Ich hatte die glorreiche Idee, eine Geschichte über eine meiner Kampagnen zu schreiben. Es ist eigentlich nur Zeitvertreib für mich und unsere Spielrunde, aber vielleicht gefällt sie ja ein paar von euch. Verzeiht wenn einige der Namen anderen Büchern "entliehen sind" Ich hatte nicht vor den Text zu veröffentlichen :grin:
Viel vergnügen!
1
Spoiler (Anzeigen)Die Sonne brannte. Ein Wagen ratterte über eine schmale Straße, die sich kühn an einen Steilhang klammerte. Der Ostwind verteilte den aufgewirbelten Staub. Wie eine Rauchfahne zog er den galoppierenden Pferden nach und fuhr den fluchenden Verfolgern in die Augen. Scoten. Vier Personen klammerten sich an die bebenden Seitenwände. Ein Elf, der den Sitz seines Langschwertes überprüfte wand sich mit majestätischer ruhe seinem Leibwächter, zu:“ Arai, Die Reiter holen uns bald ein. Wenn dies unser letztes Gefecht wird, zeigen wir ihnen, dass man hohe Verluste in Kauf nehmen muss um den Letzten O’sanserei auszurotten.“ Der Angesprochene , ein breitschultriger Mensch mit dunklem, leicht ergrautem Haar, welches er in einem Pferdeschwanz zurückgebunden hatte, erwiderte:“ Vindaya, wenn ich die Pferde abkopple, könntest du mit Leoma und dem Kleinen fliehen.“ Dabei deutete er mit dem Knauf der Reitpeitsche auf eine bildhübsche Elfenfrau, die sich zusammen mit einem Baby in eine Ecke des Wagens kauerte. „Dazu ist es zu spät. Wir könnten unseren Tod nur ein paar Minuten hinauszögern. Außerdem will ich mir den letzten Rest meiner Würde bewahren und selbst zum Angriff übergehen. Die Pferde laufen von selbst. Lass ihnen die Zügel und sei ein letztes Mal mein Leibwächter. Arai schwang sich über die Rückenlehne des Kutschbocks auf die Ladefläche des Wagens und ließ sich seinen Bogen geben. Der Elf spannte den seinen, ließ die Verfolger etwas näher herankommen und schoss. Sein Pfeil bohrte sich in die Schulter des vordersten Reiters, zerfetzte dessen Lederrüstung und schleuderte ihn nach hinten. Der Getroffene richtete sich im vollen Galopp wieder auf und zog das Geschoss mit einem Ruck aus seiner Schulterplatte. Arai, fast zur gleichen Zeit geschossen hatte, traf glücklicher und einer der zwölf Reiter fiel auf den Weg, wo er sich überschlug und reglos liegen blieb. Mit fast jedem weiteren Schuss fiel ein weiterer Verfolger, bevor der erste mit einem mächtigen Axthieb die Seitenwand des Wagens zertrümmerte, an der sich die Schützen ein paar Augenblicke zuvor abgestützt hatten. Die beiden ließen ihre Bögen fallen, zogen ihre Schwerter und stellten sich Rücken an Rücken, um sich gegenseitig Deckung zu geben. Der erste Skote ritt weiter nach vorne um die Deichsel des Wagens zu durchtrennen, während sich drei der die Anderen auf den Wagen schwangen. Die Elfin duckte sich noch tiefer hinter eine der wenigen Kisten, die sich noch auf dem Wagen gehalten hatten und umschlang schützend ihr Kind. Arai fing einen weiteren Axthieb ab und rammte dem Skoten seinen Ellebogen gegen die Brust. Die gewonnene Sekunde nutzte er um einen weiteren Hieb auf Vindaya zu parieren. Ein vierter Skote sprang auf den Kutschbock Plötzlich ging ein Ruck durch den Wagen. Der erste Skote hatte die Pferde abgekoppelt und der Wagen schlingerte. Die Elfin schrie. Dann kam der Wagen von der Straße ab. Der Einzige der schnell genug reagierte war Vindaya. Mit einem Aufschrei ließ er sich seitlich vom Wagen kippen und schlug hart auf der steinigen Straße auf. Der Wagen beschrieb einen eleganten Bogen, als er über die Kante des Steilhangs hinausschoss. Holz splitterte, als er auf dem felsigen Boden aufschlug und auf der Seite liegend abwärts rutschte. In der Stille, die kurz darauf eintrat, lies sich das Weinen eines Kindes vernehmen.
***
Olith Stieg den Hang hinunter Seine blutige Schulterplatte war mit Staub bedeckt und in seiner Hand Funkelte die Klinge eines Langschwertes, in die in feinen elfischen Lettern der Name Vindaya O’sanserei eingraviert war. Mit einer Hand schirmte er die Augen vor der sengenden Sonne ab und Blickte in die Ferne. Ein Raubvogel zog einsam seine Kreise über dem Felsigen Wüstengrund. Er näherte sich dem Wagen, der völlig zerstört auf dem Kopf liegen geblieben war. Das einzige Rad, das den Sturz überstanden hatte drehte sich leise qietschend im Wind .Dem Anführer folgten fünf weitere Reiter und ein Elf mit scharfen Gesichtszügen und katzenartig anmutenden Augen der sich zwischen den massigen Kriegern durchzwängte um zu Olith, gelangen. „Das habt ihr gut gemacht, Wertain „ sprach er ihn an.“ Eure Männer haben sich tapfer geschlagen. Vindaya und sein Leibwächter habe schon vielen…“er lies ein gekünsteltes räuspern hören, „…Überredungsversuchen standgehalten. Mein Plan war einfach perfekt“
„Dank eures “perfekten“ Plans haben wir sechs Krieger verloren und zwei weitere werden nie mehr ein Pferd reiten. “ entgegnete der Skote.
Das Baby schrie noch einmal.
Der Blick des Elfen gefror Mit einem kühlen Gesichtsausdruck ging er auf den Wagen zu und löste den Elfenjungen aus dem Schützenden Griff seiner toten MutterMutter. „wie es scheint, habt ihr den wichtigsten vergessen!“ Er streichelte den Kopf des Kleinen. Dann legte er seine Hand um den schutzlosen Hals. Olith näherte sich dem Türkisgekleideten. Das Langschwert glänzte in der Sonne „Wir haben ihn nicht vergessen, seinetwegen sind wir hier.“ Einen Augenblick später fiel ein elfischer Kopf mit einem überraschten Blick in de Staub.
„Der Plan ist perfekt, es ist nur nicht eurer.“
2
Spoiler (Anzeigen)Frühling lag in der Luft. Die dünne Schneedecke, die Kornland jeden Winter bedeckte war nur noch an wenigen Stellen zu sehen. Die ersten Blumen, Schneeglöckchen, sprossen überall an den Wegrändern und auch die Vögel waren von ihrer langen Reise in den Süden zurückgekehrt. Ein einsamer Wanderer schritt stetig der aufgehenden Sonne entgegen. Er trug die weit geschnittene Kleidung eines Soan Schülers, die eigentlich weiß gewesen wäre, die aber mit der Zeit die Farbe seines Grauen Reisemantels angenommen hatte. In seiner Hand hielt er einen langen, glatt geschliffenen Holzstab, sein braunes Haar war zerzaust und hätte eine Wäsche dringend nötig gehabt. Sein Name war Alrik. Er war sechzehn Jahre alt und vor kurzem aus der Soan -Akademie geworfen worden. Eigentlich waren die Soan für ihre Rechtschaffenheit und ihre Wohltätigkeit bekannt. Der Volksmund nannte sie Mönche, ein falscher Ausdruck, da sie bekennende Atheisten waren und ihren Schülern beibrachten, durch Meditation unglaubliche Fähigkeiten zu erlangen. Er näherte sich einem kleinen Dorf. Etwa fünfzig Menschen lebten dort. Neben den drei großen Städten Wringston Glenfest und Fernfeld, bestand Kornland hauptsächlich aus Kleinen Weilern. Ansammlungen von einem Dutzend Höfen und einem Schmied oder Müller. Obwohl die Sonne gerade erst aufgegangen war, befanden sich einige Menschen auf den Wegen. Sie trieben das Vieh auf die Weide, holten Wasser und fütterten die Hühner. Alrik hatte die letzte Nacht heimlich in einer Scheune verbracht und seit zehn Stunden nichts getrunken Er ging zum Dorfbrunnen, zog den Schöpfeimer hinauf und trank mit gierigen Schlucken das eiskalte Wasser. Dann drehte er den Eimer um und goss es sich über den Kopf. Sofort hatte er die Aufmerksamkeit aller Personen die in der Nähe arbeiteten auf sich gezogen. Eine ältere Magd mit einem roten Kopftuch sprach ihn an:
„Du Dummkopf, “ sagte sie liebevoll tadelnd, wobei sie mit gespielt, ernster Miene und drohendem Zeigefinger auf ihn zukam. „Du wist dich erkälten wenn du dich mitten im Winter klatschnass auf den Dorfplatz stellst. Was hast du dir nur dabei gedacht?“
Alrik hütete sich seine Gedanken von einem warmen Bett und einem ordentlichen Frühstück laut auszusprechen. Stattdessen sah er die Magd mit seinem unwiderstehlichen Bettelblick an.
