Gestern ging es endlich weiter mit der Kampagne. Fangen wir also da an, wo wir aufgehört hatten:
Die SC sind im Hafenviertel und haben sich ein bisschen umgehört. Sie stehen gerade auf einer großen Straße, gegenüber ist eine Taverne vor der ein Musikant musikantiert
Plötzlich spricht ein in Lumpen gekleideter Bettler die SC an und bittet um eine Münze oder ein Stück Brot. Die Charaktere haben zwar nichts dergleichen, doch statt dies dem Bettler einfach zu sagen, nimmt Kentarin einen kleinen Stein, wirft ihn dem Bettler vor die Füße und sagt: "Das ist alles, was ich habe." Der Bettler grummelt irgendetwas vor sich hin und die SC wenden sich ab.
Da kommt Kentarin ein besonders schlauer Einfall: Eigentich würde er dem Bettler ja gerne etwas geben, und da fällt ihm der Hut auf, der vor dem Flötenspieler auf dem Boden liegt. Also beschließt er - vollkommen sinnloser Weise - sich an den Einkünften des Musikanten zu bereichern. "Wir nehmen es von den Armen und geben es denen, die uns sympatischer sind" - Oder so ähnlich.
Kentarin schleicht sich also unauffällig von hinten an den Flötenspieler heran, bückt sich, greift um die Beine des Musikanten herum, seine Hand nähert sich dem Hut und dann... *CRUNCH!* Der Flötenspieler steigt dem Elfen mit voller Wucht auf sein Handgelenk, das mit einem unangenehmen Krachen bricht. Kentarin erkennt den Ernst der Lage, unterdrückt den Schmerz und packt die Beine des Flötenspielers mit beiden Armen, wodurch er es schafft, ihn zu Fall zu bringen. Blitzschnell schnappt sich Kentarin den Hut und rennt in eine keine Seitengasse.
Hinter sich hört er den Flötenspieler schreien: "Haltet den Dieb! Wachen! Dieses Spitzohr hat mit bestohlen! Da in diese Gasse ist er geflohen. Kentarin, der dies hört beschließt zunächst, sich zu verstecken, was ihm grundsätzlich auch ganz gut gelingt (insgesamt 18 auf den Hide Check). Leider sind die Spot-Würfe der drei Stadtwachen, die nun auftauchen genauso gut und zwei der Wachen sehen Kentarin. Sie ziehen ihre Schwerter und nähern sich der Gasse. "Komm raus da, Spitzohr" brummen sie und blicken Kentarin finster an.
Dieser versteckt fix den gestohlenen Hut in einem Müllhaufen, dreht sich um, und entdeckt eine Regenrinne, die an der Fassade der Taverne nach oben führt. Verzweifelt versucht Kentarin an der Regenrinne nach oben zu klettern, was ihm zunächst sogar trotzt seiner gebrochenen Hand zu gelingen scheint. Dann aber stecken die Wachen ihre Schwerter weg und packen Armbrüste aus. Sie zielen alle auf Kentarin und zwingen ihn dazu, aufzugeben.
Der Elf klettert also wieder nach unten und ergibt sich. Inzwischen laufen Tadoshi und Taklinn zurück zur Enklave, um Clemensa von Kentarins Festnahme zu berichten. Clemensa wirkt erbost, verspricht aber, sich um die Angelegenheit zu kümmern.
Kentarin, der von den Stadtwachen inzwischen bewusstlos geschlagen wurde, wacht wenig später in einer engen feuchten Zelle wieder auf. Seine verzweifelten Fluchtversuche scheitern, und so legt er sich erschöpft und mit dröhnendem Schädel auf die Holzpritsche bevor er einschläft, fliegt jedoch plötzlich ein kleiner Gegenstand durchd das winzige Fenster. Kentarin hebt den Gegenstand auf, und stellt fest, dass es sich dabei um einen Stein handelt, um den ein Zettel gewickelt wurde. Auf dem Zettel steht: "Möge das Licht der Sterne die Dunkelheit besiegen, die euren Weg bekleidet, Elanduil, Sohn des Elrendir." Die Botschaft ist in elfisch verfasst.
Am nächsten Morgen wird die Zellentür aufgeschlossen und der Wächter brummt: "Aufstehen, Langohr, hier ist jemand, der dich abholen will."
Draußen wartet natürlich Clemensa auf Kentarin. Er ist offensichtlich stinksauer und würgt die Unterhaltung, die Kentarin anfangen will, sofot ab. Schweigend laufen die beiden also zurück zur thayanischen Enklave. Dort angekommen treffen sich die Gefährten im Gasthaus zum Obelisken, wobei Tadoshi seinen Kameraden erstmal mit einem herzlichen "Idiot!" begrüßt.
