DnD-Gate.de

Workshop => Story Hour => Thema gestartet von: Berandor am 26. September 2004, 21:50:05

Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 26. September 2004, 21:50:05
 Das "Endlich" bezieht sich hoffentlich auf euch, aber eher auf mich, da wir in zwei Wochen endlich loslegen. Bis dahin werde an den nächsten beiden Sonntagen ein wenig Vorabinfos posten... dann gehts richtig los. Wir werden wahrscheinlich so einmal im Monat spielen, also macht euch auf ein relativ langsames Tempo gefasst. Dafür werde ich die Story Hour vielleicht etwas ausführlicher gestalten können (mal sehen).

Zunächst einmal ein Hinweis:
Postet Kommentare! Postet Anmerkungen! Postet! Wenn euch die Story gefällt, schreibt es rein! Wenn sie euch nicht gefällt - lügt! Story Hours leben m.E. auch von den Kommentaren und Fremdbeiträgen, also rein damit. Ich verspreche hiermit jedem, der einen Kommentar zur Story Hour schreibt, einen Kommentar in seiner SH!

Und jetzt eine zweite Anmerkung:
Ich werde ab und zu in dem Text *Spoiler* verwenden. Diese Spoiler beinhalten Anmerkungen und Meta-Kommentare sowie Hinweise auf den weiteren Verlauf des Adventure Paths. Meine Spieler halten sich von diesen Spoilern bitte fern! Ich vertraue euch einfach, dass ihr die nicht lest! Ebenso vertraue ich natürlich darauf, dass sich andere zurückhalten, z.B. Coldwyn und hsiaotsing ggü. Andreas.

Oh, und wenn ihr auf Spoiler antwortet, dann doch bitte auch mit Spoilern. Danke!

Im nächsten Post werde ich dann sozusagen ein "Design Diary" machen, wo ich ein paar Änderungen und Vorbereitungen, die ich unternommen habe, schildere.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 26. September 2004, 23:03:34
 Zunächst einmal ein Riesendank an Zechi, dessen Vorarbeit für den Adventure Path wirklich unbezahlbar war. Was da alles an Übersetzungen gespart werden konnte... Danke!

Ich habe als Vorbereitung für den Adventure Path mehrere Dokumente angelegt. Einige Handouts (selbst geschrieben auf buntem Papier mit Füller), eine NSC-Liste (mit Namen, Ort, Gesinnung, Klasse/Stufe, Besonderheiten/Anmerkungen), und ein "Wegweiser", wo ich die Cauldron-Karte genommen habe und den numerierten Orten Details gegeben habe. Dazu habe ich auch Informationen aus der Kaizer's Bazaar-Reihe und Tournaments, Fairs & Taverns verwendet, um z.B. den Kneipen unterschiedliche Sortimente zu geben.
Ich habe ein oder zwei Sachen aus der Cauldron-Karte entfernt, und zwei hinzugefügt. Insgesamt ist dieses Dokument knapp 40 Seiten lang.
Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen
.

Ich spiele den Adventure Path in den Vergessenen Reichen. Ich habe Cauldron an die Ostgrenze von Tethyr gesetzt, in die Berge zum Lake of Steam hin. Ich denke, klimatisch komme ich da gut mit hin. Die Götter (und Organisationen) habe ich wie folgt übersetzt - da die Erklärungen verräterisch sind, alles in Spoilern:
Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen


Ich habe mich außerdem entschlossen, jedem Abenteuer einen eigenen Soundtrack zu geben. Dieser wird nach Abschluss des jeweiligen Abenteuers den Spielern gegeben, damit sie noch einmal das Abenteuer nacherleben können, wenn sie die Musik hören. Dabei habe ich auch Musikstücke mit Gesang und moderne Stücke genommen. Ein gewagtes Experiment, von dem ich gespannt bin, wie es funktioniert. Da die Titel etwas verraten könnten, auch dieses in Spoilern:
Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen


So, das wärs fürs Erste mal. Noch ein Post mit etwas Greifbarem...
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 26. September 2004, 23:09:35
 Zuerst noch einmal ein Link zu den Flash-Teasern:
Der Erste (Die Musik ist übrigens das Adventure Path Theme, also das Grundthema der Kampagne.
Nummer 2

Informationen zu der Kampagne findet ihr auch immer auf meiner Website, so z.B. genauere Infos zu den Schätzen Tethyrs oder auch das, was die Spieler über Cauldron wissen.

Dann habe ich dem Spieler von Dirim, einem Zwerg, noch einen Brief seiner Mutter erstellt, der ein paar Infos und Aufhänger enthält.
Der Brief als PDF-Datei ist hier.

Zitat
Dirim,

wie alt bist du jetzt? Es kann nicht mehr lange dauern, dann bist du fünfzig. Und dann? Ich hoffe, du hast schon Pläne gemacht - lass dir von deinem Clan nichts vorschreiben.

Sag deinem Vater nicht, dass ich dir das geraten habe. Wie ich ihn kenne, hat er mir immer noch nicht verziehen. Ich habe mich dem Clan widersetzt.

Ich habe Lathander umschlossen, und er hat mich aufgenommen. Ich habe ein neues Leben begonnen - ein Leben ohne Clan. Im Moment heißt das auch, ein Leben ohne dich. Aber das muss nicht immer so bleiben.

Auch wenn dein Vater es nicht glaubt, habe ich viel Gutes getan. Ich habe Hoffnung und Licht in die Welt getragen. Ich habe Freundschaften geschlossen. Ich habe dir ja schon mehrmals von den Anderen erzählt.

Gestern haben wir Vitriss Bale getötet, einen Grünen Drachen. Das Biest hat sich ziemlich gewehrt, und Sarcem musste Boros regelrecht zusammenflicken. Danach haben wir erst Mal in der Messingtrompete gefeiert. Sarcem hat bezahlt - Sarcem Delasharm ist der alte Freund, der uns um Hilfe gebeten hatte.

Jedenfalls ist Vitriss Bale Geschichte. Unsere Schuldigkeit ist aber noch nicht getan, sehr zu Lyannas Unwillen. Seit wir in Cauldron angekommen sind, ist unser Rubin ganz unruhig. Jede Nacht ringt sie uns das Versprechen ab, nach dieser Queste in Ithmong zur Ruhe zu kommen. Aleandra und ich planen schon, die nächste Generation Falken heran zu ziehen... wenn Helion nur etwas Abenteuerlust von seiner Mutter geerbt hat, sollte das nicht zu schwer sein.

Bevor wir zurückkehren können, müssen wir uns jedenfalls noch um etwas kümmern. Horas meint, Vitriss wäre in fremden Diensten gestanden. Wenn sich diese Vermutung erhärtet, sind wir vielleicht etwas Größerem auf der Spur. Wir werden jetzt erst einmal unsere Ausrüstung erneuern, aber dann gehen wir der Sache auf den Grund.

Übrigens hat sich Keyne beinahe mit Vortimax Weer angelegt, dem Tränkemischer von Cauldron. Keyne hat behauptet, Vortimax würde minderwertige Zutaten verwenden. Der arme Kerl ist beinahe geplatzt! Jetzt müssen wir gleich eine Handvoll mehr Münzen auf den Tisch legen.

Du merkst schon, im Leben eines Abenteurers gibt es immer Sorgen - aber es ist auch sehr erfüllend. Niemand sagt Dir, was du zu tun hast. Niemand zwingt dich, einen Fremden zu heiraten, nur weil sein Clan Nachwuchs braucht.
Aber ich weiche vom Thema ab. Ich wollte dir ja schreiben, wie es uns ergeht.

Ich habe eine kleine Hütte gekauft - vielleicht lässt sich daraus ein Schrein entwickeln? Die Sonne geht von dort direkt über dem Azuth-Tempel auf. Das hat Horas sehr gefallen. Lyanna wiederum merkte gleich, dass die Messingtrompete in der Nähe ist.

Boros hat sich in den kopf gesetzt, über den See zu schwimmen. Cauldron liegt im Kessel eines erloschenen Vulkans. Auch wenn die Priester der Stadt das Wasser sauber halten - ich würde da nicht durch schwimmen wollen. Aber Boros hat sich noch selten von einer Mutprobe abhalten lassen.

Wir haben einen Händler getroffen, der unsere Waffen kaufen wollte. Ein komischer Kerl namens Zelzadek. Er behauptete, er handele in den Schatten - was immer das heißen mag. Wir haben seinem Boten jedenfalls eine Absage erteilt. So ein Unsinn - als ob wir unsere Sachen abgeben wollten.

Aleandra drängt mich, aufzuhören. Wir sind bei Fürst Vhalantru eingeladen, einem Elfen. Ich bin gespannt, was er von uns will. Das wirst du auch noch lernen, mein Sohn - niemand tut etwas "nur so", wenn dich jemand einlädt, erwartet er eine Gegenleistung. Vielleicht will sich Vhalantru ja nur mit uns schmücken.

Ich hoffe, dass wir uns eines Tages gegenüber stehen, Dirim. Dazu musst du aber zu mir kommen - ich kehre sicher nicht zurück. Wenn wir hier fertig sind, kannst du uns in Ithmong finden. Ich freue mich schon darauf, dir die Anderen vorzustellen. Und sie auch, dich kennen zu lernen - dafür werde ich schon sorgen.

Vergiss nie - auf jede Nacht folgt ein neuer Sonnenaufgang. Mit Wärme im Herzen, deine Mutter

Branda Gratur

So, das wars für heute. Nächsten Sonntag folgt der Prolog der Story Hour...
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Zechi am 27. September 2004, 09:02:10
 Hört sich alles ziemlich genial an, vor allem hast du dir ziemlich viel Mühe gegeben die Geschichte weiter auszuarbeiten, alles sehr schön zu lesen bisher :)

Ein paar Anmerkungen:
Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen


Gruß Zechi
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Del am 27. September 2004, 16:25:49
 :blink:

Ich darf jetzt aber schon mal kurz blass vor Neid werden oder? Wir haben gestern auch mit dem Adventure Path angefangen. Aber soviel wie du hab ich ja bei weitem nicht gemacht! Respekt!

Wie lange hast du für die Vorbereitung der Kampagne gebraucht? Das muss ja einiges an Arbeit gewesen sein.

Bin gespannt wenns losgeht... :)

Gruß Del
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Sheijtan am 27. September 2004, 16:53:15
 Auch ich bin schon sehr gespannt, obwohl ich mit den Vergessenen Reichen weniger anfangen kann. Wenn du es in Kalamar gespielt hättest wäre es sicherlich auch sehr interessant geworden.

Bin schon jetzt gespannt und die Videos finde ich auch sehr gut, vor allem das erste.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 27. September 2004, 19:15:45
 Del: Ich habe ja im Januar (oder so) die Dungeons bekommen, und dachte, so gegen Juli würde es losgehen. Da war ich natürlich heiss, hatte viel Zeit (ich habe ja vorher nicht geleitet), und wollte außerdem die Bücher, die ich gekauft habe, einsetzen. Da kommt eins zum andern, und man setzt sich halt mal ein paar Stunden hin.

Ich würde ja gerne in deine Story Hour posten, habe aber gerade gehört, dass du keine machen willst.  :rant:

Sheijtan: Die Gruppe spielt halt in den Reichen - aber außer den Göttern wird es nicht besonders wichtig sein, die Reiche zu kennen. Schließlich ist Tethyr generell selten bespielt. Also, hier für dich ein Primer:

Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen

Tethyr kann man klimatisch mit dem Süden Kalamars, der Reanaaria Bay oder vielleicht auch dem Norden Svimozias vergleichen. Arabische Halbinsel, Nordafrika für Real-Welt-Entsprechungen.

Zechi:
Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Del am 29. September 2004, 17:13:53
Zitat von: "Berandor"
Ich würde ja gerne in deine Story Hour posten, habe aber gerade gehört, dass du keine machen willst.  :rant:
Jaja das is mal wieder typisch für meine Jungs. Gleich motzen anfangen! ;) Stattdessen können sie sich ja auch selbst mal hinsetzen und SH schreiben. :)
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Sheijtan am 29. September 2004, 18:37:11
 @Berandor:
Thx für die Erklärungen, jetzt wird mir bestimmt ersichtlicher, wer was darstellt.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Zechi am 29. September 2004, 20:26:03
 @Berandor
Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Coldwyn am 30. September 2004, 09:43:50
 Na da bin ich mal richtig gespannt. Es wird lustig Beradors Version hier zu lesen und Shaz´Narahd´s version am telefon zu hören ;)

Bei B´s Vorarbeit kann man richtig neidisch werden, den Flash-Trailer finde ich nachwievor scharf...  
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 02. Oktober 2004, 15:09:00
 Hi!

Da ich morgen keine Zeit habe, hier nun ein der nächste Teil.

Zunächst einmal habe ich noch einen Gegenstand, den ich den Spielern "gratis" gegeben habe:
Zitat
Lebensfunkel (sparkle of life)
Dieser winzige Splitter eines Edelsteins ist magisch mit der Lebensenergie eines Lebewesens verbunden. Solange das Wesen lebt, scheint der Splitter von innen heraus zu leuchten und zu funkeln. Zur Herstellung benötigt man neben dem Edelstein noch einen Tropfen Blut von dem betreffenden Wesen.
Faint Divination; Caster Level 3; Prereq.: Craft Wondrous Item, "Status". Price: 18,000 gp; Cost to Create: 9,000 gp + 360 xp
---
Jeder der Sterne Tethyrs hat einen dieser Gegenstände herstellen lassen. Sie haben schon lange aufgehört zu leuchten, und sind trotz ihrer Magie ziemlich wertlos - außer als Erinnerungsstück.
Ursprünglich sind diese Gegenstände als Ringe erschaffen worden - aber die Magie liegt in den Splittern selbst, sie können also auch "umgefasst" werden und z.B. in ein Amulett gelangen.

Next: der Prolog
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 02. Oktober 2004, 15:14:21
 Mit einem Knurren wälzte sich Gretchyn aus dem Bett und trat ans Fenster. Dichte Wolken hingen über der Stadt, selbst der Mond war nur ein heller Fleck hinter dem rauchigen Schwarz.

"Zu früh für die Flutzeit", murmelte Gretchyn und gähnte. Durch das offene Fenster drangen das Rauschen der Bäume und der Geruch des Schwefelsees an ihre Sinne, eins so lieblich wie das andere unangenehm.

Dies war schon die dritte Nacht, in der Gretchyn nicht schlafen konnte. Und trotzdem war sie nicht müde. Vielleicht brauchten alte Leute einfach weniger Schlaf?

Ihre kleinen Füße marschierten den Flur entlang in Richtung Küche. An dem Geländer nach oben hielt Gretchyn an und lauschte. Alles war ruhig, eine gewaltige, schwere Ruhe, wie sie nur von über vier Dutzend Schlafenden ausgehen konnte.

"Schlaft und träumt, meine Kleinen," flüsterte Gretchyn, "spart eure Energie für den Tag."

In der Küche angekommen, goss sie einen Becher Milch aus der für sie zu großen Kanne. Sie konnte das schwere Gefäß kaum gerade halten, und vergoss die Hälfte. Scheppernd ließ sie die Kanne zu Boden. Als sie sich nach einem Lappen suchend umdrehte, stand ein großer Schatten vor ihr, mit einem schweren Stab. Gretchyn erschrak zutiefst, bevor sie den Schatten erkannte.

"Augenklappe," stellte sie fest, mehr um ihre eigene Stimme zu hören. "Du hast mich vielleicht erschreckt. Was schleichst du hier so im Dunkeln herum?"

Der Halbork zuckte mit den Schultern.

"Hab was gehört. Soll ich das wegmachen?" Gretchyn musste erst seinem Blick folgen, bis sie merkte, worauf er hinaus wollte.

"Die Milch; ja, wenn du so nett wärst." Jetzt sah sie, dass der "Knüppel", den der einäugige Hausmeister bei sich hatte, ein Besenstiel war. Sie musste über sich selbst grinsen und war froh über die Dunkelheit.

"Was ist denn lustig?" Halborks hatten Räuberaugen, ermahnte Gretchyn sich. So hatte ihre Mutter es immer genannt. Augenklappe betrachtete sie aus für sie unerreichbarer Höhe, wartete geduldig auf ihre Antwort, wie er immer geduldig auf sie wartete.

"Gar ni-" Sie brach ab. "Hast du was gehört?"

"Weiß nich. Vielleicht."

"Komm," flüsterte Gretchyn, und schlich in den Flur hinaus. Die Milch war vergessen, sowohl die im, als auch die vor dem Becher.

Augenklappe erwies sich als leiser, als Gretchyn gedacht hätte, und gemeinsam schlichen sie die Treppe hinauf. Irgendwo zwischen der ersten und der letzten Stufe hatten der Halbork und sie die Plätze getauscht, und nun sah sie nur noch die Stufen und seinen breiten Rücken. Dennoch war es ein gutes Gefühl, den Besenstiel zwischen sich und einem möglichen Einbrecher zu wissen.

Zuerst betraten sie beide das Bad, und sahen sich vorsichtig um. Jemand hatte ein Handtuch auf dem Rand eines der beiden Zuber liegen gelassen, und Wasser tropfte mit einem metallischen Pochen von dort ins Becken. Ansonsten war alles ruhig.

Inzwischen war Gretchyn zu der Überzeugung gekommen, dass wahrscheinlich nur eines der Kinder wach geworden war, und umher schlich. Wahrscheinlich Terrem. Der Junge stammte wahrlich von Abenteurern ab, wenn man sein Talent, Ärger zu machen, in Betracht zog. Der Zorn über Terrems neuerliche Unruhe hatte Gretchyns anfängliche Angst vertrieben, und kopfschüttelnd ging sie nun auf den Schlafsaal der Jungen zu. Sie gebot Augenklappe, zu warten, und betrat das Zimmer.

Im Halbdunkel der bedeckten Nacht dauerte es eine Weile, bis das Licht von Gretchyns Kerze die knapp vierzig Schlafstätten erahnen ließ, die sich auf dem Boden des großen Saales wölbten. Kleine Körper, in Decken gekuschelt, sanfte - oder auch finstere - Träume erlebend. Leise schlich Gretchyn durch die Reihen, vorsichtig darauf bedacht, nicht auf eine ausgestreckte Hand oder einen vorwitzigen Fuß zu treten.

Terrems Bettstatt war leer. Leise fluchend ging Gretchyn die Decken ab, zählte und benannte im Geist die Jungen in ihrer Obhut.

"Siebenundzwanzig. Jeremy. Achtunzwanzig. Robin. Neunundzwanzig. Francis."

Neunundzwanzig. Zwei zuwenig. Terrem und Deakon. Unmöglich. Sie zählte noch einmal, mit dem selben Ergebnis.

Einer dunklen Vorahnung folgend verließ sie den Saal und betrat den Raum der Mädchen, ohne auf Augenklappes stille Frage zu reagieren. Der Halbork sah ihr durch die offene Tür hindurch zu, wie sie die Mädchen zu zählen begann. Wieder fehlten zwei.

Gretchyn schloss die Augen. Ihr wurde schwindlig. Sie taumelte, ihre Arme griffen ins Leere, doch bevor sie fiel, hatte Augenklappe sie schon aufgefangen.

"Was ist?" Gretchyn schüttelte zur Antwort mit dem Kopf.

"Weck die Belegschaft. Alle. Deakon, Terrem, Evelyn und Lucinda - wir müssen sie suchen!"

Noch bevor weit nach Tagesanbruch die dritte Suchaktion beendet war, ja, noch bevor die erste überhaupt begann, wusste Gretchyn, dass es sinnlos war. Die Kinder waren verschwunden.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Devil.X am 02. Oktober 2004, 16:32:05
 Sehr schön, da kann ich dir ja nur viel durchhalte vermögen wünschen.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Gerthrac am 03. Oktober 2004, 20:01:09
 Hi.
Ich kenne die Abenteuer nur aus Zechis SHs. Gefallen mir aber sehr gut, und ich muss dir ein Kompliment für deine Arbeit machen.

Jetzt aber zu meiner Frage:

Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen


Danke schon mal im vorraus.

Gerthrac
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: sir_ollibolli am 06. Oktober 2004, 15:32:58
 Schöner Prolog. Und die Idee mit dem Soundtrack ist super. Jetzt muss ich da nur noch irgendwie an die verschiedenen CD's rankommen...

Toitoitoi für deine Runde.

Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen

 
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 06. Oktober 2004, 18:08:27
 bzgl. Ennio Morricone kenne ich das Lied leider nicht. Mal sehen, ob ich das finde, dann sage ich was dazu.

Auf den paizo-boards bin ich auch schon unterwegs :)
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Lenier Nailo am 06. Oktober 2004, 19:24:40
 @Gerthrac
Ennio Morricone ist einsame Spitze. Die meisten seiner Werke gehen in die Richtung von The good the bad and the ugly, For a hand of dollar, For some dollars more, Der Profi, Es war einmal in America, Goodfellas, Der Pate(alle Teile), usw. Wenn dir die Filme etwas sagen, dann weißt du was für Musik du erwarten kannst, beim Kauf der CD.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 06. Oktober 2004, 19:48:53
 So, der Spieltermin am Wochenende ist leider geplatzt, weil einer unserer Spieler vergessen hatte, dass wir da spielen :( :)

Nächster Termin ist der 31.10.

Und wenn wir die Morricone-Diskussion vielleicht verschieben könnten, und nicht hier weiter austragen? Danke.

ETA: Auf meiner website gibt es jetzt gesammelte Hausregeln und einige weitere Informationen über die Kampagne.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Chem Frey am 07. Oktober 2004, 09:52:11
 
QUOTE (von Brandors Site)
Neue Charaktere beginnen auf der durchschnittlichen Gruppenstufe, höchstens aber auf der niedrigsten vorhandenen Stufe, einschließlich der eigenen vorherigen Stufe.[/quote]
Dieser Satzt macht doch überhaupt keinen Sinn.  :unsure:  
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 07. Oktober 2004, 10:12:23
 Beispiel: Charaktere sind Stufe 13, 14, 14, 15. Dann beginnt der Charakter auf Stufe 13, obwohl die durchschnittliche Stufe 14 wäre. Wenn der alte Charakter Stufe 12 war, ist der neue Charakter auch Stufe 12.
Ich hatte eigentlich vor, die neuen Charaktere eine Stufe niedriger anzufangen, also Gruppenstufe -1 - aber ich fürchtete, dann auf Dauer die Stufen zu niedrig zu machen.

Ich habe das Ganze trotzdem gerade geändert :)
Zitat
Neue Charaktere beginnen eine Stufe unter der alten Charakterstufe, als ob der alte Charakter also wiederbelebt worden wäre.

So gebe ich neuen Charakteren keinen Vorteil gegenüber der Verwendung alter Charaktere.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 30. Oktober 2004, 12:56:54
 So... morgen spielen wir. Ich habe einen neuen Rechner bestellt, in ca. 2-3 Wochen dürfte er da sein, dann kommt auch die Story Hour. Die Zeit läuft... :)
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Coldwyn am 03. November 2004, 22:29:48
Zitat von: "Berandor"
So... morgen spielen wir. Ich habe einen neuen Rechner bestellt, in ca. 2-3 Wochen dürfte er da sein, dann kommt auch die Story Hour. Die Zeit läuft... :)
Und? Schon ein kleiner Vorgeschmack fällig?
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Pestbeule am 04. November 2004, 08:38:31
 Immer diese Teaser...  :rolleyes:  
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Alaak am 04. November 2004, 09:06:29
 Die Vorbereitungen find ich wirklich gut und ausführlich. Das erste Stück klang schon mal sehr interessant.
Willst du die Handlung deiner Spieler auch so ausführlich beschreiben wie im Prolog? Stell ich mir schwierig vor. Spielern fällt normalerweise nicht ein einfach mal so ein Glas Milch zu trinken.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Kylearan am 04. November 2004, 09:44:55
Zitat von: "Alaak"
Spielern fällt normalerweise nicht ein einfach mal so ein Glas Milch zu trinken.
Och, wir haben ja auch handgeschriebene Speisekarten bekommen und durften uns dann Weine aussuchen... Nicht, dass wir im Abenteuer vorangekommen wären, dafür haben wir aber jetzt ein schönes Gespür für Cauldron. Sehr nett...

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Alaak am 04. November 2004, 10:08:01
 Habt ihr den Wein dann auch ausgespielt? Also ganz stilecht am Spieltisch? ;)
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Kylearan am 04. November 2004, 10:45:43
Zitat von: "Alaak"
Habt ihr den Wein dann auch ausgespielt? Also ganz stilecht am Spieltisch? ;)
Kann mich nicht mehr erinnern....

Nein, haben wir nicht. Wir spielen immer tagsüber, da kommt das nicht so gut.

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Gast_Berandor am 05. November 2004, 09:45:27
 Wobei die Speisekarten von mir auch als "Investition" gesehen werden. Jetzt sind sie halt da, in ein, zwei Abenteuern hat dann vielleicht mal jemand Lust, was besonderes auf der Karte auszuprobieren.

Es wird ja eine lange Zeit in Cauldron... :)

Und ja, die Story Hour soll ungefähr im Stil des Prologs sein - ich werde aber nicht alles beschreiben :)
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 20. November 2004, 21:27:04
 Der Glückliche Affe

Der Schankraum des Affen hatte sich früh geleert; der kühle Nieselregen hatte die meisten Holzfäller schon früh in die Betten getrieben, um Kraft für den nächsten Morgen zu tanken. Die meisten, die jetzt noch auf ihren Beinen standen, waren Reisende. Shensen unterdrückte ein Gähnen, als sie den großen Raum durchmaß und auf eine der Nischen zuging, die den Gästen des Glücklichen Affen erlaubten, sich ungestört zu unterhalten.

Um den Tisch herum saßen drei Gestalten, die Tymora in einer besonders launenhaften Stimmung zusammengewürfelt haben musste. Und doch wusste Shensen, dass diese drei nicht zufällig im Affen erschienen waren. Der Zwerg wirkte mit seinem korrekt gestutzten Bart und seiner Kleidung, in der weder Falte noch Fleck erkennbar waren, genau wie der Tyr-Priester, der er war. Sein Bierkrug stand genau vor ihm. Der düstere Mann zu seiner Rechten musterte Shensen mit demselben mürrischen Blick, den er auch seinen Gefährten schenkte, was zweifellos daran lag, dass er nur Wasser zu sich nahm. Da war der dritte im Bunde schon fast eine Wohltat gegen, dieser Kerl mit seinem wachen Blick aus Haselnussbraun, der gerade an seinem Wein nippte, die Augen fest auf Shensen gerichtet. Sie zwang sich zu einem freundlicheren Lächeln, als nötig schien, gab dem Wirt ein Zeichen, und blieb vor dem Tisch stehen.

„Darf ich mich setzen?“ Der Zwerg nickte. Da dies wahrscheinlich die einzige Aufforderung bleiben würde, schlüpfte Shensen neben den Düsteren in die Nische. Er rückte gleich etwas von ihr ab.

„Ihr habt doch keine Angst vor mir?“

„Nun, wenn es so wäre, könnte man es doch durchaus verstehen, nicht wahr?“ Helion Dambrodal nippte wieder an seinem Wein, dann fuhr er fort. „Schließlich sieht man nicht alle Tage eine Dunkelelfe, und sei es auch eine Halbelfe dieser Abstammung.“

Shensen schenkte der Bemerkung keine Aufmerksamkeit. Sechs Jahre betreute sie nun schon den Silvanusschrein im Affen, da gewöhnte man sich an Blicke, Bemerkungen und Schlimmeres. Stattdessen wechselte sie das Thema.

„Ihr reist morgen ab?“

„Wie ihr wisst.“ Helion war eindeutig der Gesprächigste der Drei. „Auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass ein wenig mehr Nachkommen meinem Brief gefolgt wären.“

„Mach dir nichts draus,“ wandte Dirim ein, während er seinen Bart kraulte. „Es wurde höchste Zeit, dass wir auf die Suche gehen. Wenn jemand sich verspätet, kann er ja immer noch nachkommen. Mit jedem Tag werden die Spuren schwächer.“

Shensen nickte. „Und wenn jemand kommt, der nach euch fragt, werde ich ihn nach Cauldron weiter schicken. Vielleicht sagt ihr mir noch, wo ihr unterkommen wollt?“

„Das wissen wir noch nicht. Dirim, steht etwas in dem Brief?“

Der Zwerg fischte einen Zettel aus der Tasche. Vorsichtig faltete er ihn auseinander, bis er einen Brief in den Händen hielt, dessen Papier an den Falzen schon beinahe durchsichtig war. Dirims Blick flog über die Zeilen, wie er es schon ewige Male zuvor getan hatte, dann zuckte er mit den Schultern.

„Die Messingtrompete. Vielleicht auch der Ort, den meine Mutter kaufen wollte – irgendwo in der Nähe davon. Ansonsten – keine Ahnung.“

„Nun, wir werden Euch dann eine Nachricht schicken, wo wir zu finden sind, sobald wir denn wissen, wo wir zu finden sind.“ Helion ließ den Satz noch ein wenig nachhallen, bevor er wieder anhob. „Ich frage mich, ob...“

„Helion? Brüderchen?“ Eine klare, weiche Stimme unterbrach seine Gedanken. Vor dem Tisch stand eine schlanke Halbelfe, die gerade ihr dunkelblondes Haar aufschüttelte. Ihre Reisekleidung tropfte noch vom Regen, doch ihr Lächeln konnte Kehlen trocknen.

„Annastriana?“ Die Angesprochene rollte mit den Augen.

„Anna, bitte.“ Dann sprang sie dem aufstehenden Helion entgegen und in die Arme. Schließlich lösten sich die beiden wieder voneinander.

„Anna, darf ich vorstellen? Das ist Dirim Gratur, Sohn von Branda. Da hinten, mit dem dauernden Lächeln, das ist Thargad, der Sohn von Kheyne. Oh, und das ist-“
Shensen hatte mit der Reaktion gerechnet, doch trotzdem traf es sie, dass Anna hörbar die Luft einzog und nach der Peitsche griff, die von ihrer lederbekleideten Hüfte hing, als sie der Dunkelelfe gewahr wurde. Sie blieb jedoch still sitzen und gab sich keine Blöße.

„Eine Dunkelelfe!“

„Halbelfe,“ entgegnete Dirim trocken, bevor er sich einen Schluck Bier genehmigte. Helion sah ihn strafend an, dann legte er seine Hand beschwichtigend auf Annas Arm.

„Ganz ruhig. Es besteht keine Gefahr. Das ist Shensen Tesseril. Sie arbeitet hier im Glücklichen Affen. Sie betreut den Silvanus-Schrein. Sie ist in Ordnung.“ Nach einem langen Augenblick entspannte sich Anna wieder.

„Gut. Aber sie kommt doch nicht mit, oder?“

„Nein, komme ich nicht.“ Es gelang Shensen nicht ganz, die Schärfe aus ihrer Stimme zu halten. „Ich will euch doch kein Unglück bringen.“

„Vier ist gut, Sechs ist fein, nur nicht Fünfe lass es sein,“ sagte Thargad plötzlich, ein bekanntes Sprichwort. „Es ist vielleicht ganz gut, dass niemand mehr gekommen ist.“ In den Moment der Stille hinein erhob sich Shensen wieder.

„Ich lasse euch besser allein. Ihr habt sicher einiges zu erzählen. Sollten wir uns morgen nicht mehr sehen, wünsche ich Euch eine gute Reise.“

Erst, als sie in Richtung der Dienstbotenzimmer verschwunden war, fing sich Helion wieder.

„Entschuldigt bitte. Das ist meine Halbschwester Anna. Sie kommt vom Elfenhof.“

„Immerdar, hm?“, fragte Dirim. „Wie ist es denn da?“
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Alaak am 20. November 2004, 21:59:16
 Guter Schreibstil Beri. Gefällt mir gut. Ich musste an mehreren Stellen schmunzeln. Mach weiter so!
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Boras am 20. November 2004, 22:19:05
 Nichts gegen den Zwerg, aber so klingt die Geschichte einfach schöner.

Freu mich schon auf unsere weiteren Exkursionen ins tiefe Gnomenreich.  
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 20. November 2004, 22:44:50
 Cauldron

Die vier Nachkommen der Schätze Tethyrs zogen früh los, um ihr Ziel noch vor Anbruch der Dunkelheit zu erreichen. Zuerst unterhielten sie sich noch angeregt, doch schon bald bemächtigte sich ihnen eine große Anspannung, und sie schritten nur noch schweigend nebeneinander her. Für den späten Sommer war es schon recht kühl geworden, was in Tethyr jedoch nur bedeutete, dass man Rüstung tragen konnte, ohne einen Hitzschlag zu erleiden. Ein steter Nieselregen lag über dem Land, und schon bald war die Kleidung der vier außen vom Regen, und innen vom Schweiß durchnässt. Der dichte Dschungel, der den Glücklichen Affen umgab, wurde langsam dünner, während das Gebirge, das wochenlang als Wegweiser ihrer Route gedient hatte, endlich spürbar näher rückte. Gegen Mittag hatten Felsen die Bäume als häufigste Wegbegrenzung abgelöst, und am frühen Nachmittag rasteten die Gefährten am Fuße des erloschenen Vulkans.

„Da rauf?“ fragte Anna und sprach damit aus, was alle dachten. Sie blickte die Flanke des Berges hinauf. Der breite Handelsweg, auf dem sie reisten, wand sich die steile Flanke hinauf wie eine betrunkene Schlange, bevor er kurz vor der Spitze nach Süden hin verschwand.

„Vom Warten wird er auch nicht flacher,“ sagte Dirim, und schulterte sein Gepäck. „Gehen wir.“

Weitere Stunden später hatten die Vier endlich die Stelle erreicht, an der die Straße um den Berg lief, um dann stetig ansteigend auf das Südtor der Stadt Cauldron zuzulaufen. Die „Heimatschleuse“.

Das Erste, was man von Cauldron sehen konnte, waren die großen schwarzen Mauern. Sie erhoben sich fünfzehn Schritt über den Kraterrand, schwarzes Malachit – Vulkangestein, dass jegliches Licht zu verschlucken schien. In dieser gewaltigen Mauer wirkte das große Tor wie ein Maul aus hellem Licht. Das Tor, so breit wie drei Karren und so hoch wie drei Mann, ließ sich im Boden versenken. Bevor Dirim aber die Handwerksarbeit gebührend bewundern konnte, rollte der Karren vor den Vieren wieder an und über die Schwelle zur Stadt, und die vier Wachen wandten sich ihnen zu.

Der Hauptmann trat zu ihnen hin, das flammende Auge der Stadt stolz auf Brust und Helm.

„Den übernehme ich,“ flüsterte Anna und zwinkerte Helion zu. Schaukelnd trat sie vor.

„Guten Abend, Wachtmeister.“

„Guten Abend.“ Der Wachmann strich über sein mit Edelsteinen verziertes Armband und musterte die Vier, einschließlich Dirims Packpony.

„Abenteurer, wie? Für euch kostet die Passage fünf Silberklingen – oder einen König, wenn euch das lieber ist -, das Pony noch mal zwei Klingen. Außerdem,“ schnalzte er mit der Zunge, „habt ihr Magie dabei. Dafür müsst ihr Zoll bezahlen.“

Anna atmete tief ein, und das ohnehin schon enge Mieder spannte sich noch ein wenig mehr. Sie sah dem Wachmann tief in die Augen.

„Hallo,“ sagte sie, „ich bin Anna. Und wie heißt du?“

„Ich... Essuth. Wieso?“ Anna zuckte mit den Schultern.

„Du bist süß. Können wir uns nicht mal treffen?“

„Was? Äh, ich meine, natürlich.“ Ein zufriedenes Lächeln erschien auf seinen Lippen, während die anderen Wachen in seinem Rücken grinsten. „Wie wäre es morgen Abend, im Krummen Krug?“

„Ich werde da sein,“ versprach Anna. „Enttäusch mich nicht.“ Sie lächelte ihn an, er lächelte verzückt zurück. „Hast du nicht etwas von einem Zoll gesagt?“

„Hm? Ach ja. Wisst ihr was?“, fragte er in verschwörerischem Ton. „Vergesst den Zoll dieses eine Mal. Aber lasst euch im Stadthaus eine Besitzrolle ausschreiben. Dann müsst ihr die magischen Gegenstände, die ihr nicht verkaufen wollt, nicht jedes Mal bezahlen.“

„Danke, Essuth. Dann bis morgen.“

„Bis morgen...“

„Männer,“ sagte Anna, als sie durch das Tor waren.

„Menschen,“ sagte Dirim.

„Wachen,“ sagte Helion.

Thargad sagte nichts.

Ein breiter Weg führte vom Südtor an den ersten Häusern der Stadt vorbei, hohen imposanten Bauten aus ebenfalls meist schwarzem Malachit oder Obsidian. Über die ganze Straße verteilt boten Händler ihre Waren an, allesamt aus kleinen Ständen oder Bauchläden. Besonders regen Zulauf hatte ein Mann mit frisch gebackenem Brot, während zum Ende der Straße hin eine Gnomin die Dienste ihrer Wäscherei anpries.

„Braucht ihr einen Führer?“, erkundigte sich eine hohe Stimme, und selbst Dirim musste den Blick etwas senken, um den etwa achtjährigen Straßenjungen zu entdecken, der vor ihnen stand. „Für ein Donsar führe ich euch, wohin ihr wollt, und für ein Paxar bleibe ich sogar den ganzen Tag.“

„Eine ganze Silbermünze?“ fragte Anna, als Dirim an ihr vorbeitrat.

„Wie heißt du denn?“

„Pellir, Herr Zwerg.“ Dirim lachte.

„Hör zu, Pellir, ich mache dir ein Angebot.“ Pellir blickte Dirim gespannt an. Helion lächelte zufrieden. Es war doch immer gut, einen Zwerg dabei zu haben.

„Heute bringst du uns umsonst zu einem Wirtshaus, und morgen kommst du wieder. Dann kriegst du zwei Klingen von mir.“

„Zwei?“, fragten Helion und Pellir gleichzeitig. Dirim nickte.

„Zwei. Und jetzt bring uns zur Messingtrompete.“
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 20. November 2004, 23:59:44
 Der erste Abend
„Das ist die Messingtrompete?“ Wieder einmal sprach Anna aus, was alle dachten. Sie standen vor einem Haus aus rauem Malachit. Die Fensterrahmen waren verrußt, verbrannt und halb verrottet. Vor den oberen Fenstern spannte sich schwarze Ölhaut, die unteren Fenster waren ebenso verbarrikadiert wie die Tür, die offensichtlich erst nach dem verheerenden Brand eingesetzt worden war.

„Da muss es ja heiß her gegangen sein,“ sagte Thargad.

„Wir sollten uns darin mal umsehen,“ sagte Anna.

„Später,“ entgegnete Thargad. Er nickte mit dem Kopf zur  Seite, wo gerade ein Trupp Stadtwachen mit ihren Hellebarden um die Ecke bog. „Wir sind schließlich gerade erst angekommen.“

Auf Nachfrage erklärte Pellir, das Haus sei verbarrikadiert worden, seit damals ein kleiner Junge in den Ruinen geklettert war und sich bei einem Sturz das Bein gebrochen hatte. Dirim fragte ihn, ob hier in der Nähe ein Lathanderschrein sei, und Pellir bejahte. Dann führte er die Nachkommen dorthin. Es war ein schmaler Turm, der sich nach oben hin nicht verjüngte. Mit einem flauen Gefühl in der Magengegend betraten die Vier den Schrein, in dem warmes rotes Licht leuchtete. Eine Treppe am Rand führte nach oben, und von dort kam auch gleich ein junger Mann mit ernstem Gesicht herab geschritten.

„Willkommen in der Rose des Morgens. Ich bin Kristof Jurgensen. Wie kann ich euch dienlich sein?“

„Mein Name ist Dirim Gratur,“ stellte sich der Zwerg vor. Schon war es mit der Ruhe des Priesters vorbei.

„Gra... Gratur?“

„Meine Mutter war Branda Gratur.“

„Bra... Branda Gratur?“

„Ja?“, sagte Dirim.

„Bra... Oh je. Willkommen. Willkommen, ihr alle. Wie... Wie kann ich... Kann ich euch helfen? Wollt ihr... Ihr könnt hier schlafen, wenn ihr wollt. Es gibt nur zwei Betten, aber... Ich schlafe auf dem Boden. Ich... Oh je. Wartet einen Moment.“ Der junge Mann lief nach oben und kehrte nach einigen Augenblicken mit einer Karaffe Wein und fünf Kelchen wieder zurück.

„Wein?“, fragte er und stürzte den ersten Becher hinunter. „Oh je.“

„Nun mal ganz ruhig,“ sagte Helion. „Woher kennst du den Namen?“

Kristof sah den Magier mit verdutzten Augen an.

„Branda Gratur hat diesen Schrein erbaut.“

Nach einem weiteren Becher Wein erzählte Kristof, was er wusste. Seine Vorgesetzte Tao Sintal hatte einst von Branda Gratur die Priesterweihe empfangen und unter der Zwergin in dem Schrein gedient. Leider war Sintal vor einem Jahr verstorben, und nun war Kristof, ein einfacher Dämmerungsgrüßer, der amtierende Dämmerfürst der Stadt.

„Wisst ihr irgendetwas von meiner Mutter?“, fragte Dirim schließlich.

„Was ich weiß, kenne ich nur aus Erzählungen. Tao hat immer gesagt, sie sei eine gute, ja gütige Frau gewesen. Jemand mit reinem Herzen, der den Schwachen geholfen und das Dunkel mit ihrem Sein erhellt hat.“

Dirim lächelte. Seine Augen glänzten feucht. „Schön.“

Auf Anraten von Kristof machte man sich dann auf zum besten Haus am Platz, dem Trunkenen Morkoth.
Der Morkoth sah von außen aus wie der Bug eines Schiffes, der Obsidian des Fundaments mit rustikalem Holz verkleidet. Die Galionsfigur des Schiffes ragte über den Eingang hinweg, ein fischähnliches Wesen mit einem Humpen in der Hand. Im Inneren umgab heimelige Düsternis die Gäste, auf den Tischen brannten Kerzen, und ruhige Musik driftete durch den Schankraum. Sogleich war eine Schankmaid bei den Vieren. Pellir hatte sich draußen verabschiedet und versprochen, Dirims Pony in den örtlichen Stallungen abzugeben.

„Willkommen im Trunkenen Morkoth,“ sagte die junge Frau. „Ich bin Doreen. Wünscht ihr einen Tisch und etwas zu Essen? Oder nur etwas zu trinken? Vielleicht ein Zimmer?“

„Klingt alles gut,“ sagte Dirim.

„Vielleicht zuerst das Zimmer, damit wir unser Gepäck abladen können?“

„Wie ihr wünscht.“

Man entschied sich für vier Einzelzimmer, die alle geräumig und luxuriös ausgestattet waren. Auf Wunsch, so erklärte Doreen ihnen, konnte man sich sogar Badezuber auf die Zimmer bringen lassen.

„Was kostet denn die Nacht hier so?“, fragte Dirim schließlich. Doreen lächelte.

„Fünfzehn Klingen für die Nacht, Herr.“ Betretenes Schweigen breitete sich aus. Schließlich sagte Helion:

„Na ja, für eine Nacht...“

Als sie unten am Tisch saßen, schüttelte Dirim den Kopf.

„Ich spreche mal mit dem Wirt.“ Und das tat er dann auch, doch selbst die beste Zwergenfeilscherei vermochte nichts auszurichten, und der Zwerg trottete wieder zurück. Er warf einen Blick auf die Karte, und ächzte.

„Ich mag es hier nicht. Ich schlafe bei Kristof. Bis morgen.“ Er stand auf und ging, einem überglücklichen Lathanderpriester entgegen.

„Er war nur zu grummelig,“ sagte Anna. „Ich versuche es mal.“
Kurz darauf kam sie zurück.

„Der Kerl steht nicht auf Frauen, glaube ich. Er wollte mich nicht mal auftreten lassen, ohne dass ich bei ihm vorspreche.“ Sie zog eine Schnute. „Was gibt’s denn zu essen?“

„Geräucherte Muscheln mit Pfeffer und Krustenbrot,“ sagte Thargad. „Und dazu elfisches Bier?“

Sie entschied sich für Beerenbier, während Helion bei Wein und Thargad bei Wasser blieb.

„He, Spitzohr!“, rief plötzlich eine männliche Stimme herüber. „Bring mir noch was zu trinken.“

Anna sah sich um und bemerkte einen jungen Mann in Begleitung von zwei Frauen an einem Tisch in der Nähe. Die Frau zu seiner Linken war groß und schön, mit weicher calishitischer Haut, ihr schwarzes Haar zu einzelnen Zöpfen geflochten, die eng am Kopf anlagen. Ihm gegenüber saß ein Mädchen mit kurzen roten Haaren und mehreren Narben auf den Händen. Beide trugen eng anliegende und teure Kleidung. Er selbst war dünn und schmächtig, ebenfalls gut gewandet, und lächelte gemein. Alle trugen Rapiere an der Seite. Er bemerkte Annas Blick.

