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Workshop => Story Hour => Thema gestartet von: Taysal am 10. Mai 2007, 12:52:08

Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Taysal am 10. Mai 2007, 12:52:08
Nach einiger Zeit mal wieder eine SH von mir. Ich habe sie einfach schnell nach dem Spiel runtergetippt, also schon mal im voraus "Sorry" für Fehler, Wortlücken und Buchstabendreher. :)

Desweiteren sollten die Hardcore-Browncoats im Hinterkopf haben, dass ich mir spielleiterische und erzählerische Freiheiten herausgenommen habe. Manchmal muss man halt das Universum fürs Rollenspiel aus den Angeln heben ... ;)

Zeitlich spielt meine Kampagne nach der Serie, aber vor dem Film.

Meinungen, Kritiken und Anregungen sind gerne gesehen, wer absolut nichts mit dem Thema anfangen kann: Bitte einfach ignorieren.



Es ist wie es ist …!

An einem der typisch rauen und düsteren Tage auf Nightside, saß Captain Alistair Heinlein im Saloon von Arcadia und genehmigte sich mit seinem letzten Credit einen letzten Drink. Sein neues Schiff, die „Wind Drake“, ein Schleppfrachter der Firefly-Klasse, hatte Alistairs Reserven aufgefressen, aber das Schiff gehörte nun ihm und würde ihn sicher in die Luft bringen – vorausgesetzt Alistair fände eine Crew. Denn die fehlte ihm noch.

Die Menschen im Saloon waren das übliche Spektrum an heruntergekommenen Subjekten, die man an einem Ort wie diesen erwartete: Reisende beim Mittagessen, Einheimische beim besaufen und Spieler, die ihren letzten Credit bei einer Partie Poker verloren.

Einer dieser Spieler war Ken McLeod, der gerade dabei war eine große Summe zu gewinnen. Er ließ das Spiel niemals aus den Augen, noch nicht einmal, als drei bewaffnete Männer polternd den Saloon betraten.

Der kleinste von ihnen, Timmy Tupper, war der Anführer. Er hielt einen Steckbrief in der Hand und sah sich um. Hinter ihm stand ein Asiate und ein Farbiger, beide mit Schießprügeln in den Händen: Kopfgeldjäger. Ihre Namen lauteten Fei Lubao und James Jonson.

Timmy sah sich nur kurz um, dann ging er los. „Dick Colt, im Namen der Allianz verhafte ich sie wegen Waffenschmuggel im Vereinigungskrieg!“ Der kleine Mann hielt auf ein nett wirkendes, älteres Pärchen zu: Dick Colt und seine Frau Daisy.

Alistair kannte den Namen Dick Colt. Der Mann hatte im Vereinigungskrieg die Browncoats mit Waffen beliefert und sich einige Feinde unter den Feds gemacht. Geschichten erzählten davon, dass er eine letzte große Lieferung nicht mehr zustellen konnte und diese dann irgendwo auf einer der Randwelten versteckte. Diese Lieferung nannte man Dick Colt’s Schatz.

Mit einer beiläufigen und verdammt unauffälligen Bewegung schob Alistair Timmy einen Stuhl in den Weg. Der Kopfgeldjäger kam ins stolpern und fiel auf die Nase. Blut lief ihm übers Kinn und der Steckbrief rutschte aus der Hand. Während Fei seine Schrotflinte auf die Colts anlegte, nahm James Alistair ins Visier, der sich nach dem Steckbrief bückte und einen Blick auf die Belohnung warf: Eine Millionen Credits.

„Sie haben was verloren, Mister.“, sagte Alistair und reichte Timmy den Steckbrief. Der knurrte wütend ein „Gai si“ hervor.

„Halt dich da raus, Mann!“

„Hey, ich habe nichts gemacht, Ich habe ihnen nur geholfen.“, erklärte Alistair unschuldig. „Kein Grund für Streitigkeiten.“

In diesem Moment beendete Ken seine Pokerpartie und strich grinsend den Pott ein. „Eine Runde Reiswein für alle auf meine Rechnung!“ rief er in den Saloon hinein und die Besucher des Ladens nutzten die willkommene Gelegenheit, unauffällig aus der Schusslinie zu verschwinden und am Tresen Deckung und einen kostenloses Drink zu finden. Niemand wollte Ärger, aber Kopfgeldjäger bedeuteten genau das: Ärger!

Nur Ken, Alistair und der berauschte Demolition Stonded waren auf ihren Plätzen geblieben, bildeten ein Dreieck, mit den Colts und ihren Häschern im Zentrum. Fei Lubao lehnte gerade seine Schrotflinte an den Tisch und Dick Colt Handschellen an, nach dem er den alten Mann entwaffnete.

Alistair kannte die beiden anderen Kerle an den Tischen nicht, aber die Feds und ihre Handlanger waren ihm zuwider. Er nutzte die Gelegenheit, stieß seinen Tisch um und war froh, dass die Platte festgeschraubt war, statt nur locker aufzuliegen.

Mit einer eleganten Bewegung zog er seinen Revolver und gab einen Schuss in Richtung Timmy ab. Der warf ebenfalls einen Tisch um und ging dahinter in Deckung. „Fei von links und James von Rechts!“ rief er und schoss zurück. Blaue Bohnen füllten den bisher leeren Luftraum des Saloons – allerdings ohne nennenswerten Schaden anzurichten.

Der Lärm und ein Querschläger rissen jedenfalls Demolition aus seinem Drogenrausch. Der junge Waffenhippie blickt mit trübem Blick auf. „Was ...?“ Eine weitere Kugel jagte an ihm vorbei und ins kaputte Elektropiano hinein, was nun zu spielen begann. „Nicht meine Einrichtung!“ jammerte jemand hinter der Theke.

Demolition griff nach unten und holte seine Winchester nach oben. Für ihn war die Sache klar: Drei bewaffnete Männer vergriffen sich an zwei netten Senioren und waren von irgendjemandem unter Beschuss genommen worden. Für den Gelegenheitsdealer und Waffenkenner kein Problem. Er legte kurz an und jagte Fei eine Kugel in die Brust. Der Kopfgeldjäger wurde von Dick Colt weggerissen und flog tot einen Schritt zur Seite.

Auch Ken beschloss nun in den Kampf einzugreifen. Weniger weil er wusste worum es ging, als vielmehr deswegen, weil er ebenfalls einen Groll gegen die Feds hegte. Außerdem hatte James seinen Pokertisch zur Deckung erklärt und wandte Ken den Rücken zu.

Der Spieler ließ seinen Derringer aus dem Ärmel schnappen und gab einen Betäubungsschuss ab. Im letzten Moment bemerkte James die Gefahr und duckte sich weg.

Timmy erkannte, dass die Situation zu kippen drohte. Er pumpte einige Kugeln in Demolition und ging dann in der Hocke, den Tisch immer mit sich ziehend, Richtung Ausgang zurück. Dabei wurden die Fenster zur Straße hin durch Fehlschüsse hinweggefegt, was hinter der Theke weiteres Gejammere auslöste: „Und auch nicht die Fassade und Fenster!“

Alistar ließ sich davon kaum ablenken. Er sah wie Demolition bewusstlos vom Stuhl fiel und Ken James hinterherging, der sich mit seinem Tisch als Deckung im Kreis drehte, um dem Spieler und dessen Derringer zu entgehen. Ken verlor allerdings die Lust auf weitere Spiele, setzte über den Tisch und forderte James auf, sich zu ergeben. Der warf einen Blick auf seinen flüchtenden Boss und ließ sein Sturmgewehr fallen: „Ai ya, wo mun wan leh!“

Just in diesem Augenblick schob sich Timmy durch die Saloontüre nach draußen. Von hier aus war Flucht nur ein Kinderspiel, doch Alistair sah die Sache anders. Er hatte die Nase voll von weiteren Komplikationen und sprang durchs kaputte Fenster hinterher. Nun standen sich beide Männer gegenüber – ohne das ein Tisch den Dialog der Waffen störte.

Einen Augenblick später humpelte Alistair in den Saloon zurück. „Wir müssen verschwinden, die Polizei ist unterwegs.“

Die Colts nickten dankbar. Alistair ging auf James zu, ignorierte dessen Drohungen und jagte ihm eine Kugel durch den Kopf. Er und Ken schnappten sich den schwer verletzten Demolition, Daisy Colt dessen Ausrüstung und dann liefen sie los. „Viel Spaß mit den Sachen der Jungs!“ rief Ken noch in den Saloon. In dieser Gegend wurden Tote verdammt schnell geplündert.

„Ich habe ein Schiff außerhalb von Arcadia.“, erklärte Alistair während dem Laufen. „Damit können wir von dem Mond runter.“

„Moment, meine Waffe!“ stieß Dick Colt schnaufend hervor. „Das Schlitzauge hat sie mir abgenommen. Darauf befindet sich der Zugangscode zu meinem Schatz.“

Ken und Alistair warfen sich einen kurzen Blick zu, dann rannte der Gambler zurück in die Stadt, während die anderen nun alleine auf das Schiff zuhielten: Alistairs Firefly, die Wind Drake.

Ken stolperte in den Saloon zurück und sah sofort, das die Leichen bereits geplündert waren. Das ging aber fix, dachte er sich. „Wer hat die Pistole vom Asiaten? Ich brauch sie zurück.“

Niemand antwortete also zog er seine waffen. „Ich warte.“ Ken hörte bereits, wie sich die Sirenen näherten. „Also?“

Wenige Sekunden später hatte er die Waffe in seinem Besitz und spurtete los. „Sie sind hinten raus!“ hörte er jemanden rufen und dann Schritte die ihm folgten. Hoffentlich hatte Alistair bereits die Maschinen angeworfen.

Der hatte jedoch ein anderes Problem, denn als er sein Schiff öffnete und die Rampe hinauflief, entdeckte er einen Mann im ansonsten leeren Laderaum, der auf der Treppe saß und ein Brötchen verspeiste: Ein Shepherd!

„Gott zum Gruße!“ empfahl sich Shepherd Archer. „Die Türe stand auf und ich ...“

„Klappe!“ kam es trocken zurück, gefolgt von einem Schuss ins Bein und einem Schlag gegen die Schläfe. Archer ging bewusstlos zu Boden. „Gut fesseln!“ befahl Alistair und schoss Dick Colts Handschellen auf, bevor er auf die Brücke rannte. Durch die Windschutzscheibe sah er bereits Ken aufs Schiff zulaufen.

Zeit für einen Notstart, dachte sich Alistair und legte einige der Kippschalter um. Die Wind Drake lief langsam röhrend an, mit Betonung auf langsam.

„Ta ma de!“ fluchte Alistair und wechselte auf den Sitz des Copiloten. Er konnte diese Firefly zwar fliegen, aber kurz über lang brauchte er einen echten Piloten. Glücklicherweise heizten die Düsen durch, während Ken – unter Beschuss seiner Verfolger – die Laderampe hochlief und  hinter sich verschloss.

Alistair zog den Frachter nach oben, was seine Gäste ein wenig aus der Balance brachte, dann jagte er hinaus in den Weltraum. Ken warf einen Blick auf Demolition und übernahm das Kommando: „Auf die Krankenstation mit ihm!“

Die beiden Colts halfen ihm dabei und gemeinsam trugen sie den schwer verletzten Mann nach hinten. Ken kannte sich aus, war er doch einige Jahre als Arzt tätig gewesen. Er entfernte die Kugeln,  nähte Demolition zusammen und verpasste ihm eine Spritze. Langsam kam der Mann wieder zu sich. „Wo sind meine Joints und Waffen?“ war seine erste Frage.

Derweil kam Shepherd Archer ebenfalls zu sich, schüttelte den Kopf und wandte sich erst einmal aus den Fesseln. Zugegeben, er hatte den Sicherheitscode der Wind Drake geknackt, um an Bord zu kommen, aber dem Boten des Herrn sollten schließlich alle Türen offen stehen. Gelassen verband er sein Bein, nahm sich seine Bibel und begann darin zu lesen. Es würde sich schon alles fügen.

Alistair programmierte einen Kurs unter Radar, was die Flugzeit aus dem Planetensystem verzehnfachen würde, aber er wollte sichergehen, dass ihn niemand beim verlassen von Athens erwischte. Dann machte er sich auf den Weg zur Krankenstation.

Mit geschultem Blick sah Ken, dass Alistair ebenfalls verletzt war und flickte den Durchschuss mit ein wenig Fleischkleber. Alistair nickte anerkennend. „Sie können das gut. Schon mal daran gedacht irgendwo als Arzt anzuheuern?“

Als Demolition erwähnte, dass er sich mit Maschinen auskenne, hatte Alistair seine kleine Crew zusammen. „Shiny.“, sagte er grinsend. Doch nun waren andere Dinge wichtiger: „Wir müssen nach unserem Gefangenen sehen.“

Die kleine Crew ging in den fast vollkommen leeren Laderaum und sofort zogen alle ihre Waffen. Der Shepherd sah lächelnd auf. „Oh, hallo!“

Es folgte eine kurze Diskussion über Gott, die Planeten und einen eventuellen Rauswurf im All, doch mit einem „Ihr Katalysator hört sich schlimm an, Captain“ bewies Archer, dass er auch mehr konnte als beten.

Demolition ging in den Laderaum zurück, zog an seinem Joint und steckte den Katalysator fest in die Halterung zurück. Der allgemeine Zustand des Schiffes erschreckte ihn fast.

„Der Shepherd hatte recht. Aber das Ding hält noch einen Monat. Dann muss es spätestens ausgetauscht werden.“

„Dafür haben wir dich, reparier es.“, meinte Alistair, doch Demolition schüttelte den Kopf.

„Kaputt ist kaputt, wir brauchen einen neuen Katalysator.“

„Wir brauchen Geld, bevor wir einen neuen Katalysator kaufen können.“

„Nun, vielleicht könnte ich da was vorschlagen.“, mischte sich Dick Colt lächelnd ein. „Wir könnten zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.“

***

Sie hatten sich in die Küche zurückgezogen. Der Speherd zauberte sich aus Proteinen und Brandy eine Suppe, während alle Dick Colts Vorschlag lauschten.

„Nun, die Kopfgeldjäger haben mich nur erwischt, weil mir meine Reserven ausgingen und ich deswegen mein Versteck verlassen musste. Ich wollte ein Schiff suchen und meinen Schatz bergen. Von dem haben sie sicherlich schon gehört. Er ist viele Millionen Platinum wert.“, erklärte Dick Colt.

„Da sie mir bereits geholfen haben und ein Schiff besitzen, Captain Heinlein, biete ich ihnen an, in das Geschäft einzusteigen. Sie würden satte zehn Prozent bekommen.“

Alistair schüttelte den Kopf. „Wir würden unseren Kopf riskieren, mein Schiff aufs Spiel setzen und sie sind immerhin ein gesuchter Mann. Zehn Prozent sind zu wenig, da bekomme ich ja mehr, wenn ich sie ausliefere.“

Colt nickte und nach einigen zähen Verhandlungsminuten einigten sich Alistair und er auf dreißig Prozent.

„Gut, Captain, dann sollten sie jetzt den Kurs ändern. Ich bin nämlich deswegen im System, weil ich auf Whitefall einen alten Kumpel treffen will: Patrick O’Tool. Er hat eine kleine Farm in der Nähe von Haselnut Valley und ist im Besitz der anderen Hälfte des Codes.“

Ken runzelte die Stirn. „Wird er nicht auch einen Anteil am Schatz haben wollen?“

„Nein, Patrick ist mit dem Farmerleben zufrieden. Er ist froh, dass er nach dem Krieg mit heiler Haut davongekommen ist. Der Waffenhandel war nie sein Ding.“

„Shiny.“, sagte Alistair. “Dann ändere ich mal den Kurs. Wir dürften Whitefall in etwas mehr als zwölf Stunden erreichen. In der Zwischenzeit weise ich ihnen alle Quartiere zu – die können sie dann auch gleich aufräumen.“

***

Alistair landete mit der Wind Drake zwei Kilometer von Haselnut Valley entfernt. Er wusste zwar, dass man sie von der Stadt aus gesehen hatte, aber ohne Bodenfahrzeug oder Reittier wollte er so nah wie möglich landen, ohne gleich die Stadtgrenze zu treffen und eine genaue Positionsangabe zu machen. Er fand, es war ein guter Kompromiss.

Die Crew schloss die Türe hinter sich und ging los. Nach zehn Minuten hörten sie bereits Hufgetrappel. Das Empfangskomitee traf ein.

Es waren vier Cowboys auf mageren Pferden, die um die Ecke kamen. Ihre Hände lagen locker auf den Revolvern und an den Sätteln baumelten Gewehre. Einer von ihnen übernahm das Reden: „Stop! Wer seid ihr?“

Alistair zeigte auf sich und seine Leute. „Friedliche Reisende die nichts Böses planen. Wir wollen nur in die Stadt, ein wenig einkaufen.“

Die Cowboys begutachteten die Fremden misstrauisch. „Wer sagt uns denn, dass ihr nicht von den Connors angeheuert worden seid, um in Haselnut Valley herumzuschnüffeln?“

Alistair hatte von den Connors gehört. Die Familie versuchte bereits, seit Jahren, die Macht auf Whitefall zu übernehmen. Patience Connor hätte es vor einigen Monaten beinahe geschafft, doch dann war sie von Ganoven erschossen worden. Seit dem führte ihre Tochter Roseanne die Familie an.

„Könnten die Connors nicht einfach jemanden unauffällig übers Land schicken, als für alle sichtbar mit ’nem Frachter zu landen?“

„Ja, klingt logisch.“

„Die Wege des Herrn sind unergründlich.“, mischte sich nun Archer ein. „Habt ihr denn einen Shepherd in eurer kleinen Stadt?“

Die Cowboys sahen sich kurz an, dann schüttelten sie den Kopf. „Nein. Bis dann!“ Sie wendeten ihre Pferde und galoppierten zurück.

„Nette Leute.“, sagte Ken nur.

***

In Haselnut Valley angekommen, stromerte die Crew erst einmal unauffällig durch die Straßen. Man hatte ihr Kommen bereits angekündigt und die Leute warfen misstrauische Blicke auf Alistair und seine Mannschaft.

Archer ließen sich davon kaum beirren und begann mit einer der Frauen ein Gespräch. Da es derzeit keinen Shepherd in der Stadt gab, bot er an eine Messe zu lesen, was die Einwohner besonders erfreute. Sie waren dermaßen entzückt über Archers Angebot, dass sie nach der Messe eine kleine Feier abhalten wollten und ihr Misstrauen dem Shepherd gegenüber fallen ließen.

Dieser nutzte die Gelegenheit beim Schopfe, um einige Erkundigungen einzuziehen. „Hattet ihr hier in letzter Zeit Probleme?“

Eine der Frauen nickte betrübt. „Ja, einige der Farmer haben Schicksalsschläge erlitten. Vor allem die Familie O’Tool hat es schwer getroffen. Ich möchte lieber nicht darüber reden.“

„Das verstehe ich. Dann sagt mir doch bitte, warum ihr hier keinen Shepherd habt. Es scheint doch eine nette Gemeinde zu sein.“

„Der letzte Shepherd verstarb leider an einer plötzlichen Bleivergiftung.“, war die Antwort, gefolgt von einem dezenten Blick zu Boden.

Gai si, dachte Archer nur ... [Fortsetzung folgt]
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Berandor am 10. Mai 2007, 16:02:39
Patience ist tot? Roseanne Connor... hehe
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Furlong am 10. Mai 2007, 21:40:41
Nett.
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Heretic am 11. Mai 2007, 13:57:23
Nett, wenns nur nicht Firefly-Setting wäre...
*Seufz*
Aber nett, doch.
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Taysal am 11. Mai 2007, 16:23:33
Zitat von: "Berandor"
Patience ist tot? Roseanne Connor... hehe


Ja, alleine der Name hatte den erwünschten Erfolg bei meinen Spielern: Panik! :D
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Taysal am 18. Mai 2007, 00:04:44
Während Archer seine Messe vorbereitete, machte sich Alistair mit den Colts auf den Weg zum kleinen Schrottplatz der Stadt. Immerhin brauchte er einen neuen Katalysator.

Ken McLeod nutzte die Gelegenheit, dem Saloon von Haselnut Valley einen Besuch abzustatten. Immerhin juckte es ihm in den Fingern und jemand sollte wohl auf Demolition achten, der ebenfalls in den Saloon wollte, um dort eine Kleinigkeit zu trinken. Allerdings nahm er seinen Waffenkoffer mit, was Ken ein wenig beunruhigte.

Der Saloon selbst war nur leidlich gefüllt, aber es fand ein kleines Pokerspiel statt, in dass sich Ken gerne einkaufte. Demolition nutzte die Gelegenheit, um sich in einer stillen Ecke einen großen Drink zu genehmigen.

Scheinbar eine harmlose und friedliche Situation, als die Doppeltüre aufschwang und eine aufregend schöne Frau den Saloon betrat: Elaine Harrison!

Die rassige Schönheit stammte von den Kernwelten, wo sie als Companion ausgebildet wurde. Sie hatte den Tempel des Hauses Chanbao vor einem Jahr verlassen, um ein wenig von der Welt zu sehen. Allerdings hatte sie ihre letzte Reise auf Whitefall verschlagen und ihren Entschluss gefestigt, bei der Auswahl des nächsten Kreuzfahrschiffes klüger vorzugehen.

Elaine setzte ein charmantes Lächeln auf und wandte sich an den Barkeeper, der sie mit seinen Blicken förmlich zu verschlingen schien.

„Ni hau!“ grüßte Elaine und verwickelte den Mann in ein kurzes Gespräch, um einige Informationen herauszubekommen. Scheinbar war vor kurzem ein Schiff gelandet, es gehörte Fremden und zwei der Besatzungsmitglieder befanden sich im Saloon. Für Elaine ein Glücksfall.

Während die Companion an der Theke stand und sich unterhielt, beobachtete Demolition die Umgebung. Er sah zwei Cowboys die Treppe runterstiefeln, zwischen sich eine geknebelte Frau geklemmt, die sie ins Hinterzimmer zerrten. Die Frau war dem Waffennarr und Junkie egal, aber er spürte den Drang, mal wieder ein wenig Action zu erleben.

Also stand Demolition auf, zog seinen Koffer hinter sich her und hielt aufs Hinterzimmer zu. Einer der Cowboys hatte sich als Wache aufgebaut und stoppte ihn. „Bis hier hin und nicht weiter!“

„Ich will nur mal nach dem Rechten sehen.“, erklärte Demolition und betrachtete die Winchester des Cowboys, den seine Freunde nur Jimmy nannten.

Jimmy sah den Blick und klopfte stolz auf seine Waffe. „Fast neu, unglaublich zielsicher und ziemlich tödlich.“

Demolition nickte knapp, dann ließ er seinen langen Koffer aufschnappen und zog seine Winchester II hervor. „Stimmaktivierung, Energieleitung und erhöhte Reichweite. Ganz neu, verdammt zielsicher und garantiert tödlich.“

„Sai weng shi ma!” stieß Jimmy aus. „Sieht aus wie meine neue Waffe.“, sagte er lässig und richtete sein Gewehr auf Demolitions Kopf.

Ken hatte die Situation aus dem Augenwinkel bemerkt, schnell die Partie beendet und gab den Verlierern eine Runde Reiswein aus. Er schob seinen Stuhl zurück und ging nun ebenfalls Richtung Hinterzimmer. Dabei knöpfte er seinen braunen Ledermantel auf, um schneller an seinen Tranter LA zu kommen, einen der modernsten Revolver der Kernwelten. „Ni hau! Gibt es Probleme?“

Jimmy sah sich nun mit zwei Leuten konfrontiert und klopfte mit dem Fuß an die Türe. „Frank, komm mal her!“

Die Türe wurde aufgezogen und ein weiterer Cowboy erschien, in der Hand einen schweren Parker Swift Revolver. „Was ist los?“

„Ihr Freund bedroht meinen Freund mit dem Gewehr. Wir können die Sache doch friedlich lösen, oder?“

Frank dachte kurz nach, dann nickte er. „Shi ah. Jimmy, lass die Leute in Ruhe.“

Ken machte ein entsprechendes Zeichen zu Demolition, der sich zwar auf ein Feuergefecht gefreut hatte, es nun aber dabei beließ, einfach seine Sonnenbrille einzuschalten. „Peace“, besagte die bunte Laufschrift auf seinen Augengläsern.

Ken und er gingen zu einem der freien Tische. „Ta ma de, Demolition. Reiß dich zusammen, wir wollen keinen Ärger in der Stadt.“

„Shiny, Mann, alles Shiny.“, beteuerte der Junkie und ließ sich auf den Stuhl fallen. „Trink ich mir einen, rauch ich mir einen. Alles kein Problem.“

„Hoffentlich.“, ermahnte ihn Ken und wandte sich dann der Theke zu. Er hatte Elaine bemerkt und fragte sich, was solch eine Orchidee inmitten der Wüste verloren hatte. Als er sich lässig an die Theke lehnte und die fremde Schöne betrachtete, war diese inmitten eines Gesprächs.

„Und sie wollen nichts unternehmen, um ihre Chefin zu retten?“ fragte Elaine gerade schockiert.

„Doch, ich habe einen unserer Jungs geschickt, damit er den Sheriff holt. Immerhin wird der dafür bezahlt, um sich mit den Kellys auseinander zu setzen, Miss.“

„Ist das der Junge?“ fragte Ken und zeigte auf einen jungen Mann, der blass den Saloon betrat und auf die Theke zuhielt. Sein Atem roch säuerlich nach Erbrochenem. „Ni hau, meine Liebe. Ken McLeod mein Name.“, stellte sich der passionierte Gambler bei der Gelegenheit vor.

Elaine nickte damenhaft. „Elaine Harrison. Wie ich hörte sind sie Mitglied einer Frachtermannschaft?“

„Tot, der Sheriff ist tot.“, stieß der junge Mann hervor. „Und die Gefangenen sind weg.“

„Oh, vielleicht sollten sie Miss Harper doch helfen.“, schlug Elaine dem Barkeeper vor.

„Sicher haben sie eine Waffe versteckt und die Leute hier werden ihnen ebenfalls beistehen.“, sagte Ken und sah, wie sich plötzlich alle aus dem Staub machten. Nur Elaine, Demolition und er waren übrig.

„Das kommt mir bekannt vor.“, stieß er leise aus und warf einen Blick zu Demolition. Der sah gerade auf, als er die Schmerzschreie aus dem Hinterzimmer vernahm. „Nun, damit wird es doch zu unserer Angelegenheit.“

„Lassen sie sich nicht aufhalten, Mister.“, sagte Elaine lächelnd. „Nur zu, retten sie eine Lady aus der Not.“

Gemeinsam mit Demolition machte sich Ken auf den Weg nach hinten, wo Jimmy die beiden dumm ansah. „Stop!“ rief der Cowboy aus.

„Wir wollten uns nur wegen eben entschuldigen und ihnen eins ausgeben, Mister. Auf das Wohl der Lady da vorne. Sie wollen die junge Frau doch nicht beleidigen?“

Jimmy guckte verwirrt, dann grinste er dümmlich. Immerhin waren sie die Herrn im Hause. „Gai si, natürlich nicht.“

Eine Minute später leerte Jimmy bereits ein Glas nach dem anderen, zog mehrmals an einem von Demolitions Joints und sank selig zu Boden.

„Ging doch ganz ohne Gewalt, mein Freund.“ Ken grinste breit, dann stellte er sich neben die Türe zum Hinterzimmer und klopfte an.

Demolition hielt seine Winchster II bereit und als die Türe geöffnet wurde, schoss er Frank ein Loch in die Brust. Er und Ken warfen nun zwei Tische um, um dahinter Deckung zu finden. Leider waren die Tischplatten nur aufgelegt und fielen um - zao gao!

Ohne abzuwarten huschten die beiden Männer neben die Türe, um in den toten Winkel zu gelangen. Ken hörte wie im Hinterzimmer ebenfalls ein Tisch umgeworfen wurde und jemand fluchte. Die Cowboys hatten also auch lose Platten.

Elaine erkannte, dass Demolition und Ken wohl einen Spiegel brauchten, um in den Raum zu spionieren. Da sie keinen zur Hand hatte, warf sie eine volle Flasche gegen den großen Wandspiegel hinter der Theke. Der Spiegel zerbarst und gab eine Öffnung ins Hinterzimmer frei. Elaine war beinahe genauso überrascht wie die beiden Cowboys, die sich ihres Vorteils beraubt sahen.

Einer von ihnen sprang durch die Öffnung in den Schankraum hinein. „Halt dich da raus, Kleine!“ stieß er heißer hervor und schoss auf Ken. Glücklicherweise bohrte sich die Kugel nur in den Boden. Der Gambler machte eine Rolle nach vorne, tauchte unmittelbar vor dem Cowboy auf und ließ seinen Derringer aus dem Ärmel springen. Er traf den Mann zwar, doch hielt der dem Betäubungsschuss stand.

Elaine griff nun ebenfalls zu ihrem Derringer und versuchte den Cowboy zu bedrohen, doch der schlug ihr den Knauf seiner Waffe ins Gesicht. Blut spritzte und Elaine schrie vor Schmerz auf. So hatte sie sich das Abenteuer kaum vorgestellt.

„Man schlägt keine Lady.“, erklärte Ken salopp, nutzte die kleine Ablenkung und jagte dem Mann zwei Kugeln in die Brust. Dann drehte er seinen Kopf nach links und sah ins Hinterzimmer hinein. Demolition hatte einen Weg gefunden, seinen Gegner doch noch vor die Winchester II zu bekommen.

Der Waffenhippie war einfach losgegangen, hatte einen Treffer eingesteckt und mehrmals zurückgeschossen. Drei von vier Kugeln hatten den letzten der Gauner durchlöchert, doch eine blaue Bohne steckte im Oberkörper der Gefangenen, die von den feigen Cowboys als Deckung benutzt worden war.

Ken setzte durch die Öffnung in der Wand. „Meine Arzttasche!“ rief er zu Elaine, die nach unten griff und die kleine Ledertasche hinterher warf.

Die Wunde sah, zum Glück, schlimmer aus, als sie es tatsächlich war. Schon bald kam die Saloonbesitzerin zu sich und stellte sich als Tara Harper vor.

„Haben sie vielen Dank, sie drei haben mein Leben gerettet und sich damit Drinks auf Lebenszeit verdient. Die Kellybande war hinter dem Claim meines Vaters her, um sie Muhamad Basra zuzuschanzen. Doch dank ihnen, wird sich dieser Landbaron die Miene von Daddy nicht unter den Nagel reißen können.“

„Sie Arme, wo ist denn ihr Vater?“ fragte Elaine mitfühlend und Tara blickte traurig zu Boden.

