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Workshop => Story Hour => Thema gestartet von: Berandor am 27. September 2005, 14:01:21

Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 27. September 2005, 14:01:21
So, hier geht es weiter.

Für alle Neuankömmmlinge, denen die gleich folgende Zusammenfassung nicht reicht, hier die üblichen Links:

Flash-Teaser
<a href='http://www.p-pricken.de/divers/dungeonpath.html' target='_blank'>Teil 1</a>
<a href='http://www.p-pricken.de/divers/dpone.html' target='_blank'>Teil 2</a>
Teil 3 in Arbeit

PDF-Dateien
Achtung: Die Dateien können mitunter sehr groß werden.
Achtung: Die Story-Hour-Dateien enthalten jeweils auch die Handouts und andere Extras, aber keine Charakterwerte - diese gibt es nur in den eigentlichen Threads.
<a href='http://www.p-pricken.de/pdf/cauldronnpc.pdf' target='_blank'>Faces of Cauldron</a> - NSC-Liste
<a href='http://www.p-pricken.de/pdf/adventurepathcover.pdf' target='_blank'>Coverbilder für den Adventure Path</a>
<a href='http://www.p-pricken.de/pdf/basardeslebens.pdf' target='_blank'>I - Basar des Lebens</a>
<a href='http://www.p-pricken.de/pdf/flutzeit.pdf' target='_blank'>II - Flutzeit</a>
<a href='http://www.p-pricken.de/pdf/zenithdernacht.pdf' target='_blank'>III - Zenith der Nacht</a>

Achtung für Leser:
Für jeden Kommentar, den ihr macht, habt ihr einen Beitrag von mir in einem Thema eurer Wahl frei, mindestens so lang wie der Kommentar. Ich garantiere aber nicht, den ganzen Thread zu lesen (falls ihr mich in die Endphase eines Gesinnungsthreads lotsen wollt :P)
Außerdem erhält der Urheber eines von mir ausgewählten Kommentars eine Gastrolle in der Story Hour! Ich urteile nach Qualität und Schmeichelei :)
Bisherige Gewinner: Hedian und Pestbeule (Zenith der Nacht)

Ansonsten gilt wie immer:
Bitte postet Fragen, die relevante und den Spielern unbekannte Informationen beinhalten, als SPOILER. Bitte postet keine Informationen, die größere Zusammenhänge beleuchten oder spätere Entdeckungen vorwegnehmen. Solche Fragen könnt ihr mir per PM oder E-Mail stellen.

Und die Frage zum Eingang
Es gibt die Diskussion in unserer Gruppe, ob man Celeste trauen kann, ob sie eine Verbündete oder Verräterin ist. Was meint ihr?
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 27. September 2005, 14:03:07
 Stadt in Ketten - was bisher geschah

Die Kampagne “Stadt in Ketten” bespielt die “Shackled City”-Abenteuerreihe aus dem Magazin “Dungeon”. Darin geht es um die düsteren Pläne der Käfigschmiede und des Betrachterfürsten Vlaathu, durch die eine Grenzstadt Tethyrs in Gefahr gerät. Cauldron, so der Name der Stadt, ist in den Kessel eines erloschenen Vulkans erbaut worden.

In Cauldron sind vor sechzehn Jahren die “Schätze Tethyrs” verschwunden, eine berühmte Abenteuergruppe. Die Nachkommen der Schätze begaben sich auf die Suche ihrer Eltern - gerade rechtzeitig, um den Käfigschmieden ein Dorn im Auge zu werden.

Die Kettenbrecher:

Im Augenblick bilden die folgenden fünf Abenteurer die Heldengruppe, welche Cauldron retten kann und muss:Basar des Lebens:
Die Helden kommen in Cauldron an und werden gleich in die Ereignisse um die Käfigschmiede verstrickt. Als die Helden, damals noch mit der Halbelfe Annastrianna, dem Verschwinden mehrerer Waisenkinder nachgehen, stoßen sie auf den Sklavenhändler Kazmojen, der in der alten Zwergenfestung unter der Stadt, der Malachitfeste, seinen Unterschlupf hat.

Kazmojen arbeitet für oder unter dem Schutz des Betrachters Vlaathu, der jedoch nicht zufrieden mit dem Sklavenhändler scheint. Im Beisein der Helden streitet der Betrachter mit Kazmojen und nimmt einen der Waisenjungen mit. Dann überlässt er Kazmojen den Helden.

Während des Kampfes gegen Kazmojen stirbt Annastrianna. Die Halbelfe kann nicht wiederbelebt werden, da sie an keinen Schutzgott glaubte. Die Helden sind letztendlich aber erfolgreich und bringen die erschöpften Sklaven zurück an die Oberfläche. Unter dem Jubel der Bevölkerung geben sie sich einen Namen: Die Kettenbrecher.

Flutzeit:
Auf einem offiziellen Empfang des Stadtherren erhält die Helmpriesterin Jenya Urikas, eine Verbündete der Kettenbrecher, eine Vision von ihrem Vorgesetzten, der sich in Gefahr befindet. Die Kettenbrecher reiten sofort los, können aber nur noch die Leiche des Hohepriesters nach Cauldron zurück bringen.

Während sintflutartiger Regen den Kratersee in der Mitte der Stadt zum Überlaufen bringt, droht die Ebenholztriade mit einer Verschlimmerung der Situation. Die drei Anhänger der Götter Malar, Shar und Tyrannos haben die magischen Stäbe der Wasserkontrolle, die der Hohepriester besorgen wollte, an sich genommen. Die Kettenbrecher dringen in den geheimen Unterschlupf der Triade ein und bringen sie zur Strecke. Dabei erhalten sie Hilfe von der Assassinin Jil und dem Paladin Alek Tercival.

Nachdem die Kettenbrecher wieder einmal die Stadt gerettet haben, werden sie vom Stadtherren zu Bürgern der Stadt ernannt - und dürfen gleich Steuern zahlen. Auf dem Flutfest erleben sie allerlei Unterhaltung. Dabei kommt Thargad der jungen Arlynn näher. Die Rivalen der Kettenbrecher, die adeligen Sturmklingen, werden beinahe Opfer eines Anschlags, und auch auf die Kettenbrecher wird ein Assassine angelegt, der aber erfolglos bleibt.

Zenith der Nacht:
Thargad erfährt, dass seine Freundin Arlynn in Wahrheit die Assassinin Jil ist. Er lässt sich von Rachedurst leiten und bringt sie um. Dirim findet den jungen Pellir, der im Rahmen der “Flutzeit” verschwand, bei dem Wirt Minimax in einer Nachbarstadt wieder. Thamior erhält eine Vision seines Gottes Solonor Thelandira, die ihm die Möglichkeit gibt, seine Tochter vor der ewigen Bestrafung als Ungläubige zu retten: er soll einen “Seelenbogen” bauen.

In Cauldron kommt es zum Chaos, als aus einem Warenhaus des Händlers Maavu einige Furchtelementare ausbrechen. Die Kettenbrecher und die Sturmklingen sind genauso zur Stelle wie die neu formierte Magische Gefahrenabwehr. Die MGA wurde wegen der wachsenden Gefahr gegründet - aus dem selben Grund wird ein Trupp halborkischer Söldner für die Stadtwache engagiert.

Die Kettenbrecher werden von dem Zwerg Devkin Splitterschild beauftragt, seinen Sohn Zenith zu retten, der im Unterreich gefangen gehalten wird. Die Rettungsaktion fordert Opfer, aber sie entdecken auch ein Zeichen auf der Stirn des Zwerges. Devkin entpuppt sich als der Betrachter Vlaathu, der den Kettenbrechern für ihre Einmischungen diesen Dienst abverlangte. Vlaathu behauptet, die Schätze Tethyrs getötet zu haben, und warnt die Kettenbrecher davor, in der Stadt zu bleiben. Celeste, die schöne Besitzerin des Höchsten Sonnenstrahls, wo Devkin die Kettenbrecher empfängt, scheint davon gewusst zu haben.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 03. Oktober 2005, 13:05:08
 Prolog: Nacht

Es war still im Tempel, der von der Bevölkerung ›Flammendes Auge‹ genannt wurde. Einzig eine Wache marschierte geräuschvoll über das Gelände, in einer Hand eine lodernde Fackel, die andere griffbereit am Streitkolben. Aus der Stadt drangen Geräusche an sein Ohr: das gackernde Lachen einer betrunkenen Hure, die schiefen Gesänge von Freunden auf dem Heimweg, und die gutturale Sprache der patrouillierenden Söldnerwachen.

In einem Nebenraum lagen drei Leichen aufgebahrt. Man hatte ihre Körper gewaschen und gesalbt, sie anschließend in einfache Gewänder gehüllt. Die Leiche zur Linken war groß, muskulös, ein wilder Ausdruck lag noch immer auf dem leblosen Gesicht. Daneben lag eine beinahe schmächtige Gestalt, leicht zusammengesunken, der Körper gewohnt, sich in kleine Vorsprünge zu zwängen. Im Gegensatz zu den Händen des Ersten, die voller Schwielen und Abschürfungen waren, und jenen des Dritten, welche kleine Verbrennungen und Verätzungen aufwiesen und nach Schwefel rochen, waren seine Hände glatt, die Fingerspitzen immer noch sensibel für die kleinste Unebenheit. Die letzte, rechts liegende Leiche gehörte einem schlanken jungen Mann. Die Haut dieses Toten war unberührt von den vielen Schrammen und kleinen Narben seiner beiden Gefährten, sah man von der tiefen Axtwunde auf seiner Brust ab, die der Grund für sein Ableben gewesen war.

Jenya betrat den Ruheraum und schloss die Türe hinter sich. Im Licht ihrer Kerze schälten sich die Leichen der Kettenbrecher aus der Dunkelheit wie Diebe aus tiefem Nebel. Ihr Tod drohte, ihr die Hoffnung zu stehlen. Jenya trat zu den Toten und betrachtete ihre Gesichter. Niemand würde denken, dass sie nur schliefen. Sie verneigte sich vor den Toten. Ihre Rüstung schnitt noch tiefer in ihr Fleisch, das Metall kalt und hart auf ihrer Haut - sie hatte keine schützende Kleidung darunter angelegt. Nicht heute nacht.

Jenya entzündete weitere Kerzen im Raum, bis das Zimmer in goldenen Flammen zu schwimmen schien. Schweiß bedeckte ihre Haut, als sie fertig war, rann in die Ritzen zwischen ihrer Rüstung, brannte auf den wunden Stellen, wo zwei Plattenteile aneinander rieben. Jenya kniete mühsam in der Mitte des Raums und schloss ihren Helm. Schwüle Düsternis umschloss sie. Dann begann sie, zu beten.

-

Die Kerzen waren zur Hälfte herunter gebrannt, als Jenya ihre Gebete beendete. Sie erhob sich. Ihre Knie schrieen auf, ihre Haut fühlte sich an wie geschmirgelt. Irgendwo an ihrer Hüfte vermengte sich Blut mit ihrem Schweiß. Sie ignorierte die Schmerzen. Ihre Hand fasste den Griff ihres Streitkolbens ›Stern der Gerechtigkeit‹, der Waffe und Zeichen des Hohepriesters zugleich war. Der Stern der Gerechtigkeit konnte einmal pro Zehntag eine Frage an einen von Helms Gesandten richten, aber Sarcem Delasharn, ihr Vorgänger und Mentor, hatte ihr auch erzählt, dass man die Macht dieses Gegenstands aufzehren konnte, um ein Heiliges Gespräch mit dem Gott selbst zu erbitten. Dazu war sie hier.

Jenya konzentrierte sich auf den Streitkolben, erspürte seine Macht. »Helm, erhöre mich«, bat sie. »Eherner Wächter, erhöre mich. Nie Zwinkerndes Auge, erhöre mich.« Die Waffe begann, in ihren Fingern zu vibrieren. Sie begann von Neuem: »Helm, erhöre mich. Eherner Wächter, erhöre mich. Nie Zwinkerndes Auge, erhöre mich.« Ihr Arm zitterte nun im Gleichtakt mit der Waffe. Eine dritte Wiederholung. »Helm, erhöre mich. Eherner Wächter, erhöre mein Flehen. Nie Zwinkerndes Auge, erhöre das Flehen deiner Tochter.«

Der Streitkolben erstrahlte in gleißendem Licht. Jenyas Augen waren hinter dem geschlossenen Helm geschützt, doch ohne diesen Schutz wäre sie erblindet, das wusste sie im selben Augenblick, da sie das Licht erblickte. Das Licht verdrängte die Nacht aus dem Zimmer, verdrängte alles andere, bis es allein zu existieren schien. Dann, begleitet von noch hellerem Pulsieren, erklang eine Stimme.

»Was wünschst du, meine Tochter?«

Jenya wusste, sie durfte nicht zögern, und doch hatte sie Angst, dass Helm ihr Anliegen als nichtig betrachten würde. »Mein Herr«, sprach sie, »ich rufe Euch ob der Gefahr für die Stadt, die ich bewache, und um Eure Gunst zu erbitten.«

»Weißt du nicht, dass du meine Gunst bereits besitzt?«

»Doch, Herr, und dieses Wissen erfüllt mich mit Stärke.« Jenya biss sich auf die Lippen. Beinahe hätte sie ›Demut‹ gesagt, doch auf solche Gefühle legte man in der Helmkirche nur wenig Wert. »Doch ich will Eure Gunst nicht um meinetwillen erbitten. Der Kessel wird von Gefahren bedroht, die ich nur ansatzweise verstehen kann. Und mir scheint, dass nur wenige Personen willens und in der Lage sind, um dieser Gefahr Einhalt zu gebieten. Ich fürchte ebenfalls, dass meine Kraft nicht ausreicht, um diese Taten zu begehen. Und meine Hoffnung schwindet.«

»Wo die Meinen wachen, ist immer Hoffnung.«

»Und doch wäre sie größer, wenn die Streiter Cauldrons vollzählig wären.« Jenyas Herz klopfte bis zum Hals, als ihrem Gott widersprach - oder wenigstens dem kleinen Teil, der ihr Aufmerksamkeit schenkte. »Cauldron braucht die Kettenbrecher, um Freiheit von der Bedrohung zu erlangen.«

Das Licht wurde etwas schwächer, und Jenya sah am Rand der Helligkeit die drei aufgebahrten Leichen. Einzelne Lichtstrahlen glitten wie prüfend über die Körper.

»Dies ist deine Hoffnung? Ein Idealist, ein brutaler Schlächter, und ein Meuchelmörder? So sieht die Rettung Cauldrons aus?«

Was hatte Helm gerade gesagt? Jenya hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Sie holte tief Luft. »Ja«, sagte sie. »Ihre Loyalität gilt der Stadt, und ihr Wille ist stark. Ich brauche sie.«

»Ich vertraue deinem Urteil, meine Tochter. So wisse, dass dein Wunsch erfüllbar ist, aber großes Ungleichgewicht bringen kann. Es ist Göttern nicht gestattet, in das Geschehen auf der Grauen Einöde einzugreifen - es sei denn, das Ungleichgewicht wird ausgeglichen.«

»Was bedeutet das?«

»Was bietest du an, um deine Bitte zu erhören?«

»Mich«, antwortete Jenya ohne Zögern.

»Du riskierst den Tod.«

»Wenn mein Tod ihr Leben erkauft, dann soll es so sein. Ich biete mein Leben, meine Kraft, meine Erfahrung. Nehmt, soviel Ihr nehmen müsst.«

Für einige Atemzüge herrschte Stille. Das Licht wurde schwächer, begann zu verblassen. Jenya fürchtete schon, ihr Angebot wäre zu gering gewesen. Dann breitete sich das Licht wieder aus, und jetzt drang es auch durch ihren Helm, in ihre Augen, durch ihre Haut, erfüllte sie.

»Dein Angebot erfüllt mich mit Stolz. Die Bereitschaft, für die Sicherheit deiner Stadt in den Tod zu gehen, spricht von deiner Treue. Darum soll der Tod noch nicht dein Schicksal sein. Lebe, und sei den Deinen ein Vorbild.«

Mit einem Schlag zog sich das Licht zurück, und Jenya fühlte sich entzwei gerissen. Sie taumelte, dann fiel sie. Die Schwüle des Zimmers vermochte nicht, sie zu wärmen, und das goldene Licht der Kerzen drang nicht zu ihren Augen vor. Ihr Atem ging flach und langsam. Mühsam, Zentimeter um Zentimeter, kroch ihr rechter Arm an ihrem Körper empor, bis der Stern der Gerechtigkeit auf ihrer Brust lag. Dann verschwand auch der letzte Lichtfunken in Jenya Geist und ließ sie reglos, bewusstlos zurück, wo sie von einem Akolyten gefunden wurde, ein Lächeln auf den Lippen.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Levold am 03. Oktober 2005, 14:51:39
 Mal wieder sehr stimmungsvoll.
Bin mal gespannt, ob Thargads Karriere als Assassin noch Probleme bringt. Wird ja hier schon ein wenig angedeutet.
Wann gehts weiter?
Levold
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 03. Oktober 2005, 15:30:37
 Wir haben gestern gespielt - mal sehen, wie ich die SH geschrieben bekomme.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Askael am 03. Oktober 2005, 17:47:15
 Muß mich Levold da anschließen! Die Lebendigkeit deiner NSCs ist bewunderns- und nachahmenswert!  :D

Besonders gefiel mir gleich der Einstieg, der als Erstes die Lage der Stadt aufzeigt, in deren Mitte der Tempel als Fels der Rechtschaffenheit in der Brandung steht.

Zu Celeste: Eine Verräterin! Wenngleich ihre Hingabe zu finsteren Plänen nicht nicht vollkommen zu sein scheint.
Böse gesagt: Sie zeigt Schwäche;

Greetz, Al
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Beitrag von: Lupus Major am 03. Oktober 2005, 19:13:16
 Tja, da muss ich mich meinen Vorrednern anschließen. Und zu Celeste: Dass man ihr nicht trauen kann, ist erwiesen. Ob sie nun vielleicht gerne etwas für die Kettenbrecher tun will oder kann, sei dahingestellt, aber unter Druck wird sie einknicken.

Vollkommen neutral gesagt: Sie zeigt Schwäche.
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Beitrag von: Jadephoenix am 06. Oktober 2005, 14:14:29
 Schöne Einleitung, ich bin schon gespannt wie es weitergeht. Wird Thamior die nötigen Gegenstände zusammenkriegen um Anna wiederzubeleben ? Was wird aus Thargad etc. pp.

Was mir auffällt, ist das die Charaktere sehr ausgeprägte Persönlichkeiten besitzen, aber auch ziemlich gnadenlos sind. Für Dirim gibt es anscheinend nur eine Strafe, die Todesstrafe, und Boras Wildheit ist auch ziemlich anschaulich. Gefällt mir macht weiter so ;) .

Zum Thema Celeste, nun ja ein Betrachter kann schon ziemlich überzeugend sein. Vielleicht stand sie ja unter einem Zauber, aber man sollte sie definitiv im Auge behalten.

 
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Beitrag von: shaz´narahd am 06. Oktober 2005, 16:40:44
 Im großen Zentralauge  ;) ?

shaz
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Beitrag von: Kylearan am 06. Oktober 2005, 17:21:33
Zitat von: "Jadephoenix"
Was mir auffällt, ist das die Charaktere sehr ausgeprägte Persönlichkeiten besitzen, aber auch ziemlich gnadenlos sind. Für Dirim gibt es anscheinend nur eine Strafe, die Todesstrafe, und Boras Wildheit ist auch ziemlich anschaulich. Gefällt mir macht weiter so ;) .
Nun, was sollen wir im Dungeon machen? Wenn jemand "unsere" Stadt angreift (und da auch vor Mord nicht zurückschreckt), dann gibt es eben Zahn um Zahn. OK, manchmal etwas hart oder dumm (die gefangengen Wachen, die Tar'kilar geopfert hat, waren sicherlich ein schwerer Fehler), aber das ist auch kein Kindergeburtstag in Cauldron.

Wäre mal eine interessante Frage an die geneigte Leserschaft: wie würdet ihr eigentlich die Gesinnungen der Kettenbrecher einschätzen? Ich habe die Frage auch schon mal intern gestellt, fände eine Sicht durch Berandors Brille (;-)) aber interessant. (Bis auf Dirim hat ja keiner wirklich Einschränkungen zu erwarten, wenn wir mal von Unholy Blight und Konsorten absehen...)

Kylearan
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Beitrag von: Berandor am 07. Oktober 2005, 00:21:10
Zitat von: "Kylearan"
Wäre mal eine interessante Frage an die geneigte Leserschaft: wie würdet ihr eigentlich die Gesinnungen der Kettenbrecher einschätzen? Ich habe die Frage auch schon mal intern gestellt, fände eine Sicht durch Berandors Brille (;-)) aber interessant. (Bis auf Dirim hat ja keiner wirklich Einschränkungen zu erwarten, wenn wir mal von Unholy Blight und Konsorten absehen...)

Kylearan
Gute Idee - raus damit!
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Beitrag von: Levold am 07. Oktober 2005, 09:35:38
 Hier meine Einschätzung:
Dirim: l.g., liegt für mich auf der Hand
Boras: c.n. bis c.g., wobei ich eher auf ersteres tippe
Helion: aufgrund der Beschreibung seiner Reinkarnation und der Begegnung mit seinem Gott denke ich l.n. maximal n.g.
Thamior: c.g. oder n.g.
Thargad: l.n., weil gute Charas sind ja für Assassine nicht zugelassen und richtig böse fand ich ihn auch nicht, aber kann ja noch kommen  ;)
Und jetzt würde ich gerne wissen, inwieweit ich richtig liege.
Levold
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Beitrag von: dude am 07. Oktober 2005, 09:44:26
 mein beitrag dazu:

dirim: l.g. oder auch l.n., weil tw. sehr skrupellos
boras: c.n. für mich eindeutig
helion: l.n.
thamior: n. oder n.g. eher aber nicht
thargard: c.n. oder n. wobei eher ersteres weil innerlich total zerrissen *G*

irgendwie fällt es mir, bei genauerer betrachtung, schwer, die gruppe als gut einzustufen... warum wohl?
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Beitrag von: Berandor am 07. Oktober 2005, 10:37:45
 Das ist es, was ich vor der Kampagne zum Thema Gesinnungen geschrieben habe:
Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen


Ist Boras bei Euch Chaotisch, weil er Barbar ist, oder weil er so rüberkommt? Bitte nicht die Klassen beachten!
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Beitrag von: Gast_Lupus Major am 07. Oktober 2005, 11:47:32
 Hmm, Boras ist der schwerste Fall, weil er abseits des Schlachtfeldes nur wenige Auftritte hat. Insofern: chaotisch weil Barbar, neutral, weil nicht einzuschätzen.

Im Übrigen würde ich mich Dude (oder dem Dude?) weitgehend anschließen. Dirim ist auf keinen Fall lg, eher ln, vielleicht sogar mit einer leichten Tendenz zu böse oder chaotisch (die Aktion mit dem Mimic war nicht ln)

Helion würde ich als ng einschätzen.

Thamior...ist auch ein schwieriger Fall. Eher nicht gut, ziemlich neutral. Auf beiden Achsen.

Thargad ist klassisch cn.
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Beitrag von: dude am 07. Oktober 2005, 13:01:44
 @lupus major als gast
Zitat
Dude (oder dem Dude?)

du kannst mich auch eure dudeheit nennen  :D

also böse würde ich dirim nicht sehen... vielleicht mit einer gewissen sadistischen ader  :rolleyes:

@berandor

was boras betrifft, er kommt mir (außer im kampf) recht passiv vor... irgendwie... möglicherweise würde ich ihn absolut neutral betrachten, vielleicht auch n.g.

aber da müßte man sich das ganze nochmal auf die schnelle durchlesen mit einem auge auf boras... und das is ne heiden arbeit...
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Arkos am 07. Oktober 2005, 13:15:34
Zitat von: "Levold"
Hier meine Einschätzung:
...
Levold
@ Levold:

Was liest du hier  <_< ?

 :P  
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Levold am 07. Oktober 2005, 15:10:55
Zitat von: "Arkos"
Zitat von: "Levold"
Hier meine Einschätzung:
...
Levold
@ Levold:

Was liest du hier  <_< ?

 :P
... und was hast du hier verloren?  :lol:
Nee, ich hab schon angefangen hier zu lesen, bevor wir die Online- Runde gestartet haben. Ich hab überhaupt nicht damit gerechnet, den AP selber als SC bestreiten zu dürfen.  :)
Aber ich werde hier trotzdem weiterlesen. Ich behaupte mal von mir Out-Time-Wissen und IT-Wissen trennen zu können. :rolleyes:
Bis denn,
Levold

P.S.: Meiner Gruppe habe ich verboten, hier zu lesen!  B-)  
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Arkos am 07. Oktober 2005, 15:30:27
 Ich habe bisher nur Teil 1 gelesen. Das bleibt auch solange so, bis wir die einzelnen Kapitel bestritten haben und ich sie hier noch mal "erlesen" kann. Klar kann ich auch Spieler und Charwissen trennen - aber es gibt nichts besseres als Spannung im Abenteuer!

Ich hatte aus einem anderen (Berandor bekannten) Grund hier vorbeigeschaut.  :D
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 08. Oktober 2005, 19:21:49
 Himmlische Entschuldigung
Kheyne trat durch die Flammenwand hindurch, und das Feuer vermochte ihn nicht zu verzehren. Dort, wo das Inferno kleine Brandblasen verursachte, heilte die Haut sogleich wieder, alldieweil der Feuervogel auf Kheynes Brust hungrig leuchtete. Kheyne trat Sooka entgegen und schickte ihn mit einem Schlag zu Boden. Im selben Moment flohen seine Getreuen, und die Ära des Schwarzen Heers war vorüber.
- Aufstieg und Fall von Sooka, dem gnomischen Beschwörer, 1354 TZ


»Und was machen wir jetzt mit dir?«, fragte Dirim den Kobold, der sich als Helion ausgegeben und selbst die härtesten Identifikationstests bestanden hatte.

»Sagt einfach, Helion sei nach der Wiedererweckung entstellt, und würde sich nicht mehr vorwagen.«

»Geht sowas denn?«, fragte Boras.

»Passiert leider viel zu oft«, gab Helion zurück und deutete auf die linke Hand des Barbaren, an der ein Finger fehlte. »Ach, und noch was. Ich nenne mich in Zukunft Pecarri.«

»Was ist mit dem Tempel?«, erkundigte sich Thamior.

»Wieso? Was ist denn damit?«

Schnell berichtete Dirim von Beregard und seinen Mannen. »Jedenfalls sitzt er jetzt im Tempel und hat die Aufsicht. Wir müssen ihm schon etwas sagen.«

»Aber er muss ja nicht wissen, dass Pecarri in Wahrheit Helion ist, oder?«

»Nein, aber...« Dirim schien etwas unwohl.

»Denk mal an Krystof Jurgensen - unser Freund von Lathander hat gleich ausgeplaudert, wer wir sind. Und Beregard muss es nur seinen Leuten erzählen, dann weiß es morgen die ganze Stadt.«

»Also gut«, sagte der Zwerg schließlich. »Ich sage erst Mal nichts.«

Als die Kettenbrecher zum Tyr-Tempel kamen, gab es auch prompt Probleme. Die Torwache rief Beregard, ließ die Gruppe aber dennoch eintreten - schließlich war Dirim nach Beregard die höchste Autorität  und schien keinesfalls von seinen seltsamen Gefährten gezwungen worden zu sein. Zudem erwartete man ja die Ankunft der gesamten Abenteuergruppe.

»Wen haben wir denn hier?«, fragte Beregard zur Begrüßung. Er sah jedoch zurückhaltend-freundlich und keineswegs misstrauisch aus. Seine altersmäßig hohe Stirn glänzte vor Schweiß; er hatte wohl gerade Waffenübungen gemacht.

»Das sind meine Gefährten, die Kettenbrecher. Thamior, Thargad, Boras und H... Pecarri. Freunde, das ist Beregard Streithammer von Tyr.«

»Tyr zum Gruße«, sagte Beregard förmlich, und dann: »Ich dachte nicht, dass ihr einen Kobold unter den Euren habt.«

»Nun, wir haben kürzlich unseren Magier verloren, und Pecarri soll in die Bresche springen«, sagte Dirim bestimmt.

»Nun ja... aber ein Kobold! Und dann seid ihr noch zu fünft.«

»Seid ihr etwa abergläubisch?«, fragte Pecarri schelmisch.

»Ich? Ach was«, versicherte Beregard nicht besonders glaubhaft.

»Gibt es denn ein Problem mit Pecarri?«, schaltete sich Dirim dazwischen.

»Ich habe Euch doch gesagt, solange die Räume unten nicht gebraucht werden, stehen sie Euren Gefährten weiter zur Verfügung.«

»Dann gehen wir mal runter.«

-

»Vielleicht erzähle ich euch erst Mal, was mit Devkin passiert ist«, sagte Dirim, als sie sich unten in eines der Zimmer zurückgezogen hatten. Gemeinsam mit Thamior berichtete er also von dem Treffen im Höchsten Sonnenstrahl, als sich der alte Zwerg als Verkleidung entpuppt hatte, hinter der Fürst Vlaathu, der scheinbar zauberkundige Betrachter steckte.

»Und was war mit Celeste?«, fragte Helion der jetzt, wo sie unter sich waren, natürlich wieder seinen richtigen Namen benutzte.

»Sie ist abgehauen. Hat noch irgendwas gemurmelt und ist verschwunden. Sie wollte sowieso nicht, dass wir uns mit Devkin treffen, sondern wollte uns aufhalten.«

»Abgehauen?«, erkundigte Thargad sich.

»Teleportiert«, bestätigte Thamior.

»Sieht so aus, als bestünde da noch Klärungsbedarf«, gab Thargad zurück und streichelte die Griffe seiner Kurzschwerter.

»Oder wir schnappen sie uns und quetschen sie aus«, sagte Boras.

Nach einem kurzen Moment der Stille sagte Helion: »Oder das.«

»Wir sollten uns auch noch mal mit Jenya treffen«, meinte Dirim.

»Auf jeden Fall«, stimmte Thargad zu. »Aber wir brauchen auch etwas Geld. Wir sollten ein paar der Beutestücke, die wir haben, abstoßen.«

»Ich brauche eine magische Tasche«, sagte Helion gleich, »Ich kann mein ganzes Zeug nicht mehr tragen. Außerdem benötige ich Komponenten, um ein paar Gegenstände zu erschaffen.«

»Vielleicht sollten wir die silberne Axt verkaufen, und uns dafür eine andere silberne Waffe kaufen?«, schlug Thargad vor. Boras sah entsetzt aus.

»Kannst du mit der Axt überhaupt umgehen?«, fragte Dirim.

»Klar!«, sagte Boras. »Zumindest so halb.«

»Dann wäre es vielleicht besser, wir hätten ein silbernes Langschwert oder so.«

»Mal sehen, was da ist.«

Es klopfte an der Tür. »Bruder Dirim«, klang es von draußen, »da ist ein Bote für Euch. Er wartet.«

Dirim öffnete die Tür und fand einen von Beregards Wachen davor, der ihm einen Brief in die Hand drückte. Dirim entrollte die Schriftrolle.

»An die Kettenbrecher«, las er vor, »ich möchte mich mit Euch treffen. Möglichst geheim. Schreibt mir wann, und wo. Es ist wichtig. Gezeichnet: Celeste.«

»Holla«, sagte Boras, »das ist eine Überraschung.«

»Und eine gute Gelegenheit«, sagte Thargad mit undurchsichtigem Lächeln.

»Hören wir sie uns erst Mal an«, schlug Helion vor.

»Aber wo?«, fragte Thamior. »Hier wird sie wohl nicht hinkommen.«

»Im Lathandertempel«, sagte Dirim bestimmt. »Und was Krystof angeht - den schicke ich weg.«

-

Pünktlich zur verabredeten Zeit klopfte es an die Tür des Lathandertempels. Davor stand Celeste, in einen grauen Wintermantel gehüllt, der es schaffte, sie derart zu verhüllen, dass man sich auf die Enthüllung umso mehr freute. Celeste schlug die Kapuze zurück und schüttelte ihr goldenes Haar, sodass der kleine Gebetsraum sich mit ihrem Duft füllte und die Temperatur um ein oder zwei Grad anstieg.

»Also«, fragte Dirim ungeduldig. »Was gibt es denn?«

Celeste sah sich um, und beim Anblick der versammelten Kettenbrecher beruhigte sie sich. Ihr Blick verharrte kurz auf dem Kobold, aber dann spielte ein Lächeln auf ihren Lippen, und sie nickte.

»Ich habe euch etwas mitgebracht«, sagte sie und holte einen kleinen Beutel hervor.

»Vorsicht!«, rief Boras. »Keine Dummheiten.«

Celeste öffnete den Beutel mit grazilen Fingern, griff hinein und nahm einen weiteren Beutel hervor, den sie wiederum öffnete und auf ihrer anderen Hand entleerte. Vor dem elfenbeinernen Fleisch glitzerten acht Smaragde im warmen Licht des Tempels.

»Die Steine sind insgesamt 16.000 Aenare wert«, nannte sie den Namen der tethyrischen Goldmünze. »Ich glaube, diese Belohnung ist für Thamior und Helion.«

»Pecarri«, sagte der Kbold störrisch, nicht willens, ihre Vermutung zu bestätigen.

»Pecarri. Natürlich«, Celeste lächelte nachsichtig und einladend zugleich, als wisse sie genau, wie man mit Kobolden umzugehen habe. »Was die restlichen Kettenbrecher anbelangt - ich glaube, es gab da ein paar Wünsche.«

Wieder griff sie in den Beutel. Diesmal nahm sie eine große Axt hervor. Der Schaft war aus Rosenholz und mit Runen verziert, die Klinge aus dunkel geschmiedetem Stahl, der an der Schneide rötlich glühte. Der Griff war mit rauem Leder umwickelt.

»Das ist Schlachtenwut«, sagte Celeste erhaben. »Die Waffe wurde 1066 TZ von Glotar Finsterstahl geschaffen. Er schmiedete sie für seine Tochter Glinda, die vor fünf Jahren an Altersschwäche starb. Wenn ihr die Waffe im Zorn verwendet, gewinnt sie zusätzliche Macht.«

Sie überreichte die Axt Boras, der sie mit großen Augen entgegen nahm und sie sogleich prüfend wog. Er schien zufrieden. Dann nahm Celeste ein Kurzschwert hervor. Es schien perfekt geschmiedet, und selbst im Lichtschein des Rosenfeuers im Tempel glänzte die Waffe nur blass.

»Dieses Schwert wurde vor zwei Jahren von Barl Höhlenklinge geschmiedet. Wie alle von Barls Waffen reflektiert die Klinge kein Licht. Das Schwert ist namenlos; es liegt am ersten Besitzer, ihm einen Namen und eine Geschichte zu geben.«

Sie gab die Waffe Thargad, der grimmig nickte. »Es liegt am zweiten Besitzer, die Waffe zu benennen.«

»Dann wird hoffentlich ihre Geschichte umso interessanter«, gab Celeste zurück. Sie griff wieder in den Beutel und entnahm ihm ein Breitschwert. Licht strömte von der glänzenden Klinge, weißes Licht, das im Gebetsraum fast unnatürlich kalt wirkte. Der Griff war mit rotem Leder umwickelt, in die Parierstange waren sechs Smaragde eingearbeitet; einer davon war gesprungen und schwarz, die anderen glänzten grün.

»Dies ist Lehnstreue. Torgan Silberarm schmiedete sie im Jahre 1341 TZ für Sammael den Gerechten, einen menschlichen Krieger. Das Schwert vermag es, Treulosigkeit zu entdecken. Als Sammael seinen Adjutanten mit der Waffe prüfte, zersprang einer der Smaragde und enthüllte dessen Falschheit. Daraufhin erschlug der Adjutant seinen Herren, bevor er von Sammaels Getreuen selbst getötet wurde. Man sandte die Waffe zu Torgan zurück.«

Sie reichte das Schwert an Dirim weiter. »Die Klinge ist aus Immerglanz.«

Dirim kannte diese zwergische Schmiedetechnik, wodurch eine Klinge immer scharf und glänzend blieb. Ehrfürchtig hielt er das Langschwert mit der für Zwerge typischen breiten Klinge in den Händen. »Eine gute Waffe«, sagte er.

»Das freut mich«, sagte Celeste mit einem Lächeln, das sagte: Wenn ihr nicht zufrieden gewesen wäret, hätte ich mir eine andere Methode der Bezahlung überlegen müssen. Sogleich legten die Kettenbrecher noch einmal einen prüfenden Blick an ihre neuen Waffen, konnten aber leider immer noch keinen Makel erkennen.

»Ihr habt es verdient, dass wir Euch anhören«, sagte Pecarri. »Also erklärt euch.«

»Es gibt nicht viel zu erklären«, sagte Celeste, und ihre Miene wurde traurig, wobei unklar blieb, ob die Traurigkeit durch das Thema hervorgerufen wurde oder dadurch, dass die Kettenbrecher keine andere Bezahlung brauchten.

»Kurz nach meiner Ankunft in Cauldron tauchte plötzlich dieser Betrachter bei mir auf. Er bezeichnete sich als ›Wahrer Fürst‹ der Stadt und nannte sich Vlaathu. Er gab mir zu verstehen, dass es in seiner Macht stünde, den Höchsten Sonnenstrahl zu zerstören und mich zu töten. Dann trug er mir auf, ein Auge auf Euch zu haben. Später befahl er mir, euch zu mir zu locken, um euch den Auftrag zu geben.«

Sie seufzte kurz, und jeder der Kettenbrecher war kurz davor, sie in den Arm zu nehmen. »Und ihr taucht nicht auf. Also befiehlt mir Vlaathu, euch zu holen, irgendwie, aber ihr seit verschwunden, und taucht erst drei Tage später wieder auf. Ich sah mein Stündlein schon geschlagen.«

»Warum wir?«, fragte Pecarri.

Celeste zuckte mit den Achseln, und bei der Bewegung wäre ihr Mantel beinahe von ihren Schultern gerutscht. »Ich habe ihn auch gefragt. Ich nehme an, er wollte sich rächen.«

»Warum habt ihr uns nicht gewarnt?«, fragte Thamior.

»Meint ihr das ernst? Was hättet ihr denn ausrichten können? Nein, ich dachte, wenn ich mitspiele, komme ich vielleicht heil da raus... und kann vielleicht versuchen, auch euch zu helfen. Indirekt.«

»Wie denn?«, fragte Boras, aber Thargad nahm Celeste die Antwort ab.

»Darum die Waffen.«

»Und die Versuche, uns Zenith vorher abzuknöpfen«, fügte Dirim hinzu.
Celeste nickte. »Ich dachte, wenn ich euch den Zwerg abnehme und euch die Belohnung gebe, erfahrt ihr gar nicht, was da gelaufen ist. Ich habe sogar extra Zwergenwaffen besorgt.«

»Was natürlich auch Eure Rolle in diesem Spiel verborgen gelassen hätte«, sagte Pecarri nüchtern.

Celeste senkte den Kopf ein wenig und schaffte es sogar, leicht zu erröten. Pecarri wollte sie gleichermaßen trösten wie bestrafen. »Zugegeben«, sagte sie.

»Und warum habt ihr die Belohnung erhöht?«

»Vielleicht als Wiedergutmachung?«, fragte Celeste zurück und überließ es jedem der Kettenbrecher, zu seinen eigenen Schlüssen zu kommen. »Nun ja, ich denke, wir  haben das zur Genüge besprochen. Gibt es noch etwas?«

»Im Moment nicht«, sagte Dirim.

»Falls doch noch etwas ist«, sagte Celeste, »wisst ihr, wo ihr mich finden könnt.«
»Und wenn ihr Hilfe braucht - wir sind da«, gab der Zwerg zurück. »Sagt uns Bescheid, wenn Vlaathu noch einmal bei Euch auftaucht.«

»Wenn ich mich damit nicht in eine Gefahr begebe, vor der ihr mich nicht beschützen könnt«, sagte sie kokett, »denke ich darüber nach.« Dann schlug sie die Kapuze wieder über ihren Kopf und verschwand in die Nacht.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 08. Oktober 2005, 19:22:13
 Die Waffen:

Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Levold am 10. Oktober 2005, 07:45:49
 Sehr schön mal wieder.
Kannst du diese Lobhudeleien eigentlich noch ertragen, oder wirst du langsam megaloman?  :rolleyes:
Und überhaupt: steht das Angebot mit der Gastrolle noch? Dann müsste ich den Schleimfaktor ja nochmal erhöhen.
"Bezahlung" von dir an mich übrigens in Form von Postings in meiner SH. Bitte. Danke.
So, und jetzt zum Wesentlichen:

Zitat
»Und was machen wir jetzt mit dir?«, fragte Dirim den Kobold, der sich als Helion ausgegeben und selbst die härtesten Identifikationstests bestanden hatte.

Die Tests hätte ich gerne gelesen. Was war das denn? Folter, Drohung, Auskitzeln?

Zitat
»Ich brauche eine magische Tasche«, sagte Helion gleich, »Ich kann mein ganzes Zeug nicht mehr tragen.
:lol:

Zitat
Davor stand Celeste, in einen grauen Wintermantel gehüllt, der es schaffte, sie derart zu verhüllen, dass man sich auf die Enthüllung umso mehr freute. Celeste schlug die Kapuze zurück und schüttelte ihr goldenes Haar, sodass der kleine Gebetsraum sich mit ihrem Duft füllte und die Temperatur um ein oder zwei Grad anstieg.
...
wobei unklar blieb, ob die Traurigkeit durch das Thema hervorgerufen wurde oder dadurch, dass die Kettenbrecher keine andere Bezahlung brauchten.
...
Sie seufzte kurz, und jeder der Kettenbrecher war kurz davor, sie in den Arm zu nehmen.
...
Celeste senkte den Kopf ein wenig und schaffte es sogar, leicht zu erröten. Pecarri wollte sie gleichermaßen trösten wie bestrafen.

Supergeil die Beschreibungen von Celeste und die Reaktionen der Gruppe. Dafür gibt es nur einen Ausdruck: Schwülstig

Was mir auch sehr gut gefällt, sind die Beschreibungen der Waffen. Wo hast du die her? Selbst ausgedacht oder hast du dafür ne Quelle?
Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen


Levold
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Kylearan am 10. Oktober 2005, 12:32:03
Zitat von: "Levold"
Die Tests hätte ich gerne gelesen. Was war das denn? Folter, Drohung, Auskitzeln?
 
Hab' ich alles nicht getan ;-)

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 10. Oktober 2005, 17:33:01
Zitat von: "Levold"
Sehr schön mal wieder.
Kannst du diese Lobhudeleien eigentlich noch ertragen, oder wirst du langsam megaloman?  :rolleyes:
Ich bin schon lange megaloman, also weiter :D

Zitat
Die Tests hätte ich gerne gelesen. Was war das denn? Folter, Drohung, Auskitzeln?
Es gab keine. Shensen hat bestätigt, dass Helion der Kobold ist, und gut war. Sollte ein Insider-Gag sein
Zitat
Was mir auch sehr gut gefällt, sind die Beschreibungen der Waffen. Wo hast du die her? Selbst ausgedacht oder hast du dafür ne Quelle?
Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen

Die Waffen habe ich mir ausgedacht. Im Original bekommen die Helden ja vom falschen Splitterschild ihre Bezahlung (warum? Keine Ahnung!), und ich wollte eben mehr als nur einfach "Langschwert +1" geben.

Dirims Spieler hatte sich etwas Tyr-mäßiges gewünscht, am Besten bzgl. Wahrheit oder Recht, Boras ließ mir relativ freie Hand (wollte gerne eine Vorpal-Axt ;)) und Thargad wollte ein Kurzschwert +2.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Askael am 10. Oktober 2005, 18:31:10
 Muß mich da Levold anschließen! Schön langsam gehen mir die Adjektive aus  ;)

Sehr cool fnde ich vor allem auch die kleinen Geschichtsbeschreibungen, die hin und wieder dem eigentlichen SH-Text vorausgehen!

Schönes Spiel auch mit Celeste - überaus geschickt..
Das arme Mädchen.. Aber sie hat ja Waffen mitbringen können, die die Scharte mehr als auswetzen  :P  
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Dirim am 20. Oktober 2005, 13:22:03
 Da fehlt doch noch was, oder? B-)  
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 20. Oktober 2005, 21:53:57
 Da fehlt noch einiges. Unter anderem...

Wächter der Nacht

»Ich denke nicht, dass wir ihr trauen können«, sagte Thargad bestimmt. »Selbst, wenn Celeste auf unserer Seite stünde - sobald  Vlaathu wieder auftaucht, wird sie uns verraten.« Die Kettenbrecher saßen unten im Versammlungsraum des Tempels zusammen, mit Ausnahme von Thamior, der sich entschuldigt hatte.

»Wir können sie doch beschützen«, sagte Dirim.

»Nein«, gab Helion zurück. »Im Moment können wir das nicht. Aber noch etwas macht mir Sorgen.«

»Und was?«

»Der Name: Vlaathu. Ich finde, das klingt ein wenig wie Valanthru, meint ihr nicht?«

»Der Elf?« Boras war skeptisch. Thargad hingegen ganz Ohr.

»Habt ihr dessen Augen gesehen? Dieser Goldstich... ich weiß ja nicht.«

»Immerhin ist er ein Goldelf«, sagte Dirim.

»Trotzdem - wenn Vlaathu wirklich seine Gestalt verändern kann, könnte es passen.«

»Oder ein Trick sein.«

»Oder das.«

Danach besprachen die Vier ihre weiteren Vorhaben. Boras wollte sich etwas erholen, und vielleicht mit Terseon Skellerang ein Bierchen trinken gehen. Vielleicht würde er etwas mehr über die Söldner herausfinden können.

Thargad hatte etwas mehr im Sinn; vor allem drängte er auf einen Besuch im Helmtempel, und natürlich würde er Meerthan Bericht erstatten. Außerdem wollte er ein Auge auf die einfachen Wachen werfen - und dabei nach einer ganz bestimmten Wache Ausschau halten, was er aber geheim hielt.

Dirims Pläne bezogen sich hauptsächlich auf den Tempel: Er wollte ein paar Glyphen zur Sicherung der Mauern anbringen, vielleicht noch eine Glyphe im Untergeschoss. Dazu wollte er versuchen, mit Beregard den Schlafplatz zu tauschen. Schließlich galt es noch, endlich mit Gottesdiensten zu beginnen und, wenn möglich, ein Schiedsgericht im Tempel abzuhalten.

Helion schließlich plante, einige magische Gegenstände herzustellen und ansonsten Zauberforschung zu beginnen. Er würde sich nach Möglichkeit nicht ohne Begleitung aus dem Tempel wagen und sich ohnehin so wenig wie möglich zeigen. Problematisch war, dass Helion in seiner Ausbildung auf die Grundsätze der Illusionsmagie verzichtet hatte, weshalb Verkleidungszauber und Unsichtbarkeit nicht in seiner Macht standen.

»Und dann brauchen wir Geld«, sagte Helion schließlich.

»Wir können erst einmal unsere Beute verkaufen«, sagte Dirim, »aber die Sachen von Zenith möchte ich gerne dem Splitterschildclan übergeben. Er ist schließlich einer ihrer Helden.«

»Vielleicht fangen wir damit an«, sagte Helion, »und dann gebe ich Thargad eine Liste mit den Dingen, die ich brauche.«

»Was ist mit der Silberaxt?«, fragte Thargad, und aus Boras’ Gesicht verschwand die Hoffnung, dieses Thema zu vermeiden.

»Wir sollten sie abgeben«, sagte Dirim. »wenn Celeste immer noch sie viel Gold dafür zahlt. Und dann nehmen wir uns eine andere Waffe.«

Sie schrieben einen Brief an Celeste und Dirim nahm ihn mit nach oben, um ihn einem vorbeilaufenden Boten mitzugeben. Auf dem Weg in sein Zimmer sah er Beregard, der sich mit Sam über einen Stapel Papiere beugte.

»Beregard?«

Der Tempelritter sah auf. »Bruder Dirim.«

»Kann ich euch kurz sprechen?«

»Aber nur kurz. Wir haben hier noch zu tun.« Beregard trat mit Dirim in den Hof hinaus. »Um ehrlich zu sein, bin ich ganz froh, dass ihr kamt. Mir schwimmt vor lauter Zahlen schon der Kopf.«

»Wie sieht es aus?«

»Nicht gut. Es wird Zeit, dass wir eine Kollekte einfahren.«

»Ich halte diese Woche meinen ersten Gottesdienst«, sagte Dirim. Beregard schien sich darüber zu freuen. »Aber deswegen wollte ich nicht mit euch reden. Es geht um Glyphen.«

»Wieso? Habt ihr welche entdeckt?«

»Nein, ich wollte welche legen. Um die Mauer abzusichern.«

Beregard rieb sich den Schnäuzer. »Ich weiß nicht. Die Glyphen sind ja begrenzt.«

»Habt ihr eine andere Idee?«

»Nicht unbedingt. Wir können sie auch nirgends anlegen, wo ehrbare Bürger zu Schaden kommen könnten. Aber ich kann Euch auch nicht die Komponentenkosten erstatten - dazu haben wir viel zu wenig Mittel.«

»Also?«

»Also wenn ihr Glyphen legen wollt, dann auf Eure Kosten.«

»Ich verstehe. Es wäre natürlich leichter, wenn ich nur den unteren Bereich abschließen müsste, aber dann müssten die Zimmer dort für alle verschlossen bleiben.«

»Ich schlafe dort«, sagte Beregard verwirrt.

»Ich könnte doch-«

»Nein, Bruder. Ich bin kein Priester. Das Zimmer in der Kapelle ist das Eurige, oder ihr gebt es Tomker, wie ihr mögt. Aber ich bleibe unten.«

»Schon gut«, beschwichtigte Dirim. »Ich ziehe mich dann für die Nacht zurück.«

»Schlaft gut«, sagte Beregard und begab sich zurück an seine Zahlen.

Doch Dirim begab sich noch nicht zur Ruhe. Er schob Stuhl und Tisch in seiner Kammer an die Wand, um etwas Platz zu bekommen, und stellte sich in die Mitte der Kammer. Er nahm sein heiliges Symbol in beide Hände und reckte es frontal vor sich. Dann begann er, zu beten, zuerst still, dann in einem leisen Flüsterton.

»Tyr, schlage mit deinem Schwert eine Brücke. Übermittle meine Worte. Finde Branda Gratur, und lasse meine Worte in ihrem Ohr erklingen: ›Hier spricht dein Sohn Dirim. Wo bist du, Mutter? Geht es dir gut? Verzage nicht!‹«

Wieder und wieder sprach er, und immer stärker fühlte er, wie die Macht Tyrs seinen Ruf verstärkte. Dann umwogte ihn die Kraft, riss ihn mit, und er stieß die Botschaft ein letztes Mal hinaus, schickte seine Worte in die Nacht hinaus. Dann war Stille.

Dirim wartete. Er wusste, wenn seine Mutter noch lebte, dann würde diese Botschaft sie erreichen. Selbst die meisten Ebenen konnten diesen Zauber nur selten aufhalten. Und wenn die Nachricht ihren Empfänger erreichte, dann konnte dieser antworten. Doch die Antwort blieb aus.

Noch einmal sprach Dirim das Gebet und ähnliche Worte. Diesmal richtete er seine Nachricht an Kheyne, Thargads Vater. Doch wieder blieb alles still. Wieder kam keine Antwort.

»Das wäre auch zu einfach gewesen«, murrte Dirim. Dann ging er zu Bett.

-

Am nächsten Morgen machten sich die Kettenbrecher in den Helmtempel auf. Ein mit Nachtwache betrauter Akolyth kämpfte gegen ein Gähnen und bat die Helden, einen Moment zu warten. Es dauerte eine halbe Stunde, bis Jenya kam. Sie wirkte müde. Als sie alle in ihrem Zimmer saßen, ließ sie sich gleich einen heißen Wein kommen. Erst, nachdem sie den ersten Schluck genommen und mit geschlossenen Augen genossen hatte, fragte sie die Kettenbrecher nach dem Grund ihres Kommens.

Dirim übernahm es, ihr von Vlaathus Erscheinen zu berichten, und von seiner Drohung. Jenya war bestürzt, oder besser: zornig.

»Danke, dass ihr mir davon berichtet. Ich fürchte jedoch, dass die Stärke des Tempels dieser Bedrohung nicht gewachsen ist. Der mächtigeren Priester sind nur wenige.«

»Das verstehen wir«, sagte Helion, der sich bei Jenya zu erkennen gegeben hatte. »Aber vielleicht könnt ihr Zauber nutzen, um Informationen zu beschaffen?«

»Ich werde tun, was ich kann. Aber der Stern der Gerechtigkeit ist im Moment verbraucht. Ich weiß nicht genau, wann ich ihn wieder nutzen kann.«

»Stimmt etwas nicht?«, fragte Dirim besorgt. »Können wir Euch helfen?«

»Helft der Stadt.« Jenya lächelte. »Das ist das Wichtigste.«

»Keine Sorge«, sagte Boras. »Das machen wir.«

Jenya erhob sich, um die Kettenbrecher zum Ausgang zu bringen. Thargad trat an sie heran.

»Habt ihr noch etwas Zeit?«

»Worum geht es?«

»Ich hätte gerne, dass ihr einem Eid vorsteht.«

»Natürlich. Jetzt?«

»Wenn möglich.«

»Hier«, sie deutete auf ihr Zimmer, »oder im Altarraum?«

»Der Altarraum wäre nicht schlecht.«

Jenya warf den anderen Kettenbrechern einen fragenden Blick zu, doch diese waren ebenso verwirrt. Dann ging sie voraus in einen kleinen Gebetsraum mit einem Altar. Sie rief Ruphus Laro und einen Akolythen, um die Kerzen zu entzünden und Weihrauch zu verbreiten. Dann bezog sie neben dem Altar Stellung, während die anderen Beiden links und rechts hinter Thargad standen. Die Kettenbrecher standen etwas abseits. Thargad ging in die Knie.

»Helm, Allsehendes Auge, bezeuge diesen Schwur«, hob Jenya an, dann nickte sie Thargad zu.

Dieser schloss die Augen und sagte: »Ich gelobe im Angesicht von Helm, dass ich all mein Wohl dem Wohle Cauldrons unterordnen, dass ich mein Streben ihrem Wunsch und mein Gut ihrer Verfügung unterstellen werde. Cauldron soll mein Herz einnehmen, und keine Liebe der Welt mag mit ihr konkurrieren. Das gelobe ich, das schwöre ich, so wahr mir Helm helfe.«

Jenya schwieg, sichtlich überrascht. Sie betrachtete den vor ihr knienden Mann in seiner dunklen Lederrüstung, der so ganz anders war als ihre gepanzerten Eleven. Wieder gingen ihr Helms Worte durch den Kopf: ›Ein Idealist, ein brutaler Schlächter und ein Meuchelmörder.‹ Es war nicht schwierig zu erraten, welche dieser Bezeichnungen Thargad gegolten hatte. Endlich legte sie ihre gepanzerte Hand auf Thargads Kopf.

»Dein Eid wurde im Angesicht Helms gesprochen, und ich bezeuge es. Willkommen, Thargad. Mögest du stets ein Licht in der Finsternis sein.« Sie gab den beiden Priestern ein Zeichen. »Höre den Eid Helms.«

Die Priester sprachen gleichzeitig: »Die Nacht sinkt herab, und meine Wacht beginnt. Sie soll nicht enden vor dem Morgen. Ich bin das Schwert in der Dunkelheit. Ich bin der Wächter auf den Mauern. Ich bin das Feuer, das gegen die Kälte brennt, das Licht, das den Morgen bringt, das Horn, das die Schläfer weckt, der Schild, der die Reiche der Menschen schützt, in dieser Nacht und in allen Nächten, die da noch kommen werden.«

Jenya griff nun Thargads Kinn und hob seinen Kopf, bis sie ihm in die Augen sehen konnte. »Erhebe dich, und beginne deine Wacht.«

Thargad stand auf, ohne den Blickkontakt abzubrechen. Dann verbeugte er sich knapp. Jenya nickte. Ein Lächeln spielte um ihre Lippen, doch es lag kein Humor darin, nur grimmige Genugtuung, und eine Spur Zweifel. Dann wandte Thargad sich um und verließ den Raum. Die Anderen folgten ihm.

-

Die Ebene des Lebens und die Ebene des Todes stehen in enger Beziehung, obwohl sie einander entgegen stehen. Götter können nur unter bestimmten Voraussetzungen Leben schaffen oder töten, ohne gleichzeitig eine entsprechende Menge der gegensätzlichen Energie in die Welt zu entlassen. Jenya hatte ihre Lebenskraft gegeben, um Helms Einsatz zu rechtfertigen, und es war gut, da Helm keinen Nutzen aus seinem Eingreifen zog.

Doch nun war alles anders. Mit den letzten Worten aus Thargads Schwur entstand ein Sog im Gefüge der Welt. Der Sog wurde immer stärker, zog sich über die Ebenen hinweg, und begann, an der negativen Ebene zu zerren. Normalerweise würde sich gleich ein Riss bilden, und negative Energie irgendwo auf Toril freigesetzt werden. Wild, zufällig, ungestüm. Normalerweise.

Aber jemand hatte den Sog ebenfalls bemerkt. Jemand, der kurz zuvor noch einen fein, beinahe adelig gekleideten und mit einem Schwert bewaffneten Gesandten ausgeschickt hatte. Jemand, der sich Hoffnungen auf die Gebete eines gewissen Assassinen gemacht hatte.

Hoar spürte diesen Sog, und sein Wunsch nach Vergeltung sah eine Möglichkeit. Es bedürfte nur eines Bruchteils seiner Macht, und aus dem brutalen Riss zwischen den Welten wurde ein wie mit dem Skalpell beigebrachter Schnitt. Und die negative Energie wurde genau da freigesetzt, wie Hoar es wollte.

Hoar faltete die Hände ineinander. Er hatte extra menschliche Gestalt angenommen, denn er liebte diese Geste. Sie gab ihm das Gefühl, Kontrolle zu haben. Noch einmal überprüfte er seinen Plan, und er sah, dass es gut war.

»Die Rache ist mein.«
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Dirim am 21. Oktober 2005, 07:55:01
 Das tut gut am frühen Morgen.
Danach ist man so wach und freut sich auf die Zukunft.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: dude am 21. Oktober 2005, 09:59:46
 also die geschichte mit hoar versteh ich nicht... wieso hat der jetzt solche rachegelüste thargard gegenüber??

dude
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 21. Oktober 2005, 12:56:44
 Thargad hatte ja ursprünglich an Ilmater geglaubt. Dies ließ sich nur schwer mit dem Dasein als Assassine vereinen. Daher hatte er bzw. sein Spieler vor, einen Glaubenswechsel zu Hoar vorzunehmen.

Hoar stand ja auch bei Thargad im Jenseits - er wollte gerne helfen, konnte aber noch nichts tun. Und dann kam Helm und hat sich eingemischt.

Deshalb richtet sich Hoars Zorn auch mehr gegen Helm an sich, der ihm gerade einen Gläubigen geklaut hat - und die Zahl der Anhänger hat ja eine direkte Auswirkung auf die Macht eines Gottes. Hoar sagt sich also: "Wollen wir doch mal sehen, ob du das so einfach kannst..."
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: dude am 21. Oktober 2005, 13:06:11
 aha!!!
diese glaubenskrise von thargard ist bei mir irgendwie untergegangen... hab da eher nur die sinnkrise von ihm gesehen, aber das hängt ja in fr stark zusammen...

bin ich ja mal gespannt, wie hoar versuchen wird thargard "umzustimmen"... eine gewisse vorstellung davon schleicht sich mir schon irgndwie in den kopf  :D  
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 21. Oktober 2005, 13:20:19
 Ich habe einfach nur die Gelegenheit genutzt, den SC ein paar mehr Schwierigkeiten zu machen. Sonst wäre es etwas zu leicht, finde ich.

Im Nächsten Update erfährt man dann, wie ich ihre Verbündeten ausdünne :D
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: dude am 21. Oktober 2005, 13:29:22
 hört sich sehr spaßig an!
hoffe mal, das es nicht mehr all zu lange auf sich warten läßt... was macht man den sonst am wochenende, als berandors sh zu lesen...  ;)  
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 21. Oktober 2005, 14:21:13
Zitat von: "dude"
hört sich sehr spaßig an!
hoffe mal, das es nicht mehr all zu lange auf sich warten läßt... was macht man den sonst am wochenende, als berandors sh zu lesen...  ;)
Berandors SH schreiben :)
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Kylearan am 21. Oktober 2005, 15:57:42
Zitat von: "Berandor"
Im Nächsten Update erfährt man dann, wie ich ihre Verbündeten ausdünne :D
Wieso ausdünnen? Ich kann mich noch an viele potentielle neue Verbündete erinnern... Mächtige Verbündete... Oder so.

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Thargad am 21. Oktober 2005, 16:33:11
 
Zitat von: "Berandor"
Im Nächsten Update erfährt man dann, wie ich ihre Verbündeten ausdünne :D
Davon haben wir eh viel zu viele. Ich kann mir auch die ganzen Namen der Heerscharen mächtiger Verbündeter nicht mehr merken. Es wird Zeit, daß das endlich wieder etwas übersichtlicher wird. Außerdem sollen unsere Feinde ja auch zumindest die Spur einer Chance bekommen. Ich meine, ein Fleischklops mit Augen, ein Clown und eine Drei-Augen-Mutante sind ja schon für uns alleine keine echte Herausforderung. Da bleibt für irgendwelche Verbündeten eh nix mehr übrig.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Hedian am 22. Oktober 2005, 02:47:03
 Ich sollte öfters ein paar Wochen ohne Internet mein Dasein fristen, danach darf man sich nämlich mit ganz viel Stadt in Ketten vergnügen. Toll wenn man so richtig mit den Charakteren mitfiebern kann. B-)  
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Askael am 22. Oktober 2005, 23:21:23
 Sehr schön!
Das Lesen ist von einem auf das andere Mal ein Genuß  :)
Besonders die kursive Stelle mit Hoar hat mir sehr gefallen
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 27. Oktober 2005, 20:04:25
 Wer auf Kommentare wartet, schickt mir bitte eine PM, damit ich sozusagen eine Liste habe (Levold bitte auch noch mal). Ich bin im Moment recht gestresst.

Ich versuche gerade, den Rest der SH rauszukloppen, so gut es geht - wird spielen ja am Samstag wieder.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 27. Oktober 2005, 22:46:43
 Ich habe ein paar Sachen vergessen, also bitte ich meine Spieler, Ungenauigkeiten zu entschuldigen und mich darauf hinzuweisen. Danke!

Zeitvertreib

Die Kettenbrecher hatten sich getrennt, jeder seinen eigenen Gedanken nachhängend und anderen Vorhaben folgend. Dirim suchte Skies Schatzkammer auf. Die gnomische Hexenmeisterin begrüßte ihn - nach kurzem Zögern - mit Namen, und ließ sich dann von dem Zwerg die neuesten Abenteuer berichten. Anschließend kam Dirim auf den Grund seines Besuches zu sprechen. Er entrollte aus einem Bündel die Rüstung von Triel Elduras und legte sie vor Skie auf den Tisch.

»Dies ist der Plattenpanzer von Triel Eldurast. Einst war sie Mitglied der Stadtwache, doch ihr Weg führte sie ins Herz der Finsternis. Von dort kehrte sie verändert zurück und, als man ihre Machenschaften aufdeckte, floh sie aus Cauldron - nicht ohne mehrere Wachleute zu töten. Und sie schwor Rache. Ihr Plan, die Stadt in den Fluten des Herbsregens untergehen zu lassen, wurde von uns nur mit Mühe vereitelt.«

Skie zeigte sich beeindruckt, aber sie bat sich etwas Zeit aus, um die Rüstung prüfen zu dürfen.

»Ich bin mir aber sicher, dass ich jemanden finde, der sich dieses Ding als Trophäe hinstellen will«, versicherte sie.

