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Workshop => Story Hour => Thema gestartet von: meist3rbrau am 13. September 2006, 00:57:56

Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 13. September 2006, 00:57:56
Neues Abenteuer, neues Glück. Und weil wir gerade erst angefangen haben, versuche ich mich auch mal an einer Story-Hour. Ich hoffe, ich finde die Zeit das regelmäßig nachzuhalten, was passiert.
Dies ist die Fortsetzung der Geschehnisse um "Die vergessene Schmiede" und "Schatten des Letzten Krieges".
Ersteres Abenteuer erschien hier im Gate (http://forum.dnd-gate.de/index.php/topic,9025.0.html) in Form eines Artikels, der zugegebendermaßen an Objektivität ein wenig vermissen ließ. Gnomen sind eben doch manchmal Angeber...

Spielercharaktere:

Ätzelbert Adalmar Alfenfetzer von unter dem Asselstein, Kleriker des Blutes der Vol, (mittlerweile) freischaffender Chronist. Schon seit dem Abenteuer "Die vergessene Schmiede" dabei. Hilfsbereit, wenn es sein muß, böse, wann immer es ihm passt.

Q'arion (Familienname aberkannt), Valenar-Elf, Waldläufer. Wurde von seinem Clan als unehrenhaft ausgestoßen, weil er sich weigert, grundlos Andere anzugreifen und dabei auch noch ein grimmiges Gesicht zu machen.
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Spange, Vielgesichtiger, Schurke. Nach eigenen Angaben WItwentröster. Waise einer Gauklerfamilie aus Sylbaran und das beste Beispiel dafür, daß das Gesetz nicht das Einzige ist, vor dem man auf der Flucht sein kann. Typische Aussage: "Ich bin vielleicht etwas schwach auf der Brust, aber ich steck dir mein Ding da hin, wo es richtig weh tut!"

Bastonata, Bärenwerkind, Barbarin, überzeugte Alkoholikerin. Flüchtlingstochter aus Droaam, wäre gern Sängerin geworden und hat ihre Familie im Streit hierüber verlassen, "um noch etwas zu erleben".  Sehr zickig, aber für eine Barbarin erstaunlich helle.

Yelenath Dessen-Vollständigen-Namen-Eh-Niemand-Aussprechen-Kann-Nicht-Einmal-Er-Selbst, Elf, Magier. durchreist die Wlet auf der Suche nach neuem Wissen, neuen Zaubersprüchen und einem Topf voll Gold, von dem ihm ein Saufkumpan beim Würfeln erzählt hat.

So, ich wünsche viel Spass.!. Achja: Kommentare sind selbstverständlich ausdrücklich erwünscht, also tut euch keinen Zwang an. :wink:
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 13. September 2006, 01:15:49
Prolog

Der Jüngling sah etwas blass aus, aber das war schließlich auch nicht verwunderlich. Nackt, wie der Schöpferdrache ihn erschaffen hatte, lag er auf dem gewaltigen Bärenfell vor dem Kamin und schien zu schlafen. Fast, wie ein Gemälde, dachte Caldera und gestattete sich ein amüsiertes  Lächeln, denn natürlich schlief er nicht.

Aber er hatte gut getan.

Mit einem leichten Schwung wandte sie sich um und ging zum Schrank. Der transparente Stoff ihres Negligés bauschte sich auf und wehte wie ein leichter Nebelschweif nach hinten. Menschen, dachte sie. Sie hatte sich nicht einmal die Mühe machen müssen, es auszuziehen. Der Junge war ihr verfallen gewesen, sobald er sie erblickt hatte.

Nun war er tot.

Sie nahm die Karaffe feinsten Lhazaar-Rums aus dem Schrank und schenkte sich nach.

Es klopfte.

Ihr Lächeln wurde eine Spur breiter. Pünktlich auf die Minute, wie sie es erwartet hatte. Dieser Abend würde großartig werden! Caldera warf ihr langes, schwarzes Haar nach hinten und leckte sich die Lippen. Ein Rest von Rum, vermischt mit Blut, lag noch darauf.
Kurz sah sie an sich herunter und musterte sich in ihrer Nacktheit. Perfekt.

„Komm herein, Lucan.“ sagte sie.

~o~

Lucan Stellos war klar, dass es nicht einfach werden würde. Aber er war schließlich auch kein Neuling mehr und wusste, worauf er sich einließ. Niemand hatte je behauptet, dass er ein einfaches Geschäft haben würde, im Gegenteil. Das Risiko gehörte eben dazu. Das hatte Geheimdiensttätigkeit so an sich.

Er öffnete die Tür und trat ein. Caldera stand am Fenster und schien das Treiben in der Unterstadt von Sharn zu beobachten. Hier unten pulsierte sogar nachts das Leben. Unter ihrem durchsichtigen Stück Stoff trug sie nichts. Lucan überraschte das nicht weiter. Vor dem Kamin lag ein nackter Junge von etwa 15 Jahren. Das überraschte ihn schon eher, aber es erschreckte ihn nicht. Dass der Junge tot war, war so sicher wie die Tatsache, dass es nachts draußen dunkel war. Immerhin machte sie sich offenbar nicht mehr die Mühe zu verheimlichen, wer sie wirklich war. Keine gewöhnliche Großkriminelle eben, die nebenbei Spionage betrieb, sondern ein Vampir.
Und ein verdammt hübscher noch dazu!

Caldera hatte eine Neigung zu einem ausschweifendem Leben, das hatte Lucan schon weit vorher gewusst Sofern man hier überhaupt von Leben sprechen konnte. Trotzdem ließ dieser Junge ihn die Stirn runzeln. Nicht dass Lucan überrascht gewesen wäre - Calderas Zügellosigkeit war allgemein bekannt – Aber die Tatsache, dass sie ihm dies hier so demonstrativ vorführte, ließ kleine Glöckchen in seinem Kopf klingeln.

„Möchtest du etwas trinken?“ fragte Caldera ihn.

„Gern“, antwortete Lucan.

„Bitte setz dich doch.“

Lucan kam der Aufforderung nach, setzte sich jedoch so, dass er den Leichnam des Jungen unauffällig im Auge behalten konnte.

Caldera nahm ein weiteres Glas, schenkte ein und kam zu ihm herüber. Lucan kam nicht umhin, ihre makellosen Brüste und die sanften Rundungen zu bewundern, die durch geschmeidige Bewegungen unterstrichen wurden. Die Fürstin der Unterwelt war in der  Lage, jeden, dessen Gemächt noch einer Reaktion mächtig war, über ihre wahre Gefährlichkeit zu täuschen.

Sie setzte sich zu ihm.

„Nun?“ fragte sie.

„Wir hatten recht. Es sind die Königs Schatten. Sie wollen deinen Tod.“

Lucan war ein solcher Königs Schatten. Er hatte einen Auftrag zu erfüllen. Und ja, er wollte Calderas Tod.

„Trotzdem werde ich es versuchen, Lucan. Das weißt du. Ich muss!“

„Dir ist klar, dass sie dich kriegen werden, oder? Niemand aus deinem Gefolge kann dort hinein. Sie wären tot, noch ehe sie die Außenfassade überwunden haben. Also musst du es selbst tun. Und darauf warten sie doch nur...“

„Das ist alles nichts gegen den Wert dieser Waffe, Lucan!“ fuhr Caldera auf. „Überleg doch! Es ist die Seelenklinge! Eines von den Dreizehn Schwertern von Karrnath! Und nur wir beide, du und ich wissen davon! König Boranel hält es doch nur für ein Museumsstück und sein ganzer verdammter Hofstaat tut es ihm gleich! Nenne mir nur einen Grund, warum ich es nicht tun sollte! Ich will es haben, verstehst du!“

Lucan verstand sehr wohl. Wenn Caldera das Schwert in ihren Besitz bekäme, könnte die komplette Dolchwacht einpacken. Damit hätte sie die Kontrolle über die Stadt, ohne dass Boranel oder irgend jemand sonst etwas dagegen tun könnte.

Caldera hatte sich erhoben und lief im Raum auf und ab. Der Junge lag noch immer unverändert auf dem Bärenfell.

Der Königs Schatten veränderte seine Lage gerade so weit, dass er noch entspannt dasitzen konnte und trotzdem jederzeit kampfbereit war. Wenn Caldera eine Brut gezeugt hatte, so war er bereit, seinerseits zu reagieren.

Die Vampirin hatte sich offenbar wieder beruhigt und trat jetzt vor ihn hin.

„Im Übrigen“, sagte sie, „habe ich bereits den perfekten Mann für diese Sache.“

Der Agent horchte alarmiert auf. „Wen?“ fragte er.

„Dich“, antwortete Caldera fröhlich und zeigte  auf ihn. In ihrer Hand blitzte etwas metallisch auf.

Lucan erbleichte. Sie versuchte, ihn zu bezaubern! Er musste sich konzentrieren! Sofort!

Vor dem Kamin regte sich der Junge. Der Spion sah hin. Im selben Augenblick wusste er, dass das ein Fehler war. Dass es der Fehler war.
Caldera hatte ihn.

Er versuchte, aufzustehen.
Seine Muskeln waren schlaff wie ein leerer Leinensack.

Calderas Gesicht kam dem seinen ganz nahe, als sie sich  rittlings auf ihn setzte. „Nicht wahr, mein liebster Lucan, du wirst es doch tun für mich? Ja, das wirst du. Natürlich wirst du das.“

Er versuchte zu sprechen. Kein Laut kam über seine Lippen.
Sie begann, seine Hosen zu öffnen.

„Aber jetzt sollten wir erst einmal ein wenig Spaß haben, findest du nicht?“

Ihre Stimme war nunmehr ein sachter Hauch, und ihre Finger umschlossen ihn sanft und fordernd, während sie ihn biß.
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Taraxacum am 13. September 2006, 01:41:30
Puh, ... warum ist hier bloß so heiß? :P

Edith sagt:

Wir haben das Abenteuer auch gespielt aber so ist es mir noch nie aufgefallen. Da war ich auch nur Spieler. Ich ging immer von der festen Überzeugung aus, dass Lucan... und nicht .... Naja, schauen was wird.
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Berandor am 13. September 2006, 10:18:15
Habt ihr das ausgespielt? :)
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 13. September 2006, 11:38:51
Ich habs mit mir selbst ausgespielt...
 :lol:

Nein, im Ernst: Nein, haben wir nicht. Da meine Spieler die Story-Hour im Gate nicht lesen, werde ich sie ihnen am Ende des Abenteuers als Erinnerungsstück mitgeben.
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Berandor am 13. September 2006, 13:28:48
Der Prolog gefällt mir jedenfalls. Ich kann leider nicht versprechen, regelmäßig zu lesen, aber fängt gut an. Sehr greifbar geschrieben.
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Pestbeule am 13. September 2006, 16:08:53
GEfällt mir auch sehr gut! Endlich wieder eine Eberron Story Hour. Ich hoffe meine Spieler stolpern nicht drüber.... ["Neiiiiin, ich hab nicht das abenteuer gelesen!")



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Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Darigaaz am 14. September 2006, 10:51:05
Vampirin als Bösewicht= Sex and Crime. Das finde ich immer gut. Mehr davon :).
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 15. September 2006, 01:17:15
So. Kurz vorm Wochenende gibts jetzt nochmal ein kleineres Mammut-Update. Viel Spass.
 :wink:
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 15. September 2006, 01:39:45
Kapitel Eins

Es regnete. Was sollte es auch sonst tun, hier in Sharn, der Stadt des nassen Wetters. Aber immerhin, im Kamin prasselte heimeliges Feuer, dieser Sessel hier war wirklich bequem und der würzige Geschmack des späten Frühstücks fläzte sich gerade angenehm träge auf der Zunge herum. Ätzelbert Adalmar Alfenfetzer tupfte sich mit der feinen Stoffserviette den Mund, reckte sich und schloss für einen Augenblick die Augen. Wirklich eine hervorragende Absteige, die er da genommen hatte.

Mit einem Wort: Jupp. So ließ es sich aushalten.

Und doch. Der Genuss einiger Tage wohlverdienten Müßiggangs vermochte nicht ganz über eine gewisse Schwermut hinwegzuhelfen. Irgendwie hatte er die beiden gemocht, den Kriegsgeschmiedeten, der seinen Namen verloren hatte und die Wandlerfrau, die eigentlich noch ein Kind gewesen war. Beide verwesten gerade in Rotbruch, einer Geisterstadt in Darguun, nicht weit von Lyrenton und dem Klageland entfernt.

Garrow. Dieser dreimal verfluchte Dreckshund. Irgendwann würden sich ihre Wege wieder treffen. Und dann würde die Rache grausam werden.
Rache war Ätzelberts Schicksal.

Plötzlich ertönte eine raue, wettergegerbte Stimme hinter ihm. „Wohnt hier ein Herr Adalmar Alfenfetzer?“

Der Svirfnebli erhob sich träge. „Das bin ich“, sagte er.

An der Tür stand ein Bote. „Nachricht für euch, Herr.“
Er ließ einen ziemlich dicken Umschlag auf den Tisch fallen.
„So? Von wem denn?“

„Verzeiht,  ich liefere nur.“

„Ja ja, schon gut“, erwiderte der Gnom und drücke ihm einen Galifar in die Hand, dann nahm er den Brief an sich. Ein Wachssiegel prangte auf dem Umschlag, jedoch zeigte es nur einen -wenn auch ziemlich pompösen- Zierknoten.

Die Augen des Boten weiteten sich vor Überraschung. Der Arbeitslohn für ganze zehn Tage! So viel Trinkgeld hatte er im ganzen letzten Monat nicht bekommen!

„Eure Großzügigkeit ehrt euch. Seid herzlich bedankt!“
Damit verließ er das Zimmer.

Ätzelbert hielt den Brief kurz gegen das Licht. Dann brach er das Siegel.
Ein Brief und ein Platindrache. Interessant.
Er setzte sich wieder in seinen Sessel und nahm sich den Brief vor. Die Münze drehte er dabei in seiner Hand.

„Geehrter Herr Alfenfetzer“, stand darin zu lesen, „diese Münze hat viele Freunde, die euch ebenfalls gern kennen lernen würden. Kommt um die Mittagszeit zur Reise gerüstet zur Nordosttreppe am Myriadenturm in der Oberstadt. Achtet auf den gläsernen Garten, der seine Spitze bildet. Ein Sinn für Eile und Diskretion wäre ebenfalls angebracht. Gebt dem Wächter am Fuß der Stiege dieses Schriftstück und er wird euch passieren lassen.“
Unterschrieben waren die Zeilen mit einem „V“. Außerdem fand sich ein seltsames Symbol daneben. Es sah aus wie eine stilisierte Laterne.

Der Priester ließ das Papier sinken und sah zum Stundenglas. Es war noch nicht ganz umgekippt. Gerade noch ein Zeit, um sich reisefertig zu machen.
Er seufzte.
Nun ja. Abhängen und Herumfaulenzen wäre ihm wahrscheinlich eh bald langweilig geworden.
Also packte er zusammen, setzte seinen Hut auf, nahm sich noch zwei oder drei Häppchen auf die Hand, bezahlte seine Unterkunft und trat auf die Straße.

Er brauchte nicht lange nach dem gesuchten Turm herumzufragen. Jeder, den er ansprach, erzählte ihm das Gleiche: Sharn habe über eintausend Türme und jeder habe einen eigenen Namen. Wie man sich denn die alle merken solle. Schließlich gab Ätzelbert auf und steig den nächstbesten Turm hinauf bis ganz nach oben. Dann schaute er sich um.

Von hier hatte man einen wahrlich guten Ausblick, auch wenn es  verflucht windig war. Sogar das Meer war von hier oben sehr gut zu erkennen und Ätzelbert meinte, Gischt auf dem Gesicht spüren zu können, die aus den Hafendocks weit unter ihm herauf geweht kam. Am Himmel trieben große, regenschwere Wolken und ließen ab und an einen kurzen Sonnenstrahl durch.

Das Blinken eines flüchtigen Sonnenstrahls auf einem Glasdach erregte seine Aufmerksamkeit. Unter dem Dach waren grünliche Schatten zu erkennen. Dies musste der Garten sein, von dem in dem Brief die Rede war.

Etwa zur gleichen Zeit erreichten vier weitere Briefe ihr Ziel. In jedem befand sich ein Platindrache. Vier weitere Rucksäcke wurden gepackt.

~o~

Irgendwo in den Tiefen Sharns entlud sich bodenlose, grausame Wut wahllos gegen alles, was nicht rechtzeitig aus dem Blickfeld war. Möbel, Kandelaber und Bilder flogen quer durch die gesamte Halle, gefolgt von zwei Niederen, die sich nicht schnell genug versteckt hatten. Beiden brachen laut knirschend sämtliche Knochen, als sie gegen die Wand neben der Tür krachten.

Caldera lief vor Wut kochend auf und ab. Die hohen Absätze ihrer Stiefel hallten durch das gesamte Mausoleum und ihre Augen loderten in rasendem Glühen.
„Dieser verdammte DRECKSKERL! Wo ist er! WIE HAT ER DAS GEMACHT! Oh, der kann was erleben! Dem werde ich in seinen dreckigen Agenten-Scheissarsch treten, dass er bis in alle Ewigkeit Schuhspitzen kackt! UROSH! BEWEG DEINEN FETTEN ARSCH HIERHER, ABER ZACK-ZACK!“

Hastig kam eine Mumie den Gang entlang und fiel die letzten Meter auf die Knie, um auf allen Vieren zu seiner Herrin zu kriechen. Caldera stellte einen Fuß auf seinen Kopf.

„Urosh, mein Liebling“, zischte sie. Ihre Stimme war der Sturm, der sich am Horizont zusammenbraute. „Lucan war böse zu deiner Herrin. Er hat mein Schwert gestohlen und ist mir einfach abgehauen! In meiner Kutsche!“

Der Sturm zog näher. „Kannst du dir das vorstellen? Einfach davongelaufen, dieser elende Feigling, dabei gehört er mir sein Blut und Seele! Geh und hol ihn mir zurück!  Und sorge dafür, dass ich mein Schwert wiederbekomme, hörst du?“

„Ja, Herrin“, antwortete die Mumie.

„Wenn Lucan nicht will, töte ihn. Und wage nicht, zu versagen, Urosh. Du weißt, was ich von Versagern halte!“

„Jawohl, Herrin.“

„Gut. Die Kinder haben ihn vor einer Stunde auf der alten Oststraße gesehen. Verfolge ihn! Und jetzt geh mir aus den Augen! RAUS!“

Hätte Urosh eine Zunge gehabt, hätte er vermutlich jetzt geschluckt. Aber er hatte keine, und so beschränkte er sich darauf, den Raum zu verlassen, so schnell es ging.

Irgendwo in den Tiefen Sharns machte sich eine Mumie auf, nach einem entflohenen Vampir zu suchen.

~o~

Das Eisentor war verschlossen. Q'arion überlegte kurz, ob er einfach hinüber klettern sollte, aber das wäre sicherlich nicht nett. Immerhin hatte es bestimmt einen Grund, warum hier ein Tor war. Außerdem: Im Brief hatte doch gestanden, er solle sich an die Wache wenden. Und dies war doch die Nordosttreppe, oder?

Es gab hier aber keine Wache. Es gab nur einen Bettler, der im Schneidersitz in einer Mauernische saß, seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte, und eine Schale auf dem Schoß hielt. Und er begann Q'arion so langsam auf den Geist zu gehen, denn jedes Mal, wenn er an dem ihm vorbei ging, reckte dieser ihm auffordernd seinen Napf entgegen. Aber vielleicht wollte der er ja nur ein Almosen.

Der Valenar kramte einen Galifar hervor, ging zu dem Mann hinüber und warf die Münze in die Schüssel.
Der Bettler steckte sie ein. Dann sagte er: „Danke, Herr. Aber das ist der falsche Schlüssel.“ Seine Stimme klang für einen Almosenheischer überraschend klar und kräftig.

Q'arion stutzte. Hatte der Mann Schlüssel gesagt?

Er beugte sich vor. „Welcher ist denn der richtige?“ fragte er.
Der Bettler schwieg.

Q'arion überlegte kurz. Vielleicht war ein Galifar nicht genug.
Er versuchte es mit einer Platinmünze.

„Nochmals bedankt, Herr, aber dieser Schlüssel ist der falsche.“

Verwirrt kratze sich der Valenar am Kopf. Dann hatte er eine Idee. Er nahm die Platinmünze aus dem Briefumschlag und probierte es damit. Sie wurde ebenfalls eingesteckt. Diesmal hob der Bettler den Kopf und sah den Elf an, als wolle er dessen Verstand anzweifeln. „Falscher Schlüssel!“

Verdammt! Was machte Q'arion nur falsch? Er holte den Brief heraus und las ihn nochmals. Der Bettler hob seine Schüssel ein wenig mehr.

Der Waldläufer las den Brief ein weiteres Mal. Und noch ein Mal. Dann versuchte einen weiteren Platindrachen.

Der Mann schüttelte den Kopf. In seiner Antwort vibrierte unterdrücktes Lachen. „Dies ist der falsche Schlüssel, Herr. Versteht Ihr das?“

Es war zum Auswachsen. Was zum Kuckuck funktionierte hier nicht? Resignierend las der Valenar seinen Brief abermals. Da stand es doch!
Er holte noch eine Münze hervor.

Irgend etwas in seinem Kopf machte „Klick“.

Er steckte die Münze wieder ein.
Gebt dem Wächter am Fuß der Stiege dieses Schriftstück...

„Bei allen Göttern!“ Q'arion schlug sich gegen die Stirn. Er faltete den Brief zusammen und legte ihn mit einem schiefen Lächeln in die Schüssel.

„Wurd' auch Zeit“, seufzte der Bettler.

„Du bist die Wache, richtig?“ sagte der Elf.

„Hey“, sagte der Wächter und zeigte anerkennend mit beiden Fingern auf ihn. „Pfiffig! Du kannst passieren.“

~o~

Das Eisentor schwang auf. Sie nickte dem Wächter freundlich zu und stieg die Steintreppe weiter hinauf, die nach wenigen Metern durch einen Eingang ins Innere des Turmes führte. Die steinernen Wände hier drinnen waren von mannigfaltigen Holzintarsien durchzogen, die kunstvolle Windungen und Schnörkel bildeten. Fast wirkte es, als seinen Stein und Holz gemeinsam gewachsen. Es war das erste Mal, dass sie elfische Architektur erblickte.

Bastonata wusste nicht viel von Elfen. Und von dem Leben in der Stadt wusste sie schon gar nichts. Sie war nur das Kind einfacher Leute, die vor der Inquisition der Silbernen Flamme nach Droaam geflohen waren und versucht hatten, dort ein neues Leben aufzubauen, jedenfalls soweit, wie es das öde, felsige Land zulassen würde.

Aber das Land ließ nur zu, was das nackte Überleben anbetraf. Und so war Bastonatas Leben geprägt gewesen von Wildheit, Leid und dem Gesetz des Stärkeren. Ja, Bastonata war stark, stärker als alle anderen Kinder, die sie kannte, aber in ihrem Inneren hatte sie ein weiches Herz und sehnte sich danach, die Dinge in ihrem Wesen zu verstehen.

Sie wollte Lesen lernen. Ein Instrument spielen.

Ihr vom Schicksal verhärmter Vater sah das anders. Er hätte lieber eine beinharte, unbeugsame Kriegerin heranwachsen sehen. Er brachte Ihr das Kämpfen bei und lehrte sie das Überleben, manchmal auf eine Art, die Andere als Misshandlung empfunden hätten. Doch bei aller Prügel schaffte er es nicht, ihr Härte beizubringen.

Dafür bekam er die Unbeugsamkeit, die er hatte haben wollen.

Sie verließ die Familie und schwor sich, nie wieder zurückzukehren.

Sie blieb kurz stehen und drehte ihre Streitaxt einen Augenblick lang in der Hand. Sie hatte mal einem Wegelagerer gehört, der sie für leichte Beute gehalten hatte.
Schon komisch, dachte sie. Sie hatte Barde werden wollen. Doch das Leben hatte für sie nur einen Platz als Barbar.

Sie zuckte die Schultern, steckte die Waffe wieder weg und stieg auch die letzten Stufen hoch.

~o~

Oben angekommen war es, als wäre sie mitten in eine Wand aus feuchter Schwere gelaufen. Sie musste einen Augenblick nach Luft ringen.
Hoch über ihr, bestimmt so an die zwölf-fünfzehn Meter schien ein filigranes Glasdach zu schweben. Es bildete eine riesige Kuppel, unter der ein üppiger, urwaldähnlicher Garten wuchs. Sie befand sich in einem Dschungel. Und das mitten in Sharn!

Auf der Lichtung, die den Eingangsbereich des künstlichen Gartens bildete, standen außer ihr noch drei weitere Gestalten herum. Zwei Elfen und ein Mensch.

Sie sah genauer hin und sog prüfend sie die Luft ein.
Dann wusste sie Bescheid: Kein Mensch. Ein Vielgesichtiger.

Einer der beiden Elfen war Magier oder so etwas. Er trug eine lange Robe und stützte sich auf einen langen Stock. Sahen so Zauberstäbe aus? Sie hatte immer gedacht, die wären viel kleiner, so dass man sie handlich an einem Gürtel befestigen konnte... Dieser hier wirkte jedenfalls eher, als könne man damit ordentlich jemandem einen über den Pelz braten.

Der Andere schien Waldläufer zu sein. Jedenfalls hatte er einen Langbogen bei sich. Nur der -wenn auch leichte- Kettenpanzer wirkte ein wenig absonderlich, abgesehen natürlich von dem leicht dümmlichen Lächeln, dass er ständig auf dem Gesicht trug.

Das Absonderlichste aber war der gewaltige Schreibtisch, der hier völlig deplatziert herumstand, und der alte Mann, der daran saß und aussah, als würde er in seinem Kettenhemd jeden Augenblick zusammenbrechen. Er wirkte bleich und ausgezehrt und fingerte gerade an einigen Orchideen in einer Vase herum. Über seinem Stuhl hing eine lederne Satteltasche und am Tisch lehnte ein Gehstock mit einem silbernen Knauf.

„Seid gegrüßt!“ sagte er. „Mein Name ist Viorr Maleak, und ich hoffe, euch gefällt mein kleines, privates Stück Wildnis?“

„Auch Ihr“, erwiderte Bastonata und nickte den Anderen zu.

Der Regen hatte wieder eingesetzt und erzeugte auf den Scheiben ein beständiges Prasseln, das sich mit dem Zirpen von Insekten vermischte.

Irgendetwas stimmte nicht
Die Bärin in ihr warnte sie. Uralte Instinkte nahmen eine ungemütliche Witterung auf.
Hier war noch etwas Anderes. Etwas Großes. Etwas Gefährliches.

„Oh“, sagte da jemand hinter ihr, „Das ist ja ne richtige Party! Ich hoffe doch, ich komme nicht zu spät?“

Ein kleines Männchen gesellte sich zu der Gruppe. Ganz offenbar handelte es sich um einen Gnom. Er trug Reisecape und Hut und lächelte freundlich. Trotzdem ging von ihm etwas aus, das Bastonata nicht gefiel, und das lag sicher nicht nur an dem Volszeichen, das er am Gürtel trug und dass ihn als Priester jener emporgekommenen Göttin auszeichnete. Auch er wurde von Viorr Maleak begrüsst.

Dann erhob sich der alte Mann und räusperte sich.

„Meine Herrschaften“, begann er, „ich habe Sie gerufen, weil jedem von Ihnen der Ruf vorauseilt, ein Meister seines Faches zu sein. Und Meister ihres Faches, die brauche ich, jawohl...“

„Das ist Ihr Garten?“ unterbrach Bastonata ihn.

„Wie? Ehm, ja? Ja, natürlich. Das ist er.“

„Gut. Was haben sie da in ihrem Garten?“
Die Barbarin zeigte auf das dichte Buschwerk hinter ihm.

Ein paar buschige Augenbrauen hoben sich überrascht. Der Mann räusperte sich abermals. Dann lächelte er zufrieden.

„Wie ich sehe, machen Sie ihrem Ruf alle Ehre. Nun, ich will ehrlich zu Ihnen sein. Ich habe tatsächlich ein nicht unerhebliches Problem, und das hat sich vor einiger Zeit hier in meinem Garten breit gemacht. Um genau zu sein handelt es sich um einen wild gewordenen Affen, und das nicht im sprichwörtlichen Sinne, wenn Sie verstehen, was ich meine. Dieser Affe ist ein sehr wertvolles Tier, und es wäre ein Schaden besonderen Ausmaßes für seinen Besitzer, wenn er getötet würde.“

Er griff in seine Tasche und holte ein paar Phiolen hervor, die er säuberlich auf dem Tisch aufreihte.

„Wenn Sie in der Lage sind, ihn unschädlich zu machen und zu mir zu bringen, und zwar lebendig, soll es Ihr Schade nicht sein, im Gegenteil. Bewusstlos wäre wunderbar, Verletzt von mir aus auch, magisch außer Gefecht gesetzt wäre, nun, eine geradezu eine elegante Lösung. Unter keinen Umständen aber dürfen Sie ihn töten!
Das da in den Phiolen sind Heiltränke. Benutzen Sie sie, falls Sie sie brauchen. Oh, und Eines noch! Der Affe ist Fleischfresser und vermutlich ziemlich hungrig, denn er ist bereits einige Tage hier.“

„So? Wem gehört der Affe denn?“
Wieder hatte die Wandlerin gesprochen. Die Anderen klappten den Mund wieder zu und sparten sich ihre Fragen für später.

Ein leichter rötlicher Schimmer huschte über Maleaks Gesicht. „Ich, äh... Nun, sagen wir, er gehört einem reichen Geschäftsmann. Einem Freund. Mehr kann ich Ihnen dazu nicht sagen.“

„Und wie kommt der dann hier rein?“

Diesmal war der rötliche Schimmer nicht zu übersehen. Der Alte Mann holte ein Tuch hervor und wischte sich über die Stirn. „Wie er hier...?“ Er musste husten.

Dann fand er seine Fassung wieder. „Der Affe sollte hier nur kurz untergebracht werden“, erklärte er und steckte sein Tuch wieder weg. „Aber offenbar fühlt er sich wohl hier. Es wäre nur nett, wenn ihr ihn jetzt...“

„Ich sehe keinen Käfig, mischte sich der Gnom ein. „Warum lockt ihr -oder euer Freund, wenn ihr wollt- ihn nicht einfach mit etwas Futter in einen Käfig und bringt ihn dann weg?“

„Ich“, begann Maleak.

„Und überhaupt möchte ich gern zuerst wissen, was euch die ganze Aktion hier wert ist“, mischte sich der Magier ein. „Ach ja, und wer seid Ihr denn überhaupt?“  wandte er sich an den Gnom und musterte ihn geringschätzig.

In dessen Augen trat ein boshaftes Glitzern.

„Mein Name ist Ätzelbert Adalmar... Alfenfetzer.“ Das letzte Wort sprach er mit genüsslicher Deutlichkeit aus. „Und Ihr?“
Der Magier duckte sich unwillkürlich und wich angewidert zurück. Er hatte offenbar verstanden.

Dann jedoch hob er die Nase wieder ein wenig und sagte laut: „Ich bin Yondonailo, nein,Yondolel.. Moment. Yondonelenai...“ Er brach ab und wurde puterrot.

Die Mundwinkel des Gnoms bibberten verdächtig.

Der Elf versuchte es erneut. Diesmal sprach er langsam und konzentriert. „Mein Name ist Yondonelenath Nailo haryono ...ar' Tindámerel Nailo ...on Arcanix!“ Er atmete tief aus. „Nennt mich einfach Yelenath.“

„Q'arion“, stellte sich der Waldläufer vor und lächelte.

Ätzelbert sagte nichts. Die beiden kannten sich bereits.

„Kannst mich Spange nennen“, sagte der vermeintliche Mensch, grinste  und zwinkerte vielsagend. Dann ließ er sich spitze Ohren wachsen.

Der Elf machte den Mund auf.
Dann machte er ihn wieder zu.

Spange nickte Q'arion und dem Priester zu. Auch er war anscheinend mit ihnen bekannt.

„Bastonata“, stellte sich die Wandlerin vor. „Und Herr Maleak, Ich würde ebenfalls gern wissen, wie ihr uns zu entlohnen gedenkt?“

Viorr kramte in der Satteltasche und holte einen Beutel hervor. „Einhundertfünfzig Galifar“, sagte er und fügte hinzu: „Für jeden von Ihnen. Bitte bedenken Sie, dass der Affe lebendig zu fangen ist.“

Alle überlegten kurz, sahen sich gegenseitig an und nickten dann.

„Sehr gut, sagte Maleak und klatschte in die Hände. „An die Arbeit!“

„Ehm, Moment“, machte Q'arion.“Wie groß ist denn das Vieh?“

„Och, nur so etwa zweimetersiebzig.“

~o~

„Gut. Also, wie wollen wir es angehen?“ Spange pulte sich mit seinem Dolch in den Fingernägeln.

„Wir haben keine Falle“, sagte Ätzelbert. „Also müssen wir wohl mit ihm kämpfen.“

Der Magier grübelte. „Ich könnte ihn bezaubern und so benommen machen, dass wir ihn fesseln können. Hat jemand ein Seil?“

„Ich“, sagte Spange und holte ein Seil aus seiner Tasche. „Hier. Fünfzehn Meter feinste Seide.“

„Und wenn es nicht klappt?“ fragte der Waldläufer.

„Naja, dann müssen wir ihn verprügeln, oder?“ erwiderte Spange.

„Ja. Und dabei aufpassen, dass wir ihn vorsichtig verprügeln“, setzte Bastonata hinzu. „Dürfte nicht leicht sein.“

„Reingehen sollten wir da jedenfalls nicht, denke ich. Hier haben wir mehr Platz. Die Frage ist nur, wie wir ihn aus dem Busch locken. “

„Das ist leicht. Affen wollen immer ihr Revier verteidigen. Wir müssen uns nur bemerkbar machen.“

„Am Besten mache ich zuerst mal ein bisschen Krach da vorn“, sagte der Priester, „Damit kann ich ihm nebenbei auch schon mal einen mitgeben.“

„Oh, das wird ihn aber doch wütend machen,“ warf Q'arion ein.

„Wenn wir ihn verprügeln müssen, auch.“

„Hm.“

„Ich müsste nur wissen wo das Vieh ist.“

„Klingt aber gar nicht so schlecht, finde ich.“ Bastonata lief hin und her. „Also. Ich versuche, die ungefähre Richtung zu wittern. Anschließend machen wir uns bemerkbar und locken ihn so an die vorderen Bäume. Da kannst du dann hin feuern... oder was auch immer. Wenn er dann kommt, spricht Yelenath seinen Zauber. Und wenn's schief geht... naja.“

„Wird er zumindest nicht mehr weglaufen wollen, sondern versuchen, uns zu töten.“ Q'arion sah zweifelnd drein. „Könnten wir nicht versuchen, ihn freundlich zu stimmen? Vielleicht können wir ihm etwas zu essen anbieten oder so.“

„Ja klar.“ Spange verdrehte die Augen. „Komm schon her mein kleines Äffchen, hier gibt’s Happi-Happi. Was willst du denn bitte einem Zweimetersiebzig-Affen anbieten, abgesehen von dir selbst?“

Der Waldläufer hob abwehrend die Hände. „Bitte“, sagte er, „Wie ihr meint.“

„Komm schon.“ Die Barbarin klopfte ihm auf die Schulter. „Den kriegen wir schon klein.“

~o~

Bastonata lauschte und schnüffelte. Wellen der Erregung wallten durch ihren Körper. Deutlich konnte sie ihre Urmutter spüren. Die Bärin begann sich zu regen.

Da!
Ein Rascheln erregte ihre Aufmerksamkeit. Ihre anderen Sinne folgten der Richtung und fixierten die Quelle des Geräusches. Da war er. Kein Zweifel. Sie konnte ihn beinahe sehen, wie er nach Futter suchend durch das Unterholz streifte.

Sie runzelte die Stirn.
Scheiße.
Das war kein gewöhnlicher Affe.
Lautlos schlich sie zurück zu den Anderen.

„Schreckensaffe“, sagte sie. „Wenn wir ihn nicht fesseln können, wird’s hart, fürchte ich.“

Ätzelbert behielt die Hand oben, die mit vorbereiteter göttlicher Macht gefüllt war. „Also was jetzt“, fragte er.

„Nichts“, erwiderte Bastonata. „Das heißt nur, dass es eben länger dauert, und dass wir ein wenig schneller und ausdauernder sein müssen. Q'arion, lock ihn an.“

„Also gut.“ Der Valenar räusperte sich. Dann rief er: "Huhuuuu! Affeeee! Komm schon her mein kleines Äffchen, hier gibt’s Happi-Happi“, fügte er mit einem Seitenblick auf den Vielgesichtigen hinzu.

Ein Grunzen erscholl irgendwo von vorn, gefolgt von einem lauten Kreischen.
In einem der vorderen Bäume krachte es. Ein trockener Ast fiel zu Boden.

Der Priester sah die Anderen von der Seite her an.
„Soll 'ck jetzt den Knaller zünden?“ grinste er.
Spange grinste zurück. „Zünd den Knaller.“
Ätzelberts Finger machten „Schnipp“.

Der Knall zwischen den Bäumen war ohrenbetäubend. Die Druckwelle war beinahe zu sehen. Glasscheiben bebten. Blätter rieselten herab.
Es gab einen  dumpfen Ton, als wenn etwas schweres auf weichen Boden fällt.
Oder springt, dachte die Barbarin und zog ihre Streitaxt.
„Er kommt“, sagte sie.

Zwischen den Bäumen erschien ein Schatten. Er sprang zuerst auf einen Stein, dann auf den Schreibtisch. Dort blieb er stehen, richtete sich auf und brüllte.

Bastonata spürte, wie ihre Urmutter an die Oberfläche drängte. Bald, Mutter, dachte sie. Nur noch einen Augenblick.

Der Affe trommelte sich auf die Brust.
Dann sprangen 500 Kilo Fleisch und Knochen ab und  nahmen rasch an Fahrt auf.

Jetzt, Mutter dachte Bastonata und ließ ihrer Natur freien Lauf.
Die Bärin erwachte.

Sie sah das Tier heranstürmen und hielt ihre Axt kampfbereit. Lange Zähne troffen von Speichel. Scharfe Klauen pflügten den Boden. Schiere, behaarte Muskelkraft holte aus.

Die Bärin richtete sich auf zum Kampf.
Der Affe schlug zu.
Um Bastonata wurde es Nacht.
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Pestbeule am 15. September 2006, 18:31:51
Genial. Q´arion ist nich twirklich so doof? *lol* Bzw. lief das wirklich so ab? Die Jagd auf den Schreckensaffen ist genial, wie die planen!

Auf jeden Fall hast du einen regelmäßigen Leser. Warte schon auf Nachschub. Vll. kann mich deine SH dazu bewegen das Abenteuer doch noch zu spielen!^^
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 17. September 2006, 22:04:08
Das lief genau so ab, wie beschrieben.
Q'arions Spieler war die Szene mit dem Wächter zugegebenermaßein ein bisschen peinlich. Ansonsten spielt er seinen Valenar tatsächlich so, daß die -3  auf INT wie angegossen passen. Den Charakterhintergrund (von dem Clan verstoßen etc.) hatte er sich vorher ausgesucht - nach dem Attribute würfeln wußten wir denn auch, warum er ausgestoßen wurde...

Im Übrigen habe ich den Spieler mehrmals darauf hingewiesen, daß er seinem Q'arion etwas mehr Ernsthaftigkeit verleihen könnte, aber er als Spieler ist nunmal eben ein lustiger Kerl und hat keinen Bock, das zu trennen. Also haben wir kurzerhad den Gruppentolpatsch aus ihm gemacht. Er selbst gefällt sich offenbar ganz gut so und so ist er immer für ein Anekdötchen gut. :)
naja.. ich werde dann mal am nächsten update feilen...
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Harlekin am 17. September 2006, 23:33:04
Zwei Daumen nach oben - weiter so.

Gruß
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 18. September 2006, 17:59:54
So, weiter geht's!  :wink:


Yelenath war von einer großen, inneren Ruhe erfüllt. Er sah den mächtigen Koloss auf sich zu kommen und wusste, dass er nur diese eine Chance haben würde, aber das war jetzt nicht wichtig. Nichts war jetzt  wichtig. Nicht einmal das kleine Fädchen Wolle, das er in der Hand vor seine Stirn hielt, den Handrücken gegen die Stirn gelegt. Arkane Energie sammelte sich in ihm und wollte entladen werden, drängte gierig danach, zur Entfaltung zu kommen.

Jetzt, dachte Yelenath.
Er ließ das Fädchen fallen.

Vielleicht eine Sekunde später war das Untier heran und hämmerte dem Werweib neben ihm eine gewaltige Faust ins Gesicht. Entsetzt beobachtete Yelenath, wie es sie schwer getroffen von den Füßen und zwei oder drei Meter nach hinten warf. Sie blieb liegen und rührte sich nicht.

Warum zum Spötter hatte es nicht funktioniert?
Es konnte nur eine Erklärung geben.
„Das Monster ist zu stark für diesen Zauber! Wir müssen es so schaffen, meine neuen Freunde!“
Wütend über sich selbst und seine Kurzsichtigkeit griff er in seinen Rücken und packte seinen Kampfstab.

Der Schreckensaffe war ein ebenso schneller wie tödlicher Gegner. Ätzelbert sah noch, wie ein  Pfeil von Q'arion in einer mit dichtem, schwarzem Fell bedeckten Schulter stecken blieb, dann spürte, wie er von einer klauenbewehrten Pranke zur Seite geworfen wurde, dass er das Gleichgewicht verlor. Doch anstatt zu Boden zu gehen, wurde sein Brustkorb plötzlich zusammengequetscht, dass er nur noch nach Luft ringen konnte. Blutige Schlieren entstanden vor seinen Augen. Etwas großes, weiches packte seinen Kopf und Hals, so dass er vollends den Boden unter den Füßen verlor. Und plötzlich fühlte er sich mit einem Ruck auseinander gerissen. Vor Schmerz schrie Ätzelbert auf und begann wie wild hin und her zu zappeln, aber es half nichts. Ein zähnestrotzedes Maul näherte sich seinem Gesicht.

Dann war er plötzlich frei und fiel hin. Ohrenbetäubendes, schmerzerfülltes Brüllen trieb ihm Tränen in die Augen. Gierig schnappte er nach Luft, doch schon beim ersten Atemzug schoss unerträglicher Schmerz durch seinen Körper. Seine Lunge musste aussehen wie...

Ein Hustenanfall überkam ihn.
Er spie blutigen Schleim aus.

Na, so wie das da eben.

Hastig kroch er nach hinten, bloß aus der Reichweite dieses Viehs, als er gegen einen Widerstand stieß.

Hinter ihm stand Q'arion und lächelte verklärt. Ein dicker, roter Spritzer verlief quer über sein Gesicht. Er hatte sein Talaen Kara in der Hand, das Doppelklingenschwert, das er im Klageland gefunden hatte. Beide Klingen troffen von Blut. So dämlich der Elf auch sein konnte, in solchen Augenblicken wurde er das, was ein Valenar eben war: Blutrünstig. Kalt. Tödlich. Präzise.

Ätzelbert sah sich um. Auf der anderen Seite, im Rücken des Affen, stand Spange und zwinkerte ihm zu. Seinen Morgenstern hatte er irgendwo in dessen rückwärtigen Teil  versenkt. Ätzelbert wollte gar nicht wissen, wohin genau.