„Er hat in dieser verdammten Miene sein Leben gelassen, sie wurde zu seinem Grab. Verstehen sie, ich kann doch nicht einfach Daddys Grab verkaufen.“

Ken nickte verständnisvoll. „Natürlich nicht. Wir haben ihnen da gerne weitergeholfen. Vielleicht können sie sich ja revanchieren. Wir sind auf der Suche nach Patrick O’Tool, einem Farmer aus der Gegend. Kennen sie ihn?“

Tara blickte seufzend zu Boden. „Die O’Tools sind eine der Familien, die ebenfalls Probleme mit Basra haben. Sie finden Patricks Witwe bei der alten Virginia Wolf, sie ist dort erst mal untergekommen.“ Mit diesen Worten zog sie eine Pistole unter der Theke hervor, beugte sich nach vorne über jagte dem bewusstlosen Cowboy eine Kugeln in den Kopf.

Gai si, dachte Ken McLeod nur ... [wird fortgesetzt]
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Tyrael am 18. Mai 2007, 12:28:59
Zitat von: "Taysal"
Demolition hielt seine Winchster II bereit und als die Türe geöffnet wurde, schoss er Frank ein Loch in die Brust. Er und Ken warfen nun zwei Tische um, um dahinter Deckung zu finden. Leider waren die Tischplatten nur aufgelegt und fielen um - zao gao!]



Das ist mal wirklich Fies
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Taysal am 19. Mai 2007, 00:45:10
Fiesheiten sind halt das Salz in der Suppe. ;)

Außerdem revanchierte sich die Gruppe, in dem einer von ihnen den Spiegel zerschlug und mir somit meinen Überraschungseffekt nahm. :D
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Taysal am 25. Mai 2007, 02:47:07
In der Zwischenzeit stöberte Captain Alistair Heinlein auf dem Schrottplatz herum. Er war auf der Suche nach billigen Ersatzteilen für die Wind Drake. Tatsächlich war dem Captain das Glück hold, denn er entdeckte einen funktionstüchtigen Katalysator. Für ein Fläschchen Reiswein und einen Nährstoffriegel wechselte das gute Stück seinen Besitzer.

Alistair wollte den Schrottplatz gerade verlassen, als er auf ein Muli mit Kettenantrieb stieß. Das Fahrzeug schien intakt, nur der Tank fehlte. Den hatte wohl jemand ausgebaut. Alistair sah sich kurz um, dann versuchte er das schwere Ding wegzuschieben. Sein stümperhafter Diebstahlversuch fiel natürlich auf.

„Was machen sie denn da, Mister?“ rief der Schrotthändler, seine beiden scharfen Dobermänner treu zur Seite und einen Karabiner im Anschlag.

„Es ist nicht das, wo nach es aussieht.“, entgegnete Alistair. Es ist natürlich das, wo nach es aussieht, dachte er sich. „Alles Shiny, ich bin schon weg.“

Auf dem Weg zum Saloon bemerkte er natürlich, dass die Menschen ein neues Gesprächsthema hatten. Vor kurzem hatte es – und zwar genau – im Saloon eine Schießerei gegeben. Und Alistair ahnte bereits, wer darin verwickelt war. Ta ma de, die Männer sind doch erst seit einem Tag bei mir an Bord.

Der Captain gabelte die Colts beim Gemischtwarenladen auf und gemeinsam betraten sie den Saloon. Ken, Demolition, Elaine und Tara saßen an einem der Tische und unterhielten sich, während der Rest des Raum ziemlich wüst aussah, was vor allem an den Leichen lag, die undekorativ das Bild schmückten.

„Ah, der Captain!“ rief Ken erfreut aus. „Genau richtig, um neue Informationen von uns zu bekommen.“ Der Berufsspieler klärte Alistair über die letzten Geschehnisse auf und stellte ihm Elaine vor. Die junge Frau hatte sich in Dinge eingemischt, die sie zu neuen Wegen zwangen – sie musste den Mond verlassen.

„Natürlich habe ich noch Platz an Bord meines Schiffes. Aber eine Passage wird einiges kosten.“

„Geld spielt keine Rolle, Captain Heinlein.“, entgegnet Elaine lächelnd und verzog dabei schmerzhaft das Gesicht. Ken hatte die Nase richten und einen gesplitterten Zahn einkleben müssen.

Gut zu hören, dachte Alistair. „Die Passagierkabinen sind ein wenig beengt, aber ich könnte ihnen eines meiner Shuttles anbieten.“

Elaine spitzte die Ohren. „Sie haben Shuttles? Hätten sie vielleicht Interesse mir eines ihrer Shuttles zu verpachten? Ich habe hier ja immerhin einige Probleme und würde die Gelegenheit gerne nutzen, um mich ein wenig zu verändern ... fernab von Whitefall.“

Alistair grinste breit. „Kein Problem, aber es wird einiges kosten.“ Du reiches Biest wirst ordentlich zahlen, dachte sich der Captain.

Was für ein Qigai, dachte sich wiederum Elaine. „Machen sie sich darüber keine Sorgen.“

„Gut, dann sehen wir mal weiter. Demolition, du schnappst dir den Katalysator und unsere neue Begleitung. Bring beides zum Schiff. Die Lady bekommt eines der Shuttles und das Teil baust du ein. Bekommst du das hin?“

„Shiny.“, stieß Demolition hervor und schnappte sich einen seiner Joints. „Keine Sorge. Ich gehe sofort los.“

Ken und Alistair ließen sich den Weg zur Witwe Wolf zeigen. Zusammen mit den Colts wollten sie dort mit Patty O’Tool sprechen, Patricks Witwe.

Am kleinen Häuschen angekommen, fiel den beiden Männern sofort auf, dass die Fensterläden geschlossen waren. „Bleiben sie hinten.“, sagte Alistair zu den Colts und nickte Ken zu. Beide gingen zur Veranda hoch und Alistair klopfte energisch an die Türe, während Ken ihm nach hinten Deckung gab.

„Miss Wolf? Alistair Heinlein mein Name, ich bin auf der Suche nach Patty O’Tool.“

Es dauerte einige Sekunden, dann rief eine ältere Frauenstimme: „Patty hat es vorgezogen die Stadt zu verlasse, Mister.“

„Wissen sie wohin Patty ist?“

„Heute Morgen ist ein Schiff gelandet, dort wollte sie eine Passage nehmen. Fragen sie den Captain dort.“

Alistair seufzte. „Alistair, hast du eine ältere Dame an Bord. Nein. Shiny, Danke für die Hilfe.“, murmelte er zu sich selbst und klopfte erneut an die Türe. Er würde sich nicht abwimmeln lassen. „Miss Wolf, machen sie die Türe auf, ich will mit ihnen reden.“

Ken hörte auf der anderen Seite der Türe, wie jemand eine Waffe durchlud. Mit einem schnellen Sprung warf er Alistair zu Boden und landete mit seinem Becken auf dem Hintern des Captains. Über den beiden Männern jagte eine Gewehrkugel durch das Holz der Türe – genau an der Stelle, an der sich Augenblicke zuvor noch Alistairs Kopf befunden hatte.

„Ta ma de!“ stieß Alistair hervor. "Runter von mir!“

Ken sprang auf und riss seine Tranter LA aus dem Holster. „Gai si chongzi!“ Bevor er weiterfluchen konnte, wurde links neben der Türe einer der Fensterläden aufgerissen und eine ältere Dame mit strengem Dutt und Schrotflinte in der Hand sah hinaus.

„Es sind zwei, Virginia!“ schrie die Frau und drückte ab. Ken wurde beinahe von den Beinen gerissen und blickte unglaubwürdig auf seinen Mantel hinab. Der Schuss hätte fast sein Leben gekostet. Allerdings brannten die vielen kleinen Löcher schmerzlich genug.

Just in diesem Augenblick sprang auch rechts ein Fensterladen auf und eine weitere ältere Dame mischte sich ein. Sie zielte mit ihrer Winchester auf Alistair. „Den hier erledige ich, Patty.“, sagte sie und drückte ab. Dank schlechtem Augenlicht verfehlte die Kugel den Captain jedoch um einige Zentimeter.

Alistair sprang auf, während Ken seine Waffe fallen ließ. „Halt, Stop, wir kommen als Freunde!“ rief der Captain panisch aus und zeigte mit dem Daumen über die Schulter. „Da hinten stehen die Colts, Freunde von den O’Tools. Hier liegt ein Missverständnis vor.“

Tatsächlich entspannte sich die Situation innerhalb weniger Sekunden. Während Ken sich selber zusammenflickte, unterhielt sich Alistair mit den resoluten und schießwütigen Damen.

„Mein Patrick befindet sich in den Händen von Muhamad Basra.“, erklärte Patty. „Basra will die Besitzurkunde unserer Farm, dann lässt er mich und meinen Mann laufen. Allerdings sollen wir Whitefall verlassen und alle sollen denken, Patrick wäre tot. Als abschreckendes Beispiel.“

„Sie haben keine Garantie, dass Basra ihren Mann nicht doch töten wird, sobald er hat, was er verlangt.“, setzte Alistair vorsichtig an. „Wo ist eigentlich die Desert Eagle von Patrick?“ Er glaubte, das sei sehr subtil gewesen.

„Die Waffe trug Patrick bei sich, als er gefangen genommen wurde. Oh, Captain Heinlein, was soll ich nur machen?“

Warum fragen eigentlich alle Leute mich, sinnierte Alistair kurz, bevor er antwortete: „Ich und meine Männer werden ihnen helfen. Wir schaffen den ganzen Kram auf mein Schiff, dann befreien wir Patrick und verlassen Whitefall, Miss.“

„Captain Heinlein, sie sind ein Engel!“

Ich bin ein Bendan! Alistair grinste dümmlich.

***

Sie hatten einen Planwagen geliehen und mit den Habseligkeiten der beiden älteren Frauen beladen. Shepherd Archer traf sie auf der Straße, hörte von den Problemen und verschob kurzerhand die Messe, was ihm niemand übel nahm. Immerhin wollten es hier einige mutige Männer dem schurkischen Basra zeigen.

Auf dem Weg zur Wind Drake zurück, fuhr der Planwagen durch ein kleines Tal. Prompt tauchten fünf Cowboys auf, Basras Männer. Ihr Anführer hieß Jeremy Jenkins und war ein verdammt harter Hund. Alistair saß alleine vorne, alle anderen befanden sich in der relativen Sicherheit der Plane. So sah nur der Captain ein kurzes Aufblitzen links in den Hügeln. Sicherlich ein Scharfschütze.

„Halt! Keinen Yard weiter, Mister! Mein Name ist Jenkins und mein Revolver ist schneller als der ihre. Sie haben was, was ich will. Keine Dummheiten, sonst liegen sie gleich alle tot im Staub.“

Ken nutzte das laute Gespräch vorne, um leise hinten rauszuklettern. Er wollte unter den Wagen kriechen und dann überraschen vorspringen, doch der Gambler bemerkte ein Aufblitzen rechts in den Hügeln. Sicherlich ein Scharfschütze. „Ta ma de!“ fluchte Ken leise und kletterte wieder zurück.

„Ich wurde von jemandem darüber informiert, dass sie im Besitz einer bestimmten Desert Eagle sind, die einiges wert ist. Ich will das gute Stück haben.“

Ken zog seine erbeutete Waffe und gab sie an Shepherd Archer weiter, der die Waffe aus dem Wagen streckte, genau über Alistairs Schulter. Sieht das doof aus, dachte der Captain. „Ist es diese Waffe?“

Einer der Cowboys stieg ab und kam nach vorne. Er nahm die Desert Eagle und gab sie an Jenkins weiter. Der besah sich die Waffe unschlüssig. „Wird es wohl sein. Einen schönen Tag noch.“ Mit diesen Worten empfahlen sich die Cowboys und ritten los.

„Woher wussten die von der Waffe, aber warum hatten sie keine Ahnung, wie viel die Colts wert sind?“ fragte Ken und Alistair zuckte nur mit den Schultern.

„Ich weiß es nicht, Ken, ich weiß es einfach nicht.“ Doch Alistair hatte eine Vermutung. Einer seiner Leute musste falsch spielen.

Kurz darauf kamen sie am Frachter an, sogar ein wenig früher als Demolition und Elaine. Die beiden waren müde und abgekämpft, immerhin hatten sie sich zu Fuß mit Elaines schweren Gepäck durch die Landschaft gekämpft.

„Ich war vorsichtig, Captain. Wir haben uns getrennt und sind links und rechts durch die Hügel. Wir haben euch sogar mit dem Wagen gesehen, uns aber nicht gezeigt, wegen den bewaffneten Cowboys. Und dann wart ihr auch schon wieder weg.“

„Kein Problem, Demolition, kein Problem. Ab ins Schiff, wir gehen jagen.“, stieß Alistair grimmig hervor.

Kurz darauf hatte Captain Alistair Heinlein seine Beute gesichtet. Jenkins und seine vier Leute hielten auf die Stadt zu, anstatt zur Northfrok-Ranch zu reiten, Basras Domizil. Alistair hielt die Wind Drake auf die Cowboys zu. Die erkannten die Gefahr und wussten, dass die Pferde zu langsam waren. Also stiegen sie ab und versteckten sich zwischen den Felsen.

Ken und Archer hatten die kleine Luke im Boden des Laderaums geöffnet und mit ihren Gewehren Stellung bezogen. Während Alistair versuchte die Wind Drake ruhig zu halten und den Gegner auszumanövrieren, schossen seine Männer wild nach unten. Doch Jenkins und seine Leute waren nicht auf den Kopf gefallen. Sie waren die besten Leute Basras und entsprechend gut ausgerüstet. Mit ihren Sturmgewehren schossen sie zurück. Doch Ken und Archer ließen sich von einzelnen Streifschüssen und Fleischwunden kaum beeindrucken. Nach einer Minute hatten sie ihren Job erledigt. Niemand würde plaudern und die härtesten Jungs Basras waren tot. Eine gute Ausgangssituation ...

[Fortsetzung folgt!]
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Taysal am 01. Juni 2007, 17:22:13
Alistair flog mit der Wind Drake dicht über den Boden Richtung Northfork-Ranch, als er plötzlich ein Stottern in der Maschine bemerkte. Auch die Flugkontrollen spielten verrückt. Gai si, er hatte vergessen die Steuerkonsole neu zu kalibrieren. Alistair fluchte laut und verlangsamte das Tempo. Schwarzer Rauch schoss aus den Turbinen. Auch das noch!

Mit einem ungeschickten Manöver setzte er die Wind Drake hart auf, einem Erpel gleich, dem man im Flug beide Flügel stutzt. Ein Ruck ging durch die Maschine und die Crew hatte Mühe, um auf den Füßen zu bleiben.

„Heinlein an alle, von hier aus geht es zu Fuß weiter.“, gab Alistair mittels Bordkommunikation durch und fügte in Gedanken hinzu: Hoffentlich bekomme ich den Vogel wieder in die Luft.

Die Crew verließ das Schiff und besah sich die Schäden von Außen. „Ich bleibe hier und nehme die nötigen Kalibrierungen alleine vor. Die Zugangscodes zum Schiff vertraue ich niemandem an.“, erklärte Alistair.

„Und was ist, fall Sie ums Leben kommen?“ fragte Elaine, die aufreizend gegen eine Strebe der Rampe lehnte.

Heinlein zuckte mit den Schultern und grinste. „Zao gao. Ich mach mich an die Arbeit.“

„Hallo Freunde!“ rief plötzlich eine bekannte weibliche Stimme von etwas oberhalb des Landeplatzes. Es war Tara, die resolute Besitzerin des Saloons. „Was macht ihr denn hier? Schiff kaputt?“

„Nur ein kleiner Schaden, der bald repariert ist.“, versicherte Ken. „Und warum treiben sie sich hier herum?“

Tara zeigte mit dem rechten Daumen über ihre linke Schulter. „Da hinten ist die alte Miene meines Vaters. Sein Todestag jährt sich und ich wollte sehen, ob alles in Ordnung ist. Ihr befindet euch nahe der Northfork-Ranch von Basra. Falls ihr möchtet, zeige ich euch den Weg. Ich habe mit dem Mistkerl eh noch eine Rechnung offen.“

„Die Wege des Herrn sind unergründlich.“, kommentierte Shepherd Archer die Situation und Tara nickte.

„Stimmt, denn ich habe vor einigen Minuten eine Handvoll herrenloser Gäule eingefangen, die Basras Zeichen tragen. Mit denen sollten wir schnell ans Ziel kommen.“

Die Mannschaft der Wind Drake machte sich nun bereit, um Basras Ranch einen Besuch abzustatten. Die alten Leute ließen sie vorsichtshalber zurück, dafür bot sich Elaine an, Ken und die anderen – wie Tara – ebenfalls zu unterstützen. Zur Überraschung aller verfügte die Companion tatsächlich über eine Kampfausrüstung.

Kurz darauf ritten die fünf tapferen Menschen Richtung Ranch, die Haare im Wind, den Sonnenuntergang im Rücken und den staubigen Boden unter den Hufen ihrer Pferde. „Wie lautet eigentlich der Plan?“ rief Tara und alle zügelten ihre Tiere.

Nach einem kleinen Gespräch und dem Austausch von Informationen, beschloss die Mannschaft, sich erst einmal der Ranch zu nähern und auf die Lauer zu legen. Im Schutz der Dunkelheit kamen sie an und Tara führte ihre neuen Freunde über Schleichwege auf einen sanften Hügel, von dem aus man einen guten Blick hatte.

Basras Ranch bestand aus einem großen Hauptgebäude und mehreren Wirtschaftsgebäuden. Hohe Zäune umgaben die Northfork-Ranch und in regelmäßigen Abständen gab es Wachtürme.

„Basra züchtet Rinder, schlachtet sie und streckt das Fleisch mit Proteinlösung, um es auf den Märkten der Grenzwelten als Echtfleisch zu verkaufen. Die Feds kümmert nicht, was die Kolonisten hier draußen essen, solange Basra keinem Kernweltler das Zeug zu verkaufen versucht.“, erklärte Tara. „Einige meiner Mädchen besuchen manchmal die Cowboys hier draußen und verdienen sich ein paar Dollar extra.“

„Ich habe eine Idee.“, stieß Sherpherd Archer hervor und grinste. „Ich weiß, wie ich mir Zugang verschaffe.“ Der Shepherd schlich zu den Pferden zurück, stieg auf und ritt Richtung Ranch.

„Was macht der denn?“ fragte Ken und die anderen guckten nur ratlos in die Runde.

„Hat er denn vergessen, dass die ihren letzten Shepherd erschossen haben?“ fügte Demolition Stoned dem Fragekatalog zu.

***

Shepherd Archer hielt unbeirrt auf das Tor zu und stoppte erst, als zwei der Wachen ihre Gewehre auf ihn richteten. „Stop!“

„Gott zum Gruße, meine Kinder. Ich habe diese Pferd gefunden und nehme an es gehört euch. Deswegen will ich es abliefern und ...“

„Gut. Absteigen und verschwinden!“

„Wollt ihr mich nicht hinein...“ Ein Warnschuss unterbrach Archer. Durch den Knall stieg das Pferd vorne hoch und warf den Shepherd ab. Der landete mit einem lauten Schmerzschrei auf einem spitzen Stein. Unbeirrt rappelte er sich auf und versuchte es erneut: „Möchtet ihr vielleicht eine Ausgabe meines Wachturms lesen und ...“

„Hau – endlich – ab!“

Shepherd Archer sah die Sinnlosigkeit seiner Tat ein und wandte der Ranch den Rücken zu. Mit dem letzten Sonnenstrahl erklomm er den Hügel. Ken und Elaine nahmen ihre Infrarotferngläser und beobachteten das Treiben auf der Ranch.

„Diese Männer sind Gottes Wort gegenüber sehr unempfindlich.“, sagte Archer und ließ sich müde zu Boden sacken. „Sehr unempfindlich.“

„Dann machen wir das anders.“, erklärte Demolition, nahm seine Winchester II aus dem Waffenkoffer und kletterte vorsichtig ein Stück nach unten. In vierzig Meter Entfernung stoppte er und beobachtete die Ranch.

Es wurden Lichter und Scheinwerfer angezündet, irgendwo sang einer der Cowboys ein leises, trauriges Lied.

„Ruhe da unten!“ schrie Demolition genervt. Seine Stimme wurde weit durch die Nacht getragen und hatte unerwünschten Erfolg. Eine der Wachen entdeckte Demolition im Hügel, alarmierte Basras Wachmannschaft und bald rückten zwei Kettenfahrzeuge mit Fahrzeuggeschützen und vier Mann starker Besatzung aus.

Mit den weitreichenden Waffen bezogen sie am Fuß des Hügels Stellung. Ihr Anführer griff zu einem Mikrofon: „Kommen sie mit erhobenen Händen raus oder wir eröffnen das Feuer!“ wurde über Lautsprecher gefordert.

Demolition ließ seine Winchster II liegen, zündete sich einen Joint an und kletterte runter.

„Shiny!“ rief er aus. „Mein Name ist Demolition Stoned. Ich verkaufe Drogen.“

Wenige Minuten später war er entwaffnet und seine Hände auf den Rücken gefesselt. Den Joint hatte man ihm gelassen und Demolition versuchte verzweifelt zu sprechen, ohne seinen Joint aus dem Mund fallen zu lassen.

„Was soll denn das? In der Stadt hat man mir gesagt hier draußen gäbe es ein paar Männer, die Interesse an guten Joints haben.“

Die Cowboys sahen sich an, einige von ihnen grinsten. „Mag sein.“, gab der Anführer nickend zu. „Sicherlich, ist aber vom Boss nicht gerne gesehen. Was würden die denn kosten?“

Demolition überschlug kurz was er bei sich trug und nannte einen durchschnittlichen Preis. Die Cowboys unterhielten sich abseits kurz, dann füllten sie an einem der Fahrzeuge eine Plastiktüte mit Geld.

„Klingt fair. Aber bevor wir deine Fesseln lösen, musst du einige Fragen beantworten. Wir wollen ja nicht, dass du uns an den Boss verpfeifst.“

„Würde ich nie machen, ich bin ja nicht so wie die Leute, die eure Freunde erschossen haben.“

Die Cowboys waren ziemlich verblüfft und Demolition verfluchte sein loses Mundwerk. Doch glücklicherweise gelang es ihm, die Leute von seiner Unschuld zu überzeugen – glaubte er bis dahin noch. Bei der hitzigen Diskussion verlor er seinen Joint aus dem Mundwinkel.

Basras Männer ließen Demolition gefesselt und drückten ihm die Trageschlaufen der schweren Geldtasche in den Mund. „Komm in vier Wochen wieder.“

Demolition nickte knapp und machte sich auf den Weg zurück. Dabei achtete der Waffenhippie darauf, einen kleinen Umweg zu gehen. Er wollte ja niemanden zu seinen Freunden führen. Nach einiger Zeit erreichte Demolition die Stelle, an dem ihn die Cowboys entdeckt hatten. Er ließ die Tasche fallen und versuchte die gefesselten Hände nach vorne zu bringen – vergeblich.

Ken hatte Mitleid mit seinem neuen Freund und kletterte vorsichtig nach unten, um ihm zu helfen. In der Zwischenzeit beobachtete Elaine die Farm. Basras Leute schienen merkwürdig heiter und einige von ihnen sahen öfter auf die Uhr. Merkwürdig, dachte Elaine und kratzte sich gedankenverloren am Kinn.

„Ta ma de!“ fluchte Ken und löste Demolitions Fesseln mit seinem Messer. „Du machst nur Mist.“

„Alles Shiny, Ken. Nichts passiert. Ich brauche jetzt erst mal ’nen Joint.“ Sagte Demolition und kramte in seinem Koffer nach einem der begehrten Glimmstengel.

Ken ließ sich auf die Knie nieder und zog sein Fernglas heraus. Das Verhalten der Leute machte ihn stutzig. Der Gambler nahm mittels Kommlink Verbindung zu Elaine auf – die einzige, die ebenfalls ein solches Gerät besaß. „Was machen die denn? Hast du eine Idee?“

„Nein. Jetzt scheinen sie sich bereit zum Ausrücken zu machen. Und sie gucken immer öfter auf die Uhr.“ Elaine blickte nun selber auf ihren Zeitmesser. Sei Demolitions Rückkehr waren beinahe dreißig Minuten vergangen. Es fehlten nur noch ein paar Sekunden ...

„Lauf!“ schrie Elaine ins Kommlink und duckte sich. Dabei drückte sie Archer und Tara, die sie flankierten, ebenfalls nach unten.

„Gai si, weg hier!“ schrie Ken und nahm die Beine in die Hand. „Das ist eine Falle!“

„Eine Falle?“ Demolition zog an seinem Joint und wirkte ratlos. „Wie soll das denn eine Falle sein?“ Er griff nach seiner Geldtasche und zog sie auf. Demolitions Blick fiel auf eine Dynamitstange, an die jemand einen Zeitmesser angebracht hatte: 4 – 3 – 2 ...

„Das schöne Geld!“ stieß Demolition aus, ließ die Tasche fallen und lief ebenfalls los. Doch zu spät. Die Detonation riss ihn von den Beinen und warf ihn durch die Luft nach vorne. Ken knickte durch die Druckwelle ein und war überrascht, als ihn Demolition fliegend überholte. Bendan, dachte Ken nur, dann regnete Dreck um ihn herum nach unten. Ohne lange nachzudenken öffnete er seine kleine Arzttasche und leistete erste Hilfe. Ken konnte den Kiffer zwar stabilisieren, aber an eine Flucht war nicht zu denken. Vor allem, da Basras Leute nun die Ranch verließen.

Während die Kettenfahrzeuge auf den Landeplatz der Wind Drake zuhielten, machten sich zwei Dutzend Reiter den Hügel hinauf. Unmöglich, es mit ihnen allen aufzunehmen.

Shepherd Archer, Tara Harper und Elaine Harrison schlossen zu Ken auf. „Was jetzt?“ fragte Archer und sah sich um, in seiner Hand ein Colt mit überlangem Lauf.

„Ich versteck mich irgendwo mit Demoliton.“, erklärte Ken hastig. „Ihr seht zu, dass ihr Patrick O’Tool findet. Damit werden die nicht rechnen. Die glauben wir sind tot oder fliehen.“

Tara nickte. „Eines meiner Mädchen hat mir von einem Schlupfloch im Zaun erzählt. Dort könnten wir rein.“

„Shi ah!“

Tara führte Elaine und Archer hinter sich her, während Ken seinen Patienten in ein nahes Loch warf und zu ihm hinabkletterte. Er hoffte die Deckung würde reichen, notfalls würde er den Cowboys blaue Bohnen zum Kosten geben.

Es existierte tatsächlich ein Schlupfloch im Zaun, doch die beiden Frauen wurden von einem Cowboy entdeckt. Er hatte nur Augen für Elaine und übersah dadurch Archer, der sich in einen Rücken schlich.

„Tara, bringst du jetzt selbst eine deiner Ladys vorbei?“ Die Waffen in Elaine Holstern ignorierte der Mann, seine Blicke galten ganz allein den Reizen der unbekannten Schönheit.

„Ja, die Zeiten sind gefährlich. Das hast du ja selbst mitbekommen.“

„Stimmt. Wie teuer ist die Kleine ...“ Archers Schlag schickte den Mann ins Reich der Träume, dann brach ihm Tara das Genick und Archer sprach einen Segen. „Wir dürfen keine Zeugen zurücklassen, der sie erkennt, Tara.“, fügte er anschließen hinzu.

Die Saloonbesitzerin nickte. Basras Männer waren ihr egal, es waren Schweine auf zwei Beinen, die Spaß daran hatten ihren Saloon zusammenzuschlagen, ihre Mädchen zu quälen und ihr Land zu stehlen.

Archer übernahm nun die Führung. Der Geisteliche hatte ein kleines Gebäude mit vergitterten Fenstern bemerkt: Basras rancheigenes Gefängnis. Tatsächlich saß Patrick O’Tool hier ein. Von außen war die Zelle leicht und schnell zu öffnen. Danach schlichen sie mit O’Tool wieder durch das Schlupfloch nach draußen. In einiger Entfernung sahen sie ein helles Licht aufsteigen, die Wind Drake hatte die Flucht angetreten. Das bedeutete einen langen Fußmarsch, denn ihre Pferde waren von Basras Männern entdeckt worden.

Während sich Basras Leute unverrichteter Dinge zurückzogen, fertigten Ken und der Shepherd eine Trage an, um Demolition darauf zu transportieren. Dann ging es Richtung Stadt, die sie zum Sonnenaufgang erreichten. Alle waren müde und ausgelaugt. Einige waren seit mehr als vierundzwanzig Stunden auf den Beinen.

In Taras Saloon gab es erst einmal heißen Sake und alle warteten gespannt auf das Eintreffen von Alistair und den Colts. Der Captain hatte die Wind Drake in einer kleinen Schlucht gelandet und war mit seinen Passagieren über Schleichwege in die Stadt zurückgekommen. Das Treffen der alten Kameraden verlief allerdings anders als geplant, denn Patrick O’Tool dachte gar nicht daran, seine Waffe aus den Händen zu geben. Im Gegenteil, die beiden Männer begannen einen heftigen Streit, der gegenseitige Schuldzuweisungen enthielt.

„Bi Zuei!“ ging Ken dazwischen. „Das bringt doch alles nichts. Falls ich es richtig verstanden habe, befindet sich die Waffe eh im Besitz von Basra. Und Mister O’Tool gibt die Waffe gerne an diesen Mistkerl ab, wenn er dadurch sein Land behalten kann. Was allerdings zweifelhaft ist, da Basra keine Skrupel kennt.“

„Ich habe lieber eine Chance auf ein Stückchen eigenes Land, als gar nichts.“, maulte O’Tool. „Was für eine Möglichkeit habe ich denn sonst? Ich könnte mir natürlich einen Teil des Schatzes auszahlen lassen und woanders ein neues Stück Land kaufen. Aber an den Waffen klebt unschuldiges Blut, ich könnte nicht mehr ruhig schlafen.“

„Wir müssen uns eh mit Basra auseinandersetzen. Immerhin hat er die Pistole mit dem Codefragment.“

O’Tool grinste breit. „Mag sein, aber ich habe einen zweiten Schlüssel angefertigt. Immerhin konnte man Dick nie so richtig trauen. Er war ein Weiberheld und ein Spieler. Wegen ihm haben wir so viel riskiert und alles verloren. Genau deswegen habe ich ihn bei den Feds ans Messer geliefert, um meinen Hals aus der Schlinge zu ziehen.“ Erneut gingen sich beide Männer verbal an die Gurgel.

Ken überschlug derweil die Möglichkeiten, kam aber auf wenige Optionen. Entweder jeder verzichtete auf einen Teil des Schatzes und sie finanzierten O’Tool auf einem anderen Planeten einen Landstrich Staub oder sie legten sich mit Basra an. Dadurch würden sie O’Tool und der Stadt einen Gefallen erweisen und auch in den Besitz der zweiten Waffe kommen. Somit wären sie auch auf O’Tools Hilfsbereitschaft nicht mehr angewiesen. Eine vertrackte Situation und alle Pläne versprachen Komplikationen ... [wird fortgesetzt]
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Taysal am 09. Juni 2007, 17:22:57
In Taras Saloon wurden hitzige Verhandlungen geführt. Es musste eine Lösung gefunden werden, die alle zufrieden stellte. Doch es lief tatsächlich darauf hinaus, jeden am Erlös des Schatzes zu beteiligen und so vielen Beteiligten wie möglich die Flucht von Whitefall zu ermöglichen. Demolition zog einer seiner Waffen und legte auf Patrick O’Tool an, um so eine günstige Verhandlungsbasis zu schaffen, was allerdings zu Problemen führte.

