Müde und verwirrt, voller Vermutungen entschieden die Vier sich erst einmal auszuruhen. Möglicherweise würden sie ja bei Tageslicht klarer sehen. Vorher ritten sie jedoch noch das Dorf ab und entdeckten so, dass das Wasser des Sees die Farbe von Blut hatte, wenn auch nicht dessen Konsistenz. Eine Tatsache, welche zu ihrer Verwirrung beitrug.
So entschlossen sich die Gefährten zu ruhen. Doch blieb die Nachtruhe nicht ungestört. Mitten in der Nacht hallte plötzlich ein unirdischer Gesang aus dem Nebel. Er schien von überall und von nirgends zu stammen. Keine Richtung war in dem dichten Nebel, der alles an Licht und Ton verschlang, auszumachen. Und kaum waren die Vier auf den Beinen und an der Türe, verstummte der unheimliche Gesang auch schon wieder. So blieb ihnen kaum eine andere Wahl als wieder zurück ins Haus zu gehen und versuchen weiterzuschlafen.
MP3 Sirenengesang (http://www.schattenburg.ch/spielgruppe/downloads/diverses_sirene.mp3)
Am nächsten Morgen hatte sich der Nebel endlich verzogen. Einige Sonnenstrahlen durchbrachen die Hochnebeldecke, die immer wieder aufriss, während Julièn sich in seine Umgebung einfühlte um herauszufinden wie das Wetter der folgenden Tage sein würde. Schliesslich entschloss man sich dafür einen kurzen Ritt um das Dorf zu machen, um zu sehen ob dort Hinweise auf das mysteriöse Verschwinden der Dorfbevölkerung zu finden waren. Doch da war nichts! Keine Bienen in den Bienenstöcken, keine Tiere im Wald, nichts! Nur das blutrote Wasser um die seichte Küste des stillen Dorfes und eine Insel mitten im See.
Nun, gegen Mittag war die Sonne vollkommen verschwunden, der Hochnebel wurde dichter. Und plötzlich war wieder der eigenartige Gesang zu hören. Er schien vom Wasser zu kommen. Leoram sprang auf seien Hengst Anaxis und galoppierte eilig zum See. So sah er, wie das Wasser leicht vibrierte. Ohne darüber nachzudenken steckte er den Kopf ins Wasser, doch auch Unterwasser tönte der Gesang nicht anders. Und dann hörte es auch schon wieder auf. Kurz entschlossen griffen die Männer sich daraufhin zwei Boote und ruderten zur Insel. Möglicherweise gab es ja dort Hinweise.
Bald hatten sie das blutrote Wasser hinter sich gelassen und landeten auf der Insel.
Die Insel war recht klein. Leise plätscherte das Wasser an die seichte Küste und versickerte wieder zwischen den runden Kieseln. Die Insel selbst war nicht sehr hoch aber offenbar manches mal von den Fischern besucht worden. Hohes, ungeschnittenes Grass und bis zwei Meter hohe Dorn- und Hagebuttenbüsche wuchsen hier im Überfluss. Ein kleiner, kaum erkennbarer Pfad wand sich zu dem Stein, den man bereits vom kleinen Strand aus erspähen konnte. Der Stein war dunkelgrau – scheinbar nicht aus dieser Gegend und er schien seltsam geometrisch.
Beim Näherkommen wurde den Männern nun auch klar wesshalb der See Sternsee hiess. Offenbar wegen dieses etwa drei Meter hohen Steines, welcher aussah wie ein riesiger sternförmiger Zylinder. Erzäderchen durchzogen den eigenartigen, sehr glatten Stein. Die Zeit hatte an ihm genagt und doch waren Linien und kleine, eingravierte Sterne auf ihm zu entdecken. Nach kurzer Suche kletterte Kordilvar leicht genervt auf den Sternenobelisken hinauf und entdeckte darauf drei eingravierte Wellenlinien. Das Zeichen für das Element Wasser. Während der Suche begann wieder Nebel aufzuziehen – beängstigend schnell. So entschloss man sich, zurück ins Dorf zu rudern. Im Dorf angelangt vernamen die Abenteurer fremde Stimmen durch den Nebel.
“Hastu was gefunden?“ fragte eine männliche Stimme.
“Nö!" antwortete eine weitere männliche, aber höhere Stimme.
“Son Mist! Ich hoffe die anderen findn was. Se kann recht ungemütlich sein, wenn se nicht weiss was los is … „
“Was glaubstu is hie passiet?„ fragt die eine Stimme nach einer kürzeren Pause mit einem leicht ängstlichen Unterton.
“Keine Ahnun! Scheinen alle abgehaun zu sein. Ohn Mäntel un Schuh. Einige Türn stehn offen. Vielleicht wolltn sie das Feur löschen!"
Noch ein Weilchen lauschten die vier Abenteurer den Stimmen im Nebel. Zwei weitere Personen tauchten offenbar auf. Darunter eine Frau. Alle hatten nichts gefunden – anscheinend hatten sie die Unterkunft der vier Abenteurer noch nicht gefunden und auch nicht das Haus des Gelehrten. Aber es fehlte noch die Anführerin der Gruppe. Schlussendlich entschloss man sich, sich bemerkbar zu machen.
“Hallo!“ rief Leoram in den Nebel, während sich die Gefährten auf in Richtung der Stimmen machten. Nur Rikku blieb etwas zurück und wies Abraxas an, sich zu verstecken.
Augenblicklich war das Geräusch von aus der Scheide gezogenen Waffen und das leise Klimpern von Rüstungen zu vernehmen.
“Wwer da!?“ war die eher hohe männlich Stimme zu vernehmen. Kurz gefolgt von einem Zischen und dem Geräusch sich entfernender Schritte. Nur einige Schritte später schälten sich die Gestalten von drei gerüsteten Menschen aus dem Nebel. Alle kampfbereit.
“Wer seid ihr? fragte ein rothaariger Mann mit einer tiefen befehlenden Stimme.
“Wir sind Reisende. Und ihr?“ antwortete Leoram betont höflich.
“Was macht ihr hier? Seid ihr dafür verantwortlich? Wisst ihr wo die Dorfbewohner sin?“ wollte der Rothaarige wissen, ohne Leorams Frage zu beantworten.
“Ein Kind hat uns hergeschickt und Nein und Nein.“ war Leorams nicht sehr hilfreiche Antwort. Auch er konnte unhöflich sein, wenn er wollte.
Schliesslich einigte man sich, ohne Blutverlust, dass niemand von den Anwesenden für das Verschwinden der Dörfler verantwortlich war, dass niemand wusste was geschehen war und dass man auf die Arbeitgeberin der drei Söldner – die sich zögerlich als Ranguilf Tandris, Kandran Domian und Iana Esdrin vorstellten - warten würde.
Endlich kam sie in Begleitung eines jungen Söldners – der sich als Haslan vorstellen würde – und einer grossen hageren Frau, die unbewaffnet schien. Es war eine zierliche kleine Elfin mit nachtschwarzem, streng zusammengebundenem Haar und der grünen Ordenstracht der Kleriker der Sindeha – der Göttin des Wissens. Hätte sie nicht so einen strengen Eindruck gemacht, hätte man sie als wunderschön bezeichnen können. So jedoch schien sie eher äusserst distanziert und kalt. Sie stellte sich als Alfia Xanthas vor.
Nach einigen misstrauischen Sticheleien einigte man sich bald wiederum darauf, dass niemand von den Anwesenden für das Verschwinden der Dorfbewohner verantwortlich war. Alfia erklärte leicht ungehalten, dass sie ursprünglich aus einem Interesse für den Sternobelisk nach Goldorf gekommen war. Doch nun war alles anders. Zusammen mit den vier Abenteurern und ihrem Geleitschutz machte sie sich wieder auf den Weg zum Labor des Magiers, wo Haslan sie aufgespürt hatte, und nahm ihre Untersuchungen wieder auf. Nach kurzer Zeit hatte sie eine noch lesbare arkane Schriftrolle mit dem Zauber Zungen gefunden, welche sie nach kurzem Studium wortlos dem unfreundlich-wortkargen Rikku übergab. Nach kurzer Zeit fand sie schliesslich in den verbrannten Überresten eines Büchergestells ein kleines, angekokeltes Notizheft, dass anscheinend auch eine Art Projekttagebuch war.
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25. Khyber 93
Endlich habe ich den Ort gefunden! Abgeschieden und doch nicht allzu weit von einer anständigen Handelsroute entfernt. Der Sternsee wird unterirdisch von einer Tiefenquelle gespeist und liegt auf einem Merdian. Die Varianz liegt im angestrebten Bereich und ich konnte keinerlei arkane Interferenzen identifizieren. Die Dorfbewohner habe ich mühelos von meinem guten Willen überzeugt. Doch sollte ich daran denken ab und an eine gute Tat zu vollbringen um mir die Loyalität dieser Bauern endgültig zu sichern. Danach werden sie sich für meine Geduld mit ihnen, als Futter für den AF bedanken können.
Khyber 96
Endlich habe ich die letzte Seite entschlüsselt! Die Materialkomponenten und Foci sind leider schwerer zu beschaffen als ich glaubte. Ich werde Hilfe benötigen. Der einzige potentielle Verbündete wäre der Legat. Es wäre in seinem Interesse, wenn der AF auf dieser Seite des Walls wüten würde. Und dass ich einen Weg gefunden habe, um Es zu kontrollieren, muss der Legat nicht erfahren!
Garymbar 96
Der Bote des Legaten war hier. Eine unheimliche Person! Glücklicherweise habe ich meine Gedanken geschützt bevor er hier angekommen ist. Trotzdem – ich war unvorsichtig! Ich habe den Legaten unterschätzt. Ein Fehler, welcher mir niemals wieder unterlaufen darf. Einal war Rachsis finsteres Glück auf meiner Seite, doch der nächste Fehler wird mein Untergang sein!
Unterschätze NIEMALS einen Legaten, oder du wirst einen schrecklichen Tod sterben!
Danys 97
Der Bote war wieder hier. Er hat mir den Oberschenkelknochen eines Feuergeborenen unbefleckten Kindes gebracht. Ich habe keine Ahnung wie der Legat an diese Dinge gelangt. Doch die Tatsache, dass der Knochen nun vor mir liegt unterstreicht die Gefährlichkeit des Legaten auf eindrückliche Art und Weise.
Macqwen 97
Heute habe ich mich als Retter profiliert. Shandrim der Gute! Shandrim der Held!
Eines dieser Bälger hat sich im Wald verirrt. Die fette Gitta war ausser sich. Man sollte meinen, wenn jemand so viele Plagegeister in die Welt setzt, dass er froh wäre, wenn endlich mal eines verschwindet!
Jedenfalls war das meine Gelegenheit. Innert Kürze wusste ich wo das Bald war. Ich habe noch einige dieser Idioten mitgenommen damit sie Zeugen meiner Güte werden konnten. Als wir das schreiende Balg gefunden hatten, habe ich einige Illusionen zum Besten gegeben. Keiner ist geblieben um zuzusehen, wie ich fast eine Aane Wald niedergebrannt habe um die „Kreaturen“ zu „vernichten“. Das dürfte genügen um die Dorftrmpel so lange ruhig zu halten, bis der AF angekommen ist. Egal was sie auch aus meinem haus hören mögen.