Yelenath hieb unterdessen mit seinem Stab auf das Untier ein, doch es schien die Schläge nicht einmal wahrzunehmen. Es war einfach sinnlos! Er lief so nur Gefahr, selbst von ihm gepackt und zerrissen zu werden. Und er war längst nicht so zäh im Nehmen, wie der Priester. Also zog er sich zurück und konzentrierte sich erneut. Winzige magische Entladungen flossen über seine Hände und Finger, formten sich zu kleinen Kugeln, schossen davon und gruben sich tief in weiches Fleisch.

Es war, als würde sie aus einem tiefen See auftauchen.  Blutrote Schleier begannen sich zu lüften. Weit entfernte Stimmen kamen näher und wurden klarer. Schreie und tierisches Brüllen... Ein Kampf! Sie versuchte, sich zu bewegen. Es tat weh. Doch immerhin begann ihr Körper, ihr wieder zu gehorchen... Bastonata schlug die Augen auf.

Spange wusste, dass sie von nun an vorsichtig sein mussten. Nichts war gefährlicher, als ein verwundeter Gegner. Er zog seinen Morgenstern wieder heraus und visierte an.
Doch diesmal hatte er sich verschätzt. Ein Schatten kam auf ihn zu!
Der Schurke tauchte unter dem Prankenhieb durch und kam wieder auf die Beine.
Noch ein Schatten!
Verflucht!
Diesem Hieb würde er nicht mehr ausweichen können. Instinktiv ließ er sich nach hinten fallen und rollte sich ab. Ein sengender Schmerz fuhr durch sein Gesicht. Dann schmeckte er Blut auf seiner Zunge. Puh, dachte er, Glück gehabt. Der hätte auch anders ausgehen können.

Ätzelberts gesamter Körper war ein einziger Schmerz. Noch so einen Angriff würde er nicht überleben. Seine Finger nestelten an der Gürtelschlaufe herum, in der sich Viorrs Heiltrank befand. Er entkorkte die Phiole mit dem Mund, spuckte aus und kippte ihren Inhalt hinunter. Ein angenehm warmes Gefühl breitete sich aus.

Plötzlich kam eine monströse Gestalt herangeschossen und warf sich fauchend auf den Affen. Mühelos unterlief sie seine Deckung, tauschte zwischen sinne Beinen durch und kam auf der anderen Seite wieder hoch.

Bastonata!

In ihrer einen Hand wirbelte eine Streitaxt, in der anderen hielt sie ein Seilende. Sie zog daran.

Der Schreckensaffe hatte keine Chance. Erneut versuchte er, sich auf die Wandlerin zu stürzen und wollte sich aufrichten. Doch seine Beine waren plötzlich völlig verheddert.

Er strauchelte.
Etwas traf ihn genau auf der Stirn.
Es war die flache Seite von Bastonatas Axt.
Der Affe brach zusammen und blieb liegen.

Sie hatten es geschafft.

„Wunderbar, ganz hervorragend! Wie ich sehe, habt ihr euren Ruf absolut zu Recht!“

Der alte Mann trat hervor und an das Untier heran, öffnete sein Maul und goss eine Flüssigkeit aus einem Fläschchen hinein.

„Was wird das denn?“ wollte Spange wissen.

„Ein Schlaftrank. Damit wir uns in Ruhe unterhalten können.“

„Unterhalten? Wieso?“ Ätzelbert war wieder aufgestanden und sog prüfend die Luft ein. Dann nickte er zufrieden und kam heran.
.
„Ich denke, nun ist es an der Zeit, auch den wahren Grund für unser Zusammentreffen zu erklären“, erklärte Maleak und begann, in seiner Satteltasche zu wühlen.
„Ich repräsentiere eine Abteilung der Königszitadelle. Wir nennen uns die Königs Schatten. Zu unseren Aufgaben gehören gewissermaßen, ehm... nun, Informationsdienste für unseren geliebten König Boranel von Breland. Und mein, oder besser gesagt, unser Dilemma ist tatsächlich noch viel größer als ein entlaufener Affe. Genauer gesagt benötigen wir die Hilfe fähiger und tapferer Abenteurer. Ein Auftrag, der auch reich machen dürfte...“

Der Hauptmann unterbrach sich und überlegte kurz.

„Eines muss ich wissen, bevor ich weiter rede“, fuhr er fort, „Können Sie schwören, über alles, was zwischen uns von jetzt an geredet wird, strengster Geheimhaltung unterliegt und wie ein Staatsgeheimnis behandelt wird?“

Eine Pause entstand.

„Öhm...“, machte Ätzelbert.
„Ehmnn...“ machte Spange.
„Naja..“, erwiderte Yelenath und zuckte die Achseln.

Noch eine Pause entstand.

„Also was ist. Ja oder nein?“

„Erst die Belohnung für den da.“, sagte Bastonata und zeigte auf den narkotisierten Affen.

„Und Antwort auf die Frage, was ihr für euer kleines Geheimnis zahlen wollt“, fügte Spange hinzu.

„Also gut“, seufzte der Hauptmann, „die Belohnung...“ Er nahm den Beutel aus der Tasche und warf ihn Bastonata zu.

„Bitte. Siebenhundertfünfzig Galifar. Mach einhundertfünfzig für jeden. Und was die weitere Belohnung angeht: Wären zweitausend genug – für jeden von Ihnen?“

~o~

Hauptmann Viorr Maleak war ein Mann, der sein morgendliches Zeremoniell liebte, wie sonst nur wenig auf der Welt, seit seine Frau tot war. Morgens eine Tasse Tee, ein wenig Gebäck und dazu den Sharner Kobold, danach ein kleines Frühstück, selbstverständlich für sich und seine Pflanzen. Und dann, wenn das geschehen war, dann konnte der Tag kommen.

Die letzten Tage waren deutlich vor seinem Morgentee gekommen. Viorr Maleak war entsprechend übel gelaunt, denn er hatte ein Problem. Und das sorgte dafür, dass er seit drei Tagen kein Gebäck mehr gegessen hatte.

Bis vorgestern war Lucan Stellos einer der besten Agenten der Schatten gewesen. Maleak hatte ihn persönlich auf Caldera, die selbsternannte Fürstin der Unterwelt angesetzt, und Lucan war zuverlässig seinem Ziel, sie auszuschalten, immer näher gekommen.

Doch dann war er plötzlich einfach weg. Keine Kurzberichte mehr, kein Kontakt. Und niemand wusste, was geschehen war.

Einen Tag später war Stellos wieder aufgetaucht, und zwar in der königlichen Hochsicherheitsschatzkammer hier in Sharn. Dort hatte er die Seelenklinge, ein magisches Schwert aus Karrnath, gestohlen und bei der Gelegenheit wie nebenbei fast die Hälfte der Kammerwachen getötet. Der einzige Überlebende hatte berichtet, der Agent sei hereinspaziert gekommen und habe ihn nur aus kalten Augen angesehen. Dann hätten seine Pupillen eine orangene Färbung angenommen und hätten begonnen, von innen heraus zu glühen.

Über alles Weitere fehlte den Mann die Erinnerung. Die Schatten hatten ihn wie erstarrt da stehend gefunden. Vermutlich war das der Grund für sein Überleben gewesen – er hatte nicht im Weg gestanden.

Lucan hatte die Zitadelle verraten, so viel war klar. Und er hatte irgendwie eine Veränderung durchgemacht, die ihm übermenschliche Kräfte verliehen. Weder die Bolzen der Soldaten hatten ihm etwas anhaben können, noch hatte irgendjemand ihn einholen können. Er war schneller gelaufen und weiter gesprungen, als es einem Menschen möglich sein dürfte.

Und schließlich war er einfach die Seite eines Turmes hinuntergekrabbelt, als sei er ein Insekt.

Viorr hätte der Geschichte niemals Glauben geschenkt, hätten die Soldaten nicht alle das Gleiche ausgesagt.

Es konnte kein Zweifel bestehen.
Lucan Stellos war kein Mensch mehr.

Agenten der Königs Schatten durchsuchten daraufhin Lucans Wohnung, fanden jedoch kaum noch brauchbares. Das Einzige, was sie retten konnten, war ein Abschnitt aus einem Notizbuch. Darauf waren die Worte „Trolanhafen“ und „Krell“ zu sehen. Aber was bei allen Göttern war ein Krell?

Schließlich und zu allem Überfluss hatte man Lucan heute morgen die Stadt verlassen sehen.
In Calderas persönlicher Kutsche.

Hauptmann Viorr Maleak vermisste seinen Tee.

~o~

„Und daher“, schloss der Alte Mann seinen Bericht, „brauche ich Sie, Herrschaften. Bringen sie mir diesen Agenten lebend zurück, und falls das nicht möglich ist, schalten Sie ihn aus. Und  beschaffen Sie nach Möglichkeit auch das Schwert wieder.“

Der alte Mann hatte eine Reihe Bilder auf dem Tisch ausgebreitet. Eines zeigte Lucan, den abtrünnigen Agenten, ein weiteres die Kutsche, mit der er geflohen war. Sie waren von königlichen Zeichnern angefertigt worden.

„Was den Affen anbetrifft: Ich kann meine eigenen Leute nicht auf den Fall ansetzen, denn ich weiß nicht, wer in der Zitadelle überhaupt noch vertrauenswürdig ist. Ebenso wenig aber kann ich irgendwelche dahergelaufenen Glücksritter auf solch eine Mission schicken. Ich musste mich also erst davon überzeugen, dass Sie auch tatsächlich in der Lage sind, ein Ziel kampfunfähig zu machen, ohne es zu töten.“

„Ein Test also.“ sagte Ätzelbert.

„Ganz genau.“

„Nun gut. Aber was ist denn so Besonderes an diesem Schwert?“

„Zugegeben wissen wir das selbst nicht so genau. Es hat einem Karrnischen Kriegsfürsten gehört und wir konnten es kurz vor Ende des Letzten Krieges in unseren Besitz bringen. Leider hatten wir nie Gelegenheit, es ausführlicher zu untersuchen. Was wir wissen, ist, dass ihr eine starke arkane Macht innewohnt, und dass sie von einem starken Bösen erfüllt ist. Daher fiel meine Wahl auch auf Sie beide.“

Er zeigte auf Ätzelbert und Yelenath.

„Ich hielt es für eine gut Idee, einen Kundigen arkaner Magie und einen Kleriker einer, mit Verlaub, bösen Gottheit damit zu betrauen.“

„Ich bitte Sie.“ Ätzelbert winkte ab.

Dann beugte er sich vor: „Hat dieser Lucan vielleicht irgendwelche Feinde in der Stadt? Oder vielleicht Unterstützung? Was ist mit dieser Caldera? Steckt die vielleicht dahinter?“

„Möglich wäre das. Allerdings konnten wir bis jetzt keinen Kontakt zu ihr aufnehmen. Im Übrigen hat Stellos eine Schwester namens Grilsha hier in Sharn. Wir suchen sie bereits den ganzen Tag, haben sie aber noch nicht fassen können. Ein recht hübsches junges Ding, muss ich gestehen.“

Maleak räusperte sich verlegen.

„Sie hat langes, rotes Haar.  Tja, und Feinde. Nun, Lucan Stellos hat sich in die Geschäfte sämtlicher Geheimdienste in ganz Khorvaire gemischt und zahlreiche Spionagenetzwerke aufgedeckt. Wenn also jemand Feinde hat, dann er, und jede auch nur halbwegs einflussreiche Organisation dürfte erfreut sein, ihn entweder auf ihrer Seite oder tot zu sehen.“

„Und warum ist er so wertvoll für Sie?“ wollte die Barbarin wissen.

„Haben Sie schon einmal von dem  Sprichwort Wissen ist Macht gehört, verehrte Bastonata? Information ist eine wertvolle Ware! Und Lucan ist ein Meister darin, feindliche Agenten zu entdecken und ihre Netzwerke zu infiltrieren. Jetzt müssen wir nicht nur ohne seine Fähigkeiten auskommen, sondern auch noch befürchten, dass man ihn gegen uns verwendet. Wir müssen also dringend herausfinden, was er weiß, wieviel er geredet hat und mit wem er jetzt gemeinsame Sache macht. Andernfalls würde die Sicherheit der Zitadelle und damit letztlich auch unser König empfindlich geschwächt werden. Natürlich ist er tot immer noch besser als in den Händen der Feinde."

Maleak erhob sich.

„Nun“, schloss er, „Die Zeit drängt. Mit jeder Minute, die wir hier sprechen, vergrößert sich Lucans Vorsprung, Sie sollten also bald aufbrechen.“

Spange hob die Hand. „Moment noch. Wegen der Belohnung...“

„Vergessen Sie's“, unterbrach der Hauptmann, „Die ist endgültig und nicht verhandelbar. Nehmen wir einfach an, wir hätten miteinander gefeilscht, Sie haben gewonnen, und das war es dann."

"Ach ja“, setzte er hinzu und kramte wieder in seiner Tasche.

„Sollte es unterwegs zu irgendwelchen unvorhergesehenen Ausgaben kommen, so nehmen Sie bitte diesen Kreditbrief hier. Sie brauchen ihn nur einer Niederlassung des Hauses Kundurak vorlegen und man wird Ihnen einen Vorschuss geben. Aber ich warne Sie: Der König mag es nicht besonders, wenn man sein Geld aus dem Fenster wirft. Der Kredit sollte also nur im Notfall zum Einsatz kommen. Und... ah, da sind sie ja. Hier sind Reisepapiere. Damit stehen Sie offiziell in Diensten des Königs. Außerdem...“

Der Hauptmann straffte sich ein wenig.

„...habe ich mir erlaubt zu veranlassen, dass Haus Vadalis Ihnen spezielle Pferde zur Verfügung stellt. Es handelt sich um magiegeschaffene Tiere. Sie warten in Stallungen des Hauses nahe dem Osttor. Nehmen Sie die Pferde als einen Bonus an. Die Zitadelle wird die Rechnung mit dem Haus begleichen.“

Yelenath horchte auf. Magiegeschaffene Pferde! Das war allerdings ein außerordentlicher Bonus. Den Königs Schatten mußte tasächlich viel an diesem Lucan gelegen sein.

Maleak begleitete die Abenteurer zum Ausgang. „Beeilen Sie sich. Jede Minute zählt! Ich wünsche Ihnen alles Gute.“

Die Gruppe schickte sich an zu gehen.

„Eine Frage hätte ich noch“, meldete sich Q'arion.

Fünf Augenpaare sahen ihn überrascht an.

„Hättet ihr eventuell eine Lederrüstung übrig? Wenn es geht, beschlagen?“

~o~
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Pestbeule am 19. September 2006, 12:15:40
Juhu, es geht weiter! Und sogar der Sharner Kobold kommt vor!^^
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 20. September 2006, 00:56:31
Nächster Streich...  :)

Kapitel Zwei

Etwa 30 Meter oberhalb des Osttors saß eine Gestalt geduldig auf einem Mauersims und beobachtete fünf Figuren, die sich auf die Ställe des Hauses Vadalis zu bewegten. Sie sprachen kurz mit einem Mann am Eingang des Gewölbes, in dem die Tiere gehalten wurden. Es sah aus, als seien sie bereits erwartet worden.

Der Mann ging hinein und kam wenig später mit einigen Knechten und fünf Pferden wieder heraus.

Das mussten die Kopfgeldjäger sein, die von den Königs Schatten angeheuert worden waren.
Sehr gut.

Die Gestalt konnte hören, wie der Mann den neuen Pferdebesitzern einige abschließende Hinweise gab: Schnelle und ausdauernde Tiere, aber eben nicht unbegrenzt belastbar.

Lebendig, dachte die Gestalt. Nachteil.

Der Mann wünschte den Söldnern eine gute Reise und klopfte einem der Tiere aufs Hinterteil. Alle fünf setzten sich in Bewegung und näherten sich der Außenmauer.
Ein Soldat gab irgendwem ein Zeichen, das mit einem Pfiff beantwortet wurde. Dann öffneten sich langsam die gigantischen Flügel des Ostportals.

Der Beobachter wartete noch ein wenig, um zu sehen, welche Richtung die Reiter sich wenden würden.
Die östliche Handelsstraße. Gut.

Er sprang vom Mauersims auf den Balkon, von da aus auf eine nahe Brücke und begann, so schnell er konnte zu laufen.

Wenig später kam ein Reiter die Straße zum Ostportal hinunter geritten und bremste sein Tier erst kurz vor den Toren, so dass es sich aufbäumte und ein heiseres Wiehern ausstieß. Es sah irgendwie ausgezehrt und schmal aus.

Wieder gab der Soldat Zeichen, das Portal zu öffnen. Der Reiter trieb sein Tier scharf an und preschte durch das Tor, sobald auch nur annähernd genug Platz war. Dann schlug auch er den Weg auf die Oststraße ein.

~o~

Wenn von einem magiegeschaffenen Pferd die Rede war, so war das eigentlich eine ziemlich irreführende Bezeichnung. Diese Pferde wurden nicht etwa durch Magie geschaffen, sondern gezeugt und geboren wie alle anderen Tiere auch. Magie hatte lediglich die Aufgabe, die Entwicklung des Fötus so zu unterstützen, dass bestimmte Vorzüge besser zur Entfaltung kamen. So wurden manche Tiere besonders auf Schnelligkeit, andere wiederum auf besondere Zähigkeit oder Kraft gezüchtet. Der Einsatz von Magie beschleunigte diesen Zuchtvorgang, der andernfalls viele Generationen gebraucht hätte, und verstärkte seine Auswirkungen.

„Magiegezüchtet“ wäre wohl ein weit treffenderer Ausdruck gewesen. Haus Vadalis aber bevorzugte „magiegeschaffen“, und das sicherlich auch, um sich eine Extraschicht exklusiven Anstriches zu geben.

Q'arion strich seinem Pferd liebevoll über den Hals. Er und sein neuer Gefährte hatten sofort ein inniges Band der Sympathie und des Respekts geknüpft. Wahrlich ein außergewöhnliches Geschöpf. Schönere Tiere konnte man tatsächlich nur in seiner Heimat Valenar finden.

In diesem Augenblick war der Jagdelf eins mit sich und der Welt.

Er entschloss sich, einen kurzen Sprint zu versuchen, beugte sich leicht im Sattel vor und trieb sein Pferd sanft an.

Die Beschleunigung warf ihn fast rücklings aus dem Sattel. Dabei bewegte sich das Tier jedoch so geschmeidig, dass Q'arion keine Mühe hatte, bereits nach wenigen Metern die Kontrolle zurückzuerlangen.

Und dann trat ein breites, zufriedenes Grinsen auf sein Gesicht.
Das hier, das war ganz nach seinem Geschmack.

Der Rest fiel ein, und so jagte die Gruppe die Oststraße hinunter. Schlamm und Dreck spritzte auf, wo immer Hufe den regennassen Boden berührten. Schon bald war um die Abenteurer herum nur noch Wald auf der linken und Steilküste auf der rechten Seite. Tief unter ihnen lag das Heft, jener Seitenarm des Meerbusens, mit dem zusammen er die Dolchbucht bildete, und der schier endlose Königswald wurde ein ständiger Gefährte, dessen Unterholz manchmal bis an die Straße heran reichte.
Möwen und Schwalben begleiteten die Gruppe ein Stück, bevor sie wieder unter die Graskante der Küste hinab tauchten.
Schließlich neigte sich der Tag dem Abend zu.

Die Dämmerung brach herein, als sich die Gruppe einem Haus näherte. Es lag gerade so weit von der Straße zurück, dass auf dem Platz davor gut ein oder zwei Kutschen großzügig abgestellt werden konnte. Tatsächlich stand dort ein einfacher, zweispänniger Bauernkarren.

Über dem Eingang des Hauses befand sich ein großes Wagenrad, an dem die Figur einer hässlichen, geflügelten Frau befestigt war. Darunter hing ein Schild.

„Zur überfahrenen Harpye“, las Yelenath.

„Toller Name. Nein ehrlich“, setzte Bastonata hinzu und verdrehte die Augen.

„Ich habe Hunger“, ließ sich Spange vernehmen.

„Ich auch“, ergänzte Q'arion.

Ätzelbert fand, dass die beiden irgendwie gut zueinander passten. Aber sie hatten recht.

Wir sollten hier Rast machen für die Nacht“, schlug die Barbarin vor. Dann wies sie auf den Stall neben dem Haus. „Die Pferde könnten ebenfalls mal Pause, Wasser und einen Eimer voll Futter gebrauchen.“

Yelenath ging zur Tür hinüber, wo ein zweites Schild befestigt war. „Verpflegung und Nachtlager“, las er, „Also rein.“

Drinnen war verhältnismäßig wenig los. Linker Hand saß ein einzelner Mann und schien stumpf sein Bier zu betrachten. Eine Treppe führte von der linken hinteren Ecke zur Mitte hin nach oben und verschwand dort im hinteren Teil es Gebäudes. Rechter Hand befand sich die Theke. Davor hatten sich einige Gäste, offensichtlich Wanderer, zu einem Würfelspiel zusammengefunden.

Ätzelbert ging zur Theke hinüber. Der Wirt war ein stämmiger Mann mit feistem Schnurrbart und listigen, kleinen Augen.

„Seid gegrüßt, Wirt. Sagt, findet sich bei euch wohl Unterkunft für fünf Reisende nebst Reittieren?“

„Platz haben wir genau, will ich meinen“, brummte der Wirt und putzte an einem Krug herum. „Oben sind noch drei Zimmer mit je Platz für zwei.“

„Und was würde uns eine Übernachtung mit Verpflegung wohl kosten?“

„Fünf Regenten für die Reisenden und noch zwei für die Tiere.“

„Gut, nehmen wir.“ der Kleriker bezahlte zunächst einmal für alle. „Ach, eines noch: Ihr habt heute nicht zufällig eine auffällige schwarze Kutsche gesehen?“

„Kann sein. Kann aber auch nicht sein.“ Der Wirt stellte den Krug hinter sich ins Regal.

„Ich verstehe“, erwiderte der Gnom und holte einen Goldgalifar hervor und legte ihn zu dem restlichen Geld. „Und nun?“

Die Augen seines Gegenübers zuckten, als er sich umdrehte. Er strich das Geld vom Tisch und steckte es ein. Dann sagte er: „Eine schwarze Kutsche? Habe ich gesehen. Ist in einem Höllentempo die Straße hinunter in Richtung Zilspar. Hmjo.“

„Das ist alles?“ fragte Ätzelbert ungläubig.

„Das ist alles“; antwortete der Wirt.

„Uhm... nun, danke.“

Missmutig rutschte der Priester von Stuhl und begab sich wieder zu den Anderen.
Das hatte sich ja vielleicht was gelohnt.

„Dieses Ding von Kutsche is b-böse, sage ich!“
Der Bauer hatte den Blick von seinem Krug gelöst und sah herüber. „Fährt an mir vorbei, ohne auch nur einen F-fußbreit Platz zu machen!“

Sofort war Ätzelbert bei ihm. „Erzählt mir mehr!“ bat er.

„Nigs da“, lallte der Bauer. „Ich kenn euch nich und ich trau euch auch nich. Warum auch. Wer sich für son Ding von Kutsche inter- interessiert, dem is nich ssu trauen!“

„Ich bitte euch. Wir interessieren uns eher für die Besitzer dieses Gefährts.“

„Heggse war das, sage ich! Gans klar das! Verfluchte rote Haha-Haare hatse gehabt! Näh, euch erzähl ich nigs. Wer sich f-für so Leude in-inder-..“

„Schon gut“, beschwichtigte der Gnom hastig. „Wirt! Bring dem Mann hier noch was zu trinken. Geht auf mich!“

„Will nigs“, lallte der Mann, als der Wirt das Bier brachte. Dann kippte er es hinunter.
Spoiler (Anzeigen)

„Bissn guter Typ.“

Ätzelbert überlegte. „Wie heißt du?“

„Grag. Und du?“

„Nenn mich Bert. Du willst nach Sharn, stimmts?“

„Jepp.“

„Bist du öfter da?“

„Jepp. Verkauf da mein Zeuch.“

„Ach? Was denn so?“

„Geht dich nigs an, verstehssu das!“ Der Bauer fuhr sich mit der Hand über seine Glatze.

„Verstehe“, grinste der Svirfnebli. Dann legte er das Bild der Kutsche auf den Tisch. „Ist das die, die du gesehen hast?“

„Scheiße, ja! Verfluchtes Scheißding!“

„Sie gehört einer Fürstin der Unterwelt in Sharn. Sie heißt...“

Die Augen des Mannes weiteten sich. Er beugte sich vor. „Erwähne... ihren... Namen nicht!“ zischte er.

Ätzelbert zog eine Augenbraue hoch. Das klang allerdings interessant. „Wieso?“ fragte er.

„Man erzählt sich Geschichten!“ Mit einem Schlag wirkte Grag völlig nüchtern.

Der Gnom beugte sich nun ebenfalls vor. „Ich bin ganz Ohr.“

„Von 'ner Bekannten der Freundin der Frau meines Bruders, der ihr Nachbar hat erzählt, dass ihm  über Nacht die Milch sauer geworden wär, nachdem dieses Weib mal in dem Ding da an seinem Hof vorbei ist. Und seine Schwester, die zu der Zeit auf seinem Hof zu Besuch war, hat in dieser Nacht ihr Kind verloren!“

Der Priester rollte innerlich die Augen. Ach, solche Geschichten waren das. „Lass mich raten: Ein zweiköpfiges Kalb wurde geboren?“

Grag sah ihn verständnislos an. „Was redest du da, Mann?“

„Schon gut. Noch ein Bier?“

Plötzlich ertönte von hinten ein Schrei. Die Tür zur Küche flog auf, und ein Junge von vielleicht drei oder vier Jahren kam herein gerannt, gefolgt von einer jungen Frau, die versuchte, ihn einzufangen.

„Telo! Bleib SOFORT stehen!“ Sie erwischte ihn, hob ihn hoch und zwickte ihn neckisch in die Nase. „Du weißt genau, dass du hier nicht rein sollst!“
Telo lachte.

„Anlia! Die Gäste hier haben Pferde, die versorgt werden müssen“, ließ sich der Wirt hinter dem Tresen vernehmen
.
„Ja, Vater. Sofort. Aber erst muss der junge Mann hier ins Bett!“

Aus der Küche ertönte die Stimme einer Frau: „Der Bengel hat mich ganz schön erschreckt, Ungar!  Anlia sollte ihm wirklich langsam Manieren beibringen!“

„Ja doch, Frau“, brummte der Wirt. Laut rief er „Schon gut, Marta. Ich rede mit ihr...“ er seufzte und fuhr fort, Gläser zu putzen.

Bastonata näherte sich interessiert dem Tisch der Wanderer. Prompt rief man ihr zu: „He, du! Lust auf eine Runde Treff Elf?“

Überflüssige Frage. Bastonata setzte sich an ein Tisch und grinste. „Verlierer bezahlt das Bier!“

„Das ist ein Wort!“ riefen die Spieler fröhlich. „Auf geht’s!“

Treff Elf war ein Wettspiel. Es ging darum, mit einem sechsseitigen Würfel zu versuchen, möglichst nahe an die Elf heranzukommen. Würfeln durfte man, so oft man wollte, warf man aber mehr als elf Augen, verlor man. Traf man hingegen genau, hatte man  gewonnen. In den übrigen Fällen gewann der Spieler, der näher an die Elf heran kam.
Spoiler (Anzeigen)

Bastonata kam im ersten Versuch auf neun Augen.

Ihr Mitspieler schüttelte den Becher und warf eine Eins.
Er schüttelte nochmals und warf – wieder eine Eins.
Dann würfelte er noch eine Eins. Und noch eine, und noch eine.

„Ha! Gezinkt!“ rief Spange, der ebenfalls an der Tisch getreten war.

Der Spieler warf eine fünf. „Oder auch nicht“, grinste er.

Bastonata stieß ein leises Knurren aus. „Nächste Runde, los!“ grunzte sie, als ihr Gegenüber ihr fröhlich zuprostete.

Die nächste Runde ging an die Wandlerfrau. Sie leerte den Krug, ohne abzusetzen.
Zwei weitere Runden gingen ebenfalls an Bastonata.

Der Abend wurde spät. Zum Schluss saßen nur noch der Wanderer und die Barbarin im Schankraum und versuchten, mit dem Würfelbecher den Tisch zu treffen.

Schließlich gaben sie es auf und torkelten reichlich geräuschvoll die Treppe hinauf.
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Pestbeule am 20. September 2006, 12:18:04
Deine Helden sind aber ziemlich locker drauf für eine Verfolgungsjagd!^^ Kein wunder das Lucian entkommt!  :wink:
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 20. September 2006, 17:09:26
Was sollen sie machen?
Pferde wie Charaktere brauchten eine Pause , es war also klar, daß sie an diesem Tag nicht mehr weiterreisen konnten, wenn sie ihre Tiere auf Dauer behalten wollten. Allso haben sie versucht, Zeugen aufzugabeln, um an Informationen zu kommen. Das haben die meiner Meinung nach schon ziemlich richtig gemacht.

Trotzdem hast du recht, die Herrschaften waren geradezu naiv sorglos. Aber das sollte sich bald ändern.
Um genau zu sein: Sehr bald.
 :wink:
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 23. September 2006, 14:17:32
Nächstes Update! Dieser Teil bringt die Story genau an den Punkt, an dem auch die Spieler stehen. Gespielt wird erst wieder am 03.10., deswegen gibt es auch erst danach wieder mehr.
So jetzt aber est einmal viel Spaß noch beim Lesen!

~o~

Ätzelbert schlug die Augen auf. Was hatte ihn geweckt?

Regen trommelte an das Fenster des kleinen Zimmers, das er sich mit Spange teilte. Draußen konnte er den Wald rauschen hören, der schwer vom Wind gebeutelt ächzte und stöhnte.

Donner grollte in der Ferne.

Der Kleriker der Vol streckte sich, dann drehte er sich auf die andere Seite und versuchte wieder einzuschlafen.

Da bellte unten der Hund.
Stimmt, der Hund, dachte Ätzelbert. Er hatte vorhin schon mal angeschlagen, oder? Deswegen war er wach geworden.

Der Priester erinnerte sich flüchtig, wie der kleine Sohn der Wirtstochter dem Tier – Brulf war sein Name gewesen, richtig? - am Schwanz gezogen hatte, bevor sie ihn hatte erwischen können. Der Junge gefiel ihm. Einen Hund zu ärgern, das es an Größe und Gewicht mit seinem Großvater aufnehmen konnte.

Spange unterbrach sein Schnarchkonzert nur, um sich an der Nase zu kratzen.

Der Hund bellte erneut.
Vielleicht ein Kaninchen...

Brulf bellte jetzt durchgehend. Irgendwie klang es auf einmal drohend. Er schien irgendetwas zu wittern.
Oder irgendjemanden.

Ätzelbert stand auf und ging zum Fenster. Nichts zu sehen. Er ging wieder zum Bett, als er in dem Bellen ein scharrendes Geräusch wahrnahm. Es klang, als würde Brulf an der Tavernentür kratzen.

Da war doch was faul!

Ätzelbert schnallte seinen Waffengurt um, öffnete die Zimmertür,  jedoch nicht, ohne noch einen Blick auf den Vielgesichtigen zu werfen. Aber der schlief den Schlaf der Gerechten..

In diesem Augenblick ging eine weitere Zimmertür auf und der Wirt erschien, gekleidet in ein bodenlanges Nachthemd. Er hatte der Kleriker in seiner Schlaftrunkenheit offenbar gar nicht bemerkt. Er hielt eine Nachtkerze und stapfte deutlich hörbar vor sich hin grummelnd die Treppe zum Schankraum hinunter, um sein Haustier zu beruhigen. „Brulf, alter Junge. Ruhig, mein Freund.“

Ätzelbert entschloss sich, ebenfalls hinunter zu gehen. Unten räusperte er sich, um sich bemerkbar zu machen. Der Wirt hatte Brulf von der Tür weggenommen und zu sich herangezogen. Jetzt sah sich überrascht um.
„Ihr schlaft in Bewaffnung?“ fragte er verwirrt.

„Wenn es die Situation erfordert, ja“, antwortete der Gnom und ging hinüber zur Tavernentür. Er zog den Schieber der Sichtklappe auf und spähte hinaus in die Nacht. Fahles Mondlicht, das kaum ausreichte, um etwas zu erkennen, durchsetzt von schweren, schwarzdunklen  Regenwolken.
Sonst nichts.

Für einen Augenblick wurde es heller, als der Mond hinter den Wolken hervorkroch. In diesem Augenblick begann Brulf wie verrückt zu kläffen und zu knurren und versuchte, sich von seinem Herrchen loszureißen. Draußen galoppierte ein Reiter tief über den Sattel gebeugt auf einem weißen Pferd an der „Überfahrenen Harpye“ vorüber.

Ätzelbert sah ihm nach.

„Ein Reiter. Offenbar unterwegs nach Zilspar.“, wandte er sich an den Wirt
„Seltsam. Hier kommen ständig Reiter vorbei, und immer mal auch nachts. Aber Brulf hat noch nie so einen Aufstand gemacht.“

Dem Kleriker der Vol gefiel das alles gar nicht. Da war also dieses Mondkalb von Hund, der ein Inbegriff von Gemütlichkeit war. Und dann die Geschichte von den Hexenzeichen, die dieser besoffene Bauer zum Besten gegeben hatte - er würde sich nicht Priester der Vol nennen dürfen, wenn er nicht wüsste, das solche Geschichten durchaus auch mal wahr sein konnten.

„Ihr solltet die Tür verschließen“, riet er dem Wirt. Dieser nickte und tat, wie ihm geheißen. Dann antwortete er: „Ich denke, ich bleibe noch etwas hier. Brulf wird das sicher gut tun.

Ätzelbert nickte und ging wieder nach oben. Hier war nach wie vor alles ruhig. Anscheinend war niemand sonst wach geworden.
Trotzdem musste der Svirfnebli zugeben, dass ihm – gelinde gesagt – mulmig war. Aber das hätte er nie, niemals laut ausgesprochen.

Er schnallte seine Waffen ab, legte sie griffbereit vor sein Bett und legte sich wieder hin. Dann stand er wieder auf, nahm seinen Schild und deckte sich zusätzlich auch damit zu.
Sicher war schließlich sicher.
Endlich schlief er ein.

~o~
 
Bastonata hatte in dieser Nacht einen vom Alkohol außerordentlich gesegneten Schlaf.

~o~

Irgendwo bellte ein Hund.

Spange wurde wach. Er brauchte eine Weile, um zu merken, dass es der Haushund dieser Taverne war, der da unablässig kläffte. Verschlafen setzte er sich auf und kratzte sich erst einmal genüsslich zwischen den Beinen. Dann sah er zum Bett gegenüber. Dieser Priester hatte einen gesunden Schlaf, das musste der Neid ihm lassen. Und dass der sich mit seinem Schild zudeckte, wunderte den Wechselbalg nicht im geringsten. Für ihn hatten Gnome schlicht alle nasse Mützen auf.

Dieser Verfluchte Hund. Konnte nicht endlich mal Ruhe sein?
Und außerdem meldete sich Spanges Blase. Er stand auf und warf einen Blick aus dem Fenster.

Im fahlen Mondlicht hatte er die alte Oststraße im Blick.

Dann wurde vor Schreck plötzlich sein Mund trocken. Er musste schlucken.
Auf der Straße stand ein weißes Pferd und glotze ihn an.
Kein Zweifel.
Es glotzte ihn an.

Nachdem er sich wieder gefangen hatte, hörte er den Wirt beruhigend auf den Hund einreden. Doch der schien die Worte seines Herrn völlig zu ignorieren.
Spange atmete tief ein.Nun gut.
Dann konnte Spange den auch fragen, wo man hier pinkeln konnte.
Immer noch schaudernd öffnete er die Zimmertür.

Gefahr kommt, Valenar.

Q'arion war mit einem Schlag hellwach. Was war das?
In einer einzigen Bewegung war er aus dem Bett und nahm seinen Talaen Kara.
Dann runzelte er die Stirn. Das Doppelklingenschwert fühlte sich irgendwie... unruhig... an, so als unterdrücke es einen instinktiven Drang zur Flucht.

Tapferer Hengst, dachte der Elf. Was willst du mir sagen?

Talaen Kara war der Name eines valenarischen Reitpferdes. Dieses Pferd war zu Lebzeiten außerordentlich tapfer gewesen und hatte seinem Besitzer bei vielen Jagden ausgezeichnete Dienste geleistet. Als es starb, wurde ihm daher die Ehre zuteil, unsterblich zu werden, um weiter mit seinem Besitzer und Freund zusammen sein zu können. So wurde seine Seele an diese Waffe gebunden. Doch der Valenar, dem dieses Schwert gehört hatte, kam im Klageland ums Leben und Talaen Kara brauchte einen neuen Herrn.
Er fand ihn in Q'arion und blieb bei ihm.

Der Valenar überlegte. Das Schwert oder den Bogen? Schließlich nahm er Bogen und ein paar Pfeile in die eine Hand und die Nahkampfwaffe in die andere. So bewaffnet trat er aus dem Zimmer. Spange stand lauschend auf dem Flur, spähte die Treppe hinunter und bedeutete dem Elf, still zu sein.

„Irgendwas stimmt hier nicht“, flüsterte er. „Draußen steht ein herrenloses Pferd in der Gegend herum und der Hund schlägt an, als wenn eine Armee Zombies um das Haus schlicht. Der Wirt ist unten und versucht ihn zu beruhigen. War gerade auf dem Weg, mal nachzuschauen.“

Der Elf nickte stumm.

Die Beiden bewegten sich zur Treppe. Der Schein einer Kerze drang von unten herauf. „He, Wirt!“ sprach Spange den Tavernenbesitzer an. „Alles Klar da unten?“

„Weiß nicht. Brulf spielt seid einer Viertelstunde total verrückt!“

„Wer ist Brulf?“ flüsterte Q'arion dem Schurken zu.

Der sah den Elf an. „Ehm, der Hund?“ erwiderte er.

Q'arions Lippen formten ein lautloses „Ach so“.

Spange ging hinunter in den Schankraum und von dort aus zur Eingangstür. Dann zog er die Sichtklappe auf.

Das Pferd stand auf der Straße und glotze ihn an.

Der Wechselbalg glotzte zurück.

Ein Schatten versperrte die Sicht.

Und dann explodierte alles um ihn herum.
Es gab ein ohrenbetäubendes Krachen. Holzsplitter und Glas flogen dem Schurken um die Ohren und quer durch den Raum.

Wie auf Bestellung zuckte draußen der Blitz auf.

In der völlig zerstörten Eingangstür stand hoch aufragend eine Gestalt. Streifen von Stoff oder etwas ähnlichem hingen an ihr herunter.

Im nächsten Augenblick war es wieder finster, und bunte Lichter tanzten direkt vor Spanges Augen. Er bemerkte einen seltsamen Geruch nach Salbei, Kampher, Zimt und anderen Gewürzen und Ölen.

Und plötzlich war da diese Stimme, die sich anhörte, als würde jemand den Steindeckel einer Gruft bewegen: ``Lucan. Wo?´´

Erneut musste Spange schlucken. Er versuchte zu sprechen. Aber er brachte nur ein unartikuliertes Krächzen heraus.

Für den Bruchteil einer Sekunde sah er eine große, graue, von Bandagen umwickelte Faust vor seinem Gesicht. Dann segelte Spange quer durch den Schankraum und krachte in den Verschlag unter der Treppe.
Er fühlte noch, wie ihm so ziemlich alles brach, was mit Knochen zu tun hatte. Und dann fühlte er gar nichts mehr.

Irgendwo in einem entfernten Winkel des Bewusstseins registrierten Sinneszellen ein Geräusch. Wie von selbst begannen sie, das Geräusch zu verarbeiten und zu analysieren, während sich Andere in einem komplexen, aber dennoch völlig harmonischen Gleichklang wogen. Die Information wurde an einen anderen Teil des Bewusstseins weitergereicht, schließlich auf ihre Wichtigkeit hin überprüft und bekam eine Einstufung.
Sie lautete: Lebensbedrohlich.

Wie von der Tarantel gestochen fuhr Yelenath aus seiner Meditation hoch.

„Haldsmaul und lasmi schlafn“ murmelte eine völlig alkoholisierte Werbärin im Schlaf vor sich hin und drehte sich auf die andere Seite. Dann drehte sie sich wieder zurück und schlug die Augen auf.
Einen Augenblick später hatte sie eine Axt in der Hand und war auf dem Flur.

Der Hund bellte wie von Sinnen.
Q'arion sah seinen Gefährten zu Boden gleiten. Unter Spange breitete sich rasch ein dunkler Fleck aus.

Dann sah er Brulf die Gestalt angreifen. Ein wütendes Geheul ausstoßend verbiss er sich in ihren Arm. Er wurde hoch gehoben und mit gnadenloser Wucht auf den Boden geschmettert. Es machte ein knirschendes Geräusch, in das sich ein kurzes Aufheulen mischte, dann war es plötzlich seltsam still.

Der Waldläufer ließ Pfeil und Bogen fallen, sprang in den Schankraum und hieb aus dem Schwung heraus nach dem Eindringling.

Der Hieb traf in der Halsgegend und hinterließ eine tiefe Furche.
Q'arion erbleichte. Das konnte doch nicht wahr sein!
Das Monster hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, auszuweichen. Es zeigte keinerlei Reaktion!

Dafür aber griff es nun selbst an.

„Lucan gehört der Meisterin.“ fauchte es.

Hätte der Valenar gewusst, was ein Dampfhammer ist, wäre ihm dieser Vergleich vermutlich passend erschienen. Zwar hatte es ihn längst nicht so hart erwischt wie den Vielgesichtigen., aber es reichte, um ihm die Luft aus den Lungen zu pressen und ihn so zum Rückzug nach oben zu zwingen.

Q'arion huschte noch einen Schritt weiter vom Treppenabsatz zurück und duckte sich, um sich zu sammeln.

Jegliche Furcht wich aus seinem Geist.

Kurz dankte er den Göttern, dass er endlich seinen Vorfahren gerecht werden durfte.Er brachte  sich in Position und erwartete seinen Gegner.
Schon das zweite Mal heute, dachte er. Ein guter Tag.

Plötzlich bemerkte er Schatten hinter sich, die sich rasch zu ihm gesellten, Es waren Ätzelbert, Bastonata und Yelenath.
„Feind. Einzeln. Widerstandsfähig. Und Stark. Unten im Schankraum. Spange ist verletzt“, warnte der Elf seine Gefährten.

Yelenath nickte. Dann schlich er nach vorn zum Treppenabsatz. „Sei geblendet!“ sagte er.

Ein Lichtblitz gleißte auf. Ein ziemlich großer Hund lag ziemlich absonderlich verbogen auf dem Boden bei der Tür. Er war ziemlich sicher tot.

Außerdem erblickte er  den verblutenden Spange.

Und ...

Vor Entsetzten blieb ihm der Mund offen stehen.
„Ach, du heilige Scheiße!“ brachte er heraus.

Ätzelbert sah den Magier fragend an, dessen Gesicht langsam wieder Farbe annahm.

„Ist für dich“, sagte der. „Und im Übrigen bin ich der Meinung, dass wir hier schleunigst verschwinden sollten.“

Drei Augenpaare sahen ihn an.

„Wohin denn, bitteschön?“, blaffte Q'arion ihn an.

„Keine Ahnung. Durchs Fenster. Was weiß ich, Hauptsache, weg!“
Yelenath begann hastig, sich zurückzuziehen.

Der Valenar schien einen Augenblick nachzudenken.

„Oh“, sagte er. Dann folgte er ihm.

