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Workshop => Story Hour => Thema gestartet von: Kai am 09. Februar 2006, 12:25:29

Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Kai am 09. Februar 2006, 12:25:29
Inspiriert durch die tollen SHs hier, habe ich mich entschlossen die Abenteuer meiner Gruppe auch niederzuschreiben.

Gewisse Umstände sind ohne Vorwissen wahrscheinlich etwas unklar, jedoch hoffe ich, dass es auch ohne geht. Ansonsten einfach fragen.

Hier noch einige "nützliche"Links für weitergehende Infos:

Die Spielcharaktere (http://www.schattenburg.ch/gruppe_1/charakter.php)
Kurzzusammenfassung der Gruppenvorgeschichte (http://www.schattenburg.ch/gruppe_1/gruppe.php)
Tagebuch der Geschehnisse kurz vor Abenteuerbeginn (http://www.schattenburg.ch/gruppe_1/tagebuch_1.php)
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Kai am 09. Februar 2006, 12:26:39
Eine Begegnung zu Samhain

Endlich Samhain! Noch nie hatte Julièn an diesem Fest teilgenommen. Bis vor einem halben Jahr hatte er noch nie davon gehört ... und doch wusste er nun um die Ehre, diese besondere Nacht im Heiligen Hain von Weidenlied verbringen zu dürfen. Die Gräfin und einige Filiden in Silz hatten dem Druiden davon erzählt. Samhain - die Nacht in welcher die Grenzen zwischen dieser Welt und der Anderwelt verschwammen. Die Nacht der Naturgeister und Feen. Und er durfte sie auf heiliger Erde begehen. Erde, die durch das Leben selbst geheiligt worden war.
Nachdem er und der Barbar Kordilvar endlich im Heiligen Hain angekommen waren und sich von ihrem stotternden Führer verabschiedet hatten, war Albion, der mächtige Zentaur und Seneschall des Haines aus  dem Wald getreten und hatte sie freundlich und wie alte, gute Bekannte willkommen geheissen.
Als am folgenden Tag schliesslich Samhain anbrach, begannen die Riten und Zeremonieen. Kordilvar, der nie eine Einführung in die Wege der Anderwelt erhalten hatte, fand es vollkommen unmöglich den Anweisungen zu Meditation und geistiger Reinigung zu folgen. Auch für Julièn war es etwas Neues. Nie hatte er sich grosse Gedanken über die Herkunft seiner Macht und Fähigkeiten gemacht. Er kannte die Wege des Lebens, das hatte genügt – ihm und seinem Lehrmeister. Doch nun bekam er einen Einblick in die Gesetze die dahinter lagen. Den Anweisungen folgend, merkte Julièn kaum wie sein Verstand die alten Pfade verliess – wie sich etwas in ihm veränderte, wie die Kraft der Anderswelt sich um ihn aufbaute, wie die Spannung vor einem Gewittersturm. Er bemerkte nicht, wie er aufstand. Doch er sah den Pfad und den Igel – seinen Führer. Langsam und ohne Ungeduld folgte er dem Tier auf dem Pfad, der da war und doch nicht.
Wundersahme Wesen, tanzende Lichter, lachende Melodien zogen an ihm vorbei, doch er folgte dem Igel, bis er einen verführerischen Duft wahrnahm. Süss, frisch, lieblich umschmeichelte ihn der wundervolle, perfekte Duft. Auf einen Schlag wurde es dem Druiden kalt ums Herz. Schon einmal hatte er diesen Duft wahrgenommen! Der Duft der Avanie, der Duft des Todes, doch er vermochte nicht umzukehren, zu fliehen. Schliesslich kam er auf eine kleine Lichtung. Auf dem Stamm eines gefallenen Baumes, der für die Lichtung verantwortlich war, sass ein Mädchen. Ihr weisses Haar, ihre weissen Kleider, ihre weisse Haut, ihre weissen Augen glühten im Licht der Monde und liessen die Nacht plötzlich düster und dunkel erscheinen. Neben dem Mädchen auf dem Baum lag ein Korb aus weissen Weidengerten in dem unzählige schwarze Blumen lagen.

Keine Avanien... dachte der Druide fast unbewusst.

Das Mädchen schien Julièn nicht wahrzunehmen. Deshalb schritt er langsam auf die Lichtung hinaus. Sie sah zu ihm hinauf. Ihr weisser, durchdringender Blick war beinahe mehr als er ertragen konnte. Doch schliesslich überwand sich der Druide und trat zum Baumstamm.

“Wer bist du?“ fragte er mit einem Zittern in der Stimme.
“Das Kind.“ antwotete sie.
“Was bist du?“
“Das könntest du nicht verstehen.“
Julièn konnte solche Antworten nicht ausstehen. Doch keinerlei Herablassung oder Falschheit lag in der Stimme des Kindes. Für es schien es eine Tatsache zu sein.
“Habe ich dich schon einmal getroffen? Damals als ich tot war?“
“Du warst nie tot. Du warst Dazwischen. Zwischen Leben und Tod“
Offenbar schien sie nicht alle Fragen beantworten zu wollen. Und nichts konnte sie dazu bewegen. Egal wie Julièn sie formulierte. Schliesslich mit einem unguten Gefühl fragte er was ihn schon seit dem Augenblick als er sie entdeckte quälte.
“Was willst du von mir?“
“Du hast die Erwartungen in dich nicht erfüllt. Nun kannst du dieses Versäumnis nachholen. Geh zum Sternsee!“
Dies überraschte den Druiden doch. Nach mehreren Fragen konnte er zwar nicht herausfinden, weshalb er versagt hatte, oder worin, oder weshalb er zum Sternsee sollte. Nur, dass es neben dem Kind noch die Mutter und die Greisin gab und dass jene offenbar in Konkurrenz zueinander standen. Ausserdem teilte das Kind ihm mit, dass es gefährlich für ihn wäre alleine zum Sternsee zu reisen. Damit entliess sie ihn.
Enttäuscht und in höchstem Masse verwirrt folgte Julièn seinem Führer zurück in über die Pfade der Anderwelt.

Inzwischen kämpfte Kordilvar gegen die unheimlichen Erscheinungen von Samhain. Täuschungen, unerklärliche Lichter, das Gefühl jeden Wurm und Käfer im Boden unter sich zu spüren, das Wissen um das schlafende Eichhörnchen im Baum über ihm und dieser süsse Duft der plötzlich da gewesen war, hatten den Barbaren erheblich verwirrt. Als schliesslich noch ein weisses Mädchen auftauchte und wieder spurlos verschwand, nachdem es ihm so etwas wie eine geistige Leine angelegt hatte, war er nervlich fast am Ende. Als schliesslich der Morgen graute und die ersten Filiden zurückkehrten war der Barbar von Herzen froh.

Nachdem Julièn und Kordilvar die Geschehnisse der vergangenen Nacht mit Albion und einander besprochen hatten, machten sie sich schleunigst auf den Weg nach Silz. Eile schien geboten und eine durchwachte Nacht konnte sie nicht daran hindern sich sofort aufzumachen.

Die beiden Männer holten das äusserste aus ihren Reittieren heraus. Und sogar Julièn war erstaunt wie zäh ihre Pferde wirklich waren. Die Gräfin hatte ihnen mit den Arganer Kaltblütlern wirklich ein fürstliches Geschenk gemacht. Doch nach sieben Tagen anstrengendem Ritt mit wenigen Pausen waren sogar Anteia und Halius am Ende ihrer Kräfte.

Zum Schrecken der Beiden, war niemand ausser Heda, der Haushälterin im Haus und diese meinte, dass der Herr al’Meronaan krank sei und die Herren doch in den Drachenzahn sollen, wo der Herr Tirandral auf sie warte. Eilig und voller Sorge eilten sie daraufhin zum Drachenzahn, der Taverne, die ihr Kampfgefährte Leoram Tirandral sich vor kurzem gekauft hatte.
Im Drachenzahn war Leoram gerade in ein Gespräch mit seiner Teilhaberin Alania Wegtann vertieft. Als er jedoch die beiden erblickte, war jeder Gedanke ans Geschäft vergessen. Während sich die beiden Neuankömmlinge einen warmen Tee gegen die Kälte des Herbstes bestellten und Alania sich um einen Gast kümmerte, erzählte Leoram den beiden Männern, wie er den jungen Schurken Shevon bewusstlos in seinem eigenen Blut in dessen Zimmer gefunden hatte. Er hatte sich mit dem Rapier den eigenen Rücken aufgekratzt. Trotz der Heilung durch Mutter Lina war der junge Mann nicht wieder erwacht. Seither wohnte der Magier Saetan praktisch wieder auf dem Schloss der Gräfin, wo Shevon in einem Krankenzimmer untergebracht war. Leoram hatte indessen von der resoluten Heilerin ein Hausverbot erhalten. Weil er ihr die ganze Zeit im Weg gestanden hatte, hatte sie speziell für ihn Besuchszeiten eingeführt.

Auch Julièn wusste zu Leorams Enttäuschung nicht, was diese Juckanfälle und nun die Bewusstlosigkeit bei dem jungen Shevon hervorgerufen hatte.
Da die Besuchszeit noch nicht gekommen war, nutzten Julièn und Kordilvar die Zeit um dem Kämpfer ihre Erlebnisse an Samhain zu schildern. Doch dieser schien anfangs sehr skeptisch und verwirrt, bis er zu lachen begann.

"Also versteh ich das richtig: ihr seit zu diesen Waldfritzen gegangen, habt dort ein Fest gefeiert und dann hat dich ein Igel in eine andere Welt geführt. Komm schon, verarschen kann ich mich auch selber, ihr habt einfach wieder Pilze geschluckt oder an komischen Blüten geleckt. Sag mal Kordilvar, was hat dich denn rum geführt? Etwa ein sprechender Wurm, dem du kaum nachrennen konntest? Oder fliegende Häschen, welche im Chor ein Kinderlied sangen und Ringel-Ringel-Reihe spielten. Ich glaubs einfach nicht..."

Grinsend schüttelte Leoram den Kopf, während seine Miene dabei immer ernster wurde.

"Du glaubst aber nicht wirklich, dass ich Shevon im Stich lasse, weil du nicht die Finger von irgendwelchen Sachen lassen konntest und dir nun ein Igel einen Auftrag gegeben hat! Verdammt, Shevon ist nicht bei Bewusstsein und ihr erzählt mir hier eure Drogenerlebnisse..."

Beleidigt fuhr Julièn in seiner Erzählung fort und schliesslich gelang es ihm, den Kämpfer von seiner Geschichte zu überzeugen.

Schliesslich war es soweit und die drei besuchten ihren kranken Kameraden. Auch der Magier Saetan war anwesend. Nachdem sich auch Julièn davon überzeugt hatte, dass er hier nichts ausrichten konnte, besprach man sich mit dem Elfenmagier. Auch dieser war davon überzeugt, dass man unbedingt zum Sternsee sollte. Doch zum Erschrecken aller teilte er mit, dass er Shevon nicht verlassen werde. Jemand musste bei dem Jungen bleiben. Stattdessen schlug er vor, einen Bekannten zu fragen, ob er die Gruppe begleiten wollte.

Am Abend traf man sich im Haus der Gefährten. Der Elf hatte einen jungen, rothaarigen Menschen im Schlepptau. Einen Hexenmeister der sich Rikku nannte. Und obwohl sich der Magier nicht einige Kommentare über desssen dilletantische Art, die Kunst anzuwenden verkneifen konnte, so gab er dennoch zu, dass diese Art äusserst effektiv sein konnte. Rikku war erstaunlicherweise sogleich bereit mit den drei Männern zu ziehen, denn es reizte ihn, wieder auf Abenteuer aus zu gehen. Er vermisste den Kitzel des Risikos...

So beschloss man am späten Morgen des folgenden Tages loszuziehen, damit alle noch Zeit hatten für letzte Besorgungen. Schliesslich ging es los. Auch Anteia und Halius, die Reittiere von Julièn und Kordilvar, hatten sich inzwischen wieder einigermassen erhohlt.
Nicht weit ausserhalb der Stadt traffen die vier Kammeraden auf ein kleines Feuerwesen. Vor allem Kordilvar und Leoram waren augenblicklich kampfbereit. Doch Rikku klärte sie sogleich daüber auf, dass das Feuerwesen Abraxas heisse und sein Familiar sei. Ein „Familienerbstück“, wie er es nannte.
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Kai am 09. Februar 2006, 12:28:01
Die Reise nach Goldorf

Die Reise nach Goldorf am Sternsee verlief einigermassen ruhig. Nur einmal wurden sie des Nachts von jagenden Eulenbären überrascht. Kordilvar war in Gedanken abgeschweift und schon waren die Bestien über ihnen. Gleich drei fielen über Leoram her und rissen ihm schwere Wunden. Rikku – durch Abraxas rechtzeitig gewarnt, konnte sich wenigstens aufrichten, bevor die Bestien bei ihm waren. Und doch rissen die Krallen des abartigen Wesens auch ihm tiefe Wunden. Schliesslich schaffte es Rikku sich aus der Reichweite der Eulenbären zu begeben. Leoram konnte sich aufrichten und Kordilvar seine Überaschung abschütteln und zusammen mit Julièn und dessen Tiergefährte Ténèbres – dem schwarzen Wolf – in den Kampf eingreifen. Während die Kämpfer ihre Waffen sprechen liessen und den Eulenbären tiefe Wunden beibrachten, griff Rikku in seine Tasche nach einem Kügelchen Guano. Einen Herzschlag später erleuchtete eine riesige Feuerexplosion die Lichtung. Doch noch immer standen die Monstrositäten. Magische Geschosse folgten auf ein Wort und eine Geste des Hexenmeisters. Schliesslich gaben die Kämpfer den Eulenbären den Rest.

Nachdem die ärgsten Wunden versorgt und die ekligen Überreste der Eulenbären in den Wald geschleift worden waren, ruhten die Kampfgefährten für den Rest der Nacht, bevor sie weiterzogen. Das Wetter war kalt geworden. Des Morgens war Rauhreif keine Ausnahme mehr. Doch nun begann es zu Regnen und zu Nieseln. Bald waren alle vollkommen durchnässt. Abraxas musste immer wieder grossen Pfützen ausweichen. Regen war etwas abscheuliches für das Feuerelementar, aber Rikku hatte sich schon lange an die langatmigen Beschwerden seines Familiars gewöhnt.
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Kai am 09. Februar 2006, 12:35:22
Goldorf am Sternsee

Schliesslich kam der Tag, an dem die Gefährten in Goldorf am Sternsee ankommen sollten. Es war schon seit dem Morgen neblig gewesen und nun, gegen Abend wurde der Nebel sogar noch dichter und ein unangenehmer Nieselregen setzte ein. Schon begannen sich die Weggefährten zu fragen ob sie das Dorf noch erreichen würden, als sie endlich den Wald verliessen und bald darauf irgendwo im dichten Nebel das Plätschern eines stehenden Gewässers vernahmen. Kurz darauf schälten sich düstere Schemen aus dem Nebel – eine Holzpallisade. Es begann bereits zu dämmern, trotzdem schien es hinter den Palisaden eigenartig still. Als die Gefährten sich näherten konnten sie erkennen, dass das Eingangstor zum Dorf offen stand. Gerade genug, dass man ohne Mühe mit dem Pferd hindurch kommen konnte.
Die Schemen von rietgedeckten, niedrigen Häusern waren hinter dem Holzhindernis im Nebel zu erahnen. Jedoch schien kein Licht aus den Fenstern dieser Häuser. Misstrauisch hielten Rikku, Leoram und Kordilvar ihre Pferde an. Julièn jedoch drückte seiner Stute die Fersen in die Seiten, gallopierte auf das Tor zu und sprang mit einem Satz kampfbereit durch den Eingang. Der Wolf Ténèbres war ihm wie immer dicht auf den Fersen. Leise vor sich hin fluchend, spornte nun auch Leoram seinen Hengst an und eilte durch das Tor. Ebenso die beiden anderen. Doch zur allgemeinen Verwunderung lauerte niemand hinter dem Tor. Niemand griff an oder schreite Alarm. Nur das Schnauben der Pferde, das Klimpern von Leorams Rüstung und das leise Knistern von Abraxas Flammen, sowie das entfernte Plätschern des Sees waren zu vernehmen.

„Hallo!?“ rief Julièn lauthals in die Nebel hinein, so dass alle ausser ihm zusammenzuckten. Doch sein vom Nebel gedämpfter Ruf erhielt keine Antwort. Währenddessen schob Leoram zu Pferde das Palisadentor ganz auf. Nur für den Fall, dass sie schnell einen strategischen Rückzug einzulegen hatten.
Währenddessen schnupperte Kordilvar etwas abwesend in der Luft.
“Es hat hier irgendwo gebrannt.“ Meinte er schliesslich vollkommen ernsthaft. Die anderen starrten ihn überrascht an. Rikku schnupperte in der Luft, doch er konnte nichts riechen. Auch Leoram und Julièn erging es ähnlich.
“Ich wüsste ja zu gerne woher du das weißt.“ Fragte Leoram schliesslich.
“Ich kann es riechen?“ War die etwas zaghafte Antwort des massigen Barbaren, der bei der Antwort etwas unsicher schien, aber vor allem hoffte, dass jetzt nicht alle darauf herumhacken würden.

Nachdem einige Häuser genauer begutachtet worden waren, war den vier Männern klar geworden, dass das Dorf verlassen war. Inzwischen hatten sie das grosse Gemeindehaus gefunden. Offenbar waren um die dreissig Dörfler im Gemeindesaal gewesen, in dessen Mitte ein grosser Herd war – der gleichzeitig der Altar von Vatira war, der Göttin der Gastfreundschaft. Man hatte zusammen gegessen. Die meisten Schalen waren leer, in einigen waren noch Reste. Eine Bank war umgekippt, ein Löffel lag am Boden, drei Becher umgestossen. Doch keine Kampfspuren waren sichtbar ... Die Vorratskammern des Gemeindehauses waren noch immer prall gefüllt. Keine Anzeichen von Panik. Auch in den anderen Häusern fanden die Abenteurer nur Hinweise auf ein friedliches Abendessen. Schuhe und Mäntel waren noch an ihrer Stelle. Kein Zeichen von Aufbruch, kein Zeichen von Hektik. Keine besonderen Spuren im Boden vor den Häusern. Es schien als seien die Dorfbewohner wie vom Erdboden verschluckt worden oder einfach aufgestanden, in die kalte Herbstnacht hinausgegangen ohne jeglichen Schutz und dabei noch sorgsam ihre Haustüren hinter sich zugezogen hätten.
Schliesslich trafen sie auch auf die Überreste eines vollkommen niedergebrannten Hauses. Es mochte etwa zwei bis drei Tage her gewesen sein, dass es gebrannt hatte. Den vier Männern schien es, als wäre es ein einfaches Holzhaus gewesen, so wie alle Häuser in Goldorf. Die Brandursache konnten sie nicht herausfinden. Selbst Abraxas konnte hier nicht weiterhelfen. Es hatte einfach gebrannt.

Ratlos entschieden die Männer, in allen Häusern nachzusehen, ob noch jemand da war, oder ob sie möglicherweise einen Hinweis fanden. Offenbar war auch das Vieh verschwunden. Grösstenteils Ziegen, Schafe und Geflügel aber auch einige Kühe und Maulesel.
Schliesslich jedoch fanden sie etwas aussergewöhnliches. In einem Haus hatte offenbar ein Filide gewohnt. Überall im Haus hingen getrockneter Kräuter. Sogar Wolfsbann hatte der Filide auf Vorrat gehabt. Ein Mittel, welches zusammen mit Beladonna gegen Lykanthropie helfen sollte.
In einem anderen Haus hatte offenbar ein Gelehrter gewohnt, denn hier gab es mehrere Regale voll mit Büchern und Schriftrollen zu den Themen magischen Kraftlinien, Geographie und Anatomie, sowie mit den äusseren Sphären. Doch noch bevor sich jemand genauer mit den Büchern beschäftigte, bemerkte Kordilvar einen eigenartigen Geruch nach kaltem Rauch. Vermischt mit etwas, das wie die alchemistischen Tinkturen des Magiers Saetan roch. Der Geruch war kaum wahrzunehmen, was seine Kameraden aufs Neue in Erstaunen versetzte.

