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Workshop => Story Hour => Thema gestartet von: Berandor am 14. März 2006, 13:28:13

Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 14. März 2006, 13:28:13
So. Hier geht's dann bald weiter.

Doch zuerst das Organisatorische. Ich werde in den Titel dieses Threads jeweils das Datum des letzten Beitrags, aber nicht mehr den Namen schreiben. Dadurch bleibt der Titel gleich und hoffentlich leicht erkennbar.

Kommentare
Ich schreibe diese SH nicht für mich, sondern für meine Spieler und vor allem euch, die Leser. Kommentare sind nicht nur toleriert, sondern ausdrücklich erwünscht. Dabei freue ich bzw. freut sich die Gruppe natürlich über Lob, aber noch besser sind Diskussionsbeiträge oder zumindest Fragen. Ich weiß, dass mit Abstrichen die gesmte Gruppe hier liest – also können auch Fragen über die SC vom jeweiligen Spieler beantwortet werden.

Wie ihr vielleicht wisst, gibt es noch einen weiteren Anreiz für euch, zu kommentieren. Ich vergebe nämlich Gastrollen in der SH für besonders auffällige Poster – auch wenn alle bisherigen Gewinner anschließend verstummten. Das hat wahrscheinlich etwas damit zu tun, dass ich mit der Gastrolle auch eure Seele an mich binde, aber lasst Euch deshalb nicht abschrecken. Bisherige Gewinner waren Hedian, Pestbeule, Levold, Lupus Major. Mit der Gastrolle verbunden ist ein vollständiger Statblock des NSC.

Links

PDF-Dateien (inkl. Extras wie z.B. Handouts)
Stadt in Ketten I: Basar des Lebens (http://www.p-pricken.de/pdf/basardeslebens.pdf)
Stadt in Ketten II: Flutzeit (http://www.p-pricken.de/pdf/flutzeit.pdf)
Stadt in Ketten III: Zenith der Nacht (http://www.p-pricken.de/pdf/zenithdernacht.pdf)
Stadt in Ketten IV: Willkommen im Dämonenschlund (http://www.p-pricken.de/pdf/willkommenimdaemonenschlund.pdf)
---
Die Gesichter Cauldrons (http://www.p-pricken.de/pdf/cauldronnpc.pdf) (NSC-Beschreibungen plus Bilder)

Flash-Filme
Der erste Teaser - Stadt in Ketten (http://www.p-pricken.de/divers/dungeonpath.html)
Der erste Trailer - Basar des Lebens / Flutzeit (http://www.p-pricken.de/divers/dpone.html)
Der zweite Trailer - Die Suche nach dem Feuerauge (http://www.p-pricken.de/divers/feuerauge.html)
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 14. März 2006, 13:33:59
Stadt in Ketten - was bisher geschah

Die Kampagne “Stadt in Ketten” bespielt die “Shackled City”-Abenteuerreihe aus dem Magazin “Dungeon”. Darin geht es um die düsteren Pläne der Käfigschmiede und des Betrachterfürsten Vlaathu, durch die eine Grenzstadt Tethyrs in Gefahr gerät. Cauldron, so der Name der Stadt, ist in den Kessel eines erloschenen Vulkans erbaut worden.

In Cauldron sind vor sechzehn Jahren die “Schätze Tethyrs” verschwunden, eine berühmte Abenteuergruppe. Die Nachkommen der Schätze begaben sich auf die Suche ihrer Eltern - gerade rechtzeitig, um den Käfigschmieden ein Dorn im Auge zu werden.

Die Kettenbrecher
Im Augenblick bilden die folgenden fünf Abenteurer die Heldengruppe, welche Cauldron retten kann und muss:

Basar des Lebens
Die Helden kommen in Cauldron an und werden gleich in die Ereignisse um die Käfigschmiede verstrickt. Als die Helden, damals noch mit der Halbelfe Annastrianna, dem Verschwinden mehrerer Waisenkinder nachgehen, stoßen sie auf den Sklavenhändler Kazmojen, der in der alten Zwergenfestung unter der Stadt, der Malachitfeste, seinen Unterschlupf hat.

Kazmojen arbeitet für oder unter dem Schutz des Betrachters Vlaathu, der jedoch nicht zufrieden mit dem Sklavenhändler scheint. Im Beisein der Helden streitet der Betrachter mit Kazmojen und nimmt einen der Waisenjungen mit. Dann überlässt er Kazmojen den Helden.

Während des Kampfes gegen Kazmojen stirbt Annastrianna. Die Halbelfe kann nicht wiederbelebt werden, da sie an keinen Schutzgott glaubte. Die Helden sind letztendlich aber erfolgreich und bringen die erschöpften Sklaven zurück an die Oberfläche. Unter dem Jubel der Bevölkerung geben sie sich einen Namen: Die Kettenbrecher.

Flutzeit
Auf einem offiziellen Empfang des Stadtherren erhält die Helmpriesterin Jenya Urikas, eine Verbündete der Kettenbrecher, eine Vision von ihrem Vorgesetzten, der sich in Gefahr befindet. Die Kettenbrecher reiten sofort los, können aber nur noch die Leiche des Hohepriesters nach Cauldron zurück bringen.

Während sintflutartiger Regen den Kratersee in der Mitte der Stadt zum Überlaufen bringt, droht die Ebenholztriade mit einer Verschlimmerung der Situation. Die drei Anhänger der Götter Malar, Shar und Tyrannos haben die magischen Stäbe der Wasserkontrolle, die der Hohepriester besorgen wollte, an sich genommen. Die Kettenbrecher dringen in den geheimen Unterschlupf der Triade ein und bringen sie zur Strecke. Dabei erhalten sie Hilfe von der Assassinin Jil und dem Paladin Alek Tercival.

Nachdem die Kettenbrecher wieder einmal die Stadt gerettet haben, werden sie vom Stadtherren zu Bürgern der Stadt ernannt - und dürfen gleich Steuern zahlen. Auf dem Flutfest erleben sie allerlei Unterhaltung. Dabei kommt Thargad der jungen Arlynn näher. Die Rivalen der Kettenbrecher, die adeligen Sturmklingen, werden beinahe Opfer eines Anschlags, und auch auf die Kettenbrecher wird ein Assassine angelegt, der aber erfolglos bleibt.

Zenith der Nacht
Thargad erfährt, dass seine Freundin Arlynn in Wahrheit die Assassinin Jil ist. Er lässt sich von Rachedurst leiten und bringt sie um. Dirim findet den jungen Pellir, der im Rahmen der “Flutzeit” verschwand, bei dem Wirt Minimax in einer Nachbarstadt wieder. Thamior erhält eine Vision seines Gottes Solonor Thelandira, die ihm die Möglichkeit gibt, seine Tochter vor der ewigen Bestrafung als Ungläubige zu retten: er soll einen “Seelenbogen” bauen.

In Cauldron kommt es zum Chaos, als aus einem Warenhaus des Händlers Maavu einige Furchtelementare ausbrechen. Die Kettenbrecher und die Sturmklingen sind genauso zur Stelle wie die neu formierte Magische Gefahrenabwehr. Die MGA wurde wegen der wachsenden Gefahr gegründet - aus dem selben Grund wird ein Trupp halborkischer Söldner für die Stadtwache engagiert.

Die Kettenbrecher werden von dem Zwerg Devkin Splitterschild beauftragt, seinen Sohn Zenith zu retten, der im Unterreich gefangen gehalten wird. Die Rettungsaktion fordert Opfer, aber sie entdecken auch ein Zeichen auf der Stirn des Zwerges. Devkin entpuppt sich als der Betrachter Vlaathu, der den Kettenbrechern für ihre Einmischungen diesen Dienst abverlangte. Vlaathu behauptet, die Schätze Tethyrs getötet zu haben, und warnt die Kettenbrecher davor, in der Stadt zu bleiben. Celeste, die schöne Besitzerin des Höchsten Sonnenstrahls, wo Devkin die Kettenbrecher empfängt, scheint davon gewusst zu haben.

Willkommen im Dämonenschlund
Nachdem ihr letztes Abenteuer Opfer gefordert hat, wird Helion als Kobold wiedergeboren. Er nennt sich fortan Pecarri. In seiner neuen Gestalt festigt er nicht nur seine Bekanntschaft mit der Azuth-Hohepriesterin Embril Aloustinai, sondern entdeckt auch ein kleines Kontingent an Kobolden und Goblins, die sich in Cauldron verborgen halten. Währenddessen bricht Thargad mit der Organisation seines Mentors und schwört Helm die Treue, und Dirim hält die ersten Gerichtsverfahren in seinem Tempel ab, wobei er sich schnell einen Ruf als wenig adelsfreundlich erwirbt.

In Cauldron werden aufgrund der jüngsten Gefahren neue Söldner eingestellt – Halborks –, deren Sold durch enorme Steuererhöhungen bezahlt werden soll. Als sich die Bürger Cauldrons auf dem Vorplatz des Stadthauses versammeln und auch noch der Händler Maavu eine Brandrede gegen die Führung der Stadt richtet, kommt es zu blutigen Ausschreitungen; nur das beherzte Eingreifen der Kettenbrecher verhindert vielfach Schlimmeres. Maavu flieht, nicht ohne die Kettenbrecher um ein Treffen zu bitten.

In diesem Treffen beauftragt Maavu die Kettenbrecher mit der Suche nach dem verschwunden Paladin Alek Tercival, eine Suche, welche die Kettenbrecher bereits selbständig begonnen haben. Eine krude Karte auf der Rückseite einer Tafel führt sie in den Dschungel südlich von Cauldron, und zum Dämonenschlund. Zunächst und nach einer wilden Flussfahrt aber kehren die Abenteurer in einer verlassen Handelsstation ein, wo sie nicht nur einen Hinweis auf den Verbleib ihrer Eltern erhalten, sondern auch auf das, was in Cauldron damals vor sich ging. Ein Wort war besonders versteckt: Malaugrym.

Im, oder genauer gesagt: am Rande des Dämonenschlundes besiegen die Kettenbrecher einen Hexenzirkel mitsamt ihrer riesischen Mischpoke. Sie erfahren, dass Alek durch einen magischen Spiegel geschickt wurde, und folgen dem Paladin. Von wochenlanger Marter schwer gezeichnet, kommt Alek erst wieder völlig zu Kräften, als der Glabrezu Nabtharaton auftaucht. Der Dämon macht kurzen Prozess mit dem Paladin und kann erst nach hartem Kampf in die Flucht geschlagen werden. Dann bäumt sich Alek noch einmal auf und hinterlässt eine Prophezeihung, mit der er die Kettenbrecher sodann inmitten einer fremden Wüste zurücklässt.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Dirim am 14. März 2006, 13:37:47
So eine kurze Zusammenfassung für so viele Abende bisher.
Und es macht den Anschein, dass wir bisher nur einen Bruchteil der gesamten Geschichte kennen.
Ich freue mich auf den Rest.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 14. März 2006, 13:57:50
Die Zusammenfassung ist ja nur für "Neulinge", die nicht erst 200.000 Worte lesen wollen, bevor sie auf dem aktuellen Stand sind. Daher so kurz als möglich.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Dirim am 14. März 2006, 14:02:29
Kein Mitleid mit Neuankömmlingen.
Es lohnt sich die 200.000 Worte zu lesen. Und ein paar mehr dürfen es auch noch werden.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 14. März 2006, 17:38:27
Zitat von: "Dirim"
Kein Mitleid mit Neuankömmlingen.
Es lohnt sich die 200.000 Worte zu lesen. Und ein paar mehr dürfen es auch noch werden.

Dirim rules! ;-)

Ich finde die Zusammenfassung klasse, die hilft mir auch, mich wieder zurecht zu finden. Mehr Angst habe ich vor den nächsten Szenen ohne Kettenbrecher - da kommen immer schlimme Andeutungen durch.

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Serath am 14. März 2006, 18:14:10
Jap, die Zusammenfassung hilft einem echt den Überblick zu behalten. Aber trotzdem würde ich jedem raten die Zeit zu investieren und die ganze SH zu lesen. Denn gerade wenn man sie am Stück liest (hab ich bei den ersten drei Teilen gemacht), kommt so richtig schön Atmosphäre auf und man fiebert richtig mit den Kettenbrechern mit.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Gilvart am 15. März 2006, 23:50:56
hey ihr kettenbrecher, warum kümmert ihr euch so wenig um das schicksal des jungen pellirs? ist doch offensichtlich dass man über ihn mehr herausbekommen kann über die aktivitäten der käfigschmiede! aber irgendwie seid ihr da nicht so hinterher oder?
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Dirim am 16. März 2006, 08:53:11
Zitat von: "Gilvart"
hey ihr kettenbrecher, warum kümmert ihr euch so wenig um das schicksal des jungen pellirs? ist doch offensichtlich dass man über ihn mehr herausbekommen kann über die aktivitäten der käfigschmiede! aber irgendwie seid ihr da nicht so hinterher oder?


Sind wir. Genauer gesagt, Dirim ist. Dirim fühlt sich verantwortlich für ihn und wird sich weiterhin um ihn kümmern. Problem ist nur, dass wir noch nicht da sind und noch nicht hin können.
Gruß
Michael (Dirim)
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 16. März 2006, 09:17:30
Zitat von: "Gilvart"
hey ihr kettenbrecher, warum kümmert ihr euch so wenig um das schicksal des jungen pellirs? ist doch offensichtlich dass man über ihn mehr herausbekommen kann über die aktivitäten der käfigschmiede! aber irgendwie seid ihr da nicht so hinterher oder?

Wie sollen wir das tun? Mit Magie? Mit Zwang? Pellir ist ein netter Junge, den man nicht mit einem Dolch zum Reden zwingen kann. Das macht man nicht mit Freunden. Und er macht mir zwar den Eindruck, dass er wissen könnte, wo Maavu ist, mehr aber auch nicht. Kontakte zu den Käfigschmieden sehe ich da nicht.

Außerdem wissen wir ja gerade nicht einmal, wo wir uns befinden, geschweige denn, das wir wissen, wo Pellir ist.

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 16. März 2006, 12:39:22
Keine Angst... Terseon Skellerang kommt bald zu Pellir (und bringt ein paar Freunde mit) :)

Ansonsten ist es jetzt grob eine Woche vor dem nächsten Spieltermin, aber ich bin offline bis Montag, deshalb gebe ich euch den

Prolog: Der erste Traum
Als Cyrus, Galad und Juka die Kathedrale erreichten, war die Belagerung bereits in vollem Gange. Niemand wusste, wie die Dämonen einen Weg nach Celestia gefunden hatten, aber sie waren in Massen gekommen. Die sanft ansteigenden Hügel waren übersät mit ihnen, wie Insekten kletterten sie übereinander in ihrer Gier, an der Schlacht teilzuhaben. Das einstmals lindgrüne Gras war schwarz von getrocknetem Blut und Eiter, die reine, erdig-blumig duftende Luft verpestet von ihrem Gestank, die leisen Sphärenklänge verdrängt von abartigem Gekreisch.

Die Dämonen waren in Massen gekommen und hatten die Bewohner Celestias überrumpelt. Nur wenige der Himmlischen hatten es geschafft, sich in die Kathedrale der Federn zurückzuziehen. Alle anderen wurden niedergemetzelt. Die Ebene selbst wurde entweiht. Der Schaden war so schlimm, dass die drei Solare es gespürt hatten. Sie waren sofort aufgebrochen, und doch kamen sie beinahe zu spät.

Die Türen der Kathedrale erzitterten unter den Schlägen eines Balors. Trotz aller Schutzmagie würde das Tor nicht mehr lange standhalten. Die Dämonen durften die Kathedrale nicht einnehmen. Dort könnten sie einen Brückenkopf errichten und Verstärkungen herbei holen.

Cyrus nickte seinen Geschwistern zu. Er würde sich um den Balor kümmern, während sie die Fußtruppen beschäftigten. Noch im Flug auf den Oberdämonen ließ er eine Klingenbarriere vor der Kathedrale entstehen. Er konzentrierte sich und schickte gerechten Zorn gegen den Dämonen, um ihn auf der Stelle zu zerreißen. Der Balor warf knurrend seinen Kopf herum und suchte den Himmel nach seinem Feind ab. Er sah Cyrus, und mit einem Lächeln breitete er die flammenden Schwingen aus und stieß sich vom Boden ab. In diesem Moment entfaltete Cyrus’ Zauber seine Wirkung. Gleißende Flammen fraßen sich von innen durch den Dämonen, und binnen Sekunden war nichts mehr von ihm übrig außer einem Rauchfähnchen.

Cyrus landete vor den Toren der Kathedrale. Er zog sein Schwert und hielt es in den Himmel Celestias. Ein Sonnenstrahl tanzte auf der Klinge. Die Dämonen wichen geblendet zurück.

»Ich habe euren Anführer besiegt«, rief Cyrus mit glockenheller Stimme. »Flieht, solange ihr noch könnt, Geschmeiß, und wagt es nie wieder, auch nur euren Blick gen Celestia zu erheben.«

»Anführer? Der?«

Aus der Masse von Dämonen drängte sich eine Gestalt, die kleiner war als die meisten von ihnen, kleiner auch als Cyrus. Sie ging ihm bis zur Hüfte, und doch drehte ihr Anblick ihm das Herz im Leibe herum.

»Bruder?«, fragte er mit ungläubigem Blick, doch zugleich verstand er, wie das Heer nach Celestia gelangen konnte. Vor ihm stand ein Engel, ein Himmelswesen, Sendbote der Götter des Lichts. Zumindest war er das einst gewesen. Silberne Schwingen glänzten im Licht der Ebene. Er hatte einen makellosen Körper mit purpurner Haut, auf der goldene Runen tanzten, verborgen unter einer Rüstung aus flüssigem Gold. Eine schimmernde Peitsche schlang sich um den linken Arm des Engels, an seinem rechten prangte ein grotesker Handschuh mit verlängerten Klauen, ein handwerkliches Prachtstück aus einer himmlischen Schmiede, getränkt vom Blut ebensolcher Lebewesen. Sein rechtes Auge loderte und rauchte in rotem Feuer, sein linkes war pechschwarz.

Noch bevor Cyrus sich von seinem Schock erholen konnte, versetzte ihm der Engel eine Ohrfeige ins Gesicht. Cyrus schmeckte sein Blut, aber er spürte keinen Schmerz. Zu gering war die Wucht des Hiebes, zu groß seine Wut auf den Verräter vor ihm. Sein Blut kochte, brodelte, glühte, platzte aus seinen Adern. Erschrocken sah Cyrus zu, wie er am ganzen Körper zu bluten begann, wie alle Säfte aus ihm heraus flossen, und mit ihnen das Leben.

»Warum?«, fragte er noch, bevor er leblos vornüber fiel.

»Warum nicht?«, fragte der Engel seinen toten Vetter kühl. Er rief einen weiteren Balor herbei. »Und jetzt mach gefälligst die Tür auf!«

-

Juka sah nicht, wie ihr Bruder fiel, doch sie spürte es. Eine Träne der Verzweiflung rann ihre Wange herab. Mit einem Schlag köpfte sie eine Marilith und merkte, wie die Dämonen um sie herum zögerten. Sie breitete die Arme aus und schrie ihren Verlust in den Himmel, und die Götter antworteten. Der Boden erzitterte unter ihren Füßen, und unter denen ihrer Gegner taten sich Erdspalten auf und verschlangen Dutzende, ohne dass ihr Tod Jukas Schmerz linderte.

Als das Beben nachließ, sah sich Juka einem unbekannten Dämonen gegenüber. Er hatte aschfarbene Haut und trug nur ein Tuch aus schwarzem Stoff um die Hüften. Aus seinem Rücken wuchsen Schattententakel, deren Enden hungrig in Jukas Richtung schnappten. In seinen Händen ruhte ein großes Schwert, dessen glut- und aschfarbene Klinge rote Streifen und Ruß in der Luft hinterließen. Sein linkes Auge war weiß wie frisch gefallener Schnee, sein rechtes brannte rot und rauchte.

Der Dämon ging zum Angriff über. Sein Schwert ritzte Juka über den Bauch. Die kleine Wunde entflammte in plötzlichem Schmerz, als wäre Lava hinein gekippt worden. Juka fiel auf ein Knie, als der Schmerz sie beinahe übermannte. Der Dämon stand über ihr.

»Zu spät für Treueschwüre.«

-

Panik überkam Galad, als er binnen weniger Augenblicke den Tod beider seiner Geschwister vernahm. So unglaublich es schien, aber zwei der stärksten Diener des Lichts waren schneller erloschen als eine Kerze im Wind. Galad befreite sich von seinen Gegnern und stieg in den Himmel über der Kathedrale empor, gefolgt von hämischem Gelächter.

Es hatte keinen Sinn. Er allein konnte das Heer nicht lange genug aufhalten, bis ein organisierter Gegenschlag erfolgte. Die Kathedrale würde fallen – und dann Celestia? Er durfte das nicht zulassen. Es blieb ihm nur eine Wahl.

Höher und immer höher stieg er, weit in den Himmel hinauf, bis er das Schlachtfeld komplett überblicken konnte. Dort verharrte er für einige Augenblicke in stillem Gebet für jene, die gefallen waren, und jene, die noch fallen würden. Dann hielt er sein Schwert in ritueller Pose.

»Götter der Lichts!«, rief er. »Bei der Macht, die ihr mir verliehen habt, und bei dem Schwur, den ich euch geleistet, rufe ich euch an. Celestia ist entweiht. Der Himmel weint blutige Tränen. Die Kathedrale der Federn ist gefallen. Mit meinem Schwur und eurer Macht verbanne ich den entweihten Boden und alle, die darauf stehen, in die Hölle, aus der die Frevler entsprungen, um die Reinheit und Gerechtigkeit Celestias wiederherzustellen, auf das dieser Tag uns ewig im Gedächtnis bleibe. Und so geschieht es!«

Engel altern nicht, und wenn sie sterben, dann eines gewaltsamen Todes. Doch egal, wie lange Galad noch leben sollte, niemals würde er vergessen, wessen er nun ansichtig wurde: das Geräusch, als die Türen der Kathedrale aufbrachen; wie die Erde bebte, als Dämonen seine Brüder und Schwestern aus der Kirche zerrten; wie diese Engel schrien oder tapfer ihre Qual ertrugen, während sich das ganze Gelände scheinbar zur Seite neigte; die Erdfontänen, als sich ein Teil der Ebene selbst losriss; das furchtbare Geheul, eine Mischung aus Wut und Triumph, als ein Teil Celestias in den Abgrund stürzte, und der Anblick seiner Geschwister, die mit hinab gezogen wurden.

Und am allerschlimmsten, immer sichtbar, wenn er die Augen schloss, war etwas, das er gar nicht gesehen hatte: Das Bild eines brennenden und rauchenden Auges, das ihn voller Hass anstarrte und Vergeltung versprach.

-

Johann von Tymora schlug erschrocken die Augen auf. Schweiß stand ihm auf der Stirn. Sein Atem ging schnell und flach. Was für ein furchtbarer Traum! Es dauerte einen Moment, bis er sich beruhigt hatte. Ein Blick aus dem Fenster verriet ihm, dass der Tag noch nicht angebrochen war. Trotzdem würde er nicht mehr schlafen können.

Johann schwang sich aus dem Bett und trat leise aus der Tür. Er konnte die Zeit bis Sonnenaufgang genauso gut nutzen, um herauszufinden, was es mit dem Traum auf sich gehabt hatte, und warum Tymora ihm diese Vision gesandt hatte. Und dann musste er sich noch überlegen, wie er den Schergen von Gerrit dem Schnitzer entgehen konnte – einen weiteren Aufschub würde der ihm sicher nicht gewähren.

Während Johann auf leisen Sohlen zur Bibliothek ging, kam ihm sogar eine Idee. Die paar Goldmünzen würde man in der Tempelkasse wahrscheinlich nicht einmal vermissen, und schließlich: wenn er sich aus Tymoras Schatzkammer bedienen konnte, ohne erwischt zu werden, war das dann nicht ein Zeichen, dass die Göttin seinen Plan guthieß? Johann änderte seine Richtung und spielte versonnen mit der letzten Münze in seiner Tasche. Den seltsamen Traum hatte er schon wieder so gut wie vergessen.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 16. März 2006, 12:41:06
Da der Prolog allerdings die Story erst einmal nicht voran bringt, diskutiert ruhig weiter...
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Dirim am 16. März 2006, 13:49:59
Ich mache mir Sorgen. Ganz viele Sorgen. Große Sorgen.
Aber die Gerechtigkeit wird siegen. Tyr steht auf unserer Seite.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Serath am 16. März 2006, 17:01:32
Da bin ich ja mal gspant, was da noch alles kommt. Ist auf jeden Fall schonmal vielversprechend.  :)
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Levold am 16. März 2006, 17:56:14
Bei dem Prolog kann ich der Gruppe nur viel Glück wünschen!  :twisted:
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Gilvart am 16. März 2006, 18:21:52
ich meine ja nur dass ihr euch auch nach den informationen mit dem zeichen auf der stirn nicht "draufgestürzt habt"!
um tyrswillen ihr sold pellir doch net mit einem messer ausquetschen:) aber es lassen sich bestimmt noch einige erkenntnisse von ihm oder seiner umgebung erschliessen!
gruß
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Anonymous am 17. März 2006, 14:23:52
Ich glaube da hilft kein Glück, eher nur göttlicher Beistand.
Gänshautfeeling beim Fall der Kathedrale.
Pellir muss geläutert werden...
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Sohn des Sammaster am 17. März 2006, 14:26:20
Ich bin es einfach nicht gewöhnt in Foren schreiben zu können ohne micht eingeloggt zu haben...
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Boïndil am 17. März 2006, 20:51:02
Hallo erstmal.
Ein großes Lob an Berandor für die geile Story Hour. Ich habe SiK I-IV fast an einem Stück verschlungen. Die 200.000 Worte waren es doppelt und dreifach wert.
Ich weiß, dass ich viel verlange, aber könntest du (oder besser deine Spieler) einmal ihre Stats posten? Das ist das einzige, was ich vermisse.
Gruß
 Boïndil
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Anonymous am 18. März 2006, 13:55:41
Die aktuellen Stats von Thamior?
Habe schon ewig keine Stats-Blöcke mehr gepostet, bitte um Nachsicht wenn es unübersichtlich ist...:

Thamior Amastacia (Starflower), Woodelf, c-n, Solonor Thelandira (Patron deity)
Age: 220, Height 5 ft., Weight 146, Eyes: brown, Hair: brown, Skin: copper
Ranger 4; Fighter 3; Order of the Bow Initiate 1
Str 14, Dex 22, Con 12, Int 14, Wis 12, Cha 7
Fort 8, Ref 12, Will 5
HP 55; AC 21 (22 Dodge) T16 FF15; Ini 6, Speed 40 ft. (Fleet of Foot)
Attack: +16/+11 1W8+3 (CLB +1 Mighty +2); +11/+6 2W4+3 (Falchion MW)
Feats: Point Blanc Shot, Precise Shot, Rapid Shot, Weapon Focus (CLB), Endurance, Dodge, Mobility, Fleet of Food
Special Abilities: Track, Wild empathy, 1st fav. enemy (Giants), dedect secrets doors in 5 ft., immun to sleep, +2 against entchantement
Languages: Common, Elfisch, Draconic, Giant
Normaly memoriesed spell: Longstrider
Skills with ranks: Craft (Bowmaking) +11, Handle Animal -1, Hide/Sneak +15, Jump +7, Knowledge (nature) +9, Knowledge (dungeniering) +4, Knowledge (religion) +4, Profession (Hunter) +2, Ride +7, Search +11, Spot/Aufmerksamkeit +13/+15, Survival +11/+13 (Oberwelt) +9/+11, Swim +6, Tumble +11, Use Rope +11
Special Gear: Mithril Chain Shirt +1, 1 Potion of Hide, 3 Potions of cure moderate wounds, Shoes of Spiderclimb, 2 Staff´s of cure light wounds, 1 Staff of cure moderate wounds, Ring ?, Köcher mit 63 unterschiedlichen magischen Pfeilen (11 schon aufgebraucht  :evil: )

...und stehe kurz vor dem Aufstieg  :grin:

shaz
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Boïndil am 18. März 2006, 14:39:49
Ist lesbar. Im Spoiler wär es natürlich noch scöner, aber da ich selbsr nicht weiß,wie man sowas macht...
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Dirim am 18. März 2006, 21:00:15
Zitat von: "Boïndil"
Hallo erstmal.
Ein großes Lob an Berandor für die geile Story Hour. Ich habe SiK I-IV fast an einem Stück verschlungen. Die 200.000 Worte waren es doppelt und dreifach wert.
Ich weiß, dass ich viel verlange, aber könntest du (oder besser deine Spieler) einmal ihre Stats posten? Das ist das einzige, was ich vermisse.
Gruß
 Boïndil

Wer Dirims Regeln befolgt, soll belohnt werden :0)
Spoiler (Anzeigen)
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Thargad am 19. März 2006, 19:28:17
Zitat von: "Gilvart"
ich meine ja nur dass ihr euch auch nach den informationen mit dem zeichen auf der stirn nicht "draufgestürzt habt"!
um tyrswillen ihr sold pellir doch net mit einem messer ausquetschen:) aber es lassen sich bestimmt noch einige erkenntnisse von ihm oder seiner umgebung erschliessen!
gruß


Ich glaube, da liegt ein kleines Misverständnis vor. Du meinst bestimmt nicht Pellir, sondern Terrem, den Jungen, der bei Kazmojen von dem Betrachter Vlathu mitgenommen und später merkwürdigerweise wieder freigelassen wurde. Also was den betrifft, da gebe ich dir schon recht. Der weiß ganz sicher noch etwas und man sollte ihn im Auge behalten. Danke für die Erinnerung!
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Gilvart am 19. März 2006, 20:43:01
@ thargad
oh wie peinlich! meinte natürlich Terrem!
war er auch derjenige mit dem symbol auf der stirn?
auf jedenfall müsst ihr euch um den kümmern!:) das bringt die story weit voran glaube ich:) bin doch so lesegeil *g*
gruß
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 20. März 2006, 08:08:57
Zitat von: "Gilvart"
@ thargad
oh wie peinlich! meinte natürlich Terrem!
war er auch derjenige mit dem symbol auf der stirn?
auf jedenfall müsst ihr euch um den kümmern!:) das bringt die story weit voran glaube ich:) bin doch so lesegeil *g*
gruß

Puh, ich dachte schon, ich hätte bei Pellir da etwas übersehen. Hast Recht, Terren hätten wir nicht so links liegen lassen sollen. Andererseits spielen wir halt nur grob einmal im Monat, und da gieren wir dann mehr nach Party-Arbeit und weniger "Alleingängen". Das erklärt hoffentlich auch ein wenig den langsamen Fortschritt, immerhin spielen wir jetzt knapp anderthalb Jahre an der Kampagne und dürften uns der Hälfte nähern ;-)

Samstag geht's weiter!

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Gilvart am 21. März 2006, 18:39:57
@kylearan
dafür benötigt man doch keine alleingänge, oder? zumindest keine die besonders viel zeit in anspruch nehmen!
aber das wird schon!:)

@berandor
wann gibts das nächste update??? :)
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 22. März 2006, 08:32:26
Zitat von: "Gilvart"
@kylearan
dafür benötigt man doch keine alleingänge, oder? zumindest keine die besonders viel zeit in anspruch nehmen!
aber das wird schon!:)

Na ja, wenn du einmal im Monat 6-8 Stunden Spielzeit hast, fallen ein, zwei Stunden Side-Trek schon erheblich auf. Und nicht alle Kettenbrecher sind geeignet, sich mal in Ruhe mit Terrem zu unterhalten. Da wollen wir als Spieler auch mal häufiger unsere Stärken ausleben (also die unserer Charaktere ;-)), und die liegen ja eher im Konflikt bewaffneter Natur.
Durch die Bindung an verschiedene Gruppierungen wie Tyr-Tempel, Kobold-Liga, Letztes Lachen geht schon viel Zeit drauf, da haben wir dann ein bisschen Realitäts-Zeitdruck.

Samstag wird gespielt, dann ist B wieder am Zug.

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kai am 22. März 2006, 15:23:59
Zitat von: "Kylearan"

Samstag wird gespielt, dann ist B wieder am Zug.


Gut zu wissen! Dann muss ich ja nicht Xmal am Tag vorbeischauen obs schon weitergeht  :wink:
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: meist3rbrau am 22. März 2006, 19:32:17
Berandor wollte Kommentare, also bekommt er sie:

Holla, die Waldfee. Ich bin beeindruckt.
 :blink:
Lobhudelei dem Spielleiter und Verfasser dieser Story-Hour. Es bedarf bestimmt einiger Fähigkeiten, so kurzweilig und spannend schreiben zu können. Mein Kompliment.

Die Kettenbrecher sind sicher gut beraten, besorgt zu sein...
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 23. März 2006, 13:49:14
Wegen Hausarbeit wird das nächste Update wohl erst im April kommen (aber ganz am Anfang).

I.Ü. habe ich heute vom Spieltermin geträumnt, und das alles schief ging.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 23. März 2006, 14:17:01
Zitat von: "Berandor"
I.Ü. habe ich heute vom Spieltermin geträumnt, und das alles schief ging.

Und genau deswegen habe ich ja mehrere Ersatzcharaktere, zum Teil mit Motivation, für die Gruppe danach ;-)

Jo, wir schaffen das!

Du träumst seltsame Dinge...

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 23. März 2006, 14:39:49
Ich frage mich immer noch, warum "Dirim" in einem College wohnt, und warum am Wochenende kein Klassenraum leer ist, sodass wir in der Mensa warten müssen, weil ein Typ, der gar nicht zu unserer Gruppe gehört, nicht in der Küche spielen will.

Außerdem hat "Boras", der zu früh da war, einfach Eure Charaktere übernommen – und meine Monster – weil meine Sonderregeln scheiße waren, und dann musste ich noch "Thargad" vom Flughafen abholen, der kurzfristig doch dabei sein wollte, und so konnten wir erst um 21 Uhr anfangen zu spielen, obwohl zu diesem Zeitpunkt "Boras" schon zwei Kettenbrecher getötet hatte.

Ich muss nicht erwähnen: Da war dicke Luft am Spieltisch. Gut, dass ich dan aufgewacht bin.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Levold am 23. März 2006, 19:09:08
Du solltest mal dringend zum Arzt....
... oder Schriftsteller werden.  :grin:
Levold
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Osric am 23. März 2006, 21:03:26
Der Typ in der Küche, das war ich. Ich fand die nämlich zu klein. Dafür war aber das Essen allerdings lecker. Und im restlichen Traum hast du endlich den Spieleabend mit unserer Gruppe verarbeitet. Das wurde aber auch Zeit.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Gilvart am 23. März 2006, 22:49:28
@berandor
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Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Boras am 23. März 2006, 22:53:13
Gut zu wissen, dass Du schon von mir träumst. Dann bin ich ja auf dem richtigen Weg meinen geliebten Spielleiter in den Griff zu bekommen.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Dirim am 24. März 2006, 11:07:43
Zitat von: "Gilvart"
@berandor
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Dirim ist zu neugierig  :wink:
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Thargad am 24. März 2006, 14:19:09
Zitat von: "Kylearan"

Und genau deswegen habe ich ja mehrere Ersatzcharaktere, zum Teil mit Motivation, für die Gruppe danach ;-)

Jo, wir schaffen das!

Kylearan


Wozu brauchst Du mehrere Ersatzcharaktere? Falls Helion stirbt, werden wir ihn doch wiedererwecken. Natürlich mit Reincarnate. Mal sehen, was er das nächste Mal wird.  :P
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Boïndil am 24. März 2006, 18:12:30
Zitat
Mal sehen, was er das nächste Mal wird

Bin für Goblin, vielleicht auch Grottenschrat, Ork wär auch nicht schlecht. :P
Wenn bei euch passiert wovon Breabdor träumt, bekomme ich Angst um meine Lieblings SH (schleim) und vorallem um die armen Charactere.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 24. März 2006, 18:38:42
Zitat von: "Gilvart"
@berandor
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Dirim hat leider recht.

Am besten stellst du solche Fragen per PM oder E-Mail
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 27. März 2006, 08:48:51
So, Samstag gespielt und was soll ich sagen? Es hat Riesenspaß gemacht, und jetzt müssen wir darauf warten, wie Berandor das umsetzt.

Kylearan, hat sich zu Helions nächster Form noch keine Gedanken gemacht.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Dirim am 27. März 2006, 08:50:22
Zitat von: "Kylearan"

Kylearan, hat sich zu Helions nächster Form noch keine Gedanken gemacht.


Ist auch nicht mehr notwendig. Dirim lvl. 9  :)
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 27. März 2006, 11:37:54
In totaler Missachtung meiner universitären Pflichten habe ich zumindest den Beginn schon geschrieben.

Ein neuer Freund?
»Bitte entschuldige Rafahrs Verhalten«, sagte der Fürst. »Aber es gibt da Gerüchte, dass eine Gruppe Freischärler mir ans Leder will. Er versteht einfach nicht, dass es Momente gibt, in denen selbst ein Mann wie ich am liebsten allein ist... nun ja, fast allein.«

Er gab der Frau neben sich einen Kuss auf die Schulter. Sie drehte sich zu ihm und blickte ihm in die Augen.

»Ich kann ihn verstehen. Was, wenn diese ›Freischärler‹ sich in Euer Schlafzimmer einschlichen?« Ihre linke Hand strich über seine Wange, ihre rechte verschwand unter der Bettdecke.

Der Fürst lachte. »Und wie sollte ihnen das–« Die Worte blieben ihm im Halse stecken, als er die Klinge des Kurzschwerts an seinem Kinn spürte.

Lyanna Dambrodal klimperte mit den Augen. »Ich hätte da eine Idee...«

- Das Interregnum: Geschichten von Überlebenden; Zazesspur, 1364 TZ

-

»Ich frage noch einmal: Wo sind wir?«

Helion blinzelte in die grelle Sonne, Thamior suchte die Umgebung nach Hinweisen ab. Keiner von beiden konnte Boras’ Frage beantworten.

»Wir sollten auf jeden Fall warten, bis es abend wird«, sagte der Elf. »Dann können wir uns an den Sternen orientieren, und außerdem ist es dann nicht ganz so heiß.«

»Ich ziehe mich trotzdem um«, kündigte Dirim an. »Vom Winter in die Wüste...«

Die nächsten Stunden verbrachten die Kettenbrecher damit, Thamior zu lauschen, der wichtige Überlebenshilfen für die Wüste parat hatte; ihre dicken Unterkleider bestmöglich loszuwerden, ohne Schürfungen zu riskieren; die Ausrüstung Alek Tercivals inklusive seines Familienrings an sich zu nehmen und ein Gebet über der Leiche zu sprechen; außerdem untersuchten Dirim und Helion noch die Grabinschriften an den Wänden.