„Schau nicht so verdrossen. Ich bin sicher, auf meinem Schoß ist noch ein Platz für dich.“

„Ihr scheint reich zu sein,“ rief Anna zurück, „warum leistet ihr euch keine hübschen Frauen?“ Die Rothaarige wollte aufspringen, aber die Andere hielt sie zurück.

„Lass Todd das machen,“ flüsterte sie. „Mal sehen, wie er sich schlägt.“

„Weißt du nicht, wer wir sind, Spitzohr? Wir sind die Sturmklingen! Und jetzt hol mir was zu trinken.“

„Oho, die Sturmklingen,“ sagte Anna gespielt beeindruckt. „Sofort, Herr.“ Mit einem spöttischen Lächeln ging sie zum Wirt.

„Was ist euer teuerstes Getränk?“

„Wir haben einige wenige Flaschen Verethere Amnae.“ Die Antwort verblüffte Anna. Dieser kostbare Amnae – Elfenwein – war das Prunkstück elfischen Weinbaus. Die Flüssigkeit hatte eine ätherische Qualität, ein beinahe unbezahlbares Gut. Sie lächelte.

„Der Herr dort wünscht etwas davon.“ Sie wies zu Todd. Der Wirt blickte hinüber. Als Todd das bemerkte, rief er:

„Was ist denn, Welvihk? Nun mach schon!“ Der Wirt schluckte, verschwand dann aber im Hinterzimmer und kehrte mit einer kleinen Flasche aus kostbarem Bleiglas zurück. Vorsichtig und mit zittriger Hand goss er drei kleine Gläser voll.

„Was kostet das jetzt?“, fragte Anna.

„Die Flasche kostet 250 Platinkelche, jedes Glas also etwa 50 Kelche.“

„500 Goldköniginnen also. Gut.“ Mit einer schwungvollen Bewegung drehte sie sich herum und brachte unter den wachsamen Augen von Helion, Thargad und dem einzigen anderen Gast, einem Zwerg, das kostbare Getränk zu den Sturmklingen.

Todd schluckte, als er sah, was Anna angeschleppt hatte.

„Dafür wirst du bezahlen,“ drohte er.

„Im Gegenteil,“ sagte Anna, „ich fürchte, der Wirt wird bei dir kassieren. Schließlich war der Wein für dich.“

Seine Augen versprühten Dolche, die Rothaarige schien sich kaum zu beherrschen, aber die dunkle Schöne taxierte Anna nur mit eiskaltem Blick.

„Gehen wir.“ Die drei stürzten ihren Wein herunter – es tat Anna in der Seele weh, das zu sehen – und verließen die Kneipe schnellen Schrittes.

„Am ersten Abend in der Stadt, und schon haben wir neue Freunde,“ sagte Anna leichthin, als sie sich wieder setzte. Der Wirt kam zu den dreien an den Tisch. Er warnte sie vor den Sturmklingen, Kinder von örtlichen Adelsfamilien, die nicht nur selbst erfolgreiche Abenteurer waren – gerade erst hatten sie ein Koboldnest ausgehoben – sondern auch über großen Einfluss verfügten. Falls das überhaupt möglich war, sah Thargad danach noch mürrischer drein.

Nach dem Mahl bezahlten die Drei  schweren Herzens für ihr Zimmer und das Essen – jeder wurde 26 Silberklingen los – und gingen zu Bett. Zurück blieb nur der Zwerg, der bedächtig an seiner Pfeife zog, um dann mit dem Kopf zu schütteln.

„Menschen.“
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 21. November 2004, 00:00:13
 So, genug für heute.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: kaigrass am 21. November 2004, 01:38:54
Zitat von: "Berandor"
So, genug für heute.
Schade ... liest sich nämlich einfach spitze ... auch wenn ich mit den ganzen Münzen ganz schön durcheinander komme  ;)

Auf jeden Fall mußt Du ganz bald weiterschreiben.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 21. November 2004, 08:05:10
 Die Münzen verwende ich auch für meine Spieler und mich, damit wir die vielleicht auch im Spiel benennen :) Sie heißen:

KM: Donsar, im Volksmund „Peitsche“
SM: Paxar / "Klinge"
EM: Corlar / (Elektrum, 5 SM wert) "König"
GM: Aenar / "Königin"
2 GM: Brakar / "Stern"
PM: Daublar / "Kelch"

Für Interessierte gibt es hier eine Karte von Cauldron:
http://www.p-pricken.de/images/cauldronlegende.jpg
 
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 21. November 2004, 11:06:48
 Der erste Tag
Am nächsten Morgen hatten die Neuankömmlinge erst einmal Zeit, sich die Stadt in Ruhe anzusehen. Cauldron war in den Krater eines erloschenen Vulkan gebaut, um den zentralen Kratersee herum; die Häuser drängten sich an den Rand wie Käfer an den Rand einer Schüssel voll heißem Wasser. Je näher man am Rand war, desto größer wurden die Käfer und umso prunkvoller und imposanter die Häuser. Vier große Hauptstraßen umkreisten den See – diese hatte man eingeebnet, während alle anderen Wege eine stete und spürbare Neigung zum See hin aufwiesen.

„Nicht mal eine Kanalisation gibt es hier,“ mokierte sich Dirim, als er einer Schmutzlache auswich, die in Richtung See floss. „Da muss man schon fast dankbar für den Regen sein.“

„Die Priester reinigen das Wasser regelmäßig, Herr,“ sagte Pellir. Der Junge hatte sich wie verabredet im Morkoth eingefunden.

„Und den Rest überdeckt der Schwefelgeruch,“ sagte Helion verdrießlich. „Azuth sei dank.“

Dirim war von den anderen schnell über die Sturmklingen informiert worden. Der Zwerg hatte wiederum vom Sonnenaufgang im Schrein berichtet.

„Sobald die Sonne über dem Azuthtempel erscheint, leiten Spiegel das Licht in den Turm. So eine gleißende und warme Helligkeit...“ Er zog genießerisch die Luft ein. „Herrlich.“

Im Augenblick war man auf dem Weg zum Lichtstraßen-Waisenhaus. Zuerst hatte Dirim den Tempel der Dreifaltigkeit besuchen wollen, doch dieses Gebäude, das Tyr, Torm und Ilmater geweiht war, schien schon lange verlassen. Auf dem Weg dorthin hatten sie hier und dort gehalten, um ein paar Gerüchte aufzuschnappen, und eines davon handelte von Waisenkindern, die aus eben jenem Waisenhaus entführt worden seien. Die Nacht im Morkoth hatte ein scheußlich ehrliches Licht auf die Finanzen der Gruppe geworfen – auch wenn alle vermuteten, dass Dirim noch einige Schätze hortete – und so war man auf eine Möglichkeit erpicht, die Börse ein wenig zu füllen. Wenn man dabei noch Kindern helfen konnte, umso besser.

Der schwarze Stein des Waisenhauses war von außen moosbedeckt; links davon umgab eine niedrige Mauer einen kleinen Vorhof und Garten. Zwei große Laternen flankierten die Tür, deren Klopfer in Form eines grinsenden Goblin mit Nasenring gestaltet worden war.

„Den fasse ich nicht an,“ sagte Dirim. Anna rollte mit den Augen und klopfte. Nach einiger Zeit wurde ein Riegel zurückgeschoben. Die Tür öffnete sich einen Spalt. Dahinter sahen die Nachkommen eine kleine, alte Frau mit ergrauendem Haar, zu einem Dutt geformt, und misstrauischem Blick. Ein Halbling.

„Ja?“

Helion stellte die Vier vor. „Wir kommen, um wegen der Kinder zu helfen.“

Die Augen der Halblingsfrau verengten sich. „Wir brauchen keine Hilfe.“

„Und wenn wir euch Geld geben?“, fragte Dirim. Als Antwort schloss die Frau die Tür, sichtlich erbost. Die Vier sahen sich an.

„Man nennt uns übrigens die Sturmklingen!“, rief Anna durch die geschlossene Türe.

„Was sollte das denn?“, fragte Helion, als sie ein wenig vom Haus entfernt waren.

„Wenn sie schon sauer ist, dann doch besser auf die Sturmklingen als auf uns, oder?“

Das Mittagsmahl nahm man auf der Straße ein. Während sie hungrig in die aufgespießten Würstchen bissen, überlegten die Nachkommen ihre weiteren Schritte. Es galt, noch eine günstigere Unterkunft als den Trunkenen Morkoth zu finden, und die Sache mit den Entführungen ließ sie auch nicht mehr los. Es schien unvorstellbar, dass noch keine Abenteurer mit der Untersuchung beauftrag wurden. Am besten würde man einmal im Stadthaus vorbeigehen, und vielleicht auch im Helmtempel.

„Braucht ihr noch eine Führerin?“ Ein kleines Mädchen war vor Dirim aufgetaucht.

„Was machst du denn hier?“, rief Pellir. Er marschierte auf das Mädchen zu. „Verschwinde, los!“

„Hau du doch ab!“, rief sie zurück. Ein Streit entbrannte, in dem klar wurde, dass Pellir mit seinem Verdienst geprahlt hatte, und nun hoffte das Mädchen, ebenfalls etwas abzubekommen. Während die anderen nur mit den Augen rollten, erwies sich Dirim wieder einmal als rechter Kinderfreund.

„Wir wollen mal sehen, ob wir nicht was für dich finden. Komm erst mal mit.“ Mit triumphierendem Blick schloss sich das Mädchen der Gruppe an.

Das Flammende Auge, wie der Helmtempel in Cauldron genannt wurde, war ein großer Tempel im klassischen Stil, ganz aus weißem Marmor erbaut, mit blauen Venen aus Bergkristall durchzogen. Eichene Doppeltüren wurden von Kriegerstatuen flankiert, die ihre Streitkolben in den Himmel reckten. Über den Türen stand wie eingebrannt: ‚Die Nacht kommt, und meine Wacht beginnt. Sie soll nicht enden bis zum Morgen.’

Thargad schien besonders von diesem Spruch beeindruckt, aber schnell stand auch er wie seine Gefährten im großen Kirchenschiff, umgeben von weiteren Kriegerstatuen in Alkoven. Ein großer Mann in Rüstung trat auf die Gruppe zu.

„Willkommen im Helmtempel. Wünscht ihr zu beten?“ Er klang ernst und kühl.

„Auch,“ entgegnete Dirim, „aber wenn möglich, würden wir gerne Sarcem Delasharn sehen?“

„Der Hohe Wächter weilt nicht in Cauldron. Bis er zurückkehrt, ist Beschützerin Jenya Urikas mit der Leitung des Tempels betraut. Sie ist jedoch im Augenblick ebenfalls nicht zu sprechen.“

„Und an wen sollte man sich wenden, wenn man über die vermissten Kinder sprechen will?“, fragte Helion. Der Priester zögerte nur einen Moment, bevor er antwortete.

„Wendet euch am besten an Ruphus Laro. Der Betraute“, ein Lächeln umspielte seine Lippen, „erledigt gerade einige Besorgungen. Er wird jedoch heute Abend hier sein, wenn er vom Waisenhaus zurück ist.“

„Dann können wir ja gehen“, sagte Anna, die sich in diesem imposanten Gebäude ähnlich unwohl fühlte wie Pellir und seine Freundin, wenn die Halbelfe dies auch nicht so offen zur Schau stellte.

„Noch nicht“, entgegnete Dirim. „Erst wird gebetet.“

Thargad, Helion und Anna saßen auf den Stufen vor dem Tempel. Thargad blickte zum Himmel, wo vereinzelte Sonnenstrahlen durch die graue Wolkendecke brachen. Helion blickte in die Ferne. Anna sah sich um.

„Erst schon fast zwei Stunden da drin“, sagte Anna. „Ob er noch lange braucht?“

„Die armen Kinder“, sagte Thargad. Helion stimmte ihm mit einem stummen Nicken zu.

„Das ist die zwei Silberklingen nicht wert.“ Erneutes Nicken.

Endlich kamen Dirim und die Kinder aus dem Tempel. Den Blicken nach zu urteilen, die Pellir und das Mädchen dem Zwerg zuwarfen, hatten auch sie eine neue Einschätzung ihres Lohns gewonnen.

„Das tat gut“, sagte Dirim zufrieden. „Nicht wahr, Kinder?“

„Ja“, sagten beide in müdem Gleichklang, um nicht wieder hinein gehen zu müssen.

„Dann besorgen wir uns mal ein Zimmer.“
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 21. November 2004, 11:07:59
 Zwischenspiel – Jil
Velior Thazo saß an seinem Schreibtisch und studierte noch einmal die vermaledeite Liste. Er verfluchte Kazmojen und seine Diener, und er verfluchte sich selbst. Kazmojen hatte den Falschen entführt und er, der Hofnarr Velior Thazo, hatte es herausgefunden. Er hatte es schriftlich, in eben dieser Liste, die jetzt vor ihm lag. Als einer der Anführer des Letzten Lachens hatte Thazo wenig zu befürchten, aber die Diebesgilde konnte ihn nicht vor dem Zorn seines Meisters beschützen. Und zornig würde er werden, wenn er es herausfände. Dieser verfluchte Kazmojen!

Wie schon an den Tagen zuvor entschied sich Thazo, erst einmal keine Entscheidung über die Liste zu treffen, und legte sie in die Schublade seines Schreibtisches zurück. Vielleicht würde er morgen jemanden auswählen – jemand, der entbehrlich war – und die Nachricht überbringen lassen. Heute galt es, sich um andere Dinge zu kümmern.

Er griff zu einer Glocke, die auf dem Tisch stand, und läutete.

„Hol Jil her!“

Kurz darauf stand die junge Frau vor ihm, mit ihrem kurzen schwarzen Haar, ihren schwarz und weiß geschminkten Gesichtshälften – dieselbe Maske, die auch Velior Thazo aufgetragen hatte – und ihrem spöttischen Lächeln. Sie war ein Emporkömmlingen, aber Thazo traute ihr nicht so recht. Jil war wegen des Nervenkitzels zum Letzten Lachen gekommen, nicht aus einem Drang zum Kriminellen. So jemand war gefährlich. Vielleicht könnte sie morgen den Brief überbringen?

Thazo schob den Gedanken von sich fort und wies Jil an, sich zu setzen.

„Der Priester kümmert sich zu sehr. Wir müssen ihm einen Denkzettel verpassen – heute noch, wenn es geht. Schaffst du das?“

„Keine Sorge“, sagte Jil, und ihr Lächeln wurde noch breiter. „Ich kenne genau die richtigen Leute dafür...“
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Der Wurm am 21. November 2004, 11:44:49
 Ein wirklich toll geschriebene Geschichte. Ich bin ehrlich begeistert... wie als wenn man ein Buch liest.
 
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Guest am 21. November 2004, 12:17:23
 Wow... klasse geschrieben, Beranor.

Der Hofnarr gefällt mir! Geniale Idee als einer der Anführer des Letzten Lachens.

Trunkene Morkoth ist die beste Übersetzung des "Drowning Morkoth", die mir untergekommen ist.

Und die Einführung der Sturmklingen ist wahrlich meisterlich gelungen (genauso wie die Einbindung von Shensen).

Aber am meisten habe ich über Männer, Menschen, Wachen gegrinst...
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 21. November 2004, 12:38:56
 Danke!

Nur noch mal zur Vorsicht - bitte beschränkt Spoiler auf ebensolche Formatierungen (spoiler) (/spoiler), da auch meine Spieler hier mitlesen.

Ebenfalls danke!
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: dude am 21. November 2004, 16:54:05
 bin begeistert! ist ziemlich genial beschrieben. ich verneige mich vor dem autor!
noch ne frage dazu: werden eigentlich die stats der charaktere mal aufgelistet, oder wurde das aus atmosphärischen gründen weggelassen?

lg
dude
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 21. November 2004, 17:05:02
 Eigentlich habe ich das bewusst weggelassen.

Aber ich habe die Stats auch nicht :)

Leider kann ich meine eigene Homepage immer noch nicht updaten, sonst würde ich dort solche Informationen offenbaren. Man findet aber zumindest ein paar Hintergrundinfos dort (siehe die ersten posts hier).

Im Moment sind alle noch Stufe 1. Helion ist ein Magier (Bannwirker), Dirim ein Kleriker (Tyr), Anna eine Bardin (Halbelfe) und Thargad ein Schurke (rouge). In der Kampagne sind sie gerade auf Stufe zwei aufgestiegen, und ein neuer Spieler ist dazu gekommen.

Wir haben die Charaktere nach unserer Kartenmethode ermittelt (siehe Homepage), also sind sie Wertemäßig alle gleichauf und relativ gut ausgestattet.
Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen


Im weiteren Verlauf der Geschichte werde ich wichtige Meta-Informationen sicher einfließen lassen, aber bislang ist es fast nur Rollenspiel und ein paar Fertigkeitswürfe gewesen. Aber ich werde sicherlich bei Kämpfen nicht Runde für Runde beschreiben, sondern auch da freier erzählen.

Ich habe noch ein paar Updates fertig, vielleicht heute abend noch eins, dann die Woche über.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Zechi am 21. November 2004, 22:08:57
 Respekt! Das liest sich wirklich gut, also immer nur weiter so :) Es ist vor allem cool zu sehen, das es sich wirklich lohnt den Adventure Path bis zum Ende komplett abzuwarten und dann erst zu leiten. Das werde ich beim nächsten auch machen. Wann lesen wir denn mal was von dir was im Bücherregal stehen kann ;)

Nur eins solltest du dringend ändern:
Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen


Gruß Zechi
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Der Wurm am 21. November 2004, 22:45:21
 Ich versuche mich auch gerade (obwohl die Kampagne gerade auf Eis ist) am Leiten des Adventure Path, daher find ich eure (Berandor und Zechi) unterschiedliche Auslegungen der Thematik ganz interessant. Ist immer gut mehr als einen Stil zu sehen. Also beide weiter so...  :)

Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Zechi am 22. November 2004, 00:07:14
Zitat von: "Der Wurm"
Ich versuche mich auch gerade (obwohl die Kampagne gerade auf Eis ist) am Leiten des Adventure Path, daher find ich eure (Berandor und Zechi) unterschiedliche Auslegungen der Thematik ganz interessant. Ist immer gut mehr als einen Stil zu sehen. Also beide weiter so...  :)

Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen
Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen


So sehe ich das :)

Gruß Zechi
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 22. November 2004, 07:16:57
 Das "rouge" war ja Absicht :)

Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Zechi am 22. November 2004, 09:17:58
Zitat von: "Berandor"
Das "rouge" war ja Absicht :)

Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen
Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen


Gruß Zechi
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Kylearan am 22. November 2004, 11:06:38
 Oh je, noch kommen wir ziemlich gut dabei weg. Wartet mal ab, was wir noch alles falsch gemacht haben...

edit: Ziemlich gut gelungen, B.

Kylearan, fasst nichts an
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: sir_ollibolli am 22. November 2004, 12:32:05
 Beranor. Die Storyhour liest sich genial. Ich selber habe nicht so viel Zeit, die Zusammenfassungen auf eine Geschichte mit wörtlicher Rede auszudehnen. In so fern, Hut ab!!

Sehr gut, wie die Spieler die Stadt erkunden und wem sie dabei alles begegnen. Gerade die Begegnung mit den Sturmklingen stach dabei besonders heraus. Super!

Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 22. November 2004, 19:19:45
 Eine neue Unterkunft
Thargad sah sich mit verdrießlicher Miene um, aber auch die anderen wirkten von Minutas Pension nicht gerade begeistert. Die Halblingsfrau hatte mehrere Gebäude direkt am See erstanden, und jede der Holzhütten trug ihr Konterfei über der Türe. Die Gefährten hatten den Schuppen gemietet, zunächst für eine Woche – und 15 Goldköniginnen -, und standen gerade im Wohnraum desselben.

„Es sind sechs Betten, und das Frühstück ist auch im Preis inbegriffen“, sagte Helion fast entschuldigend.

Dirim beschäftigte sich wieder einmal mit den Kindern. Das Mädchen hatte ihre Bezahlung gefordert. Nun fragte Dirim, ob sie ihr Geld mit Pellir teilen würde.

„Natürlich“, sagte sie.

„Und du, Pellir?“

„Nein. Ich war zuerst da!“

Dirim blickte betrübt drein. „Ich mache euch einen Vorschlag. Wenn ihr das Geld teilt, behalte ich euch beide. Wenn ihr morgen beide wieder kommt, dann kriegt ihr eine Silberklinge.“

„Eine Klinge für beide?“, fragte Pellir. „Die kannste direkt behalten.“

„Ich nehm sie!“, rief das Mädchen gleich.

„Nein, nein“, sagte Dirim. „Ihr versteht nicht. Ihr bekommt jeder eine Silbermünze, und die Teilt ihr mit dem anderen, sodass jeder von euch fünf Kupferpeitsche verdient.“

„Also doch!“, rief Pellir.

„Aber ihr bekommt doch auch fünf Peitschen vom anderen, da habt ihr wieder eine Klinge“, sagte Dirim, doch seine Erklärung stieß auf taube Ohren. Er winkte ab. „Kommt einfach morgen wieder.“

„Da bin ich allerdings auch nicht ganz mitgekommen“, gab Anna zu. Thargad zuckte mit den Schultern.

„Aber es ist doch ganz einfach“, sagte Dirim.

Helion ging zur Tür. „Lasst uns noch kurz beim Stadthaus vorbei schauen. Und auf dem Weg dahin“, nahm er Dirim an der Schulter, „kannst du es uns noch einmal erklären.“

-

Das Stadthaus war ein großes Anwesen mit Wachturm. Die Nachkommen betraten die große Eingangshalle; ihre Schritte hallten vom Marmorboden durch den Saal, als sie sich der großen Empfangstheke näherten. Hinter der Theke saß ein Gnom in blauer Uniform, auf der das brennende Auge der Stadt prangte.

„Können wir mit dem Stadtherren sprechen?“, fragte Anna den jungen Gnom, dessen Gesichtsbehaarung gerade erst von Flaum zu Bart geworden sein musste.

„Hrm. Tut mir leid. Der Stadtherr empfängt nur einmal im Monat Bittsteller. Der nächste Termin ist in dreizehn Tagen.“

„Sonst jemand da?“, fragte Dirim.

„Ich fürchte, nein. Fürst Vhalantru ist in einer Versammlung.“

„Könnt ihr vielleicht eine Botschaft überbringen?“

„Natürlich.“

Die Vier schrieben also  eine Notiz an den Stadtherren, dass sie wegen ihrer Eltern, aber auch wegen der verschwundenen Kinder eine Audienz ersuchten. Ein weiterer Brief ging an Vhalantru, da er in Dirims Brief erwähnt wurde. Schließlich nutzten sie die Gelegenheit, nach den Besitzrollen für magische Gegenstände zu fragen, die der Hauptmann der Torwache erwähnt hatte.

„Die Erstellung einer Besitzrolle kostet einen Daublar“, gab ihnen der Bedienstete zur Auskunft. „Jeder Eintrag darin kostet die Höhe des normalen Torzolles, einmalig entrichtet.“

Thargad zog seinen Ring vom Finger. Ein durchsichtiger Stein in Form einer Träne war darin eingefasst. Er leuchtete nicht. Der Gnom sprach ein paar arkane Formeln, dann sah er mit einem metallischen Leuchten in den Augen den Ring genau an.

„Das ist schwache Magie, allerdings dauerhaft. Die Gebühr für diesen Gegenstand beträgt 10 Daublar.“

„Hundert Goldköniginnen?“ Dirim war sprachlos. Dann wandte er sich an Anna. „Habe ich dir schon für deine Arbeit am Tor gedankt? Da hätten wir ja dumm aus der Wäsche geschaut.“

„Wir überlegen uns die Sache mit der Besitzrolle noch“, sagte Helion zu dem Gnom. „So schnell wollen wir die Stadt ja nicht verlassen.“

Als sie wieder aus dem Gebäude in den Nieselregen traten, ging gerade die Sonne unter. Hinter ihnen schlossen sich die schweren Türen des Stadthauses für heute.

„Gehen wir zum Helmtempel. Dieser Ruphus müsste inzwischen zurück sein.“
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 22. November 2004, 22:24:50
 Überfall auf Ruphus Laro
Hylum lugte um die Ecke. Das Opfer näherte sich der Gasse. Hylum sah zu Nilas und Kerlen, sein Blick eine stumme Frage, ob sie bereit seien. Ihr Blick eine stumme Antwort. Sie waren bereit. Hylum strich sich noch einmal über sein bemaltes Gesicht um sicher zu gehen, dass der Regen die Schminke nicht herunter spülte. Er fühlte sich gut. Heute war er Teil des Letzten Lachens. Er würde sich ein paar Sterne verdienen. Und der Priester würde nur ein paar blaue Flecken davon tragen. Die Schwerter blieben in ihren Scheiden.

Das Opfer ging nun in die Gasse hinein. Hylum und seine Kumpel lösten sich aus dem Schatten und folgten ihm. Schnell schlossen sie zu dem Priester auf. Der Regen verdeckte ihre Schritte. Nilas packte den linken, Kerlen den rechten Arm.

„He, was...“ Ruphus Laro versuchte, sich loszureißen, aber er war kein Kämpfer. Seine Gegner schon. Hylum trat an ihnen vorbei und stellte sich vor dem Priester auf.

„Hilfe!“, schrie der.

„Klappe!“, gab Hylum zurück und donnerte seine Faust in Ruphus’ Magen. Mit einem dumpfen Ächzen klappten dessen Knie ein, und er wäre gestürzt, wenn Nilas und Kerlen ihn nicht gehalten hätten. Hylum holte erneut aus und gab dem Kerl eins ins Gesicht, dass er Sterne sah. Dann gab er ein Zeichen, und seine Kumpel ließen Laro fallen.

„Ihr seid dran“, sagte Hylum nur, dann begannen die anderen beiden, auf den Priester einzutreten.

„Halte dich von den Kindern fern!“

„Halt du dich erst mal von dem Mann fern“, sagte eine raue Stimme plötzlich. Hylum sah auf. Im abendlichen Halbdunkel und durch den Regen sah er nur eine Handvoll Gestalten am Ende der Gasse stehen. Ein Zwerg, ein Typ mit einem Stock, eine Tussi und noch so ein Kerl.

„Wir wollen keinen Ärger“, sagte der Kerl jetzt.

„Dann haltet euch raus!“, gab Hylum zurück.

„Das werden wir nicht.“

Hylum zuckte mit den Schultern. Auch gut. Dann lief der Zwerg auf ihn zu. Hylum blockte seinen Schlag ab und wollte ihm gerade eine verpassen, als der Kerl etwas schrie.

„Nicht!“ Eine Sehne schnellte, ein dumpfes Klatschen, und Hylum stolperte einen Schritt zurück. Er blickte auf seine Schulter. Ein Bolzen ragte heraus. Dann tat es weh. Die Tussi hatte auf ihn geschossen!

Kerlen und Nilas sprangen vor und zogen ihre Schwerter. Der Zwerg hatte plötzlich ein Langschwert in der Hand. Der Stab des Typen begann zu glühen.

„Verschwindet!“, sagte er.

Hylum sah zu Ruphus Laro runter. Der Priester lag keuchend im Matsch. Er hatte seinen Denkzettel bekommen. Und die Sache schien blutig zu werden.

„Haun wir ab, Jungs“, sagte Hylum, und die drei machten sich davon.

-

Thargad lief noch bis zum Ende der Gasse, kam dann aber zurück.

„Sie sind weg.“

Dirim hockte im Schein von Helions Lichtzauber. Er schloss die Augen und betete zu Tyr, dass er diesem Opfer eines Gesetzesbruchs helfen möge. Ein kleiner Flecken Lebensenergie sammelte sich in Dirims Hand, und mit einer sanften Berührung leitete er sie an den Priester weiter. Der schlug die Augen auf.

„Ruphus Laro?“, fragte Thargad.

„Ja. Woher...“

„Gut geraten.“

Plötzlich hallte eine weibliche Stimme durch die Gasse.

„Nicht schlecht, tapfere Helden. Aber haltet euch in Zukunft lieber aus unseren Angelegenheiten raus. Denn wir sind es, die zuletzt lachen!“ Die Nachkommen sahen nach oben, wo auf einem Hausdach eine deutlich weibliche Silhouette stand. Sie warf ihnen noch eine Kusshand zu, dann war sie verschwunden.

„Wir sind die Sturmklingen!“, rief Anna ihr nach.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Der Wurm am 23. November 2004, 00:17:55
 
Zitat
„Wir sind die Sturmklingen!“, rief Anna ihr nach.

 :D  das wird ja ein richtiger running gang... aber wirklich ein guter  :D  
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Kylearan am 23. November 2004, 10:05:51
 Tussi... mir gefällt Tussi... Vom Running Gag erwarte ich mir nur Ärger, aber was soll's.

Kylearan (Helion)
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 25. November 2004, 21:03:20
 Der Auftrag
Sie brachten den immer noch arg ramponierten Ruphus in den Helmtempel, wo er sogleich von einem Akolyten in Empfang genommen wurde. Die Nachkommen warteten einige Minuten in der großen Halle, dann näherten sich zwei Priester. Der Mann war ebenso schwer gerüstet wie derjenige, den sie am Tage getroffen hatten, und ebenso ausdruckslos. Die Frau war ebenfalls in schwere Platte gehüllt. Ihre schwarzen Haare waren trotz ihres jungen Alters von weißgrauen Strähnen durchzogen, und dunkle Ringe lagen unter ihren Augen.

„Helm halte seine schützende Hand über euch“, sagte sie. „Ich bin Jenya Urikas.“

-

Die Nachkommen waren Jenya durch ein Seitenschiff gefolgt, vorbei an einem Tempelgarten mit Brunnen, bis in ihr Arbeitszimmer. Jenya hatte den Akolyten losgeschickt, um Getränke zu holen, und den Vieren einen Platz an ihrem Kamin angeboten, um sich zu trocknen.

„Vielen Dank, dass ihr dem Betrauten geholfen habt.“

„Wie geht es ihm?“, erkundigte sich Helion.

„Gut. Er schäft jetzt. Kann ich euch irgendwie danken?“

„Vielleicht. Wisst ihr etwas von den Schätzen Tethyrs?“

Die Priesterin wurde sichtlich unruhig bei dem Namen. „Warum fragt ihr?“

„Es waren unsere Eltern. Wir suchen sie.“

Jenya schüttelte den Kopf. Sarcem Delasharn hatte ihr vor langer Zeit einmal eine kleine Truhe gezeigt. Sollte jemals jemand nach den Schätzen Tethyrs suchen, so sollte er diese Truhe bekommen. Und ausgerechnet jetzt, wo Sarcem selbst in Saradush weilte, war dieses Ereignis eingetroffen. Jenya erhob sich und verschwand aus dem Zimmer.

Der Akolyt trat ein, ein wenig verdutzt über die Abwesenheit der Beschützerin, und blieb an der Tür stehen, bis Jenya mit der Kiste zurück kam.

„Bitte.“

Helion nahm die Kiste und legte sie vor die Gruppe auf einen Beistelltisch. Dann öffnete er sie. Im Inneren lagen mehrere Fläschchen und ein paar Schriftrollen. Man bat Jenya, die Gegenstände zu identifizieren. Es waren verschiedene Heil- und Stärketränke sowie vier mächtige Schriftrollen, die das Leben in einen toten Körper zurückbringen konnten. Die Tränke trugen alle das wachsame Auge Helms im Glas.

„Mir scheint, Eure Suche ist nicht ungefährlich“, sagte Jenya, als sie sich wieder an ihren Tisch setzte. „Aber vielleicht ist es gut, wenn ihr gerüstet seid, denn auch ich habe eine schwere Aufgabe für euch – wenn ihr sie annehmen wollt. Es geht um die entführten Kinder. Um alle Entführten.“

„Wir suchen sie gerne“, sagte Anna.

„Wir suchen sie auch, wenn ihr das nicht wollt“, fügte Dirim hinzu.

„Vielleicht suchen wir sie dann sogar hier“, schloss Thargad, und nur ein leises Zucken um den Mundwinkel verriet, dass er einen Scherz gemacht hatte. Jenya nickte nur düster und händigte der Gruppe noch weitere Heiltränke aus – nur zur Sicherheit, wie sie sagte. Sie versprach auch, nach jemandem zu suchen, der vielleicht die Schätze gekannt haben mochte. Und dann rückte sie noch mit einer letzten Information heraus:

„Der Hohepriester des Tempels erhält als Zeichen seines Amtes einen heiligen Streitkolben. Dieser ermöglicht einmal pro Zehntag, eine Frage an die Götter zu stellen. Obwohl ich den Hohen Wächter nur vertrete, habe ich mir diese Kraft zu nutze gemacht. Ich habe die Götter nach den Kindern gefragt.“

Mit diesen Worten hielt sie den Nachkommen einen Zettel entgegen, auf dem in fein säuberlicher Schrift sechs kurze Zeilen geschrieben standen. Ein Rätsel.


Zitat
Folge den Schlössern, um sie zu finden
Hinter dem Vorhang, unter der Stadt
Doch Obacht vor den Türen mit Biss
Hinab in die Malachitfeste
Wo kostbares Leben für Gold verkauft
Ein halber Zwerg hält sie, doch nicht mehr lang

„Na toll“, sagte Anna. „Was soll das denn bedeuten?“
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Lillith am 27. November 2004, 15:21:13
 Hallo zusammmen,

ist wirklich ne super Storyhour. Und es ist sehr interessant die Geschichte aus ne´m anderen Blickwinkel zu lese.

Daher: großes Kompliment, es macht sehr viel Spaß.

Ach ja, wird die Tussi von Andreas gespielt?

Bye Lillith.  
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: -=Loki=- am 27. November 2004, 18:10:47
 Ich verfolge das Ganze hier schon sehr gespannt. Ist wirklich klasse was du da leistest Berandor.

Vielleicht motiviert mich das ja soo sehr, dass ich für unseren SL mal unsere RttToEE Story Hour fertig schreibe.

-=Loki=-
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 28. November 2004, 10:36:45
 Erste Nachforschungen
Wieder einmal standen sie im Regen und kopften an die Tür des Waisenhauses. Wieder einmal öffnete sich die Tür einen Spalt und die Halblingsfrau lugte hindurch.

„Bitte schließt die Türe nicht gleich wieder, Gretchyn“, sagte Anna.

„Woher kennt ihr meinen Namen?“

„Jenya Urikas aus dem Helmtempel hat ihn uns genannt. Wir kommen in ihrem Auftrag.“

Wieder verengten sich die Augen der Halblingsfrau, aber ein Blick auf die Tränke und das eingebrannte Zeichen, sowie die ehrlichen Gesichter der tropfenden Gestalten überzeugten sie schließlich. Sie öffnete die Türe ganz.

„Kommt rein.“

Gretchyn entschuldigte sich noch einmal für ihr Benehmen, das sie mit ihrer Anspannung seit der Entführung erklärte. Gleich am Tag nach dem Verschwinden hatte sie von Augenklappe, dem Hausmeister, Riegel an die beiden Türen anbringen lassen.

„Vorher gab es also nur Schlösser?“, fragte Thargad. Gretchyn bejahte.

„Kann ich mir die mal ansehen?“

Die Schlösser waren vor hervorragender Qualität. „Egal, wieviel Zeit ihr mir gebt“, sagte Thargad, „die kriege ich nicht auf.“

„Wo habt ihr die Schlösser her?“, fragte Helion die Halblingsfrau.

„Von Ghelve natürlich. Keygan Ghelve, dem besten Schlossschmied der Stadt. Und dem teuersten.“ Die Nachkommen warfen sich einen Blick zu.

„Aber das habe ich doch alles schon erklärt. Zuerst den Wachen, und dann diesen anderen Ermittlern.“

„Moment“, sagte Helion. „Was für andere Ermittler?“

„Die Sturmklingen?“, fragte Anna.

„Nein, zwei Halbelfen im Dienste des Stadtherren. Fario Ellegoth, ein bleicher Kerl, dem sein kleiner linker Finger fehlt, und Fellian Sharn. Der hatte eine Narbe über dem Auge und ein Lachen wie eine betrunkene Henne.“

Die Nachkommen bedankten sich bei Gretchyn und verließen das Waisenhaus wieder.

„Wir sollten mal bei diesem Schlossmacher vorbeischauen“, sagte Dirim.

„Und vielleicht auch mal mit den Halbelfen reden“, sagte Helion.

„Und mit den Wachen,“ fügte Thargad hinzu. Dann drehten sich alle drei zu Anna um.

„Was?“

-

Der Krumme Krug war ein niedriges Holzgebäude mit spitzem Dach in der Nähe des Sees. Über der schmalen und leicht verzogenen Türe konnte man mit zusammengekniffenen Augen das Bild eines seitwärts gekippten Kruges erkennen. Darunter stand ein Halbork mit einem feisten Knüppel und sah grimmig drein.

„Ich weiß nicht einmal mehr seinen Namen“, wandte Anna zum wiederholten Male ein.

„Du schaffst das schon“, entgegnete Helion, dann gab er seiner Schwester einen sanften Schubs in Richtung Tür und einen Klapps auf den Hintern. Anna sah sich noch einmal mit funkelnden Augen um.

Innen wartete das Chaos auf sie. Der große Schankraum konnte gar nicht genug Tische aufstellen, um allen Platz zu geben, und die beiden Schankfrauen hasteten von einer Seite zur anderen, ohne auch nur einen Moment innezuhalten. Ein Trupp betrunkener Männer sang in einer Ecke lauthals ein Trinklied, in das mehrere Stimmen einfielen.

Anna sah sich um. Bald hatte sie den Wachmann entdeckt; er saß mit zwei Kumpanen an einem Tisch an der Seite. Noch einmal holte sie tief Luft, dann marschierte, nein tänzelte sie auf den Tisch zu. Der Wachmann gab seinen Freunden gleich ein Zeichen, dass sie verschwinden sollten. Anna schwang sich direkt auf einen leeren Stuhl.

„Ich wusste nicht, ob du kommst“, sagte der Wachmann.

„Ich hatte Angst, dass du nicht kommst“, sagte sie, und lächelte. „Gibt es denn hier nichts zu trinken?“

Der Wachmann stockte. „He, Hella! Zweimal Wein! Ähh...“

„Weiß“, sagte Anna.

„Weiß!“, rief der Wachmann. Kurz darauf trennte er sich schweren Herzens von einer Goldmünze. „Eine Königin für eine Königin“, sagte er mit schmutzigem Grinsen.

Inzwischen hatten auch die drei Männer die Kneipe betreten und beobachteten das Geschehen aus der Entfernung. Dirim amüsierte sich zusätzlich über die Speisekarte, die vor Fehlern nur so strotzte.

Anna wiederum versuchte, den Wachmann in ein Gespräch über seine Arbeit zu verwickeln. Er war sehr stolz auf seinen Posten am Tor, wo er die erste Verteidigungslinie für bevorstehende Angriffe sei, und ansonsten einen eher geruhsamen Posten ergattert hatte. Auch erzählte er von seiner kranken Frau, die er nur noch nicht verlassen habe, weil sie sonst niemand pflegen würde  - also kein Hindernis zwischen ihm und Anna und dem, was sich vielleicht zwischen ihnen entwickeln würde. Dann entschied sich die Halbelfe, vielleicht die Wachen gegen ihre Lieblingsfeinde einsetzen zu können.

„Weißt du“, sagte sie, während sie ihren Zeigefinger unter seinem Kinn entlang strich, „du bist mir auch viel lieber als Todd.“

„Todd?“ Der Wachmann kehrte langsam wieder in die Wirklichkeit zurück.

„Todd Vanderboren von den Sturmklingen. Er wollte mich für sich.“

Der Wachmann erhob sich abrupt, er sprang beinahe auf. „Was?“ Er machte einen Schritt zurück. Anna sah ihre Felle davon schwimmen. Sie räkelte sich genüßlich wie eine Katze beim Sonnenbad. Der Wachmann fuhr mit der Zungenspitze über seine Lippen, dann schloss er die Augen und schüttelte den Kopf. Er drehte sich um und verließ die Kneipe.

„Männer“, sagte Anna.

„Frauen“, sagte Helion auf der anderen Seite des Krugs.

„Elfen“, sagte Dirim.

Thargad sagte nichts.

-

Sie hatten sich noch nicht ganz wieder beruhigt, als sie die umgebaute Scheune betraten. Helion sah die gestreifte Katze vor dem brennenden Kamin sitzen.

„Nimbral“, sagte er, „da bist du ja.“ Die Katze lief auf den Magier zu, rieb sich an seinem Bein und begann zu schnurren. Helion beugte sich herab und nahm sie auf den Arm. Ihr Fell war noch ganz nass.

„Und sie hat uns etwas mitgebracht“, sagte Dirim trocken. Helion sah auf und bemerkte die Gestalt, die nun aus den Schatten trat. Er sah Muskeln, ein entschlossenes Gesicht, und eine große Axt. Eine sehr große Axt.

Er ließ die Katze wieder los.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 28. November 2004, 10:49:12
 So, und damit endet der erste Spieltermin. Die nächsten fünf Updates habe ich schon, also sind regelmäßige  Updates garantiert. Insgesamt vielleicht noch sieben Teile, dann sind wir auf dem aktuellen Stand. Da wir erst wieder Mitte bis Ende Dezember spielen, wird es so etwa zwei updates pro Woche geben. Nächster Teil dann Dienstag oder Mittwoch... und endlich etwas "Äktschen" :)

ETA: ich bin soweit fertig, es sind noch sechs Teile.

Kylearan spielt Helion, und Andreas "Shaz'narahd" spielt Anna. Ceval von den AMIGO-Boards spielt Thargad. Boras und Dirim haben keine Online-Präsenz (obwohl Boras sich hier ja schon gemeldet hat). Boras kommt noch dazu, er fehlte am ersten Spieltag.

Ich werde evtl. auch noch ein paar andere Goodies, z.B. die  Speisekarten hier reinschreiben. Es wird dann auch irgendwann Spoiler-Infos geben, aber bislang gab es wenig, was als Spoiler herhalten könnte, ohne viel zu weit vorzugreifen.

Oh, aber ich habe noch eine Spieltisch-Anekdote, die nicht in die Story Hour gefunden hat: Dirim's Spieler nahm die Karte von Cauldron und verband die Villen der Adelsfamilien miteinander. Direkt am Schnittpunkt dieser Linien lag "Ghelves Schlösser"! Dass veranlasste mich als SL ganz offen zu sagen: "Das hat nichts zu bedeuten. Vergiss die Taube!" :)
Interessant ist das aber schon, vor allem, weil ich eine der Villen selbst eingezeichnet habe (es fehlt auch noch eine).
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 28. November 2004, 15:24:49
 Extra: SPEISEKARTE im Krummen Krug

Zitat
eSSen
-------
KnoBlAuchFichBRüe
lAmmTopF miT pReiSSelBÄRen + KnöDel
WuRST unD zWiBelkuchen

TRinKen
---------
KoRn
BRAnDmeT
BiR
--DunKleS
--HelleS
--LAgeR
--BiRmeT
Wein (Auch AlS TiSchWein)
--WeiS
--RoT
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 28. November 2004, 15:48:32
 Extra: SPEISEKARTE im Trunkenen Morkoth

Zitat
Speisen
---------
Geräucherte Muscheln mit Pfeffer und Krustenbrot
Rindertopf in Biersauce mit Knödeln aus Zwergenbrot
Gegrilltes Schwein auf Bohnensprossen
Gebackene Lachssteaks
In Honig gerösteter Schinken mit Backkartoffel
Wild in Pilzsoße

Liköre (Alle Liköre auch gealtert oder als Rachenputzer. Rum auch gewürzt)
-------
Branntwein
--Armagnac
--Cognac
Rum
--Arak
--Rübenschnaps
--Demerara
--Grog
Mezcal

Amnae (Elf-Weine; alle Weine unter 20 Jahren. Ältere Jahrgänge auf Anfrage)
--------
Iri Amnae
--Apfelblüte
--Löwenzahn
Verethere Amnae

Weine (auch gealtert, als Beerenauslese, Eiswein oder Tafelwein)
-------
Baco (Rotwein)
Chablis (Weißwein)

Elfenbier
----------
Beerenkorb
Honiglimone
Nachtschattengewächs
Orangenblüte
Schneeapfel
Sternenlicht
Weiße Gerste
Wintersprossen
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 28. November 2004, 15:49:43
 Diese beiden Karten habe ich schon verteilt, daher sind Übersetzungsunterschiede möglich.