Man entschloss sich, die kleine Hütte zu durchsuchen. Doch ausser den Büchern schien nichts auffällig zu sein. Schliesslich suchte Rikku nach magischen Auren und tatsächlich fand er eine unter dem Schreibtisch des Gelehrten. Nach langem hin und her kramte der Hexenmeister eine seiner Schriftrollen heraus und schärfte magisch seien Blick für Geheimtüren. Und fürwahr! Da war eine! Der Mechanismus um die Tür zu öffnen war gut verborgen. Wahrscheinlich wäre es sogar für den zurückgelassenen Shevon schwierig gewesen ihn zu entdecken.
Da die Männer vermuteten, dass die Türe mit einer Falle gesichert sei, brachten sich Kordilvar, Julièn und Rikku in Sicherheit, während Leoram den Mechanismus betätigte. Und in der Tat, aum waren seine Finger über die Markierung im Holz gefahren, als ihn auch schon ein Inferno aus Flammen und Hitze einhüllte. Mit schweren Verbrennungen stolperte er einige Schritte zurück. Nun stank es im ganzen Raum eindeutig nach verbrannten Haaren. Zum Glück hatten die Vier vor dem öffnen der Geheimtüre alles leicht Brennbare aus der Nähe der vermuteten Falle entfernt, sonst hätte nun das gesamte Zimmer in Brand gestanden. So jedoch kokelte nur Leoram vor sich her – der sich gerade dafür verfluchte sich freiwillig für das Türöffnen gemolden zu haben. Während er sich die in die Haut eingebrannten Kleidungsstücke mit schmerzverzogener Miene betrachtete, wurde ihm bewusst, wie sehr er Shevons Gesellschaft vermisste.

Ohne sich lange um Leoram zu kümmern stieg Kordilvar die Leiter hinunter in den verborgenen Kellerraum. Dicht gefolgt von Rikku – den die Neugierde fast zum platzen brachte. Doch die schwarzen, dicken, alchemischen Rauchwolken drohten beiden den Atem zu rauben. Kordilvar, welcher sich bereits beim Hinunterklettern ein Tuch vor den Mund gebunden hatte, schaffte es einigermassen zu atmen. Rikku hingegen begann fast augenblicklich zu husten und nach Luft zu ringen. Nur wenige Sekunden später verlor er das Bewusstsein. Noch im Umfallen wurde er jedoch von Kordilvar aufgefangen und über die Schulter gehievt. Mühelos kletterte der Barbar an der Leiter nach oben, wo Leoram und Julièn sofort zur Stelle waren um den Bewusstlosen Rikku in Empfang zu nehmen und ins Freie zu tragen. Nach einigen Minuten erlangte dieser glücklicherweise wieder das Bewusstsein. Doch der giftige Rauch hatte ihn doch erheblich geschwächt.
So warteten die Vier ungeduldig, bis sich der Rauch verzogen hatte und stiegen schliesslich hinunter in den verborgenen Kellerraum. In dem schlichten Raum hatte es offenbar gebrannt. Ein Tisch mit alchemischen Mitteln war umgestürzt und verbrannt, ebenso ein Regal mit vielen Büchern und Schriftrollen. An den Wänden des Raumes waren einige andere Tische und Regale angeordnet, alle mit alchemistischen Apparaturen und Mittelchen sowie Büchern, Schriftrollen und anderen Schriftstücken beladen. In der Mitte des Raumes war ein grosser Steintisch aus blutrotem Stein mit vier geöffneten Stahlfesseln. Um den Stein herum war ein Kreis gezogen. Das Innere des Kreises war überall mit fremdartigen Zeichen beschrieben. Nach kurzem Studium teilte Rikku seinen Kameraden mit, dass es sich dabei um arkane Zeichen handelt, welche Kreaturen daran hindern diese Daseinsebene zu verlassen. Nach kurzer, oberflächlicher Suche entdeckte schliesslich der Druide Julièn drei grosse, weisse Federn, die er jedoch keinem Tier zuordnen konnte. Was den Männern jedoch einen Schauer über den Rücken jagte war der wacklige, kreidene Schriftzug an der Wand:

DER ALTE FEIND
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Heretic am 09. Februar 2006, 15:10:52
Ifirn und Pyrdracor sind IIRC rechtlich geschützte Namen und Teil der DSA-Hintergrundwelt Aventurien.
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Kai am 09. Februar 2006, 18:32:52
OMG!!! Wirklich? Das heisst, ich muss jetzt gleich meine Festplatte löschen, mein Geld auf ein Nummernkonto überweisen und den nächsten Flug in die Bahamas buchen bevor die SOKO-Fanpro meine Wohnung stürmt und meine d20-modifizierten DSA-Abenteuer konfisziert! :wink:

Wenn du mal genauer hinschaust wirst du sehen, dass ich noch unzählige andere Namen "geklaut" habe. Eine meiner Göttinen heisst sogar Tyr ... und die hat mit dem FR(?)-Tyr etwa gleich viele Ähnlichkeiten, wie meine Ifirn  mit der DSA-Ifirn.

Aber ich bin eben so schamlos und klaue für meine Welt alles zusammen, was mir gefällt und hineinpasst :ninja:  :)
Solange ich das Ganze nicht kommerziell aufziehe oder ein Buch darüber schreibe ist das wohl ziemlich egal! Ansonsten darf Fanpro sich ruhig bei mir melden.
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Zechi am 09. Februar 2006, 19:56:22
@Heretic
Das wird langsam nervig. Du bist hier kein Moderato und auch kein Polizist der vermeintliche Coypright-Verstöße immer wieder anprangern muss, bitte beachte doch gleich mal die neuen Foren-Regeln.

@Kai
Habe maldeinen ersten Beitrag gelesen und hört sich gut an. Du hast aber soviel gepostet, dass man mit dem Lesen nicht so schnell hinter her kommt. Aus eigener Erfahrung, kann ich dir nur empfehlen alles immer nur Stück für Stück zu schreiben, aber auf alle Fälle Thumbs Up.

Gruß Zechi
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Kai am 10. Februar 2006, 13:05:32
@ Zechi
Danke für den Tipp!

Heute Abend sollte es weitergehen ... naja, vielleicht auch erst Morgen  :roll:
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Heretic am 10. Februar 2006, 16:38:24
@Zechi: War nur als Kommentar am Rande gedacht.
Hey, MIR isses egal, wenn er von FanPro-RAs ne Abmahnung bekäme.
Wollts nur erwähnt haben.
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Stamper am 10. Februar 2006, 22:56:00
Ja, da muss man echt mal loben, die Geschichte ist echt gut erzählt.
Wirkt aber tatsächlich wie ein e-Book, ich war bereits drauf und dran die Geschichte auszudrucken um sie entspannter lesen zu können. Hat echt eine Menge Potential.
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Kai am 11. Februar 2006, 09:18:29
Müde und verwirrt, voller Vermutungen entschieden die Vier sich erst einmal auszuruhen. Möglicherweise würden sie ja bei Tageslicht klarer sehen. Vorher ritten sie jedoch noch das Dorf ab und entdeckten so, dass das Wasser des Sees die Farbe von Blut hatte, wenn auch nicht dessen Konsistenz. Eine Tatsache, welche zu ihrer Verwirrung beitrug.
So entschlossen sich die Gefährten zu ruhen. Doch blieb die Nachtruhe nicht ungestört. Mitten in der Nacht hallte plötzlich ein unirdischer Gesang aus dem Nebel. Er schien von überall und von nirgends zu stammen. Keine Richtung war in dem dichten Nebel, der alles an Licht und Ton verschlang, auszumachen. Und kaum waren die Vier auf den Beinen und an der Türe, verstummte der unheimliche Gesang auch schon wieder. So blieb ihnen kaum eine andere Wahl als wieder zurück ins Haus zu gehen und versuchen weiterzuschlafen.
MP3 Sirenengesang (http://www.schattenburg.ch/spielgruppe/downloads/diverses_sirene.mp3)

Am nächsten Morgen hatte sich der Nebel endlich verzogen. Einige Sonnenstrahlen durchbrachen die Hochnebeldecke, die immer wieder aufriss, während Julièn sich in seine Umgebung einfühlte um herauszufinden wie das Wetter der folgenden Tage sein würde. Schliesslich entschloss man sich dafür einen kurzen Ritt um das Dorf zu machen, um zu sehen ob dort Hinweise auf das mysteriöse Verschwinden der Dorfbevölkerung zu finden waren. Doch da war nichts! Keine Bienen in den Bienenstöcken, keine Tiere im Wald, nichts! Nur das blutrote Wasser um die seichte Küste des stillen Dorfes und eine Insel mitten im See.
Nun, gegen Mittag war die Sonne vollkommen verschwunden, der Hochnebel wurde dichter. Und plötzlich war wieder der eigenartige Gesang zu hören. Er schien vom Wasser zu kommen. Leoram sprang auf seien Hengst Anaxis und galoppierte eilig zum See. So sah er, wie das Wasser leicht vibrierte. Ohne darüber nachzudenken steckte er den Kopf ins Wasser, doch auch Unterwasser tönte der Gesang nicht anders. Und dann hörte es auch schon wieder auf. Kurz entschlossen griffen die Männer sich daraufhin zwei Boote und ruderten zur Insel. Möglicherweise gab es ja dort Hinweise.

Bald hatten sie das blutrote Wasser hinter sich gelassen und landeten auf der Insel.
Die Insel war recht klein. Leise plätscherte das Wasser an die seichte Küste und versickerte wieder zwischen den runden Kieseln. Die Insel selbst war nicht sehr hoch aber offenbar manches mal von den Fischern besucht worden. Hohes, ungeschnittenes Grass und bis zwei Meter hohe Dorn- und Hagebuttenbüsche wuchsen hier im Überfluss. Ein kleiner, kaum erkennbarer Pfad wand sich zu dem Stein, den man bereits vom kleinen Strand aus erspähen konnte. Der Stein war dunkelgrau – scheinbar nicht aus dieser Gegend und er schien seltsam geometrisch.
Beim Näherkommen wurde den Männern nun auch klar wesshalb der See Sternsee hiess. Offenbar wegen dieses etwa drei Meter hohen Steines, welcher aussah wie ein riesiger sternförmiger Zylinder. Erzäderchen durchzogen den eigenartigen, sehr glatten Stein. Die Zeit hatte an ihm genagt und doch waren Linien und kleine, eingravierte Sterne auf ihm zu entdecken. Nach kurzer Suche kletterte Kordilvar leicht genervt auf den Sternenobelisken hinauf und entdeckte darauf drei eingravierte Wellenlinien. Das Zeichen für das Element Wasser. Während der Suche begann wieder Nebel aufzuziehen – beängstigend schnell. So entschloss man sich, zurück ins Dorf zu rudern. Im Dorf angelangt vernamen die Abenteurer fremde Stimmen durch den Nebel.

“Hastu was gefunden?“ fragte eine männliche Stimme.
“Nö!" antwortete eine weitere männliche, aber höhere Stimme.
“Son Mist! Ich hoffe die anderen findn was. Se kann recht ungemütlich sein, wenn se nicht weiss was los is … „
“Was glaubstu is hie passiet?„ fragt die eine Stimme nach einer kürzeren Pause mit einem leicht ängstlichen Unterton.
“Keine Ahnun! Scheinen alle abgehaun zu sein. Ohn Mäntel un Schuh. Einige Türn stehn offen. Vielleicht wolltn sie das Feur löschen!"

Noch ein Weilchen lauschten die vier Abenteurer den Stimmen im Nebel. Zwei weitere Personen tauchten offenbar auf. Darunter eine Frau. Alle hatten nichts gefunden – anscheinend hatten sie die Unterkunft der vier Abenteurer noch nicht gefunden und auch nicht das Haus des Gelehrten. Aber es fehlte noch die Anführerin der Gruppe. Schlussendlich entschloss man sich, sich bemerkbar zu machen.

“Hallo!“ rief Leoram in den Nebel, während sich die Gefährten auf in Richtung der Stimmen machten. Nur Rikku blieb etwas zurück und wies Abraxas an, sich zu verstecken.
Augenblicklich war das Geräusch von aus der Scheide gezogenen Waffen und das leise Klimpern von Rüstungen zu vernehmen.

“Wwer da!?“ war die eher hohe männlich Stimme zu vernehmen. Kurz gefolgt von einem Zischen und dem Geräusch sich entfernender Schritte. Nur einige Schritte später schälten sich die Gestalten von drei gerüsteten Menschen aus dem Nebel. Alle kampfbereit.
“Wer seid ihr? fragte ein rothaariger Mann mit einer tiefen befehlenden Stimme.
“Wir sind Reisende. Und ihr?“ antwortete Leoram betont höflich.
“Was macht ihr hier? Seid ihr dafür verantwortlich? Wisst ihr wo die Dorfbewohner sin?“ wollte der Rothaarige wissen, ohne Leorams Frage zu beantworten.

“Ein Kind hat uns hergeschickt und Nein und Nein.“ war Leorams nicht sehr hilfreiche Antwort. Auch er konnte unhöflich sein, wenn er wollte.
Schliesslich einigte man sich, ohne Blutverlust, dass niemand von den Anwesenden für das Verschwinden der Dörfler verantwortlich war, dass niemand wusste was geschehen war und dass man auf die Arbeitgeberin der drei Söldner – die sich zögerlich als Ranguilf Tandris, Kandran Domian und Iana Esdrin  vorstellten - warten würde.
Endlich kam sie in Begleitung eines jungen Söldners – der sich als Haslan vorstellen würde – und einer grossen hageren Frau, die unbewaffnet schien. Es war eine zierliche kleine Elfin mit nachtschwarzem, streng zusammengebundenem Haar und der grünen Ordenstracht der Kleriker der Sindeha – der Göttin des Wissens. Hätte sie nicht so einen strengen Eindruck gemacht, hätte man sie als wunderschön bezeichnen können. So jedoch schien sie eher äusserst distanziert und kalt. Sie stellte sich als Alfia Xanthas vor.
Nach einigen misstrauischen Sticheleien einigte man sich bald wiederum darauf, dass niemand von den Anwesenden für das Verschwinden der Dorfbewohner verantwortlich war. Alfia erklärte leicht ungehalten, dass sie ursprünglich aus einem Interesse für den Sternobelisk nach Goldorf gekommen war. Doch nun war alles anders. Zusammen mit den vier Abenteurern und ihrem Geleitschutz machte sie sich wieder auf den Weg zum Labor des Magiers, wo Haslan sie aufgespürt hatte, und nahm ihre Untersuchungen wieder auf. Nach kurzer Zeit hatte sie eine noch lesbare arkane Schriftrolle mit dem Zauber Zungen gefunden, welche sie nach kurzem Studium wortlos dem unfreundlich-wortkargen Rikku übergab. Nach kurzer Zeit fand sie schliesslich in den verbrannten Überresten eines Büchergestells ein kleines, angekokeltes Notizheft, dass anscheinend auch eine Art Projekttagebuch war.

Spoiler (Anzeigen)


Zutiefst über das Gelesene schockiert und rätselnd, wer oder was der Alte Feind sein könnte, suchten sie weiter das kleine Haus des Magiers Shandrim ab. Doch leider fiel ihnen nichts weiteres auf. Julién und Rikku nahmen einige Schriften mit sich, um sie zu studieren.
Inzwischen war die Nacht hereingebrochen und man einigte sich darauf, gemeinsam im Gemeindehaus zu übernachten. Hier würden alle Platz finden. Am nächsten Morgen plante Alfia einen Ausflug zur Insel mit dem Sternenobelisken. Ansonsten schien es ja keine Anhaltspunkte zu geben. So begab man sich nach einem kurzen Abendmahl zur Ruhe.

Es waren erst wenige Stunden vergangen, als der junge Söldner Haslan, welcher gerade Wache schob aufgeregt aufschrie.

“Ein Hund!“

Es dauerte nicht lange und alle waren wach und starrten hinaus in die neblige Dunkelheit, wo eine Promenadenmischung ruhig vor dem Haus sass und ohne zu blinzeln oder sich sonst wie zu bewegen das Gemeindehaus beobachtete.
Nach wenigen Augenblicken wendete sich der verschlafene Leoram wieder, sehr missgelaunt, ab.

“Was fällt dem Kerl ein uns wegen einem räudigen Köter zu wecken! So etwas idiotisches!“

Auch Kordilvar legte sich wieder hin. Julièn, Alfia und ihre Leute jedoch beobachteten den Hund vom Fenster und der Tür aus. Haslan hatte sich sogar einen Schritt herausgewagt. Rikku hingegen blieb hinten im Haus – schlafen mochte er jedoch nicht.

“Das ist eigenartig! Vor allem in Anbetracht, dass ihr bis jetzt keinerlei Tiere gesehen habt…“ meinte die Elfin mit leicht besorgtem Tonfall.
Julièn nickte zustimmend.

“Vor allem in Anbetracht dessen, dass sich dieser Hund nicht wirklich normal verhält!“

Mit diesen Worten mache Julièn einige Schritte hinaus und rief den Hund. Doch dieser reagierte nicht. Noch bevor etwas entschieden werden konnte, schoss der junge Haslan einen Pfeil auf den Hund. Doch trotz des Pfeiles der aus seinem struppigen Fell ragte, bewegt sich der Hund nicht, schaute weiterhin auf die Leute vor dem Gemeindehaus. Einen Augenblick lang herrschte Stille, dann zog Haslan sein Schwert und machte einige Schritte auf den Hund zu.

“Komm zurück du Narr!“
befahl die Elfin Alfia dem jungen Söldner. Doch es war bereits zu spät! Ein Wesen – scheinbar eine Mischung aus Motte und Fledermaus – mit einer Flügelspannweite von mindestens zwei Metern, glitt lautlos aus der Dunkelheit und krallte sich an Haslans Kopf fest. Sofort stürmten Julièn und weitere Söldner hinaus. Fluchend sprang Leoram auf die Füsse, ebenso der Barbar Kordilvar mit seiner Axt. Schnell war dem Flattervieh der Gar ausgemacht, doch Haslan war tot. Er hatte kein Gesicht mehr – das Vieh hatte ihm alles Fleisch bis auf den Knochen weggeätzt. Alfia beugte sich kurz über die Leiche und untersuchte sie schnell, während der Rest sich über den Hund hermachen wollte. Doch da entdeckte Julièn etwas im Nebel, das ihm Schauer der Angst über den Rücken jagte. Er empfand nackte Angst als er sah, was sich da aus dem Nebel und der Dunkelheit schälte….
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Kai am 11. Februar 2006, 11:51:20
Die Stats der SC (mit Ausnahme von Kordilvar) zu Beginn des Abenteuers:

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@ meine Spieler: bitte schaut euch die Stats hier nicht an!
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Kai am 15. Februar 2006, 15:51:36
Angriff aus der Dunkelheit

“Schaut!“
rief Julièn seinen Freunden und neuen Verbündeten zu, nur mühsam die Angst aus seiner Stimme bannend. Und sie schauten … und sahen. Leorams Schwert senkte sich für einen kurzen Augenblick, ebenso Kordilvars Axt.

“Verdammter Mist!“
war von Leoram her zu vernehmen und damit hatte er allen Anwesenden die Worte aus dem Mund genommen.

Unzählige Gestalten schälten sich langsam aus Dunkelheit und Nebel. Menschliche Gestalten. Grosse, kleine, dicke, dünne. Kinder und Greise, Mütter und junge Männer. Und sie alle gingen langsam auf das Gemeindehaus zu. Es war augenblicklich klar, dass es sich um die Bewohner des Dorfes handeln musste. Doch wie normale Menschen verhielten sie sich nicht, auch wenn sie wie solche aussahen.

“Wir sollten uns verschanzen“ meinte Leoram, machte rechtsumkehrt und eilte ins Gemeindehaus. Wenn die Leute weiterhin so langsam liefen, konnte er möglicherweise noch seine Rüstung anziehen. Doch schon im Eingang war klar, dass es dazu nicht mehr reichen würde. Stattdessen wurden nun die Türen und Fenster verbarrikadiert. Es dauerte nicht lange und die ersten Dorfbewohner hatten die Tür erreicht. Kordilvar und einige der Söldner hatten sich bei der Türe postiert um die Eindringenden zurückzuschlagen.

