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Off-Topic / Pinnwand => Off-Topic => Thema gestartet von: Mersharr am 05. September 2013, 13:10:06

Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Mersharr am 05. September 2013, 13:10:06

7/38  Grundeinkommen (http://www.bpb.de/161185)

In Deutschland soll ein bedingungsloses Grundeinkommen eingeführt werden.

dagegen
CDU/CSU (Anzeigen)

SPD (Anzeigen)

FDP (Anzeigen)

dafür
Piraten (Anzeigen)

neutral
Linke (Anzeigen)

Grüne (Anzeigen)


NPD dagegen (Anzeigen)

MLPD neutral (Anzeigen)

PARTEI dafür (Anzeigen)


FRAUEN neutral (Anzeigen)

Pro Deutschland dagegen (Anzeigen)

Volksabstimmung dagegen (Anzeigen)

Violetten dafür (Anzeigen)

PBC dagegen (Anzeigen)

FAMILIE dagegen (Anzeigen)


Meiner Meinung nach, haben die Violetten hier zwar Recht, aber FAMILIE, Volksabstimmung und Pro Deutschland leider auch.
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Durion-Gollor am 05. September 2013, 13:55:57
Doofe Idee.
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: hewimeddel am 05. September 2013, 17:42:49
Ich fände es gut, wenn ALG2 bedingungslos gezahlt würde, d.h. ohne Pflicht, sich für jede asoziale Abzockerfirma als Arbeitersklave zur Verfügung stellen zu müssen oder schwachsinnige "Bewerbungsfortbildungen" o.ä. durchführen zu müssen.

Ob man das dann Grundeinkommen, Sozialhilfe oder HartzIV nennt ist mir absolut egal, solange es "Bedingungslos" ist (Ein paar Grundbedingungen wird es aber wohl schon geben müssen...). Alles andere hat "Pro Deutschland" sehr schön ausgeführt, was auch immer das für eine Partei ist.

tschau
hewi
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Moira am 05. September 2013, 18:02:57
Ich stehe dem Thema eher neutral gegenüber. Auf der einen Seite würde ich es begrüßen, wenn die Menschen sich freier entfalten können, und eine Arbeit ausüben, die ihnen auch Berufung ist, und somit auch herumprobieren können. Kinder gerade von Hartz-Empfängern hätten von Anfang eine Perspektive fürs Leben, und Berufe die sich derzeit finanziell nicht lohnen, würden wieder vermehrt ausgeübt. Auch hätten Arbeitgeber, die meinen, ihre Angestellten knapp über der Leibeigenengrenze halten zu müssen, eine Chance zum menschlichen Umdenken. Es müsste dann aber auch so gestaltet sein, dass die Menschen bedingungslos davon leben können, aber für Luxus arbeiten sollten.
Nur was passiert dann mit dem Kreditsystem?

Auf der anderen Seite ist es aber Geld vom Casino fürs Casino, und nicht die Spieler, in dem Fall die Bevölkerung bestimmt die Einsätze, sondern die Wirtschaft, und das ist regional auch so verschieden, dass ich mich frage, wie das gerecht vonstatten gehen sollte. Es ist einfach ein Bedingungsloses Grundeinkommen zu fordern, ohne sich Gedanken über allein über die preislichen Unterschiede in verschiedenen Städten, Bundesländern und so weiter zu machen. Dies alles müsste dann nämlich auch geregelt werden, und zwar so, dass ein Leipziger genauso viel Miete zahlen muss, wie ein Münchner, oder umgekehrt genauso wenig. Wer will das alles übertragen auf Lebensmittel, Strom, und so weiter, regulieren?
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Speren am 06. September 2013, 06:00:02
Ich würde es für ein falsches Zeichen halten.

(Fast) jeder, der mal länger arbeitslos/arbeitssuchend war, kennt den Punkt der Resignation, wenn Absage X ins Haus flattert und man sich einfach sagt: "Okay, dann bleibt es halt so...hat doch eh keinen Sinn." Ich denke, dieser Punkt könnte dann noch früher kommen, abgesehen davon, dass einige (eine Minderheit) es wohl gar nicht versuchen würden.

Stimme aber Hewimeddel insofern zu, dass die Arbeit der Agentur für Arbeit bei der Vermittlung/Verbesserung der Chancen auf Vermittlung teilweise verbessert werden muss und ein pauschales "Dann machen Sie mal ein Bewerbungstraining!" nicht wirklich angebracht ist.

Überlegenswert finde ich folgende Aussage der Grünen:
Zitat
„Wir treten für eine soziale Grundsicherung ein, die neben der materiellen Absicherung auch die soziokulturelle Teilhabe an unserer Gesellschaft sicherstellt."
Auch HartzIV-Empfänger sind keine Bürger zweiter Klasse und sollten nicht mangels Geldes davon komplett ausgeschlossen werden. Ich weiss allerdings nicht genau, inwieweit sowas nicht auch schon durch spezielle Rabatte z. B. bei Museumsbesuchen, Schwimmbädern, etc. abgedeckt ist bzw. ob das ausreicht.
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Mersharr am 06. September 2013, 09:36:32
Ich denke, dieser Punkt könnte dann noch früher kommen, abgesehen davon, dass einige (eine Minderheit) es wohl gar nicht versuchen würden.

Ich denke, das ein Punkt an der ganzen Idee ist, dass es in unserer Zeit zunehmender Automatisierung schlichtweg nicht nötig ist, dass alle arbeiten, und dass Arbeit deshalb zu etwas gemacht werden soll, dass man aus Freude daran oder zur Selbstverwirklichung tut.
So hatte ich jedenfalls den Herrn verstanden, der an unserer Uni mal 'nen Vortrag zum Thema gehalten hat. (Habe aber auch nur die Einleitung gehört, ich hab nur in der Veranstaltung gesessen weil ich meinen Zug verpasst hatte und fast ne Stunde nix zu tun hatte, wobei ich es interessant genug gefunden hätte, es mir anzuhören, wenn ich an dem Tag nicht schon über 10 Stunden in der Uni verbracht hätte.)
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Durion-Gollor am 06. September 2013, 10:58:06
Zu dem Punkt werden wir nie kommen, da es schon lange nicht mehr "nötig" ist, zu arbeiten. Wir alle müssen ja eh nur noch arbeiten, um uns einen mehr oder minder großen Luxus leisten zu können. Der Lebensstandard jedes Hartz4-Empfängers ist heute sicher deutlich höher als derjenige eines Besserverdieners vor 100 Jahren.
Dennoch werden wir nie zu dem Punkt kommen, dass jeder sich jeden Luxus leisten kann, allein aufgrund knapper Ressourcen, also selbst bei Vollautomatisierung sämtlicher Abläufe.
Und daher wird es immer Lebensstandard-Unterschiede geben, welche man im Normalfall durch Arbeitsleistung bzw. ein Mehr an Kapital oder Ressourcen dann erhöhen kann.

Aber aus heutiger Sicht alles ziemlich Science-Fiction, würde ich sagen. Zumal wir ja nicht allein auf der Welt sind uns zunehmend werden anstrengen müssen, mit unseren hohen Ansprüchen unsere Pfründe gegen aufstrebende Nationen vor allem aus Asien zu verteidigen. Bei unserer heutigen Lebens- und Arbeitseinstellung wird das zunehmend schwierig. Wobei es in Deutschland im Vergleich zu weiten Teilen Europas ja noch sehr gut aussieht.

Aber "von nix kütt nix". Wir sollten auch mal ein wenig froh sein, dass Rot/Grün damals einige Reformen angepackt hat. Aktuell stehen wir ja prima da, da darf man sich auch mal freuen (ich schweife ab).

Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Zechi am 06. September 2013, 14:02:59
Ein bedingungsloses Grundeinkommen wäre meines Erachtens eine sehr gute Sache. In allen Parteien gibt es ja dafür Befürworter, die dann unterschiedlicher Auffassung hinsichtlich der konkreten Umsetzung sind.

Das Hauptargument für ein bedingungsloses Grundeinkommen ist vor allem das Scheitern des jetzigens sozialen Grundsicherungssystems und zwar in der praktischen Umsetzung sowie in sozialer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Hinsicht sowie die Tatsache, dass eine Vollbeschäftigung nicht möglich ist, daher es immer Menschen ohne Arbeit geben wird, selbst wenn diese optimal verteilt wäre (sprich für jede offene Stelle gibt es einen ausreichend qualifizierten Arbeitsnehmer der die Arbeit aufnimmt).