Außerdem lässt das außer Acht, dass ich alle Karten in unterschiedlichen Handschriften versucht (!) habe, zu schreiben. :)
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Lillith am 28. November 2004, 19:53:59
 Herr Ober,

ich nehme die geräucherten Muscheln als Vorspeise und den Honig-Schinken zum Hauptgang. Dazu reichen sie mir bitte einen halben Liter Chabli. Danke.

Aber mal im Ernst: ich hoffe, dass deine Spieler diese immense Arbeit auch zu würdigen wissen. Es ist höchst beeindruckend was du da ablieferst.

Hoffentlich färbt das Lesen deiner Storyhour auf mich ab, so dass ich mir irgendwann mal genau so viel Mühe für Abenteuer und Spieler mache.

Bye Lilith  

 
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 28. November 2004, 20:06:14
 Wie gesagt, diese Mühe liegt ja auch daran, dass die Gruppe sehr lange in Cauldron weilen wird, und dass ich viel Zeit zur Vorbereitung hatte.
Ich habe dann den einzelnen Kneipen unterschiedliche "Kategorien" zugeordnet. So ist der Trunkene Morkoth ein Haus der oberen Kategorie und hat eine recht umfassende und ausgefallene Auswahl. Der Krumme Krug ist aus der unteren Kategorie und hat billigere Sachen.

Sehr viel haben mir dabei die Bücher aus Kaizer's Bazaar geholfen. Eine Rezi müsste es im Gate geben... Aha! Zumindest fürs erste Buch. Auch verwende ich Tournaments, Fairs & Taverns und das Alkohol-System daraus, weshalb unterschiedliche Drinks weitere Vorteile bieten (nämlich unterschiedliche Alkoholstärken).
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: sir_ollibolli am 29. November 2004, 14:11:31
 Betrachte die Getränkekarten nach Greyhawk kopiert/entführt... zumindest in meine Runde(n)... :D

Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen

 
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 29. November 2004, 16:10:37
 Siehe PM
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 30. November 2004, 19:35:43
 Willkommen und Abschied
Nimbral landete lautlos auf dem Boden, sah zu dem Fremden hin und entschied dann, dass sie diesen Kerl im Griff hatte. Dann lief sie wieder zum Ofen, rollte sich davor ein, und beobachtete das weitere Geschehen mit glühenden Augen.

Der Fremde trat noch einen weiteren Schritt auf die Gruppe zu und hob die Arme. Dann musterte er die Vier, bis sein Blick an dem Magier hängen blieb.

„Helion?“, fragte er mit dumpfer Stimme. Helion entspannte sich und ging im Geiste durch, wen er da vor sich haben könnte. Natürlich, es war doch so offensichtlich!

„Boras! Schön, dich einmal in Fleisch und Blut vor mir zu sehen.“

Der Barbar blicke an seinem Lederrock herunter. „Das ist nicht mein Blut“, sagte er.

Helion zuckte zusammen. „Na, macht nichts.“ Er ging auf Boras zu und nahm ihn in den Arm. Dann stellte er ihn den anderen vor. „Boras ist Boros’ Sohn.“

„Schwarzer Opal“, fügte Boras zur Sicherheit hinzu.

Der Rest des Abends verging mit Geschichten und Kennen lernen, und der Fehlschlag im Krummen Krug war fürs Erste vergessen.

-

Am nächsten Morgen hatte Dirim eine Spezialaufgabe für Pellir und seine Freundin.

„Findet mir jeden Zugang in Katakomben unterhalb der Stadt, durch den ein Mensch passen könnte. Jeder Zugang bringt euch eine Silbermünze ein.“ Die Kinder sahen sich kurz an, dann machten sie sich auf die Suche.

Auf dem Weg zu Ghelves Schlössern kam ein anderer Junge auf die Nachkommen zu. Er trug ein dunkelblaues Hemd und eine weiße Hose, die ihn als Dienstboten des Nachrichtendienstes am Stadthaus auswiesen.

„Thargad?“, fragte er in die Runde. Dann gab er ein Schriftstück ab, das Thargad sogleich überflog, dessen Miene sich gleich verfinsterte.

„Was ist los?“, fragte Anna.

„Ich muss mich um etwas kümmern.“ Mit einem kurzen Nicken verließ er die Anderen. Dirim sah jedoch gleich das Positive.

„Wenigstens sind wir nicht mehr fünf.“

-

Bald standen sie vor einem zweistöckigen Gebäude mit Erker, natürlich aus schwarzem Stein. Die Fenster waren mit Gittern verstärkt. Rechts vom Eingang hatte man in den Vorbau ein großes Fenster eingelassen; dahinter sah man samtgebettete Schlösser aller Art.

Die Vier betraten den Verkaufsraum, der von einer hohen Theke in zwei Teile geteilt wurde. Auf ihrer Seite standen zwei gemütliche Sessel vor einem prasselnden Feuer, auf der anderen Seite verdeckte ein roter Vorhang den Blick in die weiteren Räume. An der Wand gegenüber der Eingangstür hingen Unmengen von Schlössern, mindestens drei Dutzend.

„Ich komme sofort“, ließ sich eine freundliche Stimme hinter dem Vorhang vernehmen. Dann hörte man dumpfes Pochen, das allmählich näher kam.

Durch den Vorhang trat ein seltsam missgestalteter Gnom: seine Nase, seine Arme, ja sein ganzer Oberkörper hatte normale Proportionen – und auch sein Bart war fein gestutzt – aber seine Beine waren furchtbar in die Länge gestreckt. Erst auf den zweiten Blick erkannte man, dass der Gnom unter seinen Beinkleidern Stelzen trug, die ihn groß genug machten, um beinahe selbst Boras in die Augen zu blicken.

„Was kann ich denn für euch tun?“, fragte Keygan Ghelve.

„Wir untersuchen die Entführungen im Waisenhaus“, sagte Dirim.

„Und was hat das mit mir zu tun?“

„Die Schlösser wurden spurenlos  und schnell geöffnet. Ist das bei euren Schlössern üblich?“

Der Gnom schien ungehalten. „Natürlich nicht!“

„Dann habt ihr den Einbrechern geholfen?“

„Ich denke nicht, dass ich mir das anhören muss.“

„Es wurden Kinder entführt, Keygan. Kinder.“

Der Schlossmacher fuchtelte mit den Armen. „Jetzt reichts aber!“ Boras fiel auf, dass der Gnom immer wieder in Richtung des Vorhangs blickte, als würde er Zeichen geben. Mit einem Satz sprang er über die Theke und war im nächsten Raum. Drei Truhen standen auf dem Boden, und eine Treppe führte an der Wand nach oben. Helion folgte dem Barbaren auf dem Weg um die Theke herum.

„Was soll das?“, fragte Keygan, jetzt sichtlich erschrocken. Dirim schob ihn zur Seite.

„Seht ihr was?“

„Nö“, sagte Boras. Plötzlich blitzte etwas in der Luft, und ein roter Striemen erschien auf seiner Brust. „He!“

Er wirbelte herum und sah ein geschlechtsloses Wesen mit eklig grauer Haut. Die Geschlechtslosigkeit war offenbar, da das Wesen nackt war. Gehässige, lidlose blaue Augen starrten aus einem haarlosen Kopf. Noch während Boras hinsah, bildete sich auf der Haut des Wesens das Muster der Wand hinter ihm. Eine perfekte Tarnung.

Es schrie auf und stach wieder nach Boras, doch dann sprang Anna auf die Theke und ließ ihre Peitsche knallen. Das Wesen ließ das Rapier fallen und hielt sich die Schwerthand, wobei es in einer unverständlichen Sprache fluchte.

Sieh die Macht Tyrs!“, rief Dirim, und voller Stolz sah er, wie das Wesen von Angst ergriffen wurde. Sein Zauber hatte gewirkt. Nur konnte es nirgendwohin fliehen. „Vorsicht!“

Das Wesen bückte sich nach seiner Waffe, doch Boras packte es und drückte es gegen die Wand.

„Ganz ruhig“, sagte er. „Keine Zicken.“ Das Wesen antwortete in seiner seltsamen Sprache. Es versuchte strampelnd, loszukommen, doch Boras’ Griff war eisenhart.

„Wie du willst“, sagte der Barbar, und drückte noch einmal fest zu. Das Wesen erschlaffte in seinen Armen.

Helion war inzwischen in den ersten Stock gelaufen und hatte dort nach dem Rechten gesehen. „Hier ist alles sicher.“

„Tötet es!“, schrie der Schlossmacher plötzlich. „Tötet diese Bestie! Sie haben Fenris!“
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Nazgul Oddo am 01. Dezember 2004, 23:10:56
 Sehr liebevoll und sorgfältig gestalltet.

Ich kann nur sagen, dass deine SC´s dir das aber auch stark danken, denn wenn die Zitate echt alle so kamen, dann spielen alle wirklich gut mit.

Kann auch nur sagen, dass ich das Männer/Menschen/Wachen und Männer/Frauen/Elfen gut fand. Wobei gut passt nicht. Einfach stimmig.

Ich muss sagen es macht Spaß zu lesen, ich selber muss aber sagen, dass ich mir etwas mehr Spannung wünschen würde, muss aber nochmal mehr lesen und abwarten, um dir sagen zu können, an welchen Stellen es "mangelt". Evtl. ist mein Anspruch auch einfach unpassend.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: sir_ollibolli am 02. Dezember 2004, 13:51:08
 In meiner Runde heisst der Laden "Schloss Ghelve" und der Gnom hat den Spitznamen Meister Stelzfuss... aber das könnt ihr dann ja selber lesen :D  
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 02. Dezember 2004, 20:44:38
 olli: Siehe PM!!!

Nazgul: Danke erst mal für die Anregung. Aber es ist ja so, dass ich in der Story Hour auch daran gebunden bin, was denn nun im Spiel passiert ist. Und beide Kämpfe bislang wurden in 1 Runde beendet. Auch ansonsten war noch nicht so viel Spannung.

Es gab bislang einen richtig harten Kampf, der demnächst mit dabei ist. Nach dem zweiten Zwischenspiel mit Jil sag mir bitte noch mal, ob immer noch überhaupt keine Spannung dabei war. Dann muss ich mir wirklich gedanken machen.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 02. Dezember 2004, 21:54:40
 Ein Gnom in der Zange
„Tötet es!“, schrie Keygan Ghelve wieder. Dirim seufzte. Der Zwerg war mit dem Schlossmacher in sein Schlafzimmer gegangen, um ihn außer Sicht des ohnmächtigen Wesens zu bringen, aber dennoch hatte sich Ghelve nicht beruhigt.

„Wir werden es nicht töten. Es kann uns vielleicht Informationen geben.“

„Ich sage nichts, bis es nicht tot ist.“ Der Gnom kniff die Lippen zusammen. Dirim seufzte erneut. Das konnte ja heiter werden.

-

„Was machen wir denn mit ihm?“, fragte Boras.  Er sah auf das gefesselte Wesen hinunter. Es hatte seltsam gepolsterte Handflächen und Fußsohlen, was ihm anscheinend lautlose Fortbewegung ermöglichte.

„Bringt es zum Helmtempel“, riet Helion. „Jenya kann es sicher einsperren, damit es seine Brüder nicht warnt.“ Der Magier zweifelte nicht daran, dass es noch mehr von diesen ‚Schleichern’ gab. „Ihr bringt es rüber, und ich bleibe bei Dirim. Außerdem möchte ich mir dieses Hinterzimmer genauer ansehen.“

Also schulterte Boras das Wesen und folgte Anna zur Türe hinaus. Helion ließ Dirim und Keygan in Ruhe; stattdessen nahm er die Treppe noch einmal unter die Lupe. Tatsächlich wurde er fündig: Unter der Treppe gab es eine Geheimtür, die jedoch verschlossen schien. Helion fasste vorsichtshalber nichts an, und sah erwartungsfroh in den ersten Stock hinauf. Was Dirim wohl herausgefunden hatte?

-

Keygan Ghelve erwies sich als sturer Zuhörer. Dirim bedrohte ihn, bat ihn, täuschte ihn – ohne Erfolg. Dann hatte er eine Idee.

„Na gut“, sagte er mit verzweifelnder Geste, „dann sagst du halt nichts. Nur um die Kinder tut es mir leid.“ Keygan schloss für einen Moment die Augen; ein Zeichen, dass Dirim auf dem richtigen Weg war. „Diese armen Waisen, schutzlos ausgeliefert, vielleicht sogar gefoltert. Und du könntest es verhindern... oder schuld sein.“

„Genug!“, schluchzte Keygan. „Ich erzähle euch, was ihr wissen müsst.“

„Warte noch“, sagte Dirim. „Ich hole Helion dazu.“

-

Mehr als einmal hatte sich Anna gewünscht, eine Decke über das Wesen geworfen zu haben. Die Leute blieben stehen und starrten auf Boras und seine seltsame Last, aber niemand sagte ein Wort. Zum Glück begegneten sie keinem Wachtrupp.

Endlich hatten sich die Eichentüren hinter ihnen geschlossen, und einer der Akolyten hatte sofort Jenya verständigt. Anna stellte ihr Boras vor, dann zeigten sie ihr das Wesen und erklärten, was es damit auf sich hatte.

„Es hat mit den Entführungen zu tun?“, fragte Jenya. „Dann seid ihr hier richtig. Wir werden es in den Kerker werfen und später hinrichten.“

Anna war geschockt über die Härte in der Stimme der Frau. „Aber... es könnte etwas wissen, das uns weiter hilft.“

„Keine Sorge.“ Jenya lächelte grimmig. „Wir bringen es zum Reden.“

Anna und Boras warfen sich hilflose Blicke zu. Jetzt war es zu spät, das Wesen woanders hinzubringen.

„Können wir denn das Seil wiederhaben?“, fragte Anna schließlich.

„Kein Problem. Wir werden es in Ketten legen.“

„Na, dann...“ Die beiden wandten sich zum Gehen, doch Jenya hielt sie noch einen Moment auf, während zwei andere Priester das Wesen an Händen und Füßen ketteten. Jenya hatte zwar noch niemanden gefunden, der die Schätze gekannt hatte, aber sie versprach den Nachkommen, sich für eine Audienz beim Stadtherren einzusetzen, sollten sie erfolgreich sein. Außerdem wollte sie die Weissagungskraft des ‚Stern der Gerechtigkeit’ nutzen, um nach den verschollenen Abenteurern zu fragen. Schließlich händigte sie Anna noch eine Liste mit den bisherigen Entführungsopfern aus.

„Viel Glück“, rief sie den beiden noch hinterher.

-

„Also, Keygan sagt, diese Wesen kämen in zwei Sorten: Groß und Klein. Die Großen haben wir schon kennen gelernt, die Kleinen gleichen Halblingen mit Teufelsfüßen.“ Helion brachte Anna und Boras auf den neuesten Stand, während sich Dirim um den immer noch weinenden Gnom kümmerte.

„In unregelmäßigen Abständen kommen sie durch die Geheimtür - Keygan hat sich dann immer in seinem Schlafzimmer eingeschlossen – und kehren mit einem Entführungsopfer zurück.“

„Warum hat er ihnen geholfen?“, fragte Anna.

„Diese Wesen haben seinen Vertrauten, die Ratte Fenris entführt. Um ihn nicht zu gefährden, hat er ihnen sogar einen Satz Dietriche gegeben, die seine Schlösser öffnen. So sind sie auch in das Waisenhaus gelangt. Diese Wesen haben einen Anführer, aber Keygan hat ihn noch nie gesehen.“

„Also gut“, sagte Anna, „und was ist die schlechte Nachricht?“

Helion lächelte. „Die schlechte Nachricht ist, dass diese Geheimtüre in die verlassene Gnomenstadt Jzadirune führt. Sie wurde verlassen, weil vor etwa 75 Jahren eine Krankheit unter den Gnomen wütete, die sie allesamt verschwinden ließ. Niemand weiß, ob diese Krankheit ausgerottet wurde.“

„75 Jahre ist eine lange Zeit“, sagte Boras.

„Das stimmt. Aber wir haben noch mehr. Keygan hatte eine alte Karte von der Stadt. Er hat sie allerdings an den Kartenmarkt verkauft.“ Helions Lächeln wurde breiter. „Wir werden uns diese Karte holen.“

„Und was geschieht mit dem Gnom?“ Auf Boras’ Frage wandten sich alle zu Dirim um. Dem Tyrpriester oblag die Entscheidung. Dirim sah zu seinen Freunden, dann wieder zu Keygan hinab.

„Er ist ein Opfer. Wir werden ihn nicht zur Rechenschaft ziehen.“ Eine Welle der Erleichterung lief durch die Gruppe. Dann machten sich Dirim und Anna auf zum Kartenmarkt, während Boras die Geheimtüre bewachen sollte. Helion wollte sich im Arbeitszimmer des Gnoms umsehen, um vielleicht ein paar Utensilien für die Schriftrollenerstellung zu finden.

-

Obwohl der Kartenmarkt direkt an der Stadtmauer lag, sah das schmale Gebäude so aus, als würde es jeden Augenblick umfallen, habe sich nur noch nicht entschieden, in welche Richtung. Jedes seiner drei Stockwerke bog sich in eine andere Richtung, und bei starkem Wind zitterten die losen Steine im Mauerwerk.

Das Innere des Hauses war völlig mit Büchern zugestellt. Bücher stapelten sich überall, auf Stühlen, Tischen, auf dem Boden. Bücher und Schriftrollen. Hinter einem Bücherstapel wand sich eine schmale Treppe in den nächsten Stock. Auf einem gemütlichen Sessel saß eine Halblingsfrau, die Füße auf einem Bücherstapel, eine Tasse Tee auf einem weiteren. Sie blickte von ihrem Buch auf, als Anna und Dirim eintraten, und schob eine Brille von ihrer Stirn auf ihre Nase.

„Wir suchen eine Karte“, sagte Anna. Die Halblingsfrau lächelte und breitete ihre Arme aus, um auf die überall verteilten Schriftrollen zu weisen.

„Es ist eine Karte, die ihr vor etwa zehn Jahren von Keygan Ghelve gekauft habt“, versuchte Dirim, ihr auf die Sprünge zu helfen.

„Hm?“ Die Frau überlegte. „Hm.“

Mit schlurfenden Schritten stieg sie die Treppe in den zweiten Stock hinauf, und ließ Anna und Dirim im Erdgeschoss zurück. Die beiden warteten ein paar Augenblicke, dann wanderte Anna herum, und Dirim begann, ein nahe liegendes Buch zu öffnen. ‚Die Paarungsrituale von Regenbogenfaltern der Dampfsee-Region.’ Er begann zu lesen.

Etwas später kam die Besitzerin wieder herunter, einen verstaubten Schriftrollenbehälter in der Hand. Anna streunte immer noch ziellos herum, während Dirim mühsam gegen die Wellen der Müdigkeit kämpfte, die über ihn hinweg rollten.

„Hier“, sagte die Frau, und hielt den beiden den Behälter hin. Anna nahm ihn und entrollte die Karte darin. Dirim sah ihr über die Schulter.

„Das ist die richtige Karte“, sagte er. „Wie viel?“

Man einigte sich auf drei Königinnen.

-

Helion war ebenfalls fündig geworden. Er hatte Materialien für ein oder zwei Schriftrollen gefunden. Dementsprechend vertrat er die Ansicht, dass man lieber erst am nächsten Tag, wenn alle ausgeruht wären, in die Gnomenstadt ziehen sollte. Schließlich stimmten die anderen zu, und Helion zog sich in das Arbeitszimmer zurück. Die Nacht verlief ereignislos, und am nächsten Morgen wartete Boras ungeduldig, bis die anderen ihre Meditationen beendet hatten.

Helion klappte sein Zauberbuch zu. Er nahm den Schlüssel hervor, den Keygan ihm gegeben hatte. Dirim öffnete die Augen und zog seine blau-weiße Kriegsrobe an. Anna wickelte langsam und bedächtig ihre Peitsche auf und hängte sie an ihre Hüfte. Boras nahm seine Axt in beide Hände und betrachtete sein Spiegelbild auf der polierten Klinge. Der Barbar lächelte.

„Wollen wir?“
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Nazgul Oddo am 03. Dezember 2004, 00:24:49
 
Zitat
und Dirim begann, ein nahe liegendes Buch zu öffnen. ‚Die Paarungsrituale von Regenbogenfaltern der Dampfsee-Region.’ Er begann zu lesen.

Super :D

Ich sag ja nicht, dass keine Spannung da ist, es hätte nur bei manchen Passagen eine Priese mehr sein können.
Die langen Unterhaltungen mit so viel wörtlicher Rede, waren in meinen Augen manchmal zu langatmig, wenn auch sehr unterhaltsam, sie nahmen nur die Luft aus manchen Situationen, evtl bin ich auch einfach Reclam Heftchen geschädigt, noch Nachwirkungen der Schulzeit, die sind ja bekanntlich fast nur aus Unterhaltungen.

Die Sache mit Jil ist wie der übrige Text sehr schon geschrieben, der neue Teil ist (unter anderem, weil er viel handlung beinhaltet), auch wieder ausgesprochen fesselnd.

Gibt nen Daumen hoch für die SH, wenn mir nochmal Stellen unterkommen, die sich zu verlieren scheinen, melde ich mich...

MfG

Oddo
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: kaigrass am 03. Dezember 2004, 08:47:38
 
Zitat
„Das stimmt. Aber wir haben noch mehr. Keygan hatte eine alte Karte von der Stadt. Er hat sie allerdings an den Kartenmarkt verkauft.“
Nette Idee!
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 05. Dezember 2004, 11:34:50
 Jzadirune – Skulks und Masken
Die Türe öffnete sich mit einem leisen Quietschen. Die Nachkommen der Schätze blickten auf eine Treppe, die hinab in die Dunkelheit führte. Spinnweben hingen in den Ecken, und Anna entdeckte verschiedene Spuren im Staub.

Mit einem leisen Klicken schlug Boras Feuerstein und Stahl aneinander, dann nahm er die flackernde Fackel in die Hand.

„Rettet Fenris“, sagte Keygan mit flehendem Blick. Boras lächelte, dann stieg er die Stufen hinab. Die anderen folgten ihm.

Die Treppe  machte zweimal auf einem Absatz einen Rechtsknick, bevor die Gruppe am unteren Ende schwaches Licht entdeckte. Außerdem schallten leise Geräusche zu ihnen herauf: Flüstern, Vogelzwitschern, und ähnlich idyllische Klänge. Die Vier hielten auf dem letzten Absatz.

„Wartet mal“, flüsterte Helion. Er sah sich den leeren Fackelhalter genauer an, der in der Wand hing. „Ich habe so etwas mal in einem Buch gelesen.“ Er griff nach dem Fackelhalter und rüttelte ein wenig. „Er lässt sich drehen“, verkündete Helion triumphierend. Er drehte.

Die hintere Seite des Absatzes hob sich in die Luft. Anna sprang nicht rechtzeitig aus dem Weg, aber Helion, Dirim und Boras wurden von der Rampe geschleudert und krachten die Treppe hinunter. Sie landeten in der Mitte eines großen Raumes, an dessen Wände mehrere Masken hingen.

Mit schmerzhaftem Gesicht erhob sich Boras und zog Dirim aufrecht. Dann sahen beide vorwurfsvoll zu Helion herüber, der sich gerade das Steißbein hielt. Der Magier hob abwehrend die Hände.

„Ich fasse nichts an.“

Anna kam die Treppe herunter. „Der Absatz ist wieder normal“, sagte sie, dann blickte sie zu ihrem Bruder. „Bist du in Ordnung?“

„Ich fasse nichts an.“

Boras hatte inzwischen auch die Fackel wieder aufgehoben und sah sich in dem dunklen Raum um.

„Die Geräusche kommen von den Masken“, sagte er.

Dirim nickte. „Wir sind tatsächlich in einer Gnomenstadt. Aber war hier nicht Licht?“

Sogleich spannten sich die Muskeln ebenso wie die Nerven der Nachkommen. Anna bemerkte, dass hinter einem Durchgang Licht zu schimmern schien. Als sie sich dem Durchgang näherte, sah sie die offene Türe. Sie war wie ein Zahnrad geformt, und man hatte einen großen Stein unter einen ihrer Zähne gelegt, um sie offen zu halten.

„Die Türen mit den Zähnen“, sprach sie aus, was alle dachten.

„Ich fasse nichts an“, sagte Helion.

Anna zog eine Grimasse, dann sah sie durch den Spalt. Der Nebenraum glich einem kleinen Lager, mit Liegestellen und kleinen Truhen. In den Wänden sah sie menschengroße Öffnungen, und auf dem Boden des Raumes lag ein brennender Sonnenstab, der den Raum in ein gespenstisches Rot warf.

„Scheint verlassen zu sein“, sagte sie. „Ihr wart ja auch nicht wirklich leise. Gebt mir Deckung.“

Die Halbelfe quetschte sich durch die niedrige Öffnung. Kaum stand sie im Raum, lösten sich zwei Gestalten aus ihrer Starre. Ihre Haut hatte die Farbe und Struktur der Wände angenommen. Es waren dieselben Wesen wie das in Keygans Laden, und sie hatten ebenfalls spitze Rapiere dabei.

Die Klingen blitzten im roten Licht des Sonnenstabes, und Anna schrie auf. Sie griff sich an die Schulter, wo sich ein dunkler roter Fleck ausbreitete. Mit einem gehässigen Kichern sprangen die Wesen davon und verschwanden in den Durchgängen.

„Verdammt!“, fluchte Anna.

-

Die Durchgänge in den Wänden führten in scheinbar selbst gegrabene Tunnel. Diese Tunnel waren nicht auf Keygans Karte eingezeichnet. Bevor sie einen der beiden Tunnel betraten, sahen sich die Nachkommen weiter im Maskenraum um. Ein Gang führte von diesem Raum weg, und noch eine weitere Türe versperrte den Weg.
Als Boras sich die Masken genauer ansah, begann eine von ihnen zu sprechen:

Zitat
Willkommen in Jzadirune, schaut unsere Wunder
Doch Obacht, kommt ihr nur zu rauben
Fallen lauern und Wächter Wachen
Hinter allen Türen, hinter allen Schrauben
„Ein magischer Effekt“, erklärte Helion. „Wahrscheinlich ausgelöst, wenn man sich ihm nähert.“

Boras trat einen Schritt zurück, und wieder einen vor.

Zitat
Willkommen in Jzadirune, schaut unsere Wunder
Doch Obacht, kommt ihr nur zu rauben
Fallen lauern und Wächter Wachen
Hinter allen Türen, hinter allen Schrauben
Die anderen tauschten Blicke aus. Boras trat einen Schritt zurück, und wieder einen vor.
Zitat
Willkommen in Jzadirune, schaut unsere Wunder
Doch Obacht, kommt ihr nur zu rauben
Fallen lauern und Wächter Wachen
Hinter allen Türen, hinter allen Schrauben
„Ist gut jetzt, Boras“, sagte Dirim mit milder Stimme. Boras trat von der Maske weg, zögerte einen Moment, und folgte dann den anderen in den Gang hinein.

„Wartet einen Moment“, sagte Dirim. „Wieso lag da der Sonnenstab im Raum?“ Er deutete auf die leuchtende Fackel, die Helion inzwischen trug. „Ich glaube, die Schleicher können nicht im Dunkel sehen.“

Schnell wurde entschieden, dass der Zwerg voraus gehen würde, um nach Licht zu spähen, während die anderen drei hinter der Ecke warteten, bis er sie nachholte oder Kampfgeräusche hörbar wurden.

-

Dirim ging alleine durch den dunklen Gang. Rechts und links von ihm erhoben sich weitere Zahnradtüren, alle verschlossen. Helion hatte bei einer kurzen Betrachtung festgestellt, dass sie alle Magie verströmten, und angesichts der Warnung in Jenyas Botschaft hielt man sich von den Türen fern. Auf jeder Tür prangte eine Glyphe, die einen der neun Buchstaben Jzadirunes in gnomischer Schrift darstellte. Zum Glück waren diese Buchstaben auch auf der Karte gewesen, daher hatte man sie schnell identifiziert.

Der Gang endete in einer Wand. Dirim blieb stehen und runzelte die Stirn, als er plötzlich Luft unter seinen Zehen spürte. Er sah hinab und erkannte im Grau seiner Dunkelsicht, dass der Boden unter ihm nachgegeben hatte. Mehr aus Zufall hatte er nur halb auf der Falltüre gestanden, und so sah er nun von oben in eine Grube mit spitzen Metallpflöcken im Boden, anstatt selbst in diesen Pflöcken zu hängen. Die Fallgrube schwang wieder zu.

„Warum ist denn hier eine Grube?“, murmelte der Zwerg. Vorsichtig stieg er um die Falltüre herum und begann, die Wand dahinter zu untersuchen. Seine Hände glitten einfach durch die Wand hindurch – das war gar keine Wand!

„Leute, kommt mal her!“

Schnell waren alle beisammen und über die Grube. Nacheinander schritten die Vier durch die Illusionswand und standen in einem großen Raum. Eine ganze Wand wurde von einer eingemeißelten Karte eingenommen. In die Rillen der Wände und Türen hatten die Gnome einen schwachen Lichtzauber gewirkt, der schwach blau schimmerte.

„Das ist unsere Karte“, sagte Anna und sprach aus, was alle dachten. „Ich frage mich, ob...“

Sie ging vor und fuhr mit dem Finger vorsichtig über den Stein, bis  sie ihren Standpunkt gefunden hatte. Dann suchte sie eine Tür in der Nähe. Sie drückte auf den Platz, der den Raum dahinter markierte. Nichts geschah. Dann strich sie über die Türe. Nichts.

„Helion, könntest du mal?“

„Ich fasse nichts an.“ Der Magier erntete Stirnrunzeln für diese Bemerkung.

„Diese dummen Gnome“, sagte sie schließlich. „Nur ein einfacher Lichtzauber. Pfft!“

-

Man ging wieder zurück in den Maskenraum („Willkommen in Jzadirune, schaut unsere Wunder...“ – „Boras!“) und in den angrenzenden Raum. Zwei Tunnel führten ins Dunkel.

„Diesen?“, fragte Dirim und deutete auf einen. Niemand widersprach, und der Zwerg marschierte los.

Sie überraschten einen Schleicher im Schlaf. Das Wesen erwachte durch den Zwerg, der nur unwesentlich leiser als ein Kavallerieregiment war, doch konnte es nur noch die Augen öffnen, bevor Boras sie mit seiner Axt für immer schloss.

-

Nach einer Weile gelangten die Vier in eine riesige Halle. Große Säulen, die übereinander stehenden gnomischen Kriegern, Künstlern und Klerikern glichen, wie sie die Decke stützten, standen im  Raum verteilt. Tanzende Lichter glitten durch die Halle, beleuchteten hier ein Wandrelief von feiernden Gnomen, und warfen dort lange tiefe Schatten. Am anderen Ende der Halle hörte man das Plätschern von Wasser.
Vorsichtig marschierten die Nachkommen durch die große Halle, immer auf der Hut vor Überraschungen. Dann sah Dirim aus den Augenwinkeln eine Bewegung.

„Vorsicht!“, rief er. Sofort hatte Boras seine Axt in der Hand, die Fackel vergessen am Boden. Aus dem Dunkel sprang ein weiterer Schleicher hervor. Boras hob die Axt, und nickte. „Komm nur.“

Der Schleicher schrie und stürzte vor. Noch bevor er den großen Barbaren erreicht hatte, fuhr die Axt nieder und teilte das Wesen entzwei. Blut und Gedärme spritzten umher. Helion trat unweigerlich einen Schritt zurück.

"Eins", sagte Boras.

Anna wurde von einem weiteren Schleicher angegriffen. Der Bolzen verließ zu hastig ihre Armbrust und kratzte das Wesen nur an.

Der Schleicher griff mit einer Hand an die Seite und hielt sie dann ins Licht. Als er das Blut darauf sah, fauchte er Anna gefährlich an. Aus seinem Brustkorb wuchs eine scharfe Klinge. Das Fauchen erstarb, und Boras, der hinter den Schleicher getreten war, zog die Axt mit einem schmatzenden Geräusch aus dem Rücken seines Opfers.

„Zwei.“

Am Ende der Halle fanden die Vier einen Brunnen. Reines Frischwasser sprudelte aus einem Gnomengesicht in ein Becken. Sie erfrischten sich, und Boras wusch sich das Blut aus dem Haar.  Dirim faltete die Karte aus.

„So“, sagte er und deutete auf die vier Ausgänge, dann wies er auf den Tunnel, der neben dem Brunnen aus der Wand kam. „Und wo lang jetzt?“
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Nazgul Oddo am 06. Dezember 2004, 23:39:25
Zitat von: "Berandor"
1)„Das ist unsere Karte“, sagte Anna und sprach aus, was alle dachten. „Ich frage mich, ob...“

2)„So“, sagte er und deutete auf die vier Ausgänge, dann wies er auf den Tunnel, der neben dem Brunnen aus der Wand kam. „Und wo lang jetzt?“
 
zu 1) Solange Anna sprechen kann, brauchen die anderen wohl nicht denken ;)?

zu 2) Links rum, man geht immer links :D

Sehr schöner Teil mit einem grandiosem Barbar.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 06. Dezember 2004, 23:43:51
 
Zitat von: "Nazgul Oddo"
Zitat von: "Berandor"
1)„Das ist unsere Karte“, sagte Anna und sprach aus, was alle dachten. „Ich frage mich, ob...“
Hehe. "Stating the obvious", ja das lasse ich Anna machen.
Helion fasst halt nix an, and Thargad sagt nix. Ein paar Running gags müssen schon sein :)

Morgen: der harte, harte Fight mit einem
Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen


Olli: Oops, vergessen! Ich hoffe, ich komme morgen dazu! Nicht versprochen, aber fest vorgenommen!
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 07. Dezember 2004, 09:35:27
 Achtung:
Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 07. Dezember 2004, 20:47:53
 Jzadirune – Choker und Verschwundene
Der nächste Raum, den sie betraten, war eine Art Versammlungshalle. Bänke standen nebeneinander, und Laternen leuchteten mit ewigem Licht. An einer Seite des Raums stand eine Bühne, auf der anderen Seite führte ein Durchbruch wieder in einen der Tunnel. Dirim folgte diesem in einen Raum, der einem verwüsteten Lager glich. Hinter einem umgestürzten Tisch schoss ein Schleicher hervor. Er hatte ein Wolfsgesicht, und seine Haut schien noch wandelbarer als die seiner Brüder. Anna tänzelte an dem Schleicher vorbei und nahm ihn mit Dirim in die Zange. Schnell lag das Geschöpf vor den beiden auf dem Boden, und Boras gab ihm den Rest. Dirim sah sich den Schleicher genauer an, vor allem seinen Wolfskopf.

„Eine Maske“, sagte er und zog die Wolfsmaske herunter.

„Warum trägt er denn eine Maske?“, fragte Anna.

„Vielleicht gefiel sie ihm“, hatte Boras eine Erklärung parat.

„Seht doch nur“, wandte Dirim ein, „er ist ganz durchsichtig.“

„Das Verschwinden“, sagte Anna düster. „Es geht noch um.“

-

„Ich fasse nichts an“, sagte Helion gleich, als  er davon hörte. Anna nahm eine der ewigen Laternen an sich, doch ihr Bruder lehnte ab.

„Ich geh mal auf die Bühne“, sagte Boras.

„Gute Idee“, antwortete Anna. „Ich komme mit.“

Als sie sich dem Aufstieg näherten, trat ein Gnom in einem Bärenkostüm aus den Schatten. Er tapste in die Mitte der Bühne, um dann zu verkünden:

Zitat
Nacht liegt über dem Zauberwald. Derweil die Waldgeschöpfe schlummern, tanzen Weidenbogen und ihre Feenfreunde unter dem Hexenmond.
„Oh je“, sagte Helion und wandte sich ab.

„Hrm“, machte Boras und reinigte seine Axt.

„Ich frage mich, ob hier eine Geheimtüre ist“, sagte Dirim und machte sich gleich ans Werk, ganz weit weg von der Bühne.

„Oh, toll! Eine Geschichte!“, rief Anna und setzte sich mit großen Augen in die erste Reihe, um die Tragödie von Weidenbogen und ihrem Geliebten zu verfolgen, die von dem Wereber Mondhauer auseinander gebracht werden. Am Ende opferte sich Silberpfeil, um seiner Geliebten Dryade den Baum zu retten.

„Das war wunderschön“, schniefte Anna und wischte sich Tränen aus dem Gesicht. Helion rollte mit den Augen. Boras rollte mit den Augen. Dirim starte auf die Wand.

„Hier ist bestimmt eine Geheimtür.“

-

Anna und Boras gingen wieder auf die Bühne zu, doch das magische Schauspiel begann nicht erneut.

„Puh“, sagte Boras und atmete durch. Im selben Moment flog krachend eine Falltüre in der Mitte der Bühne auf, und ein langer, hässlich-grauer Tentakel griff nach ihm. Der Tentakel endete in scharfen Widerhaken, die sich in Boras’ Brust bohrten. Er spürte, wie ihn die Tentakel zur Falltür zogen, doch er stemmte sich dagegen. Die Widerhaken rissen ab, und Boras tat wieder einen Schritt zurück, als der Tentakel erneut vorschoss. Diesmal umklammerte das Ende seinen Arm, doch wieder war der Barbar stärker.

Bevor noch jemand reagieren konnte, schlugen schon wieder zwei Tentakel aus der Falltür. Boras wehrte sie mit seiner Axt ab, und Anna wich geschickt aus. Sie nahm ihre Armbrust hervor. Bevor sie noch einen Schuss lösen konnte, traf sie ein weiterer Tentakel in der Brust. Schmatzend saugten sich die Widerhaken fest. Die Wucht des Schlags ließ sie fast ohnmächtig werden, und dann wurde sie in die Grube gezogen.

„Anna!“, rief Helion verzweifelt. Er sprang auf die  Bühne. In der Fallgrube hockte ein grausliches Wesen mit deformiertem Kopf und meterlangen Tentakeln anstelle Händen und Füßen. In einem dieser Tentakel baumelte Helions Schwester. Langsam wickelte sich das graue Fleisch um die Halbelfe, die nur noch halb bei Bewusstsein war.

„Hi... hilfe“, krächzte Anna.

Dirim war derweil zu Boras gelaufen. Auch er sah jetzt das Wesen, und er sah, dass jede Sekunde zählte. Schon waren Annas Bewegungen schwächer geworden. Er sah zu dem Barbaren hoch, der ebenfalls leicht schwankte. Darum musste man sich später kümmern. Der Zwerg berührte sein heiliges Symbol und konzentrierte sich.

„Tyr, Herr der gerechten Strafe. Mache ihn zu deinem Henker.“ Boras’ Muskeln begannen anzuschwellen, und der Barbar wuchs langsam in die Höhe. Die ohnehin großen Hände wurden mächtige Pranken, und seine Axt war nun größer als Dirim selbst. Boras sah mit wildem Blick auf den Zwerg herab. Er lächelte.

Dirim sah der Kreatur direkt in die Augen. „Das Urteil lautet: Tod.“

Boras trat an den Rand der Grube. Sein Griff verkrampfte sich um die Axt, als er die beinahe leblose Halbelfe sah. Muskeln spannten sich, Zähne rieben aufeinander, und mit einem anschwellenden Brummen hob er langsam die Axt über den Kopf.

Das Monster sah ihn an, und zischte. Es war sein letzter Laut. Mit gellendem Kampfschrei schoss die Axt durch die Luft. Ihre Klinge traf den Schädel des Wesens, doch der Knochen konnte der geballten Macht aus Boras’ Wut und Tyrs Macht keinen Widerstand bieten. Stahl schnitt Fleisch und teilte Knochen, und dann erschlaffte der Griff um Annas Körper.

Helion sprang hinab in die Grube und kümmerte sich um seine Schwester. Sie lebte noch. Er half ihr heraus, und während Dirim sich um die beiden anderen kümmerte, studierte der Magier das seltsame Wesen, das beinahe ihren Tod bedeutet hätte. Dabei fiel ihm auch eine Truhe auf, die unter dem Körper begraben war.

Boras entfernte das Schloss auf seine Weise. In der Truhe fanden sie einen magischen Stab, der Geheimtüren offenbarte („Da hinten in der Ecke.“ – „Ich wusste es!“), und einen langen Eisenstab. Ein Ende des Stabs war mit komplizierten Kerben versehen, am anderen Ende prangte eine gnomische Glyphe.

„Ich glaube, das ist ein Schlüssel“, sagte Helion.

„Na prima“, sagte Dirim. „Lasst uns einen Raum suchen, den wir von innen verschließen können. Ich könnte jetzt einen Moment Ruhe gebrauchen.“
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 07. Dezember 2004, 20:52:02
 
Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen


Eigentlich hatte Dirim auch die Geheimtür schon gefunden, bevor der Stab sie fand, aber das habe ich für die Story unter den Teppich gekehrt.

Am Donnerstag kehren wir noch einmal zu Jil zurück, dann kommt die letzte Folge bis dahin, rechtzeitig eine Woche vor dem nächsten Termin am 18.12.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Kylearan am 07. Dezember 2004, 21:39:59
 
Zitat von: "Berandor"
Dirim sah der Kreatur direkt in die Augen. „Das Urteil lautet: Tod.“
Nur mal so neben bei, bevor ihr denkt, wir Spieler kämen auf solche Gedanken: das ist ein Beispiel für dichterische Freiheit, die ich sensationell finde.

Kylearan, fasst nichts an
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Nazgul Oddo am 08. Dezember 2004, 00:09:14
 Lass uns doch die Illusion, es gäbe Spielgruppen, in denen die Spieler ihren Chars heroische Sätze auf Knopfdruck in den Mund legen können, ohne dabei viel zu dick aufzutragen :D

Ich werde langsam zum Boras Fan, Barbaren sind doch was feines.

Oddo
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Gast_Berandor am 08. Dezember 2004, 09:10:25
 Na ja, im Nachhinein sind diese Sätze ja sehr einfach - im Spiel weiß Dirims Spieler ja nicht, dass nach einem Schlag Sense ist.

Aber ein trockener Kommentar *nach* dem Hieb müsste eigentlich drin sein... ;)
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 09. Dezember 2004, 19:34:18
 Zwischenspiel: Jil (2)
Vorsichtig trug Jil die weiße Farbe auf ihren Lippen auf. Die Maske des Letzten Lachens musste makellos sein. Sie war gerade am letzten Stück angelangt, als ein Klopfen an der Tür sie aus der Ruhe brachte.

Es war Velior Thazo. Der Hofnarr sah sie mit prüfendem Blick an und trat ungefragt ein. Jil schloss die Türe hinter ihm.

„Ich habe dich seit jenem Abend nicht mehr gesehen“, begann Thazo sofort. „Ist alles glatt gegangen?“

„Der Priester hat eine tüchtige Abreibung bekommen“, antwortete sie selbstbewusster, als ihr zumute war. Wie viel wusste Thazo?

„Gut.“ Der Hofnarr schien auf etwas zu warten. Jil begegnete seinem Blick. Thazo hatte passend zu seiner Maske ein schwarzes und ein weißes Auge; beide schienen völlig emotionslos zu sein. Doch Jil wusste, hatte es selbst erlebt, welche Wut dahinter lauern konnte. Ein leichtes Zucken seiner Mundwinkel verriet ihn. Er wusste es.

„Da waren Abenteurer“, sagte Jil.

Thazo schien enttäuscht, dass sie es ihm erzählt hatte. „Probleme?“

„Nicht wirklich. Die Jungs waren mit dem Helmiten schon fertig, als sie auftauchten.“ Jil grinste. „Die haben sich als die Sturmklingen ausgegeben.“

Diese Nachricht ließ selbst den Hofnarren kurz auflachen. „Wirklich?“

Nach einem Moment gemeinsamen Kopfschüttelns fuhr Thazo fort. „Also keine Probleme. Und wenn ich dir sage, dass diese Typen jetzt für das flammende Auge arbeiten? Ist das kein Problem?“

Jil fluchte innerlich. Sie hatte mit ihrer Aktion das Gegenteil dessen erreicht, was Thazo gewollt hatte. Sie schwieg jedoch – der Hofnarr war mit Worten nicht zu besänftigen, nur zu erzürnen.