„Du Armer, du bist sicher schon seit ein paar Stunden unterwegs. Mal sehen, ob wir dir ein ordentliches Frühstück verschaffen können. Du bist ja halb verhungert! Vielleicht kannst du auch die nächsten Tage auf unserem Hof arbeiten. Du siehst so aus, als wenn dir ein paar Tage Hofleben gut täten?“
„Das ist sehr nett von euch. Um ehrlich zu sein hatte ich gehofft, das mir jemand ein solches Angebot macht.“ erwiderte Alrik.
„Und dafü dieser Aufstand?“ Die Magd zuckte mit den Achseln und reichte ihm eine Decke, damit er seine Haare trocknen konnte. „Grinos Hof steht dort drüben. Sag ihm Jannis schickt dich.“
Zitternd ging er auf das Große, weiße Fachwerkhaus zu, auf welches die Magd gedeutet hatte. Er bereute schon fast seine eigene Dummheit. Als er die Kunstvoll verzierte Holztür öffnete schlug ihm warme Luft entgegen. Die Familie, die in diesem Haus lebte musste wohlhabend sein. Das Erdgeschoss bestand aus einem großen Raum, der als Küche und Gute Stube diente. An den Wänden zogen sich Regalreihen mit irdenem Geschirr, Werkzeugen und Lebensmitteln entlang. Ein gutes duzend Rinderkeulen, Schweinshaxen und Schinken hingen von der Decke und verbreiteten den typischen Geruch von Pökelsalz. Eine Frau briet Speck über einem Holzofen und war gerade im Begriff, sich umzudrehen.
„Was willst du hier“ fragte sie freundlich, runzelte jedoch die Stirn, als sie die Tropfen bemerkte, die er auf dem Holzboden hinterließ.“
„Hallo, ich heiße Alrik. Jannis schickt mich, sie sagte ich könne hier vielleicht ein Frühstück bekommen“
„Das wirst du, aber umsonst kriegst du es nicht. Es gibt immer Genug auf einem Hof zu tun. Hol dir aber erstmal trockene Anziehsachen. Du kannst dir Kleidung von unserem Knecht borgen. Er ist zurzeit auf der Weide, du kannst dir aber etwas aus seiner Truhe suchen sie steht in seiner Kammer im Obergeschoss am Ende des Ganges.“
Alrik lehnte seinen Stab an die Wand, stieg die Treppe hoch und war wieder einmal erstaunt über die Wirkung seiner Soankleidung. Einem anderen wären die Leute nicht so freundlich gesinnt. Er ging den Gang entlang und Blieb vor der Tür stehen. Plötzlich überkam ihn ein Schauer. Sein Sechster Sinn, der in vielen Stunden Training geschärft worden war, sagte ihm, dass er nicht allein hier oben war. Jemand stand hinter der Kammertür. Er konzentrierte sich auf die Person. Sie schien ihn bemerkt zu haben, traute sich jedoch nicht zu flüchten. Es musste ein Einbrecher sein. Er atmete ruhig und tief durch. Dann stiess er mit dem Knie die Tür auf und schnellte in den Raum. Etwas sauste auf ihn herab.
Alrik fing den auf ihn gezielten Schlag mit der Hand ab und versetzte seinem Gegner einen Handkantenschlag an den Hals. Dann sah er sich sein Gegenüber genauer an. Es war ein junger Elf. Durch die Wucht des Schlages, der ihn für kurze Zeit gelähmt hatte, war seine schwarze Kapuze vom Kopf gerutscht. Er trug ein zerschlissenes grau-schwarzes Gewand, und lederne Armschienen. In seinem Gürtel steckten, neben einem, in einem Tuch verdeckten Dolch, Taschen mit diversen nützlichen Dingen. Seine spitzen Ohren stachen keck aus dem flachsblonden Haar hervor, das sein blasses Gesicht umrahmte.
Langsam kam der Elf zu sich und versuchte vergeblich den Kopf zu schütteln. Alrik verharrte in seiner Position. Eine Hand lag flach ausgestreckt und mit abgespreiztem Daumen an der Halsschlagader des Einbrechers. Die Andere hielt seinen Arm davon ab, Alrik mit einem Humpen zu treffen.
Der Elf sah Alrik in die Augen, ließ den Humpen fallen und seufzte tief. „Wieso muss ich eigentlich immer Pech haben! Erst werd’ ich in Mineton wegen angeblichem Diebstahl gesucht, dann klaut mir einer in der Herberge meinen Geldbeutel und jetz’, wo ich mich das erste Mal selbst beim Einbrechen versuche, werd’ ich von einem klatschnassen Soanschüler halb totgeschlagen.“
„Es tut mir leid, wenn ich dich verletzt habe, aber du wärst auch nicht besser mit mir umgegangen.“ Obwohl Alrik Gesetzesbrecher missachtete, hatte er Mitleid mit dem Fremden. Irgendwie fühlte er sich an sein eigenes Schicksal erinnert.
„Ich werde dich der Landwacht melden müssen.“ Er griff nach dem Arm des Elfen.
„schon gut, ich folge freiwillig. Ich heiße Peredur und du?“ Alrik wollte gerade antworten, als ihm bewusst wurde, dass gerade mit jemandem sprach, der ihm Sekunden zuvor, einen Bierhumpen über den Kopf gezogen hätte. Er fasste fest zu und räusperte sich um seine Autorität wiederzugewinnen. Dann zog er ihn etwas energischer als notwendig, den Gang entlang und die Treppe hinunter. Die Bauersfrau hob fragend eine Augenbraue, als sie Peredur sah.
„Ihr gehört nicht zufällig zusammen?“ Peredur wollte gerade etwas antworten, aber Alrik kam ihm zuvor. „Ich habe diesen Elfen gerade zum ersten Mal gesehen. Er war gerade dabei ihr Haus zu durchwühlen und er hätte mir fast einen Bierhumpen über den Kopf gezogen.“
„Woher wusstest du eigentlich, dass ich in dem Zimmer war?“ Fragte Peredur.
„Gut, dann bring ihn zur Landwacht. Ich mag es nicht, das es sich Menschen und besonders Elfen immer wieder erlauben, gegen das Gesetz zu verstossen. Elf, du solltest dir ein Beispiel an diesem Soan nehmen. Er arbeitet für seine Mahlzeit.“ Die Bäuerin bedachte Peredur mit einem missbilligenden Blick und scheuchte die beiden aus dem Haus. Alrik unterdrückte ein Fluchen, als er wieder in die kalte Morgenluft trat. In den 5 Minuten, die er im Haus verbracht hatte, war seine Kleidung nicht viel trockener geworden und sie trocknete auch nicht, als Peredur Fragte:
„Hast du diese Nacht im Brunnen geschlafen oder wieso bist du so nass?“
„Hör mal zu, du Naseweis. Du hast deine zweifelhaften Methoden etwas zu Essen zu bekommen, und ich hab MEINE Methoden. Und wie es aussieht, bin ich erfolgreich und du nicht.“
„Auch wenn du dich dabei zu Tode frierst?“
„Auch wenn ich mich dabei zu Tode friere!“
Die Beiden näherten sich dem kleinen, steinernen Wachgebäude, das wie fast überall am Osteingang des Dorfes Stand.
„Du hast mir noch nicht gesagt, wie du heißt“
„Mein Name geht dich nichts an.“
„Ich glaube ich muss dir was Wichtiges sagen, aber nur, wenn ich deinen Namen weiß!“
„Vergiss es, Gesetz ist Gesetz. Einbrecher bekommen Zwangsarbeit und du auch.“
Peredur schenkte Alrik einen trotzigen Blick und schwieg.
Die beiden betraten das Wachgebäude durch eine früher mal stabil gewesene Tür, die jetzt nur noch laut knarrend und quietschend in den Angeln hing
Kornland wurde von der „Garde“ verwaltet, an deren Spitze der König regierte. Veteranen der Garde wurden von ihm oder einem der Land-Lords als Dorfbüttel eingesetzt. Dort übernahmen sie die Funktion als Bürgermeister, Sheriff, und Leiter der örtlichen (meist überschaubar großen) Miliz. Der hiesige Dorfbüttel entsprach dem gängigen Bild eines Veteranen. Er hatte ein hartes, vernarbtes Gesicht, und sein Blick ließ erahnen, dass er gewöhnt war, zu befehlen. Er saß auf einem gepolsterten Suhl und schnitzte am Kopf irgendeines Holztieres. Als er sah, dass es sich bei dem Gefangenen um einen Elfen handelte, wurde sein Blick hart.
„Aha, schon wieder ein Elf! Es ist das dritte Mal, dass ich einen von ihnen verwahren muss, was hat er angestellt!“ Er erhob sich, Legte Messer und Holzkopf zur Seite, schloss eine der beiden Zellen auf und kramte ein Pergament und einen Kohlestift aus einem Schränkchen neben der Tür, das gleichzeitig als Schreibunterlage diente. “So, fangen wir an.“ Mit krakeliger Schrift kritzelte er “Name des Klägers“ auf das Blatt.
Alrik berichtete ihm, was Vorgefallen war und die Augen des Veteranen nahmen einen triumphierenden Glanz an.
„Also, da hätten wir Einbruch, Diebstahl, Schädigung des Körpers und Widerstand gegen die Obrigkeit.“
„Ich habe doch gar nichts gesagt!“ verteidigte sich Peredur. Ein überlegenes Lächeln stahl sich auf die vernarbten Lippen des Dorfbüttels: „Doch, jetzt schon. Das macht sechs Monate Arbeit für das Gemeindewohl.“
Die beiden waren Sprachlos. „Der “Elf“ hat mich noch nicht einmal berührt, wenn Ihr jemanden auf “Schädigung des Körpers“ verklagt, dann mich. Ich habe ihn ohnmächtig geschlagen.“
„Schweig! Du weißt nicht, wovon ich rede, Elfen haben in Kornland nichts zu suchen. Du siehst doch, dass sie nur Ärger machen.“ Der Dorfbüttel ließ ein keuchendes Husten hören.
