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Workshop => Story Hour => Thema gestartet von: Berandor am 29. September 2007, 20:17:52

Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 29. September 2007, 20:17:52
So. Hier geht's dann bald weiter.

Doch zuerst das Organisatorische. Ich werde in den Titel dieses Threads jeweils das Datum des letzten Beitrags, aber nicht mehr den Namen schreiben. Dadurch bleibt der Titel gleich und hoffentlich leicht erkennbar.

Kommentare
Ich schreibe diese SH nicht für mich, sondern für meine Spieler und vor allem euch, die Leser. Kommentare sind nicht nur toleriert, sondern ausdrücklich erwünscht. Dabei freue ich bzw. freut sich die Gruppe natürlich über Lob, aber noch besser sind Diskussionsbeiträge oder zumindest Fragen. Ich weiß, dass mit Abstrichen die gesmte Gruppe hier liest – also können auch Fragen über die SC vom jeweiligen Spieler beantwortet werden.

Wie ihr vielleicht wisst, gibt es noch einen weiteren Anreiz für euch, zu kommentieren. Ich vergebe nämlich Gastrollen in der SH für besonders auffällige Poster – auch wenn alle bisherigen Gewinner anschließend verstummten. Das hat wahrscheinlich etwas damit zu tun, dass ich mit der Gastrolle auch eure Seele an mich binde, aber lasst Euch deshalb nicht abschrecken. Bisherige Gewinner waren Hedian, Pestbeule, Levold, Lupus Major, dude, Sohn des Sammaster, Darigaaz. Mit der Gastrolle verbunden ist ein vollständiger Statblock des NSC.

Achtung: Für dieses Abenteuer gibt es keine Gastrolle zu vergeben!!

Für alle Informationen rund um Cauldron könnt ihr ab sofort in unser Wiki (http://www.p-pricken.de/wiki/index.php/Hauptseite) schauen. Ist noch nicht komplett, aber schon umfangreich.

Links

PDF-Dateien (inkl. Extras wie z.B. Handouts)
Stadt in Ketten I: Basar des Lebens (http://www.p-pricken.de/pdf/basardeslebens.pdf)
Stadt in Ketten II: Flutzeit (http://www.p-pricken.de/pdf/flutzeit.pdf)
Stadt in Ketten III: Zenith der Nacht (http://www.p-pricken.de/pdf/zenithdernacht.pdf)
Stadt in Ketten IV: Willkommen im Dämonenschlund (http://www.p-pricken.de/pdf/willkommenimdaemonenschlund.pdf)
Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges (http://www.p-pricken.de/pdf/rauchendesauge.pdf)
Stadt in Ketten VI: Geheimnisse der Seelenpfeiler (http://www.p-pricken.de/pdf/seelenpfeiler.pdf)
Stadt in Ketten VII: Schatten über Cauldron (http://www.p-pricken.de/pdf/schattencauldron.pdf)

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Flash-Filme
Der erste Teaser - Stadt in Ketten (http://www.p-pricken.de/divers/dungeonpath.html)
Der erste Trailer - Basar des Lebens / Flutzeit (http://www.p-pricken.de/divers/dpone.html)
Der zweite Trailer - Die Suche nach dem Feuerauge (http://www.p-pricken.de/divers/feuerauge.html)
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 29. September 2007, 20:32:18
Stadt in Ketten - was bisher geschah

Die Kampagne “Stadt in Ketten” bespielt die “Shackled City”-Abenteuerreihe aus dem Magazin “Dungeon”. Darin geht es um die düsteren Pläne der Käfigschmiede und des Betrachterfürsten Vlaathu, durch die eine Grenzstadt Tethyrs in Gefahr gerät. Cauldron, so der Name der Stadt, ist in den Kessel eines erloschenen Vulkans erbaut worden.

In Cauldron sind vor sechzehn Jahren die “Schätze Tethyrs” verschwunden, eine berühmte Abenteuergruppe. Die Nachkommen der Schätze begaben sich auf die Suche ihrer Eltern - gerade rechtzeitig, um den Käfigschmieden ein Dorn im Auge zu werden.

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Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 01. Oktober 2007, 14:35:48
Zitat von: "Dirim"


Boras wurde drei Runden von der Riesin angegriffen. In jeder Runde hat er irgendetwas um die 100 HP verloren. In der letzten Runde war es trotz eines HEAL in der zweiten Runde fraglich, ob er die Runde überlebt.
Hätte die Riesen einmal mehr getroffen, wäre hier schon der erste Verlust gewesen...


Siehste wohl, danach ist noch so viel passiert, das wusste ich gar nicht mehr.

Zitat von: "Topas"
Das schmerzt, all der Ärger, die Tode und Versteinerungen, alles zu SPÄT.

Naja gut immerhin gibt es jetzt eine Anleitung zum Beheben der Situation.

Gilt Dirim ob seines Auges als Böse ?

Das Auge führt dazu, dass Dirim auf der Gut-Böse-Achse praktisch immer den "besten" Effekt hat. Böses entdecken findet ihn ebenso wie Gutes entdecken. Andererseits sind Zauber, die nichtböse oder nichtgute betreffen, bei ihm wirkungslos.

Zitat
Zitat
Die Kettenbrecher sahen sich an. »Sieht aus, als hätte der Tag gerade erst angefangen«, meinte Jørgen.

Irrtum der Tag ist schon fast zu Ende. Schon beim Lesen dachte ich an der stelle: wenn diese Prophezeinug sich nicht mal ins Gegenteil umdreht.

Hehe, gut gesagt :)

Bitte diskutiert einfach weiter.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 01. Oktober 2007, 14:45:40
Prolog: Der Zweite Traum

Die Tür zu Graz'zts Thronsaal schwang auf. In der kolossalen Tür wirkte Adimarchus geradezu winzig. Der Dämonenfürst sah sich in dem Saal um. Er hatte aschfarbene Haut und trug nur ein Tuch aus schwarzem Stoff um die Hüften. Aus seinem Rücken wuchsen Schattententakel. In seinen Händen ruhte ein großes Schwert, dessen glut- und aschfarbene  Klinge rote Streifen und Ruß in der Luft hinterließen. Sein linkes Auge war weiß wie frisch gefallener Schnee, sein rechtes brannte rot und rauchte.

Sofort war ein halbes Dutzend von Graz'zts Leibwache bei ihm und bedrohte ihn mit ihren Waffen. Adimarchus reagierte gar nicht, sondern sah stur an den Dämonen vorbei zu dem großen Schwimmbecken, das mit der Milch geschwängerter Kinder gefüllt war. Dort, umschwärmt von Dutzenden von Succubi, schwamm Graz'zt selbst, scheinbar sorglos trotz der bevorstehenden Schlacht gegen Adimarchus' Heer.

Graz'zt klatschte in seine sechsfingrigen Hände. Seine Stimme war süß wie Honig und voller Versprechungen, und in dieser Halle von einem Echo flüsternder Verführungen begleitet. »Das nenne ich einen Auftritt. Was führt dich zu mir? Ergibst du dich?«

Adimarchus' Auge sprühte Funken. »Du weißt, warum ich hier bin. Du hast Loras.«

Graz'zt drückte den Kopf einer Succubi in seinen Schoß. Er betrachtete gelangweilt seine Fingernägel. »Was ist mit ihm?«

»Gib ihn heraus.«

Nie klang es angenehmer, ausgelacht zu werden, als wenn Graz'zt selbst es tat. Jetzt lachte er Adimarchus aus. »Das kann ich nicht.«

Adimarchus' Tentakel schnappten hungrig umher. »Wo ist er?«

-

Der Turm des Dunklen Myrakuls auf Carceri war einer der sichersten Orte auf den Ebenen. Und hier, im innersten Heiligtum dieses Gefängnisses, harrte der Paladin Loras der Ewigkeit. Einst hatte er sich durch die Horden von Occipitus gekämpft, um zu Adimarchus vorzudringen. Nicht, um ihn zu töten, nein. Er hatte vor dem Dämonenfürsten gestanden und ihm sein heiliges Schwert überreicht.

»Macht mit mir, was ihr wollt«, hatte er gesagt. »Ich weiche nicht, ohne euch gerettet zu haben.«

Zuerst hatte Adimarchus ihn ausgelacht. Dann hatte er ihn gefoltert. Aber Loras war dabei geblieben: er wollte die Seele des Gefangenen Engels retten. Dass ihn Adimarchus nicht gleich umgebracht hatte, diente ihm als Zeichen, zu ihm vorgedrungen zu sein. Und bald begann Adimarchus tatsächlich, sich während der täglichen Folter mit ihm zu unterhalten. Glaubte Loras wirklich daran, dass er noch zu retten war? Ja, bekräftigte Loras. Obwohl Adimarchus einen Teil des Himmels selbst in die Hölle gerissen hatte? Gerade darum, hatte Loras gesagt. Genau wie Occipitus sei Adimarchus nicht vollends korrumpiert, sondern hatte einen himmlischen, reinen Ursprung.

So komisch es klang, aber Adimarchus hörte ihm zu. Tatsächlich gab es einen kleinen Teil in ihm, der gerettet werden wollte. Derselbe Teil, der ihn dazu gebracht hatte, einen Engel als Berater und Hofnarr zu behalten, führte auch dazu, dass er Loras mehr und mehr um sich haben wollte. Bald kümmerte er sich persönlich um die Wunden, die er Loras vorher bei der Folter beigebracht hatte. Und dann, eines Tages, wurde aus einer solchen Versorgung etwas anderes – mehr. Loras und Adimarchus erlebten jene Liebe, die sich nur zwischen reinen und gutherzigen Wesen entwickeln konnte. Diese Liebe war es, die die Finsternis in Adimarchus aufzufressen drohte, und als Loras am Vorabend der Schlacht gegen Graz'zt verschwand, war es diese Liebe, die ihn zuerst zu seinem Gegner, und dann nach Carceri gebracht hatte.

Loras hockte kraftlos auf dem Boden seines Käfigs. Er blickte mit tief in ihren Höhlen liegenden Augen auf, und als er Adimarchus erkannte, stemmte er sich mühsam in die Höhe. »Mein Herr«, flüsterte er. »Ihr sollt mich so nicht sehen.«

Adimarchus rannen die Tränen über die Augen. Ohne es zu merken, nahm er seine himmlische Gestalt an. Er hatte einen makellosen Körper mit purpurner Haut, auf der goldene Runen tanzten, verborgen unter einer Rüstung aus flüssigem Gold, und silberne Schwingen. Eine schimmernde Peitsche schlang sich um den linken Arm des Engels, an seinem rechten prangte ein grotesker Handschuh mit verlängerten Klauen, ein handwerkliches Prachtstück aus einer himmlischen Schmiede. Sein rechtes Auge, das Zeichen von Occipitus, loderte und rauchte in rotem Feuer, sein linkes war pechschwarz.

»Was haben sie mit dir gemacht?«

»Nichts, was ich nicht aushalten würde«, sagte Loras. Er lächelte durch aufgeplatzte Lippen. »Jetzt, wo ich Euch sehe, schmerzt es nicht einmal mehr.«

Admiarchus wandte sich an den Dunklen Myrakul. »Lass ihn frei.«

Der Wächter des Turms blieb unter der Kapuze verborgen. »Dies ist Carceri«, klang seine Stimme hohl hervor. »Hier hat alles seinen Preis.«

Adimarchus betrachtete Loras eingehend. Er streckte die Hand aus, aber der Raum zwischen den Gitterstäben war magisch versiegelt. Er konnte Loras nicht berühren. Der Paladin wiederum lehnte die Wange gegen die Stelle, vor die Adimarchus seine Finger hielt. Loras weinte, sein gebrochener Körper wurde von Krämpfen durchschüttelt.

»Was ist der Preis?«

»Willst du ihn wirklich retten?« Plötzlich stand auch Graz'zt im Raum, lehnte auf seinen doppelt beknieten Beinen und rieb sich die sechsfingrigen Hände. »Ich habe ihn gefangen, weißt du. Ich setze den Preis fest.«

Schon war Adimarchus zurück in seiner Dämonenform. »Nenne den Preis. Soll ich den Angriff abblasen, Feigling? Ich tue es.«

»Charmant«, sagte Graz'zt. Er schüttelte den Kopf. »Nein, der Preis hat mit dem Angriff nichts zu tun. Du sollst seinen Platz einnehmen.«

»Wie bitte?«

»Denk mal darüber nach. Wäre das nicht der absolute Beweis deiner Liebe? Und du weißt, ich habe für so etwas eine Schwäche. Und dann überleg dir nur, was die Mächte des Lichts darüber denken werden. Ein solches Symbol der Selbstaufgabe, der Selbstlosigkeit, wenn ein Dämon einen Paladin rettet.« Graz'zt tat, als drücke er eine Träne weg. »Mir wird ganz warm ums Herz.«

»Tu es nicht«, flehte Loras. »Ich könnte damit nicht leben. Bitte, egal was er sagt – ich weiß, dein Herz ist nicht so finster. Lass mich hier zurück. Du wirst den Weg ins Licht auch alleine finden.«

Graz'zt hatte den Spott ins Gesicht geschrieben. »Das stimmt. Gelegenheiten zur Erlösung gibt es für Dämonen praktisch überall. Da kann man die ein oder andere wahre Liebe schon dem Vergessen überlassen.«

»Hört nicht auf ihn, Herr«, flehte Loras. »Er lügt, wenn es ihm passt.«

»Aber er sagt auch die Wahrheit, wenn es ihm passt.« Adimarchus suchte Loras' Blick. Seine Gestalt verwandelte sich wieder in die eines Engels. Loras schüttelte wortlos den Kopf. Tränen rannen ihm über das geschundene Gesicht. Ohne sich von ihm abzuwenden, hob Adimarchus die Hand. »Lass ihn frei.«

Graz'zt erstarrte. »Du... du nimmst seinen Platz ein?«

»Du hast mich gehört. Lass ihn raus.«

Graz'zt gab dem Dunklen Myrakul ein Zeichen. Der Käfig öffnete sich, und Loras fiel aus der Öffnung, direkt in Adimarchus' Arme. Für einen Moment standen sie Arm in Arm und weinten.

Graz'zt räusperte sich. »Er ist raus. Du musst rein.«

Loras streichelte Adimarchus' Gesicht. »Du musst das nicht tun.«

Adimarchus küsste jeden Finger einzeln. »Ich weiß. Ich will es tun.«

Loras schlang die Arme um seinen Geliebten und küsste ihn leidenschaftlich. »Ich werde dich nie vergessen.«

Adimarchus lächelte durch seine Tränen. »Glaubst du, ich? Ich liebe dich, Loras. Du hast mir die Hoffnung zurückgegeben. Das Leben. Das Licht.«

Loras errötete und sah zu Boden. »Sag das nicht.«

Graz'zt stöhnte. »Ich will ja nicht drängeln, aber... ach was. Ich will drängeln. Wirds bald?«

Loras schüttelte den Kopf. Adimarchus löste seine Arme und trat rückwärts in den Käfig. Er hielt Loras Hand, solange es möglich war. Der Dunkle Myrakul schloss die Tür. Loras sank zu Boden. Er wurde von Krämpfen geschüttelt.

»Was ist mit dir?«, fragte Adimarchus. »Ist alles in Ordnung?«

»Es geht schon«, sagte Loras, ohne ihn anzusehen. »Es ist nur...« Er blickte hoch, grinsend. »Es ist so verdammt komisch.«

Adimarchus sah sprachlos zu, als Graz'zt neben Loras trat und ihm anerkennend auf die Schulter klopfte. Der ›Paladin‹ erhob sich und schüttelte die Hand, als habe er sich verbrannt. Als er sie wieder ruhig hielt, hatte er sechs Finger. Auch sein Gesicht zeigte nun die unverkennbaren Züge eines Dämonen.

Graz'zt klang, als würde er gleich einen Lachkrampf bekommen. »Weißt du, eigentlich wollte ich dich nur für ein Jahrzehnt oder so gefangen setzen. Und als mein Sohnemann hier«, er deutete auf Loras, »mir sagte, er könnte dich dazu bringen, freiwillig in den Käfig zu steigen und dich bis in die Ewigkeit einzukerkern...« Er schüttelte den Kopf. »Sagen wir, ich war ein wenig skeptisch.«

»Es war eigentlich ganz einfach«, grinste Loras. Er verzog das Gesicht und tat, als würde er weinen. »Ohh, seht mich an, ich bin ein armer Dämonenfürst und sehne mich nach Liebe und Vergebung. Ich bin eine einzigartige Schneeflocke in der Hölle.« Die beiden prusteten los. Loras fuhr fort: »Du hast mir das Licht wiedergegeben. Das Lachen. Den Geruch von frischem Gras.«

Adimarchus donnerte mit aller Kraft gegen die Gitterstäbe. Seine Gestalt wechselte unkontrolliert zwischen der Engels- und der Teufelsgestalt. Und je mehr er sich wehrte, desto lauter lachten Graz'zt und sein Sohn. Sie lachten so laut, als wollten sie mit ihrem Lachen den Turm zum Einsturz bringen...

-

Johann von Tymora fuhr aus dem Schlaf auf. Er taumelte umher und stieß sich den Kopf an der Mauer an, gegen die er gelehnt hatte. Er hatte gespürt, wie Adimarchus den Verstand verloren hatte, spürte es immer noch, als passiere es in diesem Augenblick. Ohne seine Umgebung wahrzunehmen, schlug er um sich.

»Betrunkener Trottel«, hörte er eine Stimme über sich. Endlich kehrte die Wirklichkeit zurück.

Johann lag am Eingang einer kleinen Gasse im Dreck. Dem Stand der Sonne nach war es Morgen, und dem Schmerz nach, den das Licht in seinem Schädel verursachte, hatte er letzte Nacht getrunken, statt zu schlafen. Langsam kam es ihm wieder zu Bewusstsein. Der Tempel hatte ihn rausgeworfen. Vor aller Augen hatten sie ihn aus dem Tempel gejagt, und alle Mitbrüder und -schwestern hatten gelacht. Sie hatten ihn ausgelacht, wie Adimarchus ausgelacht worden war. Und er war genauso hilflos gewesen.

Plötzlich überkam ihn Übelkeit. Johann schob sich in die Höhe und schaffte es gerade zwei Schritte in die Gasse, bevor er sich übergeben musste. Sein Erbrochenes war flüssig. Er hatte seit fast einem Tag nichts mehr gegessen. Johann rieb sich den Mund am Ärmel seiner Robe sauber. Es kümmerte ihn nicht länger, ob dieses Zeichen seines Glaubens sauber war oder nicht. Sollten sie doch alle zur Hölle gehen, und Tymora mit ihnen.

Johann rülpste. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand und hielt sich den Magen. Seine Börse war leer, daran erinnerte er sich. Darum hatte ihn der Wirt letzte Nacht vor die Tür gesetzt. Und jetzt? Er schloss die Augen.

In seinem Geist sah er Admiarchus in seiner Zelle toben.

Johann schlug die Augen wieder auf. Er sah sich um. Sein Atem ging schneller. Was passierte hier? Ohne zu wissen, ob er es wirklich wollte, schloss er die Augen wieder.
Adimarchus stand in seinem Käfig. Er roch nach Wahnsinn und Hass. Er blickte Johann an, als stünde er vor ihm. »Du begehrst Macht. Ich kann sie dir geben.«

Mit geschlossenen Augen stand Johann in der Seitengasse und antwortete. »Warum ich?«

»Ich kann sie dir geben«, wiederholte Adimarchus. »Befrei mich.«

»Nein«, sagte Johann. Er öffnete die Augen. »Nein. Ich gehöre Tymora.« Er sah sich in der Seitengasse um. Niemand schien ihn bemerkt zu haben. »Ich habe nur etwas Pech gehabt«, sagte er zu sich selbst. Und es stimmte. Wenn er nur auf die Herrin hörte, würde sie ihm schon wieder auf die Beine helfen. Wankend und stinkend verließ er die Gasse und übergab sich dem Trubel Tilvertons.

-

Drei Tage später trieb man ihn aus der Stadt. Sie bewarfen ihn mit Tomaten und Eiern, und Johann war so hungrig, dass er die Überreste aus seiner Robe leckte. Als er davonstolperte, hörte er, wie die Kinder ihm hinterherlachten. Er hörte ihr Lachen noch, als er Stunden später am Immerfluss zusammenbrach. Dort fiel er in einen fiebrigen Schlaf.

In der Nähe stand ein kleiner Baum mit weißen Blüten. Ein silberner Vogel landete auf einem Ast. Der Vogel zwitscherte nicht, und er war auch nicht an irgendwelchen Würmern interessiert. Er beobachtete den schmutzigen Mann am Ufer. Der Mann plapperte im Schlaf vor sich hin: »Befrei mich«, flüsterte er. »Befrei mich, befrei mich, befreimich.« Er hustete. Schüttelte den Kopf. »Nein. Befrei mich. Nein. Befrei mich. Willst du Macht? Nein. Ja. Nein. Willst du Macht? Ja. Befrei mich. Ja. Ja. Ja, ja, jajajajaja. Ja!«

Der silberne Vogel weinte eine einzelne Träne um die verlorene Seele, und schwang sich in den Himmel. Johann erwachte brüllend. »BEFREI MICH!« Er setzte sich auf und starrte geradeaus. Seine Lungen brannten. Seine Muskeln schienen aus Lava zu bestehen. Seine Haut schwärzte sich von dem Feuer, das in ihm brannte. Johann öffnete den Mund. Erst blieb er stumm, dann röchelte er, und schließlich brüllte er den Schmerz hinaus. Er brüllte, bis er heiser war, und dann brüllte er weiter. Sein Körper zuckte und zitterte. Seine Robe verdampfte auf seiner Haut. In seinen Krämpfen griff er in den Boden, aber die Steine bröckelten unter seinem Griff. Das Wasser des Flusses machte einen Bogen um seine zappelnden Füße. Das Gras unter seinem Körper färbte sich schwarz. Johanns Brüllen wurde zu einem Husten. Er hustete und spuckte Blut und die Überreste seiner Innereien. Von Krämpfen geschüttelt, stemmte er sich in die Höhe. nackt und aufrecht stand er am Ufer des Immerflusses. Sein Husten wurde zu einem dröhnenden Lachen. Es war ein unwirkliches, unpassendes Geräusch, als wüsste der Mann, der Johann von Tymora gewesen war, dass er nicht mehr oft lachen würde. Flammen tanzten über seinen nackten Körper. Er atmete aus. Er betrachtete seinen Körper, als sehe er ihn zum ersten Mal. Dann wandte er den Kopf in Richtung Tilverton.

BEFREI MICH! hämmerte es in seinem Kopf. Er duckte sich unwillkürlich, fing sich aber sofort wieder. Er würde Adimarchus befreien. Bald. Aber zuerst würde er seinen ›Brüdern‹ einen Besuch abstatten. Sie hatten Johann von Tymora ausgelacht, und er wollte sich bedanken. Auf seine Art. Er kannte seine Art noch nicht, aber er würde sie schon herausfinden.

Langsam machte er sich auf den Weg. Unter seinen Füßen schwärzten sich Gras, Sand und Stein. Die Natur gab keinen Laut von sich. Seine Lippen kräuselten sich zu einem Grinsen. Seine Zähne waren mit seinem eigenen Blut bedeckt. Es schmeckte herrlich. Johann von Tymora war tot. Er war jemand anderes jetzt. Etwas anderes. Er war...

Seine Stimme dröhnte vor mühsam kontrollierter Macht, als er sich die Frage selbst beantwortete, als er seinen neuen Namen nannte, den Namen, der Furcht in die Herzen seiner Feinde treiben würde. Den Namen, den Adimarchus ihm gegeben hatte.

»Dämonicus Grimm.«
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Kylearan am 01. Oktober 2007, 15:04:54
Wenn du hier andeuten willst, dass wir letztlich Adimarchus tatsächlich retten können/müssen...

Sehr nett geschrieben, Graz'zt gut getroffen, und eventuell eine weitere Aufgabe gestellt. Bis wann sollen wir das denn alles gespielt haben? Fünf-Jahres-Pläne sind seit knapp 17 Jahren out.

Kylearan
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 01. Oktober 2007, 15:30:46
Retten müssen – nein.

Retten können? Hmm... habe ich noch nicht drüber nachgedacht. Aber wenn ihr das versuchen wollt, freue ich mich auf das Ergebnis.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Topas am 01. Oktober 2007, 15:51:09
Also diese Vorgeschichte Grimms hatte was biblisches, besonders darin, wie der arme Mönch von Tymora geprüft wird. Das sie Bescheid weiss, wird denke ich durch den Vogel symbolisiert. Und dass sie ihn fallen lässt kann man ja wohl an seiner Glücklosigkeit, als  Mönch der Glücksgöttin sehen. Ich habe aus Hiob und Abraham z.B. auch nur rauslesen können, daß Gott wenn es war wäre, einen ziemlich miesen Charakter haben muss.

Wer so prüft, hat der seine Anhänger verdient ?
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 01. Oktober 2007, 16:00:38
Gute Frage.*

* Ja, der silberne Vogel ist eine der Manifestationen Tymoras (Lob und Dank dem Faiths and Avatars, mal wieder).
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Kylearan am 01. Oktober 2007, 16:20:12
Zitat von: "Topas"
Wer so prüft, hat der seine Anhänger verdient ?

Nein.

Das mit dem Silber ist glücklicherweise nicht nur ein Zeichen, dass Tymora ihre Finger im Spiel hatte.

Und ja, Adimarchus tut mir fast Leid mit dieser Geschichte. Grimm nicht.

Kylearan
Titel: Re: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Kylearan am 01. Oktober 2007, 17:24:40
Zitat von: "Berandor"
So. Hier geht's dann bald weiter.

Wann?

Kylearan
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 01. Oktober 2007, 17:37:03
Wie bitte? Achttausend Worte in 48 Stunden reichen nicht?!

(Mittwoch)
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Topas am 01. Oktober 2007, 18:21:29
Mittwoch gehts weiter ? Hier oder bei euch am Spieltisch ?
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Sohn des Sammaster am 01. Oktober 2007, 18:28:56
*staunend les*
Ich bin irgendwie süchtig nach dieser Storyhour...
Und die beiden "Hits" des Malaulagrym, endlich mal ein fettes, fieses Grinsen auf dem Gesicht des SLs.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 01. Oktober 2007, 18:38:31
Zitat von: "Topas"
Mittwoch gehts weiter ? Hier oder bei euch am Spieltisch ?


Hier.

Samstag gehts bei uns weiter. Dann allerdings wahrscheinlich eine längere Pause, also teilt euch die Updates gut ein :)
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Topas am 02. Oktober 2007, 10:31:38
Einteilen ? Was ist das ?
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 02. Oktober 2007, 10:58:09
Das ist, wenn man alles gleichzeitig macht – also in einem Teil.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Topas am 02. Oktober 2007, 14:39:29
Wenn das so ist werde ich es sicher gut einteilen :D
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Kylearan am 02. Oktober 2007, 15:34:25
Zitat von: "Topas"
Wenn das so ist werde ich es sicher gut einteilen :D

So wie eine Tüte Popcorn im Kino. Ein Film, eine Tüte.

Bin gespannt auf morgen und auf Samstag.

Kylearan
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Thargad am 02. Oktober 2007, 22:28:11
Zitat von: "Kylearan"
Wenn du hier andeuten willst, dass wir letztlich Adimarchus tatsächlich retten können/müssen...


Dank Graz'zt und Loras dürfte jede Chance, Adimarchus zu retten, vertan sein. Insbesondere durch Paladine  :wink:
Ich denke, wir sollten lieber versuchen, ihn zu erlösen.

Hätte Hoar Thargad damals gerettet, wäre die Idee, Adimarchus bei seiner Rache an   Graz'zt zu helfen, noch recht interessant. Aber Helm hat da glaube ich andere Prioritäten.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 02. Oktober 2007, 22:32:19
Da der Schnittpunkt einfach zu schön ist, kriegt ihr das erste Kapitel in zwei Teilen.

Der Zwischenteil entspringt völlig meiner Interpretation der Charaktere und kann auf Zuruf sofort gelöscht oder verändert werden.

Das farblose Tor

Dirim Gratur stand mitten auf der Obsidianallee und zählte langsam bis zehn. Am liebsten hätte er sich irgendetwas gesucht, das er zum Tode verurteilen konnte. Aber blind loszustürmen war nicht klug, so gut es sich auch anfühle würde.

»Kann einer von euch noch etwas sehen?«, fragte Jørgen. Der Paladin starrte angestrengt in die Finsternis. Boras wirkte ebenso geblendet. Dirim hatte keine derartigen Probleme: für ihn war die über den Kessel gekommene Nacht wie ein klarer Sternenhimmel bei Vollmond. Er merkte, dass es auf eine gewisse Art »dunkel« war, aber er konnte seine Umgebung problemlos erkennen. Wahrscheinlich lag es an seinem Rauchenden Auge, dass er den Schutzmantel durchschauen konnte.

Was er sah, war natürlich nicht besonders schön. In Häusereingängen und hinter Fenstern lagen Stadtbewohner auf dem Boden. Sie waren anscheinend dort umgefallen, wo sie bei Anbruch der Nacht gestanden hatten. Eine kurze Untersuchung ergab, dass sie schliefen, und sich nicht wecken ließen. Wahrscheinlich waren die Kettenbrecher die einzigen gewesen, die dem Effekt hatten widerstehen können.  Jedenfalls stammten die einzigen Lebenszeichen, die in der Stadt zu hören waren, aus unmenschlichen Kehlen.

Für Dirim stand der nächste Schritt fest. »Wir sollten uns eins der Tore vorknöpfen. Entweder das farblose Tor oder das leere Tor, damit wir ungehindert gegen die Untoten kämpfen können.«

»Alles klar«, sagte Boras.