Das Grab war alt und seit längerem schon geöffnet und der Wüstenwitterung ausgesetzt. Die Inschriften waren entsprechend verwittert. Fest stand, dass hier einem Sonnengott gehuldigt wurde. Helion konnte sogar einen Namen entziffern.

»Horus-Re«, murmelte der Kobold vor sich hin.

»Gesundheit«, sagte Boras.

»Nein, nein. Horus-Re ist ein Gott, glaube ich. Und wenn ich mir überlege, dass wir in einer Wüste sind... dann sind wir sehr, sehr weit von zu Hause entfernt, am Rande der bekannten Welt.«

»In welche Richtung geht’s nach Hause?«, fragte Thamior.

»Nach Westen«, gab Helion zurück.

»Dann sollten wir dort entlang.«

»Warum?«, fragte Dirim. »Vielleicht liegt im Süden eine Stadt, und im Westen wochenlang nichts?«

»Aber wenn wir das nicht wissen, können wir genauso gut in Richtung Heimat gehen, oder?«

»Aber auch in jede andere Richtung. Oder?«

»Toril ist doch rund«, überlegte Boras. »Wenn wir so weit im Osten sind, ist der Weg im Osten vielleicht ja sogar schneller als der nach Westen?«

»Wenn wir nach Westen gehen, stoßen wir auf Berge oder Wasser«, sagte Helion.

»Jedenfalls wissen wir dann halbwegs, wo wir sind.«

»Wir sollten uns jetzt nicht an die Kehle gehen«, wandte Thargad ein. »Wir haben schließlich noch Proviant.«

-

Schließlich einigte man sich darauf, gen Westen zu ziehen. Die Sonne verschwand hinter dem Horizont, und schnell standen ein beinahe voller Mond und ein fremdes Sternbild am klaren Himmel und tauchten die Dünen in blaues Licht. Thamior betrachtete den Himmel, um sich zu orientieren.

Mit einem Mal kamen drei Gestalten über den Kamm einer nahen Düne gelaufen. Ihr Körper glich dem eines Menschen, nur trugen sie anstelle von Haut einen harten Schutzpanzer aus schwarzem Chitin, der nass im Mondlicht glänzte. Ihre Hände endeten in Klauen, ihre Müler waren aufgerissen und enthüllten schwarfe Zähne. Die Kreaturen stürmten vor.

»Babaus«, rief Helion und zog sich in Richtung des Grabs zurück. »Nehmt kaltes Eisen!«

Thamior hatte schon einen Pfeil aufgelegt und abgefeuert, bevor dieser Ruf kam. Er sah, wie sein Geschoss wirklungslos am Chitinpanzer des Babaus abprallte und zischend zu Boden fiel. Er griff in seinen Spezialköcher und tastete nach den eisengeschmiedeten Pfeilen. Es waren nur eine Handvoll.

Die Babaus hatten inzwischen die Kettenbrecher erreicht. Zwei von ihnen sprangen Boras an, ein dritter verbiss sich in Dirims Kettenhemd, ohne Schaden anzurichten.

»Na warte«, rief Boras und zückte seine Axt. Er verpasste dem Dämonen zwei harte Schläge, doch der harte Hautpanzer schluckte den Großteil des Schadens. Dafür sah der Barbar, wie die Klinge von ›Schlachtenwut‹ zischte und sich winzige Kerben bildeten, als der ätzende Hautüberzug des Babaus seine Wirkung tat.

»Lass Kälte in jene fahren, die deinem Diener schaden wollen«, betete Dirim, wobei er sich Mühe gab, gleichzeitig den wütenden Angriffen des Dämonen auszuweichen. Er wurde belohnt, als ein schimmerndes Feld um ihn herum entstand. Als der Babau ihm gegenüber nach ihm schlug, bekam er gleich die Kälte des Gesetzes zu spüren. Trotzdem versetze der Dämon ihm einen Schlag gegen die Schulter, der sicher einen blauen Fleck hinterlassen würde.

»Wollen doch mal sehen, wie dir das gefällt«, murmelte Thamior und feuerte gleich drei seiner Eisenpfeile gegen einen der Dämonen ab. Die Geschosse durchbrachen den Chitinpanzer, als bestünde er aus Papier. Der Dämon wandte den Kopf und kreischte den Elfen an. Dann stürzte er sich auf ihn. Thamior tänzelte zurück, spürte aber, wie ihm der Schweiß ausbrach, als die scharfen Klauen nur Zentimeter vor seinem Gesicht zupackten.

Helion hatte derweil Zuflucht im Grab gesucht, von wo aus er die Dämonen immer noch gut sehen konnte. Er wusste, dass sie nicht nur über Schutz vor Magie, sondern auch vor Elementen verfügten. Damit waren viele seiner Zauber doppelt beeinträchtigt. Da blieb wohl nur der Klassiker. Er spreizte die Finger und deutete auf den Dämonen bei Thamior.

»Arcanex!«

Noch während fünf silberne Kugeln in den Babau fuhren, versetzte Boras seinem Gegner eine wuchtige Kopfnuss, von der ihm selbst allerdings auch kurz der Blick verschwamm. Sofort nutzte der Babau die Gelegenheit und packte den Barbaren seinerseits in einem festen Griff; die Klauenfinger bohrten sich in Boras’ Unterarme. Dann beugte der Babau sich vor und biss zu. Im letzten Moment konnte Boras den Kopf zurückziehen. Vor Anstrengung grunzend sprengte er den Griff des Dämonen wieder.

Betont lässig bat Dirim bei Tyr um ein weiteres Wunder. Der Dämon vor ihm versuchte, sein Gesicht zu zerkratzen, doch der Zwergenhelm schützte den Zwergenpriester vor allen Widrigkeiten. Im Gegenzug aber fügte Dirims Feuerschild dem Babau eine weitere kleine Vereisung zu.

Thamior legte einen weiteren Pfeil auf die Sehne, als er eine Gestalt auf einem Dünenkamm erblickte: Etwa menschengroß und in einen dunklen Umhang mit Kapuze gekleidet. Die Gestalt hielt inne, scheinbar überrascht ob des sich ihr bietenden Anblicks. Thamior ignorierte den Neuankömmling zunächst und widmete sich dem Babau vor ihm. Wieder feuerte er eine ganze Salve ab; nun blieb ihm nur noch ein Eisenpfeil. Der Babau allerdings blutete jetzt stark aus seinen Wunden.

Helion überlegte. Er könnte magische Geschosse auf Thamiors und Boras’ Gegner aufteilen, würde dabei aber riskieren, keinen der beiden Dämonen zu vernichten. Nein. Er würde zu drastischeren Mitteln greifen müssen.

»Incendere!« Zwei Flammenstrahlen entluden sich aus seiner Hand. Babaus waren zwar vor Feuer geschützt, aber der geballten Macht dieser Flammen konnte auch ein Dämon nicht entgehen. Kreischend und brennend ging Thamiors Gegner zu Boden. Noch bevor das Feuer ganz verloschen war, verschwand der Babau, als wäre er nie dagewesen.

Boras stieß den Babau mit dem Stiel seiner Axt von sich fort. Er grub einen Stiefel tief in den Wüstensand und trat dann in die Luft. Der Sand drang dem Babau in die Augen, und Boras ließ der Ablenkung einen weiteren Axthieb folgen.

Dirim ließ seinen Gegner links liegen und marschierte schnurstracks auf Boras und den anderen verbleibenden Babau zu. Er spürte, wie Klauen sich hilflos in sein Kettenhemd gruben, und hörte, wie der Babau erneut einen Kälteschlag bekam.

Thamior bewegte sich im Laufschritt um das Schlachtfeld herum. Er wollte der Gestalt im Umhang näher kommen, falls sie ebenfalls eine Gefahr darstellte. Dann aber verschoss er seinen letzten Eisenpfeil und sah mit Freude, wie der Babau beinahe zusammenbrach.

Helion starrte auf den Punkt, wo der Dämon sich in Luft aufgelöst hatte. Die Babaus waren beschworen. Das würde auch ihre schlechten Taktiken erklären – Babaus waren sonst eher für Hinterhäligkeit bekannt. Aber wer hatte sie beschworen? Vielleicht der Neuankömmling? Der Kobold wartete ab, was weiter geschah.

»Magisches Geschoss!«

Der Neuankömmling hatte seinen Arm gehoben und zeigte auf das Schlachtfeld. Drei blitzende Sterne aus reiner Energie – keinesfalls die weißen Kugeln, die Helion normalerweise verschoss – bahnten sich ihren Weg auf Dirim zu, an ihm vorbei und direkt in seinen Gegner hinein.

Thamior, der schon halb herumgewirbelt war, richtete seinen Bogen wieder gegen die Dämonen, während Helion die fehlende Finesse des anderen Zauberwirkers beklagte. Nicht einmal die korrekte Formel hatte er benutzt. Wahrscheinlich ein Hexenmeister, auch wenn Helion darüber nicht einmal nachdenken wollte. Stattdessen juckte es ihm in den Fingern, einen neuen Zauber auszuprobieren. Mit einem kurzen Befehlswort entstand eine glimmernde Lanze in seiner Hand, die mit einem noch kürzeren Gedanken auf eine Länge von sechs Schritt anwuchs. Helion richtete die Donnerlanze auf einen der Dämonen und stürmte los.

Der Babau drehte den Kopf und versuchte noch, das Bild eines achtzig Zentimeter großen Kobolds mit einer sechs Schritt langen Lanze in Einklang zu bringen, als die Lanze auch schon seine Brust durchbohrte und ihm das Leben nahm. Die Leiche verschwand, noch bevor sie den Boden berührte.

Der letzte Babau konnte Boras’ Axt, Helions Speer und Dirims Feuerschild nicht mehr lange stand halten. Der Fremde steuerte noch einmal magische Geschosse bei, dann rammte Boras den Dämonenschädel in den Sand.

Sofort wirbelte Thamior herum und zeigte mit dem Bogen auf den Fremden.

»Gebt Euch zu erkennen!«

Der Fremde hob abwehrend die Hände, dann griff er an seine Kapuze. Seine Finger waren knochig, wie Klauen. Erst jetzt sahen die Kettenbrecher, dass auf seiner Robe ein eigentümliches Symbol prangte: ein geteilter Kreis, in dessen rechter Hälfte ein ebenso halbierter Totenschädel zu erkennen war. Das Auge des Schädels rauchte.

Der Mann schlug die Kapuze zurück und entblößte ein nur ansatzweise menschliches Antlitz. Ein Ziegenbart und eingefallene Wangen waren noch nicht außergewöhnlich, und die Schatten, die in den vielen Gesichtsfalten tanzten, noch zu erklären. Auch das durch eine Ledermanschette verdeckte rechte Auge allein war nicht ungewöhnlich. Aber das wölfisch-gelbe linke Auge und die kurzen Hörner, die aus seiner Stirn wuchsen, ließen selbst diese für sich gewöhnlicheren Einzelheiten umso unnatürlicher wirken.

»Bitte tut mir nichts.« Der Mann sprach langsam, beinahe abgehackt, und in einem nasalen Tonfall. »Ich komme, um Euch zu helfen. Mein Name ist Kaurophon, und ich kann euch zum Rauchenden Auge führen.«
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 27. März 2006, 11:39:28
Frage an die Lateiner unter euch:

Ich bräuchte eine Übersetzung für "Donner", "Lanze" oder "Donnerlanze" :)
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Dirim am 27. März 2006, 11:51:06
Donner=tonitrus
Lanze=lancea=curis=hasta=hastae
donnern=tono=tonare

mehr weiss ich nicht auswendig  :D
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 27. März 2006, 12:06:10
Zitat von: "Berandor"
Frage an die Lateiner unter euch:

Ich bräuchte eine Übersetzung für "Donner", "Lanze" oder "Donnerlanze" :)

Bei "Asterix bei den Briten" wird auch gerne vom Pilum geredet, was härter sei als das Sternum eine römischen, gepflegten englischen Rasen verwütendenen Legionärs.

Wie wäre es also mit pilum tonitri?

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Boïndil am 27. März 2006, 16:34:18
Mal wieder sehr gut!
Von mir aus kannst du deine Pflichten öfter vernachlässigen und dafür mehr Updates schreiben :P
Gruß Boïndil
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 28. März 2006, 13:44:12
Zitat von: "Kylearan"
Zitat von: "Berandor"
Frage an die Lateiner unter euch:

Ich bräuchte eine Übersetzung für "Donner", "Lanze" oder "Donnerlanze" :)

Bei "Asterix bei den Briten" wird auch gerne vom Pilum geredet, was härter sei als das Sternum eine römischen, gepflegten englischen Rasen verwütendenen Legionärs.

Wie wäre es also mit pilum tonitri?

Kylearan

Ist ja dein Zauber, also gerne.

Ab sofort werden Zauuber aus Zusatzwerken nur mit arkaner Formel akzeptiert :D
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 28. März 2006, 14:45:20
Zitat von: "Berandor"
Ab sofort werden Zauuber aus Zusatzwerken nur mit arkaner Formel akzeptiert :D

Ok. Gut, dass ich noch eine brauchbare Quelle für Lateinübersetzungen habe. (Und ich meine nicht Dirim.)

edit1: hier stand Blödsinn.

edit2: Blödsinn aus Edit 1 gelöscht. Geoffrey Rush rules!

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Dirim am 28. März 2006, 14:46:35
Zitat von: "Kylearan"
Zitat von: "Berandor"
(Und ich meine nicht Dirim.)

Kylearan


 :(
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Gast am 29. März 2006, 21:27:35
einfach mal nachgooglen.

wahlweise aber auch das (anscheinend im Aufbau soweit ich gesehen habe)
http://www.latein.at/
oder besser das (scheint größer zu sein)
http://cu-here.de/dic.php3
verwenden.

Und wenn Du länger als ich, sprich länger als 20 Sekunden, suchst findest Du vieleicht noch ein ganz tolles Online-wörterbuch. Denn was die Dinger taugen weiß ich auch nicht. Pilum war zumindest in beiden nich vorhanden, ebensoweinig wie Donner. Dafür gab es im zweiten 5 oder 6 Übersetzungen für "Lanze".

Mein Tip wäre einfach mal damit schaun und dann mit einem kleinen Stowasser oder einem anderen Lateinlexikon Deiner Wahl das Lateinische Wort gegenchecken. Bevor nun einer krum von der Seite kommt: Nein in Lateinwörterbüchern steht NICHT L->D/  D->L sonder nur L->D. Zumindest in denen mit denen ich bislang zu Hause, in Schule und Uni gearbeitet habe.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 30. März 2006, 09:52:44
Zitat von: "Gast"
einfach mal nachgooglen.

Danke für die Links und Tipps. Meine Quelle ist allerdings eine Historikerin mit ausgeprägtem Hang zur lateinischen Sprache, Rollenspielfaible und Spaß am Basteln solcher Ausdrücke - da kommen dann immer nette Ideen bei raus.

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 30. März 2006, 09:58:46
Kylearan und die Frauen  :wub:
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 05. April 2006, 19:46:34
Occipitus

»Wie gesagt: Ich kann euch zum Rauchenden Auge führen.«

»Moment!«, warnte Boras. »Wo ist eigentlich Thargad?«

Sie fanden den Schurken in dem verlassenen Grabmal. Er lag schlafend neben dem Spiegelportal. Eine Hand steckte immer noch in einer umgestürzten Amphore.

»Wahrscheinlich eine alte Falle«, mutmaßte Pecarri. Er versuchte, den Effekt zu bannen – erfolglos.

»Der wacht schon wieder auf«, meinte Dirim selbstbewusst, nachdem er Thargad untersucht hatte. »Nehmen wir ihn erst Mal mit.«

»Jetzt wieder zu dir«, wandte sich Thamior an den Neuankömmling. »Wir wissen, wer du bist. Aber nicht, was. Ein Mensch bist du nicht, oder?«

Kaurophon spreitzte seine langen Finger. »Das hängt davon ab, wen man fragt. Meine Mutter war menschlich, mein Vater... nicht. Seit meiner Geburt lebe ich in den Schatten der Gesellschaft, nirgends daheim und nirgends willkommen. Was ich bin? Am ehesten ein Einzelgänger, ein einsamer Wanderer.«

»Und du kennst dich mit dem Rauchenden Auge aus?«, erkundigte sich Pecarri mit einem Deut auf die Zeichen, die auf Kaurophons Robe prangten.

»Nun ja... ich habe schließlich selbst einmal versucht, die Prüfung abzulegen und mir Occipitus Untertan zu machen.«

»Occipitus?«, hakte Pecarri nach.

Gleichzeitige fragte Dirim: »Untertan zu machen?«

Und Boras: »Warum hast du versagt?«

Kaurophon lächelte verlegen. »Eins nach dem anderen, würde ich sagen.«

Jetzt mischte sich auch noch Thamior ein: »Ich stimme zu. Und zu allererst sollten wir uns von hier wegbewegen. Irgendwo kamen die Dämonen schließlich her.«

»Sie waren beschworen«, erklärte Helion. »Babaus können sich teleportieren, also könnte man sie in sicherer Entfernung herbeiholen und dann los schicken.«

»Trotzdem wünscht jemand Euren Tod«, pflichtete Kaurophon dem Elfen bei. »Wir sollten zumindest einen Sicherheitsabstand gewinnen.«

Und so führte Thamior die Gruppe einige Stunden in die Wüste hinein: Boras trug Thargad auf den Schultern, während sich Dirim und Pecarri um Kaurophon kümmerten. Diese drei hatten die wenigsten Probleme mit den Lichtverhältnissen, aber die klare Nacht ließ selbst Boras genügend Licht, um die Schemen seiner Gefährten bequem erkennen zu können. Schließlich, nach einer ereignisarmen Reise, errichtete Thamior ein passendes Quartier, wo der Kobold vor dem hellen Licht des kommenden Tages, und der Rest der Kettenbrecher vor der einhergehenden Hitze zumindest teilweise geschützt sein würden.

»Occipitus ist eine Ebene im Abgrund«, begann Kaurophon seine Erzählung. »Dort herrscht rotes Licht, das aus dem Flammenhimmel strahlt. Sonst herrscht dort niemand.«

»Der Abgrund ist die Heimat der Dämonen«, ergänzte Pecarri für die anderen.

»Einst saß ein mächtiger Dämon auf dem Thron dieser Ebene: der gefallene Engel Adimarchus. Er führte sein Heer nach Celestia, und als es ihm gelang, einen Brückenkopf einzunehmen, griffen die Himmlischen Heerscharen zu einem Trick: Sie lösten den Brückenkopf aus Celestia, und ein Teil dieser Ebene stürzte in den Abgrund. Adimarchus und sein Heer stürzten mit.«

Kaurophon trank einen Schluck Wasser.

»Später verschwand Adimarchus spurlos, am Vorabend einer großen Schlacht. Wohin, weiß niemand. Viele vermuten, dass sein Erzfeind Graz’zt ihn entführte und tötete, aber andere behaupten, Adimarchus verfolge seine eigenen Pläne. Jedenfalls wurde sein Heer nach seinem Verschwinden aufgerieben, doch es zeigte sich, dass Dämonen abergläubisch sind.«

»Wieso?«, fragte Boras.

»Sie halten die Ebene für verflucht. Ihr müsst wissen, dass Occipitus Teile der Himmelsebene absorbiert hat, aber an anderen Stellen finden sich immer noch Spuren des celestischen Erbes. Und dann verschwindet Adimarchus... Außerdem ist Occipitus verhältnismäßig klein, und ohne Herrscher nicht sehr wichtig im kosmischen Machtgefüge. Dadurch ist es dort relativ sicher.«

»Was genau heißt relativ?«

»Im Vergleich zu Thanatos, der Ebene der Untoten, die von Orcus beherrscht wird, zum Beispiel. Im Vergleich zu Eurer Ebene...«

»...ist es die Hölle?«, fragte Pecarri lakonisch.

Kaurophon lachte. Es klang, als habe jemand eine Spieluhr zu stark aufgezogen und die Feder ausgeleiert. »Ganz genau.«

»Und wo kommt jetzt das Rauchende Auge ins Spiel?«

»Ahh.« Kaurophon lehnte sich in den Sand zurück. »Als Adimarchus verschwand, ließ er eine Prüfung zurück, die seinen Nachfolger bestimmen und mit der Macht ausstatten sollte, die Ebene zu beherrschen. Diese Prüfung besteht aus drei Teilen, und ausgehend von dem Aussehen der Ebene nennt man sie auch die Prüfung des Rauchenden Auges. Besteht sie, und Occipitus gehört euch!«

»Was genau heißt das?«

»Alles. Ein entsprechend mächtiger Herrscher könnte die Ebene aus dem Abgrund auslösen – ja, sie vielleicht sogar wieder in Celestia integrieren!«

»Und ihr wolltet diese Prüfung bestehen?«, fragte Thamior argwöhnisch. »Warum?«
Kaurophon deutete auf sich selbst. »Seht mich an. Es kümmert mich nicht, wo mein Zuhause liegt – wenn ich denn endlich eines hätte. Und wie ich sagte, der Herrscher könnte Occipitus nach seinem Willen formen. Jedenfalls glaube ich das.«

»Ihr kennt also die Prüfungen?«, wollte Dirim wissen.

»Ich kenne die erste Prüfung. Und ich kenne Occipitus. Ich kann euch dort wertvolle Hilfe leisten – auch wenn meine magische Macht der Euren unterlegen ist.«

»Warum solltet ihr das tun?«, fragte Pecarri.

»Ihr scheint keine Vorurteile zu hegen... schließlich habt ihr einen Kobold in Eure Gemeinschaft aufgenommen.«

»Und sogar einen Elfen«, fügte Dirim hinzu.

»Bei der nächsten Wache rasiere ich dich«, drohte Thamior. »Und ich muss bestimmt wieder Wache halten...«

»Ich erhoffe mir dasselbe. Ich führe euch zum Rauchenden Auge, und ihr jagt mich nicht fort.«

»Wir können nichts versprechen«, sagte Pecarri.

»Gerade diese Ehrlichkeit ist ungewöhnlich«, entgegnete Kaurophon. »Andere hätten es mir blind versprochen, ohne ihr Versprechen halten zu wollen. Wenn ihr mein Ansinnen wohlwollend prüfen wollt, würde es mir genügen.«

»Ich denke, das kriegen wir hin«, sagte Boras.

»Nun denn. Die erste Prüfung nennt sich die ›Prüfung der Einsicht‹, und sie findet in einer verlassenen Kathedrale statt.«

»Was müssen wir tun?«

»Es erwarten Euch zwei Gegner, ein Engel und ein Dämon. Ein Gegner muss getötet werden, der andere verschont. Ich kenne allerdings die Lösung nicht.«

»Was geschah bei Eurer Prüfung?«

Kaurophon bekam einen wehmütigen Zug um die Augen. »Ich war nicht stark genug, um die Prüfung anzugehen. Ich kam nicht durch die Tür. Damals floh ich von der Ebene, so schnell ich konnte. Erst später entschloss ich mich, statt meiner nach geeigneteren Anwärtern Ausschau zu halten, die ich auf ihrer Queste würde begleiten können. Es gelang mir, einen Wunsch zu erhalten, und seitdem höre ich im Geiste jedes Mal, wenn jemand das Rauchende Auge erwähnt, und kenne auch den jeweiligen Aufenthaltsort. Leider wirkt dieser Effekt nicht auf Occipitus.«

»Aber er klärt, wo du so plötzlich herkamst«, sagte Thamior.

»In der Tat. Als ich die Worte des Propheten vernahm, kam ich, so schnell ich konnte.«
Dirim sah auf den Stapel Ausrüstung neben sich. Aleks Leiche hatten sie zurückgelassen, seine Sachen allerdings mitgenommen. Seine Schwester würde sie sicher gut gebrauchen können – und vielleicht sogar die Kettenbrecher selbst.

»Bliebe noch eine Frage offen«, sagte der Zwerg. »Wie kommen wir nach Occipitus, und viel wichtiger: wie kommen wir wieder zurück?«

»Ich kann Euch hinbringen«, erklärte Kaurophon. »Natürlich auch zurück, aber falls ihr mir nicht traut...« Er nahm drei Schriftrollen aus seinem Umhängebeutel und gab sie Pecarri weiter.

Der Kobold prüfte die Schriftrollen auf ihren Inhalt, dann nickte er. »Wann brechen wir auf?«

»Morgen«, sagte Dirim. »Heute nacht ruhen wir uns aus, und vielleicht ist Thargad morgen früh schon wieder wach.«

»Ich halte Wache«, erbot sich Thamior. Er nahm sein Bognermesser heraus und begann, es zu schärfen. Dabei starrte er unverwandt auf Dirims Bart.

»Das wird ja eine geruhsame Nacht«, grummelte der Zwerg, als er sich zur Ruhe legte.

-

Am nächsten Morgen hatte sich an Thargads Zustand nichts geändert. Dirim bat Tyr, auf den Schurken achtzugeben. Schließlich versammelten sich die Kettenbrecher in einem Kreis und nahmen einander an die Hand. Auch Thargad wurde in den Kreis mit einbezogen.

Kaurophon schüttelte seinen haarlosen Schädel.

»Wollen wir?«

Er schloss die Augen und konzentrierte sich. Die Wüste um sie herum verschwand, es blitzte kurz silbern auf, dann war alles vorbei.

Pecarris letzter Gedanke, bevor die Reise ihr Ende fand, war: Seltsam, dieser Blitz. Hoffentlich ist nichts schief gegangen.

-

Der Boden war weich, nachgiebig. Rotes Licht drang durch geschlossene Lider, hell wie Sonnenlicht, doch ohne Koboldaugen zu reizen. Die Luft knisterte wie ein Kaminfeuer. Kein Wind.

Langsam schlugen die Kettenbrecher die Augen auf und sahen sich um.

Occipitus glich einem riesigen Topf mit einem Deckel aus Feuer. Am Horizont zog sich ein riesiges Gebirge rings um die Ebene. Der Himmel flackerte feurig-rot und sorgte für die dramatische Beleuchtung. In diesem Rot war der fleckige graue Boden noch hässlicher. In der näheren Umgebung wuchs nichts aus diesem Boden, nicht einmal Unkraut.

Thamior beugte sich hinunter und tastete den Boden ab.

»Sieht aus wie Haut«, sagte er.

Er versuchte, in den Boden zu graben, erfolglos. Dann nahm er ein Messer hervor und stach es in die Masse.

»Könntest du das bitte lassen«, fragte Boras. »Wenn es schon aussieht wie Haut...«

»Es blutet nicht«, gab der Elf zurück. Schnell hatte er ein Stück herausgeschnitten, dass er nun wie ein Stück Wackelpudding in der Hand hielt. »Faszinierend.«
Dirim sah auf den Boden zu seinen Füßen. »Hier sind ein paar Falten.«

Pecarri deutete auf ein Büschel schwarzer Ranken in einiger Entfernung. »Und da sind Haare.«

»Lebt der Boden?«, wollte Thamior von Kaurophon wissen.

»Nicht wirklich. Der Himmel allerdings...« Kaurophon nahm eine Schriftrolle hervor. Nach ein paar kurzen Formeln hatte er einen Adler beschworen, den er in den Himmel hinauf schickte.

Jetzt konnte man erkennen, dass der Himmel eigentlich aus unzähligen roter Wolken bestand, die einander überlagerten und verdeckten. Einige dieser Wolken befanden sich schon in knapp 200m Höhe, und als der Adler gerade halb so hoch war, löste sich eine dieser Wolken und strebte auf den Vogel zu.

»Sie werden von Lebensenergie angezogen«, sagte Kaurophen. »Ich nenne sie Plasmen. Sie bestehen nur aus Feuer und dem Bösen«

Der Plasmen hatte den Adler erreicht. Als er den Vogel berührte, flammte dieser kurz auf. Im nächsten Moment war er verschwunden.

»Nicht zu hoch fliegen«, sagte Pecarri vernehmlich. »Ist notiert.«

Occipitus hatte noch andere Merkmale. Das vordringlichste war sicherlich die Mitte des Tales. Dort erhob sich ein selbst aus dieser Entfernung gewaltiger Baumstumpf in den Himmel. An der Spitze blickte ein ebenso riesiger Totenschädel über die Ebene, der hoffentlich aus Fels bestand. Das rechte Auge des Schädels stieß in ständiger Folge Plasmen aus, die noch höher schwebten und sich mit dem Himmel vermischten.

»Heimelig«, kommentierte Dirim.

Inzwischen hatte Kaurophon ein großes Fass aus seiner Tasche genommen, das dort eigentlich keinen Platz finden durfte. Er nahm den Deckel ab. Das Fass war bis oben hin mit einer Flüssigkeit gefüllt, deren süßlicher Geruch sich schnell ausbreitete.

»Honigmet«, sagte Dirim anerkennend. »Stark fermentiert.«

»Nicht für uns«, gab Kaurophon zurück. »Für unseren Transport.«

»Ist ohnehin Elfengesöff«, sagte Dirim, warf noch einen durstigen Blick auf das Fass, und drehte sich dann betont um.

»Und jetzt?«, fragte Thamior.

»Warten wir«, beschied ihm der gehörnte Mischling.

Boras amüsierte sich, indem er Thargad in einige missverständliche Posen drapierte, Thamior testete den federnden Untergrund, und Dirim nahm Pecarri beiseite.

»Merkst du auch was?«, fragte er.

»Meinst du das Kribbeln?«

»Genau.«

»Das kommt dadurch, dass wir im Abgrund sind«, sagte Pecarri. »Ich nehme an, ich bin nicht verkommen genug, und dir fehlt die Lust am reinen Chaos.«

»Hm. Und Kaurophon?«

»Seine Herkunft wird ihn hier schützen. Ebenso übrigens bei Erkenntiszaubern. Er würde wohl in jedem Fall als Böse erscheinen.«

»Hmm. Zauber schwächer zu wirken, als man es eigentlich kann, ist doch kein Problem, oder? Ich kann das jedenfalls.«

»Ja«, stimmte Helion zu. »Das ist kein Problem.«

»Hmmm.«

-

Plötzlich flimmerte die Luft, und dann stand ein unmenschliches Geschöpf vor den Kettenbrecher. Das Wesen glich einer großen Ameise, nur dass sein Vorderkörper nach oben gebogen war. Sein erstes Beinpaar endete in handähnlichen Klauen, aber seine Mundwerkzeuge und ein spitzer Stachel am hinterleib wiesen deutlich darauf hin, dass das Wesen nicht schutzlos war. Auf seinem Insektenschädel trug das Wesen einen Helm aus verzierter Bronze.

»Ein Formianer«, flüsterte Pecarri. Er erkannte die Rasse. Formianer waren ein Volk von Insektenwesen, die auch in ihrer Gesellschaft stark Ameisen ähnelten. Es gab für jede Tätigkeit verschiedene Arten von Formianern, doch eines hatten sie alle gemeinsam: Sie waren untereinander durch eine Art telepathisches Band verknüpft; was einer wusste, wussten alle. Trotzdem waren es keine Roboter, sondern eigenständige Wesen.

Dieser Formianer musste jedenfalls ein Liebhaber von Honigmet sein, so wie er sich auf das Fass stürzte. Er? – Sie? – Es nahm seinen Helm ab und tauschte den Kopf in die Flüssigkeit. Dann trank er schlürfend.

Schließlich richtete es sich auf und setzte den Helm wieder auf.

»Kaurophon«, sagte es mit hart akzentuierter Gemeinsprache. »Es ist zurück.«

»General«, grüßte der Halbmensch zurück. »Ich brauche Euch.«

»Sprecht.«

»Transport für mich und meine Gefährten.«

Der Kopf des Generals fuhr herum. Er musterte die Kettenbrecher. Mit schnellen Schritten stakte er zu Dirim hinüber.

»Wir kennen sie nicht. Wir tragen sie nicht. Wir schützen sie nicht.«

»Was soll das heißen.«

»Das Individuum Kaurophon war uns nützlich. Der General kann es transportieren. Die anderen Individuen sind nutzlos.«

»Und wenn wir unseren Nutzen beweisen?«, fragte Dirim. »Wir können sehr nützlich sein.«

»Welchen Nutzen haben die Individuen?« Die Kauwerkzeuge des Formianers zitterten. »Haben sie... gegorenen Lebenssaft?«

»Honigmet«, soufflierte Kaurophon hilfsbereit.

»Äh, nein«, gab Dirim zurück. »Aber seht: Boras hier ist stark und mächtig, seine Klinge spaltet jeden Schädel. Thamior hingegen schießt einer Amei- Fliege auf hundert Schritt ein Auge aus. Pecarri röstet Dutzende von Feinden mit einem Schlag. Und Thargad... äh...«

»...schläft«, ergänzte Boras.

»Und das verbleibende Individuum?«

»Ich? Ich bringe Gerechtigkeit und Ordnung. Ich vernichte das Chaos, wo es sich zeigt.«

Die Augen des Generals hellten sich auf. »Ordnung ist nützlich. Wir haben einen Tausch.«

»Einen Tausch?« Dirim sah sich unsicher um, aber auch den anderen war ein Tauschgeschäft entgangen.

»Wir wissen, dass Individuen tauschen. Wir folgen. Wir werden das Individuum Kaurophon und die Inividuen meine Gefährten transportieren. Dafür werden die Individuen meine Gefährten der Königin einen Dienst erweisen und unseren Feind vernichten.«

»Keine Angst, ich helfe euch«, sagte Kaurophon schnell. »Wenn es etwas hilft...«

»Was für ein Feind?«, fragte Dirim.

»Das Individuum, das Ordnung bringt, mag es wissen. Der Feind ist ein Tier namens Purpurwurm. Der Feind lebt im Knochenwald, wo der Feind unsere Krieger verspeist und unter Knochen begräbt. Die Individuen beweisen ihren Nutzen, und der Feind ist fort.«

»Ein Purpurwurm?«, fragte Dirim. »Was macht der?«

»Der Feind kann graben, aber nicht in diesem Boden. Der Feind gräbt durch Knochen. Der Feind beißt und schluckt und stößt mit dem Stachel des Feindes.«

»Ein Giftstachel«, sagte Pecarri nickend.

»Ist er schnell?«, fragte Thamior.

»Nicht so schnell wie wir. Nicht so schnell wie die Individuen meine Gefährten.« Der General betrachtete Dirims kurze Beine. »Außer vielleicht dem Individuum, das Ordnung bringt.«

Dirims Zeigefinger schnellte maßregelnd empor. »Hey!«
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 05. April 2006, 19:49:09
Purpurwurm (CR 12) und Formian, Myrmarch (CR 10) entnehmt ihr bitte dem MM.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Furlong am 05. April 2006, 20:58:41
Endlich wieder neuer Stoff für meine Sucht. Liest sich wieder toll.
Danke!
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Gilvart am 06. April 2006, 10:59:39
@berandor

hi! wie kriegst du deine SC eigentlich immer dazu dem strang des abenteuers zu folgen, ohne dass er den anschein macht zum plot zu gehören! schließlich sollte ihr primäres interesse darin liegen wieder nach cauldron zu kommen!
gruß gilvart
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 06. April 2006, 11:24:56
Zitat von: "Gilvart"
@berandor

hi! wie kriegst du deine SC eigentlich immer dazu dem strang des abenteuers zu folgen, ohne dass er den anschein macht zum plot zu gehören! schließlich sollte ihr primäres interesse darin liegen wieder nach cauldron zu kommen!
gruß gilvart

Wobei der Auftrag von Alek ja wunderbar mit alten Prophezeiungen zu den Schätzen Tethyrs korreliert und das ja unsere Hauptaufgabe ist. Wieso also sollte unser Primärziel die sofortige Rückkehr sein?

Und wir machen das schon höchstselbst (Abenteuerstrang folgen), schließlich belohnen wir so ja Berandor, indem wir auch seinen Gedanken folgen und ihm nicht noch mehr Arbeit machen.

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Gilvart am 06. April 2006, 11:27:42
dann kann er ja froh sein solch spieler wie euch zu haben! da gibts ganz andere SC die machen was sie wollen damit sie "frei" sind und sich nicht alles vom DM diktieren lassen müssen!
weiter so
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 06. April 2006, 11:45:20
Zitat von: "Gilvart"
dann kann er ja froh sein solch spieler wie euch zu haben! da gibts ganz andere SC die machen was sie wollen damit sie "frei" sind und sich nicht alles vom DM diktieren lassen müssen!
weiter so

Na ja, wir spielen halt zusammen, da soll auch jeder Spaß haben. Und Berandor bietet ja nun auch genug maßgeschneiderte Felder für jeden an - sei es, dass die Ideen vom Spieler kommen (siehe Thargads Intermezzo mit Jil oder Dirims Rechtsprechung) oder von B (siehe Kobolde oder Thamiors Seelenbogen).

Und bei den seltenen Spieltagen legen wir schon ein wenig Wert darauf, auch im eigentlichen Abenteuer "weiterzukommen".

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 06. April 2006, 16:56:00
Zitat von: "Gilvart"
dann kann er ja froh sein solch spieler wie euch zu haben! da gibts ganz andere SC die machen was sie wollen damit sie "frei" sind und sich nicht alles vom DM diktieren lassen müssen!
weiter so


Kann man nicht oft genug sagen. Diese Gruppe hat mir den Spaß am Leiten wiedergegeben.

:wub:
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Boïndil am 07. April 2006, 20:16:56
Das bleibt hoffentlich auch so. Was soll ich sonst in meiner Freizeit machen, als die Story Hour weiterzulesen.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 09. April 2006, 15:50:08
Die Kathedrale der Federn

Der große Tross bewegte sich vorwärts. Im Gleichschritt vorwärts. Weiter und immer weiter. Ohne zu reden.

Die Kettenbrecher hatten eine kurze Wegstrecke zurückgelegt und waren an etwas gekommen, das am ehesten einer Ameisenstraße glich. Hunderte von kleinen Formianern, diese mit flachem und breitem Rücken, aber kaum aufrechter Haltung, marschierte in Reih und Glied voran. Sie gingen Thamior bis zur Hüfte, Boras knapp übers Knie. Jeweils zwei von diesen Arbeiterdrohnen rückten aneinander, sodass einer der Kettenbrecher es sich auf dem doppelten Rücken bequem machen konnte. So ritten die Abenteurer über Occipitus, und die einzigen Pausen entstanden, wenn sie ihre ›Reittiere‹ wechseln mussten.