Am nächsten Morgen beschließen die Abenteurer, ihre Nachforschungen fortzusetzen. Da Clemensa nicht wieder riskieren will, dass er 500 GM an die Stadtwachen bezahlen muss um einen diebischen SC aus dem Gefängnis zu holen, gibt er jedem Charakter 50 GM Taschengeld mit.
Die Gruppe entscheidet sich nun dafür, sich einmal beim Tempel des Tyrannos umzusehen, von dem sie schon so einiges gehört hat. Wenige Minuten später stehen die drei Abenteurer vor dem gewaltigen, aus Basaltblöcken errichteten Gotteshaus. Das Grundstück ist von einem gusseisernen Zaun umgeben und eine breite Treppe führt hinauf zum Eingangstor. Am unteren Ende der Treppe stehen zwei Wachen in Rüstungen ausgeschwärztem Metall, die mit hässlichen Stacheln versehen sind.
Die Abenteurer sind zunächst unentschlossen und suchen erstmal einen Schneider auf, wo sie sich einfache Kapuzenmäntel kaufen, um nicht zu sehr aufzufallen.
Dann beschließt Kentarin den Tempel zu betreten. Er nähert sich dem Tor und spricht eine der Wachen an: "Darf ich in den Tempel?" Die Wache antwortet mit monotoner Stimme: "Wem dient ihr?" Der Elf antwortet: "Ich diene niemandem!"
Autsch! Falsche Antwort! Die Wache packt Kentarin mit eisernem Griff am Kinn und quetscht das Selbe mit ihrem Panzerhandschuh grob zusammen. Dann wiederholt sie ihre Frage. Kentarin antwort leicht gepresst: "Ich diene Tyrannos!" Die Wache lässt ihn los und tritt einen Schritt zur Seite, so dass Kentarin den Tempel betreten kann, was der Elf auch gleich tut.
Innen ist das Gotteshaus fast noch beängstigender als außen. Säulen aus Basalt stützen die Spitzbögen eines düsteren Gewölbes, der Boden ist mit Mosaiken aus Eisenpyrith (ein goldenes Gestein) verziert. Aus den Säulen und den Wänden ragen hier und da dämonische Fratzen aus Blutstein und magische Fackeln werfen hier und da einen grünlichen Schein auf die Szenerie.
Am hinteren Ende des großen Raums befindet sich ein großer Altar, hinter dem ein Priester in schwarzen Roben steht. Seine Augen leuchten wie weißglühende Kohlen und mustern Kentarin eindringlich. Neben dem Altar stehen Kohlenbecken aus denen grüner Rauch aufsteigt.
Kentarin schaut sich um und ist insgesamt ziemlich eingeschüchtert. So eingeschüchtert, dass er sogar fünf Goldmünzen in den Opferstock in Form eines Drachenkopfes wirft. Schließlich entscheiden sich auch Tadoshi und Taklinn, den Tempel zu betreten. Sie beantworten die Frage der Wache auf Anhieb richtig - quelle surprise.
Als alle drei Abenteurer im Tempel sind hören sie plötzlich, wie schwere Metallstiefel die Treppe zum Tempeleingang hinaufmarschieren. Taklinn und Tadoshi drehen sich um und sehen, dass sich die Wachen umgedreht haben und nun in perfektem Gleichschritt die Treppe nach oben kommen. Ein Entkommen scheint unmöglich und die Speerspitzen der Wachen senken sich bedrohlich...
Tadoshi versteckt sich hastig hinter einer der Basaltsäulen, während Taklinn einfach stehenbleibt und die Wachen finster anstarrt. Kentarin beschließt indes, dass es gut für ihn ist, den Devoten Tyrannos-Verehrer zu spielen und kniet vor dem Altar nieder, um zu beten.
Die Stiefelschritte kommen näher, inzwischen haben die Wachen die Eingangstür erreicht. Sie passieren die Pforte und marschieren auf den Altar zu, ohne von Tadoshi oder Taklinn Notiz zu nehmen. Schließlich kommen sie genau links und rechts von Kentarin zum Stehen, der nun genau zwischen ihren massiven gepanzerten Stiefeln kauert und furchterfüllt nach oben schielt.
Die Wachen neigen das Haupt vor dem Priester, dieser murmelt einige profane Verse und streckt seine knochigen Arme aus. Ohne, dass ein sichtbarer Effekt entsteht drehen sich die Wachen wieder um und marschieren aus dem Tempel. Kentarins Erleichterung ist beinahe spürbar, und als die Abenteurer bemerken, dass der Priester mit den Kohleaugen sie noch immer mustert und dabei hämisch zu grinsen scheint, verlassen sie den Tempel auf dem schnellsten Weg wieder.