Der Gnom spähte die Treppe hinunter und erfasste die Bescherung mit einem Blick.
Toll, dachte er, ihr seid mir vielleicht ein paar Helden. „Ist für di-hich“, äffte er den Magier nach.

Durch den Raum bewegte sich die Mumie auf die Treppe zu.
Der Lichtblitz  hatte natürlich nichts gebracht.
Wie auch.
Sie hatte keine Augen mehr.

Plötzlich konnte Ätzelbert den Elfen verstehen.

Er straffte seine kleine Gestalt und trat an den Absatz.

Die Mumie setzte einen untoten Fuß auf die Treppe. „Caldera ihn wiederhaben!“
Sie sprach irgendwie undeutlich, als wenn ihr nicht nur Augen, sondern auch die Zunge fehlte.

„Steh, du Geschöpf des ewigen Unlebens!“ Der Kleriker hielt sein Heiliges Symbol vor sich. „Höre, was ich dir zu sagen habe!“

„Sein Blut ist an ihres gebunden!“ entgegnete das Monster.

Bastonata konnte vom hinteren Teil des Flures aus direkt durch die zerbrochene Tür nach draußen sehen. Dort stand ein weißes Pferd. Es wirkte ausgezehrt und krank., als sei es dem Tode nah.

Sie reckte sich und erspähte das Monster. Es kam ihr irgendwie ausgetrocknet vor. Wickel und Bandagen hingen an ihm herab.

Da kam ihr eine Idee. Sie huschte zurück in ihr Zimmer und wühlte hastig in ihren Sachen.
Nur eine, dachte sie, bitte, nur eine einzige Fackel!

„Lucan ist nicht hier“, fuhr Ätzelbert fort.

Die Mumie machte einen Schritt.

Der Priester wusste, dass dies seine einzige Chance sein mochte.
„Lucan ist die Oststraße hinunter, ohne hier einzukehren. Er ist in einer schwarzen Kutsche unterwegs!“

Immer weiter reden ,dachte er. Bloß nicht aufhören!

Das Monster machte einen weiteren Schritt die Treppe hinauf.

„Wohin?“, fauchte es drohend.

„Trolanhafen“, brachte Ätzelbert heraus.

„Trolanhafen“, wiederholte die Mumie.

Dann drehte sie sich um und verließ die Schänke. Ätzelbert konnte sie auf das Pferd steigen und davon reiten sehen.

Er setzte sich einen Augenblick auf die Treppe.

Bastonata kam den Flur entlang gerannt. In ihrer Hand brannten zwei Fackeln. „Ich weiß, wie wir das Vieh klein kriegen!“ rief sie.

„Zu spät“, erwiderte der Gnom.“Ist schon weg.“

Die Werbärin ließ die Fackeln sinken. „Und der Wechselbalg?“

Scheiße, dachte Ätzelbert. Er sprang auf und rannte hinunter, um Spange zu untersuchen.

Bastonata entzündete einige Öllampen.

Vol sei Dank. Der Dieb lebte. Noch. Es ging ihm sehr schlecht, auch wenn seine Blutungen erstaunlicherweise nachgelassen hatten. Hastig entkorkte der Kleriker seinen letzten Heiltrank und drückte seinem Gefährten die Phiole in den Rachen.

Spange hustete und kam zu sich.
„Wow“, sagte er. „Ein tierischer Flash!“

Bastonata sah sich um.
Der Schankraum der „Überfahrenen Harpye“ sah aus wie nach einem Wirbelsturm. Tische und Stühle lagen kreuz und quer herum und überall lagen die Splitter der Eingangstür verstreut.

In der Ecke stand Ungar, der Wirt mit offenem Mund und starrte zur Tür.
Sein Blick war leer, das lange Nachthemd im unteren Bereich völlig durchnässt. Es roch etwas streng.
Ein Speichelfaden rann aus seinem Mundwinkel.
Sein dichtes Haar war schneeweiß.
Oh nein, dachte die Barbarin. Auch das noch.

„Ungar?“

„Vater, was ist los mit dir? Was ist passiert?“
In der Tür zur Küche standen Marta, die Frau des Wirtes, und Anlia. Sie hatte Telo auf dem Arm.

Ungar rührte sich nicht.

Fassungslosigkeit stand in den Gesichtern der Frauen. Hastig kamen sie in den Raum und scharten sich um den Wirt
„Vater, sag doch was!“

Ihre Augen wurden feucht.

Telo fragte: “ Was hat Großvater denn, Mami?“

Bastonata schloss die Augen und presste die Lider zusammen.
Sie wusste, was nun kam. Sie hatte es oft genug erlebt.

Hilflos sah sie, wie Marta und Anlia ungehemmt und angstvoll zu weinen begannen. Auch Telos Augen füllten sich mehr und mehr mit Tränen.

Oben auf der Treppe erschienen Q'arion und Yelenath .

Außerdem tauchten nun auch die restlichen Gäste auf. Sie waren während des Überfalls lieber in ihren Zimmern geblieben.
Viele von ihnen sahen verängstigt aus.

Schließlich räusperte sich die Wandlerin und trat nahe an Ungar heran. „Schon gut.“ sagte sie. „Du kannst jetzt gehen.“

Als seine Familie Ungar weggebracht hatte,  herrschte noch eine ganze Weile Schweigen.

Schließlich fragte Yelenath: „Und was jetzt?“

„Tja", sagte Ätzelbert, „Ich würde vorschlagen, wir verrammeln die Tür. Genug kaputtes Holz haben wir ja jetzt. Und dann versuchen wir, noch eine Mütze Schlaf zu bekommen. Es sei denn“, fügte er bissig hinzu, „Du möchtest lieber weglaufen. Na, wie wär's?“

„Das war eine Mumie, Priester! Du weißt, was das heißt, oder? Du hast es selbst gesehen, Mann!“ erwiderte der Magier aufgebracht.

„Ja genau! Und dank mir ist sie jetzt weg!“

„Oh, du aufscheiderischer kleiner... Wicht“

„Es reicht!“ rief Bastonata. „Wir haben zu tun! Und außerdem haben wir einen Auftrag zu erfüllen, schon vergessen? Wenigstens wissen wir jetzt, dass diese bösen Vögel...“,sie gestikulierte mit den Armen, „...na, eben ganz böse Vögel sind! Also werden wir nächstes Mal vorsichtiger sein. In Ordnung?“

Also machten sie sich an die Arbeit, die Tür wenigstens notdürftig zu verrammeln. Einige Gäste halfen.

Dann gingen die Abenteurer wieder auf ihre Zimmer.

Sie schliefen nicht besonders gut in dieser Nacht.

~o~

Der nächste Morgen begrüßte die Gruppe mit Sonnenschein. Immer noch wehte eine steife Brise und Wolken zogen am Himmel, aber immerhin war das Wetter schon viel freundlicher, als den Tag zuvor.

Die Abenteurer nahmen ein karges Frühstück zu sich, bezahlten bei der Wirtsfrau und gingen zum Stall nebenan. Dort hatte Anlia bereits ihre Pferde versorgt und aufgezäumt und erwartete sie.

Viel gesprochen wurde nicht. Wie es Ungar ginge, wollte Bastonata wissen.

Nun ja. Wie sollte es schon sein. Er lag in seinem Bett und starrte an die Decke.

Die Barbarin verzog das Gesicht zu einem schiefen Lächeln in der Hoffnung, es würde aufmunternd wirken. Anlia sah zu Boden.

Die Gefährten saßen auf und wollten bereits los reiten, als Anlia Ätzelbert noch einmal aufhielt. Sie hatte einen Beutel in der Hand.

„Ich...“ begann sie und schluckte. Dann fuhr sie fort: „Bitte, ich möchte euch das Geld für die Übernachtung zurückgeben. Ihr habt vermutlich unser aller Leben gerettet, und dafür möchte ich mich bedanken.“ Wieder senkte sie ihren Blick.

Der Kleriker sah sie stirnrunzelnd an. „Meint ihr nicht, dass ihr das Geld jetzt nötiger habt, als wir?“

„Schon. Aber ich will mir gar nicht vorstellen, wie es gestern Nacht ausgegangen wäre, wenn ihr nicht da gewesen wärt. Nehmt!“ sagte sie bestimmt, trat an das Pferd des Priesters heran und befestigte den Beutel am Gepäck.

Ätzelbert konnte sich sogar sehr gut vorstellen, was passiert wäre, wenn sie nicht hier übernachtet hätten.

Gar nichts wäre nämlich passiert. Die Mumie war wegen ihnen gekommen, und nicht, weil die Schänke zufällig des Weges lag.

Er schwieg.

Dann nickte er, wendete sein Pferd und ritt ohne sich noch einmal umzusehen auf die Straße, den Anderen nach.

~o~

Die Abenteurer ritten, so schnell sie konnten und so gut es die Pferde aushielten. Die nächsten Tage über blieb das Wetter wechselhaft, und es kam keine weitere Taverne in Sicht, in der sie absteigen konnten. Also mussten sie Nässe, Wind und Kälte in Kauf nehmen und in der Wildnis übernachten. Wachen wurden eingeteilt und Feuer klein gehalten. Doch trotz aller Beeilung und Vorsicht blieb Lucans Kutsche irgendwo weit hinter dem Horizont verborgen.

Aber wenigstens blieben die Nächte ruhig.

Am vierten Tag ihrer Reise begegneten ihnen fahrende Händler. Zwei Planwagen, die von je zwei berittenen Söldnern begleitet wurden. Nach der schwarzen Kutsche gefragt antworteten sie: „Eine Schwarze Kutsche? Ja, haben wir gesehen. Gestern an einer Orien-Versorgungsstation war das. Die Eigner haben versucht, neue Pferde aufzutreiben, als wir da ankamen. Die armen Viecher, die sie dafür loswerden wollten, konnten ja kaum noch stehen! Sind jedenfalls die Straße Richtung Zilspar runter, aber in einem Tempo sage ich euch, als wäre der Raffer selbst hinter ihnen her! Auf dem Bock saß 'ne Frau, ja. Ha, möchte bei der kein Pferd sein! So, wie die die Tiere herangenommen hat, kann ich verstehen, wieso die so zerschunden waren. Naja, müssen mal weiter. Fahrt wohl und unbeschwert, Leute!“

Die Verfolger erstanden etwas Brot und Dauerwurst für den Weg, sowie einige Heiltränke. Dann machten sie sich wieder auf den Weg.

Nach einer weiteren Nacht in Regen, Nebel und Wind erreichten sie am darauf folgenden Abend die Versorgungsstation, die der Händler erwähnt hatte. Sie ließen ihre Pferde füttern und ausruhen und übernachteten im Haupthaus. Allerdings erfuhren sie hier nichts neues.

 Lucan und  seine Schwester -falls sie es war- hatten ihre völlig erschöpften Tiere gegen frische getauscht und waren sofort weiter gefahren.

Schließlich ließen sie das Heft hinter sich. Wo bis dahin Küste gewesen war, erstreckte sich nun das weite Marschland der Flintsteinhalbinsel mit seinen Mooren und Feuchtwiesen, die von Buschwerk und lichten Hainen durchzogen waren.
Und nachts gesellten sich zum ungemütlichen Wetter auch noch ganze Horden von Mücken.

Der sechste Tag brachte endlich wieder etwas besseres  Wetter.

Schon den ganzen Morgen war immer wieder lang gezogenes Heulen aus den Tiefen des Königswaldes zu hören gewesen. Und endlich brach kurz nach Mittag eine Meute Flimmerhunde aus dem Dickicht und preschte von rechts über die Straße. Das Rudel begleitete die Abenteurer einige Zeit in angemessener Entfernung, um das Marschland zu durchstreifen. Das japsende Gekläff und Geheul war weithin zu hören.

Imposant anzuschauen, wie die Tiere auf ihrer Fährte dahinziehen, dachte Bastonata.

Manche wurden zwischendurch durchscheinend und verschwanden dann einfach, nur um einen Augenblick später viel weiter vorn im Rudel wieder zum Vorschein zu kommen.

Plötzlich tauchte das Pack wie auf ein Zeichen in dichtes Buschwerk ein und scheuchte eine Herde Auerochsen auf, um sie zu jagen.

Die Werbärin musste lächeln.

Schließlich erreichten Lucans Verfolger Zilspar. Es war die letzte befestigte Siedlung auf brelänischem Hoheitsgebiet und bestand aus nicht mehr als ein paar Häusern, die sich um einen Platz gruppierten, dessen Mittelpunkt ein Brunnen bildete. Immerhin gab es auch eine kleine Dorfschänke, die abgesehen von einigen Durchreisenden auch schon mal gern von Einheimischen besucht wurde.

Dort kehrten die Abenteurer ein.

Diesmal war es an Spange, sich umzuhören. Es gestaltete sich als nicht besonders schwierig, denn das unheimliche Gefährt war in aller Munde.
Er setzte sich in die Nähe von zwei Bauern an den Tresen, die hier bei ein oder vielleicht auch mehreren Bier über die Ereignisse der letzten Woche diskutierten.

Er lauschte den Gesprächen.
Anscheinend hatten die Flüchtenden auch hier ihre Zugtiere wechseln müssen.

Schließlich zeigte er ihnen das Bild der Kutsche und fragte unverblümt, ob man hierzu etwas sagen könne.

„Ja, die war hier“, erwiderten die Beiden. „Vor zwei Tagen war das. Komische Leute waren das. Schienen sehr in Eile zu sein. Wollten sich gar nicht erst lange aufhalten. Die Kutscherin war schon ein hübsches Ding, meinst du nicht, Onar? Aber ich kann euch sagen, Herr... wie heißt ihr noch?...Also ich sag euch, die waren so unheimlich wie eine Nacht draußen auf dem Moor. Wisst ihr, was passiert ist, als diese Rothaarige mal kurz weg war?“

„Erzählt“, ermunterte Spange die Bauern und bestellte die nächste Runde.

Nachdem das Bier gekommen war, fuhren der Eine fort. „Elffinger-Wroan hat versucht, währenddessen in die Kutsche einzubrechen. Und glaubt ihr's! Da kommt eine dürre Hand da raus, packt ihn und zerrt ihn ins Innere!  Daraufhin hat es das ganze Vehikel geschüttelt und dann war Ruhe. Ist auch nicht wieder herausgekommen, der arme Wroan.“

„Die Rothaarige is 'ne Hexe, sag ich!“ fiel der Andere ein: „Verflucht hübsch, das stimmt, aber die Chats in sich! Haben ihr gesagt, was dem alten Elffinger passiert is, und ob wir ihn wieder ham könn' aber die steigt einfach auf ihren Bock und schnaubt: `Da seht ihr, wie es Leuten ergeht, die ihre Nase zu tief in die Angelegenheiten Anderer stecken!´ Und dann? Peitsche knallen und weg! Ich sag euch, diese Leute führn nix Gutes im Schilde!“

Als Spange am Abend mit seinem Bericht fertig war, sahen Yelenath und Ätzelbert sich an. Beiden war nun auch das letzte bisschen gute Laune vergangen.

Der Magier sprach als erster. „Fassen wir zusammen“, sagte er. „Erstens. Lucan besitzt ein magisches Schwert, das Seelenklinge genannt wird. Damit flieht er auf eine fulminante Weise aus Sharn, und zwar in einer Kutsche derjenigen Person, die er zuletzt zu bespitzeln hatte. Wie war noch gleich ihr Name?“

„Caldera“, brummte der Priester und starrte sinnend ins Kaminfeuer. „Anscheinend ist sie im Sharner Umland nicht ganz unbekannt, um nicht zu sagen, gefürchtet. Die Bauerngeschichten aus der Überfahrenen Harpye beschreiben Begegnungen mit stark negativer göttlicher Energie.“

„Japp. Kenne ich aus meiner Heimat“, bestätigte Bastonata, „Allerdings bekamen wir das nur als Kinder zu hören, wenn wir unartig waren...“

„Oh, wirklich“, machte der Kleriker.

„Wie dem auch sei“, nahm Yelenath den Faden wieder auf, „Lucan hat offenbar mehr mit dieser Caldera zu tun, als unser Auftraggeber weiß oder zugeben will. Könnte es sein, dass Diese Kutscherin gar nicht seine Schwester, sondern diese Fürstin der Unterwelt ist?“

„Unwahrscheinlich. Diese Mumie da hat, glaube ich, in ihrem Auftrag nach Lucan gesucht. Und...“ Ätzelbert schnippte mit den Fingern, „sie hat was gesagt, von wegen und sein Blut wäre an Calderas gebunden!“ Irgendetwas hatte das zu bedeuten. Er spürte das.

„Vielleicht flieht er nicht nur vor den Königs Schatten, sondern auch vor ihr?“, warf Spange ein.

„Wäre denkbar.“ nickte Yelenath.

„Wer weiß, was die beiden da ausgeheckt haben.“ Der Gnom zog die Stirn kraus.

„Und dann diese Sache hier mit dem Menschen, der versucht hat, in die Kutsche einzubrechen. Nun, wohin bringt uns das?“

„Dorthin, wo es uns nicht gefallen wird“, sagte der Priester mehr zu sich selbst, als zu den anderen.

Der nächste Tag brach an, und die Gruppe machte sich in aller Frühe auf. Noch vier Tage bis nach Zilargo, sagten die Dorfbewohner und wünschten eine gute Reise.

Am Mittag des zwölften Tages erreichten sie die Grenze. Zu erkennen war dies eigentlich nur an einem Stein, der am Straßenrand eingegraben war, und der kleinen Versorgungsstation nebst Stallungen für Händler und Reisende.

Die alte Handelsstraße wand sich hier wieder direkt an der Küste entlang, so dass am Horizont die Untiefen der gefürchteten Shargon-Schnellen zu sehen waren, die die Abenteurer vor nicht allzu langer Zeit schon einmal passiert hatten. Weiße Gischt leuchtete in der Ferne.

Als sich die Reisenden der Station näherten, hielt Q'arion plötzlich an und stieg vom Pferd. Dann stieg er in des Straßengraben.

„Hallo? Was machst du da?“ rief Spange unwirsch.

Q'arion ignorierte ihn, denn er hatte etwas gefunden, das seine Aufmerksamkeit geweckt hatte: Zwei tote Pferde lagen im Graben, aufgedunsen und über und über mit Fliegen und Maden bedeckt.

Der Elf hielt sich die Nase zu. Es stank derart widerlich, dass ihm Tränen in die Augen traten.

Die Kadaver wiesen Wunden auf, die ziemlich sicher von Pferdegeschirren einer Kutsche herrührten. Offenbar hatte jemand diese Tiere zu Tode gehetzt. Älter als zwei Tage konnten sie nicht sein, schätze der Waldläufer. Der Insektenbefall wies eindeutig darauf hin.

Yelenath entschloss sich für ein offizielles Auftreten. Er zeigte einem der Knechte die Papiere der Zitadelle und stellte sich vor. Dann fragte er nach dem Verbleib einer Schwarzen Kutsche.

„Eine Schwarze Kutsche? Ja klar war die hier!“ antwortete der Arbeiter aufgeregt. „Und zwar ganz schön lange, denn nachdem dieser Idiotin von einer Kutscherin zwei ihrer Pferde im Geschirr tot zusammengebrochen sind, haben wir erst mal gebraucht, um den Schlamassel wieder zu richten, und dann hatten wir keine Tiere mehr zum Wechseln da. Hat geschlagene zwei Tage gedauert, bis wir die wieder los waren!“ Er gestikulierte wild umher. „Sind soeben weg von hier, vielleicht zwei Stunden oder so. Nur die Straße weiter runter! Mann, was für ne Aufregung! Ich könnt jetzt noch an die Decke gehen!“

Zwei Stunden! Nichts wie hinterher!
Yelenath rief die Gefährten und gab seinem Reittier die Sporen.

Der Knecht an der Versorgungsstation kratze sich verblüfft am Kopf. Zuerst dieses Weib von einer Kutscherin, unverschämt und boshaft wie ein Kobold, und dann diese Leute, die behaupteten, im Auftrag des breländischen Königs genau jene Frau zu verfolgen.

Verwirrt schaute er den davon jagenden Reitern hinterher.

Bastonata konnte es spüren. Sie waren nicht mehr weit. Bald würden sie die Kutsche eingeholt haben. Obwohl sie noch den gesamten Nachmittag gebraucht hatten, war sie sich sicher: Heute war es so weit. Flüchtig registrierte sie, das es langsam dunkel wurde.

Bald, Mutter. Bald können wir wieder zusammen sein.

Die Straße führte über eine kleine Anhöhe und verschwand dahinter.
Die Verfolger hetzten sie hinauf.

Da war sie.

Deutlich zeichnete sich eine Schattenhafte Gestalt auf dem Kutschbock ab. Dennoch war das einzige erkennbare Detail ein Schopf langen, roten Haares, dass hinter ihr im Wind wehte.

Trotzdem bestand kein Zweifel.

Sie Hatten die Flüchtenden eingeholt.

Ätzelbert schloss zu Bastonata auf und bedeutete ihr, nicht näher heranzureiten. Sie brauchten einen Plan, und zwar schnell!

„Wir müssen die Kutsche stoppen!“ rief die Wandlerin.

Ätzelbert nickte. „Konzentrieren wir uns auf die Pferde!“ rief er zurück.

„Vorbei reiten und Angriff von vorn!“ kam die Antwort der Werbärin.

Bastonata gab die Idee nach hinten weiter an Yelenath, Spange und Q'arion. Der hatte bereits seinen Bogen in der Hand.

„Vorsicht vor der Frau! Sie ist wahrscheinlich selbst gefährlich!“, fügte die Barbarin hinzu.

Dann trieb sie ihr Pferd bis an seine Grenzen, um rascher aufholen zu können. Komm, Mutter, dachte sie. Sei meine Kampfgefährtin.

Und die Bärin kam.

Die Kutscherin hatte offenbar noch nichts bemerkt, und so holten die Jäger im Auftrag der Schatten schnell auf. Q'arion, Spange und Bastonata näherten sich dem Gefährt von links, während Yelenath und Ätzelbert es von rechts versuchten.

Plötzlich wirbelte die Frau herum.
Als habe sie eine Eingebung gehabt.

Sie stieß einen ziemlich kräftigen Fluch aus, drehte sich wieder nach vorn und ließ die Zügel knallen. Die Kutsche sprang nach vorn und beschleunigte rasch auf Höchstgeschwindigkeit.

Yelenath konnte sehen, wie sie ihre Hand hob. Irgendetwas flatterte darin. Dann fiel ein Leuchten wie feiner Regen auf sie herab. Blitzschnell analysierte der Arkanist den Zauber, dessen Zeuge er wurde. „Magische Rüstung!“ rief er.
 
„Na wunderbar“, hört er hinter sich den Priester der Vol säuerlich antworten.

Der Waldläufer führte sein Pferd jetzt nur noch mit den Schenkeln, während er einen Pfeil auf die Sehne legte. Auf ein Pferd zu schießen, widerstrebte ihm. Die Tiere konnten nichts für die Machenschaften Anderer.

Er zielte sorgfältig und ruhig, so wie es die Elfen seit tausenden von Jahren taten. Dann ließ er die Sehne schwirren. Der Pfeil bohrte sich dicht neben dem Kopf der Rothaarigen ins Holz.

Spange hielt seinen Morgenstern in der rechten Hand, während er versuchte, an eines der Zugpferde heranzukommen. Als er nahe genug dran war, schlug er zu.
Zumindest versuchte er es. Doch  im letzten Augenblick bekam er übergewicht und kam ins Straucheln.

Daneben!

Im Gegenteil, plötzlich musste er aufpassen, sich nicht auch noch selbst zu erwischen!
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Wieder trieb Bastonata ihr Tier zum äußersten. Schmerzerfüllt wieherte es auf. Mit einem Satz war sie zuvorderst und schwang ihre Streitaxt. Knapp zischte die Waffe am Schädel des Zugtieres vorbei.

Sie schaute zurück. Die Frau musste einfach Grilsha sein. Sie passte perfekt auf Viorrs Beschreibung. Grilsha erwiderte hasserfüllt den Blick. Im letzten Augenblick hatte sie die Zügel herumreißen und so den Kopf des Pferdes aus der Reichweite von Bastonatas Axt bringen können.

Wieder hielt sie eine Hand hoch. Ein grünlicher Schimmer entstand um sie herum. Dann trat sie von oben mit dem Fuß gegen die Passagierkabine. „Lucan! Wach endlich auf, du Idiot“

Na gut, dachte die Werbärin grimmig. Dann konnte es ja losgehen.

Ätzelbert lenkte sein Pferd nach ganz außen. Von seiner Position konnte er nicht nahe genug an die Tiere der Gegner heran.

Da kam ihm eine Idee.
Vol, bat er seine Göttin,schicke mir einen Verbündeten.

Er hörte die unbekannte Frau auf dem Kutschbock einen spitzen Schrei ausstoßen, als die infernalische Hyäne neben ihr auftauchte.

Die Bestie schnappte nach ihr.

Irgendwie schaffte es die Frau, nicht gebissen zu werden.

Er hörte Yelenath neben sich fluchen. „Verdammte Scheiße“, rief er, „Ich kann mich so nicht konzentrieren!“

Auf der anderen Seite versuchten die Anderen, wenigstens eines der vier Pferde zu treffen. Aber immer wieder konnten die Tiere im letzten Augenblick ausweichen.

Aus dem inneren der Kutsche erscholl ein lang gezogenes Heulen. Bastonata zuckte zusammen.

Das Heulen wurde von irgendwo aus dem Wald beantwortet. Wenig später nahm ihr feiner Geruchssinn Witterung auf. Sie warf einen Blick in das nachtschwarze Dickicht. Die Bärin in ihr witterte, schaute, schätzte und kam auf fünfzehn. Sie fluchte. Dieser Kampf würde hart werden.

„Wölfe!“ schrie sie. „Meute, fünfzehn Stück!“

„Toll!“, kam die zynische Antwort, „wir haben bestimmt so etwa tausendsechshundert Probleme, das hier wäre  dann Nummer Acht!“

Die Rothaarige Frau auf dem Kutschbock hatte plötzlich eine kleine Kugel in der Hand. Yelenath versuchte erneut sich zu konzentrieren. Erwollte wenigstens versuchen, herauszufinden, was sie nun vorhatte.

Die Rothaarige warf den Ball weit über die Köpfe der Reiter hinweg.

Und Yelenath wusste plötzlich, was für ein Zauber das war.
Aber es war zu spät, um noch reagieren zu können.

Alles um ihn herum schien mit einem Mal in Flammen zu stehen. Er schrie.

Es war, als würde sich die Zeit verlangsamen. Der Kleriker der Vol sah den Feuerball kommen und griff instinktiv nach seinem Reisecape. Er zog es über sich.
Diese Bewegung rettete ihm das Leben.

Nicht aber seinem Pferd. Noch ehe es einen Laut von sich geben konnte, war es verbrannt.

Ätzelbert fiel und sah den Boden unter sich immer näher kommen.

Das würde jetzt schmerzhaft werden.
Dann kam er auf dem Boden auf, überschlug sich mehrmals und blieb liegen.

Spange sah, wie die beiden Magieanwender hinter ihnen zurückblieben. Beiden hatte der mächtige Zauber die Reittiere zu Asche pulverisiert. Ein Wunder, dass die beiden selbst überhaupt noch einen Körper hatten.

Erneut holte er aus. Diesmal traf er. Das Zugtier versuchte sich aufzubäumen, aber Wagendeichsel und Geschirr hielten es fest.

Q'arion zielte und schoss. Komm schon, sagte er sich. Einer muss doch mal drin sein! Da schrie die Frau vor Schmerz auf und funkelte ihn wütend an, während ihre Finger nach dem Pfeil tasteten, der in ihrer Schulter steckte.
Na endlich, dachte der Elf.

Bastonata legte alles in diesen Schlag. Wenn sie es nicht bald schafften, diese Kutsche aufzuhalten, würde es mehr und mehr unmöglich werden!

Sie holte aus.

Sie schlug zu.

Sie traf.

Dem vorne links ziehenden Pferd knickte der Kopf nach unten, als sei er ein zerbrochener Ast. Dann stürzte das Tier.

Bastonata stimmte ein gellendes Jubelgeheul an.

Da stürzten auch die restlichen Pferde. Eines geriet unter die Räder,wieherte auf und wurde halb unter dem Rad und halb noch im Geschirr steckend mitgeschleift.

Grilsha wurde wie mit Hilfe eines Katapults nach vorn geschleudert und schlug schwer am Boden auf.

Dann verlor der Wagen den Zusammenhalt. Die Deichsel grub sich in das Schotterbett der Straße, Verankerungen brachen, Holz splitterte. Die längs verlaufenden Holzstangen, an denen die Geschirre der Pferde befestigt waren, bogen sich auf.

Ein ohrenbetäubendes Knirschen erscholl in der Nacht, dann krachte der ausladende Fahrgastraum nach vorn, so dass sich die Deichsel mitten in den Koffer bohrte und aus dem Dach wieder heraustrat.
Achsen brachen.
Räder flogen davon.
Alles rutschte noch etliche Meter voran.
Dann, endlich, lag das zertrümmerte Fluchtfahrzeug still.

Einen Meter weiter, und es hätte Grilsha unter sich begraben.

Die Barbarin sah, wie sich Lucans Schwester schwankend erhob und eine obszöne Geste in ihre Richtung machte.

Dann war sie plötzlich verschwunden.

Die Hyäne sprang auf und schnappte mehrfach in die Luft, dass ihre zahnbewehrten Kiefer ein klackendes Geräusch machten. Doch keine Gegnerin war mehr in Reichweite.
Schließlich löste sich die Bestie auf.

Nur am Rande drang in Bastonatas Bewusstsein, dass die Wölfe sich nun wieder tiefer in den Wald zurückzogen.

Ätzelbert versuchte, auf die Beine zu kommen. Es war schmerzhaft, aber es ging. Weit vor ihm sah er die zerstörte Kutsche auf der Straße liegen. Hastig machte er sich auf den Weg, als er nur einige Meter vor sich einer Bewegung gewahr wurde.
Es war der Magier.
Ihn schwer verletzt nennen zu wollen, wäre eine maßlose Untertreibung gewesen. Wenn ihm nicht schnellstens jemand half, würde er sterben.

Der Priester seufzte. Eigentlich hatte er den Zauber als eiserne Reserve für sich selbst geplant. Er legte dem Elfen die Hand auf und sprach ein Gebet.

Göttliche Kraft floss aus seinen Fingern in den Körper des Magiers. Und mit ihr kehrte dessen Lebenskraft zurück.

Doch es passierte noch etwas anderes. Als er sein Hände von dem Elfen nahm, spürte Ätzelbert einen rasenden Schmerz in der Herzgegend.
Er fühlte sich plötzlich schwach und begann am ganzen Körper zu zittern.
Ein Lied aus seiner Jugend fiel ihm ein.

Ich konnte das Opfer nicht töten
Es sah mich traurig an
Ich habe meinen Meister verraten
weil ich es nicht getan


Er wusste plötzlich, was los war.
Das Auge Vols lag auf seinem Tun!
Sie forderte seine Loyalität ein.
Wenn er ein wahrer Anhänger werden wollte, mußte er anfangen, ihr Geschenke zu bringen.

Als Yelenath wieder aufstehen konnte, sagte Ätzelbert: „Du kostest mich eine Menge, mein Junge. Das nächste mal lasse ich dich sterben und einer von uns werden, verstanden?“
Damit ließ er den Elf stehen und begab sich zu den Anderen.

Q'arion schlich um den Wagen herum zur Seitentür. Mit seinem Schwert stieß er sie an. Er bedeutete Spange und Bastonata, ihre Waffen bereit zu machen.
Dann fasste er sich ein Herz und riss die Tür auf.

Der vertrocknete Arm von Elffinger-Wroan fiel heraus und blieb in der Trittstufe hängen.
Spange wurde bleich.

Den feinen Nebel, der sich unter der Kutsche gebildet hatte, bemerkte niemand von den dreien.

Der Elf schob den Arm zurück, beugte sich vor und warf einen Blick in den Wagen.
Als er sich wieder aufrichtete, war er genau so bleich wie Spange.

„Da-da drin ist...“ stammelte er.

„Ich weiss", sprach Ätzelbert, der von hinten dazugetreten war. „Es ist ein Sarg, nicht wahr?“
Er zeigte auf den feinen Nebel, der nun davon schwebte und dabei zügig an Höhe gewann. "Da oben entkommt übrigens gerade unsere Zielperson. Damit dürfte es wohl klar sein, meine Herrschaften: Lucan Stellos ist ein Vampir.“

~o~

Lucan und seine Schwester waren definitiv entkommen. Jegliches Untersuchen der näheren Umgebung hatte nichts erbracht.

„Es passt alles zusammen!“ Yelenath kombinierte mit wissenschaftlichem Eifer. „Lucan bespitzelt Caldera, und die macht ihn zum Vampir, weil sie selber einer ist. Denkt an die Bauerngeschichten! Was ich aber nicht verstehe: Wie hat Lucan es geschafft, die Blutsbande zu Caldera zu durchbrechen? Das ist mir ein Rätsel!“

Bastonata warf Kieselsteine in die Büsche. „Verdammt“, fluchte sie, „wir wurden angeheuert, um einen Agenten zu fangen. Nicht, um Vampire zu jagen!“

„Und von einer Mumie war auch nie die Rede“, beschwerte sich der Valenar.

„Danke für den Hinweis, Q'arion. Scheiße."

Ätzelbert hatte die Arme vor der Brust verschränkt und schnaubte durch die Nase. „Wisst ihr, ich hätte nicht übel Lust, nach Sharn zurückzugehen und diesem Maleak zu sagen, er soll sich jemand anders dafür suchen“, konstatierte er. Er stand auf und trat gegen einen Stein. „Zum Kotzen!“ fügte er hinzu.

Etwa zwei Tagesreisen von Trolanhafen entfernt saßen fünf frustrierte Abenteurer um eine zerstörte Kutsche herum und fragten sich, wie es nun weitergehen sollte.
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 23. September 2006, 14:30:17
Noch eine kleine Anmerkung. Die Begegnung "Zur überfahrenen Harpye" war eigentlich eine auszuwürfelnde Zufallsbegegnung für die Wildnis. Eine Begegnung gleich welcher Art sollte imho aber in einen kohärenten Zusammenhang gehören.

Ebenso stammten die fahrenden Händler und die Flimmerhundmeute von der Zufallstabelle im Heft. Die lt. dem Abenteuer anzuwendende Häufigkeit von Zufallsbegegnungen (tagsüber pro Stunde 10% Chance, außerdem pro Nacht in der Wildnis 20% Chance, und das verteilt auf insgesamt 12 Tage... ein Fest für Würfelfetischisten!  :roll: ) hielt ich für übertrieben. Die Liste selbst eignet sich aber trotzdem sehr gut, um  jede Menge Abwechslung in die Reise zu bringen.
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: hewimeddel am 23. September 2006, 14:50:31
Geniale Story Hour!

tschau,
hewi
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Pestbeule am 26. September 2006, 01:02:57
Zitat
Er wusste plötzlich, was los war.
Das Auge Vols lag auf seinem Tun!
Sie forderte seine Loyalität ein.
Wenn er ein wahrer Anhänger werden wollte, mußte er anfangen, ihr Geschenke zu bringen.

Als Yelenath wieder aufstehen konnte, sagte Ätzelbert: „Du kostest mich eine Menge, mein Junge. Das nächste mal lasse ich dich sterben und einer von uns werden, verstanden?“
Damit ließ er den Elf stehen und begab sich zu den Anderen.


Ähm, wie? Was ist damit gemeint? Ist es nicht sehr abträglich für die Gruppe wenn ein solch "egoistischer" Charakter in der Gruppe ist, der von seiner Gottheit bestraft wird, wenn er jemanden heilt?

Sowieso... Tiefengnome haben eine ECL von +3. Wie passt der dann in die Gruppenstufe? Oder sind die alle Stufe 7?

Fragen, Fragen.

Deine SH liest sich echt sehr gut. Du machst mir etwas zuviele Absätze rein, das macht das lesen nicht gerade einfach (ähnlich wie bei Berandor). Bei dir weiß man aber dafür immer wer gerade spricht. Die Stimmung die du einfängst gefällt mir sehr gut. Ich bin gespannt, wie die Schwachstellen (ich nenn sie mal so) in dem Abenteuer rüberkommen . Wenn die auch so gut scheinen, werd ich es vllt doch wagen. Nur wie soll ich den Warforged auf ein Pferd packen in der Verfolgungsjagd.... das wird doch nie im Leben was!^^
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Taraxacum am 26. September 2006, 03:25:56
Warforged Quark! Natürlich kann ein Pferd ein Warforged tragen,. wenn dieser nichtmehr als 400 Pfund wiegt. *gleichmalschauwodiegewichtslisteist*

... :(  *nichtfind*

Also ich weiss immerhin, dass ein Warforged mit Adamantit 4X so scher ist wie ein Normalo. EIner mit Mithral so in etwa 3/4 -6/8(mein Warforged wog 90 Kilo).

Ein Pferd kann locker bis 300 Kilo schleppen. Sicher es ist nicht mehr schnell, ... nun eher japst es, aber es trägt. Da jeder Warforged, der über 300 Kilo einen Schlepper braucht und mindestens 2, 50 groß sein müsste, Breite, wie Höhe, können wir ruhigen Gewissen davon ausgehen, dass so ein "Monster" nicht mehr mediumsized ist.  :wink:

Da es solche Brummer laut Eberron nicht gibt müssen die schwersten so leicht über 200 Kilo wiegen. Ich rede hier von richtigen Warforged und keinen Urforged, oder Titanen oder sonstwas!

Swiftnebli: ich glaube meist3rbrau nennt alle Gnome hier Swiftneblis.

PS: GO meist3rbrau GO!
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Pestbeule am 26. September 2006, 13:58:30
Der Warforged von dem ich spreche wiegt 380 Pf. !

Zitat
Adamantine Body: Its base weight is 320 pounds, with a weight modifier of x6. While adamantine itself is no heavier than steel, a warforged with this feat is typically more massive than other models, with more steel and stone in its construction.


Somit würde er die Gruppe extrem verlangsamen.

EDIT:
Zitat
Da es solche Brummer laut Eberron nicht gibt müssen die schwersten so leicht über 200 Kilo wiegen.


Hehe, die Bilder von manchen Warforged hast du aber schon gesehen? Ich spreche von Faiths of Eberron oder z.b.  dem Kampagnenset (alles die Coverbilder).
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Taraxacum am 26. September 2006, 15:50:20
Die sind nicht größer als 2, 50. Hast du man einen Menschen von der Größe schonmal neben dir stehen sehen? Ich habe den Vergleich mal gesehen zu einem 2 Meter großen. Der wirkt wie aus ner anderen Welt. Und nun stellen wir uns den vollgepanzert und muskulös vor. TADA, der Warforged. Und 380 Pfund sind immernoch bei der englischen Pfundformel von, 0, 72 (glaube das ist der Wert) rund 273 Kilo. Sowas kann ein normales Pferd noch halbwegs tragen. Er wäre nicht glücklich, aber er könnte es. :D

Ausserdem sind das Magebreedpferde! Die können da ein wenig mehr. :wink:
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 26. September 2006, 15:54:17
1. Geht trotzdem, Pestbeule, das Pferd wäre mittelschwer belastet. Allerdings handelt es sich um Vadalis-Pferde, die immerhin magiegeschaffen sind. im Abenteuer wird nicht festgelegt, wwlcher Art die sein müssen, also mußt du dir eh eine Schablone anfertigen. Wenn du deinem Warforged also ein schweres Streitroß (Traglast L<300p, M=300-600, S>600) gibst, das magisch auf erhöhte Traglast gezüchtet wurde, kannst du da bestimmt auch einen Adamantitgepanzerten draufsetzen.

2. Vielleicht sollte ich dazu sagen, daß in Gruppe eh nicht alle die gleiche Stufe haben. Q'arion und Ätzelbert sind die einzigen Stufe 4 Charakter, Spange hat Stufe 3, Bastonata und Yelenath je Stufe 2.
Der Svirfnebli ist tatsächlich ein Tiefengnom. Allerdings entspricht er abgesehen von seiner Dunkelsicht, dem Steinwissen und der Zauberähnlichen Fähigkeiten einem Felsengnom. Dadurch ist der Charakter natürlich immer noch etwas stärker als die Anderen, aber vertrau mir mal, es wird auch so schwer genug...
:twisted:

3. Die Sache mit der Heilung hat mit meinem "Kampagnen-Fernziel" zu tun, über das ich jetzt noch nichts sagen will (ey, sonst wär ja die Überraschung weg).

Edit: zu 2. Achja, die Attribute, die der Tiefengnom bekam waren eher... mittel :D

Ansonsten habe ich mich an Berandors Layout orientieret, um das Ding übersichtlicher zu gestalten - das Original, das auch die Spieler hinterher als Handout bekommen, ist eher normal, also Romanartig layouted.
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Pestbeule am 26. September 2006, 16:54:07
Zitat
Hast du man einen Menschen von der Größe schonmal neben dir stehen sehen?


Ja, habe ich. In meinem Freundeskreis sind alle etwas größer. Der ein oder andere kratzt auch schwer an der 2 Meter-Marke.

Zitat
Ausserdem sind das Magebreedpferde! Die können da ein wenig mehr.


Stimmt. Die kriegen ja noch einen Stärkebonus (+2 oder +4). Trotzdem wäre es noch mittel überlastet. Was schon ca 18 km tgl ausmacht. Natürlich stehen die Encounter ja fest (Verzögerung und so). Wahrscheinlich ist es mehr meine Abneigung eine Warforged auf einem Pferd... ich kanns mir schwerlich vorstellen.
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Pestbeule am 28. September 2006, 16:31:08
Eine Frage: Wo ist eigentlich die Mumie abgeblieben? Sie hat die SC überholt, aber es ist den SC gelungen die Kutsche trotzdem einzuholen ohne nochmal auf die Mumie zu treffen? *hinterfrag*  :roll:
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Taraxacum am 28. September 2006, 19:54:07
Wenn sowas in meiner Gruppe gekommen wäre wie deien FGrage wäre meine Antwort, "Hinter euch! MUAHAHAHAHA!" gewesen. :twisted:
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Pestbeule am 29. September 2006, 02:43:40
Ich bin SL, ich darf sowas fragen!  :wink:

Ganz unberechtigt ist es nicht! :)
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Pestbeule am 01. Oktober 2006, 19:24:19
Zitat
3. Die Sache mit der Heilung hat mit meinem "Kampagnen-Fernziel" zu tun, über das ich jetzt noch nichts sagen will (ey, sonst wär ja die Überraschung weg).


Vllt als PM?  :D

Ich spreche nur aus der Erfahrung heraus, da die meisten SH (wenns gut läuft) ein Abenteuer komplett beschreiben. Eine ganze Kampagne haben bisher nur 3 oder 4 hier veröffentlicht und regelmäßig geupdated (Berandor, Zechi, Ich und Del)
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Berandor am 01. Oktober 2006, 19:29:27
Off-Topic: Ich mache zu viele Absätze? :D
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 03. Oktober 2006, 00:34:39
Oki, hier ein kleines Zwischenspiel (nein, nur erzählt!), um das Ganze ein bißchen abzurunden.

@Pestbeule: Wir haben ja bereits auch "Schatten des Letzten Krieges" Gespielt. Davon werde ich aber keine Story-Hour machen. Heisst aber nicht, daß das Abenteuer nicht irgendwie verarbeitet wird!

