DIE AUSBILDUNG
Vor ihm offenbarte sich die gigantische Kulisse der pulsierenden Stadtfestung
http://www.abiwolnzach02.com/fotos/data/media/29/Durgis_2.jpg' target='_blank'>Silberader.
Größtenteils unterirdisch liegend, hatte er sie erst erkennen können, als er die äußeren Tore und ersten Tunnelabschnitte durchschritten hatte. In einer gigantischen Höhle gelegen vom Fluss Anglor durchzogen lag die Stadt, die hauptsächlich durch ihre riesigen Schlote auszeichnete, welche die Rauchschwaden der Schmiedefeuer bis hoch hinaus außerhalb der oberhalb liegenden Felsspalte leiteten. Neben den vielen Schmieden war noch eine innere Festung unübersehbar. Das massive Bollwerk stand im Hintergrund, konnte aber von keinem Anblick in diesen gedrängt werden. Zu kolossal wirkten die riesigen geschliffenen Felsblöcke, die zu Mauern und Türmen aufgeschichtet waren. Durgis Glander war zwar kaum kleiner als Anglur, aber im Laufe der Dekaden waren viele Zwerge abgewandert, auch nach Silberader und so war in der Stadt nur noch eine Bevölkerung von 300 Männern, Frauen und Kindern. Hier mochten es gut zweitausend oder mehr sein! Vimlór war von der gigantischen Kulisse eingeschüchtert. Von seiner erhöhten Position wirkte die Kulisse noch viel beeindruckender. Die sehr klein wirkenden Zwerge, die überall ihren Pflichten nachkamen, vor diesen riesigen Gemäuern, die noch seine Position überragten – so wirkte die unnachahmliche zwergische Baukunst majestätischer denn alles was er je gesehen hatte.
Aber auch er hatte einer Aufgabe nachzukommen. Die Torwache war schon hinter ihm, also ging er durch die weiten Straßen und zwischen den aufragenden Schmieden hindurch bis hin zur Festungswache. „
Seid gegrüßt! Mein Name ist Vimlór Wodenúl ar Durgis ar Durgis Glander! Ich habe den Auftrag, Orka Stahlfaust aufzusuchen. Wo kann ich ihn finden?“
- „
Orka Stahlfaust?“ Vier Augen musterten ihn neugierig und wohl leicht amüsiert. „
Seid ihr sicher, dass ihr ihn aufsuchen wollt? Nicht, dass wir euch das nicht zutrauen würden, aber ihr seid doch sehr jung…“ – „
Es ist meine Pflicht und ich werde ihr nachkommen. Was verwundert euch daran? Wer ist Orka Stahlfaust?“ – „
Das werdet ihr dann schon feststellen. Ich wünsche euch viel Glück, ihr werdet es brauchen. Orka ist nicht in der Festung, ihr findet ihn in den Ausbildungshallen der Kaserne.“ Die Wache deutete auf ein großes, schlichtes Gebäude. Dankend verabschiedete sich der junge Zwerg und marschierte los. An der Kaserne wiederholte sich das Gespräch fast wörtlich, aber Vimlór lies sich nicht einschüchtern. Ohne Esel innen angekommen fand er eine große Halle in der etliche junge Zwerge mit Urutuks aufeinander einschlugen. Ältere Zwerge wanderten durch die Reihen und brüllten Anweisungen und tadelten jeden Fehler, aber Orka Stahlfaust war in diesem Chaos dennoch leicht zu entdecken: Von den Rängen herab schrie er mit markerschütternder Stimme immer den zusammen, der seiner Meinung nach gerade den größten Fehler machte und Vimlór wünschte sich augenblicklich niemals in der Position des armen Schweins zu sein, das dies mitmachen musste. Umgeben war Orka von etlichen anderen gerüsteten älteren Zwergen. Anscheinend waren sie alle militärische Würdenträger.
Nachdem er die Situation so erfasst hatte, ging er auf geradem Weg zu Orka. „
Vimlór Wodenúl ar Durgis ar Durgis Glander entbietet euch den Gruß des Dorthane Woden ar Durgis ar Durgis Glander und seines Onkels Argan Semanul ar Durgis ar Durgis Glander!“
Die Reaktion war nüchtern, dafür genauso gebrüllt, als ob er ein Rekrut in der Halle wäre und kein Gesprächspartner einen Schritt vor ihm. „
So, und was willst du hier?!“ Nachdem ein Schreiben seines Onkels überreicht und gelesen worden war, erfuhr auch Vimlór was das war: „
Du sollst also bei mir lernen!“ Ein skeptischer Blick mustert den Jungen „
Dein Urutuk hast du ja, geh runter, der da ist dein Partner!“ Augenblicklich drehte sich Vimlór um und marschierte zu dem ihm zugewiesenen Zwerg. Ohne ein Wort fingen sie an zu kämpfen.
