse nach Hause zu seinem Vormund. Als ob es nichts Bedeutenderes zu denken gab!
Plünderer waren schon auf Beutezug und durchwühlten die abgebrannten Häuser. Doch die Gierschlunde wurden bereits von Höllenrittern verfolgt. Männer und Frauen, bewaffnet mit Tischbeinen und abgebrochenen Flaschen, randalierten gehörig und beschimpften die Aristokraten. Am Boden, im Dreck lag ein Jüngling. Offensichtlich ein Adelsmann. Über ihn war schützend ein Halbelf gebeugt. Und die aufgebrachte Menge wollte den jungen Aristokraten „haben“.
Als Daro sich dann auf den Weg zu seinem Vormund machte, konnten Mercutio und ich nicht anders, wir mussten uns in die Nähe der beiden Pechvögel wagen. Vielleicht war es bald notwendig ihnen zu Hilfe zu kommen. Ich schätze, es waren bald vier Dutzend von diesem Anarchistenpack. Verstanden, was sie eigentlich wollten, habe ich kaum. Falschspieler? Freundchen?

Der Teufler meinte es gut, und um die aufgebrachte Menge zu vertreiben, bemühte er sich, allerdings vergebens, einen Dämon zu beschwören. Auch mein Ablenkungsmanöver schlug fehl ich wollte die Aufmerksamkeit aller auf mich ziehen. Mercutio wurde dann jedoch von der tobenden Menge ins Visier genommen ziemlich. Dem Halbelf hingegen gelang es die Männer und Frauen zum Feiern und Saufen, statt zu Prügeln und Pöbeln zu überreden. Sie zogen endlich weiter. Das fremde Spitzohr heilte den verletzen Mercutio, so wie den Aristokraten.

Ich wusste von Ileosas schlechtem Ruf. Mir war eben bekannt, dass Ileosa angeblich auch Frauen liebte, wie sie eigentlich nur König Eodred lieben sollte. Doch mich störte das herzlich wenig, wenn sie dabei ihre Aufgaben als Regentin gut und gerecht erfüllte, warum nicht? Und natürlich von dem Fluch des Roten Throns: bevor ein Nachkomme, ein rechtmäßiger Erbe gezeugt werden kann, stirbt der Monarch, der Herrscher Korvosas einfach. Oder so ähnlich hiess es.
Ob der Teuler auch so dachte? Das hätte mich sehr interessiert. Und der Halbelf? Er schloss sich uns in dieser Nacht des Chaos und der Anarchie vorerst an. Ich wusste nicht genau was ich davon halten sollte.
Unsere eigenen Betten in dieser Nacht zu erreichen war absolut fraglich, denn in der verwüsteten Stadt würden wir uns nur noch mehr Gefahr aussetzen. Also beschloss ich, dass wir drei, Mercutio muckte nicht einmal auf, die Nacht in Zellaras Haus verbringen würden.



Aber welch trauriges Bild bot sich uns dort. Dicke Staubwolken  bedeckten den Boden und die Möbel waren allesamt ruiniert. Das konnte nicht sein! War alles bei unserem ersten Besuch eine Illusion gewesen? Oder jetzt? Plötzlich erschien uns eine geisterhafte Gestalt bläulichem Licht. Und es war Zellara die zu uns sprach:

„ Lamm hat mir das Leben genommen, doch ich kann nicht eher ruhen, die Schicksalskarten wieder in meinem Besitz sind und Rache geübt wurde.“ Ich wollte sie ihr augenblicklich zurückgeben, doch Zellara lehnte ab. Stattdessen erteilte sie uns die Aufgabe Korvosa vor dem Untergang zu bewahren. Dann löste sie sich in Luft auf.
Der Halbelf verstand gar nichts mehr. Er tat mir fast ein wenig leid, aber nur ein wenig! Und wir berichteten ihm, der sich übrigens Cael nannte. Wir erzählten ihm von unseren bisherigen Erlebnissen und den Ereignissen die uns zusammengebracht hatten.

Meine Freude über Zellaras Geschenk war unbeschreiblich. Noch in dieser unruhigen Nacht legte ich die Karten für uns.

Sie deuteten auf die neue, politische Situation in der Stadt hin. Mercutio und ich stritten uns erneut. Ich sagte ihm, dass ich hinter der Königin stehen würde, doch befürchte, dass alles ganz anders kommen würde. Ich hatte Angst um sie und wähnte Ileosa in größter Gefahr. Der Teufler lachte über diesen „Humbug“ mit den Karten, und wollte damit nichts zu schaffen haben. Ließ jedoch dabei nicht seine politische Einstellung durchschimmern. Er lediglich der Meinung, dass Ileosa den Thron rechtmäßig von ihrem toten Gemahl geerbt hatte.

Cael hielt es nicht mehr im Haus aus. Er musste nach draußen auf die Straßen. „Um den anderen helfen zu helfen“, sagte er. Er wollte sich in Richtung Schloss begeben. Und das Beste war, dass der Chel ihm folgen wollte. Er wollte mit „eigenen Augen sehen“, wie Cael half. Mercutio ist mir wirklich ein Gräuel!  Ich versuchte den Halbelf aufzuhalten und warnte ihn, dass überall gepanzerte Soldaten das Volk wegtrieben. Doch er wollte nicht hören.

Alleine bleibe ich im verwüsteten Haus zurück.

Meine Gedanken kreisten immer wieder um Mercutio. Fast glaubte ich, dass er so etwas wie Hass gegen mich empfand. Aber warum? Alle seine Äußerungen über mich oder über mein Verhalten waren so niederschmetternd, dass ich nur Wut empfinden konnte. Wenn ich an den Auftrag Zellaras dachte, erschien es mir sehr viel besser, wenn wir uns einigermaßen vertragen könnten. Wie sollte das weitergehen? Was war Cael für einer? Konnte ich ihm vertrauen?

Als sie wenige Stunden später zurückkamen und mir von ihren Erlebnissen berichteten, fühlte ich mich nur bestätigt und hatte kein Mitleid mit den beiden Narren.



Am nächsten Morgen schien alles ruhig und wir konnten es wagen, Daro in Alt Korvosa bei seinem Vormund aufzusuchen. Keiner war zu sehen, eine eigenartige Stimmung umfing uns. Die Luft roch noch immer nach Feuer und der blaue Himmel war hinter einem geisterhaften grauen Wolkenschleier verborgen.

Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich eine Gestalt in zerrissenen schwarzen Roben vor uns auf. Die Kapuze weit über das wirre graue Haar gezogen, schlürfte sie unheimlich auf uns zu. Es war ein alter Mann, der mit seinen krallenartigen Fingern nach Caels Gesicht griff. Er faselte etwas von den schrecklichen Dingen, die er in seinen Träumen gesehen habe. Darunter eben auch Cael. Das Gesicht des Alten war eingefallen, verfaultes Fleisch und fürchterlich braune Zähne ließen mich zurückweichen. Es war schaurig! Er spie:
„Das Auge des Groetus linst aus dem Knochengarten auf diese Stadt!“ und anderen Schwachsinn von der dunklen Stunde die Korvos bevorstünde. Dann griff er Cael an! Ich konnte diesen wahnsinnigen Propheten zu Fall bringen und Mercutio gab ihm mit einem Säurepfeil den Rest.

Unverhofft umringten uns Grauröcke die just in diesem Moment aufgetaucht waren. Die Gardisten beschuldigten uns des Mordes und nahmen uns gefangen. Wir wurden in ein stinkendes Loch geworfen, zu ein paar wahren Verbrechern. Der Gestank war unerträglich. Das einzige, was ich hier als gut beschreiben konnte war, dass sich Daro unter den Gefangenen befand.
In aller Kürze erzählte er uns von seiner Festnahme: man hatte ihn in einer Straßensperre aufgehalten und natürlich die Schätze von Lamm bei ihm gefunden. Diebesgut. Unter Folter hatte man ihm dann alles über seine „Mittäter“ entlockt. Daro hatte ihnen die Wahrheit gesagt und Mercutio und mir erzählt.
Als sich ein Mitgefangener an Daro vergreifen wollte, verlor ich die Beherrschung und es entstand eine wilde Rauferei zwischen diesem Schweinehund und mir. Unser Rufen nach den Wärtern wurde nicht erhört. Cael heilte die Bedürftigen und sprach den teilweise zu Unrecht eingekerkerten Mut zu.
Mein Körper zitterte und ich kämpfte damit meinen Mageninhalt bei mir zu behalten. Dann kam der Aufruf für Daro und Mercutio. Mehrere Gardisten holten sie heraus. Was geschah mit ihnen? Kurze Zeit später holten sie auch mich.
Immer noch zitterten mir die Beine. Ich wurde zu den beiden anderen in einen Verhörraum mit vier Schemeln gebracht. Mich kaum noch auf Füßen halten könnend sank ich erleichtert auf einen der Holzschemel. Dann trat eine junge, müde wirkende Frau in blutroter Rüstung aus den Schatten und begrüßte uns. Wir waren vor Feldmarschall Cressida Kroft höchstpersönlich geführt worden.

Daros Geschichte war überprüft worden. Bis auf die Brosche konnten wir die Schätze, die man bei dem Jungen gefunden hatte, behalten. Während uns frisches Wasser und Brot gereicht wurde, bat uns Kroft an in die Dienste der Garde zu treten. Korvosa war in Gefahr sich selbst in Stücke zu reißen und es sei wichtig für Ordnung in der Stadt zu sorgen, hatte sie gesagt. Kroft erzählte uns von einem Deserteur namens Verik Vancaskerkin, der sich mit seinen Männern in einem Schlachthaus am Nordtor versteckte. Er sollte lebend in die Zitadelle gebracht werden, um dort befragt werden zu können. Sie beschrieb uns Vancaskerkins Aussehen und verfasste für Daros Vormund Hadrak ein Schreiben über die Mitgliedschaft seines Zöglings in Korvosas Garde, so wie für uns Urkunden die uns als Agenten ausweisen sollten.
Unser erster Auftrag bei der Stadtgarde. Ich wusste noch nicht so ganz, was ich davon halten sollte.

Bevor wir uns auf den Weg zum Nordtor machten, tauschten wir unsere Schätze bei den Priestern Abadars gegen Heiltränke und sonstige nützlichen Gegenstände ein. Die Stadt bot einen schrecklichen Anblick. Betrübt besuchten wir verwüstete Geschäfte und passierten ruinierte Häuser.

Der Regen prasselte auf das Schild, auf dem eine fette, lachende Kuh zu sehen war, das über dem Eingang des alten Schlachthauses hing. Daro hielt nach Eingängen und Fluchtwegen Ausschau und schlich sich um das Gebäude. In einem Schaufenster neben dem Eingang lag rotes Fleisch auf einer schwarzen Marmorplatte und ich nahm mir vor eine Kundin zu mimen. Doch als Einer herauskam, bläffte er uns nur an, sie verkaufen nichts, sie  verteilen alles an die Armen und wir sollten verschwinden.

Fast eine Stunde haben wir gewartet, weil der liebe kleine Daro in der Nachbarschaft Lampenöl besorgen musste, um das Quietschen der Scharniere zu vermeiden. Das war schon richtig, fast lautlos denn. Auch die anderen Türen, und davon gab es nicht wenige, bereitete der Kleine entsprechend vor. So war es für uns ein Leichtes die verschiedenen Räume zu durchsuchen, ohne viel Lärm zu machen.

Überall klebte der metallische Geruch von Blut. Es gab einen Raum mit Wasserbecken, eines siedend heiß und dampfend, das andere eiskalt. Und da war ein Raum mit einer Konstruktion von verschiedensten Haken zum Lagern des getöteten Viehs. In dem Raum den Wasserbecken waren zwei Männer in Kettenhemden beschäftigt gewesen. Sie sprachen sich mit Parns und Karallo an. Auf meine Frage nach Vancaskerkin, ließ Parns sofort sein Werkzeug fallen und schlug mit einem Fleischhammer auf mich ein. Mein Schal versagte seinen Dienst und Cael forderte Parns mit magischen Worten auf, noch mal genau nachzudenken. Selten habe ich einen so stumpfsinnigen Gesichtsausdruck gesehen. Das ganze Fragespiel sollte jedoch noch spannender werden, denn Mercutio feuerte magische Geschosse ab und Daro kletterte geschickt auf die Eisenkonstruktion um erfolgreich mit der Armbrust anzugreifen. Mein Sturmangriff mit dem Schal war genial und lockte den zweiten namens Karallo an, der sich nun auch verpflichtet fühlte einzugreifen. Er wollte sich einfach nicht ergeben, obwohl das unser Vorschlag war. Sich einfach niederzuknien und sich zu ergeben.  Aber nein. Dieser Mistkerl setzte Cael heftig zu.
Nach längerem Gefecht gelang es uns die beiden zu fesseln und an die Eisenstangen zu hängen. Wie dumm von mir einen bewusstlos zu schlagen. Cael half ihm wieder ins Diesseits und wir konnten unsere Fragen stellen, um sie anschließend beide zu knebeln.

Nach dem Schweinestall mit den beiden fetten Sauen und Futtertrögen, öffneten wir die nächste Türe. Vom Korridor aus führte eine Treppe nach oben wo ich einen menschlichen Schatten auf dem Treppenabsatz erkennen konnte. Schon flog ein Pfeil auf mich zu. Mein Versuch dem Schützen so schnell wie möglich zu folgen und ihn zu Fall zu bringen, schlug leider fehl.
Er verschwand im Nebenraum und verschloss die Tür. Die Beschreibung von Kroft passte haargenau. Es handelte sich um den Anführer der Deserteure: Vancaskerkin. Als auch Daro oben angelangt war, öffneten wir die Tür. Vancaskerkin schoss einen weiteren Pfeil, doch dieses Mal riss ihm mein Schal eine tiefe Wunde ins Fleisch. Cael betrat den Raum und spendete Segen für unser Vorhaben der Festnahme. Unser Armbrustschütze übertraf sich selbst, so gut trafen seine Pfeile. Mercutio ließ endlich wieder seine magischen Geschosse auf den Deserteur zischen und Vancaskerkin sackte bewusstlos zusammen.

Auch ihn fesselten ihn. Nachdem Cael ihn geheilt hatte schlug er seine Augen auf und gestand er ein: “Ihr habt gewonnen!“
Auf dem Schreibtisch der Kammer stellten wir einen silbernen Dolch sicher, dann durchsuchten wir den Rest des Schlachthauses. Allerdings konnten wir keine weiteren Beweise oder Deserteure mehr finden.



Erschöpft kehrten wir schließlich mit unseren Gefangenen in die finstere Zitadelle Volshyenek zurück und sanken dankbar auf die harten Pritschen der Kaserne, um uns von den Strapazen der vergangenen Tage zu erholen.[/i]
Titel: Re: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 15. September 2008, 00:34:50
5. Pharast, 4708 AZ

Über die monumentale Treppenanlage der Stufenpyramide, auf deren Spitze Schloß Korvosa thronte, fegte ein kalter, garstiger Wind hinweg. Obwohl die eisige Luft unangenehm in die Gesichter der vier Agenten schnitt, verlangsamten sie unweigerlich ihren Aufstieg, um den Ausblick über die Stadt besser bewundern zu können.

Zahlreiche Statuen von Heiligen und Helden ragten vor den braunen Holzschindeldächern der kleinen Fachwerkhäuser von Mittland und Südküste von den prunkvolleren Herrenhäusern der Höhen in den weißgrauen Himmel empor. Am Stadtrand konnten sie die riesige Kuppel des Pantheons der Vielen erkennen, dessen weiße Marmorfassaden selbst an diesem grauen Tag weiß leuchteten. Doch auch ein anderes Gotteshaus erregte ihre Aufmerksamkeit. Es war der Asmodeustempel mit seiner ungewöhnlichen Sternenform und den roten Fenstern, die wie die finsteren Augen des Höllenfürsten selbst in die Stadt zu starren schienen.

Dann ermahnte der kalte Wind wieder zur Eile und rief das eigentliche Ziel des mühsamen Unterfangens zurück in die Köpfe der Vier.

Vor den Agenten erhoben sich die schwarzen, spitzen Zinnen von Schloß Korvosa, das wie die Kralle eines Drachen auf unschuldiges Blut zu warten schien. Sichtlich eingeschüchtert setzten die Vier ihren Aufstieg fort.

Auf dem Treppenabsatz wartete eine wunderschöne Kriegerin in kunstvoll gefertigtem Schuppenpanzer. Die Gardisten der Geleitpatrouille knieten demütig vor ihrer Anführerin nieder und begrüßten sie mit gesenkten Häuptern: „Seid gegrüßt Hohe Dame Merrin! Das sind die Agenten von denen Feldmarschall Kroft berichtet hat. Sie erbitten eine Audienz bei der Königin.“

Die Schönheit quittierte dies mit einem kühlen, aber nicht unfreundlichen Lächeln und einer angedeuteten Verbeugung in Richtung der vier Gäste. Sie trug ein mächtiges Krummschwert, an dessen schwarzer Klinge weiße Nebelfetzen wie hungrige Flammen flackerten. Der Knauf dieser eindrucksvollen Waffe besaß die Form einer goldenen Drachenklaue, die einen kugelförmigen Rubin hielt.

Sie legte ihre rechte Hand auf den rot funkelnden Edelstein und machte auf dem Absatz kehrt. Ihr weißer, golddurchwirkter Umhang bauschte sich im Wind auf und flatterte über die Köpfe der knienden Gardisten hinweg, dann schritt Merrin mit den sicheren Schritten einer geübten Schwertkämpferin in das Schloss voran.

Über dunkle Korridore gelangten sie letztendlich in den Thronsaal selbst.

Der Raum wurde von kunstvollen Fresken und Mosaics geschmückt. Drei große Fenster aus farbigem Glas zeigten die ruhmreichen Taten vergangener Monarchen. Am gegenüberliegenden Ende des Thronsaals stand der eiserne Herrschersitz Korvosas Monarchen, der berüchtigte Rote Thron. Bleiche Sonnenstrahlen fielen auf seine blutroten Polster, die die einzige Farbe im ganzen Raum zu sein schienen.

Eine zierliche Gestalt thronte auf dem beeindruckenden Sessel, verborgen unter kostbaren Schleiern der Trauer.

Die Anführerin der Palastwache führte die Besucher wenige Schritte vor den Thron. Sie gebot ihnen auf die Knie zu sinken und kündigte selbst mit gesenktem Haupt die vier Agenten an, bevor sie neben dem Roten Thron Stellung bezog.

Mit heller, aber dennoch fester Stimme begrüßte Königin Ileosa ihre Gäste, die nur wagten ein paar flüchtige Blicke auf die Monarchin zu werfen. Sie schenkten der Höflichkeit Ileosas kaum Beachtung, denn diese gehörte ihrer erhabenen Erscheinung. Die Herrscherin schwamm auf den blutroten Polstern in einem Meer aus schwarzer Seide, doch ihre vollkommene Schönheit  blieb unter den dunklen Schleiern ihrer Trauerkleidung verborgen und ließ sich lediglich erahnen.

„Diese Brosche wurde mir bereits vor einiger Zeit entwendet. Um ehrlich zu sein habe ich nicht erwartet sie jemals wiederzusehen. Dennoch tretet Ihr, in jener finsteren Stunde vor mich und beschenkt mich mit Güte.“, begann sie.

„Die Wiederbringung dieser Brosche bedeutet viel mehr als eine edelmütige Tat. Sie ist Inspiration. Sie ist Hoffnung.“

„Ich liebe Korvosa, wie es mein Gemahl vor mir getan hat. Sein Tod erschütterte die Stadt wie mich selbst, jedoch werde ich weder tatenlos zusehen wie sein Erbe nun mit ihm zu Grunde geht, noch werde ich meine Stadt im Chaos versinken lassen. Ganz Korvosa steht am Rande des Untergangs, heraufbeschworen von seinen eigenen Bürgern. Diese Unruhen dürfen nicht anhalten.“

„Ihr habt meinem Herzen bereits einen wertvollen Dienst erwiesen, indem Ihr mir in dieser finsteren Stunde dieses Schmuckstück wiederbeschafft habt und so sollt Ihr belohnt werden. Jedoch könnt Ihr Eurer Stadt erneut zu Diensten sein. Die Stadtgarde ist nicht gerade gut besetzt und kann sicher weiterhin die Hilfe von Helden wie Euch gebrauchen.“

„Nun muss ich mich in meine Gemächer zurückziehen. Die Trauer hat mich völlig erschöpft.
Noch einmal danke ich für die Güte die Ihr mir und der Stadt gegenüber erwiesen habt und bin voller Hoffnung, dass Eure Tage in den Diensten der Krone gerade erst begonnen haben.“

Titel: Re: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 16. September 2008, 00:04:43
5. Pharast, 4708 AZ

Nach einer Audienz bei der Königin war mein Herz mit Stolz und Tatendrang erfüllt. Die neue Herrscherin der Stadt war zwar in tiefer Trauer, ob des Todes ihres geliebten Gemahls, dennoch wollte sie es nicht versäumen uns persönlich zu danken, dass wir ihre teure Brosche wiederbeschafft haben. Die Belohnung bestand jedoch nicht nur aus den freundlichen Worten Ileosa Arabastis. Ihre wunderschöne Leibwächterin hatte uns eine Silbertruhe mit zwölf kleinen Goldbarren ausgehändigt auf denen das königliche Wappen zu sehen war.

Auf Befehl der Königin und mit unserem Einverständnis wurde das Gold von einer Eskorte in die Schatzkammer des Abadartempels gebracht, obwohl ich auch gern ein Wenig davon gleich ausgegeben hätte. Deswegen beschlossen wir wenigstens den Inhalt unserer Geldbörsen zu verprassen!

Der Goldmarkt, des Bezirks Mittland wichtigster Umschlagplatz für Waren aller Art, lag am östlichen Ende der Feldmarschallstrasse und damit von Schloss Korvosa nicht weit entfernt. Also verabschiedeten sich die vier Agenten der Garde gebührend von Königin Ileosa, um ihre Erfolge zu feiern.

Cael der Halbelf und der kleine Daro haben sich dann jedoch bald abgesetzt. Beide hatten angeblich wichtigere Dinge zu tun.



Aus den Einkäufen mit Mercutio, auf die ich mich so gefreut hatte, wurde jedoch vorerst nichts. Der Teufler und ich  waren also alleine auf dem Weg zum Marktplatz und das sogar fast ohne größere Streitigkeiten. Während ich mir schon ausmalte, was ich alles für Besorgungen machen wollte, duftende Essenzen, Alchimistenfeuer und Heiltränke, waren alle Zugänge zum Markt mit aufeinander gehäuften Säcken und zusammen geschobenen Karren verbarrikadiert. Die Gardisten hatten die provisorischen Straßensperren errichtet, und es dauerte nicht lange, da wussten wir auch weshalb.

Neben mir stand eine verzweifelte Shoanti mit einem Falken auf der Schulter. Sie wollte unbedingt auf den Marktplatz. Sogleich spürte ich eine gewisse Verbundenheit zu der Frau die sich Yolana nannte, vielleicht weil sie mich an meinen Geliebten Shadfrar erinnerte. Und ihre faszinierende Ausstrahlung! Wie sie darauf bestand auf den Marktplatz zu einem Wandermagier namens Sagitar Tiguan zu gelangen, funkelten ihre Augen wie die einer wilden Bestie. Die Federn an ihren exotischen Kleidern flatterten mystisch im Wind, der sie hoch über die Stadt und zurück auf das Storval Plateau tragen wollte.