Außer den Arbeitern waren auch noch andere Formianer dabei. Die zweitgrößte Gruppe, einige Dutzend, bestand aus nahezu leiblosen Soldaten, deren Vorderklauen und ihr senkrecht verlaufendes Maul formidable Waffen darstellten. Einige dieser Soldaten wiesen eine eigentümliche Färbung auf, und ihr Panzer war etwas härter. Dies waren die Führer kleinerer Kampfeinheiten, wenn kein Myrmarch, also kein General anwesend war. Außer dem General vermochte keines dieser Wesen zu sprechen, und doch standen die Formianer ständig in Kontakt zu einander. Anders wäre der absolute Gleichschritt nicht zu erklären gewesen; wenn es zu einem Halt kam, stoppten alle Kreaturen gleichzeitig, und sie marschierten auch alle gleichzeitig wieder los.

Die Fauna von Occipitus blieb der Prozession fern. Man sah Flugwesen andere Wege einschlagen, und die Reise verlief nahezu ereignislos. Am Abend begegneten sie einem riesigen Skorpion, der mit einem noch gewaltigeren Hundertfüßer kämpfte. Gleich schwärmten die Soldaten aus. Bald bedeckten formianische Leiber sowohl Skorpion als auch Hundertfüßer, und nicht viel später hatten die Kettenbrecher Gelegenheit, frisches Fleisch dieser Tiere zu kosten. Skorpione schmeckten wie Hühnchen, das Fleisch des Hundertfüßers aber war wässrig und weich und nahezu ungenießbar.

Endlich, und doch dank der unermüdlichen Formianer viermal schneller als ein Fußmarsch gewesen wäre, gelangte die Gruppe an den Rippenwald. Wie Knochen ragten krumme, sich verjüngende Felsformationen aus dem Boden und versperrten die Sicht; die Säulen wuchsen bis zu zwanzig Schritt hoch. Einige der Rippen waren umgestürzt, dort stand nur noch ein flacher Stamm, und Trümmer waren in der Sturzrichtung verteilt. Die Formianer hielten am Rande des Waldes an.

»Die Individuen meine Gefährten gehen nun weiter. Wir schicken Augen mit, die sehen, ob die Individuen den Feind besiegen.«

Kaurophon schulterte seine Tasche. »Und wie schon gesagt: Ich komme auch mit. Habt ihr einen Plan?«

Thamior nickte. »Boras und ich sind die schnellsten. Wir locken das Vieh hinter uns her und beschießen es mit Pfeilen. Währenddessen tut ihr, was ihr könnt.«

»Klingt simpel, aber vernünftig.«

-

Vorsichtig schritten die Kettenbrecher durch den Rippenwald. Acht Drohnen waren ausgeschwärmt und begleiteten sie in größerem Abstand. Ab und zu stießen sie auf Überreste anderer Formianer, aber meistens handelte es sich nur um ein Bein oder ähnliches.

»Halt mal!« Thamior hob die Hand und nickte in einer Richtung. »Da ist etwas.«

Ein dunkles Etwas kam auf sie zu. Es war menschengroß und glitt durch die Rippen, ohne langsamer zu werden. Im roten Licht der Plasmen dauerte es einen Moment länger, bis Dirim erkannt hatte, was es war: ein Schatten, ein untotes Wesen, körperlos.

Boras nahm den Bogen hervor, den er seit dem Kampf gegen die Erinye mit sich getragen hatte. In letzter Zeit hatte er trainiert, und nun endlich vermochte er die Sehne zu spannen. Er verschoss einen Pfeil, der noch im Flug Feuer fing und dann völlig harmlos in den Schatten eindrang und hinter ihm zu Boden fiel. Der Schatten verlangsamte seinen Schritt nicht. Gleichzeitig begann der Boden, leicht zu virbieren.

»Das ist meine Sache.« Dirim trat ein paar Schritte vor und reckte dem Schatten das Zeichen Tyrs entgegen. »Tyrs Gnade schützt mich, wie sein Zorn dich trifft, Unheiliger. Weiche!« Der Schatten stieß einen gurgelnden Schrei aus, dann zerfaserte sein Körper, und er zerstob zu Nichts.

Das Beben wurde stärker. Pecarri wirkte einen Flugzauber und erhob sich in die Luft, blieb aber unterhalb der ›Baumgrenze‹. Thamior und Boras sahen sich um, traten in die Richtung, aus der das Beben zu kommen schien. Dreißig Schritt entfernt stürzte eine Rippe um.

»Da kommt er«, warnte Thamior die anderen.

Dirim positionierte sich gut sichtbar. Er legte seinen Feuerschild auf sich, ebenso einen noch stärkeren Schutz vor diesem Element. Seine Finger spielten mit seiner Geschosshalskette.

»Na komm«, flüsterte der Zwerg. »Komm und friss mich.«

Kaurophon verschwand in der Deckung einer der Rippen.

Dann stürzten mehrere Rippen um, und endlich sah man den Wurm. Er war gut zwanzig Meter lang und so dick, wie Boras groß war. Unaufhaltsam näherte er sich, aber nicht besonders schnell. Thamior und Boras nutzten die Gelegenheit, um ein paar Pfeile in seine Richtung abzufeuern. Die Geschosse blieben in der harten Haut stecken, doch der Wurm reagierte kaum. Pecarri ließ einen Feuerball folgen, aber der Purpurwurm wälzte sich zur Seite und verbarg sich erfolgreich hinter einer Rippe. Diese stürzte krachend zu Boden, ohne den Wurm zu verletzen.

»Dann wollen wir mal Fangen spielen!«, rief Thamior und feuerte noch einmal drei Pfeile gegen den Wurm. Ein Pfeil traf den Wurm ins Auge, und der Elf hatte die Aufmerksamkeit des Monsters. Der Wurm änderte seine Richtung leicht, während Boras gleichzeitig brennende Pfeile regnen ließ. Pecarri wirkte einen weiteren Feuerball, und jetzt war der Wurm doch schon etwas angesengt.

Thamior lief vor dem Prupurwurm her. Ein Pfeil, dann wieder ein paar Schritte, immer blieb der leichtfüßige Elf außerhalb der Reichweite seines Gegners.

»Du kriegst mich ja doch nicht!«

Der Wurm kreischte frustriert, dann schlug er mit dem Kopf zur Seite. Der Hieb pulverisierte die Basis einer Rippe, und der große Stein stürzte zu Boden – genau auf Thamior zu. Der Elf hechtete zur Seite und vermied es gerade noch, unter dem Felsen begraben zu werden. Trotzdem war er nicht mehr ganz so selbstsicher wie zuvor.

Magische Geschosse donnerten gegen den Wurm, von Kaurophon und Pecarri gleichsam abgefeuert. Kaurophon ließ noch eine zweite Salve folgen, als der Wurm sich blind tastend in den Himmel reckte, ohne den Kobold ausmachen zu können. Der Purpurwurm ging wieder zu Boden und erschütterte den Untergrund. Er sah direkt in Kaurophons Richtung. Der Hexenmeister schluckte.

In diesem Moment traf ihn ein weiterer Feuerball, diesmal aus Dirims Kette. Der Wurm fuhr herum und wälzte sich auf den Zwerg zu. Dirim zog sein Langschwert und reckte es dem Monster entgegen. Seine linke Hand fasste eine zweite Kugel an seiner Halskette.

Der Wurm hob sich vor Dirim in die Höhe, fünf, zehn, fünfzehn Schritt hoch. Sein gewaltiges Maul öffnete sich, und kurz bekam der Zwerg Zweifel an seiner Taktik. Dann trafen den Wurm weitere Pfeile von Boras und Thamior, und Kaurophon und Pecarri taten ihr Übriges. Der Wurm wankte, stieß noch einen Schrei des Unverständnisses aus, und fiel zu Boden.

Als sich der Sturm gelegt hatte, versammelten sich die Arbeiterdrohnen um die Kettenbrecher. Sie verneigten sich vor Thamior und stupsten ihn mit ihren Klauen, beschmierten seine Blessuren mit ihrem Speichel. Der Elf sah angeekelt zu, bis ein Lächeln auf sein Gesicht trat.

»Das tut richtig gut!« Er bewegte seine Muskeln und stellte fest, dass selbst die leichtesten Kratzer verschwunden waren.

-

Sie hatten die Formianer am Anfang der Ruinen zurückgelassen; einzig zwei Drohnen waren ihnen geblieben, die Thargads immer noch schlafenden Körper trugen.

»Die Dämonen nennen diese Gebiete Himmelsbrocken«, erklärte Kaurophon. »Die Ruinen, die halb stehenden Wände, die einzelnen Säulen – all dies sind Überbleibsel von Celestia, halb von Occipitus verschlungen.«

Das leise Kratzen, das Dirim und Pecarri in Occipitus gespürt hatten, verschwand in diesem Gebiet.

Die Kettenbrecher wanderten für eine gute Stunde durch Trümmerfelder. Eine einzelne Wand versperrte ihnen den Blick; sie hatte aber einen Torbogen, der halb versunken war. Die Kettenbrecher traten hindurch und sahen endlich die Kathedrale der Federn.

Einst war das Gebäude vielleicht prunkvoll gewesen, aber jetzt war das Dach löchrig und die Wände mit bösartigen Schmähungen verschmiert. Ein kleiner Vorraum, dann wölbte sich das Dach bis in zwanzig Schritt Höhe. Die Kathedrale lag schief, halb in die Ebene eingesunken.

Eine breite Marmortreppe führte zu einer großen Doppeltür. Die schweren Steintüren hingen schief in ihrer Aufhängung; die Engelsfiguren auf den Türen wirkten durch die doppelte Schieflage, als taumelten sie.

»Ich möchte was probieren«, sagte Boras und nahm einen Trank hervor, der mit dem Blutlinienzauber von Horas Lutharia verzaubert worden war. Er nahm einen tiefen Schluck. Nichts passierte.

»Hm. Na ja. Machen wir die Türe auf.«

Gemeinsam drückten die Kettenbrecher gegen die Türe und stemmten sie auf.
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Dahinter lag der Vorraum, spärlich erhellt durch rötliches Licht, das aus Löchern in Wänden und Decke strömte. Zerrissene Wandvorhänge und zertrümmerte Möbelstücke versperrten den Weg zu einer weiteren Doppeltüre, diese allerdings intakt. Hier ging es zum Heiligtum der Kathedrale, dem eigentliche Gebetssaal.

Auch hier Trümmer überall, löchrige Wände. Die lange Halle verjüngte sich zur Hälfte hin, um zwei Seitenräumen Platz zu bieten, und ganz am Ende sah man die große Statue eines schwarzhäutigen Humanoiden in feinstem Tuch, mit spitzen Ohren, roten Augen, scharfen Zähnen sowie sechs Fingern an jeder Hand und zwei Knien pro Bein.

»Graz’zt«, flüsterte Pecarri. »Der Verführer.«

Der Weg bis zur Statue war frei, und hinter ihr konnte man einen Durchgang erkennen. Dieser wiederum war flankiert von zwei Ritterrüstungen, jede mit einem großen Hammer vor sich stehend.

»Wartet mal einen Moment«, bat der Kobold. »Sux Arcanae
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Grünes Licht trat in seine Augen und enthüllte ihm alle magischen Auren. Langsam sah er sich um.

»Die Rüstungen sind nicht magisch.«

»Dann wollen wir mal«, sagte Dirim, und ging weiter auf den Durchgang zu.
Plötzlich griffen die Rüstungen zu ihren Streithämmern.

»Im Namen Graz’zts«, erklang eine dunkle Stimme, »ist dieser Durchgang versperrt.«

»Das ist neu«, sagte Kaurophon verblüfft.

Thamior ging die Wand hinauf bis an die Decke, also deutlich außer Reichweite der Wächter. Mit gezogenem Bogen übertrat er die imaginaäre Linie zwischen den Seitenräumen und stand nun im Hinterteil der Kathedrale. In diesem Moment begann der Kampf.

Die Rüstungen sahen beide zu Thamior hinauf. Es blitzte in ihren Augen, und Thamiors Bogen begann hin und her zu rucken. Gleichzeitig flog sein Krummschwert aus der Scheide und nahm Angriffsposition ein. Thamior wich einen Schritt zurück und stieß gegen ein neues Hindernis. Er drehte sich um und stand einer wunderschönen und sehr nackten Dämonin gegenüber, die sich in den Schatten versteckt hatte. Die Dämonin griff nach seinem Kopf und spitzte die Lippen zu einem Kuss, aber Thamior riss sich noch einmal los.

Dirim stürmte vor, wurde aber noch von Boras überholt, der den Rüstungen mutig entgegen trat. Gleichzeitig flogen drei magische Geschosse aus Kauorphons Fingern, verpufften aber, als sie die Rüstungen trafen. Boras holte weit aus und schlug zu. Der Schlag brachte die Rüstung zum Klappern, aber nicht so sehr, wie er erhofft hatte.

»Arcanex!« Auch Pecarris magische Veschosse verpufften.

Die Rüstungen holten zum Gegenschlag aus. Boras brachte seine Axt zwischen sich und ihre Hiebe, aber seine Finger schmerzten von der Wucht ihrer Schläge. Boras fluchte. Seine Muskeln spannten sich, und er schien ein paar Zentimeter zu wachsen, als er sich seinem Zorn ergab. Und er fühlte sich gut, besser als sonst. Endlich wirkte auch der Blutlinientrank, wie es schien.

»Magisches Geschoss!« Umsonst.

Pecarri feuerte Flammenstrahlen auf eine Rüstung ab, und tatsächlich schmolt ein wenig des Metalls. Also waren es keine Golems, sondern verwundbar!

Eine der Rüstungen sah Boras an, die andere blickte hoch zu Thamior. Beide spürten plötzlich, wie ihnen Wissen entzogen wurde. Thamiors Pfeile verloren an Genauigkeit, und Boras wagte es nicht, all seine Kraft in seine Schläge zu legen. Die Rüstungen hatten diese Hemmungen nicht. Wieder schlugen sie kraftvoll zu und drängten den Barbaren zurück.

Dirim eilte ihm zu Hilfe, so schnell ihn seine Zwergenbeine trugen. Endlich war er heran, aber der Schwerthieb verpuffte nahezu nutzlos.

»Pilum Tonitri

Bewaffnet mit seiner sechs Schritt langen Lanze ging nun auch Pecarri in den Nahkampf über. Sein erster Hieb traf, und endlich schien zumindest diese Rüstung beschädigt zu sein. Gleichzeitig prallten drei weitere magische Geschosse an ihr ab.

»Verflucht!«, schimpfte Kaurophon.

Kaum jemand achtete auf Thamior, der sich seiner Waffe und der Dämonin erwehren musste. Der Elf war bis an eine Wand zurück gewichen und richtete seinen Bogen gegen die Dämonin. Sie aber schob den bogen einfach zur Seite und beugte sich vor, um ihn zu küssen. Thamior antwortete mit einer Kopfnuss, und die Dämonin fuhr fauchend zurück.

»Es ist ein Succubus!«, rief Pecarri hinauf. »Nutz Silber!«

Thamior lächelte. Silber hatte er. Im selben Moment kam ihm das Wissen um gezielte Schüsse wieder zurück, und als die Rüstung ihm es wieder nehmen wollte, widerstand er. Stattdessen hob er den Bogen, und in einer blitzschnellen Bewegung feuerte er drei Pfeile auf die Dämonin ab. Sie fraßen sich wie Säure in ihre Haut. Die Dämonin schrie, schwer verletzt, und schien zwischen Angriff und Flucht hin- und hergerissen.

Boras landete einen gezielten Hieb, den dritten oder vierten bereits. Jedenfalls wären diese Hiebe zerstörerisch gewesen, wenn tatsächlich jemand in der Rüstung gesteckt hätte. So aber? Wie verletzt man Metall? Immer noch war seine Fähigkeit zu starken Schlägen nicht zurück gekehrt. Noch einmal schwang er seine Axt, und endlich, endlich drang sie tief ein, riss ein großes Loch in die Rüstung, und prompt fiel sie zu Boden.

Noch während der Barbar durchatmete, trat die zweite Rüstung von der Seite an ihn heran, und rammte ihm den Hammer gegen den Schädel. Boras ging zu Boden. Die Rüstung hob den Hammer zum Todesstoß. Im selben Moment war Dirim heran und lenkte die Anwesenheit des Wesens wieder auf sich.

Der Succubus gab seiner Wut nach.

»Umarme mich!«, befahl sie Thamior.

»Vergiss es. Aber du kannst meine Pfeile küssen«, gab der Elf zurück. Er griff in seinen Köcher und nahm die letzten Silberpfeile heraus, legte sie auf die Sehne, und feuerte sie blitzschnell ab. Der Succubus taumelte nach dem ersten, blockte den zweiten mit einem Flügelschlag, und wurde dann vom dritten ins Herz getroffen. Sie stürzte zu Boden, gerade als Boras ebenfalls fiel.

Thamior war kurz abgelenkt, und prompt verpasste ihm sein eigener Krummsäbel, der immer noch vor seiner Nase fuchtelte, einen Kratzer auf dem Arm. Thamior ignorierte den Schmerz und sprang von der Decke, rollte sich am Boden ab und kam in der Nähe von Boras wieder in die Hocke. Seine Hand tastete bereits nach dem Heilstab.

»Ja! Hurra!«, rief Kaurophon, als endlich einmal sene Geschosse Wirkung zeigten.

Die Rüstung duellierte sich immer noch mit Dirim, und der Zwerg schwitzte stark in seiner Rüstung. Wieder traf ein harter Schlag gegen sein Schild. Dirim ignorierte den Schmerz und beugte sich zu Boras hinab.

»Tyr, heile seine Wunden!« Die Rüstung versuchte, ihn zu unterbrechen, aber Dirim beugte nur vor und ertrug den Schlag gegen seinen Rücken. Boras schlug die Augen auf, und im Bruchteil eines Atemzugs hatte er seine Axt ergriffen und stand auf, um sich seinem Gegner zu stellen.

Die Rüstung wirbelte herum und schlug ihm mit aller Macht in den Magen. Danach stieß sie den Barbaren einfach wieder zu Boden, wo er bewusstlos liegen blieb.

»Komm zu mir!«, rief Pecarri, und hoffte, dass er wenigstens einen Schlag aushalten würde. Gleichzeitig schlug er mit seiner Donnerlanze zu. Die Rüstung schenkte ihm jetzt tatsächlich ihre Aufmerksamkeit, als Kaurophon wieder an ihrer Magieresitenz scheiterte.

Thamior hatte den Heilstab herausgeholt und schlug ihn gegen Boras’ Schädel. Die schlimmsten Wunden schlossen sich. Dafür öffnete Boras erneut die Augen. Seine Hände schlossen sich um seine Axt. Er wusste wieder, wie man harte Schläge verabreichte.

Die Rüstung stieß Dirim zur Seite und marschierte auf Pecarri zu. Dirim nutzte die Gelegenheit zu einem Angriff, der allerdings kaum mehr als Funken verursachte. Anders Boras. Mit aller Kraft, die er noch zur Verfügung hatte, holte der Barbar aus und schlug zu. Die Axt teilte die Rüstung, und endlich, endlich stürzte auch sie, um reglos liegen zu bleiben.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 09. April 2006, 16:01:00
Der Prupurwurm konnte mit 5ft. Bewegung einen Pfeiler umstürzen (allerdings nicht, wenn er gleichzeitig angriff), der dann mit +10 und 4w6 SP angriff (wie eine Falle CR 4).

SRD-Links:
Shadow (CR 3) (http://www.d20srd.org/srd/monsters/shadow.htm)
Succubus (CR 7) (http://www.d20srd.org/srd/monsters/demon.htm#succubus)

Stats:
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Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 11. April 2006, 08:36:27
Wie, immer noch keine Meinungen? Der Kampf war richtig hart, hat aber Spaß gemacht. So langsam geht aber die Taktik "Dirim steckt ein, damit die anderen überleben" den Bach runter, befürchte ich. Na ja, mal sehen, wie wir das Problem lösen werden.

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: dude am 11. April 2006, 10:34:19
Ich bin ja immer beeindruckt wie dieses Gruppe solche Herausforderungen besteht. Hätten wir gespielt wären wir schon des öfgteren in die ewigen Jagdgründe eingetreten....
Meine Verehrung!  :D
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 11. April 2006, 11:50:14
Zitat von: "dude"
Ich bin ja immer beeindruckt wie dieses Gruppe solche Herausforderungen besteht. Hätten wir gespielt wären wir schon des öfgteren in die ewigen Jagdgründe eingetreten....
Meine Verehrung!  :D

Wobei ich bis auf den Kampf gegen den Purpurwurm der Meinung bin, dass wir meist eher unvorbereitet in die Kämpfe gehen.

Und durch die Action Points haben wir immer ein paar Reserven. (Wir benutzen die AP-Regeln aus Eberron.) Dann die Attribute - siehe Berandors Weisen Rat -, die ja ziemlich gut sind...

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: dude am 11. April 2006, 12:26:51
Schmälere doch nicht eure Leistungen!! :roll:

Ist die AP-Regelung von Eberron eigentlich die gleiche wie in Gamma World? Oder geht diese Frage zu weit?

Dude
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 11. April 2006, 12:37:39
Zitat von: "dude"
Schmälere doch nicht eure Leistungen!! :roll:

Ist die AP-Regelung von Eberron eigentlich die gleiche wie in Gamma World? Oder geht diese Frage zu weit?

Dude

Nun, ich kenne die GammaWorld-Regelung nicht. Die Eberron-Regeln werde ich natürlich nicht posten...

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: dude am 11. April 2006, 13:52:09
Ich geh mal davon aus das dem so ist. Werd mal überlegen das ganze auch einzuführen.
Wie weit hinkt die SH eigentlich den tatsächlichen Geschehnissen in eurer Gruppe hinterher?
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 11. April 2006, 13:56:41
Zitat von: "dude"
Wie weit hinkt die SH eigentlich den tatsächlichen Geschehnissen in eurer Gruppe hinterher?

Ich denke, es fehlt noch ein Eintrag, dann sind wir synchron. Vom letzten Spielabend sind ca. 2/3 erzählt. Nächster Termin ist Samstag nach Ostern.

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 11. April 2006, 16:19:59
Ja, noch ein Beitrag mit Auftritt des Gast-NSC. Dann kommt ein Zwischenspiel.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Boïndil am 11. April 2006, 17:06:52
Zitat
Ja, noch ein Beitrag mit Auftritt des Gast-NSC. Dann kommt ein Zwischenspiel.

Der hoffentlich bald kommt.
*lechtz nach mehr*
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 11. April 2006, 18:09:04
Zitat von: "Boïndil"
Zitat
Ja, noch ein Beitrag mit Auftritt des Gast-NSC. Dann kommt ein Zwischenspiel.

Derhoffentlich bald kommt.
*lechtz nach mehr*

Zustimmung. Was waren bis hierhin cool und gut!

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 11. April 2006, 20:42:04
Die Prüfung der Einsicht

Die zweite Rüstung war kaum besiegt, als eine wunderliche Veränderung durch die Kathedrale ging. Mit einem Mal waren alle Trümmer fort. Die Luft war voller Federn, die schwerelos umhertanzten. An den Wänden hingen Bilder und Wandbehänge mit Naturszenen und friedlichen Feiern. Mehrere dauerhafte fackeln hingen an der Wand und verströmten warmes Licht. Durch die Fenster der Kirche sah man weite, rollende Hügellandschaften im goldenen Licht der Herbstsonne. Ein leichter Wind zog durch die Halle, nach Kräutern durftend.

Genauso schnell, wie die Veränderung kam, war sie wieder vorbei. Die Trümmer kehrten zurück, und das rote Licht von Occipitus verdrängte den Fackelschein.

»Was war denn das?«, staunte Dirim.

»Die Kathedrale erinnert sich«, sagte Kaurophon. »Das passiert immer wieder.«

»Also hat es nichts mit diesen Kerlen zu tun?« Thamior deutete auf die Rüstungen.

»Nein. Aber es zeigt, dass der celestische Teil der Ebene noch nicht verloren ist.«

-

Die Kettenbrecher untersuchten zunächst die Seitenräume, um dann, vor dem Abstieg zur ersten Prüfung, erst einmal zu rasten. Die Kathedrale schien der bei weitem sicherste Ort auf der Ebene zu sein, und das wollte genutzt werden.

Der erste Raum war voller Trümmer; mit Mühe konnte man erkennen, dass es sich einst um eine Meditationskammer gehandelt hatte, aber außer Schund und Schutt war hier nicht mehr viel zu finden. Die Kettenbrecher durchwühlten die haufen dennoch und stießen auf ein paar interessante Gegenstände wie z.B. eine Harfe aus Elfenbein, deren Saiten goldgeschmiedet waren, oder auch ein Ebenholzamulett, auf dem ein Blitzstrahl zu sehen war.

Der andere Raum führte in die Bibliothek, was man nicht nur an den leeren Regalen oder den herum liegenden Pergamentfetzen, sondern vor allem an den gut zweihundert Büchern erkennen konnte, die träge durch die Luft glitten und dabei ihren Einband als Schwingen benutzten.

»Das ist doch mal was für den Kobold«, sagte Pecarri.

Er streckte die Hand aus. Im selben Moment drehten sich drei Bücher zu ihm um und verharrten in der Luft. Es schien, als fixierten ihn die Bücher. Dann setzten sie zum Sturzflug an. Zwei der Bücher sausten am Magier vorbei, krachten zu Boden, und blieben mit gebrochenem Rücken liegen. Das dritte Buch traf Pecarri in die Brust. Es gab eine kleine Stichflamme, und Pecarri stolperte zurück.

»Autsch!«

Die nächsten Bücher wandten sich ihm zu. Pecarri griff eines der beiden Bücher am Boden – das, welches wertvoller aussah – und hastete aus der Tür, die er hinter sich zuschlug.

»Bücher greifen einen Magier an«, witzelte Dirim. »Irgendwie gemein.«

Boras nickte. »Ich weiß schon, warum ich nicht lesen kann. Viel zu gefährlich.«

Pecarri dampfte aus seinen Nüstern und betrachtete sein Buch genauer. »Das Buch der sieben Lieder«, las er. Es hatte einen Einband aus Gold, mit Knochentäfelchen verziert, und beinhaltete althergebrachte Gesänge und Liturgien für gutgesinnte Gottesdienste. Wahrlich ein kleiner Schatz.

Nachdem die Kathedrale nun so weit durchsucht und die offensichtlichsten Gefahren beseitigt, legten die Kettenbrecher sich zur Ruhe und hofften auf eine friedliche Nacht. Sie wurden nicht enttäuscht.

-

Die Treppe hinter der Graz’zt-Statue führte ins Dunkel hinab. Noch während Boras sich mit seiner Blendlampe abmühte, erkannte Dirim, dass der Abstieg keinesfalls von denselben Händen geschaffen worden war, die auch die Kathedrale errichtet hatten. Kurz darauf endete die Gesteinsschicht um sie herum und machte der gräulichen Haut Platz, und dann standen die Kettenbrecher auch schon in einem Raum.

Der Raum war durch Fackeln erhellt und roch stark nach Pech und Schwefel. An einem schweren Eichentisch saß, oder ob seiner Größe besser kauerte ein massiger Dämon. Er hatte rote, knorplige Haut, schwarze Hörner, und in seinen Augen lag das Feuer der Hölle. Anstelle von Füßen besaß er Pferdehufe, und ein Hitzeflimmern lag um seine muskulöse Gestalt. In seinen Pranken hielt der Dämon ein Buch, das er aber zur Seite legte, als er der Neuankömmlinge gewahr wurde.

Der Dämon erhob sich zu einer Größe von gut drei Schritt, und mit donnernder Stimme, in der ein Knistern zu liegen schien, begrüßte er die Kettenbrecher:

»Endlich kommt mal jemand! Dieser Schund vertreibt zwar die Zeit, aber mehr auch nicht.«

Er wies auf das Buch. Es war von Dan Brun, und der Titel lautete ›Der Volo-Kode‹.

»Ich meine natürlich: Willkommen, Anwärter, im Namen von Adimarchus, dem großen und mächtigen Herrscher über Occipitus. Ich bin der Dude, sein ergebener Diener. Seid ihr hier, so liegt Occipitus brach. Ohne starke Hand, die seine Geschicke leitet. Glaubt ihr, dass ihr würdig seid, Adimarchus auf den Thron zu folgen, so tretet durch diese Tür und besteht die Prüfung der Einsicht.«

Seine Pranke wies auf eine Tür, die kurz zuvor noch nicht sichtbar gewesen war.

»Dahinter liegen zwei Räume, und zwei Feinde. Ihr findet dort den Avoral Halalia, und den Bebilith Thathnak. Der Avoral ist gefesselt, der Bebilith nicht. Beide wollen euer Leben. Tötet einen und lasst den anderen frei, dann tretet durch die letzte Tür auf die andere Seite. Ich erwarte euch dort. Wählt weise.«

Schließlich fixierte der Dude noch Kaurophon.

»Ich kenn dich doch! Zweiter Versuch, wie?«

Kaurophon lächelte gequält. »Wir sollten gehen.«

»Welcher der Gegner kommt denn zuerst?«, fragte Pecarri.

»Ganz, wie ihr wollt.«

Die Kettenbrecher sahen sich an.

»Der Avoral«, sagte Dirim.

Der Dude nickte. Boras öffnete die Tür; dahinter lag ein kurzer Gang mit einer weiteren Tür. Boras betrat den Gang. Thamior folgte ihm, ebenso Pecarri. Dirim zeigte auf Thargad.

»Ich bringe ihn mit.«

Dirim trat in den gang. Schließlich fehlte nur noch Kaurophon. Der Hexenmeister leckte sich die Lippen und trat zögerlich an die Schwelle. Selbst der Dude schien gespannt, was passieren würde. Kaurophon trat zögerlich einen weiteren Schritt vor – und prallte vor eine Wand wie ein nicht eingeladener Vampir. Kaurophons Miene entgleiste, seine Schultern sackten herab. Der Dude lachte schallend.

»Den bringe ich auch mit. Geht nur!«

Der Dämon schloss die Türe hinter den Kettenbrechern, und Boras öffnete die am anderen Ende des Ganges. Die Prüfung der Einsicht hatte begonnen.

-

Hunderte von kleinen, winzigen Vogelkäfigen hingen von der Decke, alle mit nur einer Feder gefüllt. Den Kettenbrechern gegenüber stand ein menschengroßer Käfig auf dem Boden, und darin kauerte eine jämmerliche Gestalt. Der Avoral war nicht ausgezehrt, denn seine Art benötigte keine Nahrung, aber seine Armflügel waren schmutzig und matt, seine Krallenfüße abgewetzt und rau, und sein Schnabelgesicht verriet, dass der Insasse dieses goldenen Käfigs schon lange keine Hoffnung mehr auf Rettung hatte.

»Aa-lia Ei-Na’a Julej?«

»Wie bitte?« Dirim sah sich um, doch keiner der Anwesenden hatte die Frage verstanden. Wenn es denn eine Frage gewesen war.

Der Avoral wechselte in die Gemeinsprache. »Wenn ihr glaubt, mich einfach umbringen zu können, liegt ihr falsch. Ich hänge nicht am Leben, aber der Weg auf den Thron ist steinig.«

»Moment Mal«, bat Dirim. »Wieso sollten wir dich umbringen?«

Der Avoral spottete: »Ist das nicht eure Aufgabe?«

»Nein«, sagte Helion. »Wir sollen dich befreien.«

»Befreien?« Ein zweifelnder Ton lag in seiner Stimme. Er betrachtete die Kettenbrecher erneut. »Du trägst das Wappen Tyrs«, sagte er zu Dirim, »und du magst zu einer niederen Rasse gehören, aber dein Geist ist der reinste unter euch.«

Boras betrachtete den Käfig etwas genauer. Er hatte eine Tür und schien nicht verschlossen.

»Bist du überhaupt gefangen?«

Der Avoral kniff die Augen zusammen. »Der große Adimarchus hielt es für amüsant, mich in einem offenen Käfig zu fesseln. Ich sitze hier so fest wie in den stärksten Ketten.«

»Und wenn wir die Tür öffnen?«, schlug Thamior vor.

»Könnte ich gehen.«

»Kommst du dann hier weg?«, fragte Dirim.

Der Engel legte den Kopf schief und zögerte. Schließlich sagte er: »Nein.«

»Was hast du vor?«, wollte Helion von Dirim wissen.

»Ich habe eine Idee.« Der Zwerg ging bis an den Käfig heran. »Was würdest du sagen, wenn ich dich nach Hause schaffen könnte?«

»Nach... Elysium?« Der Blick des Avorals flackerte. »Könnt ihr... nein! Das ist ein Trick! Ihr wollt mich vernichten, ich weiß es!« Er konzentrierte sich, und Energie sammelte sich um ihn herum.

»So warte doch!«, rief Dirim. »Bei Tyr, wir wollen dich nicht töten. und wenn ich lüge, so soll er mir Hand und Auge nehmen!«

Der Avoral wankte und stützte sich auf ein Knie. Die Energie um ihn herum verpuffte. Er blickte zu Boden; seine Schultern hoben und senkten sich zuckend. Er schluchzte.

»Kann es wahr sein?« Der Engel blickte auf. In seiner Stimme lag ein Sehnen, in seinen Augen ein Flehen, das schon vergessen gewesen. »Ich kehre heim?«

»So Tyr es will.«

Der Avoral erhob sich. Er sah jedem Kettenbrecher einzeln in die Augen, dann verneigte er sich. »Ich kenne Euch nun. Seid gewiss, wenn ich nach Hause komme, werden Euch viele kennen lernen. Wenn ihr nach Elysium kommt, findet ihr mich bei den silbernen Wipfeln. Wenn ihr Hilfe benötigt, so ruft mich. Mein Name ist Halalia, und ihr habt mein Leben gerettet.«

Dirim ließ einen Moment verstreichen, dann fragte er: »Bereit?«

Der Avoral breitete die Arme aus; seine Schwingen stießen gegen die Käfigwände. Er lächelte, und nickte. Dirim hielt sein heiliges Symbol empor.

»In Tyrs Namen verbanne ich dich von dieser Ebene und schicke dich dorthin zurück, wo du hergekommen!«

Es blitzte, dann war Halalia verschwunden.

»Gut gemacht, Dirim«, lobte Thamior.

»Ich hoffe nur, es geht alles gut«, antwortete der Zwerg.

»Du hoffst?«

»Na ja... manchmal geht der Zauber schief, und der Verbannte kehrt nicht nach Hause zurück.«

»Sondern wohin?«

Der Zwerg zuckte mit den Schultern.

Boras ebenfalls. »Hauptsache weg, oder?«

Darauf gab es nun wirklich nichts mehr zu sagen, und darum gingen die Kettenbrecher weiter bis zur nächsten Tür.

»So, bevor wir reingehen: Was wissen wir über Bebilithen?«

Helion zählte auf: Es waren Spinnendämonen, sie konnten Netze verschießen, ihr Biss durchstieß selbst härteste Rüstungen, und ihr Gift war sehr tödlich. Allerdings hatten sie kaum Resistenzen oder Immunitäten.

»Also immer feste druff?«, fragte der Barbar.

»So ist es«, stimmte der Kobold zu.

»Das ist gut. Das kann ich.«

Die Kettenbrecher wirkten noch schnell einige Zauber, und dann stieß Boras die Tür auf.

-

Thathnak knurrte. Geifer und Gift rann seine Kiefer entlang und tropfte auf die rostigen Spitzen auf dem Boden. Thathnak knurrte und tropfte den ganzen Tag, jeden Tag, seit Adimarchus in gefangen und zu diesem Frondienst überredet hatte. Thathnak hockte an der Decke und erinnerte sich an seine letzte Beute; es war zu lange her, doch schon ein Tag wäre zu lange für einen Jäger wie Thathnak.

Die letzte Beute hatte aus drei Menschlingen bestanden; sie hatten schwarze Haut und spitze Ohren gehabt und nannten sich Drow. Thathnak kannte ihresgleichen. Die Drow hatten Thathnak Versprechungen gemacht, hatten ihm die Freiheit versprochen und ihn ehrfürchtig angesehen, selbst als Thathnak der ersten ihre Lebenssäfte ausgesaugt hatte. Es war unwürdige Beute gewesen.

Thathnak hockte an der Decke und starrte auf die Brücken unter ihm. Es waren schmale Brücken, kaum gehalten von Thathnaks starkem Netz, schmal und unsicher für Menschlinge und ihresgleichen, doch für Thathnak waren sie mehr. Ihre Muster waren gleichsam Beschwörung wie Ausdruck seines Zorns, ein stilles Versprechen an Adimarchus.

Thathnak knurrte. Seinesgleichen, eingesperrt! Thathnak hätte jeden getötet, der auch nur an so etwas gedacht hätte, und nun hockte er hier, in dieser dunklen Halle, nur damit beschäftigt, die Brücken ab- und wieder aufzubauen, und auf Beute zu hoffen und darauf, sich endlich befreien zu können, endlich wieder jagen zu können. Thathnak dachte an den Tod. Er könnte sich einfach fallen lassen; die Spitzen würden ihn nicht aufspießen, dazu war sein prächtiger Körper zu mächtig, aber er könnte wieder zur Decke klettern, und sich erneut fallen lassen, und erneut... es war ganz leicht.

Nein! Thathnak würde sich nicht aufgeben wie ein Tanar’ri. Er war Bebilith. Er war es nicht, der Thathnak gefangen hatte. Er würde nicht büßen, sondern Rache üben.
Die Türe zu Thathnaks Reich öffnete sich. Beute! Thathnak würde die Beute lehren, in sein Reich zu kommen! Er würde sie lehren, seinesgleichen gefangen zu nehmen! Hunger und Lust ließen seinen Speichel fließen, der giftgetränkt zu Boden tropfte. Thathnak setzte zum Sprung an. Thathnak knurrte.

Feuer explodierte um ihn herum, und noch bevor der sengende Schmerz verschwunden war, spürte Thathnak Nadeln in seinen Leib fahren, große, spitze Nadeln – Pfeile! Thathnak ließ sich auf die Brücken fallen und präsentierte seinen prachtvollen Körper, auf dass die Menschlinge vor Furcht erzitterten.

Stattdessen wieder Flammen, die über seinen Leib tanzten. Wieder Nadelstiche. Thathnak knurrte und hastete vor. Seine Kiefer mahlten und woben in Windeseile. Thathnak ruckte mit dem Kopf, und der kleinste Menschling wurde von seinem Netz gepackt und gefesselt. Thathnak knurrte lustvoll. Er tänzelte weiter vor, in Reichweite seines tödlichen Bisses. Vorfreude erfüllte ihn.

Ein Menschling kam ihm entgegen, der größte. Im Gehen nahm er eine Axt in die Hand, ein Spielzeug im Vergleich zu Thathnaks Macht und Zorn. Thathnak knurrte belustigt. Der Menschling knurrte zurück. Er hob die Axt zum Schlag und–

Frieden. Freiheit.

Tod.

-

»Wars das schon?«, fragte Boras verwundert und zog seine Axt aus dem Schädel des Dämonen. »Ging ziemlich schnell.«

»Stimmt.« Sagte Dirim etwas enttäuscht. »Ich habe extra um ein Giftheilungswunder gebeten, und jetzt...«

»Wenigstens habe ich kaum Pfeile verbraucht«, meine Thamior. »Ich habe nämlich gerade mal noch gut ein Dutzend.«

»Das ist ja alles gut und schön«, sagte Helion. »Aber könnte mich jemand vielleicht endlich aus dem Netz befreien?«

-

Dauerhafte Fackeln brannten im nächsten Raum. Die Wände zeigten Schlachszenen; immer war ein Engel mit metallischen Flügeln im Kampf gegen Dämonen oder Teufel zu sehen. Dort, wo Wände auf die Decke trafen, zog sich ein Schriftzug um den ganzen Raum herum. Er war in der Sprache des Abgrunds geschrieben.

»Kenne deinen Schöpfer«, las Helion.

In der Mitte des Raumes führten Stufen zu einem Podest. Auf dem Podest lag eine große Laterne an einer Kette und einem langen Griff, fast wie ein beleuchteter Streitflegel. Um das Podest zogen rot leuchtende Runen ihre Bahn.

Es ploppte, und der Dude stand im Raum. Neben ihm Kaurophon, der die Umgebung mit großen, fast gierigen Augen in sich aufnahm, und zu seinen Füßen der schlafende Thargad.

»Adimarchus spricht: Kümmere dich zuerst um deine Rivalen, die dir näher stehen, und dann um entfernte Feinde. Ihr habt Einsicht bewiesen und den ersten Teil der Prüfung bestanden. Nun wartet auf Euch die Prüfung der Ausdauer. Nehmt Euch die Laterne der Wegfindung und folgt ihrem Licht.«

Dirim kletterte die Treppe hoch. Vorsichtig griff er in die Runen hinein, die ihm keinen Schaden zufügten, und packte die Laterne. Als er sie aus dem Schutzkreis zog, fuhr ein heller Lichtstrahl aus der Laterne direkt auf eine zuvor unsichtbare Tür.

Der Dude hob eine Augenbraue an.

»Ich komme wieder.«

Und er verpuffte.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung d. Rauchenden Auges (14.04.!)
Beitrag von: Berandor am 11. April 2006, 20:53:25
Links:
Bebilith, CR 10 (http://www.d20srd.org/srd/monsters/demon.htm#bebilith)
Avoral, CR 9 (http://www.d20srd.org/srd/monsters/avoral.htm)

Stats:
Ich habe dieses Monster sogar komplett neu erschaffen – ich konnte nicht anders
Spoiler (Anzeigen)
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 11. April 2006, 20:56:50
Noch kurz eine Anekdote zum Spiel:

Als die Spieler beim Avoral waren, war mir natürlich das Problem bewusst, dass der Avoral kein Plane Shift o.ä. besitzt. Als Dirim dann auf Dismissal kam... super-Idee!

Wir haben nur noch nicht die 20% gewürfelt...
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Levold am 12. April 2006, 07:55:06
Zitat
Er wies auf das Buch. Es war von Dan Brun, und der Titel lautete ›Der Volo-Kode‹.


 :lol:
Sehr schön! Hätte aber schon gedacht, dass die Bebilith mehr Probleme macht. Die hatte jua gar keine Chance!
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 12. April 2006, 08:20:19
Ja, ich hatte mich auch schon gefreut. Aber das passiert eben, wenn man die Gegner in entsprechendem Abstand starten lässt.

Ich bin dennoch ziemlich gelassen. Es kommt ja noch das ein oder andere...
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 12. April 2006, 08:33:30
War es nicht auch so, dass Boras (mal wieder) einen kritischen Treffer im richtigen Moment verursachte? Ich erinnere mich nur dunkel an 103 Punkte Schaden und meine, dass der Bebilith die abbekommen hat.

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Zechi am 12. April 2006, 08:44:48
Zitat von: "dude"
Schmälere doch nicht eure Leistungen!! :roll:

Ist die AP-Regelung von Eberron eigentlich die gleiche wie in Gamma World? Oder geht diese Frage zu weit?

Dude


Du findest die Action Point Regelung hier (http://www.d20srd.org/srd/variant/adventuring/actionPoints.htm) (aus dem Unearthed Arcana. Diese ist zwar nicht völlig identisch mit der aus dem Eberron Kampagnen-Set, aber vom Grundprinzip ist sie gleich.

Ich kann auch nur empfehlen mit Action Points zu spielen.

Gruß Zechi
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 12. April 2006, 08:45:44
Ja, stimmt. Die 103 (105?) Punkte waren von Boras gegen den Bebilith. Du hast recht.

Zitat
»Also immer feste druff?«, fragte der Barbar.

»So ist es«, stimmte der Kobold zu.

»Das ist gut. Das kann ich.«


Zitat von: "Zechi"
Zitat von: "dude"
Schmälere doch nicht eure Leistungen!! :roll:

Ist die AP-Regelung von Eberron eigentlich die gleiche wie in Gamma World? Oder geht diese Frage zu weit?

Dude


Du findest die Action Point Regelung hier (http://www.d20srd.org/srd/variant/adventuring/actionPoints.htm) (aus dem Unearthed Arcana. Diese ist zwar nicht völlig identisch mit der aus dem Eberron Kampagnen-Set, aber vom Grundprinzip ist sie gleich.

Ich kann auch nur empfehlen mit Action Points zu spielen.

Gruß Zechi

Wir nutzen diese Regel ohne "Improving Feats" oder alle "Special Abilities" zwischen "Activate Class Ability" und "Stabilize",
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kai am 12. April 2006, 11:20:17
Den Dude finde ich ja klasse! Leider rutscht mir bei der Vorstellung immer wieder irgendwie ein Bademantel mit rein  :wink:

In meiner Runde könnte ich sowas leider nicht bringen. Das würde in allgemeines, heiteres Rumgewitzel enden ... *seufz*
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: dude am 12. April 2006, 12:53:05
@Berandor
Ich fühle mich geehrt!  :D Wollte immer schon ein Dämon sein, besonders ein derart verschlagener :P

Also die Bebilith war ja wirklich sowas von schnell dahingerafft... Glück muß man haben! Übrigens: Interessante Perspektive aus der du den Kampf geschildert hast *thumbsup*



@Zechi
Danke für den Link. Werd mal mit meinen Leuten reden ob wir das vielleicht einführen sollten.


derDude
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: shaz´narahd am 12. April 2006, 15:43:07
Ich erinnere mich noch recht gut an das zusammenrechnen des kritischen Treffers.

Wäre das nicht der Tod des Dings gewesen, hätte es doch sicher einen Zähigkeitswurf wegen massive damage machen müssen, oder?

shaz
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 12. April 2006, 15:54:49
Zitat von: "Kai"
Den Dude finde ich ja klasse! Leider rutscht mir bei der Vorstellung immer wieder irgendwie ein Bademantel mit rein  :wink:

In meiner Runde könnte ich sowas leider nicht bringen. Das würde in allgemeines, heiteres Rumgewitzel enden ... *seufz*


Wir waren da auch nicht besonders ernst... aber nach ein wenig Witzeleien ist sich besser ernst sein.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: meist3rbrau am 12. April 2006, 15:55:42
Zitat von: "Kai"
Den Dude finde ich ja klasse! Leider rutscht mir bei der Vorstellung immer wieder irgendwie ein Bademantel mit rein  :wink:


Hehe, Kenn ich, das Problem. Bei mir ist es ein Teppich, der die Wohnung erst so richtig gemütlich gemacht hat... :lol:
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Gilvart am 12. April 2006, 17:03:00
@ berandor
welche weiteren möglichkeiten hatten die spieler den prüfungsteil mit dem avoral zu bestehen? nehmen wir an dirim hätte den zauber nicht gehabt!
hätte es einen unterschied gemacht  zuerst den beblithen zu besuchen?
was wäre dann passiert und was wäre beim scheitern der prüfung passiert!
gebe es einen zweiten versuch?
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 12. April 2006, 17:11:29
Das ist das Schöne: Wir werden es nie erfahren! :D

Es wäre natürlich möglich gewesen, den Avoral nur aus seinem Käfig zu lassen. Dann wäre der eben auf die Suche nach einem Heimweg gegangen. Ansonsten habe ich mir wenig Gedanken gemacht, ob die SC womöglich den Bebilith laufen lassen – wenn sie natürlich zu Beginn den Avoral angegriffen und getötet hätten...

Sagen wir so: es wäre interessant geworden, aber wirklich überlegt hatte ich mir da nichts. Dann hätte ich improvisiert.

Nachtrag: Das nächste (aktuelle) Update bekommt ihr über Ostern. Arbeitstitel: "Die Schlacht von Redgorge"
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Gilvart am 12. April 2006, 21:52:11
uuuuuiiiiiihhhh das hört sich blutig an!
aber für wen?
ich tippe mal das maavu und seine leute noch ein paar asse im ärmel haben :)
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 14. April 2006, 13:52:48
Zwischenspiel: Der Reiter von Redgorge

Am frühen Morgen des zehnten Tages im Jahr des Kessels formierte sich die Stadtwache vor der Heimatschleuse – zumindest der menschliche Teil. Die Zeit drängte, auch weil die Bürger der Stadt mehr und mehr ihrem Unmut über die Ausgangssperre – genannt Nalavants Narretei – Ausdruck verliehen.

Terseon Skellerang hatte seine Leute auf drei Einheiten verteilt. Zwei Züge mit je zwanzig Mann bildeten die Infanterie, ein Kommando von zehn Soldaten fungierte als Bogenschützen. Ein weiterer Zug bestand aus Mitgliedern der MGA und einer Handvoll junger Helmkleriker mit Heilstäben. Terseon selbst und Lialee Wurzeldach, die Anführerin der MGA, waren die einzigen Personen zu Pferd; der Rest würde marschieren müssen.

Terseon nahm sein Jagdhorn vom Gürtel und blies hinein. Der helle Ton durchschnitt das morgendliche Zwielicht und eilte durch den Kessel, bis er an jedem der Stadttore vernommen war. Auf sein Kommando hin öffneten halborkische Wachtruppen alle vier Tore, und Nalavants Narretei war offiziell beendet.

Terseon Skellerang fühlte einen pelzigen Geschmack im Mund. Er spie aus und betrachtete den gelblichen Speichelfleck, den er am Boden hinterließ. Währenddessen versenkte sich das große Stadttor nahezu lautlos in der Erde. Es kam mit einem letzten Rumpeln zum Stehen. Terseon blickte sich noch einmal um und sah in die misstrauischen Gesichter einiger Bürger, die sich eingefunden hatten, und die schadenfrohen Fratzen der Söldner.

Er nickte Lialee Wurzeldach und den drei Zugführern zu, dann gab er den Befehl zum Aufbruch. Die Wachen verließen die Stadt.

-

»Vorwärts, tapfere Soldaten.« Die Worte rollten dem Beobachter von der Zunge. »Lasst euch von niemandem aufhalten. Überrennt die Rotschlucht und macht ihrem Namen alle Ehre. Und wenn ihr fertig seid, und Redgorge gefallen ist...«

Er legte seine Hände gegen die Fensterscheibe und lehnte sich vor.

»Dann habe ich, Daemonicus Grimm, Nabthatoron befreit, ohne einen Finger krumm zu machen. Vorwärts, tapfere Soldaten, tötet und sterbt.«


-

Am Abend des zehnten Hammer erreichte die Kompanie Redgorge. Die mächtigen Basaltmauern wirkten im Licht der Abendsonne, als wären sie mit Blut getränkt. Der Fluss davor war schwarz und undurchdringlich. Das Stadttor war geschlossen; auf dem Wehrgang über dem Tor standen mehrere Gestalten mit Bögen und Armbrüsten.

Terseon ließ die Kompanie eine Meile entfernt anhalten; auf diese Distanz war selbst einem Meisterschützen ein gezielter Schuss unmöglich, aber sie waren nahe genug, um rasch über die Brücke und am Tor zu sein. Er rief seine Sergeanten zu sich.

»Sie haben uns erwartet.«

»Kann nicht sagen, dass mich das überrascht«, sagte Skylar Krewis, einer der beiden Zugführer.

»Und jetzt?«, erkundigte sich Hylum, der Führer des anderen Zuges.

»Was immer wir tun, wir sollten es schnell tun«, sagte Gabby Fichtenhain. Die Halbelfe kommandierte die Bogenschützen. »Für meine Jungs wird es bald zu dunkel sein, um vernünftig zu feuern.« Gabby war die einzige Halbelfe in der Stadtwache.

»Wir sind den ganzen Tag marschiert«, überlegte Terseon. »Ich werde nicht angreifen, wenn ich nicht muss. Lialee?«

»Hauptmann?« Die Halblingsfrau war auf ihrem Pony sitzen geblieben und konnte so  den Anwesenden auf Augenhöhe begegnen.

»Wenn wir in der Frühe stürmen, bekommt ihr das Stadttor auf?«

»Die MGA ist mit entsprechenden Schriftrollen versorgt. Bringt einen von uns bis zum Tor, und es wird sich öffnen.«

»Gut. Dann möchte ich, dass ihr jetzt den Bewohnern Redgorges eine Nachricht   überbringt.« Terseon sah ihr in die Augen.

»Ich verstehe.«

Lialee Wurzeldach schüttelte ihre widerspenstigen Locken und lenkte ihr Pony ein Stück von der Versammlung weg. Währenddessen nahm sie eine Schriftrolle aus ihrer Satteltasche. Sie las die arkane Formel, und ein Feuerball explodierte direkt über der Stadtmauer. Man hörte die Schreie von Verwundeten.

Viele der Soldaten machten sich kampfbereit, andere sahen geschockt aus und blickten zwischen ihrem Hauptmann, Lialee und dem Stadttor hin und her. Terseon schritt eilig zu der Halblingsfrau.

»Was macht ihr denn da?« Nur mühsam zwang er seine Stimme zu einem Flüstern.
Lialee nickte hastig. »Es tut mir leid. Ich konnte den Feuerball nicht tiefer platzieren – die Basaltmauern verschlucken jegliche Magie. Und ich wollte den Zauber nicht zu hoch setzen. Anscheinend wollte ich zu genau sein.«

»So kann man es auch ausdrücken.«

Terseon drehte sich zu den Soldaten um und hob seine Stimme.

»Wir ziehen uns hinter den Hügel dort vorne zurück. Morgen früh greifen wir an.«

Die Männer und Frauen gehorchten ohne Murren, trotzdem wusste Terseon, dass er sich morgen höchstens auf die Hälfte würde verlassen können. Es musste reichen.

-

Als Skylar die Augen aufschlug, war die Sonne nur ein verwaschener Fleck hinter der Zeltwand. Er gähnte, kratzte sich über den Bauch. Er schlug den Schlafsack zurück und setzte sich auf. Gähnend schlüpfte er in die fischige Umarmung seiner Stiefel, die noch immer nach der gestrigen Reise rochen. Nur im Unterkleid stapfte er aus dem Zelt und hinter einen Busch, um sich zu erleichtern.

Hier draußen war die Sonne auch nicht heller. Der Tag begann neblig und still; nicht einmal ein Vogel war zu hören. Als er fertig war, erklomm Skylar den kleinen Hügel, hinter dem die Wachen Schutz gesucht hatten. Redgorge war durch den Dunst nur als großer Schatten zu erkennen. Er ließ seinen Blick über das Lager schweifen. Die Zelte lagen wie verlassen dar, nur aus dem Zelt des Hauptmanns drang schon (noch immer?) Rauch.

Skylar fröstelte. Er stieg wieder hinab und trabte zurück ins Zelt. Schlafgeruch empfing ihn. Schmatzend, gähnend und streckend kamen seine Kameraden langsam ins Land der Lebenden zurück. Skylar ging zu seinem Rucksack. Im Vorbeigehen stieß er Hylum an. Wie immer schnarchte der zweite Zugführer noch, anstatt seinen Leuten ein Vorbild zu sein. Hylum reagierte auf den Stupser mit einer Grimasse und drehte sich zur Seite, um weiterzuschlafen.

»Morgen.«

Gerold hatte sich gerade aufgesetzt. Anders als Skylar schlief Gerold in seiner Kleidung, weil ihm schnell kalt wurde.

Skylar nickte ihm zu. Er nahm sein Hemd vom Kleiderhaufen und zog es über, dann musste er wieder aus den Stiefeln raus und in seine klamme Hose rein. Im Zelt wurde es jetzt lebendiger, als sich mehr und mehr Wachleute bereit machten oder in die Büsche verschwanden.

»Was macht das Wetter?«, fragte Gerold, während er sich im Schritt kratzte.

»Beschissener Nebel. Gabby wird sich freuen.«

Skylar rollte seinen Schlafsack zusammen und band ihn an seinen Rucksack.

»Neblig genug, damit ich im Fluss ein Scheißbad nehmen kann?«

Skylar schnüffelte in Gerolds Richtung, dann zog er eine übertriebene Grimasse. »Leider nicht. Warte bis nachher.«

»Scheiße, was weiß ich, ob ich dann noch lebe? Ich will nicht in verpennten Klamotten sterben.«

»So ein Gerede will ich nicht hören.«

»Schon gut. Scheiße, ich muss mal.« Gerold stand auf und hastete aus dem Zelt.

Skylar fühlte sich entsetzlich müde. Er zwängte sich in seine Überhose aus beschlagenem Leder. Haken um Haken schloss er die entsprechende Lederweste um seinen Körper. Der Gefreite Fezzik legte ihm währenddessen die Beinschienen an. Er hielt den Brustpanzer so, dass Skylar hineinschlüpfen konnte. Während Fezzik die Schnallen fest zurrte, betrachtete Skylar den Panzer mit dem brennenden Auge darauf, dem Zeichen Cauldrons. Was taten sie hier? Ihre Aufgabe war es, die Stadt zu schützen. Jetzt überließen sie Cauldron irgendwelchen Söldnern und machten sich auf die Suche nach einem Händler, der nicht nur immer harmlos gewirkt hatte, sondern auch Tymora weiß wo sein konnte.

Skylar nickte Fezzik dankbar zu. Er schnallte sich sein Schwert um. Die übrigen Wachen machten, dass sie ebenfalls fertig wurden. Der Sergeant mochte es nicht, wenn sie trödelten. Er zog die Handschuhe an. Bald würde ihr Leder die einzige Distanz zwischen Skylar und dem Tod sein, den er nach Redgorge brachte. Als er den Helm über sein Gesicht stülpte, spürte er seine Zweifel weichen. Seine Wandlung von Skylar Krewis zum Sergeanten der Stadtwache war vollzogen. Er warf sich seinen Rucksack über die Schultern.

An Hylums Bett blieb er stehen.

»Verdammt, Sergeant, steht endlich auf!«, herrschte er.

Hylum grunzte. Er hob an, etwas zu sagen, wurde jedoch von einem Hustenanfall erschüttert. Sergeant Krewis wandte sich ab. Er schlüpfte mit geübter Leichtigkeit aus dem Eingang, ohne Schwert oder Gepäck in den überlappenden Zeltbahnen zu verfangen. Ein Trompetensignal hallte durch das Lager. Es wurde Zeit.

-

Daemonicus Grimm stellte sich neben die Seherin und blickte in das Wasserbecken hinab. Den Fall Redgorges wollte er sich auf keinen Fall entgehen lassen.

-

»Da tut sich was!«

Skylar reckte den Hals. Er stand bei seinem Zug, einige hundert Schritt entfernt von sowohl dem Hauptmann als auch den anderen Einheiten. Wenn Terseon Skellerang das Signal gab, würden seine Leute sich auffächern und vorrücken; Hylums Männer ebenso von der anderen Flanke. So wollten sie möglichen Magiern kein einfaches Ziel bieten. Gleichzeitig würden je zwei Angehörige der MGA unsichtbar mit dem Zug vorangehen, um die Stadttore zu öffnen. Die Bogenschützen schließlich näherten sich – ebenfalls unsichtbar – dem Flussufer, wo sie in loser Formation die Verteidiger auf der Stadtmauer in Schach halten sollten.

»Ich sehe nichts«, sagte Skylar. Er drehte sich zu Gerold um und sah ihn fragend an.

»Doch, irgendetwas geht da vor sich. Da ist ein dunkler Fleck, als ob... das Stadttor offen wäre.«

Skylar sah wieder nach Redgorge hin. Gerold hatte gute Augen, das wusste er. Und tatsächlich schien es so, als habe die Stadtmauer ihr Maul geöffnet. Durch den Nebel sah man nicht viel mehr als ein schwarzes Loch. Nein, halt! Da war doch noch etwas. Ein... Fleck, der sich auf sie zu bewegte.

»Ein Reiter!«, erkannte Gerold, und jetzt sah Skylar es auch.

Ein Hornsignal ertönte. Der Hauptmann rief.

»Wartet hier!«, befahl Skylar. Er hastete den Hügel hinauf.

-

»Was soll das denn jetzt?« Grimm packte den Arm der Seherin. »Näher ran!«

-

Schwer atmend erreichte Skylar den Hauptmann. Hylum und Gabby Fichtenhain folgten kurz darauf. Gemeinsam stellten sie sich vor Terseons Streitross, während Zauberer der MGA und gepanzerte Helmkleriker um sie alle herum Aufstellung bezogen.

Der Reiter näherte sich zügig. Sein Rappen war nachtschwarz, seine Kleidung wiesengrün. Er schien unbewaffnet, aber was hieß das schon? Skylar tastete nach seinem Schwert und konzentrierte sich darauf, magischen Angriffen zu widerstehen.

Das Pferd des Reiters verlangsamte in Trab. Der Reiter trug eine weite Mütze. Er saß aufrecht im Sattel, und er hielt zielstrebig auf den Hügel zu.

»Meine Jungs haben ihm im Visier«, sagte Gabby. »Gebt mir das Signal, und wir feuern ihn aus dem Sattel.«

»Noch nicht«, beschied Terseon Skellerang. «Ich will hören, was er zu sagen– Helms wachendes Auge!«

Auch Skylar entfuhr beinahe ein Fluch, allerdings kein so gepflegter, als er den Reiter erkannte.

-

»Cyrics pickeliges Arschgesicht!«, fluchte Grimm. Seine Finger gruben sich in den Arm der Seherin, dass sie aufschrie. Mit der anderen Hand schlug er ins Wasserbecken und beendete so den Zauber. Er stieß die Seherin zu Boden und stürmte hinaus.

»Das werden sie mir büßen!«


-

»Hauptmann Skellerang, seid gegrüßt.« Maavu nahm seine Mütze ab und hielt sie sich vor die Brust.

Terseon antwortete nicht.

»Spielt nicht den Überraschten, Hauptmann. Wegen mir seid Ihr doch hier, oder?«

Terseon sagte nichts.

»Na, seht Ihr.«

Maavu setzte sich die Mütze wieder auf. Er wendete sein Pferd in Richtung Cauldron.

»Wollen wir?«
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Levold am 14. April 2006, 16:11:22
Spannend! Und auch irgendwie schade.
Hatte ich mich doch schon auf eine Schlacht um Redgorge gefreut.
BTW: der Soldat namens Fezzik. Fezzik taucht auch, soweit ich mich entsinne, in der Brautprinzessin auf. Zufall? Oder muss ich mir jetzt einen riesigen Türken mit Händen wie Schaufelrädern vorstellen?  :wink:
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Thargad am 18. April 2006, 23:24:12
Gut, daß Maavu sich gestellt hat. Ansonsten hätte Thargad sich noch mal Gedanken  über einen Mann machen müssen, der nicht  nur ein kleines Massaker in Cauldron zu verantworten hat (wenn auch mehr oder weniger unbeabsichtigt), sondern auch Mitschuld an einem Blutbad in Rotschlucht trägt (in voller Absicht). Außerdem ginge der Verlust eines guten Teils der "echten" Stadtwache Cauldrons mit auf seine Kappe (die zugegeben momentan leider keinen Plan hat, was sie da tut). Was soll man von einem Mann halten, der Cauldron seiner Wache beraubt und es so noch schutzloser den finsteren Mächten überlässt?
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 21. April 2006, 17:33:09
meist3rbrau ist schuld!

Der Kesselflicker (http://www.p-pricken.de/pdf/zeitung.pdf)

(Link zu PDF, 63 kb)
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 21. April 2006, 18:43:45
Nett.

Scheint aber der Zeit vorzugreifen, und das macht mir Angst.

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Gilvart am 22. April 2006, 10:56:28
o la la das sind ja aufregende neuigkeiten :) *MEHR,VIEL MEHR!!!*
jetzt noch eine frage! maavu wird doch wegen der kleinen revolte angeklagt oder?
warum also ein gottesurteil? seine mitschuld ist doch erwiesen oder nicht?
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 22. April 2006, 11:21:27
Zitat von: "Gilvart"
o la la das sind ja aufregende neuigkeiten :) *MEHR,VIEL MEHR!!!*
jetzt noch eine frage! maavu wird doch wegen der kleinen revolte angeklagt oder?
warum also ein gottesurteil? seine mitschuld ist doch erwiesen oder nicht?


Ja, aber wie im Artikel anklingt, haben wohl die Händler Cauldrons gewissen wirtschaftlichen Druck ausgeübt, um einem sicheren Schuldspruch entegegn zu wirken :)

Außerdem ist die berufung auf ein Gottesurteil fast immer möglich – wir spielen ja nicht in Karlsruhe.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Gilvart am 22. April 2006, 12:57:30
"Außerdem ist die berufung auf ein Gottesurteil fast immer möglich – wir spielen ja nicht in Karlsruhe"

gut gesprochen berandor :)
oh ja ds wird ein spaß! aber es tut mir leid um den hauptmann der stadtwache! ist irgendwie ein feiner kerl! aber maavu wird schon jemanden finden der ihn unterstützt! hoffentlich keine dieser stinkigen sturmklingen!
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 23. April 2006, 15:17:27
Mal ne Frage:

Nehmen wir an, wir haben 5 Spieler, aber einer kommt später. Vorher sterben allerdings die anderen vier. Ist das ein TPK?

Für die Statistik, meine ich :)
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Zechi am 23. April 2006, 15:23:19
Zitat von: "Berandor"
Mal ne Frage:

Nehmen wir an, wir haben 5 Spieler, aber einer kommt später. Vorher sterben allerdings die anderen vier. Ist das ein TPK?


Nein, das ist ein vierfacher Mord :D

@Berandors Spieler
Spoiler (Anzeigen)


Wenn du aber meinst, dass wenn vier Spielercharaktere  von vier Spielern sterben, während ein fünfter Spieler und sein Spielercharakter fehlt, dann ist es kein TPK, es sei denn der fünfte SC war nicht mehr Teil der Abenteuergruppe.

So hat dieser ja die Chance die anderen wiederzubeleben. Was den TPK ausmacht ist das Ende der Kampagne oder zumindest dieser Gruppe :)

Gruß Zechi
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 23. April 2006, 15:56:42
Ah, okay. Shade... äh Schade.

:D
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: shaz´narahd am 23. April 2006, 16:46:08
Ich möchte anmerken, daß versteinert NICHT gleich tot ist - nur für die Statistik  :twisted:

shaz
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Gilvart am 23. April 2006, 18:48:22
mach keinen scheiß berandor! :)
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Milambar am 24. April 2006, 00:56:19
Hmmm haben die Kettenbrecher eigentlich Kinder?^^
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Zechi am 24. April 2006, 08:28:56
Zitat von: "shaz´narahd"
Ich möchte anmerken, daß versteinert NICHT gleich tot ist - nur für die Statistik  :twisted:

shaz


Ah, Abyssal Greater Basilisk !

Berandor sollte doch gewarnt gewesen sein :)

Bei mir hat es nur Kaurophon geschafft nicht zu versteinern :D

Gruß Zechi
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 24. April 2006, 08:30:51
Zitat von: "Zechi"

@Berandors Spieler
Spoiler (Anzeigen)

(...)
Gruß Zechi

Zu spät, waren schon da. Spieltermin war der 22.4. ...

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 24. April 2006, 18:51:09
Zitat von: "Zechi"
Zitat von: "shaz´narahd"
Ich möchte anmerken, daß versteinert NICHT gleich tot ist - nur für die Statistik  :twisted:

shaz


Ah, Abyssal Greater Basilisk !

Berandor sollte doch gewarnt gewesen sein :)

Bei mir hat es nur Kaurophon geschafft nicht zu versteinern :D

Gruß Zechi

Bei mir nicht :)
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: meist3rbrau am 25. April 2006, 23:43:17
By the way:

Ich muss nochmals betonen, daß nicht mir die Lorbeeren für die Artikelidee gebühren, sondern meinem Spieler.  Der Text war schließlich von mir nur minimal überarbeitet. Aber trotzdem Danke für die Credits, hehe!
 :grin:
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Gilvart am 29. April 2006, 12:05:49
3
wann sind die kettenbrecher wieder unterwegs??? :)
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 03. Mai 2006, 19:50:15
Ich habe total gehangen. Den nächsten Teil musste ich richtig rausquälen. Merkt man ihm wahrscheinlich an – schade. Andererseits muss ich den nicht überarbeiten – gut.

Dafür habe ich heute diesen und die nächsten zwei Updates fertig gemacht (auch wenn 1 Update ein Extra ist, das, wie Kylearan weiß, nix mit den Kettenbrechern zu tun hat).
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 03. Mai 2006, 20:19:55
Staub zu Staub

Als der Dieb sie anrief: »Lasst mich frei, denn ich bin reuig und werde den Rest meines Lebens nur Gutes tun!«, trennte Aleandra Dunessar die Hand des Diebes mit der Klinge ab. Und sie sprach: »Gehe hin und tue Gutes, denn deine Reue ist bezahlt.«
- Smaragdherz: Geschichten von Aleandra Dunessar, unbek. Verfasser, 1321 TZ
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»Guten Morgen, Langschläfer!«

Thargad blinzelte. Zwischen sich und dem roten Himmel – und wer wusste schon, was das wieder zu bedeuten hatte – schwebte Boras’ Kopf wie ein überreifer Kürbis. Der Barbar rieb sich den unrasierten Hals.

»Was Schönes geträumt?«

»Wo sind wir?«

Schnell wurde er ins Bild gesetzt und auch Kaurophon vorgestellt.

»Wir sind uns auch nicht ganz klar, warum der immer noch mitreist«, sagte Pecarri mit Blick auf den Hexenmeister. »Hoffentlich bereuen wir das nicht.«

»Traut ihr ihm?«

Dirim machte eine vage Geste mit der Hand. »Das Gericht tagt noch.«

»Jetzt bist du aber dran. Was ist passiert?«

»Keine Ahnung.« Thargad machte ein paar testende Schritte auf dem weichen Boden.

»Ich dachte, ich hätte eine Geheimtür gefunden. Dann stehe ich plötzlich in einem Wüstendorf, das völlig leer und verlassen ist. Und als ich weggehe, komme ich von der anderen Seite wieder drauf zu. Ein Krieger erscheint, halbnackt, nur mit einer Armbrust bewaffnet. Fordert mich zum Duell. Ich gewinne. Nichts passiert. Irgendwann lege ich mich schlafen und wache hier auf.«

»Ein Krieger?«

»Ja. Er schoss mit einer magischen Armbrust; hat mich zweimal getroffen. Tat verdammt weh. Müssen irgendwelche besonderen Bolzen gewesen sein. Ich habe sie eingesteckt, aber...« Thargad befühlte seinen Rucksack. »He, da sind sie ja.«

Er holte zwei Armbrustbolzen hervor, die schwarz leuchteten.

»Wie kann denn etwas schwarz leuchten?«, fragte Thamior. »Das geht doch gar nicht.«

»Sag das denen.«

-

Die Kettenbrecher waren etwa einen Tag unterwegs, als der Boden unter ihnen zu virbireren begann. Sie standen am Rand einer etwa dreißig Schritt durchmessenden Zitterzone – Kaurophons Bezeichnung. Es war nur eine einer Unzahl weiterer solcher Zonen, die sich auf ihrem Weg erstreckte. Nachdem selbst Dirim nur wackligen Schrittes durch eine solche Zone gekommen war, führte Thamior die Gruppe zwischen den Zonen hindurch.

Mit einem Mal flogen schmale Erdstreifen in die Höhe und enthüllten Gruben, in denen Wegelagerer gelauert hatten: vier menschengroße Wesen, über und über mit Säure bedeckt, und ein grauslig aussehender Troll, der sich Haken und Klingen in den Körper hatte wachsen lassen. Der Klingentroll stürmte vor, und die Säuremenschen torkelten schreiend hinterher.

Im folgenden Kampf hielten sich die Kettenbrecher zurück. Kaurophon konnte einige Flammenstrahlen abfeuern, aber ansonsten gibt es nicht viel zu berichten. Tatsächlich hätte ein entschiedeneres Einschreiten unserer Helden zu einem schnelleren Ende geführt; so decken wir besser den Mantel des Zeitraffers darüber. Der Troll wurde niedergestreckt, und seine Säuremenschen über ihm aufgehäuft. Letzten Endes wäre diese Begegnung gänzlich ohne Folgen geblieben, wenn da nicht...

»Mir ist schlecht.«

»Stell dich nicht so an.«

»Nein, ehrlich.«

Dirim klopfte Boras auf den Bauch und lauschte. »Es gurgelt gar nicht.«

»Sollte es denn gurgeln?«, fragte Pecarri.

»Schätze schon«, sagte Dirim. »Ich habe mich nie besonders eingehend mit dem menschlichen Körper beschäftigt.«

Boras war derweil grünlich angelaufen. »Der dumme Troll«, ächzte er.

»Habe ich etwas verpasst?«, erkundigte sich Thamior.

Boras rülpste. Sein Atem stank nach Verwesung.

»Ich dachte, ich bräuchte nie mehr essen.«

Pecarris Augen wurden groß. »Du hast doch nicht...«

»Nur ein kleines Stück«, beteuerte der Barbar. Er beugte sich vor und übergab sich. »Dirim! Mach, dass es aufhört.«

Dirim zuckte mit den Schultern. »Ich schätze, wir müssen warten, bis der Troll verdaut ist.«

Er tätschelte Boras Schulter. Die Kettenbrecher marschierten weiter, Boras im schleppenden Tau einige Schritt zurück.

»Nie mehr essen!« Thamior schüttelte den Kopf. »So eine Schnapsidee.«

-

Drei Tage später war Boras auf dem Weg der Besserung. Er hatte zum ersten Mal wieder richtig gegessen, und seine schlimmsten Vorstellungen von einem in seinem Bauch heranwachsenden Troll hatten sich nicht bewahrheitet. Trotzdem war er noch nicht wieder einsatzfähig, als sich die Umgebung abermals änderte.

Im Boden steckten mit einem Mal Bruchstücke und Splitter: hier eine zerbrochene Klinge, dort eine Pfeilspitze, anderswo das herrenlose Schulterstück einer Rüstung. Dann kamen Knochen hinzu, eingeschlagene Schädel und gesplitterte Ellen. Schließlich die Zysten: gelbliche Eier, mit schwarzer Nabelschnur an den Boden gebunden, bis zu drei Meter hoch.

Die Kettenbrecher standen vor einem riesigen Irrgarten, dessen Wände von unzähligen dieser Zysten gebildet wurden.

»Dies ist ein Schlachtfeld«, erklärte Kaurophon unnötigerweise. »Occipitus absorbiert alles; in den Zysten stecken besonders gute Gegenstände und Wesen.«

»Gegenstände?« Thargads Augen blitzten. »Sind die Zysten zerbrechlich?«

»Man kann sie zerschlagen«, gab der Hexenmeister zu. »Aber welche? Man kann ja in der Regel nicht viel sehen.«

Und tatsächlich: Sah man genauer hin, so wurde offenbar, dass die Zysten gefüllt waren. Umrisse, einzelne vor die Wände gepresste Gliedmaßen, aber keine für eine gezielte Suche nützlichen Details.

»Sieht aus, als müssen wir da rein«, kommentierte Dirim. Die Laterne der Wegführung wies stur geradeaus.

»Kannst du kämpfen?«, erkundigte sich Pecarri bei Boras.

Der schüttelte den Kopf. »Wenns sein muss.«

»Dann nimm du besser die Lampe.«

Die Kettenbrecher betraten das Feld der Zysten, dicht gefolgt von Kaurophon. Sogleich änderte sich das Licht der Lampe; ihr Strahl wies nun deutlich auf einen Punkt nur wenige Schritt vor Boras’ Füßen, nicht mehr nur die grobe Richtung, sondern einen klaren Pfad anzeigend, der sich bald hierhin, bald dorthin wand.

Die Prüfung der Ausdauer hatte begonnen.

-

»Man schwitzt nicht, man friert nicht, es wird weder hell noch dunkel, nur dieses verdammte Knistern.« Dirim blickte zum Himmel. »Wenn wenigstens Wind wehte.«

»So schlimm ist es auch nicht«, sagte Pecarri und fügte abrupt hinzu: »Was ist das denn?«

Seine Klauenfinger wiesen auf eine Zyste, in der es leuchtete. Die Kettenbrecher blieben stehen.

»Sieht aus wie ein Schwert«, sagte Thamior. »Da ist noch mehr drin, aber das Leuchten ist definitv ein Kurzschwert.«

»Ein Kurzschwert?«, fragte Thargad. »Lass mal–«

Es blitzte.

Die Kettenbrecher standen vor dem Feld der Zysten.

»–sehen? Was soll das denn jetzt?«

»Wir sind wieder am Anfang«, sagte Dirim.

Thargad verzog das Gesicht.

»Aber warum?«

»Die Prüfung der Ausdauer...«, murmelte Pecarri.

»Vielleicht dürfen wir nicht den Pfad verlassen«, mutmaßte Kaurophon, »oder müssen die Zysten in Ruhe lassen.«

»Kein Problem«, sagte Thamior. »Ich brauche kein Kurzschwert.«

»Machen wir also noch einen Versuch«, sagte Dirim schnell, bevor Thargads Blicke zu hinterhältigen Angriffen werden konnten.

Wieder führte die Laterne sie durch das Labyrinth. Wieder kamen sie an dem leuchtenden Schwert vorbei. Die Kettenbrecher marschierten einfach weiter. Es funktionierte, sie wurden nicht zurück geschickt. Weiter und weiter ging es die Zysten entlang, und wenn sie eine Stelle ein zweites Mal passierten, so fiel es keinem auf.

Nicht zum ersten Mal machte der Pfad eine Rechtskehre, zum ersten Mal aber sahen sich die Kettenbrecher nach dieser Kehre einem Wesen gegenüber. Es war eine achtbeinige Echse mit stacheligem Rückenkamm. Schwerfällig tappte die Echse auf sie zu.

Thargad spurtete los, setzte über eine Nabelschnur und war sogleich bei der Echse. Dirim folgte ihm, und Thamior machte seinen Bogen bereit. In diesem Moment geschahen drei Dinge, kurz darauf dann Nummer vier.

Eins: Das letzte kleine Stück Troll, das sich erfolgreich in Boras’ Magen versteckt hatte, suchte sich seinen Weg nach draußen. Boras lief grün an und übergab sich, unfähig, sich zu rühren.

Zwei: Pecarri erkannte, worum es sich bei dem Wesen handelte. Er hob eine Hand, um die Gruppe zu warnen.

Drei: Der Blick des Basilisken traf den des Elfen, und Thamior erwies sich als der schwächere der beiden. Bevor er den Mund öffnen konnte, um zu schreien, verwandelte sich sein Körper zu Stein.

»Seht ihn nicht direkt an!«, rief Pecarri.

Vier: Es blitzte, und Boras, Kaurophon und Pecarri standen am Anfang des Zystenfelds. Thamiors versteinerte Form war ebenfalls dabei. Dirim und Thargad nicht.

»Scheiße!«, fluchte Thargad und traf die Situation genau. Er hielt die Augen fest geschlossen, obwohl er nur wenige Schritt vom Basilisken entfernt stand. Er drehte sich um und stolperte blind davon. So ging es nicht. Vorsichtig öffnete er die Augen einen Spalt und hastete um eine Zyste herum. Dabei sah er aus den Augenwinkeln... und wurde zu Stein.

Dirim kramte blind in seiner Tasche. Irgendwo musste er doch sein – ja! Triumphierend holte er einen Silberspiegel hervor und hielt ihn dem Basilisken vors Gesicht.

»Nimm das!«

Hatte es gewirkt? Dirim lugte zwischen seiner Hand hervor. Hatte es nicht, der Basilisk war immer noch fleischlich. Dirim schluckte tapfer und wappnete sich. Dann traf ihn der Blick der Kreatur, und er wurde zu Stein.

»Wir müssen zu den anderen«, sagte Pecarri. »Boras, du bringst uns zum Basilisken, und dann kehrst du hierher zurück, falls die ebenfalls teleportiert werden.«

»Und wie mache ich das?«

»Was weiß ich, bleib einfach stehen.« Der Kobold machte seine Schriftrollen bereit. Er blickte zu Kaurophon.

»Bereit?«

Kaurophon fasste seinen Zauberstab fester. »Nein.«

»Aber–«

»Ich weiß. Gehen wir.«

Der Basilisk war nicht weit gegangen, sondern hatte gleich begonnen, sich über Dirim herzumachen. Glücklicherweise war Stein zwar nahrhaft, aber schwer zu kauen, deshalb war der Zwerg noch beinahe intakt, als sich die Kettenbrecher eine Position in einige Entfernung von dem Wesen suchten. Boras blieb etwas zurück, und kurz darauf verschwand er in einem Teleportblitz.

»Auf drei«, flüsterte Pecarri. Er zählte langsam ab.

Gleichzeitig traten Kaurophon und Pecarri hinter der Zyste hervor.

»Magisches Geschoss!«

»Electrocutio!«


Drei Magische Geschosse rasten in den Basilisken... lösten sich aber vor dem Aufprall auf. Helions Blitzstrahl war erfolgreicher und durchbrach die Zauberresistenz, erwischte den Basilisken aber nur an einer seiner Tatzen.

Kaurophon fluchte. »Das sieht nicht gut aus!«

Der Basilisk sah von seinem Mahl auf. Er schlenkerte auf die beiden Zauberwirker zu und kam dabei näher, als denen lieb war.

»Wir sind zu nah!«, rief Pecarri und sah zu Kaurophon hinüber.

Der Hexenmeister war zu Stein erstarrt.

»Azuth, hilf!«, flüsterte der Kobold. Ohne den Basilisken zu sehen, konnte er nicht zaubern. Also drehte er sich zu der Echse um und...

-

Boras wartete. Langsam ging es ihm wieder besser. Er wollte seine Axt in das Vieh treiben, aber er hatte gesehen, was mit Thamior geschehen war. Jeden Augenblick müssten seine Freunde kommen, siegreich natürlich.

Und wenn sie nicht kämen? Wenn die Laterne es war, die teleportierte? Dann säßen sie mitten im Labyrinth fest. Und sie würden sich nicht wegbewegen. Auf dem Weg, den die Laterne wies, konnte Boras sie schließlich finden.

Der Barbar hatte lange genug gewartet. Er packte die Laterne mit fester Hand und marschierte los.

-

Es blitzte, und Boras stand wieder am Anfang des Zystenfelds. Um ihn herum die steinernen Formen seiner Freunde Dirim, Thargad, Helion und Thamior. Sogar Kaurophons Statue war dabei.

Boras hatte den Basilisken angetroffen. Er hatte ihm in die Augen geblickt und erkannt, dass der Blick nicht so weit reichte, wie er entfernt war. Also hatte er den Basilisken von den Statuen fortgelockt. Boras war schnell genug gewesen, um immer ausreichend entfernt zu bleiben.

Dann hatte er nach und nach die Statuen geholt, indem er sich zu ihnen gestellt hatte und wartete, dass die Laterne sie zurück brachte.

So stand er am Anfang des Zystenfelds, und um ihn herum versteinerte Gefährten.
Boras ließ die Laterne fallen und lehnte sich auf seine Axt.

»Und jetzt?«
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Zechi am 03. Mai 2006, 20:43:59
Zitat von: "Berandor"

»Und jetzt?«


Deus Ex Machina :D

Gruß Zechi
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 03. Mai 2006, 20:46:42
Ayup! Einmal Maschinengott, kommt sofort.

:D
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Gilvart am 03. Mai 2006, 22:10:41
:o
oh tymora stehe ihnen bei!!!
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: dude am 03. Mai 2006, 23:15:41
da bin ich ja mal tatsächlich gespannt wie Kollege Boras (höchst magisch begabt) mit der Situation umgegangen ist!

Sehr Inspirierend... HIHI...
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kai am 04. Mai 2006, 11:19:55
Autsch!

... aber irgendwie kommt mir das mit dem Trollfleisch wage bekannt vor ... :D
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 04. Mai 2006, 11:23:26
Zitat von: "Gilvart"
:o
oh tymora stehe ihnen bei!!!

Jepp, der Spieltag fing so richtig besch... an. Aber wieso Tymora? Mit der haben wir doch gar nichts am Hut ;-)

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Citon am 04. Mai 2006, 13:33:11
Zitat
Jepp, der Spieltag fing so richtig besch... an. Aber wieso Tymora? Mit der haben wir doch gar nichts am Hut ;-)

Kylearan


Jetzt bin ich aber mal gespannt wie es weiter geht.
Zumindest besteht noch Hoffnung, und die stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Gilvart am 04. Mai 2006, 14:12:04
jetzt habt ihr tymora bitter nötig! :)
boras kann ja die klasse wechseln und tymora priester werden! :)
vieleicht hilfts :)
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Boïndil am 05. Mai 2006, 15:40:38
*freu* <- endlich gings weiter

Irgendwie ist wohl der falsche übergeblieben. Mal sehen wie sich diesmal aus dem Schlammasel befreien. Hoffentlich überleben sie es auch, sonst muss ih mir eine neue Storyhour suchen.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 05. Mai 2006, 16:21:17
Zitat von: "Boïndil"
Irgendwie ist wohl der falsche übergeblieben.

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Kylearan
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 05. Mai 2006, 21:48:08
So... der Moment ist gekommen – für das Extra.

Ich würde vorwarnen, aber ein "Parental Advisory" führte wohl nur dazu, dass doch alle lesen.

Zur Erinnerung:

Die Frau, die sich Phönix nannte, blickte entrückt ins Leere, während sie eine Fackel über ihren nackten Körper streichen ließ. Phönix war immer unbekleidet; wenn sie in den Kampf zog, verbrannte sie sich selbst so sehr, dass der Wundschorf zu einem Schutzpanzer wurde. In diesem Moment aber wollte sie sich wohl nur die Zeit vertreiben und ließ es bei Brandblasen bewenden.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 05. Mai 2006, 21:50:48
Extra: Phoenix

In ihrer ersten Erinnerung ist Chandra vier. Es ist kalt und windig. Sie versteckt ihre kleinen Finger im Schoß ihrer Mutter. Ihr ist langweilig. Es ist dunkel und früh, viel zu früh für sie. Sie muss gähnen. In diesem Moment zeigt sich die Sonne am Horizont, ein schmaler roter Streifen, als wolle Lathander sie beruhigen: Der Tag naht.

Chandra versteht nicht, was an dem großen Haufen vor ihr so besonders sein soll. Trockenes Gras und Nadelhölzer türmen sich vor ihr auf. Chandra hat das Gefühl, der Haufen reiche in den Himmel. Das ganze Dorf hat sich um den Haufen versammelt, sogar der alte Müller, der seine Mühle nie verlässt.

Ihre Mutter ist unruhig. Es ist nicht nur, dass ihr kalt ist, obwohl Chandra unter ihrem Rock die Gänsehaut fühlt. Die Unruhe ist anders, und Chandra spürt, dass auch die anderen Bürger ähnlich fühlen. Ohne es zu wollen, wird auch Chandra unruhig.

»Geht es jetzt bald los?«, fragt sie daher ihre Mutter.

Die schaut zu ihr herunter mit ihren großen, traurigen Augen, die so oft weinen seit Vaters Tod, und lächelt.

»Bald, mein Schatz.«

Chandra genügt diese Auskunft nicht, und sie zieht eine Schnute, obwohl sie nicht weiß, worauf sie eigentlich wartet.

Mit einem Mal wird es leise auf dem Feld. Die Bürger stellen ihre Gespräche ein, nur der Bürgermeister säuselt selig weiter, bis ihn seine Frau anstößt.

Ein Elf ist neben den Haufen getreten. Chandra sieht ihn zum ersten Mal. Später wird ihr jemand sagen, dass Silvanas Feuerstumpf ein Druide ist, der im nahen Wald haust. Jetzt bemerkt sie nur, dass ihre Mutter sich aufsetzt und Chandras Hände aus ihrem Schoß zieht. Andere Frauen stoßen einander an und flüstern sich zu. Aber Silvanas lassen sie nicht aus den Augen. Ihre Mutter streicht sich eine Strähne aus dem Haar. Chandras Hände werden kalt.

»Auril hat ihren Griff gelockert, und Chauntea drängt zurück ins Land.«

Der Elf hat eine dunkle, kröftige Stimme. Er spricht die Götternamen mit demselben komischen Akzent, den er schon zehn Jahr zuvor hatte, und den er auch zehn Jahre später noch benutzen wird, als ob er sich die Menschengötter niemals wirklich zu eigen machte.

»Und so sind wir hier zusammen gekommen, um ihren Segen zu erbitten und den kommenden Frühling willkommen zu heißen. Ein neues Jahr beginnt. Lassen wir das Feuer der Sonne leuchten, auf dass der Winter schmelze.«

Der Elf flüstert etwas, und seine Hand gebärt eine Flamme, größer als eine Kerze und kleiner als eine Fackel. Er reckt den Arm empor und zur aufgehenden Sonne hin.

»Das Gras ist grün.« Er wirft die Flammenkugel in den Haufen. Mit einem dumpfen Rauschen frisst sich das Feuer ins Heu. Eine weitere Kugel folgt, und noch eine. Jetzt lodert der Haufen. Heiße, gelbe Flammen recken sich in die Morgendämmerung. Bleicher Rauch wallt über das Feld, und einige besonders Kecke, die in Windrichtung standen, ergreifen die Flucht vor dem beißenden Qualm. Es knistert, und kleine Funkenfeen tanzen im Wind.

Hitze schwallt Chandra entgegen, hüllt sie ein, schützt sie vor dem kalten Frühjahrsmorgen. Ein sanfter Wind streicht ihr durchs Haar, lockt sie zum Feuer.

Die Kinder fangen an, kleine Äste und eigens angefertigte Kräuterbündel ins Feuer zu werfen. Es ist eine Mutprobe: Je näher sie sich ans Feuer wagen, desto mehr werden sie von ihren Freunden gefeiert. Chandras Mutter gibt ihr ein Bündel Kamillenblüten.

»Na los«, ermunter sie Chandra. »Wirf es ins Feuer.«

Chandra nähert sich dem Feuer Schritt für Schritt. Sie hat keine Furcht; sie möchte den Weg auskosten. Die Flammen schlagen nach den anderen Kindern, peitschen nach ihren Gesichtern. Aber nach Chandra schlagen sie nicht. Sie glaubt zu sehen, dass sich das Feuer ihr entgegen neigt, wie eine Verbeugung. Es ruft sie.

Chandra geht immer näher auf das Feuer zu. Die Härchen auf ihren Händen schmelzen in der Hitze. Ihre Augenbrauen sengen an. Chandra hält die Kamille wie einen Brautstrauß. Die Blüten werden langsam braun vor Hitze. Chandra hört jemanden schreien. Es ist ihre Mutter. Dann wird sie gepackt und fortgezerrt. Hände entreißen ihr die Kamille und schleudern sie achtlos ins Feuer. Die Hochzeit ist geplatzt. Chandra fühlt sich herumgewirbelt und blickt in die lodernden Augen von Silvanas Feuerstumpf. In diesem Moment weiß sie, dass sie ihn liebt.

»Dummer Mensch! Hast du denn keine Angst?«, schimpft Silvanas, doch seine Hände berühren die ihren sanft, fast zaghaft, und seine Augen sind nicht zornig. Etwas anderes liegt darin, etwas, das Chandra noch nicht versteht, aber unbedingt kennenlernen will.

»Nein«, antwortet sie ruhig. Ihre Mutter kommt, umschließt sie mit ihrem großen Körper, blickt sie mit nassen Augen an, tastet mit kalten Fingern über Chandras glühende Haut. Chandra möchte ihr sagen, dass es nicht weh tut, aber ihre Mutter würde sie nicht verstehen.

»Du bist entweder das dümmste Mädchen, das ich je getroffen habe«, sagt Silvanas leise und streichelt ihr über den Kopf, »oder das weiseste.«

Niemand würde sie verstehen. Außer Silvanas.

-

In ihrer schönsten Erinnerung ist Chandra sechzehn. Die Jungen des Dorfes machen ihr schöne Augen, so wie jedem anderen Mädchen. Aber Chandra lässt sich nicht auf ihre Schäkereien ein. Sie verzehrt sich nach Silvanas. Seit damals ist kaum eine Nacht vergangen, in dem sie nicht von ihm träumte, auch wenn die Natur der Träume sich mit der Zeit gewandelt hat.

An jenem speziellen Morgen ist Chandra besonders aufgeregt. Grüngras rückt näher, und damit das Feuer. Jedes Jahr wählt Silvanas eine Person aus, um mit ihm Feuerholz zu sammeln. Diesmal hat er sie erwählt.

Chandra trägt ihre Lieblingshose und ein braunes Lederwams, das sie nur  für  diesen Tag gekauft hat. Das Wams ist etwas eng, sodass sie zwar zeckmäßig, aber dennoch aufreizend gekleidet ist. Ihre Haare sind zu eng anliegenden Zöpfen geflochten.

Silvanas holt sie kurz nach Sonnenaufgang ab. Sie gehen in den Wald und sammeln Holz. Dabei versucht Chandra, möglichst im gleichen Takt wie der Elf zu sammeln, um ihm an der Sammelstelle nahe zu kommen. Eine unerklärliche Scheu hat sie ergriffen, die sie bei anderen Jungen und Männern nicht kennt, darum wagt sie es nicht, ihn direkt anzusprechen. Gleichzeitig spürt sie, dass sie es nicht muss. Silvanas weiß Bescheid. Er wusste es immer.

Es ist Abend. Sie haben viel Holz gesammelt. Bald wird sich Silvanas verabschieden, wenn Chandra nichts sagt. Sie nimmt ihren Mut zusammen und blickt ihm in die Augen. Ihr wird warm, obschon kein Feuer brennt.

»Es ist spät«, kommt Silvanas ihr zuvor. »Wir rasten im Wald, und morgen bringen wir das Holz ins Dorf.«

Er tritt an sie heran, packt sie fester, als er müsste.

»Das willst du doch, oder?« Er presst die Worte geradezu heraus.

Chandra schaudert, es läuft ihr kalt über den Rücken, doch sie sehnt sich dadurch nur noch mehr nach der Hitze, die nur Silvanas ihr geben kann.

Ohne Antwort küsst sie ihn. Sein Kopf weicht zurück, dann drückt er seinen Mund auf ihren, übernimmt die Kontrolle. Er packt sie noch fester, zieht sie auf den Boden, presst sein Gewicht auf ihres, bis er atemlos von ihr ablässt.

Chandra leckt sich die Lippen. Sie schmeckt ihn noch. Dennoch stimmt etwas nicht. Etwas ist falsch. Als er sie wieder küsst, beißt sie ihm in die Lippen.

»Spinnst du?« Er fährt hoch.

Sie leckt sein Blut, räkelt sich auf dem Boden.

Seine Wut verfliegt, er starrt sie nur an.

Chandra öffnet das Lederwams, Schnalle für Schnalle. Silvanas’ Augen lodern. Sein Mund ist dünner als die Klinge eines Stiletts. Chandra schält sich aus dem Wams. Sie öffnet ihre Hose. Silvanas starrt sie an. Er schließt die Augen, dann muss er sie wieder öffnen. Er kann nicht wegsehen.

»Was willst du eigentlich?«

Sie lacht. Als ob er das nicht wüsste.

Silvanas kniet sich über sie. Er bellt ein Wort. In seiner Hand liegt eine Flamme.

»Willst du das?« Speichel fliegt aus seinem Mund. Mit seiner freien hand drückt er sie nieder. Dann fährt er mit der Flamme über ihren Arm.

Chandra bäumt sich auf, wehrt sich gegen seinen Griff. Er ist stärker. Ihr Arm schreit, doch über ihre Lippen kommt kein Laut, und sie sieht nicht weg.

Silvanas nimmt die Flamme weg, aber er lässt sie nicht los. Sein Blick ist ein Leuchtfeuer.

Chandra fleht ihn an: »Mehr!«

-

Chandra erwacht in Silvanas’ Zelt. Ihr Körper schmerzt, aber er ist unversehrt. Seine Magie hat sie geheilt. Wo zuvor schwarze Haut von rotem Fleisch fiel, herrscht nun rosige Frische.

Silvanas tritt ein. Er sieht sie nicht an.

»Du warst ohnmächtig«, sagt er. »Tagelang. Morgen ist der Tag des Feuers. Ich bringe dich heim.«

»Ich bin daheim«, sagt Chandra.

»Hör auf, Kind. Du weißt nicht, was du redest.«

»Das ist es ja, Silvanas. Ich will nicht aufhören. Ich will nicht, dass du aufhörst.«

Silvanas blickt sie an, ungläubig. Hoffnungsvoll. »Nach all dem, was geschehen ist? Was ich... dir angetan habe?«

»Ich will mehr.«

Er schluckt. Sein Blick ist eine Kerze der Hoffnung. Dann schluckt er noch mal, und die Kerze erlischt.

»Nein.«

»Ich liebe dich«, sagt Chandra.

»Wie kannst du mich lieben? Du weißt nicht, was Liebe ist, und ich bin niemand, der Liebe verdient.«

»Und doch weiß ich, dass ich dich liebe. Lass es mich beweisen.«

Mit einem Mal ist das Feuer zurück in seinen Augen, aber es lodert wild, sturmumtost. Es ist ein gefährliches Feuer. Chandra schluckt, doch es gibt kein zurück.

»Also gut. Zeig mir, was Liebe ist.«

-

Er bringt sie zum Dorf. Es ist dunkel. Sie gehen auf die Lichtung ihrer ersten Erinnerung.

»Zieh dich aus«, befiehlt Silvanas. Chandra gehorcht nur zu gerne.

»Lege dich hin.«

Er rammt Pflöcke in den Boden und bindet sie daran fest. Er spricht einen Zauber über sie. Eine dünne Schicht bedeckt ihre Haut, doch sie weiß, dass die stärksten Flammen die Schicht durchbrechen werden.

»Hast du Angst?«

»Nein.«

Er legt Holz und Reisig über ihre Arme und Beine.

»Mehr«, bittet sie.

Er bedeckt ihren Körper. Nur der Kopf ist noch frei.

»Mehr.«

Er beugt sich über sie. Sein Blick ist Asche.

»Du darfst nicht schreien. Wenn du still bleibst, dann weiß ich, dass du mich liebst.«
Sie blickt ihn an, voller Vertrauen, und schweigt.

Er schichtet weiter Äste über sie, mehr und mehr, baut den Scheiterhaufen über ihr in die Höhe. Chandra zittert vor Ungeduld. Sie wird Silvanas zeigen, dass sie ihn liebt, und dann wird er sie zu sich nehmen. Ihr herz pocht bei dem Gedanken, was sie noch anstellen werden. Sie hat ihn noch nicht einmal in sich gehabt.

Endlich ist es soweit. Wie aus der Ferne hört sie die Stimme.

»Auril hat ihren Griff gelockert, und Chauntea drängt zurück ins Land.«

Der Elf hat eine dunkle, kröftige Stimme. Er spricht die Götternamen mit demselben komischen Akzent, den er schon zehn Jahr zuvor hatte, und den er auch zehn Jahre später noch benutzen wird, als ob er sich die Menschengötter niemals wirklich zu eigen machte.

»Und so sind wir hier zusammen gekommen, um ihren Segen zu erbitten und den kommenden Frühling willkommen zu heißen. Ein neues Jahr beginnt. Lassen wir das Feuer der Sonne leuchten, auf dass der Winter schmelze.«

Chandra lächelt. In ihrem Brennholzgefängnis versucht sie, sich den Flammen entgegen zu recken.

»Das Gras ist grün.«

Fast hätte sie geschrien, wenn auch nicht vor Schmerzen. Es zischt, als die erste Flammenkugel auf das Holz trifft. Chandra will mehr. Sie will alles. Sie wird es ihm beweisen. Ein lautes Prasseln füllt ihre Ohren, und erste Funken fallen auf ihre nackte Haut. Noch spürt sie nichts, aber bald wird sie es spüren. Sie wird es ihm beweisen.

Sie wird nicht schreien.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Serath am 06. Mai 2006, 20:14:24
Du hast eine kranke Phantasie.  :o

 :D
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 07. Mai 2006, 00:19:24
Zitat von: "Serath"
Du hast eine kranke Phantasie.  :o

 :D


Ich war im Emsland bei einem Osterfeuer.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Boïndil am 07. Mai 2006, 19:45:47
Zitat
Du hast eine kranke Phantasie. Surprised

Das habe ich auch gedacht. :D

Denoch finde ich sie gut, ist als Hintergrund mal was anderes als sonst.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 07. Mai 2006, 21:02:58
Und jetzt muss ich leider eines der "Geheimnisse" der Kampagne lüften... oder zumindest die Decke anheben.

Gefallen

Der Stein weiß nicht, warum der Meißel ihn spaltet; das Eisen weiß nicht, warum das Feuer es schmilzt. Wenn dein Leben gespalten und versengt wird, wenn Tod und Verzweiflung dich anspringen, klage nicht, noch verfluche Dein Schicksal. Danke den Göttern für die Prüfungen, die Dich formen werden.

Sprich nur, wenn du was zu sagen hast: die Weisheit des Schwarzen Opals, Zazesspur, 1359 TZ

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Occipitus, die verfluchte Ebene. Der Himmel rot von Flammenwolken, der Boden grau und aderig.

Weit von Tethyr entfernt saß ein großer Muskelberg neben seiner Axt und verzweifelte. Er hatte dunkles Haar und ein Gesicht, das durch den wilden Bartwuchs auch nicht weiter verunstaltet werden konnte. Der Grund seiner Verzweiflung: Er war allein.
Boras Breda war ursprünglich mit seinen Gefährten, den Kettenbrechern, nach Occipitus gekommen. Außerdem war ein Hexenmeister dabei gewesen, Kaurophon, ein Kerl mit Hörnern und gelben Augen. Jetzt waren sie alle versteinert.

Und das stellte Boras vor zwei Probleme. Er war allein in einer feindlichen Ebene, hatte eine Prüfung unternommen, die er ohne Hilfe wohl nur als Leiche abschließen würde, und er wollte seine Freunde zurück. Gleichzeitig aber hatte er keine Möglichkeit, von dieser feindlichen Ebene zu fliehen und nach Hause zurückzukehren.

Und schuld hatte nur ein Stück Trollfleisch.

Boras’ Magen grummelte. Ungefähr um diese Zeit hatte Dirim immer ein Tyrgebet gesprochen und Nahrung erschaffen. Boras hatte keine Vorräte mit, und der Boden war wahrscheinlich ebenso ungenießbar wie unfruchtbar.

Boras war kein religiöser Mensch. Er glaubte an die Kraft seiner Arme, an die Schärfe seiner Axt und daran, dass er – wenn er auch fiele – immer wieder aufstehen würde. Er wollte nicht den Basilisken suchen und sich seinem Schicksal ergeben. Er wollte nicht gefressen werden; er fraß. Und so tat er, was alle Menschen in so einer Situation tun: er betete.

-

Der Wolfsmann kam ungelegen.

»Was willst du?«, herrschte Reya ihn an. »Ich habe zu tun.«

»Mein Herr bringt dir eine Nachricht.«

Reya spannte ihre Flügel. »Na los. Aber schnell.«

Der Wolfsmann grinste.

»Die Nachricht lautet: die Kettenbrecher sind gescheitert.«

Reya wurde schwindlig. Nein. Das konnte – durfte nicht sein.

»Wie?«

Der Wolfsmann zuckte mit den Schultern.

»Sind sie tot? Alle?« Sie wollte gar nicht daran denken.

»Der Wolf lebt noch.«

Boras. »Was will dein Herr dann?«

Wieder zuckte der Wolf mit den Schultern.

»Mein Herr würde niemals in die Belange der Sterblichen eingreifen. Das Gleichgewicht und so. Du weißt schon.« Er bleckte die Zähne. »Aber vielleicht ist anderen das Gleichgewicht nicht ganz so wichtig...«

Reya presste die Lippen aufeinander. »Du gehst jetzt besser.«

Der Wolfsmann nickte und verschwand.

Reya konzentrierte sich und stieß einen mentalen Ruf aus. Ein Licht entstand vor ihr in der Luft.

»Leela«, grüßte sie den Laternenengel. »Kannst du mir einen Gefallen tun? Ich habe etwas zu erledigen...«

Nachdem sie ihre Aufgabe delegiert hatte, machte sich Reya als nächstes daran, herauszufinden, was geschehen war. Es musste auf Occipitus geschehen sein. Hatten sie ihre Warnung nicht beherzigt? Noch einmal spürte sie den Abschiedskuss auf ihren Lippen, roch den Duft, schmeckte die Liebe. ›Wenn ich zurück bin, gehen wir heim.‹ Sie hatte sich so darauf gefreut.

Nur, dass keiner der Schätze zurück gekommen war. Keiner. Es war eine chaotische Zeit, als die Götter auf Faerûn wandelten. Die Schätze Tethyrs waren und blieben verschollen. Dann waren die Kettenbrecher gekommen. Nachkommen der Schätze. Und die Dinge hatten begonnen, sich zu wiederholen. Und Reya hatte wieder zu hoffen gewagt. Die Kettenbrecher, das spürte sie, würden ihre Eltern finden – oder ihr Schicksal teilen. Beides könnte ihr helfen, die Schätze zu finden.

Aber noch nicht. Es war noch zu früh. Die Kettenbrecher mussten Occipitus überstehen. Schon jetzt standen sie Gefahren gegenüber, die Reya kaum bewältigen könnte. Sie waren ihre einzige Hoffnung. Reya konnte nicht für die Kettenbrecher kämpfen – aber sie entsteinern.

Der Wolfsmann hatte Recht gehabt. Es galt, das kosmische Gleichgewicht zu wahren. Sie durfte nicht eingreifen – theoretisch. Aber hier ging es um mehr. Hier ging es um ihre Liebe. Sie würde nur einen Weg finden müssen, ihr Eingreifen ins rechte Licht zu rücken. Und sie hatte da schon eine Idee...

-

Ein leiser Donner drang an seine Ohren. Boras sah auf. Der Himmel war unverändert, außer – da war ein Lichtpunkt. Nein, ein Lichtball. Eine Kugel. Größer und heller wurde das Licht, und Boras erkannte, dass es sich ihm näherte. Erst in niedriger Höhe zerstob das Licht, und Boras erkannte die geflügelte Kriegerin, den Engel Reya.

Reya landete sanft inmitten der Steinfiguren. Sie nickte ihm zu.

»Dann wollen wir mal sehen...«

Reya trat zu Dirim. Der Zwerg hielt immer noch den Silberspiegel vor sich ausgestreckt.

»Halte bitte deine Axt hier herüber«, bat sie Boras. Der tat, wie ihm geheißen.

Reya fuhr mit den Zeigefinger über die Schneide. Sie presste dagegen, bis goldenes Blut floss. Sie rieb mit dem Finger über Dirims Augen und Mund, schloss die Augen, und konzentrierte sich.

Binnen Sekunden zerfiel die oberste Steinschicht zu Staub, und darunter kam der Körper des Zwerges zum Vorschein. Nur die Augen und Lippen des Zwerges blieben versteinert.

»Dirim Gratur von Tyr«, sagte Reya. »Kehre zu deinen Freunden zurück. Doch wisse, dass das Geschenk des Lebens nicht leichtfertig gegeben wird. Komm zurück, und diene fortan dem Guten, oder gehe über in die Schattenwelt.«

Dirims Augen glühten. Seine Lippen füllten sich mit Blut.

»Dann komme ich lieber wieder zurück. Auch wenn ich den Himmel nicht leiden kann.«

Boras umarmte den Zwerg.

Reya wiederholte die Prozedur bei Thamior. Auch die Lippen des Elfen füllten sich mit Leben.

»Was solls. Dann eben für das Gute!«

Boras schüttelte ihm den Unterarm. »Willkommen zurück.«

Dirim hingegen wandte sich an Reya.

»Und jetzt Helion, bitte.«

Reya schüttelte den Kopf. »Er ist der einzige der Kettenbrecher, der schon für das Gute eintritt. Und Kaurophon gehört nicht zu euch. Nein, Dirim, ich kann noch einen von euch retten, und nur einer der drei muss gerettet werden.«

Sie ging zu Thargad und benetzte dessen Augen und Lippen mit Blut.

»Wenn er denn gerettet werden will«, murmelte Dirim.

Staub fiel von Thargads Körper ab, und Reya wiederholte ihren Spruch.

Thargads Augen blieben leer. Seine Lippen kalt und blass. Sein Körper fiel in sich zusammen.

»Er ist tot«, sagte Reya. »Vielleicht kommt er zurück, wenn ihr ihn ruft. Ich kann nichts für ihn tun. Seine Rettung liegt in anderen Händen.«

Sie wandte sich an die drei lebenden Kettenbrecher.

»Ihr habt gedacht, ihr könnt euch raushalten. Das könnt ihr nicht. Gefahren harren Eurer, und es wird Zeit, euch zu bekennen. Eure Wahl war erzwungen, natürlich. Aber es ist eine Wahl. Ihr seid frei, anders zu wählen, doch wehe die Konsequenzen. Für Euch–«

Der Boden erzitterte. Aus dem Himmel schoss eine Flammensäule und hüllte Reya vollständig ein.

»–und für mich.«

Der Geruch verbrannter Federn füllte die Luft. Die Flammensäule verschwand, und Reya mit ihr.

»So«, sagte Dirim. »Jetzt hole ich erst mal Helion und unseren weisen und ach so vertrauenswürdigen Führer zurück, und dann kümmern wir uns um Thargad.«

»Und dann«, fügte Boras hinzu, »gibt es endlich was zu essen.«

-

Thargad sah in den grauen Himmel hinauf. Hätte er sich anders entscheiden sollen? Hätte er wirklich dem Pfad des Guten folgen können, ohne an die Ideale und diesen ganzen Schmuh zu glauben? Lag eine gute Handlung in der Tat, oder in der Intention? Er war nicht gut, nicht mehr. Aber andererseits: Hätte er einen Engel belügen sollen, nur um weiterzuleben?

Ein Fußabdruck entstand vor ihm im Boden. Nein, kein Fuß, eine Hand. Ein Handschuh, und in dessen Mitte ein Auge. Thargad kniete nieder.

»Thargad. Wächter. Mörder. Deine Gefährten rufen dich. Willst du den Ruf erhören?«

»Meine Wacht ist noch nicht vorüber.«

»So vernehme den Preis deiner Rückkehr. Trage mein Zeichen, offen und erkennbar. Bestrafe alle, die sich an Cauldron vergehen, und hinterlasse mein Zeichen am Ort der Betrafung. Gehorche jenen, die mein Zeichen tragen, und sonst keinem. Willst du diesen Preis zahlen?«

Thargad lächelte humorlos. »Ich will.«
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Citon am 08. Mai 2006, 08:24:50
Zitat
Berandor
Und jetzt muss ich leider eines der "Geheimnisse" der Kampagne lüften... oder zumindest die Decke anheben.


Ja, ja, Plan B lag die ganze Zeit in der Schublade nicht war. Ich wusste da gab es ein Hintertürchen.  :wink:


Zitat
»So vernehme den Preis deiner Rückkehr. Trage mein Zeichen, offen und erkennbar. Bestrafe alle, die sich an Cauldron vergehen, und hinterlasse mein Zeichen am Ort der Betrafung. Gehorche jenen, die mein Zeichen tragen, und sonst keinem. Willst du diesen Preis zahlen?«

Thargad lächelte humorlos. »Ich will.«


Für mich zur Info, welche Gesinnung hat Thargad nun.
Welche Stimmung lag bei euch im Raum als alle wieder am Tisch sassen. Oder wussten die etwa schon Bescheid das es wie gewohnt weiter geht?
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Anonymous am 08. Mai 2006, 10:39:53
Gilvart:
hä!? das mit dem Geheimnis verstehe ich nicht! was soll es denn sein?
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 08. Mai 2006, 10:49:45
Zitat von: "Citon"
Welche Stimmung lag bei euch im Raum als alle wieder am Tisch sassen. Oder wussten die etwa schon Bescheid das es wie gewohnt weiter geht?

Keine gute. Eigentlich war es ja eine TPP (Total Party Petrification, versteinert ist ja nicht tot), und streng nach RAW für uns die Kampagne zu Ende. Und da haben wir schon überlegt, wie wir weiter machen.

Da uns die Kettenbrecher aber sehr am Herzen liegen und Berandor ja noch ein Ass im Ärmel hatte, haben wir uns Out-of-game dazu entschieden, weiter zu machen. Hat sicherlich einen schalen Beigeschmack (und so war auch erst einmal unser aller Laune), aber wir wollen schon wissen, wie es weiter geht. Und nicht jeder hat einen passenden Ersatzcharakter in der Tasche.

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Thargad am 08. Mai 2006, 14:30:59
Zitat von: "Citon"

Für mich zur Info, welche Gesinnung hat Thargad nun.


rechtschaffen neutral (mit einer Prise Böse vielleicht :wink: )
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 08. Mai 2006, 19:53:34
Aus dem angedeuteten Grund war es zumindest denkbar, dass Reya zu Hilfe kommt. Ich habe allerdings OOG gefragt, ob die Spieler das wollen.

Mehrere neue Charaktere gleichzeitig einzuführen ist ja ohnehin blöd, auf einer anderen Ebene doppelt. Die Alternative, die Kampagne zu stoppen, ist mir zumindest nicht in den Sinn gekommen, lag aber unbewusst sicher mit auf dem Tisch.

Bevor ich dann aber im Spiel "trickse", wollte ich die Spieler einverstanden wissen. Sonst hat man nicht nur kurz, sondern sehr lange einen schalen Geschmack im Mund.

Zum Glück kamen relativ schnell danach noch zwei knappe Kämpfe, dann ging es wieder besser.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Citon am 09. Mai 2006, 19:17:25
Zitat
Zum Glück kamen relativ schnell danach noch zwei knappe Kämpfe, dann ging es wieder besser.


Ich musste fast lachen Berandor, hört sich aber irgendwie erleichtert an. 8)
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Gilvart am 18. Mai 2006, 08:46:22
Hey Berandor, deine Spieler müssen die Prüfung der Ausdauer doch bestehen, nicht wir Leser !  :)
Also wann gibts ein Update?  :D
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 18. Mai 2006, 11:41:00
Rechnet mal nicht vor Mitte nächster Woche mit einem Update.

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 18. Mai 2006, 16:57:39
Ich bin vorauss. bis Montag extrem eingespannt. Dann habe ich eine Woche Zeit, um zunächst einmal den nächsten Spieltermin vorzubereiten.

Wenn das getan ist, oder ich zwischendrin dringend kreative Pausen brauche, kommt das nächste Update. Spätestens Sonntag in einer Woche, würde ich hoffen.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Dirim am 23. Mai 2006, 11:48:49
Zitat von: "Berandor"
Ich bin vorauss. bis Montag extrem eingespannt. Dann habe ich eine Woche Zeit, um zunächst einmal den nächsten Spieltermin vorzubereiten.

Wenn das getan ist, oder ich zwischendrin dringend kreative Pausen brauche, kommt das nächste Update. Spätestens Sonntag in einer Woche, würde ich hoffen.