Das stinkende Balg habe ich übrigens für einen ganz besonderen Zweck ins Auge gefasst, denn mit einem gebrochenen Bein kann es nicht gut wegrennen. Ich werde ihm das Zweite auch noch brechen, ebenso den Anderen. Das erspart mir die Fesseln. Die werden mit Blut einfach viel zu rutschig!
Unbekannt
Verdammt! Die Komponenten der äusseren Ebenen sind noch immer nicht eingetroffen! Man sollte glauben der Legat hätte gute Beziehungen zu den Abgründen. Andererseits ist es mir auch lieber so, ansonsten hätte ich auch noch befürchten müssen, dass er Beziehungen zu den Rattenküssern pflegt – oder sogar selbst einer ist.
Unbekannt
Ich habe eine Woche Arbeit verloren. Wie ärgerlich! Leider gibt es hier nur diesen Flilidenquacksalber und keinen anständigen Heiler, der mich schnell von dieser ekligen Krankheit kurriert hätte. – Bald jedoch werde ich frei von solchen Gebrechen sein! Der AF wird mich in Rachsis Gunst um Welten voranbringen.
Unekannt
Eine Katastrophe! Der Legat ist zwar kein Sklave der Rattenküsser, doch der Bote! Er hat mir heute das Blut gebracht und als er es mir geben wollte, ist er über die Schwelle gestolpert. Normalerweise hätte ich ihn der Länge nach hinfallen lassen und Rachsis gebeten ihm gleich seinen dummen Hals zu brechen – doch er trug das Blut bei sich. Also habe ich ihn aufgefangen … und sah die Ratte, die er ist.
Es hat mich grosse Mühe gekostet mir nichts anmerken zu lassen. Wie haben sie mich bloss gefunden? Ist der Legat doch mit ihnen im Bunde? Oder hat die Nachricht ihn nie erreicht?
Das gesamte Projekt ist in Gefahr. Glücklicherweise habe ich die letzte Komponente niemals erwähnt! Rachsis hat mich von den Rattenküssern befreit, doch wenn ich mir diese Freiheiterhalten möchte, muss ich den AF rufen und ihn unter meine Kontrolle bringen. Dann wird niemand ausser der Herrin über mich gebieten. Und sicherlich wird sie mich dann zu ihrem Auserwählten bestimmen.
Den Boten habe ich sicherheitshalber getötet. Schliesslich ist der Nachtforst voller Gefahren und Rachsis wird mich vor Entdeckung schützen. Der Legat muss sich einen anderen Lakaien suchen müssen – einen mit estwas mehr Gehirnmasse.
Es ist trotzdem ein Risiko doch jeder Rattenküsser weiniger ist meiner Seele eine Wohltat. Nun muss ich mich jedoch beeilen und die letzte Komponente für meinen Köder finden.
Unbekannt
Rachsis sei Dank für die Dummheit der Wesen der äusseren Sphären! Ich musste nur eineige Kleinkinder in den alten Tempelruinen häuten und schon kam sie angesprungen! Wie wunderschön sie ist … und wie einfach sie in meine Falle getappt ist. Wenn dieser verflchte Rattenküsser nicht gewesen wäre, hätte ich mich noch etwas mit ihr amüsieren können, doch nun ist es an der Zeit. Morgen, wenn ich mich erholt habe, muss ich mit dem Ritual beginnen.
Unbekannt
Ich bin tot! Es gibt kein Entkommen! Der Alte Feind wird kommen und niemand wird es kontrollieren können. Die verfluchte Sirene hat sie entführt! Dabei war das Ritual bereits beendet und ich musste sie nur noch vorbereiten. Einen Flügel hatte ich bereits entfernt, als plötzlich diese singende Abscheulichkeit aufgetaucht ist und sie entführt hat. Für einen Flucht ist es zu spät! Ich bin zu schwach! Nur ein Schutzzauber ist mir geblieben, doch der Morgen kommt bald und der Alte Feind mit ihm.
Rachsis steh mir bei!
Ich habe Angst!
Es ist hier!
Ich spüre wie er gegen meinen Schutz drückt.
Er will sie so wie es versprochen war
Der Alte Feind will sie und solange er sie nicht hat, wird er mich quälen.
Oh Rachsis Warum hast du michverlassen?
Die Welt war unser
Zutiefst über das Gelesene schockiert und rätselnd, wer oder was der Alte Feind sein könnte, suchten sie weiter das kleine Haus des Magiers Shandrim ab. Doch leider fiel ihnen nichts weiteres auf. Julién und Rikku nahmen einige Schriften mit sich, um sie zu studieren.
Inzwischen war die Nacht hereingebrochen und man einigte sich darauf, gemeinsam im Gemeindehaus zu übernachten. Hier würden alle Platz finden. Am nächsten Morgen plante Alfia einen Ausflug zur Insel mit dem Sternenobelisken. Ansonsten schien es ja keine Anhaltspunkte zu geben. So begab man sich nach einem kurzen Abendmahl zur Ruhe.
Es waren erst wenige Stunden vergangen, als der junge Söldner Haslan, welcher gerade Wache schob aufgeregt aufschrie.
“Ein Hund!“
Es dauerte nicht lange und alle waren wach und starrten hinaus in die neblige Dunkelheit, wo eine Promenadenmischung ruhig vor dem Haus sass und ohne zu blinzeln oder sich sonst wie zu bewegen das Gemeindehaus beobachtete.
Nach wenigen Augenblicken wendete sich der verschlafene Leoram wieder, sehr missgelaunt, ab.
“Was fällt dem Kerl ein uns wegen einem räudigen Köter zu wecken! So etwas idiotisches!“
Auch Kordilvar legte sich wieder hin. Julièn, Alfia und ihre Leute jedoch beobachteten den Hund vom Fenster und der Tür aus. Haslan hatte sich sogar einen Schritt herausgewagt. Rikku hingegen blieb hinten im Haus – schlafen mochte er jedoch nicht.
“Das ist eigenartig! Vor allem in Anbetracht, dass ihr bis jetzt keinerlei Tiere gesehen habt…“ meinte die Elfin mit leicht besorgtem Tonfall.
Julièn nickte zustimmend.
“Vor allem in Anbetracht dessen, dass sich dieser Hund nicht wirklich normal verhält!“
Mit diesen Worten mache Julièn einige Schritte hinaus und rief den Hund. Doch dieser reagierte nicht. Noch bevor etwas entschieden werden konnte, schoss der junge Haslan einen Pfeil auf den Hund. Doch trotz des Pfeiles der aus seinem struppigen Fell ragte, bewegt sich der Hund nicht, schaute weiterhin auf die Leute vor dem Gemeindehaus. Einen Augenblick lang herrschte Stille, dann zog Haslan sein Schwert und machte einige Schritte auf den Hund zu.
“Komm zurück du Narr!“
befahl die Elfin Alfia dem jungen Söldner. Doch es war bereits zu spät! Ein Wesen – scheinbar eine Mischung aus Motte und Fledermaus – mit einer Flügelspannweite von mindestens zwei Metern, glitt lautlos aus der Dunkelheit und krallte sich an Haslans Kopf fest. Sofort stürmten Julièn und weitere Söldner hinaus. Fluchend sprang Leoram auf die Füsse, ebenso der Barbar Kordilvar mit seiner Axt. Schnell war dem Flattervieh der Gar ausgemacht, doch Haslan war tot. Er hatte kein Gesicht mehr – das Vieh hatte ihm alles Fleisch bis auf den Knochen weggeätzt. Alfia beugte sich kurz über die Leiche und untersuchte sie schnell, während der Rest sich über den Hund hermachen wollte. Doch da entdeckte Julièn etwas im Nebel, das ihm Schauer der Angst über den Rücken jagte. Er empfand nackte Angst als er sah, was sich da aus dem Nebel und der Dunkelheit schälte….
Die Stats der SC (mit Ausnahme von Kordilvar) zu Beginn des Abenteuers:
Spoiler (Anzeigen)Julièn Dalamar HG 6
Männlicher Mensch Kämpfer 1, Druide 5
NG mittelgrosser Humanoider
Ini +3 (+3 GE); Sinne Entdecken +7, Lauschen +3
Sprachen Handelssprache, Ogham (Druidisch)
RK 17, Berührung 13, auf falschem Fuß 14 (+4 Rüstung, +3 GE)
tp 40 (6 TW (+1 Kämpfer, +5 Druide))
REF +4, WIL +7, ZÄH +7, (Klasse R+1, W+4, Z+6; KO +1, GE +3, WE +3)
Bewegungsrate 9 m (6 Felder)
Nahkampf Kampfstab +6 (1W6+2/1W6+2) (+4 GAB, +2 ST), Sichel +6 (1W6+2) (+4 GAB, +2 ST)
Fernkampf Waffe +7 (Schaden) (+4 GAB, +3 GE)
Angriffsoptionen Verbessertes Entwaffnen
Zauber (ZS 5, +7 Berührung, +7 Berührung auf Entfernung)
Zauberähnliche Fähigkeiten (Unterholz durchqueren, Tiergefährte, Spurloser Schritt, Tiergestalt 1/Tag):]
Attribute ST 14, GE 16, KO 12, IN 14, WE 17, CH 8
BE Lockruf der Natur wiederstehen]
Talente Spuren lesen 1, Defensive Kampfweise 1, Verb. Entwaffnen 1, Im Kampf zaubern 3, Speaking Wild Shape 6
Fertigkeiten Gefühl für Tiere 4, Heilkunde 6, Konzentration 10, Naturkunde 10
Weitere Infos zu Julièn (http://www.schattenburg.ch/gruppe_1/charakter_julien.php)
Spoiler (Anzeigen)Rikku HG 6
Männlicher Mensch Hexenmeister 6
CN mittelgrosser Humanoider
Ini +3 (+3 GE); Sinne Entdecken +1, Lauschen +1
Sprachen Handelssprache
RK 13, Berührung 13, auf falschem Fuß 10 (+4 Magierrüstung, +7 Schild)
tp 38 (6 TW (+6 Hexenmeister))
REF +5, WIL +4, ZÄH +5, (Klasse R+2, W+5, Z+2; KO +3, GE +3, WE -1)
Bewegungsrate 9 m (6 Felder)
Nahkampf Kampfstab +3 (1W6/1W6) (+3 GAB), Dolch +3 (1W4) (+3 GAB)
Fernkampf Leichte Armbrust +7 (1W8+1) (+3 GAB, +3 GE, +1 Magisch)
Angriffsoptionen Zauber
Zauber (ZS 6, +6 Berührung, +6 Berührung auf Entfernung)
0- Geisterhaftes Geräusch, Kältestrahl, Licht, Magie lesen, Magie entdecken, Magierhand, Zaubertrick
1- Brennende Hände, Magierrüstung, Magisches Geschoss, Schild, Spinnenklettern, Lesser neg. Energy Ray
2- Glitzerstaub, Melfs Säurepfeil, Unsichtbarkeit
3- Hast, Feuerball
Zauberähnliche Fähigkeiten (Vertrauten herbeirufen)
Attribute ST 10 GE 17, KO 16, IN 1, WE 8, CH 20
Talente Grosse Zähigkeit 1, Im Kampf zaubern1, Gestenlos zaubern 3, Speaking Verbessertes Familiar 6
Fertigkeiten Bluffen 13, Diplomatie 8, Einschüchtern 15, Konzentration 12, Verkleiden 8, Wissen arkanes 6, Zauberkunde 10
Besitz Hewards praktischer Rucksack, Leichte zauberspeicher Armbrust, Überzeugungsstirnreif, Reiseausrüstung
Spoiler (Anzeigen)Leoram Tirandral HG 7
Männlicher Mensch Kämpfer 7
CN mittelgrosser Humanoider
Ini +7 (+3 GE, +4 Verb. Initiative); Sinne Entdecken -1, Lauschen -1
Sprachen Handelssprache
RK 23, Berührung 14, auf falschem Fuß 20 (+5 Brustplatte, +3 gr. Stahlschild, +1 Ablenkungsring, +1 Nat. Krajol-Ring, +3 GE)
tp 79 (7 TW (+7 Kämpfer))
REF +5, WIL +1, ZÄH +8, (Klasse R+2, W+2, Z+5; KO +3, GE +3, WE -1)
Bewegungsrate 6 m (4 Felder)
Nahkampf Langschwert +13/+8 (1W8+5) (+7 GAB, +4 ST, +1 Mag, +1 Waffenfokus), Schildstacheln +12/+7 (1W6+5) (+7 GAB, +4 ST, +1 Mag), Zweihänder +11/+6 (2W6+4) (+7 GAB, +4 ST)
Fernkampf Wurfbeil +9 (1W4+4) (+7 GAB, +3 GE, -1 div.)