Der Teufler und ich waren uns ausnahmsweise einig. Wir wollten Yolana begleiten, denn wir sahen es auch als unsere Pflicht, als Agenten der Garde, Korvosa und seine Besucher zu schützen. Dann hörten wir diese schrillen, krächzenden Stimmen blutrünstige Lieder singen: Goblins! Als wir über die Barrikade geklettert waren, stolperten wir fast über die schrecklich entstellte Leiche eines bepanzerten Reiters. Auf seiner Rüstung waren seltsame Zeichen und eine Teufelsfratze zu erkennen. Und neben ihm lag sein totes Streitross. Mich schauderte es bei diesem Anblick und noch größeres Unwohlsein überkam mich inmitten einer Art winziger Hügellandschaft aus nackten Riesenratten bei mir hervor… sie waren überall... grausiger Ekel stieg in mir auf.

Dann kamen diese widerlichen Goblins auf uns zu! Ich hörte es erst an den grässlichen Liedern, dann sah ich sie. Ihre eierförmigen, übergroßen Köpfe saßen auf dünnen Körpern. Ihre grau-grüne Haut schützten sie durch Rattenlederrüstungen, auf deren Brustpanzer eine weiße Schlange abgebildet war. Und Ihre Waffen hatten bestanden aus rostigen, durchlöcherten Klingen.

Zwischen den brennenden Marktständen tauchte plötzlich ein Riesenhund mit feuerrotem Fell und schwarzen Fängen auf. Aus seinem blutverschmierten Maul züngelten bläuliche Flammen, und ich hatte das Gefühl, dass seine rot glühenden Augen uns fixierten, um uns jeden Moment mit einem gewaltigen Sprung anzugreifen.

Da flog ein Goblin, kugelrund wie ein Ballon, über unsere Köpfe hinweg. Ein hitziger Kampf entbrannte. Mercutio konzentrierte seinen magischen Attacken auf den fliegen Goblin, der plötzlich ein Fläschchen nach uns warf. Er wusste sich mit Säurepfeilen zu helfen, um den Ballongoblin anzugreifen.Sogar Yolanas Falke unterstütze uns mit Krallen uns Schnabel. Ein anderer Goblin stopfte sich ständig Trockenfrüchte in sein gieriges Maul und brachte mich so in Rage, dass es mir ein wahrliches Vergnügen ihn zu töten. Die Goblins schlugen auch auf den Feuerhund ein, und als er sich wehrte, konnte ich erkennen, wie sein Feuerodem und sein Biss alles in Flammen hüllte, ihm selbst schienen die Flammen völlig unversehrt zu lassen. Plötzlich gab es einen lauten Knall und der fliegende Goblin explodierte über unseren Köpfen. Doch die Goblins bereiteten uns keine Probleme. Es war diese Höllenbestie die uns das Leben schwer machte. Nachdem sie ein paar der kurzen Quälgeister tot gebissen hatte, stürzte sie sich auf uns.
Eine gewaltige Stichflamme schoss mir und Yolana entgegen. Die Angriffe des Feuerhunds setzten mir übel zu. Ich hatte unglaubliche Schmerzen und erlitt heftige Verbrennungen. Nach unserem Rückzug musste Mercutio alleine gegen diese Bestie weiterkämpfen. Ich floh in Richtung Strassensperre, um Verstärkung zu holen, in der Hoffnung, dass meine beiden Begleiter mir folgten. Und das taten sie dann auch, doch der Feuerhund schien dem Teufler dicht auf den Fersen. Meine Wunden brannten und mir liefen Tränen der Verzweiflung hinunter. Wieder hörte ich die schrillen Stimmen der Goblins und sah einen, der sich Töpferwaren und tönerne Scherben in sein Maul steckte. Gepriesen sei Abadar, der Hund war endlich abgelenkt ab.

Yolanas Ungeduld, endlich Sagitar Tiguan zu treffen, wurde immer stärker. Sie behauptete ein ganz bestimmtes Heilmittel von ihm zu brauchen. Doch Mercutios und auch meine Verletzungen erlaubten es nicht, es so leichtfertig wieder dem Feuerhund aufzunehmen. Wir machten uns also auf den Weg zum Tempel Abadars. Desna sei Dank, es befand sich sogar einer der Priester unter den Gardisten an der Strassensperre, der uns die nötige Heilung verschaffte. Der junge Mann in den weissen Gewändern legte seine Hände auf unsere versengte Haut und ließ goldenes Licht die Wunden schließen.

Wieder auf dem Marktplatz, stiessen wir auf Pavels ausgebrannten Imbiss. Aus einem Fass starrte uns ein weiß geschupptes Goblingesicht mit bösen, schwarzen Augen an und ein zweiter, fetter Goblin torkelte um ein anderes Fass herum, um uns mit einem Rülpser zu begrüßen. Doch der geschuppte widerte mich noch mehr an! Und ich schlug unablässig auf ihn ein! Mercutio versah den Boden hinter den Fässern mit einem Zauber und verwandelte ihn in eine rutschige Fläche, die es dem Fetten nicht erlaubte auf den Füssen zu bleiben. Als er auf dem Boden herum rollte, schlug ich auf ihn ein, doch was fiel diesem hässlichen Ekel ein, er schüttete sich einen Heiltrank in sein gefrässiges Maul.
Dann erkannten wir den Schlangenkörper des Fassgoblins, der mir eine giftige Wolke aus Säure und Blut entgegenwürgte. Trotzdem war dies für ihn die letzte Tat, denn wir stießen das Fass um und Yolana machte ihm den Garaus! Dem Fetten schlitzte ich währenddessen die Kehle mit meinem Klingenschal auf. Als ich ihn durchsuchte, fand ich fünf Heiltränke bei ihm, die ich natürlich sofort in meine Taschen wandern ließ.

Weiter auf der Suche nach dem Zelt des Wandermagiers, wurden wir schon wieder von einem dieser Goblins aufgehalten. Sein Eierkopf war zwischen zwei farbenprächtigen Planwagen eingeklemmt und seine dürren Beine strampelten panisch in der Luft. Mit einem gezielten Angriff erlöste ich ihn. Doch wie aus dem Nichts erschien plötzlich ein weiterer Goblin hinter mir und stieß mir seine rostige Klinge in den Rücken. Gemeinsam konnten wir den Schuft niederkämpfen. Er musste unsichtbar gewesen sein, denn zuvor hatten wir ihn nicht entdeckt.

Dann entdeckten wir endlich das Zelt des Wandermagiers! Seine Seide schimmerte wie eine Perle im blassen Sonnenlicht, doch der golddurchwirkte Stoff war über und über mit Brandlöchern ruiniert. So konnten wir in das finstere Innere sehen. Es bot sich uns ein Anblick, der mich sogleich faszinierte: ein Spiel aus Schatten und unnatürlich blauem Licht. In der Mitte des Zeltes stand die goldene Statue eines Goblinkrieger in triumphierender Pose. Ich war so verblüfft von diesem Anblick, dass ich die nackte Ratte mit ihren milchigen Augen fast zu spät bemerkte. Yolana versah ihrem treuen Gefährten, dem Falken, mit einem Zauber und schon stürzte sich die Riesenratte auf Mercutio. Plötzlich begann die Statue sich zu bewegen.

Der goldene Goblin trug einen schwarzen Schild auf dem die zornige Fratze eines Teufels zu sehen war. Er führte sein mächtiges Schwert gegen mich mit unerwarteter Kraft und Stärke und setzte mir schwer zu. Ich schluckte einen der erbeuteten Heiltränke und erschlug ihn einfach.

Kurz Zeite später schrumpfte er, zog sich förmlich zusammen und auch der Goldschimmer verschwand. Meine Begleiter schienen unversehrt, also durchsuchte wir das verwüstete Innere des Zelts. Überall lagen leere Fläschchen und Phiolen, die Goblins hatte sorgfältig geplündert und zerstört. In dem Chaos fanden wir dann auch einen reglosen Körper von kleiner Statur, eingehüllt in graue Roben. Als Yolana erkannte, dass der Halbling, Sagitar Tiguan noch am Leben war, sprach sie fremd klingende, eigenartige Worte und heilte den kleinen Mann.

Er erzählte uns die Geschichte, die wir uns schon längst selbst zusammengereimt hatten. Goblins hatten ihn überfallen, alles aufgefressen und verwüstet. Auch das Heilmittel, das die Shoanti so dringend benötigte war von den Vandalen vernichtet worden. Jedoch fand Sagitar in dem Chaos eine Truhe mit seinen Rezepten und versicherte Yolana, dass er nur etwas Zeit benötigen würde das Heilmittel erneut herzustellen.[/i]
Titel: Re: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 16. September 2008, 00:06:27
Es folgt eine kleine Szene die auf dem Ratschlag von Eldan basiert. Vielen Dank noch Mal an dieser Stelle, vielleicht liest du ja mit.


5. Pharast, 4708 AZ

Als die beiden Agenten mit dem Halbling und der Shoanti über die Barrikade aus Hafersäcken geklettert waren, entspannten sich ihre angestrengten Gesichter und sogar Mercutio konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.
Doch die Mundwinkel des Magiers blieben nicht lang an jenem ungewöhnlich hohen Ort. Es war die säuselnde Stimme von Ignacio Ornelos, die wie eine Nadel in sein Ohr gestochen hatte. Der widerliche Schönling stand aufdringlich wie immer vor einer Soldatin. Er hatte seine rechte Hand gegen den Karren hinter ihr gedrückt, während er mit der Linken ihre Wange streichelte.

Dieser Tölpel von Gardist hatte tatsächlich den Neffen des Dekans selbst hergeschafft, um den Höllenhund zurück auf seine finstere Heimatebene zu schicken!

Noch hatte er ihn nicht bemerkt.

Mercutio beschloss es auch dabei zu belassen und ging schnellen Schrittes in Richtung Zitadelle Volshyenek. Ein lautes Lachen der beiden Damen in seinem Schlepptau vereitelte den Plan des Magiers, denn natürlich war sofort die Aufmerksamkeit von Ignacio geweckt.

Unwillkürlich fuhren die Hände beider Männer zu den Zauberstäben in ihren Gürteln.

I. O.:  „Sieh an, Mercutio. Es ist mir neu, dass die Garde Korvosas die Verbrecher die sie
fängt gleich in die Dienste der Stadt stellt! Feldmarschall Kroft muss wahrlich
verzweifelt sein.“

M. D.: „Und dem Campus der Acadamae müssen langsam die Flitchen ausgehen. Oder warum wirfst du einer Tänzerin und einer Mähne deine lüsternen Blicke hinterher?“

I. O.: „Im Gegensatz zu dir wohnt mir Manneskraft inne die es mit mehr als einer schwieligen Rechten aufnehmen kann.“

M. D.: „Ich vergaß, deine Kehrseite wurde ja von Onkelchen Toff höchst persönlich geschult.“

I. O.: „Oh ja! Und das so gut, dass ich das Schoßhündchen des Ritters mit einem Fingerschnippen verschwinden ließ. Deine Robe hat ein paar Löcher, er hat dir doch nicht wehgetan der große, böse Wauwi?“

Lachend rempelte Ignacio den zähneknirschenden Mercutio unsanft an, bevor er sich wieder an die Gardistin ranmachte die noch immer völlig bezaubert vor dem Planwagen wartete.

Zanovia und Yolana hatte er sowieso aus den Augen verloren, es bestand also kein Grund mehr zur Eile. Der Magier machte keine fünf Schritte, da wurde er erneut angesprochen. Diesmal von einem Unbekannten. Der alte Mann war durch seine Kleidung dennoch als Zauberkundiger zu benennen. Er zog seinen schlappen Spitzhut vom Kopf und strich sich eine fettige, grauweiße Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann stellte er sich als Phaenon Skoda vor.

Mercutio wusste immer noch nichts mit dem Fremden anzufangen. Mit gerümpfter Nase musterte er sein Gegenüber.
Die für einen Arkanisten ungewöhnlich modischen Roben von Skoda, stammten wohl noch aus der Jugendzeit des alten Mannes. So wurden mit purpurfarbener Seide grobe Ausbesserungen an dem zerschlissenen, ausgeblichenen blauen Samt vorgenommen. Vermutlich deckten die Flicken Löcher ab, die ein simpler Zaubertrick nicht gestopft hatte.

Beinahe unerwartet fing der Fremde eine Unterhaltung an.

P. S.: „Ihr kennt diesen Tiguan gut?“

M. D.: „Nein, das kann man so nicht sagen.“

P. S.: „Wisst Ihr, ich interessiere mich für einen der Zaubersprüche, die auf dem
Marktplatz zu bewundern waren. Genauer gesagt handelt es sich um die Formel, die die
Haut des Goblins in Gold verwandelt hat.“

M. D.: „So, so.“

P. S.: „Ja, als passionierter Alchimist ist mein Interesse natürlich groß. Ihr
habt dem kleinen Herren immerhin das Leben gerettet. Er ist Euch sicher dankbar.
Vielleicht könnt Ihr ihn dazu überreden, Euch einen Blick  auf die Zauberformal werfen
zu lassen.“

M. D.: „Ja, vielleicht. Aber warum sollte ich so etwas tun?“

P. S.: „Das ist eine gute Frage, denn an Geld seid Ihr, der in der Gunst von Königin Ileosa steht, wahrscheinlich nicht interessiert. Nun ich konnte nicht umhin Zeuge Eurer Unterhaltung mit diesem verzogenen Ornelosspross zu werden. Wie ich Eure Lage deute, so seid Ihr, was die arkanen Künste angeht auf Euch allein gestellt. Eine Reihe unglücklicher Zufälle hat Euch den Abschluss auf der ach so angesehenen Acadamae verwehrt. Und die andere Schule für Arkanisten wird Euch sicher auch nicht mit offenen Armen empfangen. Wenn Ihr also Eure Zauberkräfte weiterentwickeln wollt, so benötigt Ihr eine Quelle für Komponente, verschiedene andere Dinge und vor allem mehr Wissen. All das findet ihr in meinem kleinen Laden mit dem passenden Namen Heckenzauberei.“

M. D.: „ ... Wir werden sehen.“

Erbost rauschte der dunkel gerobte Magier Mercutio Dragonetti an seinem Gesprächspartner vorbei. Der Fremde hatte Recht und das wusste er.

*     *     *

Nachdem Mercutio und Zanovia abgekämpft in die Zitadelle zurückgekehrt waren, hatten sie sogleich der Feldmarschall Bericht erstattet. Cressida Kroft hatte daraufhin die beiden anderen Agenten, Cael und Daro, ausgesandt um die Spur der Goblins in die Kanalisation zurückzuverfolgen und auszumerzen.

Seit dem vergangenen Winter hatten die Geisterschlangengoblins durch nächtliche Diebstähle auf sich aufmerksam gemacht. Immer wieder hat man die unheimlichen, milchigen Schuppen von Goblinschlangen an den Tatorten aufgefunden. Niemals jedoch hatten die Leisetreter es gewagt bei Tage zuzuschlagen.  Offenbar hatten die Unruhen nach König Eodreds Tod die Goblins zu diesem gewagten Überfall ermutigt.
Titel: Re: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 16. September 2008, 00:08:41
6. Pharast, 4708 AZ

Am darauffolgenden Tag war es an Cael und Daro Bericht zu erstatten. Den beiden Agenten war es tatsächlich gelungen das Nest der Geisterschlangengoblins in den Kammern tief unter Korvosa aufzuspüren. Mit einer Hand voll Gardisten hatten sich der junge Armbrustschütze und der Halbelf in die Grotten begeben, die dem verderbten Stamm als Unterschlupf gedient hatten.

Dort bekämpften sie noch mehr dieser rattenähnlichen Goblinhunde, mit denen es Mercutio und Zanovia bereits auf dem Goldmarkt zu tu gehabt hatten, und stießen auf eine Art Tempel, in dem die Goblins ihren finsteren Göttern huldigten. Cael benannte sie als Lamashtu, Zarongel und Zogmugot. Bewacht wurden die unheiligen Höhlen von den weißgeschuppten Goblinschlangen und beherbergten die Überlebenden Stammesmitglieder. Besonders der Häuptling und der Schamane, vielleicht nannten die Goblins ihn auch Priester oder gar Hohepriester, lieferten den Männern aus Korvosa einen harten Kampf. Selbst Cael vermochte es nicht das Leben von zwei der Gardisten in dieser erbitterten Auseinandersetzung zu retten.

Der Angriff auf den Goldmarkt hatte die kaum verheilten Wunden der Unruhen wieder vollends aufgerissen und so war es für Korvosa umso wichtiger, dass die Übeltäter schnell zur Strecke gebracht wurden. Ein Grund warum die vier Agenten nach der jährlichen Parade der Schwarzen Kompanie Cael, Daro, Mercutio und Zanovia, aber auch eine Shoanti namens Yolana, von Feldmarschall Kroft zu einer kleinen Ehrenfeier in der Drei Ringe Taverne eingeladen wurden. Das Oberhaupt der Stadtgarde war ohnehin der Meinung, dass die wahren Helden des Tages es wenigstens diese Nacht bequemer als in der Kaserne haben sollten. Sie legte also bei der Wirtin, Theandra Dunkellicht, ein gutes Wort für die fünf ein und verschaffte ihnen gemütliche Zimmer, mit noch viel gemütlicheren Betten.
Titel: Re: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 04. Oktober 2008, 13:50:05
Im ersten Post (http://forum.dnd-gate.de/index.php/topic,18344.0.html) des Threads habe ich nachträglich ein paar Sätze zu Inspirationen und Einflüssen von CotCT geschrieben, wie ich sie sehe.
Titel: Re: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: DU#1229 am 29. Dezember 2008, 23:56:33
Wann gehts mal weiter? Ich mag die Geschichte, wenn auch das Blau Augenkrebs verursacht  :boxed:
Titel: Re: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 30. Dezember 2008, 00:08:22
Wann gehts mal weiter? Ich mag die Geschichte, wenn auch das Blau Augenkrebs verursacht  :boxed:
Jetzt. Als ich posten wollte, wurde ich nett darauf hingewiesen, dass mir jemand zuvorgekommen ist.  :D

Oh, und dein unausgesprochener Wunsch ist mir Befehl: das Blau wird bei Zeiten geändert.
Titel: Re: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 30. Dezember 2008, 00:10:02
Die nächsten beiden Einträge Zanovias Tagebuch sind in der Mache, da wir Abenteuer #1 nach unglaublichen zehn Monaten Spielzeit nun zu 99,9% durch haben, ist es für unsere Runde mMn sehr wichtig den Epilog des Moduls - eine Cutscene, wenn man so will - gleich hier zu erleben, bevor wir mit Abenteuer #2 beginnen.

Als Platzhalter füge ich drei bezeichnende Bilder für die Ereignisse der einzelnen Spieltermine ein, die noch nicht niedergeschrieben wurden.
Titel: Re: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 30. Dezember 2008, 00:14:26
9. Pharast, 4708 AZ

Ich sitze endlich in Ruhe in der Lanzettenstraße, um meine Eintragungen zu machen.

In Zellaras altem Haus gibt es schrecklich viel zu tun. Mercutio, Cael und ich haben uns dazu entschlossen hier gemeinsam zu wohnen. Aber es wird noch viel Zeit, Goldsegel und Mühe kosten, bis es hier für uns drei einigermaßen passt.

Durch einen Boten erfuhren wir heute Morgen, dass Feldmarschall Cressida Kroft wieder einen wichtigen Auftrag für uns hatte. Als wir bei ihr vorsprachen, war auch ein gewisser Orisini anwesend. Der gutaussehende, vielleicht Fünfzigjährige, gefiel mir und sein prächtiges Rapier erregte meine Aufmerksamkeit mehr, als Krofts Worte. Während ihres Berichts, schwieg der Fechtlehrer:

Korvosa schwebe in ernsthafter Gefahr. Der Botschafter von Cheliax, ein habsüchtiger Mann namens Darvayne Gios Amprei, wolle Korvosa wirtschaftlich schwächen, um Teile der Stadt dann günstig aufzukaufen. Bereits jetzt sind die Steuern und Zölle viel zu hoch, doch Korvosa drohen Sanktionen, Embargos oder gar Krieg, könne man Amprei nicht Einhalt gebieten. Er treffe sich regelmäßig in Alt Korvosa, genauer gesagt in dem Vergnügungsviertel Aalsend, mit Devargo Barvasi oder dem König der Spinnen, wie sie ihn auf der Strasse nannten.

Unser Auftrag bestand darin, den König der Spinnen aufzusuchen und ihn über seine Verbindung zu Botschafter Amprei zu befragen. Darüber hinaus sollten wir wenn möglich ein Beweisstück der finsteren Machenschaften des Chelaxianers sicherstellen.

Devargo Barvasi, warnte uns Kroft, sei ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt. Sie gab uns einen Beutel mit eintausend Goldsegeln mit, da wir eventuell auch Bestechungsgeld bei diesem Auftrag benötigten.

Eine Audienz beim König der Spinnen!

Der reizende Orisini begleitete uns bei verschiedenen Einkäufen, die noch zu erledigen waren. Er blieb immer in meiner Nähe und schien nur auf eine günstige Gelegenheit gewartet zu haben, mir unter vier Augen von einem gewissen Grau Soldado zu erzählen. Seit dem Tod des Königs sei der junge Mann nicht mehr derselbe gewesen. Wenn ich etwas von dem Hauptmann der Garde hörte, sollte ich ihm doch bitte Bericht erstatten.
Wieder schauerte es mich, wie schrecklich wenn man nicht mehr Herr seines Geistes ist.
Kurz bevor wir in Aalsend angekommen waren, verabschiedete sich Meister Orisini.

Vom Anblick der verschiedenen Schiffe war ich schwer beeindruckt. Ein verrückter Name nach dem anderen war zu lesen. Am besten gefiel mir „Die Zwillingstiger“ mit dem Motto „Pack den Tiger am Schwanz und versuch dein Glück!“. Kettenhemdträger, Edelmänner, Huren, Piraten und jede Menge finsterer Gesellen strebten diese Orte der Lust und Zerstreuung an. Cael entrichtete für uns bei einer Patrouille von zwielichtigen Schlägern eine Vergnügungssteuer, um das Spektakel auf den Schiffen selbst erleben zu dürfen. Wir stopften unser Gold in die Stiefel und betraten ein chelaxianisches Segelschiff namens Goldfalke. Tuggins, der Wirt war ein Gnom mit strohgelbem Haar. Sogleich begrüßte er Cael vertraut und bot uns seine käufliche Gastfreundschaft an.

Als sehr einladend empfand ich es hier nicht, aber es ging ja auch nicht um mein Vergnügen. Ständig fummelte Tuggins an seinem übervollen Schlüsselbund herum. Nachdem zwei Goldsegel den Besitzer gewechselt hatten, rückte er endlich damit heraus wo wir den König der Spinnen antreffen konnten.

Wir beschlossen uns als Betrunkene auszugeben und um weniger aufzufallen zunächst den Zwillingstigern einen Besuch abzustatten.
Plötzlich trieben uns zwei finstere Kerle auf das große Kriegsschiff mit dem passenden Namen Aals End. Sie glaubten uns unsere Trunkenheit nicht! Dicke Schweißperlen rannen mir von der Stirn in die Augen, doch als die Doppeltür zum Thronsaal geöffnet wurde, gefror mir fast das Blut in den Adern. Überall waren Spinnen! Die Biester hingen, krabbelten und saßen in der ganzen Kapitänskajüte, die Barvasi offensichtlich als Thronsaal diente. Auf einem großen Ledersessel konnte ich eine blasse Gestalt erkennen.

Eine weitere handvoll dieser Schläger stand um einen massiven Eichentisch herum. Die Luft war schwer von Tabakrauch und Met. Es kostete mich viel Kraft meinen Ekel zu überspielen.
Als Cael dies bemerkte trug er unser Anliegen vor und winkte dabei mit einem Beutel Gold.