Spoiler (Anzeigen)


Zitat
Vllt als PM? :D

Nein!  :D

~o~

Die Herde hatte in ihrer Todesangst die Gatter durchbrochen und war in die Wälder geflohen. Ein oder zwei der Kühe hatten sogar noch versucht, den Zaun zu überspringen und waren kläglich gescheitert. Eine steckte selbststranguliert noch mit dem Kopf zwischen den Balken, ihre blaue Zunge aus dem Hals heraushängend. Eine weitere lag blutverschmiert vor dem Gatter, totgetrampelt von seinen Artgenossen, und eine dritte hatte noch bis zum Morgen panisch versucht, trotz gebrochener Hinterläufe noch weiter fortzukriechen. Sie war bis vor das Haus der Familie gekommen und hatte der Magd einen gellenden Schrei abgerungen.

Die Bäuerin hatte das Tier töten müssen. Sie hatte ein langes Messer genommen und es der Kuh zielsicher ins Herz gestoßen.
Und das war schlecht. Denn nun würde man nach ihm suchen.

Urosh hatte aus seinem Versteck in der Scheune alles mit angesehen und eine leichte, fast vergessene Regung verspürt. Es gab solche Zeitpunkte, da regte sich der uralte Forscherdrang in ihm. Dann erinnerte er sich dunkel an das, was er einst gewesen war: Ein Schriftgelehrter. Ein Astronom. Ein Entdecker.
All das hatten sie ihm genommen, als sie ihm die Augen ausgebrannt, seine Zunge herausgerissen und ihn bei lebendigem Leibe eingemauert hatten, einbalsamiert und in mit fäulnishemmendem Öl getränkte Tücher gewickelt, weil er Dinge gesehen hatte, die niemals jemand hätte sehen dürfen und  über Geheimnisse wusste, von denen niemand wissen durfte.
Ewig sollte seine Qual sein und selbst der Tod sollte seine Seele nicht vom Körper zu trennen vermögen. So lautete seine Strafe.

Als irgendwann... Jahrhunderte? Es mussten Jahrtausende sein... die Mauern brachen, war es Caldera, die ihn befreite. Er wusste es, weil er sie sehen konnte, trotz seiner fehlenden Augen. Er konnte nahezu alles sehen. Das Untote in ihm ermöglichte ihm dies.

Doch nun gehörte ihr seine Seele.
Das war die Bedingung gewesen.

Also war Urosh auf der Jagd nach Calderas neuestem Spielzeug Lucan Stellos. Und das stellte ihn vor einige Probleme:

Zum Einen war da die Tatsache, dass es besser war, nachts zu reisen, wenn er unentdeckt bleiben wollte, denn dann reichte es zumeist, wenn er den Kragen seines Umhangs hochschlug und sich die Gugel tief ins Gesicht zog. Tagsüber wäre er viel zu auffällig. Der Nachteil war, dass es lange dauern würde, bis er Lucan würde einholen können.

Desweiteren war er nicht der Einzige auf der Jagd nach dem abtrünnigen Vampir. Eine Gruppe von Agenten der Königs Schatten von Breland suchte ebenfalls nach ihm. Er hatte bereits eine kurze Diskussion mit ihnen gehabt und es war ihm gelungen, sie zu überholen. Er hatte sogar erfahren, wohin Lucan unterwegs war.

Doch sein Glück war nicht von Dauer gewesen. Etwa eine Tages- (bzw. Nacht-) Reise vor Zilspar war er gegen Mitternacht an einer Kapelle der Göttlichen Heerschar vorbeigekommen, und diesmal hatte weder Reisecape noch Gugel etwas genutzt. Der Priester hatte mitten auf der Straße gestanden, so dass Urosh ihn beinahe umgeritten hätte. Nicht, dass ihn das weiter gefochten hätte, aber dieser vermaledeite kleine Mann hatte ihn sofort erkannt und einfach sanft lächelnd eine Holzscheibe hoch gehalten.

Menschen sollten sich nicht um Mitternacht auf der Straße herumtreiben, fand Urosh.

Das Licht, das ihn und sein Pferd daraufhin eingehüllt hatte, war schlimmer als alles, was Urosh bis dahin gekannt hatte. Er selbst hatte zwar wenig später den Schmerz und die Angst abschütteln können, doch sein Pferd war stundenlang weitergeflohen, bis schließlich in der Morgendämmerung dieses einsame Gehöft hier aufgetaucht war. Die Scheune bot eher mittelmäßigen Schutz, aber immerhin war das besser als überhaupt kein Schutz.  Der Vorsprung vor den Agenten aber war dahin. Die hatten Zilspar mittlerweile sicher erreicht.

Vor der Scheune gab es ein Geräusch. Urosh unterbrach seine Gedanken und zog sich etwas weiter zurück, als plötzlich die Scheunentore aufschwangen.

Nun, dachte Urosh, das dritte Problem bestand in den Zeichen. Sie traten fast immer auf, wenn sich das Böse in einem Haus einnistete und viele der Bauern kannten sie.

Im Tor standen die Bäuerin und die Magd, jede Bewaffnet mit einer Forke.
Anscheinend waren die Zeichen deutlich gewesen.

„Wir sollten da nicht hinein gehen!“ hörte er die Magd mit ängstlich gesenkter Stimme sagen.

„Wahrscheinlich hast du Recht“, erwiderte die Bäuerin. „Aber wir sollten auf jeden Fall den Priester benachrichtigen. Bis mein Mann aus Sharn zurück ist, kann das noch gut eine Woche dauern. Also, du holst die Kinder rein und ich mache mich auf den Weg. Sieh nur zu, dass euch nichts passiert!“

„Ja Herrin, versprochen. Die Haustür bleibt zu, bis Ihr wiederkommt.“
Die Bäuerin nickte. Beide entfernten sich und eilten über den Hof.
Urosh kam wieder aus seinem Versteck hervor. Er würde sich wohl tief im Wald verstecken müssen. Auf Jeden Fall aber musste er von hier verschwinden, soviel war...

Etwas war vor ihm. Urosh schnüffelte und bewegte den Kopf.
Da war es.

Es stand einfach da und schien ihn zu betrachten.
Er beugte sich ein Stück tiefer. Ein Kind! Eins der Kinder der Bauern hier!
Hatte es denn keine Angst?

„Du keine Angst?“ fragte der zungenlose Untote.

Das Kind sah ihn an. Es war vielleicht drei Jahre alt, vielleicht ein wenig mehr. Ein Mädchen. „Du böse“, sagte es entschieden.

„Wahr.“ Urosh versuchte, sanft zu klingen. Es hörte sich an wie das langgezogene stimmlose Stöhnen einer... Mumie.
Der Untote hätte gern die Augen verdreht.

Er zuckte nur die Achseln. Man war, was man war. „Du mich nicht verraten. Du braves Kind. Wahr?“
Die Augen des Mädchens wurden groß. Es bekam Angst und machte einen Schritt zurück.
Schade. Es würde ihn doch verraten. „Komm“, flüsterte Urosh.

Das Kind drehte sich um. Doch ehe es davonlaufen konnte, hatten es zwei Untote Arme wie in einem Schraubstock ergriffen. Es schrie.

„Komm. Ich dir nicht weh tun.“ Urosh sprach wie säuselnder Wind, der leise im Gemäuer heult, während die Bauerntochter wie am Spieß schrie und zu zappeln begann.
Mit der einen Hand hielt er das Mädchen fest, die andere tastete nach seinem kleinen Hals. Wirklich ein Jammer.

Die Mumie zögerte. Aber nur kurz.

Das kleine Genick brach mit einem leisen „Knick“.[/quote]
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Pestbeule am 04. Oktober 2006, 02:22:50
Sehr schönes Zwischenspiel! Die Mumie ist irgendwie der geheime Held des Abenteuers. Hab sie auch eingebaut bei mir und überhaupt viel geklaut (haben das Abenteuer dank deiner SH am WE begonnen und kamen bis nach zum Teil mit der Kutsche). :D

EDIT: Ich hoffe das Update lässt nicht zu lange auf sich warten! :)
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 09. Oktober 2006, 01:01:10
Puh, ganz schöner Brocken Fleisch, das. Hier der erste Teil des neuen Updates! Viel Spass!

~o~

Ein Meer aus dichten, dunklen Bäumen zog unter ihm hinweg. Die Dunkelheit unterhalb der Baumkronen war selbst hier oben noch deutlich spürbar. Der Wind fühlte sich angenehm kühl im Gesicht an und in ihm war ein Duft von endloser Weite. Die Monde Eberrons standen bereits hoch am Himmel, und so lag keine Schwierigkeit in der Aufgabe, die sein Meister ihm angetragen hatte, denn auch wenn die Nebelwolke da vorn von einer solchen Zartheit war, dass man sie sicher mit einem Flügelschlag auflösen könnte, so warf sie das Mondlicht hell und klar zurück. Es war leicht, ihr zu folgen.

Seiner Kehle entrang sich ein Krächzen. Es schallte laut und klar in der Nacht über dem Königswald.
Sehr gut. So musste es sein.
Zufrieden legte er sich auf einen Lufthauch, ließ sich von ihm tragen und ließ seinem ersten Krächzen ein Zweites folgen, während er das Wölkchen weiter beobachtete. Der Nebel schwebte jetzt tiefer herab und wurde langsamer, als er die Baumkronen berührte. Er floss an Blättern und Ästen herab und strebte dem Boden entgegen. Als er ihn schließlich berührte, verdichtete er sich und wurde zu einer Gestalt, die ein triumphierendes Heulen ausstieß.

Der Rabe landete auf einem nahen Ast und nickte einmal-zweimal mit dem Kopf. Weiter würde er dem Nebel, der jetzt ein gewaltiger Wolf war, nicht mehr folgen können, ohne sich zu weit von seinem Meister zu entfernen.
Aber das machte auch nichts. Sein Meister hatte durch seine Augen genug gesehen.
Mit einem weiteren Krächzen erhob sich der Vogel und machte sich auf den Rückflug.

~o~

Der Magier stand mit weit ausgebreiteten Armen da und hatte die Augen nach oben verdreht. Er atmete ruhig und konzentriert. Ab und zu ließ er ein heiseres Stöhnen vernehmen. Um ihn herum standen ein Gnom, ein Werweib, ein Valenar und ein Vielgesichtiger und beobachteten ihn. Keiner von ihnen sagte ein Wort.
Schließlich ließ der Arkanist seine Arme sinken und blickte die anderen an. „Er hat sich in einen Wolf verwandelt. Einen ziemlich großen. Ich würde auf einen Schreckenswolf tippen.“

„Scheiße!“ fluchte Ätzelbert. Für einen kurzen Moment hatte er nochmal einen Anflug von Hoffnung gehabt. Doch die schwand in dem Augenblick, als der Vertraute zu Yelenath zurückkehrte.

In respektvollem Abstand zur Kutsche und der Leiche von Elffinger-Wroan richteten die Fünf schließlich ein Nachtlager ein und zündeten dann den zerstörten Wagen, sicherheitshalber inklusive der Leiche, an.
Das würde wenigstens die Wölfe fernhalten.

Gesprochen wurde nicht mehr viel. Jeder hing seinen Gedanken nach und starrte in die Flammen oder in die Dunkelheit dahinter.

Der nächste Morgen begann empfindlich kühl und mit dichtem Nebel. Bastonata bereitete ein karges Frühstück. Dann beratschlagte sich die Gruppe.

„Wir sollten versuchen ihm zu folgen“, befand der Kleriker.

Bastonata warf einen Blick hinüber zum Waldrand. Dann schüttelte sie entschieden den Kopf. „Kannst du vergessen. Das Buschwerk ist so dicht, da kommen wir niemals so schnell durch. Und mit den Pferden schon mal gar nicht. Und überhaupt hat Lucan schon wieder eine ganze Nacht Vorsprung!“

„Wir sollten es zumindest versuchen.“

„Und wenn wir gar nicht reiten, sondern die Pferde hinter uns herführen“ wandte Q'arion eifrig ein.
Die anderen warfen ihm einen Blick zu.
„Dann werden wir... nur noch langsamer. Schon gut.“ gab sich der Elf kleinlaut selbst die Antwort und sah zur Seite.

Yelenath grübelte. „Was wissen wir eigentlich über Vampire?“ fragte er in die Runde.

„Vampire haben ein Problem mir heiligen Symbolen“, meinte Ätzelbert.

„Und mit Knoblauch und Spiegeln.“ der Magier nickte. „Aber soweit ich weiß, kann man sie damit nur von sich fern halten, nicht töten.“

„Und wie kann man sie nun töten?“ wollte die Wandlerin wissen.

„Sonnenlicht. Oder einen Holzpflock ins Herz.“

„Fließendes Wasser“, sagte der Kleriker.

„Was?“ fragte Spange.

„Na, taucht man einen Vampir in fließendes Wasser, stirbt er.“

„Oh. Und der Sarg? Was hat es damit auf sich?“

„Keine Ahnung. Ich glaube, den brauchen Vampire, um zu schlafen.“

Bastonata kratze sich. „Immerhin wissen wir, wo er hin will. Das Beste wird sein, wenn wir direkt nach Trolanhafen reiten.“

„Sehe ich auch so“, warf Yelenath ein.

Spange nickte. „Wenn ich an die Wölfe denke, geh ich ganz sicher nicht in den Wald!“

Der Priester gab sich geschlagen. „Nun gut. Wie Viele Pferde haben wir denn noch?“

„Wir haben noch drei Magiegeschaffene“, zählte der Schurke ab, „und die zwei von der Kutsche, die haben auch überlebt. Ätzelberts und das von Yelenath sind verbrannt. Macht also fünf. Passt genau.“

„In Ordnung. Dann lasst uns keine Zeit mehr verlieren.“

Dem stimmte die Gruppe zu. Also begab man sich zu den Reittieren.

Spange wollte soeben seinen Fuß in den Steigbügel stellen, da tippte ihn der Kleriker der Vol an. „Ich nehme deins“, sagte er.

„Was?“ fragte der Dieb verständnislos.

Ätzelbert schob ihn zur Seite und schwang sich in den Sattel. „Hast schon verstanden.“

„W-wie bitte? Hast du sie nicht mehr alle? Geh da runter!“

„Willst du mit mir streiten?“ Die Augen des Svirfnebli funkelten herausfordernd. „Soll ich dich ein bisschen blind machen?“

„Aber das ist mein Pferd!“

„War dein Pferd“, korrigierte der Gnom und zuckte die Achseln. „Glaub es oder nicht. Du kannst eins von den Kutschentieren nehmen.“

Ohne ein weiteres Wort reiß er das Pferd herum und ritt auf die Straße.

Bastonata schüttelte den Kopf. Yelenath war fassungslos. Q'arion kratze sich zwischen den Beinen.

Spange knirschte vor Wut mit den Zähnen. Seine Hände ballten sich hilflos zu Fäusten. Doch schließlich blieb ihm keine Wahl. Also stieg er auf eines der beiden übriggebliebenen Pferde.
Yelenath nahm das andere.

Zwei Tage noch ritten die Abenteurer die Oststraße entlang, bis sie am dritten Morgen inmitten des Trolanbusens die Stadt Trolanhafen erblicken konnten. Irgendwie machte es den Eindruck, dass sie auf dem Wasser schwamm. Schon von weitem war die einzigartige gnomische Architektur auszumachen, die die Stadt zum Aushängeschild und zur Hauptstadt der Provinz Zilargo machten.

Tatsächlich war Trolanhafen buchstäblich ins Meer hineingebaut worden und überall von Kanälen und Wasserstraßen durchzogen, über die sich elegante Brücken spannten. Straßen gab es kaum, wohl aber etliche offene, mit exotischen Pflanzen begrünte Plätze. Fast alle Gebäude waren in hellen, freundlichen Farben gestrichen und mit ihren geschwungenen Dächern, den abertausend Gebäudeumgängen, Terrassen, Treppen, Erkern und Türmchen sah Trolanhafen ganz so aus, als wäre dieser Ort einem Märchen entsprungen. Sogar Spange vergaß seine Wut über den Vol-Kultist und staunte nur noch.

Wenn es also einen Inbegriff für gnomische Vielfalt und Reichtum gab, dann war es die Hauptstadt von Zilargo. Und als reichte allein das nicht aus, thronte am südlichsten Punkt der Stadt ein Landungsturm für Luftschiffe des Hauses Lyrandar, mit dem Zentrum durch eine schmale, aber dennoch nicht minder prachtvolle Brücke getrennt. Zur Zeit lagen dort zwei Schiffe fest, während ein drittes soeben ablegte und Fahrt irgendwo nach Norden aufnahm.

Die Oststraße endete schließlich an einer ausladenden Anlegestelle. Mehrere Boote lagen hier, außerdem eine breite, aber trotzdem elegant und schnittig wirkende Fähre, die offenbar auch Reittiere und sogar Kutschen aufnehmen konnte.

Es brauchte nicht lange und der Entschluss stand fest. Auch der Preis war schnell ausgehandelt, und so überquerten sie schließlich mit einer beeindruckenden Geschwindigkeit die Bucht. Yelenath strich hie und da sanft und ehrfurchtsvoll über eine Planke und war voll der Bewunderung.
Schwebeholz. Vortrefflich geradezu.

Nachdem die Abenteurer von Bord gegangen waren, blieben sie einen Augenblick stehen und sahen sich erst einmal ausgiebig um. In den Gassen, den Straßen und auf den Brücken, vor allem aber auf dem Wasser herrschte geschäftiges Treiben. Kein Bewohner, der nicht wenigstens ein Boot sein Eigen zu nennen schien. Händler hatten ihre Kähne zu schwimmenden Marktständen gemacht und boten an, was man sich nur vorstellen konnte. Auf einigen wurden sogar Speisen gleich an Ort und Stelle frisch gekocht oder gebraten und direkt vom Boot herunter verkauft.

Ätzelbert steckte er sein Volszeichen, das er um den Hals trug, unter das Gewand und wandte sich an einen gnomischen Fährmann, der Pfeife rauchend auf Kundschaft wartete.

„Seid gegrüßt! Ich bin auf der Suche nach zwei Menschen, die ihr vielleicht gefahren haben könntet. Ist in den letzten Zwei tagen ein Herr hier eingetroffen, selbst für einen Menschen hochgewachsen, und schmal? Fahles Haar und in Begleitung einer hübschen jungen, rothaarigen Frau?“

Der Fährmann dachte kurz nach und zog an seiner Pfeife. Dann sagte er: „Leute, die hier ankommen und Leute die von hier weggehen. Die gibt es hier wie Sand am Meer. Aber entschuldigt, mir ist gerade entfallen, ob ihr mir einen Gefallen schuldet?“

„Ehm... Wie?“

Vergnügtes Gekicher war die Folge. „Hört“, rief der Mann zwei Arbeitern zu, „Hier bittet mich jemand um einen Gefallen! Dabei schultet er mir gar keinen!“
Alle drei brachen in prustendes Gelächter aus.

Ätzelbert wurde bleich, dann rot und fand schließlich seine ursprüngliche Gesichtsfarbe wieder.

„Ehm, nein, sicher nicht. Aber vielleicht wollt ihr mir denn den Gefallen trotzdem tun?“, fragte er steif.
Gnomische Floskeleien. Damit würde er wohl nie zurechtkommen. Kein Wunder, schließlich war er kein Gnom im herkömmlichen Sinne, sondern ein Svirfnebli.

„Bitte entschuldigt“, lachte der Mann und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. „Ich wollte euch nicht beleidigen. Aber leider muss ich euch enttäuschen. Hier kommen so viele Leute in die Stadt und wieder heraus, wie Sand ans Ufer gespült wird. Es ist mir nicht möglich, sie mir alle zu merken. Ungewöhnliches ist allerdings nicht vorgekommen, falls ihr das meint.“

„Also hatte auch niemand einen Sarg hatte bei sich?“

„Einen...“ Erneut musste der Gnom lachen und verschluckte sich an seinem Pfeifenrauch. „Ich muss schon sagen, mein Herr“, hustete er und lachte dazwischen immer noch, „ihr gefallt mir! Nein, Särge gibt es hier bedeutend weniger als Sand am Ufer! Solches Gepäck hätte ich bemerkt. Und wenn nicht ich, dann ein anderer Fährmann. Und dann wüsste ich das.“

„Kann ich mir vorstellen.“ Ätzelbert entschuldigte sich für die Unannehmlichkeit und wandte sich wieder an seine Gefährten. „Und jetzt?“

„Wieso hast du denn nach einem Sarg gefragt?“ wollte Spange wissen.

„Keine Ahnung. War so ein Gefühl.“

„Hm.“ machte Yelenath. So dumm war die Frage gar nicht gewesen, fand er.

„Suchen wir weiter“, drängte Bastonata.
Sie hatte in einiger Entfernung ein Tavernenschild entdeckt.

~o~

Neya betrachtete den Garten im Innenhof durch das Fenster ihres Audienzzimmers und hing ihren Gedanken nach. Wie zum Spötter hatte Lucan das passieren können? Ihm, der doch sonst so akribisch darauf bedacht war, sämtliche Spuren zu verwischen! Frustriert schüttelte sie den Kopf. Dass ihm so ein Kardinalfehler unterlaufen war, war schlicht unvorstellbar.

Es sei denn...

Es sei denn, er hätte keine andere Möglichkeit gehabt. Das würde auch erklären, warum er so dringend mit ihr zusammentreffen wollte. Er musste auf der Flucht sein, und zwar vor jemandem, der ihm ziemlich fest im Nacken saß.
Aber wer konnte das sein? Wer war in der Lage gewesen, sich Lucan so schnell zu nähern, dass er Hals über Kopf alles stehen und liegen ließ?
Nun, sie würde es bald herausfinden. Und sie würde ihm helfen, so gut es ihre Möglichkeiten und ihre Position zuließen. Das war sie einfach ihrer langjährigen Freundschaft schuldig.

Ein Klopfen an der Tür reiß sie aus ihren Gedanken. „Ja?“

Ihr Sekretär trat herein, verbeugte sich und sagte: „Sie ist soeben eingetroffen, Frau Botschafterin.“

Neya seufzte. Ach ja. Da war ja noch was. „Danke“, sagte sie und entließ den Gnom mit einem Wink. Der verneigte sich nochmals und zog sich wieder zurück.

Meena ir'Erdalis war die Leiterin der Königlichen Augen ihrer Majestät, Königin Aurala von Aundair und sie hatte ihre Position nicht umsonst. Sie gehörte zu den fähigsten Agenten in ganz Khorvaire und ihre Beziehungen reichten bis in die höchsten Kreise.
Und sie hasste Lucan Stellos.
Nicht nur, dass er ein Rivale war, er hatte auch noch die Frechheit besessen, ihr einfach so äußerst sensible Geheimnisse quasi direkt unter ihrem Kopfkissen wegzustehlen. Neya gönnte sich ein leises Lächeln, als sie daran dachte, wie peinlich es Meena gewesen war, dass sie auf ihn hereingefallen war.

Also gut. Die Botschafterin straffte sich und erwartete ihren Besuch. Sie war gewappnet.

Es klopfte erneut. „Die Tür ist offen, Meena.“ sagte Neya.

„Botschafterin Krell! Ich habe gehört, ihr wollt ihm bei seiner Flucht auch noch helfen?“, kam die  Leiterin der Augen zur Sache, noch ehe die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war.

„Er ist ein Freund von mir, Meena. Was also soll ich tun?“

„Ihn mir...uns ausliefern, natürlich! Was ihr da tut, ist Verrat an der Königin.“

„Das glaube ich kaum“, erwiderte Neya ruhig. „Möchtet ihr etwas Tee?“

„Nein Danke!“ Meena schnaubte. Dann fragte sie: „Warum?“

„Weil Lucan einer der besten zehn Agenten ist, die man auf Khorvaire finden kann, und damit ist er außerordentlich wertvoll.“

„Das ist mir bekannt“, unterbrach Meena. „Was glaubt ihr, warum ich ihn haben will? Sicher nicht, weil ich ein Mal das Bett mit ihm geteilt habe! Ihr aber sorgt dafür, dass er uns entkommt. Und das werde ich nicht zulassen.“

Neya sah Meena scharf an. „Wollt ihr mir drohen?“

„Im Zweifelsfall, ja.“

Die Botschafterin hob hilflos die Hände. „Versteht doch, meine Liebe! Ich muss es tun! Lucan ist bereits auf der Flucht, und wenn ich ihm jetzt nicht helfe, ist unser gutes Verhältnis dahin!“

„Also entscheidet ihr euch für die Freundschaft und gegen die Königin?“

„Nicht doch! Ich entscheide gar nichts! Aber ich habe eine gute Beziehung zu wahren, für den Fall, dass Ihr ihn nicht zu fassen bekommt.“

„Er bekommt durch euch Hilfe aus unseren eigenen Reihen. Wie sollten wir ihn da fassen?“

„Ganz einfach. Ich helfe euch, ihm eine Falle zu stellen.“

Die Leitende Agentin legte den Kopf schief und zog eine Augenbraue hoch. „So ist das? Und wie soll das vonstatten gehen?“

Neya lächelte. „Indem ich euch sage, wo er heute Abend zu finden ist!“

„Woher wollt ihr...“ begann Meena. Dann glomm ein Funke des Verstehens in ihren Augen auf. „Der Maskenball!“ hauchte sie atemlos.

Neyas Lächeln wurde eine Spur breiter. „Möchtet ihr nun vielleicht etwas Tee?“

~o~

Inzwischen war es schon wieder später Nachmittag geworden und noch immer fehlte von dem abtrünnigen Agenten der Königs Schatten jede Spur. Lediglich ein Tischler hatte sich an eine Frau erinnern können, aller Wahrscheinlichkeit nach Grilsha, denn die hatte bei ihm einen Sarg erstanden. Damit hatte es sich aber auch schon, denn der Sarg war umgehend auf ein Boot und in ein anders Viertel der Stadt transportiert worden.

Dass die Agenten sich gleich in der erstbesten Taverne der Stadt unbeliebt gemacht hatten, war da geradezu nebensächlich. Doch hatten sie dort immerhin erfahren, dass es in der letzten Zeit mehrfach zu Überfällen durch marodierende Sahuagin gekommen sei. Das war zwar ungewöhnlich, denn normalerweise wagten sie sich eher selten so nahe an die Städte heran, aber ein Zusammenhang zu Lucan Stellos war damit nicht herzustellen.

Was hatten sie nur  übersehen, fragte sich Ätzelbert. Ein kleines, aber entscheidendes Detail nur! Er hatte das Gefühl, als läge offen sichtbar herum und würde nur schlicht nicht wahrgenommen.

„Also nochmal von vorn. Was wissen wir über Lucan?“ fragte in die Runde.

„Dass er ein verdammter Vampir ist“, erwiderte Spange säuerlich.

„Ja klar. Aber was noch?“

„Ein Agent einer breländischen Geheimorganisation, der offenbar ein magisches Schwert gestohlen hat und vor seinen eigenen Leuten nach Trolanhafen geflohen ist.“ antwortete die Wandlerin gelangweilt. „Wir haben das schon hundertmal durchgekaut.“

„Stimmt. Aber irgendwie ist das noch nicht alles. Ich meine, er hat sich diese Stadt sicher nicht als Zufluchtsort ausgesucht, weil hier alles so hell und freundlich ist. Irgendetwas muss er doch hier wollen.“ Der Kleriker wischte sich mit der Hand über das Gesicht.

„Warum eigentlich Trolanhafen“, nickte Yelenath sinnierend. „Und wenn er uns auf eine falsche Spur locken wollte?“

„Wieso? Er hat doch bis vor zwei Tagen gar nichts von uns gewusst:“

„Hat er doch! Oder zumindest, dass Viorr Maleak ihn verfolgen lassen würde.“

„Das ist richtig“, stimmte Bastonata zu, „er könnte absichtlich eine falsche Notiz...“ sie verstummte plötzlich und sah den Magier an. Der sah zurück.

„Die Notiz!“ riefen beide gleichzeitig.

Ätzelbert schlug sich gegen die Stirn. Das war es, was sie übersehen hatten!
Dummerweise habe ich keine Ahnung, was ein Krell sein soll...
Das waren die Worte ihres Auftraggebers gewesen!  Er nickte zustimmend. „Krell. Nun gut. Versuchen wir es herauszufinden!

Botschafterin Neya ir'Krell war den Gnomen in Trolanhafen nicht unbekannt, denn sie hatte es geschafft, die diplomatischen Beziehungen zwischen Aundair und Zilargo immer weiter zu vertiefen. Geschickt hatte sie Kontakte sowohl in diplomatische Kreisen, als auch in deren geheime Keller geknüpft und konnte selbst auf die Hilfe mehrerer Geheimbünde zurückgreifen. Ihr Geschick im komplizierten Spiel aus Gefallen und Gegengefallen, auf dem gnomische Beziehungen aufbauten, hatte großen Eindruck gemacht, denn niemand war bei Gnomen geschätzter als der, der wusste, wie dieses Spiel zu spielen war. Und ihre Angewohnheit, rauschende Bälle auszurichten, steigerte ihre Beliebtheit noch ein wenig mehr.

Und drei Stunden Später hatten die Agenten ein neues Ziel. Ein Maskenball fand heute abend in der Botschaft von Aundair statt. Dem würden sie einen Besuch abstatten.
Einen Teil des Weges legten sie per Boot zurück, doch da Q'arion sich noch nach einen Komposit-Langbogen umsehen wollte, ließen sie sich in der Stadt absetzen und gingen das letzte Stück zu Fuß. Mittlerweile war es fast dunkel geworden. An den Kanälen, Promenaden und Brücken flammten immerhelle Laternen auf und tauchten die Stadt in ein warmes Licht.

So schlenderten sie ihren Gedanken nachhängend eine der Promenaden entlang und genossen die sanfte Abendluft, als plötzlich die Lichter ausgingen.

Erschreckt blieben die Abenteurer stehen.
Die Straße war leer. Wasser plätscherte leise gegen die Kanalmauern. Sonst war es still.
Hinter ihnen ertönte ein gellender Pfiff.
Q'arion wirbelte herum. Die Übrigen taten es ihm nach. Doch auch in diese Richtung war die Straße wie ausgestorben.

Eine Streitaxt wurde vom Rücken gelöst. Magische Energie knisterte auf. Ein Streitkolben wurde gezogen. Und auf einen neuen Kompositbogen wurde ein Pfeil gelegt.

Spange schlich zur nahen Brücke. Vorsichtig beugte er sich nach vorn und spähte ins Dunkel hinunter.

Den Sahuagin, der nach seinem Fuß grapschte, bemerkte er zu spät, um sich noch halten zu können. Er verlor das Gleichgewicht und fiel schwer auf die Seite.
Dann fühlte er, wie auch der andere Fuß von einer kalten, nassen Hand gepackt wurde. Seine Finger krallten sich in das Promenadenpflaster und hinterließen eine blutige Spur, als er mit einem Ruck von der Mauer gezogen wurde.

Und dann schlug das Wasser des Kanals über ihm zusammen.

Bastonata war mit drei Schritten an der Uferkante. Das Wasser floss ruhig und träge dahin, als wäre nichts geschehen. Fieberhaft suchte sie nach Anzeichen ihres Gefährten.

Plötzlich bemerkte sie eine Bewegung. Und dann noch eine.
„Überfall!“ schrie sie ihren Gefährten zu.
„Nein, wirklich!“ kommentierte Q'arion und spannte seinen Bogen.

Sie waren zu dritt. Einer kam von vorn, von dort, wo Spange ins Wasser gezogen worden war, zwei weitere von hinten. Alle ließen eigentümliche Zisch-, Pfeif- und Klicklaute vernehmen.
Dann griffen sie an.

Bastonata erwischte es als Erste. Dem Schuss aus der schweren Armbrust war nicht mehr auszuweichen. Er streifte sie schmerzhaft an der Hüfte und hinterließ eine tiefe, blutende Furche.

Q'arion und sein Bogen wurden Eins. Er sah seinen Gegner auf sich zu kommen und schoss. Sein Pfeil grub sich bis an die Fahne in den Bauch des Meeresräubers, der dadurch in seiner Vorwärtsbewegung gestoppt wurde und etwa drei Meter vor dem Elf zum stehen kam. Sein Dreizack züngelte nach vorn. Q'arion folgte geradezu spielerisch der Bewegung und lächelte versonnen.

Der Dritte stürzte einen hellen Pfiff ausstoßend wütend auf den Valenar, um seinen Kumpan zu unterstützen. Mit Wucht schwang er seine Waffe gegen den Elf und verfehlte ihn nur knapp.

Yelenath sah, wie Bastonata durch einen Bolzentreffer zurückgeworfen wurde. Diesem Froschgesicht würde er es zeigen. Er hob seine Hand, füllte sie mit magische Energie und ließ sie fließen. Auf der Brust des Sahuagin entstand eine kleine Rauchwolke, als das Geschoss einschlug.

Ätzelbert ließ sich in eine Art Trance fallen. Er sah den Valenar, dessen Volk für den Tod seiner Familie und die Zerstörung seines Dorfes verantwortlich war. Er sah zwei grüne, froschartige Gestalten mit ihren Waffen auf ihn einhacken.

Das Bild vor seinem Gesicht verschwamm. Es wurde durch das seines alten Mentors ersetzt, der ihm damals beim Fort der Knochen beigebracht hatte, was er wissen musste. Der Mentor legte fast freundlich einem Gefangenen Die Hand auf die Schulter...

Seine eigene Hand bewegte sich wie fremdgesteuert. Sie näherte sich der Gestalt mit dem Dreizack, die ihm am nächsten war. Vol, dachte er. Göttin. Nimm gnädig dieses mein Opfer an, denn diese Kreatur ist für dich.
Seine Hand berührte den Sahuagin.
Und Vol nahm sein Opfer an.

Der Froschmann erstarrte mitten in seiner Bewegung. Seine Haut wirkte plötzlich seltsam trocken, während er selbst immer fahler, fast durchsichtig wurde. Dann brach er ohne ein weiteres Wort an Ort uns Stelle zusammen.
Ätzelbert lächelte nun selbst. „Sieh hin und lerne über die Kräfte der Dunkelheit, mein Freund. Und pass auf, dass du niemandem im Weg stehst.“ sagte er.

Die Wandlerin sah ihr Blut zu Boden tropfen und stieß ein kehliges Grollen hören. Dann sprang sie gegen ihren Gegner, holte weit aus und ließ ihre Streitaxt ihren Weg in den Gegner finden. Blut spritze. Knochen splitterte. Und dann lag der Räuber im der Mitte gespalten am Boden.

Der verbliebene Sahuagin begann hastig sich zurückzuziehen. Q'arion machte einen Schritt nach vorn, ließ seinen Bogen fallen und zog Talaen Kara. Die Klingen beschrieben Kreise in der Luft und wirbelten vor dem Räuber herum. In dessen Gesicht entstand ein langer roter Streifen und dann noch einer.

Das reichte.
Der Sahuagin drehte sich um und sprang in den Kanal zurück, aus dem er gekommen war.

„Alles klar bei euch?“ fragte Bastonata in die Runde.

„Und bei dir? Gab Yelenath zurück.“

Bastonata zuckte die Achseln.„Fleischwunde. Ich werds überleben.“ Dann trat sie, gefolgt von den Anderen, wieder an die Ufermauer heran. „Verdammte Scheiße!“ fluchte sie. Von dem Schurken fehlte jede Spur.

„Komm schon. Wir müssen weiter“, sagte Ätzelbert irgendwann.

~o~

Aus einiger Entfernung beobachteten vier Abenteurer aus Sharn das Botschaftsgelände. Es bestand neben dem Gebäude selbst aus einem von einer hohen Mauer umgebenen Garten davor. Ein ausladender, offener Platz umgab das Gebäude von zwei Seiten, an den beiden übrigen reichte das ummauerte Gelände bis ans Wasser.
Über eine Brücke kamen in regelmäßigen Abständen eskortierte luxuriöse Kutschen angefahren und nicht minder luxuriöse Kabinenboote näherten sich der Anlegestelle. Den Kutschen und Booten entstiegen in edle Kleider gehüllte Fahrgäste.
Das Tor zum Gelände war unbewacht. Dafür patrouillierten zwei Wachen im Garten. Am Gebäudeeingang selbst waren ebenfalls zwei stationiert. Sie sammelten irgendwelche Papiere ein, musterten sie kurz und warfen sie dann in eine Schatulle, die neben ihnen auf dem Boden stand. Anscheinend handelte es sich dabei um Einladungen.
Nachdem Q'arion den Anderen berichtet hatte, sah er sie fragend an.

„Wir könnten irgendwo einer Kutsche auflauern oder so“, schlug Ätzelbert vor. „Dann hätten wir Kostüme und Eintrittskarten.“

„Ja genau. Und vermutlich ein Riesenproblem mit sämtlichen Stadtwachen von Trolanhafen. Ohne mich.“ Yelenath schüttelte den Kopf. „Außerdem: woher willst du wissen, mit wie vielen Leuten die Lutschen besetzt sind? Oder willst du vielleicht gleich mehrere hintereinander überfallen?“

„Ist ja gut“, grummelte der Gnom. „Und was würdest du vorschlagen?“

„Naja. Auf das Gelände kommen wir wohl nicht ungesehen. Also kommen wir so an die Einladungen nicht heran.“ Er zog die Stirn in Falten und überlegte. „Mist. Jetzt könnten wir einen Vielgesichtigen brauchen.“

„Wir haben unseren aber verloren“, meinte Bastonata missmutig.

„Wieso? Was schwebt dir denn vor?“ fragte der Kleriker plötzlich interessiert.

„Erst einmal müssten wir uns Kostüme besorgen...“

„Brauchen wir nicht. Wir gehen einfach als arme Schlucker.“

Yelenath ignorierte ihn und sinnierte weiter. „Wir bräuchten jemanden, der seine Gestalt verändern kann...“

„Kann ich.“ sagte der Gnom trocken.

„Wie bitte?“ fragten Yelenath, Q'arion und Bastonata im Chor.

„Überrascht?“ grinste Ätzelbert.

~o~

Oleg Bardruin wandte seinen Blick vom kleinen Sichtfenster seiner Kutsche ab und betrachtete seine Frau. Sie sah atemberaubend aus, ganz, wie es sich für die Frau des reichsten Kaufmanne von Trolanhafen -wenn man Gnome nicht mit einberechnete- gehörte.
Sie hatte seinen Blick bemerkt, dessen war Oleg sich sicher, aber wie üblich ignorierte sie ihn. Er konnte sich schon gar nicht mehr erinnern, wann sie dies mal nicht getan hätte. Es war einfach zu lange her.

Nicht das ihn das störte. Für ihn war sie eh nicht mehr als ein Statussymbol.

Was ihn allerdings störte, war die Tatsache, dass der Brief mit den Einladungen an sie adressiert gewesen war. Sie hatte das mit stiller Genugtuung zu Kenntnis genommen.

Seine beiden Töchter auf es Sitzen gegenüber schnatterten unaufhörlich und fanden das alles sehr aufregend. Sie würden sich gut zurechtfinden auf dem Ball. Und vielleicht konnte er sie mit einigen Leuten zusammenbringen, deren Sympathie er zur Zeit gut brauchen konnte.
Nun, man würde sehen.

Die Kutsche wurde angehalten und Oleg sah wieder hinaus. Ah ja. Sie waren angekommen. Als die Kabinentür geöffnet wurde, wuchtete er seinen massigen Leib auf seine Beine und stieg aus.

„Das wird sicher ein Riesenspaß, nicht wahr, Papa?“ flötete Rya hingerissen, während sie sich dem Haupttor näherten.

„Bestimmt, meine Liebe“, antwortete er und verdrehte unmerklich die Augen. Wie die Gänse, dachte er, während seine Töchter munter weiter plapperten.

Am Tor stand ein kleines Männchen in der Uniform der Aundairischen Botschaftswachen. „Willkommen zur Nacht der tausend Sterne“, sagte es. „Ihre Einladungen, bitte.“

Oleg sah ihn an. „Wie kommt es, dass die Einladungen erst hier kontrolliert werden?“ fragte er.

„Oh, ehm... Lady Krell wünscht, für heute den Rahmen der Exklusivität auf dem Gesamten Gelände zu wahren“, erwiderte der Gnom und lächelte freundlich.

Zufrieden nickte der Kaufmann und gab dem Wicht, wonach er verlangt hatte. Dann trat er durch das Tor.

Nachdem auch seine Frau und die Töchter die Prozedur hinter sich gebracht hatten, sagte er vergnügt: „So. Dann wollen wir uns mal ordentlich amüsieren, nicht wahr meine Liebe“
Dabei sah er seine Frau von oben herab an.
Sie schwieg.

Am Eingangsportal zum Gebäude standen die üblichen Gnomenwächter. Sie nickten ihm zu. Dann sagten sie: „Willkommen zur Nacht er tausend Sterne. Ihre Einladungen, bitte.“
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Pestbeule am 09. Oktober 2006, 14:19:46
Spange ist doch hoffentlich nicht tot? Ich hoffe immer noch das es dem Svirfnebli mal jemand ordentlich zeigt. Den mag ich net!  :D

Quarion ist mein Favorit! Der Gewinner der Herzen!
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 10. Oktober 2006, 22:54:23
Tadaa: Der zweite Teil vom letzten Spieltag! Der nächste wird übrigens am 29.10. sein. Bis dahin heißt es also: Andere SH's lesen :P

~o~

Die Kostüme waren schnell beschafft. Nur einige Kanäle weiter hatten sie das Geschäft einer Schneiderin gefunden, die offenbar darauf gerechnet hatte, dass jemand auf den letzten Drücker noch eine Verkleidung suchen würde und daher noch geöffnet hatte. Ätzelbert entschied also sich für ein schlichtes Kostüm mit Frack und Zylinder. Yelenath wählte ein grünes Sakko mit Puffärmeln, dazu ein passendes, rüschenbesetztes Hemd und Pumphosen, die unter dem Knie zu schnüren waren.Q'arion wiederum nahm ein in glänzendem Gold und Blau breit gestreiftes Kostüm.

Bei Bastonata dauerte die Sache ein wenig länger, denn obwohl sie sicherlich kein Kind von ausgemachter Hässlichkeit war, so war sie doch mit ihren langen, kräftigen Beinen und den breiten Schultern eher ungewöhnlich proportioniert.
Die Schneiderin maß und suchte im ganzen Laden. Und als Bastonata einige Zeit später vor die Anderen trat, trug sie ein langes, hochgeschlossenes Kleid aus nachtblauem Schöngewebe nebst passendem Kapuzenumhang, so dass sie plötzlich von einem Hauch des Geheimnisvollen umgeben war.

Ätzelbert nickte stumm. Q'arion machte große Augen vor Bewunderung. Und Yelenath musste schlucken.

So ausgestattet betraten sie das Gelände der Botschaft. Im Garten, einige Meter entfernt von dem hohen Doppelportal, das den Eingang zum Gebäude bildete, diskutierte ein dicker Mann mit drei Damen, die offensichtlich seine Begleitung darstellten. Es machte ganz den Anschein, als wäre ihnen der Einlass verwehrt worden.

Bastonata setzte eine hochnäsige Miene auf, als sie an ihnen vorüberschritt und verzog in demonstrativ missfallend das Gesicht, als die Augen des Mannes an ihr haften blieben.

Ätzelbert rümpfte die Nase und sagte im Vorbeigehen: „Tsiss! Ungeladen hier aufzukreuzen und dann solch eine Szene. Wie unpassend.“
Eins der beiden jungen Mädchen begann zu weinen und verbarg ihr Gesicht in den Händen.

Die Gefährten gaben ihre Einladungen ab und gingen hinein. Sie waren noch keine drei Meter gekommen, als sie von einem Wachmann angesprochen wurden. „Herrschaften, bitte um Entschuldigug. Waffen, Rüstungen und magische Gegenstände müssen am Eingang abgegeben werden.