„So, Elf dein Platz ist dort in die Zelle, morgen werde ich eine schöne Arbeit für dich finden und du weißt ja, Es ist nicht schwer, auszubrechen. Das Unmögliche ist, den nächsten Tag zu überleben.“ An Alrik gewannt fügte er hinzu: „Hatte dieser Elfenbengel irgendwelche Waffen bei sich, hast du ihn überhaupt schon durchsucht?“
„Nein, er hat jedoch…“ Alrik stockte. Irgendwie war es Peredur gelungen, seinen Gürtel zu lösen und ihn verschwinden zu Lassen. „…keinen Dolch dabei, also gar nichts.“
„Wie kommt es, dass ich dir nicht glaube?“ Der Veteran beäugte Alrik von
Oben bis Unten. „Du bist fremd, deine Kleidung sieht aus wie nach einem Gewitter und dein Gefangener, der sich ohne Gegenwehr herbringen lässt, hatte nicht mal ne Waffe dabei. Verschwinde jetzt! du kannst froh sein, dass ich dem Elf keinen Gesprächspartner wünsche.“ Alrik trat hinaus. Seine Kleidung war trockener, seltsamer Weise aber auch schwerer geworden.
3
Spoiler (Anzeigen)Zwei Tagesritte entfernt arbeitete Allen auf dem Feld. Gerade zog er seine Weste aus. Er schwitzte, obwohl die Morgensonne die nächtliche Kälte noch nicht verdrängt hatte. Seit drei Stunden trieb er die beiden Pflugpferde an und las größere Steine auf. Die Bauern arbeiteten hart, aber der gute Boden und das milde Klima bescherten reiche Ernte. Er vernahm ein Geräusch, unterbrach die Arbeit und blickte auf. ein Reiter näherte sich. Er trug die einfache Kleidung eines Handwerkers und ein dunkler Vollbart verdeckte sein kantiges Kinn. „du bist Atlendor?“ rief er, wobei ein fragender Unterton in seiner rauen Stimme mitschwang.
Allen nickte. Es kam nicht häufig vor, dass ihn jemand mit seinem richtigen Namen ansprach.
„Ich bin Atlendor, Corgalls Sohn, was ist euer Begehr?“
Etwas irritiert Antwortete der Fremde:“ Dein Äußeres entspricht dem eines Bauern, du sprichst jedoch wie ein Edelmann. Ich bin gekommen, euch diesen Brief zu bringen. Morgenes, der ehemalige Leiter des Bundes der Schriftrolle schickt mich.“ Der Reiter stieg vom Pferd und begann in seinen Satteltaschen zu kramen. „Ich heiße Beornoth.“ Er förderte eine Pergamentrolle zu Tage und gab sie Allen. Das Pergament war äußerst fein gearbeitet und das wächserne Siegel zeigte eine gekreuzte Feder und Schriftrolle. Er öffnete sie:
Atlendor - Corgalls Sohn
Mir ist bekannt, dass ihr vorhabt in die Fußstapfen eures Vaters zu treten. Mit euren achtzehn Jahren hättet ihr schon längst der Garde beitreten können, doch ihr zeigt Edelmut vor Ehrgeiz und kümmert euch um eure kranke Mutter. Wie es scheint werden eure zukünftigen Pläne erneut durchkreuzt. Ich habe vor, euch für die Dauer von mindestens 2 Jahren in den Bund der Schriftrolle aufzunehmen, wodurch ihr das maximale Alter das für die Aufnahme in die Garde festgelegt wurde überschreitet. Ihr werdet jedoch Zugang zu einer hervorragenden kämpferischen Ausbildung haben und nach der Erledigung des Auftrags, den ich unter Anderem euch zugedacht habe, werdet ihr sicher großes Ansehen, auch vor dem König, genießen. Dies ermöglichte euch vielleicht trotz allem eine Aufnahme in die Garde und später in die Elite. Diesem Brief lege ich ein Elixier bei, das eure Mutter auf magische Art und Weise genesen lässt. Es ist ein Geschenk und nicht als Bezahlung anzusehen. Bitte bedenkt euren Entschluss. Es geht um die Zukunft des Königreichs.
Solltet ihr mein Angebot annehmen, bitte ich euch in einer Woche, am Tag des ersten Frühlingsvollmonds nach Sunrise zu reiten.
Gezeichnet:
Heaferth Morgenes,
Ehemaliger Mentor des Bundes der Schriftrolle und Hüter des geheimen Wissens
Beornoth reichte ihm ein kleines Fläschchen, das eine dünnflüssige, klare Lösung enthielt.
„Hier, nehmt dieses Elixier, eurer Mutter wird es bald besser gehen.“
„Ich nehme es dankbar aus euren Händen. Sagt Morgenes, dass ich auf sein Angebot eingehe. Es ist mir eine Ehre, dem Bund der Schriftrolle zu Diensten zu sein.“
Der Reiter schwang sich wieder aufs Pferd. „Euer Vater wäre stolz auf euch Atlendor, Corgalls Sohn.“
4
Spoiler (Anzeigen)Alrik ging zurück zum Hof. Er war sich jetzt sicher, das Peredur seinen Gürtel samt Dolch in den Rücken seiner Locker sitzenden Kleidung geschmuggelt hatte. „Von wegen, erster Einbruch, dieser Elf ist ein Taschendieb der Spitzenklasse.“ Peredur hatte ihm Irgendetwas sagen wollen. Im Nachhinein ärgerte sich Alrik, dass er ihn nicht hatte ausreden lassen obwohl es sehr unwahrscheinlich war, dass es sich wirklich um etwas Wichtiges handelte. Wahrscheinlich hätte er sich etwas ausgedacht um Alrik von seiner Unschuldigkeit zu überzeugen.
Der junge Soan lockerte seinen Gürtel, um die Ausbuchtung auf seinem Rücken zu verbergen. Er erinnerte sich, dass ihm sein Ausbilder erzählt hatte wie gut man in Soan Kleidung Waffen verstecken konnte. Es wurde erzählt, dass Meister Soan-Re persönlich Waffen für zwanzig Männer in das Gefängnis von Rinon geschmuggelt hatte und so seine Gefährten vor dem sicheren Tod bewahrte. Alrik war damals zum Schluss gekommen, dass auch die Legenden der Soan allerhöchstens einen wahren Kern besaßen. Für einen Dolch und einen Gürtel hatte man allerdings wirklich Platz.
Er betrat mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen das Wohngebäude des Hofes. Mittlerweile hatten sich die anderen Bewohner eingefunden. Auf Grinos Hof lebten neben ihm seiner Frau und seinen beiden Töchtern noch ein Knecht, zwei Stallburschen und die Magd. Alle starrten ihn jetzt an. Es war offensichtlich, dass sie über ihn gesprochen hatten. „Hast du ihn dem Dorfbüttel übergeben“, fragte Grino.
„Ja, hab ich“
„Weißt du, wie seine Strafe aussieht?“
„Ein halbes Jahr Zwangsarbeit.“
„Was!“ Entrüstete und mitleidige Bemerkungen wurden laut.
Grino nickte: „Hmm, Unser Dorfbüttel hatte schon immer eine sehr starke Abneigung gegen Elfen. Du weist ja, Keiner hier vertraut ihnen voll und ganz.“
Das Alt Volk hatte tatsächlich ein hartes Leben in den südlichen Ländern. Vor etwa tausend Jahren hatten die Menschen nach einer verbitterten Schlacht um Kornland alle Elfen vertrieben. Seitdem war es nie zu einem anhaltenden Frieden zwischen den beiden Ländern gekommen. Seit etwa fünfzig Jahren zogen es jedoch einige, wenige Elfen vor, die erschwerten Lebensbedingungen in Kornland auf sich zu nehmen, da sie es ablehnten unter der aggressiven Haltung der neuen, elfischen Herrscherfamilie der Kendro’as zu leben.
„Man hätte ihn besser laufen gelassen. Sechs Monate sind eine lange Zeit und ich kann mir vorstellen wie hart der alte Bregan ihn schuften lassen wird“, sagte Jannis, die Magd.