»Jetzt?«, wollte Jørgen wissen. »Wir sind nur zu dritt.«

Dirim streichelte seinen Bart zur Beruhigung. Er war der eindeutige Anführer der Kettenbrecher gewesen, bevor der Paladin auftauchte. Und jetzt musste er sich immer rechtfertigen. »Die Käfigmacher wissen noch nicht, dass wir hier sind. Wir können sie überraschen.«

»Aber dann wissen sie, dass wir da sind. Wenn wir den Kampf überhaupt überleben. Ich finde, wir sollten uns zurückziehen und morgen mit voller Stärke und ausgeruht losschlagen, um dann auf einmal so viele Tore wie möglich zu zerstören.«

»Wir sollen die Bewohner einfach im Stich lassen?«

Jørgen sah aus, als rede er gegen seine eigene Überzeugung. »Ja. Es fällt mir auch nicht leicht, aber wenn es keine Probleme gibt, haben die Käfigmacher zumindest weniger Grund, den Bewohnern etwas anzutun.«

»Wenn sie nicht einfach gefressen werden«, sagte Boras.

Jørgen zuckte zusammen. »Danke für den Hinweis. Trotzdem halte ich es für klug, erst einmal abzuwarten.«

Dirim konnte es nicht fassen. »Nein. Wir müssen zumindest zur Kaserne und dort nach dem Rechten sehen, nachschauen, wie es unseren Verbündeten geht.«

»Die Kaserne ist das hohle Tor«, sagte Jørgen. »Dann müssten wir kämpfen.«
Besserwisser, dachte Dirim. Aber was noch viel schlimmer war und was ihn am meisten an dem Paladin störte: er hatte Recht. Die Barakmordin waren wahrscheinlich schlafend am Besten dran. Und das letzte Mal, als sie zu dritt vorgestürmt waren, hatte das zu seinem, Thargads und Helions Tod geführt. Nur, dass diesmal wohl keiner in Cauldron war, um sie wiederzuerwecken.

In der Ferne heulte ein Schakal oder Schlimmeres.

Dirim winkte die beiden Kettenbrecher zu sich und bereitete sich auf den [⁄]Ebenenwechsel[/i] vor. Er blickte zur schwarzen Säule, die früher der Azuthtempel gewesen war.

»Ich komme wieder.«

-

Occipitus war ebenso ernüchternd wie eh und je. Als Dirim mit seinen Gefährten den Fuß auf den nachgiebigen Boden der Ebene setzte, schwor er sich zum aberdutzendsten Mal, dass er die Ebene wieder in die Höheren Ebenen führen würde. Egal, wie lange es dauerte.

Wenig später waren sie zurück im Schädel. Dirim zog den Helm aus und warf ihn wütend gegen die Wand. Er fiel auf seinen Thron und starrte ins Nichts. Er war Dirim Gratur, die Flamme der Gerechtigkeit, und gerade hatte er sich von den Wesen, die er schützen sollte, abgewandt und war geflohen. Wahrscheinlich veranstalteten die Käfigmacher in diesem Augenblick ein Massaker.

»Hey, Boss. Alles klar?« Der Dude erschien in seiner ganzen Pracht.

Dirim blickte ihn mürrisch an. »Hose.«

»Oh. Sorry, Boss.« Schnell verdeckte der Dude seine ganze Pracht, dann wiederholte er seine Frage.

»Nicht wirklich.«

»Dann kann ich Euch vielleicht aufmuntern. Ich habe Silberwaffen gefunden.« Er überreichte Dirim ein Bündel Waffen.

»Was ist das denn?«, wollte Dirim wissen.

»Silberwaffen«, sagte der Dude.

»Ja, aber was für welche?«

Boras hielt sie einzeln hoch: »Wurfspeer, leichter Streitkolben, und zwei Sianghams. Waffen aus Mulhorand. Klasse.«

»Kannst du damit umgehen?«, wollte Dirim wissen.

»Komme ich aus Mulhorand?«, entgegnete Boras. »Obwohl – mit dem Streitkolben schon.«

»Danke«, sagte Dirim. »Sehr hilfreich.« Das hatte gerade noch gefehlt. Er wandte sich an Jørgen. »Ich kann Thamior und Thargad zurückholen – wenn Thamior nicht im Jenseits bleiben will. Morgen. Was machen wir bis dahin?«

Jørgen sah sich um. »Vielleicht sollten wir ein paar Stühle und einen Tisch suchen. Es ist ein wenig karg.«

»Ich meine das ernst.«

»Natürlich. Aber wir können nicht viel tun. Nur warten.«

Dirim zupfte sich den Bart. »Und wenn wir einen Fehler gemacht haben?«

»Dann müssen wir mit den Konsequenzen leben. Wir haben eine Entscheidung getroffen, so oder so.«

»Fühlst du dich nicht schuldig?«

»Ich mache mir keine Schuldgefühle«, sagte Jørgen. »Ich lerne aus meinen Fehlern und korrigiere sie, wenn möglich. Aber du wirkst eigentlich auch nicht, als hättest du Gewissensbisse.«

»Ich denke einfach nur nicht über so etwas nach«, sagte Dirim. »Aber manchmal frage ich mich doch. Weißt du, es gab da mal diesen Mimic...«

Jørgen hob die Hand. »Ich will es nicht hören. Ich will deine Schuld nicht tragen. Ich bin zwar ein Paladin, aber so dumm nun auch wieder nicht.«

Dirim fiel in sein müdes Lachen ein. »Und wenn ich ein Mörder wäre?«

»Zunächst einmal fiele das in deine Rechtsprechung«, sagte Jørgen. »Und außerdem hat das nichts damit zu tun, ob du Schuldgefühle hast. Wenn ich zu dem Schluss komme, dass du unrettbar böse und eine Gefahr bist, werde ich dich töten oder bei dem Versuch sterben. So einfach ist das. Wenn du aber meinst, dass du ein schuldig bist, weil Thargad kurzzeitig gelähmte Sklavenhändler und Meuchelmörder hingerichtet hat – dann hast du in meinen Augen Unrecht.«

Dirim wurde ernst. »Wir werden sehen. Wenn das alles vorbei.«

»Wie du meinst.«

-

Thamior kam von den Toten zurück. Er konnte sich nicht erinnern, etwas im Jenseits erlebt zu haben, und war etwas enttäuscht. Nachdem Dirim ihn hatte auferstehen lassen, durchbrach er die Verzauberung bei Thargad. Das Oktogon wurde eingesteckt, da es noch genug Ladungen hatte, um die Kettenbrecher in Valanthrus Schatzkammer und wieder hinaus zu bringen. Dann machten sie sich kampfbereit, und Dirim wechselte zurück zur materiellen Ebene.

Sie landeten mitten in Tethyr auf einem Feld. Ein Bauernhaus stand in der Nähe, aber anscheinend hatte niemand sie bemerkt. Dirim wirkte gleich den nächsten Zauber – einen Windwandel – und kurz darauf bewegten sich die Kettenbrecher in Höchstgeschwindigkeit in Richtung Cauldron.

Die Nacht hatte sich bereits ausgebreitet. Eine Glocke aus Schatten reichte bis fast an den Fuß von Cauldrons Vulkan. Einzelne Schattenfäden griffen aus der Wolke und verankerten sich an Baumkronen und im Boden, als würde sich die Nacht körperlich vorwärts ziehen. Die Kettenbrecher schätzten, dass die Schatten im Laufe des Nachmittags den Glücklichen Affen erreichen würden, und am nächsten Morgen Redgorge. Wenn sie es nicht verhinderten.

Sie hatten sich entschlossen, den Zauber nicht außerhalb der Schattenwolke zu beenden. Zwar hätten sie dann vielleicht wieder Windgestalt annehmen können, aber mit ein wenig Glück würden sie so ungesehen bis zu ihrem ersten Ziel vorstoßen können: dem Anwesen des Stadtherren und damit dem farblosen Tor. Die Kettenbrecher waren zu dem Schluss gekommen, dass das farblose Tor ihre Sicht behinderte – eine vor allem für Thamior fatale Auswirkung –, während das leere Tor sie schwächte und das hohle Tor alle bösen Kreaturen (sowie Dirim) stärkte. Und in dieser Reihenfolge wollten sie die Tore angreifen.

Tatsächlich verlief die Reise durch die Nacht ohne Zwischenfälle. Obwohl sie eindeutig das Gefühl hatten, dass Kreaturen durch die Schatten liefen, sahen sie keine davon und wurden auch nicht gesehen. Dann befanden sie sich vor dem Anwesen des Stadtherren. Eine hohe Hecke trennte den Vorgarten von der Allee, und hinter dem zwanzig Schritt großen Garten erhob sich das zweistöckige Gebäude. Jedoch hatte sich etwas verändert.

Inara Weers Notiz hatte davon gesprochen, dass im Umkreis der Tore keine extradimensionale Bewegung möglich war. Aber das farblose Tor hatte anscheinend noch einen Effekt: Bis auf die Allee hinaus waren alle Farben verblasst und hatten sich in unterschiedliche Grautöne verwandelt. Es war ein entschieden unheimlicher Effekt, der noch stärker wurde, als die beiden Wächter des Vorgartens in Sicht kamen.

Es handelte sich um zwei große Reptilien von der Sorte, wie sie in den Ruinen von Karran-Kurral gesehen hatten. Damals hatte eines dieser Geschöpfe Jørgen in seinem Kiefer gehabt, war aber auch nach zwei kurzen Schlägen niedergemacht gewesen. Diese Kreaturen nun zu sehen, wie sie sich vor dem grauen Gras und dem grauen Stein bewegten, konnte schon für leichte Sichtprobleme sorgen. Zum Glück war nur Dirim in der Lage, das Schauspiel zu genießen – die anderen Kettenbrecher sahen allenfalls vage Schemen.

Die Kettenbrecher verständigten sich kurz und lautlos. Sie würden die beiden Wachkreaturen ignorieren und direkt zum großen Eingangsportal vordringen. Vielleicht konnten sie den Pfeifer, der das Tor ja bewachen sollte, überraschen. Auf Dirims Zeichen hin flogen sie durch den Vorgarten und zur Tür. Einer nach dem anderen schlüpften sie durch Türspalte hindurch und fanden sich in dem Vorraum zur großen Halle wieder. Der Vorraum war zur Halle hin offen, und Dirim hatte volle Sicht.

Er sah, was seine Gefährten nicht sehen konnten. Die Säulenhalle war in der Mitte immer noch nach oben offen. Die Säulen selbst waren immer noch mit nackten Jünglingen verziert. In der Mitte der Halle stand ein großes, edelsteinverziertes Tor, wie ein thayischer Triumphbogen, dessen Durchgang schimmerte. Auf halber Strecke zwischen dem Tor und den Kettenbrechern stand der Pfeifer in seiner ekligen Gesamtheit, einen menschlichen Kopf zwischen den Tentakeln. Und neben ihm stand – oder wie immer man das nennen sollte – eine nackte Frau. Sie hatte sechs Arme, in jeder Hand ein Langschwert, und von der Hüfte abwärts besaß sie einen fleischigen, muskulösen Schlangenschwanz.

Die Frau neigte ihren Kopf zum Pfeifer. »Sie sind da.«

Dirim erkannte nicht, um was für eine Kreatur es sich handelte – sie war leider außerhalb von Jørgens Sichtweite – aber auch ohne zu wissen, dass dies ein Marilith war, die zweitmächtigste Dämonenrasse, konnte er sich auf seine Instinkte verlassen. Und die sagten ihm, dass er Angst haben sollte.

To be continued
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 02. Oktober 2007, 22:48:54
Pfeifer, CR 16 (http://www.p-pricken.de/wiki/index.php/NSC#Der_Pfeifer) (Link zum Wiki)

Marilith, CR 17 (http://www.d20srd.org/srd/monsters/demon.htm#marilith) (Link zur SRD)

(http://www.wizards.com/dnd/images/alumni_marilith_FC1.jpg)
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 03. Oktober 2007, 12:31:31
(continued)

»Da ist-«, begann Dirim. Weiter kam er nicht, bevor der gesamte Vorraum von schnetzelnden Metallstücken erfüllt wurde. Die Dämonin hatte eine Klingenbarriere beschworen.

Thamior und Thargad sprangen instinktiv nach vorne, noch bevor der Zauber ihnen schaden konnte, und auch Jørgen, der direkt am Durchgang in die Halle stand, blieb unverletzt. Sogar Dirim reagierte geistesgegenwärtig, nur Boras wurde, als er aus dem Vorraum floh, von mehreren tiefen Schnitten verletzt.

»Was ist da?«, fragte Jørgen. Er starrte in die Dunkelheit und tastete sich langsam vor.

»Schlangenfrau mit sechs Armen«, sagte Dirim, »und Pfeifer.«

»Marilith«, fluchte Jørgen. Läuterung leuchtete so hell, dass es ihn fast blendete.

Thamior nahm einen Unsichtbarkeitstrank und bewegte sich langsam an die Seite der Halle. Er wollte an der Dämonin vorbei und zum Pfeifer. Die Marilith schien ihn nicht zu bemerken. Thargad folgte Thamior. Die Schatten im Raum umschmeichelten die Hand Helms, verbargen ihn ohne Deckung zu benötigen. Boras bevorzugte den direkten Weg. Blutrache wies ihm den Weg. Die Marilith kam ihm sogar einen Schritt entgegen, als er auf sie zustürmte. Sein Schlag war brachial, aber die Dämonin wich blitzschnell aus und lenkte die Axt mit einem ihrer Schwerter zur Seite.

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Dirim ließ einen Flammenschlag auf sie niederregnen. Er hatte nicht damit gerechnet, aber die Dämonin wurde tatsächlich leicht verbrannt, und der Pfeifer schrie gleichzeitig vor Schmerzen, als die Flammen ihn versengten. Jørgen war neben Boras angelangt. Er schlug mit aller Finesse, die er aufbringen konnte, aber die Marilith wehrte die Schläge spielerisch ab. Sie beachtete ihn kaum, sondern hatte ihren hungrigen Blick auf den Barbaren gerichtet. Ihre Langschwerter wirbelten in einem hypnotisierenden Muster. Boras' Brust färbte sich rot. Er starrte überrascht an sich herab, kaum noch in der Lage, sich aufrecht zu halten. Die Marilith schlang ihren Leib um ihn und begann zu drücken. Ihm wurde grau vor Augen.

»Dirim!«, rief Jørgen.

»Bin dabei!« Dirim belegte Boras mit dem mächtigsten Heilzauber, den er kannte. Der Barbar schnappte nach Luft, sein Kopf fuhr hoch, und mit einem lauten Schrei sprengte er den Würgegriff der Dämonin. Dann schlug der mit der Axt zu. Blutrache traf den Schlangenleib und drang tief ein, durchtrennte ihn aber nicht. Graues Blut quoll aus der Wunde. Die Marilith lachte.

Der Pfeifer verfolgte den Kampf aufgeregt. Er hatte seine Tentakel tief in dem Schädel vergraben und eine stärkende Melodie angestimmt. Jetzt versuchte er, den Zwerg mit einem Säurestrahl zu erwischen, aber vergebens. Dirim beachtete ihn gar nicht. Sie alle hatten nur Augen für den Marilith. Der Pfeifer war verwirrt, dass die Kettenbrecher ihn so allein lassen würden.

Thargad schälte sich aus den Schatten. Funke durchtrennte mit einem Schlag alle Tentakel des Pfeifers, und Todeshauch durchbohrte den Leichenschädel und nagelte ihn an die Brust des Gedankenschinders. Der Pfeifer wackelte mit den Tentakelstümpfen. Thargad benutzte Todeshauch wie einen Hebel und drehte den Pfeifer um die eigene Achse. In großen Flocken fiel die Unsichtbarkeit von Thamior ab, als er dem Pfeifer einen Pfeil in den Kopf schoss.

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Thamior schoss noch zwei weitere Pfeile auf die Marilith ab, aber er konnte sie einfach nicht gut genug sehen, selbst wenn er ihre Schadensreduzierung hätte durchdringen können. Die Marilith wiederum veranstaltete einen weiteren wirbelnden Angriff, und der gerade erst geheilte Boras musste fast schon wieder in die Knie gehen. Er schaffte es mit letzter Kraft, dem Schlangenleib zu entkommen.

Jørgen sah Thargad zögern. Er wusste, was der Schurke dachte. Boras war der einzige, der ein solches Schlachtwerk überhaupt überleben konnte. Er sollte das nicht denken, aber insgeheim war er froh, dass er der Dämonin noch keine Gefahr hatte sein können. Wäre er ihr Opfer geworden... Er blickte auf seine Waffe und fühlte die Zweifel verschwinden. Läuterung glich einer klingenförmigen Sonne und erinnerte ihn daran, dass er hier der Vertreter des Lichts war, und die Finsternis vertreiben sollte. Egal, wie vorübergehend – schließlich konnten getötete Dämonen Toril 99 Jahre lang nicht betreten.

Es donnerte. Jørgen sah über die Schulter. Die beiden Wachkreaturen hatten die Eingangstür zerschmettert und sprangen gerade durch die Klingenbarriere. Eine von beiden wurde dabei schwer verletzt, aber beide schafften es und standen nun knurrend in ihrem Rücken. Er sah wieder zur Marilith, die sich gerade lachend über Boras beugte und ihm einen Kuss zuwarf.

»Schluss.« Er würde ihr etwas geben, von dem sie zurückkommen konnte. Wenn sie überhaupt nach Hause fand. Jørgen richtete ein stummes Stoßgebet an Siamorphe und schlug zu. Läuterung schien sogar noch heller zu leuchten, als es niederfuhr. Mit einem kurzen Seitenblick brachte die Marilith ein Langschwert zum Block hoch. Läuterung blitzte so grell, dass Jørgen die Augen schließen musste. Auch die Dämonin war kurzzeitig geblendet. Ihr Block ging fehl. Läuterung traf auf ihren Körper, und wieder blitzte es kurz auf. Jørgen spürte, wie neue Kraft in das Schwert strömte, wie es sich regelrecht durch das dämonische Fleisch fraß, bis es tief in ihrem Leib steckte. Jørgen leitete heilige Energie in die Waffe und merkte, wie diese Energie von Läuterung fast verdoppelt wurde. Er stemmte und lehnte sich vor und presste Läuterung weiter durch die Marilith, trennte die Dämonin quer über die Brust in zwei Teile. Dampfend und grau blutend kippte ihre obere Hälfte zu Boden.

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Danach machte es auch nichts mehr, dass Jørgen von einem der Wachkreaturen gebissen wurde. Boras erlegte das verletzte Wesen, und gemeinsam machten die Kettenbrecher dem anderen den Garaus.

Damit das Tor bloß nicht noch eine Marilith herbeirief, hämmerten sie dann zuerst zu fünft, dann nur noch zu dritt drauf ein, nachdem klar war, dass nur Adamantitwaffen die Härte dieses Tors durchdringen konnten. Das farblose Tor zerfiel unter lautem Rumpeln, und mit einem Blinzeln kamen die Farben zurück. Und nicht nur das, die Kettenbrecher konnten auch endlich wieder vernünftig sehen. Und sie hatten ein halbes Dutzend Diamanten aus den Resten des Tores retten können.

Boras atmete tief durch. »Heilung«, bat er. »Und dann zum leeren Tor.«

»Phoenix, wer immer du auch bist«, sagte Thargad. »Wir kommen.«
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Kylearan am 03. Oktober 2007, 13:26:33
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Kylearan
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Darastin am 03. Oktober 2007, 13:47:35
Autsch! Das muß weh getan haben 8)
Ist aber letztendlich nur richtig, daß ein ideal ausgerüsteter Anti-Dämonen-Spezialist so ein Viech wegputzt.

Bis bald;
Darastin
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Kylearan am 03. Oktober 2007, 14:33:00
Zitat von: "Darastin"
Autsch! Das muß weh getan haben 8)
Ist aber letztendlich nur richtig, daß ein ideal ausgerüsteter Anti-Dämonen-Spezialist so ein Viech wegputzt.

Bis bald;
Darastin

Das tat auch weh. Immerhin wurde Boras zwei Mal hintereinander von fast voll auf gerade noch lebend geschlagen (also ca. 170 TP pro Runde); dankenswerterweise kam der Heal rechtzeitig.
Und ich hatte auch richtig Glück: drei Mal die Fehlschlagchance überlebt...

Kylearan
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Sohn des Sammaster am 04. Oktober 2007, 08:53:15
Was für ein Gemetzel!
Wie war die Würfelarie für die Marilith mit ihren tausend Angriffen?!
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 04. Oktober 2007, 09:33:55
Ich habe die Angriffe gezählt, die Spieler die Treffer. Dann habe ich den Schaden ausgewürfelt. Vor allem mit den häufigeren kritischen Treffern ein wenig unübersichtlich. War aber auch schon spät :)
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 04. Oktober 2007, 22:10:19
i.Ü. habt ihr hier schon mal die Stats der folgenden Kettenbrecher (aktuell Stufe 15)

Thargad (http://www.p-pricken.de/wiki/index.php/Thargad)

Dirim (http://www.p-pricken.de/wiki/index.php/Dirim_Gratur)

Boras (http://www.p-pricken.de/wiki/index.php/Boras_Breda)

Thamior (Stufe 14) (http://www.p-pricken.de/wiki/index.php/Thamior)
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Kylearan am 05. Oktober 2007, 09:19:46
Zitat von: "Berandor"
i.Ü. habt ihr hier schon mal die Stats der folgenden Kettenbrecher (aktuell Stufe 15)

Thargad (http://www.p-pricken.de/wiki/index.php/Thargad)

Dirim (http://www.p-pricken.de/wiki/index.php/Dirim_Gratur)

Boras (http://www.p-pricken.de/wiki/index.php/Boras_Breda)

Thamior (Stufe 14) (http://www.p-pricken.de/wiki/index.php/Thamior)


Jorgen ist in Arbeit, wird aber heute noch teilweise falsch und vor allem unvollständig bleiben.

Kylearan
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Topas am 05. Oktober 2007, 12:27:12
Falsch bleiben, Spielt ihr mit retraining ?
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Kylearan am 05. Oktober 2007, 13:41:52
Zitat von: "Topas"
Spielt ihr mit retraining ?

Nein, keiner hat das PHBII.

Kylearan
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 07. Oktober 2007, 01:10:57
Warum ich meine Gruppe liebe:  :wub:

Sie haben mir den Colossal Red Dragon geschenkt!!! Und das, obwohl ich den dann natürlich auch einsetzen möchte. Da habe ich mich super drüber gefreut...

...und dann Dirim getötet (mehr oder weniger spoiler).

Coming up:

(http://www.piratecat.org/spira/necropedecover.jpg)

und dann:

(http://static.flickr.com/97/254905170_11826633e1.jpg)
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Wormys_Queue am 07. Oktober 2007, 11:06:14
Zitat von: "Berandor"
...und dann Dirim getötet (mehr oder weniger spoiler).


 :o
Ich hoffe, du hast zwischen weniger und spoiler nur das Komma vergessen.  :wink:
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Darastin am 07. Oktober 2007, 12:00:50
Oh mein Gott! Der Drache ist mit DVD-Rohlingen bewaffnet! Rette sich wer kann!  

8)

Bis bald;
Darastin
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Kylearan am 08. Oktober 2007, 09:12:23
Zitat von: "Darastin"
Oh mein Gott! Der Drache ist mit DVD-Rohlingen bewaffnet! Rette sich wer kann!  


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Man muss dazu sagen, dass Berandor runden Geburtstag hatte und trotzdem Stadt in Ketten vorzog.

Außerdem können wir mächtige Verbündete brauchen.

Kylearan
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Andi am 10. Oktober 2007, 06:40:53
Wann geht´s hier weiter?
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Sohn des Sammaster am 10. Oktober 2007, 11:43:39
Herzlichen Glückwunsch zum zwanzigsten Geburtstag Berandor! ;-)
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: TheSoulBurner am 26. Oktober 2007, 16:47:11
Zitat von: "Andi"
Wann geht´s hier weiter?

Schließe mich der Frage an ...  :D
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 26. Oktober 2007, 22:30:29
Ich stehe halbwegs kurz vor Ende des ersten Kapitels, aber bin momentan relativ gestresst, und meine Schreibzeit geht für den Gate-Con drauf. Frühestens nach dem 4.11., würde ich sagen, wahrscheinlich ab 13.11. (da habe ich einen Vortrag über Karl Popper).

Danke der Nachfrage allerdings, schön, dass ihr interessiert seid.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 06. November 2007, 22:00:38
Zum dreijährigen Jubiläum musste ich natürlich ein Update machen. Also los!

Das leere Tor

»Zum leeren Tor?«, fragte Dirim. »Nicht zum hohlen?«

»Wir sollten erst dann zu den Untoten, wenn wir wieder stark sind«, sagte Jørgen.

»Aber das hohle Tor schwächt euch doch, oder?«

»Nein, das leere Tor schwächt uns. Das hohle Tor stärkt das Böse.«

»Ach so«, sagte Dirim. »Also zum hohlen Tor.«

»Leeren Tor«, sagte Thamior.

»Sag ich ja«, gab Dirim zurück.

»Ich geh vor«, meinte Thargad mit einem Blick auf den sichtlich verwirrten Zwerg. »Vorsichtshalber.«

-

Die Kettenbrecher marschierten durch die dunkle Stadt. Jetzt, wo der Schleier gehoben war, sahen sie vielerorts schlafende Kesselbewohner, und obwohl Cauldron von ungeahnten Schrecken bevölkert war, hatte nichts und niemand die Schlafenden angerührt.

Thamior und Thargad schlichen voraus, beide in den Schatten verborgen, Dirim, Jørgen und Boras schritten offen durch die Stille. Gleich würde der Höchste Sonnenstrahl in Sicht kommen, der Ort des zweiten Tors.

»Psst! Hier rüber!« In einer Gasse stand eine menschengroße Gestalt mit einem Kapuzenmantel. Zögerlich traten die sichtbaren Kettenbrecher näher. Thamior nahm den Umweg über die Dächer in den Rücken der Gestalt, und Thargad trat verborgenerweise neben sie. Die Gestalt wandte ihren Kopf, um Thargad anzusehen. Thamior allerdings blieb verborgen.

»Bist du das, Celeste?«, wollte Dirim wissen. Leicht seufzend legte die Besitzerin des Höchsten Sonnenstrahls die Kapuze zurück und enthüllte ihr anziehendes Succubusgesicht. Jørgen knurrte, und Celestes dämonische Gesichtszüge verschoben sich in ein halbelfisches Antlitz mit roten, zu einem Zopf gebundenen Haaren.

»Was willst du?«, fragte der Paladin. Seine Schwerthand zuckte mehrfach in Richtung Läuterung.

»Euch helfen«, sagte Celeste unschuldig. »Wollt ihr keine Hilfe?«

»Warum willst du uns helfen?«, sagte Dirim. »Und warum schläfst du nicht?«

»Weil sie ein Dämon ist«, vermutete Jørgen.

»Und weil ich den Käfigmachern geholfen habe«, sagte Celeste.

»Töten wir sie jetzt, oder lassen wir sie erst ausreden?«, fragte Thargad und schälte sich aus dem Dunkel.

Celeste wuchs, bis vor den Kettenbrechern der größte Halbelf der südlichen Gefilde stand und sie Thargad gerade in die Augen sehen konnte. Sie hob die Hand, um seine Wange zu berühren, verharrte jedoch in der Bewegung, als Thamiors Pfeil ihr unter die Kehle stach.

»Vorsicht«, drohte der Elf.

Celeste nahm die Hand herunter. »Da habt ihr die Antwort. Ich helfe euch, weil ich nicht will, dass Thargad noch einmal stirbt.«

»Wie bitte?« Thargad war verwirrt.

Dirim strich sich über den Bart. »Was hast du anzubieten?«

»Ich kann euch alles über die Verteidigung des leeren Tores sagen. Euch helfen, reinzukommen.«

»Warum sollten wir dir glauben?«

»Ich habe Euch nie belogen.«

Jørgen lachte auf. Dirim runzelte die Stirn. »Das könnte sogar stimmen. Schwörst du, die Wahrheit zu sagen?«

Celeste hob die Hand zu einem gekünstelten Schwur. »Ich schwöre«, sagte sie leichthin und grinste. Es war zu niedlich, Dirim konnte ihr einfach nicht sauer sein.

»Sag, was du zu sagen hast.«

»Aber schnell«, fügte Jørgen hinzu.

»Also: Phoenix ist eine waffenlose Kämpferin, sehr beweglich, und sie beherrscht druidische Magie. Sie liebt Schmerzen – je mehr ihr sie verwundet, desto stärker wird sie werden. Sie hat zwei große Kreaturen als Leibwächter, die sich durch den Boden graben können. Seht ihnen nicht in die Augen. Das Tor selbst steht in der Mitte des Gesellschaftsraums, der ansonsten leer geräumt wurde. Wenn ihr jemanden durch das Tor schieben könnt, wird er mit negativer Energie vollgeladen und wahrscheinlich getötet.«

»Und sonst?«

»Vor dem Eingang steht ein Golem Wache. Er besteht aus einem mir nicht bekannten Material, eine Art Schattenstahl. Ich kann euch an ihm vorbeilotsen, aber dann taucht er vielleicht während des Kampfes auf. Oder ihr greift ihn vorher an.«

»Vorher«, sagte Thamior. »Ich locke ihn mit meinen Pfeilen weg, und dann machen wir ihn platt.«

»Vergessen wir den Golem«, sagte Jørgen. »Schnappen wir uns Phoenix und machen das Tor kaputt.«

»Wirst du mit uns kämpfen?«, fragte Boras.

Celeste lachte. Ihr Lachen war so hell und klar wie der Sternenhimmel einer Sommernacht. »Nein. Ich bin nicht lebensmüde.«

Thargad sah die Dämonin immer noch verwundert an. »Wir müssen uns unterhalten.«

Sie betrachtete ihn mit einem liebevollen Blick, der in den anderen Kettenbrechern instinktiv den Wunsch weckte, mit Thargad den Platz zu tauschen, dem Assassinen aber nur ein flaues Gefühl bescherte. »Erst besiegt ihr mal die Nacht der Tausend Tage. Dann reden wir darüber, wie wir deinen Vater retten können.« Sie wandte sich an die anderen. »Also?«

»Am Golem vorbei«, sagte Dirim. Thamior zog ein Gesicht, schloss sich aber der Entscheidung an.

»Dann folgt mir.«

-

Celeste führte die Kettenbrecher zum Eingang in die Ställe. Die große Doppeltür war magisch versiegelt und mit einer Falle versehen worden. Celeste kannte jedoch das Passwort.

