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Workshop => Story Hour => Thema gestartet von: Arkos am 10. Oktober 2007, 21:12:04

Titel: Trilogie der Dunkelheit: Cormyr (Buch I)
Beitrag von: Arkos am 10. Oktober 2007, 21:12:04
Dies ist die Storyhour zu unserer Marburger Spielerunde. Das aktuelle Abenteuer Cormyr ist seit Dez. 2007 abgeschlossen.


(http://www.wocstudios.com/images/totw.jpg)

In Wheloon, a city known for its vibrant green slate roofs, a new temple to Mystra is in the final stages of construction. But something rings false among the heavenly spheres -- or at least among those who mouth the pieties of Mystra while plotting magical mayhem behind closed temple doors.
And that's just the beginning. . . .



Unsere Gruppe, DIE GREIFENBRUT besteht aus:
Alexander (Dirk) Mensch, Barbar, zu Beginn Stufe 4
Schicksalslenkerin Elenya Ethethiel d‘Kelemvor (Carina) Halbelf, Priesterin Kelemvors, zu Beginn Stufe 4
Evendur Taurendil, Späher Cormyrs (Patrick) Mensch, Kundschafter, zu Beginn Stufe 4
Galmor d‘Tempus (Niels) Mensch, Priester des Tempus, zu Beginn Stufe 5
Inkantator Garon Ethethiel, Kriegsmagier Cormyrs (Tiemo) Halbelf, Magier, zu Beginn Stufe 4
Klagesängerin Lily Weg (Dani) Mensch, Bardin, zu Beginn Stufe 4


Die "Greifen der Dämmerung" bestehen aus:
RUBINJA WEG - WEIBLICHER HALB-ELF: BARDE (MILIL)
NEXUS D‘LATHANDER - MÄNNLICHER MENSCH: PALADIN (LATHANDER)
GLORIA RUHNHAIN - WEIBLICHER ZWERG: KLERIKER (MORADIN)
ARTHEMUS RUHNHAIN - MÄNNLICHER ZWERG: KÄMPFER (MORADIN)
MENDRIL MEISTERWURF - MÄNNLICHER HALBLING: ARKANER BETRÜGER (BRANDOBARIS)
LARIX MEISTERWURF - MÄNNLICHER HALBLING: SCHURKE (BRANDOBARIS)
AELITHE ETHETHIEL - WEIBLICHER SONNEN ELF: MAGIER (CORELLON)
GETHAC, MEISTER DER SEHNE - MÄNNLICHER HALBORK: KUNDSCHAFTER (SHAUNDAKUL)
CYPRESS VOM STAMM DER TALFEDERN - WEIBLICHER WASSER-GENASI: GEISTER-SCHAMANE (SHAUNDAKUL)


Inhaltsverzeichniss:
Intro: n.A. | PDF Version (http://www.students.uni-marburg.de/~Moysich/DLdnd/Cormyr1.pdf)
Prolog: Hier lang... (http://forum.dnd-gate.de/index.php/topic,16385.msg262983.html#msg262983) | PDF Version (http://www.students.uni-marburg.de/~Moysich/DLdnd/Cormyr2.pdf)
Kapitel I: Hier lang... (http://forum.dnd-gate.de/index.php/topic,16385.msg264364.html#msg264364) | PDF Version (http://www.students.uni-marburg.de/~Moysich/DLdnd/Cormyr3.pdf)
Kapitel II: Hier lang... (http://forum.dnd-gate.de/index.php/topic,16385.msg271302.html#msg271302) | PDF Version (http://www.students.uni-marburg.de/~Moysich/DLdnd/Cormyr4.pdf)
Kapitel III: Hier lang... (http://forum.dnd-gate.de/index.php/topic,16385.msg274597.html#msg274597)
Kapitel IV: Hier lang... (http://forum.dnd-gate.de/index.php/topic,16385.msg280179.html#msg280179)
Kapitel V: Hier lang... (http://forum.dnd-gate.de/index.php/topic,16385.msg292758.html#msg292758)


CORMYR
DAS ZERREIßEN DES GEWEBES

IM JAHRE DES DRACHEN RIEF KÖNIG AZOUN OBARSKYR IV DIE „GREIFEN DER DÄMMERUNG“ ZU IHREM LETZTEN GROßEN UND GEHEIMNISSVOLLEN AUFTRAG ZUSAMMEN. SEITDEM IST DIE LEGENDÄRE GRUPPE VERSCHOLLEN.
…SPURLOS.
22 JAHRE SPÄTER MACHEN SICH IHRE NACHKOMMEN AUF DIE SUCHE NACH DEM SCHICKSAL IHRER ELTERN. DIES IST IHRE GESCHICHTE…
DIE GESCHICHTE DER „GREIFENBRUT“.


DIE TRILOGIE DER DUNKELHEIT
EINE D&D STORYHOUR BERICHTET&VERFASST VON DANI „LILY“ GERBER, PRÄSENTIERT VON HOLGER „ARKOS“ MOYSICH
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 10. Oktober 2007, 21:13:31
Alexander:
Dies ist die Geschichte von Alexander, wie er sie Lily Weg erzählte, als sie im Krankenbett in der Taverne „Weltenbummler“ in Arabel lag.
Sein Lieblingsausspruch lautet: „Hinunter in den Abyss mit dir! Und sage denen ICH hätte dich geschickt!“
Alexander scheint von einem inneren Zorn auf die Welt aufgefressen zu werden. Fremden öffnet er sich nur zögerlich. Vielleicht hätte er mir seine Geschichte nicht erzählt, hätte er nicht gedacht, ich sei noch zu schwach, sie mir zu merken und schließlich niederzuschreiben.
Mir scheint es eine Notwendigkeit zu sein, diese Geschichte für die Nachwelt festzuhalten, da Alexander, wie ich, ein Spross der „Greifen der Dämmerung“ ist. Noch habe ich ihm nicht gesagt, dass ein Teil unserer Vergangenheit im selben Ursprung liegt. Eines Tages mag es von Bedeutung sein, dass ich ausgerechnet in der Taverne seiner Mutter meinem Leben ein Ende setzen wollte. Kismet – Schicksal...?
Doch dies ist seine Geschichte und so soll sie auch mit seinen Worten erzählt werden.

„Meine Kindheit und Jugend waren finster und voller Furcht. Doch lass mich am Anfang beginnen. Ich kam mit den Füßen voran in diese Welt. Das Weib, das mich gebar schrie bei meiner Geburt: “Das Kind hat Zähne!“ Ich habe keinen Bruder, ich bin mein Bruder. Ich habe keinen Vater mehr, ich bin mein Vater. Verdammt, ich bin mein verfluchtes Selbst, seit dem Tag im Jahre 1352, als mich ein Dutzend orkischer Hunde aus dem Garten unseres Hauses entführten und in ihr Lager in das Hochmoor, nördlich von Arabel, nahe des Gnollpasses zu verschleppten. Sechs Sommer zählte ich damals, sechs verfluchte, junge Sommer! Sie versklavten mich, um sich an meinem Vater zu rächen. Einem Halbork, der im Dienste des Königs stand und einer berühmten Abenteurergruppe angehörte. Mit meiner Mutter hatte er eine kurze Affäre, aus der ich hervorging. Oft gesehen habe ich den feinen Herrn nicht. Muss aber sagen, dass er sich regelmäßig gemeldet hat und es uns geldmäßig immer gut ging. Mutter erzählte mir mal, dass Gethac als kleiner Junge von seinem Stamm verstoßen wurde. Er war der Sohn des damaligen Häuptlings und einer menschlichen Sklavin, für die er mehr empfand als gut für seine Position innerhalb der Sippe gewesen wäre. Es gab viel böses Blut. Und schließlich eine Meuterei, bei der Gethacs „Onkel“ die Oberhand erhielt und seinen Bruder mit menschlicher Frau und dem Kleinkind davon jagte. Wenige ruhige Jahre verlebte mein Vater mit seinen Eltern, bis sie eines Tages von den Zents gefangen genommen wurden. Gethac war in den Holzschuppen gesperrt worden, weil er seinen Vater angelogen hatte. Dort fanden ihn die Zents nicht. Später erfuhr er, dass beide Eltern von den Zents zu Tode gefoltert wurden. Die Waise Gethac musste der Armee beitreten.
Irgendwie behielten die dreckigen Orks ihren verstoßenen ehemaligen Häuptling im Auge und bekamen mit, dass er den Zents zum Opfer fiel. Aber sie ließen auch Gethacs Sohn nicht aus dem Auge und sahen, wie berühmt er wurde. Auch von mir wussten die Bastarde, deshalb entrissen sie mich meiner Mutter Liebe und zwangen mich in die Sklaverei. Diese Strauchdiebe befürchteten wohl, ich würde eines Tages vorbeikommen und mein erbe einfordern.
Der alte Häuptling spuckte auf mich, als ich vor ihn geworfen wurde. Er war riesig und hässlich, sein Atem stank nach Aas. Mit einer kehligen, rauen Stimme brüllte er mich an: „Du wirst fortan meine Fußbank sein und die Scheiße von meinen Hacken lecken!“ Dieser Satz wurde sein Todesurteil. Dieser Satz erweckte einen Keim des Hasses in mir, der meine Furcht erstickte. Jahre später zahlte ich es ihm heim, indem ich seinen hässlichen, haarigen Schädel von seinem gewaltigen Rumpf trennte. Danach spuckte ich auf seine Leiche.
Ich habe sie alle getötet, mir den Weg in die Freiheit erkämpft. Gefühle blieben auf der Strecke. Das Wort „Liebe“, das alte Fürze so gerne von sich geben, mag für dich vielleicht von Bedeutung sein, doch nicht für mich. Kein Raum für solche Schwächen. Mein Hass brauchte den Raum, um sich zu nähren, um mich stark zu machen. Mein Hass wurde mein Verbündeter, mein dunkler Bruder.
Ich lernte früh den Schmerz zu ignorieren. Die widerlichen Bastarde labten sich stets an der Pein ihrer Opfer. Perverse Schweine, sich am Schmerz anderer zu erfreuen. Ich missgönnte ihnen diesen Triumph.
Wenn der Häuptling mich nicht für seine ekelhaften Dienste benötigte, wurde ich in einen dunklen Bretterverschlag gesperrt, wie ein räudiges Tier. Doch sie hatten meinen Hass und Überlebenswillen unterschätzt, diese Schwachköpfe. Früh lernte ich, wie ich heimlich dem Zwinger entkommen konnte. Fortan nutzte ich die Zeit, in der meine Dienste nicht benötigt wurden, um meinen Feind zu beobachten. Gelehrig vollzog ich mit Stöcken, die ich beim Feuer fand und mit anderem Plunder, der von diesen Bestien achtlos liegengelassen wurde, ihre Kampfbewegungen nach.
Auch Essen stahl ich mir zusammen, denn diese Sklaventreiber halten ihre Sklaven möglichst schwach. Ich verbarg meine Muskeln unter sackartigen Kleidungsstücken und vermied es aufrecht und gerade zu gehen und zu stehen. Bis zu jenem Tag, an dem ich ein Blutbad unter diesen dreckigen Ratten anrichtete.
Viele Jahre waren vergangen, fast zwanzig Lenze zogen ins Land. Während dieser Zeit manifestierte sich eine Stimme in meinem Unterbewusstsein, die immer wieder folgendes sprach: “Ego sum, qui intus habitat.“ Etwas in mir verstand diese Worte und schrie der Stimme entgegen: “Et ego sum, qui vivenit in nomine eos!“
Der erste Weg aus der Sklaverei führte mich zu meiner Mutter, die inzwischen eine wohlhabende Frau war. Gethac hatte ihr vor seinem Verschwinden vor annähernd 20 Jahren noch eine große Summe Geld überbracht. Von ihm selbst fehlt jedoch noch immer jede Spur, wie auch von den acht anderen Gefährten, die ihn begleiteten.
Mehr gibt es zu mir nicht zu sagen. So wurde ich, was ich bin.
Und über dich brauchst du auch nichts mehr sagen, das musste ich mir die vergangenen Tage schon anhören, während deiner Fieberträume.“
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 10. Oktober 2007, 21:14:42
Schicksalslenkerin Elenya Ethethiel d‘Kelemvor
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 10. Oktober 2007, 21:15:12
Evendur Taurendil, Späher Cormyrs
Als seine Eltern dem Ruf der Krone von Cormyr folgten war Evendur gerade einmal drei Monate alt. Da sein Vater als Halbork seinen Stamm verlassen hatte, um nach den Gesetzen der Menschen zu Leben und sein Glück zunächst in der Armee der Purpurdrachen und danach bei den Greifen der Dämmerung gefunden hatte blieb als Möglichkeit, den kleinen Evendur unterzubringen nur der Stamm seiner Mutter. Schweren Herzens brachte Cypress ihren kleinen Sohn also zurück in die Talländer, an den Ort ihrer Kindheit.
Die Druidin des Stammes nahm das Kind in ihre Obhut und versprach Cypress, sich bis zu ihrer Rückkehr um den kleinen Jungen zu kümmern. Als sich die Greifen der Dämmerung jedoch nicht zurückmeldeten sank die Zuneigung für das Kind im Laufe der Jahre immer mehr, bis sich schließlich niemand mehr wirklich verpflichtet fühlte. Evendur wurde geduldet, aber eben nicht mehr als das...
So kam es, daß der Heranwachsende bereits sehr früh auf sich allein gestellt die Wälder der Talländer durchstreifte und nach Ablenkung und Abenteuer suchte. Immer häufiger überschritt Evendur dabei auch die Grenze zum benachbarten Cormyr, jenem Land, in dem sein Vater aufgewachsen war und in dem seine Eltern zu so bekannten Helden geworden waren. Als er noch sehr klein war hatte ihm ein alter Krieger vom Stamm seiner Mutter davon erzählt. Doch dieser Krieger war längst tot und ansonsten war niemand im Stamm je bereit gewesen, Evendur mehr über seine Eltern zu berichten. Davongestohlen hätten sie sich und ihn bei der alten Druidin einfach zurückgelassen! Doch so richtig wollte Evendur das nie glauben.

In diese Zeit des Umherstreifens und Suchens fielen auch zahlreiche Kontakte Evendurs zu den Waldelfen der östlichen Talländer und des Hullakwaldes im Westen Cormyrs. Besonders die Freundschaft zu dem jungen Waldelfenkrieger „Faroth na Alagos“ (Jäger des Sturmwindes) aus dem östlichen Hullakwald wurde im Laufe der Jahre immer enger. Von ihm lernte Evendur das (Über-) Leben im Wald, den Umgang mit dem Bogen und die Sprache der Elfen.
Obwohl Evendur sich bei den Elfen wohl fühlte, wurde der Wunsch, mehr über das Leben seiner Eltern zu erfahren in ihm immer stärker und so entschloss er sich schließlich, nach Suzail zu gehen, um dort vielleicht jemanden zu finden, der ihm mehr über die berühmten Greifen der Dämmerung erzählen kann. Zum Abschied schenkten Faroth und seine Sippe  ihm einen Cuthalion (starker elfischen Kriegsbogen) mit dem Namen „Dagnir ho Faeg“ (Verderben des Bösen) und den elfischen Beinamen „Taurendil“ (Freund des Waldes).

In Suzail angekommen musste Evendur sehr schnell feststellen, daß er ohne Geld und eine Bleibe in dieser von materiellen Werten geprägten Umgebung nicht weit kommen würde. Da er keinen Beruf gelernt hatte tat er das einzige, was er gut konnte: Er verpflichtete sich bei der Armee, um während der Goblinkriege als Späher in den weiten Wäldern Cormyrs seinen Dienst zu leisten. Während dieser Zeit lernte Evendur zumindest so gut Goblinisch, daß er das, was von Patroullien und Lagerplätzen der Goblins  an seine Ohren drang auch verstand.
Um nach dem Krieg nicht mittellos dazustehen trat Evendur einem Reservistenregiment bei. Das verpflichtete ihn zwar zur regelmäßigen Teilnahme an Übungen, ließ ihm aber andererseits genug Zeit, sich der Suche nach Informationen über seine Eltern zu widmen. Allerdings hatte er damit nur wenig Erfolg,bis er im letzten Sommer diese seltsame magische Botschaft erhielt...
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 10. Oktober 2007, 21:16:02
Galmor d‘Tempus
Wann ich geboren wurde? Ich weis es nicht so genau. Wer meine Eltern waren? Ich kenne sie nicht. Andere erzählen mir, sie könnten sich an ihre Mütter erinnern, wie sie sie auf dem Arm getragen haben, an ihre Väter, wie sie mit ihnen gespielt haben. Ich hatte keine Familie. Ich hatte viele Mütter und viele Väter, aber keiner war MEIN Vater oder MEINE Mutter.
Ich wuchs unter Fremden auf, immer weitergegeben, wo gerade eine Familie Platz hatte.  Nie gehasst, aber auch nie geliebt. Immer fremd.
Meine erste Familie fand ich bei dem Schmied, dessen Frau keine Kinder haben konnte. Er nahm mich auf und behandelte mich wohl wie einen Sohn. Oder doch wie einen Lehrling? Worte des Lobes, nur für meine Arbeit, Worte der Liebe, keine für mich. Er arbeitete für den Tempel, auf dessen Stufen ich abgelegt worden bin, wie mir mein Glaubensvater vor Jahren erzählte. Ich hatte ein gutes Leben. Nie habe ich gefroren oder Hunger gelitten.
Vor 9 Jahren kam ein Priester des Tempus zu dem Schmied, der mich großzog. Ich verbrachte einen großen Teil meiner Zeit in und um den Tempel in Suzail und so war ich den Priestern wohl aufgefallen. Sie meinten, ich hätte den Körper eines Kriegers und sie wollten sehen, ob ich auch dessen Seele hätte. Ich verstand nicht, warum sie das glaubten. Ich hatte mich nie sehr für die Raufereien interessiert, die meine Alterskollegen austrugen. Jeder Kampf den ich dennoch ausfechten musste war unspektakulär. Erst Jahre später, ja eigentlich erst vor kurzem, verstand ich dass sie nicht gesagt hatten, sie wollten einen Kämpfer. Was sie suchten war ein Krieger.

So wurde ich, kaum dem Kindesalter entwachsen, ein Novize im Tempel des Tempus. Endlich hatte ich meine Familie gefunden. Die Liebe war nicht das, was mir meine Kindheitsfreunde beschrieben hatten, aber sie war da. Die Geborgenheit, die ich im Kreis meiner Brüder und Schwestern fand stand dem, was ich glaubte vermisst zu haben, in nichts nach. Und so reich mich der Tempel beschenkte, so hingebungsvoll widmete ich mich dem Glauben.
Als ich mir das erste mal einen Bart stehen lassen konnte, wurde ich in den Kreis der Priester aufgenommen. Ich hatte gelernt wie man kämpft, ich hatte gelernt warum man kämpft. Nun lernte ich, dass der Kampf alleine keinen Krieger macht.
Meine erste Schlacht kam, als ich gelernt hatte, die Gunst Tempus in greifbare Form zu bringen. Die Grenzprovinzen Cormyrs an den Ausläufern der Sturmhörner waren diesen Winter wieder das verstärkte Ziel von Goblinüberfällen. Das Heer, von den Kernprovinzen ausgesandt, wurde begleitet von einer Abordnung unseres Tempels. In dieser Schlacht sah ich, warum ein Kämpfer keine Krieg gewinnt Ich sah Helden der Marken untergehen, weil sie sich in sinnlose Streitereien mit einzelnen Gegner verzettelten und das Gefüge der Schlacht aus den Augen verloren. Ich sah ärmlich bewaffnete Bauern, die mit Nichts als ihrem Mut gerüstet, geführt mit eiserner Hand, Gruppen unorganisierter Goblins niederwarfen. Tempus war mit uns und wir vertrieben die Goblins.
Bis zum Sommer.
Die Dürre des Sommers läutete ein, was heute als Die Goblinkriege bekannt ist.
Die Sturmhornberge spieen Horde um Horde blutgieriger Orks aus. Innerer Verrat und unglaubliche Mächte von außen zwangen die Armeen Cormyrs ein ums andere mal in die Knie. Zuletzt wurde sogar Arabel verloren. Tempel geschändet, Bürger ermordet, so man sie nicht schnell genug evakuieren konnte.  Das war kein Krieg mehr. Das Hinmetzeln unbeteiligter Bauern und Händler verdiente diesen Namen nicht.
Meine Brüder und ich taten unser bestes um dem Willen Tempus Geltung zu verschaffen. Plündernde Orkhorden, marodierende Söldner und verräterische Armeeeinheiten wurden gestellt und geschlagen. So mancher Bruder fiel den Waffen seiner Feinde zum Opfer.
Ich werde ihnen aller bis an mein Lebensende gedenken.
Eine Zeit des Friedens, oder wenigstens der Ruhe kehrte ein, nachdem die Goblinkriege beendet waren. Ich kehrte zurück in meinen Tempel in Suzail. Meine Zeit des Lernens war vorbei. Und hatte gerade erst begonnen. Es zog mich hinaus um mehr zu sehen. Mehr zu spüren vom Wirken Tempus. Mehr zu Leben.  
Als Myrmeen Lhal Arabel zurückeroberte, war ich dabei. Als man meinen steten Mentor, Orlom Threen, bat, zu bleiben, den Tempel wieder aufzubauen und die Miliz Arabels zu schulen, nahm er mich mit. Ich lernte, Kämpfe am Tisch auszutragen. Ich lernte in der Aufgabe zu lehren, ich lernte führen. Ich glaubte, mein Leben sei vollständig.
Bis mich der Ruf ereilte.
Vor einem halben Jahr, bekam ich eine magische Botschaft – von meiner Familie. Meine Verwirrung kannte keine Grenzen. Da half es auch nicht, dass Orlom mir offenbarte, dass er um meine Herkunft wusste, aber aus Verehrung für meine Mutter geschwiegen hatte. Ich war das uneheliche Kind einer Bardin namens Rubinja Weg, dem Mitglied einer ruhmreichen Heldengruppe, welche sich die Greifen der Dämmerung nannte. Aus Scham und Angst um ihre Ehe hatte sie mich, das ungewollte Kind, den ungeliebten, ja schlimmer, unbekannten Sohn weggegeben und jeden Kontakt abgebrochen. Orlom wusste nicht viel, aber er hatte gehört, dass es ihr nichts geholfen hatte. Nicht nur war ihr Mann nie über die Schmach des Betruges weggekommen, auch wurde sie wenige Jahre danach zu einer letzten Aufgabe gerufen und verschwand zusammen mit dem Rest der Greifen.
Was sollte ich mit dieser „Familie“? Ich kannte sie nicht .Ich hatte schon eine Familie. Ich wollte sie nicht kennen. Unbekannte erhoben Anspruch auf mein Leben und ich wollte nicht gehorchen. Zumindest anfangs. Mein Zorn schwand so schnell wie meine Verwirrung. Natürlich hatte ich eine Blutsfamilie. Dass ich sie nicht kannte, änderte daran nichts. Und nach langen Gesprächen mit Orlom entstand sogar so etwas wie Neugier in mir. Und so machte ich mich, ausgerüstet mit meienn Waffen, ein paar Ausrüstungsgegenständen und den Segenswünschen Orloms auf, dieses Familientreffen zu besuchen.
Ich höre noch heute Orloms Worte: „Genieß die Zeit. Vergiss nicht, was auch immer geschieht, es ist dein Leben. Und schau in Wheloon bei dem neuen Mystratempel vorbei. Ich hab gehört er soll eine wahre Augenweide sein…“
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 10. Oktober 2007, 21:17:03
Inkantator Garon Ethethiel, Kriegsmagier Cormyrs
Himmel über ihm war auf eine Weise erstarrt, wie Garon es nochnie gesehen hatte. Das erdrückende Grau hing so schwer über dem Tal, als hätte ein Schmied gewaltige Mengen flüssigen Erzes ausgegossen und in einer einzigen Einheit erkalten lassen – Gestalt gewordene Warnung vor Mächten, denen man mit Stahl nicht beikommen konnte.
Garons Hand krampfte sich schmerzhaft um den Zügel, als er nach vorn blickte. Erst ein ganzes Stück hinter der Schlucht ging das Grau in eine hellere Farbe über, nahezu weiß und dabei doch schmutzig wirkend, an den Rändern ausfransend, so merkwürdig durchscheinend und fest zugleich, dass es sich jeder Beschreibung entzog. Dahinter glaubte er Unruhe wahrzunehmen, die sich bis tief in den Horizont in eine sonnendurchtränkte Region hinein erstreckte, in der es flimmeret, als wirbelten dort heftige Winde über Baumkronen und Felsgestein. Doch so sehr er sich auch bemühte, er konnte keine Einzelheiten ausmachen, ja er war nicht einmal sicher, ob ihn nicht ein Trugbild narrte.
Dieser Umstand berührte Garon tiefer als ihm lieb war. Er musste mit allem rechnen- Täuschung, Magie, Blendwerk- es gab viele Ausdrücke dafür was ihn erwartete. Doch er durfte nicht nachgeben. Er muss der Stärkere sein, jahrelang hatte er auf diesen Augenblick warten müssen, hatte studiert, sich geknechtet und Zeit investiert, sein eigentliches Leben aufgebend.
Wenn er die nächsten Stunden überleben würde wäre er ein Eingeweihter, einer der die Prüfung bestanden hatte, würde andere Städte besuchen und Abenteuer durchlaufen- Geld verdienen und jeder musste ihm Respekt zollen.
Garon ließ besorgt den Blick über die Felsen gleiten, die das Tal einrahmten, und weiter hinab auf den üppig bewachsenen Talgrund. In dem sonderbar gebrochenen Licht, das in weiter Ferne herrschte, waren mehr Einzelheiten erkennbar als in dem Trüben Einerlei um ihn herum. Doch so weit sein Blick auch reichte, entdeckte er keine Anzeichen einer menschlichen Behausung, keine Felder oder auch nur Rodungsspuren, die darauf hingedeutet hätten, dass hier irgendwann einmal Menschen gelebt hatten oder das noch immer taten. Das war seltsam. Für seine Prüfung war er teleportiert worden, das wusste er. Wo jedoch sollte er nun sein- seit einem Tag war ihm keine Menschenseele begegnet. Cormyr war voller Behausungen, er konnte sich nicht einmal wirklich vorstellen weit von Suzail weg zu sein.
Garon schloß die Augen und konzentrierte sich, in seinem Geiste formte er das Gewebe nach seinem Willen. Für die laienhaften Augen anderer mochte es so aussehen als würde er nur sinnlos die Luft vor sich her wirbeln und sich drehen. Doch für ihn war es mehr, nach einer Weile erkannte er es – die Magie war hier allgegenwärtig verändert! Dies alles hier war eine Illusion!

Er hörte Lachen. Es war das kalte Lachen seines elfischen Meisters der wohl bemerkte, dass er seinen kleinen Trick durchschaut hatte. Doch Garon grinste in sich hinein – zwar war die Illusion längst nicht gebrochen, jedoch hörte Garon wo Narqelion war.
Er wog seine Möglichkeiten ab und entschied sich für einen recht mächtigen Zauber. Blitzschnell wirbelte Garon in die Richtung des Lachens und schrie „Er'Daro Tulta“. Sein seidener Handschuh entwickelte ein seltsames Eigenleben und schneller als dass es ein gewöhnliches Auge wahrnehmen konnte zog sich der Handschuh selbst von der Hand, wurde größer und größer bis er selbst die Größe eines Kleinkindes erreicht hatte. Nun, das wusste Garon würde  der Handschuh auf Narqelion zuschnellen und ihn umreißen- völlig harmlos jedoch wäre es ein passender Denkzettel – seine Aufgabe war schließlich nur ihn zu finden.
Mit einer weiteren Handbewegung beendete er diese Illusion und stellte erstaunt fest was ihm sein noch immer aktiver „Magie entdecken“ Zauber zeigte. Dort wo er den Magier vermutet hatte war nur ein magischer Mund, eine Atrappe sozusagen, die auslöste wenn er eine bestimmte Aktion vollzog. Blendwerk. Lächerlich. Garon ärgerte sich, mit Sicherheit lief er ein wenig rot an als der Narqelion hinter einer Säule vortrat und mit einer sarkastischen Bewegung ein Klatschen andeutete. „Gratulation- Garon, du bist der erste Halbelf der diese Prüfung absolviert.“- das letztere sagte er mit einem klaren Unterton von Mißgunst.
Garon seufzte. Der Gastwirt „Zum güldenen Bierkrug“ war ein dicker hässlicher Mensch mit der unangenehmen Eigenschaft redlichen Personen das Leben schwerzumachen. „Eine Stunde am Tag pro Tag- wenn die Sonne tiefsteht und viele Leute hier sind, sollst du diese Leute unterhalten. Ich hoffe für dich das du das gut machst! Im Gegenzug dazu erhältst du ein Frühstück und Mittagessen und ein Krug Bier sowie auch einen Platz zu schlafen“
Mit Sicherheit meinte er den „Hauseintopf“ und einen dreckigen Platz im Stroh. Garon kannte Leute wie diesen Gastwirt. Halsabschneider ohne Gewissen, keinen Sinn für die Kunst und keinen Respekt vor den Personen die sie ausführen. Leider hatte er bisher keine Möglichkeit gehabt sich anderweitig zu verdingen. Er schätzte diese Art von Beschäftigung überhaupt nicht, es war quasi schon lächerlich sich als Magier dazu herablassen zu müssen dieser Tätigkeit nachzukommen um sich ein Platz zum Schlafen und etwas zu Essen zu organisieren. Nunja, in einer Woche würde er mit einer Karawane nach Marsembel reisen, von dort aus weiter Ilipur und auf dem gleichen Weg wieder zurück- als Wächter. Die Karawane handelte mit allerlei wertvollen Stoffen und Erzen und so hatten sie sich einige Leute angeworben um sie zu beschützen. Für Garon war dies die erste abenteuerliche Unternehmung nach einem Jahr von Marktplatz- Gaukelein die er mit seiner Magie hatte anstellen müssen um das gemeine Volk zu belustigen. In einer Woche, so hatte er sich geschworen würde er jeglichen Illusionszauber aus seinem Zauberbuch verbannen und nie wieder diese Schule anfassen die mit der Täuschung von Leuten zu tun hatte und keinen anderen Nutzen für ihn bot. Illusionen waren ein rotes Tuch für ihn geworden, zuerst durch seine letzte Prüfung, nun auch noch durch seine Zwangsbeschäftigung. Nunja, er hoffte durch seine Eskortaufgabe nun schlußendlich geöffnete Türen für das Leben als Abenteurer zu haben.

Während der Reise hatte Garon Ruhe zu denken- Ruhe wie schon lange nichtmehr. Er musste sich nichtmehr die Nächte um die Ohren schlagen um das gemeine Volk zu belustigen. Darum war er auch sehr froh. Es sollte niemals mehr dazu kommen.
Es war schon eine ganze Weile her seit er Kriegsmagier Cormyrs wurde. Sein ganzes Leben verlief in den klar geordneten Strukturen seines Ordens ab. Es war fast schon militärischer Drill der dort vorhanden war, nicht die ruhige Atmosphäre des Lernens die andere Gelehrte manchmal umgab. Fehler wurden dort bis ins kleinste geahndet – verständlich aber nichtsdesto trotz hatte Garon noch nicht viel mehr Spaß haben können als neue Zauber zu erlernen.
Seit er Suzail verlassen hatte schien alles anders. Der allgegenwärtige Druck sich um das tägliche Überleben zu kümmern war verschwunden und einer fröhlichen Nachdenklichkeit gewichen. Die Karawanenführer bezahlten ihn gut, sorgten für sein Essen und alles was er tun musste war was er schon immer gern getan hat: Seine Magie für sinnvolle Zwecke nutzen, hier, hier war er wichtig.
Garon machte sich in dieser Zeit sehr viele Gedanken, Gedanken über seine Vergangenheit. Er war drei Jahre alt als er in die Akademie aufgenommen wurde. Sein Weg war klar vorherbestimmt, früh erkannten die Meister seine Talente. Trotzdem musste Garon sich durch das unerbittliche Training kämpfen wie jeder von ihnen. Doch er machte sich das erste mal in seinem Leben Gedanken wie er überhaupt in die Akademie gekommen war. Er wusste von Erzählungen das seine Mutter, eine Sonnenelfin und Magierin ihn hierher gegeben hatte. Vermutlich um ihm eine gute Zukunft zu garantieren. Das sprach für sie. Sein Vater soll sich Lathander verschrieben haben. Seine Eltern waren zwei ehrbare Bürger Cormyrs gewesen die ihr Leben den Abenteuern widmeten. Als er klein war hat er sich immer vorgestellt seine Eltern würden ihn irgendwann abholen, jedes mal wenn es ihm schlecht ging oder er wieder Strafen für banale Dinge bekam hatte er es sogar gewünscht. Doch sie waren nie gekommen. Garon seufzte.
Er würde es wohl nie herausfinden. Er würde aber zumindest ein wenig Nachforschungen anstellen, in Ilipur war auch eine sehr interessante Person die sich vor allem den Abenteuern die lokal bekannt waren auskannte. Diese würde er befragen, vielleicht erfuhr er dort mehr.
Die Reise war beschwerlich und ungemütlcih, doch er genoss das Reisen bei diesem Wetter, es gab ihm das Gefühl frei zu sein. In den letzten Tagen, so kam es ihm vor hat er jeden Tag etwas neues gelernt. Etwas das man ihm in der Akademie niemals hätte so detailiert beibringen können. Der Einsatz von Magie für bestimmte Zwecke. Er entdeckte jedes mal die Grenzen seiner Macht und seine eigene unvollkommenheit. Manchmal war dem leider nicht mit der Kreativität beizukommen die der junge Garon offenbarte. Aber er ließ sich nicht unterkriegen. So wie er momentan durch die Lande zog war es eine wunderbare Anwendung der Kunst, es wurde respektiert. Nicht so wie in Tavernen von irgendwelchem besoffenen Pöbel.
Seine Mutter, so stellte er es sich vor, hat auch nicht in Tavernen den Pöbel unterhalten. Längst hatte er herausgefunden dass die Sonnenelfin eine schöne Frau gewesen sein soll. Vielleicht auch noch ist. Es weiß keiner etwas von ihrem Verbleib. Genauso wenig wie von Nexus. Mitglieder der “Greifen der Dämmerung”, eine Abenteuergruppe. In Ilipur hatte man ihm viel erzählen können. Er hatte auch eine Schwester. Jedoch ist auch ihr Verbleib unbekannt. Vielleicht würde er sie finden können. Vielleicht würde er auch Aelithe finden können – es gab mit Sicherheit den ein- oder anderen Zauberspruch den er noch von ihr Lernen konnte.
Cormyr war ansich ein schönes Land. Gerade hier auf dem “See der Drachen” fiel es ihm auf. Die Sommerbrise umspielte zart sein Haar und ließ seine Robe einen Tanz aufführen. Es roch nach Salzwasser. Die Sonne spiegelte sich im Wasser und ließ das ständige auf und ab wie einen goldenen Teppich erscheinen. Die letzten Tage war nichts vorgefallen. Bis auf das magische reparieren von dem ein oder anderen Gegenstand hatte er nichts tun müssen. Die Karawane würde in den nächsten Tagen wieder in Marsembel einlaufen und dort wieder ihre Geschäfte tätigen. Von dort aus würde Garon die Karawane schon verlassen und von dort aus alleine über Wheloon nach Haltail nach Donnerstein reisen, um dort in den riesigen Sumpf vorzustoßen. Dort erhoffe ich mir die Enklave eines Schwarzmagiers zu finden um ihn zu töten. Es gibt Gerüchte nach denen er eine große Bibliothek besitzt. Das trifft sich ganz gut. Ich habe viel vorzubereiten... ich werde mit Sicherheit beobachtet nachdem dies ein Auftrag der Kriegsmagier ist.
Die nächsten beiden Tage waren die Hölle. Er war nur wenige Meilen auf seiner eigenen Spur zurückgeritten und dann nach Nordwesten abgewichen, in großem Bogen die Spur der Kreaturen umgehend die er gefunden hatte, dorthin, wo hinter dem undurchdringlichen Blätterdachs des Sumpfes die letzten Ausläufer der Donnerspitze und der Winter auf  ihn wartete. Die Sonne war über den Himmel gewandert und untergegangen, doch er war weitergeritten, nicht sehr schnell, aber stetig und ohne die kleinste Rast, die Nacht hindurch und bis weit in den nächsten Morgen hinein. Erst als die Sonne schon wieder fast im Zenit gestanden hatte, hatte er eine kurze Rast eingelegt; nicht einmal eine Stunde um etwas zu essen und seinen verspannten Muskeln ein wenig Bewegung zu gönnen. Danach war er weitergezogen. Garon erinnerte sich an den zweiten Tag seines Rittes nur sehr undeutlich. Er war ein paarmal vor Erschöpfung im Sattel eingeschlafen und schließlich in eine Art Dämmerzustand irgendwo zwischen Schlaf und Wachsein verfallen; starr, die Linke um den Zügel und die Rechte um den Sattelknauf gekrallt, unfähig eines von beiden loszulassen. Irgendwann war wieder die Sonne untergegangen und spät in der Nacht hatte er eine weitere Rast eingelegt. Er hatte geschlafen und war nach wenigen Stunden so steif und verkrampft erwacht, dass er sich nur mit Mühe wieder in den Sattel ziehen konnte als er weiterreiten musste.
Als die Sonne das nächste mal aufging, erreichte er die ersten Ausläufer der Donnerspitze. Hier, so nahm sich Garon vor würde er sich vorbereiten.

Der gewaltige Fluß war hier oben nur ein kaum knietiefes, träge dahinfließendes Rinnsal voller Schlamm und zerborstener Eisschollen, nicht einmal einhundert Fuß breit und mit kränklichem Schilf und Wasserpflanzen durchsetzt. Vom Wasser stieg ein eisiger, unsichtbarer Hauch zu ihm empor, und der Winter begrüßte ihn mit beißender Kälte als er er den Schutz des bewaldeten Sumpfes verließ und die Richtung der Berge einschlug.  Der Weg wurde steiniger, und mit jeder Meile wichen der Wald und der Sumpf ein Stück weiter vom Flußufer zurück, Streifen zu seiner Rechten waren, der schließlich hinter den ersten Felszacken des Vorgebirges verschwand. Es gab keinen festen, markierten Weg, nicht einmal so etwas wie einen Trampelpfad; nur Schnee und Steine und glitzerndes Eis, unter dem sich oftmals tückisch lockeres Geröll oder Spalten verbargen, die jäh und warnungslos vor ihm aufklafften. Irgendwie kam er doch voran und drang tiefer in das Gebirge ein. Die beißende Kälte vertrieb Garons Müdigkeit für eine Weile, aber in ihrem Gefolge kamen Erschöpfung und Schmerzen und schließlich doch wieder Müdigkeit, schlimmer als zuvor. Als er die Enklave endlich erreichte, hätte Garon fast nicht einmal bemerkt das er ein künstliches Bauwerk vor sich hatte. Es war eine Ruine, wie ihm gesagt wurde: grau und gewaltig wie die Felsen, die es umgaben, mit Mauern, die wie zerborstene Reihen groknochiger Fäuste aus dem Stein geschlagen waren, ein bauwerk, das einst Gewalt ausgestrahlt haben musste, wie die Berge Kälte und Tod, von einem längst vergangenen Baumeister so perfekt in seine Umgebung eingepasst, als wäre es gewachsen, nicht gemacht. Wie ein gewaltiges sterbendes Tier lag es zwischen den senkrechten Felswänden des Massivs eingebettet, zerstört und geschleift, jedoch immernoch gigantisch, ein Monstrum mit hundert Fuß hohen Mauern, die zinnenbewehrt und bizarr wie schwarze Hände nach den tiefhängenden Wolken zu krallen schienen. Der Weg schlängelte sich in zahllosen, scheinbar willkürlichen Kehren und Windungen am Fuß der zerbrochenen Mauer entlang. Es gab ein Tor, einen gewaltigen bogenförmigen Durchgang, der einmal breit genug gewesen war, eine Armee hindurchzulassen, jetzt jedoch von heruntergestürzten Steinen und Schutt und Schnee bis auf einen schmalen Weg verschüttet war. Dahinter lauerten Dunkelheit und wogendes Grau.
Der Innenhof der Festung war klein, kleiner als er erwartet hatte – ein langgestrecktes Trapez von hundert mal dreißig Fuß, übersät mit zerborstenen Steinen, Schutt und Unrat. Die gewaltige Mauern hatten den Schnee ferngehalten, nur hier und da gewahrte Garon kleine, weiße Nester glitzernder Kälte, und aus den Ritzen und Spalten der Wände wucherte kärgliches Unkraut; graue Pflanzen die sich in Farbe und Wuchs der Feindseligkeit ihrer Umgebung angepaßt zu haben schienen. Es gab nur ein einziges ungeheuer massiges Gebäude, einen Würfel aus Fels, direkt aus der Wand herausgehauen und mit einer Krone von Zinnen und nach außen gekrümmten Steinkrallen versehen. Sein Blick tastete an der Mauer entlang. Ihre Krone war geborsten, und die herunterstürzenden Steine hatten, zusammen mit dem Staub und Unrat von Jahrhunderten, eine schräge, bis zur Hälfte ihrer Höhe reichende Rampe gebildet. Aber der verbliebene Rest war noch immer hoch, hoch genug, um ihn auch gegen einen zahlenmäßig überlegenen Feind zu halten. Es gab nur einen einzigen schmalen und fast senkrecht in der Höhe führenden Aufstieg, und der Wehrgang, von dem noch Bruchstücke an der Innenseite der Mauer stehengeblieben waren, war so angelegt dass er auch zum Innenhof hin Schutz bot, als hatten seine Erbauer damit gerechnet, dass ein Feind das Tor stürmen und in den Hof eindringen konnte.
Garons geschulter Blick durschaute die Situation schnell: Es war die perfekte Falle. Einen Zauberspruch auf den Lippen bahnte er sich seinen Weg, dort wo die ehemals prächtige Feste am höchsten ist würde er auf ihn warten...

“Ich bin Gwann, der vollendetste Magier der je diese Festung sein nannte. Vor vielen Jahren trennte ich mein Hezr von meinem Körper um den Tod zu betrügen. Und nun bin ihc weder richtig lebendig, noch richtig Tod. Meine Macht übersteigt deine begrenzte Vorstellungskraft und nun willst du, Magierlein, mich besiegen, hier in meinem Zuhause?” sprach der Nekromant mit einer tiefen leisen Stimme.
Garons Lippen formten die Worte des mächtigen Zaubers die den Nekromanten in einem gewaltigen Feuersturm verbrennen sollten und lies ihn auf Gwann herabsausen. Doch bevor es sich versah verschwand der Magier und der Zauberspruch verpuffte wirkungslos an der Wand. Er vernahm ein Lachen, nicht dunkler und böser als der Nekromant selbst. Er setzte zu einem weiteren Zauberspruch an, doch bevor es sich versah erschien der Magier wieder. Neben ihm die Inkarnationen des Todes selbst: Zwei Skelette, mit schartigen und rostigen Waffen in der Hand stapften auf ihn zu um ihm ein eben solches Schicksal zuteil werden zu lassen. Doch Garon verspürte keine Angst und sprach den Zauber zuende.
Keinen Moment zu früh, denn die Skelette waren nurnoch einige Schritt von ihm entfernt als die klebrigen Fäden den Raum bedeckten und die Skelette als auch den Nekromanten einhüllten und ihre Bewegungen einschränkten.
Doch Garon schien das Glück gepachtet zu haben, Gwann schien Probleme zu haben die somatische Komponente seines Zaubers richtig auszuführen. Garon zögerte keinen Moment, es gab nur zwei Möglichkeiten aus diesem Kampf hervorzugehen. Entweder er tötete den Nekromanten oder er würde von ihm als Untote Kreatur und Diener wieder erweckt werden.
Während der Leichnam immernoch mit den klebrigen Strängen zu kämpfen hatte und seine Diener schon hilflos verstrickt waren beendete Garon den Zauber der den Nekromanten endgültig umbringen würde. Der Raum wurde von der Explosion erschüttert die den Leichnam in einer gigantischen Feuerwalze versengte. Garon hörte nurnoch den gellenden Schrei des Bösewichts während bunte Blitze auf seinen überlasteten Netzhäuten tanzten. Doch noch war es nicht vorbei, bevor er sich den Schätzen die der Nekromant zurückgelassen haben könnte widmen konnte musste er das Seelenbehältnis des Leichnams finden. Meist war dies eine versiegelte Metallkiste kleinen Ausmaßes in der magische Sätze stehen.  Aber er hörte hörbar auf. Er würde mindestens einen Tag Zeit haben sie zu finden. Das würde ausreichen. Garon konzentrierte sich und benutzte einen Zauber um das Gewebe um sich herum sichtbar zu machen. Das Seelenbehältnis würde das Gewebe um sich herum auf sich konzentrieren und eine gewisse Eigenstärke haben, solange es nicht durch besondere Vorsichtsmaßnahmen geschützt war sollte es kein Problem sein es zu zerstören. Garon ging, durch sein inneres Auge geführt einen dunkelen Gang entlang bis er auf einen großen Raum stieß – die Bibliothek. Spinnenweben hingen zwischen den Regalen und den Raum füllte ein Geruch des Moders und des Verfalls. Aber es würde mit Sicherheit den ein- oder anderen interessanten Zauber geben den er hier lernen konnte. Mit Bedacht Schritt Garon voran, sein Ziel klar vor Augen: Hinter einer Wand schien sich das Gewebe auf ganz verdächtige Art und Weise verformt zu haben. An seinem äußeren Ende griff Garon ein und manipulierte es mit einem kinderleichten Zauber und die versteckte Tür öffnete sich. Die recht offensichtliche Falle blieb durch eine geschickte Intervention seinerseits dort wo sie war. Vor ihm war das was er gesucht hatte, das Seelenbehältnis Gwanns. Er lächelte in sich hinein. Er würde dieses Gefäß in einen Raum aufbewahren wo es sich niemals entfalten könnte. Nachdem er hier die wertvollen Bücher studiert und mitgenommen hat würde er sich wieder Gwann widmen; ihn als Trophäe nach Suzail bringen und -so hoffte er- das Recht erringen ein Offizier zu werden wenn es sein Wissen erlaubte...
Der Rückweg gestaltete sich als schwieriger als er vorerst angenommen hatte. Er nahm eine andere Route – da Garon es für vernünftiger hielt. Scheinbar war dies eine falsche Entscheidung gewesen. Seine Karte zeigte ihm zwar einen “Handelsweg” an, jedoch hatte er kaum eine Menschenseele getroffen. Seine wertvolle und gefährliche Fracht war noch immer sicher eingeschlossen in die “Truhe der Kraft” die er auf magischem Wege erschaffen hatte und er konnte sie jederzeit erneuern, jedoch hatte er keine Lust sich hier mitten im Nirgendwo zu verirren. Schon allein zumal seine Rationen langsam zur Neige gingen. Schlussendlich fand Garon jedoch ein Gasthaus, dass jedoch mehr Geheimnisse barg als Garon zu träumen wagte... doch das wusste er jetzt noch nicht, ansonsten wäre er vielleicht nicht einmal eingekehrt.
Dieses Rasthaus ist in Wirklichkeit eine alte Burganlage, wie Garon herausfand, dessen Ruine von den derzeitigen Besitzern in eine befestigte Unterkunft für Reisende umgebaut wurde. Diese liegt in einem langen, weiten Tal an einem See und ist an drei Seiten von dichtem Laubwald umgeben. Die Handelsstraße schlängelt sich durch die umliegenden Hügelketten und führt dicht am Gespaltenen Eber vorbei. Auch wenn die Burg in vergangenen Zeiten einigen Raubrittern als Heimstatt gedient haben mag, ist sie dieser Tage gerade soweit wieder hergestellt, um die herumstreichenden Gnolle und Orks abzuwehren. Da sonst keine Gefahren zu erwarten waren, haben sich die Besitzer mit diesem Zustand zufrieden gegeben. Ghaerevan und seine Frau Zhavi sind Halbelfen, die mit Hilfe einer Gnomenfamilie und einiger alternder Abenteurer den Gespaltenen Eber gründeten und diesem im Laufe eines Jahrzehnts zu einem guten Ruf verholfen haben.
Nette Leute, wie Garon feststellte, sie duldeten zwar Reisende und Wanderer fast jeden Schlags solange diese bezahlten und keine Unruhe stifteten aber nichtsdestotrotz bieten sie sichere Quartiere sowie Unterkunft und gutes Essen.
Garon entschied sich einige Tage dort zu bleiben, was wie er rückblickend feststellte auch eine gute Idee war, denn ansonsten hätte er niemals Elenya getroffen…
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 10. Oktober 2007, 21:18:07
Klagesängerin Lily Weg
Dies ist meine Geschichte, Fremder. Eine Geschichte voller Trauer, Verzweiflung und Hoffnung. Sie in Gänze zu erzählen würde Tage füllen, drum begnüge dich mit Szenen meines Daseins. Vom Anbeginn, bis zum heutigen Tag. Hör nur zu und sieh, wie ich zu dem wurde, was ich bin...eine Bardin, eine Klagesängerin... .

Warmes, prasselndes Kaminfeuer, eine helle Stimme, ein fröhliches Lied singend zum Klang der Laute, dies sind meine kostbaren Erinnerungen an die ersten Jahre.
Ein in Uniform gekleideter Mann betritt unser Haus. Mutter setzt mich in einen Laufstall in der Stube, Vater unterbricht das Studium seiner Lektüre und tritt an mich heran. Er schneidet Grimassen und macht Faxen. Ich betrachte ihn, lächle jedoch nur halbherzig, weil ich Mutters aufgebrachte Stimme aus der Küche höre. Ich verstehe nicht, was sie mit dem Uniformierten redet, aber sie klingt aufgeregt. Mein Name fällt, mein Herz hämmert, Vaters Grimasse friert ein. Die Stimmen aus der Küche werden lauter, Vater erhebt sich rasch und eilt zur Küche. Seine tiefe Stimme mischt sich unter die beiden anderen. Etwas stimmt nicht...mein Herz klopft zum Zerspringen. Wieder wird mein Name genannt, diesmal von Vater. Der Uniformierte erwidert etwas, die Küchentür fliegt auf und er schreitet zur Tür, vorbei an mir. Sein Blick trifft mich, eisig, hasserfüllt. Er geht fort, die Tür hinter sich zuknallend. Sein Blick gräbt sich für immer in mein Gedächtnis ein.
Er ist schuld.
Mutter schluchzt in der Küche, es zerreißt mir schier das Herz. Vater spricht beschwichtigend mit ihr. Ich sehe sie durch die halb geöffnete Küchentür. Er geht zum Regal und füllt sich Schnaps in einen Becher. Mutter sieht ihn bittend an. Er hält kurz inne, stürzt dann jedoch den Inhalt des Bechers in einem Zug hinunter.
Mutter blickt ihn an, ein tiefer Blick voller Sorge und voller Bitte, dann wendet sie sich ab und kommt zu mir. Sie summt ein Lied, beschwichtigend, einlullend. Ich werde schläfrig. Sie küsst mich und nimmt mich auf den Arm.
Als ich erwache, ist sie fort. Vater sitzt neben mir, seine Augen gerötet, sein Atem nach hochprozentigem Alkohol stinkend. Er versucht mir zu erklären, dass Mutter bald wiederkommt. Ein letzter Auftrag, keine große Sache. Ich spüre, dass er lügt.

Sie kam nicht wieder. Alles, was mir geblieben ist, ist ihre Laute. Ich lernte sie zu spielen, hoffte eines Tages so gut spielen zu können wie sie. Erinnerungen an die glücklichen Momente. Fetzen, die zu verblassen drohen.
Vater zerbrach an der Situation. Er soff sich zu Tode. Eines Morgens fand ich ihn, die Laute im Arm, an meinem Bett sitzend, kalt, grau, leblos... .

Viele kleine Betten, Husten, Schniefen in der Dunkelheit. Kleine Körper, die sich unruhig im Schlaf wälzen. Kratzige Bettwäsche und geflickte Kleider, Hafergrütze zum Frühstück, Suppe zum Mittag, zwei Scheiben Brot zum Abendessen. Eine strenge Halblingsfrau, die nun für mich sorgt. Für mich und die anderen 49 Waisenkinder. Der Hausmeister, ein Halbork, ist ein lustiger Geselle. Er schnitzt mir kleine Figuren, um mich aufzuheitern.
Oft spiele ich für ihn auf Mutters Laute, dann lächelt er. Abends, im dunklen Schlafsaal spiele ich für die anderen Kinder, deren Träume böse sind und sie nicht zur Ruhe kommen lassen. Ein warmes Gefühl breitet sich in mir aus, wenn ich merke, dass ihr Atem ruhiger geht und sie unbesorgt schlafen können. Wenigstens sie kann ich schützen. Für meine Eltern konnte ich nichts tun.
Mathilda, die Waisenhausvorsteherin erzählt mir eines Tages, warum meine Mutter fortging und wer sie war. Sie spricht mit einer Entgültigkeit von ihrem Tod, die mich schaudern lässt. Tief in mir ist ein kleiner, warmer Funken Hoffnung, genährt von den leuchtenden Fetzen der Erinnerung.

Ich muss den Uniformierten finden.
Er ist schuld.

Jahre vergehen im Waisenhaus. Auf meinen Gängen durch die Stadt halte ich stets Ausschau nach dem Mann. Ich forsche nach, wer er gewesen sein könnte. Eines Tages bricht meine Welt zusammen, welche Enttäuschung...der Mann ist tot.
Ich finde keine Ruhe und forsche weiter, der Keim der Hoffnung treibt mich an. Wohin ging sie? Mit wem ging sie fort? Fragen über Fragen, auf welche ich nur spärliche Antworten finde, hier in Suzail. Ich muss fort von hier.

Ich begann meine Ängste und meine Hoffnung in Gedichten zu kanalisieren. Es gibt Tage, an denen ich befürchte durchzudrehen. So allein fühle ich mich, dass die Gedichte meine Begleiter werden. Ich verliere mich in Tagträumen. Melodien weben sich um die Worte, meine Finger saugen die Töne gierig auf und schlagen die Saiten der Laute an. Die Lieder spenden mir Trost, doch mein Körper verlangt nach fester Nahrung. Ich trete in Tavernen auf, doch meine Lieder werden nicht gern gehört in den lauen Sommernächten. Das gemeine Volk verlangt nach fröhlichen Liedern, die Tavernenbesitzer auch, denn fröhliche Kunden verweilen länger und ihre Zeche ist höher. Kaum genug zum Überleben verdiene ich. Ich treffe andere Künstler, lerne Tanzen mit Schleiern und das Rezitieren von Sagen und Legenden. Dies hilft mir gerade eben meinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Eine feste Bleibe habe ich nicht. Der Kern der Hoffung treibt mich weiterhin um. Das Schicksal meiner Mutter und ihrer Gefährten bestimmt meinen Tagesablauf. Ich ziehe von Ort zu Ort, von Stadt zu Stadt, um Erkundigungen einzuholen, um Gewissheiten zu erlangen, um die Hoffnung zu nähren.

In Wheloon stehe ich vor den kalten, abweisenden Mauern einer einst prächtigen Villa. Ich verharre stundenlang vor dem Gebäude, vor meinem inneren Auge werden Szenen aus glücklichen Tagen lebendig. Hier war ich zuhause. Die Stimme meiner Mutter, ein fröhliches Lied singend, jemand repariert zum Klang ihres Liedes ein Fenster am Haus. Rauch steigt aus dem Schornstein, es duftet nach Kuchen. Drinnen necken sich zwei Leute.
Der Regen und die Nässe, welche meine Kleidung durchdringt, holen mich in die Wirklichkeit zurück. Grau ist das Gemäuer.

Es wird Winter. Die Kälte weicht nicht mehr aus meinen Knochen. Der eisige Wind pfeift zwischen den Häusern von Abendstern hindurch. Ich bin müde und lehne mich an die Wand eines Gebäudes. Ein Schatten fällt auf mein Gesicht, zwei goldene Augen blicken mich aus dem Dunkel unter einer Kapuze an. Ich fürchte mich nicht, es ist mir egal, was nun geschieht.
Die Gestalt spricht mit einer samtenen Stimme zu mir, die sich um mich legt wie ein warmer Mantel. Er ist kultiviert und höflich, stellt sich mir als Graf Strahd van Zarovich vor. Gebieter über ein fernes Reich, gerade auf der Durchreise und wichtige Geschäfte abschließend sei er. Er spricht von Ruhm, Reichtum und Anerkennung, von der Macht des Wortes und der Musik. Er sähe eine güldene Zukunft vor mir. Ich lache bitter und ringe mit den Tränen. Er findet tröstende, verheißende Worte. Er könne mir die Welt zu Füßen legen, der Preis sei nicht hoch. Loyal müsste ich ihm gegenüber sein und ihm meine Liebe als Pfand überlassen, dann wolle er dafür sorgen, dass ich die besten Schulen besuche und eine umfassende Ausbildung bekäme, welche mir die goldenen Pforten der Welt offenbaren würde. Meine Sinne wirbeln um mich her, seine Worte umfangen mich, lullen mich ein. Ich spüre ein tiefes Verlangen, ihm nachzugeben. Ich willige ein. Er nimmt meine Hand, zieht seine feinen Handschuhe aus, umschließt meine kalte Hand mit seinen Händen, führt sie zu seinen Lippen. Ein kurzer, heißer Schmerz durchfährt mich. Er lächelt, seine Zähne schimmern im trüben Licht der Laterne. Ist das ein Tropfen Blut am sonst makellosen Weiß der Zähne? Ich blicke auf meine Hand. Ein Tropfen Blut tropft vom Handgelenk in den Schnee. Nun sei unser Pakt besiegelt, sagt er. Ein Teil meines Geistes warnt mich, etwas stimmt nicht an dieser Szene, doch ich kann nicht zum Kern dessen vordringen, was jenseits des einlullenden Schleiers liegt. Er bedeutet mir ihm zu folgen, was ich gehorsam tue. Was ist schon die Liebe? Ich spüre nur Sehnsucht in mir. Was mir das Leben bisher bot, bietet keinen Platz für die Liebe.

Die nächsten Jahre verbringe ich an seiner Seite und in den besten Schulen des Landes. Mein musikalisches Talent wird ausgebildet, meine Stimme verfeinert. Ich trage nun den Titel „Bardin“. Wie in Trance lebe ich, der Gedanke an unseren Pakt ist längst aus meiner Erinnerung entschwunden. Er ist mein Gönner, mein Mätzen. Er öffnet mir die goldenen Tore der Welt. Nach meiner Ausbildung trete ich in den besten Etablissements auf. An einem Abend spiele ich soviel Gold ein, wie zuvor mein ganzes Leben lang nicht. Ich lerne einflussreiche Leute kennen: Kaufleute, Politiker, Offiziere, feine Damen und Künstler. Mein Leben ist ein Triumph, ein Rausch der Sinne. Mit meiner Stimme ziehe ich das Publikum in meinen Bann. Männer hatte ich viele, doch keinen liebte ich, zu sehr war ich im Ruhm meines Gesanges gefangen.

Tag um Tag vergeht auf diese Weise, bis eines Abends mit einem Schlag alles beendet ist. Im Publikum stand er. Ein hellblonder Jüngling von attraktiver Gestalt, mit feinen Gesichtszügen. Seine leicht gewellten Haare umrahmen seine großen, herbstfarbenen Augen, ein zartes Lächeln liegt auf seinen Lippen. Sein Blick trifft meinen Blick. Etwas in mir zerbricht, der Schleier der Hybris wird von mir genommen, er scheint direkt in mein schmerzendes Herz zu schauen, und gleichermaßen in meine verwundete Seele. Was ich vergessen glaubte fördert er mit einem Blick zu Tage, und spendet dabei Trost und Hoffnung.
Nach der Vorstellung spricht er mich an. Welch wohlklingende Stimme! Seine Hand ist warm und trocken, als sie über meine Wange streicht. Ich spüre, wie ich ihm verfalle, mich von ganzem Herzen in ihn verliebe. Ein kurzer Moment des Glücks, ein leidenschaftlicher Kuss, tiefe Blicke, unendliche Geborgenheit...und dann die schreckliche Gewissheit, dass ich ihn verlieren werde. Er, der mir wie ein Lebenselixier erscheint, ein Seelenverwandter, ist doch zugleich mein Untergang. Ein Opferlamm...für meinen Ruhm. Ich schluchze fürchterlich, bin von Krämpfen geschüttelt, er blickt mich fragend an, ich stammele Erklärungen. Er nickt, sein Blick von tiefer Trauer erfüllt. Und schon spüre ich IHN nahen...den Grafen. Unerbittlich reißt er uns auseinander, packt den Liebsten, trägt ihn fort. Ein letzter verzweifelter Blick voller Liebe, dann ist er fort.
Er ist schuld.

Ich hasse ihn! Will das Band zerschneiden, welches ihn mit mir und mich mit ihm verbindet. Doch schon wird mir bewusst, dass er mich nicht in Ruhe lassen wird. Auch wenn er fern scheint, auch wenn seine Geschäfte ihn zu binden scheinen, wird er nicht ruhen und stets ein Auge auf mich haben. Ich verfluche ihn, während ich
schluchzend zusammen breche. Ich kann tagelang nichts essen, will nicht mehr leben und kann doch nicht sterben, weil er mich irgendwie am Sterben hindert. Ich nehme all meinen Mut zusammen, um ihm zu trotzen. Etwas in mir flüstert, dass nur der Tod das Band durchschneiden kann, was mich an ihn bindet. Mit meinem Dolch schneide ich mir tief in den Unterarm und betrachte voller Faszination, wie der Strom meines Lebens aus mir herausrinnt. Schon wird mein Körper leicht, ich höre ihn fluchen und lächele still in mich hinein. Ich fröstele, höre seine Stimme kaum noch und fühle mich frei. Eine andere Stimme tritt in mein Unterbewusstsein, eine Melodie aus Kindertagen summend, vertraut, warm...sie bringt eine Saite in mir zum Klingen. Sie lockt mich aus der Dunkelheit, ein Schauer durchfährt meinen erkaltenden Körper, etwas in mir begehrt auf. Ich kann noch nicht aus dem Leben scheiden! Panik erfasst mich, die liebevolle Stimme wird leiser.
Ein Krachen holt mich zurück aus dem Traum in die Wirklichkeit des Wirtshauszimmers. Zerborstenes Holz fällt auf meinen am Boden liegenden, zitternden Körper. Aufgeregte Stimmen, jemand nimmt mich in seine starken Arme und trägt mich fort. Alles dreht sich um mich her und meine Sinne schwinden.
Ich erwache. Das freundliche, besorgt und zugleich erleichtert schauende Gesicht der Wirtin ist über mich gebeugt. Ein junger, kräftiger Kerl steht neben ihr, ihr Sohn vermute ich. Sie päppelt mich auf und nimmt mich in den Kreis ihrer Familie hinein.

Im Fiebertraum der langsamen Genesung erzählt mir Alexander von sich. Mein Körper heilt schnell, doch meine Seele ist krank.
Alexanders Geschichten strotzen vor Zorn und Kraft. Ich sauge seine Worte gierig auf. Einmal sehe ich ihn ohne Hemd. Zunächst dachte ich, meine noch schwachen Sinne narrten mich, als ich seine Tätowierung sah. Ein seltsames, verschnörkeltes Zeichen, einer Rune ähnlich, wie auch ich eines am Leib trage. Ich kann sein Zeichen lesen, obwohl ich diese Sprache nie bewusst gelernt habe. Ich lächele still vor mich hin und nehme mir vor, seine Geschichte aufzuschreiben, weil wir aus dem selben Ursprung entstammen. Das Schicksal führte mich zu einem weiteren Nachkommen der Greifen der Dämmerung.

Vielleicht ist dies der Beginn einer besseren Zeit.
Vielleicht werde ich ihm morgen mein Zeichen zeigen.
Vielleicht sind dort draußen noch mehr Sprösslinge der Greifen.
Vielleicht werden wir uns kennen lernen und etwas über den Verbleib unserer Eltern herausfinden.

Vielleicht wird am Ende doch noch meine Hoffnung über die Ausweglosigkeit triumphieren.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 10. Oktober 2007, 21:19:21
PROLOG

Dies ist die Geschichte der Greifenbrut. Im Eleasias des Jahres der Blitzstürme 1374 machen wir uns auf, um das Schicksal unserer Eltern und ihres letzten geheimnisvollen Auftrages zu ergründen.
Wir machen uns auf die Suche nach unserer Vergangenheit, denn wir alle wurden jung an Jahren von einer höheren Macht oder dem Schicksal unserer Wurzeln beraubt, als unsere Eltern, allesamt Mitglieder einer legendären Abenteurergruppe mit dem Namen „Die Greifen der Dämmerung“ auf eine mysteriöse Reise geschickt wurden, von der sie niemals zurückkehrten.
Sehr unterschiedlich ging das Schicksal bis zu unserem ersten Treffen mit uns um, viele unterschiedliche Wege schlugen wir ein. Den einen traf es günstig, den anderen ereilte ein übles Los in seiner Kindheit und Jugend. Doch allesamt überlebten wir, um nun in die Fußstapfen unserer berühmten Eltern zu treten und aufzuklären, was ihnen vor zwanzig Jahren widerfahren ist.
Alles begann mit einer magischen Botschaft, geschickt von Garons und Elenyas Mutter, welche die Jahrzehnte gespeichert in einem schwarzen Diamanten überdauerte und uns zusammenführte. Ein jeder von uns vernahm die Stimme seines Elternteils, welche uns in die Hauptstadt Cormyrs, Suzail, rief. Wir sollten uns dort am 13. Eleasias im Gasthaus „Blinder Basilisk“ einfinden. Unser einzigartiges Hautmal, in Form einer runenartigen Tätowierung, würde uns leiten. Zudem erhielt ich ein Päckchen, in welchem sich besagter schwarzer Diamant, sowie ein neunzackiger, aus Metall gefertigter Stern, befanden. Die Spitzen des Sterns lassen sich nach innen klappen. Als ich den schwarzen Diamanten in meine Hand nahm, begann etwas in seinem Inneren zu pulsieren und zu wirbeln. Meine Haut begann zu kribbeln und mich durchströmte, ausgehend von meiner Tätowierung eine machtvolle Energie, welche ein verborgenes, uraltes Wissen in mir freisetzte.
Ich rief Alexander herbei und legte den magischen Stein in seine Hand. Auch er hatte die magische Botschaft vernommen, und auch mit seinem Hautmal geschah etwas.
Einen langen Moment verharrten wir, gebannt beide die Finger auf dem schwarzen Stein ruhend, versunken in der Vergangenheit, träumend von einer Zukunft, welche Besseres verheißen könnte als das, was die Vergangenheit für uns beide bereitgehalten hatte.

Nachdem wir das neue Gefühl der Verbundenheit ausgekostet haben, breche ich das Schweigen, die wortlose Verständigung zwischen uns und bestimme, dass wir am nächsten Tag unsere Habe zusammenpacken und nach Suzail reisen werden. Wenn meine Nachforschungen über meine Vergangenheit richtig sind, so sollten zumindest noch vier weitere Nachkommen der Greifen existieren. Wir sind beide gespannt, ob außer uns noch jemand zu dem Treffen erscheinen wird und falls ja...wer diese Leute sein werden.
Ich fühle mich euphorisch wie seit Jahren nicht mehr. Ich hege die stille Hoffnung, welche ich nicht laut auszusprechen wage, dass ich endlich eine Art Familie finden werde. Dass sich die Nachkommen der Greifen der Dämmerung zu einem festen Band verschmelzen werden, welches mich einen Sinn im Leben erkennen lässt, welches mich stark und vertrauensvoll genug machen wird, mich endlich von IHM lossagen zu können.
Zu Alexander sage ich nichts diesbezüglich. Er hat einen starken Beschützerinstinkt mich betreffend entwickelt und wird sehr rasch wütend, wenn die Rede auf den Grafen kommt. Am liebsten würde er dem gnädigen Herrn mal so richtig die Fresse polieren. Bislang konnte ich ein Aufeinandertreffen der beiden Männer verhindern. Ich hoffe inständig, dass ich dies weiterhin bewerkstelligen kann, denn auch wenn Alexander ein enorm starker und mutiger Kerl ist, weiß ich, dass er es mit den Kräften des Grafen nicht aufnehmen kann. ER würde Alexander wie eine Made vernichten. Ich schaudere bei dem Gedanken und schiebe ihn hastig von mir.
Ich öffne mich wieder dem euphorischen Gefühl, was mich beim Gedanken an etwaige weitere Nachkommen der Greifen überkommt. Ich bin wahnsinnig gespannt, auf wen wir in Bälde treffen werden.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Sohn des Sammaster am 11. Oktober 2007, 14:05:00
Interessante Geschichte mit interessanten Charakteren. Mir ist nur aufgefallen, dass du manchmal innerhalb eines Absatzes die Zeit wechselt, so wird das Ganze schwierig zu lesen und in sich nicht mehr schlüssig.
Ansonsten gut!
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 11. Oktober 2007, 15:14:53
Danke.

Für die Hintergründe sind die Chars/Spieler verantwortlich, innerhalb des Geschichte kommen glaube ich keine grammatikalischen Zeitwechsel mehr vor...
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Gerthrac am 13. Oktober 2007, 17:48:09
Ich finde die Story auch interessant, die Charaktere haben sehr viel sehr guten Hintergrund.

Und motivierend zum Lesen ist auch, dass ich die ganze Zeit nach Anleihen aus meiner SH suche und herumrätsele :wink: .

Zechis SH ist vorhanden: Greifen der Dämmerung, Nexus wird namentlich erwähnt.

Höchstens der Name Gethac scheint meinem zu ähneln.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 13. Oktober 2007, 22:22:50
Gethac war ein Char in einer meiner Runden von vor 4-6 Jahren (so um den Dreh)  :roll:
Ich glaube aus deiner SH hab ich nichts geklaut, sorry wenn ich dich enttäuschen muss  :P
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 18. Oktober 2007, 11:42:49
(http://www.students.uni-marburg.de/~Moysich/DLdnd/p1.jpg)

SUZAIL, 10. ELEASIAS 1374
Im Licht der späten Nachmittagssonne kann der Wirt Reinhard Utzel zunächst nur einen riesigen Schatten ausmachen, der annähernd die gesamte Tür ausfüllt. Verwirrend, dass eine leise, tiefe Frauenstimme ihn begrüßt..."Sei gegrüßt, Wirt des Blinden Basilisken." Der große Umriss tritt vollständig in das Halbdunkel der luxoriösen Taverne hinein und nun stellt der Wirt erleichtert fest, dass der Schnaps vorhin keine Sinnestrübung hervorgerufen hat, sondern es sich um zwei Fremde handelt, die seine Schenke betreten. Hinter dem massigen, finster dreinschauenden Mann kommt eine zierliche, in dunkle Reisekleidung gehüllte Frau zum Vorschein. Der Typ baut sich in beschützender Haltung vor dem Tresen neben der zierlichen Frau auf und beäugt den Wirt misstrauisch.
"Seid ebenfalls gegrüßt, Reisende. Womit kann ich dienlich sein?"
Wieder spricht die Frau mit ihrer melodischen Stimme:"In drei Tagen erwarten wir einige Freunde hier, um ein Familienfest zu begehen. Bis dahin benötigen mein Freund und ich zwei Zimmer." "EIN Zimmer...", brummt der wenig bekleidigte Fleischberg mit beschwörendem Blick auf die junge Frau.
"Nungut... EIN Zimmer dann eben." willigt die sehr bleiche Fremde mit den langen, glatten blauschwarzen Haaren lächelnd ein."Ich heiße Lily Weg und bin Bardin. Vielleicht würde es Euch gefallen, wenn ich Eure Gäste mit meinem reichen Repertoire erfreue, solange unsere Freunde noch nicht angereist sind." "Warum nicht, ich habe zwar Musikanten, aber gewiss wird sich da mal ein Stündchen einschieben lassen." "Ein Stündchen?!", ruft die Frau namens Lily empört aus. "Nunja, woher sollt Ihr auch wissen, welche Perle Obdach unter Eurem Dach begehrt. Ich werde Euch eine kleine, kostenlose Hörprobe geben, damit Ihr besser versteht, welches Angebot ich Euch mache." Die Kraft der Stimme der Bardin allein hätten wohl genügt, um den Wirt einwilligen zu lassen, doch der einschüchternde Blick ihres riesigen, ebenfalls dunkelhaarigen Begleiters, der gelangweilt seinen mächtigen Zweihänder aus der Scheide zieht, tun ihr Übriges zu seiner Entscheidung. Die Frau Namens Lily Weg setzt mit katzenhafter Anmut ihren Rucksack ab und holt eine Laute hervor, die sie zärtlich berührt. Aus dem Nichts formen sich Töne zu einer lebhaften, melancholischen Melodie, die Stimme der Frau ergänzt diese zu einem in Bann ziehenden Gesamtwerk. Wie gebannt schaut Reinhard der zierlichen Frau zu, wie sie ihre Laute spielt, wie sich ihr Blick entspannt, ihre Augen in eine Ferne rücken, an einen Ort, den wohl nur sie kennt. Die Musik rührt an seinem Herzen, an seiner Seele, ihm scheint, er hat so etwas Schönes noch nie gehört. Im Augenwinkel nimmt er wahr, wie sich sein Personal rund um die Theke versammelt, alle andächtig der stimmgewalt dieser zierlichen Frau lauschend, die es vermag Melodien zu weben wie kein anderer Künstler es vorher im blinden basilisken gekonnt hätte. Die letzte Note des Liedes klingt noch nach, sie scheint für einen Moment in der Luft zu hängen, fast greifbar für das Publikum. Verstohlen wischt sich seine Gattin eine Träne von der Wange. Zögernd wird leise Beifall geklatscht, als hätten alle Anwesenden Angst, den Zauber zu brechen, der durch das Lied in diesen Tavernenraum trat.

"Bin ich engagiert?", fragt die Künstlerin. "Ob Ihr...ähm...ja natürlich! Eine Ehre isses mir, wenn Ihr hier auftretet!" "Was ist mit Essen und dem Zimmer?", will der Mann knurrend wissen. "Natürlich sind Kost und Unterkunft frei für euch beide.", beeilt sich der Wirt zu sagen.
"Wo?", möchte der Hüne nun wissen. "Euer Zimmer ist im ersten Stock, Nummer 7, das beste, was wir haben." Der Wirt reicht dem Mann den Zimmerschlüssel, woraufhin dieser sich bückt, alle Gepäckstücke aufhebt und sich der Treppe zuwendet. "Kommst du? Oder muss ich dich auch noch tragen?" , wendet er sich seiner Begleiterin zu. Lächelnd eilt sie ihm hinterher.
Als die beiden außer Sicht sind, schüttelt der Wirt ungläubig den Kopf. Was für ein seltsames Paar! Eine so zierliche, feinfühlige und gepflegte Frau und dieser nachlässig gekleidete, derbe, massige Kämpfer...wie die beiden wohl zueinander gefunden haben? Vielleicht ergibt es sich, die Frau mal allein zu sprechen, sie scheint zugänglicher zu sein, vielleicht erzählt sie ihm die Geschichte. Einstweilen bleibt er neugierig und weist seine Magd an, reichlich Essen vorzubereiten für die beiden Fremden.
Kurz darauf kommen die beiden hinunter. Sie trägt nun ein Gewand aus Blauschwarzem Samt, ihre Haare nicht länger durch ein Lederband gebändigt, sondern offen über ihre blassen Schultern fließend, er hat sich ein sauberes, schlichtes beiges Leinenhemd und eine braune Lederhose angezogen. Auch sein halblanges Haar trägt er nun offen. "Herr Wirt, Alexander und ich würden nun gern eine Kleinigkeit essen, wenn es möglich wäre." "Was soll das heißen, Lily? eine Kleinigkeit??? Ich habe Hunger wie ein Bär! Seit dem Frühstück gab es nichts mehr, wird Zeit für eine ordentliche Portion Fleisch. Sowas habt ihr wohl, oder Wirt?"
"Selbstverständlich, ich gab der Küche bereits Anweisung etwas bereitzustellen, nehmt im Speisesaal Platz, es wird gleich serviert."
"Ein großes Bier hätt ich dann gern zum Essen.", fordert der Barbar mit Nachdruck. "Und Ihr werte Dame?" "Einen Rotwein für mich." Das Essen wird aufgetragen und neugierig lugt das Personal um die Ecke: Sie isst winzige Mengen und nippt zwischendrin dauernd am Wein. Er hingegen verschlingt Berge von allem, was aufgetragen wurde. Zwischendrin ermuntert Alexander schmatzend und Bier schlürfend seine Begleiterin, nun endlich mal ordentlich zuzulangen. Doch sie lächelt nur still und scheint mit winzigen Bissen vorlieb zu nehmen. Schließlich zuckt der massige Kerl hilflos die Achseln und verleibt sich auch noch den Teller der Bardin ein. Danach stößt er leise auf, entschuldigt sich dennoch höflich bei seiner Freundin und bestellt ein weiteres Bier.

SUZAIL, 13. ELEASIAS 1374
Seit drei Tagen sind Alexander und ich nun hier. Sofort nach unserer Ankunft und der ordnungsgemäßen Meldung bei den Stadtwachen, bezogen wir Quartier im „Blinden Basilisken“. Abends trete ich vor dem recht gut situierten Publikum der Herberge auf, um unseren Aufenthalt hier zu finanzieren.
Ich bin aufgeregt und Alexander hat mindestens fünfmal meine Hand aus meinem Gesicht gehauen, weil ich wieder an meinen Nägeln kaute.
Nun sitzt er neben mir, wirft mir gelegentlich einen missbilligenden Blick zu und grunzt mich an, sobald meine Hand sich meinem Mund nähert, während er die Unmengen Essens auf den drei vor ihm befindlichen Tellern vernichtet...
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 18. Oktober 2007, 11:46:45
Hintergrund Evendur eingefügt, die Spielerin von Elenya hat leider keinen Hintergrund verfasst
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 29. Oktober 2007, 23:14:16
So heute hat das letzte Kapitel des Abenteuers begonnen, nach der letzten Session hatten wir einen Toten zu beklagen.

Die Gruppe war zu diesem Zeitpunkt in Besitz von 2 Schriftrollen:
1. Tote wiedererwecken
2. Wiederbeleben

Unsere Klerikerin ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht in der Lage Grad 5 Zauber zu wirken und patzt bei der ersten Schriftrolle. Mit Wiederbeleben hat es dann geklappt
 :roll:

Jetzt haben wir einen...

Spoiler (Anzeigen)


...dabei!
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 03. November 2007, 00:24:56
SUZAIL, 13. ELEASIAS 1374
Seit drei Tagen sind Alexander und ich nun hier. Sofort nach unserer Ankunft und der ordnungsgemäßen Meldung bei den Stadtwachen, bezogen wir Quartier im „Blinden Basilisken“. Abends trete ich vor dem recht gut situierten Publikum der Herberge auf, um unseren Aufenthalt hier zu finanzieren.
Ich bin aufgeregt und Alexander hat mindestens fünfmal meine Hand aus meinem Gesicht gehauen, weil ich wieder an meinen Nägeln kaute.
Nun sitzt er neben mir, wirft mir gelegentlich einen missbilligenden Blick zu und grunzt mich an, sobald meine Hand sich meinem Mund nähert, während er die Unmengen Essens auf den drei vor ihm befindlichen Tellern vernichtet.
***
Es war ein dunkler, kühler Abend in Suzail als sich die Tür der Taverne öffnete. Leise Schritte erklangen auf den alten Holzboden als ein hagerer Mann den rauchigen Raum betrat. Etwas, was diesen Mann umgab machte einen befremdlichen Eindruck auf den Wirt. Die unbewegte Mine dieses Mannes, der sichere Schritt seiner schweren Stiefel und das stetige Geräusch seines Stabes auf dem Holzboden war es nicht, nein. Vielmehr schien er förmlich Selbstsicherheit und Unerschütterlichkeit auszustrahlen.

