Erstmal: Breit Zustimmung, mich nervt das Fernsehprogramm auch schon seit geraumer Zeit hauptsächlich an.
TheRavens Experiment kann ich voll nachvollziehen, auch ich habe das Gefühl, dass das Fernsehen mich verdummt. Kann auch andere Gründe haben, aber ich merke einfach, dass ich mich weniger selbstständig bilde, weniger lese, allgemein weniger "anspruchsvolle Dinge" konsumiere. Wer oder was daran Schuld ist (in der Hauptsache wohl meine Disziplin) weiß ich nicht, aber ich habe durchaus das Gefühl: TV!
Dass dem MRR hier der Kragen ob der bis dahin gelaufenen Veranstaltung geplatzt ist halte ich für wahrscheinlich, denn ich habe da zwischenzeitlich mal 'reingezappt und was da geehrt wurde... da war ich zuweilen echt erschrocken. Abgesehen von dem ganzen Reality-, DokuSoap-, Comedy- und haste nicht gesehen-Kategorien-Mist ein kleines Beispiel: Ich zappte hinein, als gerade irgendeine Standard-Kategorie geehrt wurde (beste Darstellung männlich oder sowas) und unter den Nominierten fand sich der Film "Die Suche nach dem Schatz der Nibelungen" (oder so, weiß ich nicht mehr genau). Der Punkt ist: Ich habe diesen Film bei seiner Ausstrahlung gesehen gehabt und er war "mäßig bis okay" also nicht der letzte Dreck (nur billig). Was aber bitteschön hat ein "mäßig bis okay" auf der Liste der Nominierten verloren? Hat das deutsche Fernsehen wirklich höchstens zwei Bessere in diesem Jahr produziert? ("Höchstens zwei" weil ich nicht weiß wer gewonnen hat). Wenn dieser mäßig-bis-okay-Film es in die Nominierung geschafft hat, dann war der ganze andere Kram folglich nur "absoluter Schrott".
Was die Demokratisierung angeht: Mich erinnern diese Szenarien weniger an "Idiocracy" denn an "Free Rainer". Abschalten mag eine Lösung sein, denn sie befreit uns persönlich von der aktiven Verdummung, aber die hilft den Proleten nicht. Erstrebenswert wäre eigentlich sich einen Quotenzähler zu besorgen (keine Ahnung, kann man die beantragen?) und nonstop, auch in Abwesenheit anspruchsvolles Fernsehen zu schauen. Nur fürchte ich... lange Zeit haben wir nicht für diese Kehrtwende, denn die Menge an "anspruchsvollen Fernsehen" wird immer geringer, ich halte es schon für unwahrscheinlich, dass es einem 24/7 gelingen wird immer irgendwas zu finden, aber was ist in fünf Jahren? "Und heute zeigen wir ihnen eine Wiederholung einer Kultursendung aus den 90ern, aber keine Angst, wie gewohnt belästigen wir Sie nur einmal im Monat damit, weil wir unseren Rundfunk-Staatsvertrag erfüllen müssen, wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeit" - "Halt's Maul, Schwuchtel! *zapp*" (In Anlehnung an Ideocracy).
Ich werde die Debatte wahrscheinlich schauen, denn noch habe ich einen Fernseher, aber ich bin ebenso skeptisch wie MRR ob da was bei rum kommt.
Zu meinem persönlichem Konsum möchte ich noch sagen, dass ich heil froh bin um die Video-Plattformen und die Unmengen an Urheberrechtsverletzungen. Denn auf den Plattformen bekomme ich das TV-Programm gefiltert, ich muss nicht auf die Spitzen warten und mir den ganzen Mist dazwischen angucken. Immer wieder passiert es mir, dass Menschen zu mir sagen "hehe, wie in der Peugot-Werbung" (oder so) und ich kenne sie einfach nicht... warum? Weil ich keine TV-Werbung konsumiere und wenn, dann nur die Besten der Besten, jene, die mir von netten Gate-Usern (oder anderen Personen) auf den Video-Plattformen gezeigt werden, die Quintessenz, nur das Beste. Aber irgendein armer Teufel hat sich wahrscheinlich den ganzen Werbeblock ansehen müssen nur um dieses Sahnestückchen zu finden... mein Beileid.
Und ebenso verhält es sich mit anderen Sendungen, warum den ganzen Fernsehpreis gucken, wenn ich hier auf dem Silbertablett (ich muss nicht einmal suchen) die MRR-Rede bekomme?
Zudem auch noch unabhängig von irgendwelchen Sendezeiten. Wann ich will, wo ich will, sooft ich will, wie ich will! (Jetzt muss ich an "Bitte bitte" von Die Ärzte denken).
Irgendjemand schrieb er/sie würde gelegentlich noch Dokus schauen... aber seien wir mal ehrlich, alles irgendwie schon mal da gewesen oder? Bei mir fing das mit Natur-/Tier-Dokumentationen an, weil ich die als Kind schon viel Konsumiert habe. Da der durchschnittliche Bildungsstand aber nicht mit meinem gestiegen ist sind die Sendungen noch immer auf den Niveau, wie die, die ich als Kind angeschaut habe. Nichts falsches daran, denn die Kinder von heute sollen ja auch was lernen oder eben die Leute, die's "damals" verpasst haben. Aber die Informationen sind heute wie damals die selben (ggf. in neuem Gewand) und damit ist der Wert für mich dahin. WW2-Dokus? Nichts, was ich nicht in der Schule gelernt hätte. Krieg+Waffen auf N24? Öde, Immer das selbe Schema, nutzlose Informationen! BBC-Dokus? Ja, da ist immer mal wieder was dabei, aber oft auch 70% Bekanntes und für die verbleibenden 20% interessantes und 10% uninteressant-aber-wusste-ich-noch-nicht schaue ich mir die 90 Minuten dann an. Letztes Beispiel: Spiegel-TV über die Bildungsmissstände in Diskotheken, Schulen, Volksfesten, sonstwas ja... auch Schema-F, immerhin bedingt unterhaltsam aber letztlich bleibt ein Gefühl der Ohnmacht.
Was war noch? Ach ja, PS: Ich bin begeisterter Konsument von Fernsehkritik.tv und dem Bildschirmarbeiter (aka B-Arbeiter). Nicht immer stimme ich mit deren Meinung überein, aber ich sehe mich stehts bestätigt, denn sie finden die Abgründe der deutschen Fernsehlandschaft und schlagen auf sie ein, wenn nur mehr Menschen das sehen könnten/würden...