„Nun, jetzt ist es jedenfalls zu spät, wir können allerdings sicher sein, dass er sich dass nächste Mal gut überlegen wird seinen Fuß in fremde Häuser zu setzen“, meldete sich der Knecht. „Ich werde unseren jungen Landwächter hier dieses Mal nach Oben begleiten, sonst kommt er wohlmöglich noch mit einem Ork herunter.“
Die Beiden erhoben sich und Alrik schritt zum zweiten Mal an diesem Morgen die Treppe hinauf. „Du heißt Alrik, nicht wahr? „ Alrik nickte und der Knecht fuhr fort:„Ich heiße Gennet. Jannis meint, sie hätten dich aus dem Kloster geworfen.“
„Da liegt sie richtig, die Akademie hat mich abgewiesen.“
„Und mit welchem Grund?“
„Mein Meister sagte, ich sei unfähig.“ Alrik schluckte. „Es gab jedoch mit Sicherheit einen anderen Grund. Ich konnte mit Recht behaupten, der fähigste Schüler zu sein.“
„Seltsam, ich kenne mich zwar nicht gut mit den Soan aus, aber es währe mir neu, dass sie ihre Schüler mit Willkür behandeln. Na Ja, Jetzt kannst du dich wenigstens ein paar Tage satt essen.“
Im Zimmer des Knechts wartete kein Ork, noch nicht mal eine Ratte. Alrik bückte sich und hob den Humpen auf das hölzerne Fenstersims. Es gab keine weiteren Hinweise, dass jemand fremdes diesen Raum betreten hatte. Wieder bewunderte er die Geschicklichkeit des Elfen, wenngleich er sie zu zweifelhaften Zwecken einsetzte. Er konnte deutlich den Gürtel unter seinem klammen Gewand spüren. Gennet hatte in der Zwischenzeit seine schwere Kleidertruhe geöffnet und ein graues Hemd herausgenommen. Er war einen Kopf größer als Alrik, was jedoch bedeutete, dass es sich locker und deshalb so ähnlich wie die Kleidung eines Soan trug.
„Ich habe leider keine große Auswahl, aber das sollte genügen. Er legte ein paar grüne Beinlinge neben das Hemd auf sein Strohbett, nickte Alrik freundlich zu und ging wieder hinunter. Alrik schloss leise die Tür und zog sich um. Er fand, dass Beinlinge scheußlich aussahen, wenn man wie er keine Stiefel trug. Dann begutachtete er den Gürtel. Neben dem Dolch, waren sechs kleine, aus dunklem Leder gefertigte Täschchen daran befestigt. „Vielleicht finde ich etwas, das mir die ‚Wichtige Sache’ zeigt, “ Dachte er sich. Er öffnete Das Erste. Es enthielt verschiedene unregelmäßig geformte Eisenstäbe, vermutlich Dietriche, zwei kleine Keilchen und etwas sehr Seltenes und Teures: Kupferdraht. Das zweite Täschchen enthielt einen schmalen, blank polierten Metallspiegel, eine alte Vergrößerungslinse und drei kleine, verkorkte Phiolen, die er sich nicht genauer ansah, da er lieber die Finger von Alchemistischen Substanzen ließ. Im dritten befand sich Ein helles, fest zusammengerolltes Seidenseil, das nur so dick wie die Schnur einer Peitsche war, bei dem er sich allerdings vorstellen konnte, dass es einen stürzenden Elfen halten konnte. Verwunderung machte sich bei ihm breit. Der Inhalt dieser Gürteltaschen musste ein Vermögen gekostet haben. Es sei denn, er hätte ihn sich Stück für Stück zusammengeklaut…
Er sah in das nächste Täschchen und fand eine kleine Schachtel Zündhölzer, einen in Wachs getränkten Docht, ein kleines, mit Watte verstopftes Glöckchen und eine kleine Dose mit Schmierfett.
Endlich, in der fünften Gürteltasche fand er etwas Brauchbares. Neben einem Kohlestift, einem Kreidestück und Nadel und Zwirn klemmten zwei eng gefaltete Briefe.
Das Pergament war äußerst fein gearbeitet und die zerbrochenen und zerkratzten, wächsernen Siegel ließen gerade noch eine gekreuzte Feder und Schriftrolle erkennen. Er öffnete den Ersten:
Peredur
Mir ist bekannt, dass ihr sehr geschickt in eurem Fach seid. Glücklicherweise habt ihr vor kurzem ein äußerst lukratives Angebot abgelehnt. Man hat mir gesagt, ihr wärt gerne unabhängig, ich habe jedoch vor, euch ein weiteres Angebot zu machen und euch für die Dauer von mindestens 2 Jahren in den Bund der Schriftrolle aufzunehmen. Ihr werdet Zugang zu einer hervorragenden kämpferischen Ausbildung haben, wir werden euch sehr gut entlohnen und nach der Erledigung des letzten Auftrags, den ich unter Anderem euch zugedacht habe, werdet ihr sicher großes Ansehen, auch vor dem König, genießen. Dies ermöglichte euch, eine spezielle Bitte an ihn zu richten. Diesem Brief lege ich ein Elixier bei, Das sich euch sicher einmal nützlich erweisen wird. Es ist ein Geschenk und nicht als Bezahlung anzusehen. Bitte bedenkt euren Entschluss. Es geht unter anderem um sehr hohe Summen.
Solltet ihr mein Angebot annehmen, bitte ich euch in einer Woche, am Tag des ersten Frühlingsvollmonds nach Sunrise zu reisen.
Gezeichnet:
Heaferth Morgenes,
Ehemaliger Mentor des Bundes der Schriftrolle und Hüter des geheimen Wissens
Alrik staunte. Der Bund der Schriftrolle war die größte nicht-politische Macht der bekannten Welt (obwohl viele munkelten, sie hätten auch bei der Garde ihre Leute). Der Bund war vor langer Zeit gegründet worden um Kontakt zur Insel Midland zu halten. Nach und nach hatte er sich doch zum größten Magierorden Nikanors entwickelt. Es hieß, dass sie zudem ein großes Geheimnis hüteten, von dem keiner so genau wusste, was es war. Die Einen sprachen von einer mächtigen Waffe, die Anderen von der Möglichkeit in die Vergangenheit zu reisen. Die weisesten Gelehrten, die mächtigsten Magier und die geschicktesten Bastler und Baumeister, dass wahren die Mitglieder des Bundes, keine jungen Elfen oder Möchtegern–Diebe. Er schreckte fast zurück, als er den zweiten Brief öffnete:
Alrik, Taleons Sohn
Obwohl ich weiß, dass es Pech bringt, gratuliere ich dir, zu deiner bald bestandenen Prüfung. Als Sohn des Ehemaligen Meisters eurer Akademie, bist du bereits früh in den Künsten des KI unterrichtet worden und wirst bald einer der wahrscheinlich fähigsten Soan werden…
Alrik seufzte. Seine Prüfung hätte morgen ihren Anfang genommen. „Das kommt davon, wenn man das Schicksal herausfordert.“ Alrik war natürlich nicht abergläubig, aber diese Zeilen wirkten selbst auf einen Soan irgendwie unheimlich.
… Auch aus diesem Grund, habe ich vor, dich für die Dauer von mindestens 2 Jahren in den Bund der Schriftrolle aufzunehmen, Wir werden versuchen, dich auf deinem Weg als Soan zu unterstützen. Du wirst Zugang zu einer hervorragenden Ausbildung haben und nach der Erledigung des Auftrags, den ich unter Anderem euch zugedacht habe, wirst du sicher großes Ansehen, auch vor dem König, genießen. Auch werden dir immer noch alle Wege als Soan offen bleiben. Wir sind bereits seit Wochen dabei, die Spuren deines Vaters zu verfolgen, und werden dir, sofern er noch lebt, seinen Aufenthaltsort, mitteilen. Dies ist ein Geschenk und nicht als Bezahlung anzusehen.
Alrik hob die Augenbrauen. Vor etwa einem Jahr war Alriks Vater, der ehemalige Meister der Akademie, spurlos verschwunden. Es hatte keinen einzigen Anhaltspunkt gegeben, ob, wieso und wohin er gegangen war und so ging Alrik davon aus, ihn nie wieder zu sehen.
Königreichs und vielleicht des ganzen Kontinents.
Solltest du mein Angebot annehmen, bitte ich dich, in einer Woche, am Tag des ersten Frühlingsvollmonds nach Sunrise zu reisen.
Gezeichnet:
Heaferth Morgenes,
Ehemaliger Mentor des Bundes der Schriftrolle und Hüter des geheimen Wissens
Dass war es also, was der Elf ihm hatte sagen wollen, deswegen brauchte er seinen Namen. Alrik konnte sich erinnern, dem Dorfbüttel seinen vollen Namen genannt zu haben. Danach hatte Peredur wohl Alriks Gespräch genutzt, ihm den Gürtel zuzustecken. Vermutlich glaubte er, der Bund der Schriftrolle könne helfen, ihn zu befreien. Alrik faltete die beiden Pergamentrollen wieder zusammen und steckte sie weg. Er warf einen Blick in das letzte Täschchen. Es enthielt ein halbes Dutzend kleiner, seltsam geformter Wurfsterne und ein paar Kletterhaken, die man vermutlich in Holz oder Mörtel befestigen konnte.
Dann sah er sich den Dolch an. Als er den grauen Lumpen, in den dieser eingewickelt war entfernt hatte, Verschlug es ihm den Atem. Die zwei Hand lange Klinge funkelten in einem so hellen Silber, dass sie beinahe weiß erschien. Alrik war sich sicher, das es sich um Admantit handelte, das wertvollste Metall, das verarbeitet werden konnte. Das Blatt zeigte die hinter einem Wald aufgehende Sonne und erst als er genauer hinsah, bemerkte er, dass ein sehr geschickter Handwerker, das Bild in vermutlich wochenlanger Arbeit aus tausenden von winzig kleinen Edelsteinen zusammengesetzt hatte, die er in den gold-silbernen Hintergrund stanzte. Der Griff bestand aus Gold, in das ein feines Muster eingraviert war, welches bei genauer Betrachtung, ein verschnörkeltes, elfisches Wort ergab. vermutlich einen Namen.
Die Treppe knarrte. Alrik schreckte hoch und suchte nach einem Versteck für den Gürtel.