Sein junges Gesicht war wettergegerbt und die lockigen Haare hingen ihm, durch den Wind der hinter ihm durch die Tür blies, wirr im Gesicht. Seine leuchtend blauen Augen musterten aufmerksam den Raum und glänzten leicht bei dem Blick des prasselnden Feuers auf. Zwar war es Eleasias, aber nichtsdestotrotz war es recht kühl an diesem Abend.
Die Roben, lila, und bestickt mit fremden Runen die dem Wirt ein frösteln über den Rücken jagten, berührten fast den Boden und schienen dem hageren Mann wie für ihn geschneidert zu passen. Doch das Wappen Cormyrs- eingearbeitet in das Symbol der Kriegsmagier schien nicht ganz zu dem Gesamtbild zu passen.
Der Magier war nicht die einzige schillernde Gestalt die Reinhard an diesem Tag zu Gesicht bekommen sollte. Er durfte zwei weitere schwer gerüstete Cormyrer in seinem Etablissement der Hauptstadt begrüßen. Da war diese Frau die er am liebsten aus seinem fröhlichen Haus geworfen hätte. In Platte gerüstet und mit den klerikalen Roben einer Kelemvor Priesterin bekleidet musterte sie die Anwesenden, ehe sie ihren Platz neben dem Magier fand, der sich zu der Bardin und ihrem Leibwächter an den Tisch gesellt hatte. Reinhard hatte nie eine spirituelle Beziehung zum diesem kalten Gott aufgebaut – er mied das Thema Tod in der Hoffnung lange vor Kelemvors Gericht verschont zu bleiben. Aus gutem Grund…
Und dann kreuzte dieser heruntergekomme Wachmann Cormyrs auf. Ohne Zweifel irgendwo draußen in den Dörfern stationiert. Er stank nach Erde, Schweiß und Dorfmief. Aber irgendetwas in den Augen des Mannes verriet Reinhard, dass dieser Besucher kein gewöhnlicher Milizkämpfer oder Reservist war. Und wie zu erwarten gesellte auch er sich zu der schillernd bunten Gesellschaft aus Kriegsmagier, Todespriesterin – wie Reinhard die Frau in Platte in Gedanken nannte – und der Bardin mit Leibwächter.
Es ärgerte den Wirt unheimlich, dass sein Haus zu diesem Zeitpunkt so gut besucht war. Es boten sich nur wenige Gelegenheiten den gedämpften Gesprächen dort am Tisch der 5 zu lauschen. Umso besser traf es sich als die kleine Gruppe nach einem Separee verlangte.
„Aber sicher ich werde alles vorbereiten lassen – nur einen kleinen Moment.“ versicherte Reinhard Utzel. Schnell leitete er alles in die Wege und war schwupps in seinem `Arbeitszimmer‘ in der ersten Etage direkt über dem Separee verwunden. Grade rechtzeitig öffnete der Wirt die winzige Augenluke im Boden um das Geschehen im festlich hergerichteten Separee zu verfolgen. Seine Augen und Ohren staunten nicht schlecht als er hörte dass die Fremden allesamt Nachfahren der legendären Greifen waren. DER Greifen… Gebannt verfolgte er die Konversation und als die Bardin die sich den anderen als Lily Weg vorgestellt hatte ein Relikt der Greifen hervorholte stockte Reinhard der Atem. Auf dem Tisch lag nun eine sternenförmige Metallplatte mit 9 Zacken. Sein Guckloch lag genau über der Metallplatte und in jeder Zacke konnte er einen eingravierten Namen erkennen. Mit geschickten Fingern klappte die Bardin die Zacken des Sterns nach oben und positionierte unter Staunen der anderen 4 einen schwarzen Stein auf der entstandenen Spitze.
Plötzlich blendete ein greller Lichtstrahl den Wirt und erschrocken warf er sich vom Loch zurück bis er rücklings auf dem Boden lag.
„Reinhard Utzel“ kreischte eine Stimme barsch hinter ihm und die Türklinge seines Zimmers wurde energisch herunter gedrückt. Zum Glück hatte er abgeschlossen. „Reinhard“ kreischte die Stimme erneut. Unverkennbar seine Frau. Er kroch über dem Boden und warf den Teppich zurück über die kleine Öffnung im Boden. „Aufmachen Reinhard, SOFORT!“ Hastig richtete er sich auf „Ja ich komme…“ antwortete er schnell. Schon war er an der Tür und drehte den Schlüssel um, da Flog die Tür auch schon auf. Mit hochrotem Kopf stand seine Frau dort und schaute sich misstrauisch um. „Verdammt – dort unten ist die Hölle los – was machst du HIER?“ wollte sie wissen. Er konnte nur stammeln. Schließlich wäre es sehr unvorteilhaft wenn seine Frau mitbekommen würde, dass Reinhard gerne mal heimlich die eine oder andere Liebschaft im Separee hautnah miterlebte. „Äh … ähm…“
„Runter mit dir, jetzt. Wir haben Gäste.“ Barsch zog ihn seine Frau die Treppe hinunter, die Arbeitszimmertür hinter sich knallend. Ohne Frage: Seine Frau hatte die Hosen an.
Das letzte was Reinhard von den 5 mitbekam war ein erzürnter Leibwächter namens Alexander und die Ziele der Gruppe, die sich fortan als Abenteuergruppe „Greifenbrut“ ordnungsgemäß anmelden wollten und nach Wheloon marschieren wollten. Er seufzte als die 5 sein Haus verlassen hatten. „Abenteurer…“
***
Am 16. Eleasias machen wir uns mit einer Karawane auf den Weg nach Norden. Um möglichst günstig zu reisen, heuerten wir als Leibwache bei einem reichen Kaufmann an, den wir bis Hilp begleiten. Ab dort werden wir allein und zu Fuß unseren Weg nach Westen fortsetzen.

REISE NACH WHELOON, 19. ELEASIAS
Unserer Reise wird ein vorzeitiges Ende bereitet, da die Brücke über den Fluss Werrawurm durch ein Hochwasser zerstört wurde. Zu beiden Seiten des Ufers campieren die Händler und Bauern, während erste Bemühungen die Brücke wieder instand zu setzen schleppend in die Gänge kommen. Ersten Informationen zur Folge müssen wir mit mindestens einer Woche Wartezeit rechnen, ehe die Brücke wieder passierbar wird.
Um Tumulten und Auseinandersetzungen vorzubeugen, wurde ein Trupp der Pupurnen am Ufer stationiert.
Wir überlegen, wie wir die einwöchige Verzögerung umgehen können. Garon schlägt magische Wege vor, welche Alexander und Evendur strikt ablehnen. Ich bin auch skeptisch, ob Garon tatsächlich genug magisches Potenzial in sich trägt um uns alle magisch über die reißenden Fluten zu bringen. Evendur beschließt erstmal das Ufer nach alternativen Möglichkeiten der Überquerung abzusuchen und verschwindet ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Ich habe vor, mit dem Anführer der Purpurnen hier zu reden. Der befehlshabende örtliche Kommandant gewährt uns nach einigem Debattieren eine Überfahrt außer der Reihe, wenn wir einige marodierende Orks für ihn zur Strecke bringen. Die primitiven Banditen sollen sich nördlich von hier aufhalten. Da unser Kundschafter nicht auffindbar ist, hinterlasse ich ihm im Lager eine Nachricht und mache mich mit der übrigen Greifenbrut auf den Weg am Ufer entlang Richtung Norden, wo wir nach einigen Kilometern auf eine schmale Holzbrücke stoßen. Rund um die Brücke finden wir Spuren von Orks. Wir untersuchen die Gegend genauer, Garon wirkt sogar einen Zauber, durch welchen er eventuell verborgene Kreaturen beziehungsweise kürzlich gewirkte Magie entdecken will. Weder er noch wir anderen können etwas Verdächtiges finden. Als wir die morsche Brücke betreten, geraten wir in einen Hinterhalt der Grünhäute, die uns mit einem Pfeilhagel aus dem Gebüsch heraus eindecken. Wie durch ein Wunder wird kaum jemand verletzt, und Garon kann sogar verhindern, dass uns weitere Orks in den Rücken fallen, indem er sie mir seltsamen Ranken an Ort und Stelle festsetzt. Nach dem ersten Schreck stimme ich sofort ein Schlachtlied an, dessen Melodie uns alle umfängt und uns den Schrecken aus den Gliedern treibt, so dass wir besser für den Kampf gewappnet sind. Nach zähem Ringen reiben wir sie auf. Sieben fallen uns zum Opfer, einer kann entkommen. Alexander ist übel zugerichtet. Während des Kampfes geriet er Raserei und bemerkte nicht, dass er über sein Vermögen hinaus gekämpft hatte. Dank Elenya und Kelemvors Gnade überlebt er. Ich bin stinksauer auf Evendur, der uns einfach sitzen ließ. Wäre er bei uns gewesen, hätten wir mit seinen Fähigkeiten gewiss den Hinterhalt rechtzeitig erkannt und unsere Ausgangsposition wäre weitaus günstiger gewesen. Alexander wäre entsprechend nicht so schlimm zugerichtet worden.
‚Den werde ich mir vorknöpfen, wenn wir wieder auf ihn treffen sollten!‘
Ich schäume vor Wut!
Tolle Basis für die weitere Zusammenarbeit.... Verdammt, so etwas ist doch echt das Letzte. Es hätte nicht viel gefehlt und mein getreuer Freund hätte Einzug in Uthgars Reich gehalten.
Wir geben den Kopf des Orkanführers beim Kommandanten ab, der Wort hält und uns mit einem seiner Boote ans andere Ufer übersetzen lässt.
Die nächsten Tage vergehen ereignislos. Es regnet, es ist kühl und wir alle hängen unseren Gedanken mehr oder weniger schweigend nach.
Ich frage mich, wo Evendur abgeblieben ist und bin hin und her gerissen zwischen Sorge um ihn auf der einen Seite und dem Wunsch er möge in den Abyss gestürzt sein auf der anderen Seite.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 03. November 2007, 00:26:22
WHELOON, 23. ELEASIAS 1374
Im geschäftigen Wheloon kreuzen sich die beiden wichtigsten Handelsrouten in Ost Cormyr. Handelskarawanen nach Sembia passieren jeden Tag den Mantikorweg und Schiffe auf den entlegensten Häfen des Sternenmeeres segeln den Lindwurmlauf hinauf, um ihre Waren nach Wheloon und weiter ins Herz Cormyrs zu verschiffen. Die Geräusche der Wagenräder auf Wheloons Strassen, die Tätigkeit von Arbeitern und die Hafengeschäfte erfüllen die Stadt bei Tag und bis tief in die Nacht.
Keinerlei Stadtmauern oder natürliche Barrieren umrunden sie Stadt, stattdessen sprießen die Häuser aus dem hügligen Gelände auf beiden Seiten des Lindwurmlaufs. Die verwinkelten Strassen folgen dem hügligen Gelände und die Häuser wurden ohne eine erkennbare Stadtplanung errichtet. Obwohl die Altstadt auf der westlichen Seite des Flusses liegt, wurde über die Jahre konstant auch auf der Ostseite gebaut. Dies liegt an den vielen Flüchtlingen die während der Zeit der Goblinkriege Arabel verlassen mussten.
Grüne Schieferdächer zieren die meisten Geschäfte und Wohnhäuser, was der Stadt den Namen „Stadt der Jadetürme“ einbrachte. Die charakteristische Farbe der Dächer stammt von Ziegeln die im Steinbruch unweit im Norden gewonnen werden und durch Sonnenstrahlen grün aufhellen.
Wenige Gebäude in der Stadt gelten als besonders prächtig oder besonders heruntergekommen. Unabhängig ob die Häuser aus Holz oder Stein sind – ihre Bewohner achten darauf sie in Schuss zu halten. Viele Wohnungen und Häuser Wheloons dienen sowohl als Privatgemächer und gleichzeitig als Werkstadt, allein deshalb, weil 90% der Bevölkerung ihren Unterhalt mit der Herstellung von Waren verdient.
Wenn man durch Wheloon geht bekommt man den Eindruck einer industriellen und beschäftigten Stadt. Nur wenige in der Handelsstadt sind wirklich reich, aber viele die körperlich arbeiten genießen ein erfülltes Leben mit den nötigen Münzen.

In Wheloon angekommen machen wir uns auf die Suche nach Amnik Basult, der gemäß der Botschaft des schwarzen magischen Steins, einen weiteren schwarzen Diamanten besitzen soll, welcher vermutlich eine weitere Botschaft unserer Eltern in sich trägt.
Außer seinem Namen und seiner Rasse, ein Zwerg, wissen wir leider nichts über ihn. Wir quartieren uns zunächst in der Taverne und Herberge „Zur Lindwurmwacht“ ein.
Während wir auf die Bedienung warten, hänge ich meinen Gedanken nach. Wieder einmal in Wheloon. Zuletzt war ich vor etwa vier Jahren hier. Ich habe keine gute Erinnerung an meinen letzten Besuch hier. Ich stand in Eiseskälte und strömendem Regen vor den düsteren Mauern meines – vielleicht unseres – Elternhauses. An Einlass war nicht zu denken, nicht ohne den richtigen Schlüssel. Woraus er auch immer geformt sein mag, welche Gestalt er auch haben mag. Ein normales Schloss war da nicht. Vielleicht hat der geheimnisumwitterte Amnik Basult einen Schlüssel zur Villa unserer Eltern. Wieder regnet es, obwohl es Hochsommer ist.
„Wisst ihr eigentlich, dass es hier in Wheloon eine Villa gibt, die unsere Eltern einst erbauen ließen? Ich selbst habe leider nur noch sehr bruchstückhafte Erinnerungen an das Leben vor dem Verschwinden der Greifen. Wie sieht es mit euch aus?“ , breche ich das bleierne Schweigen am Tisch. Alexander sieht mich geringschätzig an:
„Eine Villa?“
„Ja, eine Villa.“ , antworte ich ihm patzig. Er brummt: „Hmm und warum suchen wir uns dann eine teure Herberge, wenn wir kostenlos in einer Villa übernachten können?“ Elenya antwortet statt meiner: „Weil wir keinen Schlüssel zum Besitz unserer Eltern haben. Mein Bruder und ich zumindest nicht. Und Lily offenbar auch nicht, sonst hätten wir wohl sofort bei dem Anwesen vorbeigeschaut.“ „Ein fehlender Schlüssel ist doch kein Hindernis. Ich schlag die Tür kaputt, sollte es erforderlich sein.“ Diese Aussage unterstreicht Alexander durch das Knacken lassen seiner Halswirbel und seiner Fingerknochen. Garon legt dem Barbaren beschwichtigend die behandschuhte Hand auf den Unterarm, welche mein Freund unwirsch und mit wütendem Blick abschüttelt. Ich hätte ihm wohl besser gesagt, dass es Alexander nicht leiden kann, angefasst zu werden. So grinse ich jedoch einstweilen still in mich hinein. Der junge Magier lässt sich durch die Geste der Ablehnung seitens des Kämpfers jedoch nicht beirren und greift seelenruhig in das Gespräch ein.
„Nun, werter Freund...“
„Ob ich dein Freund werde, werden wir noch feststellen! Nenn mich nicht leichtfertig so!“ , braust der Barbar auf. Garon seufzt. Ich sehe ihm an, dass er mit seiner Geduld ringt. „Also gut, Alexander“ , fährt er in nun sehr knappem Ton fort, „Unsere Eltern sind Mitglieder einer legendären Abenteurergruppe. Zu ihnen zählten auch Tüftler und mächtige Magier. Wenn du nur ein wenig darüber nachdenkst, kommst du vermutlich, sofern es die Kapazität deines Hirnes zulässt, zum selben Resultat wie ich und die beiden anderen intellektuell talentierten Leute hier am Tisch: es ist normalen Leuten und Leuten wie uns unmöglich auf unrechtmäßige Art und Weise das Anwesen unbeschadet zu betreten.“
„Meine Kapa...was?“
Der Barbar wirft mir einen hilfesuchenden Blick zu, „Der hat mich doch grade schon wieder beleidigt, oder Lily?“ Die Ader an seiner Stirn tritt hervor und schwillt an. Gleich wird sie zu pochen und dann zu pulsieren beginnen...ich kenne meinen barbarischen Freund gut genug um zu wissen, dass nun rasch vermittelt werden muss. „Nein, Alexander, er hat dich nicht beleidigt. Es ist lediglich seine Art, Dinge sehr umständlich zu umschreiben. Wenn man nur das Wesentliche beachtet, hat er eigentlich nur gesagt... .“ „...Dass unsere Eltern das Haus so gut gesichert haben, magisch und nichtmagisch, dass wir nicht ohne Schlüssel reinkommen.“ , ergänzt Elenya den von mir begonnenen Satz. Ich werfe ihr einen kurzen dankbaren Blick zu und danach versuche ich Garon zu verstehen zu geben, diesmal einfach die Klappe zu halten. Was er wider Erwarten dieses eine Mal tatsächlich tut. Stattdessen fokussiert er seine Aufmerksamkeit auf ein neues Ziel, die Bedienung, welche nun an unseren Tisch tritt. Alexanders misstrauische Blicke entgehen ihm ebenso.
Während sich Garon unter den missbilligenden Blicken seiner Schwester Elenya an die dralle Schankmaid heranmacht, verwickele ich die andere Kellnerin in ein Gespräch. Sie berichtet mir, dass vor Kurzem ein Tempel Mystras erbaut und eingeweiht wurde, welcher in der breiten Bevölkerung auf wenig Gegenliebe stößt. Zum einen, weil die Priester des Tempel sich sehr geheimnisvoll geben und augenscheinlich kein Interesse daran haben, sich in die religiöse Landschaft Wheloons zu integrieren, und zum anderen, weil wohl des Nächtens seltsame Geräusche und Lichtspiele aus dem Tempel hinunter in die Innenstadt dringen. Die Purpurdrachen hätten zwar auf Drängen der Bevölkerung die Vorfälle untersucht, aber gemäß öffentlicher Stellungnahme nichts Verdächtiges im Tempel finden können.
Der Stadtpatron Lord Rotbart hingegen sei dem Tempel gegenüber mehr als positiv eingestellt. Er unterstützte den Bau des Tempels in erheblichem Maße und erhofft sich durch ihn weitreichende Geldflüsse aus der näheren und ferneren Umgebung, da es weit und breit keinen anderen Tempel Mystras gibt. Die Kellnerin erwähnt noch, wie seltsam sie – und damit steht sie nicht allein da – es findet, in welch kurzer Zeit das Heiligtum errichtet wurde. Dubiose magische Kräfte müssten am Bau beteiligt gewesen sein, davon sind die Bürger Wheloons überzeugt.
Mein Gespräch wird unterbrochen als Evendur die Lindwurmwacht betritt. Als wäre nichts gewesen schlendert er zu uns an den Tisch und bestellt sich etwas zum Trinken. Alexander geht ihn sofort wütend an und verlangt eine Erklärung für das schäbige, unkameradschaftliche Verhalten unseres Kundschafters. Jener zieht nur eine Augenbraue hoch, betrachtet seinen Halbbruder geringschätzig und beginnt in aller Seelenruhe zu essen. Nebenbei erwähnt er, während Elenya, Garon und ich uns Gedanken darüber machen, wie wir Amnik Basult finden könnten, dass er selbigen bereits gefunden habe, besser gesagt wisse, dass der Zwerg seinen Wohnsitz am östlichen Stadtrand habe. Bücherhändler sei er und dort befände sich sein Laden.
Nachdem ich Alexander etwas beruhigt habe, der weiterhin auf Evendur eingeschimpft und geflucht hatte, wende ich mich dem Kundschafter zu und möchte in sachlichem Ton erfahren, wo er sich herumgetrieben hat. Dieser arrogante Kerl! Emotionale Beschimpfungen sitzt er einfach aus, ich könnte kotzen! Nun gut, dann also auf die sachliche Art: „Hör mal zu, Kundschafter, so sehr wir es begrüßen, dich unversehrt – was man von manch anderem hier am Tisch bei weitem nicht behaupten kann, ein bedeutungsvoller Blick zu Alexander, - wieder in unserer Mitte zu sehen, so brennend interessiert es uns, wie du die letzten Tage zugebracht hast. Wir haben uns mit Orkgesindel herumgeschlagen, gerieten in einen Hinterhalt dieser Kreaturen und Alexander ließ beinahe sein Leben im Kampf. Also, verrätst du uns, was Du schönes gemacht hast?“
„Werte Lily, ich habe das getan, was mein Berufsstand von mir verlangt: ich habe gekundschaftet. Und augenscheinlich bin ich damit erheblich besser gefahren als ihr.“
Seine Rede wird kurz von Alexanders wütendem Abgang unterbrochen „So eine feige Sau! Das höre ich mir keinen Augenblick länger mehr an. Ihr findet mich an der Theke vorne im Schankraum!“ Mit diesen Worten springt er auf, reißt dabei beinahe den Tisch um und verlässt hastig den Raum, die schwere Tür deftig hinter sich zuknallend. Evendur schüttelt nur angewidert den Kopf. „Barbaren...kaum zu glauben, dass dieser Grobian mein Halbbruder sein soll. Ähm...wo war ich stehen geblieben, Lily?“
Ich schlucke meinen Zorn hinunter und erwidere zuckersüß: „Du wolltest uns gerade die Vorzüge deiner Art zu reisen schildern.“
„Ach ja, nun, wie ich bereits erwähnte, habe ich gekundschaftet, die Augen und die Ohren offen gehalten und auf diese Weise nicht nur einen Übergang über den Werrawurm gefunden, sondern auch die von uns gesuchte Person. Wollen wir nun weiter aufeinander rumhacken, oder sollten wir Amnik Basult nicht einen Besuch abstatten?“
Elenya ergreift das Wort: „Schon gut, natürlich werden wir diesem Zwerg sofort einen Besuch abstatten, aber du solltest Alexander nicht dauernd provozieren. Er hat tapfer gekämpft und ohne ihn wären wir wohl nun alle tot. Es ist später Nachmittag, lasst uns tatsächlich einen Gang in die östliche Altstadt machen.“
„Ich sehe nach Alexander... .“, sage ich und verlasse den Raum. Unter vier Augen an der Theke ziehen wir erst mal ordentlich über Evendur her. Eines Tages werden wir dem aufgeblasenen Kerl mal eine Lektion erteilen. Doch heute ist nicht der Tag dafür.

Durch das Treiben in den verwinkelten Gassen der Whelooner Oststadt bahnen wir uns unseren Weg zum Bücherladen, dessen schmiedeeisernes Schild behäbig in der frühabendlichen Brise schaukelt.
An der Tür hängt ein Schild, welches das Geschäft als geschlossen ausweist. Wir lassen uns nicht davon abhalten und klopfen lautstark an die Tür. Schließlich wird ein Fenster im ersten Stockwerk geöffnet und das runzlige Gesicht einer Zwergin schaut verängstigt zu uns hinunter. Ich spreche sie beruhigend an, stelle uns vor und erbitte Einlass in das Haus. Sie gewährt uns tatsächlich Einlass. Drinnen erzählt sie uns, dass sie Amniks Schwester Mela sei und bereits zwei Tage auf ihren Bruder warte, mit dem sie sich vor einem guten Zehnttag verabredet hätte. Seit dem Erhalt des Briefes und Bestätigung der Verabredung habe sie nichts mehr von ihrem Bruder gehört. Sie ist nun seit zwei Tagen hier und in großer Sorge, weil es überhaupt nicht Amniks Art entspricht, wortlos Verabredungen fern zu bleiben. Glücklicherweise hat Mela einen Schlüssel, denn die Reise von Arabel hierher war wohl nicht ganz unbeschwerlich für die ältliche Zwergin.
Wir machen uns daran Amniks kleine Wohnung zu durchsuchen. Zunächst fällt uns eine Truhe in die Hände, die er im Auftrag unserer Eltern für uns aufbewahren sollte.
Neben einigen Phiolen und etwas Bargeld finden wir ein kurzes Schreiben Aelithes, welches uns verrät, dass der Buchhändler wohl einen weiteren dieser von ihr magisch beseelten Diamanten besitzt bzw. uns den Weg dorthin weisen kann. In dem Stein sei eine weitere Botschaft an uns gespeichert.

Wir stellen förmlich die gesamte Behausung des Zwerges auf den Kopf. Zwischendrin verbreitet dessen Schwester abwechselnd Hektik und steht uns im Weg und andererseits ruft sich die ältliche Dame gelegentlich zur Räson und hilft uns bei unserer Suche – wonach auch immer. Nach einer guten Stunde geben wir die Suche entmutigt auf. Der Diamant ist nicht hier und Amnik hat keine persönlichen Aufzeichnungen bezüglich des Verbleibs unserer Eltern hinterlassen. Einzig und allein finden wir eine Notiz auf seinem Schreibtisch, deren Inhalt ich mit den lokalen Gerüchten kombiniere. Diese lässt mich vermuten, dass Basult etwas im Mystratempel untersuchen wollte. Ich weihe die anderen vier in meine Schlussfolgerung ein und wir beschließen, dieser Spur zu folgen. Mela versprechen wir, unser Möglichstes zu unternehmen, um ihren Bruder wohlbehalten zurückzubringen. Dies ist ja immerhin auch in unserem Interesse.
Während wir beratschlagen, welche Schritte wir nun gemeinsam unternehmen wollen, werde ich durch SEINE Stimme abgelenkt. Diese inzwischen verhasste Stimme, zu der ich mich einst so sehr hingezogen fühlte, wie eine Motte zum Licht.
Es ist empörend, wie er mir inmitten einer Diskussion im Kreise der Greifenbrut SEIN Gespräch aufnötigen will. Ich versuche ihn abzuwimmeln, aber er hört nicht auf mit mir zu reden. Garon wird misstrauisch und fragt mich, mit wem ich mich unterhalte. Glücklicherweise scheint niemand sonst (Alexander ausgenommen, der mir besorgte Blicke zuwirft und die Fäuste ballt) mitbekommen zu haben, dass ich „mit mir selbst“ gesprochen habe. Garon erzähle ich, er hätte sich verhört. Ich glaube offen gestanden nicht, dass er mir diese lahme Ausrede abnimmt.
Warum meldet ER sich gerade jetzt? Mein Herz schlägt bis in meinen Hals hinauf, ich spüre, wie meine Hände anfangen zu zittern. Wochenlang war es still. Ich wagte bereits zu hoffen, irgendeine noch größere Macht hätte IHN vernichtet. Warum jetzt? Ist das ein Zeichen? Oh bitte nicht...er soll mich vergessen. Zum tausendsten Mal stelle ich mir die Frage, was ein unbedeutendes Mädchen wie ich IHM bieten kann. Warum kann er mich nicht einfach wieder gehen lassen? Wie immer fühle ich nur dunkle Verzweiflung in mir aufwallen. Antworten jedoch bleiben aus.
Ich versuche die Verzweiflung und die in mir wabernde Schwärze der Gedanken nieder zu kämpfen und meine Gedanken auf den Diskussionsverlauf zu Fokussieren. „...soll es also so sein, dann packe ich ein Bündel und spreche im Tempel vor.“ – höre ich noch Elenyas Worte durch den dichten Nebel dringen, der meine Gedanken umschließt. „Statt Lily mitzunehmen, gehe ich besser allein.“, wirft Evendur ein. Garons Blick fixiert mich über den Rand seiner violett getönten Brille hinweg und mit einer Spur Sarkasmus in der Stimme fragt er: „Oder was meinst du dazu, Lily?“
Ich schlucke.
Mein Mund und mein Hals sind wie ausgedörrt. Ein Räuspern entringt sich meiner Brust, mein Blick sucht den Alexanders. Auch dieses Mal verstehen wir uns ohne Worte und er antwortet an meiner Stelle. „Lily wird mit mir kommen. Soll Evendur ruhig allein losziehen, wie es scheinbar seine Art ist. Lily und ich werden ebenfalls die Verstohlenheit der Nacht nutzen, um uns den Tempel aus der Nähe anzusehen.“ Flüchtig lächle ich in die Runde. In einem unbemerkten Augenblick werfe ich Alexander einen dankbaren Blick zu. Er winkt nur ab und murmelt ein „Lass gut sein.“

So machen sich also der Magier und unsere Kelemvor Priesterin auf zum Mystra Tempel, in welchem Elenya ein Obdach für die Nacht erbitten will, um aus dem Inneren heraus nachzuforschen, welche merkwürdigen Dinge darin vorgehen.
 
Alexander und ich beobachten den Tempel von außen, können jedoch von unserem Versteck aus nichts Verdächtiges feststellen. Ein nicht abreißen wollender Strom von Pilgern durchströmt das große Tor. Sie verlassen den Tempel, da die Torflügel nach Einbruch der Dunkelheit geschlossen werden und keine Fremden mehr Zutritt zum Tempel haben. Einer der Leute ist Garon, den ich kurz abfange und nach dem Stand der Dinge und dem Verbleib Elenyas befrage. Er teilt mir knapp mit, dass sich bisher nichts ereignet hätte, er seine Schwester jedoch mit einem Zauber belegt hätte, der sie „magische Augen“ weitergeben lässt. Im Inneren des Tempels wurden die beiden zwar in einer Art Vorhof empfangen, aber eine Möglichkeit innerhalb der Mauern zu nächtigen gibt es nicht, weil es keine Quartiere im Tempel gäbe. Kein Wunder, dass der Schutzpatron der Stadt so darauf erpicht ist, den Tempel nach Kräften zu unterstützen! Er verdient ja doppelt, denn wenn es keine Pilgerquartiere gibt, so werden die teils weitgereisten Leute sich eine Herberge in Wheloon suchen müssen.
Den Geschwistern wird jedoch verraten, dass etwa zur mitternächtlichen Stunde eine Zeremonie abgehalten werden solle, der sie gern beiwohnen dürften. Ein Schauspiel würde dem staunenden und gläubigen Publikum von den Priestern Kervin und Shan Thar geboten.
Garon hofft, Elenya könnte nach der Zeremonie einen der höherrangigen Kleriker berühren, durch dessen Augen Garon dann das Treiben innerhalb der heiligen, verbotenen Mauern betrachten könnte.
So ganz kann ich seinen Ausführungen nicht folgen. Ich habe aber immerhin verstanden, dass er in die Taverne geht, um dort in seinem Zimmer auf uns zu warten. Er darf nicht gestört werden.
Gegen Mitternacht sammelt sich erneut eine Menschentraube vor dem Tor, welche kurz darauf eingelassen wird. Ohne das Ende der Zeremonie abzuwarten, verlassen Alexander und ich unser Versteck und machen uns auf den Weg zurück in die Lindwurmwacht. Wenn Garon nicht gestört werden darf, sollten wir vielleicht dafür Sorge tragen, dass dies auch tatsächlich machbar ist.
Evendur weihte mich zumindest teilweise in seine Vorgehensweise ein. Ein erster Schritt in die richtige Richtung, denn wir müssen lernen einander zu vertrauen. Er beabsichtigt, sich über den Hügel, an dessen Fuße der Tempel liegt, in den Tempelhof hineinzuschleichen. Drei Wachen der Stadt patrouillieren auf dem Wehrgang, ein weiterer Wachmann steht am Tor. Dem Späher gelingt es verstohlen ins Innere des Gebäudes zu gelangen, wo er den Magier und seine Schwester sehen kann, die im Gespräch mit zwei in Mystras Farben gekleideten Männern sind. Auch bemerkt er, wie Garon den Tempel verlässt und wohnt aus den Schatten heraus der Zeremonie bei.
Durch Magie wird der Nachthimmel heraufbeschworen und die beiden Prediger erklären die Gestirne. Soviel also zu den seltsamen Lichteffekten, welche die Bevölkerung beobachtet haben will... . Wer besonders am Gewebe Mystras interessiert ist, der möge zu Shan Thar kommen, um den heiligen Segen Mystras zu empfangen. Als die Zeremonie sich dem Ende neigt, versucht sich Elenya in eine günstige Position zum Anrempeln eines der Priester zu bringen. Leider stößt sie bei diesem Versuch lediglich mit einer Wache der Purpurnen zusammen, durch deren Augen Garon nun sieht.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 05. November 2007, 21:50:46
UM MITTERNACHT IN DEN GASSEN WHELOONS, 23. ELEASIAS 1374
Darüber nachsinnend, wie wir tiefer in den Tempel eindringen können, um Nachforschungen über den Verbleib Amniks anzustellen, und hoffend, Evendur und Elenya könnten Hinweise zu Tage befördern, gehen Alexander und ich zurück durch die schwach beleuchteten Straßen Wheloons zur Lindwurmwacht. Außer den Stadtwachen, die ihre nächtlichen Kontrollgänge machen, ist keine Menschenseele unterwegs. Als wir eine dunkle Seitengasse nahe unserer Taverne passieren, tritt ein Mann aus den Schatten heraus auf uns zu.
Alexander zieht sofort sein Schwert und brüllt ihn an.
„Tretet aus dem Schatten! Wer seid ihr?“
Der Mann trägt die Roben eines Mystraklerikers und redet davon, dass er uns erkannt hat. Wir seien die Abenteurer, welche am Vormittag in die Stadt kamen.
Alexander bedrängt ihn.
Dies zieht die Aufmerksamkeit einer Patrouille auf sich, die sofort herangeeilt kommt und Alexander auffordert, sein Schwert niederzulegen. Ich flüstere dem Mann hinterher, dass ich ihn in einer Stunde am selben Ort wieder treffen würde, damit er sich erklären kann. Alexander schnaubt vor Wut und fängt an mit den Wachen zu streiten, die ihn auf das Cormyrer Waffengesetz aufmerksam machen. Innerhalb der Stadt ist es streng untersagt, die Waffe zu ziehen. Schnell springe ich mit einem verheult und erschreckt aussehenden Gesichtsausdruck hinzu und erzähle schluchzend eine Geschichte: „Oh bitte, Wachmänner, ihr tut diesem tapferen Mann unrecht! Seht, ich war auf dem Heimweg vom Mystratempel zur Lindwurmtaverne, als dieser Kerl mich aus den Schatten heraus ansprang. Er legte mir seine dreckige Pfote über meinen Mund und zerrte mich in diese dunkle Gasse hier. Dieser hünenhafte Mann hier kam aus der Taverne heraus und hatte wohl beobachtet, was passierte. Jedenfalls zögerte er nicht lange und zog sein Schwert, um mich vor dem Angreifer, vor einer Vergewaltigung oder Schlimmeren zu beschützen!“ Der eine der beiden Wachhabenden mustert mich skeptisch, der Blick des anderen wirkt mitfühlend. Der Skeptiker fragt mich nach dem Aussehen des flüchtigen Mannes. Ich beschreibe ihn als mittelgroß, kleine, eng zusammenliegende Augen, mit einer grünen Wolljacke bekleidet und hellen Hosen. Eine Mütze hatte er tief ins Gesicht gezogen und in seinem Mund fehlten trotz seiner Jugend schon drei Zähne. Scheinbar glauben sie mir, denn sie lassen meinen barbarischen Freund mit einer Verwarnung davon kommen und gehen ihres Weges. Sie empfehlen mir, Anzeige zu erstatten und wollen selbst noch mal nach dem Typen Ausschau halten, der aber vermutlich schon außerhalb der Stadt ist. „Verdammt, Alexander! Musste das sein? Was wir garantiert nicht brauchen hier ist die Aufmerksamkeit der Stadtwache!“, herrsche ich ihn ziemlich ungehalten an, sobald wir allein sind. Er grunzt nur etwas vor sich hin, was sich nicht nach einer einlenkenden Entschuldigung anhört.
Inständig hoffe ich, dass der Tempeldiener zur verabredeten Zeit wieder hier auftauchen wird.

Tatsächlich taucht der Mann mit dem gehetzten Blick zur vereinbarten Zeit am Treffpunkt auf. Alexander ist wachsam, er traut dem in der Kluft eines Mystrapredigers auftretenden Kerl nicht.
Selbiger stellt sich uns als Tunaster Dranik vor. „Ich bin ein Anhänger Mystras und erbitte eure Hilfe.“ „Eine merkwürdige Art uns um Hilfe zu bitten, indem man aus dunklen Gassen herausspringt.“, entgegne ich. Alexander gibt ein zustimmendes Grollen von sich, woraufhin Tonastar ihm einen nervösen Blick zuwirft. „Nunja...“, er räuspert sich, „möglicherweise habe ich mich auch in euch getäuscht. Ich ging davon aus, dass ihr zu der Abenteurergruppe gehört, die heute Vormittag in die Stadt kam.“
„Und wenn es so wäre?“, frage ich.
„Ich bin auf der Suche nach Leuten, die nicht von hier stammen, die nichts mit dem Mystratempel zu schaffen haben. Wenn dies auf euch zutrifft, so will ich euch erzählen, was mich beunruhigt.“ „Gut, wir gehören tatsächlich zu dieser Gruppe. Weshalb ist es von solch immenser Bedeutung für euch, Außenstehende zu treffen und diese um Hilfe zu bitten. Stimmt etwas nicht mit dem neuen Tempel?“ Um meinen Worten mehr Gewicht zu verleihen, wirft Alexander ein: „Nun komm rasch zur Sache! Und überleg dir gut, ob du auch die Wahrheit sagst, könnte sein, dass mein Schwert sonst noch mal frische Luft schnappen muss.“
Der sich immer wieder ängstlich umblickende Anhänger Mystras erzählt uns von seinem Besuch im Tempel, welcher auf Geheiß der Lady Arthas erbaut wurde und mit dubiosen Mitteln binnen kürzester Zeit auf den Ruinen einer uralten Zitadelle errichtet wurde. Er berichtet, wie er nicht weiter als bis in den Tempelhof gelangte, wo man ihn abwies. Die tieferen Mysterien seien ihm verwehrt. Tunaster ist darüber sehr empört gewesen, denn immerhin weist ihn seine Kleidung als Kleriker der Gottheit aus, was in seinen Augen natürlich die Berechtigung beinhaltet, das Heiligtum zu betreten. Als er auf seinem Recht bestand, wurde er von den Tempelwachen recht unsanft aus dem Gebäudekomplex entfernt. In seinen Augen ist etwas oberfaul an diesem Tempel. Möglicherweise handelt es sich nicht einmal um echte Kleriker Mystras! Er fürchtet nun um sein Leben, weil die falschen Priester einen Anschlag auf ihn verüben wollen. Noch heute Nacht will er in die Herzlande, in die Stadt Berdusk fliehen.
Seine letzten Worte an uns sind: „Entlarvt den falschen Tempel Mystras! Ihr werdet mit 200 Platin belohnt, wenn ihr diese Schriftrolle hier, zusammen mit einem Beweis über die Falschheit des Tempels, in einem beliebigen echten Tempel der Göttin abgebt.“
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 05. November 2007, 22:03:03
Knapp 600 Aufrufe und keine weiteren Kommentare?
Wo stecken meine Spieler?

Habe den Startpost mal ein wenig übersichtlicher gestaltet  8)
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Gerthrac am 06. November 2007, 09:57:31
Denk dir nix wenn keiner was sagt. :D

Allgemein kommt eher wenig Feedback. Außer man heißt Berandor :wink:

Wichtiger ist eh, dass die SH gelesen wird.

Aber mir gefällt die Story gut. Ich bin immer noch überwältigt von den Charakterhintergründen. So was gibt es in meiner Gruppe in der konkreten Form nicht. Kompliment an deine Spieler. :)
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Galmor am 07. November 2007, 11:02:28
Naja, ich würde ja was sagen, aber noch hat mich die Geschichte nicht eingeholt ;)
Und schon bin ich gestorben...zum Glück konnte man mich wiederbeleben...so in etwa zumindest. An diese Stummelbeinchen muss ich mich erst noch gewöhnen. Die Finger sind auch dicker als voher und diese ganzen Haare im Gesicht...mal schauen, wann ich das nächste mal zum Rasieren komme...
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 07. November 2007, 18:15:48
...oder WER dich rasiert, verbrennt, verätzt...  :twisted:

Aber ich kann dich beruhigen - den Anderen eures Zusammenschlusses wird es nicht viel besser ergehen - voraussichtlich. Kapitel 5 feuert bei den Gegnern aus allen Rohren!
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Galmor am 07. November 2007, 18:24:32
äh....*aufdieUhrschau*...ich muss weg ! ;)
Und als ich meinte, dass ich den Bart abnehme, wollte ich ihn eigentlich NICHT durch ein branding ersetzen... :P
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 08. November 2007, 22:00:50
huhu alle...

naja, was soll ich mich hier großartig äußern? Immerhin verzapfe ich ja die Story^^

von daher lasst hören, was unklar ist, damit ich es überarbeiten kann.
Oder erzählt, was euch gefällt. ;)
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 08. November 2007, 23:16:01
Mir persönlich gefallen natürlich immer die kurzen prägnanten Phasen der wörtlichen Rede  8)
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 09. November 2007, 01:04:01
MORGEN DES 24. ELEASIAS 1374
Beim Frühstück erzählen Alexander und ich von unserer nächtlichen Begegnung mit Tunaster Dranik und unserem neuen Auftrag.
Evendur und Alexander beschließen einen Ausfalltunnel der ehemaligen Zitadellenanlage im Whelooner Hügelland zu suchen, durch welchen wir möglicherweise tiefer in den Tempel eindringen könnten. Letztlich scheint nach den Schilderungen Garons, Elenyas und Evendurs, welche sich bereits ein wenig im Tempel umsehen und umhören konnten, fest, dass wir jemanden dort einschleusen müssen. Die eingeschleuste Person soll vorgeben am Segen Mystras interessiert zu sein und höhere Weihen empfangen zu wollen. Recht schnell kristallisiert sich heraus, dass nur ich die Eignung für das Unterfangen habe.
Ich begleite Garon und Elenya in die städtischen Bibliotheken, wo sie Nachforschungen die alte Zitadelle betreffend anstellen wollen. Wir hoffen alte Baupläne zu finden, werden jedoch herb enttäuscht.
Ich nutze den Stadtgang mit den beiden dazu, eine religionswissenschaftliche Unterweisung rund um Mystra zu erhalten. Anschließend stelle ich mich mit einer gefälschten Identität im Tempel als Novizin vor.
Ich nenne mich Maria Crescara, gebe vor aus Halldale zu stammen und eine Tante Margot und einen Onkel Heinrich hier in der Stadt zu haben. Vom elterlichen Bauernhof sei ich geflohen, weil es doch noch irgendwas anderes auf der Welt geben muss, als Feldarbeit und Viehzucht. Ich gebe mich sehr jung und naiv, was mir scheinbar auch abgekauft wird. Alexander will während des dreitägigen Rituals in der Nähe der Tempelmauern im Gestrüpp ausharren, um im Notfall schnell bei mir sein zu können. Leider stellt sich in der Erprobung heraus, dass meine Fähigkeit, in Gedanken mit ihm kommunizieren zu können, nicht aus dem Inneren des Tempels bis zu ihm heraus reicht.
Der Kleriker Shan Thar erklärt mir zunächst, dass ich eine Aufnahmegebühr von 25 Goldstücken zu entrichten hätte. Wenn ich das Ritual nicht zuende durchlaufen würde, könnte ich das Gold wieder haben. Ich soll mich morgen gegen Abend im Tempel einfinden, wenn ich tatsächlich eine Novizin werden möchte. Zum dreitägigen Ritual, an dessen Ende ich Mystras heiligen Segen empfangen soll, gehört vor allem das Beten, das Buße tun und die rituellen Waschungen. Ich werde in einem Einzelzimmerchen untergebracht, welches vermutlich magisch ausgespäht werden wird. Vielleicht weiß Garon einen Rat, wie man einer solchen Ausspähung entgehen kann.

Zunächst tragen wir aber am Abend unsere Informationen zusammen.
Wir kommen überein, dass ich mich irgendwie besonders hervorheben muss, während meines Noviziats, da ich mithören konnte, wie Shantar etlichen jungen Leuten die selbe Offerte machte wie mir. Um tatsächlich zu Bereichen Zugang zu erhalten, welche ansonsten vor Blicken geschützt sind, muss ich mich irgendwie von der Masse abheben und die Blicke Kervins und Shantars gezielt auf meine Person lenken.
Während Elenya, Garon und ich überlegen, wie ich mich am besten als besonders würdig und wertvoll für den mysteriösen Mystra Tempel darstellen könnte, streift Alexander durch die Straßen Wheloons, um zu alten Bürgern Kontakt zu suchen. Er will mehr über die vor Äonen existierende Zitadelle erfahren, auf deren Ruinen der Tempel erbaut wurde. Evendur und Alexander halten es für zu zufällig, dass der neue Tempel ausgerechnet an diesem Ort erbaut wurde.
Nach Stunden kehrt er jedoch grummelnd in die Lindwurmwacht zurück, ohne neue Erkenntnisse gewonnen zu haben.
In der Zwischenzeit entwickeln wir den Plan, dass ich besonders talentiert im „Wunder“ wirken sein könnte. Der exzentrische Magier will mir auf die Schnelle einige magische Tricks beibringen, von denen Elenya jedoch behauptet, dass sie ungeeignet seien, Kleriker zu beeindrucken. Sie schlägt etwas wie besondere Heilfähigkeiten vor, um Bruder Shan Thar auf mich aufmerksam zu machen. Garon ergänzt diesen Vorschlag durch das Talent, Tränke analysieren zu können. Wenn ich diese beiden Dinge zeigen könnte und ein wenig schauspielerisches Talent an den Tag legen würde, so wären die Herrschaften gewiss beeindruckt.
Da mir keine göttliche Weisheit hinsichtlich des Wirkens von Heilung gegeben ist, suche ich Hannos Herbarien & Reagenzien auf, einen Laden für magische Tinkturen und Salben und Zubehör. Ich erfinde eine Geschichte, triefend von Herzeleid und Emotionen, um Hanno dazu zu bewegen, mir die Inhaltsstoffe diverser Tränke und Salben zu verraten, da ich einen jungen Magier durch mein in Wahrheit nicht vorhandenes magisches Talent  zu beeindrucken versuchen möchte. Ich lege mich richtig ins Zeug und verbringe einige Zeit im Laden. Letztlich für nichts und wieder nichts!
Dieser nichtsnutzige Scharlatan weiß ja nichtmal, wie seine magischen Tränke und Tinkturen zubereitet werden! Er lässt sie sich schicken! Ich fasse es nicht. Gerade noch vermag ich meine Contenance zu wahren. Immerhin verrät er mir die Ingredienzien einer Heilsalbe und woher er die Kräuter bezieht, welche er in seinem Geschäft verkauft. Schon ziemlich unter Zeitdruck suche ich die Göttergrotte auf. Hinter diesem Namen verbirgt sich ein Schrein des Silvanus. Abermals ist mir Tymora nicht wohlgesonnen und ich versuche mich mit der Möglichkeit zu arrangieren, dass unser Plan, die Mystrapriester auf mich aufmerksam zu machen, zum scheitern verurteilt sein könnte.
Kurz beraten wir uns noch in der Taverne, bevor ich abermals dem Tempel meine Aufwartung mache. Wir verbleiben so, dass ich nach Möglichkeit versuchen soll, viel durch Gespräche und meine bardischen Fähigkeiten herauszufinden.
Als ich am frühen Abend wieder im Tempel vorstellig werde, empfängt mich Bruder Shan Thar. Er führt mich zum Tempelvorsteher, dem Sternenweber Fembrys, der mir „Macht“ verspricht, wenn ich durchhalte. Er schließt seine kleine Rede mit den Worten: „Denke daran, bei allem, was du tust: vollende das, was dir die Göttin bietet.“ Danach zeigt er mir die Räumlichkeiten. Von einer großen Halle, deren Boden schwarz wie die Nacht gefliest ist, und deren Dach von vier mächtigen Säulen getragen wird, gehen fünf Türen ab. In der Mitte befindet sich ein Altar. Mir werden die Räumlichkeiten links und rechts dieses düsteren Altarraumes gezeigt. Die erste Tür auf der linken Seite ist die Tür zur Kammer der Novizen und Ritualempfänger. Die zweite Tür auf dieser Seite führt zum Quartier der Tempelwachen, von denen eine den Durchgang in die Besucherhalle bewacht. Gegenüber dem Wachenquartier befinden sich die Privatgemächer des Sternenwebers, welche zu betreten mir streng untersagt ist. Neben dem Gemach des Hohepriesters befindet sich das Bad und die Latrine. Die letzte Tür öffnet einen Vorratsraum. Gegenüber der doppelflügeligen Tür, welche in diese große Säulenhalle führt, befindet sich eine ebensolche Tür, welche in mir unbekannte Räume führt. In der Ecke hinten rechts ist der Opferstock aufgebaut, in welchen ich meine 25 Goldstücke legen soll. Nach dem Rundgang verabschiedet sich Fembrys und ich beziehe meine Kammer. Scheinbar bin ich zum jetzigen Zeitpunkt die einzige Novizin. Auf der Liege finde ich eine schwarze Robe, welche ich mir überstreife. Meine Kleidung verwahre ich in der schlichten Holztruhe, die vor meinem Bett steht.
Alexander harrt wie verabredet in einem Busch nahe des Tempels aus, wartend, lauschend, bereit sofort einzuschreiten und alles kurz und klein zu schlagen, sollte ich Hilfe brauchen. Mein Test ihm eine gedankliche Nachricht zu senden schlägt fehl. Der Ärmste...hoffentlich fängt es nicht an zu regnen. Mit der Gewissheit, dass das von mir ersonnene Mittel zur Kommunikation mit der Außenwelt fehlgeschlagen ist, bricht eine Welle der Einsamkeit über mich herein.
Zum selben Zeitpunkt, an dem ich meine erste rituelle Waschung durchführen darf, begeben sich die Kelemvor Klerikerin und ihr exzentrischer Bruder abermals in den Tempel. Entweder trauen sie mir nicht zu, die Ausspähung des Tempels und seiner Bewohner allein vornehmen zu können, oder sie haben Angst um meine Sicherheit. Doch von alldem merke ich nichts. Die Geschwister bewerben sich ebenfalls um einen Platz für das Ritual, werden allerdings auf den nächsten Tag vertröstet. Man lädt sie jedoch wieder ein, der Zeremonie beizuwohnen, was beide tun. Bei dieser Gelegenheit fällt Garon auf, dass etwas mit dem magischen Symbol Shan Thars nicht stimmt. Eine Art Illusion scheint über dem eigentlichen Symbol zu liegen, welches der Magier leider nicht erkennen kann.
Nach dem Bad erhalte ich meine erste intellektuelle – ich meine natürlich spirituelle Erleuchtung durch den Sternenweber Fembrys. Er hält einen langweiligen Monolog über religiöse Symbole, bla, bla, bla. Ich gebe mir Mühe, es so erscheinen zu lassen, als hinge ich förmlich an seinen Lippen und sei von religiösem Eifer erfasst. Irgendwann schickt er mich ins Bett.
Meine Güte! Wie soll ich bloß die drei Tage hier überstehen? Das Schlimme ist nicht nur die Einsamkeit, sondern auch die Sinnlosigkeit meines Unterfangens. Großartig ausspionieren kann ich de facto nämlich nichts, da der Wachmann ein wirklich wachsamer Wachmann ist. Vielleicht versuche ich es mal mit „Schlafwandeln“.

In der Zwischenzeit schleicht sich Evendur ohne das Wissen des Restes in die Privatgemächer Shan Thars und Kervins. Das Turmzimmer liegt etwas außerhalb des eigentlichen Tempels und ist geschmackvoll eingerichtet. Der Kundschafter will nach Beweisen für die Falschheit des Tempels forschen, stößt aber nur auf den dort friedlich vor sich hin schnarchenden Kervin, den er kurzentschlossen entführt. Eine oberflächliche Durchsuchung des Gemachs ergibt keine Hinweise. Der Priester wird in ein nahegelegenes Waldstück verschleppt und dort gefesselt versteckt und unser Kundschafter kehrt in die Taverne zurück, um Garon und Elenya zu holen, welche er zum bewusstlosen Kervin führt.
Nach einigen Diskussionen kommt man überein, dass Kervin nach Wheloon herein gebracht werden soll, um in der Lindwurmwacht einem Verhör unterzogen zu werden. Evendur reibt den Mystrapriester mit billigem Fusel ein, legt sich den vermeintlich volltrunkenen Penner über die Schulter und marschiert los Richtung Stadt. Garon, unser umsichtiger Magier mit dem Blick fürs Detail, trägt noch dafür Sorge, dass die Kleidung des Priesters durch einen kleinen Zauber verschmutzt aussieht. Elenya blickt dem Transport des Entführten skeptisch entgegen und sie soll recht behalten, denn dem geschulten Blick der Stadtwache kommt die nächtliche Prozession in den Gassen Wheloons merkwürdig vor. Die Gruppe wird angesprochen und soll sich ausweisen. Leider wurde der Ausweis des entführten Priesters nicht mit entführt, weswegen er von der Patrouille, nebst unserem Kundschafter zum Ausnüchtern in Gewahrsam genommen wird.
Den von Garon vorgeschlagenen magischen Austausch lehnt Evendur ab. Überhaupt scheint er magischen Dingen gegenüber eine große Abneigung zu hegen. Er bevorzugt es stattdessen, sich am nächsten Morgen beim Hauptmann der Stadtwache, Port Haera zu melden und ihm zu berichten, dass er Kervin zwecks Beschaffung von Informationen aus dem Tempel entführt hat. Der Magier und seine Schwester sind wenig erbaut von Evendurs Vorschlag, sehen aber, dass sie chancenlos gegen seinen Dickschädel sind und kehren in die Lindwurmwacht zurück.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 13. November 2007, 22:41:39
25. ELEASIAS
Der Morgen graut und ich werde zum Gebet und zur rituellen Waschung geweckt. Danach steht eine weitere Lektion von Fembrys an. Ich stähle meinen Willen, nicht einzuschlafen, während er zu mir spricht.
Tatsächlich ist dieser Monolog interessanter als der des Vortages. Ich erfahre, dass die Magie zwischen den Sternen geboren wurde und die Sterne das Zentrum der Magie darstellen. Zwischen den Sternen sei die Leere und die Dunkelheit und darin verberge sich viel mehr Wissen, als Mystra preisgibt. Immer wieder redet er von den Geheimnissen der Leere und der Dunkelheit. Irgendwann schwirrt mir der Kopf. SEINE Stimme holt mich aus dem fast meditativen Nebel von Fembrys Erzählung zurück in die Wirklichkeit. „Hör nur gut zu, kleine Lily und bleib wachsam. Gerade erzählt dir der Mann, der sich als Sternenweber bezeichnet, etwas über eine sehr mächtige Göttin. Und ich meine nicht Mystra. Das sollte sogar ein Laie wie du durchschauen. Höre gut zu und lerne. Eines Tages bist du hoffentlich auf dem Niveau angekommen, dich dieser Göttin zuzuwenden. Dann werden wir einander noch näher sein.“ Ich schaudere und schüttele unmerklich den Kopf. Das kann doch nicht wahr sein, oder? Aber ER hat vermutlich recht. Der dunkel geflieste Boden, das Gerede über die Leere und die Dunkelheit und alles... . Fembrys scheint mir nicht länger von Mystra zu sprechen, sondern von Shar! Nervös lecke ich über meine Lippen, glücklicherweise bemerkt der Priester meine innere Anspannung nicht, da er selbstverliebt seinen Worten lauscht. Irgendwie muss es mir gelingen, die anderen zu informieren, aber wie? Mein Blick schweift, wie ich hoffe, unauffällig umher und bleibt an der Wache hängen. Vielleicht ist der Wächter meine Verbindung zur Außenwelt. Ich werde versuchen, trotz des Redeverbots, mit ihm in Kontakt zu treten.

Während ich den Worten des Sternenwebers andächtig lausche, erfahren die anderen, dass auf den Gefangenen Kervin in den dunkelsten Stunden der Nacht ein Anschlag verübt wurde. Ein Halbling und ein Mensch waren in die Garnison eingedrungen. Beim Versuch sich dem Gefangenen, dessen Identität bis dato noch nicht offiziell feststand, zu nähern, wurde der Mensch getötet und sein Komplize zusammen mit Kervin weggebracht. Die Greifenbrut erfährt leider nicht, wohin man beide Personen brachte.
Zumindest können Garon und Evendur mit Hauptmann Port Haera, ein sehniger mürrischer Mann, Mitte 30, sprechen, dem sie ihre Vermutungen bezüglich der Unregelmäßigkeiten im Mystratempel schildern.
„Tatsächlich habe ich auch ein ungutes Gefühl, was diesen Tempel betrifft“, äußert er, „Baron Rotbarts Rolle in dieser Sache scheint mir zweifelhaft zu sein. Zwar hat der Stadtpatron vor kurzem eine offizielle Untersuchung der von den Bürgern Wheloons vorgebrachten seltsamen Dinge hinter den Tempelmauern angeleiert, aber erstens kam er diesen Forderungen der Öffentlichkeit nur sehr zögerlich nach und zweitens wurde die Untersuchung nur von seinen Leuten durchgeführt, nicht etwa von meinen Männern, wie es eigentlich üblich gewesen wäre. Die Soldaten unter meinem Kommando munkeln, die Untersuchung sei nur halbherzig durchgeführt worden.“ Der Magier und der Kundschafter wechseln einen beunruhigten Blick und Evendur richtet schließlich das Wort an den Hauptmann der Stadtwache: „Hauptmann Haera, da Ihnen augenscheinlich Seitens der Purpurdrachen und dem Baron dienstlich die Hände in dieser Sache gebunden sind, wäre es vielleicht in Ihrem Sinne, wenn unsere Abenteurergruppe sich der Aufklärung annimmt?“ „Nun ich will es mal so sagen“, antwortet der Hauptmann, „Offiziell möchte ich von einem derartigen Vorhaben nichts wissen. Inoffiziell werde ich meine Männer anweisen, euch weitgehend freie Hand zu lassen, bei dem, was ihr tut. Problematisch wird es nur sein, die Tempelwachen darüber in Kenntnis zu setzen, da sie für die Zeit ihres Dienstes meist abgeschottet sind von allen Informationen.“ „Lassen Sie die Tempelwachen mal unsere Sorge sein, Hauptmann!“, schaltet sich Garon großspurig in das Gespräch ein.
Nachdem man sich artig verabschiedet hat, sind sich der Kundschafter und unser Magier einig, dass Port Haera als vertrauenswürdig einzustufen ist, was man vom Baron und den ihm untergebenen Purpurdrachen nicht eben sagen kann. Garon hat sogar den hochfliegenden Plan, beim Baron vorstellig zu werden um ihn mit den Vorwürfen zu konfrontieren. Evendur holt den Intellektuellen auf den Boden der Tatsachen zurück, indem er ihn darauf hinweist, dass es Wochen dauern könne, bis man eine Audienz beim Stadtpatron bekäme. Doch Garon wäre nicht er selbst, wenn ihn diese Nachricht bedrücken würde, daher – ganz ein Mann der Tat – beschließt er, erneut den Tempel aufzusuchen. Vordergründig, um Schriftrollen zu erwerben und intellektuellem Geplauder zu frönen, hintergründig jedoch will er herausfinden, inwieweit man im Mystratempel über das Verschwinden Kervins, sowie den Anschlag auf selbigen informiert ist.
Ihm wird mitgeteilt, der Schriftgelehrte Kervin sei gestern Abend überraschend zu einer Reise aufgebrochen. Unser Magier mustert sein Gegenüber eindringend über den Rand seiner violett getönten Brille hinweg, rückt diese zurecht und lässt nebenbei, während er ein wenig in seinen Taschen kramt, eine Bemerkung bezüglich des Attentats auf Bruder Kervin fallen. Bruder Shan Thar wirkt ob dieser Nachricht sehr besorgt und unwissend. Aufgeregt bringt er hervor: „Du meine Güte! Das ist ja schrecklich. Kervin ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Magie. Wie sollen wir diese Lücken bloß füllen, wenn er nicht zurückkehrt?“ Woraufhin unser junger, ambitionierter Magier nur lapidar erwidert: „Oh, ich wüsste da schon jemanden, der seine Stelle einnehmen könnte.“ „Ach ja?“ Shan Thar, der sichtlich durcheinander wirkt, mustert ihn. „Oh ja! Mich zum Beispiel.“ Der Kleriker lehnt dankend ab und Garon trollt sich.

Ich versuche derweil mit den Wachen ins Gespräch zu kommen, was nicht einfach ist, da Sternenweber Fembrys es, euphemistisch ausgedrückt, nicht gerne sieht, wenn ich mit ihnen rede. Die Worte „nicht gerne“ hat er übrigens von einem bösen Blick, der mir fast das Blut in den Adern gefrieren ließ, begleitet ausgesprochen. Scheinbar zufällig führe ich Gelegenheiten herbei, die mir Gelegenheit zum Gespräch bieten. Einmal habe ich gar die Möglichkeit ausführlicher mit der Wache Ferrus zu sprechen, einem ortsansässigen Mann, dessen Familie am Stadtrand Wheloons in einem kleinen Häuschen lebt. Aus der leichten Unterhaltung heraus merkt Ferrus plötzlich an, wie merkwürdig er es findet, noch nie mitbekommen zu haben, was aus den Teilnehmern des Rituals, wie mir, wurde. Seltsamerweise würden immer kurz vor Ablauf des dreitägigen Rituals die Wachen ausgetauscht. Die frisch „Geweihten“ oder „Erleuchteten“ hat er nie mehr zu Gesicht bekommen. Auf Nachfrage bei Shan Thar, Kervin oder Fembrys würde ihm stets geantwortet, dass die Novizen nun andere Pflichten hätten und nicht mehr im Tempel verweilten. Ganz naiv geht er davon aus, dass sie wohl einfach nach Hause gehen. Während er dies erzählt, kriecht mir eine Gänsehaut über den Rücken und ein Kloß scheint auf einmal in meinem Hals zu stecken. Können Menschen tatsächlich so naiv sein? Ich glaube es nicht... . Ich bin schockiert. Sie verleugnen also nach Ablauf des Rituals ihre Novizen. Nach außen trage ich ein selbstbewusstes Lächeln zur Schau und bitte ihn, mir Glück zu wünschen, für das Ritual. Dann kommt Fembrys und ich husche rasch aus seinem Blickfeld.
In meiner Kammer atme ich erst mal durch. Ich muss hier raus! Irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht. Was immer das auch für ein Ritual sein mag, etwas Gutes steckt da gewiss nicht dahinter. Allmählich legt sich die Panik, ich werde ruhiger und mein Verstand schaltet sich erfreulicherweise wieder ein, was einen klaren Vorteil für die zu planende Flucht bedeutet. In Gedankenspielen gehe ich die Möglichkeiten zu fliehen durch.
Gewiss scheint mir lediglich, dass ER schon dafür Sorge tragen wird, dass ich nicht zu Schaden komme.
Auch die anderen in der Lindwurmwacht gehen in Gedankenspielen durch, welche Informationen sie haben, welche Möglichkeiten sich bieten, welche ausgeschöpft wurden und an welcher Ecke angeknüpft werden kann.
Es kristallisiert sich heraus, dass wir damit rechnen müssen, es mit zwei Gegnern zu tun zu haben. Wenn der Tempel tatsächlich nichts über Kervins Verschwinden weiß, was ja unsere Aktion war, und wenn sie auch nichts über das Attentat wissen, dann wollte eine Partei, deren Identität momentan im Dunklen liegt, ihn entführen. Warum? Wer? Auch Baron Rotbarts Rolle in der ganzen Angelegenheit ist völlig nebulös. Über die Dame, die den Bau in Auftrag gab, wissen wir auch noch gar nichts, außer dass sie eine vermögende, adlige Lady sein soll – offenbar zugezogen, nicht aus Wheloon stammend jedenfalls.

Während ich eine weitere Lektion vom Sternenweber erhalte, kommt Elenya ein weiteres Mal zum Tempel. Hinter dem Vorwand, in den heiligen Hallen des Mystra Tempels ein Ritual zu Ehren Kelemvors vollziehen zu dürfen, verbirgt sich die Sorge um mich. Die Klerikern hofft, zumindest einen Blick auf mich erheischen zu können, um zu sehen, dass es mir gut geht, beziehungsweise ob ich überhaupt noch lebe.
Elenya bittet Shan Thar um diverse Reagenzien und Utensilien zur Durchführung ihres kleinen Rituals und schickt ihn dadurch immer wieder aus der Halle. Leider werde ich in diesem Moment von Fembrys unterrichtet und bin daher nicht in der Halle zugegen, in welcher sie sich aufhält. Um weitere Zeit zu schinden, beginnt Elenya ein religiöses Gespräch mit Shan Thar, dem sie sehr detailliert schildert, welchen Nutzen dieses kleine Ritual hat, was bei der Durchführung zu beachten ist und so weiter und so fort. Im Gegenzug möchte sie gerne etwas über die Rituale der Mystrapriester erfahren. Shan Thar zeigt sich sehr wortkarg. Er wirkt etwas unbeholfen und unsicher. Elenya wird nur abermals von ihm eingeladen, sich als Jüngerin aufnehmen zu lassen und Einblick in die tiefen Geheimnisse Mystras zu erlangen, was die in ihrem Glauben gefestigte Frau höflich ablehnt.
***
„Diese Hure von einer Kelemvor Dienerin!“ Finstere Blicke trafen Sternenweber Fembrys und dieses junge Ding vor ihm. Shan Tar war äußerst schlechter Laune als er durch den Tempel eilte um Kerzenständer zu besorgen die diese Elenya Ethethiel verlangt hatte. „Bei Cyric“, fest krallte er das Amulett um seinen Hals, „sobald diese beiden Schlampen, Elenya und Lily, unter dem Bann der Starry Gnosis stehen würden hätte er, Shan Tar eine Bitte an den Sharisten. Er würde Bruder Fembrys um etwas Spaß mit den beiden Grazien in der Folterkammer des Sternenwebers bitten. Verdammt diese Gedanken machten ihn geil!“ Die Miene Shan Tars klärte sich als er zurück in den Tempelhof trat und Elenya die Kerzen reichte. Die Priesterin blubberte aufgeregt vor sich hin. Er hörte nicht zu. Die Priesterin wies ihn an die Kerzen zu platzieren. Halbherzig gehorchte er, während seine Gedanken an einem ganz anderen Ort weilten. „Ich werde dich an die Decke hängen, nackt – wie ein Schwein zu ausschlachten. Du Stück Dreck - das werde ich mit dir machen, dich ausschlachten. Kopfüber! Ausbluten sollst du, Hure“ Elenya brabbelte. „Und während du an Ketten aufgehangen deinen Freier um Erlösung anbettelst werde ich dich aufschlitzen. Schön langsam – Schnitt für Schnitt. Du wirst dir einen schnellen Tod wünschen. Und während du mit dem Leben ringst – es aus die raus sprudelt werde ich diese Lily vögeln. Direkt unter dir. Wir werden in deinem Blut baden.“ Elenya stellte eine Frage und Shan Tar nickte eifrig. Sein Lächeln zeigte sauber geblichene strahlende Zähne.
„In deinem Blut werde ich baden, Hure und deine Schreie werden mich in Extase versetzten. Vielleicht wollte Sternenweber Fembrys auch etwas Spaß, der Sharist war eigentlich gar kein so übler Typ. Er müsste ihn nur überreden, dass Herrin Arthas nichts von der Aktion mitbekommen dürfe.“ Immer wieder wanderten die Blicke des Cyristen unauffällig an der Kelemvordienerin auf und ab.
***
Fembrys erzählt mir derweil davon, dass Mystra einst sterblich war und „Mitternacht“ genannt wurde. Zu ihren Verbündeten zählen Selûne und Kelemvor. Ich unterdrücke ein Gähnen, weil mir diese Informationen durchaus geläufig sind und mich der Sternenweber durch diese überflüssige Lektion am Voranschreiten meiner Fluchtplanung hindert. Plötzlich jedoch schwenkt er über zur Legende über Selûne und Shar (Mond und Dunkelheit). Fembrys schildert den Krieg sehr neutral. Innerlich bin ich nun hellwach, nach außen hin jedoch tue ich so, als käme mir diese neutrale Schilderung des großen Krieges nicht merkwürdig vor. Ich hatte also recht! Zumindest der Sternenweber scheint ganz klar Shar zu verehren und nicht Mystra! Warum aber dann einen Mystratempel bauen, mit all dem Brimborium, wenn man eigentlich einer anderen Gottheit huldigt? Vielleicht gab es die Subvention nur unter dieser Bedingung... . Sollte ich hier heraus kommen, möchte ich herausfinden, was es mit den Auftraggebern des Tempelbaus auf sich hat. Wer sind die Leute? Was wollten sie erreichen? Welche Ziele verfolgen sie?

Während ich meinen Gedanken nachhänge, treffen sich die anderen wieder in der Taverne. Die Stimmung ist gereizt. Dunkle Schatten aus Argwohn und Misstrauen legen sich über die noch junge Gemeinschaft.
Alexander trifft beunruhigt in der Herberge ein. Seit über zwei Tagen hat er nichts von mir gehört. Er hat vor, den Tempel zu stürmen und alles dort drinnen kurz und klein zu schlagen. Den anderen wirft er Nichtstun und Trägheit vor.
Da auch die anderen irgendwie das Gefühl nicht loswerden, sich in einer Sackgasse des Handelns zu befinden, kommen alle nach zähem Diskutieren, gegenseitigen Vorhaltungen, Beschuldigungen und Misstrauensbekundungen zu dem Schluss, dass die beste Idee wohl tatsächlich die Alexanders ist. Der Tempel soll gestürmt werden, jedoch müsse die Vorgehensweise bedächtig und vorausschauend geplant werden.
Ob dieser neuerlichen Verzögerung, bricht Alexander zornig auf: „In einer Stunde geh ich rein in den Scheißtempel. Ist mir Wurst, wo ihr dann seid. Ich werde handeln. Dumm rumsitzen könnt ihr, aber ihr habt mir noch nicht gezeigt, dass ihr auch in der Lage seid, mal was anzupacken, verdammt!“

Die Greifenbrut macht sich auf zum Tempel, wo Evendur auf seinem geheimen Weg über die Mauern klettert und die beiden Stadtwachenwachen Rüdiger und Bartholomäus in unser Vorhaben einweiht. Nachdem diese überzeugt wurden, dass wir in guter Absicht und von Hauptmann Port Haera unterstützt handeln, öffnet er den anderen das Haupttor. Im Inneren des Tempels kommt es zu einem kurzen Scharmützel mit den dortigen, noch unwissenden Wachen. Alexander knockt einen der Männer aus, welcher gefesselt und geknebelt vor das Tor bugsiert wird. In diesem Moment empfange ich eine magische Nachricht von Garon, der berichtet, dass sich die vier im Inneren des Tempels aufhalten und ich zu ihnen stoßen soll, sofern es mir gut geht. Ich komme seinem Aufruf nach und wir treffen uns in der großen Obsidian gefliesten  Halle, die an meine Kammer angrenzt. Nach einem knappen Informationsaustausch kommen wir überein, zunächst die beiden Wachen hier auszuschalten (ohne sie zu verletzen), um uns danach Sternenweber Fembrys anzunehmen. Seltsamerweise hält sich keine Wache in der Halle auf und auch im Quartier der Männer ist niemand zu finden. Nach und nach durchsuchen wir alle Räume, auch das Privatgemach des Sternenwebers, allesamt sind jedoch leer. Auch Elenya stellt fest, dass die hiesigen Bodenplatten und Einlegearbeiten viel eher auf Shar gemünzt sind, als auf Mystra.
Während Alexander unseren Rücken in der Obsidianhalle deckt, begeben wir uns kühn durch die große doppelflügelige Tür in den angrenzenden Raum. Dort finden wir einen finsteren Altarraum vor, in welchem Fembrys gerade dabei ist, ein unheiliges Ritual an einem der beiden Wachmänner zu vollziehen.
Ich stimme ein Lied an, dessen Töne sich mit Mystras Netz verbinden und unseren Willen gegen etwaige Bezauberungen stählen werden.
„Im Namen Kelemvors!“ ruft Elenya laut, „Fordere ich Euch auf, dieses unheilige Ritual unverzüglich zu beenden!“ Während sie noch spricht feuert Evendur einen meisterlich gezielten Schuss auf den falschen Mystrapriester ab, mit welchem er ihn augenblicklich an die Schwelle des Todes katapultiert. Seine Luftröhre ist durchbohrt und hellrotes Blut, welches sich in einer Lache um seinen Körper sammelt, pulsiert bei jedem Herzschlag aus der Wunde. Dem Tode nahe ruft Fembrys zwei dunkle Schemen zur Hilfe und rollt sich mühsam röchelnd ein Stück nach hinten, wo wir eine im Dunklen liegende Treppe entdecken, welche in die Tiefe führt. Der sterbende Sternenweber lässt im Fallen eine magische, in Schatten gehüllte Kugel fallen, die in die rechte Raumecke kullert. Ich erachte diese Kugel für sehr wichtig und versuche sie erreichen. Meine akrobatischen Fähigkeiten nutzend, versuche ich aus dem Bedrohungsradius der Schattenwachen heraus zu kommen, um zur Ecke zu gelangen. „Fass sie bloß nicht an!“, kreischt Elenya, die mein Vorhaben offenbar durchschaut.
Die schemenhaften Wachen wispern uns zu: „Wir haben das Schattentor durchquert, aber Mystra war es nicht, die wir am anderen Ende fanden. Und nun sterbt!“ Einer der Schemen springt mir in den Weg und führt einen gekonnten Schlag gegen mich aus, der mich schwer verletzt. Mir bleibt die Luft weg, von dem harten Schlag und ich kann mich nur mühsam auf den Beinen halten. Mein Blick irrt zur Kugel, die ich plötzlich nicht mehr sehen kann, weil mich Magie durchströmt, kurz Raum und Zeit um mich her verschwimmen, bis ich verstehe, dass Garon nun an meiner Stelle steht und ich an seiner. Er hat einen magischen Austausch unserer Körper vorgenommen und sieht sich nun selbst dem tödlichen Gegner gegenüber. Ich stehe tief in seiner Schuld. Hoffentlich war sein Opfer nicht närrisch, denn schon wird er von der Wache angegangen und ebenfalls schwer verletzt. Tränen der Erleichterung rinnen über meine Wange. Rasch wirkt Elenya einen notdürftigen Heilspruch auf mich. Durch den Tränenschleier sehe ich, wie das Blut aus Garons Körper rinnt. Sobald ich wieder klar zu denken vermag, konzentriere ich mich auf meinen Gesang und einen Zauber. Ich muss die Wache handlungsunfähig machen, damit Elenya Zeit hat, zu Garon vorzudringen. Evendur versetzt derweil Fembrys den Todesstoß. Die an Garon stehende Wache ist durch meinen Zauber bewegungsunfähig, eine weitere Wache erschieße ich mit meinem flammenden Kurzbogen. Evendur und Elenya schalten die noch übriggebliebene Schattenwache aus. Fieberhaft versuchen wir Garons Leben zu retten. Leider konnte sich die Schattengestalt zu früh aus meinem magischen Haltegriff befreien und stürmt auf mich zu. Dies verschafft der Klerikerin die nötige Zeit, um zu ihrem Bruder zu eilen. Ha! Dass er zu mir rennt, wird sein tödlicher Fehler, denn ich ziehe mich in die große Halle zurück, in welcher Alexander mit gezogenem Zweihänder auf Kundschaft wartet. Er teilt die Wache sauber in zwei Hälften, als sie auf mich zu springt.
Wir kommen alle im kleinen Altarraum zusammen und heilen unsere teils schweren Wunden mit Hilfe des Heilstabes unserer Eltern. Schon ist unser ambitionierter Magier wieder voll in seinem Metier: er stellt fest, dass es sich beim religiösen Symbol, welches Fembrys um seinen Hals trägt, um eine magische Täuschung handelt. Er nimmt das Amulett an sich und will dessen wahre Identität eindrucksvoll vor Publikum enthüllen. Zumindest weiß er bereits das geheime Wort, welches die Illusion aufheben wird: „Offenbare deine Geheimnisse niemandem“, lautet es. Elenya schlägt die magische Kugel vorsichtig in ein samtenes Tuch ein, welches wir in einer geheimen Schublade des Altars finden. Sie erzählt uns, dass es sich ein religiöses Artefakt der Göttin Shar handelt, mit welchem es möglich ist, den Geist von Kreaturen zu versklaven. Ich erinnere mich, eine Kugel wie diese schon einmal gesehen zu haben. In Kalimport ziert das Pendant zu dem von uns hier sicher gestellten Artefakt die Stirn einer riesigen Shar Statue. Garon vermutet, dass die schemenhaften Wachen mit dem Schattengewebe in Berührung gekommen sind oder von einer anderen Ebene berührt wurden. Mit all diesen Funden ist für uns nun definitiv klar, dass es sich um eine geheime Kultstätte der dunklen Göttin handeln muss. Mit diesen Erkenntnissen machen wir uns auf zu Hauptmann Haera, dem wir alles berichten wollen. Vielleicht kann er uns bei der weiteren Untersuchung dieser verderbten Stätte unterstützen. In den tiefen Gewölben des Tempels vermuten wir unter anderem das Schattentor, sowie den Buchhändler Amnik Basult, der hoffentlich noch am Leben ist.
Garon träumt laut vor sich hin, wie er die Lorbeeren dieses Unterfangens ernten wird, während die Stadtwache die Drecksarbeit verrichten darf. Seine Schwester bremst seinen Höhenflug aus, als sie daran erinnert, dass Fembrys nicht allein agiert hat. Bruder Shan Thar ist noch nicht gefunden und unschädlich gemacht worden. Evendur stimmt ihr zu, dass es in unserer Verantwortung liegt, diesem falschen Priester das Handwerk zu legen. Dennoch müssen wir einstweilen den Tempel verlassen, um neue Kräfte zu sammeln und Hauptmann Port Haera Bericht zu erstatten.
Während unser Kundschafter und mein Freund Alexander sich Gedanken darüber machen, wie wir möglichst leicht wieder Zugang zum Tempelinneren erhalten können, gibt der Magier seine neueste Idee preis: Ihn interessiert vor allem das Schattentor. Er vermutet, es sei ein Portal zu einer oder mehreren anderen Ebenen. Der manchmal etwas weltfremde Bücherwurm will es unbedingt studieren, bevor wir es zerstören. Für diese Äußerung erntet er von uns allen missbilligende Blicke.
Um Zeit zu sparen teilen wir uns in zwei Teams auf. Elenya und der Barbar gehen zum Schrein des Silvanus, um dort die Schattenkugel in Verwahrung zu geben. Die übrige Greifenbrut macht sich auf zum Hauptquartier der Stadtwache, wo Garon mit großem Tamtam die wahre Natur des Amuletts enthüllen will. Um einen besonders guten Eindruck bei seiner Vorführung zu machen, nutzt der eitle Gecke einen kleinen Illusionszauber dazu, seine Kleidung sauber und glatt erscheinen zu lassen. Evendur und ich rollen nur die Augen, weil wir beide nach wie vor blutverschmiert und demoliert ausschauen.
Da es tief in der Nacht ist, liegt die Grotte, welche den Silvanus Schrein beherbergt in völliger Dunkelheit und Einsamkeit. Unverrichteter Dinge lenken die Klerikerin und ihr massiger Leibwächter daher ihre Schritte zur Harvesthall, dem Schrein von Shauntea, welcher jedoch ebenso verlassen da liegt. Sie beschließen in der Taverne auf uns zu warten und die Kugel am nächsten Morgen in Verwahrung zu geben. Alexander ist zwar der Ansicht, dass das schattenhafte Artefakt besser zerstört werden sollte, lässt sich jedoch dieses eine mal noch von Elenya überzeugen, dass sie unbeschadet in kompetente Hände gegeben werden soll.
In der Zwischenzeit werden wir anderen von einer nächtlichen Patrouille angehalten, welche nach unserem Begehr zu solch später Stunde fragt. Evendur und Garon erklären ihnen, dass wir in einer wichtigen Angelegenheit, die keinen Aufschub duldet, mit Haera sprechen müssen. Die Wachen eskortieren uns unter skeptischen Blicken zum Haupthaus der Wache, wo geprüft wird, ob wir eine Berechtigung haben, den Hauptmann zu solcher Stunde wegen einer Audienz aus dem Schlaf zu reißen. Schnell findet sich eine Sondergenehmigung für uns in den Unterlagen, woraufhin einer der Wachmänner Port Haera weckt.
Der Hauptmann kommt wachen Blickes, jedoch unfrisiert in sein Dienstzimmer. „Ich hoffe es ist wirklich wichtig.“, sagt er barsch, anstelle einer Begrüßung. Garon lässt sich durch dieses distanzierte Auftreten nicht beirren und beginnt enthusiastisch und eloquent unseren Schlachtzug und unsere Funde im Tempel zu beschreiben. Ich grinse und denke mir, dass er durchaus Talent hat, im Geschichten erzählen. Als Höhepunkt legt der Magier schließlich das Amulett auf den Tisch und spricht pathetisch: „Enthülle dein Geheimnis niemandem!“, diese Worte unterstreicht er mit einer großspurigen Geste. Augenblicklich fällt die Illusion von dem Anhänger ab und enthüllt das religiöse Symbol der Göttin Shar. Der Hauptmann ist beeindruckt und will unverzüglich die „Drachen“ informieren. Er setzt ein Schreiben an Constal Tholl, deren Oberkommandanten auf und möchte, dass wir bei ihm vorsprechen und dort auch die Kugel abgeben. Ich erfrage noch, wer eigentlich offiziell dem „Mystratempel“ vorsteht, da ich eine kleine Wette mit Garon begonnen habe, welcher der Überzeugung ist, Shan Thar sei der Hohepriester, während ich auf Fembrys tippe. „Offiziell wurde Lady Arthas als Hohepriesterin des Tempels benannt.“, gibt uns der Hauptmann zur Antwort. Der Magier und ich tauschen einen enttäuschten, verwirrten Blick aus.
Als uns Haera das Empfehlungsschreiben aushändigt, richtet Evendur noch einmal das Wort an ihn: „Mit Verlaub, Hauptmann Haera, wie Ihr sehen könnt, ist unsere Gruppe stark gebeutelt von den bisherigen Begegnungen im Tempel. Wir müssen dringend rasten, uns erholen, einige aus der Gruppe möchten ihre magischen Fähigkeiten regenerieren. Ich erbitte daher Eure Hilfe bei der weiteren Durchsuchung.“ „Ihr möchtet also die Lorbeeren einheimsen und meine Männer sollen die übrige Drecksarbeit verrichten, indem ihr zu Tholl geht mit meinem Schreiben, es euch danach gemütlich macht und meine Leute dann aufräumen dürfen?“, donnert der Hauptmann. Garon nickt und lächelt scheinheilig. Ich trete ihm auf den Fuß, was sein Grinsen in einen schmerzverzerrten Ausdruck umwandelt und sein heftiges Nicken unterbricht. „Verehrter Hauptmann, nichts liegt uns ferner, als Ruhm und Ehre einzuheimsen, wenn sie uns nicht gebührt.“, erwidere ich entrüstet, „Vielmehr sieht es so aus, dass wir an unsere personellen Grenzen gestoßen sind und daher ungern allein weitere Abenteuer in den Katakomben des Tempels erleben wollen. Wir erwarten noch einige Widersacher dort unten und wären wirklich sehr froh über eine Unterstützung von Eurer Seite.“ „So hört es sich schon etwas anders an. Lasst mich kurz überlegen. Hmm, ihr sagtet, ihr bräuchtet Ruhe? Wie lange?“ „Acht Stunden wären wohl ausreichend.“, gibt Garon zur Antwort. „Nun gut, dann schlage ich eine andere Vorgehensweise vor“, sagt Haera, „Gebt mir das Empfehlungsschreiben!“ Evendur kommt der ungeduldigen Geste des Hauptmanns nach, welcher das Scheiben rasch an sich nimmt und zerreißt. Danach fährt er fort, uns seinen neuen Plan zu schildern: „Offiziell hat unser Gespräch nie stattgefunden. Offiziell werde ich morgen Mittag die Purpurdrachen um Unterstützung bitten, weil meine Wachen im Tempel angegriffen wurden. Veranlasst bitte sofort, dass die Gegenstände, welche ihr im Tempel gefunden habt, zu mir geschickt werden.“ Garon schickt eine magische Nachricht an seine Schwester, mit der Bitte, die Gegenstände zum Haupthaus der Wache zu bringen. Elenya kommt seinem Ruf nach, fügt dem Päckchen jedoch noch eine Notiz bei, mit allem, was sie bisher über das religiöse Artefakt herausfinden konnte.
Erschöpft kehren wir in die Lindwurmwacht zurück, wo uns die Klerikerin mit dem magischen Stab heilt. Danach schlafen wir selig bis zum nächsten Morgen.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 14. November 2007, 00:05:50
Völker und Klassen der Spielerchars dazueditiert (das meiste konnte man sich ja denken...)
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 17. November 2007, 19:19:40
Schön, dass du die Rassen dazu editiert hast, aber eigentlich gehört hier mal ein update hin.
Den "hidden content" hast du ja schon gepostet - sprich die eine Rassenänderung. Was ja eigenlich auch etwas verfrüht war, da uns der gute Galmor noch gar nicht begegnet ist bis zum jetzigen update der Story hier. :P

Wenn du solche "teaser" schon reinschreibst, dann kannste auch erwähnen, was aus Elenya wurde.