Angriffsoptionen Dreckiges Kämpfen 2, Heftiger Angriff, Kampf mit 2 Waffen
Attribute ST 18, GE 16, KO 16, IN 10, WE 8, CH 13
Talente 1- Dreckiges Kämpfen 2, Heftiger Angriff, Beidhändigkeit, 2- Kampf mit 2 Waffen, 3- Kampfreflexe, 4- Verb. Initiative, 6- Schildexperte, Waffenfokus
Fertigkeiten Klettern 6, Reiten 8, Schwimmen 7, Springen 8
Besitz Grosser Stahlschild mit Stacheln +1/+1, Langschwert +1, Ablenkungsring +1, Krayol-Ring, Charismatrank, 1 Portion Spinnengift, Reiseausrüstung
Weitere Infos zu Leoram (http://www.schattenburg.ch/gruppe_1/charakter_leoram.php)
@ meine Spieler: bitte schaut euch die Stats hier nicht an!
Umzingelt
Mit Mühe schaffte es Kordilvar seinen Atem trotz der rasenden Schmerzen noch anzuhalten und hochzuschwimmen. Mit einem Schrei durchbrach er die Wasseroberfläche kurz nach Leoram.
“Was ist geschehen?“ fragte dieser besorgt, während er auf das kleine Fischerboot zuschwamm, sich hinaufzog und dann dem Barbaren in das gefährlich schwankende Wassergefährt half.
“Es hat mich gepackt! Das Mistding! Mit Entsetzen betrachteten die beiden Männer die vollkommen blauen Beine des Barbaren. Es sah aus, als wären sie samt und sonder mit einem riesigen, fiesen, blauen Fleck bedeckt ... und es fühlte sich sehr unangenehm an! Keiner der Beiden nahm sich die Zeit zu fluchen. Stattdessen griffen sie wortlos zu den Rudern und versuchten so schnell wie möglich die Insel zu erreichen.
Sofort war Julièn zur Stelle und untersuchte die Beine des schwer verletzen Barbaren. Auch Alfia hielt in ihrem Studium des Obelisken inne und sprach einen Heilzauber über Kordilvar.
Sie hatten sich jedoch kaum von dem Schrecken erholt, als Rikku, welcher in ihrer Nähe stand mit erstickter Stimme
"Oh Nein!" flüsterte.
Der Ton seiner Stimme liess die Anderen aufschrecken und augenblicklich sank auch ihr Herz ein Stück nach unten. Das Rot im See breitete sich aus und kam bedenklich schnell auf die Insel zu. Sie würden von hier nicht mehr schnell genug wegrudern können, ohne in das verdorbene Wasser zu geraten, aber möglicherweise, wenn man die Boote über die Insel tragen würde und von dort losruderte? Ohne zu zögern schnappten sich die vier Männer und zwei Frauen die Boote und trugen sie so schnell wie möglich zur anderen Inselseite. Leoram und Julièn waren schon am Ufer, dicht gefolgt von Alfia und Serallren. Doch Rikku und Kordilvar hatten Mühe da Rikku den Halt am Boot verloren hatte und mehrmals stolperte. Bis Beide am Ufer angekommen waren, war es bereits zu spät. Blutrotes Wasser umschloss die kleine Insel, schwappte an ihren Strand, versickerte zwischen den runden, grauen Kieseln. Es gab kein Entkommen mehr.
Zum Schrecken aller begann das Wasser auch noch zu Brummen - wie ein Bienenstock. Das schlimmste befürchtend zogen sich Menschen und Elfin bis zum Sternenobelisken zurück, diskutierten ihre Handlungsmöglichkeiten. Inzwischen war das Brummen verstummt, doch es fiel ihnen nichts ein ... und schliesslich einigten sie sich darauf, dass Alfia ihre Göttin um Rat fragen sollte. Julièn war jedoch der Einzige der vier Abenteurer, der dazu bereit war sein Blut für den Zauber zu lassen. Alfia bereitete mit schnellen, geübten Griffen die kleinen Räucherschalen vor, zog einige Linien um sich in den kalten Boden, nahm eine kleine Schüssel hervor und legte ihren dunklen Zeremoniendolch vor sich auf den Boden. Nachdem sie sich auf ihre Knie hinuntergelassen und ihr Gebet intoniert hatte, entzündete sie die beiden Räucherschälchen, hob Schüssel und Dolch gegen Himmel, bevor sie sich selber mit der Klinge über den Arm fuhr und ihr eigenes Blut mit der Schale auffing. Das Selbe tat sie mit Serallren und Julièn. Dann legte sie den Dolch zur Seite und versank in einem lautlosen Zwiegespräch mit ihrer Gottheit.
Spoiler (Anzeigen)Schliesslich antwortete er. Alfias Geist erzitterte regelrecht unter der Macht seiner Aufmerksamkeit. Nur mit Mühe hielt sie ihrem Verstand beisammen.
"LASS DEN HIMMEL WEINEN WENN DIE STERNE STRAHLEN!
GEH DEN WEG DER STERNE UND HÜTE DAS LICHT DER HIMMEL BEVOR DU ES VERZEHRST!"
Nach einer Ewigkeit wie es schien, sank Alfia erschöpft in sich zusammen. Ihr elfenbeinernes Gesicht hatte einen müden Grauton angenommen, doch ihre Augen glänzten verzückt. Trotz der erwartungsvollen Gesichter um sich herum nahm sie sich Zeit, atmete mehrere Male tief ein und aus, packte ihre Schalen und Geräte sorgsam zusammen, stand auf und klopfte sich den Staub von den Kleidern. Dann wandte sie sich an die Abenteurer
"Meine Göttin hat mir folgendes mitgeteilt: "LASS DEN HIMMEL WEINEN WENN DIE STERNE STRAHLEN!" Nun liegt es an uns ihre Weisung zu deuten und umzusetzen.“
Lange diskutierten sie die Weisung der Göttin, doch sie kamen zu keinem Ergebnis. Schliesslich teilten sie Wachen ein und bereiteten sich auf eine ungemütliche Nacht vor.
Schon einige Stunden war es dunkle Nacht. Die Monde waren noch nicht aufgegangen, nur die Sterne strahlten zwischen den Löchern in den Wolken hindurch. Die unnatürliche Stille der Herbstnacht wurde immer wieder durch eigenartige und unpassende Geräusche vom Wasser durchbrochen. Es war, als würden sie verspottet. Alfia, welche bereits geruht hatte, sass überlegend am Lagerfeuer, als ihr Blick wieder einmal zum Sternobelisken wanderte. Im Sternenlicht schien er plötzlich von silbernen, leicht glühenden Adern durchzogen. Für einen kurzen Augenblick zuckte ein Lächeln über ihre Lippen. Sie hatte es geahnt! Nun war es Zeit die kleinen Abenteurer zu wecken und sie von selbst auf die Lösung des offensichtlichen Rätsels kommen zu lassen. Sie selbst würde nur eingreifen, falls die vier Männer zu dumm waren. Es war ihr zur zweiten Natur geworden, ihre volle Macht möglichst nicht zu zeigen … Gegner, welche sie unterschätzten, waren ihr die liebsten! Nicht dass es hier wirklich darauf ankommen würde, schliesslich hatte sie sich entschlossen keinen von ihnen lebend davonkommen zu lassen. Sie würden für die Impertinenz und Anmassung des Hexenmeisters mit ihrem Leben bezahlen. Nur Blut konnte die Beleidigung hinwegspülen! Langsam strich sie über den Schlangenkopf ihres Armbandes, bevor sie sich erhob und den Druiden weckte.
Julièn hatte kaum geschlafen, als er unter der federnden Berührung der Elfin zusammenzuckte. Doch es dauerte nur wenige Augenblicke, bis er sich wieder gefasst hatte. Als er dann Alfias Blick folgte sprang er augenblicklich auf die Füsse. Der Sternenobelisk war in Sternenlicht getaucht. Und er glühte. Der dunkle, graue Stein war durchzogen von silbern leuchtenden Adern und Äderchen, welche vorher nicht sichtbar gewesen waren. Es schien fast ein lebendiges Gebilde zu sein. Sofort weckte er die Anderen und zusammen machten sie sich daran den Stein ein weiteres Mal zu untersuchen. Schliesslich kam dem Druiden ein Gedanke und ohne lange zu überlegen streckte er seine Hände himmelwärts, liess seine Sinne mit der Welt um sich herum verschmelzen, sammelte das Wasser in den Schwingungen und liess es über dem Obelisken erscheinen.
Wasser regnete auf den Sternenobelisken hernieder.
Einen Augenblick lang, schien sich das Sternenlicht um die Gruppe zu sammeln. Obwohl es nicht heller wurde, konnten sie kaum noch etwas sehen und ihnen war, als würden sie sich in dem Licht auflösen … und dann war der Obelisk nicht mehr da…
Der Echosee
Wieder verdichtete sich das Sternenlicht um die Gefährten, wieder war es, als würden sie selbst zu Sternenlicht werden. Und dann standen sie plötzlich im Dunkeln. Nur das Licht von Kordilvars Götterstein, Abraxas Flammen und das grüne Leuchten der Ewigen Fackel ermöglichten es den Männern etwas zu sehen.
Es war eigenartig still. Dafür, dass sie auf einer Insel gelandet sein sollten, war es zu still. Kein Glucksen und Plätschern von Wasser, kein Echo, kein Nichts! Nur das Atmen von Mensch und Tier, das Knistern von Abraxas Flammen, das Rascheln der Kleider und das Scharren von Schuhen auf dem steinigen Boden waren zu hören.