Auf Basis dieser Erkenntnisse ist ein Grundeinkommen eigentlich die logische Schlussfolgerung.
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Durion-Gollor am 06. September 2013, 14:41:03
Die logische Konsequenz daraus sind meines Erachtens soziale Sicherungssysteme, gegebenenfalls auch ein Grundeinkommen, aber kein Bedingungsloses. Zumindest ein Bemühen um Arbeit bzw. das Annehmen zumutbarere Arbeit ist grundsätzlich ein sehr soziales anliegen. Es ist vielleicht eher eine Frage der Ausgestaltung der Bedingungen. Da befinden wir uns sicher in einem Lernprozess.
Vor allem gilt es, ausbeuterische Elemente abzustellen.
Bedingungslos würde es doch gewissen definitiv existierenden Personengruppen zu einfach machen, das dann auch auf Kosten von Geringverdienern, die sich von der Nachbarschaft eine lange Nase drehen lassen dürfen. Für die Moral wäre das das falsche Signal.

Oder kannst du vielleicht etwas genauer erörtern, warum es bedingungslos sein soll? Der Vorteil springt mir nicht grad ins Auge...
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Mersharr am 06. September 2013, 14:56:43
Die logische Konsequenz daraus sind meines Erachtens soziale Sicherungssysteme, gegebenenfalls auch ein Grundeinkommen, aber kein Bedingungsloses. Zumindest ein Bemühen um Arbeit bzw. das Annehmen zumutbarere Arbeit ist grundsätzlich ein sehr soziales anliegen. Es ist vielleicht eher eine Frage der Ausgestaltung der Bedingungen. Da befinden wir uns sicher in einem Lernprozess.
Vor allem gilt es, ausbeuterische Elemente abzustellen.
Bedingungslos würde es doch gewissen definitiv existierenden Personengruppen zu einfach machen, das dann auch auf Kosten von Geringverdienern, die sich von der Nachbarschaft eine lange Nase drehen lassen dürfen. Für die Moral wäre das das falsche Signal.

Oder kannst du vielleicht etwas genauer erörtern, warum es bedingungslos sein soll? Der Vorteil springt mir nicht grad ins Auge...

Es geht eben darum, Arbeitslosigkeit zu de-stigmatisieren.
Arbeit wird zunehmend von Maschinen übernommen und es gibt nicht genug Arbeit für alle, also können die Leute auch Zuhause bleiben statt sich abzuackern nur um etwas zu Essen zu haben. Stattdessen geht man dann zum Beispiel nur 5 Stunden in der Woche arbeiten und zwar nicht weil man muss, sondern weil man einer Tätigkeit nachgeht die einem Spaß macht.
Das Ergebnis soll dann so ähnlich aussehen wie in Star Trek, wo sich die Menschen dank Replikatoren und Gratis-Energie nicht um Lebenserhaltung sondern um Selbstverwirklichung kümmern.
Es ist eine nette Idee, aber zu diesem Zeitpunkt nicht machbar. Unter anderem gibt es dafür nicht genug Ärzte und keine ausreichend entwickelten Müllmann- und Kanalarbeiter-Roboter.
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Zechi am 06. September 2013, 15:36:51
Die logische Konsequenz daraus sind meines Erachtens soziale Sicherungssysteme, gegebenenfalls auch ein Grundeinkommen, aber kein Bedingungsloses. Zumindest ein Bemühen um Arbeit bzw. das Annehmen zumutbarere Arbeit ist grundsätzlich ein sehr soziales anliegen. Es ist vielleicht eher eine Frage der Ausgestaltung der Bedingungen. Da befinden wir uns sicher in einem Lernprozess.
Vor allem gilt es, ausbeuterische Elemente abzustellen.
Bedingungslos würde es doch gewissen definitiv existierenden Personengruppen zu einfach machen, das dann auch auf Kosten von Geringverdienern, die sich von der Nachbarschaft eine lange Nase drehen lassen dürfen. Für die Moral wäre das das falsche Signal.

Oder kannst du vielleicht etwas genauer erörtern, warum es bedingungslos sein soll? Der Vorteil springt mir nicht grad ins Auge...

Was Mersharr bereits andeutet ist genau richtig. Das Problem ist zum einen die Stigmatisierung von Arbeitslosen, insbesondere Hartz IV/ALG 2 Beziehern. Da wird eben nicht unterschieden, ob jemand Jahrzehnte gearbeitet hat oder nicht. Es wird nicht unterschieden, ob jemand z.B. Ehrenamtlich tätig ist oder z.B. Angehörige pflegt usw. Die Betroffenen befinden sich alle in einem Topf und zwar auch mit Leuten, die man im Volksmund als "Asoziale" usw. bezeichnet. Gleichzeitig ist es so, dass auch im jetzigen System diejenigen damit durchkommen, auch wenn Sie den ganzen Tag faul auf der Haut liegen. Das lässt sich auch nicht verhindern, denn Art. 1 GG verpflichtet den Staat dazu, niemanden verhungern zu lassen usw. Art. 1 GG unterliegt der Ewigkeitsgarantie, so dass die Norm nicht abgeschafft werden kann. Daher existiert de facto sowieso bereits jetzt ein "bedingungsloses" Grundeinkommen, denn die ganzen Regeln, die man für den Erhalt von ALG 2 beachten muss, sind letztlich nicht effektiv. Diejenigen, die nicht arbeiten wollen, müssen das am Ende des Tages auch nicht. Einen interessanten Artikel hierzu findet du hier (der hat mich zumindest beeindruckt, auch wenn ich kein Welt Leser bin): http://www.welt.de/vermischtes/article115094785/Warum-sich-jemand-bewusst-fuer-Hartz-IV-entscheidet.html

Im Übrigen bin ich nicht der Meinung, dass man bei einem wirklichen bedingungslosen Grundeinkommen, also eines ohne irgendeinen ineffektiven Zwangsapparat, viele Menschen keinen Beruf aufnehmen würden. Das Grundeinkommen ist eben nur ein Grundeinkommen. Über die genau erforderliche Höhe wird man streiten können, aber selbst wenn man einen der höheren Beträge ansetzt, so reicht es nicht, um sich wirklich was zu "gönnen" (Auto, Urlaub, technischen SchnickSchnack, Haus oder Eigentumswohnung usw.). Insofern werden die meisten Menschen weiter versuchen Geld zu verdienen, um sich eben auch mal weis leisten zu können. Sie werden sich nur nicht ausbeuten lassen, bzw. so viel arbeiten, wie jeder Mensch meint das ihm gut tut bzw. ihn die finanziellen Anreize dazu bringen.

Hinzu kommen die wesentlichen Vorteile des bedinungsloses Einkommens:

1. Unternehmen könnten weitestgehend geringere Gehälter zahlen, grob kalkuliert netto den Betrag des Grundeinkommens.

2. Der unglaublich ineffiziente "Behördenapparat" zum ALG 2 würde weitesgehend wegfallen.
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Speren am 06. September 2013, 17:59:38
Zitat
Unternehmen könnten weitestgehend geringere Gehälter zahlen, grob kalkuliert netto den Betrag des Grundeinkommens.
Und das erklärst Du den Gewerkschaften genau wie?
Oder sind Tarifverträge dann obsolet?

Und ich nehme mal an, dass bei diesem bedingungslosen Grundeinkommen der Staat nichts weiter übernimmt, richtig?
Keine Miete, kein Krankenversicherung, nichts...es würde gerade so viel sein, dass man überleben kann, richtig?

Und Zuverdienste auch nur minimal möglich, ähnlich Hartz IV?

Sprich:
Wer das in Anspruch nimmt, wird auch stigmatisiert.
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Scurlock am 06. September 2013, 18:36:29
Und das erklärst Du den Gewerkschaften genau wie?
Oder sind Tarifverträge dann obsolet?
Nein, warum sollten sie? Die Gehälter wären eben überall nur niedriger angesiedelt.

Zitat
Und ich nehme mal an, dass bei diesem bedingungslosen Grundeinkommen der Staat nichts weiter übernimmt, richtig?
Keine Miete, kein Krankenversicherung, nichts...es würde gerade so viel sein, dass man überleben kann, richtig?
Naja, es hängt halt davon ab, wie hoch man das bedingungslose Grundeinkommen ansetzt. Wie Zechi schon schreibt, sollte man davon leben können, aber größere Urlaube, ein neues Auto oder Luxusartikel wird man so eben nicht finanzieren können.