Langsam lehnte sich der Mann auf dem „Thron“ nach vorn aus den Schatten heraus. Er trug einen Lederpanzer auf dem Ketten ein stilisiertes Spinnennetz über der Brust formten und anstelle seiner Hände konnte ich nur geschwungene Klingen erkennen, von denen eine grünliche Flüssigkeit auf den Boden troff.

Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass gleich etwas Schreckliches passieren würde. Der mit den Klingenhänden, “Seine Majestät der König der Spinnen“ verkündete, dass sich das, was wir suchen würden, unter Deck befände. Ich legte unsere verbliebenen Goldsegel auf den Boden. Sofort schnappten sich drei fette Spinnen den Beutel und wuchteten ihn auf den heruntergekommenen Lederthron. Im selben Moment öffnete sich der Boden unter meinen Füßen und ich stürzte in die Dunkelheit hinab.

Als ich meine Sinne wieder ordnen konnte, stellte ich fest, dass ich in eine klebrige Substanz eingehüllt war. Ein Spinnennetz!

Mercutio und Cael berichteten mir später, dass sie sich einem alten Piratenspiel unterziehen mussten. Es wurde „Messern“ genannt. Während sie das Gold in ihren Stiefeln setzten, zitterte ich um mein Leben. In der Dunkelheit fragte ich mich:
Bin ich es ihnen wert, dass sie mich hier herausholen? Werden sie zu zweit gegen die Verbrecher und diese widerwärtigen Spinnen kämpfen? Kann Mercutio seine zynische Zunge zügeln? Findet Cael die passenden Worte und Taten?

Mir kam es wie eine Ewigkeit.

Als sie mich endlich herausgeholt hatten, wollte ich keine Fragen stellen und schwieg. Zurück auf Deck, lud uns Cael zu Branntwein ein. Alles hätte ich getrunken, sogar das stinkende Flusswasser! Während der König der Spinnen das Beweisstück gegen den Botschafter holte, trieben seine Schläger andere Gäste nach unten. Nur der bunt beschienene Jeggare, der wie eine funkelnde Halskette vor uns schimmerte ließ mich langsam wieder klar im Kopf werden.

Als wir endlich in Händen hielten, was wir uns teuer erstanden hatten, wurden auch wir von Schlägern weggescheucht.

Die „Beweise“ bestanden aus der amourösen Korrespondenz des Botschafters mit einer Frau namens Verania Tvastiox. Was mag Kroft damit anfangen können? Haben diese paar Blätter Papier tatsächlich Auswirkungen auf die politische und somit wirtschaftliche Lage Korvosas?

Cael ließ auf dem Rückweg zu Kroft unentwegt Branntwein durch seine Kehle rinnen. Beim alten Tempel des Aroden tauchte jedoch eine deutlich trunkenere Gestalt auf und sprach den Priester an. Er faselte etwas von „Neffi aus Sandfleck“ und schien diesen offenbar in Cael wiedererkannt zu haben. Nachdem er sich als Grau Soldado zu erkennen gab, schnappte ich mir sofort seinen Arm. Ich wollte ihn auf der Stelle zur Fechtschule des Waffenmeisters bringen. Ein paar Schritte später riss er sich los. Natürlich verfolgten wir ihn.

Dann geschah Unglaubliches! Die Straße explodierte, es regnete Pflastersteine, Menschen schrien und flüchteten in die Häuser, während Grau in einer Seitengasse verschwand.

Ein Otyugh sprang aus dem entstandenen Loch! Der ungeheuerliche Müllfresser mit den riesigen Tentakeln stank erbärmlich. Sofort griff ich mit meinem Klingenschal an, Mercutio zog seinen Zauberstab und feuerte magische Geschosse ab und Cael ließ mich in blauem Licht scheinen. Während der Teufler meinen Schal in eine magische Waffe verwandelte, gelang es der Bestie mich mit ihren Tentakeln zu packen. Aus dem fauligen Maul dampfte es mir warm ins Gesicht! Ob meiner Unfähigkeit zuzuschlagen, war ich außer mir vor Wut! Cael und Mercutio kämpften mit allen Mitteln. Durch seine Zauberkräfte verwirrte Cael den Otyugh, bevor er ihm mit seinem Speer einen phänomenalen Stoß versetzte. Magische Geschosse ließen die Knochen der Kreatur bersten, doch die Tentakel drückten weiter zu. Mir war übel ob des Gestanks und der Schmerzen. Ich schrie ein verzweifeltes Gebet an Desna in den Nachthimmel empor. Mein nächster Angriff war erfolgreich und ich konnte dem Monster die stinkenden Eingeweide aus dem Leib reißen. Gepriesen sei die Göttin des Glücks, endlich brach der Otyugh zusammen.

Titel: Re: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 30. Dezember 2008, 00:15:29
14. Pharast, 4708 AZ

Es waren ungute Zeiten für die Wiederherrichtung eines Zuhauses. Noch immer hatten die Bürger Korvosas unter ihrer neuen Herrscherin keine Ruhe gefunden. Viele gaben der Königin nicht nur die Schuld am Tod des alten Regenten, sondern auch an ihrer eigenen misslichen Lage.

Das Verbrechen blühte in diesem Chaos zu ungekannter Hülle und Fülle auf und so hatte die Garde von Korvosa alle Hände voll zu tun: Schmuggler an den Toren und im Wasser, Taschendiebe und Beutelschneider auf den Märkten und blutrünstige Schläger in den Gassen und Schindeln.

Dennoch hatten es sich Cael und Zanovia, so wie Mercutio in den Kopf gesetzt das heruntergekommene Haus von Zellara in der Lanzettenstrasse 3 wieder herzurichten. Während der Halbelf neu in der Stadt war und ohnehin keine feste Bleibe hatte, hatten der Magier und die Varisianerin mit ihrer Familie gebrochen. Sie investierten also einen Großteil ihrer Ersparnisse und Freizeit in ihr neues Zuhause.

Nach einem weiteren belanglosen Streit hatte Mercutio die Baustelle am späten Abend verlassen und bewegte sich über die dunklen, nebelverhangenen Strassen von Mittland zum Unterschlupf. Er betrat die gut besuchte Taverne, die für ihn in den vergangenen Tagen wahrlich zu einem Zufluchtsort, zu einem Refugium geworden war, mit einem Bündel Bücher unter dem Arm. Am Tresen standen Gardisten mit ihren roten Umhängen und grauen Waffenröcken. Sie tranken aus dampfenden Tassen, um sich die durchgefrorenen Glieder zu wärmen und begrüßten den Agenten mit einem unauffälligen, aber respektvollen Nicken. Hinter den massiven Holzpfeilern, die den Schankraum in drei Bereiche gliederten, saßen unrasierte, vierschrötige Kerle mit grimmigen Visagen. Es handelte sich vermutlich um ehemalige Sträflinge, die ihren Kerker wahrscheinlich erst vor ein paar Stunden verlassen durften. Dass diese Mischung des Publikums Mal wieder auf die Stimmung drückte war offensichtlich.

Mercutio beschloss sich daran nicht zu stören. Der Magier nahm sich einen Tisch in einer ruhigen Ecke und baute seine Bücher wie einen Schutzwall um sich herum auf. Vielleicht sollte es ihm anhand der Aufzeichnungen von diesem Skoda endlich gelingen die Zauberformel zu knacken. Aber nicht ohne einen klaren Kopf!
Er bestellte sich also einen Kavhe, ein dunkles Heißgetränk aus den fernen Mwangiweiten, das auch die Gardisten in langen Nächten bevorzugten.

Plötzlich wurde es an einem Tisch nahe des Tresens unangenehm laut. Ein paar Betrunkene pöbelten eine Patrouille an, andere finstere Gestalten mischten sich in den Streit ein, dann flog der erste Krug. Ein Handgemenge entstand, das die Gardisten zum Wohlwollen des Wirts mit den Schäften ihrer Langwaffen hinaus auf die Strasse zu verlegen wussten.

Bis auf eine Bedienung, die die Tische abwischte und eine andere, die die umgestossenen Stühle wieder aufstellte, gab es neben Mercutio nur noch einen einzigen Gast. Im Schankraum herrschte nun eine Stille wie in den Studierzimmern der Acadamae. Endlich konnte der Magier ungestört arbeiten.

Erleichtert widmete Mercutio sich nun seinen Büchern. Er hatte nicht damit gerechnet gehabt eine solche Ruhe zu haben, er würde viel schneller vorankommen als er gedacht hatte. Konzentriert fing der Magier an zu lesen. Doch seine Gedanken schweiften nach einer kurzen Weile ab. Wer mochte der andere Gast sein. Unauffällig schaute Mercutio von seinem Buch hoch und tat so als ob er nur überlegen würde, doch eigentlich wollte er nur einen Blick auf den anderen Gast erhaschen.

So sehr Mercutio sich auch bemühte unauffällig über den Bücherwall auf seinem Tisch zu dem Fremden am Tresen hinüber zu sehen, so waren entweder die Holzpfeiler im Weg oder die tief ins Gesicht gezogene Kapuze des anderen verwehrte ihm die gewünschten Klarheit.

Dann bewegte sich der unbekannte Gast. Mercutio hörte ihn deutlich den Tresen entlang schlendern, bis er auf einer Höhe mit den beiden verbliebenen Bedienungen stehen blieb. Dunkle Worte einer fremden, abscheulichen Sprache entkamen krächzend der Kehle des Mannes, die die Mädchen schreiend aus dem Gasthaus rennen ließen. Lässig trat er hinter einer Stütze hervor und zog theatralisch die Kapuze von seinem unförmigen Kopf. Dabei konnte Mercutio einen Blick auf die Hände des Unbekannten erhaschen: die krallengleichen Nägel seiner Finger, waren mit arkanen Symbolen versehen und der Magier bezweifelte nicht, dass das Blut etlicher Unschuldiger an ihnen klebte.
Kränklich gelbe Locken vielen auf die Schultern des Mannes, während sein bleiches, aufgedunsenes Gesicht sich zu einem bösen Grinsen verzog. Durch die fettigen Haare ragten zwei braune, runenverzierte Hörner. Kleine, spitze Zähne saßen wie gesplittertes Porzellan in einer dunklen, purpurfarbenen Masse aus Lippen, Zahnfleisch und Zunge. Durch seine großen, weißen Augäpfel zogen sich rot leuchtende Adern, die zu gänzlich unnatürlichen Pupillen zusammenliefen. Plötzlich fixierte sich sein wirrer Blick auf Mercutio.

Wieder ertönte die krächzende Stimme des Mannes: "Merrcuzzio! Schön dichh gefunnden zu habenn. Wollen wirr spielenn?"

Daraufhin murmelte er wieder Worte in der fremden, abscheulichen Sprache, die der Magier nicht verstehen konnte und blaue Flammen loderten vom Boden auf. Sie leckten an den Holzdielen, den Tischen und Stühlen, schienen sie jedoch nicht zu verbrennen. Auch Mercutio befand sich im Wirkungsbereich des Zaubers, sofern es überhaupt einer war, denn unter ihm brannte eine mystische Rune die er nicht kannte.

Er konnte aber die Herkunft des Schriftzeichens auf Thassilon, das uralte Reich der Sündenmagier, eingrenzen. Der Zauber dürfte eine harmlose Illusion sein.

"Was willst du von mir, Tiefling? Woher kennst du meinen Namen?", rief Mercutio seinem Gegenüber entgegen, während er sich bereit machte dem Mann ein Säuregeschoss zu verpassen, sollte dieser einen Zauber wirken.

Der Tiefling lachte nur.
Dann machte er eine Drehung in der Luft, die seine lumpigen Kleider nur so flattern ließ und kann in einer tiefen Stellung wieder zum Stehen. Abermals ertönte seine Stimme in der abscheulichen Sprache, gefolgt von Mercutios Zauber, der wirkungslos an einem Holzofeiler zerplatzte. Zwischen ihm und dem Fremden war eine schemenhafte Klaue aus purpurfarbener magischer Energie entstanden, die sich schützend um den Tiefling wölbte.

"Was will dieser Irre von mir", dachte Mercutio während er parallel zu seinem Gegner zur nächsten Deckung lief. Auf halbem Weg schleuderte er ein weiteres Säuregeschoss auf den Tiefling und sprang dann hinter einem Holzpfeiler in Deckung. "Sag mir wenigstens deinen Namen. Ich würde gerne wissen wen ich töten muss"

Wieder wirbelte der Tiefling durch die Luft und wich dem Geschoss des Magiers mit Leichtigkeit aus. Als er sich seinem Kontrahenten näherte sprach er eine weitere Zauberformel, woraufhin die Runen an seinen Händen weiß zu glühen begannen. Kurz vor Mercutio blieb er stehen, warf einen Blick auf seine verzauberten Krallen als würde er frisch von der Maniküre kommen und hauchte mit fauligem Atem: "Keine Angsst, du wirrst mich nicht tötenn!"

Dann schlug er wie eine hungrige Raubkatze nach dem Magier, der völlig überrascht zurückzuckte und so dem gefährlichen Angriff des Tieflings entging.

Mercutio zog sich ein Stück zurück und zauberte sich eine magische Rüstung auf den Leib. "Wenn du so sicher bist das Duell zu gewinnen, dann macht es dir doch bestimmt nichts aus mir zu verraten wer du bist." , brüllte er den Tiefling wieder an.

Die weiße Glut seiner Fingerspitzen verloschen, schlug dieser weiter nach dem Magier. Völlig besessen zerschnitten seine krallengleichenHände die verrauchte Luft in der Trinkhalle. Langsam kippte das triumphierende Gelächter des abscheulichen Angreifers in einem verzweifeltes, schrilles Kreischen.

"Was, mehr hast du nicht drauf? Du bist eine Schande für das infernale Blut in deinen Adern. Mal sehen was du hiervon hältst!", rief Mercutio seinem Gegner zu, als er einen Satz nach hinten machte und dabei ein grünes, zischendes Säuregeschoss auf den Tiefling schleuderte.

Wie ein Tier sprang der Tiefling auf allen Vieren über einen Tisch und drang unbarmherzig auf Mercutio ein. "Inferrnal?", fragte er mit schäumendem Maul. Von heftigem Gelächter geschüttelt, versuchte er mit seinen Krallen die Kehle des Magiers zu zerreissen. Dieser stolperte fast über einen der umgefallen Stühle, so dass einzig und allein die rötliche Energie seiner Magierrüstung die Angriffe seines Kontrahenten abwehren konnte.

"Na schön, du hast es nicht anders gewollt", murmelte Mercution während er sich von seinem Gegner löste und dabei einen schlanken Zauberstab aus seiner schwarzen Robe zog. Blitzschnell drehte er sich um und zeigte mit dem Stab auf den Tiefling. "Isuzá!"

Wirkungslos verpuffte der Zauber auf den magischen Schutzschild des Tieflings, der nur ein weiteres Kichern darauf erwiderte. Er murmelte etwas in der kehligen Sprache mit denen er seine Zauberkräfte zu beschwören schien und wieder begannen seine runenverzierten Finger weiß zu glühen. Mit einem Satz schloss er zu Mercutio auf, dann stieß er ihm brutal seine Kralle in den Magen.

Mercutio brüllte auf vor Schmerzen. Schnell brachte er erneut Distanz zwischen sich und seinen Gegner. Er hatte ihn unterschätzt, das würde nicht nocheinmal passieren. "Dreimal verdammter Sohn einer räudigen Hündin, ich werde dir dein stinkendes Fleisch von den Knochen brennen!" Lauernd wartete der Magier darauf, dass sein Gegenüber einen Zauber sprechen würde.

Auf die Worte des Magiers funkelten die Augen des Tieflings noch bösartiger als zuvor. Sein geiferndes Maul verzog sich zu einem breiten, überlegenen Grinsen, bevor ihn eine Kugel magischer Dunkelheit umfing und alles in der Trinkhalle um Mercutio in ein tiefes Schwarz tauchte. Zu spät hatte dieser seinen Gegenangriff durchgeführt, denn er hörte nur noch wie sich die Säurekugel irgendwo in die Holzvertäfelung der Wände fraß.

Die blauen Flammen auf dem Boden waren nur noch flackernde, graue Schatten, durch die der Tiefling sich an Mercutio anpirschte, wie eine Raubkatze durch hohes Gras. Der Magier sah einen Schemen auf sich zuspringen und wich weiter zurück, stieß gegen einen Stützpfeiler und taumelt um diesen ungeschickt herum. Um Haaresbreite entging er den messerscharfen Krallen des Tieflings die lautstark über das Holz fegten.

Mercutio verfluchte den Tiefling innerlich, der das Schlachtfeld unter seine Kontrolle gebracht hatte. Der Magier orientierte sich kurz und versuchte dann aus der Kugel der Dunkelheit Richtung Ausgang zu entkommen. Unter den Bedingungen seines Feindes würde er nicht kämpfen.

In seiner Blindheit stolperte er über Tische und Stühle, dann erreichte er unter dem verhöhnenden Gelächter seines Angreifers den Ausgang. Er taumelte zornig zur Tür hinaus auf die nächtlichen Straßen Korvosas.
Titel: Re: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 30. Dezember 2008, 00:17:16
14. Pharast, 4708 AZ

Es herrschen unruhige Zeiten in Korvosa. Bin froh in der Lanzettenstrasse zu sein. Der Teufler wollte heute Abend in seiner Stammkneipe speisen. Naja, dann muss er auf Caels und meine Gesellschaft eben verzichten. Irgendwie hab ich mich an Mercutio gewöhnt. Ich schätze sein Wissen und Gerechtigkeitsdenken. Nur sein Ordnungssinn könnte weniger stark ausgeprägt sein. Cael ist lustig, er heitert mich auf, unbeabsichtigt, denke ich. Nur trinkt er ein bisschen viel. Was finden Männer eigentlich so gut daran, wenn sie berauscht von Alkohol sind?!

Cael und ich saßen beim Abendmahl, als Mercutio verletzt zur Türe hereinstürzte. Cael legte ihm seine heilenden Hände auf, während der stark Blutende von seinem Überfall berichtete. Ein Tiefling griff ihn aus heiterem Himmel an, er kannte seinen Namen und wir rätselten nach Verbindungen, eventuell von der Acadamae? Um uns vor einem nächtlichem Überraschungsbesuch zu schützen, verbarrikadierten wir Türen und Fenster.

Ich frage mich, was wirklich in der Vergangenheit des Teuflers geschehen ist. Aber immer noch hüllt er sich in Schweigen.

Desna erhörte meine Gebete und so verlief die Nacht ohne Zwischenfälle, bis auf Caels Haare sträubendes Schnarchen blieb es ruhig.


Titel: Re: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 30. Dezember 2008, 00:22:27
15. Pharast, 4708 AZ

Am nächsten Morgen sollte es weitergehen mit den Arbeiten am Haus, doch die Handwerker wussten sich eine Menge zu erzählen. Angeblich sei die Mörderin des Königs bekannt.

Mercutio wollte bei der Zitadelle einen Steckbrief des Tieflings aufgeben und Cael, sowie meine Wenigkeit mischten sich unters Volk, um mehr aus der Gerüchteküche zu hören.

Cael erfuhr, dass der König eine Geliebte namens Trinia Sabor gehabt haben soll. Sie soll Portraitmalerin gewesen sein. Meine Ohren bekamen ähnliches zu hören, der König schenkte dieser Malerin große Aufmerksamkeit und die Königin war in hohem Maße eifersüchtig gewesen.

Als wir Drei uns wieder trafen, marschierte eine Patrouille unter Konstabler Fortu durch die Straßen. Wir nahmen ihre Route auf und wollten wissen, was los sei. Die Königsmörderin wurde gesucht, so hatte es geheißen. Die Gardisten hätten in Mittland bereits Straßensperren errichtet. Der tobende Mob möchte die angebliche Mörderin sofort richten. Noch während er zu uns sprach, reichte ihm Derval, ein langer Kerl in Graurock einen Becher und wir erfuhren, dass Feldmarschall Kroft uns sofort erwarte.

Und wir machten uns auf den Weg.

Ihr Antlitz wirkte sehr angespannt und ihre Augen blickten mehr als besorgt. Kurz angebunden erklärte sie uns die Mission.

Unsere Aufgabe war es die gesuchte junge Frau hierher zu bringen, um ihr eine ordentliche Gerichtsverhandlung zu ermöglichen. Die Höllenritter und der Mob durften sie nicht erwischen, sie würden kurzen Prozess mit ihr machen. Trinia Sabor wohnte in den Schindeln, in der Mondstrasse 42. Um uns zu unterstützen, wollte Kroft zusätzlich Agenten aussenden.

Wir rannten los, es ging um Leben und Tod!

Brüsk wurde Cael von einem Schwarzgerüsteten angehalten. Erst als wir unsere Abzeichen vorzeigen konnten, die Orden der Pseudodrachen, ließ er uns passieren.

So schnell wir konnten liefen wir an Künstlerbedarfsläden vorbei, hier musste es sein!

Ein Wirrwarr von Treppenaufgängen, die hinauf zu den Schindeln führte, verunsicherte uns. Auf den Dächern präsentierte sich uns ein Wald aus Schornsteinen, Wäscheleinen und Holzstegen, zeltähnlichen Behausungen, dann wieder ein tunnelartiger Unterschlupf, Käfige, Kisten, Körbe… alles Wohnraum für die Ärmsten der Armen.

Wir betraten einen kleinen menschenleeren Platz deren Mittelpunkt der Dachstuhl eines ehemaligen Herrenhauses bildete. Das schwarz gedeckte Dach und zwei riesige  Wasserspeier mit Teufelsfratzen erinnerten mich an Unheilvolles. Sollte hier Trinia Sabor wohnen? Das kann nicht sein. Cael schwitzte und Mercutio fluchte. Was für eine Schande, wir hatten uns verlaufen! Nervös suchte ich nach einem Straßennamen, als ich plötzlich das typische Geräusch von Flügelschlägen hörte.

Über und um uns herum flogen überall rote Teufelchen. Sie hatten nichts besseres zu tun, als mit Taubendreck nach uns zu werfen. Wutentbrannt peitschte mein Schal, während Mercutios Säurepfeil auf sie zuschnellte. Obwohl Cael sich mit seinem Schild schützte, bevor sein Speer zustieß, verletzte ihn ein Stachel dieser kleinen Monster erheblich.

Jetzt tauchten auch noch winzige rote Drachen auf, und über uns entstand ein gefährliches Chaos aus Flügeln, Krallen und Zähnen. Nichts wie weg!

Wir flohen.

Trotz der kühlen feuchten Luft stieg eine unangenehme Hitze in mir auf und mein rascher Atem beruhigte sich erst wieder als wir zu einem Schrein Desnas gelangten.

Die mitternachtblaue Giebelwand eines großen Gebäudes erhob sich über einer Lücke in der dichten Bebauung der Schindeln. Aus einer Wandnische in diesem dunklen Feld strahlte die mondbeschienene Silberstatue einer wunderschönen, tanzenden Varisianerin. Zu Füßen dieser silbernen Dame, lagen unzählige Silbermünzen, die im fahlen Licht wie Sterne funkelten.

Ich warf eine weitere Silbermünze dazu und flehte die Melodie des Nachthimmels innerlich um Glück und ihren Segen an.

Weiter, wir mussten weiter.

Eine seltsamere Behausung nach der anderen führte uns zu aufeinander gestapelten Fässern, aus denen eine Stimme erklang. Kaum befanden wir uns im Inneren, wurde eine Falltüre zugeschlagen. Ein fetter, ungepflegter Halbling mit fettigem Haar empfing uns. Er brüllte nahezu: „Warum sucht ihr Trinia Sabor?“, und lud uns zu einem Imbiss aus abgenagten Hühnerknochen ein.