»Brutzelnder Babyspeck.« Die Tür entriegelte sich. Celeste stieß sie auf. Im Stall schliefen drei Pferde und ein Stallbursche. Am Ende des Stalls lag eine weitere, kleinere Doppeltür. »Die müsste offen sein«, sagte Celeste. »Viel Glück.«

Jørgen sah sie an. In seinem Gesicht spiegelte sich die Mühe, mit der er die nächsten Worte herauspresste. »Verschwinde. Jetzt.«

Celeste schloss die Tür von außen.

Sofort zogen die Kettenbrecher ihre Waffen in Erwartung einer zuschnappenden Falle. Nichts geschah.

»Na dann«, meinte Dirim. »Statten wir Phoenix mal einen Besuch ab.«

-

Die Doppeltür flog auf. Es war, wie Celeste es beschrieben hatte. Das große Tor stand in der Mitte des Raums. Phoenix, eine nahezu nackte Frau mit so stark vernarbter Haut, dass ihre Narben als Rüstung gelten konnten, hatte sich so aufgestellt, dass ihr das Tor Deckung gab – wenn jemand durch den Vordereingang kam. Jetzt stand sie für die Kettenbrecher auf dem Präsentierteller.

»Überraschung!« rief Thargad. Phoenix erstarrte für einen Moment, sichtlich unfähig, mit der Situation zurecht zu kommen.

Thamior betrat den Raum. Er spannte drei Pfeile gleichzeitig in den Seelenbogen. Die Geschosse hämmerten mit voller Wucht in Phoenix' Oberkörper und trieben sie nach hinten. Fast fiel sie ins Tor. Fast. Im letzten Moment fing sie sich. Sie packte einen der Pfeile und zog ihn aus ihrer Brust. Eine kleine Flamme verschloss die Wunde und bildete sofort neues Narbengewebe. Sie zog den zweiten Pfeil aus ihrer Bauchhöhle. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie den dritten Pfeil erst noch in der Wunde drehte, bevor sie ihn herauszog. Sie beugte sich leucht vor, wie ein Bulle zum Angriff. In diesem Moment traf Thargads Schleuderstein sie an der Stirn. Sie hob nicht die Arme zum Schutz, als Thargad weitere Steine abfeuerte, sondern hieß die Wunden willkommen.
Boras betrachtete das Schauspiel mit immer verzogenerer Miene. Die Frau war völlig verrückt. Gleich würde sie völlig tot sein. Er stemmte seine Stiefel in den Boden und stürmte vor. Gleichzeitig türmte sich der Boden vor Phoenix auf, dann fiel er in sich zusammen. Aus dem Loch stieg eine riesige, laufende Menschenkrabbe mit Insektenfühlern. Boras gingen drei Gedanken durch den Kopf. In Reihenfolge: 1. Das Vieh steht mir im Weg. 2. Nicht in die Augen schauen. 3. Mist!

Boras spürte, wie die Facettenaugen und die darüber angebrachten Fühler des Wesens sein Hirn durcheinander bringen wollten. Er widerstand dem Zwang. Stattdessen sprang er beidbeinig ab und schlug dem Vieh in fünf Schritt Höhe in die Schulter. Das Untier brüllte auf, und Blut spritzte. Boras brüllte zurück.

Jørgen zog Läuterung und marschierte ebenfalls in den Kampf. Er stellte sich etwas abseits von Boras hin, um den gewaltigen Berg niederzuschlagen. Gleichzeitig wandte er sich um: »Stoppt Phoenix!«

»Als ob ich eine Erinnerung brauche«, murmelte Dirim. Er bewegte sich seitlich um den Kampf herum, damit der grabende Leibwächter nicht zwischen ihm und Phoenix stand. »Tyr«, bat er, »gib ihr, was sie begehrt: Leid!« Der Zauber riss tiefe Wunden in Phoenix' Körper. Die Druidin stöhnte auf. Sie genoss es, bis auf einen winzigen Lebensfaden reduziert zu werden. Mit ekstatischem Lächeln bewarf sie Boras mit einer Nuss, die in einem Flammenball explodierte. Boras konnte nicht ausweichen – aber Dirim hatte vorgesorgt, und sie alle vor Feuer geschützt. Das Grabvieh wurde am stärksten von den Flammen versengt.

Phoenix neigte kurz anerkennend den Kopf. Sie wandte sich um, und bevor sie jemand aufhalten konnte, schritt sie durchs leere Tor und tötete sich selbst. Sie sah glücklich aus.

Thargad lief auf den Erdkoloss zu. Das Untier schlug nach ihm, aber er wich behende aus, trat ihm gegen die Brust und lief dank seiner Kletterstiefel einfach weiter. Oben angekommen machte er auf den Schultern einen Handstand, drehte sich dabei um neunzig Grad und ließ sich dann in den Rücken des Kolosses fallen, wobei er ihm Funke über den Rücken zog.

Hinter Boras und Jørgen tat sich eine zweite Grube auf, und ein weiterer Erdkoloss tauchte daraus auf. Er hatte sich nicht einmal richtig hochgestemmt, da hatte ihm Thamior schon ein paar Pfeile verpasst, und Jørgen ihm mit einem Schildhieb einen der Fühler abgeknickt. Dirim hatte Schuldspruch gezogen und marschierte zum Kampf hin, als es an die Vordertür donnerte. Der Golem versuchte, hereinzukommen. Dirim änderte seine Richtung. Er ging zum Tor und begann, es einzuschlagen.

»Was brauchst du?«, rief Jørgen zu Thargad herüber. Der Schurke lauerte auf eine Möglichkeit, den Koloss zu erschlagen.

»Er ist zu groß!«

Jørgen nickte. Er hatte verstanden. Er hob seinen Schild über den Kopf und trat an den Koloss heran. Sofort wummerten dessen Fäuste gegen den Schild. Jørgen wurde von der Wucht fast in die Knie getrieben, blieb aber unverletzt. Er stieß dem Koloss Läuterung durchs Knie. Der Koloss grunzte und sackte zur Seite. Er nahm seinen Arm zu Hilfe, um sich abzustützen.

Thargad stieg auf den Arm und war von dort mit einem Schritt in Kopfhöhe. Er holte mit Todeshauch aus – und sah dem Koloss direkt in die Augen. Sein Verstand wurde durcheinandergewirbelt, neu zusammengesetzt und nur noch von einem Gedanken beseelt: er musste den Koloss töten. Mit eiskalter Präzision stieß Thargad sein Kurzschwert dem Erdkoloss ins Maul.

»Fehlt nur noch-« begann Jørgen und stockte. In seinem Rücken zog Boras die Axt aus der Brust des zweiten Kolosses.

»Was fehlt?«, meinte der blutverschmierte Barbar.

»Das Tor«, sagte Dirim und warf Boras sein Schwert zu. »Hau drauf!«

Boras, Jørgen und Thargad schlugen mit ihren Adamantwaffen zu, während gleichzeitig der Golem versuchte, die Eingangstür aufzubrechen. Aber der Höchste Sonnenstrahl war anscheinend gut geschützt.

Endlich zerbarst das Tor. Kurz blitzte es auf, und die Kettenbrecher – außer Dirim – fühlten, wie ihre Kraft zurückkehrte. Die Eingangstür zerbrach, und nur noch wenige Schritt und eine eher unscheinbare Tür trennten sie von dem Golem. Schnell steckte Thargad die Diamanten ein, die das zerborstene Tor freigegeben hatte, und die Kettenbrecher hasteten aus dem Raum. Thamior schloss die Doppeltür hinter ihnen, als der Golem die zweite Tür gerade einschlug. Dirim sagte das Kennwort, und dann waren sie in der künstlichen Nacht Cauldrons, und schnell in einer Seitengasse verschwunden.

»Ob uns der Golem sucht?«, fragte Dirim.

»Wie soll er uns finden?«, meinte Jørgen. »Wir müssten sicher sein.«

»Na dann«, sagte Boras, »auf zu Embril.«

»Wie bitte?«, wollte Thamior wissen. »Was ist mit dem dritten Tor?«

»Das hat Pech gehabt«, sagte Jørgen. »Wir können Embril überraschen. Dirim, fühlst du dich gut vorbereitet?«

»Für eine Begegnung noch, ja«, sagte der Zwerg. »Einen großen Kampf.«

»Dann Embril. Wir könnten sie überraschen.«

»Quatsch«, meinte Thargad. »Die Nacht breitet sich nicht mehr aus. Die wissen, dass wir hier sind.«

»Die Frage ist doch«, sagte Dirim, »ob wir uns eine Nachtruhe leisten können. Wenn ja, würde ich gerne einen weiteren Käfigmacher ausschalten. Wenn nicht, dann sollten wir lieber Embril packen.«

Nach kurzer Diskussion entschieden sich die Kettenbrecher, doch noch das letzte, das hohle Tor anzugehen. Sie marschierten durch die dunklen, schattenumwogten Straßen, doch ohne den Schutzmantel des farblosen Tors, und ohne die schwächende Wirkung des leeren Tors hatte die Umgebung einiges von ihrem Schrecken verloren. Überall sahen sie jetzt Bewohner liegen, schlafend, komatös und unbehelligt.

Plötzlich spürten sie alle, wie etwas über ihre Köpfe glitt, und dann landete der Schattenstahlgolem aus dem Höchsten Sonnenstrahl direkt vor ihnen. Das verstandeslose Konstrukt hatte sie gesucht, und es hatte sie gefunden. In Zuge eines Wimpernschlags zogen Thargad Todeshauch, Boras Blutrache und Jørgen die Axt aus Adamantit. Thamior riss den Seelenbogen hoch, aber noch bevor der anlegen konnte, holte der Golem aus und verpasste dem Elfen einen Seitenhieb. Thamior machte einen unfreiwilligen Satz nach hinten und prallte gegen eine Hauswand.

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Jørgen schlug mit seiner adamantenen Axt zu. Die Waffe, obwohl aus dem härtesten Material Torils gefertigt, drang trotzdem nicht richtig in den Golem ein. Ihr fehlte die Magie. Jørgen zuckte mit den Schultern und zog Läuterung – dann konnte er auch seine richtige Waffe benutzen. Boras hatte diese Taktik gleich ergriffen. Er musste eben richtig hart zuschlagen. Blutrache krachte gegen den Körper aus Schattenstahl, aber selbst die Kraft des Barbaren vermochte kaum etwas auszurichten. Thargad hingegen konnte den Golem zwar verletzen, besaß aber nicht die Stärke, um ihm wirklich zuzusetzen.

Der Golem stand inmitten der Kettenbrecher, die auf ihn einschlugen. Plötzlich breitete sich von ihm eine schwarze Wolke aus, die sie umschloss und ihnen Lebenskraft entzog. Dirim musste husten und hätte beinahe seinen Zauber verloren, brachte ihn aber doch durch. Die Kettenbrecher wurden von heiliger Macht erfüllt und im Kampf gestärkt.
Thamior kletterte rückwärts an der Wand hoch, vor die ihn der Golem geworfen hatte. Er zog seine letzten Adamantitpfeile aus dem Köcher und legte einen nach dem anderen auf die Sehne. Die Pfeile bohrten sich tief in die Stahlhaut des Golems, der dadurch aber nicht einmal ansatzweise verlangsamt wurde. Boras ließ seiner Wut freien Lauf, musste aber feststellen, dass zu wuchtige Schläge von der Haut des Golems abrutschten. Der Golem konterte, indem er dem Barbaren zwei donnernde Schläge verpasste. Boras spuckte einen Zahn auf den Boden, packte die Axt fester, und schlug wieder zu. Jørgen half ihm von der anderen Seite, während Thargad einen kurzen Zauber sprach und danach Todeshauch in den Schädel des Golems trieb. Seine Magie half ihm, das Konstrukt entscheidend zu schwächen.

Dirim besah sich die schattige Haut des Golems und entschied sich für einen Lichtzauber. Er gab Ki'Annan ein Zeichen. Der Engel ließ den Golem in hellem Licht erstrahlen – für einen winzigen Moment. Dann erlosch das Licht und der Golem beschleunigte seine Angriffe noch. Dreimal hämmerte er auf Boras ein. Der Barbar wich zweimal knapp aus, beim dritten Mal wurde er voll erwischt und fast umgeworfen. Drei Schritte stolperte er zurück, dann fing er sich und drückte das hintere Bein als Bremse durch, beugte sich vor und nutzte die Distanz als Anlauf für seinen nächsten Angriff. Dirim selbst zog Schuldspruch und brachte dem Golem tiefe Risse bei.

Thamior aktivierte das Seelenfeuer und ließ vier Pfeile los, die sich tief in den Golem brannten. Wurde er tatsächlich langsamer? Es sah nicht so aus. Weiter brandeten die Schläge, prasselten Hiebe auf den Golem, die ihn kaum verletzten, konterte der Golem mit gewaltigen Prügeln. Noch einmal flogen seelenbefeuerte Pfeile auf das Konstrukt, dann endlich schien es etwas zu brechen und zu erzittern. Thargad stieß seine Klinge noch einmal hinein, und der Golem ruckte kurz. Er hob seine Fäuste für einen weiteren Schlag. Dirim trat vor und bohrte Schuldspruch in einem zweihändigen Hieb quer durch das Konstrukt hindurch. Es zischte, zitterte, dann fiel es um.

Die Kettenbrecher sahen sich an. Dieser Kampf hatte sie wesentlich mehr gekostet als die Befreiung des leeren Tors. Trotzdem konnten sie noch nicht ausruhen. Das hohle Tor wartete schon.

Und mit ihm der Racheengel.

-

Die Tür zum Ritualraum öffnete sich, und Finster scharwenzelte hinein. Dæmonicus Grimm löste seinen Blick von Sonnentaus Vorbereitungen.

»Was gibt es?«, knurrte er.

»Rat mal«, sagte Finster.

Grimms Mine verfinsterte sich noch mehr. »Wir sind mitten in den Vorkehrungen für das wichtigste Ritual unseres neuen Plans, und du...« Er hielt inne. Dann spie er die nächsten Silben wie einen Fluch. »Die Kettenbrecher.«

Finster grinste. »Das farblose Tor ist kaputt, und sie haben sich zum leeren Tor aufgemacht.« Er gähnte. »Ich glaube nicht, dass–«

Sonnentau ruckte plötzlich von dem Weihwasserbecken hoch, über dem sie Beschwörungen vollführt hatte. »Die Nacht breitet sich nicht weiter aus«, sagte sie.

»Tja, Phoenix, war schön dich gekannt zu haben«, meinte Finster.

Grimm bohrte seine Finger tief in die Steinwand und brach ein Stück heraus. Gerne hätte er das mit Jenya Urikassens Genick gemacht, aber vielleicht brauchte er sie noch. Flammen entstanden auf seinem Körper, seine Haut verfärbte sich, seine Stimme wurde düster, abgehackt. Er stieß einen langen Wutschrei aus, der die Decke erzittern ließ. Seine roten Augen musterten Finster.

»Darf ich sie töten?«, fragte er in flehendem Ton.

»Nein. Wir brauchen dich hier, das weißt du.« Grimm sah sich zu der Gottesanbeterin um, die bis dahin völlig still an der Wand gestanden hatte. »Du gehst. Geselle dich zum Racheengel. Ihr beiden und der Wächter des Tores müsst genug sein, um mindestens einen von ihnen zu töten. Der Zwerg muss weg. Je mehr von den anderen, umso besser. Töte sie. Töte und vernichte!«

Gottesanbeterin nickte kurz, dann trat sie in den Schatten und verschwand an die Stadtoberfläche.

Grimm wandte sich wieder dem Ritual zu. Gerne wäre er selbst gegangen, oder hätte Finster geschickt. Aber sie hatten dafür keine Zeit. Er musste darauf hoffen, dass die Gottesanbeterin erfolgreich war. Oder er würde tatsächlich einen Fehlschlag akzeptieren müssen. Noch einen Fehlschlag. Erst die Schätze Tethyrs, und dann... nein. Noch war es nicht soweit.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 06. November 2007, 22:18:11
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Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Gerthrac am 06. November 2007, 22:19:17
Ja der Shadesteel Golem ist verdammt zäh. Und teilt heftig aus.  Das hat meine Gruppe schon vor langer Zeit gelernt.

Ansonsten: Super Arbeit, Weiter so! :dafür:
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 06. November 2007, 22:20:55
Nächstes Update: Ich reiße Boras das Herz raus (mehr oder weniger) und töte Dirim (ebenso, und mal wieder)
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Serath am 06. November 2007, 23:40:17
Endlich geht es weiter. Hoffentlich treten sie Embril bald in den Hintern.  :D
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Kylearan am 07. November 2007, 09:31:47
Zitat von: "Serath"
Endlich geht es weiter. Hoffentlich treten sie Embril bald in den Hintern.  :D

Wobei der nächste Spieltermin noch nicht klar ist - das kann vielleicht dieses Jahr nichts mehr werden. :-(
Und vor Embril kommen der Racheengel und das letzte Tor an die Reihe. *schluck*

Kylearan
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Kylearan am 07. November 2007, 09:36:48
Zitat von: "Gerthrac"
Ja der Shadesteel Golem ist verdammt zäh. Und teilt heftig aus.  Das hat meine Gruppe schon vor langer Zeit gelernt.

Ein elendes Drecksvieh, zumal wir halt nur eine wirklich brauchbare Waffe hatten, zzgl. einiger Adamantitpfeile von Thamior. Ich freue mich schon auf den nächsten Evil Outsider mit  DR n/Good and/or Cold Iron...

Kylearan
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 16. November 2007, 21:53:29
Teaser:

Nightwing, CR 14 (http://www.d20srd.org/srd/monsters/nightshade.htm#nightwing) (Link zur SRD)

Nightwalker, CR 16 (http://www.d20srd.org/srd/monsters/nightshade.htm#nightwalker) (Link zur SRD)

Racheengel, CR 16 (http://www.p-pricken.de/wiki/index.php/NSC#Racheengel) (Link zum Wiki)

Gottesanbeterin, CR 16 (http://www.p-pricken.de/wiki/index.php/NSC#Gottesanbeterin) (Link zum Wiki)
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 16. November 2007, 23:30:58
Ich habe den Schnittpunkt leicht verändert im Gegensatz zum tatsächlichen, quasi um eine Minute vorverlegt. Ich hoffe, meine Spieler freut es, dass sie jetzt auch was Neues lesen...

Das hohle Tor

Das kleine, von hohen Mauern abgetrennte Areal der Stadtwache lag ebenso in Schatten verborgen wie der Rest der Stadt, aber hier wirkte die Stille und Düsternis noch grotesker als sonst. Der ganze Vorplatz vor dem Gefängnis, das gleichzeitig als Kaserne fungierte, war übersät mit schlafenden Menschen, die scheinbar mitten im Kampf oder kurz danach umgefallen waren. Hier lagen die Söldner mit ihren gelben Armbinden, die gezogenen Waffen in der Hand. Dort stand vornübergebeugt Darigaazens Tunnelkonstrukt, ein schlafender Gnom in seinem Brustkorb. Auf dem Dach lag Reya, ein schmutziggrauer Flügel baumelte über die Kante, neben ihr Vortimax Weer. Beregard von Tyr lag nahe dem Kasernenhof, seine Barakmordin um ihn geschart. Noch schlimmer aber war die Tatsache, dass zwar einige der Schlafenden verwundet waren, aber kein einziger Toter unter ihnen lag. Es waren kaum Halborks zu sehen, nur einzelne Mitglieder der MGA, und auch die beiden Ogerbarbaren blieben verschwunden. Lagen sie woanders, oder waren sie Opfer der Kreaturen geworden, die unsichtbar aber deutlich spürbar durch Cauldron schlichen und die Finger von den Schlafenden ließen?

»Stehen wir hier nicht lange rum«, meinte Dirim und ging vorwärts, auf das halb geöffnete Kasernentor zu. Die übrigen Kettenbrecher folgten.

»Wartet!«, zischte Thamior und hob die Hand. »Da ist irgendwas... ein Schatten...«

Leise, ganz leise hörte er, wie der Wind sich in unsichtbaren Schwingen blähte, und dann taumelte Dirim zuück und fasste sich an den Arm. Er blutete. Schneeflocken gleich fiel der Unsichtbarkeitszauber vom Angreifer ab und enthüllte einen gewaltigen Wyrm: seine Flügel waren reiner Schatten, sein Hals und Maul aus dunklen Schuppen glänzte feucht – ein Nachtwurm, ein untotes Geschöpf aus den Niederhöllen.

Noch im Zurückweichen beschwor Dirim einen sengenden Lichtstrahl gegen den Nachtwurm. Thamiors erste Pfeile trafen den Wurm fast gleichzeitig, konnten aber fast nichts ausrichten, so stark waren die Schuppen des Untiers. Ein Pfeil traf den linken Flügel des Nachtwurms und glitt glatt durch. Thargad hielt sich zurück – gegen einen Untoten, der so harte Treffer ignorierte, war er hilflos. Nicht hilflos waren Jørgen und Boras. Gemeinsam traten sie dem Wurm entgegen. Der Wurm biss nach Boras, doch dieser trat ihm aus vollem Lauf gegen das geifernde Maul, dann schwang er Blutrache gegen den Hals des Tiers. Der Nachtwurm kreischte vor Schmerz und Wut. Schon trieb Jørgen Läuterung von der anderen Seite in die Kerbe. Das heilige Schwerte gleißte, als es in das untote Fleisch fuhr. Dirim zog ebenfalls sein Schwert – Schuldspruch war geradezu für dieses Untier gemacht worden.

Zweimal biss der Nachtwurm zu, aber Dirim wehrte die Schläge mit Seelenblick ab. Dann waren die Kettenbrecher an der Reihe, zu antworten. Ihre Waffen wirbelten, und schwarze Galle quoll aus der tiefen Wunde im Hals der Kreatur. Dann holte Boras noch einmal mit Blutrache aus, und das Maul des Nachtwurms fiel zu Boden, während der Hals sich wie ein allein gelassener Wasserschlauch wand und Galle verspritzte.

»Das war nur ein Wächter«, sagte Jørgen bestimmt. »Weiter jetzt!«

Die Kettenbrecher zogen eine Handvoll Schlafende unter dem Körper des toten Wurms hervor, dann marschierten sie zur Kasernentür. Der kleine Exerzierplatz war nahezu völlig leer. In der Mitte des Platzes stand das hohle Tor, ebenso massiv und düster wie die anderen beiden. Zu seiner Rechten erhob sich eine riesige, entfernt humanoide Kreatur von ähnlicher Machart wie der gerade erschlagene Wächter: ein Nachtschreiter. Sonst sah man nichts.

Nur Thargad sah noch mehr: Gegenüber dem Nachtschreiter, in den Schatten verborgen, kauerte eine hagere Gestalt. Sie hatte ein stumpf aussehendes Langschwert gezogen und die zweite Hand wie eine Kralle gekrümmt. Ihre Augen glommen rot und böse, ihre Haut war kalkweiß. Und doch war es klar erkennbar Arlynn – oder besser Jil, die Assassinin des Letzten Lachens, die Thargad selbst ermordet hatte. Im selben Moment wurde es Jil – Arlynn bewusst, dass sie entdeckt worden war, und erhob sich zu ihrer vollen Größe. Ihre Stimme ging Thargad durch Mark und Bein.

»Rache!«

Damit begann der Kampf. Thamior bewegte sich zur Seite und feuerte dabei ein paar Pfeile auf den Racheengel ab. Die Geschosse schlugen nicht voll durch und verursachten der Untoten kaum Probleme. Jørgen zog sein Langschwert und marschierte auf den Racheengel zu. Diese hieß ihn willkommen, sah jedoch am Paladin vorbei zu Thargad. Der wiederum fand sich festgehalten, unfähig, sich von der Stelle zu rühren, und musste mitansehen, wie seine ehemalige Geliebte gegen seinen Freund, den Paladin kämpfte. Er stellte fest, dass er sich unsicher war, welchen Kampfausgang er sich wünschen sollte.

Boras brüllte laut auf und versetzte sich in Schlachtenwut. Mit schwellenden Muskeln stürmte er auf den Nachtschreiter zu, die Axt erhoben. Der Nachtschreiter reagierte sofort und schlug ihm die Axt aus der Hand. Blutrache wirbelte einen Moment frei durch die Luft, dann ergriff der Nachtschreiter die Waffe mit seiner Klaue. Boras zog seine Zweitaxt und schlug sofort zu. Es gab ein befriedigend knirschendes Geräusch, als die Axt in das Bein des Schreiters drang.

Dirim sah sich um. Wem sollte er helfen? Plötzlich spürte er eine Bewegung neben sich. Aus den Schatten schälte sich die Gottesanbeterin. Ihre Kampfsichel glühte geisterhaft. Die Waffe drang durch Dirims Rüstung, als wäre sie nichts, und riss eine kleine Wunde. Die Waffe fuhr erneut durch ihn hindurch, und diesmal spürte Dirim den Biss der Klinge deutlich – oder besser, die Bisse, denn er spürte, wie mit einem Schlag zwei Wunden entstanden. Ein drittes Mal schlug die Gottesanbeterin zu, und drei Wunden brachen auf. Dirim grunzte vor Schmerz. Nur mit Mühe wich er dem letzten Schlag aus. Er konterte mit Schuldspruch und traf die Gottesanbeterin, aber deren Gesicht blieb hinter der Maske ausdruckslos. Nur ihre Insektenfühler zitterten leicht.

Thargad konnte sich endlich wieder bewegen. Gerade verkeilten sich Läuterung und das Schwert von Arlynn, und Jørgens Gesicht nach zu urteilen war Arlynns Kraft unerwartet groß. Aber sie war untot – da konnte er nicht viel tun. Dirim hingegen hatte einen neuen Gegner. Eine Schurkin? Es sah fast so aus. Als solche wäre sie gegen seine besten Angriffe gefeit – aber zumindest hatte sie keine Schadensreduktion. Thargad blickte noch einen Moment zu Arlynn, dann wandte er sich ab und der Gottesanbeterin zu.

Jørgen war siegessicher. Der Racheengel war zwar stark und ausdauernd, aber Läuterung druchdrang ihre Rüstung spielend, und ihre gefährliche Klaue war gegen den Paladin nahezu nutzlos. In einem reinen Schwertkampf aber behielt er spielend die Überhand. Thamior spannte den Seelenbogen und wanderte zwischen den Zielen hin und her. Hier war die Untote, die er kaum verletzen konnte. Da die Gottesanbeterin, die aber von Dirim und Thargad bedrängt wurde. Und dann war da noch der Nachtschreiter, der gerade Blutrache in beide Klauen nahm. Es sah beinahe so aus, als halte ein Mensch ein Streichholz in den Fingern. Der Nachtschreiter beugte die Arme, und Blutrache zerbrach in zwei Teile. Die freiwerdende Magie fuhr einmal kreischend um den Untoten herum, dann war sie fort. Boras starrte regungslos auf die Trümmer, die der Nachtschreiter jetzt achtlos fallen ließ.

Damit war für Thamior die Entscheidung gefallen. Er aktivierte das Seelenfeuer und schickte vier brennende Pfeile in den Nachtschreiter. Der Untote kratzte sich über den Rücken in dem Versuch, die Pfeile aus seinem Körper zu ziehen.

»Rache für Blutrache!«, schrie Boras. Er nahm seine Axt – nicht die richtige Axt, nur eine Zweitaxt, ging es ihm durch den Kopf – in beide Hände und legte so viel Kraft in den Schlag, wie er nur konnte. Knirschend brach der Schlag dem Nachtschreiter das Knie. Der zweite Schlag ging fehl, aber Boras nutzte den Schwung, wirbelte um die eigene Achse und schlug noch einmal zu. Seine Waffe traf den Nachtschreiter in die Brust und drang so tief ein, dass sie auf der Rückseite wieder herauskam. Der Nachtschreiter verharrte kurz, dann richtete er sich langsam wieder auf. Boras hielt an der Axt fest und wurde mit emporgehoben. Über seiner Schulter blitzte es, als Thamior weitere Seelenfeuerpfeile in den Untoten jagte. Boras zog sich an der Axt hoch und kletterte auf die Schultern des Ungetüms. Er sah zu Thamior. Ein letzter Pfeil glomm noch auf seiner Sehne. Boras grinste und stelle sich auf. Er beugte sich herunter und packte den Kiefer des Nachtschreiters mit beiden Händen. Er zog. Knallend zerrissen Sehnen und Muskeln, als Boras den Kiefer des Nachtschreiters aufzwang. Er brüllte vor Anstrengung, aber der Kiefer öffnete sich weiter und weiter. Endlich konnte man tief in den Rachen sehen.

Thamior zögerte nicht länger. Sein Pfeil verließ die Sehne und flog zielgerichtet direkt in das Maul des Nachtschreiters, durchbrach den Gaumen und bohrte sich tief in das untote Gehirn. Der Nachtschreiter gurgelte einmal, dann fiel er stolpernd nach vorne.

Währenddessen ignorierte die Gottesanbeterin Thargad weitgehend. Sie hatte seine Angriffe zur Kenntnis genommen, das war auch alles. Sie schien darauf fixiert zu sein, Dirim zu töten. Der Zwerg hatte ihr mit Schuldspruch einen weiteren Hieb verpasst, und gemeinsam mit Thargads Schlägen blutete die Gottesanbeterin aus mehreren Wunden. Es schien sie nicht zu kümmern. Blitzschnell fuhr sie mit ihrer gekrümmten Klinge über Dirims Gesicht, über seinen Torso, in seinen Arm hinein. Aus einer leichten Wunde wurden zwei mittlere, dann drei schwere. Dirim fasste es nicht – wo kamen diese Wunden her? Ihm wurde schwarz vor Augen, und der Gedanke ging ihm durch den Kopf, dass er sich hätte heilen sollen, als er die Gelegenheit dazu hatte. Noch aber war er nicht am Ende, noch nicht...

Die Gottesanbeterin schlug ein viertes Mal zu, und vier rote Striemen zogen sich über Dirims Brust. Der Zwerg gurgelte einmal, dann fiel er stolpernd nach vorne – gerade, als der Nachtschreiter dasselbe Schicksal erlitt.