Für die "out-sider" hier: Die Spielerin von Elenya zog Studiums bedingt in eine andere Stadt um und kann daher nicht mehr an den Sitzungen teilnehmen.
Die von uns gefundene Lösung dieses Problems finde ich sehr gelungen - fügt sich gut ein, in die gesamte Geschichte.

Und NEIN - wir haben sie NICHT einfach sterben lassen, das wäre ja null-acht-fünfzehn ;)

Aber das werdet ihr wohl erst in einiger Zeit erfahren, denn bis die Geschichte da angelangt ist, wird noch viel Wasser die Lahn runter fließen.

*kramt ein paar Sekt- und Bierpullen hervor* und nun lasst uns anstossen auf die vorerst fertig gestellte Geschichte der Greifenbrut. *PROST!*


P.S.: @Arkosr: In dem von dir eingefügten Teil (die Sternchen Passage, wo Shan Thar sich Elenya und Lily in der Folterkammer vorstellt), sind einige Zeichen- und Grammatik/Bezugsfehler. Schau nochmal drüber, ansonsten finde ich es klasse, dass du - wie wir es mal angedacht hatten - ab und zu Teile aus Sicht der Gegner reineditierst. Merci :)
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Nakago am 18. November 2007, 12:26:40
Die Geschsichte ist gut geschrieben und macht Lust auf mehr. Aber ich würde es begrüßen, wenn zwischen den Abstätzen jeweils eine Leerzeile wäre, würde das Lesen am Bildschirm angenehmer machen.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Nakago am 18. November 2007, 13:01:21
Die Geschichte ist gut geschrieben und macht Lust auf mehr. Aber ich würde es begrüßen, wenn zwischen den Absätzen jeweils eine Leerzeile wäre, würde das Lesen am Bildschirm angenehmer machen.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 18. November 2007, 17:46:00
Stimmt, hier in der Foren-Version ist es recht unangenehm zu lesen. Meine Word-Fassung hat mehr Absätze und die PDF Version ist noch Augen freundlicher! :)

Solle Arkos am besten nochmal editieren hier - zuviel zusammenhängender text, ohne Absätze/Leerzeichen ist abschreckend.

*zwinkert* vielleicht haben wir deswegen bislang sowenig Rückmeldung *Arkos knufft*
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 18. November 2007, 23:45:24
Ok, ab jetzt hier zu lesen: Das Ende von Kapitel I; ich versuche die Kritik zu beherzigen und setze Absätze (im doc hab ich größere Zeilenabstände...)

(Soblad ich es schaffe auch in PDF Version mit allen Bildern und Zusatzinfos!)
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 18. November 2007, 23:48:08
27. ELEASIAS 1374
Zeit für ein Frühstück bleibt nicht, weil Evendur zur Eile drängt. Notdürftig versorgen wir uns mit Bissen aus der Küche und verschlingen diese hastig auf dem Weg zum Tempel.
Heute ist ein sonniger Tag! Unsere Stimmung ist ob dieses guten Omens gehoben. Erfreut stellen wir bei unserer Ankunft fest, dass Haera die Wachen aufgestockt hat. Trotz der frühen Stunde sind bereits zwei Pilger anwesend, denen Alexander mit Drohgebärden nahe legt, diesen Ort, der nichts Gutes verheißt schleunigst zu verlassen. Der Griff zur Waffe, wenngleich noch in ihrer Hülle und von Friedensbändchen geziert, ruft den Unmut der Wachen hervor, welche ihrerseits dem Barbaren mit gespannten Bögen drohen. Ich halte alarmiert die Luft an, dränge mich an Alexander vorbei und hebe an zu sprechen, darauf bedacht, meinem Blick Schwere und Ernsthaftigkeit zu verleihen: „Verehrte Pilger, mein Name ist Lily Weg und ich bin die zuständige Kraft zur Einhaltung der Vorschriften auf dem Tempelgelände. Gibt es ein Problem?“ Einer der Pilger mit vor Zorn und Empörung hochrotem Gesicht fährt mich an: „Und ob es ein Problem gibt! Dieser ungehobelte Klotz hier verweigert uns das Betreten des Tempels!“ „Womit er absolut im Recht ist“, antworte ich, „denn innerhalb der Tempelmauern ist eine schreckliche Epidemie ausgebrochen. Eine hochansteckende Krankheit, welche wir einzudämmen versuchen. Wir bitten um Ihre Mithilfe. Bitte unterstützen Sie uns, indem sie Ihren Aufenthalt hier, auch in den äußeren Bereichen, so kurz wie möglich halten. Mein Kollege hier ist etwas angespannt, da wir den Tempel zu diesem Zeitpunkt bereits weiträumig abgesperrt haben wollten, jedoch auf Grund der frühmorgendlichen Pilgerzugänge mit unserer Arbeit arg im Verzug sind.“ Zu all dem setze ich ein möglichst seriös wirkendes Lächeln auf und begleite die Pilger, welche höchst verdattert dreinschauen, zum Ausgang. „Mystra segne euch für euren Besuch im Tempel! Und kehrt wieder, sobald ihr hört, dass die Epidemie bereinigt wurde.“ , ruft ihnen Elenya noch hinterher.
Nun wenden wir uns den Wachen zu und fragen sie nach dem Zustand des inneren Tempels. Wir sind ein wenig beunruhigt, als wir vernehmen, dass weder Bruder Shan Thar, noch der Leichnam des Sternenwebers, noch die körperlichen Überreste der Schattenwachen zu finden waren. Lediglich die Leiche des Wachmanns Ferrus liegt noch vor dem Altar, hinter welchem heute eine Wand anstelle der Tür und der in die tiefe führenden Treppenstufen zu sehen ist. Uns alle macht dieses Bild stutzig und Garon entlarvt die Wand als Illusion. Jedoch ist die Tür verschlossen. Nur Evendur glaubt fest daran, dass diese Wand existiert und es irgendwo einen Mechanismus geben müsse, der sie zur Seite fahren lässt. Während er noch fieberhaft sucht, betätigt sich Alexander als Abrissbirne. Die Tür bricht unter seinen brachialen Schwerthieben entzwei und die Treppe, die abwärts in die Dunkelheit führt, tut sich vor uns auf. Vorsichtig steigen wir hinab. Garon erleuchtet uns den Gang mittels eines einfachen Lichtzaubers, der bei ihm allerdings zugegebenermaßen sehr stilvoll wirkt. Mir fiel schon einige Male auf, wenn ich versuchte einen seiner Zauber mittels Zauberkunde zu erahnen, dass alle seine Effekte wie Totenschädel geformt sind. So auch der Lichtzauber: unser Weg wird erhellt durch einen leuchtenden Totenkopf, welcher über der Hand des Magiers schwebt.

Die Treppe mündet auf einem Podest, von welchem sie in zwei Richtungen, aber offensichtlich im selben Raum mündend, weiter geht. Evendur geht links herum um die Ecke, weil er verhindern will, dass uns jemand in den Rücken fällt. Wir anderen gehen, Alexander voran, rechts herum langsam weiter hinunter. Diese neue Treppe mündet in einem zerfallenen Altarraum, der von einer riesigen Statue dominiert wird, welche auf einer Art Podest steht. Rund herum liegen Trümmer aus Gestein und Holz. Kaum hat Alexander das Ende der Stufen erreicht, so wird er auch schon von zwei Schattenwachen angegriffen, die mit ihren Bögen auf ihn feuern. Aus einer Tür, die ich von meinem Standpunkt aus nicht einsehen kann, tritt Shan Thar heraus und sagt uns, dass es nun Zeit sei zu sterben. Als Antwort stürmt unser Barbar vor und überrennt eine der Wachen, um sie im Fallen mit einem gewaltigen Schwerthieb in zwei Hälften zu teilen. Als ich die Stimme des falschen Priesters höre, beginne ich damit, ein Lied anzustimmen, dessen Klänge sich mit Mystras Gewebe verweben und dessen Worte den Willen meiner Gefährten stärken soll, um sie widerstandsfähiger gegenüber Bezauberungen zu machen. Tatsächlich habe ich mein Lied nicht zu früh angestimmt! Shan Thar murmelt seinerseits magische Worte, leider kann ich ihn nicht sehen und ich verstehe seine leise gemurmelten Worte nicht.

„Verdammt! Wo ist er hin?“, höre ich Evendur fluchen. Im selben Augenblick hört man das hässliche Geräusch, welches ein von der Sehne gelöster Pfeil verursacht. „Au! Verdammt! Wo kam der Pfeil her?“, flucht der Kundschafter kurz darauf. „Ja genau, wo ist er hin?“, ist nun auch Alexanders Stimme zu hören. Garon antwortet ihnen: „Er hat sich unsichtbar gemacht. Er könnte fast überall sein. Moment, ich versuche was.“ Nun hört man ihn magische Worte rufen und ich sehe einen hellen Fackelschein das diffuse violette Dämmerlicht erhellen. „Hmm, hier ist er zumindest nicht.“

„Hey, Kuttenträger, pass nächstes Mal besser auf, wohin du deine Feuerwalze wendest! Sonst schiebe ich dir deinen Zauberstab in deinen Arsch. Mann! Um ein Haar wäre zumindest mal ein Teil von mir kross geröstet gewesen.“
„So ein Unsinn, Muskelprotz, das war alles berechnet.“
„Schon klar du Gehirnakrobat, aber ich sag´ dir... .“ Die Worte des Barbaren werden jäh von meinem Entsetzensschrei unterbrochen. Unmittelbar hinter mir, ist ein schattenhaftes Erdenwesen aus der Wand getreten und schlägt grob nach mir. Stark getroffen rutsche ich an der Wand ab und taumele einige Stufen nach unten. Ich muss versuchen Elenya, die nur wenige Schritte von mir entfernt im Zweikampf mit einer Wache steht, zu erreichen. Doch der Erdelementar zwingt mich in eine tödliche Umarmung, aus der ich mich nicht befreien kann. Mein Brustkorb kracht und knackt, ich drohe im Würgegriff zu ersticken. Vor meinen Augen beginnen funkelnde Sterne zu tanzen. Mein letzter verschwommener Blick, begleitet von einem Röcheln, sieht Garon, wie er beeindruckend die Schattenwache zu Asche zerfallen lässt. Ich lächle ihm zu.
„Lilyyyy!!!!“ Höre ich Alexander aus weiter Ferne, wie durch Watte rufen. Er kämpft sich zu mir durch, dennoch kann er nicht verhindern, dass das Erdenwesen seinen Griff um meinen Leib verstärkt. Als er hört, wie meine Rippen bersten und sieht, wie ein dünnes Rinnsal Blutes aus meinen leicht geöffneten Lippen läuft, gerät er in eine fürchterliche Raserei und zerstückelt alles, was in seinem Weg liegt. Seine Augen sind unnatürlich schwarz verfärbt, nichts Weißes ist mehr zu sehen, sein Kopf ist dunkelrot angelaufen und die große Ader auf seiner Stirn pulsiert rhythmisch im Takt zu den zerstörenden Hieben seines immensen Schwertes.

Ich weiß jedoch mit Sicherheit, dass Elenyas Heilung diesmal zu spät für mich kommen wird, als ich in tiefe Schwärze abgleite und im Nichts versinke. Ein Rauschen in meinen Ohren kündet vom Ende der Schwärze. Ich sehe nun alles grau um mich her. Schemen hetzen an mir vorüber. Es ist unwirtlich hier, aber ich fühle keine Schmerz mehr. Einen kurzen Augenblick lichtet sich der karge Nebel und ich blicke auf ein farbloses aufgewühltes Meer und ich in der Ferne einen hohen grauen Trum. Boote trotzen furchtlos den Wellen und eins von ihnen scheint sich mir zu nähern. Nein, ich will dieses Meer nicht befahren! Dann umhüllt mich der Nebel wieder.

Überrascht schlage ich nach für mich nicht klar definierter Zeit die Augen auf und spüre, wie ich auf den Treppenstufen des zerfallenen Altarraums liege. Elenya lächelt mir zu: „Hui, das war knapp! Leute, sie lebt, nun lasst uns diesen Abschaum zur Strecke bringen!“

Sie erntet einen dankbaren Blick Alexanders. „Tut mir leid Lily, ich kam zu spät“, schnauft er, „diese Ausgeburt des Abyss hat dich zerquetscht, bevor ich sie zermalmen konnte.“ Die große Ader auf seiner Stirn pulsiert, und obwohl seine Stimme mich besorgt und freundschaftlich anspricht, sehe ich einen Fremden vor mir, mit hochrotem Kopf, das Gesicht zu einer Fratze verzerrt und mit tiefliegenden schwarzfunkelnden Augen. Erst als sich der Hüne entspannt, nehmen seine Konturen wieder ihre normale Gestalt an und ich blicke in die besorgten Augen meines Freundes, in deren Pupille ich mich spiegele. Dafür, dass ich dem Tode nahe war, sehe ich recht frisch aus, finde ich und preise im Stillen Kelemvors Macht, welche durch Elenya kanalisiert wird.

„Shan Thar ist vermutlich da drinnen in der Bibliothek!“, ruft Evendur, auf die offene Tür zeigend, die der Priester für seinen Auftritt durchschritten hatte, „Ich habe ihn zwischen den Bücherreihen magische Formeln murmeln hören.“ Garon intoniert ebenfalls magische Worte und beginnt golden zu glänzen. Allmählich wird meine Wahrnehmung besser und ich beginne sofort damit, meinen Gesang wieder aufzunehmen. Auch lege ich einen Pfeil auf meinen Bogen und ziele auf die Tür, die unser Kundschafter bezeichnet hat. Noch immer in Rage stürmt Alexander hinüber zu Evendur.

„Pass auf Holzkopf! Da ist der Verräter Priester!“ heißt ihn sein Halbbruder willkommen, als sich genau zwischen den beiden der Priester materialisiert, während dieses Vorgangs unheilige Worte sprechend. Augenscheinlich ist Alexander das Ziel des Zaubers. Ich erhebe meine Stimme, um meinen Willen stählenden Gesang weithin hörbar zu machen und tatsächlich scheint der Zauber fehl zu schlagen. Zumindest wirkt unser aufgebrachter Kämpfer völlig unbeeindruckt von dem magischen Singsang des Klerikers, den wir uns nun mit vereinten Kräften vorknöpfen. Gegen die Macht der Greifenbrut ist Shan Thar nicht gefeit und so fällt er nachdem Zauber, Pfeile und Schwerter auf ihn einhageln schließlich unter Alexanders mächtigem Schlag zu Boden. Evendur trennt ihm den Kopf ab. „Nur zur Sicherheit. Man kann ja nie wissen. Dieser Fembrys ist schließlich auch irgendwie verschwunden. Wer weiß, was Shar mit ihren Gläubigen anstellt.“ , rechtfertigt er sich vor Elenya, die der Enthauptung missbilligend zugeschaut hat.
Abermals nutzen wir die Kraft des Heilstabes, jenes Geschenks unserer Eltern, um uns allen die teils schweren Spuren des Kampfes gegen den Shar Kleriker zu nehmen. Danach widmen wir uns den beiden Privaträumen Shan Thars. Ein schlichter fast quadratischer Raum, nur mit einem Bett und einigen Möbeln eingerichtet Raum, ähnlich einem Gästezimmer.

In seinen Gemach finden wir Bücher über Mystra, jedoch vermisst Elenya die inhaltliche tiefe der hier stehenden Werke und Abhandlungen. „Das sind Bücher für Unkundige, für Leute, die sich ein grundlegendes Wissen über den Kult um Mystra aneignen wollen. Sowas ist eine Standardlektüre in jeder Ausbildung eines guten Klerikers!“, schnaubt sie verächtlich. „Dieser Shan Thar ist ein Hochstapler. Ein echter Kleriker Mystras ist der sicherlich nicht.“ Ich stimme ihr zu, nachdem ich die Bücherauswahl des „Bruders“ durchgesehen habe. In diesem Gemach befindet sich zudem noch ein kleines Laboratorium, mit einigen gefüllten Phiolen. Elenya steckt sie ein, wer weiß, vielleicht ist etwas Brauchbares dabei. Zudem entdecken wir einen Brief, in roter Tinte geschrieben, der in der Schublade seines Sekretärs liegt. Gemäß dieses Briefes, der von Lady Arthas unterzeichnet ist, gibt es augenscheinlich weitere Hintermänner, namentlich mit Esvele und Despayr benannt, die fordern, neue Rekruten für die Sache zu gewinnen. Vorsichtshalber nehme ich den Brief mit. Ein weiterer der von uns bei den Schergen des dunklen Portals gefundenen Schlüssel öffnet die andere Tür.
 
Ein stechender Gestank schlägt uns entgegen. Mich erinnert es entfernt an Balsamierungsflüssigkeit. Als ich Licht mache, erkennen wir an den Wänden insgesamt acht Trophäenköpfe. Im Lichtschein erkennen wir zudem eine Vitrine und einen Tisch, auf dem Präparierbesteck liegt. Angeekelt stoße ich leise hervor: „Welche perverse Sau schläft hier?“ Wenig später wissen wir es. Fembrys! Ich hätte es wissen müssen. In seinem Tagebuch finden wir einen Brief: [Bild fehlt]

Die letzte Ladung Gäste wartet auf Anweisungen unten am Fluss-Dock. Wag es nicht auch nur einen von ihnen für dein krankes Hobby zu benutzen, Fembrys, oder dein Kopf hängt schenller an der Wand, als dir lieb ist.

[Bild fehlt]
Arthas

Alexander sitzt, während wir die Räumlichkeiten dieses Trakts gründlich untersuchen, teilnahmslos und völlig erschöpft auf dem Boden. Welche Dämonen wohnen bloß in seiner Brust? Was quält ihn so? Auf mein besorgtes Nachfragen reagiert er nicht. Während Garon, seine Schwester und ich die Gemächer Shan Thars und Fembrys´ durchsuchen, macht sich Evendur daran, den verbleibenden Nebengang zu erforschen. Lautstark verkündet er, als er wieder zu uns stößt, dass es sich um die größte Latrine handelt, die er je gesehen hat. Sogar einen unterirdischen Zu- und Abfluss gäbe es. Wir kombinieren die neuen Erkenntnisse des Kundschafters mit den Informationen aus dem Brief in Fembrys´ Kammer und vermuten irgendwo jenseits des Säulenganges die im Brief erwähnte unterirdische Anlegestelle. Einen Moment lang beratschlagen wir uns, ob wir ohne Alexander den Säulengang erforschen sollen oder darauf hoffen, dass er baldigst wieder in sich wohnt. Garon und Evendur setzen sich mit ihren Frozzeleien gegen mich durch und so gehen wir ohne Alexander. Ich spüre heiße Wellen der Wut in mir hoch kochen. Dennoch bleibe ich äußerlich ruhig und füge mich dem Beschluss der Mehrheit.

Wir präparieren zunächst die Tür zum Säulengang mittels eines Gesteinsbrocken, damit uns der Rückzug nicht versperrt werden kann. Ich gehe zu Alexander und unterrichte ihn leise von unserem Vorhaben. Inständig flehe ich ihn an, möglichst rasch nach zukommen. „Lily, nun komm schon, der Holzkopf versteht ohnehin nicht, was du zu ihm sagst.“, dröhnt Evendurs Stimme inmitten meines leisen Gesprächs. Mühsam beherrsche ich mich, indem ich mir eine gedankliche Notiz mache: das war wieder ein Kommentar, werter Evendur, welcher dich an den Rand des Abgrundes bringt. Es wird der Tag kommen, das schwöre ich beim Leben meiner Mutter, an dem du für deinen Sarkasmus und deinen Hochmut büßen wirst! Zur Unterstützung der gedanklichen Notiz ritze ich den Zeigefinger meiner rechten Hand an Alexanders Schwertschneide an. Genüsslich lecke ich den hervorquellenden Blutstropfen ab, bevor ich mich zu den anderen herumdrehe. Vier kleine Kerben sind es nun... .

Der Säulengang, welcher sich vor uns erstreckt, ist beidseitig von je drei abstrakten Frauenstatuen gesäumt, die entfernt an die Göttin Shar erinnern. Der Gang mündet an einer schweren Holztür. Da sich unsere Klerikerin sicher ist, dass von den Statuen keine Gefahr ausgehen kann, weil es sich ansonsten um einen religiösen Affront gegenüber Shar handeln würde, beschließen wir die Zwischenräume zwischen jeweils zwei Säulen einer Seite als Versteck zu nutzen. Unseren Kundschafter schicken wir vor, um die Lage zu sondieren. In dem Moment, als Evendur die Klinke der Tür herunterdrückt, flucht er herzhaft: „Verdammte Scheiße! Leute, in Deckung, irgendetwas ist hier drinnen gerade zerrissen!“ In diesem Moment großer nervlicher Anspannung hört Elenya ein schleifendes, scharrendes Geräusch hinter uns. Sie fährt herum und beginnt im selben Moment göttliche Energie um sich zu versammeln. Glücklicherweise kann sie den Zauber gerade noch stoppen, als sie Alexander erkennt, der noch sehr mitgenommen aussieht und sein mächtiges Schwert hinter sich herschleifend in den Gang tritt. Schweigend stellt er sich in die hinterste Nische. Hörbar atmen wir alle auf. Nachdem sich der Schreck gelöst hat, öffnet Evendur vorsichtig die Tür am Ende des Ganges und tritt ein. „Komm zurück!“, wispert Garon ihm hinterher, „Lass uns zusammen reingehen. Hey, ich kann einen Zauber wirken, der... .“ „Lass ihn doch“, rät ihm Elenya, die beschwichtigend ihre Hand auf seine Schulter legt. Ich nicke ihr zu und grinse. Entweder hört der Kundschafter schlecht – was ich ernsthaft bezweifele – oder er will es nicht hören, dieser Eigenbrödler! Soll er halt alleine klar kommen. „Wenigstens hat er die Tür weit genug geöffnet.“, seufzt der Magier. Alexander schnaubt und verdreht die Augen. „So wird das nix.“, kommentiert er lakonisch die Lage. Wir blicken in einen langen, recht schmalen Raum, eigentlich sieht er wie ein weiteres Gangstück aus, nur ohne die Frauenstatuen. An der rechten Seite sind zwei große, verzierte Türen zu sehen und auf der linken Seite drei kleine, schmucklose Holztüren. An der Stirnseite des Raumes hängt eine riesige, runde Scheibe, die schwarz ist und von einem violetten Rand gesäumt wird. Neben und zwischen den Türen sind Fackelhalter angebracht, in denen seltsame violette Fackeln ihr unheimliches Licht verströmen.

Als unser Kundschafter in etwa die Mitte des Raumes erreicht, wird er von zwei Schattenwachen angegriffen, die sich aus den flackernden Schatten der magischen Fackeln heraus materialisieren. „Mann, ich sagte dir: Komm zurück!“ , brüllt Garon, während er schon beginnt, mit seinen Händen rhythmische Gesten zu vollziehen, welche die Luft um ihn zum Knistern bringen, begleitend murmelt er „AttaÙmbar Yello!“ und aus seinen Fingerspitzen schießen winzige Totenschädel in den Raum hinein, welche sich blitzschnell aufdröseln und zu einem klebrigen Netz werden, welches den Boden des Raumes binnen weniger Augenblicke vollständig bedeckt. Gerade noch rechtzeitig kann Evendur aus dem Raum fliehen (ich sage es ja: er will nicht hören, denn diese Worte hat er wohl offensichtlich gehört). Aber auch die Schattenwachen haben rasch reagiert und die Tür, welche uns von ihnen trennt zugestoßen. Alexander macht sich daran, sie einzuschlagen. Mit einer Fackel entzünden wir das Netz unter der Tür. Durch die Durchbrüche in der Tür sehen wir, dass der Raum nun scheinbar leer ist. Wir nehmen an, dass die verfluchten Wachen den Flammen zum Opfer gefallen sind.
Sobald die Öffnung es zulässt, quetscht sich Elenya in den Raum hinein. Noch bevor einer von uns seine Bestürzung über diese Handlung kundtun kann, wird auch sie von zwei Schattenwachen attackiert, welche sich abermals aus den Schatten der magischen, violetten Fackeln heraus materialisieren. „Wir müssen die Fackeln löschen!“, rufe ich. Im selben Moment schleudert die Klerikerin zwei gleißende Lichtkugeln auf die beiden Schemen, welche ihr Ziel jedoch knapp verfehlen. Die Situation gerät außer Kontrolle als plötzlich Leben in die, an der Stirnseite befindliche, schwarze Scheibe fährt. Aus der tiefen Schwärze springen drei große, pantherartige Kreaturen heraus, auf deren Rücken Tentakeln wachsen. Zudem tritt aus einer Tür an der rechten Seite eine hochgewachsene Frau heraus, deren Gesicht von einer Narbe, die über ihr linkes Auge verläuft, verunziert wird. Höhnisch begrüßt sie uns: „Soso, der Segen Mystras, dieser schwachen Göttin, war euch wohl nicht genug? Ihr werdet die Erleuchtung durch die Sterne schon noch erfahren!“ Noch während die Frau, die vermutlich Lady Arthas ist, spricht, singe ich einige Akkorde, die so disharmonisch klingen, dass es der Dame schwer fällt, sich zu konzentrieren. Der Rest ihrer Rede klingt abgehackt und zerstückelt. „Es w... ei...g....fehler, euch...m...entgeg....stellen! M....euer.... tament, oder w....ihr um... Gn... wins... u...d...wahren... Göt...beitreten?“ Sie lacht hämisch. Noch lacht sie, denke ich bei mir, denn ich weiß, dass sie nun größte Schwierigkeiten haben wird, Zauber zu wirken. Still lächele ich vor mich hin und stimme ich einen trotzigen Gesang an, welcher die Willenskraft meiner Gefährten stählt, um etwaigen Zaubern zu entgehen, die sich auf die Beherrschung des Geistes beziehen.

Wir ziehen uns in den von Stauen gesäumten Teil des Ganges zurück, um zumindest teilweise Deckung zu haben, denn schnell erkennen wir die Tücke unserer Gegner: die schattenhaften Wesen sind schwierig zu treffen. Garon vermutet, dass sie phasenweise aus Schattengewebe bestehen und phasenweise aus ihrer eigentlichen Essenz. Nur in der Phase ihrer Essenz sind sie zu verwunden. Der Kampf wird zäh und zusätzlich überschattet durch Anschuldigungen Garons und Evendurs, man hätte rasten müssen. Ich schüttele ob dieser Kommentare nur ungehalten den Kopf. Wer wollte denn so dringend weiter gehen? Ich wollte bei Alexander bleiben, sie haben gedrängelt. Inmitten des Getümmels bricht noch eine magische Dunkelheit herein. Irgendwo neben mir höre ich Elenya fluchen, als ein weiterer Zauber seine Wirkung nicht entfalten konnte. Alexanders Schwert schlägt hart oberhalb meines Kopfes in die Statue ein und verkeilt sich offenbar, denn ebenfalls wütend brüllend versucht er es wieder frei zubekommen um weiter die Panther attackieren zu können. Wertvolle Momente verstreichen, in denen wir unserer Fähigkeiten beraubt sind oder schlichtweg mit den unfairen Gegebenheiten zu kämpfen haben. Dazwischen immer wieder die Vorwürfe, man hätte rasten müssen. Laut erhebt sich immer wieder die Stimme der geheimnisvollen Frau über den Tumult hinweg, wenn sie versucht einen Zauber zu wirken. Schließlich bekommt Alexander sein Schwert frei und wirft sich heldenhaft in die Bresche, womit er der arg in Bedrängnis geratenen Elenya und Garon das Leben rettet. Dieser Gewaltakt geht über seine vorhandene Kraftreserve hinaus und lässt ihn nachdem er einige schwere Hiebe rund um sich austeilen konnte, unter den Prankenhieben der Panther und Schlägen der Schattenwachen zu Boden gehen. Die magische Dunkelheit löst sich und ich erblicke meinen Freund leblos am Boden liegen. So schnell ich kann eile ich zu ihm und es gelingt mir wie durch ein Wunder in all dem Chaos, ihn zu stabilisieren, indem ich die größte Blutung mit einem Lappen meines Hemdes stille. „Halt durch Alexander, bitte, lass mich nicht allein! Verdammt, du hättest dich nicht so sehr in Rage kämpfen sollen, du weißt doch, wie sehr du danach immer der Ruhe bedarfst.“ Sein Atem geht ruhiger und kräftiger, aber er ist totenbleich. Durch einen Tränenschleier tobt der Kampf um mich herum weiter. Wenn wir nicht bald siegreich sind, wird Alexander sterben, dessen bin ich mir gewiss. Ich stimme ein neues Lied an, eine Melodie, welche mitreißend und heldenhaft klingt, hoffend, dass dieses die Greifenbrut stärken wird. Ich richte mich auf, die Stimme laut und hell erhoben über das Getose des Kampfes und ziehe meinen Bogen. Gewissenhaft lege ich einen Pfeil ein und ziele auf den letzten verbliebenen Panther, der tödlich getroffen wird. Nun widmen wir uns mit neuem Mut der Dame, welche uns am Ende auch nichts mehr entgegen zu setzen hatte, nachdem ich sie eines Großteils ihrer Magie beraubt hatte.

Erschöpft sinken wir um Alexander herum auf den Boden. „Einen netten Spruch hast du da, Lily.“, sagt Garon mit vor Anerkennung hochgezogener Braue. „Sehr nützlich, in der Tat. Sonst wäre der Sieg vielleicht nicht unserer gewesen, denn immerhin verfügte ich nicht über das volle Sortiment meiner Sprüche. Wir hätten rasten müssen.“ Die Freude über das Kompliment weicht augenblicklich einem giftigen Gefühl der Rache, welches ich jedoch herunterschlucke, weil Alexander in diesem Moment das Bewusstsein wiedererlangt.

Nachdem wir unsere Wunden weitestgehend versorgt haben, befassen wir uns mit dem Symbol an der Stirnseite des Raumes. Der Kundschafter und Elenya vermögen hinter die schwarze Scheiben zu blicken. Ungläubig betrachten auch wir anderen die scheinbar undurchdringliche Schwärze. Tatsächlich! Auch der Magier und ich sehen durch das schwarze Wabern hindurch in einen riesigen Raum hinein. Mit wissenschaftlichem Sachverstand bricht Garon eine Diskussion von Zaun, ob es sich nun um eine Illusion oder ein Portal handelt. Währendessen erkunden wir die Räume auf der rechten Seite. Auf der linken Seite, hinter den drei kleinen Türen verbargen sich lediglich ein spartanisch eingerichtetes Quartier, ein Vorratsraum und ein Folterkeller. Hinter der ersten Doppeltür befindet sich ein verschwenderisch luxuriöses Schlafgemach mit einem immensen Bett in der Mitte. Alles sehr stilvoll und extrem teuer eingerichtet. Wir finden es nur gerecht, alles mitzunehmen, was tragbar ist, schließlich wurde uns übel mitgespielt. „Nun macht mal halblang, Leute, um all den Krempel hier raus zu transportieren brauchen wir inzwischen einen Wagen!“, merkt Garon oberlehrerhaft an. Evendur raunt mir grinsend zu: „Naja, den Esel für den Karren hätten wir schon mal.“, dabei nickt er in die Richtung des Magiers, der staunend irgendwelche Gegenstände untersucht. Als wir den zweiten Raum der Dame untersuchen, erhalten wir Gewissheit über die Identität der selben. Es ist wie vermutet Lady Arthas, soviel geht aus ihrer zahlreichen Korrespondenz hervor, unter anderem aus der für sie offenbar charakteristischen blutroten Tinte.

Indessen schickt unsere Kelemvor Priesterin ein tanzendes Licht durch das schwarze Loch und die zuvor fast undurchdringliche Schwärze weicht einem flüchtigen Lichtschein. Inmitten des Raumes befinden sich zwei massive Steinsäulen in dessen Zentrum ein Vorhang aus dunklen Schwaden weht. Durch den teils transparenten Vorhang hindurch, kommt dahinter ein Altar überhäuft mit Knochen zum Vorschein.
 
Wir vermeiden es, dem Vorhang aus Dunkelheit zu nahe zu treten. Garon erklärt uns großspurig, es dies ein gefallenes Schattentor sei. Durch seine hochgestochene Art des Erklärens versteht wohl keiner von uns so recht, was dies genau ist. Immerhin begreife ich soviel: wer durch dieses – augenscheinlich kaputte – Tor tritt, der stirbt entweder oder verwandelt sich in eines der Schattenwesen. Nun, dies würde zumindest den beachtlichen Knochenhaufen vor dem Obsidianaltar erklären. Diese Knochen sind übrigens nicht von Magie beseelt, wirft Elenya ein. Während des langweiligen Monologs des Magiers versuchen Evendur und ich weiterhin Alexander von der Existenz des Raumes hinter der schwarzen Scheibe zu überzeugen. Stur behauptet der Barbar weiterhin, es gäbe diesen Raum nicht und wir seien allesamt verrückt. Selbst Sprüche wie „Der Klügere gibt nach“ lassen die Wand nicht durchlässig werden. Garon bietet an, die Illusion zu bannen „Nelde Hen Cant Berio!“, ruft er pompös und untermalt diesen Zauberspruch mit einer weitausholenden Geste. „Und?“, frage ich gespannt. „Was und?“, brummt Alexander mürrisch. „Na, kannst du es nun sehen?“, will ich wissen. „Liebe Lily, könnte ich es sehen, stünde ich mit Sicherheit nicht mehr dämlich auf der anderen Seite, oder?“, donnert er ungehalten. Verletzt schlage ich die Augen nieder und krame in meinem Rucksack nach einem Seil. „Hier nimm!“, fordere ich ihn zerknirscht auf. „Was soll ich damit?“ „Nimm es einfach. Evendur, Elenya und ich nehmen das andere ende und ziehen dich einfach durch die Wand.“ „Ich verstehe das nicht.“, murmelt der selbstbewusste Magier plötzlich ungläubig, „Warum kann er es immer noch sehen? Ich habe doch die Illusion gebannt... .“ „Ach Bruderherz, komm gräm dich nicht, hier ist vermutlich sehr mächtige Magie im Spiel. Womöglich sogar böse göttliche Magie. Ist doch nicht schlimm.“ Grummelnd nimmt Alexander das Ende des Seils in seine mächtige Pranke und wir anderen, den immer noch verwirrt und ungläubig dreinschauenden Garon ausgenommen, ziehen mit aller Kraft, um den großen Barbaren durch die für ihn massive Wand zu ziehen. Leider ging es nicht so vonstatten, wie ich es geplant hatte. Viele Momente und etliche Blessuren später gelingt es Alexander dann aus eigener Kraft, die magische Illusion zu durchschauen und uns in den unheimlichen, nach Verwesung riechenden Raum zu folgen.

Vorsichtig untersuchen Garon und Elenya den Knochenberg vor dem Altar und kommen zu dem Schluss, dass es sich nicht um nekromantisch verzauberte Kreaturen handelt, die ihres schauerlichen Auftritts harren, sondern um die kläglichen Überreste jener Kreaturen, welche beim Versuch das gefallene Schattenportal zu durchqueren starben.
Mit dieser neu gewonnenen Sicherheit untersuchen wir die Tiefe des Raumes genauer, dabei jedoch den wabernden Schleier aus Schatten nicht berührend.
Linkerhand verbirgt sich im toten Winkel des Raumes eine unscheinbare hölzerne Tür, die wir öffnen. Ein langer, schmaler Gang liegt dahinter, welchem wir folgen. Schon bald vernehmen wir das Plätschern von Wasser und vermuten, in der Nähe der unterirdischen Landungsstelle zu sein. Eine weitere Tür trennt den langen Gang von einer großen Höhle, die tatsächlich eine Anlegestelle beherbergt. Wir erblicken mehrere Zellen, sowie einen schmalen Steg oder besser gesagt eine Art primitive, glitschige Brücke über brackiges Wasser und einen Katamaran, der halb an Land gezogen ist. Genau vor uns, über die Brücke hinweg, erblicken wir eine Menschenfrau, die in einer der rostigen Zellen liegt. Vor der Zelle stehen zwei Schattenwachen. Unser Magier reagiert in Windeseile, noch bevor die Wachen uns richtig wahrnehmen können, ruft er mit donnernder Stimme: „Atta´ Umbar Yello!“ Aus seinen Fingerspitzen schießen augenblicklich winzige Totenköpfe, welche sich auf dem Boden vor der Zelle mit der gefangenen Frau blitzschnell zu klebrigen Spinnenfäden entwirren und die Schattenwachen verstricken.

Bruchteile später stapft ein Mann mit blondem, struppigen Haar und Kapitänskleidung um die Ecke und schnauzt uns an: „Was macht ihr denn hier, ihr Freaks?“ Alexander taxiert ihn kurz, schätzt ihn nicht als Bedrohung ein und antwortet höflich: „Wir sind auf der Durchreise. Und Ihr?“ „Ich bin der Fährmann und es war ein Fehler hierher zu kommen, denn dies ist mein Revier.“ Unser Barbar zieht verächtlich eine Augenbraue hoch und baut sich bedrohlich zu voller Größe und Pracht auf, bevor er erwidert: „Wollt Ihr uns etwa drohen?“ „Niemand betritt mit gezückten Waffen die Kabine von Kapitän Mahir!“, antwortet der törichte Mann mit trotzig erhobenem Kinn. Im selben Atemzug zieht er seinen Säbel und attackiert Evendur. Glücklicherweise habe ich seine Handlung vorsehen können und wirke rasch einen Zauber, welcher den Kapitän inmitten seines Ausholschlages verharren lässt. Alle stoßen vernehmlich erleichtert die Luft aus. Doch eine Pause, um uns zu fangen und die Lage taktisch einzuschätzen bleibt nicht. Schon taucht aus den Tiefen des brackigen Wassers an dessen Ufer wir stehen eine scheußliche Gestalt auf. Es scheint eine art riesiges Tentakelwesen zu sein, welches mit einer Geschwindigkeit, die ihm niemand von uns zugetraut hätte, unseren Magier aus unserer Mitte reißt und mit ihm hinab in die Düsternis des trüben Wassers taucht. Entsetzt tauschen wir hilflose Blicke aus, bis Alexander den Bann bricht und den Kapitän Mahir mit einem geschmeidigen Coupe de Grace enthauptet. „So, den hätten wir schon mal.“ Gemeinsam wenden wir uns der Bedrohung aus dem Wasser zu. Aus Elenyas geöffneten, nach oben gerichteten Handflächen schießt ein Regen aus Schnee und Eis hervor, den sie auf die Kreatur im Wasser regnen lässt. Gleichzeitig versuche ich das Wesen zu blenden, doch beide Zauber zeigen nicht die erhoffte Wirkung. Mit einem wütenden Schrei springt Alexander in das brackige Nass, sein mächtiges Schwert zum tödlichen Schlag erhoben. Mit einem gewaltigen Hieb schlägt er die Bestie zu Brei, bevor sie Evendur, der einen Schuss nach dem anderen auf den Feind abfeuert, zu packen bekommt. Besorgt suchen wir die trübe Brühe nach Garon ab. Bange Augenblicke dehnen sich wie Stunden. Plötzlich kräuselt sich die Wasseroberfläche und Garon taucht auf. Wir folgen ihm mit Blicken, wie er an Land schwimmt, dort eine in flammen stehende Hand nach einer dort am Ufer stehenden Schattenwache ausstreckt, woraufhin diese sich in eine lodernde Flammensäule verwandelt, welche binnen weniger Augenblicke zu einem Häuflein Asche zusammenfällt. Die zweite Schattenwache geht uns hart an, doch mit vereinter Kraft gelingt es uns die tückischen Abwehrmechanismen der Kreatur zu überwinden. Elenya und Evendur sind frustriert, weil sie keine Treffer landen können, weil sich das schattenhafte Wesen im Moment des Angriffs stets dem körperlichen Angriff entzieht, indem es seinen Körper mit Schattengewebe verschmelzen lässt, wodurch seine Essenz nicht berührt werden kann. Doch endlich stirbt auch diese Wache. Sofort widme ich mich der in der Zelle liegenden Frau. Während ich feststelle, dass sie geistig nicht in unserer Welt weilt, trocknet, glättet und säubert Garon seine teure Kleidung auf magischem Wege. Danach stellt er lakonisch mit einem Blick auf die Frau fest, dass sie augenscheinlich unter dem Einfluss eines Banns steht. Seine Schwester geht sogar soweit zu vermuten, die Kugel sei für die Aufrechterhaltung des Banns verantwortlich. Willenlos wie die Frau sich uns darstellt, nehmen wir sie mit, um von fähigen Leuten den Bann brechen zu lassen, unter dem sie steht.
Akribisch durchsuchen wir die gesamte Anlegestelle, jedoch finden wir nirgendwo eine Spur von Amnik Basult. In der Kabine von Kapitän Mahir finden wir jedoch einige detaillierte Karten des Whelooner Umlandes. Die Interpretation dieses Kartenmaterials lässt uns schlussfolgern, dass einige geistig beeinflusste Gefangene über den Fluss ins östliche Cormyr verschleppt wurden. An einen Ort, der auf einer der geheimen Karten als „Verlassene Zuflucht“ gekennzeichnet ist.
 
Ob Amnik Basult unter den Verschleppten ist? Zumindest ist dies die einzige Spur, welcher wir momentan folgen können.
Garon lässt uns wissen, dass er gern den unterirdischen Fluss, sowie ein Stück des normalen Ufer- und Wasserverlaufs untersuchen möchte, um zu erkunden, wo der geheime Eingang ist bzw. ob dort vielleicht noch mehr Zellen oder Wächter sind. Als Evendur den Katamaran für diesen Zweck klar machen will, lächelt der Magier nur milde und sagt geheimnisvoll: „Lass mal, ich sagte doch, dass ich dies gern tun würde.“ Er erhebt seine Stimme und ruft seltsame Worte, in seiner für uns unverständlichen Sprache der Magier, dann beugt er sich zum brackigen Wasser, lässt eine kleine Menge Wasser durch seine Finger rinnen und verschwimmt fast im selben Moment vor unseren Augen. Irgendetwas (Garon?), das wie ein durchschimmernder, wässriger Humanoider aussieht, taucht in das Wasser ein, verbindet sich scheinbar mit den Fluten und entzieht sich unseren neugierigen Blicken. Mit offenen Mündern stehen wir am Ufer und starren der Kreatur nach. Alexander schnaubt verächtlich und mahnt uns zum Gehen. Evendur ist seltsamerweise nicht anderer Meinung und so machen wir uns auf, den Rückweg durch den Tempel anzutreten. „Was sollte das denn?“, raune ich Elenya, in Richtung des Wassers nickend zu. Doch diese schmunzelt bloß und ein gewisser Stolz zeigt sich in ihren Augen. Ich lasse nicht locker. „Das war doch dein Bruder gerade, oder? Ich meine...das sah verdammt noch mal so aus, als hätte sich Garon in irgendein, ich suche hilflos nach Worten, ...Ding verwandelt.“ Elenya winkt amüsiert ab. „Lily, entspann dich, mein Brüderchen hat lediglich einen neuen Trick gelernt und musste ihn uns unbedingt vorführen. Er kommt wieder und zwar bald. Lass uns gehen, Alexander und Evendur haben recht, wir haben hier nichts mehr zu suchen und diese Frau hier braucht dringend Hilfe.“ Seufzend trotte ich den anderen hinterher. Garon das Ding aus dem See...ich kichere in mich hinein.

Auf dem Weg nach draußen durchsuchen Evendur und ich noch den Altar. In ein Geheimfach passt der Schlüssel von Lady Arthas. Dort finden wir ein in Schatten gehülltes, magisches Shakram, welches Elenya zur Verwahrung an sich nimmt. Kurz darauf holt uns Garon ein. Ich betrachte ihn misstrauisch, denn seine Kleidung ist trocken und sauber. Er bemerkt meinen Blick „Magie, Lily, Magie.“, grinsend streicht er sich über sein edles Gewand. „Achja, für diejenigen, die es interessiert“, fährt er fort, „der unterirdische Kanal kommt unmittelbar hinter dem Tempel raus. Eigentlich hätte man von außen einen Zugang entdecken müssen (tadelnder Blick zu Alexander und Evendur, welche ja dort alles abgesucht hatten). Nunja, sei es drum, lasst uns weiter gehen.“ Alexander ballt drohend seine mächtigen Fäuste. Evendur schüttelt nur den Kopf.
Es ist gegen Mittag, als wir durch das illusionäre Scheibensymbol treten. Auf der anderen Seite treffen wir auf Stadtwachen, die den Raum gerade durchsuchen. Überrascht drehen sie sich zu uns um „Halt! Was ist das für ein fauler Zauber, der euch ungesehen durch die Wand treten lässt?“ In mildem Tonfall erklärend spricht Garon zu ihnen: „Eine Wand und keinen Durchgang nehmen nur diejenigen wahr, die lediglich mit ihren Augen sehen.“ Als ich den verwirrten Gesichtsausdruck des Anführers sehe, schubste ich den Gelehrten unsanft zur Seite und trete vor. „Entschuldigt bitte, dass wir uns unbeabsichtigt angeschlichen haben. Wir gehören der Greifenbrut an und waren jenseits dieses magischen Durchgangs unterwegs, um die Fäulnis aus diesem Tempel zu vertreiben. Mein Name ist Lily Weg und dies sind meine Gefährten. Wir möchten nun rasch zu Port Haera, um Meldung zu machen, wie wir es verabredet haben.“ Verwirrung weicht Erkenntnis und so spricht uns der Kommandant nun freundlicher an: „Und ist die Greifenbrut auf der Flucht, oder war sie siegreich?“ Alexander wirft ihnen die Köpfe der Rädelsführer dieser falschen Priesterschaft vor. Ich versuche charmant zu lächeln. „Aha...und wer ist das hier?“, will der Wachmann wissen, wobei er auf die unter Bann stehende Frau zeigt. „Diese Frau fanden wir in diesem bedauernswerten Zustand in einer der Zellen dieses Ortes dunkler Macht.“, antwortet Elenya. „Ebenso eine Reihe wichtiger, magischer Gegenstände, die wir unverzüglich Hauptmann Haera zeigen müssen.“, drängt Evendur. Der Wachtrupp geleitet uns aus dem Tempel und durch die Stadt zum Haupthaus der Wache, wo wir augenblicklich zu Port Haera vorgelassen werden. In der Stadt trennen sich Elenya und Garon von uns, weil sie sich eilig um die Erweiterung ihrer Lizenz kümmern müssen, anderenfalls ist es ihnen untersagt, mächtige Magie wirken zu dürfen, worauf wir natürlich nicht verzichten möchten. „Kommt herein, kommt herein! Gerade rechtzeitig, gerade wollte ich Meldung an den Marschall machen.“, empfängt uns Haera,

„Was habt ihr gefunden?“

Bildhaft und theatralisch schildere ich das gefundene, gefallene Schattenportal und die Kreaturen, welche aus seiner Tiefe entspringen, von nichts anderem beseelt als der Lust zu töten... – doch meine Schilderung wird jäh durch Evendur unterbrochen, der sich räuspert, mich sanft zur Seite schiebt und selbst das Wort ergreift: „Hauptmann? Ich denke Ihr könnt lesen.“ Mit dieser Feststellung legt er ihm die im falschen Tempel gefundenen Briefe vor. Haera überfliegt alle drei Schriftstücke und schickt unmittelbar danach jemanden aus, um Marschall Tholl zu informieren.

Wenig später findet sich die gesamte Greifenbrut in der Altsteinhalle, dem Sitz des Fürsten, wieder. Wir fühlen uns reichlich unwohl in unserer zerfetzten, blutigen Kleidung und der geschundenen, teilweise von zahlreichen Wunden übersäten Haut. Nur Garon blickt der Aufwartung gelassen entgegen, mittels eines seiner kleinen Taschenspielertricks, war er in der glücklichen Lage, seine Robe zu flicken und allem einen sauberen, ordentlichen Anschein zu verleihen. Ich knirsche mit den Zähnen, als ich den Lackaffen sehe. Wir werden gebeten in einem Vorzimmer platz zu nehmen, während Port Haera zunächst allein mit dem Marschall redet. Nach wenigen Minuten bittet man uns in die Audienzhalle. Dort treffen wir auf den Fürsten Rotbart, welcher zu beiden Seiten von Kampfmagiern flankiert wird. Neben ihm steht außerdem sein Marschall, der ein hünenhafter Mann ist fast so groß wie Alexander, der seinen Konkurrenten in Sachen Größe misstrauisch mustert. Da sich so etwas nicht in Gegenwart solch hoher Herren schickt, stoße ich den Barbaren an und erinnere ihn flüsternd daran, wo wir sind, wer wir sind und dass er aufhören soll, den Marschall so anzustarren. Zur Antwort bekomme ich nur ein kehliges Knurren. Ich finde den Marschall recht ansehnlich, er macht zumindest eine Menge her, mit seiner runenverzierten Adamantitrüstung, seinem weißen mit einem Drachenwappen bestickten Cape und seiner aufrechten Haltung. Elenya und ich tauschen fachfrauliche Blicke aus und nicken anerkennend.

Zudem flankieren gewiss ein Dutzend Purpurdrachen die Halle, welche wohl der Leibgarde des Fürsten angehören.

„Tretet ein und erzählt abermals, was ihr im Mystratempel erlebt und gesehen habt“, richtet Fürst Rotbart das Wort an uns, „Nehmt platz und wisset, dass Lügen in dieser Halle keinen Platz finden.“ Geschickt nickt er einem bis eben im Hintergrund stehenden Kleriker zu. Elenya raunt uns zu: „So einen Zauber beherrsche ich auch. Unser jeweiliger Gott gewährt uns die Erleuchtung Lüge von Wahrheit unterscheiden zu können und zudem können wir durch unsere von den Göttern gegebene Aura dafür Sorge tragen, dass ein jeder in einem bestimmten Umkreis die Wahrheit sagen muss.“ Evendur erwidert: „Ich für meinen Teil hatte ohnehin nicht vor, die Unwahrheit zu sagen.“
Recht selbstbewusst setzen wir uns und Garon, Alexander und Evendur bedienen sich reichlich am bereitgestellten Essen und Trinken. Währendessen beginne ich unsere Erlebnisse zu erzählen. Während meiner Ausführungen nimmt sich der persönliche Heiler des Fürsten unserer Wunden und Blessuren an.

Ich beginne mit der Erzählung unseres Abenteuers mit dem Verschwinden Amnik Basults, wessen Auffinden für uns eine persönliche Motivation darstellte, den Tempel zu betreten und Nachforschungen anzustellen. Auch die Episode mit Tunaster Dranik, dem echten Mystrapriester lasse ich nicht unerwähnt. Ich erzähle, wie Garon die Falschheit des Mystrasymbols um Shan Thars Hals entlarvte und wie ich mich zu Spionage Zwecken in den Tempel einschleuste. Ich gebe möglichst genau den Wortlaut der Predigten des Sternenwebers wieder. Garon erläutert in einem wissenschaftlichen Diskurs das gefallene Schattentor. Evendur beschreibt unseren Weg durch die Katakomben, bis hin zum unterirdischen Fluss. Ich weise nachdrücklich darauf hin, welche Gefahr dieses Schattentor für Cormyr hat, da den Kreaturen von der Schattenebene ein Zugang in unsere Ebene gewährt wird und sie unser Land überrennen könnten. Evendur klärt die Anwesenden über die Hintermänner dieser Gefahr auf. Zunächst nennt er die Hohepriesterin Lady Arthas, welche hier vor Ort die Macht inne hatte, danach erwähnt er die Hintermänner, welche wir aus den gefundenen Unterlagen entwirrt haben: Esvele und Despayr. Er zeigt dem Fürsten und seinen Beratern zudem das bei Kapitän Mayhir gefundene Kartenmaterial. Elenya schließt unseren Bericht mit dem Hinweis auf die unter einem Bann stehende Frau. Sie spricht die Vermutung aus, der Bann sei durch die magische Kugel hervorgerufen. Fürst Rotbart hält die Kugel hoch: „Wisst Ihr etwas über den Gegenstand?“ „Man sollte sie nicht zu lange halten, wenn man nicht an Shar glaubt.“, antwortet unser Magier. Der Fürst weist einen seiner Kriegsmagier an, den Gegenstand in seiner Stadt zu zerstören. Zudem soll der zweite anwesende Kriegsmagier den Bann von der Frau nehmen. Dieser murmelt einige Worte, welche er durch komplizierte Gesten unterstreicht und deutet schließlich auf das teilnahmslos dastehende Weib, welches kurz blinzelt, um dann zu Boden zu fallen. Alle Augen ruhen auf ihr. Elenya und ich helfen ihr auf. Verwirrt schaut sich die Frau um. Als sie den Fürsten und die Purpurdrachen erkennt, tritt Schamesröte in ihr Antlitz und leise fragt sie: „Was ist geschehen?“ Fürst Rotbart antwortet: „Alles wird sich mit der Zeit erklären, doch nun nennt zunächst Euren Namen.“ „Ich heiße Weera Wavecrest. Ich komme von der Schwertküste. Ich bin...Schiffsmeisterin.“
„Sie lügt!“, donnert einer der Kriegsmagier.

Doch der Fürst winkt ab: „Egal, lasst uns fortfahren. Erzählt weiter.“ Sie berichtet, dass auch sie Gast im Tempel war, bis der Tag kam, an dem Sternenweber Fembrys nach Beendigung des Rituals die Kontrolle über ihren Geist erlangt hatte. Sie fand dies in Ordnung, weil sie ja Einsicht in das große Wissen der Sterne erhalten sollte und ihr Geist ohne Fembrys Hilfe vielleicht nicht bereit für solche Größe wäre. Außer ihr waren noch sieben weitere Reisende im Tempel, unter ihnen auch Amnik Basult, der Bücherhändler. Drei der insgesamt acht Novizen besaßen nicht die magische Gabe – was auch immer das sei – und kamen in der Folterkammer ums Leben. Weera sah keine Schande darin, solange sie unter dem Bann der Kugel und des Rituals stand. Die anderen fünf wurden in Zellen gebracht (sie auch), um auf das nächste Schiff zu warten, was sie nach Osten bringen sollte, zur verlassenen Zuflucht. Es war aber nur Platz für vier Leute und den Kapitän, weswegen Weera gebeten wurde, bis zum nächsten Termin zu warten. Dies alles sei vor acht Tagen gewesen.

Acht Tage! Besorgt werfen wir uns Blicke zu und werden unruhig.

Während Weera Wavecrests Erzählung rauft sich der Fürst die Haare. Schließlich sagt er wütend, dass Weera eine Entschädigung bekäme, und er sich dafür schäme, auf die süßen Einflüsterungen der Lady Arthas hereingefallen zu sein. Zu uns gewandt sagt er: „Ich biete euch einen ruhmreichen Eintrag ins Suzailer Buch der Abenteuer, sowie 50 Platin pro Person im Voraus an, wenn ihr die Personen aus den Fängen der Shar Priester zurückholt, die noch zu retten sind!“ Garon lächelt den Fürsten an und winkt großzügig ab: „Wir wollten ohnehin Amnik Basult aufspüren, der für unser persönliches Schicksal wichtig ist. Die Bezahlung ist von daher nicht so...“ Alexander unterbricht ihn unwirsch, nachdem ich ihn hilfesuchend und zu Garon nickend angeschaut hatte. „Genug geschwafelt. Wir haben noch einiges zu erledigen, bevor wir aufbrechen. Los geht´s!“
Oh Mann! Dieser weltfremde, verwöhnte Magier muss über Verhandlungen wegen Entlohnungen echt noch viel lernen! Ich schlucke ein kleines in mir aufwallendes Zörnchen hinunter und lächele den Fürsten artig an. „Falls Ihr beabsichtigt – wie Ihr angedeutet hattet – den Tempel noch einmal gründlich zu untersuchen, so empfehle ich Euch dringend jemand zum Bannen von Illusionen mitzunehmen, ansonsten könnten wohl einige Eurer Männer Blessuren davon tragen, weil sie gegen Wände rennen.“ Elenya und ich grinsen verschwörerisch, doch ein wütender Blick Alexanders, dem diese Spitze gegolten hatte, reicht aus, uns das Vergnügen für heimlichere Momente aufzusparen. „Apropos Magie bannen“, richtet Garon das Wort an Fürst Rotbart, „Wäre es wohl möglich, wegen unserer dringenden Mission eine Ausnahmeregelung bezüglich der Lizenz zum Ausüben von mächtigerer Magie zu erhalten? Wenn Elenya und ich erst bis Suzail reisen müssten wegen der Genehmigung, dann würde kostbare Zeit verstreichen.“ Er unterstreicht seine Frage mit einem höchst bedauernswerten Blick. Ob es der Blick oder die Worte des Magiers waren, oder beides ist letztlich egal, wichtig für uns ist nur, dass der Fürst tatsächlich der Ausnahmeregelung zustimmt. Er fordert den Magus und die Klerikerin auf, einen Antrag zu unterschreiben, welchen er selbst nach Suzail schicken wird. Nachdem die beiden den höchstkomplizierten Antrag ausgefüllt haben, verabschiedet uns der Fürst: „Möge der große Drache über eure Gruppe wachen und sein Segen euch bei euren Taten unterstützen.“

Wir verlassen den fürstlichen Hof.
Ich gehe zu Amniks Schwester, um sie über unsere Nachforschungen zu informieren. Anschließend gehen wir alle in die Stadt, um einzukaufen. Unsere Reise wird uns über Land führen, bis zu einem großen, wenig erforschten Sumpfgebiet, welches wir durchqueren müssen. Entsprechend viele Rationen müssen beschafft werden.
Wir decken uns reichlich mit Tränken, Schriftrollen und neuer Ausrüstung ein. Anschließend gönnen wir uns noch eine letzte erholsame Nacht im Luxus der Zivilisation, bevor wir unsere Expedition in die Wildnis antreten. 
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 18. November 2007, 23:53:26
Spoiler (Anzeigen)
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Nakago am 21. November 2007, 17:44:04
@Dani/Lily

Ein schönes langes Upbdate. Gefällt mir. Wie viele Notizen machst du dir eigentlich während der Sitzung? Und wie lange sitzt du an einem Update bzw. wieviele Seiten hat so was im Wordformat? Und bekommst du irgend eine "Vergütung" oder "Belohnung" für die ganze Arbeit, so einen Mitschnitt auf die Beine zu stellen?
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 21. November 2007, 19:54:14
Kurz vor Ende des Abenteuers hat das PDF fast 200 Seiten. Werde mich jetzt mal daran machen Intro, Prolog und Kapitel 1 zum PDFs zusammenzufassen und zum DL anzubieten. (Gibt es da Probs mit den WotC oder anderen Künstlern von denen ich Bilder im PDF habe?)

Zum Umfang ihres docs muss Dani selber antworten ;) Lily bekommt jedenfalls schön Xtra EP  von mir und ist jetzt als erster Char Stufe 8 :wink:
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 22. November 2007, 09:51:54
Jetzt sind auch die ersten 3 PDFs online, während es hier bald weitergeht mit:

(http://www.students.uni-marburg.de/~Moysich/DLdnd/p2.jpg)
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 22. November 2007, 09:55:13
28. ELEASIAS 1374
Ein ausgiebiges Frühstück, bei dem wir das Kartenmaterial, welches wir bei Kapitän Mayhir gefunden haben, sichten, läutet den Tag ein.
Bevor wir uns alle zusammensetzen, ziehe ich Alexander unauffällig beiseite. „Hey, ich habe da gestern was gefunden...am Bootssteg. Ist dir wohl im Eifer des Kampfgefechtes aus der Tasche gefallen...“ Ich erröte schuldbewusst, weil ich die Zettel natürlich gelesen habe. Mein Freund betrachtet mich misstrauisch. „Welche Zettel?“ „Naja....DIE hier“, stammele ich und reiche sie ihm, noch tiefer errötend.

Dies ist die Geschichte meines Leidens, meiner Last, meines Fluchs. Seit der Flucht aus dem Lager der Orks damals, plagen mich jeden Tag diese Alpträume, diese düstere Stimme. Seit Beginn unserer Reise habe ich das Gefühl, als ob ein Feuer in meinem Inneren brennt. Ich weiß nicht, ob ich gegen das Wesen, das in mir ist, bestehe, jedoch gebiete ich derzeit noch allein über mein Handeln. In manchen Situationen, wie Kämpfen, mache ich mir diese neue Stärke zu nutze, aber sie ist sehr stark und wird täglich stärker.
Das Mal an meinem Hals brennt, so scheint es mir. Ich habe des Öfteren Angst, die Kontrolle zu verlieren. Diese innere Stimme ist sehr verführerisch. Sie lockt mit Stärke und wilder Macht. Doch diese Vorzüge haben ihren Preis wie mir scheint. Die anderen – bis auf Lily – haben offenbar noch nicht bemerkt, was mit mir los ist. Lily hört auch eine Stimme, aber dies sei ein Blutzauber, sagte sie mir.
Es ist wohl auch besser so, dass sie nichts vermuten, denn ich weiß ja selbst nicht genau, was das da in meinem Inneren ist. Ich weiß nur, dass der Hass und der Zorn die Kraft nähren, wenn ich nicht aufpasse. Ich muss versuchen diese Kreatur oder den Geist zu kontrollieren.
Es brennt so sehr!!!
Diese Stimme...:“ich bin der, der inne wohnt. Wehre dich nicht Alexander. Nimm meine Macht an“ , säuselt sie beschwörend und endet stets mit den Worten: „Schon bald sind wir auf ewig Eins!“

Etwas stimmt nicht. Dieses Wesen in mir versucht seit einer Weile nicht mehr aggressiv, sich meiner zu bemächtigen. Ich glaube es spürt, wie ich langsam Gefallen an dieser Macht finde. Mit seiner Hilfe werde ich alle zerschmettern, die sich mir in den Weg stellen. Auch wird mir diese Macht helfen, Lilys Schicksal zum Guten zu wenden. Ich weiß zwar noch nicht wie und sie würde es ablehnen, klar, das weiß ich wohl, aber so wird es sein. Ich werde diese Kreatur der Nacht, dieses weder tote noch lebendige Geschöpf aus ihrem Leben verbannen, damit sie Frieden findet.
Und schon höre ich sie wieder diese Worte seltsamer, fremdländischer Macht:
Ego sum qui intus habitat...

„Gibs zu, du hast es gelesen!“ schnauzt er mich an. Hilflos zucke ich mit den Achseln, leugnen hätte ohnehin nichts gebracht, also nicke ich.
Unwirsch reißt mir Alexander seine Zettel aus der ausgestreckten Hand und stopft sie in seine Hosentasche. „Da sind sie letztes Mal bestimmt auch rausgefallen“, merke ich leise an. Zur Antwort schnaubt er bedrohlich, doch kramt er die Zettel wieder hervor, um sie letztlich in seinem Rucksack verschwinden zu lassen. Danach begeben wir uns zu den anderen an den Tisch, wo bereits Karten auf dem Tisch liegen.

Evendur, der die Karten am eingehendsten studiert hat, berichtet uns, dass wir weit nach Osten, an die Staatsgrenzen Cormyrs reisen werden. Auf dem Weg zu unserem Ziel, der „verlassenen Zuflucht“, gäbe es einige markante Wegpunkte, welche wir zur Orientierung und als mögliche Raststätten nutzen könnten. Zunächst sei „der namenlose Schrein“ genannt, welcher etwa zwanzig Kilometer östlich von Wheloon läge. Bei den zu erwartenden Wegverhältnissen, müssten wir mit einem neunstündigen Fußmarsch bis dort hin rechnen. Der „namenlose Schrein“ lässt eine Erinnerung in mir klingeln, ich konzentriere mich kurz und schon fällt es mir wieder ein: „Der namenlose Schrein, so geht die Legende, war wohl einst dem Gott Amaunator geweiht. Eine Ruine aus längst vergessenen Zeiten, über deren Fall man nichts Genaues weiß.“ „Amounator war in früheren Zeiten Lathander gleichzusetzen, in gewissem Maße sein Vorgänger“, ergänzt Elenya mein Wissen, „Vereinzelt finden sich wohl auch noch heutzutage Anbeter dieses toten Gottes, denen angeblich sogar Zauber gewährt werden.“ „Zumindest hört es sich für mich dann so an, als sei dies ein günstiger Ort zum Übernachten“, schließe ich unsere Anmerkung mit einem nach Zustimmung heischenden Blick in die Runde. „Darüber sprechen wir später, lasst mich euch erst mal in Ruhe unsere Route erläutern.“, würgt Evendur meine unausgesprochene Frage ab. „Vom namenlosen Schrein aus ist noch mal dieselbe Entfernung und Zeit zu veranschlagen, bis wir den nächsten markanten Punkt erreichen können: Chonis Kammer. Von dort bis zum Sumpf sind es weitere sechs Stunden Fußweg. Die verlassene Zuflucht liegt inmitten des Sumpfes, was meinen Berechnungen zufolge abermals sechs Stunden Weg sein sollten. Im Grenzgebiet des Sumpfes liegt übrigens der „Schädelspieß“, eine grässliche Hommage der Orks, welche vor etwa 100 Jahren als Gebietsmarkierung aufgestellt wurde.“ Fragende Blicke seitens des Rests der Gruppe beantwortet er seufzend
„Also schön, ich merke ihr habt eine Schwäche für blutige Details. Die in diesem Gebiet lebenden Orks haben die Köpfe ihrer erlegten Feinde in der Nähe eines großen, abgestorbenen Baumes aufgespießt beziehungsweise aufgehängt und der langsamen, stinkenden Verwesung überlassen. Der Boden ist getränkt vom dicken Blut von Heerscharen armseliger Wanderer oder Krieger, die den Orks zu nahe kamen. Noch heute quietschen die rostigen Ketten, die an den nackten Ästen des Baumes befestigt sind im Wind und singen ihr Klagelied. Warst du auch schon da, um dich inspirieren zu lassen, Lily? Klingt zumindest fast so, als hättest du dir dort ein paar Ideen für deine Melodien geholt.“, feixt der ignorante Kundschafter. Ich rümpfe die Nase und mache eine geistige Notiz, dass dies ein weiterer Affront war. Unauffällig nähere ich mich Alexanders Schwert, ziehe es ein Stückchen aus der Scheide und ritze mir in den rechten Zeigefinger. Fünf kleine Kerben sind es nun. Das Blut ableckend nuschele ich: „Haste noch mehr zu erzählen, großer Kundschafter? Oder können wir nun los?“ „Insgesamt also 30 Stunden Weg, wenn nichts dazwischen kommt.“, unterbricht uns Garon halb abwesend. Seine linke Hand spielt in Gedanken verloren mit seiner violetten Brille als er fortfährt zu sprechen: „Drei bis vier Tage wird die Reise dauern. Mir scheint, die erste Rast am namenlosen Schrein zu machen, wäre sinnvoll. Andererseits hätte ich da wohl auch noch die Möglichkeit eines magischen Unterschlupfes, den ich...“ „Danke Garon!“, unterbricht ihn Evendur „Zu den Details der Etappen und etwaiger Übernachtungsmöglichkeiten wollte ich später kommen. Zunächst wollte ich euch noch etwas über die Bewohner des Sumpfes erzählen. Der Sumpf wird beherrscht von drei Echsenstämmen, die untereinander rivalisierende Kriege führen. Sie verlassen den Sumpf im Normalfall nicht und umgekehrt fürchten sich die Cormyrer davor, den Sumpf zu betreten, weswegen wir im Grunde nichts Genaues über die Bewohner und das Terrain wissen.“ „Also halten wir fest, dass wir feindliches Terrain betreten!“, stellt Alexander mit lebhaft aufleuchtenden Augen fest.

Endlich brechen wir auf. Was heißt endlich? Zumindest für einige von uns...ich für meinen Teil bin schlechter Dinge, da ich Reisen in solch unwirtliches Gelände nicht leiden kann.

Evendur führt unsere kleine Schar über den Lindwurmlauf durch das Hügelland des östlichen Cormyrs. Gelegentlich beraten sich Alexander und der Späher, welcher Pfad nun der günstigere sei. Missmutig stapfe ich am Ende der kurzen Reihe und kollidiere mit Garon, der abrupt stehen geblieben war. „Mann, pass doch auf!“, fauche ich ihn an. „Warum so ärgerlich, Lily? Behagt dir das Reisen nicht?“, will der Kuttenträger wissen, „Dann behagt dir dies hier vermutlich noch weniger“, grinst er mich an und deutet auf den steilen Abhang vor sich. Evendur und Alexander sind schon unten. Elenya macht sich gerade ungeschickt auf den Weg dorthin. Ein Ausrutscher ihrerseits wird von der Plattenrüstung abgemildert. Herzhaft fluchend erreicht sie den sicheren Grund. Meine Augen weiten sich und mein Herz beginnt unangenehm stark zu hämmern. „Ich hasse Schluchten, ich hasse Höhen, ich hab keine Lust mehr weiter zu gehen! Macht euren Scheiß doch allein!“ Ich will mich gerade herumdrehen, als Garon mich in Richtung des Abgrundes schubst. „Lily ist die nächste, ich komme als Letzter hinunter.“ Alexander lächelt mir aufmunternd zu. Evendur streckt mir helfend eine Hand entgegen. Kalter Schweiß tritt auf meine Stirn. „Nee, ich....ich kann nicht.“ „Nun komm schon Lily, schau ich lebe auch noch.“ , ermutigt mich Elenya. Ich fasse mir ein Herz und beginne wacklig mit der Kletterpartie. Zitternd verfehle ich einen Vorsprung und rutsche hinab, nur Evendurs raschem Eingreifen ist es zu verdanken, dass ich unbeschadet ankomme. Während mir noch halb schwarz vor Augen ist, lachen Evendur und Garon über mein Missgeschick. Wütend kicke ich Steine nach ihnen und fluche über die Natur. Den Rest des Tages verbringe ich in eisigem Schweigen. Mit einer Grabesmiene trotte ich in einigem Abstand hinter den anderen her.

Gegen Abend taucht die Silhouette eines runden Gemäuers auf einer Hügelkuppe auf. Als wir näher rankommen duftet es köstlich nach gewürztem Hasenbraten. Welch köstlicher Duft! Gepriesen sei die Zivilisation! Meine Grabesmiene lichtet sich und ich eile in Richtung des wunderbaren Duftes. Evendur begleitet mich, während die anderen sich etwas abseits verbergen.
Inmitten der Ruinen, welche einst der „Namenlose Schrein“ waren, sitzen ein gutgekleideter Felsengnom und ein Mensch. Als wir recht nahe heran sind, ruft der Gnom uns zu: „He da! Freund oder Feind?“ Unisono antworten der Späher und ich „Oder!“ und grinsen dabei. Wir treten näher an die beiden heran. Der Gnom, scheinbar der Wortführer der beiden, kichert:
„Oder? Haha, das ist gut, nicht wahr, Norri? Oder ist gut! Jaja, woher sollten wir auch wissen, wie wir zueinander stehen, wenn wir uns nichtmal kennen! Das sollten wir ändern, danach könnt ihr noch mal antworten!“ Er deutet auf seinen Begleiter und stellt ihn uns als Norri Waywocket vor.
„Und mein Name ist Corbert Ruffwood. Wir sind Händler. Wollt ihr euch zu uns setzen und uns verraten, wer ihr seid?“
Ich raune Evendur zu, dass die Namensgebung der beiden Kerle etwas befremdlich für mich ist, ich sie jedoch als harmlos einstufe. Er nickt mir zu und richtet das Wort an die Händler: „Dies ist Lily Weg und ich bin Evendur Taurendil. Dort hinten im Gebüsch warten noch drei Freunde auf unser Zeichen, dass hier alles in Ordnung ist.“
„Also Freund oder Feind?“, will Corbert hartnäckig, einen misstrauischen Blick mit Norri wechselnd, wissen.
„Freund.“, antworte ich schnell und winke den anderen zu, welche aus der Deckung kommen um zu uns zu stoßen. Als sie oben angelangt sind, stelle ich ihnen die beiden Händler vor. Gemeinsam nehmen wir das Abendessen ein und erzählen ein wenig, woher wir kommen und wohin wir gehen. Als die beiden Reisenden hören, dass wir in Richtung Chonis Kammer unterwegs sind, werden sie hellhörig und werfen ein, dass es dort gefährlich sei. Norri wird spezifischer in seinen Ausführungen:
„Da lungern bewaffnete Goblins und Kobolde rum, kein guter Ort um dort zu verweilen sag ich euch! Noch ein wenig Tee? Tee haben wir nämlich reichlich! Nicht wahr, Corbert? Tee haben wir immer reichlich. Kann man nie genug von haben. Ist doch so, Corbert, he?“
Der Gnom nickt bestätigend.
„Ich würde wohl etwas von eurem Tee trinken.“, werfe ich in den Redeschwall Norris ein. Dieser strahlt mich an und füllt mir Tee in einen Becher.
„Wisst ihr, wenn ihr zu Chonis Kammer geht, dann könnten wir mitgehen. Könnten wir doch, Corbert, oder? Die sehn doch vertrauenswürdig aus, oder?“
Corbert nickt.
„Denn in der Kammer befindet sich unser Lager.“
„Euer Lager?“, Garon wirft den beiden einen zweifelnden Blick über den Rand seiner dunkelvioletten Brillengläser zu, „Ich dachte ihr seid reisende Händler? Von welchem Lager sprecht ihr?“
„Huuuuu, Corbert, der Magier ist misstrauisch, nicht wahr?“ Norri kichert. „Aber woher soll er uns auch trauen? Wir haben es ihnen ja noch nicht erklärt! Sollen wir es ihnen erklären, Corbert?“
Der Gnom nickt.
„Das Lager ist unser Warenlager. Wir lagern da sozusagen unsere Waren. Hab ich das gut erklärt, Corbert?“
Corbert schüttelt den Kopf.
Der Mensch namens Norri blickt ihn enttäuscht an und fährt dann hastig fort: „Chonis Kammer liegt für unsere Zwecke günstig etwa in der Mitte unserer Handelsroute, aber genügend abseits um nicht entdeckt zu werden.“
„Warum mietet ihr euch kein Lager in Wheloon?“, will Evendur wissen.
„Hast du gehört, Corbert? Er will wissen, warum wir uns kein Lager in Wheloon mieten! Sollen wirs ihm verraten?“
Corbert schüttelt den Kopf, doch Norri fährt trotzig fort:
„Na weil es Geld kostet, deshalb! Und außerdem liegt es nicht so hübsch zentral wie Chonis Kammer.“
Ich wechsele einen Blick mit Alexander und merke, dass auch ihm diese Unterhaltung zu anstrengend wird. Schon tritt die Ader auf seiner Stirn bedrohlich hervor. Beschwichtigend lege ich ihm die Hand auf den Unterarm. „Machst du die erste Wache, Alexander? Mit Kontrollgängen und so? Ich werde dich dann ablösen.“ Alexander nimmt meine Ausrede dankbar an und verschwindet außer Hörweite. Unterdessen brabbelt der Mensch munter weiter. Ich ziehe Elenya etwas beiseite und raune ihr zu, wie seltsam ich es finde, dass der Gnom einen typischen Menschennamen trägt und ebenso misstrauisch und schweigsam ist und der Mensch im Gegenzug einen gnomischen Namen trägt und soviel sabbelt, wie man es sonst nur von Gnomen gewöhnt ist. Elenya stimmt mir zu und ist darüber auch etwas beunruhigt. Am Ende des Abends haben wir zumindest ausgehandelt, das Lager der beiden Irren von den Banditen zu befreien. Dafür versprechen sie uns eine reiche Belohnung. Mit Blick auf die gute Ausrüstung und gepflegte Erscheinung der beiden Händler freuen wir uns auf die Bezahlung. Immerhin führen sie ein gutes Pferd und ein edles Pony mit sich. Der Haken an der Sache ist, dass die beiden uns zu ihrem Lager begleiten wollen.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 22. November 2007, 16:19:17
Zitat von: "Nakago"
@Dani/Lily

Ein schönes langes Upbdate. Gefällt mir. Wie viele Notizen machst du dir eigentlich während der Sitzung? Und wie lange sitzt du an einem Update bzw. wieviele Seiten hat so was im Wordformat? Und bekommst du irgend eine "Vergütung" oder "Belohnung" für die ganze Arbeit, so einen Mitschnitt auf die Beine zu stellen?


Freut mich, dass unsere Geschichte Anklang findet. *strahlt*

Im Wordformat (Arial 12 im Wesentlichen) mit großzügigen Absätzen sind es denke ich etwa 100 Seiten (habe es einige Male gestückelt, um Arkos was fürs PDF zu schicken).

Notizen mache ich nicht soooo viele: es sind nun etwa 75 Seiten DinA5 Büchlein. Inzwischen (seit ich es als "Roman" schreibe) ist es auch eher wie ein Stichwortprotokoll, davor war es schon ausführlicher, als ich noch dachte, dies würden die einzigen Erinnerungen an die Runde bleiben. ;)

Bin aber glücklicherweise mit der Gabe "GUTES GEDÄCHTNIS" ausgestattet, so dass es wenig bedarf, um mich wieder erinnern zu können.

An den updates sitze ich unterschiedlich lang. Kommt drauf an, wieviel Lust und Zeit ich gerade habe. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, wann genau ich anfing es auf dem PC zu verfassen, weil Arkos meinte, das wäre doch ne coole Sache. :P

Vergütung sagte er bereits: ich bekam 1500 EP - genauso wie "Evendur", der unsere Miniaturen gestaltete, sowie sonstiges battlegrit Zeugs bastelte (Schattenportal, Bäume, Brunnen, einen riesigen Skelettdrachen, jede Menge Echsenkrieger...).

Joa,l denke mal, das war es erstmal zu den Fragen.

Falls noch irgendwas ist, ruhig sagen.

Achja...das Schlimmste am Schreiben ist eigentlich, dass man das Gefühl hat, es ist unvollkommen. Jedes Mal, wenn ich mir einen eigentlich fertig gestellten Teil durchlese, dann fallen mir noch Verbesserungen auf. *seufz*

Und das Schöne am Schreiben ist, dass man den ganzen Kram nochmal erlebt, mit dem kleinen - aber feinen - Unterschied, nun die Geschehnisse in gewisser Weise "einfärben" zu können. ;)
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Nakago am 23. November 2007, 17:41:46
Zitat von: "Lily Weg"
Freut mich, dass unsere Geschichte Anklang findet. *strahlt*


Yup, sie ist wirklich gut. Großes Lob!

Zitat von: "Lily Weg"
Notizen mache ich nicht soooo viele: es sind nun etwa 75 Seiten DinA5 Büchlein. Inzwischen (seit ich es als "Roman" schreibe) ist es auch eher wie ein Stichwortprotokoll, davor war es schon ausführlicher, als ich noch dachte, dies würden die einzigen Erinnerungen an die Runde bleiben. ;)


Das ist recht viel. Ich schreibe ja auch die Geschenisse unserer Gruppe auf, ich schreibe mir meist nur die Namen auf und skiziere ein Strichmännchen mit den Merkmalen der Person daneben. Den Verlauf halte ich meist mit ein paar Skizzen und Stichworten fest. Etwa eine Notizbuchseite pro Abenteuer.

Zitat von: "Lily Weg"
Bin aber glücklicherweise mit der Gabe "GUTES GEDÄCHTNIS" ausgestattet, so dass es wenig bedarf, um mich wieder erinnern zu können.


Das ist die Vorraussetzung für so ein Projekt. Vor langer Zeit hat mal ein Spieler bei mir versucht auch so was zu machen. Er hat laufend Notizen gemacht und hat den Spielfluss dauernd unterbrochen, um etwas Nachzufragen, weil er durch die ganze Schreibrerei nebenher nicht mehr alles mitbekommen hat. Ich war deshalb gar nicht so traurig, als sein Char meinte, alleine Frontal eine Armee angreifen zu müssen.   :P

Zitat von: "Lily Weg"
Vergütung sagte er bereits: ich bekam 1500 EP - genauso wie "Evendur", der unsere Miniaturen gestaltete, sowie sonstiges battlegrit Zeugs bastelte (Schattenportal, Bäume, Brunnen, einen riesigen Skelettdrachen, jede Menge Echsenkrieger...).