Alle Nachbarn wussten also nun bescheid, dass wir die Malerin suchten. Idiot! Cael und Mercutio versuchten trotzdem ihr Glück in der näheren Umgebung, aber erst als ich dem Halbling eine Belohnung versprach, wenn er uns helfen sollte, und ihn am Arm packte, führte er uns wieder hinaus auf die Schindeln zu einer Art Gaube verdeckt von zwei Sargdeckeln. Einer Tür.

Wieder befanden wir uns in einer Art Treppenhaus, wir hasteten nach oben und der kleine Idiot schrie aus Leibeskräften: “Gardisten suchen nach Trinia Sabor!“

Cael eilte wie immer voraus.

An einer der Türen war der Name Sabor geschrieben und plötzlich riss der Halbelf diese auf. Verwundert stürmten wir hinein.

Wir betraten ein Künstleratelier. Sabor selbst schien auf dem Schlaflager zu ruhen, ihr blondes Haar blitzte hervor.

Wie dumm von uns, wir hatten uns von einer Illusion täuschen lassen. Cael konnte auf dem Dach Geräusche hören. Sofort kletterten wir durch das Fenster hinaus.

Da war sie! Geschickt wie eine Tänzerin bewegte sich die vermeintliche Königsmörderin über die Schindeln. Inzwischen hatte der Regen wieder eingesetzt und Hindernisse wie rutschige Planken, Seile und Leinen ließen uns kläglich scheitern. Es hatte keinen Sinn, wir mussten die Verfolgungsjagd abbrechen, ihr Vorsprung war bereits viel zu groß.

Zurück in ihrem Atelier durchsuchten wir den Raum. Mich faszinierte das Bild auf der Staffelei. Es zeigte eine Dame ohne Gesicht und Namen. Sonst hatten wir nichts Besonderes gefunden.

Erfolglos und mit gesenkten Köpfen kehrten wir zu Kroft zurück. Marcus Thassissilo Endrins Männer, die Schwarze Kompanie, hatte Trinia Sabor kurze Zeit nach unserer wilden Verfolgungsjagd geschnappt und in Schloss Korvosa eingekerkert.


*     *     *

Was für ein Motiv sollte das Mädchen gehabt haben den König zu ermorden? Was wird Ileosa mit ihr tun? Laut sprach ich meine Gedanken aus. Cressida Kroft wusste zu berichten, dass der König in der Zeit vor seinem Tod ständig mit der Malerin zusammen gewesen war und schließlich einer Krankheit erlegen war. Außerdem wollte die Leibwächterin der Königin - Sabina Merrin – die Feldmarschall aus den Ermittlungen heraushalten.

Korvosas Stimmung hatte sich etwas beruhigt seit bekannt war, dass die angebliche Mörderin von Eodred I gefasst war.

Ganz anders meine Stimmung. Da war etwas faul!

Hier ging es nicht mit rechten Dingen zu. Ich erinnerte mich, wie das Volk über die Thronfolge in Rage gewesen war! Hurenkönigin hatten sie Ileosa geschimpft. Ja, ich ergriff damals Partei für sie, aber nun hatte ich das Gefühl, dass die Königin selbst an einem Verbrechen beteiligt war.

Trinia Sabor hatte das Recht angehört zu werden, und ich fürchte, man werde sie dieses Rechtes berauben. Umso mehr glaubte ich an ihre Unschuld, da ich mir den Grund aus welchem sie den König hätte ermorden sollen, einfach nicht vorstellen konnte. War nicht Ileosas Eifersucht ein gutes Motiv?

Titel: Re: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 05. Januar 2009, 09:48:51
Tut mir leid wegen den "Löchern" in unserer SH, aber da verschiedene Personen daran schreiben ist es nicht immer leicht alle Einträge aufeinander abzustimmen. Ein "Loch" wurde jedenfalls gerade gestopft.
Titel: Re: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: DU#1229 am 10. Januar 2009, 01:40:39
Ich mag Deine Storyhour sehr!  :thumbup:

Wer schreibt denn alles daran mit und wer nutzt welche Formatierung?

Als Tipp möchte ich Dir noch etwas für den Post aus September mitgeben: ich hätte es in die Sätze eingebettet, wer gerade spricht. Der Stil mit den Abkürzungen zu Beginn eines jeden Satzes gefällt mir persönlich nicht.

Ansonsten: weiter so!
Titel: Re: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Aureus am 10. Januar 2009, 11:40:45
Ich mag Deine Storyhour sehr!  :thumbup:
Vielen Dank!

Zitat von: Nadir-Khân
Wer schreibt denn alles daran mit und wer nutzt welche Formatierung?
Die SH setzt sich im Grunde aus drei Bestandteilen zusammen:


Zitat von: Nadir-Khân
Als Tipp möchte ich Dir noch etwas für den Post aus September mitgeben: ich hätte es in die Sätze eingebettet, wer gerade spricht. Der Stil mit den Abkürzungen zu Beginn eines jeden Satzes gefällt mir persönlich nicht.
Der Dialog sollte bei dieser Formatierung im Vordergrund stehen. Es ging um das Wortgefecht zwischen Mercutio und seinen "Kontrahenten". Bei anderen Texten hatte ich in diesem Fall immer den Vornamen verwendet, vielleicht gibt es ja noch andere Meinung hierzu.
Aber vielen Dank für die konstruktive Kritik, da die Zusammenfassung des ersten Abenteuers so gut wie fertig ist, können wir solche Stimmen mehr als gut gebrauchen, um aus Fehlern zu lernen und es beim nächsten Abenteuer besser zu machen.

Also noch Mal danke und bitte mehr davon! :D
Titel: Re: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: DU#1229 am 10. Januar 2009, 23:16:18
Ich finds übrigens klasse, dass Du mit Deinen Mutter spielst!  :thumbup:
Titel: Re: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Aureus am 10. Januar 2009, 23:23:18
Ich finds übrigens klasse, dass Du mit Deinen Mutter spielst!  :thumbup:
Ja, ich oder besser gesagt wir alle auch.  :D
Sie ist jetzt seit 10 Jahren dabei und mit mir das einzig verbliebene Mitglied der legendären Gruppe des berüchtigten Esszimmertischs an dem alles begann.
Titel: Re: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: DU#1229 am 30. Januar 2009, 14:34:45
weiter? ;)

Mein persönlicher "point of light" neben dem Sanatorium  :thumbup:
Titel: Re: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: maxximilian am 30. Januar 2009, 17:06:57
Aureus war die letzten Wochen sehr im Stress und konnte nicht an der SH weiterschreiben. Ich kann nur soviel verraten, dass wir das erste Abenteuer nun abgeschlossen haben. Wir hatten ein paar hervorragende Sessions aber das kannst du bestimmt bald hier nachlesen.
Titel: Re: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Aureus am 30. Januar 2009, 19:28:44
weiter? ;)

Mein persönlicher "point of light" neben dem Sanatorium  :thumbup:
Vielen Dank! Sowas hört man natürlich immer gern.  :D

Wie maxximilian schon meinte, war ich die letzte Zeit ziemlich beschäftigt, aber jetzt sollte es bald weitergehen.

BTW: Aureus = Zellara = Zon-Kuthon und maxximilian = Mercutio = Rovagug (nur falls das nicht klar war), Sithkar.  wink
Titel: Re: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: DU#1229 am 30. Januar 2009, 22:40:39
Einiges war mir klar, hatte mal mit Maxximilian über seine Egos gesprochen. Aber jetzt kann ich Dich ja noch viel besser stalken ;)
Titel: Re: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 31. Januar 2009, 13:21:06
 :cheesy:

Wieder ist eines der "Löcher" gestopft worden. Und nun geht es tatsächlich gefährlich rasant auf das Finale von Abenteuer #1 zu!
Titel: Re: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 01. Februar 2009, 23:02:01
Auf Seite 1 (http://forum.dnd-gate.de/index.php/topic,18344.0.html) wurde soeben das letzte "Loch" in unserer SH gestopft. Es handelt sich um den Eintrag zum 5. Pharast, eine Szene die mir sehr wichtig war, aber nie tatsächlich ausgespielt wurde.

Es fehlt nur noch ein Puzzleteil zum Finale!
Titel: Re: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 01. März 2009, 18:27:55
Nur eine kurze Entschuldigung an meine Mitspieler und eventuelle Mitleser: Eigentlich sollte ja alles "rasant" zu Abenteuer #1 in die SH gestellt werden, doch ich finde einfach nicht die Zeit das letzte, umfangreichste Kapitel zu Ende zu bringen. Es dürfte daher noch bis zum nächsten Wochenende dauern.  :(

Erste Schritte in Richtung Rezension sind ebenfalls unternommen worden, darum möchte ich meine Spieler hier bitten, mir ihre Meinung über Edge of Anarchy noch etwas ausführlicher mitzuteilen.
Titel: Re: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 08. März 2009, 17:25:08
Wieder muss ich um Entschuldigung bitten: Ich bin immer noch nicht dazu gekommen alles fertig zu machen.
Aber um die Wartezeit etwas zu verkürzen der Anfang des Endes:


16. Pharast, 4708 AZ

In der Lanzettenstrasse hatten die Handwerker wohl mehr getratscht als gearbeitet, was nicht gerade zu guter Laune bei mir führte. Ich wollte mehr über den König und seine Beziehungen zu Ehefrau und Geliebter wissen. Mercutio und Cael waren einverstanden, dass wir am Abend durch die Tavernen zogen und unsere Ohren etwas spitzten. Als wir die Ergebnisse unserer Nachforschungen austauschten, waren wir auch nicht viel klüger als zuvor.

Angeblich sollte der König recht vernarrt in seine Gemahlin gewesen sein.

Die Königin stammt aus einem alten chelaxianischen Adelsgeschlecht und gilt als eher kühle Person, die Korvosianer als Hinterwäldler bezeichnet und nicht viel für den Stadtstaat übrig hat. Sie kommt schlecht mit den anderen Autoritäten der Stadt zu Recht, wie mit der Acadamae. Ihre Kontakte zu anderen Adelsfamilien hingegen sind ausgezeichnet. Übrigens sei sie der Grund für die Abschaffung des königlichen Harems.

Dann gibt es noch ihre Leibwächterin Sabina Merin, eine von Orisini ausgebildete Schwertkämpferin, die in einer sehr engen Beziehung zur Königin steht.

Das alles brachte mich in meinen Gedanken nicht wirklich weiter, auch wenn ich für diesen Tag die Eule als Schicksalskarte zog, die bekannterweise für Weisheit steht.

Da war das Treffen mit Grau Soldado am Goldmarkt schon viel versprechender. Soldado rückte raus, dass die Königin eine Leibgarde nur aus Frauen einzuführen wünschte. Mein erster Gedanke war, dass ich mich dort bewerben könne. Mercutio wehrte natürlich ab: viel zu auffällig und vor allem zu gefährlich, knurrte er. Aber da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, dachte ich mir, und wollte noch einmal mit Kroft darüber reden.

Cael hatte in der Zwischenzeit in der Academae nach dem Tiefling Ausschau gehalten,
ihn entdeckt, verfolgt und beobachtet, bis er dann plötzlich in der Halle des Formens verschwunden war.

Um die Mittagszeit wurden wir erneut zu Cressida Kroft gebeten. Ich hoffte meinen Vorschlag anbringen zu können, doch daraus sollte nichts werden, denn uns wurde ein neuer Auftrag erteilt.

Kroft war nicht allein. Neben ihr stand ein Schamane der Shoanti. Tausend Knochen vom Schädelkan. Sein Enkel Gaekhen war während der Unruhen in der Stadt erschlagen und sein toter Körper gestohlen worden, vielmehr wurde seine Leiche verkauft und befand sich nun in einem Höhlensystem unter dem Friedhof. Es war von größter Bedeutung, so erklärte uns der Schamane, dass wir den Leichnam finden, denn nur dann konnte Gaekhens Seele Ruhe finden.

Jedoch stand noch ehr auf dem Spiel als die Ruhe des Toten. Sollten wir den Körper des Jungen nicht finden können, drohte der Stadt Krieg mit den Barbaren des Storvalplateaus.

Kroft beantwortete unsere Fragen und meine Laune war nicht die allerbeste! Ich wollte in dem Mordfall weiter kommen, ich wollte wissen, ob Sabor eine gerechte Verhandlung bekommen wird. Und jetzt musste ich mich auf den Weg zum Friedhof im Bezirk Grau machen. Meine beiden Begleiter schienen sich weniger zu grausen.

Ich schon, wenn ich an diesen unheimlichen Ort bei Nacht dachte.

Die Einzelheiten, die uns Kroft mitgab klangen alles andere als angenehm für mich. Ein Dummkopf namens Elkaris sollte die Leiche an einen gewissen Rolth verkauft haben. In den Kerkern der Zitadelle haben die Folterknechte darüber hinaus herausgefunden, dass er den toten Jungen zu einem halb verfallenen Mausoleum im Friedhofsteil der Armen versteckt hatte. Sein Auftragsgeber Rolth, war ein ehemaliges Mitglied der Acadamae, der Experimente mit Toten betrieb und daraufhin die Schule der Magie verlassen musste. Er hatte abscheuliche Wesen aus Leichenteilen verschiedenster Art geschaffen und war so nicht mehr haltbar gewesen. Anscheinend war er noch immer auf der Suche nach verwertbaren Körpern.

Wir brachen bei Nebel und Regen zur Kathedrale Pharasmas auf. Der Ort an dem jedes nächtliche Vordringen in Grau beginnen sollte.

Das Gotteshaus war ein imposantes Gebäude, erbaut im chelaxianischen Stil. Über der Pforte wachten Gargylen und die unzähligen Schießscharten ließen den Bau weniger wie einen Tempel denn eine Festung erscheinen.

Als wir eintraten wurden wir von einer hübschen, platinblonden Frau mit Spitzohren empfangen, um deren Hals das Symbol der Schicksalsgöttin hing. Nachdem wir der Novizin von unserem Auftrag berichtet hatte, schlug sie vor uns zu begleiten. Cael sah ich seine Glücksgefühle sogleich an, denn die Halbelfin namens Carmelizzia schien ihn einfach verzaubert zu haben.

Die Novizin führte uns auf die Gräber der Armen hinaus. Sie hatte eine Idee von welchem Mausoleum wir da gesprochen hatten, als wir den Ort nannten, an dem Elkaris immer die Leichen abgelegt hatte.

Die Begräbnisstätte war verfallen. Dunkler Efeu wucherte um die Säulen, die wie das weiße Gerippe eines skelettierten Drachenleichnams im silbrigen Mondlicht leuchteten. Vor dem Portal wachte der kopflose Gargyle mit dem weit in den Nachthimmel erhobenen Schwert.

Unten im Mausoleum angekommen mussten wir durch eine Vorkammer in deren Alkoven die Gerippe nur so gestapelt lagen. Als wir die Mitte der Kammer erreicht hatte, erwachten die Skelette von einem halben Dutzend Menschen und einem Eulenbären zu unheiligem Leben und wir hatten das Vergnügen uns den Untoten im Kampf zu stellen. Erfolgreich, wie ich bescheiden anmerken möchte, denn unsere beiden heiligen Begleiter, Cael und Carmelizzia trieben die Gerippe mit der Macht ihrer Götter in die dunklen Ecken zurück aus denen sie geklettert waren.

Wir folgten einem schmalen Tunnel, der uns in eine erbärmlich stinkende Höhle brachte. Ich musste mich wirklich beherrschen um nicht den Inhalt meines Magens wieder auszuspucken. An den unregelmäßigen Wänden wucherte ein leuchtendes Moos, das ein kaltes, blaues Licht in die Höhlen warf.

Um einen Tisch saßen drei Gestalten mit weißgelben Haaren, graublauer Haut und riesigen Glubschaugen. Sie waren wohl gerade von einem grausamen Spiel abgelenkt, denn als sie uns erblickten sprangen sie befremdlich brabbelnd auf und griffen zu ihren schartigen Klingen von denen eine grünliche Flüssigkeit auf den Boden tropfte.

Ein chaotischer Kampf entbrannte. Die Gnome versuchten uns, finster in ihre verklebten Bärte fluchend, mit vergifteten Bolzen und Klingen zu treffen, während wir mit Zaubern und varisianischer Waffenkunst dagegen hielten.

Wir sollten die Oberhand behalten.

Ein weiterer Säurestrahl aus der Handfläche unseres Magiers traf den letzten verbliebenen Gnom mitten in seine monströse Visage. Doch anstatt sich tief in seinen Schädel zu fressen, verwandelte der Zauber das bösartige Kerlchen zu Stein.

Wir beratschlagten kurz was zu tun sei.

Auch Mercutio war von dieser Wirkung des Zaubers überrascht gewesen und so wusste auch er nicht so recht wie lange der Effekt anhalten würde. Carmelizzia machte den Vorschlag das Schicksal des Kleinen in die Hände ihrer Göttin Pharasma zu legen und die kurzlebige Steinstatue mit einem Seil um den Hals an dem Gargylen vor dem Mausoleum aufzuknüpfen. Würde sich die Versteinerung lösen, so sollte er für uns nicht zum Problem werden. Wir waren einverstanden.

In dem Wirrwarr von Gängen und Tunneln, manche waren einfach zu eng für uns, andere zu finster. Letztlich gelangten wir in eine Höhle deren Einrichtung aus drei klapprigen Holztischen und einer Weidentruhe bestand. Einer dieser blauen Gnom mit weißgelbem Haar war gerade damit beschäftigt einem leblosen Körper, der auf einem Holzblock vor ihm lag, Blutmücken anzusetzen. Ohne zu zögern, töteten wir und durchsuchten ihn. Das einzige von Wert schien sein winziges, vergiftetes Kurzschwert. Ein paar ausgetretene Steinstufen führten in die Dunkelheit hinab und wir entschieden uns für einen anderen Weg.

Unheilige Mutter aller Monster! Ich verfluchte unsere Entscheidung, denn wir waren geradewegs in die stinkende Höhle eines Müllfressers gestolpert. Nicht schon wieder!

Ein riesiger Othyugh! Kaum, dass wir ihn wahrnahmen, hielt er auch schon Cael in seinen schleimigen Tentakel gefangen! Verdammt! Beim ersten Schlag verfehlte ich den Müllfresser, doch mein zweiter Schlag saß ausgezeichnet, ebenso Carmelizzias Attacke. Allerdings mussten wir auch ganz schön einstecken. Das Ding hielt mich unendlich lange Zeit fest in seinen Tentakel. Es sollte ein zäher Kampf werden.
Als ich mich endlich befreien konnte, versetzte ich dem Scheusal den Todesschlag.

Erst jetzt konnten wir die Höhle genauer betrachten: eine Art natürlicher Steg führte in die Mitte der Kammer. Im Dreck neben diesem glitschigen Laufwegs lagen verwesende Leichenteile die das Monster offenbar für später aufgehoben hatte. Der bestialische Gestank und dieser widerliche Anblick ließen mich Würgen.

Wir suchten alle menschlich aussehenden Teile zusammen und entdeckten dabei den Unterleib und die gebrochenen Beinen eines jungen Mannes. Sie zeigten die mystischen Tätowierungen der Shoanti.

Ich riss einen Streifen Stoff aus dem Gewand der Priesterin und verpackte die Leichenteile zu einem handlicheren Bündel. Mercutio fand währenddessen eine wachsversiegelte Metallphiole und nahm sie an sich.

Wir fühlten uns verpflichtet noch mehr Untote zu zerstören und schlichen den nächstbesten Gang. In den Wänden dieses unheimlichen Korridors waren mit gähnenden Schädeln bestückt, was in mir eine schaurige Vorahnung hervorrief. Und natürlich war diese auch berechtigt. Uns Varisianern sagt man nicht umsonst nach, über seherische Kräfte zu gebieten.

Seltsame Knochenschlangen erwarteten uns. Cael segnete uns beim Anblick dieser Wesen sogleich mit der Macht des Trunkenen Helden. Doch es half nichts, ich konnte dem Blick aus ihren giftgrünen Augen nicht entgehen. Heute glaube ich, dass Cayden Cailean Caels Gebet so weit unter der Erde nicht gehört hatte.

Ich verspürte nur noch eine seltsame Benommenheit und ich konnte mich nicht mehr rühren. Aus den Schädeln spritzte grüne Säure. Mercutio griff an und schoss mit Säure zurück. Dann rief er einen Teufel hervor, der für uns gegen die Knochenschlangen kämpfte. Die Waffe der Priesterin, ein leichter Streitkolben, wurde von uns allen verwendet. Es war eine Meisterleistung, wie wir ständig die Waffen tauschten um diese Schreckgebilde zu vernichten. Mercutio hatte uns aufgeklärt, dass es sich nicht um Untote sondern arkane Konstrukte handelte, die nur von Wuchtwaffen verwundet werden konnten.

Es war ein harter Kampf, in dem wir viel einstecken mussten, doch es war diese ungewöhnliche Taktik, die uns den Sieg davon tragen ließ.

Es gab keine Zeit zu verlieren!

Wir lauschten an einer Tür: nichts zu hören. Als wir den Raum dahinter betraten, sahen wir einen kleinen merkwürdig verdrehten, blauen Gnom über einem blubbernden Kessel hantieren, der nichts besseres im Sinn hatte, als um uns beide eine undurchdringliche Dunkelheit zu zaubern.

Ich konnte mich an den Standort eines Tisches erinnern und zog mich an ihm aus der magischen Dunkelheit heraus. Dann schlug ich blind zu und wurde von Desna reich miet einem zielsicheren, tödlichen Angriff beschenkt.

Weiter südlich konnten wir hinter einer vernagelten Tür vernehmen. Ich musste sie erst einschlagen, um mich dem Kampf gegen ein menschengroßes, aus unzähligen Leichenteilen zusammengeflicktes Wesen zu stellen. Cael sprach einen Schutzzauber auf mich, Carmelizzia segnete uns und Mercutio wirkte meinen Lieblingszauber Schmieren auf den Kadavergolem, was aber in diesem Fall keinen Nutzen hatte. Der Teufler und ich übernahmen das Austeilen allein, während uns die Heilkräfte der Priester vor dem Tode bewahrten.

Und wir hielten durch, der Golem nicht.

Im völlig verwüsteten Verschlag des Konstrukts fanden wir einen abgetrennten Arm mit Tätowierungen.

Erst Tage später sollte ich erfahren, dass mich das Monster mit mehreren Krankheiten angesteckt hatte.

Die nächste Kammer die wir betraten war eine kuppelartige Höhle. In einem Graben entlang der lehmigen Wände war schimmelndes Stroh ausgelegt worden. Zwischen gesprungenen Schalen mit fauligem Wasser lagen tote, wie lebendige Körper.

Ein nackter, widerlicher Kerl trat uns entgegen. Sein bleicher, verschwitzter Körper wurde von wenigen, gräulichen Haaren bedeckt.

Der abscheuliche Wärter brüllte uns unverständliche Beleidigungen entgegen und sogleich kam es einem heftigen Schlagabtausch. Carmelizzia versetzte ihm letztendlich voller Wut einen tödlichen Hieb mit ihrem Streitkolben.

Während wir die Höhle gründlich durchsuchten, kümmerte sich die Priesterin um die noch Lebenden und eilte mit ihnen zurück zur Kathedrale. Wir fanden unterdessen nichts, was für uns von Bedeutung war.

Es blieb nur noch ein Tunnel, dem wir bis zu einer massiven Tür folgten.

Hinter der Tür empfing uns ein Gestank aus Verfall und Chemikalien. Unzählige blutbeschmierte Werkzeuge, wie Sägen und Messer aller Größen und Formen waren zu sehen. Auf einem großen Holzblock lag ein riesenhaftes Gebilde aus Leichenteilen, ein Wesen mit dem Kopf des Shoanti!