5
Spoiler (Anzeigen)Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als Allen die Pferde auf die Koppel führte. Dann stieg er die schmale Treppe, die zur guten Stube über dem Stall führte, hinauf. Er trat in die kleine Kammer, in der seine Mutter schlief und setzte sich auf einen Schemel neben dem Bett. Sanft griff nach der kalten Hand und fragte mit leiser Stimme: „Bist du wach?“ Als Antwort erhielt er ein Seufzen. Seine Mutter öffnete die Augen und blickte ihn an.
Ein Lächeln spielte sich auf ihre Lippen: „Allen, du sorgst dich zu sehr um mich. Unsere beiden Knechte könnten sich um mich kümmern, wenn du fort bist.“
„Du wirst erstaunt sein. Diesmal gehe ich auf deine Bitte ein.“ Allen nahm den Brief aus seiner Ledertasche, in der er gewöhnlich etwas Hafer für die Pferde aufbewahrte. „Der Bund der Schriftrolle möchte mich aufnehmen. Ich werde einen wichtigen Auftrag ausführen, der die Zukunft unseres Landes sichert. Außerdem bilden sie mich dort aus, sodass mir eine Zukunft als Gardist nicht verwehrt bleibt.“
Wieder seufzte die Mutter, diesmal klang es erleichtert. „Allen, du machst mich Stolz. Ich freue mich über deine Einsicht. Dein Fortgehen bereitet mir mehr Freude als deine Anwesenheit es je könnte.“ Allen wusste, dass sie die Pflege nicht begrüßte, da sie überzeugt war ihm eine vermutlich glorreiche Zukunft vorzuenthalten.
„Ich werde diesen Auftrag jedoch so lange ablehnen, bis ich dich gesund gesehen habe.“ In den Augen seiner Mutter, die eben noch glücklich zu ihm hinaufgesehen hatten keimte gespielte Verzweiflung auf. Allen zog den Trank aus der Tasche.
„Man gab mir diesen Trank als Geschenk. Dir wird es schon bald besser gehen.“ Allen füllte den Inhalt des Fläschchens in einen Holzbecher und reichte ihn seiner Mutter
„Hier, trink. Ich hoffe es wirkt.“ Langsam, aber ohne abzusetzen trank sie die klare Flüssigkeit. „Es schmeckt wie Wasser, ich hoffe, sie haben dich nicht auf den Arm genommen.“
„Bestimmt nicht!“
„Ich werde jetzt versuchen ein wenig zu schlafen.“
„Eine gute Idee. Heute Abend werde ich noch einmal nach dir schauen.“ Er schloss leise die Kammertür ging hinunter in die große Scheune, die neben dem Wohngebäude lag.
Allen war acht als sein Vater Corgall in der Schlacht um Mineton fiel. Isolde, seine Frau hatte Zehntausend Goldmünzen als Abfindung bekommen und von dem Geld einen großen Hof gekauft. Die Scheune war der Grund weswegen sie sich für diese Gebäude entschieden hatten. Es war ein solider, zehn Meter hoher Eichenholzbau und im Grunde genommen viel zu groß für den Hof. Im innern gab es nur einen einzigen Raum. Und wenn man den Kopf hob um den Dachstuhl zu bewundern glaubte man eher in einer Kathedrale zu sein. An den beiden Längsseiten hatte man in fünf Metern Höhe Zwischenböden befestigt, auf denen, geschützt vor den meisten Nagern Hafer und Stroh gelagert wurde. Den Boden hatte Allen für etwas Anderes umfunktioniert. In unregelmäßigen Abständen hatte er fünfzig dicke doppelt mannshohe Holzpfähle in den Boden Gerammt. Dazwischen waren Taue in verschiedenen Höhen befestigt. Auch von der Decke hingen Seile, an deren Enden Holzklötze hin und her schwangen. Allens Vater, selbst ein sehr guter Kämpfer, hatte ihm als kleiner Junge beigebracht, Mit einem kleinen Holzschwert grazile aber Komplizierte Wirbel und Schwungabfolgen auszuführen. Mittlerweile übte Allen mit einem Anderhalbhänder, oder Bastardschwert, einem Schwert, welches die meisten Menschen nicht mit einer Hand zu führen vermochten. Allen hatte die Schneide mit einem Lederband umwickelt und seine Haare nach hinten gebunden. Er setzte die Holzpflöcke in Bewegung. Mit geschmeidigen Bewegungen wich er den Pendeln aus, sprang über die Taue und rollte sich unter ihnen durch. dabei hielt er die ganze Zeit über sein Schwert in Bewegung und schlug es zielsicher in die Markierten Kerben der Holzpflöcke. Zum zweiten Mal an diesem Tag kam er ins Schwitzen. Schließlich schwang er sich auf einen der Balken und trainierte weiter, indem er von einem Pfahl zum nächsten sprang und die schwingenden Seile ins Visier nahm, die an verschiedenen Stellen mit rotem Leder markiert waren. Erfahrene Gardisten hätten seine Übungsmethoden belächelt, ihre Überheblichkeit hätte sich jedoch schnell in Staunen verwandelt: Atlendor Corgall war in der Lage, im Sprung von einem schmalen Holzpfahl zum nächsten, ein 10 Pfund schwere Klinge einhändig in eine kleine, sich bewegende Markierung zu schlagen. Nur wenige Elitäre konnten ihm dieses Kunststück nachahmen.
6
Spoiler (Anzeigen)Alrik war eigentlich sehr zufrieden. Er Befand sich auf Grinos Acker und säte Kürbisse, während er mit Gennet über die Landwirtschaft der Akademie diskutierte. Er hatte Peredur jedoch nicht vergessen.
„Du sagtest, dein nächstes Ziel währe Aquon, bauen die Mönche dort auch Äpfel an?“
„Gennet, es sind keine Mönche, es sind Soan! Aber so weit ich weis, ist der Boden für Äpfel dort viel zu salzig. Sie haben allerdings eine robuste Pfirsich Sorte gekreuzt, die noch viel süßer schmeckt als der beste Apfel.“
„Der Boden in Kornland ist ideal für Äpfel. Siehst du die Bäume dort drüben? Sie geben mehr als wir benötigen. Jeden Herbst bleibt noch etwas für die Schweine übrig.“
„Ihr könntet die Überschüsse nach Ars verkaufen. -Warte, da winkt jemand ist das Jannis?“
„Ja, du hast Recht, sie ruft uns zum Essen und läutet den Abend ein.“ Er lachte.
Die beiden hoben die beiden Säcke mit Saatgut auf die Schultern und stapften auf das Wohnhaus zu.
„Vielen Dank von Grino“, wandte sich die alte Magd an Alrik, als sie angekommen waren “Er sagt, du hättest viel mehr gearbeitet als an Vorräten gegessen Er ist die nächsten Tage auf dem Markt, aber ich soll dir dass hier geben.“ sie reichte ihm einen Beutel Münzen. „Vier Silbermünzen für deine Arbeit.“
„Vielen Dank, aber ein Beutel mit Wegrationen und ein Wasserschlauch kämen gelegener.“
„Der steht bereits im Haus –und gib uns jetzt bloß nicht das Geld zu rück!“
Alrik, der genau das hatte tun wollen nickte nur.
„Du willst wirklich noch vor Sonnenaufgang losziehen?“
„Ja, wenn ich stramm Marschiere, erreiche ich morgen schon Witham.“
„Du willst achtzig Kilometer laufen? Pass auf, dass du nicht vorher zusammenbrichst.“
„Ich denke das ist zumutbar.“
Alrik as rasch und ging früh zu Bett. Es wurde immer noch früh dunkel. Alrik schloss die Augen und wurde kurz darauf von Galoppierenden Pferdehufen geweckt. Er sah aus dem Fenster. Vier Gardisten ritten im Flackernden Licht einer Pechfackel über die Straße. Kaum dass er die Augen wieder geschlossen hatte schlief er entgültig ein.
Er sah seinen Vater…
…eher gesagt, er ist sein Vater, Taleon. In der Wasserschüssel, die vor ihm auf dem Boden steht, spiegelt sich deutlich sein Gesicht. Er befindet sich offensichtlich in einer Zelle. Die Holztür ist mit massivem Eisen beschlagen. der dünne Lichtstrahl aus Flackerndem Fackelschein, der sich unterhalb hindurchstielt erhellt die kleine Kammer nur dürftig. Schritte nähern sich vom Gang. Eine Hellebarde wird beiseite gezogen, dann rasselt eine Kette und der Hebel vor der Tür wird zurück gelegt. Eine schwarzvermummte Gestalt, flankiert von zwei Wachen in teuren Kettenhemden ohne Wappen, deutet ihm an mitzukommen. Wütend tritt er nach der Wasserschale. Eine der Wachen griff sofort zum Schwert und zieht es eine Handbreit aus der Scheide. Auf eine harsche Bewegung des Vermummten hin, belässt sie es jedoch dabei. Taleon richtete sich auf, obwohl es ihm höllische Schmerzen bereitete und lässt sich abführen. Auf dem Gang warten zwei weitere Wachen. Der Sandstein, aus dem die Wände gemauert sind, spiegelt das Licht der Fackeln, die in Regelmäßigen Abständen an eisernen Halterungen an den Wänden hängen.
Die Gruppe geht auf die Treppe am Ende des Ganges zu. Kettenglieder klirren, als die Wachen hinaufstapfen. Ein weiterer Gang liegt vor ihnen, eine zweite Treppe. Er vergisst die Schmerzen und konzentriert sich. Er kann fühlen, wie sich die Wachen hinter ihm bewegen. Dann schlägt er los. Sein rechter Ellebogen trifft eine der hinten stehenden Wachen vor die Brust. Eine Halbe Drehung, und die zweite Wache geht, von einem Schlag gegen den Kehlkopf getroffen, zu Boden.