Wie waren sie überrascht, als die Gegner begannen die Hauswand auseinanderzunehmen und einzureissen. Die Tür selbst gab nach wenigen Schlägen nach. Sofort strömten die Menschen - Greise, Jäger, Bauern, Kinder - durch die Tür und griffen die Verteidiger mit blossen Händen an. Ihre Schläge brannten wie Feuer und Eis, während selbst Kordilvars vernichtende Axthiebe keinen einzigen Blutstropfen forderten. Es blieb ihm kaum eine andere Wahl als junge Bauernfrauen, kleine Kinder und Greise so lange mit seiner Axt zu verstümmeln, bis sie nicht mehr stehen und schlagen konnten. Rikku hatte inzwischen Abraxas befohlen sich vom Kampf fernzuhalten und versuchte dann, nachdem er die Fenster mit Julièns Hilfe verbarikadiert hatte, die Angreifer mit seiner Magie zurückzuhalten. Doch weder Feuerbälle noch Magische Geschosse, welche aus seinen Fingern blitzten, schienen grosse Wirkung zu zeigen oder die Angreifer im mindesten zu beeindrucken. Immer wieder wurden die Verteidiger von den heimtückischen Schlägen des stillen Mobs getroffen.
Bereits waren alle Söldner Alfias bis auf die grosse, hagere Frau, welche Serallren hiess, gefallen. Serallren versuchte mit allen Mitteln und grosser Kunstfertigkeit die Elfin zu schützen. Diese wiederum heilte Serallren und auch Julièn und die Anderen. Es zeichnete sich bereits ab, dass Flucht das Einzige Mittel zum Überleben war, als auch die Rückwand des Hauses unter den Schlägen der Angreifer erzitterte.
Der Fluchtweg war abgeschnitten! Es gab kein Entkommen mehr. Bereits spürten Kordilvar und Leoram ihre Kräfte schwinden und auch Serallrens präzise Schwertstreiche waren langsamer geworden. Und dann änderte sich alles.


Unheimlicher, unirdischer Gesang hallte durch das Dorf. Gesang, welcher aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen schien, von überallher. Und der Angriff stockte, brach ab als sich die Angreifer umdrehten und lauschten.
Nach einigen Augenblicken griffen sie nach den verstümmelten Körpern am Boden und gingen davon, verschwanden lautlos in Nebel und Dunkelheit. Auch Haslans Leiche und jene der anderen Söldner nahmen sie mit. Zögerlich folgten Kordilvar und Leoram den Dorfbewohnern in den Nebel und beobachteten, wie diese leise und geräuschlos ins Wasser gingen und ohne ein Blubbern darin versanken. Nur eine Person drehte sich langsam zu den beiden Männern um. Haslan – nun mit intaktem Gesicht.

“Ihr könnt nicht entkommen! Ich bin überall!“ sagte er zu den Beiden, bevor auch er im blutigen Wasser versank.
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Kai am 15. Februar 2006, 16:05:45
Ist es so von der Länge her angenehmer zum Lesen?
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Kai am 22. Februar 2006, 11:21:15
Auf diese Ankündigung hin machten sich Kordilvar und Leoram schnell wieder auf zum Gemeindehaus, wo Alfia gerade damit fertig wurde, die anderen zu verbinden und aufzupäppeln.
Man entschloss sich, die Nacht in einem anderen Haus zu verbringen, in der Nähe der Pferde diesmal.

Nach einer langen, unruhigen Nacht wurde es langsam Morgen. Draussen war es eisig-kalt und totenstill. Nur der leise Wind war ab und an zu hören, wen er sachte im Ried der Dächer raschelte oder den einen oder anderen losen Fensterladen klappern liess.
Die grauenvollen Ereignisse der vergangenen Nacht hatten die Menschen und die Elfin bis in ihre Träume hinein verfolgt. Immer wieder tauchten die Gestalten der Dorfbewohner aus dem finsteren Nebel auf. Die leeren Gesichter und Blicke auf sie gerichtet. Die Hände, welche die Wände einrissen. Haslan, wie er tot am Boden lag mit weggeätztem Gesicht. Die Menschen, Frauen, Kinder, Greise, Männer, die langsam in das Wasser wateten um ohne ein Blubbern, ohne ein Prusten, ohne eine Welle zu verursachen darin versanken. Versanken im blutroten Wasser welches tief im Innern der Abenteurer etwas erklingen liess. Eine tiefe, uralte Furcht, ein unbestimmtes Grauen das langsam zu Bewusstsein kam ... denn er war hier ... Der Alte Feind ... Der Alte Feind welcher ihnen nur zu deutlich gemacht hatte, wie stark er war und gesagt hatte, dass es für sie kein Entkommen geben würde...

Als sich die Gefährten langsam vom düsteren, unruhigen Schlummer und den grausigen Alpträumen gelöst hatten, bemerkten sie, dass die Elfin Alfia und Serallren, die Dralai, schon wach waren. Alfia sass mit übergeschlagenen Beinen auf einer kleinen, grünen Decke. In zwei kleinen Schälchen zu ihrer Rechten und Linken brannte aromatischer Weihrauch. Vor ihr am Boden brannte eine Weisse Kerze, welche die Elfin mit ihren wundervollen, grossen Grünblauen Mandelaugen fixierte während sie offenbar still und in Gedanken ihre Gebete sprach. Nun, da die ersten Sonnenstrahlen des Tages durch das Fenster hereinfielen, schien die Elfin regelrecht zu strahlen. Während gestern ihre Haare streng zu einem Dutt zusammengebunden waren, fielen sie nun wie ein nachtschwarzer Wasserfall über ihre Schultern. Zwar war den Abenteurern schon am Tag zuvor aufgefallen, dass die Elfin eine Schöhnheit ist, doch nun, im Licht des Tages schien sie regelrecht zu strahlen. Serallren hingegen hockte auf einem Stuhl, nicht weit von Alfia entfernt. Ihr kurzes, braunes Haar hatte definitiv einen Grünstich, was ihr einen leicht exotischen Anschein gab. Doch im Gegensatz zu Alfia schient eine dunkle Volke um Serallren zu liegen, welche teilnahmslos einen Dolch schärfte, während ihre grünen Augen immer wieder über Alfia streiften. Die hagere Frau schien in einer finsteren Stimmung zu sein - was angesichts der Geschehnisse des vergangenen Abends kaum verwunderlich war.

Es dauerte nicht lange und Alfia hatte ihre Andacht beendet. Sie setzte zwei Deckel auf die Weihrauchschüsselchen um die Glut zu ersticken und blies die Kerzenflamme aus. Kordilvar, der bis dahin mit geschlossenen Augen an die Wand gelehnt dagesessen hatte, nieste laut, als der leicht beissende Duft des erloschenen Weihrauchs ihn erreichte. Mit einem leisen Knurren stand er auf und blickte aus dem Fenster. Auch Alfia stand auf, faltete die grüne Decke zusammen und verstaute sie mit den anderen Utensilien in ihrem Gepäck. Schliesslich band sie ihre Haare wieder zu einem strengen Dutt zusammen, welcher sie eigenartig ernsthaft und hart erscheinen liess, wo sie bei ihrem Gebet heiter und freundlich erschienen war.
Erst jetzt nahm die Elfin ihre neuen Mitstreiter richtig war. Unbewusst über ihre Schlangenarmreifen streichend betrachtete sie die Männer.

"Ihr solltet erst etwas essen. Währenddessen kümmere ich mich um eure Wunden und die Rauchvergiftung. Danach möchte ich mir den Sternobelisken anschauen. Oder habt ihr eine bessere Idee?"

"Nein," antwortete Leoram sofort, "aber als erstes sollten wir Vorkehrungen treffen. Hast du eine Möglichkeit um irgendwie eine Nachricht zu verschicken? Denn was auch immer uns geschehen mag, man muss die hiesige Grafschaft warnen. Ich weiss nicht, was oder wer der alte Feind ist - aber wenn dieser Legat mitgeholfen hat um ihn zu beschwören, da es die Wallländer schwächt, dann muss man die Freien Reiche unbedingt vor dieser Gefahr warnen!"

Während Leoram sprach, ging Alfia zu Serallren und wechselte einige unverständliche Worte mit ihr – offenbar in Elfisch. Danach wandte sie sich wieder Leoram zu.
“In der Tat habe ich bereits einen solchen Zauber vorbereitet. Ich werde meinem Orden eine kurze Nachricht senden können. Möglicherweise können sie Verstärkung schicken. Aber garantieren kann ich es nicht! Vielleicht können sie ein paar Dalrei überzeugen zu kommen ... "
Kurz hielt die Elfin inne und fuhr dann etwas leiser fort.
"Nun ja. Wie dem auch sei. Vorerst sind wir auf uns allein gestellt. Ich werde nachher noch die Göttin um ihr Wissen bitten. Möglicherweise gibt sie uns einen Hinweis darauf, wie wir dieses eigenartige, singende Wesen finden. Allerdings brauche ich dazu etwas Blut von einem von euch ..."

Bei den letzten Worten der Elfin zuckte Rikku unter seiner Decke zusammen.
[i"Wer will hier Blut sehn? Also von mir gibts nichts." [/i] entfuhr es ihm. Er versuchte nicht einmal höflich zu sein. Sollte sie doch ihr eigenes Blut nehmen! Trotzdem jedoch wunderte ihn diese Tatsache.
"Warum benötigt euer Gott unser Blut damit er dir hilft? Leidet er an Blutmangel oder ist er der Ansicht, dass einem nur dann Hilfe zukommen sollte wenn man dafür etwas zu geben bereit ist?“
Leicht genervt erklärte ihm die Elfin, dass dies eben zum Ritual hinzugehöre und dass sie im Augenblick werder die Zeit noch die Geduld hätte ihm die Grundlagen ihres Glaubens zu erklären.
Dann wandte sie sich wieder an Leoram, der noch einige Fragen zu den Kraftlinien und Sternensteinen hatte. Alfia selbst hatte sich nie wirklich intensiv mit Kraftlinien auseinandergestetz. Aber soweit sie wusste waren sie mit den sieben Elementen verbunden und wo sie sich kreutzen konnten elementare oder magische Effekte verstärkt werden.
Über die Sternenobeliske wusste sie noch weniger. In den Büchern war nur wenig über sie geschrieben worden. Oft wurde einfach nur ihre Existenz erwähnt, in einem – ziemlich obskuren – Buch hatte sie gelesen, dass sie eine Art Portal oder Wegweiser waren (was genau war aus der Quelle nicht ersichtlich, da der Mensch der das Buch geschrieben hatte, offensichtlich wahnsinng gewesen war). Sie hatte sich nach Goldorf begeben um am Objekt selbst Untersuchungen anzustellen.
Nach diesen Erklärungen diskutierten die Überlebenden der vergangenen Nacht, was genau man die Göttin fragen konnte, wie der Zauber funktionieren würde und welchen Vorteil man daraus ziehen konnte. Da ausser Kordilvar keiner der Vier besonders gläubig war und der Barbar sich nur für seine Stammesgötter interessierte, war niemand darauf erpicht sein Blut zu geben. Rikku wurde im Verlauf des Gesprächs immer vorlauter, verkündete laut seine negative Einstellung Kleriker betreffend und ging sogar so weit, Alfia in ihrer Funktion als Priesterin zu beleidigen. Schliesslich verlor die Elfin ihren Gleichmut und liess Rikku zornig wissen, dass er von nun an nicht mehr auf ihre „schwächliche und unnütze“ Hilfe zählen sollte – die ihm noch am Abend zuvor seine schweren Wunden verschlossen hatte. Schliesslich einigete man sich jedoch darauf, zum Sternobelisken hinauszurudern.

Die Stimmung die zwischen den Männern und den beiden Frauen herrschte, als sich die Sechs mit drei kleinen Fischerbooten aufmachten, als eisig zu bezeichnen, wäre euphemistisch gewesen. Still und schweigend ruderte man aus dem blutroten Wasser, welches Goldorf umschloss, hinaus. Die Grenze des roten Wassers war ziemlich klar, aber es schien, als wäre die blutrote Fläche über Nacht angewachsen.

Sobald die drei Boote auf der kleinen Insel an Land gezogen waren, machte sich Alfia zum Obelisken auf und untersuchte ihn. Die vier Männer diskutierten inzwischen ob man den Grund des Sees absuchen sollte. Leoram und Kordilvar waren dazu bereit, ebenso Alfias Hilfe ein weiteres mal zu beanspruchen. Diese bat dann auch ihre Göttin, den beiden Männern zu gestatten unter Wasser atmen zu können. So tauchten die Beiden bis zum Grund des Sees in der Nähe der Insel, die wie eine Säule vom Grund aufragte. Doch nichts Interessantes war zu sehen und das Wasser war eisig kalt. Allein ein verrosteter Dolch fiel Kordilvar auf. Enttäuscht tauchten die Beiden wieder auf. Danach entschloss man sich, das rote Wasser genauer unter die Lupe zu nehmen. So ruderten Kordilvar und Leoram mit ihrem Boot in die Nähe der Farbgrenze, befestigten ihr Boot am Felshang der Seeküste und tauchten mit ihren magischen Lichtern ein weiteres mal in den kalten See hinunter. Der blutrote Schleier des Wassers liess kein Lichtschimmer hindurch, so dass es unmöglich war zu sehen, was sich dahinter verbarg. Doch bald am Grund des Sees angekommen, bemerkten die beiden, dass sich das rote Wasser wie mit grossen Armen auf sie zuzubewegen begann. Leoram entschloss sich auszuprobieren, ob das Wasser wirklich auf ihn reagierte, oder das Phänomen rein zufällig war. Kordilvar hingegen suchte sich am Seegrund einen langen Treibholzast und versuchte das blutrote Wasser zu verwirbeln. Doch anstatt zu wirbeln schoss ein roter Wasserarm mit überraschender Geschwindigkeit auf den Barbaren zu. Diesem gelang es zwar noch sich kräftig vom Grund aus in die entgegengesetzte Richtung abzustossen, doch wurde er trotzdem von dem roten Wasser erwischt und bis zu den Oberschenkeln umschlossen.
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Osric am 23. Februar 2006, 10:00:47
So ist die Länge super, der Inhalt übrigens auch.
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Kai am 25. Februar 2006, 16:08:10
Umzingelt

Mit Mühe schaffte es Kordilvar seinen Atem trotz der rasenden Schmerzen noch anzuhalten und hochzuschwimmen. Mit einem Schrei durchbrach er die Wasseroberfläche kurz nach Leoram.

“Was ist geschehen?“ fragte dieser besorgt, während er auf das kleine Fischerboot zuschwamm, sich hinaufzog und dann dem Barbaren in das gefährlich schwankende Wassergefährt half.

“Es hat mich gepackt! Das Mistding! Mit Entsetzen betrachteten die beiden Männer die vollkommen blauen Beine des Barbaren. Es sah aus, als wären sie samt und sonder mit einem riesigen, fiesen, blauen Fleck bedeckt ... und es fühlte sich sehr unangenehm an! Keiner der Beiden nahm sich die Zeit zu fluchen. Stattdessen griffen sie wortlos zu den Rudern und versuchten so schnell wie möglich die Insel zu erreichen.
Sofort war Julièn zur Stelle und untersuchte die Beine des schwer verletzen Barbaren. Auch Alfia hielt in ihrem Studium des Obelisken inne und sprach einen Heilzauber über Kordilvar.
Sie hatten sich jedoch kaum von dem Schrecken erholt, als Rikku, welcher in ihrer Nähe stand mit erstickter Stimme

"Oh Nein!" flüsterte.

Der Ton seiner Stimme liess die Anderen aufschrecken und augenblicklich sank auch ihr Herz ein Stück nach unten. Das Rot im See breitete sich aus und kam bedenklich schnell auf die Insel zu. Sie würden von hier nicht mehr schnell genug wegrudern können, ohne in das verdorbene Wasser zu geraten, aber möglicherweise, wenn man die Boote über die Insel tragen würde und von dort losruderte? Ohne zu zögern schnappten sich die vier Männer und zwei Frauen die Boote und trugen sie so schnell wie möglich zur anderen Inselseite. Leoram und Julièn waren schon am Ufer, dicht gefolgt von Alfia und Serallren. Doch Rikku und Kordilvar hatten Mühe da Rikku den Halt am Boot verloren hatte und mehrmals stolperte. Bis Beide am Ufer angekommen waren, war es bereits zu spät. Blutrotes Wasser umschloss die kleine Insel, schwappte an ihren Strand, versickerte zwischen den runden, grauen Kieseln. Es gab kein Entkommen mehr.
Zum Schrecken aller begann das Wasser auch noch zu Brummen - wie ein Bienenstock. Das schlimmste befürchtend zogen sich Menschen und Elfin bis zum Sternenobelisken zurück, diskutierten ihre Handlungsmöglichkeiten. Inzwischen war das Brummen verstummt, doch es fiel ihnen nichts ein ... und schliesslich einigten sie sich darauf, dass Alfia ihre Göttin um Rat fragen sollte. Julièn war jedoch der Einzige der vier Abenteurer, der dazu bereit war sein Blut für den Zauber zu lassen. Alfia bereitete mit schnellen, geübten Griffen die kleinen Räucherschalen vor, zog einige Linien um sich in den kalten Boden, nahm eine kleine Schüssel hervor und legte ihren dunklen Zeremoniendolch vor sich auf den Boden. Nachdem sie sich auf ihre Knie hinuntergelassen und ihr Gebet intoniert hatte, entzündete sie die beiden Räucherschälchen, hob Schüssel und Dolch gegen Himmel, bevor sie sich selber mit der Klinge über den Arm fuhr und ihr eigenes Blut mit der Schale auffing. Das Selbe tat sie mit Serallren und Julièn. Dann legte sie den Dolch zur Seite und versank in einem lautlosen Zwiegespräch mit ihrer Gottheit.

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Nach einer Ewigkeit wie es schien, sank Alfia erschöpft in sich zusammen. Ihr elfenbeinernes Gesicht hatte einen müden Grauton angenommen, doch ihre Augen glänzten verzückt. Trotz der erwartungsvollen Gesichter um sich herum nahm sie sich Zeit, atmete mehrere Male tief ein und aus, packte ihre Schalen und Geräte sorgsam zusammen, stand auf und klopfte sich den Staub von den Kleidern. Dann wandte sie sich an die Abenteurer

"Meine Göttin hat mir folgendes mitgeteilt: "LASS DEN HIMMEL WEINEN WENN DIE STERNE STRAHLEN!" Nun liegt es an uns ihre Weisung zu deuten und umzusetzen.“

Lange diskutierten sie die Weisung der Göttin, doch sie kamen zu keinem Ergebnis. Schliesslich teilten sie Wachen ein und bereiteten sich auf eine ungemütliche Nacht vor.

Schon einige Stunden war es dunkle Nacht. Die Monde waren noch nicht aufgegangen, nur die Sterne strahlten zwischen den Löchern in den Wolken hindurch. Die unnatürliche Stille der Herbstnacht wurde immer wieder durch eigenartige und unpassende Geräusche vom Wasser durchbrochen. Es war, als würden sie verspottet. Alfia, welche bereits geruht hatte, sass überlegend am Lagerfeuer, als ihr Blick wieder einmal zum Sternobelisken wanderte. Im Sternenlicht schien er plötzlich von silbernen, leicht glühenden Adern durchzogen. Für einen kurzen Augenblick zuckte ein Lächeln über ihre Lippen. Sie hatte es geahnt! Nun war es Zeit die kleinen Abenteurer zu wecken und sie von selbst auf die Lösung des offensichtlichen Rätsels kommen zu lassen. Sie selbst würde nur eingreifen, falls die vier Männer zu dumm waren. Es war ihr zur zweiten Natur geworden, ihre volle Macht möglichst nicht zu zeigen … Gegner, welche sie unterschätzten, waren ihr die liebsten! Nicht dass es hier wirklich darauf ankommen würde, schliesslich hatte sie sich entschlossen keinen von ihnen lebend davonkommen zu lassen. Sie würden für die Impertinenz und Anmassung des Hexenmeisters mit ihrem Leben bezahlen. Nur Blut konnte die Beleidigung hinwegspülen! Langsam strich sie über den Schlangenkopf ihres Armbandes, bevor sie sich erhob und den Druiden weckte.

Julièn hatte kaum geschlafen, als er unter der federnden Berührung der Elfin zusammenzuckte. Doch es dauerte nur wenige Augenblicke, bis er sich wieder gefasst hatte. Als er dann Alfias Blick folgte sprang er augenblicklich auf die Füsse. Der Sternenobelisk war in Sternenlicht getaucht. Und er glühte. Der dunkle, graue Stein war durchzogen von silbern leuchtenden Adern und Äderchen, welche vorher nicht sichtbar gewesen waren. Es schien fast ein lebendiges Gebilde zu sein. Sofort weckte er die Anderen und zusammen machten sie sich daran den Stein ein weiteres Mal zu untersuchen. Schliesslich kam dem Druiden ein Gedanke und ohne lange zu überlegen streckte er seine Hände himmelwärts, liess seine Sinne mit der Welt um sich herum verschmelzen, sammelte das Wasser in den Schwingungen und liess es über dem Obelisken erscheinen.
Wasser regnete auf den Sternenobelisken hernieder.