Die Gruppe macht eine kurze Pause in der Enklave, wo sie Clemensa fragen, welche Tempel es sonst noch in Mulmaster gibt. Dieser nennt ihnen die Gotteshäuser von Tempus, Loviatar, Azuth, Tymora, Umberlee, Talos, Malar und Lathander.
Die Gruppe beschließt zunächst, sich im Tempel der Tymora umzusehen, das sich am gleichen Platz befindet wieder der Tempel des Tyrannos. In Tymoras Gotteshaus sprechen die SC mit der Priesterin Nadeetha und bitten sie, ihnen bei ihren Nachforschungen zu helfen. Nadeetha sagt, dass sie helfen kann, allerdings will sie dafür eine Spende für den Tempel (Kosten für NPC Spellcasting laut DMG). Da Die SC nicht das nötige Kleingeld haben, bin ich schon zuversichtlich, dass sie keine Erkenntniszauber wirken lassen können.
Doch dann sagt Kentarin in einem plötzlichen Geistesblitz: "Was haltet ihr von einer kleinen Wette?" Bingo! Das
kann ich nicht abschlagen, die Idee, eine Tymorapriesterin zum Glücksspiel herauszufordern ist genial. Ein Leuchten tritt in Nadeethas Augen und schelmisch grinsend erklärt sie: "Nun gut, lassen wir die Würfel entscheiden". Trotz ihrer Domänenkraft der Luck Domain verliert Nadeetha das Würfelspiel gegen Kentarin und so kommt es, dass sie den Zauber
Commune für die Gruppe wirkt.
Diesen haben wir dann wirklich ausgespielt (10 Minuten Wirkungsdauer gestoppt und dann Frage-Antwortspielchen betrieben). Die SC haben einen ganzen Haufen Fragen gestellt und einiges herausgefunden. Darunter das folgende:
Verschweigt uns Clemensa etwas? - Ja.
Weiß er mehr über den Tyrannostempel als er zugibt? - Ja.
Werden wir im Tyrannostempel Hinweise finden? - Ja.
Gibt es in Mulmaster jemanden, dem wir vertrauen können? - Ja.
Kennen wir die Person, der wir vertrauen können? - Ja.
Können wir Clemensa vertrauen? - Nein.
Können wir seiner Dienerin Sahi vertrauen? - Nein.
Können wir irgendwem in der Enklave vertrauen? - Nein.
Heißt Kentarin in Wirklichkeit Elanduil? - Ja.
Heißt sein Vater Elrendir? - Ja.
Kennen wir die Person, die ihm den Stein in die Zelle geworfen hat? - Ja.
Ist es der Flötenspieler? - Nein.
Ist es der Bettler? - Ja.
Ist der Bettler die Person, der wir vertrauen können? - Ja.
Spielt das Mädchen, das uns bestehlen wollte, eine Rolle in dieser Geschichte? - Ja.
Soviel also zu Commune... Tatsächlich waren noch einige weitere Fragen dabei, die aber nicht weiter wichtig waren.
Außerdem hat Nadeetha den Abenteurern folgende Dinge erzählt:
- Die Kirche von Tyrannos und das Zhentarim sind de facto die gleiche Organisation, oder zumindest sind sie sehr eng miteinander verwoben.
- Selfaril, Hohe Klinge von Mulmaster und Herrscher der Stadt ist mit Dmitra Floss, Tharchioness von Eltabbar und erste Prinzessin von Thay verheiratet. Dadurch genießen die Roten Magier großen Einfluss in der Stadt. Seit Selfaril angefangen hat, Vertäge mit dem Zhentarim abzuschließen, sieht Thay seine Interessen in Mulmaster natürlich in Gefahr, kann aber nichts dagegen unternehmen.
Hier haben wir dann die Sitzung beendet. War sehr unterhaltsam diesmal, und die SC haben sich durch den genialen Einfall mit dem Glücksspiel eine Menge wichtiger Infos erarbeitet...
P.S.: Kommentare sind natürlich erwünscht
P.P.S.: Geniales Zitat aus der Sitzung:
Tadoshi: Wofür steht eigentlich Tyrannos? Welches Portfolio hat er?
Ich: Tyrannei, Gewaltherrschaft, Faustrecht, Unterdrückung...
Tadoshi. Oh. Und was ist cool an dem?
Ich: Tyrannei, Gewaltherrschaft, Faustrecht, Unterdrückung?
P.P.P.S.: Denkt bitte daran evtl. Spoiler zu setzen!