Eine halbe Sekunde.
Er verschränkt die Arme und holt aus. Er spürt, in welche Richtung sich die vor ihm stehenden Wachen wenden werden. Die Arme schnellen vor. Von der Wucht des Schlages betäubt, gehen beide zu Boden.
Eine Sekunde.
Von hinten wird sich der Vermummte nähern. Er wirbelt herum. „Der erste Schlag durchbricht die Verteidigung, der zweite Betäubt den Gegner“. Doch beide Schläge werden abgeblockt. Jetzt ist er in der Defensive. Sein Gegner schlägt eine Finte aufs Kinn und lenkt den Schlag auf die Brust. Er taucht ab und schnellt dem Vermummten an den Hals. Dieser fängt die Attacke ab und verdreht ihm den Arm. Eine Handkante trifft seinen Hals.
Zwei Sekunden.
Er verliert das Bewusstsein. Das Bild verschwindet in einem Wirbel aus Farben
Alrik schrak auf. Es war alles so real gewesen. Er griff sich an den Hals, wo ihn der letzte Schlag vermeintlich getroffen hatte. „Das war kein normaler Traum, Eine Vision vielleicht, aber es gibt keine Visionen. Leise Flüsternd, um Gennet nicht zu wecken zitierte er den Vers des Traums Aus “Die innere Weisheit“: „Der Geist des Menschen ist nicht fähig, exakt von der Wahrheit zu Träumen. Ein Traum ist die Geistige Verarbeitung eines oder mehrerer Geschehnisse oder ein Ausdruck staken Wunschdenkens oder Furcht. Es wahr nur ein Traum!“ Die vertrauten Worte beruhigten ihn. Er blickte sich um, es war noch Stock finster. Genau richtig für sein Vorhaben Ein Blick durchs Fenster sagte ihm, dass es bald Gewittern würde. Er achtete darauf, Gennet nicht zu wecken, als er sich Gürtel und Dolch unter das Gewand schob. Das er bald weit weg von hier sein wollte war nicht der einzige Grund für sein frühes Aufstehen. Ein Blitz zuckte durch die Nacht
7
Spoiler (Anzeigen)Peredur konnte nicht schlafen. Betrübt lugte er aus dem vergitterten, handflächengroßen Loch, welches man nur mit mühe als Fenster bezeichnen konnte und zahlte die Sekunden, der Donner folgte. Er kam bis vier, was bedeutete, dass der Blitz etwa eine Meile entfernt eingeschlagen war. In der Zelle neben ihm schnarchte der zweite „Arbeiter für das Gemeinwohl“, ein Trunkenbold der Hühner gestohlen hatte. Peredur hatte während der letzten Tage versucht ihn anzusprechen, war aber bald zum Schluss gekommen, dass er zu dämlich für eine sinnvolle Unterhaltung war. Stattdessen erzählte er, von seiner Mutter, seinem Onkel, der Tochter seines Onkels und deren Kuh, Geschichten, welche die schwere Arbeit kaum auflockerten. Der Dorfbüttel hatte wirklich eine schöne Aufgabe gefunden. Peredur sortierte Gerstenkörner nach der Größe Alle zwei Stunden kam der Alte jedoch vor bei und kippte alles wieder auf einen Haufen. Den Versuch seiner ersten und letzten Weigerung spürte er immer noch schmerzhaft auf seinem Rücken. Er bekam nur abends etwas zu Essen und hatte in der Nacht keine Decke. Die Meiste Wut bereitete ihm allerdings die ungerechte Behandlung seines Nachbarn, welcher wenigstens eine sinnvolle Aufgabe, drei Mahlzeiten am Tag und sehr wohl eine Decke erhielt.
Ein weiterer Blitz erhellte die Nacht und es begann zu Regnen. Peredur streckte sich, stemmte die Füße gegen die ein Wand der schmalen Zelle, stützte sich an der anderen mit den Hände ab und kletterte die Wand bis zur Decke hoch um sich etwas aufzuwärmen. Ein Schatten huschte am Fenster vorbei. Ein ungeduldiges zischen drang durch das Fenster: „Peredur, bist du da drin?“
Der elf ließ sich lautlos fallen: „Schsch, nicht so laut, Der Büttel schläft in der Nähe und am Abend haben hier vier Gardisten Quartier bezogen was willst du?“
„Ich hol dich hier raus, ich hab deinen Gürtel dabei“
Das Ende seines Elfenseils erschien im Fenster.
„Was ist, wenn ich gar nicht lebensmüde bin, hier drin bleiben will und keineswegs vorhabe mein Leben wegen einem Ausbruch aufs Spiel zu setzen du weist doch, dass darauf die Todesstrafe steht.“
„Die Sache mit der Todesstrafe ist nur ein Trick, ein Mitbruder aus dem Kloster ist auch schon ausgebrochen, und sie haben ihm nichts getan. Ehrlich!“
„Wenn du dir da so sicher bist.“
Peredur zog das Seil hinein. An seinem Ende befanden sich die Gürteltaschen.. Er öffnete die Tasche mit den Dietrichen und hatte mit einem Griff den richtigen in der Hand. Das Schloss der Zelle war veraltet und leicht zu öffnen. Leise schlich er sich zum Ausgang, nahm sich vorher jedoch den geteerten Wettermantel des Büttels vom Tisch. Er lauschte nach Geräuschen, die sich vom prasselnden Regen abhoben. Ein ohrenbetäubendes Knarzen und quietschen ließ ihn zusammenfahren. Alrik hatte versucht die alte Eingangstür lautlos zu öffnen und starrte ihn mit einem so dämlichen Gesichtsausdruck an, das er trotz der verdammt gefährlichen Situation willkürlich lachen musste. Prustend lief er auf die Tür zu und riss den Soan mit sich, währen im Obergeschoss eine „Was zum Dämon ist hier los!“ ertönte. Peredur warf sich den Mantel über und trat in die verregnete Nacht hinaus. „Was ist dein Plan?“ Fragte er den Soan „Einfach nur fort von hier, irgendwo anders unterstellen!“ Alrik deutete in die Richtung, in der er den Gemeindewald vermutete und beide rannten los. Als ein weiterer Blitz den Horizont erhellte Bestätigte sich die Vermutung. Sie mussten nur einen schlammigen Rübenacker überqueren. Nach hundertfünfzig Metern blickte Peredur zurück. Das Licht einer Wetterlampe Leuchtete durch den verbergenden Regenschleier. „Der Mönch hat genau die richtige Nacht ausgewählt, jetzt müssen wir nur noch unsere Spur verwischen.“ Die Beiden näherten sich dem Waldrand. Es regnete so stark, dass selbst der geteerte Mantel nicht nützte. Es war als stünde man unter einem Wasserfall. Klatschnass suchten sie Schutz unter dem Blätterdach. Im Wald war es so dunkel, dass man nicht mal die Regentropfen auf der Nasenspitze wahrnahm. Peredur machte das nichts aus. Seine Elfischen Augen durchdrangen die Finsternis wie die einer Katze.
„Dort drüben ist ein alter Schuppen, Ich würde gern meinen Mantel auswringen.“ Er zog den leicht desorientierten Mönch hinter sich her. Im zurückblicken sah er, dass weitere Laternen entzündet worden waren. „Sie schwärmen aus, Keiner geht in unsere Richtung. “Im innern der Hütte holte er einen Blauern Stein hervor und rieb ihn. Ein Blaues Licht glomm auf, gerade hell genug um die Gesichter der beiden zu erhellen. „So, und jetzt verrat mir die weiteren Schritte deines hoffentlich perfekt ausgearbeiteten Plans.“ Verlegen wischte sich Alrik das eiskalte Wasser aus dem Gesicht. „Ich dachte eigentlich, dass du hier der Spezialist für gemeingefährliche Gefängnisausbrüche bist. Ansonsten hatte ich vor, mich zu Morgenes durchzuschlagen.“
„Die Briefe hast du also gelesen. Ich hatte da eine ähnliche Idee, nur dass alles ein wenig unkomplizierter und trockener abgelaufen wäre. Wieso bist du nicht einfach zu diesem Morgenes gelaufen und hast ihm erzählt, dass ich hier lächerlicher weise festsitze? Der Bund hätte dafür gesorgt, dass ich freikomme, und dieser Schweinearsch von Dorfbüttel wäre in irgendein Dorf weit im Westen verfrachtet worden, wo ihn die Skoten zum Frühstück verputzen!“
Alrik nickte besonnen. „Du hast Recht, ich wollte dich vor dem Büttel schützen.“
„Pah, die paar Tage hätten mir nichts ausgemacht, aber jetzt sind wir nicht nur Vogelfreie, sondern auch Gesuchte.“
„Du hasst gewusst, dass die Sache mit dem entflohenen Mitbruder nun… gelogen war?“
„Natürlich, ich bin ein Dieb!“ Sagte Peredur.