Das sind dann etwa 15 EP pro Seite . Muss mal meinen SL anhauen, ob er mir meine SH auch so vergütet.

Zitat von: "Lily Weg"
Achja...das Schlimmste am Schreiben ist eigentlich, dass man das Gefühl hat, es ist unvollkommen. Jedes Mal, wenn ich mir einen eigentlich fertig gestellten Teil durchlese, dann fallen mir noch Verbesserungen auf. *seufz*


Das kenne ich, man ist nie wirklich fertig. Es gibt immer ein Wort, dass ersetzt werden muss. Eine Formulierung, die einfach nicht gut genug ist. *megaseufz*

Zitat von: "Lily Weg"
Und das Schöne am Schreiben ist, dass man den ganzen Kram nochmal erlebt, mit dem kleinen - aber feinen - Unterschied, nun die Geschehnisse in gewisser Weise "einfärben" zu können. ;)


In der Tat.  :D Einige Figuren gehen ja Lily richtig auf den Wecker und kommen deswegen nicht besonders gut weg. Stört das die betreffenden Spieler?
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 24. November 2007, 21:09:46
*grinst* mit "Garon" lebe ich seit vier Jahren zusammen in "eheähnlicher" Gemeinschaft^^ und auch mit "Evendur" bin ich seit etwa diesem Zeitraum befreundet.

Ist halt Rollenspiel - da gibt es glücklicherweise die Möglichkeit mal einen Char zu spielen, der so ganz anders ist als man selbst...*fg*
Von daher hats unserer Freundschaft keinen Abbruch getan....und Evendur und Lily kommen nun - gegen Ende des Abenteuers - auch besser miteinander klar.
Garon ist halt immer noch ein Spinner - findet Lily.


wobei mein Herzblatt mir grad über die schulter schaut und meint: kannst ruhig hinschreiben, dass ich mich RL nicht wirklich von Garon unterscheide^^ 8)
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 26. November 2007, 17:29:24
Falls wer Probleme hat die PDFs im Browser zu öffnen (wie ich), dem sei mit einem Rechtsklick und dem Befehl "speichern unter" geholfen.
Weis wer ob das so mit den verschiedenen Bildern in Ordnung geht, oder muss ich die rausnehmen?
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 30. November 2007, 18:16:44
29. Eleasias

Frühnebel hängt tief über dem Boden, als wir gemeinsam mit den beiden schrägen Vögeln vom Namenlosen Schrein in Richtung Chonis Kammer aufbrechen. Unglaublich, wie man am frühen Morgen schon so viel reden kann, wie Norri Waywocket! Fröhlich plappert er dauernd vor sich hin, wie wir großen Helden das Lager vom Ungeziefer befreien, wie schon bald die Geschäfte florieren...und, und, und.

Gegen Ende des Tages geht uns das Geplapper dermaßen auf die Nerven, dass Alexander sehr energisch wird: „Maul halten!!! Sofort!“ Er zieht sein Schwert und fährt mit düsterer Miene fort: „Wenn einer von euch bis Sonnenuntergang auch nur einen Mucks macht, rutscht mir verdammt noch mal diese Klinge aus und wird euch nen Kopf kürzer machen! VERSTANDEN????“ Ganz doof sind die beiden Händler zumindest nicht, denn sie halten danach tatsächlich für mehr als eine Stunde ihre Klappe. Ein zaghafter Versuch Corberts Luft zu holen, um zum Reden anzusetzen, wird jäh durch ein tiefes, bedrohliches Knurren Alexanders unterbrochen.

Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir den Hügel, auf dem sich Chonis Kammer befindet. Aus einigen Hundert Schritt Entfernung möchten wir zunächst die Lage sondieren. Evendur schleicht sich an und erkundet den Eingangsbereich für uns. Er kehrt zurück und berichtet uns, dass eine echsenartige Schattenwache vor dem Torbogen steht. Auf dem Torbogen stünden in Stein gemeißelt, in der uralten Sprache Thoras, die Worte „Chonis Kammer“.
Die beiden bekloppten Händler erwähnen einen Graben hinter dem Eingang und berichten voller Stolz, dass sie eine Hängebrücke hinüber gebaut hätten. Sie wollen auf mein Bitten hin eine Skizze des Inneren der Kammer anfertigen, geraten jedoch darüber in Streit, wer dieses wichtige Stück nun anfertigen darf. Ich vermittle und sie einigen sich darauf, beide, jeder für sich, eine Skizze zu zeichnen, die sie dann miteinander vergleichen wollen. Tatsächlich pinnen beide meisterlich voneinander ab, so dass Evendur hinter vorgehaltener Hand zu uns sagt, dass diese Karten wohl nur bedingt verwendbar seien.

30. Eleasias

Bei Tagesanbruch brechen wir zur Grabkammer auf. Da wir gegen die Sonne blicken, nehmen wir einen Umweg in Kauf, um im Bogen auf den Hügel zuzulaufen. Der Umweg hat sich gelohnt, denn mit einem gezielten Schuss streckt Evendur die Schattenwache am Eingang nieder. Unsere unliebsamen Reisegefährten warten draußen auf unsere Rückkehr.
Bevor wir reingehen ziehe ich die schicken rosa Samtpantoffeln an, die wir im falschen Mystratempel in Lady Arthas Gemach fanden. Sie ermöglichen es mir, wie eine Spinne Wände hochzuklettern.
Auf diese Idee hätte ich mal früher kommen können, dann wäre mir der peinliche Augenblick beim Überqueren der Schlucht erspart geblieben. Kurz hinter dem Eingang, gleich hinter der von den Händlern gebauten Hängebrücke, kommt eine monströse, riesige Steinfratze in unser Blickfeld.
Drei gut gezielt Pfeile aus dem Maul des steinernen Gesichtes, durchtrennen die Verankerungsseile der linken Seite der Brücke, noch bevor wir einen Fuß darauf setzen können. Gewarnt gehen wir in Deckung und lauschen. Auf der anderen Seite des Mauls vernehmen wir das Geräusch kleiner, huschender Füße.
Evendur zielt geduldig auf die Steinfratze. Offenbar hat er eine Art Schießscharte entdeckt, die sich meinem Blick entzieht. Ein ersticktes Röcheln kündet davon, dass er einen der unsichtbaren Schützen getroffen hat. Garon wirkt derweil einen beeindruckenden Zauber auf Alexander, dessen Größe und Waffe sich verdoppelt. Der Barbar nimmt sein nun monströses Schwert, überquert die Hängebrücke und deckt mit der Breitseite der Waffe alle sechs für uns sichtbaren Schießscharten annähernd ab.

Unser selbstverliebter Magier intoniert feierlich und laut magische Worte und führt uns seinen neuesten Trick vor: die Verwandlung in einen Erdelementar. Ich finde diese Verwandlung geschmacklos, erinnert sie mich doch zu lebhaft an mein beinahe tödliches Erlebnis im Whelooner Tempel. Nachdem er die bewundernden Blicke genug genossen hat, streckt der Wahnsinnige sein irdenes Gesicht in die Steinfratze hinein und glotzt auf die andere Seite. Scheinbar droht von dort keine Gefahr mehr, denn schließlich verschwindet Garon der Erdelementar gänzlich in der Wand.

Wir anderen tasten uns vorsichtig tiefer in die Grabkammer hinein und vernichten alle Schattenechsen, die unseren Weg kreuzen. Alexander gerät mächtig in Rage, weil er trotz seiner enormen Größe kaum Schaden an den schattenhaften Wesen anrichtet. Wir haben teils harte Kämpfe zu überstehen, vor allem, weil von Garon jegliche Spur fehlt und Alexander ein Fluch anzuheften scheint, der es ihm versagt, mit seiner Kraft gegen die Kreaturen vorzugehen.
Erschwerend kommt ein seltsamer, schattenhafter Nebel im Herzstück der Grabkammer hinzu. Beinahe gehen wir gegenseitig mit Waffengewalt auf einander los. Schließlich haben wir alles durchkämmt und jegliche Gegenwehr zerschlagen, doch vom Lager der beiden Händler ist nichts zu sehen.
Akribisch suchen wir Zentimeter um Zentimeter der Grabkammer nach geheimen Mechanismen ab. Schließlich findet Evendur eine winzige, geheime Kammer, welche kaum mehr als einen mal einen Schritt misst. Sie ist leer. Im Augenblick größter Verwunderung und Ungläubigkeit streckt Garon der Erdelementar seinen unförmigen, irdenen Kopf durch die Stirnseite des Kämmerchens.
Schließlich tritt er ganz zu uns hindurch und verwandelt sich zurück: „Ich habe das Lager der beiden Irren gefunden. Es befindet jenseits dieser Wand.“ „Schön, und wie kommt man dorthin, ohne sich in ein Erdenwesen zu verwandeln?“ , will ich wissen. „Das hier ist keine Wand, sondern nur eine Illusion.“, kontert der Magier. Mit diesem Wissen ausgestattet gelingt es uns, die Wand zu überwinden.
Im jenseitigen Lagerraum befindet sich ein buntes Sammelsurium an Waren. Kaum zwei Dinge scheinen zueinander zu passen. Uns schwant Übles, was Elenya schließlich für uns alle ausspricht: „Ich fresse einen Besen, wenn dies alles hier (sie deutet auf die Waren) rechtmäßig erworben wurde! Schaut euch das an...das sieht ja wohl so aus, als wären dies alles Habseligkeiten von reichen Reisenden oder Geschäftsleuten, die von den beiden Gaunern um ihre Sachen gebracht wurden.“
Wir pflichten ihr stumm bei. „Das werden wir bald genauer wissen.“, meint Garon kryptisch. „Was meinst du damit?“, frage ich ihn. „Nunja, ich werde die beiden einer Prozedur unterziehen, um herauszufinden, was sie umtreibt.“ Wir schauen ihn skeptisch an und jeder von uns fragt sich argwöhnisch, was genau das Wort „Prozedur“ in diesem Zusammenhang bedeuten mag.
„Ich bin dafür, wir lassen einen Großteil der Waren verschwinden und schauen, wie sie reagieren.“, schlägt Evendur vor. Alexander hilft ihm dabei, die meisten Waren zu verstecken, während ich die zwei Gauner herbeihole. Als diese das ohnehin leere Kämmerchen vor dem eigentlichen Lager sehen, beginnen sie mit großem Wehklagen: „Oh nein!“ „Oh weh! Alles ist fort!“ „Genau, alles ist fort! Diese widerlichen Kreaturen haben alles gestohlen!“ „Die Kreaturen haben alles gestohlen! Nun können wir euch nicht bezahlen.“ „Genau, jetzt können wir euch nicht bezahlen.“
Elenya und ich tauschen einen wissenden Blick aus. Genau, wie wir es uns dachten: die beiden „Geschäftsmänner“ wollten uns um unsere Gage prellen. Wir verlassen offensichtlich die Grabkammer und überlassen die beiden Diebe ihrem Wehklagen. Allein ich bleibe unerkannt, im Spinnengang an der Decke klebend, zurück, um die Szene zu beobachten.
Wie zu erwarten betreten die beiden Gauner den Geheimraum hinter der verborgenen Kammer und dann ist ihr Geschrei echt. Ich grinse. Geschieht ihnen recht! Leise entferne ich mich.
Draußen erwartet Garon bereits die Halunken. Rasch fesselt er sie und spricht in zackiger, militärischer Manier zu ihnen. Doch die beiden beteuern ihre Unschuld, beteuern selbst die Geschädigten zu sein. Das Gejammere ist zuviel für uns und wir knebeln sie.

Am späten Vormittag reisen wir mit ihnen im Schlepptau ab in Richtung Sumpf. Unser Magier schlug zwar vor, hier in Chonis Kammer zu rasten, doch wir anderen sind dagegen, weil es noch früh am Tag ist und jeder Tag für uns kostbar ist, wenn wir den Auftrag Fürst Rotbarts erfüllen wollen. Zudem steht auch das Wohl Amnik Basults auf dem Spiel.
Als wir abends in der Nähe des Sumpfes unser Lager aufschlagen, will Garon einen arglistigen Zauber auf die Gefangenen wirken, der sich stilvoll „kristallisierte Erinnerung“ nennt.
„Was genau bewirkt dein interessant klingender Zauber, Garon?“, möchte ich erfahren. „Ich werde durch den Zauber in der Lage sein, die Erinnerung unserer beiden Freunde hier in kristallisierter Form aus ihrem Hirn heraus zulösen.“
Ich schlucke: „Und ...ähm...welche Auswirkung hat das Ganze Spektakel auf die jeweilige Person, auf die es angewendet wird?“ „Darüber gibt es unterschiedliche Aufzeichnungen.“, antwortet er mir ausweichend. „Als da wären?“ , schaltet sich nun Evendur in unsere Unterhaltung ein. „Gedächtnisverlust wäre wohl das harmloseste, was sie erhoffen können. Weiterhin könnte es im Extremfall passieren, dass der eine oder andere möglicherweise diese Prozedur nicht überlebt.“ „Dann ist diese Option für mich nicht akzeptabel!“, mischt sich seine Schwester ein. „Uns Klerikern stehen sanftere Wege zur Verfügung, wie wir die Wahrheit erfahren können. Ich muss lediglich eine Nacht darüber schlafen und Kelemvor morgen früh um die Gunst dieses Zaubers bitten.“ „Aber meine Prozedur ist viel eindrucksvoller und ich muss hier schließlich die Macht der Cormyrischen Kriegsmagier repräsentieren!“, versucht der Magier seine entschlossene Schwester halbherzig zu überzeugen. „Nichts da! Das ist unnötige Grausamkeit. Schluss mit solchen Hirngespinsten!“
Evendur versucht Elenya zu unterstützen: „Wir wissen, dass du ein Spinner bist, Garon, aber WEN willst du hier in der Wildnis repräsentieren?“ Garon geht voll auf diese Provokation ein und beginnt pathetisch über seine Heimat Cormyr zu lobhuddeln und heroische Anekdoten der Kriegsmagierzunft zu erzählen, bis Alexander ihn böse anknurrt und ihm droht, ihn unangespitzt in den Boden zu rammen, wenn er nicht gleich still ist.

Beleidigt begibt sich Garon zur Ruhe, etwas abseits von uns anderen und dem Feuer. Mit schreckensgeweiteten Augen verfolgten unsere beiden „Geschäftsmänner“ die Diskussion um ihr Schicksal. Schließlich teilen wir noch die Nachtwachen ein und legen uns nieder.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 02. Dezember 2007, 19:59:19
neuer Part:
Während Alexanders Nachtwache schreckt unser Magier, der sich mit einem Weckzauber, der bei Gefahr anschlägt, belegt hat, plötzlich aus dem Schlaf hoch. Er ist sich sicher, dass sich etwas Bedrohliches in unserer Nähe aufhalten muss, wenngleich er weder etwas sieht noch hört. Er signalisiert dem Barbaren, dass Gefahr im Verzug ist, aber auch unser hünenhafter Krieger hört und sieht nichts Verdächtiges. Doch Garons Nackenhaare stehen zu Berge, was für ihn ein untrügliches Zeichen ist, deswegen wirkt er leise flüsternd einen Zauber auf sich. Zwei leuchtende Totenschädel kreisen fortan um ihn herum. Trotz des relativen Lärms wachen wir übrigen Kinder der Greifen der Dämmerung nicht auf. Vielleicht liegt es am Tee? Auf magische Weise tauschen Alexander und Garon die Plätze, da es dem Magier an seinem exponierten Lagerplatz nicht mehr geheuer ist.

Der eigentlich fest verzurrte Norri Waywocket steht urplötzlich vor Alexander, der augenblicklich seine Waffe zieht. Erstaunlich schnell turnt der Gauner jedoch aus der Reichweite des Barbaren heraus, noch bevor das tödliche Schwert ihn erwischen kann. Heiße Wut wallt in unserem Kämpfer auf und er stürmt rasend auf Norri zu...der diesmal nicht ausweichen kann und sauber in zwei Hälften gespalten zu Boden klappt. Durch den barbarischen Kampfschrei wachen wir wenigstens alle auf. Benommen versuche ich mich zu orientieren. Garon steht leuchtend und blutverschmiert einige Meter von mir entfernt. Alexander steht noch immer vor Wut schnaubend über einem verstümmelten Körper. Corbert Ruffwood ist verschwunden, stelle ich fest und im gleichen Moment dämmert mir, wer wohl der Tote vor Alexanders Füßen ist. Evendur begibt sich schleunigst auf Spurensuche, doch kurz hinter dem Lagerfeuer verlieren sich die Spuren des Gnoms. Kurz darauf hören wir ein Knacken und ein unterdrücktes Fluchen Corberts, einige Schritt entfernt im Unterholz. Währenddessen filze ich den Leichnam des Menschen. Garon schleudert einen Feuerball in Richtung des Geräusches, doch der verstohlene Gauner kann vollkommen unentdeckt entkommen. Vor Wut schäumend durchkämmt unser barbarischer Freund die Gegend. Die Besitztümer des Menschen Norri Waywocket, dessen wahre Absichten und Hintergründe wir nun nie erfahren werden, können sich sehen lassen. Er führte einen Zauberstab, ein magisches Kettenhemd und einen magischen Umhang mit sich, zudem reichlich Schmuck, Edelsteine und bare Münzen. 50 Beutelchen des seltsamen Tees stecke ich heimlich ein, ebenso zwei Statuen aus Elfenbein: eine Katze und ein langgezogenes Gesicht mit Füßen. Bei Gelegenheit muss ich sie mal untersuchen lassen. Merkwürdig ist, dass der Mensch Norri Waywocket zwei Ausweise mit sich führte, beide auf seine Person zutreffend, nur ausgestellt auf Norri Waywocket und und auch auf Corbert Ruffwood. Evendur, Elenya und ich begraben Norri auf mein unaufhörliches Bitten hin. In der Nacht plagten mich schlimme Träume wegen des Grafen, so dass ich nun sehr darauf bedacht bin, Gutes zu vollbringen, weil ich mir einrede, mich durch gute Taten von ihm distanzieren zu können. Alexander kickt währenddessen missmutig Steine und Stöcke durch die Gegend und unser Magier zieht es vor, in aller Seelenruhe zu frühstücken, bis die Arbeit getan ist. Nach dem Frühstück brechen wir auf und erreichen gegen Mittag den unheilvollen Ort, den man Schädelspieß nennt.

Die Nebelschwaden scheinen um diesen Ort herum dichter zu sein, eine bedrückende Stille lastet auf der Umgebung. Inmitten der Nebelschwaden steht ein knorriger, toter Baum, wohl am Blute derer ertrunken, die hier ihr Leben ließen. Die Luft ist stickig und es riecht nach Jahrhunderte altem Blut und Fäulnis. Um den im blutigen Boden stehenden verkrüppelten Baum sind Speere in den Boden gerammt, deren Spitze von humanoiden Schädeln verunziert sind. Zwischen den knorrigen, nur noch rudimentär vorhandenen Ästen des einst beeindruckend großen Baumes hängen an rostigen Ketten weitere Schädel. Gelegentlich wird die bleierne Stille durch das herzzerreißende Quietschen und Rasseln der Ketten in einem nicht fühlbaren Windhauch unterbrochen.
 
Schweigend betrachten wir diese Stätte des Todes, dieses Mahnmal der Vergangenheit. Selbst Garon und Evendur scheint kein überflüssiger Kommentar einzufallen. Leise beginne ich ein Klagelied anzustimmen, um die Seelen der hier zu Tode gekommenen Kreaturen zu besänftigen und uns gegen ein Eindringen böser Schwingungen in unsere Gedanken zu schützen.

Urplötzlich wird unsere Lähmung durchbrochen, als sich uns aus dem Nebel ein halbes Dutzend kleiner Echsenwesen nähert. „Giftgünstlinge!“, ruft Evendur noch, bevor wir uns der vollen Auswirkung des Hinterhalts bewusst werden können, und er schnell reagiert, indem er den ersten Angreifer mit einem sicher geschossenen Pfeil durchbohrt. Alexander löst sich als zweiter aus dem tranceähnlichen Zustand und stürmt auf einen weiteren Angreifer zu, den er mit einem animalischen Schrei mittig spaltet. Doch schon kündigt sich weiterer Besuch an. Sechs Scharfzahnechsen nähern sich dem Schädelspieß und versuchen Elenya und Evendur einzukreisen und vom Rest zu trennen. Irgendwie kommt es mir so vor, als hätten diese Echsen keine Tötungsabsicht, doch ich bin ihrer gutturalen Sprache nicht mächtig. Sie rufen sich etwas zu, doch nur Garon ist des Drakonischen mächtig. Wo ist der Magier? Suchend blicke ich mich um.

Schließlich erblicke ich ihn am Rande des Schädelspießes, wie er magische Worte schreit und sich vor meinen Augen in einen riesigen Luftelementar verwandelt, der nun ätherisch inmitten des Chaos steht. Das letzte, was ich bewusst wahrnehme sind drei der mächtigen Schwarzgeschuppten Echsen, die sogar größer als unser Barbar sind. Auch sie umzingeln uns und wieder nagt etwas in mir, was mich an ihrer Angriffslust zweifeln lässt. Verdammt! Warum spreche ich ihre Sprache nicht? Evendur scheint auch verwirrt zu sein, die drei eigentlich rivalisierenden Echsenstämme hier offensichtlich vereint zu sehen, doch dann spüre ich nur noch ein irritierendes Pieksen an meinem Hals und Augenblicke später, versinke ich in einer tiefen Bewusstlosigkeit. Am Rande des Hinweggleitens bekomme ich noch mit, wie Garon der Luftelementar majestätisch rund um den Schädelspieß schreitet und dabei einen entsetzlichen Wirbelsturm entfacht, welcher zwar nicht ausreicht, jemanden von den Füßen zu reißen, jedoch Unmengen Wasser und Matsch aufwirbelt. Die Sichtverhältnisse sind gleich Null. Als ich auf dem Boden liege, sehe ich Elenya neben mir liegen, auch sie ist nicht mehr bei Bewusstsein.
Eine samtene, dunkle mir allzu bekannte Stimme tritt in meine Gedanken. „Ach, kleine Lily, nun kannst du deine Gedanken nicht gegen mich abschirmen. Du wirst bald erkennen, dass es ohnehin müßig ist, dich zur Wehr zu setzen. Glaubst du ernsthaft, deine neuen Freunde könnten dir das Leben bieten, welches du führen möchtest? Glaubst du tatsächlich, deine neuen Freunde seien stark genug dem zu trotzen, was schon bald diese Welt betreten wird? Es ist an der Zeit, sich auf die richtige Seite zu stellen, törichte Lily!“ Mein Unterbewusstsein wehrt sich gegen SEINE Einflüsterungen und ich erlange meine Sinne wieder. Jedoch kann ich mich nicht bewegen und bekomme panische Angst zu ersticken. Ich spüre, wie mich einer der Pfeilwerfer verschleppt, er zieht mich mühsam aus dem Chaos aus Schlamm und Wind und einem Netz heraus. Alexander taucht verschwommen in meinem Blickfeld auf, er erreicht die Echse, die mich gerade verschleppen will; in Sicherheit bringen will?, und tötet sie. Ich versuche zu sprechen, aber ich kann nicht. Alexander zieht mich noch ein Stückchen weiter, doch in Garons Netz ist jeder Schritt hart erkämpft. „Lauf nicht weg, Lily, bin gleich wieder da.“, ruft der Barbar mir grinsend zu. Ich ringe um Luft und entgleitende abermals in die Süße Schwere der Ohnmacht, kurz spüre ich Hitze zu mir her wallen, die von einem Feuerball herrührt, den Garon mitten in das Gemetzel hinein geworfen hatte.

Mit einem fürchterlichen Gebrüll reißt Alexander die klebrigen Stricke des Netzes entzwei und gerät in Rage, weil er durch den Matsch und das Wasser nichts sieht und das Feuer ihn angesengt hat. Er versucht sich mit wild umherkreisenden Schwert dem nächsten schwarzgeschuppten Riesen entgegenzustellen. „Ja, komm nur näher! Dein Ende wird schnell und schmerzvoll sein!“ Begleitet werden seine Worte durch den melodischen, magischen Singsang Garons „Elirdal Yello!“ „Wenn du mir noch mal den Pelz verbrennst hau ich dich kaputt, Kuttenträger!“, schreit mein barbarischer Freund dem Magier zu, während er seinen großen Gegner scheinbar mühelos nieder streckt. Doch der von Garon ausgesprochene Zauber sollte lediglich dafür sorgen, dass der Untergrund noch schlüpfriger wird, als er ohnehin schon ist.

Irgendwann tauchen meine Sinne aus der dumpfen Schwärze auf. Ich blicke in Alexanders besorgtes Gesicht. „Oh Mann, Lily...was ist denn mit dir?“ „Kann mich nicht bewegen, kann nicht richtig atmen...“, krächze ich mühsam hervor. Er schaut verständnisvoll. „Meiner Schwester scheint es genauso zu gehen. Evendur ist verschwunden und einer der Echsen konnte entkommen.“ „Und was nun?“, will der erschöpfte Barbar wissen. „Ingole thirit!“, ruft Garon. “Was soll das?“, fragt Alexander ärgerlich, „Wir sollten besser hier verschwinden und meinen Halbbruder suchen, sobald wir besser beieinander sind.“ „Ich suche bereits nach ihm.“, gibt Garon kryptisch zurück. „Aha. Und wo ist er?“ „Jedenfalls nicht in unserer Nähe, zumindest lässt er sich nicht durch meinen Zauber aufspüren.“ „Magie entdecken?“, bringe ich mühsam hervor. „Exakt.“ „Und jetzt?“, drängelt Alexander. Garon seufzt genervt. „Jetzt gehen wir zu dem Hügel dort.“ Er deutet auf einen in einigen hundert Schritt Entfernung liegenden Hügel, auf dem eine Trauerweide ihre Äste bis auf den Boden hängen lässt. „Unter dem Baum werden wir uns verstecken und schauen, dass wir Elenya und Lily wieder auf die Beine stellen können. Also steh nicht so nutzlos rum! Schultere meine Schwester und ich werde Lily irgendwie da hoch befördern.“ Alexander wirft ihm zwar einen kurzen, wütenden Blick zu, doch dann beschließt er, nicht mit dem Magier zu diskutieren, weil dringendere Dinge anliegen. Er schultert Elenya und deren Habseligkeiten, sowie seine eigenen und Garons Gepäckstücke und stapft die kleine Anhöhe hinauf. Garon zerrt Lily, die schwach protestiert, an den Armen hinterdrein.

Als alle schnaufend unter dem dichten Blätterdach der Weide sitzen, schlägt Alexander vor, zunächst auszuruhen. „Ich werde drei Stunden ruhen, um von meinem Wutanfall zu entspannen. Danach weckst du mich und ich werde bis zum Morgengrauen wachen.“ „Nein. Ich muss acht Stunden schlafen! Du wachst zuerst, damit ich danach acht Stunden schlafen kann.“, fordert der Magier. Alexander schüttelt nur hilflos den Kopf und verdreht die Augen. „Gut, dann machen wir es so, hab keine Lust weiter mit dir über Sachen zu verhandeln, die scheinbar eh allen klar sind. Bis später.“ Mit diesen Worten rollt er sich auf seiner Bettrolle zusammen und schließt die Augen, bis ihn Garon, wie verabredet nach drei Stunden weckt.






ERSTER ELEINT
In den frühen Morgenstunden des ersten Eleint erspäht Alexander in der Dunkelheit eine Echse mit einer Fackel. Er weckt Garon und beide hören Evendur rufen „Garon? Alexander? Liiiiilyyyy? Elenya! Los, zeigt euch!“.
„Das könnte eine Falle sein.“, raunt der Barbar uns zu. Garon nickt und beide beschließen einmütig, sein Rufen nicht zu beantworten. Indessen wird der Angriff geplant: Alexander soll einen Stein weit weg werfen und sobald Evendur und die Echsen dem Geräusch folgen, wollen Garon und der Barbar ihren eigenen Angriff starten. Gesagt, getan... Alexander stürmt nach dem Steinwurf vor, Garon flüstert magische Worte und seine Silhouette wird von zwei ihn umkreisenden Totenschädeln erhellt. Evendur stellt sich mutig seinem anstürmenden Halbbruder in den Weg: „Halt!“, doch dieser kann seinen Schwung nicht mehr bremsen. Im letzten Augenblick gelingt es dem Kundschafter, zumindest teilweise auszuweichen und statt überrannt zu werden, rammt er den Griff seines Schwertes gegen die Schläfe des Barbaren, der sich etwas benommen taumelnd, grunzend Evendur zuwendet. Die Echsen schießen Pfeile auf Garon und Alexander. Der Magier gleitet bewusstlos zu Boden. Inmitten des Getümmels schreit Evendur seinen Halbbruder an: „Mann! Sei vernünftig, Alexander! Glaubst du nicht, dass sie uns längst hätten töten können?“ „Es hätte eine List sein können.“, entgegnet der Barbar, „Was paktierst du auch mit dem Feind?“ „Wir sind nun verbündet. Lange Geschichte, ich erzähle sie euch, sobald wir alle zusammen sind.“ Alexanders Gesichtszüge drohen zu entgleiten und angewidert äußert er „Echsen? Verbündet? Würgs!“ „Vorsicht, sie sprechen unsere Sprache.“, warnt Evendur. Doch sein Halbbruder schnaubt unbeeindruckt „Und gebildet auch noch... ! Egal, Lily und Elenya sind schwer verletzt. Wo ist Garon? Sollen deine neuen Freunde sich besser mal nützlich machen und sie wieder auf die Beine stellen.“ Evendur nickt einer der Echsen zu, welcher daraufhin Alexander bittet, die von Giftpfeilen getroffenen Haarigen zu ihm zu bringen. Uns wird eine Phiole mit Gegengift verabreicht und wir erlangen allmählich unsere Kräfte zurück.

Evendur berichtet während des raschen Genesungsprozesses, dass die Echsenvölker sich gegen eine größere Macht, die in ihren Sumpf eingedrungen ist, verbündet hätten. Sie wollten uns keineswegs töten, sondern im Gegenteil sogar retten. Sie hielten uns für „Traumwandler“, die in die Festung der Haarigen und Schattengeschuppten gehen. Wir schließen uns Evendur und den Echsen an, die zurück zum Lager der Echsen gehen.
Im Lager werden wir dem Stammesoberhaupt, Häuptling Kessessek vorgeführt, der uns schildert, was hier im Sumpf seit einigen Monden an Ungereimtheiten und Gefahren vor sich geht. Mit zischender, etwas gutturaler Stimme beginnt Kessessek zu erzählen. „Vor ungefähr drei Monden kamen die Haarigen aus der Fessstung im Sssumpf und nehmten viele Mitglieder unssserer Ssstämme mit. Die gefangenen Ssstammesbrüder wurden gezwungen durch ein Schattentor zu gehen. Alsss sssie zurückkehrten, waren sssie nicht tot und nicht lebendig, sie wurden zu Schattenechsen, die ssseitdem den Haarigen dienen. Die Haarigen ssseien Untertanen eines Drachen und wir glauben Blut von Drachen fliesssst in den Anführern sssseinen Adern. Drache hat Namen Dessspayr. Ein mächtiger, schwarzer Drache. Sssind alle der Dunkelheit anheim gefallen. Ihre Sssseele issst tot. Können nun nur noch töten und erobern. Darum haben wir uns zussssammengeschlossssen. Alle drei Ssstääme des Sssumpfes zu einem, um mächtig zu sssein, gegen die Haarigen Drachlinge.“ „Wenn ich kurz unterbrechen dürfte, Häuptling?“ schaltet sich Garon ein. „Ich möchte Euch kurz etwas über dieses Schattentor erzählen. Dieses Tor stellt ein Portal zur Ebene der Schatten dar. Es ermöglicht Kreaturen der Schattenwelt, in diese Welt einzudringen. Diese Portale werden von mächtiger Magie erschaffen und sind nur durch ebenfalls mächtige Magie zu zerstören. Wir fanden ein schadhaftes Schattentor in Wheloon und sind nun im Auftrag des Fürsten Rotbart unterwegs, um dem Eindringen der Schattenwesen Einhalt zu gebieten.“ „Sssso schlage ich euch einen Handel vor, Haarige, die auch den Schatten bekämpfen wollen. Vor einigen Wochen befreiten wir einige Haarige, die wie euch auf Weg gewessssen seien zur Fessstung, vom Traumwandeln. Unter denen isssst auch ein ssssehr sssstarkes Männchen. Halten den nun gefangen, weil Schattengeschuppte alten Häuptling und meine Nestpartnerin Ashala gefangen nehmen und verschleppen in die Festung. Ihr befreien Ashala und dafür ssssoll das sssstarke Männchen frei sssein euch zu unterstützen.“

„Das klingt nach einem fairen Handel“, meint Elenya, „Und was soll mit dem alten Häuptling geschehen? Sollen wir den nicht befreien?“ „Was ihr machen mit Gathen isssst mir egal.“ Knurrt Kessessek. „Geht nun, Haarige. Schlaft. Morgen früh werden wir euch den Gefangenen zeigen.“ Einige Echsen geleiten uns in eine leerstehende Hütte, die uns offenbar als Unterkunft dienen soll.

Bevor wir aufbrechen will Garon die Stadtwache Wheloons, allen voran Port Haera, über die Unregelmäßigkeiten im Sumpf informieren. Er fertigt einen Brief an und möchte, dass ein Echsenbote ihn nach Wheloon transportiert.

Meine Gedanken überschlagen sich... ein schwarzer Drache. „Ich kann euch Geschichten über Drachen erzählen – vor allem über schwarze Drachen - die euch eine Gänsehaut an einem knallheißen Hochsommertag auf die Haut zaubern“, hebe ich mit bedeutungsschwangerem Blick und beschwörender Stimme zu sprechen an. „Lass mal lieber, Lily, nichts für ungut, aber jetzt ist keine Zeit für Märchen.“, unterbricht mich Evendur. Dieser Banause! Verletzt nage ich an meiner Unterlippe und stelle mich mit verschränkten Armen etwas abseits. „Siehst du?“ höre ich, wie SEINE Stimme abermals in meine Gedanken eindringt, „Schöne Freunde hast du dir gesucht, kleine Lily. Noch hast du Zeit, die richtige Seite zu wählen. Noch...“ „Schweig und verschwinde! Ich habe meine Wahl getroffen!“, zische ich und merke zu spät, wie alle Augen auf mir ruhen. „Ich denke, du hast deine Wahl noch nicht getroffen, mein Goldkehlchen.“

„Lily?“, Elenyas besorgter Blick versucht in meine Seele einzudringen. „Was?“ Ich erröte, als ich merke, wie immer noch aller Blicke auf mir haften. „Das ist...nur ein Freund, der... auf magischen Wege mit mir in Kontakt tritt. Es ist... nichts.“ Während ich diese Worte spreche, spüre ich, wie das Halsband aus Obsidian um meinen Hals heiß wird. Er ist zornig... . Hastig kritzele ich mit einem Stöckchen eine kurze Erklärung für Elenya auf den Boden der Hütte: Bin selten allein, stehe unter dem Bann einer mächtigen Kreatur. Kann jetzt nicht reden. Die Klerikerin nickt mir verstehend zu. Evendur ist bereits völlig erschöpft eingeschlafen. Die mehrstündigen Märsche durch die Sumpflandschaft raubten ihm jegliche Kraft. Auch Alexander schläft. Als auch Garon sich hingelegt hat, schnappe ich mir die Kelemvor Priesterin und erleichtere meine Seele, indem ich ihr erzähle, welch dunkles Geheimnis ich seit Jahren mit mir herumtrage und wie ich Alexander kennen lernte, der ebenfalls eingeweiht ist.

Viele Stunden später legen auch wir uns hin. Es tut gut, sich jemandem anvertrauen zu können. Während ich den nächtlichen Geräuschen des Sumpfes und des Lagers lausche, lächele ich still in mich hinein und gleite in einen wohltuenden Schlaf ab, wie ich ihn seit Wochen nicht kannte.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 02. Dezember 2007, 20:00:57
2. ELEINT – VORMITTAGS IM LAGER DER ECHSEN
Evendur und Alexander schlafen noch immer, so ausgelaugt waren sie von den Strapazen der Schlacht und des Marsches. Also begeben sich Garon, Elenya und ich allein zu dem kräftigen Gefangenen, den uns Häuptling Kessessek zur Unterstützung auf unsere Mission mitgeben will.

Im schattigen Halbdunkel der Hütte liegt ein sehr hellhäutiger, blasser etwas überdurchschnittlich großer Mann in Ketten auf einer Matte aus Schilf. Als wir eintreten rührt er sich nicht. Garon geht zu ihm hin und tritt ihn in die Seite. Benommen kommt der Gefangene zu sich. Ich lächele ihn aufmunternd an und schelte Garon für sein unsägliches Benehmen, einen am Boden liegenden noch zu treten. „Was regst du dich so auf, Lily? Schau ihn dir an!“ und zu seiner Schwester gewandt kommentiert er die Lage „Na toll, ein Bauer! Wie kann der uns bitteschön von Nutzen sein?“ Doch auch Elenya zieht nur missbilligend eine Augenbraue hoch und schiebt den Magier zur Seite, bevor sie den kahlköpfigen Mann anspricht. „Wie heißt Ihr? Mein Name ist Elenya Ethethiel, dies ist mein Bruder Garon, der sich gleich für sein unerhörtes Verhalten entschuldigen wird und hier haben wir noch Lily Weg.“ Dabei tritt sie Garon auffordernd auf den Fuß. „Warum soll ich mich entschuldigen? Er ist ein Bauer!“, erwidert der eigenwillige Magier nicht kooperativ. Der Gefangene richtet sich mühsam ein Stückchen auf. „Mein Name ist Galmor, ich bin kein Bauer, sondern ein Priester des Tempus.“ Bringt er angestrengt hervor. „Ein Kleriker!“ ruft Elenya erfreut und neugierig aus. „Wisset, auch ich bin eine Klerikerin. Ich huldige Kelemvor. Was hat Euch in diese unwirtlichen Gefilde verschlagen?“

„Mein Mentor schickte mich auf eine Reise zum neu erbauten Mystratempel in Wheloon. Dieser wurde als Wunderwerk moderner Baukunst gepriesen. Doch eigentlich wollte ich weiter nach Suzail zu einem Familientreffen, auch wenn ich bis vor wenigen Monden nicht die leiseste Ahnung hatte, dass ich überhaupt eine Familie habe.“ Garon, Elenya und ich werfen uns bedeutungsvolle Blicke zu. „Erzähl weiter“, fordere ich ihn auf, „Was geschah in Wheloon?“ „Ich wurde einem Ritual unterzogen, gekidnappt und irgendwann gemeinsam mit weiteren Gefangenen mit einem Boot hierher gebracht. Bis die Echsen uns überfielen und mich mitnahmen wusste ich nicht einmal, dass ich unter einem Bann stand, der mich nichts Böses befürchten ließ von den Tempeldienern.“ „War außer dir noch ein Zwerg auf dem Boot?“, will Garon wissen. Galmor verneint. „Um auf das ursprüngliche Ziel deiner Reise zurückzukommen“, unterbricht Elenya ihren Bruder, „Du sagtest, du seiest auf dem Weg nach Suzail zu einem Familientreffen gewesen. Dieses Treffen fand nicht zufällig im ´Blinden Basilisken` statt?“ Der erstaunte Blick des Tempus Priesters lässt uns schmunzeln. „Woher wisst Ihr das?“ Ich erkläre ihm lachend, dass wir offensichtlich zum selben Treffen wollten und es ein wunderbarer Zufall sei, dass wir nun noch ein weiteres Mitglied der Greifenbrut gefunden hätten. „Von welchem Mitglied der Greifen stammst du ab?“, fragt Garon mit einer Spur von Neugier in der Stimme. Galmor druckst herum. „Lange Zeit wusste ich nichts über meine leiblichen Eltern. Ich bin ein uneheliches Kind gewesen und wurde vor dem Tempus Tempel ausgesetzt. Einen Brief hinterlegte meine Mutter zwar, doch hat mich mein Mentor erst kürzlich über die Hintergründe meiner Identität aufgeklärt. Offensichtlich stamme ich von Rubinja Weg ab.“ Der Tempus Kleriker schlägt seinen Blick nieder und errötet leicht, als er den Kopf  in meine Richtung wendet. Ich schlucke schwer und verlasse wortlos die Hütte, um allein zu sein. Welch Schock! Ich vergötterte meine Mutter! Stets war sie für mich der Inbegriff der Unfehlbarkeit, des Frohsinns, der Integrität... . Schwarze Wellen der Verzweiflung umfangen meinen Geist und ich höre IHN hämisch lachen. Mein Verstand versucht die Verzweiflung niederzuringen. Mein Verstand sagt mir, dass meine Mutter dennoch ein wundervoller Mensch war und ich sie finden muss. Mein Verstand sagt mir, nicht albern zu sein und weiterhin mein Ziel zu verfolgen. Doch hohe Wellen des Zweifels schlagen mächtig gegen die dünnen Mauern des Verstandes. Abermals ist es Elenya, die mich aus der Finsternis herausreißt und der ich mich anvertraue.

Schließlich betreten wir gemeinsam unsere Unterkunft und gesellen uns zu den anderen. Galmor hat sich bereits mit Alexander und Evendur, die endlich aufgewacht sind, bekannt gemacht. Er sieht viel besser aus nun, offensichtlich wurde ihm, wie ausgehandelt, das vorläufige Gegengift verabreicht. Endgültige Genesung darf er erst erwarten, wenn wir die Nestgefährtin Kessesseks finden und befreien. Wir verbringen des Rest des Tages damit, uns unsere bisherigen Erlebnisse zu erzählen, uns auszuruhen, zu stärken (mit unseren Vorräten, denn die Kost der Echsen ist sehr....gewöhnungsbedürftig) und unsere Reise zur ´verlassenen Zuflucht` zu planen.
Wir tragen zusammen, welche Kenntnisse und Fähigkeiten ein jeder von uns hat und wie wir einander in künftigen Kämpfen besser unterstützen können. Elenya beschließt den Abend mit einer Fürbitte bei Kelemvor für unsere Gruppe. Mit Kessessek haben wir vereinbart, dass uns sechs Scharfzähne und vier Giftgünstlinge auf dem Weg zur Festung begleiten. Evendur möchte von ihnen in Erfahrung bringen, ob es irgendwelche Schleichwege zur Festung gibt. Garon, der als einziger unserer Gruppe Drakonisch spricht, übersetzt: „Es gibt keine Schleichwege, nur Sumpf. Die Anlage ist von einer hohen Mauer umgeben. Es gibt ein Haupttor und mehrere Gebäude, unter anderem einen großen Turm auf dem Gelände. Die Traumwandler-Haaringen – er meint wohl die geistig Beeinflussten Gefangenen aus dem Mystra Tempel - werden innerhalb der Mauern als Zauberkundige eingesetzt.“
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Galmor am 03. Dezember 2007, 08:59:42
Nur um das mal festzuhalten...ich habe bis heute keine Entschuldigung für den Tritt n die Seite und den "Bauern" bekommen.
Und nu schiebt man mir auch noch die Schuld an Garons Tod in die Schuhe...*undschuldig lächel* ich würde doch nie einen Wehrlosen töten ;)
Außerdem hätte er mir ruhig sagen können...aber das soll Lily erzählen, wenn die Zeit dafür gekommen ist.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 03. Dezember 2007, 15:56:12
Arkos, du hast einen Teil vergessen!

Die Nacht, die wir mit den beiden Gefangenen (Gnom/Mensch) verbringen...und dann noch der Kampf im Sumpf.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 03. Dezember 2007, 18:57:26
Zitat von: "Lily Weg"
Arkos, du hast einen Teil vergessen!

Die Nacht, die wir mit den beiden Gefangenen (Gnom/Mensch) verbringen...und dann noch der Kampf im Sumpf.


Vielen Dank, das hatte ich doch glatt in der Eile übersehen  :roll: Der fehlende Part ist nun hier in blau hinzugefügt: http://forum.dnd-gate.de/index.php/topic,16385.msg273392.html#msg273392
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 07. Dezember 2007, 11:09:28
Hier der letzte Teil von Kapitel 2:

3. ELEINT:  AUFBRUCH ZUR VERLASSENEN ZUFLUCHT
Angespannt folgen wir unseren zehn echsischen Verbündeten durch die triste Sumpflandschaft. Die Minuten dehnen sich zu Stunden, Unmut und Langeweile machen sich breit. Einzig Elenya scheint in sich selbst zu ruhen. Schweigend, tief in Gedanken versunken begleitet sie uns.

Alexander schubst Evendur ein wenig vom Pfad, um zur Unterhaltung beizutragen, indem wir bewundern können, wie unser Kundschafter gekonnt dem Schlamm entrinnt. Wieder festen Boden unter den Stiefeln habend stichelt er: „Du musst dir ja immerhin keine Gedanken darüber machen, vom Sumpf verschluckt zu werden, Bruderherz.“ „Weshalb sollte das so sein?“, fragt der Barbar zurück. „Schau dich an! Bei deinem Anblick zieht sich sogar der Sumpf angewidert zurück.“ „Ich sollte dich packen und im tiefsten Loch untertauchen!“, faucht Alexander aufgebracht. „Ruhig Blut, es bringt doch nichts, wenn wir uns auf dem Weg zu unserem eigentlichen Ziel gegenseitig schwächen. Bei solchem Verhalten frage ich mich, wie ihr überhaupt so weit kommen konntet.“, mischt sich Galmor mit missbilligendem Kopfschütteln in den brüderlichen Zwist ein.

Die bleierne Stille wird irgendwann von einem resigniert klingenden Garon unterbrochen, der gestikulierend und murmelnd am Ende unseres Trupps gelaufen war. „Ach, am besten wir zünden einfach alles an und warten was beziehungsweise WER herauskommt.“ Fragende Blicke haften auf ihm. „Was denn? Ich mache mir nur Gedanken darüber, wie wir möglichst ohne eigene Verluste effektiv in der feindlichen Anlage agieren könnten. Daher finde ich es sinnvoll, alles anzuzünden und zu warten, wer  rauskommt.“ „Naja, wohl alle, außer den Gefangenen...“ , wirft Evendur tadelnd ein, „Manchmal frage ich mich ernsthaft, ob du noch ganz bei Trost bist, Garon.“ Mit diesen ergänzenden Worten führt er seinen Stiefel durch eine Matschpfütze am Rand des Pfades und verdreckt dadurch absichtlich das teure Gewand des Magiers. „Du weißt schon, dass ich dich in ein hässliches Kriechtier verwandeln könnte, wenn ich wollte, oder Kundschafter?“ „Der blufft doch nur, oder?“, fragt Evendur mit einer Spur von Unsicherheit in der Stimme. Galmor und ich verdrehen nur die Augen.
Um die Mittagszeit erreichen wir die nähere Umgebung der Verlassenen Zuflucht und unsere echsischen Begleiter verlassen uns.

Als wir allein sind, wollen die Söhne Gethacs gemeinsam auf Erkundungstour gehen. Zuvor merkte Garon an, dass er ja glücklicherweise nicht nachtragend sei und daher für jeden aus der Gruppe einen sicheren Unterschlupf zaubern könnte. „Es handelt sich dabei um einen magischen Seiltrick.“ (fragende Blicke aus der Gruppe) „Nunja, man klettert an einem magischen Seit hoch und gelangt dadurch in eine andere Dimension. Man befindet sich gleichsam außerhalb Faerûns.“ (ungläubige Blicke aus der Gruppe) „Indem man das Seil hinaufklettert, verlässt man Faerûn und betritt zugleich eine andere Ebene. Natürlich müssen wir das Seil hochziehen, sobald wir oben sind, sonst würde es vielleicht jemandem auffallen, nicht wahr?“ (unsicheres, zustimmendes Nicken der Gruppe). Ich fange mich als erste wieder, schließe meinen offenstehenden Mund, schlucke kurz und rufe dann enthusiastisch aus: „Ein unsichtbares, magisches Baumhaus?“ „Nicht ganz“, korrigiert mich Garon streng, „Es ist nicht wirklich ein Baumhaus und es ist nicht wirklich unsichtbar, vielmehr befindet es sich auf einer anderen Ebene.“ „Aber man könnte es vergleichen mit einem unsichtbaren, magischen Baumhaus?“, frage ich zögerlich. „Eigentlich nicht..., weil es ja nicht unsichtbar ist, sondern...“ „Jaja, auf einer anderen Ebene, was auch immer das bedeutet, habs kapiert.“, unterbricht ihn Alexander unwirsch. Anerkennende Blicke richten sich auf den massigen Muskelprotz. „Was?!“ , grunzt er trotzig. „Nichts weiter, aber könntest du es mir vielleicht noch mal erklären?“, fordert Evendur seinen Halbbruder auf. Alexander verdreht genervt seine Augen, antwortet jedoch zuckersüß: „Freilich, lieber Bruder, ich werde es dir sogar aufschreiben! Lily? Gib mal was zum Schreiben her, mein sonst so gebildeter Halbbruder hat nicht geschnallt, was grade abgeht.“ Gehorsam reiche ihm die Schreibutensilien aus meinem Gepäck.

„Der tut doch nur so. Als ob DER wirklich schreiben könnte!“, raunt Evendur dem Tempus Priester zu, der nur missbilligend eine Augenbraue hochzieht und etwas lauter antwortet: „Man sollte ein Buch niemals nach dem Einband beurteilen.“ Insgeheim bin ich froh, dass unser neu hinzugewonnenes Mitglied vorurteilsfrei zu sein scheint und lächele ihn dankbar an. Auch ich sollte meinem Halbbruder vielleicht mit weniger Missgunst entgegen treten, schließlich kann er nichts für den Fehltritt unserer Mutter.
„Garon wird uns mittels eines Seils auf eine andere Ebene klettern lassen, die außerhalb Faerûns liegt. Dort sind wir sicher.“

Den sorgfältig geschriebenen Zettel reicht er feierlich dem Kundschafter. Dieser ergreift das Schriftstück pathetisch, verstaut es säuberlich in seiner Hemdtasche und bedankt sich voller Inbrunst: „Brüderchen, ich beginne dich wirklich zu mögen!“ Verlegen brummt Alexander, dem die Ironie des Gesagten möglicherweise entgangen ist „Komm, lass gut sein. Gehen wir lieber.“ „Einen Moment noch“, bittet der Magier, „Bevor ihr geht, sollten wir eine geeignete Stelle für meinen Zauber finden. Wie wäre es mit diesem Baum dort?“, er deutet auf eine markante, knorrige Weide. Wir sind einverstanden und kennzeichnen eine Wurzel des Baumes unauffällig, damit Gethacs Söhne zwar den richtigen Baum, samt herunterhängendem Seil finden, die „Leiter“ auf die andere Ebene jedoch möglichst unsichtbar für zufällig vorbeikommende Wesen ist.

„BLA BLA!“, sagt der Magier feierlich und ein unscheinbares Seil erscheint zwischen den dichten, tief hängenden Zweigen des Weidenbaumes. „Bevor wir in diesen magischen Raum eintreten, sollte jeder etwaige magische Utensilien an einem sicheren Ort außerhalb, also auf Faerûn, unterbringen, da diese Gegenstände vermutlich auf der anderen Ebene nicht existent sind und somit zerfallen.“ Ich weiß zwar nicht genau, was er damit meint, scheue mich jedoch davor, mir diese Blöße zu geben und vergrabe vorsichtshalber meinen magischen Rucksack zwischen den Wurzeln des Baumes. Gekonnt klettert Garon nach oben, ihm folgt Galmor, danach bin ich an der Reihe. Meine Hände sind rutschig vom Schweiß, der mir allein beim Gedanken an die Kletterpartie ausgebrochen ist. Nach drei vergeblichen Versuchen schnaube ich frustriert und den Tränen nahe: „Blödes Seil! Ich habe doch gleich gesagt, dass ich kein Äffchen bin!“ Schmollend setze ich mich auf den Boden. Alexander hebt mich hoch „Ist doch kein Beinbruch, Lily. Dafür kannste schön singen.“ Danach hebt er auch noch die von den Echsen als haarige Metallfrau bezeichnete Elenya hoch, anerkennend lobt er ihren wohlgeformten Körper, wohl wissend, dass sich die resolute Klerikerin momentan nicht gegen ihn zur Wehr setzen kann. Einem wütenden Tritt weicht er gekonnt und lachend aus. Zum Schluss klatscht er ihr sogar auf ihren Platten-Hintern. „Willst du weiter Frauen anmachen oder gehen wir auf Erkundungstour?“, ruft ihm Evendur zu. Immer noch lachend folgt Alexander seinem Halbbruder in Richtung der vergessenen Zuflucht.
Eine gute Stunde später kehren die beiden zurück und berichten, was sie ausgekundschaftet haben.

„Viel konnten wir nicht sehen, da die Mauern frustrierend hoch sind und mit Sicherheit auch bewacht. Da waren etliche Schießscharten in unmittelbarer Nähe des Haupttores.“ „der Weg, auf dem wir bisher gingen, führt direkt bis zum Haupttor.“, unterbricht Alexander seinen Halbbruder. Evendur setzt fort: „Im nördlichen Teil der Anlage befindet sich ein mächtiger, achteckiger Turm von seltsamen Ausmaßen, er ist breiter im Durchmesser, als er hoch ist. Ich schätze seine Höhe auf etwa zehn Meter und seine Breite sogar auf zwölf Meter.“ Alexander ergänzt: „Das Haupttor ist durch ein Fallgitter gesichert und es befinden sich Seen davor. Die Mauern sind bestimmt fünf Meter hoch, aber stellenweise scheint die Mauer brüchig zu sein und auch etwas niedriger.“ „Dann schlage ich vor, dass ich ein magisches Auge heraufbeschwöre, welches ich am Turm in der Anlage anbringen werde. Mittels des Auges sollten wir in der Lage sein, zu sehen, auf welche Gegebenheiten wir im inneren Burghof stoßen werden.“, wirft unser Magier ein. Unsere Diskussion wird jäh durch einen lauten Befehlsruf unterbrochen: „Aufbruch!“, schreit eine kehlige Stimme, aus Richtung des Haupttores der verlassenen Zuflucht. Wir beobachten aus unserem sicheren Versteck heraus, wie sich mindestens ein Dutzend bis an die Zähne bewaffneter skelettartiger Schattenechsenkrieger auf den Weg zu einem Raubzug machen. Außerdem führen sie eine merkwürdige Kreatur mit sich, welches mit der kreischenden Stimme eines Vogels spricht. Keiner von uns hat je so ein Wesen gesehen.
 
Doch uns allen ist klar, dass die Burganlage vermutlich für einige Stunden recht leer sein dürfte, da ein Teil des Personals auf Beutezug ging. Wir beschließen sofort das magische Auge in Position zu bringen, um den Vorteil schleunigst für uns nutzen zu können. Die magische Ausspähung gibt uns genauen Aufschluss über die baulichen Bedingungen. Inmitten der Mauern steht ein heruntergekommenes Gebäude. Im Norden daran angeschlossen liegt ein acht-eckiger Turm mit nur einer kleinen Schießscharte als Fenster. Der Burghof ist durch kleinere Mauern in Pazellen eingeteilt, die Wachgänge an den Außenmauern sind eingestürzt. Auch sehen wir eine vierköpfige Patrouille von Shadar Kai, von denen wiederum einer anders gekleidet ist als die übrigen drei.

Während wir noch grübeln, wie wir die fünf Meter hohen Mauern überwinden sollen, spricht Elenya heilige Worte und eine dunkle Brücke baut sich vor uns auf, welche sich über die Mauer in den Innenhof erstreckt. 
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 07. Dezember 2007, 11:10:49
(http://www.students.uni-marburg.de/~Moysich/DLdnd/p3.jpg)
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 09. Dezember 2007, 11:33:37
„Noch Fragen, Freunde?“ , fragt Elenya mit herausfordernd vorgestrecktem Kinn und funkelnden Augen. „Unauffällig ist das nicht gerade“, mosert Evendur. „Vergiss es, Evendur, oder scheust du den Kampf Mann gegen Mann?“ Mit diesen Worten betritt Alexander, sein mächtiges Schwert ziehend, selbstbewusst den magisch erbauten Weg über die hohen Mauern.  Die Kelemvor Klerikerin folgt ihm, einen triumphierenden Blick zurück auf Evendur werfend, der ihr noch hinterher ruft: „Schau lieber nach vorne, nicht, dass du stolperst!“, als sie auch schon merkt, dass Hochmut offensichtlich vor dem Fall kommt. Ihre Füße verlieren den Halt und wenig elegant rutscht Elenya in voller Montur ihren magischen Weg hinunter, um unsanft und recht laut scheppernd im Burghof zu landen. „Ohoh“, sagen wir im Chor und recken unsere Hälse, um durch den Krach angelockte Feinde frühzeitig sehen zu können. Doch es bleibt ruhig, vom unterdrückten Fluchen der Priesterin abgesehen, die sich mühsam aufrappelt, dabei Alexanders freundlich entgegengestreckten Arm wegschlagend. „Blöde Kuh“, murmelt der Barbar beleidigt und entfernt sich von ihr, um die Umgebung eingehend zu untersuchen.

Inzwischen sind alle außer Evendur über den von Elenya erschaffenen Weg ins innere der Burgumfriedung gelangt. Der Kundschafter zieht es vor, sich einen etwas abgelegeneren Ort zu suchen, an welchem er sich verstecken will. Aus seinem Versteck heraus will er den vorderen Burghof beobachten und herausfinden, mit wie vielen Gegnern wir es tatsächlich zu tun haben. Ich denke mir nur, dass es wohl besser ist, wenn unser aufbrausender Alexander nichts vom Vorhaben seines Halbbruders erfährt. Schließlich ist dies in seinen Augen Feigheit vor dem Feind, und hat somit keinen Platz in seiner Welt. Gemeinsam mit Galmor und Elenya schleiche ich meinem barbarischen Freund hinterher. Uns fällt zunächst nicht auf, dass Garon fehlt.

Ein animalischer Kampfschrei Alexanders lässt uns jegliche Vorsicht fallen lassen. So schnell es geht, versuchen wir zu ihm aufzuschließen. Wir kommen gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie der mächtige Kämpfer im Sturmangriff auf die von Garons magischem Auge ausgespähte feindliche Viererpatrouille zurennt. Die erste Schattenechse wird von unserem zwei Zentnermann einfach überrannt und liegt regungslos am Boden. Rasch versuche ich mir einen Überblick über die Lage zu verschaffen. Ich zähle nur drei Gegner. „Wo ist die vierte Wache?“, frage ich Elenya und Galmor. Beide zucken nur ratlos die Schultern. Die Echsen schießen mit Pfeilen auf Alexander, der wütend hinter ihnen herläuft und mächtige Hiebe verteilt. Trotzdem hat er binnen kurzer Zeit etwas von einem Stachelschwein, so gespickt ist er von den Pfeilen der Gegner. Ein warnender Aufschrei Elenyas gellt über das Getümmel, doch der Barbar kann dem hinterhältig, aus den Schatten heraus geführten Angriff des bis gerade eben noch verborgenen vierten Mannes nicht mehr ausweichen. Sein Gebrüll ist eine Mischung aus Schmerz und Wut und wir sehen mit Besorgnis, wie frisches Blut aus einer tiefen Stichwunde seinen breiten Rücken hinabläuft. Nun tragen auch die zahlreichen Pfeile zur Schwächung Alexanders bei, dessen Bewegungen schwerfälliger erscheinen. Galmor begibt sich ebenfalls in den Nahkampf, seine Axt bereit, um den nächstbesten Feind erbarmungslos niederzustrecken. Elenya versucht unbehelligt in die Nähe unseres angeschlagenen Gefährten zu gelangen, um ihm notdürftige Heilung zu geben. Doch plötzlich, als ich gerade die ersten Töne eines Liedes zu unserer Unterstützung erklingen lasse, lösen sich die drei verbliebenen Schattenechsen in Luft auf. „Wo sind sie?“, donnert Alexanders keuchende Stimme. „Ich weiß es nicht und es gefällt mir nicht“, gibt ihm die Kelemvor Priesterin zur Antwort. „Anach teleyn!“, spreche ich und ein feiner Goldregen rieselt in meiner Nähe über das Schlachtfeld. „Dort!“, kreische ich, auf eine Nische in der Hauswand deutend, wo nun die durch den goldenen Glitzerregen sichtbar gewordenen Umrisse einer der Wachen zu erkennen sind. Kaum habe ich die Warnung gerufen, schnellen die beiden Kleriker vor und schlagen auf die Umrisse des Echsenanführers ein. Im selben Moment führen die beiden verbliebenen Schattenechsen einen hinterhältigen Angriff gegen Alexander aus, der nun sehr angeschlagen wirkt. „Fahrt zum Abyss ihr Feiglinge!“, brüllt er wütend und sein schmerzverzerrtes Gesicht wirkt fremd und entstellt, die große Stirnader fast zum Bersten angeschwollen und bedrohlich pochend, die Augen nur noch böse Löcher, angefüllt von einer Schwärze, die mich schaudern lässt, denn heißt es nicht, die Augen seien das Fenster zur Seele? Mich fröstelt. Doch Alexander scheint durch die Wut neue Kraft zu erlangen. Mit mächtigen Hieben seines Zweihänders streckt er den nächststehenden Gegner nieder, macht einen knappen Ausfallschritt und bedroht sofort die weitere, verdutzt und wie gebannt dastehende Echse, die ihre eigene Enthauptung vermutlich nicht einmal bemerkt hat.

Währendessen kümmern sich Elenya und Galmor um die Anführerechse, die kurz vor ihrem Tod ein Notsignal absetzen kann, indem sie in ein Horn bläst. Nun macht es sich bezahlt, dass Evendur und Garon einen anderen Weg als den unseren wählten. Denn kaum tritt der Verstärkungstrupp aus dem Haupthaus hinaus, schwirrt auch schon einer der todbringenden Pfeile des Kundschafters mit rasender Geschwindigkeit auf selbige zu. Eine der Kreaturen wird dadurch buchstäblich an die Wand gepinnt. „Atta Umbar Yello!“, ruft Garon, als er um die Ecke biegt. Die übrigen Leute des Unterstützungstrupps sind in seinem klebrigen Netz gefangen. Doch weitere Gegner erscheinen aus dem Haupthaus kommend. „Alexander!!!“ Ein gellender Schrei des Kriegsmagiers durchschneidet die Luft. Sofort eilen wir atemlos in die Richtung des Hilferufes. „Atta Estel Umbar“, hören wir gerade noch als wir um die Ecke biegen, wo wir nun vier in Garons klebrigem Netz verstrickte Echsen, sowie Evendur hinter dem Brunnen halb in Deckung kauernd sehen, als auch drei riesige, rot-schwarze Käfer, denen unser exzentrischer Magier offensichtlich Befehle erteilt.

„Bei Kelemvor! Wir haben es hier offensichtlich mit Untoten zu tun.“ „Kümmere du dich um die untoten Echsen, ich werde Alexander im Nahkampf unterstützen, wenn Tempus mir die Stärke verleiht.“ „Gut, machen wir es so. Meine Güte, es ist ewig her, seit ich das letzte Mal eine untote Kreatur vertrieben habe.“, wirft Elenya zögerlich ein. Galmor blickt sie überrascht und amüsiert an: „Sowas verlernt man doch nicht. Es sei denn, du zweifelst an der Stärke deines Glaubens.“ „Schon gut, schon gut... .“ Und mit diesen Worten konzentriert sie sich auf die mächtigen heiligen Worte, die sie gleich sprechen muss, um die Untoten zu verbannen.

Ich stimme eine heroische Melodie an, um unsere Moral gegen die zahlreichen Gegner zu stärken, zudem lege ich einen Pfeil in den Bogen ein, begebe mich in Evendurs Nähe und visiere einen der Kerle an, die uns allmählich einkreisen wollen. Durch ihre gute Tarnung hatten wir diese feindlichen Bogenschützen erst recht spät bemerkt. Ihre dunkelgrünen Umhänge lassen sie gut mit ihrer Umgebung verschmelzen. Die Schlacht wogt hin und her, Alexander wütet wie ein Besessener in den Reihen der Feinde, Evendur feuert einen Pfeil nach dem anderen ab, die seltsamen Käfer versprühen offenbar eine Art Giftwolke, die einige der Gegner außer Gefecht setzt, Elenya hat ihre heiligen Worte erfolgreich sprechen können und dadurch Galmor mehr Luft verschafft, der ein wenig in Bedrängnis geraten war. Rücken an Rücken kämpft er nun mit dem Barbar, als magische Verstärkung auf den Plan tritt. Zwei Mystra-Kleriker treten zu uns auf den Hof hinaus. Jemand brüllt aus dem Haupthaus heraus Befehle, die wir nicht verstehen. Garon fuchtelt wild mit seinen Armen herum und ruft dabei: „Nelde Naur Pilin Tulta!!!“ Ein mächtiger Feuerball detoniert inmitten des Haupthauses. Die erstickten, schrillen Schreie von mindestens drei Opfern schallen zu uns heraus. Doch einer der Männer im grünen Umhang ist bedrohlich nahe an den Zauberer herangetreten. Blitzschnell reagiere ich und schreie entsetzt: „Halte in deiner Bewegung ein!“. Augenblicklich erstarrt der Angreifer in seiner Bewegung und der sonst so selbstbewusste Magier begibt sich leicht zitternd aus dem Gefahrenbereich. Das war knapp. Ich begebe mich zu ihm herüber. „Meine Schuld dir gegenüber ist nun abgegolten, Garon.“ „Wir sind ein Team. Lily. Wer will denn da dauernd von Schuld sprechen und alles gegeneinander aufrechnen?“, antwortet er mit wackliger Stimme. Ich zucke nur die Achseln und wende mich dem Kampf wieder zu. Evendur streckt den Angreifer, der Garon in Kelemvors Reich schicken wollte, nieder. Alexander metzelt zwei weitere Schattenechsen um, bevor er mit einem animalischen Kampfschrei in Richtung des falschen Mystrapriesters stürmt. Im selben Moment senkt der Priester plötzlich Waffe und Schild. „Alexander ....nicht!!!“, schreie ich, doch der Barbar hört mich nicht und überrennt seinen anvisierten Gegner. Mit dem Schwert durchbohrt er dessen Herz. Röchelnd geht er zu Boden. Eine dunkle Blutlache bildet sich um ihn herum. Entsetzt blicken Elenya, Galmor und ich auf die Leiche. „Sein religiöses Mystra Symbol ist heilig – nicht falsch... .“, gibt Garon widerwillig zu. Evendur tritt zu uns herüber, nachdem er der letzten untoten Echse den Garaus gemacht hat. „Stellt euch nicht so an, Leute. Jeder Krieg fordert nun mal auch unschuldige Opfer. Aber genau wissen wir ohnehin nicht, ob er nun ein echter oder ein unechter Priester Mystras war.“ „Ich vermute, er hat unter einem Bann gestanden. Bestimmt hat er deswegen Schild und Waffe gesenkt.“, entgegnet Elenya mit belegter Stimme. „Ich kümmere mich um das Fallgitter am Haupttor“, sagt Evendur pragmatisch, „Nicht, dass wir eine unliebsame Überraschung durch den heimkehrenden Plündertrupp erleben. Komm Brüderchen, mach dich nützlich und hilf mir dabei.“ Alexander räuspert sich und folgt dem Kundschafter. Als er an mir vorbeikommt, murmelt er eine Entschuldigung. Ich nicke ihm zu und scheuche ihn in Evendurs Richtung.

Wir anderen vier betreten das Haupthaus. Viel ist nach Garons mächtiger Feuersbrunst nicht mehr übrig vom Eingangsbereich. Die anderen durchsuchen die Überreste der drei Flammenopfer. Ich nehme all dies nur am Rande wahr. Ein unangenehmes Rauschen füllt meine Ohren aus, alle Geräusche höre ich nur von Ferne. Die mir vertraute Schwärze breitet sich in meinen Gedanken aus und ich muss mich an die Wand lehnen, um nicht den Halt zu verlieren. „Du bist ein schlechtes Mädchen, Lily. Deine Mutter würde sich von dir abwenden. Einen unschuldigen Mystrapriester grundlos zu töten...“ „Ich habe ihn nicht getötet“, erwidere ich matt. „Aber tatenlos zugesehen hast du!“ Sein höhnisches Lachen füllt meinen Kopf aus. Ich halte mir die Ohren zu, jedoch bringt dies keine Besserung. „Du wirst mir immer ähnlicher, meine kleine schwarze Lilie. Bald wirst du mich verstehen und bereit sein, mit mir zu herrschen. Du bist nicht wie deine Mutter. Aber das merkst du ja gerade, nicht wahr?“ Mein Atem geht nur noch stoßweise. Schweiß tritt auf meine Stirn. Mein Mund ist zu trocken, als dass ich noch eine Antwort geben könnte.

Die anderen haben in der Zwischenzeit alle nicht verbrannten Hinweise bei den Magiekundigen Leichen im Eingangsbereich gesichert und verwahrt. Gemeinsam, auch mit Evendur und Alexander, durchstreifen wir vorsichtig das Gebäude, auf der Suche nach einem geeigneten Rastplatz. Weit gehen wir nicht hinein, da Garon nachhaltig darauf besteht sich zur Ruhe zu begeben. Einen weiteren Kampf, ohne sich zuvor regeneriert zu haben, könnte er nur unvollkommen bestreiten. Seine mächtigsten Sprüche seien aufgebraucht.
In der Nähe des Eingangstores finden wir vier heruntergekommene Quartiere. Wir beziehen das hinterste der vier, welches uns am solidesten erscheint.

Spoiler (Anzeigen)
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Galmor am 11. Dezember 2007, 10:34:21
Wenn ich bedenke, dass ich an der Stelle dieses Mystrapriesters hätte sein können....muss ich wohl dankbar sein, dass mich die Echsen vergiftet haben.
Wir hätten den Priester ja gerne seinen Glaubensbrüdern übergeben, aber...
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 12. Dezember 2007, 21:46:51
Es ist vollbracht!

Buch I ist fertig. :)

Amen...

Und es war kein total party kill^^
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Galmor am 12. Dezember 2007, 23:16:16
He, ich HABS versucht, ok? ;)
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 13. Dezember 2007, 09:17:38
SUPER!

Ich lese es mir heute abend durch und bring es dann oder morgen auf Format - spätestens Morgen abend hast du das docx, das doc und das pdf für die Endüberarbeitung/Druckerei! 8)
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 13. Dezember 2007, 17:38:33
@Arkos: merci! :)


@Galmor: nunja, genau genommen, hat Alexander sein Bestes gegeben, uns alle zu töten - auf Weisung Garons *kichert*

Der No-Brainer hat das böse Dingen kaputt gehauen... - doch nun sag ich ohne meinen Promotor nix mehr dazu
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 13. Dezember 2007, 21:06:10
4. ELEINT
Nach einem kargen Frühstück wollen wir uns daran machen, die Burg gründlich zu inspizieren, denn schließlich müssen die verschleppten Bürger, einschließlich Amnik Basults, und die Nestgefährtin Kessesseks irgendwo hier verborgen sein.

Wir diskutieren noch darüber, ob es sich nun um einen echten oder einen unechten Mystrapriester handelte. Evendur vermutet, dass er ein Spion gewesen sein könnte. Elenya bleibt bei ihrer Theorie des Banns, der ich mich anschließe. Wir erwägen beide, den Toten auf unserem Rückweg zum Echsendorf mitzunehmen, um ihn wiedererwecken zu lassen. Alexander wirkt ebenfalls etwas zerknirscht wegen des toten Priesters: „Naja...sagen wir...ich hatte zuviel Schwung, als dass ich noch hätte abbremsen können.“ Ich winke nur ab und murmele, dass es schon in Ordnung ist. Danach widme ich mich der Tür zu unserem Dienstbotenquartier. Ich habe das Gefühl, dass wir nun alle besser etwas tun sollten, da die Stimmung recht bedrückt ist. „Nanu? Hat jemand von euch die Tür verschlossen?“, will ich wissen, nachdem ich überrascht festegestellt habe, dass sie sich keinen Zentimeter rührt. Alle schütteln den Kopf.
„Hmmm. Geh auf!“, fordere ich die Tür mit einer flinken Bewegung meiner Finger auf, doch auch mein kleiner Zauber, mit welchem ich sonst Türen öffnen und schließen kann, ohne sie zu berühren, wirkt nicht. Evendur untersucht das Schloss: „Merkwürdig, das Schloss ist eigentlich unverschlossen.“ Er rüttelt an der Tür, annehmend, dass ich wohl nur zu schwach gewesen bin, die etwas verkeilte Tür zu öffnen. Doch auch er hebt erstaunt eine Augenbraue, als er feststellt, wie stark sie verklemmt ist. „Mach Platz, ich schlag sie ein!“, brummt der muskelbepackte Barbar. „Aber bitte leise, nicht, dass wir die ganze Burg aufwecken.“, fordert Elenya. Evendur deutet grinsend auf seinen Halbbruder und wendet sich der Kelemvor Priesterin zu: „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass so einer bewandert in Feinmotorik ist?“ Die Muskelberge an Alexanders Oberarmen und Schenkeln wölben sich, doch es gelingt auch ihm nicht, die Tür aufzuschieben.
„Verdammte Scheiße“, flucht er laut, „Was ist das?“ Galmor tritt neben ihn. „Scheinbar hat jemand etwas Schweres vor die Tür gerollt. Komm, wir versuchen es gemeinsam. Eins, zwei und drei!“

Unter größter Anstrengung können die beiden kräftigen Männer die Tür gerade soweit aufhebeln, dass sich Alexander hindurch quetschen kann. „Was zum Abyss...???“, hören wir noch von ihm und danach nur noch schreckliche Geräusche, ein kehliges Knurren, das Zuschnappen eines gewaltigen Mauls... . Galmor, der sich als zweiter durch den Türspalt schiebt, flüstert uns warnend zu: „Tempus gebe mir Kraft! Alexander wird gerade von einem riesigen Krokodil umarmt, welches auf zwei Beinen geht und annähernd den ganzen Gang vor diesem Raum ausfüllt.“
„Lebt er?“, frage ich besorgt.

„Schon, aber er kann sich nicht bewegen. Dieses Ding versucht ihn zu fressen.“

„Was machen wir nun?“

„Nicht diskutieren, Elenya, wir bekämpfen es einfach.“, unterbricht Evendur unwirsch, doch auch er wirkt sichtlich beeindruckt von der Beschreibung Galmors.

Ich stimme ein beruhigendes, mutmachendes Lied an und widme mich der Wand des Dienstbotenquartiers. Vielleicht gibt sie ja nach und wir können diese Monstrosität im Gang umgehen und Alexander von hinten zur Unterstützung kommen.  Inzwischen tritt Elenya mutig vor und stellt sich der Kreatur, ebenso wie der Tempus Priester. Zusammen schlagen sie auf die Kreatur ein, die durch die Hiebe der geheiligten Waffen wütend wird. Geschockt stelle ich fest, dass die Außenwand in dieser Zelle bedauerlicherweise unnachgiebig ist. Neben mir murmelt Garon irgendwelche magischen Worte, deren Sinn ich nicht verstehe. Die Tür zum unseren Quartier gegenüberliegenden Raum wird aufgestoßen und es stürmen vier der untoten Echsen in den Gang. Allmählich wird es unübersichtlich und zu eng für uns. Elenya handelt rasch und schleudert den untoten Kreaturen mächtige heilige Worte entgegen, welche zwei der Echsen von Furcht vor dem heiligen Zorn getrieben, zurück in den Raum weichen lässt.

In selbstmörderischer Absicht schiebt sich der Magier an uns allen vorbei in Richtung des Krokodils.

„Atta Estel Yello!“ , schreit Garon über den Kampflärm hinweg und in einem Nebel aus umherschwirrenden Totenköpfen erscheint ein celestischer Bär. „Er ´ En Yello“ In Windeseile tauschen der celestische Bär und Alexander die Plätze. Erleichtert stelle ich fest, dass mein Freund annähernd unversehrt ist. Mit einem triumphierenden Blick berührt der Zauberer die widernatürliche Krokodilskreatur und sie steht lodernd in Flammen, dem Zerbersten nahe. Gellende Schmerzensschreie durchdringen den Gang. Unter einem mächtigen Schlag Galmors, fällt das Wesen endlich zu Boden und die rote Glut in seinen bösen Augen erlischt. Elenya trennt vorsichtshalber den Kopf vom Rumpf. An ihr vorbei schleicht Evendur um die Ecke. „He, wo willst du hin?“ Seinen Zeigefinger auf die Lippen legend flüstert er ihr zu: „Einen weiteren Eingang suchen in den Raum dort.“ Er deutet auf die unserem Quartier gegenüberliegende Wand. Aus einer Tür in just dieser Wand bedrängen uns weitere untote Echsen. Mit brachialer Gewalt, drischt Alexander auf die beiden ein und tapeziert die Wand mit ihnen. Sein Blick fällt in eine riesige Halle, die einst gewiss sehr prunkvoll war und von Säulen umrahmt wird. In der Mitte dieser Halle schwebt eine große, schwarze Kugel, aus welcher unregelmäßige Schattenblitze herauszucken. Viele untote Echsen sind dort im Halbdunkel zu sehen, sowie eine Halbdrachin, ein Shadar Kai und eine in weiße Hautlappen gehüllte Kreatur. Mit schreckensgeweiteten Augen reißt Alexander die Tür zu. Auf unsere fragenden Blicke antwortet er stammelnd: „Da ist...gar nichts...Interessantes drinnen.“ Während unsere skeptischen Blicke dem Barbaren etwas mehr Information entlocken sollen, hören wir von drinnen eine zischende, kehlige Stimme rufen: „Nun meine Shadar´Kai, treibt sie aus dem Tempel!“ Die Stimme geht durch Mark und Bein. Mir stockt der Atem und mein Lied hat einige Takte lang einen Aussetzer.
 
Zahlreiche der untoten Echsen stürmen zur Tür, doch unser mächtiger Kämpfer steht wie ein lebendes Bollwerk zwischen ihnen und uns, unermüdlich auf die herannahenden Gegner einschlagend, von denen einer nach dem anderen zu Boden geht. Ein in Schatten gehüllter weiblicher Halbdrache zielt einen von Elektrizität erfüllten Speer auf Alexander, der ihm eine saftige Verbrennung einbringt. Wütend schnaubt der Barbar und schlägt umso heftiger auf die Echsen ein. Ich stimme ein anderes Lied an, da wir es offensichtlich mit magiebegabten Gegnern zu tun haben, sollten wir wenigstens gegen solche Zauber geschützt sein, die unseren Geist beeinflussen. Nicht auszudenken, was geschähe, wenn Alexander, in seinem jetzigen Zustand nicht mehr zwischen Freund und Feind unterscheiden könnte, denn einen blutigen Pfad der Verwüstung hinter sich herziehend, teilt sich Alexander seinen Weg durch die Flut der uns entgegenkommenden Echsen, deren Zahl immens ist. „Nelde Naur Pilin Tulta!“, ruft Garon, auf die Halbdrachin zeigend und ein lodernder Totenschädel schießt auf sie zu. Ob und wie schwer die Schattenschuppe durch den Feuerball verletzt wurde können wir nicht sehen, da sie im selben Moment eine magische Dunkelheit beschwört, die sich über uns alle herabsenkt. Garon und ich stehen am Rande der Dunkelheit und tasten uns heraus. Der Magier will außen um den Saal herum gehen und durch eine der anderen Türen angreifen. Ich jedoch ziehe es vor, mit meinem Geist stärkenden Gesang vor Ort zu bleiben. Unsere beiden Priester reichen sich die Hand und tasten sich gemeinsam in Alexanders Richtung vor, um ihn unterstützen zu können. Elenya gelingt es, den Barbaren zu heilen. Die drei bewegen sich weiter vor und treffen schließlich auf die Halbdrachin, welche von Alexander einen mächtigen Schwerthieb abbekommt. Doch die Schattenschuppe revanchiert sich mit einem ätzenden Säureatem, den sie über Elenya und Alexander bläst. Die Kelemvor Priesterin geht bewusstlos zu Boden. Evendur hat in der Zwischenzeit den Saal durch eine andere Tür betreten und befindet sich jenseits der magischen Dunkelheit, welche er nur als undurchdringlich schwarze Halbkugel wahrnimmt.

Er nimmt sich der durch Elenyas heilige Worte verängstigt fortlaufenden Untoten an, welche er eine nach der anderen erschießt. Hinter ihm betritt schließlich auch Garon den riesigen Raum. Gebannt blickt er auf die von Schattenblitzen umgebene große Kugel in der Mitte des Saales. Evendur räuspert sich: „Garon? Alles klar bei dir?“ „Wie bitte?“, fragt der Angesprochene geistesabwesend, „Ach ja...Evendur. Ich untersuche dieses Portal nur aus der Ferne.“ Während Galmor nach Elenya tastet, die irgendwo in der Dunkelheit zu seinen Füßen liegen muss, knüppelt Alexander weiter mit verzerrtem Gesicht und diesen unwirklich schwarzen Augen auf die Schattenschuppe ein.
Schließlich berührt der Tempuspriester seine Kollegin und stellt erleichtert fest, dass ein schwacher Puls vorhanden ist. Er spricht die Worte eines starken Heilzaubers und die Kelemvor Priesterin kommt zu sich. „Danke“, sagt sie knapp und noch recht benommen zu Galmor. Der Tempus Priester nickt ihr zu und zieht sie in Richtung der Tür, hinaus in den Gang, wo er sich ihrer Wunden weiter annimmt. Inzwischen konnte der wütende Barbar die schattengeschuppte Halbdrachin töten. Sofort löst sich die magische Dunkelheit auf. Mit einem lauten Knurren setzt Alexander hinter einem Shadar Kai her, den er mit einem einzigen entsetzlichen Hieb niederstreckt.