„Weg mit der Waffe.“, knurrte Alistair. „Hier wird auf niemanden geschossen, Demolition.“

Demolition Stoned verzog missmutig das Gesicht. „Dann gehe ich eben Wache schieben.“, sagte er und verschwand aus dem Saloon. Alistair und Ken waren nun etwas beruhigter, immerhin hatte der Shepherd auf dem Dach Stellung bezogen und könnte sich ein wenig um den Junkie kümmern.

Auf der Straße zündete sich Demolition erst einmal einen Joint an. Ein kleiner Junge sah ihm dabei neugierig zu. „Mister, sind sie neu in der Stadt und fremd?“

Demolition grinste breit. „Ja, genau. Warum willst du das wissen?“

„Ein Mann hat mir fünf Dollar gegeben. Ich soll aufpassen wenn einer kommt. Dann soll ich die Glocken läuten. Der Mann hat ein Gewehr. Wenn du mir auch fünf Dollar gibst, sag ich dir wo der Mann sich versteckt.“

„Fünf Dollar? Willst du nicht lieber einen Joint?“

„Einen was?“

„Ist schon gut, ich gebe dir lieber eine meiner Sonnenbrillen.“

„Danke, Mister. So eine habe ich schon immer gewollt.“, freute sich der Junge und zeigte aufs Dach. „Der Kerl ist da oben.“

„Danke.“, zischte Demolition erfreut, schnappte sich sein Gewehr und lief kurz an die Saloontüre. „Auf dem Dach ist einer mit ‚ner Knarre. Den leg ich um.“ Und schon lief er los.

Ken und Alistair sahen perplex zur Türe. „Moment!“ rief der Gambler aus und sprang auf, um Demolition hinterherzulaufen. Der hatte schon einen Vorsprung und war über eine Außentreppe aufs Dach hoch. Ein Blick durch die Sonnenbrille in eine schattige Ecke ließen ihnen einen Mann erkennen, der dort auf der Lauer lag. Der Junkie legte an, zielte kurz und ....

„Stop! Das ist Shepherd Archer!“ stieß Ken keuchend hervor, während er hinter Demolition aufs Dach stolperte. „Nicht schießen!“

„Ach so.“ Demolition ließ enttäuscht das Gewehr sinken. „Dann eben nicht.“

***

Im Saloon trugen die Verhandlungen endlich Früchte. Alistair hatte mit Engelszungen geredet und einen neuen Deal vermittelt: „Also, wir bekommen siebzig Prozent aus dem Erlös. Dreißig Prozent stehen ihnen beiden zu und jeder von ihnen möchte fünfzehn Prozent davon. Dann ist soweit alles klar.“ Captain Alistair Heinlein war zufrieden, endlich lief mal alles reibungslos.

Patrick O’Tool nickte. „Einverstanden. Ich lebe zwar gerne auf Whitefall, aber es gibt wohl keinen anderen Weg.“

„Dann besorgen wir uns jetzt noch einige Ersatzteile, das kaputte Muli vom Schrottplatz und verlassen dann Whitefall, um den Schatz zu heben.“, erklärte Alistair. „Elaine, sie, Ken und Demolition schauen sich auf dem Schrottplatz um. Versuchen sie einen guten Preis auszuhandeln. Shepherd Archer hält bei Tara weiter Ausschau nach Basras Leuten, während ich die Wind Drake hole.“

***

Auf dem kleinen Schrottplatz von Haselnut Valley war der Besitzer sofort von Elaine fasziniert. Eine Companion in seinem kleinen Betrieb war eine große Ehre, obwohl sich der Mann keinerlei Chancen ausrechnete, mit solch einer schönen Frau ins Geschäft zu kommen.

„Ni hau.“, begrüßte ihn Elaine. „Meine beiden Angestellten suchen einige Ersatzteile. Und ich würde gerne diese kaputte Muli da hinten erstehen.“

„Natürlich, kein Problem. Ich mache ihnen einen Sonderpreis.“

„Shiny!“

„Äh, würden sie mir da vielleicht auch entgegenkommen und mir eine kleine Gefälligkeit erweisen, Mylady? Ein Bild für meine Promiwand im Büro.“

Elaine lächelte ihr süßestes Lächeln. „Kein Problem.“

Ken und Demolition suchten die benötigten Ersatzteile zusammen, was beinahe eine Stunde dauerte. Dann funkten sie Alistair an, damit er mit der Wind Drake anflog, um die Sachen zu verladen. Auch Shepherd Archer wurde angefunkt, dass er zum Schrottplatz kommen sollte. In dem Moment zeigte der Schrotthändler zum Eingang seines Betriebs. „Shiny, heute ist ein guter Tag. Basra kommt ebenfalls.“

Elaine drehte sich um und erstarrte. Zwei Kettenfahrzeuge hielten auf den Schrottplatz. Eben jene Fahrzeuge, die sie bereits in der Nacht gesehen hatte. Zwischen ihnen ritten vier Cowboys, die einen Jungen von vielleicht zwölf Jahren und dessen Pony flankierten.

Langsam drehte sich Elaine zu Ken um. „Habt ihr Basra eigentlich mal gesehen?“

Der Schrotthändler zeigte erneut nach vorne. „Da sitzt er doch, auf dem Pony. Ganz der Vater ... Gott sei seiner Seele gnädig.“

Ken zuckte entschuldigend mit der Schulter, dann gingen er und Demolition im Schrott in Deckung. Elaine beschloss offensiv vorzugehen und blieb stehen. Sie setzte ganz auf ihren natürlichen Charme und ihr Training als Companion.

Basra Junior war entsprechend neugierig. Er gab an seine Leute den Befehl zu halten und ritt mutig alleine vor. Er zügelte kurz vor Elaine sein Pony und stieg ab. „Hallo Lady. Wer sind denn sie?“

„Mein Name lautet Elaine Harrison. Ich bin eine Companion auf der Durchreise und kaufe einige Ersatzteile für mein Raumschiff.“

„Von solchen Frauen hat mir Daddy erzählt. Kann ich Kunde werden?“

Elaine lachte leise. „Du bist noch etwas jung, aber ja, vielleicht, wenn du älter bist. Ich werde dich gerne vormerken.“, sagte sie lächelnd.

Muhamad lächelte zurück. „Shiny!“

„Wo ist denn dein Daddy?“

„Der ist tot. Er hatte letztes Jahr einen Unfall im großen Fleischwolf. Seitdem führ ich das Unternehmen. Jenkins hilft mir allerdings dabei, bis ich alt genug bin.“, gab Muhamad bereitwillig Auskunft und lächelte. „Jetzt bin ich in der Stadt, um nach ihm zu suchen. In der Nacht hat es einen Überfall auf die Ranch gegeben und jemand meinte, Jenkins wäre erschossen worden. Falls das stimmt, lasse ich Jenkins Mörder von meinen Leuten aufknüpfen.“

Elaine unterdrückte ein Schlucken, denn sie wusste, wer Jenkins auf dem Gewissen hatte. „Und wer hilft dir auf der Ranch, wenn Jenkins wirklich tot sein sollte? Hast du schon einen Nachfolger?“

Während Muhamad nachdachte bemerkte Elaine, dass seine Leute nun ebenfalls nachzudenken schienen. Scheinbar hatte sich noch niemand darüber Gedanken gemacht, dass jemand Jenkins’ Platz einnehmen könnte.

„Nein. Jenkins war Daddy bester Freund. Sie haben sich nur einmal gestritten, wegen irgendwelchen Landdingen. Leider ist Daddy am Tag darauf gestorben, ohne dass sie sich vertragen konnten. Jenkins war traurig deswegen und hat angeboten, mir bei der Führung der Ranch zu helfen. Shepherd Tumbletree hatte allerdings was dagegen. Er war auch ein guter Freund von Daddy. Leider hat ihn jemand erschossen.“, sagte Muhamad.

„Du solltest nach jemandem Ausschau halten der sich mit diesen Arbeiten auskennt, es ehrlich mit dir meint und dir keine Kugel in den Rücken jagt, um deine Stelle einzunehmen.“ Ta ma de, fluchte Elaine innerlich. Ich und mein loses Mundwerk.

Einige der Cowboys zogen nun ihre Waffen und schienen besonders gut nachzudenken. Elaine versuchte die Situation zu retten. „Allerdings würde dein Tod ja schwere Machtkämpfe nach sich ziehen und sehr blutig sein. Und außerdem stehst du ja unter meinem Schutz, als zukünftiger Kunde, sozusagen. Und ich habe ja weitere Verbindungen zu Männern mit Waffen.“

Muhamad grinste breit „Shiny, sie sind eine echte Lady, Lady. Aber jetzt muss ich nach Jenkins und zwei Männern suchen, die auf dem Schrottplatz sein sollen. Jenkins Informant hat uns angerufen und gemeint, wir würden die Leute hier finden.“ Der Junge beschrieb die beiden Männer, die sich als Ken und Demolition entpuppten. Glücklicherweise waren die beiden gut versteckt.

„Äh, die habe ich gesehen.“, mischte sich der Schrotthändler ein, der Muhamad Basra behilflich sein wollte. „Sie gehören zu Mylady hier. Der eine versteckt sich da hinten, der andere hier vorne.“

Sofort zogen alle Cowboys ihre Waffen, auch Ken und Demolition. Erneut machte sich Elaine daran, die Situation ohne Waffengewalt zu entschärfen. „Das muss ein Missverständnis sein. Worum geht es denn überhaupt?“

Muhamad dachte nach und schüttelte dann den Kopf. „Keine Ahnung, Jenkins hat sich darum gekümmert. Er meinte da wäre eine Crew, die etwas hätte, was für uns wichtig ist. Er hat noch was gesagt, aber das habe ich vergessen.“

„Kleiner Mister Basra, ich glaube da liegen ein gewaltiger Irrtum und ein großes Verbrechen vor. Es tut mir leid, aber ich glaube Jenkins war ein Gauner. Meine Leute und ich sind harmlos und nur auf der Durchreise. Wir haben auch nicht vor, uns in die Landgeschäfte einzumischen oder uns auf die Seite der Farmer zu stellen, die von ihren Leuten zum Verkaufen gezwungen werden.“

„Zum Verkaufen gezwungen?“ schrie Muhamad entsetzt auf. „Das kann nicht sein. Daddy war immer dagegen und Jenkins hat alles in seinem Sinne veranlasst. Jungs, das stimmt doch, oder?“

Die Cowboys kratzten sich verlegen am Kinn, dann ergriff Tom das Wort, ein junger Mann, der erst vor einer Woche geheiratet hatte und dessen junge Frau - Jenny - Zwillinge erwartete. Tom war ein guter Arbeiter und eine ehrliche Haut, der sich nie gut mit Jenkins verstanden hatte. Er konnte seinen Schutzbefohlenen einfach nicht anlügen, erinnerte Muhamad ihn doch an seinen kleinen, behinderten Bruder Timmy.

„Boss, die Lady hat recht. Jenkins handelt gegen ihren Willen.“. erklärte der fromme Cowboy.

„Was? Gai si! Sucht ihn und bringt ihn mir her, falls er noch lebt. Oder bringt mir einen Beweis, dass er wirklich tot ist.“

Die Besatzung der Kettenfahrzeuge machte sich bereit und fuhr vom Hof, um nach Jenkins zu suchen. In diesem Augenblick flog Alistair mit der Wind Drake heran und setzte am Eingang des Schrottplatzes auf. Er öffnete die Laderampe, um sich die Situation anzusehen.

Demolition legte sicherheitshalber auf Muhamad an. Er schätzte die Situation eindeutig falsch ein. Basras Männer bemerkten den Lauf der Winchester II und legten nun ihrerseits auf Demolition an, der wiederum das Ziel wechselte und auf Cowboy Tom zielte. „Nicht schießen!“ rief Alistair sofort.

Die Kugel jagte durch die Luft und traf Tom genau zwischen die Augen. Der Cowboy kippte tot vom Pferd.

Elaine warf sich schützend auf Muhamad, während Alistair keinen weiteren Augenblick zögerte. Er legte mit dem von Jenkins erbeuteten Sturmgewehr an, zielte kurz und drückte ab. Die Kugel bohrte sich in Demolitions Brust und der Junkie sackte sterbend in sich zusammen. „Dieser Bendan! Ta ma de! Lasst ihm am besten sterben, der ist ja unberechenbar!“ polterte Alistair los, während sich Ken sofort um Demolition kümmerte.

„Alles Shiny, Leute. Das war nur ein Irrtum.“, versuchte Alistair zu erklären. Die Cowboys steckten zwar ihre Waffen weg, doch die anklagenden Blicke hefteten sich auf Ken, der Demolition versorgte. Tom hatte keine Chance gehabt gerettet zu werden - sein Hirn war über dem Platz verteilt.

Alistair und Elaine begannen nun mit Muhamad und seinen Leuten ein Gespräch, um die Situation zu entschärfen und eine Lösung für die vorhandenen Probleme zu finden.

„Sie sollten sich Berater auf die Ranch holen, die sich mit dem Geschäft auskennen, aber keinen Ehrgeiz besitzen, um sie zu hintergehen. Leute, denen man vertrauen kann. Leute, wie die O’Tools.“, schlug Alistair vor.

Muhamad Basra Junior ließ sich diesen Vorschlag durch den Kopf gehen und stimmte dann zu. Er war überfordert und brauchte jede Hilfe, die er bekommen konnte. Nun musste diese Lösung nur noch den Senioren an Bord schmackhaft gemacht werden.

Alistair versammelte alle Beteiligten im leeren Laderaum der Wind Drake und erläuterte jedem die Vorteile. Ken nutzt die Ablenkung und zog Demolition auf die kleine Krankenstation des Frachters. Er wusste, dass der Captain dem Junkie skeptisch gegenüberstand und ihn lieber auf dem Planeten zurückgelassen hätte, aber der Gambler sah sich in der moralischen Verantwortung. Demolition war zwar unberechenbar, doch hatte er ihm mehrmals den Hintern gerettet – und umgekehrt. In der Zwischenzeit war auch Shepherd Archer eingetroffen, der auf dem Dach des Saloons ein kleines Nickerchen gehalten hatte.

Während Ken Demolition ordentlich versorgte, stimmte Patrick O’Tool Alistair Heinleins Vorschlag zu. „Aye, einverstanden. Das spart viel Zeit und Ärger. Außerdem hat meine Patty dann endlich einen kleinen Balg, um den sie sich kümmern kann.“

Patrick O’Tool kratzte sich am Kopf. „Ich verlasse mich darauf, dass sie mir meinen Anteil zukommen lassen, Captain Heinlein.“

„Natürlich, ich bin ein Ehrenmann.“

„Shiny. Wissen sie, ich habe Dick nie getraut. Deswegen habe ich zur Sicherheit die künstlichen Augen meiner Ex-Freundin modifiziert und sie ebenfalls als Schlüssel eingesetzt.“

„Ihre Ex-Freundin?“

Patrick O’Tool zeigte grinsend auf Daisy Colt. „Wir waren vor vielen Jahren ein Paar. Ich habe die beiden sogar miteinander bekannt gemacht, damals, in den guten alten Zeiten.“

„Aha, das sind also Lochschwager!“ stieß Shepherd Archer hervor, dem jetzt ein weiteres Detail der Rivalität der beiden alten Männer im anderen Licht erschien. „Die Wege des Herrn sind unergründlich.“ Daisy Colt war jedenfalls peinlich berührt.

„An die zweite Waffe zu kommen, ist allerdings auch kein Problem.“, warf Elaine ins Gespräch ein. „Ich bin sicher, der kleine Mister Basra wird sie uns gerne aushändigen.“

Alistair nickte. „Das denke ich auch. Endlich kehrt mal Ruhe ins Schiff ein. Wir werden ein paar Tage bleiben, unsere Verwundungen ausheilen und ein wenig die Wind Drake reparieren. Immerhin haben wir diese kleine Pause dringend nötig.“ Der Captain stieß damit auf allgemeine Zustimmung. Leider ergab sich am nächsten Tag dennoch eine Komplikation, als Demolition Stoned wieder zu sich kam.

Alistair hatte beschlossen, sich den Knaben mal zur Brust zu nehmen und wieder zurechtzurücken. „Demolition, dass kann so nicht weitergehen. Eigentlich solltest du gar nicht mehr an Bord sein, aber der Doc hat ein Herz für seine Patienten. Und du bist ein fähiger Mechaniker, also bekommst du eine letzte Chance.“

„Shiny Captain, Shiny. Wo sind denn meine Joints?”

„Genau hier wird es jetzt einige Änderungen geben. Die Joints schmeißen wir über Bord. Und deine Waffen wirst du vorläufig nur in die Hand bekommen, wenn das unsere Aufträge erforderlich machen. Du neigst nämlich ein wenig zu Überreaktionen.“

„Gai si!“ schrie Demolition wütend aus und kämpfte sich von der Bahre hoch. „Wenn ich keine Drogen und keine Waffen in die Finger bekomme, dann hau ich halt die Maschinen kaputt.“

Alistair war perplex. Damit hatte er nicht gerechnet. „Äh, he, Moment, stehen bleiben! Finger vom Antrieb! Das werde ich nicht zulassen!“

Demolition zeigte sich jedoch von seiner trotzigen und sturen Seite. Der Junkie sah nicht ein, dass er sich anpassen musste, wollte er Teil einer Crew sein. „So, ich bin jetzt im Maschinenraum und mach was kaputt.“

"Ta ma de! Bendan!" stieß Alistair hervor. Er sah nur noch rot, wollte das Leben seiner Crew keinem uneinsichtigem Saboteur anvertrauen und erschoss Demolition. "Bringt ihn von Bord. Irgendwann ist auch mal Schluss mit lustig.“

Shepherd Archer blickte bedauernd auf Demolitions Leiche. „Staub zu Staub.“

***

Die Wind Drake blieb noch eine Woche auf Whitefall. Das Schiff wurde weitgehend repariert und Alistair bezahlte den Mechaniker mit dem Geld, das er von Elaine als Pacht für eines der Shuttle bekam. Der weitere Weg würde sie nach Beylix führen, denn dort sollte der Schatz versteckt sein. Doch vorher galt es einige Unstimmigkeiten aus dem Weg zu räumen, die Demolitions Tod hervorriefen ... [Fortsetzung folgt!]

Spoiler (Anzeigen)
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Taysal am 17. Juni 2007, 10:46:24
Nach der Reparatur des Schiffs war es an der Zeit, sich zu verabschieden. Archer blieb auf Whitefall zurück, um als Shepherd die Gemeinde von Haselnut Valley zu betreuen. Obwohl Ken ein mulmiges Gefühl in der Magengegend hatte, bestieg er ebenfalls die Wind Drake. Demolitions Tod machte ihm zu schaffen – oder die Fischsuppe, die sie kurz vor Start hatten. Die schlug jedenfalls Captain Alistair Heinlein auf den Magen, der die meiste Zeit des Fluges auf seiner Toilette verbrachte und den Autopiloten die größte Arbeit machen ließ.

Die Reise nach Beylix dauerte knapp sechs Tage, in denen sich die Leute näher kennen lernten. Dick Colt erzählte von seinem Leben als Flüchtling und wie ihm seine Daisy in dieser Zeit geholfen hatte. Ken nutzte die Gelegenheit, um bei einigen Pokerpartien seine Finger zu üben, während Elaine ihr Shuttle herrichtete. Sie war froh weit von den Crewkabinen entfernt zu sein, denn Alistairs rege Darmtätigkeit duftete manches mal sogar bis ins Cockpit hinein. Es musste die Fischsuppe gewesen sein! Doch endlich erreichten sie Beylix.

Dick Colt gab Alistair die Koordinaten durch und schon bald schwebte die Wind Drake über einem kleinen See aus Giftschlamm und Schrott. „Genau im Zentrum ist der Container. Er ist tief im Schlamm, deswegen brauche ich unbedingt die Hilfe von Leuten, die sich mit Bergungen auskennen.“

Die Crew sah sich kurz an, dann flog Alistair die Landezone von Marble Town an. „Uns fehlt es am passenden Gerät.“, erklärte Ken. „Hoffentlich bekommen wir das hier günstig zu kaufen.“

*****

Derweil war die junge Gelegenheitsarbeiterin und Tierschützerin Miho auf der Miller-Farm mit ihrem Boss am sprechen. Die Sache sah verdammt schlecht aus. Zwar hatte der Klärschlamm den Ertrag auf satte zwanzig Prozent gesteigert, doch die Bank fraß den gesamten Gewinn auf. Um an neue Saat zu kommen beschloss Mike Miller also, sein altes Bergungsgerät zu verkaufen.

„Miho, die Sache ist einfach Fen! Ich werde dich die nächste Saison nicht bezahlen können. Und für die letzte Saison gibt es auch nur dann Geld, wenn ich das Gerät verkauft bekomme. Lass uns in die Stadt fahren. Ich versuche nochmals auf der Bank mein Glück und du guckst, ob du einen Käufer findest.“

*****

Marble Town war eine kleine Stadt, doch Elaine hatten Glück. Auf dem Markt entdeckte sie eine junge Frau namens Miho, die entsprechendes Gerät verkaufte. Elaine handelte einen guten Preis aus und schon wechselte die schwere Maschine den Besitzer.

Ken nutzte die Gelegenheit, um sich kurz abzusetzen und im Saloon ein Spielchen zu wagen. Dabei lernte er Lyzolda kennen. Eine lausige Spielerin, aber sie erzählte davon, dass sie oft als Frau fürs Grobe angeheuert wurde. Ken wusste, dass an Bord jemand für Grobarbeiten nützlich wäre.

„Duo!“ fluchte Ken innerlich und ließ sich nicht anmerken, das ein junger Farmer seinen Queen-Straight mit einem King-Straight geschlagen hatte. Knapp, aber verloren.

Ken und Lyzolda verabschiedeten sich aus dem Spiel und machten sich auf den Weg zum Markt, wo Elaine bereits mit dem Muli wartete. „Ken, das ist Miho. Sie hat uns das Gerät verkauft und wird und auch beim Transport helfen. Ich habe mich mit ihr unterhalten und sie ist wohl auf der Suche nach Arbeit. Bei dem was wir vorhaben, könnten wir ein paar starke Hände gebrauchen. Vor allem, da Alistair noch immer unabkömmlich ist.“

Ken dachte nach. Zwei neue Leute würde mehr Arbeitskraft bedeuten, aber auch mehr Vorsicht. „Xingxu. Elaine. Das sehen wir noch. Erst mal müssen wir uns über den Preis einig sein. Am laufenden Projekt können wir euch nicht beteiligen, da wir es bald abgeschlossen haben. Aber natürlich werden wir euch beide gut bezahlen.“, sagte Ken zu Miho und Lyzolda.

Die vier beluden das Muli, dann zeigte Miho in Richtung Bank. „Da ist mein Boss. Ich gebe ihm gerade das Geld und lasse mich auszahlen, dann können wird los.“

Miho stapfte quer über den Marktplatz, die anderen folgten ihr neugierig. Als Miller seine junge Saisonarbeiterin sah, wandte er den Blick beschämt ab. „Miho, alles geklappt?“

„Ai, Boss, keine Probleme und ein guter Preis.“, erklärte die junge Frau und übergab das Geld aus dem Verkauf. „Und wie sieht es bei dir aus?“

„Nicht so gut. Ich habe gerade genug übrig, um das neue Saatgut kaufen zu können. Shuh muh, Miho.“

In diesem Augenblick beschloss Lyzolda, sich für ihre neue Bekannte einzusetzen. Sie ließ ihre Waffe hochschnellen und legte auf Miller an. „Mister, rücken sie lieber das Geld raus, sonst puste ich ihnen ein Loch in den Schädel.“ Miller wurde bleich, ebenso Ken. Diese Frau war ja irre!

„Das können wir doch friedlich lösen.“, schlug der Gambler vor, während Miller der perplexen Miho verängstigt sein Geld in die Finger drückte.

„Nimm das und dann hau ab. Wir sind hiermit quitt. Bijiwo, Miho! Okay?“

“Ai.”, war die kleinlaute Antwort.

„Gibt es Probleme?“ fragte in diesem Augenblick eine männliche Stimme und alle drehten sich um. Der Sheriff und zwei seiner Leute standen nur zwei Meter entfernt, die Revolver locker in den Händen.

„Bu, ich habe alles geregelt.“, antwortete Lyzolda stolz.

„Dan yuan ru ci!“ rief Miller aus. „Sie hat mich mit der Waffe bedroht. Ich will Anzeige erstatten.“

Elaine und Ken musste nun ihr ganzes diplomatisches Geschick aufbringen, um die Situation zu entschärfen. Keiner von beiden wollte Ärger mit dem Gesetz – jedenfalls nicht zu diesem Zeitpunkt. Schlussendlich zahlte Miho ein Teil des Geldes an Miller zurück und entschuldigte sich mehrmals bei ihrem ehemaligen Boss, der Verständnis zeigte. Immerhin war Miho dem Farmer ans Herz gewachsen und hatte nur die falschen Leute kennen gelernt.

„Nach dem alles geregelt ist, können wir eigentlich los, oder? Miho, wo guckst du denn hin?“ fragte Ken.

Miho zeigte über den Marktplatz. „Ich glaube das ist euer Muli, das da gerade von zwei jugendlichen Gaunern geklaut wird.“

„Ta ma de!“ rief Ken wütend. "Warum sagst du denn nicht sofort was?"

Die kleine Gruppe spurtete sofort los, was die beiden jungen Männer bemerkten. Sie griffen sich einige lose Teile und sprangen vom fahrenden Muli ab. Einer lief nach links, der andere nach rechts, was für letzteren ein Fehler war, denn Ken setzte sich auf dessen Spur und holten den Flüchtigen ein.

Der junge Mann ließ vor Schreck sein Diebesgut fallen, als er in den Lauf von Kens Revolver blickte. Es handelte sich dabei um eine Platine, die entzwei brach.

„Ta ma de!“ fluchte Ken, worauf der Jugendliche weinerlich „Qiuqing!“ ausrief. Doch Ken kannte keine Gnade und drückte ab.

Der Betäubungsschuss traf, hatte aber keinen sichtbaren Effekt. Also drückte Ken nochmals ab, bevor der junge Mann sein flehendes „Qiurao!“ zu Ende bringen konnte.

„Gibt es Probleme?“ fragte in diesem Augenblick eine männliche Stimme und Ken drehte sich um. Der Sheriff und zwei seiner Leute standen nur einige Meter entfernt, die Revolver locker in den Händen.

„Nein, alles geregelt. Ich habe den Knaben beim Diebstahl erwischt. Sobald er wach ist, verhöre ich ihn.“, sagte Ken grinsend und fesselte sein Opfer. Der Sheriff schüttelte nur den Kopf.

„Bu, xiangsheng, wir haben hier keine Selbstjustiz. Entweder sie erstatten Anzeige und ich nehme den Pianzi mit, oder sie lassen es sein und ich stecke ihn in eine Aufwachzelle. Suchen sie es sich aus.“

Ken dachte kurz nach, dann entschied er sich, den Gauner laufen zu lassen. Er würde ihn sich vorknöpfen, sobald er aus der Polizeistation kam. Immerhin hatte der andere Kerl auch eine Abreibung verdient. Niemand bestahl einen Gambler wie Ken McLeod ungestraft.

Ken ging zu den anderen zurück. Während er, Elaine und Lyzolda das Muli zur Wind Drake brachten, sollte Miho Wache stehen und den Gauner abpassen, sobald er das Polizeirevier verließ. Der erste Teil des Plans war kein Problem, doch den jungen Dieb abzupassen klappte weniger. Dieser war auf tragische Art und Weise plötzlich verstorben.

Für die geklauten Teile Ersatz zu bekommen, war ein Leichtes. Auf Beylix – auch bekannt als Müllhalde des Sonnensystems – bekam man einfach alles, halt stark gebraucht und manchmal kurz vor dem explodieren.

Alistair und seine Mannschaft flogen nun zurück zum Giftschlammsee. Lyzolda stieg in einen extra gekauften Schutzanzug und ließ sich mit dem Haken hinab. Nach einigem Suchen stand fest, dass dort kein Container war – oder er war zu tief abgesackt.

„Gai si!“ fluchte die Mannschaft einvernehmlich und Ken stapfte los, um mit Dick zu sprechen. Die beiden Senioren hatten sich wohl in ihre Kabine zurückgezogen. Dem war nicht so und die beiden Colts waren auch nicht woanders auf dem Schiff.

„Die müssen in Marble Town die Wind Drake verlassen haben, Ken.“, sagte Elaine. „Da stimmt was nicht.“

„Ta ma de, wir wurden hereingelegt!“ knurrte Ken wütend und Elaine nickte nur, während Alistair wieder auf die Toilette rannte.

*****

In Marble Town zurück, suchte die Mannschaft nach Dick und Daisy Colt. Dabei erwiesen sich Elaines soziale Fertigkeiten und offensichtliche Argumente als sehr nützlich. Scheinbar hatten die Colts mit einem lokalen Verbrecher namens Gin Guan gemeinsame Sache gemacht und waren auch für den Diebstahl des Mulis verantwortlich. So wie es aussah, hatte Daisy Colt den jungen Verbrecher auf dem Gewissen und waren die beiden älteren Herrschaften im Sunflower Motel abgestiegen.

Also beschloss die Mannschaft, die Colts dort zu besuchen. Während die Frauen Schmiere standen, klopfte Ken an die Türe. „Wer da?“ antwortete Dick Colt.

Ken verstellte seine Stimme und beschloss eine ausgeklügelte und wohl überlegte List anzuwenden: „Zimmerservice! Ich soll etwas abgeben!“

Es dauerte einige Sekunden, dann rief Dick Colt zurück: „Haut ab! Ich habe nichts bestellt! Ta ma de! Ihr könnt meiner Frau ausrichten, dass ich da nicht mehr mitmache! Ich habe Freunde in der Stadt mit einem Raumschiff! Die sind bald hier und werden mir helfen! Biejiwo!“

„Dick, ich bin es, Ken!“

„Ken? Ken McLeod?“

„Ai.“

Fast augenblicklich wurde die Türe aufgerissen und Dick Colt stürmte heraus. Er umarmte Ken erleichtert. „Ken, ich bin froh dich zu sehen. Ich glaube Daisy ist verrückt geworden. Sie hat plötzlich davon gesprochen alles zu behalten und mich gezwungen das Schiff zu verlassen, nach dem ich euch falsche Koordinaten geben sollte. Erst habe ich noch versucht ihr das auszureden, aber sie ist so uneinsichtig. Ich glaube sie baut großen Mist. Aber wie kann sie nur, Ken? Ich meine, wir lieben uns doch? Oder waren all die Jahre nur eine Lüge?“ Dick Colt schien verzweifelt, sein Herz gebrochen.