Die Männer erkannten fast augenblicklich, dass sie tatsächlich auf einer kleinen Insel gelandet waren, doch sie erkennten auch den Grund für die Stille … das Wasser des Sees fehlte! Jedenfalls konnten sie keinerlei Wasser sehen. Der Rand der Insel brach steil nach unten weg. Soweit das Licht reichte war keinerlei Wasser – oder Boden - zu sehen.
“Gehen wir weiter!“ meinte Kordilvar lakonisch wie meistens. Niemand erhob Einsprache und so schüttete Kordilvar etwas Erde auf das Erdsymbol auf dem hiesigen Sternenobelisken und Julièn öffnete vorsichtig den Behälter mit dem Sternenstaub. Sofort begann ein wundervolles Glitzern aus dem Behälter aufzusteigen und um den Obelisken zu wehen und die Abenteurer in seinem Licht davonzutragen, denn Udûne hatte ihnen gesagt, dass der Obelisk – ohne den Sternschlüssel aktiviert – einen stets zum Wächter des Ortes trug.
Schliesslich landeten die Männer in einer kleineren Höhle, deren Boden staubbedeckt und von Trümmern und Rissen übersäht war. Etwas überrascht sahen sich die Neuankömmlinge um. Irgendwie hatten sie etwas anderes erwartet.
“Trchrack!“ rief Leoram in die Dunkelheit, so dass die anderen leicht zusammenzuckten. Doch ausser dem Echo antwortete niemand Leorams Ruf. So machten sich die Männer auf, die Höhle zu erforschen. Vorsichtig schritten sie die Wände ab und nach fast zwanzig Minuten hatten sie eine grosse Bronzescheibe entdeckt, welche regelrecht mit der Höhlenwand verschmolzen zu sein schien. Doch Trchrack hatte sich nicht blicken lassen. Ratlos untersuchten sie die Scheibe und die Höhle, ohne jedoch etwas zu finden. Offenbar war der Wächter nicht Zuhause.
Schliesslich einigte man sich, die Höhle zu verlassen. Da sich der einzige Ausgang jedoch inmitten einer steilen Felswand befand und es mindestens hundert Schritt bis zum Boden hinunter ging, klaubte Rikku einige Spinnen aus seinem Beutel und schluckte sie zusammen mit bitterem Bitumen. Leicht die Miene verziehend wirkte er Spinnenklettern auf sich und seine Kameraden. Bald waren alle unten angekommen. Die Stelle zum Höhlenaufstieg wurde markiert und man lief links der Steilwand entlang.
Es war bald deutlich geworden, dass sich die Abenteurer am Grund eines ausgetrockneten Sees befanden. Der Echosee war also nicht mehr!
Lange liefen die Männer der Wand entlang und begannen langsam einen wagen Eindruck von der Höhle zu bekommen, als sie auf eine Wasserpfütze stiessen.
Sie schien leicht brackig und Julièn kniete sich neben sie und fuhr mit der Hand hinein. Sofort brannte sich das angebliche Wasser in die Hand. Erschreckt und vor Schmerzen aufschreiend sprang der Druide wieder auf die Füsse, versuchte verzweifelt die nun schleimige, brennende Substanz mit der anderen Hand fortzuwischen. Ein schwerer Fehler! Denn nun befand sich das Zeug auf beiden Händen und frass sich in die Haut und darunterliegenden Muskeln des Druiden. Leoram hatte inzwischen seine Wasserflasche hervorgeholt und versuchte das Zeug abzuspülen. Ein tödlicher Fehler! Als das Wasser die zerfressenen Hände von Julièn berührte gab es eine Explosion, welche nicht nur dem Druiden schwer verletzte, sondern auch die Umstehenden. Abwischen konnte man das Zeug nun nicht mehr, es war schon zu tief in das Gewebe eingeätzt. Da entschloss sich Rikku seinen wagen Vermutungen darüber, was das eigenartige Wasser sein könnte, zu folgen und konzentrierte sich. Fast augenblicklich schoss ein eisigblauer Kältestrahl von seinem Zeigefinger auf die Hände von Julièn. Offenbar vermochte die Kälte die Substanz zu neutralisieren. Doch nur bei der einen Hand. Die andere wurde noch immer zerfressen und schliesslich war es zuviel für den Druiden. Bewusstlos, dem Tode nahe sank er zu Boden. Glücklicherweise jedoch hatte Kordilvar bereits einen Heiltrank hervorgeholt und flösste diesen nun dem Druiden ein. Sogleich schlossen sich einige der schweren Wunden und Julièn kam wieder zu Bewusstsein, nur um von einem weiteren eisigblauen Strahl aus Rikkus Hand wieder in der Dunkelheit zu versinken. Endlich war die säureartige Substanz vollkommen neutralisiert und Rikku holte einen seiner eigenen Heiltränke hervor um den Druiden wieder zu heilen. Geschwächt und schwer verwundet kam dieser dann auch wieder zu sich. Erschöpft rasteten sie in sicherer Entfernung von dieser gefährlichen Pfütze.
Leoram und Kordilvar machten sich Gedanken darüber, wie man dieses „Wasser“ als potentielle Waffe verwenden könnte und malten sich aus, was ein Zauber wie Wasser erschaffen über einer solchen Pfütze anrichten könnte. Schliesslich, als alle wieder ausgeruht waren und Julièn sich etwas erholt hatte, erkundeten die Abenteuer noch den Rest der Höhle. Nichts war zu finden ausser Steinen, Staub und Rissen im sehr unebenen und schlecht begehbaren Boden. Als sie wieder die markierte Stelle zum Eingang zu Trchracks Unterkunft fanden, waren sie gelinde gesagt frustriert. Der Ausflug hatte nichts gebracht, ausser Verschwendung von Zeit und Verbrauch von Ressourcen.
Nach einigem Hin und Her wurde entschieden nochmals Trchracks Höhle zu durchsuchen. So kletterten alle wieder die Höhlenwand hoch und begannen damit jeden Zentimeter der Höhle abzusuchen. Dabei behalf sich Julièn mit dem Elementaren Wasser als Lichtquelle. Als er schliesslich die grosse Bronzescheibe in diesem Licht untersuchte, fiel ihm ein Muster darin auf. Eine Karte der Höhle und von deren Umgebung! Sofort rief er die anderen zu sich und man fertigte eine Kopie der Karte an.
Der Tod und der Blitz
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Rikku spürte die Bisse der Karkerlaken, aber der Schmerz war verschwunden. Stattdessen wurde ihm kalt. Er spürte, wie die Wärme, das Leben aus ihm hinaus flossen. Kurz hatte er das Gefühl über sich selbst zu schweben. Und dann war da ein Duft, ein süsser, frischer Duft. Lieblich und wundervoll hüllte ihn dieser unbeschreibliche, unvergleichliche Duft ein.
Und dann bemerkte er, dass es still war und grau. Er befand sich auf einer weiten, endlosen grauen Ebene. Wie lange er schon hier war, wusste er nicht. Und dann bemerkte er einen Wirbel. Einen Wirbel reinster Schwärze, tiefster Dunkelheit und hässlichstem Hass raste auf ihn zu, umfing ihn, durchdrang ihn, begann sein Bewusstsein Stück für Stück auseinanderzureissen, ihn mit Hass zu erfüllen, zu durchdringen. Rikku kämpfte dagegen an, doch er fühlte, wie er sich selbst Stück um Stück verlor.
... Und plötzlich war da ein Licht, ein Licht um ihn, welches die Dunkelheit und den Hass zurückdrängte, weg von ihm. Ein Licht, dass seine geschundene Seele wärmte. Und das Licht war Sie - seine Mutter.
Obwohl Rikku seine Mutter nie kennengelernt hatte, wusste er, dass sie es war. Sie trug eine gleissende Rüstung, einen Schild mit Zeichen von Heironeus und ein Langschwert, dass ein Blitz war. Und mit diesem hielt sie die Finsternis und den Hass zurück.
Dann sprach sie zu ihm:
"Sei tapfer mein Sohn! Überwinde den eitlen Hass, oder deine Seele wird für immer verdammt werden!"
Rikku war kurz davor, sie zu fragen, welchen Hass seine Mutter meinte. Doch hier war dies unangebracht. Er wusste was sie meinte. Den Hass auf die Priester des Heironeus, den Groll gegen die Götter. Er hatte schon so lange daran festgehalten, dass es ihm schwer fiel loszulassen.
"Ich werde den Hass loslassen." Antwortete er seine Mutter. Schliesslich konnte er es sich immer noch anders überlegen. Der Hexenmeister dachte noch immer wie ein Lebender. Seine Mutter jedoch konnte er nicht täuschen, und das wurde ihm auch gleich nach dem aussprechen jener Worte bewusst.
Beschämt ertappt worden zu sein, ging er in sich und fand schliesslich nach langem Ringen die Kraft seinem Hass abzuschwören.
"Ich werde den Hass loslassen, Mutter, und er wird niemals wieder einen Platz in meinem Herzen finden! Das gelobe ich!"
Endlich lächelte seine Mutter. Und ihr Lächeln war wie eine Liebkosung. Sie reichte ihm das Schwert, das ein Blitz war. Er griff danach.
"Nimm Heironeus Blitz und Beende den Fluch, der dich und all diese Seelen zu vernichten droht. Dann wird ER dir den Weg zur Vergebung und Erlösung weisen!"
Rikku spürte den Blitz in seinen Händen und sah, wie seine Mutter verschwand, wie das Licht verschwand. Und wieder wurde er von dem Wirbel aus Dunkelheit, Schwärze und Hass erfasst. Doch diesmal vermochten diese ihm nichts anzuhaben. Der Blitz in seinen Händen schützte ihn. Doch er konnte sich nicht dagegen wehren, dass der Wirbel ihn forttrug, zurückzog, zurück. Zurückzog und ihn in einen winzigen Körper presste. Einen winzig kleinen, kalten Körper. Es war kalt! So kalt! …
.
Leoram fühlte sich unwohl in Gegenwart der Leiche und seine beiden Kameraden und der Hun... Wolf waren auch nicht gerade eine erheiternde Gesellschaft. Sie alle stanken nach den toten Karkerlaken, nach Blut und Schweiss. Selbst Juliéns kleiner Platzregen über ihnen hatte den Gestank nicht vollkommen ausradieren können. So hatte er sich aufgemacht um die einte Treppe zu erkunden ...zu sichern besser gesagt. Schliesslich wollten sie nicht noch einmal von irgendwelchem Gekreuch überrascht werden. Kordilvar blieb zurück um Julién, die einzige Person mit Heilfähigkeiten, zu beschützen. Schlaf hatten sie alle kaum gefunden und doch mochten sie sich trotz des Zeitdrucks noch nicht aufmachen.
Halb dösend, halb in Alpträumen versunken, schwankte Julièn zwischen Schlafen und Wachen. Immer wieder griff er nach Ténèbres, dessen Wärme versicherte ihn stets des Lebens.
....
Plötzlich war Julién hellwach. War da nicht ein Geräusch gewesen? Ein Geräusch welches von dort kam, wo Rikku aufgebahrt war? Rasch setzte sich der Druide auf. Sich selbst und sein rasendes Herz scheltend, welche sich von geträumten Geräuschen so aufschrecken liessen. Dann sah er zu Kordilvar hin. Offenbar hatte auch der Barbar etwas gehört.