Ich erinnere mich nicht mehr genau wer es von uns war, der mit einer der Sägen diesen Kopf abtrennte, doch ich steckte ihn in meinen Rucksack.

Wo war nur sein Oberkörper?

Werden mussten weitersuchen! Wir mussten ihn einfach finden!

Weiter den Tunnel entlang. Oh wie ich sie mittlerweile hasste. Immer wieder diese schmalen und niedrigen Wurmlöcher und dieser Ekel erregenden Gestank.

Wir erhaschten einen Blick in die Kammer am Ende des Tunnels: sie war wie eine Schlafstube eingerichtet. Wir gingen näher ran.

Auf einer Sitzbank lag der Torso mit dem anderen Arm des Shoanti, bewacht von einem der blauen Gnome, der oben an der Decke schwebte. Zwei Bücher haltende Zombies standen unter ihm. Plötzlich schoss ein schwarzer Strahl herab. Mercutio vergrößerte mich.  Es war ein gigantisches Gefühl! Überaus mächtig kam ich mir vor, und schlug sofort auf den schwebenden Gnom ein.

Auf einmal war ich so von Furcht erfüllt, dass ich nur noch fliehen wollte und mich panisch den Tunnel zurück schob. Dann bin ich stecken geblieben.

Unser Teufler wurde ebenfalls von Pech verfolgt, denn all seine Zauber schlugen fehl. Cael tat alles um sich erfolgreich gegen die Untoten zur Wehr zu setzen und schleudert Alchimistenfeuer um sich. Mercutio wurde von einem mächtigen Feuerstrahl getroffen und schwer verwundet. Der schwebende Magier riss sich einen Fetzen von der Robe und als dieser den Boden berührte, entstand ein Skelettkrieger dem Cael mit heiligem Wasser zusetzte.

Wieder und wieder riss sich der verrückte Gnom ein Stück aus der Robe und so ließ er einen Goblinzombie, einen Menschenzombie und einen weitern Skelettkrieger entstehen, und für sich kämpfen.

Als ich, von meiner Angst befreit, wieder zurück zum Geschehen eilen konnte, war der Schwebende gerade im Begriff zu zaubern, dabei legte er die Hände an sein Herz und es entstand eine schwebende, geisterhafte Hand neben den seinen.

Ich trat ein und wurde sogleich von einem Schlag des Goblinzombies getroffen. Die Geisterhand griff nach Mercutios Seele.

Durch meine riesige Statur war ich so eingeengt, dass ich mich in der Kammer fast nicht regen konnte, die arkanen Worte des Schwebenden konnte ich jedoch gut hören. Endlich gab Mercutio den Vergrößerungszauber auf.

Die Zombies machten uns ganz schön zu schaffen, sie erwiesen sich als außerordentlich zäh! Der Schwebende ließ sich herab und sprach eine weitere Zauberformel in meine Richtung. Dabei schlug ich ihm den Zauberstab aus der Hand, doch er schnappte sich das dürre Stück Ebenholz und griff unverzüglich an.

Gelähmt konnte ich mich für eine geraume Zeit nicht mehr bewegen. Ich stand in einer Giftwolke aus Leichengestank, während ein Froststrahl auf Mercutio zielte.

Es dauerte seine Zeit, da wir das blauhäutige Scheusal mit den weißen zu Berge stehenden Haaren besiegt hatte. Aber es war uns gelungen.

Wir packten die letzten Teile des Shoantileichnams ein und durchsuchten den toten Gnom. Mercutio stellte das Zauberbuch des finsteren Magiers ein, zog den Schutzring von seinen blauen Fingern und hob den Zauberstab auf, als wir aus seinen Kammern schlüpften.

Mittlerweile hatte ich eine Idee, warum die Shoanti dieses Höhlensystem die Totentunnel nannten.
Titel: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 26. Juni 2009, 15:20:23
Endlich kann es weiter gehen. Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Ich hatte einfach nicht die Zeit und den Kopf dafür.

EDIT: Den Post über diesem habe ich editiert, das Finale von Abenteuer #1 kommt gleich. ... Diesmal wirklich. :cheesy:
Titel: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 26. Juni 2009, 15:22:52
17. Pharast, 4708 AZ

Es war ein bewölkter Tag. Cael der Priester, Zanovia die Kämpferin und Mercutio der Magier wollten sich gerade auf den Weg zum Schloss machen als es an der Tür Klopfte. Müde und sorgenvoll standen sie in der niedrigen Stube. In der Bewegung innehaltend blickten sie sich gegenseitig erwartungsvoll an, bis Cael sich dazu entschloss zu öffnen.

„Daro!“, rief er freudig, als der junge Mann eintrat. In den vergangenen Tagen hatten die drei wenig von Daro gehört. Hadrak, sein Ziehvater hatte angeblich darauf bestanden, dass er nur noch nördlich des Kanals der Heiligen Alika eingesetzt wird. Daro sah im Gegensatz zu den anderen sehr gut aus. Er hatte einen neuen Lederpanzer und die Armbrust auf seinem Rücken hatten sie auch noch nicht gesehen.

„Ihr seht schlecht aus“, meinte Daro, während sie gemeinsam das Haus verließen. „Wohin des Wegs? Auch zum Schloss? Ich hatte gehofft wir könnten gemeinsam zusehen. Also bei der Hinrichtung, meine ich.“
Zanovia nickte. Nach einer Weile sagte die Varisianerin niedergeschlagen: „Wir haben unsere Zweifel an der Schuld von Trinia. Hätten wir sie nur erwischt! Wir hätten sie selbst befragen können und müssten uns jetzt nicht auf das Urteil der Königin verlassen!“

Daro traute sich ob der schlechten Stimmung unter den Agenten erst wieder in den Höhen ein Gespräch anzuleiern: „Und wie geht es sonst so?“

Diesmal war es an Cael zu antworten: „Ach, wir hatten eine Mordsnacht!“ Der Halbelf hatte ein sarkastisches Grinsen im Gesicht. „Nein, ich habe da jemanden kennen gelernt. Aber die Umstände waren nicht die Schönsten. Eigentlich sind wir uns auf dem Friedhof begegnet. Dann sind wir zusammen auf der Suche nach einem zerstückelten Shoanti in ein verfallenes Mausoleum hinabgestiegen. Dort haben wir Skelette, Zombies und wahnsinnige Gnome mit milchigen Glupschaugen bekämpft. Natürlich auch Mal wieder einen dieser widerlich stickenden Müllfresser und einen Golem aus toten Menschen, Tieren und was weiß ich was. Das Übliche halt.“

Noch bevor Daro etwas erwidern konnte, hörten die Agenten jemanden nach ihnen rufen. „Cael! ... Zanovia! ... So wartet doch auf mich!“

Es war Carmelizzia, die Novizin von der gerade die Rede gewesen war. Bis die platinblonde Halbelfin in dunkelgrauen Roben zu den vier aufgeschlossen hatte, murmelte der Magier: „Wenn man von Teufeln spricht!“ und Zanovia seufzte enttäuscht „Schwesterherz, wie schön dich zu sehen.“

Carmelizzia hatte die Fassung sichtlich wiedererlangt, die ihr in den Totentunneln nach den abscheulichen Entdeckungen in Rolths Kerker abhanden gekommen war. „Es ist gut Euch gesund und munter zu sehen. Ich hoffe die Schreckgespenster der Nacht haben Euch wieder verlassen. Auch wenn einen wahrscheinlich solche Dinge nie wieder loslassen werden. Aber zu erfreulicheren Dingen. Die Königsmörderin wurde gefasst! Seid Ihr auch auf dem Weg zu ihrer Hinrichtung?“

Sie bekam von allen vieren dieselbe Antwort: „Ja!“
 
Etwas verdutzt blickte Daro zuerst die Halbelfin und dann seine Freunde an.
"Ihr kennt euch?“

Bevor jemand etwas sagen konnte antwortete die Varisianerin „Allerdings! Ohne sie hätten wir niemals unser Ziel erreicht, die sterblichen Überreste des Shoantis aus den Totentunneln zu bergen." Zanovia hakte sich bei Cael ein. "Uuuuuund..... du wärst eine Sinneserfahrung ärmer geblieben. Stimmt`s Cael?"

Misstrauisch betrachtete der Magier seine Mitbewohnerin. Er beteiligte sich jedoch nicht an dem Gespräch, seine Gedanken waren momentan woanders. Plötzlich fragt er in die Runde: "Wisst ihr was mich etwas verwundert? Wir sollten doch Rolth, den Totenbeschwörer, der von der Acadamae verwiesen wurde, aufstöbern. Gefunden haben wir aber nur ein paar blauhäutige, milchäugige Gnome, und solche Wesen werden an der Acadamae sicher nicht ausgebildet.“

"Teufler, du bist sehr schlau! Ich bin ganz deiner Meinung.", erwidert Zanovia überrascht. Dann wirft die Varisianerin dem Magier einen hoffnungsvollen Blick zu. "Aber würdest du uns zur Acadamae begleiten?"

Mercutio verdrehte die Augen. "Denk doch einmal nach, Tänzerin! Es ist doch völlig klar, dass wir diesen Rolth nicht erwischt haben und da kann man uns in der Acadamae auch nicht weiterhelfen. Wir werden sehen was Feldmarschall Kroft dazu sagt.“

"Totenbeschwörer Rolth? Sterbliche Überreste eines Shoantis? Und dann diese junge Dame, die euch wohl sehr vertraut ist, von der ich noch nicht einmal den Namen kenne. Ihr habt sicherlich einiges zu berichten.“

"Allerdings gibt es einiges zu erzählen, doch sollten wir uns etwas beeilen, sonst kommen wir zu spät.", meinte der Magier nur.

Verträumt sah Cael nur die hübsche Halbelfin an und vergaß über seine Begeisterung seinen Freunden zu antworten. Dann folgten die Agenten und ihre Begleiterin dem Vorschlag des Magiers und schickten sich an noch vor dem Sonnenuntergang den Schlosshof zu erreichen.

Der Weg auf die Stufenpyramide war lang. An seinem Ende ragten die schwarzen Mauern mit den krallengleichen Zinnen von Schloss Korvosa, wie die Klaue eines bösen alten Drachens in den bedeckten Himmel auf.

Die Treppe wollte allerdings kein Ende nehmen, was die Leute nicht davon abhielt nur so in den öffentlichen Vorhof zu strömen, wo die Hinrichtung stattfinden sollte. Als die Agenten endlich vor dem Tor angekommen waren, verwehrten Gardisten einfachen Bürgern bereits den Zutritt. Der Schlosshof war hoffnungslos überfüllt und so gelangten die fünf nur mit Hilfe ihres Abzeichens hinein, was ihnen Verwünschungen der weniger begünstigten Bürger einbrachte.

Unter dem Torbogen hindurch, eröffnete sich ihnen ein Bild wie sie es eher bei einem Freudenfest oder einem Ritterturnier vermutet hätten.

Um eine hölzerne Empore, auf der bereits der Richtblock wartete, waren drei Ehrentribünen aufgebaut worden. Die größte davon besaß einen blutroten Baldachin unter dem ein hoher gepolsterter Stuhl stand. Noch war der Sessel unbesetzt, doch keiner zweifelte daran, dass bald Königin Ileosa diesen Platz einnehmen würde. An der hohen Brüstung fanden sich die Wappen aller großen Häuser, mit dem der Arabastis in der Mitte.

Vor einer Reihe bewaffneter Gardisten hatten sich einfache Bürger an der Tribüne versammelt. Sie streckten ihre Hände zu einem gut gekleideten Mann mit freundlichen Augen empor. Er hatte langes, ungebändigtes Haar und einen buschigen Schnurrbart. Daro erklärte den anderen, dass es sich um Fürst Glorio Arkona handelte. Der Edelmann war dafür bekannt den Armen wohlgesonnen zu sein und so hielt er auch jetzt eine kleine Truhe aus Ebenholz unter dem Arm, während er mit der freien Hand Münzen daraus an die jubelnde Menge verteilte.

An seiner Seite war wie immer Melyia, die Base des Fürsten. Die Arkona war wunderschön, was ihr wie immer bewundernde, wie neidische Blicke schenkte.

Neben der königlichen Dienerschaft und den Arkonas konnten die Agenten viele Mitglieder der übrigen Adelshäuser Korvosas erkennen. Die Edelleute waren in die kostbarsten Stoffe gehüllt und trugen die wertvollsten Schmuckstücke ihrer Schatzkammern zur Schau. Unter den Fürsten und ihren prächtig geschmückten Gemahlinnen waren auch die meisten der Magistraten zu sehen. Die Herrschaften plauderten offensichtlich gut gelaunt über Belanglosigkeiten, während sie desinteressiert die letzten Vorbereitungen der Hinrichtung beobachteten.

Die Matriarchin von Haus Zenderholm, eine blasse Frau mit schwarzem, dünnen Haar, die laut Daro von den Bürgern Korvosas nur „die Galgenkrähe“ genannt wurde, war über die Brüstung der Tribüne mit einer älteren Dame auf der Zuschauerbühne daneben in eine Unterhaltung vertieft. Carmelizzia konnte diese wiederum begeistert als Bischöfin Keppira d’Baer benennen. Es war die Vorsteherin der Kathedrale Pharasmas in Grau, wo sich die beiden Halbelfen erst am gestrigen Tag zum ersten Mal begegnet waren. Unter dem gelben Baldachin waren noch zwei weitere Hohepriester zu sehen: Ornher Reebs vom Tempel des Asmodeus und Erzbankier Darrb Tuttel, das Oberhaupt der Abadarier von Korvosa.

Die dritte Ehrentribüne war verhältnismäßig schmucklos. Zwischen Standarten und Bannern erkannte Mercutio das Wappen der Garde Korvosas, das der Schwarzen Kompanie und das des berüchtigten Ordens des Nagels auf enormen Schilden. Mit einem vierten, blanken Schild aus mattem Stahl konnte er nichts anfangen.

Hinter der niedrigen Brüstung saß Feldmarschall Cressida Kroft in polierter, blutroter Plattenrüstung. Die Anführerin der Stadtgarde wechselte ein paar Worte mit einem blonden, gut aussehenden Mann auf dessen Waffenrock wieder der geflügelte rote Anker der Greifenreiter zu sehen war. Daro erkannte in ihm sofort Marcus Thalassinus Endrin, den Kommandanten der Schwarzen Kompanie.

Etwas abseits, durch zahlreiche niederrangige Militärs von den beiden Generälen getrennt, saß die Führungsspitze der Höllenritter. Hinter den finsteren Rüstungen mit infernalen Symbolen und Teufelsfratzen vermutete Mercutio Lictor Severs DiVri und die Herrin der Klingen Maidrayne Vox. Eine Frau die nicht nur in Korvosa für ihre Grausamkeit beim Erteilen und Vollstrecken von Richtsprüchen bekannt war.

Zwischen den schwer gepanzerten Höllenrittern saß ein dürrer Mann in schwarzen Roben. Der Magier hielt ihn für Paravicar Acillmar, ein Arkanist und ebenfalls innbrünstiger Verehrer des Prinzen der Finsternis.

Auf einer niedrigen, aber dennoch über das einfache Volk erhabenen Zuschauerbühne saßen die Dockfamilien, wohlhabende Kaufleute und Händler. So auch Familie Dragonetti, Mercutios Eltern, Geschwister und Tanten, von denen keiner den Magier eines Blickes würdigte.

Zu Mercutios Erleichterung waren allerdings nur sehr wenige Mitglieder der Acadamae hier um der Hinrichtung beizuwohnen. Zanovia suchte jedoch auch nach Vencarlo Orisini und Grau Soldado vergebens.

Die Selbstdarstellung der Aristokraten schien Cael zunächst nicht zu beachten. Noch immer hing sein Blick am makellosen Antlitz Carmelizzias. Nur mit Mühe kämpfte er das Kribbeln in seinem Magen hinunter und rief sich ins Hier und Jetzt zurück.

Mit Abscheu wanderte sein Blick dann über die Edelleute, die für ihn mit ihren Intrigen den Sargnagel jeder Gesellschaft bedeuteten. Nur ein Wort, "... Anarchie...", schwirrte in seinen Gedanken und verdrängte das wohlige Gefühl das ihn kurz zuvor noch erfüllt hatte, durch ein älteres, vertrauteres: Hass.

Plötzlich ertönten die Fanfaren der königlichen Herolde und kündigten die Herrscherin von Korvosa an. Eine Ehrengarde von sechs Kriegerinnen in strahlenden Rüstungen und mit roten Federbüschen auf den Helmen bezog vor dem throngleichen Sessel, unter dem roten Baldachin Stellung.

Königin Ileosa Arabasti betrat die Empore. Sie trug ein schimmerndes Kleid aus grünem Brokat und perlfarbener Seide von unschätzbarem Wert. Majestätisch ließ sie sich auf dem thronartigen Sessel nieder.
Das Gesicht der Königin glich einer makellosen Porzellanmaske und ihr geflochtenes Haar brannte im orangefarbenen Licht der untergehenden Sonne wie poliertes Kupfer. Sie ließ einen Fächer aufschnappen über den nur noch ihre grünen, katzengleichen Augen zu dem Richtblock auf der anderen Seite des Hofes funkelten.

Die Bürger von Korvosa jubelten.

In den Schatten hinter der Königin erkannten die Agenten ihre Leibwächterin Sabina Merrin. Aufmerksam und emotionslos beobachtete sie die Menge auf dem Schlosshof.

Dann setzte der dumpfe Schlag einer Trommel ein. Jeder wusste, dass nun die Hinrichtung begann.

Zwei Gardisten zerrten eine vermummte Gestalt in rasselnden Ketten durch eine schmale Gasse in der Menschenmenge. Keiner schimpfte, keiner spuckte und keiner warf etwas. Alle waren wie gelähmt vor Hass.

Neben dem Richtblock wartete bereits ein hünenhafter Soldat im grauen Rock der Garde Korvosas. Auf dem Kopf trug er jedoch den gefürchteten Helm des Henkers und in den Händen hielt er die mächtige Axt, mit der er das grausame Urteil vollstrecken würde.

Unsanft zog er die verurteilte Königsmörderin auf das Podest. Zitternd stand die junge Frau neben dem finsteren Scharfrichter. Auf sein Zeichen befreiten die beiden Wächter Trinia Sabor von den Fesseln an Händen und Füßen. Dann rissen sie ihr den löchrigen Sack vom Kopf.

Geblendet vom Abendrot und sichtlich um Würde ringend, blickte die Verurteilte auf den Schlosshof. Trocknende Tränen schimmerten auf ihren bleichen Wangen und der kalte Wind wehte ihr die blonden Haare in die blauen Augen. Vor ihren Peinigern weinen wollte sie jedoch nicht.

Pathetisch erhob sich die Königin und sprach zu ihrem Volk:

„Geliebte Korvosianer! Ihr habt schwer gelitten in den vergangenen Wochen. Eure Häuser standen in Flammen, eure Lieben lagen tot auf den Straßen unserer Stadt und eure teuren Ersparnisse sind euch genommen worden. Ich fühle mit euch. So habe ich nicht nur meinen geliebten Gemahl verloren; nein, mein Herz blutete für jedes angesteckte Heim, für jede vergossene Träne und für jede Form von Anarchie. Es war eine schwere Prüfung für uns alle, doch hat die Folter nun endlich ein Ende. Vor euch steht das Gesicht der Schrecken die euch heimsuchten. Lasst euch nicht von ihrem unschuldigen Antlitz täuschen! Sie ist eine kaltblütige Mörderin, ... eine Verführerin, ... eine Sünderin; ... sie ist eine Schlange in unserer Mitte.“

Die grölende Menge mit ihrem geschlossenen Fächer beschwichtigend fuhr die hohe Dame fort:

„Ihr Tod wird Korvosa nicht wieder aufbauen, noch wird er uns König Eodred zurückbringen, aber es wird ein Morgen geben, einen Tag an dem die ganze Stadt vom Abgrund der Anarchie zurücktreten wird und das stärker als je zuvor!“

Wieder musste die Königin warten, bis die jubelnde Menge sich beruhigt hatte.

„Und so lasst uns diesen neuen Tag mit Gerechtigkeit einläuten! AB MIT IHREM KOPF!“

Ohrenbetäubender Jubel hallte von den dunklen Mauern Schloss Korvosas wider.

Der Scharfrichter hatte während Ileosas Ansprache den Kopf der Verurteilten fest auf den Richtblock gedrückt. Vor Angst schlotternd kniete Trinia Sabor vor ihm.

Dieses Mal erklang jedoch ein Aufschrei des Entsetzens im Schlosshof.

Die Axt zum fatalen Hieb gehoben, taumelte der Henker plötzlich ein paar Schritte nach hinten und wieder vor. Unsicher hielt er die Waffe in der Linken, während er mit der Rechten seine Schulter abtastete. Ungläubig starrte er seine blutrote Hand an, als er mit einem Schmerzensschrei das Henkersbeil fallen ließ. Ein Dolch steckte in seiner linken Hand und die Axt schlug mit einem satten Geräusch nur fingerbreit vor Trinias Nase tief in den Richtblock ein. Er wirbelte herum und die erschrockene Menschenmenge konnte einen weiteren Dolch, in seinem Rücken erkennen.

Als wieder Rufe unter den Bürgern laut wurden, blickte Trinia zu ihrem Henker auf. „Bei den Göttern! Es ist der Schwarze Falke!“, erklang es.

Ein maskierter Schwertkämpfer in dunklen Gewändern, bewaffnet mit Dolch und Rapier sprang auf die Plattform neben den Scharfrichter. Mit einer blitzschnellen Bewegung aus dem Handgelenk ließ der Schwarze Falke seinen Dolch durch den Fuß des Hünen schießen, der sich bis in die Holzbretter darunter bohrte. Dann half er Trinia auf.

„Ja, in der Tat, meine Königin! Lasst uns der Gerechtigkeit Genüge tun! Aber lasst es Gerechtigkeit für Korvosa sein, nicht für diesen Haufen Dreck, den Ihr Monarchie nennt! Lang lebe Korvosa! Nieder mit der Königin!“

Die Worte des Maskierten ließen das versammelte Publikum in Chaos versinken. Manche pflichteten ihm lautstark bei und forderten die Königin auf den Roten Thron abzutreten, andere wollten fliehen; manche schrien nach Blutrache und wieder andere waren wie gelähmt.
So auch Königin Ileosa. Einen Augenblick später nickte sie ihrer Leibwächterin zu und verschwand, von ihrer Ehrengarde geschützt im Schloss. Die Gardisten und Höllenritter kämpften sich durch die tobende Menge auf den Schwarzen Falken zu.

Der Henker hatte sich in der Zwischenzeit befreit. Er zog die Axt aus dem Richtblock und hob sie zum Angriff gegen den Maskierten.

Als Daro die Situation erfasst hatte, war seine Armbrust blitzschnell schussbereit. Die jahrelange Übung mit der Waffe hatte aus Daro einen Schützen gemacht, der seinesgleichen suchte.
Doch all die Sicherheit, die er im Umgang mit der Armbrust hatte, half ihm nicht bei der Entscheidung auf wen er sie überhaupt richten sollte. Unentwegt wanderte sie zwischen dem Schwarzen Falken und dem Henker hin und her.

Der Auftritt des Maskierten hatte Cael abrupt aus seinen Gedanken gerissen und so verfolgte er das ganze Spektakel mit sichtlichem Wohlgefallen. Erst als dem Tapferen der sichere Märtyrertod bevorstand, erwachte sein Geist wieder zu Leben. Er suchte fieberhaft nach einem Weg die Beiden auf der Tribüne zu retten.
Schnell zog er die Kapuze seines Umhangs tiefer ins Gesicht, um auch seine eigene Identität zu schützen. Dann eilte er in Richtung der Holzplattform.