Einen Augenblick lang, schien sich das Sternenlicht um die Gruppe zu sammeln. Obwohl es nicht heller wurde, konnten sie kaum noch etwas sehen und ihnen war, als würden sie sich in dem Licht auflösen … und dann war der Obelisk nicht mehr da…
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Kai am 02. März 2006, 22:59:23
Die Sternsirene

Der Obelisk war nicht mehr da und die Männer fühlten sich … nass … Sie standen in Wasser – eisig kaltem Wasser. Julièn stand das Wasser bis zu den Lippen, Ténèbres musste schwimmen und Abraxas zischte und gurgelte am Grund. Augenblicklich griff Rikku nach seinem schreienden Familiar und hob es über das Wasser. Dann schauten sie sich zaghaft um. Es war dunkel – eine Höhle – und doch konnten sie sehen. Schliesslich bemerkten sie, dass das glasklare Wasser um sie herum in einem sanften Blauton strahlte und die Höhle erleuchtete. Grosse Stalagtiten in mannigfaltigen Farben von Ocker bis gelb hingen glitzernd über ihren Köpfen. Die Wände schienen von geschwungenen, vielfarbigen, steinernen Vorhängen bedeckt. Der Boden der Höhle war glatt und immer wieder von Stalagmiten und sanften, grossen Steinkissen bedeckt.
Doch was den Atem der vier Männer und zwei Frauen stocken liess war nicht diese wundersame Höhle, geschaffen aus Stein, Kalk, Wasser und Zeit, sondern die Gestalt, welche am Rand des Wassers stand. Eine Frau mit grüner, samtiger Haut. Einem flachen, fast nasenlosen Gesicht und metallisch-wässrigen Augen. Anstelle von Haaren hatte die Frau eine kleine Scheitelfinne und lange Tentakel mit Saugknäpfen welche sich über ihren Rücken und über ihre Schultern schmiegten. Ihr Körperbau schien perfekt, ohne Makel. Sie war spärlich in glitzerndes Silber und einen grünbronzenen Lendenschurz gekleidet. An ihren dreispitzigen Ohren hingen schwere, silberne Ohrringe, ihre Tentakel waren mit Silberbändern geschmückt, ebenso wie ihre Arme.
Trotz ihrer Fremdartigkeit schien sie sehr zierlich und geschmeidig. Doch konnten die Gefährten nicht sagen, ob das Wesen ihnen feindlich oder freundlich gesinnt war.

Dann begann sie zu sprechen … und ihre Stimme war wie Samt, wie Honig, wie ein wunderbarer Traum.

„Mein Name ist Udûne. Ich bin eine Tochter Iffanduais. Weshalb stört ihr die Ruhe dieses heiligen Ortes?“

Mit einem mal konnten die Männer sich nicht mehr bewegen. Es war, als ob das Wasser um sie plötzlich zu hartem Kristall geworden war. Auch Ténèbres war gefangen und Abraxas stand auf dem Wasser, ohne jedoch in der Lage zu sein, sich von dort wegzubewegen. Offenbar war jedoch nicht alles Wasser hart geworden, denn nach wie vor pätscherte es leise an das Ufer und über die Füsse von Udûne, bevor es zwischen den Kieseln versickerte.

"Entschuldigt unser Eindringen!"sagte Leoram zögerlich, als er merkte, dass sonst niemand sprechen würde.
"Wir haben euch nicht absichtlich gestört. Wir wussten ja nicht einmal, dass es diesen Ort gibt. Wir wurden von einem Wesen verfolgt, welches offenbar "Der Alte Feind" heisst und wir konnten nur mit Hilfe des Obelisken beim Sternsee entkommen.

Schnell erklärte Leoram, wie sie schliesslich in dieser Höhle gelandet waren. Und endlich wurden sie vom Wasser regelrecht an das Ufer getragen. Als sie neben der eigenartigen Frau standen, bemerkten sie wie das Wasser von ihnen abperlte und zu ihren Füssen Lachen bildeten, welche dann wieder zurück zum Höhlensee flossen.

Alfia betrachtete neugierig das Wesen, welche die Neuankömlinge musterte, ebenso wie Kordilvar. Serallre schien vollkommen unbeeindruckt, während Rikku seine Abscheu nur schwer verbergen konnte. Julièn hingegen war so in tiefer Bewunderung Udûnes versunken, dass er nicht bemerkte, wie ihm der Mund offen stand.
Schliesslich führte Udûne die Ruhensstörer zwischen Stalagmiten und Kalksteinperlen und Kissen hindurch in den hinteren Teil der Höhle. Ein kleiner Wasserspiegel glitzerte hier und spendete ein unruhiges blaues Licht in welchem die Flüchtlinge eine grosse bronzene Scheibe mit mindestens vier Schritt Durchmesser erkennen konnten, welche mit der Höhlenwand geradezu verschmolzen schien. Der kleine Teich welcher als Lichtquelle diente, schein keinen Boden zu haben, doch das war in diesem Augenblick kaum von Interesse, denn zwischen dem Teich und der Scheibe lag eine Gestalt auf dem Boden.
Es war eine wunderschöne Frau mit goldener Haut und goldenem Haar, über welche eine weisssilberne Decke gebreitet war. Der Anblick der Frau war grauenvoll, herzzerreissend. Denn offenbar hatte die Frau einst zwei Flügel mit grossen, schneeweissen Federn gehabt, doch ein Flügel war offensichtlich brutal entfernt worden, wie die offene, rote Wunde und die aus dem Fleisch herausragenden Knochensplitter deutlich zeigten. Rotes Blut hatte die Federn des verbliebenen Flügels befleckt und war teilweise zu hässlichen braunroten Flecken getrocknet. Verkrampft, offenbar in Todesqualen lag sie auf dem harten Höhlenboden.

Traurig blickte Udûne auf die Gestalt am Boden und dann zu den schockierten Neuankömmlingen. Als sie sah, dass sie sich etwas gefangen hatten, sprach sie wieder.

“Bald wird sie sterben! Dann muss ich ihr Licht fangen und warten bis der Alte Feind wieder dahin geht, von wo er gerufen wurde. Es graut mir davor, dies irgend einem Wesen anzutun, doch für sie wird es besonders schlimm sein. Vielleicht wird ihr Licht daran zerbrechen ... und doch ... ich weiss, dass sie es nicht anders haben wollte“.

"Ihr wisst wer der Alte Feind ist?" fragte Leoram, nicht wirklich überrascht.

"Ich weiss was der Alte Feind ist. Es ist ein uraltes Wesen, eines das schon seit Äonen von Zeitaltern auf dieser Welt lebt. In  seinem Hunger hat es bereits ganze Völker verschlungen. Und alles, dass seinen Hunger stillt, wird zu einem Teil des Alten Feindes. Die Form, die Erinnerungen, die Stärken eines Wesens. Sie alle werden ein Teil von ihm."

Langsam schüttelt Udûne ihren Kopf.

Der Alte Feind ist weder gut noch böse. Es ist einfach. Es schläft, es hat hunger, es erwacht, es frisst, es ruht. So geht es schon seit Ewigkeiten und so wird es gehen bis alles endet. Oder so sollte es sein! Dieser Magier wollte es ändern. Er wollte dafür sorgen, dass der Alte Feind die Erinnerung aller Wesen, die er verzehrt hat, zusammenführen kann. Dass es ein Bewusstsein erlangt. Ein Bewusstsein, welches er steuern konnte. Dieser Narr!
Leider bemerkte ich zu spät was im Geschehen war. Nur mit Mühe konnte ich die Celestische befreien, doch heilen kann ich sie nicht mehr. Ich kann nur dafür sorgen, dass der Alte Feind nicht ihre Seele verschlingt. Das Einzige, was es nun noch benötigt um die Erinnerungen zusammenzuführen.


Schaudernd lauschten Menschen und Elfin den Ausführungen der Tochter Iffanduais.

"Ka… " Julièn räusperte sich "Kannst du den Alten Feind nicht zerstören? Besiegen?"

Traurig schüttelte Udûne den Kopf.

"Die Götter allein könnten ihn zerstören. Doch sie tun es nicht, aus Gründen, welche die ihrigen sind. Ich selbst kann den Alten Feind nur hier zurückhalten und ihn wieder in den Schlaf singen, denn sein Hunger war noch nicht stark genug um es  zu wecken. Doch um es  in den Schlaf zu singen, fehlt mir Elementare Erde …  und zurückhalten kann ich ihn nicht mehr lange, denn irgendwann gehen auch meine Kräfte zur Neige. Vor allem, wenn ich noch auf das Licht der Celestischen achten muss!

"Können wir etwas tun? Dir irgendwie helfen?" fragte Julièn etwas unbeholfen.

Ernst schaute die eigenartige Frau dem Druiden tief in die Augen.

"Ihr könntet gehen und mir Elementare Erde bringen. Und du oder die Elfin könnten hier bleiben und mir dabei helfen das Licht einzufangen."

"Wie können wir Elementare Erde finden? Wie kommen wir hier überhaupt hinaus?" schaltete Leoram sich wieder ein.

"Die Sternenobelisken. Sie sind Wege - oder Wegmarken - Tore, ja, Tore trifft es wohl am besten. Sie wurden von den Alten Völkern an den Schnittpunkten der Elementarlinien aufgestellt. Mit ihrer Hilfe kann man von einem zum anderen reisen. Ich würde euch einen Schlüssel geben, mit welchem ihr zu Tnakrarr, einem weiteren Torwächter wie mir, reisen könntet. Tnakrarr sollte über Elementare Erde verfügen. Allerdings wird er sie euch nicht ohne Gegenleistung überlassen!"

Während sie sprach, nahm Udûne aus ihrer Kleidung einen achtzackigen Stern, aus fehlerlosem Aquamarin geschliffen, welcher ganz leicht leuchtete.

"Solltet ihr gehen, gebe ich euch Sternenstaub mit. Dies ist eine äusserst seltene Substanz, welche wie Sternenlicht wirkt und den Obelisken im Unterreich aktiviert."

"Im Unterreich?"
fragte Leoram in zweifelndem Tonfall. "Du meinst unter der Erde? Wie kann dort etwas sein? Da ist doch nur Stein und vielleicht ein paar Zwerge!?"

Kurz schüttelte Udûne den Kopf.

"Du irrst dich. Diese Welt ist voller Leben. Selbst tief in der Erde, im Gestein, in den Knochen der Welt, gibt es Leben. Lebewesen, welche Kulturen erschaffen haben, liebten, hassten, Krieg führten und führen. Tnakrarr zum Beispiel ist Wächter des Obelisks im Echosee. An den Küsten dieses Sees leben viele Wesen.

Wenn ihr diese Aufgabe übernehmen wollt, dann nehmt den Schlüssel und den Sternenstaub um zu reisen und Elementares Wasser um mit Tnakrarr zu handeln. Ich glaube nicht, dass er diesem Angebot widerstehen kann!"


Dabei nahm Udûne eine etwa fustrosse, schimmernde Kugel hervor. Die Flüssigkeit in ihr schien beinahe lebendig und das sanfte Licht, welches sie aussandte pulsierte langsam. Mit leicht zitternden Händen aber ohne zu zögern trat Julièn vor und nahm die Gegenstände an sich. Nur flüchtig berührten seine Finger die Haut Udûnes, doch dies reichte um ihre Aufmerksamkeit zu reizen.
Die Schwingungen des Druiden schienen kurz intensiver zu werden und Udûne lauschte der Melodie. Das Thema darin kannte sie schon lange und auch die individuelle Variation vermochte sie nicht zu überraschen, aber da war noch ein anderes Lied, tief im Thema verborgen … ein Lied, welches eine uralte Erinnerung in ihr berührte.
Kurz zögerte sie, doch dann sah sie Julièn in die Augen und sagte es ihm. Er hatte das Recht es zu wissen.

"Du wirst eine Entscheidung treffen müssen! Ich weiss nicht welche und ich weiss nicht wesshalb. Ich weiss nur, dass diese Entscheidung wichtig ist und dir von niemandem abgenommen werden kann. Du kannst der Entscheidung ausweichen, doch daraus entstand noch nie etwas Gutes. Das Einzige was ich dir geben kann, ist die Zeit, dir darüber klar zu werden, was du wirklich willst und wer du bist…“

Natürlich wollte Julièn mehr über diese Entscheidung die er treffen musste erfahren. Doch Udûne war nicht gewillt ihm mehr darüber zu sagen. Sei es, weil sie nicht mehr wusste, weil keine Zeit mehr war oder weil sie es schlicht nicht wollte.

Leoram klatschte in die Hände.

“Wir gehen also? Gut. Gehen wir!“

Udûne nickte kurz und schon schien sich Sternenlicht um die vier Männer zu sammeln, sich zu verdichten und wieder zu verschwinden, nur um die Abenteurer auf der Insel des Sternensees um den Sternenobelisk zurückzulassen.
Die Vier, inklusive Ténèbres und Abraxas, waren leicht verwundert, dass Udûne sie so schnell weggeschickt hatte. Denn sie hatten sie noch einiges fragen wollen. Aber offenbar war sie der Meinung gewesen, sie hätte ihnen bereits alles wissenswerte mitgeteilt.

“Na toll!“ rief Leoram genervt aus. “Was soll das? Sie hat uns nicht gesagt, wo wir den Stern hineinstecken müssen um am richtigen Ort anzukommen! Jetzt müssen wir noch mal zurück... Frauen!“

Julièn kramte gleich den Schlüsselstern hervor und sogleich wusste er, wo er den Stein einsetzen musste. Er teilte dies seinen Freunden mit, was Leorams grummelige Laune etwas verbesserte.
Schliesslich entschloss man sich nicht mehr zu Udûne zurückzukehren und gleich den Obelisken zu aktivieren. In der Anwesenheit des Alten Feindes wollte keiner der Gefährten lange verweilen.
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Kai am 02. März 2006, 22:59:56
War diesmal etwas lang ... ich hoffe niemand ist beim lesen eingeschlafen. :P
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Kai am 10. März 2006, 09:46:28
Der Echosee

Wieder verdichtete sich das Sternenlicht um die Gefährten, wieder war es, als würden sie selbst zu Sternenlicht werden. Und dann standen sie plötzlich im Dunkeln. Nur das Licht von Kordilvars Götterstein, Abraxas Flammen und das grüne Leuchten der Ewigen Fackel ermöglichten es den Männern etwas zu sehen.
Es war eigenartig still. Dafür, dass sie auf einer Insel gelandet sein sollten, war es zu still. Kein Glucksen und Plätschern von Wasser, kein Echo, kein Nichts! Nur das Atmen von Mensch und Tier, das Knistern von Abraxas Flammen, das Rascheln der Kleider und das Scharren von Schuhen auf dem steinigen Boden waren zu hören.
Die Männer erkannten fast augenblicklich, dass sie tatsächlich auf einer kleinen Insel gelandet waren, doch sie erkennten auch den Grund für die Stille … das Wasser des Sees fehlte! Jedenfalls konnten sie keinerlei Wasser sehen. Der Rand der Insel brach steil nach unten weg. Soweit das Licht reichte war keinerlei Wasser – oder Boden - zu sehen.

“Gehen wir weiter!“ meinte Kordilvar lakonisch wie meistens. Niemand erhob Einsprache und so schüttete Kordilvar etwas Erde auf das Erdsymbol auf dem hiesigen Sternenobelisken und Julièn öffnete vorsichtig den Behälter mit dem Sternenstaub. Sofort begann ein wundervolles Glitzern aus dem Behälter aufzusteigen und um den Obelisken zu wehen und die Abenteurer in seinem Licht davonzutragen, denn Udûne hatte ihnen gesagt, dass der Obelisk – ohne den Sternschlüssel aktiviert – einen stets zum Wächter des Ortes trug.

Schliesslich landeten die Männer in einer kleineren Höhle, deren Boden staubbedeckt und von Trümmern und Rissen übersäht war. Etwas überrascht sahen sich die Neuankömmlinge um. Irgendwie hatten sie etwas anderes erwartet.

“Trchrack!“ rief Leoram in die Dunkelheit, so dass die anderen leicht zusammenzuckten. Doch ausser dem Echo antwortete niemand Leorams Ruf. So machten sich die Männer auf, die Höhle zu erforschen. Vorsichtig schritten sie die Wände ab und nach fast zwanzig Minuten hatten sie eine grosse Bronzescheibe entdeckt, welche regelrecht mit der Höhlenwand verschmolzen zu sein schien. Doch Trchrack hatte sich nicht blicken lassen. Ratlos untersuchten sie die Scheibe und die Höhle, ohne jedoch etwas zu finden. Offenbar war der Wächter nicht Zuhause.
Schliesslich einigte man sich, die Höhle zu verlassen. Da sich der einzige Ausgang jedoch inmitten einer steilen Felswand befand und es mindestens hundert Schritt bis zum Boden hinunter ging, klaubte Rikku einige Spinnen aus seinem Beutel und schluckte sie zusammen mit bitterem Bitumen. Leicht die Miene verziehend wirkte er Spinnenklettern auf sich und seine Kameraden. Bald waren alle unten angekommen. Die Stelle zum Höhlenaufstieg wurde markiert und man lief links der Steilwand entlang.

Es war bald deutlich geworden, dass sich die Abenteurer am Grund eines ausgetrockneten Sees befanden. Der Echosee war also nicht mehr!
Lange liefen die Männer der Wand entlang und begannen langsam einen wagen Eindruck von der Höhle zu bekommen, als sie auf eine Wasserpfütze stiessen.
Sie schien leicht brackig und Julièn kniete sich neben sie und fuhr mit der Hand hinein. Sofort brannte sich das angebliche Wasser in die Hand. Erschreckt und vor Schmerzen aufschreiend sprang der Druide wieder auf die Füsse, versuchte verzweifelt die nun schleimige, brennende Substanz mit der anderen Hand fortzuwischen. Ein schwerer Fehler! Denn nun befand sich das Zeug auf beiden Händen und frass sich in die Haut und darunterliegenden Muskeln des Druiden. Leoram hatte inzwischen seine Wasserflasche hervorgeholt und versuchte das Zeug abzuspülen. Ein tödlicher Fehler! Als das Wasser die zerfressenen Hände von Julièn berührte gab es eine Explosion, welche nicht nur dem Druiden schwer verletzte, sondern auch die Umstehenden. Abwischen konnte man das Zeug nun nicht mehr, es war schon zu tief in das Gewebe eingeätzt. Da entschloss sich Rikku seinen wagen Vermutungen darüber, was das eigenartige Wasser sein könnte, zu folgen und konzentrierte sich. Fast augenblicklich schoss ein eisigblauer Kältestrahl von seinem Zeigefinger auf die Hände von Julièn. Offenbar vermochte die Kälte die Substanz zu neutralisieren. Doch nur bei der einen Hand. Die andere wurde noch immer zerfressen und schliesslich war es zuviel für den Druiden. Bewusstlos, dem Tode nahe sank er zu Boden. Glücklicherweise jedoch hatte Kordilvar bereits einen Heiltrank hervorgeholt und flösste diesen nun dem Druiden ein. Sogleich schlossen sich einige der schweren Wunden und Julièn kam wieder zu Bewusstsein, nur um von einem weiteren eisigblauen Strahl aus Rikkus Hand wieder in der Dunkelheit zu versinken. Endlich war die säureartige Substanz vollkommen neutralisiert und Rikku holte einen seiner eigenen Heiltränke hervor um den Druiden wieder zu heilen. Geschwächt und schwer verwundet kam dieser dann auch wieder zu sich. Erschöpft rasteten sie in sicherer Entfernung von dieser gefährlichen Pfütze.
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Leoram und Kordilvar machten sich Gedanken darüber, wie man dieses „Wasser“ als potentielle Waffe verwenden könnte und malten sich aus, was ein Zauber wie Wasser erschaffen über einer solchen Pfütze anrichten könnte. Schliesslich, als alle wieder ausgeruht waren und Julièn sich etwas erholt hatte, erkundeten die Abenteuer noch den Rest der Höhle. Nichts war zu finden ausser Steinen, Staub und Rissen im sehr unebenen und schlecht begehbaren Boden. Als sie wieder die markierte Stelle zum Eingang zu Trchracks Unterkunft fanden, waren sie gelinde gesagt frustriert. Der Ausflug hatte nichts gebracht, ausser Verschwendung von Zeit und Verbrauch von Ressourcen.

Nach einigem Hin und Her wurde entschieden nochmals Trchracks Höhle zu durchsuchen. So kletterten alle wieder die Höhlenwand hoch und begannen damit jeden Zentimeter der Höhle abzusuchen. Dabei behalf sich Julièn mit dem Elementaren Wasser als Lichtquelle. Als er schliesslich die grosse Bronzescheibe in diesem Licht untersuchte, fiel ihm ein Muster darin auf. Eine Karte der Höhle und von deren Umgebung! Sofort rief er die anderen zu sich und man fertigte eine Kopie der Karte an.
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Kai am 15. März 2006, 13:43:19
Nach einigem Spekulieren und Besprechen hatte man eine andere Höhle in der Nähe ausgemacht, welche über abzweigende Tunnel zu verfügen schien. So schluckte Rikku wiederum die bitteren Spinnen und die Abenteurer kletterten zum Grund des Sees und eilten dann der Steilwand entlang bis zu dem Punkt an welchem sie glaubten hochklettern zu müssen. Noch wirkte Rikkus Zauber – jedoch nicht mehr lange. In der Tat knickte die Wand bald ein und gab so eine Ebene frei, welche ehemals nicht unter Wasser gestanden hatte. Bald hatten die Männer den Eingang zum Tunnel gefunden, welchen sie erforschen wollten.