Zitat
Und Zuverdienste auch nur minimal möglich, ähnlich Hartz IV?
Ein Zuverdienst muss möglich sein bzw. sollte Teil des Konzeptes sein. Tatsächlich verstehe ich das bedingungslose Grundeinkommen eher so, dass dieses Grundeinkommen vom Staat bezogen wird, unabhängig davon, ob derjenige berufstätig ist oder nicht. Das jeweilige (natürlich niedrigere) Gehalt kommt dann on-top drauf.
Wie man das Grundeinkommen finanziert (Abgaben?) und inwieweit das finanzierbar ist, ob es Ausnahmen (ab einem bestimmten Jahresgehalt) gibt, wäre zu diskutieren.
Ist zumindest ein interessanter Ansatz, den ich nicht sofort oder komplett ablehnen würde...



Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Hautlappen am 06. September 2013, 19:53:44
@Zechi: Bezüge können zu 100% gestrichen werden, Miete inklusive. Ob das noch mit Art. 1 GG zu vereinbaren ist wage ich zu bezweifeln.
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Speren am 06. September 2013, 20:59:14
Zitat
Nein, warum sollten sie? Die Gehälter wären eben überall nur niedriger angesiedelt.
Vielleicht stehe ich ja auf dem Schlauch, aber ich sehe nicht, wie ein Grundeinkommen seitens des Staates Unternehmen die Chance verschafft, Löhne zu senken?

Zitat
Naja, es hängt halt davon ab, wie hoch man das bedingungslose Grundeinkommen ansetzt. Wie Zechi schon schreibt, sollte man davon leben können, aber größere Urlaube, ein neues Auto oder Luxusartikel wird man so eben nicht finanzieren können.
Was heisst hier "leben" bzw. "Luxusartikel"?
Sind hier halt relativ schwammige Begriffe, siehe Beitrag der Grünen: Kultur - zum Leben nötig oder nicht?

Zitat
Tatsächlich verstehe ich das bedingungslose Grundeinkommen eher so, dass dieses Grundeinkommen vom Staat bezogen wird, unabhängig davon, ob derjenige berufstätig ist oder nicht. Das jeweilige (natürlich niedrigere) Gehalt kommt dann on-top drauf.
Kriegt z. B. ein Auszibldender dann auch einen Teil dieses Grundeinkommens?
Sein Verdienst dürfte niedriger sein, als das Grundeinkommen, was zum Leben reichen soll.
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Idunivor am 06. September 2013, 21:43:34
Wenn der Staat einfach allen Bürgern eine bestimmte Summe bezahlt, dann können die Arbeitgeber davon ausgehen, dass jeder das hat und zahlen nur noch die Differenz. 
Beispiel: Jeder bekommt 500 Euro also muss der Betrieb wenn er normal 1000 Euro zahlt dank des Grundeinkommens nur noch 500 zahlen.
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Scurlock am 06. September 2013, 22:37:14
Vielleicht stehe ich ja auf dem Schlauch, aber ich sehe nicht, wie ein Grundeinkommen seitens des Staates Unternehmen die Chance verschafft, Löhne zu senken?
Wie gesagt, bin ich nicht sicher, ob das Grundeinkommen so angedacht ist, wie ich es verstehe. So wie ich es sehe, würde jeder ein Grundeinkommen erhalten, unabhängig davon, ob er Arbeit hat oder nicht. Jedes Gehalt kommt dann on-top-drauf. Um das aktuelle reale Lohnniveau zu erreichen, müssten die Arbeitgeber dem Arbeitnehmer also nur noch einen Betrag abzüglich des Grundeinkommens zahlen. Die Lohnzahlungen, die die Unternehmen an ihre Angestellten abgeben, würden demnach gesenkt, ohne dass das allgemeine Lohnniveau wirklich verliert. Die große Frage beim Grundeinkommen ist allerdings, woher das Geld dafür kommen soll. Firmenabgaben? Steuern?
Letztlich wäre es eine Umverteilung und ein kompletter Umbau des Sozialsystems. Inwieweit das funktioniert, kann ich nicht abschätzen. Aber wie gesagt halte ich die Idee für nicht so abwegig, als dass man nicht darüber nachdenken und diskutieren sollte.    
Zitat
Was heisst hier "leben" bzw. "Luxusartikel"?
Sind hier halt relativ schwammige Begriffe, siehe Beitrag der Grünen: Kultur - zum Leben nötig oder nicht?
Konkrete Zahlen wird Dir keiner nennen können oder wollen, denn bisher ist ja alles nur bloße Theorie. Letztlich hängt der Betrag dann natürlich auch von den jeweiligen regionalen Lebenshaltungskosten ab. 1000-1500 Euro würden in München kaum zum Leben reichen, während man beispielsweise in einigen Regionen in den östlichen Bundesländern wahrscheinlich davon schon ganz gut leben könnte. Eine große Reise, einen Neuwagen oder auch einen XXL-Bildschirm wird man sich aber auch dort nicht mit so einem Grundeinkommen leisten können.
Zitat
Kriegt z. B. ein Auszibldender dann auch einen Teil dieses Grundeinkommens?
Sein Verdienst dürfte niedriger sein, als das Grundeinkommen, was zum Leben reichen soll.
Keine Ahnung. Vielleicht ja, vielleicht nein. Unter Umständen hängt es auch von dem Alter der Person ab. Möglicherweise hat man erst mit der Volljährigkeit Anspruch auf ein Grundeinkommen.
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Speren am 07. September 2013, 08:29:34
Ah, okay...Grundeinkommen für jeden, egal ob Tellerwäscher oder Millionär.

Bleibe trotzdem dem Ganzen sehr skeptisch gegenüber.
Einfach, weil für mich viel zu viele Fragen offen bleiben bzw. zu viele Baustellen auftreten. Alleine die Finanzierung, die Höhe des Grundeinkommens, die Besteuerung, weitere Ersatzleistungen des Staats...klingt für mich so, dass es volkswirtschaftlich in der Theorie vielleicht klappen würde, in der Realität aber einfach aus verschiedensten Gründen scheitert.
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Zechi am 08. September 2013, 15:51:40
Ah, okay...Grundeinkommen für jeden, egal ob Tellerwäscher oder Millionär.

Bleibe trotzdem dem Ganzen sehr skeptisch gegenüber.
Einfach, weil für mich viel zu viele Fragen offen bleiben bzw. zu viele Baustellen auftreten. Alleine die Finanzierung, die Höhe des Grundeinkommens, die Besteuerung, weitere Ersatzleistungen des Staats...klingt für mich so, dass es volkswirtschaftlich in der Theorie vielleicht klappen würde, in der Realität aber einfach aus verschiedensten Gründen scheitert.

Es gibt diverse Modelle zur Finanzierung und Ausgestaltung des bedingungslosen Grundeinkommens. Wikipedia liefert da einige der diskutierten Ansätze.

Natürlich wäre eine Umsetzung in der Praxis nicht einfach. Das käme ja einer kleinen "Revolution" gleich und man könnte darauf wetten, dass auch die Umsetzung auf Anhieb sicherlich nicht perfekt gelingt.

Ein Hauptargument für die Umsetzung trotzt der zu erwartenden Probleme ist, dass das jetzige System einfach nicht funktioniert. Die Grundidee des ALG2 war ja "Fordern und Fördern". An sich ja kein schlechter Ansatz, der aber eben in der Praxis nicht funktioniert, daher das "Fördern" in dem Sinne dass die Betroffenen neue Arbeit finden, funktioniert flächendeckend nicht.

Des Weiteren ist die Umsetzung in rechtlicher Hinsicht absolut misslungen (Der Anstieg an ALG2 Verfahren vor dem Sozialgerichten ist gewaltig gestiegen und die Erfolgsquote der Kläger ungewöhnlich hoch). Gesellschaftspolitisch ist das Ganze sowieso gescheitert.
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Durion-Gollor am 09. September 2013, 10:43:47
Ich denke dennoch nicht, dass das eine gute Idee ist. Einer Stigmatisierung wird man so oder so nicht entgehen. Dann sind die Leute eben keine Hartzer mehr sonder Grundeinkommer oder Grukos oder was man sich da einfallen lassen wird.
Momentan ist es aber denke ich so, dass es sehr unangenehm ist, Hartz4-er zu sein, ständig zu irgendwelchen Ämtern rennen zu müssen, einem ständigen rechtfertigungsdruck ausgesetzt zu sein usw. Ich denke, das ist aber gut so. Die Motivation, aus der Nummer wieder rauszukommen, wird dadurch erhöht. Umgekehrt steigt bei einem bedingungslosen Grundeinkommen meines Erachtens die Motivation zu Schwarzarbeit und Schattenwirtschaft, weil selbst für diejenigen, welche arbeitsfähig sind und grundsätzlich arbeitswillig sind, dieses System sehr verführerisch wäre.

Warum beispielsweise für 1.500,- € arbeiten, wenn man eh 1.000,- € erhält und man mit sehr viel weniger Aufwand 500,- € (schwarz) nebenher dazu verdienen kann?