„Oh, natürlich, wie unaufmerksam von mir“, erwiderte Ätzelbert und folgte dem Mann zur Pforte zurück. Die anderen kamen ebenfalls nach.

Der Mann öffnete eine Tür direkt am Eingang und ließ die Abenteurer hinein. „Ich versichere ihnen, dass ihr Dinge hier gut aufgehoben sind. Wenn sie den Ball verlassen wollen, können sie sie hier jederzeit abholen. Bitte abermals um Verzeihung“ sagte er und ging vor die Tür.

Von drinnen konnten sie hören, wie die beiden Wachen am Portal, die zu kontrollieren so jämmerlich geschlafen hatten, einiges zu hören bekamen.

Als die Gruppe schließlich wieder auf den Gang trat, wartete der Wachmann bereits. Er zeigte fragend auf den Beutel, den Yelenath noch immer mit sich herumtrug. „Och“, sagte dieser, „Das sind nur Kinkerlitzchen, Nichts, womit sich Schaden anrichten ließe. Seht selbst!“ Er öffnete den Beutel und ließ den Mann einen Blick hineinwerfen. Etwas Wolle und einige andere Gegenstände waren darin.
Die Wache nickte und winkte ihn durch.

Ätzelbert wollte schon weiter gehen, da wurde er erneut zurückgehalten. „Mein Herr, ich kann ihre Hoffnung verstehen, mit der sie die Damen beeindrucken wollen“, sagte er hinter vorgehaltener Hand und zeigte vielsagend auf eine Stelle zwischen den Beinen des Priesters. „Aber ich würde ihnen doch raten, etwas weniger Gefährliches zu versuchen. Wenn ich nun also bitten dürfte...“ setzte er hinzu, streckte die Hand aus und bedankte sich, als der Priester ihm den Dolch aushändigte, den er im Hosenbund versteckt hatte.

Der kleine Taschenspiegel, den Ätzelbert bei der Schneiderin erstanden hatte, wurde ihm gelassen.

Die Wände des Ballsaales waren in der oberen Hälfte von gewaltigen Spiegeln verkleidet und mit weißem und schwarzem Krepppapier geschmückt. Tanzende Lichter schwebten kreuz und quer durch den Raum und tauchten ihn in ein Meer aus Lichtflecken. Ein Elfenquartett spielte auf und erfreute damit die Gäste, die sich, wenn sie nicht gerade tanzten, angeregt miteinander unterhielten. Zwischen ihnen huschten Diener hin und her, um Getränke und Häppchen anzubieten und an den Türen auf den Gang sowie zum Innenhof standen Wachen.

Alle Anwesenden trugen aufwändige Kostüme und reich verzierte Masken Dabei war es egal, ob Gastgeber, Gast oder Diener, jeder trug irgendeine Art von Verkleidung. Die Damen waren in halb durchsichtige, Atemberaubend schöne Ballkleider gehüllt, während die Herren eng anliegende Hosen und Sakkos trugen, die durch eingearbeitete Edelsteine und Goldfäden funkelten.

Die Agenten verteilten sich gleichmäßig im Saal und beobachteten die Gäste.

Nun, fast alle. Yelenath zog es vor, sich zu amüsieren. Seinen Auftrag vergaß er darüber völlig.

Ätzelbert versuchte mithilfe seines Spiegels, Lucan unter den Gästen auszumachen. Immer wieder warf er verstohlen einen Blick hinein und verglich was er sah, mit dem, was wirklich da war. Doch Spiegelbild war nicht Wirklichkeit, und die ständige Bewegung der Menge machte es so gut wie unmöglich, so etwas herauszufinden. Schließlich gab er es auf und steckte seinen Spiegel in die Brusttasche seines Fracks.

Q'arion beschränkte sich darauf, die Augen offen zu halten, während er sich in der Nähe der Bar aufhielt. Doch niemand kam ihm weniger ungewöhnlich vor als jeder Andere.

Bastonata allerdings, die ebenfalls in Barnähe blieb, konnte in der Menge eine zierliche Gestalt ausmachen, die die Maske eines goldenen Drachen trug. Sie schien alles andere als es nötig zu haben, sich unter Leute zu mischen, im Gegenteil: Die Leute kamen ständig zu ihr und hofierten sie eifrig, die ihrerseits wiederum die Schmeicheleien und Handküsse gelassen über sich ergehen ließ.
Kein Zweifel. Sie musste die Gastgeberin sein.

Die Barbarin trank aus und näherte sich der Dame. Dann faste sie sich ein Herz und sprach sie an. „Botschafterin Krell, nehme ich an?“
Die Angesprochene nickte und nahm von irgendwoher einen weiteren Handkuss entgegen.

„Nette Feier“, versuchte es Bastonata weiter. Die Botschafterin ignorierte sie.
Die Wandlerin fasste sich ein Herz. „Sagt, befindet sich unter euren Gästen ein Herr namens Lucan?“
Diesmal erreichte sie tatsächlich eine Reaktion. Neya ir'Krell wandte den Kopf und sah sie direkt an. In ihren Augen blitze es. Dann jedoch sagte sie lächelnd: „Einen solchen Namen habe ich noch nie gehört, Gnädigste. Und... habt meinen Dank für Euer Lob.“

„Entschuldigt vielmals, Botschafterin. Ich denke, ich werde mich nun besser wieder den Speisen widmen...“ sagte Bastonata kleinlaut und begab sich zurück an die Bar.
Doch nun war sie sich sicher: Lucan war hier. Sie mussten ihn nur noch finden.

Ätzelbert näherte sich der Tür, durch die die Bediensteten ständig eintraten oder verschwanden. Er passte einen von ihnen ab, als dieser gerade hinaus wollte. Obwohl er viel kleiner als der Diener war, gelang es ihm, ihn von oben herab anzusehen.

„Wartet, mein Guter. Würdet ihr mir einen Gefallen tun?“, sprach er näselnd.

„Sehr wohl“ sagte der Diener steif.

„Wirt ihr, das Essen ist ausgezeichnet, doch für meinen Geschmack ein wenig fade. Würdet ihr mir wohl etwas Knoblauch bringen?“

„Etwas...“ Die Augen des Bediensteten wurden groß.
Einige Gäste, die den Wortwechsel aufgeschnappt hatten, sahen den Priester verstohlen überrascht und leicht angewidert an. Sie sahen ganz so aus, als wollten sie seinen Verstand in Zweifel ziehen und begannen, möglichst unauffällig etwas mehr Distanz zwischen sich und diesen seltsamen Gnom da zu bringen.

„Ich bitte darum.“ Ätzelbert hob seine Nase noch ein wenig höher.

Sein Gegenüber setzte zu einer Antwort an, unterließ es aber, diese auch auszusprechen. Er murmelte ein weiteres „sehr wohl“ und wollte gerade durch die Küchentür, als Ätzelbert ihn erneut zurück hielt. „Roh, wenn ich bitten darf. Nicht gekocht.“
Der Diener schüttelte unmerklich den Kopf, als er verschwand.

In der Zwischenzeit konnten die übrigen Gefährten einiges von den Gesprächsthemen verfolgen, die den Abend beherrschten. So wurde über das vorzügliche Essen und den Ball geredet, aber auch über das Problem der Stadtwachen mit den Sahuaginplünderern und die berühmte elfische Sängerin Areyndee Thanvaali, die heute Abend einen kurzen Auftritt haben sollte.

Tatsächlich wurde die Musik wenig später unterbrochen und eine hochgewachsene blonde Elfenschönheit betrat die Bühne. Sie bedankte sich kurz für die Aufmerksamkeit und fand einige lobende Worte für die Gastgeberin. Dann gab sie dem Quartett ein Zeichen.

Ihre Stimme klang klar und hell wie ein junger Bach, fand Q'arion, und sie erfüllte den Raum mit einer Intensität, die schier unvorstellbar war. Die Gäste hingen an ihren Lippen. Ein oder zwei Paare fanden sich und begannen zu tanzen, jedoch blieben die restlichen voll Bewunderung stehen und hörten Aeryndee zu.

Bastonata ließ erneut ihren Blick durch den Raum schweifen und entdeckte Neya ir'Krell  unter den Tanzenden. Die Botschafterin schien überhaupt keine Notiz von dem Auftritt zu nehmen, sondern diskutierte leise mit ihrem Partner, der eine Adlermaske trug und immer wieder auf sie einsprach.

Und eine weitere Frau schien ebenfalls mehr Interesse an dem Verhalten der Gastgeberin zu zeigen, als am Auftritt der Sängerin. Sie trug die Maske eines blauen Drachen.

Dann war der Auftritt vorbei und das Quartett begann wieder eine flotte Tanzweise.

Ätzelbert wartete. Als der Diener wieder aus der Küche kam, hatte er einen missbilligenden Blick aufgesetzt. „Ihr Knoblauch, Mein Herr“, sagte er steif und überreichte die Knolle, wobei er jedoch nicht vergaß, leicht die Nase zu rümpfen. Ätzelbert bedankte sich, steckte sie in die Tasche und zerdrückte sie.
Nun würde es keine Schwierigkeiten mehr geben, einen Weg durch die Menschenmenge zu finden. Und auf Lucans Reaktion war er ebenfalls gespannt.

Q'arion war von Areyndee Thanvaali noch immer hin und weg und versuchte immer wieder, einen Blick auf sie zu erhaschen. Doch alles, was er zwischen Federboa, Löwen- und Eulenmasken hindurch sehen konnte war, wie sie durch die Türen nach draußen verschwand. Er seufzte.

Bastonata fand, sie könne noch ein wenig mehr Mut gebrauchen. Aber der Mann, der während des Auftritts mit der Botschafterin getanzt hatte, interessierte sie. Sie nahm noch ein weiteres Getränk zu sich, dann forderte sie den Mann nun ihrerseits auf, mit ihr auf das Parkett zu gehen.

Ätzelbert gesellte sich an den Rand der Tanzfläche und beobachtete seine Gefährtin und ihren Tanzpartner. Irgend etwas störte ihn. Zumindest hatte er plötzlich ein ungutes Gefühl im Bauch.

Er war schweigsam, aber ausgesucht höflich, und es schien, als würde er nur durch seine Führung völlig ausgleichen, dass sie noch niemals derart das Bein geschwungen hatte -abgesehen vielleicht von der ein oder anderen Taverne zwischen Droaam und Sharn vielleicht, aber das war eine ganz andere Sorte Tanz und pflegte als Parkett Tische und Theken zu verwenden.
Sie versuchte dem Mann in die Augen zu schauen. Das Blau schien unergründlich und kalt wie uraltes Gletschereis. Und seine Hände waren kalt wie Stein.

Als sich ihre Blicke endlich trafen, brach er das Schweigen, das zwischen ihnen gewesen war, nachdem sie die Tanzfläche betreten hatten. „Nun“, sagte er mit einer tiefen, sonoren Stimme, „ich gewinne den Eindruck, dass wir uns schon einmal begegnet sind. Und das vor nicht allzu langer Zeit, wie mich deucht...?“

Bastonata wurde blass. Irgend etwas schien von diesem Mann auszugehen, das ihr plötzlich sehr ungemütlich zumute wurde.

Der Kleriker verfolgte die beiden Tanzenden mit den Augen. Etwas stimmte nicht! Es musste doch auszumachen sein! Er musterte den Mann von oben bis unten.

„Und noch etwas deucht mich“, fuhr der Mann fort. „Nämlich, dass es doch sicher nicht klug wäre, inmitten eines rauschenden Balls die Klingen zu kreuzen, würdet ihr mir da zustimmen, Teuerste? Und würdet ihr mir ferner zustimmen, dass dies hier in der aundairischen Botschaft sogar noch viel unklüger wäre, als anderswo?“

Ätzelbert holte seinen Taschenspiegel wieder hervor, drehte sich um und sah hinein. Das Spiegelbild war klar und deutlich zu sehen, allerdings bedeckte die Kostümierung den Körper des Mannes ziemlich vollständig. Sein Blick fiel auf den Boden vor den beiden. Um Bastonata herum hüpften die Schatten die die Tanzenden Lichter warfen.

Der Kleriker erbleichte.

Der Mann begann zu lächeln. Bastonata keuchte.

Das Blau seiner Augen...

Er warf...

...wechselte...

...keinen Schatten!

...in ein grelles Orange!

„Nun denn also immer heraus mit der Sprache. Was wollt ihr von mir?“ sagte Lucan beinahe sanft und lächelte ein wenig mehr. Seine Lippen entblößten ein paar langer, spitzer Eckzähne.

Bastonatas Knie fühlten sich mit einem mal an wie Pudding. „Ich...ich weiß nicht, wovon ihr redet!“ stammelte sie und versuchte sich von ihm zu lösen.
Er ließ sie gehen.

Im nächsten Augenblick war Ätzelbert bei ihr. „Entschuldigt, mein Herr!“ sagte er bestimmt. „Darf ich übernehmen?“ Und damit ergriff ihre Hand. Sie war nass geschwitzt und zitterte.

Der Mann zwinkerte den beiden noch einmal zu, bevor er plötzlich das Gesicht in unaussprechlichem Ekel verzog. Dann verschwand er in der Menge.
Hastig eilten die Beiden in Richtung Bar, fanden einen freien Tisch und warfen sich in die Sessel.

„Um Himmels willen!“ machte die Werfrau. „Das... das war er! Ich habe mit dem Vampir getanzt!“

Ätzelbert nickte. „Hab ich gemerkt“, sagte er dumpf und wünschte sich jetzt nichts sehnlicher als eine Waffe.

Weniger als eine Halbe Minute später wussten auch Q'arion und Yelenath Bescheid. Von nun an würden sie Lucan nicht mehr aus den Augen lassen!

Ätzelbert wandte sich erneut an einen Diener Der verdrehte die Augen, als sein Blick den des Priesters traf. Es war derselbe wie vorhin.

„Mir ist ein wenig plümerant“, sagte Ätzelbert und legte einen Handrücken gegen die Stirn. „Ich fürchte, ich brauche ein wenig frische Luft. Würdet ihr mir wohl einen Stuhl nach draußen bringen?“ Er winkte fordernd und begab sich dann in den Innenhof, wo ihm wenig später ein Stuhl gebracht wurde.Dann ließ man ihn allein.
Der Kleriker lauschte kurz und sah sich um. Ein üppiger Garten wuchs hier und verbreitete lieblichen Duft. Doch niemand war in der Nähe. Er nahm den Stuhl und zertrümmerte ihn an der Wand.

Der Vampir näherte sich einer Frau mit einer Eulenmaske und sprach mit ihr. Sie nickte kurz und schloss sich ihm an. Doch ehe die Beiden den Raum verlassen konnten, war da wieder diese blau maskierte Frau, die Bastonata bereits vorhin aufgefallen war. Sie sprach Lucan an und schien ihn zum Tanz zu fordern. Der Agent nickte und folgte der Frau auf das Parkett, während den Gefährten der Atem stockte.

Lucan und die geheimnisvolle Frau tanzten nicht mehr als ein paar Takte. Ihre Hand machte eine winzig kleine Bewegung. Yelenath sah genauer hin. Sie bewegte die Lippen. Sie versuchte, ihn zu bezaubern!

Plötzlich ging alles rasend schnell. Lucan prallte zurück und stieß gleichzeitig die Frau von sich. „Ha!“ rief er laut, „Das hast du dir gedacht, du kleine Schlampe!“
Die zeigte mit dem Finger auf ihn. „Im Namen ihrer Majestät Königin Aurala von Aundair! Lucan Stellos, ergebt euch, Ihr seid verhaftet!“ rief sie und reiß ihre Maske vom Gesicht.

Lucan hob seine rechte Hand. Sie steckte in einem Handschuh.
Dann schnippte er mit den Fingern. Und aus dem Handschuh wuchs eine tödliche Klinge. Sie leuchtete und beschrieb einen ausladenden Bogen.

Die Dame in der Maske des blauen Drachen taumelte nach hinten und griff sich an den Hals. Blut sickerte zwischen ihren Fingern hervor und wuchs rasch zu einem Schwall. Dann fiel sie in sich zusammen.

„Meena! NEIN!“ schrie die Botschafterin. Sie hielt sich die Hand vor den Mund.
Ihr Schrei verhallte in plötzlicher, tödlicher Ruhe.

Und dann brach unter den Gästen Panik aus. Innerhalb weniger Augenblicke hatten sie mehrere riesige Trauben gebildet, die nun versuchten, durch irgendwelche Türen ins Freie zu gelangen.

Q'arion versuchte, vor ihnen den Innenhof zu erreichen. Er musste den Priester finden. Sofort!

Yelenath zog sich hastig an die Wand zurück und suchte den Vampir. Er fand ihn und ließ in seiner Hand ein magisches Geschoss wachsen. Doch ehe er es abfeuern konnte, wurde er plötzlich zur Seite geworfen. Neben ihm stand die Frau in der Eulenmaske. Langsam zog sie sich diese über den Kopf.
Grilsha!

Bastonata griff sich einen Stuhl und schleuderte ihn gegen einen der Spiegel. Doch sie bereute ihre Idee schnell. Direkt neben ihr krachte er auf den Boden, so dass sie nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnte und von mehreren Splittern verletzt wurde. Doch immerhin hatte sie nun eine scharfe Waffe in der Hand und ein Mittel, um sich Lucan vom Leibe zu halten.

Neben ihr flog die Tür auf und zwei Gestalten kamen herein. Einer warf sich neben der blau maskierten Frau zu Boden und drückte ihr eine kleine Phiole in den Mund. Der Andere deckte die beiden mit seinem Körper. Die Frau hustete und erhob sich taumelnd. Ein weiterer Trank wurde ihr gereicht. Sie trank ihn sofort und sagte dann: „Schön. Aber jetzt bin ich dran.“

Ätzelbert stand vor dem kaputten Stuhl. In seiner Hand hielt er zwei hölzerne Stuhlbeine. Zufrieden nickte er. Dann ging er wieder hinein und blieb abrupt stehen, als er Q'arion und dahinter eine panische Menge auf sich zu stürmen sah.

Der Elf warf sich gerade noch rechtzeitig auf die Seite. Die Menge rannte an ihm vorbei. Dann sah er Ätzelbert hereinkommen. Gut! Er warf sich herum und sprintete quer durch den Raum, wobei er darauf achtete, den flüchtenden Gästen nicht zu nahe zu kommen. Als er den zerstörten Spiegel erreichte, nahm auch er eine ausreichend große Scherbe an sich.

Endlich kam auch in die Wachen Bewegung. Sie hatten anscheinend versucht, sich einen Überblick zu verschaffen, doch nun entschlossen sie sich offenbar, jeden Kämpfenden als Feind anzusehen und legten an. „Kampfhandlungen sofort einstellen!“ riefen sie. Dann schossen sie. Q'arion wurde nur knapp verfehlt.

Yelenath griff hastig in seine Tasche, holte ein Wollfädchen hervor, wirbelte damit vor ihrem Gesicht herum.„Schwindelig dein Geist und Auge!“ sagte er.

Magische Wellen schlugen gegen Grilsha. Sie schüttelte sich kurz, lachte und machte eine obszöne Geste. „Hier! Du glaubst, mich mit Zaubertricks zu kriegen, du Idiot? Dann sieh her!“
Sie breitete ihre Arme aus und warf sie ruckartig nach unten. Plötzlich war sie von einem unheimlichen Glimmen erfüllt. Dann lösten sich ihre Füße vom Boden. Sie lachte, als sie immer höher und in die Mitte des Saales flog. Wieder ertönte ein“Kampfhandlungen sofort einstellen!“ und mehrere Bolzen flogen auf sie zu. Sie prallten an einer unsichtbaren, magischen Rüstung ab. Grilsha lachte erneut.

Die Menge hatte sich nun den Ausgängen genähert und drängte sich um die Türen. Die Blau maskierte und ihre beiden Helfer wurden mitgerissen und durch die Tür in den Gang nach draußen geschoben. Einer der beiden Helfer kam dabei ins Straucheln und fiel hin. Seine Schreie gellten such den Saal, als er von Fliehenden überrannt wurde.

Yelenath wusste nicht, was er noch tun könnte. Bis auf ein oder zwei Erkenntniszauber waren seine Kräfte verbraucht und er besaß weder Stuhlbein noch Spiegelscherbe, oder auch nur etwas Vergleichbares.
Also tat er das, was ein Magier eben tut, wenn er nichts tun kann.

Doch Grilsha hatte offenbar nicht vor, ihm eine Ruhepause zu gönnen. Sie hob erneut die Arme und brannte dem Magier ein magisches Geschoss in den Leib. Und als er wenig später ihren Kältestrahl zu spüren bekam, sank er in sich zusammen.

Ätzelbert hatte es ebenfalls geschafft, in letzter Sekunde in den Saal und den Leuten aus dem Weg zu springen. Er warf Q'arion ein Stuhlbein zu und rief: „Kampfhandlungen sofort einstellen!“ und sprang auf einen Tisch. Aus dem Augenwinkel sah er, wie zwei Wachen die aundairische Botschafterin mit ihrem Körper deckten und sich mit ihr langsam in Richtung Tür zum Innenhof bewegten. „Botschafterin!“ rief er. „Sagt euren Wachen, sie sollen auf den Mann dort schießen!“ Doch die machte keine Anstalten, den Männern den Befehl zu geben. „Lady Krell“, rief er nochmals. „Verflucht, der Mann ist ein Vampir!“

Da bewegte sie den Kopf und sah ihn an. „Nein“ rief sie atemlos aus. „Das kann nicht wahr sein!“

Und plötzlich war da ein Schatten in der Menge. Er sprang und wurde zu Lucan. Er landete ziemlich genau unterhalb von Grilsha. „Schön“, rief er gedehnt, „wollen wir also noch ein bisschen spielen?“

Bastonata versuchte sich aus der Nähe des Haupteingangs in den Ballsaal zu kämpfen. Doch die Menge erfaßte sie und drückte sie gnadenlos hinaus in den Gang. Sie fluchte, was das Zeug hielt.
Dann kam ihr eine Idee. Sie drehte sich um und lief vor der Menge davon den Gang hinunter. Die Waffen! Sie brauchten ihre Waffen! Die letzten Meter rutschte sie über die Fliesen, dann krallte sie sich in die Tür und rüttelte daran.Sie ließ sich nicht öffnen.
Die Wachen! Schnell sprang sie durch das Doppelportal und rief: „Die Tür zur Waffenkammer! Schnell! Macht die Tür zur Waffenkammer auf!“

Die Wachen sahen sie an, als sei sie vom Himmel gefallen.

„Verdammt!“ schrie sie sie an. „Da drin ist ein verdammter Scheiß-Vampir, und er hat eure Botschafterin! LOS! TUT ETWAS!“

Die Wachen sahen sich an. Plötzlich erscholl lautes Geschrei aus dem Gang. Ungläubig sahen sie sich um und sahen einen Haufen maskierter Gäste in heller Panik auf sich zu kommen.
Da endlich schalteten sie. Doch blieb ihnen erst einmal nichts, als die Menge durchzulassen, die in alle Richtungen floh.

Als der Schwall abgeebbt war, öffneten die Wächter hastig die Tür zur Kammer. Bastonata kramte zusammen, soviel sie tragen konnte und lief zurück in Richtung Ballsaal. Die Wächter folgten ihr, während sich in ihr eine Wandlung in ein wildes Tier vollzog.

Alle Gäste waren geflohen und im Saal war es plötzlich sehr ruhig geworden. Yelenath lag noch immer sterbend an der westlichen Wand, während Q'arion zwischen den Spiegelscherben hockte und seinen Blich hin und her schweifen ließ. Ätzelbert lauerte auf der anderen Seite der Raumes auf einem Tisch. Lucan aber stand genau in der Mitte des Raumes und seine Schwester schwebte genau über ihm. Grilsha umgab noch immer dieses unheimliche Leuchten. Sie hob die Hände und machte eine reibende Bewegung. Elektrische Funken knisterten. Vor ihr schwebte ein kleines Pergament.
Und es war eine große Stille im Raum.

Dann wurden die Türen auf den Gang geöffnet. Die blau maskierte Frau und ihre beiden Schergen traten langsam ein. Die Frau hielt eine kleine, brennende Kugel in der Hand.
Botschafterin Neya ir'Krell fühlte die Farbe aus ihrem Gesicht weichen. „Meena“, sagte sie leise. „Das kannst du nicht tun. Nicht hier, mitten in meinem Haus!“

Doch Meena ließ sich nicht beirren. So lange hatte sie nach Lucan Stellos gesucht. Den Teufel würde sie tun, ihm jetzt nicht das Handwerk zu legen. „Doch, Neya“, sagte sie, ohne Stellos aus den Augen zu lassen. „Er gehört mir. Und ich werde ihn mir holen!“
Sie hob die Hand, um ihren Feuerball zu werfen, als plötzlich vom Ende des Ganges her ein schepperndes Geräusch ertönte. Den Bruchteil einer Sekunde bewegte Meena ihren Blick.

Sie hätte es besser nicht getan.

Im Raum wurde es plötzlich dunkel, als sämtliche Lichter vor der Magischen Gewalt in die Knie gingen. Und dann löste sich von Grilshas Hand ein gewaltiger Blitz. Sie lachte schrill.

Meena warf sich im letzten Augenblick herum und wurde nur zum Teil getroffen. Doch es reichte, um sie erneut außer Gefecht zu setzen.

Q'arion warf seine Spiegelscherbe nach ihr. Sie flog quer durch den Saal und traf die Hexe am Fuß, die nun aufschrie und ihn böse anfunkelte.

Lucan sprang erneut. Er versuchte die Küchentür zu erreichen. Doch das hatte Ätzelbert vorausgesehen. Er sprang  vom Tisch, flitze ebenfalls zur Tür und erreichte diese vor dem Vampir. „Halt“, rief er, „Bleib du mal schön hier!“ und hielt dem Untoten sein heiliges Symbol entgegen.

Lucan fauchte und für einen kurzen Augenblick wurde sein Gesicht zu der Fratze des furchtbaren Monsters, das er geworden war. Dann stieß er sich ab, sprang gegen die Wand über dem Kleriker und kletterte ein Stück an ihr hoch.

In diesem Augenblick stürzte Bastonata scheppernd und bis unter das Kinn mit Waffen und Ausrüstung beladen in den Saal und warf sie hin. Ein Blick, und sie pflückte einen Heiltrank vom Gürtel des Magiers, den dieser hatte ablegen müssen, packte ihn und goss den Inhalt in seinen Rachen. Yelenath warf den Kopf hin und her, als die magische Flüssigkeit zu wirken begann, doch noch wollte er nicht aufwachen. Bastonata verpasste ihm einen Weiteren.

Q'arion sah nur noch diese eine Chance. Er sprintete in die Mitte des Saales, dorthin, wo Lucan vorher gestanden hatte, holte aus und warf das Stuhlbein gegen den Vampir. Wer wusste schon, ob nicht irgendein glücklicher Zufall dafür sorgte, dass sich der improvisierte Pflock ins Herz des Vampirs bohren würde?

Der Pflock traf. Es machte einen dumpfen Laut, als er abprallte. Dann fiel er herunter und landete klappernd auf dem Boden.
Lucan sah den Valenar mit einer Mischung aus Entrüstung und Enttäuschung an. „Aua“, sagte er.
Dann stieß er sich ab, sprang wieder in den Saal, als Grilsha plötzlich vor aller Augen verschwand.

„Die Türen! Schließt die Türen!“, rief Ätzelbert, als er das Ablenkungsmanöver durchschaute und warf diejenige in die Küche ins Schloss. Die Wächter stürzten auf die Beiden Doppeltüren zu, doch es war zu spät. Lucan rollte sich in letzter Sekunde durch den verbliebenen Spalt und verschwand im Innenhof.

Es gibt Situationen, da weiß man einfach, wann man verloren hat. Und in einer solchen Situation befand sich nun Lucans Schwester Grilsha. Sie hatte gekämpft und das Letzte aus sich herausgeholt, und sie hatte sogar ihr Ziel erreicht: Ihr Bruder war entkommen.
Der Preis dafür allerdings war, dass sie nun, da all ihre magischen Kräfte aufgebraucht waren, hilflos in der Falle saß. Die Türen waren verschlossen und der gesamte Raum voll von Lucans Feinden.
Ihren Feinden.

Sie sah sich noch einmal um und wusste, dass es diesmal kein Entrinnen geben würde. Nicht ohne ihre Magie. Mit einem Mal fühlte sie sich müde. Einsam und müde. Wie hoch würde der Preis wohl sein, den sie für ihre bedingungslose Loyalität zu ihrem Bruder würde zahlen müssen? Sie wusste es nicht. Und es zählte auch nicht mehr, nicht nach allem, was sie beide durchgemacht hatten.

Sie ließ ihre Arme sinken. Dann drehte sie die Handflächen nach oben.
„Mein Name ist Grilsha Stellos“, sagte sei, als sie sichtbar wurde, „und ich ergebe mich. Bitte nehmt mich als eure Gefangene.“

~o~

Neya betrachtete das Chaos, in das ihr Maskenball gestürzt worden war. Stühle und Tische waren zu Bruch gegangen und einer der kostbaren Kristallspiegel ebenfalls. Überall lagen Scherben von fallengelassenen Gläsern und Bechern herum, noch immer von Resten der erlesenen Speisen garniert, die achtlos fallen gelassen worden waren. Und schließlich nicht zu vergessen die Schlagzeilen, die ab morgen auf den Titelblättern stehen würden.
Wenigstens war niemand heute Abend zu Tode gekommen, und gebrannt hatte es auch nicht. Obwohl wirklich nicht viel gefehlt hatte. Wäre Meena nicht im letzten Augenblick abgelenkt worden – es wäre die totale Katastrophe geworden.

Erleichtert stellte sie fest, dass es der Agentin der königlichen Augen wieder besser ging. Ihre beiden Helfershelfer hatten sie versorgt, so dass sie immerhin wieder selbst stehen konnte, wenn auch sichtlich angeschlagen und schwankend. Ihr Ballkleid war völlig zerfetzt und verbrannt und der Kragen glänzte noch immer feucht vom Blut.

Und nun?
Würde es einiges zu klären geben, beantwortete sie ihre Frage selbst.
Sie straffte sich und trat in die Mitte des Saales.

~o~

„Nun denn“, erhob die Botschafterin von Aundair ihre Stimme. Sie klang fest und klar. „Offenbar war der Abend nicht dazu vorgesehen, ruhig zu Ende zu gehen. Trotzdem möchte ich doch gern einmal wissen, wie es sein kann, dass meine Gäste aus meinem Haus fliehen müssen, während ungeladene Gäste mir meinen Ballsaal auseinander nehmen?“

Bastonata fand als erste ihre Worte wieder. „Botschafterin, wir haben herausgefunden, dass einer eurer Gäste  in jüngster Zeit zum Vampir geworden ist. Wir folgen ihm seitdem er aus Sharn geflohen ist und sahen unsere einzige Chance, ihn zu stellen, hier in Ihrem Haus.“

„So!“ erwiderte Lady Krell, „Und warum seid ihr nicht einfach in Sharn geblieben, wo euer Vampir doch das Weite suchte?“

„Weil er eine breite Spur aus Leichen hinter sich zurück ließ.“ antwortete Bastonata.

„Und weil wir Agenten der Königs Schatten von Breland sind!“ fügte Q'arion stolz hinzu und warf sich in die Brust.

Einen Augenblick wurde es totenstill im Raum.
Ein Elfenmagier, eine Wandlerbarbarin und ein Gnomenpriester sahen den Valenar fassungslos an, während sie sich fragten, ob sie richtig gehört hatten.

Bastonata hob hilflos die Hände. „Nun ehm. Ja, so ist es“, brachte sie hervor und begann innerlich, den Waldläufer fortwährend zu ohrfeigen.

Neya musste lachen. „Dann seid ihr diejenigen, die Viorr Maleak auf Lucan angesetzt hat? Wahrlich, er muss verzweifelt sein, Nein ehrlich!“ Ihr Lachen ertönte glockenhell im Saal. „Und nun, wen haben wir denn hier. Ihr seid Lucans Schwester Grilsha, richtig?“
Die Hexe schwieg.

Ätzelbert trat nun seinerseits vor. „Wollt ihr sie nicht ein wenig zum Reden bringen?“, schlug er vor und rieb sich die Hände. „Ich könnte euch behilflich sein...“

„Ich bitte euch, Lieber Herr Gnom!“ wehrte Neya ab. „Das sollen wir doch lieber denen überlassen, die sich damit auskennen.“

„Trotzdem würden mich so ein oder zwei Dinge interessiere“, sagte der Svirfnebli. Er stellte  sich vor Grilsha auf. „Bitte, sagt mir nur eines. Warum helft ihr einem Vampir?“

Lucans Schwester sah ihn an. „Weil er mein Bruder ist!“ zischte sie und machte einen Schritt auf ihn zu. Sofort wurden vier Armbrüste auf sie gerichtet.

„Und wohin will er?“
Wieder schwieg die Gefangene.

„Nun, da heraus ist, was aus unserem gemeinsamen Freund geworden ist, kann ich es ja sagen. Er will nach Starilaskur. Warum er das will, weiß ich allerdings nicht.“

„Ihr vielleicht?“ wandte sich nun Bastonata an die Hexe.

Grilsha wand sich. Doch schließlich erstarb auch ihr letzter Widerstand. „Karrnath“, sagte sie leise.

„Ach? In meine Heimat?“ Der Gnom lachte höhnisch auf. „Und was will er da?“
„Nichts vermutlich.“ Grilsha sah zu Boden.

„Oh bitte!“ rief Ätzelbert. „ihr haltet uns zum Narren!“

„Nein. Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass er dass freiwillig tut.“

„Sondern auf wessen Geheiß?“ fragte die Wandlerin.

„Seines Schwertes.“
Die Verblüffung, die nun folgte, war geradezu greifbar.

„Lucan geht nach Karrnath, weil sein Schwert es will?“ fragte Yelenath ungläubig, während er sich schewr gegen einen Stuhl stützte. „Soll das heißen, er steht unter dem Einfluss dieser Waffe?“
Grilsha nickte "Wahrscheinlich ist das so, ja."

Yelenath schüttelte den Kopf. Es klang einfach zu unglaublich.„Aber er kann Sharn nicht einfach so verlassen!“ rief er. „Vampire stehen unter Blutsbande mit ihren Meistern!“
Wieder folgte Schweigen.

Schließlich war es Meena, die den Faden wieder aufnahm. „Dieses Schwert. Es ist die Seelenklinge, richtig?“

Der Priester der Vol schlug sich gegen die Stirn. „Deswegen konnte die Blutsbande zerrissen werden! Das hat die Seelenklinge getan! Oh, ich bin ja so ein Kamel!“
Q'arion lächelte und nickte stumm.
Ätzelbert bemerkte davon nichts.

„Ehm, was genau ist denn nun die Seelenklinge?“, wollte der Magier wissen.

Meena wandte sich ihm zu. „Die Seelenklinge“, begann sie, „ist eines von den legendären dreizehn Schwertern der Kriegsfürsten von Karrnath. Es ist eine magische Waffe, die ihrem Träger eine nicht unerhebliche Macht verleiht. Dummerweise kann sie nur von denen geführt werden, die im Geiste stark genug sind, ihrer Kraft zu widerstehen. Lucan hat dies aber offenbar nicht gewusst. Oder er ist das Risiko eben eingegangen, als er es aus der Schatzkammer König Boranels von Breland stahl.“

„Und woher wisst ihr davon?“ fragte Bastonata.

„Glaubt mir. Ich versuche bereits länger, Lucan zu kriegen, als ihr euch vorstellen könnt. Ich weiß, dass er den Diebstahl begangen hat. Sonst wären nun nicht auch noch die Königs Schatten hinter ihm her, oder?“

„Könnte es sein, dass er den Diebstahl nicht willentlich begangen hat, sondern von seiner Meisterin dazu gezwungen wurde?“

„Möglich wäre das. Aber dazu müsste man wissen, wer Lucan zum Vampir und damit zu seinem Sklaven gemacht hat.“

„Das war Caldera, eine selbsternannte Fürstin den Unterwelt.“ erwiderte Bastonata, Nun, da die Fronten geklärt waren, konnten die Karten ja auf den Tisch.

„Oh! Dann kann ich mir das sogar sehr gut vorstellen“, sagte Meena entschlossen.

„Wie dem auch sei“, fuhr Ätzelbert dazwischen. „Botschafterin, ihr sagtet vorhin, dass Lucan nach Starilaskur will. Wirt ihr auch, wie er da hin kommen will?

„Das wohl!“ antwortete Neya. „Ich habe ihm das Losungswort für eine Passage auf einem Lyrandar-Luftschiff gegeben, dass am südlichsten Punkt der Stadt vor Anker liegt.“

„Und wann legt das ab?“ Ätzelbert war plötzlich sehr aufgeregt.

„Nun, in etwa einer Stunde, schätze ich.“

„Das darf doch nicht wahr sein!“ rief das Werweib. „Wie lange brauchen wir bis zum Andockturm?“

„Zu Fuß? Etwas mehr als eine Stunde.“ gab Meena zurück.

„Und mit einer Kutsche?“

„Etwas weniger.“

„Botschafterin! Würdet ihr...?“

„Das will ich gern tun“, antwortete Neya. Dann sah sie traurig zu Boden. „Lucan war einst ein guter Freund von mir“, fügte sie hinzu. Dann hob sie den Kopf und sagte: „Jetzt ist ein Monster aus ihm geworden. Das Schiff heißt Wolkenschicksal und das Losungswort lautet Anker. Geht und bringt ihn zur Strecke! Er hat bereits genug Schaden angerichtet! Meena und ich kümmern uns derweil um diese junge Frau hier.“

Die Abenteurer gingen, um ihre gewohnten Kleider und Rüstungen wieder anzulegen.
Bastonata drehte sich noch einmal um. „Lady Krell! Wir könnten noch etwas Ausrüstung gebrauchen! Heiltränke und dergleichen...“

„Bedaure, aber mehr kann ich nicht für euch tun. Ihr könnt froh sein, dass ich euch trotz des Schadens einfach gehen lasse.“

„Aber wir haben doch nichts kaputtgemacht!“, verteidigte sich die Wandlerin.

Neya zeigte stumm auf zerbrochene Stühle und einen zerstörten Spiegel, dann wandte sie sich um und ging.


~o~

Stille herrschte auf den nächtlichen Straßen von Trolanhafen. Einige Blätter wiegten sich träge im Wind und faulenzten.
Plötzlich entstand Unruhe unter ihnen. Und dann stampften Pferdehufe auf das Pflaster, gefolgt von vier Rädern, deren hölzerner Klang die Nacht zerriss. In atemberaubender Geschwindigkeit raste die Kutsche über das Pflaster die Straße hinunter und auf die lange, prächtig verzierte Brücke zu, an deren Ende ein gewaltiges Gebäude von etwa fünfzig Metern Höhe stand: Der Andockturm des Hauses Lyrandar.
Eine Peitsche knallte. Die Pferde machten einen Satz nach vorn Die Kutsche flog nur so über die Brücke und bremste schließlich am unteren Eingang des Turms.
Eine Schiffsglocke ertönte.
Vier Gestalten sprangen aus dem Wagen und hasteten die Treppen hin auf, immer mehrere Stufen auf einmal nehmend. „Halt! Wartet!“ riefen sie und rannten noch schneller. Wieder ertönte die Schiffsglocke.

Schließlich erreichten sie die oberste Plattform und stürzten durch die Tür wieder ins Freie auf den Landungssteg.
Vor ihnen lag die Wolkenschicksal. Der gewaltige Feuerring fauchte und ließ die Nachtluft flimmern. Immerhelle Laternen erleuchteten den Steg. Einige gnomische Hafenarbeiter lösten die letzten Taue, die das Luftschiff noch am Turm festhielten. Nur eine Planke bot noch eine letzte Verbindung zwischen Andockplattform und Schiff. Es würde jeden Augenblick ablegen.

„Nicht ablegen! Anker! Anker! Wartet auf uns!“ riefen Bastonata und Q'arion, die als erste oben angekommen waren.

Weitere Gnome standen zwischen einigen Frachtkisten herum und starrten die Abenteurer an. Sie bewegten sich, als wären sie Marionetten, legten die Köpfe schief und richteten sie wieder auf. Ihre Arme stießen vor und wieder zurück.
Und plötzlich hatten sie Hakenhämmer in der Hand.
Dann kamen sie auf sie zu.

Bastonata machte einen Schritt vorwärts und knurrte, als ihre Mutter, die uralte Bärin die Kontrolle über ihren Körper forderte.
Ihr Nackenfell sträubte sich ob der offensichtlichen Bedrohung. Es fühlte sich sehr angenehm an.

Hinter ihnen traf Yelenath ein. Als er die Gnome sah, stoppte er abrupt, so dass Ätzelbert ihm ins Kreuz rannte.
Der Priester keuchte. „Was ist denn nun schon wie... oh Scheiße.“ machte er.

Yelenath nickte. „Der Vampir beherrscht sie“, sagte er ruhig.

Der Kleriker überlegte fieberhaft. Zu wenig Zeit, dachte er. Sie konnten sich nicht auf einen Kampf einlassen! „Weiß auch nicht“, sagte er unsicher. „Ich könnte einen verhüllenden Nebel machen. Dann schaffen wir es vielleicht an ihnen vorbei.“

„Wir haben keine Wahl“, stimmte der Magier zu. „Versuchen wir es.“

Ätzelbert breitete die Arme aus und ließ einen tiefen, kehligen Gesang hören. Ein Gedanke lag auf dem Gesang und wurde weit fort getragen. Vol, Göttin des Blutes, schicke den Nebel, der alles verhüllt!
Dichter, undurchdringlicher Rauch stieg auf und bildete eine Wolke, die nahezu den gesamten Landungssteg erfaßte.

„Rennt!“ rief der Priester.

Die Wandlerbarbarin sprintete los und lief direkt in einen Arbeiter. „Du bist der Erste!“ rief sie und schwang ihre Axt. Ein dumpfes Knirschen ertönte, als die Schneide in den Leib des Gnomen eindrang.

Es wurde ein seltsamer Kampf. Der Nebel war so dicht, dass man kaum die eigene Hand vor Augen erkennen konnte. Ständig tauchten andere Gestalten vor einem auf und es war schwer, Freund von Feind zu unterscheiden. Hiebe gingen ins Leere und jeglicher Versuch, die Blockade zu durchbrechen schlug fehl. Ständig liefen sich Gegner in die Arme und prügelten aufeinander ein.

In Q'arion wuchs grimmige Entschlossenheit, als er Talaen Kara fliegen ließ. Es musste doch machbar sein, irgendwie da durch zu kommen!
Da sah er einen Gegner vor sich, der gerade seinen Hakenhammer irgendwo in den Nebel hinein schwang. Er packte ihn, dann warf er sich mit aller Kraft gegen ihn. Der Gnom taumelte zurück. Q'arion folgte und stieß einen Urschrei aus.
Und dann war sein Feind plötzlich einfach weg. Stattdessen tat sich vor Q'arion ein schwindelnder Abgrund auf. Der Elf keuchte, als er in die Tiefe blickte und weit unter sich die Brücke erkennen konnte, über die sie gekommen waren. Unten zerschellte ein Gnom.

Bastonatas Axt wütete unter ihren Feinden. Wieder und wieder schlug die Waffe furchtbare Wunden. Einen hatte die Barbarin bereits kampfunfähig gemacht und ein zweiter wankte. Alles um sie herum verschwamm zu einem schlierenhaften Grau in Grau.
Es gab nur noch sie, ihre uralte Mutter und jede Menge Blut.