Der Tunnel war sehr breit, so dass sich zwei Wagen bequem kreuzen konnten und offensichtlich gut bearbeitet und geglättet. Jedoch waren auch hier manches mal grosse Risse im Felsen zu sehen und Geröllhaufen auf dem Weg machten die Erkundung sehr mühsam. Nach fast einer Stunde im Tunnel war plötzlich ein furchtbares Knirschen zu vernehmen. Das Knirschen von nachlassendem Stein. Fast alle konnten sich in Sicherheit bringen, nur Julièn und Ténèbres waren nicht schnell genug. Eilig begannen die drei nicht verschütteten Männer nach den Beiden zu graben und zogen sie nach Kurzem aus dem Geröllhaufen.
Der Weg zurück war nun versperrt und so blieb den Männern nichts übrig, als dem Tunnel weiter zu folgen, nun jedoch vorsichtiger und laute Geräusche vermeidend.
Bald kamen sie zu etwas, das aussah wie ein grosses, zerbrochenes Steintor, welches den Tunnel versperrt hatte. Die Bruchstücke des Tores zeigten Figuren von Wesen, welche Gnomen zu ähneln schienen, jedoch viel eckigere Gesichter und Körper hatten. Die dargestellten Wesen waren hauptsächlich mit Handelsdingen beschäftigt. Leoram entdeckte im Umfeld des Tores mehrere Schiessscharten und Öffnungen in der Decke.

Als sie durch die Reste des Tores traten, öffnete sich der Raum abermals so, dass sie keine Decke über sich wahrnehmen konnten. Den Überresten des Torpostens folgten alsbald Häuserruinen von ein bis mehrstöckigen Häusern. Aber es hatte nicht nur gebaute Häuser, auch in den Wänden der Terrassen der Stadt waren offenbar Häuser hineingebaut worden. Einige riesige Türme standen inmitten der Stadt. Sie waren offenbar aus Kalk und hatten alle Eingänge und Fenster. Viele Häuser waren durch riesige Gesteinsbrocken von der Decke zertrümmert worden.
Immer wieder schälten sich die Ruinen von einst beeindruckenden Gebäuden, Toren zu anderen Tunnelsytemen, Türen und Fenstern im Fels aus der Dunkelheit. Die Stadt musste einst eine riesige Metropole gewesen sein!

Als die Männer schon einige Zeit in der untergegangenen Stadt waren und auch schon das Seeufer gefunden hatten, hörten sie ein leises Rascheln, kurz bevor sich Kreaturen, mindestens so gross wie Ténèbres – Käfer? – ihnen mit bedenklicher Geschwindigkeit näherten. Ihre Körper waren länglich und von einem schleimigen Grau bis hinein in hässliche Brauntöne. Sechs lange Beine trugen jedes dieser Wesen und zwei lange Antennenfühler strecken sich von jedem dieser karkerlakenähnlichen Wesen den Männern entgegen. Dann wurde den Abenteurern bewusst, dass die Viecher tatsächlich Karkerlaken waren, wahnsinnig grosse Karkerlaken. Gross wie Kälber, massig wie ausgewachsene Wildschweine.
Und sie stanken! Stanken fürchterlich abstossend! Alle hatten furchtbare Mühe mit diesem Gestank. Besonders Kordilvar mit seiner sensiblen Nase. Doch der Barbar riss sich im Angesicht der Gefahr zusammen und ignorierte so gut er konnte den Gestank. Julièn hingegen wurde von Übelkeit überwältigt. Dann waren die Karkerlaken da, griffen die Männer an.

Rikku machte sich unsichtbar und versuchte sich aus dem Klüngel der Insekten zu befreien, doch er hatte nicht mit deren Erschütterungs- und Geruchssinn gerechnet und so wurde er mehrmals gebissen, bevor er sich hinter die anderen stellen konnte.
Kordilvar holte mit seiner Axt aus und durchschlug den dicken Panzer der Karkerlaken. Doch die Biester waren zäh. Leoram mit seinem Schwert hatte Schwierigkeiten den Panzer zu druchdringen. Julién, welcher sich vor Üblekeit kaum wehren konnte wurde inzwischen von den Karkerlaken schwer bedrängt. Ténèbres versuchte zwar den Druiden zu verteidigen, doch seine Zähne waren den dicken, stinkenden Panzern der Karkarlaken kaum gewachsen.
Rikku hatte inzwischen Distanz zwischen sich und die Karkerlaken gebracht. Er war schwer verwundet woden, doch anstatt sich zu schützen nahm er etwas Guano aus seiner Tasche, rollte es zu einem Kügelchen und liess ein Flammeninferno über den Karkerlaken erscheinen. Dummerweise reichte es nur um zwei auszuschalten und da waren noch so viele!
Inzwischen wurde auch Kordilvar von den Insekten schwer verwundet. Diese schienen genau zu wissen, wo sie am besten an das saftige Fleisch kommen konnten. Bei Leorams Bänderpanzer hatten sie schon mehr Mühe. Schon schwankte Julién unter dem Ansturm der Karkerlaken und verlor das Bewusstsein. Auch Rikku wurde mehrmals schwer getroffen, denn er hatte keinerlei Schutz vor den Angriffen. Diesen Fehler bitter bereuend versank auch er in der dankbaren, fühllosen Schwärze der Bewusstlosigkeit.
Leoram hatten die Insekten inzwischen systematisch dezimiert. Nur noch drei waren am Leben. Kordilvar kümmerte sich um eine davon, schlitze sie auf, doch wurde er wieder getroffen. Nun standen nur noch er, Leoram und Abraxas, denn auch Ténèbres war den Karkarlaken zum Opfer gefallen. Abraxas versuchte weniger erfolgreich eine Karkerlake anzuzünden, versengte jedoch nur deren Fühler. Doch diese kleine Ablenkung ermöglichte es Leoram einen Zaubertrank aus dem Rucksack zu hohlen und dem Druiden einzuflössen. Gleich schlug dieser die Augen auf.
Währenddessen holte Kordilvar mit seiner Axt aus. Ein stummes Stossgebet an Sturgart aussendend, legte er alle Kraft in seinen Schlag und zerstampfte das Insekt vor sich beinahe. Auf alle Seiten hin spritzte es stinkendes, glibbriges Zeug. Währenddessen hastete Leoram mit einem weiteren Hieltrank zu Rikku. Knapp wich er der letzten Karkerlake aus und erreichte dann den leblosen Körper. Kordilvar tötete mit einem letzten Schlag auch dieses letzte Insekt und senkte dann erschöpft seine Axt. Während Leoram Rikku den Heiltrank einflösste, kümmerte sich Julién besorgt um seinen Freund Ténèbres. Zu seiner unendlichen Erleichterung lebte der Wolf noch ... nicht so Rikku. Die Karkerlaken hatten ihn regelrecht zerfetzt und bereits begonnen ihn zu fressen.

Leorams Heiltrank kam zu spät!

Ungläubig starrten die drei Überlebenden auf die Leiche ihres Kammeraden. Sie hatten ihn nur kurz gekannt ... und um zu trauern war keine Zeit. Sie mussten hier weg! Abraxas war verschwunden und sie konnten es nicht finden. So nahmen sie Rikkus Körper und gingen in einen der Türme, wo sie einen gut zu verteidigenden Raum fanden. Eschöpft und noch immer unter Schock kümmerte sich Julién um die Wunden seiner Freunde und um seine eigenen, bevor er sich daran machte die Leiche Rikkus herzurichten. Dann erst gönnte er sich selbst Eine Rast.
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Kai am 20. März 2006, 16:34:24
Der Tod und der Blitz
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Leoram fühlte sich unwohl in Gegenwart der Leiche und seine beiden Kameraden und der Hun... Wolf waren auch nicht gerade eine erheiternde Gesellschaft. Sie alle stanken nach den toten Karkerlaken, nach Blut und Schweiss. Selbst Juliéns kleiner Platzregen über ihnen hatte den Gestank nicht vollkommen ausradieren können. So hatte er sich aufgemacht um die einte Treppe zu erkunden ...zu sichern besser gesagt. Schliesslich wollten sie nicht noch einmal von irgendwelchem Gekreuch überrascht werden. Kordilvar blieb zurück um Julién, die einzige Person mit Heilfähigkeiten, zu beschützen. Schlaf hatten sie alle kaum gefunden und doch mochten sie sich trotz des Zeitdrucks noch nicht aufmachen.
Halb dösend, halb in Alpträumen versunken, schwankte Julièn zwischen Schlafen und Wachen. Immer wieder griff er nach Ténèbres, dessen Wärme versicherte ihn stets des Lebens.
....
Plötzlich war Julién hellwach. War da nicht ein Geräusch gewesen? Ein Geräusch welches von dort kam, wo Rikku aufgebahrt war? Rasch setzte sich der Druide auf. Sich selbst und sein rasendes Herz scheltend, welche sich von geträumten Geräuschen so aufschrecken liessen. Dann sah er zu Kordilvar hin. Offenbar hatte auch der Barbar etwas gehört.

"Mutter!" flüsterte Rikku, und nach einigen Augenblicken erinnerte er sich, dass er atmen musste. Er sog Luft in seine Lungen und hob langsam seine Hand. Als er sie sah erstarrte er. Die Hand seiner Haut war ledrig braun geworden, seine Fingernägel waren gewachsen und dicker geworden. Sie ähnelten nun eher Klauen als Nägeln. Vor allem jedoch sahen seine Hände aus wie tot ... totes Fleisch.
Rikku bemerkte nicht wie Kordilvar und Julièn kampfbereit auf die Füsse sprangen, hörte nicht wie sie Leoram riefen. Ihm wurde nur bewusst, dass er wieder vergessen hatte zu atmen, dass er nicht zu atmen brauchte...was nur eines bedeuten konnte! Aber das durfte nicht sein, das konnte nicht sein!

"Heironeus!"

Geschockt setzte sich Rikku auf und betrachtete weiter eingehend seine Hände. Inzwischen war Leoram kampfbereit in den Raum gestürzt. Als er Rikku auf seinem Totenbett sitzen sass hielt er sofort an. Was war geschehen? Lebte der Hexenmeister wieder oder war das ein Trick?

"Rikku?" fragte Julièn zögerlich.

Langsam hoben sich dessen Augen von seinen Händen und er sah zu den drei Männern und dem Wolf. Abraxas fehlte!
Die drei sahen, wie sich die fast glühenden, tiefliegenden Augen Rikkus auf sie richteten. Seine Wangen waren eingefallen, seine Haut ledrig, seine Lippen verschrumpelt. Das Zahnfleisch war zurückgewichen und hatte eine Reihe Messerscharfer Zähne freigegeben. Dieser Mann konnte nicht am Leben sein! Trotzdem schaute er sie an und rief plötzlich
"Abraxas!"

Alle drei schraken zusammen, Ténèbres knurrte und stellte sich kampfbereit neben Julièn. Doch der Untote griff nicht an, er sank zurück und starrte weiterhin auf seine Hand. Sie zögerten. Langsam näherten sie sich Rikku. Als dieser auf mehrmaliges Ansprechen nicht reagierte, entschlossen sich die drei, den Hexenmeister vorsichtshalber zu fesseln.
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Kai am 22. März 2006, 09:45:54
Der Untote Begleiter

Rikku, oder besser gesagt das Untote Monster, wehrte sich nicht, als die Abenteurer es fesselten. Es war auch nicht wirklich ansprechbar, mindestens für eine Stunde lang. Erst dann schien es sich langsam seiner Umgebung bewusst zu werden und begann auf die Fragen der drei Lebenden zu antworten. Nach langer Diskussion vermochte es die drei zu überzeugen, dass es Rikku war. Dass sein Geist, sein Selbst unverändert geblieben war und nun gefangen in einem toten ... untoten Körper. Schliesslich glaubten ihm die drei und banden ihn los. Rikku erzählte ihnen von dem Fluch, von dem er nur eines wusste: Er musste gebrochen werden! Sogleich machten sich die Lebenden und die Toten wieder auf, an eine Rast mochte keiner von ihnen denken.
Vorsichtiger nun, liefen sie zwischen dem Geröll der Häuserruinen hindurch, stets nach dem Gestank der Karkerlaken schnuppernd. Schliesslich stieg der Weg wieder an.
Inzwischen hatte Rikku bemerkt, dass seine Sinne sich verändert hatten. Er konnte nun in der Dunkelheit sehen und er konnte noch immer schmecken, riechen und fühlen, doch irgendwie war alles dumpf und fad.

Irgendwann schliesslich erreichten die Vier eine riesige Steintreppe. Die Stufen der Treppe waren eher niedrig, doch sie konnten das Ende der Stufen in der Finsternis nicht erkennen. Auch in der Breite verlohr sich die Treppe in der Finsternis. Die Abenteurer zögerten nicht lange und stiegen hinauf. Schliesslich erreichten sie ein riesiges Tor aus dunklem Metall und grauem, metallischem Stein. Im Stein waren wunderbare detaillierte Reliefs von gnomenähnlichen Wesen in ihrem täglichen Leben, in langen Prozessionen und in der Huldigung eines grossen Riesen mit echsischen Zügen, welcher die gesamte Höhlendecke zu stützen schien, dargestellt. In einem recht gut erhaltenen Relief war eine Stadt dargestellt. Zu beiden Seiten der dargestellten Stadt ragten mehrere Terrassen in die riesige Höhle, welche durch einen See begrenzt wurde. Riesige zusammengewachsene Stalagmiten und Stalagtiten wirken wie massige Säulen welche einem grossen Riesen halfen die Decke zu tragen. Diese Stalagmitengebilde schienen bewohnt, voller Fenster und Balkone aus welchen fröhliche fast gnomische Gesichter hinausschauen. Wahrscheinlich waren das die Türme, welche den Männern während ihres Gangs durch die Stadt aufgefallen waren.
Das riesige Tor, welches all diese Reliefs beherbergte, war nur leicht angelehnt. Kordilvar trat vor und stiess es sachte an - schliesslich wollten sie niemanden auf sich aufmerksam machen. Doch der kleine Schubs genügte und schon schwangen die Flügel lautlos auf und stiessen mit einem donnernd lauten Rumpeln gegen die Wände. Das Rumpeln liess die gesamte Halle vor und den Boden unter den Vieren erzittern. Sogleich rieselten Staub und Kiesel, aber auch einige grössere Steine, von der im Dunkeln liegenden Decke auf sie herab.

“Uups!“

Schuldbewusst und etwas verlegen schaute der Hühne zu seinen Kameraden zurück. Er wusste genau was sie dachten. Dabei hatte er die Tür kaum berührt!

Doch die Anderen sagten nichts sondern betraten langsam die Halle. Der Fussboden war abgesehen von den Rissen und dem Schutt, der auf ihm lag, vollkommen glatt und musste einst geglänzt haben. Noch immer waren durch den Staub und Dreck die vollen, dunklen und vielfältigen Farben des Steins und die wunderlichen, organischen Muster andeutungsweise zu erkennen. Bis auf den Schutt schien der Raum leer zu sein. Der Raum war riesig so dass sich sogar die Wände in der Dunkelheit verloren. Die Wände waren sämtlich mit wundervollen, leider jedoch halb zerstörten Reliefs verziert. Rikku betrachtete fasizniert den Boden und die Reliefs an den Wänden. Alles hier hatte eine unglaubliche Tiefe, welche sich sogar noch unter der Oberfläche des Steins fortführte. Im Boden schien es Schleier zu geben, welche den Blick hinunter in den Stein zogen und die Reliefs schienen im Stein die Figuren fortzuführen. Eine wahre Pracht, welche seinen Lebenden Kameraden offenbar entging.

Die hier in den Reliefs dargestellten gnomenartigen Wesen schienen eigenartig verdreht zu sein. Sie waren kantig mit hervorstechenden Augen und mit fast schon abstossenden Gesichtern dargestellt. Doch trotz des ungeschlachten, plumpen Aussehens schienen diese Reliefs mit jenen an der Tür verglichen viel kunstvoller, eleganter, sorgsamer hergestellt als die anderen. Etwas das Rikku nur bejahen konnte.

Der Raum stellte sich als ein riesiges Fünfeck, an dessen Spitze ein riesiger Altar stand, heraus. Der Altar war über fünf nicht besonders hohe, aber breite Stufen erreichbar. Über dem Altar erhob sich eine massige, halb zerstörte Statue eines Riesen, welcher die Decke des Raumes abstützte. Die Gestalt schien trotz des erheblichen Schadens eigenartig kantig und eckig, abstossend und doch liess sie das Auge nicht los. In unbeschädigtem Zustand musste diese Statue aus vielfarbigem Stein faszinierend gewesen sein!

Trotz der Warnung vorsichtig zu sein, eilte Rikku direkt auf den Alar zu, bestieg die Treppen um zu der Statue zu gelangen und sie zu berühren. Doch er kam nicht so weit. Denn wenige Schritte vor dem Altar lösten sich zwei grosse Steinwesen aus der Wand und schritten knirschend auf Rikku zu. Mit aller Macht holten sie aus und schlugen auf den Eindringling ein um ihn zu zerstören. Mit Mühe und Not vermochte der untote Hexenmeister dem einten Schlag auszuweichen, doch der Andere traf ihn mit voller Wucht. Rikku konnte hören, wie seine Rippenknochen brachen, konnte fühlen, wie sein totes Fleisch riss, aber der Schmerz, auf den er wartete kam nicht. Sich nur allzugut an seinen letzten Kampf erinnernd, brachte er sich schleunigst ausser Reichweite der beiden Steinwesen. Leoram und Kordilvar hatten inzwischen ihre Waffen in der Hand und stürmten – innerlich den unachtsamen Untoten verfluchend - auf diese Wesen zu.

Auch Julién gab das Kommando, welches die magischen Kräfte seines Kampfstabes aktivierte und näherte sich den Wesen, welche er als Erdelementare erkannte. Immer wieder schlugen Kordilvar, Leoram und Julién auf die Steinungetüme ein, während Rikku sich schützte und seine Kammeraden schliesslich mit Magischen Geschossen unterstütze. Denn zu seinem Schrecken war er nicht mehr in der Lage das Gewebe der Magie zu einem Feuerball zu formen.
Inzwischen hatte Kordilvar mehrere schwere Treffer von den Elementaren erhalten. Ächzend und blutspuckend hohlte er mit einem gewaltigen Schrei zum Schlag aus und hämmerte seine Axt gegen das, was ihm wie die Beine des Wesens erschien. Inzwischen hatte er die Erfahrung gemacht, dass es nicht schwer war das Ding zu treffen, nur es zu verletzten ... oder überhaupt einschätzen zu können ob es veretzt war.
Julién war nach einigen Schlägen hinter den Barbaren getreten und beschwor nun die Kräfte der Erde, des Wassers und leitete sie durch eine federnde Berührung in den Barbaren. Sogleich schlossen sich einige von dessen Wunden, nur um gleich wieder einer neuen Wunde platz zu machen.
Am Ende seiner Kraft schlug Kordilvar noch einmal gegen die Beine des Elementars. Energieblitze trafen es gleichzeitig in die Seite. Endlich gaben die Beine nach. Mit einem Knirschen brach eines davon ein. Das Wesen schwankte. Mit aller ihm verbliebenen Kraft stemmte sich der Barbar mit einem Fuss gegen den schwankenden Körper und liess seine Axt gegen den Kopf des Dinges krachen. Der Aufprall liess den Barbaren regelrecht erzittern und seine Zähne klappern. Einen Augenblick lang befürchtete er, dass seine Axt beschädigt worden war, aber dann sah er, wie das Elementar in sich zusammensank.
Leoram hatte sich inzwischen zusammen mit Julién um das andere Elementar gekümmert. Ténèbres hatte der Druide weggeschickt. Hier konnte der Wolf wenig ausrichten und Julièn wollte seinen Freund nicht einer unnötigen Gefahr aussetzen.
Die Schläge des Elementars waren langsam, jedoch sehr präzise und von einer fast unglaublicken Stärke. Leorams Rüstung hatte schon mehrere Beulen und sein Schildarm schmerzte vom Abfangen der markerschütternden Schläge. Langsam wurde sein Arm taub und Julièn war gezwungen von dem Kampf abzulassen und seine Kammeraden zu heilen. Immer wieder erhellten die Magischen Geschosse von Rikku die Halle. Leoram biss die Zähne zusammen und schlug weiter mit Schwert und Schildstacheln nach dem Elementar. Stück für Stück splitterte der Stein von dem Wesen ab. Und dann kamen wieder die Schläge des Elementars. Einer traf Leoram in die Seite. Der Schmerz der brechenden Rippen liess den Kämpfer gar nicht spüren, dass er sich auf die Zunge gebissen hatte. Schweiss vermischte sich mit Blut und schliesslich, fast am Ende seiner Kräfte legte er noch einmal alle Kraft in seinen Schlag und rammte sein Schwert in die Brust des Ungetüms. Und mit einem mal durchzogen Risse das Wesen und mit dem Kreischen von brechendem Stein, fiel auch dieses Erdelementar auseinander.