Hartz4 ist kein perfektes System und man kann sicher an einigen Stellschrauben drehen. Aber gerade die Ü30-Leute hier werden sich noch an unhaltbare Sozialhilfe-Zeiten erinnern, als einige den Leuten beim Amt ne lange Nase gedreht haben und völlig offen mit ihrer Arbeitsunwilligkeit umgegangen sind, nebenher oft schwarz gearbeitet wurde und dazu auch noch alle Sozialhilfeempfänger als Privatpatienten zum Arzt gingen. Das war aus meiner Sicht für jeden arbeitenden Menschen ein Schlag ins Gesicht und es ist gut, dass das geändert wurde.

Ich habe eh nicht den Eindruck, dass die Idee bereits diskussionsreif ist, denn bis auf sehr nebulöse Andeutungen, was man machen könnte, kamen bisher wenig konkrete Vorschläge, wie genau das auzugestalten wäre. Das hätte mich mal interessiert, aber so genau scheint da noch niemand eine Idee zu haben.
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Horrorking am 09. September 2013, 11:06:46
Wenn jeder das Grundeinkommen bekommt, gibt es auch Stigmata

Mit einem Grundeinkommen, das hoch genug ist, könnte der Staat sämmtliche anderen Sozialleistungen (inclusive Rente und Pensionen) abschaffen. Das spart widerum bei der Bürokratie
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Durion-Gollor am 09. September 2013, 11:54:09
Ne, kannste nicht, jedenfalls wäre das ein Jahrzehnteprojekt. Viele Menschen zahlen ja soviel ein, dass deutlich mehr als ein Grundeinkommen angespart wurde. Das kannste ja nicht einfach beschnedien.
Aber grundsätzlich wäre es eine gute Idee, das gesamte System zu überdenken und etwas derartiges zu installieren. Allerdings kein isoliertes Grundeinkommen, sondern alle Systeme aufeinander abgestimmt neu aufzustellen und eine Grundabsicherung zu schaffen.
Heute haben wir ja das paradoxe Problem, dass es auf der einen Seite viele Rentner gibt, die in ein gesetzliches System einzahlen mußten und trotzdem kaum über die Runden kommen. Andererseits gibt es viele, die den Höchstbeitrag eingezahlt haben und gar nicht mehr wissen, wohin mit ihrer Kohle, weil sie nebenher noch Vermögen gebildet haben. Für beide (große) Gruppen ist das Rentensystem in der aktuellen Form nicht sehr geeignet.
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Mersharr am 09. September 2013, 13:25:56
Warum beispielsweise für 1.500,- € arbeiten, wenn man eh 1.000,- € erhält und man mit sehr viel weniger Aufwand 500,- € (schwarz) nebenher dazu verdienen kann?

Weil man wenn man für 1.500,- (brutto) arbeiten geht am Ende 1.900,-€ hat, wenn man für 500,-€ schwarz Arbeitet bloß 1.500,-€. Gut, man kann natürlich genauso gut für 900,-€ schwarz arbeiten, aber das gilt doch nun wirklich für jedes System.
Du scheinst immer noch nicht verstanden zu haben, dass es das Grundeinkommen zum Gehalt DAZU geben soll.

Weiterhin ist es auch Teil der Idee das Leute eben nicht Arbeiten gehen, weil das ja letztendlich auch das Jahrzehnte alte versprechen der Industrialisierung und Automatisierung ist: Wir ersetzen Arbeiter durch Maschinen, damit wir in Zukunft weniger Arbeiten müssen.
Ich persönlich glaube nicht, dass sich dann alle Welt auf der Sozialen Hängematte ausruhen würde. Meiner Erfahrung nach wird das nämlich bald langweilig (gut, manche Leute sind ja scheinbar mit RTL, Bild, Fußball im Fernsehen und Bier ausreichend beschäftigt).
Eine viel deutlichere Auswirkung wäre vermutlich, dass 'niedere' Tätigkeiten deutlich besser bezahlt würden, weil man merken würde, dass die doch recht wichtig sind. Entweder das, oder Büroangestellte bekämen einen Putzplan und müssten ihre Büros und Toiletten selber sauber machen.

Ich bin immernoch der Meinung, dass es sich zumindest in der absehbaren Zeit der nächsten 8 Jahre nicht umsetzen lässt (aus Gesellschaftlichen Gründen), aber die Idee an sich ist gut und richtig.
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Durion-Gollor am 09. September 2013, 14:37:58
JEDER soll ein Grundeinkommen zusätzlich zum normalen Einkommen erhalten? Ne, das hatte ich dann tatsächlich nicht so recht auf m Schrim, aber das ist ja völlig Banane. Wer soll das bezahlen? Geld wächst doch nicht auf Bäumen bzw. man kann das über eine entsprechende Staatsverschuldung lösen, die wiederum nur durch eine entsprechende Inflation reduziert werden könnte.
Deine Rechnung verstehe ich nicht. Wenn ich brutto 1.500,- € verdine bleiben mir (Steuern unberücksichtigt) rund 1.200,- €. Ohne Arbeitslosenversicherung, die man sich dann ja sparen könnte, wäre es kaum mehr. Kann man sich die Rentenversicherung dann sparen? Nein, eigentlich nicht, denn sonst hätte ich ja eine Riesenlücke, wenn ich in Rente gehe und nur noch das Grundeinkommen hätte.

Also so isoliert betrachtet halte ich das entweder für Spinnerei oder Etikettenschwindel. Das ginge nach meiner Überzeugung nur, wenn man die staatlichen Sicherungsleistungen sowie die Sozialsysteme quasi auf Null stellt und ein komplett neues System aufzieht. Das kann sinnvoll sein je nachdem, wie man das gestaltet. unsere aktuellen Systeme sind mir auch mittlerweile zu komplex und unflexibel. Ein einfacheres, weitgehend aus Steuern finanziertes System wäre mir lieber.

Das Versprechen der Industrialisierung ist ja nun auch wohl eingehalten worden. Das wolltest du aber nicht bezweifeln, oder doch? Sonst vergleich mal die Lebensumstände von Arbeitern beispielsweise 1850, 1900, 1950, 1970, heute.... Ich weiß, dass sich in einigen (zu korrigierenden) Bereichen das Rad grad zurückdreht, aber insgesamt geht es uns allen doch verdammt gut. Im Zeitvergleich wie international gesehen.
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Mersharr am 09. September 2013, 15:29:41
Deine Rechnung verstehe ich nicht. Wenn ich brutto 1.500,- € verdine bleiben mir (Steuern unberücksichtigt) rund 1.200,- €.
Du kannst doch von einem Studenten der in seinem Leben nicht gearbeitet oder Steuern bezahlt hat erwarten, zu wissen wie viel Netto vom Brutto bleibt. Ich wollte darauf hinaus, dass man in deinem Beispiel, wenn man daran denkt, dass Grundeinkommen auch gezahlt wird wenn man Arbeitet, als Arbeiter mit 1500 Brutto immer noch mehr hat als wenn man für 500 schwarz arbeitet. Aber wenn man davon absieht, dass man als Schwarzarbeiter vermutlich leichter einen Job bekommt, weil billiger, gibt es nicht viele Anreize für Arbeiter, Schwarz zu arbeiten, weil sie ihr Grundeinkommen ja trotzdem kriegen.
Ich habe mit einem relativ hohen, imaginären Steuersatz gerechnet, weil ich davon ausgehe, dass Grundeinkommen die Nettogehälter der meisten Berufe senkt (um etwa die Höhe des Grundeinkommen), dafür aber die Einkommens- und Gewerbesteuern erhöht, da die Unternehmen ja am Gehalt sparen. Ich gebe aber offen zu von Steuern keine Ahnung zu haben.

Grundeinkommen soll alle anderen Sozialleistungen ersetzen.

Zitat
denn sonst hätte ich ja eine Riesenlücke, wenn ich in Rente gehe und nur noch das Grundeinkommen hätte
Ich weiß nicht, wie es mit deiner Rente aussieht, aber ich denke, dass es vielen, die heute von 800€ oder weniger Rente leben, mit Grundeinkommen besser ginge.
Hier ist vermutlich vor allem die Übergangsphase das Problem. Man kann sich eine Welt in der alles schön etabliert ist und funktioniert gut vorstellen, aber wie man da hin kommt...