"Mutter!" flüsterte Rikku, und nach einigen Augenblicken erinnerte er sich, dass er atmen musste. Er sog Luft in seine Lungen und hob langsam seine Hand. Als er sie sah erstarrte er. Die Hand seiner Haut war ledrig braun geworden, seine Fingernägel waren gewachsen und dicker geworden. Sie ähnelten nun eher Klauen als Nägeln. Vor allem jedoch sahen seine Hände aus wie tot ... totes Fleisch.
Rikku bemerkte nicht wie Kordilvar und Julièn kampfbereit auf die Füsse sprangen, hörte nicht wie sie Leoram riefen. Ihm wurde nur bewusst, dass er wieder vergessen hatte zu atmen, dass er nicht zu atmen brauchte...was nur eines bedeuten konnte! Aber das durfte nicht sein, das konnte nicht sein!
"Heironeus!"
Geschockt setzte sich Rikku auf und betrachtete weiter eingehend seine Hände. Inzwischen war Leoram kampfbereit in den Raum gestürzt. Als er Rikku auf seinem Totenbett sitzen sass hielt er sofort an. Was war geschehen? Lebte der Hexenmeister wieder oder war das ein Trick?
"Rikku?" fragte Julièn zögerlich.
Langsam hoben sich dessen Augen von seinen Händen und er sah zu den drei Männern und dem Wolf. Abraxas fehlte!
Die drei sahen, wie sich die fast glühenden, tiefliegenden Augen Rikkus auf sie richteten. Seine Wangen waren eingefallen, seine Haut ledrig, seine Lippen verschrumpelt. Das Zahnfleisch war zurückgewichen und hatte eine Reihe Messerscharfer Zähne freigegeben. Dieser Mann konnte nicht am Leben sein! Trotzdem schaute er sie an und rief plötzlich
"Abraxas!"
Alle drei schraken zusammen, Ténèbres knurrte und stellte sich kampfbereit neben Julièn. Doch der Untote griff nicht an, er sank zurück und starrte weiterhin auf seine Hand. Sie zögerten. Langsam näherten sie sich Rikku. Als dieser auf mehrmaliges Ansprechen nicht reagierte, entschlossen sich die drei, den Hexenmeister vorsichtshalber zu fesseln.
Der Raum der Rätsel
Der Raum in dem sich die Männer wieder fanden war gross und in ein diffuses Licht getaucht. In der Mitte stand ein Podest mit einem massiven Stein in Form eines Pentagramms und fünf Sockeln darauf. Im Süden war eine massiv aussehende Eisentür in die Wand eingelassen. Im Norden wuchs ein junger Eichenbaum. Eine Art Flussbett trennte den Raum östlich des Podestes. Auf der östlichen Seite dieses „Flussbettes“ gab es vertrocknete Erde und darüber, hoch in der Wand eine Terrasse. Im Nordwesten war die ansonsten glatte Felswand rissig, weiter westlich war ein Geröllhaufen an der Wand zu sehen. Im Süden beim Flussbett entdeckten sie eine stark verdreckte Quelle.
Rikku wollte gleich einmal die Terrasse erkunden und dafür mit Spinnenklettern die Wand hochgehen. Möglicherweise ging es dort ja weiter. Doch er schluckte Bitumen und Spinne umsonst, denn hier wirkte keinerlei Magie. Auch die verstärkte Eisentüre war verschlossen und so wendeten sich die Vier etwas ratlos dem Podest zu. Möglicherweise lag dort die Lösung.
Indem der Hexenmeister am Podest rüttelte fand er heraus, dass es sich drehen liess. Bevor noch einer der Anderen eingreifen konnte machte das Podest einen Ruck und drehte gegen Westen. Mit einem mal verschwamm der Raum kurz, um dann wieder wie vorher dazustehen. Erst nach einigen Augenblicken erkannten die Männer, dass der Raum sich etwas verändert hatte. Die Wand im Nordwesten war nicht mehr so rissig. Der Geröllhaufen war verschwunden und stattdessen war darüber ein Überhang an der Wand. Der junge Eichenbaum war um einiges kleiner, ein Setzling. Ansonsten war alles gleich geblieben. Verwundert drehte Rikku das Podest weiter. Der Setzling war nun nicht viel mehr als ein kleiner Halm, die Rissige Wand war makellos und anstelle der Quelle lag an deren Ursprung eine kopfgrosse, metallische Kugel.
Julién konnte nicht widerstehen und hob die Kugel auf. Sofort sprudelte eine klare, kleine Quelle, welche die Kugel verschlossen hatte. Langsam folgte das Wasser dem trockenen Flussbett gen Norden. Der Druide packte die Kugel vorsorglich ein.
Das Podest liess sich nicht weiter in diese Richtung drehen, so ging es wieder zurück. Wieder war die Wand rissiger und der Eichbaum grösser, doch statt einer kleinen, schmutzigen Quelle, floss nun ein kleiner Bach durch den Raum. Bei der nächsten Drehung war der kleine Bach zu einem kleinen Fluss angeschwollen. Wieder eine Drehung weiter war die Eiche zu einem Riesen geworden und der kleine Fluss war zu einem richtigen Fluss angeschwollen. Von Neugierde getrieben drehten sie das Podest weiter. Hier war die Eiche gestorben und der Fluss reissend geworden ... und steigend. Innerhalb von wenigen Augenblicken hatte er die Ufer des Flussbetts überschritten und begann den Raum zu fluten. Erschrocken drehte Rikku das Podest zurück. Doch zu seiner Überraschung war zwar der Eichbaum wieder lebendig, doch der Fluss war noch immer reissend. Zwar stieg das Wasser nicht mehr, doch es ging auch nicht mehr zurück.
Nach kurzer Diskussion wurden sich die vier Männer darin einig, dass das drehen des Podestes sie in der Zeit verschob, dass die Kugel in einen der Sockel gehörte und dass offenbar noch irgendwo vier weitere Kugeln sein mussten. Nach längerem Suchen fanden sie eine weitere Kugel auf dem Vorsprung, welcher zu einem Geröllhaufen wurde. Kordilvar erkletterte ihn, wenn auch die Wand darunter ziemlich brüchig war. Oben angekommen entdeckte er auf der Terrasse an der gegenüberliegenden Wand eine weitere Kugel. Leider war der Barbar beim herunterklettern nicht ganz so vorsichtig wie beim hinaufklettern und so gab die Wand unter ihm nach. Mit der Kugel in Händen fiel er hinunter und wurde von Geröll begraben. Schnell hatten die restlichen drei Männer ihn wieder ausgegraben und Julién die schlimmsten Wunden des Barbaren gesäubert und verbunden.
Die dritte Kugel fanden sie nach längerem suchen innerhalb der rissigen Wand. Nach längerem probieren und schliesslich roher Gewalt befreiten sie diese schlussendlich. Nun fehlten noch zwei Kugeln. Eine befand sich auf der Terrasse. Diese konnte man durch das Stürzen der Toten Eiche auf die Terrasse gut erreichen. Doch musste das schnell gehen, denn ansonsten würde der Raum geflutet werden. Doch wo war die letzte Kugel? Es gab nur eine Lösung: Die Eisentür!
Leoram fand nach einigem Probieren die Lösung dafür: Rost. So wurde die Türe in jeder Zeitstufe mit Wasser begossen und vom Rost befreit, bis sie schliesslich so schwach war, dass man sie leicht einbrechen konnte. Hinter der Türe befand sich ein schlichter Gang, welcher zu einer Treppe führte. Doch die Treppe war mit Fallen gesichert und so wurde Leoram schwer verwundet, als ihn plötzlich ein Säurevorhang einhüllte. Die ätzende Flüssigkeit frass sich tief in sein Gewebe und Heilung gab es im Gang keine, da noch immer keine Magie wirkte. Schliesslich fanden die Männer jedoch heraus, dass jede fünfte Stufe mit einer Falle versehen war und dass darüber Hinwegtreten reichte um sie nicht zu aktivieren. Nach 25 Stufen führte ein weiterer schlichter Gang zu einem unverschlossenen, türlosen Raum. Dieser war wie der Gang aus einfachem Stein mit je einer grossen steinernen Winde an beiden Seiten des Raumes. Jede Winde stand in der Mitte eines leicht erhobenen Alkovens und hatte vier steinerne Arme. In jedem Arm war ein kleiner Handgriff kunstvoll eingemeisselt und mit einer Silberkappe verziert. In etwa zwei Metern Höhe befand sich ein 25 cm breiter Sims, welcher den gesamten Raum umrundete und von welchem aus vierundzwanzig Steinstützen bis zur Decke reichten. Inmitten jeder dieser Stützen schaute der Kopf einer eigenartigen, eckigen Kreatur mit einem riesigen, aufgerissenen Maul, in den Raum. Die Steingesichter waren nicht mehr im besten Zustand.
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Da die Lebenden noch schwere Wunden vom Kampf mit den Erdelementaren trugen und Leoram noch von den Fallen zusätzlich verletzt worden war, entschieden sich die Vier, erst vor dem Raum zu rasten, bevor sie jenen erkunden wollten. Im Gang war es wieder möglich Magie zu wirken und so warteten sie, bis Julién auch in jener Hinsicht wieder bei Kräften war.
Schliesslich betraten sie den Raum und drehten eine Winde. Sogleich schoss eine massive Steintüre vor den Ausgang und verschloss sie. Ausserdem begannen die Kreaturenköpfe Wasser in unvorstellbaren Massen zu speien, die mit jeder Drehung der Winden sogar zunahmen. Leider liessen sie sich nicht zurückdrehen. Schliesslich wurde sogar noch magische Dunkelheit über dem Raum ausgelöst und es erschienen fiese Wasserschlangen, welche vor allem an Julién gefallen zu finden schienen. Die Männer entgingen ihnen, indem sie auf den Sims krabbelten und warteten, bis die beschwörten Wesen wieder verschwanden. Schlussendlich schafften es die Vier auch, das Rätsel um den Raum zu lösen. Das Wasser floss ab und gab in einer Vertiefung im Boden die vierte Kugel frei. Dann öffnete sich auch die Türe wieder und die Männer konnten sich daran machen, die letzte Kugel zu holen.
Die letzte Kugel war dann auch schnell besorgt. Julién drehte das Podest, während Kordilvar und Leoram den Baum umstiessen, so dass er auf der Terrasse zu liegen kam. Dann kletterte Kordilvar eilig daran empor, holte die Kugel und kletterte zurück. Das Wasser hatte augenblicklich wieder begonnen zu steigen und reissender zu werden, so dass alle froh waren, als Kordilvar wieder sicher das Ufer erreichte und Julièn den Sockel zurückdrehte.
Gespannt was geschehen würde, setzten die Männer die Kugeln vorsichtig auf die Sockel...
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Kleine Schreckenssteinvipern
TW: 1W8+2
Ini: +3 (GE)
BR: 6m, Klettern 6m, Schwimmen 6m
RK: 19 (+1 Grösse, +2 GE, +6 Nat.)