Eschöpft sanken die beiden Kämpfer zu Boden. Julién jedoch verbiss sich seine Müdigkeit und kümmerte sich stattdessen um seine eigenen und die Wunden von Kordilvar und Leoram. Rikku war inzwischen bewusst geworden, dass Heilzauber ihm nun schaden würden, aber er kannte ja einen Zauber, mit dem er sich nun selbst heilen konnte. Den Negativen Energiestrahl. Nachdem er sich so wieder selbst hergestellt hatte, begann er die Wände der Halle abzulaufen, während die Lebenden sich noch ausruhten.
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Kai am 23. März 2006, 13:09:00
Der Tempel

Rikku ging den Wänden der Halle entlang und betrachtete die Wandreliefs, bis ihm plötzlich eine Tür auffiel. Sofort rief er nach den Anderen, doch sie konnten die Türe nicht erkennen. Auch Rikku sah die Tür im Licht der ewigen Fackel und Kordilvars Götterstein nicht mehr. Erst als die Lichter wieder weg waren, konnte er die Türe wieder sehen. Sofort strich er weiter den Wänden entlang und fand schliesslich drei weitere Türen.
Eine nach der anderen öffnete er und ging die Gänge dahinter ab, wo er in leere Räume starrte, Treppen und Staub entdeckte. Julién, Kodilvar und Leoram weigerten sich, dem Untoten, welcher die Gänge sofort erkunden wollte, zu folgen. Im Gegensatz zu ihm hatten sie noch ihr Leben zu verlieren und einen weiteren Kampf würden sie nicht überstehen. Also durchsuchte Rikku alleine die Gänge und Räume hinter den Türen. Sollte der Hexenmeister jedoch über einen weiteren Gegner stolpern, würde er allein damit klarkommen müssen – darin waren sich die Lebenden einig. Sie hatten nicht die geringste Lust sich für den Untoten in Lebensgefahr zu begeben. Vor allem, wenn dieser ohne jegliche Vor- und Rücksicht und trotz mehrerer Warnungen durch die Räume des Tempels schlich.

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... es war, hatte Hunger, einen unstillbaren Hunger. Ewigkeiten war es her, seit es süsses, köstliches Blut geschmeckt hatte, seit jenes Blut hier hineingekommen war. Schon seit Ewigkeiten döste es hier, wartend, dass das süsse, köstliche Blut wiederkam, das Blut das den Hunger stillen würde, für einen kleinen Augenblick, eine kleine Ewigkeit ...

... irgendwann wurde es geweckt, etwas hatte sich bewegt ... etwas dass sich immer bewegte wenn das süsse, köstliche Blut kam. Es war wach ... endlich! Süsses, köstliches Blut!
süsesköstlichesblutsüssesköstlichesblutsüssesköstlichesblutsüssesköstlichesblut ...
Doch da war nichts, nichts süsse, nichts köstliches, kein Blut. Bewegung ohne Blut, ohne süsses, köstliches Blut. Enttäuscht sank es wieder zurück, döste weiter, träumte den Traum vom süssköstlichen Blut. Irgendwann würde es sich wieder bewegen und dann konnte es davon kosten, von dem süssen, von dem köstlichen, von dem süssen, köstlichen Blut ...


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Immer mehr Türen öffnete Rikku. Türen, welche in Gänge führten, Türen, welche in Räume führten, Türen welche zu Treppen führten. Die Treppen benutze er nicht, die Räume betrat er schnell, schaute sich um, verliess sie wenn er keine weiteren Türen entdeckte. Die Gänge hingegen lief er hinunter um zu sehen was die Türen in ihnen verbargen. Immer wieder kehrte er in die Halle zurück um seinen Kameraden von seinen Entdeckungen zu berichten. Immer wieder sagten sie ihm, dass er wahnsinnig war und sie alle ins Verderben führen würde. Sie verstanden nicht, dass sie keine Zeit hatten, dass er keine Zeit hatte. Er wollte den Fluch brechen. Den Fluch brechen und wieder lebendig werden! Er konnte nicht einfach untätig herumsitzten und den anderen zusehen wie sie genasen! Herumsitzen und darüber nachdenken was aus ihm geworden war, was ihm zugestossen war ... dafür war er nicht bereit. Er konnte sich dem nicht stellen. Nicht jetzt!

Schliesslich hatten alle Türen ihre Geheimnisse preisgegeben. Aber da waren noch die Treppen. Diese wagte er nicht alleine zu begehen und so kehrte er zu den Anderen zurück.
Er brauchte fast eine Stunde um die Drei davon zu überzeugen mitzukommen. Schliesslich gaben sie auf. Julién nahm den Heilstab, den Saetan für sie angefertigt hatte, hervor und heilte Leoram, Kordilvar und sich selbst beinahe vollständig. Dann folgten sie Rikku in den Gang hinein, die Treppe hinunter. So gelangten sie in einen weiteren Raum, welchen sie nicht auszuleuchten vermochten. Wände, Decke und Boden waren abgesehen von Rissen, Staub und Schutt, vollkommen glatt. Langsam traten sie in den Raum ... Rikku staunte mit grossen Augen.

“Das ist ja der Wahnsinn!“ stiess er mit seiner nun kratzigen, trockenen Stimme hervor.
“Was meinst du?“ fragte Julién den Hexenmeister. Etwas erstaunt, aber nicht überrascht, blickte der Gefragte zum Druiden.
“Könnt ihr es denn nicht sehen? Hier überall im Boden, in den Wänden, in der Decke sind Wesen. Sie scheinen zu schlafen ... oder vielleicht sind sie auch tot. Jedenfalls sind hier überall solche gnomischen Wesen, wie sie die Reliefs dargestellt haben.“ fasziniert ging er weiter in den Raum, welcher offenbar auch fünfeckig war und in seiner Spitze gegenüber der Tür einen Altar beherbergte.
“Der Typ hat sie doch nicht mehr alle!“ meinte Leoram zu niemand besonderem. Kordilvar nickte daraufhin nur. “Lasst uns weitergehen!“

Während sich die vier Lebenden – drei Menschen und ein Wolf – umgedreht hatten und den Raum verliessen hatte Rikku sich einer Wand genähert und vorsichtig die kalte, glatte Wand berührt. Darunter war eines dieser gnomischen Wesen. Immer näher kam das Gesicht des Hexenmeisters der Wand, als das Wesen plötzlich die Augen öffnete und ihn anstarrte. Erschrocken wich Rikku zurück. Mit wachsendem entsetzen sah er, dass auch die anderen Gestalten die Augen geöffnet hatten und ihn anstarrten ... und dann ... begannen sie zu schreien. Kein Ton war zu hören, doch ihre Münder waren offen und Rikku wusste irgendwie, dass sie schrien so laut sie konnten. Von Grauen erfüllt, vor Angst aufschreiend flüchtete Rikku aus dem Raum, drängte sich an den Anderen vorbei, die verwundert und ab seinem Schrei erschrocken stehen geblieben waren.

“Ich habs ja gesagt!“ War Leorams einziger Kommentar zu Rikkus wunderlichem Verhalten, nachdem er sich versichert hatte, dass keine unmittelbare Gefahr drohte.

Noch drei weitere solche Räume fanden sie. Rikku traute sich nicht mehr hinein. Seiner Schätzung zufolge mussten dort hunderte, möglicherweise sogar tausende Wesen eingesperrt sein.
Schliesslich waren alle Treppen und Räume dahinter erforscht. Nachdem es nirgends weiterging wurden die grössten Räume genauer in Augenschein genommen. Dabei fanden die Abenteurer mehrere Edelsteine und eine weitere Tür, welche nur Rikku sehen konnte, jedoch besser verborgen war. Die Tür öffnete sich in einen kurzen Gang, welcher in absoluter, undurchdringlicher Schwärze endete.
Niemand mochte so richtig hineintreten, doch schliesslich nahm Kordilvar ein Seil, gab ein Ende Leoram und trat in die Schwärze. Augenblicklich erschlaffte das Seil. Rikku zuckte mit den Schultern und folgte dem Barbaren. Leoram sammelte seine Hälfte des Seiles ein und tat es ihm gleich. Julién gab Ténèbres den Befehl ihm zu folgen und trat dann ebenfalls in die Schwärze ... Doch manchmal sind Tiere intelligenter als Menschen. Der Wolf jaulte verzweifelt auf, als sein Jagdgefährte in der Finsternis verschwand, aber er folgte ihm nicht ...
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Osric am 24. März 2006, 10:53:44
Wirklich schön geschrieben und spannend erzählt. Freue mich auf die Fortsetzung.
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Kai am 27. März 2006, 14:55:00
Schön dass es dir gefällt. So ein Feedback ist auch wieder motivierend. :)

... drum geht's auch gleich weiter ...
Titel: Ein Flüstern in der Dunkelheit
Beitrag von: Kai am 27. März 2006, 14:55:43
Ein Flüstern in der Dunkelheit

Die vier Männer fanden sich in der Dunkelheit wieder. Das Licht der Ewigen Fackel, des Göttersteins und des Elementaren Wassers vermochte kaum mehr als die Hand, welche sie trug, zu erleuchten. Die Finsternis um die Männer herum war so dicht und lebendig, dass sie beinahe glaubten sie schmecken zu können. Sie waren offenbar in einem grossen Raum, jedenfalls tönte es so. Doch dies interessierte sie im ersten Augenblick kaum, denn mit ihrem Eintreten hatte ein eigenartiges, unheimliches Flüstern eingesetzt und begonnen den Raum auszufüllen. Ein Flüstern angefüllt mit Knacklauten, mit Zischen und uraltem Hass. Und mit jedem Augenblick wurde das Flüstern lauter. Mit jedem Wimpernschlag schien es näherzukommen.

Rikku erinnerte sich an die Schriftrolle aus dem Haus des Magiers Shandrim in Goldorf. Hastig griff er in seinen Rucksack und augenblicklich fand er die Rolle, kramte sie heraus und begann im spärlichen Licht der Magischen Fackeln die Arkanen Verse zu lesen. Und mit einem mal verstand er das Geflüster um sie herum.

“Was ist der Grund, dass Ungläubige das Allerheiligste Tnarkrarrs mit ihrer Anwesenheit beschmutzen?“ flüsterten die rauhen Stimmen immer und immer wieder um sie herum.
Schnell teilte Rikku den anderen mit, dass er das Flüstern nun verstand, aber dass jene nun auch alles verstanden, was er sagen würde.

“Äääh, wir wollen den Fluch brechen und wir suchen Trchrack.“ antwotete Rikku schliesslich nach einigen Augenblicken.

“Was ist der Grund, dass das Allerheiligste zum ersten mal seit Äonen mit Licht besudelt wird? flüsterte es hasserfüllt aus der Dunkelheit.

“Weil wir kein Schild gesehen haben auf dem stand wir sollten kein Licht mitbringen?“ rutschte es Rikku aus dem Mund, bevor er sich daran erinnerte dass ihn die Flüsterschatten verstehen können. “Umhhh, wir wussten nicht, dass dies ein Sakrileg ist ... und wir bitten euch vielmals um Verzeihung.“
Als Rikku den anderen sagte, was die Flüsterer gefragt hatten stöhnten diese ob Rikkus erster Antwort. Kordilvar fragte sich stumm, ob die stumpfe Seite seiner Axt einige Verkalkungen in Rikkus verschrumpeltem Hirn entfernen konnte, aber die Wahrscheinlichkeit, dass es reine Energieverschwendung sein würde war zu gross. Deshalb schwieg der Hühne – ganz im Gegensatz zu Leoram, welcher dem jungen Hexenmeister genau sagte was er von ihm hielt. Doch viel Zeit blieb ihnen nicht für derlei Vergnügungen.

“Weshalb sollten die Ungläubigen nicht ihre Strafe erhalten?“ flüsterte es erzürnt aus allen Richtungen.

“Hört mal. Wir wussten wirklich nicht, dass dies hier ein heiliger Ort ist, und dass wir kein Licht hineintragen sollten. Wir werden das Licht sofort auslöschen. Ausserdem sind wir hier um den Fluch zu brechen der offenbar auf dieser Stadt liegt. Wäre das nicht Grund genug?“ versuchte Rikku irgendwie die richtige Antwort zu finden. Inzwischen machten sich die Anderen daran, die Lichter zu verstauen. Doch die Flüsterschatten waren nicht zufrieden.

“Weshalb soll das Licht nicht für immer erlöschen?“ tönte es von allen Seiten durch unzählige Echos verzerrt. Und irgendwie wusste Rikku dass mit dem Licht nicht die Lichtquellen gemeint waren, sondern sie Vier. Rikku schluckte schwer und übersetzte dann das Gesagte.
Irgendwie fiel niemandem eine Antwort zu dieser Frage ein. Aber scheinbar war sie eher rhetorisch gewesen, denn das Flüstern fuhr fort.
“Was werden die ungläubigen Beschmutzer des Allerheiligsten tun um dem ewigen erlöschen ihres Lebens zu entgehen?“

“Wir wissen nicht was wir tun könnten, ausser den Fluch brechen“ versuchte Rikku es stur ein letztes mal “doch ihr könntet auch einen anderen Vorschlag machen.“

Offenbar hatte Rikkus Angebot etwas bewirkt. Das Flüstern war weniger aggressiv ... naja, möglicherweise war das auch mehr Einbildung und Wunschdenken als Wirklichkeit.
“Werden die Ungläubigen sterben oder Krrrk zurück in das Allerheiligste bringen?“

“Äähh, natürlich wir werden euch Krrk gerne bringen, wenn ihr uns sagt was das ist?“ antwortete Rikku etwas unsicher. Eine andere Antwort konnte er schliesslich kaum geben.

Die Männer spürten, wie sich die Dunkelheit um sie herum zu verdichten begann. Das Flüstern wurde lauter und schliesslich leiser und trug Rikku eine letzte Frage zu.
“Wissen die Ungläubigen, dass die Zeit das Wasser nicht liebt?“

Plötzlich wurde es wieder hell. Zwar war es ein schummrig, dämmriges Zwielicht, trotzdem brannte es in den Augen der Lebenden und sie benötigten einige Zeit um wieder richtig zu sehen.
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Tasmirodred am 27. März 2006, 17:19:53
ps: das Geflüster und die Dunkelheit waren damals wirklich ziemlich gruselig und beeindruckend :unsure:

Stellt euch vor: düstere Belichtung im Zimmer und dann dieses (http://www.schattenburg.ch/spielgruppe/downloads/diverses_schattengefluester.mp3) Hintergrundgeräusch!
Titel: Der Raum der Rätsel
Beitrag von: Kai am 31. März 2006, 12:57:47
Der Raum der Rätsel

Der Raum in dem sich die Männer wieder fanden war gross und in ein diffuses Licht getaucht. In der Mitte stand ein Podest mit einem massiven Stein in Form eines Pentagramms und fünf Sockeln darauf. Im Süden war eine massiv aussehende Eisentür in die Wand eingelassen. Im Norden wuchs ein junger Eichenbaum. Eine Art Flussbett trennte den Raum östlich des Podestes. Auf der östlichen Seite dieses „Flussbettes“ gab es vertrocknete Erde und darüber, hoch in der Wand eine Terrasse. Im Nordwesten war die ansonsten glatte Felswand rissig, weiter westlich war ein Geröllhaufen an der Wand zu sehen. Im Süden beim Flussbett entdeckten sie eine stark verdreckte Quelle.

Rikku wollte gleich einmal die Terrasse erkunden und dafür mit Spinnenklettern die Wand hochgehen. Möglicherweise ging es dort ja weiter. Doch er schluckte Bitumen und Spinne umsonst, denn hier wirkte keinerlei Magie. Auch die verstärkte Eisentüre war verschlossen und so wendeten sich die Vier etwas ratlos dem Podest zu. Möglicherweise lag dort die Lösung.
Indem der Hexenmeister am Podest rüttelte fand er heraus, dass es sich drehen liess. Bevor noch einer der Anderen eingreifen konnte machte das Podest einen Ruck und drehte gegen Westen. Mit einem mal verschwamm der Raum kurz, um dann wieder wie vorher dazustehen. Erst nach einigen Augenblicken erkannten die Männer, dass der Raum sich etwas verändert hatte. Die Wand im Nordwesten war nicht mehr so rissig. Der Geröllhaufen war verschwunden und stattdessen war darüber ein Überhang an der Wand. Der junge Eichenbaum war um einiges kleiner, ein Setzling. Ansonsten war alles gleich geblieben. Verwundert drehte Rikku das Podest weiter. Der Setzling war nun nicht viel mehr als ein kleiner Halm, die Rissige Wand war makellos und anstelle der Quelle lag an deren Ursprung eine kopfgrosse, metallische Kugel.

Julién konnte nicht widerstehen und hob die Kugel auf. Sofort sprudelte eine klare, kleine Quelle, welche die Kugel verschlossen hatte. Langsam folgte das Wasser dem trockenen Flussbett gen Norden. Der Druide packte die Kugel vorsorglich ein.
Das Podest liess sich nicht weiter in diese Richtung drehen, so ging es wieder zurück. Wieder war die Wand rissiger und der Eichbaum grösser, doch statt einer kleinen, schmutzigen Quelle, floss nun ein kleiner Bach durch den Raum. Bei der nächsten Drehung war der kleine Bach zu einem kleinen Fluss angeschwollen. Wieder eine Drehung weiter war die Eiche zu einem Riesen geworden und der kleine Fluss war zu einem richtigen Fluss angeschwollen. Von Neugierde getrieben drehten sie das Podest weiter. Hier war die Eiche gestorben und der Fluss reissend geworden ... und steigend. Innerhalb von wenigen Augenblicken hatte er die Ufer des Flussbetts überschritten und begann den Raum zu fluten. Erschrocken drehte Rikku das Podest zurück. Doch zu seiner Überraschung war zwar der Eichbaum wieder lebendig, doch der Fluss war noch immer reissend. Zwar stieg das Wasser nicht mehr, doch es ging auch nicht mehr zurück.

Nach kurzer Diskussion wurden sich die vier Männer darin einig, dass das drehen des Podestes sie in der Zeit verschob, dass die Kugel in einen der Sockel gehörte und dass offenbar noch irgendwo vier weitere Kugeln sein mussten. Nach längerem Suchen fanden sie eine weitere Kugel auf dem Vorsprung, welcher zu einem Geröllhaufen wurde. Kordilvar erkletterte ihn, wenn auch die Wand darunter ziemlich brüchig war. Oben angekommen entdeckte er auf der Terrasse an der gegenüberliegenden Wand eine weitere Kugel. Leider war der Barbar beim herunterklettern nicht ganz so vorsichtig wie beim hinaufklettern und so gab die Wand unter ihm nach. Mit der Kugel in Händen fiel er hinunter und wurde von Geröll begraben. Schnell hatten die restlichen drei Männer ihn wieder ausgegraben und Julién die schlimmsten Wunden des Barbaren gesäubert und verbunden.
Die dritte Kugel fanden sie nach längerem suchen innerhalb der rissigen Wand. Nach längerem probieren und schliesslich roher Gewalt befreiten sie diese schlussendlich. Nun fehlten noch zwei Kugeln. Eine befand sich auf der Terrasse. Diese konnte man durch das Stürzen der Toten Eiche auf die Terrasse gut erreichen. Doch musste das schnell gehen, denn ansonsten würde der Raum geflutet werden. Doch wo war die letzte Kugel? Es gab nur eine Lösung: Die Eisentür!