Die Gottesanbeterin stand keuchend über dem Zwerg. Sie hob ihre Waffe für den letzten Schlag, den köpfenden Schlag, das endgültige Ende des Zwergs. Funke glitt durch ihren Arm wie Butter und trennte ihn vom Rest des Körpers, und noch während die Gottesanbeterin auf den Stumpf starrte, trieb Thargad ihr Todeshauch in die Kehle. Die Gottesanbeterin zuckte und starb lautlos.

Jørgen grinste durch seinen verschwitzten Bart. Er hatte Recht behalten. Der Racheengel war ihm fast ebenbürtig, aber nur fast. Jetzt blickte die untote Käfigmacherin an ihm vorbei, und Jørgen sah aus den Augenwinkeln, dass die anderen Gegner gefallen waren. Sie war allein.

»Rache!«, sagte der Racheengel und machte einen Schritt zurück. Dann wurde sie unsichtbar.

Boras und Thamior, die gerade auf dem Weg zu ihm gewesen waren, hielten inne. Jørgen sah sich um. Wo war sie? Sein Blick fiel auf Thargad, der gerade über Dirim kniete und die Wunden des Zwergs überprüfte. Natürlich! Sie wollte Dirim den Todesstoß versetzen!

»Thargad! Hinter dir!«, rief Jørgen und stürmte los. Thargad sah sich um, sah keine Spur von Arlynn und verstand sofort. Sie war versteckt oder unsichtbar, und sie war auf dem Weg zu ihm, um sich an ihrem Mörder zu rächen, an ihm zu rächen. Instinktiv warf er sich herum und hielt Todeshauch zum Block hoch. Aus dem Nichts entstand eine Klinge, die gegen das Kurzschwert prallte und von dort über den Boden kratzte. Arlynn stand über ihm, ihr Gesicht glühend vor Hass. Ihr Langschwert wirbelte in ihrem Handgelenk und kam wieder auf ihn zu–

Läuterung trennte Arlynn mit einem sauberen Schlag den Kopf ab. Noch während sie zu Boden fiel, verwandelte sich ihr Körper zu Staub. Thargad starrte auf den Staub und erkannte fast nicht, dass Jørgen dahinter stand.

»Ist er in Ordnung?«, fragte er mit einem Nicken in Richtung Dirim.

»Er lebt«, antwortete Thargad. »Aber es war knapp. Die Götter haben ihn beschützt.«

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»Dann bringen wir ihn wieder auf die Beine und machen uns daran, das Tor zu zerstören«, meinte Jørgen. Er zückte seine Adamantwaffe und nickte Boras zu. Die beiden gingen zum hohlen Tor. Thamior kramte in seinem Rucksack nach dem Heilstab. Thargad stand langsam auf.

-

Die Welt war einfach gewesen. Für eine kurze Zeit hatte sie die Struktur und die Klarheit eines Kristalls.

Doch die fehlerfreie Ordnung war gebrochen, der Kristall zu Staub zerfallen.

Der Wind spielte bereits mit dem Staub. Mit sanften, unsichtbaren Händen begann er das kleine Häufchen abzutragen, zu dem sie zerfallen war. Seine einzige große Liebe.

Er hatte so sehr versucht, sie zu vergessen, hatte sich wie ein Ertrinkender an den Strohhalm namens Pflicht festgehalten. Er hatte sein wertloses Glück auf dem Altar seines Gottes geopfert, Helms Dogma zu seinem Lebenssinn gemacht. Seine fleischliche Hülle war dem stählernen Konstrukt eines Werkzeugs gewichen, dessen einzige Daseinsberechtigung in seiner Anwendung lag, dem Töten. Die Metamorphose schien perfekt zu sein. Doch es war einfach nicht genug.

Ihr Hass schmerzte ihn. Dunkle Bilder von einer finsteren Zelle, in der ein grausiges Geschöpf nach nichts anderem als Fleisch gierte, brachen an die Oberfläche seines Bewusstseins. Er wußte, daß es mehr war als ein Albtraum. Ihr Hass hätte ihn ohne zu zögern getötet, so wie sein Hunger jeden getötet hätte, sogar Berion, seinen Mentor und Vater. Nur einige Augenblicke zuvor hätte er sie ohne jedes Gefühl getötet, nicht aus unersättlichem Hunger, der ihn als Untoten angetrieben hatte, sondern um Cauldron vor der Nacht zu schützen. Dies war sein Eid, dies war sein Leben. Und sie war Teil der Nacht. Doch er liebte sie. Immer noch. Er hatte nie aufgehört, sie zu lieben. Cauldron war gerettet worden vor ihr. Wer rettete sie? Wer rettete ihn?

Tief in die Schatten gehüllt, geschützt vor den Blicken von Feinden und Freunden, sah Thargad auf das schwindende Häufchen Staub. Der Kampf war beendet. Erleichterung und Triumpf lenkten die Kettenbrecher ab. Für einen kurzen Augenblick. Mehr brauchte er nicht. Seine Hand griff in den Staub, füllte ihn in eine Phiole. Keine Zeit für Zweifel. Die Phiole verschwand unter seinem Umhang. Er wußte, was zu tun war, und er wußte, wer ihm dabei helfen konnte. Seine Lippen verzogen sich kurz in Andeutung eines Lächelns. Wer hätte gedacht, wie wahr seine Worte waren, die er vor ein, zwei Stunden gesagt hatte. Er und Celeste mussten wirklich mal miteinander reden.


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-

Dirim stand neben Thargad und Thamior und sah zu, wie Jørgen und Boras das Tor demolierten. Er freute sich schon auf die Diamanten, die dieses Tor bestimmt auch wieder freigeben würde. Im tragbaren Loch fanden sich außerdem alle Ausrüstungsgegenstände von Racheengel und Gottesanbeterin. Trotzdem war ihm nicht ganz wohl. Er war beinahe gestorben. Nein, das stimmte nicht einmal. Er hatte das Gefühl, tatsächlich tot gewesen zu sein, und trotzdem stand er hier und war sehr lebendig. Haaresbreite traf es diesmal richtig. Und bei all dem hatten sie dennoch Blutrache verloren, Boras' geliebte Axt, die Waffe seines Vorfahren. Die beiden Hälften waren ruiniert, geborsten, nicht zu vereinen. Momentan ließ Boras seine Wut darüber am hohlen Tor aus. Danach... wer wusste das schon.

Dirim spürte ein Kitzeln in seinem Hinterkopf. Eine Nachricht.

»Äh... ist da Dirim? Ähem. Hier ist Minimax, in Rotschlucht, ihr wisst schon. Von den Dings, den Steinmetzen. Äh... ich glaube, ihr solltet besser mal vorbeikommen. Und... äh... besser schnell.«

In diesem Moment zerbrach das hohle Tor. Und als es zerbrach, explodierte es auch. Die Kettenbrecher sahen einen grellen, weißen Blitz. Für einen winzigen Moment war es furchtbar heiß, und dann kalt.

Dann war Nichts.

-

»Das letzte Tor ist gefallen«, meldete Sonnentau hastig. Sie sah kurz auf, dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder der zweiten Kristallkugel zu, die vor ihr stand. Finster hatte alles im Griff. Der Kämpfer pflügte mit seinem Dämonenschwert durch die Schatten und Wachkreaturen, die ihr Ritual hervorbeschwor. In der Mitte des Ritualkreises stand Dämonicus Grimm weiterhin unbeweglich.

»Wie lange noch?«

»Wenige Stunden«, sagte Sonnentau und prüfte noch einmal ihre Berechnungen. »Morgen früh.«

»Zu lange. Die Kettenbrecher werden es bis dahin zu Embril schaffen, und langsam traue ich mir selbst nicht mehr, wenn ich sicher bin, dass Embril sie töten wird.«

»Das ist gar nicht nötig«, sagte Sonnentau, während Finster gerade einem Betrachter das Zentralauge durchbohrte und es schaffte, dabei noch gelangweilt zu wirken. »Ich kann sie nicht aufspüren.«

»Was heißt das? Sind sie mal wieder tot?«

»Hoffentlich nicht«, rief Finster. »Ich hätte sie so gerne getötet!«

»Es gab eine Explosion«, bestätigte Sonnentau. »Ein Lichtblitz, sodass ich selbst durch die Kristallkugel kurz geblendet war. Und jetzt kann ich sie nicht aufspüren. Sie sind tot, oder auf einer anderen Ebene. Beides heißt, dass sie vor morgen nicht zurückkehren. Dann sind sie zu spät, und wenn nicht, haben wir immer noch Embril. Es müsste schon mit Tymora zugehen...«

»Halt deine Schnauze!«, schrie Grimm sie an. »Erwähne diese Schlampe nicht. Aber du hast Recht, höchstens die Götter könnten uns jetzt noch in die Quere kommen. Und die Götter greifen nicht ein, oh nein.« Er lachte. »Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Trotzdem sollst du alles versuchen, damit wir schneller fertig werden. Die Kettenbrecher haben mir schon zu viele unmögliche Taten vollbracht, langsam glaube ich, dass ich das Wort falsch verstehe. Und gib Embril Bescheid. Nur zur Sicherheit.«

»Nur zur Sicherheit«, bestätigte Sonnentau. Der Blitz am hohlen Tor hatte die Kaserne eingerissen. Die Explosion war zu mächtig gewesen. Sie wagte es nicht, es auszusprechen, aber trotzdem war sie sich sicher.

Die Kettenbrecher waren tot.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 17. November 2007, 17:35:47
Es gab doch schon ein paar Leser... wasn los? Zu geschockt von Boras' Verlust oder meinem Screw-up? Ist der Cliffhanger zu doof?

Wayne's interessiert: Hier wird dann auch die Story Hour zum Gate-Treffen gepostet, als Zwischenspiele. Unser nächster Spieltermin läutet Silvester ein.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Andi am 17. November 2007, 18:04:51
Ne, nur gehofft, dass du schneller schreibst, wenn du kein Feedback kriegst. :wink:
Und ja, ich hasse Cliffhanger in einer so spannend geschriebenen Story.
Böser Berandor  :evil:
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Serath am 18. November 2007, 14:18:39
Wieder sehr spannend und der Cliffhanger stört mich nicht, da wird die Vorfreude umso größer. Dagegen stört mich eine Passage in dem letzten Update.

Zitat
Dirim hingegen hatte einen neuen Gegner. Eine Schurkin? Es sah fast so aus. Als solche wäre sie gegen seine besten Angriffe gefeit – aber zumindest hatte sie keine Schadensreduktion. Thargad blickte noch einen Moment zu Arlynn, dann wandte er sich ab und der Gottesanbeterin zu.


Finde das ist zu sehr in Regeltermini geschrieben. Schadensreduktion? Hoffentlich nur ein Ausrutscher.  :wink:
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 18. November 2007, 14:22:48
Ich werde das für die PDF ändern. Danke!
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Hedian am 18. November 2007, 16:14:21
Thargads Beitrag finde ich sehr ergreifend, würde mir wünschen, meine Spieler würden sich so intensiv mit ihren Charakteren auseinandersetzen (andererseits liegt es sicher auch am SL, ein entsprechendes Immersionslevel zu bieten).

Armer Berandor, Kämpfe auf höheren Stufen sind eine lästige Konzentrationsleistung. Bin sehr froh, derzeit eine Gruppe mit drei Spielern, dabei kein voller Caster, zu leiten, da kann man sich als SL mit anderem beschäftigen.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Topas am 19. November 2007, 15:51:07
Ich finde Targads Beitrag ebenfalls sehr gelngen. Außerdem hoffe ich das ihn das etwas dafür entschädigt, von all diesen Kämpfen gefrustet zu sein. Ich jedenfalls wäre es, wenn dauernd Untote mit fetter DR als Gegner für meinen Dieb auftreten.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 19. November 2007, 18:35:05
Dauernd?

Wann war denn der letzte Untote vor dem hohlen Tor? Na? Na?

Also ehrlich, ich versuche tatsächlich, die Gegner jeweils auf die Gruppe abzustimmen, damit so was eben nicht passiert. Natürlich hat jeder SC mal einen Gegner, wo er dann Probleme gegen hat. Aber das ist dann Ausnahme. In Oblivion gab es keine Untoten, die Untoten bei der Adelsfeier waren unter vielen, der Hofnarr war der einzige Untote beim Letzten Lachen und a) konnte gut verletzt werden sowie b) war Untot, weil dieser Kampf mit Untoten zu tun hatte. Zu guter Letzt hätte Thargad (unwissentlich) Arlynn sneaken können und es gab eine menschliche Gegnerin, die er  auch hätte sneaken können – was er durch eine Fehlrechnung nicht tat.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Darigaaz am 19. November 2007, 19:22:20
Wenn es stört, dass der Rogue nicht immer sneaken kann, kann man ja auch ganz lieb nach Deathstrike Bracers aus dem Magic Item Compendium fragen ;).
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Topas am 20. November 2007, 16:07:09
Zitat
Dauernd?

Wann war denn der letzte Untote vor dem hohlen Tor? Na? Na?

Häng dich doch nicht so an einem Wort auf, es ging mir nur die letzten Updates und das war mit Untoten und Golemnoiden nun wirklich etwas sneakunfreundlich. Und genau da hat er so einen schönen Rollenspielpart.

Und schlussendlich hast du es in deiner Nacherzählung auch mehrfach betont. :wink:
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 20. November 2007, 18:23:20
Pfft. Jetzt habe ich extra als nächsten Gegner einen Untoten eingebaut. Thargad wird es dir danken. :)
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Osric am 20. November 2007, 18:52:59
Aber davon mal ab das eure nächste Runde Silvester einleitet, geht es hier doch hoffentlich vorher noch ein bisschen weiter.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Kylearan am 20. November 2007, 20:49:16
Zitat von: "Osric"
Aber davon mal ab das eure nächste Runde Silvester einleitet, geht es hier doch hoffentlich vorher noch ein bisschen weiter.

Das müssen dann ab Zwischenspiele sein, und ich weiß nicht, ob ich das möchte. Denn in der SH ist jetzt alles (und ein bisschen mehr - ich wusste gar nicht, dass wir alle tot sind) beschrieben, was wir gespielt haben.
Die Zwischenspiele sind aber immer etwas ... seltsam und beängstigend.

Nächster geplanter Termin ist der 30. Dezember.

Kylearan
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Osric am 20. November 2007, 22:26:50
Jetzt hast du Berandors Cliffhanger versaut.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Osric am 20. November 2007, 22:28:55
Außerdem fände ich gut, wenn am Ende der Kampagne alle wieder lebendig werden, vielleicht hat ja Dirim alles nur geträumt oder so, oder AO hat beschlossen alles rückgängig zu machen, weil dann würde Alek Tercival noch mal vorkommen.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 20. November 2007, 23:44:20
Zum letzten Spieltermin müsstest du eigentlich wirklich noch mal dabei sein. Zur Not kannst du ja einen anderen NSC spielen.

Ansonsten gibt es definitiv noch zwei "Zwischenspiele", nämlich die Story Hour des Gate-Cons. Irgendwann würde ich gerne auch noch die Extras über die Gottesanbeterin und Sonnentau schreiben. Dann sollte endlich mal etwas Licht ins Dunkel um die Schätze gebracht werden, es wird ja langsam Zeit. Und dann fehlt Jenya ja noch.

Alles wird sicher nicht kommen oder überhaupt passen. Aber bis zum nächsten Spieltermin wird es hoffentlich noch 1-2 Updates geben.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Topas am 21. November 2007, 12:48:15
Gut zu hören, dass wir nicht bis Ende des Jahres auf dem Trockenen sitzen.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Hedian am 22. November 2007, 12:00:01
Ach, ich glaube nicht daran, dass die tot sind, wer schreibt denn bitteschön so ein blödes Abenteuer, das die Charaktere kurz vor Showdown beinahe zwangsläufig in den Tod rennen lässt.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Hedian am 22. November 2007, 12:00:51
doppelpost
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 22. November 2007, 12:06:26
zweites ist richtig.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Hedian am 22. November 2007, 12:55:09
Es geht also in Ba'ator weiter?
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Andi am 22. November 2007, 19:50:44
Es können gar nicht alle gestorben sein. Dirim muss auf Grund seines Auges wenn er stirbt nach Occipus (richtig geschrieben) zurrückkehren und wird dort wiederbelebt. Da er Wunsch zur Verfügung hat (1x pro Jahr) wäre es ihm auch möglich die anderen wieder zu beleben. Natürlich nur, wenn er das Zeichen des rauchenden Auges nicht verloren hat.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 22. November 2007, 19:53:49
Dirim wird auf Occipitus nicht automatisch wiederbelebt.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Andi am 23. November 2007, 06:28:03
So bricht meine schöne Theorie zusammen...
Nur mal ne Frage: beendest du deine Sessions immer mit nem Cliffhanger oder protestieren da deine Spieler?
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Dirim am 23. November 2007, 07:51:08
Davon hat er uns am Spieltermin garnichts gesagt, war auch besser so - ich meine persönlich - wie wäre er auch sonst nach Hause gekommen... :)
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 30. November 2007, 19:18:48
Mir fehlen momentan zwei SC-Namen, sonst ist das nächste Update fertig.

Als Vorgeschmack gibt es schon mal die PDF mit Karten und Bildern – ein Handout ist anscheinend weggekommen. Hier ist der Link (http://www.p-pricken.de/pdf/bildmaterial.pdf) (PDF, ca. 600 kb)
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Dirim am 30. November 2007, 20:43:25
Zitat von: "Berandor"
Mir fehlen momentan zwei SC-Namen, sonst ist das nächste Update fertig.


Wir haben echt zu lange nicht mehr gespielt.
Boras, Thamior, Jorgen, Thargad und Dirim 8)

MIchael
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 30. November 2007, 20:48:12
Ein paar Namen kommen mir bekannt vor... aber woher?
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 30. November 2007, 22:32:40
Zwischenspiel: Die Krone des Shoon – Prolog

An einem diesigen Sommermorgen, kurz nach Sonnenaufgang, erreichte eine dringende Nachricht die tethyrische Hafenstadt Myratma. Genauer gesagt erreichte zu diesem Zeitpunkt ein völlig erschöpfter Bote die Kuppel der Dreifaltigkeit, im Volksmund auch die »Gerechte Zitze« genannt. Der Bote überbrachte eine Botschaft vom Orden der Barakmordin, und seine Nachricht war so geheim, dass die Priester des Klosters es nicht gewagt hatten, magische Verständigung zu benutzen. Heutzutage wusste man nie, wer mithörte.

Die Nachricht wurde sogleich dem stellvertretenden Hohepriester Gilbert von Tyr überbracht. Gilbert brach das Sigel, überflog die Nachricht, und stieß einen Fluch aus, unter anderem, weil der Tempel gefährlich unterbesetzt war – die Barakmordin hatten schon vor längerer Zeit Verstärkung aus dem Westen angekündigt, aber auch Monate später waren Beregard von Tyr und seine Mannen nicht vorstellig geworden. Da die Zeit drängte, ließ Gilbert in den örtlichen Tavernen nach geeigneten Abenteurern suchen, die sich ein Zubrot verdienen wollten. Diese Abenteurer wurden einem kurzen, aber eindringlichen Gespräch unterzogen, indem ihre Treue zu Tethyr und ihre Unerfahrenheit mit Myratmas Führung abgesichert wurde.

Schließlich wurden die fünf geeignetsten Söldner – eine kleine Abenteurergruppe – zur Kuppel bestellt. Gilbert fragte sich, warum das Kloster im Brief ausdrücklich um eine Einheit von fünf Personen gebeten hatte. Schließlich wusste jeder, dass diese Zahl Unglück brachte. Aber Gernot Feilbrot hatte sich klar ausgedrückt, und zumindest in diesem Punkt gab Gilbert gerne klein bei. Und so kam es, dass gerade zur Mittagszeit fünf Abenteurer in den großen Tempel kamen und über ein Seitenschiff und lange Treppen bis hinauf in Gilberts Arbeitszimmer gebracht wurden. Dort empfing sie ein gewaltiger Ausblick über die Stadt und das Meer, ein voller Tisch mit allerlei frischem Essen, und Gilbert von Tyr selbst.

»Danke«, schmatzte Gilbert und wies seinen Lakaien an, den Raum zu verlassen. Es wäre gelogen, dass Gilbert in seiner Jugend dünn gewesen war – er hatte immer eine nahezu runde Statur gehabt. Nur seine Haare waren ihm mit den Jahren ausgefallen. Gilbert griff über den Tisch, ohne auf seine teure Gewandung zu achten, und brach sich einen Schenkel von dem großen Truthahn ab, der in einem Meer von Wurst, Käse und Früchten schwamm. Dann griff er mit seiner fettigen Linken den Becher und schlurfte etwas Wein. Mit dem Schenkel deutete er den Abenteurern, sich zu setzen.

»Mahlzeit!« Gilbert rülpste. »Gut, dass ihr so schnell kommen konntet. Greift zu! Wer ich bin, wisst ihr ja schon. Aber ich kenne euch noch gar nicht, nicht mal eure Namen.« Er blickte auffordernd in die Runde.

Der erste, der etwas sagte, war der Muskelprotz, der Gilbert direkt gegenüber saß. Seine blasse Hautfarbe und das bartlose Gesicht wiesen ihn als einen Fremdländer aus, wahrscheinlich aus den nördlichsten Gegenden der Reiche, sein gewaltiges Schwert als Kämpfer. »Ich bin Dhurkan Donnerschädel von den Uthgar, mein Freund.« Er griff über den Tisch nach Gilberts Hand, drückte sie und nahm sich auf dem Rückweg ein Stück Braten. »Danke fürs Essen.«

Zu Dhurkans Rechten saß ein Zwergenpaar. Der männliche Zwerg war gerade so stämmig, wie ein Zwerg es eben sein musste, um ein Zwerg zu sein. Er hatte seine Haare zu einem Zopf gebunden, seinen rostigen Bard auf stattliche Größe gestutzt und wirkte auf den ersten Blick wie ein einfacher Mann, was ihn unter Abenteurern zu einem waffenlosen Kämpfer oder einem Magier machte. Ihm fehlte jedoch die leichte Aura der Herablassung, mit der Zauberkünstler ihre in arkanen Dingen ungeübten Gegenüber zumeist betrachteten. »Ich bin Rolin Redbeard, Herr«, sagte der Zwerg und deutete erst auf sich, dann auf seine Nachbarin, »und das ist Dagnal Hölderneck«

Die Vorgestellte nickte nur stumm. Gilbert war bereits aufgefallen, dass sie sich mit wachen Augen im Raum umgesehen hatte, dabei jedoch weniger auf die Tafel und mehr auf das Tafelsilber geachtet hatte. Zwar trug Dagnal eine Kettenrüstung, doch waren die Kettenglieder eingefettet und machten kaum ein Geräusch. Ihre Bewaffnung vertrieb auch den letzten Zweifel, denn mit einem Rapier ließ sich ein Zwerg nur dann sehen, wenn er oder sie wusste, wohin es genau zu stechen war.

Damit war Gilbert nach rechts wieder bei sich angelangt. Links von ihm hatte ein Mann Platz genommen, der im Gegensatz zu Muzzamil nun eben jene Art an sich hatte, die man mit Magiern und ihresgleichen gemeinhin verband. Allerdings schien diese Art hier mehr durch den Willen des Mannes selbst als durch in langem Studium erworbene Formeln erworben worden zu sein. Auch war der Mann in Gestus, Kleidung und der Form seines Gesichts eindeutig als Calishite zu erkennen, obwohl er sich nun in für seine Herkunft gänzlich ungewohnt wortkarger Manier vorstellte: »Muzzamil.«

Gilbert grunzte als Bestätigung und sah auffordernd zum letzten jener fünf, die seine Leute ausgewählt hatten. Dieser Kerl lächelte ihm freundlich zu und hatte höflich gewartet, bis er an die Reihe kam. Damit bewies er Manieren, die man ihm aufgrund seines Äußeren nicht zugetraut hätte, denn dieser lederbewandete und nach Wald riechende Kauz war ganz sicher kein Stammgast bei Hofe. »Rakso Sirp«, sagte der Mann, und immer noch lächelnd fuhr er fort: »Können wir jetzt bitte zur Sache kommen?« Daraufhin nickten die anderen vier zustimmend.

»Nun gut«, sagte Gilbert und rülpste. »Ich nehme an, ihr seid die Besten, die meine Leute so kurzfristig kriegen konnten. Auch wenn ich nicht sicher bin, ob das ausreicht. So ein zusammengewürfelter Haufen-«

»Wir kennen uns bereits«, sagte Rakso.

»Macht nicht so ein Bohei«, fügte Dhurkan hinzu.

Gilbert hob die hänchenbewehrte Hand. »Also gut. Was wisst ihr von der Krone des Shoon?«

Muzzamil rieb sich die Augen. Rolin begann, mit den Fingern auf den Tisch zu klopfen. Gilbert beeilte sich, weiterzusprechen.

»Nun ja. Die Shoone herrschten einst über Calimshan und Tethyr, und sie herrschten mit der Macht der Dschinns. Wie ihr vielleicht wisst, wünscht sich Calimshan nichts mehr, als sich unser schönes Land wieder einzuverleiben, und auch Amn hätte gerne einen Teil des Kuchens. In letzter Zeit gab es einige Übergriffe, und wir haben schon vor Monaten nach einer kleinen Einheit von Tempelrittern geschickt, die jedoch leider nie hier ankamen. Jedenfalls«, beeilte er sich zu sagen, als die Abenteurer wieder unruhig wurden, »gibt es bislang eine große Hürde für diese Länder: die Krone des Shoon.

»Seht ihr, diese Krone hat sagenumwobene Kräfte – aber niemand weiß genau, was sie kann. Das heißt niemand außer der Königin und ihres engsten Kreises, denn Zarandra Stern fand die Krone eins als Abenteurerin und trägt sie nun als Zeichen ihres Rangs.« Gilbert machte eine Pause, nahm sich noch etwas Hühnchen und sprach kauend weiter. »Solange aber niemand weiß, was die Krone kann, könnte sie alles können, versteht ihr? Calimshan traut sich nicht, wirklich anzugreifen, solange Tethyr womöglich die Dschinne der Wüste beherrschen könnte. Also bleibt es bei Grenzscharmützeln.«

»Das ist alles sehr interessant«, ließ sich Dagnal vernehmen und machte sich nicht die Mühe, ihre Lüge zu verbergen. »Aber wo kommen wir ins Spiel?«

»Jetzt«, sagte Gilbert und schlürfte etwas Wein. »Seht ihr, es gibt da eine calishitische Spionin. Wir kennen sie als Shula Khadiyya Sie verschaffte sich Zugang zum engsten Kreis der Königin und entdeckte nicht nur die Identität einiger hochrangiger Spione unserer Seite in Calimshan, sondern auch die Kräfte der Krone. Zwar konnten wir sie fangen, aber sie floh aus dem Kerker.«

»Wie das?«, wollte Rolin wissen.

»Sie schlug mit den bloßen Fäusten ein Loch in die Gefängnismauer«, sagte Gilbert düster. Er wischte sich seine fettige Hand an seinem Umhang ab und nahm eine Leinwandrolle heraus. »Der Tor, der sich von Khadiyya verführen ließ, hat dieses Bild ohne ihr Wissen anfertigen lassen.« Er reichte das Gemälde herum. Es zeigte eine fast nackte und sehr verführerische Frau. Gilbert hob die fadendünnen Augenbrauen. »Nicht schlecht, wie?«, gluckste er. Dann ließ er sich wieder in den Sitz plumpsen und griff nach etwas Fleisch.

»Eure Aufgabe ist es nun, die Spionin zu finden, bevor sie die Grenze überqueren kann. Dem Brief zufolge, der dem Gemälde beilag, hält sie sich in Myratma auf oder in der Nähe. Ich biete jedem von euch fünftausend Goldmünzen, wenn ihr den Auftrag erfolgreich besteht. Und noch eins«, sagte er und zeigte mit dem Hühnerflügel auf Muzzamil, »ich gehe davon aus, dass auch ihr einen Krieg verhindern wollt – und ein Krieg liegt in der Luft, das sage ich euch. Wenn dem nicht so ist, und ihr Verrat plant», Gilbert sah zum Rest der Truppe, »so habt ihr die Erlaubnis, ihn zu töten und seinen Anteil unter euch aufzuteilen.«

»Eher laufen wir alle über«, verkündete Rolin

Gilbert winkte ab. »Ich habe gesagt, was ich sagen musste. Fragen?«

»Wie finden wir sie?«, wollte Rakso Sirp wissen.

»Es gibt da einen reichen Händler, sein Name ist Reshtiva Gullifort.« Gilbert reichte zwei weitere Gemälde herum. »Das sind er und seine Frau Anedka. Im Interregnum träumte er davon, selbst die Krone Tethyrs zu erlangen, und ließ sich dafür mit Calimshan ein. Zarandra Stern kam ihm zuvor, und jetzt ist er verbittert und pflegt immer noch Kontakte nach drüben. Außerdem ist er ein Bastard, wie er im Buche steht, und einer der mächtigsten Männer der Stadt.

»Er hat sein Gold mit Kharnwolle gemacht, und natürlich lässt er die Tiere illegal gegeneinander kämpfen. Die daraus entstehenden Jungen – Kharns vermehren sich durch den Kampf – lässt er töten oder verkauft sie ins Ausland. Er denkt, wir wüssten das nicht. Außerdem heißt es, dass er die Liebhaber seiner Frau, wenn er sie erwischt, dazu zwingt, mit ihm Unzucht zu treiben, und es genießt, wenn sie sich wehren. Es heißt auch, dass Anedka sich absichtlich erwischen lässt.«

»Nett«, konnte sich Dagnal einen Kommentar nicht verkneifen.

»Gullifort gibt morgen ein kleines Fest. Er wird dazu heute auf sein Landhaus aufbrechen. Ich würde euch empfehlen, dass ihr ihm entweder hinterherjagt und ihn stellt, oder sein Landhaus angreift, bevor morgen früh der Rest seiner Wache eintrifft. Wenn jemand weiß, wo Shula Khadiyya ist, dann er. Presst es aus ihm heraus. Ich kann euch zu diesem Zweck einen verlassenen Ilmaterschrein nennen, und wenn ihr Pferde und Streitwagen braucht, um ihn zu verfolgen, so kann ich auch das besorgen.«

Die Fünf schwiegen für einen Moment, und nur Gilberts und Dhurkans Schmatzen war zu hören. Fast unmerklich nickten sie einander zu.