Evendur und ich nehmen mit unseren Bögen den letzten verbliebenen Obershadar Kai in die Zange. Wir fügen ihm schwere Verletzungen zu, dennoch weicht er zielstrebig zur schwarzen, pulsierenden Kugel zurück. Er scheint dem Tode nahe, nachdem Evendur einen gut gezielten Schuss auf ihn abfeuert. Rasch zieht er einen neuen Pfeil aus seinem Köcher und ich lasse meinen Pfeil auf den seltsam gewandeten Mann abschwirren. Doch ich verfehle ihn knapp. Der Shadar Kai flucht und springt mit einem verzweifelten Satz durch das Portal. Alexander ist nun auch nahe genug heran, noch immer in irrer Raserei macht er Anstalten, dem Anführer durch das Portal zu folgen. Mühsam halten Evendur und ich ihn davon ab.

„Lass gut sein, Brüderchen. Beruhig dich.“

Alexander schnaubt und versucht sich aus dem festen Griff Halbbruders zu befreien. „Alexander, bitte, hör auf ihn“, flehe ich meinen Freund an, „Elenya geht es nicht gut und auch du überschätzt dich. Schau dich an!“ Tatsächlich blutet der rasende Barbar aus zahlreichen Wunden. Endlich wird er ruhiger und sein Widerstand gegen Evendurs Haltegriff bricht. Erleichtert atmen wir auf. „Mann, lasst mich los! Schon gut, schon gut. Ich spring dem nicht hinterher.“

Der Kundschafter lässt ihn los und wendet sich Garon zu, der immer noch gedankenverloren die zuckende Kugel betrachtet, durch die gerade eben eine humanoide Kreatur verschwunden ist. „Hey, was hast du herausgefunden über dieses Ding hier?“
Garon schweigt.

„Garon?“ Ich schüttele ihn. „Antworte, Magier, oder beabsichtigst du, auch da durch zu hüpfen?“, fragt der Späher unfreundlich. Garon blinzelt kurz, blickt uns danach tadelnd an und erklärt, dass dieses spezielle Portal ein Weg auf die Schattenebene ist. „Mit herkömmlichen Mitteln und unserem Wissen ist es unzerstörbar.“ Resigniert blicken wir einander an. „Wir können es also nicht verschließen?“, fragt Galmor.

„Nein.“

„Und was jetzt?“, will Alexander wissen. „Jetzt suchen wir hier weiter nach den Gefangenen“, beantworte ich übertrieben fröhlich seine Frage, „Schließlich gibt es hier noch diesen großen Turm. Da finden wir bestimmt etwas.“ „Ach ja, das hier habe ich übrigens bei diesem grässlichen Krokodilwesen gefunden“, lässt uns Evendur wissen und wedelt mit einem Schlüsselbund vor unserer Nase. Alexander und ich sind bereits dabei, den Raum ein wenig zu durchsuchen. Auf einem kleinen Altar finden wir einen Brief.


Despayr,
Die Herrin des Verlusts hat Eure Hingabe bemerkt und wird sie belohnen. Ich sende Euch Thierraven, der dieses Schreiben mit sich führt. Er trägt die Mittel, die Passage des Dusklords ein weiteres Mal zu öffnen, um Euch dadurch ein ruhmreiches neues zu Hause zu geben und unsere Sache im beiderseitigen Einverständnis zuende zu bringen.
Wenn Ihr Euch durch das Portal begeben habt, so werdet Ihr Euch in einem schattenhaften Ebenbild dieser Burg wiederfinden. Von dort aus wird Euch ein anderer vom Volke Thieravens, ein Shadar-Kai, zum Kloster des Ebenholz Kloster geleiten. Ich erwarte Euch dort ungeduldig, da wir viel zu bereden haben.
Bewahrt Eure Geheimnisse sicher, denn ihr Gewicht wird eines Tages die Mysterien zu Fall bringen.


Auch die Schattenschuppe trägt ein Schreiben bei sich. Beide Briefe sind mit Esvele Graycastle unterzeichnet.


Kithlord Thieraven,
meine Herrin kann den Handel, der die Seelen deines Volkes an IHR reich bindet, nicht brechen, aber ich garantiere dir, dass sollten IHRE Pläne erfolgreich sein, du und deinesgleichen eine Heimat auf Faerûn haben werdet, wo ihr nichts von den Effekten des Fluches bemerken werdet.
Der verlassene Sumpf sollte eine perfekte Basis für dich und dein Volk abgeben, von wo aus ihr euch sammeln könnt, um eine echte Präsenz in der Welt aufzubauen. Niemand wird es vermuten, keine neugierigen, spionierenden Augen werden auf euch gerichtet sein. Nur einige primitive Echsenstämme, die ihr leicht abschlachten oder versklaven könnt, werden Notiz von eurer Ankunft nehmen. Der Erfolg dieses Unternehmens wird zu weiterem Erfolg in anderen Unternehmungen führen und schon bald wird dein Volk viele Plätze haben, an dem es leben kann, ohne den Verlust der eigenen Seele fürchten zu müssen.
Wie immer erlaubt sie euch Zugang zum Schattengewebe und ich biete ich weiteres Training in dessen Benutzung an. Wir bitten euch dringend, noch mehr eurer Art davon zu überzeugen, diese Gabe anzunehmen. Du selbst hast die positiven Aspekte bereits gesehen und in den kommenden Monaten und Jahren wird euer Volk seine Macht spüren lernen.
Esvele Graycastle


Mit angespannten Gesichtern lauschen wir Elenyas Worten, als sie die Briefe vorliest.
„Über diesen Dusklord habe ich mal eine Legende gehört. Wollt ihr sie hören?“ „Lass stecken, Lily, jetzt ist wohl kaum die Zeit für Ammenmärchen“, antwortet Evendur. „Von dir habe ich keine andere Antwort erwartet“, entgegne ich eisig. Garon gibt mir ein ermunterndes Handzeichen: „Doch, lass hören.“

„Also schön, dann lauscht der Geschichte des Dusk Lord von Sessrental“, hebe ich feierlich an, „Über 300 Jahre lang war das ruhige Tal zwischen den Donnerspitzen und dem Elfenland von Semberholme bekannt als die aufstrebende Gemeinde von Sessrental. Im Jahre 1232 DR, bezichtigten jedoch die militärischen Machthaber von Bogental den Dusk Lord zu Sessrental der Hexerei. Sie behaupteten, dass der düstere Lord das Land mit Nekromantie und anderer böser Magie verschmutzte. Folglich marschierten die Armeen Bogentals in Sessrental ein und überzogen das ruhige Tal drei volle Wochen lang mit einem Blutbad. Was auch immer dran sein mochte, an den Beschuldigungen seitens Bogental, gewiss ist nur, dass Sessrental äußerst mächtige Magie zur Verteidigung aufbot, so dass die Verluste auf beiden Seiten immens waren. Schließlich wurde der Dusk Lord niedergerungen. Sein Volk wurde vertrieben. Sie flohen mittellos nach Westen, hinein nach Cormyr. All ihre Habseligkeiten wurden von der siegreichen Armee Archentals als Kriegsbeute mitgenommen, ihre Häuser wurden verbrannt und das Land, welches sie bewirtschafteten wurde mit Salz überzogen und dadurch unfruchtbar gemacht. Heute erscheint Sessrental auf keiner Karte der Talländer mehr und scheint absolut in Vergessenheit geraten zu sein.

Das Schicksal seines ehemaligen Landesfürsten hingegen gibt Anlass zu einigen Spekulationen. Einige sagen, er wurde in einer blutigen Endschlacht erschlagen. Andere behaupten, dass seine Nekromantie ihn über den Tod hinaus lebendig hält. Viele Geschichten sind sich dahingehend einig, dass der Dusk Lord in Richtung Cormyr floh und sich im weiten Sumpf niederließ.

Annähernd 150 Jahre nach seinem Verschwinden, würden nur wenige behaupten, dass er noch immer dort ist, es sei denn, er wäre ein Leichnam, wie einige Versionen der Geschichten nahe legen. Eine der weniger populären Legenden den Dusk Lord betreffend, erzählt, dass er durch mächtige Magie zur Ebene der Schatten gelangte, wo er noch heute existiert. Die Magie, die ihm den Übertritt in diese fremde Ebene erlaubte, wird in den Geschichten als Dusk Lord´s Passage bezeichnet.“

„Ob das hier sein Durchgang zur Schattenebene ist?“, fragt Elenya.

„Das würde voraussetzen, dass dieses Märchen wahr ist“, erwidert Evendur.

„Zumindest sollte man diese Legende im Hinterkopf behalten, auch wenn ich nicht denke, dass es sich bei diesem Portal hier um jenen Durchgang des Dusk Lords handelt.“ meint Garon.

Während meiner Erzählung schlich Alexander weiter in dem großen Saal herum, ein schrilles Pfeifen lässt unsere Köpfe in seine Richtung fliegen. Er steht vor einer großen Eisentür an der Rückseite des Raumes. Auffordernd pfeift er abermals und winkt seinen Halbbruder herüber, energisch auf den Schlüsselbund in dessen Hand deutend. „Willst du, dass ich mir den Bund zwischen die Zähne klemme und schwanzwedelnd auf allen Vieren zu dir renne?“ „Mir egal, nur bring endlich den Schlüsselbund rüber, oder wollt ihr hier Wurzeln schlagen und weiterhin Geschichtsstunden abhalten?“ Gemeinsam gehen wir zu Alexander und Evendur schließt die Tür auf. Sie führt in Richtung des Turms. Wir stoßen auf weitere verschlossene Türen, die sich mit keinem der Schlüssel, die wir fanden, öffnen lassen. Garon verwandelt sich in einen Erdelementar, bei dessen Anblick ich noch immer zusammen zucke, und untersucht jene Räumlichkeiten, die wir nicht betreten können. Da der Turm auf der Rückseite ein Loch aufweist, rät uns Garon, außen herum zu gehen, von wo aus wir die Treppe nach oben problemlos erreichen könnten.

Wir setzen seinen Rat in die Tat um. Ganz oben im Turm finden wir vier männliche Scharfzahnechsen und ein Weibchen vor. Die Schlüssel vom Bund der Krokodilkreatur passen und wir befreien die stark angeschlagenen Gefangenen. Garon, als einziger von uns der drakonischen Sprache mächtig, beruhigt die Echsen und vergewissert sich, dass es sich bei dem Weibchen um Ashala, die Nestgefährtin des Häuptlings Kessessek, handelt. Galmor und Elenya wirken kleine Heilungen auf die fünf Kreaturen, die sich wahrlich in einem erbärmlichen Zustand befinden. Evendur und der Kriegsmagier verbieten es ihnen, die Gruppe vollends zu heilen, da sie befürchten, sie könnten sich gegen uns wenden. Durch Garon als Dolmetscher erfahren wir, dass es hier im Turm keine weiteren Gefangenen gibt, sondern dass die verschleppten Echsen und Haarigen meist in die Schattenkugel gingen. Nur wenige blieben zur Verteidigung zurück. Alle verschleppten Kreaturen standen unter dem Bann einer Frau namens Sternenweberin Bresta. Wir vermuten, dass sie Garons Feuerball in der Eingangshalle zum Opfer gefallen ist.

„In dem einen Turmquartier habe ich übrigens eine interessante Notiz auf einem Schreibtisch liegen sehen“, merkt Garon an. Leider konnte ich sie in meinem Zustand weder lesen noch mitnehmen. „Dann werde ich versuchen, diese eine Tür aufzustemmen“, bietet Alexander an. Doch selbst mit vereinten Kräften gelingt es ihnen nicht, die steinerne Tür aufzuhebeln. Evendur kehrt schließlich mit einem Keil und einem Eimer Wasser zur Tür zurück. Er schiebt den Holzkeil so tief es geht unter der Tür durch, bevor er ihn wässert. Alexander beäugt ihn misstrauisch. Garon schüttelt nur amüsiert den Kopf. Einzig Galmor scheint zu begreifen, was unser Kundschafter dort tut. „Durch das Wasser quillt der Holzkeil auf und wird ganz langsam aber stetig den Stein der Tür sprengen.“ „Aha“, macht Alexander nur. „In der Tat faszinierend wie effektiv primitive Mittel sein können – WENN sie funktionieren sollten“, stellt der Magier fest.

Elenya, Galmor und ich begeben uns , während das Holz quillt, in den Burghof, um den Körper des toten Mystrapriesters fertig zu machen für die Reise. „Was? Wo ist er hin?“, ruft Elenya erschrocken. Galmor blickt sich um. „Oh nein, das wirft unseren ganzen Plan durcheinander! Wir hatten doch so viele Fragen an ihn“, rufe ich enttäuscht. „Ich glaube hier ist noch ein Teil von ihm“, meint der Tempuspriester und winkt uns zu einem blutigen Stück Fleisch, was vielleicht einmal der Unterarm eines Menschen gewesen sein könnte. „Und hier ist noch ein Teil“, bestätigt Elenya angewidert. Tatsächlich finden sich an beiden Körperteilen noch Reste einer klerikalen Gewandung, wie sie der Mystrapriester getragen hatte. „Offensichtlich hat ihn etwas aufgefressen“, stellt Galmor lakonisch fest. „Und nun? Was wird aus unserer Befragung?“, will ich wissen. Elenya wechselt einen Blick mit Galmor. „Ich habe einen Zauber vorbereitet, der es mir erlaubt, mit den Toten zu sprechen“, sagt sie schließlich, „Allerdings hat die Sache einen gewaltigen Haken. Ich kann dem Toten lediglich drei Fragen stellen.“ Gemeinsam überlegen wir uns drei Fragen. Nachdem wir uns einig sind, drei gute Fragen ausgewählt zu haben, stellt die Kelemvor Priesterin eine Verbindung zur Ebene der Toten her. Ein Stöhnen und Wehklagen ist um uns her zu hören und auf meinen Armen bildet sich eine Gänsehaut. Endlich scheint sie den Kontakt hergestellt zu haben. „Wie ist dein Name?“, fragt sie den Geist des Verstorbenen. Eine ätherische Stimme, die von überall und nirgendwo zu kommen scheint, antwortet ihr in kryptischer Weise:
„Ich besitze keinen Namen mehr – ich erinnere mich nicht an ihn, aber er steht niedergeschrieben auf einem Dokument welches mir in Wheloon abgenommen wurde, es wurde in Illipur ausgestellt.“

Ich schaue Galmor ratsuchend an, doch der zuckt auch nur mit den Achseln. „Ich liebe dieses Faible für ausgefallene, rätselhafte Antworten!“, stöhnt Elenya. „Egal, frag weiter, wir grübeln später, was das alles bedeutet“, schlage ich vor. Seufzend wendet sie sich wieder dem Geist des Priesters zu: „Warum machst du gemeinsame Sache mit den Shar Priestern und den Untoten?“

„Ich wurde von der anderen dunklen Seite gebeten.“ Antwortet der Geist.
Wir blicken einander kurz ratlos an, doch rasch winke ich ab und signalisiere Elenya, dass sie nun auch die letzte Frage stellen soll. „Und was wurde aus dem Zwerg Amnik Basult?“

„Er folgte dem Ruf der Sternenweberin Bresta in seine neue Heimat.“
Mit einem Wegklagen zerreist das Band zur Ebene der Toten und wir drei stehen ratlos vor den kläglichen Überresten des Mystrapriesters. Während wir ihn notdürftig beerdigen diskutieren wir über den Sinn und Unsinn seiner mystischen Worte. „Also mir fällt gerade ein, dass wir doch im Whelooner Tempel einige Ausweise gefunden hatten. Da war tatsächlich ein Reisepass dabei, der in Illipur ausgestellt war. Ich meine mich zu entsinnen, dass der Name des Passinhabers Halish lautete.“ „Gut Lily, ich werde mir den Namen merken und wir sollten dafür Sorge tragen, dass ein Mystratempel vom Schicksal dieses Klerikers erfährt.“, meint Elenya. Schließlich kommen Garon, Alexander und Evendur zu uns nach draußen. Sie waren ebenfalls nicht untätig. Nach Durchsicht aller Briefe, Karten und Dokumente eruierten sie, dass wir wohl zwangsläufig auf die Schattenebene reisen müssten. „Doch zunächst kehren wir zu Häuptling Kessessek zurück“, endet der Kundschafter die Ausführungen des Magiers über die Schattenebene, „Galmors Schicksal muss zum Guten gewendet werden und dafür müssen wir Ashala heil ins Echsendorf bringen.“ Wir alle klopfen Galmor aufmunternd auf die Schulter. „Wird schon gut gehen. Wir bringen diese Nestgefährtin heim und du bekommst dein Gegengift“, ruft Elenya fröhlich. Sie blüht richtig auf, seit der Tempus Priester mit uns reist. Scheinbar verbindet ihre Seelen mehr miteinander als dies beim Rest unserer kleinen Schar der Fall ist. Manchmal diskutieren sie über die Sichtweisen ihrer Götter und über das Gefüge der Welt. Wahrlich ein Thema, bei dem außer Garon wohl keiner von uns mitreden möchte.

Wir verbringen die Nacht außerhalb der Zuflucht – alles ist auffallend ruhig. Auch Alexander ist auffallend ruhig. Besorgt betrachtete ich meinen großen Freund, der zusammengesunken, mit hängenden Schultern auf dem Boden kauert und offenbar nichts um ihn herum zur Kenntnis nimmt. „Welchen inneren Kampf kämpfst du nur, mein Freund?“, flüstere ich ihm zu. Eine Frage, auf die ich nicht wirklich eine Antwort erwarte. Ich ahne, was in ihm vorgeht. Es hat vermutlich etwas mit diesem dunklen Wesen in seinem Inneren zu tun, welches von Zeit zu Zeit Besitz von ihm ergreift. In letzter Zeit habe ich das Gefühl, dass es häufiger als früher die Oberhand gewinnt und ich bin mir nicht sicher, ob das gut oder schlecht ist. Gerade sehne ich mich zurück nach der Zeit, in welcher Alexander und ich allein durch Faerûn zogen. Jeder konnte sich auf den anderen absolut verlassen, wir hatten keine Geheimnisse voreinander. Doch nun? Nun sind die Momente vertrauter Zweisamkeit rar, wenn nicht sogar überhaupt nicht mehr gegeben.

Dafür haben wir jetzt vier Gefährten, die grob das selbe Schicksal wie wir hatten. Irgendwie fühle ich mich ihnen verbunden, Elenya mehr als den anderen, aber wenn ich genau über all dies hier nachdenke, dann frage ich mich, woher diese Verbundenheit herrührt. Äußerlich betrachtet sind wir teils grundverschieden. Und dennoch scheint irgendein Band zu existieren, was uns ein Urvertrauen gegenüber den anderen gewährt. Ich wünsche mir, dass wir dieses Band stärken, so dass wir letztlich zusammen gesehen mehr sind als nur die Summe unserer einzelnen Mitglieder.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 18. Dezember 2007, 17:15:52
5. ELEINT
Früh morgens drängen die Echsen zum Aufbruch. Nach strammem Marsch erreichen wir gegen Abend den Hügel, auf dem das Echsendorf angesiedelt ist. Schon weitem sehen wir Rauch, sowie tote Echsen und Schattenechsen. Beim Anblick ihrer erschlagenen Brüder und Schwestern stürzen vier der von uns befreiten Echsen vor. Alexander, der inzwischen wieder in sich zu ruhen scheint, rennt augenblicklich hinterdrein. Auch wir anderen folgen zügig. Einzig Garon und der alte Häuptling, namens Gathan, bleiben am Fuße des Hügels zurück. Das Hämmern von Kriegstrommeln ist zu hören. Als wir ziemlich außer Atem auf der Hügelkuppe ankommen, stellen wir erleichtert fest, dass die vereinigten Echsenvölker augenscheinlich siegreich waren. Inmitten des Lagers hängt eine mit Pfeilen gespickte, abscheuliche Monstrosität, deren Erscheinungsbild entfernt an einen Augentyrannen erinnert. „Ein Grell!“, ruft Evendur erstaunt aus. Wir versuchen im herrschenden Chaos des Siegestaumels irgendwo Kessessek zu finden. Derweil führt Garon eine Unterredung mit dem alten Häuptling, den er jedoch nicht davon überzeugen kann, mit ihm ins Dorf seiner ehemaligen Stammesbrüder zu kommen. In seiner kehligen Sprache gibt er unserem Magier zu verstehen, dass er ein Ausgestoßener ist, der Schwäche zeigte. Ein würdigerer Mann sei nun Häuptling. Dennoch bietet er Garon seine Hilfe bei der weiteren Verfolgung unserer Forschungen an, da Leute seines alten Stammes, die in ihm noch den Häuptling sehen, durch das Portal gingen. Er gelobt, uns zu begleiten, bis er seine Leute gefunden hat. Gathan wird uns morgen früh am Fuße des Hügels erwarten.

Garon stößt schließlich wieder zu uns und erzählt knapp, was mit dem alten Häuptling ist. „Lasst uns rasch mit dem Anführer dieser Tiere hier kommunizieren und das Gegengift für den Bauern hier erwirken.“, schließt er seine Rede.

„Warum bezeichnest du mich als Bauern?“

Ungeduldig atmet Garon laut aus, mustert Galmor dabei nochmals abschätzig und antwortet dann: „Weil du bisher in etwa genauso nützlich warst wie ein Bauer oder eines dieser Tiere hier.“ Die Kiefermuskeln des Tempuspriesters zucken und er ballt die Hände zu Fäusten. Beschwichtigend legt Elenya meinem Halbbruder den Arm um die Schultern. „Komm besser mit, Garon ist manchmal nicht ganz dicht. Wahrscheinlich ist er zu schlau und da gibt es in seinem Kopf keinen Raum für nette Gedanken.“ Als Elenya und Galmor außer Hörweite sind, verlange ich aufbrausend eine Erklärung: „Warum bist du so überheblich? Du bezeichnest die Echsen als Tiere und sprichst abfällig über sie. Dabei sprichst du als einziger von uns ihre Sprache!“ Der Magier poliert gelangweilt seine Brillengläser an seiner lila Samtrobe. „Auch Hunde haben eine Sprache“, gibt er zu bedenken. Evendur hält meinen Arm mitten im Schlag fest. „Bringt doch nichts, Lily“, raunt er mir zu. Und zu Garon gewandt: „Dein Gerede über Hierarchien ist unsäglich schlecht, werter Garon. Warst du jemals in der Natur? Dort kann man viel lernen über Hierarchien, über Völker, über Tiere und auch über deren Sprache. Und vor allem lernt man, dass dort alles seine Daseinsberechtigung und seinen Sinn innerhalb des Kosmos hat. Nur deswegen kann ich Geschöpfen wie dir mit einiger Gelassenheit begegnen. Denn ich weiß auch mit Sicherheit, dass jede Spezies ihren ganz eigenen Feind hat.“ Bissig ergänze ich Evendurs Rede: „Es gibt wohl nichts für Garon in der Natur, was er nicht auch in einem seiner Bücher finden würde. Und das tolle an seinen Büchern ist: sie bewegen sich nicht, sie verändern sich nicht...man muss sich nicht anpassen...“ Doch Garon lässt uns einfach stehen. Als hätte er unsere Worte nicht vernommen, dreht er sich kurz zu Evendur und mir um, die wir ungläubigen Blickes hinter dem Magier herstarrten, und meint: „Wollten wir nicht Kessessek aufsuchen?“

Tatsächlich heilen die Echsen Galmor und geben uns sogar noch zehn weitere Rationen Gegengift, sowie eine Schriftrolle der Wiedergeburt für unser weiteres Unterfangen. Danach wird uns eine Gästehütte zugewiesen, in welcher wir die Nacht verbringen. Bei einem gemütlichen Lagerfeuer scheint aller Groll vergessen und wir genießen die letzten Stunden auf Faerûn. Zusammen mit Alexander musiziere ich. Wir denken uns einige lustige Lieder aus oder improvisieren neue Texte zu altbekannten Weisen. Am nächsten Morgen hoffen wir mit dem Häuptling sprechen zu dürfen.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 18. Dezember 2007, 21:09:28
Hach ja.... *seufz*


friedliche Idylle! Wie bald das in unendlich weite Ferne rücken wird...
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 23. Dezember 2007, 17:09:23
6. ELEINT
Am späten Morgen kommt einer der Leibwächter des Häuptlings in unsere Hütte. „Heil euch Haarige. Kessessek ist nun bereit euch zu empfangen.“ Wir folgen der Echse zur Hütte des Stammesführers.

„Ich grüße euch Haarige! Ich danke euch für die Rückführung meiner Gefährtin Ashala in meine Arme. Berichtet nun, was ihr gefunden habt und welche weiteren Pläne ihr habt.“
Wir erzählen ihm alles über den Zustand der Burg und das vorgefundene Portal. Der Häuptling hört aufmerksam zu. Als wir um mehr Informationen bezüglich des auf den Karten eingezeichneten Klosters bitten, blockt er jedoch ab. „War Gebiet der Giftgünstlinge. Kessessek weiß nichts darüber.“ „Dann lasst einen der Giftgünstlinge herholen, der uns mehr verraten kann“, fordert Evendur. Mit einem knappen Nicken seines geschuppten Kopfes gibt der Häuptling einer seiner Leibwachen ein Zeichen. Dieser verlässt die Hütte. Ich ergreife das Wort: „Kessessek, es wäre sehr hilfreich, wenn Ihr uns einige eurer Männer zur Seite stellen würdet, da die Zahl der Gegner groß ist.“ Und Garon ergänzt, als er sieht, dass Kessessek meinem Vorschlag eher ablehnend begegnet: „Falls wir die Feinde nicht von innen heraus besiegen, wird ein nicht abreißender Strom dieser Kreaturen das Land – auch euer Land – überschwemmen.“ Dankbar lächele ich den Magier an und führe seinen Gedanken weiter: „Entsendet Schwarzgeschuppte, um die Festung und das Portal zu bewachen. Sie könnten gegebenenfalls Gegner töten, die einzeln durch das Portal kommen.“

In diesem Moment kommt die Leibwache zurück, im Schlepptau einen der Giftgünstlinge. Garon fragt ihn auf Drakonisch nach dem Kloster und übersetzt uns die Antwort der Echse. „Er behauptet es gäbe dort kein Kloster, sondern nur einen tiefen See.“ Wir blicken uns ratlos an. „Möglicherweise liegt das von uns gesuchte Kloster gar nicht in unserer Welt, sondern auf der Ebene der Schatten“, mutmaßt Garon nach kurzem Überlegen. Danach faselt er etwas von Schattenebene, Auswirkungen auf unsere materielle Ebene, magischen Knotenpunkten und vielerlei mehr, was keiner von uns recht versteht. Als Kessessek ihn ungehalten unterbricht, weil er kein Wort verstünde, übersetzt es der Magier nochmals ins Drakonische. „Haariger redet Blödsinn!“, stellt der Häuptling nach Garons Redeschwall trocken fest. Evendur strahlt das Stammesoberhaupt an: „Danke, danke, danke!“

„Um noch mal auf die Unterstützung zurückzukommen“, sagt Alexander, „Seid Ihr sicher, dass Ihr uns keine Leute zur Verfügung stellen wollt?“ Dabei baut er sich drohend vor Kessessek auf, doch dieser bedeutet seiner Leibgarde, statt der Drohung nachzugeben, unmissverständlich uns hinauszubegleiten. Die Audienz ist offenbar beendet.
Im Freien angekommen diskutieren wir unsere Lage. „Was nun? Sollen wir ohne Unterstützung durch das Portal gehen?“, will Galmor wissen. Überrascht schauen wir ihn an. „Dann bleibst du bei uns?“, frage ich im Gegenzug. „Naja, auch wenn mich gewisse Leute hier als Bauer bezeichnen, so habe ich das Gefühl, dass mein Weg der eure ist und wir zumindest ein Stück weit gemeinsam reisen. Ich bin euch von dieser familiären Geschichte ganz abgesehen, zu Dank verpflichtet. Und außerdem möchte ich einem gewissen Magier gern zeigen, dass ich kein Bauer bin.“antwortet er grinsend. „Schön, ich freue mich, dass du uns begleitest“, lächelt Elenya.

Garon übergeht diese Äußerungen. „Wie auch immer. Durch das Portal zu gehen würde unsere Aufgabe vorantreiben. Wir könnten sie natürlich auch aufgeben.“
„In der Tat wäre es hilfreich, wenn ihr durch das Portal ginget, kleine Lily. Während deine Gefährten dort drüben vermutlich über kurz oder lang sterben würden, könnten wir beide zu mehr Macht gelangen. Du müsstest dich mir nur endlich vollends hingeben und dich nicht gegen mich wehren.“

Ich fröstele und versuche meinen Geist gegen seine Impertinenz zu verschließen. Alexander, der mich mit mir selbst ringen sieht, äußert sich skeptisch: „Na ich weiß nicht, die passen uns bestimmt auf der anderen Seite des Portals ab und töten uns, wenn wir da einzeln durch müssen.“ Sein Halbbruder erwidert: „Ihr vergesst, dass die Leute auf der anderen Seite dauernd neue Rekruten erwarten.“ „Trotzdem bin ich dagegen. Lasst uns lieber einen Weg finden, das Ding zu zerstören.“, meint Alexander stur. Elenya grinst ihn an.

„Du hast Angst!“, stichelt sie.

Der Barbar schnaubt und seine Augen funkeln gefährlich. „Brüderchen, das ist das erste Mal, dass du einen Angriff planst. Glückwunsch!“ Elenya lässt nicht locker: „Du fürchtest dich, deshalb planst du.“ Alexander explodiert. „Dir werde ich zeigen, was Angst ist. Sei froh, dass du eine Frau mit geilem Arsch bist, sonst würde ich dich zum Duell fordern! Ich glaubs doch! Ich und Angst???? Lächerlich!“

Inmitten des Ausbruches sinniert Garon ruhig: „Sie werden uns als Extraplanare bezeichnen.“ „Extra.....was?! Egal, wir vernichten alles!“, pflichtet Alexander den Worten des Magiers bei. Garon, der die Ebenen studiert hat, teilt mit uns sein Wissen um die Gegebenheiten auf der Schattenebene. Er beginnt mit Erklärungen zur ewigen Nacht dort, der zunehmend stärker werdenen Kälte und endet mit Tatsache, dass Reisende auf dieser Ebene schnell jegliches Gefühl für Zeit verlieren.

Erfreut stellen wir fest, als wir schließlich abmarschbereit sind und uns von den Echsen verabschieden, dass uns Kessessek doch noch einen Trupp von 18 Schwarzgeschuppten zur Seite stellt, welche die Festung sichern sollen.
Nach stundenlangem Marsch kehren wir zur Burg zurück, wo wir in Ruhe eine für unbestimmte Zeit letzte Mahlzeit auf Faerûn einnehmen. Alexander kommt während des Essens ins Schwärmen. Mit vollem Mund fragt er in die Runde: „Wisst ihr, was mein Lieblingsessen ist?“ Schulterzucken und hilflose Blicke sind die Antwort. „Mein Leibgericht ist Haggus!“

„Haggus? Was ist das?“, will Elenya wissen.

Der große Kämpfer grinst sie lasziv an, bevor er nach einer kleinen Kunstpause antwortet: „Herz, Lunge, Leber, stopft man alles in einen Schafsmagen und kocht es ordentlich durch, das treibt die Tinte in den Füller!“ Als sie Elenyas irritierten Blick sehen, brechen Alexander und Evendur in schallendes Gelächter aus. Die Klerikerin und ich tauschen vielsagende Blicke aus, während Garon von all dem offensichtlich unbeeindruckt ist, denn er richtet sich lediglich auf, streicht seine aufwändig verzierte violette Samtrobe glatt und schreitet feierlich zum Portal. „Da wir nun alle gut gesättigt sind, sollten wir uns auf den Weg machen.“ Zu den Schwarzgeschuppten sagt er knapp: „Ihr da! Ihr kümmert euch um dieses Portal. Wer auch immer hier durch kommt, ist als Feind einzustufen und sofort zu eliminieren!“ „Mooooment, Garon“ , unterbricht ihn Evendur, „Vielleicht solltest du solcherlei Anweisungen in der Muttersprache der Echsen geben und sie zudem ein wenig präzisieren, wir wollen schließlich nicht, dass sie aus jedem, der durch das Portal kommt Haggus machen, sondern nur aus Wesen, die von der Schattenebene stammen.“ Alexander kichert und murmelt vor sich hin „Haggus ist gut!“ „Achja, richtig. Nun gut, ich werde deine Anmerkung berücksichtigen“, auf drakonisch richtet unser Gelehrter erneut das Wort an die Schwarzgeschuppten.
„Hoffentlich hat er diesmal das Richtige angewiesen“, unke ich unbehaglich. „Natürlich habe ich diesen Tieren nun die korrekten Instruktionen gegeben!“ erwidert der Magier ungehalten mit einem ärgerlichen Blick auf mich. Die Echsen verfolgen unsere Konversation gelangweilt und schlürfen ihre Suppe weiter. Ich hebe beschlichtigend die Hände und lenke ab: „Was ist nun? Wollten wir nicht hinüber auf die andere Ebene gehen?“


Wir packen unsere wenigen Habseligkeiten zusammen und treten durch das Portal in eine andere Welt. 
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Galmor am 25. Dezember 2007, 22:13:08
Also erstmal: frohe Weihnachten ;)

und hier " Ich hebe beschwmeint Garon genervt seufzend. " fehlt irgendwas, oder? (ist gegen ende des letzten posts zu finden)
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 26. Dezember 2007, 19:10:24
Zitat von: "Arkos"
Alexander kichert und murmelt vor sich hin „Haggus ist gut!“ „Achja, richtig. Nun gut, ich werde deine Anmerkung berücksichtigen“, ürfen ihre Suppe weiter. Auf drakonisch richtet unser Gelehrter erneut das Wort an die Schwarzgeschuppten. „Hoffentlich hat er diesmal das Richtige angewiesen“, unke ich unbehaglich. „Natürlich habe ich diesen Tieren nun die korrekten Instruktionen gegeben!“ erwidert der Magier ungehalten mit einem ärgerlichen Blick auf mich. Ich hebe beschwmeint Garon genervt seufzend. Die Echsen verfolgen unsere Konversation gelangweilt und schlichtigend die Hände und lenke ab: „Was ist nun? Wollten wir nicht hinüber auf die andere Ebene gehen?“


Wir packen unsere wenigen Habseligkeiten zusammen und treten durch das Portal in eine andere Welt. 


dieser letzte Abschnitt ist tatsächlich durcheinander geraten, Arkos :)

Kannst du das bitte richtig stellen?
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 27. Dezember 2007, 12:22:36
done  :roll:
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 27. Dezember 2007, 13:34:47
nicht ganz...."ürfen ihre Suppe weiter" heißt eigentlich: schlürfen ihre Suppe weiter ujnd sollte der letzte Satz sein. :P
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 08. Januar 2008, 11:43:18
(http://www.students.uni-marburg.de/~Moysich/DLdnd/p4.jpg)


Das Gefühl des Hinübergleitens auf diese andere Ebene ist verwirrend. Der Raum um mich her schien sich einerseits endlos zu dehnen und sich gleichzeitig fürchterlich eng zusammenzuziehen. Ich schwebte durch eine Art Tunnel, voller Schatten und Fetzen von Licht und schwarz. Hypnotische Muster brannten sich hinter meinen Augenhöhlen in mein Gedächtnis ein und ich fühlte mich schwindelig und benommen, als ich in einem großen Saal, der dämmrig erleuchtet ist, zu mir kam. Der Saal ist das ruinenhafte, von huschenden Schatten belebte Abbild des Saales, den wir vor wenigen Augenblicken (oder Stunden? Tagen?) verlassen haben.

Die anderen sind auch schon anwesend und schauen sich ähnlich orientierungslos wie ich im Halbdunkel um. Alles ist grau und es ist unangenehm kalt. Alexander bricht das Schweigen. „Das ist alles hier ein Schatten dessen, was es einst war... .“ Andächtig nicken wir. Evendur rührt sich als erster und macht sich daran, den Portalraum zu untersuchen. Die Wände sind teilweise durchbrochen und man sieht draußen die graue, schwer fassbare Landschaft der Schattenebene, genauer gesagt des Sumpfes, der die Burgruine umgibt. Baumskelette stehen in brackigem Wasser, ihre tiefhängenden, blätterlosen Äste traurig auf die von Nebeln überzogene Erde streckend.

Die deprimierende Landschaft lässt uns innerlich frösteln. Einige Momente verstreichen, bevor wir uns aufraffen, um den Portalraum näher in Augenschein zu nehmen. Auch auf dieser Ebene existiert die schwere Eisentür und wir entdecken deutliche Fußspuren, welche von der hier hell glühenden Portalkugel aus in verschiedene Richtungen aus dem Raum führen. Evendur identifiziert die Abdrücke von Echsen, wenigen Humanoiden und dazwischen riesige Pranken, deren Spur deutlich hin zur Eisentür führen. Meine Neugier übermannt mich und ich wage einen Blick durchs Schlüsselloch. Ein jäher Schrei entfährt mir, als ich das Monster jenseits der Tür erblicke.
 
„Lass mal sehen“, ruft Garon und schiebt mich beiseite. „Lasst uns lieber schleunigst von hier verschwinden“, entgegnet der Kundschafter, „Diese Spuren sind mir eine Nummer zu groß.“ In diesem Moment wird Garon, der sich gerade zum Schlüsselloch hinbeugte, unsanft auf seinen Allerwertesten geworfen, von einem brachialen Schlag gegen die andere Seite der Eisentür. „Was auch immer sich dort aufhält“, sagt Elenya hastig, „scheint äußerst wütend zu sein und dein Schrei Lily hat es wohl auf uns aufmerksam gemacht.“ „Aber es ist doch eingesperrt...“, protestiere ich lahm. „Los, los Leute. Abhauen, schnell. Wer weiß, wie lange die Bestie da drinnen braucht, um die Tür einzuschlagen.“, warnt unser Kundschafter. „Aber es ist nichts mehr zu hören. Lasst uns erst mal hier in Ruhe nachdenken, wohin wir uns eigentlich bewegen möchten,“ rate ich meinen Gefährten. „Rwaaaaaaaaaaaaaaarrrrrrr!!!!“ tönt es in diesem Moment von einer der vorderen Türen her. Unsere Köpfe fliegen in Richtung des animalischen Brüllens, die Hände zucken instinktiv zu den Waffen und unsere Muskeln spannen sich. Wir sehen gerade noch, wie Alexander durch den Türrahmen springt und einen mächtigen Schwertschlag gegen irgendetwas ausführt, was wir noch nicht sehen können. So schnell wir können fassen wir uns und eilen ihm zur Hilfe. Im Heraneilen sehen wir, wie er auf eine riesige Bestie eindrischt. Unter den schlimmen Hieben des Kämpfers bricht die Kreatur zusammen. Bis wir atemlos neben ihm stehen, liegt das Wesen, welches ich unschwer als das Ding aus dem Raum hinter Eisentür identifiziere, regungslos und blutüberströmt vor Alexanders Füßen. Schnaubend dreht er sich zu uns um. „Was ist das?“, will er wissen und stößt das Monster angewidert mit seinem Schuh an. „Wenn ich es mir genau betrachte, dann scheint es sich um ein extraplanares Wesen, bösartiger Natur...“ Garons Rede wird unterbrochen, weil die offensichtlich tote Kreatur sich langsam wieder vom Boden erhebt und dabei bedrohlich knurrt und zischt. Der Barbar taxiert die im Aufstehen begriffene Kreatur kurz und holt sogleich zu einem weiteren, erbarmungslosen Schlag mit seinem mächtigen Zweihänder Schwert aus.
Glatt werden Kopf und Rumpf der Bestie voneinander getrennt. „Reicht das nun? Bist du endlich tot??? Mann! Sowas kann ich leiden.“ Mit diesen Worten tritt Alexander noch mal ordentlich nach und kickt den Kopf des Wesens mehrere Schritt weit von unserem Standort weg.

„Sicher ist sicher“, nuschelt er, als er die weit aufgerissenen Augen von Elenya und mir sieht. Garon blinzelt indessen kurz und schiebt seine Brille zurecht, dann schnipst er kurz mit den Fingern, murmelt einige kurze Worte und die frischen Blutflecken, welche durch das Köpfen der Kreatur verursacht wurden, verschwinden von seiner Robe. „Wo war ich? Ach ja...also es handelt sich um eine Kreatur, die ich in einem Buch über Extraplanare und Aberrationen gezeichnet und beschrieben sah. Dort wurde sie als Ghirrash bezeichnet.“ „Mir doch egal wie irgendwer dieses Ding nennt. Letztlich zählt nur, dass es tot ist, oder?“ Ich klopfe meinem starken Freund anerkennend auf die Schulter. „Genau“, stimme ich ihm zu, „Nun ist der Weg in den Turm frei, lasst uns schauen, was es dort gibt.“ „Die Tür ist verschlossen, Lily und soweit ich sagen kann, hat dieser Ghirrash keinen Schlüssel bei sich“, meint die Kelemvor Klerikerin, die mutig neben dem (hoffentlich) toten Körper des Wesens kniet. „Trotzdem werden wir zunächst den Turm untersuchen, da bin ich ganz Lilys Meinung. Dieses Ding muss ja irgendwie hierher zu uns gekommen sein. Folglich scheint es ein Loch in der Rückwand des Turmes zu geben, durch welches es außen herum zu uns gelangen konnte.“, bemerkt Evendur. „Naja“, werfe ich ungläubig ein, „da muss es aber verdammt schnell gewesen sein.“ „Oder es gibt mehrere solcher Kreaturen hier...“, gibt Elenya zu bedenken. „Glaube ich nicht. Die Spuren weisen lediglich auf diese eine Kreatur dieser Art hin.“ „Schön, Evendur kennt sich mit Spuren aus, dann lasst uns gehen“, schlage ich vor.

Wir verlassen die Mauern der verlassenen Zuflucht und wenden uns in Richtung des Turmes. Das Wasser in einem kleinen Bach, welchem wir zur Rückseite des Turmes und somit zur Behausung des Monsters, folgen, riecht faulig. Im Turm selbst raubt uns der Gestank nach Aas schier den Atem. An verschiedenen eisernen Haken hängen und liegen seltsame Wesen, die wie überdimensionale Frösche und wie Tiger mit vier Armen aussehen, deren Gedärme herausgezerrt wurden. Vom Quartier des Monsters aus gehen zwei weitere Türen ab. Im Raum selbst finden wir eine Hängematte und eine Truhe, deren Inhalt (im Wesentlichen eine Menge Bargeld und Edelsteine) wir vorsorglich an uns nehmen. Auch eine magische Brosche ist unter den Schätzen. Garon identifiziert sie als Brosche der Abschirmung.

Während wir noch mit der Identifikation der Gegenstände beschäftigt sind, erklimmen Galmor und Evendur bereits die Wendeltreppe, die in das Obergeschoss des Turmes führt. Die wackelige Treppenkonstruktion schmiegt sich eng an eine dicke Säule in der Raummitte und wird maßgeblich von selbiger gehalten.

„Wo sind die hin?“ fragt Alexander alarmiert. „Was?“, fragt Garon abwesend. Elenya und ich schauen uns um. Tatsächlich sind der Kundschafter und der Tempus Priester nirgends zu sehen. „Ach, der Bauer und unser eigenbrötlerischer Evendur?“, meint der Magier gelangweilt. „Ja, wer sonst?“, faucht der Kämpfer. „Ich schätze sie sind da hoch gegangen“, beendet Elenya den sich anbahnenden Disput, auf die sich nach oben schraubende, in der Dunkelheit verschwindende Wendeltreppe zeigend. „Hmpf“, macht Alexander und beginnt die wackligen Stufen emporzusteigen, wobei die Treppe unter jedem seiner schweren Schritte bedenklich quietscht und stöhnt. Wir anderen drei zucken ergeben mit den Achseln und folgen dem Barbaren.

„Hey, kommt mal her und schaut euch das an!“, hören wir kurz später Evendur von oben rufen.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Galmor am 15. Januar 2008, 07:54:36
Mehr davon :)
Ich meine, ICH weiß ja schon wie es weitergeht, aber du kannst deine Leser doch nicht so auf die Folter spannen :D
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 18. Januar 2008, 11:03:09
Oben befindet sich ein Thron des Dämmerungsfürsten (als solchen weist ihn zumindest eine Messingtafel, die an seiner Rückenlehne befestigt ist, aus) von dem aus Garon eine starke magische Ausstrahlung spürt. Sofort untersucht er den Thron genauer und beginnt zu dozieren: „Ich gehe davon aus, dass sich hier zahlreiche magische Sicherungen und Fallen befinden. Sollte der Dämmerungsfürst noch „lebendig“, ergo ein Leichnam sein, so hat er vermutlich hier irgendwo sein Seelengefäß versteckt.“  Nichtsdestotrotz beschließen wir, den Thron zunächst in Ruhe zu lassen und uns unserem Primärziel, dem Kloster, zuzuwenden. In den Räumen im Untergeschoss befinden sich Vorratskammern, in denen wir unter anderen für uns nicht verwertbaren Dingen einige Flaschen mit Schattenöl finden, sowie zugehörige Lampen. Jeder von uns nimmt eine Lampe und ein oder zwei Ölgefäße mit auf die weitere Reise, da Garon uns erklärt, dass unsere normal gebräuchlichen Lichtquellen auf dieser Ebene eher unbrauchbar sein werden. „Auch unsere Lichtzauber werden mit einiger Wahrscheinlichkeit fehlschlagen oder nicht so effizient sein, wie ihr es gewohnt seid.“ „Was weißt du noch über diese Ebene?“, fragt Galmor. „Nun“, hebt Garon an, „Wie ich bereits mehrfach erwähnte, habe ich ein umfangreiches Wissen über die Ebenen erlangt, da es einer meiner Studienschwerpunkte war, deswegen...“

„Die Kurzversion, Garon!“, fordert Evendur.

Indigniert hebt der Magier eine Augenbraue und schiebt seine Brille zur Nasenspitze hinunter, um den Kundschafter über Rand seiner Gläser hinweg zu mustern. Seufzend fährt er fort: „Na schön, ich merke, wenn meine Zuhörer nicht qualifiziert genug sind, um meinen Ausführungen folgen zu können. Also in aller Kürze: Die Schattenebene ist seltsam, dunkel und tödlich.“ Mit diesen Worten dreht er sich auf dem Absatz herum und macht Anstalten, den Raum zu verlassen. „Halt Garon“, rufe ich und halte ihn am Ärmel fest. „Ganz so knapp muss es auch nicht sein.“ „Ich stimme Lily zu“, unterstützt mich Galmor, „Wenn du mehr zu berichten weißt, so kann es nur hilfreich sein, also verrate uns ein wenig mehr. Du erwähntest die Lichteinflüsse und das Wirken von Magie. Dies sind denke ich die für uns relevanten Sachen. Beschränke dich darauf, dann sind alle zufrieden.“ Der Magier wirft dem Tempus Kleriker einen geringschätzigen Blick zu, als betrachtete er eine Made oder eine andere niedere Lebensform. „Aber heute noch!“, fordert ihn Alexander nachdrücklich auf. „Ich nehme normalerweise keine Anweisungen von einem Bauern oder einem Dummkopf entgegen, sehe aber ein, dass das Wohl der Gruppe von meinen Informationen abhängen könnte, weswegen ich meinen Stolz zurückstelle – diesmal“, warnend blickt er uns der Reihe nach an, bevor er fortfährt zu erzählen, „Es gibt hier keine natürlichen Lichtquellen, weswegen man rasch das Gefühl für die Zeit verliert, da es keinen Tag- Nachtrhythmus gibt. Wir können wohl davon ausgehen, dass unsere herkömmlichen Lichtquellen und etwaige Lichtzauber höchstens die halbe normale Reichweite haben werden. Zauber, die etwas mit dem Wirken von Schatten oder schattenhafter Energie zu tun haben, werden maximiert, wohingegen Sprüche mit Feuer- oder Lichteffekten erschwert sein dürften. Soweit mir bekannt ist, existiert keinerlei Verbindung zwischen der Schattenebene und der ätherischen Ebene. Deshalb schlagen Sprüche fehl, die sich einer Verbindung zur ätherischen Ebene bedienen.“ „Gut, das reicht mir“, unterbricht ihn Evendur, „Wir haben noch ein gutes Stück Weges vor uns, lasst uns aufbrechen.“ Elenya tätschelt ihrem Bruder beruhigend den Arm und wir folgen schließlich unserem Kundschafter nach draußen, in den Innenhof der Anlage.

Vor dem ehemaligen Wachhaus befindet sich ein Käfig mit einer am Boden liegenden Person darinnen, welcher von zwei untoten Scharfzähnen und einer schwarzgeschuppten Kreatur bewacht wird. Unter Alexanders gewaltigen Hieben sterben die schwarzgeschuppte Kreatur und einen Wimpernschlag später auch die Scharfzahnechsen.

Der ehemalige Echsenhäuptling drängt sofort an den Käfig und redet aufgeregt gestikulierend auf Drakonisch mit Garon, der uns übersetzt, dass es sich bei dem Gefangenen um einen von Gathans Männern handelt. Der Name der gefangenen Echse sei Stayrssessick. Alexander und Galmor brechen den Käfig auf und Garon verhört den Befreiten. Stayrssessick erzählt dem Magier, dass er die letzte lebende Echse hier sei. Alle anderen Echsen seien über die Brücke nach Norden gegangen und als Untote zurückgekehrt. Alle willenlosen Haarigen werden nach Süden zu einer Anlegestelle gebracht. Mit Booten gelangen sie dann zu Despayr. Stayrssessick ist über alles, was hier geschieht sehr aufgebracht. Er berichtet weiterhin, dass ein sehr wütendes Wesen kurz vor uns durch das Portal gereist kam, welches sich aufgeregt mit einem Weibchen seiner Art unterhielt. Beide verschwanden gemeinsam über die Brücke nach Norden. Wir vermuten, dass es sich bei dem von der Echse beschriebenen Wesen um den uns gerade noch entwischten Ober Shadar Kai handeln muss.

Gathan und Garon schicken Stayrssessick nach Hause, um Bescheid zu geben, was auf dieser Seite des Portals geschieht. Er soll Hilfe holen. Unser etwas weltfremder Magier übersetzt im letzten Moment noch den lebenspraktischen Hinweis Evendurs, welcher empfiehlt, ein Leuchtfeuer auf dem Turm zu entfachen, sobald die Verstärkung eingetroffen sei. Wir hoffen, dieses Feuer ist weit genug sichtbar.

Wir machen uns auf den Weg nach Süden, zur Anlegestelle. Ich bin über die weitere Begleitung Gathans froh, denn auch wenn wir uns nur mit Händen und Füßen oder durch Garons Übersetzung verständigen können, so ist mir der alte Häuptling irgendwie sympathisch und daher ans Herz gewachsen.

In der Ferne sehen wir schwache Lichter schimmern, die einen Steg erhellen. Als wir näher herankommen, sehen wir dort ein etwa 15 Meter langes Boot vertäut, ohne Segel, vor Anker liegen. Das Wasser des Flusses verhält sich seltsam: erst fließt es von Norden nach Süden, nur um nach wenigen Schritten seine Fließrichtung umzukehren. Evendur wirft einen Stock ins Wasser, um zu überprüfen, ob es sich nur um eine oberflächliche Täuschung, einen Trick dieser schattenhaften Sichtverhältnisse handelt, oder ob die Fließrichtung tatsächlich so befremdlich ist. Der ins Wasser geworfene Stock treibt zunächst ein gutes Stück von uns weg, nur um dann wieder auf uns zu zutreiben. Evendur seufzt. „Wie kann man auf solchem Gewässer mit einem Boot manövrieren?“ „Was halten wir uns mit dem Boot auf? Lasst uns einfach ans andere Ufer schwimmen und da am Fluss entlang latschen“, schlägt sein Halbbruder vor. Unsere Blicke wandern über das trübe Wasser hinüber zum jenseitigen Ufer, welches gut und gerne 40 Schritt entfernt liegt und durch die beschränkten Sichtverhältnisse nicht einsehbar ist für uns. Galmor hält prüfend seine Hand ins Wasser und zieht sie erstaunt zurück. Besorgt äußert er, dass das Wasser eisig kalt sei und wir es wohl kaum überleben würden, dort hinüber zu schwimmen. Von unserer Ausrüstung mal ganz abgesehen.

Es bleibt also nur das merkwürdige Boot, zu dem wir als dann vorsichtig gehen. Als wir etwa 30 Schritt an das Gefährt, an dessen Rumpf der Name <Necreme> prangt, herangekommen sind, betritt eine dunkle Gestalt das Dach der Kajüte: ein Shadar Kai!
An ihm entdecken wir die bisher einzigen Farben auf dieser von den Göttern verlassenen Ebene: er ist übersät mit violetten Tätowierungen und trägt überall am Körper auffallend große Piercings. In einer fremd klingenden Stimme spricht er uns an:
„Wer schickt euch?“

Zur Antwort zieht Alexander sein Schwert und ich rufe dem Shadar Kai im selben Moment entgegen: „Wir haben eine Verabredung mit Despayr.“
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Galmor am 22. Januar 2008, 10:07:21
Jaja, der gute Alexander, immer diplomatisch ;)
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 22. Januar 2008, 11:57:52
„Wer schickt euch?“

Zur Antwort zieht Alexander sein Schwert und ich rufe dem Shadar Kai im selben Moment entgegen: „Wir haben eine Verabredung mit Despayr.“

„Fahrt die Ruder aus!“ brüllt der Schattendiener.


Rasch lege ich einen Pfeil in meinen Bogen und schieße auf den Mann. Doch ich verfehle ihn, ebenso wie Evendur. Galmor intoniert einen religiösen Zauber, der jedoch auch keine offensichtliche Wirkung auf das Wesen hat und Alexander stürmt mit ausgestrecktem, wild schwingendem Schwert auf die <Necreme> zu. „Atta Umbar Yello!“ schreit Garon neben mir und die uns inzwischen wohl bekannten winzigen Totenschädel schießen auf das Schiffsdeck zu, um sich dort zu klebrigen Schnüren zu entwirren. Der Shadar Kai sammelt violette Energie um sich herum und richtet seine ausgestreckten Arme auf den anstürmenden Barbaren. Ein violetter Strahl schießt auf Alexander zu, doch wir können nicht erkennen, ob unser Gefährte Schaden genommen hat.

An Bord des Bootes befinden sich inzwischen noch vier Skelette, welche in den Ruderbänken, im tiefer gelegenen Rumpf hocken. Durch Garons Netz ist die <Necreme> jedoch weiterhin fest mit dem Steg verbunden, allerdings setzen die Skelettruderer alle Kraft daran, das Boot aus dem Netz herauszulösen. Ein wütender Aufschrei Alexanders lässt uns vermuten, dass der Tätowierte Kerl nicht der einzige Gegner an Deck ist. Doch alles an Bord entzieht sich momentan unseren Blicken. Mühsam löst sich das Boot vom Steg und uns wird bewusst, dass wir einen Sprung aufs Deck nicht schaffen werden. „Erkala tulta!“ schreit Garon und magische Geschosse rasen auf den Shadar Kai zu, der davon jedoch unbeeindruckt ist.

„Garon, du mächtiger Wasserelementar, kannst du diese Nussschale nicht irgendwie aufhalten?“, frage ich verzweifelt.

Derweil errichtet Galmor eine magische Brücke für uns, mittels derer wir das Boot erreichen könnten, wenn es sich nicht mehr weiter entfernt. Auf dem höchsten Punkt der Brücke sehen wir, was auf Deck passiert. Außer dem Shadar Kai befindet sich eine weitere Höllenkreatur in Alexanders Nähe: ein riesiger, schattenhafter Hund mit schlimmen Stacheln. Wir beobachten atemlos, wie unser Freund mit dem Hund ringt, der dem Tode nahe ist. Ein letztes Mal brüllt der Barbar die Bestie wie ein wildes Tier an und dann liegt die Kreatur reglos auf den Planken der <Necreme>. Während Alexander den Kadaver des Köters über Bord hievt, ertönt Garons magischer Singsang: „Nelde...Hanas Rhor!“ und er gleitet ins Wasser, wo sich sein Körper mit dem Nass verbindet. Scheinbar bewegt er sich unter das Schiff und veranlasst es quasi im Wasser stecken zubleiben, indem er einen Strudel bildet.

Inzwischen sind Galmor und ich keuchend bei Alexander auf dem Schiffsdeck angelangt. Der ebenfalls bereits vom Tod gezeichnete Shadar Kai versucht mich mit seiner üblen Stachelkette zu Boden zu reißen. Es gelingt ihm zwar nicht, doch reißt er mir ein ansehnliches Stück Fleisch aus der Wade. Vor Schmerz und Überraschung heule ich laut auf. Mit einem gut gezielten Schlag seines Kriegshammers tötet Galmor den Tätowierten. In diesem Moment kommen auch Evendur und Elenya an Bord. „Warum habt ihr ihn umgebracht? Wir wollten ihn nach dem Weg fragen!“ herrscht uns der Kundschafter an. Ich entgegne ihm wütend und mit schmerzverzerrtem Gesicht: „Scheiß drauf, der Mistkerl wollte kämpfen und nicht reden.“ „Außerdem war Gefahr im Verzug“, ergänzt Galmor, auf meine tiefe Fleischwunde deutend. Mitfühlend schiebt mich Elenya in Richtung Kajüte. „Komm mit und lass mich das mal ansehn. Uhhh...schaut übel aus, aber das kriege ich wieder hin. Wird man nicht mal nen Kratzer sehen. Setz dich“, fordert sie mich auf.

Von oben höre ich Evendur noch immer fluchen und mit Galmor und Alexander streiten. „Dann könnt ihr zwei Strategen mir auch sicherlich verraten, wo wir nun hin müssen, oder?“ Beschwichtigende Worte von Galmor „Siehst du das Licht da hinten? Da ist die zweite Anlegestelle.“ dringen leise zu uns in die Kajüte und auf der kurzen Treppe zu uns hinunter hören wir die wütenden Schritte des Barbaren, der einen kurzen Moment später zu uns herein tritt und sich erschöpft in eine Ecke setzt. „Ich penne erst mal, bis DER (deutet nach oben in Richtung seines Halbbruders) wieder abgeregt hat.“

Elenya seufzt.

„Bist du verletzt?“

„Nee, nur ein Kratzer“, antwortet mein Freund. Die Kelemvor Priesterin spricht heilige Worte und die tiefe Wunde an meinem Bein schließt sich. Anschließend geht sie zu Alexander rüber und murmelt auch dort die Worte eines Heilzaubers. Dabei schüttelt sie missbilligend den Kopf: „Soso, nur nen Kratzer, ja?“

„Nichts schlimmes halt“, grummelt der Kämpfer.

„Einigen wir uns auf ne Fleischwunde?“, fragt die Priesterin schmunzelnd.
„Von mir aus“, lenkt der Barbar müde ein, „und jetzt lasst mich einfach alle in Ruhe, kapiert?“

Wir nicken und befassen uns rasch mit etwas Neuem: der Untersuchung der Kajüte dieses fremdländischen Mannes. Wir finden eine wunderschön gearbeitete Harfe, meiner Einschätzung nach vom Ursprung her einem Harfner gehörend. Seltsam, ein solches Instrument von solcher Herkunft ausgerechnet hier zu finden. Neben der Harfe finden wir eine kurze Notiz von Esvele, sowie ein Blatt mit Noten:

Spiele dies und der Wächter der Schwarzbaum Biege wird friedlich schlummern.

Ich summe die Melodie, welche auf dem Notenblatt niedergeschrieben ist vor mich hin. Die Harfe rühre ich zunächst nicht an, weil ich erst von Garon wissen will, ob sie ungefährlich ist. Schließlich geselle ich mich zu den anderen aufs Oberdeck. Alexander lasse ich in der Kajüte schlafend zurück. Während Evendur und Garon, der wieder seine normale Form angenommen hat, versuchen das Boot zu steuern, was kläglich scheitert, untersuche ich die Leiche des Shadar Kai eingehend. Als erstes schmeiße ich seine verfluchte Stachelkette ins kalte Nass. Um den Hals trägt er ein skelettförmiges Amulett, welches ich ihm abnehme. „Garon? Schau mal hier.“ Ich reiche ihm das Amulett. Der Magier betrachtet es voller Interesse. „Ich werde es später identifizieren. Jetzt müssen wir dieses Gefährt erst mal in Gang bringen“, sagt er. „Dann gib es mir zurück“, fordere ich. Abwesend händigt er es mir aus. Einer inneren Eingebung folgend streife ich mir das Amulett über den Kopf. Kaum baumelt es um meinen Hals habe ich das Gefühl, zu wissen, wie die <Necreme> zu beherrschen ist. Augenblicklich erscheinen die vier Skelettruderer und ich kann ihnen telepathische Befehle erteilen.

„Gut Freunde, es kann losgehen. Ich habe die Kontrolle über das Boot. Wohin soll ich steuern?“

Galmor antwortet mir: „Siehst du den entfernten Lichtschein dort im Norden? Dahin müssen wir.“

„Nö, sehe ich nicht, aber wenn du sagst, dass da ein Licht ist, dann steuern wir nach Norden. Alles klar. Ach nein, Moment...Garon?“

„Ja?“

„In der Kajüte habe ich eine Handharfe gefunden. Würdest du bitte mal prüfen, ob sie irgendwie gefährlich ist? Falls nicht würde ich sie gern benutzen, denn da lag diese Notiz auf dem Tisch.“

Der Magier blickt mich alarmiert an.
„Welche Notiz, Lily?“

„Moment, ich hole alles“, rufe ich und eile unter Deck. Rasch suche ich alles zusammen und hetze zurück zu den anderen. „Hier, schau“, mit diesen Worten reiche ich Garon die Handharfe und den von Esvele verfassten Brief. Nachdem mir unser Schriftgelehrter versichert hat, dass die Harfe ungefährlich ist und ich sie getrost zum spielen der Melodie verwenden könne, es vermutlich sogar müsse, da sie magisch sei, nehme ich die Harfe an mich und stelle mich ans Steuer der <Necreme>.

Hoch konzentriert fahre ich los. Bei jeder Biegung des Flusses spiele ich mit wild klopfendem Herzen die Melodie des Notenblattes, doch schon bald macht sich Frustration in mir breit, denn es gibt viele schwarze Bäume und Flussbiegungen... . Die Fahrt strengt mich an. Nach einer halben Ewigkeit gelangen wir an dem von Galmor erwähnten Licht an. Es handelt sich um eine Leuchtboje mit zwei beleuchteten Fensterchen, von denen eines in die Richtung zeigt, aus der wir kamen und das andere in den Osten zeigt. Wir legen erst mal an, um zu beraten, wohin wir nun fahren sollen. „Erlis Yello“, ruft Garon und es erscheint eine kleine Totenkopfbiene, die emsig über das Wasser summt. Auf der dunklen Wasseroberfläche kräuseln sich Schatten und uns fröstelt schlimmer als zuvor. Keiner von kann mit Sicherheit sagen, wie viel Zeit inzwischen vergangen ist. Ein Gefühl der Einsamkeit und des Verlorenseins breitet sich zwischen uns aus.

„Wir fahren nach Osten“, bestimmt Galmor. Letztlich sind wir alle froh, dass einer von uns sagt, was zu tun ist und so setze ich unser Schiff abermals in Bewegung.
Durch die Kälte des tückischen Wassers, welche langsam, aber unaufhörlich in unsere Körper kriecht, werden wir allmählich müde, sehr, sehr müde. Garon legt sich zu Alexander in die Kajüte. Ich versuche mit aller Macht meine Augen offen zu halten und richte meine Gedanken starr auf die <Necreme> und unsere Umgebung. Weiterhin reiße ich das Ruder teils zu hart herum, sobald ein auffälliger, schwarzer Baum und eine Biegung in Sicht kommen und beginne dann panisch auf der Handharfe zu spielen. Gelegentlich bekomme ich eine Art Eingebung von der Harfe, die mir beim wiederholten Spiel verrät, dass mehr in ihr steckt, als nur das gute Holz und die teuren Saiten.
Wie durch einen Nebelschleier registriere ich, dass Galmor das Oberdeck verlässt. Da er es war, der mich durch Erzählungen und Fragen und Gedankenspiele wach gehalten hat, resigniere ich und beschließe, ebenfalls eine Auszeit zu nehmen. Die zu überwindende Strecke bis zur nächsten Anlegestelle scheint erheblich weiter zu sein, als wir dachten. Und da uns jegliches Zeitgefühl verlassen hat, breitet sich eine Stimmung der Gleichgültigkeit aus. Was macht es schon, wann wir ankommen? Die Frage, ob und wo wir ankommen, stellt sich schon längst nicht mehr.

Das Amulett lege ich ab und im selben Moment verschwinden die vier Skelettruderer. Ich bitte Evendur, der am Heck des Schiffes seinen Gedanken nachhängt, den Anker auszuwerfen. Langsam hebt er den Kopf, blickt sich bedächtig um und bemerkt schließlich, dass die Ruderer nicht mehr da sind. „Was ist mit dem Schiff? Wo sind die Ruderer hin?“, fragt er mich matt. „Ich habe das Amulett abgenommen, weil ich zu müde bin. Ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten. Lasst uns doch einfach alle eine Mütze voll Schlaf nehmen.“

„Und wer hält Wache?“

Ich blicke ihn verständnislos an: „Wache?“ „Ja, Lily, Wache. Jemand der aufpasst.“ „Also ehrlich gesagt rechne ich hier mitten auf dem Fluss nicht mit feindlichen Übergriffen“, erwidere ich zögerlich.

„Hast du denn nichts bemerkt bisher?“, fragt der Kundschafter mich erstaunt.

„Scheinbar nicht, aber weißt du, ich war eigentlich auch ziemlich damit beschäftigt, dieses Boot zu steuern und nebenher noch Harfe zu spielen, sobald ich einen schwarzen Baum und eine Biegung des Flusslaufes wahrnahm“, werfe ich wütend zurück. Was denkt der denn? Etwa, dass ich hier gesessen und Däumchen gedreht habe? Doch Evendur winkt nur ab und geht steif die wenigen Stufen zur Kajüte hinunter. Ich folge ihm und sehe gerade noch, wie er seinen Halbbruder heftig aus dem Schlaf rüttelt. Der Zweizentnermann fährt erschrocken hoch und brüllt Evendur an: „Was gibt´s?!“ Müde antwortet ihm der Kundschafter: „Wäre nett, wenn du mal Wache halten könntest.“ Zur Erwiderung auf diese Anfrage holt Alexander lediglich mit der Faust aus und haut seinem Halbbruder ungebremst ins Gesicht. Ich stoße einen erstickten Schrei aus. Während Evendur in das süße Reich der Bewusstlosigkeit gleitet murmelt er noch ein „Danke, endlich schlafen...“, bevor er friedlich lächelnd und mit blutender Nase einschläft. Ich schüttele den Kopf und wende mich dem Barbaren zu:

„Spinnst du?“

„Was hast du, Lily? Er hatte scheinbar Einschlafprobleme und ich habe ihm Abhilfe verschafft.“

Ich nicke. „Schön, dann können wir zwei ja nach oben gehen. Du hältst Wache – wozu weiß ich zwar nicht – und ich schlafe. Hier unten ist es ohnehin zu voll.“ Oben angelangt positioniert sich Alexander auf dem Kajütendach und ich kuschele mich in eine der Ruderbänke.

Durch die klamme Kälte wachen wir bald auf und setzen unsere Reise fort. Obwohl wir geschlafen haben, fühlen wir uns nicht erholt und die Stimmung bleibt angespannt. Die Müdigkeit und die Trostlosigkeit der Umgebung liegen wie ein bleiernes Tuch über uns.
Nach einer Ewigkeit sehen wir backbord den Panzer einer riesigen, weißen Schildkröte. Sollte dies der Wächter sein? Ich nehme die Harfe und spiele was das Zeug hält. Wir passieren die Stelle unbehelligt.

Von Zeit zu Zeit haben wir das Gefühl beobachtet zu werden. Schatten scheinen sich immer geradeso außerhalb unseres Blickfeldes neben der <Necreme> zu bewegen. Auch im Wasser glauben wir Bewegungen und Schatten von Wesen zu sehen, doch sobald man eine Stelle mit dem Blick fixiert, ist dort nichts mehr.

Irgendwann kommen mehrere Lichter in unser Blickfeld. Es handelt sich beim Näherkommen um einen schattenhaften Landungssteg, der heruntergekommen und leer dort liegt. Vom Landungssteg aus führt ein Pfad einen Hügel hinauf, auf dessen Kuppe Lichter brennen. Vermutlich handelt es sich um das auf der Karte verzeichnete Ebenholzkloster. Der Pfad hinauf zur Hügelkuppe schlängelt sich mehrere Meilen durch die triste Landschaft.

Wir bereiten uns auf das Anlegen vor. Alexander wirft die Kerze, die vorne am Bug brannte, ins Wasser, woraufhin ihn Evendur irritiert anspricht: „Alexander?“ „WAS?!!“, reagiert der Angesprochene gereizt. „Benutz doch einmal deinen Kopf, bevor du deine Hände benutzt.“ „Was willst du???“, fragt Alexander verwirrt und ärgerlich. „Dass du dein Gehirn benutzt, Brüderchen. Denn scheinbar hattest du es vergessen zu benutzen, als du die Kerze ins Wasser geworfen hast.“ Der Barbar schnaubt wütend, doch es gelingt mir, ihn zu beruhigen. Ich ziehe ihn ein wenig abseits, ans Heck des Bootes, bitte mit Blicken darum, dass er sein Schwert ein Stück weit aus der Scheide ziehen möge, ritze mir eine weitere Kerbe in den Finger und lecke das Blut genüsslich ab. „Wie viele sind´s nun?“, fragt mich mein Freund, mit seinem Zeigefinger auf meinen deutend. Ich grinse und halte ihm meinen Zeigefinger hin. „Sieben.“, stellt er leise fest. Ich nicke: „Halbzeit.“
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 04. Februar 2008, 18:53:09
Inzwischen haben die anderen dafür gesorgt, dass die <Necreme> ordentlich am Steg vertäut liegt. Wir nehmen unser Gepäck und verlassen das Boot. Als alle festen Boden unter den Füßen spüren, nehme ich das Amulett wieder ab, nur diesmal verschwinden die Skelettruderer nicht, sondern die gesamte <Necreme> wird scheinbar in das Amulett hinein gesaugt. Jedenfalls verschwindet sie vor unseren Augen und ich weiß irgendwoher, dass sie nun im Amulett ruht, bis ich es wieder um meinen Hals lege.
Sobald wir den düsteren Landungssteg hinter uns gelassen haben und uns an den Aufstieg zum Kloster machen, hebt sich unsere Stimmung merklich und die Lethargie der letzten Tage (Stunden? Wochen?) weicht. Garon schlägt voller Tatendrang vor, das Gebäude durch magische Augen auszuspionieren. Wir alle halten dies für einen brillanten Vorschlag.

Gemeinsam marschieren wir den gewundenen Pfad zum Kloster hinauf. Nach einem recht anstrengenden Stück bergauf gelangen wir an ein Torhaus. Doch selbst die Anstrengung des Laufens mit all unserem Gepäck kann die Kälte, die sich in unseren Knochen eingenistet hat, nicht lindern. Ein einsames Metallglöckchen baumelt neben dem Tor, dessen einer Flügel schief in den Angeln hängt und gerade genug Platz bietet, um uns einzeln hineinzulassen. Das Haupthaus ist mit normalen Fackeln erleuchtet und wirkt dadurch fast heimelig. Alexander betritt als erster das Torhaus, dessen Dach eingestürzt ist. Alles sieht runtergekommen und verwahrlost aus. An den Wänden befinden sich Halterungen für echte Fackeln. Rechter Hand befinden sich die ehemaligen Stallungen der Anlage, sowie ein Treppenaufgang zur mittleren Ebene des Anwesens.

Garon konzentriert sich auf seinen Zauber und erkundet annähernd den gesamten Komplex. Anschließend zeichnet er mit Kohle eine Skizze des Anwesens auf den Boden und wir machen eine Lagebesprechung. Es gibt neben dem Haupthaus noch eine Kathedrale auf der mittleren Ebene. Im Altarraum selbst befindet sich ein unüberwindbarer Gegner: ein Gloom Golem. Der gesamte Altarraum ist mit schwarzen Bannern, Statuen und Symbolen geschmückt, die Elenya als Zeichen Cyrics identifiziert, der auch „Gott der schwarzen Sonne“ genannt wird. Darüber sind wir milde erstaunt, denn eigentlich rechneten wir damit, eine weitere Brutstätte Shars, die den Beinamen „Göttin der Finsternis“ trägt und laut Garon das Schattengewebe erfunden hat, an diesem düsteren Ort vorzufinden.

In den Vorräumen des Altarraumes und in den Verbindungsgängen zum höchstgelegenen Teil des Klosters konnte unser gewiefter Magier einige Kreaturen sehen, die Wache halten.
Wir wollen uns quer über halboffenes Gelände zum Haupthaus durchschlagen. Eine kritische Passage ist dort, wo uns einige Wachen durch Sehschlitze im Kathedralenteil beobachten könnten. Mein Vorschlag, die Gruppe unsichtbar zu machen, wird verworfen, da unsere Plattenträger zu viele Nebengeräusche verursachen, die unsere Tarnung nichtig machen würden. Evendur bietet an, sich als Lockvogel völlig offensichtlich durch das Gelände zu bewegen, während Elenya eine magische Brücke für den Rest beschwören wird, über welche wir zügig und unbehindert durch die wilde Vegetation im Innenhof zu etwaigen Gegnern im höhergelegen Teil der Anlage vordringen könnten. Alexander schnaubt verächtlich:
„Ich bin gegen diesen Plan. Was ist, wenn diese merkwürdigen, geflügelten Kreaturen, die Garon als Wächter gesehen hat uns in den Rücken fallen? Nee, nee, ich bin dafür, sie direkt anzugreifen.“
„Langsam Brüderchen“, wendet der Kundschafter ein, „Wenn wir in den Kathedralenteil eindringen rufen diese Wächter hundertprozentig diesen Golem zur Hilfe und dann sind wir platt! Schließlich ist das eine Kreatur, vor der sich sogar Garon fürchtet.“
Der Magier taucht aus den Tiefen seiner kleinen, eigenen Gedankenwelt an die Oberfläche der Realität auf:
„Was?“
„Evendur sagte nur, dass du Schiss vor dem Golem hast.“, merkt seine Schwester knapp an.
„Ich fürchte mich nicht.“, behauptet Garon.
„Gut, dann können wir uns den Golem samt seinen geflügelten Kameraden ja schnappen“, ruft Alexander feixend.
„Aber dass ICH mich nicht fürchte, bedeutet nicht gleichzeitig, dass IHR ihn nicht zu fürchten braucht. Ich habe meine Mittel, um dem sicheren Tod durch diese Kreatur zu entgehen. Ihr auch?“, fragt der Magier uns zynisch.
Der Barbar verdreht genervt die Augen und faucht uns an: „Also was jetzt? Macht hinne, oder ich schlag gleich irgendwas hier kaputt. Das Rumsitzen macht mich mürbe.“

„Stopp, Stopp, Stopp, Brüderchen, ich habe eine andere Idee. Lily, Gathan, du (deutet auf Alexander) und ich werden versuchen uns hinüber zu schleichen, um euch Feuerschutz zu geben. Sollte einer von euch gesehen oder gehört werden, so greifen wir von hinten an.“ Ich nicke.
Garon übersetzt den neuen Plan ins Drakonische und auch der alte Häuptling nickt. Evendur, Gathan und ich kommen offensichtlich unbemerkt auf der anderen Seite des Innenhofes an.
Alexander jedoch strauchelt am steileren Teil der Böschung und rutscht unsanft ein Stück weit wieder runter. Wir halten den Atem an und lauschen. Geräuschlos legen wir unsere Pfeile an, doch scheinbar blieb Alexanders Ausrutscher unentdeckt. Als der Barbar bei uns angelangt ist, geben wir Galmor ein Zeichen, dass er nun rüberkommen kann. Als der Tempus Kleriker etwa den halben Weg zu uns zurückgelegt hat, fallen plötzlich zwei Schattenlichter vom Himmel.

Wir wurden bemerkt! Die Lichter liegen still zwischen den Gräsern und Sträuchern und verbreiten ein unheimliches, diffuses Licht.
„Erkala Tullta“, hören wir Garon aus der Ferne sprechen, doch die magischen Geschosse, welche er auf die Lichtquellen abfeuert bleiben wirkungslos.
Das Knistern ledriger, großer Flügel über unseren Köpfen lässt uns herumfahren und instinktiv Deckung suchen. Zwei geflügelte Echsen sausen an Galmor und Alexander vorbei, wodurch beide Kratzer erleiden.
„Verdammt sind die schlecht zu sehen! Bis ich gezielt habe sind die Viecher schon wieder abgedreht“, raunt mir Evendur zu. Ich nicke zustimmend und seufze. Angespannt blicke ich auf die offene Fläche zwischen uns und dem Torwächterhaus, wo der Tempuspriester und mein Freund kauern und sich langsam in unsere Richtung bewegen. „Diese Lichtverhältnisse arbeiten gegen uns. Und bis wir diese Dinger hören können, ist es zu spät“, stelle ich fest während ich mich noch tiefer in die Nische presse. Aus dem Nichts heraus steht Garon neben uns. Ich zucke zusammen und zische ihn an: „Du hast mich fast zu Tode erschreckt! Gib uns nächstes Mal gefälligst ein Zeichen, wenn du wieder lautlos zu uns rüber fliegst, Kuttenträger.“
Doch Garon lächelt nur milde. „Werte Lily, die Zeit, die du darauf verwendest andere Leute zurechtzuweisen, nutze ich konstruktiv.“ Mit einem unverschämten Grinsen in meine Richtung murmelt er „Erlis Yello!“ und wir alle sehen- beziehungsweise hören- die beschworene Biene, welche sich unverzüglich an eines der Flugwesen heftet, da diese gerade zum zweiten Mal attackieren.

Triumphierend blickt sich Garon um. Auch wenn ich seine Beifalls Heischerei nicht gut heiße, lächele ich ihm anerkennend zu. Evendur hingegen schaut den Magier an, als hätte er eine Kröte vor sich. „Hast du nichts sinnvolleres in deinem angeblich so reichen Repertoire?“ „Das ist durchaus sinnvoll, finde ich. Nun hören wir zumindest immer genau, wo sich die eine fliegende Kreatur aufhält“, unterstütze ich Garon, der schon seinen nächsten Zauber vorbereitet. Der Kundschafter legt einen weiteren Pfeil in seinen Bogen ein und schüttelt nur mit dem Kopf. Wimpernschläge später saust sein Pfeil auf die Kreatur los, an der das Bienchen haftet. Es scheint ein guter Treffer zu sein, denn die fliegende Echse kreischt schmerzerfüllt auf und dreht in weitem Bogen ab, gefolgt von der magischen Biene, deren Summen noch weithin zu hören ist.
Galmor und Alexander sind nun auch bei uns angekommen. Beide sind nun mit teilweise recht tiefen Kratzspuren übersät. Wir sehen im Zwielicht, wie sich auch Elenya daran macht, den Innenhof zu überqueren, den diffusen Lichtschein der Schattenlichter meidend.

Inzwischen sausen die Echsen wieder heran. „Atta umbar Yello!“ , ruft Garon ihnen entgegen und das eine Wesen verstrickt sich in dem klebrigen Netz, welches der Magier über unseren Köpfen zwischen den Eckpfeilern einiger Gebäudereste spannte. Für diese ungewöhnliche Platzierung seines Netzes erntet der Gelehrte anerkennende Blicke. Über unseren Köpfen hängt nun also eines dieser Wesen und bietet ein hervorragendes Ziel für Alexander, dessen Rachegelüste inzwischen enorm sind. Die zweite fliegende Echse hören wir über dem Netz fliegen, doch sie entzieht sich unseren Blicken. Doch schmerzhaft stellen wir fest, dass diese Kreaturen ebenfalls im Fernkampf bewandert sind, als ein Axtregen von hoch oben auf uns niederprasselt. Glücklicherweise wird niemand getroffen. Ich schieße hinter ihr her, als ich sie abdrehen höre. Die flammende Pfeilspitze trifft auf die Kreatur, doch rettet sie sich in das Gebäude hinein, in welchem Garons magisches Auge vorhin mindestens drei mächtige Gegner erspäht hatte.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 12. Februar 2008, 18:00:01
Gerade als Elenya sich Alexanders Verletzungen annimmt, ertönen aus dem Inneren des Gebäudes – an dessen Außenwand wir uns Schutz suchend pressen – mehrere Gongs.

Galmor linst durch die brüchige Mauer und beobachtet, wie sich die Wachen bereit machen. Direkt an der Hausecke, in deren Nähe wir alle mehr oder weniger stehen, befindet sich der Eingang in das Gebäude.
Die Wachen tragen Wappenröcke mit dem selben religiösen Symbol, welches auch die Banner im Altarraum schmückt: ein weißer Schädel, von Strahlen umrahmt, auf tiefschwarzem Grund. Galmor gibt Alexander ein Zeichen, dass gleich einige Wachen aus der Haustür treten werden.
Der Barbar lächelt und begibt sich in eine günstige Position, um anstürmen zu können. Der unglückliche Wachmann, den das Schicksal die Tür öffnen ließ, wird augenblicklich überrannt und geköpft. Mit einer unglaublichen Geschicklichkeit macht Alexander einen Ausfallschritt um die Ecke, hinein in das Haus und holt zugleich wieder mit seinem todbringenden Zweihänder aus. Die zweite heraneilende Wache hat keine Chance, dem mächtigen Hieb auszuweichen und wird sauber in zwei Hälften geteilt.