Zitat
Das Versprechen der Industrialisierung ist ja nun auch wohl eingehalten worden. Das wolltest du aber nicht bezweifeln, oder doch? Sonst vergleich mal die Lebensumstände von Arbeitern beispielsweise 1850, 1900, 1950, 1970, heute.... Ich weiß, dass sich in einigen (zu korrigierenden) Bereichen das Rad grad zurückdreht, aber insgesamt geht es uns allen doch verdammt gut. Im Zeitvergleich wie international gesehen.
Die Frage war nicht, wie gut es uns geht, sondern wie viel wir arbeiten. Und wenn man sich hier den Durchschnitt anschaut, darf man natürlich nur diejenigen Betrachten, DIE arbeiten.
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Speren am 09. September 2013, 17:42:48
Zitat
Man kann sich eine Welt in der alles schön etabliert ist und funktioniert gut vorstellen, aber wie man da hin kommt...
Deswegen nannte ich das volkswirtschaftliche Theorie am Reissbrett. Mit "Sim-City - Bundesrepublik Deutschland" könnte man vielleicht so etwas bauen, aber in meinen Augen kaum in einem seit Jahrzehnten bestehenden System, an dem so vieles dranhängt.

Beispiel Sozialversicherung:
Momentan (grobe Werte, die genauen habe ich nicht im Kopf) zahlen Arbeitgeber 50 % der Sozialversicherungen, ausgenommen Unfallversicherung (100 %). Und zwar prozentual in Abhängigkeit zum Bruttoeinkommen. Wenn das Bruttoeinkommen nun automatisch sinkt (bei jedem), sinken auch automatisch die Beiträge zur Krankenversicherung, sowohl von AN als auch AG. Wer gleicht das auf Dauer aus?
Eine Arbeitslosenversicherung muss btw. trotzdem weiter geben, schliesslich will man wenigstens bei kurzfristiger Arbeitslosigkeit nicht direkt auf das untereste Niveau rutschen.

Beispiel Lohnsteuer:
Nehmen wir ein Grundeinkommen von 1000,00 €. Da es bedingungslos ist, gehe ich von 0 Steuern aus. Hier gehen dem Staat Einnahmen verloren, da momentan ab einem Einkommen von ca. 9000 Euro im Jahr Lohnsteuer gezahlt werden muss. Da Lohnsteuer sich auch nach dem Einkommen (sprich: erarbeiteten Geld) richtet, wird es auch hier weniger. Weniger Verdienst, weniger Steuern.
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Spider am 09. September 2013, 19:30:37
Ich habe vor einigen Jahren das erste mal vom Grundeinkommen gelesen http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-66360399.html und war beeindruckt und denke wir sollten über solche Ideen nachdenken. Wie man so etwas auf eine große Industrienation wie Deutschland anwenden soll, kann ich nicht sagen. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann müsste man unser ganzes Sozialsystem auf den Kopf stellen und solche großen Veränderungen wird es nicht geben.
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Moira am 09. September 2013, 20:55:33
Eigentlich hat Erich Fromm bereits 1955 und später in Haben oder Sein, das Grundeinkommen als unabdingbar für eine neue Gesellschaft erläutert, als etwas, das man seinem Haustier aber nicht seinen Mitmenschen zugesteht, dass es hierfür aber gilt die Gesellschaft, Die Konzerne und das Politiksystem zu entbürokratisieren.

"Viele Übel der heutigen kapitalistischen und kommunistischen Gesellschaften wären durch die Garantie eines jährlichen Mindesteinkommens zu beseitigen.
Diesem Vorschlag liegt die Überzeugung zugrunde, dass jeder Mensch, gleichgültig, ob er arbeitet oder nicht, das bedingungslose Recht hat, nicht zu hungern und nicht obdachlos zu sein. Er soll nicht mehr erhalten, als zum Leben nötig ist - aber auch nicht weniger. Dieses Recht scheint heute eine neue Auffassung auszudrücken, doch in Wirklichkeit handelt es sich um eine sehr alte Norm, die sowohl in der christlichen Lehre verankert ist als auch von vielen »primitiven« Stämmen praktiziert wird: dass der Mensch das uneingeschränkte Recht zu leben hat, ob er seine»Pflicht gegenüber der Gesellschaft« erfüllt oder nicht." Erich Fromm; Haben oder Sein
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Wormys_Queue am 10. September 2013, 09:14:10
Diesem Vorschlag liegt die Überzeugung zugrunde, dass jeder Mensch, gleichgültig, ob er arbeitet oder nicht, das bedingungslose Recht hat, nicht zu hungern und nicht obdachlos zu sein. Er soll nicht mehr erhalten, als zum Leben nötig ist - aber auch nicht weniger.

Wobei diese Überzeugung auch gar nicht zur Frage steht. Es steht lediglich zur Frage, ob man dazu ein (bedingungsloses) Grundeinkommen braucht oder das auch anders lösen kann (Sozialhilfe, Hartz IV, whatever).

Für mich liegt die Eleganz eines bedingungslosen Grundeinkommens vor allem darin, dass es eine Menge Bürokratie einsparen helfen würde und den Beziehern das Gefühl des unwürdigen Ausgeliefertseins ersparen würde (und jeder, der mal mit Hartz IV zu tun hatte, weiss wovon ich rede). Davon ab ist das Recht, nicht zu hungern und nicht obdachlos zu sein, in (West-)Deutschland seit dem Wirtschaftswunder schon längst umgesetzt, und zwar unabhängig von der konkreten Ausgestaltung des Sozialsystems.

Der Spiegelartikel war hochinteressant, man darf aber auch nicht vergessen, dass den Einwohnern von Otjivero damit ein gewaltiger Wettbewerbsvorteil gegenüber den Menschen in den Nachbardörfern und -Städten eingeräumt wurde. Ob Frau Katangolo ihre Hühner noch für 30 $ verkaufen könnte, wenn jeder in der Gegend das Geld zur Hühnerzucht hätte, wage ich zu bezweifeln.

Nebenbei und nicht zum Thema passende: ich finde den Gedanken bestürzend, dass wir das Experiment mit Leichtigkeit auf ganz Namibia ausdehnen könnten, wenn Deutschland jeden Monat 20 Cent  pro Einwohner dafür spenden würde. Da relativiert sich unsere Armutsdebatte doch ganz gewaltig.
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Durion-Gollor am 10. September 2013, 10:58:21
Lustiges Experiment, aber wenig überraschend. Ein Grundeinkommen, dass aus der Portokasse reicher Länder/Organisationen an ein paar Leute gezahlt wird. Keine Gegenfinanzierung, externe finanzierung, keine Auswirkung auf Inflation und die Wirtschaft des Landes/Kontinents/ der Welt.

Nett, aber wer zieht für uns die Spendierhosen an?

Dazu kommt der Experimentencharakter. Ob das Geld gleichermaßen verwendet wird, wenn man es als normal empfindet, wenn man es seit Geburt erhält und nie etwas anderes kannte...?

Trägt zum Thema bezogen auf uns überhaupt nichts bei, der Artikel. Ne nette Idee für die Ärmsten der Armen, welche aus der Portokasse der Industrieländer spaßeshalber finanziert werden kann, aber wo soll der Zusammenhang zu uns sein?

 
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Nightmoon am 10. September 2013, 17:06:54

"Trägt zum Thema bezogen auf uns überhaupt nichts bei"

Das würde ich so nicht sagen. Natürlich kommen da tausend Faktoren zusammen, aber es zeigt durchaus wie es laufen könnte. Statistisch relevant ist es nicht, zeigt aber wie Menschen mit sowas umgehen könnten. Zu sagen, dass es überhaupt nix beiträgt ist so als würde man nur noch wissenschaftliche Beweise in einer Diskussion zulassen und sämtliche Hinweise ignorieren.
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Speren am 10. September 2013, 19:01:33
Im Endeffekt entkräftet dieses Experiment nur eine These:
"Wenn man ihnen Geld gibt, werden sie es versaufen/verprassen/etc.!"

Und auch nur für dieses afrikanische Dorf, wie das in einer westlichen Gesellschaft aussehen würde, lässt sich nicht ableiten.