»Ihr habt genug gesagt«, meinte Rakso Sirp. »Wir nehmen den Auftrag an, und da Eile geboten ist, brechen wir sogleich auf. Haltet das Gold bereit.«

Gilbert nickte. »Das werde ich«, sagte er mampfend. »Gullifort sollte noch in der Ratshalle sein, aber viel länger können meine Leute ihn dort sicher nicht halten. Er reitet meist mit zwei Wachen zu Pferde und einer Nachhut aus zwei Reitern auf Pegasi. Viel Erfolg.«

Die Fünf standen auf und verließen den Raum, wobei Dhurkan noch schnell ein Stück Käse einsteckte. Gilbert sah ihnen nach. Kaum hatte sich die Tür hinter ihnen geschlossen, als er sein Essen auf den Teller spuckte. Er erhob sich und ging auf den Balkon seines Zimmers, wobei er ein großes Tuch mitnahm, an dem er sich sorgsam die Finger putzte.

Es gefiel ihm alles nicht. Er hatte schnell reagieren müssen, und wahrscheinlich waren die Fünf ohnehin nicht in der Lage, Shula zu stoppen. Und vielleicht ließen sie sich ja sogar dazu hinreißen, die Seiten zu wechseln. Aber er konnte sich nicht darauf verlassen, genausowenig, wie er die Befehle der Barakmordin ignorieren konnte, so gern er das auch getan hätte. Talos würde es gefallen, wenn die Spionin nach Calimshan gelänge. Aber er konnte sie nicht selbst warnen – er wusste nicht, ob sie sich noch an die gemeinsame Nacht erinnerte. Zu lange war es her, dass sie gemeinsam darauf angestoßen hatten, Tethyr zu unterwandern.

Gilbert von Tyr – von Talos, ehrlich gesagt – schüttelte den Kopf. Nein, er konnte nichts riskieren, so oder so. Er würde der kleinen Einheit, die in den Wäldern lauerte, Bescheid geben, und er würde seine Rüstung bereitlegen. Nur zur Sicherheit...

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Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Dirim am 02. Dezember 2007, 22:11:15
War schon klar, dass Du dem armen, aufrechten Beregard was anhängen willst :x
Und das, wo er tapfer und unschuldig im Schatten schläft.

Und was ist das überhaupt für eine Krone?

Dirim,
der vom moralisch richtigen Handeln Beregard überzeugt ist.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Sohn des Sammaster am 03. Dezember 2007, 09:22:29
Sehr schön. :)
Und immer das Mißtrauen schüren...
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 05. Dezember 2007, 22:49:02
Zwischenspiel: Die Krone des Shoon II

»Also«, sagte Rakso, als die Fünf auf die Straße traten, »fangen wir den Stadtrat ab? Oder schnappen wir ihn in seinem Landhaus?« Er hielt die Karte des Landgutes hoch, die ihm ein Tempeldiener in die Hand gedrückt hatte. Darauf waren sogar die geschätzten Aufenthaltsorte der Wachen eingezeichnet.

»Ich habe jedenfalls keine Lust auf eine Verfolgungsjagd«, sagte Rolin.
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»Ich stimme zu«, stimmte Muzzamil zu. »Stattdessen sollten wir einen Hinterhalt legen.«

»Ich kenne da einen Ort«, sagte Dagnal. »Der ist perfekt für so etwas.« Und dann, als sie die Gesichter ihrer Freunde sah, fügte sie hinzu: »Ich hab da mal eine Geschichte drüber gehört.«

»Ich will aber trotzdem ein Pferd«, sagte Dhurkan.

»Na dann«, meinte Rakso. »Ich gehe mit Dhurkan in die Stallungen und besorge Reittiere und einen kleinen Streitwagen für uns, und ihr kümmert euch um den Hinterhalt.«

Gesagt, getan.

Rolin begleitete Muzzamil und Dagnal bis zum Ratplatz, aber dann trennte er sich von den beiden. Er wollte sich die Wachen von Reshtiva Gullifort einmal ansehen. Er betrat das Schwarze Fass, wo sich üblicherweise die Bediensteten aufhielten, die gerade nicht im Ratshaus gebraucht wurden. Nach einem kurzen, schweifenden Blick hatte er sein Ziel auch schon ausgemacht: zwei Wachen, die einen Rest Bier in ihrem Humpen zweifelnd ansahen, ob sie ihn herunterkippen oder noch stehen lassen sollten. Sie sahen zumindest halbwegs professionell aus.

Rolin drängte sich an ihnen vorbei und stieß einen der beiden bewusst an, wodurch er sein Bier verschüttete.

»He«, rief er, »was soll das?«

»Ganz ruhig, Kleiner«, sagte eine der Wachen. »Ich hab hier nur gesessen.«

»Wenn nennst du hier klein?«, fragte Rolin drohend und blickte dem sitzenden Wachmann geradewegs in die Augen. Der Wachmann machte Anstalten, sich zu erheben. Sofort verpasste Rolin ihm einen linken Haken. Der Wachmann sank zurück auf den Stuhl und schüttelte den Kopf. Dann rieb er sich über das Kinn und stütze sich gleichzeitig auf dem Tisch auf, bereit zum Sprung.

»Lass das«, legte ihm sein Kumpan die Hand auf den Arm, »wir müssen los.« Er nickte zum Eingang, wo ein junger Dienstbote ihnen Handzeichen gab.

Der geprügelte Wachmann sah Rolin noch einmal prüfend an, dann grunzte er: »Glück gehabt«, und drängte sich an dem Zwerg vorbei.

»Stimmt«, meinte Rolin, »das hast du.« Er sah ihnen noch einen Moment ruhig nach. Der Kerl hatte seinen Schlag gut eingesteckt, war also tatsächlich erfahrener als die übliche Schmalgassenwache. Aber richtig gefährlich würde er wohl auch nicht werden. Mit dieser Überzeugung schlüpfte Rolin aus der Kneipe und machte sich auf, um vor den Wachen und ihrem Herren die Stadt zu verlassen.

-

Währenddessen hatten Muzzamil und Dagnal die Kutsche des Rats ausfindig gemacht. Dagnal hatte sich mit einem jungen Stallburschen angefreundet, der ihr auch gleich erzählte, dass die Kutsche des Rats in ziemlich schlechtem Zustand war. »Seitdem er nicht zum Ratsherrn ernannt wurde, kümmert er sich nicht mehr so sehr um diese Dinge«, meinte der pausbäckige Junge. »Aber seine Pferde, die gehören immer noch zu den besten im Stall. Wusstet ihr, dass er Pegasusse hat?«

»Pegasi«, verbesserte Dagnal.

»Nee«, meinte der Junge, »nicht nur einen, zwei! Ich hab die schon gesehen! Natürlich dürfte ich die nicht berühren, aber trotzdem...«

Bevor der Stallbursche in Schwärmereien geriet, machte sich Dagnal unter einem Vorwurf davon und berichtete Muzzamil, der sich etwas darüber ärgerte, das Wappen von Gullifort nicht erkannt zu haben. Dann aber war es an ihm, den Stallburschen und etwaige andere Zuschauer abzulenken. Muzzamil schritt also wehender Robe auf den Platz zu und wählte eine beliebige Kutsche aus, die dort bereit stand. »Aah«, machte er und fuhr in radebrechendem Chondathani fort, »eine Kutsche. Mir gefallen. Ich werden kaufen!«

Sofort kam der Stallbursche. »Herr«, sagte er, »das ist die Kutsche des Ratsherren. Ich denke nicht, dass er sie verkaufen will.«

Muzzamil wuschelte dem Jungen über das Haar. »Lieber Junge«, sagte er. »Er mir gefallen. Ich werden kaufen! Und Kutsche auch werden kaufen!«

Während Muzzamil also das Klischee des calishitischen Händlers erfüllte, schlich sich Dagnal zu Gulliforts Kutsche. Sie kroch unter das Fahrzeug und entrollte ihr Werkzeug. Mit Hilfe einer kleinen Säge und ein paar gezielten Schlägen mit dem Hämmerchen machte sie sich für einige wenige Augenblicke an der Vorderachse zu schaffen, fummelte noch kurz an der Verbindung zum Gespann und schlich dann wieder fort. Als sie in einer sicheren Ecke angekommen war, gab sie Muzzamil ein Zeichen.

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»Nix nix«, rief der Hexer aus. »Ich alle werden kaufen. Ich jetzt gehen holen Bargold und kommen dann zurück. Nur warten!« Damit wandte er sich schwungvoll um und ließ ein Grüppchen von Dienern zurück, das über seine fehlende Rückkehr nicht misstrauisch wurde, sondern erleichtert aufatmete.

-

Der von Dagnal beschriebene Platz war tatsächlich perfekt. Die große Handelsstraße führte hier abseits von den vereinzelten Bauernhäusern durch eine kleine Senke – mehr ein Schlagloch mit Größenwahn. Zu Beginn der Senke hatte der Regen einen kleinen Absatz geschaffen, wo selbst der beste Fahrer nicht verhindern konnte, sein Gefährt durchzurütteln. Ein großer Baum ragte halb über die Straße und bot zwei Leuten Schutz; noch mehr Wegelagerer konnten in den weiteren Unebenheiten der Umgebung bequem Deckung finden, wenn sie sich flach hinlegten. Und noch besser: in nur kurzer Entfernung war ein kleines Wäldchen, in dem man Pferde und Streitwägen außer Sicht bringen konnte.

Die Fünf brachten also ihre Reittiere in das Wäldchen und banden die Zügel alle an Raksos Pferd an. Der Druide hatte zu seinem Ross nämlich eine ganz besondere Beziehung, und es genügte ein Pfiff, damit es zu ihm trabte – und dank der Zügel die anderen Tiere mitbrachte.

Einer Eingebung folgend hatten die Fünf sich auf dem Basar große Tücher gekauft, die sie nun nach Muzzamils Anleitung um den Kopf schlangen und auch noch ihr Gesicht damit verschleierten. Desweiteren zogen sie sich einen weiten Kaften entweder unter die Rüstung oder darüber – jedenfalls waren sie nun selbst von Cormyrern als vermeintliche Calishiten zu erkennen.

Sie waren gerade so weit mit den Vorbereitungen fertig, als sie in der Ferne bereits eine Kutsche kommen sahen. Wie ein Kapuzineräffchen erklomm Rolin den Baum und legte sich dort auf die Lauer, während die anderen vier sich flach auf die Erde legten und warteten.

Beim Näherkommen sahen sie, dass es eine von vier Pferden gezogene Kutsche war. Zwei Wachen ritten leicht hinter der Kutsche, und am Himmel in einiger Entfernung konnte man ebenfalls zwei Punkte erkennen, welche wohl die berühmten Pegasusreiter waren, die Reshtiva Gullifort aus der Luft bewachten.

Die »calishitischen Banditen« hielten unwillkürlich den Atem an, als die Kutsche näherkam. Schien es nur so, oder wirkten die Vorderräder tatsächlich etwas locker? Hatte Dagnal die Entfernung richtig eingeschätzt?

Jetzt preschten die Pferde in die Senke hinein. Die Kutsche folgte auf dem Hufe, und für einen Atemzug hingen die Vorderräder in der Luft, bevor sie krachend auf dem Boden der Senke aufschlugen. Just in diesem Moment zerbrach die Vorderachse, und die Kutsche bohrte sich in den Boden. Durch den Ruck löste sich das Pferdegespann und trabte ohne Kutsche weiter. Der Kutscher selbst wurde nach vorne geworfen, ließ aber gerade rechtzeitig die Zügel los, um nicht vom Kutschbock zu fallen. Die beiden Wachleute zügelten ihre Pferde.

Rolin machte zwei Schritte und einen großen Satz, als er vom Ast des Baumes auf das Dach der Kutsche sprang. »Tu nichts, und ich tu dir nichts«, mahnte er den Kutscher.
Jetzt sprangen auch Dagnal und Dhurkan auf; Dagnal hatte einen normalen Bogen, und Dhurkan seinen Kompositbogen schussbereit. Noch bevor sie etwas sagen konnten, reagierten jedoch die Wachen. Sie zogen blitzschnell geladene Handarmbrüste aus dem Gürtel. Der eine Wachmann feuerte auf Dagnal, der andere (der einen blauen Fleck in Form einer Zwergenfaust am Kinn hatte) auf Rolin. Beide Bolzen gingen fehl. Die Wachen machten Anstalten, ihre Pferde auf die Angreifer zuzubewegen.

Aus seinem Versteck flüsterte Rakso einen Zauber, und sogleich griffen Ranken und Wurzeln aus dem Boden und umschlagen die Kutsche und die Pferde der Wachleute. Diese änderten sofort ihre Absichten und luden die Armbrüste nach. Rakso hingegen konzentrierte sich und nahm die Gestalt eines großen braunen Bären an. Dann erhob er sich schwerfällig aus seinem Versteck.

Muzzamil stand langsam auf und trat vor die Kutsche. »Ergebt euch«, sagte er mit calishitischem Akzent. »Dann wird euch nichts passieren.«

Zur Antwort kam ein Armbrustbolzen aus dem Inneren der Kutsche geflogen und verfehlte Dhurkan nur knapp. »Kämpft!«, rief Reshtiva Gullifort seinen Mannen zu.

Dagnal schoss auf den Wachmann, der sie schon wieder anvisierte. Ihr Pfeil ging jedoch genauso daneben wie der Bolzen des Leibwächters. Der Kerl war halb von seinem Pferd verdeckt und nur schwer zu treffen. Dagnal zögerte.

Dhurkan trat an die Kutsche heran und wurde sofort von den Ranken aus dem Boden festgehalten. Während er noch versuchte, sich loszumachen, legte Reshtiva Gullifort mit der Armbrust auf ihn an. Rakso sah die Gefahr und tappste vorwärts, auf die Kutsche zu. Reshtiva Gullifort riss vor Schreck die Armbrust herum und schoss auf den Bären, aber sein Finger drückte den Abzug zu früh – der Bolzen schlug in den Boden und wurde gleich von einer Ranke umfasst.

Der Kutscher entschied sich derweil, auf seinen Herren zu hören. Er packte einen schweren Knüppel und schlug brüllend nach Rolin. Rolin wiederum blockte den Schlag, drehte dem Kutscher die Hand um und entwaffnete ihn so, und brachte ihn dann mit einem Fußfeger zu Boden. »Bleib liegen«, riet er sanft.

Muzzamil sah sich um. Die beiden Wachleute zu Pferde waren ärgerlich, aber nicht wirklich gefährlich. In der Kutsche saß der Adelige, aber auf der Kutsche war Rolin, was einen Feuerball ausschloss. Er suchte den Himmel ab. Da waren die Pegasusreiter. Sie waren auf direktem Kurs zur Kutsche und würden bald da sein. Muzzamil lächelte. Die beiden waren so auf Eile bedacht, dass sie die Formation vergessen hatten. Mit einem leichten Kopfschütteln visierte er eine Stelle zwischen den beiden Pegasi an und wirkte seinen Zauber.

Der Feuerball explodierte genau da, wo Muzzamil ihn haben wollte. Einer der Wachleute riss erschrocken die Hände empor, als er von dem Effekt verschlungen wurde, und fiel samt Reittier wie ein Brathuhn vom Himmel. Der andere Wachmann reagierte im letzten Augenblick und schwenkte aus dem Wirkungsbereich, aber auch er – und vor allem sein Pegasus – waren mehr als angesengt.

»Dhurkan«, rief Muzzamil, aber der Barbar hatte die Lage schon erfasst. Er hob seinen gewaltigen Bogen und zielte. Sein Pfeil löste sich und flog zielgenau in den Hals des Pegasus'. Das Tier schrie laut auf, dann verstarb es, und der gerade noch aufatmende Wachmann stürzte aus großer Höhe seinem Tod entgegen.

Er war noch nicht aufgeprallt, als Dagnal sich entschied und den Bogen fallen ließ. Sie sprintete durch den Bereich von Raksos Zauber auf das Pferd des ersten Wachmanns zu und zog dabei ihr Schwert. Sie setzte ihre Schritte so gekonnt, dass die greifenden Ranken keine Möglichkeit fanden, sie zu packen. Am Pferd angekommen, schnitt sie der Wache zuerst den Sattelgurt durch und dann, als der überraschte Mann zu Boden gefallen war, die von Ranken festgehaltene Kehle. In einer Bewegung stand sie auf der Brust der Wache und hielt das Schwert auf den letzten lebenden Wachmann gerichtet. Sie zog eine Augenbraue auffordernd in die Höhe.

Der Kutscher versuchte doch tatsächlich, aufzustehen. Rolin rollte innerlich mit den Augen und nutzte einen einfachen Hebelgriff, um den Mann umzudrehen und in einen Würgegriff zu nehmen. »Ich will dir nicht wehtun«, sagte er langsam. »Aber ich werde, wenn du nicht endlich aufhörst, dich zu wehren.« Der Kutscher sackte zusammen, anscheinend endlich geschlagen.

In diesem Moment erschien Reshtiva Gulliforts Armbrust wieder am Kutschenfester, und gleichzeitig riss sich Rakso von seinem eigenen Zauber los. Reshtiva wollte gerade zielen, als die Schnauze des Bären durch die Kutschentür brach. Gullifort kreischte auf, ließ die Armbrust fallen und drängte sich gegen die Rückwand der Kutsche. Rakso streckte sich, aber er kam gerade nicht an den Adeligen heran – gerade so nahe, dass sein Geifer auf Reshtivas Brust tropfte. Auch Dhurkan hatte sich losgerissen. Er stand hinter dem verzweifelt in die Kutsche drängenden Bären und richtete über die Schulter des Tiers seinen Bogen direkt auf Gullifort.

»Letzte Warnung«, radebrechte Muzzamil.

»Ergebt euch!«, rief Reshtiva. »Ergebt euch, bei Torms pickligem Hintern!«

Der letzte verbliebene Wachmann ließ seine Waffen fallen.

-

Sie ließen die Wache und den Kutscher gehen und gaben ihnen folgende Botschaft mit: sie wollten fünftausend Goldmünzen für das Leben und die Freilassung von Reshtiva Gullifort, und zwar überbracht durch einen einzelnen Boten, bis Sonnenuntergang. Die beiden Männer zögerten nur einen Augenblick, bevor sie in Richtung der Stadt aufbrachen.

Kaum waren sie außer Hörweite, als Dagnal sagte: »Knöpfen wir ihn uns vor.«

Dhurkan drückte Reshtiva gegen den Baum. »Wo ist Shula Khadiyya?«, fragte Rakso, der wieder menschliche Gestalt angenommen hatte.

»Wer?«, fragte Reshtiva Gullifort in gespielter Unwissenheit, die nicht einmal in einem Laientheater bestanden hätte. Gerade noch hatte er geprahlt, die Räuber würden ihre Taten noch bereuen. Jetzt hatte sein Gesicht plötzlich die Farbe von Marmor angenommen.

Zur Antwort entzündete Muzzamil die Kutsche mit einer Handbewegung. Flammen fraßen sich an dem einstmals teuren Holz hoch. »Das kann ich auch mit Haaren«, sagte er und betrachtete seine Fingernägel.

»Wir wissen Bescheid«, sagte Rolin. »Sag schon.«

»Das tut dir sonst mehr weh als uns«, sagte Dhurkan.

»Viel«, ergänzte Dagnal.

Reshtivas Augen flogen von einem der Anwesenden zum nächsten. »Ihr seid gar nicht aus Calimshan?«, flüsterte er.

»Wartet mal,« sagte Rakso. Er marschierte an der brennenden Kutsche vorbei aufs freie Feld, hob etwas auf, und kam wieder zurück. In seiner Hand hielt er vier leicht zerquetschte menschliche Finger. Einer war stark verbrannt. Es waren Überreste der Pegasuswachen.

»Waukeen hilf«, krächzte Reshtiva. Ihm schien übel zu sein.

»Du kannst dich nicht freikaufen«, sagte Rakso. »Es sei denn, du zahlst mit Informationen.«

»Ist ja schon gut«, sagte Gullifort. »Ich sage alles. Das ist aber nicht viel.«

»Fang schon an«, meinte Dhurkan ungeduldig.

»Ich... sie hat mich aufgesucht, um über die Grenze zu kommen. Ich habe sie in einem alten Leuchtturm versteckt. Dort ist eine Schmugglerhöhle. Sie soll mit der heutigen Flut abgeholt und nach Tethyr gebracht werden.«

»Die heutige Flut?», wiederholte Muzzamil. »Wann ist das?«

Rakso betrachtete den Himmel. Es waren dunkle Gewitterwolken aufgezogen, was es schwierig machte, die Zeit zu schätzen. »Nicht mehr lange«, sagte er.

»Ihr kommt zu spät«, bestätigte Gullifort. »Lasst mich laufen, und vielleicht vergesse ich eure Gesichter.«

»Zu spät?« Rakso pfiff laut. Von Ferne antwortete ihm ein Wiehern, dann sah man die Pferde, wie sie aus dem Waldstück kamen und in ihre Richtung. »Das werden wir noch sehen. Fesseln wir diesen Knaben und nehmen ihn mit. Muzzamil, hast du etwas Papier für mich?«

»Pergament«, meinte der Hexer.

»Auch gut.« Rakso hielt die blutigen Finger hoch. »Ich möchte den tapferen Recken, die zur Rettung des Stadtrates schreiten, nur eine Nachricht hinterlassen.«
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 05. Dezember 2007, 22:54:08
Leider ist die Zeichung des Leuchtturms abhanden gekommen, also werdet ihr in dem nächsten Update mit der Beschreibung auskommen müssen.

Hier die Daten der Gegner; "Modifier" war für etwaige Verfolgungsjagden. Die NSC sind mit meinem Schnell-erstellungs-System erstellt wurden – spätere NSC etwas prosaischer, aber auch da mit Augenmaß.

Wachen (War 3): Ini +2, BF 30 (50/60/fly 120); AC 17 (t 12, ff 15); Fort +4, Ref +1, Will +1; hp 24 (-2), AT +6 [1w4 hand xbow, 1w8+2 longsword]; Ride +9, Jump +8, Climb +8, Swim +3, Perception +6, Intimidate +4; Mounted Combat, Alertness, Quick Draw

Heavy Warhorse: Modifier +0, BF 50, AC 14, hp 30, size Large (44)

Pegasus: Modifier +1, BF 60/fly 120, AC 14, hp 34, size Large

Wagenlenker (Exp 6): Ini +1, BF 30 (50), AC 14 (t 13, ff 11; cover +4); Fort +3; Ref +3; Will +7; hp 26 (-1); AT +6 [1w6 club, 1w3$ whip]; Ride +13, Appraise +13, Handle Animal +13, Heal +13, Sense Motive +13, Profession +13; Craft (Schmied) +13; 6x+6, Rest +4

Stagecoach: Modifier –4, BF 50, AC 3, hardness 5, hp 50, size Huge

Reshtiva Gullifort (Ari 4): Ini +2, BF 30; AC 18 (t 14, ff 16); Fort +1, Ref +1, Will +5; hp 23 (-1); AT +4 (1w8 xbow, 1w6+1 rapier); Diplomacy +10, Sense Motive +10, Appraise +10, Intimidate +10; Bluff +5, Climb +5, Tumble +5, Perform +5; Rest +3 ‡ Widerstand gg. Intimidate +7
Ring of Protection +2

Light Warhorse: Modifier +0, BF 60, AC 14, hp 27, size Large

Animal Companion: Modifier +1, BF 60, AC 19, hp 51, size Large
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 11. Dezember 2007, 14:59:51
Ihr braucht übrigens nicht zu denken, dass es ohne Kommentare hier weitergeht...
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Topas am 11. Dezember 2007, 15:22:45
Du musst das nicht auch noch kommentieren. Ist auch so schon ne Menge Text.

Das war also das Abenteuer vom Gatetreffen?
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 11. Dezember 2007, 16:35:39
Zitat von: "Topas"
Du musst das nicht auch noch kommentieren. Ist auch so schon ne Menge Text.


Sehr, sehr gut. Danke.

Ja, das ist das Gate-Abenteuer. Es ist aber noch nicht fertig. Ich dachte auch eher, dass vielleicht einer der damaligen Spieler sich äußert...
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Nakago am 11. Dezember 2007, 17:40:30
Damit die liebe Seele ihre Ruhe hat.  :lol: Wie üblich ein schönes Update, leserlich gegliedert, gut geschrieben, spannende Handlung. Was will man mehr?  :wink:

Da ich selber viele Jahre schon Abenteuerberichte verfasse, weiß ich, dass gute Berichte, Kurzgeschichten, SH meist wenig Kommentare bekommen. Meist nur ein Satz, manchmal zwei drei Absätze nach Jahren des Lesens. Schlechte Sachen, oder wenn man einen bestimmten Nerv getroffen hat, werden innerhalb kürzester Zeit von bissigen und verletztenden Kommentaren überschwemmt. Gute Sachen können froh sein, wenn alle paar Wochen mal ein Lob kommt. So ist das nun mal.  :(
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 11. Dezember 2007, 17:52:14
Darum verlange ich ja knallhart Tribut, nachdem ich die Leute über Jahre angefixt habe.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Serath am 11. Dezember 2007, 19:50:02
Dann will ich mal nicht so sein.

Hört sich gut an und macht Spaß zu lesen, aber die Charaktere sind einem (natürlich) noch nicht ans Herz gewachsen und können deswegen auch nicht mit den Kettenbrechern mithalten. Aber als Überbrückung, bis es mit der eigentlichen Geschichte weitergeht, auf jeden Fall gut.  :wink:
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Hedian am 15. Dezember 2007, 10:16:01
Eins muss man den Spielern jedenfalls lassen: da sind Profis am Werk. Astreine Aktion mit der Kutschensabotage.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Topas am 18. Dezember 2007, 17:07:51
4 Mal haben Gatler nun Tribut gezollt, kommentiert und gebauchpinselt. Dafür sollte es jetzt aber auch weitergehen. Finde ich.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Serath am 18. Dezember 2007, 18:23:11
Finde ich auch.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 18. Dezember 2007, 18:31:22
Ich hoffe, dass es morgen weiter geht. Vielleicht heute, vielleicht Donnerstag. Aber vor Xmas.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 21. Dezember 2007, 18:49:39
Die Krone des Shoon III

Die Abenteurer hinterließen eine krude Nachricht, geschrieben mit dem verkohlten Finger, dass die sicher bald auftauchenden Wachen die »Geisel« Reshtiva Gullifort in eben jenem verlassenen Ilmaterschrein finden würden, den ihnen Gilbert von Tyr als Unterschlupf genannt hatte. Natürlich ritten sie nicht dorthin; stattdessen fesselten sie Gullifort auf sein Pferd und hießen ihn den Weg zum Leuchtturm zeigen.

Die dichte Wolkendecke machte ihre Drohung wahr. Ein steter Guss dicker Tropfen erbrach sich über die Welt. Die Witterung selbst schien gegen die Abenteurer zu arbeiten, denn so kamen sie langsamer voran als erhofft. Als sie endlich am alten Schmugglerturm ankamen, hatte die Flut bereits begonnen.

Ohne viel Worte zu verlieren, zerrte Dhurkan den Gefangenen vom Pferd und schleppte ihn durch den Schlamm auf den Turm zu. Osrics Wahn, so nannte man den Turm in Andenken an den letzten Bewohner, der sich für einen Nachfahren der calishitischen Königsfamilie gehalten hatte – wenn auch einen entfernten Ableger derselben –, bis ein Blitzschlag den Turm ein letztes Mal richtig hatte leuchten lassen. Heute stand nur noch das zerbrochene Gerüst des Turms und diente als Regenfänger; allenfalls das Erdgeschoss war noch intakt und hatte so manchem Wanderer ein zugiges, aber trockenes Dach über dem Kopf beschert. Die meisten waren am nächsten Morgen aufgebrochen, ohne den geheimen Schalter zu entdecken, der die Wendeltreppe in die Tiefe öffnete.

Reshtiva Gullifort aber kannte diesen Schalter. Er deutete auf einen verrosteten Fackelhalter. Rolin griff danach. Reshtive zögerte, sagte dann aber: »Vorsicht. Die Treppe öffnet sich direkt unter dem Schalter.«

»Braver Mann«, sagte Rakso und kniff Gullifort in die Wange. Der Stadtrat versuchte sich am Todesblick eines Bodaks.

Rolin drehte am Fackelhalter und tatsächlich: unter seinen schnell zur Seite springenden Füßen fiel der Boden in die Tiefe und formte die ersten Stufen einer steilen Wendeltreppe. Unvorsichtige und nicht vorgewarnte Personen hätten mit Leichtigkeit herunterfallen können. So aber konnte Rolin die Treppe langsam und vorsichtig herabsteigen, mit Dagnal zusammen etwa eine Kehre vor den anderen Abenteurern.

»Wir müssen draußen bleiben«, sagte Dhurkan grinsend und band Gullifort wie einen Hund auf der Hälfte der Treppe an.

Derweil verharrten Rolin und Dagnal auf der Treppe, weil sie Stimmen hörten.

-

»Ich sage, wir reisen ab.« Eine dunkle, weibliche Stimme, befehlsgewohnt, mit dem Unterton der Frustration.

»Nein«, antwortete ein Mann anscheinend zum wiederholten Mal. »Gullifort schuldet uns noch Geld. Wir bleiben, bis er kommt.«

Dagnal schlich bis ans Ende der Treppe. Von dort aus konnte sie in eine kleine Höhle sehen. Hinter einem Haufen von Stalaktiten hob und senkte sich ein Ruderboot im Meer. Die Höhle selbst war durch die beginnende Flut bereits teilweise überflutet; die vier Anwesenden standen bis zu den Knien im Wasser. Die Anwesenden, das waren drei wie Seeleute gekleidete Männer und eine Frau. Zwei der Männer trugen Lederrüstungen und Rapiere, der dritte hatte einen Ledermantel an und einen großen zweihändigen Säbel auf dem Rücken. Alle drei sahen nach calishitischen Bürgern aus. Die Frau hatte deutlich mehr an als auf dem Bild, das Dagnal gesehen hatte, aber es handelte sich doch klar erkennbar um Shula Khadiyya. Sie trug ein Leinenhemd und eine ebensolche Hose mit einer Weste aus Seite und einen Turban, unter dem sie ihre langen Haare versteckt hatte. Sie war unbewaffnet. Dagnal fiel auf, dass in Shulas Rücken eine verwitterte Steintüre in die Wand der Höhle eingelassen war.