Leoram fand nach einigem Probieren die Lösung dafür: Rost. So wurde die Türe in jeder Zeitstufe mit Wasser begossen und vom Rost befreit, bis sie schliesslich so schwach war, dass man sie leicht einbrechen konnte. Hinter der Türe befand sich ein schlichter Gang, welcher zu einer Treppe führte. Doch die Treppe war mit Fallen gesichert und so wurde Leoram schwer verwundet, als ihn plötzlich ein Säurevorhang einhüllte. Die ätzende Flüssigkeit frass sich tief in sein Gewebe und Heilung gab es im Gang keine, da noch immer keine Magie wirkte. Schliesslich fanden die Männer jedoch heraus, dass jede fünfte Stufe mit einer Falle versehen war und dass darüber Hinwegtreten reichte um sie nicht zu aktivieren. Nach 25 Stufen führte ein weiterer schlichter Gang zu einem unverschlossenen, türlosen Raum. Dieser war wie der Gang aus einfachem Stein mit je einer grossen steinernen Winde an beiden Seiten des Raumes. Jede Winde stand in der Mitte eines leicht erhobenen Alkovens und hatte vier steinerne Arme. In jedem Arm war ein kleiner Handgriff kunstvoll eingemeisselt und mit einer Silberkappe verziert. In etwa zwei Metern Höhe befand sich ein 25 cm breiter Sims, welcher den gesamten Raum umrundete und von welchem aus vierundzwanzig Steinstützen bis zur Decke reichten. Inmitten jeder dieser Stützen schaute der Kopf einer eigenartigen, eckigen Kreatur mit einem riesigen, aufgerissenen Maul, in den Raum. Die Steingesichter waren nicht mehr im besten Zustand.
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Da die Lebenden noch schwere Wunden vom Kampf mit den Erdelementaren trugen und Leoram noch von den Fallen zusätzlich verletzt worden war, entschieden sich die Vier, erst vor dem Raum zu rasten, bevor sie jenen erkunden wollten. Im Gang war es wieder möglich Magie zu wirken und so warteten sie, bis Julién auch in jener Hinsicht wieder bei Kräften war.
Schliesslich betraten sie den Raum und drehten eine Winde. Sogleich schoss eine massive Steintüre vor den Ausgang und verschloss sie. Ausserdem begannen die Kreaturenköpfe Wasser in unvorstellbaren Massen zu speien, die mit jeder Drehung der Winden sogar zunahmen. Leider liessen sie sich nicht zurückdrehen. Schliesslich wurde sogar noch magische Dunkelheit über dem Raum ausgelöst und es erschienen fiese Wasserschlangen, welche vor allem an Julién gefallen zu finden schienen. Die Männer entgingen ihnen, indem sie auf den Sims krabbelten und warteten, bis die beschwörten Wesen wieder verschwanden. Schlussendlich schafften es die Vier auch, das Rätsel um den Raum zu lösen. Das Wasser floss ab und gab in einer Vertiefung im Boden die vierte Kugel frei. Dann öffnete sich auch die Türe wieder und die Männer konnten sich daran machen, die letzte Kugel zu holen.

Die letzte Kugel war dann auch schnell besorgt. Julién drehte das Podest, während Kordilvar und Leoram den Baum umstiessen, so dass er auf der Terrasse zu liegen kam. Dann kletterte Kordilvar eilig daran empor, holte die Kugel und kletterte zurück. Das Wasser hatte augenblicklich wieder begonnen zu steigen und reissender zu werden, so dass alle froh waren, als Kordilvar wieder sicher das Ufer erreichte und Julièn den Sockel zurückdrehte.

Gespannt was geschehen würde, setzten die Männer die Kugeln vorsichtig auf die Sockel...

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Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Kai am 31. März 2006, 12:59:57
Das Kugelrätsel habe ich aus einem Post aus dem Forum. Sobald ich Zeit zum Suchen (& Finden) habe, werde ich hier den Link posten.

Also, ich habs gefunden! Ist von Nazgul Oddo und anzuschauen in diesem Thread (http://forum.dnd-gate.de/index.php/topic,8314.0.html&highlight=drachenh%F6le+r%E4tsel)
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Kai am 25. April 2006, 11:31:10
Trchrack

In dem Augenblick, in dem Kordilvar den letzten Stein eingesetzt hatte, schien es den Männern als würden sie zusammen mit dem Podest im Boden versinken. Sie spürten, wie sie durch den Stein glitten, spürten Stein und Erzadern durch sich hindurchfliessen. Schliesslich landeten sie in einem finsteren Raum. Und obwohl kein Licht schien, wussten sie, wie gross der Raum war, dass er fünfeckig war, und dass ein Podest in der Mitte stand. Nun nicht mehr in Sternform sondern als Fünfeck. In der Mitte darauf lag ein eigenartiges Gebilde. Ein Gebilde mit insgesamt nur fünf Ecken, doch irgendwie sah es aus allen Richtungen wie ein Fünfeck aus. Jeder der vier Männer stand in einer anderen Ecke des Raumes, doch dies fanden sie nur durch die Geräusche der anderen heraus, denn obwohl sie den Raum, das Podest und das Gebilde darauf irgendwie wahrnehmen konnten, galt dies nicht für ihre Kameraden. So liefen sie langsam in Richtung des Podestes, doch alle ausser Julién begannen nach wenigen Schritten in dem Stein zu versinken. Dieser ging trotz der Ausrufe der Anderen weiter auf das Podest zu und griff nach dem eigenartigen Gebilde, welches wohl das von den Schatten verlangte „Krrk“ sein musste.
Noch bevor seine Finger den Gegenstand berührten ging ein ohrenbetäubendes Knirschen und Knacken von Stein durch den Raum und der Stein um die drei eingesunkenen Männer begann diese langsam zu zerquetschen. Sie schrien vor Schmerz auf und Julién hielt in seiner Bewegung inne. Das Knirschen wandelte sich in eine staubige, polternde Stimme, welche von allen Seiten zu kommen schien und den Abenteurern befahl:

“Geht! Bevor ich euch zermalme!“

“Na toll! Und wie sollen wir das anstellen, Hirni?“

Fragte Rikku, seine Gedanken unwillkürlich laut aussprechend. Die Strafe folgte augenblicklich und der untote Hexenmeister spürte wie das Gestein, welches ihn umschoss und gefangenhielt begann seine Knochen zu zermalmen.

“Wir können hier nicht weg. Nicht ohne das Krrk ...“ begann Julién – den aufschreienden Hexenmeister ignorierend. Wenn dieser eine grosse Klappe schwingen wollte, musste er mit den Konsequenzen selbst lebe...klarkommen.
Doch dem Sprecher in dem Raum gefielen Juliéns Worte nicht, denn sie wurden belohnt mit Schmerz für seine gefangenen Kammeraden. Dem Schmerz von beinahe unerträglichem Druck, welcher langsam Fleisch und Knochen zermalmte. Leoram und Kordilvar schrien auf. Dann riss sich Leoram zusammen und rief das einzige was ihm einfiel.

“Wir brauchen das Krrk um den Alten Feind aufzuhalten!“

Beinahe augenblicklich liess der Druck nach, ohne jedoch ganz zu verschwinden.

Seine Chance witternd fuhr Leoram fort.
“Wir müssen bei jemandem der Trchrack heisst Elementare Erde beschaffen, jedoch wissen wir nicht wo er ist. Wenn wir das Krrk beschaffen können wir die Flüsterdigser möglicherweise dazu bringen uns zu sagen wo Trchrack ist.“

Nach einer längeren Pause war plötzlich wieder die knirschende, steinerne Stimme zu vernehmen.
“Trchrack ist nicht mehr. Er ist tot. Die Priester haben ihn getötet.“

Einer Vermutung folgend fragte Leoram die Stimme “Woher weißt du das?“

“Ich war Trchrack ... vor langer Zeit einmal.“

Ein Augenblick absoluter Stille folgte dieser Offenbarung – eine Stille, welche es so nur in den tiefen der Erde gibt.

“Die gefallenen Priester haben mir mein Leben genommen und mein Herz. Dafür leiden sie nun – und ich werde nicht zulassen, dass ihr den Fluch brecht, den ich über sie gesprochen habe!“

“Du bist für den Fluch verantwortlich?“ entfuhr es Rikku unwillkürlich.

“Weshalb haben sie dich umgebracht?“ fragte Leoram weiter.

“Warum wohl? Sie wollten Macht. Mehr Macht. Und mein Herz war der Schlüssel dazu. Deshalb haben sie mich hintergangen, mich überfallen, mir das Herz aus der Brust geschnitten. Doch mit meinem letzten Atemzug habe ich einen Fluch über sie und die Stadt gelegt – so dass sie zwar mein Herz besitzen können, doch niemals benutzen. Sie werden keinen Frieden finden, denn ich werde nicht zulassen, dass jemand Krrk zu ihnen bringt!“

Das leuchtete allen ein. Doch der Fluch wirkte offenbar noch immer und Rikku war davon betroffen worden. Aber für die drei Lebenden hatte nicht der Untote Vorrang, sondern das Problem mit dem Alten Feind.

“Hmm. Naja, wenn du meinst, …“ fuhr Leoram nach kurzem Zögern fort. “Wir sind jedenfalls nicht hauptsächlich wegen dem Krrkdings hier, sondern um Elementare Erde für Udûne zu besorgen. Sie hat gesagt, sie braucht die Erde um den Alten Feind zurück in den Schlaf zu singen. Denn anscheinend ist er nicht von selbst erwacht und es besteht die Gefahr dass er … äh ein Licht frisst … von einer Frau mit Flügeln und goldener Haut … die am sterben war als wir sie zuletzt gesehen haben! ?“ Etwas unsicher ob er alles richtig gesagt hatte spähte Leoram in die eigenartige Dunkelheit.

“Ja,“ ergänzte Julién. “Udûne hat gesagt, dass der Magier ein Ritual durchgeführt hat, dass es dem Alten Feind ermöglichen sollte seine Erinnerungen zusammenzuführen und zu Bewusstsein zu gelangen. Sie konnte das Ritual anscheinend stören, aber wenn der Alte Feind das Licht der Geflügelten erhält, wird es trotzdem vollendet. … und sie hat gesagt, dass sie ihn nicht ewig besänftigen kann und irgendwann müde werden wird. Bevor das geschieht muss sie ihn wieder in den Schlaf singen, was sie nur mit Elementarer Erde machen kann. Und die sollten wir von dir bekommen.“

“Wir haben auch Elementares Wasser von ihr dabei … zum tauschen.“ fügte Kordilvar schliesslich noch hinzu.

“Ich bin tot. Elementares Wasser benötige ich nicht mehr!“ grollte es aus den steinernen Wänden rund um die vier Abenteurer herum. Schon sank das Herz der vier ein Stück nach unten und die Hoffnung schwand, als Trchrack weiter sprach.
“Ich besitze nichts mehr und ich kann euch auch keine Elementare Erde geben, doch im Tempel könnt ihr welche finden … mein Herz! Doch es befindet sich im Besitz der gefallenen Priester… und gegen sie könnt ihr nicht bestehen … ihr könnt nur mit ihnen handeln.“

Die Gefahr, dass der Alte Fein zu Bewusstsein kommen könnte, hatte Trchrack offenbar beeindruckt und er erklärte sich nach einigem Hin und Her bereit, den Fluch loszulassen. So konnten jene, welche von dem Fluch betroffen waren wählen, ob sie ruhen wollten, oder ihre traurige Existenz weiterführen wollten.
Um den Fluch zu bannen mussten die Abenteurer bloss Krrk in das Allerheiligste von Tknarrs zurückbringen und ihn während eines Rituals der Priester halten. Diese konnten das nicht selbst machen, da sie über keinen Körper mehr verfügten. Diese Tatsache erlaubte es den Vieren mit den Priestern zu verhandeln und von ihnen das Herz Trchracks und freien Abzug als Gegenleistung zu fordern. Dies war möglich, weil die Priester an ihr gegebenes Wort gebunden waren – wie Trchrack den Männern versicherte. Schliesslich einigte man sich auf einen Plan und die zu stellenden Forderungen.
Bevor die Vier jedoch aufbrachen, schlug Trchrack ihnen vor, das Elementare Wasser zu trinken. Jeder ein Schluck. Denn Elementares Wasser hatte die Fähigkeit Dinge oder Lebewesen wiederherzustellen (solange alle Teile noch vorhanden waren). So durchbrachen sie die Schutzhülle und jeder der Vier Männer trank einen Schluck. Sofort fühlten sie sich ausgeruht, fit und vollkommen gesund – oder ganz (der Untote eben).

Dann sprach Rikku den letzten Zungen Zauber von der Schriftrolle auf Leoram welcher die Verhandlungen führen sollte. Nachdem dies erledigt war, traten sie in die Mitte des Raumes, dankten Trchrack und verabschiedeten sich von ihm, bevor sie gemeinsam Krrk berührten. Und mit der Berührung verschwamm der Raum um die Männer und anstelle des Raumes waren sie mit einem mal umgeben von tiefster Finsternis und leisem, anschwellendem Geflüsssster...
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Kai am 21. Juni 2006, 09:06:46
Endlich! Mit Hängen und Würgen ist es mir schliesslich gelungen auch diesen Teil fertigzubekommen ... :roll:

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Der Handel und das Ritual

Das Flüstern wogte wieder in der Finsternis um die vier Männer herum. Zischte und knackte und fragte, drohte die Abenteurer zu töten, wenn sie das Krrk nicht halten bis sie ihnen befahlen ihn fallen zu lassen.
Doch die Männer liessen sich nicht einschüchtern. Entschlossen forderte Leoram Trchracks Herz und freien Abzug aus dem Tempel, aus der Stadt und aus der Höhle. Er forderte, dass die Priester sie dorthin bringen sollten, wo sie hinwollten und alles in ihrer Macht stehende zu tun, dass die Abenteurer dieses Ziel erreichen konnten. Dies jedoch ohne den Flüsterpriestern ihr Ziel preiszugeben – das brauchten diese ja nicht zu wissen! Im Gegenzug würden die Vier Krrk halten so lange es notwendig war und es den Priestern so ermöglichen den Fluch, welcher über ihnen und der Stadt lag, zu brechen.
Schliesslich, nach einigem hin und her, enttäuscht, gereizt, aber erstaunlich schnell, gaben die gefallenen Priester Tknarrs nach und willigten in den Handel ein. Nur wenige Augenblicke dauerte es und Leoram fühlte etwas in seinen Händen. Es war nicht besonders gross und hatte bequem in seiner Hand platz. Es fühlte sich leicht warm an und es schien ganz leicht zu pulsieren, als wäre es lebendig. Schnell steckte der Kämpfer Trchracks Herz ein und informierte seine Kameraden. Dann begann das Ritual.

Die Männer hielten Krrk hoch und das Flüstern wurde immer lauter und lauter. Und obwohl es unmöglich schien, wurde die Dunkelheit noch schwärzer. Sie konnten nichts sehen. Nur eines wussten sie: wo das Krrrk war. Endlos schien die Zeit die sie schon da in der Finsternis standen, endlos das Geflüster der Schatten. Die Männer merkten wie ihre Arme langsam begannen zu schmerzen. Doch noch durften sie sie nicht senken. Während sie sich auf ihre Aufgabe konzentrierten war ihnen, als würden langsam die Wände auf sie zufliessen und wieder erinnerten sie sich mit Grausen an das unangenehme Gefühl durch Stein zu gleiten. Plötzlich war dieses Gefühl wieder da. War es real? War es Einbildung? Die Männer konnten es nicht einschätzen. Das Einzige was wie wussten, war, dass ihr Herz zu rasen begonnen hatte – mit einer Ausnahme natürlich. Es schien immer schwieriger zu werden, Luft in die Lungen zu saugen. Und immer das Flüstern … das offenbar hämisch darauf wartete, dass sie im Gestein erstickten.
Endlos standen sie im Dunkeln, im vorbeifliessenden Gestein. Ihre Arme schmerzten und zitterten bereits vor Anstrengung, ihre Augen brannten vor Müdigkeit. Mit einem Mal schien sie etwas anzustossen, heftiger durch sie hindurchzufliessen. Es drohte sie von den Beinen zu reissen. Doch nur Kordilvar verlor sein Gleichgewicht, stolperte in Julién hinein. Verlor Krrk aus der Hand. Doch sowohl Julién als auch Leoram und Rikku schafften es auf den Beinen zu bleiben und Krrk hochzuhalten.
Schliesslich, endlich! hörten sie das flüsternde Knirschen, welches ihr Zeichen war, den Stein fallen zu lassen. Erleichtert sanken ihre Arme nach unten sie erwarteten zu hören, wie das Krrrk auf dem Boden aufschlug, dass das fliessen aufhörte, doch…

Kordilvar
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Leoram
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Rikku
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Julién

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Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Fünf Finger am 26. Juni 2006, 11:47:10
Hoi! Das ist aber viel! Hab mir garnicht alles durchlesen können. Aber ich vertraue mal auf die Meinung der anderen und geb dir fünf von fünf Sternen.

öhm.....eines hab ich nur noch nicht ganz verstanden...liegt wahrscheinlich daran,dass ich hier neu bin....hast du das gespielte Abenteuer einfach nachgeschrieben oder dies hier zum Abenteuer vorgeschrieben? Aber ansonsten mein Respekt,bin auch ein kleiner Schreiberling in der Richtung und will mich auch bald an einen Verlag wenden :tooth:

Ach ja und noch etwas:

Es ist völlig egal,ob du für deine eigene Geschichte fremde Namen geklaut hast. Du kannst das ruhig veröffentlichen, solange du kein Geld dafür verlangst. Problematisch wird es jedoch,wenn man auf die Idee kommen sollte, eine bereits geschützte Geschichte (beispielsweise aus einem Buch) hier zu veröffentlichen. Wenn du das Buch einscanst und hier Zeile für Zeile veröffentlichst,kriegst du massig Ärger. Dann könntest du auch gleich nen Film hier einstellen,den sich jeder Downloaden könnte. Aber so ist das echt kein Problem. Also mach fleißig weiter! :D
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Kai am 26. Juni 2006, 12:08:23
Zitat von: "Fünf Finger"
Hoi! Das ist aber viel! Hab mir garnicht alles durchlesen können. Aber ich vertraue mal auf die Meinung der anderen und geb dir fünf von fünf Sternen.


Merci :D
Komplimente hört man immer gerne!

Zitat von: "Fünf Finger"

öhm.....eines hab ich nur noch nicht ganz verstanden...liegt wahrscheinlich daran,dass ich hier neu bin....hast du das gespielte Abenteuer einfach nachgeschrieben oder dies hier zum Abenteuer vorgeschrieben?  


Ich hab das Abenteuer erst mit meiner Gruppe gespielt und es dann "nachgeschrieben". Einerseits damit die Spieler gewisse Situationen besser in Erinnerung behalten können, andererseits auch um den Spielern bessere Einblicke in die Persönlichkeit von NSC zu gewähren. (Denn meist sind die SC so penetrant und respektlos, dass die wichtigsten NSC fast immer gleich auf sie reagieren: genervt und verärgert  :roll: )

Das mit den Namen habe ich schon abgeklärt. Ich habe Fanpro sowie Feder&Schwert angeschrieben. Da ich bis jetzt keine Antwort habe (und Fanpro in dieser hinsicht sowieso extrem kulant ist) gehe ich mal davon aus, dass das Ganze in Ordnung geht. Trotzdem werde ich demnächst meinen Götterpantheon umstellen (oder zumindest die Namen der Götter)...
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Fünf Finger am 26. Juni 2006, 12:41:50
Die Verleger sind sowieso sehr kulant,das stimmt. Hätteste aber garnicht machen brauchen. Dieser Ketzer (Heretic) stänkert doch nur. Wenn das ein Problem für denVerlag wäre,dass du seine Namen für eine eigene Geschichte verwendest, müsste hier jeder 5 Euro monatlich zahlen,um seinen Senf im D&D-Gate dazu zu geben. Schließlich verwenden wir alle hier D&D-Regelbegriffe und Namen,die rechtlich Geschützt sind! Auch für eigene Abenteuer. Wir wollen ja keine Kaufabenteuer posten (was wieder illegal wäre).

Therefore don't care about the past! I LOVE TO RAISE MY MIDDLE FINGER!!!!

 Eure Fünf Finger :D
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Tasmirodred am 27. Juni 2006, 12:15:56
Zitat
Denn meist sind die SC so penetrant und respektlos, dass die wichtigsten NSC fast immer gleich auf sie reagieren: genervt und verärgert Rolling Eyes


Pah, das ist reine Verleumdung - wir stossen auch unwichtige NSC vor den Kopf  :P
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Kai am 28. Juni 2006, 11:55:58
Zitat von: "Tasmirodred"
Pah, das ist reine Verleumdung - wir stossen auch unwichtige NSC vor den Kopf  :P


 :roll:  sogar ein Gallertwürfel hat mehr Anstand und Manieren als ihr!