Für die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommen in Deutschland sagt das Experiment leider wirklich gar nichts aus, weil hier nun mal ganz andere Vorgaben herrschen. Und einfach mal bei Null anfangen geht nun mal nicht.
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Wormys_Queue am 10. September 2013, 21:43:32
Dennoch halte ich es für sehr gewagt, das Grundeinkommen mit der Behauptung abzulehnen, das würde nur die Faulheit der Bezieher fördern. Ist für mich genauso ein Schwachsinn wie der deutsche Stammtisch, der Hartz Iv-Bezieher allesamt (oder wenigstens in der Mehrheit) für faule Schmarotzer hält, die ja alle arbeiten könnten, wenn sie nur wollten.
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Durion-Gollor am 11. September 2013, 10:20:07
Offen gesagt gibt es ja noch nicht mal etwas, das man ablehnen könnte. Ich sehe noch nicht einen auch nur halbwegs konkreten Vorschlag zur Ausgestaltung, der einigermaßen realistisch umsetzbar wäre.
Das Beispiel aus dem Bericht ist ja völlig untauglich, denn dann bräuchten wir ein paar sehr wohlhabende Gönner im Ausland, die für uns arbeiten und bereit sind, jedem Bundesbürger ein erträgliches Auskommen zur Verfügung zu stellen. Wen wollen wir da ansprechen?
Das ist überhaupt kein Beispiel, wie es laufen könnte. Da wird nichts anderes als Taschengeld verteilt, da funktioniert ja keine Wirtschaft aus sich selbst heraus. Wie Speren sagt ist das eher ein Beispiel dafür, dass die Leute das Geld erstmal nicht versaufen. Wobei ein erster Eidnruck auch wenig Aufschluß über den langfristigen Effekt gibt, jetzt vom platten Versaufen mal abgesehen.
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Beitrag von: Tigershark am 11. September 2013, 10:46:23
Nach kurzer Recherche gefunden:

Über das Projekt... (http://www.dandc.eu/de/article/vielversprechendes-projekt-zu-bedingungslosem-grundeinkommen-ist-namibia-gescheitert)
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Mersharr am 11. September 2013, 12:24:07
Nach kurzer Recherche gefunden:

Über das Projekt...[/ulr]
 (http://www.dandc.eu/de/article/vielversprechendes-projekt-zu-bedingungslosem-grundeinkommen-ist-namibia-gescheitert)
Ich halte die Überschrift für ein wenig reißerisch, wo doch im Text nichts von Scheitern zu lesen ist, sondern nur, dass das Projekt aufgrund methodischer Fehler nicht aussagekräftig ist.
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Beitrag von: Moira am 11. September 2013, 13:09:27
Zitat
Für mich liegt die Eleganz eines bedingungslosen Grundeinkommens vor allem darin, dass es eine Menge Bürokratie einsparen helfen würde und den Beziehern das Gefühl des unwürdigen Ausgeliefertseins ersparen würde (und jeder, der mal mit Hartz IV zu tun hatte, weiss wovon ich rede).

Bedingungslos beinhaltet ja im Grunde die Tatsache frei von bürokratischer Willkür und Drangsal zu sein.
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Calivar am 11. September 2013, 16:19:19
bedingungsloses Grundeinkommen = Geld für Nichtstun?!

Setzt meines Erachtens völlig falsche Anreize. So kann und sollte eine Gesellschaft nicht funktionieren.
Das mag ja von der Grundidee gut gemeint sein (ebenso wie der Kommunismus) - wird aber an der Natur des Menschen scheitern (Achtung: persönliche Meinung TM).
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Sword of Cyric am 14. September 2013, 16:56:55
denn dann bräuchten wir ein paar sehr wohlhabende Gönner im Ausland, die für uns arbeiten und bereit sind, jedem Bundesbürger ein erträgliches Auskommen zur Verfügung zu stellen. Wen wollen wir da ansprechen?
Das ist der Punkt. Der deutsche Staat kann ja nach blieben bunte Scheinchen an seine Bürger verteilen, aber wieso sollte das Ausland die dann im Tausch gegen Rohstoffe und Produkte akzeptieren wo der deutsche Staat sie fröhlich ohne hinter stehende Wirtschaftsleistung vor sich hin druckt?
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Beitrag von: Scurlock am 14. September 2013, 17:37:25
denn dann bräuchten wir ein paar sehr wohlhabende Gönner im Ausland, die für uns arbeiten und bereit sind, jedem Bundesbürger ein erträgliches Auskommen zur Verfügung zu stellen. Wen wollen wir da ansprechen?
Das ist der Punkt. Der deutsche Staat kann ja nach blieben bunte Scheinchen an seine Bürger verteilen, aber wieso sollte das Ausland die dann im Tausch gegen Rohstoffe und Produkte akzeptieren wo der deutsche Staat sie fröhlich ohne hinter stehende Wirtschaftsleistung vor sich hin druckt?
Wieso bin ich eigentlich nicht überrascht, dass von den üblichen Verdächtigen nichts anderes als bloße substanzlose Polemik kommt?
Ja, ich sehe auch nicht, wie ein Grundeinkommen auf Anhieb zu finanzieren wäre, aber andererseits habe ich mich mit dem in der Theorie durchaus interessanten Konzept auch nicht wirklich auseinandergesetzt. Begründete Skepsis ist durchaus angebracht, aber die Stammtischkommentare sind überflüssig wie ein Kropf.
Aber Luftblasengeschrei ist ja derzeit IN in der Politik, warum also auch nicht hier?
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Samael am 15. September 2013, 15:59:29
Bedingungsloses Grundeinkommen?  :cheesy:
Ja nee, is klar.
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Beitrag von: Xiam am 15. September 2013, 16:34:52
Kommt da noch eine Begründung?

Du hast doch die dahinter stehenden Überlegungen überhaupt nicht verstanden (bzw. gar nicht zur Kenntnis genommen) sondern nur die Schlagzeile gelesen und dir eine Meinung gebildet. Wie das übrigens die Leser einer großen deutschen Tageszeitung auch tun...
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Beitrag von: Samael am 15. September 2013, 16:49:08
Gelesen und verstanden. Ist trotzdem Humbug.
In Utopia würde das funktionieren. In der Realität nicht.
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Beitrag von: Scurlock am 15. September 2013, 17:20:44
Gelesen und verstanden. Ist trotzdem Humbug.
In Utopia würde das funktionieren. In der Realität nicht.
Es bleibt also bei dem, was Xiam schreibt...
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Beitrag von: Calivar am 15. September 2013, 19:35:02
Nur weil einige Leute die Idee eines Grundeinkommens als nicht sinnvoll erachten, braucht man weder überheblich versuchen, diese indirekt als dumm zu bezeichnen (nichts anderes impliziert der Vergleich zu einem Bild-Leser), noch annehmen, dass man sich nicht richtig informiert hat.
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Beitrag von: Scurlock am 15. September 2013, 19:42:40
Nur weil einige Leute die Idee eines Grundeinkommens als nicht sinnvoll erachten, braucht man weder überheblich versuchen, diese indirekt als dumm zu bezeichnen (nichts anderes impliziert der Vergleich zu einem Bild-Leser), noch annehmen, dass man sich nicht richtig informiert hat.
Naja, diese Annahme resultiert nicht aus der Ablehnung des Grundeinkommens, sondern aus den platten Slogans auf Stammtischniveau, die mit dieser Ablehnung einhergehend geäußert werden.
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Beitrag von: Xiam am 15. September 2013, 20:02:21
Danke Scurlock, ich führe das trotzdem nochmal aus.

Nur weil einige Leute die Idee eines Grundeinkommens als nicht sinnvoll erachten, braucht man weder überheblich versuchen, diese indirekt als dumm zu bezeichnen (nichts anderes impliziert der Vergleich zu einem Bild-Leser), noch annehmen, dass man sich nicht richtig informiert hat.
1. Bisher bist du der einzige, der schreibt, dass BILD-Leser dumm sind.

2. Samaels Ablehnung des Grundeinkommens wurde von niemandem kritisiert.

3. Ich unterstelle Samael lediglich, dass er bezüglich des Grundeinkommens geurteilt hat, ohne sich mit der Thematik überhaupt auseinander gesetzt zu haben. Und das kann ich auch begründen:

Bedingungsloses Grundeinkommen?  :cheesy:
Ja nee, is klar.
Sowohl der Smiley als auch der betont ironische Unterton ("Ja neee, is klar.") machen mehr als deutlich, dass der Schreiber die Idee eines Grundeinkommens nicht nur für absurd hält, sondern gleichzeitig der Meinung ist, damit das einzig mögliche weil einzig richtige Urteil gefällt zu haben. Der Einsatz von Ironie ist ja nur dort sinnvoll, wo man einen allgemeinen Konsenz oder mindestens aber eine Mehrheitsmeinung vermutet. Nur dann kann man seine eigentliche Meinung durch das scherzhafte Überbetonen der Gegenmeinung effektiv verstärkt zum Ausdruck bringen.

Sobald es jedoch valide Argumente für eine gegenteilige Meinung gibt, macht der Einsatz von Ironie kaum noch Sinn, da das Stilmittel an Wirkung verliert, denn man könnte die Gegenmeinung ja tatsächlich vertreten. Jemand der jetzt trotzdem Ironie verwendet hat das Vorhandensein von plausiblen Gegenargumenten zu seiner Meinung also offenkundig nicht erkannt und das kann ja eigentlich nur der Fall sein, wenn man sich mit der Thematik und den Pro- und Contra-Argumenten gar nicht auseinander gesetzt hat.