„Gehen wir erst einmal auf die Wind Drake zurück und sehen dann weiter, Dick.“ Ken war sichtlich betroffen.

[Fortsetzung folgt ...]
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: puppeteer am 18. Juni 2007, 21:36:23
Eine Firefly-Kampagne ... ich bin neidisch... wie regeltechnisch umgesetzt (einfach so Modern oder noch was dazu)?
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Taysal am 19. Juni 2007, 01:55:27
Basis bilden "D20 Modern" und "D20 Future", beide werden von den Wizards ja kostenfrei als SRD zur Verfügung gestellt. Als Zusatzbücher "D20 Future Tech", "D20 Past" und "D20 Ultramodern Firearms".

Dadurch hat man einen guten Grundstock an Regeln, den ich durch einige Hausregeln erweitert habe:

Volle TP-Zahl; Defense von Armor als Damage Reduction; die Zusammenlegung von Listen und Spot zu Perception und Hidden und Move Silence zu Stealth; wer sich 18m+ bewegt hat wird um +1 schwerer getroffen; gezieltes "erschießen" oder absichtlicher K.O.; Ziele gelten für Schrotflinten eine Kategorie größer; nach 'ner kleinen "Startszene" kommt das Maintheme. :)

Für den Fluff greife ich dann auf das Firefly-Wiki zurück. Außerdem gibt es einen D20-Charaktergenerator im Internet, der auch alle Zusatzbücher beinhaltet. Das Anglo-Sino stammt aus Zitaten aus Serie und Film, zusätzlich meine Kreationen mit Hilfe eines Onlinewörterbuches.
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: puppeteer am 19. Juni 2007, 12:38:58
"gezieltes "erschießen" oder absichtlicher K.O.": Wie funktioniert das?
Ich hatte auch mal angedacht was Richtung Firefly/Cowboy Bebop zu machen. Offene Fragen wären da für mich: Klappt D20 und Firearms überzeugend ("Hey, stehen bleiben oder ... Du hast 12 TP weniger!"  :wink: )? Wie stehts mir Raumschiff- und Fahrzeugkampf? Klingt aber erst mal ganz überzeugend so wie Du das schilderst.
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Taysal am 19. Juni 2007, 16:20:23
Zitat von: "puppeteer"
"gezieltes "erschießen" oder absichtlicher K.O.": Wie funktioniert das?
Ich hatte auch mal angedacht was Richtung Firefly/Cowboy Bebop zu machen. Offene Fragen wären da für mich: Klappt D20 und Firearms überzeugend ("Hey, stehen bleiben oder ... Du hast 12 TP weniger!"  :wink: )? Wie stehts mir Raumschiff- und Fahrzeugkampf? Klingt aber erst mal ganz überzeugend so wie Du das schilderst.


Erschießen / K.O.

Da ich auf Anhieb keine Regelung gefunden habe, aber es manchmal vorkommt, dass man jemanden mit dem ersten Schuss erledigen  (Bsp.: Wache auf dem Turm) oder mit dem ersten Schlag niederstrecken will (Bsp.: Wache unten am Turm), kann man halt gezielt auf eine Schwachstelle zielen, die dann als fine object gilt (um 8 Punkte erschwert zu treffen).

Erschießen: Bei einem Treffer bekommt das Opfer Schaden und würfelt fortitude gegen 10 + damage oder halt gegen die 15, bei massive damage - auch nur, falls letzterer DC höher ist.

K.O. schlagen: Ähnliches gilt fürs Bewusstlos hauen. Bei einem Treffer erleidet das Opfer den Schaden und würfelt gegen 10 + damage oder halt gegen die 15, falls constitution überschritten wurde - auch nur, falls letzterer DC höher ist.

Ist halt ziemlich doof, wenn man sich anschleicht und die Wache erst nach etlichen Runden ausschalten kann. :D


Den Fahrzeugkampf handle ich weitgehend nach Regelbuch ab, ab und an improvisiere ich halt mal ein wenig, wenn es passend ist. Raumkämpfe gibt es in Firefly ja weniger, damit musste ich mich deswegen auch kaum beschäftigen.

Die Feuerwaffen funktionieren in D20 bisher ziemlich gut. Es besteht halt immer die Möglichkeit, jemanden tödlich zu treffen (treshold und 'ne 1 beim save, das kann bitter werden).

Was mich derzeit mehr stört ist das Automatikfeuer, mit dem ja ein 3x3m Bereich abgedeckt wird. Der DC ist fixe 15, was vor allem auf höheren Stufen keine große Bedrohung mehr darstellt. Ich spiele mit dem Gedanken den DC auf 10 zu senken und den attackbonus des Schützen darauf anzurechnen oder den DC durch den Angriffswurf zu ersetzen. Mit höheren Stufen, also gesammelter Erfahrung und Übung, wäre man halt in der Lage die "Salve" genauer zu setzen.
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: puppeteer am 20. Juni 2007, 10:29:43
Klingt alles auf den ersten Blick gar nicht doof. Wenn ich tatsächlich noch mal dazu komme was ähnliches zu machen würd ich noch mal auf dich zukommen und löchern wenns dich nicht zu sehr stört  :D.

Zu Automatikfeuer: Ersteres klingt für mich nicht schlecht. Evtl. ist 10 aber zu niedrig.
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Taysal am 25. Juni 2007, 01:24:52
Da Lyzolda noch einige Dinge mit ihrer Familie regeln wollte und Alistair noch immer unter seinem Darmleiden litt – was irgendwie im ganzen Schiff roch – schickte Ken Miho los, um noch jemanden anzuheuern. Doch die junge und unbedarfte Frau hatte kein Glück. Das war eher Ken hold, denn Jonathan Wigbert klopfte ans Schiff.

Jonathan war Mitte zwanzig, hatte im Vereinigungskrieg bei den Browncoats gedient, sich danach als Frachterpilot verdingt und war nun auf der Suche nach einer neuen Anstellung.

„Ihre Referenzen sind ja ausgezeichnet, Mister Wigbert.“, lobte Ken. „Haben sie denn schon mal eine Firefly geflogen?“

„Klar, natürlich.“, antwortete Jonathan prompt und besah sich das Schiff genauer. Schon die Außenhülle sah nach verdammt viel Rost aus und im Inneren wurde es nur schlimmer. Aber die Crew hatte in den letzten Wochen sichtlich viel Arbeit hineingesteckt. Vielleicht konnte man die Mühle ja am fliegen halten – vorausgesetzt, er würde das Cockpit finden. Aber das musste ja oben sein.

„Ich muss nur noch ein paar Sachen aus einem kleinen Lagerraum hier in der Stadt holen, Sir. Ich bin leidenschaftlicher Sammler von Nahkampfwaffen und möchte meine Sammlung gerne mitnehmen. Das geht doch in Ordnung, oder?“

„Ai, kein Problem. Piloten haben es bei uns besonders gut.“, erklärte Ken grinsend. „Allerdings müssen wir kurz was erledigen. Es geht doch in Ordnung, wenn wir die Sachen erst in zwei Stunden abholen, oder?“

„Kein Problem, Sir.“

Jonathan ging ins Cockpit hoch und ließ die Maschine anlaufen. Im Zugang war ihm schon ein strenger, unangenehmer Geruch aufgefallen. Scheinbar war der Luftfilter verdreckt, aber das stellte kein großes Problem dar.

Ken ging zu Dick in die Küche und tröstete den älteren Mann. „Es wird schon wieder gut.“

„Sie hat mich verlassen.“

„Ai, aber jetzt brauchen wir die richtigen Koordinaten, sonst haut sie noch mit unser aller Geld ab.“

„Ob sie wiederkommt?“

„Klar.“, log Ken. „Sicherlich.“

*****

Diesmal stimmten die Koordinaten und Jonathan schwebte in einer Höhe von dreißig Metern sanft über dem See aus Giftschlamm. Er hatte bereits im Anflug gemerkt, dass die Gravitationsdämpfer im Eimer waren und gab sich alle Mühe, diesen Umstand auszugleichen.

Miho hatte sich in einen alten Schutzanzug gezwängt und wurde an die Kette gehakt. Elaine drückte ihr einen kleinen Scanner in die Hand. „Dort unten sind vier Container. Die ID des richtigen Containers haben wir gespeichert. Sobald du ihn hast, haken wir den Container fest und ziehen euch beide hoch.“

„Ai, in Ordnung.“, gab Miho über Helmfunk durch und machte einen Schritt nach vorne. „Lasst mich runter.“

Ken nickte und drückte an der Steuerkonsole einige Knöpfe. Der Gestank vom See schien seine Schleimhäute wegzuätzen, was sicherlich auch der Fall war. Ein scharfes Kratzen in der Nase lenkte ihn ein wenig ab und er machte einen Bedienungsfehler. Rasselnd fuhr die Kette nach unten. Gerade noch rechtzeitig konnte er Mihos freien Fall noch abfangen.

„Duibuqi.“, funkte Ken nach unten und gab sich Mühe, aufmerksamer zu sein.

Miho stapfte durch den Schlamm zum rechten Container und scannte die ID. Sie war korrekt. Um sicherzugehen zog sie die beiden Türen auf und starrte in zwei Gewehrläufe. „Ta ma de!“

Zwei Kugeln jagten auf Miho zu und rissen große Löcher in den Schutzanzug. Augenblicklich drangen giftige Faulgase ein. Miho warf sich zur Seite, doch sie landete nur im Giftschlamm, der nun in den Anzug sickerte. Ihr wurde beinahe schwarz vor Augen.

Ken erledigte mit einem gezielten Schuss den ersten Angreifer, der sich ein wenig zu weit herausgewagt hatte. Jonathan beschloss Miho zu unterstützen und zog die Wind Drake einhundert Meter gerade nach oben, während Ken mit dem nächsten Schuss einen weiteren Angreifer ausschaltete. Nun war alles ruhig.

„Gai si, ein Hinterhalt. Aber jetzt scheint alles klar zu sein, keine Gefahr mehr.“, gab Ken per Funk an alle durch.

„Holt mich rauf, ich habe ein Loch im Anzug.“, jammerte Miho und hustete.

„Soll ich?“ fragte Dick Colt besorgt und Ken nickte. Der liebeskranke Waffenschmuggler hantierte an den Knöpfen herum und meinte nur noch: „Ups!“ Über Funk waren Mihos entsetzte Schreie zu hören. Die Kette rasselte erneut nach unten.

Augenblicklich setzte Elaine nach und drückte auf den Notknopf, leider war der auf Ausklinken eingestellt und Mihos Schreie wurden schriller. Glücklicherweise reagierte Jonathan kühl und überlegt. Er wusste, dass sich Miho genau unter der Luke befand und ließ die Wind Drake einfach wieder kerzengerade nach unten rasen, fing sie dreißig Meter über dem Boden ab und – mit zwei Metern Vorwärtsflug – Miho sanft auf. Geschafft, ein klasse Manöver.

Was Jonathan vergessen hatte, waren jedoch die kaputten Trägheitsdämpfer. So wurden  Ken, Elaine und Dick nach oben geschleudert und fielen wieder hinab. Ken und Elaine konnten sich noch irgendwo festhalten, doch Dick Colt knallte schwerverletzt auf den Boden des Laderaums.

Alistair hatte es schlimmer getroffen. Zwar war die Kabinendecke nicht so hoch, doch seines Darmleidens wegen saß er gerade auf der Schüssel.

Ken versorgte sich und die anderen Verletzten, dann ließen sie Miho mit dem zweiten Anzug zu einem weiteren Versuch hinab. „Vorsichtig.“, mahnte die junge Frau, die sich langsam unwohl fühlte. Unten angekommen, stapfte sie zum nächsten Container und scannte auch hier die ID. „Ich habe ihn.“, funkte sie nach oben und zog die Türe auf.

„Moment, halt, der echte Container kann nicht geöffnet werden!“ rief Ken ins Funkgerät, als unter ihm die Sprengladung bereits zündete und Miho nach hinten schleuderte. Die leblose Frau wurde nach oben gezogen und von allen besorgt umringt.

„Cibei!“ spuckte Miho aus. „Gai si! Bitte, nicht noch mal!“

Zehn Minuten später stand sie bereits vor dem nächsten Container, die Löcher ihres Anzuges notdürftig mit Klebeband geflickt. „Der hier hat auch die richtige ID. Und er hat einen Retinascanner. Kann das stimmen?“

„Ai.“, gab Ken zurück und wandte sich dann zu Elaine. „Der ist garantier leer. Warum sollten wir denn mal Glück haben“

Jonathan zog die Wind Drake sanft ein Stück nach oben und setzte Miho auf dem Container ab. Er wurde verhakt und dann empor gezogen. Geschafft!

Ken verschloss die Luke, Elaine half Miho aus dem verschlammten Anzug und dann ging es erst einmal nach oben, vom See weg.

„Wir brauchen entweder Daisys Augen oder die zweite Waffe.“, erklärte Ken McLeod den anderen. „Sonst bekommen wir den Container nicht unbeschadet auf.“

„Dann lasst uns nach Whitefall fliegen, die andere Pistole ist vom kleinen Mister Basra sicherlich einfach zu bekommen.“, schlug Elaine vor, während Dick mit seiner Waffe den ersten Teil des Codes aktivierte.

„Das ist der richtige Container, Leute.“, erklärte er und steckte seine Waffe wieder weg.

Elaine nickte. „Wir holen in Marble Town mit meinem Shuttle erst einmal Jonathans Sachen ab, während die Wind Drake nach Freeport fliegt und Jonathan dort einige Ersatzteile kauft. Das Filtersystem muss repariert werden, das ganze Schiff stinkt schon nach unserem Captain. Und neue Gravitationsdämpfer wären auch gut.“

„Einverstanden.“, sagte Ken. „Ich und Elaine holen Jonathans Sachen, die anderen kümmern sich um die Reparatur. Die Wind Drake können wir jedenfalls nicht nach Marble Town fliegen, da hat Elaine gut überlegt. Daisy könnte uns nämlich dort mit ihren Leuten erwarten.“

*****

Während Jonathan mit dem Muli in Freeport unterwegs war, saß Miho neben dem Container und betrachtete den Kasten. Die junge Frau dachte darüber nach, was wohl darin sein könnte. Ihre neuen Freunde hatten jedenfalls einen großen Aufstand gemacht, um an die übergroße Metallschachtel zu kommen.

Dick Colt gesellte sich zu Miho. „Jonathan ist schon länger weg, das wird wohl noch was dauern, oder?“

Miho nickte nur, sie hatte keine Lust viel zu reden. Sie mochte es gerne zu schweigen. Dick Colt schien über etwas nachzusinnen, dann zog er seinen Revolver und schoss von der Seite auf Miho. Die wurde getroffen und fiel überrascht zur Seite weg, als auch schon die nächste Kugel ihren durchtrainierten Körper durchschlug.

Miho rollte sich nach hinten ab, kam auf die Knie und schoss zurück. Dick Colt sah erstaunt auf das Loch in seiner Brust, dann sackte er mit einem bedauerlichem Blick tot zu Boden.

Ta ma de, fluchte Miho innerlich und wankte zur Steuerkonsole an der offenen Ladeluke. Sie öffnete einen Kanal zum Shuttle, um Kontakt mit Elaine und Ken aufzunehmen, als vor ihr eine unbekannte ältere Dame auftauchte und „Dick!“ schrie.

Miho hatte die Frau noch nie gesehen, aber sie vermutete, dass es Daisy Colt war. Ohne mit der Wimper zu zucken ruckte ihre Pistole hoch und die Kugel schlug in Daisy ein, doch die erwünschte Wirkung blieb aus. Zwar hatte die hochbeschleunigte Kugel die Brust durchschlagen, aber neben Blut war auch Metall zu erkennen – eine Körperpanzerung.

Daisy ließ ihren Arm unmerklich nach oben zucken und ein Derringer sprang in ihre rechte Hand. Sie drückte ab und eine weitere Kugel malträtierte Mihos Körper und es war ganz sicher, einen weiteren Treffer würde sie kaum überstehen. Also setzte Miho alles auf eine Karte und schoss, fast blind vor Schmerz und ohne Deckung zu suchen, in Richtung Daisy. Dicks Frau wurde im Hals getroffen und fiel tot um. Geschafft.

Allerdings war Miss Colt in Begleitung von zwei Bandenschlägern erschienen, die sich nun ebenfalls auf den Weg zur Wind Drake machten. Miho schloss die Ladeluke und hoffte das Beste.

*****

Ken und Elaine hatten Jonathans Sachen problemlos verstaut und befanden sich gerade auf dem Heimweg, als sie Mihos Notruf erreichte. „Halt aus!“ rief Ken ins Gerät und Elaine beschleunigte. Dabei fiel ihr auf, dass das Schuttle ein Loch hatte und nicht dicht war, sobald es von der Wind Drake abgekoppelt wurde. „Gai si!“

*****

Auch Jonathan hatte den Notruf gehört. Er war gerade dabei auf den Landeplatz zu fahren, als er auch schon mehrere Schüsse hörte. Jonathan stoppte das Muli neben einem kleinen Shuttle und beobachtete, wie zwei Schläger sich unverrichteter Dinge von der Wind Drake zurückzogen. Als sie den Piloten des Frachters sahen, griffen sie nach ihren Waffen, doch Jonathan war schneller und besser. Er hatte seine Flinte ein wenig aufgebessert und das bekamen beide Männer zu spüren – jeder mit einer eigenen Kugel.

„Trottel.“, murmelte Jonathan und startete das Muli wieder. Das kleine Kettenfahrzeug sprang protestierend an. Miho sah Jonathan und öffnete die Luke der Wind Drake wieder. Irgendwo wurden Sirenen laut.

„Alles bekommen.“, sagte der begnadete Pilot und fuhr die Rampe hoch. „Ich glaube die Schüsse haben die Polizei angelockt.“

„Polizei?“ krächzte es prompt aus dem Kommunikationssystem. Miho hatte die Leitungen offengelassen und auf Anweisungen von Ken gewartet. „Ihr solltet schnell da weg, unsere Ladung ist – äh – nicht ganz einwandfrei.“

Jonathan stürmte ins Cockpit und startete die Wind Drake. Er zog das schwerfällige Schiff hoch und setzte Kurs auf das Shuttle der restlichen Crewmitglieder. Zwei Blips auf dem Scanner beunruhigten ihn etwas, doch er versuchte betont ruhig zu wirken. „Wir haben zwei Jäger hinter uns. Nichts schnelles, aber sicherlich bewaffnet. Wir haben dagegen keinerlei Waffensysteme an Bord. Vorschlag?“

„Wir treffen uns in der Mitte und verschwinden von Beylix.“

„Ai, sicherlich. Andocken mit Fluchtgeschwindigkeit wird aber riskant. Wir sollten uns im All treffen. Die Maschinen auf dem Scanner können uns nicht dorthon folgen. Sind wohl alte Zivilmodelle der normalen Luftabwehr.“

„Nicht ins All, negativ.“, gab Ken durch. „Wir haben ein Loch im Shuttle.“

„Dann einfach Kurs und Geschwindigkeit halten, ich kümmere mich um den Rest.“, gab Jonathan durch und sah zu Miho, die es sich auf dem Copilotensitz bequem gemacht hatte. „Festhalten!“

Jonathan hatte schon mehr als einen gefährlichen und illegalen Job hinter sich gebracht. Und mehr als einmal hatte er mit seinem Können mangelhafte Technik und Unvermögen anderer Piloten ausgeglichen. Er wusste: Es würde knapp, aber machbar sein.

Jonathan ignorierte die schnell näher kommenden Blips. Er sah das Shuttle, raste vorbei und vollführte fast auf der Stelle eine Wendemanöver, um sofort wieder die Maschine zu überladen und an Tempo zu gewinnen. Innerhalb weniger Augenblicke flog er parallel zum Shuttle. Weiter vorne sah er bereits die beiden Abfangjäger, die das Feuer eröffneten. Da klinkte sich das Shuttle auch schon ein und Jonathan zog die Wind Drake hoch. Das Material des Frachters knirschte überall und im Laderaum rutschte der Container unkontrolliert herum.

Mehrere Geschosse trafen nun die Wind Drake, sprengten Teile der Hülle weg und schmolzen Platten zusammen, doch durch die letzte Reparatur der Außenhülle schluckte das Schiff den Schaden einfach und tauchte in die schützende Schwärze des Alls ein.

„Wir sind weg.“, gab Jonathan über Funk durch. „Und jetzt?“

„Kurs auf Paquin. Das ist ziemlich nahe und ein Tummelplatz für buntes Volk.“, gab Ken durch. „Dort können wir erst einmal verschnaufen.“

„Ai, ich setze den Kurs. Wir dürften Paquin innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden erreichen.“

*****

Paquin, auch bekannt als Planet des Vergnügens und der Jahrmärkte, war ein freundlicher Planet, der die Wind Drake mit offenen Armen empfing. Die Bewohner der Welt und ihre Besucher waren ein bunt gemischter Haufen und so tauchte die Wind Drake in der Masse von Schiffen der Stadt Ganghong einfach unter.

Die Crew hatte sich bereits im Vorfeld um ein sauberes Schiff gekümmert. Die Leichen waren, bis auf Daisys Augen, im All gelandet, ebenso der Container, nach dem sein Inhalt in verschiedene Verstecke der Wind Drake untergebracht wurde.

Während sich Jonathan und Miho um die Schäden des Schiffs kümmerten, trafen sich Ken und Elaine mit einem Mann namens Tempest Fox. Fox besaß ein kleines Theater, das Green Curtain, und übte gerade ein Solostück ein: My Little Pony. Dabei baute er vollkommen auf die Hilfe seines Ponys Camilla, doch das Tier – eindeutig talentierter als sein Besitzer – hatte keine Lust auf Schauspiel und machte sich von der Bühne.

Elaine und Ken gaben ihr Bestes, um einen Mittelweg zwischen Wahrheit und Lüge zu finden, entschieden sich aber für die Lüge und erklärten Fox, er sein ein begnadeter Schauspieler. Jedenfalls kamen sie mit ihm tatsächlich überein und kurz darauf wechselten Waffen und Geld ihre jeweiligen Besitzer.

„Ein gutes Geschäft.“, sagte Tempest Fox und grinste. „Ich mag Leute, die den Feds eins reinwürgen. Lust für einen Nachschlag? Wäre ein einfacher Train Job.“ ...
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Taysal am 26. Juni 2007, 15:35:14
„Im Grunde genommen ist es ganz einfach. Einmal im Monat koppeln die Feds einen alten Panzerwagen mit Ausrüstung und dem Sold an den Zug, der von Ganghong nach New Hope fährt. Die Strecke beträgt gerade mal zweihundert Kilometer Luftlinie. Genau in der Mitte befindet sich Fort Berlin, eine kleine Kaserne der Feds. Dort macht der Zug einen kurzen Halt, der Panzerwagen wird abgekoppelt und es geht weiter.

Ihr Auftrag wäre es also, den Zug zu besteigen, in den Panzerwagen zu gehen und das Geld zu stehlen. Ich habe Tickets und die Zugangscodes für den Panzerwagen. Klingt einfach, ist es auch.“

Die Crew der Wind Drake dachte nach, es klang wirklich einfach. „Einverstanden, wir akzeptieren.“

„In Ordnung. Der nächste Fed-Zug fährt in zwei Tagen. Die Strecke verläuft in Luftlinie, jeden Kilometer gibt es einen Wartungsschacht, die Geschwindigkeit ist einhundertfünfzig Kilometer hoch und nach einhundert Kilometern öffnet sich die Strecke für zweihundert Meter, da der Zug über eine Schlucht fährt. Fast genau dahinter befindet sich Fort Berlin.“

„Wartungsschacht?“ fragte Ken verblüfft nach und Tempest Fox grinste.

„Ai, der Streckenverlauf ist unterirdisch.“

*****

Die Mannschaft saß in der Wind Drake und war inmitten der hitzigen Planungsphase. Elaine lag scheinbar tot auf dem bequemen Sofa, während Ken auf die Uhr blickte. „Das wird klappen. Miho und Jonathan kümmern sich um den Panzerwagen, während Elaine und ich die Ablenkung übernehmen. Wir stoppen den Zug knapp vor der Brücke, unter der Alistair wartet, um Miho und Jonathan aufzunehmen. Nach genau fünf Minuten kommt Elaine wieder zu sich – genau jetzt.“

Mit einem schnappenden Geräusch erwachte Elaine aus dem todesähnlichen Zustand und riss entsetzt beide Augen auf. Es war ein unangenehmes Gefühl zu ersticken und beinahe hätte sie auf den Boden erbrochen. „Also ich bin dafür Ken ist ein kranker Mann und ich seine hübsche Krankenschwester.“

Der Gambler schüttelte energisch den Kopf. „Nein, ich besitze mehr Fachwissen und Durchsetzungsvermögen. So lange nichts schief geht, kommen wir damit durch.“

*****

„Ta ma den!“ stieß Jonathan hervor. „Die haben eine erste Klasse. Und wir haben nur Tickets für die zweite Klasse, Leute.“

„Ich bin dafür, dass wir mit der ersten Klasse fahren.“, fügte die ansonsten schweigsame Miho hinzu. „Das ist bequemer.“

Ken nickte. „Und es wäre logischer, dass dort ein Arzt mitfährt.“

Kurz darauf standen sie am Schalter und ließen ihre Tickets aufwerten. Das kostete etwas mehr und sie mussten den Schalterbeamten überreden, aber es gelang ihnen schlussendlich. „Gute Fahrt.“, wünschte ihnen der Mann.

*****

Wagen Acht war äußerst bequem und es gab sogar kostenlose Getränke. Eine Zugbegleiterin wünschte allen Gästen eine gute Fahrt und erklärte kurz die Sicherheitsvorkehrungen:

„Keine Sorge, Ladys und Gentlemen. Obwohl der Streckenverlauf unterirdisch ist, haben wir in der ersten Klasse durchgehend Licht – nicht so wie in der sparsamen zweiten Klasse. Sollte ein Feuer ausbrechen, sei es im Zug oder im Tunnel, würden wir alle Wagen jenseits der ersten Klasse abkoppeln, um an Tempo zu gewinnen, um einen der Wartungsschächte, die Brücke oder unser Ziel zu erreichen. Machen sie sich also keine Sorge.“

„Ich habe es doch gesagt.“, flüsterte Elaine. „Lasst uns hinten einsteigen. Aber nein, es wollten ja alle bequemer sitzen.“

Ken sah leicht bedrückt aus. „Na ja, kann passieren.“ Er sah auf die Uhr. „Wir gehen gleich los und ziehen unsere Nummer ab.“

Die vier schlenderten gemütlich nach hinten, geteilt in zwei Gruppen. Auf die Sekunde genau begannen sie, ihren Plan umzusetzen. Die kleinste Verzögerung konnte ein Desaster bedeuten.

Elaine ließ eine von Kens selbstgemixten Pillen unauffällig in die Hand fallen, täuschte ein Husten vor und schluckte sie. In dreißig Sekunden würde die Wirkung einsetzen.

„Mami, darf ich auch so ein Bonbon wie die hübsche Tante da?“ hörte Elaine ein Kind von rechts. „Man zeigt nicht mit dem nackten Finger auf angezogene Leute.“, kam es peinlich zurechtweisend von der Mutter nach.

In dem Augenblick schob sich ein älterer Mann mit Vollbart und Gehstock in Elaines Gesichtsfeld. „Ni hau, mein Name ist Doktor Wilbert Villa. Kann ich ihnen vielleicht helfen? Sie klingen so krank.“

Noch ein Arzt, das ist schlecht, durchzuckte es Elaine. „Alles in bester Ordnung. Mir geht es blendend.“

„Nun, sollte es Probleme geben, werde ich zur Stelle sein.“, bot sich der Mann an und humpelte auf seinen Sitzplatz zurück.

Elaine wartete, aber scheinbar zeigte die Pille keine Wirkung. Vorsichtshalber schluckte sie heimlich eine zweite. Langsam wurde die Zeit etwas knapp. Diesmal hatte es den gewünschten Erfolg, allerdings bemerkte Elaine zu ihrem Entsetzen, dass sie bei dem Versuch weder Schaum vor dem Mund, noch derartiges Herzrasen hatte.

Ken hatte auf den Anfall gewartet und sprang sofort auf. Er erreichte gleichzeitig mit Doktor Villa Elaine. „Lassen sie mich durch, ich bin Arzt!“ riefen Ken und Villa gleichzeitig.

„Ein Kollege, wie gut. Da wird die Lady ja bestens versorgt.“, sagte Villa.

Gai si, fluchte Ken und begann Elaine zu untersuchen. Ihm wurde plötzlich klar, dass hier irgend etwas nicht stimmte, aber der Plan musste durchgezogen werden.

„Wir müssen den Zug anhalten, es rumpelt hier zu sehr!“ rief Ken.

„Nicht nötig!“ rief nun Villa. „Das würde unsere Fahrt verzögern und die Dame muss ins Krankenhaus. Außerdem ist die erste Klasse viel besser gedämpft, da merkt man die Fahrt doch kaum.“

Jonathan ignorierte Doktor Villas Einwand und zog an der Notbremse. Allerdings war die kaputt und er musste nach vorne hetzen, um eine andere zu ziehen. Der Zeitplan war aus den Fugen geraten und somit bremste der Zug mitten auf der Brücke, mit dem Panzerwagen genau über der wartenden Wind Drake.

Miho und Jonathan nutzten die Ablenkung und verließen nun den Wagen. Sie öffneten den Panzerwagen mittels der Codes. Als die Türe aufging, hörten sie auf der anderen Seite eine kleine Explosion. Jonathan und Miho betraten den Panzerwagen und sahen ihre Vermutung bestätigt. Auch andere hatten die Idee gehabt und ihren Plan von der zweiten Klasse aus durchgeführt.

Die Männer hatten sich Halstücher hochgezogen und waren kaum zu erkennen. „Ta ma de! Weg hier!“, rief einer von ihnen. „Wir waren zuerst da!“

Jonathan und Miho redeten nicht lange, ihnen brannte die Zeit unter den Nägeln. Beide rissen die Waffen hoch und eröffneten das Feuer. Ein Querschläger der Banditen durchdrang dabei die Türe zu ersten Klasse und traf eine unschuldige Frau in der Seite.

Ta ma de, dachte Ken nur und machte sich sofort daran, der Frau zu helfen. Irgendwie war alles schief gegangen. Zu allem Unglück zogen nun etliche Leute der ersten Klasse ihre Waffen und eröffneten blindlings das Feuer zurück.

Jonatahn und Miho wurde nun von beiden Seiten mit blauen Bohnen eingedeckt. Doch sie nutzten die Deckung, schalteten die anderen Banditen aus und öffneten den Panzerschrank. Wenigstens das klappte. Dann rannten sie mit dem erbeuteten Geld Richtung zweiter Klasse aus dem Wagen raus und sprangen die Brücke hinunter – mitten auf die dort schwebende Wind Drake. Alistair wartete bis er das „O.K.“ hatte, dann flog er los.