Die Augen des Barbaren funkeln und er blickt sich gierig nach weiteren Gegnern um. „Dort!“, schreie ich, auf eine fliehende Wache deutend, die schräg hinter uns, über unseren Köpfen eine schmale Verbindungsbrücke entlang rennt, um Verstärkung aus dem Haupthaus zu holen. Blitzschnell wirke ich den Zauber, den ich mir eigentlich für den zweiten Wachmann – den Alexander ja nun bereits beseitigt hat – aufgehoben hatte. „Anach Telein!“, sage ich und deute auf den rennenden Mann, der in seiner Bewegung festfriert, kurz bevor er die Tür des Haupthauses erreicht hat.
 Evendur feuert einen Schuss auf den Mann ab. Galmor, der hinter dem Wachmann hergeeilt ist, steht mitten auf der Brücke, als ihn ein greller Lichtblitz trifft, den eine bizarr aussehende humanoide Kreatur auf ihn warf.
Die Gestalt sieht furchteinflößend aus, mit ihren Hörnern auf der Stirn. Seine Kleidung deutet auf einen arkanen Magieanwender hin. Wir riechen verbranntes Fleisch, welches der Blitz an Galmors Oberkörper versengt hat. Der Tempus Krieger dreht sich zur Tür herum und macht sich bereit zum Angriff.
 Die gehörnte Kreatur schreit etwas auf Abyssisch und kurz darauf erscheint ein weiteres Geschöpf neben ihr, welches den Niederhöllen entsprungen zu sein scheint: ein Hund mit robust aussehenden Stacheln auf dem Rücken, die er gerade auf den Tempuskleriker abschießt. Hinzu kommt das ohrenbetäubende Gebrüll der hundeartigen Kreatur, welches uns durch Mark und Bein fährt.

Gathan und Evendur überqueren die Brücke hinüber zu dem von mir magisch festgehaltenen Mann, doch mein Blick folgt ihnen nur kurz. Wo ist Elenya? Ist sie vorne mit Alexander in das Gebäude gegangen? Garon tritt neben mich und bereitet einen Zauber vor. Die beiden vom Höllenhund abgeschossenen Stacheln haben den Tempus Priester schwer verletzt. Ich gebe ihm Zeichen, sich zurückzuziehen, doch er scheint mich nicht zu sehen. Gerade als ich ihm zurufen will, dass er zu uns nach draußen kommen soll, kreischt die gehörnte Gestalt wieder etwas in ihrer dämonischen Sprache.

Galmor wird totenbleich und sieht so elend aus, wie ich noch niemals jemanden gesehen habe. Verzweifelt versucht er sich des angreifenden Hundes zu erwehren, doch er hat offenbar kaum mehr die Stärke seine Waffe zu heben, geschweige denn, diese erfolgreich gegen die Kreatur aus dem Abyss einzusetzen. „Nelde Naur Pilin Tulta” ruft Garon und deutet auf den Hund und dessen Herrchen.

Im selben Moment stürmt unser Barbar rasend vor Wut von der anderen Seitem, durch das Innere des Hauses kommend, auf die stachelige Höllenbrut an. Abermals wirkt der Gehörnte Mann einen Zauber auf Galmor, der nun besinnungslos zu Boden geht. Ich ziehe ihn zu uns heraus. Als ich ihn am Bein zu fassen bekomme, sehe ich auch Elenya, die tatsächlich hinter Alexander hergelaufen war und sich nun in den Kampf einmischt.

Gemeinsam mit dem Barbaren flankiert sie den Gehörnten Kerl. Indessen flöße ich meinem Halbbruder einen geringen Heiltrank ein, damit er zu sich kommt, danach soll er selbst Tempus um die Gunst einer Heilung bitten, was er auch Augenblicke später umsetzen will.
Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sich eine neue Katastrophe anbahnt. Zwar haben Gathan und Evendur die zweite fliegende Echse nun getötet, aber der von mir gehaltene Wächter steht immer noch. Und just in diesem Moment tritt eine imposante Gestalt in schwarzer Plattenrüstung aus der Tür, die den unbeweglichen Wachmann mühelos zur Seite schiebt und ihren Untergebenen zuruft: „Tötet sie!“

Sogleich spricht die Frau einen mächtigen Zauber, den ich voller Entsetzen als „Verwirrung“ deute. Sofort unterbrechen Alexander und Elenya ihre Kampfhandlungen und Galmor vergisst sich zu heilen. Ich halte den Atem an, denn dieser Zauber birgt tückische Elemente in sich. Es besteht ein nicht unerhebliches Risiko, dass sich eigentlich gute Freunde gegeneinander wenden und sich im Extremfall sogar umbringen können. Ich schicke ein Stoßgebet zu Selûne, dass uns dieses Los erspart bleiben möge. Alexander steht nur einfach da und kratzt sich am Kopf. Elenya wandert ziellos in der Gegend herum und philosophiert über cormyrische Teichlandschaften. Ich wusste gar nicht, dass sie sich dafür interessiert!

Die gehörnte Kreatur, welche unser Magier als Tiefling identifizierte, spricht zu uns: „Mein Freund Despayr hat noch Platz für weitere Gäste!“ Was auch immer er uns damit sagen will. Jetzt ist nicht die Zeit, darüber zu rätseln.

Garon ruft der Frau trotzig etwas auf abyssisch entgegen: „****************^^^^^*****+++°°^^"“  und erntet Gelächter von den Cyric-Dienern. Doch das Gelächter irritiert unseren gnadenlos selbstbewussten Magier nicht. Er wirkt ein weiteres Inferno auf den Hund, der jämmerlich verbrennt. Alexander scheint wieder zu wissen wo er sich befindet und was er gerade tut, denn er holt zu einem mächtigen Schlag gegen den Tiefling aus. Auch Galmor begibt sich wieder zu dem Gehörnten hinein.
Alexanders Schlag wird von Elenya vereitelt, die – immer noch über cormyrische Teichlandschaften erzählend – seinen Arm mit erstaunlicher Kraft festhält und ihn zum Zuhören zwingen will. Alexander reißt sich wütend los, aber die Kelemvor Priesterin lässt nicht locker. Da sie den Barbaren nicht festhalten kann, beginnt sie auf ihn einzuschlagen, dabei wirres Zeug über Wolkenformationen brabbelnd.

Bevor Alexander den entscheidenden Schlag gegen die gehörnte Kreatur landen kann, streckt dieser Galmor abermals zu Boden. Elenya schlägt weiterhin wie von Sinnen auf den Krieger ein und lässt Galmor unmittelbar neben ihr liegend, still verbluten.

Währenddessen stimme ich ein Lied an, welches unseren Verstand gegenüber solchen Geist beeinflussenden Zaubern stärken soll und schieße unaufhörlich auf den magisch gehaltenen Mann. Ein Wettlauf gegen die Zeit, die unerbittlich verrinnt. „Nelde Atma Cant Tirith!“ ruft Garon neben mir, aber was auch immer er vorhatte, zeigt keine offensichtliche Wirkung. Leise höre ich ihn fluchen.

Gathan und Evendur schlagen unermüdlich auf die Frau in der beeindruckenden Plattenrüstung ein. Diese wirft mir wütende Blicke zu, als sie den Zusammenhang zwischen meinem Lied und ihren fehlschlagenden Zaubern erkennt. Den einen Wachmann erschieße ich endlich, doch sofort drängen zwei weitere nach. Evendur und Gathan sehen angeschlagen aus. Der Zauberer brüllt ihnen zu, dort abzuhauen und beginnt gleich danach die Formel eines mächtigen Feuerballs zu intonieren. Die Dame in der Plattenrüstung macht sich unsichtbar.

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Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 12. Februar 2008, 23:24:57
Die Spannung steiget - Boah hätte ich grade Bock auf "Shadowdale" - Teil2 der Trilogie (und auf alles andere was nicht mit 'Stress' zusammenhängt).

Spoiler (Anzeigen)
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Nakago am 13. Februar 2008, 06:30:50
Jetzt wird es ja wirklich spannend. Ich nehme mal an, solangsam nähert sich das hier Leider dem Ende zu?
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 14. Februar 2008, 08:01:50
Na ja, ein ganzes Kapitel kommt noch! Welcher SC hat denn bisher deine Sympahie gewonnen?
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 16. Februar 2008, 15:09:06
„Scheiße!“, ruft Evendur.

Garons direkt auf die Eingangstür gezielter Feuerball schlägt ein und eine Welle der Hitze wallt herüber. „Mit etwas Glück habe ich sie noch erwischt“, meint er gut gelaunt.
Doch der Kundschafter bremst den Optimismus des Magiers zornig: „Mit etwas Glück hast du Gathan nicht erwischt. Mann! Der ist gerade reingegangen. Hättest ihm auf Drakonisch ruhig sagen können, dass er sich zurückziehen soll!“
„Gewisse Opfer sind notwendig, Kundschafter“, erwidert der Magier ungerührt und fragt „Wo ist sie hin? Das ist doch hier die interessante Frage.“

Ein mächtiges Brüllen Alexanders lenkt uns kurz ab. Zufrieden grunzend tritt er aus der Tür auf die Brücke heraus. „So, der Gehörnte Typ ist nen Kopf kürzer.“ Elenya tritt bleich hinter ihm hervor. „Ich glaube ich habe Mist gebaut. Ich habe versagt... .“ Ein erster Impuls lässt mich vermuten, dass sie noch immer verwirrt ist, aber als ich in ihre Augen blicke erkenne ich, dass die Trauer darin echt ist. Alarmiert schüttele ich sie: „Was meinst du damit?“ „Ich habe versagt... .“ Alexander knurrt sie an: „Das sagtest du bereits. Bei was hast du versagt?“

Währenddessen kriecht unser Kundschafter durch das Gras und sucht nach Spuren der unsichtbaren Cyric Priesterin.

Elenya blickt mich mit Tränen gefüllten Augen an. „Es tut mir so leid, Lily. Ich...ich...habe Galmor verbluten lassen. Ich war nicht ich selbst, ich weiß das ist eine klägliche Entschuldigung, ich...“ „Was?“ , frage ich ungläubig.
 Ich schlucke und sehe mich um. „Was?“
„Es tut mir leid, Lily, ehrlich, ich...“
Ich schiebe sie weg. „Jetzt nicht. Erkläre es später. Und du bist sicher, dass wir nichts mehr für ihn tun können?“ Elenya nickt traurig.

In diesem Moment gibt uns Evendur unauffällig zu verstehen, dass er die Dienerin Cyrics gefunden hat. Durch ihre Fußabdrücke im tiefen Gras sieht er, wo sie gerade steht. Ich begebe mich ein Stück weit weg vom Ort des Kampfes und ziehe in Erwägung die <Necreme> zu beschwören und sie auf die Cyric-Anhängerin zu werfen. Aber ich bin unsicher, ob ich das Schiff überhaupt auf dem Trockenen herbeirufen kann.

Alexander eilt seinem Halbbruder zur Unterstützung und sie machen sich daran, die gefährliche Frau in die Zange zu nehmen. Doch die schlaue Frau wirkt rasch einen Zauber auf den mächtigen Barbaren, welcher ihn bewegungsunfähig macht. Zumindest ist sie nun wieder sichtbar.
Im selben Augenblick sehe ich Gathan, der sich dem Tode nahe aus einem Hintereingang schleppt. Ich eile zu ihm und reiche ihm meinen mächtigsten Heiltrank, in der Hoffnung, er würde auf Echsen genauso wirken wie auf Menschen.
Überrascht höre ich ihn „Danke“ krächzen. Ich lächele ihn flüchtig an und deute in die Richtung des Kampfes. „Komm mit“, fordere ich ihn auf und er nickt verstehend. Allmählich scheint er unsere Sprache ein wenig zu lernen. Wir schleichen uns hinüber.

Alexander ist schier rasend vor Wut. Seine bedrohlich schwarzen Augen quellen fast aus ihren Höhlen, die Ader auf seiner Stirn steht kurz vorm Bersten, aber er kann sich dennoch nicht aus dem Zauber befreien.
Elenya ist es schließlich, die der gegnerischen Priesterin den Schädel zertrümmert bevor die ihren Zauber abschließen kann weitere Monster zu beschwören.


Der Schock über Galmors unnötigen Tod liegt schwer über der Gruppe. Ich helfe Elenya dabei, seinen Körper zu balsamieren. Der Rest der Gruppe geht daran, die Räumlichkeiten – bis auf den Trakt der Kathedrale – zu untersuchen. Wieder haben wir keine Gefangenen gefunden. Es sei denn, sie würden im Altarraum gefangen gehalten und von dem abscheulichen Golem, den wir nicht besiegen können, bewacht. Einige Briefe liefern Antworten auf ein paar unserer Fragen.

Hochverehrter Wachsamer Schädel, Blackwill Akhmele,

hiermit grüßt Euch Eure blutige Hand, Schädeldienerin Ethar. Wie zu erwarten war, verbergen die Shar - Anhänger ihre Geheimnisse gut, aber dennoch entdeckte ich etwas, was uns helfen könnte, ihre entgültigen Pläne zu verstehen.
Wir helfen ihnen bei ihrem Ritual, ein Feld von toter Magie über dem weiten Sumpf zu erschaffen. In diesem Feld toter Magie, wie sie es nennen, wirkt nur Schattenmagie, was ihnen offensichtlich sehr zum Vorteil gereicht. Trotzdem gehe ich davon aus, dass es eine törichte Idee ist, diesen Sumpf als Hauptquartier für weitere Operationen zu benutzen. Diese Ungereimtheit ließ mir keine Ruhe, weshalb ich zur Schwarzen Sonne betete, damit Er mir eine tiefere Einsicht in die Pläne der Sharisten ermöglichen würde. Leider wurde mir keine Vision gewährt, aber da ich hier, in einem ihrer alten Klöster, lebe, entdeckte ich – gepriesen sei Cyric - das Stück Pergament, welches ich Euch in diesem Brief beifüge. Ich glaube es handelt sich bei diesem Pergament um ein Schriftstück, welches ein Mönch verfasste, der einst im Kloster der Ebenholzkuppel lebte.
Es scheint, als besäßen die Sharisten eine geheime Schriftrolle der Jahre. Bezüglich deren Ursprung oder ihrer Genauigkeit, vermag ich nichts zu sagen, jedoch scheinen manche Namen beängstigend eng mit der Geschichte, wie wir sie erlebten, verknüpft zu sein, vielleicht sogar noch enger, als diejenigen, welche durch den Verlorenen Gelehrten, Augathra den Verrückten, eingegrenzt wurden.
Ihr bemerkt sicherlich, dass die Schwarze Zeitrechnung bloß 34 Jahre abdeckt, aber vermutlich gibt es eine größere Zeitspanne, welche im gefundenen Pergament nicht enthüllt wird. Das Lesen des Buches „Buch der Schwärze“ könnte uns erklären, welche Pläne die Anhänger Shars wirklich verfolgen.
Trotz einer Woche intensiven Suchens war es mir vergönnt noch mehr Schriftstücke dieser Art zu finden. Ich versuchte unauffällige Nachforschungen bei den Sharisten und Despayr zu betreiben. Despayr weiß offenbar von nichts, aber mit seiner Gattung ist dies nicht absolut gesichert, Drachen sind Meister der Täuschung. Die anderen Shar Anhänger hier im Kloster sagten, sie wüssten nicht worauf ich hinaus wolle und erzählten mir stattdessen, wie die Mönche dieses Klosters früher verrückt geworden sind. Dennoch spürte ich eine gewisse Wachsamkeit in ihren Bewegungen und Äußerungen.
Ich denke wir müssen dieses „Buch der Schwärze“ finden und

(hier endet der Brief)


Dies ist der im Brief der Cyric Priesterin erwähnte Anhang:

Die Schriftrolle der Jahre

Die Schatten fallen richtig und andere Zeichen machen es noch deutlicher. Nach all der Zeit wird die Schwarze Zeitrechnung endlich verwirklicht. Ich vertraue den Schatten, die am Rande meines Gesichtsfeldes tanzen, weil Shar mich in ihrer dunklen Umarmung einhüllt. Ich kann mit einigem Fug und Recht festsetzen, dass dieses Jahr, 1352 DR, tatsächlich das Jahr des Verlorenen Königs ist, also das erste Jahr der Schwarzen Zeitrechnung.
Ich weiß, dass die Geschehnisse, wie sie im Buch der Schwärze vorhergesagt sind, in Bälde geschehen werden.
Siehe die Schriftrolle der Tränen und ihren Schatten! In angemessener Zeit werden wir alle Zeugen der Entfaltung von Shars größter Arbeit werden.

1352   Jahr des Drachen                                                  Jahr des Verlorenen Königs
1353   Jahr des Torbogens                        Jahr der Masken
1354   Jahr des Bogens                                        Jahr der Großen Ernte
1355   Jahr der Harfe                           Jahr des Rückzugs
1356   Jahr des Wurmes                        Jahr der Drow
1357   Jahr des Prinzen                        Jahr der Zauberflamme
1358   Jahr der Schatten                        Jahr des Aufstiegs
1359   Jahr der Schlange                                      Jahr des Volksfestes
1360   Jahr des Mauerturmes                      Jahr der Armeen
1361   Jahr der Jungfrauen                                                   Jahr der Goldenen Entdeckungen
1362   Jahr des Ruders            Jahr der Sonne
1363   Jahr des Lindwurms            Jahr des Winters
1364   Jahr der Welle            Jahr der Fürsten
1365   Jahr des Schwertes            Jahr der Fröhlichen Elfen
1366   Jahr des Stabes                            Jahr des Eiswassers
1367   Jahr des Schildes            Jahr der Demaskierung
1368   Jahr des Banners            Jahr der Söhne
1369   Jahr des Handschuhs            Jahr der Sorgen der Stadt
1370   Jahr des Kruges            Jahr des Totalen Krieges
1371   Jahr der Unbesaiteten Harfe         Jahr der Einstürzenden Türme
1372   Jahr der Unbändigen Magie         Jahr der Rückkehr der Dunkelheit
1373   Jahr des Abtrünnigen Drachen                      Jahr des Wahnsinns
1374   Jahr der Blitzstürme            Jahr des Entwirrens
1375   Jahr des Aufstiegs des Elfenvolkes      Jahr der Harten Ziele
1376   Jahr der Gebogenen Klinge         Jahr der Falschen Hoffnung
1377   Jahr der Heimsuchung                          Jahr des Schwarzen Banners
1378   Jahr des Kessels            Jahr der Gebrochenen Herzen
1379   Jahr der Verlorenen Festung         Jahr der Verlorenen Weisheit
1380   Jahr der Flammenden Hand         Jahr der Stumpfen Klinge
1381   Jahr der Hungersnot            Jahr des Narren
1382   Jahr der Verkündung                         Jahr der Unwillkommenen Gäste
1383   Jahr des gerechtfertigten Kriegers      Jahr der Ungerechten Belohnungen
1384   Jahr der Blutigen Drei Ströme      Jahr der Gestohlenen Throne
1385   Jahr des Blauen Feuers         Jahr der Enthüllung


(Wie es uns mit Galmors Leichnam weiter erging, und wie wir die gefundenen Schriftstücke deuteten, soll in Kürze erzählt werden. :) )
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 22. Februar 2008, 15:54:16
In einer Truhe des luxuriösen Quartiers der Cyric-Priesterin finden wir, den Göttern sei Dank, eine Schriftrolle der Wiedererweckung.
Elenya macht sich sofort an die Vorbereitung: sie hängt alle Cyric- Banner ab, entfernt jegliche Bildnisse und Symbole des listigen Gottes, legt ihre Plattenrüstung ab und streift stattdessen ihre Ritualrobe über.
Gewissenhaft bereitet sie mit viel Liebe zum Detail die Zeremonie der Wiedererweckung vor. Ich helfe ihr dabei. Während der Vorbereitungen erklärt sie mir, wie es zum tragischen, unnötigen Tod Galmors kam. Ich beschwichtige sie, indem ich ihr klar mache, welche üble Verkettung unglücklicher Zufälle da am Werk war. Schließlich nehmen wir uns in den Arm und verharren einen langen Moment so. Als wir uns voneinander lösen, lächele ich sie an und sie erwidert mein Lächeln. „Naja, wird schon irgendwie wieder gut gehen“, meint sie. Ich nicke und genieße das seltene Gefühl einer Inneren Wärme, was ich zuletzt verspürt hatte, als ich mich mit Alexander angefreundet hatte, damals in der schlimmen Zeit nach meinem Selbsttötungsversuch.
Elenya räuspert sich und greift zur Schriftrolle. Alles ist vorbereitet. Feierlich nehmen wir im Halbkreis um die Kelemvor Priesterin herum Aufstellung, welche die Worte der Schriftrolle intoniert. Die Schriftrolle zerfällt sobald der Spruch vollständig gesprochen wurde. Starr bleibt die Klerikerin stehen und blickt uns verwirrt an:
„Ich bekomme keinen Zugang zu seiner Ebene.“
„Was heißt das?“, will ich wissen.
Die Priesterin blickt mich traurig an „Ich kann ihn nicht erreichen. Möglicherweise liegt es an der Schriftrolle. Vielleicht war sie zu mächtig. Oder ich war zu abgelenkt durch euch.“
Garon seufzt theatralisch: „Dabei haben wir uns solche Mühe gegeben ihn zu befreien und nun auch noch die wertvolle Schriftrolle auf ihn vergeudet. Eine Ressourcenverschwendung, die ihresgleichen sucht ist das in meinen Augen.“
Entsetzt blicken wir ihn an. Alexander fackelt nicht lange und holt mit der Faust aus, um dem Magier eine zu verpassen. Mit geschwollener Lippe und sich vom Boden aufrappelnd, sagt er nur: „Was denn? Ich habe lediglich eine objektive Sicht der Dinge. Von mir aus könnt ihr noch eine der Auferstehungsschriftrollen, die wir von Kessessek bekamen, auf ihn anwenden. Das wäre nur recht und billig. Soviel, wie wir in den Tempuskleriker investiert haben, hat er eine große Bringschuld angehäuft, die er sehr gerne abgelten darf.“
Alexander schnaubt und macht Anstalten Garon abermals niederzustrecken. Ich halte ihn zurück. Der Magier zieht nur verächtlich eine Augenbraue hoch. „Lass mich Lily!“, brüllt Alexander. „Bringt doch nichts, ihn zu verprügeln, Alexander, der kapiert es dadurch auch nicht besser.“
„Aber mir bereitet es dann zumindest Befriedigung oder Erleichterung“, erwidert mein Freund trotzig.
„Schnapp dir Gathan und haltet draußen Wache, okay? Wer weiß, vielleicht gibt es außer dem Golem noch andere Kreaturen hier, die uns überfallen könnten“, versuche ich ihn abzulenken. Er knurrt „Na gut. Ich habe deine Botschaft verstanden, Lily. Komm Gathan.“ Beide verlassen das Gemach.
Ratlos schauen wir im Raum verbliebenen uns an. Evendur bricht das Schweigen: „Lily, du hast doch diesen Rucksack, der viel Stauraum bei geringem Gewicht hat. Räum das Essen raus. Wir packen Galmors Körper da rein und beleben ihn wieder, sobald wir uns wieder auf der materiellen Ebene befinden.“ „Nein, das ist unmöglich“, wendet Elenya ein, „Wir verfügen nicht über die Möglichkeit seinen Körper lange genug zu konservieren. Einen Zehntag höchstens...“

„Und wer weiß, wie lange wir überhaupt hierher unterwegs waren“, sage ich nachdenklich, „Und dann noch der Weg von der verlassenen Zuflucht, wo das Portal steht, zurück bis Wheloon. Das schaffen wir nicht.“
Auf den unbeteiligt dreinschauenden Magier deutend meint Evendur: „Vielleicht kannst du ja seinen Körper mit Galmors Seele besetzen, dann wäre dein feiner Bruder eventuell nützlich.“ Garon lacht nur.
„Ich werde die Schriftrolle der Auferstehung benutzen. Die Natur wird entscheiden, in welchem Gefäß seine Seele künftig leben wird.“, entscheidet Elenya. Garon schüttelt nur verständnislos den Kopf „Die Natur – na toll! Sollen wir am Ende irgendeinen Primaten mit uns herumschleppen, der...“ Doch seine Schwester unterbricht ihn jäh „Bruderherz, halt einfach die Schnauze und lass mich hier meine Arbeit tun!“ Dann bedeutet sie uns allen, den Raum zu verlassen. Widerwillig kommen wir ihrer Aufforderung nach. Im Vorraum bereiten wir uns einen Tee zu und warten.

                                                                      ***

Seine Seele gleitet über ein stürmisches, graues Meer mit hohen Wogen. Er steuert auf einen riesigen, grauen Turm zu, als er die Stimme Elenyas vernimmt, welche ihn bittet zurück zu kommen. Sie erklärt ihm, dass sein Körper die Reise zurück nicht antreten wollte, ihm jedoch – sofern er bereit sei – der Weg offen stünde, seine Seele zurück zubringen, in ein neues Gefäß.
Er, der einst im Körper eines Menschen als Galmor dem Gott Tempus diente, horcht in sich hinein. Die Kelemvor Priesterin fragt ihn abermals, ob er gewillt sei, seinen Geist zu ihr zurückkehren zu lassen.
Er hat seine Entscheidung gefällt und teilt sie der Stimme auf telepathischem Wege mit: „Ich werde deinen Weg gehen, Elenya. Ich will für meinen Gott leben und noch nicht für ihn sterben. Ich spüre, dass meine Zeit noch nicht gekommen ist.“
Elenya formt in tiefer Meditation versunken aus dem Nichts heraus den Körper in den die Seele Galmors Einzug halten soll. Ihr Geist wandert umher auf den verschiedenen Ebenen, um herauszufinden, welches Gefäß das geeignete ist, um die Seele des Klerikers aufnehmen und binden zu können, denn nur dadurch kann er wieder zurückgeholt werden. Irgendwo erlangt sie Gewissheit. Ihre Hände formen emsig den neuen Körper und ihr Geist begibt sich auf den langen Weg zu Galmors Seele, um sie in ihre neue Heimstatt hinein zu begleiten.
Er befindet sich nackt und fröstelnd in einem von Kerzen erhellten Raum. Neben ihm sitzt zusammengesunken eine Frau, welche die rituellen Roben einer Dienerin Kelemvors trägt. Er benötigt einige Augenblicke, um sich zu orientieren, um sich aus dem, was er gerade sieht und dem, was er jüngst erlebte, einen Reim zu machen. Er blickt an sich herab: der Abstand zu seinen Füßen kommt ihm deutlich kürzer vor als er es gewohnt ist.
Er fasst sich ins Gesicht und tastet einen enormen Bart, der ihm – nun wo er dem üppigen Haar mit seinen Blicken folgt – bis zur Mitte seiner Brust reicht.
Er befühlt seinen Kopf. Auch hier hat er Haare, wo er zuvor keine hatte. Seine Hände sind nicht mehr so feingliedrig wie früher, seine Gliedmaßen kürzer, als er es gewohnt ist.
Sein Blick fällt auf seine Kleidung, die ordentlich auf einem Stuhl in der Nähe der Priesterin liegt, deren Name ihm nun wieder einfällt: „Elenya?“, spricht er sie vorsichtig an. Sich jedoch darauf besinnend, dass die Frau bei seinem nacktem Anblick erschrecken könnte, macht er sich eilig daran, seine Kleidung überzustreifen, die ihm deutlich zu lang ist. Angezogen nähert er sich abermals der erschöpft wirkenden Priesterin „Elenya?“ Keine Reaktion. Er dreht ihr Gesicht in seine Richtung und blickt sie an. Ihre Augen, Fenster zur Seele, verraten dem Kleriker unmissverständlich, dass die Priesterin noch nicht von ihrer geistigen Reise heimgekehrt ist. Er seufzt und macht sich daran, den Raum zu verlassen.

                                                       ***

Im Vorzimmer erregt sich Evendur heftig über Garon, der unbeeindruckt da sitzt, Tee trinkt und seine Brille pedantisch säubert. Ich seufze genervt: „Lass ihn doch, Evendur. Du siehst doch, dass es nichts bringt, sich hier so zu ereifern. Schau ihn dir an. Außerdem brauchen wir ihn. Und sooooo unähnlich seid ihr zwei euch übrigens nicht. Erinnere dich mal an die Situation mit dem Mystrapriester, den Alexander etwas übereilt getötet hat. Da hast du auch nicht so reagiert, wie ICH es für gut befunden hätte.“ Wütend blickt mich der Kundschafter an „Es gibt einen kleinen, aber sehr entscheidenden Unterschied zwischen Garon und mir. Ich bin ein pragmatischer Realist und Garon ist ein überheblicher Ignorant! Gibt es einen Vorteil für ihn, so handelt er gut im gemeinschaftlichen Sinne, gereicht ihm eine Situation zum Nachteil, dann handelt er schlecht.“ Zögerlich, mit einem Blick auf den Magier, der immer noch unbeeindruckt da sitzt, entgegne ich: „Ganz schlecht ist er nicht. Immerhin opferte er sich selbst damals im Mystratempel in Wheloon.“ Garon lächelt, zwar hinter vorgehaltener Teetasse, aber ich habe es genau gesehen. Schnaubend sagt Evendur „Mag sein, dass er eventuell unter Umständen ein treuer Gefährte war, aber bei MIR ist er trotzdem unten durch!“
Weitere Äußerungen in dieser Sache werden jäh unterbrochen, als ein rotbärtiger, noch jung aussehender Zwerg zu uns in das Vorzimmer tritt.
Mit freudig strahlenden Augen ruft Evendur ihm entgegen:
„Amnik Basult?“
Ich stoße ihn an und flüstere: „Ich fürchte dafür ist er zu jung.“ Laut spreche ich den Zwerg an „Wer bist du? Was ist mit Elenya?“
„Ich bin Galmor“, antwortet der Zwerg.
Wir tauschen überraschte Blicke aus.
„Wie bitte?“, fragt Evendur ungläubig.
„Ich bin Galmor“, behauptet der Zwerg abermals.
Ich mustere ihn. Er trägt Galmors Kleidung.
„Beweise uns, dass du Galmor bist“, fordert Garon, der plötzlich aus seinem Zustand der Unbeteiligtheit aufgetaucht ist, seine Brille aufsetzt und den Zwergen ebenfalls gründlich mustert. Ich schiebe den Zwergen beiseite. Sollen sich die anderen darum kümmern, ob es sich um Galmor handelt oder nicht. Meine Sorge gilt meiner Freundin Elenya.
Ich betrete den Raum, in welchem die Priesterin das Ritual zur Wiedererweckung durchgeführt hat. Dort sitzt sie. Ich eile zu ihr herüber und schüttele sie. Aber sie ist teilnahmslos. Ihre Augen folgen den Bewegungen meines Fingers vor ihrem Gesicht, aber sie erkennt mich nicht und scheint unfähig zu sein, irgendeine Äußerung von sich zu geben. Wenigstens bekomme ich sie dazu aufzustehen.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Nakago am 22. Februar 2008, 17:38:15
Zitat von: "Arkos"
Na ja, ein ganzes Kapitel kommt noch! Welcher SC hat denn bisher deine Sympahie gewonnen?


Liliy Weg wohl am meisten, durch die Ich Perspektive erfährt man halt auch meisten von ihr. Letztendlich sind alle SC mehr oder weniger Sympathisch. Wirkliche Kotzbrocken sind ja keine darunter.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 22. Februar 2008, 19:37:17
Zitat von: "Nakago"
... Wirkliche Kotzbrocken sind ja keine darunter...


 :o

 :lol:
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 22. Februar 2008, 22:27:26
Nicht mal Garon???? *Lachtränen wegwischt*

verdammt...muss die story überarbeiten! ;)
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 22. Februar 2008, 22:35:21
Ich glaub auch :lol:

Wie ich im ersten Beitrag geschrieben/editiert habe, können wir wohl ab dem 4.6.08 mit "Schattental" beginnen, wenn Interesse besteht!
Hab ihr mom eigentlich nen weiteren Mitspieler?
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 23. Februar 2008, 08:51:21
Nee, spielen zur Zeit mit 4 Spielern plus Spielleiter die Drow-Kampagne. Ist mal ganz nett zwischendrin, aber mein Spielerherz hängt leider (noch?) nicht an der Drow-Priesterin.

Daher freue ich mich schon sehr auf die Fortsetzung der Cormyr-Geschichte!
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 23. Februar 2008, 09:23:36
Können wir für Juni Dom rekrutieren? Wären sonst alle weiter dabei?
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 24. Februar 2008, 10:39:59
wenn du leitest sind es 5 Spieler plus Spielleiter...reicht doch. :)

Dom geht im Juni in die USA zum promovieren.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Galmor am 25. Februar 2008, 14:22:28
*Wutschnaub*
Kein Kotzbrocken...ha! Da hat wohl einer nicht gelesen was da steht!?

;)

Zum Neustart der Kampagne: ich wäre wider dabei, will den Zergenkörper doch noch ein bisserl kennen lernen ;)
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 25. Februar 2008, 18:57:11
Ich mag die Zerg nicht, spiele lieber Terraner  :lol:
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Nakago am 25. Februar 2008, 19:42:53
Garon ist sicherlich ein Arsch, aber wahre Kotzbrocken sabotieren die Aktionen ihrer Kameraden, zwingen ihnen unnötig Kämpfe auf, kümmern sich nicht um Ausdehnungen ihrer Zauber, sprich Friendly Fire und tun auch sonst alles, dass die anderen am Tisch keinen Spaß haben. Ja, so was habe ich schon erlebt.  :x

Galmor und Garon hören sich so ähnlich an, kann man schon mal verwechseln...  :oops:
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 25. Februar 2008, 22:33:46
Galmor  :o  :?:
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Galmor am 26. Februar 2008, 10:26:46
*Nakago den Plattenhandschuh ins Gesicht klatsch*
Fühl dich gefordert.
Wenn du wieder aufwachst ;)

Mich mit diesem egozentrischen, hochnäsigen und arroganten Zauberer zu verwechseln...
Und zumindest Friendly Fire hab ich schon gesehen...unsere Bardin wäre fast dran gestorben :-/
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Nakago am 26. Februar 2008, 14:34:30
AUA!  :P

Wenn zwei Namen mit Ga anfangen und dann noch ein O dazwischen kommt, ist schnell mal ein Verwechsler drin.

OK, dann ist Garon, ja, diesmal richtig geschrieben, halt doch ein Kotzbrocken. Ist er noch CN oder schon darunter?
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 26. Februar 2008, 17:34:09
CB, RB oder NB sind meiner Meinung nach (deutlich) anders zu spielen. CN trifft Garons Gesinnung schon ganz gut.

Man muss aber auch dazu sagen: Arkane Magiewirker hatten es im Laufe des Abenteuers immer schwerer. ("Ich muss nur ne 4 mit dem W20 würfeln damit der Sudden Maximized Empowerd Fireball durchkommt." Der Würfel kullert... "Neeeeeeeein!") Und es war nicht das einzige mal, dass Feuerzauber keine Wirkung zeigten  :roll:
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 26. Februar 2008, 18:01:08
Auch die anderen kommen nun herein. Mit belegter Stimme frage ich, wie lange Elenya so bleiben wird. Garon antwortet mir als erster
„Vielleicht eine Stunde“, doch sein besorgter Blick straft seine Worte Lügen. Galmor antwortet uns: „Kommt drauf an, wie weit sie sich verirrt hat. Meistens finden sie irgendwann zurück.“ „Irgendwann?“ rufen Garon und ich entsetzt aus.

Ich blinzele und wechsele das Thema. „Und hierbei handelt es sich tatsächlich um Galmor?“, frage ich, auf den rotbärtigen Zwerg deutend. „Sieht so aus. Lily“, sagt Evendur. Und Garon klopft mir auf die Schulter: „Sieh es so: er wurde in dem Körper wiedergeboren, der seinem Geist am ähnlichsten war.”
 Galmor der Zwerg wirft dem Magier einen missbilligenden Blick zu „Dann sei bloß froh, dass DU es nicht warst, der wiedergeboren wurde.“ Und Evendur ergänzt gehässig: „Er würde als Zecke wiedergeboren, darauf wette ich!“ „Wollen wirs ausprobieren?“, fragt Alexander, der soeben mit Gathan zu uns kommt. „Und wer ist DAS?“, will er auf den Zwerg deutend wissen.

„Ich bin Galmor.“
„Aha...warum sieht der so aus?“, fragt mich mein Freund nun. Ich versuche ihm in aller Kürze Elenyas Zustand und Galmors Aussehen zu erklären, dabei auch auf Garons Seelentheorie verweisend.
Garon wirft vergnüglich ein, dass er am liebsten als Illythid, wiedergeboren werden würde. Angeekelt wenden wir uns von ihm ab. Die Vorstellung Garons als Gedankenschinder ist mehr als unangenehm für uns, doch der lacht nur.

Unter diesen Umständen zweifelt Alexander jedoch an seinem Vorhaben, den Zauberer umzubringen, da ihm nicht mehr gesichert scheint, dass selbiger auch wirklich als Zecke wiedergeboren wird, die er leicht unter seinem großen Fuß zerquetschen könnte.

Ich beginne ein fröhliches, elfisches Lied auf meiner Handharfe zu spielen, welches Fremde in einem Dorf willkommen heißt. Ich hoffe dadurch Elenya den Weg zu uns leichter finden zu lassen. Doch Galmor wendet ein, dass ihr verirrter Geist das Lied vermutlich nicht hören kann.
„Dann trinken wir halt weiter Tee.“, biete ich an und verschwinde kurz in das Vorzimmer, wo ich für Elenya und mich jeweils eine Tasse des „besonderen“ Tees, den wir Corbert und Norri abnahmen, aufgieße. Als ich mit den beiden Tassen wieder zu den anderen komme, schnüffelt Alexander misstrauisch in meine Richtung.
„Wer hat diesen Tee gekocht?“, donnert er. Evendur zeigt auf mich, ich zeige auf den Kundschafter.
„Lilyyyyyyy!“, knurrt mich mein Freund bedrohlich an, „Ist es DAS , was ich denke, das es ist?“ Ich zucke nur die Achseln.
„Lily!!! Wo ist der Rest dieses Tees?!“
Galmor wirft interessiert ein: „Was ist das für ein Tee?“ Alexander schnaubt: „Dieser Tee stammt von Dieben und Betrügern!“ „Er hat scheinbar halluzinogene Wirkung“, merkt Evendur an.
Wütend funkele ich ihn an „Ach ja? Aber das Gold dieser Betrüger und Diebe war richtiges, gutes Gold? Das habt ihr bereitwillig genommen! Und mir meinen Tee verbieten! Das ist echt das Letzte!“
Der Tempus Priester blickt verstört von einem zum anderen und murmelt ein ungläubiges: „Ihr macht mir Angst.“

Evendur lenkt ein. „Lasst uns lieber gemeinsam überlegen, was wir nun machen. Wenn ich es richtig verstanden habe, so kann sich Elenyas Zustand noch Tage lang so hinziehen.“ „Soviel Zeit haben wir nicht“, fällt ihm Garon ins Wort, „Es ist unklar, was mit Leuten passiert, die nicht auf diese Ebene gehören. Ich schlage vor, hier zu rasten um unsere Wunden zu versorgen und unsere Zauber wieder zuerlangen. Danach sollten wir unverzüglich aufbrechen.“ „Aber was ist mit Elenya?“, frage ich besorgt und füge mit einer Spur von aufkommender Panik in meiner Stimme hinzu, „Sollen wir sie etwa hier zurücklassen?“ „Sie wird in der Lage sein, einfache Befehle auszuführen, denke ich. Ich werde mich um sie kümmern.“, beruhigt mich Galmor.
Er demonstriert uns, dass die Klerikerin in der Lage ist, uns zu folgen. Ihre Reaktionen sind teilweise sehr verzögert, ganz so, als würde sie länger darüber nachdenken müssen, was sie gerade tun soll.

Schließlich begeben wir uns zur Ruhe. Am nächsten Tag (wenn es der nächste Tag ist – schließlich haben wir kein wirkliches Zeitgefühl mehr, seit wir auf dieser verfluchten Ebene sind), besprechen wir noch mal die Inhalte der Briefe und die Konsequenzen, die diese auf unsere künftigen Handlungen haben werden. Elenyas Zustand ist nach wie vor unverändert.

Wir sind uns dahingehend einig, dass wir den Golem im Altarraum nicht herausfordern wollen, da wir uns sicher sind, dass sich die Gefangenen irgendwo jenseits eines schwarzen Canyons im Hort des Drachen Despayr befinden müssen. Die Cyric-Dienerin Ethar sagte schließlich, dass wir den schwarzen Canyon unter keinen Umständen betreten dürften.

Dieser Canyon schließt sich offensichtlich hier hinter dem Kloster an. Doch zunächst muss eine weite Strecke Sumpfland durchquert werden.
Ich gebe zu bedenken, dass wir vielleicht eine List ersinnen könnten, um den Drachen auf unsere Seite zu ziehen. Drachen sind äußerst intelligente Wesen, mit denen man durchaus verhandeln kann.

Alexander ist jedoch bockig, er will den Drachen töten und eine Trophäe mitnehmen. „Sein Kopf wäre eine angemessene Belohnung, finde ich.“ „Bruderherz, ich habe gehört, dass es Exemplare gibt, die mehrere hundert Fuß messen sollen“, bremst Evendur den Enthusiasmus des Barbaren, der ihm jedoch patzig entgegnet: „Bruderherz, ich habe auch von kleinen Exemplaren gehört.“
Garon unterbricht den Bruderzwist. „Was sollte der Drache davon haben, uns zu töten?“ Beide Söhne Gethacs wenden sich dem Magier zu und sagen unisono:
„Weil er Hunger hat?“

Schweigend verlassen wir das schwarze Kloster und bewegen uns langsam auf einem weiteren Pfad durch das Sumpfgebiet. Nach einer halben Ewigkeit unterbricht ein Fluss die bleierne Monotonie dieser Landschaft. Unser Pfad folgt dem stinkenden, schwarzen Gewässer. Irgendwann sehen wir Lichter in der Ferne.
Die Lichtquelle spornt uns an, unsere letzten Kraftreserven zu mobilisieren, denn eigentlich sind wir am Rande der Erschöpfung. In der Nähe des Lichtscheins suchen wir nach einem Rastplatz.
Nirgendwo fühlen wir uns sicher. Es ist so, als ob unsichtbare Augen uns beobachten würden. Irgendetwas scheint uns zu verfolgen. Hin und wieder schrecke ich auf, weil ich das Gefühl habe, eine eiskalte Hand läge auf meiner Schulter. Auch Alexander scheint sich verfolgt zu fühlen, da er mehrmals kurze Zornesausbrüche hat, sich wild umblickt und wütend sein Schwert zieht.

Elenya ist auch am Ende dieses Marsches noch apathisch. Garon, der bemerkt, was mit dem Barbaren und mir vor sich geht, ergreift das Wort: „Was auch immer hier ist...es ist entweder ätherisch, ein Schatten, oder nur in unseren Köpfen existent.“
„Ich weiß nicht, ob mich diese Information nun glücklicher macht“, meint Galmor lakonisch.

Wir errichten ein dürftiges Nachtlager in Sichtweite zu den Lichtern, die augenscheinlich eine Hütte an einer Anlegestelle beleuchten. Garon wirkt seinen Ausspähungszauber auf das Anwesen.
Vor einem Wasserfall steht also jenes kleine Haus. Hinter dem Haus führt eine Hängebrücke ins Dunkel. Am Anlegesteg stehen einige Kisten, die teilweise beschädigt und zerfallen sind. Im Tal, tief unterhalb des mächtigen Wasserfalls sind weitere Lichter zu sehen. Dort scheint eine größere Siedlung zu liegen.

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Ende des vierten Kapitels

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Das fünfte und letzte Kapitel folgt in Kürze :)
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Gerthrac am 26. Februar 2008, 21:25:21
Ich glaube Garon hätte in unserer aktuellen Gruppe keine 12 Sekunden überlebt.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 26. Februar 2008, 22:47:25
http://www.students.uni-marburg.de/~Moysich/DLdnd/p5.jpg

Dani, poste diesen Code doch bitte bevor die mit Kap. V anfängst :)


PS:
Zitat
Galmor der Zwerg wirft dem Magier einen missbilligenden Blick zu „Dann sei bloß froh, dass DU es nicht warst, der wiedergeboren wurde.“ Und Evendur ergänzt gehässig: „Er würde als Zecke wiedergeboren, darauf wette ich!“ „Wollen wirs ausprobieren?“, fragt Alexander, der soeben mit Gathan zu uns kommt.

Meine Liebste Textstelle in der ganzen Story! :!:
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 27. Februar 2008, 18:03:57
@Gethrac

Tja, unsere Gruppe war wohl echt gutmütig ;)

*flüstert* aber hey, schreib mal 2-9 Tipps hier rein (als Spoiler), wie IHR ihn "entsorgt" hättet^^
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Galmor am 28. Februar 2008, 08:28:48
Was Garons Gesinnung angeht: er ist ja nicht Böse...nur ein Arsch ;)
Und ich wage zu bezweifeln, dass er inzwischen meinen Namen richtig aussprechen kann "Galmur" pfft....als ob der Unterschied so schwer zu hören wäre. Ich nenne ich ja auch nicht Gauron ;)
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 29. Februar 2008, 21:01:54
(http://www.students.uni-marburg.de/~Moysich/DLdnd/p5.jpg)

coming soon! :)
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Gerthrac am 01. März 2008, 12:26:19
Flüster Back:
Warnung: Der folgende Spoiler enthält Szenen äußerster Grausamkeit und sollte von niemandem unter 16 Jahren angesehen werden.

Spoiler (Anzeigen)
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 02. März 2008, 22:24:45
*Lachtränen wegwischt*

*Dominakostüm* anzieht ;)

merci, Gerthrac!
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 03. März 2008, 18:04:09
Wir wachen allesamt gerädert auf, ganz so, als hätten wir nicht wirklich geschlafen.

Es ist eisig kalt und die unnatürliche Kälte, die mehr von unseren Seelen auszugehen scheint als von der Umgebung, sitzt uns ermüdend und bleiern in den Knochen. Wir fühlen uns schlecht, irgendwie beschleicht uns das Gefühl, als hätte die Nacht uns Wunden zugefügt.

Garon fasst unsere stummen Befürchtungen in Worte: „Wir werden hier vielleicht noch einen Zehnttag überleben – gemessen an der materiellen Ebene – doch keiner von uns kann einschätzen, wann HIER ein Zehnttag um ist. Ich für meinen Teil fühle mich nicht besonders leistungsstark und merke, wie meine Konzentration bezüglich einiger Zauber bereits geschwunden ist.“

In unserer deprimierten Stimmung schmeckt sogar das Essen widerlich. In gedrückter Stimmung trotten wir unwillig wir zur Anlegestelle. Das Schattenwasser am Steg stinkt nach Kloake, das Haus ist in keinem guten Zustand und der Geruch lastet weit über das Wasser hinaus am Ufer. „Wer wohnt hier bloß?“, frage ich in die Stille hinein. „Ich denke wir befinden uns – gemessen an der materiellen Ebene – am Ufer des großen Sees im Cormyrer Sumpfland“, meint Garon.

„Lasst uns erst mal diese Hütte hier inspizieren“, schlägt Evendur vor und reißt uns aus unserer Lethargie. Gemeinsam gehen wir den Steg entlang zum Haus und schauen durch die Fenster. Wir erblicken in einem Raum acht ungemachte Betten, sowie eine Tür in einen angrenzenden Raum, den wir nicht durch ein Fenster einsehen können. Wir gehen zur Haustür und lauschen angestrengt.

Alexander hört eine Person in Plattenrüstung hinter sich und hat das Gefühl, eine Schwertklinge hätte ihn berührt. Verdutzt blickt er mich an. „Warum machst du das?“, fragt er mich. „Was?“, frage ich. „Warum berührst du mich mit deinem Schwert?“ „Ich habe doch gar kein Schwert!“, verteidige ich mich.
Verwirrt blickt er mich an, schüttelt den Kopf und tritt die Tür ein. Drinnen steht ein Tisch mit vier Stühlen, aber es ist niemand zu sehen. Ich raune Galmor zu, dass ich das ganze Szenario hier ziemlich unheimlich finde und hoffe, dass Alexander nicht durchdreht.

„Mann! Verarschen kann ich mich selbst! Hier IST doch jemand! Komm raus und zeig dich, du Feigling!“, hören wir ihn aufgebracht von drinnen brüllen. Garon, der durch das Schlafzimmerfenster hereinschaut, sieht niemanden. Entnervt stellt er lediglich fest, dass der Barbar wohl am Rande des Wahnsinns steht. Ich nehme Alexander in Schutz: „Vielleicht hat er wirklich jemanden gesehen oder gehört. Was wäre denn, wenn hier an diesem Ort so was wie ein Ebenenknoten ist.“

„Und was bitteschön soll ein Ebenenknoten sein, Lily?“, fragt der Magier mich verächtlich.

„Ich weiß nicht genau, halt irgendein Ort, wo sich zwei Ebenen kreuzen und darum sieht man vielleicht Schatten der einen Ebene auf einer anderen Ebene. Könnte doch sein... .“

„Nein.“, unterbricht Garon mich knapp, „Der Barbar ist wie immer einfach unberechenbar und nun wird er auch noch wahnsinnig.“
Ich lasse nicht locker: „Oder dieser Ort hier existiert zu zwei unterschiedlichen Zeiten gleichzeitig. Also hier könnte man etwas sehen, was gerade passiert und zugleich nimmt man Dinge wahr, die irgendwann mal waren oder die noch kommen werden.“

„Unsinn!“, würgt mich Garon ab.

„Hey Leute, wir sollten, da diese Hütte nichts hergibt, lieber mal die Brücke in Augenschein nehmen“, wirft Evendur ein.
„Er hat recht“, befindet auch Galmor. „Ich hole Alexander, den durchgeknallten Barbaren“, sage ich mühsam beherrscht und gehe in die Hütte.
Um des Gruppenfriedens willen entschließe ich mich dazu, meinem Freund nichts von Garons Beleidigungen zu erzählen, ziehe aber kurz in Erwägung an meiner anderen Hand noch einen Finger für die Kerben zu reservieren, die Garons Missetaten sühnen könnten, verwerfe diese Idee jedoch, weil es zu kompliziert werden könnte den Überblick zu behalten.
Mit Alexander zusammen stoße ich kurz später zu den anderen.
Offensichtlich sind die anderen übereingekommen, Garon über die Brücke vor zuschicken. Ob aus Rachegelüsten heraus, oder weil es einen mir verborgenen tieferen Sinn dafür gibt, ist mir letztlich egal. Also warten wir, ob/bis der Magier zurückkehrt.

Gerade als wir aus der Langeweile heraus unsere miese Stimmung aneinander auslassen wollen, sehen wir unseren Zauberer aus der Dunkelheit treten.
 Rasch nähert er sich uns und berichtet, dass er einen von zahlreichen Fackeln erhellten, etwa 20m hohen, in kaltes, weißes Licht getauchten Turm gesehen hat, welcher aus einer chitinartigen, schwarzen Plattenschicht besteht und auf einem immensen Knochenberg ruht: ein überdimensionaler Brustkorb, dessen Rippenbögen nach oben ragen, krönt die Anhäufung.
Von dem Turm aus, so berichtet Garon, gehen zwei weitere solcher langen, in der Dunkelheit verschwindenden Hängebrücken ab, und zwar nach Südosten und Südwesten. Rund um den Turm seien immerleuchtende, violette Schattenlichter und Fackeln verteilt.

Nachdem der Magier seinen Vortrag beendet hat, atmet Galmor hörbar aus und meint: „Puuuh, ich bin froh, dass diese riesigen Wesen, auf denen der Turm steht schon tot sind.“
Evendur sieht ihn geringschätzig an: „Möchte ICH wissen, was so riesige Wesen umbringt?“ sehr leise fügt er hinzu: „Und dort vielleicht auf uns lauert...“
Der Zwerg liefert prompt die Antwort auf die Frage des Kundschafters:
„Die Zeit.“
Wir alle schauen ihn an und rufen im Chor
„Was?“
„Na die Zeit – also Altersschwäche nehme ich an, ähm...hat sie umgebracht.“ Er lächelt uns an. Doch wir schauen nur entgeistert zurück.

Garon greift Evendurs sehr leise gesprochenen Satz auf: „Diese Knochen sind magisch beschworene Knochen. Keine Angst, wir werden dort kein unvorstellbar großes Wesen antreffen, welches eine Kreatur solchen Ausmaßes wie es die Brustkörbe vermuten lassen, töten kann. Es handelt sich, so vermute ich, um einen starken Zauber nekromantischen Ursprungs.“

„Was auch nicht eben behaglich klingt“, wirft der Kundschafter ein.

„Nützt ja alles nichts, Leute, wir müssen wohl oder übel dort rüber, wenn wir weiterhin an unserer Mission festhalten“, gebe ich zu bedenken.

Wir überqueren - mehr oder weniger enthusiastisch - die gewiss einen Kilometer lange, baulich wirklich beachtenswerte Hängebrücke. Als sich die Wege am Ende der Brücke teilen, schnitzt Evendur eine Markierung in einen der Brückenpfeiler, damit wir in dieser seltsamen Welt nicht genarrt werden und uns eventuell im Kreis bewegen.
Garon schlägt vor, immer nach links zu gehen, doch einstweilen stehen wir vor einem großen Tor, welches in luftiger Höhe ins Innere des Turmes führt. Einvernehmlich nickend gehen wir zunächst diesen Weg.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 13. März 2008, 20:42:20
Das Innere des Turmes ist beleuchtet. Zwei Treppen führen vom Eingang aus rechts und links in die Tiefe. In der Mitte dazwischen steht ein mindestens vier Meter hohes mechanisches Konstrukt, welches das Symbol Cyrics auf der Brust trägt.

Die Kreatur sieht ekelerregend aus: zwischen dicken Panzerplatten sieht man eingequetschte Fleischfetzen hervorquellen, die von Blutrinnsalen genährt werden. „Oh, ein Blutgolem“, stellt unser Magister mit wissenschaftlichem Interesse fest.

Beeindruckt stehen wir eine Weile nur einfach da und warten, ob sich das Ding bewegt. Doch es verharrt weiterhin, den Blick zwar zu uns nach oben gerichtet, aber reglos, an seiner Position. „Kampflos kommen wir an dem nicht vorbei“, meint der Barbar nachdenklich.
Der Zwergenpriester ergreift die Initiative: „Alexander? Du gehst die rechte Treppe runter und ich nehme die linke.“ „Ja, jetzt warte mal“, wendet der Kämpfer ein, „Wie schon gesagt, kampflos kommen wir nicht an dem vorbei und der sieht so aus, als würde er ordentliche Kellen austeilen.“
Sein Halbbruder mischt sich ein: „Alexander? Deine Zurückhaltung befremdet mich. Früher wärst du mit Freuden...“ „Früher ist nicht jetzt“, fällt ihm der Barbar ins Wort, „Tatsache ist, dass ich diese Kreatur nicht kenne und nicht weiß, wie ich sie einschätzen soll. Ich mag Gegner nicht, die ich nicht einschätzen kann.“

Der Disput der Halbbrüder wird durch ein sirrendes Geräusch unterbrochen. Die Luft uns her beginnt zu flimmern, seltsame Blasen bilden sich, die zu wirbeln beginnen. „Was zum Abyss...“, ruft Alexander aus, doch Garon übertönt ihn: „Zur Seite! Das ist ein Dimensionstor!“
In meinem Kopf spüre ich einen stechenden Schmerz und das Band um meinen Hals wird heiß.
Ich höre seine Stimme: „Kleine Lily, dein Band zu Elenya wird mir zu stark. Ich habe beschlossen, die Untotenjägerin zu uns einzuladen... und ihr ein kleines Geschenk zu machen. Ich werde sie von ihrem Lebensfluch befreien. Jetzt, da Elenya uns nicht mehr im Weg steht, sind WIR einander noch näher.“
Dann höre ich SEIN Lachen. Ich stöhne laut auf und hämmere mir gegen die Schläfen.

Alle starren wie gebannt auf das Dimensionstor, aus dem ER heraustritt. Höhnisch grinsend tritt ER an Elenya heran, schlingt seinen weiten Umhang aus schwarzer Seide um ihre Schultern und beugt seinen Kopf zu ihrem Hals.
Beinahe zärtlich streicht ER ihr Haar zur Seite und streichelt den entblößt da liegenden Hals der Priesterin.
„Nein, tu das nicht“, flüstere ich flehend. Doch zur Antwort beginnt lediglich mein Halsband höllisch zu glühen. Der Schmerz bringt mich an die Grenze der Besinnungslosigkeit, schwarze Wellen überrollen meinen Geist und ich bin unfähig mich zu regen, spüre nur, wie das Blut aus meinen Gliedern rinnt.

Garon fasst sich als erster und schreit „Atta Umbar Yello!“, doch das Netz verpufft vor seinen Augen.
„Lächerliche Versuche mir zu trotzen! Meine Magie ist bei weitem mächtiger als deine stümperhaften Sprüche, Magier!“ Alexander stößt einen barbarischen, furchteinflößenden Kampfschrei aus und stürmt auf den Eindringling zu.
Sein Angriff schneidet durch SEINEN Umhang und als Konsequenz gehen die Mitglieder der Greifenbrut vor Schmerzen zu Boden.

„Zeit zu gehen, meine Schönheit. Ihr entschuldigt uns?“, fragt der Graf zynisch, schlägt seinem Umhang um sich und meine Freundin und verwandelt sich augenblicklich in einen Fledermausschwarm, der mit Elenya durch das Dimensionstor fliegt, welches unmittelbar danach verschwindet.

Nach einer Schrecksekunde kommt Alexander auf mich zugeschossen und schüttelt mich hart. „War ER das?“ Doch ich stehe nur bleich und starr da, stille, blutige Tränen weinend. „Was wollte es? Kennst du es?“, will Garon wissen und fragt misstrauisch, „Hast du etwa einen Pakt mit dieser Kreatur?“ Alexander ist nun sehr wütend und mein Unvermögen, mich zu artikulieren macht es nicht besser.

 „Wohin bringt er Elenya? Sprich mit mir. Lily!!!“ „Barovia“, krächze ich und meine Stimmbänder brennen wie Feuer. “Was sagst du?”, wieder schüttelt mich der Barbar. „Barovia“, krächze ich diesmal etwas lauter. „Was Barovia? Was soll das sein?“, fragt mich Evendur verwirrt.
„Hat er sie dorthin geschafft, ja?“, will Alexander hartnäckig wissen. Ich nicke. „Wie können wir meine Schwester zurückholen?“, fragt Garon, erstmals mit einer Spur ernsthafter Besorgnis in seiner Stimme. „Muss ich die Antworten aus dir rausprügeln oder was???“, drängt der Barbar, indem er mich ein weiteres Mal hart schüttelt.

Ich beginne zu schluchzen: „Das wollte ich doch nicht. Ich wusste nicht, dass er solche Angst vor unserer Freundschaft hat...“ „Hör auf wirr zu stammeln, verdammt, und sag uns, wo dieses Scheiß Barovia ist!“, fordert mich Alexander abermals auf.

 „Barovia liegt nicht in unserer Welt und doch irgendwie in unserer Welt.“ „Eine andere Ebene ist es nicht“, stellt Garon fest, „davon hätte ich gehört.“ Ich nicke und fahre mühsam unter Tränen fort: „Barovia ist SEIN Land, ER ist Barovia. Man erreicht es durch den Nebel. Man muss mit dem Nebel reisen. Reisende finden es zufällig oder ER will, dass man es findet. Man kann nicht einfach so zu Graf Strahd van Zarowich hin.“

„Schweig“, befiehlt mir der Magier, „Lily hat genug Schaden angerichtet. Ich fasse es nicht, wie man so dämlich sein kann, einen Pakt mit einer solchen Kreatur einzugehen.“

Vorsichtig schaltet sich Galmor in die Unterhaltung ein: „Eventuell ist es kein Pakt, sondern sie ist die Sklavin dieses Wesens. Ist er ein Vampir?“ Ich nicke und fasse an die allmählich wieder erkaltende Kette um meinen Hals.
Der Tempuspriester beobachtet dies und meint, dass es Möglichkeiten gibt, eine solche Kette entfernen zu lassen, durch mächtige klerikale Zauberkraft.

Alexander ergreift das Wort: „Auch wenn sie nur die Sklavin wider Willens dieses Kerls ist, so ist das eine brenzlige Situation. Ich frage mich, inwieweit wir ihr noch trauen können.“ „Dann sollten wir sie hier zurücklassen“, schlägt Garon vor. „Das ist auch Quatsch“, entgegnet Alexander, „Wir werden nun keine weitere Zwietracht säen, sondern unseren Auftrag erledigen und dann Elenya retten.“

„Ich bin beeindruckt, dass ausgerechnet du hier als erster Vernunft annimmst und deinen Verstand nutzt“, sagt Evendur anerkennend. Ich verfolge weiterhin eher teilnahmslos und auf den Rest der Gruppe sehr verstört wirkend, was um mich her geschieht.

Alexander spannt den Bogen zurück zur Situation vor dem Zwischenfall mit Graf Strahd van Zarowich. „Also Galmor, du links, ich rechts?“ Der Tempuskrieger nickt und beide machen sich an den Abstieg.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Galmor am 14. März 2008, 14:51:29
ja, so langsam wird es richtig Düster...die Diskussionen, die der Akt mit dem Vampir ausgelöst hat hättet ihr mal mitbekommen sollen...
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 14. März 2008, 15:39:28
Fieses böses dröckiges Meister!  :twisted:
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 20. März 2008, 14:02:16
Der Barbar kommt als erster bei dem Fleischgolem an und teilt mit einem wütenden Kampfschrei einen mächtigen Hieb gegen das Konstrukt aus, welches jedoch nur eine kleine Beule davon trägt. Alexander schaut sich daraufhin irritiert um, brüllt dann wie ein wildes Tier und haut abermals auf das Geschöpf aus Metall und Fleisch ein. Wieder mit geringem bis keinem sichtbaren Erfolg.
Evendur feuert seinen ersten Pfeil ab, der harmlos an einer der dicken Metallplatten des Golems abprallt. Sein zweiter Schuss hingegen trifft in eine der blutigen Fleischfurchen und bleibt dort stecken. Mit unglaublicher Kraft schlägt die Kreatur zweimal auf Alexander, der wie durch ein Wunder nicht zusammenbricht.

Der Tempuskleriker hingegen kann unbehelligt an dem Golem vorbei in Richtung der rückwärtigen Tür gehen. Als sich unser Barbar mühsam aufrappelt und sich gleichzeitig unter einem weiteren Hieb des Konstruktes hinweg duckt, schreit er zu uns hoch: „Zurück auf die Brücke, schnell! Bindet euch dort fest! Ich habe nen Plan!“

Ich komme wieder zu mir, schnappe diese Worte auf und tue, was mein Freund von mir fordert. `Wenn er noch mein Freund ist´, schießt es mir durch den Kopf, denn ich bin daran schuld, dass Elenya weg ist.
Egal, keine Zeit für solche Gedankenspiele nun. Es liegt tödliche Gefahr in der Luft, das hörte ich aus der Stimme Alexanders heraus, der weiß Gott nicht ängstlich ist. Garon weicht weit zurück und bereitet seinen Seiltrick vor, Gathen ist bei ihm.

Schnaufend kommt der stark angeschlagene Barbar aus dem Turm gerannt und postiert sich mitten auf der Brücke. Rasch bindet er sich am Geländer fest, schon naht der Golem. Als die Monstrosität einige große Schritte auf der Brücke zurückgelegt hat, durchtrennt Alexander die Halterungsseile auf der rechten Seite und der Golem stürzt in die Tiefe.

„Wo sind die anderen beiden?“, frage ich atemlos. „Die sind an dem Ding da vorbeigelatscht zu ner Tür im hinteren Teil des Raumes.“, antwortet der Kämpfer atemlos. Wir schauen alle über das noch intakte Geländer hinweg hinunter: dort unten liegt der Golem.
Doch halt! Gerade im Moment rappelt er sich auf und macht sich daran, eine ewig lange Wendeltreppe um den Turm herum emporzusteigen, die ihn vermutlich wieder an seinen Platz bringen wird.
„Das gibt´s doch gar nicht!“, ruft Alexander empört aus, „Wie kann der das überlebt haben? Schaut euch mal diese Tiefe an! Und das ganze Gestein und die Knochen.“
„Weil er ein Blutgolem ist“, erklärt ihm Garon, „Blutgolems verfügen über eine unglaubliche Kraft der Selbstheilung. Vermutlich müsste man all sein blutiges Fleisch verbrennen, damit er sich nicht mehr regenerieren kann.“
„Kommt, lasst uns schauen, wo Evendur und Galmor hingegangen sind.“, rufe ich.

Wir eilen sie Treppe hinunter zu der Stelle an der vorhin der Blutgolem stand. Insgesamt gehen zwei Durchgänge schräg links und schräg rechts ab, die auf weitere Hängebrücken führen, sowie eine halb offen stehende Tür. „Da sind sie lang“, meint Alexander, auf die Tür deutend.
Ich schaue hinter die Tür, erblicke die Wendeltreppe, welche sich steil nach unten windet und kombiniere mit einem Schaudern, dass unsere beiden Freunde gerade auf dem besten Wege sind, dem Golem in die Arme zu laufen. Besonders weit können sie jedoch innerhalb der kurzen Zeit noch nicht gekommen sein, also hole ich tief Luft und schreie ihnen hinterher, dass sie unverzüglich wieder zu uns hoch kommen sollen. Tatsächlich kommen die beiden kurz darauf bei uns an.

„Was ist denn?“, fragt Evendur. „Alexander hat den Golem von der Brücke gestoßen“, fange ich an zu erklären, doch der Kundschafter unterbricht mich, „Das hört sich ja mal nach einem gut durchdachten Plan an, Brüderchen! Gratuliere!“, dabei klopft er Alexander anerkennend auf die breite Schulter.
 Wütend ergreife ich wieder das Wort: „Ja schon, aber dieses Mistvieh hat den Sturz überlebt, was zwar eigentlich unmöglich scheint, aber so ist es nun mal.“
„Und?“, fragen Evendur und Galmor verständnislos. „Nun macht er sich gerade schwerfällig, aber stetig an den Aufstieg und zwar über genau diese Wendeltreppe hier“, erklärt Garon zuende.
„Tja, dann sollten wir wohl einen anderen Weg wählen, nicht wahr?“, schlägt der Kundschafter vor. „Richtig. Geht schon mal vor, ich warte hier.“, meint unser Kämpfer.

Alle bis auf Garon und Alexander fliehen über die südöstliche Brücke. Der Magier verschließt die Tür mit einem Erdenschloss und kommt dann zu uns herüber. „Das sollte ihn eine Weile aufhalten“, meint er.

Der Barbar jedoch bleibt am Anfang der Hängebrücke stehen und starrt in die Tiefe, wo der Blutgolem einsam, langsam, aber unerbittlich seine Runden dreht und sich allmählich in die Höhe schraubt.
„Was macht er da?“, fragt Galmor ungeduldig. „Keine Ahnung“, antworten wir anderen. „Hat er Höhenangst?“, fragt mich der Tempuskrieger. Ich schüttele den Kopf.

„Alexander, hör auf dir in die Hose zu machen und komm rüber!“, ruft er dem Barbaren zu. „Halt die Schnauze, Zwerg, sonst mache ich nen Ansturm auf dich und du fliegst im hohen Bogen die Brücke runter!“ „Ich bin kein Zwerg! Ich sehe nur so aus.“, protestiert Galmor trotzig. „Natürlich bist du nun ein Zwerg!“, widerspricht Evendur. „Nein ist er nicht, er sieht nur so aus“, antworte ich anstelle des Tempuspriesters. „Da hörst du es“, meint Galmor triumphierend, „Sie ist viel schlauer als du!“

Ich schmunzele. „Sagt mal Jungs, meint ihr, ihr könntet Alexander von dort wo er steht bis hier rüber tragen, wenn er sich nicht mehr bewegen könnte?“, frage ich, da mir plötzlich eine Idee kommt, wie wir den sturen Barbaren, der uns nicht sagen will, warum er auf den Golem wartet, zu uns bringen könnten. Evendur und Galmor nicken. „Dann kommt mit, ich werde ihn entweder schlafen legen oder ihn bewegungsunfähig machen“, erläutere ich mein Vorhaben.
Die beiden nicken und ich schlendere zu meinem Freund hinüber. Garon ruft mir hinterher: „Lass ihn doch einfach in Ruhe, Lily. Kümmert euch nicht um ihn. Der kommt schon.“
Doch wir ignorieren den Magier.

In einigem Abstand folgen mir Evendur und Galmor. „Amana Hunta“, versuche ich es zunächst, doch Alexander blinzelt mich nur kurz an und mir ist klar, dass er soeben meinem „Schlafzauber“ widerstanden hat. „Anach Telein!“ beeile ich mich zu sagen, als ich nahe an Alexander herangegangen bin.
Der massige Muskelprotz kann sich nicht mehr rühren, doch die anschwellende Ader an seiner Stirn und die tiefe Schwärze, die in seinen Blick tritt, verrät mir, dass er sehr, sehr wütend ist. Ich bin heilfroh, dass er sich nicht rühren kann. Dennoch fluche ich, weil er nun natürlich bei vollem Bewusstsein ist.

„Wolltest du ihn nicht einschlafen lassen?“, fragt Evendur schnaufend. „Schon, aber er wollte nicht“, entschuldige ich mich, „Nun müssen wir damit leben, dass er stinksauer sein wird.“
Nachdem wir etwa die Hälfte der Strecke bis zu Garon und Gathan zurückgelegt haben, verfällt der Barbar in Raserei und wir sind gezwungen, ihn fallen zulassen.
Unsanft prallt er auf dem Boden auf.
Galmor bietet ihm scheinheilig seine Hand als Aufstehhilfe an, dabei vergnüglich plappernd: „Ach, geht´s wieder? Erst konntest du dich nicht mehr bewegen und dann warst du plötzlich zusammengebrochen.“
 „Red keinen Stuss!“, donnert der Barbar, „Ich hab genau mitgekriegt, was du getan hast, Lily! Und das werde ich dir so schnell nicht verzeihen. Und ihr zwei Witzfiguren habt da auch noch mitgemacht!“
Voller Abscheu spuckt er mir vor die Füße. Ich schlage betroffen die Augen nieder und nage zerknirscht an meiner Unterlippe.
„Komm schon, Bruderherz, wir wollten nur dein Bestes.“ „Was wisst ihr schon, was für mich das Beste ist, he? Lasst mich einfach in Ruhe meinen Plan verfolgen.“  
„Geht´s jetzt wieder, Brüderchen? Hast du dich abgeregt?“ Zur Antwort holt der aufgebrachte Kämpfer aus und verpasst seinem Halbbruder eine deftige Linke.

Evendur ballt zwar die Fäuste, lässt diese Behandlung jedoch ansonsten kommentarlos über sich ergehen, in der Hoffnung Alexander würde dadurch zur Vernunft kommen.
Trotzig wendet sich der Barbar von uns ab und krallt sich in der Vertäuung der Brücke fest, offensichtlich bereit, die Brücke abermals zu kappen, sobald das Ding aus der Tiefe bei uns angelangt ist.

Galmor ruft ihm zu: „Warum lässt du den Golem nicht bis zum Ende der Brücke laufen und schneidest dann beide Seile durch?“
„Weil uns dann der Rückweg abgeschnitten ist, verdammt!“
„Es wird schon einen anderen Weg in diesem Labyrinth geben, Alexander. Galmor hat Recht, wer weiß, ob der Golem es diesmal nicht durchschaut und gar nicht hinabstürzt?“, versuche ich meinen Freund zu überzeugen.
„Bei Uthgar und allem, was mir heilig ist: LAUFT ENDLICH, ihr Idioten!“, schreit uns der Muskelprotz zur Antwort entgegen.
„Lasst ihn doch einfach in Ruhe seinen Plan verfolgen“, sagt Garon ruhig.
Der Tempuspriester zuckt resignierend die Achseln: „Ich hab´s mir gedacht, dass du ein Kämpfer und kein Krieger bist. Denken ist eben nicht deine Stärke.“
 
Mit diesen Worten wenden wir uns von Alexander ab und gehen zum Ende der Hängebrücke, die erst etwa einen Kilometer vom Turm entfernt auf festem Boden mündet. Selbst in dieser Entfernung spüren wir noch die Vibration der Brücke, welche durch das Gewicht des Blutgolems in Schwingung versetzt wird.

Sehen können wir bei den hier herrschenden Lichtverhältnissen freilich nichts. Offensichtlich schlägt Alexanders Plan diesmal fehl, denn selbst als wir sehen, dass die Brücke zu einer Seite geneigt ist, setzt sich die Schwingung nach wenigen Augenblicken fort. Ich hoffe, dass mich der Barbar nicht für das Scheitern seines Planes verantwortlich macht, nur weil ich vorhergesehen habe, dass der Golem diesmal seine List durchschaut.

Alexander kommt zu uns herüber gerannt und schlägt auch noch die zweite Vertäuung durch. Galmor grinst „Siehst du? Das hätten wir auch gleich so haben können, völlig ohne Streit.“
Alexander wirft dem Priester einen drohenden Blick zu. Nach einer kleinen Ewigkeit hören wir tief unter uns ein Platschen. „Ich bezweifele, dass das Ding nun wirklich tot ist“, meint Evendur.
„Ich auch“, stimme ich ihm zu, „Ich wette, der rappelt sich auf und läuft auf dem Grund des Sees weiter, bis er irgendwo an Land krabbeln kann.“
„Mit etwas Glück rostet er auf dem Weg dahin ordentlich durch“, wirft Galmor optimistisch ein.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Galmor am 25. März 2008, 11:24:03
Zitat
Der Tempuspriester zuckt resignierend die Achseln: „Ich hab´s mir gedacht, dass du ein Krieger oder Kämpfer oder so was bist. Denken ist eben nicht deine Stärke.“


Der eigentliche Satz war eher sowas wie "Ein Kämpfer aber kein Krieger"...
Aber Denken ist wirklich nicht seine Stärke ;)
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 25. März 2008, 18:13:41
gleich mal editiert^^ merci!
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 31. März 2008, 11:52:42
Wir sehen uns um.

Wir stehen inmitten einer zerklüfteten Lavalandschaft, welche von hölzernen Stegen durchzogen ist. Die Stege ermöglichen dem Reisenden, sich hier verhältnismäßig ungehindert fortzubewegen. Die endlose Lavalandschaft erstreckt sich über den gesamten Süden. Im Norden hingegen scheint sich eine dunkle Schlucht zu befinden.

Sollte dies der von uns gesuchte „Schwarze Canyon“ sein?

„Ich frage mich, wo der Zwerg ist“, sinniert Garon, „Also nicht du...“, fügt er mit einem Blick auf Galmor hinzu, welcher empört erwidert: „Ich bin ja auch kein Zwerg!“ Und ich ergänze: „Er sieht nur so aus.“
Garon zieht verwirrt eine Augenbraue hoch „Natürlich bist du ein Zwerg, sieh dich an!“ Doch der Tempuskleriker schüttelt stur den Kopf und deutet auf mich: „Siehst du? Sie ist schlauer als du!“
Evendur und Garon tauschen wissende Blicke aus und Evendur ergreift das Wort: „Lasst uns erst mal in Ruhe rasten und uns wieder beruhigen. Alexanders Wunden sehen bedenklich aus. Und Lily wird uns erst mal ein bisschen was über einen gewissen Grafen und ihr Verhältnis zu ihm erzählen.“

Ich zucke zusammen.

Alexander setzt sich abseits von uns auf einen der zerklüfteten Lavasteine und weigert sich, die von Galmor angebotene Wundversorgung anzunehmen. „Haut einfach alle ab und lasst mich in Ruhe! Ich bin maßlos enttäuscht von fast allen hier. Nur Garon kapiert, was hier Sache ist.“
Diese Bemerkung versetzt mir einen tiefen Stich und ich wende mich von den anderen ab. Evendur kommt mir hinterher. „Ach komm, Lily, du weißt doch wie er sein kann. Der regt sich schon wieder ab. Und was seine plötzliche Zuneigung zu Garon betrifft, so fürchte ich, setzt er auf den falschen Gaul, da Garon sicherlich nicht aus Mitgefühl oder tiefem Verständnis heraus zu meinem Bruder gehalten hat.“

Zusammen bereiten wir ein karges Lager.

Ich mache mich daran Feuerholz zu beschaffen. Das einzige Holz, welches weit und breit zu sehen ist, ist das der Holzplanken, aus denen die Stege durch das zerklüftete, scharfkantige Lavagestein bestehen.
Einige der Bretter lassen sich recht leicht herauslösen und ich schleppe etwa ein Dutzend von ihnen zum Lagerplatz. Galmor zerkleinert sie mit seiner Axt und Evendur entzündet den Haufen mit seiner Zunderbüchse.

„So, Lily, nun lass mal hören“, fordert mich der Kundschafter unvermittelt auf. Ich zucke zusammen und schlucke schwer. „Hm?“, mache ich, doch mein Versuch unbeteiligt und nichtsahnend zu wirken scheitert kläglich.

„Rede schon! Was war das für ein Kerl, der meine Schwester verschleppt hat?“ Garon klingt mühsam beherrscht und die Erinnerung an Elenya schlägt schmerzhaft eine Saite in mir an, die mich reden lässt.

„Was soll ich erzählen?“, frage ich unglücklich.
„Am besten alles“, antwortet Evendur.
„Das ist nicht so einfach...“, beginne ich, als mich der Magier wütend unterbricht: „Hör auf dich herauszureden oder hier einen auf harmlos zu machen. Meine Schwester wurde entführt und du bist daran schuld! Also erzähl jetzt verflucht noch mal alles, was du darüber weißt!“
Ich schlage meinen Blick zu Boden und Tränen steigen mir in die Augen.
„Beruhige dich, Garon, es bringt uns nicht weiter, wenn du Lily so unter Druck setzt“, verteidigt mich Galmor.
„Dann soll sie endlich den Mund aufmachen! Am Ende steckt sie mit diesem Vampirfürsten unter einer Decke.“
Und zu mir gewandt ergänzt er mit einem Blick der Wasser gefrieren lässt „Ich schwöre dir, dass ich dich fertig mache, wenn dies der Fall sein sollte!“
Er explodiert gleich vor Wut, und ich habe Verständnis dafür, aber ich kann nicht reden. ER hört doch zu. Wie kann ich ihnen das begreiflich machen?

„Lily?“, höre ich Evendur durch meinen Gedankenschleier fragen. „Äh, ja...also...das ist nicht so leicht zu erklären. Ich bin da echt in einer schlimmen Position, da ich über diese Kette hier mit dem Grafen verbunden bin, versteht ihr?“
Ich blicke hilfesuchend zu Galmor, der mir ernst zunickt.
„Das ist mir scheißegal, Lily“, zischt Garon wütend.
Ich zucke zusammen, solche ätzende Kälte und Zorn habe ich noch nie bei ihm erlebt. „Mann, er kann hören, was ich euch erzähle...“ ich halte inne und greife mir mit beiden Händen an den Kopf. Da ist sie wieder: SEINE Stimme: “Wie niedlich! Sie schreit: bitte...bitte..., wimmert sie – wie überaus reizend. Ach, könntest du hier bei mir sein und das Zuckerschneckchen sehen! Beinahe wird mein kaltes Herz durch ihr Gnadenflehen erwärmt. Beinahe…” Und ER lacht.

Die anderen streiten sich über etwas – offensichtlich ereifert sich Garon gerade darüber, wie unnütz ich bin und Evendur greift ihn wegen seiner Hochnäsigkeit an.
Galmor versucht zu vermitteln.
Währenddessen schwappt eine Woge aus Emotionen Elenyas über mich herein, von IHM geschickt.
Dazwischen höre ich Galmor etwas sagen: „Jetzt hört auf euch zu zanken, ich denke jeder von uns hat sich gleichermaßen für die Gruppe eingesetzt.“

„Fakt ist dennoch, dass Lily eine Gefahr für uns darstellt, wie sie sich momentan aufführt. Solcherlei Hintergründe muss ein jeder von uns offen legen.“
„Viel interessanter ist meiner Ansicht nach die Frage, warum der Vampirfürst Elenya entführt hat“, unterbricht Evendur die Hasstiraden des Magiers.

Zitternd antworte ich: „Um sie zu quälen und dadurch Macht über mich und nun auch über Garon auszuüben. Er sprach eben zu mir und schickte mir Gefühlsbilder. Vielleicht stimmt es, vielleicht lügt er, denn als Elenya von uns fortgerissen wurde, war ihre Seele nicht in ihr und nun behauptet dieses Monster, dass sie um Gnade fleht. Ich glaube ihm irgendwie nicht ganz.“
Prompt höre ich ihn wieder in meinen Gedanken herumpoltern: „Das solltest du aber, kleine Lily, schließlich kannst du auch nicht das Gegenteil beweisen. Und du weißt, über welche Mächte ich gebiete!“

 Ich schließe die Augen und konzentriere mich darauf, ihn abzuweisen.