Mein Eindruck wird durch die Reaktion Samaels auf meinen ersten Eindruck übrigens  noch verstärkt.
Gelesen und verstanden. Ist trotzdem Humbug.
In Utopia würde das funktionieren. In der Realität nicht.
Dem Schreiber ist offenkundig nicht bewusst, dass es mit Hartz IV bereits eine Grundsicherung gibt. Diese ist offenbar finanzierbar, ohne dass wir in Utopia leben. Der Schritt zum Grundeinkommen ist also tatsächlich gar nicht so groß, wie er klingt--was einem allerdings nur bewusst wird, wenn man darüber mal ein paar Minuten nachdenkt.
Hat er scheinbar nicht getan, und viel interessanter: Das ganze wurde hier im Thread sogar schon angesprochen. Also hat der Schreiber auch die vorangegangene Diskussion nicht gelesen. Und wenn er allein das schon nicht schafft, dann soll ich ihm ernsthaft abnehmen, er hätte sich informiert?

Nein, mir drängt sich hier förmlich der Eindruck auf, wir haben es hier zu tun mit einem typischen Fall von (und ich bemühe jetzt mal eine blumige Metapher) "in den Thread uriniert ohne vorher wenigstens einmal nach dem Klo zu fragen"  :)
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Beitrag von: Speren am 15. September 2013, 20:11:43
Zitat
Der Schritt zum Grundeinkommen ist also tatsächlich gar nicht so groß, wie er klingt-
Fett markiertes halte ich aber dennoch für eine große Untertreibung.
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Xiam am 15. September 2013, 20:37:42
Du darfst das fett markierte nicht ohne das lesen, was nach dem Komma direkt folgt  :wink:
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Beitrag von: Speren am 15. September 2013, 21:28:41
Du darfst das fett markierte nicht ohne das lesen, was nach dem Komma direkt folgt  :wink:
Habe ich...sogar ziemlich intensiv drüber nachgedacht.
Halte den Schritt trotzdem für riesig und - in meinen Augen - nicht in der BRD durchführbar. Aus verschiedensten Gründen.
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Durion-Gollor am 16. September 2013, 11:55:26
Scurlock, zumindest mein Kommentar war durchaus nicht auf Stammtischniveau sondern bezog sich auf den konkreten Versuch in Namibia. Als Modell auf uns übertragen würde es genau das bedeuten, was ich geschrieben habe.

Davon abgesehen geht es zumindest mir hier nicht darum, die diskussion zu "gewinnen". Ich sehe realistisch keine konkret ausgestalteten Modelle, welche ansatzweise bei uns funktionieren könnten. Wer auch immer dafür ist möge doch bitte mal eins nennen/vorstellen/beschreiben. Mich würde das durchaus interessieren, aber das Modell in Namibia ist nichts Anderes als eine Form der Entwicklungshilfe mit externen Geldgebern, welches für uns nicht als Beispiel taugen kann. Genauso gut könnte man in Deutschland ein Dorf voller Millionäre schaffen, finanziert von einem reichen Gönner, der ein Experiment starten möchte. Was auch immer dabei herauskäme wäre natürlich nicht auf den Rest der Republik übertragbar, schon gar nicht auf andere Länder.

Ob die Idee gut oder schlecht ist kann man diskutieren, aber mir fehlt offen gesagt etwas konkretes, worüber man reden kann.
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Beitrag von: Zechi am 16. September 2013, 12:23:38
Scurlock, zumindest mein Kommentar war durchaus nicht auf Stammtischniveau sondern bezog sich auf den konkreten Versuch in Namibia. Als Modell auf uns übertragen würde es genau das bedeuten, was ich geschrieben habe.

Davon abgesehen geht es zumindest mir hier nicht darum, die diskussion zu "gewinnen". Ich sehe realistisch keine konkret ausgestalteten Modelle, welche ansatzweise bei uns funktionieren könnten. Wer auch immer dafür ist möge doch bitte mal eins nennen/vorstellen/beschreiben. Mich würde das durchaus interessieren, aber das Modell in Namibia ist nichts Anderes als eine Form der Entwicklungshilfe mit externen Geldgebern, welches für uns nicht als Beispiel taugen kann. Genauso gut könnte man in Deutschland ein Dorf voller Millionäre schaffen, finanziert von einem reichen Gönner, der ein Experiment starten möchte. Was auch immer dabei herauskäme wäre natürlich nicht auf den Rest der Republik übertragbar, schon gar nicht auf andere Länder.

Ob die Idee gut oder schlecht ist kann man diskutieren, aber mir fehlt offen gesagt etwas konkretes, worüber man reden kann.


Ich hatte ja schon auf Wikipedia verwiesen, da findest du eine Übersicht über die verschiedenen Modelle. Dabei gibt es zwei Grundansätze, nämlich einen ökonomischen und einen sozialen. Befürworter des BGE gibt es übrigens in allen Parteien, wobei man sich natürlich denken kann, welche Parteien den sozialen und welche den ökonomischen Ansatz verfolgen ;)

Link zum Wikipedia-Artikel: http://de.wikipedia.org/wiki/Bedingungsloses_Grundeinkommen

Das bekannteste Modell dürfte das Modell von des Gründers und Aufsichtsratsvorsitzenden der DM Drogeriemärkte sein (Götz Werner). Er ist als erfolgreicher Unternehmer natürlich so eine Art Aushängeschild für das ökonomisch durchdachte BGE, wobei sein Konzept natürlich auch nicht ohne Kritik geblieben ist. Seine Initiative findest du hier: http://www.unternimm-die-zukunft.de/de/

Bekannt ist natürlich auch das sogenannte Solidarische Bürgergeld, von dem ehemaligen Ministerpräsideten Thüringes Ahlhaus (CDU). Näheres findest du hier: http://www.solidarisches-buergergeld.de/

Es gibt aber noch viele weitere Initiativen und auch dutzende wissenschaftliche Abhandlungen dazu (einige davon sind beim Wikipedia-Artikel verlinkt).

Gruß Zechi
 
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: hewimeddel am 16. September 2013, 12:28:30

Ob die Idee gut oder schlecht ist kann man diskutieren, aber mir fehlt offen gesagt etwas konkretes, worüber man reden kann.


Als Beispiel könnte die Lohnsteuertabelle nach unten erweitert werden. Das heißt, anstatt eines "Freibetrages" wie derzeit, wird unter einem bestimmten Betrag nicht nur keine Lohnsteuer erhoben, sondern ein zusätzlicher Betrag ausgezahlt.

Das könnte man Aufkommensneutral innerhalb der Lohnsteuereinnahmen damit kompensieren, dass der Satz für Vielverdiener gleichzeitig erhöht wird.

Wie Xiam schon sagte:
Der Sprung vom aktuellen System aus ist gar nicht so groß.

tschau
hewi

Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Durion-Gollor am 16. September 2013, 12:45:48
Zechi, vielen Dank, das hat schonmal weitergeholfen.

Meine Antwort wäre dann -wen wundert`s- kommt drauf an. Das Modell mit einem Grundeinkommen nahe des ALG2-Niveaus wäre ok, sofern im Gegenzug die Bürokratie entfällt, welche momentan damit verbunden ist.
Damit wäre aber ja noch nicht so arg viel gewonnen und ob die fehlenden Arbeitsanreize aufgrund des "Bedingungslos-Passus" schwerer wiegen als die Anreize, sich über Arbeit Zusatzeinkommen zu generieren, ist wohl eine Glaubensfrage.

Ich finde die idee ganz attraktiv, auch die Rentenkasse einzustampfen, allerdings macht es uns insgesamt sehr viel abhängiger vom Kapitalmarkt, wenn wir diese komplett aufgeben. Das Grundeinkommen ist für die meisten Leute ja doch eher ein schönes Taschengeld im Alter. Den meisten Rentnern geht es trotz aller Unkenrufe ja recht gut. Eine zusätzliche, private Vorsorge sollte dann Pflicht werden, um Massenarmut im Alter zu verhindern.

Aber was lustig ist:
Wenn man hinter die Kulissen schaut, dann ist das ein Lohnnebenkostensenkungsprogramm, da ein Großteil der Lohnnebenkosten entfallen zu gunsten eines steuerfinanzierten Systems.
Ich glaube fast nicht, dass der Bevölkerung damit am langen Ende gedient ist, müßte man sich wirklich in jedem Detail am konkreten Vorschlag ansehen.