Yelenath wehrte sich mit allem, was er hatte. Wütend wirbelte sein Kampfstab um ihn herum, doch er musste Treffer um Treffer hinnehmen. Er blutete bereits aus mehreren tiefen Wunden. Doch immerhin schaffte er es irgendwie, sich nach vorn durchzuarbeiten, als er plötzlich das knirschende Geräusch von Holz auf Stein vernahm. Er fluchte. Verdammt, ihnen wurde langsam die Zeit knapp!
Wind kam auf. Plötzlich war er aus dem Nebel heraus, der sich nun langsam aufzulösen begann. Die Planke! Wo war die Planke! Und dann sah er, dass die Wolkenschicksal sich langsam von der Andockplattform wegbewegte. Korrektur, dachte er. Die Zeit war abgelaufen!

Q'arion sah es ebenfalls. Und er sah das Seil, das eine letzte Seil, das noch vom Schiff her auf der Plattform lag und nun langsam von ihr herunterrutschte. Ohne zu zögern sprang er vor und warf sich auf das Tauende, das ihn nun mit sich zog. Er warf sich herum und schaffte es irgendwie, aufzustehen und das Tau um die äußerste Immerhelle Laterne zu wickeln.

„Meinst du, das das hält?“ schrie Der Magier über das Fauchen des riesigen Elementarringes hinweg.

„Keine Ahnung!“ rief der Valenar zurück. „Aber es schien mir eine gute Idee!“

Mit einen schweren Schlag streckte Ätzelbert seinen Gegner nieder. Mittlerweile hatte sich der Nebel vollständig verzogen und gab den Blick auf das Schiff frei. Es hatte sich bereits mehrere Meter vom Landungssteg entfernt. Ein Seil war um einen Laternenmast gewickelt und stellte die endgültig letzte Verbindung zur Wolkenschicksal dar.
Der gnomische Priester wurde blass. Nein, dachte er. Es würde eine andere Möglichkeit geben, Lucan zu folgen. Es musste eine geben. Springen und sich am Seil entlang hangeln würde er jedenfalls nicht. Auf gar keinen Fall!

Yelenath kniff die Lippen aufeinander. Das Seil war ihre letzte Chance. Eine weitere würden sie nicht bekommen, dessen war er sich sicher. Seine Knie wurden weich.
Der Magier konzentrierte sich. Jetzt oder nie! Er nahm all seine Kräfte, all seinen Mut und alles, was er sonst noch aufzubieten hatte zusammen und packte das Seil. Zug um Zug hangelte er sich mit zusammengepressten Augen an allen Vieren hinüber. Als er gegen den Schiffsrumpf stieß, zog er sich hoch und auf das Deck.
„Ja!" schrie er triumphierend. Er konnte es kaum glauben.
Ein Geistesblitz glomm leise auf in seinem Kopf. Er schaute sich kurz um, um sich zu orienteiren. Dann sah er, wonach er gesucht hatte. Er rannte eine steile Stiege hinauf und fand den Steuermann. "Anker! Anker! Ihr müßt anhalten!"
Der Steuermann zuckte die Achseln und sah wieder nach vorn.

Q'arion konzentrierte sich und nahm Maß. Dann ergriff er das Seil. Für einen Augenblick baumelten seine Beine über dem Abgrund. Er zog sie an und schlang sie um das Tau. Einige Sekunden später ergriffen seine Hände die Reling. Er hatte es geschafft.

Immer weiter entfernte sich das Schiff. Das Seil spannte sich und knirschte. Da erscholl ein ohrenbetäubendes Quietschen, als sich der Laternenmast, an dem es hing, herum bog und schräg nach oben abknickte.

Bastonata sah bereits alle Felle schwimmen. Sie nahm Anlauf, sprang auf den Mast und hechtete an das Tau. Schließlich schwang sie sich an der Reling hinauf und landete auf dem Deck.

Die Seelenklinge! Lucan! Er durfte nicht entkommen! Ätzelbert versuchte, sich zu bewegen. Seine Beine gehorchten ihm nicht. Der Landweg! Er konnte den Landweg nehmen! Wenn er gute Pferde fand und sie verbrauchte, wie Lucan es mit seinen Tieren getan hatte... Oder er nahm ein anderes Schiff! Oder...

Das Seil sang.
Die Wolkenschicksal begann, Fahrt aufzunehmen. Immer heller wurde der Ton.
Als es endlich riß, geschah dies mit einem Knall, der so laut war, dass es in den Ohren schmerzte.
Plötzlich konnte Ätzelbert sich wieder bewegen

Bastonata sah den Kleriker auf der Landeplattform stehen und hörte den peitschenden Knall des zerissenen Seils.
„Verflucht, Ätzelbert du Idiot! Sollen wir das hier alleine machen oder was!" schrie sie aus Leibeskräften. Yelenath und der Valenar begannen ebenfalls zu rufen und z winken.
Plötzlich kam Bewegung in den Gnom. Er schaute hinter sich, dann rannte er. Und plötzlich sah Bastonata auch, warum: Dioe Hafenarbeiter, die sie niedergeschlagen hatte, waren nur bewußtlos gewesen. Nun erhoben sie sich wieder.
Sie rannte an der Reling entlang und ergriff ein Seil. Sie konnte nur hoffen, dass es lang genug sein würde. Mit einem Urschrei warf sie es auf den Steg.

Es landete direkt vor dem Priester. hinter sich hörte er die Gnome, wie sie wieder auf ihn zu kamen. Hastig band er sich das Seil um die Hüfte und schickte ein Stoßgebet an seine Göttin.
Er schluckte. Dann rannte er. Er rannte, wie er noch nie in seinem Leben gerannt war. Und dann sprang er.

noch in der Luft bemerkte er, dass es nicht richtig war. Es konnte nicht richtig sein. Das Seil saß viel zu locker um seine Hüfte! Es löste sich! Vol! Göttin! Hilf mir!
Plötzlich fühlte er sich seltsam frei. Er schaute an sich herunter. Das Seil war fort.

Da! Es flog vor ihm her. Es sprach zu ihm. Komm her zu mir, sagte es, es sind nur ein paar Finger breit zwischen uns.

Seine Hände griffen danach. Sie packten es...

...und glitten ab.

Die Stimme des Seils bekam einen spöttischen Unterton. Komm nur, komm...

Ätzelbert fiel.

~o~

Q'arion, Bastonata und Yelenath sahen den Priester in der Dunkelheit verschwinden.
Sie schlossen die Augen, pressten die Lippen aufeinander und knirschten mit den Zähnen. Sie hatten keine Ahnung, wie sie nun mit Lucan Stellos fertig werden könnten.

Geschweige denn, wie es überhaupt weiter gehen sollte.

Denn nun waren sie nur noch zu dritt.
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 11. Oktober 2006, 12:43:15
Der Beitrag wurde editiert, falls schon jemand gelesen haben sollte. Das kommt davon, wenn man nachts um elf noch Story Hour schreibt...

Noch eine Bemerkung zu Spange: Der Spieler des Wechselbalg hat in der Vergangenheit mehrfach Spieltermine fest zugesagt und fast im letzten Augenblick wieder abgesagt. Daher habe ich seinen Charakter geführt, um ihn an einer günstigen Stelle aus dem Spiel nehmen zu können. Denn im augenblick ist noch nicht klar, ob er nochmal dabei sein wird. Wi rwerden diesbezüglich noch mal mit ihm sprechen, um die Situation zu klären. Aber keine Angst: Für den Fall, daß er weiter dabei ist, habe ich bereits eine kurze Spezialsequent ausgearbeitet, die er dann quasi als Mini-Soloabenteuer wird auf sich nehmen müssen.

@ Pestbeule: Was Ätzelbert angeht, mußte ich nach deinem Kommentar auf den ersten Teil des Updates ein wenig in mich hineingrinsen... :P
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Pestbeule am 11. Oktober 2006, 15:20:08
Zitat von: "meist3rbrau"


@ Pestbeule: Was Ätzelbert angeht, mußte ich nach deinem Kommentar auf den ersten Teil des Updates ein wenig in mich hineingrinsen... :P


Warum?  :?:
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 11. Oktober 2006, 22:11:32
Zitat von: "Pestbeule"
Ich hoffe immer noch das es dem Svirfnebli mal jemand ordentlich zeigt. Den mag ich net!  :D


Deswegen.  :wink:
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Pestbeule am 14. Oktober 2006, 17:53:20
Wann gehts weiter?

Vielleicht ein kleiner Vorgeschmack, wer es dem Gnom gezeigt hat?  :D
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 14. Oktober 2006, 22:44:00
Ehm... hassu gelesen?   :lol:

Der Herr Svirvnebli-Kleriker des Blutes der Vol ist soeben dabei, von der obersten Plattform eines Luftschifflandeturms des Hauses Lyrandar abzustürzen... weil er das Seil nicht ordentlich knoten konnte.
Wer es ihm also gezeigt hat?

Ich. :D

Weiter geht es nach dem 29.10.... dann ist nächster Spieltermin. Wie ich bereits erwähnte... :pope:
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Pestbeule am 14. Oktober 2006, 23:12:47
Mist. Ich hab das letzte Update der Story voll übersehen. Direkt mal lesen.  :D
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Yelenath am 20. Oktober 2006, 19:20:27
hehe, hey pestbeule, du hast mich grad an meinen leider-valenar-verwandten erinnert, so ein kleeeein wenig neben spur hm? :D

gruß yel
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Pestbeule am 20. Oktober 2006, 21:54:35
Ne, einfach immer überscrollt. Weil direkt nach unten gescrollt!^^
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Pestbeule am 24. Oktober 2006, 17:24:19
Zitat
Vergnügtes Gekicher war die Folge. „Hört“, rief der Mann zwei Arbeitern zu, „Hier bittet mich jemand um einen Gefallen! Dabei schultet er mir gar keinen!“


Ich hab das immer noch nicht verstanden...  :|
Ist mir beim erneuten Lesen wieder aufgefallen. Sollte es nicht heißen "Dabei schuld ich ihm garkeinen?"

 :roll:
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Snief am 27. Oktober 2006, 21:35:20
Einen begeisterten neuen Leser hast dun nun mehr meist3rbrau  :D
Einen netten Schreibstil hast du muss ich schon sagen.
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 27. Oktober 2006, 21:56:17
Zitat von: "Pestbeule"
Zitat
Vergnügtes Gekicher war die Folge. „Hört“, rief der Mann zwei Arbeitern zu, „Hier bittet mich jemand um einen Gefallen! Dabei schultet er mir gar keinen!“


Ich hab das immer noch nicht verstanden...  :|
Ist mir beim erneuten Lesen wieder aufgefallen. Sollte es nicht heißen "Dabei schuld ich ihm garkeinen?"

 :roll:


Das haben sich sowohl der Spieler als auch der Charakter auch gefragt.  :lol:

Die Session für den 29.10. wurde von mir aus privaten Gründen abgesagt. Wann es weiter geht, weiß ich noch nicht. Aber es wird weitergehen. Versprochen.
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Sensemann am 25. November 2006, 15:31:33
Na, wann geht es hier weiter?
Bin schon ganz neugierig...
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Pestbeule am 26. November 2006, 02:21:15
Ich auch. Nachdem meine Spieler das Abenteuer vergeigt haben (Lucan ist entkommen, sie hatten keine Möglichkeiten mehr ihn einzuholen), würde es mich interessieren wie andere Gruppen sich dranstellen.

Sagen wir einfach mal... das Luftschiff ist abgeflogen und wir haben keine Lust da mitzufliegen (sie haben auch den Ball übersprungen und waren sich daher nicht sicher ob Lucan an Bord ist... was alles passieren kann wenn man Infos wie das Wort "Krell" vergiss).
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 26. November 2006, 16:51:32
Ich habe jetzt ne Woche Urlaub, also werde ich versuchen, das (ja, stimmt: dringend überfällige) Update zu verfassen.

@Pestbeule: Ich finde es sehr beruhigend, daß ich nicht der einzige bin, der irgendwann vor dem Problem steht, daß seine Spieler das Ding in den Sand setzen. Meine sind nämlich ebenfalls auf dem besten Weg, dies zu tun. Warum das so ist, erfahrt ihr im nächsten Update....

Ich hoffe, ich brauche jetzt nicht zu lange dafür...tee-hee... :roll:
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Pestbeule am 30. November 2006, 13:35:55
LOS! :)
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 06. Dezember 2006, 23:23:08
Das Update muss leider noch auf sich warten lassen. Im Augenblick finde ich einfach nicht die Zeit zum Schreiben....
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Hunter am 12. Dezember 2006, 23:22:51
Solange es irgendwann weitergeht, sind Pausen erlaubt  :D
Bin schn gespannt, wie sich meine Leute bei dem Abenteuer anstellen...
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Snief am 14. Dezember 2006, 18:58:44
Zitat
Ich habe jetzt ne Woche Urlaub, also werde ich versuchen, das (ja, stimmt: dringend überfällige) Update zu verfassen.

Zitat
Das Update muss leider noch auf sich warten lassen. Im Augenblick finde ich einfach nicht die Zeit zum Schreiben....

Die Ferien müssen Zeitaufreibend gewesen sein. :wink:
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 17. Dezember 2006, 11:00:12
Du glaubst gar nicht, was so alles passieren kann, wenn man nicht damit rechnet... :o

Und: Ja doch, ich arbeite ja dran!  :D
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 11. Januar 2007, 02:47:18
Was lange währt...!
Wie versprochen hier -endlich!- ein neues Update.
Im Abenteuer sind wir zwar schon weiter, aber das hier ist wenigstens schonmal etwas. Und als kleinen Entschädigungsbonus habe ich mal noch ein-zwei kleine Zwischenspiele beigebracht. Have fun!

~o~

Das Wasser schlug über ihm zusammen und erstickte jeden weiteren Laut von der Welt über der Oberfläche. Selbst sein Schrei verkam zu jämmerlich blubbernden Lauten. Und dann war da der schmerzhaft eisenharte Griff, der ihn gnadenlos in die Dunkelheit zog, immer tiefer, irgendwohin.

Panik stieg in ihm hoch. Er begann wie wild zu zappeln und um sich zu schlagen., doch das ließ seine Lungen nur noch vehementer nach Luft schreien. Er musste atmen!
Willst du es nicht wenigstens versuchen, flüsterte etwas in ihm. Er wehrte sich mit aller Kraft.
Willst du es nicht vielleicht doch?

Verzweifelt versuchte er, den Reflex zu unterdrücken, doch er wusste bereits jetzt, dass er den Kampf verlieren würde. Es war unvermeidbar.

Als der Atemzug kam, war es, als würde in ihm ein Vulkan ausbrechen. Gewaltige Hustenstöße ließen die Grundfesten seines körperlichen Daseins wanken. Wieder und wieder verkrampfte sich sein Körper und es wollte einfach kein Ende nehmen, und nach jedem Hustenstoß sogen seine Lungen von allein neues Salzwasser ein, nur um sich sofort wieder mit aller Kraft zusammenzuziehen, so dass nun jeder Stoß von heftigem Erbrechen begleitet wurde. Der metallisch süße Geschmack von Blut erfüllte seinen Mund. Ihm wurde schwarz vor Augen. Bunte Lichter tanzten auf seiner Netzhaut.
Gib auf, flüsterte die Stimme nun. Es dauert nicht lang.

Schließlich begann eines der tanzenden Lichter, nicht mehr als ein fahl glimmender Lichtpunkt zunächst, nun an Helligkeit und Größe immer weiter zuzunehmen.
Und Spange gab auf.


~o~

Urosh wusste, dass er nur Glück gehabt hatte. Als er die zerstörte Kutsche gefunden hatte, war schnell klar gewesen, dass die Agenten aus Sharn ihn hier nicht hatten fassen können. Die Spuren Sprachen eine deutliche Geschichte.
Also war auch er weiter nach Trolanhafen gereist. Jedoch hatte er zu diesem Zeitpunkt bereits kaum noch Hoffnung gehabt, die Verfolger wiederzufinden, geschweige denn den Vampir selbst. Hinzu kam, dass er sich in der Hauptstadt von Zilargo tatsächlich nur nachts auf die Straße trauen konnte, denn hier war die Anwesenheit untoter Kreaturen sicher mehr als unerwünscht.

Und so war Urosh schließlich ziellos zwischen den Häusern umhergestreift, ohne auch nur einen Hauch eines Anhaltspunktes zu finden. Den beiden lästigen Fischmenschen, die ihm entschieden zu nah auf die Pelle gerückt waren, hatte er kurzerhand die Hälse umgedreht und ihnen die Zungen herausgerissen.

Den leichten zweispännigen Wagen hätte er fast nicht bemerkt, so vertieft war er darin gewesen, die Sahuagin auseinanderzunehmen. Er hatte sich im letzten Augenblick noch in eine Gasse zurückziehen können. Und als der Wagen vorbei war, sprang Urosh auf sein Pferd und ritt ihm nach, so schnell er konnte. Er hatte einen kurzen Blick durch das Wagenfenster auf Einen der Insassen erhaschen können. Es war der Elfenmagier aus der Waldschänke, einer von Lucans Verfolgern.

Die Kutsche hatte schon bald einen beträchtlichen Vorsprung, doch es reichte aus, um sie über die lange, geschwungene Brücke auf den Andockturm für Lyrandar-Luftschiffe zu fahren zu sehen. Es blieb nur die Frage, ob Die Agenten Lucan bereits gefasst hatten und auf dem Weg zurück nach Sharn waren, oder ob Lucan noch auf freiem Fuß war. Nun, dachte Urosh, er würde die Herrschaften eben noch einmal befragen, und zwar diesmal in aller Ruhe. Das würde sowieso mehr Spaß machen. Er musste nur noch dranbleiben.

Als er am Fuß des Turmes ankam, fand er einen toten Gnomenarbeiter. Der absurd verrenkten Stellung nach, in der  sein Körper lag, war er aus größerer Höhe heruntergefallen. Offenbar hatte es einen Kampf gegeben, denn die Leiche hielt noch immer einen Hakenhammer in der Hand. Urosh richtete seine Aufmerksamkeit nach oben und wurde einer Gestalt gewahr, die sich an einem Seil zu einem Luftschiff hinüberhangelte, dass offensichtlich gerade im Begriff war, abzulegen. Seine  Sinne richteten sich wieder auf den toten Gnom, dann wieder auf die Gestalt am Seil.

Dann war die Antwort klar: Die Agenten waren noch auf der Jagd. Und Lucan befand sich auf dem Schiff – das sich nun über ihm immer mehr vom Landungssteg entfernte!
Urosh sprang auf. Rannte. Nahm Maß. Und sprang.

Und niemand bemerkte, wie eine Mumie das herunterbaumelnde Seil des Luftschiffes ergriff.

~o~

„Ich nehme an, Ihr wolltet mich gerade aufsuchen?“ Der bärtige Mann mit dem Dreispitz hatte die Hände in die Hüften gestemmt und blickte die drei verbliebenen Agenten herausfordernd an. Hinter ihm (und wie Bastonata aus dem Augenwinkel bemerkte, auch hinter ihnen) hatten sich einige Matrosen aufgebaut, die allesamt entschlossen und mit Entermessern und Bootshaken bewaffnet wohl im Kampf erfahren schienen. Und sie waren in der Überzahl. Keine guten Voraussetzungen, Streit anzufangen also.

„Wenn ihr der Kapitän dieses Schiffes seid, stimmt das sogar“, gab der Magier zurück.

Die Barbarin räusperte sich. „Wir sind in offiziellem Auftrag des Königs von Breland hier und suchen einen gefährlichen Verbrecher...“

Der Kapitän schnitt ihr mit einer Geste das Wort ab. „Paperlapapp!“ machte er. „Wer ihr seid und was ihr hier zu suchen habt interessiert mich den Dreck unter euren Fingernägeln. Ihr seid hier, ohne vorher bezahlt zu haben. Also seid ihr blinde Passagiere. Nennt mir nur einen vernünftigen Grund, warum ich euch nicht kurzerhand über Bord werfen lassen sollte.“

Verzweifelt sah Bastonata sich um. „Weil...weil wir den Verbrecher identifizieren können, Herr! Bei allen Göttern, er ist ein gefährlicher Vampir!“

„Mir egal, selbst wenn er ein Daelkyr wäre. Hauptsache er hat seine Passage bezahlt!“
„Und wenn wir unsererseits bezahlen?“

Der Halbelf dachte einen Moment lang nach. Dann nannte er eine Zahl. Die Abenteurer wurden bleich. „Soviel haben wir nicht“ sagte Yelenath kleinlaut.

„Nun, wie es scheint, habe ich keine andere Wahl. Schade. Ich hatte gehofft, dass mir die lästige Prozedur, miese kleine Betrüger über Bord werfen zu lassen, erspart bleiben würde. Aber wie gesagt...“

„Wir sind keine Betrüger, Mann!“ brauste die Barbarin auf, „Ich sagte doch, dass wir in diplomatischen Angelegenheiten unterwegs sind! Hier! Unsere Papiere! Was glaubt ihr, was passiert, wenn Ihr Agenten im Dienste des Königs einfach über die Planke gehen lasst, als wärt ihr ein hinterwäldlerischer Pirat? Wir werden die Passage bezahlen, sobald wir an der nächsten Station Gelegenheit haben, mit Haus Kundarak Kontakt aufzunehmen!“

„Achja? Und woher weiß ich, dass ihr nicht lügt?“

„Ihr habt unser Wort.“

„Nein! Wirklich?“ Der Kapitän verzog spöttisch den Mund.

„Und wir haben das hier.“ Q'arion hielt ihm den Kreditbrief unter die Nase, die ob dieses Anblickes deutlich blasser wurde.

„Um Himmels Willen!“ entfuhr es dem Halbelf. „Steckt das weg, bevor noch jemand darauf aufmerksam wird!“ zischte er hastig und sah sich nervös um. „Seid Ihr lebensmüde, damit so herumzufuchteln? Gut, ich glaube euch für das erste. Wir laufen als nächstes Strengtor an. Dort werdet ihr bezahlen und zwar zügig. Und glaubt mir, sollte dieser Brief eine Fälschung sein, werdet ihr erfahren, was Leuten passiert, die das Haus des Sturmes betrügen!“
Wieder dachte er einen Augenblick nach. Dann sagte er: „Dummerweise sind alle Kabinen belegt. Ihr werdet euch also eine teilen. Das ist ein bisschen eng, aber es wird gehen. Ich hoffe nur“, fügte er mit einen schelmischen Glitzern in den Augen fort, „dass der Löwe nichts dagegen hat. He du Deckratte, die Herrschaften hier werden Nummer drei bewohnen. Führ sie dort hin, und danach machst du mit Putzen weiter, klar!“

~o~

Zugegeben, als Abenteurer hatte man es wahrlich nicht leicht. Nicht nur, dass man chronisch unter Geldnot litt, weil niemand Aufträge zu vergeben hatte, man musste auch noch ständig auf der Hut sein, damit nicht irgendein dahergelaufener Möchtegern-Schurke einem die letzten Kronen aus der Tasche stahl.
Erst heute Nachmittag hatte Crunch einen Halblingsjungen erwischt, wie er in seinen Beuteln herumfischte. Hatte ihm nicht besonders gut getan, diesem Wicht. Der Söldner hatte ihn an seinem dünnen Ärmchen hochgehoben, ihn kurz angeblickt und ihm den Arm kurzerhand gebrochen.
Der würde in den nächsten Wochen keine Beutel mehr begriffeln.

Crunch hieß eigentlich Gilbert Feldhas, doch er stellte sich immer nur mit „Crunch“ vor. Das klang irgendwie... Nun, es klang...
Egal. Ein treffendes Wort würde ihm schon einfallen. Bis dahin konnte er noch das ein oder andere Bierchen vertragen, fand er. Und wer weiß, vielleicht konnte er ja das ein oder andere Mädchen überreden, mit ihm eine Runde Spaß zu haben. Sollte nicht so schwer sein. Seine Arme waren stark. Er schnappte sich seinen Krug, steckte seine Zunge in den Schaum und kostete. Es war natürlich verwässert. Aber naja, hier in der Gegend gab es wahrscheinlich eh nichts anderes.

Crunch leerte seinen Krug, knallte ihn auf den Tresen und bestellte sich einen neuen. Dann sah er sich gelangweilt in der heruntergekommenen Schänke um. Die Gesichter sahen genau so aus wie die in den -zig anderen Tavernen, die er besucht hatte.

Doch dann blieb sein Blick an etwas hängen. Und was er sah, ließ sein Herz plötzlich erfreut höher schlagen. Denn sein Blick fiel geradezu automatisch in das äußerst einladend ausgeschnittene Dekolleté einer ziemlich jungen Frau, die an einem der Tische saß und gerade an einen undefinierbaren Getränk von dunkler Farbe nippte. Er richtete sich auf und drehte sich so, dass er sie genauer mustern konnte. Bei allen Göttern, das Ding sah verflucht gut aus.
Und es schien allein zu sein.

Die restlichen Gäste nahmen von ihr offenbar keine sonderlich interessierte Notiz, aber das brauchte ihn ja nicht weiter zu kümmern. Das da, dachte Crunch und schnalzte leise mit der Zunge, war ein Leckerchen.

Das Leckerchen stellte das Glas ab und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Als sie Crunch erblickte, straffte er er seine Gestalt und grinste anzüglich. Sie hob eine Augenbraue und ließ den Blick weiterwandern. Doch dann kehrten ihre Augen zu ihm zurück und blickten unverhohlen auf sein Gemächt. Dann lächelte sie und zwinkerte ihm zu.

Und dann drehte sie sich selbst auf dem Stuhl und schlug ein Bein über das andere. Der hauchdünne Stoff rutschte über ihre Schenkel zur Seite und gab für einen Sekundenbruchteil einen Blick auf das frei, was sie darunter trug.
Nämlich nichts.

Den Söldner wurde ein bisschen warm. Speichel sammelte sich in seinem Mund. Ohne weiteres zögern stand er auf, um sich neben sie zu setzen, doch sie stand ihrerseits ebenfalls auf.

„Kein Geld“, sagte sie. „Nur dich. Wirt, wir gehen nach oben.“
Keine Hure, dachte Crunch. Jupp, der Abend war geritzt.

Die Gäste sahen nur kurz hin, als sie den Söldner bei der Hand nahm. Der Wirt jedoch lächelte versonnen. Die Herrin würde ihren Spaß haben. Und der Söldner auch, wenn auch etwas anders, als der sich das vorgestellt hatte.

Als Caldera mit ihm fertig war, trat sie auf den Balkon und betrachtete das nächtliche Treiben der Unterstadt. Warten, immer nur warten. Dieser dreimal verfluchte Dreckskerl Lucan würde schon noch sein Fett weg bekommen. Doch bis es soweit war, konnte sie nur ihren üblichen Geschäften nachgehen und warten.
Gut, dass es wenigstens genügend willige Körper gab, um ihren Hunger zu stillen. Nunja, dieser hier hatte wenigstens eine Stunde durchgehalten, bevor er starb.
Für einen Menschen nicht schlecht.

Ihren nackten, blutbesudelten Körper streckend, schloss sie die Augen und dachte an die beiden Elfenmädchen von gestern. Sie hatten eine Menge Spaß gehabt.

Wenig später flatterten die nahezu ausgeweideten Überreste eines soeben gescheiterten Abenteurers wie ein Bündel Lumpen in den Abgrund.
Er hatte einen schönen Tod genossen.
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Pestbeule am 11. Januar 2007, 13:13:44
Genial. Ist fast wie ein Eberron-Romänchen zu lesen! :)

Doche ine Frage hab ich! Was wurde us dem Gnom?

Zitat
Der Herr Svirvnebli-Kleriker des Blutes der Vol ist soeben dabei, von der obersten Plattform eines Luftschifflandeturms des Hauses Lyrandar abzustürzen... weil er das Seil nicht ordentlich knoten konnte.
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Sensemann am 11. Januar 2007, 13:31:53
Echt sehr genial!
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Cromwell am 16. Januar 2007, 12:02:14
Mehr Mehr Mehr Mehr :D
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Pestbeule am 16. Januar 2007, 14:17:05
Zumindest mal ne kurze Antwort auf das Gefragte...
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 17. Januar 2007, 23:06:18
Sry, war ein paar Tage nicht da...

Was den Gnom angeht: Abwarten.  :wink:  :D
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Nathan Grey am 13. Februar 2007, 15:19:50
Ich will mich ja nicht beschweren...doch eigentlich will ich mich beschweren, wann gehts hier mal weiter?? Ich will wissen, was mit dem Gnom ist.  :D
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Hunter am 13. Februar 2007, 15:21:20
Schließe mich den Beschwerden an!  :D
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Cromwell am 18. Februar 2007, 08:29:05
Mehr Mehr  :dafür:
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Yelenath am 21. Februar 2007, 17:00:59
ich finde allerdings auch, dass man die leuts nich so warten lassen kann  :D
...gibt beim nächsten mal, bestimmt wieder Haue von irgentnem großen lila Monster das ausm nichts kommt und auch genau dahin wieder verschwindet  :(
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 22. Februar 2007, 02:15:55
Ist ja gut. Ihr habt natürlich recht. Und Ta-Daa bin ich tatsächlich mal dazu gekommen noch die ein oder andere Zeile zu schreiben. Also Denn!

~o~
In den wenigen Büchern, die den Letzten Krieg von Khorvaire überdauert haben, werden Elfen zumeist als „hochgewachsene, feingliedrige Schöngeister mit einem ausgeprägten Sinn für Ästhetik“ beschrieben.
Nun, auf die Valenar traf das vielleicht nur bedingt zu, wenn man sich an Geschichten vergangener Schlachten erinnerte. Die nämlich pflegten in ihren blitzartigen Überfällen niemals Zeugen zu hinterlassen.
Was sie allerdings hinterließen, waren zumeist Schauplätze, bei denen solch metaphorische Bezeichnungen wie „Gemetzel“ oder „unappetitlich“ zumeist aufgaben und frustriert von dannen zogen. Dennoch lag in diesen Taten stets auch eine gewisse Schönheit, reich ornamentiert mit Fleisch, Blut und Eingeweiden und in ihrer Erscheinung für menschliche Begriffe bestenfalls morbide, aber dennoch einer bizarren, sorgsam durchdachten und vollzogenen Choreographie folgend.

In einem anderen Kontext hätte man sich einen Valenar womöglich als einen geisteskranken Psychologen hinter einer Scheibe dicken Panzerglases vorgestellt, der eine Hockeymaske trug.

Zum Glück war der Schönheitssinn der übrigen Elfenstämme etwas leichter verständlich. Zwar hatten auch die Elfen aus Aerenal so ihre Eigenheiten, was ihre verehrungsvolle Liebe zu den Verstorbenen anging, doch war hier die kunstvolle Leidenschaft, mit der sie ihrer Liebe nach hingen, durchaus nachvollziehbar.
Und doch teilten sie alle eines mit denjenigen Elfen, die sich der Geschichte und Kultur der fünf Königreiche verwachsen fühlten: Die Liebe zu den sogenannten „schönen Künsten“, zur Musik und nicht zuletzt ihre feine Nase.
Auch auf Yelenath traf die Beschreibung zu. Geboren und aufgewachsen in Arcanix, hatte er dort nicht nur seinen Lebensweg als Magier erwählt, sondern auch in verschiedenen Bereichen der Künste dilettiert und es zuweilen sogar zu beachtlichem Können gebracht. Vielleicht hätte er es sogar in der einen oder anderen Disziplin zur Meisterschaft gebracht, jedoch verschlang das Studium der Magie enorm viel Zeit und Geld und erforderte stets volle Konzentration.
Dennoch entwickelte Yelenath durchaus einen Sinn für die Annehmlichkeiten des Lebens (und eine gewisse Geldgier, wobei das wohl eher an seinem Magierdasein liegen mochte), und seine Nase machte seiner Herkunft alle Ehre. Er hasste es, auf Reisen auf harten Untergründen zu schlafen und zog ein gemütliches Bett vor, sobald er nur konnte.
Den Geruch von Tieren aber empfand er als abscheulich. Daher versuchte er normalerweise, zumindest nicht in unmittelbarer Nähe von Bastonata zu Liegen zu kommen.

Dummerweise war Yelenath augenblicklich überhaupt nicht in einer Position, die ihm erlaubt hätte, über derartige Dinge zu verhandeln. Er hing nämlich gerade am ausgestreckten Arm eines gewaltigen Löwenwandlers, der ihn am Halse gegen die Kabinenwand der Wolkenschicksal drückte und darüber nachzudenken schien, ob er ihm lieber das Genick brechen oder ihm die Kehle durchbeißen wollte.

„Was machen du in meine Bett?“ grollte der Wandler.

Yelenath hätte ja gern geantwortet, aber die Pranke seines Gegenübers ließ keine Widerrede gelten, und sie entpuppte sich dabei als verdammt gutes Argument.

Aus der Ecke, in der Bastonata lag, kam ein nicht minder drohend geknurrtes „Lass ihn los.“  Außerdem drang das leise Geräusch einer Axt herüber, die vom Boden aufgehoben wurde. Einen Augenblick später näherte sich das Gesicht eines Bären dem des Löwen.

„Lass ihn los“, wiederholte Bastonata.

Lange bewegte sich nichts im Raum. Yelenath wurde in diesem Augeblick deutlich bewußt, wie furchterregend diese Werkinder aussehen konnten, wenn sie wollten. Ihmwurde langsam schwindelig. Dann plötzlich fühlte er sich mit einer Schwungvollen Bewegung vom Bett und an die gegenüberliegende Kabinenwand geschleudert.

„Berühre mein Bett noch einmal, und du tot!“

Jener Wandler trug den Namen Ehrenpreis Löwenzahn und verdiente sich einen bescheidenen Unterhalt, indem er auf der Wolkenschicksal als Schiffszimmermann Instandhaltungsarbeiten durchführte und die Fracht auf etwaige Beschädigungen hin überwachte. Die Schiffsbesatzung hatte ihm einen kleinen Verschlag zugeweisen, den er sich als Werkstatt hatte einrichten dürfen. Er hatte eine imposante, blonde Löwenmähne, die ihm in seiner normalen Gestalt als Wallendes Haar von den Schultern fiel und einen nicht minder ausgeprägten Backenbart. Außerdem hatte er eine gespaltene Oberlippe, was unaufmerksame Beobachter leicht dazu bringen mochte, ihn für einen einfachen Mann mit Hasenscharte zu halten.
Ehrenpreis Löwenzahn war das nur recht. Er hatte in seiner Vergangenheit jede Menge Entbehrungen hinnehmen müssen und wahrlich genug Einsamkeit erlebt, um sie schätzen zu lernen.

Yelenath saß In dieser Nacht in der Ecke unter dem Fenster noch lange wach. Auf dem Bett schnarchte geräuschvoll ein Halb-Werlöwe. Und die Halb-Werbärin Bastonata direkt neben ihm tat es ihm gleich. Und. Sie schliefen für seine Begriffe recht provozierend, auf jeden Fall aber entschieden zu nahe beieinander.
Für den jungen Elfenmagier aus Arcanix und seine feine Nase würde der Rest der Reise ein wahres Vergnügen werden.

Am nächsten Morgen sah man Yelenath am Bug des Luftschiffes stehen und die Nase in den Wind recken. Von Ferne hätte man meinen können, er würde gleich ausgelassen die Arme ausbreiten und sich wie der König der Welt fühlen.
Dem war natürlich nicht so.

Was Yelenath tat, war weit weniger genußvoller Natur, als es den Anschein hatte. Er versuchte nämlich verzweifelt, den Gestank nach Wildem Tier aus seinen Nasenschleimhäuten zu entfernen.
Und so stand er zwischen einigen Frachtkisten und atmete kräftig und so tief er konnte ein und aus. So lange, bis irgend etwas an sein Gehirn klopfte.

Der Magier hielt einen Augenblick inne, legte den Kopf schief und lauschte. Er hörte das gedämpfte Gemurmel in Unterhaltungen vertiefter Passagiere, den Wind und ein leises Stöhnen.
Yelenath zuckte die Achseln und machte sich bereit, mit seinen Übungen fortzufahren.
Dann runzelte er die Stirn und sah sich um. Außer ihm war niemand in unmittelbarer Nähe.

Wieder klopfte etwas, langsam und schwach, wie ein Verschütteter es tun würde, wenn ihm die Kräfte schwanden.

Der Blick des Elfen blieb an einer der Kisten hängen. Sie war knapp unter dem Deckel mit einer Anzahl etwa fingerdicker Löcher sowie einer Kennzeichnung für „oben“ versehen. Langsam ging er in die Knie und lauschte an ihr. Sein Gesicht verriet deutliche Anzeichen äußerster Konzentration.

Nichts.

Wahrscheinlich hatte die schlechte Luft in der Kabine nicht nur seinen Geruchssinn benebelt. Er löste sich ein Stück von der Kiste und schüttelte den Kopf. Elfennarr. Das hätte er sich nun wirklich...

„Hhhilfe“

Ehm.

„Hhhhhh...“

Yelenath räusperte sich. Nun, das veränderte die Lage ein wenig. Vorsichtig klopfte er gegen die Kiste.
Ganz schwach und leise klang es zurück. Aber immerhin: Es wurde geantwortet.

Langsam begannen die Gehirnzellen des Magiers, die zusammengetragenen Informationen zu einen Bild zusammenzusetzen. Kein Zweifel, da drin lebte etwas, und es war der Sprache mächtig.

Und es hatte um Hilfe gefleht.

Demnach war diese Person, denn darum musste es sich zwangsläufig handeln, nicht freiwillig in dieser Kiste...
Dem Elfen wurde schlagartig warm. Er erhob sich hastig und sah sich um. Plötzlich hatte er das deutliche Gefühl, dass er beobachtet wurde. Das veränderte die Lage abermals, und zwar deutlich zu seinem Nachteil, fand er.

Yelenath setzte sich in Bewegung und versuchte sich möglichst rasch zwischen den Kisten hindurchzumanövrieren. Dann hastete er über das Deck, um seine Gefährten zu informieren.

Eine in ein weites Reisecape und Hut gehüllte, einsame Gestalt trat aus einer dunklen Nische heraus, strich sich über ihren gezwirbelten Schnurrbart und sah ihm nach. Dann nickte sie zufrieden und zog sich in die Schatten zurück.

Als Yelenath seine Ausführungen beendet hatte, hatten alle ihre Müdigkeit gegen helle Aufregung getauscht.

„Das Problem ist, dass die besagte Kiste nicht nur jemandem hier an Bord gehört, sondern auch noch unter Beobachtung steht.“ Bastonata dachte angestrengt nach. „Also können wir sie nicht einfach aufbrechen. Denn dann haben wir wahrscheinlich Ärger am Hals.“

„Ach naja. Wäre ja nicht das erste Mal“, versetzte Q'arion trocken.

Die Barbarin ignorierte ihn. „Wir müssten die Kiste irgendwohin schaffen, wo uns keiner stören kann.“

„Aber wir gehören nicht zur Crew. Wir können nicht einfach so Zeug von A nach B schleppen, wenn es uns nicht selbst gehört!“ Yelenath stützte die Hände unter das Kinn.

„Ich machen“, ließ sich da der Löwenwandler vernehmen.

„Was?“ machten die anderen im Chor.

„Ich machen, sage ich! Ich sagen, Fracht vorn zu schwer, nehmen Kiste mit in hinteren Frachtraum. Dann wir öffnen dort.“

„Nicht schlecht“, nickte Bastonata anerkennend. „Aber wenn wir da alle reingehen, erregen wir vielleicht trotzdem Verdacht!“

„Nein“, erwiderte Ehrenpreis. „Ihr warten in meiner Werkstatt. Liegen direkt neben hinterer Frachtraum...“

„Nichts da“, rief der Magier aufbrausend. „Wenn schon, dann gucken wir alle da rein. Ist das klar?“

„Hören zu. Ich bringen Kiste da rein, ihr warten in Werkstatt und ich kommen zu euch, wenn Kiste steht. Dann wir arbeiten von Werkstatt aus!“

„Ah! Es gibt eine Tür!“ Q'arion klang, als habe er ein Sphingenrätsel gelöst.

Yelenath und Bastonata sahen sich an. Der Elf zuckte die Achseln und seufzte.

„Nein“, sagte Ehrenpreis.

„Wie, nein?“ Drei verständnislose Gesichter sahen ihn an.

Löwenzahn grinste – sofern man das breite Blecken zweier imposanter Zahnreihen als Grinsen bezeichnen konnte. „Werkstatt nix Tür. Gehen anders. Lassen überraschen!“

Der Schiffszimmermann ging zum Bug und sah sich verschiedene Frachtgüter an. Dann nahm er einen Holzkasten, der oben mit einigen Löchern versehen war, hoch und bewegte sich mit ihm über das Deck in Richtung nach hinten, als ihm  plötzlich jemand im Weg stand.

„Je nun, was haben wir denn vor, werter Herr Löwenzahn?"

Natürlich, Es mußte immer ausgerechnet in solchen Augenblicken ein Offizier an Deck kommen. Der Wandler stellte die Kiste kurz ab, um in das Gesicht seines Gegenübers blicken zu können. „Umladen, Herr. Fracht vorn zu schwer, müssen umverteilen.“

„Ah-ha!“ mache der Herr faltete die Hände auf den Rücken und wippte auf Fußballen und -Fersen auf und nieder.

In der Werkstatt, die sich ebenfalls auf Deckniveau am hinteren Teil des Mittelschiffs befand, hielten drei Beobachter den Atem an.

„Ah, je nun, machen sie man weiter. Aber husch-husch, wenn ich bitten darf!“, sagte der Offizier großväterlich und begann, seiner Wege zu gehen.

Drei Beobachter atmeten erleichtert aus, als Löwenzahn den Holzbehälter wieder aufnahm und damit im hinteren Deckfrachtraum verschwand.
Er nahm noch eine weitere Kiste und stellte sie ebenfalls nach hinten. Dann kehrte er zu den anderen in die Werkstatt zurück.

„Und jetzt?“ Yelenath sah noch immer mehr als skeptisch drein und auch Bastonata war längst nicht überzeugt.

„Warten ab“, meinte Ehrenpreis Löwenzahn nur trocken.

Q'arion entdeckte einem umhertaumelnden Schmetterling. Das kleine Insekt flatterte eine Runde zwischen den Holzbalken umher und flog dann auf das Oberdeck hinauf. Der Waldläufer sah ihm versonnen nach und fragte sich, warum sich einer nach Blumenarten nennen sollte.
Der Schmetterling flog höher und höher und flackerte kurz auf, als er in den Flammenring des Feuerelementars hineinflog.

Schade, dachte der Valenar.

Plötzlich gab es ein lautes Krachen und gleich darauf ein Poltern.
Q'arion drehte sich erschreckt um. Er staunte nicht schlecht, als er das mannsgroße Loch in der Werkstattwand entdeckte. Der Magier und die Barbarin standen ebenfalls mit offenen Mündern davor.

„Sehen? Kraft der Natur biegen Holz.“ erwähnte der Wandler beiläufig. Dann nahm er einen Haufen herumliegender Holzbretter auf, fluchte laut und herzhaft, lief hinaus und warf sie dort demonstrativ zu Boden. „Verdammtes Holz, das! Sehen her, nun sein Kiste kaputt!“

Falls irgendjemand ein Interesse gehabt hatte, was vor sich ging, war nun beruhigt.
Yelenath musste innerlich grinsen. Schau an, dachte er. Unser Zimmermann ist also Druide.

Leise traten alle drei durch das neue Loch in der Wand und gelangten so in den hinteren Deckfrachtraum. Die Kiste stand dort unverändert herum. Ehrenpreis und Bastonata schnappten sich jeder ein Stemmeisen und hebelten sie auf.