 „Wie hast du ihn getroffen? Wie kam es dazu, dass er nun Dank dieser schicken Kette da solche Macht über dich hat?“, will Evendur wissen.
„Das ist schon einige Jahre her, fünf oder bald sechs Jahre denke ich. Es war Winter, ich hatte kein Geld, ich hatte kein Heim, ich wusste nicht weiter. Ich saß in Arabel, an irgendeine Hausmauer gelehnt und fror. Den Leuten in den örtlichen Tavernen gefielen meine Lieder nicht. Gerade an diesem Tag hatte mich auch der letzte Wirt vor die Tür gejagt, weil ich ihm mit meiner Trauermusik die Gäste vergrault hatte. Ich war schrecklich hungrig. Meine Füße fühlte ich schon lange nicht mehr, meine Finger waren zu taub, um ein Instrument halten zu können. Und dann trat er vor mich hin und sprach mich an, mit samtener Stimme lullte er mich ein, legte seinen warmen Umhang um mich und führte mich fort. In seiner Wohnung war es warm, ich bekam Essen, ein Bett...na ja...“, ich seufze, „versteht ihr nun?“

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So, ob die Gruppe "versteht" oder nicht und wie über Lily gerichtet wird, erfahrt ihr beim nächsten update.

Mutmaßungen können gern gepostet werden ;)
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 12. April 2008, 14:56:06
Galmor nickt mitfühlend, auch in Evendurs Augen schimmert Verständnis, aber Garon schnaubt nur verächtlich.
„Heute glaube ich, er hat mich nicht zufällig aufgegriffen, sondern mich gezielt aufgesucht, weil ich Rubinjas Tochter bin“, fahre ich fort.
„Ein durchaus interessanter Gedanke, Lily, aber was könnte er von dir wollen, oder von Rubinja?“, fragt der Kundschafter.
„Vielleicht hat er etwas mit dem Verschwinden unserer Eltern zu tun“, merkt Garon nun deutlich beherrschter an.
„Das glaube ich nicht, denn dann hätte er uns wohl frühzeitig aufgespürt und aus dem Weg geräumt, immerhin hat er mich gefunden, warum dann nicht auch euch? Oder als er Elenya holte, da hätte er uns alle vernichten können“, widerspreche ich.
„Dann muss er aber irgendeinen anderen Nutzen anstreben durch das Aufspüren unserer Eltern, denn das ist es ja, was wir vorhaben. Und was du schon seit vielen Jahren sehr aktiv verfolgt hast“, mischt sich plötzlich Alexander in unser Gespräch ein, der unauffällig näher an unser Lager herangeschlichen ist.

Wir diskutieren und philosophieren noch einige Zeit weiter über die Motive des Grafen Strahd van Zarovich und auch darüber, wie wir nach Barovia gelangen könnten. Ich entschuldige mich bei meinen Gefährten für mein bisheriges Schweigen, was mir der Vampirfürst mit einem siedenden Schmerz, verursacht durch ein heiß gewordenes Halsband, dankt, als Alexander ruckartig hochfährt und uns zuruft: „Pscht! Seid einen Moment still! Hört ihr das nicht?“

Fragend schauen wir ihn an, lauschen kurz in die Dunkelheit und schütteln den Kopf.

Der Barbar knurrt ungehalten: „Ich bin doch nicht bescheuert! Natürlich ist da was!“ „Erinnerst du dich noch an dieses Holzhaus beim Wasserfall, Brüderchen? Da war es doch ähnlich. Da hast du auch dauernd jemanden rumlaufen hören, in Plattenrüstung.“
 „Da war ja auch jemand.“, verteidigt sich der Hüne.
 „Nein, Alexander, da war rein gar nichts“, stellt Garon ernüchternd fest, „Genauso wie jetzt. Ich für meinen Teil habe ohnehin genug von solchen Fantasien und dem Gewäsch über mögliche Motive des Grafen. Ich werde mich nun schlafen legen und möchte nicht wegen solcher Nichtigkeiten gestört werden.“
Der Barbar wirft dem Magier einen bedrohlichen Blick zu. „Ich weiß, was ich gehört habe, Garon, aber schlaf du nur, wirst schon sehn, was du davon hast. Gute Nacht.“
 „Gute Nacht, Garon“, rufen wir nun alle.
„Da! Schon wieder! Hört ihr das nicht? Die Schritte nähern sich und kommen genau auf uns zu!“
Galmor gibt uns ein Zeichen, dass er nachschauen geht. Durch seinen neuen Körper hat er nun die Fähigkeit hinzugewonnen, im Dunkeln erheblich weiter als wir sehen zu können.

„Da ist weit und breit nichts“, sagt er, als er zu uns zurückkehrt.

„Aber nun habe ich es auch gehört“, merkt Evendur an und lauscht weiter angestrengt in die Dunkelheit.
„Glaubt mir, da vorne kommt nur eine weitere dieser Hängebrücken“, erklärt der Tempuskleriker.
„Davon möchte ich mich lieber selbst überzeugen, nichts für ungut, Galmor, aber das lässt mir keine Ruhe“, sagt Alexander in entschuldigendem Ton.
Galmor hebt hilflos die Arme und trottet resigniert neben dem Barbaren her, der mit großen Schritten losmarschiert.
Es scheint wie verhext zu sein; die Geräusche scheinen immer gerade so außerhalb des Sichtbereichs des massigen Kämpfers zu kommen, der immer ungehaltener wird. Galmor versucht den großen Mann davon zu überzeugen, dass dort nichts sein kann, weil er mit seinen Zwergenaugen erheblich weiter sieht als Alexander. Schließlich lenkt der Sturkopf ein und beide kehren zurück zum Lager.

Inzwischen haben wir Tee gekocht und ich biete Garon, der nicht einschlafen kann, an, von dem „besonderen“ Tee zu trinken, da ich fest an die beruhigende, Schlaf fördernde Wirkung dieses Krautes glaube. Er nimmt tatsächlich einen Becher des Tees zu sich und kuschelt sich, die Kapuze seiner violetten, reich bestickten Samtrobe, tief ins Gesicht gezogen, abermals zum Schlafen hin.

Eine Weile sitzen wir schweigend da, ein jeder hängt seinen Gedanken nach, als der Tempuskrieger sich alarmiert umblickt. „Hört ihr das?“, fragt er.
Alexander knurrt ihn an „Nein!“, sagt er patzig.
Auch Evendur und ich schütteln verneinend den Kopf.
„Doch, doch“, meint der Zwerg beharrlich, „Da singt jemand. Ein Frauenchor preist irgendeine Herrin der Nacht.“
 „Ich höre nichts. Vielleicht ist das dein Wunschdenken?“, fragt der Kundschafter keck.  

Galmor schnaubt verächtlich und hockt sich hinter sein in den Boden gerammtes Schild. Alexander tritt zu ihm hin und will ihm die Ohren zuhalten. Der kleine Mann wehrt sich gegen den barbarischen Übergriff, indem er seinen Ellbogen hart gegen Alexanders Knie stößt, woraufhin der riesige Mann ihm seine Faust auf den Kopf haut.
„Warum versteckst du dich?“, will er von Galmor wissen.
„Ich verstecke mich nicht. Ich bete.“
„Ooooh...“
Mit dieser fast nach einer Entschuldigung klingenden Bemerkung trollt sich der Kämpfer und schaut sich unruhig im Lager um. Da liegt Garon, tief und fest schlafend, die leere Teetasse auf seinem Bauch hebt und senkt sich sanft im Rhythmus seines Atems.

Alexander betrachtet die Tasse argwöhnisch. „Was war da drin?“
Ich schaue rasch in eine andere Richtung und tue unbeteiligt. Er nimmt die Tasse von Garons Bauch und schnüffelt daran. An seinen Augen sehe ich, was auf mich zukommt und hole Luft, um eine Rechtfertigung hervorzustoßen, doch Evendur unterbricht die Situation:
„Galmor hat Recht! Ich höre nun auch diesen Frauenchor. Und sie preisen tatsächlich eine Herrin der Nacht.“
„Du und deine Frauenfantasien“, winke ich lahm ab, „Lasst uns lieber versuchen zu schlafen. Wir sind alle erschöpft.“
„Ich stimme Lily zu“, meint mein barbarischer Freund, „Ich werde die erste Wache übernehmen.“

Mit diesen entschlossenen Worten tritt er an den Tempuspriester heran: „He, du da, Zwerg! Komm, heil meine Wunden, damit ich kämpfen kann!“
Der „Zwerg“ richtet betont langsam seinen Blick auf den Riesen vor sich gerichtet auf und fragt gedehnt: „Hast du gerade meinen Gott darum gebeten, dich zu heilen?“
Alexander blickt ihn verwirrt an, „Los! Mach schon!“
„Warum sollte ich? Was hast du vor?“
„Wirste schon sehn.“
„Nein, so geht das nicht. Du sagst mir zuerst, was du vorhast und dann bitte ich möglicherweise Tempus um die Gnade dich zu heilen.“
Die Ader an Alexanders Stirn tritt hervor. Seine Hände ballen sich zu Fäusten und er scheint sich mühsam zu beherrschen. Hinter seiner breiten Stirn arbeitet es.
„Ich halte Wache und will fit sein, sollten sich Angreifer unserem Lager nähern“, sagt er nun höflicher. „Aha. Na dann schaue ich mal, was mein Gott und ich für dich tun können.“

Die anschließende Diskussion der drei noch wachen Herren verfolge ich nicht mehr wirklich. Müdigkeit übermannt mich und der Tee trägt zu meiner Schläfrigkeit bei. Wie aus weiter Entfernung höre ich sie reden. Es geht um das Feuer...ob es vielleicht das Feuer sein könnte, welches diese Gegner anlockt, die sich unseren Blicken entziehen. Kurz schrecke ich noch mal hoch und murmele:
„Nun höre ich es auch, diese Frauenstimmen... . Eher schlechte Gesangsqualität meine ich...die Stimmen harmonieren nicht optimal... .“
„Hier, Lily, nimm.“ Evendur reicht mir zwei Bienenwachskügelchen, die ich verwundert betrachte. „Steck sie in deine Ohren, dann hörst du sie kaum noch singen.“
Ich lächele ihn dankbar an und tue, was er mir geraten hat.
„Ich hau mich auch aufs Ohr“, höre ich Galmor noch sagen, bevor ich einschlafe.

***

Mit entschlossenen Gesichtern sitzen Alexander, Evendur und Gathan im Feuerschein und versuchen die bleierne Müdigkeit zu überwinden, die auf ihnen lastet. Jegliches Zeitgefühl ist ihnen abhanden gekommen, allein daran, wie schnell das Holz herunterbrennt, können sie Mutmaßungen anstellen, dass gerade einmal zwei Stunden vergangen sind, als Gathan, vom Schlaf übermannt, einfach vornüberkippt und schläft.
Der Barbar verlagert seine Haltung etwas und reißt sich zusammen, doch unser Kundschafter merkt, wie auch seine Grenzen überschritten sind. „Ich wecke Galmor. Soll er für mich wachen, ich penn hier gleich im Sitzen ein.“ „Hmm“, macht Alexander schläfrig. Evendur steht auf und begibt sich zur Schlafstätte des Zwerges.

 „Ach du Scheiße, Alexander, komm her!“ „Hmmm, was denn?“, fragt der Hüne nicht sonderlich interessiert. „Mann, Galmor ist über und über mit frischen, blutenden Schnittwunden übersät! Schau dir das an!“ Und schon rüttelt er am Tempuspriester herum.

***

Eine graue, große Schattengestalt nähert sich ihm vom Rande des Lichtscheins des herunterbrennenden Feuers aus. Er stellt sich weiterhin schlafend, auch wenn die Gestalt offenbar mit ihm oder mit jemand anderem spricht. Er versteht ohnehin nicht, worüber geredet wird. Die Muskeln seines kompakten Zwergenkörpers spannen sich und er greift langsam und, wie er hofft, ungesehen, zu seiner mächtigen Streitaxt.

Als die Schattengestalt sich zu ihm herunterbeugt, um ihn zu erwürgen, richtet er sich mit einem Kampfschrei auf und schwingt seine tödliche Waffe in Richtung des Angreifers. Er hört panische Schreie, er hört dazwischen beruhigende Worte und im Hintergrund, ganz leise, den Chor aus Frauenstimmen. Nun ist er in seiner Bewegung eingeschränkt, weil ein weiterer Angreifer der Schattengestalt zur Unterstützung geeilt ist und ihm die Arme auf den Rücken biegt. Er windet sich hin und her, doch der Griff des riesigen Monsters in seinem Rücken ist unerbittlich.

Urplötzlich lüftet sich der Schleier aus Schatten vor seinen Augen und Galmor sieht, was tatsächlich um ihn her vorgeht. Seine Sinne haben ihn genarrt!

***

„Hast du ihn auch wirklich fest?“, ruft Evendur mit angestrengter Stimme seinem Halbbruder zu. „Jau, der kommt hier nicht mehr weg. Was ist bloß in ihn gefahren?“, antwortet ihm sein Halbbruder, dessen Atem vor Anstrengung und Müdigkeit nur stoßweise geht.
„Ihr könnt mich jetzt loslassen“, fordert der Kleriker die Gethac-Brüder auf.
„Nö“, sagt Alexander knapp und sein Halbbruder ergänzt:
„Du hättest mich um ein Haar einen Kopf kürzer gemacht.“
„Oh, das tut mir leid, ehrlich, aber mir wurde vorgegaukelt, ich würde von zwei Schattengestalten attackiert.“
Die Brüder wechseln einen Blick, nicken sich vielsagend zu und Alexander lockert daraufhin den eisernen Griff um Galmors Arme.
„Danke“, meint er, „Aber warum habt ihr mich angegriffen?“
Evendur, immer noch Galmors Axt in sicherer Verwahrung haltend, antwortet:
„Wir haben dich nicht angegriffen. Ich wollte dich wecken, weil ich fast im Sitzen eingeschlafen wäre und darauf hoffte, du könntest mich ablösen. Als ich an dich herangetreten war, sah ich das da.“
Er deutet auf Galmors Körper, der über und über mit blutenden Schnitten überzogen ist. Der Zwerg folgt der Handbewegung des Kundschafters und erschrickt.
„Woher kommen die?“
„Weiß ich auch nicht. Hier war niemand...“, seufzt Evendur.
„Leute, hier drüben!“, ruft Alexander, der zwischen Garons und meinem Lager steht, mit einer Spur von Sorge in der Stimme.
Die anderen laufen herbei. Ich reibe mir schlaftrunken die Augen und bemerke die frischen Schnitte an meiner Hand. Einen erstickten Schrei ausstoßend, springe ich auf und schaue mich um. Neben mir stehen meine Gefährten.
Galmor ist ebenfalls voller Schnittwunden, Gathan trägt wenige blutige Striemen an den Armen, Alexander und Evendur keine.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 24. April 2008, 18:08:47
Ich glaub gleich gehts weiter  :roll:
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 24. April 2008, 18:11:14
„Was ist hier los? Warum bluten wir?“
„Keine Ahnung“, sagt Evendur resigniert, „Scheinbar verletzt irgendetwas hier die Schlafenden.“
Unser Blick fällt auf Garon, dessen Robe von Blut durchtränkt ist, auch in seinem Gesicht sind frische Schnitte zu sehen, doch der Magier schlummert. Neben der Teetasse liegt eine flüchtig verfasste Notiz auf seiner Brust:

„Unter KEINEN Umständen aufwecken!“

„Der kann mich mal mit seinem Zettel“, sagt Alexander aufmüpfig und beugt sich zu Garon hinunter, um ihn aufzuwecken.
Ungehalten und schlecht gelaunt sitzt der Magus nun zwischen uns und beklagt sich über den Zustand seiner Robe.
„Statt dich über deine Kleidung aufzuregen, die du mittels eines kleines Zaubers wieder sauber machen kannst, solltest du uns lieber mal ein wenig mehr über diese Schattenebene erzählen“, fordere ich ihn missmutig auf.
Er mustert mich intensiv und verärgert über den Rand seiner Brille hinweg, doch schließlich antwortet er mir:
„Die Paranoia, die wir hier erleben ist normal.“
„Was fürn Ding?“, fragt Alexander verwirrt.
„Verfolgungswahn“, flüstere ich ihm zu und er nickt zögerlich. Dann schubst er mich an und raunt mir zu: „Soll das heißen, dass ich mir die Geräusche nur eingebildet habe? Das glaube ich nicht, ich weiß doch, was ich gehört habe.“
„Doch“, erwidere ich leise.

Mit einem vielsagenden Blick auf Alexander fährt Garon betont laut fort: „Der Wahnsinn entsteht in eurem Kopf und dort wird er auch enden. Und nur dort!“
„Ich bin doch nicht verrückt!“, bricht es aus dem Barbaren heraus, „Da war jemand, ich bin mir hundertprozentig sicher.“
Nach Unterstützung suchend schaut er sich um, doch wir alle schütteln nur unmerklich den Kopf.
„Was ist mit den Schnitten?“, will Galmor wissen.
„Diese Schnitte werden nicht durch die Schattenebene selbst verursacht, sondern durch eine Kreatur, die hier irgendwo sein muss.“
Betroffen starren wir uns an. „Wir haben schon die Umgebung erkundet, bis zu einer weiteren Hängebrücke. Hier ist nichts“, wendet Galmor ein.
„Ich habe Möglichkeiten, mir einen umfassenderen Überblick zu verschaffen“, merkt Garon schnippisch an, „Nelde quanas hanas hor!“, intoniert er daraufhin einen Spruch und verwandelt sich in eine immer schneller wirbelnde Gestalt, welche sich schließlich quasi in Luft auflöst.
Wir blicken Garon dem Luftelementar nach.

Während seiner Erkundungstour heilen wir anderen uns. „Soviel ist mal klar, Leute, wenn ich durchgeschlafen hätte, wäre ich am nächsten Morgen nicht mehr aufgewacht – ich wäre schlichtweg verblutet!“, äußere ich.
Die anderen nicken und stimmen mir zu.
Ein starker Wind, der in unser Lager fährt, lässt uns hochschrecken, doch es ist nur Garon, der sich nun vor unseren Augen zurückverwandelt.
„Weit und breit gibt es hier keine Kreatur.“, eröffnet er uns, „Es muss sich also um ein Wesen handeln, welches irgendwo fernab von hier sitzt und uns mittels magischer Ausspähung am Schlafen hindert, um uns zu schwächen.“
„Oder schützt?“, frage ich zaghaft und ernte missbilligende Blicke von den anderen, „Naja, ich meine nur, denn wenn wir durchgeschlafen hätten, dann wären Garon und ich vermutlich tot und ihr anderen sehr schwer verletzt, bei dem massiven Blutverlust.“
       „So oder so ist es schlecht für uns. Wenn wir schlafen regenerieren wir zwar magische Fähigkeiten oder auch göttliche Zauber, aber wir verlieren Blut und unsere körperlichen Möglichkeiten sinken rapide auf einen Nullpunkt zu. Ohne meine Zauber bin ich nutzlos für die Gruppe und selbiges gilt für Galmor und eingeschränkt auch für Lily.“, sagt Garon nachdenklich. Wir nicken betreten.

„Und nun?“, fragt Evendur.
„Nunja, ich schlage vor, dass ich mich weiterhin zum schlafen hinlege und mich währenddessen Galmor mit dem Heilstab heilt. Auf diese Weise könnte ich vermutlich einen guten Teil meiner Zauber regenerieren.“, schlägt der Magier vor.
„Das bringt doch nichts“, meint Evendur, „Wir brauchen genauso Galmors und Lilys magische Fähigkeiten. Und es wird nicht möglich sein, dass die beiden auch rasten. Der Schaden, der uns zugefügt wird, ist größer als die Heilkraft des Stabes, den wir mit uns führen. Für mich steht fest, dass wir hier nicht rasten können.“
„Wenn wir nicht rasten und Zauber regenerieren, wird das unser Todesurteil sein“, wendet Garon warnend ein.
„Evendur, du solltest ihm mehr Gehör schenken, er versteht von solchen Dingen mehr als wir.“, kommt Alexanders unerwartete Unterstützung, welche jedoch von Galmors Einwand gebremst wird:
„Nach zwei Stunden schlechtem Schlaf und blutigen Schnittwunden? Vergiss es! Das überleben wir nicht. Wir müssen ohne Zauber klar kommen, oder mit dem, was wir haben.“
„Hmm da könntest du Recht haben.“, lenkt der Barbar ein.
„Wir stehen, so weit gehen meine Vermutungen und Thesen, vor folgendem Problem“, führt Garon aus, „Irgendein Wesen späht uns magisch aus. Durch den Augenkontakt ist es der Kreatur möglich, Einfluss auf uns zu nehmen. Wir sind verletzbar, solange wir im Sichtbereich der Augen sind“.
Wir schauen Garon anerkennend an, und er redet weiter:
 „Galmor, verfügst du über die Möglichkeit, einen Schutzkreis gegen Böses um uns zu ziehen?“
„Nein.“
Enttäuschte Blicke, treffen den Zwerg.
„Lily, versuche dein Boot zu rufen. In der Kajüte der <Necreme> sollten wir ebenfalls vor den verletzenden Blicken geschützt sein.“
Ich krame das Amulett hervor, lege es mir voller Hoffnung um den Hals und spreche „Necreme!“ – doch nichts geschieht. Hilflos blicke ich in die Runde.
„Was ist?“, fragt Evendur.
„Ich habe die <Necreme> gerufen...“
„...und sie kommt nicht. Verdammt.“, ergänzt der Kundschafter meinen angefangenen Satz.
„Lasst uns weitergehen“, fordert uns Alexander auf, „Bringt doch hier nichts. Lieber sterbe ich aufrecht und mit dem Schwert in der Hand, als elendig zu verbluten!“
Wir stimmen dem tapferen Ausspruch unseres Kämpfers zu und machen uns auf zur nächstgelegenen Hängebrücke.

Auch am Ende dieser Brücke erwartet uns ein Turm. Dieser hier ruht jedoch nicht auf einem imposanten Knochenberg, sondern scheint in schwarzen Schattententakeln zu schweben, die ihn auch ansonsten umgeben.
Garon meint, dass es sich bei diesen Tentakeln um eine mächtige Abwandlung des Zauberspruches „Evards schwarze Tentakeln“ handelt. Wenn man die schattenartigen Auswüchse berühren würde, so trüge man wohl einigen Schaden davon und vermutlich könne man sich auch nicht mehr bewegen, prophezeit uns der Gelehrte.

Einen Moment lang stehen wir ratlos vor dem Turm und versuchen ein Muster in den Bewegungen der Tentakeln zu erkennen, die sich inzwischen ein wenig beruhigt haben und sich nun sanft, wie Tang in einer leichten Unterwasserströmung hin und her wiegen. „Mir reicht´s“, bricht Evendur das Schweigen, „Lasst uns doch ganz einfach da durch gehen. Seht ihr die Regelmäßigkeit des Bewegungsmusters?“
Wir nicken.
„Also los, einfach ganz beiläufig dran vorbei gehen, Leute.“, fordert er uns auf und nähert sich bereits dem Turm.
Tatsächlich passiert er die unheilvollen Tentakeln unbeschadet und sie schwingen weiterhin entspannt um das Eingangstor herum. Wir folgen unserem Kundschafter in das beleuchtete Innere des Turmes.

Wir staunen, als wir eintreten, denn dieser Turm ist heimelig eingerichtet und sieht sehr bewohnt aus. In der Mitte des runden Raumes kniet ein Mann in schimmernd, schwarzer Plattenrüstung, ein Bastardschwert in beiden Händen haltend, auf welches er sich stützt. Von einer Empore aus führen zwei Durchgänge aus dem Turm heraus nach Westen und nach Süden.
Mit volltönender, nicht unfreundlicher Stimme, spricht der Mann uns an und erhebt sich dabei: „Lange habt ihr gebraucht.“
Alexander zieht seinen Zweihänder und baut sich vor uns allen zu seiner vollen Größe auf. Mit einem einschüchternden Unterton in der grollenden Stimme fragt er den Mann: „Wer seid Ihr? Was macht Ihr hier?“
Geduldig und unbeeindruckt antwortet uns der Bewohner des Turmes:
„Ihr sprecht mit der Stimme Despayrs. Und ich sage euch, dass Amnik Basult große Schmerzen erlitten hat.“
 Wir horchen alarmiert auf und sind sehr interessiert an dem, was diese Gestalt noch zu sagen hat:
„Despayr schlägt euch einen Handel vor: Euer Leben gegen seines.“
Unser Barbar antwortet sofort erfreut: „Wir sind einverstanden! Despayr leben lassen und dafür Amnik Basult mitnehmen, hört sich fair an.“
Evendur nickt ebenfalls begeistert.
Garon, Galmor und ich wechseln einen Blick: wir drei sind uns einig, dass man mit diesem Herren besser nicht scherzen sollte.
Der Kundschafter fragt sofort interessiert nach: „Wo ist Despayr?“ Und die Stimme des Drachen antwortet prompt: „Ich kann euch zu ihm führen.“
„Ihr sagtet gerade, dass Ihr die Stimme Despayrs seid...gibt es noch andere Diener?“, will Galmor wissen.
„In der Tat gibt es außer mir noch die Augen Despayrs. Sie sitzen in den anderen Türmen“, genüsslich lächelnd fügt er nach einem Wimpernschlag hinzu: „Sie sind es, die euch so beharrlich geschwächt haben.“
Garon unterbricht mit beleidigender Offenheit die Ausführungen des Mannes:
„Was ist dein Leben wert?“
Entsetzt blicke ich den Magier an und beginne sofort zu reden: „Stopp, Moment, verehrte Stimme – wie dürfen wir Euch ansprechen?“, versuche ich die Situation zu entspannen. Der aufgebrachte, feindselige Blick des plattengerüsteten Mannes in Richtung des Magiers richtet sich nun auf mich, doch blickt er mich freundlicher an.
„Jemand mit Verstand in dieser Gruppe“, sagt er zynisch lächelnd und ich atme erleichtert aus, „Mein Name ist Malcarion. Despayr möchte den Riss des Gewebes, der hier spürbar ist, auch auf den anderen Ebenen fassbar machen, dafür könntet ihr nützlich sein. Mein Meister ist an einem Austausch eurer Macht gegen die Macht Amnik Basults interessiert.“

Ich dränge Garon unauffällig ein wenig ab und trete an Malcarion heran.
„Ich bin mir sicher, dass wir einen Weg finden können, wie die Greifenbrut und Despayr handelseinig werden. Tatsächlich tragen wir wichtige Informationen bei uns, die Euren Herrn sehr interessieren dürften.“
„Welche Art Information soll das sein? Und woher stammt sie?“, unterbricht mich die Stimme Despayrs.
„Wenn Ihr möchtet, zeige ich Euch eine Kostprobe dessen, was wir herausfanden“, antworte ich selbstbewusst und krame den Brief hervor, welchen wir bei der Cyric-Dienerin Ethar fanden.
Mit dem Brief in der Hand trete ich näher an Malcarion heran: „Seht, dieses Schreiben hier offenbart, dass Euer Zweckbündnis mit den Cyric-Anhängern von Missgunst und Verrat überschattet wird. Lest es ruhig und ich bin mir sicher, Ihr werdet feststellen, dass es an der Zeit ist, sich neue Verbündete zu suchen. Uns zum Beispiel.“
Der Diener Despayrs mustert mich anerkennend und beginnt die Dokumente zu überfliegen, dabei sagt er:
„Soweit ich dies mit einem flüchtigen Blick zu sagen vermag, könnten diese Informationen wertvoll sein. Stärkt euch und ruht euch in meinem Gemach aus, während ich die Dokumente eingehend begutachte.“
Garon und Alexander flüstern etwas, was ich nicht genau hören kann. Ich schnappe etwas auf wie: „...traue ich keinen Meter“ und „...abgekartetes Intrigenspiel, Vorsicht hat Vorrang...“ , doch ich versuche mich davon nicht ablenken zu lassen, lächele gewinnend und denke, einen guten Abschluss für beide Seiten herbeigeführt zu haben. Gerade als ich dazu ansetzen will, Malcarion für seine Gastfreundschaft zu danken, überschlagen sich die Ereignisse und die Situation gerät außer Kontrolle.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Galmor am 25. April 2008, 11:24:11
Ein guter Cliffhanger :)
Ich hoffe du spannst unsere werten Leser nicht zu sehr auf die Folter, sonst müssen wir wohl den einen oder anderen Herzinfarkt behandeln :)
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 27. April 2008, 15:09:14
Falls wer Fragen zu den einzelnen Begegnungen hat, ich bin gern bereit die Stats zu veröffentlichen!
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 29. April 2008, 18:44:12
Aus dem Nichts heraus, für uns andere absolut unerwartet, attackieren Alexander und Garon die Stimme Despayrs. Fassungslos weiche ich rasch einen Schritt zurück, stopfe hastig die Schriftstücke weg und blicke zu Evendur, Galmor und Gathan, die auch nur mit entsetzt geweiteten Augen auf die eben noch fast friedliche, nun aber hasserfüllte Szenerie blicken.

Während ich überlege, ob ich mich aus dem Kampf heraus halten, oder meine Gefährten in ihrem Wahnsinn unterstützen soll, werden die ersten Schläge und Gegenschläge ausgetauscht.
Garons Feuersbrunst verpufft, fast sieht es aus, als hätten die Schatten das Feuer verschlungen, ohne dass es Malcarion etwas anhaben konnte.
Der Diener Despayrs greift Alexander an, welcher hart zurückschlägt.

Galmor wirkt irgendeine göttliche Macht auf sich, greift jedoch noch nicht aktiv in das Kampfgeschehen ein.

Inzwischen ist Despayrs Stimme schwer verletzt. Während ich unschlüssig bin, ob wir das Richtige getan haben, flieht er die Empore hinauf zum westlichen Durchgang. Sofort versperren die schwarzen Tentakeln, nun wütend wirbelnd die Öffnung, sobald der Herr dieses Turmes sie hinter sich gelassen hat.
Alexander jagt hinter dem Mann her.
Ich ringe mich dazu durch, meine Leute zu unterstützen: einer für alle, alle für einen – schließlich sind wir eine Gruppe, die sich Greifenbrut nennt.
Behände renne ich hinter dem fliehenden Malcarion her, die Tentakeln ignorierend, welche mich jedoch schließlich festhalten. Verzweifelt versuche ich mich loszureißen aus ihrem schmerzhaften, erdrückenden Griff.
Evendurs Pfeil saust an mir vorbei und tötet die Stimme.

Aus dem Körper des toten Malcarion erhebt sich eine leuchtend blaue Lichtgestalt, welche sich zu einem menschlichen Körper formt.
Auch Alexander hängt nun wütend um sich schlagend neben mir in den Tentakeln fest. „Gathan, willst du nicht auch noch hinterher springen, damit alle schön fest hängen?“, fragt Evendur sarkastisch.
Der Echsenhäuptling schaut ihn entgeistert an und antwortet lakonisch: „Dumm oder wassss?“

Dem Barbaren gelingt es mit einem schieren Kraftakt, sich frei zu reißen. Unterdessen versucht Evendur die Tentakeln, welche mich halten, kaputt zu schießen, da Garon uns zu verstehen gibt, sie seien verletzbar und würden über eher wenig „Lebenskraft“ verfügen.
Doch Evendurs Pfeile verschwinden in der schattenhaften Unendlichkeit.
Auch Garons Feuerzauber schlagen beharrlich fehl.
Die blaue Lichtgestalt hat das Aussehen Malcarions angenommen und greift zu ihrem Schwert, um sich Augenblicke danach zu verwandeln.
Wir werden Zeuge, wie sich das strahlend, blaue Licht zum Symbol Tyrs verändert: eine blaue, leuchtende Waage, die auf einem Hammer ruht.

Beeindruckt verfolgen wir, wie das Symbol zum Himmel auffährt.
„Das ist interessant“, merkt Galmor an.
Kein anderer ist im Stande, etwas zu sagen, zu überraschend ist diese Erscheinung für uns alle gewesen.
Endlich kann man auch mich aus den Tentakeln befreien, die jetzt wieder friedlich hin und her pendeln. Gemeinsam untersuchen wir das Gemach des Tyr-Paladins. Auf seinem Schreibtisch finden wir eine Notiz:

Falls ich nicht vom Gorgonentraining zurückkehre,
 bringt mich zu Despayr und benutzt diese hier,
um mir wieder Leben einzuhauchen.

Neben der Notiz liegt ein Schriftrollenbehälter, der dreimal den Zauber „Verwandlung brechen“ beinhaltet.
Beim Körper Malcarions finden wir außer seiner prachtvollen Rüstung noch drei Schlüssel, welche zu den drei Durchgängen hier im Turm gehören. In der Truhe liegt zeremonielle Kleidung und einige Edelsteine.
Wir schließen die Tore ab und hoffen, hier nun endlich ruhen zu können, denn soviel steht fest: in unserem derzeitigen Zustand können wir Despayr, dem schwarzen Drachen, unter keinen Umständen entgegen treten.

Irgendwann wache ich auf. „Guten ...ähm...Morgen oder so... .“ begrüße ich Evendur, der auch gerade aufsteht.
„Na, gut geschlafen, Lily?“
„Ja danke, so gut habe ich tatsächlich seit einer Ewigkeit nicht mehr geruht. Und selbst?“ „Ja, mir geht es genauso. Wobei ich zugebe, dass ich zunächst vor lauter Wut nicht einschlafen konnte“, er grinst und deutet auf Garons Lagerplatz.
Im Kissen des Magiers steckt einer der für unseren Kundschafter charakteristischen Pfeile.
Ich schmunzele: „Du hast auf ihn geschossen?“
Der Kundschafter nickt ernst. „Ich war stinkwütend und musste mich irgendwie abreagieren. Ich habe vor dem Schlafen gehen ein Weilchen mit mir gerungen und es ist letztlich meiner disziplinierten Ausbildung und meinem wahrlich gutmütigen Kern zu verdanken, dass Garons Hals nicht von meinem Pfeil durchbohrt wurde.“
„Ich verstehe...gutmütiger Kern, ja?“
Dann lachen wir beide schallend und laben uns an den Keksen und den Getränken, welche wir in Macarions Turm finden.
Die Nahrungsmittel stellen eine wunderbar köstliche Abwechslung zu unseren Rationen dar, die verdorben schmecken.

Durch unser Gelächter wachen auch Garon und Galmor auf, der Barbar hingegen wirft sich lediglich grunzend von einer Seite seines schmalen Lagers auf die andere und scheint vom Aufwachen noch weit entfernt zu sein.

Umständlich platziert der Magier seine Brille auf seinem zierlichen Näschen und beäugt den Pfeil, der gefährlich nahe seines Halses im Kopfkissen steckt. Er zieht eine Augenbraue hoch, zieht mit spitzen Fingern das corpus delicti heraus und händigt es dem Kundschafter aus: „Du hast hier scheinbar etwas verloren, Evendur.“
„Nein, habe ich nicht.“
„Bei diesem Objekt hier handelt es sich doch um einen deiner Pfeile, oder nicht?“, forscht Garon nach.
„Das stimmt, aber ich habe ihn nicht verloren, sondern ihn absichtlich dorthin geschossen.“
Galmor, sich noch den letzten Schlaf aus den Augen reibend, schaltet sich ein: „Du hast auf Garon geschossen und ihn verfehlt?“
„Verfehlt habe ich ihn nicht. Vielmehr habe ich absichtlich daneben geschossen.“
„Weil er so einen grundgütigen Kern in sich trägt“, ergänze ich, „brachte er es einfach nicht übers Herz, Garons Halsschlagader zu durchbohren.“
„Richtig.“, bestätigt der Kundschafter meine Aussage.
„Du hast mit dem Gedanken gespielt, ihn umzubringen?“, fragt der Tempuskleriker mit staunend weit aufgerissenen Augen.
„Ja, habe ich! Und es hat mich verdammt viel Überwindung gekostet, vorbeizuschießen!“

Dann wendet er sich direkt an Garon: „Hör mal zu, Freundchen, so eine beschissene Aktion wie gestern machst du nicht noch mal!“
Doch der Magier sieht unbeteiligt aus und richtet weiterhin sein Frühstück.
Der Kundschafter bleibt beharrlich und spricht den Gelehrten mit drohendem Unterton an: „Hörst du, Garon? Über gestern ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Noch ein Fehler und wir beide kriegen uns in die Wolle.“

„Ich weiß nicht, was du hast, Evendur. Alexander und ich haben gemeinschaftlich, in beinahe blindem Verständnis gehandelt. Unser Ziel, welches erfolgreich umgesetzt wurde, war es, den Feind zu schwächen.“
 „Ich bin mir noch nicht sicher, ob Despayr tatsächlich unser Feind ist“, werfe ich ein, „Er ist ein Gegenspieler, ja, aber ich bin der festen Überzeugung, dass Verhandlungen möglich sind“, etwas leiser füge ich hinzu, „zumindest bevor wir seine STIMME abgemurkst haben.“
Doch Garon bleibt stur: „Ist doch von Vorteil, dass seine Stimme tot ist, dann kann er nicht mehr reden.“
„So ein Quatsch“, fahre ich den Magier an, die Stimme Despayrs war mit Sicherheit ein wichtiger Vertrauter des Drachen. ICH wäre nicht sonderlich erbaut, wenn jemand einen meiner engsten Vertrauten töten würde.“
Galmor ergreift das Wort: „Garon, du bist nicht allein unterwegs“,
doch Evendur unterbricht ihn: „Vielleicht sollten wir Garons Zunge herausschneiden, damit....“, energisch, mit lauter gewordener Stimme, unterbricht ihn der Tempuspriester: „Ich bin zwar deutlich kleiner als du, Evendur, dennoch hast du kein Recht, mich zu unterbrechen, wenn ich rede!“
Respektvoll und beeindruckt nickt Evendur dem Zwergen zu und gibt ihm ein Zeichen, fortzufahren.
„Alleingänge gehen nicht!“, knüpft Galmor an seinen angefangenen Satz an, „Warum tust du das immer wieder? Denkst du, du bist klüger, weiser und besser als wir?“
Die Augen des Magiers verengen sich gefährlich: „Zumindest ist es für mich äußerst fragwürdig, ob alle von uns klug handeln. Lily zum Beispiel ist für mich unzuverlässig und unberechenbar geworden.“
„Bevor du das mit dem Grafen wusstest, hast du mich respektiert und meine Fähigkeiten nicht in Frage gestellt“, verteidige ich mich, „Außerdem habe ich euch noch nie im Stich gelassen, oder durch Alleingänge das Wohl aller hier Versammelten gefährdet.“
„Ach nein?“, fragt Garon zynisch, „Und was ist mit Elenya?“ Ich schweige betreten.
„Was Lily betrifft, so ist sie momentan nicht Gegenstand unserer Diskussion“, meint der Tempuskleriker. „Schön, dann betrachte ich diese Diskussion als beendet.“ Sagt der Magier mit einem Ton der Entgültigkeit in der Stimme.

„Dann solltest du dir überlegen, alleine weiterzuziehen“, wendet Galmor ein. Hochnäsig erwidert der Magier jedoch: „Ich bin mir sicher, dass Alexander mich begleiten wird.“ „Ja ja, eure neu gefundene Zuneigung“, schnaubt Evendur, „Weißt du was, Garon? Alexander weiß tief in seinem Inneren, dass du ein blasiertes Arschloch bist, das Leute gerne für seine Zwecke manipuliert und ausnutzt und sie dann nach Gebrauch wegwirft.“ „So kommen wir nicht weiter“, fasse ich die Situation beschwichtigend zusammen.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 29. April 2008, 18:53:11
Tja...

Ist es Lily trotz ihres schlechten Standes in der Gruppe gelungen, alle zum gemeinsamen weiter machen zu bewegen?

Oder spaltet die macht der Schattenebene schließlich an dieser Stelle die Gruppe in zwei Parteien, die getrennte Wege gehen?
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 08. Mai 2008, 09:25:48
Dani, hast du auch ein paar Zeilen zu Eurem aktuellen Abenteuer verfasst und beabsichtigst das hier weiter zu posten?
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 08. Mai 2008, 17:46:40
Nee, da ich es leite, schreibe ich nicht mit.

Evtl. verfasse ich eine Zusammenfassung, wenn alles rum ist (aber ich glaube hier lesen eh nur Niels, du und ich!) ;)
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Gerthrac am 08. Mai 2008, 18:25:01
Ich rieche einen Trick um Kommentare zu erzwingen :wink:

Ich les auch mit.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 08. Mai 2008, 19:12:48
Glaub ich ehr weniger Dani, sobald du einen neuen Abschnitt veröffentlichst steigen die Views enorm an. Teilweise haben wir zwischen 2 Aktualisierungen sogar 500+ Views mehr.

 :roll:

Vielleicht hat Gerthrac aber auch recht  :wink:
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 08. Mai 2008, 20:28:53
Naja, von den 500 views entfallen gewiss 480 auf mich! :P

(um zu schauen, ob irgendwer was geschrieben hat *fg* )

weitere 15 auf dich, 2 auf Niels, einer auf Gerthrac...bleiben noch 2 stumme Leser  :twisted:

Also, ich überlegs mir, ob ich noch mehr schreibe - wenn ohnehin nimmer mit dem Aufwand wie für "Das Zerreißen des Gewebes", denn da hab ich schon recht lange dran gesessen (und jedesmal, wenn ichs wieder durchlese denk ich mir:
"Schock schwere Not...wie holprig/linkisch ist DAS denn formuliert!?"
 
Bin gewiss zu selbstkritisch für diese welt :P *sich für nen Platz auf ner bequemen couch bei nem psychodoc anmeldet*

Neues update dieser story-hour dann am WE denke ich.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 18. Mai 2008, 21:37:23
Welches WE meintest du denn?  :twisted:
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 22. Mai 2008, 10:24:31
Dieses! ;)
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Die Männer werfen sich gegenseitig Blicke zu.
„Ab jetzt keine Alleingänge mehr!“, fordert Galmor nachdrücklich.
„Nun gut“, lenkt Garon ein, „Wir stimmen die weitere Vorgehensweise für die Zukunft ab. Unser übergeordnetes Ziel ist es, Amnik Basult zu finden, da er einen weiteren Stein unserer Eltern besitzen soll.“
Wir alle nicken, erleichtert, dass wir uns doch ein weiteres Mal zusammenraufen konnten. Nur Alexander schnarcht leise vor sich hin, vom Streit am Tisch offensichtlich völlig unberührt.
„Möglicherweise müssen wir diesen Drachen auch nicht besiegen“, sage ich Gedanken verloren nach einer Weile, in der jeder von uns seinen Gedanken nach hing.
„Wie sollte das von Statten gehen?“, will Evendur wissen.
„Garon, du hast doch diesen Zauber mit den magischen Augen. Wenn wir dicht genug an den Hort Despayrs heran kämen, könntest du ausspionieren, wie es dort aussieht. Ich habe die Möglichkeit uns allesamt unsichtbar zu machen“, erkläre ich.
„Verstehe, wir machen uns mit den Gegebenheiten vertraut, du machst uns unsichtbar, wir schleichen hinein, befreien Amnik Basult und verschwinden wieder, bevor der Drache überhaupt bemerkt, dass etwas nicht stimmt“, fasst der Späher meine Idee zusammen.

„Richtig. Der Plan hat nur zwei kleine Haken“, schränke ich ein.
„Welche?“, wollen die Männer wissen.
„Es geht um die Fähigkeiten des Drachen. Drachen sind mächtige, sehr intelligente Wesen. Es gibt Berichte und Geschichten, die aussagen, sie wären in der Lage Unsichtbares zu entdecken.“
„Darauf müssen wir es ankommen lassen“, entkräftet Galmor meinen Einwand, „Welches weitere Hindernis meintest du?“
„Ihr erinnert euch sicherlich daran, dass wir die Brücke zum ersten Turm gekappt haben?“ „Stimmt, wie werden wir diese Ebene verlassen können?“, fragt Evendur.
„Da gibt es Möglichkeiten“, antwortet ihm Garon geheimnisvoll.
„Geht´s auch etwas genauer?“, meint der Späher genervt.
„Sicher“, Garon grinst.
Ihm scheint es sichtlich Vergnügen zu bereiten, im Mittelpunkt zu stehen, „Ich beherrsche einen Zauber, der es mir erlaubt fliegen zu können.“
„Schön! Und was ist mit uns?“, wirft der Kundschafter leicht gereizt ein.

Der Magier zieht missbilligend eine Augenbraue hoch und betrachtet den ungeduldigen Pessimisten intensiv über den Rand seiner Brille hinweg:
„Ich kann ein Reittier beschwören, welches uns nacheinander über die Schlucht tragen kann.“
„Das wird zuviel Zeit kosten“, wendet Evendur ein, „Was ist, wenn wir verfolgt werden? Könnte doch sein, oder? Immerhin sind die Augen Despayrs noch übrig.“
„Da hast du Recht“, seufze ich, „Weitere Vorschläge?“

„Lily, du besitzt diesen magischen Rucksack, nicht wahr?“, fragt mich Galmor.
„Ja, warum?“ „Könnte man den nicht als Transportmittel verwenden?“
Ungläubig starren wir den Zwergen, der ja kein Zwerg ist, an, der hastig fortfährt, uns seine Vision zu erläutern: „Wir könnten alle in diesen Beutel hinein kriechen, bis auf Garon. Er würde das fliegende Reittier herbeirufen und mit uns im Rucksack verstaut hinüberfliegen.“
Er strahlt uns an. Ich lächele zurück und auch Evendur nickt anerkennend, doch unser Gelehrter Magus schüttelt den Kopf.
„Das wird so nicht funktionieren“, bremst er unsere euphorische Stimmung.

Enttäuschte Blicke richten sich auf den Magier, der genervt die Augen verdreht.
„Denkt mal nach! Ich bin nicht daran schuld, dass euer kindlicher Plan sich in Luft auflöst. Da hättet ihr selbst drauf kommen können und euch solche absurden Gedankenspiele sparen können.“
Kleinlaut fragt Galmor: „Kann man in dem Sack atmen?“
„Nein!“, erwidert Garon laut, „Genau das ist der Punkt.“
Doch der Tempuskleriker bleibt beharrlich: „Weißt du das mit absoluter Sicherheit?“
Ein kurzes, unschlüssiges Flackern in den Augen Garons lässt vielleicht den Rückschluss zu, er sei sich nicht ganz sicher, doch der selbstbewusste Klang seiner Stimme lässt alle Zweifel verschwinden.
„Natürlich. Dieser Raum ist extraplanar. Er existiert nicht auf unserer Ebene. Er existiert auf gar keiner Ebene, deswegen gibt es auch keine Luft in dem Beutel“, antwortet er autoritär, als spräche er zu jungen Kindern.

Doch Galmor lässt sich nicht abschütteln: „Essen verdirbt auch nicht da drinnen, oder?“ Ich nicke und er fährt aufgeregt fort:
„Was glaubt ihr, wie lange wir zum Hinüberfliegen bräuchten?“
Fragend schaut er uns der Reihe nach an.
Ich zucke die Achseln, Garon scheint mit mathematischen Formeln berechnen zu wollen, wie lange sein beschworenes Flugtier brauchen würde, so angestrengt liegt seine Stirn in Falten, und Evendur meint schließlich:
„Meiner Schätzung nach ist die Entfernung deutlich mehr als ein Kilometer gewesen, eher zwei. Selbst ein Greif würde dafür wohl eine Weile brauchen. Da müsste man lange die Luft anhalten!“
„Schon, aber da ist ja möglicherweise ein Rest Luft im Sack enthalten!“, wirft Galmor ein. „Trotzdem möchte ich es nicht ausprobieren“, meint Evendur knapp.

„Zu schade, dass wir keine Versuchstiere hier haben. Eine Katze zum Beispiel. Ich mag keine Katzen“, faselt der Zwerg vor sich hin, „Wenigstens eine Ratte muss doch hier irgendwo sein“, suchend blickt er sich im Turm um.
Evendur sagt schnippisch: „Hier, Galmor! Da ist doch deine Ratte“, lockt er den Kleriker, auf Garon zeigend, der die Beleidigung offenbar überhört hat, „Aber ich fürchte, diese Ratte brauchen wir noch!“, selbstgefällig bricht er in schallendes Gelächter aus, in welches ich widerwillig kichernd einstimme.

„Nun gut“, unterbricht Garon schließlich mit einem irritierten Blick unsere Heiterkeit, „Halten wir also fest, dass wir Despayr nicht gegenüber treten, sofern die Möglichkeit dazu besteht. Wir versuchen Amnik Basult zu befreien und verschwinden dann.“

„Ja, und sollte es sich nicht vermeiden lassen, dem Drachen gegenüber zu treten, dann hören wir uns auf jeden Fall erstmal sein Angebot an“, ergänzt der Tempuskleriker mit beschwörender Stimme.
„Richtig, es muss ja nicht zwangsläufig heißen, dass er uns töten will. Das hätte er sonst wohl schon erledigt“, ergänze ich, „Malcarion sagte lediglich, dass Despayr unsere MACHT bräuchte, um den Riss letztendlich groß genug zu machen.“
„Richtig, Despayr ist auf seine Stimme und seine Augen angewiesen, weil er nicht durch das Portal passt. Ohne diesen ominösen Riss im Gewebe Mystras wird er nicht in der Lage sein, die Schattenebene zu verlassen.“

„Welche Auswirkungen hätte eigentlich dieser Riss im Gewebe auf unsere Ebene?“, fragt Evendur interessiert.
Der Magier ist mit einer Antwort schnell zur Hand: „Wenn das Gewebe Mystras durchbrochen wird, wird der Weg für Shar bereitet. Das Schattengewebe schließt die Lücken im Netz des Gewebes, es wurde von Shar erschaffen. Nur Anhänger Shars können damit umgehen. Es wurde als Shar’s Antwort zum Gewebe erschaffen, ihr Ziel ist es das Gewebe vollständig zu verdrängen und damit ihre Anhänger die einzigen sein zu lassen die arkane Magie wirken können. Wenn sich das Schattengewebe ausbreitet wird es das Gewebe in einen Bereich toter Magie verwandeln.“

„Was heißt das konkret, Garon?“, bohrt der Kundschafter nach. „Letztlich würde dies bedeuten, dass niemand in diesem Bereich Faerûns mehr Zugriff auf Mystras Gewebe hätte. Es wäre ein hoffnungsloser Kampf gegen arkane Zauberwirker des Schattengewebes zu kämpfen ohne Zauberwirker des Gewebes zur Verfügung zu haben.“

Wir blicken den Magier erwartungsvoll an, doch ihm scheint seine Erklärung vollkommen auszureichen.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 01. Juni 2008, 17:02:47
Galmor fasst sich als erster: „Habe ich das richtig verstanden? Im Krieg würde das bedeuten, dass nur noch eine Seite Magie nutzen kann?“
Garon nickt: „Stell dir vor, jemand legt Feuer und du hättest kein Wasser, um es zu löschen.“
Betroffen starren wir unseren Magier an. Evendur versucht die Situation zu entspannen. Er klopft dem Gelehrten auf die Schulter und meint, dass er schon immer wusste, dass die Kriegsmagier-Zunft völlig nutzlos sei, genauso nutzlos wie irgendwelche Kommandanten, die oft so brauchbar wie Unkraut wären. Glücklicherweise geht Garon auf diese Provokation nicht ein.

Ich bewerfe den Kundschafter mit einem Keks. „Hör auf mit solchen blöden Vergleichen, Evendur. Bringt in meinen Augen herzlich wenig, wenn man vor dem Szenario steht, dass unsere bekannte Welt möglicherweise nicht mehr lange Bestand haben wird.“

„Ach Lily, komm schon! Wegen eines Drachen, der von dieser Ebene hier in unsere kommt? Das ist lächerlich.“

„Ich finde es keineswegs lächerlich, Evendur, denn schließlich haben wir einiges an Korrespondenz gefunden, was den Schluss zulässt, dass es weitere Hintermänner hinter Despayr gibt. Ich bin davon überzeugt, dass die Sharisten eine Invasion planen.“, erwidere ich trotzig.

„Eine Invasion?“, fragt mich der Späher mit amüsiertem Klang in seiner Stimme.

„Du brauchst mich hier gar nicht ins Lächerliche zu ziehen, du Hirnie!“
Ich spüre wie heißer Zorn in mir aufwallt und genieße das Gefühl, welches die permanente Kälte dieser Ebene zumindest für einen Augenblick aus meinem Körper vertreibt. Aufgebracht kaue ich auf meiner Unterlippe.

„Gut, dann erkläre es mir bitte, Lily“, ergreift Evendur wieder das Wort, „Woher sollte denn deine sogenannte Invasion kommen?“
 „Hör auf mit mir wie mit einem Grenzdebilen zu sprechen!“, fauche ich ihn an.
Der Kundschafter hebt abwehrend die Arme und macht beschwichtigende Gesten. „Schon gut, schon gut..., komm mal wieder runter!“, fordert er mich auf.

„Ich wisssssen, wasss Bardin meinen“, schaltet sich plötzlich Gathan in unseren Streit ein. Alle Blicke richten sich auf ihn. Seine gespaltene Zunge fährt sich über seine geschuppten Lippen, dann fährt er fort: „Sssstayrsssessssek ssssagen, große Heer in Sumpf verstecken. Ganze Heer von frühere Drachentöter. Alle von Dessspayr betrogen, nun Sssschattenwesen sssseien. Noch mehr Sssssoldaten machen, kommen Sssssumpf durch ssssschwarzzze Kugelportal.“

Dankbar blicke ich Gathan an und schaue triumphierend zu Evendur: „Da hast du es! Ganz wie ich gesagt habe: Despayr bereitet eine Invasion vor.“
Doch so ganz gibt sich der Kundschafter nicht geschlagen: „Ein Heer macht noch lange keine Invasion aus“, gibt er zu bedenken.
„Doch, wenn man das Feuer, welches gelegt wird, nicht löschen kann“, bleibt Garon bei seiner Metapher.

Evendur winkt ab: „Ich wecke jetzt meinen buckligen Bruder und dann brechen wir auf“ und mit sarkastischem Unterton ergänzt er, „Vom hier Herumsitzen können wir die Welt schließlich nicht retten.“

Wortlos gehe ich hinüber zu Alexanders Schwert, ziehe es ein Stück weit aus der Schwertscheide, fahre entschlossen mit meinem Zeigefinger über die scharfe Klinge und betrachte mit einer gewissen Befriedigung den dunklen Blutstropfen, der sofort aus der Kerbe am vorderen Fingerglied hervorquillt. Mit den Augen verfolge ich den Weg des Tropfens, der gemächlich meinen Finger hinunter rinnt, seinen Weg über die Handfläche bis zu meinem Handgelenk findend, wo er dicker und schwerer werdend hängen bleibt. Ich warte noch, bis er sich schwerfällig löst und auf dem Boden in viele kleine Spritzer zerplatzt.

„Was machst du da?“, fragt mich Alexander noch etwas schläfrig. Ertappt blicke ich ihn an und senke dann meinen Blick in Richtung des Blutstropfens. Er folgt meinem Blick mit seinen Augen.
„Aha“, macht mein Freund nur. „Wie viele?“
Stumm zeige ich ihm acht Finger. Er grinst und macht sich kopfschüttelnd daran, seine Sachen zu packen.
Die anderen sind schon Abmarsch bereit.

Wir wählen die Hängebrücke, über welche Despayrs Stimme Malcarion fliehen wollte. Nach einer halben Ewigkeit endet diese Brücke an einem weiteren Turm, der ähnlich eines Stalagmiten geformt ist. Auch um diesen Turm ranken sich die Schattententakeln. Lediglich eine einzige Brücke führt von diesem Turm aus weiter in das schattenhafte Nichts dieser unwirtlichen Ebene.

„Da wären wir wohl“, sage ich, „Was glaubt ihr, erwartet uns im Inneren dieses Turmes?“ „Ich tippe auf die Augen“, antwortet Alexander schnell. „Denke ich auch“, pflichte ich ihm bei.
„Wartet einen Augenblick. Ich möchte in das Innere hineinsehen.“, informiert uns Garon. Mit gekonnten Griffen holt er eine silberne, reich verzierte Schale aus seinem Gepäck und gießt Wasser hinein. Dann murmelt er die Worte eines Zaubers. Gespannt blicken wir auf die stille, tiefschwarze Oberfläche des Wassers in der Schale.

„Hmpf“, macht der Magier.
„Ist dunkel im Turm, eh?“, fragt Galmor den frustriert wirkenden Zauberer.
Ungehalten schüttet Garon die Flüssigkeit aus und packt seine Schale wieder sorgfältig weg.
„Kommt, lasst uns sehen, was uns drinnen erwartet, hier rumsteh´n bringt auch nichts“, fordert uns Alexander auf.

Kein Tor führt in den Turm hinein. Lediglich ein natürlicher Höhleneingang ist zu sehen, um den herum sich die Tentakeln winden. Aus der Tiefe des Turms hören wir, kaum lauter als ein Flüstern, den leisen Gesang von mehreren Frauenstimmen, welche die Herrin der Nacht in uns bekannter Weise preisen.

Vorsichtig und bloß nicht hastig bahnen wir uns den Weg durch die üblen Tentakeln durch den höhlenartigen Eingang ins Innere des Stalaktiten.
Der Gesang ist nun deutlicher hörbar und dem Geräusch folgend nehmen wir, als wir uns drinnen orientiert haben, drei in Roben gewandete Frauengestalten auf dem Boden der Höhle, also etwa 30m unter uns wahr.
Die dunklen Roben der Frauen sind mit lila Verzierungen bestickt, die in auffälliger Weise in diesem schattenhaften Licht hervortreten.
Sie bilden ein Dreigestirn rund um einen blutbefleckten Altar. Das Blut auf dem schwarzen Altarstein ist getrocknet. Eine gewundene Rampe führt hinunter zu den Priesterinnen, welche innerhalb eines Ringes aus silbernen Runen stehen.
An bestimmten Stellen ihres Gesanges scheint es so, als erhöbe sich der silberne Kreis ein Stückchen vom Boden um dort für einen Moment zu schweben.

Unser Blick wird jedoch bald von den singenden, in ihr Tun vertieften Frauen abgelenkt, hin zu einer weitaus mächtigeren Präsenz.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 22. Juni 2008, 16:52:36
Es handelt sich hierbei um eine schwebende Kugel, welche etwas abseits des Altares, in der Nähe der Rampe, regelmäßig pulsierend vom Boden bis zum Eingang hinauf schwebt. Immer einer festen Bahn folgend.
Sie scheint Dunkelheit zu absorbieren oder vielleicht besser gesagt zu bündeln. Zunächst ist die Kugel von milchig grauer Färbung, um dann immer dunkler zu werden, bis sie sich im Zustand tiefsten Schwarzes entlädt: sie schießt dann einen Blitzstrahl reinster, tiefster Dunkelheit aus dem Turm heraus, einfach durch die Wände, die – wie wir nun feststellen – auch nicht wirklich vorhanden sind, sondern eigentlich nur jene wabernden Tentakeln.

Einige Momente stehen wir über der Szenerie auf einer Art Balustrade und betrachten die Frauen. „Die führen ein Ritual durch“, stellt Evendur fest.
„Jetzt echt?“, fragt Galmor ätzend, „Bist ein echter Blitzmerker, wie?“
„Als Späher lebt man von einer raschen Auffassungsgabe“, erklärt der Kundschafter, sichtlich nicht aus der Ruhe gebracht.
„Sind das hier diese Augen, von denen der andere Kerl sprach?“, will Alexander knurrend wissen.
„Ich vermute es stark“, antwortet ihm Garon.
„Schön, dann geh ich da jetzt runter und hau sie kaputt.“
„Nein, warte einen Moment“, hält ihn sein Halbbruder zurück.
„Was ist noch?“, fragt der muskelbepackte Kämpfer den Späher gereizt.
Evendur nickt in Richtung der Kugel, die gerade wieder einen schwarzen Strahl abschießt. Alexander schnaubt ungehalten, verharrt jedoch.
„Nichtsdestotrotz hat Alexander Recht“, schalte ich mich ein, „Ich bin mir sicher, dass die Damen dort unten die Augen Despayrs sind. Sie sind dafür verantwortlich, dass wir nicht ruhen können und Schnittverletzungen davon getragen haben. Dieses Ritual muss beendet werden, also müssen sie sterben.“
Alexander spannt seine Muskeln und holt seinen mächtigen Bihänder hinter seinem Rücken hervor.
„Ich stimme dir zu Lily, aber die sind zu dritt, da sollte man schon mit ein wenig Bedacht vorgehen, findest du nicht?“, fragt mich Galmor.
Bevor ich zu einer trotzigen Erwiderung ansetzen kann, hören wir, wie Garon einen mächtigen Zauber intoniert. Kurz nachdem die letzte Silbe verklungen ist, manifestiert sich ein mächtiger Totenschädel zwischen seinen weit vorgestreckten Händen, den er hinunter in die Tiefe, zum Ritualkreis schleudert.
„Oh nein....kein Feuerzauber, Garon!“, stöhne ich leise, „Das ging zuletzt doch immer schief.“
Doch Garon lächelt siegessicher und tatsächlich scheint er diesmal richtig zu liegen: mit einer enormen Hitzewelle und blendendem Licht zerbirst der Totenschädel als flammendes Inferno inmitten des silbernen Runenkreises.

Drei erstickte, gequälte Schreie künden davon, dass die drei Priesterinnen Shars dem Feuer nichts entgegen zu setzen haben. Augenblicke später ist alles still. Als der grelle Lichtschein uns nicht mehr blendet und der Rauch größtenteils abgezogen ist, versuchen wir die schattenhafte Dunkelheit mit unseren Augen zu durchdringen und sehen wenig mehr als Aschehäufchen auf dem Boden rund um den Altar liegen.

„Sind sie tot? Oder weg?“, frage ich.
Evendur und Galmor zucken die Achseln und Alexander schmollt, da Garon ihm den Spaß verdorben hat, einen Kampf auszutragen.
„Von hier oben aus können wir das nur herausfinden, indem wir es da unten hell machen“, stellt der Magier fest, „Es kann nicht zufällig einer von euch den Zauber „Tageslicht“ wirken?“
Galmor schüttelt den Kopf, ich schüttele den Kopf, Alexander schaut Garon entgeistert an und Evendur sagt plötzlich voller Inbrunst: „Ja, ich!“
Alle Blicke haften auf ihm, ungläubiges Staunen, gepaart mit Anerkennung, einzig Galmor schaut skeptisch:
„Das glaube ich kaum, werter Evendur.“
„Oh doch! Ich kann machen, dass mir die Sonne aus dem Arsch scheint, war es nicht das, was du meintest?“
Ich grinse, Alexander lacht schallend, Galmor schüttelt den Kopf und Garon scheint ernsthaft über die Möglichkeiten dieser Fähigkeit nachzudenken. In Gedanken versunken fragt der Magier in unsere heitere Runde hinein: „Muss man dafür sein Hinterteil entblößen?“
Die Gethac-Brüder kugeln sich vor Lachen auf dem Boden, während Garon ihnen die Pest an den Hals wünscht.
Nachdem Alexander sich endlich von seinem Lachanfall beruhigt hat, beschließen wir die vorbei an der Kugel zum Altar hinab zugehen.

Ich zähle die Abstände zwischen den Entladungen der Schattenkugel, denn soviel steht fest: es wäre wohl äußerst ungesund, sich durch diesen Strahl gebündelter Dunkelheit hindurch zu bewegen.
Nachdem ich fünfmal gezählt habe und es stets etwa derselbe Rhythmus war, gehen wir einer nach dem anderen hinunter, darauf bedacht, uns innerhalb der gezählten Entladungsabstände von der Rampe weg zu bewegen.

Als wir alle unten beim Altar stehen und die Szenerie nach Garons Feuerschlag begutachten, finden wir drei Zauberstäbe in der Asche.
Galmor und ich sind uns einig, dass der finstere Altar irgendwie „zerstört“ werden sollte, was aber unserer Ansicht nach noch warten kann, bis wir zurückkehren von Despayr.

 „Ich werde diese Kugel hier genauer in Augenschein nehmen“, sagt Garon und beginnt Bücher aus seinem Gepäck zu kramen.
„Was soll das heißen?“, fragt ihn der Tempuskleriker alarmiert.
 Der Magier wirft ihm einen geringschätzigen Blick zu und erläutert, dass er nun vorhabe, sich hier hinzusetzen um diese Kugel zu studieren.
Ungläubige Blicke treffen auf Garons gnadenloses Selbstbewusstsein.
„Was ist?“, fragt er gereizt, als wir alle unsere entsetzten Blicke auf ihn gerichtet haben und ihn erwartungsvoll anstarren.
„Ich werde nicht hier in diesem Turm rasten“, sagt Galmor stur.
Die Augen unseres Magiers beginnen bedrohlich zu funkeln.
„Was er meint ist wohl folgendes“, versuche ich rasch zu vermitteln, „Du selbst hast uns ja auf die schlechten Auswirkungen dieser Ebene auf unseren Gemütszustand aufmerksam gemacht. Galmor spricht nur das aus, was wir alle irgendwie befürchten.“ „Und was wäre das?“, lenkt Garon genervt ein.
Ich fahre mir hastig mit der Zunge über die Lippen und fahre fort zu reden: „Wir alle haben doch das Gefühl, hier allmählich durchzudrehen. Daher sollten wir nicht mehr Zeit hier verbringen, als unbedingt nötig, oder?“
„Außerdem ist es völlig egal, was es mit dieser Schattenblitzkugel auf sich hat“, wirft der Zwerg anklagend ein.
Ich werfe ihm einen beschwörenden Blick zu, da ich eigentlich dachte, den Magier für unsere Seite gewonnen zu haben.
„Es ist keineswegs egal, was es mit dieser Kugel auf sich hat“, erklärt Garon geduldig, als würde er zu einem störrischen Kind sprechen, „Vielleicht zieht der Drache Stärke aus diesem Konstrukt oder der gebündelte Strahl bietet uns eine Möglichkeit die Ebene zu verlassen. Dies gilt es zu erforschen. Zudem wird der Wahnsinn nicht binnen der nächsten zwei Stunden über unsere Gruppe hereinbrechen.“

Alexander und ich nicken, doch Galmor wendet sich nur schnaubend ab.
Evendur raunt uns zu, als Garon es sich in einer Ecke mit seinen Büchern gemütlich gemacht hat: „Solange wir mit Garon reisen wird uns dieses Schicksal wahnsinnig zu werden, ohnehin ereilen.“

Auch wir anderen machen es uns, so gut es eben in diesem Gemäuer geht, gemütlich. Ich beginne Lieder zu spielen und Texte über uns zu improvisieren. Alexander steuert die eine oder andere Idee bei oder auch mal ein Stück Melodie. So vergeht die Zeit.
Als mir die Ideen für Lieder und Texte ausgehen, schlägt Galmor vor, uns gegenseitig zu erzählen, was wir machten, bevor wir uns trafen. Und so erzählen wir der Reihe nach von uns. Die Zeit vergeht.

Argwöhnisch blickt der Tempuskleriker gelegentlich auf Garon, der tief versunken über seinen Büchern sitzt.
„Täusche ich mich, oder ist er gerade mal zwei Seiten weit gekommen?“, fragt er schließlich entrüstet.
Wir blicken einander an und schütteln ratlos den Kopf.
„Nee, ist doch ein anderes Buch, oder?“, frage ich unsicher.
„Für mich sieht es ganz danach aus, als sei er eingeschlafen“, stellt Galmor voller Überzeugung fest.
„Abwarten“, sagt Evendur beschwichtigend.

Es kommt uns wie eine Ewigkeit vor, als Garon schließlich zu uns herüber kommt. Seine Augen leuchten, vom inneren Feuer der Wissenschaft erhellt.
„Ich habe etwas nachgelesen“, ruft er freudig.
„Das hoffe ich für dich“, knurrt Alexander, „Ich würde dich sonst lynchen, wenn du hier lediglich ein Nickerchen abgehalten hättest.“
Galmor lässt die Knöchel seiner Faust knacken und nickt Alexander zu.

Der Magier lässt sich nicht beirren und richtet seinen Blick auf das scheinbar dankbarere Publikum, also auf Evendur und mich: „Dieser Gegenstand der Schattenebene saugt Schattengewebe an. Er vermehrt das Schattengewebe, sammelt Energie. Es dient unserem Feind, denn die Schattenenergie ist nur für sie nutzbar. Zusammenfassend habe ich herausgefunden, dass dieser Gegenstand die Wurzel allen Übels ist. Ich werde sie zerstören.“
„Steht der Turm danach noch?“, will Galmor wissen.
„Davon gehe ich aus, wenngleich ich es nicht mit letztendlicher Sicherheit vorhersagen kann“, antwortet der Magister.
„Und wie könnte der Gegenstand zerstört werden?“, frage ich.
„Nun, es handelt sich letztlich um einen ganz normalen magischen Gegenstand. Da es sich um ein Objekt der Dunkelheit und des Schattens handelt, bedarf es lediglich eines mächtigen Lichtzaubers, um es zu neutralisieren. Lathanders Lichtstrahl würde es vermutlich schon tun oder Evendur lässt seine Hose runter.“
Der Magier grinst schelmisch.
Da keiner von uns über die Kraft des Sonnenlichtes verfügt, zumindest nicht im Augenblick, beschließen wir jedoch weiter zu gehen.

Wir überqueren die nächste Brücke und abermals überkommt uns diese bleierne Müdigkeit, die uns kaum einen Fuß vor den nächsten setzen lässt. Auch fährt uns die eisige Kälte der Schattenebene in unsere Glieder, so dass unsere heitere Stimmung von eben einer melancholischen Resignation weicht.
Nach einem uns endlos erscheinenden Marsch endet die Brücke an einer steinernen Wand, deren Ausdehnung wir im schattenhaften Licht lediglich erahnen können.

Unmittelbar vor uns jedoch hängt eine schwarze, riesige Kugel in der Steinwand. Es wirkt so, als habe man mit einer gigantischen Kanone diese Kugel auf die Mauer abgefeuert, wo sie nun steckt.
Bei genauerem Betrachten dieser Kanonenkugel, fällt auf, dass die Brücke, auf welcher wir wandeln, in ein vergleichsweise kleines Loch innerhalb der Kugel hineinführt.

„Sind wir nun am Ziel?“, bricht Alexander unser ehrfürchtiges Schweigen.
„Ich nehme mal an, dass hinter dieser Steinwand der Drache Despayr hockt.“, meint Evendur.
„Andererseits haben wir weder die Ohren, noch die Nase Despayrs bislang angetroffen, nicht wahr?“, gibt Galmor zu bedenken.
 Wir blicken ihn verstört an, so dass er schnell ergänzt:
„Andererseits habe ich auch noch nie die sprichwörtliche Redewendung gehört, dass ein Herrscher eine Nase oder Ohren in Form irgendwelcher Diener hätte.“
Ungeduldig mache ich einige Schritte auf die Kugel zu:
„Wir werden es nie erfahren, wenn wir nicht reingehen.“
„Lily hat Recht“, unterstützt mich Alexander knapp und folgt mir.
Als er mich eingeholt hat, fasst er mich am Arm und hält mich zurück:
 „ICH gehe vor“, blafft er mich an.
Ich nicke und wir betreten, dicht gefolgt vom Rest der Greifenbrut, die Kugel.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 03. Juli 2008, 09:03:00
Wir staunen, als wir des geschmackvollen, wohnlichen Ambientes gewahr werden. Das Innere der Kugel ist mit kostbaren schwarzen und weißen Wandteppichen ausgekleidet, auf denen Figuren und menschliche Wesen aller Art dargestellt sind. Allesamt knien die Teppichfiguren vor einer in lila und schwarz gehaltenen Scheibe, dem heiligen Symbol Shars.

In einer der Ecken des Raumes sind auffällige violette Runen auf dem Boden zu sehen, sowie bei genauem Hinsehen ein Durchgang.

Als Alexander zielstrebig auf den Durchgang zuläuft, hält ihn Evendur zurück.
 „Moment, Brüderchen, nicht so eilig. Wir sollten hier lieber etwas bedachter vorgehen.“ „Und hier wieder rumschleichen bis zum St. Nimmerleinstag?“, erwidert der Hüne patzig. Ich geselle mich zu meinem Freund.
„Ich finde Evendur sagt durchaus was Sinnvolles“, unterstütze ich den Kundschafter, „Garon, könntest du nicht deine magischen Augen zum Erkunden vorausschicken?“
„Das könnte ich wohl.“
Vier erwartungsvolle Augenpaare heften sich auf den Magier, der damit beschäftigt ist seine Robe auf magischem Wege zu reinigen.
„Garon?“, fragen wir im Chor.
 Flüchtig schaut er auf und blickt uns verständnislos an.
„Wolltest du nicht diese magischen Augen losschicken?“, helfe ich ihm auf die Sprünge.

Evendur raunt Galmor zu, dass es nun wohl endgültig vorbei sei mit Garons Zurechnungsfähigkeit. Der Kleriker nickt besorgt und wirft dem Kundschafter einen bedeutungsvollen Blick zu.
„Hört auf ihn zu verhohnepipeln!“, schnauzt Alexander die beiden an.
Schuldbewusst senken die beiden Männer zwar ihren Blick, ein Grinsen können sie jedoch nicht dadurch verbergen.
Erst als Alexander beide bedrohlich anknurrt, bekommen sie ihre Gesichtsmuskeln mühsam wieder unter Kontrolle.
„Was ist jetzt mit deinem Zauber, Magier?“, beharrt der Barbar knapp.
„Er Cala Tulta!“, ruft Garon und zwei winzige Totenschädel, die binnen weniger Wimpernschläge komplett verblassen, machen sich auf den Weg.
Nach einiger Zeit kehren die Augen offensichtlich zurück und Garons Gesichtsausdruck, der stetig frustrierter wurde, hat sich nicht zum Positiven verändert.
„Was ist? Was hast du gesehen?“, will ich wissen, obwohl mir die unbefriedigende Antwort bereits schwant.
„Nichts“, antwortet der Magus.
„Nichts?“, ereifern wir uns ungläubig.
„Nichts“, bestätigt der Zauberer.
„Würde es dir sehr viel ausmachen, dieses „Nichts“ ein wenig genauer zu beschreiben?“, fragt Galmor, mit einem kurzen Seitenblick auf den Barbaren, betont höflich.

„Wie sollte ich einen etwa 700 Schritt langen Gang, der in den Fels gehauen wurde und mehr oder weniger geradeaus führt, um schließlich, als mein Zauber endete, an einem Durchgang im Fels zu enden, genauer beschreiben?“, gibt der Magier säuerlich zurück.

 Wir nicken und Garon fährt pedantisch fort, seine Robe zu reinigen.
„Was tust du da?“, frage ich ihn.
„Wonach sieht es denn aus, werte Lily?“
„Schön...warum tust du das?“
„Glaubst du ich möchte ein solch ehrenvolles Wesen wie diesen Drachen allein durch mein bloßes, abgerissenes Äußeres beleidigen?“ gibt der Magier entrüstet zurück.
„Nein, nein, natürlich nicht...“, lenke ich ein und schaue betreten an meiner inzwischen arg abgewetzten Kleidung hinab.
Galmor und Evendur brechen in schallendes Gelächter aus.
„Hört auf zu lachen!“, donnert Alexander, „Als ob wir nichts wichtigeres vorhätten! MANN!!!“
„Gut, dann lasst uns rasten, bevor wir weiter gehen. Wer weiß, wie lange es noch ist, bis zu Despayr“, schlage ich vor.
Wir gehen den ausgespähten Gang entlang, bis wir an dessen Ende stoßen. Er mündet an einer weiteren Hängebrücke.
Garon errichtet eine magische Hütte, die uns vor Blicken schützt. Alexander will ein Feuer entfachen, welches jedoch in Ermangelung einer größeren Menge Brennholzes eher bescheiden ausfällt. Sein Vorschlag, die <Necreme> zu verfeuern, provoziert einen Tritt vor sein Schienbein von mir.

Da die Hütte uns schützt und die „Augen Despayrs“ von Garon verbrannt worden sind, können wir eine einigermaßen erholsame Rast verbringen. Als wir aufwachen essen wir von den Keksen aus Malcarions Turm.
Garon phantasiert, dass die gerösteten Priesterinnen gewiss auch nicht zu verachten gewesen wären, bis ich ihn dezent darauf hinweise, dass von den drei Damen lediglich ein Häuflein Asche übrig geblieben war.

Abermals raunt Evendur uns zu, dass er um Garons Geisteszustand ernsthaft besorgt sei. Demonstrativ rückt er so weit es in der engen Hütte geht, von dem Magier ab.

„Ehrlich gesagt finde ich, dass Garons Geisteszustand schon erheblich besser wurde, seit wir gemeinsam reisen“, nehme ich den Zauberer, der friedlich und tief in Gedanken versunken an seiner Robe zupft, in Schutz.
„Das kommt dir nur so vor, Lily“, bremst der Späher meinen Enthusiasmus aus, „Du hast dich möglicherweise – wie wir alle – an Garons schräge Art gewöhnt. Vielleicht werden wir allmählich auch alle wahnsinnig und deswegen kommt es uns nicht mehr so schlimm vor.“
Diese Argumentation lässt sich - zumindest spontan – nicht entkräften.
„Lasst uns aufbrechen“, fordert uns Galmor auf.

Wieder einmal betreten wir eine Hängebrücke, doch diesmal haben wir das Gefühl, dass es die Letzte ihrer Art gewesen sein könnte. Sie spannt sich entlang einer Mauer in die Tiefe, wo sie schließlich an einem Loch in der Mauer mündet. Rund um das Loch leuchten violette Runen. Garon und ich erkennen, dass es sich bei den Schriftzeichen um den uralten Dialekt Lorass handelt, sind jedoch nicht in der Lage, den Spruch zu entziffern.

Hinter dem Loch in der Mauer sehen wir deutlich einen Lichtschein. Evendur gibt uns zu verstehen, dass er zunächst alleine voran schleichen möchte. Behände und leise dringt er durch das Loch in den Bereich hinter der Mauer ein.

Wenig später kehrt er zurück:
„Der beleuchtete Raum ist eine Bibliothek“, flüstert er, „Dort stehen fünf große Regale, über jedem von ihnen schwebt ein großer Totenschädel, in dessen Augenhöhlen grünes und gelbes Licht flackert. Außerdem stehen dort mehrere Tische und Stühle, insgesamt wirkt es so, als würde dieser Raum häufig frequentiert.“
„Was soll das heißen, frequentiert?“, fragt Alexander ungehalten.
„Er meint, dass da wohl öfters jemand hingeht“, helfe ich meinem Freund, bevor Evendur zu einer beleidigenden Erklärung ansetzen kann.
„Warum sagt er das dann nicht einfach?“, will der Barbar schmollend wissen.
„Vielleicht, weil er sich wichtig machen will“, tröste ich ihn und Alexander nickt grimmig.

„Diese Totenschädel kenne ich. Es sind Wächter. Vermutlich sind sie an die Bücher gekoppelt“, informiert uns Garon, „Könnte aber auch sein, dass sie dafür Sorge tragen sollen, niemanden in die Bibliothek herein zu lassen.“
„Sei es drum, wir haben nichts zu verlieren, oder? Lasst reingehen.“, fordert uns Galmor auf.
„Wartet noch, ich habe euch noch nichts über den Gang erzählt, welcher sich hinter der Bibliothek erstreckt. Ich bin ihm nicht gefolgt, konnte jedoch sehen, dass sich am anderen Ende ein in bläuliches Licht getauchter Raum befinden muss.“
„Dann werde ich zunächst für uns Erfahrung bringen, was uns in diesem Raum erwartet. Diese Schädelfallen sind eine Sache, mit denen werden wir fertig, aber wer weiß, was uns danach erwartet. Wir sollten vorbereitet sein.“
Wir stimmen dem Magier zu.
„Nelde Hen Cant Berio!“ Doch nichts tut sich.
Auf Garons Gesichtszügen macht sich ein Ausdruck von Erstaunen breit, in den sich eine Spur Furcht und Irritation mischen.
„Was ist los?“, möchte ich wissen.
„Das ist nicht gut, was immer es ist, es ist nicht gut“, murmelt der Kleriker in seinen Bart. „Garon?“, ich schüttele ihn.
Langsam dreht sich der Zauberer zu mir um und flüstert kaum hörbar:
„Ich habe keinen Zugriff auf das Gewebe.“
„Was hat er gesagt?“, fragen die Gethac-Brüder.
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 03. Juli 2008, 09:21:31
Zitat von: "Lily Weg"
Das Innere der Kugel ist mit kostbaren schwarzen und weißen Wandteppichen ausgekleidet, auf denen Figuren und menschliche Wesen aller Art dargestellt sind. Allesamt knien die Teppichfiguren vor einer in lila und schwarz gehaltenen Scheibe, dem heiligen Symbol Shars.


Hier hat die Gruppe leider leider einen sehr wertvollen magischen Gegenstand des Abenteuers übersehen: einen fliegenden Teppich  :(

Zitat von: "Lily Weg"
„Nelde Hen Cant Berio!“ Doch nichts tut sich.
Auf Garons Gesichtszügen macht sich ein Ausdruck von Erstaunen breit, in den sich eine Spur Furcht und Irritation mischen.
„Was ist los?“, möchte ich wissen.
„Das ist nicht gut, was immer es ist, es ist nicht gut“, murmelt der Kleriker in seinen Bart. „Garon?“, ich schüttele ihn.
Langsam dreht sich der Zauberer zu mir um und flüstert kaum hörbar:
„Ich habe keinen Zugriff auf das Gewebe.“


Jetzt geht es bald ans Eingemachte und da die Gruppe aus 5 SC und einem NSC bestand habe ich die folgende Begegnung noch ein wenig verschärft...
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 05. Juli 2008, 22:16:08
Ein fliegender Teppich?