»Ich bräuchte aber auch noch etwas«, sagte Dirim. »Habt ihr einen magischen Rucksack?«

Skie lächelte. »Ich habe genau das Richtige.« Sie ging zu einem Schaukasten und entnahm ihm einen Rucksack aus rotem Leder. In den rechten Schultergurt war ein achtzackiger Stern eingearbeitet. »Vor ein paar Jahren kam ein junger Kerl hier rein und wollte eine Schriftrolle. Ich habe sie ihm natürlich gerne verkauft, aber während der ganzen Zeit hat er sich umgesehen, als wollte er eigentlich etwas anderes. Als ich am nächsten Morgen in den Laden kam, fand ich ihn tot vor einem meiner Schaukästen. Die Wache entschied sich auf Anraten Fürst Valanthrus, mir die Besitztümer des Mannes zu überschreiben.«

»Und was wollte er?«

»Das werde ich wohl nie rausfinden. Er lag vor dem Kasten mit den Ringen, aber ich habe sie alle getestet - keiner der Ringe hat zusätzliche Kräfte.«

»Was ist mit dem Symbol?«

»Ich habe vergeblich versucht, seine Bedeutung zu entschlüsseln. Vielleicht gelingt es ja euch.« Skie grinste.

»Und woran ist der Kerl gestorben?«

»Es ist nunmal gefährlich, nachts in fremde Fenster zu steigen. Also, wie siehts aus?«

»Ich nehme ihn«, entschloss sich Dirim. »Was haltet ihr eigentlich von den neuen Wachen?«

»Ach wisst ihr, sie kaufen hier nicht ein. Ansonsten finde ich, sehen sie schon ziemlich rabiat aus - aber wenn sie die Stadt sauber halten, ist es  doch gut. Schade ist, dass die MGA bei Vortimax bestellt und nicht hierher kommt, auch wenn ich das irgendwie verstehen kann. Aber was sagt ihr denn zu der Verlobung?«

»Verlobung?«

»Bei den Sturmklingen. Ich dachte, ihr hättet es schon gehört. Zacharias Aslaxin - der jüngere - und Corah Lathenmire haben sich verlobt. Sie wollen nächstes Jahr am Schildtreff heiraten.«

»Wirklich?«

»Es heißt, der alte Aslaxin wäre ziemlich sauer gewesen - schließlich ist Corah nicht adelig. Ist doch schön, dass sich da die Liebe durchsetzt.«

»Ja«, sagte Dirim und dachte daran, wie sehr Zacharias während des Flutfestes auf einen Kuss von Annah Taskerhill aus gewesen war. »Sehr schön.«

»Sie wollen sich im Azuthtempel trauen lassen. Das hat den Unkenrufen schnell Abbruch getan.«

»Unkenrufen?«

»Ach herrje, ihr habt auch gar nichts mitbekommen. Jemand hat den Kopf eines Halbelfen auf einen der Gargylen gesetzt, die auf dem Tempel hocken. Und das am Tag vor Embril Aloustinais Rückkehr. Gab ganz schönen Aufruhr.«

»Das glaube ich.«

Skie und Dirim unterhielten sich noch ein wenig, dann verabschiedete sich der Zwerg. Im Tempel erwartete ihn eine Nachricht von Celeste. Sie wollte die Silberaxt noch, hatte ihr Angebot aber wieder auf fünfhundert Platinkelche reduziert.

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Währenddessen war Thargad zu Vortimax Weer gegangen, um Helions Einkaufsliste abzuklappern. Der hagere Magier war gerade mitten in einem Experiment und hatte nur wenig Zeit und Geduld für den Kettenbrecher - und natürlich schlug er auf die Preise noch etwas drauf.

Danach führte es den Schurken zum Azuthtempel. Helion benötigte einige Schriftrollen und hatte Thargad das Zauberbuch des Spinnenmagiers Skaven als Tauschobjekt gegeben. Tatsächlich gelang es Thargad, noch eine Schriftrolle für ihn selbst herauszuholen, damit Helion ihm ein Paar Geschicklichkeitsarmreifen anfertigen konnte.

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Dirim wiederum wurde im Stadthaus vorstellig.

»Ich möchte gerne ein Schiedsgericht eröffnen«, sagte er.

»Im Augenblick geht das nicht«, gab der Bedienstete zurück.

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Am Abend fand sich Dirim noch einmal im Höchsten Sonnenstrahl ein, um die Silberaxt zu verkaufen. Man führte ihn in ein geräumiges und warmes Zimmer mit einem großen Ebenholzschreibtisch. Dahinter saß Celeste. Sie trug ein Kleid aus nachtblauem Tuch, silbern abgesetzt, von dem sich der schwere Geldbeutel aus goldenem Fell, der auf dem Tisch vor ihr lag, prächtig absetzte. Ihr Haar hatte sie mit einer silbernen Spange in Form eines Halbmonds gebunden.

»Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben«, sagte sie. »Kann ich die Axt haben?«

Boras hatte sich im Tempel von der Waffe verabschiedet. »Machs gut«, hatte er gesagt. »Und sei mir nicht böse.« Nun legte Dirim die Axt auf Celestes Schreibtisch und nahm dafür den Beutel entgegen.

»Ihr wisst: Wenn ihr Hilfe braucht, sind wir für Euch da.« Celeste bedankte sich noch einmal. Dann wünschte sie den Kettenbrechern Glück.

»Wenn ich kann, werde ich euch helfen«, sagte sie. »Ehrlich.«

Als sie ihn aus treuherzigen Augen ansah, wurde es Dirim warm ums Herz. Er wünschte sich aus ganzem Herzen, ihr zu glauben, ihr zu vertrauen. Doch es ging nicht. Nicht, solange er sie nicht vor dem Betrachter schützen konnte.

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Thargad war zu später Stunde ebenfalls noch unterwegs. Er lauerte vor dem ummauerten Bereich der Stadtwache, sicher im Schatten verborgen, und wartete auf einen Mann, grobschlächtig, vielleicht noch mit den Nachwehen einer Schulterverletzung, wo Annas Bolzen ihn getroffen hatte. Er wartete auf den Anführer der Schlägerbande, die im Dienste des Letzten Lachens den Laienpriester Ruphus Laro vor einigen Monden überfallen hatte.

Es war schon die zweite Nacht, die Thargad auf der Lauer lag, aber wieder war er erfolglos. Er sah den Wächter nicht, oder erkannte ihn nicht. Aber das war nicht wichtig. Er würde wiederkommen, Morgen. Und Übermorgen. Irgendwann würde er schon auftauchen.

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»Ihr verlasst die Stadt?« Thamior war verblüfft. »Hier kennt man Euch; hier seid ihr sicher...«

»Aber die Stadt ist nicht meine Welt«, gab Shensen zurück. Sie standen in dem kleinen Wäldchen am Rande des Schwefelsees. Es war früh am Morgen, und gelblicher Nebel wickelte sich um ihre Beine. Annahs Falke hockte auf einem niedrigen Ast und stieß einen Ruf aus.

Thamior betrachtete die Halbdrow misstrauisch. Sie trug eine Adlerfeder im Haar, aber das war der geringste Makel. Wenn er ihre ebenholzfarbene Haut, ihr silberweißes Haar sah, dann wurde ihm ganz anders. Der jahrhundertealte Hass auf Dunkelelfen bahnte sich seinen Weg, und zum wiederholten Male fragte er sich, wie jemand wie Shensen existieren konnte. Eine Drow würde sich niemals von einem Nichtdrow schwängern lassen, und die meisten Opfer von Oberflächenraubzügen würden niemals die Frucht der Grausamkeit in sich wachsen lassen. Natürlich wusste er von Dambrath, einer Nation im Osten, wo Halbdunkelelfen herrschten und regierten - aber das tat seinem Unmut keinen Abbruch. Die Halbdrow aus Dambrath pflegten die Kultur ihrer Vorfahren und standen den Drow in Grausamkeit in Nichts nach. Und hier sollte er einer dieser Missgeburten vertrauen. Unmöglich.

»Eigentlich seid ihr doch froh, dass ich gehe«, sagte Shensen und las Thamiors Gedanken. »Also was stellt ihr euch so an?«

»Wenn ihr weg wollt - warum seid ihr bislang geblieben?« Thamior verstand das alles nicht. Er würde sich nicht an einem Ort aufhalten, an dem er nicht sein wollte. Er würde einfach gehen.

»Ich hatte Verpflichtungen - eine Verpflichtung, um genau zu sein.« Sie deutete auf den Falken. »Ich habe zugesagt, auf das Tier acht zu geben. Ihr habt mich von dieser Pflicht befreit.«

Das wiederum verstand Thamior gut. Während des letzten Zehntags hatte er lange und oft im Wald meditiert - eigentlich immer, wenn er nicht an dem Bogen aus Drachenrippe gearbeitet hatte. Die Schnitzarbeiten waren aber ebenso langsam voran gegangen wie seine Gedanken, und schließlich hatte er festgestellt, dass etwas fehlte. Ein Teil von ihm, den Annas Tod heraus gerissen hatte. Er würde die Lücke nicht füllen können - aber vielleicht kitten. Thamior hatte gespürt, dass ein Leben für sich allein nicht ausreichte, zumindest im Moment nicht. Darum war er in die Stadt zurück gekommen und hatte Shensen um den Falken gebeten, der einst seiner Tochter Anna gehört hatte. Zu ihm wollte er eine erste Bindung aufbauen oder besser: die bestehende verstärken. Und danach? Würde man sehen.

Jedenfalls hatte er sich auf ein Streitgespräch mit Shensen eingerichtet, sich sogar auf einen Kampf vorbereitet - und die Halbdrow war erfreut gewesen.

»Wo werdet ihr hingehen?«, hörte sich Thamior sagen. Er war überrascht, dass es ihn interessierte.

»Warum? Damit ihr wisst, ob ich eine Gefahr darstelle oder wo ihr mich aufspüren könnt?« Shensens Lachen nahm ihren Worten die Spitze - zumindest teilweise. »Der Glückliche Affe wird wieder betrieben. Dort ist meine Heimat, dort gehöre ich hin.«

»Ich wünsche Euch Glück«, sagte Thamior. Jetzt sah Shensen ihn misstrauisch an, aber dann entspannten sich ihre Züge.

»Habt Dank.«

Sollte er ihr anbieten, ein Stück des Weges gemeinsam zu gehen? Das würde doch etwas zu weit gehen, entschied er. Also streckte er nur den Arm aus. Der Falke flatterte ohne zu zögern auf seinen neuen Ruheplatz. Mit einen Nicken nahm Thamior Abschied.

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Im Stadthaus. Ein genervter Schreiber. Ihm gegenüber ein gelassener Zwerg.

»Ein Schiedsgericht würde auch Euch entlasten.«

»Und uns Einnahmen nehmen. Immer noch: Danke, nein.«

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»Wie geht es Euch?«

»Dem Umständen entsprechend gut. Aber fragt lieber nicht, wie es Felliarn geht.« Meerthan lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Er hat Farios Tod noch nicht überwunden.«

Thargad wusste gleich, wovon der Elf sprach. »Der Kopf am Azuthtempel?«

»Eben der.« Meerthan seufzte. »Fario war irgend etwas auf der Spur. Ich weiß, dass er mich gesucht hat, aber sowohl ich als auch Felliarn waren unterwegs. Ich hatte ihn gewarnt, alleine etwas zu unternehmen.«

»Wisst ihr, worum es ging?«

»Um die Käfigmacher natürlich. Ich nehme an, er wollte sich beim Letzten Lachen einschleichen.«

»Habt ihr sonst etwas herausgefunden?«

»Nicht viel. Nicht genug, um jetzt schon darüber zu sprechen. Ich warte auf Nachricht von außerhalb. Es gibt auch noch etwas anderes, an dem ich arbeite...« Er brach ab.

»Woran denn?«

»Ich - ich möchte noch nichts darüber sagen. Es soll eine Überraschung sein.« Der elfische Wandler lächelte. »Bald. Versprochen.«

»Ich habe noch einige Fragen zu Farios Tod.«

»Ich auch«, sagte Meerthan in drohendem Ton. Dann wurde er ruhiger. »Was willst du wissen?«

»Wie ist der Kopf da hoch gekommen?«

»Das ist die Frage. Fario selbst konnte uns nichts sagen - schließlich hätte ich seinen Kopf nicht einfordern können, ohne uns noch mehr zu gefährden. Aber eigentlich müssen die Käfigmacher, Vlaathu, oder das Letzte Lachen einen Kontakt im Tempel haben. Man kommt nicht so einfach auf das Dach. Vielleicht aber doch, und selbst wenn nicht - es gibt genug Laienpriester im Tempel.«

»Ob es etwas bringt, wenn ich den Tempel überwache?«

»Auf gut Glück? Nein. Da herrscht zu viel Kommen und Gehen - eher werdet ihr ertappt.«

Thargad runzelte die Stirn. Es schien so, als müsse er dem Letzten Lachen eine weitere Tat zur Last legen, die in der endgültigen Abrechnung teuer bezahlt werden würde.

»Ich bin einem Wachmann gefolgt«, sagte er also. »Ich hatte gehofft, er würde mich zum Letzten Lachen führen.«

»Kennt ihr das Sichere Haus nicht?«, fragte Meerthan. »Sagtest du nicht, es wäre diese Ruine?«

»Schon, aber vielleicht haben sie noch andere solcher Orte. Und außerdem wollte ich den Beweis, dass er zu denen gehört.«

»Um was zu tun?«, fragte Meerthan. Sein Blick bohrte sich tief in Thargads Seele.

»Eine Botschaft zu übermitteln.« Meerthan wollte etwas sagen, doch Thargad hob die Hand. »Es kam nicht dazu. Der Kerl hat eine zänkische Frau, und eine Menge Saufkumpane. Aber der Überfall auf Ruphus Laro war wohl eher ein Nebenverdienst - ich glaube nicht, dass er zum Lachen gehört.«

»Freut dich das, oder tut es dir leid?«

Thargad antwortete nicht. Als die Stille schwerer wurde, verabschiedete er sich.

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Endlich stand Dirim auf der Kanzel. Man hatte ihn darauf vorbereitet, einen Gottesdienst zu leiten, aber alle Übungen konnten die tatsächliche Erfahrung nicht ersetzen. Es waren fast dreißig Cauldroniten erschienen, um Tyr und den Heiligen Drei zu huldigen - und zumindest zwanzig von diesen Menschen waren nicht nur gekommen, um die Kettenbrecher zu sehen.

Er gab sein Bestes, predigte von Recht, Gerechtigkeit, Pflichterfüllung und Aufopferung, eindringlich und wortgewandt. Während die Kollekte herumging, betrachtete er die Gesichter der Anwesenden. Ein paar sahen gelangweilt aus, ein Mann musste sogar geweckt werden. Aber die, welche zufrieden aussahen, waren in der Mehrzahl. Und sie würden von der Andacht berichten, das wusste Dirim, und bald wäre der Tempel gefüllt. Ehre sei Tyr!

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»Kommt zum Sonnenuntergang hinter den Tempel«, las Pecarri noch einmal. »Ich lasse Euch persönlich ein.« Der Brief war von Embril Aloustinai, die den Menschen Helion Dambrodal zu sich eingeladen hatte. Der Kobold, der sich nun Pecarri nannte, hatte mit einer fehlgeschlagenen Wiederbelebung argumentiert, die zu Missbildungen geführt hatte. Die Antwort der Hohepriesterin hielt er in der Hand.

Pecarri stand im Garten des Tempels, vor ihm eine kleine Tür, die in den Tempel führte und anscheinend von den Priestern benutzt wurde, um zu ihren Schlafgemächern zu kommen. Die meisten Laien wohnten in einem Nebengebäude des Tempels, von wo der Kobold leise Gebete und Gesänge hören konnte. Seine gespaltene Zunge zuckte über die schuppigen Lippen, dann streckte er sich in die Höhe und betätigte mit den Fingerspitzen den Türklopfer.

»Helion?« Die Tür öffnete sich einen Spalt. Dahinter stand Embril Aloustinai, die Erste des Tempels, deren Augen sich gerade zu einem Spalt verengten. »Was wollt ihr?«

»Ich bins«, sagte Pecarri. Zur Bestätigung hob er ihren Brief hoch.

»Helion? Kommt rein!« Die Tür öffnete sich etwas weiter, und der Kobold schlüpfte hindurch. Im Schein der vielen Kerzen, die in der Halle brannten, studierte Embril den Neuankömmling etwas genauer.

»Ich verstehe, dass Ihr euch zurückgezogen habt«, sagte sie schließlich. »Kommt mit.«

Während sie vorausging, hatte Pecarri Zeit, den Tempel noch einmal zu studieren. Die Gebetshalle war riesig, sie fasste bestimmt tausend Menschen. Bänke um Bänke reihten sich nebeneinander und verdeckten das Mosaik, dass in den Boden eingearbeitet war und nach Meinung des Kobolds wohl ein Götterzeichen abbildete. Die Decke der achteckig geformten Halle war bestimmt fünfzehn Meter über ihm und bewirkte, dass er sich noch kleiner als sonst vorkam. Von der Decke baumelten Dutzende Behänge aus rotem Brokat mit eingestickten religiösen Szenen. Überall standen achtarmige Kerzenleuchter, und von irgendwo her wehten Fetzen von sphärischen Choralen heran. Es roch nach Weihrauch, exotischen Kräutern, und vielem mehr. Am Rand der Halle führte eine offene Treppe in ein höheres Geschoss, aber Embril führte Pecarri an der Altarempore  vorbei. Hinter dem in der Luft schwebenden Altar führte eine Tür in einen kleinen Gang, von dem wiederum ein halbes Dutzend Türen abführten. Eine stand offen.

Embril betrat den Raum, Pecarri folgte ihr. Die Kammer war groß, aber nicht übermäßig. Ein paar Bücher und Schriftrollen lagen herum, ein niedriges Federbett stand in der Ecke, und zwei gemütliche Lesesessel luden zum Sitzen ein. Auf einem Tisch stand eine Kristallkaraffe mit blutrotem Wein.

»Das Zimmer gehört meinem Stellvertreter, Ike Iverson«, sagte Embril. »Ich dachte, hier können wir uns unterhalten, ohne dass uns jemand entgegen kommt oder stört.«

»Ihr wolltet mich sehen?«, fragte Pecarri, nachdem er sich gesetzt hatte.

»Ganz Recht. Ich wollte euch den Kopf waschen.« Embril sah den Kobold ernst an. Sie hatte ihre silbergrauen Haare - ob diese Farbe durch ihr Alter oder durch andere Weise zustande gekommen war, vermochte Pecarri nicht zu sagen - in einen Dutt gebunden. Außerdem trug sie natürlich das ihr zustehende Gewand aus grau schimmerndem Faden, auf dessen Brust ein von rotem Leuchten umgebener Finger prangte.

»Wie bitte?«

»Wie könnt ihr eine Wiederbelebung benötigen, ohne mich zu verständigen? Ich habe Euch doch berichtet, dass ich Euren Vater kannte. Da ist es doch das Mindeste, eine Schriftrolle zu beschaffen. Aber ihr fragt nicht Mal. Um ehrlich zu sein, war ich schon ein wenig beleidigt.«

»Bitte verzeiht. Ich denke, unser zwergischer Priester hat nicht daran gedacht.«
Embril lachte. »Schon gut.« Sie nahm einen Beutel hervor und kippte einen Stapel Platinmünzen daraus aus, sowie einen großen Diamanten. »Hier ist das, was ihr für den Zauber bezahlt habt. Nehmt es zurück.«

»Vielen Dank«, sagte Pecarri.

»Solange ihr nicht denkt, dass es zur Gewohnheit wird«, sagte Embril mit einem Augenzwinkern. »Und jetzt zum angenehmen Teil: Wein?«

»Gerne«, sagte der Kobold.

Sie unterhielten sich lange über das Geschehene und über Embrils Haltung zu den Schätzen. Embril war überzeugt, dass der Kopf des Halbelfen durch einen Außenstehenden an die Brüstung des Tempels gekommen war, gab jedoch zu, dass diese Überzeugung auch durch Hoffnung genährt wurde. Schließlich fragte sie Pecarri, ob er Aufzeichnungen von Horas gefunden habe.

»Wieso fragt ihr?«

»Nun, er erzählte mir, einem sehr interessanten Zauber auf der Spur gewesen zu sein, und vielleicht hat er diesen Zauber ja irgendwo festgehalten. Wir haben öfter magische Schriften ausgetauscht.«

»Nun«, sagte der Kobold gedehnt, »ich habe tatsächlich etwas gefunden. Ich werde es bei Gelegenheit vorbei bringen.«

»Ich bin schon gespannt.«

»Dafür habe ich aber auch eine Bitte.« Pecarri nahm ein leeres Pergament und zeichnete darauf das Symbol, das unsichtbar auf Zeniths Stirn gewesen war. »Sagt euch das etwas?«

Embril sah sich das Zeichen an. »Nein«, sagte sie schließlich. »Es sieht... extraplanar aus. Was ist das?« Pecarri sagte es ihr, aber sie zuckte mit den Schultern. »Vielleicht findet sich etwas in unserer Bibliothek? Ihr könnt dort gerne nachforschen.« Pecarri bedankte sich. Embril sah verschwörerisch zu ihm hin. »Und jetzt berichtet - wie ist es so, wenn man tot ist? Und wenn man wiedergeboren wird? Ich gebe zu, in der Versuchung gewesen zu sein, mich absichtlich in dieses Stadium zu begeben - aber das wäre dann doch zu frevlerisch. Außerdem möchte ich nicht als Grottenschrat zurückkommen. Also erzählt mir bitte, so gut ihr könnt.«

Pecarri tat sein Bestes.

-

»Was wollt ihr denn schon wieder? Nein, sagt es mir nicht.«

»Ein Schiedsgericht würde das Ansehen der Stadt stärken«, sagte Dirim ungerührt. »Wenn schnell und gut Recht gesprochen wird, ist sowohl Tyr als auch Cauldron Ehre sicher.«

»Ich habe schon gesagt...«

»Außerdem muss ich dann nicht jeden Tag wiederkommen.«

»Jeden Tag? Einmal die Woche reicht mir schon.«

»Ich mag es hier«, sagte Dirim unbedarft.

Der Schreiber schluchzte. »Also gut. Geht, und sprecht Recht, wenn ihr unbedingt wollt.«

»Tyr hat Euch Weisheit geschenkt«, gab der Zwerg zurück. Dann verließ er das Stadthaus und versuchte vergeblich, ein Grinsen zu unterdrücken.

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»Ist hier noch frei?«

Die Gardisten sahen von ihrem Würfelspiel auf. »Ich kenn dich«, sagte einer der Drei. »Du bist doch einer von den Kettenbrechern. Setz dich!«

»Danke«, sagte Thargad. »Was trinkt man hier?«

»Fruchtwein ist gut«, sagte der Rädelsführer.

»Na denn. Einmal Fruchtwein für den Tisch hier!« Der Wirt am Tresen nickte, und die Wachen sahen erstaunt drein.

»Danke, Mann.«

»Kein Problem«, gab Thargad zurück. »Ich bin ja froh, dass es noch menschliche Wachen hier gibt.«

Die Wachen schwiegen für einen Moment, Zeit für Thargad, sie genauer einzuschätzen. Der Rädelsführer hatte ein unrasiertes Gesicht und eine Haltung, die von Kämpfen zeugte. Links davon saß ein dicker, massiger Hüne, der trotz seiner erkennbaren Kraft nicht wie eine Gefahr wirkte. Anders der schlanke Kerl mit den eingefallenen Wangen und Koteletten, die bis zum Kinn reichten.

»Hab keine Angst«, sagte der Rädelsführer schließlich. »Die sind vielleicht mehr als wir, aber wir stecken die noch locker in die Tasche.«

»Wie viele sind es denn?«

»Na, so fünfzig, würd ich sagen. Also knapp ein Dutzend mehr wie wir.«

»Als wir«, sagte der Schmale. Seine Stimme war gehässig.

»Als wir was?«, fragte der Hüne, aber in diesem Moment brachte ein junges Mädchen von vielleicht siebzehn Jahren ein Tablett mit vier warmen Weinkelchen.

»Danke, Kira«, sagte der Hüne mit schlüpfrigem Grinsen. Die Schankmaid kicherte.

»Das ist Kari«, meinte der Schmale.

Wieder kicherte sie. »Wie erkennst du uns bloß?«

»Kommt mit mir aufs Zimmer, dann zeige ich Euch, wie«, gab er zurück. Kichernd zog das Mädchen von dannen.

»Mannomann«, murmelte der Schmale. »Zwillinge...«

Thargad erhob seinen Kelch, die anderen folgten. »Auf die Wache!«

»Auf die Wache!«, stimmten sie ein.

Das heiße Getränk schmeckte nach... Wüste, oder einem Obstgarten in Mulhorand. Jedenfalls sehr exotisch, und sehr gut. Dazu vertrieb es die vorwinterliche Kälte aus den Knochen.

»Ihr nehmt die Schweinenasen aber locker«, meinte Thargad.

»Sind doch nur Halborks,« sagte der Hüne.

»Weißt du was mit Halborks ist?«, fragte der Anführer und beugte sich zu Thargad vor.

»Was denn?«

»Die hams nicht drauf.« Dann lehnte er sich zufrieden zurück.

Thargad nahm einen weiteren Schluck und leckte sich die Lippen. Plötzlich hatte er Durst. Er musste Acht geben, dass er sich nicht betränke.

»Und der Anführer?«, fragte er.

»Grukk Zwölftöter?« Der Schmale sprach. »Der ist ein übler Kerl.«

»Und wie die mit dem Hauptmann umgehen...«, sagte der Anführer.

»Das musst du mir erzählen«, sagte Thargad. »Aber zuerst... noch einen Wein!«
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»Onkel Dirim!«, rief Pellir erfreut. »Ihr kommt mich besuchen!«

»Wurde mal wieder Zeit, fand ich«, sagte Dirim und nahm den Jungen in den Arm. Er war noch am vormittag nach Redgorge aufgebrochen, um seinen Schützling zu besuchen. Dann hatte er im Roten Kumpel warten müssen, bis der Junge von irgeneinem Botengang zurückkam. Minimax, der Wirt der Kneipe, hatte jedoch keinen Widerwillen gegen Dirims Besuch gezeigt.

Pellir hatte sich gut gemacht. Seine Wangen waren voller geworden, die Ringe unter den Augen verschwunden. Stolz erzählte er, dass er manchmal alleine in der Kneipe war, wenn Minimax in der Küche gebraucht wurde. Auch sonst war er freigiebig, nur wenn es um den Auftrag ging, den er vom Wirt erhalten hatte, oder um den entflohenen Händler Maavu, schwieg Pellir in einer Art, die deutlich machte, dass er etwas verbarg.

»Ich darf das nicht erzählen«, sagte er dann vielleicht. Dirim ließ ihm seine Geheimnisse. Er war nur froh, dass es dem Jungen gut ging.

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»Psst.« Pecarri tat, als habe er nichts gehört. »Hey! Psst!« Das Flüstern galt wohl ihm. Schnell sprang der Kobold in einen Schatten und horchte zunächst in die Stadt hinaus nach seinem Vertrauten. Nimbral war ganz in der Nähe. Dann sah er sich um.
In einer gegenüber liegenden Gasse hockte eine kleine Gestalt, ähnlich vermummt wie er selbst. Die Gestalt hob einen bewollhandschuhten Finger. »Komm her!«, flüsterte die Gestalt auf Drakonisch.

Vorsichtig trippelte Pecarri rüber. Aus der Nähe sah er, dass es sich ebenfalls um einen Kobold handelte.

»Wer bist du?«, fragte Pecarri.

»Ich bin Teek. Und du?«

»Pecarri«, sagte Pecarri, der eigentlich Helion war.

»Gut getroffen, Pecarri«, sagte der andere Kobold. »Folge mir.«

Gemeinsam huschten sie durch die Gassen und Schatten der Stadt, unbemerkt, ungesehen. Endlich kamen sie in eine schmale Sackgasse, an deren Ende eine stinkende und zerlumpte Gestalt lag. Teek näherte sich der Gestalt ohne zu zögern. Dann trat er ihr ins Gesicht.

»Ieek!«, kreischte es. Aus den Lumpen rollte eine kleine, armselige Gestalt mit kränklich-grüner Haut und großen Ohren. Der Goblin hielt sich die platte Nase. »Was solln?«

»Du hast nicht geschnarcht!«, sagte Teek. Pecarri sah, dass das, was er für den Unterkörper des Menschen gehalten hatte, nur aus Stofffetzen und Lumpen bestand. Der Goblin wiederum war für den Oberkörper zuständig.

»Tschuldige«, sagte der Goblin weinerlich.

»Pass einfach besser auf«, sagte Teek. Dann machte er Pecarri ein Zeichen, zu ihm zu kommen. »Das ist Burl, einer unserer drei Goblindiener. Er schiebt gerade Wache. Burl, das ist Pecarri.«

»Burl passt sonst besser auf«, sagte Burl entschuldigend. Teek schüttelte den Kopf und kratzte mit seiner jetzt unverhüllten Klaue an einer bestimmten Stelle hoch in der Wand. Ein Mauerstück schwang zur Seite, und Teek zog Pecarri in den Raum dahinter. Pecarri gab Nimbral zu verstehen, erst einmal draußen zu warten.

Der Raum, in den sie kamen, war dunkel, was aber kein Problem für die Dunkelsicht der Kobolde war. Er war auch schmutzig und feuchtwarm, und überall lagen Lumpen, Kisten oder anderes Gerümpel herum. Große Säulen stützten den fast hallenartigen Raum, und am anderen Ende zweigte sich ein Gang ab.

Teek pfiff einmal kurz, und weitere Gestalten schälten sich aus dem Dunkel. Pecarri zählte drei weitere Kobolde und zwei Goblins. »Sind ja alle da«, sagte Teek. »Gut, dann lernt ihr alle den Neuen kennen. Das ist Pecarri, und das sind Laktak, Gurtul, Brim, und die Goblins sind Farg und Nip.«

»Gut getroffen«, sagte Pecarri in der Hoffnung, dass dies eine passende koboldische Begrüßung war. Die anderen grüßten zurück, also schien alles gut zu gehen. Dann wallte plötzlich Nebel auf.

»Sei jetzt ganz ruhig«, warnte Teek. »Trakis kommt.«

Der Nebel wurde immer dichter, bis er eine Ecke des Raumes völlig verbarg. Dann trat plötzlich ein Kobold aus den Schwaden. Anders als die Übrigen trug er keine Lumpen, sondern eine - wenn auch fleckige - Robe aus dunkelrotem Samt. Eine große Ratte saß auf seiner Schulter, und er stützte sich auf einen langen Stab, an dessen Ende ein Rattenschädel prangte. Der Kobold - Trakis - marschierte auf Pecarri zu, während die anderen Kobolde ihm respektvoll schnurrend die Kehle präsentierten und die Goblins sich in den Dreck fallen ließen.

»Pecarri, ja?«, fragte Trakis in schneidendem Tonfall. »Wo kommst du her?«

»Aus dem Westen«, sagte Pecarri nur.

»Mag sein, mag auch nicht sein. Hör zu, Pecarri. Ich bin der Anführer. Ich verfüge über magische Kräfte. Mach also keinen Mist.«

»Mache ich nicht.«

Trakis musterte ihn. »Mag sein, oder auch nicht. Irgend etwas ist komisch mit dir. Ich werde dich prüfen.« Er warf sich in Pose. »Ich werde ein Licht herbeirufen. Du wirst dich nicht bewegen, bis es verloschen ist. Wenn du magisch verkleidet bist und geschickt wurdest, um uns zu unterwandern, sei gewarnt. Meine Macht wird die deiner Verkleidung überdauern. Wenn das Licht erlöscht und du noch immer ein Kobold bist, nehmen wir dich auf.«

»Einverstanden«, sagte Pecarri.

»Einverstanden oder nicht, so machen wir es«, fauchte Trakis zurück. »Maße dir nichts an. Der letzte, der das gewagt hat, war mein Vertrauter.« Pecarri sah zu der Ratte. »Mein vorheriger Vertrauter«, sagte Trakis kichernd und hielt Pecarri den Stab mit dem Rattenschädel unter die Nase. »Also sei gewarnt, sonst endest du wie Beißer.«

Trakis krächzte eine Formel, und die Augen des Rattenschädels begannen zu leuchten wie eine Fackel. Die anderen Kobolde umringten Pecarri jetzt und zückten kurze Speere, um im Falle einer Gegenwehr bereit zu sein. Dann warteten sie.
Sie warteten etwa zwanzig Minuten. Dann ging das Licht flackernd aus, und die Goblins ließen ein staunendes Seufzen erklingen. Die Kobolde nahmen die Speere herunter.

»Nun gut«, sagte Trakis. »Willkommen bei der Macht hinter der Macht, Pecarri. Teek, erklär ihm alles. Ich habe zu tun.« Noch einmal sah er Pecarri in die Augen. »Und denk daran...«, und hielt ihm den Rattenschädel vors Gesicht. Dann wandte er sich um und ging zurück in den dunklen Gang, aus dem er gekommen war.

Teek klopfte Pecarri auf die Schulter. »Ich wusste, du schaffst das. Also, es läuft so: Wir treiben uns verdeckt in der Stadt rum und sammeln Informationen. Die geben wir Trakis. Manchmal kriegen wir dafür Silber oder was zu essen. Das wars eigentlich schon.«

»Da brüsten sich die Sturmklingen damit, die Kobolde aus dieser Stadt vertrieben zu haben, und dann seid ihr hier«, sagte Pecarri bewundernd. »Menschen.«

»Kennst sie ja«, sagte Teek. »Aber Laktak hier, der gehörte früher zu den Steinfressern - das ist der Clan, den die Sturmklingen fertig gemacht haben.« Er deutete auf den ältesten Kobold in der Runde. »Laktak war gerade...«

»Ich war jagen«, sagte der Alte. »Und lass dir nichts anderes erzählen, Junge. Früher haben die Kobolde das Alter noch geachtet und keinen Unsinn erzählt.«

»Ja ja«, sagte Teek. »Sollen wir dir mal einen Schlafplatz suchen?«

»Ich schlafe im Tempel«, sagte Pecarri.

Die Kobolde schwiegen plötzlich, und die Goblins sahen ihn erschrocken an.

»Du pennst... in einem Menschenquartier?«, fragte schließlich Brim, der sich durch besonders große Augen und einen Stummelschwanz auszeichnete.

»Ja«, sagte Pecarri vorsichtig.

»Kurtulmaks Dungschippe! Das ist ja...« Brim starrte ihn an.

»Klasse!«, rief Teek. »Du bist echt gut, Pecarri!« Er klopfte ihm wieder auf die Schultern. »Du hast was drauf.«

Gurtul, der dreckigste der Kobolde, kam zu ihm. »Hier«, sagte er und nahm aus einer filzigen Tasche eine angefaulte Frucht, die einmal ein Apfel gewesen sein mochte.

»Gurtul teilt sein Essen mit dir«, staunte Teek. »Du Glückspilz! Er ist unser bester Wilderer.«

»Früher hat man den Ältesten ja etwas abgegeben«, maulte Laktak.

Pecarri biss zu. Ein Teil von ihm wand sich innerlich, aber einem anderen, neuen Teil lief das Wasser im Mund zusammen. Die Frucht war genau richtig. Anders als Fleisch aßen Kobolde Rohkost nämlich nicht roh, sondern möglichst faulig. Manchmal führte das zu Rülpswettbewerben mit Fackeln, um einen Drachenodem zu erzeugen, aber heute abend nicht.  

»Du musst unbedingt mit uns kommen, wenn wir wieder den Laden von Keygan Ghelve mit Eiern bewerfen«, sagte Brim.

»Warum macht ihr das denn?«, fragte Pecarri kauend.

Teek sah ihn an, als habe er behauptet, der Stadtherr zu sein. »Das ist ein Gnom.«

»Ach so«, sagte Pecarri. »Dann ist ja alles klar.«

-

»...dann wär er nisch mein Hut!«, sang die schmale Wache. Der Hüne stieß sich beim Verlassen des Schlüpfrigen Aals fast den Kopf, und als er sich bückte, verlor er das Gleichgewicht und fiel hin.

»Hilfe!«, rief er. »Ich sinke!«

Der Anführer lachte. Thargad lachte mit. Es war ein lustiger Abend geworden, und ein feuchtfröhlicher.

»Du bisch n Ornung«, sagte der Anführer.

»Aba auch«, zeigte Thargad mit dem Finger auf ihn, dann auf den Schmalen, dann in einer weiten Schlenkerbewegung auf alle drei.

»Weisch... weisch... weis was mit Halborks is?«, fragte der Schmale.

»Die hams nisch drauf«, sagte der Anführer. »Niemals nisch drauf.«

»Un noch was«, sagte der Schmale. »Wegen der sie Schweinezinken.«

»Was n?«, fragte Thargad.

»Die riechn schlecht.« Alle vier lachten. Nach einer kurzen Beratung machten sich die Wachen in eine scheinbar beliebige Richtung auf, und Thargad wandte sich hoffentlich in Richtung des Tempels.

Der Abend war nützlich gewesen. Er hatte einiges heraus finden können: Die Söldner wohnten alle in einer alten Kneipe, die komplett zu ihrem Quartier geworden war. Dort hauste auch ihr Anführer, aber sein Büro war im Stadthaus. Man hatte Grukk Zwölftöter mit Terseon Skellerang gleichgesetzt. Grukk erstattete nur dem Stadtherren oder Valanthru Bericht, was den Hauptmann der Wache gehörig wurmte - und seine Männer auch. Außerdem sollten zum Jahreswechsel die Steuern erneut erhöht werden, um Reparaturarbeiten und Söldner bezahlen zu können. Schließlich hatte Thargad auch noch klar gemacht, dass die Kettenbrecher auf Seiten der eigentlichen Stadtwachen standen. Und durstig war er auch nicht mehr. Eben ein gelungener Abend.

Jetzt wollte er aber nur noch ins Bett. Ein einfacher Wunsch, wenn der Boden nicht so wellig wäre und ihm nicht ständig Häuser in den Weg liefen. Aber Thargad war ein Wächter Helms. Er würde auch diese Probleme meistern. Nachdem er sich übergeben hatte.

-

»Richtschwert Dirim Gratur von Tyr ist nun bereit zu hören, und Recht zu sprechen.«
Dirim nickte Brynn dankbar zu. Der Tempelritter nahm neben dem Richterstuhl Aufstellung.

»Wer sind die Ersten?«

Vor traten drei Männer. »Dies ist Kurtax, der Wirt, dann Fern der Tagelöhner, und ein Zeuge«, sagte Brynn.

»Worum gehts?«

»Der Kerl hat mir die Arbeit weggestohlen!«, rief Fern.

»Nichts habe ich, Herr, ich habe ihn nur leicht gestoßen«, gab Kurtax zurück.

»Ruhe! Was ist passiert?«

»Also, wie ich abends bei ihm in der Kneipe gewesen bin, da habe ich einen getrunken.« Kurtax schnaufte, wurde aber von Dirim zur Ruhe ermahnt. »Als ich besoffen war, da hat mich der Lump aus der Tür rausgeworfen, und die Hand mir gebrochen. Darum konnte ich nicht arbeiten, und das Geld will ich jetzt haben.«

»Kurtax?«, fragte Dirim.

»Der Fern kommt öfter zu mir. Jedenfalls hat er sich richtig zugeschüttet an dem Abend, und als er hackedicht war, da wollte er nicht gehen. Ich habe ihn zur Tür gebracht und ihm einen kleinen Schubs gegeben, das war alles.«

»Einen kleinen Schubs. Und wer seid ihr?«, wandte Dirim sich an den Zeugen.

»Ich bin der Aufseher in der Mine, in der Fern arbeitet.« Der Mann stellte sich mit breiter Brust vor Dirim hin. »Fern arbeitet in den Minen von Fürst Taskerhill, und durch seinen Arbeitsausfall ist dem Fürsten ein großer Schaden entstanden. Er vertraut darauf, dass dieser Schaden ebenfalls erstattet wird.«

»Was?«, rief Kurtax. »Ihr seid doch bekloppt!«

»Ruhe!«, rief Dirim wieder. »Um wie viel Gold geht es hier?«

»Zehn Silberklingen«, sagte Fern.

»Für Fern, zehn Klingen. Für die Mine, zwanzig Elektrumkönige.«

»Pfft«, machte Kurtax.

»Zwanzig Könige?«, fragte Dirim. »Das ist ein Platinkelch. Fern muss ein guter Arbeiter sein.«

»Das ist er.«

»Aber ihr bezahlt ihn als Tagelöhner.«

»Nun ja...«

»Das reicht. Kurtax, ihr bezahlt Fern seinen entgangenen Lohn, und gebt in Zukunft acht, dass ihr keine Leute mehr schubst.«

»Danke, Herr«, rief Fern.

»Und was soll ich Fürst Taskerhill sagen?«, fragte der Aufseher.

»Dass er nicht seine besten Arbeiter nicht wie Tagelöhner bezahlen sollte.« Beleidigt machte sich der Mann von dannen.

Der zweite Fall war nicht weniger kompliziert.

»Ich heiße Sialia«, sagte die junge Halbelfe, die ihn um Rechtsprechung bat, »und arbeite in der Scheuen Fee. Bjelki«, sie wies auf einen älteren Mann, »hat mir versprochen, mich zu heiraten. Und jetzt, wo ich schwanger bin, will er mich nicht mehr.«

»Was sagt ihr dazu?«, wandte Dirim sich an den Mann.

»Nun, zunächst einmal ist mein Name Bjelkir Zanathor. Und es stimmt - ich habe Sialia oft besucht. Aber es war nie die Rede von Heirat.«

»Aber du liebst mich doch!«, rief die Halbelfe unter Tränen.

»Kind, du bildest dir etwas ein«, sagte Zanathor. »Jedenfalls kommt es nicht in Frage, dass ich sie heirate - oder gar ein Kind groß ziehe. Gerade, weil ich das nicht will, gehe ich doch in die Scheue Fee.«

Die Betreiberin der Scheuen Fee war ebenfalls anwesend.

»Ich leite die Fee für die Vanderborens«, sagte sie. »Sialia hat sich dumm benommen. Normalerweise kriegen unsere Mädchen Mondkraut, wenn ihre Zeit ist, damit so etwas nicht passiert. Sialia hat ihr Kraut nicht genommen.«

»Und was wollt ihr jetzt?«

»Wir wollen, dass sie entweder einen Sud von Vortimax Weer nimmt, um das Kind zu verlieren, oder die Fee verlässt. Wir legen einen Teil des Lohns für die Mädchen zurück, das Gold kriegt sie natürlich, aber sie gefährdet unseren Ruf.«

»Und wenn das Gold weg ist?«

Die Frau zuckte mit den Schultern.

»Nun gut«, sagte Dirim. »Ich werde nun einen Wahrheitszauber sprechen, also hütet Euch, zu lügen. Tyr, offenbare mir Falschheit und Betrug. Bjelkir Zanathor, habt ihr Sialia versprochen, sie zu heiraten?«

Zanathor schwitzte leicht, aber Dirim hatte gemerkt, dass der Zauber bei ihm fehlgeschlagen war. »Nein«, sagte der Mann.

»Habt ihr gesagt, dass ihr sie liebt.«

»Na ja... vielleicht... in der Hitze des Augenblicks...«

»Seht ihr?«, rief Sialia.

»Sialia«, sagte Dirim. »Liebt ihr Bjelkir wirklich?«

»Natürlich liebe ich Bjelki«, sagte sie. »Er liebt mich doch auch.« Dirim spürte, dass sie nicht log - höchstens belog sie sich selbst bei Bejlkirs Gefühlen für sie.

»Nun gut«, sagte er. »Dann könnt ihr gehen, Bjelkir Zanathor. Ich verfüge, dass die Scheue Fee besser auf ihre Mädchen aufpassen sollte. Darum soll sie für Sialia aufkommen und sie auch später noch beschäftigen.«

Und so hatte Dirim zwei Urteile gesprochen, die wohl beide der Oberschicht Cauldrons am Wenigsten gefallen würden. Aber Gerechtigkeit ging nun einmal vor Reichtum und Macht.

-

Später besuchten die Waisenkinder des Lichtstraßenhauses den Tempel. Dirim hatte Gretchyn und die Kinder eingeladen, zu sehen, wo die Kettenbrecher wohnen. Die Kinder waren voller Vorfreude und Neugier erschienen, und der Zwerg führte die Gruppe über das Gelände. Dabei gab er Acht, sie in Einzelreihen durch das Tor der Scheune zu führen. Oben im Schatten kauerte nämlich Pecarri und beobachtete alles ganz genau. Er hatte einen Zauber auf sich gelegt, um Unsichtbares zu entdecken.
Einer nach dem Anderen kamen die Kinder durch das Tor.

»Stoßt nicht an die Tür«, mahnte Dirim »sonst weckt ihr die Riesenspinnen.« Gretchyn unterbrach ihr Trösten eines verängstigten Mädchens, um dem Zwerg einen mahnenden Blick zuzuwerfen.

Plötzlich merkte Pecarri auf. Bei einem der Kinder war etwas. Leise beugte er sich vor, um besser sehen zu können. Kein Zweifel: Terrem Karathis, der Waisenjunge, den der Betrachter Vlaathu persönlich aus den Klauen des Sklavenhändlers Kazmojen befreit hatte, trug auf seiner Stirn dasselbe Mal wie Zenith Splitterschild.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 30. Oktober 2005, 18:56:25
 Zwischenspiel: Fragmente

«Wollt ihr zum Mondfest vorbei kommen? Wir könnten zusammen der Toten und  Verschollenen gedenken.»

Die Kettenbrecher schwiegen.

«Ihr wäret willkommen», versuchte Jenya es erneut.

«Ich werde meinen Vater nicht behandeln, als wäre er schon tot», sagte Thargad.

«Ich werde die Geschichte der Schätze erst erzählen, wenn ich das Ende kenne», meinte Helion.

Dirim fügte hinzu: «Am Mondfest gedenkt man der Toten. Die Schätze sind nicht tot.»
Und damit war das Thema erledigt.

-

«Meister Berion? Ein Brief von Eurem Mündel.»

Der Angesprochene sah auf. Er war alt geworden, und das unruhige Leben als Anführer der Dornigen Rose hatte sein Übriges getan. Aber Berion hieß den Schmerz willkommen. Er war nur ein kleines Opfer in seinem Kampf für die Freiheit des Volkes, ein nötiges Opfer. Ilmater sagte, persönliches Leid sei ein niedriger Preis für allgemeines Wohl. Und schließlich zeigte der Schmerz, dass Berion noch lebte.

Mit Fingern, die trotz des nahen Lagerfeuers immer etwas kalt blieben, nahm Berion das Pergament entgegen und entrollte es. Kein Zweifel, es war Thargads Schrift.

Berion,

in sehr kurzer Zeit hat sich Vieles geändert. Tod und Verrat lauern überall. Illusion und Wirklichkeit sind nur schwer zu unterscheiden. Cauldron wird von finsteren Mächten bedroht und diese sind längst auf uns aufmerksam geworden. Was ich Dir nun erzähle, wird Dir nicht gefallen. Doch die Freundschaft zwischen uns verlangt es von mir. Außer Dir kann ich niemandem vertrauen. Den Kettenbrechern? Verdient hätten sie meine Ehrlichkeit, doch können sie die Wahrheit akzeptieren?


-

Illyria Dawn ließ ihren Blick über die Versammlung streifen. Die Anderen gaben sich Mühe, entspannt zu wirken, aber sie erkannte in ihrer Haltung und Mimik dieselbe Erwartung, die auch sie selbst erfüllte. Nur der Pfeifer war wie immer undurchschaubar.

Und natürlich schien Grimm unbeeindruckt. Illyria kannte die Anderen nur unter den Decknamen, die sie sich selbst gegeben hatten. Eigentlich verband sie nichts, außer dem gemeinsamen Ziel. Er, der sie zusammen geführt hatte, war wohl der Fanatischste unter ihnen - und das wollte etwas heißen. Daemonicus Grimm hatte das Stadium des verabscheuungswürdigen Bastards schon lange überschritten. Illyria vermutete, dass die Narbe, die sich über Grimms rechte Wange zog, seine Gesichtsmuskeln teilweise gelähmt hatte. Anders war es ihr nicht zu erklären, wie jemand so unabänderlich düster dreinblicken konnte.

Andererseits war seine Sitznachbarin auch nicht viel besser. Dabei wäre sie eine sehr verführerische Frau, wenn diese Maske nicht wäre oder die Vorliebe, ihren Opfern den Kopf abzuschneiden. Beides hatte ihr den Namen ‹Gottesanbeterin› eingebracht. Sie selbst sprach nie. Überhaupt war das einzige Geräusch, dass sie von sich gab, das leise knistern der Kopffühler, die aneinander rieben, und mit deren Hilfe sie ihre Umgebung wahrnehmen konnte. Illyria wusste, dass die Gottesanbeterin blind und taub war, aber ob dies die Wirkung oder der Grund für die Maske war, blieb ungewiss.

Neben der Gottesanbeterin saß Finster. Hier war endlich jemand nach Illyrias Geschmack. Finster war ein gewaltiger und blutrünstiger Krieger, aber er kannte auch andere Facetten des Lebens. Auch heute hatte er seine Rüstung und seinen Schild in der Kammer gelassen. Nur Vollstrecker hing an seiner Hüfte. Von dem Schwert schien ein ständiger Hunger auszugehen, den Illyria sogar vom anderen Ende des Raumes wahrnehmen konnte. Sie fragte sich, wie Finster das Schwert kontrollieren konnte, aber dies war nur der Beweis dafür, dass er keineswegs nur der dümmliche Schlächter war, für den ihn andere hielten. In seinem Gewand aus rotem Wildleder, seine blonden Haare zu einem Zopf gebunden, machte er eine sehr gute Figur. Er begegnete Illyrias Blick herausfordernd. Es fiel ihr schwer, sich loszureißen, aber in den nächsten Wochen und Monaten war noch Zeit genug, auf sein unausgesprochenes Angebot zurück zu kommen.

Zum Glück war der Nächste in der Runde ebenso faszinierend. Illyria war stolz darauf, in Menschen und ihnen verwandten Völkern wie in einem Buch lesen zu können, aber die Körpersprache des Gedankenschinders blieb ihr fremd. Seine Tentakel glitten über- und durcheinander, strichen über seine feuchte Glatze, streckten sich suchend vor, aber das konnte sowohl Vorfreunde, Nervosität oder auch Langeweile bedeuten. Vielleicht schlief er auch, und dies waren nur unbewusste Äußerungen seiner Träume. Oder es war einer von seinen hintergründigen ‹Späßen›. Er hatte sich als der Pfeifer vorgestellt - überhaupt war seine Benutzung des Pronoms der einzige Grund, warum Illyria ihn als männlich eingeordnet hatte - und lange hatte sie über diesem Namen gebrütet. Gedankenschinder konnten nicht Pfeifen, schließlich hatten sie keine Lippen. Dann hatte sie erlebt, wie er aß, und verstanden.

Um der Erinnerung zu entkommen, sah sie schnell weg. Ihr Blick blieb auf der Vorletzten im Bunde haften. Die Frau, die sich Phönix nannte, blickte entrückt ins Leere, während sie eine Fackel über ihren nackten Körper streichen ließ. Phönix war immer unbekleidet; wenn sie in den Kampf zog, verbrannte sie sich selbst so sehr, dass der Wundschorf zu einem Schutzpanzer wurde. In diesem Moment aber wollte sie sich wohl nur die Zeit vertreiben und ließ es bei Brandblasen bewenden.

Und dann war da noch Illyria selbst. Mehr als einmal hatte sie sich gefragt, wie sie in dieser Runde aus Verrückten gelandet war, aber natürlich kannte Illyria den Grund. Trotzdem fühlte sie sich oft fehl am Platz; mit seiner gedankenlosen Brutalität war ihr selbst Finster fremd. Und trotzdem war sie eine von ihnen, und all ihre Unterschiede verblassten vor dem gemeinsamen Ziel. Es war egal, wer sie waren und woher sie kamen. Es zählte nicht, was sie an diesen Ort geführt hatte. Hier war sie nicht Illyria Dawn. Hier war sie Sonnentau, und sie war ein Mitglied der Käfigschmiede.

-

Alle Hoffnung starb in diesem kurzen, grausamen Moment. Auf Enttäuschung folgte Zorn, ein unbändiger Zorn wie ich ihn nie zuvor verspürte. Nur mühsam konnte ich ihn unterdrücken, bis sie ins Bett gegangen war, bis sie eingeschlafen war. Dann ließ ich ihm freien Lauf.

Ich habe sie umgebracht, Berion! Hinterrücks gemeuchelt! Ich empfang Genugtuung.
Danach liegt alles im Dunkeln.


-

«Meister Dirim, da ist eine Besucherin.»

Noch bevor Dirim antworten konnte, drängte sich eine Halblingsfrau in das Zimmer, in dem die Kettenbrecher beisammen saßen. Es war Tippys Sicherschritt, die Besitzerin der Stallungen und des Pferdehandels. War sie gerade noch ins Zimmer gestürmt, überkam sie nun Verlegenheit und sie sah zu Boden.

«Bitte verzeiht», sagte Tippys leise. «Ich musste einfach zu Euch, heute Abend. Schließlich ist Mondfest, oder. Ich warte  schon solange, dass ich es Jemand erzählen kann.»

«Erzählen?», fragte Boras.

«Ganz ruhig», sagte Pecarri. «Setzt euch erst Mal. Und dann erzählt.»

«Brynn», bat Dirim den Tempelwächter, der noch in der Tür stand, «bringt uns noch eine Karaffe heißen Wein.» Brynn nickte und verschwand.

«Dann mal los», forderte Thargad.

«Es geht um Aleandra Dunessar», begann die Halblingsfrau. «Sie kam zu mir - die Schätze hatten gerade einen Drachen bekämpft. Plötzlich stand sie im Raum. Sie war verletzt, schwer verletzt. Doch sie schob mich fort, als ich ihr helfen wollte. ‹Sieh nach Namariye›, sagte sie. Das ist ihr Pferd - damals sind Paladine ja noch mit richtigen Pferden unterwegs gewesen, bevor die Götter ihnen Zauberrösser gegeben haben.»

«Ich verstehe nicht ganz...», begann Dirim, aber Pecarri bat um Ruhe.

«Hör einfach weiter zu», sagte er.

Tippys sah von Einem zum Anderen. Brynn kam zurück und brachte eine Karaffe heißen Wein. Dankbar nahm Tippys einen Schluck, dann fuhr sie fort: «Namariye ist ein schönes Tier... es heißt, elfische Streitrösser haben das Blut von Einhörnern in sich, und bei ihr glaube ich das.» Sie bemerkte, dass keiner der Anwesenden besonders interessiert schien. «Jedenfalls habe ich mich sofort um Namariye gekümmert. Als Aleandra sah, dass es dem Tier gut ging, da lächelte sie. Dann fiel sie in Ohnmacht, so schwer waren ihre Wunden.» Tränen standen in Tippys Augen. «Es... dass jemand so sehr an seinem Pferd hing, hat mir sehr imponiert. Als die Schätze verschwanden... was hätte ich tun sollen? Ich habe mich weiter um sie gekümmert. Das war ich Aleandra schuldig, fand ich.»

«Um wen gekümmert?», fragte Boras.

«Um Namariye.»

«Heißt dass, das Pferd lebt noch?»

«Ich halte sie versteckt. Aber ja, Namariye lebt noch.» Tippys’ Augen weiteten sich. «Ihr nehmt sie mir doch nicht weg?»

Dirim legte seine Hand auf ihre. «Ihr habt Euch bislang gut um das Tier gekümmert. Ich denke, bei Euch ist es in besten Händen. Trotzdem danke ich Euch, dass Ihr uns diese Geschichte erzählt habt.»

-

Das Ziel ist dasselbe geblieben, aber der Weg ist ein anderer. Ich kann nicht mehr im Geiste Ilmaters handeln. Die Wacht wird Grausamkeiten von mir verlangen, die nicht den Segen des Weinenden Gottes haben werden. Also verlasse ich die Bruderschaft. Aber uns verbindet mehr als das, oder?

Ich hoffe doch, Vater.


-

«Er sollte lieber dankbar sein», sagte Finster mit einer wegwerfenden Handbewegung. «Wir haben es ihm die Stadt überlassen, und er darf sogar die Käfigkinder bewachen. Was will er noch?»

«Er fühlt sich überwacht.» Phönix sprach mit süffisantem Ton, und so, als wäre sie abgelenkt und es handelte sich nur um eine Nebensächlichkeit. «Dass die Gottesanbeterin den Spion ertappt hat, der durch sein Netz geschlüpft ist, beleidigt ihn. Und dann hat er noch den Zauberer um sich.»

«Weiß er denn, dass es sich dabei um Sonnentaus Schüler handelt?», fragte Finster zurück. «Ich bin sicher, unser ‹Wahrer Fürst› glaubt, ihn selbst aufgetan zu haben.»

«Ist dieser Schüler loyal?» Die Sprache des Pfeifers war abgehackt, von Schmatzlauten unterlegt. «Ich erinnere mich, dass er beim letzten Mal ziemlich eifersüchtig war. Und er ist nicht jünger geworden.»

«Während Sonnentau immer noch so schön wie damals ist», fügte Finster hinzu. Wieder warf er Illyria einen stechenden Blick zu, und sie nahm sich vor, ihn noch einmal unter vier Augen zu sprechen, nachher.

«Die Gefahr eines Verrats besteht», gab sie zu. Sie mochte es nicht, über ihren Schützling zu sprechen. Die wenigen Geheimnisse, die sie vor den Käfigschmieden hatte, wollten gut bewahrt sein. «Ich wäre dumm, wenn ich das nicht sähe. Aber ich glaube nicht, dass er sich gegen uns verschwören würde. Dazu hasst er diese Emporkömmlinge viel zu sehr. Stattdessen wird er sich vielleicht von uns zurück ziehen. Vielleicht wird er die Seelenpfeiler für sich beanspruchen.»

«Ist das ein Problem?», fragte Phönix gelangweilt.

«Im Moment brauchen wir die Pfeiler noch», sagte Grimm. Wenn er sprach, merkte sogar Phönix auf. «Also wird Sonnentau ihren Bengel noch ein wenig bei Laune halten. Danach kann er machen, was er will. Und wenn er sich gegen uns wendet...» Er sah zu der Gottesanbeterin, die liebevoll über die Klinge ihrer Sichel strich.

-

«Meister Berion?»

Berion antwortete nicht. Er sah nicht einmal auf, sondern saß vorgebeugt am Lager. Vor ihm, in den prasselnden Flammen, sah man noch die letzten Reste eines Pergaments. Dann wurden auch sie von dem Feuer verzehrt.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Dirim am 31. Oktober 2005, 14:36:38
 Bisher hatte ich mir "nur" Sorgen um die armen Kettenbrecher gemacht.
Durch Deine plastische Erzählung und die netten Andeutungen sind die Sorgen jetzt wie weggeblasen - von vollkommener Hoffnungslosigkeit. :(  
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Askael am 31. Oktober 2005, 19:37:06
 Wieder mal phantastisch.. Woher du die Zeit nimmst, Derartiges zu html zu bringen ist mir schleierhaft *verbeug*

Angefangen davon, was du aus dem Kauf eines Hewards alles rausholst, über Thargads Informationsbeschaffung bis zu Helion/Pecarris Koboldsidequest - Großartig!

Besonders hervorheben möchte ich folgende Szenen:

Zitat
»Du musst unbedingt mit uns kommen, wenn wir wieder den Laden von Keygan Ghelve mit Eiern bewerfen«, sagte Brim.
- *lol* Da hab ich mich weggehaut vorm Schirm  :D

Zitat
Aber Thargad war ein Wächter Helms. Er würde auch diese Probleme meistern. Nachdem er sich übergeben hatte.
*rofl*

 - Immer wieder meisterhaft, wie du diese kleinen Stücke Humors in die ansonsten eher fesselnden Schilderungen verpackst..


Die Schilderung der Käfigschmiede war ebenfalls durch und durch gelungen - und so schön mit dem Brief Thargads gewürzt - da macaht das Kennenlernen der Finsterlinge gleich doppelt so viel sinistre Freude  :ph34r:  
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Levold am 31. Oktober 2005, 20:18:03
 Sehr schön (was soll ich auch sonst sagen?)!!

Dirim als Richter: hervorragend!
Habt ihr das eigentlich ausgespielt oder war das künstlerische Freiheit?
Auich eine kaum zu überbietende Namenswahl: Kurtax
Erinnert doch sehr an Asterix- Comics.  :lol:
Die Beschreibung der Käfigschmiede: der Hammer! Wie fies sind die denn?!
Gegen die will doch keiner freiwillig antreten?
An die Gruppe: viel Glück. Ihr werdets brauchen.  :ph34r:
Levold
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 31. Oktober 2005, 21:49:26
 Mit den Fällen habe ich Dirim ins Schwitzen gebracht... er hat es sich jedenfalls nicht leicht gemacht, und die anderen Spieler haben immer schön gestöhnt, wenn er wieder den Sendboten des Adels vergrätzte :D

Den Haversack habe ich aus einem Dokument von dieser hervorragenden Seite:
http://therpgenius.com/Default.aspx?alias=...om/shackledcity
Achtung! Nur für SL!
Gibt es auch für Age of Worms.

Thargads Brief sind übrigens nur Ausschnitte aus einem 4 Seiten langen Brief, den der Spieler geschrieben hat. Wenn er den mal in den Rechner abtippt (ich gebe den Brief dafür gerne zurück), stelle ich den auch ganz online.

Als kleinen Hoffnungsschimmer für meine Spieler kann ich sagen, dass sie das nächste Abenteuer zumindest noch überleben werden - dann kommt nämlich ein neuer Flash-Film, den ich schon fertig habe. Ich ändere nix mehr daran :)

Das nächste Update ist übrigens zu 80% fertig - wir haben Samstag gespielt, da hatte ich Sonntag schon etwas Zeit.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 01. November 2005, 22:21:38
 Das Jahr des Kessels

«Ihr wolltet mich sprechen?»

«Wie geht es Euch?»

«Wie soll es mir gehen?», fragte Felliarn brüsk. «Ich bin mit Fario aufgewachsen. Sechs Jahre lang waren wir gemeinsam bei den Silberstreitern. Seit wir damals bei den Müllerzwillingen eingestiegen sind, habe ich ihn aus der Patsche geholt. Jetzt nicht mehr.»

«Ich will seine Mörder zur Rechenschaft ziehen», sagte Thargad. «Wisst ihr irgend Etwas?»

«Glaubt ihr, dann säße ich noch hier?»

«Ich glaube, im Tempel arbeitet jemand für das Letzte Lachen. Ich glaube, der Hofnarr ist für Farios Tod verantwortlich.»

«Das Letzte Lachen? Gut zu wissen.» Felliarn nahm seinen Dolch hervor und begann, Muster in den Tisch zu kratzen. Zum Glück waren die Tische im Krummen Krug nicht von der Sorte, wo sich jemand darüber beschwert hätte.

«Felliarn, seid nicht unvernünftig», mahnte Thargad.

«Fario war der Unvernünftige», gab der Halbelf zurück. «Wisst ihr, wo man das Letzte Lachen finden kann?»

«Wir haben Vermutungen. Aber das wäre der sichere Tod.»

«Sagt ihr.»

«Felliarn», Thargad beugte sich vor, «seht mich an. Ich will das Letzte Lachen auch zur Strecke bringen. Wenn ihr etwas herausfindet, schlagt nicht einfach los. Kommt zuerst zu mir. Versprecht mir das.»

Felliarn begegnete Thargads Blick. Er nickte. «Also gut. Ich komme zuerst zu Euch.» Dann stand er auf und verließ abrupt die Kneipe. Thargad sah ihm nach und hoffte, ihn nicht zum Letzten Mal lebend gesehen zu haben.

-

«Die Magische Gefahrenabwehr, kurz MGA, wurde also von Lialee Wurzeldach ins Leben gerufen. Sie ist ein Halbling. Lialee war Mitglied eines Sondertrupps der Stadtwache und hat schon seit langem versucht, einen Zaubertrupp zu gründen. Es heißt, einige Wochen vor der Gründung der MGA sei sie plötzlich nicht mehr so wütend gewesen, dass sie erfolglos geblieben war. Vielmehr schien sie sicher, dass ihr Ziel bald erreicht sein würde. Jetzt führt sie die MGA an. Wir wissen, dass die MGA aus etwa zwanzig Mitgliedern besteht, von denen etwa ein Drittel mit göttlichen Zaubern vertraut ist - zumindest vertraut genug, um entsprechende Zauberstäbe zu benutzen. Ein Trupp patrouilliert ständig die Stadt und besteht aus drei Zauberkundigen.» Dirim sah in die Runde. «Was noch?»