 :P
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Kai am 28. Juni 2006, 11:56:49
Zurück zum Sternsee

Sie erwachten durch das Knirschen und Poltern von Stein, durch Staub, der sie zum niessen brachte. Noch immer war es vollkommen Dunkel, doch die Dunkelheit hatte eine andere Qualität. Sie war nicht mehr bedrohlich ... und das Flüstern hatte aufgehört. Sie brauchten wenige Augenblicke um zu bemerken, dass alle ausser Julién erwacht waren, und dass der Tempel dabei war, zu zerfallen. Schnell war das Licht hervorgeholt und festgestellt, dass Julién noch lebte, aber offenbar irgendwie Bewusstlos war – trotz der Tatsache, dass seine Augen offen waren. Doch sie hatten weder die Zeit noch das Wissen ihn zu untersuchen. Also warf Kordilvar den Druiden über seine Schulter und eilte Leo und Rikku hinterher aus dem Raum. Dort wurden sie bereits von Ténèbres erwartet. Dieser war sichtlich verängstigt und aufgeregt, folgte ihnen jedoch. Vor dem Tempel dann erwartete sie Abraxas. Dies vermochte Rikku beinahe darüber hinwegzutrösten, dass er noch immer untot war. Jedoch nur beinahe ...

Offenbar war die Höhle tatsächlich dabei zusammenzustürzen. Überall fielen riesige Gesteinsbrocken aus der Decke. Die Säulen begannen zu bröckeln und auseinanderzufallen. Alles Dinge, welche die Schritte der Abenteuer beschleunigte. Kordilvar wurde zweimal beinahe von niederstürzendem Geröll erschlagen, auch Leoram und Rikku trugen kleinere Blessuren davon. Endlich jedoch hatten sie den Sternenobelisken erreicht.

“Verdammt!“ fluchte Leoram plötzlich, als er den bewusstlosen Julién betrachtete.
“Wie kommen wir hier weg? Julién hat das Ding bedient. Er ist der Einzige der weiss, wo man den Schlüssel einsezten muss!“

Auch Kordilvar und Rikku sank der Mut. Waren sie so weit gekommen um nun zu scheitern? Mussten sie hier einen sinnlosen Tod sterben, erschlagen von der zusammenstürzenden Höle?

Sie mussten Julién aufwecken! Wasser half nicht. Und Schläge? Nach dem ersten Schlag stüzte sich Ténèbres auf die Angreifer seines Freundes. Er schnappte und biss nach ihnen, warf sie zu Boden und liess sie nicht mehr an Julién heran. Fluchend versuchten die Männer den Wolf abzulenken. Aber Schläge brachten den Druiden auch nicht zu Bewusstsein. Schliesslich nahm Kordilvar Julién den Schlüssel aus der Tasche. Sie würden ihn wohl oder übel aufs Geratewohl einsetzen müssen – oder sicher sterben. Doch dazu kam es nicht. In dem Augenblick, als Kordilvar den Stein in der Hand hielt, wusste er genau, wo er ihn einsetzen musste um zurückzukehren.
So wurde der Obelisk aktiviert und die Gefähren traten die Reise zurück an.

Endlich befanden sie sich wieder in den Wassern von Udûnes Höle und die eigenartige Wächterin erwartete sie bereits am Ufer. Doch kaum wollten sie ihrer Erleichterung Ausdruck verleihen, als die Wasser sie gefangennahmen und beinahe zerdrückten.
“Wesshalb habt ihr dieses Ding[/i] hierhergebracht? Seid ihr dem Wahn verfallen?“[/i] fragte sie mit unverhohlenem Abscheu in der Stimme, welcher die Männer fast wie eine Faust in die Magengrube traf. Offensichtlich war Udûne nicht sehr erfreut darüber, einen Untoten in ihrer Höhle zu haben, und Rikkus Schreien zufolge war sie dabei diesen Fehler augenblicklich zu korrigieren.

“Stopp! Nicht Udûne! Bitte zerstöre ihn nicht! Er ist nicht wie ein gewöhnlicher Untoter. Innen ist er noch er selbst. Frag mich nicht wie das möglich ist, aber es stimmt! Er ist gestorben und wegen einem Fluch als Untoter wiedergekommen, aber sein Geist ist so wie er vorher war.“ rief Leoram der erzürnten Wächterin zu. Zu seinem Erstaunen hörte sie tatsächlich auf, Rikku zu zerquetschen. Stattdessen befragte sie ihn und Kordilvar, bevor sie schliesslich Antworten von Rikku forderte. Dieser log erst, was seine Vision im Zwischenreich anbetraf. Doch schnell merkte er, dass dies keine gute Idee war, denn Udûne schien jede Lüge zu durchschauen und zu bestrafen. Bald spürte Rikku wie sein Unleben beängstigend unter dem steten Druck des Wassers aus ihm hinausgequetscht wurde. Weitere Lügen würden sein Ende bedeuten.

“Also gut! Ich weiss zwar nicht, was daran wichtig ist, wem ich dort begegnet bin, ihr kennt sie alle nicht und es geht euch nichts an ... es war meine Mutter! Seid ihr nun zufrieden?“

Udûne stellte ihm noch einige andere Fragen, bis sie ihn endlich losliess und allen erlaubte die Höhle endgültig zu betreten. Rikku warnte sie davor ihr zu Nahe zu kommen. Dann nahm sie von Leoram Trchracks Herz entgegen. “Ein grosser Verlust.“ war ihr einziger Kommentar zu Leorams kurzem Bericht über Trchracks verscheiden. Dann lief sie voraus zur Ruhestelle und verschwand ohne grosse Ankündigung in einem Glitzern und Blinken von bunten Sternen.

Schliesslich kamen Leoram und Kordilvar zur Lagerstelle bei der Quelle. Hier warteten Alfia und Serallren bereits auf sie. Die geflügelte Frau war verschwunden. Alfia sah furchtbar aus. Sie hatte tiefe Ringe unter den Augen und sass müde am Boden auf einer Decke. Alfia hockte in ihrer Nähe auf einem Kalkkissen und beobachtete, wie sich die Männer näherten. In ihrer Hand glühte eine zarte kristallerne Kugel in einem sanften, pulsierenden Licht. Dann erblickten die beiden Frauen Rikku. Sofort sprangen beide auf die Füsse. Aus Serallrens rechter Hand schien eine Stahlklinge zu schiessen, während sie im Bruchteil eines Augenzwinkerns in Kampfstellung ging. Alfia hingegen versuchte einige Schritte nach hinten zu machen und rief den beiden Kriegern “Achtung! Hinter euch!“ zu. Doch sie geriet ins Stolpern und das Furchtbare geschah: die Kugel, das Licht der Geflügelten, fiel Alfia aus den Händen. Eine Katastrophe! Wenn die Kugel zerbrach, wäre alles umsonst gewesen. Der Alte Feind würde das Licht der Geflügelten erhalten und so zu Bewusstsein kommen.
Erschrocken rasten Leoram und Kordilvar auf Alfia zu um die Kugel möglicherweise noch aufzufangen. Kordilvar erreichte sie nicht mehr, Leoram machte noch einen Satz, fiel auf den Boden und spürte, wie die Kugel die Spitze seines Mittelfingers berührte bevor sie auf dem steinernen Boden zerplatzte. Sogleich war der Raum mit pulsierenden, warmen Licht erfüllt. Schreckensbleich begann Alfia ihre Göttin um Hilfe anzuflehen. Kordilvar bemerkte, wie ein Zauber begann sich um seinen Geist zu legen und er nahm seinen gesamten Mut und Willen zusammen um dem Zauber nicht zu widerstehen. Leoram hingegen wehrte sich instinktiv dagegen, als auch ihn ein weiterer Zauber betraf. Vergebens! Beide Männer spürten, wie sich ihre Glieder versteiften, so dass sie sich nicht mehr bewegen konnten. Was sollte das? Was hatte Alfia vor? Und wie sollten diese Zauber helfen das Licht wieder einzusperren?

Inzwischen beobachtete Rikku fassungslos das Geschehen, doch noch bevor er etwas unternehmen konnte, hob Alfia ihr heiliges Symbol in seine Richtung und er spürte wie sich eine dunkle, mächtige Welle aus purer Energie sich in der Elfin manifestierte und unaufhaltsam auf ihn zuraste. Noch bevor er handeln oder überhaupt denken konnte spürte er, wie diese unüberwindliche Macht ihn umschlang, ihn durchdrang, umfasste … und als Alfia mit einem grausamen Lächeln ihr Symbol senkte, wusste Rikku, dass er verloren war.
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Kai am 13. Juli 2006, 08:29:42
Verrat

“Nimm deinen Dolch und töte den Wilden!“
befahl ihm die Elfin mit ihrer kalten, klaren Stimme … und Rikku nahm seinen Dolch hervor, ging zu Kordilvar, kniete sich neben ihn, stemmte ein Knie in dessen Rücken während er mit der linken Hand in die Haarmähne des Barbaren griff und seinen Kopf hinaufzog. Innerlich schreiend, äusserlich kalt, setzte er den Dolch an Kordilvars Kehle und zog durch, spürte wie Muskeln, Sehnen, die Kehle zerfetzt wurden. Blut spritzte und Rikku liess die Haare des Barbaren los und stand wieder auf. Innerlich hätte er sich am liebsten übergeben, doch die Macht die ihn fesselte liess es nicht zu…

Serallren hatte sich inzwischen zu Leoram begeben. Es wärmte ihre Seele den Mann auf seinem Gesicht liegen zu sehen. Hätte sie doch nur die Zeit sich mit ihm so abzugeben, wie er es verdiente. Doch sie mussten schnell sein. Udûne würde bald zurückkehren und dann mussten sie weg sein. Irgendwo im Hinterkopf nahm Serallren wahr, dass Alfia ihre dunkle Stimme in Anbetung erhob um das Licht der himmlischen Kreatur in ein neues Gefäss zu bannen. Doch das interessierte die Dralai im Augenblick nicht wirklich. Genüsslich beugte sie sich zu dem Mann vor ihr nieder, leckte in Vorfreude ihre Lippen und flüsterte ihm noch eine letzte Warnung ins Ohr, eine Warnung die ihn noch in seinem Weg ins Jenseits verfolgen sollte, wenn er wirklich ein anerkannter Träger des Krajol war.
“Talloren ist die Nächste!“
Sie spürte wie der Schwächling innerlich zusammenzuckte. Mit einem breiten Grinsen schob sie ihm genieserisch ihr Schwert durch die Brust bis in sein Herz, wo sie es noch einige Male drehte, bevor sie es ganz durch ihn hindurchstiess und bis sie spürte, dass kein Leben mehr in dem Mann war.

Alfia schrie vor Wut auf. Das Licht der Himmlischen war erloschen, doch nicht, weil es in den Dolch gefahren war … es war einfach plötzlich weg. Wütend und suchend schaute sie sich um. Da lag noch der Druide herum. War er auch tot? Sie sollte wohl sichergehen … doch dann lauschte sie auf Udûnes Lied und etwas in ihr flüsterte ihr zu, dass sie keine Zeit mehr hatte. Kurz spielte sie mit dem Gedanken den Untoten noch schnell gänzlich zu zerstören, schliesslich war er ja der Frevler, wegen dem sie die ganzen Möchtegern-Helden auslöschte … er, und der Andere, der ihr schon einmal in die Quere gekommen war … doch der Untod war die grössere Strafe für das Grossmaul. Er würde noch einiges an Chaos und Verderben in die Welt bringen, bevor er schliesslich von irgendwelchen Dalrei zerstört werden würde. Im Grossen und Ganzen war ihre Mission erfolgreich … aber ein kleines Souvenir würde sie doch noch mitnehmen.

“Das Schosstier werde ich mitnehmen, es wird einen guten Preis erzielen. Und dich, dich werde ich nicht zerstören ... du darfst dich noch etwas an deiner Tat freuen und dann sollen die Dalrei meine Drecksarbeit erledigen!“
Nach einem kurzen Zauber, gesellte Abraxas sich zu Alfia und Serallren. Alfia nahm eine Schriftrolle hervor und noch bevor sich Rikku von seinem Schock erholen konnte, verschwanden die Frauen und sein Familiar vor seinen Augen.

… Rikku wollte weinen, doch seine toten Augen konnten nicht. Verzweifelt blickte er auf das Blut an seinen Händen und seinen Kleidern … Kordilvars Blut. Mit schreiendem Herz blickte er zu Leoram, der mit dem Gesicht nach unten und ausgestrecktem Arm in einer immer grösser werdenden Blutlache lag. Julién war der einzige, der noch lebte. Doch auch mit ihm stimmte etwas nicht … langsam sank Rikku auf seine Knie … was sollte er tun? Was hatte er getan? Was war geschehen?
Plötzlich kam ein Geräusch aus Juliéns Richtung. Als Rikku zu ihm schaute, sah er, wie sich dessen Rücken durchbog, so dass nur noch Füsse und Kopf des Druiden den Boden berührten.

Spoiler (Anzeigen)


Während sich Julién in dieser unnatürlichen Position befand, bemerkte Rikku einen Schatten, der regelrecht aus der Brust des Druiden zu springen schien und mit einem unnatürlichen Zischen in der Felswand verschwand. Dann entspannte sich der Druide und hob langsam seine zittrigen Hände vor sein Gesicht.
Vor Freude sackte Rikku regelrecht in sich zusammen. Wenigstens einer von ihnen hatte es lebend herausgeschafft! Julién brauchte nur kurz um zu sich zu kommen. Schockiert entdeckte er die Leichen seiner Freunde, mit welchen er schon so viel erlebt und durch gestanden hatte. Rikku teilte ihm mit, dass Alfia und Serallren beide getötet hatten – doch bevor er überhaupt Zeit zum Nachdenken hatte, endete der Gesang der Sirene und über der Quelle begann es wieder zu funkeln und leuchten. Udûne kehrte zurück – und obwohl sie fremdartig war, war es nur allzu deutlich, wie erschöpft sie war. Ihre grüne Haut hatte einen ungesunden Graustich erhalten, sie atmete schwer. Nur wenige Augenblicke benötigte sie um die Lage abzuschätzen. Ohne zu zögern trat sie zu den toten, aber noch warmen Körpern von Leoram und Kordilvar und zwischen beiden stehend, begann sie erneut zu singen.

Ihre Stimme rollte durch die Höhle wie Meeresbrandung, wie das Plätschern eines Baches, das Rauschen eines Flusses, das Trommeln von Regen auf einem See. Udûne liess sich fallen, fiel, und wurde aufgefangen von ihren Erinnerungen. Erinnerte sich an die Lehren ihres Volkes, erinnerte sich an ihre Mütter, an ihre Väter, an die alten Lieder, an die wunderschöne Lauriel, an das Opfer. Alle Erinnerungen band sie mit ihrem Glauben zusammen zu einem Lied, zu einer Rettungsleine. Eine Rettungsleine die sie auswarf, über die Grenze hinweg.
Es war beinahe zu spät. Schon hatten sich beide auf den Weg gemacht. Der Gläubige und der Ungläubige. Geleitet und einsam.
Sie hatte kaum noch Kraft, doch sie musste sie zurückholen. Sie schuldete es ihnen. Sie nahm die Erinnerung, die ihr am meisten Kraft gab, die Erinnerung an die wundersamen Tiefen, wo grün und blau verschmelzen, wo das Licht nicht von Oben kommt, sondern vom Wasser selbst, wo das Wasser lebt, wo die vielgeliebte Lauriel ihre Heimstatt hatte. Diese Erinnerung band sie in ihr Lied, in ihre Rettungsleine. Beinahe zu spät, beinahe … doch plötzlich spürte sie, wie einer von Beiden danach griff, kurz darauf der Andere. Mit aller Macht die ihr als Hohepriesterin und als Wächterin übergeben worden war, zog sie sie zurück, zurück über die Grenze … geschafft! Doch welch hoher Preis! Die Erinnerung an … an etwas … etwas kraftvolles … wunderschönes … vergessen …
Völlig ausgelaugt sank Udûne zusammen. Die Beiden Männer waren am leben. Sie selbst jedoch hatte kaum noch die Energie ihre eigenen Herzen schlagen zu lassen … und kaum noch den Willen dazu … denn sie hatte etwas verloren. Sie wusste nicht was sie verloren hatte, aufgegeben hatte – sie wusste nur, dass die verlorene Erinnerung ihr die Entschlossenheit gegeben hatte, so lange auszuharren … es war ihr Schatz, ihr Juwel gewesen – und nun war sie für immer verloren.
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Kai am 02. August 2006, 12:04:06
Nach Hause

Zu sagen Leoram und Kordilvar wären über ihren plötzlichen Tod und ihr ebenso plötzliches Wiedererwachen geschockt gewesen, wäre eine gigantische Untertreibung gewesen. Julién und Rikku wollten sich augenblicklich um beide kümmern und vor allem Rikku wollte sich bei dem Barbaren entschuldigen. Doch die beiden Wiedererweckten wollten nur alleine gelassen werden. Es dauerte Stunden, bis sie sich wieder aufraffen konnten überhaupt etwas zu sagen.
Rikku hatte den Schatten, der aus Juliéns Brust gesprungen war inzwischen vor Aufregung vollkommen vergessen und brannte darauf seine Version der Geschichte zu erzählen, was er auch tat, sobald die Beiden wieder ansprechbar waren. Schliesslich tauchte auch Udûne wieder auf. Sie schien erfrischt und wieder vollkommen bei Kräften … keiner der Männer entdeckte die müde Traurigkeit in den Augen der Wächterin.
Die Vier stellten Udûne viele Fragen zum Geschehenen und erfuhren so, dass Alfia scheinbar ein Interesse an Simyalla hatte – ebenso wie die Gräfin! Schlessich gab es nichts mehr zu fragen und nichts zu sagen. So nahmen die Vier Abschied von der Wächterin des Sternentores von Goldorf und Julién – dessen Geheimnis Udûne augenblicklich entdeckt hatte – versprach ihr, eines Tages zurückzukehren.
Draussen in der Welt fanden die Vier ihre Rösser wieder, ebenso wie jene von Alfia und ihren Söldnern. Kurz entschlossen nahmen sie alles mit – als kleine Entschädigung sozusagen. Während sie sich wieder auf den Heimweg machten, wich der späte Herbst dem Winter, der schnell und umbarmherzig zuschlug. Innert weniger Tage stand der Schnee fast einen Meter hoch. Immer wieder mussten sie Bäumen ausweichen, welche unter der Schneelast über der Strasse zusammengebrochen waren. In der Ferne hörten sie des Nachts manchmal das heulende Krächzen der Eulenbären oder das frostige Heulen von Winterwölfen, doch sie hatten Glück und wurden nicht angegriffen.

Die Rückreise war anstrengend, aber schliesslich, eines Abends sahen sie die Stadtmauern von Silz. Doch nun hatten sie ein Problem: Rikku. Sie konnten mit dem Untoten unmöglich einfach so in die Stadt spazieren! Sie brauchten Rat … und eine Erlaubnis. Also mussten sie mit der Gräfin sprechen!
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Kai am 02. August 2006, 12:05:35
So, damit wäre dieses AB beendet. Muss mal schauen ob ich die Zeit habe um die weiteren Abenteuer dieser Gruppe aufzuschreiben ...
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Osric am 07. August 2006, 10:36:21
Hm, eine schöne Story Hour, deren Ende mich allerdings ziemlich unbefriedigt lässt.
Was ist mit dem alten Feind? Warum wollen sich die Jungs nicht rächen?
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Kai am 15. August 2006, 10:08:08
Zitat von: "Osric"
Hm, eine schöne Story Hour, deren Ende mich allerdings ziemlich unbefriedigt lässt.
Was ist mit dem alten Feind? Warum wollen sich die Jungs nicht rächen?


Sorry, hab dein Post erst jetzt gesehen.

Naja, das mit dem Ende. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mich da richtig durchquälen musste. Hat dem Text wohl nicht besonders gut getan...

Der Alte Feind wurde von Udûne wieder in den Schlaf gesungen (da sie ja mit Trchracks Herz über die Elementare Erde verfügte, die sie dazu benötigte).
Und was Alfia und Serallren betrifft ... und WIE sich die Jungs rächen wollen! Sie haben nur eingesehen, dass sie im Augenblick wohl kaum eine Chanze gegen die zwei haben (jedenfalls unvorbereitet). Trotzdem forschen sie natürlich nach ihnen (obwohl Julièn Angst hat, dass die Beiden Frauen herausfinden könnten, dass er über das Licht der Celestischen verfügt) und träumen von dem Augenblick, wenn sie ihnen dieses Erlebnis zurückzahlen können...
Titel: Der Alte Feind
Beitrag von: Kordilvar am 15. August 2006, 10:45:00
Ich habe allerdings eine Rechnung mit den beiden offen  :evil:
Denen werd ich schon noch zeigen wo die Axt hängt  :wink: