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Systemübergreifend / Systemunabhängig => Andere Systeme => Thema gestartet von: Berandor am 21. Februar 2008, 21:23:09

Titel: [BW] Beliefs und Instincts in anderen Spielen
Beitrag von: Berandor am 21. Februar 2008, 21:23:09
[BW]=Burning Wheel

In besagtem Burning Wheel werden Charaktere unter anderem durch jeweils 3 Beliefs und Instincts beschrieben. Beliefs sind die Prioritäten, Ziele, Glaubenssätze des Charakters und ermöglichen es, ordentlich artha (gaaanz grob vergleichbar mit Action Points) abzustauben. Instincts hingegen sind "Wenn-dann", "Immer" oder "Niemals"-Sätze, die Automatismen regeln, den Charakter etwas ausschmücken und die Regeln umgehen können.

Nun haben andere Rollenspiele diese Sachen nicht; im Folgenden will ich erzählen, wie sich auch ohne den mechanischen Vorteil diese beiden Beschreibungen dazu nutzen lassen, dem eigenen Spiel und dem gesamten Spiel-Erlebnis ein wenig mehr Power zu geben.

Das Spiel, um das es geht, ist in diesem Falle Midgard. Und zwar habe ich an einem Abenteuer teilgenommen, dass angeblich aus einer "Midgard 1880"-Reihe stammt und in einem deutschen Eliteinternat zu Bismarckschen Zeiten spielt. Jeder der Spieler verkörperte einen Internatsschüler, und kurz vor den Weihnachtstagen brach sich in diesem Internat ein Geheimnis mit Experimenten und Wolfsmenschen den Bann.

Da wir alle 12-jähre Jungs spielten, gab ich meinem Charakter ("Wilhelm von Eberswalde") folgende Beliefs und Instincts – die Instinkte habe in Ermangelung eines mechanischen Vorteils auch rollenspielerisch ausgelegt:

Beliefs
Instincts


Dadurch wurde ich zu einem unter Schülern recht unbeliebten und unter Lehrern bekannten, aber manchmal als zu großer Schleimer bewerteten Jungen. Wilhelm war das Anhängsel der Bande von Raufbolden, welche die Schule unsicher machten, und in ihrer Gegenwart entsprechend auffällig – aber er war im Herzen kein gemeiner Kerl, sondern nur der totale und absolute Mitläufer, der die anderen Spieler schon zu Beginn durch "Mutter sagt..:" und "Vater sagt..." zum Augenrollen brachte.

Folgendermaßen lässt sich nun die Auswirkung dieser niedergeschriebenen Sätze beschreiben:



Am Ende gelang es den anderen Spielern, noch bevor ich meinen SC völlig zu den "Guten" wechseln lassen konnte, das Mysterium zu lösen und den "bösen Professor" zu vertreiben. Aber ich hatte Spaß an Wilhelm und die anderen Mitspieler hatten definitiv auch Spaß an ihm, ebenso der SL. Am Ende waren die anderen beiden die Helden, die den Brand der Schule und ein Attentat verhinderten, aber Wilhelm hatte es im Biologieunterricht geschafft, eine streunende Eule auf Lehrerbefehl mit dem ersten Versuch zu packen (und seine 3 in Bio vielleicht in eine baldige 2 zu verwandeln) – und ich konnte am Ende einen Belief ändern, nämlich den dritten. Von "Ich werde nichts Verbotenes tun" zu "Ich werde mich nicht erwischen lassen". Sehr schön.

Ich hatte ja vorher nur als SL an Burning Wheel teilgenommen und kenne das Spiel auch noch nicht so lange. Aber das System der Beliefs und Instincts hat für diesen Spielabend wirklich gut funktioniert. Nicht nur, dass ich sehr viele Entscheidungen und rollenspielerische Hinweise aus diesen Beliefs ableiten konnte, sondern ich habe damit auch Konflikte schaffen können, die den ganzen Tisch unterhielten. Gleichzeitig konnte ich, wenn es für das Abenteuer wirklich notwendig war, möglichst viele beisammen zu halten oder eine bestimmte Haltung zu haben, diese auch gegen die Beliefs annehmen – aber selbst dann halfen sie dabei, dies nicht selbstverständlich zu machen, sondern zu einem interessanten Moment werden zu lassen, wie z.B. als Wilhelm dem Professor in den Wald folgte in dem festen Glauben, er werde gleich erwischt und dann richtig Ärger kriegen.

Die Idee, diese Grundsätze also in ein System zu übersetzen, dass diese nicht mechanisch unterstützt, hat tatsächlich funktioniert, wenn auch als reine Rollenspielvorgaben. Obwohl mein Charakter auf keinen Fall ein aktiver "Macher" war, konnte ich doch einen angemessenen Anteil des Spiels gestalten und musste nicht rumsitzen und auch als Spieler den Mitläufer geben.
Titel: [BW] Beliefs und Instincts in anderen Spielen
Beitrag von: Archoangel am 21. Februar 2008, 21:54:10
Sehr schön zu lesen. Eine gute Idee.

...und ein tolles Abenteuer :). Wir hatten damit auch jede Menge Spass und hatten es als "Hintergrund" für unsere 1880-Gruppe gespielt ... die etwas andere Art, wo sich die Charaktere nun her kennen...wir hatten noch eine benachbarte Schule für höhere Töchter...