Helion hatte bei Embryl nachgeforscht. «Lialee war einmal Priesterschülerin von Azuth, aber das Dogma engte sie ein. Sie kommt noch regelmäßig zu Gottesdiensten, aber Embryl glaubt, dass teilweise zum Schein kommt und teilweise, weil es keinen Mystraschrein in der Gegend gibt. Außerdem weiß ich, dass die Patrouillen der MGA im Tempel gesegnet werden, bevor sie ihren Dienst beginnen.»

«Gut», sagte Boras. «Und was fangen wir mit diesen Informationen an?»

-

«Ich habe einen Wachmann verfolgt», sagte Thargad.

Jenya runzelte die Stirn. «Warum das?»

«Ich glaube, er war der Rädelsführer beim Angriff auf Ruphus. Ich wollte wissen, ob er eine Verbindung zum Letzten Lachen hat.»

«Und?»

«Es sieht nicht so aus.»

Jenya nickte. «Danke für die Information.» Thargad wandte sich zum Gehen, als sie ihn noch einmal ansprach. «Ihr habt meine Erlaubnis, Euch zu vergewissern.»

Thargad sah sie an. «Was meint ihr?»

«Nun, ich würde mich gerne mit diesem Mann unterhalten. Aber wenn ich ihn in den Tempel bitte, wird entweder das Letzte Lachen aufmerksam, oder die Stadtwache ist brüskiert. Im schlimmsten Fall beides. Ich bin sicher, Euch fällt eine unauffälligere Methode ein, ihn auszufragen.»

Thargad glaubte kaum, was er da hörte. «Kann ich ihn herbringen?», fragte er.

«Wenn es nötig ist.»

«Bereitet alles vor.»

-

«Ah, Pecarri. Da bist du ja.» Trakis’ Kammer war karg, aber doch gemütlicher als die große Halle, in der die anderen Kobolde schliefen. In der Mitte des Zimmers brodelte ein Kessel auf einem Feuer; dichter Rauch quoll über den Rand des Kessels und verbreitete einen fremdartigen Geruch. «Stimmt es, dass du bei Menschen wohnst?»

«Manchmal», gab Pecarri zu.

«Du bist etwas Besonderes», sagte Trakis. «Nicht so unfähig wie die Anderen. Du bist doch loyal?»

«Solange ihr das Beste für uns wollt.»

«Wie kannst du daran zweifeln? Kurtulmak hat mir Zauberkräfte gewährt, ist das nicht Beweis genug?» Pecarri schwieg. «Gut. Nun, ich werde dich in ein Geheimnis einweihen. Sieh dort!» Er wies mit einer Klaue auf die Wand.

«Was ist da?»

«Hinter dieser Wand verbirgt sich eine Geheimtür. Wenn es dir gelingt, sie zu öffnen, werde ich dich reich belohnen.»

Pecarri sah sich die Wand an. Wenn man es wusste, dann konnte man die Türe erkennen, aber nur gerade so. Sie war hervorragend gearbeitet, und ein Öffnungsmechanismus war nicht zu erkennen.

«Ich muss darüber nachdenken», sagte Pecarri. «Wenn mir etwas einfällt, komme ich wieder.»

«Tu das. Hier, ein Zeichen meiner Gunst.» Trakis gab Pecarri den skelettierten Armknochen einer Ratte. «Damit kannst du diesen Raum gefahrlos betreten, auch wenn ich weg bin. Ohne dieses Zeichen wären meine magischen Fallen dein Untergang.»

Pecarri zeigte sich beeindruckt und dankbar.

-

Thargad hatte überlegt, aber ihm war kein perfekter Ort eingefallen, um dem Wachmann aufzulauern. Er würde ihm folgen und einen Moment abpassen müssen. Aber der Wachmann war massig, und wenn er Thargad entdeckte, würde es noch schwieriger werden. Also hatte sich der Schurke entschlossen, Hilfe zu holen.

«Boras?»

«Was gibts?»

«Es gibt da einen Wachmann, der mit dem Letzten Lachen zusammen arbeitet.»

«Ist er tot?»

«Äh... nein. Aber Jenya würde sich gerne mal mit ihm unterhalten.»

«Ich glaube nicht, dass der das auch will.»

«Deshalb sollen wir ja die Einladung aussprechen.»

«Und warum soll er dann wollen?»

Thargad zögerte. Sie redeten aneinander vorbei. «Wir müssen eben besonders überzeugend sein.»

«Ich weiß nicht recht. Sollten wir ihn nicht einfach packen und zum Tempel bringen?»

Thargad öffnete den Mund, dann schloss er ihn wieder. Er blinzelte. Schließlich sagte er: «Also gut. Machen wir es auf deine Art. Aber kein Wort zu Dirim - dem gefällt das bestimmt nicht.»

«Keine Angst.» Boras legte Daumen und Zeigefinger an die Lippen, dann drehte er die Finger, als würde er seinen Mund abschließen, bevor er den Schlüssel wegwarf.

-

«Ich habe Folgendes im Azuthtempel herausgefunden», sagte Helion, «was leider nicht viel ist. Das Zeichen ist wahrscheinlich ein Ebenenschlüssel, und zwar für die Ebene Carceri. Es ist möglich, dass sogar ein bestimmter Ort auf Carceri damit symbolisiert wird. Die Leute, die dieses Zeichen tragen, nennt man ‹Käfigkinder›. Das wars leider schon.»

«Besser als nichts», sagte Dirim.

«Aber nicht viel», fügte Thargad hinzu.

-

«Oculis Arcanis», sagte Pecarri leise. Die Augen des Kobolds glühten auf. Jetzt sah er sich in Trakis’ Kammer um, aber er sah keine Magie, die auf ihn lauerte. Nur an der Geheimtür nahm er eine schwache Reststrahlung wahr, die von einem Zauber zu stammen schien, der erst kürzlich darauf gesprochen wurde. Pecarri stellte sich vor diese Türe.

«Apertis!» Er spürte, wie der Zauber von der Türe umgeformt wurde, wie er seine eigene Macht benutzen musste, um die Türe aufzuzwingen... erfolglos. Er versuchte es noch einmal, aber wieder war seine Macht nicht ausreichend. Noch einmal sah er mit seinem magischen Blick auf die Türe, und vermeinte jetzt eine schwache Ausrichtung zur göttlichen Magie zu erkennen. Es würde schwer für ihn werden, die Türe zu öffnen, wenn nicht gar unmöglich. Aber wie sollte er einen Priester hier herunter schaffen?

-

Hylum gähnte. Der heutige Dienst war wieder mal ganz besonders langweilig gewesen. Zu allem Überfluss war er noch von Sergeant Krewis angepflaumt worden, weil er seine Stiefel nicht geputzt hatte. ‹Gerade mit den neuen Söldnern müssen wir ein gutes Bild abgeben› hatte der Spund gesagt. Hylum hätte ihm gerne eine vors Maul gehauen, aber dann würde er nie aufsteigen. Und nach der Sache mit dem Priester hatte sich das Letzte Lachen auch nicht mehr gemeldet. Hylum war also auf seinen mickrigen Sold angewiesen.

Beim Gedanken an Skylar Krewis kam ihm die Galle hoch, und er spie aus. Dieser kleine Dreckskerl glaubte wohl, etwas Besonderes zu sein. Hylum freute sich schon darauf, ein paar Schnäpse zu zischen und die unangenehme Erinnerung auszulöschen.

Plötzlich spürte er ein Ziehen in der Brust, das sich rasend schnell ausweitete, bis in seine Finger und Zehen. Hylum war starr gefroren. Am Rande wurde ihm klar, dass er angegriffen worden war. Er konnte sich nicht rühren! Wer zum Teufel? Ein weiterer Schlag traf ihn, und dann wusste er nichts mehr.

Er erwachte von kaltem Wasser, das in sein Gesicht geschüttet wurde. Sein Kopf schmerzte. Hylum öffnete die Augen und stellte fest, dass er blind war. Panik überkam ihn. Dann erkannte er, dass er eine Augenbinde trug. Als er versuchte, sie abzunehmen, merkte er die Hand- und Fußfesseln.

«Bist du wach?» Eine leise Stimme. Männlich, völlig kalt.

«Wer seid ihr?»

«Schnauze!» Ein zweiter Mann, viel rauer. «Wir stellen die Fragen.» Ihn traf eine Faust im Magen. Hylum wurde übel. Beinahe hätte er gekotzt. Dann riss man ihn an den Haaren hoch. An seinem Kinn spürte er eine scharfe Klinge.

«Was wollt ihr wissen?», fragte Hylum. Tränen der Angst rannen ihm die Wangen herunter. «Ich sage alles!»

Hylum wusste, dass er ein Schwächling war. Ein Maulheld. Wenn es ernst wurde, gab er Fersengeld. Er hatte große Angst vor dem Letzten Lachen, darum hatten sie wohl geglaubt, dass er schweigen würde. Aber hier, in diesem Raum, hatte er noch mehr Angst vor seinen Peinigern. Um das Letzte Lachen konnte er sich später sorgen.

Also beantwortete er die Fragen der beiden Männer, so gut er konnte. Es gab nicht viel zu erzählen. Eine Assassinin vom Letzten Lachen hatte ihn angeworben, um einem Priester einen Denkzettel zu erteilen, der sich in Dinge einmischte, die ihn nichts angingen. Hylum wusste nicht einmal, warum sie zu ihm gekommen war, aber er hatte das Gold genommen und sogar noch Nilas und Kerlen angeworben. Dann waren diese Idioten von Kettenbrechern aufgetaucht und hatten ihn angeschossen. Seitdem hatte er von den Dieben nichts mehr gehört.

Schließlich ließen sie von ihm ab. Einer der Beiden ging weg. Hylum hörte, wie sich eine Tür öffnete.

«Will Jenya noch mit ihm reden?»

«Sie sagte, dass ihr darüber entscheiden sollt.» Noch eine Stimme. Und ein Name - Jenya. Hylum biss sich auf die Lippen, um nicht zu grinsen. Wenigstens wusste er jetzt, wo er war. Wahrscheinlich hatte irgendeiner der Helmfutzis ihn ausgefragt, vielleicht sogar Ruphus Laro selbst, den er damals angegriffen hatte. Der Mann kam zurück. Dann wurde Hylum gepackt und fortgezerrt. Irgendwann fand er sich in den Straßen Cauldrons wieder, immer noch leicht benommen und sehr durstig. Er steuerte die nächste Kneipe an und war seinen Entführern dankbar, dass sie ihm sein Gold gelassen hatten.

-

Leise schlich Pecarri aus dem Tempel. Es war noch dunkel, und so wollte er es auch. Die ganze letzte Nacht hatten sie zusammen gesessen und geplant. Heute, am ersten Tag des neuen Jahres, das Jahr des Kessels, sollten sie verhindern, dass das Blut der ‹Wahren Wachen› vergossen würde. So hatte Helms Gesandter es befohlen. Sie hatten sich über die ganze Stadt verteilt - schließlich wussten sie nicht, wo und was passieren würde. Keiner von ihnen war glücklich darüber gewesen, dass sie sich trennen mussten. Und selbst dann hatten sie keine Garantie, rechtzeitig an dem entscheidenden Ort zu sein.

Ein Hämmern riss den Kobold aus seinen Gedanken. Pecarri näherte sich einer Straßenecke. Er sah zwei Menschen, gehüllt in braune Laken. Einer trug eine Fackel und ein Bündel Schriften. Der andere schlug gerade einen Nagel in eine Tür. Dann befestigte er eine der Schriften daran.

Pecarri zog sich in den Schatten zurück. Jetzt sah er eine zweite Gruppe, die an einer anderen Stelle zugange waren. Als sie weiter gingen, folgte er ihnen. Er schätzte, dass etwa jede zehnte Tür mit einer Schrift bedacht wurde. Schließlich bewegten die Beiden sich in Richtung Westschleuse. Von dort aus ging es nach Tethyr hinunter.

Auf dem Platz vor dem Tor versammelten sich etwa zwanzig der Vermummten. Das Tor selbst war geöffnet. Schließlich verließen sie alle die Stadt. DIe beiden Wachleute, die am Tor Dienst schoben, sahen ihnen nach. Dann schlossen sie das Tor wieder.

Pecarri hatte genug gesehen. Er riss die Schriftrolle von einer Tür und überflog sie. Dann machte er, dass er zum Tempel zurückkam und die anderen Kettenbrecher weckte. Ohne Kommentar hielt er ihnen das Pergament entgegen:

«Bürger von Cauldron», stand da, «der Stadtherr will die Steuern schon wieder erhöhen, um damit die stinkenden Orkhorden zu bezahlen. Und wem nützt das? Lasst Euch nicht ausbluten! Sagt nein! Kommt alle zum Festplatz vor dem Stadthaus und hört von der korrupten Führung aus dem Munde von Maavu selbst. Es muss etwas geschehen!»

«Nun», sagte Dirim, nachdem er gelesen hatte, «wir wissen vielleicht nicht, was genau passieren wird. Aber wenigstens wissen wir jetzt, wo.»
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Thargad am 02. November 2005, 16:22:05
 
Zitat von: "Berandor"
«Will Jenya noch mit ihm reden?»

«Sie sagte, dass ihr darüber entscheiden sollt.» Noch eine Stimme. Und ein Name - Jenya. Hylum biss sich auf die Lippen, um nicht zu grinsen. Wenigstens wusste er jetzt, wo er war.
Ich hatte insgeheim gehofft, dass du diesen Lapsus übersehen hättest.  
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Beitrag von: Berandor am 02. November 2005, 16:47:35
Zitat von: "Thargad"
Zitat von: "Berandor"
«Will Jenya noch mit ihm reden?»

«Sie sagte, dass ihr darüber entscheiden sollt.» Noch eine Stimme. Und ein Name - Jenya. Hylum biss sich auf die Lippen, um nicht zu grinsen. Wenigstens wusste er jetzt, wo er war.
Ich hatte insgeheim gehofft, dass du diesen Lapsus übersehen hättest.
Eine Möglichkeit, euch später ans Zeug zu flicken?

Nie! :D

(Muss ja nix passieren)
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: dude am 02. November 2005, 16:57:09
 und ich wollte schon fast fragen, ob das ausgeschmückt wurde durch den SL oder tatsächlich so stattgefunden hat!

ich freu mich mit dir, thargard, und deinen compadres  :P  
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Beitrag von: Askael am 02. November 2005, 19:00:50
 Dein Output in letzter Zeit ist ja beträchtlich..
Kreative Phase, der Kuss der Muse oder nur mehr Freizeit?

Ich jedenfalls erfreue mich an den häufigen Updates  :P  - und werde irgendwie das Gefühl nicht los, das die Story langsam aber sicher einem weiteren Höhepunkt entgegensteuert (?)


War auf jeden Fall wie immer toll zu lesen - besonders die lebendige Gestaltung der NSCs weis zu beeindrucken, da sieht man, weshalb es "Berandors weiser Rat" heisst!!  
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 02. November 2005, 19:12:29
Zitat von: "Askael"
Dein Output in letzter Zeit ist ja beträchtlich..
Kreative Phase, der Kuss der Muse oder nur mehr Freizeit?
 
Keinesfalls mehr Freizeit.

War nur so, dass wir halt Samstag gespielt haben - da wollte ich doe vorher-Sachen fertig haben. Und am Sonntag habe ich mich einfach mal rausgesetzt und so weit geschrieben, wie ich kam.

Jetzt dauert es womöglich wieder, zumal ich völlig unmögliche Beschaffungsprobleme lösen muss.
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Beitrag von: Dirim am 03. November 2005, 08:48:55
Zitat von: "Berandor"

Jetzt dauert es womöglich wieder, zumal ich völlig unmögliche Beschaffungsprobleme lösen muss.
Beschaffungsprobleme????
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 03. November 2005, 16:02:52
 Aus der Vorlesung Beschaffung und Produktion.

Hammerteil, besonders wegen der Klausurrelevanz.
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Beitrag von: Boras am 07. November 2005, 21:47:52
 Nachdem ich jetzt einige Tage SH geschludert hatte und mich der geballten Kraft Deiner SH gegenüber sehe, fürchte ich unser nächstes Treffen Ende November umso mehr.

Ich kann mich da Dirim mit seiner wohl dosierten Panik nur anschließen und fühle mit Thargad ob unseres Plappermauls "Ob Jenya wohl noch mal mit ihm sprechen möchte". Größer konnte die Spur voller Brotkrumen für unseren  :urgs: Herrn und Meister nicht gestaltet werden.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Serath am 07. November 2005, 23:48:17
 Endlich bin ich auf dem Laufenden, was die SH anbelangt. Hat ja "nur" ein paar Tage intensives Lesen gebraucht.

Ich muss sagen, deine SH gefällt mir immer besser. Den Anfang, der Teil in der Gnomenstadt, fande ich größtenteils langweilig, die Handlung riss mich einfach nicht mit. Aber dann wurde dein Schreibstiel immer spannender, die Atmosphäre dichter und auch der Witz hat nicht gefehlt. Inzwischen fiebere und leide ich richtig mit den Kettenbrechern mit.

Höhepunkte bisher waren für mich: Der Kampf mit Kazmojen, Annas Beerdigung, Thargad und Jil/Arlynn und der verrückte Jared.
Von der Atmosphäre, sowie von den Hintergrundinformationen, sind die Zwischenspiele einfach klasse.

Respekt für diese SH. Ich wünschte ich könnte so gut schreiben. Freue mich schon auf weitere Updates.

Serath, ein neuer treuer Leser.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Lillith am 13. November 2005, 11:25:50
 Hiermit möchte ich mich offiziell meinen Vorschleimern anschließen: Respekt dem DM und Autor, den Spielern und der gesamten Storyhour-Runde.

Darüber hinaus möchrte ich die Anbiederung dadürch erhöhen, dass ich keinen Beitrag in einem Thread meiner Wahl erwarte.... ich würde einen Erwähnung in der Story durchaus vorziehen!!!

Und ich rufe die Leserschaft (oder besser Berandor selbst) auf, Thargad zur Veröffentlichung seines Briefes zu zwingen.

@Shaz: Es hat drei Tage gedauert mich durch die versäumte Story zu lesen;)

In tiefer Verneigung, Lillith.      
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 16. November 2005, 20:25:34
 Der Aufstand von Cauldron

Der große Festplatz füllte sich schon früh. Die Kettenbrecher verteilten sich und suchten sich jeweils einen Ort am Rande des Platzes, nur Dirim gesellte sich unter die Menge. Boras stand außen vor, Pecarri kroch in ein leeres Fass, und Thargad kletterte auf ein Dach. Der Festplatz war in etwa kreisförmig; an einem Rand lag das Stadthaus mit seinem großen Balkon, in der Mitte des Platzes erhob sich die große Statue von Surabar Zaubermeißel, dem Gründer Cauldrons.

Neben den Schaulistigen und Interessierten fanden sich auch einige Händler ein, die heiße oder kalte Ware anboten. Boras kaufte sich eine Wurst am Stock, lehnte aber bei Selams Kuchen dankend ab - Pfannkuchen mit Innereien waren einfach nicht sein Geschmack. Die Kettenbrecher hielten aber auch Ausschau nach etwaigen Verbündeten.

Boras war noch morgens an der Garnison gewesen und hatte einen gereizten Torwächter dazu gebracht, Terseon Skellerang zu rufen. Dieser war halb gerüstet erschienen, zwei Leibdiener im Schlepptau. Boras berichtete, was Helion gesehen hatte, und ließ auch nicht aus, dass zwei Torwachen die Flucht der Plakatierer ermöglicht hatten. Schließlich warnte er noch davor, dass jemand etwas gegen die  Söldner unternehmen könnte.

»Danke«, hatte Terseon gesagt. »Ich werde mich darum kümmern.« Dann war er gegangen. Der Torwächter hatte Boras noch eine Drohung hinterhergerufen, aber ein Blick des Barbaren brachte ihn zum Verstummen.

Thargad hingegen war im Helmtempel gewesen und hatte Jenya gewarnt. Es bestand immerhin die Möglichkeit, dass die Kundgebung nur ein Täuschungsmanöver war und der Tempel das wahre Ziel. Jenya stimmte ihm zu und versprach, sich abzusichern.

»Dann kann ich allerdings nur ein paar Helfer zum Festplatz schicken«, schloss sie. »Das ist dann euer Revier.«

Dirim hingegen hatte Beregard und seinen Leuten vorgeschlagen, den Rest der Stadt im Auge zu behalten, und der heilige Krieger hatte zugestimmt. So kam es, dass außer der MGA, die ein kleines Kontingent auf dem Balkon stationierten, und ein paar gemischtrassigen Wachtrupps, die vor allem das Stadthaus schützten, nur die Kettenbrecher am Festplatz waren, als Maavu schließlich erschien. Auch die Sturmklingen waren nirgends zu sehen.

Der Platz war überfüllt; es herrschte ein großes Gedränge und eine ebenso große Unruhe. Diejenigen, die nahe am Stadthaus und der Statue standen, waren schon früh eingetroffen und besonders ungeduldig, kamen jetzt aber nicht mehr so einfach wieder raus. Wer musste, kam vielleicht noch in eine nahe Seitengasse, aber mindestens eine Rangelei entstand, weil jemand den Weg nicht mehr aushielt. Auch auf den Dächern fanden sich mehrere Schaulustige, vor allem Kinder ein. Und dann, als die Unruhe drohte, in Unzufriedenheit umzuschlagen, wehte eine Staubwolke über den Platz. Die Menschen wichen ihr aus, Murmeln und Raunen folgten im Schlepptau der Wolke, und dann gespannte Stille. Die Wolke wehte bis in die Mitte des Platzes und dann an der Statue hinauf. Erst dort, teilweise auf Schultern und Armen stehend, verfestigte sie sich in die Gestalt des Händlers Maavu: ein braun gebrannter Mann mit weißem, sauber gestutztem Bart. Es wurde laut, aber als er die Hand hob, sogleich wieder leise - sogar noch leiser als vorher. Alle warteten, was jetzt geschehen würde.

»Bürger Cauldrons!«, begann Maavu, und seine Stimme hallte über den Platz. In den hinteren Reihen nahmen Hellhörige das Gesagte auf und gaben es weiter, bis auch der Letzte gehört hatte, was gesprochen ward. »Man presst Euch aus!« Zustimmender Applaus. »Nein, nicht irgendwer - der Stadtherr presst euch aus! Von heute an wurden die Steuern wieder erhöht. Sie wurden verdoppelt! Und wofür?«

»Für die verdammten Halborks«, rief einer.

»Für die Bengels des Stadtherren«, jemand anderes.

»Die verdammten Adeligen!«, ein Dritter. Aber immer wieder der Fluch auf die Söldner. Die halborkischen Stadtwachen am Platz sahen sich unsicher um. Dann begannen sie, sich unauffällig zurück zu ziehen. Maavu hob erneut die Hand.

»Diese Stadt ist der Korruption verfallen!« Applaus und Beifallsrufe. »Wisst ihr, wie verkommen die Führung der Stadt bereits ist?«

»Sags uns!«, rief jemand, gefolgt von »Schnauze, Dummkopf!« aus einer anderen Kehle.

»Das werde ich«, ging Maavu auf die Unterbrechung ein. »Laut der Gesetze Cauldrons kann ein Mitglied der fünf ehrbarsten Adelsfamilien der Stadt jederzeit den Kommandanten der Stadtwache zu einem Duell fordern, um seinen Posten einzunehmen. Der tapfere und ehrliche Alek Tercival  – viele von euch kennen ihn – hat vor einem Monat bereits Terseon Skellerang herausgefordert. Und was ist passiert? Nichts! Man hat nicht einmal die Herausforderung öffentlich gemacht, wie es eigentlich Gesetz ist.«

Eine große Unruhe breitete sich aus. Viele Stimmen äußerten ihren Unmut. Die Kettenbrecher spannten ihre Nerven an - hier würde gleich etwas passieren, das lag einfach in der Luft.

»Wo ist Alek?«, rief jemand. »Warum ist er nicht hier?«

Maavu schwieg für einen Moment. Dann sagte er: »Er ist verschwunden.«

Jetzt rief mehr als eine Stimme nach Vergeltung, und fast jeder machte Severen Nalavant und Terseon Skellerang zum Ziel seines Zorns. Und dann machte die Stadtwache einen großen Fehler. Die Türen zum Stadthaus öffneten sich, und heraus kamen fünf Halborks, angeführt von dem Sergeanten Skylar Krewis. Dieser zeigte mit seinem Schwert auf die Statue:

»Maavu, im Namen Cauldrons seid ihr verhaftet!« Dann bahnte er sich einen Weg durch die Massen. Die Halborks umringten ihn. Plötzlich sprang ein Junge vor, die Hand erhoben, in der ein Messer steckte.

»Tod den Halborkschweinen!«, schrie der Junge und stieß einer Wache das Messer in die Brust.

Und dann brach die Hölle aus.

-

Der Halbork ging gurgelnd zu Boden. In einem seltenen Akt der Telepathie hatten Skylar Krewis, Maavu, Pecarri, Dirim, Boras und Thargad alle den selben Gedanken, und sie alle sprachen ihn aus:

»Scheiße!«

Um die Wachen herum griffen die Menschen nach allem, was ihnen nahe stand. Plötzlich hielten sie Knüppel, Stöcke, Pflastersteine in der Hand. Der ein oder andere hatte sogar eine Waffe mitgebracht.

»Kein Angriff!«, rief Skylar Krewis. Es war nicht klar, ob seine Männer ihn hören konnten. Oder auf ihn hören würden.

Thargad überlegte kurz, dann begann er, über die Dächer zu laufen. So war er schneller als durch die Menge. Pecarri wollte Überblick gewinnen und schwebte ebenfalls auf ein nahes Dach - die Umstehenden achteten nicht auf ihn. Boras reckte seinen Hals, dann brüllte er.

»Aus dem Weg, Mensch! Macht Platz!« Um ihn herum wichen Leute aus, wurden aber gleich wieder zurück geschubst. Er war zu weit weg, um etwas zu tun.

Dirim riss sein heiliges Symbol hervor. Jemand rempelte ihn an, und er ließ es beinahe fallen. »Tyr, kühle ihre Gemüter«, bat er und konzentrierte sich auf die Menge um die Stadtwachen. Sogleich ließen einige ihre Waffen sinken. Dann wurden sie von hinten Stehenden gepackt und zurück gezogen. Andere Hitzköpfe nahmen ihren Platz ein.

Thargad war so nahe gekommen, wie über die Dächer möglich, als die zweite Welle gegen die Wachen prallte. Die Halborks versuchten, sich zu schützen - mehr als ein Gesicht wurde von einer gepanzerten Faust blutig geschlagen - aber sie standen auf verlorenen Posten. Skylar Krewis fischte eine Phiole aus dem Gürtel und - kurzzeitig geschützt von Dirims Zauber - trank sie, ohne dass sich eine Wirkung einstellte. Boras brüllte wieder, und wieder kam er ein paar Schritte vorwärts. Kleine Menschengruppen lösten sich von der Menge und zogen in die Straßen hinaus, um ›ein paar Schweinenasen dieselben einzuschlagen‹. Die MGA sahen sich hilflos an und zogen sich zurück. Dirim begann ebenfalls, sich durch die Menge zu schlagen. Thargad sprang vom Dach.

Am Stadthaus ging die Tür zum Balkon auf, und ein Wirbelwind kam heraus geflogen, schoss auf Maavu zu und blieb direkt vor ihm stehen. Dann zerfaserte der Wind und enthüllte die Gestalt eines blauhäutigen Humanoiden mit zwei windumwogten Krummsäbeln. Die Figur schlug nach Maavu, der gerade noch ausweichen konnte. Die Menge prügelte weiter auf die Halborks ein; mehr als einer war inzwischen zu Boden gegangen. Thargad quetschte sich an Menschen vorbei und hoffte, immer noch in die richtige Richtung zu gehen. Skylar Krewis schlug schützend die Hände über den Kopf, und Schläge prasselten auf ihn ein. Boras war kurz davor, die Menge um ihn herum mit seiner Axt zu teilen. Maavu nahm eine Phiole in die Hand und entkorkte sie. Pecarri identifizierte den Humanoiden als einen “Windfürsten”, ein auf der Luftebene lebendes Geschöpf, wahrscheinlich beschworen. Der Windfürst schlug Maavu den Trank aus der Hand, bevor der ihn trinken konnte. Ein grüner Strahl traf ihn und wurde zu einem grünen Leuchten, als Pecarris Zauber ihn traf und jegliche magische Fluchtmöglichkeit zunichte machte. Dirim hielt inne, um sich zwischen Maavu und Skylar Krewis zu entscheiden. Der Sergeant stolperte zwei Schritte auf das Stadthaus zu.

»Dispensat!«

Pecarris Zauber zerrte an den Fasern, die den Windfürsten gerufen hatte, aber bannten ihn nicht. Maavu wich zurück, balancierte jetzt auf dem Arm der Statue, zehn Schritt über dem Boden. Skylar Krewis war wieder etwas näher am Stadthaus, als ihn jemand packte und zu Boden reißen wollte. Thargad sah nur Rücken vor sich. Wo waren die Wachen? Der letzte Halbork ging zu Boden, und gleich waren mehrere Menschen über ihm und stampften und schlugen. Boras stieß die Leute wild aus dem Weg. Der Windfürst folgte Maavu. Dirim nahm sein heiliges Symbol und konzentrierte sich.

»Tyr, lasse deine Macht wie einen Adler hernieder kommen!«

»Dispensat!«


Wieder konnte Pecarri den Zauber nicht bannen. Verzweifelt nahm er eine Schriftrolle aus seinem Rucksack. Einen Versuch hatte er noch. Skylar Krewis hielt sich kaum noch auf den Beinen, aber immer noch versuchte er, zum Stadthaus zu kommen. Boras schlug einen Mann nieder, der nach seiner Axt gegriffen hatte. Jetzt hatte er etwas Platz. Maavu sah sich hilfesuchend um und bemerkte den Beschwörungskreis, der in der Luft hing. Er wandte sich dem Windfürsten zu und spannte seine Muskeln. Pecarri rollte die Schriftrolle auseinander. Thargad schob sich zwischen zwei Männern durch und stand plötzlich neben Skylar Krewis. Der Windfürst hob beide Schwerter und ließ sie niedersausen. Maavu sprang nach hinten. Dirim brach der Schweiß aus, als er den Zauber verschob. In der Luft über Maavu erschien ein Riesenadler. Gerade, als der Händler zu fallen begann, packte das Geschöpf zu. Der Adler flog über den Platz in Richtung des Daches, auf dem Pecarri gerade stand. Boras blieb stehen, dann fluchte er und änderte die Richtung. Der Windfürst nahm Wirbelwindgestalt an und flog hinter dem Adler her. Dirim erkannte, dass der Windfürst schneller war. Thargad stellte sich zwischen Skylar Krewis und die Massen. Skylar Krewis stolperte zur Tür des Stadthauses und quetschte sich hinein. Nun stand Thargad vor der Tür, hinter ihm die aufgebrachte Menge. Der Adler flog direkt über Pecarri, als der Windfürst ihn einholte.

»Dispensat, du verdammtes Vieh!«

Wieder nichts. Thargad fummelte mit seinen Dietrichen und versuchte, die Tür des Stadthauses abzusperren. Er hörte, wie sich hinter der Türe Wachen formierten, und in seinem Rücken die Bürger dasselbe taten. Dirim lenkte den Adler wieder zurück in die Mitte des Platzes und ließ Maavu direkt bei ihm fallen. Boras fluchte und änderte die  Richtung erneut. Der Windfürst folgte dem Adler und nahm noch in der Landung Gestalt an. Thargads Dietriche verrutschten schon wieder. Hinter der Tür gab der Kommandant den Befehl, den Platz zu stürmen. Thargad wandte sich zur Menge um.

»Rennen wir diese Scheißtür einfach ein!« Die Massen johlten und rammten vor die Tür, während von innen die Wachen versuchten, sie aufzustoßen. Es war ein Patt. Pecarri hatte genug von Bannzaubern. Er schoss vier magische Geschosse über den Platz, die silberweißen Kugeln gleich gegen den Windfürsten prallten. Dirim drängte sich zwischen Maavu und den Windfürsten. Die Menge um sie herum ergriff die Flucht, und Boras richtete einen kurzen Dank an Uthgar, dass er endlich voran kam. Im Laufen zog er die Axt. Thargad schob sich die Wand neben der Türe hoch und kletterte auf den Balkon des Stadthauses. Unter ihm flog die Türe auf, und die vordersten Bürger gingen zu Boden. Aus dem Inneren sah man Waffen und gerüstete Wachen drängen. Der Windfürst formte seine Hände zu einem Trichter; es knisterte, und dann schoss ein Blitzstrahl daraus hervor und trieb Dirim und Maavu die Tränen in die Augen und die Haare zum Himmel. Thargad konzentrierte sich auf Severen Nalavant und flüsterte arkanen Singsang, bis sich seine Gestalt der des Stadtherren anpasste. Dann trat er an das Balkongeländer.

»Hört sofort auf euch zu schlagen!«, rief er mit verstellter Stimme. »Ihr macht euch doch nur schmutzig!«

Die Wachen hielten inne. Die Bürger sahen verdutzt nach oben. Für einen Moment kam das Gefecht am Stadthaus zur Ruhe. Anderswo prallten wieder magische Geschosse gegen den Windfürsten, und Maavu beugte sich zu Dirim vor.

»Danke für die Hilfe. Ich bin unschuldig. Trefft mich in den nächsten zwei Tagen im Roten Kumpel in Redgorge.« Dann versuchte er, sich unter die Menge zu mischen, grün leuchtend wie er war. Der Windfürst feuerte einen weiteren Blitzstrahl ab. Dirim sah Maavu nach, dann zog er sein Schwert und stellte sich dem Windfürsten. Endlich war Boras heran und stellte sich hinter den Gegner.

»Hört gefälligst darauf, was ich sage!«, rief Thargad/Severen Nalavant. »Zieht euch zurück!«

»Das ist der Stadtherr!«, riefen einige Bürger und begannen, Thargad mit Steinen zu bewerfen.

»Hilfe!«, rief Thargad.»Flieht!«

»Was machen wir, Kommandant?«, fragte eine Wache.

»Seid ihr Feiglinge?«, bellte der zurück. »Wollt ihr auf Lord Röckchen hören? Raus mit euch!«

Der Windfürst schlug nach Dirim. Ein Schwert prallte auf Dirims Schild, das andere ging knapp fehl. Dirim schwitzte inzwischen stark. Boras drang auf den Windfürsten ein und machte dem seinerseits zu schaffen. Die Stadtwachen drangen mit erhobenen Waffen auf den Festplatz. Thargad sprang vom Balkon und ließ an seinem Landeplatz einen Rauchstab hochgehen, in dessen Schutz er den Zauber beendete. Die Wachen und Bürger prügelten aufeinander ein. Pecarri wandte sich vom Kampf gegen den Windfürsten ab.

»Arachnidia!« Aus dem Boden und den Wänden schossen klebrige Fäden, die Stadtwachen und Bürger in einem Netz fesselten. Thargad wich den Fäden knapp aus und machte sich davon. Der Windfürst sah Maavu entschwinden und trat an Dirim vorbei, doch dieser nutzte die Unaufmerksamkeit, um ihn zu Fall zu bringen, und Boras tat den Rest.

Für einen Moment hielten die Kettenbrecher inne. Der Festplatz hatte sich geleert; nahe der Statue verschwand gerade die beschworene Gestalt des Windfürsten, am Stadthaus klebten einige gerade noch Kämpfende in Pecarris Netz, vielerorts lagen Verwundete. Dort, wo die Halborks gefallen waren, lagen kaum zu entziffernde Fleischhaufen. Überall in der Stadt hörte man die Geräusche von splitterndem Glas, Schreien, und den schweren Schritten der Stadtwache, die jetzt in voller Stärke ausrückte. Maavu war weg.

Dirim blies sich eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht. »Wars das?«, fragte er keuchend, obschon er selbst ahnte, dass der Tag gerade erst begonnen hatte.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 16. November 2005, 20:35:31
 Windfürst   (CR 7)
Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Nagakeng am 16. November 2005, 22:55:38
 Ich würde gern mal meinen mir noch aus dem III. Teil zustehenden Post einfordern.
Was heißt einfordern, nein, ich bitte dich, Berandor, dir einfach einmal den letzten Eintrag (57/1) in meiner SH durchzulesen, und mir dann dort zu sagen, wie du ihn findest.
Darin habe ich einmal versucht, deinen klasse Schreibstil (so weit es passte, besonders auf persönliche Rede bezogen) nachzuahmen. :)

Naja, wenn ichs mir so durchlese, hat es doch nicht viel gemein, mit deiner Art zu schreiben. Trotzdem würds mich freuen, wenn du ihn durchliest und deine Meinung postest.

Gruß, Nagakeng.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Kylearan am 17. November 2005, 09:04:38
Zitat von: "Berandor"
Neben den Schaulistigen und Interessierten
Sehr netter Vertipper ;-)

Und du hast den Feuerball über der Menge bei den Orks vergessen, mit dem Peccari den Wachen ein wenig Luft verschaffen wollte.

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: shaz´narahd am 17. November 2005, 09:22:52
 Schade das ich nicht dabei war  :( .
Wenigstens hat Thamior somit keinen weiteren Grund Menschenstädte noch mehr zu verachten  ;) .

Das nächste mal bin ich wieder dabei *freu*.

shaz

PS: Sehr gute Aktionen. Besonders Thargads Aktion fand ich klasse, auch wenn es nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat - super Idee.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Thargad am 17. November 2005, 10:13:02
Zitat von: "Berandor"
Thargad konzentrierte sich auf Severen Nalavant und flüsterte arkanen Singsang...

 
An assassin casts spells just as a bard does.

 :D  

@Lillith: Sobald ich den Brief wiederhabe, veröffentliche ich ihn gerne.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Kylearan am 17. November 2005, 11:16:01
Zitat von: "shaz´narahd"
PS: Sehr gute Aktionen. Besonders Thargads Aktion fand ich klasse, auch wenn es nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat - super Idee.
Was haben wir gelacht - Thargads Spieler brachte eine perfekte Darstellung dieses weinerlichen Wichts von Stadtherr an den Tisch. Brilliant!

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 17. November 2005, 13:34:33
Zitat von: "Kylearan"
Zitat von: "Berandor"
Neben den Schaulistigen und Interessierten
Sehr netter Vertipper ;-)

Und du hast den Feuerball über der Menge bei den Orks vergessen, mit dem Peccari den Wachen ein wenig Luft verschaffen wollte.

Kylearan
Ja, stimmt.

Kommt in den "Director's Cut" - die PDF-Datei :)
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Guest am 18. November 2005, 18:28:27
 Die letzte Wartezeit kam mir wie die Ruhe vor dem Sturm vor und das ist tatsächlich eine passende Beschreibung für das was du dem geneigten Leser wieder einmal auf dem silbernen Tablett der Dramatik servierst.

Ich weiß kaum wo ich anfangen soll, doch es spricht sehr für deinen Spannungsaufbau, wenn man sich schon bei den ersten Worten wieder an die letzten Geschehnisse erinnern kann und sich eine gewisse angespannte Erwartungshaltung einstellt.

Der Auftritt Maavus und die folgende gesteigerte Massendynamik, die beim Auftritt der Stadtwachen schließlich überkocht war ebenso packend wie realistisch (ist als Kompliment gemeint) beschrieben.

Ebenso gut hat mir der anschließende Kampf gefallen, währenddessen sich simultan ja die Lage am Platz immer mehr zuspitzte.. Generell muß ich sagen, dass die Art wie du Kämpfe schilderst stets dieses dynamische Element hat, nie wirkt es wie "Diablo für multiplayer".

Thargads Auftritt hat auch mir sehr gut gefallen, nett mal die Assassin spells in Anderem als dem üblichen Gebrauch zu sehen  :ph34r:

Zuguterletzt macht der Cliffhanger absolut Lust auf mehr - hoffentlich läßt du uns nicht wieder so lange schmoren..
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Askael am 18. November 2005, 18:29:29
 Sorry, war nicht eingeloggt.. ( - bloß fürs Post zuordnen)
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berry am 19. November 2005, 00:58:26
 schmoren ist gut... hoffentlich dieses WE den nächsten (aktuellsten) Teil
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 20. November 2005, 19:40:37
 Halbork vom Grill

»Ist bei Euch alles in Ordnung?«

Jenya sah auf, dann beugte sie sich wieder über den Verletzten und wusch seine Wunde aus. »Sieht das hier so aus?« Der Helmtempel war voller Menschen. Einige waren scheinbar vor dem Chaos in den Straßen geflüchtet, andere kamen, um die Heilkünste der Kirche in Anspruch zu nehmen. »Aber wenn ihr meint, ob die Kirche angegriffen wurde - nein. Tut mir leid, ich habe im Moment wenig Zeit.«

»Kein Problem«, sagte Dirim. »Wir wollten nur sicher gehen.«

»Einen Moment noch«, warf Thargad ein. »Was ist mit Alek?« Rasch erzählten sie, was Maavu über den Paladin gesagt hatte.  Jenya lauschte, während sie sich weiter um Bedürftige kümmerte.

»Es kann schon sein, was Maavu sagt. Aber Alek ist seit etwa einem Monat verschwunden. Ich hatte angenommen, dass er auf einer Queste sei, oder eine Möglichkeit suchte, um zu Gold zu kommen. Vielleicht steckt ja wirklich etwas anderes dahinter?«

»Was glaubt ihr, warum man die Herausforderung nicht öffentlich gemacht hat?«

»Vielleicht wusste Skellerang nichts davon - oder er hatte seine eigenen Gründe. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er Alek fürchtete.«

Pecarri stieß eine kleine Rauchwolke aus seinen Nüstern, etwas, das er gerade erst gelernt hatte. »Was sind das eigentlich für Duelle?«

»Altes Stadtrecht.« Jenya wischte sich mit einem blutigen Lappen über die Stirn, der einen roten Streifen zurückließ. »Jeder, der zu den fünf wichtigsten Adelsfamilien gehört, kann den Kommandanten der Stadtwache herausfordern und seinen Platz in einem Duell erkämpfen. Diese Familien sind Taskerhill, Aslaxin, Rhiavadi, Vanderboren - und Tercival, obwohl diese Familie seit einigen Jahren verarmt ist.«

Boras kratzte sich etwas Schmutz vom Arm. Ihn interessierte diese ganze Vorgeschichte nicht. »Aber was ist nun mit den Duellen? Enden sie tödlich?«

»Manchmal.« Jenya bat den Barbaren, einen Mann ruhig zu halten, als sie ihm den gebrochenen Arm richtete. Der Mann biss dabei auf einen Holzkeil, der unter dem Druck beinahe zersplitterte. »Normalerweise solange, bis einer der Beiden aufgibt. Aber nicht immer will jemand aufgeben, oder hört der andere auf diesen Ruf.«

»Ich frage mich, ob Maavu die Wahrheit sagt«, meine Pecarri. »Und ob Terseon von der Herausforderung wusste.«

Sie verabschiedeten sich von Jenya und verließen den Tempel. Auf der Straße trennten sie sich; Dirim wollte zurück in seinen Tempel, und die anderen Kettenbrecher dafür sorgen, dass nicht noch mehr Menschen zu Schaden kamen. Auf den Straßen zogen immer noch Raufbolde und Plünderer umher, ebenso wie immer schlechter gelaunte und gewaltbereitere Wachen. Die Kettenbrecher bemühten sich, wann immer möglich zu schlichten. Dabei half neben Boras’ bösem Blick auch ihr Ruf, kein Freund des lokalen Adels zu sein. Die Sturmklingen blieben verschwunden, aber man sah einzelne Mitglieder der MGA in den Wachtrupps, die mit Schlaf- und Netzzaubern zu Werke gingen, anstatt direkt Waffengewalt anzuwenden.

Nach zwei bis drei Stunden war es dann endlich vorbei. Es gab einige Tote, so hörte man, Dutzende von Verletzten und eine Vielzahl von Gefangenen. Die Kettenbrecher begaben sich zum Tyrtempel zurück und halfen auch dort noch aus, wo sie konnten.

Schließlich schien das Gröbste überstanden und die Bittsteller befriedigt. Nicht zum ersten Mal dankte Dirim den Erbauern des Tempels, während er sich in der heißen Quelle im Untergeschoss genüsslich treiben ließ. Die Hitze entspannte seine Muskeln und trieb ihm die Kälte aus den Knochen. Der Schlaf drohte ihn zu übermannen, bis er treibend gegen Boras stieß und der Barbar die Gelegenheit nutzte, den Zwerg ein wenig unterzutauchen. Thargad saß wie immer in der Ecke des Bads und beobachtete alles, während Pecarri sich wünschte, das Wasser wäre noch ein paar Grad heißer - als Mensch war ihm das nie aufgefallen. Außer den Kettenbrechern hatten auch die Tempelwachen und selbst Beregard Platz in der großen Quelle gefunden, wenn es jetzt auch voll genug war, dass Dirims und Boras’ Spielereien zu einer großen Wasserschlacht auszuarten drohte. Folglich verließen Thargad und auch Pecarri relativ schnell wieder das Bad, nachdem sie sauber und halbwegs erholt waren.

»Kinder«, sagte Thargad zu dem Magier.

»Menschen«, gab Helion neckisch zurück.

-

Thargad nutzte die Gelegenheit, um Meerthan einen Besuch abzustatten. Allerdings gab es kleine Probleme in Gestalt eines übervorsichtigen Gastwirtes.

»Ich kann euch nicht einfach zu ihm hoch lassen«, sagte der Mann erneut.

»Aber Meister Bernhelm erwartet mich.«

»Davon hat er mir nichts gesagt. Tut mir leid, aber bei dem, was heute in der Stadt los ist, kann ich nicht einfach jeden dahergelaufenen Kerl in die Gästezimmer lassen.«

Thargad starrte den Mann an. »Ich bin mindestens einmal die Woche hier. Ihr kennt mich.«

»In der Tat, das tue ich. Und das ist der Grund, warum ich Euch nicht direkt herausgeworfen habe.«

Thargad wandte sich um und stürmte fast aus dem Raum. Dann ging er um das Wirtshaus herum, bis er Meerthans Zimmer gefunden hatte. Mit der Kraft seiner Kletterstiefel ging er die Wand hoch und klopfte an die Scheibe. Meerthan machte ihm sofort auf.

»Thargad! Kommt rein. Auch einen Tee?« Der ›Zwerg‹ hielt ihm eine Kanne hin, aus der es dampfte. »Ist ganz frisch.«

»Wart ihr da?«

Meerthan setzte die Kanne wieder ab und setzte sich. «Ja. Furchtbar.«

»Was habt ihr getan?«

»Ich? Was konnte ich tun? Ein Zwerg, mitten in der Menge. Ich kann nicht einfach anfangen zu zaubern, wenn es nicht einen wirklich triftigen Grund gibt.«

»Triftiger Grund? Es sind Menschen gestorben.«

Meerthan schloss die Augen. »Ich weiß. Glaub mir, das weiß ich.« Er sah Thargad an. »Aber ich hätte den Tod der Menschen nicht verhindern können. Vielleicht hätte ich es noch schlimmer gemacht. Ganz sicher aber hätte ich meine Identität preisgegeben, die inzwischen ohnehin schon wackelig ist - schließlich bin ich für einen fahrenden Händler schon ziemlich lange hier am Ort.«

»Aber-«, begann Thargad erneut.

»Ich hatte Kampfzauber vorbereitet«, unterbrach Meerthan ihn. »Und gegen wen hätte ich die richten sollen? Gegen die Menge? Die Stadtwache? Gegen Maavu?« Er hob die Schultern und sah Thargad mit hochgezogenen Augenbrauen an.

»Trotzdem sind sie tot.«

»Corellons Tränen, das sind sie. Aber«, Meerthan zögerte. »Ich habe mich auch schon mit Berion darüber unterhalten. Gestritten trifft es eher. Diese Menschen sind tot, Thargad. Aber manchmal ist das unvermeidlich.«

-

Als Thargad zum Tempel zurückkam, fand er Boras etwas mürrisch vor.

»Was ist denn los?«, fragte er.

»Wir haben Döppen gespielt«, sagte der Barbar.

»Und wer hat gewonnen?«, fragte Thargad, ohne sich wirklich für die Antwort zu interessieren.

»Alina.«

»Wieso denn das?« Alina war eine zähe Kämpferin, aber er hätte nicht gedacht, dass jemand wie sie den schweren Boras von den Beinen holen konnte.

»Sie war nackt«, beschwerte sich der Barbar.

»Du doch auch.«

»Ja, aber... ich konnte sie doch nicht einfach untertauchen.«

Thargad atmete tief durch. »Nein«, sagte er und bemühte sich um einen versöhnlichen Ton. »Wahrscheinlich konntest du das nicht.« Kopfschüttelnd wollte er davon gehen, als plötzlich Glockengeläut durch die Stadt hallte. Die Stadtglocke, dreimal, dann Pause, und wieder dreimal. Schon an einem ihrer ersten Tage in Cauldron hatte man sie vor diesem Signal gewarnt, und was es hieß.

Feuer.

-

Der Ort des Brandes war schnell entziffert: rotes Leuchten ging von ihm aus und tauchte den Abendhimmel in waberndes Blut. Es war das Gasthaus ›Zur Schwefelmaid‹, das von den Halborks bewohnt wurde. Als die Kettenbrecher endlich dort ankamen, mussten sie sich durch die Menge an Schaulustigen kämpfen.

»Lasst sie brennen«, erscholl es aus mehreren Kehlen, oder: »Geschieht ihnen recht!«

Die Halborks selbst waren dabei, das Gasthaus niederzureißen. Mit ihren Äxten schlugen sie gegen das Fundament, um es zum Einsturz zu bringen. Ein Halbork, scheinbar ein Vorgesetzter, dirigierte das Ganze und musste sich gleichzeitig dem Flehen eines älteren, dürren Mannes erwehren.

»Was tut ihr denn da?«, kreischte der Mann. »Mein schönes Gasthaus!«

»Wir verhindern, dass der Brand auf die Stadt übergreift, Dummkopf.« Der Halbork stieß ihn weg. Der Mann krallte sich in dessen Schulter.

»Nicht! Ihr müsst etwas dagegen unternehmen!«

Jetzt packte der Halbork den Mann an der Kehle und zog ihn zu sich heran. »Und was?«, raunte er, als er dem Mann seine Waffe ins Gesicht hielt. Die Klinge des Krummsäbels war geschmolzen. »Schwerter nützen hier nichts mehr!«

»Eure vielleicht nicht«, sagte Boras und stellte sich neben die Beiden. In seinen Händen lag Schlachtenwut und glänzte, ihr roter Stahl im flackernden Feuerschein lebendig geworden. »Unsere schon.«

In diesem Augenblick brach ein Teil der Vorderwand auseinander, und aus dem Feuer traten zwei Wesen mit rissiger, schwarz-gelb gefleckter Haut. Ihre Schuppenschwänze waren fast doppelt so lang wie ihr nackter Torso hoch war, und in den Händen hielten sie rot glühende Eisenspeere. Salamander, wie Pecarri wusste, und natürlich gegen Feuer immun - womit ein Großteil seines magischen Arsenals ausgeschaltet war. Der Kobold entschloss sich, erst einmal im Hintergrund zu bleiben und abzuwarten.

Boras und Thargad entschieden sich anders. Boras lenkte den Angriff eines der Wesen auf sich, während Thargad unter dem peitschenden Schweif durch tauchte und mit einer Rolle hinter ihm zum Stehen kam. Sofort drang sein Kurzschwert in den Körper des Wesens ein und zog eine tiefe Wunde. Boras’ Hieb wurde von dem Speer des Wesens abgefangen, dann schlang sich der Schwanz um den Arm des Barbaren. Boras spürte die Hitze des Wesens - es schien selbst zu brennen - bevor er sich losriss.

»Steht da nicht so rum, ihr Idioten«, befahl der Halbork seinen Männern. »Helft ihnen!«

Obwohl sie selbst kaum etwas gegen die Salamander ausrichten konnten, umzingelten die Wachen die Salamander. Einer wurde gleich von dem Schwanz des zweiten Salamanders erwischt und hoch gehoben. Der Salamander begann, der Wache das Leben auszupressen. Die anderen Halborks aber schlugen gegen die Speere der beiden Monstren, führten Scheinangriffe aus und versuchten die Wesen zu blenden, um den Kettenbrechern die Gelegenheit zum Angriff zu geben.

Boras nutzte sie als Erster. Für einen Moment sah er beide Salamander unaufmerksam. Er duckte sich unter einem Speerhieb durch und schlitzte den ersten der Beiden von unten nach oben auf. Noch während der Erste sein heißes Blut auf den Pflastersteinen vergoss, wirbelte der Barbar weiter und schlug dem Zweiten Salamander den Kopf ab.

Kurz herrschte überraschte Stille ob dieses plötzlichen Endes. Dann ertönte Jubel, sowohl von den Halborks als auch von den Umstehenden, von denen sich nur eine Handvoll angesichts der herum liegenden Gedärme übergeben mussten. Wieder einmal hatten die Kettenbrecher den Tag gerettet.

»Hilfe«, hörte Thargad es leise aus dem Wirtshaus krächzen. Er sah sich um, aber niemand sonst schien es zu bemerken.

»Los, Jungs«, rief der Halbork-Kommandant. »Feiern könnt ihr später. Reißt das Haus ein!«

»Wartet! Da ist noch jemand drin!«

»Quatsch«, sagte der Halbork. »Und wenn, ist es jetzt eh zu spät.«

»Wenn er sagt, da ist jemand drin«, mischte Dirim sich ein, »dann ist das so. Wir gehen rein.«

»Gut, wir warten.« Der Halbork sah sich die Umstehenden Häuser an. Hier, nahe des Kratersees, bestand alles fast nur aus Holz. »Aber nicht lange.«

Dirim und Thargad betraten die brennende Wirtsstube. Dichter Rauch ließ sie husten, und zwischen brennenden Tischen und heruntergefallenen Deckenbalken konnte man kaum etwas erkennen. Thargad spürte, wie die Haare auf seinem Arm versengt wurden. Dirim machte sich kurz Sorgen um seinen Bart, und legte vorsichtshalber einen Feuerschutzzauber auf sich.

»Ist da jemand?«, rief Thargad.

»Hi- hier!« Eine schwache Stimme. Thargad sah zu Dirim, und gemeinsam drängten sie sich durch die Flammen, bahnten ihren Weg in das Hintere des Raumes. Unter einem gestürzten Balken lag ein junger Mann, eine Handvoll Lenze über zehn, die Rüstung der Stadtwache kaum erkennbar vor Ruß und Rauch. Dennoch hatte die Rüstung ihm wohl das Leben gerettet, sodass nur sein Bein gebrochen schien.

»Ich bin eingeklemmt«, stöhnte er.

»Wir holen dich da raus«, sagte Thargad. Er und Dirim zählten, dann hoben sie gleichzeitig den Balken an. Er rührte sich nicht. Schweiß stand jetzt schon auf Thargads Stirn, und seine Lederrüstung begann, langsam zu kokeln. Dirim musste husten.

»Nochmal!« Wieder hoben sie, und diesmal bewegte sich der Balken, aber nicht lange genug, dass der Junge hervorkriechen konnte.

»Boras!«, rief Dirim und musste gleich wieder husten. »Komm her!«

Draußen wollte der Halbork gerade wieder mit den Abbrucharbeiten anfangen, als der Ruf erklang. Boras sah ihm direkt in die Augen.

»Dreißig Sekunden«, sagte der Kommandant. Boras nickte. Dann rannte er ins Feuer. Sechs Sekunden. Boras orientierte sich. Dirim und Thargad versuchten es erneut, ohne Erfolg. Zwölf Sekunden. Boras stolperte durch das Feuer, Rauch drang ihm in die Lunge, und vor Husten stolperte er beinahe in ein Loch, wo der Boden in den Keller gestürzt war. Auch Thargad musste husten. Achtzehn Sekunden. Boras kam bei den anderen an und erkannte die Lage. Sie stellten sich um, Thargad hockte sich zu dem Verletzten. Vierundzwanzig Sekunden. Boras spannte seine Muskeln an, Dirim half. Der Balken ruckte. Boras verschluckte sich am Rauch und hustete, sein Griff rutschte ab. Dreißig Sekunden. Der Halbork-Kommandant sah zu seinen Männern. Boras presste wieder gegen den Balken, Dirim klemmte sich von unten dagegen. Der Balken hob sich. Thargad zerrte an dem jungen Mann und zog ihn heraus. Sechsunddreißig Sekunden. Der Halbork-Kommandant schüttelte traurig den Kopf. Er hob seinen Arm für das Signal. Boras packte sich den Verletzten und warf ihn über die Schulter. Dirim ging voraus um den besten Weg nach draußen zu finden, Thargad und Boras hinterher. Zweiundvierzig Sekunden. Sie kamen aus dem Wirtshaus hinaus, als gerade ein weiterer Balken krachend zu Boden stürzte.

»Na endlich«, rief der Kommandant. »Los, Jungs!« Sogleich begannen die Halborks damit, das Haus endgültig einzureißen und den Übergriff des Feuers zu stoppen. Weitere Söldner hatten inzwischen vom See Wasser geholt, und als Erstes bekamen Kettenbrecher und gerettetes Opfer einige Eimer über den Kopf geschüttet. Die Metallrüstungen zischten, als sie so plötzlich wieder abgekühlt wurden. Wieder jubelte die Menge, während sie gleichzeitig die Halborks beschimpfte.

»Wo kommt der denn her?«, fragte Pecarri verwundert.

»Das ist ein Bote«, sagte der Kommandant, ohne zu ihnen hinzusehen. »Er wartete auf Grukk mit irgendeiner Nachricht.«

»Ja«, keuchte der junge Mann. »Lord Valanthru möchte ihn sehen.«

»Ich sags ihm«, lachte der Halbork. »Und jetzt schau erst Mal, dass du wieder hinkommst.«

»Wir bringen ihn in den Tempel«, sagte Dirim. Gemeinsam bahnten sie sich wieder einen Weg durch die Menge.

»Sag mal, spürst du was?«, fragte Boras plötzlich. »Irgendwie... Freiheit?«

Dirim sah ihn komisch an. »Zu viel Rauch?«

»Nein«, sagte Pecarri. Seine Augen sprühten Feuer. »Ich spüre es auch. Als wäre ein Klotz von meinem Bein genommen, oder ein Schloss um meinen Verstand.«

»Helms erste Queste«, sagte Thargad ruhig. In ihm stritten Stolz und Unverständnis. »Wir haben sie erfüllt.«

-

Später am Abend gingen Stadtschreier durch die Straßen und verkündeten den Erlass des Stadtherren:

»Im Namen Severen Nalavants und der Stadt Cauldron wird hiermit verkündet, dass die Unruhen, die diesen Tag befleckten, zu Ende seien. Geht nach Hause, Bürger. Die Gefangenen dieses Tages werden morgen vormittag entlassen, um ihre schlimmsten Wunden wird sich gekümmert. Es wird niemand Strafe von diesem Tag davontragen, der Stadtherr vergibt Euch allen. Allen, außer dem Bösewicht und Übeltäter Maavu. Der Händler wird wegen Hochverrats und Aufrührerei gesucht. Wer ihn versteckt oder vor seiner gerechten Strafe schützt, gilt als seines Gleichen.

»Des Weiteren erklärt die Stadt, dass der Paladin Alek Tercival eine formale Herausforderung an Terseon Skellerang gestellt hat, um nach dem alten Stadtrecht um den Posten des Hauptmanns der Stadtwache zu streiten. Aus Sorge um das Wohl Alek Tercivals wurde diese Herausforderung bislang nicht veröffentlicht. Der Paladin ist unseren Quellen zufolge von dämonischen Kräften besessen. Wer Alek Tercival der Sicherheit der Stadt übergeben kann, erhält von uns eine Belohnung in Höhe von fünftausend Goldköniginnen.

»In seiner Güte hat der Stadtherr befohlen, dass die Steuer für die nächsten drei Monate ausgesetzt wird. Außerdem wird, um die Ordnung zu bewahren und zu gewährleisten, die Anwerbung von weiteren Söldnern für die Stadtwache erfolgen, bis Cauldron wieder eine sichere Stadt ist. So spricht Severen Nalavant, Stadtherr im fünften Jahr seiner Herrschaft, am ersten Tag des Jahrs des Kessels, und so soll es geschehen.«

-

Die Türe ging auf und ließ zum ersten Mal seit Stunden Licht in die enge Kammer. Peter und Frank saßen auf zwei Stühlen nebeneinander, Arme und Beine fest angebunden. Sie waren nicht geknebelt, doch fest entschlossen, nichts zu sagen. In der Tür stand ein großer, glatzköpfiger Mann mit einer Narbe auf der rechten Gesichtshälfte. Terseon Skellerang hielt einen Krug dünnen Weins in der linken Hand, in der rechten ein Stück Papier. Ein Gardist schob einen kleinen Tisch von der Wand vor die beiden Gefesselten, dann entzündete er zwei Fackeln neben der Tür, bevor er sie wieder mit Skellerang allein ließ.

Terseon Skellerang legte den Zettel auf den Tisch, dann gab er den beiden Stadtwachen von dem Wein. Beide tranken beinahe gierig, hatten sie doch nichts mehr zu sich genommen, seit sie kurz nach Tagesanbruch, gerade erst von ihrer Schicht am Südtor zurück gekehrt, festgenommen wurden. Beiden war klar, dass sie dabei gesehen worden waren, wie sie Maavus Leute aus dem Tor ließen. So viel hatten sie sich in der Zeit im Dunkel zusammenreimen können. Sie hörten auch die Schreie und Rufe, die zeitweise durch die Stadt geisterten. Aber was mit ihnen geschehen sollte, war ihnen nicht klar. Hoffentlich würde der Hauptmann ihnen helfen können.

»Jungs, was habt ihr nur getan?«

Sie schwiegen. Zu viel stand auf dem Spiel, zu viele Leben. Sie hatten sich nichts vorzuwerfen.

»Einem Verbrecher das Tor öffnen. Verdammt noch mal, was habt ihr euch dabei gedacht?« Terseon schlug den Weinkrug feste auf den Tisch auf.  Er beugte sich vor, und die Männer sahen die rot geränderten Augen. »Ihr enttäuscht mich.«

»Das wollten wir nicht, Hauptmann«, sagte Peter und biss sich gleich auf die Zunge. Aber der Bann war teilweise gebrochen. Sie würden reden - aber verraten würden sie nichts.

»Wir haben nichts Schlimmes getan«, beteuerte Frank.

»Ach nein?« Der Hauptmann nahm den Zettel in die Hand und las vor. »Neun Tote, fünf davon halborkische Söldner und einer ein Junge von zwölf Jahren. Neunundfünfzig Verletzte, soweit wir wissen, wahrscheinlich mehr, und Schrammen und Beulen nicht mitgerechnet. Siebzig Verhaftete Unruhestifter. Drei Geschäfte geplündert, sieben Familien überfallen, an einer Frau wurde sich vergangen.« Skellerang sah auf, und die Schatten ließen sein Gesicht um Jahre altern, seine Augen gleichzeitig zu düsteren Versprechen werden. »Und all das wäre noch schlimmer gekommen, wenn nicht ein paar Tollkühne den Stadtherren nachgeahmt oder den Festplatz verklebt hätten, oder wenn sie ihre Feuerbälle in die Menge gezielt hätten, nicht über.«

Er hielt ihnen das Papier vor die Augen, damit sie es selbst lesen konnten. Da stand noch mehr: Unzählige kleinere Übergriffe und Prügeleien. Der halborkische Hausmeister im Waisenhaus, der nur ein Auge hatte, war beinahe zu Tode geschlagen wurden. Man hatte versucht, einen Halbelfen im See zu ertränken. Und so weiter. Beide wandten ihre Augen ab.

Der Hauptmann ging zur Tür. Er blieb mit dem Rücken zu ihnen stehen. »Jetzt wisst ihr Bescheid. Ihr seid keine Männer der Stadtwache mehr. Ihr habt mit dem Urheber des Ganzen zusammen gearbeitet. Maavu ist entkommen. Vielleicht freut euch das, aber das sollte es nicht. Denn ihr wisst, wo er sich aufhält.« Er öffnete die Tür. Der Gardist von vorhin kam und entfernte die Fackeln wieder, sodass sie jetzt nur noch den Schatten des Hauptmanns sahen, wie er vor der Türe stand.

»Überlegt es euch. Ich komme morgen wieder, aber Grukk Zwölftöter sitzt mir im Nacken. Er will euch selbst befragen, da die toten Wachen ausschließlich seine Leute waren. Um ehrlich zu sein, ist es mir beinahe egal, was er mit euch anstellt. Ich weiß nur eins. So oder so: ihr werdet mir sagen, wo sich Maavu aufhält.«

Damit schloss sich die Tür und ließ die beiden Wachen in der Finsternis, allein mit ihren Gedanken.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 20. November 2005, 19:45:09
 Elementarherr   CR 6
Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 23. November 2005, 16:12:52
 Ich habe übrigens den zweiten Kampf nicht gekürzt; nachdem Thargad einen guten hhA geschafft hat, halfen die Halborks aus und Boras legte Heftigen Angriff an. Mit Doppelschlag und zweitem Angriff war dann in Runde zwei Schluss mit den Echsen.

Und wer sich fragt, warum Boras so leicht umkippt, die Lösung wurde auch gefunden: der Spieler hat über die letzten sieben Stufen nicht seinen Konstitutionsbonus auf doe TP gerechnet.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Kylearan am 23. November 2005, 16:37:29
Zitat von: "Berandor"
Und wer sich fragt, warum Boras so leicht umkippt, die Lösung wurde auch gefunden: der Spieler hat über die letzten sieben Stufen nicht seinen Konstitutionsbonus auf doe TP gerechnet.
Echt? Klang immer so, als hätte er das getan. Aber da Dirims Spieler ihn beraten hat ;-)

Go, Boras, go!

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 23. November 2005, 16:38:43
 Er hat mir jetzt ne Nachricht geschickt, dass er nicht hätte.

Will da jemand fudeln?  :akuma:  
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Kylearan am 23. November 2005, 16:55:18
Zitat von: "Berandor"
Er hat mir jetzt ne Nachricht geschickt, dass er nicht hätte.

Will da jemand fudeln?  :akuma:
Bestimmt nicht. Ehrlich gesagt, habe ich das nicht wirklich verfolgt, aber wir wissen ja, dass [enter Dirim's player name here] sich da gerne mal vertüddelt.
Samstag wissen wir mehr ;-)

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: shaz´narahd am 23. November 2005, 18:19:40
 Ich sag nur "Zwergen-RK-Bonus +4 gegen Riesen" vergessen...
=
Anna´s Tod  :angry:

shaz  ;)  
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 23. November 2005, 19:43:08
 Anna war ein Zwerg? :blink:  
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Boras am 23. November 2005, 21:53:50
 Kleine Regelkunde: Traue niemals einem Zwerg, obwohl mit seine Ratschläge ansonsten schon das eine oder andere Mal geholfen haben.

Wie so immer - wer lesen kann ist klar im Vorteil !

Sollte mir so schnell nicht wieder passieren. Der Band der 1000 Weisheiten wandert nun irgendwann unter´s Kopfkissen, sobald die Nächte wieder an einem Stück sind.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: shaz´narahd am 24. November 2005, 10:50:29
Zitat von: "Berandor"
Anna war ein Zwerg? :blink:
Kazmojen hatte Dirim niedergestreckt und mit seinem Cleave bei Anna einen kritischen Treffer gelandet, der sie in Stücke haute.
Dummerweise wäre es nie zu dem Cleave gekommen, wenn der +4 RK-Bonus gegen Riesen (Kazmojen war ein Halb-Troll und zählte somit bei den Rassen zu den Riesen) bei Dirim angerechnet worden wäre. Denn dann hätte der blöde Zwer-Troll unseren Dirim-Zwerg nämlich nichtmals getroffen.

Glaube mir: DAS vergesse ich NIE  :akuma:  :D  ;)

shaz
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 30. November 2005, 20:03:44
 Wir haben am letzten Spielabend nicht soo viel geschafft - u.a. aber den Auftritt eines Gast-NSC - deshalb müsst ihr euch etwas gedulden, bis die Kettenbrecher wieder einschreiten. Um die Zeit zu vertrösten, bekommt ihr das

Zwischenspiel: Finster

Finster unterdrückte ein Gähnen. Nach dem Sex wurde er immer schläfrig. Im Kamin brannten die Holzscheite geräuschvoll vor sich hin und tauchten das Zimmer in angenehme Wärme. Eine trockene Wärme, die Finsters Erinnerungen anregte. Er blickte nach rechts. Sonnentau hatte ihn beobachtet. Sie wirkte nachdenklich.

»Was ist?« Finster setzte sein Frauenherzenschmelzlächeln auf. »Nicht zufrieden?« Natürlich war sie es.

»Das ist es nicht.« Das hätte ihn auch sehr überrascht. »Ich habe mich gefragt, ob ich mich anders fühle.«

Er musste lachen. »So gut bin ich auch wieder nicht.« Dann wurde er ernst. »Oder?«
»Nein. Ganz sicher nicht. Aber... ist auch egal.«

Diesmal unterdrückte Finster das Gähnen nicht mehr. Typische Frauengespräche. »Hör zu, wenn das alles ist...«

Sonnentau schlug das Fell zurück und stand auf. Auf ihrem nackten Körper perlte der Schweiß. Ein Teil von Finster wollte sie zurück ins Bett ziehen, aber die Müdigkeit gewann. Morgen war auch noch ein Tag. Sonnentau schlüpfte in ihre Robe und aus dem Zimmer. Finster verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah zur Decke. Seine Augen wurden schwer. Das Feuer, die Wärme, der animalische Geruch trugen seinen Geist fort. Er ließ es geschehen. Seine Augen fielen zu. Er träumte.

-

Die Arena zu Westtor war bis zum Bersten gefüllt, wie immer bei Gottesurteilen. Ein rashemischer Berserker war verhaftet worden, ein ebenso muskel- wie haarbepackter Kerl. Er hatte Tempus gebeten, seine Schuld oder Unschuld zu beweisen. In Westtor hieß das, einen Tag jedem Herausforderer in der Arena gegenüber zu treten. Kampf auf Leben und Tod. Es hieß aber auch, dass die Nachtmasken die Kämpfe manipulieren würden - sowohl förderliche als auch schwächende Gifte waren schnell verabreicht, und nach dem Tod eines Kämpfers stellte ohnehin niemand Fragen.

Der Berserker hatte scheinbar einen guten Draht zu der herrschenden Diebesgilde, und er gewann seine ersten Kämpfe schnell genug, um die Zahl der Herausforderer stark auszudünnen. Auch die Zuschauer verstanden schnell, dass der heutige Tag nicht so blutig werden würde, wie erhofft. Bald wurden erste fragende Blicke in die Loge geworfen, in der auch heute wieder der Krieger saß, den man allgemein als Finster kannte.

Finster hatte das Schauspiel bislang genossen. Als er angekommen war, hatte er zwei Frauen aus der Menge zu sich gewunken. Die Beiden überboten sich nun in ihrem Bemühen, ihn zufrieden zu stellen - ganz, wie es sich gehörte. Finster schlürfte Wein und ließ sich mit Trauben füttern, während unten der Berserker auf seine nächsten Gegner wartete. Finster hatte nicht übel Lust, dem Kerl eine Lektion zu erteilen, aber es war heiß, und die Finger und Münder seiner Gespielinnen wesentlich angenehmer als der Biss einer Axt.

Schließlich trat der Starke Ferdinand gegen den Berserker an. Finster gähnte. Ihm war langweilig, aber trotzdem sah er sich das Schauspiel zu Ende an. Er befahl den Frauen nur, sich etwas mehr anzustrengen. Er wollte nicht einschlafen. Schon beim Hereinkommen sah man dem Starken Ferdinand an, dass er nicht freiwillig auf der Liste stand. Wahrscheinlich musste er seine Schulden bei irgend einem Adeligen abbezahlen, und dieser hatte den - wahrlich starken, aber ansonsten in jeder Beziehung außer seiner Trink- und Spiellust völlig unzureichenden - Jungkämpfer zu seiner Hinrichtung geschickt. Es dauerte denn auch nicht lange, bis sein Kopf ziemlich stark auf den Boden aufschlug, ohne dass sein Körper gefallen war. Als der Berserker erfuhr, dass damit die Liste der Herausforderer durchlaufen war, reckte er seine blutige Axt in die Höhe.

»Selbst in Rashemen kennt man die Arena von Westtor«, brüllte er. Finster horchte auf: das konnte interessant werden. »Und jetzt hat sie einen neuen Herrn! Fyolor, die stählerne Faust, Beschützer von Liriella und Krieger des Landes, hat diesen Ort erobert und seine Feinde im Staub zermalmt!«

Plötzlich herrschte völlige Stille in der Arena; niemand wagte auch nur zu husten. Verwirrt ließ Fyolor den Arm sinken und starrte umher. Dann folgte er dem Blick aller Anwesenden hin zu der einzelnen Loge, in der ein in feinste Seide gehüllter Mann aufgestanden war und gerade zwei Frauen von sich schob. Dann endete die Stille ebenso plötzlich, wie sie  gekommen war, und wurde durch einen dumpfen Choral ersetzt. Tausend und mehr Kehlen murmelten den Namen ihres Champions, und im Gleichklang schwoll dieses Murmeln zu einem Donnern an.

Finster, wiederholten sie. Finster. Finster. Immer wieder. Jetzt begannen sie, im Takt mit den Füßen zu stampfen, und immer noch wurde die Forderung lauter, drängender. Finster.

Finster selbst stand in der Loge und genoss das Spektakel. Es war ihm nicht Recht, sich jetzt anstrengen zu müssen - er hasste es, sich danach den eigenen Schweiß und fremdes Blut abzuwaschen - aber er hatte einen Ruf zu verlieren. Westtor hatte einen Ruf zu verlieren. Als ob die Arena einem dahergelaufenen Flohträger wie diesem Berserker erlauben würde, als Herr der Stätte wieder nach Hause zu fahren. Und Finster war der verlängerte Arm der Arena. Ihr wahrer Herr. Er hob die Hand, und sofort erstarb der beschwörende Gesang.

»Bringt mir meine Waffe!«, sagte er nur. Der folgende Jubel musste bis Cormyr zu hören gewesen sein. Finster verließ seine Loge und stieg durch das Publikum nach unten. Die Massen wichen zur Seite und bildeten einen Kordon, der ihn bequem durchließ. Dies war ein Moment, wo die Nachtmasken zuschlagen könnten, aber gleichzeitig einer der wenigen Momente, wo sie es womöglich nicht ungestraft täten. Finster genoss die Macht, die ihm die Menge in der Arena verlieh. Als er in der ersten Reihe ankam, schwang er sich über das Geländer und sprang hinunter. Sofort kamen Diener und zogen ihm das Hemd aus, ein weiterer reichte ihm sein Schwert. Der Diener hielt seine Hände weit von dem Schwertgriff entfernt; trotzdem zitterten seine Arme. Finster löste seinen Zopf und schüttelte das Haar. In der Menge kreischten einige Frauen auf. Er lockerte seine Muskeln, und erst dann erlöste er den Diener und nahm ihm die Klinge ab. Schon in seiner Scheide erahnte man die gezahnte Klinge, wirkte der lange Griff wie eine Schlange, die sich um den Schwertarm schlingen wollte. Finster strich leise über den Knauf.

»Zieh mich heraus«, flüsterte Vollstrecker in seinem Geist. »Lass uns töten

Finster legte die Hand um den Griff und wartete. Seine Finger zuckten, als die Waffe ihren Einfluss verstärkte. Bei den ersten Malen hatte noch sein ganzer Arm gezittert. Bald würde er Vollstrecker völlig unter Kontrolle haben. Finster hielt still, bis der Druck in seinem Arm nachließ.

»Ihr seid es, Meister. Verzeiht, dass ich euch nicht erkannte.« Die Stimme der Waffe war leise, ruhig, längst nicht so beleidigt, wie Finster sie kannte. Er wurde misstrauisch. Er rief den Diener zu sich zurück.

»Ich werde heute nicht mit Vollstrecker kämpfen. Bring mir ein einfaches Schwert.« Wäre es ihm möglich gewesen, wäre der Diener lieber gegen den Berserker angetreten als Vollstrecker wieder in Empfang zu nehmen, aber ihm blieb nur, zu gehorchen. Schnell reichte man Finster ein einfaches Langschwert, das er prüfend durch die Luft sausen ließ. Nach allem, was er von dem Berserker gesehen hatte, würde es genügen. Und es war alle Mal besser als ein Willensduell mit Vollstrecker mitten im Kampf.

»Können wir anfangen?«, rief Fyolor zu ihm herüber. »Oder willst du dir lieber doch eine Rüstung anziehen?«

»Nein«, sagte Finster trocken. »Wir können anfangen.«

Fyolors Zunge strich über seine Lippen. Aus zusammengekniffenen Augen betrachtete er seinen Gegner, der so überhaupt keine Angst vor ihm zu haben schien. Finster stellte sich in eine Abwehrposition und wartete. Fyolor war kein taktischer Kämpfer. Er würde angreifen.

Und tatsächlich brüllte der Berserker etwas in seiner Heimatsprache, das ihm ebenso Mut zusprechen wie seinen Gegner einschüchtern sollte und höchstens zur Hälfte erfolgreich war. Er rannte los, die Axt zu einem Zweihandhieb erhoben, ohne Idee von Finesse und Überraschungselement. Welche Abwehr auch immer diesem Hieb entgegen stand, Fyolor würde sie durchbrechen.

Finster hob das geborgte Schwert zu einem Block. Triumph im Gesicht des Berserkers wandelte sich in Schrecken, als Finster der Wucht seines Gegenübers standhielt. Finster zwinkerte Fyolor zu. Dann brach die Klinge des Langschwerts entzwei.

Finster war zu überrascht, um rechtzeitig zu reagieren. Fyolor lachte auf. Seine Axt fuhr nieder und schnitt tief in Finsters Brust. Finster taumelte zurück. Für einen winzigen Augenblick starrte er auf den Rest der Klinge in seiner Hand, ein etwa dolchgroßes und glatt abgeschlagenes Stück Metall. Der Rest des Schwertes lag im Sand. Am Rand seiner Wahrnehmung bemerkte er, dass die Arena wieder still geworden war. Während sein Blut zu Boden tropfte und Fyolor zu einem weiteren Angriff ansetzte, ging Finster ein Licht auf: Die Nachtmasken hatten ihre Chance genutzt. Das Schwert war präpariert gewesen. Weiter dachte er nicht, denn da war Fyolor schon heran und zwang ihn, auszuweichen. Die Axt schnitt durch die Luft und berührte Finsters Schulterblatt sogar noch. Finster rollte sich ab und lief ein paar Schritte, um Abstand zu gewinnen. Fyolor folgte ihm lachend.

»Lauf nicht weg, kleiner Hase!«

Finster warf sich herum und stürmte auf seinen Gegner zu, Schulter voraus. Fyolor stieß seine Axt vor. Finster ließ den Hieb auf seinen linken Arm geschehen und biss die Zähne zusammen, als die Waffe Fleisch und Muskeln durchtrennte. Dann prallte er gegen die Brust des Berserkers. Fyolor ächzte auf, dann stolperte er und fiel nach hinten. Finster fiel hintendrein und griff nach Fyolors Axt. Für einige Augenblicke rangen die beiden Kontrahenten um die Waffe. Dann presste Fyolor seinen Daumen direkt in Finsters frische Wunde. Finster schrie auf. In diesem Moment schüttelte Fyolor ihn ab und kämpfte sich wieder hoch. Finster stand ebenso schnell wieder. Wenigstens hatte er noch die abgebrochene Klinge in der Hand.

Fyolor hielt ihm seinen blutigen Daumen entgegen. Ein Stück Fleisch klebte unter dem Fingernagel. Es glitzerte nass im Sonnenlicht. »Keine Angst, es tut nicht mehr lange weh.«

Finster spie aus. Er stellte sich in eine abwartende Position, den linken Arm vorgestreckt, die abgebrochene Klinge zum Stoß bereit nah an der Hüfte. Dann eben so.

»Willst du mich zu Tode quatschen?«, fragte er höhnisch.

Fyolor schüttelte traurig den Kopf. »Du willst sterben, und du wirst sterben. Aber dann, wenn Fyolor es will.«

»Dann sollte Fyolor sich etwas beeilen.« Finster hoffte, dass er sich an den richtigen Namen erinnerte. »Liriella liegt in meinem Bett, und sie wartet nicht gerne.«

Als er den Namen seiner Hathran hörte, weiteten sich die Augen des Berserkers. »Frevel!«, brüllte er, und die Spuckefäden flogen bis auf Finsters Brust. »Frevel!«

Dann stürmte er vor. Die Axt ragte in den Himmel. Die Szene verlangsamte sich vor Finsters Wahrnehmung genug, dass er denken konnte: So also sieht der Tod aus. Fyolor schlug beidhändig zu. Finster packte den Griff der Waffe und lenkte den Schlag zur Seite, dann rammte er dem überraschten Fyolor den Schwertstumpf in die Kehle.

»Nicht meiner«, sagte Finster, um sich selbst zu überzeugen. »Nicht meiner.«

Für einen Moment standen sie still, nahe beieinander wie Liebende. Dann riss Finster die Waffe wieder heraus und trat zurück. Dickes Blut spritzte hervor und besudelte ihn von oben bis unten. Fyolor versuchte, etwas zu sagen, aber er gurgelte nur. Dann klappte der Berserker zusammen, lange bevor der Schnitt in seinem Hals aufhörte, frisches Blut auszuspeien.

Jubel brach über der Arena aus, und sogleich ergriffen die Massen wieder ihren Schlachtruf. Finster. Finster. Er fragte sich, wie viele von ihnen gehofft hatten, dass er starb. Und er fragte sich, wie lange er in Westtor noch überleben würde. Die Nachtmasken würden ihn nicht mehr in Ruhe lassen. Er würde einen Ausweg finden, aber im Moment konnte er nicht denken. Auch aus seinem Körper floss noch immer Blut, und der Lärm machte ihn schwindelig. Er wünschte sich Ruhe. Er wollte schlafen. Müde ließ Finster den Schwertgriff fallen und stapfte zum Ausgang der Arena und zu seinem Schwert. Vollstrecker würde nicht mehr von seiner Seite weichen. Dann wurde es aber Zeit, dass er nach Hause kam, bevor die Kunde seiner Tat herum war.

Es stimmte: Liriella wartete nicht gerne - aber noch viel weniger würde ihr gefallen, dass er trotz seines Versprechens ihren Leibwächter getötet hatte.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Askael am 30. November 2005, 21:03:18
 Aaah, wieder einmal eines der beliebten Interludii - und nicht zu Unrecht, wie ich persönlich finde.
Immer wieder staune ich über deine Fähigkeit, die NSCs so unterschiedlich und lebendig darzustellen. Respekt an dieser Stelle.

Mir hats wieder gut gefallen, Danke,

Alex
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Kylearan am 01. Dezember 2005, 11:18:03
 Mir hat das Zwischenspiel auch gut gefallen. Aber was hat das mit uns Kettenbrechern zu tun? Mir wird Angst und Bange um Boras...

Kylearan/Helion/Peccari
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 01. Dezember 2005, 16:10:01
 Ich möchte nur die Käfigschmiede etwas genauer vorstellen, damit dann in etwa drei Jahren die Begegnung mit ihnen entsprechend interessant ist, und nicht nur "da ist so ein Typ mit nem Schwert" - zumal die Käfigschmiede nach einem Thema erstellt wurden (das aber nach nur einem Beitrag wohl nicht erkennbar ist).

Ähnlich wie bei "Tarkilars Letzter Atemzug".

Zudem gebe ich gerne zu, dass mir ein Zwischenspiel etwas mehr schriftstellerische Freiheit erlaubt.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Levold am 01. Dezember 2005, 17:38:21
 Ich kann nur hoffen, dass deine SH in Vergessenheit geraten ist, wenn ich anfange, "Shackled City" zu leiten.  ;)
Ich hatte eigentlich auch vor, dann eine SH zu schreiben. Aber es wird schwierig sein, in deine Fußstapfen zu treten. Entmutigt mich etwas.
Naja, bis wir damit anfangen zu spielen, ist bestimmt noch ein Jahr hin. Dann kann ich mich vielleicht dranwagen.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 01. Dezember 2005, 17:48:16
 In einem Jahr haben wir "Willkommen im Dämonenschlund" auch durch :)

Aber fertig sind wir dann bestimmt noch nicht.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 04. Dezember 2005, 18:58:23
 Dann gebe ich euch mal etwas Material, das mit den Kettenbrechern direkt zu tun hat...

Aleks Atem

»Was machen wir jetzt?« Dirim eröffnete das Gespräch, nachdem die Kettenbrecher einige Zeit schweigend um den Tisch im Tyrtempel gesessen hatten, jeder seiner eigenen Müdigkeit nachhängend.

»Morgen ziehen wir los nach Redgorge. Maavu wartet nicht ewig.« Helion wartete nicht, ob ihm jemand widersprach. »Ich gehe heute abend noch zu Embril und sehe mal, ob ich nicht ein paar Heiltränke oder so etwas abstauben kann.«

»Gut«, sagte Boras. »Ich treffe mich noch mit Terseon. Ich will wissen, was er weiß oder wusste. Man weiß ja nie.«

Wieder senkte sich Stille über den Raum als die Kettenbrecher einander ansahen und dasselbe dachten.

»Kann ich mitkommen?«, fragte Thargad. Boras zuckte mit den Schultern. Helion nickte Thargad verstohlen zu.

»Ich gehe dann zu Jenya. Vielleicht hat sie noch ein paar Sachen für uns«, fügte Dirim an.

»Na dann.« Helion riss die Augen auf, um seine Müdigkeit zu vertreiben. »Ich weiß noch nicht, ob ich in der Nacht noch zurückkomme. Wir sehen uns sonst morgen vor der Stadt.« Während die Anderen noch ihren eigenen Gedanken nachhingen, warum der Kobold im Azuthtempel übernachten wollte, stand er auf und machte sich auf den Weg.

-

Der Winter hatte Cauldron inzwischen im Griff. Allerdings hatte die Schneezeit noch nicht begonnen, und das nun verhältnismäßig warme Wasser des Kratersees führte dazu, dass selbst auf den höheren Straßen eine leichte Nebelschicht lag, während die unteren Gebiete in diffus nach Schwefel schmeckender Suppe schwammen, die erst gegen Mittag des nächsten Tages vollständig von der Sonne verbrannt werden würde. Alles in allem eine Witterung, die es den Stadtwachen schwerer als üblich machte, die Stadt zu sichern, es aber andererseits einem einsamen Kobold die Navigation überaus erleichterte.

Helion fühlte sich denn auch sicher genug, relativ direkt den Weg zum Azuthtempel einzuschlagen. Er wirkte einen Zaubertrick, um vor Embrils Fenster zu klopfen - das verabredete Zeichen. Allerdings dauerte es etwas, bis er aus dem Inneren grünliches Licht sah, wiederum das Zeichen, dass sie ihm nun die Tür öffnen würde. Und dann stand an der Tür auch noch ein junger Mann in brauner Robe, ein Akolyt, der sich als Fredo vorstellte.

»Ich bringe Euch zur Ersten«, sagte Fredo freundlich, konnte aber nicht verhindern, dass seine Augenbrauen angesichts des späten Gastes leicht in die Höhe gingen. Pecarri beachtete ihn nicht und ging voraus. Fredo schloss hastig die Tür und überholte ihn im Laufschritt.

Vor Embrils Tür angekommen, sah Fredo den Kobold mit indignierter Missbilligung an. Er klopfte an die Tür.

»Herein.«

Fredo öffnete die Tür und Pecarri schlüpfte an ihm vorbei in den Raum. Eine große Stundenkerze brannte neben dem Schreibtisch, und im Kamin loderte es gemütlich warm. Embril hielt gerade ihre Fingerspitzen gegen eine Glaskugel, die aus dem Inneren heraus zu leuchten begann. Sie trug einen Morgenrock aus schwerem Brokat; ihre Haare waren in der Art verwildert, die auf Schlaf schließen ließ.

»Danke, Fredo. Du kannst jetzt gehen. Nein, warte! Bring uns heißen Wein, bitte.« Fredo verneigte sich und ging rückwärts aus dem Zimmer, ohne Pecarri aus den Augen zu lassen.

»Ihr habt schon geschlafen?«, fragte dieser, als der Akolyt fort war. »Bitte verzeiht, ich dachte nicht-«

»Kein Problem«, unterbrach Embril ihn. »Ich war nur müde von den Ereignissen des Tages. Was kann ich für Euch tun?«

»Wir werden für einige Zeit verreisen, wie es aussieht. Ich wollte Euch fragen, ob Ihr vielleicht ein paar Tränke erübrigen könnt.«

»Natürlich.« Embril machte eine wegwerfende Bewegung mit der Hand. »Allerdings,« es klopfte, »da kommt der Wein.« Fredo brachte eine Karaffe mit zwei Kelchen. Auf Embrils Geheiß zog er sich wieder zurück. Embril schenkte den Wein ein, dann nahm sie einen Schluck. Sie zuckte, als habe sie sich die Zunge verbrannt. »Was ich sagen wollte: Allerdings kann ich Euch nicht alles kostenlos überlassen. Eine Handvoll - sagen wir ein halbes Dutzend Heiltränke erhaltet ihr als Zeichen meiner Freundschaft, und ich mache Euch einen guten Preis für den Rest, aber ansonsten...«

»Das ist kein Problem«, sagte Helion und nahm ebenfalls einen Schluck des dampfenden Getränks. Es war ein wenig kühl für seinen Geschmack. Er deutete mit dem Kelch zum Schreibtisch. »Woran arbeitet ihr?«

Embril betrachtete ihn für einen Moment. »An dem Zauber, den ihr mir gegeben habt.« Sie stand auf und herüber. »Ich muss gestehen, dass der Nutzen dieser Magie sehr beschränkt zu sein scheint.« Sie stellte den Wein ab und nahm vorsichtig eine handliche Truhe hoch, die sie zu Helion zurück trug. Als sie den Deckel hob, sah er ein Dutzend kleiner Phiolen säuberlich aufgereiht. »Ich habe einige Tränke angefertigt, allerdings wirken sie bei niemandem, der sie bislang versucht hat. Ich fürchte, sie sind völlig nutzlos außer für Euch. Wollt ihr sie haben?«

»Einfach so?«

»Nun... nein.« Embril lächelte. »Es hat schließlich einiges gekostet, die Tränke herzustellen. Obwohl ich natürlich gerade zugegeben habe, sie nicht gebrauchen zu können.« Sie lachte auf und wies auf ihren kaum benutzten Kelch. »Ich schätze, der Wein ist schuld. Nun, ich gebe euch ein paar als Geschenk. Probiert sie aus, dann könnt ihr den Rest ja immer noch erstehen.« Sie nahm vier Phiolen aus der Kiste und gab sie Helion.

»Danke«, sagte dieser und steckte die Tränke ein. »Nun, ich will euch dann nicht länger stören.« Er stand auf. »Danke für den Wein.«

»Gerne«, sagte Embril. »Ich werde Fredo bitten, euch die Heiltränke zu geben und auch, was ihr sonst begehrt, zu einem guten Preis zu verkaufen. Aber Eines noch...«

»Ja?«

»Ihr spracht von Aufbruch. Wo wollt ihr hin? Wie lange werdet ihr fort sein?«

Helion zeigte seine Zähne. »Das ist ein Geheimnis.«

Embril lachte auf. »Ich liebe Geheimnisse.«

-

»Der Hauptmann ist nicht hier«, beharrte der Wachmann. Er warf seinen beiden Kumpanen einen nervösen Blick zu.

»Lügst du auch nicht?« Boras lehnte sich gegen das Gitter und starrte ihm direkt in die Augen. Der Wachmann trat einen Schritt zurück.

»Warum sollte ich?«

Boras sah ihn noch einen Moment an, dann nickte er. »Wo ist er dann?«

»Woher soll ich das wissen. Er hat sich nicht abgemeldet.« Die anderen beiden Wachen kicherten. Boras verzog das Gesicht. »Er ging in Richtung Stadthaus«, sagte der Mann schnell.

»Danke«, sagte Boras. Er nickte Thargad zu, und gemeinsam marschierten die Zwei davon.

»Feigling!«, sagte eine der beiden Wachen zu ihrem Sprecher. Dieser bedachte ihn mit einem vielsagenden Blick.

»Nächstes Mal redest du mit ihm.«

-

Der weiße Marmor des Helmtempels schien im Nebel zu verschwimmen und erinnerte Dirim an Geistergeschichten aus seiner Jugend. Vor den schweren Doppeltüren stand ein Priester Wache, in den Händen Langschwert und Fackel, um die Finsternis zu verdrängen. Dann bemerkte Dirim, dass zwischen ihm und dem Wachmann eine weitere Gestalt wartete, vor den Stufen des Tempels geradezu lauerte. Es war eine alte Frau. Dirim ging auf sie zu, musterte ihre zerschlissene Gewandung und hob die Hand zum Gruß.

»So spät noch unterwegs?«

Die Alte schob ihr Kinn vor und neigte ihren Kopf zur Seite. Spröde Lippen teilten sich und entblößten gelbe Zähne. Ein krummer und altersgeplagter Arm fuhr hoch, ein dürrer Finger streckte sich. Die Alte deutete genau auf Dirim, und begann zu sprechen.

-

»Heda«, rief Terseon, als er die Gestalten bemerkte. Dann entspannte er sich. »Ach, ihr seid’s. Wo soll’s hingehen?«

»Eigentlich suchen wir nach dir«, sagte Boras.

»Tja, dann habt ihr mich gefunden. Lust auf ein Bier?«

Sie suchten eine kleine Kneipe auf, die ebenso namenlos wie gemütlich war. Die wenigen Gäste schienen Terseon zu kennen, denn keiner reagierte bei seinem Eintreten. Der Hauptmann bestellte zwei Bier auf seine Kosten - Thargad wollte nichts trinken - und nahm erst einmal einen tiefen Schluck.

»Das tut gut. Also, was gibt’s?«

»Es geht um die Herausforderung«, sagte Boras.

»Hätte ich mir denken können.« Terseon wischte sich Bierschaum von der Oberlippe. »Das ist ziemlich beschissen gelaufen. Angeblich hätte ich informiert werden sollen, aber irgendwie ist die Nachricht nicht rübergekommen. Und weil ich nichts gesagt habe, haben Severen und Tenebris angenommen, ich wollte die Sache geheim halten.«

»Was ist das überhaupt für eine Regelung?«

Terseon zögerte. »Frag mich was Leichteres. Anscheinend irgend ein altes lokales Gesetz. Ein Mitglied der fünf besten Familien kann beim Stadtherren eine Herausforderung einreichen, und der Sieger aus einem Duell wird - oder bleibt - Hauptmann der Wache.«

»Warum muss man die Herausforderung beim Stadtherren abgeben?«

»Wahrscheinlich, damit der Hauptmann nicht gemeuchelt und das Ganze als rechtmäßig verkauft wird. Aber heute habe ich wirklich Besseres zu tun, als mich um so was zu kümmern. Überhaupt - danke für Eure Hilfe auf dem Festplatz.«

»Kein Problem«, sagte Boras. »Was ist mit den Wachen, die Maavu eingelassen haben?«

»Ich habe sie festgenommen. Sie haben noch nichts gesagt, aber das kommt schon noch.«

Thargad hatte derweil still dagesessen und den Hauptmann beobachtet. Seine Antworten kamen zögerlich, als wolle er sichergehen, nichts Falsches zu sagen. Und irgendwie war er unruhig. Etwas brodelte in ihm.

»Wie geht es jetzt weiter?«, fragte der Assassine.

»Na ja, angeblich ist Alek ja besessen oder so was. Wir werden versuchen, ihn ausfindig zu machen und sicher zu stellen. Ansonsten sollen wohl noch ein paar neue Söldner angeworben werden - aber frag mich nichts Genaues. Severen, Tenebris und dieser Zwölftöter sind jetzt noch zugange und klären das.«

Thargad frohlockte innerlich. Da war es also, was Terseon so beschäftigte. »Ohne Euch?«, fragte er in bestürztem Ton und wurde belohnt, als der Hauptmann als Erstes sein Bier in einem Zug leerte und gleich ein Neues bestellte.

»Ohne mich.«

Boras war überrascht. »Aber ist es denn nicht Eure Aufgabe, die Sicherheit der Stadt zu gewährleisten?«

Terseon Skellerang senkte den Blick. Sein Unterkiefer mahlte, und er sagte nichts, bis er endlich sein neues Bier bekommen hatte. Er fuhr sich mit den Handrücken über den Mund. »Meine Aufgabe ist es, dem Stadtherren zu dienen. Und das tue ich. Wenn er meint, dass ich mich auf Maavu konzentrieren soll...«

»Aber das geht doch nicht!«

Terseon sah Boras an, dann Thargad. »Was soll ich machen? Wenn ich aufmucke, booten sie mich am Ende ganz aus. Ich spiele lieber mit und bleibe dafür auf meinem Posten. So kann ich wenigstens noch etwas ausrichten. Willst du wirklich nichts trinken?«

Thargad verneinte. »Ich glaube, ich gehe jetzt auch besser. Viel Glück, Hauptmann.« Er nickte Terseon zu und verließ die Kneipe.

Boras leerte seinen Humpen und rülpste. »Keine Angst, mein Freund«, sagte er. »Ich trinke noch eins.«

-

Thargad war gerade auf dem Weg in den Tyrtempel, als ihm ein Botenjunge über den Weg lief. Der Bursche blieb überrascht stehen.

»Ihr seid doch einer von den Kettenbrechern. Ich habe eine Botschaft für Euch!«

Thargad rieb sich den Nasenrücken. »Was ist denn jetzt schon wieder?«

-

Pecarri marschierte in die kleine Seitengasse. Nimbral lief neben ihm her in geduckter Stellung. Der Wachgoblin am Ende der Straße erzitterte, dann versuchte er hektisch, aus seinen Lumpen heraus zu kommen und Alarm zu schlagen. Pecarri ging einfach in ihm vorbei und öffnete die Geheimtür.

»Warte hier«, sagte er zu Nimbral und dem Goblin gleichermaßen.

Im Versteck der Kobolde war nur Laktak anwesend. Der Alte hielt ein kleines Feuer in Gang. »Schön, dich zu sehen. Warst du heute auch auf dem Platz?«

»Klar«, sagte Pecarri.

»Gab ganz schön was zu sehen, oder?«

»Und abzustauben.« Er nahm eine Handvoll Silber aus der Tasche.

»Oh. Ja, klar. Das auch. Ich hab nur alles schon verteilt oder Trakis gegeben. Was fandst du denn am Besten heute?«

»Ach, die ganze Panik, und wie der Adler aufgetaucht ist.«

»Ja, das war ein Ding, was?« Laktak lachte nervös. »Der Adler. Mannomann.«

»Wo sind die anderen?«

»Noch unterwegs. Wollen was zu essen besorgen. Ich habe natürlich schon gegessen - aber wenn du was dabei hast...« Der Kobold sah Pecarri hungrig an.

»Ne, tut mir leid.« Er setzte sich ans Feuer. »Dann warte ich mal auf die anderen.«

»Habe ich dir eigentlich schon erzählt, wie ich damals auf Jagd war, als mein Stamm von den Sturmklingen ausgelöscht wurde?«

»Mehrmals«, sagte Pecarri.

»Tja, neulich erst ist mir da noch was eingefallen. Ich war also auf der Jagd...«

Als endlich Teek auftauchte, war Pecarri kurz davor, seine gemeinsten Zauber an dem alten Kobold auszuprobieren. Teek begrüßte die Beiden und warf Laktak einen Laib Früchtebrot zu. »Dein Anteil für den guten Tipp«, sagte er.

»Tipp?«, wunderte sich Laktak. »Oh. Klar. Kein Problem.«

»Können wir kurz rausgehen?«, fragte Pecarri, während der Alte sich über sein Essen hermachte und aus dem Dunkel heraus drei ebenso hungrige Goblins neidisch zusahen. Laktak fauchte sie an, und die drei verschwanden wieder in den Schatten. Teek folgte Pecarri vor die Tür.

»Was gibt’s denn?« Pecarri hob seinen Arm, und Nimbral glitt aus den Schatten. »He, Vorsicht! Oh, Kurtulmaks besudelte Hose! Ist das deine?«

»Das ist Nimbral«, sagte Pecarri. »Mein Freund.«

»Freund? Du meinst...«

»Schhh!«, machte Pecarri.

Teek senkte seine Stimme zur Koboldversion des verschwörerischen Tuschelns. »Du kannst zaubern?«

»Genau!«, sagte Pecarri. »Aber ich muss weg - üben. Kannst du in der Zeit ein wenig auf Nimbral Acht geben?«

Teek schluckte. »Äh.. Klar. Was frisst sie denn?«

»Ratten.«

Teek kicherte. »Ich verstehe. Sag mal, wie stehst du eigentlich zur Verteilung von Beute in einem Clan? Wie viel würdest du dir nehmen... nur so gedacht, wenn du der Führer eines Clans wärst. Und wie viel würden die bekommen, die dir auf den Posten geholfen haben?«

Pecarri grinste. »Bei mir würde jeder bekommen, was er verdient.«

Teek nickte langsam. »Ich kümmere mich um deine Katze. Und auch darum, dass wir dich während deiner Abwesenheit nicht vergessen.«

Bevor Pecarri etwas entgegnen konnte, kam Brim angerauscht. Der junge Kobold war ganz außer Atem.

»Ihr werdet nicht glauben, was vor dem Helmtempel passiert ist! Ihr kennt doch diese Kettenbrecher...«

-

»Er wurde verflucht«, sagte Jenya.

Thargad sah sie nicht einmal an. Er konnte seine Augen nicht von Dirim nehmen. Der Zwerg war völlig durchscheinend - ja, er leuchtete leicht - und schemenhaft. Dirim öffnete seinen Mund, aber Thargad hörte nur ein fernes Flüstern, unmöglich zu entziffern. Dirim gab den Versuch wieder auf und trat nach nach dem Tisch vor ihm. Sein Fuß glitt durch das Holz hindurch.

»Gibt es Zeugen?«

»Einen.« Jenya bat den Priester ins Zimmer, der die Tore des Tempels bewacht hatte. »Erzähl es bitte noch einmal.«

»Da war eine alte Frau. Die stand plötzlich vor ihm und zeigte mit dem Finger auf ihn. Dann sagte sie... ich weiß nicht mehr ganz genau, aber es klang wie ›Du suchst ein reines Herz, doch du wirst keines finden. Ich verfluche dich zur Untätigkeit, solange Alek Tercival noch atmet!‹«

»Und was soll das bedeuten?«

Der Priester zuckte mit den Schultern. Jenya seufzte. »Nun, es ist natürlich ein Fluch. Dadurch, dass er mit einer Bedingung verknüpft wurde, ist dieser Fluch wesentlich schwieriger zu bannen als normalerweise. Und er hat auch eine eigenwillige Wirkung.«

»Das sehe ich.« Thargad setzte sich und sah Jenya an. »Wie kriegen wir ihn zurück?«

-

»Gut, dass ihr kommt!«, rief Dernholm Boras zu. »Da war ein Bote. Ihr müsst sofort zu Jenya Urikas!«

Auf dem Weg zum Tempel rannte der Barbar beinahe Helion um, der ebenfalls auf dem Weg war, Brims verstörendes Gerücht zu überprüfen. Boras packte sich den Kobold und hastete weiter.

-

»Es ist, als sei er ätherisch - aber gleichzeitig stofflich«, sagte Helion. Er schaffte es nicht, die Faszination aus seiner Stimme heraus zu halten.

»Er wird ähnlich aufgehalten wie ein normaler Erkenntniszauber«, sagte Jenya.

»Kleine Gegenstände sind kein Problem, aber dickere Materialien kann er nicht passieren. Und natürlich ist es sichtbar.«

»Kann er zaubern?«, fragte Thargad. Dirims Gestalt schüttelte den Kopf.

»Dann ist er also völlig nutzlos«, sagte Boras. Alle sahen ihn an. Dirim schüttelte wieder den Kopf, diesmal vehement.

»Wenn man so will, ja«, sagte Jenya.

»Zum Glück hatte er seinen Heilstab nicht dabei«, sagte der Barbar. »Kann ich den eigentlich benutzen?«

»Nein«, sagte Helion. »Es gibt nur einen einzigen Zauberstab, den du benutzen kannst - und ich hoffe, du benutzt ihn nicht, wenn ich dabei bin.«

Thargad räusperte sich. »Wir waren gerade dabei, wie wir Dirim von diesem Fluch befreien können«, erinnerte er.

»Nun ja«, sagte Jenya. »Wie es aussieht, habt ihr verschiedene Möglichkeiten. Ihr könnt versuchen, den Fluch zu bannen - dafür benötigt ihr einen entsprechend mächtigen Zauberwirker. Ich habe es mit einer Schriftrolle versucht, aber ohne Erfolg. Oder ihr tötet den Urheber des Fluches - mit etwas Glück beendet das den Fluch, aber das ist keineswegs sicher. Oder ihr erfüllt die Bedingung.«

»Also muss Alek Tercival sterben?«, fragte Thargad. Jenyas Kopf fuhr herum und bedachte ihn mit einem warnenden Blick.

»Ich hoffe doch, nicht. Denn eigentlich«, sie lächelte, »wollte ich euch bitten, nach Alek zu suchen.«

»Aber er muss zumindest aufhören, zu atmen«, sagte Helion.

»Ja. Vielleicht.« Jenya presste die  Lippen aufeinander.

»So oder so müssten wir ihn finden. Habt ihr eine Idee, wo er sein könnte?«

»Nein, leider nicht. Aber ich fürchte, mit dem Kopfgeld und den Anschuldigungen gegen ihn wird er nicht gerade zimperlich behandelt werden. Alek ist ein guter und enger Freund. Es soll ihm nichts geschehen.«

»Habt ihr wirklich keine Idee?«, fragte Thargad nach.

»Denkt nach! Warum sollte ich sie vor Euch verheimlichen?« Jenya hielt inne. Sie presste die Fingerkuppen gegeneinander, bis das Fleisch weiß wurde. »Vergebt mir. Ich bin müde.«

»Es gibt nichts zu vergeben«, sagte Thargad ernst. Jenya lächelte.

»Danke. Nun, ihr könntet mit seiner Schwester sprechen. Sie arbeitet in der Wäscherei. Oder mit Tygot, dem Antiquitätenhändler. Alek und er verstanden sich sehr gut. Ansonsten kann ich euch nur unsere letzten Heiltränke anbieten. Wir bekommen bald Nachschub aus Saradush.«

»Das wäre sehr freundlich«, sagte Helion. »Wir sollten jetzt gehen. Wenn wir morgen nach Redgorge wollen und vorher noch Aleks Spuren finden, wird es ohnehin eine kurze Nacht.«

»Möge Helm seine Hand über euch halten«, sagte Jenya.

»Und über Alek«, gab Thargad zurück.

»Ja«, sagte Jenya. »Über Alek auch.«

-

Am nächsten Morgen standen die Kettenbrecher früh auf. Helion bereitete die Abreise vor und würde sich mittels Dimensionstor vor die Stadt begeben und dort auf die anderen warten. Thargad wollte Franca Tercival einen Besuch abstatten, und Boras bei Tygot vorbei schauen. Dann würde Dirim sich so gut wie möglich in Boras verstecken, um unauffällig aus dem Tor zu kommen.

Währenddessen kam Thamior nach Cauldron zurück. Die letzten Wochen hatten ihm gut getan. Er und der Falke - sein Falke - hatten gut gelebt im Wald. Wider Erwarten hatte Thamior aber gemerkt, dass ihn etwas nach Cauldron lockte. War es das Versprechen, das er am Grab seiner Tochter gegeben hatte, oder doch nur der Kontakt mit anderen Personen? Es war nicht wichtig. Aber er war zurück gekehrt.

Als er durch die Straßen der Stadt ging, fielen ihm die vielen Menschen auf, die Kratzer oder blaue Flecken hatten. Scheinbar hatte es eine große Prügelei gegeben. Die Stadtwachen - waren es auch vorher gemischtrassige Trupps gewesen? - warfen den Bürgern immer wieder warnende Blicke zu, aber das war wohl normal. Unten am See stiegen dünne Rauchfinger aus der verkohlten Ruine eines Gebäudes, aber auch das war nicht notwendigerweise ein Grund für Besorgnis.

Thamior wanderte durch die Straßen, bis er den kleinen Wald erreichte, in dem Shensen zuvor gehaust hatte. Die komische Dunkelelfe war schließlich abgehauen, also konnte er dort ein Lager aufschlagen. Nachdem er einen geeigneten Lagerplatz gefunden hatte, markierte er erst einmal sein Revier. Dann entschloss er sich, ein wenig einzukaufen.

-

»Was wollt ihr?« Thargad schrak zurück.

»Spricht man so mit Kunden?«

Die ältere Frau ihm gegenüber pustete eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Seid ihr denn ein Kunde?«

»Nein, ich-«

»Da seht ihr’s. Also?«

»Ich suche Franca Tercival.«

»Und?«

Thargad bemühte sich um Ruhe. Diese Frau war schlimmer als der beste Wachhund. »Kann ich mit ihr reden?«

Die Frau musterte ihn von oben bis unten und schien nicht gerade begeistert. »Sie ist schon vergeben.«

»Ich will nur mit ihr reden.«

Die Frau schüttelte mit dem Kopf. Dann steckte sie ihren Kopf in den hinteren Waschraum. »Franca, hier ist ein Kerl, der dich sehen will. Pack dich!«

»Ich komme, Frau Lingdar«, kam eine Stimme von hinten. Kurz darauf kam Franca Tercival durch den offenen Durchgang. Sie war eine junge Frau von unscheinbarem Äußeren, vor allem im Vergleich zu ihrem statuesken Bruder. Auch gehörte sie nicht zu jenen seltenen Frauen, denen ein verschwitztes Äußeres zusätzliche Anziehungskraft verlieh. Franca wischte sich die von Seifenlauge schrumpligen Finger am Rock ab und blickte Thargad unsicher an.

»Herr? Seid ihr unzufrieden mit Eurer Kleidung?«

»Nein, ich komme wegen Eures Bruders.«

»Was immer man Euch gesagt hat, Alek ist nicht besessen! Bitte tut ihm nichts!«

»Das hatte ich auch nicht vor. Ich will ihn finden, gerade damit ihm nichts zustößt.«
Francas Augen weiteten sich. »Ihr seid einer von den Kettenbrechern, oder?«

»Ja. Warum?«

Unwillkürlich strich sich Franca ihr Haar glatt, und selbst Hanna Lingdar reckte sich ein wenig. » Alek hat mir von Euch erzählt, und von Eurem gemeinsamen Kampf. Und von eurem brutalen Zwerg«, fügte sie hinzu.

»Der wird schnell missverstanden«, sagte Thargad. »Na ja, ich würde gerne wissen, ob Ihr eine Ahnung habt, wo Alek sein könnte.«

»Wenn ich etwas wüsste, würde ich es Euch sagen.« Franca sprach mit ernster Stimme. »Aber ich weiß  es nicht. Er wollte auf eine Queste gehen, eine heilige Queste, wie er sagte. Mehr weiß ich nicht. Seitdem halte ich den Schrein in Schuss, so gut es geht.«

»Ihr habt wirklich keine Ahnung?«

»Ich fürchte, er sah eine Möglichkeit, zu viel Gold zu kommen. Er spart ja alles, um unseren Besitz zurückzukaufen.« Franca schien von diesem Plan nicht sehr begeistert. »Aber ich weiß nicht, wohin es ihn verschlagen haben soll.«

»Das reicht jetzt«, mischte die Hausherrin sich ein. »Franca, zurück an die Arbeit. Wenn ihr wollt, könnt ihr sie nach ihrer Schicht wiedersehen.«

»Trotzdem danke«, sagte Thargad und wandte sich deutlich nur an Franca.

»Hoffentlich findet Ihr ihn!«, rief Franca noch, schon halb im Waschraum verschwunden. Thargad warf Hanna Lingdal noch einen düsteren Blick zu, der sie aber kalt zu lassen schien, dann verließ er die Wäscherei und war so klug als wie zuvor.

-

»Sieh mal einer an!«, rief Anna Taskerhill erfreut. »Wen haben wir denn da?« Die Sturmklingen waren gerade aus Tygots Alten Sachen getreten, als Boras vor dem Laden auftauchte.

»Sag mal-«, setzte sie zu einer Frage an. Boras senkte den Kopf und drängte sich an den Vieren vorbei in den Laden hinein. Anna blinzelte zweimal. Erst dann schloss sie ihren Mund.

»Lass ihn doch«, meinte Todd Vanderboren. »Tygot weiß ohnehin nichts.«

Anna zuckte mit den Schultern. »Er hätte die Frage ohnehin nicht verstanden.«

-

Das Innere des einstöckigen Hauses war ein ordentlicher Laden. In mehreren Regalen standen Vasen, Statuetten, außerdem sah Boras kleinere Möbel, Wandbehänge, und ein Extraregal mit Tonmodellen von Cauldrons Gebäuden. An einem Tisch im hinteren Teil saß ein ältlicher Halbling, dessen Haare nur noch in einem schmalen Kranz kurz über den Ohren wuchsen, und arbeitete an einem Tonmodell des Fingers. Zu seinen Füßen schnarchte ein Hund, dessen Fell zwar lose und struppig von seinem Körper hing, aber immer noch von einem satten Goldton war. Der Hund öffnete ein Auge, als Boras sich näherte, rührte sich sonst aber nicht.

»Tygot?«

Der Halbling erschrak. Er sah zu Boras auf. »Ach, ihr seid’s. Ich hatte mich schon gefragt, wann ihr kommen würdet.«

Boras runzelte die Stirn. »Häh?«

»Ihr kommt doch wegen der Schnitzereien, oder?«

»Schnitzereien?«

Tygot sah sich kurz um. »Spielt ihr mir einen Streich?« Er ging zu einer Schublade und nahm vier längliche Stücke trockener Baumrinde heraus. »Ich rede von den Schnitzereien Eures Vaters.« Er legte sie auf den Tisch. »Ihr seid doch der Sohn von Boros Breda, dem Schwarzen Opal?«

Boras antwortete nicht. Er nahm das erste Stück in die Hand. Auf die Innenseite der Rinde hatte jemand ein Bild eingeritzt. Es zeigte eine Gruppe von sechs Personen, die um ein Lagerfeuer herumsaßen. Boras erkannte die Schätze Tethyrs beinahe sofort. Er nahm das nächste Rindenstück. Darauf sah er einen Drachen. Helion würde eindeutig einen Grünen Drachen erkennen. Boras nicht. Das dritte Rindenstück war das Portrait einer sehr schönen Frau, die Boras nicht kannte. Er legte es wieder hin und nahm das letzte Stück auf. Er schüttelte den Kopf, dann sah er noch einmal die anderen Stücke an. Alle vier trugen ein kleines doppeltes ›B‹ in der unteren rechten Ecke. Trotzdem...

»Seid ihr sicher, dass dieses Stück von meinem Vater ist?«

Tygot erschrak ob des harschen Tons. »Natürlich. Er gab sie mir selbst.«

»Das ergibt keinen Sinn«, murmelte Boras. »Ich verstehe das nicht.«

Helion hatte Wochen damit verbracht, die Bedeutung des Symbols zu ergründen, das Zenith und der Waisenjunge Terrem auf der Stirn trugen. Und jetzt das. Auf dem Rindenstück, das Boros Breda vor nahezu zwanzig Jahren geschnitzt hatte, prangte Boras genau das selbe Zeichen entgegen.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 10. Dezember 2005, 20:40:02
 Ich muss diejenigen, die auf den Gate-NSC warten, leider vertrösten :) Das nächste Update geht noch nicht so weit, und danach kommt erst ein weiteres (storynahes) Zwischenspiel, und erst dann tritt der NSC auf.

Trost 1: Es ist nur der erste von zwei Gatelern in diesem Abenteuer
Trost 2: Die Updates sind alle schon fertig.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 10. Dezember 2005, 22:17:20
 Die Steinmetze

»Stimmt etwas nicht?« Tygot schien verwirrt. Boras schüttelte den Kopf.

»Nein«, sagte er. »Was kosten die Stücke?«

»Oh, eines schenke ich euch. Die anderen kosten, sagen wir...« Tygot schielte zu seinem Hund hinunter. Das Tier schlief. »...jeweils fünfzehn Goldstücke.«
Boras zahlte sofort.

»Und was wolltet ihr hier, wenn ihr nicht für die Zeichnungen kamt?«

»Ach so, richtig. Ich wollte nach Alek Tercival fragen.«

Tygots Miene verfinsterte sich. »Der arme Alek. Die Sturmklingen haben auch schon gefragt. Leider weiß ich nicht, wo er steckt; er ist sehr verschwiegen.«

»Wieso denn das?«

»Ich glaube, er hat Angst, dass andere Leute seine Beute beanspruchen könnten. Schließlich versucht er, den Besitz seiner Familie zurückzukaufen - da braucht er jedes einzelne Goldstück. Trotzdem lassen die Sachen, die er mir verkauft hat, vielleicht darauf schließen, wo er war. Vielleicht hilft das ja.« Boras sah skeptisch drein. »Obwohl ich sagen muss, dass die Sturmklingen die Stücke auch nicht sehen wollten.«

»Zeigt sie mir.«

Kurz darauf hatte der Halbling einige Kunstgegenstände aus dem Keller geholt. ›Der Vulkanische Ganter‹ war die lebensgroße Statuette einer kleinen Gans aus dunkelgrauem Basalt - eine von Zwölfen, die von der Heldin Tlimida vor 8 Jahrhunderten zur Mittsommernacht erschaffen wurde. Nach der Legende hatte Tlimida auch den Grundstein von Cauldrons Stadthaus gesetzt. Die Nachfahrin des legendären Surabar Zauberschmied  wurde vom Flug mehrerer Gänse über den See tief bewegt, und wollte sie mit diesen Statuetten unsterblich machen. ›Der Braune Ritter‹ war das 250 Jahre alte Ölgemälde eines stehenden Ritters in braunen Roben. Der Ritter trug ein Bastardschwert an seiner Seite und lehnte an einer Büste, auf der ein Helm lag. Der Ritter zeigte wahrscheinlich den amnischen Ritter Axel Herewall und war mit A.A. unterzeichnet. ›Die Pavianmaske‹ war eine goldverzierte Maske aus Dunkelholz. Sie war in Form einer unbekannten Paviangottheit geschnitzt, obwohl laut Tygot der letzte Werpavian vor mehr als einem Jahrhundert gesichtet wurde. Boras klärte ihn nicht über den Krieger auf, den er im Glücklichen Affen halbiert hatte. ›Der Gott des Sees‹ war die Büste eines Fischmonsters - kein Kuo-Toa - aus rosa Marmor. Der Kopf war am Nacken abgeschnitten und stammte wahrscheinlich von der lebensgroßen Statue einer Gottheit. Die Augenhöhlen sind leer, hielten aber augenscheinlich einst teure Edelsteine. Schließlich reichte Tygot dem Barbaren noch eine Stahlplatte, auf deren Front irgendwelche Bilder und Runen eingeritzt waren. Als Boras die etwa zehn Spann hohe Platte in die Hand nahm, spürte er Einkerbungen auf der Rückseite. Dort fand er eine krude Landkarte mit Markierungen, die er allerdings nicht entziffern konnte. Auf jeden Fall aber war diese Karte von einer wesentlich schlechteren Qualität als die Zeichnungen auf der Front. Boras hatte das Gefühl, dass die Karte wichtig werden könnte. Helion musste sie sehen.

»Was wollt ihr dafür haben? Ich muss sie mitnehmen.«

»Fünfhundert Goldköniginnen«, sagte Tygot. Der Hund knurrte, ohne die Augen zu öffnen. »Sagen wir dreihundert«, verbesserte sich der Händler. Der Hund bellte. »Ist ja schon gut, Lepook.« Tygot seufzte. »Es ist vielleicht am Besten, wenn Ihr die Platte erst einmal mitnehmt. Es geht schließlich um Alek.« Der Hund gähnte einmal kurz, dann begann er zu schnarchen. Boras bedankte sich, nahm die Platte und machte sich auf dem schnellsten Weg zu Helion auf.

-

Thamior hatte mittlerweile ein neues Schwert erstanden und auch zusätzliche Pfeile gekauft. Vielleicht sollte er den ehemaligen Gefährten seiner Tochter einen Besuch abstatten, um seine Anwesenheit zu verkünden.

-

»Oh, hallo Thamior«, sagte Boras. Er riss die  Augen auf und trat von einem Fuß auf den anderen. »Wie geht’s?«

»Stimmt etwas nicht?«

»Wieso?« Der Barbar lies die Augen kreisen. Thamior sah genauer hin. An manchen Stellen schien er zu glühen.

»Du glühst ja«, sagte er.

»Ach nein, das ist nur Dirim... oh, Mist!« Boras trat nach einem Stein, wobei er den Blick auf ein durchscheinendes Bein freigab, dass zuvor mit dem seinen verschmolzen war.

»Dirim? Was ist denn passiert?« Schnell erzählte Boras dem Elfen, was vorgefallen war. »Ein heimtückischer Fluch. Wenigstens hat die Hexe Dirim aber keinen Haarausfall gewünscht. Das wäre richtig gemein.« Boras nickte zustimmend - das machte Sinn. »Na komm«, sagte Thamior, »ich begleite Euch. So richtig viel Lust auf die Stadt hatte ich sowieso nicht.« Er streckte den Arm aus, und binnen Sekunden landete ein Falke darauf. Ein scharfer Schnabel nibbelte an Thamiors Ohr. »Das ist Sheera«, sagte er, und zu dem Falken: »Sheera, wir gehen auf die Jagd!«  

-

Thargad war auf dem Weg zum Treffpunkt mit Helion gerade aus dem Stadttor heraus, als eine Stimme seinen Namen rief. Ein in feinste Kleider gewandeter Zwerg keuchte die Straße hinab, einen Arm zum Signal erhoben. Thargad lächelte. Meerthan gab wirklich einen glaubwürdigen Zwergenhändler ab.

»Meister Bernhelm«, spielte Thargad das Spiel mit. »Was gibt es denn so dringendes?«

»Zweierlei«, keuchte der angebliche Zwerg. »Zunächst... erinnert Ihr Euch daran, dass ich Euch eine Überraschung versprach? Ich habe nach Euren Eltern geforscht. Es scheint, dass einst ein Barde - Vilian der Sanftmütige - ein Lied über das Verschwinden der Schätze verfasste. Allerdings ist Vilian verschollen.«

»Na toll.«

»Moment,« der vorgebliche Tyro Bernhelm grinste, »das ist nicht alles. Er wollte auf dem Weg nach Saradush auch den Dämonenschlund sehen, und scheinbar über einen Handelsposten reisen, der in etwa auf dem Weg liegt. Der Posten war zu dem Zeitpunkt oder kurz davor von Banditen bemannt wurden, was vielleicht sein Verschwinden erklärt. Jedenfalls ist er heutzutage verlassen. Vielleicht findet ihr dort ja einen Hinweis.«

Thargad drückte Meerthans Hand. »Danke.«

»Noch etwas. Nehmt diese Schriftrolle; bei Felliarn konnte ich sie nicht benutzen. Sie wird einen der Euren vom Tode zurückholen.«

Thargad musste an Dirim denken. »Danke, aber momentan können wir sie nicht-«

»Ich kann sie auch nicht nutzen. Darum ist in dem Futteral auch ein Trank, der euch hoffentlich ermöglicht, die Schriftrolle zu wirken.«

»Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«

»Dann schweigt.« Meerthan zwinkerte dem Assassinen zu. »Kommt heil zurück -  oder nicht kaputter als sonst.«

-

»Der ›Kopflose Dämon‹ könnte zu dem Kopf gehören, der bei Tygot war«, meinte Helion. »Aber genau kann ich das nicht sagen.«

»Ich weiß nur, dass die Schriftzeichen ogrisch sind«, knurrte Thamior. »Ich kann Riesen nicht ausstehen.«

»Was war noch Mal mit der Vorderseite?«, fragte Boras. »Die vierarmigen Viecher-«

»Zauberweber«, sagte Helion.

»Zauberweberviecher dann eben. Die lassen die Oger schuften, um son Spiegel zu bauen, und nach einem Schluck Zauberbier sind die plötzlich stärker und bauen schneller? Und was ist dann mit den Nummerobis da oben?«

»Ich habe doch gesagt, dass es keine Nummern sein müssen«, sagte Helion.

»Ich habe sie auch nicht ›Nummern‹ genannt«, triumphierte Boras.

Helion winkte ab. »Ist auch egal. Es könnte ein Code sein, um den Spiegel in Gang zu setzen, oder auf eine bestimmte Welt zu justieren.«

»Bist du sicher, dass dieser Spiegel ein magisches Tor ist?«, fragte Thargad.

»So sicher, wie ich nach dem Studium von vier Bildern auf einer Platintafel sein kann.«

»Hilft uns die Karte jetzt oder nicht?«, fragte Thamior. »Von Weltentoren war bislang nicht die Rede.«

»Na ja, ein Ort ist mit ›Zuhause‹ markiert. Vielleicht war Alek dort.«

»Besser als nichts«, sagte Thargad.

-

Redgorge schien noch heruntergekommener als bei ihrem ersten Besuch. Obwohl Dirim neben ihnen her glitt, schenkten die wenigen Bewohner, auf die sie trafen, ihnen keinen zweiten Blick. Entweder kümmerte sie nicht, wer durch ihre Stadt ritt, oder sie waren auf ihr Kommen vorbereitet. Die Kettenbrecher hielten ihre Pferde vor dem Hintereingang zum Roten Kumpel. Thargad und Boras gingen hinein. Zwei Gäste saßen an einem Tisch und starrten in ihre Humpen, auf der Bühne stimmte der übliche Barde seine Laute. Minimax ging schnell in Kampfstellung und wieder heraus, als er die Neuankömmlinge bemerkte, schnell genug um eine entsprechende Ausbildung zu verraten.

»Ach, ihr seid es. Wo ist denn Dirim?«

»Er wartet draußen«, sagte Thargad. »Wir suchen Maavu.«

»Ja, ich weiß. Wartet noch einen Moment. Der Wahrsänger bringt euch zu ihm.«

»Der Wahrsänger?«

Minimax deutete mit dem Daumen zum Barden. »Sein Spitzname.«

»Wir sind dann draußen«, sagte Thargad und verließ die Kneipe wieder. Draußen blickte Dirim die Beiden fragend an. »Entschuldige. Ich habe vergessen, nach Pellir zu fragen. Er war auch nicht da.« Dirim blickte den Schurken böse an und stieß einige Worte aus, die sicher ebenso wenig freundlich wie hörbar waren. Kurz darauf schlüpfte der Wahrsänger aus der Türe, runzelte angesichts Dirims Zustand die Stirn, gebot ihnen aber doch, ihm zu folgen.

Im Keller eines verlassenen Hauses sang er eine fremdartige Melodie. Daraufhin begann der Boden zu erzitterten, und einige Platten lösten sich, schwebten in die Luft und wurden durchlässig. Darunter war eine steile Treppe, die der Wahrsänger mutig hinabschritt. Unten hielt er vor einer Tür und wartete, bis die Bodenplatten oben wieder an ihrem Platz waren. Nun waren sie alle von völliger Dunkelheit umschlossen, die nur von Dirims Gestalt schwach erhellt wurde. Dann öffnete der Wahrsänger die Türe. Warmes Licht flutete den Gang. Die Wände des Raums waren glatt und weiß, aber von Adern aus feuerrotem Gestein durchdrungen. Der Stein leuchtete aus sich selbst heraus, ein helles, aber kein warmes Licht. Mehrere Säulen säumten den Raum, an dessen Ende eine weitere Tür wartete.

Wieder sang der Barde eine Melodie. Zwei der Säulen knickten plötzlich in der Mitte ab. Zuerst fürchteten die Kettenbrecher einen Einsturz, aber dann wurde ihnen klar, dass die Säulen sich verneigten. Der Wahrsänger nickte ihnen zu, dann durchschritt er den Raum. Der Gang dahinter war ebenso glatt und selbstleuchtend, ja der ganze Komplex schien diese Beschaffenheit zu besitzen. Auch ohne Dirims Kommentar war den Kettenbrechern klar, dass dieser Unterschlupf mit Magie erschaffen worden war.

Sie kamen an einer heißen Quelle vorbei, an einem großen Gästeraum, und schließlich führte der Wahrsänger sie in einen sechseckigen Raum, in dem ein ebensolcher Tisch stand. Neun Stühle standen um den Tisch, Karaffen mit Wein und Kelche auf demselben. Zwei der Stühle waren besetzt. Auf dem einen saß Maavu, auf dem anderen ein Mann mit Halbglatze und fast schwarzer Haut, der verkohlte Zwilling von Minimax, und doch an Kleidung und Haltung erkennbar ein betuchter Mann.

»Wir haben auf Euch gewartet«, begrüsste der Mann sie. Dann wandte er sich an den Barden. »Gibt es Neuigkeiten von Alek?« Der Wahrsänger schüttelte den Kopf. »Nun gut. Dann beginnen wir ohne ihn. Die Zeit drängt ohnehin.«

»Wer seid ihr überhaupt?«, fragte Boras.

»Entschuldigt.« Der Mann hob die Hände. Ein leises Lächeln lag auf seinem Gesicht. »Ich bin der Vorarbeiter, der Anführer der Steinmetze.« Er blickte erwartungsvoll in die Runde. Die Kettenbrecher blickten zurück - oder besser: Pecarri blickte zurück. Thargad studierte den Raum auf mögliche Verstecke hin, Thamior behielt die Anwesenden im Auge und Boras blickte interessiert auf die bemalten Wände.

»Die Steinmetze«, versuchte der Vorarbeiter es erneut, gab es dann aber auf. »Schon gut. Betrachtet die Szenen an der Wand.« Man hatte fünf Szenen in die Wände geritzt; diese Zeichnungen gerieten in Bewegung, wenn man sie ansah, und ließen eine abgehackte Bewegung erahnen. »Hier kommt Surabar Zaubermeißel und befreit die Gegend von den Zauberwebern. Auf dem Nächsten legt er den Vulkan trocken und gründet Cauldron. Dann sieht man, wie er die Basaltfeste von Redgorge in die Höhe zieht. Auf dem vierten Bild verteidigt er die Stadt gegen die Horden des Glabrezu Nabthatoron. Und auf dem letzten schließlich wird er zum Berg; er stirbt.« Der Vorarbeiter war aufgestanden und hatte jeweils mit dem Arm auf die betreffende Szene gewiesen. Jetzt setzte er sich wieder. »Die Steinmetze führen das Werk von Surabar Zaubermeißel vor. Wir sorgen für die Sicherheit und Stabilität der Region.«

»Gute Arbeit«, sagte Pecarri zu Maavu.

Der Händler stützte die Arme auf den Tisch. »Ich konnte doch nicht ahnen, dass-«, begann er.

»Doch«, unterbrach der Vorarbeiter. »Du hättest es ahnen können.« Er sah zu den Kettenbrechern. »Setzt euch doch bitte. Maavu handelte in gutem Glauben, aber voreilig und beinahe verhängnisvoll. Ihr seid hier, weil wir das Ganze beheben wollen.«

»Was geht in Cauldron vor?«, fragte Thargad. »Wisst ihr Genaues?«

»Leider nein. Aber irgendetwas geht sicher vor. Unsere Leute verlieren das Ziel aus den Augen; sie kümmern sich nur noch um ihren Profit. Die Führung der Stadt scheint unwillig, etwas gegen den schleichenden Verfall zu unternehmen. Und in letzter Zeit sind die Dinge dann aus den Fugen geraten: Entführungen, Flutungen, Attentate.«

»Massenpanik«, fügte Pecarri kalt hinzu. Maavu zuckte zusammen, sagte aber nichts.

»Irgendetwas steckt dahinter. Deshalb haben wir Alek darin unterstützt, den Hauptmann der Wache herauszufordern. Aber die Herausforderung wurde nie publik gemacht. Alek verschwand. Das muss doch zusammenhängen.«

»Und ich wollte die Führung aus der Reserve locken«, sagte Maavu. »Darum mein Auftritt.«

»Trotzdem sind die Dinge dadurch nur noch schlimmer geworden. Und Alek bleibt verschwunden. Es scheint nichts anderes übrig zu bleiben, als ihn zu finden.«

»Und ihr wollt, dass wir das tun?«, fragte Thamior.

»Ja. Aber wir wollen euch den Ernst der Lage verdeutlichen. Maavu gilt als Verräter. Früher oder später werden sie ihn hier vermuten, in Redgorge. Und dann werden sie kommen.«

»Dann sollte er besser fliehen«, sagte Boras.

»Die Stadt wird trotzdem hier sein. Und schätzt die Leute hier nicht falsch ein. Redgorge hat einem Dämonenheer widerstanden. Wenn Cauldron Soldaten schickt, werden die Bewohner von Redgorge sich wehren. Dieser Ort ist sicher. Alles andere...«

»Es wird Blut fließen«, sagte Pecarri düster. »Noch mehr Blut an Maavus Händen.«

»Ja, schon gut«, raunte dieser. »Ich hab’s verstanden.«

»Ihr müsst Alek finden«, sagte der Vorarbeiter. »Bevor es zu spät ist.«

»Wir werden es versuchen«, gab der Kobold zurück. »Sagt uns, was ihr wisst.«

-

»Alek kam eines Tages zu uns. Er hatte vorher schon Kontakt mit uns gehabt, aber diesmal war er irgendwie... verändert. Und ich meine nicht seine Muskeln. Er schien beseelt zu sein von einem Höheren Ziel, und tatsächlich erzählte er etwas von einer heiligen Queste. Er warnte uns vor dem Bösen, dass in Cauldron lauerte, und dass er ausrotten solle. Seine Augen brannten mit dem Feuer der Gerechtigkeit.

»Wir trafen uns öfter. Mit der Zeit wurde er immer sicherer, dass sich das Böse in Cauldrons Führung versteckte. Dann kam uns die Idee mit der Herausforderung. Um Aleks Sicherheit zu gewährleisten, ließen wir einen unserer Leute den Brief überbringen. Alek wiederum sagte, er habe noch etwas zu erledigen. Er wollte aber vor Jahreswechsel zurückkehren und Terseon Skellerang seines Postens entheben. Er nahm ein Boot den Fluss hinab. Danach sahen wir ihn nicht wieder.«

»Sagt Euch diese Karte etwas?«, fragte Pecarri und zeigte dem Vorarbeiter, was sie auf der Rückseite der Tafel entdeckt hatten.

»In etwa. Um Flussufer, ein paar Stunden flussabwärts steht eine alte Statue von Nabthatoron. Ihr Kopf liegt daneben im Sand, glaube ich. Es gibt auch Gnolle in der Gegend. Und der Dämonenschlund ist ebenfalls nicht mehr weit weg.«

»Wie kommt man dahin?«

»Mit dem Boot. Oder durch den Dschungel, aber da seid ihr Tage unterwegs.«

»Kennt ihr eine alte Karawanserei auf dem Weg?«, schaltete Thargad sich ein. Die Anderen sahen ihn an, aber er gab ihnen mit einem Blick zu verstehen: später.

»Ja - oder nicht ganz auf dem Weg. Wenn ihr beim Kopflosen Dämonen den Fluss überquert, müsstet ihr den alten Handelsweg noch erkennen können. Ein paar Stunden nach Südosten, und ihr erreicht den Handelsposten. Der ist aber schon lange verlassen - angeblich spukt es da.«

»Sonst noch etwas?«, fragte Pecarri.

»Wir können euch nicht viel bieten. Eine ruhige Nacht, Zugang zu unserer Bibliothek. Nehmt ein Bad, wenn ihr wollt. Ihr könnt Verpflegung haben, oder einfache Ausrüstung - aber da habt ihr ja wahrscheinlich, was ihr braucht.«

»Ein Boot?«

»Natürlich bekommt ihr ein Boot.«

-

»Was ist das?« Pecarri stand in einer kleinen Kammer, die ganz anders als der Rest des Unterschlupfes war. Wände, Boden und Decke waren aus unregelmäßiger Schlacke geformt, und die Unebenheiten und Spurrillen schienen komplexe Muster zu bilden. Helion erkannte, noch als er die Frage stellte, dass dieser Raum ein Beschwörungsraum war. Die Muster konzentrierten die Beschwörung, hielten das gerufene Wesen aber auch gefangen.

»Ich versuche, den alten Propheten der Steinmetze zu rufen«, sagte der Vorarbeiter. »In früheren Zeiten erwachte die Erde hier zum Leben und gab Blicke in die Zukunft preis. Aber es ist mir noch nicht gelungen, den Erddiener herbeizurufen.« Als Pecarri die Bibliothek begutachtet hatte, waren ihm die Bücher über Beschwörungsmagie und Erdmagie aufgefallen, die wesentlich abgegriffener waren als der Rest. Er nickte verstehend. »Es wird mir gelingen, eines Tages«, sagte der Vorarbeiter bestimmt.

»Hoffentlich nicht zu spät«, sagte der Kobold. Ein zischendes Gähnen entrang sich seiner Kehle. »Ich gehe wohl besser schlafen.« Und er ließ den Führer der Steinmetze zurück, der noch einige Zeit sinnierend auf das Gestein starrte.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 10. Dezember 2005, 22:30:36
 Die Karte auf der Platte:

Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Askael am 11. Dezember 2005, 21:57:36
  :D  Updates

Meine Highlights beim letzten Mal:

Zitat
Teek kicherte. »Ich verstehe. Sag mal, wie stehst du eigentlich zur Verteilung von Beute in einem Clan? Wie viel würdest du dir nehmen... nur so gedacht, wenn du der Führer eines Clans wärst. Und wie viel würden die bekommen, die dir auf den Posten geholfen haben?«

 :lol:  Wahnsinn.. Ich muß sagen, bizarrerweise gehört dieser kleine Koboldhaufen zu meinen absoluten LieblingsNSCs..
Und jetzt noch die Intrige um den "Führungswechsel" .. herrlich

Gut gefallen hatte mir auch die Szenerie um den Fluch - obwohl ich mir vorstellen kann, dass Dirim davon weniger angetan war.
Kann er jetzt überhaupt nicht eingreifen? Was für ein Zauber (?) war das?


Diesmal gefiel mir der Auftritt der Steinmetze am Besten, wenngleich mich der Name ein wenig an eine gewisse Simpsons-Folge erinnerte.
Der Aufbau ihres Domizils war sehr stimmig und wie immer ist die Farbe in deinen NSCs geradezu fühlbar.

In diesem Sinne:
Lass uns nicht allzulange warten, ja?
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 11. Dezember 2005, 22:08:13
 Dirims Fluch:
Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen


Steinmetze:
Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen


Zitat
Lass uns nicht allzulange warten, ja?
Noch mindestens ein Kommentar :)
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Askael am 11. Dezember 2005, 22:28:41
  ein Kommentar  ...  :P

Sorry, ist spät :rolleyes:

Bezüglich Fluch:
Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen


ahja: Bezüglich Zwischenspiel: Immer her damit.
Inspieriert von deinem Einsatz dieses Stilmittels habe ich begonnen ebenfalls Interludii einzuweben und - faszinierend, nicht nur dass mir diese Art der NSC-Präsentation/Story-spoilerei (was für ein Unwort) selbst viel Freudebereitet, den Spielern gefällt es auch gut :)

Guten Wochenstart,
Alex
 
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 11. Dezember 2005, 22:54:59
 Ich "vergesse" auch gerne, dass Spieler nicht da sind - á la Gamers. Manchmal bietet es sich auch an, die Charaktere einfach verschwinden und wiederkommen zu lassen - aber durch die Entwicklungen im Abenteuer musste Dirim irgendwie "mit". Ich hätte ihn einfach mitlaufen lassen, wenn ich nicht gleichzeitig die Idee gehabt hätte, mit dem Fluch die Story in Gang zu bringen.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Serath am 11. Dezember 2005, 23:19:34
 Mal wieder ein sehr schönes Update, aber bei den Steinmetzen musste ich auch sofort an die Simpsons denken.  :D  
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 12. Dezember 2005, 08:13:29
 Wie schrieb schon Zechi:

Zitat
The Chisel = Die Steinmetze, dies könnte für unfreiwillige Lacher sorgen besonders wenn sie dieses Lied singen:
Das Lied der Steinmetze: "Who controls the British crown? / Who keeps the metric system down? / We do! We do! / Who leaves Atlantis off the maps? / Who keeps the Martians under wraps? / We do! We do! / Who holds back the electric car? / Who makes Steve Guttenberg a star? / We do! We do! / Who robs the cave fish of their sight? / Who rigs every Oscar night? / We do! We do!"

Wenn nötig, benenne ich die Gruppe halt um - aber das überlasse ich meinen Spielern.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Serath am 13. Dezember 2005, 00:18:49
 Ich finde nicht, dass du die Gruppe umbenennen musst.
War ja auch nicht als Kritik von mir gemeint, sondern nur eine Anmerkung. Ging mir im ersten Moment, als der Name fiel, halt so, aber dann hat es mich nicht weiter gekümmert.  ;)  
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 13. Dezember 2005, 07:47:43
 Ich finde es eigentlich auch passend... wenn die Spieler aber am Tisch plötzlich in das Lied ausbrechen... :)
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Kylearan am 13. Dezember 2005, 08:41:28
Zitat von: "Berandor"
Ich finde es eigentlich auch passend... wenn die Spieler aber am Tisch plötzlich in das Lied ausbrechen... :)
Verdammt, und ich kenne diese Simpsons-Folge(n) gar nicht, daher sind mir die Namen gar nicht so komisch vorgekommen.

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Dirim am 13. Dezember 2005, 16:04:06
Zitat von: "Berandor"

Zitat
Lass uns nicht allzulange warten, ja?
Noch mindestens ein Kommentar :)
Müssen wir noch länger warten?

war schon mehr als einer ;)  
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 13. Dezember 2005, 20:46:17
 Meckerkobold! :)

Zwischenspiel: Währenddessen

Terseon Skellerang schlug die Tür hinter sich zu. Die beiden Wachen davor wichen unwillkürlich vor ihm zurück. Der Hauptmann der Stadtwache nahm zwei Stufen auf einmal, als er aus dem Kerker nach oben ans Tageslicht zurückkehrte. Die kalte Wintersonne stach ihm in die Augen. Es dauerte einen Moment, bis er die Schemen vor ihm identifizieren konnte.

»Sie reden nicht, oder?« Tenebris Valanthru war schwer zu lesen, aber Terseon ahnte, dass die rechte Hand des Stadtherren unzufrieden war. Schließlich hatte Valanthru sich von Anfang an skeptisch gezeigt, ob Terseon seine Leute dazu bringen könne, Maavu zu verraten. ›Falsche Sentimentalität‹ hatte er es genannt. Auf der anderen Seite war Grukk Zwölftöter sehr einfach einzuschätzen: Der Ork brannte darauf, Peter und Frank in seine Finger zu bekommen.

»Gehen wir in mein Büro«, sagte Terseon. »Dann kann ich gleich was essen.« Er drehte sich um und ging voraus. Tenebris und Zwölftöter folgten ihm widerstrebend.
Terseon setzte sich hinter seinen Schreibtisch und ließ den Beiden keine Möglichkeit, als auf der anderen Seite Platz zu nehmen. Er nahm einen kalten Hühnerschenkel von dem bereit stehenden Teller und biss hinein. Dann trank er einen Schluck Wein. Tenebris sah dem Schauspiel gelassen zu, aber dem Ork wurde es zu viel

»Verdammt, Skellerang, gib die Kerle endlich raus!« Er schlug mit der Faust auf den Schreibtisch, dass beinahe Terseons Weinkelch umgekippt wäre.

»Ich hätte auch gerne etwas Wein«, sagte Tenebris, »und Grukk hier nimmt auch einen Schluck.«

»Ich habe keinen Durst auf Wein«, knurrte der, »sondern auf das Blut dieser-«

»Habt ihr noch zwei Kelche?«, wurde er von Tenebris unterbrochen.

Terseon stand auf und füllte zwei weitere Kelche mit Wein. Tenebris nickte dankbar und nahm einen Schluck. Wenn ihm die schlichte Qualität aufstieß, ließ er es nicht erkennen. Grukk hingegen warf erst einen störrischen Blick zum Elfen hinüber, dann trank er den Kelch in einem Schluck leer und ließ ihn zu Boden fallen. Terseon nahm sich einen weiteren Hühnerschenkel.

»Haben wir jetzt alle genug gespielt?«, fragte Tenebris. »Dann beantwortet bitte meine Frage: Haben die Beiden geredet?«

»Noch nicht«, gab Terseon zu. Grukk murmelte etwas Unverständliches. »Aber sie werden.«

»Das hatten wir doch schon. Grukk würde sie schneller-«

»Es sind gute Männer«, sagte Terseon. »Sie glauben, dass sie das Richtige taten.«

»Warum schweigen sie dann noch, nachdem Hunderte verletzt wurden?«

Terseon leckte sich die Lippen. »Sie brauchen nur Zeit.«

»Zeit?« Valanthrus Stimme bekam einen harten Unterton. »Wir haben keine Zeit! Wie lange braucht Maavu, um endgültig zu verschwinden? Wie lange, um seinen nächsten Anschlag vorzubereiten? Selbst wenn - und ich halte das keineswegs für sicher - die Beiden nichts von Maavus Plänen geahnt haben, so machen sie sich doch mitschuldig an jedem Toten und Verletzten, den es in Zukunft geben wird.«

»Ich werde sie zum Sprechen bringen.«

»Nein, Ihr werdet sie Grukk übergeben.«

Terseon atmete tief ein. »Das werde ich nicht.«

Tenebris saß stocksteif. Neben ihm rutschte Grukk tiefer in seinen Stuhl. »Wie bitte?«

»Ich sagte, das werde ich nicht. Dies sind meine Männer. Ich werde sie zum Reden bringen.«

Der Elf rührte immer noch keinen Muskel. »Dies sind nicht mehr Eure Männer. Es sind Verräter.«

»Dennoch werde ich mich um sie kümmern. Und ich werde Maavu aus dem Verkehr ziehen.«

Tenebris sah den Hauptmann an. Dann betrachtete er seinen Weinkelch. Er stand auf und stellte den Kelch auf den Tisch. Ein Lächeln spielte um seine Lippen, und Terseon fühlte, wie er sich entspannte. »Also gut«, sagte Tenebris. »Ihr bekommt noch etwas Zeit.« Er sah zu dem immer noch sitzenden Ork. »Grukk, lasst uns bitte allein. Es gibt da noch etwas, was ich mit dem Hauptmann zu bereden habe. Unter vier Augen.«

»Mein Fürst.« Grukk Zwölftöter erhob sich und verließ den Raum. Tenebris sah zu Terseon und rollte mit den Augen. »Er mag sich zivilisiert geben, aber er ist und bleibt ein Ork.« Er lächelte. »Gut gespielt, Hauptmann.«

Terseon lehnte sich in seinem Stuhl zurück und lächelte ebenfalls. »Danke.«
Tenebris goss seinen Wein zurück in den Kelch. Er ging zu einem Wandschrank und nahm eine Flasche heraus, aus der er den Kelch neu füllte. Er trank. »Schon besser.« Tenebris setzte sich wieder gegenüber Terseon und schlug die Beine übereinander. »Nun zu wichtigeren Themen...«

-

»Ihr wolltet mich sehen?« Terseon verneigte sich tief. Er hatte seinen Gardeumhang angelegt, der ihn wie immer am Hals kratzte. Wenn dies allerdings sein letzter Auftritt als Hauptmann sein würde, dann wollte er wenigstens erhobenen Hauptes gehen. Mit diesem Gedanken richtete er sich wieder auf und sah dem Stadtherren ins Gesicht.

»Mein guter Freund«, sagte Severen Nalavant. Er saß in der Bibliothek und las ein Buch über elfische Feiern beim Übergang von der Jugend zum Erwachsenen. »Setz dich zu mir.« Terseon nahm neben dem Stadtherren Platz. »Tenebris hat mir von euren Schwierigkeiten erzählt. Diese Wachleute?«

»Peter und Frank.«

Nalavant nickte. »Peter und Frank schweigen immer noch?«

Terseon zwängte einen Finger unter den Kragen. Wahrscheinlich würde der Stadtherr gleich anbieten, den Umhang weiten zu lassen.

Stattdessen sagte er: »Es sind zwei Tage vergangen, seit du sie festgenommen hast. Ich finde es großartig, dass du an ihre Reue glaubst, aber wie lange willst du ihnen noch geben?«

»Ich brauche nur etwas mehr Zeit«, sagte Terseon und hoffte, dass er überzeugter klang, als er war.

Nalavant tätschelte seinen Oberschenkel. »Wie viel Zeit? Maavu plant vielleicht schon sein nächstes schamloses Schurkenstück, um die treuen Bürger dieser Stadt ins Unheil zu stürzen. Diese Leute tragen dafür die Verantwortung.«

Terseon sah dem Stadtherren in die Augen. »Wollt ihr meinen Rücktritt?«

»Mein lieber Terseon.« Nalavant schüttelte den Kopf und lächelte dabei. »Wie könnte ich? Zugegeben, ich habe mit dem Gedanken gespielt, aber Tenebris hat mir ins Gedächtnis gerufen, dass du mein treuester Diener bist.«

»Was wollt ihr dann von mir? Ich tue mein Bestes, wirklich.«

»Das weiß ich doch. Aber wie ihr selbst mir gesagt habt, nach Tagen gerechnet bin ich immer noch in meinem fünften Jahr als Stadtherr. Ich muss diese Zeit überstehen. Cauldron muss diese Zeit überstehen. Auch dann, wenn wir Opfer bringen müssen.«

»Ihr wünscht, dass ich Peter und Frank dem Ork übergebe«, stellte Terseon fest.

»Es betrübt mich ebenso wie Euch, mein Freund, aber ja. Gebt die beiden Verräter an Zwölftöter weiter.«

»Wisst ihr, was er mit ihnen anstellen wird?«

Severen Nalavant lächelte, doch das Lächeln erreichte seine Augen nicht. »Grukk ist ein ungehobelter Klotz, ein grausliger Gesellschafter. Aber er hat seinen Nutzen. Lassen wir ihn nützlich sein.«

Terseon schloss die Augen. Er stand auf und verneigte sich vor Nalavant. »Mein Herr, ich werde tun wie ihr verlangt. Grukk Zwölftöter wird die Gefangenen binnen einer Stunde in seinem Lager haben.«

Eine Träne bildete sich in Nalavants Auge. Er lehnte sich vor und ergriff Terseons Arm. »Für das Wohl der Stadt«, sagte er.

Terseon nickte. Ein harter Zug spielte um seine Lippen. Seine Narbe glänzte im Kerzenschein. »Für das Wohl der Stadt.«
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Kylearan am 14. Dezember 2005, 11:44:47
 Verdammt, was geht denn da ab???

edit: Und ich verwahre mich gegen den "Meckerkobold" - Meckergoblin trifft es mE besser.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Thargad am 14. Dezember 2005, 14:21:00
 Hm, irgendwie erinnerte mich Severen dieses Mal entfernt an jemanden. An einen feisten, gepuderten Eunuchen, einen ganz Speziellen. Diese Assoziation gefällt mir überhaupt nicht, auch wenn sie nur schwach ist. Ich würde ihn lieber auch in Zukunft als Severen, das dumme bunte Huhn, sehen.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 14. Dezember 2005, 19:26:05
Zitat von: "Thargad"
Hm, irgendwie erinnerte mich Severen dieses Mal entfernt an jemanden. An einen feisten, gepuderten Eunuchen, einen ganz Speziellen. Diese Assoziation gefällt mir überhaupt nicht, auch wenn sie nur schwach ist. Ich würde ihn lieber auch in Zukunft als Severen, das dumme bunte Huhn, sehen.
Hmm... dabei liegt ersteres doch so gar nicht in Severens Charakter...
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Askael am 15. Dezember 2005, 19:12:49
 Ein absolutes Schmankerl, wenn ich einma so sagen darf.
Wie alle Zwischenspiele bisher, aber hin und wieder denke ich, du steigerst dich in deiner Form sogar noch!  :o

Hohen Respsekt an den Meister der Cliffhanger an dieser Stelle ;)
Gut gespielt, wichtigere Themen? Herrlich.. Das läßt einen immer mit noch mehr Spannung auf das Nächste Mal warten:


*offizieller Kritikmoduns an*
Auf der Skala wären das dann 9,7 von 10 gelungenen Spannungsbögen
*offizieller Kritikmoduns aus*
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 15. Dezember 2005, 20:13:23
Zitat von: "Askael"
*offizieller Kritikmoduns an*
Auf der Skala wären das dann 9,7 von 10 gelungenen Spannungsbögen
*offizieller Kritikmoduns aus*
Danke. Du greifst aber hoch - dabei habe ich noch so einiges vor... aber wie gesagt, danke für das Lob!
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: shaz´narahd am 16. Dezember 2005, 11:20:38
 Hattest du nicht noch Gatenamen für das Spiel zu vergeben?
Das würde die hohe Wertung erklären  ;) .

Ach, ich wollte die nächste Spielsitzung ja eigentlich überleben.
Dann sollte ich wohl besser meinen Mund halten...  :boxed:

shaz
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 18. Dezember 2005, 22:14:13
 Der Läuterer

»Ihr wollt wirklich nicht mitkommen?«, fragte Thargad.

»Ihr wisst wirklich nicht, wie man so ein Boot steuert?«, gab Maavu zurück.

»Nein«, sagte Thargad stellvertretend für Alle.

»Ich bleibe hier«, entgegnete der Händler. Er löste die dicken Seile und warf sie auf das flache, breite Flussboot, in dem Reittiere und Kettenbrecher bequem Platz gefunden hatten. »Viel Erfolg - und ertrinkt nicht, bevor ihr Alek findet.«

»Wir geben uns Mühe«, sagte Pecarri zwischen zusammengepressten Zähnen. Dann griff die Strömung nach dem Boot und zog sie davon. Das Boot hatte ein Ruder und zwei Staken - Boras und Thamior nahmen je eine, während die anderen Beiden es sich im Boot bequem machten. Die Fahrt verlief halbwegs ruhig, und Elf wie Barbar bekamen Gelegenheit, sich an die Steuerung des Bootes zu gewöhnen.

»So langsam habe ich es raus«, sagte Thamior. »Ist gar nicht so schwer.«

Das hätte er natürlich nicht sagen sollen, denn prompt wurde der Fluss schneller und die Fahrt holpriger. Bald wichen sie Steinen hierhin, dann dorthin aus, prallten gegen kleinere Hindernisse und mussten gegensteuern, um sich nicht quer zu stellen. Wasser spritzte bisweilen über die niedrige Wand des Bootes, und Thargad und Helion hielten die Schöpfeimer parat.

Nach einer besonders spritzigen Welle lachte Boras laut auf. »Das macht Spaß!«, rief er. Dann prallte das Boot vor einen Felsen, und er ging über Bord. Die Anderen hatten sich festhalten können, als der Aufprall das Boot durchrüttelte, aber Boras wurde von der Wucht überrascht. In einem Moment stand der Barbar am Bootsrand, im Nächsten war er im Wasser und einige Schritt voraus. Die Anderen hasteten zum Bug und sahen gerade noch, wie Boras’ Arme im Wasser verschwanden.

»Er kann schwimmen«, sagte Thargad bestimmt.

»Bestimmt«, gab ihm Helion Recht. Aber Boras tauchte nicht auf.

»Schaftbruch!«, fluchte Thamior. Er warf Helion ein Ende seines Seidenseils zu, band sich das andere schnell ums Handgelenk, und mit einem »Veramnayilae!« sprang er ins Wasser.

Er tauchte nicht wieder auf.

Helion sah Thargad an. Dieser blickte zurück. »Wer von uns springt jetzt?«

-

Thamior war auf einen Stein aufgeschlagen, der ihm die Luft aus den Lungen gepresst hatte. Durch das wirbelnde Wasser sah er Boras nahe bei. Der Barbar hatte mit der Strömung zu kämpfen. Thamior versuchte, zu ihm zu schwimmen, musste dann aber Acht geben, nicht selbst abgetrieben und vor einen Felsen gerammt zu werden. Irgendwo über sich war die Wasseroberfläche - aber wo war oben? Boras hatte ihn jetzt auch entdeckt und versuchte, zu ihm zu gelangen. Thamior streckte die Hand aus und berührte Boras’ Finger. Noch ein Stückchen... ja. Er griff zu und zog an dem Seil. Dann strampelte er in die Richtung, in die das Seil ihn zog.

-

Die beiden Schwimmer durchbrachen die Wasseroberfläche prustend und blinzelnd. Thargad zog an dem Seil, Helion stand mit einem Zauberstab daneben. Er zielte auf Boras.

»Hab ihn!« Boras wurde in die Luft gehoben, schwebte über der Wasseroberfläche. Das Boot trieb langsam auf ihn zu, unter ihn, und Helion ließ ihn sinken. Gemeinsam zogen sie dann Thamior aus dem Wasser. Als die Beiden mehr oder minder schnatternd in der kalten Luft und ihren nassen Kleidern standen, konnten sie nicht umhin, zu grinsen, und dann zu lachen.

»Die großen Kettenbrecher«, sagte Thargad kopfschüttelnd, »besiegt von einem Fluss.«

»Wenn das die Sturmklingen gehört hätten«, sagte Helion.

Boras nickte. »Wir hätten uns einsargen lassen können!«

Die Anderen sahen ihn verblüfft an. »Ein Wortspiel«, sagte Helion und klopfte ihm aufs Knie. »Gut gemacht!«

»Was denn?«, fragte der Barbar, was nur wieder zu Gelächter führte. Boras runzelte die Stirn, dann zuckte er mit den Schultern und lachte mit.

-

»Da vorne ist die Statue!«, rief Thamior. »Der Kopflose Dämon!« Im Nachmittagsdunst sahen die Kettenbrecher den Schatten einer großen Gestalt, die sich vor dem Dschungel abzeichnete. Direkt an der Statue war ein schmaler Streifen flachen Sandes - eine Anlegestelle.

»Tatsächlich - das ist ein Glabrezu«, sagte Helion ehrfürchtig.

»Da ist noch mehr«, zischte der Elf plötzlich. »Feinde!« Er nahm seinen Bogen heraus. Im selben Moment erklang das Pfeifen von Pfeilen. Die Geschosse schlugen ins Boot oder fielen ins Wasser. Thargad übernahm schnell das Steuer, Helion legte sich flach in den Bug. Thamior ließ seinerseits einen Pfeil fliegen, und Boras’ Blick suchte den Dschungel ab. »Wo sind sie denn?«

Wieder flogen die Pfeile, und jetzt konnte man die Gestalten erahnen, die sich im Buschwerk nahe der Anlegestelle versteckt hatten. Sie hatten Hundeschnauzen und Fellkörper - Gnolle. Jetzt konzentrierten sich die Pfeile auf Dirims leuchtende Gestalt, aber sie flogen einfach durch den verfluchten Zwerg hindurch. Thamior antwortete mit seinem Bogen und lächelte grimmig, als ein Schmerzenslaut erklang.

Wieder flitzten Pfeile durch Dirim hindurch. Der Zwerg machte ein paar rüde Gesten und lachte lautlos. Einer der Gnolle hatte aber ein anderes Ziel gewählt. Thargad fluchte, als er sich gerade noch vor dem Geschoss ducken konnte. Ein kleiner Kratzer entstand auf seiner Stirn. Thargad wurde schwummrig. »Gift!«, stöhnte er, gleichsam Fluch und Warnung. »Mistkerle!«

Das Boot war noch dreißig Schritt entfernt, und Boras wäre am liebsten ins Wasser gesprungen, um schneller an der Kampfstelle zu sein. Nur die Erinnerung an das letzte Bad hielt ihn ab. Wieder stürzte ein Volley Pfeile aus dem Himmel, nicht mehr auf den Zwerg gezielt, aber auch weit ab von anderen Zielen. Dann war das Boot endlich am Strand. Boras sprang in das stiefeltiefe Wasser und musste gleich zwei weiteren Pfeilen ausweichen. Thamior griff sich das Landungsseil und rannte den Strand hoch. Er warf sich hinter der Dämonenstatue in Deckung und wickelte das Seil um den Arm des Glabrezu. Das gab Thargad die Möglichkeit, seinerseits in den Kampf einzugreifen. Er packte seine Armbrust und sprang über Bord, kam geduckt auf und feuerte gleich einen Bolzen ab. Dann rannte er weiter, ließ die Armbrust fallen und zog die Zwillingsschwerter. Helion schließlich lag hinter der Bordwand und wartete auf den richtigen Moment.

Vier der Gnolle zückten mächtige Krummsäbel und rückten vor, zwei weitere blieben bei Pfeil und Bogen. Boras stürmte auf die Gnolle zu. Noch während drei von ihnen den Barbaren angingen, stahl sich Thargad in ihren Rücken. Seine Klinge stieß dem Gnoll in die Schulter, und als seine Deckung versagte, war Boras mit seiner Axt zur Stelle. Sogleich war der nächste Gnoll in Bedrängnis. Thamior stieg mittels seiner magischen Stiefel auf den kopflosen Hals der Statue. Von dort begann er, die Feinde systematisch zu beharken. Schnell ging der nächste Gnoll zu Boden, Axthiebe in der Brust und einen Schaft durch den Hals.

Der nächste Gnoll schlug nach Thargad, aber dieser warf sich unter dem Hieb hindurch und kam mit einer Rolle wieder hoch. In der Rollbewegung blitzte sein Schwert, und der Gnoll jaulte auf. Ein weiterer Gnoll betrachtete das Gemetzel mit großen Augen. Er drehte sich zur Flucht.

»Incendere!« Flammenstrahlen fraßen sich durch das Leder dieses Hundemenschens. Der Gnoll jaulte, taumelte und wurde von Thamior niedergestreckt. Boras fällte den anderen Gnoll. Nun war nur noch einer übrig.

»Der gehört mir!«, rief Thargad und spurtete los.

»Von wegen!«, lachte Boras und rannte mit großen Schritten an ihm vorbei.

»Das werden wir ja sehen«, murmelte Thamior leise und zielte.

Der Gnoll zerrte seinen Säbel hervor und stolperte zurück, als Boras ihn erreichte. Stahl prallte auf Stahl, und die Wucht des Hiebes warf den Gnoll ein paar Schritte zurück - aber er fiel nicht. Thargad war heran, lief einen entwurzelten Baum entlang und sprang in den Rücken des Gnolls. Sein Stoß zielte auf die Kniekehle, aber im letzten Moment zog der Gnoll das Bein zur Seite. Das Hundewesen hieb nach Boras mit dem Mut der Verzweiflung. Boras trat zurück, dann trat er wieder vor und schlug dem Gnoll die Faust ins Gesicht. Zähne knirschten. Der Gnoll spie aus, taumelte, fiel nicht. Ein Pfeil drang ihm ins Bein. Er jaulte. Fiel nicht. Thamior schüttelte den Kopf. Noch ein Pfeil, aber der Gnoll wich aus. Ein dritter, doch der Gnoll fiel nicht.

»Ha! Er steht noch!«, jubelte Thargad. Dann sprang er dem Gnoll in den Rücken, brachte ihn zu Fall, und stieß ihm die Klinge in den Nacken. Abrupt kehrte Stille ein.

-

»Der ist aber groß«, sagte Boras und sah die Statue hinauf.

Thamior sah zu ihm hinunter. »Das höre ich öfter.«

Thargad stöhnte auf. »Keine Angst«, sagte er dann zu Boras. »Das ist eine Ehrenstatue. So was ist immer überlebensgroß. Oder, Helion?«

»Meistens«, bestätigte der Kobold. Er schätzte die Statue ab. Der Glabrezu hatte zwei Paar Arme; eines endete in scharfen Klauen, das andere in riesigen Scheren so groß wie Boras. Der hundeähnliche Kopf lag tatsächlich im Sand; bis zum Hals war die Statue gut fünf Schritt hoch. »Hier aber nicht.«

»Du meinst...«

»Ich meine. Das Ding ist in Originalgröße.«

-

»Wo gehen wir jetzt lang?« Thargad sah auf den Fluss hinauf. Flache Steine ermöglichten einen halbwegs sicheren Übergang, und auf der anderen Flussseite konnte man schwach einen breiten aber bewachsenen Pfad erkennen, der nach Süden ging. Bei den Gnollen waren die Kettenbrecher wiederum auf einen schmaleren Jagdpfad gestoßen, der nach Nordosten führte.

»Nach Norden, sage ich.« Thamior reinigte seinen Bogen mit einem Tuch. »Dort führt die Karte hin.«

»Aber im Süden gibt es vielleicht Spuren unserer Eltern«, wandte Thargad ein. Damit war die Sache entschieden.

-

Der Pfad war begehbar, aber eindeutig nicht mehr benutzt - außer von Wildtieren. Thamior hatte Sheera in die Luft geschickt, um sie vor etwaigen Riesen zu warnen, die auf dem Weg lauerten. Ansonsten waren sie auf sich allein gestellt. Trotzdem hörten sie nach etwa einer halben Stunde Geräusche von gemächlichen Schritten, Laubrascheln, ein Zischeln. Jemand - Etwas näherte sich.

Thargad sprang ins Dickicht, Helion presste sich flach an einen Baum. Thamior verschwand im Dschungel, und selbst Dirim versteckte sich. Boras sah sich um, sah sich allein, dann legte er sich flach auf den Boden.

Um die Ecke kam ein Reiter, gewandet in weißes Leinen, dass er auch als Sonnenschutz um den Kopf gewickelt hatte. Sein Gesicht war eine Wolfsschnauze, seine Füße wie gekrümmte Pfoten. Er trug einen großen Säbel auf dem Rücken. Sein Reittier war nicht weniger seltsam. Es glich einer Eidechse in Form und Farbe, war aber von gewaltiger Größe. Man hätte es mit einem Pferd vergleichen können, wenn es nicht durch seine kleinen Beine viel niedriger geschritten wäre. Eine lange Reptilienzunge schmeckte die Luft. Trotzdem war Boras’ Aufmerksamkeit auf den Reiter gerichtet. Es war kein Gnoll, wie er deutlich sah. Aber er gehörte derselben Rasse an wie jemand anderes, den die Kettenbrecher getötet hatten. Es war die Rasse Tarkilars, des untoten Priesters aus den Kopruruinen.

Die Zunge der Reitechse schlabberte in Boras’ Ohr. »Habt keine Angst«, hörte er den Wolfsmensch sagen. »Ich werde Euch nichts antun, wenn ihr mich nicht zwingt.«

Boras erhob sich und klopfte sich das Gras von den Schultern. »Passt besser auf, dass ich dir nichts tue. Wer bist du überhaupt?«

Der Wolfsmensch erwiderte Boras’ Blick mit funkelnden Augen. »Mein Name ist Levold, genannt der Läuterer, und ich diene dem Herrn der Sonne.«

»Levold also.« Thargad kam aus dem Wald heraus, sodass er direkt neben dem Wolfsmenschen stand. Levolds Kopf fuhr herum, aber sonst reagierte er nicht. »Und was willst du hier?«

»Ich reite in die Kesselstadt, wo Schmutz und Unrat Zierde ist, um mein Geschwister zu suchen, dass dort verloren ging.«

»Geschwister?« Thamior kam einige Schritt hinter der Echse aus dem Dschungel.
Levold wandte sich um, dann stieß er ein bellendes Lachen aus. »Wie viele von Euch sind hier denn noch?«

Zur Antwort stellte sich Pecarri hinter Boras auf den Weg. »Nur wir. Und jetzt sag schon: Wer ist dein Geschwister?«

»Mein Geschwister nannte sich Tarkilar der Tollkühne, doch mein Volk nannte ›den Tollen‹. Er verließ uns, als der Sommer länger war, doch schon damals war sein Herz verdunkelt. Er war ein Jäger, doch das Rudel war ihm weder Schutz noch Heimat.«

»Tarkilar«, sagte Pecarri. »Wir haben ihn getroffen.« Von einem Moment zum nächsten lag Spannung in der Luft, beide Seiten beäugten sich. Boras stellte sich einen Fuß breiter, Pecarri suchte sich seine Zauber zurecht, Thargads Hände glitten zu seinen Schwertern, und Thamior schmeckte den Wind. Levold auf der anderen Seite ließ die Zügel fahren und hatte nun beide Hände frei. »Was wollt ihr von Tarkilar.«

»Die Ältesten sagen, er habe sich an der Natur vergangen. Ich werde ihm Hoffnung geben, in der Schattenwelt, wo stets die Sonne scheint, doch nie verbrennt.«

»Tarkilar ist tot«, sagte Boras. »Ich habe ihn getötet.«

Levold betrachtete den Barbaren eindringlich. »Ihr habt Tarkilar getötet?«

»Ja.«

»Er war untot«, fügte Pecarri hinzu. Levold nickte. Er stieg von seiner Echse und kniete sich vor Boras, neigte den Kopf nach hinten und präsentierte seine Kehle. Dann erhob er sich wieder.

»Habt Dank! Ihr habt meine Aufgabe beendet. Nun obliegt es mir, Euch ein ähnliches Geschenk zu machen. Gibt es jemanden, den ich für Euch besiegen kann?«

Die Kettenbrecher sahen sich an und dachten: Vlaathu. Aber im selben Moment sahen sie vor ihrem inneren Auge, wie der Betrachter siegreich über der Leiche des Läuterers schwebte. Und den Hofnarr wollte Thargad selbst übernehmen.

»Nein, leider wissen wir niemanden«, sagte Pecarri.

»Gibt es etwas anderes, dass ich für Euch tun kann?«

»Vielleicht. Unser Freund wurde verflucht. Könnt ihr den Fluch brechen?« Auf ein Zeichen hin kam Dirim aus dem Dschungel geschlüpft. Levold betrachtete den Zwerg einige Zeit, dann schüttelte er den Kopf.

»Nicht sofort. Ich habe ein passendes Zauberblatt dabei, aber es wird nicht mächtig genug sein. Wenn ihr wünscht, werde ich es gerne morgen versuchen, wenn die Sonne aufgegangen ist. Bis dahin begleite ich Euch.«

»Das ist gut. Wir suchen eine Handelsstation«, sagte Thargad.

Levold nickte. »Ich kenne den Ort, von dem ihr sprecht. Er befindet sich zwei Zungenschläge entfernt in der Richtung, in die der Sandsturm zieht.« Als Levold merkte, dass diese Angabe den Kettenbrechern nichts sagte, zuckte er mit den Schultern. »Folgt mir einfach.«Levold wendete seine Reitechse und ließ sie den Weg zurück reiten, den er gekommen war. Die Kettenbrecher folgten ihm. Während sie ritten, unterhielt Levold sie mit Geschichten aus seinem Rudel, und Abenteuern, die er schon erlebt hatte.

Bald neigte sich die Sonne dem Horizont entgegen. »Wie weit ist es noch?«, fragte Thargad.

»Nicht mehr sehr weit. Wenn wir weiter reiten, können wir noch früh in dieser Nacht an der Station sein, oder wir suchen uns jetzt einen Rastplatz und ziehen morgen weiter.«

»Ich bin für Letzteres«, sagte Pecarri, und die Anderen stimmten zu. Thamior suchte einen geschützten Platz und richtete eine Feuerstelle ein, an der man sich zur Ruhe legte.

»Wisst ihr, ob die Station verlassen ist?«, erkundigte sich Pecarri.

»Nein. Auf dem Hinweg ritt ich daran vorbei, so wie ich alle Wege mied, bis ich Euch begegnete.«

»Wir werden morgen sehen, wer dort haust«, sagte Thamior.

»Aber zuerst versuchen wir, Dirim zurückzubekommen«, gab Pecarri zurück.

»Alles zu seiner Zeit«, sagte Levold. »Ihr solltet jetzt ruhen. Bei Nacht kommen die dunkelsten Gedanken ungebeten - wartet bis die Sonne wieder scheint, und die größten Probleme stellen sich als Schatten heraus.« Damit rollte er sich neben seiner Echse zusammen und schlief ein.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 18. Dezember 2005, 22:18:51
 Levold der Läuterer, CR 9

Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 18. Dezember 2005, 22:29:38
 So - ein Update gibt es vielleicht noch. Grundsätzlich sind wir da, wo wir beim letzten Mal aufgehört haben; wenn, gibt es also nur noch einen Einblick in die Geschehnisse in Cauldron. Wenn ich die Zeit finde.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Levold am 19. Dezember 2005, 07:56:15
  :wub: Ich fühle mich geehrt, als Wolfsmensch in deiner SH auftauchen zu dürfen. Und gar nicht mal schlecht, der Junge.
Wenigtstens kein Schwertfutter. Zumindest noch nicht.  B-)
Levold
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 19. Dezember 2005, 08:16:42
Zitat von: "Levold"
:wub: Ich fühle mich geehrt, als Wolfsmensch in deiner SH auftauchen zu dürfen. Und gar nicht mal schlecht, der Junge.
Wenigtstens kein Schwertfutter. Zumindest noch nicht.  B-)
Levold
Beachte die skills :)
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Levold am 19. Dezember 2005, 09:38:15
  :huh:  :lol:
Hab die gerade nur überflogen. Sehr geil!
Jetzt fühl ich mich um so mehr geehrt!  :D  
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Kylearan am 19. Dezember 2005, 11:17:07
 Jaja, die Bootsfahrt ...

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"Halt das", sagte Thamior und drückte dem Kobold das Seil in die Hand. Dann verschwand er in den Fluten. Peccari rollte mit den Augen und warf dem Elfen das Seil nach - mit ein wenig Mühe. "Was denkt der sich eigentlich bei so etwas?"

Thargad quittierte das mit seiner üblichen Unruhe und suchte das Wasser nach den Gefährten ab.

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War schon lustig.

Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen


Kylearan
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 22. Dezember 2005, 13:13:14
 Da ich nicht weiß, ob ichvor Weihnachten oder unserem nächsten Spieltermin noch mal online komme...

Zwischenspiel: Währenddessen (II)

Das Klopfen an der Tür war hartnäckig. Terseon wälzte sich grunzend aus dem Bett und wuchtete sich hoch. Der Raum drehte sich. Terseon verfluchte den billigen Wein und streifte sich eine Hose über, während er zugleich auf die Tür zu hüpfte. Immer noch klopfte es.

»Ich komme, verdammt!« Er öffnete die Tür so schnell, dass er Tenebris den Klopfer aus der Hand riss. »Ihr seid’s. Kommt doch rein.« Terseon ging ins Wohnzimmer und wartete gar nicht erst, ob der Elf ihm folgte. Er setzte sich in einen der beiden Sessel, kratzte sich die Brust und versuchte, den schalen Geschmack in seinem Mund zu ignorieren.

Tenebris Valanthru betrat das Zimmer, sah kurz auf den Hauptmann hinab, und ging dann zum Buchregal. Hinter einer Buchattrappe nahm er eine verstaubte Weinflasche hervor, dann griff er sich ein Glas vom Beistelltisch und füllte es mit rubinroter Flüssigkeit.

»Auch ein Glas?« Terseon winkte ab. Terseon lächelte. »Ich verstehe. War wohl spät gestern.«

»Wie spät ist es denn jetzt? Oder besser: wie früh?« Terseon rieb sich den kahlen Schädel. »Ich glaube nicht, dass ich überhaupt geschlafen habe.«

»Die Sonne geht gerade auf«, sagte Tenebris. »Und mit dem neuen Tag kommen neue Erkenntnisse.« Er nahm einen tiefen Schluck und schloss die Augen, bevor er schluckte. »Redgorge.«

»Für Ratespiele ist es noch etwas früh«,  sagte Skellerang. »Was ist mit Redgorge?«

»Maavu ist dort.«

»Was? Aber wie-« Dann verstand er. »Peter und Frank.«

Tenebris nahm einen weiteren Schluck Wein.

»Ich trinke jetzt wohl doch etwas.« Terseon stand auf und schenkte sich ein Glas ein, dass er in einem Zug leerte. Er ließ sich in den Sessel fallen und wandte seine rotgeräderten Augen wieder Valanthrus Goldstich zu. »Wo in Redgorge?«

»Sie wussten es nicht.«

»Und jetzt?«

»Nun, das hängt davon ab. Wollt Ihr Maavu immer noch festsetzen? Oder lasst ihr Grukk die Arbeit machen?«

Terseon packte die Armlehnen fester und lehnte sich vor. »Maavu gehört mir.«

»Wie ihr wünscht. Dann werdet ihr Eure Leute nach Redgorge lenken und Maavu ausräuchern.«

»Moment mal.« Terseon rieb sich die Glatze. »Ich soll Redgorge angreifen?«

»›Durchsuchen‹ wäre treffender.«

»Aber... dazu brauche ich eine ganze Menge Leute.«

»Wie viele habt ihr? Vierzig? Fünfzig?«

Der schale Geschmack in Terseons Mund wurde stärker. »Und Cauldron?«

»Grukk übernimmt den Schutz der Stadt. Außerdem kommen demnächst weitere Söldnertruppen hierher.« Tenebris füllte sein Glas und auch gleich das des Hauptmanns. Terseon ließ es geschehen. Der Elf ging ans Fenster und sah hinaus. »Stört Euch etwas?«

»Halb Redgorge steht leer«, sagte Terseon, »aber die Verbliebenen sind stolz. Sie werden uns nicht einfach gewähren lassen.«

»Habt ihr Angst, zu versagen?«

Terseon stand auf. »Auch was. Aber meine Jungs sind auf so etwas nicht eingestellt. Ich brauche Zeit. Vielleicht, wenn wir die Herausgabe Maavus verlangen...«

»Meint ihr das Ernst? Die stolzen Rotschluchtler, die ihr gerade anspracht, würden den Teufel tun. Stattdessen würden sie sich vorbereiten.« Valanthru sah immer noch aus dem Fenster. »Nein, ihr müsst sie überraschen. Dann haben sie keine Gelegenheit, sich zu formieren.«

»Aber ich habe schon gesagt, meine Jungs-«

»Ihr braucht Zeit, um sie auf die Aktion vorzubereiten.« Tenebris nahm einen weiteren Schluck Wein. »Und natürlich auch, um die Wache an Grukk abzugeben, bis ihr zurück seid. Ah, da ist er ja.« Der Elf öffnete das Fenster.

Von der Straße hörte man die Stimme eines Stadtschreiers: »Hört, hört! Der Stadtherr Severen Nalavant erklärt zum Schutze der Stadt und ihrer Bürger eine Ausgangssperre für Cauldron. Die Stadttore werden mit sofortiger Wirkung geschlossen, und niemand verlässt die Stadt, bis die gefährliche Situation behoben wurde. Jeder, der diesen Zeitpunkt nicht abwarten kann, soll sich zwecks Sondergenehmigung im Stadthaus melden. Hört, hört! Der Stadtherr...« Die Stimme entfernte sich wieder, und Valanthru schloss das Fenster wieder. Er wandte sich zu Terseon um.

»Ihr bekommt Zeit, aber ihr solltet Euch trotzdem eilen. Allzu lange werden wir Cauldron nicht absperren können.«

Terseon wusste nicht zu antworten. Tenebris hob die Hand in stillem Salut, dann leerte er sein Glas. Terseon starrte auf seinen Wein. Er hatte vergessen, nach Peter und Frank zu fragen. Aber innerlich wusste er schon, wie ihr Schicksal aussah. Sie hatten es sich selbst zuzuschreiben. Der Wein erinnerte ihn plötzlich an Blut. Ein Schaudern lief ihm über den Rücken, dann trank auch er.

-

»Was ist mit der Ausgangssperre?«

»Hat es was mit den Silberdiebstählen zu tun?«

»Was denkt Nalavant sich dabei?«

Velior Thazo saß auf seinem Thron und ertrug das Gequassel für einige Momente. Schnell wurde aber klar, dass keiner der Anwesenden - außer ihm - besser informiert war als der gemeine Bürger. Einerseits beruhigte ihn das, aber andererseits erschrak ihn diese Unfähigkeit. Der Gedanke war urkomisch, aber er vermisste Jil tatsächlich. Die hätte ihm wirklich gefährlich werden können. Andererseits war ihr Ableben auch sehr amüsant gewesen. Der Hofnarr zwang sich in die Gegenwart zurück. Jil war tot, und er musste mit denen auskommen, die ihm geblieben war. Er hob die Hand, und sogleich kehrte Schweigen ein. Ein halbes Dutzend geschminkter Gesichter starrte ihn an.

»Die Stadtwache plant einen Angriff auf Redgorge«, sagte der Hofnarr. Das Schweigen hielt an, aber es gewann eine neue Dimension: Überraschung. Unsicherheit. Die Frage, woher er diese Information hatte.

»Aber warum?«, fragte Topper. Thazo hatte erwartet, dass der Mönch das Wort ergreifen würde. Die meisten anderen hatten zu viel Schiss.

»Sie wollen Maavu fangen.« Wieder dauerte es einen Moment, bis die Information verdaut war.

»Und was tun wir?« Wieder Topper.

Der Hofnarr lächelte. Er sah, wie einige der Anwesenden zu Boden sahen. Sie hielten es für kein gutes Zeichen, wenn er lachte, denn meistens bedeutete es, dass er einer Intrige auf die Spur gekommen war oder jemanden auflaufen lassen würde. Velior wartete einen Moment, um die Furcht zu genießen, die er hervorrief.

»Was schon? Wir umgehen die Ausgangssperre und schicken unsere Leute nach Redgorge. Das Mindeste, das wir für unsere Nachbarn tun können, ist doch, sie zu warnen. Sonst werden sie von unserem tapferen Hauptmann noch überrumpelt...«
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Serath am 22. Dezember 2005, 15:53:33
 Mal wieder sehr schön das Zwischenspiel. :)

Aber die Diebsesgilde des Letzten Lachens finde ich eh total Klasse.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Askael am 22. Dezember 2005, 17:18:05
 *sich Seraths Meinung anschließt*

Vor allem die sich entwickelnde Dynamik in der Beziehung Terseon - Tenebris weis zu gefallen.
Dass die lange "ruhende" Gilde wieder mal einen Auftritt hat, und noch dazu so einen Verheißungsvollen, macht wieder einmal Lust auf mehr.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: dude am 05. Januar 2006, 16:27:52
Jetzt mal ne Frage:

Wann gehts eigentlich weiter hier?
Ich bekomme schon Entzugserscheinungen!!! Erst süchtig machen, und dann den Hahn abdrehen.  :P ... gängige Praktik bei Dealern?

Also, ich bitte den Meister Berandor inständigst bald wieder Nachschub zu liefern.

schüttelfrostiger Dude
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Kylearan am 05. Januar 2006, 17:56:25
Zum Gruße!!
Zitat von: "dude"
Wann gehts eigentlich weiter hier?

Samstag wird (endlich) wieder gespielt.

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Kylearan am 10. Januar 2006, 16:54:54
Und es hat lange gedauert... War sehr spaßig, allerdings auch sehr gehaltvoll. Die Fortsetzung der SH dürfte Berandor daher schon noch einige Zeit kosten.

Teaser: ich habe selten so häufig die Hände vor den Kopf geschlagen wie Samstag.

Kylearan
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Beitrag von: shaz´narahd am 11. Januar 2006, 14:47:11
Ich weiß, es war nicht sehr elfisch, aber ich mußte einfach nach den Federn fragen...

Die hätte einfach nicht in meiner albernen Phase kommen dürfen  :P

shaz
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 13. Januar 2006, 15:01:32
Hilfe von oben

Am nächsten Morgen versuchte Levold, den Fluch bei Dirim zu brechen. Vergeblich. Der Zwerg blieb durchscheinend und hilflos.

»Und jetzt?«, fragte Pecarri. »Habt ihr noch eine Idee?«

Levold senkte den Kopf. »Vielleicht hätte ich direkt darauf kommen sollen.« Er ging zu seiner Reitechse und griff in die Satteltasche. Heraus kam ein großes Ei, das von innen heraus zu leuchten schien. »Die Ältesten haben mir diesen Gegenstand gegeben. Wenn ich in größter Not sei und eines Wunders bedürfe, dann sollte ich das Ei zerbrechen.«

»Ein Wunder?«

»Und ihr würdet es für uns benutzen?« Thargad war erstaunt.

»Das würde ich«, sagte Levold ernst. »Allerdings ist meine Schuld dann bezahlt.«

»Natürlich«, beeilte sich Pecarri zu sagen.

Levold hob das Ei über seinen Kopf. »Herr der Sonne, höre mein Flehen. Gib den Kettenbrechern Hilfe, auf das ihr Freund wieder hergestellt wird.« Damit warf er das Ei zu Boden und zerbrach es. Gleißendes Licht ließ die Anwesenden ihren Blick abwenden - vor allem Pecarri verzog schmerzhaft das Gesicht. Dann hörte man eine helle Stimme.

»Hallo! Wer seid ihr denn?« Die Kettenbrecher sahen sich ebenso verwirrt um wie Levold, doch es war nichts zu sehen. Nur ein leises Flattern war zu hören. »Du siehst aber komisch aus!” Jetzt sahen sie einander an, aber es blieb unklar, wer gemeint war.

»Was ist das?«, wollte Thamior wissen.

»Ich weiß nicht«, sagte Levold. »Ein Geist?« Er berührte die goldene Sonnenscheibe auf seiner Stirn. »Zeig dich!«

»Von wegen!«, kam es aus dem Nichts.

Levold knurrte. »Beim Herrn der Sonne: Zeig dich!« Die Luft um ihn herum schlug Wellen, dann wurde der Besitzer der Stimme enthüllt. Er war etwas kleiner als Pecarri, wesentlich bunter angezogen - einschließlich einer langen Zipfelmütze - und die Spitzohren, die Mottenflügel und der übertrieben erschrockene Ausdruck auf dem Gesicht ließen nur einen Schluss zu.

»Azuth sei gnädig«, entfuhr es Pecarri.

»Was?«, fragte Boras.

Thamior rieb sich die Augen und seufzte. »Warum wir?«

»Was?«, fragte Boras.

Pecarris Blick sprach Bände. »Es ist...«

»... ein Feenkobold«, beendete Thamior den Satz.

»Was?«, fragte der Feenkobold. »Wo?« Er sah sich hektisch um. Dann zuckte er mit den Schultern und flatterte zu Thargad, der das Geschehen schweigend verfolgt hatte. »Wer bist du denn?«

»Ich bin Thargad. Und du?«

»Flitz!« Er griff Thargads Hand mit beiden Griffeln und schüttelte sie. »Angenehm.«

Boras fletschte die Zähne. Dann wollte er von Helion wissen: »Sind die immer so?«

»Immer.«

»Eigentlich bin ich sonst ganz anders«, beteuerte Flitz, »nämlich unsichtbar!«

Thamior ignorierte den Neuankömmling und wandte sich an Levold. »Sag Mal, kann es sein, dass die Ältesten dich nicht besonders mögen?«

Levold wollte empört verneinen, sah aber noch mal zum Feenkobold hin und dann von einer Antwort ab. »Meine Schuld ist jedenfalls getilgt. Der Handelsposten liegt da entlang. Ich denke, ich reite am Besten auch los.« Und mit einem letzten Seitenblick auf Flitz schwang er sich auf seine Reitechse und ritt davon.

»Wir sollten auch aufbrechen«, sagte Thamior mit einem Blick auf die dunkelgraue Himmelsdecke. »Ich denke, es kommt ein Sturm.«

»Na, hoffentlich wird Flitz nicht weggeweht«, sagte Boras mit gespielter Fürsorge.

»Keine Angst«, sagte der, »ich schaffe das schon.« Und wurde prompt unsichtbar, als er aus dem Wirkungskreis von Levolds Zauber heraus war.

-

Dennoch gab es keinen Zweifel, dass Flitz bei den Kettenbrechern war, als sie den Handelsposten erreichten. Davon zeugte nicht nur, dass Boras mehr als einmal über etwas Unsichtbares stolperte, sondern auch das fröhliche Geplapper, das in der Luft lag.

Der Handelsposten bestand aus einem kreisförmigen Vorhof und einem großen, viereckigen Aufenthaltsraum. Der Vorhof war nach oben offen, und die Steinmauern, die ihn umgaben, waren ebenfalls teilweise eingestürzt und eingerissen. In der Mitte des Vorhofs  erhob sich ein schmaler Turm aus Mörtel, nicht unähnlich einem großen Ameisenhaufen, in dessen Schutz sich anscheinend der Brunnen verbarg, der aber ansonsten nicht begehbar war.

Thamior und Thargad schlichen sich - von Flitz unsichtbar begleitet - an und begannen mit einer vorsichtigen Durchsuchung des Vorplatzes. Flitz beobachtete sie und, nach einem Blick auf den Brunnenturm, wollte ihnen einen Schrecken einjagen. Er konzentrierte sich. Im Inneren des Turms öffnete sich ein Tor zu einer Zwischenwelt, und ein Schwarm von Hunderten von Fledermäusen drang daraus hervor, in der Spitze des Turms gerade noch Platz findend. Flitz kicherte leise. Die würden sich erschrecken!

Thargad näherte sich dem Brunnen, während Thamior die Außenwände untersuchte. Als er einen Blick hinunter in die Finsternis warf, hörte er über sich das hektische Schlagen von vielen kleinen Flügeln. Instinktiv zog er den Kopf ein und machte ein paar Schritte zurück, gerade als der Fledermausschwarm aus den schmalen Öffnungen, die die Zeit in die Turmwände geschlagen hatte, auf ihn zu schwärmte. Thargad drehte sich um und rannte zu Thamior. Flitz hingegen schalt sich einen Dummkopf, weil er vergessen hatte, dass er den Schwarm nicht steuern konnte. Trotzdem wollte er sehen, wie sich das Ganze entwickelte.

Die Fledermäuse folgten dem Schurken. Sofort flatterten überall um Thamior und Thargad kleine schwarze Blutsauger, die mit ihren kleinen Krallen fiese Risse zogen. Die beiden Kettenbrecher schlugen nach den Tieren, richteten aber nichts aus. Thamior duckte sich und rannte davon, aus dem Schwarm heraus, als plötzlich die Fledermäuse aufflogen und sich zerstreuten. In Sekundenbruchteilen war von den Tieren nichts mehr zu sehen.

»Wo sind sie hin?« Thamior presste ein Stück Stoff auf die blutende Wange.

»Keine Ahnung«, sagte Thargad. »Als hätten sie sich in Luft aufgelöst.«

»Komisch.« In diesem Augenblick kam Boras auf den Hof gelaufen, Helion auf den Schultern. »Ihr seid etwas zu spät«, begrüßte Thamior die beiden. »Aber vielleicht gehen wir von hier aus gemeinsam vor.«

»Was war denn?«, fragte Helion, während Boras ihn absetzte.

»Nichts«, sagte Thargad und sah dabei argwöhnisch nach oben. »Hoffe ich jedenfalls.«

Vor dem Unterstand wurde Flitz sichtbar. »Na, was ist denn?«, rief er betont unschuldig. »Kommt endlich!«
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 13. Januar 2006, 15:08:39
Dirims Spieler wollte einen "fliegenden Charakter ausprobieren", und also präsentiere ich euch...

Flitz, CR 9
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Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Kylearan am 13. Januar 2006, 16:19:01
Zitat von: "Kylearan"
ich habe selten so häufig die Hände vor den Kopf geschlagen

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Levold am 13. Januar 2006, 17:58:18
Sehr schön.  :grin:
Da habe ich ja das Abenteuer um Längen nach vorne gebracht. Höhö.
Levold
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Dirim am 24. Januar 2006, 17:10:09
Hält Dich die lästige Klausuren-Schreiberei auf uns noch etwas Geschichte mit in den Tag zu geben?
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 25. Januar 2006, 10:32:29
Du warst doch dabei und weißt, was passiert...
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: dude am 25. Januar 2006, 10:47:43
Er schon!

Ich nicht! Und damit werd ich sicher nicht alleine stehen auf weiter Flur!

Auf wann darf man hoffen?

Dude
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Kylearan am 25. Januar 2006, 11:16:20
Zitat von: "Berandor"
Du warst doch dabei und weißt, was passiert...

Na ja, du vergisst unser Alter (Thargad ausgenommen). Da verblassen die Erinnerungen schnell...

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 25. Januar 2006, 11:18:03
Das nächste Update ist zu 50% fertig, und meine Arbeitstage sind eigentlich Mi/Do/Fr, also sollte es bis zum WE klappen...
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Anonymous am 25. Januar 2006, 16:31:49
:grin:
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 26. Januar 2006, 09:26:27
Kleine Biester

An den offenen Hof mit Brunnen schloss sich ein überdachter Raum an, der etwa zwanzig mal dreißig Schritt umfasste. Gleich erkannten die Kettenbrecher, dass hier schon lange niemand mehr für längere Zeit gehaust hatte: überall wuchs Unkraut aus dem Boden, und an manchen Stellen waren verrottende Ausrüstungsgegenstände von Wurzelwerk und Erde verdeckt und verdreckt worden. Thargad machte sich gleich an die Durch-, während Helion die Untersuchung von Kohlezeichnungen an den Wänden übernahm.

»Hältst du das mal?« Thargad gab Thamior eine Art schwarzen Stein.

»Was ist das?«, erkundigte sich der Elf.

»Keine Ahnung. Aber es könnte wichtig sein, also sollten wir es besser mitnehmen.«

»Und warum gibst du es mir?«

Thargad zuckte mit den Schultern. »Weil ich nicht weiß, was es ist.«

»Es könnte gefährlich sein«, beschwerte sich der Elf.

»Es könnte eklig sein«, stieß Flitz in dieselbe Lücke.

»Es könnte essbar sein«, sagte Boras, der sich ausgeschlossen fühlte.

Thamior sah sich den Stein etwas genauer an. »Ich glaube, das ist...« er sah auf und bedachte Thargad mit einem ungläubig-genervten Blick, »...eine getrocknete Leber. Na toll.«

»Kann ich die haben?«, fragte Flitz aus dem Nichts. Thamior warf das Stück in die ungefähre Richtung, wo es in der Luft schwebte und schließlich verschwand.

»Hmm... lecker«, machte Flitz und betastete dann kichernd die Tasche, in der er die Leber verstaut hatte, während er die Gesichter seiner neuen Freunde genoss.

»Was hast du noch?«, wandte sich Thamior an Thargad.

Dieser hielt einen Knochen hoch. »Einen Finger. Oder genauer: einen angenagten und angebrannten Finger, mit dessen angebrannter Seite man etwas geschrieben hat.«

»Wahrscheinlich eine dieser Zeichnungen«, sagte Helion von der Wand. »Sie sind zwar unterschiedlich alt, zeigen aber allesamt nur Folter- und Schlachtszenen sowie das anschließende Festmahl an den Besiegten. Und fällt euch noch etwas auf?« Er deutete auf die Zeichnungen. »Die höchsten Zeichnungen gehen mir gerade bis zur Brust.«

Die Kettenbrecher traten bedächtig näher. Plötzlich blieb Thamior stehen. »He, ich glaube, hier ist eine Falltür.«

Thargad, der das Gebiet vorher durchsucht hatte, tauschte mit Helion, der dies ebenfalls getan, einen Blick. ›Elfen‹, sollte das heißen, und wurde von Beiden verstanden. Dann räumten sie alle gemeinsam die Erde über der Falltür weg.

»Die ist aber nicht besonders groß«, sagte Boras zweifelnd.

»Sieht aber massiv aus«, gab Helion zurück. »Kriegst du sie auf?«

Boras stellte sich über den glatten Stein, der die Falltür bedeckte, und rieb sich die Hände. Dann ging er in die Knie, packte die Kanten des Steins, spannte die Muskeln an und fiel beinahe nach hinten über, als sich der Stein als viel leichter erwies, als er sich vorgestellt hatte.

»Hu«, machte der Barbar und warf den Stein zur Seite.

Im Boden war ein dunkles Loch, das ziemlich genau so breit wie Boras war, aber auch den anderen Kettenbrechern - selbst Helion und, wenn man ihn mitzählte, Flitz - nicht viel Platz bot.  Andererseits würde ein Abstieg nicht sehr schwierig werden, denn anstatt abzustürzen konnte man nur stecken bleiben. Thamior nahm ein Sonnenszepter aus seiner Tasche und schlug es am Boden an, dann ließ er es in das Loch fallen. Gut neun Meter tiefer landete es auf trockenem, aber gesundem Gras und gab den Blick in zwei enge Gänge frei.

»Hört ihr das?«, fragte Thamior und meinte ein rasselnd-klackendes Geräusch, das vielstimmig aus den Tunneln drang. »War das vorher auch da?« Als er sich zu den anderen umwandte, richtete sich sein Blick auf den Eingang zum Unterstand. »Wir werden beobachtet!«, rief er. Dann stürzte er los.

Boras hatte gerade seine Axt gezogen, da war der Elf schon am Eingang und packte zu. Das Wesen, dass sie beobachtet hatte und sich nun in seinem Griff wand, hatte einen Panzer aus Chitin, dürre Insektenbeine, an deren Ende scherenähnliche Klauen klackten, und ein deformiertes Gesicht mit scharfen Zangen. Außerdem war es etwa so groß wie eine der Handpuppen, die in Cauldrons Puppentheater auftraten, und daher absolut hilflos im Griff des vergleichsweise riesenhaften Elfen.

»Was bist du?«, fragte Thamior verdutzt. Das Wesen starrte zurück, dann begannen seine Umrisse schwarz zu flackern und es verschwand. Thamiors Hände griffen ins Leere. »Gruumschs stinkende Spucke!«, fluchte der Elf, während er die Umgebung nach dem Wesen absuchte.

»Ein Dimensionstor«, staune Helion, »und das angeboren, sonst hätte es nicht aus dem Griff fliehen können.«

»Sind die böse?«, fragte Thamior.

»Ist das wichtig?«, gab Boras zurück und ignorierte die leuchtende Dirim-Erscheinung, die vehement nickte.

»Wenn man von den Zeichnungen ausgeht...«, sagte Helion und wies noch einmal auf eine besonders eindrucksvolle ›Schlachtplatte‹.

»Also gut«, sagte Thamior. »Dann räuchern wir sie mal aus.«

»Ausräuchern?«

»Ja.« Er wies auf das Loch. »Oder willst du da runter? Da ist es doch besser, die kommen rauf.« Der Bogenschütze begann, im umliegenden Dschungel junges Holz zu sammeln sowie Blätter und gewisse hilfreiche Kräuter. Dann warf er all das das Loch hinunter und schoss schließlich einen brennenden Pfeil hinterher. Schnell begann es zu kokeln und zu rauchen, und Boras legte den Stein wieder auf das Loch.

»Und jetzt warten wir.«

Die Minuten vergingen. Flitz wurde es schnell langweilig und er flatterte aus dem Unterstand, und auch Helion vertrat sich die Beine. Nach einiger Zeit bemerkten Beide, dass von einem Ort hinter der Mauer Rauch aufstieg. Als Flitz sich dort umsah, entdeckte er einen weiteren Zugang in die Höhlen. Auch dieser wurde verdeckt, und wieder warteten sie. Flitz zog derweil seine Kreise um die Handelsstation herum, falls sich ein weiterer Ausgang öffnete. Stattdessen aber sah er, wie sich vier der kleinen Gestalten auf dem Dach materialisierten.

»Na wartet!« Er konzentrierte sich kurz und sammelte magische Kraft in seinen Fingern, die er sodann in einer Form abschoss, die er selbst gerne als ›glühenden Riesenpopel‹ bezeichnete. Das Geschoss traf eines der Wesen und riss es zu Boden. Von dem Lärm aufgeschreckt kamen die übrigen Kettenbrecher auf den Hof und sahen sich um. Thamior entdeckte die Wesen als Erster, rannte zur Wand und daran hinauf, während Boras und Helion mangels Kletterstiefeln unten bleiben mussten. Thargad hingegen bewachte weiterhin den Ausgang.

Thamior erreichte die Dachkante und feuerte gleich einen Pfeil auf das verletzte Wesen. Er durchbohrte eines der Facettenaugen, und das Wesen fiel zuckend zu Boden. Die anderen drei aber verschwanden in Dimensionstoren, bevor Thamior oder Flitz noch einen Angriff starten konnten. Thamior fluchte erneut, aber zumindest hatten sie jetzt die Gelegenheit, die Wesen genauer zu betrachten. Helion erkannte sie als böse Kreaturen, die unterirdische Gänge bevölkerten und eine begrenzte Teleportfähigkeit besaßen, also allesamt bekannte oder vermutete Informationen. Die Klauen sonderten zudem ein klebriges Sekret ab, scheinbar ein Gift, dessen Wirkung aber niemand im Selbstversuch erproben wollte. Die Kettenbrecher nahmen nach der Untersuchung erneut Wachposten ein, aber die Wesen zeigten sich nicht mehr.

»Sie könnten sich ja auch einfach in den Dschungel dimmen«, sagte Helion, als Thamior seinem Unglauben darüber Luft machte, dass keines der Wesen mehr vor dem Rauch zu fliehen schien. »Dort würden wir sie nicht auf Anhieb sehen.«

»Ich glaube auch nicht, dass der Plan so funktioniert«, stimmte Thargad zu. »Lass uns einfach reingehen.«

Bevor Thamior noch etwas sagen konnte, hatte Boras schon den Stein entfernt und eine letzte Rauchwolke, die sich unter dem Eingang gesammelt hatte, in die Nacht entlassen. Misstrauisch sah er sich den Gang an.

»Das ist schon recht eng. Meine Axt kann ich da vergessen.«

»Hier«, sagte Thargad und gab ihm eines seiner Kurzschwerter. »Das sollte noch gehen.«

»Ich gehe voraus«, rief Flitz, der schon halb im Loch war. »Folgt mir einfach.«

»Tolle Idee«, sagte Helion. »Folgen wir dem Unsichtbaren.« Trotzdem ließ er sich nach Boras in die Tunnel hinab. Dann folgten Thamior und schließlich Thargad. Die Höhlengänge waren knapp einen Meter hoch und ebenso breit, was selbst für Helion und Flitz nicht bequem, für die anderen aber kriechwürdig war. Zudem waren die wurzel- und krautüberzogenen Gänge derart krumm und von Abzweigungen übersät, dass eine koordinierte Fortbewegung extrem schwierig wurde. Schließlich einigte man sich darauf, möglichst immer rechts herum zu kriechen, und erst, wenn man an eine bekannte Stelle kam, nach links auszuweichen. So krochen die Kettenbrecher langsam durch die Gänge, ständig umgeben von den kichernd-klappernden Lauten der Miniaturmorlocks. Dann endlich stand Flitz zwei von ihnen gegenüber.

»Feindkontakt!«, rief er über die Schulter zu Boras, der einige Meter zurück geblieben war.

»Hier auch«, meldete Thargad von der anderen Seite. »Und einer von denen hier trägt einen Umhang.«

Eben dieser las gerade eine Schriftrolle ab. Gelbliche Dämpfe waberten um die Gruppe und suchten ihre Glieder zu binden. Thargad und Helion konnten den Effekt abwerfen, aber an Thamior und Boras blieben die Dämpfe haften und verlangsamten sie. Trotzdem klemmte sich Boras entschlossen das Kurzschwert zwischen die Zähne und kroch langsam vorwärts, um dem Feenkobold zu Hilfe zu kommen.

Gleichzeitig sprang eines der Wesen auf Thargad zu und schlug nach ihm. Die Klaue ritzte seine Wange nur, doch der Schurke spürte, wie das Gift in seinen Blutkreislauf drang und seine Glieder lähmte. Er biss die Zähne zusammen, dann erstarrte er in dieser Haltung, unfähig, sich zu bewegen. Dahinter versuchte Thamior verzweifelt, freie Schussbahn zu bekommen - was der Morlock in dem Umhang nicht benötigte. Drei magische Geschosse flitzten an dem regungslosen Thargad und dem erregten Elfen vorbei und trafen Helion, der daraufhin gleich einen Schildzauber über sich legte.

Ein paar Schritte weiter vorne hatte Flitz gerade einen Arm aus dem Erdboden beschworen, der den beiden Morlocks den Weg versperrte. Nun begann er gemütlich, einen nach dem anderen mit seinem Zauberpopel abzuschießen. Boras war derweil immer noch auf dem Weg zu ihm. Währenddessen zerrte Thamior Thargads Körper an sich vorbei und stellte sich dem dritten Morlock, und Helion versuchte, eine freie Schussbahn zu bekommen, nachdem seine magischen Geschosse von dem Anführer der Wesen abgeprallt waren (dessen Gegengeschosse allerdings an Helions Schild zerfaserten). Während Thamior sich mit seinem Dolch gegen den Morlock abmühte, feuerte nun seinerseits der Anführer magische Geschosse auf den Elfen ab. Thamior biss die Zähne zusammen und kämpfte weiter, derweil Helion sich vergebens bemühte, die Schutzzauber seines Gegners zu bannen.

Boras kämpfte sich weiter vorwärts, als er gegen ein unsichtbares Hindernis stieß.

»Was machst du denn hier?«, fragte Flitz überrascht.

»Dir helfen.«

»Zu spät! Die doofen Viecher sind tot.« Flitz machte eine triumphale Geste, die allerdings niemand sehen konnte. Boras hingegen entfernte einen Grashalm aus seinem Mund und robbte wieder in die Gegenrichtung zurück. Dort trafen gerade erneut ein paar magische Geschosse auf elfische Haut, aber Thamior unterdrückte den inzwischen großen Schmerz und stach weiter auf sein Gegenüber ein. Endlich brach das Wesen, das sich verzweifelt aber nicht besonders fähig gewehrt hatte, zusammen. Jetzt war der Weg frei zu dem Anführer.

»Ich helfe euch!«, rief Flitz und beschwor einen weiteren Erdarm, der direkt vor dem Anführer aus dem Boden kam und den Weg versperrte. Thamior sah mit zusammen gekniffenem Mund, wie der Arm nach dem Anführer griff, ihn aber nicht halten konnte. Er sah sich nach Helion um - und sah gerade noch, wie der Kobold in einem Dimensionstor verschwand.

Helion kam in einem Seitengang wieder zum Vorschein. Gerade tat der Anführer einen Schritt zurück, von dem Erdarm weg, und gab ihm damit eine freie Sicht und klare Linie.

»Dann wollen wir doch mal sehen... Electrocutio!« Eine Lanze aus blau knisternder Energie entlud sich aus seinen Fingerspitzen. Der Morlock warf sich noch zur Seite, aber der Blitz erwischte ihn an der Schulter und riss ihn herum. Böse funkelnde Facettenaugen richteten sich auf Helion, wurden durch einen von Flitzens Zauberpopeln aber zum Erlischen gebracht.

»Wars das?« Boras klang enttäuscht.

»Wir werden sehen«, sagte Thamior, während er seinen Heilstab hervor kramte. »Warten wir, bis Thargad sich wieder bewegen kann, und dann erkunden wir den Rest dieser Tunnel.«

Gesagt, getan. Wenn es noch mehr Morlocks gab, waren sie geflohen, aber Helion hielt es nicht für unwahrscheinlich, dass sie alle erwischt hatten. Schließlich, so argumentierte er, kam nicht oft Futter in Gestalt von Reisenden hierher. Den letzten Anhaltspunkt gaben die Schlafstätten, als die Kettenbrecher auf ihr Lager stießen. Es waren derer fünf, also ebenso viele, wie sie getötet hatten. In dem Lager fanden sie einige alte Ausrüstungsgegenstände, einen kleinen Dolch aus Adamantit, und einen alten Schriftrollenbehälter, der ein zerfleddertes Tagebuch sowie zwei Briefe enthielt. Der eine Brief war gleich lesbar - es handelte sich um das ›Lied der Schätze‹ -, der andere aber war eindeutig verschlüsselt.

»Wir müssen den Kode knacken«, murmelte Helion, schon ganz gefangen von dem Rätsel. »Es scheinen Buchstaben ersetzt worden zu sein, außerdem hat es etwas mit Schach zu tun, und mit Musik.«

»Können wir dafür vielleicht erst Mal aus diesem Zwergenstall raus?«, erkundigte sich Thargad höflich, aber mit Rückenschmerzen.

Wieder oben in der Handelsstation angekommen, gingen sie die Aufzeichnungen durch. Sie gehörten Villian dem Sanftmütigen, was schon allein durch die Reste des Tagebuchs bewiesen wurde. Es begann mitten im Satz:

»...und mich hergelockt. Die Handelsstation ist verlassen!

13 Tarsakh 1367

Meine Führer sind über Nacht verschwunden. Ich muss sehen, dass ich alleine zurück komme... und den Brief aufgebe. Ich werde mir gleich in Bild von der Umgebung machen, und dann packe ich meine Sachen zusammen.

Ich werde einen Umweg über den Glücklichen Affen machen müssen, um den Brief abzuschicken. Ich will ihn fort wissen, bevor ich zu  M aufbreche. Dabei fürchte ich mich weniger vor den Geistern der Vergangenheit, als davor, noch einmal durch den Kessel zu müssen.

Ich wurde von Gnollen überrascht. Sie waren zu viert. Ich konnte drei besiegen und den letzten in die Flucht schlagen, aber ich bin selbst verwundet. Anscheinend waren die Waffen der Gnolle vergiftet. Ich werde wohl noch eine Nacht in diesem Handelsposten verbringen - das ist sicherer als in der Wildnis.

Ich kann nicht schlafen. Irgendwie ist die heutige Nacht anders... es scheint fast, als sei der Handelsposten nicht so unbewohnt, wie ich zuerst dachte. Trotzdem fehlt mir der Sinn, an einem Stück zu arbeiten. Ich mache jetzt noch eine Runde um das Haus, und dann zwinge ich mich in den Schlaf.«


Villian war wohl den Morlocks zum Opfer gefallen - für die Kettenbrecher ein Glück, denn so hatten sie nun eine neue Spur auf das Leben ihrer Eltern in der Hand, das Lied der Schätze:

»Und als Sie sich bereit gemacht - da lachten ihre Götter ihnen - die Schätze hatten wohl vollbracht - sich ihren Platz dort zu verdienen - drum riefen Sie die Helden ab - und holten Sie in ihren Himmel - Zurück blieb nur ihr weltlich Hab - und der Elfendame Schimmel.

Als dies jedoch die Freunde sahen - die um das Leben so besorgt - und gleichzeitig die Schatten nahen - da haben Sie sich das geborgt - was Schätze nicht mehr konnten geben - da es nicht mehr ihres war - nur wenig Gut, das wert zu heben - und noch am Ort geblieben war.

Das Silberkleid, der helle Streich - verschwanden schnell im Turm des Lichts - des Sturmes Holz wanderte gleich - zum missgünstigen Bösewicht - Feuerskind und Schattenklinge - trafen auf blechernen Ton

Es blieben Blutaxt, Wahrschild, Richtschwert - von fremder Hand gefunden - den Reichen sodann den Rücken gekehrt - im Schattenland verschwunden - wenn Tag und Jahr nicht einig gehn - kann man den Schattenhändler sehn. - Sie sich zu holen, fordert Mut - doch diesmal ists sein Diebesgut.«


»Da geht es wohl um die Waffen der Schätze«, schlussfolgerte Thargad. »Vielleicht können wir sie mit diesen Hinweisen sogar finden?«

»Ich finde die Nachricht interessanter«, meinte Helion, der den Brief derweil mühsam entschlüsselt hatte. Der Brief bestand aus drei Teilen: einem nicht kodierten, der geheimen Nachricht und schließlich eine in dieser kodierten Nachricht versteckte dritte Botschaft. Der normale Teil lautete:

»Mein Freund,
ich danke dir für deine Erkundigungen. Sie waren mir eine große Hilfe. Ich freue mich schon darauf, dich bald wieder zu sehen. Allerdings habe ich vorher noch etwas zu erledigen, also wird dich mein Brief eher erreichen.
Dein Freund Villian
P.S.: Spielst du immer noch Schach?«


Die kodierte Nachricht aber klang wesentlich dringender:

»Ich treffe Morena von den Schatten. Hoffentlich bestätigt sie meine Vermutung nicht. Wenn ich recht habe, kann sie mir aber helfen, eine Waffe zu finden. Gribenda hat Verdacht geschöpft. Wenn ich dich aufsuche, achte auf meine Augen.«

Morena von den Schatten war eine Händlerin auf dem Markt der Schatten, einem außerplanaren Ort, der von einigen bestimmten Stellen zu bestimmten Zeiten des Jahres erreichbar war. Morena war in der Gegend um Cauldron halbwegs bekannt, da sie oder ihre Späher dort bisweilen nach wertvollen Gegenständen suchten. Helion wusste außerdem zu berichten, dass es auf dem Markt der Schatten eine besondere Regel gab.

»Jedes Gut, das einmal verkauft wurde, gehört ohne wenn und aber seinem neuen Besitzer. Wenn man Diebesgut loswerden will, ist der Markt der Schatten der richtige Ort, denn alle vorherigen Besitzansprüche erlischen.«

»Könnte das der Ort aus dem Lied sein?«, fragte Thargad.

»Möglich«, sagte Helion. »Zumindest würde es passen, dass man den Markt am Schildtreff besuchen kann.«

»Wann ist denn Schildtreff?«, fragte Boras.

»Das ist ein Tag, der nur alle vier Jahre stattfindet. Dann sind die Grenzen zwischen den Ebenen nicht so stark, und man glaubt, dass die Götter ganz besonders über geschlossenen Verträgen wachen. Der nächste Schildtreff ist in gut einem halben Jahr.«

»Vielleicht sollten wir Morena mal einen Besuch abstatten«, schlug Thamior vor.

»In der Geisterstadt, die nahe Cauldron liegt, soll es einen Zugang geben«, fügte Thargad hinzu.

»Erst Mal befreien wir Alek, dann sehen wir weiter. Wir haben ja noch Zeit. Außerdem ist da ja noch dieser andere Name: Gribenda.«

»Damit ist bestimmt Gribenda Splitterschild gemeint«, sagte Thargad. »Das ist eine Verwandte von Zenith, die vor etwa zehn Jahren in der Stadt war, dann aber plötzlich verschwand. Man sagt, sie war auf der Suche nach ihrem Vorfahren. Damals lebte sie, wenn mich nicht alles täuscht, sogar im alten Anwesen der Tercivals.«

»Und wem gehört das jetzt?«

»Der Stadt, nehme ich an.« Thargad zuckte mit den Schultern.

Und dann war da ja noch die dritte, doppelt versteckte Nachricht gewesen. Sie bestand eigentlich nur aus einem einzigen Wort, und trotzdem jagte sie Helion einen Schauer über den Rücken, der sie wieder und wieder las, ohne es recht glauben zu wollen. Der kodierte Text war in sieben Absätze geteilt und nach dem Rösselsprung gruppiert worden. In jedem Absatz war ein Buchstabe zuviel, im ersten Absatz waren es zwei. Eine kleine Melodie, in die Mitte der Nachricht geschrieben, verriet die Reihenfolge der Buchstaben, um das versteckte Wort zu entschlüsseln. Acht Buchstaben. Ein Wort.

Malaugrym.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 26. Januar 2006, 09:38:10
Die "Morlocks"

Meenlocks   CR 3
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Tunnels: 1/4 speed, -4 on attacks (light weapon), -8 (one-handed), impossible (two-handed). Creatures lose dexterity bonus to Armor Class (no AoO!)

The Twisted King   CR 6
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Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Xantos der Graue am 26. Januar 2006, 09:48:51
Sag mal Berandor was ist das bei dir ?
Wahnsinn oder Genialität ?
Woher nimmst du die Motivation ?
Was sagt deine Frau zu deinem Hobby ?
Wollen wir das nicht mal in ein Regiebuch umarbeiten und auf Sponsorensuche gehen ?
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Osric am 26. Januar 2006, 10:40:13
Auch auf die Gefahr auf Xantos Spur auszurutschen, mein wort des Monats: Zauberpopel.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Kylearan am 26. Januar 2006, 12:34:21
Zitat von: "Berandor"
Die "Morlocks"

Drecksviecher, elendige! Die haben uns ganz schön rund gemacht.

Das Rätsel war aber stark, da haben wir viel gegrübelt und gesucht. Sehr genial!

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 26. Januar 2006, 13:00:46
Zitat von: "Xantos der Graue"

Was sagt deine Frau zu deinem Hobby ?
Hach ja... :(
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Dirim am 26. Januar 2006, 14:30:11
Magst du nicht vielleicht das Rätsel auch mal hinterlegen.
Das war wirklich einmalig...
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 27. Januar 2006, 09:40:52
Das kommt in die PDF-Datei :)

Übrigens habe ich einen echt voll krassen Fehler im letzten Update. Mal sehen, wer ihn zuerst findet...
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: dude am 27. Januar 2006, 12:19:00
Ich weiß es !!! *freu*   :grin:

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Bekomm ich jetzt was?  :roll:
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 27. Januar 2006, 17:03:57
Very, very good, dude!
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Askael am 27. Januar 2006, 18:32:34
Kleine Biester  :grin: - triffts gut
Sehr feine Idee, waren diese Kreaturen aus deiner Feder oder aus einem offiziellen Werk?
Generell frage ich mich immer wieder, wie sehr du das Abenteuer an deine Bedürfnisse/Wünsche anpasst..

Beispielsweise hier:
Zitat
Der kodierte Text war in sieben Absätze geteilt und nach dem Rösselsprung gruppiert worden. In jedem Absatz war ein Buchstabe zuviel, im ersten Absatz waren es zwei. Eine kleine Melodie, in die Mitte der Nachricht geschrieben, verriet die Reihenfolge der Buchstaben, um das versteckte Wort zu entschlüsseln.


Ich hoffe du nimmst es mir nicht übel, wenn ich das klaue, s'ist aber einfach zu cool, um es nicht zu "interpretieren"

Der Cliffhanger war übrigens wieder ein echter Berandor, im absolut positiven Sinne.
Ach ja, und: Wann kommt das nächste PDF? (Ein Wort, sechs Buchstaben - RÄTSEL(!))
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 28. Januar 2006, 16:25:09
Die PDF gibt es wie immer, wenn das Abenteuer durch ist.

Wir spielen Mitte februar wieder, dann sollte das klappen, also irgendwann im März kommt die PDF und der neue Flash-Film.

Das kleine Abenteuer war ein leicht abgewandeltes "Palace of the Twiisted King" aus einem Dungeon, wobei ich das Setting aus der Wüste in den Dschungel gesetzt habe - das wars eigentlich.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 30. Januar 2006, 11:16:14
Reya

»Was in Cyrics Namen ist ein Malaugrym?«, fragte Boras. Helion antwortete nicht. Boras stieß Thamior an. »Weißt du, was ein Malaugrym ist?« Thamior zog verneinend die Augenbraue hoch. »Und du?«, wandte sich der Barbar an Thargad, der mit den Schultern zuckte. Boras sah zu Dirims körperloser Gestalt. Der Zwerg nickte mit Nachdruck. Boras machte eine wegwerfende Handbewegung. »Du kannst sowieso nicht sprechen.«

»Als Kinder habt ihr bestimmt schon einmal die Schauergeschichte von dem Mann gehört, der so böse war, dass er mit seinem Willen vermochte, seinen Schatten zu steuern.« Helion sprach mit leiser Stimme, beinahe tonlos. Die Kettenbrecher lauschten, sogar Flitz war für den Augenblick ruhig. »Ihr wisst schon: Tritt nicht in einen fremden Schatten, denn er könnte dir Übles wollen. ich erinnere mich noch genau, wie viel Angst ich davor hatte, dem Schatten zu begegnen, denn er konnte sich ja überall verstecken, in jeder beliebigen Gestalt.

Die Malaugrym sind dieser Schatten. Sie leben auf der Schattenebene, doch es heißt, sie kämen nicht von dort. Einige Gelehrte vermuten, dass sie von ihrer wahren Welt verbannt wurden, ja dass sie dort vernichtet wurden - doch ihr böser Geist war so voller Hass, dass er sich einen neuen Körper schuf; aus Schatten. Die Malaugrym sind machtgierig und herrschsüchtig; man sagt, sie hätten uns nur noch nicht überrannt, weil sie nicht fähig sind, auf längere Sicht zusammenzuarbeiten. Es sind Gestaltwandler, das weiß ich, sonst weiß ich nicht viel, was uns helfen könnte.«

Boras schluckte vernehmlich. »Also... ist Vlaathu ein Malaugrym?«

»Er konnte sich verwandeln«, stimmte Thargad zu.

»Und zaubern«, sagte Thamior.

»Ich weiß nicht«, sagte Helion. »Er hat alle Kräfte eines Betrachters, sogar das Zentralauge funktionierte. So funktioniert Gestaltwandlung normalerweise nicht.«

»Sollten wir zum Markt der Schatten gelangen, können wir ja mal diese Morena fragen, was sie über Malaugrym weiß.« Thamior zögerte, bevor er hinzufügte: »Ob man auf diesem Markt flüssigen Schatten bekommt?«

»Der Markt ist bekannt für seltene arkane Materialien«, überlegte Helion. »Wenn man flüssigen Schatten kaufen kann, dann dort.«

»Flüssiger Schatten, Schattenmarkt, Morena von den Schatten, Schattenebenenherkommer«, zählte Flitz auf. »Bemerkt jemand ein Muster?«

»Der Feenkobold hat Recht«, sagte Thargad, »mir gefällt das gar nicht.«

»Das Muster, oder dass der Kobold recht hat?«, wollte Thamior wissen.

»Beides.«

»He«, machte Helion, »Passt auf, wen ihr hier Kobold nennt!« Und damit war die bedrückende Atmosphäre, die sich kurzzeitig über das Lager gelegt hatte, wieder verflogen; die Kettenbrecher begaben sich zur Ruhe.

-

Am nächsten Morgen führte sie ihr Weg wieder durch den Dschungel zurück bis an den Fluss, wo ihr Floß immer noch auf sie wartete.

»Letzte Chance zur Umkehr«, sagte Helion mit einem Blick auf die Statue des Dämonen, aber keiner machte Anstalten, nach Redgorge zurückzukehren. Stattdessen marschierten sie direkt weiter, den schmalen Jagdpfad der Gnolle entlang, den Thamior nach kurzer Sucher aufgetan hatte. Die Zeit drängte schließlich: Niemand konnte wissen, was Cauldron wegen Maavu unternehmen würde.

Am späten Nachmittag erreichten sie die auf Aleks Karte mit ›Heim‹ bezeichnete Höhle, und tatsächlich war zumindest der Eingang groß genug, um einem Oger oder gar einem kleinen Riesen als Unterkunft zu dienen. Aus dem Inneren der Höhle drang fauliger Aasgestank.

»Puh!«, machte Boras. »Die Höhle ist bestimmt verlassen.« Allein, dass der Barbar den gestank unerträglich fand, war schon ein gutes Maß für dessen Ausmaß.
Trotzdem schüttelte Thamior den Kopf. »Da kennst du Hügelriesen nicht. Das Erste, was man über diese Bestien lernt: Sie riechen extrem schlecht, und zwar in jeder Hinsicht.«

»Ich sehe mal nach«, sagte Flitz aus dem Nichts, und schon war er losgeflattert. Die Höhle führte ein paar Schritt in den Berg hinein, aber dann verbreiterte sie sich schnell zu einer geräumigen Unterkunft. Flitz sah die Trümmer von Kisten, zerrissene Stoffe, altes Stroh, und einen großen Haufen Aas in einer Ecke. In einer anderen schnarchte, schlummerte und schlief ein gewaltiges Fellbündel mit langen Fingerklauen und Läusen im Pelz, die Flitz als Mahlzeit durch den Tag gebracht hätten. Noch während er unsichtbar die Lage prüfte, runzelte sich die lange Nase des Untiers, und seine lange Zunge schnellte prüfend hervor.

Oh, oh, dachte sich Flitz und flog schnell wieder ins Freie. »Ihr könnt da jetzt nicht rein«, verkündete er den Kettenbrechern. »Es ist besetzt.« Auf Nachfrage schilderte er, was er gesehen hatte.

»Ich könnte das Biest herauslocken«, überlegte Thamior. »Ich führe es weg, und ihr untersucht derweil die Höhle.«

»Ich glaube nicht, dass das etwas bringt«, meinte Helion. »Außerdem wissen wir nicht, ob du das Tier weglocken kannst, und ob es dich nicht erwischt. Zu riskant.«

»Machen wir es platt«, schlug Boras vor. »Ich habe unten bei den Kleinen nichts zu töten gehabt. Es wird mal wieder Zeit. Was?«, fragte er, als er Thargads Blick bemerkte.

»Nichts«, sagte der. »Du wirst mir nur sympatisch. Trotzdem bin ich nicht dafür, dieses Tier anzugreifen. Wir kriegen bestimmt noch genug zu tun.«

Schließlich entschieden sie sich, weiterzuziehen. Als sie am Abend ihr Lager aufschlugen, lagen ein fernes Grollen und ein rötlicher Schein am Horizont. Der Dämonenschlund war nicht mehr fern. Die Kettenbrecher legten sich zur Ruhe, und Thamior übernahm die erste Wache. Er nahm den Drachenknochen hervor und fuhr fort, daraus seinen - oder besser Annas - Seelenbogen zu schnitzen. Um ihn herum ging der Dschungel seinen nächtlichen Aktivitäten nach: er hörte Jagdgeheul, Warnlaute und selten das kurze Japsen der gestelllten Beute. Er fühlte sich zuhause.

Plötzlich wurde es still. Die Tiere des Waldes hielten in ihrem Treiben inne und lauschten. Nur der Wind strich noch über die Blätter und erzeugte ein leises Knistern nicht unähnlich dem Plätschern eines Baches im Frühling, bevor er zu einem reißenden Fluss heranwuchs. Thamior stand auf und stieß seine Gefährten an, um sie zu wecken. Einer nach dem anderen rieb sich den Schlaf aus den Augen und machte sich bereit, auf das zu reagieren, was da kommen möge, und doch wurden sie überrascht. Das Dickicht öffnete sich, Zweige und Blätter neigten sich zur Seite, und eine Frau trat an das Lager heran.

Sie war einsachtzig groß, vielleicht noch etwas größer. Ihre Haut war so glatt und weiß wie Marmor; ihre Augen von strengem, doch funkelndem Silber; ihr Haar so rot wie die Flammen, die an dem Schwert leckten, das sie an der Hüfte trug. Ein Brustpanzer aus blauem Stahl und ein kurzer Rock bedeckten ihre Blöße, außerdem trug sie geschnürte Sandalen. Und aus ihrem Rücken wuchsen zwei gewaltige Schwingen mit blendend weißen Federn.

»Ich grüße euch, Kettenbrecher. Mein Name ist Reya, und wenn ihr nichts dagegen habt, würde ich mich gerne an eurem Feuer wärmen.«

Sie sah nicht aus, als ob sie fror, und Thamior wollte gerade etwas in dieser Art erwähnen, als Helion ihm zuvorkam: »Natürlich, Herrin. Nehmt doch Platz und sagt uns, woher Ihr uns kennt.«

Der Engel lächelte ein freundliches, aber hartes Lächeln. Als sie sich setzte, sah man die Muskeln unter ihrer weißen Haut. Dies war eine Kriegerin, so viel war klar.

»Ich kenne Euch - und vor allem Euch, Helion -, noch aus früheren Zeiten, als ihr noch keinen Namen trugt, und Ihr ein anderes Antlitz.« Sie griff nach den Resten des gebratenen Pavians neben dem Feuer und riss sich ein Rippchen ab, um dann kauend fortzufahren: »Erinnert Euch an den Kampf gegen den Troll, als Ihr alleine standet.«

»Damals ging ein Leuchten, und wundersame Kraft durch unsere Heiltränke«, überlegte Helion. »Das wart Ihr?« Reya nickte. »Dann schulde ich Euch Dank, und womöglich sogar mein Leben und das meiner Freunde.«

»Ja, wirklich sehr freundlich«, sagte Thamior kalt. »Zu schade, dass Ihr meine Tochter nicht gerettet habt.«

»Ich bemerkte Euch zu spät«, entgegnete Reya. »Ich konnte nichts mehr für Eure Tochter tun.«

»Konntet oder wolltet?«

»Ihr Schicksal hat sie selbst erwählt, indem sie die Götter verleugnete.«

»Ach ja? Das ist wirklich sehr tröstlich. Wisst ihr-« Boras legte seine Hand auf Thamiors Schulter, und der Elf brach ab. »Vergesst es.«

»Bitte verzeiht«, sagte Helion. »Und trotzdem muss auch ich euch etwas fragen: Was führt Euch hierher?«

»Eure Reise«, sagte Reya nüchtern. »Ich will euch helfen.«

»Dann wären einige zusätzliche Informationen sehr nett«, sagte Thargad.

»Tut mir leid. Das Problem ist, dass Himmelsdiener, wie ich einer bin, einem strengen Kodex unterliegen. Ohne Auftrag dürfen wir keinem Sterblichen beistehen. Tun wir es doch, riskieren wir, ausgestoßen zu werden. Zu fallen.«

»Und dennoch wollt ihr uns helfen?«, wollte Helion wissen. »Wieso?«

»Wegen der Schätze. Ich kenne sie, und ich möchte, dass ihr erfahrt, was mit ihnen geschah.«

»Also werdet ihr es uns sagen?«, fragte Thargad in einem Tonfall, der die Antwort vorwegnahm.

»Nein«, sagte Reya denn auch. Thargad sah zu Helion: War ja klar. »Stattdessen werde ich versuchen, euch so viel zu erzählen, wie nötig ist, ohne mehr zu sagen, als möglich. Ich werde euch helfen, ohne euch direkt beizustehen, und wenn ich dafür verstoßen werden soll - nun, dann soll es so sein.«

»Wenn ihr fallt«, mischte sich Thamior ein, »kann ich dann ein paar Federn von Euch haben?«

»Wie bitte?« Reya sah ihn verständnislos an.

»Vergesst die Taube«, bat Helion. »Ihr sagtet, ihr kanntet unsere Eltern?«

»In der Tat. Ich kenne sie gut. Manche würden sagen, zu gut. Aber über dieses Thema kann ich nicht sprechen. Lasst mich stattdessen von Eurer bevorstehenden Reise reden. Ich habe drei Ratschläge für Euch: Nehmt sie, oder lasst es bleiben.«

»Wir hören«, sagte Helion.

»Erstens: Auf eurem Weg liegt eine mächtige Waffe gegen das Böse verborgen. Sie wird sich euch offenbaren, wenn ihr daran denkt, dass selbst im dunkelsten Schlangennest noch stets die Sonne aufgeht.« Sie warf den Pavianknochen fort und stand auf. »Zweitens: Wenn ihr euren ärgsten und strengsten Richtern gegenüber steht, dann wappnet und rüstet euch, bevor ihr den letzten Schritt tut, auch wenn ihr dabei Zeit verliert.«

Reya sah noch einmal jeden der Kettenbrecher an – selbst Flitz in seiner Unsichtbarkeit entging ihrem Blick nicht –, dann wandte sie sich ab und ging wieder auf den Wald zu. Der Dschungel schob sich auseinander, um sie willkommen zu heißen. Als sie das Dickicht erreicht hatte, drehte sie sich noch einmal um.

»Drittens: Wollt ihr Cauldron retten? Wollt ihr das Geheimnis um die Schätze aufklären? Wollt ihr überleben? Dann müsst ihr bereit sein.«

»Bereit wozu?«, fragte Helion.

»Euch aufzugeben«, sagte Reya und trat einen Schritt zurück, dass nur mehr ihr Umriss sichtbar war. »Euch selbst zu opfern.« Noch ein Schritt, und ihre Stimme kam aus dem Dunkel, aus dem Dschungel selbst. »Zu sterben.«

»Um zu überleben, müssen wir bereit sein, zu sterben?«, wiederholte Thamior. »Sehr hilfreich, wirklich. Gut, dass wir sie haben.«

»Vielleicht bedeutet das, dass wir alle Kobolde werden müssen?«, vermutete Boras mit einem Blick auf Helion. Dazu fiel nicht einmal Flitz etwas ein, und so hing jeder der Kettenbrecher seinen eigenen Gedanken nach. Bald legten sie sich wieder hin, und nicht viel später brach der Morgen an. Der Himmel war wolkenverhangen.

»Genau das rechte Wetter, um zum Dämonenschlund zu reisen«, murmelte Helion, als er reisefertig auf Boras Schultern saß. »Auf gehts!«
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Kylearan am 31. Januar 2006, 11:16:32
Zitat von: "Berandor"
Wir spielen Mitte februar wieder, dann sollte das klappen, also irgendwann im März kommt die PDF und der neue Flash-Film.

Oha. Dein Wort in Kurtulmaks Ohr ;-)

Ich persönlich bezweifle ja, dass wir das Abenteuer beim nächsten Mal fertig kriegen - dazu sind wir viel zu langsam und halten uns mit Dingen auf, die keiner vorhersehen kann.

Btw: "Vergiss die Taube" ist ein Zitat vom Spieleabend, das hat Berandor nicht erfunden.

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Serath am 31. Januar 2006, 18:13:56
Ich blick das Zitat mit der Taube einfach nicht.  :unsure:
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: shaz´narahd am 01. Februar 2006, 09:00:32
"Vergiß die Taube" ist ein Zitat aus dem Film Wilow

shaz
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Kylearan am 01. Februar 2006, 09:00:48
Zitat von: "Serath"
Ich blick das Zitat mit der Taube einfach nicht.  :unsure:

Stammt aus dem Film Willow. Dort soll eine Taube den Weg weisen, fliegt aber in die komplett falsche Richtung. Also wird sie ignoriert.

"Folge der Taube, Willow!" - "Aber sie fliegt zurück ins Dorf" - "Vergiss die Taube, du musst den Fluss entlang. Jetzt geh auch." (So in etwa geht der Dialog.)

Ich sage das als Helion häufig, um von verbalen Entgleisungen abzulenken. Bisher hatte Berandor allerdings auf ein Zitat verzichtet...

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 01. Februar 2006, 10:20:44
Ach komm - vergiss die Taube ist klassische Rollenspielersprache, die muss rein! Und wenn es dann noch um Federn geht...

Das nächste Update ist i.Ü. schon fertig, das kommt dan wahrscheinlich vor dem WE am Freitag.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Serath am 01. Februar 2006, 18:49:27
Ach so, jetzt ist alles klar. Kenne den Film leider (?) nicht.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Taled am 02. Februar 2006, 07:39:40
Es gab - und gibt wahrscheinlich immer noch - ein DVD-Set mit drei Fantasy-Filmen: Willow, Tag des Falken, Legende. Wenn du das irgendwo siehst - Preis - Leistungsverhältnis ist super. UPDATE: naja, gut  :)

Taled

UPDATE: bei Amazon für 20 Euro, dachte aber ich hätte das billiger gekauft . . .
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 02. Februar 2006, 08:10:30
Wobei ich hinzufügen möchte, dass ich "Willow" eigentlich nicht mag. :)
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 02. Februar 2006, 13:13:34
Das Wilde Rudel

»Bald müssten wir an die ›runde Höhle‹ kommen, die auf der Karte steht«, sagte Thamior. »Und dann ist es nicht mehr weit.«

»Ich bin gespannt, was es mit ›Vapraks Stimme‹ auf sich hat«, meinte Helion. »Hoffentlich ist Alek dort.«

»He, wer ist denn das?«, fragte Boras in diesem Moment. Vor der Gruppe war ein Halbling aus dem Dschungel getreten – oder zumindest war er wie ein Halbling gebaut, denn dieses Volk trug gemeinhin mehr als nur ein paar Blätter um die Lende und Ranken im Haar.

»Ein Wildling«, sagte Helion. »Normalerweise zeigen sie sich nicht.«

»Kann ich mit ihm spielen?«, fragte Flitz.

Bevor Helion antworten konnte, hob Thamior eine Hand. »Er spricht mit mir«, sagte er.

»Ich habe nichts gehört«, meinte Boras.

»In meinem Kopf«, sagte Thamior. »Er will wissen, was wir hier wollen.«

»Sag ihm, wir wollen zum Dämonenschlund.«

»Er sagt, der Dämonenschlund werde vom Wilden Rudel bewacht, und will wissen, was wir dort suchen. Ich erzähle ihm von Alek, in Ordnung?« Die anderen Kettenbrecher warteten, während sich zwischen dem Elf und dem Wildling ein stummes Gespräch entwickelte. Schließlich seufzte Thamior. »Er befielt uns, ihm zu folgen. Was machen wir?«

Helion zuckte mit den Schultern. »Was schon? Folgen wir ihm. Wer weiß, wen er uns sonst auf den Hals hetzt.«

Der Wildling verschwand im Dschungel, und die Kettenbrecher stolperten hinterher. Im Zwielicht des Waldes hatten Helion, Thargad und Flitz Schwierigkeiten, den Kleinen im Auge zu behalten, und so mussten sie sich an Boras und vor allem Thamior halten, denen die Umgebung weniger ungewohnt vorkam. Der Halbling führte sie durch dichtes Geäst, das aber problemlos zu passieren war.

»Wir sind nicht alleine«, flüsterte Thamior nach einiger Zeit.

Thargad nickte. »Irgendwelche Pflanzenwesen.«

»Ja, Watschler. Außerdem habe ich ein paar Zentauren gesehen, die uns folgten.«

»Es war also gut, dass wir freiwillig mitgegangen sind?«

»Ich denke schon. Aber ich bin verwirrt. Ich habe noch nie von diesem Wilden Rudel gehört, und doch denke ich: wenn es Wildlinge, Zentauren und Watschler in diesem Rudel gibt, dann müssen wir etwas damit zu tun haben.«

»Wir?«

»Wildelfen.«

»Ach so.« Thargad wusste darauf keine Antwort. In diesem Moment erklang der Ruf eines Hornes, und bald wurde der Ruf von einem weiteren aufgenommen, und von noch einem, bis der Klang sich weit vor die Gruppe gesetzt hatte. Da erklang der Schrei eines Adlers, und als sie nach oben sahen, erblickten die Kettenbrecher einen Riesenadler, der auf seinen gewaltigen Schwingen durch das hohe Dach der Baumriesen gebrochen war und nun zwischen den Stämmen kurvte. Es war, als würde er ein Auge auf sie werfen. Dann, mit zwei Flügelschlägen, die selbst fünfzig Schritt tiefer noch das Blattwerk in Bewegung brachten, war er wieder fort.

»Ich habe kein besonders gutes Gefühl«, meinte Helion. Boras streichelte den Griff seiner Axt. Jetzt drangen Geräusche bis zu ihnen vor, waldfremde Geräusche. Man hörte das Knistern von Flammen, unverständliche Gesprächsfetzen, und das Klirren von Metall, das gegen Metall geschlagen wurde. Schließlich durchquerten sie einen von dichten Spinnweben durchsetzen Bereich und traten auf eine Lichtung hinaus.

Mehrere Feuer brannten auf der Lichtung, viele mit Tieren, Kesseln oder Kannen über den Flammen; in der Mitte der Lichtung prasselte ein großes Feuer, über dem ein aufgespießter Schreckenseber fettspritzend eine appetitanregende Farbe annahm. Mehrere aus Blättern und Astwerk errichtete Hütten waren zu sehen. Um die Hütten und Feuer herum Krieger verschiedenster Völker, allesamt mit Blättern in Haar und Rüstung, manche mit Tarnfarben im Gesicht. Ein Stamm Echsenmenschen feierte in einer Ecke, laut und fröhlich; woanders ein haariger und nackter Zwerg, der mit zwei Bären rang; am Rand der Lichtung zwei grasende Einhörner; und dort, in der Mitte, ein hagerer Waldelf mit zerfurchtem Gesicht und einer Rüstung aus Dornenranken, neben ihm ein mit Ritualnarben und Farbmustern verzierter Echsenmensch und zur anderen Seite eine große Esche mit wulstiger Rinde, die aus dem rechten Winkel wie ein Gesicht aussah. Eine tarnfarbene Zentaurin, deren Anblick allen Gerüchten von entführten Menschenfrauen zum Zwecke der Arterhaltung eine Absage erteilte, verneigte sich gerade vor diesen Drei, warf den Neuankömmlingen einen Blick zu und trabte dann in den Dschungel davon. Der Elf sah plötzlich auf, als ihn wohl der Ruf des Wildlings erreichte, und machte die anderen beiden auf die Kettenbrecher aufmerksam. Der Wildling blieb stehen, noch einige Schritt von den Dreien entfernt, und nickte. Dann wandte er sich um, wies mit dem Finger auf die seltsame Gruppe, und stiefelte davon.

»Ich denke, da sollen wir hin«, meinte Thamior. Als sie näher kamen, hob der Elf die Hand.

»Raff sagt, ihr wollt in den Schlund. Wer seid ihr, und was wollt ihr dort?«

»Und wer seid ihr, dass Euch das interessiert?«, fragte Helion zurück. »Wir haben nämlich noch nie von dem Wilden Rudel gehört.«

Der Elf blickte sie abschätzend an. Schließlich schien er sich zu einem Entschluss durchzuringen. »Warum setzen wir uns nicht ans Feuer? Der Eber ist bald durch. Während wir warten, können wir uns gegenseitig ausfragen. Was meint ihr?«

»Gut. Um die Sache mit den Namen zu erledigen: Wir sind die Kettenbrecher-«

Der Elf unterbrach ihn. »Und wessen Ketten wollt ihr brechen?«

»Nicht die Nabthatorons, wenn ihr das meint«, antwortete Thamior. »Wir sind auf der Suche nach einem Paladin, der am Dämonenschlund verschollen ging.«

»Da ist er nicht der Erste«, sagte der Elf.

»Aber jetzt haben wir Euch doch verraten, was wir hier wollen«, sagte Thargad, »Und kennen Euren namen immer noch nicht.«

»Das stimmt. Nun ja, wie ihr wisst, ist dies das Wilde Rudel, und ich bin der Oberwolf hier. Um es militärisch auszudrücken: Ihr könnt mich Major Lupus nennen.«

Flitz wurde plötzlich sichtbar und erschreckte die Anwesenden gehörig. Als er aber sah, was sich da eingeschlichen hatte, lachte der Elf nur. Flitz hingegen ruderte mit den Armen.

»Da seht ihr es wieder. Das Muster.«

»Das Muster?«, fragte Helion.

»Ja, das Muster«, sagte der Feenkobold. »Ihr wisst schon, Morena, der Markt...«

»Ich verstehe trotzdem nicht.«

»Habt ihr denn nicht zugehört? Dieser Typ hat doch ganz eindeutig-«

»Sag es nicht«, stöhnte Helion auf, während Thargad zu Boden sah und Thamior anderweitig den Blick abwandte.

»-einen Schatten!«, endete Flitz. Major Lupus hob prüfend eine Augenbraue.

»Haben wir denn nicht alle einen?«, fragte Boras unterdessen. »Was ist denn da Besonderes dran?«

Major Lupus zögerte einen Moment, dann stellte er seine Gefährten vor: »Das ist Russtakh, Khan der Grünschädel und mein Leibwächter, und dies hier Graublatt, mein Ratgeber und treuer Freund.« Dabei überließ er es den Kettenbrechern, die Namen dem Echsenmenschen oder dem Baumhirten zuzuordnen, ersterer ganz nahe am brutzelnden Eber, letzterer weitab vom Feuer sitzend. »Das Wilde Rudel bewacht den Dämonenschlund, um die Brut nicht aus ihrem Gefängnis zu lassen.«

»Ist es noch weit bis zum Schlund?«, erkundigte sich Helion.

»Wollt ihr ihn sehen?« Lupus stand auf. »Kommt.«

»Ich weiß nicht. Wir haben es eigentlich ziemlich eilig.«

»Heute kommt ihr ohnehin nicht mehr fort. Ihr müsst erst den Geruch des Rudels annehmen.«

»Ich habs ja gesagt«, seufzte Flitz und schüttelte traurig den Kopf. »Und ihr wolltet nicht hören.«

Der Major lachte. »Wir setzen unter anderem Spinnen als Wächter ein, aber die sind schwer zu kontrollieren. Sie sind zu dumm, wisst ihr. Wenn ihr nicht so riecht wie wir, werden sie euch angreifen.«

»Aber wir sind doch auch hergekommen.«

»Da war auch jemand von uns dabei. Aber ich gebe euch keinen meiner Leute mit.«

»Ihr würdet uns sicher damit helfen.«

Der Elf blieb stehen und sah die Gruppe an. »Ganz ehrlich: Was geht mich Eure Queste an? Werdet ihr als Gegenleistung ein Jahr im Rudel dienen? Schickt ihr uns Ausrüstung, Zauber oder Soldaten? Natürlich nicht, und warum solltet ihr auch? Ihr habt mit uns ja nichts zu tun.«

Um das Thema zu wechseln, fragte Thargad: »Was genau hat es mit dem Schlund eigentlich auf sich?«

Der Major beruhigte sich wieder. »Er ist eine Narbe, von den Höllen in unsere Welt geschlagen, um ein Heer hier abzusetzen. Inzwischen sind die Tore geschlossen, und es kommen keine neuen Dämonen mehr nach, aber Nathatoron hatte eine wahrlich gewaltige Armee, und selbst ihre Überreste sind noch genug, um die Region zu gefährden.«

»Warum greifen sie nicht an?«

»Ganz einfach: Sie können nicht. Der Einzige, der den Schlund nach Belieben verlassen kann, ist Nabthatoron, und der weiß, wenn er hier stirbt, ist es sein Ende. Er ist ständig unterwegs, um Verbündete zu suchen, machthungrige Zauberer oder andere, die einige oder alle seine Truppen befreien könnten. Manchmal hat er Erfolg, und manchmal kommen ein paar der Dämonen – meistens Vrocks – von selber raus. Dann kommen wir ins Spiel.«

»Das bedeutet, Nabthatoron ist gar nicht in der Nähe?«, fragte Helion verblüfft.

»Wahrscheinlich nicht.«

»Habt ihr eigentlich schon mal von Gapraks Stimme gehört?«, fragte Thamior.

»Ihr meint Vapraks Stimme. Der Ort liegt am Rande des Schlundes, hinter der steinernen See. Ein kreisrunder Tunnel führt dahin. Ich kann Euch den Weg zeigen.«

»Woher kommt der Name?«

»Von einem Riesenkönig namens Vaprak. Die Riesen sagen, er habe den Ort erbaut. Es gibt dort eine Schwefelquelle, die regelmäßig Dampfausstößt. Es heißt, Vaprak habe seinen ärgsten Feind an diese Quelle gebunden, der nun in alle Ewigkeit seine Qualen ausstößt.«

»Ist daran etwas Wahres?«

»Wer weiß? Allerdings behauptet Graublatt, Zauberweber hätten den Ort erbaut.«

»Zauberweber?« Helion war ganz Ohr. »Das würde zu der Platte passen... vielleicht ist mit der Zeit aus einem dieser Zauberweber der Riesenkönig Vaprak geworden?«

Major Lupus hob die Hand. »Seht mich nicht so an. Ich hatte bislang andere Sorgen als alte Geschichte. Außerdem sind wir jetzt da.« Er trat durch ein letztes Gestrüpp, und die Kettenbrecher folgten ihm auf einen Felsüberhang. Dahinter lag ein zerklüftetes Tal, so breit das Auge reichte. Der Boden war nicht zu erkennen, dafür bizarre Felsformationen, aufgetürmte Steinbrocken und krumm gewachsene Obeliske. Hinzu kam, dass der Fels blutete: an vielen Stellen trat eine zähe, rote Flüssigkeit aus dem Gestein, meistens fließend, manchmal auch wie ein Geysir zur Seite hin eruptierend. Wabernde Wolken aus bösartigem Rot oder saurem Grüngelb zogen über die Landschaft. Wie Narben zogen sich schmale Wege über die steilen Klippen, flossen kochende Bäche und Flüsse, die sich anderswo in schierer Verzweiflung über den nächsten Abhand stürzten und sich im Dunkel des Schlundes verloren. Dann und wann erschütterte ein Beben die Wände, wie Geburtswehen innerhalb der Gebärmutter, ohne dass das Zittern bis zu den Kettenbrechern empor reichte. Der herbe Geruch geronnen Blutes lag in der Luft, verfeinert durch das Süß der Verwesung, dem Stich von Säure und dem üblen Goût frischen Eiters. Es knirschte, als wolle der Stein selbst von diesem Orte fliehen; markerschütterndes Gekreische zeugte von dämonischer Folter, Orgien - oder beidem. Schatten bewegten sich auf den narbigen Straßen, huschten zwischen und unter den Wolken hindurch, ohne einen genauen Blick auf sie oder ihre Besitzer zu gestatten.

»Als sie höher flogen, haben wie sie abgeschossen«, sagte Major Lupus grimmig. »Sie lernen dazu. Na ja, wie dem auch sei,« er breitete seine Arme aus, »willkommen im Dämonenschlund!«
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 02. Februar 2006, 13:19:07
Major Lupus   CR 13
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Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 15. Februar 2006, 18:43:50
Ist zwar verdächtig ruhig hier, aber ich mache trotzdem mal weiter. An meine Spieler wie üblich die Bitte, Unstimmigkeiten zu melden. Ist ja doch schon länger her, dass wir gespielt haben.

Vapraks Stimme

Vapraks Stimme lag direkt am Rande des Dämonenschlundes, aber, wie Major Lupus erklärt hatte, nicht darin, sondern vielmehr umschlossen von der Splitterebene, einer zerklüfteten Felsebene, deren spitze Felsen beinahe ebenso gefährlich waren wie die dämonischen Patrouillen, die aus der Luft die Ebene bewachten. Tymora hielt jedoch ihre Hand über die Kettenbrecher, denn die Karte, die auf der Rückseite der Silberplatte eingeritzt war, wies den Weg zu einer ›runden Höhle‹. Bei dieser handelte es sich um ein kreisrundes Loch im Boden, mit etwa sechs Schritt Durchmesser, das sich in einer Röhre fortpflanzte und unter der Splitterebene entlang führte. Die Kettenbrecher durchschritten die Röhre mit einem mulmigen Gefühl; die Umgebung fühlte sich entschieden unnatürlich an, der Tunnel selbst wies keinerlei Unebenheiten oder Hinweise auf seine Machart auf. Jeder Schritt hallte durch den Tunnel und gab jedem Lauscher eine deutliche Warnung vor den Neuankömmlingen, und die von Boras gehaltene Laterne war sicher noch Meilen entfernt zu sehen. Doch die Kettenbrecher blieben unbehelligt. Sie waren lange genug marschiert, um in der eintönigen Umgebung das Zeitgefühl zu verlieren, als endlich ein winziger heller Punkt am Horizont auftauchte und langsam, aber stetig näher rückte. Der Ausgang.

»Müssten wir nicht langsam die Quelle hören?«, wunderte sich Thamior. »Ich meine, so wie der Major sie beschrieben hat...«

Und wie so oft schienen die Götter nur auf diesen Ausspruch gewartet zu haben. Es war, als traten die Kettenbrecher durch einen unsichtbaren Vorhang, der alle Geräusche geschluckt hatte, denn plötzlich gellte ein gewaltiges Kreischen in ihren Ohren, so als würden alle Teekessel Cauldrons gleichzeitig zum Kochen gebracht.

»Helm stopfe mir Watte in die Ohren«, wünschte sich Flitz und ignorierte den bösen Blick Thargads angesichts dieses lästerlichen Gebets. »Das klang ja furchtbar. Kein Wunder, dass die Riesen da Spaß dran hatten.«

»Es klingt aber nicht sehr nach Folter«, meinte Thargad. Thamior sah den Schurken kurz an, entschloss sich aber, nicht nach dem Grund seiner Überzeugung zu fragen. Manche Sachen wusste man besser nicht.

»Der Ausgang ist nicht mehr weit. Sehen wir mal nach«, schlug Helion vor, und sie setzten sich wieder in Bewegung.

Die Röhre öffnete sich in einen schmalen Pass; etwa zwanzig Schritt über den Köpfen der Abenteurer war die Splitterebene, und der Pass führte zunächst einige Schritt abwärts auf das Felsenäquivalent einer Lichtung, bevor er sich am anderen Ende derselben schlangenähnlich außer Sicht wand. An der etwas breiteren Stelle, von Boras als ›Steinung‹ bezeichnet, blubberte zunächst eine Quelle in der Farbe von fauligem Eiter. Noch als die Kettenbrecher zusahen, verstärkte sich das Blubbern und die Quelle stieß eine Fontäne üblen Dampfes sowie ein ohrenbetäubendes Kreischen aus. Beides dauerte gut eine Minute an, dann kehrte die Quelle wieder in ihren Siedezustand zurück.

»Vielleicht ist es auch eine Folter, die ich nicht kenne«, erweiterte Thargad seinen früheren Kommentar.

Hinter der Quelle öffnete sich die Steinung zur Seite weg, verengte sich kurz darauf wieder, spaltete sich noch einmal seitwärts ab und lief dann in den schon erwähnten Pass zusammen. Die Kettenbrecher blieben erst einmal, wo sie waren, und berieten sich.

»Wir müssen herausfinden, wo es da links lang geht«, sagte Helion. »Am besten schleicht da jemand runter.«

»Ich mach das«, erbot sich Thamior direkt. »Wenn da Riesen sind, kann ich am Besten einschätzen, wie groß die Gefahr ist.«

»Am besten schleichst du, wenn die Quelle grade dampft«, meinte Boras, »dann bist du nicht zu hören.«

Thamior wollte mit den Augen rollen, fing sich aber gerade noch. »Gute Idee«, sagte er leicht überrascht. Er machte sich schleichfertig und harrte des Kreischens. Dann, als sich Vapraks Stimme wieder über dem Pass erhob, nickte er den anderen zu und schlich davon.

»Ich berge seine Leiche nicht«, teilte Flitz den anderen schreiend mit. »Nur damit ihr Bescheid wisst!«

-

Thamior schlich vorsichtig um die Quelle herum. Zu seiner Linken verbreiterte sich die Steinung. Dort war ein großer Höhleneingang, der allerdings von einem massiven Falllgitter verschlossen wurde, und darüber ein schmalerer Eingang, ungeschützt und gerade groß genug, dass jemand von Thamiors Größe sich durchquetschen, oder jemand mit Riesengröße bequem Ausschau nach Eindringlingen halten könnte. Nach kurzem Zögern entschied Thamior sich, zunächst weiter zu schleichen und auch die zweite Abzweigung zu sichten. Dort fand sich nur ein gerade so riesentauglicher Eingang, der allerdings mit Gerümpel und schweren Felsbrocken zugestellt war. Nicht ungern machte Thamior kehrt und schlich wieder zum ersten Eingang zurück. Mit seinen Kletterschuhen erklomm er die Wand und positionierte sich über dem Ausguck, um dann kopfüber einen Blick hinein zu werfen.

Der Ausguck war tatsächlich einer, wenn auch ein eher schlecht besetzter. Auf einem schmalen Felssims stand ein großer und stümperhaft zusammengebauter Stuhl, lagen mehrere Wurffelsen und war außerdem eine riesige Winde für das Fallgitter installiert. In dem Stuhl saß ein großer, schmutziger Kerl, den Thamior schnell als einen zwar enorm starken, aber nicht besonders hellen Hügelriesen identifizierte.

»Knochen kochen, Schlabber knabbern«, murmelte der Riese, gähnte, bohrte sich in der Nase und aß seinen Popel. Dann gluckste er. »Das reimt sich ja - wunderbah!«

Thamior unterdrückte das Verlangen, dem Riesen einen Pfeil in den Nacken zu schießen, und zog sich erst einmal wieder zu den Anderen zurück. Zwar kreischte die Quelle nicht mehr, aber er hatte keine Angst, von dieser Wache gehört zu werden.

Wurde er auch nicht. Aber Thamior wusste natürlich nicht, dass es noch einen weiteren Wächter gab, der sehr viel aufmerksamer war: Kymzo, seines Zeichens Dampfmephit im Dienste der grausamen Schwestern. Kymzo hockte in der Quelle, seinem Lieblingsort, und genoß die massierende Wirkung der Luftblasen, als er Schritte hörte. Im Schutz des Schwefeldampfes riskierte er einen Blick und sah doch tatsächlich einen ungehörigen Elfen, der schnellen Schrittes den Weg zur Röhre erklomm. So etwas aber auch. Kymzo mochte keine ungebetenen Gäste - meistens war die Giftflasche gerade leer oder die Folterkammer nicht aufgeräumt, und man kam in alle Arten von Unannehmlichkeiten. Mit einem bösen Fluch auf den Lippen tauchte Kymzo unter. schwamm in die Mitte der Quelle, und sammelte Dampf um sich herum. Diesen stieß er schließlich nach oben aus und brachte die Quelle so zum Brodeln, und nur ein geübtes Ohr hätte die Veränderung in ihrem Kreischen ausgemacht – das verabredete Zeichen. Da Kymzo aber wusste, dass er mit ziemlich dämlichen Riesen zusammen arbeitete, ging er auf Nummer sicher und flatterte unsichtbar aus der Quelle heraus und in die Höhle hinein, um seinen Herrinnen persönlich Bericht zu erstatten.

-

»Komisch«, sagte Thargad. »Die Quelle klang jetzt etwas anders.«

»Und?«, fragte Helion. Thargad zuckte mit den Schultern. »Also«. fuhr der Magier fort, »was machen wir jetzt?«

»Am besten versuchen wir est Mal, möglichst ungesehen reinzukommen«, schlug Boras vor.

»Können wir den Riesen rauslocken?«, fragte Thargad.

»Das mache ich!«, rief Flitz. »Ich kann eine Truhe erschaffen, die voller Gold ist.«

»Ein Trugbild?« Flitz bejahte. »Gut«, sagte Helion, »das könnte klappen.«

»Ich schleiche mich am Besten noch Mal ran«, sagte Thamior. »Wenn ihr den Pfad ein paar Schritt entlang geht, müsstet ihr den Eingang sehen können, ohne selbst gut gesehen zu werden. Ich gebe Euch dann ein Zeichen, wenn der Riese kommt, und dann können wir gemeinsam losschlagen.«

»Gute Idee«, sagte Boras, und so wurde auch entschieden. Thamior schlich wieder über den Ausguck und blickte kopfüber hinein. Der Riese polierte gerade seine Wurffelsen und sah grimmig drein.

»Eindringlinge, Schraubzwinge, umbringen, Lieder singen«, summte er. »Fleishc und Knochen, reichlich kochen.«

Thamior verzog das Gesicht. Sie waren aufgeflogen. Er sah zum Pfad hinüber und winkte mit beiden Armen, um die Anderen zu warnen.

»Da ist sein Zeichen«, sagte Boras. »Los geht’s!«

»Warte«, sagte Helion. »Irgendetwas...«

In diesem Moment erschien in der Mitte der offenen Fläche eine große Truhe, die rumsend und klimpernd zu Boden fiel. Die Wucht des Aufpralls zerstörte das Schloss der Truhe und sie sprang auf. Goldmünzen und Edelsteine quollen hervor und purzelten zu Boden.

»Nanu?«, wunderte sich der Riese und sah aus dem Ausguck heraus. Schnell zog sich Thamior zurück. »Eine Truhe? Keine zue?« Der Riese kratzte sich an der Stirn, und kleine Schmutzbrocken fielen von derselben ab. Er sah sich um und grunzte nachdenklich. »Gehört mir allein - fein, fein. Ist eine Falle, mach ich sie alle. Mein Gold, mein Gold, schnell reingeholt.«

So leise, wie er konnte (nicht besonders), zog der Riese das Fallgitter hoch. Dann sprang er schwerfüßig vom Sims und schlich zum Höhleneingang. Dort warf er noch einmal einen misstrauischen Blick hinaus. »Hallo?« Zur Antwort löste sich eine Perle aus dem Goldhaufen und hüpfte klimpernd über mehrere Münzen, kam auf dem Boden auf und rollte einige Schritt auf den Riesen zu. »Oh, oh! Hallo!« Sich die Hände reibend tänzelte der Riese auf die Truhe zu – ein Bild, dass keiner der Kettenbrecher so schnell verdrängen sollte – und griff mit beiden Händen hinein. Er gluckste vor Freude.

Dann traf ihn ein Pfeilschaft im Rücken. Der Riese runzelte die Brauen und drehte sich um. Zwei Menschen kamen auf ihn zugerannt, aber keiner von Beiden hatte einen Bogen in der Hand. Der kleinere der Beiden hielt ihm sogar nur ein paar Zahnstocher entgegen. Der größere hatte wenigstens eine Kinderaxt dabei. Immer noch ein wenig verwirrt ob des Pfeilbeschusses nahm der Riese seine Keule in die Hand.

Thargad stieß dem Riesen direkt in die Kniekehle. Er brüllte auf und knickte gleichzeitig ein, als Boras ihm auch schon mit der Axt gegen die Schulter hieb, wo sie allerdings nahezu wirkungslos von der starken Schmutzschicht des Riesen abprallte. Thamior ließ noch ein paar Pfeile folgen, aber der Riese fiel nicht, sondern erhob sich stattdessen wieder.

»Mein Gold!«, brüllte er und schwang seine Keule. Boras duckte sich unter dem Schlag weg, aber Thargad war nicht schnell genug. Der Baumstamm – denn nichts anderes war die Keule – prallte ihm in die Seite und presste alle Luft aus seinen Lungen. Thargad rollte sich zur Seite ab und verhinderte so eine schlimmere Verletzung, aber noch so einen Hieb würde er nicht überstehen. Er stieß noch einmal vor und ließ seine Klingen tänzeln, während Boras den Riesen gleichzeitig von der anderen Seite bearbeitete. Jetzt drehte sich der Riese zum Barbaren herum. Thargad sprang, bekam den langen Haarschopf des Ungetüms zu fassen, bereute dies im selben Moment, zog sich dennoch auf dessen Rücken und trieb ihm schließlich sein Kurzschwert in den Hals. Der Riese brach röchelnd zusammen.

In der Luft erschien Flitz und grinste. »Und, was sagt man?«

»Hau ab?«, riet Boras.

Flitz seufzte. »Danke!«

»Gern geschehen.«

»Nein, du dummer Klotz. Danke sagt man. Schließlich hättet ihr das ohne mich nicht geschafft.«

»Laßt es gut sein«, sagte Helion, der sich zu den anderen gesellt hatte. »Das Tor ist offen – gehen wir hinein.«

-

Direkt unter dem Sims, auf dem der Riese gewacht hatte, teilte sich die Höhle in zwei Gänge auf. Der eine führte in einen Raum, der auch vom Sims aus sichtbar war, der andere Gang war zu krumm, als dass man sein Ende erkennen konnte. Thargad deutete mit einem Kurzschwert in Richtung des Raums, dann nahmen die Kettenbrecher ihre Positionen ein: Erst Boras und Thargad, dann Thamior und Helion, und schließlich Flitz und seine Truhe, die der Feenkobold hinter sich her schweben ließ. Man wusste ja nie.

Thargad bedeutete jetzt den Anderen, kurz zu warten, und schlich ein paar Schritt voraus. Er kam allerdings schnell wieder zurück. »Riesen«, flüsterte er, »mit zwei Köpfen.«

»Ettine«, sagte Thamior. »Wie viele?«

»Mindestens drei«, gab Thargad zurück.

»Wo genau?«, wollte Helion wissen, und hatte dabei ein leichtes Glitzern in den Augen. Thargad beschrieb ihm die Position der Riesen, so gut es ging. »Sehr gut. Macht euch bereit.« Er nahm ein Stück Fledermausdung heraus und rollte es zwischen den Zeigefingern. Ein letzter Blick zu seinen Kameraden, dass sie alle angriffsbereit waren, dann hob er das Kügelchen zum Wurf.

»Inferno!« Das Rauschen des Feuerballs erfüllte den Gang, der Feuerball selbst den Raum dahinter. Die Ettine brüllten vor Schmerz und Überraschung, und dann waren die Kettenbrecher heran. Boras versetzte einem dieser Biester gleich einen gewaltigen Hieb, ohne größere Schäden zu erzielen. Der Ettin wirbelte seine beiden großen Morgensterne herum und ließ sie dicht neben dem Barbaren in den Boden krachen. Thargad machte eine Sprungrolle unter den Waffen seines Gegners hindurch und kam in dessen Rücken. Seine Kurzschwerter stießen zu, drangen aber nicht sehr tief in das Fleisch des Ettin ein. Bevor dieser sich umdrehen konnte, bohrten sich zwei Pfeile in seine Brust, und nahezu gleichzeitig flog Helion von einem Zauber getragen in den Raum hinein und zur Decke hoch. Er sah, dass sein Feuerball und die Anstrengung seiner Freunde kaum Spuren an den Ettinen hinterlassen hatten, und er sah außerdem, dass ingesamt fünf dieser zweiköpfigen Riesen zum Kampf bereit standen. Ihm wurde etwas mulmig. Neben ihm feuerte Flitz einen seiner magischen Bolzen auf einen der Riesen ab; seine Truhe hatte er im Gang zurücklassen müssen.

Ein dritter Ettin hatte seine Morgensterne bereit gemacht und war in den Nahkampf geschritten. Die anderen beiden waren Speere auf die Kettenbrecher, ohne dabei besonders erfolgreich zu sein. Thargad und Boras hatten einen Riesen in die Zange genommen, und von zwei Seiten angegriffen konnte der sich nicht lange halten. Doch noch als der erste zu Boden ging, versetzten die anderen beiden Riesen ihren Gegnern heftige Hiebe. Thamior schüttelte den Kopf und wagte sich jetzt auch in Reichweite der Ettine, um seine Mitstreiter zu entlasten. Vorher aber ließ er noch einmal zwei Pfeile von der Sehne. Gurgelnd ging der nächste Riese zu Boden.

Boras stellte seine Axt quer und blockte einen weiteren Hieb seines Gegners ab. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Thargad von einem der bisherigen Speerwerfer angegangen wurde und gerade noch aus dem Weg turnen konnte. Der dritte Riese hatte sich Thamior zugewandt, der unentwegt Pfeile aus seinem Köcher holte und Pfeil um Pfeil gegen die Riesen schickte. Boras brüllte auf, schwang seine Axt hoch, um den Ettin zur Abwehr zu zwingen, und rammte dann seinen Kopf in dessen Magen. Der Ettin grunzte und stolperte zurück. Boras nutzte die Gelegenheit, um Thargad beizuspringen. Der Schurke konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.

Thargad brachte seine Klingen zwischen sich und die Morgensterne. Die Wucht des Hiebs ließ seinen Körper erzittern. Er merkte, wie er langsamer wurde, eine Folge der donnernden Hiebe seiner Gegner. Gleichzeitig wusste er, dass ein einziger richtiger Treffer das Ende wäre. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Boras ihm zu Hilfe kam und seinen Gegner anging. Dies wäre eine gute Möglichkeit, sich etwas zurückzuziehen und vielleicht einen Heiltrank zu trinken. Aber gleichzeitig war der Ettin abgelenkt... Thargad schalt sich einen Narren und hoffte darauf, dass Helm ihn schützen würde. Dann machte er einen Ausfallschritt und bohrte seine Klinge in den Unterleib des Riesen. Der Ettin brüllte auf, fiel zur Seite, fing sich aber wieder und sah Thargad aus hasserfüllten Augen an. Thargad schüttelte den Kopf: das war ja klar gewesen. Der Ettin hob beide Morgensterne zum Schlag.

»Arcanex!« Die weißen Kugeln rissen dem Ettin den linken Kopf weg, und diesmal fiel er wirklich. Thargad schickte einen dankbaren Blick zu Helion hoch und bemerkte so gerade noch, wie der vierte Ettin ebenfalls zu einem Schlag ausholte. Thargad warf sich nach hinten und entkam den Schlägen. Dann stellte sich Boras dorthin, wo der Schurke gestanden hatte, und nahm den Kampf mit dem Riesen auf.

Auf der anderen Seite des Raums wich Thamior immer weiter vor seinem Gegner zurück, feuerte zwei Pfeile ab, nur um dann wieder mühsam den Morgensternen auszuweichen. Sowohl Elf als auch Riese hatten mehr als nur ein paar Blessuren. Trotzdem spielte ein Lächeln auf dem Gesicht des Elfen. Er tötete Riesen – wer wollte sich da über ein paar Kratzer beschweren? Er bemerkte, dass Helion ihm mit einem Zauber helfen wollte, und schüttelte energisch den Kopf. Das musste er alleine machen. Sein Ettin schlug gerade wieder auf ihn ein, und mit Schrecken sah Thamior, dass einer der Hiebe gegen seinen Bogen gerichtet war. Er biss die Zähne zusammen und warf sich in den Schlag hinein; die Waffe prallte ihm in den Rücken, aber der Bogen blieb unversehrt. Thamior ließ sich von der Wucht des Hiebes aus der Reichweite des Riesen tragen, ließ sich fallen, rollte ab, und kam mit Pfeil in der Sehne wieder zum Stehen.

»Lass meinen Bogen in Ruhe!«, knurrte er. Dann feuerte er dem Ettin in eines seiner Augen, und den nächsten Pfeil in den Mund des anderen Kopfes. Der Riese fiel hintenüber, gerade als Boras dem letzten dieser Viecher den Schädel spaltete.
Keuchend versammelten sich die Kettenbrecher kurz in der Mitte des Raumes. Jetzt hatten sie Gelegenheit, sich umzusehen. Es war mehr eine gewölbte Halle von gut 20 Schritt Höhe. Die Wände waren kunstfertig verziert, als bestünden sie aus gefrorener Flüssigkeit. An der Decke hingen mehrere große Metallscheiben, die den gesamten Raum in warmes Licht tauchten und ihn gleichzeitig auf angenehme Temperatur erwärmten. In der Mitte des Raums erhob sich eine bizarre Anordnung, gut neun Meter im Durchmesser und so groß wie einer der Riesen zu Lebzeiten, ein gestell aus zerbrochenen Pfeilern, kurzem Rampen, Steinplatten und knapp zwei Dutzend Stühlen mit dreifacher Armlehne. Eine völlig glatte Tür ohne erkennbare Öffnungsmechanismen führte ebenso aus der Halle wie ein breiter Gang, der in einem kleineren Raum mit einem Brunnen endete.

»Alles in Ordnung?«, erkundigte sich Helion bei den Kämpfern. Diese nickten.

»Wo sind wir hier?«, fragte Thamior. »Das haben doch keine Riesen gebaut.«

»Nein, wahrscheinlich nicht. Aber wir haben wohl nicht die Zeit, uns das genauer anzusehen.«

»Schon klar«, sagte der Elf. »Ich werde mich mal in dem Gang umsehen, der direkt am Eingang abzweigte.«

»Ich komme mit«, rief Flitz aus dem Schutz seiner Unsichtbarkeit heraus. Thamior zuckte mit den Schultern, dann schlich er los.

Schon nach wenigen Schritten hörte er, wie sich mehrere Riesen zu streiten schienen.

»Ich sage, wir gehen rein«, sagte der Erste. »Wir hauen die zu Brei.«

»Wir warten«, sagte der Zweite. »Wenn die kommen, hauen wir sie zu Brei.«

»Ich finde«, sagte der Dritte, hielt dann aber inne, als ihn ein Pfeil in der Brust traf.

»Angriff!«, schrie der Erste und blickte auf den Elfen, der in einiger Entfernung stand. Thamior zeigte ihm den Mittelfinger, dann schoss er einen weiteren Pfeil ab. Die Riesen trampelten los, und Thamior wich weit genug zurück, um sich nicht wirklich heran kommen zu lassen.

»Kommt nur«, sagte er mit einem Lächeln. »Folgt mir einfach.«

Zwei der Hügelriesen gehorchten und kamen auf ihn zu. Der dritte aber, ein gar heimtückisches Geschöpf namens Golot (natürlich wusste Thamior das nicht), kicherte, und es fehlte nicht viel, dann hätte er sich die Hände gerieben. Er würde diesem Elfen ein Schnippchen schlagen. In freudiger Erwartung bahnte er sich seinen Weg durch das Lager der Ettins, um dann aus dem Norden in die Halle zu stoßen. Er beachtete das leise Flattern nicht, das ihm folgte.

Thamior grinste verbissen, als er in die Halle zurückkam und einen weiteren Pfeil abfeuerte. Boras stand vor dem Eingang und erwartete die Riesen. Diese, froh über einen nicht fliehenden Gegner, brüllten einen Angriffsruf und stürmten vor. Damit liefen sie natürlich genau in die Falle, die Thargad ihnen an der Decke hängend gestellt hatte. Aus dem Dunkel der Höhle heraus stieß er herab und rammte sein Schwert in den Rücken eines der Hügelriesen. Noch während der sich fragte, was geschehen war, brüllte Boras seinerseits und stürmte ebenfalls los. Der Riese runzelte die Stirn. Irgendwas lief hier falsch.

Helion sah, dass seine Gefährten den Kampf im Griff zu haben schien, und sah sich nach Flitz um. Dabei wurde sein Blick unweigerlich von der Tür im Norden der Halle angezogen. Dahinter vernahm er ein dumpfes Brüllen. Er näherte sich vorsichtig der Tür, um daran zu lauschen.

Golot hatte die Tür schon fast erreicht, als ihn plötzlich etwas in den Hintern traf und seine Gesäßhälften zum Brennen brachte. Er drehte sich um, aber da war nichts. Dann blitzte es auf, und ein bläulicher Blitz traf ihn in die Weichteile. Er brüllte auf und hieb verzweifelt mit seiner Keule durch die Luft.

Helion war eine Armlänge von der Tür entfernt, als sie sich plötzlich mit einem leisen Zischen in die Decke hob. Seine Faszination ob dieser magischen Vorrichtung wich Entsetzen, als er sich nur wenige Schritt von einem wütenden Hügelriesen entfernt sah. Dieser blickte zum Glück gerade in die andere Richtung. Helion stolperte einen Schritt zurück, und die Tür schloss sich wieder.

Golot sah sich um. War die Tür gerade offen gewesen? Jetzt war sie jedenfalls zu, und es schien niemand durchgekommen zu sein. Wieder traf ihn ein Blitz. Genug! Er griff in seinen Beute und nahm seinen Glückwurfstein heraus, mit dem er kürzlich noch Tibor auf den Kopf getroffen hatte. Dann wartete er darauf, dass der nächste Blitz kam.

Thargad stieß sich mit den Händen ab und zur Seite. Für einen Moment hing er nur mit einem Fuß an der Decke und dankte der Magie seiner Stiefel. Dort, wo er gerade noch gewesen war, donnerte die Keule des Hügelriesen in den Felsen. Er nutzte die Gelegenheit und stach dem Riesen in die Finger. Dieser brüllte auf und steckte sich den Zeigefinger in den Mund. Boras schlug gleich die Keule zur Seite und trat dem Riesen gegen das Knie. Es knackte vernehmlich, der Riese brüllte. Thamior hielt den anderen Riesen mit seinen Pfeilen im Griff. Aber wo war der dritte Riese.

Flitz kicherte. Dieser Riesentölpel hatte ja keine Ahnung, wo er sich befand! Noch einmal feuerte er einen Zauberpopel ab. Der Riese grunzte vor Schmerz, aber er grinste gleichzeitig. Dann warf er den Felsbrocken. Der Stein flog knapp an Flitz vorbei und zerschellte an der Wand.

»Argh«, stöhnte Flitz. »Du hast mich getroffen. Ich sterbe. Hilfe!« Dann lachte er. »Reingelegt!« Und noch ein Zauberpopel.

Thargad ließ sich fallen und krazte dem Riesen seine Schwerter über den Rücken. Der Riese bäumte sich auf, und Boras trieb ihm die Axt in die Brust. Der Riese brüllte, keuchte, ächzte, und verstummte dann ganz. Keuchend wischte sich Thargad Blut von den Lippen.

»Wars das?«

»Es waren drei«, sagte Thamior. In diesem Moment öffnete sich die Nordtür.

»Tadaa!«, machte Flitz, als die Kettenbrecher den zusammengebrochenen Golot erblickten. »Gestatten: Flitz Riesentöter!«
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 15. Februar 2006, 18:52:25
Hill Giant CR   7
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Und die unglaublichen Reflexwurfschaffenden Zweiköpfler
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Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: dude am 15. Februar 2006, 23:55:38
Wau! Das muß ein Kampf gewesen sein!!  :elf:
Also diese reimenden Riesen sind der Hammer gewesen :D

Darf man erfahren welche Stufe die Gruppe momentan so hat?
Dürften ja so um 8 herum sein, und wenn ich da an meine Gruppe denke wären da sicher einige Probleme mit dieser Masse an Gegnern aufgetreten... sehr gut gehandhabt!

dude
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Serath am 16. Februar 2006, 00:28:23
Da kann ich nur zustimmen. Ein echt genialer Kampf und wirklich sehr spannend beschrieben.

Aber warum lässt du uns immer so lange auf ein Update warten? Ich würde am liebsten jeden Tag eines lesen.  :D
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Kylearan am 16. Februar 2006, 09:13:20
Zitat von: "dude"
Darf man erfahren welche Stufe die Gruppe momentan so hat?
Dürften ja so um 8 herum sein, und wenn ich da an meine Gruppe denke wären da sicher einige Probleme mit dieser Masse an Gegnern aufgetreten... sehr gut gehandhabt!

dude

Wir waren Stufe 7, als der Kampf losging. Jetzt nicht mehr ;-)

War einiges an Glück dabei, und ich hatte eigentlich mit einem TPK gerechnet, nachdem der Feuerball eigentlich keine Wirkung hatte. (Ich glaube, einer der Ettins hat seinen Rettungswurf gegen 18 versemmelt.)

Was mir Angst macht, sind die "Herrinnen" und ihr Mephit. Letzteren haben wir nämllich gar nicht mitbekommen (Mist, jetzt muss ich das am Samstag wieder "vergessen"), und erstere machen mir angesichts kaum noch vorhandener Zauber so richtig Angst.

Ach ja: was sind
Zitat von: "Berandor"
Wuffelsen
? Wurf-Felsen? Schmeißesteine? Kugelstoßkugeln? ;-)

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Kai am 16. Februar 2006, 09:58:37
So! Jetzt muss ich auch mal sagen wie gut mir diese SH gefällt! Und ich kann Serath nur zustimmen ... am liebsten würde ich jeden Tag eine Fortsetzung lesen.  :)

PS: Der Kampf ist super beschrieben! Schreibst du dir jeweils auf, was für Aktionen die SC bringen oder bastelst du dir das Ganze später wieder in etwa zusammen? Ich hab da immer Schwierigkeiten mich überhaupt an etwas zu erinnern (ausser dem Ausgang des Kampfes  :roll:  )
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 16. Februar 2006, 10:47:08
Wollen wir mal sehen...

Die Frage zur Gruppenstufe wurde schon beantwortet.

Ich poste aus verschiedenen Gründen nicht öfter:
1. Wir spielen nicht so oft (ca. 1x pro Monat), da gibt es nicht so viel zu schreiben
2. Wir spielen nicht so oft, da möchte ich die Updates halbwegs über die gesamte Wartezeit verteilen
3. Ich habe auch nicht unbegrenzt Zeit und muss ja noch die blöden Monsterwerte abschreiben und Abenteuer vorbereiten usw. Und jetzt hatte ich gerade zwei Wochen Exxtreme Learning auf dem Plan.

Die Rettungswürfe waren echt hart – da habe ich vier Riesen würfeln lassen und drei von denen würfeln 16 oder höher.

Den Wächter haben die Spieler wirklich nicht mitbekommen, aber ich wollte ihnen zeigen, weshalb es Alarm gab. Der Riese war nämlich nicht wirklich aufmerksam...

Wuffelsen sind gezähmte Wildtiere. Elsen sind riesige Monsterkühe, und Hügelriesen fangen und zähmen sie sowie bringen ihnen bei, zu bellen. Daher Wuff-Elsen.
(Tippfehler korrigiert)

Zitat
PS: Der Kampf ist super beschrieben! Schreibst du dir jeweils auf, was für Aktionen die SC bringen oder bastelst du dir das Ganze später wieder in etwa zusammen? Ich hab da immer Schwierigkeiten mich überhaupt an etwas zu erinnern (ausser dem Ausgang des Kampfes)

Erst Mal danke!

Nein, ich schreibe mir kaum etwas auf. Grobe Sachen behalte ich natürlich, in diesem Fall war das: Thamior geht vor und entdeckt den Riesen, er wird gehört, Flitz erschafft  eine Truhe, die Ettine schaffen den Rettungswurf, Thamior lockt zwei Riesen an, Thargad hockt an der Decke, Flitz macht den dritten Riesen alle, Helion öffnet die Tür und schließt sie gleich wieder.
Ansonsten lasse ich mich von diffusen Erinnerungen leiten, nehme das Abenteuer zu Hilfe, und denke mir was aus.

Allerdings schreibe ich meistens relativ kurz nach dem Spieltermin, da fällt einem noch vieles ein.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: dude am 16. Februar 2006, 12:33:42
Eines würde mich jetzt noch brennenderweise interessieren:

Was ist jetzt eigentlich mit dem armen Dirim?
Der wandelt da jetzt schon ne halbe Ewigkeit als trauriger Schatten seiner selbst mit.

Momentan ist der Spieler von ihm ja mit Flitz beschäftigt soweit ich das mitbekommen hab. Gibts da mal wieder nen Wechsel?

Irgendwie fehlt mir sein Judge-Dred-Gehabe   :cop:

dude
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Beitrag von: Serath am 16. Februar 2006, 16:54:34
Zitat von: "Berandor"

Ich poste aus verschiedenen Gründen nicht öfter:
1. Wir spielen nicht so oft (ca. 1x pro Monat), da gibt es nicht so viel zu schreiben
2. Wir spielen nicht so oft, da möchte ich die Updates halbwegs über die gesamte Wartezeit verteilen
3. Ich habe auch nicht unbegrenzt Zeit und muss ja noch die blöden Monsterwerte abschreiben und Abenteuer vorbereiten usw. Und jetzt hatte ich gerade zwei Wochen Exxtreme Learning auf dem Plan.


Das ist mir schon klar und finde es auch gut, dass du die Updates schön zwischen den Spielterminen verteilst (sonst wäre die Wartezeit ja noch länger). Am besten wäre es natürlich, ihr würdet jedes WE spielen, aber ich kenn das ja von meiner eigenen Gruppe wie schwer das ist, einen Termin zu finden an dem alle Zeit haben.

Am Anfang durfte ich halt sehr viel am Stück durchlesen, da ich erst mittendrin in deine Story Hour eingestiegen bin und da war ich dann so richtig drin in der Geschichte. Jetzt muss ich halt erst wieder überlegen, was den im letzten Update alles passiert ist.  :wink:
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Beitrag von: Darigaaz am 16. Februar 2006, 17:08:32
Ein sehr schön beschriebener Kampf, und die Riesen hatten wirklich sehr glaubhafte Charakterzüge.

Wenn ich auch so schrieben könnte, würde ich auch ne Story Hour machen :).
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 16. Februar 2006, 18:25:17
Zitat von: "dude"
Eines würde mich jetzt noch brennenderweise interessieren:

Was ist jetzt eigentlich mit dem armen Dirim?
Der wandelt da jetzt schon ne halbe Ewigkeit als trauriger Schatten seiner selbst mit.

Momentan ist der Spieler von ihm ja mit Flitz beschäftigt soweit ich das mitbekommen hab. Gibts da mal wieder nen Wechsel?

Irgendwie fehlt mir sein Judge-Dred-Gehabe   :cop:

dude

Na ja, die "halbe Ewigkeit" sind zwei Spielabende. Dirim wird sich wohl am Samstag der Gruppe wieder anschließen - oder es gibt einen TPK, kann natürlich auch sein. :)
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Beitrag von: Kylearan am 17. Februar 2006, 08:48:45
Zitat von: "dude"
rgendwie fehlt mir sein Judge-Dred-Gehabe cop

Mein Tipp für die Quote des Monats. Sehr geil und treffend! Volle Punktzahl.
Zitat von: "Berandor"

Na ja, die "halbe Ewigkeit" sind zwei Spielabende. Dirim wird sich wohl am Samstag der Gruppe wieder anschließen - oder es gibt einen TPK, kann natürlich auch sein. :)

Im zweiten Fall kann Dirim ja die Rächer der Kettenbrecher ins Leben rufen und wir haben einen Aufhänger, diese spannende Kampagne weiter zu spielen.

Kylearan
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Beitrag von: Berandor am 18. Februar 2006, 13:30:24
Und ich dachte, so könnte ich den SL-job los werden. Na ja, vielleicht lasse ich euch dann doch leben...
Titel: Der Major
Beitrag von: Lupus Major am 18. Februar 2006, 19:50:43
So, ich fuehle mich sehr geehrt mit meinem Gastauftritt! Vor allem, wenn man ihn mit dem von Hedian und Pestbeule vergleicht... Also Vielen Dank!

Also, macht weiter so, und nix mit TPK und so hier, ich mag eure Gruppe! (Auch wenn halbelfische weibliche Barden ein deutlicher Gewinn sind, aber vielleicht ist Barde schlicht nicht die richtige Klasse fuer eine Kampagne wie diese.)
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Levold am 19. Februar 2006, 13:55:10
Bin jetzt nach längerer Abstinenz mal wieder zum Lesen gekommen.
Macht nach wie vor Spaß, und hier der obligatorische Dauermotivator: Weiter so!
Am besten hat mir übrigens die Begegnung mit dem Wilden Rudel und die Beschreibung des Dämonenschlundes gefallen.
Beide Szenen bzw. diese beiden Abschnitte kommen stimmungsmäßig sehr schön rüber!
Das Wilde Rudel kann man sich sehr gut vorstellen, dieser animalische Haufen halbwilder Lebewesen. Bewacht von Spinnen! Sehr geile Idee (oder stand das so im Abenteuer? Ich glaube nicht, soweit ich mich entsinne).
Und den Dämonenschlund kann man sich auch sehr gut vorstellen. Vor  meinem geistigen Auge eine Art blutroter Marslandschaft mit stinkenden Schwefelquellen und dem Geruch von Blut. Überdeckt von dunkelgelben Wolken, in denen die Schatten von Dämonen und anderen fliegenden Ungeheuern einem üblen Treiben nachgehen.
Weiß nicht, ob sich das mit deiner Vorstellung oder von den anderen (Spielern, Lesern) deckt. Aber so seh ich diese ganze Szenerie und finds klasse.
In diesem Sinne: auf ein baldiges Weiterlesen.
Levold
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 19. Februar 2006, 16:53:42
Danke. Gestern haben wir gespielt, also geht es bald weiter.

Ich tippe auf drei bis vier Updates, ein Zwischenspiel eingeschlossen, und damit das Ende dieses Abenteuers...
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Kai am 20. Februar 2006, 10:24:48
Also gabs kein TPK?  :)
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Kylearan am 20. Februar 2006, 10:42:47
Zitat von: "Kai"
Also gabs kein TPK?  :)

Wieso? Ein TPK ist doch das Ende des Abenteuers, oder nicht?

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 20. Februar 2006, 18:33:55
Zauberhafte Schwestern

»Schauen wir uns mal den Brunnen an«, lenkte Helion die Aufmerksamkeit der Gruppe vom Riesentöter ab. Gemeinsam gingen sie in den nächsten Raum. An den Ecken eines imaginären Rechtecks standen sechs Pfeiler, in deren MItte jeweils halb mit einer brodelnd-weißen Flüssigkeit gefüllte Kugeln platziert waren. Aus einem Loch im Boden der Kugeln lief diese Flüssigkeit – ohne die in den Kugeln vorhandene Menge sichtbar zu verringern – in ein Becken zwischen den Pfeilern. Dort vermischten sich die Flüssigkeiten und begannen, in allen Regenbogenfarben zu leuchten. Aus dem Brunnenraum führten zudem noch zwei weitere Türen hinaus, und schließlich stand noch ein massiver bronzener Pokal am Rand des Beckens, wie dafür gemacht, aus ihm zu trinken.

Während Helion noch feststellte, dass Brunnen, Türen und sogar die Flüssigkeit magisch waren, hatte Flitz bereit einen Finger hinein gesteckt und mit dem Kelch einen großen Schluck des Tranks gesammelt. Als seinem Finger nichts geschah, trank er. Es dauerte etwas, bis der kleine Feenkobold den Pokal geleert hatte. Dann rülpste er.

»Und?«, erkundigte sich Thamior.

»Ich fühle mich... stärker«, sagte Flitz. »Aber auch ziemlich müde.« Tatsächlich war er etwas blass geworden, was jedoch aufgrund seiner Unsichtbarkeit verborgen blieb und weshalb niemand Sorgen wegen einer Vergiftung hatte.
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»Stärker...«, murmelte Helion. Das kam ihm irgendwie bekannt vor, aber er kam nicht drauf, woher.

Stattdessen gingen die Kettenbrecher weiter. DIe Südtür führte in einen engen Gang, und Helion übernahm vorsichtshalber die Nachhut, während der Rest kampfbereit der nächsten Tür entgegen strebte. Auch diese öffnete sich automatisch, als Boras und Thargad nahe genug heran kamen, doch dahinter war nur ein Deckeneinsturz und eine schmale, mit explosiven Gasen gefüllte Tasche. Die Tür wiederum war mit einem Klebstoff versiegelt, der kleine Feuersteine enthielt, die nun beim Öffnen Funken stoben. Im resultierenden Feuerball wurden Boras und Thamior ziemlich angesengt, während Thargad sich zu Helion außer Reichweite retten konnte. Flitz, ohnehin von seinem Trunk geschwächt, ging mit einem vernehmlichen Platschen und von kleinen Rauchfahnen begleitet zu Boden.

»Der Feenkbold! Wo ist er?«, rief Thamior und nahm seinen Heilstab heraus. »Sieht ihn jemand?«

»Augen zu!«, rief Helion, und dann: »Lux Oculi Physicendam

Glitzernder Staub explodierte im Gang und bedeckte die Kettenbrecher, einschließlich Flitz. Thamior lief zu ihm und berührte ihn mit dem Stab, während Boras und Thargad sich an die Augen griffen, geblendet.

»Es ging nicht anders«, sagte Helion entschuldigend. »Aber es ist gleich wieder vorbei, und wenigstens lebt Flitz noch.«

»Danke!«, sagte Flitz mit gänzlich ungewohntem Ernst. »Ich wollte schon immer ein Leuchtkäfer sein.«

»Wenn ich dich sehen könnte, würde ich dich für diesen Spruch...«, grummelte Boras.

»Was denn?«

»Wirst schon sehen.«

Langsam ließ der Schimmer nach, und mit ihm die Blindheit. Boras blinzelte noch ein wenig, sah dann aber mit schelmischem Grinsen dorthin, wo er den wieder unsichtbaren Feenkobold vermutete.

»Mach dich doch mal sichtbar«, bat er.

»Wieso? Nur damit du...« Flitz verfiel in ein Röcheln, ein Husten, dann plumpste er wieder zu Boden und war still.

»Ich wars nicht!«, beteuerte Boras. »Oder?«, wandte er sich an Helion, nicht ohne Hoffnung in der Stimme.

»Er ist tot«, sagte Thamior, der den unsichtbaren Leichnam ertastete. Dann band er ihm ein langes Stück Stoff ums Bein und versteckte ihn bei den toten Riesen in der Halle.

»Wir können ihn später holen.«

»Und jetzt?«, fragte Helion. »Ich meine... trauern wir?«

»Das nicht«, antwortete Thargad. »Aber wenn wir denjenigen finden, der dafür verantwortlich ist, dann können wir den Kleinen wenigstens rächen.«

-

Die zweite aus dem Brunnenraum führende Tür blieb verschlossen, als die Kettenbrecher sich ihr näherten. Bevor sie sich dort gewaltsam Zutritt verschafften, sahen sie sich erst einmal noch dort um, wo Flitz seinen Ettin getötet hatte. Ein breiter Gang ging weiter in den Norden und endete in einer halb verschütteten und so zur Ecke verkommenen Abzweigung; auf halbem Weg war eine weitere Tür.

»Kannst du die Türe auf Fallen untersuchen?«, fragte Helion, und der angesprochene Thargad schlich vor. Er nahm sein Werkzeug heraus und näherte sich vorsichtig der Tür. Thargad rieb sich die Finger, um seinen Tastsinn zu schärfen, und trat an die Tür heran. Die Tür öffnete sich mit leisem Zischen. Thargad stockte kurz, dann wandte er sich an seine Gefährten.

»Keine Falle.« Hinter der Türe allerdings nur ein weiterer eingestürzter Gang.

»Ich sehe mir mal die Abzweigung an«, sagte Thamior. »Irgendwoher muss das Geräusch ja kommen.« Damit spielte er auf das lodernde Prasseln an, das neben dem immer noch zu vernehmenden Kreischen der Quelle zu hören war.

Der Elf schlich den Gang entlang, näherte sich der Biegung. Die Luft um ihn herum wurde wärmer.

»Ich höre dich«, sagte eine tiefe Stimme mit leicht riesischem Akzent. Sie entsrpang um die Ecke.

»Ich höre dich auch«, gab Thamior zurück.

»Und was willst du jetzt machen?«

»Reden?«

»Das ist gut. Ich will dich nämlich nicht töten, wenn ich nicht muss.«

»Sehr beruhigend. Mir geht es da ähnlich.«

Thargad nahm derweil einen Schluck aus einem Unsichtbarkeitstrank und folgte dem Elfen, entschlossen, sich den Sprecher einmal anzusehen.

»Komm nur nicht hinter der Ecke vor«, warnte dieser gerade, »denn sonst müsste ich dich angreifen.«

»Vielleicht stehe ich da ja schon?«, fragte Thamior keck, als Thargad ihn gerade erreicht hatte. Der Schurke tat einen weiteren Schritt, wollte um die Ecke schauen, da waberte plötzlich die Luft und seine Unsichtbarkeit verpuffte.

»Nee, da stehst du nicht«, sagte die Stimme zufrieden. Thargad bedachte Thamior mit einem bösen Blick: Sehr kluge Bemerkung, sollte das heißen. Dann marschierte er geräuschvoll davon.

»Hallo?«

Thamior schwieg.

»Ist wohl weggegangen.«

Thamior nahm mit vorsichtigen Fingern einen Schleichen-Trank heraus und leerte ihn in einem Zug. Dann wappnete er sich innerlich gegen magische Angriffe und riskierte einen Blick um die Ecke. Er sah in eine große Schmiede; in einer Ecke stand ein massiver Ofen mit grünlichen und dadurch deutlich als magisch zu erkennenden Flammen, von denen das markante Lodergeräusch ausging. Um den Ofen herum und in den Flammen selbst lagen viele einzelne Stücke von zerborstenen Ambossen; die Stücke im Feuer glühten vor Hitze. Auf einem riesigen Amboss lag ein ebensolcher Hammer, und gegen eine Wand gestapelt sah man noch gut ein Dutzend ähnlich großer Ersatzambosse. Zwischen Amboss und Schmiede stand ein großer Riese mit kohlschwarzer Haut und flammendrotem Haar, dem die Hitze nichts auszumachen schien: ein Feuerriese. Außerdem erhaschte Thamior noch einen Blick auf diverse Schmiedestücke, darunter auch ein silberner und recht großer Käfig, in dessen Metall magische Runen geritzt waren. Schnell huschte er wieder zu den Anderen zurück.

»Ein Feuerriese. Ich würde ihn ungern töten, vor allem nicht, solange wir nicht bei vollen Kräften sind. Jedenfalls geht es dort nicht weiter.«

Helion zuckte mit den Schultern und nahm eine Schriftrolle hervor. »Dann also wieder zurück zum Brunnen.«

Die Kettenbrecher nahmen Aufstellung vor der verschlossenen Türe und Helion entrollte sein Pergament.

»Apertis!« Mit leisem Zischen fuhr die Türe nach oben. Dahinter ein weiterer Gang mit ebensolcher Tür am Ende.

Die Kettenbrecher machten ihre Waffen bereit; Boras zog die Axt, Thargad seine Zwillingsschwerter, Thamior legte einen Pfeil auf seinen Bogen und Helion hatte bereits die ersten magischen Silben auf der Zunge. Langsam schlichen sie den Gang entlang, immer weiter auf die Tür zu. Nach einem letzten Blick, ob alle bereit seien, traten Boras und Thargad vor. Die Türe öffnete sich.

Dahinter lag ein hoher Raum, wiederum erhellt durch magische Platten in der Decke. Die Wände waren übersät mit Zeichnungen von Zauberwebern. Am Rand des Raums lief eine Treppe zu einer Empore hoch, auf der ein großer Thron mit sechs Armlehnen ruhte (und von wo aus zwei weitere Türen abgingen). Aber viel auffälliger war das, was die Kettenbrecher nicht erwartet hatten: Einen leisen Choralgesang, den Duft frischer Blumen, und natürlich die drei von warmem Licht umgebenen und geflügelten Gestalten, die auf der Empore standen. Es waren Engel, genauer gesagt Trompetenengel, wie Helion feststellte, Boten der Götter.

»Willkommen«, sagten die Engel mit lieblichen Stimmen und in exaktem Gleichklang. »Wir sind Tribata, Sminelpa und Olomasta, und wir sind gekommen, um Euch für die Reinigung dieses heiligen Ortes zu danken und zu belohnen.«

Die Kettenbrecher tauschten einen Blick aus, und jeder – Boras möglicherweise ausgenommen – dachte das Gleiche: Waren die echt? Und: Durfte man auf Engel schießen?

-

»Aber wir haben diesen Ort doch gar nicht gereinigt«, sagte Thamior.

»Ach nein?« Der mittlere Engel sprach. »Welches dieser bösartigen Monstren hat es denn nicht gewagt, seine Arbeit zu tun und durch Eure Klinge zu sterben?«

»Ein Feuerriese.«

»Der ist unwichtig.«

»Könnt ihr unseren Freund heilen?«, fragte Boras und zeigte auf Dirims leuchtende Gestalt. »Er wurde verflucht.«

»Wir können es versuchen«, sagte der mittlere Engel. Sie – denn es war ein weiblicher Engel, wie die anderen auch – breitete die Flügel aus und trat an den Rand des Vorsprungs.

»Wartet«, rief Pecarri. »Wir haben erst kürzlich einen Engel getroffen. Dieser durfte nicht direkt eingreifen und helfen, und ihr kommt gleich zu dritt und dürft das?«

»Nun«, sagte der Engel nach kurzem Zögern, »auch bei uns gibt es unterschiedliche Ansichten und Arbeitsweisen. Darf ich jetzt?« Mit einem Flügelschlag war sie bei Dirim angelangt und breitete die Arme aus.

»Oh Götter!«, rief sie. »Gewährt und die Macht, den Fluch dieses treuen Zwerges zu brechen.«

Nichts geschah. Der Engel sah zu Boras: »Es tut mir leid.« Dann flog sie wieder auf das Podest zurück. »Gibt es sonst noch etwas, wie wir Euch helfen können?«

»Wo kommt ihr eigentlich her?«, erkundigte sich Pecarri.

»Normalerweise frohlocken wir auf Arborea und frönem dem Guten dort, wie wir Engel es so tun.«

»Arborea?«

»Äh... ja.« Die Engel schienen ungehalten. »Wenn ihr keinen Wunsch habt, so gewähren wir Euch einen Schluck aus dem heiligen Brunnen im Vorraum. Geht, ihr werdet dort einen Kelch finden, aus dem ihr trinken könnt.«

»Mir reicht’s«, sagte Thamior. Er hob seinen Bogen und gab damit das von allen erwartete Signal zum Kampf.

»Wie kannst du es wagen?«, kreischte der mittlere Engel und flog direkt auf Thamior zu. Im Flug verstummte der Gesang, der Duft verblasste, und anstelle von Engeln standen die Kettenbrechern drei alten Vetteln mit langen Klauen, silbrigen Mottenflügeln und – eigentlich ganz putzig – kleinen Schmetterlingsfühlern auf der Storn gegenüber. Dies war das wahre Gesicht der drei Hexenschwestern.

Sminelpa, die Erste der Drei, zerfetzte Thamiors Wams, noch bevor dieser einen Pfeil abgeben konnte. Thamior trat zurück und schoss, doch die Hexe wand sich geschickt und trug nur Kratzer davon. Boras trat sogleich hinzu, aber die runzlige Haut der Hexe erwies sich als ebenso hart die Borkenrinde, und sein Schlag prallte ab.

»Causticere Pilum Melfis!«, rief Pecarri. Ein grün schimmernder Pfeil flog gegen Tribata, die noch auf dem Podest stand, und zerbarst in einem Säureregen. Dann ging sich der Kobold unter dem Podest in Deckung. Der Pfeil brannte sich in die Haut der Hexe, aber Tribata ignorierte den Schmerz und sah Boras an.

»Leg die Axt weg!«, befahl sie, wobei die Säure zumindest erreichte, dass sie keinen besseren Befehl fand.

Thargad hatte sich schon vorher halb die Treppe hinauf geschlichen und sah seine Gelegenheit gekommen. Vor ihm war Olomasta auf der Suche nach einem Gegner. Thargad griff sich zwei Wurfdolche und feuerte sie auf die Hexe ab. Die Dolche prallten ebenso von der Haut ab wie zuvor Boras’ Axt bei Sminelpa, aber nun hatte Olomasta einen Gegner gefunden.

»Armer kleiner Bengel«, singsangte sie und kam auf Thargad zu. Beinahe sanft strich sie ihm über die Wange, und Thargad spürte, wie ihm die Stärke aus den Gliedern wich. Er trat zurück, dann entschloss er sich, zunächst Boras und Thamior zu helfen. Olomasta ließ ihn ziehen und sah zu Pecarri hinüber, der wohlweislich einen Schutzkreis gewirkt hatte.

»Knie nieder!«, zischte sie, aber Pecarri zeigte ihr den Vogel. Die Hexe kreischte verärgert.

Die Anderen hatten mit Sminelpa genug zu tun. Boras steckte zuerst seine Axt weg, um sie dann wieder bereit zu machen, und Thamior versuchte verzweifelt, die dicke Haut der Hexe zu durchbrechen. Sminelpa war durch das augenförmige Amulett, das sie trug, als Anführerin der Drei zu erkennen, und womöglich war sie es gewesen, der Dirim verflucht hatte. Die Hexe wiederum krallte sich tief in Boras Fleisch und versuchte, dem Barbaren ganze Stücke seines Körpers zu entreißen. Boras knurrte und hob die Axt, doch Sminelpa packte ebenfalls den Griff der Waffe. Mit erhobenen Armen standen sie sich gegenüber. Thamior nutzte die Gelegenheit zu einem gezielten Schuss zwischen die Rippen, was ihm einen tadelnden Blick der Hexe aber auch die Genugtuung von hervorquellendem Blut einbrachte.

Boras versetze Sminelpa einen Kopfstoß, und die Hexe taumelte zurück, wobei sie die Waffe los ließ. Oben auf der Empore konzentrierte sich Tribata, und um Boras herum begannen kleine Energiefetzen zu tanzen. Sminelpa, kurz davor zu fliehen, hielt sich die blutende Brust und konzentrierte sich ebenfalls, ohne ihren Gegnern einen Angriffspunkt zu bieten. Jetzt konnte man schwach leuchtende Gitterstäbe um den Barbaren herum erkennen. Sminelpa lächelte gehässig.

Dann war Thargad herbei und stieß ihr von hinten beide Schwerter in die Nieren, sodass sie vorne wieder aus ihrem Körper heraus traten, zog die Waffen wieder heraus und köpfte die Hexe mit einer gekonnten Drehung. Trotzdem verfestigten sich die Gitter um Boras immer mehr, und jetzt konzentrierte sich auch Olomasta, um den Zauber zu vollenden. Darauf hatte Pecarri nur gewartet.

»Arcanex!«, rief er, und seine magischen Geschosse zerstörten die Konzentration der Hexe. Das Leuchten um Boras herum erstarb.

»Das wirst du büßen!«, zischte die Hexe und hob die Klauen zu einem Sturmangriff auf den Kobold. Dann stellte sich eine gepanzerte Gestalt in ihren Weg.

»Das wird er nicht. Du bist es, die Buße tut.« Es war Dirim, der mit Sminelpas Tod wieder stofflich geworden. »Sminelpa, Tribata, Olomasta: Für die Verschleppung des Paladins Alek Tercival und das Verfluchen eines geweihten Priesters Tyr verurteile ich Euch zum Tode. Ein Urteil ist bereits vollstreckt.« Dirim zog sein Schwert. »Zwei fehlen noch.«

-

Tribata auf der Empore begann einen weiteren Zauber, aber ein Pfeil aus Thamiors Bogen machte ihn zunichte. Dirim fixierte die Hexe mit seinem Blick.

»Tyr, brenne mit dem Feuer der Gerechtigkeit das Böse hinfort!« Gleißendes Licht strahlte aus Dirims Hand, doch die Hexe wich dem Strahl aus.

»Böse Wand!«, kicherte sie.

Olomasta wurde derweil von Boras und Thargad in die Zange genommen. Schnell blutete die Hexe. »Geh du hoch, ich schaffe das«, sagte Boras zu Thargad, und nach einem zweifelnden Seitenblick auf die oberflächlichen Wunden tat Thargad dennoch, was der Barbar vorgeschlagen hatte.

»Bist du dir da sicher?«, singsangte Olomasta und nahm Boras Gesicht zwischen ihre kalten Finger. Eis breitete sich in Boras’ Venen aus und lähmte ihn, schwächte ihn so sehr, dass er kaum noch seine Axt heben konnte. »Es geht nicht nur mit Stärke, weißt du?«, kicherte die Hexe.
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»Nein«, sagte Boras zur Antwort. »Es geht auch mit Genauigkeit.« Er schlug mit seiner Axt in schrägem Winkel zu und durchtrennte die Hexe vom Schulterblatt bis zur gegenüber liegenden Hüfte. »Du Hexe!«
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Tribata kreischte, als ihre Schwester fiel. Mit einem Satz flog sie von der Empore und zur Leiche Sminelpas. Dort packte sie das Augenamulett und riss es der Toten vom Hals. Triumphierend blickte sie sich um. Dann konzentrierte sie sich. Ihr Körper begann, durchscheinend zu werden, ätherisch.

Thargad sprang von der Empore und kam mit einer Rolle vorwärts wieder auf die Beine, aber seine fehlende Stärke behinderte ihn. Er würde zu spät kommen. Boras drehte sich herum, aber er war zu weit entfernt, um die Hexe zu stoppen. Thamior feuerte zwei Pfeile ab, doch einer ging fehl und der andere verletzte die Hexe nicht.

Dirim schüttelte den Kopf. Nein. Er würde die Hexe nicht fort lassen. Sie, die für den Fluch mindestens ebenso verantwortlich war wie die anderen Beiden. Er würde das Urteil vollstrecken. Er schritt voraus und hob sein Schwert zum Henkershieb.

»Arcanex!« Magische Geschosse donnerten in Tribatas Körper, zerfetzten ihren Leib und warfen sie nach hinten. Sie war tot, bevor sie auf dem Boden aufschlug. Dirim blickte mit zusammen gekniffenen Augen zu Pecarri herüber, dann zuckte er mit den Schultern.

»Auch gut.«
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 20. Februar 2006, 19:13:42
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Beitrag von: Berandor am 20. Februar 2006, 19:14:57
Online-Lektion 1:
"Quote" ist nicht gleich "Edit"
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Larzarus am 20. Februar 2006, 20:42:26
@Berandor

Ein wirklich großes Lob an einen der beiden "Meister der Story Hour" (Zechi ist dir hart auf den Fersen  :wink: ). Verfolge seit längerer Zeit das Geschehen und muss zur Freude aller Leser immer wieder Steigerungen deiner Berichte feststellen ( und all dies auf einem sehr hohen Niveau).

Doch leider gibt es da ein Problem - du hast das Suchtpotential deiner Bericht unterschätzt
>>> mehr updates  :D  bzw. die aktuelle Geschwindigkeit beibehalten wäre schön......
 
 
Weiter so, ist einfach nur genial.

PS: Übrigens eine gute Idee, einen Spieler zwischendurch etwas anderes ausprobieren zu lassen ( I love Zauberpopel - Warlocks rule)
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Kai am 21. Februar 2006, 11:02:56
hehe, der Kobol gefällt mir immer besser und besser!

Zitat
»Knie nieder!«, zischte sie, aber Pecarri zeigte ihr den Vogel. Die Hexe kreischte verärgert.


 :D
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Beitrag von: Kylearan am 21. Februar 2006, 12:46:33
Zitat von: "Kai"
hehe, der Kobol gefällt mir immer besser und besser!

Zitat
»Knie nieder!«, zischte sie, aber Pecarri zeigte ihr den Vogel. Die Hexe kreischte verärgert.


 :D

Mir auch. ;-)
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Beitrag von: Berandor am 21. Februar 2006, 15:24:04
Zitat von: "Larzarus"
@Berandor

Ein wirklich großes Lob an einen der beiden "Meister der Story Hour" (Zechi ist dir hart auf den Fersen  :wink: ). Verfolge seit längerer Zeit das Geschehen und muss zur Freude aller Leser immer wieder Steigerungen deiner Berichte feststellen ( und all dies auf einem sehr hohen Niveau).

Doch leider gibt es da ein Problem - du hast das Suchtpotential deiner Bericht unterschätzt
>>> mehr updates  :D  bzw. die aktuelle Geschwindigkeit beibehalten wäre schön......
 
 
Weiter so, ist einfach nur genial.

PS: Übrigens eine gute Idee, einen Spieler zwischendurch etwas anderes ausprobieren zu lassen ( I love Zauberpopel - Warlocks rule)

Vielen Dank für das Lob, wenn ich auch das Ranking unter Geschmacksschutz stellen möchte. Zechi und ich haben ja gottseidank sehr unterschiedliche Spiel-und Schreibstile, weshalb wir uns wenig in die Quere kommen.

Wir spielen wahrscheinlich erst Ende März wieder. Da ist dann natürlich die Frage: Lieber relativ schnelle updates und dann lange nix, oder größere Zeitabstände?
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Zechi am 21. Februar 2006, 15:44:09
Mit Berandors SH will ich mich gar nicht messen, die ist einfach die Beste und ja auch schon fast ein Roman :) Meine SH ist eher die Beschreibung der Spielsessions mit den Worten eines SLs.

Unterschiedlicher Spielstil :D Warte mal ab, wenn deine Gruppe Stufe 15+ erreicht hat ;)

Gruß Zechi
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Beitrag von: Berandor am 21. Februar 2006, 16:09:13
Zitat von: "Zechi"
Mit Berandors SH will ich mich gar nicht messen, die ist einfach die Beste und ja auch schon fast ein Roman :) Meine SH ist eher die Beschreibung der Spielsessions mit den Worten eines SLs.

Unterschiedlicher Spielstil :D Warte mal ab, wenn deine Gruppe Stufe 15+ erreicht hat ;)

Gruß Zechi


Mein Spielstil ist der TPK auf Stufe 11.

Q.e.d. :D
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Beitrag von: Levold am 21. Februar 2006, 18:06:46
Die drei Schwestern: schön klassisch! Ich sag nur: When shall we three meet again?
Aber warum hat der Feuerriese nicht angegriffen? Find ich jetzt eher unpassend für so ein Wesen. Aber der Gruppe hats wahrscheinlich gut getan  :wink:
Levold
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Beitrag von: Milambar am 21. Februar 2006, 18:37:34
naja ich find schon passend. Er gehört ja nicht zu den Schwestern, sondern zu den Käfigbauern (oder wie hießen die nochmal?). Also warum sollte er sich mit jemanden anlegen, ist ja nicht in seinem Interesse? Und wer weiß vielleicht gingen ihn die drei Schwestern eh auf die Nerven^^

Wollt auch nochmal sagen das ich die SH genial finde^^
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 22. Februar 2006, 18:36:13
Der Feuerriese wird noch einen Auftritt haben, der hoffentlich ein paar Dinge klärt.
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Beitrag von: Levold am 23. Februar 2006, 09:55:14
Als würde Herr Berandor so ein Verhalten ohne Hintergrund einsetzen.  :twisted:
Levold
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Kylearan am 23. Februar 2006, 10:00:52
Nun ja, nur weil ein Feuerriese böse ist, muss er noch lange nicht blind angreifen. Ansonsten wart's halt ab ;-)

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Askael am 24. Februar 2006, 10:43:53
Nach längerer Abstinenz bin ich nun wieder zum Lesen gekommen - Kompliment, deine Beschreibungen sind immer ein Genuß, ist die Muse bei dir eingezogen?

Auch auf die Gefahr, mich zu wiederholen: deine NSC-Beschreibungen sind Mal für Mal eine literarische Freude, deine Spieler sind zu beneiden..

In diesem Sinne: Beide Daumen hoch wiedereinmal!
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Darigaaz am 24. Februar 2006, 16:15:47
Warum dreht Berandor eigentlich nicht mal einen DnD Film? Der Stoff dazu ist vorhanden.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: dude am 25. Februar 2006, 14:47:56
Zitat
»Das wird er nicht. Du bist es, die Buße tut.« Es war Dirim, der mit Sminelpas Tod wieder stofflich geworden. »Sminelpa, Tribata, Olomasta: Für die Verschleppung des Paladins Alek Tercival und das Verfluchen eines geweihten Priesters Tyr verurteile ich Euch zum Tode. Ein Urteil ist bereits vollstreckt.« Dirim zog sein Schwert. »Zwei fehlen noch.«
 8)

Yeah Baby! He's back!

Freut mich, dich wieder unter den Stofflichen zu lesen Dirim!
Sehr passend wieder erschienen  :D

Dude
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 26. Februar 2006, 16:50:21
Zwischenspiel: Währenddessen (III)

Sie waren zu sechst. Vier Leibwächter in Berufskleidung, ein Herold und in der Mitte der Prozession ihr Anführer, ein rotbewamster und mithrilkettenbehemdeter Zwerg von gut vierhundert Jahren. Alle trugen sie dasselbe Signum auf der Brust: ein von einer silbernen Axt zerschmetterter Rundschild, und alle trugen sie denselben Gesichtsausdruck zur Schau: grimmig. Karras hatte den unwillkürlichen Drang, die Tür des Tempels vor ihnen zuzuschlagen. Stattdessen vermied er es einfach, sie anzusehen und wandte sich an den Botenjungen, der etwas verlegen bei den Zwergen stand.

»Was gibt es denn?«

»Wir wollen zu Dirim Gratur«, sagte der Zwerg in der Mitte und zwang Karras damit, ihm Beachtung zu schenken. »Lasst uns vorbei.«

So nicht!, dachte Karras und antwortete betont lässiger, als er sich fühlte. »Wen darf ich melden?«

Der Herold trat vor. »Du hast die Ehre mit Sigurd Splitterschild, dem Erben des Splitterschildclans, und seinem Gefolge!«

Die Zwerge traten einen Schritt vor, doch Karras hob die Hand. »Halt! Woher weiß ich, dass ihr die Wahrheit sprecht. Es hat schon einmal jemand zu Unrecht behauptet, ein Splitterschild zu sein.«

»Du hältst mich für einen Betrüger?« Die Leibwächter griffen zu ihren Äxten, Sigurd Splitterschild gebot ihnen Einhalt, als wolle er diese Sache selbst erledigen.

Karras überlegte sich, dass er vielleicht doch nicht der rechte Ansprechpartner war.

»Richtschwert Gratur weilt nicht in der Stadt. Aber ich werde Beregard, Hammer von Tyr, von Eurer Ankunft berichten. Wartet bitte einen Moment.«

»Beeilt Euch besser«, sagte Sigurd Splitterschild. »Wir haben schon lange genug gewartet. Seit fünf Stunden sind wir in der Stadt!«

»Seit fünf Stunden?«, konnte Karras sich nicht verkneifen, zu fragen.

»Wir haben gewartet, bis euch endlich eine Nachricht geschickt wurde.« Sigurd deutete zu dem Botenjungen, und tatsächlich hielt dieser eine Schriftrolle in seiner leicht verkrampften Hand. »Dann sind wir dem Boten hierher gefolgt.«

»Aber warum habt ihr euch nicht einfach einen Führer genommen?«, fragte Karras, während er dem Jungen den Brief abnahm und ihm ein Kupferstück gab.

»Einen Führer? Da könnten wir unser Gold direkt in den stinkenden See werfen.«

Es war einen Moment still, dann sagte Karras: »Ich hole dann wohl besser Meister Beregard.«

Er schloss das Tor und machte sich kopfschüttelnd auf den Weg. Draußen tauschten die Zwerge bedeutungsvolle Blicke und zupften an ihren Bärten. Einer grummte, ein andere gnupfte. Sigurd nickte zustimmend.

»Menschen.«

-

Leise schwappte der Kratersee an seine Ufer. Trotz eines leichten Windes lag er ziemlich still im Mondlicht, das ausnahmsweise einmal nicht von Wolken bedeckt wurde. An einer Stelle aber war die Oberfläche besonders ruhig, als läge eine unsichtbare Platte darauf. Die Stelle war in etwa kreisrund, und sie bewegte sich langsam auf das Ufer zu, zielstrebig. Jetzt vermochte man im Wasser einen Schemen zu erkennen. Erste Haarsträhnen durchbrachen die Oberfläche. Es folgte eine Stirn, ein Paar hungrig umher blickender Augen, und dann eine Nase sowie ein Mund, die beide gierig die Winterluft einsogen. Ein schlanker Hals, ein noch etwas steifer Torso und schließlich marschierte die Gestalt auf ihren eigenen zwei Beinen aus dem See. Für einen Moment hielt sie inne, dann ruckte ihr Kopf herum, und mit zwei schnellen Schritten verschwand sie in den Gassen der Stadt.

»Lüg mich nicht an! Ich weiß genau, wo du warst. Du warst bei ihr, oder?«

»Wenn du es schon weißt, warum fragst du dann noch? Was willst du überhaupt?«

»Was ich will? Was ich will? Erinnere dich bitte an letzte Woche!«

»Ich erinnere mich sehr gut. Wir hatten Spaß, oder?«

»Spaß? Ich sollte dich...«

»Jetzt stell dich nicht so an. Wir hatten beide getrunken, und es ist halt passiert. Das heißt noch lange nicht–«

»Du hast gesagt, du liebst mich!«

»Wie gesagt: Ich war betrunken. Jetzt hör endlich auf zu schreien und lass mich in – Aaaaah!«

»Hartung! Helm steh mir bei! Hilfe! HILFE!«

»AAAAAAAAAAAAH!«

»Bitte... bitte nicht. Ich... was wollt ihr? Bitte nicht. Warum hilft mir denn niemand? Nein. Nicht. Bittebittebittebi–«

Die Gestalt sah auf die beiden Leichen herab. Sie beugte sich zu der Frau herab und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Die Leiche zuckte, dann richtete sie sich auf. Die Gestalt deutete auf den toten Mann.

»Schaff das weg.«

Die Frau nickte. Sie packte sich die Leiche, warf sie sich über die Schulter und stapfte davon.

»Wen haben wir denn hier?«, fragte eine neue Stimme. Die Gestalt fuhr herum, und sofort lag das Langschwert aus Obsidian in ihrer Hand. Der Sprecher hatte ein hartes, beinahe hageres Gesicht. Eine lange und fleischige Narbe verlief senkrecht durch sein rechtes Auge und setzte sich auf seiner Wange fort. Er bedachte die Gestalt mit einem prüfenden Blick.

»Was willst du?«, fragte er ohne Spur von Unruhe.

Die Gestalt stieß ein kehliges Lachen aus. »Ich will Rache!«

Der Mann spitzte die Lippen, als koste er einen teuren Wein. »Rache«, sagte er. »Die sollst du haben.« Er neigte den Kopf in Richtung Kraterrand. »Folge mir erst Mal. Übrigens, ich bin Dämonicus Grimm. Und du?«

»Ich bin das Schwert Hoars, der Bote Loviathars. Ich bin, was ich nehme. Ich bin Rache.«

Grimm lachte auf. Er legte der Gestalt eine Hand auf den Rücken. »Ich glaube, das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.«

-

»Mein lieber Terseon! Nur herein!« Severen Nalavant saß in seinem Sessel in der Bibliothek. Auf dem Beitelltisch eine Karaffe Wein und zwei Gläser – eines gefüllt – sowie ein Teller mit kaltem Truthahn, auf den Knien ein aufgeschlagenes Buch. Terseon sah sich um, aber Tenebris Valanthru war nicht zu sehen. Er würde diese Unterredung, auf die er so lange gewartet hatte, alleine mit dem Stadtherren verbringen. Er trat vor Severen hin und verbeugte sich, dann nahm er in einem zweiten Sessel Platz.