Angriffe: Biss, NK +4
Schaden: Biss 1W2 und Gift (SG 14, 1W6 ST primär & sekundär)
Angriffsfläche/Reichweite: 1.5m x 1.5m (zusammengerollt) / 1.5m
Besondere Angriffe: Gift, Gutes niederstrecken
Besondere Eigenschaften: Geruchssinn, Dunkelsicht, Resistenz gegen Kälte 5 und Feuer 5, Immun gegen Krankheiten und Säure, +4 auf ZÄH gegen Gifte, ZR 2
RW: REF+4, WILL +1, ZÄH +4
Attribute: ST 10, GE 16, KO 15, IN 3, WE 12, CH 2
Fertigkeiten: Balancieren +11, Entdecken +10, Klettern +15, Lauschen +10, Verstecken +16
Talente: Waffenfinesse (Biss)
TP: 14, 14, 3, 6, 5
Endlich! Mit Hängen und Würgen ist es mir schliesslich gelungen auch diesen Teil fertigzubekommen ... :roll:
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Der Handel und das Ritual
Das Flüstern wogte wieder in der Finsternis um die vier Männer herum. Zischte und knackte und fragte, drohte die Abenteurer zu töten, wenn sie das Krrk nicht halten bis sie ihnen befahlen ihn fallen zu lassen.
Doch die Männer liessen sich nicht einschüchtern. Entschlossen forderte Leoram Trchracks Herz und freien Abzug aus dem Tempel, aus der Stadt und aus der Höhle. Er forderte, dass die Priester sie dorthin bringen sollten, wo sie hinwollten und alles in ihrer Macht stehende zu tun, dass die Abenteurer dieses Ziel erreichen konnten. Dies jedoch ohne den Flüsterpriestern ihr Ziel preiszugeben – das brauchten diese ja nicht zu wissen! Im Gegenzug würden die Vier Krrk halten so lange es notwendig war und es den Priestern so ermöglichen den Fluch, welcher über ihnen und der Stadt lag, zu brechen.
Schliesslich, nach einigem hin und her, enttäuscht, gereizt, aber erstaunlich schnell, gaben die gefallenen Priester Tknarrs nach und willigten in den Handel ein. Nur wenige Augenblicke dauerte es und Leoram fühlte etwas in seinen Händen. Es war nicht besonders gross und hatte bequem in seiner Hand platz. Es fühlte sich leicht warm an und es schien ganz leicht zu pulsieren, als wäre es lebendig. Schnell steckte der Kämpfer Trchracks Herz ein und informierte seine Kameraden. Dann begann das Ritual.
Die Männer hielten Krrk hoch und das Flüstern wurde immer lauter und lauter. Und obwohl es unmöglich schien, wurde die Dunkelheit noch schwärzer. Sie konnten nichts sehen. Nur eines wussten sie: wo das Krrrk war. Endlos schien die Zeit die sie schon da in der Finsternis standen, endlos das Geflüster der Schatten. Die Männer merkten wie ihre Arme langsam begannen zu schmerzen. Doch noch durften sie sie nicht senken. Während sie sich auf ihre Aufgabe konzentrierten war ihnen, als würden langsam die Wände auf sie zufliessen und wieder erinnerten sie sich mit Grausen an das unangenehme Gefühl durch Stein zu gleiten. Plötzlich war dieses Gefühl wieder da. War es real? War es Einbildung? Die Männer konnten es nicht einschätzen. Das Einzige was wie wussten, war, dass ihr Herz zu rasen begonnen hatte – mit einer Ausnahme natürlich. Es schien immer schwieriger zu werden, Luft in die Lungen zu saugen. Und immer das Flüstern … das offenbar hämisch darauf wartete, dass sie im Gestein erstickten.
Endlos standen sie im Dunkeln, im vorbeifliessenden Gestein. Ihre Arme schmerzten und zitterten bereits vor Anstrengung, ihre Augen brannten vor Müdigkeit. Mit einem Mal schien sie etwas anzustossen, heftiger durch sie hindurchzufliessen. Es drohte sie von den Beinen zu reissen. Doch nur Kordilvar verlor sein Gleichgewicht, stolperte in Julién hinein. Verlor Krrk aus der Hand. Doch sowohl Julién als auch Leoram und Rikku schafften es auf den Beinen zu bleiben und Krrk hochzuhalten.
Schliesslich, endlich! hörten sie das flüsternde Knirschen, welches ihr Zeichen war, den Stein fallen zu lassen. Erleichtert sanken ihre Arme nach unten sie erwarteten zu hören, wie das Krrrk auf dem Boden aufschlug, dass das fliessen aufhörte, doch…
Kordilvar
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Kordilvar spürte das kalte Wasser auf seiner Haut, schüttelte sich, nahm noch einen Schluck und stand wieder auf, während er nach dem Speer neben sich griff. Er holte tief Atem und genoss die ersten Sonnenstrahlen an diesem Morgen. Er beobachtete noch einen kurzen Augenblick die Herde, welche ihren Durst an der Wasserstelle stillte und machte sich dann mit Elvar und Tangnar auf den Weg von der Nachthütte nach Hause. Bereits von Weitem sah er die Zelte und einen Jungen, der auf ihn zurannte. Alandrion, sein Sohn. Übers ganze Gesicht strahlend hielt der Junge vor Kordilvar, seinem Vater, an und erzählt ihm, dass sein Grossvater ihm heute zeigen würde wie man mit dem Bogen schiesst. Kordilvar freute sich darüber und war auch stolz auf seinen Sohn. Zusammen gingen sie weiter bis zu den Zelten. Dort sprang Alandrion wieder davon um zu Ragnar, seinem Grossvater, zu eilen. Schliesslich erreichte Kordilvar endlich sein Zelt. Als er eintrat sah er, wie Freya auf einer Schilfmatte sass und Laya stillte.
Kodilvar schätzte sich einen glücklichen Mann, als seine Frau zu ihm aufblickte und mit einem verschmitzten Lächeln meinte: „Es ist aber auch Zeit, dass du nach Hause kommst Wertain!“
Kordilvar genoss diesen wunderbaren Sommer in der Steppe Andruins. Hier war sein Leben und nirgendwo sonst wollte er sein. Erst als er seine kleine Tochter Laya eines Tages an einem eigenartigen, scheinbar fünfeckigen Gegenstand herumkauen sah, begann er sich unwohl zu fühlen. Als er seiner Tochter den Gegenstand aus der Hand genommen hatte, entpuppte es sich als eine einfache Wurzel. Besorgt erkundigte er sich bei dem Häuptling, seinem Vater, und den Stammespriestern ob ihnen etwas Eigenartiges aufgefallen war. Schliesslich war es möglich, dass der Stamm in Gefahr war. Doch ausser ihm hatte niemand dieses beunruhigende Gefühl. Und als er am Ende dieses Tages seine Frau in die Arme nahm, waren alle Sorgen wieder verschwunden – als wären sie niemals da gewesen …
Fast einen Monat später war der Stamm dabei die Herden zum Wintertreld zu treiben. Kordilvar bildete mit einigen anderen Männern die Nachhut. Gerade hatten sie den Fluss überquert, da fiel Kordilvar eine Reflexion im Wasser auf – ein Fünfeck. Wieder konnte der Stammeskrieger ein Schauern nicht unterdrücken. Etwas stimmte hier so ganz und gar nicht. Er bedeutete den Männern weiterzugehen und betrachtete weiter die Reflexion. Er konnte nicht ausmachen, von wo es reflektiert wurde und nach einigen Augenblicken verschwand sie wieder als wäre sie nie dagewesen. Nachdenklich setzte sich Kordilvar ans Flussufer und versuchte verzweifelt sich daran zu erinnern wo er ein solches Fünfeck schon gesehen hatte. Er wusste, dass er so etwas schon gesehen hatte! Erst als Freya auftauchte, wurde Kordilvar bewusst wie lange er schon hier verweilt hatte.
“Was ist los? Geht es dir nicht gut?“ fragte ihn seine wundervolle Frau und strich sanft und besorgt über seine Arme, so wie sie es immer tat.
“Alles in Ordnung! Sowieso jetzt da du hier bist.“ war Kordilvars Antwort – und tatsächlich waren alle Sorgen wie weggewischt. Er hatte sich bloss etwas eingebildet! Stürmisch umarmte er Freya, küsste sie, bevor sie zusammen lachend wieder zum Stamm aufschlossen …
Inzwischen war es Winter geworden. Der Herbst war wie immer anstrengend gewesen und die Kälte unerwartet früh hereingebrochen. Es war Nacht und Kordilvar schreckte aus dem Schlaf auf. Neben ihm lag seine Frau und die Kinder lagen in der Nähe unter ihren warmen Decken und Fellen. Etwas hatte ihn geweckt, doch offenbar war es keiner von den Dreien gewesen ... und dann hörte er das Flüstern, das Flüstern im Wind ... Grauen ergriff ihn. Diese Stimmen hatte er schon einmal gehört und sie bedeuteten nichts Gutes! Sie hatten etwas mit dem Fünfeck zu tun ... und sie bedeuteten Tod …
Langsam schälte sich Kordilvar aus den Decken, darauf bedacht Freya nicht zu berühren. Wie gerne hätte er ihr einen Kuss gegeben, es ihr erklärt. Kurz bevor er das Zelt verliess, erwachte Freya. Sie versuchte ihn zurückzuhalten, doch er wich ihrer Berührung aus und verliess alles was ihm etwas bedeutete, alles was er kannte um sich der unbekannten Gefahr zu stellen.
Er war schon fast eine Viertelstunde durch den Schneesturm gestapft, als sich vor ihm eine Gestalt aus den wirbelnden Schneeflocken schälte. Freya. Spärlich bekleidet, offenbar nicht im Geringsten frierend schaute sie ihn vorwurfsvoll an und fragte ihn mit heiserer Stimme: „Warum musstest du dich wehren? Wir hätten so glücklich sein können!“
“Lass mich gehen Freya! So leid es mir tut, hier gehöre ich nicht her.“ Mit schwerem Herzen versuchte Kordilvar seine Frau davon zu überzeugen, ihn gehen zu lassen ... obwohl, konnte das wirklich seine Frau sein?
“Oh nein! DU wirst mir nicht alles zerstören! Wenn du nicht kooperierst wirst du eben hier bleiben, auf ewig! Ich werde mir das hier nicht von dir verderben lassen!“ Damit deutete Freya auf Kordilvar und er spürte, wie Eis seine Füsse umschloss und rasend schnell seine Beine hinauf kroch um ihn gefangen zu halten. Verzweifelt schlug Kordilvar mit seiner Axt auf das Eis ein, doch selbst harte Schläge vermochten das Wachstum des Eises nur kurzfristig zu verlangsamen. Verzweifelt schoss er einen Speer nach Freya und traf sie in den Bauch. Ein Umstand den sein Herz zum bluten brachte – und ihm einen Scharfen Schmerz im Bauch verursachte. Freya jedoch schien unbeeindruckt. Das Eis war nun bereits über Kordilvars Hüften gestiegen, die Axt und die Speere konnte er kaum noch führen. Schnell zog er seinen Dolch und hoffte, seiner Intuition auch dieses Mal vertrauen zu können.
Zähneknirschend schnitt sich der Barbar in den eigenen Arm. Zu seinem Vergnügen schreite die Person vor ihm, die sich als Freya ausgab, auf und fasste sich an den blutenden Arm. Kurz hielt das Wachstum des Eises an.
“Spinnst du? Was soll der Mist? Willst du uns umbringen?“ Schrie Freya wie eine Furie.
Kordilvar lächelte zufrieden. Das Miststück! Doch sein Grinsen fand ein abruptes Ende, als das Miststück wieder auf ihn deutete und nun das Eis noch viel schneller wuchs. Kordilvar konnte sich kaum noch bewegen und dem Stammeskrieger blieb nur noch ein Ausweg ... mit grosser Überwindung hob er den Dolch, legte ihn sich an den Hals und schlitzte sich selbst die Kehle auf.
Leoram
Spoiler (Anzeigen)Warmes Wasser rann Leorams Gesicht hinunter. Mit geschlossenen Augen griff er nach einem Tuch zum trocknen. Es duftete leicht nach Lavendel und Orchideenmoos – es duftete nach Zuhause. Schnell trocknete er sich ab und kleidete sich an. Ein fröhliches Lied pfeifend ging er die Treppe hinunter in die Küche. Alannia war dabei Frühstück zu machen. Thalea, ihre gemeinsame Tochter half ihr, so gut sie konnte, während Berastrel vom Tisch aus nach Marmelade schrie. Alannia ignorierte ihren lauten Sohn und gab stattdessen ihrem Mann einen Kuss, als er hinter sie stand. Während Leoram sanft über ihren angeschwellten Bauch streichte meinte sie verschmitzt. “Hoffentlich kommt das hier nach mir!“
“Ja, das wäre schon was,“ gab Leoram zurück “dein Geschäftssinn und mein gutes Aussehen!“. Lachend, und sich leicht die Rippen reibend, setzte sich Leoram an den Frühstückstisch …
… Leoram genoss sein perfektes Leben. Hier in Silz hatte er sich eine neue Existenz aufgebaut. Er führte ein erfolgreiches und bekanntes Lokal – den Drachenzahn - war ein respektierter Bürger der Stadt, hatte viele gute Freunde, gute Beziehungen und vor allem eine wundervolle Familie die er über alles liebte und nun um eine kleine Tochter reicher geworden war. Was wollte ein Mann mehr?
Erst mit dem vergehen der Monate begannen sich die eigenartigen Ereignisse zu häufen. Eigenartige Gegenstände, die nicht das waren, was sie zu sein schienen, Reflexionen, Muster. Überall begann er Fünfecke zu sehen. Und er begann sich langsam fremd zu fühlen. Dieses wundervolle Leben begann sich falsch anzufühlen ... als wäre es nicht sein Leben, als gehörte er nicht hier hinein. Nur Alannia konnte diese eigenartigen Gefühle vertreiben, sie vergessen machen. Mit ihrer Berührung verschwanden alle Zweifel und Ängste, wie Morgendunst in der Sommersonne…
… Und dann in einer stürmischen Herbstnacht hörte er ein Flüstern im Sturmwind und er erinnerte sich wieder an diese Gefühle. Vorsichtig stand er auf. Alannia durfte ihn nicht berühren oder das Gefühl würde wieder verschwinden. Mit ihr stimmte etwas nicht! Er tat das Erste, was er bei einer drohenden Gefahr tun musste, erging zum Schrank und holte sein Schwert heraus. Was auch immer ihn und seine Familie bedrohte, er würde dem jetzt auf den Grund gehen. Schon ging er auf die Tür zu, als Alannia erwachte.
“Was ist los? Kannst du nicht schlafen? Warum hast du das Ding hervorgekramt? Leg es weg und komm wieder ins Bett!“ Verschlafen streckte sie ihm ihre Arme entgegen.
Leoram schaute sie leicht misstrauisch an und machte keine Anstalten, seine Frau zu umarmen. “Hörst du das Flüstern im Wind? Irgendetwas stimmt hier nicht!“
“Welches Flüstern?“ fragte Alannia nach kurzem Lauschen. “Ich höre nichts! Geht es dir gut?“ besorgt stand sie auf um zu Leoram zu gehen und ihn zu umarmen. Doch Leoram wich zurück.
“Fass mich nicht an!“ befahl Leoram seiner Frau. “Und sag mir endlich was hier los ist!“
Alannia versuchte weiter ihren Ehemann zu beruhigen, doch dieser gab nicht nach und liess sich nicht von ihr berühren. Und schliesslich seufzte Alannia schwer, schüttelte leicht den Kopf und fragte ihren Mann resignierend und beinahe schon mit Tränen in den Augen, „Warum? Warum nur musstest du dich wehren? Wir hätten so glücklich sein können!“
Damit deutete sie auf Leoram und die Holzplanken zu seinen Füssen begannen sich zu verformen, seine Füsse zu umschliessen und rasend schnell an ihm hochzuklettern.
Die Trauer und Resignation in Alannias Stimme waren eiserner Entschlossenheit gewichten.
“Ich werde mir das hier nicht von dir zerstören lassen! Ich werde dieses Leben leben, denn es ist das, was ich, was wir, immer gewollt haben! Und wenn du dich unbedingt wehren musst, dann werde ich dich einfach einsperren und du kannst dann zusehen, wie ich unser Leben lebe. Du wirst es uns nicht nehmen!“
Kurzentschlossen und doch mit blutendem Herz schlug Leoram mit dem Schwert nach Alannia. Sie war zu überrascht zum Ausweichen und der Schlag traf sie voll in die Seite. Doch anstatt zu bluten oder zu schreien lächelte sie ihn an, während er aufschrie vor dem plötzlichen Schmerz in seiner Seite.
“Oh Dummerchen! Du kannst mich nicht töten. Du kannst nur stehen bleiben und mich unser Leben leben lassen.“
Mit diesen Worten trat Alannia einige Schritte zurück, so dass sie ausser Reichweite von Leorams Schwert war.
Dieser versuchte sich erst frei zu hacken, doch das Holz umschlang ihn bereits bis zu den Hüften und stieg immer weiter und weiter. Mit einem Mal kam dem verzweifelten Kämpfer eine Idee. Anstatt auf das Holz zu schlagen, versuchte er sich mit seinem Schwert selbst zu verletzten. Doch das brauchte Überwindung! Erst nach einigen Augenblicken, in welchen das Holz ihm bereits bis zur Brust gekommen war, konnte er sich dazu überwinden. Als Leoram sah, dass Alannia von den Schlägen gegen sich selbst auch verletzt wurde, gab es kein Halten mehr führ ihn. Er würde lieber sterben als gefangen sein! Er hob sein Schwert, richtete es gegen sich selbst und setzte zum tödlichen Schlag an.
Rikku
Spoiler (Anzeigen)Rikku fand sich in seinem Haus wieder. Hinunter auf dem Weg zu seiner Frau und seinem Grossvater. Er war Buchbinder und hatte es sogar bis zu einem kleinen Geschäft gebracht. Er hatte sein eigenes perfektes Leben, wie es besser nicht sein konnte. Bald brachte seine Frau einen Sohn zur Welt und Rikkus Glück hätte nicht grösser sein können ... wären da nicht diese eigenartigen Einbildungen gewesen, die Fünfecke, die überall zu sein schienen, die plötzlichen Anfälle von Fremdheit in seinem eigenen Leben, dem Flüstern im Sturmwind. Schliesslich an einem stürmischen Herbstabend, als er ein Flüstern im Wind vernahm verliess er still das Zimmer seiner Frau, sein Haus und versuchte sich zwanghaft zu erinnern. Denn irgendetwas stimmte nicht. Und er brauchte nur eines: Zeit sich zu erinnern.
Doch plötzlich war Abraxas da in der Gasse. Abraxas, der seine Sorgen und Ängste immer hatte schwinden lassen. Unbeeinträchtigt vom Regen stand das kleine Feuerelementar vor ihm und fragte mir seiner prasselnden, fauchenden Stimme:
„Warum? Warum nur musstest du dich wehren? Wir hätten so glücklich sein können!“
Mit diesen Worten deutete es anklagend auf Rikku, welcher begann langsam in den Boden einzusinken. Wehren half dem Hexenmeister nichts. Er kam nicht frei und das Abraxas drohte ihm, ihn auf immer gefangen zu halten. Schweren Herzens schoss er Magische Geschosse auf seinen Weggefährten. Sofort durchbohrte ihn der Schmerz, Abraxas aber lachte und augenblicklich begann Rikku schneller im Boden zu versinken. Halb panisch traf Rikku schliesslich eine Entscheidung: lieber tot als auf immer gefangen! Und so richtete er seine Magie gegen sich selbst und mit grösster Willenskraft vernichtete er sich.
Julién
Spoiler (Anzeigen)Julién fand sich in seinem eigenen Hain wieder. Schon seit Jahren war er dessen Seneschall und schon seit Jahren lebte er mit seiner wunderbaren Frau Helena. Inzwischen hatte er viele Freunde um sich geschart und führte ein ruhiges und erfülltes Leben, wie er es niemals für möglich gehalten hatte. Manchmal kam Leoram zu Besuch und erzählte davon, was so in der Welt geschah. Seltener kamen Shevon und Kordilvar zu Besuch. Kordilvar war zurück bei den Stämmen und Shevon war ein vielbeschäftigter und reicher Mann in Varna geworden. Doch jedes Mal wenn sie kamen gab es ein grosses Fest.
Manchmal sehnte sich Julién kurz nach der Zeit der Reisen zurück, doch sein jetziges Leben würde er für nichts aufgeben! Und es schien so als ob dieses Sehnen sein Leben erst perfekt machte. Helena, Ténèbres und sein Rudel, seine Freunde, sein Hain – mehr brauchte er nicht. All dies gehörte zu dem ruhigen und friedlichen Leben, dass er sich immer gewünscht hatte.
… Wären da nicht diese eigenartigen Zeichen gewesen, die ihn stets verfolgten. Blätter in denen sich ein Fünfeck zu bilden schien, Wasserreflecktionen, seltsame Wurzelgebilde. Diese immer wiederkehrende Form eines Fünfeckes verunsicherte und verängstigte Julién zutiefst. Es liess ihn sich fremd in seinem eigenen Hain fühlen, fremd in dieser Welt – so fremd wie er es nicht einmal damals gewesen war, als er hier angekommen war. Erst wenn sein alter Freund Ténèbres kam, verschwanden die seltsamen Vorahnungen und bösen Schatten von Erinnerungen. Doch schliesslich traf Julién eine Entscheidung: er musste sich dem Rätsel stellen! Und dazu musste er sich von Ténèbres fernhalten. Diesmal durfte er sich von seinem Freund nicht trösten lassen!
Und mit einem Mal erinnerte er sich, erinnerte er sich an alles. Wie hatte er bloss Udûne und den Alten Feind vergessen können, seinen Auftrag …
Während Julién noch schockiert über seinen wieder gefundenen Erinnerungen brütete und versuchte einen Sinn in den Erinnerungen und seinem Leben der vergangenen Jahre zu finden, trottete Ténèbres auf ihn zu. Doch diesmal wich Julién aus, vermied jegliche Berührung und so kam es, dass sich sein bester und treuester Freund in seinen schlimmsten Feind verwandelte. Ténèbres wollte dieses Leben nicht aufgeben und auf sein Geheiss schossen Ranken aus dem Boden und begannen Julién zu umschlingen. Verzweifelt hackte Julién immer wieder auf die stetig wachsenden Ranken ein, doch sie wuchsen weiter, umschlossen seine Knie, zogen sich hoch zu seinen Hüften. Seinen langsam panisch werdenden Verstand zügelnd rief Julién eine Flammenklinge hervor um damit die Ranken zu verbrennen. Doch es war nutzlos. Der Gestank von verbranntem Pflanzenmaterial war ein Witz im Angesicht der sich rasend schnell regenerierenden Ranken. Immer höher zogen sich die Ranken, waren schon bei Juliéns Brust. Er liess die Klinge verschwinden und beschwor eine grosse Würgeschlange, welche Ténèbres stoppen sollte … doch vergebens! Verzweiflung und Panik erfassten Julién, als die Ranken einen seiner Arme umschlossen und bald schon seinen Hals erreicht hatten. Ein Gedanke kam ihm, doch nun war es zu spät! Er hatte zu lange gezögert. Die Ranken umschlossen seinen zweiten Arm, und schliesslich seinen Kopf. Ohne einen Ton von sich geben zu können, ohne sich bewegen zu können, spürte Julién wie die Ranken ihn hinunterzogen, hinunter um ihn auf ewig in einen dunklen Kerker der Verzweiflung zu binden ...
Verrat
“Nimm deinen Dolch und töte den Wilden!“
befahl ihm die Elfin mit ihrer kalten, klaren Stimme … und Rikku nahm seinen Dolch hervor, ging zu Kordilvar, kniete sich neben ihn, stemmte ein Knie in dessen Rücken während er mit der linken Hand in die Haarmähne des Barbaren griff und seinen Kopf hinaufzog. Innerlich schreiend, äusserlich kalt, setzte er den Dolch an Kordilvars Kehle und zog durch, spürte wie Muskeln, Sehnen, die Kehle zerfetzt wurden. Blut spritzte und Rikku liess die Haare des Barbaren los und stand wieder auf. Innerlich hätte er sich am liebsten übergeben, doch die Macht die ihn fesselte liess es nicht zu…
Serallren hatte sich inzwischen zu Leoram begeben. Es wärmte ihre Seele den Mann auf seinem Gesicht liegen zu sehen. Hätte sie doch nur die Zeit sich mit ihm so abzugeben, wie er es verdiente. Doch sie mussten schnell sein. Udûne würde bald zurückkehren und dann mussten sie weg sein. Irgendwo im Hinterkopf nahm Serallren wahr, dass Alfia ihre dunkle Stimme in Anbetung erhob um das Licht der himmlischen Kreatur in ein neues Gefäss zu bannen. Doch das interessierte die Dralai im Augenblick nicht wirklich. Genüsslich beugte sie sich zu dem Mann vor ihr nieder, leckte in Vorfreude ihre Lippen und flüsterte ihm noch eine letzte Warnung ins Ohr, eine Warnung die ihn noch in seinem Weg ins Jenseits verfolgen sollte, wenn er wirklich ein anerkannter Träger des Krajol war.
“Talloren ist die Nächste!“
Sie spürte wie der Schwächling innerlich zusammenzuckte. Mit einem breiten Grinsen schob sie ihm genieserisch ihr Schwert durch die Brust bis in sein Herz, wo sie es noch einige Male drehte, bevor sie es ganz durch ihn hindurchstiess und bis sie spürte, dass kein Leben mehr in dem Mann war.
Alfia schrie vor Wut auf. Das Licht der Himmlischen war erloschen, doch nicht, weil es in den Dolch gefahren war … es war einfach plötzlich weg. Wütend und suchend schaute sie sich um. Da lag noch der Druide herum. War er auch tot? Sie sollte wohl sichergehen … doch dann lauschte sie auf Udûnes Lied und etwas in ihr flüsterte ihr zu, dass sie keine Zeit mehr hatte. Kurz spielte sie mit dem Gedanken den Untoten noch schnell gänzlich zu zerstören, schliesslich war er ja der Frevler, wegen dem sie die ganzen Möchtegern-Helden auslöschte … er, und der Andere, der ihr schon einmal in die Quere gekommen war … doch der Untod war die grössere Strafe für das Grossmaul. Er würde noch einiges an Chaos und Verderben in die Welt bringen, bevor er schliesslich von irgendwelchen Dalrei zerstört werden würde. Im Grossen und Ganzen war ihre Mission erfolgreich … aber ein kleines Souvenir würde sie doch noch mitnehmen.
“Das Schosstier werde ich mitnehmen, es wird einen guten Preis erzielen. Und dich, dich werde ich nicht zerstören ... du darfst dich noch etwas an deiner Tat freuen und dann sollen die Dalrei meine Drecksarbeit erledigen!“
Nach einem kurzen Zauber, gesellte Abraxas sich zu Alfia und Serallren. Alfia nahm eine Schriftrolle hervor und noch bevor sich Rikku von seinem Schock erholen konnte, verschwanden die Frauen und sein Familiar vor seinen Augen.
… Rikku wollte weinen, doch seine toten Augen konnten nicht. Verzweifelt blickte er auf das Blut an seinen Händen und seinen Kleidern … Kordilvars Blut. Mit schreiendem Herz blickte er zu Leoram, der mit dem Gesicht nach unten und ausgestrecktem Arm in einer immer grösser werdenden Blutlache lag. Julién war der einzige, der noch lebte. Doch auch mit ihm stimmte etwas nicht … langsam sank Rikku auf seine Knie … was sollte er tun? Was hatte er getan? Was war geschehen?
Plötzlich kam ein Geräusch aus Juliéns Richtung. Als Rikku zu ihm schaute, sah er, wie sich dessen Rücken durchbog, so dass nur noch Füsse und Kopf des Druiden den Boden berührten.
Spoiler (Anzeigen)Ewig schon dauerte die Gefangenschaft, und die Verzweiflung und Panik wichen nicht. Die Dunkelheit wurde nicht heller. Langsam wurde Julién bewusst, dass er sich selbst verlor. Gefangen auf ewig … ewig schwindend …
…
… doch mit einem mal sah er etwas … ein Licht … SIE! Die Geflügelte, die Himmlische mit der goldenen Haut und den beiden vollkommenen weissen Flügeln. Sie stand bei ihm und sein Geist wurde ruhig.
Als sie sprach war ihre Stimme wie ein Chor, wie ein samtiges Rosenblatt, dass über seine Haut strich.
“Julién, es bleibt nur wenig Zeit, also höre mir gut zu! Ich möchte dir mein Licht schenken, denn die Alternativen für mich sind der Alte Feind oder ewige Gefangenschaft. Wenn du zustimmst, wird mein Licht dir helfen dich zu befreien und es wird ein Teil von dir werden, ohne deine Seele zu verletzen. Es tut mir Leid, dich drängen zu müssen, doch du musst deine Entscheidung jetzt treffen! Willst du mein Geschenk annehmen?“
Verwirrt hatte Julién der Himmlischen gelauscht, doch nun waren seine Gedanken klar. Er wusste was er tun musste, denn dieses wundervolle Wesen durfte nicht missbraucht werden um den Alten Feind zu stärken, und es einzusperren wäre ein Sakrileg.
“Ja, ich nehme es an!“ antwortete Julién ohne ein Zögern in der Stimme.
Auf diese Worte hin, trat die Himmlische in sein Gefängnis, in ihn selbst hinein und Julién spürte ihr wundervolles Licht, dass ihn durchflutete, wärmte und schliesslich die Fesseln, die ihn hielten, zu weniger als Asche verbrannten.
Während sich Julién in dieser unnatürlichen Position befand, bemerkte Rikku einen Schatten, der regelrecht aus der Brust des Druiden zu springen schien und mit einem unnatürlichen Zischen in der Felswand verschwand. Dann entspannte sich der Druide und hob langsam seine zittrigen Hände vor sein Gesicht.
Vor Freude sackte Rikku regelrecht in sich zusammen. Wenigstens einer von ihnen hatte es lebend herausgeschafft! Julién brauchte nur kurz um zu sich zu kommen. Schockiert entdeckte er die Leichen seiner Freunde, mit welchen er schon so viel erlebt und durch gestanden hatte. Rikku teilte ihm mit, dass Alfia und Serallren beide getötet hatten – doch bevor er überhaupt Zeit zum Nachdenken hatte, endete der Gesang der Sirene und über der Quelle begann es wieder zu funkeln und leuchten. Udûne kehrte zurück – und obwohl sie fremdartig war, war es nur allzu deutlich, wie erschöpft sie war. Ihre grüne Haut hatte einen ungesunden Graustich erhalten, sie atmete schwer. Nur wenige Augenblicke benötigte sie um die Lage abzuschätzen. Ohne zu zögern trat sie zu den toten, aber noch warmen Körpern von Leoram und Kordilvar und zwischen beiden stehend, begann sie erneut zu singen.
Ihre Stimme rollte durch die Höhle wie Meeresbrandung, wie das Plätschern eines Baches, das Rauschen eines Flusses, das Trommeln von Regen auf einem See. Udûne liess sich fallen, fiel, und wurde aufgefangen von ihren Erinnerungen. Erinnerte sich an die Lehren ihres Volkes, erinnerte sich an ihre Mütter, an ihre Väter, an die alten Lieder, an die wunderschöne Lauriel, an das Opfer. Alle Erinnerungen band sie mit ihrem Glauben zusammen zu einem Lied, zu einer Rettungsleine. Eine Rettungsleine die sie auswarf, über die Grenze hinweg.
Es war beinahe zu spät. Schon hatten sich beide auf den Weg gemacht. Der Gläubige und der Ungläubige. Geleitet und einsam.
Sie hatte kaum noch Kraft, doch sie musste sie zurückholen. Sie schuldete es ihnen. Sie nahm die Erinnerung, die ihr am meisten Kraft gab, die Erinnerung an die wundersamen Tiefen, wo grün und blau verschmelzen, wo das Licht nicht von Oben kommt, sondern vom Wasser selbst, wo das Wasser lebt, wo die vielgeliebte Lauriel ihre Heimstatt hatte. Diese Erinnerung band sie in ihr Lied, in ihre Rettungsleine. Beinahe zu spät, beinahe … doch plötzlich spürte sie, wie einer von Beiden danach griff, kurz darauf der Andere. Mit aller Macht die ihr als Hohepriesterin und als Wächterin übergeben worden war, zog sie sie zurück, zurück über die Grenze … geschafft! Doch welch hoher Preis! Die Erinnerung an … an etwas … etwas kraftvolles … wunderschönes … vergessen …
Völlig ausgelaugt sank Udûne zusammen. Die Beiden Männer waren am leben. Sie selbst jedoch hatte kaum noch die Energie ihre eigenen Herzen schlagen zu lassen … und kaum noch den Willen dazu … denn sie hatte etwas verloren. Sie wusste nicht was sie verloren hatte, aufgegeben hatte – sie wusste nur, dass die verlorene Erinnerung ihr die Entschlossenheit gegeben hatte, so lange auszuharren … es war ihr Schatz, ihr Juwel gewesen – und nun war sie für immer verloren.