Ob sie erwartet hatten, was sie darin fanden, darüber lässt sich streiten.

Tatsache ist, dass sie eine gerade noch lebendige Gestalt entdeckten, die ohne zügige Hilfe bald gestorben wäre, wenn Der Wandlerdruide nicht sogleich einen Heilzauber auf sie gewirkt hätte. Tatsache ist aber auch, dass Yelenath ein ungläubiges Keuchen herausbrachte. Und dass Q'arion verzückt einen leisen, spitzen Schrei ausstieß und in die Hände klatschte.

Die Gestalt versuchte vorsichtig sich zu bewegen, dann setzte sie sich auf, warf einen Blick in die Runde und kratze sich am Kopf.

„Wow“, machte Spange. „Ein tierischer Flash!“

~o~

 :wink:
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Hunter am 22. Februar 2007, 03:30:02
Naja geht doch!
Ich dürste nach mehr!
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Snief am 22. Februar 2007, 20:38:37
Aplaus :)
Zitat von: "Hunter"
Naja geht doch!
Ich dürste nach mehr!

schliesse mich dem an  :roll:
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 13. März 2007, 00:53:43
Weiter im Text!

~o~

An der Reling der Jadezorn lehnte ein alter, hagerer Mann und betrachtete sinnierend die unter ihm und seinem Schiff dahinziehenden Wolken. Der Anblick gefiel ihm. Er hatte etwas Leichtes an sich, wie das sanfte Dahinschweben einer frisch gestorbenen Seele, die soeben entdeckt, welche Freiheiten in Zukunft auf sie warten mochten.

„Meister.“

Jäh drehte sich der Mann um. Er hasste es, in seinen philosophischen Betrachtungen gestört zu werden. „Ja, mein lieber Freund, was gibt es denn?“

Der Soldat salutierte und stand stramm. Es war ihm anzusehen, wie stolz er darauf war, dieser Einheit angehören zu dürfen. „Wir sind fast in Reichweite. Die Wolkenschicksal ist in wenigen Minuten eingeholt.“

„Sehr gut. Nun, ich nehme an, es sind alle Vorbereitungen getroffen?“

„Das sind sie, mein Meister.“

Der alte Mann nickte knapp. „Beginnen Sie, sobald sie bereit sind.“

Der Soldat salutierte und entfernte sich.

Eigentlich hätte sich der alte Mann nun wieder seinen Betrachtungen zuwenden können. Doch er spürte deutlich, dass er noch nicht allein war. Eine weitere Person war in der Zwischenzeit auf Deck gekommen.

„Kapitän Rarwog?“.

Der alte Mann schürzte die Lippen. Richtig, dachte er. Der war ja auch noch da.
Er ließ eine Pause verstreichen. „So still dahinzugleiten, als wenn es sich um einen See handeln würde. Wundervoll, nicht wahr?“ sagte er mit einem versonnenen Unterton.

„Das ist es bestimmt“, pflichtete ihm der Andere bei. „Ihr werdet sie angreifen, richtig?“

Rarwog zog eine Augenbraue hoch. Verdammt. Der Junge war nicht dumm.
„Ja“, antwortete er schließlich gemessen. „Das ist der Sinn dieser Fahrt.“

„Naja... Ich gehöre ja wohl nicht zur Mannschaft. Bin ich demnach ein Gefangener?“

„Das nicht. Tatsächlich biete ich dir an, in meinen Dienst zu treten. Du scheint ein aufgeschlossener Kerl zu sein und siehst nicht danach aus, als würdest du Rüstung und Schild deinerseits der Zierde wegen tragen, oder täusche ich mich da?“

„Wohl kaum“, kam die Antwort ein wenig zögerlich. „Habe ich denn eine Wahl?“

Kapitän Rarwog gestattete sich ein leichtes Lächeln. Tatsächlich, Der Junge war ganz und gar nicht dumm. „Nicht wirklich. Aber das hast du dir wahrscheinlich eh gedacht. Immerhin biete ich dir einen Platz in der Mannschaft nebst entsprechender Besoldung an. Also, was sagst du?“

Eine Pause entstand. Wahrlich, Rarwog konnte den Jungen gut gebrauchen. Er hatte sich bereits als äußerst zäh und verschlagen erwiesen, als sie sich das letzte Mal begegnet waren. Zum Glück ahnte der Junge davon jedoch nichts.

Schließlich nickte der und fragte: „Werde ich an dem Angriff teilnehmen?“

„Das wird sogar deine Bewährungsprobe sein!“ rief der Kapitän zufrieden aus und rieb sich die Hände. „Gut! Ich werde  dich nun deinem Trupp zuteilen.“

~o~

„Schön, ich bin überrascht!“ konstatierte Bastonata und stemmte ihre ausladenden Hände in die Hüften und legte den Kopf schief. „Kannst du mir vielleicht mal verraten, wie du da in diese Kiste kommst?“

Spange grinste schief. „Ach hallo, du bist auch da. Hab doch gleich bemerkt, dass es hier nach Bär riecht.“

Die Wandlerin fuhr auf. „Warte, du eingebildeter..!“

Ehrenpreis hielt sie zurück. „Ich vorschlagen, wir hören erst Geschichte von dem da. Den ihr ja scheinen zu kennen!“ Er zeigte auf Spange und wandte sich ihm zu. „Und du ziehen dir mal was an, oder wollen zeigen kleine Freund große Welt?“

„Was?“ rief der Wechselbalg, sah kurz an sich herunter und wurde puterrot im Gesicht. „Soll das heißen, ich habe die ganze Zeit nackt da drin gelegen?! Wenn das einer gesehen hat...“

Bastonata setzte nun ihrerseits ein höhnisches Grinsen auf. „Nein, nur wir hier. Oh, und natürlich die, die dich da hineingepackt haben, du...“ sie heftete ihren Blick ostentativ zwischen Spanges Beine, „Winzling.“ Das letzte Wort ließ sie zuckersüß von ihren Lippen fließen.

Löwenzahn hatte in der Zwischenzeit eine einfache Drillichhose und ein Schifferhemd aus einer Kiste geholt und warf es dem Dieb zu, der sich sichtlich beeilte, hineinzuschlüpfen.

Bastonata ließ es sich dennoch nicht nehmen, schnippisch mittels Daumen und Zeigefinger ihren Eindruck von Spanges intimer Größe zu verdeutlichen. Der bis zerknirscht die Zähne zusammen.

„Und jetzt erzähl“, verlangten die Abenteurer.
Der Schurke nickte.

~o~

Ihn hatte der Tod erwartet. Tatsächlich konnte sich Spange nur noch daran erinnern, dass sich irgendwann seine Lungen unaufhaltsam mit Wasser gefüllt hatten, während er von dem Sahuagin verschleppt wurde.

Doch irgendwie wachte er irgendwann völlig unterkühlt und gefesselt wieder auf. Er lag in der Ecke eines Raumes auf Sandboden und litt höllische Schmerzen, während vier menschliche Gestalten in der Nähe an einem kleinen Feuer darüber diskutierten, was sie mit ihrem ihrer Meinung nach überflüssigen Gefangenen anfangen sollten und wie sie seine Habseligkeiten unter sich aufteilen konnten. Offenbar arbeiteten diese Leute mit den Sahuaginräubern zusammen, die regelmäßig Trolanhafen heimsuchten, denn  mehrfach hörte Spange Sätze heraus wie: „Und ich sage, sollen die Fischmenschen den Kerl behalten! Er wird ihnen sicher schmecken!“

Es dauerte nicht besonders lange, bis er sich aus seiner Fesselung befreit hatte und zu seinem Glück hielten es die Strandpiraten offenbar nicht für nötig, ihn zu bewachen. Das verschaffte ihm die Möglichkeit zur Flucht.

Zufälligerweise lag das Versteck der Räuber genau im Sockel jenes Andockturmes des Hauses Lyrandar, an dem später an besagtem Abend auch Lucan und die restlichen Gefährten ankommen würden. Spange fand seine Ausrüstung in einem Nebenraum, und nachdem er sich wieder eingekleidet hatte, stahl er sich sich schnurstracks nach draußen.

Der Strand lag einsam und verlassen im Schein der beiden Monde Eberrons. Der Dieb hielt sich so nahe er konnte an der Mauer des gewaltigen Turmsockels und pirschte sorgsam auf Geräusche lauschend voran. Und tatsächlich erspähte er bald einen einzelnen Sahuagin, der offenbar damit beschäftigt war, seine erbeutete Mahlzeit zu verschlingen.

In Spange wuchs eine unbändige Wut, als er erkannte, dass der Kopf, den der Fischmensch gerade austrank, sicherlich weder Fisch noch Tier war, sondern, dass es genausogut auch er selbst hätte sein können, dessen Schädelinhalt soeben verzehrt wurde.

Spange entschloss sich, es diesem Drecksviech heimzuzahlen.
Und genau da fand sein Glück ein jähes Ende.
Das Monster bemerkte ihn zu früh.

Vielleicht hätte der Dieb seinen Gegner niedergestreckt, wenn er nah genug herangekommen wäre, um seinen gefürchteten hinterhältigen Angriff durchführen zu können. Vielleicht hätte auch ein direkter Zweikampf noch den Sieg gebracht. Doch der Sahuagin holte aus und landete sofort einen totalen Volltreffer, der den ohnehin noch geschwächten Wechselbalg mit einem Streich zu Boden schickte.

Toll, dachte Spange, während sich die Silhouette seines Gegners über ihm sich gegen die Schwärze der Nacht abzeichnend aufbaute. Nun würde auch er im Magen eines Fischmenschen enden.

Doch auch dazu sollte es schlussendlich nicht kommen, denn das Letzte, was er mitbekam war, wie eine zweite, diesmal menschliche Gestalt auftauchte, die leise und eindringlich auf den Sahuagin einsprach und ihm sagte: „Lass nur. Mit dem machen wir ein bisschen Geld. Den verkaufen wir in Rhukaan Draal auf dem Blutmarkt.“

Dann sank erneut tiefe Dunkelheit hernieder.

~o~

„Tja, das ist die Geschichte“, schloss Spange achselzuckend. „Und jetzt ist meine Ausrüstung weg, und Geld habe ich auch keins mehr.“

Bastonata dachte einen Augenblick nach, dann kramte sie aus ihrem Rucksack ein Kurzschwert hervor. „Hier. Damit du dich nicht so... nackt fühlst.“ flötete sie.

Q'arion warf ihm sein altes Kettenhemd zu. „War mir eh immer zu schwer, das Ding.“

Spange verzog das Gesicht und sah betreten zu Boden. „Danke“, brachte er  hervor. Doch plötzlich hob er den Kopf und sah sich um. „Wo ist eigentlich dieser Wicht von einem Kleriker?“

Diesmal war es an den anderen, betreten dreinzublicken.

„Ich fürchte, wir haben ihn verloren.“ sagte Yelenath nach kurzem Zögern. „Er ist in Trolanhafen von der Landeplattform gefallen, als uns einige verrückt gewordene Hafenarbeiter angegriffen haben. Und wenn er keinen Federfallzauber dabei hatte, kann er den Sturz unmöglich überlebt haben.“

„Yelenath denkt, dass die Arbeiter von unserem speziellen Freund kontrolliert wurden.“ fügte Bastonata hinzu.

„Oh.“ der Dieb wusste nicht so recht, was er dazu sagen sollte. „Äh.“ sagte er schließlich. Und fügte dann hinzu: „Naja. Was musste er auch ausgerechnet mein Pferd nehmen.“

„Vielleicht wäre er so noch am Leben.“ nickte Q'arion zustimmend, während er schon wieder in das Spiel der Wolken in der untergehenden Sonne vertieft war. „Seht mal“ rief er plötzlich, „das Luftschiff da hinter uns sieht genau so aus wie unseres! Ups, was ist das?“ fügte er überrascht hinzu, als ein Schatten direkt vor seiner Nase her zischte.

„Was war denn?“ wollte Bastonata wissen.
Ihre Frage wurde durch einen Hagel von Armbrustbolzen beantwortet, der in diesem Augenblick auf das Deck niederging. „Verstehe.“ zischte sie und zog ihre Streitaxt aus dem Gürtel. „Freunde, es gibt Arbeit!“

Der Angriff kam von allen Seiten gleichzeitig. Plötzlich schossen zwei kleine Luftboote über die Wolkenschicksal hinweg. Jedes war mit mehreren Armbrustschützen besetzt, die nun begannen, das Deck des Luftschiffes permanent mit Bolzen zu beharken.
Passagiere wie Besatzungsmitglieder waren davon gleichermaßen betroffen und bereits bei der ersten Welle stürzten mehrere von ihnen getroffen zu Boden, während sie noch versuchten, irgendwo Deckung zu finden.

Yelenath umgab sich mit einer magischen Rüstung, während Bastonata und Ehrenpreis ihre Tierahnen ins sich weckten und sich wandelten. Beide duckten sich hinter ein paar Frachtkisten und versuchten, möglichst günstige Verteidigungspositionen auszumachen.
Q'arion betrachtete noch einen Augenblick das sie verfolgende Luftschiff, dass nun alle Ladeluken geöffnet hatte und weitere Jollen in die Luft entließ. „Da kommen noch mehr“, sagte er mehr zu sich selbst, als zu den anderen.
Und es ergriff ihn jene tiefe Ruhe, die stets dann kam, wenn es einen aussichtslosen Kampf zu kämpfen galt. Er wählte einen Pfeil und legte ihn auf.
Der Tod kam.
Und das war gut so.

Das Oberdeck war nun wie leergefegt. Nur noch einige Besatzungsmitglieder sowie die Abenteurer nebst Ehrenpreis Löwenzahn waren geblieben und erwiderten das Feuer, als plötzlich ein dumpf und durchdringend schwirrender Laut erscholl, und gleich darauf noch einer. „Geschützfeuer!“ informierte Löwenzahn laut rufend, „Das sind unsere Bordwaffen!“

Bastonata wagte einen Blick nach hinten und erblickte den Valenar, der seelenruhig am Heck stand und einen Pfeil nach dem anderen gegen die Angreifer feuerte. In diesem Augenblick konnte sie nicht anders, als diesen verrückt gewordenen Elf zu bewundern, dem das Wort „Furcht“ offenbar völlig fremd war, und der mit dieser spielerischen Leichtigkeit jedem Pfeil mit sparsamen, sich nur auf das Allernötigste beschränkenden Bewegungen auswich.

Neben Yelenath schlug ein kleiner, vierarmiger Handanker ein, rutschte über das Deck und hakte sich in der Reling fest, während er Magier erschrocken zur Seite sprang. Das Seil, an dem der Anker befestigt war, straffte sich über das Schwebeholzgeländer irgendwohin, und plötzlich sahen sich die Barbarin, Ehrenpreis, Yelenath und Spange fünf finsteren Gestalten in einer Jolle gegenüber, denen das andere Ende des Ankerseils gehörte. Sofort machten die sich daran, die Wolkenschicksal zu entern. Sie waren in nahezu schwarze Lederwämse und ebenso geschwärzte Kettenhemden gekleidet. Darüber trugen sie dunkelgrüne Umhänge.

Der Schurke wurde blass, als er die kleine Klammer erblickte, die den Umhang seines Gegenübers zusammenhielt.. Das Symbol, das sie darstellte, hatte er schon einmal gesehen, damals im Rotbruch. Es war wie eine vertrocknete Hand geformt, die einen kleinen grünen Edelstein umklammerte.
Seine Stimme überschlug sich fast, sein Mund wie von selbst jenes Wort hinaus schrie, dessen Klang selbst einem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte: „Smaragdklaue!“

Dreißig Sekunden später hatten vier kleine Boote an der Wolkenschicksal festgemacht und spien Luftpiraten aus, die ohne zu zögern begannen, jeden dahinzumetzeln, der sich ihnen in den Weg stellte. Unterstützt wurden sie dabei von einem fünften Boot, das das Lyrandar-Schiff umkreiste und immer wieder Bolzen niederregnen ließ, und binnen kurzem hatte die Smaragdklaue die Oberhand über das Deck.

Q'arion bewegte sich wie in Trance. Geradezu spielerisch tauchte er unter einem Hieb hinweg und bewegte seine Klingen mit einem beinahe zärtlichen Streich durch die Oberschenkel des Kriegers. Obwohl er wusste, das bereits diese Verletzung seinen Gegner kampfunfähig machen würde, führte er seine Bewegung fort, nahm beide Schwerter in den Unterhandgriff, stieß aus der Drehung heraus mit beiden nacheinander nach hinten zu und ließ zuerst das eine, und schließlich auch das andere tief in dessen Körper eindringen. Es war ein Augenblick tiefer Reinheit mit sich und seinem Erbe, als er sich auf die Knie fallen ließ, so dass sich die Schwerter im Körper des Feindes noch einmal umdrehen konnten. Erst dann zog er sie heraus und spürte einen Augenaufschlag lang das warme, samtene Gefühl eines dicken Strahls von Blut, der ihn durchtränkte, während die Smaragdklaue hinter ihm tot zusammenbrach.

Bastonata und Ehrenpreis hatten es irgendwie geschafft, sich bis hier zum Hauptzugang zum Inneren zurückzuziehen, während die Angreifer immer näher kamen. Immer wieder mussten sie kleinere Vorstöße zurückschlagen, die die Verteidiger aus ihrer Position locken sollten, doch hier waren wie wenigstens vor den Bolzen sicher. Und dennoch: Angriff um Angriff schlug Wunde um Wunde, und es war klar, dass die Gegenwehr erlahmen würde. Es war nur eine Frage der Zeit.

Die Halbwerbärin packte ihre Axt ein wenig fester. Nun gut, dachte sie grimmig. Dann würden sie eben ihre Haut so teuer wie möglich verkaufen.

Da kam Spange kreuz und quer über das Deck gesprungen. Immer noch arg geschwächt von seiner Gefangenschaft versuchte er so gut es ging, den Bolzen und Hieben der Streitflegel auszuweichen.
Er sollte nicht weit kommen.
Plötzlich steckten zwei Schäfte in seinem Körper und er brach leblos zusammen, während einer der Krieger sich über ihm aufbaute, um ihm mit seinem Flegel den Schädel zu zertrümmern.

Bastonata brüllte vor Zorn auf. Alles in ihr brüllte auf, Urväter und Mütter, Generation um Generation. Und dann war es, als würde sie sich in einen Schemen verwandeln, als sie sich bewegte. Sie schnellte mit einem Satz nach vorn, während sich die Zeit um sie herum zu verlangsamen schien. Nichts schien mehr wichtig. Und sie brauchte nicht einmal etwas dafür zu tun. Es geschah einfach.

Als der Krieger seine Abwärtsbewegung begann, wusste sie, dass sie zu spät kommen würde. Sie würde Spange nicht retten können.

Doch irgendetwas war nicht richtig. Die Bewegungen dieser Smaragdklaue wirkten plötzlich seltsam fahrig und unkoordiniert. Fassungslos wurde Bastonata langsamer. Tatsächlich sah sie seine Augen sich plötzlich ungläubig weiten.

Plötzlich explodierte sein Rücken. Es sah aus, wie ein kleines, funkenstiebendes, blaues Feuerwerk. Der Kämpfer wurde nach vorn geworfen, stolperte über den bewusstlosen Spange und blieb reglos liegen. Kleine, blaue Flammen züngelten an verkohltem Fleisch um einen einzelnen, rotgefiederten Bolzen herum, während die Welt begann, sich wieder normal weiterzudrehen.

Bastonata sah auf den Krieger und dann in die Richtung, aus der er gekommen war.
Und dann blieb ihr der Mund offen stehen.

Der Bolzen war von einer Armbrust gekommen, deren Träger noch immer auf einem der Enterboote stand. Er trug die Kleidung der Smaragdklaue, war aber klein und zierlich gebaut. Und sie kannte ihn. Er war Kleriker der Vol und ein Gnom.

Und er hieß Ätzelbert Adalmar Alfenfetzer.

~o~

Kapitän Rarwog beobachtete den Kampf von der Jadezorn aus durch das Fernrohr, das seinem Vorgänger gehört hatte, und der jetzt irgendwo tot in den Baumwipfeln des Königswaldes in Breland hing. Doch was er sah, gefiel ihm nicht. Er hätte es wissen müssen. Sein Neuzugang hatte anscheinend noch nichts über die Regeln der Loyalität gelernt und über das, was einem blühte, wenn man gegen sie verstieß. Er beschloss, es ihm bei Gelegenheit beizubringen.

Der Verrat des kleinen Gnomes machte die Situation allerdings ein wenig komplizierter, denn er hatte es geschafft, den Mut der Besatzung der Wolkenschicksal neu anzufachen. Und dennoch. Die Übermacht und Kampferfahrung seiner Leute würden den Sieg in dieser Schlacht bringen, auch wenn die Verteidiger verbissen und mit dem Mut der Verzweiflung kämpften. Rarwog war es nur recht. So würde es mehr Tote geben. Opfer für die Göttin des Blutes.

Wieder fiel sein Blick durch das Fernglas auf den kleinen Kleriker. Und als der seine Arme hob, um ihrer beider Göttin Kraft anzurufen, richtete er sich gespannt auf. Ätzelbert zeigte mit dem Finger in eine Richtung und schien die empfangenen Kräfte fließen zu lassen.

Und plötzlich wallte ohnmächtiger Zorn in Rarwog auf. Kleine graue Schatten huschten über sein Gesicht, das sich einen Augenblick lang ständig zu verändern schien. Das da, dachte er, wurde gerade zu einem Fiasko.

Denn auf Ätzelberts Zauber hin hatte sich auf dem Beiboot, das die Wolkenschicksal umkreiste und deren Deck mit Armbrustbolzen eindeckte, eine Schreckenshyäne materialisiert, die nun den Steuermann der Jolle angriff. Rarwog konnte nur noch zusehen, wie das kleine Boot nun unkontrolliert zu schlingern begann und schließlich über den Bug nach vorn abkippte, eine Drehung vollführte und plötzlich der Jadezorn bedrohlich nahe kam.
Der Pirat konnte seine Leute sogar entsetzt schreien hören, während die Jolle wild umhertaumelnd unter seinem Luftschiff im Dunkeln verschwand und nur ein entferntes Krachen darauf hinwies, dass es auch nicht wieder auftauchen würde. Wütend schüttelte Rarwog die Faust nach dem Gnom, doch es gab nichts, was er von hier aus tun konnte.

Oder doch...

„Beschleunigen und auf Kollisionskurs gehen“, knurrte er den Steuermann an, der völlig verängstigt sofort gehorchte. In Rarwogs Augen blitzte es boshaft, während er hasserfüllt und von kaum zu beherrschender Wut gepackt, der Wolkenschicksal hinterher stierte.

~o~

Q'arion sah es als erster. „Sie werden uns rammen“, sagte er gleichmütig, als wolle er sagen, dass es gleich Regen gäbe.

Und plötzlich schien niemand mehr an Deck so richtig kämpfen zu wollen. Alle schauten gebannt nach hinten, wo sich plötzlich ein heruntergekommenes Ebenbild des stolzen Lyrandar-Luftschiffes aufbaute, das sich aus dieser unmittelbaren Nähe plötzlich gewaltig ausnahm. Für einen Augenblick war nur ein an- und abschwellendes Fauchen zu hören, ausgehend von dem Feuerelementar der Wolkenschicksal und dem Luftelementar der Jadezorn, die beide ein unheimliches Flackerlicht am Nachthimmel erzeugten.

Es ist bekannt, dass in solchen Situationen immer eine dramatische Pause zu entstehen pflegt. Eine Pause, in der alle Bewegung zu einer Art Stillstand kommt und eine große Stille alle umgibt, die - wenn überhaupt - nur kurz durch das heisere Krähen eines fernen Bussards durchbrochen wird.
In diesem Fall war da kein heiseres Krähen. Kein Laut, der die große Stille durchbrach.

Dann kollidierten die Schiffe.

Der Ruck war so gewaltig, dass praktisch niemand, der sich nicht irgendwo festhalten konnte, von den Füßen gerissen wurde. Bereits dieser erste Schlag reichte aus, um mehrere arme Teufel über Bord in die Tiefe zu schicken. Ladungsteile kamen ins Rutschen und fegten wie Geschosse über das Deck, wobei sie weitere Leute umrissen und am nächstbesten Widerstand zerquetschten. Alles flog durcheinander, während sich die beiden gigantischen Rümpfe ineinander verkeilten. Die Vorrichtungen, die die Elementare unter Kontrolle halten sollten, barsten unter dem immensen Druck und entließen die an sie gebundenen Kreaturen aus ihrer Gefangenschaft, wobei sie selbst Feuer fingen, das sich nun rasch auszubreiten begann. Und schließlich neigte sich alles in eine schwere Schlagseite und begann die tödliche Fahrt nach unten, dem Boden entgegen.

„Die Beiboote“ schrie Ätzelbert und versuchte das ihm nächstgelegene zu erreichen, dicht gefolgt von Spange und Yelenath. Bastonata  hingegen war ein ganzes Stück in Richtung Bug geschleudert worden und hatte sich gerade noch rechtzeitig an einer sich aufbiegenden Planke festhalten können. Kurz registrierte sie, dass dort, wo sie sich eben noch befunden hatte, nun der Bugspriet des anderen Luftschiffes durch das Deck gebrochen kam, an mehreren Stellen grotesk beklebt von den Leichen soeben zerquetschter Passagiere.

Mühsam rappelte sie sich auf und schaute sich hastig um. Es waren doch mehrere Boote gewesen! Sie begann, so schnell es ging, wenigstens eines von ihnen zu finden. Tatsächlich! Gleich dort drüben hing noch eines an der Reling! Sie konnte es schaffen, sie brauchte nur ein wenig Glück! Der stärker werdende Fahrtwind zerrte an ihr, während sie sich vorwärts kämpfte und mehrmals wurde sie wieder umgeworfen, wenn wieder ein Zittern durch das abstürzende Wrack ging.

Plötzlich registrierte sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Und als sie aufsah, stand plötzlich der Vampir vor ihr und zwinkerte ihr zu.
Ihr rutschte das Herz in die Hose.
Alleine würde sie nicht den Hauch einer Chance haben.

Lucan sah sie eine Sekunde lang an, und diese eine Sekunde wurde zu einer Ewigkeit. Schließlich sagte er: „Nicht heute, meine Liebe. Aber irgendwann wird es soweit sein. Verlass dich drauf!“
Und dann sprang er einfach so ab und verschwand in der Dunkelheit.

Bastonata kämpfte sich weiter voran. Schließlich war sie nur noch Zentimeter von der Reling und vom Beiboot entfernt, als die Neigung des Schiffe plötzlich zunahm und sie den Halt zu verlieren begann. Verzweifelt tastete sie nach einem Halt, und sei es nur ein kleiner Spalt im Holz, um ihre Krallen hineinzuschlagen. Wieder und wieder fuhren ihre Finger über das Holz. Doch es half nichts. Langsam aber sicher begann sie an Halt zu verlieren. Panik überkam sie. Bitte, dachte sie, bitte nicht!

Ein Laut drang an ihre Ohren, als käme er aus weiter Ferne. Ihre Ahnen! Sie mussten es sein! Sie  riefen sie! Bastonata, riefen sie. Nimm verdammt nochmal meine Hand!

Verwirrt sah sie auf. „Zum Henker, mach schon! NIMM ENDLICH MEINE HAND!“ Q'arions Stimme überschlug sich, als er sie aus Leibeskräften anschrie. Und endlich verstand sie. Sie ergriff die Hand im letzten Augenblick, gerade als auch das letzte bisschen Halt verloren ging.

Niemals im Leben vor- oder nachher sollte sie je einem Valenar-Elf so dankbar sein wie jetzt, als sie das Halteseil kappte und das Boot mit dem Fuß abstieß.

Nur Sekunden später war der Boden heran.

Die Luftjollen flogen in weiten Schleifen davon und krachten in einiger Entfernung in den Wald.

Der unmittelbar darauf folgende Krach war ohrenbetäubend, als sich die beiden Wracks in den Boden eingruben und ihn halb umpflügten, während entwurzelte Bäume davonflogen. Durch den Aufprall verloren sie nun auch noch das letzte Bisschen Kontinuität und schoben sich gänzlich ineinander, wobei sie eine breite Schneise der Verwüstung zurückließen. Doch schließlich kam der ganze Haufen magischen Holzes zum Stehen.

~o~

Ähm ja. Anmerkung: Irgendwann hatte ich einfach keine Lust mehr, die Schiffsnamen als italics zu kennzeichnen...  :P
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Nathan Grey am 03. April 2007, 12:19:34
Also, das man immer nörgeln muss, damit hier mal was passiert. Bitte weiter machen.
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 03. April 2007, 22:32:04
Ich geb mir ja schon Mühe, Mann!  :P
Tja, Beruf, Familie und was es sonst noch gibt. Der Tag hat nun mal nicht mehr als 24 Stunden :D
Keine Sorge, die Story-Hour wird zu Ende gebracht. Das ist so etwas wie ein Versprechen. :wink:
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Rurik Ungart am 12. April 2007, 20:50:30
Ich will das auch so leiten!!!! :o  :)
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 17. April 2007, 22:09:18
So. Zeit für ein neues Update. Tadaa! Neues Kapitel!
Have fun! :D

~o~

Der Wachmann stützte sich gelangweilt auf den Mauersims und stierte in der Ferne den Silberstreif an, der sich am Horizont gebildet hatte. Wieder so ein Dienst, den man genauso gut auch unten in den Kasernen bei einer guten Partie Treff Elf und dem ein oder anderen Bierchen hätte verbringen können. Hier auf der breländischen Seite tat sich nämlich nie etwas. Er besetzte diesen Posten nun schon seit Jahren, und beinahe ebenso lang haßte er ihn.

Da hatten es die Jungs auf der anderen Seite schon besser. Immerhin sorgten dort die Marguul ab und an für ein wenig Abwechslung, und sei es auch nur, um zu demonstrieren, daß es sie noch gab. Nicht, daß sie je eine ernstzunehmende Gefahr für die Tore dargestellt hätten. Zumindest nicht, solange es die Wache gab, die ihnen ein paar Kübel heißen Pechs auf ihre kleinen Goblinglatzen kippen konnte.

Hier aber war es stets sterbenslangweilig. Daran änderten auch die paar besoffenen Randalierer nichts, die die Tavernen im nahen Bahnhofsviertel bevölkerten, wenn gerade die Blitzbahn hier halt machte. Was solls, dachte der Wachmann. Das pralle Leben war hier eben nicht zu erwarten. Immerhin war Strengtor kein Touristennest, das vor Vergnügungen nur so strotzte. Strengtor war genau genommen eigentlich überhaupt kein Nest. Strengtor war eine Festung. Gebaut, um den Überfällen der Goblins aus Darguun Einhalt zu gebieten.
Aber das spielte sich auf der anderen Seite ab.

Müde wischte sich der Posten über das Gesicht. Dann noch einmal, wobei er diesmal seufzend einen Augenblick mit den Händen vor dem Gesicht verharrte.
Als er die Hände wieder herunter nahm, nahm sein Bewußtsein den glühenden Schweif, der sich in der Ferne aus einer Wolke heraus schnell dem Boden näherte, eher am Rande wahr.

Den hellglühenden Ball, den der Schweif verursachte, als er den Boden berührte, registrierte er dafür um so deutlicher. Und als Sekunden später ein dumpfes Donnergrollen über die Festung hinwegwehte, rannte der Wächter zum Turm, warf sich in die Seile und läutete Alarm.

~o~

„Seht mal, wir bekommen Besuch“, lenkte Q'arion die Aufmerksamkeit seiner Gefährten auf den Reitertrupp, der sich ihnen von der Stadt her näherte.

„Schon wieder Feinde? Ich kann bald nicht mehr!“ beschwerte sich Spange.

„Nein, keine Feinde. Das sind Breländische Soldaten.“ Ätzelbert grinste schief. „Möchte wetten, daß die unser kleines Feuerwerk gesehen haben.“

In der Tat verlangsamten die Reiter ihren Ritt, als sie die Überlebenden der Katastrophe erreichten und versuchten, sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Sie stellten Fragen über das Geschehene und erkundigten sich nach Verletzungen oder schlimmeren, und oft genug mußten die beiden mitgebrachten Priester der Heerschar ihre Heilkräfte walten lassen.

Schließlich erreichten die Abenteurer die berühmte Festung Strengtor, stockten in der örtlichen Enklave des Hauses Kundarak mithilfe ihres königlichen Kreditbriefes ihre Finanzen auf und brüteten darüber, wie der entflohene Agent wohl noch zu stellen sei.
„Was kann er denn schon tun?“ versetzte Ätzelbert,  „Tagsüber kann er nicht reisen, ohne sich vor dem Tageslicht zu schützen. Also kann er nicht weit sein, denn außer Strengtor gibt es hier nichts, das so kurz vor Tagesanbruch noch ungeschützt zu erreichen gewesen wäre, oder?“

„Und du vermutest genau was?“ gab Bastonata gereizt zurück.

„Das weiß ich auch nicht“, mußte der Gnom zugeben. Mittlerweile war er aufgestanden und lief im Raum auf und ab. „Aber die Blitzbahn ist von hier aus das einzige Mittel, um schnell nach Starilaskur zu gelangen. Wir sollten auf jeden Fall den Bahnhof im Auge behalten.“

Yelenath nickte und musterte einen nach dem Anderen. „So wie wir aussehen, könnten wir aber sicherlich eine gute Mütze Erholung brauchen. Einen Zauber kriege ich heute jedenfalls nicht mehr hin, und wenn ich mir Spange so anschaue, sollte er sich wohl eher mal einer Heilung unterziehen und danach erst einmal ein paar Stunden schlafen. In unserem derzeitigen Zustand haben wir jedenfalls keine Chance.“

„Zumindest nicht mit magischen Mitteln“ nickte der Kleriker.

„Hm. Dann sollten wir zusehen, einen guten Heiler zu finden. Die Bezahlung sollte ja an sich kein Problem sein. Und dann müssen wir eben ohne Zaubern auskommen.“

„Und ich beobachte den Bahnhof selbst, ich habe ja netterweise nicht so viel abbekommen.“

„Erstaunlich, nicht wahr? Warst du nicht mit der Smaragdklaue unterwegs?“ Yelenath sah ihn herausfordernd an.

Ätzelbert funkelte böse zurück. „Vorsichtig, Bürschchen!“

„Gut, von mir aus.“ schloß die Barbarin. „Aber Yelenath hat recht. Bevor wir losziehen,  wirst du uns mal verraten, wieso du erstens den Sturz überleben konntest, und was du zweitens mit der Smaragdklaue zu schaffen hast.“

Für einen Augenblick herrschte Stille im Raum.
Dann seufzte Ätzelbert resigniert und setzte sich wieder.

„Ich schätze“, begann er, „ das liegt zu gleichen Teilen an meinem gnomischen Glück wie an meinem gnomischen Geschick. Eigentlich“, sein Gesicht hellte sich auf, „sollte ich mal eine Ballade darüber verfassen. Ich habe sogar schon einige Strophen fertig. Wollt ihr sie hören?"

Yelenath verdrehte die Augen. Es war ja so was von klar gewesen.
„Nein“, sagte er.

„Nein“ sagten auch Bastonata und Spange.
Die kleine Pause, die daraufhin entstand, wirkte, als ob noch irgendetwas fehlte.

Eigentlich hätte Q'arion die Ballade gern gehört.

Schließlich sagte der Kleriker: „Federfall. Es war ein Federfallzauber, der mir das Leben gerettet hat.“

„Ach. Und wo kam der her?“ wollte Yelenath wissen.

„Tja, das war der Kapitän der Jadezorn. Er hat ihn auf mich gewirkt, als ich vom Landesteg fiel.“

„Jadezorn?“ warf Bastonata ein.

„Das Luftschiff, das euch verfolgt hat. Dieser Kapitän Rarwog war schon seit Trolanhafen hinter der Wolkenschicksal her. Schätze, es war mein Glück, daß er bereits so nahe war, daß der Zauber mich erreichen konnte. Eigentlich wollte er mich als Geisel nehmen, foltern und so weiter, aber dank meines außerordentlichen Verhandlungsgeschickes konnte ich ihn bald von meinem Wert für ihn überzeugen und so nahm er mich mit. Er hat mich sogar in seine Mannschaft aufgenommen, stellt euch vor! Nun, schließlich übertrug er mir das Kommando über eines seiner Beiboote, als der Überfall begann, was mir wiederum die Gelegenheit verschaffte, seinen Angriff ein wenig zu unterwandern. Ich möchte behaupten, daß der glückliche Ausgang dieser Episode zu einem Großteil von mir...“

„Jaja, schon gut.“ Bastonata hatte genug. „Der Glückliche Ausgang hat zwei Luftschiffe zerstört und Tote und verletzte gefordert, wenn ich dich daran erinnern darf?“

„Oh.“ Ätzelbert zuckte die Achseln. „Nun, Kollateralschaden, schätze ich.“

„Kollateral...“ Yelenath blieb der Mund glatt offen stehen. Er glaubte sich verhört zu haben.

Bastonata blinzelte und überschlug schnell ein paar Angriffstaktiken auf den kleinen Gnom und blinzelte noch einmal.
Dann sagte sie: „Ich gehe jetzt schlafen. Morgen sehen wir weiter.“

~o~

Einsam und verlassen lag der Bahnhof von Strengtor da. Nicht eine Seele war zu sehen. Nur vereinzelt durchbrach das heisere Krächzen einer Krähe die Stille. Bodennebel waberte träge um das Gebäude herum und verwandelte das Gelände im fahlen Licht der untergehenden zwei Monde in eine Geisterlandschaft.

Passend, fand Ätzelbert. Er lag bäuchlings in einem Busch in einem zwischen Neugier und furchtsamen Respekt sorgsam abgewogenen Abstand zum Haupttor in das Gebäude und hatte schon vor längerem den Eindruck bekommen, daß einem Vampire absichtlich nur zwischen Sonnenunter- und Aufgang zu begegnen schienen. Als ob irgendeine mystische Gottheit, die noch über den Göttern Eberrons stand, einem speziell diese Untoten in einer Art kosmischen Spiel gleichsam vor die Nase zu setzen.

Ärgerlich wischte der Gnom den Gedanken beiseite.

Erstens war es nur logisch, daß Vampire vor allem Nachts auftauchten, Tagsüber waren sie schließlich so gut wie wehrlos. Und zweitens war er nicht hier, um sich in metaphysische Betrachtungen zu ergehen. Bald würde es hell werden. Und wenn Lucan am Bahnhof aufzutauchen gedachte, dann bald. Eine andere Chance gab es ohnehin nicht mehr. Entweder er tauchte auf oder er war ihnen ein für alle Mal entkommen.
Alles oder nichts.

Die Gestalt eines Mannes überquerte zügig, aber ohne Hast den kleinen Platz vor dem Bahnhofstor. Er trug ein weites Cape mit hohem Kragen und einen Zylinder, so daß es Ätzelbert unmöglich war, zu erkennen, ob es der Gesuchte war oder nicht.
Der Mann klopfte vernehmlich am Tor und wartete.

Als klar wurde, daß niemand öffnen würde, begann er nachdrücklich und ohne weitere Unterbrechung zu klopfen, und zwar so lange, bis Ätzelbert auf der anderen Seite jemanden nicht gerade unterdrückt fluchen hören konnte. Dann wurde eine Sichtklappe in der Tür wahrscheinlich kräftiger als notwendig gewesen wäre aufgeschoben und eine Stimme sagte barsch: „Einlass in einer halben Stun...“

Die Stimme verstummte jäh, als der Mann sich leicht nach vorn beugte, um zu seinem Gegenüber auf der Anderen Seite des Sehschlitzes auf Augenhöhe zu sprechen.
„Ihr werdet das Tor öffnen und mich hereinlassen.“

Die Stimme klang sonor und völlig ruhig. Und kalt wie ein halbes Schwein in einem magiegeschaffenen Kühlfaß voll Eis.

Als keine Sekunde, nachdem der Satz gesprochen wurde, sich das Tor öffnete und der Mann hineinschlüpfte, war auch der letzte Zweifel endgültig ausgeräumt.
Ätzelbert mußte die anderen finden.
Und zwar schnell.

~o~

Lucan Stellos nahm sich einen Augenblick Zeit, die Blitzbahn zu betrachten. Ein Wunderwerk der Magieschmiedekunst, das mußte er unumwunden zugeben. Es würde eine gemütliche Reise werden
.
Nunja, wenn man von den schwindeligen Söldnern seines ehemaligen Mentors und Freundes Viorr Maleak absah. Der alte Mann mußte wahrlich verzweifelt sein, daß er irgendwelche dahergelaufenen Abenteurer anheuerte, weil er seinen eigenen Leuten nicht mehr vertraute.

Kein Wunder. Immerhin war er gründlich beschissen worden. Von einem seiner eigenen Leute. Von seiner inoffiziellen rechten Hand, um genau zu sein.

Schon komisch. Sein alter Freund tat ihm Leid, so sehr, daß er sich oft genug wünschte, er könne die große Uhr zurückdrehen und den Verrat ungeschehen machen. Doch Caldera, dieses süße, verruchte und ebenso hochgefährliche wie grausame Weibsbild von einer Untoten hatte ihm mit ihrem Biss (ihm lief jedesmal das von allen Göttern verdammte Wasser im Munde zusammen, wenn er sich daran erinnerte) eine völlig neue und unglaublich faszinierende Welt eröffnet, die nur darauf wartete, von ihm erforscht zu werden.
Und die dich auf ewig deiner Meisterin unterwirft, dachte er. Schöne neue Welt. Bar jeglicher Moral, einzig und allein dem Ziel und der Aufgabe verpflichtet, die Wünsche der Fürstin der Unterwelt zu befriedigen.

In jeder Hinsicht.

Der Vampir lächelte grimmig.

Eigentlich sollte er der Seelenklinge dankbar sein, die es möglich gemacht hatte, daß sogar jene mächtige Bindung eines Vampirs an seine Meisterin gebrochen werden konnte. Doch letztendlich war er nur vom Regen in die Traufe gekommen.

Und nun war er hier, gleichsam herumgereicht von einer Abhängigkeit in die andere und oben drauf  auch noch von erstaunlich hartnäckigen Verfolgern.
Natürlich wußte er , wer sie waren. Die Mehrheit von ihnen hatte sich bereits so etwas wie einen Namen gemacht. Immerhin hatten sie bereits einige äußerst wertvolle Artefakte geborgen, an denen sich schon so manch einer die Zähne ausgebissen hatte.
Und: Sie hatten das Klageland überlebt. Das hatte ziemlichen Eindruck hinterlassen und bedeutete so etwas wie die goldene Clubkarte, wenn man an die ganz großen Aufträge wollte.
Dummerweise hatten sie damit möglicherweise Probleme hervorgerufen. Denn was Lucan im Auftrag der Königs Schatten über diese Schöpfungsmuster in Erfahrung gebracht hatte, gefiel ihm ganz und gar nicht.

Plötzlich durchfuhr ihn ein sengender Schmerz, der seinen gesamten Körper erfaßte. Lucan biß die Zähne zusammen, um nicht laut zu schreien. Du zögerst, Mensch, wisperte etwas hinter seiner Stirn. Es klang schrill und rasiermesserscharf in seinem Kopf. Nicht zögern. Weiter. Geh weiter.

Verfluchtes Stück Stahl. Die Seelenklinge war mit einem Heilzauber belegt, den sie jederzeit einsetzen konnte. Heilzauber waren wie glühende Messerklingen, wenn man Untot war.
Also gut. Es würde sich zeigen, wie zäh die Söldner wirklich waren, und ob sie weiterhin mit ihm würden Schritt halten können.