Dort angelangt untersuchte er die Tribüne nach einer Möglichkeit unauffällig darunter zu schlüpfen.

Auch Mercutio Dragonetti war aufgesprungen als die schwarz gewandete Gestalt auf der Plattform erschien. Sofort wollte der Magier einen Zauber auf den Mann sprechen, doch leise Zweifel schlichen seinen Rücken hinauf und er zögerte. Recht und Ordnung, sowie das Wohlergehen seines geliebten Korvosas lagen ihm sehr am Herzen, doch irgendetwas war faul an diesem Schauspiel. Er wusste nicht wieso, aber er glaubte nicht an Trinia Sabors Schuld.

Während das Chaos um ihn herum losbrach focht Mercutio einen inneren Kampf mit seinem Gewissen aus und tat vorerst nichts.

Zanovia Tabuu war hin und her gerissen. Die Varisianerin wollte sehen was das Schicksal für den maskierten Mann bereit hielt und wartete nur auf seine Flucht, um die Verfolgung anzutreten. Sie wollte mehr über den Schwarzen Falken, aber auch immer noch über Trinia Sabor wissen.

Als Cael unter der Plattform verschwunden war, stürmten bereits die ersten Soldaten auf die Tribüne. Sie umringten den Maskierten und die Verurteilte.

Der Angriff des Henkers war der erste Hieb in einem ungleichen Kampf.

Ein dutzend Gardisten und eine handvoll Höllenritter drangen weiter auf den Schwarzen Falken ein, der wie eine dunkle Sturmwolke aus der silberne Klingen wie Blitze herauszuckten, um Trinia wirbelte. Lang würde er dies nicht durchhalten können.

Dann materialisierte sich plötzlich eine weitere vermummte Gestalt zwischen den beiden Eingekesselten. Sie warf um jeden einen Arm und da waren sie auch schon wieder verschwunden.

Die Schwerter und Äxte der Soldaten zerschnitten nur noch die kühle Abendluft, während von den drei Flüchtigen jede Spur fehlte. Wütend blickten sich die finsteren Häscher, sichtlich verwirrt in alle Richtungen um.

Da erklang die fest entschlossene Stimme des Schwarzen Falken erneut:
„Und so triumphiert die Gerechtigkeit auch an diesem Tag, für Korvosa und seine Bürger!“

Auf den spitzen Zinnen der Schlossmauer, gegen die untergehende blutrote Sonne, bildete sich die schwarze Silhouette des Maskierten ab und unter seinem wehenden Umhang konnte man die zierliche Trinia Sabor erkennen. Mit einer funkelnden, in den Abendhimmel erhobenen Klinge verbeugte sich der Schwarze Falke zum Abschied, dann sprangen die beiden von der Stufenpyramide.
Titel: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 15. September 2009, 15:02:39
19.Pharast, 4708 AZ
 
In Korvosas Gerüchteküche brodelte es. Das Neueste was ich erfahren hatte war, dass die Wirtin der
Drei Ringe eine Pfadfinderin sein sollte. Ich glaubte es nicht! Und wer es glaubte, sollte selig werden!
 
An diesem harmlos beginnenden Tag wollten Mercutio und ich uns auf den Weg zur Bank machen, um Geld für die Bezahlung der Handwerker zu holen. Wir plauschten miteinander, was mich sehr freute und Mercutio konnte seinem Ärger über Cael Luft machen. Er sagte, letzten Endes sei Cael dafür verantwortlich, dass der Schwarze Falke entkommen konnte. Wo ich ihm natürlich recht geben musste. Wir wunderten uns, dass Trinia schier unauffindbar war.

Ich wollte einen Umweg machen und am Schloss vorbeigehen, um meine Bewerbung bei der Leibwache der Königin abzugeben. Doch der Teufler wollte davon nichts wissen.

Vor der Bank angekommen bot sich uns ein Bild des Grauens. Ein schwer gepanzerter Wagen mit vier Rössern hielt auf der Strasse vor dem Gotteshaus, während drei Gold gepanzerte Tempelwächter Abadars völlig regungslos daneben standen. Sie schienen gelähmt zu sein, denn ein vierter Tempelwächter biss wie von Sinnen einem seiner Glaubensbrüder tiefe, klaffende Wunden in den ungeschützten Hals und Nacken. Der goldgelbe Waffenrock des Mannes war dunkelrot von seinem Blut, das sich der andere gierig von den Fingern leckte.

Dabei wurde er lustvoll von einem dürren Wesen beobachtet. Seine farblose, gräuliche Haut spannte sich über spitze Knochen und seine langen, dünnen Finger endeten in tödlichen Krallen. Die Fratze des Dings besaß etwas wölfisches, hungriges. Immer wieder lies es seine spitze, dunkle Zunge zwischen unzähligen rasiermesserscharfen, braunen Zähnen hervorschnellen.

Es blieb mir keine Zeit zu überlegen, sofort schlug ich mit meinem Schal auf dieses Wesen ein. Volltreffer.

Mercutio ließ ein arkanes Pentagramm auf dem Boden entstehen. Als das Ding mich angreifen wollte, zerschnitten seine Krallen nur die Luft und ich konnte mit einem machtvollen Schlag kontern. Sein Kopf saß danach nicht mehr ganz so gerade. Ich hatte den Schädel des Wesens mit solcher Wucht getroffen, dass seitlich gesplitterte Knochen herausstanden. Ein wahrlich schauriger Anblick. Das konnte kein lebendes Wesen sein! Denn da es sich noch immer bewegte, musste es untot sein.

Auf Mercutios herbeigezaubertem Pentagramm kämpfte eine schwarze Schreckensratte mit rot glühenden Augen für uns. Wieder biss der wahnsinnige Tempelwächter seinen Glaubensbruder. Mein Versuch diesen Verrückten zu Fall zu bringen glückte und mein nächster Schlag sollte tödlich sein.

Mercutio bemühte sich darum, die Blutung der Abadarianer zu stillen, was ihm auch gelang; jedoch vermochte er es nicht die Lähmung aufzuheben.

Plötzlich setzte sich der gepanzerte Wagen in Bewegung. Und wir sprangen auf.

Mehrere dieser untoten Dinger kletterten über das Dach auf uns zu. In der Rückwand befand sich ein Fenster am Wagen, aber dicke Gitterstäbe ließen mich dahinter nichts erkennen. Der Wagen rollte weiter  in Richtung Süden, zum Fluss. Vorsichtig kletterte ich an der Seite entlang um einen dieser Untoten herunterzuziehen. Aber die schnelle Fahrt erlaubte es mir einfach nicht meine Waffe mit der gewohnten Präzision zu führen.

Auf dem Dach des Wagens befanden sich bereits zwei der widerlichen Wesen, ein Drittes folgte ihnen. Ihre langen dünnen Zungen flatterten im Fahrtwind. Mercutio stieg nach oben und griff in seinen Zauberbeutel. Er ließ direkt vor den Pferden, zwischen zwei Gebäuden ein Spinnennetz über der Strasse entstehen. Doch die Pferde preschten unbehelligt hindurch!

Ich wollte ebenfalls auf das Dach, um den Fuhrmann zu erkennen und näher bei Mercutio zu sein. Doch die Untoten schlugen unerbittlich mit ihren Krallen nach meinen Händen. Ich fand keinen Halt. Dann war Mercutio plötzlich gelähmt. Stocksteif drohte er das Gleichgewicht zu verlieren. Die blutrünstigen Wesen stürzten sich auf ihn wie hungrige Wölfe.

Als Mercutio seine Beweglichkeit wiedererlangte, sprach er einen meiner Lieblingszauber: er verwandelte das Dach in eine schmierige Fläche auf der es keinen Halt gab.

Berauscht schlug der Untote vor ihm tiefe Wunden in den Leib des Teuflers, bis Mercutio ein mächtiger Hieb bei voller Fahrt vom Wagen schleuderte.

Dumpf schlug der Kopf des Magiers auf den Pflastersteinen auf. Das war alles was ich noch von Mercutio mitbekam, denn schon war der Wagen zu weit entfernt.

Wer war der Kutscher auf dieser verfluchten Henkersfahrt?

Meine Angst wurde noch stärker, als ich spürte, dass nun auch ich gelähmt war. Einer der Untoten schnappte wieder und wieder nach meinem Hals und vergrub seine braunen Fänge in meinem Fleisch. Sein fauliger Atem stank nach dem Geruch der Toten. Er wollte mich wie Mercutio vom Wagen stossen, doch auf wundersame Weise schützte mich Desna vor dem Schicksal des Magiers und ich kauerte auf dem Dach, bis sich die Lähmung wieder löste.

Trotz Mercutios Zauber, gelang es mir zum Kutschbock zu balancieren.

Neben mir saß ein Hüne von Mann, eingehüllt in eine schwarzen, zerrissene Kutte, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen mit einer riesigen Sense. Er murmelte mir vollkommen unverständliche Worte zu. Ich verstand seine finsteren Flüche einfach nicht! Kaum hatte ich das Unglück wahrgenommen, packte mich einer der Untoten von hinten an der Gurgel. Desna bitte verrate mir, was ist das für eine Art zu Reisen! Mein Herz schlug zum Zerspringen. Bitte steh mir bei, verlass mich nicht!

Der Fuhrmann riss den Wagen um eine leichte Kurve, sodass die Pflastersteine wie der Dreck im Straßengraben nur so zur Seite spritzten. Zwei der Untoten fielen vom Dach, der Dritte kämpfte hart sich noch zu halten.

Die seltsamen Litaneien des Vermummten, hörten sich nun für mich wie gequälte Gebete an. Immer wieder schlug ich auf ihn ein, doch ohne Erfolg. Ehrbar kämpfte ich gegen die Zauberworte des Sensenmanns an. Wieder griff mich ein Ghul von hinten an. Ich sah, wie der Wagen auf einen Steg am Fluss zuraste, schloss meine Augen und sprang ab.

Ich kam in einem wirbelnden Chaos aus Schmerz, Wut und zersplitterten Holzbohlen mehr als unsanft auf. Gerade noch konnte ich das geräuschvolle Eintauchen des Wagens hören, bevor er samt Fuhrmann in den braunen Fluten des Jeggare versank.

Mühsam schleppte ich mich den Weg zurück und suchte Mercutio. Gemeinsam gingen wir dann halbtot wieder zur Bank. Ich fühlte mich unnatrülich schwach, krank. Was sich ja später auch als wahr herausstellen sollte. Denn die Priesterschaft der Heiligen Hallen Abadars untersuchten und heilten uns.

Ich litt an der Scharlachroten Lepra und an Schmutzfieber. Die giftigen Bisse und Kratzer der Untoten mussten dieses Übel wohl verursacht haben. Da wir für die Garde arbeiteten und der Kirche soeben einen Gefallen erwiesen hatten, erhielten wir unsere göttliche Genesung ein wenig günstiger, aber dennoch bedeutete es für uns mit den Auszahlungen der Handwerker eine beträchtliche Summe Geld, die wir an diesem Tag ausgegeben hatten.

Zuhause angekommen, warteten schon die gierigen Handwerker auf ihre Goldsegel. Die Verhandlungen mit ihnen waren sehr müßig, und ich hatte wahrlich keine Lust mehr, mich mit ihnen herumzustreiten. Ich war am Ende meiner Kräfte.
Titel: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 16. September 2009, 16:30:15
23. Pharast, 4708 AZ

In der Zwischenzeit hatte ich die Ruhe ein wenig im Häuschen zu räumen und das eine oder andere zu verschönern. Auch wenn die beiden Männer mich dabei mit rollenden Augen beobachteten. Es gingen mir viele Dinge im Kopf:

Was war mit Trinia und dem Schwarzen Falken? Wer war der Schwarze Falke eigentlich? War Cael wirklich verliebt in Camelizzia? Oder spiele er uns nur den Verliebten vor? Noch immer wussten wir alle sehr wenig von Mercutios Vergangenheit.

Für meinen Geschmack, zu wenig.

Ich wollte mich doch endlich bei der Königin als Leibwächterin bewerben. In diesem zerfetzten Hemd konnte ich mich dort allerdings unmöglich vorstellen.

Cael hatte keine Lust mich zum Einkauf eines neuen Hemdes zu begleiten und Mercutio hatte ohnehin kein Verständnis für meine Nöte. Aber so konnte ich mich wirklich nicht blicken lassen. Die Magie des Betrunkenen Helden erlaubte es mir schließlich in einem sauberen, geflickten Hemd loszuziehen.

Gut gelaunt erklomm ich die Stufenpyramide, auf der Schloss Korvosa thronte. Oben angekommen, empfingen mich zwei Silber gepanzerte Palastwachen mit roten Federbüschen auf den geschlossenen Helmen. Vielleicht sollte ich ja bald auch so aussehen, dachte ich mir da noch. Die Weiber waren aber so arrogant und gehässig, dass meine Laune sogleich ins Gegenteil kippte. Sie glaubten mir anzusehen, dass ich in einem Bordell arbeiten würde, nannten mich billige Tänzerin und der Leibgarde Ihrer Majestät Königin Ileosa nicht würdig
.
Als ich wieder nachhause kam, war ich in  der Verfassung mich zu besaufen und zu dabei kräftig zu Unruhe zu stiften. Ich ärgerte mich sehr, dass man mich abgewiesen hatte. Meine Wut war gewaltig. Mercutio zeigte sich unbeeindruckt, was mich noch viel mehr ärgerte.

Dann behaupteten auch noch zwei Handwerker, sie müssten den Kellerbalken erneuern um besser abstützen zu können, und ich war noch erzürnter. Da segelten sie davon unsere hart verdienten Goldsegel. Aber ein weiterer Grund sich zu betrinken. Mein Entschluss stand fest!
Es zog uns ins Hafenviertel. Und bereits unterwegs tat ich mich an Caels Weinschlauch gütlich. Mercutio wollte erst nicht mit, kam dann aber nachgelaufen. Manchmal erscheint er mir wie ein altes, launisches Weib.

Eine laue Brise versüßte uns den Abend, bis Caels Herzchen auftauchte. Carmelizzia. Ich konnte förmlich das Beben seines Körpers spüren, als die Pharasmapriesterin uns entgegentrat. Sie wollte uns begleiten und schlug die Ostufer Trinkhalle vor. Mir war egal wohin, Hauptsache Caydens Segen floss in Mengen.

Die Trinkhalle kannte ich bereits, denn meine beiden Brüder waren dort Stammgäste und sie war nicht weit von Diebesnest. Carmelizzia und ich hakten uns ein. Wir verließen Mittland über die Hochbrücke.

Es dämmerte bereits als wir an der gut besuchten Trinkhalle ankamen. Umso erstaunter war ich, als wir noch einen freien Tisch ergattern konnten. Wir bestellten Uskeba. Einen köstlichen, goldbraunen Korn, der von Mönchen Erastils im Westen Varisias gebrannt wurde.

Nur Mercutio musste natürlich seinen Rotwein trinken. Typisch für ihn, nur nicht das Gewöhnliche! Es muss schon was ganz Besonderes oder zumindest etwas anderes sein.

Ach was! Heut Abend war mir alles egal!

Ein ziemlich schweres, leichtes Mädchen fand anscheinend Gefallen an unserem Magier, aber selbst das interessierte mich nicht wirklich, ich hatte vielmehr vor eine kleine Tanzvorstellung zu geben.

Die Musik war ganz nach meinem Geschmack und ich gab auf dem Tisch, unter dem riesigen Kerzenkronleuchter mein Bestes. Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, dass ein volltrunkener, glatzköpfiger Shoanti, eine Schlägerei mit meinen Begleitern anzettelte.

Er pöbelte Camelizzia an, was natürlich Cael nicht auf sich sitzen lassen konnte. Er holte aus und schlug zu. Mercutio zog sich in die hinterste Ecke zurück und binnen weniger Augenblicke war im ganzen Lokal eine wüste Schlägerei im Gange.

Meine Lust am Tanz war verschwunden und ich bewaffnete mich vorsichtshalber mit einem Stuhlbein. Zerbrochene Möbel und heisse Bohnen, Gläser und Flaschen flogen mir um die Ohren. Dann traf mich eine Faust und spornte mich ebenfalls an meine glorreiche Waffe zu schwingen.

Plötzlich stürmten vier gepanzerte Gestalten mit roten Federbüschen auf ihren Helmen durch die beiden Flügel der Schwingtür herein und schlugen mit ihren Schwertern erbarmungslos auf die Gäste ein.

Mercutio sprach meinen Lieblingszauber. Der Boden auf dem die Leibgarde der Königin Stellung bezogen hatte, verwandelte sich in ein schmieriges Teufelsrand auf dem es keinen Halte gab. Scheppernd fielen die Weiber zu einem Haufen Schrott zusammen.

Als sie sich wieder aufgerappelt hatten, griffen sie erneut an und schlachteten was ihnen in die Quere kam. Wir alle waren entsetzt! Ich versuchte ihnen die Schwerter abzunehmen und unser Teufler hielt mit gleißendem Glitzerstaub zurück. Als er sein Spinnennetz herbeizauberte, steckte auch ich fest. Das passte mir weniger.

Nach kurzer Zeit konnte ich mich jedoch befreien und schnappte mir als Behelfsschild einen Schemel. Unser Teufler entwand mit Hilfe meines Lieblingszaubers einer weiteren Wache das Schwert.

Ich konnte Cael ausmachen, wie er sich seine Waffe vom Boden suchte und in Richtung Kronleuchter zu schweben begann. Dann murmelte er Worte, die göttliche Heilung für alle Verwundeten bedeuteten. Es ging munter weiter mit der Schlägerei.

Die gefangene Leibgarde versuchte sich aus dem Netz zu befreien und hieb blindlings auf alles ein das sich bewegte oder klebte. Es gelang mir schließlich auch die letzte von ihnen zu entwaffnen, deren Schwert ich weit in den Schankraum trat.

Die Gäste der Trinkhalle waren so aufgebracht, dass selbst die Einladung zu einer Runde Uskeba, sie nicht davon abhielt auf die Leibgarde der Königin einzudreschen. Sie wollte sogar ihre Federbüsche abfackeln!

Erst Cael gelang es wieder für Ruhe in Caydens Heiligen Hallen zu sorgen.

Für meinen Vorschlag, die gepanzerten Furien einfach in den Fluss zu werfen, erhielt ich keine Zustimmung. Zu schade! Carmelizzia meinte es wäre gut, wenn wir sie auf einem Planwagen zum Abadartempel bringen würden. Ich nicht! So etwas verrücktes, sie vor das schwer bewachte Gotteshaus zu bringen!

Doch ich wurde überstimmt. Wir liehen uns den Wagen eines varisianischen Händlers, brachten sie in eine Seitengasse der Sonnenglanzstraße und übergossen sie mit Uskeba.

Titel: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 19. September 2009, 00:09:38
Ein Spieler hatte Geburtstag und sein SC gleich dazu. Wir wollten ihm natürlich auch alle IC gratulieren. Aber nicht nur die Spieler der Tischrunde, sondern auch Cra-Ven und Tex hier aus dem Gate. Wir haben gemeinsam in einem von "Mercutio" geleitetem PBP-Game gespielt. Da die Kampagne abgeschlossen war und die Charaktere der beiden ohnehin nach Varisia reisen wollten, kamen sie gerade recht zur Geburtstagsfeier. Vielen Dank noch mal für diesen netten Gastauftritt, Cra-Ven und Tex!  :thumbup:

1. Gozran, 4708 AZ

An diesem Sonnentag war Caels Geburtstag. Der Halbelf und seine beiden Freundinnen Zanovia Tabuu und die Novizin Carmelizzia hatten diesen Ehrentag in Eodreds Wandelhallen angehen lassen. In Arams Krone, einem Bierhaus zwischen den Geschäften der Einkaufspassage tranken sie bereits zum Mittagessen den ersten Wein.
Das kühle Getränk erfrischte die drei nach einem anstregenden, heißen Tag voller Besorgungen und Einkäufen. Unter dem Tischchen aus schwarzem Marmor standen unzählige Kisten, Säckchen und Papiertüten, während sich darauf immer mehr leere Gläser ansammelten.

Leicht wankend, aber sichtlich entschlossen weiterzuziehen erhob sich Cael und beglich die Rechnung.

Nachdem sie ihre Einkäufe in die Lanzettenstrasse gebracht hatten, verließen die drei zusammen mit Mercutio Mittland in Richtung Alt Korvosa, wo sie Daro vom Armbrustmacher abholen wollten.

Hadrak, der zwergische Ziehvater des jungen Manns wollte seinen Lehrling jedoch nicht so einfach gehen lassen. Erst nachdem Cael ihm einen mächtigen Humpen Bier in der Klebrigen Meerjungfrau versprochen hatte, verließen sie zu sechst die Werkstatt.

Die berüchtigte Taverne war wie zu erwarten bereits am frühen Abend gut gefüllt. Fischer und Matrosen sorgten für ein derbes Publikum in dem sich der Halbelf mehr als wohl zu fühlen schien. Eine Runde Fischgeist, ein starkes alkoholisches Getränk mit den Eiern des Jeggarelachses, jagte die nächste und bald verschwamm der Schankraum in dem blauen Dunst der Pfeifen vor den Augen der sechs.

Hadrak hatte sich kurz vor dem Ausbruch einer wilden Keilerei zwischen den Seemännern und Hafenarbeitern verabschiedet, aber auch die anderen der Geburtstagsrunde schlüpften nur wenige später aus der Klebrigen Meerjungfrau.

Nach einer kleinen Verschnaufpause in Jeggares Krug mit einem dunklen Bier, das böse Zungen einfach Flusswasser schimpften, zogen die sechs wieder auf der Suche nach Aufregung in den Wandersmann. Eine beliebte Taverne gleich in der Nähe. Dort erfuhren sie von einer Bande von volltrunkenen Varisianern, dass zu Mitternacht noch eine Tanzgesellschaft in der Drei Ringe Taverne zusammen kommen sollte.

"Auf nach Nordend!", war alles was Cael dazu meinte und schon stolperte er wieder aus der Schänke.

Die Drei Ringe Taverne war gut besucht, aber nicht so vollgestopft wie die Meerjungfrau. Dennoch musste die Geburtstagsrunde sich einen Tisch mit zwei fremden teilen. Beide waren leicht als Abenteurer zu erkennen. Der eine war ein gut aussehender Mann mit braunem, kinnlangem Haar, der die goldene Sonne Sarenraes auf seinem Schuppenpanzer trug. Der andere war ein hühnenhafter Shoanti mit kahlrasiertem und tätowirtem Schädel. An dem Stuhl auf dem er saß lehnte ein schwerer Stahlschild mit einem dunklen Mond darauf und ein schwarzer Kriegshammer aus Adamant. Sein Blick war auf den Tisch gerichtet und er schien sich hier alles andere als wohl zu fühlen.

Etwas erschöpft und schweigsam wartete die Geburtstagsrunde auf den Beginn der Tanzvorstellung.

"Laßt uns ein Lied anstimmen auf unseren Schluckspecht. Ihr könnt doch wohl singen. Ja dieser besoffene Kerl da, hat heute Grund zum Feiern. Lassen wir ihn hochleben, umarmen wir ihn und wünschen wir ihm für sein neues Lebensjahr Klugheit, Schnelligkeit, Mut und Ausdauer! Es lebe Cael!", feuerte die Varisanerin Zanovia die Mädchen auf der kleinen Bühne an.

