Die Götter in meinen Kampagnen verhalten sich ähnlich wie die Götter im dritten Zeitalter Mittelerdes: Eigentlich haben sie sich zurückgezogen und die Welt den Sterblichen überlassen; da sie die Welt aber nicht besenrein hinterlassen haben, finden sie immer wieder Gründe "nachzubessern", also doch indirekt eingreifen zu müssen. Da sie ihre Macht aus den Gebeten (gute Götter) und Ängsten (böse Götter) der Sterblichen beziehen, müssen sie sich außerdem manches Mal in Erinnerung bringen, was wiederum die anderen Götter auf den Plan ruft dagegen zu halten. Gesendete Träume sind ihre häufigsten Eingriffe.
Um zu Deinem speziellen Fall zu kommen: Vielleicht kannst Du etwas mit diesem Vorschlag anfangen. Ich hatte mal ein sehr verfluchtes, mächtiges Schwert in meiner Kampagne, das vom Schmied einer sehr, sehr bösen, zerstörerischen Gottheit hergestellt worden war. Der Spieler, der es besaß, wusste um die Herkunft und spürte die geradezu apokalyptische Macht der Waffe - er wusste aber nicht mehr darüber.
In der ersten Kampfsituation, in die er kam, sagte ich ihm, dass sein Schwert leise zu ihm spricht, ob er dieser Waffe wirklich würdig sei. Sie versprach ihm, den Feind aus dem Weg zu räumen, für einen angemessenen Blutzoll. Der Spieler sollte mir daraufhin den Schadensbonus nennen, den die Waffe annehmen würde, ohne Maximum. Der Preis war proportional zu seinem Machtwunsch, soviel machte ich dem Spieler klar. Er hat daraufhin die Waffe lieber vernichtet als benutzt.
Sie hätte so funktioniert: Für jeden Punkt Schadensbonus, den der Träger der Waffe sich wünscht, muss er mit der verfluchten Klinge ein Lebewesen töten, wie unter einem Geas. Jedes Opfer verringert den Schadensbonus um einen Punkt. Ist er wieder bei Null, so ist der Träger von seinem Geas befreit. Wird der Träger getötet, so erlischt der Schadensbonus, aber der nächste Träger kann seine eigene Wahl treffen.
Ein risikofreudiger Spieler könnte gegen mehrere Gegner die Waffe mit moderaten +3 Schadensbonus einsetzen, wenn jedoch sein Magierkollege alle verbliebenen Gegner tötet, so wird der Spieler sich seiner eigenen Gruppe zuwenden - bis 3 Wesen seiner Klinge zum Opfer fallen.
Eine solche Waffe würde - ganz nachvollziehbar - eine Vielzahl an machtgeilen Dieben, Assassinen, Schwarzmagiern und Abenteurern anziehen und zugleich den Helden mit der Waffe bei Priestern guter Gottheiten ächten. Weder müssten die guten Götter direkt eingreifen, um die Bedrohung zu beseitigen noch müsste der böse Gott dafür sorgen, dass die Waffe in die passenden Hände fällt - das tut sie schon ganz allein.