Da wo ich nachschaue, ob es hier was Neues gibt, ist die Stelle auf meinem Monitor schon ganz abgewetzt  :wink:
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 28. Mai 2006, 19:39:54
Die Prüfung der Ausdauer

Königsträne steckte ihre Waffe weg und griff ihr heiliges Symbol. Sie streckte es den Untoten entgegen, und diese vergingen vor der Macht ihres Glaubens. Dann zog sie die Waffe wieder. »Jede Aufgabe hat ein Werkzeug«, sprach sie, »und jedes Werkzeug hat eine Aufgabe.«
Tao Sintal, Der Tag ist verdunkelt: zum Tode Branda Graturs, Cauldron 1358 TZ
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Die Kettenbrecher standen erneut vor dem Zystenfeld. Dirim trug die Laterne, Thargad eine silberne Kette mit einem Helmsymbol vor der Brust.

»Also«, wiederholte Pecarri noch mal für alle, »wir werden an den Eingang zurück teleportiert, wenn wir stehen bleiben oder den Weg verlassen, den die Laterne vorgibt. Egal, was kommt: wir gehen weiter.«

Sie betraten das Zystenfeld. Die Laterne änderte ihr Licht. Die Prüfung der Ausdauer begann erneut.

Nach einiger Zeit gelangten sie an die Zyste mit dem leuchtenden Schwert. Sie ignorierten sie.

Kurz darauf sahen sie den Basilisken unweit des Weges, wieder auf der Suche nach Nahrung. Diesmal waren sie besser vorbereitet. Mit wenigen Worten umgab Pecarri das Wesen mit zähflüssigem Nebel, den es weder durchblicken noch durchschreiten konnte, und so ließen sie auch diese Ablenkung hinter sich.

Wenig später aber blieb Kaurophon plötzlich stehen.

»Wartet! Da bewegt sich etwas.«

Er löste sich von der Gruppe und näherte sich einer Zyste in der Nähe. Die Kettenbrecher begannen im Geiste bereits mit der Diskussion, ob man den Hexenmeister holen sollte, doch nichts geschah. Er teleportierte nicht.

»Komm schon«, drängte Dirim. Er ging langsam weiter.

»Hier drin lebt noch etwas«, widersprach Kaurophon.

Pecarri und Thamior gesellten sich zu ihm. Die Zyste barg ein großes, schlangenähnliches Geschöpf mit Engelsflügeln. Diese Flügel waren es, die leicht zuckten.

Jetzt blieben auch die anderen stehen. Prompt blitzte es, und Dirim sowie Thargad und Boras waren verschwunden.

-

»Wieder am Anfang«, seufzte Thargad, als er sich vor dem Zystenfeld wiederfand.

»Nicht lange reden«, mahnte Dirim. »Zurück zu den anderen, schnell.«

Und sie hasteten los.

-

Thamior legte den Bogen weg und zog sein Krummschwert. Mit wenigen Hieben hatte er die kristalline Haut der Zyste durchbrochen. Orange Flüssigkeit floss aus dem Loch, kühl und klebrig.

Gemeinsam vergrößerten die drei das Loch, bis es Thamior gelang, das gefangene Wesen heraus zu ziehen.

»Ein Couatl«, erkannte Pecarri. »Ein gutes Wesen.«

Der Couatl wies eine Vielzahl von Schnittwunden auf, die rot und frisch glänzten. Er war bewusstlos, seine Augen offen und leer. Seine regenbogenfarbenen Flügel waren blass und ausgebleicht.

»Heilen wir es«, sagte Thamior. Er nahm seinen Heilstab hervor. Mit geübter Schnelligkeit schloss er die gröbsten Wunden am Körper des Externars, doch der Couatl blieb bewusstlos.

»Lass mich mal«, bat der Kobold. »Destructo Arcanis

Die magischen Bande, die den Couatl in der Zyste gefesselt hatten, zerstoben. Das Wesen schlug die Augen auf. Es blinzelte, dann fuhr es auf und stellte sich in eine Verteidigungsposition.

»Was wollt ihr? Wohin habt ihr mich gebracht?«

»Ganz ruhig«, bat Pecarri. Er hob die Hände. »Du bist auf Occipitus, einer Höllenebene.«

»Ihr könnt mich hier nicht halten«, zischte der Couatl.

»Das wollen wir auch nicht.« Kaurophon trat neben den Kobold. »Wir haben dich befreit.«

Der Couatl betrachtete die beiden misstrauisch. Abrupt wandte er sich an Thamior.

»Was hat das zu bedeuten?«

»Sie sagen die Wahrheit«, beteuerte Thamior. »Ihr wart hier gefangen, seit langer Zeit. Wir befreiten euch.«

»Und jetzt wollt ihr Dankbarkeit?«

»Das wäre nicht schlecht«, gab Kaurophon zu.

Pecarri schüttelte den Kopf. »Darum ging es uns nicht. Erinnerst du dich an die Schlacht? Gegen Adimarchus?«

»Adimarchus.« Der Name klang wie ein Fluch. »Ich erinnere mich.«

»Damals stürzte ein Teil der himmlischen Ebene nach Occipitus. Seitdem bist du hier.«
Der Couatl bewegte seinen Kopf langsam hin und her.

»Ich weiß nicht, ob ich euch glauben kann, geschweige denn trauen. Für den Fall, das ihr die Wahrheit sprecht: Habt Dank. Ich werde euch nicht töten.«

»Sehr zuvorkommend«, frotzelte Thamior.

»Aber ich werde gehen.« Ein helles Leuchten breitete sich im Körper des Couatl aus. Dann war er verschwunden.

»Gern geschehen«, sagte Pecarri tonlos.

-

Kurz darauf waren die Kettenbrecher wieder vereint und schritten durch den Zystenwald, immer dem Licht der Laterne folgend.

»Und denk daran, Dirim: nicht stehenbleiben. Das gilt natürlich nur für dich.« Boras grinste.

»Keine Angst. Wenn du niedergeschlagen wirst, gehe ich bestimmt weiter. He, was ist denn das?«

Vor ihnen, mitten auf dem Weg, stand ein baumdicker Steinpfahl, der schräg in den Himmel ragte. In gut drei Schritt Höhe knickte der Pfeiler ab, dann führte er in den gewaltigen Körper einer gut fünf Schritt hohen Spinne aus Stein. Die Spinne hatte vier in einer Raute angeordnete Augen. Mit ihren Vorderbeinen wühlte sie in einer Zyste herum, und in einiger Entfernung hatte sie bereits einen kleinen Haufen Gegenstände aufgetürmt. Die Spinne hatte die Kettenbrecher noch nicht bemerkt.

»Das ist ein Konstrukt«, erkannte Pecarri. »Ein Diener der Höllen, gebaut um Gegenstände und Lebewesen zu sammeln. Wenn wir seinen Auftrag nicht gefährden, lässt es uns vielleicht in Ruhe.«

»Es steht mitten auf dem Weg«, sagte Dirim und ging langsam weiter.

»Vielleicht auch nicht«, gab Pecarri zu.

»Ich lenke es ab«, sagte Thamior und marschierte los.

Er hastete schnurstracks auf den Schatzhaufen des Sammlers zu. Der Sammler hob den Kopf und fixierte Thamior mit seinen vier Edelsteinaugen. Thamior hastete weiter. Der Sammler nahm die Verfolgung auf.

Die übrigen Kettenbrecher fächerten sich auf und versuchten zu folgen. Boras blieb bei Dirim auf dem Weg. Kaurophon hastete sich von Zyste zu Zyste, um in Deckung zu bleiben. Pecarri blieb in einiger  Entfernung, bereit zu zaubern. Thargad bemühte sich darum, den schnellen Thamior nicht davonziehen zu lassen, für den Fall, dass er den Sammler nicht abschütteln konnte.

Thamior schlug Haken, links, rechts, um Zysten herum. Der Sammler blieb hinter ihm, stieg einfach über die Zysten, bewegte sich ebenso schnell wie der Elf.

»Plan B«, murmelte Pecarri. Und dann, etwas lauter: »Electrocutio!«

Der Blitzstrahl fraß sich in die steinerne Haut des Sammlers. Das Konstrukt sah sich um, aber entdeckte den Kobold nicht. Es stapfte weiter hinter Thamior her. Hinter einer anderen Zyste entluden sich drei magische Geschosse und rasten in den Sammler, aber auch Kaurophon blieb unentdeckt.

Thamior feuerte einen Pfeil auf den Sammler ab und bewegte sich weiter von ihm weg. Der Pfeil kratzte über die Steinhaut des Konstruktes. Der Sammler raste auf den Elfen zu, ohne ihn erreichen zu können. Es fixierte den Elfen mit seinen Augen. Der Elf zwinkerte.

Aus dem oberen, roten Auge schoss ein Flammenstrahl. Thamior warf sich hinter eine Zyste, gerade rechtzeitig, um nicht völlig verbrannt zu werden.

»Unfair!«, rief er dem Sammler entgegen.

»Du solltest ihm besser helfen«, schlug Dirim vor.

»Und du?«, fragte Boras.

»Ich gehe weiter.«

Boras zögerte, dann verließ er den Pfad und hastete in Richtung des Sammlers. Aber er war weit entfernt.

Pecarri beschwor einen Feuerball, der knisternd über dem Sammler niederging. Auch Kaurophon hatte noch ein paar Geschosse anzubringen. Thargad versuchte immer noch, näher heranzukommen.

Thamior sprang hinter einer Zyste hervor und feuerte einen Pfeil. Der Sammler reagierte, indem er seine Augen rotieren ließ. Jetzt war ein blauer Kristall oben.

»Nicht schon wieder«, fluchte Thamior und warf sich zur Seite, gerade als der eisige Strahl aus dem Auge schoss und seine Brandwunden unterkühlte. Während Thamior noch wieder auf die Beine kam, stieß der Sammler mit einem Vorderbein nach ihm. Thamior entging dem Hieb nur knapp, dann tauchte er unter dem Biss des Konstruktes weg. Der Elf hastete hinter eine große Zyste. Sein Atem ging knapp, seine Muskeln brannten vor Hitze und Kälte. Noch einen Angriff würde er nicht überleben.

»Tyr, brenne diesem Wesen Rechtschaffenheit ein«, bat Dirim.

Ein Flammenstrahl donnerte in den Sammler, dicht gefolgt von einem Blitzstrahl. Boras blieb stehen, zu weit entfernt für seine Axt, und zog den Bogen der Erinye. Sein Flammenpfeil schlug einen kleinen Steinsplitter aus dem Sammler.

Thargad gab seine Annäherung ebenfalls auf. Er nahm die Armbrust hervor und lud einen der beiden Bolzen, die er vom Wächtergeist behalten hatte. Er zielte, dann feuerte er das schwarz leuchtende Geschoss ab. Der Bolzen traf den Sammler und explodierte mit einem Knall. Aber das Konstrukt stand noch.

Pecarri sah sich um. Thamiors Leben stand auf dem Spiel. Wo war Kaurophon?
Thamior stand im Schatten des Sammlers. Er sah auf; der Sammler sah auf ihn herab. Die vier Edelsteinaugen rotierten.

»Solonor hilf.«

Thamior drehte sich herum und sah dem Sammler ins Gesicht. Er legte den ersten Pfeil auf, und feuerte. Der Pfeil prallte gegen die Beißzangen des Konstruktes. Die Augen rotierten nicht mehr; das oberste Auge glitzerte weiß. Thamiors zweiter Pfeil kratzte über den Schädel des Sammlers. Das Auge knisterte, Funken schlugen. Es lud sich auf.

Die Kettenbrecher starrten auf das Geschehen. Sie waren zu weit entfernt, sie kamen zu spät. Sie konnten nur warten, was geschah. Pecarri fluchte. Wo war Kaurophon?
In einiger Entfernung kletterte Kaurophon auf eine Zyste. Er sah vom Sammler zu dessen Schatzhaufen, und wieder zurück.

Thamior schloss die Augen für den Bruchteil eines Atemzug. Er legte einen weiteren Pfeil auf, hob den Bogen. Zielte nicht, ließ den Pfeil los, als seine Instinkte es ihm sagten.

Kaurophon zögerte. Der Pfeil nicht.

Thamiors Schuss traf den Sammler genau ins Auge. Der Edelstein zersprang mit einem lauten Klirren, es blitzte auf. Der Sammler zitterte, wankte. Seine Beine knickten ein. Er kippte vornüber. Der Sammler ging zu Boden. Es spritzte orange, als er in seinem Sturz eine Zyste zerquetschte.

Boras war zuerst bei Thamior.

»Alles in Ordnung?«

»Kein Problem«, sagte der Elf. »Ich hatte alles im Griff.«

»Hat man gesehen«, sagte der Barbar. »Dirim und ich wollten schon weitergehen.«

Beide grinsten.

-

Während Dirim tatsächlich dem Pfad der Laterne folgte, und Thamior zwecks Heilung bei ihm blieb, durchsuchten die anderen den Schatzhaufen des Sammlers. Die Münzen überließen sie Kaurophon, und Thargad staubte einen Dolch aus schwarzem Metall mit Totenkopfgriff ab. Dann schlossen sie zum Lichtträger auf.

Weiter ging die Wanderung durch das Zystenfeld. Dann hörten sie eine Stimme:

»Wann können wir endlich hier weg? Ich bin geschwächt, und bei Licht umherzugehen verliert auch seinen Reiz.«

Eine Frau antwortete: »Sobald wir die Linse der Schwarzen Sonne gefunden – da kommt wer!«

Um die nächste Zyste herum standen eine Frau in den Roben einer Priesterin und ein blasser Mann mit Kettenhemd und Stachelkette. Die Frau hielt Kopf und Rückgrat eines Engels in der Hand. Thargad entdeckte noch zwei weitere Kämpfer, die sich in den Schatten verborgen hielten.

»Wer seid ihr?«, fragte die Frau, während sie einen Schritt zurück tat. Der Mann trat vor.

»Und ihr?«, fragte Dirim und ging langsam den Weg entlang, den die Laterne ihm wies.

Die Frau antwortete nicht. Auf ihrer Brust prangte das heilige Symbol Azuths.

»Ihr glaubt an Azuth?«, fragte Pecarri erstaunt.

»Sieht man das nicht? Und jetzt haut ab, bevor ihr Ärger kriegt.«

»Versucht es ruhig«, sagte Boras. Der blasse Mann lockerte seine Schultern.

»Da sind noch zwei«, warnte Thargad.

»Lasst uns weitergehen«, sagte Dirim, schon einige Schritte von dem Geschehen entfernt.

Pecarri betrachtete die Gestalten noch einmal, doch keiner von ihnen hatte eine Laterne der Wegfindung. Anscheinend keine Konkurrenten.

»Alles bleibt ruhig«, sagte der Kobold. »Wir gehen da lang, und ihr... macht, was ihr halt wollt.«

»Eine falsche Bewegung...«, warnte die Klerikern.

»...und ihr seid tot«, schloss Boras.

Rückwärts gingen die Kettenbrecher und Kaurophon weiter. Thargad bemerkte, dass einer der beiden Schurken sich aus der anderen Gruppe löste und ihnen folgte. Er winkte ihm zu. Der Schurke blieb stehen. Er zog einen Trank aus dem Gürtel und machte sich unsichtbar.

»Angeber«, sagte Thargad.

Dann umgab sie ein weiterer Teleportblitz.

-

Die Kettenbrecher standen in einem Feld von zwei Meter hohen Rangengewächsen, die ein wenig wie Meerespflanzen aussahen, zumal sie sich in der nicht vorhandenen Brise schlängelten und – zumindest sah es so aus – ihre Ranken nach den Neuankömmlingen ausstreckten.

Mit den Kettenbrechern zusammen stand der Dude auf der kleinen Lichtung.

»Adimarchus spricht: Lasse dich nicht von deinem Ziel abbringen, weder von Reichtum noch Waffen, weder von Freund noch Feind, sondern nutze diese Ablenkungen gegen deine Rivalen. Ihr habt die Prüfung der Ausdauer bestanden.«

Er berührte die Laterne, und ihr Licht wurde zu einem hellen Orange. »Sie wird Euch zur letzten Prüfung bringen: der Prüfung des Willens. Die Zeit eures Aufstiegs auf den Thron ist nahe.«

Der Dude teleportierte fort, und die Kettenbrecher ruhten sich erst einmal aus. Wenn sie das Licht der Laterne richtig deuteten, und sie nun zum Baumstamm in der Mitte der Ebene mussten, dann stand ihnen ein weiterer langer Weg bevor.

Kaurophon betrachtete die Kettenbrecher versonnen. Nur noch eine Prüfung. So langsam sollte er sich überlegen, wann und wie er diese Idioten am Besten beseitigte. Fest stand nur eines: der Thron von Occipitus gehörte ihm.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 29. Mai 2006, 09:53:02
Zitat von: "Berandor"
Kaurophon betrachtete die Kettenbrecher versonnen. Nur noch eine Prüfung. So langsam sollte er sich überlegen, wann und wie er diese Idioten am Besten beseitigte. Fest stand nur eines: der Thron von Occipitus gehörte ihm.

Gnarf.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Thargad am 29. Mai 2006, 10:54:37
Zitat von: "Kylearan"
Gnarf.


Wir hätten den Typ sofort kalt machen sollen. Wir als Spieler wußten ja, daß der nur ein elender Verräter sein kann. Sch... auf Trennung von Spieler- und Charakterwissen.  :D
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Gilvart am 29. Mai 2006, 11:42:56
Hey Jungs warum war eure Begegnung mit der "Azuthgruppe" so kurz? Es schien so als hättet ihr vor Ärger gekniffen! :)
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 29. Mai 2006, 12:19:30
Zitat von: "Gilvart"
Hey Jungs warum war eure Begegnung mit der "Azuthgruppe" so kurz? Es schien so als hättet ihr vor Ärger gekniffen! :)

Wir haben gerade gegen den Retriever gekämpft, da war schon etwas Potential aufgebraucht. Und selbst wir hauen nicht immer jeden um. Ging doch auch so...

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Thargad am 29. Mai 2006, 13:04:49
Zitat von: "Gilvart"
Hey Jungs warum war eure Begegnung mit der "Azuthgruppe" so kurz? Es schien so als hättet ihr vor Ärger gekniffen! :)


Die Gruppe ist ja jetzt fast vollständig gut und muss deswegen lieb und nett sein.  :wink:
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: shaz´narahd am 29. Mai 2006, 13:27:23
Außerdem muß man ja auch mal die phantastischen Diplomatiewürfe auskosten  :D .

shaz, der alle nur vor der kranken Fantasie Berandors warnen will, wie ihr alle noch in der Story-Hour zu unserer letzten Sitzung erfahren werdet  :ork:
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Gilvart am 29. Mai 2006, 17:08:07
Na dann ist die Vorfreude auf das nächste Update umso größer :)
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 30. Mai 2006, 08:53:16
Zitat von: "Gilvart"
Na dann ist die Vorfreude auf das nächste Update umso größer :)

Könnte durchaus das übernächste Update werden - es fehlt noch etwas aus dem April, bevor die Qualität der Handlung spürbar ansteigt.

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 30. Mai 2006, 16:28:32
Das übernächste ist gut.

Momentane Reihenfolge:

Zwischenspiel 2
Reise zur letzten Prüfung
die letzte Prüfung
Zwischenspiel 3
Der von Shaz angesprochene Epilog
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 30. Mai 2006, 16:56:26
Zitat von: "Berandor"
Das übernächste ist gut.

Momentane Reihenfolge:

Zwischenspiel 2
Reise zur letzten Prüfung
die letzte Prüfung
Zwischenspiel 3
Der von Shaz angesprochene Epilog

Releasetermine. Ich. Will. Release. Termine.

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: shaz´narahd am 30. Mai 2006, 17:01:29
Berandor, laß uns nicht so hängen.
Studium wird eh überbewertet  :jester:

shaz
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 30. Mai 2006, 17:26:16
Na ja, Pfingsten ist ja bald... :)
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Gilvart am 30. Mai 2006, 23:06:39
Oh man, da war die Wartezeit auf Episode III ein Witz dagegen...  :D
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 31. Mai 2006, 08:42:35
Zitat von: "Gilvart"
Oh man, da war die Wartezeit auf Episode III ein Witz dagegen...  :D

Na ja, du willst ja wohl nicht Episode I und II mit den bisherigen Kapiteln von Stadt in Ketten gelichstellen, oder? Michse seeehhhr enttäuscht!

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 31. Mai 2006, 09:17:24
Tja, Kylearan, da musst du den Kobold demnächst wohl etwas anders spielen...

und Pellir wird Cauldron ins Gleichgewicht setzen.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 31. Mai 2006, 10:16:51
Zitat von: "Berandor"
Tja, Kylearan, da musst du den Kobold demnächst wohl etwas anders spielen...

und Pellir wird Cauldron ins Gleichgewicht setzen.

Habe doch schon angefangen - wenngleich arbeiten an der Sprache noch ich muss.

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 31. Mai 2006, 13:33:09
Jetzt weiß ich endlich, wie ich mir dich mit der Donnerlanze vorstellen muss :D
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Gilvart am 01. Juni 2006, 18:48:48
@Kylearan
 Keine Angst ;) Ich vergleiche das nicht!
Aber obwohl Episode I,II und III Schrott waren, war die Wartezeit darauf echt unmenschlich!

Also Berandor, bite, bitte, bitte halt dich ran mit den Updates!:)
Ich muß doch in den Lernpausen über Pfingsten auch mal was sinnvolles lesen, nicht wahr? :)

So Far...

Gilvart
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 06. Juni 2006, 18:43:46
Zwischenspiel: Cauldron köchelt

Jenya schloss für einen Moment die Augen und öffnete sich den abendlichen Geräuschen in der Kesselstadt. Die ersten Frühlingsnächte lockten junge und junggebliebene Cauldroniten vor die Tür, und auch die regelmäßigen Patrouillen der Stadtwache konnten die feierstimmung kaum trüben. Jenya lächelte. Das Leben in Cauldron nahm wieder seinen geregelten Lauf.

Gemächlich schritt sie die Stufen zum Tempel hinab und begann ihren Spaziergang. Gleich nach den ersten Metern begegnete ihr ein Wachtrupp, den sie freundlich grüßte. Sogar die Söldner und die eigentlichen Wachen schienen sich arrangiert zu haben, auch wenn es immer noch Misstrauen den Halborks gegenüber gab. Asfelkir Hranleurt, der Hohepriester des Gondtempels, hatte sich im kleinen Kreis mehrfach über Beleidigungen und böse Blicke beschwert, die in seine Richtung geworfen wurden. Aber auch würde sich legen, glaubte Jenya.

Ansonsten war Cauldron befriedet worden. Es stimmte, die Wachen griffen jetzt härter durch, und manchmal rutschte dem ein oder anderen vielleicht auch der Knüppel aus, aber im Großen und Ganzen hatte es der Stadt nicht geschadet. Im Gegenteil. Seit dem Steueraufstand war relative Ruhe eingekehrt. Und jetzt, wo Terseon Maavu gefangen hatte, war wohl der letzte Unruheherd beseitigt. Solange beim Gottesurteil nichts Unvorhergesehenes passierte.

Auf ihrem Weg passierte Jenya den Höchsten Sonnenstrahl. Manchmal fragte sie sich wirklich, was hinter dem soliden Bau vor sich ging, aber obwohl ihre Position als Hohe Wächterin ihr Zugang verschaffen würde, war sie noch nie dort gewesen. In der Nähe von Celeste fühlte sie sich immer unzulänglich.

-

»Herrin? Euer Besuch ist da.«

Celeste dankte dem Mädchen und gönnte sich einen kurzen Seufzer. Dann vergegenwärtigte sie sich ihr Ziel, griff nach den Fackeln, die sie bereit gelegt hatte, und verließ ihr Arbeitszimmer. Sie schloss ab und marschierte schnurstracks in ihre Privatgemächer. Sie wurde erwartet.

»Schon wieder Fackeln?«, fragte Phoenix und musterte Celeste abschätzig.

»Keine Angst«, erwiderte diese mit einem Funkeln in den Augen, »lass dich überraschen.«

Sie trat auf die junge Frau zu. Phoenix hob die Hand.

»Du weißt doch, dass ich so etwas nicht will.«

Celeste seufzte. Sie sah Phoenix fest in die Augen und konzentrierte sich. Ihre Form verschwamm und fügte sich zu einem jetzt entschieden männlichen und elfischen Körper zusammen.

»Etwas stattlicher«, verlangte Phoenix.

Celeste gehorchte. Dann zündete sie die erste Fackel an. Phoenix atmete schwer.

»Fang an!«

-

Der Finger war inzwischen kurz vor der Fertigstellung. Fast hundert Schritt hoch ragte der gewaltige Tempel in die Nacht, und an der Spitze verbreiterte sich der Bau wieder. Jenya fragte sich, was dort wohl entstehen sollte. Wahrscheinlich eine Möglichkeit, die Sterne zu beobachten.

Als sie jetzt vor diesem Mammutbau stand, von dem der junge Krystof Jurgensen behauptete, es werde ihm die Sonne stehlen, musste Jenya unweigerlich an das letzte Mal denken, als sie im Azuthtempel zu Gast war. Embril Aloustinai hatte ihr die Nachricht überbracht. Wie jeden Abend hatte Jenya so gut es geht versucht, sich nicht von ihrer Trauer übermannen zu lassen, und wie jeden Abend war es der Anblick des Fingers, der ihren Versuch zunichte machte.

Die Kettenbrecher waren tot. Jenya konnte es nicht immer noch nicht glauben, und doch hatte Embril es nicht nur behauptet, sondern bewiesen. Erkenntniszauber hatten unweigerlich erklärt, die Kettenbrecher existierten nicht mehr. Es gibt keine Kettenbrecher, hatte es geheißen, und die Frage nach einzelnen Namen hatte zum selben Resultat geführt. Es gab sie nicht. Nicht mehr. Und Alek Tercival, ihr Jugendfreund – ebenfalls tot. Die Ironie des Schicksals wollte es so, dass mit ihrem Tod Friede nach Cauldron gekommen war, als stimmten die Gerüchte, die sie für das ganze Unheil verantwortloch machten, und die erstaunlich beliebt in der Stadt waren.
Jenya grüßte einen Wachtrupp und korrigierte sich in Gedanken. Es war nicht wirklich Friede nach Cauldron gekommen, nur Ruhe. Erst gestern hatte man schließlich die Gesandtschaft des Splitterschildclans tot aufgefunden, von Räubern außerhalb der Stadt überfallen und ausgeplündert. Trotzdem ging es Cauldron besser als noch zum Jahreswechsel. Räuber hatte es immer gegeben, und inzwischen ritten einige Wachen regelmäßig aus, um die Umgebung zu befrieden.

Endlich hatte Jenya wieder Muße, sich den wirklich wichtigen Themen der Stadt zuzuwenden. Wie zum Beispiel Inara Weer. Während sie von ihrer erhöhten Position auf der Obsidianallee schmunzelnd auf den kleinen Turm des Alchemisten herunter sah, dachte sie an das arme Kind, das in den letzten Jahren wohl kaum zwanzig Tage an der frischen Luft verbracht hatte.

Inara Weer war krank; jeder, der sie sah, merkte es sofort. Ihr Gehirn funktionierte nicht richtig, und wahrscheinlich war sie wirklich eine Gefahr für sich und andere. Aber trotzdem fand Jenya es bedauerlich, dass der alte Vortimax seiner Tochter kaum Freiraum gewährte und sie ewig bei sich einsperrte. Natürlich konnte das etwas damit zu tun haben, dass Inara seiner verstorbenen Frau so ähnlich sah, und damit, dass Vortimax von ihr verlassen worden war. Tatsächlich musste das kurz nach der Geburt Inaras gewesen sein, wenn man das Alter der jungen Frau berücksichtigte. Irgendwie war der alte Vortimax ein armer Kerl, auch wenn das seinen Geiz und seine Schroffheit nicht entschuldigte. Jenya nahm sich vor, die beiden einmal zu besuchen. Dem Mädchen würde das sicher auch gut tun.

Beim Anwesen Fürst Valanthrus musste sie jedes Mal stehenbleiben. Es war erstaunlich, wie filigran und beinahe schüchtern Malachit wirken konnte, wenn es si geschickt mit Holz und Pflanzen verwoben wurde wie im Haus des Elfen. Und die ganzen Statuen, die Tenebris Valanthru im Inneren aufgestellt hatte, waren ebenso kunstfertig. Gerüchten zufolge schuf Valanthru die Statuen selbst, auch wenn das kaum zu glauben war. Wieder dachte Jenya an die Kettenbrecher, die vielleicht auch solche Statuen bekommen hätten, wären sie nur länger in Cauldron – hätten sie nur länger gelebt. Jetzt waren eben andere an der Reihe.

-

»Mann, eine echte Statue. Klasse!«

»Obacht, Corah, das bürgerliche Blut kommt wieder durch.«

Corah funkelte Annah an. Zacharias ging dazwischen.

»Corah, reg dich nicht auf. Annah macht nur Spaß. Und Annah, lass solche Sprüche einfach, ja? Vater macht uns schon genug Stress.«

Annah Taskerhill zwinkerte Zacharias zu. »Für dich, mein Schatz, tue ich doch alles.« Heiser flüsternd fügte sie hinzu: »Wirklich alles.«

Zacharias wurde rot. Corah schloss die Augen.

»Können wir wieder auf die wichtigen Dinge zurückkommen?«, nörgelte Todd. »Der Goldelf will uns eine Statue bauen.«

»Und du stellst dich wieder quer«, sagte Corah, dankbar für die Ablenkung. »Was ist denn mit dir?«

»Ich hätte nur lieber was handfestes.«

»Marmor ist handfest«, sagte Zacharias.

»Ich kann es trotzdem weder beißen noch verkaufen – noch jemandem ins Herz rammen.«

»Todd hat eben Prioritäten«, sagte Annah. »Vielleicht kann er deine Statue aus Menschenfleisch formen – gefiele dir das besser?«

»Du weißt eben, was ich will«, grinste Todd und packte Annah fest. Er presste seine Lippen auf die ihren. Annah riss sich los.

»Was fällt dir ein?«, rief sie. Dann schlang sie ihre Arme um Todd und küsste ihn erneut. Als sie von ihm abließ, sah sie wieder zu Zacharias hin und leckte sich die Lippen. Todd kicherte.

»Ich bin müde«, sagte Corah mit angespannter Miene. »Lass uns gehen.« Sie griff Zacharias’ Hand und zog ihn davon. Todd ahmte die Geräusche einer Peitsche nach.

»Die hat ihn aber im Griff«, sagte er, als die beiden verschwunden waren.

»Glaubst du?«, gab Annah zurück. Sie schüttelte versonnen den Kopf. Dann grinste sie. »Eine Statue von den Sturmklingen! Scheiß auf die Kettenbrecher und ihr Gutmenschentum.«

»An die denk ich schon gar nicht mehr«, sagte Todd. Er griff nach Annahs Brust, was diese jedoch mit einem Handschlag abwehrte. »Gehen wir noch zu mir?«

»Wie oft soll ich das noch sagen, Todd? Ich hebe mich für die eine, wahre Liebe auf.«
»Und wenn ich das bin?«

Annah prustete los. »Dann ist mein Geschmack noch schlechter, als ich dachte.«

»Dein Geschmack ist perfekt«, sagte Todd und zog sie wieder zu sich heran.

Annah löste sich. »Siehst du? Also vergiss es.« Sie warf ihm eine Kusshand zu und machte sich davon.

Todd sah ihr noch einen Moment nach.

»Na endlich«, sagte er, und ging den Weg zurück, den sie gekommen waren.

-

In den Tavernen herrschte rege Betriebsamkeit. Eines schienen alle Wachen gemein zu haben, ihre Liebe zu Bier und ähnlichen Getränken. Seit die Halborks in Cauldron waren, hatten noch eine ganze Zahl von Hinterhofkneipen aufgemacht, die meist ungenießbaren Fusel unter die Leute brachten.

Ein Betrunkener – kein Wachmann, soweit sie erkennen konnte – torkelte Jenya in die Arme. Jenya stieß ihn fort, sah strafend zu den Wachen hin, die gerade vorbei kamen und den Betrunkenen nicht beachteten, und sagte:

»Bringt ihn sicher nach Hause.«

Die Wachen zögerten einen Moment, gehorchten ihr dann aber. Wahrscheinlich hatten sie das oft genug für Terseon tun müssen, auch wenn der Hauptmann der Wache sein Trinken inzwischen hauptsächlich auf seine eigenen Gemächer verlegt hatte. Neben den Kettenbrechern war Terseon Skellerang ein weiteres Opfer der halborkischen Söldner geworden. Von Nacht zu Nacht ließ er sich mehr gehen, und nur sein Wille und die Freundschaft mit dem Stadtherren hielten ihn tagsüber aufrecht und im Amt. Jenya hatte Terseon kürzlich gesehen, und es war eine Schande. Unrasiert, ungewaschen, die Narbe über seinem Auge rot und fett. Wenn sich nichts änderte, würde Maavu selbst sein Gottesurteil ausfechten können.

Jenya konnte kaum glauben, dass sich immer noch niemand gefunden hatte, der für den Händler eintreten wollte. Terseon Skellerang war anscheinend immer noch ein gefürchteter Gegner, auch wenn seine beste Zeit im Schnaps ertrunken war. Grukk Zwölftöter hatte angeblich den Befehl bekommen, nicht zu kämpfen – als Vertreter der Stadt konnte er nicht für den Verbrecher streiten. Gendry Lathenmire trug sich mit dem Gedanken, zu kämpfen, wollte aber, wenn man dem Gerede glaubte, abwarten, ob sich nicht doch noch jemand anderes zeigte. Schließlich war Gendry zwar Kriegsheld, aber einarmig und einäugig.

»Tschulligung«, sagte einer von zwei Halborks, die sich an Jenya vorbeidrängten. Die Straße war breit genug, aber die Orks zu voll, um geradeaus gehen zu können. Jenya sah ihnen kopfschüttelnd nach.

-

»Das war die Tussi vom Helmtempel«, sagte Orloth Axtgesicht. »Gar nich übel. Vielleicht sollte ich zurück und sie zu nem Bierchen einladen?«

Felldrak Wurmklinge grunzte. »Die is zu gut für dich. Is ne Freundin der Kettenbrecher gewesen.«

»Fängst du wieder davon an.«

Felldrak winkte ab. »Ich sag ja nur, dass die alle so reden, als wenn die Kettendings so übel gewesen wären. Warn se aber nich.«

»Und ich sag, dass so ein Gequatsche gar nich gut kommt, wenn Grukk das hört.«

»Aber ich war dabei!« Felldrak sah seinen Kumpel aus starren Augen an. »Ich wollt das Haus abreißen, und die sind einfach rein und ham den Jungen aus dem Feuer geholt. Einfach so!«

»Felldrak, du hast einfach ein zu großes Maul. Wen kümmert, was die über diese Hampel quatschen? Die sind tot, und gut is.«

»Nix is gut.« Felldrak rülpste und wischte sich seinen Ärmel über den Mund. »Das is einfach nich in Ordnung.«

»Wirst ja sehen, waste davon hast.«

»Scheiße, ich muss mal.« Felldrak zog am Gürtel und suchte eine Seitengasse. »Da vorn.«

»Ich mach, dass ich heim komme«, sagte Orloth. »Verpiss dich nich, Wurmklinge.«

»Keine Angst, Axtgesicht.« Felldrak lachte, dann wanderte er in die Gasse. Ein paar Lumpen und etwas Müll lagen herum, aber am gefährlichsten waren die Rinnsale früherer Gäste. Felldrak stieg über den ersten hinweg, dann zuckte er mit den Schultern und platschte durch den Rest. Während er sich erleichterte, sang er.

»Ein Mädchen macht dich niemals satt – wenn es keine Hauer hat – hat es aber Hauer – ist die Liebe nie von Dauer. Drum hol dir eine Hauermaus und reiß ihr dann die Hauer aus – häng sie in deinen Schrank und ewig währt ihr Dank!«

Plötzlich wurde er gepackt und herumgedreht. Mit Wucht wurde er gegen die Wand gestoßen, dass sein Kopf nicht zwischen Trunkenheit und Schwindel unterscheiden konnte. Durch einen Nebelschleier sah er nur den riesigen Panzerhandschuh, der sich um seine Kehle legte. Aus den Augenwinkeln sah er weitere gerüstete Gestalten am Eingang der Gasse. Die Hand hob ihn jetzt an der Kehle in die Höhe und konzentrierte Felldraks Aufmerksamkeit wieder ganz auf das Geschehen vor ihm. Er fühlte seine Beine in der Luft baumeln, die ihm etwas höher gerade ausging. Gemeine, listige Augen näherten sich den seinen. Eine Stimme, die aus der Hölle stammte, raunte ihm entgegen.

»Wie war das mit den Kettenbrechern?«

-

Fackellicht quoll über die Wände des Tyrtempels. Jenya musste lächeln. Beregard machte wirklich selten Pause. Wahrscheinlich übten die Soldaten immer noch für die große Gefahr, die Cauldron bevorstand. Beregard war wöchentlich bei Jenya zu Gast, um ihr die neuesten Befürchtungen mitzuteilen. Erst heute hatte er ihr wieder einen Besuch abgestattet: Der Tod der Zwergengesandtschaft war für ihn ein deutliches Zeichen, dass das Böse immer noch in Cauldron herrschte.

Jenya fühlte sich hin- und hergerissen. Ein Gefühl sagte ihr, Beregard nicht abzuschreiben, aber seit Monaten war kaum etwas in der Stadt passiert, und die Kettenbrecher – Helm achte auf sie – hatten wahrlich große Gefahren gemeistert. Vielleicht war dies wirklich das größte Ausmaß der Bedrohung gewesen? Natürlich gab es immer noch das letzte Lachen, und dieser Betrachter spukte noch herum – aber auch der war schon lange nicht gesichtet wurden. Konnte es nicht sein, dass Vlaathu sich ein sichereres Revier gesucht hatte? Durfte man nicht mehr hoffen? Seufzend wandte sich Jenya vom Tempel der Dreifaltigkeit ab und machte sich auf den Heimweg.

-

Die Barakmordin hatten Aufstellung bezogen. Beregard stand vor ihnen, von Fackeln flankiert. Er sah müde aus.

»Leute, ich habe Nachricht von Rächer Feilbrot. Ihr wisst, ich hatte ihn um Verstärkung gebeten, weil die Oberen dieser Stadt zu viel Schwefel im Hirn haben, um auf uns zu hören.«

Er räusperte sich. »Entschuldigt. Na ja, ihr wisst ja, dass unsere Versuche, Verbündete zu finden, nicht sehr erfolgreich waren, sieht man mal von dem jungen Lathanderpriester ab. Nein, Sam, du musst nichts sagen. Aber er ist eben ein unerfahrener Bursche.«

Die Angesprochene neigte den Kopf in zögerlicher Zustimmung.