»Was lest ihr da?«

Severen sah auf das Buch hinab. »Das hier? Irgend so ein Geschichtsbuch, das mir Tenebris ans Herz gelegt hat. Es ist furchtbar langweilig, fürchte ich, aber ich will ihn nicht enttäuschen. Trotzdem bin ich froh, dass Ihr jetzt hier seid und ich die Lektüre unterbrechen kann. Wein?«

Terseon schenkte sich und dem Stadtherren ein. Währenddessen klappte der das Buch zu und legte es neben den Sessel auf den Teppich. Terseon nahm sich vor, es ihm wiederzugeben, bevor er ging, damit Severen keine Schwierigkeiten bekam, mit seiner Leibesfülle an den Wälzer zu kommen.

»Nun, mein Lieber, was kann ich denn für Dich tun?«

»Es geht um Redgorge«, sagte Terseon.

Der Stadtherr schloss die Augen und seufzte. »Und?«

»Es heißt, sie hätten von unserer Aktion Wind bekommen. Dass sie sich auf einen Angriff vorbereiten.«

»Trotz meiner Ausgangssperre? Unvorstellbar!«

»Wer weiß? Ein einziger Bote, eine Krähe mit einer Nachricht...«

»Aber es weiß doch kaum jemand davon. Oder hast du geplaudert?«

Terseon stockte. »Ich? Herr, ich–«

»Tenebris erzählte mir, dass du dich in letzter Zeit oft und lange in Kneipen herumtreibst. Er ist sehr besorgt um dich.«

»Ich würde Euch nie verraten! Wie kommt er dazu, so etwas zu behaupten?« Terseons Finger schlossen sich um seinen Kelch. »Schließlich habe ich alles getan, was er verlangt hat.«

»Mein Lieber«, Severen tätschelte Terseons Arm, »hier liegt ein Missverständnis vor. Tenebris hat nicht behauptet, du hättest etwas verraten. Er sprach nur davon, dass du unter der Anspannung der letzten Tage littest. Du solltest seine Beweggründe nicht verkennen.«

Terseon zog den Arm zurück. »Trotzdem. Woher weiß er das überhaupt? Hat er mich verfolgt? Vielleicht sollte ich ihn auch einmal überwachen lassen.«

»Das wirst du nicht!«, entfuhr es dem Stadtherren mit ungewohnter Schärfe. Erschrocken legte er sich die Hand vor den Mund. »Ach herrje, da ist es aber mit mir durchgegangen. Ich möchte nicht, dass Du und Tenebris sich streiten, und ihr euren Wert für Zwistigkeiten verschwendet. Ihr seid meine wichtigsten Berater.«

»Wirklich?«, ätzte Terseon.

»Spottest Du mir etwa?«

Sogleich schlug er die Augen nieder. »Verzeiht. Aber ich versuche seit Tagen, zu Euch zu gelangen, und man lässt mich nicht vor.«

»Aber Du bist doch hier, mein Freund. Oder nicht?«

»Schon...«

»Hör zu. Du besprichst dich regelmäßig mit Tenebris, und Tenebris ist derjenige, mit dem du sprechen sollst. Ich komme nur noch selten ins Stadthaus; es gefällt mir hier viel besser, bei meinen Sängern und Dichtern. Es gibt da einen jungen Tänzer, der–«

Terseon räsuperte sich.

»Verzeiht. Ich weiß, Ihr möchtet davon nichts wissen. Nun, jedenfalls hält Tenebris mich auf dem Laufenden, und ich denke, er hat die Geschäfte der Stadt sicher im Griff und das Wohl derselben im Auge. Oder bist du anderer Ansicht?«

»Nein, Herr.«

»Gut. Also, Redgorge hat womöglich von unserem Versuch gehört, Maavu zu fassen. Und? Haben sie ihn ausgeliefert?«

»Nein, Herr. Aber ich fürchte ein Blutbad, wenn wir nun gegen die Stadt ziehen.«
Severen schwieg für einen Moment. »Das ist bedauerlich. Aber überlegt: Die Rotschluchtler wissen, dass wir Maavu wollen. Und sie schützen ihn, anstatt ihn uns zu übergeben. Das macht sie zu Komplizen.«

»Und meine Leute?«

»Sollen wir Maavu laufen lassen?«

»Nein, Herr.«

»Na also. Ich denke, wir können das Schlimmste auch noch verhindern.«

»Und wie? Gebt ihr mir mehr Männer mit? Vielleicht, mit einer entsprechenden Anzahl, wird es Redgorge nicht wagen, sich zu wehren.«

Der Stadtherr schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht. Die Sicherheit Cauldrons ist vorrangig gegenüber allem anderen. Gerade erst erhielt ich die Nachricht, dass die Wachen eine Frau gestellt haben, die ihren toten Liebhaber im See versenken wollte. Die Frau selbst war untot und es brauchte sieben Mann, sie zu vernichten. Nein, mein Freund, Du musst dich einfach beeilen.«

»Beeilen?«

»Ja. Zieh endlich los.«

Terseon war sprachlos. Severen zog ein Blatt Papier unter dem Truthahnteller hervor.

»In der Zeit seit der Ausgangssperre sind drei Händler in die Stadt gekommen, ein alter Mann, ein Paladin auf der Durchreise, sieben Zwerge vom Splitterschildclan und zwei junge Frauen auf der Suche nach Arbeit. Wir haben sieben Beschwerden über die Ausgangssperre, zwei Fluchtversuche aus der Stadt, und der Hohepriester des Helmtempels wird auf offener Straße angepöbelt, weil er ein Halbork ist. Cauldron ist eine Käseplatte, über die ich eine Glocke gestülpt habe. Es beginnt, zu stinken. Lass mich die Glocke wieder abnehmen und frische Luft hineinbringen. Zieh los. Am Besten gleich morgen.«

»Meine Leute sind noch nicht so weit. Ich brauche noch etwas Zeit.«

Severen schüttelte langsam den Kopf, nachdenklich. Er seufzte. »Mein Freund, was soll ich sagen? Ich vertraue Dir. Du brauchst Zeit, ich will sie dir gewähren.«

Terseon neigte den Kopf und schloss die Augen. »Danke, Herr.«

»Übermorgen.«

Terseon blickte auf. »Wie bitte?«

»Morgen verpasst Du deinen Wachen den letzten Schliff. Übermorgen ziehst du los und bringst mir den Verbrecher Maavu.«

Terseon schluckte. Er stellte den Weinkelch ab, als werde er sich gerade erst bewusst, was er da hielt. Severen beugte sich zu ihm vor und blickte ihm in die Augen.

»Übermorgen.«

Terseon nickte. »Übermorgen.«

-

»Nun, was ist?«. platzte es aus dem Vallorianer heraus, sobald Vlaathu ins Zimmer geschwebt war. Sein kahler Körper war einmal mehr in seine Lebendpanzerung gekleidet, als stünde eine Schlacht direkt bevor. Seine beiden Gehilfen stand wie immer in seiner Nähe. Vlaathu beachtete die Beiden nicht. Mit seinem Telekinesestrahl zog er sich einen Sessel heran und schwebte über dem Sitz.

»Mein Ansinnen wurde abgelehnt.«

»Abgelehnt? Warum? Da biete ich Euch an, diesen vermaledeiten Paladin aus dem Weg zu räumen, den alle suchen, und mit ein wenig Glück die Kettenbrecher gleich dazu, und das wird bei Cyrics bleichem Hintern abgelehnt?«

Der Vallorianer stand auf und stellte sich direkt vor den Betrachter. »Was soll ich hier? Sagt es mir, denn ihr scheint es ja zu wissen. Ich nicht. Ihr sagtet, ihr hättet Arbeit für mich, dass ich mich rächen könnte für die Vernichtung meines Volkes durch diesen unseligen Splitterschild. Ja, ihr spracht von Blutbädern, und wie ich das Knochenmark meiner Feinde verspeiste. Nichts gegen Eure Küche, und ich genieße durchaus ein Bad in heißer Stutenmilch – aber es ist nicht, wozu ich hier bin! Oder ist es das?«

»Ich verstehe Eure Ungeduld«, sagte Vlaathu. »Allerdings haben die Käfigmacher bereits jemanden auf die Sache angesetzt.«

»Wirklich? Wen denn?«

Der Betrachter grinste.

»Dann sagt es mir eben nicht.« Der Vallorianer wandte sich ab, dann aber wieder zu. »Was soll ich jetzt tun?«

»Oh, mein Lieber, ich habe da genau das Richtige für Euch. Ihr müsst Euch einfach nur abreagieren.«

Aus einer Tasche in seinem Maul zog er mit seiner fleischigen Zunge einen Schriftrollenbehälter hervor und hielt ihn im Mundwinkel wie eine groteske Zigarre. Nach kurzem Zögern nahm der Vallorianer den Behälter und holte das enthaltene Papier heraus.

»Drei Händler«, las er, »ein alter Mann, ein Paladin auf der Durchreise, sieben Zwerge vom–«

Er sah auf. Sein Blick traf das Zentralauge des Betrachters. Ein Lächeln umspielte sein bleiches Gesicht. Vlaathu gluckste. Dann lachten Beide aus vollem Hals.

Folterknecht und Witwentöter standen unbeweglich in der Nähe. Sie lachten nicht.

-

»So spät noch?«, fragte Tyro Bernhelm den Botenjungen, der vor ihm stand. Er hatte die Türe zu seinem Zimmer hinter ihnen beiden geschlossen. »Wie kommts?«

»Verzeiht, Herr, aber ihr wolltet alle Briefe sehen, die an die Kettenbrecher gehen.«

»Das weiß ich ja. Aber wer schickt denn so spät noch eine Nachricht?«
Der Junge druckste herum. »Wisst ihr... eigentlich waren es zwei Briefe... da waren diese Zwerge...«

»Zwerge?«

»Ja, Herr. Sie sind mir gefolgt, und sie wussten, dass ich einen Brief an den Tempel hatte. Also musste ich einen der Briefe abgeben.«

»Was sind denn das für Zwerge?«

»Ich... sie sagten, sie würden Schilde kaputt machen oder so etwas, obwohl ich nicht glaube, dass ich das richtig verstanden habe. Jedenfalls wollten sie von Herrn Dirim Rüstungen und Waffen haben, auch wenn sie dafür besser zu Gurnezarn gehen sollten.«

»Schilde kaputt machen... waren es Splitterschilde?«

»Genau, Herr!«

»Und an wen waren die Briefe?«

»Einer ging an den Tempel selbst, und einer war für Herrn Thargad von den Kettenbrechern.«

»Und welchen hast du behalten?«

»Den für Thargad, Herr.«

Tyro lächelte. »Das hast du gut gemacht.« Er streichelte dem Jungen das Haar. »Hier hast du zwei Goldstücke für deine Mühen.«

»Danke, Herr!«

»Ach was. Du hast zwar noch keinen Bart, aber dich trotzdem heute wie ein rechter Zwerg verhalten.«

Der Junge errötete. Dann nahm er den Brief heraus und sah zu, wie der Zwerg vorsichtig das Siegel vom Blaat löste und den Brief öffnete. Es war nur eine kurze Nachricht, aber trotzdem las er sie jetzt nicht. Stattdessen fuhr er mit einem weißen Kristall über die Schrift – der Kristall glühte hell – und anschließend über ein leeres Pergament. Wieder leuchtete der Kristall, und auf dem Pergament erschienen die selben Wort, die auf dem Brief standen. Tyro rollte den Brief wieder zusammen. Mit ein wenig heißem Wachs versiegelte er das Schriftstück erneut und gab es dem Jungen zurück.

»Und jetzt ab nach Hause!«

Als der Junge weg war, ließ Meerthan Eliothlorn die Verkleidung fallen und verwandelte sich vom Zwergenhändler wieder in einen Elfenmagier zurück. Zögernd griff er nach dem Pergament auf dem Tisch vor sich. Er hatte die Handschrift schon erkannt, und ein Teil von ihm sträubte sich, den Text zu lesen. Trotzdem musste er es tun; es konnte wichtig sein. Um den kalten Schauer zu bekämpfen, der ihn befiel, ging er nahe an den brennenden Kamin, in dem das Pergament bald landen würde. Es war ein kurzer Text, sechs kleine Worte:

»Thargad, halte aus! Ich komme. Berion.«
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: DU#1229 am 26. Februar 2006, 17:03:21
Es wird immer netter! Respekt!
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Thargad am 26. Februar 2006, 22:20:52
Oh Scheisse!
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 27. Februar 2006, 11:46:45
Ich dachte, du freust dich...
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Kylearan am 28. Februar 2006, 09:25:39
Zitat von: "Berandor"
Ich dachte, du freust dich...

Mitgedacht, Mist gemacht.

Ich glaube, Peccari will gar nicht zurück nach Cauldron. Wobei er ja noch seine Geheime Armee rekrutieren kann.

Mehr!

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 28. Februar 2006, 13:20:59
Zitat von: "Kylearan"

Mehr!


Bald... erst muss ich den Film noch etwas mehr illustrieren, damit er pünktlich online ist. Auch bin ich noch nicht sicher, ob der ganze Rest in ein Update passt... war doch mehr, als man denkt.

Aber zum WE gehts spätestens weiter.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 01. März 2006, 19:33:04
Passte nicht in ein Update, darum jetzt hier der vorletzte Teil:

Der Riese redet

»Dirim!« Kaum waren die Hexen gefallen, gab es ein großes Hallo voller Umarmungen und Schulterklopfer. Alle wollten sich vergewissern, dass der Zwerg wirklich wieder stofflich war, und erst als Thamior zur Sicherheit an Dirims Bart zupfen wollte, kehrte wieder Ernst ein. Es galt ja noch, Alek Tercival zu finden.

Die beiden Türen oben am Podest führten in weitere Gänge, einer lang, der andere kurz. Die Kettenbrecher entschieden sich für letzteren. Wieder fuhr die Tür mit einem leisen Zischen empor. Der Raum dahinter war groß genug für die drei Betten, die dort standen, sowie eine Truhe an der Seite. Hinter den Betten war ein großes Wandgemälde mit einer weiteren Arbeitsszene der Zauberweber und ihrer Ogersklaven. Gerade schien dort die Sonne aufzugehen, und die Sklaven in himmlisches Licht zu tauchen. Vor den Betten wiederum wanden sich drei der gewaltigsten Schlangen, die selbst Thamior je gesehen hatte, ihre Leiber so dick wie Boras’ Brustumfang, und lang genug, um zwei oder gleich drei der Kettenbrecher zu verschlingen. Inmitten der drei Leiber schließlich schob sich ein weiteres Schlangenwesen in die Höhe. Eigentlich sah es wie ein Mensch aus, doch hatte es glänzende Schuppen statt Haut und einen Kobraschädel als Kopf. Das Wesen war männlich und trug ein beschlagenes Lederwams, sowie an einem Gürtel einen geschliffenen Krummsäbel. Ein Langbogen lag griffbereit. Aus Geschichten kannte man diese Geschöpfe, Yuan-ti genannt.

»Wer sseid ihr?«, fragte der Yuan-ti mit deutlichem Lispeln. »Und wo ssind die Herrinnen?«

»Die sind tot«, sagte Dirim nüchtern.

»Tot? Wirklichh?« Ein hoffnungsvoller Ton schwang in der Stimme mit.

»Wirklich«, sagte Thamior.

»Dann bin ich frei!«

»Ganz wie man es nimmt«, meinte Pecarri und betrachtete seine Fingernägel. »Warum sollten wir dich laufen lassen?«

»Wass? Warum denn nichht?« Die drei Riesenschlangen hoben ihre Köpfe. Sie sahen hungrig aus.

»Beantworte uns einfach ein paar Fragen, ja?«

»Ichh ssage alless, wass ichh weisss. Die Herri–« Ein diabolisches Lächeln überkam ihn. »Die Schhlampen! Ssie ssind tot.«

»Na gut. Wo ist der Paladin?«

»Die Herri– Schhlampen haben ihn durchh den Sspiegel geschhickt.«

»Den Sspie... den Spiegel?«, wollte Pecarri wissen.

»Ja. Er hatte sseinen Nutzzen erfüllt.«

»Wo ist der Spiegel?«

»Wenn ihr zzurück geht, wendet Euchh linkss.«

»Gut. Was ist mit dem Feuerriesen?«

»Dugobrass?«

»Wenn er so heißt? Was macht er hier?«

»Er schhmiedet.«

»Käfige?«, fragte Pecarri. Der Yuan-ti nickte.

»Was für Käfige?«

»Dass weisss ichh nichht. Die Herri– Schhlampen! haben michh immer fort geschhickt, wenn ssie mit ihm ssprachen.«

»Eine letzte Frage noch: Ist sonst noch jemand im Spiegelraum? Irgendwelche Gefahren?«

Das Wesen zuckte mit den Schultern. »Vielleichht ssind die Nerra nochh da?«

»Die Nerra?«

»Sspiegelwesen. Die Herri– Schhlampen! wollten mit ihnen verhandeln, kurzz bevor ihr kamt und ssie getötet habt! Lassst ihr mich nun gehen?«

»Irgendwie mag ich den Typen«, meine Boras.

»Ich auch«, gab Pecarri zu. »Dirim?«

Der Zwerg seufzte. »Was solls. Na los, hau ab.« Die Kettenbrecher traten zur Seite, und der Yuan-ti zog mit seinen Schlangen davon. Aus dem Thronsaal hörte man noch einige Zeit wüste Beschimpfungen, dann war es still.

»Weißt du«, sagte Thargad nachdenklich, »dieses Wesen war bestimmt ziemlich böse.«

»Na ja«, gab Dirim zurück. »Das ist Vortimax Weer wahrscheinlich auch, aber deshalb können wir ihn nicht einfach töten.«

»Können wir nicht?« Helion klang enttäuscht. »Ist das endgültig?«

Anstatt zu antworten, wandten die Anderen sich der Truhe zu. Thargad untersuchte sie, fand aber keine Falle. In der Truhe lagen einige Edelsteine und Platinmünzen, und auch der ein oder andere Trank sowie eine Handvoll Schriftrollen. Zusammen mit den drei magischen Ringen, die die Hexen getragen hatten, sowie dem Augenamulett, in das laut Helion der Herzstein einer Nachthexe eingearbeitet worden war, ergab sich ein nettes, aber keineswegs umwerfendes Sümmchen. Nur mit dem magischen Streitkolben, der in der Truhe war, wussten die Kettenbrecher weniger anzufangen.

Als sie in den Thronsaal zurückkehrten, waren die Körper der Hexen verschwunden; nur hier und da lagen ein paar Stofffetzen herum.

»Die Schlangen waren wohl wirklich hungrig«, sagte Dirim. »Na ja, jetzt sind sie satt.«

»Erinnert mich irgendwie an einen gewissen Mimic«, murmelte Helion.

»Ach komm«, beschwerte sich Dirim. »Das ist doch ewig her. Bestimmt schon... was? Drei Monate?«

-

Im Spiegelsaal gab es keine der ansonsten allgegenwärtigen Lichtplatten, sodass der Raum halb im Schatten lag. Auch sonst war der Raum schmucklos, die Wände nicht verziert. Nur an der gegenüberliegenden Wand hing ein gewaltiger, fünfeckiger Spiegel mit quecksilbernem Schimmer. Davor, in der Mitte des Raums, stand ein großer Steinthron mit sechs Armlehnen. Um den Thron herum ein Seckseck, dessen Ecken in verschiedenen Farben gezeichnet waren, in den Boden gelassen. Auf dem Thron, mit dem Rücken zu den Kettenbrechern, saß ein haarloses Geschöpf, nur mit Lendenschurz bekleidet, zwei spitze Spiegelscherben auf den Knien.

»Wollt ihr den Spiegel benutzen?«, fragte das Wesen tonlos.

»Wieso?«, fragte Pecarri. »Wer bist du denn?«

»Wir sind Nerra.«

Pecarri wusste, dass die Nerra auf der Spiegelebene hausten, einer ähnlichen Zwischenebene wie der des Äthers. Sie sammelten Spiegelmagie – was immer das war.

Der Nerra sprach weiter: »Dies ist unser Spiegel. Einst führte er an sechs Ziele, heute sind nur noch zwei intakt. Einst benutzten ihn die Zauberweber.«

»Und heute die Hexen?«

»Die Schwestern schickten einen Menschen in den Spiegel und weckten uns. So kamen wir, um bezahlt zu werden. Sind sie tot?«

»Die Hexen? Das sind sie.«

Der Nerra nickte. »Ihr wollt den Spiegel benutzen? Dann bezahlt dafür.«

»Bezahlen? Womit?«

»Spiegelmagie. Bietet uns etwas.«

»Bezahlen wir einmal oder für jede Benutzung?«

»Das hängt von der Bezahlung ab.«

Die Kettenbrecher berieten sich. Schließlich zogen sie sich fürs Erste zurück und schlugen im Thronsaal ihr Lager auf, um die Nacht zu verbringen und am nächsten Tag, frisch und erholt, den Spiegel anzugehen.

-

»Vielleicht reden wir noch mal mit dem Riesen, bevor wir durch den Spiegel gehen?«
Thamior stimmte Dirims Vorschlag zu. Eigentlich hatte der Elf auch nichts dagegen, den Riesen zu töten – aber man konnte ja erst einmal sehen, was er wusste und verraten würde. Gleichzeitig beschäftigte Helion immer noch der magische Brunnen, und zu guter Letzt brauchten die Kettenbrecher Spiegelmagie für die Nerra, oder zumindest ein anderes Handelsgut. Schließlich aber entschloss man sich, erst einmal den Riesen auszufragen. Dirim wurde voraus geschickt.

»Komm ja nicht um die Ecke«, warnte der Riese, als Dirim sich der Schmiede näherte.

»Ich will nur reden«, sagte der Zwerg.

»Das geht auch um die Ecke.«

»Stimmt.«

Es entstand eine Pause.

»Also, was willst du?«, fragte der Riese wieder.

»Kann ich nicht doch um die Ecke kommen?«

»Nein.«

»Also gut.« Dirim ging um die Ecke, die Hände in einer friedfertigen Geste erhoben. Der Riese hatte einen Arm im grünen Schmiedefeuer, die Hand um einen glühenden Splitter, wurfbereit. Aber er warf nicht, sondern seufzte tief, als er den Zwerg sah.

»Du bist Dugobras, oder? Ein Schlangenwesen hat uns den Namen gesagt.«

»Der bin ich.«

»Was machst du hier?«

»Ich schmiede und wünsche mir nichts mehr, als dabei in Ruhe gelassen zu werden.«

»Für wen schmiedest du?«

»Für mich.«

Dirim zog die Brauen zusammen. Irgendwie kam er nicht weiter.

»Aber für wen hast du den Käfig geschmiedet?«, fragte er.

»Ach, darauf wollt ihr hinaus. So ein Typ hat mich beauftragt. Er hieß Dämonicus Grimm oder so.«

»Ein Mensch?«

»Mag sein. Aber einer mit Macht. Jedenfalls zeigte er mir diese Schmiede – sie ist magisch, müsst ihr wissen – und bat mich, hier irgendwelche Käfige fertig zu machen.«

»Was machen die Käfige?«

Dugobras zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich habe mich nach Plänen gerichtet, die mir gegeben wurden. Und als Gegenleistung für meine Arbeit darf ich die Schmiede für mich selbst benutzen, angeblich ›beschützt‹ von meinen dummen und stinkenden Vettern. Das hat aber nicht besonders gut funktioniert, weshalb ich jetzt Ambossteile griffbereit habe und Euch nicht um die Ecke lasse.«

»Was ist mit dem Käfig, der noch im Raum steht?«

Dugobras lachte. »Das ist ein Probestück.«

Pecarri ging um die Ecke. »Kann ich mal sehen?«

»Vorsicht!«, rief Dugobras ihm zu, und dann zu Dirim: »Lass den Kleinen in Ruhe, sonst kriegst du es mit mir zu tun.«

Wieder zu Pecarri: » Ganz ruhig. Der Zwerg tut dir nichts.«

Pecarri nickte. »Danke. Kann ich mir jetzt mal den Käfig ansehen?«

Dugobras sah vom Kobold zum Zwerg und wieder zurück. Dann schüttelte er langsam den Kopf. »Ich glaube, ich werde alt. Na los, Kleiner, schau ihn dir an.«

Pecarri grinste und marschierte zum Käfig. Er war aus Silber und Platin geschmiedet, zwei für ihre magische Leitfähigkeit und ihren Wert bekannte Metalle. Der Käfig war gerade groß genug, um eine menschengroße Kreatur unbequem aufzunehmen. Es gab keine Fesseln oder ähnliches, nur spitze Dornen, die wahrscheinlich als Aufhängung für solche Fesseln gedacht waren. In die Stäbe waren arkane Runen geritzt, allerdings sah Pecarri auf den ersten Blick, dass nicht alle Runen vollständig waren und auch der Schmiedevorgang nicht beendet worden war. Der Käfig war nicht magisch.

»Kann ich den haben?«

»Wenn du ihn ziehen kannst«, sagte Dugobras und entblößte eine Reihe gelblicher Zähne. »Sonst kann der Zwerg dir ja helfen – aber keine Dummheiten!«

Gemeinsam zerrten Dirim und der Kobold den Käfig aus der Schmiede heraus, wo Pecarri sich das Stück genauer ansehen konnte. Dirim bedankte sich noch einmal bei dem Riesen.

»Warum erzählt ihr uns das alles?«, fragte er.

»Warum nicht? Mir ist es egal, was ihr oder Grimm mit den Käfigen wollen. Ich bin Schmied; ich will schmieden, nicht kämpfen.«

»Sagt mal, wie viele von den Käfigen habt ihr eigentlich geschmiedet?«

»So sechs oder sieben«, sagte Dugobras. »Oder ein paar mehr...«

-

Helion fand heraus, dass drei magische Schulen in die Erschaffung und den Zweck der Käfige eingebunden waren. Zunächst waren das Bannmagie und Beschwörung, zwei klassisch kombinierte Schulen: Man beschwor etwas und nutzte dann einen Bannkreis, um das Wesen festzuhalten. Sorgen machte ihm vor allem die dritte Schule, Nekromantie, ohne dass er direkt einen Sinn in ihrer Anwesenheit finden konnte.
Achselzuckend ließen die Kettenbrecher den schweren und unhandlichen Käfig stehen und begaben sich wieder in den Spiegelsaal. Der Nerra wartete auf sie.

»Habt ihr etwas anzubieten?«

Dirim holte den magischen Streitkolben hervor, den sie gefunden hatten, aber noch bevor er ihn anbieten konnte, schüttelte Pecarri energisch mit dem Kopf. Dann hielt der Kobold das Amulett der Hexen in der Hand.

»Dies ist ein Gegenstand der Hexen«, sagte er. »Es ist nur recht und billig, wenn sie für die Nutzung zahlen müssen. In dieses Amulett ist ein Herzstein eingearbeitet. Er schützt vor Krankheiten und allerlei Gefahren. Die Hexen vermochten mit ihm sogar, Ebenen zu bereisen.«

Der Nerra nahm das Amulett in die Hand. Er konzentrierte sich. Sein Körper begann zu flimmern, sprang in schneller Geschwindigkeit von der materiellen in eine andere Ebene und zurück. Dann endete der Effekt wieder. Der Nerra nickte.

»Ein gutes Angebot. Ihr dürft den Spiegel benutzen.«

Er gab ein Zeichen, und die Spiegelfläche dehnte sich nach außen, als würde an mehreren Stellen jemand davor drücken. Schließlich teilte sie sich, als sei sie flüssig, und drei weitere Nerra traten aus dem Spiegel heraus. Derjenige, mit dem die Kettenbrecher gesprochen hatten, stellte sich zu den anderen, bereit, wieder in den Spiegel zu treten.

»Wartet«, sagte Pecarri. »Wie benutzen wir den Spiegel?«

»Mit dem Schlüssel«, sagte der Nerra.

»Was ist der Schlüssel?«

»Das wissen wir nicht. Wir reisen nicht durch den Spiegel. Wir reisen durch den Spiegel.«

»Na dann«, sagte Thargad sarkastisch, »ist ja alles klar.«

Der Nerra blieb ungerührt. »Der Paladin hatte auch keinen Schlüssel, doch die Hexen schickten ihn hindurch. Vielleicht geling es Euch auch, den Spiegel ohne zu bereisen.«

»Wie sieht es dahinter aus?«, wollte Dirim wissen.

»Das wissen wir nicht«, sagte der Nerra wieder. »Wir reisen nicht durch den Spiegel. Wir reisen–«

»Ja ja, schon klar«, sagte Thargad. »Ihr reist durch den Spiegel.«

»Genau.«

»Wartet noch«, bat Pecarri. »Wenn wir den Paladin gefunden haben: Wie kommen wir dann zurück?«

»Nicht durch den Spiegel. Der Rückweg ist versperrt.« Der Nerra deutete eine Verbeugung an, nickte seinen Gefährten zu, und gemeinsam traten sie durch die Spiegeloberfläche und waren verschwunden.

-

»Darf ich mal sehen?«, fragte Boras.

Helion hielt ihm wortlos die Platintafel hin. Er hatte versucht, auf ihr einen Hinweis auf den Schlüssel zu finden – schließlich war der Spiegel selbst klar zu erkennen –, aber vergebens. Wenn Boras sich ein wenig die Bilder betrachten wollte: bitte.

»Hm«, machte der Barbar.

»Was ist denn?«

Boras zeigte auf die unteren Glyphen. »Das sind diese Zauberweber, oder?« Helion bejahte. »Und sie haben Ogersklaven, die den Spiegel bauen.« Wieder ja. »Die Oger auf dem ersten Bild müssen schleppen, und dann schütten die Zauberweber etwas über sie, und die Oger arbeiten wie blöde. Dieser Zaubertrank, der die Oger stärker macht – ob das das Zeug im Brunnen ist?«

Pecarri schlug sich vor die Stirn. »Natürlich! Das ist es, was ich die ganze Zeit im Hinterkopf hatte. Das ist das Zeug im Brunnen, der Stärketrank. Und ausgerechnet du hast das erkannt!«

»Wie: ausgerechnet ich?«, fragte Boras. »Manchmal glaube ich echt, ihr haltet mich für doof.«

Er gab Helion die Tafel zurück und ging kopfschüttelnd zum Spiegel. Er legte die Hand auf die Oberfläche. Das Metall kräuselte sich unter seinen Fingern.

»Uuah!«, machte Boras. Er drehte sich zu den anderen um. »Das müsst ihr mal versuchen, das fühlt sich eklig an!«

Leider waren die übrigen Kettenbrecher beschäftigt. Während Thamior den Raum nach Hinweisen auf den Schlüssel durchforstete und prüfte, ob sich der Thron irgendwie bewegen ließ, versuchte es Helion mit einer erneuten Übersetzung der Tafel. Jetzt, wo Boras den Teil mit dem Trunk gelöst hatte, kam er vielleicht besser zurecht. Thargad und Dirim wiederum waren nach Boras’ Geistesblitz gleich losgegangen, um sich jeweils etwas von dem Zaubertrank abzufüllen. Sie tranken noch nicht aus dem Brunnen, damit die Wirkung nicht dann nachließ, wenn sie es am wenigsten gebrauchen konnten.

»Schau mal«, rief Boras.

Thamior sah nicht einmal auf. »Toll.«

»Jetzt sieh doch her.«

Der Elf blickte hoch. Boras stand einen Schritt vom Spiegel entfernt und deutete darauf. »Und?«

»Siehst du ihn nicht?«

»Wen?« Thamior ging einen Schritt näher. Er sah eine Reflexion des Spiegelsaals, leicht verzerrt. Dann plötzlich verschwamm das Bild und er blickte in einen düsteren Raum, der nur vom Licht eines Langschwerts erhellt wurde. Im Hintergrund des Raums sah man eine alte Türe, verschlossen, und davor, in sich zusammen gesunken, Alek Tercival. Der Paladin sah furchtbar aus: Entkräftet, schmutzig, und viel schwächer, als die Kettenbrecher ihn in Erinnerung hatten.

»Helion? Schau dir das mal an.«

Schließlich hatten alle Kettenbrecher das Phänomen gesehen. Starrte man für längere Zeit auf den Spiegel, veränderte sich das Bild immer und zeigte Alek. Sie versuchten alles, um das Bild anderweitig zu verändern. Sie dachten an andere Dinge. Sie schoben und zerrten am Spiegel und am Thron. Sie stellten sich in unterschiedlichen Kombinationen in das sechseckige Zeichen auf Boden des Raums. Ohne Erfolg.

»Wenn es wenigstens fünf Ecken wären«, sagte Helion. »Fünf Farben, fünf Ecken. Der Spiegel ist ja auch fünfeckig.«

»Er verband aber sechs Orte miteinander«, sagte Dirim. »Und die Zauberdingsda hatten sechs Arme. Also passen auch sechs Ecken.«

»Es hilft nichts«, sagte Thamior. »Die Zauberweber haben eben alle nur an Sechs gedacht.«

Boras lachte, Thargad blieb ernst, Dirim schüttelte den Kopf, und Helion kommentierte: »Einer von uns musste das wohl sagen.«

Schließlich führten sie Experimente aus. Sie warfen einen Wurfanker samt Seil durch den Spiegel und zogen ihn unversehrt wieder hervor. Boras schob seinen Arm in den Spiegel, ebenfalls ohne Schaden zu nehmen.

»Es hilft nichts«, sagte Thargad. »Einer muss da durch.«

Er hielt ein Seil hoch. »Macht mich fest.«

Gesagt, getan. Thargad wurde angebunden, dann trat er durch den Spiegel. Es blitzte kurz, dann stand er mitten in einem kleinen Raum mit fünf Wänden. Boden und Decke des Raumes waren orange, und jede der Wände war ein anders farbiger Spiegel. Das abgeschnittene Ende des Seils lag neben ihm auf dem Fußboden.

Das Seil hing im Spiegel fest. So sehr die Kettenbrecher auch zogen, sie konnten es nicht verrücken. Schließlich gaben sie es auf. Kurz entschlossen gingen zuerst Thamior, dann Helion durch den Spiegel. Thamior landete in einem blauen Raum mit fünf Wänden, jede Wand ein farbiger Spiegel; Helions Raum war grün. Helion trat durch den orangen Spiegel und stand mitten in einem orangen Raum: fünf farbige Spiegel (kein Thargad). Dirim und Boras fassten sich an den Händen und traten gemeinsam durch den Spiegel. Sie landeten in einzelnen, farbigen Räumen.

Interessant, dachte Helion. Entweder würden sie es alle für sich schaffen, das Rätsel der verschiedenen Spiegeltüren zu lösen – oder der ein oder andere Kettenbrecher würde ewig hier herumirren. Er ging durch den grünen Spiegel und tauchte mitten in einem grünen Raum mit fünf farbigen Spiegeltüren auf.

Interessant, dachte er noch einmal. Aber ein bisschen Angst hatte er schon.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 01. März 2006, 19:40:49
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Beitrag von: Berandor am 01. März 2006, 19:48:12
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Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Askael am 02. März 2006, 20:13:32
Sehr fein.. besonders die Spiegelsequenz gegen Ende hat mich im positiven Sinn an en Film "The Cube" erinnert.. Macht in jedem Fall Lust auf mehr  :D

Zwei Fragen noch:
Hast du die Spiegelsache selbst entworfen?
Und: wo findet man die Nerra?
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Milambar am 03. März 2006, 02:02:50
Weiter, weiter ^^

Die Nerra findet man im Fiend Folio
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Kylearan am 03. März 2006, 08:43:06
Zitat von: "Askael"
Hast du die Spiegelsache selbst entworfen?

Anhand der Handouts vermute ich stark, dass die Spiegelsequenz im Abenteuer vorgegeben ist.
Und das "die Herri - Sssschlampen!" war sensationell, wir haben ziemlich gelacht.

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 03. März 2006, 19:27:28
Der Spiegel ist aus dem Dungeon, korrekt. Der Yuan-ti allerdings nicht ;)

Ich werde wohl Sonntag oder Montag das Ende posten, plus einen kleinen multimedialen Epilog...
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 04. März 2006, 16:52:18
Mein größter Fehler: Ungeduld

Wir beginnen diesmal mit den "Monsterwerten", d.h. mit

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Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 04. März 2006, 17:04:10
Spieglein, Spieglein an der Wand

Und es begab sich, dass der finstere Drache einen Odem spie, an dem ein jeder der Fünf zu schaffen hatte, alldieweil die Finsternis jenes Odems das Leben selbst verschlang. Alsdann, gestärkt vom Rufe nach Tymoras Gunst, stieß sie sich von der Decke ab. Sogleich bemerkte sie, dass einer ihro Ringe ihren Fall verbremste und den Aufprall zu hemmen gedachte. Da zog sie ihn ab und stürzte einem Fallbeile gleich von der Kaverne Höhe direkt ins Maul der Finsternis, mit erhobenen Klingen, und Todeshauch und Funke taten ihr Werk...
-Herzrubin: Die Geschichte einer verlorenen Liebe, Lyrus Larum, 1352 TZ

Zehn Minuten zuvor

»Ich sage Euch, das ist ein Kode.« Auf der Platintafel konnte man den Weltenspiegel, wie er dort bezeichnet wurde, deutlich erkennen. Darunter waren seltsame Schriftzeichen, und genau darauf zeigte gerade Helions Klaue.

»Was für ein Kode?«, wollte Dirim wissen.

»Ich weiß nicht. Es sind Zahlen: 3, 4, 5, 1, 2, 3. Vielleicht hat das etwas mit den Farben zu tun, die hier am Boden sind.«

»Wie das?«, fragte Thargad.

»Ich weiß nicht. Vielleicht muss man diese Schritte vorgehen. Wenn wir hier sind«, er stellte sich auf den orangen Punkt, »gehen wir drei vor zu blau. Dann vier vor zu gelb, fünf vor zu rot, einen vor zu orange, zwei vor zu grün und drei vor wieder zu gelb.«

»Und lila?«, fragte Boras.

»Lassen wir aus.«

»Ich mag lila.«

»Trotzdem.« Der Kobold sah die Kettenbrecher an, dann trat er nacheinander in die farbigen Felder, die er zuvor benannt hatte. Nichts geschah.

»Mist«, fluchte er. »Aber an dem Sechseck ist eindeutig eine Richtung zu erkennen, in die man gehen soll. Und die Zahlen stimmen. Es ist ein Kode.«

»Bist du sicher?«, fragte Dirim.

»Bin ich.«

-

Jetzt

Helion stand in einem orangen Raum. Ein Glitzern trat in seine Augen, und leichter Rauch kräuselte aus seinen Nüstern. Er trat durch den blauen Spiegel in einen blauen Raum. Dann durch den gelben Spiegel, Durch den roten, den orangen, den grünen. Schließlich durch den gelben.

Er stand in einem dunklen Raum mit fünf Wänden. Eine Wand leuchtete weiß. Hinter dem Leuchten sah Helion den Raum mit Alek darin. Helion bleckte die Zähne. Na also. Er nahm ein Sonnenszepter aus seinem Rucksack und entzündete es, wobei er die Augen vor der Helligkeit zusammen kniff. Er schrieb mit Kohle ›Helion war hier‹ an eine Wand und ließ das Szepter zu Boden gehen. Dann trat er ins Leuchten hinein, und bei Alek wieder hinaus.

Ein Kettenbrecher nach dem anderen erinnerte sich an Helions Theorie. Und während die einen einfach von dem Raum ausgingen, in dem sie standen, konnten die anderen ja mit einem Schritt in einem orangen Raum sein und von da aus die Farben so durchgehen, wie Helion es erklärt hatte. So gelangten sie einer nach dem anderen in einen dunklen und nur von einer Wand erhellten Raum (ohne Szepter oder Botschaft), und schließlich auch alle zu Alek Tercival.

-

»Alek!«, rief Pecarri und kniete neben dem Paladin. »Ich bin’s, Helion.«

Alek brabbelte vor sich hin.

»Was sagst du?« Helion lauschte etwas genauer.

»Wenntreuefreundeaufihreeiegenenpläneschauenmussmanverräternehervertrauen. Wenntreuefreundeaufihreeiegenenpläneschauenmussmanverräternehervertrauen.«

Helion erhob sich. Der Raum war nicht groß; auf der einen Seite war die schwere Eisentür, auf der anderen ein großer fünfeckiger Spiegel. Neben dem Spiegel standen mehrere hohe Amphoren, ansonsten war der Raum leer. Aleks Schwert gab das einzige Licht ab, aber auch mit seiner Dunkelsicht konnte Helion erkennen, dass die Wände voll waren von wirren Einkerbungen, die mit viel Phantasie als Buchstaben erkennbar und mit mindestens ebenso viel Mühe mittels einer Schwertspitze in die Wände geritzt worden waren. Es sah so aus, als habe Alek den Verstand verloren.

Der Spiegel leuchtete auf. Dirim trat hindurch.

»Alek. Geht es ihm gut?«

»Sieh selbst.«

»Was sagt er da?«

Helion räusperte sich. »Wenn treue Freunde auf ihre eigenen Pläne bauen, muss man Verrätern eher vertrauen.«

Alek stöhnte. »Wenn... wenn treue Freunde auf ihre eigenen Pläne...«, fuhr er fort, allerdings jetzt etwas langsamer.

Bald waren die Kettenbrecher vollzählig.

»Was mag das bedeuten?«, fragte Dirim.

»Was schon?«, gab Thamior zurück. »Er ist übergeschnappt. Wie der Zwerg.«

»Nein«, sagte Boras. »Es sind echte Prophezeihungen.«

»Woher willst du das wissen?«

»Ist doch klar. Sie reimen sich.«

»Da hat er Recht«, stimmte Helion zu. »Was sagst du nun?«

Thamior sagte nichts.

Währenddessen bemühten sich Thargad und Dirim darum, zu Alek vorzudringen. Der Paladin war ungepflegt, wirkte aber nicht ausgezehrt, obwohl er so viel Muskeln verloren hatte, seit sie ihn das letzte Mal gesehen. Und tatsächlich gelang es ihnen, Alek mehr und mehr ins Bewusstsein zurück zu holen, bis sich endlich seine Augen klärten und er sich verwundert umsah.

»Wie kommt ihr hierher?«, fragte er langsam. Seine Kehle war rau vom vielen Sprechen.

»Durch den Spiegel«, sagte Helion.

»Dann haben die Engel euch geschickt?«

»Engel?«, fragte Dirim. »Du meinst die Hexen.«

»Nein«, sagte Alek bestimmt. »Drei Engel schickten mich auf eine Queste, doch ich habe versagt.«

»Das waren keine Engel«, sagte Dirim langsam.

»Natürlich waren sie das! Ich habe sie doch gesehen!« Alek stand mit plötzlicher Wut auf und griff nach seinem Schwert. »Sie riefen mich zu sich. Sie gaben mir von ihrem heiligen Nektar zu trinken. Und sie trugen mir auf, Cauldron zu retten!«

Entkräftet sank der Paladin wieder zu Boden. »Und ich habe versagt.«

»Du solltest Cauldron retten?«, hakte Thargad nach. »Wie?«

»Dunkle Kräfte sammeln sich in der Stadt. Ich sollte sie vertreiben. Zunächst einmal, indem ich die Führung der Wache übernehme. Und dann...«

»Dann?«

Der Paladin begann zu schluchzen. »Die Engel schickten mich durch den Spiegel. Sie sagten, ich solle einen wichtigen Gegenstand besorgen. Tagelang irrte ich durch immergleiche Räume, und nur mein Ring hielt mich am Leben. Ich irrte so lange herum, bis die Engel mir zürnten und mich ihrer Kraft beraubten. Dann endlich fand ich her, doch die Tür blieb versperrt, und mit meiner alten Stärke vermochte ich es nicht, sie einzuschlagen. Und auch der Spiegel ließ mich nicht zurück.«

Tränen flossen jetzt frei über seine Wangen. »Ich habe versagt!«

»Du wurdest reingelegt«, sagte Helion, doch Alek hörte ihn nicht.

»Aber die Götter gaben mir eine weitere Gabe, eine neue Chance. Sie gewährten mir den Blick auf die Zukunft. Und wieder versagte ich, denn ich vermochte mir die Worte nicht zu merken. Also ritzte ich sie in die Wände. Aber nicht einmal ich selbst kann sie mehr lesen.«

»Ich schon«, sagte Helion, »zumindest einige davon. Hier steht: Wenn Schatten vor der Sonne steh’n, neun Augen mehr als zweie sehn, dann fehlen einem Feste nur die ungelad’nen Gäste. Und hier: Im Kessel herrschen ein Blinder und ein Tauber, erkennen keinen Fingerzeig, auch nicht auf faulen Zauber. Das kann ich auch lesen: Um die Kette des Meisters zu zerschlagen, muss man sein Zeichen tragen, doch statt zu ihm zu beten, kann man ihn dann auch töten.«

»Und der Rest?«, fragte Dirim.

»Keine Chance«, gab Helion zurück.

Als nächstes beschäftigten sie sich mit der Tür. Mit einiger Mühe bekam Boras sie auf. Dahinter lag ein großer Raum, von Säulen gestützt. Die Hieroglyphen an den Wänden waren längst verblasst, denn dort, wo einst der Ausgang gewesen war, klaffte nun ein Loch, durch das man helles Sonnenlicht sehen konnte. Der Ausgang war zur Hälfte mit Sand verschüttet.

»Also gut, Alek«, sagte Thargad. »Du kommst jetzt erst Mal mit uns zurück nach Cauldron.«

»Nein«, wehrte Alek ab. »Ich kann nicht. Ich habe versagt... man wird mich auslachen.«

»Vielleicht. Aber da musst du dann durch.«

»Ich kann nicht.«

»Alek«, sagte Dirim. »Du musst deine Herausforderung an den Hauptmann zurückziehen. Er wird dich sonst töten, und du wirst noch gebraucht.«

»Ja. Ich werde sie zurückziehen. Aber ich komme nicht mit.«

»Wie willst du die Herausforderung dann zurücknehmen? Du musst mit.«

»Ich kann nicht.«

»BEI ALLEM RESPEKT«, mischte sich eine dröhnende Stimme ein. Sie gehörte einem fünf Schritt riesigen Wesen aus Muskeln und gepanzerter Haut. Es hatte vier Arme; zwei davon endeten in gewaltigen Scheren, die anderen beiden in klauenbewehrten Armen, sowie ein hundeähnliches, geiferndes Maul. »ABER ICH STIMME ZU.«

»Die Engel prüfen uns«, flüsterte Alek selig. Dirim und Thargad taten wie auf Kommando einen Schritt von dem Paladin weg.

»NICHT, DASS ICH EUCH RESPEKTIERE«, donnerte Nabthatoron, der Herr des Dämonenschlundes, »ABER IHR GEHT NIRGENDWO HIN.«

-

Die Frau saß vor dem Wasserbecken und sah die Szenerie deutlich vor sich. Sie musste lächeln. Beinahe war sie dankbar, dass die Käfigmacher ihr die Aufgabe übertragen hatten, den Glabrezu zu überwachen. Wenn sie nur nicht so viel getrunken hätte. Jetzt wollte die Flüssigkeit wieder hinaus. Die Frau biss die Zähne zusammen. Nabthatoron machte hoffentlich schnellen Prozess.

-

»Stirb«, schrie Alek. Sein Schwert entflammte in heiligem Feuer, und er stürmte auf den Dämonen zu.

»DU ZUERST!« Nabthatoron ergriff den Paladin mit einer Schere und hob ihn lässig in die Luft. Alek stöhnte, als ihm die Luft aus den Lungen gepresst wurde.

Die Kettenbrecher sahen einander an. Thamior schoss zaghaft einen Pfeil, der an der Haut des Dämonen zerschellte. Dirim befahl einen Feuerstrahl aus seiner Hand, und Helion feuerte magische Geschosse ab. Beide Zauber lösten sich auf, als sie den Glabrezu trafen.

»Boras?«

Der Barbar stürmte vor und donnerte die Axt direkt gegen das Knie des Dämonen. Der reagierte nicht, sondern drückte weiter fest zu. Blut quoll aus Aleks Mund und Nase, und er sacke nach vorne. Nabthatoron warf den Paladin durch den Raum. Thamior rannte zu ihm hin, den Heilstab gezückt.

»Was glaubst du eigentlich, wer du bist?«, fragte Boras. Er spuckte aus.

»GEH MIR AUS DEM WEG, ZWERG.«

»Verpiss dich nach Hause«, gab Boras zurück.

»Geht nicht«, sagte Thargad. »Er ist doch verbannt.«

Der Glabrezu brüllte auf und schlug nach dem Schurken. Thargad wich aus. Die Schere rammte sich in den Boden. Thargad sprang auf den Arm und lief ihn hoch, als wäre es nur die Statue am Fluss und nicht der echte Nabthatoron. Oben fuhr er dem Dämonen mit der Klinge über die Augen. Instinktiv riss dieser die Arme zum Schutz empor.

Boras brüllte einen Kampfschrei und schlug mit aller Macht zu. Die Axt wurde wieder abgelenkt, schlug aber einen großen Splitter aus der gepanzerten Haut. Genau dort explodierten magische Geschosse. Der Dämon fluchte.

»DAFÜR WERDE ICH EURE EINGEWEIDEN FRESSEN.«

»Meine zuerst«, sagte Alek. Der Paladin stand wieder. Er schloss die Augen zu einem kurzen Gebet, und ein schimmernder Schild entstand vor ihm.

Der Glabrezu grinste ein hungriges Grinsen. »NUR ZU GERNE.«

Er ließ die Kettenbrecher stehen und marschierte auf Alek zu. Thamior feuerte einen Pfeil in seinen Panzer, doch der Dämon reagierte nicht. Stattdessen schloss er seinen Scherenarm und stieß wie mit einem grotesken Speer zu. Der Hieb durchbrach Aleks magischen Schild ebenso wie seine mondäne Rüstung und seinen Burstkorb. Der Paladin wurde regelrecht aufgespießt. Nabthatoron zog den Arm zurück. In Alek klaffte ein riesiges Loch. Für einen Moment starrte Alek darauf, sein Mund öffnete und schloss sich, dann fiel er um.

»UND JETZT ZU MEINER ZWEITEN AUFGABE: DEN KETTENBRECHERN.«

Boras stürmte schreiend los, die Axt zu einem gewaltigen Hieb erhoben.

»OH, BITTE.« Scheinbar gelangweilt griff der Dämon zu und pflückte den Barbaren aus dem Lauf. Fest in der Schere gefangen wurde Boras hoch gehoben. Wütend schlug er auf die Schere ein, aber er konnte sich nicht befreien.

»Arcanex!« Erneut donnerten magische Geschosse in den Dämonen.

»Tyr, dieses Ungeheuer gefährdet die Deinen. Gib mir die Kraft, es dorthin zu schicken, wo es hingehört.« Dirim spürte, wie göttliche Kraft ihn durchströmte. Er lenkte sie gegen den Glabrezu, doch dessen magische Resistenz hielt stand.

Währenddessen hatte sich Thargad an den Glabrezu herangewagt. Von Zaubern beschossen und mit dem Barbaren im Griff war abgelenkt genug, dass der Schurke einen gezielten Angriff versuchen konnte. Thargad stieß sein Schwert genau in die Lücke zwischen zwei Hautplatten und sah mit Befriedigung, wie dickes Blut aus der Wunde quoll. Nabthatoron schrie auf.

»DAS BÜßT DU!« Der Dämon schlug mit seinem anderen Scherenarm zu. Wieder wich Thargad aus, doch das hatte Nabthatoron erwartet. Er packte den Schurken mit seinen Klauen und hob ihn hoch. Dann biss er zu. Mit letzter Kraft konnte Thargad sich herumwerfen, sodass der Biss nur seine Schulter traf. Dann hörte er Knochen brechen und es wurde schwarz um ihn.

-

Alek Tercival war tot, unwiderruflich. Und gerade hielt Nabthatoron den Barbaren in seinem Scherenarm gefangen, während er den Assassinen totgebissen hatte und fallen ließ. Der Frau gefielen die geschockten Ausdrücke auf den Gesichtern der Kettenbrecher. Es würde jetzt nicht mehr lange dauern. Wenn sie nur nicht so dringend pinkeln müsste! Sie hielt es nicht mehr aus. Noch einmal schloss sie gequält die Augen, dann schüttelte sie den Kopf. Es half nichts. Nur schade, dass sie den Tod des Magiers nicht würde miterleben dürfen. Mit einem Seufzer stand sie auf und hastete aus dem Raum.

-

Thamior hatte einen verbissenen Ausdruck auf dem Gesicht, während er immer und immer wieder Pfeile auf den Dämonen regnen ließ. Mehrere steckten schon in dessen Körperpanzer, aber immer noch war der Glabrezu nicht langsamer geworden. Helion feuerte Geschoss um Geschoss ab. Dirim hatte Thargad aus der Reichweite des Dämonen gezogen.

»Spüre die Wärme der Gerechtigkeit, und kehre ins Licht zurück«, flüsterte der Zwerg. Thargads Wunden schlossen sich. In diesem Moment befreite sich Boras aus dem Griff des Dämonen und kam zu dessen Füßen zu knien. Er rollte vor und unter Nabthatoron hindurch, dann wirbelte er mit der Axt herum und donnerte sie in den gepanzerten Rücken.

»Arcanex!« Wieder jagten Geschosse durch die Luft, und endlich tat der Dämon einen Strauchler. Nabthatoron fixierte Helion mit einem Blick.

»DAS HAT WEH GETAN, DU KLEINES AAS.«

Helion stolperte zurück. Der Dämon trat vor, aber sofort stellten sich ihm Thargad und Dirim in den Weg. Auf der anderen Seite umringten ihn Boras und Thamior.

»Bleib schön hier«, sagte Dirim. Thargad ließ seine Klingen wirbeln, während Boras Blutrache sprechen ließ. Nabthatoron blutete aus mehreren Wunden.

Der Dämon konzentrierte sich. Die Erde begann zu beben, dann schwebten einzelne Sandkörner durch die Luft, aufreizend langsam. Plötzlich tauschten Decke und Boden die Plätze. Die Kettenbrecher fielen nach oben, und für Nabthatoron war der Weg zu Helion frei.

»Bleib hier, habe ich gesagt!« Dirim ignorierte den Schmerz des Falls und kämpfte sich in den Stand. Der Glabrezu war zu groß; auch von hier oben konnte man ihn erreichen, und nach dem Zwerg waren auch die anderen schnell wieder auf den Beinen und setzten ihm schwer zu. Nabthatoron betrachtete sie wie lästige Fliegen, doch er atmete schwer und hielt sich kaum noch auf den Beinen.

»DIE QUALEN DER HÖLLE ÜBER EUCH!«, brüllte er schließlich. Noch einmal blickte er Helion direkt in die Augen; der Blick verhieß Schlimmeres als den Tod. »WIR SEHEN UNS WIEDER.«

Dann war er fort. Zuerst hörte man das leise Plopp, als Luft in die freie Stelle strömte, und dann ein lauteres Krachen, als die Kettenbrecher von der Decke fielen.

-

Als die Frau an ihr Wasserbecken zurückkehrte, wartete Nabthatoron auf sie. Der Glabrezu betrachtete sie aus zusammen gekniffenen Augen.

»Ist es getan?«

»ICH HABE DEM PALADIN DIE EINGEWEIDE HERAUS GERISSEN.«

»Und die Kettenbrecher?«

»AUCH SIE HABEN MEINE MACHT ZU SPÜREN BEKOMMEN.«

»Sehr gut. Dämonicus wird zufrieden sein.«

»WO IST MEINE BELOHNUNG?«

Die Frau hob abwehrend die Hand. »Ihr kennt unsere Pläne. Nicht mehr lange, und auch Eure Freiheit ist gewiss. Ihr müsst Euch noch ein paar Monate gedulden.«

Der Glabrezu zog eine Grimasse. Er studierte die Frau eine Weile, bevor er sagte: »GUT. ABER ICH WARNE EUCH: VERGESST MICH NICHT.«

»Keine Sorge. Redgorge wird fallen, und Ihr werdet frei sein.«

Der Glabrezu verneigte sich. Ihr fiel auf, dass er sich leicht schief verbeugte. Es kam ihr komisch vor.

»Seid Ihr schwer verletzt?«

»ICH GEBE ZU, DASS MICH DIE KETTENBRECHER STÄRKER VERLETZT HABEN, ALS ICH IHNEN ZUGETRAUT HÄTTE. ABER ICH LEBE NOCH.«

»Und sie nicht.«

Der Glabrezu lächelte diabolisch, nein, dämonisch. Sie grinste zurück. Nabthatoron teleportierte fort. Die Frau rieb sich die Hände. Sie konnte es kaum erwarten, Dämonicus Grimm Bericht zu erstatten.

-

»Feigling«, sagte Boras in die Leere.

»Sei bloß ruhig«, warnte Helion. »Sonst kommt er noch zurück.«

»Stimmt.« Der Barbar wandte sich ab und kletterte über den Sand aus dem Ausgang hinaus.

»Wie geht es Euch?«, fragte Helion die Anderen. Thargad war verletzt, aber sowohl Dirim als auch Thamior hatten nur blaue Flecken davongetragen.

»Leider kann man das nicht von Alek sagen.« Dirim wies zum Paladin.

Plötzlich keuchte Alek und richtete sich auf. Das Loch in seinem Bauch troff vor Blut; Gedärme und Organe hingen heraus. Alek stellte sich vor die Kettenbrecher. Als er sprach, klang es wie von vielerlei Stimmen:

»Rotschlucht ist nicht sicher, der Tod sucht dort nach Euch. Ihr müsst einen Umweg einschlagen, der euch direkt zum Ziel führt. Kehrt erst nach Cauldron zurück, wenn ihr die Prüfung des Rauchenden Auges bestanden habt. Macht es euch zu eigen, und kehrt das Schicksal um. Sucht und besteht die Prüfung des Rauchenden Auges!«

Dann brach der Paladin wieder zusammen. Dirim hastete hin und untersuchte ihn. Er schüttelte den Kopf.

»Er ist tot.«

»Na toll. Und was sollte das jetzt bedeuten?«, fragte Thargad.

»Wenn ich das wüsste«, sagte Helion.

»Leute?«, rief Boras von draußen. »Könnt ihr mal kommen?«

»Was denn nun schon wieder?«, murrte Thamior.

Die Kettenbrecher kletterten aus dem Raum, wo der Barbar auf sie wartete. Sie sahen sich um. Sie standen auf einem kleinen Hügel. Die Sonne brannte mit unbarmherziger Hitze. Die Luft war trocken. Dies war nicht Tethyr, aber das hatten sie schon vorher gemerkt. Um sie herum lag nur eines: Sand. Die Kettenbrecher standen mitten in der Wüste.

Boras kratzte sich die Schläfe und sah die Anderen fragend an.

»Wo in Uthgars Namen sind wir?«
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 04. März 2006, 17:08:48
Die Werte des Glabrezu kann man im MM nachlesen :)

Und nun noch ein kleiner Ausblick auf das nächste Abenteuer, das wir Ende März spielen werden. Ich werde rechtzeitig einen neuen Thread eröffnen und den Prolog posten.

Ich habe noch zwei Fragen an Euch:
1. Nach welchem Muster verwende ich Pecarri bzw. Helion?
2. Ist es Euch lieber, wenn ich mich für einen Namen entscheide? Dann würde ich Helion wahrscheinlich durchgängig Pecarri nennen. (Frage natürlich auch an Kylearan!!)

So, und jetzt: der Link zum Dritten Flash-Film (http://www.p-pricken.de/divers/feuerauge.html). Viel Vergnügen!

Hoffentlich...
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Darigaaz am 05. März 2006, 08:40:26
Sehr schön Berandor. Und auch noch mit einem meiner Lieblingssoundtracks hinterlegt.

Love it.  :wub:
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: -=Loki=- am 05. März 2006, 12:12:52
Schöne Story wie immer, aber was mich interessiert ist, wie Alek an diese anderen Fähigkeiten kommt, wie Summon Shield Bearer.
Könntest du mir das erklären?

-=Loki=-
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Anonymous am 05. März 2006, 12:46:51
Kryptische Rätsel, ein heroischer Kampf und nun die Ungewissheit über den neuen Aufenthaltsort..
Zudem wieder ein, wie ich finde sehr gelungener flash-Film - Schön, die Käfigschmiede mal Gesichtern zuordnen zu können!  - Da freut man sich schon aufs nächste Zwischenspiel  :wink:

Zitat
Viel Vergnügen!
- Danke, hab ich voll und ganz gehabt..

PS: Das Wechseln der Namen stört, zumindestens mich, nicht.. Auch wenn ich nicht ganz hinter die Systematik gekommen bin (?)
PPS: ahja, fast vergessen: Spitze auch wieder die Einleitung -der Auszug aus den Geschichten um die fünf Schätze!
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 05. März 2006, 13:18:40
Zitat von: "-=Loki=-"
Schöne Story wie immer, aber was mich interessiert ist, wie Alek an diese anderen Fähigkeiten kommt, wie Summon Shield Bearer.
Könntest du mir das erklären?

-=Loki=-

Das sind Feats aus dem "Book of Iron Might", sog. Arcane Battle Feats.

Siehe hier (http://www.dnd-gate.de/gate3/page/index.php?id=958)
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Serath am 05. März 2006, 13:57:40
Ein sehr schöner Abschluss. Ich kann es kaum erwarten bis ihr wieder spielt.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Sohn des Sammaster am 05. März 2006, 18:33:39
Herrliche Inspiration für meine Abenteuer diese SH.
Und auch ich bin begeistert von der anschaulichen Darstellung der NSC.
Ebenso die nach und nach auftauchende Hintergrundgeschichte sowie die Verdichtung kommenden Übels.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Kylearan am 06. März 2006, 09:20:56
Zitat von: "Berandor"
Ich habe noch zwei Fragen an Euch:
1. Nach welchem Muster verwende ich Pecarri bzw. Helion?
2. Ist es Euch lieber, wenn ich mich für einen Namen entscheide? Dann würde ich Helion wahrscheinlich durchgängig Pecarri nennen. (Frage natürlich auch an Kylearan!!)

Du wechselst immer wieder - genau wie ich auch. Insofern spiegelt das meine Unsicherheit wider, ob Helion noch er selbst ist oder langsam wirklich ein Kobold (und damit Peccari) wird. Immerhin bin ich einer derjenigen, der von der Suche nach den Schätzen Tethyrs immer mehr zur Suche nach den Käfigmachern umschwenkt. Insofern passt mir das sehr gut.

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 06. März 2006, 14:00:23
Das ist ja das Wichtigste. Ich will nur nicht, dass das nervt.

I.Ü. geht das Muster so:
Wissen die Umstehenden, dass es Helion ist, oder ist es im Kampf, wo es nicht darauf ankommt: Helion.
Ist die  Identität unbekannt, und wird mit NSC geredet: Pecarri.
Titel: Stadt in Ketten 4: Das ENDE! (Spieglein, Spieglein... 04/03)
Beitrag von: Berandor am 07. März 2006, 19:10:29
Zitat von: "Anonymous"
Schön, die Käfigschmiede mal Gesichtern zuordnen zu können!  -

Das kann man natürlich auch in der PDF "Faces of Cauldron" (http://www.p-pricken.de/pdf/cauldronnpc.pdf). :)

Und für die Heimleser habe ich jetzt auch dieses Kapitel online gestellt: Willkommen im Dämonenschlund (http://www.p-pricken.de/pdf/willkommenimdaemonenschlund.pdf).

Abseits der normalen Kapitel und des Extras über den Käfigschmied habe ich noch beigefügt:
- Thargads Brief an Berion
- Das Lied der Schätze
- Das Tagebuch von Vilian dem Sanftmütigen
- ein Bild der Platte mit der Karte
- Den verschlüsselten und entschlüsselten Brief
- sowie ein Extra über die Verwendung von Kodes im Rollenspiel, geschrieben von "Helion"/"Kylearan".