„Ich gebe dir eine Möglichkeit, deinen Fehler wieder gut zu machen“, sagte Thazo. „Du suchst jemanden aus, um diese Typen zu beschatten auszuhorchen. Such jemanden aus, dem du vertraust – sein Erfolg ist deine Rettung.“

Er holte ein leicht zerknittertes Pergament aus seiner Robe hervor. „Wenn du das erledigt hast, bringst du diesen Brief zu IHM. Heute noch.“ Thazo wandte und ging. Als er im Flur war, blieb er noch einmal stehen. „Und Jil?“

„Ja?“

„Deine Schminke ist verwischt.“

-

Als der Hofnarr gegangen war, atmete Jil erst einmal tief durch. Wer sollte für sie diese vermaledeiten Glücksritter beschatten? Jemand, dem sie vertraute? Jil vertraute nur sich selbst. Sie musste bei dem Gedanken lächeln. Thazo hatte nichts davon gesagt, dass sie nicht selbst für ihre Rettung sorgen könnte. Sie würde alles herausfinden, was es über diese Typen zu wissen gab. Und als Erstes, warum sie sich als Sturmklingen ausgaben.

Vorher musste sie nur noch diesen lästigen Botengang loswerden. Voller Tatendrang trat sie auf den Flur und hielt den ersten Burschen an, der ihr über den Weg lief.

„Komiker“, sagte sie, „ich habe einen Auftrag für dich.“ Der Junge sah sie mit großen Augen an, und Jil genoss die Mischung aus Furcht und Ehrfurcht, die ihr entgegen schlug. Sie gab ihm den Brief und ein weiteres Pergament.

„Du bringst diese Nachricht zu einem geheimen Ort. Der andere Zettel verrät dir, wie du dort hinkommst. Lies ihn, und dann verbrenne ihn.“ Mit diesen Worten ließ sie den Burschen stehen und wandte sich endlich der wichtigeren Aufgabe zu.

-

Braene sah auf den Brief in seiner Hand. Jil, die echte Jil, hatte ihm einen Auftrag erteilt. Ihm, dem jungen Komiker. Braene war erst seit ein paar Wochen in der Gilde, aber schon hatte er die Gelegenheit, sich zu beweisen.

Er musste gähnen. Es war schwierig, sich an das Nachtleben als Dieb zu gewöhnen. Schwieriger, als er gedacht hatte. Er durfte bei seiner Aufgabe keinen Fehler machen, und der Hofnarr sagte immer: „Müdigkeit führt zu Fehlern.“ Braene sollte sich besser hinlegen. Dann würde er den Brief überbringen, wenn er ausgeschlafen wäre. Gleich morgen früh.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: kaigrass am 10. Dezember 2004, 10:34:39
 Sehe ich da Ärger für die gute Jil aufziehen  :P  
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Sheijtan am 10. Dezember 2004, 12:49:33
 Auch wenn ich zugeben muss, dass ich die Rolle von Jil nicht so recht einordnen kann, ist das bisher eine sehr interessante Story Hour, Berandor.

Bitte weiter so.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 10. Dezember 2004, 20:39:27
 
Zitat
Auch wenn ich zugeben muss, dass ich die Rolle von Jil nicht so recht einordnen kann, ist das bisher eine sehr interessante Story Hour, Berandor.
"Interessant" ist ein ganz schlechtes Wort, das sagt so gar nichts aus. :)

Jil war der NSC, der den Überfall auf Ruphus Laro (s. gleichnamiges Kapitel) überwacht hat. Damit hat sich ihr Nutzen eigentlich schon erfüllt. Ich verwende sie, um ein wenig Leben in die Geschichte zu bringen und gleichzeitig ein paar Dinge einzubringen, die zwar nicht während des Spiels passieren, aber dennoch in der Spielwelt von statten gehen. Sie ist sicher nicht der letzte NSC, der sein eigenes "Zwischenspiel" bekommt.

Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen

Da ich morgen evtl. nicht da bin, jetzt schon der letzte Teil.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 10. Dezember 2004, 20:44:58
 Jzadirune – Ragamoffyns, Pulverizer und Hundertfüßler
Als Boras erwachte, war Dirim schon mitten im Gebet, saß Helion über seinem Zauberbuch, und zählte Anna konzentriert mit ihren Fingern als übe sie für eine Prüfung. Sein Rücken tat weh – die Schlafstätten des Raumes waren weniger bequem, als sie aussahen. Nach ein paar kurzen Übungsschwüngen mit seiner Axt war das aber auch verflogen.

Die Vier hatten kurz überlegt, ob sie zu Keygan zurückkehren sollten, um ihm die Nachschlüssel zurück zu geben, die sie bei einem der Schleicher gefunden hatten, sich aber dagegen entschieden. Dann hatten sie sich in einen Raum zurückgezogen, ihre Wunden versorgt und gerastet.

-

Etwas später traten sie aus einem Tunnel. Ein Ende das Raums war erhöht und nur durch eine Treppe zu erreichen. Am hohen Ende stand ein Holzthron, auf dem ein schlafender Gnom saß. Eine Krone war ihm über die Schläfe gerutscht.

Dirim näherte sich dem König. Bei dem Treppenabsatz hatte man ein Gnomengesicht in die Wand gehauen, und als der Zwerg daran vorbeikam, sprach es.

„Wer eine Audienz beim König will, der lege sein wertvollstes Geldstück in meinen Mund.“

Kurzentschlossen platzierte Dirim eine Goldkönigin im offenen Mund des Reliefs. Sogleich verschwand das Geldstück. Sonst passierte nichts.

„Na, dann.“ Dirim stieg die letzten Stufen hoch und näherte sich dem schlafenden Gnom. Er konnte jetzt leises Schnarchen hören.

„Hr-rm“, räusperte Dirim sich. Keine Reaktion.

„Hr-rm.“ Nichts.

„Euer Majestät?“ Weniger als gar nichts.

Dirim lehnte sich vor, um den König wachzurütteln, doch seine Hand glitt durch den Gnom hindurch. Der Zwerg unterdrückte einen Fluch.

„Nur eine Illusion“, sagte Anna und sprach aus, was alle dachten.

Dirim wollte schon weiter gehen, als ihm eine kleine Unebenheit im Rücken des Thrones auffiel. Als er darauf drückte, öffnete sich eine der Armlehnen und gab ein Geheimfach frei. Im selben Augenblick ächzte der König wie unter einem Albtraum, dann flüsterte er:


Zitat
Von unserer eigenen Magie verraten
Wir schwinden dahin, Tag und Nacht
Jzadirune verloren! Welch’ unserer Taten
Hat diesen Fluch über uns gebracht?

Im Geheimfach fanden Dirim einen Haufen Münzen – die oberste Goldmünze war mit Zwergenbissen versehen – und zwei weitere Schlüsselstäbe.

„Diese Dinger sind doch fast so lang wie die Gnome selbst“, sagte Helion mit einem begeisterten Gesichtsausdruck. „So etwas stellen auch nur Gnome her.“

-

Auf Dirims Anraten ging man erst alle Türen ab, die man jetzt öffnen konnte, die zuvor aber verschlossen waren. Dabei stieß man auf eine Geheimtüre, die in eine versteckte Waffenkammer führte. Fast alle Waffen und Rüstungen fehlten, und die Kammer war auch scheinbar etwas ungünstig platziert.

-

Wieder etwas später fand man einen Geheimraum, in dem ein Hebel aus der Wand ragte.

„Ich frage mich, wofür der ist?“, sagte Anna.

„Ich fasse ihn nicht an“, sagte Helion.

Dirim verließ den Raum durch eine weitere Türe und stand in einem schmalen Gang, an dessen anderem Ende eine weitere Türe war. Als er jedoch einen Schritt darauf zu tat, brach unter ihm der Boden weg. Taumelnd fiel Dirim nach hinten und sah abermals von oben in eine Fallgrube, in der spitze Pfähle auf Opfer warteten.

„Zieh mal an dem Hebel“, rief er zu Anna herüber. Der Hebel bewirkte nichts, doch ein anderer Hebel in einem weiteren Raum verschloss diese zweite Fallgrube – der erste Hebel verschloss eine andere Falle. Die Nachkommen ließen die Fallen jedoch scharf, um etwaige Eindringlinge abzuschrecken.

-

Erneut kamen die Vier aus einem Tunnel heraus. Sie standen in einer Art Werkstatt. Ein weiterer Tunnel führte wieder aus dem Raum, und seltsame Fächer hingen an der Decke. In der Mitte des Raums stand ein metallenes Ungetüm, ein menschengroßes Ding aus Zahnrädern und Hebeln, wie halb fertig gestellt.

Dann schoss dahinter eine Gestalt hervor, doch Dirim stellte sich in ihren Weg. Es war ein weiterer Schleicher, der jedoch über und über mit Stofffetzen bedeckt war – selbst im Gesicht.

Boras stürmte vor und verpasste dem Schleicher einen Hieb, unter dem ein Ochse zusammengebrochen wäre, doch die Kreatur rührte sich kaum und schlug dann mechanisch nach dem Barbaren.

„Arcanex!“, rief Helion. In seiner Hand bildete sich eine weißliche Kugel, die sogleich in den Schleicher donnerte. Haut- und Stofffetzen flogen gleichermaßen davon, aber das Wesen schien wenig beeindruckt. Erst nach mehreren Hieben fiel der Schleicher zu Boden, und die Fetzen fielen von ihm ab – schwebten aber in der Luft.

„Bei Uthgars räudigem Pelz“, sagte Boras, „was ist denn...“ Er wurde von den Fetzen unterbrochen, die sich auf den Barbaren warfen, mit einer Wucht, die er nicht für möglich gehalten hatte. Er spürte, wie die Fetzen sich auf seinem Körper festsaugen wollten. In seinem Kopf hörte er plötzlich eine leise Stimme: Hab keine Angst. Es geschieht dir nichts.

Boras griff nach den Fetzen, die auf seiner Haut lagen. Er packte sie und riss sie fort. Sofort war die Stimme verschwunden. Die Axt fuhr hernieder, und plötzlich stoben die Fetzen auseinander wie nach einer Explosion. Die bösartige Intelligenz, die sich in ihnen fest gesetzt hatte, war besiegt.

„Ragamoffyns“, erklärte Helion nach kurzer Überlegung. „Sie können Wesen beherrschen. Es sind Parasiten, auf unerklärliche Weise intelligent gewordene Objekte. Sehr schwer zu besiegen, da sie keine Wunden erleiden und bluten wie wir.“

„Danke für die Information“, sagte Anna frotzelnd. „Geht es das nächste Mal auch vor dem Kampf?“ Helion verdrehte zur Antwort die Augen. Anna lachte.

-

Im nächsten Raum, den sie betraten, stand eine weitere Maschine unter einem großen Tuch. Als Dirim das Tuch wegzog, hatte er für einen Moment den Eindruck, sie hätte sich bewegt. Aber nichts geschah.

Die Maschine schien sich auf zwei großen Beinen zu bewegen. Seine beiden Arme endeten in Bohrern. Das Gerät war ebenfalls vollständig gepanzert.

„Damit haben sie die Tunnel gegraben“, sagte Dirim überzeugt.

„Was steht denn da?“, fragte Anna. Sie hatte Schriftzeichen auf der Panzerung entdeckt. Mit ein wenig Hilfe ihres Bruders konnte sie die Zeichen entziffern. Die Vier stellten sich in den Rücken der Maschine, bereit zur Verteidigung.

„Thrymbryl“, sagte Anna. Mit einem Surren und Rattern erhob sich die Maschine. Die Bohrern begannen, sich zu drehen.

„Myglym“, sagte Anna schnell. Die Bohrer erstarben, das Summen verstummte, und die Maschine fiel wieder in sich zusammen.

„Faszinierend“, sagte Helion, während Boras vorsichtig mit seiner Axt gegen die Stahlpanzerung klopfte.

-

Ein weiterer Tunnel führte die Vier zu einem Durchbruch, hinter dem dichter Nebel hing. Es gab nur eine Möglichkeit herauszufinden, was für ein Raum im Nebel verborgen lag.

„Ich gehe rein“, sagte Anna. Dann trat sie ein, und ein wenig Nebel schlug in den Gang, bevor er sich wieder zusammenzog und den Schatten der Halbelfe verschluckte.

Anna sah kaum die Hand vor ihren Augen. Sie hielt ihren Dolch kampfbereit. Schnell hatte sie das Ende des Raumes erreicht. Anscheinend war er leer.

Dann spürte sie eine tastende Bewegung an ihrem Bein.

„Bitte keine Spinne. Bitte keine Spinne“, flüsterte sie. Zitternd sah sie nach unten. Keine Spinne. Ein Hundertfüßer von der Größe eines Hundes kroch langsam ihr Bein herauf. Seine Kneifzangen bewegten sich unablässig.

„Iiiih!“ Anna stürzte aus dem Raum heraus. Immer noch ein wenig zitternd nahm sie ihre Armbrust hervor, dann wandte sie sich an die Männer.

„Ihr geht jetzt da rein. Ich bewache die Öffnung.“

Es wurde ein mühsames Hauen und Stechen. Im diffusen Nebel ging so mancher Hieb und manche Kneifzange daneben, aber schließlich hatte Boras alle vier Kriecher umgebracht, während Helion und Dirim unfreiwillige Köder spielten.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte Anna Helion besorgt, als sie die Ringe unter seinen Augen sah.

„Eines der Viecher hat mich gebissen“, sagte der. „Es muss irgend ein Gift sein. Es geht aber.“ Anna wollte noch etwas sagen, ließ es aber.

Dirim beschäftigte sich derweil mit einer Reihe von hohen Metallkästen, die er gefunden hatte. Nach ein wenig Probieren setzte er die Kästen in Gang, und die Fächer, die an der Decke mancher Räume hingen, begannen sich zu drehen und die Luft zu bewegen.

Schnell verzog sich der Nebel und gab den Blick auf die vier Kriecher frei. Auch in diesem Raum befand sich so ein Fächer. Ansonsten befanden sich dort nur leere Buchregale.

„Schade“, sagte Helion.

-

Später stießen die Vier noch auf ein Schulzimmer, das eine geheime Verbindungstüre zu diesem Regalraum hatte, aber mehr nicht.

-

„Ich könnte schon wieder etwas Ruhe gebrauchen“, sagte Helion, aber Dirim bestand darauf, zumindest noch einen Tunnel zu erforschen.

Sie gelangten in einen Raum, in dem trotz drehenden Fächers ein leichter Säuregeruch hing. Umgestürzte Tische, zerbrochene Fläschchen, schief hängende Regale ließen die Überreste eines Labors erkennen.

„Vielleicht ist noch etwas ganz geblieben“, sagte Helion, und stapfte in den Raum hinein. Schnell begannen alle, nach einem Überbleibsel zu suchen.

„Leute?“, fragte Boras. „Wollte dieser Lumpensack nicht hierhin?“

„Ja“, sagte Helion, der gerade an einer braunen Flüssigkeit schnupperte.

„Ich weiß jetzt, warum.“

Der Ton in Boras Stimme rief die Aufmerksamkeit der anderen auf sich. Vor dem Barbaren flatterte ein weiterer Ragamoffyn und versuchte in diesem Augenblick, sich auf Boras zu stürzen, aber der wehrte lässig ab.

„Na warte!“, sagte Dirim. Die Vier umstellten den Fetzen – in seinem Rücken war ein umgestürzter Tisch – und schnell hatten sie ihn bezwungen.

Anna sah auf die langsam zu Boden gehenden Lumpen. „Ordentlicher wird es dadurch aber auch nicht.“

Sie untersuchten den Raum gewissenhaft. Dann hielt Dirim ein kleines Döschen aus Eichenholz in der Hand. Er öffnete den Klappdeckel und schnupperte. Gewürze. Er dachte an das Fass selbst gebrauten Bieres, dass in Cauldron auf ihn wartete. Bislang hatte jeder das Gebräu ungenießbar gefunden, und auch wenn Dirim es nie zugeben würde, hatten sie gar nicht so unrecht damit. Er schloss den Deckel wieder und sah sich das Symbol an. Ein schäumender Humpen.

„Tyr sei gelobt“, rief Dirim. „Bierkraut!“
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 10. Dezember 2004, 20:47:28
 Und da geht es nächsten Samstag weiter (im Spiel!) :)

Der Ragamoffyn/Skulk war ein recht heftiger Gegner; er teilte den Schaden unter sich auf. Als dann Boras einen kritischen Treffer machte und ich sagte: "Nö. Gibts nicht." - das war ein gutes Gefühl  :akuma:  
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Sheijtan am 11. Dezember 2004, 15:49:09
 Mit Interessant meinte ich natürlich sehr gute Story Hour.

Ich kannte allerdings den Hintergrund des Abenteuers mit dem Waisenhaus schon. Deswegen interessant, wie deine Spieler rangegangen sind.

Also großes Lob und weiter so.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 18. Dezember 2004, 22:48:55
 Wir haben heute gespielt und sind aus Jzadirune raus!

Es gab erste Verluste, aber nur einen beinahe-TPK.

Ansonsten hat es mir zumindest wieder Spaß gemacht. Die nächsten Kapitel kommen bald.

Bis dahin ein kleines Extra: die Speisekarten der beiden schon besuchten Häuser, und zwar als Scan:

Der Trunkene Morkoth
Der Krumme Krug
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 19. Dezember 2004, 19:29:28
 Wie ich im Übrigen erfahren musste, lesen meine Spieler SPOILER. Bitte gebt daher acht, was ich verratet - keine großen Storypunkte, bitte. Mechanische Fragen sind kein Problem, aber denm Plot hinter dem Adventure Path z.B. bitte nicht verraten. Im Zweifel könnt ihr mir gerne eine PM oder e-mail schicken; im Falle großen Diskussionsbedarfs würden wir auf ein anderes Forum ausweichen - ich glaube aber nicht, dass das nötig wird.

Ich bin im Übrigen froh, weil ich zwei große Fragen beseitigen konnte, die durch die 3.5-Version mancher Zaubersprüche entstanden sind (Stichwort z.B. "Xukasus"). Hehe, da sind mir richtig gute Ideen gekommen :)

Und jetzt das nächste Update... in Standardschrift, für Kylearan ;)
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 19. Dezember 2004, 19:33:26
 Jzadirune – Mimic und Fenris
Nachdem er seinen neuen Schatz frisch verstaut hatte, übernahm Dirim wieder die Führung der Gruppe. Sie fanden einen Raum, in dem ein vertrockneter Aaskriecher und ein Haufen gnomischer Rüstungen lagen. Dann stießen sie auf eine Art Badezimmer. Ein großes Wasserbecken wurde aus einem grinsenden Gnomgesicht gespeist; direkt über dem Becken war die Decke gewölbt und voller Spinnweben. An einem dicken Strang baumelte eine humanoide Gestalt, komplett eingewebt.

Sogleich sprangen Boras und Anna ins Wasser, um das Wesen abzuschneiden und zu befreien, als sich aus dem Nass der Kopf einer großen Spinne erhob und nach der Halbelfe schnappte.

Bevor noch jemand eine Warnung ausstoßen konnte, versank die Spinne wieder, mit einer axtförmigen Kerbe im Rücken. Anna sah dankbar zu Boras hinüber, dann blinzelte sie. Das Wasser, in dem sie stand, flimmerte vor ihren Augen und wurde durchscheinend. Es war nur eine Illusion! Jetzt konnnte sie auch den Körper der Spinne ausmachen, der auf dem in Wahrheit trockenen Boden des Beckens zusammengebrochen war. Aus Spaß versuchte Anna, Dirim mit dem falschen Wasser nass zu spritzen.

„He! Was soll das?“, rief der Zwerg und sah an seiner nassen Robe herab. Anna lachte zur Antwort. Dann wandte sie sich dem eingewobenen Wesen zu. Es war ein toter Schleicher.

-

Wieder einmal standen sie vor einer Tür, und Dirim fummelte in seinem Rucksack, um den richtigen Schlüssel zu finden. Dann fuhr die Türe zur Seite und gab den Blick auf ein leer geräumtes Waffenlager frei, in deren Mitte eine große Truhe stand. Auf der Truhe wiederum ein silberner Käfig mit einer Ratte darin.

„Fenris?“, fragte Helion vorsichtig. Die Ratte packte die Gitterstäbe und fiebte erregt.

Während die anderen sich im Raum umsahen, ging Helion auf den Käfig zu, erreichte ihn aber nicht. Als er noch etwa einen Schritt entfernt war, bildete sich plötzlich ein großes Maul in der Truhe, und ein armähnlicher Auswuchs schlug in Richtung des Magiers.

„HALT!“, sagte die Truhe.

Helion taumelte zurück. Er hatte von diesen Geschöpfen gehört: Gestaltwandler, die eine Vielzahl von Objekten nachahmen konnten. Gierige Geschöpfe, die aber nicht durch und durch böse waren. Dafür waren sie klebrig, dank eines Ausflusses, der ihre Haut bedeckte.

Die Gefährten stellten sich um die Truhe herum auf.

„Wir kommen in Frieden“, sagte Helion.

„URGATH KAZ SHATAR!“, gab die Truhe zurück. Es klang genau wie die Sprache, die von den Schleichern gesprochen wurde.

„Oh je“, sagte Dirim.

„Wir sollten es töten“, fügte Boras hinzu. Anna hingegen blieb still und behielt den Käfig im Auge. Wenn sie nur schnell genug wäre...

„Boras, hol doch ein paar der Kettenhemden aus dem Raum mit dem Aaskriecher“, bat Helion. „Wir benötigen Bestechungsgeld.“ Der Barbar verließ den Raum.

In diesem Augenblick sprang Anna vor und griff nach dem Käfig. Dann, flink wie ein Wiesel, zog sie daran, schon halb im Rücksprung begriffen. Doch der Käfig löste sich nicht. Zu stark war das Sekret des Wandlers, und Anna ließ gerade noch rechtzeitig los, um Raum zwischen sich und die Auswüchse zu bekommen, die nun wild herumfuchtelten.

„BRII DAZ’FALUT DERBO!“, brüllte die Truhe.

Dirim hatte eine Idee. Nach ein paar beruhigenden Gesten wirkte er einen Zauber, der ihm helfen sollte, die Sprache des Wesens zu verstehen. Dann näherte er sich der Truhe und übertrug den Zauber, in dem er sie berührte. Die Truhe schlug zwar nach ihm, aber nur halbherzig; auch versuchte sie nicht, den Zwerg durch ihr Sekret an ihn zu binden.

„JETZT REICHT ES! VERSCHWINDET JETZT, SONST FRESSE ICH EUCH!“, hörte Dirim die Truhe sagen.

„Ich verstehe es!“, rief er glücklich.

„Versteht es dich auch?“, fragte Helion.

Dirim grummelte kurz, dann sagte er: „Nein.“

„Na ja, immerhin.“ Nun begann eine schwierige Verhandlung. Nach kurzer Zeit hatte der Wandler wenigstens die Wirkung von Dirims Zauber verstanden, sodass die Unterhaltung etwas leichter fiel. Dirim reichte dem Wesen ein paar Trockenrationen, dass es gierig in sich hinein schaufelte.

„WENIGSTENS ETWAS“, brummte die Truhe. Krümel fielen aus ihrem Mund heraus und wurden dann von einer langen Zunge wieder aufgeleckt. „DIESE SKULKS WISSEN EINFACH NICHT, WIE MAN MIT UNS UMGEHT. KLEINE RATTEN UND WINZIGE SPINNEN... BAH!“

„Wir sollten ihm etwas zu essen geben“, sagte Dirim. Anna lief los, um die tote Riesenspinne aus dem Becken zu zerren. Dabei lief sie direkt Boras in die Arme, der gerade mit einer Handvoll Kettenhemden in Gnomengröße zurückkam. Der Barbar half der Bardin sogleich, das tote Tier durch die Räume zu zerren.

Dirim gab dem Wesen durch Zeichen zu verstehen, dass sie den Käfig mit der Ratte haben wollten.

„DIE RATTE WOLLT IHR? GEBT MIR SCHÄTZE, ODER FRESSEN!“

Die Vier wiesen zu den Kettenhemden und der großen Spinne.

„FRISCHE RIESENSPINNE! DER TAUSCH GILT!“ Ein weiterer Arm wuchs aus dem „Kopf“ der Truhe und stellte den Käfig vor Helion ab, während die anderen beiden Arme die Spinne und die Rüstungen zu sich hin zogen.

Helion öffnete den Käfig, und die Ratte darin kletterte geschwind seinen Arm hinauf, wo sie zunächst mit größer werdenen Augen schnuppernd sitzen blieb.

„Keine Angst“, sagte Helion, „Nimbral ist nicht hier.“ Dann schob er die Ratte in einer seiner Taschen.

„HÖRT MAL“, schmatzte die Truhe, „ICH HÄTTE DA NOCH WAS FÜR EUCH. DIESE GEMEINEN SKULKS WERDEN SICH NOCH WÜNSCHEN, SIE HÄTTEN MICH RICHTIG GEFÜTTERT!“ Das Wesen gluckste. „IHR ANFÜHRER HEISST YUATHYB, ABER SIE GEHORCHEN ALLE EINEM KERL NAMENS KAZMOJEN. DER HAT EINEN VETTER VON MIR - EIN ÜBLER KERL, NEHMT EUCH VOR DEM IN ACHT. AUCH STEHEN VIELE HOBGOBLINS UNTER SEINEM KOMMANDO. ZU DENEN GEHT ES DA LANG“, ein Arm wies auf eine Türe, „UND DA VORNE IST EINE GEHEIMTÜR!“ Es gluckste wieder, während es an einem Spinnenbein kaute.

„Danke“, sagte Dirim.

Er untersuchte die angegebene Stelle und tatsächlich befand sich dort eine Geheimtüre. Dahinter war ein kleiner Raum mit einem Loch im Boden, das in einen Tunnel führte. Dieses Loch wurde von einem Schleicher bewacht, der mit dem Angriff durch die Türe jedoch nicht rechnete. Bevor er sich von seinem Schock erholen konnte, hatten ihn mehrere Hiebe so sehr verletzt, dass Helion ihn mit einem Fausthieb zu Boden schicken konnte.

Dirim packte den bewusstlosen Schleicher und zog ihn zum Wandler, der sich gleich mit großem Appetit ans Fressen machte. Zuerst brach er den Schädel auf und schlürfte das Gehirn aus, dann zog er den Körper nach und nach in sein Maul. Knochen brachen, Blut spritzte, und über allem tönte das Schmatzen der Truhe.

Helion und Anna, kreidebleich im Gesicht, sahen den Zwerg fassungslos an. Boras schien ein wenig traurig, dass seine Axt diesmal nicht den letzten Hieb hatte austeilen können.

„Musste das sein?“, fragte Anna, während sich Helion in der Ecke des Geheimraums erbrach. Dirim zuckte mit den Schultern.

„Lasst uns lieber die Ratte zurückbringen“, sagte Helion schließlich, um das Thema zu wechseln und von den Fresslauten wegzukommen. „Und zwar jetzt gleich.“

-

Knarzend öffnete sich die Türe zu Keygans Hinterzimmer. Der Gnom saß auf einem Stuhl, der Türe zugewandt, und schlief. Eine geladene Armbrust lag in seinem Arm.

„Keygan?“, fragte Dirim. Helion ging in Deckung. Ghelve’s Augen flogen auf, sein Finger krümmte sich im Schock, und ein Armbrustbolzen rammte sich in die Zimmerdecke.

„Was... Ihr seids“, gähnte der Schlossmacher. Dann sah er Fenris, den Helion gerade auf dem Boden absetzte. Die Ratte flitzte zu Keygan herüber, der sie sofort hochob. Er streichelte und küsste sie, überglücklich über die Rückkehr seines Vertrauten.

Die Gefährten befragten Fenris mit Hilfe Keygans, aber viel war aus der Ratte nicht herauszuholen. Angst, Hunger, und die Tatsache, dass die Hobgoblins gerne ihren Käfig schüttelten, war so ziemlich alles.

Die Vier blieben oben, da es schon später Nachmittag war. Keygan kochte für sie, und dann legten sich die Nachkommen zur Ruhe, während der Gnom die Nacht hindurch werkelte.

-

Am nächsten Morgen gab der Schlossmacher Helion eine Schriftrolle mit einem Schutzzauber, den er zum Dank hergestellt hatte. Dann begleitete er sie zur Geheimtüre.

„Passt gut auf euch auf“, sagte Keygan zum Abschied.

„Wir haben die Ratte gerettet“, sagte Boras, „was kann jetzt noch passieren?“
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 20. Dezember 2004, 20:26:00
 Jzadirune – Dark Creeper, Dark Stalker, Fallen und Grell

„Ich schätze, das hier war eine Versammlungshalle“, sagte Helion, als er den großen Saal betrachtete, in dem sie standen. Umgestürzte, lange Tische, Kronleuchter an der Decke, und hinter einem Durchgang hörte man Vogelzwitschern und sah Licht in die dunkle Halle fallen.

„Wohl eher ein Speisesaal“, meinte Dirim. „Schaun wir mal, ob wir die Küche finden.“ Er näherte sich einer Türe und schloss sie auf. „Bingo.“

Der Raum dahinter schien tatsächlich die Küche zu sein. Große Öfen standen in den Seiten, und in der Mitte das Raums erhoben sich staubige Arbeitstische. Dahinter konnte man zwei halblingsgroße Wesen sehen, die mit bleicher Haut, großer Nase und Hufen anstelle von Füßen aufwarten konnten. Die beiden schienen überrascht, dass sich die Türe öffnete.

Sogleich sprang Boras vor und auf den Arbeitstisch. Er schwang seine Axt, und der Kopf eines dieser Wesen löste sich von seinem Rumpf. Währenddessen umstellten Anna und Dirim den anderen. Das Geschöpf kreischte laut, dann schien seine Haut mit Schatten zu verschmelzen. Dirim schlug nach ihm, verfehlte ihn aber, ebenso Boras. Annas Peitsche traf nur Luft.

Boras warf sich vom Tisch auf die Kreatur, die im letzten Moment eine Finte machte, doch der Barbar war schon über ihr. Seine starken Muskeln schlangen sich um den kleinen Körper. Da spürte Boras plötzlich kalten Stahl an seiner Brust. Das Wesen bohrte seinen Dolch in den Körper des Barbaren. Anna schrie auf, als sie die Blutlache sah, die sich unter dem ringenden Paar ausbreitete. Sie ließ ihre Peitsche fallen und stach mit ihrem Rapier zu. Zur Antwort spuckte das Wesen Blut in das Gesicht des Barbaren.

„Arcanex!“ Zwei leuchtende Kugeln bohrten sich in das Wesen, und erst jetzt erschlaffte es. Dirim war sogleich zur Stelle, um Boras dank Tyrs Gnade wieder herzustellen.

„Das sind dann wohl die „Kleinen“, von denen Keygan gesprochen hat“, sagte Helion.

„Sollen wir es töten?“, fragte Dirim sich laut.

„Warum verfüttern wir es nicht?“, gab Helion zurück.

Dirim wehrte ab. „Der Schleicher war böse.“

„Ach ja? Sind alle Zwerge Diebe?“

„Natürlich nicht.“

„Aber alle Schleicher sind böse, ja?“

„So habe ich das...“

„Doch. Hast du.“ Helions Stimme war hart. Anna und Boras sahen still zu, wie die beiden stritten.

„Alle Hinweise deuten darauf hin, dass diese Wesen hier mit den Entführungen zu tun haben. Wir können sie nicht alle in den Helmtempel bringen – und dort würden sie auch gerichtet – und wir können sie nicht hier lassen, damit sie uns nicht in den Rücken fallen.“

„Ich weiß“, sagte Helion jetzt etwas sanfter, „und wir tun, was getan werden muss. Aber der Schleicher gestern – er lebte noch. Und du hast ihn verfüttert! Das musste nicht sein.“

Dirim schwieg.

„Na komm“, sagte Helion schließlich, „sehen wir mal nach, wo das Vogelgezwitscher herkommt.“

-

Das Geräusch kam aus einem künstlich angelegten Waldstück. Mehrere große Bäume ragten in den Himmel, Büsche und Sträucher wuchsen in hohem Gras, Schmetterlinge flatterten umher, und Sonnenstrahlen bohrten sich wie feurige Lanzen durch das lose Blattwerk. Unwillkürlich atmeten die Vier auf, und Boras kletterte sogar einen Baum hinauf.

„Das ist sowieso nicht echt“, sagte Anna. Dann verblasste die Umgebung, und sie erkannte, dass der Raum vollständig leer war. Vier große Säulen standen dort, wo vorher Bäume waren, und Boras klammerte sich an eine dieser Säulen. Anna lachte.

Helion schüttelte sanft mit dem Kopf. „Man muss nicht alle Tricks durchschauen.“ Dann strich er mit den Händen über das Gras, sodass es seine Handflächen kitzelte. „Nicht alle.“

-

Kurz darauf gelangten die Vier zu einem weiteren Raum, der auf den ersten Blick völlig leer schien. Als Dirim jedoch zu einer Tunnelöffnung in der Wand gehen wollte, tauchte wie aus dem Nichts plötzlich eine der Grabmaschinen auf, die sie schon zuvor gesehen hatte. Diese Maschine wollte anscheinden ein Loch in den Zwerg buddeln, denn seine Bohrarme stießen nach Dirim, der gleich vom ersten Schlag eine Schramme davon trug.

„Myglym!“, rief Helion, in der Hoffnung, dass diese Geräte den selben Befehlen gehorchten. Die Maschine erstarb.

Anna sah ihren Bruder bewundernd an. „Gute Idee!“

„Danke – he! Wo ist denn Dirim?“ Der Zwerg war plötzlich verschwunden.

„Was meint ihr, wo ich bin? Hier natürlich!“, gab der Zwerg zurück, immer noch unsichhtbar. Anscheinend gab es in diesem Raum unbewegliche Felder, die jedes Lebewesen unsichtbar machten. Mit ein wenig Mehl aus der Küche fand man schnell heraus, dass aber keine Gefahr mehr auf sie lauerte.

-

Der nächste Raum war chaotisch, als habe dort ein Kampf getobt. Tische waren an die Seite gerückt, und Scherben bedeckten den Boden, ein leises Vorankommen unmöglich machend. Dirim und Boras hatten den Raum schon halb durchquert, als Helion etwas Kaltes an seinem Hals spürte. Ein Wesen, ähnlich den „kleinen Schleichern“, aber so groß wie der Magier, war aus den Schatten getreten und hatte sein Kurzschwert an dessen Kehle gehalten. Helion musste schlucken.

„Ganz ruhig“, sagte Dirim vorsichtig. Dann zog Anna ihre Peitsche und schlug nach der Waffe des Wesens.

„Lass meinen Bruder in Ruhe!“ Die Peitsche wickelte sich um seinen Arm, aber Anna konnte ihm die Waffe nicht entreißen. Dann waren Dirim und Boras da und schlugen das Geschöpf nieder. Helion rieb sich den Hals.

„Danke. Obwohl es anscheinend verhandeln wollte.“

„Wenigstens bist du gesund“, gab Anna zurück.

-

Kurz darauf hatte man die Gnomenstadt so weit durchsucht, wie man konnte. Die Vier waren noch auf eine stinkende Latrine gestoßen, die laut Anna eindeutig für Männer gewesen war, auf eine eiserne Doppeltüre, die anscheinend in den Ratssaal führte, aber verschlossen war, und auf eine leere Schmiede. Genau dort bat Dirim jetzt Anna, noch einmal ihren magischen Stab einzusetzen. Tatsächlich befand sich in einer Wand eine Geheimtüre.

„Zwergennase“, meinte Dirim und rieb sich dieselbe.

Der Gang hinter der Türe zweigte nach oben ab. Dirim und Boras marschierten Seite an Seite voraus, als plötzlich der Boden leicht nachgab und aus den Wänden Speere schossen. Beide kamen mit Schrammen davon.

Man stellte einen Amboss auf die Druckplatte, aber die Speere schossen weiter und weiter aus den Wänden, ohne die Falle zu beeinträchtigen.

Mutig sprang Anna vor, stütze sich auf dem Amboss ab und wirbelte durch die Speere in den Raum dahinter, wo sie mit ein paar leichten Kratzern ankam. Eine gute Weile später tänzelte sie erneut an den Speeren vorbei, um den anderen keuchend mitzuteilen, dass der Raum dahinter leer sei.

„Eine Sackgasse“, sagte sie enttäuscht.

Aber der Geheimgang führte auch in einen weiteren Raum, hinter dessen Türe sich die zentrale Halle erstreckte, wenn man der Karte glauben konnte. Die Halle, deren Zugänge von Barrikaden verstellt worden war. Deren Doppeltüren verschlossen waren.

„Aber diesmal“, sagte Dirim triumphierend, „haben wir den Schlüssel!“

Die Gefährten machten sich kampfbereit. Dirim öffnete die Tür.

-

Die Große Halle war ein riesiger Saal. Die Decke erstreckte sich auf eine Höhe von fast fünfzehn Meter, wobei in fünf Metern Höhe zwei Balkone erbaut worden waren, durch Wendeltreppen erreichbar. Ein großes Zahnrad hing an einer schweren Kette von der Decke. Aus der offenen Mitte dieses Zahnrads strahlte gleißendes Licht, das die Halle erhellte und gleichzeitig tiefe Schatten warf.

Die Gefährten traten vorsichtig ein, denn hinter dem dumpfen Hämmern, das durch die Halle klang – wieder eine Illusion – hatte Anna seltsam glitschige Geräusche gehört. Dann sah Boras entsetzt nach oben.

Ein langer Tentakel schlang sich um den Barbaren. Boras erzitterte, dann versteiften sich seine Glieder. Unfähig zu reagieren, wurde er von dem Tentakel emporgehoben.

Weitere Tentakel griffen nach Anna, die ebenso ergriffen wurde. Dann schlangen sie sich um Helion, und auch der erstarrte. Schließlich schossen sie auf Dirim zu, fanden aber keinen Halt an seiner Rüstung. Erst jetzt fand Dirim Gelegenheit, sich umzusehen.

Über dem Balkon war ein schwebendes Geschöpf aufgetaucht, dessen Körper einen großen Hirn glich. Ein großer Schnabel wuchs aus seiner Front, und unzählige Tentakel wimmelten um seinen Körper. In dreien dieser Tentakel hielt das Wesen die starren Körper seiner Freunde.

„Komm nur!“, rief Dirim und stach mit seinem Schwert zu, ohne etwas auszurichten. Hungrige Augen fixierten den Zwerg, und wieder schoss eine Vielzahl von Tentakeln vor, die Dirim jedoch abwehrte – alle bis auf eines. Er spürte einen Stromschlag durch seinen Körper gehen, doch mit dem Bild seiner gelähmten Freunde vor Augen schaffte er es, sich aus dem Griff des Tentakels herauszuwinden. Dann schlug er wieder zu.

Das Geschöpf ließ Helion und Anna los, und dann machte es sich mit Boras davon, auf den Balkon hinauf.

Dirim rannte zu Helion und übergoss ihn mit einem Trank, der seine Lähmung aufhob, als auch Anna wieder aus der Starre erwachte.

„Den holen wir uns“, sagte Dirim.

Die drei Gefährten rannten die Wendeltreppe hinauf. In einiger Entfernung von ihnen schwebte das Monster, mehrere Tentakel um Boras geschlungen. Sie waren gerade oben angekommen, als der Schnabel zustieß und dem Barbaren das Genick brach.

„Nein!“, schrie Dirim. „Stirb!“

Der Zwerg rannte auf das Wesen zu, tauchte unter einem Tentakel durch, und rammte sein Schwert tief in den Bauch des Wesens. Schwarzer Gallert sickerte aus der Wunde hervor, und vor Schmerz ließ es die Leiche des Barbaren fallen. Helion ließ zwei silberne Kugeln in den Körper des Ungeheuers krachen. Zum ersten Mal schrie es jetzt, ein lauter Schrei des Zorns.

„Anna!“, rief Helion, „Schieß!“

„Gleich“, sagte Anna. Sie hielt ihre Armbrust fest an die Schulter gepresst, aber der Zwerg verbaute ihr den Weg. „Gleich.“

Wütend schlug das Ungeheur mit seinen Tentakeln nach Dirim, aber der Zwerg war zu nahe heran gekommen und hatte nun keine Schwierigkeiten, die Schläge abzublocken. Anna lächelte grimmig, als sie das sah. Dann schlugen Tentakel nach ihr, und sie konnte sich gerade noch zur Seite werfen. Mit einer Rolle kam sie wieder hoch, die Armbrust im Anschlag. Aber immer noch war Dirim im Weg.

„Anna!“, rief Helion wieder.

„Gleich, verdammt!“, rief sie zurück. Fluchend holte der Magier seine eigene Armbrust hervor und begann, sie zu laden.

Dirm drehte sein Schwert noch einmal in der Wunde herum, und das Kreischen des Monsters klang nun mehr nach Schmerz denn Wut.

„Gefällt dir das? Willst du noch mehr?“ Der Zwerg lachte, während Gallert über seine Hände floss. „Kannst du haben!“

Aber das Wesen hatte offensichtlich genug. Mit einem letzten Hieb nach Dirim stieß es den Zwerg fort und schwebte taumelnd zum anderen Balkon hinüber.

„Jetzt.“

Der Bolzen verließ Annas Armbrust mit einem lauten Knall und bohrte sich mit einem nassen Klatschen in das Auge der Kreatur. Als habe man die Luft aus einem Ballon gelassen, stürzte es zu Boden, wo es mit einem dumpfen Schlag liegen blieb.
Keuchend stand Dirim an der Balustrade und sah auf das Wesen herab.

„Keine mildernden Umstände“, sagte er. Dann wandte er sich zu Helion und Anna um, die bei dem Barbaren knieten. Ohne große Hoffnung sah Dirim den Magier fragend an. Helion schüttelte nur mit dem Kopf.

„Tyr beschütze dich auf deiner Reise, Boras.“ Dirim sprach einen Segen, dann kniete er nieder und packte die Stiefel des Barbaren.

„Bringen wir ihn zu Jenya.“
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 21. Dezember 2004, 20:09:36
 Nächstes Update: 99 Beiträge
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Xantos der Graue am 21. Dezember 2004, 20:23:01
 Ähh, spielt deine Gruppe so wie du das hier schreibst ?
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Sheijtan am 21. Dezember 2004, 20:24:19
Zitat von: "Berandor"
Nächstes Update: 99 Beiträge und 2700 Views :)
..und du darfst gerne trotzdem weiterschreiben ;)

(oder gerade deswegen :))
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Gast_Berandor am 22. Dezember 2004, 09:08:36
 2700 Views haben wir... fehlen noch zwei Beiträge. :)

Ich habe die nächsten zwei Updates fertig (von noch dreien).

Xantos: Die Aktionen sind von der Gruppe, ich habe sie höchstens erzählerisch angepasst (und abgewertet, wahrscheinlich). Also z.B. die Diskussion um das Verfüttern des Skulks fand statt, den genauen Wortlaut garantiere ich aber nicht (besonders einprägsame Zitate behalte ich, der Rest versinkt im grauen Nebel meines Hirns :))
Ich hoffe, die vielen Kämpfe werden nicht langweilig - deshalb übergehe ich ja die meisten. Da diese SH aber auch den Spielern zur Auffrischung dienen soll, muss ich die wichtigsten Begegnungen einbauen.

So war der Kampf gegen die Dark Creeper eigentlich unwichtig für die Story; da dies das erste Treffen der Spieler mit diesen Wesen war, wollte ich es trotzdem erwähnen.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: -=Loki=- am 22. Dezember 2004, 13:53:48
 Super Story Hour, zwingt mich sogar wie Zechis Adventure Path SH dazu mal nen Kommentar zu schreiben nur um sicherzustellen, dass es weitergeht.
Aber euer Charakterspiel scheint echt super zu sein, vielleicht gucken wir uns sowas mal für unsere Gruppe ab! Sonst gut erzählt und vor allem: Mehr! =)
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Kylearan am 22. Dezember 2004, 18:00:56
Zitat von: "=Loki=-"
Aber euer Charakterspiel scheint echt super zu sein, vielleicht gucken wir uns sowas mal für unsere Gruppe ab! Sonst gut erzählt und vor allem: Mehr! =)
Liest sich besser, als es in Wirklichkeit ist. Da wir uns ja nicht zu häufig treffen, ist da auch viel "normales Gespräch" bei, so über das Leben etc. Und wir sind in unserer Wortwahl nicht so blumig wie Berandors Schreibe.

Was künstlerische Freiheit angeht: gegen den Grell haben sowohl Helion als auch Anna mehrere Armbrustbolzen verschossen, aber es gab nur den beschriebenen Treffer. Nichts mit "Gleich...", einfach ein "AC 14 trifft nicht, oder?"

Kylearan, hat einen Mordsspaß mit der Kampagne
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: sir_ollibolli am 22. Dezember 2004, 19:21:04
 Hat jemand mal versucht, 'ne Sitzung mitzuschneiden und als Mp3 zur Referenz abzulegen. Mal schauen, ob und wie ich das hinkriege...

Wie oft spielt ihr denn, da ihr inzwischen weiter seid als meine Runde... und wir spielen seid Ende Juli... seufz.. und sind immer noch in Jzadirune...??