Die Zwergin kroch vorsichtig zurück und berichtete flüsternd ihre Beobachtungen. Gerade wollten die fünf Abenteurer sich einen Plan zurechtlegen, als man von unten einen Warnschrei hörte, gefolgt von einem lauten Rumms. Sie waren gehört worden.
Rolin war der erste am Fuß der Treppe. Er sah gerade noch, wie Shula Khadiyya mit ihrer bloßen Hand die Steintür zerschmetterte. Die Spionin sah sich zu Rolin um, dann sprang sie durch die Öffnung und die freigelegte Treppe hinunter. Das Wasser aus der Höhle strömte ihr hinterher. Die beiden Rapierträger nahmen eine Kampfstellung vor dem dritten Piraten ein. Dieser wiederum schwang seinen Krummsäbel in einem seltsamen Muster, und um Rolin herum begann das Wasser zu kochen. Schnell hastete der Zwergenmönch durch den Bereich des Zaubers und rettete sich auf einen Stalaktiten.

Die restlichen Helden waren nicht so flink und liefen geradewegs in die Brühe. Dhurkan watete durch das Wasser und ignorierte die heißen Spritzer auf seiner Brust, aber er kam trotzdem nicht bis an die Gegner heran. Rakso tauschte gleich ganz in das Wasser ein und verwandelte sich in ein großes Krokodil. Mit schnellen Schwanzschlägen gelangte er aus der heißen Zone. Dagnal biss auf die Zähne und zog grimmig ihre Kriegsaxt. Muzzamil sah seine Freunde alle durch das Wasser sprinten und schüttelte den Kopf. Beinahe beiläufig brachte er seinen Körper zum Schweben und hangelte sich dann an der Decke entlang über das kochende Wasser hinweg.

Aus dem Gang, durch den Shula Khadiyya verschwunden war, drangen Kampfgeräusche. Rolin schätzte die Gegner in der Höhle kurz ein, dann entschloss er sich, dieses Gefecht seinen Freunden zu überlassen. Er hastete an den Piraten vorbei durch die offene Tür. Die Treppe nach unten war rutschig durch das strömende Wasser und er wäre beinahe ausgerutscht. Aber dann erreichte er den kleinen Vorraum am Ende der Treppe. Das Wasser stand hier bis zu den Knöcheln.

Der Raum selbst war von einem großen magischen Feuer erhellt, dass die krummen Säulen, die sich zur Decke reckten, tiefe Schatten werfen ließ. Ein Sarkophag stand aufrecht an der Wand, ihm gegenüber ein umgestürzter Sarg. Davor lagen die Überreste der untoten Kreatur, die Shula Khadiyya geweckt und wieder schlafen geschickt hatte.
Shula Khadiyya selbst trat gerade durch den großen Durchgang am Ende des Raums, dessen schwere Türe sie aus den Angeln geprügelt hatte. Ihre Fäuste waren von einer dicken Eisschicht umgeben.

Rolin wollte ihr gerade nachsetzen, als sie anscheinend eine Falle auslöste. Der Durchgang über ihr brach zusammen und die Decke stürzte ein. Der gesamte Gang wurde verschüttet, aber ihr Lachen verriet, dass Shula Khadiyya nicht mit begraben worden war. Rolin fluchte. Er musste ihr folgen – nur wie?

In der Höhle hatten die restlichen vier Abenteurer alle Hände voll zu tun. Dagnal hatte eine große Schramme davongetragen, als sie sich auf das Ruderboot der Piraten begeben hatte. Ihre Idee war gewesen, mit dem Boot durch den Durchgang zu fahren, aber die Strömung reichte dazu nicht aus. Stattdessen kämpfte sie nun gemeinsam mit Dhurkan gegen einen der Piraten, der sich als überaus geschickt mit dem Rapier erwies.

Rakso biss nach dem zweiten Rapierkämpfer, aber der Pirat zog seine Füße schnell zurück und stach mit seiner Waffe zu. Der Anführer der drei bewegte sich langsam rückwärts und blieb vor dem Eingang in den unterirdischen Komplex stehen. Von dort feuerte er, wieder begleitet von Schwertschwüngen, einen Eispfeil ab, der allerdings fehlging.

Muzzamil hatte derweil endlich auch den Durchgang erreicht. Der Anführer der Piraten war nur wenige Armlängen unter ihm. Muzzamil streckte die Hand nach ihm aus, ließ sich ein wenig absinken und entzündete ihn. Der Anführer schrie auf, als die Flammen ihn erst umgaben und dann verschlangen. Zischend landete der schwarze Körper im Wasser. Kaum war der Weg frei, da sprang Dhurkan durch den Durchgang und hinunter in den Vorraum.

Rolin hatte gerade eine geheime Tür gefunden, dort, wo vorher der Sarkophag gestanden hatte. Als Dhurkan in dem inzwischen kniehohen Wasser landete, betätigte der Zwerg den Öffnungsmechanismus. Die Wand schwang zur Seite und gab einen dunklen und schmalen Gang frei, der nach links und damit in die Richtung abbog, in die auch Shula Khadiyya verschwunden war. Der Pegel im Raum sank, als sich das Wasser über den Gang ausbreitete.

Rakso warf seinen Krokodilkörper herum und tauchte unter. Im dunklen Licht, das in der Höhle herrschte, war er kaum zu sehen. Er umkreiste seinen Gegner, der stichbereit die Wasseroberfläche absuchte. Rakso stieß Luft aus, und als der Pirat herumfuhr, schlug er ihn von der anderen Seite mit seinem Schwanz. Der Pirat verlor das Gleichgewicht und musste sich mit einem Arm abstützen. Sein Gesicht war nur eine Handbreit über der Wasseroberfläche – und genau dort packte Rakso jetzt mit seinen festen Kiefern zu. Er schmeckte Blut.

Rolin wartete auf Dhurkan, und der Barbar betrat als Erster den Gang. Sofort schnellten Stahlklingen aus der Wand. Dhurkan warf sich nach vorne, aber die Falle brachte ihm trotzdem ein paar Schnittwunden ein. Hinter ihm kamen die Klingen zur Ruhe und Rolin spazierte zwischen ihnen durch. Dhurkan nahm grummelnd einen Sonnenstecken aus seinem Gürtel und schlug ihn an. Er zuckte überrascht zusammen, als er den Gang entlang sah, aber dann grinste er. Der Gang war breit genug, dass man zu zweit nebeneinander gehen konnte. Er endete nach wenigen Schritten in einer großen polierten Wand, die fast wie ein Spiegel wirkte. Dhurkans Reflexion hatte fast wie ein möglicher Gegner ausgesehen.

Der letzte Pirat sah sich ängstlich um. Diesen Moment nutzte Dagnal aus und trieb ihre Axt in seinen Schädel. Anstelle eines Friedensangebotes kam nur noch Blut aus dem Mund des Piraten. Dann gesellte er sich zu seinen toten Gefährten.

Neben der Spiegelwand ging ein schmaler Gang zurück nach rechts – wahrscheinlich in den Raum, den Shula Khadiyya betreten hatte. Der Gang endete in einem aufrechten Sarkophag, aber das kannte Rolin ja bereits. Auf Dhurkans Drängen ging er also voraus und öffnete den Sarkophag.  Anstatt eine Tür zu enthüllen, löste das aber nur einen Steinschlag von der Decke aus.

Der Einsturz war nicht ganz so gewaltig wie der, dem Shula fast zum Opfer gefallen war, aber er tat trotzdem weh. Vor allem Dhurkan war inzwischen doch stark ramponiert.
Zum Glück kamen in diesem Moment Muzzamil und Rakso, und kurz darauf auch Dagnal durch den Gang. Rakso, der seine menschliche Gestalt wieder angenommen hatte, wirkte einen Regenerationszauber auf Dhurkan und heilte zudem die beiden Verwundeten mit seinem Heilstab. Dann ließen alle vier Männer der Frau den Vortritt, als nämlich Dagnal die Spiegeltüre untersuchen sollte. Dort, so die einhellige Meinung, musste sich der Weg zu Shula Khadiyya befinden, und wahrscheinlich auch noch eine Falle.

Dagnal untersuchte die Türe vorsichtig und mit Bedacht. Schließlich sah sie auf. »Eindeutig eine Geheimtür und eine magische Falle. Wenn wir durch die Türe gehen, schlägt sie zu und entlädt einen Blitzstrahl auf uns. Oder das hätte sie getan, bevor ich sie entschärft hatte.« Sie drücke auf einen Knopf und der Spiegel schwang zur Seite. Ein weiteres Stück Gang lag dahinter mit einer Doppeltür zur Seite.

Die Abenteurer nahmen vor der Türe Aufstellung, so gut es ging. Dann zog Rolin die Tür auf. Dhurkan trat sofort mit gezogenem Schwert hindurch.

-

Als Osric der Jüngere die Schmugglerhöhle unter seinem Leuchtturm auskundschaftete, entdeckte er einen schmalen Durchgang in ein ebenso kleines Höhlensystem. Die Idee, dieses Höhlensystem den Fluten zu entreißen und zu einer Grabkammer zu machen, die seinem – angeblichen – königlichen Blut würdig war, ließ ihn bald nicht mehr los. Er gab all sein Gold dafür aus, um eine kleine Abfolge von Gängen im Stil der Pashas von Calimhafen errichten zu lassen, komplett mit Fallen. Der letzte Raum kostete ihn so viel Gold, dass er nicht einmal mehr den Leuchtturm in Schuss halten konnte. Er gab seinen Reichtum dafür auf, nach seinem Tod mit einer Handvoll Getreuer dort bestattet zu werden und, im Falle von Grabräubern, wieder aufzuerstehen. Einzig eine magische Krone blieb ihm noch, als er zu Grabe getragen wurde.

So kam es, dass die Abenteurer nun in einen großen, von zwei magischen Feuern erhellten Raum sahen, in dessen Mitte ein magisches Symbol auf dem Boden prangte und rot glühte. Auf einem Podest erhob sich ein Altar mit einem Sarg davor, und links und rechts daneben standen große Skelette in schweren Rüstungen mit großen Säbeln. Kleine Knochenhaufen waren im Raum verteilt. Als die Türe geöffnet wurde, trat Shula Khadiyya gerade einem Skelett mit einem Fußtritt den Schädel ein. Shula hatte selbst ein paar Kratzer davongetragen.

Dhurkan und Rolin betraten den Raum. Dhurkan lief um das Symbol im Boden herum. Rolin sprang drüber und kam vor der Spionin zum Stehen. Rakso verwandelte sich in einen Bären. Das Symbol hörte auf zu glühen. Dann gab es einen roten Blitz. Tut Osric erwachte zu neuem Leben.

Die Tür des Sarkophags flog auf, und eine Mumie kam daraus hervor, eine goldene Krone auf dem Kopf. Die beiden Skelettwächter zu den Seiten richteten ihre skelettierten Schädel auf die Eindringlinge und ließen ihre Säbel kreisen. Aus den Knochenhaufen entstanden zwei weitere Skelette, die ebenso wie die Skelettwächter hunde- oder schakalähnliche Köpfe hatten. Dann gingen sie alle-

»Feuerball!«

Die Flammen loderten durch den Raum. Die beiden einfachen Skelette wurden sofort verschlungen, und auch eine der Skelettwachen zerfiel zu Asche. Die andere brachte sich ebenso  wie Tut Osric gerade noch rechtzeitig in eine Verteidigungsposition, bevor Muzzamils Angriffszauber sie verbrennen konnte.

Rolin blickte Shula drohend an. »Ergib dich.«

Tut Osric stürmte auf Dhurkan zu und schlug mit seiner Faust nach dem Barbaren. Dhurkan parierte den Schlag mit dem Schwert.

Shula Khadiyya turnte um Rolin herum und auf den Ausgang zu. Rolin versuchte, sie zu packen, griff aber vorbei. Rakso stellte sich drohend auf die Hinterbeine, und Shula blieb zögernd vor ihm stehen, anstatt an ihm vorbeizuhuschen.

Dagnal tauschte mit dem Skelettwächter ein paar Hiebe aus. Sie war ihm deutlich überlegen, aber seine untote Natur sorgte dafür, dass sie ihn nicht so einfach umhauen konnte.

Rolin folgte Shula und packte sie. Die Spionin versuchte, sich zu wehren, aber Rolin war ein zu geübter Ringer und brachte sie leicht zu Fall. Sofort stellte sich Rakso mit einer Klaue auf sie. Shula wehrte sich und riss sich fast wieder los, aber Rolin verpasste ihr noch einen Tritt ins Gesicht, und sie sackte ohnmächtig zusammen.

Dhurkan trieb sein Schwert in den staubigen Körper Tut Osrics, aber die Mumie spürte den Schlag kaum.

Muzzamil marschierte zwischen Rakso und Dagnal durch und auf die Mumie zu. In der Bewegung noch sammelte er magische Energie um seine Hand. Die Luft begann zu flimmern.

Dagnal zerschlug den Skelettwächter zu Staub.

Rakso drückte Shulas Körper zu Boden, während Rolin sie fesselte.

Tut Osric holte zu einem gewaltigen Schlag gegen Dhurkan aus, als Muzzamil die beiden erreichte. Der Hexenmeister legte der Mumie die Hand auf die Schulter und sagte nur ein Wort: »Brenne!«

Die Mumie explodierte in winzige Fetzen, die wie nach einem Volkanausbruch zu Boden regneten. Die Hitze der Explosion versengte Dhurkans Haare. Muzzamil starrte fasziniert auf die Stelle, die seine Hand gerade noch berührt hatte. Klimpernd fiel die Krone der Mumie zu Boden.
Spoiler (Anzeigen)


Während Rakso noch einmal ein paar kleinere Wunden versorgte, räumte Dagnal die wenigen Goldstücke zusammen, die Osric dem Jüngeren noch geblieben waren. Rolin weckte Shula Khadiyya aus ihrer Bewusstlosigkeit. Die Abenteurer hatten ihren Auftrag erfüllt, jetzt galt es nur noch, nach Hause zu kommen. Mit Shula im Schlepptau marschierten sie wieder aus dem Grab heraus, das sich im Laufe der Flut mit Wasser füllen würde. Sie wateten durch die Piratenhöhle und stiegen die Wendeltreppe hoch. Auf halber Höhe trafen sie auf den geknebelten Reshtiva Gullifort – er und Shula warfen sich böse Blicke zu – und banden ihn los. Dann kehrten sie in den zerstörten Leuchtturm zurück.

Vor dem Leuchtturm, mitten im Gewitter, stand eine gerüstete und mit mehreren Speeren bewaffnete Gestalt: Gilbert von Tyr.

-

Gilbert wirkte jetzt längst nicht mehr so harmlos und verfressen wie noch bei ihrem ersten Treffen. Der Panzer, den er trug, war ihm auf den runden Leib geschnitten. Ein Wurfspeer lag locker in seiner rechten Hand. Auf dem Schild in seiner Linken prangte kein Symbol.

»Ihr lebt noch?«, rief Gilbert ihnen zu. »Ihr habt den Auftrag erfüllt?«

»Das haben wir«, rief Dhurkan zurück, ohne aus dem Turm herauszukommen. Die Abenteurer gaben sich hastig Handzeichen. Dagnal gab zu verstehen, dass die Geheimtür nicht von der Treppe aus zu schließen war.

»Gut«, rief Gilbert. »Was ist mit Shula? Lebt sie noch?«

»Ja.«

»Hat sie etwas über die Krone gesagt?«

Muzzamil übernahm die Antwort. »Sie hat uns alles darüber erzählt.«

Gilbert leckte sich die Lippen. »Und? Was hat es mit der Krone auf sich?«

Anstelle einer Antwort räusperte sich Nolin. »Sagt mal: Wie kommt Ihr eigentlich hier her?«

Gilbert setzte zu einer Antwort an, sagte aber nichts. Schließlich zuckte er mit den Schultern. »Ich hatte gehofft, euch aufhalten zu können, bis die Verstärkung eintrifft. Dann muss ich euch eben alleine töten.«

-

Rolin raste los. Gilbert schleuderte seinen Wurfspeer, aber der Mönch wich spielend aus. Hinter ihm verwandelte sich Rakso in einen Löwen, und Muzzamil sprach einen Zauber, der seinen nächsten Angriff sicher ins Ziel führen sollte. Dhurkan war Rolin dicht auf den Fersen, und Dagnal ließ sich auch nicht lange bitten. Aber der Mönch war als Erstes bei dem Verräter.

Bevor Gilbert noch reagieren konnte, hatte Rolin ihn schon aus dem Gleichgewicht gebracht. Der massige Kleriker landete hart. Matsch spritzte umher. Im Liegen wirkte Gilbert einen Zauber, der ihn stärker werden ließ. Im selben Moment hatte er einen weiteren Speer in der Hand. Er zielte mit dem Speer auf Rolin, aber da war Rakso in Löwengestalt schon über ihm. Rakso biss und kratzte wie wild. Gilbert warf sich hin und her, aber er konnte den Löwen nicht abschütteln. Blut vermischte sich mit Regenwasser in der Pfütze, in der Gilbert lag. Endlich brachte er den Speer zwischen sich und Rakso und trieb den Löwen zurück. Im selben Moment aber stand schon Dhurkan über dem gefallenen Priester. Er hielt seinen Zweihänder nach unten gerichtet. Gilbert öffnete den Mund. Dhurkan rammte das Schwert durch Gilberts Brust bis in den Boden. Im selben Moment hörte der Regen auf, und die Wolken rissen auf. Ein breiter Sonnenstrahl fiel genau auf die Kampfszene.

Muzzamil ließ seinen Zauber verstreichen. Er stieß einen leisen Fluch aus. »Das ging zu schnell.«

»Nächstes Mal warten wir auf dich«, sagte Rolin gutmütig. »Und auf Dagnal.« Die Schurkin zog eine Grimasse. Dann beugte sie sich herunter und untersuchte Gilbert auf Schätze.

Rakso nahm seine wahre Gestalt wieder an und ging zurück in den Leuchtturm, um die Gefangenen zu holen. Auf halbem Weg wurde er aufgehalten, weil Muzzamil seinen Namen rief.

»Warte noch«, sagte der Zauberer. »Da kommt jemand.« Er deutete den Weg entlang ins Landesinnere. Dort, wo die Wolken noch düster über der Landschaft hingen, näherten sich acht Gestalten zu Pferd.

»Vielleicht sind das Freunde«, mutmaßte Dhurkan.

»Oder die Verstärkung, von der Gilbert gesprochen hat«, sagte Dagnal. Sie zerrte das heilige Symbol des fetten Priesters hervor. »Sieh mal an: Talos.«

»Wir könnten mit dem Ruderboot fliehen«, sagte Rolin. »Da draußen wartet ja noch ein Piratenschiff.«

Muzzamil sah den Mönch mit hochgezogener Braue an, aber Rolins Grinsen verriet, wie ernst er diesen Vorschlag meinte. »Könnten wir«, sagte der Hexenmeister sarkastisch.

»Müssen wir aber nicht«, sagte Dhurkan. Mit einem Ruck zog er seinen Zweihänder aus der Leiche des toten Priesters. Er trat den Reitern entgegen. Dagnal und Rolin stellten sich neben ihn, Rakso und Muzzamil blieben etwas zurück.

Dhurkan sah zu den Reitern, die sie fast erreicht hatten, und von da in den aufbrechenden Himmel. »Ein guter Tag zum Sterben«, meinte er. »Für die anderen.«

Und dann waren die Pferde bei ihnen.

THE END
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 21. Dezember 2007, 18:55:23
Piraten (Unf 4): Ini +4, BF 30, AC 19 (t 16, ff 13, +2 vs 1); Fort +2, Ref +8,
Will +0; hp 27/-2-/13; AT +10 (1w6+2, 18, mw rapier), 4/day +10/+8; Quick Draw; Tumble +11, Bluff +7, Sense Motive +6, Swim +9, Climb +9, Jump +9, Disable Device +9
mw studded leather, 1 Heiltrank (1w8+5), 2w6 GM


Oberpirat (Mbl 5): Ini +2, BF 30, AC 16 (t 12, ff 14, +1vs swords); Fort +3, Ref +4, Will +2; hp 27/-2/-13; AT +7 (1w10+5, 19/x2, khopesh); Concentration +9, Intimidate +12, Swim +8, Climb +9
mw khopesh, mw leather coat, 2 Heiltränke (2w8+5), 2 gems (100gm)
Spells – DC 14+lvl, Water Spells (automatic heightened, 2x range, gem)
Anubiskrieger: Ini +5, BF 20, AC 18 (t 11, ff 17); Fort +0*, Ref +3, Will +3, hp 13/*; AT +5 (2w4+3, 18, mw Krummschwert); darkvision, turn as 3HD, Undead; Perception +5, Sense Motive +3, LE

Anubisstatuen: Ini +5, BF 20; AC 20 (t 10, ff 19); Fort +1*, Ref +4,Will +4; hp 26/*; AT +7 (2w4+4, 18, mw Krummschwert); darkvision, turn as 5HD, Undead, Blind-Fight; Perception +7, Sense Motive +3, LE

Tut-Ench-Osric: Ini +2, BF 20, AC 23 (t 12, ff 21); Fort +4*, Ref +4, Will +10; hp 68/* (DR 5/-); AT +11 (1w6+10 slam + mummy rot); Darkvision, Despair (Will 17, paralyzed 1w4 rds), Undead, fire vulnerability; Sneak +10, Perception +11, LE
Mummy Rot (DC 17, 1 min, 1w6 Con/1w6 Cha, healing CL 20, cure: Break Enchantment or Remove Curse+CL, dann Remove Disease)
Crown of Natural Armor +1

Shula Khadiyya (Osw 8): Ini +4, BF 50ft.; AC 18 (t 18, ff 14); Fort +6,
Ref +10, Will +5; hp 48 (-1/-11); AT +10/+7 (1w10+1 +1w6 cold), or +8/+8/+5 (throw 10ft); Speed Burst 3x, Evasion, Refuse Fear, Objects as Weapons, shattering blow (4/8), Eidetic Memory; Balance +17, Bluff +13, Perception +10, Perform (Sex) +13,  Sense Motive +10, Sneak +15, Tumble +15, Diplomacy +6*

Gilbert von Tyr (Talos, Kle5/Stf 3): Ini –1, BF 20; AC 22 (t 9, ff 22);
Fort +11, Ref +1, Will +11; hp 64/-3/-15; AT +9 melee (1w6+4 +1w6 shock, +2 spear) / +6 ranged (1w6+3 +1w6 shock, 4 javelins); Quick Draw; Electricity Resistance 5, 1/day: +4 At/+8 damage; Knowledge (Religion +11, law +11), LE
+1 full plate, +1 large steel shield, +1 spear, 4 javelins, Periapt of Health, Silver Raven Figurine, Circlet of Persuasion, Phylactery of Faithfulness,
2x Restorative Ointment (Restoration, Cure Disease, or Cure 1w8+5), holy symbol (Tyr, Talos)

Spells: Conc +13, CL 8, DC 14+lvl, Domains Destrcution, Fire
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 21. Dezember 2007, 19:05:17
Nachbericht zu diesem Abenteuer:

Ich hatte eigentlich sehr viel Spaß dabei, auch wenn es keine Verfolgungsjagd gab und ich einmal ein wenig railroady eingreifen musste – als nämlich Dagnals Spielerin dem Endkampf ein Schnippchen schlagen wollte und Gilbert entkommen. Aber da hat Rolin auch mitgewirkt durch einen entsprechenden Meta-Kommentar.

Mein Ziel war es, das Abenteuer in 4h durchzukriegen, und am Ende waren es knapp unter 4h. Wir waren also pünktlich fertig. Ich weiß jetzt nur nicht, ob ich da nicht hätte flexibler sein sollen.

Ein weiteres Ziel war es eigentlich, mindestens einen SC zu killen, aber da ist das Problem mit den nicht selbst erstellten Charakteren. Rolin war ziemlich gut, und Muzzamil nicht nur dank »Combust« ohnehin stark, sondern natürlich genau für den Kampf gegen die Untoten passend. Auch zeigte sich mal wieder, dass viele schwache NSC bei D&D nicht unbedingt ein hohes EL rechtfertigen, wenn ein einziger Feuerball sie umhauen kann, und dass gleichzeitig ein einziger Gegner ebenso schnell ins Gras beißt, wenn er alleine ist.

Das war mein erstes Con-Abenteuer, daher war ich trotzdem sehr zufrieden, zumal mich die Spieler nicht mit Würfeln beworfen haben. Beim nächsten Con werde ich trotzdem ein paar Dinge anders machen – Pregens sind nur ein Beispiel.

Mich hat gefreut, dass Dhurkans Spieler am Ende einen Crit würfelte, weil der arme Barbar vorher eigentlich nur draufbekommen hatte – vor allem mit den beiden Fallen, die ihn fast getötet hätten. Die 132 SP mit einem 2-Grad-Zauber auf Stufe 6 waren ebenfalls beeindruckend. Und ein Zwergenmönch mit Improved Grapple... nett. Auch Rakso war nicht ohne, muss ich sagen, und Dagnal hat ja auch ihren Teil dazu beigetragen. Insgesamt war es doch eine schlagkräftige Truppe – ich würde sagen, schlagkräftiger als die Kettenbrecher auf der gleichen Stufe.

Na ja, jetzt bin ich aber doch mal auf einen Kommentar von einem Spieler gespannt, auch wegen der "Wahrheitstreue" der Story Hour, die wahrscheinlich so bei ca. 80% oder so liegt.Vielleicht auch weniger.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Furlong am 22. Dezember 2007, 00:53:37
Da ich die SH nicht stören wollte, erst jetzt mein Kommentar.
Ich war und bin immer noch begeistert von dem Abenteuer und seinem Leiter. Interessante, lebendige NPCs, eine passende Musikuntermalung (ein Novum für mich) und eine flüssige Story machten diesen Teil des Gate-Cons zu etwas, an das ich mich sehr gerne erinnere. Vielen Dank an Dich, Berandor.
Mir fielen in der Geschichte nur kleinere Fehlerchen auf, insgesamt ist die SH stellenweise deutlich heroischer als wir es je waren, aber das ist auch ganz gut so.
Was die Gruppe angeht, so haben wir uns gut ergänzt und auch so ordentlich zusammengearbeitet, als ob wir schon ein paarmal zusammengespielt hätten. Mit zwei bekennenden Powergamern in der Gruppe sind starke Kombinationen fast obligatorisch und auch mein erster Druide hat mir Lust auf mehr gemacht.

Furlong / Rakso
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Osric am 31. Dezember 2007, 14:33:23
Und ich habe jetzt erst festgestellt, dass ich vorkomme. Was fuer ein grandioser Gastaufritt.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 31. Dezember 2007, 14:45:49
Du warst on fire!
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Topas am 02. Januar 2008, 13:48:10
Nach einem kurzen Lob, das war ein schönes Intermezzo, das Gateabenteuer klang echt gut, zurück zur eigentlichen Aufgabe der Kommentatoren, dem Quengeln: Wann geht es endlich weiter mit der SH zu den Kettenbrechern ?
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Nakago am 02. Januar 2008, 14:13:02
Yup, auch mich quält die ewige Frage, wann geht es weiter mit unseren Lieblingen, den Kettenbrechern?
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 02. Januar 2008, 15:47:29
:dead:
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: TheSoulBurner am 04. Januar 2008, 11:02:12
Zitat von: "Berandor"
:dead:

Warum, wieso, weshalb ?????  :no:

 :(  :(  :(

*Panikschieb* ... ich muss doch wissen, wie's mit unseren Helden, den Kettenbrechern,  weitergeht ...
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: dude am 14. Januar 2008, 20:55:12
ich bin verwirrt!!! was is da los? :o

nicht mal ne Raktion vom Oberboss!!
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Hedian am 15. Januar 2008, 08:45:40
Ich muss auch aufs Heftigste protestieren! Was fällt Ihnen ein, Berandor, und hier so mir nichts dir nichts abspeisen zu wollen?!?
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Dirim am 16. Januar 2008, 10:25:41
Ich bin dafür, dass manchen Studenten die Arbeit im Forum - insbesondere an dieser Story Hour - als bestande Klausuren anerkannt wird. Dann bleibt einfach mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge...  

Gruß
Dirim
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Citon am 16. Januar 2008, 11:07:53
Zitat
Ich bin dafür, dass manchen Studenten die Arbeit im Forum - insbesondere an dieser Story Hour - als bestande Klausuren anerkannt wird. Dann bleibt einfach mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge...


Der Studiert nicht... Nicht wirklich... Aber vielleicht doch so ein ganz klein wenig. Außerdem weiß Er ja selber nicht wies weiter geht... Wenn man am Strand der Malediven liegt gehen einem halt andere Dinge durch den Kopf.

Wollt ich nur mal so gesagt haben Beri. Wir sehn uns...


Vor fleischeslust ich ein Zombie werd... Nicht war!
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Dirim am 04. Februar 2008, 09:20:34
Zitat von: "Berandor"
:dead:


War das echt ernst gemeint?
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 10. Februar 2008, 13:08:26
Mühsam, Eichhörnchen und so.

Avatar
Die Tür zum Roten Hirschen hätte nicht schneller aufspringen können, wäre sie aufgebrochen worden. Die ersten Gäste stolperten und fielen mehr in den Schankraum, als dass sie liefen, von den Nachdrängenden vorwärts gestoßen und nur mühsam auf den Beinen bleibend. Es schien, als habe ganz Rotschlucht vor der Tür gelauert. Im Nu waren die Stühle besetzt, und immer noch drängten sich Menschen, Halbelfen und alle möglichen anderen Völker durch die Türe, um irgendwo Platz zu finden. Minimax sah sogar einen Zentauren – Waukeen allein wusste, wo der herkam – der sich nur dadurch Zutritt verschaffen konnte, dass er zwei weitere Besucher auf seinem Rücken sitzen ließ.

