Wenn man sich das historsche Mittelalter anschaut, sind Städte einer derartigen Größe auch eine logistische Aufgabe, der die Mittelalterliche Gesellschaft nicht gewachsen war. Um beim Beispiel Köln zu bleiben: erst Mitte des 19. Jahrhunderts ist die Stadt erstmals über 100.000 Einwohner gewachsen und zählte neben Wien zu den größten Städten des Mittelalters nördlich der Alpen. Von Einwohnerzahlen heutiger Städte muß man sich bei einer derartigen Gesellschaft einfach lösen.
Die größten Siedlungen von der Spätantike bis zum Hochmittelalter waren nicht nur bedeutend größer als Köln und die Binnenstädte Mitteleuropas, sondern auch bedeutend weiter entwickelt.
Städte wie Cordoba in Andalusien und Paris oder London zur Zeit des Hochmittelalters halte ich für bessere Referenzen, wenn man Vergleiche zwischen Städten der Wirklichkeit und faerûnischen Kultur- und Wirtschaftszentren wie Tiefwasser, Suzail oder Calimhafen (vor Allem Calimhafen!) ziehen möchte.
Denn was die geografische Verteilung angeht, muss man den Entwicklern wenigstens zugestehen, dass sie die meisten der besonders großen Siedlungen nicht in denjenigen Teilen Faerûns untergebracht haben, welche dem tiefen zentraleuropäischen Mittelalter nachempfunden sind.
[Überhaupt findet sich das "tiefe Mittelalter" nur an wenigen Orten der Reiche]
Dass viele Entwickler allerdings eine überhaupt eher abwegige Vorstellung jener Zeit und Kulturen zu haben scheinen, hat sich (wie ich finde) bis zur 3.5-Version der Vergessenen Reiche niedergeschlagen.
Grundsätzlich aber wäre gegen ein Tiefwasser oder Suzail mit über 100.000 dauerhaften Einwohnern gar nichts einzuwenden.
Das große Problem bei allen Angaben zu Faerûns Metropolen besteht (in meinen Augen) darin, dass der Kontinent, sowie die darüber verteilten Nationen und Stadtstaaten hinsichtlich ihrer Ausdehnung, Bevölkerungszahl, Siedlungsdichte und Rohstoffförderung kaum vergleichbar sind mit den großen Zivilisationen, Mittelmeer-Metropolen und Kolonialmächten der Wirklichkeit vor 1000 bis 500 Jahren. Die wenigen großen Nationen und unabhängigen Handelsstädte der Vergessenen Reiche könnten sich gar nicht am Leben erhalten, weil dort niemand genug zu essen hat.
Von dezimierenden Feuersbrünsten, Naturkatastrophen und Krankheiten (welche in Faerûn doch eher selten in bedeutendem Umfang auftreten) einmal ganz zu schweigen.