Er schloß die Augen und ließ die Umgebung auf sich wirken. Sein Geist sondierte die Umgebung, suchte, tastete sich am Gemäuer entlang und befühlte jedes Loch und jede Spalte im Mauerwerk.
Und fand.

Das würde die Herrschaften möglicherweise ein wenig aufhalten, dachte er.

Dann breitete er die Arme aus und schickte einen stummen Ruf hinaus in die Nacht.

~o~

Ätzelbert wußte, es würde knapp werden. Doch wenn sie Glück hatten und nichts mehr dazwischen kam, konnten sie es schaffen.
Als er die Schänke erreichte, in der er und seine Gefährten sich einquartiert hatten, warf er sich förmlich durch die Tür und hastete die Treppen hinauf.

„Lucan ist in der Blitzbahn. Wir haben ungefähr zwei Sekunden zum Sachen packen, sonst ist er weg. Also los da, wir haben keine Zeit!“ sagte er knapp und kratzte seine Ausrüstung zusammen.

Ausnahmsweise versuchte keiner zu diskutieren, registrierte er am Rande.

Zwei Minuten später war die Rechnung beglichen und die Abenteurer unterwegs zum Blitzbahnhof. Sie passierten das Haupttor in dem Augenblick, als ein Zugbediensteter soeben die Türen der Waggons schloß.

Talaen Kara wurde mit einem Mal seltsam unruhig, stellte Q'arion stirnrunzelnd fest. Er warf einen schnellen Blick durch das Gebäude. Ein Bediensteter und zwei Wachen, Sonst befand sich niemand auf dem Bahnsteig. Der Bedienstete stieg soeben in den Zug und schloß die letzte Waggontür hinter sich.

Gefahr.
Die Seele des todlosen Valenar-Hengstes tänzelte nervös schnaubend gegen Q'arions Bewußtsein.
Gefahr. Fliehen. Kampf, fühlte er.

In der nächsten Sekunde wußte der Elf auch, warum.
Die beiden Wächter zogen ihre Waffen und kamen auf sie zu.

„Scheiße“, schnaubte Bastonata und zog ihre Waffe. Sie hatte ebenfalls gemerkt, daß etwas nicht stimmte.
Dann waren die Angreifer heran.

Die Wächter waren kampferprobte Veteranen und verdammt gut mit ihren Waffen, und das, obwohl sie sich seltsam träge und abgehackt bewegten, als würden sie fremdgesteuert. Bastonata und Q'arion hatten sich je einem Gegner entgegengestellt und hatten bereits damit alle Hände voll zu tun. Wieder und wieder gingen Streiche ins Leere und prallten Hiebe in die Deckung.

Der Volspriester und der Magier sahen sich an und nickten einander bestätigend zu.
Natürlich. Die Wächter wurden beherrscht. Wie in Trolanhafen.

„Die Blitzbahn!“ schrie Spange plötzlich. „Sie fährt ab!“

Im selben Augenblick rief auch Q'arion: „Fledermäuse! Jetzt wird’s ungemütlich!“

Ätzelbert wußte im ersten Augenblick nicht so recht, was er nun tun sollte. gehetzt sah er zwischen der Blitzbahn, den beiden Wächtern und den beiden Fledermausschwärmen, die sich ihnen von oben näherten, hin und her.
Doch dann konzentrierte er sich und beschwor die Kraft von Vol.

Einer der Wächter wurde blind. Sehr gut. Das mochte ihnen die nötigen Sekunden verschaffen.
„Lauft!“ schrie er, so laut er konnte. „Nicht kämpfen, laufen!“
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Nathan Grey am 18. April 2007, 12:35:27
Sehr schön, hoffe diesmal gehts schneller weiter ;)
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Zero am 30. April 2007, 13:28:39
Jo, ein neues Update muss her!  :wink:
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 08. Mai 2007, 13:00:09
Schon wieder?  :lol:

Ich arbeite dran. Konfuzius sagt: Übe dich in Geduld. :krider:
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Zero am 08. Mai 2007, 22:06:07
Zitat
Schon wieder?  :lol:  


Tja, ist ja nicht meine Schuld, dass deine SH so verdammt spannend  und gut geschrieben ist...  :P
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 19. Juli 2007, 00:15:51
Dann doch noch! Lange nicht hier gewesen!
Und ich habe sogar noch etwas mitgebracht. Viel Spass beim Lesen.

~o~

Bastonata fühlte die Kraft ihrer Urmütter in jeder Faser ihres Körpers, als sie sprang. Starke, muskulöse und animalisch aussehende Beine ließen ihre Bärengestalt mit atemberaubender Geschwindigkeit nach vorn schellen.
Sicher, ihre Erscheinung würde ihr in einigen Gebieten Khorvaires den sicheren Tod bringen und in nicht wenigen anderen zumindest einiges an Problemen bereiten, doch in Augenblicken wie diesen fühlte sie sich eins mit der Natur.

Mit ihrer eigenen Natur.

Den anfahrenden Zug zu erreichen, war eine Kleinigkeit. Mit einer Hand hielt sie sich außen am  Geländer einer der schmalen, balkonartigen Plattformen fest, die sich an nahezu jedem Wagen des Zuges befanden, jeder so unterschiedlich ein seiner Erscheinung wie die Waggons selbst. Schnell sah sie sich um und erblickte Spange, der ebenfalls los sprintete und dabei mit spielerischer Leichtigkeit mehreren Klingen ausweichend seine Gegner einfach links liegen ließ. Auch er erreichte den Balkon ohne Mühe.

Hastig kletterten sie über das Geländer und retteten sich ins Innere, dicht gefolgt von Ätzelbert und dem Valenar.

Yelenath hatte nicht ganz so viel Glück. Die beiden Flederrmausschwärme hatten ihn einfach schneller erreicht, als er reagieren konnte. Und so war er von  winzigen, aber schmerzhaften und heftig blutenden Wunden übersät, als er die Sicherheit der Waggons erreichte.

Leise fluchend kramte er ein Fläschchen hervor, entkorkte es mit den Zähnen, trank es leer und beruhigte sich angesichts der magisch beschleunigten Wundheilung, die innerhalb von Minuten abgeschlossen war.

Den anderen war die kleine Verschnaufpause nur recht, also standen sie zusammen und betrachteten schweigend, wie zuerst die Bahnstation, dann einige wenige Häuser und schließlich die hohen Stadtmauern  von Strengtor draußen an den Fenstern vorbeizogen. Schließlich eröffnete sich ein weiter Blick auf die ausladenden Hügellandschaften Nordostbrelands und das Marguul-Gebirge dahinter, das die natürliche Grenze nach Darguun bildete.

„Also dann los“, konstatierte der Svirfnebli schliel und schob sich an dem Magier vorbei.
Nur ein ganz klein wenig breitete er die Arme aus und stimmte einen leisen, kehligen Singsang an.

Wenige Sekunden später trat ein seltsam hellblauer Schimmer in seine Augen.

Es war, als würde ein Schleier aus Blut die Welt bedecken. Nur schemenhaft konnte er die Sitzbänke ausmachen und die Passagiere, die auf ihnen saßen. Ätzelbert überraschte das nicht. Schließlich war dieser Zauber nicht gedacht, lebendige Personen zu finden. Falls sich allerdings irgendein Untoter in der Nähe befand, würde er leuchten wie eine Fackel in der Nacht. Je zwei geschlossene Abteile befanden sich zu beiden Seiten genau auf der Hälfte des Waggons. Gemessenen Schrittes bewegte sich der Kleriker durch den Raum und versuchte, mit seinem Blick, die Abteilwände zu durchdringen.
Dann runzelte er die Stirn. Er trat näher an ein Abteil heran und tat, als wolle er sich abstützen. Die Wand erschien matt und seltsam dunkel, und sie fühlte sich kalt an und irgendwie – metallisch...


Der Kleriker unterdrückte einen Fluch, der sicherlich allen anwesenden Passagieren die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte.

„Es funktioniert nicht“, sagte er. „Die Wände scheinen Magie irgendwie zu absorbieren...“

„Blei.“ sagte Yelenath hinter ihm.

„Wie bitte?“

„Die Wagen, die Trennwände, alles enthält eine dünne Schicht Blei. Keine Chance für Erkenntniszauber und dergleichen.“

„Hättest du das nicht früher sagen können?“ fuhr der Volspriester auf.

„Hätte ich, wenn Herr Gernegroß sich nicht wieder hätte profilieren wollen. Und ganz im Übrigen ist diese Tatsache allgemein bekannt“ konterte der Magier kühl.

Spange stieß Q'arion unauffällig an und tippte sich leicht gegen die Stirn. Q'arion nickte knapp.
Dann prusteten beide los und hielten sich die Hände vor den Mund.

„Sehr konstruktiv. Danke!“ zischte Bastonata zu ihnen herüber. Und zu Yelenath und Ätzelbert gewandt: „Schön. Können wir dann weitermachen? Wenn eure Magie nicht hilft, dann werden wir wohl auf die althergebrachte Methode des systematisch Durchsuchens zurückgreifen müssen. Also wenn ich bitten darf?“

Es wurde eine lange, gründliche und bemerkenswert erfolglose Suche. Die Blitzbahn bestand zum Einen aus den Speisewagen, die verhältnismäßig leicht zu überblicken wie zu untersuchen waren, zum Anderen aber auch aus mehreren Passagierwaggons, die jeder zwar vorn und hinten mit offenen Abteilen ausgestattet waren, jedoch im mittleren Bereich zu jeder Seite des Mittelganges je zwei abschließbare Fahrgastkabinen aufwiesen, die - wie im Übrigen sämtliche Außenwände auch - durch eine simple Schicht dünnen Bleis gegen jegliche Art von Erkenntniszauber abgeschirmt waren.

Die Frachtwaggons, die den ersten beziehungsweise letzten Waggon bildeten, waren Unbefugten gar überhaupt nicht zugänglich. Und das bedeutete, daß sie für vampirische Spitzenagenten geradezu ideale Versteckmöglichkeiten darstellten.

So war alles, was die Fünf erreichten, ein nicht geringes Maß an Unmut unter den übrigen Reisenden, die sich verständlicherweise unangenehm beobachtet fühlten. Einzig eine kleine Gruppe aus vier einigermaßen vornehm anzusehenden Elfen, drei Männern und einer Frau, schien eher amüsiert als empört über die Art und Weise, wie sie immer wieder neu taxiert wurden. Jedenfalls bedachten sie die Suchenden stets mit einem ausgesucht höflichen Lächeln.

Nebenbei fiel Yelenath auf, daß jene Elfenfrau selbst für eine Angehörige seines eigenen Volkes von ausnehmender Schönheit war – und daß sie ihm seltsam bekannt vorkam, auch wenn ihm ums Verrecken nicht einfallen wollte, woher.

Schließlich schob er die Begebenheit einem bemerkenswert intensiven Deja Vú zu und beschloß, sich irgendwann einmal ausführlicher mit derartigen Phänomenen auseinanderzusetzen.

Am Ende hatten sie immerhin die Suche auf ein paar Möglichkeiten eingegrenzt. Außer den Frachtwaggons gab es nun nur noch vier geschlossene Abteile, zu denen sie sich nicht hatten Zugang verschaffen können, denn die waren und blieben abgeschlossen.

Schließlich ließen sich die Abenteurer auf zwei einander gegenüber liegenden Bänken nieder. Noch nie war so viel Frustration zwischen ihnengewesen wie an diesem Tage. Und alle, alle standen sie kurz davor, die Waffen ins Korn zu werfen und den Auftrag abzubrechen.

„Langweilig“ maulte Ätzelbert und malte mit einem Finger irgendwelche sakralen Symbole in die Luft, während er den Kopf in die andere Hand stützte.

Einer der Zugbediensteten kam vorbei, öffnete eines der geschlossenen Abteile und ging hinein. Die Gruppe beobachtete dies mit frustriertem Schweigen und gab sich wieder versonnenen Gedanken hin.

Der Kleriker hörte auf, Figuren in die Luft zu malen und stierte auf das Abteil, in dem der Zugbedienstete verschwunden war.

Der Zugbedienstete, dachte er. Geschlossenes Abteil.

Er legte die Stirn in Falten.

Hinter seiner Stirn wurden kleine Pakete, jedes ein Gedanke, aufgehoben, weggetragen und woanders abgestellt. Wieder aufgehoben. Umgeladen. Einsortiert, wieder aussortiert und neu geschichtet.

Schließlich fügte sich eines zum Anderen.

„Ich glaube, ich habe eine Idee“, verkündete er.

~o~

Lucan beobachtete sie. Da saßen sie, keine drei Meter von ihm entfernt und nur durch eine dünne Wand  von ihm getrennt, und möglicherweise ahnten sie nicht einmal, wie nahe sie ihm wirklich waren.

Er konnte sie sehen, wann immer er den kleinen Zugführer zu sich rief.

Seinen kleinen Zugführer.

Eigentlich sollte ihm sein neues Leben gefallen, dachte er. Doch mit jedem Tag und jeder Nacht, die verstrich, spürte er mehr und mehr, wie jegliche Wärme aus seinen Gefühlen, seinem Herzen und seiner Seele wich. Alles um ihn herum wurde öd und fade, mit jeder Stunde ein wenig mehr belanglos und uninteressant. Bald würde nichts und niemand mehr wichtig genug sein, als daß er irgendetwas davon noch würde beschützen oder gar irgendjemanden je lieben wollen.

Geschöpfe der Nacht. Die Romantik der Dunkelheit. Pah! Abfällig rümpfte er die Nase. Tot und doch nicht tot. Der Körper gestorben, die Seele kalt und hart, weil nichts mehr von Belang war für die, deren Herzen nicht mehr schlugen. Ans Diesseits gefesselt einzig und allein durch die bloße, die nackte Angst vor der Nichtexistenz, dem allumfassenden Vergessen. Getrieben von der rasenden, wahnsinnigen Gier, die unaufhaltsam immer größer werdende Leere des eigenen Selbst wieder aufzufüllen, sei es mit Macht, Reichtum oder beidem, stets und ständig auf der Jagd nach der Befriedigung, die nie mehr zurückkehren würde.

Kein Wunder, daß die Untoten allesamt einen Sprung in der Schüssel hatten.

An der Tür zu seinem Abteil wurde ein Schlüssel im Schloß herumgedreht. Der Zugführer kam herein, schloß die Tür hinter sich sorgfältig ab und lockerte dann den Kragen seiner Uniform.
Nun gut.

„Abendessen.“ sagte Lucan, lächelte und sandte einen kurzen Gedanken an sein Gegenüber.

„Guten Appetit“, wiederholte der Zugführer den Gedanken mechanisch. Er neigte seinen Kopf zur Seite und legte seinen Hals frei.

„Vielen Dank“ antwortete der Vampir beinahe freundlich und biß herzhaft hinein.

~o~

„Spuck's aus!“ drängte Bastonata.

Der Alfenfetzer ließ eine, wie er meinte, angemessene Pause verstreichen. Dann wies er die anderen, etwas näher zu kommen und flüsterte dann: „Wir schnappen uns einen der Bediensteten, und zwar den, der einen Schlüssel zu den Abteilen hat. Wir schalten ihn aus, nehmen seinen Schlüssel und Zack! Stehen uns alle Türen offen!“

„Du willst einen Angehörigen des Hauses Orien töten? Und dann auch noch hier im Zug? Hast du noch alle Tassen im Schrank?“ erwiederte Bastonata ungläubig.

„Aber nein!“ machte der Volspriester gedehnt. „Ich sagte ausschalten! Wir schlagen ihn bewußtlos und fesseln ihn! Bis einer merkt, daß da einer fehlt, haben wir unseren Mann gefunden und sind fein raus. Und falls uns dann noch jemand Vorwürfe macht – nun, der Zweck heiligt die Mittel, oder?“

„Du hast sie trotzdem nicht alle.“ beharrte die Barbarin. „Dann stehen wir nämlich erst einmal einem Vampir gegenüber, der mal locker mit uns allen gleichzeitig den Boden aufwischt. Schon vergessen?“

Der Kleriker rümpfte affektiert die Nase. „Selbstverständlich nicht! Aber wenn mich nicht alles täuscht, dürften wir bei unserem nächsten Stopp eine ausreichende Menge Knoblauch bekommen, um uns vor ihm zu schützen. Und wenn er in einer der Kabinen ist, kann er uns nicht mehr entkommen. Draußen ist es hell und drinnen stehen wir. So!“
Zufrieden klatschte er in die Hände.

„Aber wer von ihnen hat wohl so einen Schlüssel?“, wollte Spange wissen. „Ich meine, ich könnte doch einfach versuchen, ihn dem Bediensteten zu mopsen oder so.“

„Erstens. Da vorn ist doch einer der Kollegen in dem Abteil da verschwunden. Also hat er auch einen Schlüssel. Ich nehme doch mal an, daß jeder Bedienstete einen solchen Schlüssel besitzt. Also behalten wir einen im Auge und passen den richtigen Augenblick ab. Zweitens“ - und dabei machte er eine bedeutungsvolle Pause - „Glaube ich nicht, daß deine Fingerkünste ausreichen, um sicher zum Erfolg zu führen. Nicht, öhmn, daß ich dir etwa zu nahe, oder so. Du verstehst schon.“

Spanges ausgestreckten Mittelfinger ingnorierte er.

Bastonata dachte einen Augeblick nach. Dann sagte sie: „Na schön. Aber dann müssen wir losschlagen, unmitelbar, nachdem wir in Vathirond losgefahren sind. Denn wenn wir nicht schnell genug sind, ist es dunkel und dein Schöner Plan ist hin.“

„Ganz recht. Also werden wir uns beeilen. Sollte für uns ja nichts neues sein.“

Doch zunächst hieß es nun erst einmal warten. Und so beschlossen die Abenteurer, wenigstens einige der Annehmlichkeiten, die die Blitzbahn des Hauses Orien zu bieten hatte, in Anspruch zu nehmen.

Tatsächlich hielt die Blitzbahn in Starilaskur, doch da es noch immer hellichter Tag war, beschlossen die Gefährten, dem mit Gelassenheit zu begegnen. Wo sollte Stellos denn auch hin? Frische Luft schnappen und den Tag genießen? Eher nicht. Außerdem hieß sein Ziel nach wie vor Karrnath, und die Blitzbahn stellte die mit Abstand schnellste Verbindung dorthin dar, nachdem die Reise per Luftschiff ihr zugegebenermaßen unelegantes Ende genommen hatte.

Die Abenteurer mischten sich unter das Volk und streiften durch die Stadt. Tatsächlich brauchte es nicht lange, sich zum nächsten Händler durchzufragen, der Knoblauch im Angebot hatte. Einzig Ätzelbert blieb am Zug - schließlich hatte er sich bereits in der Küche der aundairischen Botschaft in Trolanhafen einen kleinen Vorrat des Zwiebelgewächses besorgt.

Schließlich trafen alle pünktlich zur Weiterfahrt wieder ein und hatten die Stadt bald hinter sich gelassen.

~o~

Der Zugführer sah nach vorn und versuchte sich zu konzentrieren. Er hatte Kopfschmerzen und fühlte sich krank. Ständig hatte er das Bedürfnis, zu trinken, als ob er am Verdursten wäre. Seine Zunge fühlte sich schwer und taub an, und wenn er lief, hatte er das Gefühl, als wollten ihn seine Beine nicht mehr richtig tragen. Lange würde er so die Bahn nicht mehr bedienen können. Um den Luftelementar, der an den Triebwagen gebunden war, kontrollieren zu können, brauchte es schon einiges an Konzentration, und genau das fiel ihm immer schwerer.

Wahrscheinlich war es besser, sich auszuruhen und sich ablösen zu lassen.
Er legte einen Hebel um und verließ die Führerkanzel, um nach hinten zu gehen. Sein Kollege würde übernehmen.

Als er den Frachtwaggon betrat, der unmittelbar hinter der Antriebseinheit hing, hatte er jedoch bereits vergessen, wohin er eigentlich hatte gehen wollen, und auch, was er tun wollte. Er hatte plötzlich nur noch ein Ziel: Abteil 3d. Abendessen. Guten Appetit.

Mechanisch bewegte sich sein Körper durch den Waggon. Doch es war nicht mehr der Zugführer, der durch diese Augen blickte, sondern ein anderer.

Keine Gedanken beschäftigten ihn mehr.

Jedenfalls jetzt nicht.

Eine halbe Stunde später war der Zugführer wieder auf dem Weg zur Antriebskanzel, den Kopf so leer wie ein Glas Bier, nachdem der Gast längst gezahlt hatte und gegangen war. Seine Hand bewegte sich und drehte den Schlüssel im Schloss zum Frachtwaggon.

„Jetzt!“ ertönte eine Stimme hinter ihm.

~o~

Hinterher wußte eigentlich keiner so richtig, was genau denn nun passiert war. Klar war nur, daß sowohl Ätzelbert, als auch Q'arion und Spange die bittere Erkenntnis teilen mußten, eben doch etwas Wichtiges nicht beachtet zu haben.

Einzig Yelenath, der an der Durchgangstür zum Frachtwaggon Schmiere zu stehen hatte, kam der richtige Gedanke – wenn auch etwa 10 Sekunden zu spät und damit deutlich, nachdem er die Tür sorgfältig verschlossen und versperrt hatte.

Der Gedanke lautete: Trugen Blitzbahnbedienstete eigentlich Rüstungen?

Die Antwort lautete: Ja, trugen sie.

Zu den Zielen des Hauses Orien gehörte selbstverständlich auch, für die Sicherheit der Passagiere zu sorgen. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, investierte das Haus nicht unerhebliche Geldbeträge in Ausrüstung und Kampfausbildung seines Personals. Nicht umsonst stand die Blitzbahn in dem Ruf, das wohl sicherste Verkehrsmittel in Khorvaire zu sein, und das obwohl sie immer wieder Angriffen und Überfällen ausgesetzt war.

Und so war es dem Zugführer ein Leichtes, den Hieben und Angriffen auszuweichen.

Nun, was Bastonata betraf: Die lag plötzlich am Boden, dahingestreckt durch einen schier gewaltigen und ziemlich tödlichen Hieb. Darüber hinaus steckte mitten in ihrer Brust eine ziemlich tödlich aussehende Axt.

Das dumme war nur, daß es ihre eigene Axt war.
Nun, und daß sie selbst den Hieb ausgeführt hatte.

Einen Augenblick lang schauten sich der Gnom, der Valenar, der Vielgesichtige und der Angegriffene beinahe hilflos an.

Dann schlug der Bedienstete Alarm.

~o~

Eigentlich wäre die Geschichte hier zu Ende.

Ein Epilog würde in diesem Fall in etwa so aussehen:

„Legendär wurde später die Geschichte der vier erfolglosen Räuber, die zu dumm gewesen waren, in anständiger Manier von ihren Waffen Gebrauch zu machen. Es gab Bildergeschichten für Kinder, die von der „Abenteuern der Vier“ berichteten, und einen Gedichtband mit dem Titel: „Die unrühmliche Ballade des Fürsten Ätzelbert Adalmar Alfenfetzer von Unter dem Asselsteine, seines Zeichens selbsternannter Fürst von Aschenspitz“, sowie mehrere Theaterstücke und Schauspiele.
Ein geflügeltes Wort besagt seitdem, wenn man sich selbst ausgetrickst hat, daß „man sich ins eigene Fleisch geschnitten habe“.

Übrigens war der erste, der von den „Vier erfolglosen Räubern“ berichtete, ein erfolgloser elfischer Magier, der die Geschichte auf einem Jahrmarkt feilbot.
Man mag es glauebn oder nicht, aber beinahe wäre er so doch noch zu Geld und Ehre gekommen – wenn er nur seinen Namen hätte fehlerfrei aussprechen können.“

Wie gesagt: Eigentlich. Wenn die Ereignisse des vorangegangenen Abschnittes so stattgefunden hätten.

~o~
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 19. Juli 2007, 00:50:18
Eines noch zur Erklärung:

Bereits vor Jahren (lange bevor ich anfing, zu leiten) hat es sich in unserer Gruppe eingebürgert, das Prinzip kritischer Fehlschläge zu verwenden. Dabei orientieren wir uns in Etwa an der SLHB-Variante, im Falle einer natürlichen 1 einen Wurf gegen 10 machen zu müssen -  allerdings wollten wir dies im Kampf auch als Möglichkeit verwenden, sich dann auch selbst verletzen zu können. Hierzu nahmen wir als Entscheidung über den kritischen Fehlschlag einen Wurf gegen die eigene RK an, um die Chancen etwas zu mildern.
Nun, es mag sein, daß einige diese Regelauslegung als unsinnigen Balancebruch erachten. Unserer Gruppe hat das immer wieder eine Menge Spass gemacht, seitdem wir diese Variante verwenden.

Bastonatas Spielerin würfelte bei ihrem Angriff auf den Zugführer eine 1 (Kritischer Fehlschlag droht, also droht Selbsttreffer ), und dann eine natürliche 20 (Bedrohung für kritischen Treffer bei kritischem Fehlschlag = Bedrohung eines kritischen Selbsttreffers)!
..und dann noch eine natürliche 20.
Es war verhext.
Zumal alle anderen Angreifer den Gegner bereits verfehlt hatten!

Und als wir uns so vorstellten, wie die 3 SC Löcher in die Luft hacken und der vierte sich mit der eigenen Waffe selbst pinnt, war an ernsthaftes Weiterspielen nicht mehr zu denken. Wir mußten uns einfach immer wieder abrollen. :grin:
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 31. Juli 2007, 00:14:31
Hm. Nun muß ich noch einen Neuen Post machen, um noch weitere Dinge zu klären, die für ein Edit imho zu umfangreich wären.

Erstens. Als ich das letzte update schrieb, war ich offenbar nicht ganz Herr meiner selbst, denn jetzt, wo ich es noch einmal überlese, sind mir gleich mehrere Kontinuitätsschnitzer und -sagen wir höflich- einige grammatikalische unfeinheiten aufgefallen. Ich habe das zum Anlass genommen, das Update noch einmal neu zu überarbeiten.
Man möge mir dies gnädig verzeihen und die zugegebenermaßen etwas schwach ausgefallene Version noch einmal überlesen. :roll:

Zwotens. Da nun seit der letzten Session einige Zeit ins Land gegangen ist, sind einige Dinge möglicherweise nicht hundertprozentig so passiert, wie von mir beschrieben. In der Erinnerung verwischt vielleicht das ein oder andere. ich kann jedoch versichern, daß die wichtigen Ereignisse zumindest bis in einen gewissen Detailgrad annähernd so wiedergegeben wie geschehen sind. Allerdings behalte auch ich mir vor, aus dramaturgischen Gründen einige Details (z.B. durch das Einbauen von Aussagen, die eigentlich out-of-game gemacht wurden) ein wenig auszuschmücken oder zu verändern.
Um Berandor zu zitieren: Es soll gut erzählt sein.

Drittens. Auch wenn es lange kein Update mehr gegeben hat: Kommentare und Nachfragen sind nach wie vor ausdrücklich erwünscht :)

Ach und viertens. Ich vergaß völlig zu erwähnen, daß Bastonata bei ihrem Selfkill nicht nur einen Critical Hit gegen sich selbst erzielte, sondern den auch noch mit maximal damage. Den Spielern wie mir ist natürlich klar, daß das Abenteuer mit dieser Aktion vergeigt und vorbei hätte sein müssen. Selbst ein Überleben der Halbwerbärin hätte nichts geändert: Die Agenten wären kurzerhand aus dem Zug geworfen worden - mindestens.

Sie wollten aber um jeden Preis wissen, wie das mit Lucan Stellos nun endet. Und so entschlossen wir uns nach langer und reiflicher Überlegung (und dabei verlangte ich absolute Einigkeit der Gruppe - eine Gegenstimme und wir wären zurück nach Sharn gefahren), wie in jedem modernen Rollenspiel *hust* einen Systemwiederherstellungspunkt zu setzen. Spieltechnisch etwas unelegant, das gebe ich gern zu, aber es gab keine andere Möglichkeit, da wieder reinzukommen. Die Aktion mit dem Überfall auf den Zugführer war eine Sackgasse.

OK: Ehrlich gesagt habe ich mich breitschlagen lassen. Ich bin eben zu gutmütig. :wub:

Naja. Wenn ihr wollt, arbeite ich den Letzten Teil noch aus
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Nathan Grey am 31. Juli 2007, 11:03:35
Ich kann dazu nur sagen:"Schade, das eine tolle und spannende Geschichte, durch eine total bescheuerte Hausregel kaputt gegangen ist!"

Verstehe mich nicht falsch, wenn es euch so Spass macht, es ist euer Spiel und euch soll es Spass machen. Ich persönlich halte von diesen Patzerregeln nix und fand sie schon damals bei DSA total bescheuert. Klar sie können zu lustigen Situation out-game führen, in denen sich alle am TIsch kaputt lachen. Aber insgesamt gesehen, sind sie nur als Abenteuerkiller zu betrachten, welche ein ganzes Abenteuer durch einen verpatzten Wurf ruinieren können, wie bei Dir geschehen.

Zu der Story:
Lustige Geschichte, gut geschrieben wie immer und ich würde gerne das Ende nach dem reload erfahren. Auch wenn bei mir durch das eigentliche Ende immer ein bitterer Nachgeschmackt bleiben wird.

P.S. Dies ist meine persönliche Meinung, welche durch kein Argument dieser Welt geändert werden kann. Deshalb lasst das Diskutieren mit mir und schreibt was zu der Story
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Yelenath am 31. Juli 2007, 13:40:18
Hehe, ja wie man sieht kann das böse enden. aber ich glaube wir kommen alle damit zurecht, reine Gewöhnungssache.
Ich persönlich mag das, weil meiner Meinung nach auch gute Kämpfer mal Mist bauen und dass eine solche Katastrophe entsteht ist ja eigentlich verdammt unwahrscheinlich, immerhin hats dafür 3 Würfel gebraucht.

Abgesehn davon ist die Geschichte ja letzten Endes nur früher zuende gewesen. Mit der Idee, dass die Bahnheinies, die ich mir ähnlich wie die Männekes von der DB (sehr gefährlich! :D) vorgestellt hab, Rüstungen tragen könnten und der SL-Aussage "ja natürlich!" hab ich das ganze sowieso schon abgehakt. Aus reiner neugierde hab ich noch erfahren was die so tragen... *hust*Schuppenpanzer*hust* :blink:

@grey: Soll jetz auch keine Diskusion werden, war nur ein Statement meiner Wenigkeit ;)

Yelenath
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Zook, Chaosmagier am 31. Juli 2007, 17:00:54
Eines vorweg:

Die Storyhour ist -vielleicht abgesehen von dem unbearbeiteten letzten Teil- sehr gut geschrieben; Die Charaktere sind alle sehr stimmig und erzählen mit ihren Eigenheiten schon eine Geschichte für sich. Das Abenteuer selbst ist natürlich mit all der Action sehr gut zum mal-schnell-Reinlesen. Die Mumie ist natürlich der geheime Held.

Dass ihr weiterspielt, will ich doch schwer hoffen. Immerhin kann eine bisher so gute Storyhour nicht so antiklimatisch enden.

Von der Patzerregelung halte ich nicht viel, aber die Chance auf so einen Patzer ist ja geringer als 1:8000, also nicht groß. Dass sie in dem einen Fall aber einen guten Teil dazu beigetragen hat, dass das Spiel neu aufgerollt wird, gibt allerdings zu denken.

@Yelenath: Der Plan ist an sich ja nicht schlecht, wenn man schon einen Changeling dabei hat, aber an Diskretion hat's ein wenig gefehlt. :)
Dabei sollte der Gnom der Vol ja zu Stille im Stande sein (zugegeben, er ist es sicher nicht gerne.).
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Topas am 03. August 2007, 16:11:13
Ich finde die Idee mit dem "Savegame" gut, da ich so noch ein bisschen diese SH genießen kann. Wenn man sowas, also zurückspringen, nicht zur Gewohnheit macht halte ich das jetzt auch nicht für so schlimm. Welcher Autor hat nicht schon mal ein Kapitel seiner Geschichte überarbeitet.

Was mir mehr Kopfzerbrechen macht, ist das das Abenteuer hier schon mindestens zum Zweiten mal fast vorbei ist. Schon der Einstieg in die Luftschifffahrt war ja nicht ganz unproblematisch. Ist das Abenteuer derart schwierig?

P.S. Wann kommt die Mumie wieder ? :wink:

Edit: Rechtschreibung.
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: meist3rbrau am 03. August 2007, 22:23:06
Ich glaube, der Eindruck täuscht. Selbst mit Ätzelberts Tod in Trolanhafen hätte es noch drei übrige Charaktere gegeben. Von daher: Kein unüberwindbares Problem!
Die anderen Spieler über das Schicksal von Ätzelbert im Dunkeln zu lassen, war mit dessen Spieler abgesprochen und ein kleines cineastisches Bonbon.

Das Einzige mit erhöhtem TPK-Potential bis hierher war der (als Ereignis vorgegebene) Absturz der Wolkenschicksal. Wenn da die Ideen gefehlt hätten, hätte es vermutlich alle komplett zerbröselt.

Edith sagt: Es ist 1:57 Uhr. Ok, feed the chickens. Hier mal noch ein kleines Zwischenspielchen. :D

~o~

Die elementargetriebene Bahn zog beinahe gemächlich dahin, folgte der Spur von Leitsteinen, die jeder bereits mehrere Meter vorher aufglühten und kleine Blitze versprühten, bevor sie sich mit ihren großen Brüdern verbanden, die ihnen vom Zug aus entgegen schossen. Reich, aber elegant verzierte Gondeln wurden der Urgewalt des Luftelementars hinterhergezogen, der an die silbermetallisch glänzende, windschnittige Antriebseinheit gebunden war.

Sense nickte zufrieden.

Nun konnte es nicht mehr lange dauern. Das Ziel, das ihm und dem Volk, dem er angehörte, so lange verwehrt geblieben war! Endlich lag es in erreichbarer Nähe.

Er drehte sich um und schickte sich an, zu den Seinen zurückzukehren, zögerte jedoch und gestattete sich, die Szene noch ein paar Sekunden länger zu betrachten, während er sich erinnerte.

Noch vor wenigen Wochen war er mit den Weichlingen, die dort drüben fuhren, gemeinsam durch die Weltgeschichte gezogen. Sie hatten recht passable Gefährten abgegeben, das mußte er zugeben, doch nun waren sie nicht mehr als Figuren, die im Weg standen und beiseite geräumt werden mußten.
Immerhin – sie hatten gemeinsam einen Teil des Artefaktes geborgen. Freunde aber waren sie nie gewesen. Nichts hatten sie verstanden von den Gründen, die ihn auf eine rastlose Suche geführt hatten. Ihn, der irgendwann in einem Graben in der Nähe von Vathirond erwacht war und der nicht mehr wußte, wer er war, weil man seinen Gedächtnisspeicher gelöscht hatte. Kein Name, keine Vergangenheit, keine Familie. Alles, was sie über ihn wußten, hatte auf eine kleine Plakette graviert auf seiner Stirn gestanden: C-507-13A. Mehr nicht.

Natürlich, die Cannith-Weichlinge wußten, wer er war. Eine 13A-Einheit eben, Reihe C, Nummer 507. Einer von vielen. Die 13A-Einheiten, hatten sie ihm gesagt, waren neben den 21ern diejenigen, die am weitesten verbreitet waren.

Wo er geschaffen worden war, das hatten sie ihm nicht gesagt. Die Cannith-Weichlinge sagten niemals, wen oder was sie wo konstruiert hatten.
So hatten seine Gefährten ihn eben wahlweise 507 oder Blecheimer genannt. Je nachdem.

Und als er in Rotbruch zu Boden ging, ließen sie ihn sterbend zurück.

Aber das hatte nun keine Bedeutung mehr. Auch der Verlust seiner Erinnerungen hatte keine Bedeutung mehr. Die Seinen hatten ihn schließlich gefunden, ihn repariert, die Identifikationsplakette entfernt und ihn aufgenommen. Nun hatte er endlich ein Familie und ein Volk, dem er angehören durfte.

Und er hatte endlich auch einen Namen.

Natürlich hatte er ihnen von dem Artefakt erzählt, das die Weichlinge Schöpfungsschema nannten. Er hatte von der schöpferischen Macht erzählt, die ihm innewohnte und wozu es in der Lage sein könnte. Unvorstellbar, was in diesem kleinen Scheibchen stecken mochte! Vielleicht würden sie damit sogar endlich Nachkommen schaffen können! Den Fortbestand des gesamten Volkes sichern, wie es das verdammte Recht eines jeden Lebewesens war!

Bald, dachte Sense. Bald gehörst du uns.

Er entschloß sich, entgültig zu den anderen zurückzukehren, als er etwas hörte.

Schnelle, durch das Unterholz stampfende Schritte, die direkt auf ihn zu kamen.
Ein Krachen, ein Bersten. Stampf, stampf, stampf.

Zum Reagieren hatte er keine Zeit mehr. Nur den Kopf konnte er gerade noch rechtzeitig drehen, um die Gestalt zu sehen, die plötzlich direkt vor ihm war.
Dann wurde er von dem Zusammenprall nach hinten und in ein Gebüsch geworfen.

„Was zum...“ knurrte er, nachdem er sich etwas mühsam wieder herausgekämpft und hochgerappelt hatte.

Die Gestalt saß dort, wo er vor einem Augenblick noch gewesen war, schüttelte sich und stand nun ihrerseits wieder auf. Dann blickte sie ihn an.

Besser gesagt, sie drehte sich zu ihm um.

Die halb verrotteten Bandagen, die an ihr herunterhingen, flatterten hin und her. Und dort, wo die Augen hätten sein müssen, klafften ausgefranste, schwarze Löcher. Ein leichter Hauch exotischer Gewürze lag in der Luft.

Die Gestalt ließ ein langgezogenes, dumpfes Seufzen hören, wie Wind, der durch ein vermodertes Gemäuer heult.

Diese verdammten Untoten, dachte Sense. Tauchten doch wirklich immer und überall auf. Dieser hier war allerdings erstaunlich schnell unterwegs, wie es schien.
Gut, sollte er mal kommen.

Langsam ließ er seine Klinge aus dem Arm fahren, machte sich kampfbereit und wartete.
Doch dann wurde er stutzig. Der Untote schien gar nicht angreifen zu wollen? Er stand da und schnüffelte ein paar mal in seine Richtung.

Sekunden verstrichen.

Eine Spinne fischte sich entspannt einen kleinen Falter aus dem Netz und verdrückte sich wieder in ihr Versteck.

Als die Mumie schließlich sprach, klang ihre Stimme wie jahrhundertealte Gräber.
„Du nicht Feind. Du nur im Weg.“

Sense schüttelte verwirrt den Kopf.
„Was..?“ brachte er hervor.

„Muss Zug erwischen“, sagte Urosh. Dann rannte er los und war bald zwischen den Bäumen verschwunden.

Sense blickte ihm nach. Seine Schultern hingen ratlos herab. Daran hingen seine Arme und an einem davon eine Klinge.

Sie malte ratlose Schleifen in den Erdboden.

~o~

 :)
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Zook, Chaosmagier am 05. August 2007, 14:54:52
Ich denke, es spricht für die Qualität deiner Storyhour, wenn ich sage, dass ich sofort "Mummy" im SRD aufgeschlagen habe, nachdem sie bei dir zum ersten Mal aufgetreten ist.

Ansonsten muss man sagen, dass das wieder einmal ein Teaser der übelsten Sorte ist und du schleunigst mehr schreiben solltest. :P
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Topas am 06. August 2007, 14:52:20
Yay, ob er es schafft sie einzuholen ?
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Cromwell am 09. Oktober 2007, 17:14:18
Hallo zusammen
es ist nun schon der 9.10. und ein update wäre super
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: AfterBusiness am 21. März 2017, 12:01:39
Nehme mal diesen Thread dafür... wir haben gerade angefangen das Abenteuer zu spielen und die SC jagen gerade der Kutsche von Lucan hinterher.... irgendwie kommen mir die Begegnungen so leicht vor. 2 Sahuagin (Stufe 2)... selbst in der Botschaft haben die Wachen nur Stufe 2... klar, ich kann das anpassen. Will ehrlich gesagt mir aber nicht die Zeit dafür nehmen. (Zeit ist kostbar...  8))
Meine 4 SC, alle Stufe 4 machen doch da mit denen kurzen Prozess.... mmhh...  :huh:

Wie ist die Erfahrung von denen die es schon geleitet haben?  :-\
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: AfterBusiness am 05. April 2017, 17:17:36
Keiner einen Tip?....  :huh:
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Hunter am 05. April 2017, 22:21:50
Bei mir waren die beiden Sahuagin auch nur Kanonenfutter. War aber auch ok so. Ich hätte sie ganz weggelassen, wenn nicht 2 der Charaktere beschlossen hätten noch nachts die Stadt aufzuräumen.

Die Wachen in der Botschaft sind nicht zum bekämpfen da. Die sind nur lästig. Lucan, seine Schwester (wenn sie denn noch lebt) und die Agentin der königlichen Augen reichen völlig aus. Zumal die SC ja keine schweren Geschütze auffahren sollten, mit all den anderen Gästen im Raum.
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: AfterBusiness am 13. April 2017, 09:30:04
Ok.... sehe ich auch so mit den Sahuagin. Kleiner Kampf am Rande....  :D.... gestern haben sie es geschafft mit Zaubern die Kutsche zum Halten zu bringen. Durch Kinder der Nacht von Lucan waren sie erst mal mit 7 Wölfen beschäftigt, während Grisha die Pferde der anderen nach und nach gekillt hat. Am Ende mussten sie jedoch fliehen, da es sonst zu brenzlig für die beiden geworden wäre..... geht jetzt in Trolanhafen weiter.  8)
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: AfterBusiness am 13. April 2017, 22:10:24
Spiele ja gerne Visuell... aber irgendwie gibt's keine maps alla Village mit Wasser Strassen... so Venedig like... wie habt ihr Trolanhafen gelöst?
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Hunter am 18. April 2017, 11:53:38
Für Trolanhafen habe ich die Karte von Venedig genommen und auf den Kopf gestellt. Hat keiner gemerkt :D
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: AfterBusiness am 18. April 2017, 20:59:34
Für Trolanhafen habe ich die Karte von Venedig genommen und auf den Kopf gestellt. Hat keiner gemerkt :D

Wie auf den Kopf gestellt?...  :huh: :lol:
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: Hunter am 19. April 2017, 13:41:19
Aus Nord wurde Süd.
Eventuell hab ich es auch Ost-West gespiegelt. Bin mir aber nicht mehr sicher und finde auch die Karte nicht mehr.
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: AfterBusiness am 15. November 2017, 17:34:57
In der nächsten Runde geht es in der Blitzbahn weiter.... hab mal gegoogelt und Blitzbahn-Abteile gefunden, die mit Dunjinni gemacht wurden. Wie druckt man sowas gescheit aus, das man die 2,5cm Kästchen Grösse hat?!?  :blink:
Hat jemand das auch irgendwie gedruckt oder habt ihr die Abteile aufgemalt?... mache mir jetzt schon mal Gedanken, wie ich diesen Teil am Besten darstelle....  :huh:
Titel: [Eberron] Das Flüstern der Seelenklinge
Beitrag von: AfterBusiness am 16. November 2017, 22:45:13
Hab die Antwort dank Skeleton-Tiles selbst gefunden... dort gibt's einen Arcane Express Rail.... passt bestens für diesen Part des Abenteuers...  :D