„Und wieso bist du trotzdem mitgekommen, -Du hättest mir einfach von deiner Idee erzählen können.“
„Ich bin mitgekommen, weil ich Nervenkitzel liebe. Und weil du einen Lehrer brauchst. Du magst dich verteidigen können, aber du hast keine Ahnung vom Leben hier draußen, vom Überleben außerhalb der Klostermauern. Und jetzt gehen wir weiter. Bis zum Morgengrauen will ich Vier Meilen entfernt sein.“
8
Spoiler (Anzeigen)Der Hunnuli-Hengst wartete ungeduldig. Er trug einen Reisesattel mit großen Taschen. Am Knauf hing eine Schwertscheide, an die der Schlichte Kauf eines Garde-Zweihänders griffbereit anschloss. Er schnaubte und warf den muskulösen Hals in die Höhe. Die Morgensonne blitzte im Blankschwarzen Fell. Atlendor trat durch die Tür des Wohngebäudes. Er trug Lederne Reitstiefel und einen weiten, grauen Reitumhang, schwarze Beinkleider und sein bestes, Weißes Hemd. Er schwang sich auf sein Pferd. Der Hunnuli tänzelte nervös von einem Bein aufs andere. Allen sprach ein paar beruhigende Worte und schaute in den Himmel. Die Wolken des Nächtlichen Gewitters hatten sich wieder nach Osten verzogen. Er Schnalzte mit der Zunge und ritt los. Als er den Grenzstein des Gehöfts erreichte Blickte er noch einmal zurück. „Ich weis nicht, wie viel Zeit vergeht, bis ich hierher zurückkehre, aber ich werde zurückkehren“, Dachte er. „Ja’He!“ Der Hunnuli erhob sich auf die Hinterbeine und Galoppierte los. Die kühle, frische Frühlingsluft fuhr ihm durchs Haar und bauschte seinen Umhang auf. Allen ritt in Richtung Hanfax, das Dorf, auf dessen Gemeindeland der Hof lag. Er zügelte sein Pferd vor der Schmiede, dem einzigen Steingebäude an der einzigen Straße des Orts und holte seinen Gürtel mit einer neuen Schnalle ab. Lächelnd erwiderte er den Gruß zweier Bauern, die Höfe in seiner Nähe besaßen. Er stieg wieder auf und setzte seinen Weg nach Farfield fort. Der Hunnuli hatte den Winter über lange Zeit im Stall gestanden und freute sich über die lange Strecke, die er nun zurücklegen durfte. Allen lies seinen Hengst ausgreifen, da die Straße völlig leer war. Zu dieser Jahreszeit lebten die meisten Bauern noch von ihren Vorräten und die Fahrenden Händler würden traditionsgemäß erst in drei Tagen, nach dem ersten Frühlingsvollmond, ihre Winterquartiere verlassen um von ihren Karren aus Töpfe, Perlen und nutzlose Talismane aus Tierknochen schreiend an den Mann zu bringen. Der rotgeschmückte Helm eines Garde Leutnants Wackelte ihm hinter einem Hügelkamm entgegen. Kurz darauf erschien der Rest der vier Mann starken Partroulie. Allen hob die Hand zum Gruß und war überrascht, dass der Leutnant sein Pferd zügelte und ebenfalls die Hand hob um ihn zum anhalten zu bewegen. „Seid gegrüßt, wohin des Weges?“
Der Gardist musste zu ihm heraufschauen, da der Hunnuli sein Pferd um zwei Ellen überragte. Allen, der diesen Umstand als unpassend erachtete stieg ab und antwortete: “Mein Hof liegt in Hanfax. Ich bin auf dem Weg nach Sunrise.“ Das schien dem Gardist zu genügen. „Ich wollte euch nur Fragen, ob euch Unterwegs zwei Flüchtige begegnet sind, es handelt sich um einen Elfen in Begleitung einer weiteren Person, vermutlich ein junger Mönch. Hellblondes beziehungsweise –Braunes Haar.“
„Meines Erachtens, kreuzten bisher nur eure Spuren die Meinen. Sollte ich die Verdächtigen ausfindig machen werde ich sie stoppen oder dem nächsten Büttel melden.“
„Gut, ich wünsche euch eine angenehme Reise.“ Der Leutnant tippte sich mit Zeige- und Mittelfinger an die Schläfe und gab das Zeichen zum Aufbruch. „Glorie für Farfield.“ antwortete Allen und schnalzte seinerseits mit der Zunge um den Weg fortzusetzen. Die Sonne stand schon tief am Horizont, als er an einem Brunnen vorbei die Straße eines kleinen Dorfes entlang ritt. Er hatte vor, den Büttel um einen Schlafplatz zu beten, Die uralte Eichentür, die windschief in den rostigen Angeln hing hielt ihn jedoch davon ab. Schließlich entschloss er sich, an der Tür eines großen, Weisgetünchten Fachwerkhauses zu Klopfen. Eine alte Magd namens Jannis lies ihn ein und Bot ihm ein Strohbett im Zimmer des Knechts an. Er versorgte sein Pferd und ging zu Bett.
9
Spoiler (Anzeigen)„Meinst du nicht, dass es in unserer Situation zu gefährlich ist, am helllichten Tag bei einem gut gesicherten Waffenhändler einzusteigen... Na ja, Anscheinend nicht.“
Alrik stand Wache, während Peredur mit großer Sorgfalt die Holzwand neben der, durch zwei große Vorhängeschlösser und Metallrahmen Gesicherte Lagertür, auseinander nahm. Säuberlich legte das dritte Brett neben die anderen. „Der wird gar nicht merken, dass hier einer drin war.“ Der Elf zwängte sich durch den entstandenen Spalt. Ein Blaues Licht flammte auf. Gedämpft hörte Alrik seine Stimme „Möchtest du eine Armbrust mit- oder ohne Kurbel?“
„Wo liegt der Unterschied?“
„Die ohne Kurbel ist besser für dich!“
„Ist mir sowieso egal, ich schieße nicht auf andere Leute“
„Aber du zielst auf sie, ich gebe dir doch eine mit Kurbel, die sehen gefährlicher aus.“
„Mach doch was du willst.“
Ein Klicken ertönte aus dem Schuppen.
„Der lagert hier drin auch seine Einnahmen.“
„Die brauchen wir nicht, Eine Armbrust und ein Bogen sind mehr als genug.“
„Ach was, den stört’s eh nich’.“
entgegen.
„Die Kurzen sind für dich“
Wieder erschien die Hand. Diesmal enthielt sie eine Schmale, leicht gebogene Schwertscheide.
„Von einem Schwert hast du nicht gesprochen.“
„Das ist auch kein Schwert, so was nennt man Rapier. Du hast mir Erzählt, auf eurer Akademie wärt ihr im Kampf Schwert gegen Faust geschult worden. Ein Rapier ist etwas ganz anderes.“ Peredur steckte den Kopf aus der Öffnung und hielt ihm eine schwarze, mit gelben Zacken und Metalldornen verzierte Armbrust entgegen. “Was ist mit Der, vielleicht etwas unbequem zu tragen, aber genau richtig zum einschüchtern.“
„Die würde noch nicht mal ein Nekromant Tragen.“
„Nekromanten können ja auch zaubern!“
„Gibt’s keine Andere?“
„Nimm erst mal den hier.“ Der Elf streckte ihm einen Ebenholzfarbenen Bogen entgegen und verschwand wieder. Ein paar Augenblicke später reichte er ihm eine schlichte Armbrust aus Birkenholz. „So, die hat zwar keine Kurbel, aber sie passt zu deiner pazifistischen Einstellung. Peredur schlüpfte nach draußen, befestigte den Rapier am Gürtel und begann die entnommenem Bretter wieder anzubringen.
„Gib mir mal den Holzhammer.“
Er umwickelte den Kopf mit dem Wetterumhang des Dorfbüttels und schlug die Nägel wieder lautlos ins Holz.
„Peredur, Da kommt jemand, Fünfzig Meter“
„Nur noch zwei Nägel, dann bin ich fertig“
„Dreißig Meter,“Alrik wurde nervös; “zwanzig…“
„OK, du kannst doch klettern, oder?“
Peredur schob den gerade erbeuteten Bogen auf das Dach sprang mit ausgestrechten Armen an die Dachkante und zog sich mit einem eleganten Aufschwung hinauf.
„Was…?“ begann Alrik, wusste jedoch nicht, was er eigentlich hatte fragen wollen.
„Komm schon, hier oben ist es am sichersten.“
Alrik kletterte mindestens genau so leichtfüßig aufs Dach des Schuppens.
Einen Augenblick später bog ein Mann in gepflegter Kleidung um die Ecke und machte sich an der gesicherten Tür zu schaffen. Alrik hielt den Atem an. Es klickte zweimal. Riegel wurden zur Seite geschoben. Die Tür knarrte und Feuerstein schlug auf Stahl um eine Lampe zu entzünden. Die Beiden hörten ein dumpfes Seufzen „Wie Kann man nur so dumm sein! Diesen Kerlen sollte man am besten Brennendes Stroh in den Kopf stecken, damit sie wenigsten Irgendetwas zum Denken haben“ Alrik warf einen angsterfüllten blick auf Peredur. Der Elf grinste nur.
Der Mann fluchte weiter: „Dreißig gute Schwerter haben sie im Sumpf verloren. Und so etwas schimpft sich Miliz. Am Ende bleibt natürlich wieder alles an mir hängen. Ein dumpfes Klirren und ein angestrengtes Ächzen verrieten, dass der Waffenhändler vermutlich dreißig weitere Schwerter für die Miliz hervorkramte. Die Tür fiel ins Schloss, die Riegel wurden vorgeschoben und die Schritte verklangen.