*****

Ken saß im Flur des kleinen Krankenhauses, das für die Verhältnisse einer Kleinstadt auf einem Grenzplaneten gut ausgestattet schien. Gerade noch rechtzeitig war ein Shuttle eingetroffen und hatte Elaine nach New Hope gebracht. Die Ärzte waren sich noch unsicher und vermuteten einen Selbstmordversuch, doch der Marshall war ebenfalls eingetroffen und vermutete Beihilfe zum Raub. Es war eine unglückliche Situation.

Ken wartete bis der Arzt das Zimmer verließ, dann trat er ein. Elaine lag im Bett und war mit Riemen fixiert. Sie sah unglücklich, krank und verdammt wütend aus. „Das hat ja gar nicht geklappt!“

„Immerhin waren die anderen erfolgreich.“, erklärte Ken leise, falls es Überwachungskameras gab. „Gleich kommt der Marshall, man vermutet du steckst mit den Räubern unter einer Decke.“

„Wenn dieser Bendan wüsste, Ken.“

Das Verhör war kurz und knapp. Der Marshall hatte zwar Zweifel, doch tatsächlich sah es so aus, als hätte sich eine Räuberbande Zugang verschafft und sich dann zerstritten. Elaine und Ken waren nochmals mit einem blauen Auge davon gekommen ...

[Wird fortgesetzt!]
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Topas am 27. Juni 2007, 16:28:55
Was war denn da plötzlich für ein Problem mit der Pille ?
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Taysal am 27. Juni 2007, 17:15:09
Ich habe die Zeit bis zum Einsetzen der Wirkung innerhalb eines Rahmens zufällig bestimmt. Da im Zug nach 30 Sekunden keine Wirkung eintrat gingen meine Spieler davon aus, die Pille würde keine Wirkung haben und Elaine hat deswegen noch eine geschluckt. Die Überdosis verursachte - nach einem misslungenen Save - dementsprechend KO-Schaden. Der zweite Save gelang glücklicherweise, hätte aber nur mit maximalem Attributsschaden zu 0 geführt.

Da meine Spieler derzeit zwei Firefly-Sitzungen die Woche verlangen (bald sind hier Ferien, ich ahne Schlimmes) hinke ich eine Sitzung hinterher.

Elaine hat sich vollkommen erholt und wird nie wieder eine von Kens Pillen schlucken - hat sie ihm jedenfalls an den Kopf gedonnert. :)
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Caliostro am 28. Juni 2007, 14:45:21
Das machen deine Spieler genau richtig.  Ich hoffe nur du kommst dann auch mit dem schreiben hinterher :wink:
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Taysal am 28. Juni 2007, 16:02:38
Hehehe, ich hänge jetzt schon ein wenig. Hoffentlich werde ich bis Morgen fertig, ich will in ein ruhiges Wochenende. :D
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Caliostro am 03. Juli 2007, 15:01:48
Hm das ist wohl nix geworden mit Freitag ;)
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Taysal am 03. Juli 2007, 17:09:53
Nein, leider nicht, deswegen auch die Fortsetzung jetzt mit der heißen Nadel gestrickt, da ich heute Abend leite und fertig werden muss. :)

--

Ken und Miho saßen am Abend im Green Curtain und sahen Tempest Fox bei den Proben zu. Der bullige Mann studierte mit Camilla gerade eine Bettszene mit dramatischem Dialog ein. „Und? Kann man das so lassen?“ rief Fox in den kleinen Saal hinunter. „Oder soll ich mehr Traurigkeit in die Szene legen?“ Ken schüttelte den Kopf, während Miho angeekelt den Saal verließ.

„Es wäre sicherlich spannender, bliebe das Pony stumm. Sozusagen als ungehörter Schrei nach Freiheit.“, versuchte Ken MCLeod sich einzubringen und Tempest Fox fröhlich zu stimmen.

„Das ist gut, das muss ich mir sofort aufschreiben.“, sagte Fox und kam von der Bühne runter. Er machte im Drehbuch ein paar Notizen, dann setzte er sich zu Ken. „Also, ich will gleich zur Sache kommen, Mister McLeod.

Ich bin mit unseren bisherigen Geschäften zufrieden. Also biete ich ihnen einen weiteren Job zu den Standardkonditionen an. Es ist eine persönliche Sache, den Aragon Tollkyn hat mich um Hilfe gebeten, ein alter Freund.

Er betreibt auf Regina ein kleines Bergbauunternehmen. Neben dem Erzabbau, baut er die Stollen als komfortable Quartiere für Kolonisten um. Eine wohltätige Sache, muss ich sagen. Leider ist ihm sein Maulwurf kaputtgegangen, eine große Maschine, die sich ins Erdreich hineingräbt und hineinbohrt.

Zufälligerweise weiß ich, wo man solch einen Maulwurf auftreiben kann. Doch der Besitzer wird ihn nicht rausgeben wollen, deswegen macht es keinen Sinn ein Kaufangebot zu unterbreiten. Die Mannschaft der Wind Drake wäre doch geeignet, den Maulwurf zu beschaffen und nach Regina zu bringen.“

„Ai, das sollte kein Problem sein. Ich werde mit der Mannschaft darüber sprechen. Ich denke unser Captain wird den Job gerne durchführen. Er bringt sich gerne aktiv ins Geschehen ein und hat auf alles ein Auge.“

„Meimiao!“ freute sich Tempest Fox. „Nun, die Nikodemus Schaubühne gibt seit mehreren Wochen das Stück ‚Prince Charming’ zum Besten. Wie ich finde, ein völlig überbewertetes Stück. Jedenfalls steht in den Kulissen ein Maulwurf herum. Und genau den hätte ich gern.“

Ken grinst. Ta ma de, da schlägt dieser Pianzi zwei Fliegen mit einer Klappe. „Sollte kein Problem sein.“, sicherte der Gambler zu und machte sich auf dem Weg zu Landefeld. Unterwegs besorgte er noch eine Packung Flauschi-Weisch-Toilettenpapier und hoffte, dass es dem Captain bald wieder besser ginge.

Unterwegs kam er an einem Laden für Elektrogeräte vorbei und warf einen Blick auf die im Schaufenster gezeigten Nachrichten. Ken grinste, denn die Behörden hatten keinen Schimmer, wer wirklich hinter der Sache steckte. Allerdings hatten einige der Fahrgäste eine Firefly wegfliegen sehen, die einen furzenden Erpel als Wappentier aufgemalt hatte. Also kaufte Ken noch einige Eimer Farbe.

*****

„Das Angebot klingt spannend.“, meinte Elaine, nach dem sie alle im Speiseraum den neuen Auftrag besprochen haben. „Solange wir damit mehr Leuten nützen als schädigen, bin ich dabei. Trotz meiner Sehnsucht nach Abenteuern, möchte ich niemanden leiden sehen.“

Miho schüttelte den Kopf. Ihrer Meinung nach verkannte Elaine oftmals die Lage und sah in allem nur ein Spiel. „Das ist doch egal, entweder wir machen das oder wir lassen es sein.“

Es entbrannte eine kurze und heftige Diskussion, in der Ken und Miho aneinander gerieten. Irgendwann verlor Ken die Geduld, zog seine Waffe und gab einen Betäubungsschuss auf Miho ab. Die junge Frau zuckte kurz zusammen und funkelte den Gambler wütend an. „Hey!“

Ken schon nochmals, aber wieder zeigte die Waffe keine Wirkung. Gai si, dachte er nur. „Du machst an Bord was ich sage, wir haben hier keine Demokratie.“

„Aber wir besprechen doch alles.“

„Ja, aber es gibt keine Abstimmung. Und solange der Captain auf Klo sitzt, habe ich das Kommando. Und wer meinen Befehlen nicht folge leistet, der muss gehen oder wird gegangen werden.“

„Das habe ich ja verstanden, aber ...“

„Gai si! Immer dieses aber. Wenn du es verstanden hast, dann brauchen wir nicht mehr darüber reden. Schluss jetzt!“

„Okay, ich wollte ja nur ...“

„Ni men dou bi zuei!“ schrie Ken wütend und Miho gab endlich nach.

„In Ordnung, ich bin schon ruhig.“

Die Mannschaft kam überein einen verkrüppelten Bonsai als neues Wappen aufzumalen. Diese Arbeit übernahm Jonathan. Elaine und die plötzlich aufgetauchte Lyzolda besorgten sich Karten für das Stück, um sich vor Ort umzusehen. Das Stück selbst hatte drei große Akte, eine dreigeteilte Drehbühne und ein großes Kuppeldach aus Glas.

Im letzten Akt wurde die Kulisse mit dem Maulwurf nach vorne gedreht und in einem Meer aus künstlichem Nebel ritt Prince Charming seiner Prinzessin entgegen – sinnbildlich. Der Maulwurf stellte dabei einen Drachen dar.

Elaine und Lyzolda waren von der Vorstellung ganz angetan. Die Companion ließ ihren ganzen Charme spielen, um ein kurzes Treffen mit dem Hauptdarsteller Tongwang Feng zu arrangieren.

„Wie wunderbar, ihnen hat mein Auftritt gefallen!“ freute sich Feng, als Elaine seine Umkleidekabine betrat. „Ich habe ja viele Fans, aber eine Companion gehörte bisher nicht dazu – jedenfalls nicht, dass ich wüsste.“

„Ja, ich bin beeindruckt. Vor allem von ihrem Ritt auf dem Drachen.“

Die beiden kamen ins Gespräch und Elaine horchte Feng aus. Im Gegenzug nahm sie ihn ihre Kundenkartei auf, um keinen Verdacht zu erregen. Doch sie wusste jetzt schon, dass es sicherlich einen guten Grund geben würde, um ihn wieder rauszuschreiben.

*****

Mit den neuen Informationen in der Hand, ging die Planung weiter. Die Crew beschloss weitgehend einstimmig, den Maulwurf während des Stücks zu stehlen. In drei Tagen sollte es eine Prominentenvorstellung geben und die Idee war nun, das Kuppeldach zu öffnen, den Maulwurf an Bergungsgerät der Wind Drake zu hängen, den Nebel dafür ordentlich aufzudrehen und dann den Prinzen tatsächlich auf dem Drachen wegreiten zu lassen.

„Vorher sollten wir uns aber gefälschte Papiere besorgen. Elaine, kannst du das übernehmen?“

Die Companion nickte. „Ai, ich werde mich in der Stadt umsehen. Kommt jemand mit?“

„Ja, ich.“, rief Miho aus und die beiden jungen Frauen machten sich auf den Weg.

Elaine erkundigte sich in Ganghong nach einem Händler und wurde an Lord Fang verwiesen, einem ansässigen Kriminellen. Mit Miho an ihrer Seite betrat die Companion also die von Lord Fang betriebene Opiumhölle und fragte sich nach dem Boss durch. Eine kleine Asiatin mit kahlgeschorenem Schädel und Drachentätowierung führte die beiden Besucherinnen nach hinten in einen kleinen Gang. Sie hielt kurz inne und betrachtete die beiden.

„Lord Fang hat Angst vor Attentätern. Deswegen müssen wir alle nacheinander eintreten.“, erklärte die junge Frau und öffnete die Türe. Elaine schritt als erste hindurch. Als Miho passieren wollte, bemerkte sie eine Metallplatte im Rahmen, die gerade gelöst wurde. Scheinbar wollte man Miho von Elaine trennen.

Miho dachte kaum nach, handelte reflexartig und sprang zurück. Die Platte knallte nach unten du rastete ein. „Ihrer Freundin geht es gut.“, erklärte nun die Asiatin. „Lord Fang ist sehr paranoid. Warten sie doch einfach draußen ein wenig. Ich kann ihnen gerne einen Tee oder eine Pfeife anbieten.“

„Nicht nötig.“, meinte Miho und verließ die Opiumhölle. Sie stellte sich auf die andere Straßenseite und wartete.

*****

Elaine war ziemlich verdutzt. Sie stand nun alleine in einem großen Arbeitszimmer, geschmackvoll eingerichtet, mit Nachbildungen von Elefantenköpfen und Nashornköpfen an der Wand. In einer Ecke waren Sitzkissen aufgetürmt, auf denen es sich ein massiger Asiate gemütlich gemacht hatte. Zwei Konkubinen knieten neben ihm und versorgten den Mann mit kandierten Früchten.

„Ni hau, mein Name ist Elaine. Lord Fang, nehme ich an?“

„Jawohl, meine Liebe.“, antwortete der Asiate und stemmte sich nach oben. Er ging zu seinem Schreibtisch rüber und ließ sich schwer in den dort stehenden Sessel fallen. „Was führt sie zu mir? Sind sie im Auftrag ihrer Gilde unterwegs?“

Elaine schüttelte verneinend den Kopf. „Nein, es handelt sich um ein privates Anliegen. Mir wurde erzählt, sie könnten mir falsche Papiere besorgen.“

„Ai, das stimmt. Ich kann alles besorgen. Haben sie etwa Ärger mit dem Gesetz?“ hakte Lord Feng nach und fuhr sich mit der Zungespitze über die Unterlippe. Sein Blick lag abschätzend auf Elaines Körper.

„Ja, so kann man es sagen. Kein Drama, aber falsche Papiere wären von Nutzen.“

Lord Feng lachte leise. „Ich verstehe. Sie sind also auf die Hilfe eines Kriminellen angewiesen, weil sie mit der Polizei nicht mehr reden können, habe ich das richtig verstanden?“

„Ja, sie haben es erfasst, Lord Feng. Können sie mir helfen?“

Feng nickte und lächelte freundlich. „Ein Geschäft ist mir immer willkommen. Vor allem, wenn ich mit einer Companion ein profitables Geschäft machen kann.“ Mit diesen Worten zog Feng eine Schublade auf und warf einige Unterlagen auf den Schreibtisch. „Treten sie näher und suchen sie sich aus, was sie brauchen.“

Elaine trat an den Schreibtisch heran und sah, wie Feng einen Knopf betätigte. Elaine spürte wie unter ihr den Boden nachgab und spreizte augenblicklich die Beine, so dass sie breitbeinig über einer Falltüre stand.

„Gai si, sie sind gut. Aber ohne Rückendeckung hier aufzutauchen, war reine Dummheit.“, grinste Lord Feng breit. „Sie werden mir viel Geld einbringen.“

Ohne mit der Wimper zu zucken oder ihre Position zu verlassen, zog die Companion unter ihrem Rock eine Pistole hervor und schoss Lord Feng zwischen die Augen. Die beiden Konkubinen waren im ersten Augenblick verdattert und so konnte sich Elaine von dem Loch zurückziehen. Unten sah sie zwei Eunuchen, die mit Macheten bewaffnet waren und sich um ihr Opfer betrogen sahen.

Elaine schoss der nächst stehenden Frau eine Kugel in die Brust, dann wurde sie von der anderen angegriffen. Glücklicherweise stolperte die angeschossene Asiatin und plumpste in die Fallgrube hinein. Die unverletzte Frau hatte einen langen Dolch gezogen und war vorgestürmt. Die Klinge fand ihren Weg tief in Elaines Körper hinein.

„Ta ma de!“ fluchte die Companion und zog sich bis unter den Elenatenkopf zurück. Ihr nächster Schuss streifte die Konkubine nur, dann erfolgte der zweite, schmerzhafte Stich. Elaine kämpfte gegen die Bewusstlosigkeit an. Sie sprang an die Stoßzähne des Elefantenkopf, zog sich hoch, schnellte über die Frau und kam mit einer Drehung wieder auf. Elaines Pistole schnellte hoch und mit einem weiteren Schuss erledigte sie die letzte Angreiferin.

Unglücklicherweise öffnete sich nun eine Geheimtüre unter dem Elefantenkopf und die beiden Eunuchen stürmten hinein. Den ersten konnte Elaine mit einer Kugel in den Kopf noch ausschalten, doch der andere Hieb seine Machete tief in die Schulter der Companion. Elaine stolperte einen Schritt zurück und erschoss den Mann, bevor sie fast ihre Kräfte verließen.

Dann wirbelte sie herum. Es gab eine weitere Türe, gegen die jemand von außen gegen schlug.

*****

Miho hatte eine Minute auf der Straße gestanden, dann schlenderte sie um das Haus herum in den Innenhof. Ihr war langweilig und Miho ärgerte sich, weil man sie so einfach ausgetrickst hatte. Tatsächlich gab es eine Hintertüre. Diese wurde allerdings von einem bulligen Anglo-Sino bewacht, der mit Machete und Messern bewaffnet war. Auf seinem Rücken trug er zudem noch eine Schrotflinte.

Als aus dem Gebäude Schüsse laut wurden, war Miho alarmiert. Das stand sicherlich mit Elaine in Verbindung. Die junge Frau zog sich ein Stückchen in die Schatten der umliegenden Gebäude zurück und kontaktierte mittels Funk Ken.

„Ihr seid wo? Lord Feng ist ein einflussreicher Bandenschef und Mädchenhändler. Den besucht man nur mit Rückendeckung und demonstriert Stärke, da er die Schwachen regelrecht schluckt.“

„Zao gao, ich weiß Bescheid.“

„Wir sind in der Nähe, haltet die Stellung!“

„Verstanden, Ken.“, sagte Miho und sah um die Ecke nach dem Wächter. Da nun mehrere Schüsse zu hören waren, verließ er nervös seinen Posten und öffnete die Hintertüre. Miho nutzte die Gelegenheit und zog ihre Desert Eagel Special, Sie jagte einen beschleunigten Schuss aus der schallgedämpften Waffe und konnte zusehen, wie sich die Kugel regelrecht durch den Körper fraß und ihn dabei zerfetzte. Miho freut sich, so viel Geld in diese Spezialanfertigung gesteckt zu haben.

Die junge Frau rannte nun los und stürmte in den Flur hinein. Rechts sah sie eine Türe, die gut zum Büro führen könnte. Also stoppte Miho und trat mehrmals gegen das Holz, bis es splitternd nachgab. Vor ihr stand die zitternde Elaine, die erleichtert zusammensackte.

*****

Jonathan hatte alles gegeben, um rechtzeitig anzukommen. Dabei hatte er mit dem Muli sehr riskante Manöver gefahren. Ken war noch immer übel davon, doch sie hatten ihr Ziel erreicht. So schnell sie konnte, fuhr die Crew zur Wind Drake zurück.

Dort angekommen wurden erst einmal Elaines Verletzungen behandelt, dann hielt die Mannschaft gemeinsam Kriegsrat. Noch immer benötigten sie falsche Papiere, doch diesmal beschloss Ken die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Die anderen sollten die Firefly bereit machen, um den Maulwurf aus dem Theater zu heben und irgendwo in die Hügel zu schleppen. Dort sollte die Maschine auseinandergenommen und eingeladen werden. Alle waren mit dem Plan einverstanden. Nur die Idee, den Maulwurf während der Vorstellung zu stehlen, stieß bei den wenigstens auf Gegenliebe. Doch Ken setzte sich und sein Idee durch.

Zusammen mit Elaine machte er sich auf den nächsten Tag auf den Weg ins Bishu-Viertel von Ganghong. Hier wurden sie an einen alten Farbigen namens Onkel Tom verwiesen, der einen kleinen Straßenladen besaß und Ramen verkaufte.

„Ni hau.“, grüße Ken den schwerhörigen Mann. „Uns wurde gesagt, hier kann man spezielle Dinge kaufen.“

„Ja, leckere Ramen, heißen Sake und auch was zum Rauchen, mein Herr.“, leierte Onkel Tom grinsend herunter.

Elaine lächelte und schüttelte den Kopf. „Nein, wir möchten Papiere kaufen. Falsche Papiere. Aber die Suppe nehmen wir auch.“

„Ja, die kleine mei mei wird ihre Suppe bekommen. Und auch die Papier, nach der Suppe.“

Elaine und Ken atmeten auf, endlich klappte mal was.

*****

Es klappt mal wieder gar nichts, dachten Elaine und Ken. Sie und Miho hatten sich an die Kabelung des Bergegeräts gehakt und blickten nun durch die Bodenluke des Laderaums nach unten. Es regnet und somit war das Kuppeldach der Nikodemus Schaubühne geschlossen. Doch Jonathan ließ sich davon kaum beeindrucken. Er ließ die Wind Drake einfach sinken und brach durch das Dach durch. Tausende von Scherben flogen den an der Luke stehenden Mannschaftsmitgliedern um die Ohren, verletzten aber niemanden.

Ken aktivierte das Bergungsgerät und schon sausten er, Miho und Elaine nach unten. Diesmal hatten sie dazugelernt und sich vermummt. Geschützt durch Nebelgranaten setzten sie auf dem Maulwurf auf, der erst im dritten Akt seinen Einsatz hatte, während Jonathan über Funk die Leute aufforderte sich zu ergeben und den Schmuck abzulegen. Immerhin sei es ein Raubüberfall. Der fähige Pilot hoffte, dadurch vom wahren Ziel abzulenken.

Die Kabel waren schnell in den Maulwurf eingehakt, dann zog Jonathan die Wind Drake wieder hoch. Dabei rutschte Miho ab und plumpste auf den Theaterboden. Es war keine Zeit zurückzukehren und somit musste die junge Frau zurückbleiben.

Gai si, fluchte Miho innerlich und suchte sich ein Versteck, aus dem sie das Geschehen beobachtete. Als sie eine Möglichkeit zur Flucht bemerkte, nutzte sie diese auch aus. Geschafft! Miho ließ sich später von Jonathan mit einem Shuttle abholen und somit feierte die Mannschaft den ersten Teilerfolg des Auftrags.

*****

Die Mannschaft brauchte zwei Tage, um den Maulwurf auseinander zu nehmen und zu verladen. „Wir werden neun Tage bis nach Regina brauchen.“, erklärte Jonathan der Mannschaft. „Das wird ein gemütlicher Flug.“

Jonathan behielt recht und die nächsten vier Tage waren erholsam ruhig. Vor allem die Verletzungen der Mannschaft konnten endlich ausheilen. Doch am Nachmittag des vierten Tages wurde der Annäherungsalarm aktiviert.

Jonathan rannte ins Cockpit und erstarrte. „Reaver!“ gellte sein Schrei durchs Schiff ...

[Fortsetzung folgt!]
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Taysal am 04. Juli 2007, 13:47:35
Einige meiner Spieler haben ihre Steckbriefe bereits fertig, die post ich mal an dieser Stelle. :)

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Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Taysal am 04. Juli 2007, 16:47:05
So, einer meiner Spieler hat seinen Tagebucheintrag abgetippt, da spare ich ja die Arbeit für den gestrigen Abend - juhu! :D

--

Aus dem Tagebuch der Elaine Harrison

Auf dem Weg den Maulwurf auszuliefern, sind wir auf ein Schiff der Reaver gestoßen. Wir machen uns alle kampfbereit. Ken gibt schnell Befehle, das Schiff zu stoppen, den Motor erst flackern zu lassen und dann auszuschalten. Wir anderen harren im Cockpit aus, um zusehen was die Reaver machen. Als jedoch das Schiff einfach an uns vorbei schwebt, entspannen sich alle und wir scannen das Schiff. Kein Leben, aber interessant ist, dass es ein Gefangenentransporter der Fed´s ist. Die Brandenburg.

Nachdem Jonathan den Kurs angeglichen hat überlegen wir unser weiteres Vorgehen.

„Wir sollten einfach nur Peilsender anbringen und später mit richtigem Gerät zurückkehren.“, sagt Ken der sichtlich nicht auf das andere Schiff will.

Ich sag, an dem Schiff weniger interessiert:“ Wir könnten doch mal nachschauen was mit dem Schiff passiert ist. Weil je nachdem könnte jemand anderes eventuell schneller sein!“

„Lasst es uns Plündern“ ruft Miho.

Jonathan stimmt ihr völlig zu: “Ja, lass uns die drecks Fed`s ausbeuten. Die haben es so was von verdient.“

„Überlegt doch erst mal was alles passieren kann!“ versucht Ken sie von dem Plan abzubringen.

„Ach komm schon, da ist doch nichts Schlimmes bei.“ Jonathan will sichtlich das Fedschiff komplett leer räumen.

„Ach, macht doch was ihr wollt.“, zickt Ken los und geht unter Deck. Auf dem Weg nuschelt er noch irgendwas davon, dass er wohl doch alle Zettel findet.

„Also räumen wir jetzt das Schiff aus?!?“ Miho ist schon auf dem Weg zum Plündern, während sie das sagt.

Wir diskutierten noch weiter ob wir es machen sollen, als jeder einen leichten Ruck verspürt. In der Zeit in der wir redeten, hat Jonathan das Schiff angedockt und somit unsere Andock-Daten auf die Brandenburg gesendet. Jetzt müssen wir rüber.

Ken stürmt wutentbrannt nach oben und wirft eine Flasche in Richtung Jonathan. Jonathan und Miho melden sich auch freiwillig, um auf das andere Schiff zu gehen - auf Befehl von Ken.

Sie gehen durch die vordere Luftschleuse, wo Jonathan erst mal einen Hochsicherheitscode knackt, um auf das Schiff zu kommen.

Dort schauen sie nach ob die Luft atembar ist und es scheint auch nicht tödlich zu sein. Die beiden gehen ohne Anzüge weiter und beachten die verkohlten Leichen gar nicht. Im Cockpit sehen sie gerade den Captain auftauen. Jonathan versucht sofort den Notsignalgeber auszubauen. Miho versucht vergeblich die Blackbox zu finden. Sie schaut über die Schulter ihres Kameraden als dieser kräftig am Signalgeber zieht. Jonathan reißt ihn heraus und freut sich über sein Werk. Miho schaut fasziniert auf drei LEDs die immer schneller Leuchten und fragt nur: „Was’n das???“

Jonathan wirft das Ding einfach hinter sich und Atmet nach kurzer Zeit beruhigt aus.

BOOOOMMMMMMMM!!!

Miho springt noch Reflexartig aus der Sprengwirkung, doch Jonathan erwischt es komplett und endet - mit aus riesigen Wunden blutend - an der Wand.

„Ta me de! Was machen die nur?“ flucht Ken seinen Arztkoffer greifend und auf das andere Schiff laufend.

Auf der Brandenburg leistet er erste Hilfe bei Jonathan und bringt ihn wieder zu Bewusstsein. Doch mit Entsetzten stellt er fest, das dass Cockpit die Explosion nicht unbeschadet überstanden hat, denn in den Fenstern zeichnen sich immer größer werdende Risse auf.

Sie schleifen Jonathan vor die Konsole, der verzweifelt versucht die Schleuse zu schließen. Doch das geht schief und das Schiff wird vollständig notverriegelt. Gleichzeitig wird die Firefly von dem Frachter mit einer Explosion getrennt.

Um wieder vom Schiff zu kommen, durchsuchen sie das Schiff nach Raumanzügen. Sie schauen erst was von der Maschine zu retten ist. Sie finden diese jedoch völlig zerstört vor.

Auf dem obersten Deck durchsuchen sie die Kabine des Captains und finden dort an der Wand eine Waffe von General William Custer, einem berühmten Kriegshelden der Unabhängigen. Jonathan nimmt noch einen Fed Säbel mit für seine Sammlung.

In der Rüstkammern finden sie Raumanzüge und eine Menge Waffen vor. Während sie diese anziehen merken sie, dass sie sich von der Luft geschwächt fühlen. Von der Explosion wurde Plastik,  Motoröl und Chemikalien verbrannt, was zu einem giftigen Gemisch wurde. Miho wird auch bleich und stark geschwächt.

Auf dem Weg nach Draußen kommen sie noch an einer Zelle vorbei, die nur angelehnt ist. Sie sehen dort, dass ein Loch in die Decke geätzt ist, doch können weiter nichts damit anfangen.

Miho und Ken springen auf die Firefly und Jonathan baut im Cockpit noch schnell die Blackbox und den Rechnerkern aus.

Zurück am Schiff hängen sich sofort alle an die Dialyse, um das Gift aus den Blutbahnen zu bekommen. Doch bis Jonathan an das Gerät kommt, ist er soweit geschwächt, dass er Bewusstlos wird.

Weiter auf dem Weg versorgt Ken Jonathan, der sehr schnell wieder auf den Beinen ist.

Als er wieder laufen kann knackt er den Rechenkern und die Blackbox. Dort findet er heraus, dass der Transport Kriegsgefangene auf einen Planet gebracht hatte, doch das da zu viele waren und Mörder und Raubmörder verlegt werden sollten. Darunter die Brüder Snyder, die über der Zelle mit dem Loch einquartiert waren. Sie sind also für das Chaos auf der Brandenburg verantwortlich. Auch finden wir Informationen das William Custer noch am Leben ist. Er könnte sich auf einem der Border Moons befinden. Durch die Blackbox finden wir auch heraus was der Kurs war.

Doch als wir fertig mit den Informationen sind, landen wir auch schon auf dem Zielplaneten. Wir fliegen auf den Zielort zu und kriegen noch eine Wave, wo ein Pony einen Haufen legt und wieder verschwindet.

Alle sind ein wenig verwirrt und machen sich bereit das Zeug auszuladen. Als wir gelandet sind und die Heckklappe runtergeht, entdeckt Ken bei den fünf Personen vor der Klappe einen Marshalstern. Er vermutet eine Falle und springt zur Klappe um sie wieder zu schließen und gibt ein Betäubungsschuss ab. Die Marshals, die sich bedroht fühlen, eröffnen auch sofort das Feuer, treffen Jonathan und mich.

Miho gibt einen Schuss ab und streckt den Marshal nieder. Jonathan legt seine Winchester an und zerschießt einen Kopf der Deputys. Nach jeweils drei Schüssen von Miho und Jonathan ist das Massaker perfekt. Es gibt drei weitere Kopfschüsse und bei einem wird bewiesen, dass es eine Stelle am Kopf gibt, wenn man die trifft, explodiert er.

Die Menschen - die uns erst freundlich begrüßt haben - sind entsetzt und trauern um ihre Deputies und ihren Marshal. Ich versuche mit allem diplomatischen Geschickt die Menschen wieder zu beruhigen, doch selbst ich kann nicht dieses schlimme Massaker runterspielen.

Also versuche ich mit Aragon Tollkyn zu sprechen, was wir mit dem Maulwurf machen sollen. In seinem Büro hat die Sekretärin ihr Geschirr fallen lassen und Aragon steht noch mit offenem Mund da. Ich versuche ihn auch zu beruhigen und will den Maulwurf loswerden. Doch auch Mr. Tollkyn ist zu geschockt von dem Geschehenen und will nichts mit uns zu tun haben.

Wir entschließen uns den Maulwurf abzuladen und uns vom Acker zu machen. Ich hinterlasse eine große Menge Geld bei den Angehörigen und dem Marshal als kleine Wiedergutmachung. Miho scheint der Mord nichts ausgemacht zu haben, doch Ken scheint zutiefst betroffen sein, weil durch seine Reaktion ist die Situation außer Kontrolle geraten.

An dieser Sache wird die Crew noch lange zu knabbern haben. So was vergisst man nicht so schnell und noch schlimmer, hier können wir uns nicht mehr blicken lassen.

Aber vielleicht können wir es wieder gut machen wenn wir General William Custer wiederfinden ...
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Caliostro am 05. Juli 2007, 09:42:04
Also irgendwie ist deine Mannschaft schon ein bisschen schießfreudig ;)
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Taysal am 05. Juli 2007, 09:55:33
Also gestern fiel kein einziger Schuss, einige "litten" noch unter dem "Trauma" der letzten Spielsitzung. :)
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Topas am 05. Juli 2007, 15:24:40
Aha, neuer Stoff ist also schon da. Wann kommt er ? Wartest du wieder auf ein Spielertagebuch ?
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Taysal am 05. Juli 2007, 17:59:47
Einer meiner Spieler hat sich zwar fleißig Einträge gemacht, aber wohl nicht abgetippt. Also bleibt es an mir hängen, habe ja schon damit angefangen. :)
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Taysal am 05. Juli 2007, 20:19:37
Nach dem Desaster auf Regina programmierte Jonathan Kurs auf die Border Moons, der vorletzten Station vor der endlosen Schwärze, die angeblich die Macht besitzt den Verstand eines Menschen in den Abgrund zu ziehen und ihn in ein Monster zu verwandeln. Nicht umsonst waren die Randwelten als Reaver-Territorium verschrien.

Laut Schiffscomputer würde die Reise neun lange Tage dauern und alle hofften auf einen ruhigen Flug. Doch am Abend des achten Tages, es war der 11. Juli 2517, gellte der Annäherungsalarm durchs Schiff. Sofort stürmten alle augenblicklich ins Cockpit und starrten hinaus. Tatsächlich, am Rande der Wahrnehmung schob sich ein großes Schiff ins Sichtfeld. Drei mal so groß wie die Wind Drake und offensichtlich unbeschädigt. Also keine Reaver.

Jonathan änderte ein wenig den Kurs und runzelte dann die Stirn. „Leute, das andere Schiff geht auf Parallelkurs.“

„Was?“ stieß Ken aufgeregt hervor und rief die ID-Daten ab, die augenblicklich übertragen wurden. „Angeblich das Missionarsschiff Stern von Jerusalem, unter dem Kommando von Captain Shepherd Mercy. Aber das kein ein Trick sein.“

„’ne Wave.“, merkte Mhio an und deutete mit einem Kopfzeichen auf das Steuerpult. Ken atmete durch und aktivierte die Übertragung. Auf dem kleinen Bildschirm vor ihm flammte das Bild eines Schwarzen auf, gekleidet in eine schlichte Tracht und mit einem freundlichen Lächeln.

„Grüß Gott. Mein Name ist Shepherd Mercy und ich bin der Captain dieses Missionarsschiffes, der Stern von Jerusalem.“

Ken grüßte zurück und stellte sich und die Crew im Gegenzug vor. „So weit draußen trifft man kaum auf freundliche Menschen, Shepherd. Was führt sie in die Nähe der Border Moons?“

„Unsere heilige Mission, Mister McLeod. Wir kümmern uns um das Seelenheil der Einsamen. Deswegen lade ich sie herzlich zu unserer Abendmesse ein.“

„Das müssen wir leider ablehnen. Wir sind unterwegs nach Angel. Außerdem hat unser Captain eine Abneigung gegen die Kirche. Verzeihen sie bitte.“

„Nun, kein Problem. Ich respektiere ihre Entscheidung. Aber vielleicht können sie mir weiterhelfen.“

„Gerne. Um was geht es denn?“

„Unser Schwesterschiff, die Stern von Betlehem, ist ebenfalls in dieser Region unterwegs. Wir wollten uns auf Angel treffen und austauschen, doch Shepherd Cross und seine Leute waren überfällig. Wir haben versucht sie mittels Wave zu erreichen, aber kein Erfolg. Wissen sie vielleicht etwas?“ Shepherd Mercy wirkte ernsthaft besorgt.

Ken schüttelte bedauernd den Kopf. „Nein. Wir sind ja erst neu in die Region gekommen. Aber sobald ich etwas in Erfahrung bringe, schicke ich ihnen eine Wave.“

„Gott möge es ihnen vergelten, Mister McLeod. Unsere ID haben sie ja. Leben sie wohl.“

Ken beendete die Kommunikation und atmete erleichtert auf. Keine Reaver, keine Piraten und somit keine Probleme.

*****

Die Border Moons waren eine Ansammlung von zwölf Monden, die um einen Gasriesen kreisten. Trotz terraforming waren nur sieben Monde bewohnbar und auch nur unter beinahe lebensfeindlichen Bedingungen. Moderne Technik war hier Mangelware und die Terraformer drohten mehr als einmal auszufallen, da es kaum Ersatzteile gab.

Laut Blackbox des Gefangenentransporters befand sich das Straflager auf Deep Jail One, einem der unbewohnbaren Planeten, der offiziell Mond 5 hieß. Die Mannschaft  beschloss erst einmal einen der bewohnten Monde anzufliegen und dort nach Informationen zu suchen.

Also landete die Wind Drake auf Icehold, einem kargen Gebirgsplaneten, der stets von Schneestürmen heimgesucht wurde. Dank Jonathans Fähigkeiten setzte die Wind Drake jedoch unbeschadet bei Little Snow auf, mit zweitausend Einwohnern die größten Ansiedlung des Planeten.

Während sich die Mannschaft in Winterkleidung hüllte, traf auch schon das Begrüßungskommando ein. Ken öffnete die hintere Ladeluke. „Keine Waffengewalt, reißt euch zusammen!“ zischte er dabei.

Aus dem Schneegestöber löste sich ein Schemen und kam nahe an die Wind Drake heran. Es war ein massiger Kerl in dickem Pelz, der in jeder Hand eine lange Kette hielt, an die zwei magere Köter festgemacht waren. Trotz ihres erbärmlichen Aussehens wirkten sie aggressiv und gefährlich.

„Howdy, mein Name ist Miles Garner. Ich bin hier so viel wie Bürgermeister und Sheriff in einer Person, Fremde. Ihr seid auf Icehold willkommen - solange ihr keinen Ärger macht.“

„Howdy, Mister Garner. Kein Problem. Wir sind froh so freundlich empfangen zu werden, sie haben keinen Ärger von unserer Seite aus zu erwarten.”

„Gut, dann folgen sie mir doch in den Saloon. Dort gibt es heißen Sake, warmes Bier und glühende Proteinkartoffeln.“

„Lecker.“, murmelte Miho und die Mannschaft machte sich auf den Weg. Allerdings blieben Alistair und Lyzolda zurück, um das Schiff zu bewachen.

*****

Im Saloon angekommen, machte es sich die Crew erst einmal bequem. Ken und Miles Garner organisierten ein kleines Pokerspiel, während Elaine Tony Pelldriver kennenlernte, dem ortsansässigen Händler. Sie machte ihm die Waffen und Ausrüstungsteile schmackhaft, die sie an Bord des Gefangenentransporters gefunden hatten, während Ken einige Informationen einholte.

„Icehold ist ein recht bedeutungsloser Mond. Die ersten Kolonisten hatten es verdammt schwer. Die Terraformer waren nie dazu fähig ein angenehmes Klima zu erzeugen. Aber wir sind in der Lage Energie aus Wasser und aus dem Felsen Proteinbasis zu gewinnen. Das macht ein Überleben hier schwer, aber es klappt.

Den letzten Frachter haben wir hier vor zwei Jahren gesehen. Icehold ist der Allianz gegenüber großteils unfreundlich gesinnt, deswegen ignorieren die unsere Anforderungen. Allerdings haben mir die Feds vor einigen Jahren geholfen, meine Hundezucht zu verbessern. Die haben Genetiker und Kybernetiker runtergeschickt, die alles über meine Hell Hounds wissen wollten. Immerhin die einzige Hunderasse, die es auf Icehold geschafft hat.

Die haben an meinen Hell Hounds einige Experimente durchgeführt und die Köter noch besser an die Kälte angepasst. Außerdem haben sie mir gezeigt, wie ich die robusten Biester mit Kybernetik verbessern kann. Das klappte einige Wochen ganz gut und wir haben ein paar wirkliche miese Hounds geschaffen, optimiert als Wachhunde für die Border Moons. Ich dachte schon, dass ich jetzt endlich reich würde, aber die Feds haben sich von einem auf den anderen Tag zurückgezogen.

Die Zucht ist noch sehr erfolgreich, aber ich verbessere nur selten einen meiner Hell Hounds mittels Kybernetik. Ohne Nachschub an Ersatzteilen ist das halt ein Problem.“

Ken hatte aufmerksam zugehört. Obwohl er der bessere Spieler am Tisch war, gab er fast alle Hände verloren. Somit waren die Leute am Tisch freundlich gestimmt, was vor allem auf Miles Garner zutraf. Der harte Hundezüchter und Ken kamen sogar geschäftlich überein.

Die Crew sollte einen der Hunde mitnehmen und auf anderen Planeten vorführen. Garner wäre dann für die Bestellungen zuständig und die Wind Drake für den Transport der Hell Hounds.

„Allerdings darf niemand davon erfahren, da meine Hell Hounds nur eine Zulassung für Icehold besitzen. Sie wissen schon, Mister, Artenschutz, Quarantäne und so. Weil sonst das Gleichgewicht der Welten gestört wird. Gai si, verdammtes Artenschutzprogramm der Allianz!“

„Ich denke, das lässt sich machen. Wir kommen eh schlecht mit den Feds aus.“, erklärte Ken. „Und solange die Dollars rollen, kann es kaum falsch sein.“

Nach einigen Stunden machte sich die Crew auf den Weg zurück zur Wind Drake. Ken führte einen der Hell Hounds an der Kette, den er Spawn getauft hatte. Der Hund war verdammt jung, aber äußerst leicht zu reizen und offensichtlich sehr nachtragend. Jedenfalls warf Spawn ein Auge auf Jonathan und versuchte den Piloten bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu beißen. Einzig mit Elaine kam er gut aus, was Ken wiederum verärgerte. Spawn auf ein Leben an Bord der Wind Drake zu gewöhnen, würde wohl schwerer sein als gedacht.

Elaine machte das Geschäft mit Pelldriver perfekte und nahm noch zwei Kisten mit an Bord, die sie an Teddy Miller ausliefern wollte, Pelldrivers Schwager auf Angel. Nach einem kurzen Abschied startete die Wind Drake.

„Kurs Angel?“ fragte Jonathan nach und Ken schüttelte den Kopf. „Später. Jetzt fliegen wir erst einmal Deep Jail One an und sehen uns dort etwas um.“

„Ai.“, sagte Jonathan und gab den Kurs ein. Die Wind Drake drehte sich und schoss dann in Richtung Deep Jail One davon.

Nach knapp einer Stunde erreichte die Firefly eine Audiowave. Elaine aktivierte sie und alle lauschten gespannt auf die weibliche Stimme, die aus den Boxen zu hören war: „Sie dringen in das Hoheitsgebiet der Allianz ein. Kehren sie im Interesse ihrer eigenen Sicherheit um. Sollten sie weiterhin auf diesem Kurs bleiben, sehen wir uns gezwungen das Feuer zu eröffnen. Ende der Transmission.“

„Ta ma de!“ fluchte Ken. „Abdrehen!“

Jonathan wendete das Schiff, dann sahen sich alle fragend an.

„Was nun?“ begann Elaine. „Ich habe keine Lust in ein Abwehrfeuer zu geraten.“

„Wir müssten schon verdammt nahe ran, um in Reichweite zu kommen.“, meinte Ken. „Klingt für mich nach einer automatischen Warnung.“

„Mag ja sein, aber sobald die auf uns feuern gehen wir in Flammen auf.“

„Vielleicht. Jonathan, wenden! Ich will wissen, ob sich die Nachricht wiederholt.“

Tatsächlich handelte es sich um eine automatische Warnung, die alle an Bord ernst nahmen. Deswegen beschloss die Crew Angel anzufliegen, dort die beiden Kisten an Teddy Miller auszuliefern und die Zeit zum Nachdenken zu nutzen.

*****

Angel lag bei der derzeitigen Konstellation nur zwei Tage von den Border Moons entfernt. Der Planet war auch als der Schattenplanet bekannt, da dort – auf Grund bestimmter Umstände – stets Dämmerung herrschte. Vielleicht wurden deswegen dort so viele Albinos geboren, zu denen auch Sheriff Judy Brenton gehörte, die mit ihren drei Leuten das Empfangskomitee bildete.

„Ni hau! Mein Name ist Judy Brenton. Ich bin hier der Sheriff, Fremde. Ihr seid auf Angel willkommen - solange ihr keinen Ärger macht.“ Irgendwie klang es immer gleich, dachte sich Ken.

Die Crew machte es sich im Saloon von Flashlight bequem, der Hauptstadt des Planeten. Natürlich wurden sie alle sofort von neugierigen Menschen umringt, die ganz begierig auf neue Nachrichten waren. Jonathan fühlte sich sofort wohl und plauderte aus dem Nähkästchen. Dabei kam ihm versehentlich der Zwischenfall auf Regina über die Lippen. Stille und Entsetzen machte sich im Saloon breit.

„Äh, das war Notwehr.“, verbesserte sich Jonathan augenblicklich. „Ich wurde zum Schießen gezwungen.“

Die Stimmung lockerte sich wieder ein wenig auf, scheinbar verstanden die Leute auf Angel, dass man manchmal einfach keine andere Wahl hatte. „Waren sicherlich alles verdammte Browncoats. Die wussten noch nie, wie man einen anständigen Mann behandelt“. Kommentierte einer der Anwesenden und spuckte auf den Boden. Das war der Augenblick, in dem Jonathan rot sah.

„Gai si, du dreckiger Bendan! Was fällt dir ein so über die Unabhängigen zu reden?“ rief Jonathan wütend und versuchte nach seiner Winchester zu greifen. Ken und Elaine gingen augenblicklich dazwischen.

„Die Allianz sorgt dafür, dass wir ein sicheres Leben haben. Sie erschaffen neue Kolonien, geben uns die nötige Ausrüstung und eine gemeinsame Verfassung. Es gibt zwar noch Probleme, aber die sind nichts im Vergleich mit dem, was uns am Ende erwartet. Außerdem hat es sich die Allianz zur Aufgabe gemacht, die Bedrohung durch die Reaver zu eliminieren.“, ereiferte sich ein anderer Einheimischer.

„Ich gehe!“ stieß Jonathan wütend hervor und stapfte nach draußen. „Verdammtes Fed-Pack!“ war das Letzte, was er sagte, bevor sich die Saloontüre hinter im schloss und er in die kalte Dämmerung davonging.

„Entschuldigt bitte seine harten Worte.“, versuchte Ken die Wogen zu glätten. „Er hat im Krieg viele Freunde verloren und ist verbittert.“

„Wir alle haben jemanden verloren.“, kam die Antwort zurück und Ken erkannte, dass er hier ein schlechtes Blatt haben würde.

„Liefern wir die Kisten ab und starten.“, schlug Elaine vor. „Hier bekommen wir nichts mehr raus.“

Ken nickte und gemeinsam suchten sie Teddy Miller auf. Der Mann war erfreut, die lang ersehnten Familienstücke von seinem Schwager zu erhalten, doch seine Miene verfinsterte sich, als Ken ihn um Vermittlung in Sachen Jonathan bat.

„Mister, Freunde von Tony sind auch meine Freunde, aber sorry, wir haben der Allianz viel zu verdanken. Gemeinsam sind wir stark und werden das Leben meistern, unabhängig wären wir nur eine Hand voll Felsen im All, ohne Hilfe und Unterstützung. Wir sind Teil der Allianz, haben unseren Vertreter im Parlament sitzen und einmal im Jahr erscheint ein Allianzfrachter von Ariel, bringt uns wichtige Güter und technische Ausrüstung. Es geht langsam voran, aber es geht voran. Wenn sie es sich mit den Leuten hier verscherzen, ist das ihr Problem.“

„Danke, das ist mehr als ich erwartet habe.“, sagte Ken und lächelte unverbindlich. Dann machten sie sich auf den Weg zur Wind Drake zurück. Ken versuchte Jonathan zu kontaktieren, damit dieser die Maschinen warmlaufen ließ, doch es gab über Funk keine Antwort. Also kontaktiere Ken Alistair, doch der Captain der Wind Drake hatte Jonathan seit ihrer Landung nicht mehr gesehen.

„Gai si!“ fluchte Ken. „Probleme!“

Elaine und Ken baten Teddy Miller um Vermittlung. Der ältere Mann machte sich schweren Herzens auf den Weg in den Saloon und kam nach wenigen Minuten wieder heraus. „Alles Shiny. Ihr Mann hatte eine kleine Begegnung mit unseren Leuten. Er hat bekommen, was er verdient hat.“

Hoffentlich nicht, dachte sich Ken und wurde nervös.

„Sie finden ihn an ihrem Schiff. Man hat ihn dort abgeladen. Ich würde mich aber beeilen, es ist kalt.“

Ken und Elaine eilten zur Wind Drake zurück, wo sie Alistair bereits erwartete. Die Einwohner von Flashlight hatten Jonathan niedergeschlagen, gefesselt, geteert und anschließend in Schaumstoffkügelchen getunkt.

Während Alistair die Wind Drake startete, reinigten Ken und Elaine den armen Jonathan auf der Krankenstation. Als er zu sich kam, war er wütend, denn man hatte ihm seine geliebte Winchester genommen ...

[Fortsetzung folgt!]
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Taysal am 24. Juli 2007, 14:05:59
Ken, Elaine und Lyzolda saßen im Cockpit beieinander und besprachen die Lage. Der Gambler und die Companion wollten Deep Jail One nochmals anfliegen und herausfinden, ob tatsächlich das Feuer eröffnet würde. Lyzolda war der Meinung, die Sache sei zu riskant. Der Plan musste also mit den anderen besprochen werden, doch die waren merkwürdigerweise nicht an Bord. Elaines Shuttle war sogar verschwunden.

„Ta ma de!“ fluchte Elaine wütend und funkte ihr Shuttle an. Scheinbar hatten sich Miho und Jonathan auf den Weg gemacht, um einige Besorgungen zu erledigen. Wobei irgendwie klar war, dass es sich dabei eher um Ärger handeln würde.

„Stellt mein Shuttle ab und raus da! Ihr seid ja wahnsinnig, ihr Bendans!“ schrie Elaine ins Mikrofon hinein.

„Ai, schon gut.“, kam es kleinlaut von Miho zurück.

Elaine peilte ihren Signalgeber an und atmete auf. „Puh, sie haben mein Shuttle in der Stadt abgestellt. Lyzolda, kommst du mit? Ich will es holen, aber ich traue den Leuten hier nicht so ganz.“ Die sehnige Ex-Soldatin nickte kurz, dann machten sie sich auf den Weg.

Nach dreißig Minuten Fußmarsch hatten die beiden Frauen eine verlassene Seitengasse erreicht. Doch hier stand kein Shuttle. Jemand hatte den Signalgeber ausgebaut und in die Ecke geworfen. Elaine war wütend und enttäuscht zugleich. „Ich bringe die beiden um.“, knirschte sie und nahm dann Kontakt mit Ken auf, um ihm die Situation zu erklären.

Der hatte inzwischen herausgefunden, dass Alistair beim letzten Aufenthalt die falschen Medikamente gekauft hatte. Anstatt ein Mittel gegen Darmkrankheit, hatte er sich ein Abführmittel besorgt. Das erklärte nun Alistair rege Darmtätigkeit der letzten Wochen.

Der Captain kam auch gerade rechtzeitig zurück, so dass ihm Ken kurz die Sache schildern konnte. „Alistair, ich muss kurz Elaine und Lyz abholen. Bin gleich wieder zurück. Nimm bloß keine von diesen kleinen blauen Pillen mehr.“

Ken nahm das andere Shuttle, das noch leicht beschädigt war, und startete. Nach zwei Minuten hatte er sein Ziel erreicht und setzte sanft auf. Die beiden Frauen stiegen ein, dann sollte es zurück zum Schiff gehen, doch Elaine bemerkte zwei Straßen weiter etwas, was ihre Aufmerksamkeit erregte. „Sai weng shi ma!” rief die junge Companion erfreut aus. „Das ist doch mein Shuttle!“

Tatsächlich. Diebe hatten die Firefly Barkasse nur wenige Straßen weiter geschleppt. Aus der Luft betrachtet einfach zu entdecken, zu Fuß allerdings unmöglich.

„Ihr hättet direkt mit dem Shuttle fliegen sollen.“, sagte Ken, flog einen kleinen Umweg und schwebte dann knapp über dem Boden wieder ein Stück zurück. „Wir gehen zu Fuß, um die Leute nicht aufzuschrecken.“

Die drei verließen das Shuttle und gingen leise mit gezogenen Faustfeuerwaffen vor. Sie schlichen sich in den Rücken von drei jugendlichen Dieben. Ken spannte den Hahn einer seiner Waffen hörbar und der linke Gauner zuckte zusammen. „Rookie, ich glaube deine Ratsche ist kaputt.“

Ken spannte nun auch seine andere Waffe und der junge Mann rechts Außen fuhr zusammen. „Dan, du hast recht, das Geräusch ist nicht mehr normal.“

Als nun auch Elaine und Lyzolda ihre Waffen hörbar bereit machten, begriffen die Diebe, was sich hinter ihnen abspielte. Langsam und mit erhobenen Händen drehten sie sich um. „Qiuqing! Qiuqing!“ bettelten sie. „Die beiden an Bord des Shuttles haben das Ding einfach offen stehen gelassen. Wir konnten einfach so hineinmarschieren.“

Elaine schnaubte angesäuert. Sie wusste, das weder Miho noch Jonathan so dumm waren. Die Companion ahnte jedoch, dass sich die beiden damit vielleicht an ihr rächen wollten. Miho, weil Elaine ihr mehrmals über den Mund gefahren war und Jonatahn, weil sie und Ken den Verlust seiner geliebten Winchester einfach so abgetan hatten.

In dem Moment knackte der Funkempfänger in Kens Ohr: „Hier Alistair, Leute, könnt ihr in zehn Sekunden zurück sein?“

Ken war verdutzt. „Äh, nein. Warum?“

„Gai si! Ein Notfall. Tut mir leid, aber ich bin bald zurück!“ gab Alistair Heinlein zurück. Dann erhob sich außerhalb von Flashlight die Wind Drake und stieg ins Weltall auf.

„Was ...?“ krächzte Elaine verdutzt und sah dem Schiff hinterher. „Aber ...?“

„Was soll denn das?“ stieß Ken verwirrt hervor, während Lyzolda nur die Stirn runzelte.

*****

Lyzolda, Ken und Elaine waren mit den beiden Shuttles zu Teddy Miller geflogen, der einzigen Person auf Angel Moon, der sie halbwegs vertrauen konnten.

„Ich verstehe nicht, warum Alistair so schnell weg musste.“, sagte Elaine in die Runde und alle zuckten mit den Schultern.

„Vielleicht hat es was mit der Wave zu schaffen, die er vor kurzem bekommen hat.“, erklärte Miller und schenkte sich einen Reisschnaps ein.

„Eine Wave?“

„Ja. Sie kam von Hera. Ziemlich weit weg und das System ist zu den Border Moons derzeit abgewandt. Deswegen war es kein Live-Stream. Ich bin hier für die Sendeanlage zuständig. Die Leute bekommen eher selten eine Wave, da fällt mir so was auf.“

„Könnten sie uns die Wave vielleicht vorspielen?“ fragte Elaine mit einem zuckersüßen Lächeln, das kaum einer ignorieren konnte.

Sie suchten Millers Büro auf und der Mann rief die Wave ab. Auf dem Bildschirm erschien eine ältere Frau, im Hintergrund war ein einfaches Farmzimmer zu erkennen. Die Frau hatte Tränen in den Augen und schien verzweifelt als sie anfing zu sprechen: „Alistair, sie haben Jackie entführt. Du musst sofort nach Hause kommen!“ Das war alles.

„Hera, der Brotkorb des Sonnensystems.“, murmelte Ken. „Alistair ist für mindestens zwei Wochen unterwegs – falls er überhaupt wiederkommt.“

„Er kommt sicherlich zurück. Alistair ist nicht die Art von Mann, die einen hängen lässt.“

„Na gut, aber was machen wir in der Zwischenzeit?“

„Wir haben zwei Shuttles. Wir könnten einen Kurierservice aufziehen.“, schlug Lyzolda vor, doch die beiden anderen lehnten ab.

„Vielleicht sollten wir da weitermachen, wo wir aufgehört haben?“ fragte Elaine.

Ken dachte darüber nach, dann war er einverstanden. „Besser, als hier während dem warten zu verrotten. Falls es klappt, dürften wir als Helden zurückkehren. Jedenfalls bei den meisten.“, fügte er nach einem Seitenblick auf Miller hinzu.

*****

Sie hatten Elaine Shuttle für den Flug ausgewählt. Es war frisch überholt worden und bestens eingerichtet. Lyzolda hatte die Kennung des Shuttles überarbeitet und dazu die Brandenburg als Vorlage genommen. Als die Mannschaft der Wind Drake nun Deep Jail One erneut anflog, tönte die bekannte Warnung aus den Lautsprechern. Doch diesmal ignorierten sie den Text und sandten ihre gefälschte Kennung aus. Tatsächlich brach die Warnung ab.

„Klappt doch.“, sagte Lyzolda zufrieden und begann zu scannen. „Hier draußen gibt es nicht. Nur ein Videosignal. Wohl ein Sportkanal aus dem Cortex, der bis hierhin abstrahlt.“

Ken überprüfte die Scans ebenfalls. „Stimmt.“

Als sie nur noch eine halbe Stunde von Deep Jail One entfernt waren, ertönte eine neue Meldung aus den Lautsprechern: „Sie dringen in das Hoheitsgebiet der Allianz ein. Bestätigen Sie Ihre Kennung mittels dem Kennschlüssel. Sie haben zehn Sekunden Zeit, ansonsten sehen wir uns gezwungen das Feuer zu eröffnen. Ende der Transmission.“

Die drei Raumfahrer sahen sich kurz an, dann tippte Lyzolda wahllos eine Ziffernfolge in den Bordcomputer und ließ das gleiche Programm drüberlaufen, wie für die gefälschte Kennung. „Vielleicht klappt das.“

Tatsächlich schien der gefälschte Kennschlüssel akzeptiert zu werden und das Shuttle hielt weiterhin den Kurs. „Leute, ich will ja keine Panik machen.“, sagte Elaine. „Aber langsam geht uns die Luft aus. Ich hoffe wir können bald landen.“

Ken warf einen Blick aus dem Fenster und betrachtete die lebensfeindliche graue Kugel, der sie sich näherten. „Laut den Scannern keine nennenswerten Signaturen. Keine Atemluft. Moment, doch, es gibt eine starke Energiesignatur. Vielleicht ein Reaktor oder ähnliches.“

Lyzolda flog die Position der Signatur an und schon bald befanden sie sich vor einer gigantischen Felsklippe. Am Rand stand ein großer Reaktor, einige hundert Meter tiefer waren Landeschächte in den Fels gearbeitet worden.

„Was erzählen wir denen eigentlich, wer wir sind?“ fragte Lyzolda.

„Eine Patrouille der Brandenburg oder so.“, schlug Elaine vor.

„Aber wir haben keine Uniformen.“

„Kein Problem. Ich habe einige Uniformen hinten im Schrank. Einige meiner Kunden stehen auf Rollenspiele. Die Teile sind allerdings etwas körperbetont geschnitten – und haben Klettverschlüsse.“

„Besser als nichts.“

Gekonnt flog Lyzolda einen der Schächte an, tauchte ein und folgte dem Verlauf. „Sieht aus, als ob die Anlage unterirdisch ist.“ Nach zwei Minuten erreichten sie ein großes Metallschott, das ein weiterfliegen verhinderte. „Hier ist erst einmal Schluss.“

„Gai si! Und nun?“ Ken war ratlos, doch Lyzolda übertrug einfach einen der gefälschten Codes. Tatsächlich flammte kurz darauf der kleine Monitor auf und ein junger Mann in antiquierter Allianzuniform war zu sehen.

„Ni hau, Commander Feng Liao. Willkommen auf Deep Jail One. Wir haben geglaubt vergessen worden zu sein.”

„Nein, keinesfalls. Wir hatten an anderer Stelle zu tun.“, antwortete Elaine. „Major Elaine Harrison. Ich bin einer Inspektion wegen hier. Öffnen sie das Schott, Commander Liao.“

Der junge Mann schien leicht überfordert und zog ein Handbuch zu Rate. „Verzeihen sie bitte, aber ich bin neu auf dem Posten und habe keinerlei Erfahrung mit dem System. So wie es aussieht, muss ein Kennschlüssel gesendet werden.“

Kaum hatte Liao die Worte ausgesprochen, schickte Lyzolda erneut ihren Kennschlüssel aus, doch diesmal blieb der Erfolg aus.

Elaine räusperte sich kurz, dann sprach sie weiter: „Commander Liao, senden sie doch bitte ihren Kennschlüssel. Wir hatten beim Anflug kleinere Probleme und ich befürchte, dass unsere Sendeanlage beschädigt ist.“

Liao blickte kurz verdutzt drein, dann befolgte er die Anweisung. Tatsächlich schob sich das Metallschott auf. Das Shuttle flog vor, die Schleuse schloss sich hinter ihnen und endlich konnten die Wind Drake-Besatzung neue Atemluft schöpfen.

Liao und zwei seiner Leute begrüßten Elaine, Ken und Lyzolda zackig. Ihre Uniformen saßen schlecht und allgemein schien die Moral in den letzten Jahren gelitten zu haben. Die Männer waren von Elaines Auftritt jedenfalls eingeschüchtert und glaubten ihr fraglos die abstruse Geschichte.

„Folgen sie mir bitte.“, sagte der Commander und führte seine Gäste einen langen Gang entlang. Er öffnete ein weiteres Schott und fünf schwer bewaffnete Leute in Browncoats standen vor der Mannschaft der Wind Drake.

„Willkommen in Dungeon City.“, sagte der Vorderste von ihnen. „Mein Name ist Bill Custer ... und sie sind meine Gefangenen.“

*****

Wie sich herausstellte, hatte es vor einigen Jahren eine friedliche Revolte gegeben, nach der eine neue Gemeinschaft gegründet wurde. Die Custers hatten seit dem die Macht in Dungeon City und Bill übernahm nach dem Tod seines Großvaters die Position des Chefs. Da die Allianz schon lange überfällig war hatten die Einwohner gehofft, sie wären vergessen worden und könnten hier in Frieden ein neues Leben beginnen.

Glücklicherweise ließ sich Custer davon überzeugen, dass Elaine, Ken und Lyzolda doch keine Agenten der Allianz waren, sondern versucht hatten General William Custer zu retten. Stolz zeigte ihnen der junge Mann die unterirdische Anlage.

„Wir haben alles, was wir zum Leben brauchen. Dank der Energie durch den Reaktor, können wir das Nötigste herstellen. Wir haben sogar einen kleinen Fernsehsender, um die Leute zu unterhalten.“

„Hat die Allianz nicht versucht den Mond zu terraformen?“ fragte Ken neugierig.

„Ja, sie hat damit begonnen. Doch wir haben die beiden Terraformer abgeschaltet. Sollen alle Deep Jail One für einen toten Mond halten, um so besser. Niemand wird unser Geheimnis je erfahren.“, sagte Bill glücklich. „Nur so kann man den Frieden in einer perfekten Gesellschaft bewahren.“

„Shiny, jedem das Seine. Aber was ist denn mit uns?“

„Sie kommen hier nicht mehr weg. Ihr Shuttle haben wir entladen und anschließend zerstört.“, erklärte Bill grinsend. „So viel wie nötig, so wenig wie möglich.“

„So was habe ich mir gedacht.“, flüsterte Lyzolda Elaine zu. „Ich spüre es in meinen Knochen, hier stinkt es noch an anderen Ecken.“

Lyzolda sollte mit ihrer Einschätzung recht behalten. Bill, in seine Macht verliebt, hatte sich zum König auserkoren und sämtliche technischen Errungenschaften weitgehend ausgeklammert. Entsetzt fand Lyzolda heraus, dass der Reaktor des Höhlensystems bei einem Erdbeben Schaden genommen hatte und die Strahlung langsam aber sicher den Tod der Menschen bedeutete.

Elaine und Ken versuchten den Leuten weitgehend zu helfen, doch zogen sie sich damit Bills Zorn zu. Allerdings sahen seine Schwester Mary und seine im Sterben liegende Mutter Peach die Sache etwas anders.

„Bill hat die Terraformer nur abgeschaltet.“, erklärte Mary Ken bei einem geheimen Treffen. „Es gibt zwei große Anlagen. Dort befindet sich auch noch Technik. Einer der Former ist nur wenige Tage von hier entfernt.“

„Wenn wir die Anlage reaktivieren, würde sie wenigstens versuchen die Umwelt entsprechend zu beeinflussen. Außerdem bieten Anlagen dieser Größe genug isolierten Wohnraum, um von der Strahlung hier wegzukommen.“, erklärte Lyzolda, mit einem panischen Blick auf ihren Strahlungsmesser.

„Und wie sollen wir da hin?“ fragte Ken nach.

*****

Ken und Lyzolda waren mit einem umgebauten Jeep unterwegs, während Elaine die Stellung halten sollte. Die beiden Draufgänger wollten zum Terraformer vordringen und die dortigen Maschinen nutzen, um den Menschen von Dungeon City zu helfen. Um das erreichen, bauten sie ihr Gefährt für diese äußerst gefährliche Mission um.

Kaum waren ihre beiden Freunde weg, hörte Elaine, wie hinter ihr zwei Karabiner durchgeladen wurden. „Was ...?“ fragte sie fassungslos und drehte sich langsam um. Bill Custer und zwei seiner Leute grinsten sie an.

„Nun, ihr Leute mögt ja meine Schwester und meine Mutter überzeugt haben, sich auf eure Seite zu stellen, aber ich sehe die Sache ganz anders. Vor allem habe ich keine Lust, dass sich hier etwas ändert.“

Kurz darauf befand sich Elaine in einer kleinen Seitenhöhle und wurde an die Wand gekettet. „Um ihre Freunde kümmern wir uns noch. Ich bin sicherlich vor ihnen beim Terraformer. Immerhin kenne ich die alten Wartungsschächte mit den Schienensystemen.“; posaunte der junge Custer aus und grinste dabei hämisch. „Wir werden den beiden einen heißen Empfang bereiten. Jungs, wir gehen.“

Elaine wartete zur Sicherheit noch einige Minuten, dann entwandt sie sich der Handfesseln. So schnell bekam kein Mann eine ausgebildete Companion mit Handschellen festgemacht. Grimmig suchte sie nach ihren Sachen, die Custer achtlos in die nächste Ecke befördert hatte. Zum Glück war noch alles da.

„Ken, hier ist Elaine. Es gibt da ein Problem.“

„Gai si, ein Problem?“

“Ai, Bill Custer will die Mission scheitern lassen. Er plant einen Hinterhalt. Es gibt wohl eine unterirdische Verbindung, die er dazu benutzen kann.“

„Ta ma de, Elaine! Aber wir machen weiter. Wir müssen die Leute retten, auch wenn wir dabei sterben. Ein Gauner wie Bill Custer darf nicht obsiegen und den Namen seines Großvaters dermaßen in den Dreck ziehen.“

„Shiny, genau das wollte ich höre.“, gab Elaine zurück. „Ich werde von hier aus sehen, was ich machen kann.“

„Shiny.“

*****

Elaine hatte sich zum Haus der Custers geschlichen. Bill war schon unterwegs und als die junge Companion den beiden Custer-Frauen die Situation erklärte, waren diese entsetzt.

„Das kann doch nicht wahr sein!“, rief Mary fassungslos aus. „Das hätte ich von meinem Bruder niemals erwartet. Wir müssen ihn aufhalten. Er ist sicherlich schon unterwegs.“

„Gibt es Leute, die uns unterstützen können?“

Mary nickte. „Ja, einige alte Freunde meines Großvaters.“

Elaine lächelte. „Ai, genau das, was ich brauche.“

*****

Gai si, dachte Elaine, während sie mit dem unterirdischen Zug Richtung Terraformer rasten. Mary hätte mir ja sagen können, das sie ‚alt’ wörtlich meint. Immerhin hatten sich zehn Veteranen freiwillig gemeldet und die Krücken gegen Waffen ausgetauscht.

Sie erreichten den Terraformer fast gleichzeitig mit Ken und Lyzolda. Elaine nahm erneut Funkkontakt auf: „Wir sind da. Suchen den Weg. Bis dann.“

„Ai.“

‚Weg suchen’ war die richtige Bezeichnung. Immerhin kannte sich niemand in der Anlage aus, die wie eine Kleinstadt konzipiert war. Die Männer waren sogar ziemlich erstaunt, dass alles so gut in Schuss war und in den unzähligen Quartieren und verschachtelten Bauten Technik und Nahrungsmittel lagerten.

„Bill hat uns immer gesagt, es gäbe nichts hier draußen, die Allianz hätte alles mitgenommen, wir müssten selbst für uns Sorgen und auf uns achten.“, meinte einer der Männer fassungslos.

„Dieser Bendan hat gelogen, um sich selbst Vorteile zu verschaffen. Durch das abschalten der Terraformer wurde zwar verhindert, dass eine lebensfreundliche Atmosphäre gebildet wird, aber diese Anlage hier ist in sich geschlossen und mit Schleusen versehen, damit in einem Notfall ein Überleben gewährleistet ist – auf viele Jahre hinaus.“

In diesem Augenblick wurde unter ihnen ein jammernder Schrei laut und Elaine zuckte nervös zusammen. Sie aktivierte das Funkgerät: „Ken, ich habe gerade den gedämpften Schrei einer Frau gehört.“

„Ta ma de! Das war Lyz. Sie ist hier oben durch einen kaputten Gullydeckel gebrochen und in die Kanalisation gefallen. Scheinbar funktioniert das System irgendwie noch, auch wenn ich die Technik nicht erklären kann. Jedenfalls ist sie mit der starken Strömung mitgerissen worden und wird uns nicht mehr weiterhelfen können.“

„Ich verstehe, dann ziehen wir die Sache eben alleine durch.“

„Genau. Ich stehe vor einer Schleuse zu einem Flughangar und gehe jetzt rein. Hier bekomme ich am einfachsten Zugang. Jemand hat wohl vergessen, die Tore richtig zu schließen.“

„Sieht nach Absicht aus, Ken.“

„Ich weiß, also beeil dich!“

*****

Elaine hatte mit ihren Leuten den Hangar betreten und sich zu Ken in die Deckung begeben. „Ich glaube, da versteckt sich jemand in den Fliegern. Und das da hinten, dass sieht nach unserem Shuttle aus.“, erklärte Ken angesäuert. „So viel dazu, dass der liebe Bill keinen Zugriff auf moderne Technik hat. Der Kerl ist ein verdammter Lügner. Ta ma de! Und seine Leute lässt er leiden.“

„Wie gehen wir jetzt vor, Ken?“

„Du wartest hier, ich gucke da hinten bei der Maschine nach dem Rechten. Sieht so aus, als wäre die Abdeckung vor kurzem unsauber drübergezogen worden.“

„Viel Glück.“, flüsterte Elaine und lugte vorsichtig ins Innere des Hangars.

Ken atmete tief durch, dann lief er geduckt an der Seite der Halle entlang, bis er an dem Flieger ankam. Scheinbar hatte ihn niemand bemerk. Der Gambler hörte leise Stimmen aus dem Flugzeug und fühlte sich bestätigt. Es war ein Hinterhalt. Ken schlich sich nach vorne und warf einen Blick auf das kleine Geschütz des Fliegers. Da, eine kleine Bewegung, jemand saß am Abzug.

Elaine versuchte in diesem Augenblick ebenfalls, ihre Position zu verändern, um ein besseres Schussfeld zu haben. Die junge Companion spurtete los, stieß dabei aber gegen ein am Boden liegendes Werkzeug, das scheppernd über den Boden schlitterte. Das Geschütz des Fliegers ruckte augenblicklich los und fraß sich eine Spur über den Boden auf Elaine zu.

Ken zögerte keinen Augenblick und rammte seine Pistole in die Mechanik des Geschützes, doch leider hatte er nur mäßigen Erfolg. Elaine erkannte die Gefahr und ließ von ihrem ursprünglich Plan ab. Stattdessen lief sie in gerade Linie vom Kugelhagel weg, doch es war klar: Weit würde Elaine kaum kommen.

Just in diesem Augenblick hörte das Geschütz auf Kugeln zu spucken. Die Munition war offensichtlich leer - und Ken hatte die Nase voll. Er klopfte gegen den Flieger: „Leute, ihr habt zehn Sekunden Zeit, um euch zu ergeben. Wir haben hier draußen erfahrene Soldaten, Sprengstoff und Waffen. Ihr habt keine Chance. Also macht keine Dummheiten und ergebt euch! Das Spiel ist aus!“

Nach Ablauf der Frist öffnete sich der Flieger und ein paar junge Männer kamen heraus. Sie warfen ihre Waffen zu Boden. „Wir ergeben uns. Bill ist noch im Flieger, wir haben ihm eins übergezogen. Er weiß einfach nicht, wann das Spiel aus ist.“

„Shiny.“, sagte Ken und grinste.

*****

Sie hatten die Bevölkerung in die entlegene Terraform-Station evakuiert und den Sträflingskomplex erst einmal abgeschaltet. Eine Evakuierung vom Planeten war derzeit kaum möglich und es mangelte auch an Medikamenten, um die Erkrankungen ordentlich zu behandeln. Doch Ken, Elaine und Lyzolda versprachen Hilfe zu holen – ohne die Allianz dabei aufmerksam zu machen.

Sie erneuerten die Energiezellen des Shuttles und verabschiedeten sich von den dankbaren Bürgern. Dann ging es zurück nach Angel Moon, wo Jonathan irgendwo wartete und sicherlich für Ärger gesorgt hatte.

*****

Tatsächlich hatte der smarte Pilot mit dem gewinnenden Lächeln und einer Vorliebe für Raumschiffe und Waffen, erst einmal ruhig und überlegt gehandelt. Nach dem er sich von Alistair verabschiedete, hatte sich Jonathan seinen Stetson erst einmal tief in die Stirn gezogen und war schnurstracks in den Saloon marschiert.

Jonathan sah die beiden Kerle gemeinsam am Tisch sitzen, die ihn zusammengeschlagen und dann erst mit Klebstoff und dann mit Isolierkügelchen bedeckt hatten. Er atmete tief durch und trat an den Tisch.

„Ni hau. Ich denke, ihr kennt mich noch.“, sagte er grinsend. Die beiden Männer erstarrten. „Keine Angst, ich sehe ein, dass ich über die Stränge geschlagen bin und wollte mich Entschuldigen. Meine schlechten Erfahrungen sollten meine Objektivität nicht trüben. Und hey, ihr habt Recht, der Krieg ist schon lange vorbei. Kann ich euch eins ausgeben?“

Die beiden Kerle grinsten breit. „Gerne. Und Mann, tut uns auch leid. Ist dumm gelaufen.“

„Ach, das kann doch mal passieren. Gibt es eine Chance, meine Sachen zurück zu bekommen?“

„Klar. Außer das Gewehr. Das haben wir verkauft. Alles andere liegt hinter dem Tresen.“

Jonathan schluckte einen Fluch hinunter und zügelte seine Wut. „Ach, bin ich ja auch selber Schuld. Aber vielleicht kann ich die Waffe ja zurück kaufen.“

„Na ja, probieren kannst du es, dürfte aber schwer sein. Wir haben die Waffe an Doug Sidious verkauft. Der sammelt Waffen und gibt so was nicht schnell wieder her. Er sammelt allgemein gerne Dinge.“

„Wo finde ich diesen Mister Sidious denn?“

„Entweder in seinem Büro in der Stadt oder oben in der Diamantenmiene. Da ist er tagsüber meistens.“

Jonathan unterdrückte ein Lachen. Als ob es auf Angel Moon wirklich so etwas wie Tag und Nacht gäbe. Der erfahrene Pilot gab noch eine Lokalrunde, schnappte sich seine Sachen und verließ den Saloon. Er stapfte den beschwerlichen Weg zur Miene hoch und wandte sich dann an das kleine Büro dort. Zwei Männer stoppten ihn jedoch.

„Mister Sidious mag keine Besucher. Und erst recht keine neugierigen Fremden.“

„Ich bin kein neugieriger Fremder, sondern will geschäftlich mit Mister Sidious reden.“

„Oh, das ist etwas anderes.“

Wenige Minuten später stand Jonathan vor Doug Sidious, einem ausgemergeltem Kerl in edlem schwarzem Anzug. Sidious wirkte gereizt, als Jonathan eintrat.

„Mister Sidious, sie haben eine Winchester erstanden, die aus meinem Besitz stammt. Die Waffe wurde mir gestohlen und ich hätte sie gerne wieder.“

„So eine teure Waffe können sie doch gar nicht bezahlen, Mann. Und was habe ich damit zu schaffen, wenn ihnen so ein Schätzchen geklaut wird? Das geht mich nichts an.“

„Das ist mein Eigentum und das will ich zurück, egal wie.“

Doug Sidious zuckte zusammen, als hätte er einen kleinen elektrischen Schlag bekommen. „Sie wollen das Ding wohl unter allen Umständen, eh? Ich schätze sie mal so ein, dass wir entweder ins Geschäft kommen oder sie mir zusetzen, eh?“ fragte der Mienenbesitzer grinsend.

Jonathan grinste zurück.

„Ich verstehe. Haben sie ein Raumschiff?“

„Nein, leider nicht.“

„Dann kommen wir nicht ins Geschäft und da ich meine Sicherheit mag, werden sie halt sterben.“ Kaum hatte Sidious die letzten Worte ausgesprochen, öffneten sich zwei Türen und bewaffnete Männer stürmten das Büro.

„Auf den Sheriff brauchen sie nicht zu hoffen, bei meinem Einfluss macht hier jeder was ich will – oder er wir aufgeknüpft. Yeah, genau das ist es. Werft den Kerl ins Gefängnis und holt mir den Judge. Ich will eine offizielle Anklage wegen ... hm ... Diebstahl.“

Jonathan tobte und fluchte, doch es half ihm nichts.

[Fortsetzung folgt]
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Taysal am 26. Juli 2007, 18:03:50
Die Hände auf den Rücken gefesselt, mit hoch erhobenem Kopf und einem Lied der Browncoats auf den Lippen schritt Jonathan dem Galgenhügel entgegen: „... i don't care, i'm still free ...“

Der Henker und der örtliche Shepherd empfingen Jonathan. Sie legten ihm den Strick um den Hals, den Knoten seitlich.

„... tell them i ain't comin' back, burn the land and boil the sea …”

Der Shepherd sprach noch einen kurzen Segen. Dann sah er Jonathan an: „Mein Sohn, hast du einen letzten Wunsch?“

„... there's no place i can be, since i found serenity, but you can't take the sky from me! Ja, Shepherd, ein Pferd. Ich will wie ein Mann sterben.“

Ein Raunen ging durch die Menge. Sidious zuckte mit den Schultern. „Holt Camilla!“ Wenige Minuten später saß Jonathan auf einer klapprigen Stute. Stolz und mit erhobenem Kopf wartete der junge Pilot auf seinen Tod.

In diesem Augenblick stürzte ein Firefly-Shuttle aus dem Himmel herab, raste in einem eleganten Bogen auf den Henkershügel zu und stoppte mit einem scharfen Schwenk, die geöffnete Seitenluke zum Galgen hin. Am Steuer saß Elaine und in der Seitentüre stand Ken, eine Zigarre im Mundwinkel und eine Pistole in der Hand.

„Hey, das ist unser Bendan!“ rief Ken aus, nachdem er die Zigarre lässig ausgespuckt hatte. „Wenn den einer umbringt, dann wir.“

Camilla sah das ähnlich. Die Stute bekam es wegen dem lärmenden Shuttle mit der Angst zu tun und stieg hoch. Jonathan versuchte das Tier zu beruhigen und trat ihm die Fersen in die Flanken, was Camilla wiederum zum Laufen brachte.

Ken erkannte die Situation sofort, legte kurz an und schoss den Strick durch, bevor das Tier endgültig durchging. Jonathan ergab sich einige Meter später seinem Schicksal und ließ sich abwerfen. Er kam mit einer kleinen Schramme davon.

Elaine landete das Shuttle und Ken sprang raus. „Was ist hier los?“ fragte er in die Menge hinein und die Leute zeigten zu Doug Sidious hoch. Der magere Kerl  grinste breit.

„Ni hau, willkommen. Ich glaube sie sind genau der Schlag von Leuten, mit denen ich gerne Geschäfte mache. Vergessen wir doch einfach diese leidige Geschichte mit ihrem Bendan und gehen in mein Büro. Bei einem Drink lässt es sich doch angenehmer reden.“

*****

Die Mannschaft saß Doug Sidious gegenüber. Sidious hatte die Hände aneinander gelegt und betrachtete seine Gäste eingehend. „Nun, wie sie wissen, landet einmal im Jahr ein Schiff der Allianz auf Angel Moon, um uns mit den wichtigsten Materialien zu versorgen. Sie können sich vorstellen, dass mir das als Geschäftsmann einfach zu wenig ist.

Deswegen habe ich Kontakt mit einem Freihändler, der mehrmals im Jahr geschäftlich mit mir verkehrt. Natürlich wissen nur die wenigsten Leute hier davon, immerhin soll der Frachter meine Waren transportieren. Ich bin ja kein Wohltätigkeitsverein.

Beim letzten Treffen, vor sieben Wochen, scannte der Freihändler auf Mond 37 ein Schiffswrack. Sein Schiff war zum Landen zu groß und ein Shuttle hatte der Frachter nicht. Also verkaufte er mir die Informationen.

Ich habe den Cortex durchsucht und an die richtigen Leute eine Wave geschickt. Tatsächlich habe ich herausgefunden, um was für ein Schiff es sich handelt.“

Sidious machte eine bedeutungsschwangere Pause, dann fuhr er überheblich lächelnd fort: „Es ist das Wrack der Erfurt, einem der Generationenschiffe, die damals ins Sonnensystem kamen. Es fiel vom Kurs ab und galt als verschollen. Auf Grund seiner eher unwichtigen Fracht, wurden auch nie Nachforschungen angestellt. Allerdings ist das Schiff für einen Schatzsucher von großem Wert. Vor allem, wenn dieser Schatzsucher ein passionierte Jäger und Waffennarr ist - wie ich.“

„Was war denn an Bord der Erfurt?“ fragte Elaine neugierig.

„Wild- und Zootiere. Das einzige Schiff, dass für solch nutzlose Fracht abgestellt wurde. Menschen, Ausrüstung und Nutztiere waren damals wichtiger, als wir die Erde von Einst verließen. Es hatte niemand Verwendung für unsichtbare Gazellen und zweiköpfige Löwen.“

Ken kam ins Grübeln, sein Wissen um die Tierwelt von Einst war lückenhaft, aber er glaubte, der Löwe wäre unsichtbar gewesen. Aber Ken wollte an dieser Stelle nichts einwenden und hörte Sidious lieber weiter zu.

„An Bord der Erfurt befinden sich Millionen von DNS-Mustern. Alle gut verpackt in kleine Röhrchen. Und mit ein wenig Glück, sind sie alle auch noch intakt. Das bedeutet unermesslicher Reichtum. Wir können das ganze System mit neuem Leben überziehen, so wie es früher mal war. Und wir können die Tiere schießen und essen.“

„Aber ist das nicht ein Verstoß gegen das Zucht- und Artenschutzprogramm der Allianz? Das Parlament hat doch erklärt, warum es keine Massenzucht geben kann und dass die Ökosysteme der Welten sehr empfindlich sind.“, warf Ken ein.

„Unsinn, was kümmert mich die Allianz?“ rief Sidious aus. „Entweder man ist für mich oder gegen mich, wie ihnen ihr Bendan sicherlich bestätigen kann. Außerdem zahle ich gut.“

Die Mannschaft nickte. Das war jetzt mal wirklich ein gutes Argument. „Ich hätte gerne mein Gewehr zurück.“, meckerte Jonathan leise und Doug Sidious lachte.

„Das Teil war teuer und gehört zu meinen Schmuckstücken. Also entweder zahle ich sie aus oder sie bekommen das Gewehr zurück. Ich bin ja kein Unmensch und räume ihnen gerne die Möglichkeit ein, die Waffe zurück zu bekommen. Mehr werde ich keinesfalls anbieten. Ihr Schmuckstück hat bei mir jedenfalls einen Ehrenplatz.“

„Einen Ehrenplatz?“

„Einen Ehrenplatz, ai.“ Sidious klatschte in die Hände und ein Sklave asiatischer Herkunft trat ein. „Öffne die Wand, meine Gäste möchten einen Blick auf meine Exponate werfen.“

Der Sklave verbeugte sich geflissentlich und betätigte einen verborgenen Hebel. Ein Teil der Bürowand fuhr seitlich weg und gab den Blick auf eine kleine Halle frei. Waffen, Raumschiffteile, ausgestopfte Tiere, Felle und Kunstgegenstände waren fein säuberlich angeordnet. In einer Vitrine lag Jonathans geliebte Winchester. Doch nur ein Ausstellungsstück zog sofort die Blicke der Wind Drake-Mannschaft auf sich: Ein gläserner Käfig mit Luftlöchern, eingerichtet wie ein gemütliches Wohnzimmern. Und es gab einen Bewohner.

Gekleidet in feinsten weißen Zwirn, einen goldenen Marshalstern auf der Brust prangend, saß ein älterer Mann in einem der Sessel. Er blickte kurz auf, warf einen abfälligen Blick auf seine Besucher und vertiefte sich anschließend wieder in die Studien der heiligen Schrift, die vor ihm aufgeklappt lag.

„Jesus Saint, der ehemalige Marshall von Holy Grale. Er gilt seit drei Jahren als tot, aber wie sie sehen, pflege ich mein Eigentum sehr gut.“ Ken, Elaine und Jonathan schluckten schwer. Bei Doug Sidious musste man Vorsicht walten lassen. „Er kam mir vor einigen Jahren in die Quere und behinderte meine Geschäfte. Ich fand diese Lösung amüsanter, als eine Kugel in den Kopf.“

Sidious gab seinem Sklaven einen Wink und die Wand wurde wieder geschlossen. Seinen Gästen war klar, dass der Mann keineswegs nur seine Ausstellung präsentieren wollte, sondern auch deutlich gemacht hatte, dass er keine Gnade kannte. „Ich erwarte ihre Antwort heute Abend.“
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Caliostro am 16. August 2007, 16:30:19
Na was ist denn hier los? Ist die SH eingeschlafen?
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Taysal am 16. August 2007, 16:33:36
Nein, ich komme mit dem schreiben derzeit nicht richtig nach. :D

Ich hoffe die Tage endlich damit fertig zu werden und den Bericht eines Spielers eingetrieben zu haben. :)
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Taysal am 21. August 2007, 18:30:21
Ken, Elaine, Jonathan und Lyzolda saßen in Elaines Shuttle und waren unterwegs nach Moon 37. Sie hatten die junge Jordan Kramer mit an Bord genommen, eine hervorragende Mechanikerin, die sich danach sehnte Angel Moon verlassen zu können. Sie erhoffte sich als Teil der Crew einen guten Job und eine Passage nach Irgendwoandershin.

Die Mannschaft der Wind Drake hatte die beiden Shuttles miteinander gekoppelt. Elaines Shuttle spielte das Trägerschiff und war mit Sauerstoffflaschen vollgeladen. Immerhin waren sie mit mehreren Personen unterwegs und die Flugzeit von einem Mond zum anderen Mond konnte mehrere Stunden betragen. Der Sauerstoff war knapp kalkuliert, doch mit ein wenig Glück gab es an Bord der Erfurt Vorräte oder intakte Systeme, um die Atemluft wieder aufzufrischen.

Der Flug verlief ziemlich ereignislos. Jonathan warf einen kurzen Blick auf die Scanner, dann wandte er sich wieder dem Weltraum zu. Er liebte diese Aussicht. In einiger Entfernung konnte er Asteroiden erkennen, die in großem Abstand Moon 37 umkreisten, ihr Ziel.

Jonathan änderte leicht den Kurs und trat in die Atmosphäre des Planeten ein. „Keine Energiesignaturen.“

Jordan hatte ihren Laptop an die Shuttlesysteme angeschlossen und nickte. „Das kann ich bestätigen. Der Planet hat eine Standradgravitation. Es gibt eine Atmosphäre, aber sie ist für den Menschen giftig. Mehr als einen Atemzug würde ich nicht wagen. Auch der bloße Kontakt mit der Haut kann zu Problemen führen.“

„Okay, dann sollten wir in die Schutzanzüge schlüpfen.“, sagte Lyzolda und zog sich bereits um. Die anderen taten es ihr gleich, bis auf Jonathan, der ihr Ziel anflog.

„Da ist die Erfurt. Liegt ein Drittel über einer fast fünfhundert Meter hohen Klippe. Das riecht förmlich nach Ärger, Leute. Ta ma de, nur zwei mögliche Landeflächen – beide genau neben dem Wrack. Das Schiff ist verdammt ungünstig abgeschmiert. Alternativ könnten ich die Shuttles in einen großen Felsspalt klemmen.“

„Nein.“, sagte Elaine, während sie den Schutzhelm schloss und auf Funk umschaltete. „Bloß keine waghalsigen Manöver, Jonathan. Du bist gut, aber trotzdem wollen wir kein Risiko.“

Elaine zeigte mit dem Finger an ihren Schminkspiegel. Dort hatte sie einige Notizen festgeklemmt. „Guck auf den Baum des Kommandos, mein Lieber und merk dir nochmals, keine waghalsigen Manöver.“

Während Lyzolda zurückblieb, stiegen die anderen in das zweite Shuttle um und lösten die Raumschiffe voneinander. Jonathan schlüpfte schmollend mit den Füßen in seinen Schutzanzug. Der Autopilot hielt die Shuttles genau auf Position. In dem Moment kreischte Lyzolda im Funk laut auf: „Reaver! Da ist ein Reaverschiff!“ Schon sauste der Schatten des zweiten Shuttles, was Elaine liebevoll Breeze getauft hatte, vorne am Cockpit vorbei.

Jonathan sprang auf den Pilotensitz und änderte ebenfalls den Kurs. Er warf einen Blick nach draußen. „Gai si! Wo kommen die denn plötzlich her? Festhalten!“

Der begnadete Pilot ließ Elaines Shuttle, was die Mannschaft Sough genannt hatte, in die Tiefe fallen und fing es kurz vor dem Erdboden ab. „Haben wir sie abgehängt?“

„Harpunen, die schießen mit Harpunen!“ kreischte just in diesem Augenblick Lyzolda über Funk. „Getroffen, ich bin getroffen. Hilfe! Sie ziehen mich ran!“

„Ich dachte immer es gäbe keine Reaver.“, sagte Elaine leise. Sie war blass und schluckte schwer.

„Ich springe ab Leute, ich springe ab! Fangt mich auf!“

„Diese Hulijing!“ fluchte Jonathan und zog die Sough wieder hoch. Er orientierte sich kurz und hatte augenblicklich den Überblick. Über ihnen hing die Breeze an einem Fanghaken und wurde in ein großes Reaverschiff gezogen. Lyzolda hatte sich eines von Elaines seidenen Bettüchern geschnappt und stand verängstigt an der Seitenluke, die sie aufgezogen hatte.

„Lieber sterbe ich, als lebendig gefressen zu werden!“ rief sie über Funk und stieß sich vom Shuttle ab.

„Ta ma de!“ schrie Jonathan entsetzt auf. „Ni de ma de. Tian Xia suo you de ren dou gai si."

Jonathan bot sein ganzes Können auf. Die Triebwerke protestierten laut, als er die Maschine überzog und senkrecht aufwärts schoss. Tatsächlich, bevor Lyzolda ihren provisorischen Fallschirm überhaupt einsetzen konnte, knallte sie schon hart auf der Sough auf.

Jonathan verlangsamte das Shuttle vorsichtig und sah sich nach den Reaver um. „Holt sie rein, schnell!“

Elaine und Ken folgten seiner Anweisung, während Jordan nach der glühenden Maschine sah. Kaum war Lyzolda in das sichere Shuttle gezogen, gab Jonathan Vollgas. Keinen Augenblick zu früh, denn die Reaver nahmen die Verfolgung auf. Sie hatten die Breeze in eine Verankerung gezogen und versuchten nun das zweite Shuttle ebenfalls zu harpunieren.

Jonathan ließ die Sough in eine Schlucht rasen, fing sie erneut knapp über dem Boden ab und zischte im toten Winkel der Reaver davon. Als er eine überhängende Klippe entdeckte, landete er darunter und schaltete die Maschine an. „Hoffentlich finden sie uns nicht.“

Sie warteten etliche Minuten. Ken warf einen besorgten Blick auf die Sauerstoffversorgung. „Leute, ich will keine Panik machen, aber ohne die Sauerstoffflaschen aus dem anderen Shuttle, wird die Zeit für uns ziemlich knapp.“

In diesem Augenblick jagte das Reaverschiff jaulend auf sie zu. Jonathan reagierte sofort, doch bevor er durchstarten konnte, durchschlug eine Harpune das Shuttle.

„Hoon dan!“ schrie Jonathan auf und versuchte vom Reaverschiff wegzukommen.

„Nicht so feste!“ schrie in Jordan an und sprang nach hinten. Sie zog ein kleines Werkzeug aus ihrer Gürteltasche. „Nur so viel, dass wir langsam rangezogen werden. Bei zu viel Kraft reißt es uns sonst auseinander. Ich bekomme das Problem schon in den Griff.“

Die rothaarige Mechanikerin hantierte an der Trefferstelle herum. Plötzlich löste sich der Teil der Hülle, in dem die Harpune saß und die Sough machte seinen Satz nach vorne. Wertvoller Sauerstoff ging verloren, während Jordan das Loch notdürftig schloss. Sie war froh, ein kleines Vermögen in ihr Werkzeug investiert zu haben.

Jonathan schnappte nach Luft und ihm wurde kurz übel. Die giftige Atmosphäre hatte ihm zugesetzt, denn der Pilot hatte versäumt, seinen Schutzanzug zu schließen. Das holte er sofort nach, dann tauchte Jonathan erneut in die tiefen Felsschluchten von Moon 37 ein. Geschickt manövrierte er die Reaver aus und suchte für das Shuttle ein besseres Versteck. Hier warteten sie nun schweigend ab. Ken warf einen Blick auf die Sauerstoffanzeige und wusste, dass es verdammt knapp würde. Zu knapp.

„Ta ma de!“ stieß er nach einigen Minuten hervor. „Wir haben zu wenig Atemluft, um es wieder zurück nach Angel Moon zu schaffen. Wenn wir in der Erfurt keinen Sauerstoff finden, sind wir verloren. Oder hat jemand Lust die Reaver um Hilfe zu fragen?“

Ein kollektives Kopfschütteln war die Antwort. „Dann los.“, sagte Jonathan und verließ mit dem Shuttle langsam das Versteck. Von den Reavern war nichts zu sehen, trotzdem war die Mannschaft vorsichtig.

Jonathan landete die Sough sanft auf der Erfurt, doch die Außenhülle brach ein Stück ein. Also setzte er das Shuttle auf einem der kleinen Felsenstück auf, die sich seitlich des großen Frachters befanden. „Beeilung, Leute! Wer weiß, wann die Reaver zurückkommen.“

In ihren Schutzanzügen stapften die fünf los. Jordan öffnete die seitliche Zugangsschleuse manuell, dann traten sie alle in die Dunkelheit der Erfurt ein. Nur ihre Taschenlampen sorgten für die nötige Helligkeit.

Sie machten sich auf den Weg zum Maschinenraum. Jordan hoffte die Maschinen reaktivieren oder wenigstens eine aufgeladene Batterie finden zu können, um die wichtigsten Systeme ins laufen zu bringen. Tatsächlich waren die Maschinen halbwegs intakt, was Jordan freute.

„Jonathan, schnapp dir einen der langen Schläuche, mach ihn vorne am Tankstutzen fest und dann am Sauerstofftank der Sough. Ich werfe eine der Maschinen an und aktiviere die Lebenserhaltungssysteme.“

„Ai, kein Problem.“

„Shiny, endlich klappt mal was.“, sagte Ken. „Lyz, Elaine und ich streifen durchs Schiff und suchen die Röhren mit dem Genmaterial. Falls was ist, meldet euch über Funk.“

*****

Jonathan hatte - wie befohlen – die Verbindung zum Sauerstofftank hergestellt. Tatsächlich funktionierten die wichtigsten Systeme der Erfurt noch und so gab es frische Atemluft für alle. Der Rückflug war gesichert. Allerdings bereitete die leichte Vibration der Erfurt, hervorgerufen durch die arbeitenden Maschinen der Erfurt, Jordan Sorgen. Immerhin war der felsige Untergrund leicht brüchig und Staub rieselte in die Tiefe.

Das bereitete Jonathan nur wenig Kopfzerbrechen. Er dachte an seine geliebte Winchester und überlegte, wie er sie am einfachsten zurückbekommen könnte. Immerhin war Sidious ein menschenverachtender Sklavenhändler und hielt einen ehrbaren Marshal gefangen. Also dürften die anderen leicht zu überreden sein, den Mann zu überfallen, dachte sich Jonathan.

Just in diesem gedankenverlorenen Augenblick, zischte eine Harpune an ihm vorbei und schrammte über den Felsen. Jonathan wirbelte herum und erstarrte. Reaver!

*****

„Wahnsinn, so viele Lagerkammern. Wenn die Proben alle noch intakt sind, bedeutet das vielfältiges Leben im System. Das ist ein unermesslicher Wert.“, erklärte Ken den anderen.

Elaine zog einige der Röhren aus ihren Halterungen. „Da sind nur Strichcodes drauf. Ohne eine entsprechende Datenbank, können wir die Proben keinem Tier zuweisen.“

„Das machen wir noch. Wir haben ja alle Zeit der Welt. Notfalls kommen wir nochmals zurück. Ich frage mich eher, ob wir Sidious wirklich diesen Genpool übergeben sollen. Immerhin hat die ganze Menschheit ein Anrecht darauf. Oder was denkst du, Lyz? Lyz?“

Ken und Elaine drehten sich zu ihrer Kameradin um. Diese zog gerade ihre Waffe und gab einen Schuss auf einen von drei Reavern ab. „Ich denke, wir haben ein anderes Problem. Reaver!“

*****

Shiny, dachte sich Jordan. Bis jetzt war es gefährlich und aufregend, mal was ganz anderes. Und ich komme von diesem dummen Planeten weg.

Die junge Mechanikerin überprüfte den Status der Maschinen. Das Shuttle war aufgetankt. Jordan schaltete die Sauerstoffübertragung ab und drehte sich um. Vor ihr schälte sich eine menschenähnliche Kreatur aus der Dunkelheit, in den Händen eine gezackte Klinge, die nichts Gutes verhieß – ein Reaver.

*****

Der Reaver hatte seine Harpune leergeschossen. Mit einem tiefen Knurren stieß er sich von seiner erhöhten Position ab und sprang Jonathan an, um diesen mit einer rostigen Machete zu schlagen. Jonathan duckte sich im letzten Augenblick weg, griff nach dem Reaver und zog ihn nah an sich heran. Mit aller Kraft schleuderte er den Reaver über seine Schulter in die Tiefe.

„Leute, hier war ein Reaver. Ich komme mal zurück.“

*****

Jordan sah den Reaver auf sich zukommen, in seinen Augen ein wahnsinniges Leuchten. Diese Kreatur glich äußerlich einem Menschen, doch Jordan wusste, dass sie ein Monster vor sich hatte.

Der Reaver schien Spaß an der Jagd zu haben. Sobald Jordan versuchte nach einer Seite wegzukommen, schnitt ihr die Kreatur den Weg ab. Dabei kam das Wesen immer näher.

Jordan ging kurz ihre Möglichkeiten durch und erkannte, dass sie mit einem Schraubendreher keine Möglichkeit hatte, sich zu wehren. Die junge Frau blickte sich hektisch um, dann riss sie eine der Verkabelungen aus der Wand. Funken sprühten aus dem losen Ende.

Der Reaver wollte der Sache ein Ende machen und setzte zum Sprung ein. Jordn duckte sich weg und rammte dem Reaver das Kabel in den Körper. Zuckend machte er einen Schritt nach hinten und blickte ungläubig auf die verbrannte Stelle an seinem Körper.

Jordan ignorierte den Gestank von verbranntem Fleisch und stieß nochmals mit dem Kabel zu. Erneut traf sie den Reaver, der in einem Funkenregen zu Boden ging. Kraftlos versuchte er nach Jordan zu greifen, dann hauchte er sein Leben endgültig aus.

*****

Ken, Elaine und Lyzolda hatten sich bis zu den Wänden zurückgezogen. Sie feuerten mit ihren Waffen auf die Reaver, aber es gab keinen sichtlichen Erfolg. Ken schoss mit zwei Waffen gleichzeitig und versuchte, ob die Reaver eventuell gegen Betäubungsschüsse empfindlich waren. Doch auch das brachte keinen Erfolg. Allein die Kugeln rissen Wunden, doch die Reaver schienen selbst die schlimmsten Verletzungen zu ignorieren.

Elaine und Ken standen bereits mit dem Rücken zur Wand, als Lyzolda von einem heftigen Treffer aufgeschlitzt wurde und zu Boden ging. Elaine erschrak, ignorierte den Reaver vor sich und jagte dem Monster über Lyzolda eine Kugel in den Kopf. Der Reaver fiel zur Seite. Scheinbar sind sie doch zu töten, dachte Elaine und spürte einen heftigen Schmerz im Bauch.

Die Companion blickte nach unten und sah ungläubig zu, wie der Reaver vor ihr seine schartige Klinge mit einer drehenden Bewegung wieder rauszog.

„Elaine!“ rief Ken fassungslos und duckte sich erneut unter einem Hieb weg. Entsetzt musste er zugucken, wie der Reaver seine Atemmaske wegzog und in die offene Stelle des Anzugs biss, um ein Stück warmes Fleisch abzubeißen. Ken erkannte, dass sie hier vielleicht nicht lebend rauskommen würden.

Er schaltete nun auch seine zweite Waffe auf tödlichen Schaden um und jagte dem Reaver vor sich einige Kugeln in die Brust. Die Kreatur flog einen Schritt nach hinten und blieb tot liegen. Nun wirbelte der Gambler im letzten Augenblick herum und ging in die Knie. Knapp über seinem Kopf teile die blutige Klinge die Luft, die vor wenigen Sekunden Elaine zur Strecke gebracht hatte.

Ohne nachzudenken schoss Ken seine Magazine in den Reaver leer und zerschmetterte anschließend mit seinem Stiefelabsatz den Schädel der Kreatur.

*****

Auf dem Weg zum Maschinenraum bemerkte Jonathan, dass in einem der Schiffslabore ein blaues Licht brannte. Er bleib stehen und warf einen Blick hinein. Scheinbar sprang nun ein System nach dem anderen wieder an, seit dem Jordan die Stromversorgung wieder hergestellt hatte.

Neugierig besah sich Jonathan die Maschine vor sich. Sie ähnelte einer Chirugieeinheit, wie sie von der Allianz benutzt wurde. Der junge Pilot drückte einige der Knöpfe und gelang in ein Untermenü. Verschiedene Spinnentiere wurden aufgeführt. Jonathan überlegte, ob er weiter sein Glück versuchen sollte, als plötzlich ein Ruck durch das Schiff ging.

„Wir müssen hier raus!“ meldete sich Jordan über Funk. „Die Erfurt wird gleich abrutschen.“

Auch Ken schaltete sich nun ein: „Ich brauche Hilfe, Elaine und Lyz sind schwer verletzt. Ich habe sie stabilisieren können, aber ich kann sie nicht alleine transportieren.“

*****

Mit den zwei verletzten Frauen und einem halben Dutzend Röhren hastete die Mannschaft durch das Schiff zurück. Während Jordan und Ken ins Shuttle sprangen, löste Jonathan den Zugangsschlauch. Just in diesem Augenblick kippte die Erfurt nach vorne weg und riss Stücke der Klippe mit sich. Jonathan zögerte keinen Augenblick und öffnete das Schott des Shuttles, um ins Innere zu springen. Dabei ging erneut kostbare Atemluft verloren. Doch gegenwärtig war die Crew in Ordnung.

„Ta ma de!“ fluchte Ken und sah dem abstürzenden Wrack hinterher. „Wir haben noch immer zu wenig Atemluft, um bis nach Angel Moon zurück zu kommen.“ Der Gambler versorgte die Verletzungen der Verletzten. Mit einem müden Lächeln und einem leisen „Au“ kam Elaine wieder zu sich.

„Wir könnten uns doch das andere Shuttle zurückholen.“, meinte Jonathan und zeigte aus dem Fenster. Knapp einhundert Meter entfernt klemmte das Reaverschiff in einer tiefen Felsspalte. „Zwar keine angenehme Vorstellung da rein zu müssen, aber was anders bleibt uns doch kaum übrig.“

Die anderen nickten und wenige Minuten später landete Jonathan die Sough unterhalb des Reaverschiffs. Vorsichtig machten sich Ken, Elaine, Jonathan und Jordan auf den Weg. Sie schlichen sich an das martialisch aussehende Schiff und waren äußerst aufmerksam, doch es rührte sich niemand.

„Vielleicht haben wir sie alle erledigt?“ gab Elaine über Funk durch.

Ken nickte. „Könnte sein. Aber wir sollten vorsichtig sein. Ich habe gehört, dass sich Reaver auf die Anbringung von Sprengfallen verstehen.“

„Das sind doch nur verfressene Monster.“, erklärte Jonathan und zog sich zum Schott des Schiffs empor. Er sah sich kurz das Sicherheitsschloss an und tippte dann einige Zahlen ein. „Wird einfach sein, in so ein Reaverschiff hineinzukommen.“

*****

„Sei beim nächsten mal vorsichtiger.“, sagte Jordan verärgert, während sie mit ihrem Werkzeug einen Weg ins Innere des Schiffs bahnte. „Die Explosion hätte dich umbringen können.“

Ken schloss mit einem Spray die Wunden Jonathans und klebte dann Isolierband über die offenen Stellen des Anzugs. Anschließend folgten sie Jordan ins Innere des Schiffs.

„Niemand da, wir haben sie wohl alle erledigt.“, stellte Elaine nach einigen Minuten erleichtert fest.

„Shiny!“ rief Jonathan aus. „Wunderbar. Hier ist der Hangar, da steht unsere Breeze.“ Er marschierte sofort los und versuchte das Shuttle zu öffnen. Kens Warnruf kam zu spät – schon gin eine weitere Sprengfall hoch.

*****

Glücklicherweise hatte es Jordan geschafft und weitere Fallen entschärfen können. Obwohl beide Shuttles beschädigt waren, landeten sie sicher auf Angel Moon. Die Mannschaft hatte sich vorher abgesprochen und war übereingekommen, dass sie Doug Sidious die erbeuteten Proben lieber vorenthalten sollten. Immerhin war der Mann durch und durch kriminell.

Sidious nahm die Nachricht gelassen auf. „Schade, dass die Mission gescheitert ist. Aber das kann geschehen. Es betrübt mich, dass sie auf Reaver getroffen sind. Das hat die Aufgabe ja erschwert. Nehmen sie bitte meine Entschuldigung an. Natürlich werde ich die Reparaturen der Shuttles übernehmen. Zufälligerweise habe ich einen weiteren Auftrag für sie. Vielleicht werden sie diesen besser erledigen können.“

Doug Sidious entblößte seine Zähne zu einem Haifischlächeln.
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Topas am 22. August 2007, 11:46:49
Zitat
Ich brauche Hilfe, Elaine und Lyz sind schwer verletzt. Ich habe sie stabilisieren können, aber ich kann sie nicht alleine transportieren.“

Zitat
Die anderen nickten und wenige Minuten später landete Jonathan die Sough unterhalb des Reaverschiffs. Vorsichtig machten sich Ken, Elaine, Jonathan und Elaine auf den Weg.


Sind sie dazwischen irgendwann geheilt worden ? Und 2*Elaine?

Ansonsten sehr schön und spannend geschrieben.
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Taysal am 22. August 2007, 12:42:33
Ausgebessert. Danke für den Hinweis. :)

Beim schnellen runtertippen passieren halt manchmal Schönheitsfehler. :D
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Taysal am 11. September 2007, 15:43:46
... Doug Sidious entblößte seine Zähne zu einem Haifischlächeln, bevor er fortfuhr:

„New Hall wurde vor kurzem zur Kolonisierung freigegeben. Obwohl die Allianz ihre Kolonisten mit allen nötigen Dingen ausrüstet, benötigen die Menschen dort zusätzliche Lebensmittel, Werkzeuge und Handelwaren. Dinge, die vom Parlament limitiert wurden, um zum Einen die Kosten gering zu halten und zum Anderen allen die gleiche Chance für ein neues Leben einzuräumen.

Ich bin nun zufällig im Besitz eines Kontingents guter Werkzeuge und diese kleine Kolonie auf New Hall verfügt über Rinder, die ich gerne hätte. Zu diesem Zeitpunkt würde die Allianz einen Handel kaum gutheißen und alleine die Zölle und Steuern sind viel zu hoch, ganz zu schweigen von der Mautgebühr. Also, sie sehen worauf ich hinauswill.“

„Kein Problem!“ antwortete Ken.

*****

„Kein Problem?“ fragte Elaine, während sie mit der Wind Drake durchs All schossen. „Wir haben genug Probleme. Und dieser Job für Sidious klingt nach weiteren Problemen. Denk daran, wir trauen dem Kerl nicht.“

„Bei ihm weiß man wenigstens woran man ist, Elaine.“, entgegnete Ken. „Schreib lieber weiter in dein Tagebuch und konzentrier dich darauf, Jonathan im Blick zu behalten. Ich glaube der Kerl leidet unter einer Schizophrenie. Jedenfalls habe ich einige Positivsymptome an ihm festgestellt, die mir zu denken geben. Unter anderem seine formalen und inhaltlichen Denkstörungen. Vielleicht irre ich mich ja, aber halt verstärkt Ausschau nach Ich-Störungen bei unserem Piloten, okay?“

„Elaine geht jetzt aus dem Cockpit.“, hörte Elaine just in diesem Augenblick, sagte aber kein Wort. Vielleicht leiden wir hier alle unter einer Schizophrenie, dachte sie, während sie das Cockpit verließ. Oder es ist nur der Stress, überlegte die Companion weiter.

„Moon 37 voraus, Ken.“, meldete Jonathan zufrieden und ließ seine Hände auf der Steuervorrichtung des Firefly-Frachters liegen. Sie hatten das Schiff zurück, wenn auch in leicht beschädigtem Zustand.

Miho hatte die Wind Drake zurückgebracht, doch von Alistair und Spawn keine Spur. Die junge Frau hatte davon berichtet, dass sie und Alistair den Entführern seiner Tochter auf der Spur waren. Doch dann wurden sie in einen Hinterhalt gelockt, Miho verlor das Bewusstsein und erwachte erst an Bord der Wind Drake wieder. Irgend jemand hatte das Schiff Richtung Border Moons geschossen und die junge Freizeit-Öko-Aktivistin hatte beschlossen, dort die anderen Crewmitglieder zur Hilfe zu holen. Allerdings war sich die Crew einig, vorher noch weitere Zylinder aus der Erfurt zu bergen, um diese dann während der Suche nach Alistair gewinnbringend zu verkaufen. Der Captain würde das sicherlich verstehen.

„Was blinken denn da eigentlich für Lichter auf den Sensoren?“ fragte Ken und setzte sich auf den Copilotensitz. Entsetzt riss er seine Augen auf. „Reaver!“ gellte sein Schrei über den Funk.

*****

„Diese Monster haben es wohl auf uns abgesehen.“, meinte Elaine und schnallte sich im Wohnbereich auf dem Sessel an. „Diesmal erschieße ich mich, bevor ich wieder angenagt werde.“

Die Firefly wurde durch einen Treffer erschüttert, Jordan fluchte im Maschinenraum und kümmerte sich um die Reparatur. „Ken, noch so ein Treffer und die Außenhülle ist durch.“, gab schrie die Mechanikerin nach vorne.

Jonathan wich dem nächsten Geschosshagel aus. „Yeah, ich tue was ich kann, Leute. Aber die Reaver sind auch verdammt gut. Auf keinen Fall hirnlose Monster. Ich drehe um und suche im Asteoridengürtel Schutz, der sich um Moon 37 befindet.“

„Mach das.“, stimmte Ken zu und kontrollierte die Sensoren, während Jordan notdürftig eine schwere Keramikplatte über die Strahlenabdeckung anbrachte. Um Strahlungsschäden würde sich Ken später kümmern – falls sie es überlebten.

„Jonathan, bist du beim ersten Flug ebenfalls durch den Gürtel geflogen?“

„Ja, klar.“

„Und eben auch.“

„Ai.“

„Hm, ich glaube, ich weiß wo die Reaver herkommen. Im Gürtel ist ein Nest, zwei weitere kommen auf uns zu.“

„Ta ma de!“ stieß Jonathan hervor und kontrollierte selbst die Sensordaten. „Ich werde versuchen sie zwischen den Felsen auszutricksen, Leute. Haltet euch fest.“

Jonathan überzog die Wind Drake ordentlich und alle hörten erschreckt das Knacken der Außenhülle, das protestierende aufheulen des Antriebs und das jämmerliche Quietschen von Mihos Zähnen.

„Wir haben keinen Anpressdruck wegen den Trägheitsdämpfern, Miho!“, fauchte Elaine. „Hör auf zu dramatisieren.“

In diesem Augenblick kratzte Jonathan an einem der Felsen entlang. Für einen kurzen Augenblick setzten die Trägheitsdämpfer aus und Jordan wurde von den Füßen gerissen. „Vorsicht!“ rief sie und schoss Klebetitan in einen der feinen Risse, die sich gebildet hatten.

Erneut kratzt Jonathan über einen der Asteoriden hinweg und beschädigte dabei das untere Schott. „Duibuqi.“, murmelte er geistesabwesend und blickte auf die Sensoren. „Ken, du musst mir die Informationen zu den Felsen schneller geben. Rein visuell kann ich zu schwer navigieren und lande schneller in einem Nadelöhr, als es uns lieb ist.“

„Buzhikefou.“, entgegnete der Gambler. „Halt dich weiter links, nein, rechts. Duo!“

Die Wind Drake kippte seitlich gegen einen weiteren, viel kleineren Felsen und drehte sich nun mehrmals um sich selbst, stand nun entgegengesetzt und Jonathan ließ an Antrieb aufheulen. Er jagte mit dem eigentlich trägen Raumschiff über die verfolgenden Reaver hinweg und aus dem Feld hinaus. „Keine Sorge, diesmal war es Absicht.“

„Ni de ma de. Tian Xia suo you de ren dou gai si.“, fluchte Ken in sich hinein. „Die wenden und kommen hinterher. Einen hat es aber erwischt.“

„Haben wir irgendeinen Planeten oder was anders in der Nähe, wo wir uns verstecken können?“ fragte Jonathan und Ken ging ihre Optionen durch.

„Durch den Gürtel zurück können wir vergessen, ebenso um Moon 37 herum, da fangen uns die Reaver ab. Wir könnten einen der anderen Border Moons anfliegen, Jonathan. Wie wäre es mit Holy Grale?“

„Das ist eine Kugel voller Spinner.“, jammerte Jordan von hinten. „Religiöse Fanatiker. Und wir können denen doch nicht die Reaver auf den Hals hetzen.“

„Besser als selbst zu sterben.“, sagte Jonathan und setzte den Kurs. „Wir streifen bei denen einfach vorbei und suchen uns ein Versteck, können die ja auch machen.“

Ken dachte über Jordans Worte nach und bekam Gewissensbisse. „Vielleicht doch keine so gute Idee.“

„Die Idee ist hervorragend, glaubt mir. Die haben sicherlich eine planetare Verteidigung.“

„Dein Wort in Gottes Ohr.“

„Hey“, grinste Jonathan, „das ist immerhin Holy Grale.“

*****

Holy Grale, ein Mond mit knapp zehntausend Einwohnern und einem gemeinsamen Glauben an Gott. Auf Grund einmaliger Umstände, war eine Seite des Planeten stets in Sonnenlicht, die andere stets in Dunkelheit getaucht, Himmel und Hölle, Verbrennen oder Erfrieren. Nur in der Nähe des Äquators war es möglich, ein gutes Leben zu führen. Allerdings sahen das die Fanatiker aus San Josef anders und hatten ihre Siedlung so nahe am „Himmel“ gegründet, wie nur irgend möglich.

San Josef, mit gerade mal eintausend Einwohnern und erhöhtem Hautkrebsrisiko offizielle Hauptstadt von Holy Grale, lag in brütender Hitze, als die Wind Drake abseits der Häuser niederging und dabei eine riesige Staubwolke aufwirbelte.

„Da sind sie schon.“, murmelte Ken und zeigte nach draußen. Das übliche Empfangskommando hatte sich in Bewegung gesetzt, um die Ankömmlinge zu begrüßen. „Achtung, Sheriff im Anmarsch. Keine Schusswaffen einsetzen! Ich wiederhole: Keine Schusswaffen einsetzen! Und Ladys, zieht euch bitte züchtig an. Nackte Frauenhaut ist auf Holy Grale eine Sünde.“

Ken und Elaine machte sich nun auf den Weg, um die den Sheriff zu begrüßen, während die anderen in Lauerstellung lagen. Der gute Mann hieß Moses Grey und war ein freundlicher Kerl, der Kens Warnung – die Reaver betreffend – einfach missachtete.

„Guter Mann, in meinem Revolver stecken zwölf Apostel, die jeden schneller Bekehren, als sie laufen können. Und auf der linken Seite trage ich die heilige Schrift im Holster, die mir mit göttlicher Macht zur Seite steht. Seien sie nur beruhigt. Wir halten gleich eine kleine Messe und können dabei Gott bitten, er möge sich der Reaver annehmen. Aber lassen sie ihre Waffen bitte vor der Kirche zurück.“

„Ai, Danke für das Angebot, Sheriff Grey. Wir werden uns die Sache überlegen.“

„Möge Gott sie beschützen, Mister McLoud. Möge Gott sie beschützen.“

Kaum waren Grey und seine Leute weg, arbeitete die Crew einen Plan aus. Jonathan sah betrübt zu Boden. „Lasst es gut sein, es gibt nur eine Möglichkeit, Holy Grey vor einem Überfall zu bewahren.“

Der Blick des Piloten hellte sich schlagartig auf und er sprühte förmlich vor Energie: „Ich werde mit einem der Shuttles losfliegen, die Reaver auf mich aufmerksam machen, in den Asteoridengürtel von Holy Grale fliegen, die Reaver ablenken und dann heil zurückkommen.“

„Möge Gott dich beschützen, Jonathan.“, murmelte Ken nur.

*****

Jonathan machte die Breeze startklar und jagte in den Weltraum hinaus. Auf den Sensoren war keinerlei Ortung auszumachen, aber scheinbar störten die Asteoriden den Scan. Da Jonathan keine Reaver sah, beschloss er im Asteoridengürtel nach ihnen zu suchen. Alles was er entdeckte, war jedoch ein altes gigantisches Kriegsschiff, mit dem Emblem der Shepherdvereinigung. Er hatte die Stern von Betlehem gefunden.

„Unbekanntes Shuttle, docken sie bitte an.“, kam es aus dem Lautsprecher der Funkanlage und Jonathan folgte dem Befehl. Gai si, dachte er, so schützt sich also Holy Grale.

An Bord wurde er von den freundlichen Shepherd empfangen, die ihn auf die Medizinstation brachten. Einer von ihnen, Shepherd Cross, versicherte Jonathan, dass die Reaver keine Gefahr darstellen würden. Das letzte was Jonathan hörte, bevor ihm schwarz vor Augen wurde, waren die Worte: „Gedächtnislöschung“.

*****

„Wir haben ihren Piloten und sein Shuttle etwas weiter draußen gefunden. Er ist wohl abgestürzt und hat sich schwer verletzt. Er liegt nun in unserem Spital, kommt aber schnell wieder auf die Beine.“

Ta ma de, was ist da bloß passiert, dachte sich Ken, während sich Elaine und Jordan beratschlagten. Sie konnten kaum glauben, dass Jonathan abgestürzt sein sollte. Explodiert oder abgeschossen ja, aber eine Bruchlandung klang kaum nach diesem wahnsinnigen, aber hervorragenden Piloten.

„Er wird Morgen wieder auf die Beine kommen und einsatzfähig sein. Hätten sie vielleicht Interesse an einem Auftrag?“ fragte Sheriff Grey.

„Worum geht es denn?“

„Wir müssen einigen Tausend Bibeln nach Bellerophone bringen. Wir können nur wenig zahlen, aber das gerne.“

Da die Crew ebenfalls vor hatte nach Bellerophone zu fliegen, kam ihnen der Vorschlag entgegen.

„In Ordnung, dann verladen wir die Bücher am Abend und Morgen früh ist ihr Pilot wieder fit.“

*****

„Alle Systeme im grünen Bereich, Ken.“, gab Jonathan durch.

„Fühlst du dich gut?“ fragte Elaine nach. Jonathans Gedächtnisverlust irritierte sie leicht.

„Ai, alles in Ordnung. Ich habe nur eine unbegründete Abneigung gegen diesen Planeten. Keine Ahnung warum.“

„Hey, da draußen sind zwei der Arbeiter, die gestern die Bibeln verladen haben. Was wollen die denn, so kurz vor dem Start?“ fragte Ken und machte sich auf den Weg nach unten. Elaine und Miho folgten ihm.

[Fortsetzung folgt]
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Nakago am 24. September 2007, 00:14:08
Gefällt mir. Da bekommt man richtig Lust wieder mal was im Firefly Universum zu machen.

Hat der SC Kill eigentlich die Gruppe gespalten? Weil der gute Kaptain ist ja seitdem nicht mehr aufgetaucht. Oder hat der Spieler einen neuen SC gemacht?
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Taysal am 24. September 2007, 13:54:37
Zitat von: "Nakago"
Gefällt mir. Da bekommt man richtig Lust wieder mal was im Firefly Universum zu machen.

Hat der SC Kill eigentlich die Gruppe gespalten? Weil der gute Kaptain ist ja seitdem nicht mehr aufgetaucht. Oder hat der Spieler einen neuen SC gemacht?


Es kam kurzfristig eine heftige Diskussion auf und die Gruppe hatte da verschiedene Ansichten. Bei einem gemütlichen Grillabend habe ich den betroffenen und angesäuerten Leute erklärt, dass dieser SC-Tod bedauerlich war, aber von dem betroffenen Spieler herausgefordert wurde.

Die Gruppe hatte das Problem, das einige Spieler auf den Spieler des Captains sauer waren, weil sie sich mit dem Spieler des getöteten SC verbunden fühlten, was ja schön ist. Allerdings läuft das Spiel auf der Charakterebene und da kannten sich alle Beteiligten erst ein paar Stunden.

Nach dem ich das klar gestellt hatte, normalisierte sich alles sofort wieder. Einige der Spieler die sich wegen dem SC-Tod aufgeregt haben, sind derzeit manchmal selbst in Versuchung den neuen Charakter des Demolition Stoned-Spielers über den Haufen zu schießen, da er manchmal "merkwürdige und gruppengefährdende Ideen" hat.

Captain Heinleins Spieler schiebt derzeit ständig Überstunden und seine wenige Freizeit investiert er momentan lieber in seine Band. Dadurch das die neuen Charaktere den Captain nie gesehen haben, entwickelte sich das Gerücht, es gäbe ihn gar nicht. :D

Hm, ich muss dringend an der SH weitermachen, sonst komme ich viel zu sehr in Verzug.   :roll:
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Taysal am 24. September 2007, 16:55:42
So, mal ein kleiner Überblick über meine Firefly-Gruppe:

Klick mich! (http://www.taysal.net/firefly/Firefly_Gruppe.xls)

Daten sind nicht ganz aktuell, ich schludere da oftmals. :)
Titel: [D20 Modern] Es ist wie es ist …!
Beitrag von: Sirius am 24. September 2007, 23:55:26
Ich möchte nur kurz erwähnen, dass ich deine Storyhour gerne lese. Der Schreibstil gefällt mir und das setting ist erfrischend abwechslungsreich im Vergleich zu den "üblichen" D&D-Fantasysettings.
Und jetzt schreib schon weiter . . . ;)