Dass sie dabei beobachtet wurden, war unüberhörbar. Anscheinend hatte Orka entschlossen, dass es reichte, wenn er die nächsten 4 Stunden erstmal nur Vimlór anschrie. Dennoch war der Truppführer augenscheinlich zufrieden mit ihm, denn nach diesem ersten Übungskampf bekam er ein Kompliment: er wurde nicht weggeschickt. Orka verschwand einfach wortlos und Vimlór blieb nichts anderes übrig, als sich den anderen anzuschließen. Kurz erfuhr er noch den Namen seines Partners: Borol Doithur ar Gaar ar Durgis und dass sie jetzt einen Ausbildungsteil bei einem alten Veteran haben würden. Tatsächlich kamen sie in einen Raum, in dem die meisten schon am Boden saßen und in den ein völlig vernarbter und sehr alter Zwerg schob. Dieser fing auch sofort an, die jungen Zwerge über die Natur der verschiedenen Wesen Eredanes aufzuklären, heute waren die Gnome dran. Vimlór wusste bisher nur, dass sie Floße auf allen Flüssen fuhren und Handel mit jedem, sogar dem Schatten trieben. Der Alte lies kein Gutes Wort an ihnen: korrumpiert, schlitzohrig, heimtückisch, verschlagen und sie verkaufen alles, wenn’s Geld gibt, waren nur einige der Vorwürfe. Berechtigung zum Leben hätten sie nur, weil man sie ab und an brauchen kann. In den nächsten 3 Dekaden hatte er jede Woche mindestens zwei dieser Einweisungen in das Leben und lernte von allen Rassen etwas: dass Menschen ihre Seele an den dunklen herrscher verkauft haben, extrem dumm sind, die wenigen Guten versklavt wurden deshalb alle freien böse sind, natürlich unglaublich schwach und leicht zu verführen sind, dass sie groß sind und dass sie teilweise sogar Magie benutzten und gefährlich sein konnen; dass Elfen ebenfalls groß und dumm sind, alle Magie benutzen und somit gefährlich sind, dass sie eiegntlich nicht böse sind, aber die Zwerge an der legendären Schlacht an der Baden Klippe verraten haben, alle korrupt sind und ihr Leben ohne jegliche Ordnung verschwenden, um Bäume und ähnliches zu formen; dass Halblinge ein armes versklavtes Volk sind, die eigentlich nett und deswegen zu retten sind, was auch Aufgabe der Elfen gewesen wäre, die sie aber immer von oben herab behandelt haben und dass Zworks die Opfer von orkischen Vergewaltigungen an zwergischen Frauen sind, es gab sogar welche in Anglur! Heute jedenfalls war nach vier Stunden Gnomenlehre Schluss.
Anschließend zeigte ihm noch Borol die Baracken und den Abend nutzte er um die Stadt etwas zu erkunden. Sein Hauptinteresse galt den Schmieden. Schon im Kampf hatte ihn der Gesang der Waffen in Ekstase versetzt, aber hier gab es einen Schmied, der eine Waffe hatte, die einfach wunderschön sang. Stundenlang stand der Zwerg vor der Waffe, bis es dem Schmied zu dumm wurde. „
Wollt ihr die Axt kaufen?“ Vimlór schreckte hoch „
Oh, nein, die kann ich mir sicher nicht leisten. Aber sie singt wunderschön!“ „
Natürlich, sie singt…“ Der Schmied dreht sich ohne weitere Kommentare um und geht zurück an die Arbeit. Von dem Tag an wiederholte sich das Spiel jeden Tag, bis nach ungefähr einem Jahr der Schmied ihm anbot, eine Lehre zu machen, um sich eine eigene Axt zu erarbeiten. Sofort nahm er an und
So lernte er jeden Abend nach dem Training den Umgang mit Schmiedehammer und Amboss.
Nach den ersten Übungen war sein erstes eigenes Projekt ein Kettenpanzer, den er noch recht ungeduldig beendete. Eine gute, aber nicht außergewöhnliche Arbeit, der ungeduldig in nur einem Jahr vollendete. Seine zweite Arbeit aber nahm er ernster und in 30 Jahren hatte er eine wunderbar gearbeitete, zweischneidige zwergische Streitaxt erstellt. Gerade rechtzeitig zum Ende seiner Grundausbildung. Innerhalb dieser Zeit hatte er einiges gelernt: die schon am ersten Tag begonnene politische Bildung, Die Lage der zwergischen Festungen, besonders um die Kaladrun Berge, und eine grobe Übersicht über den Kontinent, die historischen Kenntnisse der zwergischen Geschichte und natürlich des Konflikts mit dem schwarzen Herrscher und dem Verrat der Elfen bei Badens Klippe, grundlegende Kenntnisse der Selbstversorgung, sowohl zur Ernährung als auch zur medizinischen Ersthilfe. Er lernte grundlegende Kenntnisse der essbaren Pflanzen, Das Bergsteigen und etliche Dinge mehr.