Willem der Kleriker war in ein langes Gespräch mit Tarok vertieft, als die Fremden - die offenbar etwas zu feiern hatten - sich zu ihm und seinem Freund gesellen, mit dem er bereits so viele Abenteuer bestanden hatte, seit sie zusammen im Dunkelmondtal gekämpft gegen den Koboldkönig hatten. Höflich nickte er ihnen zu und rückte mit seinem Stuhl etwas zur Seite, bevor er sich wieder dem Shoanti zuwendete, auch um ihm ein wenig die Unsicherheit zu nehmen, die den Barbaren immer wieder überkam, wenn er von so vielen anderen Menschen umgeben ist.

Als klar wurde, dass anscheinend einer der Fremden seinen Geburtstag feierte, hob auch Willem seinen Becher, wie es die Höflichkeit gebot. Der Becher war natürlich, wie sollte es auch anders sein, mit nichts als klarem Wasser gefüllt. An diesem Grundsatz hielt der Priester auch nach langer Zeit immer noch fest.

"Auch ich trinke auf euer Wohl. Auf euch!"

"Ja, lasst uns die Krüge heben für Cael! Und hoffen wir, dass er es auch noch mitbekommt und sich morgen daran erinnern kann. Cael, er lebe hoch!", stimmte selbst der Magier Mercutio mit ein.

Dankbar fing der Hüne den Blick des Klerikers auf. Er war nicht mehr so ängstlich wie früher, dennoch behagte ihm der Lärm in den Städten nicht so recht und er wäre lieber mit dem Kleriker alleine in der Wildnis geblieben.

Als er Willems Geste bemerkte, hob er seinen Krug in Richtung des Gefeierten. "Prost! Cael?"

Die Fünf hatten nicht lange bei Willem und Tarok gesessen, da schritt eine weitere Shoanti die einzige Treppe im Schankraum der Drei Ringe Taverne herab.

Wie Tarok war auch ihr Schädel rasiert und mit den komplizierten Symbolen ihres Klans tätowiert. Sie trug eine federbewehrte Robe die mit jeder ihrer Bewegungen geheimnisvoll mitschwangen. Ein freudiges Lächeln auf den Lippen bahnte sie sich einen Weg zwischen den anderen Tischen hindurch zu der kleinen Geburtstagsrunde.

Es war Yolana, die Shoanti vom Goldmarkt.

"Euer Freund hat Geburtstag? Wenn es genehm ist, geselle ich mich gern dazu und hebe ein Gläschen mit Euch. Hallo Zanovia. Mercutio. Herzliche Glückwünsche, die Geister sollen Dir auch in Deinem nächsten Lebensjahr die Schönheit und Magie Varisias zeigen."

"Ja auf dich Cael, möge dein nächstes Lebensjahr noch besser sein wie alle deine vorigen zusammen."

Nachdem jeder am Tisch dem Priester gratuliert hatte, machte auch Carmelizzia Anstalten ihren Freund noch ein Mal zu beglückwünschen. Die Halbelfin war mehr als angetrunken und schwankte selbst im Sitzen immer wieder vor und zurück. Dann verlor sie endgültig das Gleichgewicht und rutschte entlang der Tischplatte in Caels Arme. Sie blickte zu ihm auf, lächelte entschuldigend und drückte ihm einen feuchten Kuss auf die Lippen. "Alll... alles Gute... zum Ge... Geburtstag, mein Schatz!", seufzte sie noch bevor sie lautstark zu schlafen begann.

Titel: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: DU#1229 am 19. September 2009, 00:20:25
 :thumbup: schön, die Geburtstagsidee und die Story!
Titel: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 19. September 2009, 00:27:30
:thumbup: schön, die Geburtstagsidee und die Story!

Pass auf, sonst ist Thassilo das nächste Mal dran: Teshk = Cael! :wink: Aber Danke! :D
Titel: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: DU#1229 am 19. September 2009, 00:31:26
Klar gerne. Der komponiert sogar noch eine ausschweifende Geburtstags-Arie in 4 Sätzen ;D
Titel: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 19. September 2009, 10:21:02
Klar gerne. Der komponiert sogar noch eine ausschweifende Geburtstags-Arie in 4 Sätzen ;D

Der soll lieber die Ballade von Kazavon einstudieren. :D (Vorsicht: wirklich spoily!) (http://paizo.com/paizo/messageboards/paizoPublishing/pathfinder/adventurePath/crimsonThrone/theBalladOfKazavonManySpoilers)
Titel: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 04. Oktober 2009, 00:01:42
2. Gozran, 4708 AZ

Der Keller von Zellaras Haus war noch immer nicht viel mehr als ein dunkles, feuchtes Loch in das eine wacklige Treppe führte und ein paar Holzpfeiler ragten. Mercutio hatte sich einen massiven Schreibtisch angeschafft, der im Moment das einzige Mobiliar des behelfsmäßigen Studierzimmers darstellte und somit hoffnungslos überladen war.

Eigentlich mochte es der Magier ordentlich und aufgeräumt, doch mittlerweile stapelten sich hier im Kerzenschein Folianten, Schriftrollen und Zauberbücher.

Am Tag nach der Geburtstagsfeier fiel es dem ehrgeizigen Arkanisten zudem nicht besonders leicht sich auf seine arkanen Studien zu konzentrieren. Er hatte unglaubliche Kopfschmerzen von der Zecherei am Vorabend und die Handwerker hatten nach der Begleichung ein paar ausstehender Zahlungen ihre Arbeiten bereits in den frühen Morgenstunden wieder aufgenommen gehabt.

Entnervt strich er sich die schwarzen Haare nach hinten und starrte einfach nur auf das Chaos von Schriftstücken auf seinem Tisch. Da fiel ihm das Flugblatt auf, das ein Bote vergangene Woche vorbeigebracht hatte. Auf der Suche nach Ablenkung zog er das gelbe Stück Papier aus dem Stapel alter Manuskripte.

Mit gehobenen Augenbrauen überflog er das Schreiben:

"... ein Stück Thassilon ... mehr Macht für jede Beschwörungsformel ... varisianische Idole ... Mondtag 2. Gozran ... Heckenzauberei!"

Mercutio legte das Stück Papier zur Seite und beugte sich wieder über eine Schriftrolle, an deren Entzifferung er schon eine Weile gearbeitet hatte. Doch das Hämmern in seinem Kopf machte alle Versuche sich zu konzentrieren zu nichte und der Magier griff wieder zu dem Flugblatt. Vorbeischauen konnte man ja mal und die frische Luft würde ihm bestimmt auch gut tun, dachte sich Mercutio. Eilig räumte er halbherzig seine Manuskripte weg und machte sich auf den Weg zu Phaeton Skodas Laden.

Endlich war auf den Strassen Korvosas wieder Normalität eingekehrt. Mercutio genoss den ruhigen Spaziergang zu Eodreds Wandelhallen. Der Laden des Zauberkundigen befand sich dort zwischen zahlreichen anderen Geschäften im Zentrum von Mittland, neben dem Goldmarkt.

Der Laden war gut besucht. Mercutio hatte noch nie so viele Leute in der Heckenzauberei gesehen. Für gewöhnlich war er mit Phaeton Skoda allein.

Neben den hohen Regalen waren kleine Ausstellungstische mit uralten Schrifttafeln, Kunsthandwerk und Götzenbildern aufgestellt worden.

Die Statuette eines sich aus Flammen erhebenden Teufels mit ausgebreiteten Fledermausflügeln erregte sofort die Aufmerksamkeit des Magiers. Nahezu magisch angezogen schob er sich durch die grummelnde Menge gerobter Männer und Frauen, die allesamt einen eher düsteren Eindruck machten. Er war gerade dabei die Statuette von ihrem kleinen Sockel zu nehmen, um sie besser begutachten zu können, da stieg ihm einer der finsteren Magier auf den Fuß. Das Gewicht des unglaublich fetten Mannes war überwältigend. Nur mit Mühe und Not konnte Mercutio einen Schmerzensschrei unterdrücken.

Eine grünliche Flüssigkeit ergoss sich über ihn, als er schwer kämpfend versuchte seinen Fuß zu befreien. "Pass doch auf, du Hexenmeister!", schrie ihm der fette Magier ins Ohr. Mit dem fauligen Atem des wabbligen Bergs aus rot verhülltem Fleisch, spritzten Mercutio schleimige Kuchenbrösel ins Gesicht.

In der einen Hand hielt der Fettwanst noch einen letzten Rest der Sahnetorte, die sich mittlerweile auf seiner Robe, größtenteils in seinem Bauch und eben auf Mercutios Gesicht befand. In der anderen Hand trug er einen hohen, zylindrischen Glasbehälter in dem schwarze Blutegel in einer grünlichen Flüssigkeit trieben.

Angewidert wischte sich Mercutio die Krümel aus dem Gesicht. Innerlich fragte er sich was er denn verbrochen hatte, waren die höllischen Kopfschmerzen nicht schon genug? Nein, nun musste er sich auch noch mit diesem Fettwanst rumschlagen. Er tippte dem Arkanisten auf die Schulter. "Ich denke ihr habt euch im Laden geirrt, werter Herr. Der nächste Zuckerbäcker ist die Straße weiter rauf. Hier gibt es nur Zauberuntensilien, also nichts womit ihr etwas anfangen könntet."

"Du billiger Tä..äää...nzer!", rülpste das Schwergewicht auf Mercutios Fuß. Der Fettwanst wischte seine verschmierte, klebrige Linke an der dunklen Robe des Magiers ab und klatschte ihm diese dann gegen die Stirn. Sie war kalt und nass, wie die Blutegel in der anderen Hand des Mannes. Mercutio spürte ein leichtes Kribbeln über seiner Nasenwurzel, bevor sein Angreifer diese mehr als unangenehme Berührung wieder löste.

Jedoch waren die Befreiungsversuche des Magiers trotz Mühe und Not nicht von Erfolg gekrönt. Mit einem breiten, widerlich schlüpfrigen Grinsen nam der Fettwanst langsam und genüsslich den Fuß von Mercutio.

Ein schockiertes Raunen ging durch die dicht gedrängten Zauberwirker zwischen den varisianischen Idolen, als der fettleibige Mann kichernd zurücktrat.

Mercutio versuchte sich die letzten Momente noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. Hatte dieser ekelerregende Fettwanst ihn etwa verzaubert? Was hatte dieses Kribbeln zu bedeuten? Schnell riss sich der Magier wieder zusammen und rief: "He, Skoda, lasst ihr etwa zu, dass man so mit Stammkunden umgeht?"

Wie seine Kunden, blickte auch Phaeton Skoda eingeschüchtert zu Boden. Viele verließen unter aufgebrachtem Gemurmel kurze Zeit nach dem Fettwanst den Laden. Die dürre Gestalt des Besitzers hingegen huschte hinter dem Verkaufstresen hervor und schob Mercutio durch einen purpurfarbenen Samtvorhang hindurch.

Die beiden landeten in einer düsteren, unaufgeräumten Alchemistenküche. Hier waren farbige Pulver auf einer massiven Werkbank verteilt und von der Decke hingen unzählige obskure, getrocknete Reagenzien aus Varisias Wildnis und Korvosas Handelsbeziehungen zu fernen Ländern.

"Hier!", zischte der Heckenzauberer und zog einen Silberspiegel aus einem schwarzen Kohlenbecken. Er wischte ihn hastig mit seinem lumpigen Ärmel ab, bevor er ihn an den anderen Magier weiterreichte.

"Na, los! Schau hinein, Mercutio!"

Verdutzt ob der Reaktion des Ladenbesitzers nahm Mercutio den Spiegel und blickte hinein.

Und da fügte sich alles zu einem erschreckenden Bild zusammen. Der Fettwanst hatte ihm ein Zeichen aufgedrückt. Es war ein blauer Stern mit sieben Zacken in einem Zirkel aus alten, thassilonischen Runen, die Mercutio nicht entschlüsseln konnte. Aber er kannte das Symbol an sich und es war sicher nicht das persönliche Zeichen dieses fetten Magiers. Der Tiefling im Unterschlupf hatte es in Form von blauen Flammen heraufbeschworen gehabt.

Besorgt musterte Skoda seinen Stammkunden.

Was bei Asmodeus ist das? Kennt ihr dieses Zeichen, Skoda?", fragte Mercutio den Ladenbesitzer.

Skoda blickte verschwörerisch über die Schulter, bevor er Mercutio antwortete: "Kennen wäre zu viel gesagt. Ich weiss nur so viel, dass es sich dabei um das Zeichen einer Gruppe von Duellanten handelt. Niemand weiss wer von Korvosas Arkanisten dieser Geheimgesellschaft angehört oder was für Ziele sie gar verfolgen. Jedenfalls wurdet Ihr gerade zu einem ihrer tödlichen Duelle herausgefordert!"

Erstaunt zog Mercutio eine Augenbraue hoch. "Duellanten also... Dann macht das Sinn!", murmelte der Magier vor sich hin. "Pah! Törichte Dummköpfe. Wer sollte mich zwingen an so einem Duell anzutreten? Das möchte ich sehen. Aber nun zu dem warum ich eigentlich hier bin, Skoda. In einem Flugzettel eures Ladens las ich, dass ihr momentan varisianische Idole zu einem günstigen Preis anbietet."

Nun war es an Skoda ob der Reaktion seines Gegenübers erstaunt zu sein. Er ging auf den Themenwechsel des anderen Magiers folglich nur sehr zögerlich ein: "Äh, ja. Wie Ihr bereits in der Auslage sehen durftet, haben mir meine Agenten thassilonische Relikte in Hülle und Fülle vermittelt. Wäret Ihr etwa interessiert?"

"Das kommt darauf an, was sie kosten sollen", antwortete Mercutio, der sich dabei anstrengte so wenig Interesse wie möglich zu zeigen um den Preis nicht unnötig in die Höhe zu treiben.

"Mehr als ein Fünftel des gewöhnlichen Preises kann ich Euch nicht erlassen." Nach einer kurzen Pause appellierte Skoda jedoch noch einmal an seinen Stammkunden: "Aber das sollte im Moment Eure geringste Sorge sein. Mogg Soggog ist ein gefährlicher Mann! Ein Egelmagus aus Kaer Maga, der an der Acadamae Nekromantie studiert und er wird sicher darauf beharren seine Todesmagie an Euch zu erproben."

"Er studiert an der Acadamae, sagt Ihr?", fragte Mercutio neugierig. "Ach, was interessiert mich der, ich werde diesen aufgedunsenen Dummkopf in sein Rattennest zurückschicken, sollte er sich mir entgegenstellen."

"Nun, er wird sich Euch entgegenstellen. Besser gesagt das hat er bereits.", erinnerte Skoda Mercutio an das arkane Mal auf seiner Stirn. "Natürlich könnt Ihr Euch vor ihm verstecken, doch bis das Mal verschwunden ist schreiben wir Desnus."

"Wäre doch gelacht, wenn ich dieses Mal nicht selbst verschwinden lassen könnte. Sagt, Phaeton, habt Ihr eine magiebannende Schriftrolle in eurem Sortiment?"

Skoda hielt dem Blick seines Kunden nicht mehr stand. "Nein. Selbst wenn ich eine Schriftrolle mit dem richtigen Zauber hätte, so würde ich sie Euch dennoch nicht verkaufen. Ich will einfach keine Schwierigkeiten mit diesen Leuten. Es tut mir leid."

"Na wenn das so ist", meinte Mercutio trocken, "dann werde ich Euch nicht länger in Schwierigkeiten bringen. Ich komme wieder, wenn ich diese Unannehmlichkeit aus der Welt geschafft habe." Dann drehte sich der Magier um und verließ die Heckenzauberei, wobei er leise Flüche vor sich hin murmelte.

Mercutio fand das gemeinsame Haus in der Lanzettenstrasse verlassen vor. Weder Cael noch die gesellige Zanovia war zugegen.

Als der Magier jedoch die Falltür zu seinen Räumlichkeiten öffnen wollte, fiel ihm ein Pergamentstreifen auf, der sorglos auf dem dunklen Metall abgelegt worden war.

Eine düstere Vorahnung überkam Mercutio. Er hob das Schreiben dennoch auf. Es war nicht die erste Nachricht die ihn an diesem Tag mehr oder weniger ungewollt erreichte.

Mit rotbraunen, krakeligen Buchstaben stand dort geschrieben:

"Heute.
Bei Mitternacht.
Steinschleiferstrasse Ecke Klunkergasse.
Für Sekundanten ist gesorgt."

Erbost knüllte Mercutio die Nachricht zusammen und warf sie in die Ecke. Dann machte er sich wieder an seine Studien. Doch immer wieder stand er auf und lief in seinem Keller auf und ab, er überlegte ständig ob er die Herausforderung annehmen sollte. Es reizte ihn schon.

Ein paar Stunden später, kurz vor Mitternacht, war er auf dem Weg zur Steinschleiferstrasse...



Zu so später Stunde war das Lächeln Desnas das einzige Licht auf den Strassen Korvosas, während In den engen Gassen eine tiefschwarze Dunkelheit herrschte.

Mercutio war noch vor Mitternacht am verabredeten Treffpunkt.

Es gab keinen Grund sich zu verbergen, also wartete er im silbrigen Mondlicht, nicht in den dunklen Schatten der Klunkergasse. Nach einer kleinen Ewigkeit an Wartezeit fiel die Nervosität langsam von ihm ab und wurde von Verärgerung über die Unpünktlichkeit seines Kontrahenten ersetzt.

Mercutio ging vor sich hinschimpfend auf und ab.

Dann riss ihn plötzlich ein scheussliches Husten aus seinen finsteren Gedanken. Es kam aus der Gasse, aber er konnte die Quelle nicht genau festmachen. Mann oder Frau? Mensch oder Tier?

Mercutios Körper stand sofort unter vollkommener Anspannung und der Magier wollte schon reflexartig einen Zauber wirken, rief dann aber nur in die Dunkelheit: "Wer ist da?"

Ein weiteres grässliches Husten war Mercutios einzige Antwort. Dann kam etwas durch die Schatten auf ihn zugekrochen. Dürre, bleiche Finger erschienen im silbrigen Mondschein. Der Magier vermutete bereits, dass sie einem Daemon aus Abaddon gehörten, als sich die zittrige Stimme eines Bettlers zu Wort meldete: "Ein paar Münzen für Medizin, werter Herr?"

Angewidert schubste Mercutio den Mann nach hinten. "Scher dich weg!"

"Aber, mein Herr..." Der Bettler hatte ein grässlich entstelltes Gesicht.

Im fahlen Licht des Mondes konnte Mercutio es nicht mit Gewissheit sagen, doch es sah so aus als sei es eine rotbraune Masse aus Schwellungen und offenen Pocken. Wehrlos und offensichtlich von Schmerzen gepeinigt ging der Mann zu Boden.

Während Mercutio das Stöhnen des Bettlers in den Schatten verfolgte, erklang erneut eine unbekannte Stimme hinter ihm:

"Wie wir sehen, habt Ihr einen Bekannten getroffen.", stellte die kühle, selbstsichere Stimme fest. "Entschuldigt bitte die Verzögerung, doch wir mussten sichergehen, dass Ihr allein gekommen seid."

Als Mercutio sich dem Sprecher zuwandte, sah er sich sechs gerobten Gestalten mit tief ins Gesicht gezogenen Kapuzen gegenüber. Noch bevor er antworten konnte hoben alle sechs ihre Hände. Jeder von ihnen hielt einen Zauberstab in der Linken und ein Tuch in der Rechten.

"Wählt Ihr die Augenbinde oder den Zauberstab, Meister Dragonetti?"

"Sechs gegen einen. Ihr scheint ja ziemlich mutig zu sein. Als erstes möchte ich aber wissen warum Ihr mich ausgewählt habt. Dieser verfluchte Tiefling gehörte doch auch zu Euch, oder?"

Die Antwort der Unbekannten kam schnell: "Das Duell findet nicht hier statt. Wollt Ihr Euch freiwillig die Augen verbinden lassen oder sollen wir anderweitig für Eure Unkenntnis des Weges sorgen?"

Mercutio zog eine Augenbraue hoch, obwohl es in der Dunkelheit wahrscheinlich ohnehin niemand sehen konnte. "So, so... Für wie dumm haltet Ihr mich eigentlich? Dann könnte ich doch auch gleich Selbstmord begehen. Das war nicht abgemacht und somit werde ich nicht zum Duell antreten." Entschlossen verschränkte der Magier seine Hände hinter dem Rücken.

Alle sechs gerobten Gestalten streckten ihre linke Hand aus und sprachen ein einziges drakonisches Wort: Nachtklaue.

Und tatsächlich huschte ein dunkler Schatten über Mercutios Blick. Er versuchte ob dieser offensiven Geste des Zauberns zu flüchten, doch seine Beine wollten ihn nicht davon tragen. Der Magier war wie versteinert.

Dann beschworen die Sechs einen Nebel aus dem Kopfsteinpflaster der Klunkergasse empor, der Mercutio kurz die Sicht raubte und dann das Bewusstsein nahm.



"... kommt zu sich.", waren die ersten Worte die Mercutio wieder bewusst aufnehmen konnte.

Um den Magier herum war es dunkel. Und es war an diesem Ort kälter als in den nächtlichen Gassen Korvosas. Er fragte sich wo ihn die gerobten Gestalten hingeschleppt hatten. Der kalte Stein auf dem Mercutios Gesicht lag wurde von blauen Flammen erhellt, die an den hoch erhobenen Waffen von sieben Statuen züngelten. Unter den finsteren Blicken der steinernen Männer und Frauen erhob sich der Magier vorsichtig, gefasst auf Angriffe jedweder Art.

Der Angriff blieb aus. Die raunende Stimme ertönte jedoch auch kein zweites Mal.

Mercutio befand sich auf einer großen, kreisrunden Scheibe aus hellem Stein. Über die gesamte Oberfläche dieses kunstvoll gefertigten Podests verlief das arkane Symbol, das ihm sein Herausforderer auf die Stirn gezaubert hatte. Die sieben Statuen standen im Kreis um das Podest verteilt. Auch sie waren gerobt, wie die Unbekannten in der Klunkergasse. Hinter dem blauen Licht ihrer prachtvollen Fackeln blieb der Rest des Raumes  von schwarzer Dunkelheit verhüllt.

Mercutio drehte sich im Kreis und schrie: "Los zeigt euch, wer immer ihr auch seid!"

Auf des Magiers verzweifelte Rufe schlurfte etwas durch die Schatten hinter der Steinscheibe.

Dann stieg jemand langsam die Stufen zu dem kunstvoll verzierten Podest empor. Es war der Fettwanst aus dem Zauberladen, der auf der gegenüberliegenden Seite der Scheibe Stellung bezog. Im blauen Licht der magischen Fackeln sah er wie das unförmige, menschliche Abbild eines fernen Mondes aus. Auf seiner bleichen Haut waren dunkle Blutergüsse und schwarze, schimmernde Egel zu sehen. Ein beunruhigendes Grinsen machte sich auf dem feisten Gesicht des Mannes breit, bevor in den Schatten eine unbewegte, androgyne Stimme erklang:

"Initiationsriten werden in jedem Fall bis zum Tode ausgefochten. Möge der Mächtigere siegreich sein."

Mercutio streckte seine Hand mit gespreizten Fingern vor sich aus und intonierte eine arkane Formel. In einem Kreis vor seiner Brust leuchteten gelbe Symbole auf, die auch gleich wieder verschwunden waren.

Der fettleibige Magier auf der anderen Seite der Plattform streckte ebenfalls seine dicken Finger vor sich aus. Er hielt ein Stück Leder in Händen. Auch er murmelte eine Zauberformel und legte einen magischen Panzer aus rötlicher Energie um seinen mächtigen Körper.