Fazit: Meines Erachtens zu schwammig, um es hier sinnvoll diskutieren zu können oder eine Partei danach auswählen zu können. Damit kann man viel erreichen aber auch viel kaputt machen
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Xiam am 03. Oktober 2013, 11:31:51
Schweizer Studie (http://www.grundeinkommen.ch/wp-content/uploads/Fu%CC%88r_und_Gegen_das_BGE_Kurzfassung_Sept2013.pdf) zum Für und Wider des bedingungslosen Grundeinkommens.

Zitat
"Befürworter des BGE ist Gleichheit in der Gesellschaft wichtig, wohingegen Nicht Befürworter des BGE Ungleichheiten zwischen Individuen tolerieren, wenn sie auf individueller Leistung beruhen."
Nicht weiter überraschend.

Zitat
"Für Befürworter sind – bezüglich der Lebensziele – Gemeinschaft und Persönliches Wachstum wichtiger als für Nicht Befürworter, die Wohlstand und Image eine grössere Bedeutung beimessen."
Ist für mich auch nicht weiter überraschend, aber es kristallisiert sich ein Bild heraus, "Wes Kind" Befürworter und Nicht Bewfürworter sind.

Spannend finde ich das hier:
Zitat
"Eingebettet in klassische Arbeitsmarktstrukturen und mit Führungspositionen ausgestattet, die zu finanzieller Sicherheit führten, mögen Nicht-Befürworter nicht die Notwendigkeit oder die zusätzlichen Möglichkeiten durch ein BGE wahrnehmen. Subjektive Erfahrungen flexibler Arbeitsmarktanbindung hingegen, z.B. des selbständigen Unternehmertums, mögen dazu beitragen, dass Befürworter das BGE als biografie- und karriereunterstützend wahrnehmen."
Nicht-Befürworter sind also in der Regel relativ wohlhabende Menschen, die nie selbst Not leiden mussten, während sich bei solchen, die das BGE befürworten durchaus auch solche gehören, denen es jetzt zwar recht gut geht, die in ihrer Biographie aber z.T. Zeiten durchgemacht haben, in denen sie glauben, sie hätten ihre Ziele besser verfolgen können, wenn ihnen durch ein BGE ein wenig Druck und Existenzangst genommen worden wäre (Existenzgründer z.B.).

(http://img4web.s3.amazonaws.com/source/LEA61Z.png?AWSAccessKeyId=1SC7XPM4CHJWESHW9XG2&Expires=1380795443&Signature=LlqJFlXVMNbWiucH9Y5LPdgHlJc%3D)
Interessant finde ich, dass von den Befürwortern nur 7% angeben, sie würden nach der Einführung des BGE keiner Erwerbstätigkeit mehr nachgehen, bei den Nicht-Befürwortern jedoch 14% (beide Stichproben waren übrigens exakt gleich groß). Da gehen wohl viele Nicht-Befürworter von ihrer eigenen Einstellung aus.
Während 63% der Befürworter angeben, sie würden das BGE nutzen um sich weiter zu bilden, geben das nur 48% der Nicht-Befürworter an, vielleicht, weil viele von ihnen beruflich schon erreicht haben, was sie erreichen wollen und das BGE zur beruflichen Weiterentwicklung nicht benötigen.
(Eine Reduktion des Arbeitspensums wünschen sich scheinbar beide Gruppen zu nahezu gleichen Teilen. Was sagt das über das Arbeitsleben aus?)

Zitat
"Zudem mögen sie [Anm.: Nicht-Befürworter] in dem BGE eine Belohnung sehen, für die keine Gegenleistung oder Anstrengung erbracht wird, was womöglich eine Kränkung für eigene Anstrengungen darstellt."
Zuguter Letzt spielt der gute alte Neid auch noch eine Rolle. Ich sehe nicht ein, warum es anderen gut gehen soll, die sich nicht so sehr angestrengt haben wie ich. Leistung muss sich lohnen. Und für Nicht-Befürworter ist der Lohn nicht nur ein eigenes gutes Auskommen, sondern zusätzlich muss es noch so sein, dass andere, nicht so leistungsstarke Menschen, deutlich schlechter gestellt sind.
Titel: Bundestagswahl 2013 - Thema Grundeinkommen
Beitrag von: Ungold am 03. Oktober 2013, 19:20:50
Ich wäre etwas vorsichtig mit der Interpretation der Studie. Diese wurde im Rahmen einer Master-Arbeit erhoben. Dadurch beruhen die Angaben auf den Antworten eines Internetfragebogens

Zitat
Der Fragebogen die- ser Studie wurde mittels des Online-Umfrage-Tools „2ask” mit Unterstützung der Arbeits- gruppe um Prof. Dr. phil. Theo Wehner der ETH Zürich erstellt. Am 5. Februar 2013 wurde die Umfrage lanciert. Zusätzlich zum E-Mail-Versand des Links an Freunde und Bekannte mit der Bitte um Weiterleitung, dem Hinweis in meinem Xing-Profil und der Anfrage um Verbrei- tung bei Verbänden und Parteien, wurde der Fragebogen bei folgenden Plattformen mit ent- sprechendem Aufruf verlinkt: grundeinkommen.ch/bedingungslos.ch (inkl. Hinweis im Newsletter und bei Facebook), bien-ch.ch (inkl. Newsletter an die deutschsprachigen Mitglie- der), sowie gepostet bei der Alumni-Facebook-Seite der Fachhochschule Nordwestschweiz.
https://edit.ethz.ch/pda/news/editors/Zurcher_Beitrage_Ketterer_2013.pdf (https://edit.ethz.ch/pda/news/editors/Zurcher_Beitrage_Ketterer_2013.pdf)
Dies zeigt sich in der nicht repräsentativen Zusammensetzung der Antwortenden und in dem deutlichen Übergewicht der BGE Befürworter (592) gegen den Nicht-Befürwortern (176) in der bereinigten Stichprobe. Als sehr problematisch finde ich die Aquirierung über die Plattformen der BGE Aktivisten. Dadurch leiden mindestens 30% der Antworten potenziell an einer Verzerrung durch die Informationsgewinnung über diese Webseiten.


Nicht-Befürworter sind also in der Regel relativ wohlhabende Menschen, die nie selbst Not leiden mussten, während sich bei solchen, die das BGE befürworten durchaus auch solche gehören, denen es jetzt zwar recht gut geht, die in ihrer Biographie aber z.T. Zeiten durchgemacht haben, in denen sie glauben, sie hätten ihre Ziele besser verfolgen können, wenn ihnen durch ein BGE ein wenig Druck und Existenzangst genommen worden wäre (Existenzgründer z.B.).

Dies ist doch letztlich ein Klassiker. Diejenigen, die befürchten nur zu zahlen lehnen es ab, diejenigen, die sich vorstellen zu profitieren befürworten die Umverteilung.


Interessant finde ich, dass von den Befürwortern nur 7% angeben, sie würden nach der Einführung des BGE keiner Erwerbstätigkeit mehr nachgehen, bei den Nicht-Befürwortern jedoch 14% (beide Stichproben waren übrigens exakt gleich groß). Da gehen wohl viele Nicht-Befürworter von ihrer eigenen Einstellung aus.
... oder machen Falschangaben um das Ergebnis in die gewünschte Richtung zu drücken (beide Gruppen).

Zitat
Zitat
"Zudem mögen sie [Anm.: Nicht-Befürworter] in dem BGE eine Belohnung sehen, für die keine Gegenleistung oder Anstrengung erbracht wird, was womöglich eine Kränkung für eigene Anstrengungen darstellt."
Zuguter Letzt spielt der gute alte Neid auch noch eine Rolle. Ich sehe nicht ein, warum es anderen gut gehen soll, die sich nicht so sehr angestrengt haben wie ich. Leistung muss sich lohnen. Und für Nicht-Befürworter ist der Lohn nicht nur ein eigenes gutes Auskommen, sondern zusätzlich muss es noch so sein, dass andere, nicht so leistungsstarke Menschen, deutlich schlechter gestellt sind.
Der puren Spekulation um die Gründe noch Neid zu unterstellen halte ich jetzt doch für übertrieben. Woraus ziehst du das? Aus dem bei den Nicht-Befürwortern gemessenen  "Askriptivismus "? Vielleicht ist es doch eher die untenstehende zuordnung?
Zitat
Denn die bei dieser Gruppe tiefe Verwurzelung des Leistungsprinzips zeigt, dass Sozi- alstaatsmodelle, die ihre Aufgabe allein darin sehen, monetäre Leistungen bedingungslos zu verteilen, mit einem basalen Gerechtigkeitsproblem behaftet sind: Sie verletzen einen grund- legenden, letztlich im Reziprozitätsprinzip verankerten Grundsatz, nämlich dass Belohnungen auch bestimmte Leistungen und Anstrengungen notwendig machen