»Jedenfalls ist hier die Antwort: Hammer Beregard von Tyr. Mit großem Erstaunen haben wir Euer erneutes Schreiben in Empfang genommen. Ihr selbst habt den Tempel zu Cauldron als unrentabel beschrieben, und wir haben Euch daraufhin eine neue Aufgabe in Zazesspur übertragen. Nun scheint es, als wäret ihr immer noch in dieser Kesselstadt und jagtet einem Phantom nach, das von keinem anderen Offiziellen der Stadt gesehen wird.«

Ein Raunen ging durch die Reihen.

Beregard las weiter: »Und selbst wenn ihr Recht hättet und Cauldron in Gefahr wäre, so sind doch die anwesenden Stadtwachen und Priester zahlreich genug, um der meisten Bedrohungen auch ohne Eure Hilfe Herr zu werden. Wir verstehen, dass der Verlust unseres Bruders Dirim Euch getroffen hat, und dass ihr auch aus seinem Bilde heraus in Cauldron bleiben wollt. Dennoch müssen wir uns auf die bereits erteilten Befehle berufen. Geht nach Zazesspur. Wenn Euch so viel an dem jungen Pellir liegt, nehmt ihn mit. Wir verlassen uns darauf, dass wir Euch nicht ein drittes Mal an Eure Pflicht erinnern müssen.«

Beregard rollte den Brief wieder ein und sah seine Leute an. Jeder von ihnen war kurz davor, herauszuplatzen.

»Ich weiß, was ihr denkt. Herrje, ich denke es selbst. Aber der Rächer hat Recht. Wenn wirklich große Gefahr droht, stehen wir am Ende alleine da, und sterben einen einsamen Tod. Und wenn Cauldron doch aufwacht, dann brauchen sie uns am Ende gar nicht. Und vielleicht passiert auch nichts – auch wenn keiner von uns daran glaubt.«

Beregard wies auf die Abzeichen, die jeder der Soldaten trug.

»Seht sie euch gut an, bis ihr die Wahrheit erkennt. Wir haben den Dreien Treue geschworen. Wir haben eine Pflicht vor Tyr, Torm und Ilmater. Wenn wir die Befehle missachten, sind wir keine Barakmordin mehr. Es hilft nichts. Tun wir unsere Pflicht.«
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 07. Juni 2006, 12:02:25
Wäre ja auch zu schön, wenn wir noch irgendwelche Verbündeten in Cauldron hätten. Super. :-(

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Gilvart am 07. Juni 2006, 12:07:02
Wohl war!
Hätte gedacht Celeste sei der "Gegenpart" oder Ähnliches zu den Käfigmachern!
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Thargad am 07. Juni 2006, 13:51:41
Zitat von: "Kylearan"
Wäre ja auch zu schön, wenn wir noch irgendwelche Verbündeten in Cauldron hätten. Super. :-(

Kylearan


Hey, wir haben doch noch Jenya, die uns mit täglich 2 * Heilen leichter Wunden (oder sogar 3, falls sie mind. WIS 12 hat) aushelfen kann. Oder den redseligen Kristof, der uns auch nützlich sein kann, solange wir ihm nichts anvertrauen.  

Ach ja, und da wäre noch Berion, aber den wird Thargad wohl versuchen, zur Abreise zu bewegen. Ist einfach zu gefährlich in Cauldron.  :wink:
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 07. Juni 2006, 14:02:28
Zitat von: "Thargad"


Hey, wir haben doch noch Jenya, die uns mit täglich 2 * Heilen leichter Wunden (oder sogar 3, falls sie mind. WIS 12 hat) aushelfen kann. Oder den redseligen Kristof, der uns auch nützlich sein kann, solange wir ihm nichts anvertrauen.  

Ach ja, und da wäre noch Berion, aber den wird Thargad wohl versuchen, zur Abreise zu bewegen. Ist einfach zu gefährlich in Cauldron.  :wink:

Und du bist sicher, dass die genannten auch später noch da sein werden und nicht in einem weiteren Zwischenspiel Cauldron verlassen/getötet werden/dem Wahnsinn verfallen/zu Tode gefoltert werden/die Seiten wechseln/uns die ganze Zeit an der Nase herumgeführt haben?

Du weißt doch, Berandors Wahnsinn hat Methode.

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 07. Juni 2006, 14:33:23
Ein Zwischenspiel kommt noch... und ein paar Highlights habe ich mir natürlich dafür aufgewahrt.

Außerdem: Wenn ihr zu viel Unterstützung hättet, wärt ihr doch keine Helden... oder?

Zu guter Letzt muss ich sagen, dass Dirim an mindestens einer Entwicklung schuld ist, die dieses Zwischenspiel gezeigt hat. Also schiebt nicht alles auf mich. :)

Ich werde versuchen, die nächsten Teile bis zum WE zu schaffen, kann aber nix versprechen – WM und so...
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Thargad am 07. Juni 2006, 14:33:41
Zitat von: "Kylearan"
Und du bist sicher, dass die genannten auch später noch da sein werden und nicht in einem weiteren Zwischenspiel Cauldron verlassen/getötet werden/dem Wahnsinn verfallen/zu Tode gefoltert werden/die Seiten wechseln/uns die ganze Zeit an der Nase herumgeführt haben?

Du weißt doch, Berandors Wahnsinn hat Methode.

Kylearan


Zumindest bei Kristof bin ich mir gaaanz sicher  :D
Und Jenya braucht ja nur ihren Posten als oberste Helmpriesterin zu verlieren. Erst mal degradiert, ist sie als Verbündete fast so bedeutungslos, dass Berandor sie uns läßt.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 07. Juni 2006, 15:14:34
Krystof bleibt de-fi-ni-tiv. Um den müsst ihr euch keine Sorgen machen :D
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Dirim am 13. Juni 2006, 10:28:53
nix neues  :baaa:
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 13. Juni 2006, 10:29:42
Zitat von: "Berandor"
Krystof bleibt de-fi-ni-tiv. Um den müsst ihr euch keine Sorgen machen :D

Sudden Maximized Disintigrate mit offenen Würfen. Das schaff' ich.

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Dirim am 13. Juni 2006, 13:01:13
Zitat von: "Kylearan"
Zitat von: "Berandor"
Krystof bleibt de-fi-ni-tiv. Um den müsst ihr euch keine Sorgen machen :D

Sudden Maximized Disintigrate mit offenen Würfen. Das schaff' ich.

Kylearan


Die Erfahrung lehrt, dass ...
... Krystof sich darüber keine Sorgen machen muss  :D

Dirim
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 13. Juni 2006, 17:20:04
Eben, da habe ich keine Angst.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Gilvart am 14. Juni 2006, 00:18:40
@Kettenbrecher
Sagt mal Jungs, wie weit seid ihr eigentlich schon der Story Hour voraus?
Kommt da noch viel bis sie euch eingeholt hat?
Gruß Gilvart
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kylearan am 14. Juni 2006, 08:47:39
Zitat von: "Gilvart"
@Kettenbrecher
Sagt mal Jungs, wie weit seid ihr eigentlich schon der Story Hour voraus?
Kommt da noch viel bis sie euch eingeholt hat?
Gruß Gilvart

Ein guter Spieltag fehlt (sowohl zeitlich als auch qualitativ), Samstag spielen wir wieder.

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 14. Juni 2006, 14:28:02
Ich werde aller Voraussicht nach nicht bis zum Spieltag aufgeholt haben. Danach kommt sowieso Stresszeit bis Ende Juli, also wird es weiterhin etwas langsamer gehen. Am Samstag beginnen wir i.Ü. "Das Geheimnis der Seelenpfeiler"; die Prüfung des Rauchenden Auges haben wir abgeschlossen.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Gilvart am 15. Juni 2006, 15:15:36
Schreibt weeeiter wenn ihr Kettenbrecher seid,
Schreibt weeeiter wenn ihr Kettenbrecher seid,
Schreibt weeeiter wenn ihr Kettenbrecher seid... :)
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Gast_Lillith am 26. Juni 2006, 09:00:14
@ Berandor:

Wollte dich nur kurz dran erinnern, dass du als Spielleiter nur deine Spieler quälen solltest und nicht deine Leser.

So langsam stellen sich bei mir massive Entzugserscheinungen ein!

Gruß Lillith
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: dude am 07. Juli 2006, 11:23:18
@ Berandor oder die Kettenbrecher

Gibts irgendwas neues? Jetzt is schon ziemlich viel Zeit verstrichen seit dem letzten Update...
Mag endlich bei meiner Lieblings SH weiterlesen dürfen... *snief*

dude
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: shaz´narahd am 07. Juli 2006, 20:53:30
Oh, da kommt noch VIEL mehr.
Berandor scheint nicht begriffen zu haben, daß Studium KEINE Priorität vor Story Hour schreiben hat  :D .

Es fehlen die Hälfte der vorletzten Session und die ganze letzte.
Die nächste kommt erst im August (wenn alles gut geht).

shaz
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Dirim am 11. Juli 2006, 08:44:23
Jetzt ist die WM aber wirklich vorbei :wink:
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Gilvart am 11. Juli 2006, 13:28:01
Unser Tyrpriester hat Recht!
 :D
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Askael am 12. Juli 2006, 13:03:38
Lange Abstinenz kann durchaus was Gutes haben.
Mit wachsender Begeisterung hab ich mich wieder eingelesen.

Da bin ich mal gespannt, wie die Kettenbrecher sich bei der letzten Prüfung schlagen werden!
Und ob Maavu tatsächlich selbst kämpfen wird müssen...

Sehr erfrischend war übrigens der Perspektivenwechsel in die Sicht von Tathnak!

Viel Glück euch Helden, ihr scheint es gebrauchen zu können
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Kai am 13. Juli 2006, 12:23:03
Bin auch schon ständig am nachschauen obs hier was Neues gibt ... aber glücklicherweise bin ich ein geduldiger Mensch  (sonst hätten mich meine Spieler schon lange in den Wahnsinn getrieben :D ).
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: dude am 28. Juli 2006, 11:20:56
... oh Mann! Hier ist es ja wie in einer versiegelten Grabkammer! Totenstille. Letztes update vor eineinhalb Monaten. Schade  :(

Gibt es noch Hoffnung???

dude
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Zechi am 28. Juli 2006, 12:12:07
Zitat von: "dude"
... oh Mann! Hier ist es ja wie in einer versiegelten Grabkammer! Totenstille. Letztes update vor eineinhalb Monaten. Schade  :(

Gibt es noch Hoffnung???

dude


Berandor hat doch geschrieben, dass er bis Ende Juli im Streß steckt. Ich würde daher damit rechnen, dass seine SH ab August wieder läuft sobald er die Zeit findet sie upzudaten.

Ich glaube kaum, dass Berandor die aufgeben wird.

Gruß Zechi
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: shaz´narahd am 28. Juli 2006, 14:11:53
Berandor hat bis Mitte August keinen Internetanschluß wenn ich das jetzt richtig im Kopf habe. Auch haben wir im Juli nicht gespielt und werden wahrscheinlich erst wieder Anfang September zusammenkommen.
Es gilt also nur vergangenes nachzutragen und zu hoffen, daß Berandor nicht zuviel vergessen hat  :oops:

shaz
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 28. Juli 2006, 21:24:28
Am Montag habe ich meine letzte Klausur hinter mir, dann kann ich hoffentlich wieder etwas freier atmen. Die Updates werden dann offline geschrieben und irgendwie ins Netz geschmuggelt :)
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: meist3rbrau am 29. Juli 2006, 13:32:58
Hört hört!
 :P
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Dirim am 30. Juli 2006, 10:48:02
dann wünsche ich ein gutes Gelingen am Montag.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Osric am 31. Juli 2006, 19:19:37
Die Klausur, dürfte jetzt ja wohl gelaufen sein. Aber der feine Herr Student lässt sich Zeit.

P:S: Hoffe alles ist gut gelaufen.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 01. August 2006, 13:43:55
Lässt sich Zeit!  :evil:

Ich sollte noch eine Woche warten. Tue ich aber nicht. :)

Kaurophon: Khorvaire

Seine erste Tat als neuer Herrscher von Occipitus würde sein, die Oberfläche dieser verdammten Ebene zu verändern. Haut, Zysten –  und jetzt Geschwüre. Zuallererst würde Kaurophon sich den Geschwüren widmen. Obwohl er zugeben musste, dass Adimarchus einen gewissen theatralischen Sinn gehabt hatte: die Pfützen sahen aus wie Blut, sie rochen wie Blut, und vielleicht schmeckten sie auch so. Aber abgesehen von einer selten Rasse hartgepanzerter Echsenmonster war die Flüssigkeit in den Geschwüren sehr viel ätzender. Und die seltenen Blutfontänen, wenn die Flüssigkeit durch die Luft spritzte, waren sowieso zuviel des Guten.

Natürlich hatte es den Kettenbrechern nicht gereicht, dass er sie vor der ätzenden Flüssigkeit gewarnt hatte. Der stumpfe Barbar hatte seine Hand in eine Fontäne halten müssen. Trotzdem gewann Kaurophon mehr und mehr den Eindruck, dass Boras klüger war, als er sich gab. Alles in allem würde er seine Pläne wohl leicht abändern müssen.

Zuerst hatte er gedacht, die Kettenbrecher als Handlanger behalten zu können. Sie waren effektiv, wenn auch nicht besonders elegant. Aber er hatte mehr und mehr erkennen müssen, wie unsinnig diese Idee war. Der Elf zum Beispiel traute ihm nicht, und was nich schlimmer war, seine betont eigensinnige und mürrische Art machte einem Herrscher nur Probleme. Und wenn Kaurophon den Elfen töten würde, könnte er den Zwerg direkt hinterherhinrichten lassen. Der war einfach zu störrisch und “gerecht”, wie er es nannte. Der Kobold war der einzige, dem Kaurophon wirklich zutraute, ihm auf die Schliche zu kommen, und vielleicht der wertvollste Verbündete. Aber trotz seines Aussehens und der Art und Weise, wie er sich gab, war gerade dieser Schuppenzwerg das Gewissen der Gruppe. Kaurophon wurde übel, wenn er nur daran dachte, wie sie den Engel befreit hatten und auch noch stolz darauf waren. Idioten. Dieser Thargad schien wesentlich vielversprechender zu sein, sich vielleicht sogar gegen die Gruppe zu wenden. Aber jetzt? Helms Hand? Wer wollte denn so jemanden in seiner dämonischen Assassinengilde? Kaurophon jedenfalls nicht. Und überhaupt war unter all dem Getue und Gehabe um eine düstere Wesensart noch etwas mehr, etwas besonders Schlimmes verborgen: Hoffnung. Die würde Kaurophon ihm allerdings austreiben. Seine letzte Hoffnung hatte er in Boras gesetzt, und den hätte er besonders gut gebrauchen können. Und tatsächlich wirkte er auf den ersten Blick unselbständig, sodass Kaurophon ihm gut hätte beim Denken helfen können. Und dann rettet dieser Kerl sie alle vor dem sicheren Ende in einem Basiliskenmagen. Nein, die Kettenbrecher waren nützlich – noch. Sobald sie sich abgenutzt hatten, wären sie nur noch wie diese Pfützen: Geschwüre. Und Geschwüren würde sich Kaurophon zuallererst widmen.

Er war eben allein, wie er es immer war, seit seiner Geburt, seit seine Mutter ihm Kindbett gestorben und sein Vater ihn an einen Wanderzirkus verkauft hatte. Kaurophon musste lächeln. Die Geschichte erzählte er allen, die es wissen wollten, meist mit Tränen in den Augen, aber das er sich mal selbst belügen würde, hätte er nicht gedacht. In Wahrheit war er glücklich und zufrieden als Sohn eines Krämers aufgewachsen, und hatte eines Tages einfach beschlossen, seine Eltern einem Elementaren Bösen zu opfern und zu sehen, was passieren würde. Der Erfolg war nicht von der Hand zu weisen: nur ein paar Jahrzehnte und nicht einmal tausend Opfer später war er kurz davor, seine eigene Ebene zu bekommen. Die letzte Prüfung und mit ihr der abgestorbene Stumpf des Weltenbaums rückten immer näher.

So langsam musste er sich Gedanken machen, wie er die Kettenbrecher loswerden könnte. Noch wollte er nicht zum Angriff übergehen, auch wenn er sie problemlos aus dem Hinterhalt erledigen könnte. Schon beim Spinnenkonstrukt hatte er gezögert, ob er den Elfen retten sollte oder nicht – die Entscheidung hatte ihm der Bogenschütze abgenommen. Aber den ein oder anderen Toten könnten die Kettenbrecher schon vertragen, und ihm trotzdem noch den Weg zum Thron ebnen. Vielleicht würde Khorvaire ja dafür sorgen. Kaurophon zweifelte nicht daran, dass die schwarze Drachin, die diese Ebene bewohnte und als ihr Revier betrachtete, die Reisegruppe schon bemerkt und auf ihre Speisekarte gesetzt hatte. Natürlich würde sie verlieren, wahrscheinlich sogar sterben – Kaurophon hatte die Kettenbrecher oft genug in Aktion gesehen – aber mit ein wenig Glück wäre die “Hand Helms” einen ihrer Finger los.

-

»Achtung«, mahnte Thamior und wies auf den näherkommenden Schatten. »Da fliegt etwas auf uns zu.«

»Ein Drache«, erkannte Pecarri. »Und er hat gerade einen Schildzauber gesprochen.«

»Dann kann ich mit meinen magischen Geschossen einpacken«, sagte Kaurophon und versuchte, enttäuscht zu klingen.

»Zu schade«, gab der Kobold zurück. »Ich habe zum Glück noch etwas mehr auf Lager. Inferno!«

Ein Feuerball explodierte vor dem Drachen. Dieser konnte nicht mehr ausweichen und flog hindurch, einen Schrei ausstoßend.

»Es ist kein roter Drache«, stellte Pecarri zufrieden fest.

Der Drache beschleunigte sein Tempo und schoss auf die Gruppe zu.

»Er fliegt sehr niedrig«, sagte Thamior, der seinen Bogen bis ans Ohr gespannt hatte und wartete, bis er guten Gewissens einen seiner letzten Pfeile abfeuern konnte. »Damit ist er in Reichweite.«

»Wenn er höher flöge, würden ihn die Plasmen angreifen«, vermutete Boras, der seinen Bogen ebenfalls gespannt hatte, und bestätigte damit Kaurophons Eindruck von seiner wahren Auffassungsgabe. Sein Pfeil knisterte bereits und brannte darauf, bei Abschuss zu entflammen.

Dirim hielt dem näherkommenden Geschöpf sein heiliges Symbol entgegen. »Tyr, gewähre mir einen Bruchteil deiner Macht, auf dass ich dieses Geschöpf damit blenden möge.« Der Zwerg wuchs zu nahezu seiner doppelten Größe heran, und sein Körper wurde beinahe so muskulös wie der des Barbaren. »Oh, und zerschlage den Schutz dieser Bestie, auf dass Kaurophon nicht völlig hilflos sei

Der magische Schild um den Drachen verschwand. Dirim zwinkerte dem zukünftigen Herrscher von Occipitus zu. Der Drache stieß ein bellendes Lachen aus, und der Schild war wieder da.

»Verdammt«, fluchte Kaurophon. Das war knapp gewesen.

Thamior ließ seinen ersten Pfeil von der Sehne. Das Geschoss bohrte sich in den Himmel, viel zu hoch und steil, und senkte sich dann von oben genau auf die Schnauze der Bestie.

»Ha!«, machte Thamior.

Dann lies Boras seine Sehne knallen, und das Brandgeschoss näherte sich auf direkterem Kurs dem Drachen. Dieser flog einen Meter höher und entging dem Schuss, ebenso wie dem Bolzen aus Thargads Armbrust.

»Das war mein letzter Zauberbolzen«, ärgerte sich Helms Fäustling. Und dann, endlich, war Khorvaire heran.

Sie war nicht besonders groß für ihr Alter, aber über und über mit Stacheln bedeckt. Ihr Maul konnte ein ganzes Pferd auf einmal verschlucken, und erst aus dieser Nähe wurde ihre Anmut und ihre absolute Grausamkeit deutlich, dafür aber mit jeder Bewegung der nachtschwarzen Schwingen, die selbst unter diesem feurigen Himmel keinerlei Licht reflektierten. Ein Schauder ging durch die Gruppe, und Khorvaire öffnete ihr Maul, um einen Bissen Zwergenfleich zu probieren. Da stellte sich eine vergleichsweise winzige Gestalt vor den vergrößerten Zwerg und richtete eine Klaue auf sie.

»Disintegere!« Ein grüner Schimmer umgab Pecarris Hand, flackerte, und war wieder verschwunden. »Mist! Falsche Formel!«, rief der Kobold und ging hinter Dirim in Deckung.

Khorvaire flog direkt über Dirim hinweg. Ihr langer Hals bog sich die eine höhlengroße Boa, und ihr Maul spannte sich um Dirims linken Arm. Mit einem Schwingenschlag ruckte sie wieder empor, und die einzige Frage schien, ob Dirims Arm abreißen oder sie ihn ganz mitnehmen würde.

Dirim stieß mit dem Schwert nach oben, konnte den Drachen aber höchstens kitzeln. Pecarri beließ es bei einfacheren Zaubern und feuerte einen Blitzstrahl ab, während Boras, Thamior und Thargad Geschosse regnen ließen. Das reichte. Khorvaire ließ Dirim los und schwang sich davon.

Dirim rieb sich den Arm. Kaurophon war besorgt. Konnte man an einer ausgerenkten Schulter sterben? Wahrscheinlich nicht. Verdammt.

»Der Drache kommt zurück!«, rief Thargad.

»Aber jetzt«, sagte Pecarri und stellte sich erneut in Positur. »Dustare!«

Seine Klauen leuchteten gelblich, sonst geschah nichts.

»Azuth’s lispelnde Zunge!«, fluchte der Kobold.

»Tyr, mach uns Brathähnchen«, bat Dirim. Aus dem Himmel schoss eine flammende Säule heiliger Energie und ließ die Kettenbrecher die Augen zusammenkneifen. Als sie wieder sehen konnten, hatte der Drache die Flucht ergriffen.

»Azuth sei Dank, wir leben alle noch«, sagte Kaurophon atemlos. Verdammt.

»Dank lieber Tyr«, meinte Dirim. »Azuth kennt seine Formeln heute nicht.«

»Ich bin so kurz davor, den Zauber zu können«, sagte Pecarri und zeigte mit den Fingern einen kleinen Zwischenraum. Er schnüffelte. Sah sich die Klauen genauer an.

»He, die sind richtig sauber. Und riechen nach«, er rümpfte die Nase, »Rosen.«

»Gehen wir weiter?«, fragte Thargad und wies auf das Licht der Wegführenden Laterne.

»Meinetwegen«, sagte Boras und setzte sich in Bewegung. »Aber irgendwie ist das gemein.«

»Was?«, fragte Kaurophon mit dem gefühl desjenigen, der etwas fragt, was er nicht fragen will, und nicht fragen sollte.

»Na, die Sache mit Dirim. Jetzt habe ich richtig Lust auf Brathähnchen, und wo kriegen wir hier so etwas her?«
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Dirim am 01. August 2006, 13:54:47
he is back :dafür:
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Beitrag von: Boïndil am 01. August 2006, 14:27:43
Endlich geht es weiter, und zwar genauso gut wie zuvor. Eigentlich sogar besser, wenn man die lange Wartezeit bedenkt.
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Beitrag von: Gilvart am 02. August 2006, 12:37:45
Ja die Wartezeit war echt besch...
Hoffe auch, dass die Kettenbrecher schnelstens nach Cauldron zurückkehren! Irgendwie gefällt mir die Atmosphäre von Occipitus nicht!
Mir fehlt das gute alte Stadtabenteuer  :(
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 02. August 2006, 17:12:26
Habe vergessen, den Statblock zu posten:

Spoiler (Anzeigen)

Gilvart: Noch zwei Updates, dann geht es zurück nach Cauldron... irgendwie  :twisted:
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Gilvart am 02. August 2006, 20:00:58
Berandor du machst mir Angst...  :D
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Serath am 02. August 2006, 20:24:28
Endlich geht es weiter und dann auch noch mit einem Berandor in Hochform. :-)
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: dude am 03. August 2006, 09:51:59
Dazu kann ich jetzt nur eins sagen: FREU!  :grin:

Ich bin fast versucht das "Happy Happy Joy Joy" Lied zu singen....
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 04. August 2006, 13:30:54
Dude: Bitte nicht :)

Zitat von: "Berandor"
»Disintegere!« Ein grüner Schimmer umgab Pecarris Hand, flackerte, und war wieder verschwunden. »Mist! Falsche Formel!«, rief der Kobold und ging hinter Dirim in Deckung.
(...)
»Aber jetzt«, sagte Pecarri und stellte sich erneut in Positur. »Dustare!«

Das ist übrigens die erstaunliche Erkenntnis, wie gut Helions Spieler darin ist, beim Trefferwurf für Auflösen eine natürliche 1 zu würfeln. (Weitere Beispiele folgen). Auf seinen Rat hin habe ich das Ganze als noch fehlende Perfektion der richtigen Formel dargestellt.

Die Story Hour V habe ich übrigens fertig; ich setze mich jetzt an VI: Geheimnisse der Seelenpfeiler.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 04. August 2006, 14:45:29
Kaurophon: Katzenmensch

Der riesige Baumstumpf ragte vor ihnen in den Himmel hinauf, gekrönt von dem riesigen Schädel, dessen Auge Flammen in den Himmel spie. Und noch waren die Kettenbrecher nicht einmal nahe genug herangekommen, um Details der Rinde auszumachen.

»Wer hätte gedacht, dass hier die letzte Prüfung sein würde?«

Der Sarkasmus in Thargads Stimme war beißend, und Kaurophon war dankbar dafür. Seit Tagen schon versuchte er, jeden ansatzweise harschen Kommentar zu unterdrücken, um das Wohlwollen seiner Marionetten nicht kurz vor Schluss noch zu gefährden.

»Die Laterne scheint in Richtung des Stammes«, stellte Boras fest, als wären die anderen alle blind.

»Sagt mal«, meinte Thamior, »hängt da was am Baum?«

Er deutete auf einen Stelle dicht über dem Boden, und wirklich, man konnte einen Schemen ausmachen, weißlich verwaschen. Die Kettenbrecher näherten sich auf direktem Wege. Bald erkannten sie eine große menschenähnliche Gestalt, muskulös, ihr Fleisch über und über mit Narben und Runen bedeckt, aus frischen Wunden blutend und je zur Hälfte bewusstlos und tot, seine einst weißen und jetzt schmutziggrauen Flügel mit dicken Metallstäben tief in den Baum getrieben.

»Ein Engel«, sagte Dirim.

»Er wurde gefoltert und gekreuzigt.« Boras konnte es kaum glauben.

»Er sieht gefallen aus«, vermutete Thamior.

»Saureya«, stieß Kaurophon aus.

»Wer?«, fragte Pecarri.

»Saureya. Ein Engel, der mit Celestia hierher kam. Er wurde von Adimarchus gefoltert und als Hofnarr gehalten. Von einer früheren Begegnung her weiß ich nur, dass er ziemlich verrückt ist. Und unfreundlich.«

»Das wäre ja mal was ganz Neues«, sagte Thargad.

»Wir müssen ihm helfen«, ignorierte Dirim das Gesagte. Seine Hand leuchtete mit heilender Energie. »Boras, hol ihn runter.«

Der Barbar ging zu Saureya, packte dessen Taille  und zog fest. Mit einem magenwindenden Geräusch zog er die Flügel von den Stangen. Der Engel fiel vorwärts, und Dirim empfing ihn mit heilender Hand. Die schlimmsten Wunden hörten auf, zu bluten, und Saureya landete auf den Knien, keuchend, hustend.

»Das war ja was«, sagte der Engel.

»Du musst uns nicht danken«, beschied ihm der Zwerg großmütig. »Unsere Hilfe war selbstverständlich.«

»Gut zu wissen«, sagte Saureya. »Na denn.« Er wandte sich ab und wollte fortgehen.

»He«, rief Boras. »Du kannst nicht einfach so gehen.«

»Wieso nicht?« Saureya sah sie an, als hätte er sie ertappt. »Ist das ein Traum?«

»Nein«, sagte der Barbar.

»Dann gehe ich.«

»Moment mal«, warf Pecarri ein. »Du kannst uns vielleicht helfen.«

»Kann ich bestimmt. Und?«

»Wir haben dir auch geholfen«, gab Thamior zu bedenken.

»Ach was«, sagte Saureya. »Das war doch selbstverständlich.«

»Wir können auch anders«, drohte Boras.

»Echt? Wollt ihr mich foltern?« Der Engel bekam große Augen. »Wahrlich, ich habe lange gewartet, um Adimarchus’ Folter übertroffen zu sehen. Aber jetzt, wo ihr es sagt... ja, diese dahergelaufene Versammlung aus hilfsbereiten Fanatikern kann gar nicht anders als wirklich geübte Folterknechte sein.«

»Du würdest dich wundern«, sagte Thargad.

Saureya grinste. »Eher nicht.« Er breitete die Schwingen aus, prüfend, ob sie ihn tragen würden.

»Wir haben nur ein paar Fragen«, begann Pecarri erneut.

»Herrje, vielleicht habt ihr recht. Ihr werdet mich zu Tode reden. Also gut, fragt, damit ich endlich wieder meine Ruhe habe.«

»Was kannst du uns über die Prüfung des Rauchenden Auges sagen?«

»Ihr also auch«, sagte der Engel und rollte mit den Augen.

»Wie bitte?«

»Erinnert ihr euch daran, dass ich am Baum hing. Müsstet ihr eigentlich, ist gar nicht so lange her. Das waren noch zwei Kerle, ein Riese und so ein Katzenvieh, die ebenfalls was über die Prüfung wissen wollten. Sie waren allerdings wesentlich – überzeugender als ihr.«

Boras öffnete den Mund.

»Nein, bitte«, sagte Saureya mit schmerzverzerrter Miene, »hört auf. Ich sage euch alles, was ihr wissen wollt, nur bitte haltet den Mund.«

Kaurophon konnte nicht anders. Er mochte diesen Kerl. Nach seiner Thronbesteigung müsste man sich noch einmal genauer unterhalten.

»Also, die Prüfung. Ich habe sie entworfen.«

»Ihr?«, entfuhr es Dirim.

Saureya funkelte ihn an.

»Entschuldigung«, sagte der Zwerg.

»Ich. Mit ein wenig Hilfe von Adimarchus. Seht ihr, nach den ersten zwanzig, dreißig Jahren Scham und Folter fangt ihr an, die Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Und Adimarchus wollte nie hier auf Occipitus bleiben. Er wollte immer raus, eine wirkliche Ebene beherrschen. Darum der Weltenbaum, darum der Angriff auf Celestia, darum die Sache mit Grazz’t.«

»Was war mit Grazz’t?«

»Alte Geschichte«, wehrte der Engel ab. »Jedenfalls – was würde passieren, wenn er weg wäre? Wer würde hier herrschen? Irgendein dahergelaufenes Grubenscheusal? Also habe ich Adimarchus geraten, eine Prüfung zu schaffen, alldieweil ich hoffte, ihn damit auszutricksen.«

»Wie?«, fragte Boras.

»Ganz einfach.« Saureya verzog das Gesicht. »Die ersten beiden Prüfungen sind unwichtig. Es reicht, wenn ihr die letzte Prüfung besteht. Ich hoffte damals, es käme jemand, mich zu retten, und dann würden wir ihm den Thron entreißen und Occipitus vernichten.«

»Moment Mal«, sagte Thargad. »Also war der ganze Mist bis hierher, mit der Kathedrale, dem Dude, diesem blöden Basilisken – das war alles überflüssig? Wir hätten gleich hierher kommen können?«

»Ja.« Saureya klatschte in die Hände und juchzte. »Klasse, oder?«

Fünf Augenpaare wandten sich strafend Kaurophon zu.

»Ich wusste das nicht«, sagte der zukünftige Herr von Occipitus und schwor sich, diese Lücke baldmöglichst auszumerzen. Überhaupt würde er den ganzen Test ungültig machen.

»Also gut. Was ist der letzte Test?«

»Da kann ich euch nicht helfen.«

»Hey«, sagte Boras, »so langsam reicht es mir.«

»Tu, was du nicht lassen kannst«, sagte Saureya. »Aber egal, was ich euch über den Test erzähle – es würde euch nicht helfen.«

»Wir könnten uns darauf vorbereiten«, sagte Thargad.

»Nein, könntet ihr nicht.«

»Hm«, machte Pecarri. »Das ist dein letztes Wort?«

»Ja.«

»Na gut«, meinte Dirim und ließ das Unvermeidliche vom Stapel: »Sollen wir dich nach Hause bringen?«

»Wohin?«, fragte Saureya mit hochgezogener Braue.

»Nach Hause.«

»Und wo ist das? Celestia ist es nicht, da habe ich nichts mehr verloren. Und woanders ist es auch nicht besser als hier, nur dass ich hier wenigstens weiß, was mich erwartet.«

»Also bist du ein gefallener Engel«, entfuhr es Thamior.

»Macht dich das an?«, fragte Saureya lüstern.

»Gib mir eine deiner Federn. Zwei.«

Der Engel schien ungläubig. »Du bist mir ja ein ganz Böser.«

Er streckte den Flügel aus, sodass Thamior zwei Federn ausrupfen konnte. Saureya quiekte künstlich erregt.

»Jetzt muss ich aber sehen, dass ich loskomme. Ich habe eine Verabredung... irgendwo anders.« Zum Abschied blickte er noch einmal Thamior in die Augen. »Ruf mich an, wenn du in der Gegend bist«, und dann schwang er sich in den Himmel hinauf.

Thamior ignorierte all das und blickte auf die Federn hinab. »Jetzt brauche ich nur noch flüssigen Schatten. Und den Darm eines Verräters.«

Dabei hob er den Blick und starrte Kaurophon in die Augen.

»Und den kriege ich auch noch.«

-

Kaurophon ärgerte sich. Bei seinem ersten Besuch hatte der den Stamm genau untersucht, aber keinen Einlass gefunden. Jetzt, nachdem die Laterne ihnen den Weg durch ein Geschwür gewiesen hatte – der Eingang lag unterhalb des Blutpegels – fragte er sich, wie er die Höhle hatte übersehen können. Er war so kurz davor gewesen, und die letzte Prüfung hätte schließlich auch gereicht. Und jetzt stiefelte er mit fünf Abenteurern durch das weite, korkenzieherähnliche Innere des Weltenbaums, und war sich unsicherer denn je, wie sehr die Kettenbrecher ihm auf der Spur waren.

Der Weltenbaum war abgestorben, aber die Wände der runden Höhle waren immer noch leicht warm, sie pulsierten sogar schwach. Es roch feucht, wie toter Urwald, und es gung unausweichlich vorwärts. Thargad und Thamior hatten die Spitze übernommen, um dem Licht voraus zu schleichen und, wenn möglich, den Riesen und seinen Begleiter zu überraschen, von denen Saureya gesprochen hatte.

In diesem Moment kam Thargad zurück gelaufen.

»Sie sind direkt vor uns«, sagte er. »Thamior meint, ein Feuerriese, und ein Typ mit Katzenkopf und verkehrten Händen. Sie haben uns gesehen.«

»Katzenkopf und verkehrten Händen?«, fragte Pecarri. »Wo habe ich das schon mal gehört?«

»Ist doch egal«, sagte Boras und heftete seine Axt. »Auf geht’s!«

Er lief voraus und prallte fast mit einem ungehörig großen Riesen zusammen, der einen gewaltigen Zweihänder mit sich führte. Zwei Pfeile steckten in seinem Rücken, aber das schien den Riesen überhaupt nicht zu kümmern. Boras hob Schlachtenwut, doch der Riese war schneller. Er ließ die flache Seite seines Zweihänders gegen den Barbaren prallen, dass es ihn gegen eine Wand schleuderte. Dann hieb er nochmal und nochmal zu, schneller als möglich schien, und Boras konnte gerade so seine Waffe heben und die Hiebe zur Seite lenken. Der Schweiß stand ihm im Gesicht, und die Axt rutschte ihm aus der Hand. Er war hilflos. Kaurophon konnte seine Augen nicht von diesem Schauspiel abwenden. Der Riese grinste und packte die Klinge zum Todesstoß.
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»Electrocutio!«

Pecarris Blitzstrahl donnerte zwischen Boras und dem Riesen durch und traf nur die Höhlenwand. Boras nutzte die Gelegenheit, aufzustehen. Er stieß einen unmenschlichen Wutschrei aus und ließ Schlag auf Schlag folgen. Plötzlich sah der Riese nicht mehr so siegesgewiss aus. Er wich zurück, zuerst gemächlich, dann immer hektischer. Boras schlug und schlug, wirbelte, völlig jenseits des tatsächlichen Geschehens, jenseits seiner Möglichkeiten. Der Riese hob sein Schwert zur Parade, aber langsamer, gerade noch rechtzeitig. Boras schlug ihm die Waffe zur Seite, dann den Kopf von den Schultern. Keuchend stand er über dem gefallenen Riesen, die Axt als Stütze, dass er nicht umfiele. Und doch schaffte er es, zwischen Atemzügen noch einen Spruch loszuwerden.

»Ich bin dran.«

»Nein, ich«, kam eine Stimme aus dem Nichts.

In der Luft entstand ein Knistern, und ein Blitzstrahl krachte die Höhle entlang, verfehlte Boras wie durch ein Wunder und prallte gegen Thamior. Gleich darauf stand ein Katzenmensch im Gang, wo er vorher unsichtbar gewesen, und hielt eine Laterne der Wegführung wie den großen Streitkolben, der sie war.

Kaurophon erkannte das Geschöpf. Es war ein Rakshasa, nahezu immun gegen Magie, und als solches kein Problem für ihn, wenn er seine Zauberstufe weiter senkte. Er konnte gefahrlos mitkämpfen. Gleich ließ er ein paar magische Geschosse los, die den Rakshasa nicht verwundeten, und dann hoffte er, dass endlich mal jemand diesen verfluchten Barbaren töten würde.

Thargad hatte andere Pläne. Der Schurke lief an der Wand entlang, trank dabei einen Trank und wurde ebenso unsichtbar, wie es der Rakshasa gerade ebenfalls wieder wurde.

»Dispensat!«, rief Pecarri. Mit einem Schlag war der Zauber gebannt, der Rakshasa sichtbar – und Thargad auch, kurz bevor er in Schlagreichweite war.