Aber Vor allem lernte er den Umgang mit den Waffen und Rüstungen der Zwerge. Er entwickelte hervorragende Kenntnisse im Umgang mit der zwergischen Streitaxt und gute in praktisch jeder anderen Waffe. Zudem erwies er sich als extrem ausdauernder Kämpfer, der jede Entbehrung, jede lange Reise und jede widrige Situation ohne Probleme durchhielt.
Die letzte Prüfung in dieser Hinsicht war das Turnier des Dorthane Gaar. Dieses war gleichzeitig die Aufnahmeprüfung in die Elitetruppe Silberaders: Die Palastwache.
Im Gegensatz zu den anderen Städten, zog Anglur die besten Krieger um den Dorthane, anstatt sie in Spähtruppen oder die wichtigsten Verteidigungsstellungen einzuweisen.
Bei diesem Turnier traten in diesem Jahr auch zwei Söhne des Dorthane an. Es wurde mit Spannung erwartet, welcher von beiden in die Palastwache aufgenommen werden würde, denn ohne weitere Prüfungen kam nur der Gewinner des Duells in die Eliteeinheit. Die anderen mussten sich in den anschließenden Jahren der Feldübungen beweisen.
Für Vimlór lief das Turnier gut. Er besiegte einen Krieger nach dem anderen, bis er auf den ersten Sohn des Dorthane traf. Der letzte Ratschlag Orkas vor dem Kampf war, dass nicht jeder Sieg den Krieger zum Gewinner macht. Als der erste Hieb Vimlórs den Sohn mit voller Wucht traf, hielten die Zuschauer den Atem an, aber der Gegenschlag folgte sofort und auch er wurde getroffen. Jetzt wurde erwartet, dass der zweite Erbe des Dorthane den Sieg ohne weitere Probleme für sich beanspruchen würde, aber schon der nächste Schlag zeigte, dass Vimlór seine eigene Vorstellung davon hatte: ein Hieb in die Knie seines Gegners lies ihn kampfunfähig zusammenbrechen. Niemand sagte ein Wort, Stahlfaust schüttelte nur den Kopf und der Dorthane kochte vor Wut.
Wie nicht anders zu erwarten war, traf Vimlór dann im letzten Kampf dann schon angeschlagen auf den Thronfolger des Dorthane. Ein harter Kampf entbrannte und niemand hatte mehr die Hoffnung, dass der Dickkopf Vernunft annehmen würde. Ein finaler Hieb auf den Schlagarm des Erben beendete dann auch den Kampf und die stillste Siegesfeier in der Geschichte Anglurs wurde abgehalten.
Eine Woche später dann wurde bekannt gegeben, dass zufällig eine alte Steintafel gefunden wurde, die besagte, dass eine Palastwache aus dem Hause des Dorthane sein musste und man sich wieder auf diese alten Werte berufen wollte.
Somit begann für Vimlór wie für alle außer dem Thronfolger die übliche Dienstzeit um Silberader: Spähdienste, vereinzelte Überfälle auf Orktruppen, aber nie ein wirkliches Gefecht, war dies doch immer noch in den Ratsversammlungen der Zwerge abgelehnt worden. Sein erster Übungspartner und späterer Freund Borol schaffte es auf diesen Weg noch in die Palastwache, ebenso wie der zweite Sohn des Dorthane. Vimlór hatte kein Interesse daran. Nach etwas über einer Dekade Dienst kehrte der mittlerweile mit
http://elfwood.lysator.liu.se/loth/p/i/piso/dargan.jpg.html' target='_blank'>65 Jahren erwachsene Zwerg dann zurück in seine Heimat Durgis Glander.
Aber auch dort ging die Ausbildung weiter: Schon kurze Zeit nach seinem Widerreintreffen stellte Vimlór fest, dass sein Vater, der gerade von einem Rasttreffen aus Durgis Caurak -Drukafaren zurückgekommen war, neben sich zu stehen schien. Was sein Sohn hörte, als er ihn darauf ansprach, verunsicherte ihn sehr. Der Dorthane grübelte über etwas nach, das ausgesprochen einen Aufruhr ausgelöst hätte. Nachdem die Schatten aufzogen wurde ein Angriff auf die Durgis, die strategisch wichtig lagen, erwartet. Doch der fand nie statt, nur einzelne Angriffe. Seitdem wurde jeder Antrag die Orks anzugreifen, von Anglur und seinen Verbündeten im Rat abgeschlagen. Selbst jetzt, als der Dor feststellte, dass für den Fall eines Krieges jeder Soldat vier Rüstungen und Waffen zur Verfügung hätte, änderte sich das nicht.
Dorthane Woden dachte an Verrat im Klan! Deshalb wurde Vimlór losgeschickt, die Gegend um Durgis Glander genau zu erkunden, für den Fall, dass das Wissen darüber wichtig werden würde. Es galt, die Augen offen zu halten.