Du HUND! :p

*heult* *stampft wütend auf den Boden* *heult*

 :baaa:
Titel: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 07. Juli 2008, 07:24:48
Der wäre in den folgenden beiden Abenteuern sicherlich überaus nützlich gewesen... Ich denke da an bestimmte Begegnungen  :twisted:  :twisted:  :twisted:

 :roll:
Titel: Re: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Lily Weg am 22. Juli 2008, 10:36:48
Was hat er gesagt?“, fragen die Gethac-Brüder.
Garon schluckt schwer, räuspert sich und wiederholt dann etwas lauter: „Ich habe mit dieser Schule des Zaubers keinen Zugriff auf das Gewebe.“
„Was soll das heißen?“, fragt Alexander verwirrt.
„Es bedeutet wohl ungefähr soviel wie: der Magier ist nutzlos für uns hier“, klärt ihn Galmor auf.
Der Barbar grübelt einen Moment über diese Worte, bevor er fragt: „Warum?“
Evendur versucht es seinem Halbbruder begreiflich zu machen: „Ich nehme an, der Riss im Gewebe ist schuld, nicht wahr Garon? Wir befinden uns in der Nähe des Risses, den Despayr erzeugt hat. Stell es dir wie einen prächtigen Teppich vor, Alexander. Normalerweise ist das Gewebe, die Fasern fest und ebenmäßig, doch durch gewisse Umstände kann das Gewebe fadenscheinig werden.“
Der Barbar grunzt ungeduldig.
„Ich bin nicht völlig nutzlos. Erstens haben, soweit ich es bisher ergründen konnte, lediglich zwei meiner Zauberschulen keinen Zugriff mehr auf das Gewebe: nämlich die Erkenntnis- und Beschwörungszauber. Und zweitens, Zwerg, wäre ich selbst völlig meiner Zauberkraft beraubt noch eine wertvolle Unterstützung unserer Gruppe. Allein auf Grund meines scharfen Verstandes und meiner taktischen Überlegungen.“

„Pscht! Seid still! Hört ihr das?“ unterbricht Evendur die Rede des Magiers, der ihn zunächst ungehalten ansieht, bis auch er das Geräusch mächtiger, schlagender Flügel hört. Wir alle glauben die Vibrationen zu spüren, welche der mächtige Flügelschlag im Raum jenseits der Bibliothek auslöst.
Vorsichtig begeben wir uns in die Bibliothek. Mit bewunderndem Blick schlendert Garon an den Regalen vorbei, darauf bedacht, keines der kostbaren Bücher, die allesamt vom Schattengewebe und seiner Macht oder von Shar handeln, zu berühren.

Nun hören wir deutlich das Geräusch eines riesigen, geflügelten Wesens, welches sich in dem blau leuchtenden Raum aufhalten muss. Vorsichtshalber zieht Alexander sein Schwert.
Doch sofort herrschen wir ihn kollektiv an: „Alexander!!! Steck es weg! Wir wollten doch verhandeln.“
Grummelnd packt der Krieger seine mächtige Waffe zurück in die Schwertscheide. Wir atmen noch einmal tief durch, streichen unsere Kleidung glatt, spannen unsere Muskeln und nehmen eine möglichst aufrechte Haltung ein, bevor wir den Gang durchqueren und in den in bläuliches Licht getauchten Raum betreten.

Der Raum ist riesig.

An den Wänden hängen in zwei bis drei Schritt Höhe zahlreiche Käfige, in denen sich jeweils eine humanoide Kreatur befindet. Sechs der gut drei Dutzend Käfige sind leer. Die Insassen der übrigen Käfige wirken leblos. Ein Blick in die Augen der nächstgelegenen Gefangenen verrät uns, dass die Leute sowohl um Freiheit als auch um den Tod betteln.

Von jedem Käfig geht ein lila-blau schimmerndes Gebilde – eine Art kleine Kugel – ab, welches in der Mitte des Raumes in einer gigantischen Sphäre gebündelt wird. Diese wolkenartige Sphäre schwebt über der Empore, auf welcher majestätisch der schwarze Drache Despayr thront, um dessen langen, geschmeidigen Hals ein auffälliges, bronzefarbenes Amulett baumelt.
Ein Paar sehr intelligente, alte Augen blickt uns aufmerksam an.
Die Kreatur gibt uns Zeit, die immense Größe des Raumes und seiner selbst zu erfassen, bevor sie uns mit volltönender Stimme anspricht: „Endlich seid ihr gekommen, wenn auch nicht auf dem Weg, den ich für euch vorgesehen hatte.“
 Ich trete höflich einen Schritt nach vorn und deute eine Verbeugung an: „Grüße, Despayr. Welchen Weg hattet Ihr für uns vorgesehen? Ich hoffe, es bringt keine Unannehmlichkeiten mit sich, dass wir unseren eigenen Weg wählten.“
„Der Weg, den ich vorsah, wäre mehr unter meinem Willen gewesen. Was jedoch letztlich zählt, ist nur, dass ihr hierher gefunden habt – wegen Amnik Basult.“
„Da habt Ihr Recht“, räume ich ein, „Was erwartet uns nun?“
Der Drache deutet mit seinem Kopf zu den Käfigen an den Wänden: „Eure Essenz fehlt noch, um den Riss groß genug zu machen und den weiten Sumpf in Faerûn mit einer Ebene toter Magie zu überziehen.“
„Ein jeder ist seines Schicksals Schmied, Drache, und ich werde Euch und Euren dunklen Machenschaften nicht dienen!“, ruft Alexander trotzig und zieht sein Schwert.
„Entspann dich“, zischt ihm Galmor zu.

Ärgerlich blickt Despayr den Barbaren an. „Wenn ich wollte, könnte ich euch sofort vernichten!“, droht er uns.
„Das glaube ich gern, aber Fakt ist wohl, dass du uns lebend brauchst, um dein Werk zu vollenden“, gibt Evendur zu bedenken.
„Was zählt ist einzig und allein, dass ich euch hier brauche, eure körperliche Hülle ist egal, ich brauche eure Essenz.“
„So ganz stimmt das nicht, fürchte ich“, wirft Galmor ein, „Denn sonst hättest du uns ja auch irgendwie her schaffen können.“
„Ich hatte meine Gründe, beispielsweise hat es mir ein gewisses Vergnügen bereitet, euch zuzusehen, was meiner temporären Langeweile Abhilfe verschafft hat.“
„Warum wir?“, fragt Alexander, den Redeschwall der imposanten Kreatur unterbrechend.
 Doch Despayr lässt sich nicht beirren: „Lange habe ich darauf gewartet, den Riss im Gewebe auf dieser Ebene in Eure Welt ausweiten zu können. Es gab hier und da bereits Leute, von denen ich erhoffte, sie hätten ausreichend Essenz, um meinen Plan verwirklichen zu können, doch am Ende fehlte stets ein Quäntchen. Ich ließ mir diesmal besonders viel Zeit, die geeigneten Leute herauszusuchen und hierher zu bringen. Ich ließ mir diesmal viel Zeit, genau zu berechnen, wann es günstig wäre und welche Essenz wie viel zum Gesamtwerk beitragen würde. Und ich wählte meine Bündnisse mit Bedacht.“
„Mit Verlaub“, unterbreche ich den Drachen, „Aber was die Wahl Eurer Bündnispartner betrifft, so meine ich, dass...“
„Schweig, Bardin!“, donnert Despayr. Beeindruckt senke ich den Blick.

„In meiner unermesslichen Großzügigkeit mache ich der Greifenbrut ein Angebot.“
Gespannt blicken wir ihn an.
„Für eure Essenzen wäre ich gewillt, alle anderen Gefangenen, die ihr hier seht, freizulassen.“
Beinahe scheint das Monstrum zu lächeln.
„Guter Plan, Despayr!“, ruft Alexander ihm zu, „Du lässt alle frei und wir lassen dich leben!“
Den feinsinnigen Humor unseres Barbaren offensichtlich nicht schätzend, blickt der Drache den Kämpfer an, bäumt sich zu seiner vollen Größe auf und scheint Alexander mit seinem Blick zu durchdringen. Der sonst so unbeeindruckte Muskelprotz sackt sichtlich in sich zusammen und in seinen Augen ist eine Spur von Niederlage zu lesen. Was auch immer da zwischen den beiden geschehen ist – der Barbar scheint seinen Meister gefunden zu haben.
„Alles in Ordnung mit dir?“, frage ich überflüssigerweise und Alexander schüttelt den Kopf. Ich klopfe ihm mitfühlend auf die Schulter und raune ihm zu: „Auf geht´s, wird schon wieder.“
„Euer Angebot, Despayr, ist leider nicht akzeptabel“, sagt Garon ruhig, „Denn seht, diese Gefangenen sind bereits so gut wie tot.“
 „Stimmt“, unterstützt ihn Galmor, „Ihre Seelen schreien nach Erlösung durch den Tod, weil ihre körperlichen Hüllen ohnehin schon tot sind.“ Gleichzeitig beginnt er heilige Worte zu murmeln und seine kleine Gestalt scheint kurze Zeit später von klerikaler Macht durchdrungen zu sein.
„Ihr Narren! Ihr habt mir soeben den Krieg erklärt, das werdet ihr bitter bereuen, denn ich werde ohnehin bekommen, was ich brauche!“
„Es sei denn, wir töten dich“, meint Evendur.
Und ich ergänze provozierend: „Solltest du überleben und uns unserer Essenz berauben, dann sterben wir ruhigen Gewissens: wir haben zumindest versucht, die Welt zu retten. Und wenn wir erstmal gestorben sind, merken wir sowieso nicht mehr, was du Perverses mit uns anstellst!“
„VERSUCHT DIE WELT ZU RETTEN…“ donnert Despair amüsiert.



Titel: Re: Cormyr - The Tearing of the Weave
Beitrag von: Arkos am 22. Juli 2008, 11:37:02
Gibt es eigentlich inzwischen Fotos von den einzelnen SC Figuren und dem geilen Setup vom Endkampf? Die würde ich gerne (immer noch) ins Word Dokument einbauen.

Patrick hat doch bestimmt mal Zeit wenn er das noch nicht gemacht hat - ansonsten mach ich das mal  8)

Ich glaube nämlich ich werde mir das Endprodukt auch von einer Druckerei drucken lassen und mit schönem Einband ins Regal stellen...
Titel: Re: Cormyr, the Tearing of the Weave: FINALE I
Beitrag von: Lily Weg am 30. Juli 2008, 06:55:21
„Bestechende Logik, Lily“, schmunzelt Garon, „Dann lasst uns den Drachen töten, diese Lösung ist meines Erachtens nach zumindest die Bessere.“

Wir nicken uns entschlossen zu und verteilen uns danach an möglichst weit auseinander liegenden Punkten in dieser großen Halle.
Im Moment des Auseinandergehens zaubere ich meinen mächtigsten Zauber auf uns, der es uns erlaubt, einen zusätzlichen Angriff auszuführen und schneller zu handeln, jedoch hält diese Verbesserung unserer Schlagkraft nur für sehr begrenzte Zeit an – unwahrscheinlich, den Drachen binnen dieser Zeit zu besiegen, aber ich hoffe, wir erarbeiten uns dadurch einen gewissen Vorteil.

Alexander geht Despayr direkt an.
Seit diesem seltsamen Blickwechsel scheint der Barbar eine persönliche Rechnung mit der Bestie offen zu haben.
Gathan und Evendur versuchen hinter den Drachen zu gelangen, während Galmor Alexander Zeichen gibt, dass sie sich so postieren werden, dass die gigantische Kreatur in die Zange genommen werden kann.
Ich gehe in Garons Nähe, jedoch weit genug entfernt, um bei einem möglichen Odemangriff, den solche Kreaturen ausführen können, wie uns der Magier letzthin erzählte, nicht beide getroffen zu werden. Laut stimme ich ein Lied des Mutes an, welches ich mit der Macht grimmiger Verzweiflung so inbrünstig und leidenschaftlich vorzutragen weiß, dass ich mir sicher bin, alle, die es hören können, werden diesmal noch besser als gewöhnlich kämpfen.

Neben mir intoniert Garon voll konzentriert die Formel eines mächtigen Feuerzaubers. Mir schießt es noch durch den Kopf, dass Feuerzauber ungeeignet sein könnten – denn zu oft schlugen sie in letzter Zeit fehl. Anderseits hatte er diese drei Priesterinnen mühelos verbrannt. Ich seufze still und hoffe, dass der Zauber auch diesmal gelingt.

Mit dröhnendem Gebrüll entfesselt Despayr erstmals seine Odemwaffe: eine sich schnell ausbreitende Schattenwolke rollt auf Galmor und Alexander zu, die kurzzeitig nicht mehr zu sehen sind. Wimpernschläge später stürmt der Barbar jedoch aus der alles einhüllenden Wolke heraus, direkt auf den Drachen zu:
„Für Uthgar!!!!“, schreit er, als er seinen schweren Zweihänder hoch über seinen Kopf hebt und auf Despayr einschlägt.
Die listige Kreatur wirft sich jedoch direkt in den Schlag hinein, nimmt Alexander dadurch die Wucht des Aufpralls und versucht sogar, den muskelbepackten Kämpfer in eine tödliche Umarmung zu nehmen.
Wir halten den Atem an.
Alexander reißt seine Waffe herum und drückt mit aller Kraft gegen die Umarmung des Drachen an.
Sekundenlang ringen beide miteinander und plötzlich schiebt unser starker Kamerad den Drachen von sich weg.
„UTHGAAAAAR!!!!“ brüllt er, als er Despayr siegreich abgewehrt hat und sich sofort wieder in eine günstige Angriffsposition bringt.
Ich lächele und singe lauter.

Der Drache wirkt wütend. Aufgebracht schlägt er mit seinen Flügeln um sich und schleudert dadurch beinahe Evendur und Gathan zu Boden. Gleichzeitig stößt er seinen schrecklichen Schattenatem ein weiteres Mal aus, diesmal in Garons und meine Richtung. Knapp entkommen wir der Gefahr.

Mir kommt ein kleiner, möglicherweise wirkungsvoller Zauber in den Sinn, der Despayr in willenloses Gelächter ausbrechen lassen könnte. Es scheint zwar unwahrscheinlich, dass eine solch intelligente, willenstarke Kreatur auf einen solchen faulen Trick hereinfällt, aber letztlich scheint hier nichts unmöglich zu sein: gerade eben hat zumindest mein Freund Alexander einen Drachen im Ringkampf besiegt! Warum also nicht?

Ich konzentriere mich auf die Worte des Zaubers, den ich sehr lange nicht mehr gebraucht habe.
„Arkenon Thalas!“ rufe ich und blicke den Drachen gespannt an.
Verdutzt wendet er sich mir zu.
 Ich schlucke und würde am liebsten im Erdboden versinken.
Doch dann bricht er in schallendes Gelächter aus.
Erleichtert atme ich aus und schreie fröhlich: „Haut rein, Jungs, der Drache hat einen Lachkrampf, den ich ihm beschert habe. Der kann nichts machen, außer sich kaputt zu lachen!“

Anerkennende Blicke richten sich auf mich, bis Despayr schlagartig aufhört zu lachen und mich streng zurecht weist:
„Dumme Bardin! Glaubtest du ernsthaft, ein mächtiges Wesen wie MICH mit einem solchen Budenzauber beeindrucken zu können? Allein der Versuch war so lächerlich, dass ich lachen musste!“
Dann speit er ein weiteres Mal seinen Schattenatem in meine Richtung.
Ein weiteres Mal weiche ich gerade noch eben aus.

Tränen der Wut steigen mir in die Augen. Neben mir höre ich Garon einen neuen Zauberspruch faseln. Schon der vorige ging daneben. Ich befürchte das Schlimmste und frage mich insgeheim, warum der Magier so verbissen wie ein Terrier an seinen Feuerzaubern festhält.

Inzwischen hat Evendur eine gute Position gefunden, um seine Schüsse auf Despayrs Hinterteil regnen zu lassen. Auch Galmor ist nun an die hintere rechte Flanke herangetreten. Gathan nähert sich der anderen Flanke. Meine Gefährten stehen günstig und ich kämpfe die Wut hinunter.
 „Na warte, Drache, ich habe noch mehr im Repertoire, als nur faule Budenzauber!“, denke ich still bei mir.
 „Hanas Telein arkenon!“, sage ich, jede Silbe sorgfältig betonend.
Ein schadenfrohes Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus, als ich sehe, dass der Zauber seine Wirkung entfaltet. Freudig stellen meine Gefährten fest, wie ihre Angriffe nun koordinierter ablaufen, wie sie es schaffen, einen tödlichen Tanz um den Drachen herum aufzuführen, der ihm wenig Möglichkeiten zur Verteidigung bietet, ihm jedoch böse Wunden zufügt.

Neben mir höre ich Garon frustriert fluchen. Offenbar verpuffte auch sein jüngst intonierter Spruch im Nirgendwo.

Doch in die Ecke gedrängte Gegner sind fähig zu ungeahnten Taten und so verwundert es uns nicht, dass der Drache Despayr all seine Macht zusammen nimmt, um einen finalen Schlag gegen uns zu führen. Einzig sein Hochmut wird ihm zum Verhängnis, denn abermals ergreift er zunächst das Wort, bevor er zu Kampfhandlungen ansetzt.

„Ihr seid lächerlich, Nachkommen der Greifen der Dämmerung! Eure Vorstellung hier ist armselig! Ihr seid nur alberne Possenreißer und Hochstapler, eine Schande für eure Eltern, die durchaus meinen Respekt verdienten“, verspottet er uns.

„Das reicht, du Schwätzer!“, schreit ihm Evendur entgegen, als er einen gut gezielten Pfeil abfeuert, der tief zwischen die schwarzen, glänzenden Schuppen am Hinterteil des Drachens trifft.
Ich lasse meinen Gesang anschwellen, um Despayrs spottende Stimme zu übertönen und beobachte mit Wohlgefallen, wie die Greifenbrut plötzlich als Einheit agiert: gemeinschaftlich bedrängen wir die Bestie und verpassen dem Tyrannen dieser Ebene schließlich den Todesstoß.

Maßgeblich trägt Gathan zur schweren Verwundung bei, der mit unglaublicher Geschwindigkeit seine Klingen wirbeln lässt und dabei zahlreiche Schuppen vom Panzer des Drachen abtrennt, so dass Evendurs Pfeile tief in das darunter liegende, dunkle Fleisch eindringen können. Zugleich dreschen der Kleriker und der Barbar mit wuchtiger Kraft, geführt von Tempus und Uthgar, auf den Torso und den Hals Despayrs ein, der schließlich der wütenden Kraft der vereinten Greifenbrut und ihres Verbündeten, Gathan – ehemals Häuptling der Drachentöter – nichts mehr entgegen zu setzen hat.

„So kämpft denn wohl, Greifen, aber wisset, ihr kämpft nicht gegen Despayr allein, sondern gegen die Legionen von Shar!“ Mit diesem letzten Fluch und seiner seltsam zweideutigen Anrede unserer Gruppe, sackt der mächtige Drache in sich zusammen.

Vorsichtig nähern wir uns seinem Leib.
Garon tritt den leblos daliegenden Körper, doch nichts rührt sich mehr.
Sofort macht sich Gathan daran, einige Schuppen aus dem Panzer der Kreatur herauszuschneiden.

Jubelnd fallen wir uns in die Arme und können es nicht fassen, den schwarzen Drachen besiegt zu haben.

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ooc: tja, süßer Freudentaumel...kurz währte er, aber warum doch noch die Hälfte der Greifenbrut sterben musste, wird zu anderer Zeit erzählt.

Gerne dürfen Vermutungen gepostet werden, wodurch die Greifenbrut fast vernichtet wird, obwohl Despayr nun besiegt ist.
Und natürlich darf geraten werden, wer stirbt. ;)






Titel: Re: Cormyr, the Tearing of the Weave: FINALE I
Beitrag von: Arkos am 30. Juli 2008, 08:32:16
Wenn ich mich recht erinnere war es sogar Gathen, der Echsen NSC, der dem Drachen den finalen Schlag verpasst hat.

Ich fürchte, ich darf nicht mitraten  :P
Titel: Re: Cormyr, the Tearing of the Weave: FINALE Part II
Beitrag von: Galmor am 11. August 2008, 08:13:21
Haben wir uns eigentlich einigen können, wer eltzten Endes an der noch kommenden Katastrophe schuld war?
Ich schieb es ja immer noch auf den Magier...
;)
Titel: Re: Cormyr, the Tearing of the Weave: FINALE Part II
Beitrag von: Lily Weg am 13. August 2008, 22:00:32
„Lasst uns nach Amnik Basult sehen“, unterbricht Evendur schließlich unseren Freudentanz.
„Ja, du hast Recht“, stimme ich ihm zu, „Schau, ich glaube dort drüben hängt sein Käfig.“
„Geht nur schon vor“, ruft uns Alexander zu, „Ich werde das Herz des Drachen herausschneiden und es essen, um seine Stärke in mich aufzunehmen, wie es die Tradition meines Stammes gebietet. Ich komme nach.“

Evendur, Garon, Galmor und ich gehen zu dem ersten Käfig, in dem ein Zwerg sitzt. Evendur schaut sich, auf Zehenspitzen stehend, den Mann an und entscheidet, dass es sich um Amnik Basult handelt. Schließlich hatte unser Späher als einziger in Wheloon ein Bild des Zwerges zu Gesicht bekommen.
„Das hier ist er. Der Mann in diesem Käfig hat ein normales und ein Glasauge, genau wie mir Amnik Basult von seiner Schwester Mela beschrieben wurde.“

Geschickt klettert er sogleich nach oben und öffnet die Käfigtür. Behutsam reicht er den leblos wirkenden Körper Basults nach unten zu Galmor, Garon und mir. Vorsichtig betten wir den schlaffen Körper auf den steinernen Fußboden und werden Zeuge, wie ein blauer, zarter Nebel aus seinem Mund entweicht, als er ein letztes Stöhnen von sich gibt. Ich schlucke den Kloß in meinem Hals herunter.
„War das seine Seele?“, fragend schaue ich Galmor an, der jedoch den Kopf schüttelt.
„Das ist seine Essenz“, erklärt er mir.
„Aha. Und was ist der Unterschied?“, will ich wissen.
Galmor zuckt hilflos die Achseln: „Jedenfalls lebt er noch ein bisschen“ und blickt dann Garon an, von dem er sich tiefer gehende Erklärungen erhofft.

„Den genauen Unterschied würde ich lediglich darin festmachen, dass es sich bei der Seele um eine rein spirituelle Begrifflichkeit handelt, bei Essenz hingegen um das, was der Forscher als Kern der Persönlichkeit messen kann. Eine Art Energie, wenn ihr so wollt. Scheinbar hat Despayr eine Möglichkeit gefunden, diese Energie zum einen sichtbar zu machen und dazu noch einen Weg entdeckt, die stofflich gewordene Energie eines Lebewesens aufzufangen. Faszinierend!“

Unsere Münder stehen offen und ehrfürchtig betrachten wir unseren Magier, der mit seinem Diskurs fortfährt:
„In der Tat ist es äußerst faszinierend, da diese Kraft über den Tod des Schöpfers hinaus noch aktiv zu sein scheint. Seht euch um: überall wandert noch dieser blaue Nebel zur großen sphärischen Wolke in der Mitte des Raumes.“
„Dann war vielleicht gar nicht Despayr der Schöpfer dieses mächtigen Auffangbeckens, sondern irgendwer anderes“, wage ich Garons Theorie anzuzweifeln. Prompt wirft er mir einen sehr irritierten Blick zu.
Stotternd rede ich weiter: „I-i-ich m-m-meine jjja nur, wwweil d-da das A-amulett ist.“
„Amulett?“ Garon blickt sich interessiert um, „Da ist kein Amulett.“
„Da n-n-nicht, a-a-aber hhhier.“ Ich zeige ihm die Scheibe beachtlicher Größe, welche ich dem Drachen abgenommen habe. Die Scheibe hat gewiss einen Durchmesser von 20 Fingern Breite und besteht aus einem hellen Außenring und einem dunklen Innenring. Garon entreißt mir mit extrem missbilligendem Blick das Schmuckstück und nimmt das Amulett prüfend in die Hände.
Einige Augenblicke betrachtet er es sehr eingehend, dann sagt er: „Dieses Objekt ist ebenso schön wie gefährlich, Lily. Es handelt sich um eine sogenannte Schattenscherbe, angefüllt mit reichlich nekromantischem Zauber, welcher die Essenz von Lebewesen kanalisiert und woanders bündeln kann.“
„Ich hab da auch schon so eine Idee, wo das sein könnte“, stellt Evendur mit einem bedeutungsvollen Blick zur über uns wabernden wolkenartigen Sphäre fest.

Und Galmor fackelt nicht lange: „Dieses Etwas muss schleunigst zerstört werden, bevor noch mehr Unheil angerichtet werden kann! Hast du einen Weg, es zu zerstören, Magier?“
Garon versinkt in stilles Nachdenken.
„He, Magier! Ich hab dich was gefragt“, beharrt der Tempus Priester.
„Er überlegt wohl, wie wir das Amulett und die Sphäre unschädlich machen können. Lass ihn, Galmor.“ Erwidert Evendur beruhigend.
„Er ist tot!“, rufe ich, neben dem Zwerg, nach welchem wir solange suchten, kniend mit einem Ton tiefster Enttäuschung in der Stimme. Welche Strapazen hatten wir auf uns genommen! Weite Wege zurückgelegt, liebe Freunde verloren...und nun liegt Amnik Basults leblose Hülle vor uns.

Alle Köpfe drehen sich zu mir und dem toten Körper des Buchhändlers um.
„Was machen wir nun?“, frage ich hilflos.
„Erstmal muss diese Sphäre zerstört werden, vielleicht ist zumindest einigen anderen noch zu helfen. Schaut, da sind auch einige Echsen, die sich noch rühren“, sagt Galmor pragmatisch. Und an Garon gewandt, der noch immer fasziniert das Amulett untersucht, fragt er abermals: „Gibt es einen Weg dieses Objekt zu zerstören?“
„Da das Amulett die Sphäre auf mir nicht bekannte Weise zu kontrollieren scheint, sollte es ausreichen, das Amulett zu zerbrechen, um die Verbindung zu kappen. Wenn es sich so verhält, wie ich es theoretisch erfasst habe, so sollte durch die Zerstörung der Sphäre auch der Riss im Gewebe behoben sein. Es sollte genügen, wenn Alexander ordentlich mit seinem Schwert darauf herum schlägt, oder jemand anderes physische Gewalt anwendet. Momentan ist keiner meiner Zauber mächtig genug, die Verbindung zu unterbrechen.“

„Her mit dem Ding!“, fordert Alexander. Garon wirft dem Barbaren das Amulett vor die Füße und sofort beginnt er die Metallscheibe mit mächtigen Schlägen zu traktieren. Evendur gesellt sich derweil zu mir und untersucht sorgsam den Körper Amniks:
„Vielleicht hat er doch etwas für uns dabei“, flüstert er mir zu.
Ich nicke und mache mich mit geschickten Fingern ebenfalls daran, die Kleidung zu untersuchen.
Im Hintergrund hören wir das harte Hämmern von Metall auf Metall.
Gerade als sich ein triumphierendes Lächeln in Evendurs Gesicht ausbreitet, werden wir von einem dumpfen Knall, der sofort von einer enormen Druckwelle gefolgt wird, gegen die Wand geschleudert. Eine schwarze Welle negativer Energie rast über uns hinweg. Vom harten Aufprall bleibt mir die Luft weg und meine Sicht ist verschwommen. Neben mir prallt der Kundschafter ebenfalls hart auf und japst ebenfalls nach Luft.
Der Körper Amniks fliegt wie eine Puppe an uns vorbei.
„Was war das?“, schreit Galmor aus einiger Entfernung.
Der Späher und ich rappeln uns auf und laufen mit schmerzverzerrten Gesichtern zu dem Tempuskleriker hinüber.
Ich fühle mich schwach.
Evendur schüttelt jedoch nur Augenblicke später seine Verwirrung über den Aufprall ab und schaut ansonsten unverletzt aus.
Unser Blick fällt zu der Stelle, wo Alexander, Garon und Gathan die Zerstörung des Amulettes in Angriff genommen hatten.

Ein quietschendes Geräusch kündet davon, dass schlagartig alle Käfigtüren offen stehen.
Abrupt hat das Stöhnen aufgehört, welches zuvor von den armen Seelen zu hören gewesen war.
Doch wo eben noch arme Kreaturen, mehr tot als lebendig hinter Gittern saßen oder standen, liegen jetzt nur tote Hüllen.

Die wabernde Sphäre ist weg.

Das Amulett ist weg.

Die Körper unserer Gefährten liegen leblos und auf unnatürliche Weise verkrümmt in einem weiten Umkreis um den Punkt herum, der zuvor unterhalb der Sphäre lag.

...
Titel: Re: Cormyr, the Tearing of the Weave: FINALE Part III
Beitrag von: Lily Weg am 20. August 2008, 18:24:56
Stille Tränen rinnen mein blutiges, dreckiges Gesicht hinab, als meine Seele begreift, was das Bild der Zerstörung zu bedeuten hat.

Galmor geht hinüber zu Garon, der am nächsten an uns dran liegt.
Er beugt sich kurz zu ihm herunter, nimmt das Metallgestell der völlig geborstenen Brille ab und schüttelt dann stumm den Kopf.
„Kannst du nichts für ihn tun?“, frage ich mit erstickter Stimme.
Ein bedauernder Blick ist die einzige Antwort, die ich bekomme. Gelähmt stehe ich inmitten dieses Chaos.

Evendur geht hinüber zu seinem Halbbruder. Beinahe widerwillig kniet er sich neben den Muskelberg, tastet die Stelle am Hals ab, welche den Puls am besten fühlen lässt. Traurig sackt sein Kinn auf die Brust und er stützt sich mühsam am Boden ab, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Verstohlen blinzelt er die Feuchtigkeit aus seinen Augen.

Ich bewege mich schwankend zu meinem Freund hin.
„Sag, dass es nicht so ist, wie es aussieht!“, fordere ich Evendur hysterisch schreiend auf.
Doch der überlebende Gethac-Bruder hält mich nur fest an beiden Schultern und schüttelt bedauernd den Kopf.
„Er kann nicht tot sein! Das darf nicht sein! Das ist alles nicht richtig hier!“, schluchze ich und sacke in mich zusammen.

Schwarze Wellen der Verzweiflung umfangen abermals meine Gedanken. Sie branden hoch gegen die Mauer aus Selbstachtung und Mut. Noch bevor ich seine verhasste Stimme höre, weiß ich, dass er zu mir sprechen wird, in diesem Moment der Schwäche.

„Jetzt hast du bald nur noch mich, kleine Lily! Dein starker, primitiver Freund ist tot. Deine süße Freundin Elenya genießt meine Gastfreundschaft hier in Barovia und selbst Garon lebt nicht mehr. Wen hast du nun noch, meine schwarze Lilie? Den Bastard, den deine Hure von Mutter mit einem dahergelaufenen Kerl zeugte? Und natürlich noch den Möchtegern-Elfen, Evendur. Ein Klugscheißer, mit dem dich nichts verbindet.“

„Doch!“, rufe ich trotzig, „Unsere Herkunft und unser gemeinsames Ziel! Und DU hast mich die längste Zeit daran gehindert!“
Mit diesen Worten springe ich auf und gehe hinüber zu meinen beiden verbliebenen Gefährten. Das Lachen des Grafen beharrlich aus meinem Kopf verbannend.

Währenddessen hat Galmor auch den Tod unseres treuen echsischen Gefährten Gathan festgestellt.

„Ein Jammer, dass auch er tot ist“, sagt er mit Bedauern in der Stimme, „Gathan hat den Kampf gegen Despayr maßgeblich zu unseren Gunsten entschieden.“ Er seufzt.
Evendur nickt zustimmend: „Eigentlich wirklich absurd, oder? Wir besiegen einen schwarzen Drachen und dann tötet uns diese Druckwelle negativer Energie.“
„Ich frage mich nur, wie wir nun, ohne Garon, jemals wieder nach Faerûn zurückkehren können“, stellt der Zwergenkleriker fest.
„Evendur, du hattest doch glaube ich etwas bei Amniks Leiche gefunden, gerade als uns die Druckwelle erreichte, oder?“
„Ja, du hast Recht, Lily. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sein Glasauge kein normales Glasauge ist, sondern der von uns gesuchte Stein“, erklärt der Kundschafter aufgeregt.

„Ich bremse euren Enthusiasmus ja nur ungern, aber vielleicht sollten wir erstmal überlegen, wie wir hier weg kommen...“, wirft Galmor ein. „Richtig, wir sollten uns aufteilen“, stimme ich dem Kleriker voller Tatendrang zu, „Ich werde schauen, wohin dieser Durchgang dahinten führt. Galmor? Du untersuchst Despayrs Raum hier, vielleicht gibt es ja irgendetwas, was die Explosion überlebt hat und was uns nun helfen könnte.“
„Und ich knöpfe mir die Bibliothek vor“, fügt Evendur hinzu, „Möglicherweise gibt es in einem der Bücher Hinweise auf einen Weg, der von hier weg führt.“
„Oder Schriftrollen, die eine Wiederbelebung ermöglichen“, ergänzt Galmor.

So machen wir uns an die Aufgaben: ich durchquere den Durchgang und betrete eine weitere Hängebrücke.
Stöhnend mache ich mich daran, sie zu überqueren.
Nach einer Ewigkeit kommt ein weiterer, von schwarzen Tentakeln umrankter, Turm in Sicht. Als ich mich vorsichtig nähere, vernehme ich leisen Gesang aus den Tiefen des Turmes:
Glory to the Misstress of the night... .

Ich sehe davon ab, diesen Weg alleine weiter zu erforschen und kehre in pessimistischer Stimmung um.
Titel: Re: Cormyr, the Tearing of the Weave: FINALE Part IV
Beitrag von: Garon am 22. August 2008, 18:49:36
Zitat
Ich schieb es ja immer noch auf den Magier...

Immer dieser Pöbel, der meint er könnte mitreden wenn man versucht gepflegte Konversation zu betreiben! ;).

Hallo im übrigen ;)

P.S: trauriges Ende....der arme Garon, nunja- ein Märtyrer wie er im Buche steht.  :cheesy:
Titel: Re: Cormyr, the Tearing of the Weave: FINALE Part IV
Beitrag von: Arkos am 22. August 2008, 19:45:42
Böse Zungen behaupten einige hätte maximal um das zerdepperte Brillengestell getrauert. :twisted:
Titel: Re: Cormyr, the Tearing of the Weave: FINALE Part IV
Beitrag von: Lily Weg am 12. September 2008, 20:40:18
Der Zwerg sieht sich hilflos in dem chaotisch unordentlichen Raum um. Außer den Käfigen an den Wänden und den beiden Durchgängen, durch welche seine Gefährten eben verschwunden sind, gibt es nichts zu entdecken. Durch seine Dunkelsicht ist er in der Lage, fast bis in die letzten Ecken der Halle zu sehen. Aber eben nur fast... .

Seufzend und mit wenig Hoffnung im Sinn, macht sich Galmor daran, den Saal gründlich zu untersuchen. Schließlich muss ein solch mächtiger Gegner wie Despayr irgendwo schlafen, oder?
Wo hält er sich auf, wenn er nicht gerade hier auf dem Podest sitzt und auf eine Gruppe Abenteurer wartet?
Hier muss doch irgendetwas sein... . Eine persönliche Truhe vielleicht, oder ein Schreibtisch mit persönlichen Dokumenten. Ein Kistchen mit Phiolen. Und sollten Drachen nicht eigentlich auch einen Schatzhort besitzen?

Doch auch nachdem er buchstäblich jedes Trümmerteil umgedreht und jeden stinkenden Käfig untersucht hat, steht der Tempuspriester mit leeren Händen da.
Resigniert macht er sich zumindest daran, den armen Toten, die in den Käfigen liegen, ein letztes Gebet zu sprechen, wünschend, sie mögen Kelemvors Meer dadurch sicherer überqueren.

***

Eilig begibt sich der Späher in die Bibliothek, welche dem Saal der Verwüstung vorgelagert ist. Er weiß nicht genau, wonach er sucht. Akribisch sucht er die Regale ab, bis sein Blick irgendwann an einem Buchband hängen bleibt, der sich von den anderen Titeln, die sich alle mit dem Wissen über Ebenen und das Schattengewebe befassen, abhebt.

Er lockert seine Finger und greift langsam, beinahe unmerklich, nach dem Buch, den bedrohlich über dem Regal schwebenden Totenschädel stets im Augenwinkel habend. Langsam, Zentimeter für Zentimeter, schiebt sich seine Hand näher an das verheißungsvolle Objekt. Die böse funkelnden Augen des Schädels fixieren ihn, doch mehr geschieht nicht. Auch nicht, als er schließlich, Schweißperlen auf der Stirn habend, den Buchrücken berührt. 

Evendur hält inne und versucht sich zu entspannen. Seine Hand zittert unter der seelischen Anspannung. Er versucht ganz beiläufig und selbstverständlich in seinem Handeln zu wirken. Nun umfasst seine ganze Hand den Buchrücken, bereit, es aus der langen Reihe anderer Bücher heraus zu ziehen. Beherzt atmet der Kundschafter ein, hält die Luft an und zieht vorsichtig das Buch heraus.

Im selben Moment bricht um ihn her die Hölle aus: magische Geschosse, direkt aus den Augenhöhlen der Schädel abgeschossen, treffen auf ihn. Mühsam,  und nur weil er damit rechnete, kann er einigen ausweichen.
Dennoch brennt seine Haut an einigen Stellen wie Feuer und auf der Brust klafft eine tiefe, verschmort riechende Wunde.

Der Späher rennt um sein Leben, das wertvolle Buch schützend vor die Brust geklemmt. Doch die Totenschädel verfolgen ihn aus der Bibliothek heraus, in den langen Gang hinein.
Geistesgegenwärtig schmeißt Evendur das Buch weg. Flüchtig sieht er, wie es zu schweben beginnt und scheinbar zu seinem angestammten Platz im Bücherregal zurückkehrt.
Endlich lassen die Schädel von ihm ab.
Keuchend und blutig stürzt er in die große Halle.

***

„Bei Tempus!“, ruft Galmor entsetzt, als er des schwer verletzten Kundschafters ansichtig wird, „Wie geht es dir?“
Völlig außer Atem bringt Evendur mühsam hervor: „Wie paranoid muss man sein?!“
„Was redest du denn?“
„Moment....“  Mühsam ringt er nach Luft und signalisiert dem Kleriker, dass er kurz verschnaufen muss.
Galmor zückt unseren Heilstab und wendet ihn auf den Späher an, der sich rasch beruhigt.

„Ich habe ein Buch gefunden, das möglicherweise geeignet wäre, einen Ausgang zu finden.“
„Und wo ist es?“
 „Ich sagte doch: wie paranoid muss man sein!!! Dieser gestörte Drache hat seine Bücher gegen unbefugte Ausleihe gesichert. Ich wurde von magischen Geschossen aus diesen Totenschädeln bombardiert und bin gerade noch so dem Tod von der Schippe gesprungen.“ „Oha...“, macht Galmor mitfühlend.
„Was ist mit Lily? Ist sie immer noch unterwegs?“ , fragt Evendur und fügt hinzu: „Du bist scheinbar auch nicht fündig geworden, oder?“ „Lily ist noch nicht zurückgekehrt, lass uns am besten nach ihr sehen. Und nein, ich habe hier rein gar nichts gefunden. Der Drache scheint eher ein Asket gewesen zu sein.“

***

Wütend ein Stück zertrümmerte Fackelhalterung vor mich her kickend, stoße ich zu meinen beiden überlebenden Gefährten.
„Ich hoffe, ihr habt was gefunden, denn da draußen können wir allenfalls ein weiteres Mal das Vergnügen haben, den schlechten Gesangsqualitäten diverser Priesterinnen der Shar zu lauschen. Ein fröhliches Grillfest, wie beim letzten Mal können wir ja leider nicht veranstalten – in Ermangelung eines gut platzierten Feuerballs.“

Die zunächst hoffnungsvoll auf mir ruhenden Blicke meiner Freunde entgleisen, als sie meine Nachricht vernehmen.
„Also habt ihr auch nichts Brauchbares gefunden?“, frage ich überflüssigerweise.
Beide schütteln den Kopf.
Bedrückt lassen wir uns nieder.
Ich beginne ein Requiem für unsere gefallenen Freunde zu komponieren.
„Was soll nun aus uns werden?“, fragt Galmor nach einer Weile, „Denn zum Verweilen lädt diese Ebene nicht ein...“
„Da stimme ich dir zu“, sage ich frustriert.

Evendur krabbelt hinüber zu Amnik Basults Leiche und untersucht sie abermals: „Kommt mal rüber ihr zwei“, fordert er uns auf. Gehorsam lege ich meine Handharfe beiseite und trete zu ihm hin. Auch Galmor blickt den Kundschafter interessiert an.
„Seht ihr das Auge hier?“, fragt Evendur.
Wir nicken.
 „Es ist von ungewöhnlicher Farbe, findet ihr nicht?“
Wir betrachten es genauer. Tatsächlich ist dieses Glasauge nicht durchsichtig, oder milchig oder eine sonst wie geartete Imitation eines echten Auges, sondern von tiefschwarzer Farbe.
„Wisst ihr, woran mich dieses glänzende Schwarz erinnert?“, bemerkt der Späher lächelnd.
Galmor schüttelt den Kopf, doch ich nicke plötzlich verstehend. „Es sieht aus, wie der schwarze Diamant, den wir von Garons und Elenyas Mutter zugeschickt bekamen!“, rufe ich begeistert aus.
„Jup“, nickt Evendur.
 Auch auf Galmors Gesichtszügen breitet sich nun ein verstehendes Grinsen aus.
„Lasst uns den Stein herausschneiden“, meint der Zwerg, „Möglicherweise verrät uns die magische Botschaft einen Weg, den wir weiter gehen können.“

Mit einigen Komplikationen operieren wir gemeinschaftlich den Edelstein aus der Augenhöhle Amnik Basults.
„Meine Güte! Wie hat er den je da rein gekriegt?“, fragt Evendur verwundert, als wir den Stein von doch recht beträchtlicher Größe in Händen halten.
„Es geht eine enorme Macht von diesem Edelstein aus“, flüstert Galmor, der das magische Artefakt hält, ehrfürchtig.

Ich krame den Metallstern aus meinem Rucksack hervor und beginne ihn aufzubauen. Währenddessen holt Evendur unsere toten Freunde und die Leiche des Buchhändlers dazu. Wir bilden einen Kreis, in welchem einer von uns Überlebenden jeweils die Hände zweier toter Gefährten hält, so dass letztlich abwechselnd ein Lebender und ein gefallener Nachkomme der Greifen der Dämmerung um den metallischen Stern herum sitzt.

Mit zitternden Fingern setze ich den schwarz schimmernden Edelstein auf die Spitze des neuneckigen Sternes.
Sofort verfärbt er sich weißlich, wird kurz darauf kristallklar und zeigt das Bild einer Villa. Ich erkenne es als das Bild unserer Villa in Wheloon.
„Das ist das Haus, welches unsere Eltern in Wheloon erbauten!“, rufe ich aufgeregt, „Seht ihr das auch?“
Der Zwergenpriester und der Kundschafter nicken andächtig.

Offenbar sehen wir alle das gleiche Bild: Unser Blick ist direkt auf die Eingangstür gerichtet, erwartungsvoll, als würde sie gleich geöffnet.
„Hieß es nicht, Amnik Basult hätte den Schlüssel zur Villa unserer Eltern?“, fragt Evendur.
„Stimmt! Auf irgendeine Weise muss dieser Diamant die Tür öffnen...“, sage ich lächelnd.
Während Evendur und ich noch grübeln, versinkt Galmor in tiefe Konzentration und verschwindet plötzlich vor unseren Augen aus unserer Mitte. Mit ihm verschwinden Garon und Amnik Basult, die er an den Händen gefasst hatte.
„Was zum Abyss...“, flucht Evendur verwundert.
„Ich glaube ich weiß, was er getan hat“, antworte ich, „Konzentriere dich auf das Bild, Evendur. Gib dem Verlangen nach, was du bestimmt auch verspürst, und mache in Gedanken die Tür auf.“
Dann schließe ich meine Augen, fasse Alexander und Gathan fester und gebe mich dem Verlangen hin, die Tür aufzustoßen und endlich in das Haus meiner Eltern einzutreten.

Licht blendet mich, als ich zu mir komme. Ich blinzele angestrengt und versuche mich zu orientieren. Mein Mund ist trocken und das gleißende Licht tut mir weh. Doch ich empfinde auch etwas Angenehmes: Wärme!
Wo auch immer ich bin, es ist warm und hell.
Als sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnt haben, nehme ich meine Umgebung wahr. Ich befinde mich in der Eingangshalle einer Villa, in deren Zentrum ein großer, weißer Kristall auf einem Metallstern steht. Der ehemals schwarze Diamant liegt daneben, jetzt kristallklar.
Neben mir regt sich Evendur und mir gegenüber sitzt lächelnd Galmor.
Zwischen uns liegen unsere toten Freunde. Alle sind sie der Schattenebene entkommen. Freudentränen rinnen meine Wangen hinab.
Nun wird alles gut.

Plötzlich strahlt ein in allen Regenbogenfarben glänzendes Licht aus dem Kristall, der auf der metallenen Spitze des großen Sterns thront und erfüllt die Eingangshalle mit knisternder Magie.
Von Ferne, oder durch den Strom der Jahrzehnte hindurch dringt eine Stimme durch das Licht zu uns, welche uns voller Wärme und Stolz anspricht:

„Willkommen, Kinder, in der Villa der Greifen der Dämmerung. Dieses Domizil werdet ihr bald euer eigen nennen können, doch zunächst gilt es, sich weiteren Aufgaben zu stellen. Im Moment stehen euch lediglich die Eingangshalle und die sich daran anschließenden Gästezimmer des Hauses zur Verfügung.
Alle weiteren Annehmlichkeiten und Überraschungen dieses Ortes werden euch nach und nach zu teil werden.
Ihr alle seid bereits ein gutes Stück weit gekommen, was mich im Glauben an euch stärkt. Ihr seid wahrlich mit einer großen Macht gesegnet, eurem Erbe, welches tief in eurem Inneren schlummert. Es ist an der Zeit, die Schritte zu vollziehen, die nötig sind, um diese Macht freizusetzen. Ihr wurdet vom Schicksal ebenso auserwählt, wie wir es einst waren.
Doch gerade steht ihr erst am Anfang eines mühsamen, beschwerlichen Weges voller Gefahren, denen ihr hoffentlich mindestens genauso erfolgreich trotzen könnt, wie wir es vor all den Jahren vermochten.
Wisset, dass der erste Schritt auf dem Weg darin liegt, ein mächtiges, uraltes Artefakt zu finden, welches die in euch schlummernde Kraft entfesseln kann.
Geht und sucht nach der Kriegsklinge von Myth Drannor!
Dieses Schwert ist der Schlüssel zu den weiteren Schritten auf eurem Schicksalsweg.“

Die Stimme wird gegen Ende immer brüchiger, als hätten nicht alle Sätze den Fluss der Zeit überstanden. Verzerrt klingt noch folgendes an unsere angestrengt lauschenden Ohren:

„Sucht ...elfischer ... der Klinge lautet Ary´Velahr Kerym.“

Nachdem wir der magischen Botschaft unserer Eltern gelauscht haben, durch welche tausend neue Fragen auftauchen, machen wir uns schleunigst auf den Weg zum Schrein des Silvanus, wo wir um die Wiedererweckung unserer Gefährten bitten wollen.
Kaum in den Straßen Wheloons angekommen, erfahren wir, dass die Geschichtsbücher inzwischen den Hammer/Tiefwinter 1375 schreiben. Fassungslos starren wir einander an.

„Ich werde mich darum kümmern, unsere jährlichen Steuern zu entrichten, sobald ich Port Haera Meldung mache“, sagt Evendur. „Und ich werde mich dann wohl schleunigst um einen neuen Pass kümmern...“, wirft Galmor nachdenklich ein.

Am Schrein des Sylvanus angekommen erfahren wir, dass Tunastar Dranik seit einigen Monaten in der Stadt ist. Er habe den Pfuhl des Bösen mit Hilfe der Purpurnen völlig gereinigt und nun einen echten Tempel zu Mystras Ehren an der ehemals unheiligen Stätte errichtet.
Eine elfische Druidin, welche Dienst am Schrein tut, frage ich nach dem Schwert Ary´Velahr Kerym.

„Die elfischen Worte Ary´Velahr Kerym bedeuten soviel wie Kriegsklinge“, antwortet sie mir.
Ich nicke und in den tiefen meines Gedächtnisses tauchen einige Informationen auf.
„War dieses Schwert nicht damals beim Untergang von Myth Drannor verschollen?“, frage ich nach.
„Darüber weiß ich nichts“, gibt mir die Druidin zur Antwort, „Aber es könnte Euch, wenn Ihr euch für die Stadt der Lieder interessiert helfen, dass die elfischen Armeen die Stadt vor etwa drei Monden zurück gewinnen konnten.“
„Das sind ja gute Neuigkeiten! Dann ist es nun möglich, direkt dort nachzufragen. Und mit etwas Glück ist die Kriegsklinge wieder aufgetaucht und liegt nun dort, wo sie hingehört.“ Ich lächele und bedanke mich nochmals.

Meine beiden Gefährten blicken sich verwundert und offensichtlich nichts verstehend an. „Warum gehen wir nun? Ich dachte wir wollten um die Wiedererweckung unserer Freunde bitten“, fährt mich Galmor irritiert an.
„Nein, wir werden uns jetzt auf den Weg zum Mystra Tempel machen“, erwidere ich schmunzelnd.
„Ist nicht dein Ernst, oder Lily?“, fragt Evendur mit gespieltem Entsetzen.
„Doch klar, Tunastar Dranik, ein Kleriker Mystras schuldet Alexander und mir noch einen Gefallen und der gesamten Greifenbrut eine ansehnliche Summe Gold. Mir wäre es Recht, er würde uns in Naturalien bezahlen.“
„Ahhh, verstehe: wir können Garon, Alexander, Gathan und Amnik Basult durch ihn wiederbeleben lassen – sozusagen zum Nulltarif“, ruft Galmor erfreut aus.
„Richtig!“, bestätigen Evendur und ich im Chor.

Lachend machen wir uns auf zum Tempel Mystras, wo wir verlangen mit dem Tempelvorsteher Tunastar Dranik sprechen zu dürfen.
Mit einem warmen Lächeln empfängt uns der Kleriker herzlich in seinem Empfangszimmer, welches er schlicht, aber stilvoll eingerichtet hat.
 
„Lily Weg! Na so eine Überraschung! Und dies sind….?”
„Evendur Taurendil und Galmor D´Tempus, mein Halbbruder.“
„Es ist mir eine Ehre“, sagt der Priester Mystras mit einer respektvollen Verbeugung. „Nun, Lily“, fährt er fort, „Ihr seid gewiss zu mir gekommen, um die eurer Gruppe zustehende Belohnung abzuholen.“
„So ungefähr, Priester Dranik, jedoch verhält es sich so, dass wir bei unserem finalen Kampf auf der Schattenebene einige Verluste zu beklagen hatten. Wir verloren meinen Freund Alexander, Garon den Magier, einen echsischen Häuptling, der treu mit uns kämpfte und schließlich noch den Buchhändler Amnik Basult.“
„Das sind düstere Neuigkeiten“, sagt der Kleriker mitfühlend, „Wie schlimm steht es um ihre sterblichen Überreste?“
„Sie sind intakt“, schaltet sich Galmor fachmännisch ein, „Eine Welle negativer Energie erfasste sie und brachte ihnen den Tod, da sie durch den Kampf mit dem schwarzen Drachen Despayr angeschlagen waren“, erklärt der kleine Mann weiter.
 
Die Augen Tunastars werden weit. „Erstaunliche, faszinierende Dinge habt ihr erlebt, wenn es nicht zu taktlos erscheint, dies hier äußern zu dürfen.“
„Passt schon“, grummelt Evendur, „Aber wir fragen uns, ob Ihr die sterblichen Überreste nicht wieder lebendig machen könntet.“
„Gewiss, gewiss. Wo befinden sich die Körper eurer Freunde?“
„In der Villa der Greifen der Dämmerung, das ist ein prächtiges Landhaus in der westlichen Altstadt“, antworte ich schnell.
„Ich kenne das Haus“, meint der Priester, „Ich werde meine beiden Stellvertreter rufen und dann brechen wir sofort auf.“

Mit diesen Worten betätigt er die neben seinem Amtsstuhl von der Decke hängende Kordel. „Eure interessant klingende Geschichte von der Schattenebene könnt ihr mir erzählen, sobald eure Gefährten sich wieder bester Gesundheit erfreuen“, raunt er uns noch zu, als ein Mann und eine Elfin sein Dienstzimmer betreten.

„Jelinda, Peotre, dies sind die Nachkommen der Greifen der Dämmerung, die in Kürze unter dem Namen `Die Greifenbrut` in die Abenteuerbücher Suzails eingehen werden. Die Gruppe sorgte vor vielen Monaten dafür, dass der Weg zur Errichtung dieses echten Mystra Tempels geebnet wurde, indem sie den Sharisten den Garaus machten und mein Leben vor den Meuchelmördern dieser Kultisten schützten. Nun ließen einige ihrer Gefährten im Kampf für die gute Sache ihr Leben. Ich möchte, dass ihr beiden mich begleitet und helft die insgesamt vier Gefährten zurück ins Leben zu bringen.“
Die elfische Frau nickt, mustert uns und sagt dann lächelnd: „Gewiss, Magister Dranik, wir werden gern dabei behilflich sein. Jedoch habe ich nicht die erforderlichen Sprüche vorbereitet.“
Auch der männliche Priester nickt bestätigend.
„Das macht nichts“, erwidert ihr Vorgesetzter, „Wir werden nun hingehen und die Körper konservieren. In unseren Fürbitten zu Mystra werden wir um die Gnade dieser mächtigen Zauber für den morgigen Tag bitten.“
Seine beiden Vertreter nicken und wir machen uns gemeinsam auf zur Villa der Greifen.

Unterwegs trennt sich der Kundschafter wortlos von uns.
„Geht das schon wieder los!“, fluche ich herzhaft und ernte völlig verständnislose Blicke von Galmor und den Mystra Anhängern. Wütend kicke ich einen Kiesel vor mir her.
In der Eingangshalle unseres neuen Domizils angelangt, kümmern sich die Priester Mystras und Galmor um die Konservierung der Körper unserer Gefährten.

Ich mache derweil einige kleine Besorgungen in der Stadt, schließlich sollten wir zumindest etwas Essbares zu Hause haben, finde ich. Nebenher interessiert es mich brennend, was sich im letzten halben Jahr in Cormyr ereignet hat. Vielleicht schnappe ich auf dem Markt und in den Geschäften das eine oder andere Gerücht auf, oder habe Gelegenheit, ein paar neugierige Fragen zu stellen.

Als ich wieder am Landhaus ankomme, biegt auch Evendur gerade, ein lustiges Liedchen pfeifend, um die Ecke. Ich spucke ihm vor die Füße.
„Was soll das? Bist du verrückt?“, blafft er mich an.
„Wir hatten vereinbart: k e i n e Extratouren, oder? Wo warst du? Was sollte das?“, schreie ich zurück.
„Jetzt mal ganz ruhig! Ich war nur bei Hauptmann Haera, verdammt! Sagte ich doch vorhin.“
„Nein, hast du nicht!“
„Hab ich doch!“
„Nein!!!“
„Kannst mich mal, Lily. Es gibt Wichtigeres, als mich von dir beschimpfen und anschuldigen zu lassen“, schnappt er und lässt mich vor der Haustür stehen.
Ohne sich ein weiteres Mal umzudrehen, tritt er in das Haus ein.

Ich stampfe noch zweimal wütend mit meinem Fuß auf und folge ihm dann. Vielleicht erreicht Galmor mehr bei dem sturen Kundschafter.
Kurz leuchtet meine Tätowierung auf, als ich vor der Tür stehe und wie durch Zauberhand öffnet sie sich.
Drinnen sind die Mystra Anhänger gerade im Begriff sich von Galmor zu verabschieden.
Sie verlassen unsere Villa und kehren einstweilen zurück in den Tempel, um uns am nächsten Morgen wieder aufzusuchen.

Tatsächlich steht Evendur dem Zwergenpriester ganz ruhig und sachlich Rede und Antwort. Er war bei Port Haera, hat selbigen zu einer Audienz bei Fürst Rotbart begleitet und einen detaillierten Bericht über unsere Erlebnisse im Sumpf und auf der Schattenebene abgeliefert.
Der Fürst persönlich setzte ein Schreiben an den Ältesten Rat Suzails auf, in welchem er unsere Taten aufzählte und um Aufnahme der Taten in das Buch der Abenteuer bat.
Aufgrund unserer selbstlosen Art des Handelns für das Volk Comyrs, bittet der Fürst die Stadtherren der Hauptstadt um eine Aussetzung der Abenteurersteuer für das Jahr 1375.

Ich lausche seinen Worten und schmolle.

Schließlich begeben wir uns in unsere Gästezimmer und verbringen seit langem eine unendlich erholsame Nacht.
Am späten Morgen, nach dem Frühstück, klopfen die Diener Mystras an unsere Haustür.

Feierlich bereiten wir gemeinsam das Ritual zur Wiedererweckung der Gefallenen vor und mit Mystras Gunst gelingt es den Klerikern unsere Freunde aus Kelemvors Reich zurück zuholen.



E N D E


Titel: Re: Cormyr, the Tearing of the Weave: FINALE Part IV
Beitrag von: Berandor am 12. September 2008, 20:48:59
Happy End!
Titel: Re: Cormyr, the Tearing of the Weave: FINALE Part IV
Beitrag von: Arkos am 13. September 2008, 09:23:02
Der Gott des SH-Forums hier?  :D

Ich für meinen Teil fühle mich geehrt.  ::) 8)
Titel: Re: Trilogie der Dunkelheit: Cormyr (Buch I)
Beitrag von: Lily Weg am 13. September 2008, 22:22:23
Vorläufiges Ende Sir Berandor! ;)

Teil 2 steht vor der Tür...und ich gehe nicht davon aus, dass unser "Universum" aka Arkos abermals so gnädig sein wird, wie beim ersten Teil der Trilogie.
Titel: Re: Trilogie der Dunkelheit: Cormyr (Buch I)
Beitrag von: Arkos am 17. September 2008, 14:20:57
Vorläufiges Ende Sir Berandor! ;)

Teil 2 steht vor der Tür...und ich gehe nicht davon aus, dass unser "Universum" aka Arkos abermals so gnädig sein wird, wie beim ersten Teil der Trilogie.

Ich persönlich glaube ja, dass eine unüberlegte Reaktion, als Folge kleinerer Provokationen, zu einer Kettenreaktion und zu einem total Party Kill führen wird. Und: Ich hoffe ich werde in meiner Befürchtung nicht bestätigt. Doch ich möchte meinen Spielern an dieser Stelle noch einem mit Nachdruck klar machen: Wenn ihr in Shadowdale frühzeitig entdeckt werdet/Euch zu erkennen gebt, seid ihr leider ziemlich flott mux-mause-tot.

Nichts desto trotz hoffe ich auf Fortsetzung des Abenteuers (auch in schriftlicher Form). *Wink mit der Extra-EP Fahne*  :lol:
Titel: Re: Trilogie der Dunkelheit: Cormyr (Buch I)
Beitrag von: Arkos am 04. Oktober 2008, 12:29:16
Es sieht so aus, als würde die Greifenbrut am Di, 7.10.2008 in ein neues Abenteuer aufbrechen.

Weiter geht es mit "Shadowdale"

Gespielt wird nicht mehr mit dem PHB 3,5 sondern mit den Pathfinder Beta Regeln!
In diesem Zusammenhang haben sich einige Chars vom regeltechnischen her leicht verändert (andere Klassen/keine PrC mehr, andere Feats... ect.)




Ich glaube ich sollte (mal wieder) bei Berandor klauen und vergebe eine Gastrolle: Derjenige der die Gastrolle (als häufiger Kommentator hier) bekommt, wird der Greifenbrut als Gegner (gerne auch selber entworfen) entgegengeworfen und darf ihnen das Leben schwer machen.
 :twisted:
Titel: Re: Trilogie der Dunkelheit: Cormyr (Buch I)
Beitrag von: Galmor am 30. Oktober 2008, 11:42:38
Ist es eigentlich ein schlechtes Omen, dass wir unsere nächste Sitzung an Halloween stattfinden lassen!?
Titel: Re: Trilogie der Dunkelheit: Cormyr (Buch I)
Beitrag von: Arkos am 30. Oktober 2008, 14:35:08
Das wäre durchaus gut möglich.
Lasst Euch überraschen & rechnet mit dem Schlimmsten  :boxed:
Titel: Re: Trilogie der Dunkelheit: Cormyr (Buch I)
Beitrag von: Galmor am 31. Oktober 2008, 10:25:04
Also was jetzt!? Überraschen lassen oder wie üblich mit dem Schimmsten rechnen!? :P
Titel: Re: Trilogie der Dunkelheit: Cormyr (Buch I)
Beitrag von: Arkos am 01. November 2008, 10:35:04
Es war irgendwe Schlimmer als "das schlimmste"... oder  :question:
Titel: Re: Trilogie der Dunkelheit: Cormyr (Buch I)
Beitrag von: Galmor am 03. November 2008, 13:32:44
Naja, es haben alle überlebt..knapp, aber überlebt ;)
Wobei ich sagen muss, dass die Eiche uns schon überrascht hat ... ob wir in Zukunft anders mit Grünzeug umgehen werden? :twisted:
Titel: Re: Trilogie der Dunkelheit: Cormyr (Buch I)
Beitrag von: Lily Weg am 15. November 2008, 20:41:29
*nickt grimmig*

sollten wir!

Lily wird nun immer eine ewig brennende Fackel haben und SOFORT, paranoid wie sie eh schon ist, jeden Baum anzünden  :boxed:
Titel: Re: Trilogie der Dunkelheit: Cormyr (Buch I)
Beitrag von: Galmor am 24. November 2008, 15:04:11
Ah, ich sehe...*low profile*
Du lernst von Garon, oder? ;)
Titel: Re: Trilogie der Dunkelheit: Cormyr (Buch I)
Beitrag von: Arkos am 26. November 2008, 19:06:14
EPILOG

Aelithe schloss die Augen. Sie zitterte am ganzen Leib, ihre Erschöpfung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Ihre Wunden brannten – doch noch schlimmer war ihr innerlicher Schmerz. Aelithe schloss die Augen vor dem Terror und den unvorstellbaren Grausamkeiten die sich um sie herum abspielten. Doch auch so konnte sie der Folter von Geist und Seele nicht entgehen.

Die Erzmagierin aus Immerdar, der letzten Zuflucht der Sonnenelfen, hatte im Laufe ihres Lebens viel Wissen gesammelt. Sie war bewandert in allen Themen und sprach selbst längst vergessene Sprache. Auch ihr Wissen über das alte Netheril hatte sie vertieft. Die Legenden um die fliegende Stadt hatten sie in ihren Bann gerissen. 2843 Jahre war es nun her, dass Fürst Telamont dem Berg Hnaurim mit Mithilfe uralter epischer Magie die Spitze abschnitten hatte, sie um 180 Grad gewendet hatte und einen Mythallar in dessen Zentrum gesetzt hat, um den Berg so zum Schweben zu bringen. Wie alle Enklaven des damaligen Hoch-Netheril, wie die fliegende Flotte des alten arkanen Reiches genannt wurde, florierte die Stadt immer mehr unter dem Schutz der mächtigen Erzmagier, und konnte so seinen Reichtum ständig vergrößern. Thultanthar, was in der Sprache Loross soviel bedeutet wie Schatten, bekam seinen Namen von seinem Gründer selbst, der wie kein anderer Erzmagier vom Spährenreisen begeistert war, und im Laufe seines langen Lebens besonders mit dem dunklen Abbild der materiellen Ebene, der Schattenebene, zu liebäugeln begann. Dieser Begeisterung war es zu verdanken, dass der Stadt ein anderes Schicksal zu Teil wurde, als dem Rest von Hoch-Netheril. Nur wenige Tage vor Karsus fatalem Fehler sollte es Telamont zum ersten Mal gelingen, die gesamte Stadt einer Spährenreise, und zwar einer Reise auf die Schattenebene, zu unterziehen. Als Thultanthar wieder zurückkehrte war Hoch-Netheril Geschichte. Nur die wenigsten, und nicht einmal die meisten Bürger der Stadt selbst, wissen bis heute, warum Thultanthar wieder verschwunden ist und warum sie so lange nicht mehr zurückkehren konnte. Aelithe Ethethiel, die Erzmagierin Suzails hatte es herausgefunden.

Bei der Suche nach dem Grund des Untergangs kam Telamont in die Hände von etwas, was der Stadt einen knapp 1700 Jahre langen Fluch auferlegen sollte. Er fand in den Trümmern von Eilenanar, der Enklave über die Karsus herrschte, einen Mythallar….einen ganz besonderen Mythallar. Viel zu spät merkte er, dass dieser jedoch von der kürzlichen magischen Katastrophe korrumpiert geworden zu sein schien, und ein seltsames Eigenleben entwickelt hatte. Der Mythallar, der knapp 1700 Jahre später als der Dunkelstern bekannt werden sollte, begann Telamont zu kontrollieren und beförderte Thultanthar auf die Schattenebene. Telamont benötige über 400 Jahre um sich von der Kontrolle des Myhtalls zu befreien, fand sich jedoch weitere knapp 1300 Jahre unfähig, mit der Stadt von der Schattenebene zu entfliehen, ohne das der Dunkelstern dem entgegenwirken konnte. Im Jahre 1352 DR sollte der Tag kommen, an dem die Stadt wieder in ihre Heimat zurückkehren sollte.

Bei der Gründung der Stadt wurde die flache Seite der ehemaligen Spitze Hnaurim’s so geschliffen, dass 3 Ebenen von unterschiedlichem Höhenniveau geschaffen wurden. Die unterste Ebene die den Namen Alan’zar trägt, stellt die weitaus größte Fläche der Stadt dar. Hier befinden sich bis heute die einfachen Gebäude der Bürger Thultanthars. Haus an Haus wuchsen hier in den vergangen knapp 3000 Jahren die Gebäude durch den Turmartigen Baustiel, der aufgrund des Platzmangels eingeführt wurde, immer weiter in die Höhe. Hier wohnt etwa die Hälfte der gesamten Bevölkerung und hier steht auch die Akademie der Kämpfer, Armegril. 4 Breite Wege lassen einem 20 Meter Höhenunterschied hinauf zur zweiten Ebene der Stadt, Dlean’zar, überwinden. Auf dieser Ebene, die etwa 1/16 der gesamten Fläche der Bergspitze einnimmt wohnt seit je her die hohe und reiche Gesellschaft, die etwa 1/32 der Gesamtbevölkerung der Stadt darstellt. Bildungseinrichtungen aller Art und der einzige Tempel der Stadt Vathir o’Shar, der Shar geweiht ist, befinden sich hier auf dieser Ebene. Kein Fußweg lässt einen die 50 Meter Höhenunterschied überwinden um an die höchste Stelle der Stadt zu kommen. Kein Flugzauber und kein Teleportzauber ermöglichen die Überbrückung. Einzig und allein der Schattenweg eines Shade ermöglicht das betreten der obersten Ebene, Erenlithar o’Faerun. Das einzige Gebäude das sich hier befindet ist Val’Istiran, die Akademie der Erzmagier, in dessen Zentrum der Umlar o’Mythallar steht. Val’Istiran ist ein gigantisches Gebäude gebaut aus schwarzen Marmor. Es hat 4 Stockwerke und die Form eines 5-Ecks. An den 5 Ecken steht jeweils ein runder Turm im klassischen Magierstil. Die Akademie stellt sowohl geographisch als auch politisch und gesellschaftlich das Zentrum der Stadt dar, da es auch den Wohnsitz Telamonts und der 9 Hochprinzen von Thultanthar darstellt. Durch den langen Aufenthalt auf der Schattenebene hat sich mit der Zeit das Problem des Platzmangels in der Stadt ergeben, weshalb eine vierte Ebene, Welrum’zar, was wohl soviel wie Höhlenbehausung heißen mag, geschaffen wurde. In den Berg hinein wurde ein Höhlensystem gegraben, in dem die ärmsten der Armen der Stadt ihr Leben fristen. Wohl ein etwas mehr als ein Drittel der Gesamtbevölkerung lebt hier.
Thultanthar beherbergt heute 38000 Menschen, von denen ca. 1500 während der Zeit auf der Schattenebene zu so genannten Shade’s wurden, die normalen Menschen in allen Belangen überlegen sind. Diese 1500 Extraplanare leben fast ausschließlich in Dlean’zar und Erenlithar o’Faerun.

Die Stadt ist nach alter Tradition eine rechtschaffene Magogratie, die von dem Ilumzaroth – dem Rat der Macht - geführt wird. Dieser besteht aus Telamont selbst und dessen 9 Söhne, den Hochprinzen, die zusammen das Herrschende Haus Aramen bilden. Das elfte Mitglied wurde erst vor etwa 1400 Jahren in den Rat aufgenommen. Dabei handelt es sich um Zarrath Valuram, Vaire oder auch Hohepriester der Shar und damit Leiter von Vathir o’Shar. Die anderen 6 Adelshäuser haben ebenfalls einen Vertreter im Ilumzaroth, der jedoch ständig wechselt, und seinerseits von dem Dleanzaroth, dem Rat des Adels gewählt wird. Dieser zweite Rat hat jedoch nicht wirklich Einfluss auf die wesentlichen Belange der Stadt. Sein Sinn besteht nur darin, den Vertreter für den Ilumzaroth zu bestellen und die Interessen der Adelshäuser zu koordinieren. Im Dleanzaoth wiederum gibt es einen Vertreter des Bürgertums, der seinerseits von dem Alanzaroth, dem Bürgerrat bestellt wird. Dementsprechend gering ist die Macht des Bürgertums in Thultanthar.

Im Ilumzaroth ist jede Stimme gleich gewichtet, jedoch hat Telamont immer die Möglichkeit alle Meinungen vom Tisch zu fegen und seine Meinung letztendlich durchzusetzen, was aber während des langen Bestehens der Stadt nicht die Regel war.
Das Rechtsystem in Thultanthar ist streng und unerbittlich. In der Stadt darf man nur Zauber wirken, sofern man eine Berechtigung dazu hat, und die bekommt man nur gegen viel Gold an Val’Istiran, was auch für Kleriker der Shar gilt. Dies ist eine Maßnahme und vor allem das Dilettantentum auszumerzen. Auch ansonsten ist das Rechtssystem durchwegs radikal. So steht z.B. schon auf Diebstahl die Todesstrafe, ganz zu schweigen von Mord und unerlaubter Zauberei. Diese Maßnahme dient auch dazu, das Bevölkerungswachstum vor allem unter der armen Bewohnern Thultanthars einzudämmen.

Der Adel Thultanthars setzte sich aus mehreren Häusern zusammen.
Haus Aramen – erstes Haus – Herrscherhaus mit nur 10 Mitglieder. Dieses adlige Haus besteht eigentlich nur aus Telamont und dessen 9 Söhnen. Es wurde von Telamont erst vor 1500 Jahren gegründet. Davor galt die „Familie“ Aramen nicht als Haus, war aber schon damals die bestimmende Macht in Thultanthar. Aramen ist ein Haus das niemand durchschauen kann, da es in diesem Haus selbst nie Einigkeit gibt, was aufgrund der unterschiedlichen Persönlichkeiten gegeben ist. Aramen ist somit das Haus mit dem geringsten inneren Zusammenhang. Oft musste Aramen Anschläge von untern Häusern überstehen, doch niemals war auch nur einer der Hoch-Prinzen ansatzweise in Gefahr. Zu groß ist die Macht jedes einzelnen der Mitglieder, was auch nicht zuletzt an der Macht des Mythallars lieg.
Haus Yaluram – 2.Haus mit ca 700 Mitglieder. Haus Yaluram war ursprünglich nur zur Hälfte in Thultanthar vertreten. Die andere Hälfte des Hauses herrschte in der Enclave Nhalloth. So war Yaluram bei der Stadtgründer das Haus mit dem meisten Einfluss und war im Rat zu mehr als 50% vertreten, womit die Thultanthar völlig kontrollieren. Mit dem Untergang von Hoch-Netheril und der Verbannung auf die Schattenebene verloren das Haus immer mehr an Macht und wurde an der Spitze von Telamont, der seither über unglaubliche Macht verfügte abgelöst. Lange Zeit versuchte sich Yaluram gegen diese Entwicklung zu wehren. Die Zeit auf der Schattenebene ließen ihre Pläne jedoch abstumpfen und beinahe völlig verschwinden. Heute strebt Yaluram danach, nach der Rückkehr ein neues Nhalloth zu gründen und wieder an die Spitze einer Enclave zu kommen. Ihre Position als 2.Haus ist unumstritten, allein durch ihre Anzahl der Mitglieder, die Yaluram auch Mithilfe von Adoptierung groß gehalten hat. Yaluram ist seit jeher weniger für ihre machtvollen Arcanisten als für ihre umsichtigen und intelligenten Führer bekannt - so auch heute. Wie alle Adelshäuser wird auch Yaluram von einen 10-köpfigen Rat, der durchwegs aus Magiern besteht, geführt.

Das Wissen der Erzmagierin reichte detailliert bis zum 7 Haus und auch „Der Mythallar von Thultanthar“ konnte seine Geheimnisse nicht vor ihr verbergen. Erschaffen von Telamont selbst, mit Hilfe einer seiner ehemaligen Schüler, der vor knapp 3000 Jahren ohne sein Wissen sein Leben für diesen Myhtallar geopfert hat, bildet er seit damals die Lebensgrundlage für die Stadt, und er allein ist auch der Grund, warum die Stadt die lange Durststrecke auf der Schattenebene ohne größere Schäden überdauern konnte. Die Hauptfunktion ist das Fliegen der Stadt, jedoch gewährt er noch andere Fähigkeiten, solange man sich auf der Plattform befindet. Doch ohne die Blätter DES BAUMS würde der Mythallar in den nächsten Jahren implodieren und Thultanthar würde untergehen.

„Mooooooradiiinnnnnnnnnn!“ Arthemus Schrei ging mit einem Röcheln unter. Dies war nicht mehr die Stimme des Kriegers wie sie die Erzmagierin kannte. Dies war das Flehen des gequälten Zwergen endlich von seiner Pein erlöst zu werden. Dieses Gefecht in Myth Drannor konnten sie nicht gewinnen. Aelithe wusste es.
Sie wusste es schon seit Monaten…

…um genau zu sein, sie wusste es schon vor der Audienz mit König Azoun.

Doch Aelithe begab sich nicht in Gefahr ohne vorbereitet zu sein. Und die Erzmagierin war vorbereitet. Ausgestattet mit einer Waffe wie sie es auf dieser Welt nur einmal gab. Erschaffen durch die Vereinigung 3er Mystalsplitter in ihrer Heimat. In Zusammenarbeit mit 11 weiteren Erzmagiern der Sonnenelfen geschaffen - nur zu diesem einen Zweck. Noch immer sprach die Stimme in dem Stab zu der Erzmagierin. Die Stimme, die sie schon vorher vernommen hatte. Die barsche und doch sanfte Stimme die ihr prophezeite, dass die Greifen Nachfahren in die Welt setzen würden. Nachfahren die Auserwählte seinen würden – auserwählt den Schrecken aufzuhalten dem sie in diesem Moment gegenüberstanden. Die Stimme hatte nie Macht über Aelithe, noch war das ihre Absicht, dennoch verschwieg die Magierin die Macht die sie verspürte. Zeitlos und machtvoll wob sich die Stimme aus Mystras Gewebe und offenbarte der Erzmagierin immer und immer wieder den EINEN BAUM.

Die Shades von Thultanthar, Herrscher über Schatten und Terror, hatten nun ihre Rückkehr begonnen und DEN BAUM gefunden. Ihre Zahl war unermesslich und sie waren nicht aufzuhalten.

Nein, das waren sie nicht! Die Greifen waren am Ende, ihr Auftrag war gescheitert, Fürst Telamont hatte sie besiegt. Er verspottete die Greifen, hoch oben über dem Schlachtfeld. Doch da war diese Stimme. Die Stimme im Stab der Erzmagierin. Sie allein hatte die Macht dieses Gefecht, diese letzte Schlacht am BAUM zu wenden. Nein, der Stab konnte sie nicht retten. Aelithe war sich dessen bewusst. Aber möglicherweise könnte jemand anderes alle retten die von den Shades bedroht wurden. Jemand der hier und jetzt noch nicht dazu in der Lage war. Die Symbole ihrer Sprösslinge sprachen eine deutliche Sprache. Sie alle waren berührt von der Stimme. In ihnen schlummerte die Macht der Stimme. Die Macht, die nur langsam entfaltet werden durfte. Die Magierin konnte ein letztes Mal Lächeln. Ihre Hinweise hatte sie geschickt platziert – ihre Nachkommen würden den Weg finden. Sie würden alles über die alten Netheril erfahren. Sie würden ALLES erfahren. Fürst Telamont durfte die Blätter DES BAUMS nicht besudeln. Das einzige was ihre Nachkommen brauchten war Zeit.


„Zeit, was ist das schon


Zeit…“


Dann entfesselte Aelithe Ethethiel tonlos die Macht des Stabes. Sie entfesselte die STIMME und spürte sie Macht des Gewebes. Die Macht brodelte in ihr, zog an ihr und schlussendlich zerriss die Macht sie. Ihr letzter Gedanke galt ihren beiden Kindern. Die Malträger waren die letzte Hoffnung, dort wo die Greifen der Dämmerung scheiterten. Der Moment der Machtentfesslung war so kurz, dass selbst der Fürst keine Verbitterung mehr zeigen konnte. Einzig seine 9 Söhne erfuhren in diesem Moment von seinem Schicksal…
Titel: Re: Trilogie der Dunkelheit: Cormyr (Buch I)
Beitrag von: Galmor am 28. November 2008, 14:53:55
9 Stück!?
Titel: Re: Trilogie der Dunkelheit: Cormyr (Buch I)
Beitrag von: Arkos am 28. November 2008, 15:54:30
...Fürst Telamont hatte sie besiegt. Er verspottete die Greifen, hoch oben über dem Schlachtfeld. ... Der Moment der Machtentfesslung war so kurz, dass selbst der Fürst keine Verbitterung mehr zeigen konnte. Einzig seine 9 Söhne erfuhren in diesem Moment von seinem Schicksal…

Vielleicht hast du was falsch verstanden. Es geht hier um die Söhne von Telamont.
Eigentlich hat Fürst Telamont eine rechte Hand und 12 Söhne, das wollte ich Euch aber nicht zumuten!
Titel: Re: Trilogie der Dunkelheit: Cormyr (Buch I)
Beitrag von: Galmor am 29. November 2008, 22:47:28
Nein nein, das habe ich schon verstanden. Ich dachte nicht dass WIR 9 sind..so weit kann ich noch zählen ;) Aber ich war erschrocken, dass es so viele sind....
Titel: Re: Trilogie der Dunkelheit: Cormyr (Buch I)
Beitrag von: Arkos am 30. November 2008, 00:49:37
Ich weiss, ihr haltet mich für böse, fies & gemein.

Aber ich bin nicht immer so  :P
Titel: Re: Trilogie der Dunkelheit: Cormyr (Buch I)
Beitrag von: Lily Weg am 01. Dezember 2008, 07:27:34
*weist Galmor höflich und dezent darauf hin, seinen Fuß von der Leitung zu nehmen*

Unsere Eltern waren/sind 9 ;)

WIR sind nur  6 (7)  (Alexander, Evendur, Garon, Lily, Galmor, Brocdar und Elenya <r.i.p>).

Titel: Re: Trilogie der Dunkelheit: Cormyr (Buch I)
Beitrag von: Galmor am 01. Dezember 2008, 12:36:35
Was? Wo? Welche.....Ach DIE Leitung...*vorsichtig mit beiden Füßen von der Leitung steigt*

Mal schauen obs hilft ;)
Titel: Re: Trilogie der Dunkelheit: Cormyr (Buch I)
Beitrag von: Galmor am 01. Dezember 2008, 12:41:20
...Fürst Telamont hatte sie besiegt. Er verspottete die Greifen, hoch oben über dem Schlachtfeld. ... Der Moment der Machtentfesslung war so kurz, dass selbst der Fürst keine Verbitterung mehr zeigen konnte. Einzig seine 9 Söhne erfuhren in diesem Moment von seinem Schicksal…



Pffft...falsche Leitung....*wieder mit beiden Füßen draufspring* .. wer weiß, was sonst passiert ;)
Ich hatte doch recht, dass die Söhne dieses Fürsten, welche ja vermutlich eher nicht so richtig gut auf uns zu sprechen sind (bzw. unsere Eltern, aber so genau nehmen die das fürchte ich nicht) 9 an der Zahl sind.

*auf die breiten Zwergenfüße Zeig*
Soll ich dir mal nen paar echter Füße zum Auf-Der-Leitung-Stehen leihen? Scheinbar hilft das :P
Titel: Re: Trilogie der Dunkelheit: Cormyr (Buch I)
Beitrag von: Arkos am 01. Dezember 2008, 14:02:38
Ja, Telamont hat(te) 9 Söhne!

Rätsel über Rätsel, oder wie :question: