Spoiler (Anzeigen)Ein paar Informationen vorab: Nachdem ich das letzte Mal, vor
Jahren etwas anderes machen durfte als SL zu sein, ist heute der historische Tag gekommen, an dem ich zum ersten Mal wieder auf der anderen Seite des Schirms Platz genommen habe. Die Spielleiterwürden habe ich an meinen kleinen Bruder abgetreten, den ich in jahrelanger Arbeit zum Rollenspielnerd erzogen habe
Unsere Kampagne spielt in einer eigenen Welt, die noch nicht wirklich ausgearbeitet ist und im Grunde während des Spiels entsteht und um Details erweitert wird. Die Anfangsregion ist die Stadt Nordfurt im Königreich Karador unter der Herrschaft des Kurfürsten Emmerich. Das Königreich ist ein klassischer monotheistischer Feudalstaat, Staatsreligion ist der Glaube an den Gott Kendris (NG).
Dies ist das Reisetagebuch meines Charakters, des Ritters Lambrecht Etzel von Finsterwalde, seines Zeichens Paladin und fahrender Ritter von Kendris, dem heiligen Licht, der ewigen Flamme der Gerechtigkeit.
Kapitel IDer Winter hält das Land noch immer in seinem eisigen Griff, obwohl der Frühling schon vor Wochen hätte beginnen sollen. Besonders hier oben, so hoch im Norden, in der Stadt Nordfurt, scheint es noch immer als herrschte tiefster Winter. Mit meinem treuen Weggefährten Bruder Filibert bin ich erst vor einigen Wochen aus dem Kloster Grünfels aufgebrochen, wo wir von den Mönchen in den letzten vier Jahren gemeinsam in den Lehren des allmächtigen Kendris unterwiesen worden sind. Nun hat mein Freund, der mir an Weisheit und Umsicht immer überlegen war, endlich die Priesterweihen erhalten, während ich in den Stand eines Paladins und fahrenden Ritters der Kirche erhoben wurde, nachdem ich mich lange in Gebet, Kampfkunst und Strategie geübt hatte - schon bevor ich die Burg meines Vaters weit im Süden verlassen habe, um mich dem heiligen Orden anzuschließen.
Bruder Filibert - wie er sich nunmehr nennen darf - war während meiner Ausbildung immer ein Vorbild für mich, und das nicht nur, weil das Blut der Himmlischen in seinen Adern fließt. Vielmehr wahren es seine weisen Worte, in Zeiten des Zweifels und der Schwäche. Filibert ist zu größeren Dingen bestimmt, das habe ich in einem Traum gesehen, und so habe ich ihm nach unserer Entlassung aus dem Kloster geschworen, ihn auf seinen Reisen zu begleiten, und ihn mit meinem Leben vor den Feinden Kendris' zu beschützen.
Kaum dass wir unser heimisches Kloster verlassen hatten, erfuhren Filibert und ich von einigen Reisenden, dass der harte Winter für die Bewohner dieser Region eine Zeit voller Entbehrungen gebracht hatte - denn nicht nur die Kälte machte den Bauern zu schaffen, sondern auch die Tatsache, dass die Orks der Klagegipfel immer tiefer in unser geliebtes Vaterland vordringen, um durch Raubzüge ihre sich dem Ende zuneigenden Vorräte wieder aufzufüllen. Die Erwähnung einer Bedrohung durch die abscheulichen Orks, die dem Dunklen huldigen und kleine Kinder in großen Kesseln kochen, um sie anschließend zu verspeisen, war für uns als treue Diener des heiligen Lichts natürlich genug des Ansporns, uns in die Hauptstadt der nördlichen Provinzen zu begeben - die Festungsstadt Nordfurt am Weißwasserfluss, um uns dort dem Kampf gegen diese Ungeheuer anzuschließen.
Der Lehnsherr von Nordfurt ist der weithin berühmte Kurfürst Emmerich, ein ergebener Diener seiner könglichen Majestät, verdienter Veteran in unzähligen Schlachten und - nicht zuletzt - Gastgeber rauschender Feste. Eben ein solches Fest sollte nun auch bald in Nordfurt gefeiert werden, nämlich das Frühlingsfest, das aus einem großen Bankett und einem festlichen Turnier bestehen würde. Doch schon auf dem Weg nach Nordfurt trafen wir auf der Straße zwei Reisende, die das gleiche Ziel hatten wie wir.
Der erste der beiden gehört den Hochlandkriegern aus dem Vorgebirge der Klagegipfel an und nennt sich Tristan Eisenfaust. Soweit ich ihn bisher kennengelernt habe, ist Tristan ein stolzer Mann und ein furchtloser Krieger, dem es zwar an der Bildung mangelt, die Filibert und mir im Kloster zu Teil wurde, doch ist er fromm und von starkem Gemüt. Tristan hatte seinerseits noch im Hochland einen außergewöhnlichen Gefährten gefunden: Einen leibhaftigen Elfen aus den Wäldern im Osten, einen jenes edlen Volks, das unsere Ländereien schon vor langer Zeit verlassen hat, so dass heute nur noch wenige dieser behenden Krieger und tödlichen Bogenschützen Karador ihre Heimat nennen. Dieser Elf stellte sich uns als Barnabas Silberpfeil vor, und obwohl mir sein Wesen fremd ist, hat mir die Stimme des heiligen Lichts versichert, dass er eine reine Seele besitzt - was mich kaum überrascht hat, denn immerhin waren es die Elfen selbst, die den Glauben an Kendris vor Jahrhunderten zu uns Menschen brachten.
Sowohl Tristan als auch Barnabas berichteten davon, dass die Orks und Goblins im Hochland in diesem Jahr besonders zahlreich und blutrünstig seien, und auch sie wollten nach Nordfurt gehen, um dort ihre Vorräte aufzufüllen, und ihre Dienste dem Kurfürsten Emmerich anzubieten.
Wir erreichten Nordfurt am Abend des großen Banketts, mit dem das Frühlingsfest eröffnet wurde, und wurden dank meiner Zugehörigkeit zum Adel von Karador ohne Umschweife eingeladen, an diesem Fest teilzuhnehmen. Nach mehreren Tagen auf noch immer von Schnee bedeckten Straßen war uns diese Einladung natürlich mehr als nur willkommen - zumal es eine Kränkung des Kurfürsten bedeutet hätte, sie auszuschlagen.
So begaben wir uns also in die Festhalle in Emmerichs Burg und füllten unsere Mägen nach einer Rede unseres edlen Gastgebers mit duftendem Spanferkel, frisch gebrautem Bier und anderen Gaumenfreuden, während wir uns über das morgige Turnier und die Bedrohung durch die Orks unterhielten.
Doch als das Fest und die Stimmung im Saal sich gerade ihrem Höhepunkt näherten, wurden plötzlich die Türen aufgestoßen und drei Soldaten der hiesigen Stadtwache eilten durch die Reihen auf den Kurfürsten zu, um ihm irgendeine offensichtlich dringende und entsetzliche Botschaft zu übermitteln. Während er zuhörte, veränderte sich Emmerichs Gesichtsausdruck und schien innerhalb eines Augenblicks alle Ausgelassenheit zu verlieren. Schließlich wandte er sich wieder an die im Saal versammelten Ritter und sprach mit fester Stimme:
"Ritter von Karador, eine schreckliche Nachricht erreicht uns in dieser Stunde! Der Wächter des heiligen Schwertes Grollfang wurde ermordet aufgefunden, die mächtige Zauberklinge wurde gestohlen, während wir hier den Freuden eines Festgelages fröhnen! Schande über uns für unsere Sorglosigkeit in solch schrecklichen Zeiten wie diesen! Setzt eure Humpen ab, wischt euch die Bratensoße aus dem Bart und erhebt euch! Grollfang muss zurückgeholt werden und der Mörder und Dieb seine gerechte Strafe erhalten!"
Wie alle anderen kamen wir diesem Befehl natürlich sofort nach, doch in diesem Augenblick bemerkten wir auch, dass viele der anwesenden Ritter wohl einige Humpen zuviel getrunken hatten, was besonders Filibert und mich beschämte, da es sich für die Verteidiger des Königs und die Recken des heiligen Lichts nicht ziemte, übermäßig zu trinken, zumindest war dies eine der Regeln des Ordens, die man uns noch bis vor kurzer Zeit im Kloster Grünfels immer wieder hatte wiederholen lassen. Immerhin aber waren wir vier Kameraden noch bei klaren Sinnen und konnten deshalb mit dem Kurfürsten sprechen.
Wir erfuhren, dass der Wächter des heiligen Schwertes wohl von seinem eigenen Waffenbruder mit dessen Dolch hinterrücks erstochen worden war, den man aus dem Rücken des Opfers ragend gefunden hatte. Der mutmaßliche Mörder sei ein Leutnant der Wache namens Helmfried, und tatsächlich hatten andere Wachsoldaten ihn auf einem Pferd in größter EIle aus dem Nordtor reiten sehen.
Da Tristan und Barnabas keine Pferde besaßen, baten wir den Kurfürsten, uns solche zur Verfügung zu stellen, trafen einige eilige Vorbereitungen, und verließen Nordfurt noch am selben Abend, nachdem wir dem Kurfürsten versichert hatten, den Mörder zur Strecke zu bringen, und das heilige Schwert zurück zu holen. So begann in einer kalten Frühjahrsnacht ein Abenteuer, bei dem wir schon bald herausfinden sollten, dass es hier um weit mehr ging, als um einen heimtückischen Mord aus Habsucht.
Fortsetzung folgt...Spoiler (Anzeigen)Das war der erste Teil unseres ersten Spielabends. Den weiteren Verlauf der Geschichte poste ich morgen.