„Lektion Nummer eins, “begann Peredur: „Gerate niemals in Eile. Lektion Nummer zwei, der beste Fluchtweg liegt über de Köpfen deiner Verfolger. Lektion Nummer drei, “der Elf sprang auf den Boden. „Nimm die Armbrust, die du gerade aus einem gesicherten Waffenlager gestohlen hast mit aufs Dach, sodass sie nicht vom Besitzer, der kurz darauf den Ort betritt, gefunden wird. Du kannst von Glück reden, dass er viel zu sehr mit seinen Schwertern beschäftigt war, um sie zu entdecken.“ Er hob die Waffe vom Boden auf und reichte sie Alrik, der ihm vom Dach gefolgt war. „So, jetzt holen wir uns noch was zu Futtern, und dann brechen wir auf. Das Haus dort drüben sieht sehr nach Essen aus.“ Peredur deutete auf ein Holzhaus auf der anderen Seite der Straße.“ „Ich hätte auch noch etwas Geld, vielleicht könnten wir…“ begann Alrik.
„Ach Quatsch, nachher erkennen die uns und alarmieren die Miliz, schau dich doch um, die Leute hier haben doch genug zu Essen“, Unterbrach ihn Peredur.
Alrik billigte den Elf mit einem Seufzer.
Die Beiden lugten um die Ecke des Schuppens. Dem Sonnenstand und der lehren Dorfstraße nach, nahmen die meisten Bewohner ihr Mahl ein. Ein einzelner Reiter tränkte sein prächtiges, schwarzes Streitross am Brunnen. „Kein Gardist oder Milizionär in der Nähe.“ Sagte Peredur. „Komm mit. Sie gingen zügig über die Straße. Vor der Seitenwand des Hauses, unterhalb eines Fensters im ersten Stock, blieben sie stehen. Peredur friemelte an seinem Gürtel herum. Er zog das Elfenseil heraus und Befestigte einen Wurfhaken daran. Geschickt warf er den Haken aufs Dach, und zog am Seil um den Halt zu prüfen. „Halt mal den Mantel, ich bin gleich wieder da.“ Der Elf erklomm das Seil, und stoppte auf Fensterhöhe. Er zog seinen Dolch und schob ihn in den Spalt zwischen den Läden um sie zu öffnen. Ein paar Sekunden später verschwand er in Gebäude.
Alrik sah sich die Armbrust an. In der Akademie hatten sie auch schießen geübt. Alrik mochte Schusswaffen nicht. Eine Armbrust ermöglichte dem dümmsten Bauern ohne spezielle Ausbildung ein Attentat auf einen trainierten und gepanzerten Ritter. Gott sei dank musste man sie nach jedem Schuss spannen. Er schnallte sie sich auf den Rücken und setzte sich auf einen umgedrehten Wasserbottich. Sein Kopf fiel ihm auf die Schulter und die Augen fielen ihm zu. Etwas hartes traf seine Stirn und er schreckte auf. Blitzschnell hob er die Hände in Abwehrhaltung und sah sich um. Links, Rechts, die Straße war leer. Er blickte auf den Boden um den Gegenstand aufzuheben. Es war ein Apfel. Alrik sah nach oben. Peredur winkte mit einem Stück Käse und grinste von einem Spitzohr zum anderen. Er griff nach dem Elfenseil und rutschte hinab. „Na, letzte Nacht zu wenig Schlaf gehabt?“
„Ich bin halt kein Elf, der mit drei Stunden entspannten Sitzens eine ganze Nacht wettmacht!“
„Die Bauern hier scheinen auch müde zu sein. Gut das man den Schinken an die Decke hängt, um ihn vor Nagern zu schützen. Sie haben genau unter mir gesessen, als ich ihn vom Haken genommen habe.“ Der Elf hielt ihm einen saftigen Räucherschinken unter die Nase. „Auf geht’s, heute Abend sind wir am Ziel“ Die Beiden verließen das Dorf und gingen weiter in Richtung Sunrise.
10
Spoiler (Anzeigen)Allen ging zu Fuß. Er war von seinem Pferd gestiegen und führte es am Zügel durchs Unterholz. Sein Schwert hatte er sich auf den Rücken geschnallt. Er hielt dem Hengst beruhigend die Hand vor die Nüstern und band ihn locker an einen Busch. Er war sich ganz sicher, die Flüchtigen entdeckt zu haben. Dort vorne hielten sie Rast und aßen den Schinken, den sie einer Bauernfamilie entwendet hatten. Auch wenn er sich beim Bund der Schriftrolle verspäten könnte war es doch seine Bürgerpflicht Diese Diebe zu stellen. Meist fing es klein an, ein paar Diebstähle, ein Apfel hier, ein Paar Münzen dort, Halunkenstreiche, die in der Regel nicht hart Bestraft wurden. Irgendwann wurden dann die Professionellen Diebe aufmerksam. Ein Paar gute Tipps und ein paar Münzen reichten um die Kleinen Fische in Städte wie Mineton, Rinon oder Lengrin zu locken. Dort wurden sie dann aufgepäppelt und wieder nach Kornland zurück geschickt um weitere Mitglieder anzuwerben. Die Besten blieben jedoch in den Städten, wurden Korybanten, Schwarze Mönche oder Verborgene. Oder sie schlossen sich einer der anderen, kleineren Diebesgilden an. Allen schlich weiter. Er stützte sich auf die Hände und duckte sich hinter Jeden Strauch oder Baumstumpf, der sich bot. Er fragte sich, warum der Soan immer noch seine Mönchskleidung trug. Hell schimmerte sie durch den Kahlen Wald. Er kroch weiter heran. Lautlos und in der Deckung der Bäume. Er stoppte hinter dem Stamm einer alten Eiche, am Rand einer kleinen Lichtung. Der Soan saß knapp zwei Meter vor ihm und schien ihn nicht bemerkt zu haben. Doch der zweite Flüchtling fehlte. Allen hielt die Luft an und Lauschte. Mit einem dumpfen Laut landeten ein paar Stiefel hinter ihm auf dem feuchten Laub.
„Hast du wirklich geglaubt, wir hätten dich und dein Riesen-Pferd übersehen?“
Allen sprang auf und griff nach dem Schwert.
„Finger weg!“
Ein Elf hielt einen Schwarzen Bogen gespannt und funkelte mit listigen Augen zu ihm herauf.
„Es ist gefährlich, Gardist zu spielen, wenn man noch so klein wie du ist.“
„Und es ist gefährlich kleine Leute zu unterschätzen.“
Allen zog sein Schwert vollends heraus und der Elf schoss. Allen Parierte den Pfeil, indem er sein Schwert zwischen sich und die Flugbahn riss. Er hatte gesehen, dass der Bogen auf seinen Hals zielte und setzte mit einem zweihändig geführten Hieb nach. Der Bogen zerbrach, der Elf konnte sich nur durch einen waghalsigen Rückwärtssprung retten. Im Aufstehen zog er seinen Rapier. Allen Führte zwei weitere, ungefährliche Hiebe aus, um sein Können zu verschleiern. Er drehte sich um die eigene Achse und gab seinem Gegner die Möglichkeit zu einem Vorstoß. Der Elf fiel auf die Finte herein und konnte dem folgenden, einhändig geführten Hieb abermals nur knapp entgehen. Sie umkreisten sich. Plötzlich täuschte der Elf einen Schlag auf Allens Hals an, tauchte knapp unter dem reflexartigen Block hindurch und stieß seinen Rapier nach oben. Allen wich zur Seite, konnte aber nicht verhindern, dass die leichte Klinge seine Brust streifte. Sein Hemd zerriss und Blut färbte die Naht rot. Er fasste sein Schwert mit beiden Händen und ging in Verteidigungsposition. Lauernder Falke wurde diese Technik genannt. Der Elf sprang wieder vor. Allen schrieb mit der Spitze seines Zweihänders eine Acht in die Luft. Der Rapier des Elfen flog durch die Luft und landete fünf Meter entfernt im Laub. Ein wuchtiger Tritt, und der Elf fiel keuchend auf den Rücken. Allen setzte ihm die Spitze seines Schwertes auf die Brust. Seine Muskeln spannten sich zum tödlichen Stoß.
„Halt!
Das darfst du nicht.“
Der Soan ging auf ihn zu.
„Er hat keine Waffe. Du machst dich selbst strafbar, wenn du ihn tötest.“
„Ergib dich, dann lasse ich ihm sein Leben“, antwortete Allen.
Der Soan hob vorsichtig die Hände und kam näeher.
„Gut.“
Dann versank der Wald in einem Wirbel aus Farben.
11
Spoiler (Anzeigen)„Bring ihn um!“
„Nein!“
„Mann, er wird uns verraten, außerdem Hätte er mich auch getötet.“
„Nein!“
Peredur stöhnte. „Dieser Bastard hat mir eine Rippe gebrochen!“
„Nein!“
„Verdammt noch mal, wie lange war ich ohnmächtig?“
„Vier, fünf Minuten. Du hast dir nichts gebrochen, ich hab schon alles überprüft.“
„Und der Bastard?“
„Schläft noch, ich habe ihn betäubt. Ich bin mir übrigens sicher, dass er uns nicht verraten wird. Ganz im Gegenteil, er könnte unsere Rettung sein.“
„Rettung vor was? Es wird verdammt gefährlich wenn er aufwacht.“
„Er hat den gleichen Brief wie wir bekommen.“
„Nein.“ Peredur stöhnte wieder. Diesmal konnte