Sogleich lief Mercutio mit wehender Robe auf seinen Gegner zu. Im Laufen streckte er die Rechte aus und zielte auf den Fettwanst. Ein grüner Säurepfeil löste sich aus Mercutios Zeigefinger und schoss zischend auf den Unbekannten zu.

Die Säure fraß sich in den massigen Leib des anderen Magiers, der dabei schrill zu kreischen begann. Dann vernahm Mercutio plötzlich, zwischen den Schmerzensschreien eine weitere Zauberformel. Der Fettwanst fuhr dabei mit einem grauen, krallengleichen Fingernagel die purpurfarbenen Adern unter seiner bleichen Haut nach, bis er ihn schließlich in seinem eigenen Fleisch vergrub. Dunkles, dickes Blut trat aus der Wunde und lief den Arm des Magiers entlang, wo sich die Tropfen bald zu einer Klinge geformt hatten.

Mit einem hinterhältigen Grinsen in seinem feisten Gesicht wartete Mercutios Gegner ab.

Unbeeindruckt feuerte Mercutio sogleich noch ein Säuregeschoss ab und lief dann schnell aus der Reichweite schwächerer Zauber.

Wieder traf Mercutios Säurepfeil den anderen Magier und frass sich zischend in dessen Haut. Die weiße, dunkel geäderte Masse warf bereits große, widerliche Brandblasen, während der Mann schreiend auf seinen Kontrahenten zustürmte. Nur wenige Schritte trieben dem Fettwanst bereits dicke Schweissperlen auf die Stirn und so gab er sein Vorhaben keuchend auf. Sein wutverzerrtes Gesicht zeigte einen Anflug von Ratlosigkeit. Nahezu verzweifelt schleuderte er die dunkle Klinge aus seinem eigenen Blut auf Mercutio.

Der Dolch prallt jedoch vom magischen Schild des Beschwörers geräuschvoll ab und schlittert quietschend über die Plattform in die Schatten darunter.

Während sich Mercutio wieder etwas von dem Egelmagus entfernte rief er diesem höhnisch zu: "Von mir aus können wir das ewig so machen, Dicker. Oder aber du gibst gleich auf, dann verschone ich vielleicht dein Leben!" Dann machte sich der Teufler bereit einen weiteren Säurepfeil auf seinen Gegner zu schleudern.

Der Fettwanst wich der Säure mit einem unbeholfenen Schritt zur Seite aus. Und da erschien wieder das hinterhältige Grinsen in seinem bleichen Mondgesicht. Mit seiner schrillen Stimme entgegnete er: "Nur einer von uns beiden verlässt diesen Ring lebend! Wenn du es nicht sein willst...". Dann sprach er eine Zauberformel die Mercutio erst vor kurzem tief unten in den Totentunneln gehört hatte. Sein Kontrahent beschwor eine geisterhafte Hand vor seiner Brust, eine dunkle, schattenhafte Klaue. Der verrückte, blaue Gnom hatte damals mit einer solchen Klaue versucht verschiedene tödliche Zauber über ihn und seine Gefährten zu bringen.

"Du wolltest es ja nicht anders, Fettsack!", schrie Mercutio seinen Widersacher entgegen als er sich zum Rand des blauen Kreises begab. Dabei holte er eine kleine Kugel aus Spinnweben aus seiner Gürteltasche. Er verteilte die Spinnweben zwischen seinen Händen und blies dann zwischen den Handflächen hindurch. Ein Schleier aus Spinnenseide flog zugleich auf den dicken Magier und hüllte diesen vollständig ein.

Mit einer Schnelligkeit, die ihm wohl niemand angemerkt hatte, wuchtete sich dieser zur Seite und damit aus dem magischen Netz von Mercutio. Doch das war es nicht was den Beschwörer in Staunen versetzte. Die milchigen, weiße Stränge hörten exakt an der Kante der Plattform auf, auf der die beiden ihr Duell ausfochten.

Währenddessen konzentrierte sich der Fettwanst auf die geisterhafte Hand, die vor ihm schwebte. Er murmelte ein paar arkane Worte und das Grau der schattenhaften Klaue wandelte sich zu einem tiefen Schwarz. Im Schein der blauen Fackeln schien sie dampfen. Dann schickte der Magier sie mit einem Wink seiner eigenen Hand auf Mercutio.

Die schwarzen Finger der Schattenhand krallten sich tief in die Brust des Beschwörers, der spürte wie eine mächtige, unnatürliche Kälte sich ihm bemächtigt.

Innerlich verfluchte Mercutio den fettleibigen Nekromanten. Dann würde das Duell vielleicht doch länger dauern. Etwas ratlos mit welche Zauber ihm nun einen Vorteil verschaffen würden, schoss Mercutio vorerst einen weiteren Säurepfeil auf den Fettwanst. Vielleicht würde ihm das etwas Zeit verschaffen.

Diesmal konnte der Egelmagus dem Säurepfeil nicht entkommen. Die Blasen auf der verbrannten Haut des Mannes platzten auf und bespritzten seinen schwabbeligen Oberkörper mit noch mehr Blut. Er schrie als würde er in Flammen stehen, doch sein wutverzerrtes Gesicht zeigte tödliche Entschlossenheit. Wieder schickte er Mercutio die Schattenhand an den Hals, die ihre frostigen Finger in den Beschwörer rammte. Es fühlte sich wie das splittern eines Eisbrockens in seiner Kehle an.

Mercutio zuckte unter der eiskalten Berührung zusammen. "Verfluchter Leichenschänder!", fluchte der Beschwörer innerlich. Er musste sich einen Vorteil verschaffen und hatte dafür genau den richtigen Zauber. Er holte eine Hand voll Silberstaub aus seiner Gürteltasche und schleuderte es seinem Gegner entgegen. Zugleich sprach er eine Zauberformel, woraufhin der Goldstaub zu Leben zu erwachen schien, in Richtung des Angreifers flog und diesen in eine grell glitzernde, funkelnde Wolke hüllte.

Geblendet warf der Egelmagus die Hände vors Gesicht. "Ich bin blind!", schrie er panisch und stolperte ein paar Schritte nach hinten. Am Rand der Plattform angekommen verlor er sein Gleichgewicht dann völlig und rutschte ab. Wie ein nasser Sack klatschte der Nekromant auf den Steinboden.

Kaum hatte er den Boden berührt, da schlugen fünf magische Geschosse in seinem massigen Körper ein.
Titel: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 01. November 2009, 22:47:16
Eigentlich (#1) wollten wir eine fulminante Halloween-Runde in einer Hütte am Dorfrand, auf dem ehemaligen Galgenberg mit zahlreichen Nebenangeboten wie Kürbisschnitzen, Gruselgeschichten hören und eine Nachtwanderung durch den Wald, spielen. Nach langem Kampf mit anderen Verpflichtungen schien der Abend (oder besser die Nacht) in trockenen, wenn auch schwarzen, Tüchern. Die Erkrankung eines Spielers und dadurch der Wegfall einer weiteren Spielerin, haben uns jedoch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir haben nicht gespielt.

Und eigentlich (#2) hatte unsere Chronistin bereits alles von uns gespielte niedergeschrieben, doch ein unglaublich unglücklicher Speicherfehler hat uns auch da einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Daher habe ich einen kleinen Auszug aus Daros Leben für euch, ein Moment wie es ihn wohl schon sehr oft gab. Übrigens habe ich die derzeitigen (digitalen/englischen) Charakterbögen übertragen. Nur Cael ist noch nicht, immer noch nicht, aktuell. Eigentlich (#3) sind wir auf die deutsche Version des PFRPG umgestiegen, die Charakterbögen müssen aber noch digitalisiert werden. Ausserdem ist Daro auf den Spell-less Ranger aus dem KQ umgestellt worden, also doch wieder nicht aktuell.

Aber nun Motivation für Ruth und eine gute Besserung an Daros Spieler Nico:



30. Lamashan, 4706 AZ

Der Große Turm ragte hoch in das Rot der späten Abenddämmerung hinauf, wie die geballte Faust Abadars, wie der Streitkolben Korvosas, hoch erhoben zum Kampf gegen Chaos und Unfrieden.

Von Baumeistern aus dem fernen Süden errichtet, erhob sich der Turm aus Granit und Stahl über alle Gebäude der Stadt, nur die Zinnen Schloß Korvosas waren noch Höher, thronend auf der Stufenpyramide.

Mit mächtigen Schwingen trugen kreischende Pferdegreifen, schwarz uniformierte Reiter von der Spitze des riesigen Bauwerks in die Nacht hinaus.

Die Schwarze Kompanie bekämpfte die Feinde des Stadtstaats vom Rücken ihrer treuen Reittiere.

Sie schützte Korvosa vor den Seeräubern des Nordens, den Wegelagerern der Berge im Osten und trieben die Ungeheuer aus den Sümpfen wieder zurück in ihre nassen Nester im Westen. Die Reiter patrouillierten in ihren schwarzen Lederpanzern entlang der Grenzen mit Janderhoff, Magnimar und Kaer Maga. Sie waren die bewunderten Helden Korvosas Truppen.

Daro träumte oft davon einer von ihnen zu sein, ein Hüter über die Handelswege zu Land und zu Wasser. Er würde die Wälder Nirmathas sehen, die Schatten Nidals zwischen den Berggipfeln des Südens erspähen und über das verwüstete Land der Orks fliegen.

Doch sein Ziehvater hatte ihn stets in der Werkstatt gebraucht. Der Zwerg war zudem nicht so einflussreich wie die Oberhäupter der alten Adelsgeschlechter oder Dockfamilien, und so waren dem ehemaligen Straßenjungen die Tore der Endrin Militärakademie immer verschlossen geblieben, in deren ehrwürdigen Hallen die Schwarze Kompanie ausgebildet wurde.

Er saß dabei wie jedes Mal vor seiner Dachkammer auf den Holzschindeln des Werkstattdachs. Hier in den Schindeln war er den silbernen Sternen nah, die den Pferdegreifenreitern als Wegweiser dienten, hier gab ihm der kalte Seewind in seinem Gesicht das Gefühl im Dienste der Krone lautlos durch die Lüfte zu gleiten.

Der ohrenbetäubende Schrei eines Pferdegreifen, dicht an seinem Ohr, riss den jungen Mann aus der Träumerei. Eine Einheit der Schwarzen Kompanie jagte mit atemberaubender Geschwindigkeit nach Nordosten über Alt Korvosa hinweg.

Daro blickte den Soldaten noch lange nach, bis sie in der sternengesprenkelten Dunkelheit des Nachthimmels verschwunden waren.
Titel: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 02. November 2009, 20:48:12
Nur ein kleiner Hinweis, dass im ersten Post des Threads ein Inhaltsverzeichnis eingefügt wurde das über Links zu den einzelnen Abschnitten der Kampagne führt. Auch die Erklärung mit welchem Regelwerk wir eigentlich spielen wurde aktualisiert.
Titel: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zanovia am 02. November 2009, 23:31:36
Oh, das ist ja wirklich eine Überraschung! Tolle Begegnung mit Mercutio, will sagen: sehr gut beschrieben! Hat mir  ausnehmend gut gefallen.
Ich hoffe, bald die Aufzeichnungen des Tagebuchs liefern zu können. Saudumm gelaufen.
Ist schon was geplant, wann wir uns zum Spielen treffen? Liebe Grüße und gut Nacht! -_-
Titel: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 09. Januar 2010, 23:35:55
5.Gozran, 4708 AZ

Cael und ich saßen in der Stube. Er erzählte mir von den Gerüchten, die er in den Trinkhallen und Tavernen der Stadt aufgeschnappt hatte: Die Blaue Liga rangte angeblich um ihre Vormachtstellung in Kovosas Unterwelt.

Ich konnte damit gar nichts anfangen, und nur Cael zu Liebe tat ich so, als hörte ich aufmerksam zu. Meine Gedanken schweiften ab zu Daro. Der Kleine befand sich im Dienste der Garde in Altkorvosa, und ich machte mir ein wenig Sorgen um ihn. Er war  einerseits verdammt naiv, andererseits aber auch ein abgebrühter Straßenjunge. Ein Einzelgänger. Wie Mercutio eigentlich auch.

Cael redete und redete, und ich war erst wieder mit meinen Gedanken bei ihm, als er erwähnte, dass wir mit Daro in der Hängematte verabredet seien.

In der Hängematte tauchten wir tief und tiefer in den Sud der Gerüchte ein. Wieder ging es um Kroft, die angebliche Werratte, um Leichenfunde in den Schindeln und um Ogerspinnen.

Daro erzählten ein paar weitere Geschichten die bei der Garde im Umlauf waren. Es freute mich, den Kleinen wieder zu sehen. Der Halbelf konnte es nicht lassen, er wollte zur Acadamae und sich über Werratten schlau machen. Außerdem hatte er vor Mercutio zum Magierduell anzumelden. Von diesen Plänen konnten wir ihn jedoch wieder abbringen.

Stattdessen schlugen wir vor, uns bei Carmelizzia über die Lykantropen zu erkundigen und bei der Orisini Akademie vorbeizuschauen, denn ich wollte mich weiter in Fechtkunst schulen.

Cael ließ es sich nicht nehmen auf dem Weg zur Kathedrale der Pharasma Blumen für Carmelizza zu kaufen. Scheint ihn doch ganz schön erwischt zu haben!

Die Halbelfin war bei unserer Ankunft im Altarraum beschäftigt, und höchst erfreut uns, zumindest Cael, zu sehen. Über Werratten, kenne sich die Bischöfin besser aus, meinte sie und legte die Blumen liebevoll in einen Seitenschrein.
Die beiden Turteltäubchen verabredeten sich und wir verließen Grau wieder.

Daro war in Altkorvosa zuhause und deshalb führte er uns zur Hügelkronenstraße 16, der Orisini Akademie für Fechtkunst.
Ein Schild am Tor verriet, dass der heutige Unterricht ausgefallen war. Trotzdem klopften wir an die massiven Türen aus weißem Eichenholz. Die Türringe zeigten einen Imp und einen Pseudodrachen, verschlungen im tödlichen Kampf.

Orsini öffnete uns höchstpersönlich, und ich bemerkte an seinem gesamten Auftreten eine gewisse Besorgnis. Er führte uns in ein Hinterzimmer. Eine Dame mit Hut aus dem rote Locken auf ihre schlanken Schultern fielen, erwartete uns. Mir fiel sofort auf, dass es sich um künstliches Haar handelte. Doch Orsini begann zu sprechen, bevor ich mich weiter dazu äussern konnte.

Er stellte die Dame als Trinia Sabor vor. Die Königsmörderin, die mit der Hilfe des Schwarzen Falken ihrem Todesurteil entkommen war.

Sie entschuldige sich für die Unannehmlichkeiten, die sie uns in den Schindeln bereitet hatte und Orisini erklärte uns, dass sie gemeinsam mit ihrem maskierten Rächer noch in der Nacht der Hinrichtung vor der Tür gestanden hatte. Der Schwarze Falke habe ihre Unschuld beteuert und um Hilfe gebeten.
Daro raunte mir leise ins Ohr, dass er an ihrer Unschuld zweifelte.

Orsini bat uns Trinia aus der Stadt zu einem Gasthaus vor den Toren Korvosas zu bringen. Er gestand auch, dass es nicht ganz ungefährlich war, einer verurteilten Königsmörderin zur Flucht zu verhelfen. Trinia Sabor gesucht und 5.000 Goldsegel waren auf ihren Kopf ausgesetzt. Sofort kam mir der Einfall Trinias Aussehen zu verändern. Ich wollte sie als Elfin herrichten und Cael wusste auch schon wie weiter zu verfahren war: Nachts, bei Dunkelheit, in einem Boot den Jeggare Richtung Nordosten überqueren und sich dann durchs Unterholz schlagen. Sollten wir angehalten oder angesprochen werden, hätten wir die elfische Botschafterin Alowin Goldschimmer bei bestimmten Ritualen begleitet.

Daro erklärte sich bereit, ein Boot für die Flucht zu organisieren. Wir verabredeten ein Klopfzeichen und Cael beeilte sich, Camelizzia noch einmal zu treffen.

Es nahm ein wenig mehr Zeit in Anspruch, aber es gelang mir außerordentlich gut, Trinia in „Alowin“ zu verwandeln.

Wir warteten auf Daro.

Kein Klopfen.

Keine Spur von ihm.

Auch nicht, als ich zu dem bestimmten Felsen schlich, wo das Boot festgemacht werden sollte. Was war los? Konnte oder wollte er sich nicht an unsere Abmachung halten?

Ich hatte keine Zeit weiter darüber nachzudenken und lief zurück in die Hügelkronenstraße, wo sich inzwischen auch Cael wieder eingefunden hatte. Wir brachen auf. Ohne Daro.

Am Fluß angekommen, entdeckten wir ein herrenloses Ruderboot im Wasser. Cael ließ Nebel aufsteigen, und im Schutz dieses grauen Schleiers gelangten wir unentdeckt die Felsen hinunter.

Über meinen rasanten Abstieg möchte ich mich hier nicht weiter auslassen, denn noch da ich diese Zeilen schreibe, spüre ich die unsanfte Landung.

In dem geliehenen Boot gelangten wir sicher und halbwegs trocken ans andere Ufer.

Wie gehetzte Füchse schlugen wir uns ins Dickicht neben der Straße nach Norden. Wir wollten noch im Schutz der Nacht, im silbernen Licht Desnas, das Gasthaus erreichen, also rannten wir als wäre ein Rudel Höllenhunde auf unseren Fersen.

Wir waren noch vor Sonnenaufgang da.
Titel: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 24. Januar 2010, 01:21:04
6. Gozran, 4708 AZ
 
Wieder in der Lanzettenstrasse angekommen, fand ich Zeit und Ruhe (die Handwerker schienen eine größere Pause eingelegt zu haben) meine Eintragungen nachzuholen.

Als wir Trinias Staubwolke im Zwielicht der Morgendämmerung verschwinden sahen, beschlossen wir zufrieden uns ein Frühstück zu gönnen.

Wir folgten dem Handelsweg zurück nach Korvosa. Am Stadttor wurden wir von zwei Grauen Jungfern angehalten und durften erst passieren als wir unsere Abzeichen hergezeigt hatten. Über die Nordbrücke kehrten wir zurück in die Stadt. Als wir Nordend durchquerten, begann ich nach Daro Ausschau zu halten.

Nichts war von ihm zu sehen! Eigenartig! Er wusste doch was wir geplant hatten. Wir brauchten uns nicht darüber zu unterhalten, es war selbstverständlich, dass wir zur Werkstatt eilten.

Und ich war doch mehr als überrascht, dass Daro hinter dem Verkauftresen vom alten Bergbolzen stand. Stammelnd berichtete er, dass er verfolgt worden war, es mit der Angst zu tun bekommen hatte und nach Hause gelaufen war.

Was sollten wir nur davon halten?



Mercutio ließ sich auch später am Tag immer noch nicht blicken, Cael war mit sich selbst und seinen Herzenangelegenheiten beschäftigt und Daro war in der Werkstatt geblieben.

Am frühen Abend, Cael war inzwischen wieder zuhause, brachen wir zu Carmelizzia auf. Ob sie schon etwas von der Bischöfin über Werratten erfahren hatte?

Caels Vögelchen war ausgeflogen. Ein blasser junger Mann berichtete uns, dass Carmelizzia ausgegangen war. Wir vermuteten sie sogleich in der Trinkhalle, und so blieb mir nichts anderes übrig, als Cael dorthin zu begleiten.

Aber warum nicht? Etwas Kühles trinken, eine Kleinigkeit essen. Man musste sich ja nicht gleich besaufen!

Wir fanden Camelizzia tatsächlich in der Ostufer Trinkhalle, doch sie war so betrunken, dass sie keinen Ton herausbrachte. Sie lallte zwar etwas von Werratten, aber uns brachte das in unseren Ermittlungen nicht wirklich weiter.

Ein paar Uskeba genehmigte ich mir auch.

Doch dann ging es Carmelizzia immer schlechter, sie war sternhagelvoll und stürzte förmlich aus der Trinkhalle. Wir brachten sie zu uns nach Hause in die Lanzettenstrasse. Ständig musste sie sich übergeben. Es war keine angenehme Nacht! Für keinen von uns.

Wir schliefen zu dritt auf einem Lager in der Stube. Als romantisch konnte man dies gerade nicht bezeichnen. Armer Cael!
Titel: Der Fluch des Roten Throns
Beitrag von: Zellara am 17. Februar 2010, 17:00:34
7.Gozran, 4708 AZ
 
Heftiges Klopfen an der Tür ließ uns hochschrecken. Als ich einen Spalt öffnete, erkannte ich Grau Soldado mit frisch gebackenem Brot. Es duftete herrlich und kam zum Frühstück gerade recht.

Wir setzten uns an den Tisch und Grau erzählte von seiner Nichte Brienna aus Wegesend. Die Kleine war wohl sehr krank, denn er berichtete von roten Flecken auf ihrem ganzen Körper. Grau erklärte, dass die Familie sich magische Heilung durch Priester nicht leisten konnte.

Ohne zu zögern, machte sich Cael bereit aufzubrechen und deutete mir an, dass wir Grau begleiten werden. Allerdings mussten wir vorher noch bei Daro vorbeischauen. Ihn wieder einmal abholen.

Mir war der alte Bergbolzen, Daros Ziehvater, wirklich nicht sympathisch. Er musterte mich ständig verächtlich und schnaubte dauernd, wenn ich Daro aufforderte uns zu begleiten.

Aber gut, wir erreichten zu dritt das winzige, heruntergekommene Fachwerkhaus der varisianischen Familie. Graus Schwägerin empfing uns bereits auf der Türschwelle und erzählte uns, dass ein fremdländischer Heiler vom Tempel Abadars gerade versuche der kleinen Brise zu helfen.

Cael eilte sofort ins Haus, um sich ein Bild von der Kranken zu machen. Kurz darauf berichtete er uns was dann geschehen war:

Brise war am ganzen Körper mit roten, blutigen Flecken übersät und litt unter starken Hustenanfällen. Sie war sehr schwach. Der andere Heiler, Ishani Dhatri, und er selbst waren einfach ratlos.

Die Kleine hatte ihm davon erzählt, am Wasser gespielt zu haben und so hatte er versucht die genaue Stelle herauszubekommen. Erst meinte sie, es sei ein Geheimnis, und sie dürfe nicht darüber sprechen. Doch Cael entlockte ihr, dass sie eine Schachtel gefunden hätte, eine Schatzkiste voller Silbermünzen.

Als sie nach Nordend lief, um es dort auszugeben, wurde sie verdächtigt, es gestohlen zu haben. Dann sei sie schnell nach Hause gelaufen. Während sie aufgeregt erzählte, quälte der juckende Ausschlag immer mehr und der Husten schüttelte sie, bis sie völlig erschöpft wieder einschlief.

Cael schlug vor, sie mit göttlicher Magie zu heilen, denn nur so könnte man sie wieder zur Genesung bringen. Er selbst würde die Kosten von 150 Goldsegeln dafür aufbringen. Nachdem Cael den Heiler verabschiedet und nach unten begleitet hatte, stieg er noch einmal hoch zu Brise.

Er fragte, ob er den Schatz mal sehen dürfe, und bot der kleinen Brise einen Tauschhandel an: eine Bootsfahrt gegen den Fundort der Schatzkiste und Gold gegen ein paar der Silbermünzen aus der Schachtel.

Tatsächlich zeigte ihm Brise das Kästchen, das sie unter dem Bett versteckt hielt. Auf den unversehrten Holzteilen waren Totenköpfe eingelassen, während die Münzen, in ein schmuckloses Tuch eingewickelt, vollkommen gewöhnlich aussahen.

Cael nahm die Münzen an sich und legte dafür ein paar Goldsegel unter die Matratze der Kleinen.