»Ich sehe dich«, sagte der Rakshasa und wandte sich Thargad zu. Er bekam einen Schubs in den Rücken.

»Mich auch?«, fragte Boras, der immer noch kaum auf den Beinen stand.

»Also gut, du zuerst«, sagte der Rakshasa gelangweilt und drehte sich zum Barbaren herum, um ihn niederzustrecken.

»Fehler«, sagte Thargad kalt. Seine Klingen stießen tief in die Achselhöhlen der Kreatur. Selbst die beste Schadensreduktion gab irgendwann auf, und das war hier der Fall. Der Rakshasa kreischte und ließ die Laterne fallen.

»Gnade!«, bat er. »Bitte. Tötet mich nicht. Lasst mich ziehen und ich schwöre...« Er begann mit den Gesten für einen Zauber. Einer von Thamiors Pfeilen traf ihn im selben Moment im Mund wie Thargads Schwert seinen Bauch, sodass unklar bleiben würde, wer von beiden jetzt schneller reagiert hatte.

»Noch ein Fehler«, beschied Thargad und ließ Kaurophon erschauern. Vielleicht würde es doch nicht so einfach werden, diese verfluchten Helden loszuwerden.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 04. August 2006, 14:55:35
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Außerdem habe ich den "Perestaltic Wave" unterschlagen; nach dem Blitzstrahl zog sich die Höhlenwand zusammen und fuhr wie eine Welle nach oben; potentiell konnten dadurch Charaktere nach vorne geschleudert werden (Bull Rush). Das war eine Art "unbewusster Zuckungen" des Weltenbaums, wie eine zapppelnde Schlange, die man geköpft hat. War aber schwierig einzubauen, weil kein Charakter davon betroffen wurde.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Gilvart am 04. August 2006, 17:39:31
Zum Abschied blickte er noch einmal Thamior in die Augen. »Ruf mich an, wenn du in der Gegend bist«, und dann schwang er sich in den Himmel hinauf.

Genialer Spruch :)
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Serath am 04. August 2006, 18:12:21
Wow, jetzt kommen die Updates ja Schlag auf Schlag.

Die Szene mit dem Engel war genial und Boras wird immer mehr zu meinem Lieblingscharakter.  :)
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: meist3rbrau am 05. August 2006, 00:06:30
Zitat von: "Berandor"
[»Also bist du ein gefallener Engel«, entfuhr es Thamior.

»Macht dich das an?«, fragte Saureya lüstern.

»Gib mir eine deiner Federn. Zwei.«

Der Engel schien ungläubig. »Du bist mir ja ein ganz Böser.«

Er streckte den Flügel aus, sodass Thamior zwei Federn ausrupfen konnte. Saureya quiekte künstlich erregt.


 :lol:
köstlich!
 :lol:
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Sohn des Sammaster am 05. August 2006, 15:58:39
Wirklich gute Geschichte, auch vom Stil her sehr ansprechend geschrieben.

Werde meine Gruppe mit einem Rakshase konfrontieren. War der Kampf wirklich so kurz? Ich hielt Rakshasas bisher immer für recht gefährlich. (Wie hoch war der Schaden?)
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 07. August 2006, 12:56:48
Der Kampf war recht kurz, was daran lag, dass die Kampf-SCs recht gut darin sind, Schadensreduktion zu überkommen bzw. so viel Schaden zu machen, dass die auch nicht mehr viel hilft (Boras, Sneak Attacks). Insgesamt dauerte der kampf gegen den Rakshasa drei oder vier Runden, glaube ich. Hängt natürlich von der Zauberauswahl ab und davon, wie man den spielt. Genaueres kann ich nicht mehr sagen, ist immerhin jetzt fast drei Monate her.
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 10. August 2006, 11:55:20
Die Prüfung des Rauchenden Auges

Die Kettenbrecher hatten sich gerade Zeit genug genommen, um Boras zu verarzten und die Leichen nach Wertgegenständen zu untersuchen, dann hatten sie ihren Aufstieg fortgesetzt. Bald darauf vernahmen sie ein dumpfes Hämmern, dem sie sich mit jedem Schritt näherten. Wieder schlichen Thamior und Thargad vor.

»Die Höhle endet in einem Thronsaal«, verkündete der Elf, als sie zurück waren. »Sieht aus, als wäre das die Mundhöhle des Schädels. In der Mitte des Saals ist ein eiserner Thron, daneben liegen Tonscherben, am anderen Ende geht es weiter aufwärts.«

»Und das Trommeln?«, wollte Boras wissen.

»Ein Golem, wie es aussieht, auch aus Ton.«

Pecarri und Kaurophon tauschten einen Blick aus. Das war nicht gut. Golems waren bekannt dafür, gegen fast jede Form von Magie immun zu sein.

»Der Golem steht einfach vor der Wand und schlägt auf sie ein.«

»Sein Kontrollzauber muss sich verabschiedet haben«, mutmaßte Pecarri. »Können wir uns vorbeischleichen?«

»Ich ja«, meinte Thamior. »Thargad auch. Aber ihr?«

»Ich könnte Dirim, Boras und Kaurophon in einem Dimensionstor mitnehmen. Aber ihr müsst durch.«

»Kein Problem«, sagte der Elf. »Hoffe ich.«

Thargad und Thamior entledigten sich ihrer schwersten und lautesten Gegenstände – Rüstung ausgenommen. Boras würde die Sachen tragen.

»Wir sehen uns auf der anderen Seite«, sagte Dirim. »Passt nur auf, dass ihr unterwegs nicht niesen müsst.«

Die beiden Leisetreter schlichen los, und Kaurophon schob sich – beinahe ebenso leise, aber wenn der Kobold ihn schon mitnehmen wollte, warum sollte er dann das Risiko des Schleichens eingehen? – weit genug vor, dass er den Raum sehen konnte. Mit Ausnahme des Throns war er völlig leer. Rechts sah man die Zähne des Schädels, durch Lücken zwischen ihnen fiel rotes Licht ein. Direkt gegenüber war ein Durchgang, durch den man eine Wendeltreppe erkennen konnte, und nahe bei stand eine drei Schritt große Gestalt aus Ton, die hirnlos und ohne Erfolg gegen die Wand trommelte.

Thamior schob sich langsam durch den Raum. Er war etwas leichtfüßiger als Thargad und hatte schnell ein paar Schritt Vorsprung. Keiner von beiden bewegte sich hastig, sondern langsam und bedächtig. Die Füße wurden im Takt mit den Faustschlägen des Golems gesetzt. Thargad war jetzt am Thron angelangt – ein wirklich unbequem, aber imposant aussehendes Stück Metall – und Thamior stand im Rücken des Golems. Boras legte Kaurophon die Hand auf die Schultern, um den nötigen Körperkontakt herzustellen. Sobald die beiden drüben waren, würde Pecarri das Dimensionstor öffnen.

Plötzlich hielt der Golem inne. Seine rechte Faust war zum Schlag erhoben, aber er rührte sich nicht mehr. Gleichsam Thamior, der genau zwischen dem Golem und dem Durchgang stand. Thargad war ebenfalls stehen geblieben und schien abzuschätzen, ob er besser hinter den Thron zurück gehen oder durch den Ausgang rennen sollte. Keiner von beiden wagte, zu atmen. Kaurophon fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Ein kleiner Ausruf nur, und der Golem hätte ein paar Sekunden Zeit, einen der beiden zu Brei zu schlagen. Er holte Luft.

Der Golem setzte seine Wandprügelei fort, und mit einem Satz war Thamior durch, und noch während Thargad zu ihm aufschloss, spürte Kaurophon das Ziehen des Dimensionstors, das ihn ebenfalls auf die andere Seite bringen würde.

-

Die Wendeltreppe endete in Nasenhöhe. Der vor ihnen liegende Raum war kleiner als der Thronsaal, aber dafür winkelten sich mehr als ein halbes Dutzend Gänge von ihm ab. Diesmal gab es keinen erkennbaren Ausgang, aber in der Mitte des Raums brannte ein zwei Schritt großes Feuer. Das Feuer war schwarz und kalt. Neben den Flammen lagen verstreute Notizen.

»Sieht aus, als wäre jemand hiergewesen«, sagte Dirim leise. »Sollen wir uns dieses schwarze Feuer mal aus der Nähe ansehen?«

Er trat in den Raum. In diesem Moment schimmerte die Luft vor ihm, und ein rothäutiges, vierarmiges Geschöpf vor ihm, dass ihn mit Kurzschwertern und Klauen angriff.

Boras war sogleich bei Dirim, Schlachtenwut gezogen. Thargad wirbelte auf seine andere Seite, und Dirim nutzte die Gelegenheit, um einen Schritt zurück zu treten und sein heiliges Symbol zu fassen.

»Tyr schütze uns vor diesem Bösen!«

Wieder schimmerte die Luft, und diesmal entstand ein Spinnenwesen aus dem Nichts. Es versuchte, sein Beißwerkzeug um Dirims Arm zu legen, aber eine unsichtbare Macht hielt es davon ab.

»Berühren verboten«, sagte der Zwerg. Genüsslich langsam zog er Treueschwur.

Kaurophon tastete sich langsam durch den Raum und schlüpfte in den ersten Gang, der sich abzweigte. Er merkte, dass Pecarri ihm folgte.

»Die anderen haben die Sache im Griff«, sagte der Kobold. »In der Zwischenzeit sollten wir vielleicht die Gänge überprüfen.«

»Ja, das hatte ich auch vor«, log Kaurophon. »Gute Idee.«

Tatsächlich war die Lage nicht besonders gefährlich. Thargad und Boras machten ihren Gegner zunichte, und die beschworenen Gegner konnten sie nicht einmal angreifen. Kaurophon beobachtete, wie Thamior an den Kämpfenden vorbei ging und sich den Notizen näherte – und dem schwarzen Feuer. Der Elf blieb neben den Flammen stehen und beugte sich vor, um ein Pergament aufzuheben.

Ein knisternder Sprechgesang ertönte, und aus dem Flammen griff eine verknöcherte Hand nach dem Elfen. Ein schwarzes Leuchten ging von der Knochenhand aus.

»Das kann ja keiner lesen«, beschwerte sich Thamior und warf das Pergament über seine Schulter – genau gegen die Knochenhand. Das schwarze Leuchten entlud sich in einem kleinen Blitz, konnte das Pergament aber nicht töten. Thamior wirbelte herum, gerade als ein ziemlich untot aussehender Kleriker aus dem schwarzen Feuer trat. Kaurophon musste seine Augen abwenden. Thamior war nicht schnell genug. Er blieb wie angewurzelt stehen.

»Leichnam!«, rief Pecarri aus einem anderen Gang. »Leichnam!« Es klang nicht sehr erfreut.

Kaurophon frohlockte. Endlich mal ein Gegner, der ein wenig mit den Kettenbrechern aufräumen würde. Er zog sich noch tiefer in die Schatten zurück und wartete.

Flammenlanzen prallten von der Haut des Leichnams ab. Schlachtenwut vermochte seine Rüstung nicht zu durchdringen. Thargad suchte vergeblich nach einer verwundbaren Stelle. Dirim ließ heiliges Feuer regnen, doch der Leichnam reagierte nicht einmal. Er fixierte Thamior mit einem kalten Blick. Wieder sammelte sich schwarze Energie in seiner Hand. Die papiernen Lippen des Leichnams verzogen sich zu einem gehässigen Grinsen.

Pecarri sprang aus dem Gang heraus. Seine Klaue zeigte direkt auf den Leichnam.
»Jetzt aber: Discorpora!« Die Klaue färbte sich gelb. Sonst passierte nichts.

Kaurophon musste an sich halten, um nicht zu lachen. Endlich. Der Leichnam hob seine Hand und zeigte damit auf Thamior. Boras hieb verzweifelt auf ihn ein. Dirim streckte sein heiliges Symbol vor, um ihn zu vertreiben. Alles sinnlos. Die schwarze Energie entlud sich und schoss einer Lanze gleich auf Thamior zu. Der Elf kippte zur Seite, und der Strahl löste nur ein paar seiner Haare auf. Thamior landete auf dem Boden, Thargad auf ihm. Er hatte ihn gerade rechtzeitig umgeworfen.
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Kaurophon konnte es nicht glauben. Diese Glückspilze!

Pecarri beschwor eine Energielanze, und endlich konnte er dem Leichnam Schaden zufügen. Sein Hieb brach den linken Unterarm des Untoten und brahte Boras auf eine Idee.

»Halt die mal etwas höher!«

Er ließ Schlachtenwut fallen und packte den Leichnam an der Taille. Der Leichnam kratzte ihm über die Brust, doch der Barbar kümmerte sich nicht darum. Er hob den Untoten in die Luft und warf ihn auf Pecarris bereite Lanze, dass er darauf aufgespießt wurde. Der Leichnam zappelte noch etwas, dann zerbarst er zu Staub. Kaurophon kam aus seinem Versteck.

»Ist alles in Ordnung? Bei Azuth, ich dachte schon, Thamior sei tot.«

»Wenn der Typ etwas besser zielen könnte, wäre ich das auch gewesen«, sagte der Elf, von seiner Lähmung befreit. »Und wo wart ihr?«

»Ich... hatte Angst.«

»Verständlich«, sagte Dirim. »Aber jetzt kommt. Wir sollten einen Ausgang aus diesem Raum finden. Es sei denn, das war die letzte Prüfung.«

Pecarri nahm die Notizen auf. »Nein. Wie es aussieht, hat der Typ nur dieses schwarze Feuer untersucht. War mehr eine Art Zufallsbegegnung.« Er hob den Blick. »Was zeigt denn die Laterne an?«

Die Laterne wies auf einen der Gänge, und am Ende des Gangs befand sich ein weiterer Anstieg. An Ende des Ganges: die Schädeldecke. Und die letzte Prüfung.

-

Der letzte Raum war auf Höhe der Augen errichtet und wölbte sich mehrere Schritt über dem Boden. Etwas, das man nur als “Weltenriss” bezeichnen konnte, ein gleißender Spalt mitten in der Luft, schleuderte feuerrote Energie aus einem der beiden Augen im Schädel. Das andere war frei. Die Laterne wies direkt auf den Riss.

»Ist hier jemand?«, fragte Dirim.

»Ich.« Der Dude erschien in der Luft. »Ihr habts also geschafft.«

Er räusperte sich. Kaurophons Herz klopfte wild.

»Im Namen von Adimarchus, dem mächtigsten und weisesten Herrscher, heiße ich euch erneut willkommen. Dies ist die letzte Prüfung, und sie stellt euren Willen auf die Probe. Um Occipitus zu beherrschen, um seine Macht zu ergreifen und zu nützen, müsst ihr bereit sein, euch von allem zu trennen, was ihr als wichtig erachtet. Die Prüfung des Willens verlangt, dass ihr einen Eurer Verbündeten dem Plasma opfern müsst. Dann ist Occipitus euer.«

Kaurophon kicherte. »Nur einen? Kein Problem!«

-

»Blitzableiter!«

Zwischen Dirim und Pecarri schlug ein Bogen aus Elektrizität ein. Es roch verbrannt, dann flog der Kobold rückwärts und blieb regungslos liegen.
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»Nummer eins«, sagte Kaurophon. »Jetzt zu Nummer zwei.«

Die Kettenbrecher sprangen auseinander. Im Laufen feuerte Thamior zwei Pfeile ab, Thargad warf einen Dolch, und Boras sprang mit seiner Axt voraus. Dirim zog sein Schwert und trat auf Kaurophon zu. Der zwinkerte, hüllte sich in die Schatten und schlüpfte auf der anderen Seite des Raums wieder heraus.

»Blickdichte!« Er fühlte, wie er unsichtbar wurde. Jetzt konnte er frei attackieren. Erst den Barbaren. Während die Kettenbrecher ihn verzweifelt suchten, peilte er genüsslich sein Ziel an.

»Kälteodem!«

Eis hüllte Boras ein und warf ihn um.

»Dort vorne!«, rief Dirim und zeigte direkt auf Kaurophon. Seine Augen leuchteten mit Erkenntnismagie. Gleichzeitig begann er zu beten.

»Tyr, versperre diesem Unhold den Weg zum Thron.«

Eine Steinwand wuchs aus dem Boden und umgab den Weltenriss.

»Das büßt du«, versprach Kaurophon. »Blitzableiter!« Diesmal hüllte die Energie Thamior und den Zwerg ein, aber Kaurophon konnte nicht noch einen Zauber maximieren. Der verdammte Zwerg ging nicht in die Knie. Und wo war der Schurke?

»Psst«, flüsterte es neben ihm. »Hier bin ich.«

Kaurophon wirbelte herum, gerade als Thargad seinen Schminkkoffer geöffnet und die Puderdose in die Hand genommen hatte. Der Schurke spitzte die Lippen und blies.

Kaurophon warf sich in die Schatten und sprang zum anderen Ende des Raums. Dann sah er sich um. Der Kobold war tot, der Barbar eingefroren. Der Zwerg musste weg.

»Kugellager!« Eine kugelförmige Struktur wölbte sich um Dirim, aber ein Schlag mit Treueschwur ließ den Zauber zerbersten, bevor er beendet war.

»He, Kaurophon!«, rief Thamior. Er hatte den Bogen gehoben. »Ich kann dich sehen.«

Der erste Pfeil flog heran. Kaurophon schlug ihn mit der Hand zur Seite. Er sah, wie Thargad sich auf den Weg zu ihm machte. Hastig begann er, in seiner Tasche zu kramen. Den Auflösungszauber! Er brauchte den Auflösungszauber.

Ein zweiter Pfeil drang ihm in die Schulter. Kaurophon funkelte den Elfen an und suchte weiter nach der Schriftrolle. Seine Finger ertasteten etwas. Das war sie! Er riss die Schriftrolle heraus und entrollte sie. Mit einem Seitenblick auf Thargad begann er zu lesen.

Ein dritter Pfeil. Kaurophon musste ausweichen und geriet aus dem Takt. Verdammt, es war eine ganz kurze Formel. So schwer konnte die doch nicht sein. Noch mal von vorne. Er sah wieder zu Thargad – und blickte ihm direkt ins Gesicht.

»Zu langsam«, sagte der Assassine.

Kaurophon spürte einen stechenden Schmerz in seiner Bauchgegend, aber seltsamerweise war der schnell vorüber, und jetzt – flog er? Es war, als würde er fliegen. Plötzlich war es eisig kalt und grell erleuchtet. Und dann–
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-

Immer dieses Grau. Die Einöde hatte ihren Namen wirklich verdient. Der Kobold Pecarri, einst ein Mensch namens Helion, stand in der Gräue und überlegte. Vielleicht war es gar nicht so uninteressant, tot zu sein. Solange man aus der Einöde rauskam.

Aus dem Nichts schälten sich zwei Gestalten: ein bärtiger Magier mit schwarzem Stecken und ein runzliger Kobold.

»Helion«, sagte Azuths Gesandter.

»Pecarri«, sagte Kurtulmaks Repräsentant.

»Deine Freunde rufen dich«, sagten beide gemeinsam. »Willst du zurück?«

»Ja. Was muss ich dafür tun?«

»Schwöre mir Treue«, sagte der Kobold. »Und ich mache dich endgültig zu einem der meinen. Du wirst ein richtiger Kobold!«

»Bin ich denn keiner?«

»Nun ja... doch«, gab Kurtulmak zu. »Aber ich gebe dir eine richtige Koboldfamilie. Was sagst du?«

»Wenn du zurückkehren willst«, sagte Azuth, »so will ich dich nicht aufhalten. Aber in Cauldron wartet eine Aufgabe auf dich. Du wirst Verräter an meinem Namen aufspüren und zur Strecke bringen.«

»Das klingt besser als eine Koboldfamilie«, sagte Helion. »Gehen wir.«


-

»Das macht doch keinen Sinn«, sagte Helion. »Warum sollte Adimarchus einen Test entwerfen, bei dem man sich selbst opfern muss, um ihn zu bestehen?«

»Trotzdem glaube ich, dass es das Richtige ist«, beharrte Dirim.

»Können wir nicht zuerst mal Kaurophon in das Plasma schmeißen?«, wollte Thargad wissen. »Auch, wenn es nichts nützt.«

»Und vielleicht nützt es sogar was«. sagte Helion.

»Erstens wissen wir nicht, ob Kaurophon überhaupt als Verbündeter zählt – wahrscheinlich muss das Opfer uns als solche gesehen haben. Außerdem ist er tot, und Tote kann man nicht opfern, das hat auch der Dude gesagt. Und selbst wenn all dies nicht wäre, so müsste Kaurophon doch wohl zumindest komplett sein.«

Dirim blickte vorwurfsvoll zu Thamior, der ungerührt den Darm des Verräters reinigte und für die Verarbeitung als Bogensehne vorbereitete.

»Wo ist der Dude eigentlich?«

»Er wollte bei deiner Wiederbelebung nicht dabei sein. Irgendwas mit einem schwachen Magen.«

»Hm. Jedenfalls halte ich das für eine dumme Idee.«

»Ich sage dir doch, ist es nicht.« Dirim stand auf. »Ich habe zu Tyr gebetet. Ich habe gefragt, ob es sein Wille sei, dass ich mich opfere. Und er hat “ja” gesagt.«

»Und wenn Tyr sagt, dass du von einer Brücke springen sollst, machst du das dann auch?«

»Natürlich.«

Helion nickte. »Blöde Frage. Trotzdem: Hast du gefragt, ob du dabei sterben wirst?«

»Nein.«

»Also könnte es Tyrs Wille sein, dass du dich einfach opferst, damit wir alle überleben und einer von uns das Zeichen des Rauchenden Auges bekommt?«

»Könnte es.«

»Trotzdem willst du dich opfern?«

»Ich muss.«

Der Kobold schüttelte den Kopf. »Dann tu dir keinen Zwang an.«

Dirim verabschiedete sich noch einmal von seinen Freunden. Dann näherte er sich der Steinwand und schuf kraft seines Glaubens ein Loch in der Wand, gerade groß genug für einen Zwerg. Und mit einem letzten, stillen Gebet trat er ins Feuer.

Dirim schrie für beinahe drei Atemzüge, während die Plasmen seinen Körper zu Staub verbrannten. Schließlich blieb keine Spur mehr vom Zwerg, und nur das Donnern des Weltenrisses füllte den Raum mit Klang.

»Eine wirklich tolle Idee«, sagte Helion.

-

Dirim fand sich in schmerzhafter Röte wieder. Überall um ihn herum war rot, und es gab keine Veränderung der Umgebung, egal wie weit er auch blickte. Aber er war nicht allein. Drei prachtvolle Engel mit goldener Haut und schimmernden Flügeln, die Gesichter schmutzig von den schwarzen Tränen, die sie weinten, blickten ihn überrascht an.

»Wer bist du?«, fragten sie, und: »Was willst du hier?«

»Ich bin Dirim Gratur, Richtschwert von Tyr. Und wer seid ihr?«

»Wir sind die Geißel Celestias«, sagte einer der drei voller Traurigkeit. »Ich bin Cyrus, und das sind meine Geschwister Galad und Juka. Wir sind schuld, dass ein Teil des Himmels in die Hölle fiel.«

»Ich komme von Occipitus«, sagte Dirim. »Ich habe mich geopfert, um meinen Gefährten das Zeichen des Rauchenden Auges zu geben.«

»Ha!«, lachte Juka. »So funktioniert das nicht. Du musst abgrundtief böse sein und es durch deine Taten beweisen, um den Thron zu besteigen.«

»Muss man das?« fragte Galad. »Ich meine... er hat sich geopfert.«

Juka sah ihn an. »Es könnte funktionieren. Aber dann wären wir...«

»Na und?«, fragte Cyrus. »Was haben wir in all den Jahrzehnten schon ausrichten können, Gefangene die wir sind. Wir konnten den Prozess nur verlangsamen. Aber mit einem guten Herrscher...«

»Hoffnung für Occipitus«, schloss Galad.

»Lasst es uns tun«, sagte Juka.

Die drei umringten Dirim und breiteten ihre Schwingen aus, bis Dirim kein Rot mehr sehen konnte. Die Engel begannen in einer fremden Sprache zu singen, und warmes Licht entstand um sie herum, immer stärker pulsierend. Dann blitzte es auf.


-

Es blitzte. Die Kettenbrecher blickten auf. In der Mitte des Raums stand eine Gestalt aus Asche und Feuer, die sich langsam umsah. Dann hustete sie, und Asche wie Flammen fielen von ihr ab und enthüllten einen unversehrten Zwerg. Einen unversehrten Zwerg, dessen rechtes Auge mit unheiligem Feuer brannte und stinkenden Rauch ausstieß.

»Dirim?«, fragte Boras vorsichtig.

Als Antwort streckte der Zwerg Helion die Zunge raus. »Ich habs doch gesagt.«

»Wie fühlst du dich?«, fragte Thamior.

»Gut. Sehr gut.« Dirim blickte ins Leere. »Ich kann Occipitus spüren. Ich kann es sehen. Ich ... Dude!«

Mit einem Blitz war der Dude im Raum. Die große Kreatur verneigte sich.

»Meister?«

»Ich möchte eine Aufstellung über alle Besitztümer und Bediensteten, die sich auf Occipitus befinden, sobald ich zurück bin.«

»Zurück? Wo geht ihr hin?«

Dirim streckte die Hände nach seinen Freunden aus. Die Kettenbrecher zögerten, dann griffen sie zu. Dirim konzentrierte sich.

»Nach Hause.«
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 10. August 2006, 12:09:32
NSC-Block 1
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Der Leichnam hat nicht alle Wesen beschworen, die er beschwören konnte, da Dirims "Schutzkreis vor Bösem" ihre Effektivität gleich null gesetzt hat Trotzdem hier für euch alle

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Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 10. August 2006, 12:15:47
NSC Block 2

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Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 10. August 2006, 12:23:15
Das Zeichen des Rauchenden Auges

Als Adimarchus verschwand, hinterließ er auf Occipitus die Möglichkeit, seine Nachfolge anzutreten. Wer die drei Prüfungen besteht, erhält das Zeichen des Rauchenden Auges und als Folge diese Schablone. Das Zeichen beinhaltet eine enge Verbindung zur und mit der Ebene; auf Dauer kann der Träger des Rauchenden Auges die Ebene nach seinen Wünschen verändern und kontrollieren.

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Die effektive Charakterstufe des Trägers beträgt +1, wenn er nicht auf Occipitus ist, und +3, wenn doch.

Plasmen
Plasmen sind hirnlose Zusammensetzungen aus Flamme und Bösartigkeit. Sie nähern sich mit einer Bewegung von Flug 9m (perfekt) jedem Lebewesen innerhalb von 36m. Wenn kein Lebewesen in der Nähe ist, steigen sie wieder in den Himmel auf. Wenn ein Lebewesen von einem Plasm berührt wird, nimmt es 8w6 Feuer- und 8w6 unheiligen Schaden. Die Plasmen bewegen sich jeweils zur Initiative 0 und sind zerstört, wenn sie in einer Runde je 100 Punkte Kälte- und heiligen Schaden nehmen.

Occipitus
Mit Ausnahme der Himmelsbrocken ist Occipitus leicht chaotisch und leicht böse. Rechtschaffene oder gute Wesen erleiden -2, rechtschaffen gute -4 auf Charisma-bezogene Würfe.

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Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Sohn des Sammaster am 10. August 2006, 18:01:19
Zitat
Das schwarze Leuchten entlud sich in einem kleinen Blitz, konnte das Pergament aber nicht töten.

Wundervoll!  
Ganz großes Tennis!  :D
Gefällt mir sogar noch viel besser als das vorangegange Update.


@Dirim: Lass dich nicht korrumpieren, die dunkle Seite der Macht ist verführerisch.  :wink:
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Dirim am 10. August 2006, 21:25:03
Sei unbesorgt, junger Padavan.
Der Gerechtigkeit wird Genüge getan werden :0)

Aber, so ganz sicher bin ich mir nicht, welche Auswirkungen das mal haben mag.

Dirim
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 16. August 2006, 10:28:03
Epilog

»Willkommen bei den Käfigmachern«, sagte Dämonics Grimm zum Racheengel. »Wenn du Mist baust, bringe ich dich um.«

»Ich will Rache.«

»Und du wirst sie kriegen.« Er sah sich um. »Sonnentau. Wie weit sind wir mit–«

Mit einem Blitz stand ein schwer atmender Glabrezu im Raum.

»PFEIFER! WO IST MEINE BELOHNUNG?«

»Was in Adimarchus’ Namen–«, begann Dämonicus Grimm, wurde aber wieder unterbrochen.

»SCHWEIG, MENSCH! ICH, NABTHATORON, REDE JETZT. IHR HABT MICH ZU EUREM LAKAIEN GEMACHT, UND DAFÜR SOLLTE REDGORGE FALLEN. ES WIRD ZEIT, DASS IHR EURE SCHULD BEZAHLT.«

Grimm erhob sich. Er räkelte sich.

»Lasst uns allein.«

Die übrigen Käfigmacher verließen den Raum, während Nabthatoron seinen Blick auf den unbewaffneten Mann vor ihm gerichtet hielt. Die letzte Tür schloss sich, und sie waren allein.

»WAS WILLST DU JETZT TUN, MENSCHLEIN?«

Grimm lächelte zum ersten Mal seit langer Zeit.

»Reden.«

-

Beinahe wäre sein Stiefel auf dem nassen Dach weggerutscht, aber Velior Thazo behielt das Gleichgewicht und hastete weiter. Bis zur Dachkante hinauf, auf der anderen Seite hinunter, abspringen, auf das nächste Dach, und das alles schnell genug, um einen Moment Ruhe zu haben.

Hinter ihm schlugen die Stiefel seines Verfolgers auf, ohne auch nur ansatzweise abzurutschen. Velior Thazo sprang, kam auf dem nächsten Dach auf, schlug einen Haken und wandte sich nach links. Hinter sich hörte er ein leises Lachen. Er brauchte nur einen Moment, einen Augenblick der Konzentration um sich zu verwandeln, dann würde er einfach davonfliegen. Aber er wusste, dass er sich diesen Moment verdienen musste.

Das nächste Dach war um einiges höher. Velior verbannte die näherkommenden Laufgeräusche aus seinem Gehirn und konzentrierte sich auf den Sprung. Unter ihm brach ein Dachziegel weg, aber er katapultierte sich nach oben, bekam den Mauersims zu fassen und schob sich noch einmal höher, jetzt hockte er auf dem Dach, kam sofort wieder hoch und rannte weiter. Hinter ihm landete sein Verfolger völlig problemlos auf dem höheren Dach. Wieder dieses Lachen.

Velior Thazo rannte, so schnell er konnte, bis das Feuer in seinen Lungen Blut zum Kochen bringen konnte. Dann sprang er ab, diesmal nur so weit und hoch wie möglich, egal wohin, und begann noch in der Luft seine Verwandlung. Seine Flügel bahnten sich ihren Weg durch seine Kleidung hindurch, und er erlaubte sich einen Moment der Hoffnung.

Sein Verfolger prallte in seinen Rücken, krallte sich an ihm fest und zog ihn unerbittlich herunter. Sie krachten in eine Gasse, und der Aufprall gab ein hässlich nasses Geräusch von sich.

Velior Thazo versuchte aufzustehen, nur um wieder zu Boden zu fallen. Seine Hüfte war gebrochen. Mit aller Kraft zog er sich die Gasse entlang, nur weg von dem dunklen Schatten, der sich schon wieder zu regen begonnen hatte. Jetzt stand er auf, schüttelte sich kurz und stieß dann wieder dieses Lachen aus. Velior Thazo spürte, wie die Schminke auf seinem Gesicht verschwamm.

»Lass mich leben. Bitte. Ich... ich verlasse die Stadt. Heute noch. Du wirst der neue Hofnarr sein. Nur lass mich leben.«

Lachen.

»Oh, verdammt! Ich tue alles, du musst es mir nur sagen.«

Feuriger Schmerz schoss durch seine Venen.

»Masks rottende Visage, was willst du?«

»Rache.«

-

»Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?«, fragte Corah zum wiederholten Male.

»Corah, Liebes, überlass das mir«, sagte Annah. »Du hast mit deiner Hochzeit schon genug im Kopf.«

Todd kicherte.

»Ach komm, Annah, das war nicht nett«, kam Zacharias zu Hilfe.

»Nein, du hast recht. In Zukunft werde ich alle Fragen dreimal beantworten.«

»Ich mein ja nur«, sagte Corah. »Sieht das hier vielleicht wie ein geheimer Tunnel in das Stadthaus aus?«

»Na ja, nein«, gab Annah zu. »Aber vielleicht ist er deshalb so geheim. Todd sagt, sein Informant war sich sicher.«

»Das war er. Heute nacht sollen sich genau hier Attentäter rumtreiben.«

»Ich sehe nichts«, sagte Corah und trat einen Stein weg. »Totaler Fehlschlag.«

»Wartet mal«, sagte Annah. »Ich glaube, ich habe da etwas–«

-

Jenya fuhr auf und blinzelte in die Nacht. Sie sah nichts, aber sie hörte ganz deutlich jemanden atmen.

»Wer ist da?«

Sie griff nach ihrem Streitkolben. Er war weg, ebenso wie die ewige Lampe auf ihrem Nachttisch. Sie konzentrierte sich, aber keine Gebete kamen zu ihr. Immer noch konnte sie nichts sehen, keine Bewegung ausmachen, nur den Atem hören.

»Was soll das? Antwortet!«

»Du befiehlst mir, Tochter?«

»Helm? Herr, verzeiht, ich–«

»Schweig. Ich bin nicht zufrieden. Du warst blind und hilflos wie ein altes Weib in ihrem Bett. Wach auf und sieh dich um. Sei meine Augen, die das Böse sehen. Sei meine Stimme, die es benennt, auf das meine Hand es entfernen kann.«

»Eure Hand?«

»Meine Hand wird zu Euch kommen. Seid bereit.«

-

Krystof gähnte aus vollem Mund. Er zog sich ein Hemd über und ging die Treppe hinab. Der Turm waberte im Licht der ersten Sonne, und voller Vorfreude auf den neuen Tag trat er hinaus in den – Schatten?

Er sah auf. Die Spitze des Tempels lag im Sonnenlicht. Darunter aber fand kein Strahl seinen Weg auf den Tempel. Krystof blickte in Richtung Sonnenaufgang. Zwischen ihm und der Sonne lag der Urpsrung des Schattens. Er hatte es gewusst. Von Anfang an hatte er es gewusst, aber alle hatten ihn belächelt. Diese verdammten Azuthpriester hatten ihren Finger so hoch gebaut, dass sie ihm die Sonne nahmen. Er blickte auf den riesigen, achteckigen Bau und wusste, dass sie noch höher bauen würden.

Plötzlich fühlte er sich schwach. Er stolperte in den Tempel zurück und fiel zu Boden, wo es ihm dunkel wie die Nacht erschien. Dann überließ es sich seiner Verzweiflung und weinte, er wusste nicht wie lange.

Licht traf seine Augen. Er kniff sie zusammen, unwillig. Dann stockte er. Licht? Er blinzelte die Tränen weg und sah auf. Da war es, unzweifelhaft. Aus der Wand kam Licht, und nicht irgendwie. Es bildete einen Umriss. Den Umriss einer Tür.

-

Nabthatoron rutschte an der Wand herunter. Blut floss ihm aus unzähligen Wunden, eine seiner Scheren war gebrochen, die andere abgerissen. Ein Auge fehlte. Seine Schnauze zitterte vor Anstrengung, sich am Leben zu halten.

Dämonicus Grimm trat vor ihn hin. Seine Kleidung war blutig. Er wischte sich die Hände an einem Tischtuch ab.

»Und zu guter Letzt«, sagte Grimm, »werde ich einfach nicht gerne unterbrochen.«

Nabthatoron hustete Blut. Er bemühte sich offensichtlich, etwas zu sagen.

»DIE... KETT... KETTENBRECHER. SIE...«

Dämonicus Grimm ging neben dem Glabrezu in die Hocke.

»Ich weiß. Ihr habt die Kettenbrecher für mich ausgeschaltet. Und darum mache ich es auch nicht ganz so schmerzhaft für euch.«

Nabthatoron schüttelte den Kopf. Er hustete wieder, ein nasses Husten, keuchend. Es war ein lang anhaltendes Husten, und es dauerte ein wenig, bis Grimm erkannte, dass es gar kein Husten war. Der Glabrezu lachte.

Dämonicus Grimm packte den Hundekopf des Dämonen, und mit einem Ruck brach er ihm das Genick. Er stand auf. Er würde den Pfeifer die Schweinerei wegmachen lassen. Er war auf dem Weg zur Tür, als er noch einmal innehielt. Er drehte sich zum toten Glabrezu um. Dann sah er seine ruinierten Kleider an.

»Sehr komisch.«
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Sohn des Sammaster am 17. August 2006, 19:00:24
Dämonicus Grimm gefällt mir. Sehr sympathischer Typ. Ein wenig humorlos vielleicht, aber naja, man kann nicht alles haben.

Ich hätte da mal ne Frage: Wie führt ihr Protokoll über die einzelnen Sitzungen? Wann tippst du das Erlebte ab? In welcher Form?
Da unsere Gruppe immer nachts spielt, fällt es manchmal recht schwer sich am Ende zurechtzufinden. (Dafür ist die Stimmung besser  :wink:  )
Da ich fast jedes Mal beim Lesen deiner SH zum Abenteuer schreiben inspiriert bin, will ich ebenfalls einiges aus meiner Gruppe in der beschriebenen Form bearbeiten.
(Zwischenspiele meinerseits sind ja schon zu bewundern  :wink:  )
Titel: Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Beitrag von: Berandor am 17. August 2006, 23:39:05
Normalerweise tippe ich alles einfach relativ zeitnah ab. In letzter Zeit mache ich mir sehr grobe Notizen (im Notizblockprogramm) in Stichwortform, z.B.

"Drache
--> Kaurophon hält sich raus
--> Auflösen vorbei (Formel)
--> wenig Pfeile übrig!
--> Biss auf Dirim, Blitzstrahl, Flucht"

In unserem Forum gibt es die Möglichkeit für die Spieler, Dinge anzumerken, die sie unbedingt in der Story Hour haben wollen, oder Dinge zu nennen, die ich schlecht oder falsch dargestellt habe.

Ansonsten verlasse ich mich auf meine Erinnerung, die Abenteuernotizen als Krücke und das Bewusstsein, dass ein zu 100% übertragener Spielabend nicht funktionieren würde und ich ziemliche Freiheiten habe.