Minimax hatte nur kurz Zeit, das Schauspiel zu beobachten, dann musste er sich darum kümmern, dass die ungewohnte Gästeschar etwas zu trinken bekam. Für die nächsten Minuten waren er, Pellir und Shae vollauf beschäftigt. Endlich, nachdem Minimax zum zweiten Mal ein neues Fass angestochen hatte, ließ der Trubel und der Lärm etwas nach, und er hatte Gelegenheit, sich den Schweiß von der hohen Stirn zu wischen und sich umzusehen.

Der Schankraum war voll. Die wenigsten Gäste hatten überhaupt Platz, um ohne Verrenkungen ihren Humpen zu heben, geschweige denn frei ein- und auszuatmen. Männer, Frauen, sogar Kinder waren gekommen, und vor der Tür und vor den Fenstern drängten sich noch mehr Schaulustige. Und alle sahen ihn an.

»Also?«, rief eine Stimme aus dem Hintergrund. Minimax glaubte, dass sie dem alten Jorn gehörte, aber in dem Getümmel war er sich nicht sicher.

»Ja«, stimmte ein anderer ein, »erzähl schon!«

»Was wollten sie? Was haben sie gesagt?«

»Ging es um die Dunkelheit über Cauldron?«, rief ein anderer.

»Natürlich ging es darum, du Vollpflaume«, gab einer zurück. »Was denkst du denn?«

Ein kurzer Streit entbrannte, der sich aber genauso schnell wieder auflöste, als eine Frau – war das die Witwe Borker? Die hasste doch Wirtshäuser wie die Pest! – sich lauthals Gehör verschaffte: »Haltet die Klappe und lasst ihn erzählen!«

Es wurde merkwürdig still im Roten Hirschen. Minimax sah in die Masse erwartungsvoller Gesichter, und seine Kehle war plötzlich wie ausgedörrt. Jemand rülpste, und ein leises Lachen ergriff die Menge und löste die Spannung etwas.

»Nun«, begann Minimax, wurde aber sofort unterbrochen.

»Hast du sofort gewusst, dass es Götter waren?«

»Sch!«

»Na  ja,« sagte Minimax, »es war schon eine komische Gesellschaft: eine ältere Dame reist vielleicht mit einem gepanzerten Leibwächter, und vielleicht auch mit einem gestandenen Krieger, aber mit einem Waldelfen oder einem Hundemenschen? Außerdem hatte der Krieger dieses goldene Licht um sich herum...«

»Der alte Angeber«, lachte einer.

»Sprich nicht so von Tyr«, ermahnte eine andere.

»Ruhe!«, rief ein Dritter.

»Ein paar von euch haben ja selbst erlebt, wie sie aus dem Nichts erschienen sind«, fuhr Minimax fort, und zustimmendes Gemurmel bestätigte, dass jeder Anwesende diesen Teil der Geschichte schon mehrere Male gehört hatte. »Siamorphe hat euch rausgeschickt, und sobald die Tür verschlossen war, stand ein Festmahl da hinten auf dem Tisch. Dann haben sie da gesessen.«

»Und?«

»Und nichts. Es sah aus, als würden sie warten. Natürlich war der Elf – Solonor, nehme ich an – unruhig und saß sowieso nur halb auf seinem Stuhl und weit von den anderen entfernt, und der Wolfskopf packte sich einen Schinken und begann zu fr- zu essen, meine ich. Aber sonst – nichts.«

Minimax legte eine Pause ein und war erstaunt, dass keiner dazwischenrief. Jetzt hörten sie ihm zu –  ein unangenehmes Gefühl. Er räusperte sich.

»Na ja... ähm. Ich hab dann gedacht, wen ich rufen soll. Und... da sind mir halt die Ketten... also die Brecher eingefallen. Ich hab also mein Tuch zerrissen und sie gerufen. Das... dieses magische Spültuch, das ich hab. Hatte. Also, weil es zerrissen ist.«

Es wurde unruhig im Publikum. Jemand kircherte. Plötzlich schlüpften leise Harfentöne durch die winzigen Lücken zwischen den gedrängten Gästen hindurch und zupften an seinen Ohren. Sofort fühlte Minimax sich ruhiger und entspannter. Er nahm sich vor, dem Wahrsänger dafür einen auszugeben.

»Jedenfalls hatte ich gerade erst die Nachricht abgeschickt, da standen die Kettenbrecher schon im Raum. Die waren wohl ebenso verblüfft wie ich, aber die Gesandten der Götter-«

»Avatare«, hustete eine Stimme.

»sahen eher so aus, als hätten sie schon Tage gewartet. Ungeduldig. Die Kettenbrecher sind natürlich sofort hin und haben mit denen geredet. Und dann sind sie wieder verschwunden. Und danach die Götter auch.«

Für einen Atemzug herrschte Stille. Dann brach das Gezeter los. »Und darum sind wir hergekommen? Das soll die Geschichte sein? Dafür haben wir so lamge gewartet?«
Minimax ertrug die Anschuldigungen stoisch. »Was soll ich machen?«, entgegnete er. »Ich hab nicht verstanden, was sie gesagt haben.«

»Ich aber!«
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Sohn des Sammaster am 10. Februar 2008, 15:28:19
Ui...
Gespannte Stimmung allenthalben...
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Topas am 11. Februar 2008, 11:42:37
Da geht es endlich weiter und ich versteh kein Wort, ganz wie der Wirt. :blink:
Dennoch: Super das es endlich weitergeht.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Hedian am 12. Februar 2008, 06:27:32
Sachen gibt's...
Jetzt darfst du uns aber nicht weiter hängen lassen, Berandor, steht so in den Genfer Konventionen!
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Wormys_Queue am 12. Februar 2008, 11:29:30
Zitat von: "Topas"
Da geht es endlich weiter und ich versteh kein Wort, ...


"Ich aber!"

 :jester:
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 12. Februar 2008, 14:50:07
Ich wollte euch wenigstens etwas geben. Momentan wirklich wenig Zeit.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 12. Februar 2008, 19:36:41
Avatar (II)

Minimax kam es vor wie ein frischer Luftzug, als sich die Aufmerksamkeit von ihm weg und dem Jungen zuwandte, der sich auf die Theke gestellt hatte. Pellir grinste ihn an.

»Als die Götter auftauchten, da wollte ich genau wie ihr den Raum verlassen. Aber plötzlich hörte ich eine Stimme im Kopf, die mir zuflüsterte, dass ich mich unter dem Tisch vestecken soll. ›Vielleicht lernst du noch was‹ hat sie gesagt.«

»Was für eine Stimme war das?«, fragte Minimax.

»Wen interessiert denn das?«, rief es aus der Menge. »Was hat der Junge gehört?«

»Ich weiß nicht«, sagte Pellir. »Es war eine weibliche Stimme, aber ich glaube nicht, dass es die Frau war, die am Tisch saß. Jedenfalls habe ich mich unter dem Tisch verkrochen, ohne das die Götter das gemerkt haben. Als die Kettenbrecher auftauchten, wäre ich fast aus meinem Versteck gekommen, weil ich den Herrn Dirim so lange nicht mehr gesehen hatte. Aber ich bin dann doch sitzen geblieben.«

»Nun sag schon, was du gehört hast, verdammt!«

Pellir reckte den Hals. »Ruhe, Bern Gerngroß, sonst spucke ich dir demnächst in deinen Humpen!«

Die Leute lachten. Minimax konnte es nicht fassen, aber der Junge machte das tatsächlich besser als er.

»Es war natürlich schwierig, alles zu hören – schließlich haben die alle gleichzeitig mit ihren Schutzgöttern gesprochen. Aber was ich hörte, war folgendes: Tyr hat gesagt, dass die Götter bereits einmal nur zugesehen haben, und sich diesen Fehler nicht noch mal erlauben wollten. Dann hat er Dirim gefragt, ob er einen Wunsch habe, also etwas brauche. Und dann hat Tyr ihm zuerst einen Heiligen Umhang geschenkt, der ihn schützen soll, und dann hat er gesagt, dass der Rest der Belohnung im Tempel sei. Boras hat eine neue Axt bekommen und einen Stirnreif der Unsterblichen, keine Ahnung, was das heißt. Aber das war eine Axt, die von den Barbaren im Norden geschmiedet worden war und angeblich echt mächtig sein soll.«

»Langsam, Junge«, sagte Minimax.

»Ach wo«, meinte Pellir, »das ist doch nicht wichtig. Auch nicht, dass Jørgen sein Geschenk irgendwie schon gekriegt haben sollte, oder dass Thamior Bogenschützenarmschienen bekam. Das interessiert doch keinen. Was aber Leute interessiert...« Er machte eine Pause.

»Was denn?«, fragten mehrere der Anwesenden.

Pellir räusperte sich. »Ich muss erst was trinken.«

Sofort regnete es Kupferstücke auf den Tresen. »Gib ihm schon was zu trinken, Mann!«, riefen die Zuhörer durcheinander. Minimax verstand die Welt nicht mehr. Aber er zapfte Pellir einen Krug Dünnbier.

Pellir nahm einen tiefen Schluck. Er wischte sich den Mund mit seinem Hemd ab. »Schon besser. Also. Zwei Sachen waren komisch. Erst Mal war ja der Elfengott sowieso nicht so richtig am Tisch. Das war schon seltsam. Und dann hat er Thamior gefragt, was der sich wünsche. Thamior hat sofort gesagt, er wollte, dass seine Tochter aus dem Bogen befreit würde und wieder lebte.«

»Also ist es wahr«, murmelte Minimax, und er war nicht der Einzige. Der Geist Annastriannas war also in den Seelenbogen gebannt worden.

»Daraufhin hat der Elf was Komisches gesagt. Er hat gesagt, dass Anna wieder leben könnte und ein ganz normaler Halbelf wäre. Und dass sie nach ihrem Tod wieder in die Mauer von Kelemvor müsste.«

»Aber die gibt es doch nicht mehr«, rief der alte Wernholm, der sich in diesen Dingen gut auskannte und aufgrund seiner ketzerischen Vergangenheit viel zu verlieren hatte.

»Tja«, sagte Pellir triumphierend, »hier kommts nämlich. Der Elf hat Thamior gesagt, dass der Seelenbogen dafür verantwortlich sei, dass sich das Jenseits geändert hat. Das war irgendwie eine Lücke in den heiligen Texten oder so. Weil Kelemvor eine Seele verloren hat ist das passiert. Thamior musste sich also entscheiden: er konnte seine Tochter befreien und ihr ein Leben schenken, aber dann würde er das Jenseits wieder so werden lassen, wie es früher war, und Anna wäre nach ihrem Tod wieder in Kelemvors Folterkeller.«

»Und... was hat er gemacht?«, flüsterte es.

»Gezögert«, sagte Pellir ruhig. »Thamior hat gesagt, dass er darüber erst Mal nachdenken muss. Das hat ihn natürlich auch ziemlich erstaunt.«

Für einen Moment hingen alle Anwesenden ihren eigenen Gedanken nach. Der alte Wernholm nahm sich vor, den Rest des Tages zu Thamior zu beten und zu hoffen, dass der Elf keine Dummheit machte.

»Was war noch?«, kam endlich die erwartete Frage. »Da waren doch zwei komische Sachen.«

»Ja«, sagte Pellir. »Das zweite war, als Thargad und Helm gesprochen haben. Thargad hat sich nämlich gewünscht, jemanden wiederzuerwecken. Eine Frau namens Arlynn. Helm hat gesagt, das wäre nicht so einfach, denn über Arlynn müsse gerichtet werden. Ob Thargad wirklich willens sei, sie zu verteidigen? Thargad hat ja gesagt, und dann hätte ich schwören können, dass die Kettenbrecher kurz verschwanden. Jedenfalls gab es eine Pause, und dann sagte Helm, dass Thargad seinen Wunsch habe. Thargad hat gefragt, was das Urteil sei, aber Helm hat nichts geantwortet. Und dann haben die Götter gesagt, dass die Kettenbrecher sich kampffertig machen sollten und darauf vorbereiten, Embril zu stoppen und die Nacht zu beenden. Die Kettenbrecher haben gesagt, dass sie bereit sind. Der Elfgott hat ›Endlich‹ gesagt, und dann sind alle verschwunden und ihr seid reingekommen. Das wars.«

Pellir sprang wieder von der Theke, und die Musik des Wahrsängers erstarb. Der Schankraum leerte sich etwas, aber es blieben noch genug Anwohner zurück, um Minimax einen arbeitsreichen Tag zu verschaffen. Aber während er die Tische abwischte, musste er die ganze Zeit an das denken, was Pellir gesagt hatte. Ein Gerichtsurteil. Ein Prozess. Um eine Menschenseele. Da wäre er gerne dabeigewesen. Das hätte er gerne erlebt. Wenn sich der Junge das nicht nur ausgedacht hatte – er musste wirklich mal mit dem Wahrsänger reden. Pellir hatte ja das Zeug zu einem Barden...

-------

»Erhebt Euch!«

Reflexartig stand Thargad auf, noch während er sich umsah. Das letzte, woran er sich erinnerte, war der Blick, den Helm und Tyr ausgetauscht hatten.

»Das heilige Gericht Tyrs wurde einberufen und hat seine Vertreter bestimmt. Den Vorsitz hat Dirim Gratur, Richtschwert von Tyr.«

Er stand in einem Gerichtssaal, wie er sie eigentlich nur aus Erzählungen kannte. Der ganze Raum schien aus Marmor ausgeschlagen zu sein, einschließlich der Gerichtsbank.

»Beisitzer sind Thamior Amastacia und Boras Breda.«

Die drei Genannten thronten vor ihm, etwa vier Meter über dem Boden. Von seiner Position aus konnte er gerade mal die Schultern aufwärts erkennen.

»Angeklagte ist Arlynn Somberwein, auch bekannt als ›Jil, die Katze‹.«

Thargads Blick schwang herum, und wo vorher nichts gewesen war, erhob sich nun eine marmorne Anklagebank, hinter der eine starr geradeaus blickende Arlynn saß. Sein Herz schlug höher bei ihrem Anblick.

»Vertreter der Anklage ist Jørgen von Velbert.«

Neben ihm räusperte sich der hochgewachsene Paladin. Thargads Gedanken rasten. Wenn Jørgen der Ankläger war, und seine anderen Gefährten die Richter, dann war er... er schloss die Augen.

»Vertreter der Verteidigung ist Thargad, Sohn des Hexers Kheyne und der Sukkubus Celeste.«

Thargad sank auf seinen Stuhl. »Helm, steh mir bei.«
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Hedian am 12. Februar 2008, 20:23:03
Braver Berandor. Uni wird eh gnadenlos überschätzt.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Kylearan am 13. Februar 2008, 10:58:36
Welch ein netter Abend das war...

Spoiler (Anzeigen)


Kylearan
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Dirim am 13. Februar 2008, 11:12:54
Zitat von: "Berandor"
Avatar (II)

»Vertreter der Verteidigung ist Thargad, Sohn des Hexers Kheyne und der Sukkubus Celeste



Holla, die Waldfee, das ist mir neu.

Dirim
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Kylearan am 05. März 2008, 11:49:56
In Anbetracht des nahenden Spielewochenendes könnte es auch gerne weitergehen ;-)

(Wobei es mir ja reicht, wenn es am Samstag bei uns weitergeht. ;-) Wichtige Entscheidungen stehen an. Da bin ich Berandor noch etwas schuldig.)

Kylearan
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 05. März 2008, 12:10:28
Dank eines Zugunfalls, durch den ich nicht wirklich entspannt arbeiten konnte, bin ich mit einigen Dingen im Rückstand. Mal sehen, was ich tun kann. Ich habe zumindest die Abenteuervorbereitung zu großen Teilen fertig.

Kylearan: kannst es auch gerne spannend machen und erst am Samstag verraten. Kein Problem.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 15. März 2008, 13:15:49
Dirims brennendes Auge richtete sich auf Thargad. »Nun?«

Thargad blinzelte. Was sollte er tun? »Ähh... ja?«

Dirim rieb sich den Bart, ein untrügliches Zeichen von Ungeduld. »Was machen wir hier? Worum geht es?«

»Um sie«, sagte Jørgen und wies auf Arlynn. Er fragte Thargad: »Oder nicht?«

»Doch«, sagte der Assassine. »Es geht um eine zweite Chance für sie. Ein neues Leben.«

Dirim hob eine Augenbraue. »Eine zweite Chance? Für eine Mörderin? Das ist doch der Racheengel, oder?«

»Das war sie«, beteuerte Thargad. »Aber-«

»Der Fall scheint klar zu sein«, sagte Dirim.

Boras legte ihm eine Hand auf den Arm. »Lass ihn reden.« Dirim zuckte mit den Schultern und bedeutete Thargad, fortzufahren.

Thargad trat vor die Anklagebank. Er hatte überhaupt keine Ahnung, wie es vor Gericht zuging, noch, was er tun sollte. »Sag uns bitte, wie du heißt.«

Arlynn wirkte, als wolle sie eine scharfe Erwiderung geben, aber ein Zauber hinderte sie daran und zwang sie, die Wahrheit zu sagen. »Arlynn Somberwein.«

»Woher kennst du die Kettenbrecher?«

»Von einem Treffen hinter dem Krummen Krug.«

»Du warst das«, entfuhr Thamior, der sich an die Ereignisse zur Flutzeit erinnerte.

Thargad hob die Hand in Richtung des Elfen. »Und woher kennst du mich noch?«, fragte er weiter.

»Der Hofnarr hat mich auf euch angesetzt, und ich habe dir eine Geschichte vorgespielt.«

»Weiter?«

»Wir waren zusammen auf dem Flutfest, und...?«

»Und was?«

Arlynns Mundwinkel zuckten und ihre Stimme wurde eiskalt. »Du hast mich umgebracht.«

»Ach«, machte Dirim. »Das ist ja interessant.«

»In der Tat«, sagte Thargad. »Ich habe dich umgebracht, weil ich wusste, dass du für das Letzte Lachen gearbeitest hast.«

»Das möchte ich genauer hören«, drängte Dirim.

»Lass ihn weiterreden«, mahnte Thamior. »Du hast auch schon mehr als eine Person getötet, weil sie eine Gefahr darstellte.«

Thargad schloss die Augen. Was jetzt kam, war schwer. »Hättest du uns verraten, wenn ich dich nicht getötet hätte?«

Arlynn öffnete den Mund, sagte aber nichts. Sie schloss ihn wieder und überlegte. »Das weiß ich nicht«, sagte sie schließlich. »Vielleicht. Vielleicht nicht.«

»Wie habe ich dich umgebracht?«

»Du hast mich im Schlaf erstochen.«

»Das habe ich aber noch nicht getan«, sagte Dirim.

»Du verfütterst Gefangene nur an Mimics oder lässt sie für dunkle Rituale zurück«, sagte Boras.

»Das war falsch«, sagte Dirim, »und trotzdem noch kein Meuchelmord. Ich finde-«

»Ich finde«, unterbrach ihn Jørgen, »dass das nichts zur Sache tut. Wir sind nicht wegen Thargad hier.« Er blickte Helms Hand an. »Mach weiter.«

»Warum bist du zurückgekommen?«, fragte Thargad.

»Um Rache zu nehmen.«

»Wer hat dich zurückgelassen?«

»Hoar.«

Thargad drehte sich um. »Seht ihr?! Hoar hat sie ins Leben zurückgeholt, oder in den Untod. Sie unterstand Hoars Befehlen, Rache zu üben. Sie hatte keine Wahl. Sie musste der Racheengel werden. Dafür können wir sie doch nicht bestrafen. Sie war auf dem richtigen Weg.«

Er setzte sich. Dirim blickte zu Jørgen. Der Paladin studierte Thargads metallenes Gesicht, sah immer wieder zu Arlynn. Schließlich stand er auf. Wenn er kurz gezögert hatte, so merkte man es ihm nicht mehr an. Er tat seine Pflicht.

»Arlynn«, sagte er, »was genau hast du für das letzte Lachen getan?«

»Erpresst, gestohlen und getötet.«

»Wurdest du dazu gezwungen?«

»Nur durch Armut.«

»Also nicht. Wie viele Menschen hast du getötet?«

»Nur Menschen?«, fragte Arlynn. »Ein Dutzend oder so.«

»Im Kampf?«

Arlynn lächelte. »Nein.«

»Bereust du diese Taten?«

»Nein.«

Jørgen betrachtete die Richter. »Nein«, wiederholte er. Er wandte sich wieder an Arlynn. »Als Hoar dich zurückholte, standest du unter seinem Befehl?«

»Nein.«

»Also hattest du einen freien Willen?«

»Ich musste Rache nehmen.«

»Gut. Und vorher? Im Jenseits? Wurdest du gezwungen, zurückzukehren?«

»Nein.«

»Warum wolltest du zurückkehren?«

»Um Rache zu nehmen.«

»Aus freien Stücken?«

»Ja.«

Jørgen seufzte. »Eine Mörderin im ersten Leben, eine Mörderin in zweiten Leben, jeweils aus freien Stücken. Was bleibt dem hinzuzufügen?« Er setzte sich.

Thargad schlug die Augen nieder. Jørgen hatte Recht. Und trotzdem, trotzdem musste er Arlynn wiederhaben.

»Wenn ich mal was sagen darf?«, meldete sich eine weitere Stimme von der Richterbank. Es war Annastrianna, der Seelenbogen. Thamior legte den Bogen vorsichtig vor ihm hin. »Warum willst du ihr eine zweite Chance geben?«

Thargad zögerte nur kurz. »Weil ich sie liebe.«

»Würdest du dein Leben für sie geben?«

»Ja.«

»Gut. Arlynn, du hast gesagt, du wüsstest nicht, ob du die Kettenbrecher verraten hättest. Warum nicht?«

»Weil die Zukunft ungewiss ist.«

»Wolltest du sie denn verraten?«

»Die Kettenbrecher wären mir egal gewesen.«

»Und Thargad?«

»Thargad nicht.«

Der Bogen schwieg für einen Moment. »Liebst du ihn?«

Arlynn öffnete den Mund, aber wieder wurde die Erwiderung in Wahrheit verwandelt: »Ja.«

Anna seufzte. »Meine Pflicht ist erfüllt. Ihr seid dran.«

Dirim beugte sich vor. »Arlynn, wärest du bereit, dein Leben in Zukunft dem Guten zu widmen?«

»Das weiß ich nicht«, antwortete Arlynn.

Jørgen schüttelte den Kopf. »Darum geht es nicht. Es geht darum, ob sie eine zweite Chance erhält. Was sie daraus macht, tut nichts zur Sache.« Er sah Thargad an. »Verdient hat sie die Chance nicht. Selbst wenn sie auf dem Weg war, sich zu ändern, starb sie, bevor es soweit war. Es tut mir leid.«

Thargad sagte: »Verdient? Haben wir alle Chancen verdient, die wir bekommen? Hatten wir es verdient, als der Basilisk uns alle auf Occipitus versteinerte? Man verdient sich das Böse und das Gute nicht, das man erlebt. Es passiert einfach. Ist es richtig, ihr eine zweite Chance zu geben? Lohnt es sich, eine böse Seele zu retten?« Er stockte. Schüttelte den Kopf. »Eure Entscheidung.«

Als er sich setzte, neigte sich Jørgen zu ihm herüber. »Gut gesprochen. Und gut, dass der Seelenbogen da war.« Thargad musterte den Paladin. Jørgen wollte, dass Arlynn zurückkam? Er spürte große Bewunderung für das Pflichtgefühl des Paladins und für sein großes Herz.

»Nun«, sagte Thamior. »Für mich ist die Sache klar. Wir machen diesen ganzen Mist nicht, um reich zu werden oder berühmt. Nicht nur jedenfalls. Wir machen es für die Elfen, Menschen und Zwerge, die sich nicht helfen können. Ich will Arlynn helfen. Ich bin dafür, ihr eine zweite Chance zu geben.«

Thargad frohlockte. Wenn jetzt noch Boras dafür wäre, dann konnte Dirim so böse und hartherzig sein, wie er wollte – Arlynn würde wieder leben! Er wagte kaum daran zu denken.

»Ich finds auch klar«, sagte Boras. »Ich bringe Erpresser, Mörder und Räuber nicht zurück ins Leben. Ich töte sie. Keine zweite Chance.«

Thargad sackte auf seinem Stuhl zusammen. Das durfte doch nicht wahr sein. Fast hätte er es geschafft; er war so kurz davor gewesen. Er bekam kaum mit, wie Dirim aufstand und seinen üblichen Sermon ablieferte. So kurz davor.

-

Plötzlich war er wieder in der Schenke und stand Helm von Angesicht zu... Helm gegenüber.

»Dein Wunsch wurde erfüllt«, sagte der Avatar.

»Können wir jetzt endlich los?«, fragte Solonor unruhig. »Es gibt da eine Jagd, die auf mich wartet.«

Tyr hob die Hand, und die anderen Avatare schwiegen. »Es geht nicht nur um Cauldron. Die Käfigmacher versuchen, viel mehr an ihre Kette zu legen. Werdet ihr diese Ketten brechen?«

Die Freunde sahen sich an. Dirim sprach für sie. »Das werden wir.«

Tyr nickte. Er machte eine Handbewegung, und die Wunden der Kettenbrecher schlossen sich. Zauber kehrten wieder ins Gedächtnis zurück. Ein jeder atmete unwillkürlich tief ein und aus. Dirim erkundigte sich vorsichtig: »Jetzt?«

Tyr nickte, und in diesem Moment wirkten seine Augen leer, schwarz und grimmig. »Jetzt.«

-

Schwärze. Kälte. Schmerzhafte Atemzüge. Dann fanden sich die Kettenbrecher auf einem kleinen Platz wieder. Vor ihnen ragte die große Säule lebender Nacht in den Himmel, die den Finger umschlossen hatte.

»Jetzt«, wiederholte Jørgen. Er zog Läuterung, das kurz in gleißendem Licht erstrahlte, als freue es sich auf die bevorstehende Schlacht. Die anderen taten es ihm gleich und machten ihre Waffen bereit.

Boras trat in die Schwärze, wo vorher die Tür in den Tempel gewesen war. Er verschwand im Inneren der Schattensäule. Thamior folgte ihm, danach sofort Dirim und schließlich Jørgen. Thargad blieb als letzter vor der Tür. Er blickte an der Säule empor. Keine zweite Chance für diejenige, die ihn vor gar nicht allzu langer Zeit an eben dieser Stelle getötet hatte. Keine zweite Chance.

Er lächelte grimmig. »Embril, wir kommen.« Er trat in den Schatten.
Heute würde er der Racheengel sein.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Hedian am 15. März 2008, 17:07:50
Kaltherziges Pack.

Wie weit seit ihr denn mittlerweile gekommen? Großer Vorsprung zur SH?
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 15. März 2008, 18:47:37
Da wir eine lange Spielpause haben, ist der Vorsprung nicht so groß. Wir spielen allerdings am 29. wieder, und da wird sich der Vorsprng vergrößern.

Ich werde versuchen, ihn vorher zu verkleinern. Mal sehen,
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Andi am 16. März 2008, 12:43:54
Wolln wir doch hoffen. Ich hasse es auf die Folter gespannt zu werden, vor allem wenn der Autor so verdammt gut ist.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Kylearan am 17. März 2008, 11:42:59
Zitat von: "Hedian"
Kaltherziges Pack.

War eine schwere Entscheidung. Gnade oder Recht? Ich habe versucht, nach außen Recht zu wahren und die ganze Zeit gehofft, dass Jil zugibt, Thargad zu lieben und Thargad das auch tut. Glücklicherweise hat Anna  (sprich, Shaz) das dann getan. Insofern kann ich mit der Verhandlung leben.

Kylearan
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Dirim am 28. März 2008, 09:44:15
Zitat von: "Kylearan"
Zitat von: "Hedian"
Kaltherziges Pack.

War eine schwere Entscheidung. Gnade oder Recht? Ich habe versucht, nach außen Recht zu wahren und die ganze Zeit gehofft, dass Jil zugibt, Thargad zu lieben und Thargad das auch tut. Glücklicherweise hat Anna  (sprich, Shaz) das dann getan. Insofern kann ich mit der Verhandlung leben.

Kylearan


Die Entscheidung war für Dirim noch schwieriger.

Jil hat gemordet, geraubt, erpresst und wahrscheinlich noch viele andere Taten begangen, die (einen ordentlichen Prozess vorausgesetzt) mit einer sehr drakonischen Strafe (dem Tod) geahndet worden wäre.

Diese Strafe hat Thargad - ohne Prozess - umgesetzt. Diese Tat zu richten ist (zum Glück) nicht Dirims Aufgabe, sondern des Gottes, der Thargad wiederbelebt hat.

Jil hat, seit dem sie sich mit dem Rachegott eingelassen hat - was aus Dirims Sicht zwar nicht schön, aber zunächst nicht strafbar ist - zwar eine böse Tat geplant (Rache an Thargad zu üben), diese aber (noch) nicht umgesetzt.

Also Freispruch!

Religiöse, oder vielleicht besser moralische Aufgabe (aus Sicht eines guten Characters) ist es, die abtrünninge Seele Jil nach Möglichkeit auf einen guten Weg zu bringen. Und wer ist dafür besser geeignet als ein liebender Ehemann (Ehemaschiene :oops: ) mit Namen Thargad.


Wobei das Mimic sicher noch Hunger gehabt hätte ...  :oops:
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Andi am 29. März 2008, 11:52:56
Auch Versuch ist strafbar. In dem Fall versuchter Mord. Das Ganze in Kombination mit dem Einlassen auf einen bösen Gott?
Ich hoffe das die Kettenbrecher diese Großzügigkeit nicht später bitter bereuen werden, sondern gilt: "Eure Güte wird unter euren Feinden bekannt sein, bevor ihr ihnen begegnet."

Ich wünsch euch alles Gute.

