Harry Potter hat mit Fantasy wenig bis gar nichts zu tun. Wer das nicht kapiert hat, ist gut österreichisch gesprochen ein intellektuelles Nackerpatzerl.
Die HP-Romane, vor allem die ersten drei, gehören einem völlig anderen Genre als Fantasy an, ein Genre, zu dem ich an vorderster Stelle Oliver Twist rechnen würde: "Jugendliteratur". Was für ein schöner, veralteter, unzeitgemäßer Begriff, nur: hier passt er.
Das zentrale an Harry Potter ist ja eben nicht, dass er sich in einer fantastischen Welt befindet, sondern primär in der unseren. Die wirklich magischen Momente in den Romanen haben selten mit kinoreifen Zaubersprüchen zu tun, sondern mit der uralten Fantasie, dass ein lieblos behandeltes Waisenkind, das bei seinen pösen Zieheltern aufwächst, aus dieser Welt entkommt. Hogwarts ist dann auch weniger eine Zauberschule an sich, als ein Refugium vor dieser lieblosen Welt und Fluchtpunkt in eine andere.
Das ist das magische, und der uralte Traum der Britischen (oder auch Amerikanischen) Internatsschule, wie wir ihn aus anderen Glorifzierungen wie
Club der Toten Dichter kennen. Das Zimmer im obersten Turm einer Burg gemeinsam mit gleichaltrigen Freunden bewohnen und nachts auf eigene Faust die Gewölbe zu erkunden. Nachts ausbüchsen und mit Freunden eine verlassene Höhle erkunden (Club der TD).
Das ist die Magie.
Edit. Siehe auch
hier. Wunderschöner Schlußsatz.