Edit: Alles Gute zum 100. Beitrag... ich lese Eure Storyhour mit großer Begeisterung.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 22. Dezember 2004, 20:02:33
 Eine Bitte an die Götter
Boras sah das grauslige Geschöpf auf sich zukommen. Wenn er nur rechtzeitig die Anderen warnen könnte. Dann schlang sich ein Greifarm um seinen Bauch, und er spürte seinen Körper nicht mehr. Unfähig, sich zu bewegen, spürte Boras, wie das Leben aus ihm herausgepresst wurde. Langsam wurde er zum Schnabel des Ungeheuers gezogen. Hilfe! schrie Boras in Gedanken. Holt mich hier raus! Aber es half nichts. Er sah den Schnabel über sich, sah ihn herniederfahren, und dann wurde es schwarz um ihn.

-

Als er die Augen wieder aufschlug, war der Himmel über ihm grau. Er konnte sich wieder bewegen, also setzte er sich auf. Um ihn herum war es grau. Der Boden war etwas grauer als der Himmel, und hier und da zogen Nebelwolken – graue Nebelwolken – durch diese Einöde, aber ansonsten konnte er keine Unterschiede ausmachen, wohin er auch blickte. Schulterzuckend wandte sich Boras einer Richtung zu, dann marschierte er los.

Er ging in normalem Tempo, aber dennoch hatte er das Gefühl, gleichzeitig langsamer voran zu kommen und doch mit jedem Schritt Meilen zurück zu legen. Wortfetzen drangen an sein Ohr, Schemen huschten am Rande seines Blicks vorbei, doch ansonsten änderte sich nichts an seiner Umgebung.

Einmal sah er eine Gruppe geflügelter Dämonen, die mit brutalen Peitschen auf einen am Boden liegenden Menschen einschlugen. Bevor Boras etwas tun konnte, zerfloss der Mensch vor seinen Augen, bis nur noch ein fleischförmiges Etwas übrig bieb. Die Dämonen – oder waren es Teufel? – lachten und verschwanden mit dem Fleischklops.

-

Keygan hatte den Gefährten einen Karren besorgt, und sie hatten Boras’ Leiche mit einer Decke zugedeckt. Als sie in ihren von Kampf gezeichneten Kleidern die Straßen Cauldrons entlang schritten, merkten sie nicht einmal, dass es ausnahmsweise nicht regnete. Einzelne graue Wolken hingen schwer über der Stadt, doch warf die Sonne ein diffus helles Licht über die Häuser.

Jenya kam sofort, als man ihr von der Ankunft der Vier berichtete. Die Klerikerin schloss ihre Augen und murmelte ein kurzes Gebet, als sie Boras’ Leichnam erblickte. Dann wandte sie sich an die Überlebenden.

„Ich werde mein Bestes tun. Die Leiche muss gewaschen und mit Öl gesalbt werden. Wollt ihr das übernehmen?“

Dirim und Helion erklärten sich bereit. Sie zogen Boras die Rüstung aus, und wo die Kleidung zu fest am Körper klebte, schnitten sie den Stoff weg. Dann wuschen sie den Barbaren mit großen Schwämmen und klarem Quellwasser, bevor sie schließlich den Körper komplett mit Öl einrieben. Währenddessen hatten sich Jenya und Anna zurück gezogen, um für Boras zu beten.

-

Später – sehr viel später oder auch kurz darauf – bemertke Boras, dass sich ihm eine Gestalt aus der Luft näherte. Es war eine durchtrainierte und sehr attraktive Frau mit schmutzig-grauen Adlerflügeln. Sie hatte schwarzblaue Haut und rote Haare, und eine blutrote Lederrüstung an. Die Frau hielt in der Luft vor Boras und neigte den Kopf zur Seite.

„Schon lange hier?“, fragte sie. Ihre Stimme war süß und herb zugleich, sanft doch von Kälte durchzogen. Ein unwillkürlicher Schauer lief durch den Barbaren.

„Ich weiß nicht“, antwortete Boras. „Kurz, lang – macht das hier einen Unterschied?“
Die Frau lachte zur Antwort, dann drehte sie sich um und verschwand wieder in der Höhe.

-

Der Leichnam wurde aufgebahrt, und Kerzen wurden darum drapiert. Man hatte ihm eine einfache Robe aus brauner Wolle übergestreift. Jenya entzündete die Kerzen und bereitete die Schriftrolle, die Sarcem Delasharn den Gefährten überlassen hatte, vor.

„Warum soll Boras wieder zurückkehren?“, fragte sie.

„Er hat seine Aufgabe noch nicht erfüllt“, sagte Anna, doch Jenya runzelte die Stirn.

„Er war nicht bereit, zu gehen“, versuchte Dirim es.

„Er hat nicht erfahren, was aus unseren Eltern wurde“, sagte Helion. Jenya lächelte.

„Dieser Grund könnte genügen. Ich werde es versuchen.“

Die Priesterin kniete nieder. Sie schloss die Augen und sah in den Himmel.
„Helm. Großer Wächter, ich bitte dich. Boras Breda hat seinen Posten verlassen. Doch war seine Wacht noch nicht vorbei. Das Schicksal seiner Eltern ist ungeklärt. Ich bitte dich, Helm. Lass Boras Breda zurückkehren.“

-

Irgendwann sah Boras einen Schemen, der sich ihm näherte. Er war verschwommen, wie von großer Geschwindigkeit, und dann stand ein muskulöser Mann mit Wolfskopf vor ihm.

„Ich bin ein Bote des Grauen Wolfs.“ Der Mann fletschte die Zähne. „Du bist ja noch ein Welpe!“ Er knurrte.

Da erschien die geflügelte Frau wieder, und in ihrem Schlepptau zwei der Dämonen, die Boras zuvor schon einmal gesehen hatte.

„Lass dir von ihm keine Angst machen“, sagte sie. „Du bist stark. Ich biete dir einen Platz bei uns. Ich biete dir Macht. Ich biete dir Ruhm. Komm mit uns.“

Und dann spürte Boras eine dritte Möglichkeit in seinem Kopf. Ein vorsichtiges Tasten. Er konzentrierte sich – es war Jenya. Sie bot ihm die Möglichkeit, zurückzukehren. Zurück nach Cauldron. Zurück zu den Gefährten. Zurück auf die Suche nach seinem Vater.

Boras wandte sich an den Wolfsmann. „Ich bin noch nicht würdig“, sagte er.

„Da hast du recht.“ Der Mann kicherte, ein rauer, kehliger Laut.

Boras konzentrierte sich auf das Tasten in seinem Kopf. Er spürte, dass dort eine Türe war, die er nur aufzustoßen brauchte. Er öffnete sie.

„Wir sehen uns wieder“, sagte der Wolfsmann. Die Frau zuckte nur mit den Schultern und lächelte süffisant. Dann wurde das Grau um Boras herum immer heller, bis es schließlich grell und weiß war.

-

Das Gebet verklang, und Stille breitete sich aus. Jenya und die Gefährten sahen einander an. Die Klerikerin senkte den Kopf.

„Es tut mir leid. Ich spürte Zweifel. Der Grund... er gefiel Helm nicht. Und doch hatte ich Hoffnung.“

Anna zog scharf den Atem ein, Helion trat zum Altar, und Dirim war mit zwei Schritten bei der Priesterin.

„Sieh doch hin, Jenya!“, sagte der Zwerg. „Er lebt!“
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 22. Dezember 2004, 20:05:18
 Kylearan: Macht euch mal nicht schlechter, als ihr seid. :)

Wir spielen etwa einmal im Monat.

Und vor allem bei den Kämpfen will ich es ja vermeiden, von Runde zu Runde zu beschreiben. Das wird auf Dauer, glaube ich, langweilig. Kylearan hatte z.B., wenn ich mich recht erinnere, auch noch einen Bolzen getroffen. Aber das ist letztendlich doch egal, oder? Wer wann wie oft trifft...
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Sheijtan am 23. Dezember 2004, 09:17:06
 Hast du die Szenen mit Boras' Spieler auch gespielt?
Also dass er selbst das "Himmelsreich" durchschritten hat?
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Hedian am 23. Dezember 2004, 10:13:16
 Und fand das Ausspielen der "Einbalsamierungsprozedur" auf Initiative deiner Spieler statt? Wenn nicht, wie hast du sie dazu motiviert?
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 23. Dezember 2004, 12:09:08
 Zum Glück muss man meine Spieler nicht motivieren :)

Das lief eher so...

SL (als Jenya): Die Leiche muss gewaschen werden, und in Öl eingerieben. Möchtet ihr das tun, oder sollen wir das übernehmen?
SCs: Wir machen das.

Und ja, die "Himmelsreich"-Szene haben wir durchgespielt.

Ich möchte einfach ein wenig mehr Wumms in Wiederbelebungen bringen. So gibt es eben vorbereitende Rituale, die grauen Einöden, etc. Nicht nur Fingerschnippsen.

Zum Glück haben die Spieler da problemlos mitgemacht. Danke nochmal!
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Xantos der Graue am 24. Dezember 2004, 13:41:42
 Ich gönne dir so eine nette Gruppe. Echt prima für dich !
Schön wenn man mit seinen Spielern so ein Abenteuer auf so ne Art spielen kann.

Ich freue mich für euch....

Toll....

krzlpftsgkt....

(ganzgrünwerdvorneid)  :D  
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 24. Dezember 2004, 16:04:17
 Zwischenspiel: Braene
Braene sah sich das große Haus noch einmal von außen an. Es war nur ein Vorwand, um Zeit zu gewinnen, das wusste er. Trotzdem fühlte er sich nicht wohl. Jil würde nicht froh sein. Er hatte einen Tag verschenkt.

Wenn nur nicht dieser verdammte Wachmann aufgetaucht wäre. Der Kerl hatte sich offensichtlich abreagieren müssen, und Braene war ihm gerade zur rechten Zeit unter die Augen gekommen. So hatte der junge Komiker einen Tag im Kerker verbracht, nutzlosen Verhören beigewohnt und natürlich alles geleugnet.

Wenigstens hatten sie den Brief nicht gefunden. Braene konnte nur hoffen, dass die Nachricht nicht zu dringend gewesen war, oder seine Strafe würde sehr schmerzhaft ausfallen. Nach einem letzten nervösen Schlucken klopfte er an der Tür.

-

Braene stand vor einer großen Metalltüre. Neben ihm stand die Frau, der er die Nachricht zuerst gezeigt hatte. Sie hatte darauf bestanden, dass er mitkomme und seinen Brief „dem Fürsten“ – wer immer das war – persönlich übergebe. Er hatte sie auf den Pfaden durch den Unterschlupf begleitet, und jede Tür, die sie passierten, hatte sein flaues Gefühl im Magen verstärkt, bis es schließlich seine ganze Existenz dominierte. Er hatte das Gefühl, kotzen zu müssen.

Die Türe schwang beiseite. Braene betrachtete den Raum dahinter, anscheinend eine Art Bibliothek. Bücher überall.  Sein Verstand weigerte sich jedoch, die Form des Raums wahrzunehmen – geschweige denn die Kreatur, die dort auf sie wartete. Die Frau trat vor.

„Herr, dieser Junge hat eine Nachricht für euch.“

„Ist das so?“ Die Stimme des „Fürsten“ war rauh und dunkel, sabbernd und grollend, aber vor allem: gierig. Hungrig.

Braene spürte, dass alle Augen auf ihn gerichtet waren. Zitternd holte er das abgenutzte Stück Papier hervor und hielt es hoch. Er schrie leise auf, als ein weißer Lichtstrahl den Brief umhüllte und aus seinen Fingern riss. In der Luft entfaltete sich das Papier, und dann vergingen bange Augenblicke, in denen der „Fürst“ die Zeilen überflog, und sich seine Augen vor Zorn zu weiten begannen.

„Was?!“ Ein grüner Blitz schoss auf den Brief zu, der vor Braenes Augen zu Staub zerfiel. Dann traf der weiße Strahl ihn selbst und hob ihn empor.

„Sag mir, auf wie viele Arten ich dich quälen soll, Wurm!“ Rotes Licht streifte Braenes Arm, und Feuer raste durch seinen Körper. Schmerzen explodierten in seinem Kopf. Braene schrie lauter als er je geschrien, und doch nicht laut genug um die Schmerzen zu übertönen.

„Schwächling.“ Braene wurde von der Kraft, die ihn hielt, zur Seite geschleudert. Er schmetterte mit einem Krachen gegen die Wand, das von gebrochenen Knochen zeugte, und fiel dann zu Boden. Braene biss sich auf die Zunge, um nicht aufzuschreien - fest genug, dass Blut aus seinem Mund quoll - und blieb still liegen.

„Bring mich zu Kazmojen!“

„Jetzt, Herr?“ Die Frau klang unsicher.

„Natürlich jetzt!“

„Aber... Mein Fürst, der Vallorianer wartet auf euch.“

Ein kehliges Grollen lief durch den Raum, wurde immer lauter, bis es sich in einem Zornesgebrüll entludt. Blitze verschiedenster Farben zuckten umher und verwandelten die Bibliothek in ein Schlachtfeld. Braene kauerte am Boden und wagte nicht, aufzusehen.

„Dann bring mich zum Vallorianer. Und bereite dich auf einen Besuch in der Malachitfeste vor, sobald er gegangen ist. Und wenn wir zurück sind, will ich Velior Thazo sprechen. Sofort!“

„Ja, mein Fürst.“ Braene hörte, wie die Frau unverständliche Worte von sich gab, dann gab es einen Blitz, und Stille senkte sich über den Raum.

Einige Minuten später sah er auf. Die Bibliothek war verwüstet, aber leer. Vorsichtig kam er auf die Beine. Sein rechter Knöchel war gebrochen, sein Arm brannte wie Höllenfeuer, seine Zunge war taub – aber er lebte. Ächzend schleppte er sich durch die Tür und humpelte den dunklen Gang entlang. In der Ferne hörte er metallisches Klirren, als schlügen Schwerter gegeneinander. Ein dumpfes rotes Glühen ermöglichte ihm wenigstens, die Hand vor Augen zu sehen. Tränen rannen Braenes Wangen hinab, aber er schob die Verzweiflung, die ihn zu überwältigen drohte, fort.

Der Weg, durch den er hinein gekommen, war versperrt. Braene hatte nicht die Mittel, um die Türen zu öffnen. Aber vielleicht gab es noch einen anderen Weg. Er kam an einer offenen Türe vorbei. Dahinter lauerte Schwärze.

„Ha... Hallo?“, fragte Braene. Seine Frage hallte durch den Gang, aber keine Antwort drang zu ihm hinaus. Er humpelte zum Türrahmen und stützte sich daran ab. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er, die Schatten zu durchdringen.

„Ist da jemand?“ Immer noch nichts. Braene war kurz davor, in die Dunkelheit zu gehen, als er meinte, ein metallisches Klicken gehört zu haben. Er lauschte in den Raum, aber das Geräusch wiederholte sich nicht. Plötzlich fröstelte ihm, und ihm war, als lauerte mehr als nur die Dunkelheit auf ihn. Als lauerte etwas in der Dunkelheit auf ihn. Er tat einen Schritt zurück, dann drehte er sich um. Erst mal sehen, was am anderen Ende des Ganges lag.

Braenes Brust brannte. Er stöhnte unter dem plötzlichen Schmerz, dann fühlte er, wie sich seine Blase entleerte. Er sah an sich herab und starrte auf das Messer, das ihm aus dem Körper ragte. Blut – sein Blut – tropfte von der mit Runen verzierten Klinge und fiel in die Lache aus Urin, die sich um ihn herum ausbreitete. Braene war schwindlig. Seine Knie wurden taub. Er sank vornüber, und die Klinge löste sich mit einem nassen Schaben aus seinem Rücken. Braenes letzter Gedanke galt der Tatsache, dass er in seiner eigenen Pisse lag. Dann starb er.

-

Der Witwenmacher sah auf den toten Körper herab. Dann betrachtete er seine Klinge, von der immer noch Blut tropfte. Mit einem kurzen Gedankenimpuls verschwand das Messer wieder in seinem Arm. Der Mensch war zu einfach gewesen, kein lohnendes Ziel. Völlig lautlos trat er in sein Zimmer zurück, um weiter zu üben.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Del am 25. Dezember 2004, 13:54:19
 Ganz Große Klasse! Bitte mehr Zwischenspiele! :)
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 26. Dezember 2004, 16:19:18
 Die Malachitfeste
Der Tempel von Azuth war eines der höchsten Gebäude der Stadt, und komplett aus Malachit erbaut. Der achteckige Grundriss verjüngte sich nach oben hin leicht, in etwa dreißig Metern Höhe gab es einen Absatz, von dem aus ein schlankerer Turm – ebenfalls achteckig – weiter in die Höhe wuchs. Der Turm war im Moment etwa vierzig Meter hoch, doch Baugerüste ließen darauf schließen, dass er noch weiter in den Himmel ragen würde. Von dem Absatz starrten Gargylen auf die Stadt herunter. Ein runder Turm stand direkt neben dem Tempel, so hoch wie der erste Absatz, und weitere Häuser boten Unterschlupf für die Priester.

Helion stand vor dem Tempel und musste unwillkürlich schlucken. Dies war ein Monument für Azuth, und ein wenig fühlte er sich schuldig, dass er dem Gott der Magier nicht früher einen Besuch abgestattet hatte. Und auch jetzt drängte die Zeit. Sobald sich Boras wieder erholt hatte, wollten die Vier wieder in die Katakomben hinab steigen.

Er hielt eine junge Priesterin an, die gerade an ihm vorbei die Stufen hoch stieg.

„Ich würde gerne Zauber tauschen“, sagte er ohne große Vorrede.

„Der Tempel handelt nicht mit magischen Gegenständen. Ihr dürft natürlich gerne etwas spenden; ansonsten bitte ich euch, entweder Meister Weer oder Skie Aldersun aufzusuchen.“

Helion bedankte sich und machte sich auf den Weg. Trotzdem fand er es etwas seltsam, dass die Kirche von Azuth, deren Ziel es war, die Verbreitung von Zaubern und magischen Gegenständen zu fördern, und die den Handel mit Magie ausdrücklich förderte, nicht selbst solche Geschäfte durchführte. Andererseits war bei zwei Zauberläden in Cauldron die Notwendigkeit auch nicht gegeben, und die Priester konnten sich anderen Dingen widmen.

Bald stand er vor einem niedrigen Turm aus Malachit, dessen Fenster aus Obsidianglas waren. Ein kleiner Schornstein blies Rauch in den Himmel, über dem Eingang prangte ein blubbernder Kessel.

Im Inneren fand er Regale mit Tinkturen, Zutaten und Laborwerkzeug, die quer von der Wand abstanden, und in der Mitte des Raums eine Wendeltreppe nach oben und unten, sowie eine Theke, die um die Treppe herum aufgebaut war. Ein hagerer Mann mit einem Gesicht wie ein Geier, dem das Alter schon alle Haare bis auf einen Kranz knapp über den Ohren genommen hatte, nickte ihm zu.

„Ich würde gerne Sprüche tauschen“, sagte Helion.

„Ich stehe euch zur Verfügung“, sagte der Mann. Er verschloss die  Hände unterhalb des Kinns und lächelte. „Ich bin Vortimax Weer, Kollega. Leider,“ er wies auf den runden Verkaufsraum, „habe ich keine Zauber im Angebot. Ich stelle Schriftrollen nur nach Auftrag her. Allerdings tausche ich gerne aus meinem persönlichen Vorrat, wie es die Sitte gebietet.“

Helion signalisierte Zustimmung und legte das Zauberbuch auf den Tisch, das er in Jzadirune gefunden hatte.

„Ich habe das Buch untersucht. Feinste gnomische Arbeit.“

Vortimax Weer sprach einen Zauber, dann sah er sich das Buch sorgfältig durch.
„Nun ja. Es sind beinahe ausschließlich Illusionen niederer Grade. Ich habe viele dieser Zauber.“

„Aber das Buch stammt aus der alten Gnomenstadt unter Cauldron und ist sehr gut erhalten. Es hat einen Wert über die Sprüche hinaus.“

„Ihr habt recht. Also gut, was wollt ihr?“

Man einigte sich auf eine Handvoll Zauber, und Vortimax stellte Helion bis zum Morgengrauen entsprechende Kopien zur Verfügung. Dann ging Helion wieder zum Helmtempel zurück, wo seine Gefährten schon von den Priestern behandelt wurden.

„Hast du Weer von unseren Eltern erzählt?“, fragte Dirim, als Helion berichtet hatte.

„Nein. Das habe ich vergessen“, antwortete der Magier. „War vielleicht gut so. Und was habt ihr so gemacht?“

Anna rümpfte die Nase. „Ich habe den goldenen Kamm verkauft, den ich gefunden habe. Und stell dir vor – neben der Gebühr fürs Schätzen musste ich Steuern bezahlen!“

„Wieviel denn?“, fragte Dirim vorsichtig.

„Immerhin 3 Königinnen, von insgesamt etwa 150.“ Dann grinste sie wieder. „Dafür habe ich erfahren, dass mein Armband wertvoll ist! Die Wolfsmaske leider nicht – vielleicht kann ich sie ja Keygan verkaufen.“

Dirim hielt eine Phiole mit Flüssigkeit hoch. Helion hatte versucht, sie zu analysieren, es war aber kein magischer Trank.

„Hast du sie identifizieren lassen?“, fragte der Magier.

„Ich weiß nicht, ob es sich lohnt. 15 Kelche, und dann ist da Wasser drin? Ich weiß nicht.“

Die Gefährten begaben sich zur Ruhe. Anna suchte jedoch noch einmal ihren Bruder auf.

„Sag mal, Helion,“ sie hielt ihm ihren Arm hin, „fällt dir was auf?“

„Wieso fragst du?“

„Ach, nur so.“ Die Halbelfe nickte ihm zu und wandte sich zum Gehen. „Ich habe nur den Eindruck, meine Haut ist irgendwie durchsichtiger geworden...“

-

Am nächsten Morgen saßen die Vier gestärkt und in sauberen Sachen um einen Tisch.

„Ich habe mir die Karten noch einmal angesehen“, sagte Helion. „Teile der Stadt liegen höher als der Rest. Und hier“, er wies mit dem Finger auf einen Raum, „müssen wir hin. Dieser Raum liegt nahe an der Stelle, an der ich die Falle ausgelöst habe. Und wenn ich das richtig sehe, liegt die Stelle auch genau so hoch wie der Raum.“

„Was willst du damit sagen?“, fragte Boras.

„Warum ist da eine Falle?“, fragte Helion zurück. „Das macht doch keinen Sinn. Außerdem haben wir alle Räume durchsucht, die wir durchsuchen konnten. Die Schleicher haben keine Schlüssel gehabt – wie sind sie also von unten nach Jzadirune gekommen? Ich glaube, dort befindet sich eine Geheimtür.“
Die anderen sahen sich für einen Moment an, dann lächelten sie.

„Fass lieber nichts an“, sagten sie im Chor.

„Ha ha“, sagte Helion, aber dann musste er auch lachen.

-

In der Gnomenstadt sahen sie sich zunächst einmal die Türe an, die von den Schleichern mit einem Stein offen gehalten wurde. Dirim fand Kratzspuren, die von Öffnungsversuchen stammen könnten, auf der Seite der Türe, die zu Keygans Laden führte. Und zu besagtem Treppenabsatz.

Helion band sich ein Seil um die Hüfte und gab es Boras in die Hand.

„Halt das gut fest“, sagte er, und sah Anna an. „Ich fass das hier nur mal kurz an.“ Dann drehte er den Fackelhalter in die andere Richtung. Vor ihm schwang eine Geheimtür auf.

„Bei Tyrs linkem Auge“, sagte Dirim, „der Junge hatte recht!“

Boras trat in den schmalen Gang und ging auf das andere Ende zu, als sich unter ihm eine Fallgrube öffnete. Der Barbar sprang zurück und sah am Boden schwärzlich schimmernden Schleim. Ein Stein, von Boras losgetreten, landete zischend in der Flüssigkeit. Dann schwang die Grube wieder zu.

Vorsichtig kletterte man um die Grube herum. Dirim untersuchte die Wand, dann nickte er.

„Eine Geheimtür.“

Er legte sein Ohr an die Wand, und lauschte.

-

„Wie lange noch?“, fragte Burtag.

„Das hast du gerade erst gefragt“, antwortete Hestor gereizt. Der Hobgoblin spie aus. „Reiß dich mal am Riemen.“

„Ist ja nur, weil hier nie was passiert“, gab Burtag zurück. Er hatte seinen Wurfspeer an die Wand gelehnt, und sich gleich daneben. „Unten ist wenigstens vielleicht was los.“

„Quängel nicht so rum, als ob du ein Mensch wärst,“ sagte Hestor. „Sonst tausche ich meine Schicht.“

„Du bist heute aber mies drauf.“

Rumpelnd schob sich die Geheimtür in der Wand zur Seite. Burtag stellte sich aufrecht hin, und Hestor drehte sich um. Die Skulks brachten wohl wieder mal ein Opfer.

Durch die Türe trat dann aber ein Zwerg, und kurz darauf ein wild aussehender Kerl mit einer großen Axt. Die Hobgoblins sahen verdutzt auf die beiden. Irgendetwas stimmte nicht.

„Hobgoblins!“, rief der Zwerg glücklich. „Jetzt gibt’s Haue!“

Hestor fluchte und ging auf den Zwerg los. Sein Langschwert fuhr hernieder, wurde aber abgewehrt. Burtag warf seinen Speer, aber auch der ging fehl. Hestor wurde von dem Zwerg und dem Axtkämpfer in die Zange genommen, als auch noch eine Halbelfe und ein in Leder gekleideter Kerl auftauchten. Die Festung wurde angegriffen!

Schon waren die beiden Neuen bei Burtag, und der Rapier der Elfe sank tief in seine Flanke.

„Ich werde mich an deiner Leiche vergehen, Langohr“, drohte Burtag, und schlug mit seinem Schwert nach ihr. Die Elfe wich aus und stieß ihre Klinge genau in die Öffnung, die Burtags Vorstoß gelassen hatte. Ächzend ging er zu Boden.

Halb gegen die Wand gelehnt sah er, dass Hestor von den Vieren in die Mangel genommen wurde. Hestor sah sich um, aus mehreren Wunden blutend, dann spie er aus.

„Ich werde in der Hölle auf euch warten!“, rief er, und sprang in Richtung des Hebels, der aus der Wand  ragte. Der Zwerg ließ ihn gar nicht erst soweit kommen und stieß sein Schwert in Hestors Rücken.

Der Axtkämpfer stand jetzt über Burtag. Er hob seine mächtige Waffe, und Burtags letzter Gedanke galt seinem toten Kameraden. Er hatte Hestor nie gesagt, dass...

-

„Der ist hin“, sagte Boras zufrieden.

„Was hat er denn zu mir gesagt?“, wandte sich Anna an Dirim.

„Och“, sagte der, „was man halt so sagt im Kampf.“ Seine Ohren wurden ein wenig rot.

Die Vier begutachteten den Raum, in dem sie standen. Zwei große Ketten kamen aus dem Boden und gingen in die Höhe, bevor sie wieder herunter kamen und mit dem Boden befestigt waren. Der Boden selbst bestand aus Holz und hatte einen handbreiten Spalt zu den Wänden hin.

„Das ist eine Plattform“, sagte Helion erstaunt.

„Nein, mein Junge“, sagte Dirim. „Zwerge bauen keine Plattformen. Das hier ist ein Aufzug.“

Er ging zu dem Hebel in der Wand. „Wollen wir?“

Helion nickte. Anna grinste. Boras nahm die Axt in beide Hände. Dirim zog am Hebel.
Rumpelnd setzte sich die Plattform in Bewegung und begann zu sinken. Trotz der zur Schau gestellten Zuversicht wurde den Gefährten etwas mulmig.

„Halt!“, rief plötzlich eine Stimme von oben. „Nicht so schnell!“
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 26. Dezember 2004, 16:20:49
 So, und da geht es beim nächsten Mal weiter.

Leider sieht es im Augenblick so aus, als würde es Ende Januar/Anfang Februar werden, bis es soweit ist.  
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 02. Januar 2005, 15:22:42
 Extra: Tarkilars letzter Atemzug

Tarkilar betrachtete noch einmal alle Zutaten. Blut einer Jungfrau, das Haar eines ungeborenen Kindes, die Schuppe eines lebenden Drachen, der Knochen einer hundertjährigen Leiche. Und jetzt, endlich, die letzte Zutat: das Herz eines Engels. Die Vollendung des Käfigs hatte ihm genügend Kelche eingebracht, um das Herz zu kaufen.

Bald würde es soweit sein. Bald würde er, Tarkilar, Jagdführer von Malar, unsterblich sein. Und mächtig. Geifer rann aus seinen Lefzen und tropfte auf den Boden, doch Tarkilar kümmerte sich nicht darum. Malar hatte ihm einen Wolf gesandt, ein Zeichen seiner Gunst. Das Tier hockte in der Ecke und sah ihn mit schrägem Blick an.

Tarkilar nahm das Blatt mit dem Ritual hervor. Erst jetzt leckte er sich mit der Zunge über die Lefzen, um das Pergament nicht schmutzig zu machen. Er hatte lange gebraucht, bis er die seltsame Schrift hatte lesen können. Weitere Monate verstrichen, bis er die Zutaten beisammen hatte. Und nun war die Zeit gekommen.

Er trat zum Altar und legte das Pergament neben die Zutaten. Dann packte er die Remorhazklaue um seinen Hals mit fester Hand und sprach ein Gebet zum Gott der Jagd. Sofort spürte er, wie sich die dunkle Macht seines Herrn in der Höhle ausbreitete. Er betete weiter, bis der ganze Raum von Malars Kraft durchdrungen war. Dann nahm er einen Kelch mit Wasser in beide Hände. Ein weiteres kurzes Gebet, und das Wasser glühte fast vor unheiliger Energie. Nun konnte das Ritual beginnen.

Er vermischte Jungfrauenblut, Kindshaar und Drachenschuppe mit dem unheiligen Wasser. Über dem Gebräu sprach er die ersten Formeln vom Pergament. Die Sprache klang düster, dämonisch, und kam nur röchelnd aus seinem Rachen. Tarkilar nahm einen großen Schluck aus dem Kelch und spürte, wie sich ein reinigendes Feuer in seinem Inneren ausbreitete. Den Rest der Flüssigkeit goss er über sein Haupt, um sich auch von außen zu säubern.

Sein Wolf knurrte. Tarkilar fing an zu lachen, doch ein heftiger Schmerz im Bauch verwandelte sein Kichern in Husten. Geifer und Blut spritzten aus seinem Rachen. Das Ritual begann zu wirken.

Mit zitternden Fingern griff Tarkilar nach dem Knochen auf dem Altar. Er brach ihn entzwei, sodass er nun zwei dolchartig gespitzte Knochen in den Händen hielt. Die eine Spitze rammte er in das Engelsherz, mit dem anderen begann er, auf seiner Brust mystische Runen zu ziehen. Der Knochen durchdrang Haut und Fell, hinterließ eine Spur aus dickem, fast schwarzem Blut. Tarkilar musste all seine Willenskraft aufbringen, um den Schmerz zu ignorieren und weiter zu sprechen. Die Formeln durften nicht unterbrochen werden.

Sein Wolf stand in der Ecke der Höhle, das Fell gesträubt, und heulte. Tarkilar musste sich zusammenreißen, um nicht in das Geheul einzustimmen. Es war eine passende Untermalung für sein Tun, fand er.

Jetzt warf er den Knochensplitter, den er in der Hand hielt, zurück auf den Altar und nahm das Herz in die Hand. Es war etwa so groß wie sein Kopf, ledrig, und von der Farbe gegorenen Fleisches. Er nahm einen großen Bissen und begann zu kauen, musste den Brocken aber bald hinunter würgen, um den nächsten Vers des Rituals zu sprechen. Dann wieder einen Bissen, und wieder einen Vers. Und wieder. Und wieder.

Schließlich hatte er nur noch einen Bissen übrig. Seine Kiefer schmerzten vom zähen Fleisch. Sein Rachen schmerzte von den dunklen Worten, die er sprach. Er riss den Bissen von dem Knochensplitter und begann zu kauen. Dann nahm er den Splitter in beide Hände und zielte auf seine Brust. Das Ritual war fast zuende. Sein Wolf schwieg nun, kauerte in der Ecke. Tarkilar schluckte, dann stieß er zu.

Dunkles Blut quoll aus seiner Brust, und er spürte, wie das Leben ihn verließ. Kälte breitete sich in seinem Körper aus. Hatte er versagt? War das Ritual fehlgeschlagen? Seine Sinne schwanden, schon konnte er die Höhle nur noch verschwommen erkennen. Die Kälte durchdrang ihn. Aber sie tötete ihn nicht; im Gegenteil. Sie nährte ihn. Für kurze Zeit bekriegten sich die Hitze seines Bluts und die Kälte, doch er selbst hatte dafür gesorgt, dass die Kälte gewinnen würde. Mehr und mehr Blut floss aus seiner Brust, und immer stärker wurde die Kälte. Tarkilars Atem wurde flacher, unregelmäßig. Nun glich er nur noch dem Keuchen eines alten Löwen, kurz bevor er selbst gerissen wird. Er sah nur noch Dunkel, er hörte nur noch Rauschen, und alles was er fühlte, war die Kälte, die nun fast sein Herz erreicht hatte. Fast. Jetzt. Tarkilar bäumte sich auf, sog die Luft ein, tat seinen letzten Atemzug. Dann lag er still.

-

Er hatte nicht überlebt, aber er war auch nicht gestorben. Er war gefangen im Nichts, von Schwärze umgeben, von Kälte erfüllt. Doch er war nicht allein. Tarkilar spürte die Anwesenheit seines Herren, Malars. Doch Malar war nicht zufrieden mit ihm.

DU GABST DEIN BLUT, DEINE LEIDENSCHAFT, DEINEN ZORN, DEINEN HUNGER. DU HAST NICHT VERSTANDEN.

Bitte, Herr! Ich tat es nur für euch! Tarkilar war verwirrt. Er hatte doch nur Malar gefallen wollen. Tötet mich nicht!

TÖTEN? DER TOD IST ZU GUT FÜR DICH. ICH WILL, DASS DU FÜR MICH SCHREIST.

Für einen Moment war Tarkilar erleichtert. Dann begann die Kälte in ihm, sich zu verändern, sich zu winden und zu krümmen. Ihn zu winden und zu krümmen. Und zu brechen. Tarkilar tat, was Malar befohlen hatte. Er schrie.

-

Ma. Lar. Mal. Ar. Malar. Malar. Finger. Klauen. Krümmen. Augen. Sehen. Höhle. Ritu. Ritual. Herz. Macht. Blut. Kälte.

Malar. Schmerz. Strafe. Schrei. Schmerz. Strafe. Schrei. Schreischreischreischreischrei.

Malar. Aufwachen. Wach. Auf. Wachaufwachaufwachauf. WACH AUF!


Tarkilar schlug die Augen auf. Die Höhle lag dunkel. doch er sah jedes Detail. Sein Körper war taub, leer. In seinem Kopf jagten die Gedanken umher, ohne Klarheit, ohne Ziel. Tarkilar erhob sich. Er zog den Knochensplitter aus seinem toten Herz. Ließ ihn fallen. Waffe brauche Waffe. Hob ihn wieder auf. Stieß ihn durch sein Handgelenk, bohrte in tief in sein totes Fleisch. Waffe.

Er griff nach der Klaue um seinen Hals. Packte sie. Klaue meine Klaue hält meine Klaue. Versuchte, sich zu konzentrieren. Konzentrieren konzentrieren zentrieren vieren hier mit mir und dir wofür. Zu beten. Betenbetenbetenbeten. Malar. Mit einem Schlag war er ruhig. Seine Hände zitterten nicht. Seine tote Kehle flüsterte die Worte, und er spürte die dunkle Macht, die sich in der Höhle ausbreitete. Ihn stärkte.

Kalt. Kälte. Kein Hunger. Schmerz kein Schmerz. Er war untot. Das Ritual hatte geklappt. Macht zu wenig Macht. Aber er war kein Leichnam. Das Ritual war fehlgeschlagen. Strafe. Malar. Tarkilar schüttelte den Kopf, versuchte, Ordnung in seine Gedanken zu bringen, die Verwirrung zu vertreiben. Sinnlos. sinnlossinnlossinnlos.

„Ruhe!“, schrie Tarkilar und schlug sich mit der Faust gegen den Kopf. „Seid still!“ Es half nichts. Er taumelte gegen den Altar, stieß ihn um. Sah auf den Knochen in seinem Arm. Waffe. Sah seine Stachelkette auf dem Boden liegen. Waffe! Er riss den Knochen wieder heraus. Warf ihn in die Ecke, wo sein Wolf kauerte. Wolf. Sein Wolf. Seine Gedanken beruhigten sich ein wenig. Mein Wolf. Ein Tier, ein Stück Realität. Kein Irrsinn, keine Rituale, keine Stimmen. Nur ein Wolf. Hoffnung.

Der Wolf neigte den Kopf und sagte: „Bist du jetzt zufrieden?“
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Sheijtan am 02. Januar 2005, 17:09:05
 GAAAAANZ großes Kino, Berandor!

Sehr schön geschrieben.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Kassiopei am 03. Januar 2005, 16:42:43
 Echt super gemacht, das Ritual ist der Hammer. :)
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 03. Januar 2005, 17:09:02
 Danke. Wer sich wundert: Ich hatte gerade die Werte des NSC gemacht (für später), da bekam ich Lust, diese kurze Story zu schreiben. Die Werte werden nachgeliefert, sobald die Spieler Tarkilar begegnen...
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Lillith am 16. Januar 2005, 19:46:20
 Ähm ... Wann ist es denn endlich soweit, dass die Spieler dem ominösen Tarkilar begegnen.

Du kannst uns hier nicht so lange mit dem Appetithappen sitzen lassen.

Bye Lillith  
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 16. Januar 2005, 20:16:52
 Tut mir auch leid, aber wir spielen nächsten Sonntag wieder.

Tarkilar ist aber noch etwas entfernt... das ist ein "Teaser" für ein späteres Abenteuer aus der Reihe. :)
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Der Wurm am 17. Januar 2005, 22:58:38
 Nach längerer Absinenz bin ich auch wieder eingestiegen in deine Story Hour.  Die Qualität ist hoch geblieben und die Exkurse find ich auch sehr gelungen  :) Ich freu mich schon auf das nächste Update!
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Kylearan am 18. Januar 2005, 08:59:47
Zitat von: "Der Wurm"
Die Qualität ist hoch geblieben und die Exkurse find ich auch sehr gelungen  :) Ich freu mich schon auf das nächste Update!
Und ich bekomme langsam Angst vor den Einschüben - ein irgendwie veränderter Malar-Anhänger beruhigt mich nicht wirklich.

Helion/Kylearan
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 23. Januar 2005, 19:30:40
 So, heute wurde gespielt... "Basar des Lebens" ist fast vorbei, aber die Spieler sind insgesamt siebenmal in negative Trefferpunkte geraten - und ohne unsere Sonderregel (Tod = -(Kon+1)) wäre es wohl ein TPK. So hat zumindest einer überlebt...
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Doombrand am 23. Januar 2005, 19:58:06
Zitat von: "Berandor"
So, heute wurde gespielt... "Basar des Lebens" ist fast vorbei, aber die Spieler sind insgesamt siebenmal in negative Trefferpunkte geraten - und ohne unsere Sonderregel (Tod = -(Kon+1)) wäre es wohl ein TPK. So hat zumindest einer überlebt...
Verdammt, das macht mich neugierig. Jetzt muss ich das ja noch alles lesen. :D  
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Kylearan am 24. Januar 2005, 09:47:40
 War das echt nur sieben Mal? Kam mir häufiger vor. Was ein Kampf! Jetzt bin ich mal gespannt, wie unser Barde/Berandor die Heldentaten in Worte kleidet...

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: shaz´narahd am 24. Januar 2005, 12:16:12
 Bis zu meinem Tod, fand ich es auch echt spannend. Danach wirkte es für mich zu "verkrampft", was vielleicht auch daran lag, daß Michael vor dem finalen Sieg fahren mußte. Ich bin war immer noch ein wenig unzufrieden über den unglücklichen Regelfehler, der zu meinem Ableben führte, muß aber sagen, daß der Spieltag in hervorragender Erinnerung geblieben ist, da es während meiner "In-Game"-Zeit ein fantastischer Endkampf mit super Atmosphäre war. Bin echt auf die Nacherzählung gespannt.

Zum Thema Story-Hour: Ein fettes Lob an Berandor!!!!!!!!!!!!
Es macht nochmal doppelt soviel Spaß den Nacherzählungen in so einer romanhaften Art zu folgen.

Laß Anna in würdiger Art zu Tymora ziehen, da die Göttin anscheinend ein besonderes Interesse daran zu haben scheint, sie so früh zu sich zu holen ;)
Ich werde sie vermissen, auch wenn sie noch nicht so lange dabei war...

Anscheinend braucht die Gruppe noch etwas schlagkräftigeres - mal schauen.

shaz
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 24. Januar 2005, 12:31:24
 ooo - fetter spoiler!

Nebenbei: Der "Regelfehler" war die Tatsache, dass sowohl ich als auch die Spieler vergessen hatten, bei Dirims Rüstungsklasse den Bonus gegen Riesen aufzurechnen.

Warum das für Anna wichtig war? Da müsst ihr euch dann noch etwas gedulden...
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 25. Januar 2005, 09:25:46
 Es geht frühestens am WE weiter... ich habe leider momentan zuhause kein Internet.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 27. Januar 2005, 09:43:32
 Gestern habe ich die Story Hour fertig geschrieben... bislang drei Kapitel.

Bislang? Ja, ich weiß noch nicht, ob ich den Endkampf aufteile.

Zum Vergleich: ein normales Kapitel hat zwischen 1.000 und 1.400 Wörtern, das längste bislang gute 1.700. Der Endkampf hat 3.400 Wörter, also doppelt so viele!

Nebenbei: Meine Worddatei mit der SH (und normaler Formatierung) ist inzwischen 95 Seiten lang.

Sobald mein Heimzugang wieder funzt, kommt Teil 1: "Xukasus Wache".
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Ghulstuhl am 27. Januar 2005, 10:09:07
 
Zitat
und ohne unsere Sonderregel (Tod = -(Kon+1)) wäre es wohl ein TPK. So hat zumindest einer überlebt...

Haben deine Spieler alle KON30?  :boxed:

Grüße,
Ghulstuhl
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: shaz´narahd am 27. Januar 2005, 10:39:42
 Nein, aber alle (selbst Anna) haben mehr als 10, was der SHB-Regel gleichkommen würde. Anna hat z.B. Con 11, was bedeutet, daß sie erst bei -12 TP hinüber ist. Zusätzlich ist man von 0 bis -Con-Modifier nicht bewußtlos, sondern kann "munter" weiter Teilaktionen ausführen. Die Regelung pushed zwar Con mächtig auf, macht das ganze aber wesentlich spannender und erhöht die Überlebenschance.  Anna hätte z. B. schon eine Con von mindestens 18 gebraucht, um nicht gleich das Zeitliche zu segnen  <_<
Life sucks  :P

Anna will jetzt als Geist oder besser noch als Wiedergänger wiederkommen *scherz*

shaz
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Kylearan am 27. Januar 2005, 10:53:12
Zitat von: "Ghulstuhl"
Zitat
und ohne unsere Sonderregel (Tod = -(Kon+1)) wäre es wohl ein TPK. So hat zumindest einer überlebt...

Haben deine Spieler alle KON30?  :boxed:

Grüße,
Ghulstuhl
Was uns auch herausgerissen hat: die Hausregel besagt, dass man mit einer Wahrscheinlichkeit von (KON)% stabilisiert, nicht 10%. Dirim hat KON 18 und beim Stabilisieren zweimal (!) eine 18 gewürfelt.

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Ghulstuhl am 27. Januar 2005, 10:56:12
 ...Da ist mir wohl ein Modifikator ins Auge geruscht.  :rolleyes:

Grüße,
Ghulstuhl
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Gast_Berandor am 28. Januar 2005, 17:03:40
 Habe am WE wohl doch noch kein Inet. Also erst nächste Woche irgendwann...
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Doombrand am 30. Januar 2005, 12:06:23
 Ich bin jetzt zur Hälfte von Seite 7 gekommen und erst mal meine Zitat-Favoriten:


Zitat
1.Männer,“ sagte Anna, als sie durch das Tor waren.

„Menschen,“ sagte Dirim.

„Wachen,“ sagte Helion.

Thargad sagte nichts.


2.„Man nennt uns übrigens die Sturmklingen!“, rief Anna durch die geschlossene Türe.

„Was sollte das denn?“, fragte Helion, als sie ein wenig vom Haus entfernt waren.

„Wenn sie schon sauer ist, dann doch besser auf die Sturmklingen als auf uns,

oder?“

3. „Nein, nein“, sagte Dirim. „Ihr versteht nicht. Ihr bekommt jeder eine Silbermünze, und die Teilt ihr mit dem anderen, sodass jeder von euch fünf Kupferpeitsche verdient.“

„Also doch!“, rief Pellir.

„Aber ihr bekommt doch auch fünf Peitschen vom anderen, da habt ihr wieder eine Klinge“, sagte Dirim, doch seine Erklärung stieß auf taube Ohren. Er winkte ab. „Kommt einfach morgen wieder.“

„Da bin ich allerdings auch nicht ganz mitgekommen“, gab Anna zu. Thargad zuckte mit den Schultern.

„Aber es ist doch ganz einfach“, sagte Dirim.


Jetzt noch ein paar Fragen

Wie merkst du dir, wer im Gasthaus was trinkt? Schreibst du das so genau auf, oder merkt sich das jeder einzeln, oder ist das dichterische Freiheit?


Zitat
„Nein, zwei Halbelfen im Dienste des Stadtherren. Fario Ellegoth, ein bleicher Kerl, dem sein kleiner linker Finger fehlt, und Fellian Sharn. Der hatte eine Narbe über dem Auge und ein Lachen wie eine betrunkene Henne.“

Jedem ein unverkennbares Merkmal, nicht wahr? ;)


Woher hast du die Namen der Biere, oder sind die erfunden? Nicht, dass ich was gegens Erfinden hätte, aber ich fänds lustig, wenn man die auch irgendwo so finden würde.


Ach ja: So ne hohe Geheimtürendichte hab ich noch nie gesehen.
 :D

Das wars erstmal von mir....
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: uncleheavy am 30. Januar 2005, 15:46:27
 Berandor:
Große Show, wie hier bereits geschrieben, bist Du als Barde mit "perform" gemaxt unterwegs.
Macht Deiner Signatur wirklich Ehre!
Mehr!
Schnell!
Nimm zur Not Leute mit I-Net-Anschluß als Geiseln, wir holen Dich da schon raus (wer, wenn nicht wir)!  :D

Wie würde Blacky sagen:
"Ganz großes Tennis!"

Grx,
Uncle
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 31. Januar 2005, 09:29:36
 
Zitat von: "Doombrand"
Jetzt noch ein paar Fragen
So, ich poste gleich von der Arbeit aus... man muss halt Prioritäten setzen.  :rolleyes:

Zitat
Wie merkst du dir, wer im Gasthaus was trinkt? Schreibst du das so genau auf, oder merkt sich das jeder einzeln, oder ist das dichterische Freiheit?
Nun, das hat mehrere Gründe.
1. Bin ich stolz auf die Menükarten und passe deshalb besser auf - vor allem beim ersten Mal
2. schreibe ich möglichst kurzfristig nach dem Spielabend, da weiß man noch einiges (vor allem die unwichtigen Details)
3. ist der Rest dichterische Freiheit

Zitat
Zitat
?Nein, zwei Halbelfen im Dienste des Stadtherren. Fario Ellegoth, ein bleicher Kerl, dem sein kleiner linker Finger fehlt, und Fellian Sharn. Der hatte eine Narbe über dem Auge und ein Lachen wie eine betrunkene Henne.?

Jedem ein unverkennbares Merkmal, nicht wahr? ;)
Tja, das steht so im Abenteuer. Aber ja.  :P

Zitat
Woher hast du die Namen der Biere, oder sind die erfunden? Nicht, dass ich was gegens Erfinden hätte, aber ich fänds lustig, wenn man die auch irgendwo so finden würde.
Aus "Kaizer's Bazaar". Meine Rezi:

http://www.dnd-gate.de/gate3/page/index.php?id=872
Zitat
Ach ja: So ne hohe Geheimtürendichte hab ich noch nie gesehen.
Hey, in einer ordentlichen Gnomen-/Zwergenfestung gehört das dazu... oder?

Und jetzt zum nächsten Teil der SH. Ich habe mir ein kleines Extra ausgedacht, dass jetzt unregelmäßig zum Einsatz kommen wird - eine Art Vorwort. Viel Spaß!

EDIT: Leider habe ich die Werte von Xukasus nicht dabei... werden nachgereicht!
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 31. Januar 2005, 09:33:54
 "Wenn ihr wie ich glaubt, dass es Feigheit ist, etwas "böse" zu nennen und es dann nicht mit aller Macht und Hingabe zu bekämpfen, dann rufe ich euch auf, an meiner Seite zu stehen!"     - Aleandra Dunessar im Jahre 1354 TZ

Die Malachitfeste: Xukasus auf der Lauer
Noch als die Nachkommen ihre Köpfe nach oben wandten, sprang ihnen Thargad - denn dieser war es, der gerufen hatte - entgegen. Sanft und nahezu lautlos landete er auf der nach unten fahrenden Plattform.

Helion sah den beiden Gestalten nach, die mit Thargad am Rand des Aufzugs gestanden hatten, aber dann wieder im Geheimgang verschwunden waren.

"Wer waren denn die anderen beiden?", fragte er.

"Halbelfen", sagte Dirim und bestätigte damit Helions Vermutung. Thargad hingegen blieb ruhig.

"Fario und Felliarn - wir haben von den beiden schon gehört. Der Stadtherr hatte sie beauftragt."

"Warum kommen sie nicht mit?", erkundigte sich Helion.

"Sie bleiben zurück, falls wir Hilfe brauchen... so kann man uns nicht gemeinsam schnappen."

"Du kannst sie also verständigen?"

Thargad nickte zur Antwort.

Die Plattform ruckelte weiter in die Tiefe, und selbst Annas scharfe Elfenaugen vermochten bald das obere Ende nicht mehr auszumachen. Um ihre Nervosität etwas zu beruhigen, begannen die Gefährten, ihre Waffen vorzubereiten. Dann hielt die Plattform mit einem letzten Ruck an.

Es gab nur einen Ausgang, eine verstärkte Holztüre, und die fünf Gefährten gingen zielstrebig darauf zu, als Boras plötzlich zu Boden ging.

Dirim untersuchte den Barbaren; schnell hatte er festgestellt, dass Boras unter "Seelenriss" litt, einem Zustand, der nach einer Wiederbelebung eintreten konnte. Dabei wurde der Geist des Kranken von seinem Körper getrennt, sodass dieser nur mehr einem willenlosen Golem glich, gleichwohl aber lebendig war. Dieser Zustand konnte von ein paar Augenblicken bis hin zu mehreren Wochen anhalten.

"Da können wir nichts tun", sagte Dirim traurig. "Wir müssen warten, bis sein Geist wieder zurückfindet."

"Etwas können wir doch unternehmen", widersprach Anna. Sie drückte Boras eine immerhelle Laterne in die Hand. "So macht er sich wenigstens nützlich."

"Licht", sagte Boras dumpf. Dirim rollte mit den Augen.

Erneut nahmen die Fünf Stellung ein, nur dass Boras diesmal am Ende der Gruppe positioniert wurde. Dann öffneten sie die Türe.

-

Der Raum dahinter war ein breiter Gang. Von der hohen Decke baumelten zwei schmale Käfige, die jedoch leer waren. An einer Seitenwand konnte man im Schein der Laterne eine weitere Türe erkennen.

"Moment mal", sagte Dirim.

"Moment mal", sagte auch Helion.

"Die Wände sind aus Malachit!", rief Dirim erstaunt.

"Wir werden beobachtet!", gab Helion zurück, fast zu spät. Aus dem mattschwarzen und glatt geschliffenen Stein glitt ein Wesen hervor, dass am ehesten einem großen Haufen Geröll glich - wenn man von den dunklen Augen (die Helion bemerkt hatte), dem Maul und den beiden armähnlichen Auswüchsen absah.

"Ein Erdelementar." Diesmal sprach Helion aus, was alle dachten. Dann rollte das Ungetüm auf die Gruppe zu. Es hatte keine Füße, sondern schob sich geradezu über den Boden, wobei es kleine Erd- und Steinbrocken zurückließ.

Der Elementar war fast so groß wie Boras und größer als die übrigen Streiter, und sein erster Hieb schlug schmetternd in die Wand gleich neben Dirims Kopf. Die Augen des Zwergs wurden für einen Moment größer, aber dann packte er sein Langschwert und hieb auf das Wesen ein.

Thargad tauchte unter einem weiteren Hieb durch und brachte sich auf die andere Seite. Er zückte seine beiden Kurzschwerter und stieß mit beiden tief in den Erdkoloss. Stein bröckelte von dem Wesen ab; ansonsten gab es keine Regung von sich. Stattdessen schlug es erneut nach dem Zwerg.

Diesmal traf der Hieb, und Dirim spürte, wie ihm trotz seiner Rüstung die Luft aus den Rippen gepresst wurde.

"Es ist verletzt!", rief Helion, "Wir müssen-"

In diesem Moment sprang die Türe auf, und eine hageres Echsenwesen auf zwei Beinen trat hinaus. In seinen Händen hielt es eine lange Stange mit stachelbewehrtem Kopf. Das Wesen hielt kurz inne, und zwei große Brocken Malachit lösten sich aus dem Boden und schwebten wie ein Schild um es herum.

Helion erkannte dieses Wesen - oder zumindest seine Art. Die Squamus Lir, so nannten sie sich, lebten tief im Unterreich in großen Höhlensystemen und versuchten, diese Welt der Erdebene ähnlicher zu gestalten. Sie hielten sich Sklaven - und Erdelementare.

"Das ist der wahre Wächter!", rief Helion. "Ihn müssen wir stoppen."

"Erst kümmere ich mich um den Wachhund", sagte Thargad. Wieder zuckten die Schwerter, aber die Klingen prallten von der Oberfläche des Elementars ab.

"Ich mache das." Anna tänzelte an dem Erdkoloss vorbei und rannnte auf das Echsenwesen zu.  Nach einer knappen Geste riss sich ein weiterer Steinbrocken aus der Wand und flog krachend in Annas Seite, die beinahe ihr Gleichgewicht verlor.

"Sso leicht mache ich ess euch nicht, Menschenfrau", zischte der Lir. Dann schleuderte er einen weiteren Brocken gegen Dirim. Der Zwerg taumelte, fiel aber nicht. Stattdessen erneuerte er seinen Ansturm, und endlich brach sein Schwert durch die Oberfläche des Elemtars und drang tief in seinen Körper ein. Als er die Waffe wieder hervor zog, folgte ihm eine kleine Lawine aus Geröll.

"Nimm das!"

Helion sah, dass der Lir einen weiteren Brocken schleudern wollte, wieder auf seine Schwester. Schnell trat er ein paar Schritte vor und sprach einen Zauber.

"Incendere!" Ein Feuerstrahl schoss aus seinen Fingern hervor. Er prallte gegen eines der beiden Malachitschilde. Der Lir kniff die Augen zusammen und hob die Hand schützend vor sein Gesicht, und der Steinbrocken verfehlte Anna um einige Handbreit. Trotzdem fluchte Helion, als er sah, dass der geschmolzene Schild gleich von einem neuen Stein ersetzt wurde.

"Ich habe schon Steine gehauen, als du noch ein kleiner Kiesel warst", rief Dirim. "Wäre doch gelacht, wenn ich dich nicht klein kriege!" Wieder und wieder stieß er zu, und mehr und mehr Steine fielen vom Elementar ab, dessen Gegenwehr nun zusehends schwächer wurde.

Thargad sah, dass der Zwerg seinen Gegner im Griff hatte, und sprang sofort vor, um Anna beizustehen. Die beiden drangen von unterschiedlichen Seiten zum Lir vor. Dessen steinerne Miene bekam einen Riss, als Dirim einen letzten Schlag ausführte und der Elementar krachend zu Boden ging.

"Ergib dich!", rief Anna. Der Lir sah sich um, dann hielt er seine seltsame Waffe quer vor sich.

"Lassst mich szziehen", sagte er. "Ich bin nur ein Wächter. Lassst mich zzurück in meinen Raum, und ihr sseid frei zzu gehen."

"Beantworte unsere Fragen, und vielleicht verhandeln wir über dein Leben", gab Thargad zurück.

"Lassst mich durch, oder wir kämpfen."

"Abgelehnt", sagte Thargad trocken. Seine Kurzschwerter schossen vor, und der Lir ging zu Boden.

"Ich schlage vor, wir fesseln und durchsuchen ihn", sagte Thargad. "Und dann stillen wir seine Wunden."

-

Sie schleppten den Squamus Lir in den benachbarten Raum. Das Zimmer war voller Steinbrocken, viele davon künstlich verformt, sodass sie als Liege, Stuhl oder Tisch dienten. Ein Stein war darüber hinaus hohl, und mit einem Kristall, den der Lir bei sich hatte, öffneten die Gefährten diese Truhe. Darin befand sich ein großer Haufen Kupferstücke, zwei weitere Edelsteine und zwei Steinphiolen mit Heilflüssigkeit.

"Wie heißt du?", fragte Dirim den Lir, nachdem man ihn wachgerüttelt hatte.

"Xukasuss."

"Also gut, Xukasus. Keine Mätzchen, sonst bist du tot. Sag uns, was du weißt."

"Ich weisss ssehr viel", gab Xukasus zurück. Seine spitzen Zähne blitzten in einem falschen Lächeln.

"Warum töten wir ihn nicht einfach?", fragte Helion entnervt. Er schüttelte den Kopf. "Ich warte draußen." Er verließ den Raum, aber die anderen führten die Diskussion fort.

"Für wen arbeitest du?", fragte Dirim.

"Für Kazzmojen."

"Wie viele Wachen hat er?"

"Wachen?"

"So wie du und die Hobgoblins."

"Richtige Wachen - nur zzwei. Hobgoblinss - ssehr viele."

"Wer sind die richtigen Wachen?"

Xukasus grinste. "Ich und mein Elementar."

"Dann hat er jetzt nur noch eine Wache", sagte Dirim trocken.

"So bekommen wir aus ihm nichts heraus", dachte Thargad. "Wir müssten ihm etwas zusetzen." Aber sprach seine Gedanken nicht aus..

"Schwöre auf deine Götter, uns in Frieden zu lassen, dann darfst du vielleicht gehen", sagte Anna zu dem Gefangenen. Xukasus lachte.

"Wass verstehsst du von den Göttern?"

"Wir sollten ihn in den Helmtempel bringen", überlegte Dirim. "Aber dafür haben wir keine Zeit. Und Jenya würde ihn wohl ohnehin töten." Er zog sein Langschwert und stellte sich über Xukasus. "Zu schade."

Xukasus öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Dirim stieß zu, und es drang nur noch ein Gurgeln aus seiner Kehle. Und selbst das Gurgeln erstarb kurz darauf.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: dirim am 31. Januar 2005, 12:35:21
 ich wusste es. Unser Barbar ist doch eine Leuchte vor den Göttern  :D
 
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Der Wurm am 31. Januar 2005, 13:02:08
Zitat von: "Berandor"
Helion erkannte dieses Wesen - oder zumindest seine Art. Die Squamus Lir, so nannten sie sich, lebten tief im Unterreich in großen Höhlensystemen und versuchten, diese Welt der Erdebene ähnlicher zu gestalten. Sie hielten sich Sklaven - und Erdelementare.
 

Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen


 
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Gast_Berandor am 31. Januar 2005, 14:25:04
 
Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 02. Februar 2005, 09:28:34
 Die Malachitfeste: Hob und Goblins
"Sag mal, was machst du eigentlich?", fragte Helion, als die Fünf einen schmalen Geheimgang entlang schlichen, den Anna entdeckt hatte. "Wir sind hierher gekommen, um Sklavenhändler zur Rechenschaft zu ziehen. Können wir diesen Abschaum bitte dann auch töten, wenn Sie sich uns in den Weg stellen?"

"So einfach ist das nicht", sagte Dirim.

"Nein, so einfach nicht." Helions Stimme troff vor Sarkasmus. "Schließlich sprach dieser Kerl unsere Sprache. Anders als das Wesen, dass du bei lebendigem Leib dem Wandler zum Fraß vorgeworfen hast."

"Vielleicht war das ein Fehler", gab Dirim zu.

"Ach?", fragte Helion.

"Ich finde jedenfalls", sagte Anna, "dass wir nicht jemanden gefangen nehmen können, und ihn dann töten. Entweder töten wir ihn, oder wir fangen ihn, befragen ihn, und bringen ihn vor Gericht - oder lassen ihn laufen."

Thargad schüttelte den Kopf. "Das Wesen hatte sein Leben verwirkt, als es mit Sklavenhändlern zusammen arbeitete. Wenn wir vorher noch etwas aus ihm raus bekommen - gut. Aber sterben muss es."

Anna rollte mit den Augen. "Was sagst du dazu, Boras?"

"Licht", sagte der abwesende Barbar.

-

Die Gefährten hatten eine versteckte Waffenkammer gefunden, aber außer einer großen Doppelaxt mit einem Haft aus schwarzem Stahl und einer ziselierten Klinge für Boras hatte man nichts passendes gefunden. Mehr um die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen zu lassen, als aus einem wirklichen Bedürfnis heraus, nahm Dirim noch einen Kriegshammer auf.

Durch eine weitere Geheimtüre landeten sie in einer großen Schmiede. An einem Tisch hämmerten eine Zwergin und ein paar Gnome auf Speerspitzen herum, in einer Ecke hockten zwei Halblinge und flochten Kettenhemden - Halblinge und Zwergin waren in Ketten gelegt. Über all dem wachten vier Hobgoblins.  Alle Anwesenden wandten den Kopf  in Richtung Geheimtüre.

Thargad handelte als erster. Er sprang vor und rammte sein Kurzschwert einem Hobgoblin in den Magen, der gleich darauf von Annas Rapier zu Boden geschickt wurde.

"Gebt mir eine Waffe!", rief einer der Halblinge, eine Frau mittleren Alters. "Ich kämpfe für meine Freiheit!" Helion warf ihr einen Dolch zu. Der andere Halbling kauerte auf dem Boden und hielt die Hände schützend vor sein Gesicht, während die Zwergin das Geschehen unsicher beobachtete.

Die Hobgoblins erholten sich von ihrer Überraschung und gingen zum Gegenangriff über. Auch die Goblins griffen nach ihren Streitkolben, nachdem die Hobgoblins sie wütend angeschrien hatten.

Doch der Kampf war schnell vorbei. Die Hobgoblins kämpften tapfer, doch auf verlorenem Posten, und bald waren die Waffen der Gefährten blutig.  Selbst die Halblingsfrau hatte einen Goblin erlegt, und es blieb nur noch ein weiterer Goblin übrig, der sogleich seine Waffe fallen ließ.

"Keine Gnade," sagte Dirim und hob sein Schwert.

"Nicht!", rief Thargad. Er stützte die Hände auf den Arbeitstisch und schwang sich hinüber. Seine ausgestreckten Beine prallten gegen den Goblin, der nach hinten geworfen wurde und in das Schmiedefeuer fiel. Der Geruch verbrannten Fleisches zog durch die Luft, und für einen Moment hörte man das schreckliche Kreischen der Kreatur.

"So hält er uns wenigstens noch warm", sagte Thargad, als das Geräusch verklungen war.

-

Die Gefangenen waren in unterschiedlich gutem Zustand. Maple, die Halblingsfrau, hatte ein paar Kratzer abbekommen, schien aber grimmig entschlossen, es in die Freiheit zu schaffen. Die Zwergin Sondor Eisenfalz war in einem Zustand ständiger Trauer gefangen, seit man ihren Mann vor einigen Wochen als Sklaven verkauft hatte. Der zweite Halbling schließlich, ein Mann namens Jeneer Immermorn, konnte nur durch Sondor beruhigt werden. Wenn ihn jemand anderes ansprach, zuckte er zusammen, berührte man ihn gar, schrie er auf. Seine Augen waren rot unterlaufen und zeugten von dem Terror, den er erlebt hatte.

Die Gefährten brachten die  Gefangenen zum Aufzug. Erst jetzt bemerkten sie, dass es gar keinen Schalter gab, um die Plattform nach oben fahren zu lassen - zumindest keinen, den sie sehen konnten. Also rief Thargad hoch in der Hoffnung, Fario oder Felliarn würden ihn hören. Und tatsächlich fuhr die Plattform kurz darauf langsam in die Höhe, Maple, Sondor und Jeneer in Richtung Freiheit.

"Hoffentlich lassen sie den Aufzug wieder runter", sagte Anna und sprach aus, was alle dachten.

-

Aus der Schmiede kamen die Gefährten an eine breite Kreuzung. Aus einer Richtung vernahm Dirim das Gespräch zweier Hobgoblins.

"Es is so ruhig inner Schmiede", sagt der eine.

"Die machen nur ne Pause", sagte der andere. Als er Dirims schwere Rüstung rasseln hörte, fügte er hinzu: "Siehste, da sindse schon." Dann kamen die Gefährten um die Ecke gerannt.

Dirim stürmte auf einen Hobgoblin zu und rammte das Schwert durch seinen Bauch in die dahinter liegende Türe. Thargad und Anna machten kurzen Prozess mit dem anderen, aber nicht bevor dieser "Eindringlinge!" rufen konnte. Dann brach die Hölle los.

Aus mehreren Türen drangen Hobgoblins auf die Gefährten ein. Immer wieder fand sich einer der fünf nahezu eingeschlossen. Helions Geschosse streckten zwei nieder, Annas Zauber schickte wieder andere in einen Schlaf, aus dem sie nie erwachen würden. Und immer wieder bohrten sich Klingen tief in gegnerische Haut. Die Hobgoblins waren für so einen Kampf geboren wurden, dafür ausgebildet. Sie hatten dafür gelebt. Und jetzt starben sie dafür.

Bald standen die Gefärhten in einer Lache aus Blut. Leichen häuften sich an den Wänden des Raumes. Es roch nach Kupfer und Tod. Dirim zerrte eine im Tode erstarrte Hand von seinem Knöchel. Sie hatten die Wache Kazmojens erheblich dezimiert.

Schnell durchsuchten sie die angrenzenden Räume. Sie fanden eine große Halle mit einer Zwergenstatue, die auf eine durch Doppeltür blockierte Brücke hinausführte, einen Schlafsaal und mehrere Gästequartiere. In einem dieser Quartiere entdeckten sie eine Truhe, die von unförmigen Fleischbergen bewacht wurde. Doch auch diese Wesen, die Helion als niederste Teufel erkannte, wurden schnell überwunden und zerflossen in einer Lache aus Eiter und Fett. Die Truhe wurde geknackt und ihr Inhalt geplündert.

Dann gingen die Fünf weiter. Sie stießen auf einen großen Speisesaal. Daran angrenzend Vorratskammern - die exotischen Gewürze wurden mitgenommen, die Riesenfledermaus ließen sie am Haken -, eine weitere Kammer und eine kleine Küche, in denen zwei Goblins und ein Sklave Essen anrührten. Die Goblins wurden ihrem Schöpfer übergeben. Der Sklave hingegen wollte nicht gehen.

"Solange ich für Kazmojen koche, bleibe ich am Leben", sagte der Mann, der sich als Gryffon Malek vorgestellt hatte. "Warum sollte ich das aufs Spiel setzen?"

"Dann lassen wir dich eben hier", sagte Helion. Malek sah sich um, aber die Gefährten schienen dieser Idee nicht abgeneigt.

"Wartet", sagte der Koch. "Ihr sagt, der Weg ist sicher?"

"Das ist er."

Malek schluckte. "Also gut. Ich riskiers. Wenn ich es schaffe, koche ich euch ein Festmahl. Ihr findet mich im Schlüpfrigen Aal!" Dann machte er sich - sehr vorsichtig - auf den Weg.

"Bleibt nur noch eine Türe", sagte Dirim. Anna lauschte, schüttelte dann den Kopf. Dirim legte ebenfalls das Ohr ans Holz, hörte aber ebenso wenig.

"Ist alles ruhig. Wollen wir?" Er stieß die Türe auf.

-

In einer dunklen Kammer schwebte die unformige Gestalt des geheimen Fürsten.

"Bist du endlich fertig?"

"Ja, Herr. Ich bin bereit."

"Dann los. Kazmojen wartet schon."

Die Angesprochene begann mit dem Teleportzauber, ohne sich von Vlaathus dunklem Lachen aus der Ruhe bringen zu lassen.

-

Kazmojen packte die Kette in seiner Hand fester. Dieser verdammte Pryllak Shraat - erst hatte Kazmojen seine Schleicher in die Stadt geschickt, um nur für ihn ein paar Kinder zu holen, und jetzt hatte er die Frechheit, um den Preis zu feilschen.

Kazmojen war kurz davor, diesen Kerl einfach mit dem Axtkopf seiner Waffe zu köpfen. Er, Kazmojen die Missgeburt, der Schlächter von Mukh'Tal, Herrscher der Malachitfeste, musste sich einem Durzagon anbiedern. Der Geschmack des Zorn brannte auf seiner Zunge. Aber Kazmojen brauchte den Zwerg wegen seiner Verbindungen. Wenn er jemals seinen Plan, die Malachitfeste unter seiner Herrschaft zu bevölkern, verwirklichen wollte, durfte er Shraat nicht einfach umbringen. Auch wenn er es sich noch so sehr wünschte.

"Ich bin etwas unsicher wegen des Kampflärms von vorhin", sagte Shraat mit einem ironischen Unterton. "Ihr habt eure Feste doch unter Kontrolle?"

"Der Kampflärm ist schon lange vorbei", brummte Kazmojen. "Hört zu, Zwerg", er wusste, dass Pryllak dies als Beleidung auffassen würde, "langsam verliere ich die Geduld."

"Tut ihr das?" Shraat schien erstaunt. "Ich dachte, ihr wolltet mir etwas verkaufen, und nicht umgekehrt. Vielleicht habe ich mich getäuscht?" Er machte Anstalten, die kleine Truhe voller Gold wieder zu schließen.

Dieser Bastard hatte ihn in der Hand. Kazmojens Finger gruben sich in die Kette, die den Jungen hielt, sodass er selbst durch den Panzerhandschuh die Beschaffenheit der einzelnen Glieder spüren konnte. Lange würde er sich nicht mehr behrrschen können.

Dann stellte Piekser seine Stacheln auf und begann zu knurren, und die Türe zum Speisesaal flog zur Seite. Dahinter sah Kazmojen Eindringlinge. Er gestattete sich ein kurzes Lachen. Die kamen genau richtig.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 02. Februar 2005, 09:29:34
 Wenn ich wieder I-net habe, folgt der Höhepunkt, "Kazmojen", am Wochenende. Sonst Anfang nächster Woche. Dann wird auch Xukasus nachgeliefert.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: shaz´narahd am 03. Februar 2005, 10:15:01
 Wehe der "Endkampf" steht bis Sonntag nicht online :ph34r:  ;)

Bin auf nächstes mal echt gespannt... noch etwas über 3 Wochen  :)

shaz
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Kylearan am 03. Februar 2005, 11:29:18
 Mir wird wieder schlecht, wenn ich an das Gemetzel denke. Wann spielen wir weiter?

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: dude am 03. Februar 2005, 11:32:22
 hi!
auch auf die gefahr hin das ich mich wiederhole: das wird immer besser in dieser sh!

und irgendwie bricht da der neid in mir aus :P

wo bekommt man eigentlich den adventure path her? gibts den irgendwo zu kaufen, wo ist er erschienen? scheint mir eines der besten abenteuer zu sein

gruß

dude

ps: welche stufe haben die leutchen eigentlich grade?
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Gast_Berandor am 03. Februar 2005, 11:45:29
 Stufe 3 (Thargad ist 2).

Der Adventure Path ist eine Abenteuerreihe im Dungeon; die ersten Abenteuer sind aber nur noch schwer zu kriegen. Er soll irgendwann auch komplett als Sammlung rauskommen, außerdem ist ein Nachfolger geplant.

Und es gilt natürlich auch, dass ein Abenteuer immer auch von dem lebt, was man daraus macht. Ich habe sehr gute Spieler, das hilft enorm. Die Abenteuer sind außerdem sehr "D&D-typisch", d.h. dungeonlastig, kampflastig. Muss man wissen, ob man das will, oder ob man dem entgegensteuern kann.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 07. Februar 2005, 09:39:15
 So... natürlich habe ich die falsche CD eingesteckt und die Werte von Xukasus und Kazmojen nicht dabei (und natürlich noch kein Internet wieder daheim).

Aber trotzdem jetzt, für euch, der Kampf, das doppelt so große Kapitel.

Viel Spaß!
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 07. Februar 2005, 09:39:32
 Da stand er nun: sein linker Arm war gebrochen. Seine einst fein gearbeitete Rüstung war nur noch ein blutiger Fetzen. Seine Beine waren voller Stichwunden, jeder Zentimeter Haut von dickem Blut benetzt. Sein linkes Auge war unförmig angeschwollen, seine Haare angesengt und an einer Stelle ebenso ausgerissen wie der Ring an seinem linken Ohr. Doch um ihn herum lagen zwei Dutzend der besten Krieger, die Kur-Kanax aufbieten konnte. Er hatte sie alle getötet.
Er stützte sich auf den Schaft seiner Axt und zog sich langsam in die Höhe. Seine Zunge fuhr über seine Lippen, dann spuckte er einen Zahn in den blutroten Schnee. Sein Atem ging stoßweise. Er grinste ein blutiges Lächeln.
"Ist das alles?", fragte er Kur-Kanax. Seine Muskeln begannen erneut, zu beben. "Ist das wirklich alles?!"   
               - das frühe Leben der Schätze: Boros Breda. 1367 TZ


Die Malachitfeste: Kazmojen
Kazmojens Mutter war während der Schwangerschaft sehr krank. Um ihr Leben zu erhalten, gab man ihr regelmäßig magische Tränke, die aus dem Blut und Fleisch der Trolle gewonnen wurden. Als sie dann ihren Sohn gebar, musste sie zu ihrem großen Erschrecken feststellen, dass der Junge einige Eigenschaften dieser Wesen übernommen hatte.

Kazmojen besaß den stämmigen Körperbau eines Zwerges, aber seine Körperkraft und Ausdauer, ohnehin Merkmale eines ordentlichen Zwerges, waren durch die Tränke ins Übermenschliche gesteigert worden. Sein Körper erholte sich so schnell von Verletzungen, dass man geradezu dabei zusehen konnte - nur Feuer und Säure vermochten ihn dauerhaft zu verletzen. Aber Kazmojen hatte auch die Grausamkeit der Trolle geerbt, und er wurde der jüngste Zwerg, den man je aus der Siedlung Schieferheim verbannte. Jahrzehnte später kehrte er mit einer Armee Dämonen in die Stadt zurück, die in der Abgrundsprache Mukh'Tal genannt wurde. Kazmojen, der den Dämonen als Sklave und Führer gedient hatte, machte sich in dem Gemetzel derart verdient, dass sie ihn aus der Knechtschaft entließen und ihm sogar seinen Spürhund Piekser übergaben.

Bald scharte Kazmojen einen Trupp Hobgoblins um sich, und als er auf die verlassene Malachitfeste traf, glaubte er sein Glück gefunden zu haben. Er begann einen regen Handel mit dem Unterreich zu führen. Schon fühlte er sich als König der Feste, wie er in seiner schwarzen Rüstung, sein narbiges Gesicht durch einen Helm verdeckt, die zwergische Speeraxt in der Hand, über die leeren Hallen gebot. Piekser, ein Wesen aus den oberen Höllen, das einem riesigen Hund mit Stacheln anstelle von Fell glich, war immer an seiner Seite.

Auch, als die Nachkommen der Schätze Kazmojens Thronsaal betraten.

-

Die Gefährten standen in einer großen Halle, die von vier dicken Säulen gestützt wurde. Kazmojen hielt die Kette eines der entführten Kinder in der Hand, die anderen waren hinter ihm an einen langen Pfahl gekettet.

"Wir kommen, um die Kinder zu befreien", sagte Dirim und schwang sein Schwert. "Und um euch zu richten!"

Der riesige Stachelhund stieß ein markerschütterndes Geheul aus, dann war er mit zwei langen Sätzen bei Dirim. Seine Kiefer schnappten direkt vor dessen Gesicht zu, und Dirim roch den faulen Atem des Ungetüms.

Anna sprang auf das Tier und lief über seinen Rücken, um es mit dem Zwerg in die zange zu nehmen. Sie landete mit gezogenem Rapier, aber noch bevor sie zustechen konnte, war Kazmojen bei ihr. Er ließ die Axt niedersausen, und die Halbelfe konnte sich gerade noch aus seiner Reichweite bringen.

Thargad versuchte, die Gelegenheit zu einem Stoß in den Rücken zu nutzen. Er lief auf Kazmojen zu, der seinem Schlag nicht auswich. Als  Thargads Schwerter gegen die schwere Rüstung prallten, holte der Sklavenhändler fast schon lässig aus und schlug Thargad mit seiner bloßen Faust. Die Wucht des Schlages stieß Thargad zurück und zu Boden.

Der Höllenhund blutete inzwischen aus einigen Wunden, die Anna und Dirim ihm beigebracht hatten. Wieder und wieder warf er sich herum, um einen der beiden auf seine Stacheln aufzuspießen, aber Anna war zu gelenkig und Dirims Rüstung zu stark. Der Zwerg hob sein Langschwert zu einem schweren Hieb, aber der Hund sprang vor und biss direkt in Dirims Schwertarm. Die gewaltigen Zähne drangen dem Zwerg bis auf die Knochen, und er fühlte Muskeln reißen und Blut spritzen. Wie durch ein Wunder blieb das Schwert in seiner Hand. Dirim schlug der Bestie mit seiner Schildhand ins Gesicht, um den Griff der Kiefer zu lockern, dann riss er sich los und stolperte in den Speisesaal zurück, aus dem sie gekommen waren. Zähnefletschend versuchte ihm der Hund nachzukommen, doch der Gang war zu schmal für seine massige Gestalt. Keuchend begann Dirim mit einem Gebet zu Tyr, um seinen Arm wieder zu richten.

"Arcanex!" Silberne Geschosse bohrten sich in den Hund, der zu Helion herumfuhr und knurrte. Der Magier beachtete ihn nicht, sondern wandte sich nun Kazmojen zu, der von Anna und Thargad auf Trab gehalten wurde; trotz einer langen Arme vermochte er es nicht, die wieselflinken Angreifer mit seiner Axt zu erwischen, auch wenn diese ihrerseits ebenfalls keine nennenswerten Treffer landen konnten. Helion hatte seinen letzten Zauber verschossen, aber er hatte noch einige Bolzen in der Armbrust. Langsam hob er die Waffe, um auf den Kopf des Halbzwerges zu zielen.

"Kazmojen!" Mit einem grellen Blitz erschien ein gräßliches Geschöpf in der Halle. Eine schwebende Kugel mit Haut aus grünbraunem Knorpel, ein geiferndes Maul und ein feucht glänzendes Auge in der Mitte seines Körpers. Zehn kleine Augen an armlangen Tentakeln sahen misstrauisch umher, alle mit demselben goldenen Schimmer. Der Kampf erstarrte als jeder, selbst der Höllenhund, das Wesen erkannte: ein Geschöpf aus Albträumen und Schlimmerem - ein Betrachter. Fürst Vlaathu.

"Du hast unsere Abmachung gebrochen. Das war das letzte Mal", drohte der Betrachter. Dann schoss weißes Licht aus einem Auge und hüllte den kleinen Jungen ein, den Kazmojen gerade noch an der Kette gehalten hatte. Der Junge schwebte auf den Betrachter zu und war dabei unnatürlich ruhig.

"Und bilde dir ja nicht ein, dass ich für dieses Kind auch noch bezahle." Es blitzte ein weiteres Mal auf, und der Betrachter samt Junge waren verschwunden.

"Wo waren wir?", fragte Helion in die Stille hinein. "Ach ja: ich wollte dich erschießen." Er feuerte die Armbrust ab. Der Bolzen traf nur die Schulter des Sklavenhändlers, der sich gerade noch zur Seite gedreht hatte. Lachend zog er den Bolzen wieder heraus, und Helion sah mit Schrecken, dass sich die Wunde gleich wieder schloss. Kazmojen ließ den Bolzen fallen und sah sich nach einem Gegner um, Helion missachtend.

Thargad hatte sich zu den anderen Kindern geschlichen, als Kazmojen ihn entdeckte und auf ihn zustürmte. Er rollte sich zur Seite, und die Axt schlug nur ein großes Stück aus dem Boden, wo er kurz zuvor gewesen war.

"Daneben!", rief er in einem Anfall von Übermut. Er sprang mit einem Fuß auf Kazmojens Schulter und stieß sich von dort ab. Mit einem Salto kam er neben dem Höllenhund auf und stieß zu. Das Tier heulte vor Schmerzen, und dickes Blut quoll hervor.

"Piekser!", brüllze Kazmojen und ging wieder auf Thargad los. Der Schurke warf sich zurück, um Anna Gelegenheit zu geben, dem Tier weiter zuzusetzen. Anna hingegen sah, dass Kazmojen ihr den Rücken zuwandte.

"Nicht Kazmojen!", rief Dirim, der ihre Absicht erkannt hatte. "Wir müssen erst das Vieh loswerden!" Der Arm des Zwerges war wieder geheilt, und gemeinsam drangen die beiden auf den Hund ein. Das Tier wand sich hin und her, aber weder Zwerg noch Halbelfe ließen nach, und bald wurde es langsamer in den Bewegungen.

Anna schlug mit ihrer Peitsche nach dem Hund. Das dicke Leder wand sich um das Maul, und sie zerrte den Kopf zu ihr hin. Der Blick des Hundes war die reine Bosheit. Anna schüttelte traurig den Kopf. Dann stieß sie ihm ihren Rapier durch die Kehle.

Der Hund gab ein jammerndes Jaulen von sich, dann sank er in sich zusammen. Kazmojen hingegen war außer sich vor Wut.

"Das werdet ihr büßen! Ihr alle!" Er packte seine Axt an der Spitze, die wie ein Speer geformt war, und ließ die Wafe einmal kreisen. Dann schlug er mit voller Wucht nach allem, was in seiner Reichweite war. Anna, Dirim - und Thargad. Der Schurke sah die Axt kommen, konnte aber nicht mehr rechtzeitig ausweichen. Das Blatt durchdrang seine Schulter und stieß bis in seinen Hals.

"Nein", entfuhr es Helion und Anna gleichermaßen. Kazmojen hob seine Axt hoch und schüttelte Thargads kraftlosen Körper von der Klinge.

"Wer ist der nächste?"

"Komm doch, wenn du kannst!", rief Dirim zur Antwort. Er hielt einen schweren Beutel in der Hand, den er prompt Kazmojen ins Gesicht schleuderte. Der Beutel explodierte, und zähe Fäden verklebten die Gestalt des Sklavenhändlers. Trotzdem tat er einen Schritt auf Dirim zu.

"Wie wäre es damit?" rief Helion und warf ebenfalls etwas nach Kazmojen. Die kleine Phiole zerschmetterte auf dessen Haut, und grünes Feuer breitete sich aus. Kazmojen brüllte vor Schmerzen und Wut.

"Du stirbst jetzt!", brüllte er. Mit einer unwilligen Geste riss er sich die Klebestreifen vom Körper und marschierte auf Helion zu. Doch schon traf ihn ein weiterer Beutel an der Brust, und wieder war er eingedeckt. Auch Helion hatte eine neue Flasche Alchemistenfeuer in der Hand, und gleich darauf zerschellte sie an Kazmojens Brust. Derweil stach Anna wieder und wieder auf Kazmojen ein, doch der kümmerte sich jetzt weder um sie noch um die Klebefäden. In seinen Augen loderte der Zorn auf den, der gewagt hatte, ihn zu verletzen. Auf Helion.

Mit zwei langen Schritten war er bei dem Magier und hob seine Axt über den Kopf. Helion sah, wie sich Kazmojens Augen vor Zorn verengten, und fragte sich, wie der Tod wohl aussähe. Bald würde er es wissen.

Die Axt fuhr nieder, aber die klebrige Masse an Kazmojens Oberkörper verzog den Schlag. Die Waffe pfiff durch die Luft, trennte Helion aber nur von ein paar zu langen Haaren. Sofort sprang der Magier zurück und warf ein weiteres Alchemistenfeuer. Dirim warf ebenfallls ein Fläschchen nach Kazmojen, mit Säure gefüllt. Die Flüssigkeit hinterließ tiefe Narben auf Kazmojens Haut, die immer noch von grünem Feuer eingehüllt wurde. Er brüllte erneut, doch jetzt war auch Angst in seinem Gebrüll.

Anna trat vor und stach nach Kazmojen. Die Klinge drang unterhalb seines Helms in Kazmojens Nacken ein. Der Sklavenhändler ging in die Knie, und dann zu Boden.

-

Keuchend standen Anna, Dirim und Helion über Kazmojens Körper.

"Bastard", sagte Anna.

"Selber", gab Kazmojen zurück. Die Gefährten traten einen Schritt zurück, als der Sklavenhändler sich langsam in die Höhe stemmte. Dann grinste er.

"Ich bin dran." Seine Axt traf Dirims Brust und spaltete den Panzer ebenso spielerisch wie den Körper des Zwergs. Anna starrte voller Schock auf das blutige Schauspiel. Blut lief aus Dirims Mund und Nase. Sie hatten Kazmojen doch niedergestreckt! Wie war das möglich?

"Anna, Vorsicht!" rief Helion, doch es war zu spät. Kazmojen zog die Axt aus Dirims Brust, und in derselben Bewegung stach er mit der Speerspitze seiner Waffe zu. Die Halbelfe wurde von dem Stoß regelrecht aufgespießt, und für einen Moment hielt Kazmojen sie wie eine groteske Flagge über seinen Kopf. Dann stemmte er seinen Fuß gegen ihren Körper und zog die Spitze wieder aus ihr heraus.

"NEIN!", rief Helion. Unmöglich. Sie hatten schon gewonnen. Und dann war Dirim gefallen, und, und... er wagte nicht, es auch nur zu denken. All sein Leben hatte er gewusst, das die Familie das Wichtigste war, was er auf dieser Welt hatte. Und jetzt lag seine Schwester auf dem Boden, tot. Niemand konnte diesen Stoß überlebt haben. Er musste sie rächen. Er würde sie rächen.

"Jetzt ist nur noch einer übrig", sagte Kazmojen. Helion kämpfte gegen den Hass an. Er konnte sie nicht rächen. Er konnte nur sterben... oder fliehen. Hastig kippte er einen Unsichtbarkeitstrank herunter.

Er sah, wie sich Kazmojens Augen vor Überraschung zusammenzogen, und dann sah er, wie sich seine Nüstern blähten.

"Ich rieche dich", sagte Kazmojen. Auch das noch. Vorsichtig schlich Helion um den Körper des Höllenhundes herum - das Wesen atmetete noch - und zur Türe in die Freiheit. Er war der letzte Überlebende. Der einzige Überlebende. Noch einmal sah er sich nach seinen Freunden um.

Anna lag in einer unnatürlichen Stellung auf dem Boden, eine riesige Blutlache um sie herum. Dirim lag auf dem Rücken, das Schwert noch in der Hand. Thargad auf der Seite, die Klingen zu seinen Füßen... Helion blinzelte überrascht und sah noch einmal genauer hin. Tatsächlich! Thargads Brust hob und senkte sich, wenn auch kaum merklich. Und auch Dirim atmete noch flach. Nur Anna nicht.

Helion fluchte leise. Er war nicht der einzige Überlebende. Und er konnte die beiden nicht einfach so verbluten lassen. Vorsichtig kramte er seine letzten Heiltränke hervor. Kazmojen stand im Moment bei Dirim und kümmerte sich um seinen Hund, also müsste er zuerst Thargad helfen.

Helion schloss die Augen. "Ich werde sterben", flüsterte er. Dann begann er zu beten...

-

In den äußeren Ebenen verhallen viele Gebete ungehört - die meisten, um ehrlich zu sein. Und so wäre es sicherlich auch Helions Gebet gegangen. Doch es existierte ein Wesen, dass schon seit langer Zeit (zumindest für Menschen) nach einer bestimmten Stimme lauschte. Ob es Zufall oder Schicksal war, ist schwer zu sagen, jedenfalls hörte dieses Wesen Helions Ruf, und erkannte ihn. Der Ruf kam aus einer fremden, und doch bekannten Quelle, und dieses Paradoxon entfachte Neugier in ihr.

Sie flog zu einer nahen Weltenbrücke und verfolgte das Gebet zurück. Als sie den Ursprung erkannte, wurde ihr sogleich klar, was es mit der Quelle auf sich hatte: Es handelte sich um einen Nachfahr derer, auf die sie wartete! Und er war in Schwierigkeiten. Sie wusste, ohne direkte Erlaubnis durfte sie nicht helfen. Aber hier war vielleicht der Schlüssel zu ihrem eigenen Ziel. Hier war vielleicht die Chance, endlich jene wiederzusehen, nach deren Anblick es sie verlangte. Sie würde nicht direkt eingreifen - viel zu auffällig - aber einen kleinen Zauber würde sicher niemand bemerken...

-

Die Tränke in seiner Hand wurden für einen kurzen Augenblick heiß, dann eiskalt, aber Helion hatte keine Zeit, darauf zu achten. Er war zu Thargad herübergeschlichen, während Kazmojen immer noch bei seinem Hund kniete und versuchte, die Wunden zu behandeln. Leise zog er den Stopfen aus einem der Tränke und flößte Thargad den Trank ein. Ein schwaches Licht umspielte die Lippen des Schurken, dann schlossen sich seine Wunden und er schlug die Augen auf, ohne sonstwie zu verraten, dass er wach geworden war.

"Ich bins", flüsterte Helion. "ich werde jetzt noch Dirim wecken. Anna ist... sie ist tot." Vorsichtig griff Thargad nach seinen Schwertern. Gerade hatte er sie in der Hand, als Helion hektisch flüsterte: "Kazmojen kommt!"

Thargad ließ die Waffen wieder los und stellte sich bewusstlos. Der Sklavenhändler hob ihn hoch und durchwühlte seine Taschen, bis er eine kleine Phiole gefunden hatte, deren Inhalt er sogleich gierig schluckte. Nichts geschah. Enttäuscht ließ Kazmojen Thargad wieder fallen.

Derweil war Helion bei Dirim angelangt und hatte ihm auch einen Trank eingeflößt.

"Lass uns fliehen", flüsterte er, doch der Zwerg stand mühsam auf. "Oh je", sagte Helion und machte sich kampfbereit. Dann sah er, wie einer der beiden Elfen - Fario, oder war es Fellian - leise in die Halle schlich. Die Verstärkung war eingetroffen.

"He, Trollfratze!", rief Dirim. Kazmojen fuhr überrascht herum. "Tyr ist noch nicht fertig mit dir!"

Kazmojen lief auf Dirim zu und hob die Axt. In diesem Moment rollte sich Thargad vorwärts auf die Beine, packte seine Schwerter und stieß sie ihm in den Rücken. Kazmojen brüllte auf und schlug nach Thargad. Dirim trat ihm von der anderen Seite entgegen, sein Schwerthieb wurde aber abgewehrt.

Währenddessen kramte Helion hektisch in seinem Rucksack, bis er endlich ein Fläschchen Lampenöl gefunden hatte. Er hielt eine Flamme daran und warf die Flasche. Der Wurf war zu kurz. Direkt vor Kazmojen sprang das Feuer in die Höhe. Instinktiv wich der Sklavenhändler zurück, und Dirim bohrte ihm die Klinge in die Seite. Bevor er sie wieder herausziehen konnte, hatte Kazmojen ihn an der Kehle gepackt. Er hob den Zwerg über seinen Kopf und warf ihn fort. Krachend ging Dirim zu Boden und blieb liegen.

Fellian war sofort bei ihm. Der Halbelf sprach ein kurzes Gebet, und schon richteten sich Dirims Knochen wieder ein wenig, und der Zwerg schlug die Augen auf.

"Bleib liegen, Zwerg!", brüllte Kazmojen und trat auf sie zu, Thargad hinter ihm her. Mit einem Tritt geriet Kazmojen ins Stolpern, und Thargad bohrte ihm seine Schwerter in den Hals. Kazmojen zitterte und ging in die Knie. Dann packte er die Klingen und zog sie gegen thargads Widerstand wieder heraus. Schon stoppte der Blutfluss, und die Wunde begann zu heilen. Mit einem Ruck stieß Kazmojen die Schwerter nach hinten, sodass Thargad aus dem Gleichgewicht geriet. Dann fuhr er herum und platzierte seine Axt genau in Thargads Brustbein. Der Schurke fiel in sich zusammen und blieb liegen.

Helion schüttelte den Kopf. Dieses Monster war unbesiegbar. Und immer noch ließ Dirim nicht von ihm ab. Verzweifelt holte Helion seinen letzten Heiltrank heraus. Er konnte sie nicht im Stich lassen.

Kazmojen war inzwischen voller Brandnarben. Seine Rüstung hatte mehrere Risse, und Blut klebte an seinen Armen - auch sein eigenes. Er schwankte, so schwer hatte Thargad ihm zugesetzt, doch mit jedem Atemzug kehrte seine Stärke zurück.

"Bei Cyrics pickeligem Hintern", fluchte Dirim, "jetzt habe ich gleich die Nase voll." Er schwang sein Langschwert und brachte Kazmojen einen tiefen Schnitt in der Schulter bei. Diesmal schloss er sich nicht sofort, aber Kazmojen schien dennoch wenig beeindruckt. Mit einem mächtigen Hieb bohrte sich sein Speer durch Dirims linken Fuß und in den Boden darunter. Dirim schrie vor Schmerzen und schwankte, nur noch von seinem Willen auf den Beinen gehalten.

Felliarn schwang seinen Streitkolben. Kazmojen fing den Schlag ab. Inzwischen keuchte auch der Sklavenhändler schwer. Trotzdem hatte er noch Kraft genug. Er packte Felliarns Waffenhand, brach sie mit einer schnellen Drehung und entwand ihm den Streitkolben. Der Elf sah mit verzerrter Miene zu, wie Kazmojen ihm seine eigene Waffe ins Gesicht schlug. Dann fiel er mit einem nassen Geräusch um.

Helion sah all das mit steinernem Gesicht. Er konnte nichts machen, nichts ausrichten. Er hatte nur noch seinen Stecken, und in dem Moment, in dem er sich Kazmojen näherte, würde er sterben. Und doch konnte er nicht einfach gehen. Stattdessen musste er mit ansehen, wie sich Kazmojen nun dem letzten seiner Gefährten zuwandte.

Dirim schlug mit seinem Schwert zu, aber Kazmojen ignorierte den kraftlosen Hieb. Der Sklavenhändler griff nach Dirims Kehle und drückten zu. Dirim wurde schwarz vor Augen. Das Langschwert wurde schwer in seiner Hand, die Waffe Tyrs drohte ihm zu entgleiten. Dann färbte Schmerz seine Sinne rot, als Kazmojen den Speer wieder aus seinem Fuß zog. Doch der Schmerz brachte auch Zorn mit sich. Nein, so einfach würde sich Dirim nicht besiegen lassen. Er stützte sich auf seinen verletzten Fuß und trat Kazmojen zwischen die Beine.

Kazmojen stöhnte und lockerte den Griff um Dirims Hals. Der Zwerg riss sich los und röchelte etwas, während er sich auf seinem Langschwert abstützte.

Kazmojen spuckte Blut, und lachte. "Was hast du gesagt, Zwerg?"

Dirim blickte Kazmojen in die Augen. "Ich habe gesagt: Sirb endlich!" Dann warf er sich nach vorne und stieß zu. Das Langschwert traf Kazmojen in die Seite und ließ ihn in die Knie gehen. Dirim stieß das Schwert noch weiter hinein.

"Stirb endlich!" Kazmojens Faust donnerte in Dirims Gesicht und brach ihm die Nase. Dirim stolperte zurück, taumelte, und ging in die Knie. Für einen Moment sahen sie sich wieder in die Augen.

"Stirb endlich."

Dann kippten beide vornüber.

-

Helion sah zu Dirim, zu Thargad, dann zu Kazmojen, und zuletzt auf den Heiltrank in seiner Hand. Kazmojens Hand zuckte schon wieder, und er hörte ein leises Stöhnen aus der Richtung des Sklavenhändlers. Gleich würde er wieder aufstehen. Irgend jemand müsste ihn so schwer verwunden, dass sie Zeit hätten, ihn mit Öl zu übergießen. Helion selbst vermochte das nicht. Aber er wusste, wer es vermochte.

Als er bei Thargad angelangt war, hörte Kazmojen gerade auf zu bluten. Seine Linke Hand presste sich auf den Boden, um ihn hochzustemmen. Die Zeit drängte. Helion entkorkte die Phiole und goss den Trank in Thargads Kehle. Der Schurke öffnete die Augen und verstand sofort. Liegend wirbelte er herum und klemmte Kazmojens Kopf zwischen seine Füße. Der Sklavenhändler sah auf und direkt in die beiden Kurzschwerter, die auf ihn gerichtet waren. Thargad lächelte grimmig.

"Heil das!"

-

Thargad steckte seine Schwerter ein. Dirim half Felliarn auf, der gerade noch dem Tod von der Schippe gesprungen war. Helion sprach ein Gebet für Anna. Alle starrten sie in die lodernden Flammen und auf den brennenden Körper darunter.

Kazmojen die Missgeburt, der Schlächter von Mukh'Tal, Herr der Malachitfeste, war tot.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 07. Februar 2005, 12:34:41
 Kleiner Zusatz für die Buchführer unter euch.

Nach dem Kampf
- alchemistische Geschosse (Feuer, Säure, tanglefoot bag): 0
- Heiltränke: 0
- Actionpoints: 0 (Anna hatte noch 3 oder 4, war aber tot)
- verfügbare Zauber: 0 (der letzte Sterbende konnte nur noch eine Heilkundeprobe kriegen - aber evtl. hatte Helion noch einen 0.Grad-Zauber, weiß ich nicht)
- SC "sterbend": 7x (da Fellian von einem Spieler geführt wurde)
- SC tot: 1

Die Tanglefoot Bag war im Übrigen sehr, sehr nützlich.

Ansonsten fürchtete ich schon, dass Kazmojen niedergemetzelt wird. Dann traf er dreimal richtig, und Thargad, Dirim und Anna lagen flach.

Wie Shaz'Narahd schon sagte, haben wir die RK-Boni von Dirim gegen Riesen vergessen (obwohl Menschengroß, war Kazmojen ein Riese), wodurch Dirim verfehlt worden wäre und die Cleave-Aktion (ein kritischer Treffer) nicht funktioniert hätte.
Sicher ein schwarzer Fleck auf der Weste. Ne, ein roter Fleck, mit ein paar Gedärmspritzern dazu. (Halbelfen haben doch rotes Blut?)

Dazu kam, dass Shaz nicht mitbekommen oder vergessen hatte, dass nach Hausregel bei mir "Aufstehen" keine AoO bekommt - so gab es dann ein wenig düstere Stimmung am Tisch. Ich habe aber versprochen, dass ich dafür Anna im nächsten Abenteuer nicht entführen, vergewaltigen ud schwängern lassen werde... ich denke, das hat die Wogen etwas geglättet. Wie es mit ihr (oder ohne sie) weiter geht? am 27.02.05 werden wir es erfahren.

(Shaz: Du weisst, dass all das mit ;) gemeint ist, ja?)
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 08. Februar 2005, 10:29:39
 Xukasus, Squamous Lir
Typ:      Medium Humanoid, NE
Hit Points:   27   dying   -1   dead   -11
Initiative:   +2
Speed:   30 ft.
Armor Class:   17    touch   12   flat-f.   15
BAB/Grapple:   +4 / +5
Attack:   Bite +7 melee (1w4+1), or jira +7 melee (1w8+1)
SA/SQ   Spell-like abilities, earth template
Saves:   Fort   +2   Ref   +7   Will   +5
Abilities:   ST   12   GE   16   KO   11   IN   15   WE   12   CH   19
Skills:   Concentration +9, Spellcraft +7, Sneak +9, Perception +8
Feats:   Blood as Power (6hp/ lvl, no slot expended), Iron Will, Blind-Fight, Weapon Finesse
Equipment:   jira, spell components
Languages:   Common, Draconic, Terran
Spell-like Abilities:   3/day:
-   Earth Burst (1 stone, 5 rounds, explodes on command or end of duration, 5d6 damage in 20ft. radius, Reflex half, DC 16)
-   Read Mind
-   Stone Blast (stone in 20ft. breaks off, 150ft., ranged attack, 3d6, no save)
-   stone shield (5 rds, +5 shield bonus, destroyed on contact & forms new)
1/day:
-   Dispel Magic (d20+5)
-   Levitate
-   Magic Armor (+1 armor even to skin, 50 min.)
-   Magic Weapon  (+1 attack/damage, 50 min.)
-   Alter Self
 
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Doombrand am 08. Februar 2005, 10:41:22
 Liest sich wieder echt gut!
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 08. Februar 2005, 10:57:49
 Kazmojen
Typ:      4 HD, LE, medium-size Giant
Hit Points:   50   dying   -7   dead   -23
Initiative:   +1
Speed:   20 ft.
Armor Class:   23   touch   11   flat-f.   22
BAB/Grapple:   +4 / +9
Attack:   mw dwarven urgrosh axe +11 melee (1w8+9/x3), or
mw urgrosh axe +7 melee (1w8+7/x3), mw urgrosh spear +3 (1w6+4/x3), or
bite +9 melee (1w6+5), 2 clawed gauntlets +4 melee (1w4+2), or
throwing axe +5 ranged (1w6+5, 10ft)
SA/SQ   10 ft. Reach, rend 2w4+7, +1 attacks vw. goblins/orcs, darkvision 60 ft., regeneration 2 (acid, fire), scent, stability +4
Saves:   Fort   +10   Ref   +4   Will   +5 (+2 poison/spell)
Abilities:   ST   20   GE   12   KO   22   IN   8   WE   15   CH   10
Skills:   Intimidate +7
Feats:   Power Attack (+4), Cleave
Equipment:   full plate, great hjelm with visor, mw dwarven urgrosh, throwing axe (4), keys (3),
pouch (10 pp, 25 ggp, 10 gp, 10 ep)
Languages:   common, dwarven, giant
   
Maneuvers:   -   One Against All: attack creatures around him; full-round action, no Dex-bonus to AC for one round (flat-footed) = +10, -5 per opponent (Standard action = +5, -5 per opponent)
-   Bonebreaker: no damage, -2 on attacks for 6 rounds = -5
 
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: shaz´narahd am 08. Februar 2005, 12:22:16
 Den ersten Tanglefoot Bag hat im übrigen Anna geworfen   :P

Außerdem: Wer will sich an Anna jetzt noch vergehen und an welcher Hälfte von ihr  :akuma: ???

Wir kämpften am Anfang sehr effektiv und hatten sehr viel Glück (vor allem Anna, daß sie mit ihrer AC von 21 und nur 12 TP nicht getroffen wurde). Nach Anna´s Tod wurde es (aus meiner Sicht) sehr chaotisch, aber dafür umso heroischer. Es war natürlich extrem schockierend, daß Kazmojen wieder aufstand (nachdem wir ihm ALLES entgegengeworfen und ihn zu Fall gebracht haben), aber unser Zwerg war zu stur, um zu sterben oder sich geschlagen zu geben  ;)

Wir werden sehen, wie es weitergeht.
Anna´s Vater ist auf jeden Fall schon aufgebrochen, um nach ihr zu suchen. Nur wann er eintreffen wird, steht noch in den Sternen...

shaz
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Der Wurm am 14. Februar 2005, 15:46:02
Zitat von: "Berandor"
"Bei Cyrics pickeligem Hintern"


 
 :D

Zitat
"Heil das!"

  :lol:

Eine tolles Finale! Hat mir gut gefallen... trotz (oder gerade wegen... :) ) der vielen (halb)Toten.
Ein tolle Storyhour!
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Boras am 25. Februar 2005, 20:07:07
 Ich bereue meine Abwesenheit ob Eures wirklich heldenhaften Auftretens.

Freu mich aber schon mal auf Sonntag und wie es weitergeht.

 
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 27. Februar 2005, 21:27:29
 So heute haben wir gespielt, und fast schon wieder zwei SC verloren...

Alles weitere demnächst in der Story Hour. Es gibt noch einen Beitrag, der Thargads Erlebnisse in Cauldron zeigt, und dann ein oder zwei Beiträge hier.

Dann mit einem weiteren Beitrag die Eröffnung des zweiten Abenteuers im neuen Thread, komplett mit SH-Download.

Demnächst... :)
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Lillith am 27. Februar 2005, 22:04:04
 
Zitat
Demnächst... 

Ich hoffe diese kryptische Andeutung heisst nicht, dass uns in der Wartezeit graue Haare wachsen ...

Mit anderen Worten: Bitte schnell weiter spielen und weiter Posten. Wir sind alle süchtig und brauchen den Stoff!!!

Bye Lillith.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 28. Februar 2005, 21:35:27
 Bevor die Story Hour so weit ist, hier schon mal ein erstes Extra. Dies sind die Notizen, die ich mir zu Annas Wiederbelebung gemacht hatte. Viel Spaß!

Die Wiederbelebung der Anna S.

In den Vergessenen Reichen kann niemand wiederbelebt werden, der keinen Schutzgott hat oder der seinem Schutzgott untreu wurde. Diese Falschen und Ungläubigen werden in Kelemvors Kristallstadt bestraft. Die Ungläubigen werden in die lebende Mauer  um die Stadt eingefügt, bis der Mörtel sie im Laufe einiger Jahrhunderte (oder länger) zersetzt hat. Die Falschen werden durch Frondienst und Folter bestraft.

Kelemvor hat einen Vertrag mit den Bateezu/Teufeln geschlossen. Sie übernehmen die Bestrafung der Falschen und dürfen vor dem Urteilsspruch diese Seelen für den Blutkrieg holen. Dafür halten die Teufel Frieden in der Stadt und unterwerfen sich dem Urteil Kelemvors und der Wegbegleiter seiner Kirche bzw. den Anhängern Jergals.

Auch Anna findet sich in der Stadt wieder. Der Versuch, sie wiederzubeleben, bringt sie in ein kleines Gerichtszimmer. Es gibt auch Repräsentationen der anderen SC hier – allesamt nur Teile ihrer Selbst, weshalb es keine Erinnerung an diese „Reise“ geben wird. Ansonsten sitzen nur einige weitere Personen im Zuschauerraum (s.u.).

Es sind keine Elfen anwesend. Anna selbst sitzt in einem abgetrennten Bereich links von dem großen Schreibtisch in der Mitte. An diesem Schreibtisch sitzt eine hagere Mumie in einer grauen Robe und weißen Handschuhen. Auf dem Schreibtisch steht ein umgedrehter Schädel, dessen Löcher verstopft sind, sowie Pergamente, Tinte und Feder. Zu guter Letzt eine Sanduhr, die zu etwa der Hälfte abgelaufen ist. Anna gegenüber sitzt  ein kleines Teufelchen mit runzliger Haut, grauen Haaren in den Ohren und einer Brille. Die Mumie ist Domitia, der Skriptor (Jergal), und das Teufelchen ist Roderick Schwarz, Notar.

Ereignis: Anwesenheit
Zunächst wird Domitia die Anwesenheiten überprüfen. Dabei wundert sie sich, dass keine der Jugendfreunde Annas oder ihre Eltern anwesend sind. Die Mutter ist als verschollen gemeldet, während der Vater eigentlich...
Im Zuschauerraum erscheint ein sehr dünner und großer Elf, dessen Geschlecht nicht erkennbar ist. Goldenes Haar fließt seine Schultern herab, ein Gewand aus Blättern hängt von seinem Körper und die Stimme klingt wie flüssiges Gold. Dies ist eine Übersteigerung des elfischen zum Klischee, und gleichzeitig Lleandris, das Gesandte der Seldarin.

Lleandris erklärt, dass die Seldarin die Elfen zurück gehalten hat. Es ist gekommen, um Anna abzuholen nach Arvandor. Domitia scheint genervt, ebenso Roderick Schwarz.
„Es ist doch offensichtlich, dass die Dame Annastrianna, wenn sie nur ein Quäntchen ihrer Lebenszeit darüber nachgedacht hätte, einen elfischen Gott zu ihrem Patron ernannt hätte. Dem Weg nach Arvandor steht also nichts im Wege.“
Roderick Schwarz: „Nun, wenn sie dem Elfischen so sehr verbunden, warum ist sie dann von der Feeninsel fort gereist und ins Land der Menschen, um sich dort mit Menschen zu umgeben und keine Anstalten zur Förderung elfischer Dienste zu machen?“
„Sie war jung für eine Elfe. Übermut trieb sie fort, und ihr menschliches Blut.“
„Sie war eine Halbelfe, und ihr menschliches Blut scheint stärker zu sein.“

Bevor sich das ganze zu einem Streit auswachsen kann, spricht Domitia. Die Halbelfe habe nun mal keine Zeit damit verbracht, einen Gott zu wählen, und sei darob des unglaubens befunden worden. Ob die Seldarin für ihre Erweckung einstünden?
Lleandris  regt sich auf, dass ein Wesen mit elfischem Blut von menschlichen Göttern bestraft werden müsse. Anna solle einfach in ihre heimat einkehren dürfen.
Domitia fragt, ob man dieses Spiel mit jedem Ungläubigen und Falschen spielen müsse, oder ob die Seldarin irgendwann Kelemvor akzeptieren? Ob man sich an einen Avatar wenden müsse? Lleandris verneint.
Domitia fragt, ob die Seldarin für die Erweckung einstünden? Lleandris verneint.
Domitia bedankt sich. Roderick gähnt. Lleandris sieht einmal traurig zu Anna, dann verschwindet er in einem Wirbel aus Sonnenlicht und Glühwürmchen.

Ereignis: Anna wird gefragt
Als nächstes wendet sich Domitia Anna zu.
„Bevor wir überhaupt über die Möglichkeit einer Erweckung sprechen, muss ich dich fragen. ob du dies überhaupt wünschst. Wisse, dass im Nachleben eine Strafe auf dich wartet – du sollst lebendig in unsere Mauer eingefügt werden, und dort ausharren, bis du von dem Mörtel aufgelöst wurdest.“
Roderick: „Natürlich gibt es Mittel und Wege, diese Strafe zu umgehen. Du müsstest nur für dieselbe unbedeutende Zeitspanne in unsere Dienste treten. Und es sind gute Dienste. Am Ende willst du gar nicht mehr weg.“
Wenn Anna verneint, endet diese Szene. Bejaht sie, geht es zum nächsten Ereignis.

Ereignis: Die SC werden gefragt
Als nächstes wendet sich Domitia an die Gefährten Annas – jedenfalls jene, die anwesend sind.
„Ihr, die ihr für die Ungläubige sprechen wollt, wisst, dass nur auf ausdrücklichen Wunsch eines Gottes hin eine Erweckung erlaubt werden kann. Ihr habt keinen Gott auf Eurer Seite. Darum sprecht, warum der Ungläubigen gestattet werden sollte, wieder ins Leben zurück zu kehren?“
Roderick: „Und lasst euch mal etwas Neues einfallen.“

Die SC müssen entweder ein gutes Argument finden oder einen Diplomatiewurf gegen 25 schaffen (Dirim hat –2, weil Roderick seine Zweifel riecht). Argumente wie „sie hat ihre Aufgabe noch nicht erfüllt“ zählen nicht. Es muss ein konkreter Grund gefunden werden. Je besser der Grund, desto größer der Bonus auf den Diplomatiewurf.

Gelingt es den SC nicht, den Wurf zu schaffen (fünf Versuche, nach zwei Versuchen ankündigen), endet die Szene. Schaffen die SC es, geht es mit dem nächsten Ereignis weiter.

Ereignis: Schutzpatron
Schließlich richtet Domitia das Wort an die anderen Versammelten.
„So komme ich nun zu euch Gesandten. Die Seele eines Ungläubigen ist wertvoll, aber auch gefährlich. Zu viele finden den Weg in die Falschheit. Wer unter euch ist bereit, das Risiko einzugehen und für die Ungläubige zu sprechen?“
Roderick: „Seht sie euch nur an – sie ist zur Falschheit geboren! Ich gebe euch kein Jahr, dann ist sie euch untreu geworden. Lasst sie uns – wir können ihr Loyalität einbleuen. Euch würde sie ja doch nichts nutzen.“

Die Anwesenden und ihre Anforderungen
Jeder der Anwesenden (außer den SC) repräsentiert eine Gottheit, die evtl. Annas Schutz übernehmen würden. Allerdings verlangen sie alle eine mehr oder weniger große Gegenleistung dafür. Die Anwesenden sind:
  • Beshaba: Eine Frau in einer schwarz/lila/purpurfarbenen Robe, die Hüften ausgeschnitten. Auf ihrem linken Knöchel hat sie die Tätowierung eines Geweihs, auf der rechten Hüfte eine unlesbare Zeichnung.
    „Ich spreche für die Maid des Missgeschicks, Beshaba. Unglück hat dich zu Falll gebracht, nun lass das Unglück anderer dein Schutz sein. Als Gegenleistung für dein Leben erwarten wir, dass du Unglücke und Gemeinheiten über dich bringst, wenn sich dir die Gelegenheit dazu bietet.“
    Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen
  • Helm: Ein Mann (?) in einem Plattenpanzer, von oben bis unten glänzend sauber. Der Helm ist geschlossen.
    „Ich komme für den Großen Wächter, Helm, und als Gefälligkeit für die Hohepriesterin seines Tempels. Du bist eine Wächterin über Cauldron, und diesen Dienst sollst du weiterhin bestreiten. Wir erwarten von dir, dass du dich den Ansichten Helms annimmst und zumindest kurze Zeit in seinem Tempel dienst.“
    Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen
  • Lathander: Ein Junge von acht Jahren in einem scharlachroten Gewand.
    „Ich komme für den Fürst des Morgens, Lathander. Du kanntest keinen Trost in deinem alten Leben, doch wir bieten dir ein neues. Hoffnung ist nie vergebens. Folge uns, und verbreite die Gabe, die dir zuteil geworden, unter deinen Mitmenschen. Erweise Gnade, schenke Hoffnung, und ermögliche einen Neuanfang, wenn sich die die Chance bietet.“
    Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen
  • Loviatar: Ein gut gebauter junger Mann in hohen schwarzen Stiefeln, schulterlangen Lederhandschuhen, und einer engen ausgeschnittenen Lederweste unter einer weißen Robe.
    „Ich bin hier auf Geheiß der Jungfer des Schmerzes, Loviatar. Große Schmerzen wurden dir zuteil, und wir wollen dir erlauben, diese Schmerzen heim zu zahlen. Bestrafe jene, die unrecht tun, auf dass sie nie wieder fehl gehen werden. Peinige jene, die es verdienen. Gnade ist fehl, doch Strafe wirkt Wunder.“
    Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen
  • Ilmater: Eine ältere Frau mit graubraunem Haar in grauer Tunika und ebensolcher Kappe.
    „Ich erscheine hier für den Weinenden Gott Ilmater. Ungläubige, wir können dich nicht aufnehmen, aber wir wollen dich ersuchen, dich nicht der Umarmung Loviatars hinzugeben. Schmerz, den du anderen gibst, wird deinen nicht lindern. Ertrage deine Strafe, und eines Tages wirst du ein neues Leben erhalten.“
  • Sune: Ein junger, sehr gut aussehender Mann mit wallendem Haar in einer eng anliegenden scharlachroten Mönchstracht ohne Kapuze, die seine glatte Brust sehen lässt.
    „Die Dame Feuerhaar hat mich gesandt, meine Herrin Sune. Du hast die Gabe, Freude zu schenken, und Freundschaften fliegen dir zu. Schönheit und Grazie wurden dir genommen und sollen dir wiedergegeben werden. Folge deinen Gelüsten und Leidenschaften. Tanze, wenn dir danach ist. Pflege die Kunst und dich selbst. Tu, wozu du Lust hast. Als Zeichen deiner Gunst erhofft die Herrin sich nur einen Ort der Andacht.“
    Spoiler: Klicke, um den Beitrag zu lesen
  • Tymora: Ein Mann in Stulpenstiefeln, einer Hose aus Silberfäden und einem nachtblauen Hemd. Er hat kurzes Haar und ein schiefes Lächeln.
    „Die Lächelnde Herrin schickt mich, Tymora. Du hast dein glück gesucht, doch nie gefunden. Suche erneut. Vertraue auf die Gnade der Herrin, nicht auf zähe Planerei, und schreite erneut auf den Wegen der Welt. Als Zeichen deines Vertrauens wird die Herrin dir eine Aufgabe erteilen. Erfülle sie, und du hast dich bewiesen.“
    Er wird die Aufgabe nicht näher erläutern.
Ereignis: Wiederbelebung
Wenn die Ereignisse alle positiv absolviert werden, erwacht Anna im Tempel. Sie kann sich nur grob an die Szene erinnern: Sie wurde gerichtet, und ihr neuer Schutzgott stand ihr bei. Sie weiß um ihre Pflichten.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 01. März 2005, 20:48:20
 Hinweis: Ich habe mit Thargads Spieler, der 3 oder 4 Spieltermine in Fpolge verpasste, ein paar Ereignisse per E-Mail durchgespielt. Die folgende Beschreibung ist, wann immer möglich, diesen Mails entnommen; nur zu etwa 20% habe ich es komplett neu geschrieben.

Thargad in Cauldron
Nachdem er den Brief erhalten hatte, zog sich Thargad erst einmal an einen ruhigen Ort zurück und las ihn erneut. Das Schreiben stammte von Berion, dem Anführer seines Ordens. »Suche Meerthan Eliothlorn« stand in dem Brief. Ein elfischer Verwandlungszauberer, der eine Vorliebe für Pfeifentabak hatte, und Thargad sollte ihn in dieser fremden Stadt aufstöbern. Am Besten machte er sich direkt an die Arbeit.

-

Im Verlauf seiner Nachforschungen erfuhr er so Einiges. Zunächst einmal bemerkte Thargad einen Mann, den er für den Anführer der Schläger hielt, die den jungen Priester Ruphus Laro angegriffen hatten. Der Mann hatte eine Verletzung dort, wo Annas Bolzen ihn getroffen haben müsste. Vorsichtig folgte Thargad ihm bis zur Garnison der Stadtwache. Der Mann betrat den von einer Mauer umgebenen Bereich und grüßte Einige der Wachen, die ihm entgegen kamen. Es handelte sich anscheinend selbst um einen Wachmann. Thargad schüttelte den Kopf über die Ruchlosigkeit dieses Kerls, merkte sich sein Gesicht aber sehr genau.

-

Anderentags folgte Thargad kampfähnlichen Geräuschen in eine Seitengasse. Dort erblickte er eine junge Frau, die mit ihrem Rapier wildeste Kampfübungen betrieb. Hieb um Hieb schnellten durch die Luft, viel zu sehr auf Kraft bedacht denn auf die der schlanken Waffe typische Eleganz. Es war die Rothaarige, die zu den Sturmklingen gehörte. Corah Lathenmire. Nach einigen Augenblicken, in denen Thargad sie schweigend beobachtete, hatte sie sich scheinbar abreagiert. Leicht keuchend wischte sie sich mit dem Saum ihres Hemdes den Schweiß vom Gesicht. Das Hemd klebte an ihren Armen ebenso wie an ihrem Busen; sie hatte stark geschwitzt.

»War ziemlich dumm, was Todd gemacht hat. Er hat ganz schön geguckt, als er den Wein bezahlen sollte. Geholfen hat euch das aber auch nicht. Geht uns lieber aus dem Weg.« Sie drängte sich an Thargad vorbei, rempelte ihn dabei an.
Thargad zögerte einen Moment, bevor er sich nach ihr umwandte. »Habt ihr eine Ahnung, woher die Kobolde gekommen sind? Angeblich sollen sie doch in Tethyr ausgerottet sein... bis vor Kurzem zumindest.« Für einen Moment schien Corah zu überlegen, dann drehte sie sich zu Thargad um.

»Es sind Kobolde! Wer weiß schon, wo die herkommen?« Beim Reden gestikulierte sie wild, und ihr Rapier zischte durch die Luft, um ihre Worte zu unterstreichen. »Außerdem sind wir hier im Grenzland. Wahrscheinlich sind die vom Dampfsee hochgekommen.« Corah hielt inne. »Trotzdem hast du Recht.  Wir wussten erst gar nicht, was das für Viecher waren, bis wir sie Vortimax Weer zeigten... wie dem auch sei – jetzt sind sie tot.«

»Vortimax Weer? Ist das nicht dieser Tränkemischer? Merkwürdig, dass sich so jemand mit diesem Ungeziefer auskennt...«, überlegte Thargad laut. »Na ja, was solls. Ich nehme an, dass die Kobolde jemand überfallen haben, oder wie habt ihr sie aufgespürt? Überhaupt ist euch an der Höhle etwas Merkwürdiges aufgefallen? Handeltet ihr aus eigenem Willen oder auf fremden Wunsch?« Er sah Corah prüfend an. »Stelle ich Euch zu viele Fragen? Bedenkt, dass dies vermutlich die einzige Gelegenheit ist, mit Euch zu sprechen. Schließlich gabt ihr selbst mir den Rat, von Euch fern zu bleiben. Also jetzt oder nie, nicht wahr?«

Corah schüttelte den Kopf als könne sie selbst nicht fassen, dass sie antwortete.
»Der alte Weer ist das Nächste, was diese Stadt an einem Gelehrten hat. Wir wir die Kobolde fanden? Fürst Valanthru bat uns, nach ihrer Höhle zu suchen. Anscheinend hatte ein Händler etwas Verdächtiges gesehen, und wir haben uns darum gekümmert.« Dann lächelte sie Thargad herausfordernd an. »Und jetzt seid ihr dran. Was wollt ihr in Cauldron? Wer hat euch geschickt, und was sind eure Pläne?«

Thargad antwortete nach kurzem Zögern. »Gleiches mit Gleichem vergelten; das ist gerecht. Niemand hat uns geschickt; wir sind aus persönlichen Motiven nach Cauldron gekommen, um uns nach dem Verbleib einiger Leute zu erkundigen. Leider bislang ohne Erfolg. Kurzerhand haben wir also beschlossen, der Helmkirche bei dem Problem mit den verschwundenen Kindern zu helfen. Wir führen also nichts gegen Euch im Schilde, seid beruhigt.«

Er bemühte sich, zu lächeln. »Ich bin ja schon froh, dass man mit euch reden kann, auch wenn wir nur aus dem einfachen Volk sind. Ihr seid wohl vernünftiger als euer hochmütiger Freund.« Ein verschwiegener Blick. »Was ist Fürst Valanthru denn für einer?«

»Ach, Todd«, seufzte Corah, brach dann aber abrupt ab. »Das geht euch gar nihcts an. Und Vhalantru ist wie er ist – ein Elf eben. Es heißt, er sei aus Cormanthor gekommen. Ein freundlicher Goldelf, aber ein Goldelf eben.« Sie wandte Thargad wieder den Rücken zu. Bevor sie ging, sagte sie noch: »Seid vorsichtig. Todd ist immer noch sauer, und es ist nicht gut, sich mit Annahs Spielgefährten anzulegen. Die Beiden werden sich bestimmt rächen wollen. Und egal, wie wir uns hier unterhalten haben – wenn sie ruft, werde ich folgen.« Dann ging sie, und Thargad sah ihr nachdenklich hinterher.

-

Am nächsten Morgen bemerkte Thargad, dass er beobachtet wurde. Aus den Augenwinkeln sah er einen Halbelfen um eine Ecke verschwinden. Flugs schlich er ihm nach, aber er war nur ein paar Schritt weit gekommen, als der Halbelf sich umwandte und auffordernd zu Thargad hinüber sah. Ein wenig verärgert, aber ohne Groll trat Thargad aus den Schatten zu ihm hin. Der Halbelf war bleich, mit blauen Augen, seine blonden Haare in drei Zöpfe geflochten, und ihm fehlte der kleine Finger an der linken Hand. Anscheinend war dies Fario Ellegoth, von dem die Halblingsfrau den Nachkommen erzählt hatte.

»Seid gegrüßt, Fario Ellegoth«, nickte Thargad ihm zu. »Ihr habt ein gutes Auge. Der Stadtherr scheint eine gute Wahl getroffen zu haben. Ich frage mich allerdings welches Interesse er an mir oder meinen Freunden haben könnte?« Fario sah ihn für einen Moment unsicher an.

»Der Stadtherr? Nun... um ehrlich zu sein, weiß er nichts von uns.« Er lächelte etwas verlegen. »Wir sind Freunde von Elethor Aschstab, einem Magier, der vor gut zwei Wochen verschwunden ist. Ihn suchen wir. Wir dachten nur, dass ein offizieller Auftrag uns helfen würde.«

Thargads Augenbraue hob sich kurz, als der Halbelf die Dreistigkeit, unter vorgetäuschtem Auftrag im Namen des Stadtherrn zu ermitteln, offen zugab.

»Ein Magier namens  Elethor Aschstab ist mir nicht bekannt. Stellt sich also die Frage, warum Ihr glaubt, daß ich Euch zu ihm führen könnte oder weshalb habt Ihr mich beschattet? Die Tatsache, daß ich auch fremd in dieser Stadt bin, kann es doch nicht sein, oder?«

Gleichzeitig überlegte er, ob Elethor vielleicht unter leicht abgewandeltem Namen eben jener Eliothlorn sein könnte, den er suchte.

Fario zuckte mit den Schultern. »Ihr seid ebenso neu wie wir. Ihr untersucht den Fall, ebenso wie wir. Aber anders als wir scheint ihr einen wenigstens halbwegs offiziellen Auftrag zu haben. Und da wir nichts herausfinden konnten, dachten wir uns, es könne nicht schaden, euch zu beobachten. Vielleicht findet ihr mehr als wir?« Er blickte Thargad erwartungsfroh an. »Und, habt ihr?«

Thargad schüttelte den Kopf. »Nein, das tun wir nicht. Ihr sucht diesen Magier, wir hingegen sind auf der Suche nach den verschwundenen Kindern... tatsächlich, nicht nur vorgetäuscht!« Ein durchdringender Blick. »Es sei denn natürlich, Ihr geht davon aus, dass das Verschwinden Eures Freundes und das der Kinder zusammenhängt? Wenn ja, was bringt Euch auf diese Idee?«

Fario runzelte kurz die Stirn. »Nun, Elethor ist eines Nachts verschwunden, ebenso wie viele andere nach dem, was man so hört. Die Kinder waren die Letzten. Ihre Spur ist die frischeste. Ich nehme an, wenn wir die Kinder finden, finden wir auch Elethor Ashstab, oder zumindest seinen Entführer. Aber wenn ihr nichts herausgefunden habt, dann verabschiede ich mich jetzt erst einmal von euch. Ich bin sicher, wir sehen uns noch einmal wieder.« Mit einem Nicken verabschiedete sich der Halbelf, und ging. Thargad folgte ihm nicht.

-

Am Abend saß er in einem Wirtshaus, als ihm eine junge Frau auffiel, beinahe noch ein Mädchen, alleine an einem Tisch. Sie hatte kurzes schwarzes Haar, das strubbelig zu den Seiten abstand. Vor ihr stand ein Weinkelch, seit einigen Minuten schon unangetastet. Die Frau blickte in den Kelch, als sähe sie darin mehr als nur den Alkohol.

Thargad ging zu ihr und sagte: »Entschuldigt die Störung, junge Dame. Mir ist aufgefallen, dass ihr in düstere Gedanken versunken scheint. Ihr starrt nun schon mehrere Minuten in Euren Weinkelch, ohne auch nur einen Schluck getrunken zu haben. Bedrückt Euch etwas?«

Sie erschrak ein wenig. Ihre Augen waren gerötet, als sie hochsah. Sie lächelte verlegen.  »Es ist nichts. Nur... nichts. Aber danke.«

Sie schwieg für einen Moment, dann schien sie sich zu etwas aufzuraffen. »Möchtet... Möchtet ihr euch nicht setzen? Ich könnte etwas Ablenkung gebrauchen. Ich heiße Arlynn.«

Ohne ihre Frage zu beantworten, setzte sich Thargad ihr gegenüber. »Ich fürchte, Euch keine gute Ablenkung bieten zu können. Ihr solltet wissen, dass ich eigentlich ein eigenbrötlericher Einzelgänger bin. Das wirft man mir zumindest des Öfteren vor«, sein rechter Mundwinkel verzog sich zur Andeutung eines Lächelns. Er zögerte kurz. »Aber ich kenne das Gefühl, verloren zu sein.«

Für einen Moment war Thargad überrascht und verunsichert, dass er dieser Fremden gegenüber so offen über seine eigene Einsamkeit spricht. Nach kurzem unbehaglichen Schweigen sagte er: »Ich heiße übrigens Thargad.«

»Seid gegrüßt, Thargad.« Sie rang sich ein Lächeln ab, mehr schlecht als recht. »Vielleicht ist ein eigenbrötlerischer Einzelgänger jetzt genau das Richtige. Ich weiß gar nicht, ob ich so große Lust habe, zu reden. Es genügt schon, dass mir jemand gegenüber sitzt.«

Arlynn hob jetzt den Becher und neigte ihn kurz in Thargads Richtung, bevor sie einen Schluck trank. Sie verzog leicht den Mund, sagte aber nichts. Dann saß sie nur da und sah Thargad an.  Nach einer Weile fragte sie dennoch: »Seid ihr neu in Cauldron?«

Thargad fühlte sich etwas unwohl. Offenbar erwartete Arlynn von ihm, dass sie sich über Belanglosigkeiten wie das Wetter unterhielten, um sich von ihrem Kummer ablenken zu können. In all den Jahren hatte er keine positive Einstellung für müßige Plauderei und auch keine besondere Fertigkeit darin entwickeln können. Arlynn hatte er nur aus der spontanen Besorgnis heraus angesprochen, sie sei in ernsthaften Schwierigkeiten. Doch ihre Probleme würde sie einem Fremden wohl nicht anvertrauen. Wen wunderte es? Würde er das tun? Wohl kaum!

Nun aber hatte er die Sache angefangen und würde sie auch zu Ende bringen. Er
seufzte innerlich und dachte darüber nach, welches oberflächliche Thema sich für ein Gespräch eignen würde, als Arlynn ihn aus seinen Gedanken riss. »Seid Ihr neu in Cauldron?«

»Ja, ich bin neu in Cauldron. Ich bin vor einigen Tagen mit ein paar Freunden hier eingetroffen, um hier nach einigen alten Bekannten zu suchen. Wir hatten jedoch keinen großen Erfolg... leider.

»Wie sieht es denn mit Euch aus? Kommt Ihr aus Cauldron oder von außerhalb? Was auch immer, verzeiht mir, aber Ihr seht nicht so aus, als könnte man Euch normalerweise in einer Wirtschaft wie dieser antreffen.«, er deutete auf ihren Weinkelch, »und der Wein scheint Euch auch nicht gerade zu munden. Möchtet Ihr vielleicht etwas anderes trinken? Falls Ihr Euren Kummer ertränken wollt, gibt es sowieso Besseres, welches Euch schneller zum Ziel führen sollte. Aber Alkohol würde ich Euch generell nicht empfehlen. Ihr solltet Euch lieber jemandem anvertrauen, jemanden aus Eurer Familie oder einem guten Freund.«

Thargad stöhnte: »Da habt Ihr es. Statt Euch abzulenken, spreche ich direkt wieder Eure Sorgen an ... Hm, verzeiht mir, ich bemühe mich, es nicht wieder zu tun.«
Arlynn seufzte. »Es scheint, ich komme ohnehin nicht darum herum, mit jemandem zu reden. Aber ich glaube, ein Fremder wäre viel besser geeignet. Schließlich«, sie sieht dich betont an, »kann ein Fremder nur zuhören, ohne unbedingt eingreifen zu müssen.«

Sie nahm einen weiteren Schluck Wein, als müsse sie Mut fassen. »Also, Fremder namens Thargad, hört zu. Ich arbeite als Hausmädchen im Hause Aslaxin. Die Familie handelt hauptsächlich mit Kunst und Holzmöbeln. Sie ist eine der einflussreichsten Adelsfamilien. Nun, Zacharias der Erste hat ein Auge für Kunstwerke.«

Sie schluckte.  »Und, wie er sagt, für Schönheit.« Sie stoppte wieder, nahm noch einem Schluck.

»Als Hausmädchen ist es normal, vom Hausherren angesehen zu werden. Man gewöhnt sich ebenso daran wie daran, überhaupt nicht wahrgenommen zu werden. Auch ein paar anzügliche Bemerkungen muss man sich gefallen lassen - die Arbeit ist gut bezahlt, sicher, und meistens angenehm, wenn auch hart. Was ist da schon ein schräger Blick, ein Satz oder auch ein Kniff in den Po?«

Arlynn sah jetzt zu Boden, vermied Thargads Blick. »Heute hat er mich in der Bibliothek überrascht. Ich habe gerade die Buchregale abgestaubt. Plötzlich stand er hinter mir und hat mich... Er fasste mir von hinten an den Busen. Ich wollte nicht, aber er hat gelacht, und gesagt, ich soll mich nicht wehren. Ich wusste nicht, ob ich schreien sollte.«

Ihre Stimme zitterte ein wenig. »Dann... Dann ist sein Sohn hereingekommen, Zacharias der Zweite. Da hat er von mir abgelassen, und ich bin sofort aus dem Zimmer geflüchtet.«

Die Worte sprudelten jetzt geradezu, als ob ein Damm gebrochen oder sie möglichst alles erzählen wollte. »Später habe ich mit dem Sohn gesprochen. Er ist ein bekannter Abenteurer - von den Sturmklingen. Er hat mich beruhigt und gesagt, dass sein Vater das nicht wieder tun würde. Und dann hat er gesagt, dass mir sowieso niemand glauben würde, wenn ich es erzählte. Und ich solle mich geehrt fühlen.«  Sie nahm noch einen Schluck Wein. »Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich brauche das Geld, und wenn ich kündige - wo soll ich dann arbeiten? Meine Mutter sagt, die Arbeit in der Scheuen Fee sei sehr angenehm und gut bezahlt... da könnte ich mir die Leute wenigstens aussuchen, mit denen ich aufs Zimmer gehe, zumindest zu Beginn, und die Vanderborens achten darauf, dass nichts passiert...«

Sie rieb sich mit dem Ärmel ihres Hemdes durchs Gesicht, sah dann wieder zu Thargad mit geröteten Augen, und lächelte hilflos. »Ich weiß nicht, was ich tun soll.«

Thargad verfolgte Arlynns Worte mit versteinerter Miene. Lediglich seine geballte Faust verriet seinen aufwallenden Zorn. ‚Einer von dieser Sorte also’, ging es ihm durch den Kopf. ‚Von denen gibt es viel zu viele. Notgeile Mistkerle, die glauben, ihr Adelstitel, ihr Geld oder ihre Macht erlaube ihnen, sich an anderen vergehen zu dürfen wie es ihnen gefällt.’

»Ich verstehe jetzt Euer Problem«, brachte er etwas gepresst hervor, nachdem Arlynn ihre Geschichte beendet hatte. »Ihr seid wirklich in Schwierigkeiten und es tut mir leid, daß Euer Herr so ein Schwein ist. Verzeiht meine Ausdrucksweise, aber so etwas regt mich doch auf. Vor allen Dingen, dass man nichts gegen ihn unternehmen kann.«

Er hielt einen kurzen Moment inne, um sich zu beruhigen und nachzudenken. Dabei nahm er wieder seine übliche gelassene, etwas unterkühlte Haltung ein, welche so typisch für ihn war.

»Nun, Arlynn, letzlich gibt es nur eine Möglichkeit: Ihr müßt das Haus Aslaxin verlassen, je früher, desto besser. Auch wenn es hart klingt, macht Euch keine Hoffnung darüber, dass der Sohn Eures Herrn recht haben könnte und er tatsächlich von Euch ablassen wird. Er wollte lediglich sicherstellen, dass Ihr den Mund haltet. Ihr habt seine Lust geweckt und so sehr Ihr auch versucht, ihm aus dem Weg zu gehen, früher oder später wird eine weitere Gelegenheit für ihn kommen.«

Thargad zögerte einen Moment: »Ich möchte Euch helfen, Arlynn, aber da ich neu in der Stadt bin, sind meine Möglichkeiten hier arg begrenzt. Ich könnte Euch finanziell für eine kleine Weile unterstützen, das würde Euch etwas Zeit verschaffen, Euch nach einer neuen Beschäftigung umzuschauen... aber ich vermute mal, dass Ihr hier in Cauldron nach der Kündigung bei den Aslaxin keine Stelle als Dienstmädchen mehr bekommen würdet, oder?« Er beugte sich zu ihr vor. »Ich habe allerdings einige Bekannte in Darromar. Wenn Ihr bereit wäret dorthin zu gehen, ließe sich vielleicht etwas machen. Wäret Ihr dazu bereit?«

Arlynn war bei dem Angebot blass geworden. »Vielen Dank, Thargad. Aber ich kann Euer Angebot, und sei es noch so großzügig, nicht annehmen. Ihr habt mir schon genug gedient, indem ihr mir zugehört habt – ich will meine Probleme aus eigener Kraft lösen. Aber ihr habt Recht, ich muss fort von Aslaxin. Morgen werde ich mich umhören. Vielleicht kann ich bei Lady Knowlern unterkommen, oder der Dame Rhiatavi. Zur Not nimmt mich vielleicht auch Fürst Taskerhill auf, und sei es nur aus Vergnügen, Aslaxin damit einen Stich zu verpassen.« Sie lächelte Thargad dankbar an.

»Habt dennoch Dank für Euren Großmut. Warum kommt Ihr nicht wieder einmal hier vorbei, dann erzähle ich Euch, wie es mir ergangen ist. Und dann könnt Ihr mir Eure Probleme klagen.« Ihr tapferer Gesichtsausdruck machte klar, dass Arlynn einen Scherz gemacht hatte. Dann verabschiedete sie sich von Thargad und ging, nicht ohne sich an der Türe noch einmal umzudrehen.

-

Trotz all dieser Erlebnisse richtete Thargad die meiste Zeit des Tages darauf aus, Meerthan Eliothlorn zu finden. Endlich spürte er ihn auf, und mit den vereinbarten Kennwörtern brachte ihn der Magier in seinen Unterschlupf. Überrascht sah Thargad, dass dort auch Fario und Felliarn seiner harrten.

»Willkommen in Cauldron, Thargad«, sagte Meerthan. »Wir können deine Hilfe brauchen.«

»Immer langsam«, mahnte Thargad ihn. »Fangt besser am Anfang an.«
Meerthan lächelte. Er war eindeutig ein Mondelf mit seiner hellen Haut, dem dunklen Haar und den bernsteinfarbenen Augen. »Hast du schon einmal von den Silbertreitern gehört?« Thargad verneinte.

»Die Silberstreiter sind so etwas wie eine Schwesterbewegung der Ritter des Silberkelches. Während jene sich im Adel für Siamorphes Lehren einsetzen, stützen und schützen wir Tethyr aus dem Volk heraus – solange die Königin ihre Pflichten dem Volk gegenüber nicht vergisst.« Thargad nickte, um zu zeigen, dass er verstanden hatte. Fario brachte Getränke, bevor Meerthan weitersprach.

»Vor siebzehn Jahren tauchten in dieser Stadt die ‚Käfigschmiede’ auf, eine Gruppierung, die zu einer Gefahr für Tethyr werden würde, wenn man unseren Weissagungen glauben konnte. Die Käfigschmiede sind Agenten des Chaos und des Bösen, müsst ihr wissen. Ich weiß immer noch nicht genau, was sie damals planten«, Thargad merkte, dass Meerthan etwas zurück hielt, »aber bevor sie ihre Pläne durchführen konnten, machte ihnen die Zeit der Sorgen einen Strich durch die Rechnung. Leider auch, bevor ich sie aufspüren konnte. In dem Chaos damals machten sie sich davon. Leider verschwanden damals auch die Schätze Tethyrs, ohne mir sagen zu können, ob sie den Unterschlupf der Bande gefunden hatten.« Um Thargads Erwähnung zuvorzukommen, fügte er hinzu: »Ja, ich kannte sie, wenn auch nur flüchtig.«

Ein grimmiger Zug umspielte Meerthans Gesicht. »Jetzt sind die Käfigschmiede wieder in der Stadt. Sie haben ihre Pläne wieder aufgenommen – ich spüre es. Aber diesmal werde ich sie stellen. Sie werden mir nicht noch einmal...« Er schluckte.
»Nun, jedenfalls bin ich so etwas wie der General der Silberstreiter hier in Cauldron. Fario und Felliarn dienen mir, ebenso Shensen, die ihr im Glücklichen Affen getroffen habt.« Thargad erinnerte sich an die Dunkelelfe.

»Und hier kommst du ins Spiel. Ich möchte, dass du wieder zu deinen Gefährten gehst. Fario und Felliarn werden sich als Verstärkung im Hintergrund halten. Wenn du meine Hilfe brauchst, zerbrich diese Brosche.« Er reichte Thargad einen Anstecker aus zerbrechlichem Perlmutt. »Finde heraus, was du kannst, und berichte mir. Später habe ich vielleicht weitere Aufgaben für dich.«

Thargad erklärte sich einverstanden, und beratschlagte die Nacht über mit den Anderen. Am nächsten Morgen hörte er, dass seine Gefährten im Helmtempel gesehen wurden. Gemeinsam mit den Halbelfen brach er auf, aber zu spät. Jenya schickte ihn weiter zu Keygans Schlossmacherei. Es bedurfte keiner großen Überzeugungbei dem Gnom, und schon waren Thargad und die zwei Silberstreiter auf dem Abstieg nach Jzadirune. Am zweiten Treppenabsatz gähnte eine Geheimtüre offen, und dahinter vernahmen sie Kampfgeräusche. Thargad sah um die Ecke, wie seine Gefährten gerade den letzten Hobgoblin niederstreckten und die Plattform, auf der sie standen, langsam in die Tiefe glitt. Behende hastete er durch den Gang, und mit einem beherzten Ruf sprang er der Plattform hinterher: »Nicht so schnell!«
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 06. März 2005, 17:05:19
 Die Malachitfeste: Aufräumarbeiten
Alle waren sie blutbesudelt. Ihre Gesichter waren gezeichnet von den letzten Augenblicken. Der Kampf hatte nur ein paar Minuten gedauert, doch schien es, als sei eine Ewigkeit vergangen. Ihre Kleidung war zerrissen, ihre Rüstung ramponiert. Ihre Gemeinschaft zerbrochen. Sie hatten gesiegt, und niemand jubelte.

Kazmojen war tot. Aber noch waren die letzten Gefangenen nicht befreit, die letzten Hobgoblins besiegt. Was tun? Konnte man einfach so in den Aufzug steigen und nach oben fahren? War das Risiko, weiter vorzudringen, nicht zu groß? Die Fragen standen in all ihren Gesichtern zu lesen, doch niemand wusste die Antwort.

Dann öffnete sich die dritte Tür in der Halle. Zwei Hobgoblins kamen dahinter zum Vorschein, die mit großen Augen auf die Leiche ihres Anführers und die sich zu ihnen umdrehenden Abenteurer blickten.

»Frell!«, rief einer der Hobgoblins und schlug die Türe wieder zu. Die Entscheidung über das weitere Vorgehen war den Gefährten damit genommen. Boras stürzte zur Tür, Thargad hinterher. Die Hobgoblins waren schon über die dahinter liegende Steinbrücke und hatten sich dahinter aufgeteilt.

»Du rechts, ich links«, raunte Boras, und die beiden jagten los. Währenddessen bezog Dirim eine Verteidigungsposition an der Türe, und Helion stellte sich mit bereiter Armbrust schützend über die verbliebenen Waisenkinder.

Thargad rannte hinter seinem Hobgoblin her, die Schwerter zum Schlag erhoben. Der Söldner erreichte eine weitere Türe und warf sich dagegen, um mit der Türe in den Raum dahinter zu stolpern. Zwei Hobgoblins sahen von ihrem Kartenspiel auf, während zwei weitere auf ihren Pritschen aus dem Schlaf gerissen worden. Thargad hielt an. Einer gegen Fünf, das war ihm zu riskant. Er tat zwei vorsichtige Schritte zurück, und als er das Grinsen im Gesicht der Hobgoblins sah, wusste er, dass er sie hatte.

»Folgt mir, Jungs«, flüsterte er vor sich hin, dann rannte er über die Brücke zurück in Kazmojens Halle, die Hobgoblins im Schlepptau – und Dirim und Helion in kampfbereiter Erwartung.

Boras verfolgte sein Ziel ebenso hartnäckig. Auch dieser Hobgoblin warf sich gegen eine Türe und in einen Raum dahinter. Auch hier warteten weitere Hobgoblins. Boras nahm seine Axt hoch. Drei gegen Einen war gerade noch angemessen. Vier oder Fünf hätten ihm besser gepasst. Aus den Augenwinkeln sah er, dass einer von Thargads fünf Verfolgern ebenfalls in seine Richtung kam.

»Schon besser«, murmelte der Barbar.

Der erste Hobgoblin stürmte in die Halle. Noch während er seinen Schild hob, um Helions Bolzen abzuwehren, stach ihm Thargad tief in die Flanke, und Dirim erledigte den Rest mit seinem Langschwert. Dann drängten die anderen Hobgoblins nach, und Zwerg wie Mensch waren umstellt.

Boras parierte einen Hieb mit seiner Axt und zwang das Langschwert des Hobgoblins zu Boden. Er verpasste ihm einen Kopfstoß, dass der Söldner benommen zu Boden sank. Dann waren die anderen drei Hobgoblins herbei und umstellten den Barbaren.

Helion hob die Armbrust, und ließ sie wieder sinken. Er hatte kein freies Schussfeld. Er begann, den Hobgoblins Beleidigungen zuzurufen. Leider waren dies keine Orks, sondern disziplinierte Kämpfer, und Helions Taktik ging nicht auf. Thargad blutete schon wieder aus mehreren Wunden, und Dirim hielt sich ohnehin kaum auf den Beinen. Helion fluchte. Kazmojen besiegt – und jetzt an Kroppzeug scheitern?

Boras fluchte. Er hatte es bislang vermeiden können, schwere Wunden davon zu tragen, aber der Schweiß stand ihm auf der Stiirn. In dem Bemühen, den drei Hobgoblins auszuweichen, die sich gezielt um ihn herum bewegten, um ihn stets von Neuem in die Zange zu nehmen, fand er keine Möglichkeit, selbst anzugreifen. Er stieß seine Axt nach vorne, aber bevor  sein Schlag ins Ziel ging, musste er die Waffe herumreißen, um einem Stoß von hinten zu entgehen. Die Hobgoblins lachten, und einer spie ihm ins Gesicht.

Thargad brachte seine Schwerter über Kreuz und verkeilte das Langschwert seines Gegners darin. Er riss die Klingen zur Seite, und der Hobgoblin stolperte gegen seinen Gefährten, dessen Hieb dadurch ins Leere ging. Thargad nutzte die Gelegenheit und trat dem ersten Hobgoblin gegen die Kniescheibe. Das Knie brach, und der Hobgoblien schrie. Dirim fing einen Schlag in seiner behandschuhten Rechten auf und schlug seinem Gegner den Knauf des Langschwerts ins Gesicht. Der Zwerg keuchte. Er hörte den Hobgoblin schreien, als ihm das Knie durchgetreten ward, und stieß dem armen Kerl sein Schwert von hinten durch die Kehle.

»Ruhe«, ermahnte der Zwerg den Toten, »ich versuche zu arbeiten.« Von grimmigem Humor beflügelt, machten sich Thargad und Dirim wieder ans Werk.

Boras sprang vor, direkt auf den plötzlich ängstlich drein blickenden Hobgoblin zu.
Der Speichel tropfte von Boras’ Wange, als der Barbar seinen Gegner am Kragen packte und zu sich hinzog.

»Du spuckst mich an? Du spuckst mich an? Du?!« Zorn lief heiß durch Boras Adern, pulsierte in seinen Muskeln, färbte seine Sicht rot. »Was erlaubst du dir?«, schrie er, dann schleuderte er den Hobgoblin gegen die Wand. Das Genick brach mit einem hässlichen Knacken, und der Körper sackte zu Boden. Boras spie aus.

»Ich spucke auf dich.« Die beiden übrigen Hobgoblins wichen einen Schritt zurück. Ihre Schwerter lagen plötzlich etwas schwerer in der Hand.

Thargad stand zwischen zwei Hobgoblins und tat sein Bestes, ihre Schläge abzuwehren. Dirim nutzte die Gelegenheit und schnitt einem der beiden die Kniekehlen durch. Thargad erledigte  den Knieenden mit einem achtlosen Hieb, dann drehten sie sich zu dem letzten Überlebenden um, der unsicher auf sein Langschwert starrte.

Einer der beiden Hobgoblins nahm seinen Mut zusammmen und schlug nach Boras. Der Barbar fing die Klinge mit seiner bloßen Hand und achtete gar nicht auf den Schmerz und das Blut, als er dem Hobgoblin seine Axt in den Magen rammte. Der letzte Hobgoblin warf sein Langschwert weg und hob die Hände, um sich zu ergeben. Boras schüttelte den Kopf.

Plötzlich wurde eine weitere Türe aufgerissen, und aus dem angrenzenden Raum strömten weitere Hobgoblins, einer davon ein einarmiges Monstrum mit pechschwarzer Haut und gewaltigen Muskeln. Boras ließ die Axt, die er schon zum Schlag erhoben hatte, sinken. Er packte den letzten Hobgoblin und stieß ihn in Richtung Neuankömmlinge, dann hastete er über die Brücke zurück in die große Halle.

Auch dort hatte sich der letzte Hobgoblin ergeben wollen, aber Thargad hatte keine Gnade walten lassen. Gerade säuberte er seine Klingen an der Leiche, als Boras herein kam.

»Da sind noch mehr«, sagte der Barbar schwer atmend. Der Zorn, der ihm für einen Moment Kraft gegeben hatte, war verschwunden und hatte nur Leere hinterlassen. Boras sehnte sich nach einer Ruhepause.

Ein Blick zur Türe hinaus zeigte, dass der einarmige Hobgoblin – wohl der Anführer der Söldner – die Verwundeten geborgen und die Türe hinter sich geschlossen hatte.

»Ich denke, wir haben einen Moment Zeit«, sagte Helion, dann schloss auch er die Türe zur Halle. »Bringen wir erst die Kinder raus.«

-

Die Gefährten befreiten die drei Kinder aus ihren Fesseln. Gemeinsam betraten sie die Plattform nach oben, wo Fario auf die Gruppe wartete und sogleich Felliarn in die Arme nahm, als er den Zustand seines Freundes sah. Den Heiltrank, den Fario ihm geben wollte, lehnte Felliarn jedoch ab und reichte ihn an die Gefährten weiter.

»Sie brauchen ihn dringender.«

»Wollt ihr etwa noch einmal runter?«, fragte Fario mit Unglauben in Blick und Stimme. Die Gefährten sahen sich an.

»Wir müssen«, sagte Helion. »Wir müssen.«

Fario schüttelte den Kopf. »Wenn ihr meint. Wir werden die Kinder in Sicherheit bringen, und dann holen wir Hilfe«, versprach er.

»Geht zum Helmtempel«, sagte Thargad. Boras betätigte den Hebel, dann fuhr die Plattform wieder in die Tiefe. Als die Gefährten im Dunkel verschwanden, fragte Fario sich, ob er sie zum letzten Mal gesehen hatte. Seufzend drehte er sich herum und brachte die Kinder fort.

-

Die Gefährten betraten die Brücke. Dirim sah über die Brüstung, aber auch seine Dunkelsicht reichte nicht bis zum Grund. Es hörte sich allerdings so an, als fließe Wasser unter der Brücke hindurch.

Gegenüber der Brücke lag eine Holztür, und der Quergang, den die Hobgoblins zu den anderen beiden Ausgängen genommen hatten. Statuen von Zwergenkriegern säumten den Gang.

Die Türe, hinter der die Hobgoblins verschwunden waren, öffnete sich, als die Gefährten sich ihr näherten. Heraus kam der einarmige Anführer und vier Hobgoblins in kampfbereiter Pose. Zwei weitere Hobgoblins, schwer zerschunden und wacklig auf den Beinen, bedrohten jeweils eine gefesselte Person mit ihrer Waffe: ein aufmüpfig dreinblickender Mann und eine von Folter gezeichnete Frau mit einem steifen Bein.

»Kazmojen ist tot«, begrüßte Helion die Söldner.

»Das wissen wir«, raunte der Anführer. »Lasst uns ziehen, und ihr bekommt die Sklaven zurück.«

»Warum sollten wir euch ziehen lassen?«, fragte Thargad. »Wir könnten euch einfach töten.«

»Vielleicht«, stimmte der Hobgoblin zu. »Aber die Gefangenen wären zuerst tot. Lasst uns einfach ins Unterreich. Wir werden nicht mehr zurückkehren. Und wir verraten euch, was wir von diesem Ort wissen.«

»Das gefällt mir nicht«, sagte Thargad leise.

»Mir auch nicht«, gab Boras ihm Recht.

»Was haben wir für eine Wahl?«, fragte Dirim mit schlecht verhülltem Zorn.

»Außerdem schwirrt hier noch der Wandler rum«, gab Helion zu bedenken.

Schließlich ließ man die Hobgoblins ziehen. Zum Dank verriet ihnen der Anführer noch, wie man die Wache haltenden mechanischen Konstrukte ausschalten konnte, die in den Zellentrakten lauerten. Dann verschwand die Söldnertruppe über eine weitere Steinbrücke ins Unterreich.

-

Dirim kümmerte sich um die beiden Gefangenen.

»Ihr habt sie laufen lassen!«, beschwerte sich der Mann.

»Um euch zu schützen«, sagte der Zwerg. Der Mann zuckte mit den Schultern.

»Mach mir wenigstens die Fesseln auf.«

Die Gefährten schüttelten den Kopf. Das war ja ein Prachtbursche. Helion wandte sich an die Frau.

»Wie geht es eurem Bein?«

Die Frau lächelte müde. »Diese Verletzung ist schon sehr alt. Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt. Ich bin Coryston Pike, und das ist Krylscar Endercott, der Unverkäufliche.«

»Ich frage mich, wie er diesen Namen bekommen hat«, sagte Thargad in einem Ton, der das genaue Gegenteil ausdrückte. Coryston Pikes Lächeln wurde etwas echter. Der Galgenhumor schien zu helfen.

»Folgt mir«, sagte Krylscar Endercott selbstbewusst. »Ich führe euch zu den Anderen.« Helion blieb mit Coryston Pike zurück, um ihr den Weg zu ersparen.

»Seit ihr eine Abenteurerin?«, fragte Helion mit Blick auf die Verletzung.

»Früher einmal. Heute helfe ich meinem Vater in Saradush. Dürfte ich euch um etwas bitten?» Helion nickte. »Wenn ihr meinen Gehstock findet – würdet ihr ihn mir zurück geben? Er ist ein Andenken. Der Griff lässt sich abschrauben, und in der Höhlung ist ein Heiltrank, wenn ihr den benötigt.«

»Wenn wir ihn finden, werdet ihr ihn zurückbekommen.«

»Danke. Solltet ihr einmal besondere Ausrüstung benötigen, wendet euch an mich. Meine Familie kann einiges besorgen.«

Helion lächelte. »Ich werde es mir merken.«

-

Unterdessen hatten die Anderen den Zellenblock gefunden. Ein Mann sah ihnen mit großen Augen entgegen und begann zu wimmern, als sie sich näherten. Krylscar machte eine lapidare Handbewegung.

»Deven ließ sich nicht verkaufen. Die Schweinenasen haben ihm gedroht, ihn zu fressen, wenn er bei Monatsende noch hier wäre.«

»Ich denke, du bist jetzt besser ruhig«, gab Dirim zurück. Dann befreite er Deven Myrzal aus seinem Gefängnis. Die nächste Gefangene, Irruth Mercadi, hockte in der Ecke ihrer Zelle und schluchzte vor sich hin. Es dauerte einen Moment guten Zuredens, bevor Dirim sie heraus gelockt hatte. In der Zwischenzeit hatte Boras bereits den letzten Gefangenen befreit, einen Gnom namens Jasper Drundlesput. Dieser hatte sich die Zeit in der Zelle mit Mathematik vertrieben, und die ganze Wand war voll mit Gleichungen.

»Oghma sei Dank«, sagte Drundlesput und hielt einen fingergroßen Stein hoch. »Mein Kreidestein war fast verbraucht.«

In einem Geheimraum fanden sie das Eigentum der Gefangen wieder: Kleidung, Säcke, ein Seil, und ähnliche mondäne Materialien. Kein Spazierstock, jedenfalls.  Krylscar schnappte sich ein blutverkrustetes Kurzschwert und ein ebensolches Kettenhemd. Sogleich begann er, Schattenkämpfe durchzuführen.

»Jetzt ist gut«, sagte Dirim mahnend. Krylscar sah ihn herausfordernd an, steckte die Waffe aber weg.

Thargad hatte inzwischen die Liste der Vermissten hervor geholt und die Namen verglichen. Jasper Drundlesput, ein Mathematiker. Irruth Mercadi, eine Krämerin. Deven Myrzal, ein Lampenanzünder. Krylscar Endercott, der wegen Trunkenheit und – wenig überraschend – Befehlsverweigerung aus der Stadtwache geflogen war. Coryston Pike, die alte Abenteurerin. Jeneer Immermorn, der Lehrling eines Juweliers. Maple, die vermutliche Diebin. Sondor Eisenfalz, die Frau des Wagenmachers. Gryffon Malek, der Wirt des Krummen Kruges. Die drei Kinder Deakon Sturmschild, Evelyn Radavec, und Lucinda Aldreen. Terrem Karathys, den der Betrachter geholt hat. Zwölf hatten sie gerettet, einer war verschwunden. Und weitere zwölf waren bereits verkauft worden, ins Unterreich verschleppt. Zu viele.

-

Die Gefährten übertrugen Coryston Pike das Kommando über die Gefangenen und schickte sie zur Plattform. Krylscar schien nicht begeistert davon zu sein, ging jedoch in der Pose eines Leibwächters hinterdrein.

Weitere Erkundungen führten die Gruppe zu zwei leeren Zellenblöcken, nachdem sie die Wächter ausgeschaltet hatten, wie der Anführer der Hobgoblins es ihnen geraten. Sie fanden eine Folterkammer, in der die Brandeisen noch heiß waren, und wieder einmal verfluchten sie sich, die Hobgoblins gehen gelassen zu haben, auch wenn ihnen kaum eine Möglichkeit blieb. Und dann stießen sie auf Kazmojens Kammer.

»Wenigstens weiß ich jetzt, warum die Rüstung so stinkt«, sagte Dirim, der inzwischen den Plattenpanzer des Sklavenhändlers trug.

Die Kammer war über und über mit Trophäen bestückt. Tier-, Monster- und auch Schädel zivilisierter Rassen lagen in verschiedenen Nischen. Ein Thron aus Knochen, der mit Häuten – nicht Fellen – überzogen war, diente als Sitz, ein Echsenschädel darüber starrte die Gefährten aus dunklen Augenhöhlen an. Auf dem Boden lagen Überreste und vereinzelte Stacheln von Kazmojens Haustier. Das Bett in der Ecke war überhäuft mit Aas, und überwuchert mit Pilzen und Moosen.

»Ist das ein Drache?« Dirim deutete auf den Echsenschädel.

Helion schüttelte den Kopf. »Hydra.« Keiner war davon beruhigt.

»Wo hatte er denn seine Schätze?«, fragte Boras, dem das Ganze noch am Wenigsten auszumachen schien. Mit einem Ziel beschäftigt, suchten und fanden die Vier eine weitere Geheimtüre.

Dahinter befand sich eine kleine Kammer voller Reichtümer. Drei große Truhen standen im Raum, Fässer voller Münzen, umgedrehte Schilde voller Edelsteine, und vieles mehr. Ein großer goldener Gong hing sogar an einem hölzernen Rahmen.

»Denkt an den Wandler«, mahnte Helion, und vorsichtig schritten die Vier in den Raum. Boras nahm eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahr.

Der Gong bildete mit einem Mal zwei große Arme aus und schlug nach dem Barbaren. Einer der Arme traf Boras am Bein, und die klebrige Masse auf seiner Oberfläche zog den Barbaren mit sich zum Gong.

»Hilfe!«, rief Boras. Thargad sprang herbei und schlug mit seinen Schwertern zu, musste jedoch acht geben, seine Waffen nicht ebenfalls an den klebrigen Überguss zu verlieren. Helion schoss mit der Armbrust, immer darauf bedacht, nicht Boras zu treffen, und auch Dirim schlug mit seinem Schwert zu.

Der Wandler ließ sich nichts anmerken und umschlang Boras mit seinem Körper, presste ihm die Luft aus den Lungen. Erst als der Barbar bewusstlos an ihm hing, führte er einen lässigen Hieb gegen Thargad, der auch prompt an ihm kleben blieb.
Wie ein Wilder schlug Dirim auf den Wandler ein, während dieser Thargad ebenso umschloss wie zuvor Boras. Eine bräunliche Masse quoll aus den Wunden hervor, und ab und zu zitterte der Wandler, aber dennoch ließ er nicht von Thargad ab, bis dieser erschlaffte. Dirim sah zu Helion. Dieses Monster wäre ihr Untergang. Und selbst wenn nicht, konnten sie ihre Gefährten womöglich nicht retten. Sollte so kurz nach Anna wieder jemand sterben?

»Geh«, sagte Dirim in der Sprache des Unterreichs. »Lass unsere Gefährten hier, und zieh von dannen.« Er klang müde. Zu viele Schurken waren schon ihrer Strafe entkommen.

Boras und Thargads Körper fielen von dem Wandler ab, und er floss zu einer gallerten Masse zusammen. Dann ‚schwamm’ er davon, ebenfalls schwer verletzt.
Sogleich waren Dirim und Helion bei Thargad, der stark blutete. Hektisch verbanden sie seine Wunden.

»Das Leben ist nur noch eine Kerzenflamme im Wind«, sagte Dirim der Verzweiflung nahe. »Tyr, lass uns nicht zu spät sein.«

Ein paar Augenblicke später wurde klar, dass sie gerade noch rechtzeitig gekommen waren. Thargads Wunden bluteten nicht mehr. Sanft weckten Helion und Dirim ihre Freunde und schleppten sie aus der Kammer. Kazmojens Schätze würden auf sie warten müssen. Sie holten Annas Leiche und begaben sich zur Plattform. Eine bislang verborgen gebliebene Geheimtüre enthüllte einen weiteren Hebel, der die Plattform nach oben fahren ließ. Oben angekommen schleppten sich die Vier die Treppe hinauf in Keygans Wohnung. Der Gnom erwartete sie schon.

»Da seid ihr ja! Ich habe mir solche Sorgen...« Er brach ab, als er des Zustandes der Überlebenden gewahr wurde, und des Körpers über Helions Schulter. »Oh.«

»Wir müssen zum Tempel«, sagte Dirim erschöpft.

»Ah, ihr wollt... ihr wollt rausgehen?«, druckste Keygan herum, aber keiner schenkte ihm Beachtung. Dirim öffnete die Türe zur Straße.

Jubel brandete ihnen entgegen.

»Da sind sie! Da sind die Helden!« Etwa vier Dutzend Bewohner der Stadt hatten sich eingefunden. »Da sind Keygan und seine Mannen! Hoch! Hoch! Hoch!« Keiner bemerkte Annas Leiche, zu sehr waren sie mit dem Jubel beschäftigt. Hände klopften den Gefährten auf die Schultern, Fremde umarmten sie, schüttelten ihre Hände. »Hoch! Hoch den...« Es wurde still.

Ein Mann mittleren Alters rief in die Stille: »Wie nennt ihr euch?«

Dirim, Thargad, Helion und Boras sahen einander an. ‚Die rechte Hand Tyrs’, dachte Helion, und wollte gerade sprechen, als er sah, dass Thargads Lippen sich bewegten.

»Die Kettenbrecher«, flüsterte er, kaum hörbar.

»Was hat er gesagt?«, rief eine Frauenstimme aus der Menge. Wieder sahen sich die Gefährten an, und dann nickten sie.

»Die Kettenbrecher!«, riefen sie im Chor.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 06. März 2005, 17:08:00
 Thargad war übrigens bei -13 angelangt, bei -15 (oder -14?) wäre er tot gewesen. Bei -12 hatten noch alle die Heilkundeprobe verhauen. Spannung pur, während Boras sich bei -11 bequem mit einem Heldenpunkt stabilisiert hatte :)

Es folgt jetzt noch der Epilog, dann geht es in einem neuen Thread weiter.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Kylearan am 08. März 2005, 12:18:08
 Thargad wäre bei -14 tot gewesen. Wann kommt der Epilog?

Kylearan
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 08. März 2005, 12:58:13
 Hetz nich rum! Hat doch noch niemand kommentiert. :)
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Doombrand am 08. März 2005, 14:06:07
Zitat von: "Berandor"
Hetz nich rum! Hat doch noch niemand kommentiert. :)
Ich les erst mal heut Nachmittag. Dann wird kommentiert.
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Gast_Berandor am 08. März 2005, 14:14:17
Zitat von: "Doombrand"
Zitat von: "Berandor"
Hetz nich rum! Hat doch noch niemand kommentiert. :)
Ich les erst mal heut Nachmittag. Dann wird kommentiert.
Siehste? Fürn Epilog wärs viel zu früh :D
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Sheijtan am 08. März 2005, 15:57:53
 Ich habs schon gelesen und will jetzt einen Epilog - Zwickmühle würd ich sagen ;)

Aber Kompliment, liest sich gut.
Zitat
»Ruhe«, ermahnte der Zwerg den Toten, »ich versuche zu arbeiten.« Von grimmigem Humor beflügelt, machten sich Thargad und Dirim wieder ans Werk.
:D
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: uncleheavy am 08. März 2005, 16:34:53
 Bin jetzt auch durch; tolle Kapmpfbeschreibungen, und auch die "eher diplomatischen" Lösungen romanreif ausgeführt.
Trockene Kämpferkommentare runden denn alles ab.
Bin auch zur Gänze für den Epilog  :)

Was war das mit dem Heldenpunkt? Sowas wie Extra-XP in anderer Form, die man bei Bedarf einsetzen kann?

Grx,
Uncle
 
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Gast_Berandor am 08. März 2005, 17:11:07
 Heldenpunkte sind aus Eberron; man bekommt 5 zzgl Stufe/2, und jede Stufe werden die Punkte wieder aufgefüllt.

Man kan 1x pro Runde Heldenpunkte einsetzen (meistens nur einen), auf einen d20-Wurf, bevor das Ergebnis feststeht. Damit bekommt man +1w6 auf diesen Wurf dazu. Auf späteren Stufen darf man 2 oder 3w6 würfeln und das höchste Ergebnis nehmen.
! Heldenpunkt stabilisiert den Charakter automatisch.
2 Heldenpunkte geben eine weitere Nutzung einer begrenzten Klassenfähigkeit (Untote vertreiben, Rage, etc.).
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 08. März 2005, 21:28:57
 Epilog
Jenya kam ihnen fast entgegen gerannt.

»Helms Auge sei wachsam«, rief sie. »Ihr seid zurück.« Im Tempel selbst waren ein halbes Dutzend schwer gerüsteter Kleriker gerade dabei, sich auf eine Rettungsmission vorzubereiten. Jenya dankte ihnen und schickte sie fort. Zwei Akolythen nahmen Annas Leiche entgegen – mit blass werdender Mimik, als sie die furchtbare Wunde sahen -, und Jenya und Ruphus Laro kümmerten sich um die Wunden der Kettenbrecher.

Den vier Helden wurde eine geräumige Kammer zugewiesen. Sie erhielten einfache Roben, warmes Brot und heißen Wein. Ihre Ausrüstung würde gereinigt werden. Jenya gesellte sich zu ihnen.

»Mein Dank gebührt euch. Ihr habt die Sklavenhändler besiegt«, sagte sie, nachdem die Vier berichtet hatten. Sie übergab ihnen eine Schatulle. »Darin sind Zweitausendfünfhundert Königinnen für Euch.«

Helion bedankte sich müde. »Was ist mit Anna?«

»Ihre Leiche wird gerade gewaschen. Wir können bald versuchen, sie zurück zu holen. An welche Gottheit glaubte sie denn?« Die Vier schüttelten den Kopf. Jenya runzelte die Stirn.

»Ich werde für morgen um einen Zauber bitten, der uns mit ihr sprechen lässt. Dann frage ich sie selbst.«

»Morgen?«, fragte Helion?

»Schneller geht es nicht.«

-

Es hämmerte an die Vordertür des Waisenhauses. Mit einem Schlag war Gretchyn wach. Die Kinder! Dann schalt sie sich eine Närrin. Ein Entführer würde kaum einen solchen Lärm veranstalten. Sie warf sich ihren Morgenmantel über und ging die Treppe hinunter. Augenklappe wartete schon, Besenstiel in der Hand.

»Wer ist da?«, fragte sie vorsichtig. Das Hämmern erstarb. »Hallo?«

»Gretchyn?«, klang eine ängstliche Stimme zurück. Gretchyns Augen weiteten sich. Terrem, die Stimme gehörte Terrem! Nachdem am Nachmittag Deakon, Lucinda und Evelyn zurückgebracht worden waren, hatte sie die Hoffnung schon fahren lassen, Terrem wiederzuseihen. Hastig kramte Gretchyn ihren Schlüssel hervor und schloss die Tür auf.

Terrem stand vor ihr und zitterte leicht. Gretchyn meinte, eine verhüllte Gestalt – eine Frau? – in der Lavaallee verschwinden zu sehen, aber sie achtete nicht darauf. Sie schloss Terrem in die Arme.

»Komm rein, Junge. Ich mache dir einen Tee.«

-

Velior Thazo biss sich so stark auf die Zunge, dass sie blutete. ‚Bloß nicht schreien!’, ermahnte er sich. Das würde Vlaathu gefallen, und seine Folter verlängern. Der Hofnarr des Letzten Lachens hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Er hatte keine Kraft sich auf etwas anderes zu konzentrieren als sein Schweigen. Wie lange es her war, dass er seine natürliche Form wieder angenommen hatte, wusste er nicht, und es kümmerte ihn nicht, dass Vlaathu jetzt sein Geheimnis kannte. Wenn nur die Schmerzen endlich aufhören würden.

»Der Junge ist zurück gebracht worden.« Die Stimme des Fürsten troff vor Zorn. »Aber daran habt ihr keinen Verdienst. Ihr werdet auf ihn Acht geben, Hofnarr, besser als zuvor. Und ihr werdet diese Kettenbrecher im Auge behalten. Wer weiß, ob sie uns nicht nützlich werden können?«

Endlich hörten die Schmerzen auf. Entkräftet sank Velior Thazo zu Boden, und er spürte, wie Ohnmacht ihn sanft umarmte. Seine Sinne taumelten in tiefe Schwärze, und er hörte Vlaathus Stimme nur mehr unterbewusst.

»Merkt Euch: Man enttäuscht mich nur einmal, Hofnarr.«

-

Jil zählte noch einmal die Beute, dann grinste sie zufrieden. Gar nicht schlecht für einen einfachen Taschendiebstahl. Und der Händler würde seiner Frau sicher nur ungerne erklären, warum er direkt vor der Scheuen Fee bestohlen wurde.

Nachdem die Versorgung der nächsten Tage sicher gestellt war, kehrten ihre Gedanken zu den Abenteurern zurück, die seit kurzem als Kettenbrecher bekannt waren. Sie konnte einen gewissen Respekt nicht verhehlen, dass diese Grünschnäbel Kazmojen getötet hatten. Sie würde die Kettenbrecher im Auge behalten müssen – vielleicht konnte man sie benutzen, um Velior Thazo aus dem Weg zu räumen. Außerdem war einer von ihnen ganz süß... wer wusste schon was die Zukunft bringen würde?

-

Jenya wanderte versonnen durch den kleinen Garten des Tempels. Der Regen hatte ihre Haare durchnässt, zu einem strähnigen Geflecht verwandelt. Nachdenklich betrachtete Jenya die Pfützen am Boden. Die Erde war zu feucht, sie konnte nicht noch mehr Wasser aufnehmen. Draußen in der Stadt, das wusste sie, flossen stete Ströme, die der Bezeichnung Rinnsal längst entwachsen waren, in Richtung Kratersee. Dessen Pegel stieg weiter.

Jenya blickte nach oben, in die graue Einöde des Himmels. Sie fühlte sich allein, und sie fühlte sich den Herausforderungen nicht bewachsen.

»Sarcem«, fragte sie in die Nacht, »wo steckt Ihr?«

-

Triel lehnte sich nach vorne, damit Geroth ihren Rücken schrubben konnte. Ein wohliges Seufzen entrang sich ihren Lippen. Der heutige Tag war perfekt gewesen. Tarkilar hatte leiser getobt als üblich, und Skaven hatte sich bei seinen Krabblern verkrochen. Sie selbst hatte den Tag damit verbracht, ihre Pläne noch einmal genau durchzugehen.

Sie schloss ihre Augen und überließ sich Geroths sanfter Massage und der angenehmen Hitze des Badewassers. Zungenfresser stand auf Abruf bereit. Jetzt musste sie nur noch ein paar zusätzliche Klingen anwerben, und dank der Käfigschmiede hatte sie nun auch das nötige Gold. Es war soweit. Allein bei dem Gedanken spürte Triel ein warmes Kribbeln in ihrem Unterleib. Sie lehnte sich zurück und zu Geroth hoch.

»Zieh deine Sachen aus und komm ins Wasser.«

Doch obwohl Geroth sein Bestes gab, war es nicht er, der Triel zum Höhepunkt brachte, sondern die Gedanken an bevorstehende Taten. Endlich war die Zeit reif: sie würde sich an Cauldron rächen.

-

Der Schankraum im Schlüpfrigen Aal war voll. Boras ging voraus und bahnt ihnen einen Weg, Dirim, Thargad und Helion folgten. Als Gryffon Malek sie erblickte, trommelte er mit einem Humpen gegen die Theke.

»Haltet mal die Schnauze, Jungs!« Langsam kehrte Ruhe ein. Malek wies auf die Kettenbrecher. »Diese Kerle da drüben ham mich befreit! Wenn Sie nich gewesen wärn würd ich immer noch Goblinfutter kochen!« Er schnappte sich eine der Kellnerinnen und drückte ihr einen fetten Kuss auf die Lippen. Sie lachte. »Und ohne sie wäre ich nich wieder bei meiner Alma!« Gelächter ringsrum. »Ich habe mit Joris gesprochen, und die nächste Runde geht aufs Haus, zu Ehren dieser Jungs!« Großer Jubel brandete auf.

Als die Vier um einen Tisch herum saßen, und jeder Gast zumindest einmal mit ihnen angestoßen hatte, kehrte wieder etwas Ruhe ein. Sie sahen, wie Gryffon Malek seine Alma küsste, und mussten lächeln. Für einen Augenblick war alles gut.

Ende des ersten Teils
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Doombrand am 09. März 2005, 21:05:00
 Anstrengend....aber FETT. :D  
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 09. März 2005, 21:19:10
Zitat von: "Doombrand"
Anstrengend....aber FETT. :D
Ohne Schweiß kein Preis :)
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Sheijtan am 10. März 2005, 19:04:11
 Schön geschrieben... wann gehts weiter? :D
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Hedian am 12. März 2005, 01:43:35
 Absolut begeisternd! :wub:  
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: uncleheavy am 12. März 2005, 06:22:39
 Immer noch himmelschreiend... gut!!!
Danke für die Eberron-Erklärung; gibt es einen Grund, das Abenteuer auf Eberron festzulegen, hab bislang keinen gesehen ( hab aber das Buch noch nicht)?
 
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Berandor am 12. März 2005, 09:53:11
 Wir haben das Abenteuer in den Vergessenen Reichen angesiedelt, in Tethyr (weit im Süden).

Grundsätzlich ist das Abenteuer in keiner Welt angesiedelt, wenn die Götter u.ä. auch Greyhawk entstammen. Man könnte es auch nach Eberron setzen, nehme ich an, aber dann müsste man es etwas "pulpiger" machen :)

Wir wollten eine "Heldenpunkte"-Regelung haben. Das System aus Arcana Unearthed fand nicht so viel Zustimmung, primär weil man meistens nur sehr wenig Punkte hat. Ich hatte mir Swashbuckler Cards angeschaut, aber da gefielen mir nicht alle Möglichkeiten (die passen nicht so zu meinem Spielstil). Einer unserer Spieler hat sich das Eberronbuch gekauft, und diese Regelung vorgeschlagen. Wir haben sie ausprobiert - und sie funktioniert extrem gut.

Wir (ich) klauen uns ja aus jeder Welt das zusammen, was uns gefällt :D
Titel: Stadt in Ketten - Dungeon Adventure Path
Beitrag von: Alaak am 18. Juni 2006, 08:40:15
So ich habs jetzt nach über einem Jahr auch mal geschafft hier fertig zu lesen. Liegt wohl daran das ich den Adventure Path gerade meistere.

Ließt sich sehr schön Berandor und ist vor allem hilfreich beim Meistern. Mann kann die NSCs viel besser gestalten, nachdem man deine Sotry Hour gelesen hat, Berandor. Großes Lob.
Ich werde dann demnächst mal bei Flutzeit weiterlesen und weitermeistern.