Ach so nochwas: @ Berador
schreib büdde wieder
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 29. März 2008, 12:02:10
Zitat von: "Andi"


Ach so nochwas: @ Berador
schreib büdde wieder


Ich habe die Zeit genutzt, allerdings anders: ich habe die letzten zwei Abenteuer bereits vorbereitet. Nächste Woche sollte ich dann hoffentlich nicht nur zum Friseur kommen, sondern auch zum Story-Auern.
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 30. März 2008, 23:10:46
Morgenrot

Im Schattenfinger herrschte düsteres Zwielicht. Fetzen aus getrockneter Nacht hingen von Decke und Wänden und wehten in einer nicht spürbaren Brise. Der Raum war etwas kleiner, als ihn die Kettenbrecher in Erinnerung hatten, aber dafür wesentlich höher. Oder er wirkte so, weil die Decke nicht zu sehen war. Der große Raum endete einfach in Schwärze. Wo sich zuvor eine Treppe an der Außenwand entlang gewunden hatte führte nun ein Gestell aus Eisenstufen sechs Meter in die Höhe und in die Mitte des Raums, wo sich ein viereckiger Rundweg ohne Balustrade befand. Der Rundweg wurde von einzelnen Stangen gehalten, die wohl in die Decke eingelassen waren. Von diesem Rundweg wiederum führte eine schmale Eisenleiter in die Finsternis der Decke. All das sahen die Kettenbrecher aber nur schemenhaft, als wären die Treppe, der Rundweg und die Leiter nur aus grauem Pergament ausgeschnitten und als Hintergrund für ein Panoramabild verwendet worden.

Jørgen löste den Lederschutz vom Schwertknauf, aber der Lichtzauber auf Läuterungs Griff flackerte nur schwach. »Hmm«, machte Jørgen. »Dirim, kannst du–«

In diesem Moment erschien Ki'Annan im Raum, flog direkt auf Dirim zu und umhüllte den Kopf des Zwergs. Dann wurde der Lichtengel kleiner, aber sein Leuchten verstärkte sich sogar noch. Schließlich blitzte es kurz auf und Ki'Annan war verschwunden. Dafür hatte Dirim nun neben seinem rechten, rauchenden Auge ein linkes, leuchtendes hinzugewonnen. Von diesem Auge aus ging ein helles Licht aus, das sich am Rande seines Wirkungskreises erbitterte Gefechte mit den Schatten lieferte, um Umkreis von sechs Metern allerdings für klare Sicht sorgte.

Dirim sah Jørgen an. »Die Barakmordin kommen. Aber sie werden nicht rechtzeitig hier sein.«

»Rechtzeitig für Embril«, sagte Thargad und marschierte an den beiden vorbei. Er hatte gerade die Treppe erreicht – die anderen waren etwa auf der Hälfte des Raums – als der Boden zu beben begann. Dann brach die Mitte des Raums nach unten weg.

Als die Ghule der Weißen Königen vor gut hundert Jahren in den Krieg gegen die Oberflächenbewohner zogen, brachten sie ihre Necropeden mit und veränderten die Vorstellung von untoten Kreaturen dauerhaft. Necropeden waren die Transporter der Armee, riesige untote Würmer, die sich durch die Erde gruben und, wo immer sie herauskamen, Ghule ausspieen wie ein Brunnen Wasser. Da sie untot waren, dienten sie gleichzeitig als Transportröhre für weitere Ghule, die nicht in ihr Inneres passten. Was aber noch viel schlimmer war und jetzt von den Kettenbrechern mit eigenen Augen gesehen wurde:

»Das Ding besteht aus Untoten!«, rief Dirim und sagte damit, was alle dachten.

(http://www.piratecat.org/spira/necropedecover.jpg)

Tatsächlich war der Necropede kein wirklich eigenständiges Wesen. Vielmehr bestand er aus Dutzenden, Hunderten von Ghulen, die ihre Glieder miteinander verschlungen hatten. So schob sich der Wurm vorwärts, so grub er sich durch die Erde: mit Dutzenden von Klauen, die Stein für Stein wegrissen und nach hinten reichten, mit Händen, die ihn vorwärts pressten. Hand über Hand wurden im Inneren Ghule nach oben transportiert, und Hand über Hand packte das groteske Maul aus Ghulen zu und schob sein Opfer tiefer in die Röhre hinunter. Zum Glück hatte Embril nur den Necropede gewonnen, nicht noch eine weitere Streitmacht aus Ghulen, und so erbrach der Wurm sich nicht in untoten Massen. Es war also Platz um ihn herum, um ihn anzugreifen.

Noch bevor jemand allerdings reagieren konnte, tauchten noch mehr Kreaturen auf. Wo der Necropede aus dem Boden gekommen war, kamen sie allerdings von oben. Zwei verkrümmte und geifernde Dämonen rutschten die Leiter hinab und landeten auf dem Rundweg. Jørgen erkannte in ihnen Hordlinge, geistlose, fast geistesgestörte Kreaturen, deren einziger Lebenszweck das Zufügen von Schmerzen war.

Boras heftete seine neue Axt und trat dem Wurm entgegen. Uthgars Zahn wurde sie genannt, und unter den Eisbarbaren galt sie als Zeichen eines Thans. Doch ihre Macht – Eis und Henkersschlag – war bei dieser untoten Kreatur wirkungslos. Gegen den Necropede half allein Boras' eigene Kraft. Die jedoch war beträchtlich. Mit jedem Hieb riss er einzelne Ghule aus dem Wurm heraus, riss ihnen dabei Arme und Beine aus, teilte sie entzwei, verteilte Körperteile um sich herum. Doch weitere Ghule wuchsen nach, und selbst die Hiebe des mächtigen Barbaren waren nicht so wirkungsvoll, wie er es gewohnt war.

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Dirim trat einen Schritt zurück, um möglichst weit von dem Necropeden entfernt zu sein. Dann bat er Tyr um eine Säule heiliger Flammen. Tyr erhörte sein Gebet prompt, und der untote Wurm wurde in ein Inferno aus göttlicher Magie getaucht. Dutzende verkohlter Ghule fielen von ihm ab.
Thargad kümmerte sich nicht um den Wurm. Er lief die letzten Treppenstufen hinauf und warf sich über den Rand des Rundwegs. Er flog an dem Hordling vorbei, packte mit ausgestreckten Armen gerade noch eine der Stangen, die den Rundweg hielten, und nutzte sie als Angelpunkt um hinter dem Dämonen zu landen. Bevor der reagieren konnte hatte Thargad ihm schon seine Klingen in den Rücken gestoßen.

Jørgen marschierte hinter dem Schurken her und nahm sich des anderen Dämonen an. Läuterung loderte voller Erwartung und brannte sich dann tief in das verfluchte Fleisch. Der Dämon kreischte auf und schlug zurück, aber Jørgen wehrte die Schläge problemlos ab. Der andere Hordling ignorierte Thargad und atmete einen Blitzstrahl auf Dirim und Boras aus. Dirim bekam die volle Wucht des Odems ab, aber sein magischer Schutz sprang an und schützte ihn vor der Wirkung. Boras hatte weniger Glück. Der Odem ließ ihn erzittern und stellte ihm die Haare zu Berge, und das, obwohl er dem Blitz beinahe ganz entgangen war.

»Nochmal machst du das nicht«, sagte Thamior und heftete den Seelenbogen. Seine Hände arbeiteten schneller, als man es mit bloßem Auge sehen konnte, und von seinen sechs Pfeilen ging nur einer fehl. Die anderen allerdings entfalteten nicht ihre volle Wirkung.

Der Necropede hatte sich von dem wuchtigen Empfang erholt und beugte sich nun tief über Boras, um ihn zu verschlingen. Klauen kratzten über Boras' Pflanzenrüstung und zerrten an ihm, aber Boras schlug erst mit seiner Axt, dann mit bloßen Händen und Füßen zu, um die Griffe abzuwehren. Er wurde durchgeschüttelt, aber nicht gefressen.

»Warte, Boras!«, rief Dirim. Boras zögerte, Uthgars Zahn zum Schlag erhoben. Dirim bat um die Kraft, Leid und Krankheit zu heilen, und als er sie bekam, schleuderte er sie dem Wurm entgegen. Der Zauber konnte das Ungetüm gar nicht verfehlen, und der Necropede kreischte aus hundert Mäulern, als sein untotes Fleisch von heiliger Energie zerfressen wurde. »Jetzt!«, rief Dirim.

Boras ließ sich das nicht zweimal sagen. Er schlug zu. Dirims Zauber hatte die Magie, welche die Ghule zusammenhielt, genügend geschwächt, und ein einzelner Hieb genügte, um sie vollends zu zerstören. Mit einem Zischen lösten sich die Ghule voneinander und nicht wenige zerfielen zu Staub. Aber es gab auch genug, etwa ein Dutzend, die sich rechtzeitig lösten und kampfbereit zu Boden fielen. Boras wartete gar nicht so lange, sondern erschlug zwei der Ghule noch während sie fielen.

Oben auf dem Rundweg trat Jørgen dem Hordling ihm gegenüber vor die Brust und trieb ihn fast von dem schmalen Weg. Aber er gewann Abstand genug, um sich dem anderen Hordling zuzuwenden und ihn mit Thargad in die Zange zu nehmen. Läuterung biss noch einmal tief zu. Gleichzeitig löste sich Thargad aus der abwartenden Haltung, die er eingenommen hatte, und ließ Todeshauch und Funke wirbeln. Blut zeichnete in feinen Linien Thargads Schwünge nach. Der Hordling ging in die Knie und Thargad zog ihm die Schwerte über die Kehle.

Der zweite Hordling feuerte einen Blitzstrahl zu ihnen herüber. Jørgen ertrug den Odem dank Treorks Bollwerk, ohne ins Schwitzen zu geraten. Thargad reagierte blitzschnell. Er ging in die Knie und sprang, von einem Zauber unterstützt, auf die andere Seite des Rundwegs. Leider hatte er sich in der Weite vertan. Sein Sprung ging zu kurz und mit seinen Schwertern in der Hand konnte er den Rand des Rundwegs nicht zu fassen kriegen. Zum Glück landete er sechs Schritt tiefer direkt auf einem der Ghule.

Thamior sah, dass der zweite Hordling von Jørgen schwer verwundet worden war. Er feuerte eine weitere Salve von Pfeilen ab, und obwohl die Haut des Hordlings einen Teil der Wucht abfing, wurde er doch schwer verletzt. Noch bevor Thargad an der Wand hochgelaufen und wieder auf den Rundweg gesprungen war hatten Jørgen oben und Dirim mit einem weiteren Flammenstrahl unten die Bedrohung beseitigt.

Die Kettenbrecher versammelten sich unter der Leiter. »Die Hordlinge haben wahrscheinlich Alarm geschlagen«, sagte Jørgen. »Ich gehe zuerst.«

-

Die Leiter führte tatsächlich in Schwärze hinein – und wieder hinaus. Plötzlich fand sich Jørgen in einer kleinen Nische wieder. Hinter sich waberte eine Wand aus Schatten. Er versuchte hindurchzugreifen, aber die Wand war stabil. Vor sich war der schwarze Stein der Innenwand des Fingers, und zu beiden Seiten öffneten sich schmale Gänge, die außerdem in Richtung seines Rückens führten. Irgendwo hinter sich hörte er das Gemurmel eines Zauberwirkers.

Schnell versammelten sich die Kettenbrecher in der Nische. Sie hatten gerade so Platz darin. Niemand hatte sie bislang angegriffen.

»Ich denke, es ist eindeutig, dass wir erwartet werden«, sagte Dirim. »Können wir also einfach da raus gehen? Oder warten wir?«

»Warum warten?«, fragte Boras.

»Damit sie zu uns kommen«, meinte Thargad.

»Hier ist es so eng, dass wir nicht einmal Seite an Seite kämpfen könnten«, meinte Thamior. »Selbst wenn sie kommen.«

»Bah«, machte Boras. »Ich gehe.« Und er ging links um die Ecke. Dirim marschierte rechts herum. Sie stellten fest, dass der Rest dieser Etage auch in kleine Gänge aufgeteilt war. Eine weitere Schattenwand erhob sich direkt vor ihnen und ließ wieder links und rechts einen kleinen Zwischenraum. Die beiden Gänge, die sie genommen hatten, waren allerdings miteinander verbunden. Plötzlich schob sich von links eine Gestalt ins Blickfeld – es war ein Schattenhexer, wie es ihn auch schon bei ihrem letzten Angriff auf den Finger gegeben hatte; Externare von der Schattenebene, kaum sichtbar. Dieser spreizte seine Hände und ein Kegel aus frierender Kälte waberte durch den Gang. Dirim und Boras spürten beide, wie ihnen die Kälte in die Glieder fuhr.

»Angriff!«, rief Dirim und zog sein Schwert. Sofort kam Jørgen auf seiner Seite um die Ecke, während Thargad und Thamior bei Boras auftauchten. Boras wollte sich gerade in Richtung Schattenhexer aufmachen, als ein Schattenkämpfer, eine dem Hexer verwandte Kreatur, bei ihm auftauchte. Auch dieser Externar war den Kettenbrechern, die bereits einmal gegen Embril gekämpft hatten, bekannt. Daher wussten sie, dass der Kämpfer mit seiner Beführung Boras' Rüstung auflösen konnte, bevor er es tat. Aber er tat es trotzdem.

Boras wendete sich diesem neuen Gegner zu und schlug mit Uthgars Zahn einen tiefen Riss in die wabernde Gestalt. Hinter ihm schälte sich eine dünnere, geschicktere Schattenkreatur aus dem Nichts und stach ihm einen Langdolch in die Seite. Boras aber wurde schon lange nicht mehr von so einem Manöver überrascht und drehte sich rechtzeitig ab, um einen lebensgefährlichen Schnitt zu vermeiden.

Auch dem Schattenhexer waren ein Krieger und ein Schattenschurke zu Hilfe gekommen, und jetzt war auch dieser etwas größere Bereich ziemlich überfüllt. Der zweite Schattenschurke hatte sich zu Dirim bewegt und diesem eine tiefe Stichwunde beigebracht. Bevor er noch einmal zustechen konnte hatte Jørgen allerdings Läuterung sprechen lassen und den Schurken vernichtet. Ein Paladin, ein Schlag.

Thargad, der inzwischen wusste, dass es sich bei den Schattenwesen nicht um Untote handelte, widmete sich dem zweiten Schattenschurken. Zwar versuchte der auszuweichen, aber Thargad und Boras hatten ihn dennoch in der Zange. Thamior wartete darauf, dass sich der Hexer wieder zeigte.

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Da zeigte er sich. Mit einem kurzen mentalen Befehl erschienen vier Pfeile auf Annas Sehne und Thamior feuerte sie alle glechzeitig ab. Der Schattenhexer wurde durchlöchert und fiel leblos zu Boden. Beinahe gleichzeitig hatten Dirim und Jørgen den Kämpfer niedergemacht, und Boras machte sich mit einem wütenden Schlag Luft, indem er den zweiten Schattenschurken niederschlug. Der letzte Schattenkrieger machte ein paar Schritte zurück und eine Feuerwand erhob sich neben ihm, die den Weg in den nächsten Gang versperrte.

»Da ist noch ein Hexer«, sagte Dirim. Jørgen nickte zur Antwort. Während Boras und Thargad sich dem letzten Schattenkämpfer annahmen, schritt der Paladin auf die Flammenwand zu und hindurch. Seine Rüstung glühte von der Hitze kurz auf, aber Jørgen ignorierte den Schmerz. Er hob Läuterung und ließ die Waffe auf den Schattenhexer niederfahren, der sich hinter der Wand in Sicherheit geglaubt hatte. Es dauerte keinen Wimpernschlag und der Hexer war tot. Etwas später erlosch dann auch das Feuer, und die Kettenbrecher versammelten sich unter der Leiter, die der Hexer bewacht hatte. Sie führte nach oben.

»Kann nicht mehr weit sein«, meinte Dirim.

»Ich seh mal nach«, sagte Thargad und kletterte leise die Leiter hinauf. Nach kurzer Finsternis konnte er den Kopf vorsichtig in die nächste Ebene strecken.

Es war die Spitze des Fingers. Wo beim letzten Mal ein Altar auf einer erhöhten Plattform stand war nun eine riesige runde Kugel aus Metal, die von vier stämmigen Beinen gehalten wurde und mehrere Verwerfungen aufwies – wahrscheinlich das Albtraumkonstrukt. Anstelle der Schweberöhren führten nun zwei Treppen auf dieses Podest. Embril stand vor der einen, Grukk Zwölftöter vor der anderen Treppe. Beide wirkten kampfbereit. Thargad rutschte die Treppe wieder hinunter und berichtete.

»Ich gehe zuerst«, sagte Dirim. »Aber folgt mir.«

»Du zuerst?«, meinte Thargad. »Warum?«

Dirim lächtelte. »Ich habe einen Plan.«

-

Dirim erschien in der Spitze des Fingers. Embril stand nicht mehr an der Treppe, jetzt stand sie direkt vor ihm und grinste. Dirim rollte sich ab und Embrils Sensenhieb verfehlte ihn. Bevor sie noch etwas tun konnte, kam Dirim auf ein Knie hoch. »Tyr«, sprach er laut, »lass nicht zu, dass die Magie des Bösen mich erreicht!« Als sich das antimagische Feld um ihn herum ausdehnte, wurde Embril ein gutes Stück kleiner und schwächer, und ihre Sense funkelte längst nicht mehr so schön. Im selben Moment kamen Thargad und Thamior aus dem Loch und bewegten sich sofort an den Rand des Feldes.

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Embril machte ein paar Schritte von Dirim weg, genug um aus dem Feld zu kommen und schlug einmal mit ihrer Sense nach Thargad. Der parierte den Hieb knapp und stach gleichzeitig mit seinem Kurzschwert nach Embril, aber die fehlende Magie seiner Waffe ließ den Hieb abprallen. Boras kam aus dem Loch und bewegte sich auf Grukk zu, der ihm im selben Moment entgegen kam.

»Ein Dutzend sind genug!«, sagte Boras drohend.

Grukk grinste schief. »Für dich vielleicht.«

Die beiden Kolosse prallten noch in Dirims Feld aufeinander. Keiner der beiden konnte sich auf magische Unterstützung verlassen. Grukks Zweihänder und Boras' Axt krachten ineinander, rissen die Rüstung des Gegenübers auf und vergossen erstes Blut. Ohne Magie waren Grukk und Boras nahezu gleichwertig. Boras spie verächtlich aus und ließ seiner Wut freien Lauf. Als Antwort streckte Grukk den Zweihänder in die Höhe und wuchs selbst ein Stück. Als ihre Waffen diesmal aufeinander prallten, brachen sie kleine Metallstücke aus der gegnerischen Klinge.

Dirim marschierte lächelnd auf Embril zu und umfing sie wieder mit seinem Feld. Jetzt, da er wusste wie schnell sie sich in ihrer Rüstung bewegen konnte, konnte er so manövrieren, dass sie nur aus dem Feld herauskam, wenn sie sich vollends auf diese Bewegung konzentrierte. Dann aber würden die anderen sie genüsslich erschlagen können. Oder aber sie blieb im Feld und sie konnte genüsslich erschlagen werden. Es gab kein Entrinnen. Embril bewegte sich die Treppe hinauf zum Konstrukt, und Dirim folgte ihr. Thamior und Thargad gingen in die andere Richtung, aus dem Feld hinaus, und holten ihre Schusswaffen heraus.

Boras und Grukk kamen aus dem Feld heraus. Grukk war von Embril magisch verstärkt worden, aber Boras hatte lange Zeit gehabt, seine Ausrüstung auf seine Bedürfnisse anzupassen. Es war keine Frage, wer jetzt im Vorteil war. Und zu allem Überfluss begann Thargad nun, seine Eisschleuder auf Grukk anzusetzen. Grukk wehrte einen Schlag von Boras ab, aber die Frostverzauberung von Uthgars Zahn kühlte den Griff seines Zweihänders schmerzhaft ab. Er ließ eine Hand los und schlug sie Boras ins Gesicht. Der Barbar lachte nur und konterte mit einem Kopfstoß.

Thamior feuerte seine Pfeile auf Embril. Er war ein Elf und Meisterschütze und gegen Embril machte es nichts, wenn seine Pfeile nicht mehr magisch waren, wenn sie auf die Klerikerin trafen. Ohne deren Rüstungsmagie war sie ein leichtes und willkommenes Ziel.

Die Luft hinter Boras waberte, als das Albtraumkonstrukt plötzlich ein Heulen ausstieß, und formte sich dann zu einer schattenhaften Kopie von ihm selbst. Das Ebenbild grinste diabolisch und hob seine Axt, um den Barbaren mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Boras fand sich nun von sich selbst und Grukk eingekesselt.

Embril schrie wütend auf und schlug mit ihrer Sense nach Dirim, aber sie war keine Kämpferin und Dirims Rüstung ein zwergischer Plattenpanzer. Es war beinahe ungerecht. Dirim schüttelte den Kopf und sah sich um. Wo war Jørgen?

Thamior feuerte nun aus allen Rohren auf den falschen Boras. Thargad ließ seine Schleudersteine immer noch gegen Grukks Rüstung oder Stirn prallen. Der Ork grunzte wütend, konnte aber Boras nicht abschütteln. Der Barbar drang immer wieder auf Grukk ein, obwohl er selbst aus Wunden blutete, die jeden anderen bereits gefällt hätten. Instinktiv blockte Boras einen Schlag seines bösen Ebenbildes. Grukk brüllte auf und rammte ihm den Zweihänder tief in den Bauch. Mit eklig feuchtem Gefühl zog Grukk die Waffe wieder aus Boras' Magen. Boras wurde schwindelig – aber dann verschwand das Gefühl. Stattdessen spürte er, wie der Stirnreif der Unsterblichen Macht in ihn pumpte und ihn befähigte, stehenzubleiben und weiterzukämpfen. Grukk starrte auf den Barbaren.

»Das kann nicht sein«, sagte er, »du bist tot.«

Boras zögerte einen Moment, um sich eine gute Erwiderung einfallen zu lassen. Aber ihm fiel keine ein. Also sagte er nichts und spaltete Grukk einfach die Wirbelsäule.

Embril schrie auf und sprang vom Podest, außerhalb der Reichweite von Dirims Feld. Dirim wollte zuerst zu Boras stürmen, aber dann bemerkte er den glühenden Stirnreif. Sein eigenes antimagisches Feld würde Boras töten, käme er ihm zunahe. Also folgte er Embril auf dem Fuße. Embril herrschte ihn an: »Willst du mir nur nachlaufen? So kann das nicht weitergehen!«

Spoiler (Anzeigen)


»Stimmt«, sagte Thargad, der hinter Embril aufgetaucht war. Zwar konnte er Funke in Dirims Feld nicht benutzen, aber auch zwei normale Kurzschwerter konnten tödlich genug sein. Wenn man sie so gezielt in die Lungenflügel stechen konnte, wie er es gerade tat. Embril spuckte Dirim Blut ins Gesicht und sackte zusammen. Dirim nickte Thargad zu und zeigte auf das Albtraumkonstrukt. »Der Nächste!«

Boras machte einen schweren Schritt zurück. Die Sehne in seinem Knie war durchtrennt, Grukk hatte ihn aufgespießt und seine Schulter klaffte etwa zehn Fingerbreit auseinander. Sein linkes Auge war voller Blut. Aber der Stirnreif pumpte weiter Kraft in seinen Körper und ließ nicht zu, dass er fiel. Also kämpfte er weiter, kämpfte gegen sich selbst, unterstützt von Thamiors zielsicheren Pfeilen. Aber der Schattenboras war hart im Nehmen, konnte einiges einstecken. Es würde nicht reichen. Noch einmal rang er sich durch, hob die Axt zum Schlag – und der Schattenboras verschwand. Boras sah sich um. Da stand Dirim, kaum sechs Schritt von ihm entfernt. Boras lächelte müde.

»Komm nicht näher Boras«, warnte Dirim. »Sonst stirbst du.« Boras nickte und setzte sich auf die Treppenstufe. Dann wartete er, dass Thamior ihn mit seinem Zauberstab heilte. Und wo war eigentlich Jørgen?
Thargad wurde durchgeschüttelt, als das Albtraumkonstrukt nach ihm schlug. Er konterte und stach mit Todeshauch zu. Die Waffe konnte das Metall des Konstruktes gut genug durchdringen, aber ohne Boras oder Jørgen würde er noch sehr lange brauchen, bis das Konstrukt zerstört wäre. Wenigstens hatten sie Embril – ihre Leiche war weg! In dem Moment, als Embril aus Dirims Feld geraten war, musste ihr Körper verschwunden sein. Thargad versuchte erst gar nicht, den Fluch zu unterdrücken.

Jørgen sah nach oben. Wie der Kampf wohl verlief? Hoffentlich hatte er sich nicht getäuscht. Er hörte des leise Ploppen eines Teleportationszaubers und lächelte. Hatte er nicht. Mit wenigen Schritten war er an Embrils Seite angelangt. Kleriker von Velsharoon hatten oft einen Todespakt geschlossen, der sie an einen festgelegten sicheren Ort brachte und dort wiedererweckte, sollten sie sterben. Und Jørgen befand sich jetzt mehr oder weniger dort, wo im richtigen Finger Embrils Zimmer gewesen war – ein sicherer Ort. Jørgen nahm sein Schwert in beide Hände und hielt es über Embril, so dass sie direkt in die Klinge sehen würde. In dem Moment, als Velsharoons Zauber seine Wirkung tat und sie die Augen aufschlug, rammte er Läuterung nach unten. Das Geräusch war eklig, und die Tat vielleicht keine, die man in den Ritterromanen lesen konnte, die von Adelsfrauen (und dem Dude) so verschlungen wurden – aber Embril war tot. Wirklich und endgültig. Jørgen gab der Leiche keinen weiteren Blick, sondern warf seinen Umhang um sich und nutzte dessen Magie, um in den Altarraum des Fingers zu teleportieren.

Das Albtraumkonstrukt war zäh, aber alleine kaum eine Gefahr. Jørgens Schläge sprengten ganze Brocken aus seinem Eisenmantel, und in seiner Gegenwart waren sogar Thargads Angriffe wirkungsvoller – das Albtraumkonstrukt musste mit Furchtlosigkeit angegriffen werden, und da war der Paladin genau der Richtige für. Schließlich ruckte und zuckte es nur noch, und es war Jørgen, der ihm den Todesstoß verpasste. Die Kugel sackte in sich zusammen und brach auseinander.

Im selben Moment schlossen die Kettenbrecher unwillkürlich die Augen, denn ein Sonnenstrahl brach durch die Öffnung im Finger und wurde von der verspiegelten Wand zurückgeworfen, wieder und wieder, bis das ganze Auge von gleißender Helligkeit erfüllt war. Dann färbte sich das Licht langsam rötlich. Die Kettenbrecher merkten, wie sich ihre Wunden schlossen und ihre Müdigkeit vorgeblasen wurde. Die Luft im Auge summte. Die Haare der Kettenbrecher stellten sich leicht auf. Dann brach sich das Licht im Finger Bahn und raste aus den beiden Öffnungen hinaus in die Stadt und den Himmel, wo es die Schatten verbrannte, sobald es auf sie traf.

Die Kettenbrecher sahen sich an. »Bestimmt wachen die Leute jetzt auf«, sagte Dirim.

»Hoffentlich«, meinte Thamior etwas verhaltener.

»Finden wir es heraus«, forderte Jørgen sie auf.

Der Finger war nun wieder so, wie sie ihn in Erinnerung hatten. Also bestiegen sie die Schweberöhre nach unten und machten sich an den Abstieg durch die Stockwerke. Als sie unten ankamen, hatte sich die Neuigkeit des »unblutigen Aufstandes« bereits in Cauldron fortgepflanzt, einzig überholt von einer einzigen Parole. Niemand hatte sie ausgesprochen, aber als die Bewohner der Stadt erwachten, hörten sie sie alle. Es war eine kurze, einfache Parole aus sieben Wörtern, und als Boras, Dirim, Jørgen, Thamior und Thargad aus dem Finger traten, wurden sie von Leuten empfangen, die sie sich zu Herzen genommen hatten: »Es waren die Kettenbrecher. Dankt den Kettenbrechern.«

-

Die Kettenbrecher marschierten durch die Straßen der Stadt. Überall waren Leute, die sie begleiten, ihnen danken wollten. Es gab auch neidische Blicke, aber für diesen einen Tag waren selbst die Neider dankbar.

»Wir sollten nach den anderen sehen«, sagte Jørgen.

»Und nach meinem Tempel«, meinte Dirim.

»Ich will etwas Ruhe haben«, meckerte Boras.

»Ruhe wäre schön«, meinte Thamior.

»Es gibt viel zu tun«, sagte Jørgen. »Aber nicht heute. Heute feiern wir.«

Und das taten sie. Fast alle, zumindest. Bei den Feierlichkeiten am Abend war Thargad abwesend. Die meisten Leute vermuteten, dass er seine Ruhe haben wollte, und da er ein komischer Maschinenmensch war, konnte ihm das niemand verdenken. Nur wenige Vertraute wussten mehr. Als sie nämlich zu Dirims Tempel gekommen waren, hatte dort nicht nur ein kleiner Satz magischer Bücher auf sie gewartet – unter anderem Rupert, das sprechende Lexikon – sondern auch ein Brief. Oder nein, kein Brief. Eine Karte von Saradush. Sie zeigte den großen Lathandertempel in der nahegelegenen Stadt. Diese Karte hatte Thargad bewogen, sofort aus Cauldron zu verschwinden. Denn neben dem Lathandertempel, in einer Seitengasse, war ein kleines Haus. Und auf diesem Haus prangte ein großes, schwarzes X.

Dirim hatte für Jils zweite Chance gestimmt.

Stadt in Ketten: Cauldron bei Nacht
THE END


(to be continued...)
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 30. März 2008, 23:34:32
You know the Drill...

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Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 31. März 2008, 22:33:46
Weiter geht es hier:
http://forum.dnd-gate.de/index.php/topic,18403.0.html
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Serath am 02. April 2008, 16:36:40
Diesmal haben sie ihr aber keine Chance gelassen.  :)
Titel: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
Beitrag von: Berandor am 02. April 2008, 20:14:04
Antimagisches Feld ist broken