In Berlin gab es mal eine Rollenspielkneipe. Da standen ein paar Tische zum Spielen, ein paar vernetzte Rechner und Regale mit PC- und PnP-Spielen zum im Laden spielen. Vorn wurden kleine Mengen an Tradingcards und sowas verkauft. Einmal im Monat wurde ein spezieller Basar veranstaltet, wo es Mittelalter- und LARP-Zubehör gab.
Hört sich gut an, oder? Aber warum rede ich von dem Laden in der Vergangenheitsform? Weil es sich auf Dauer nicht gerechnet hat.
- Ein Schankbetrieb hat saftige Auflagen. Wenn man richtiges Essen servieren will, werden die Auflagen noch mal härter. Das geht ins Geld.
- Rollenspieler sind oft Schüler und Studenden, die irgendwie die sehr unlukrative Tendenz haben, sich an einer Cola den ganzen Abend festzuhalten. Ganz schlecht, wenn man seine Miete davon bezahlen will.
- Die Rollenspielgruppen kommen sich sehr ins Gehege. Bei uns war es oft eine DSA-Gruppe, die ihr Rollenspiel lautstark und enthusiastisch in den Raum gebrüllt hat und damit ein gepflegtes RPG schwer gemacht hat.
- "Angestellte", die selbst Spieler sind, neigen dazu, sich ein bisschen dazuzusetzen bzw. die Arbeitsmoral in so einem coolen Laden locker zu sehen. Dadurch ist dann für die Bestellungen keiner da -> noch weniger Umsatz als ohnehin schon.
- Die Szene ist klein und man hat nur einen gewissen Stammkundenkreis. Das reicht nicht recht, um die Ausgaben zu decken.
Mein Fazit: Eine echt coole Sache, aber finanziell sehr gewagt.
Mein Einschätzung deckt sich mit der von Gwenfair und mit der von Xiam. Ein Freund von mir - Unternehmensberater - hat einmal eine Musikkneipe mit Download-Option und kleinem Essensangebot kalkuliert, und den realistischen Umsatz hochgerechnet, den sie abwerfen musste, um über die Runden zu kommen: Sie wurde nie eingerichtet.
Ich bin nur noch selten in hamburg, aber da gab es doch ein Rollenspielladensterben, stimmts? Ich war ab und zu im sympathischen Drachenei, und da war das Publikum nach meiner Beobachtung ähnlich, wie Gwenfair schreibt: Nett, aber wenig solvent und auch ein bisschen abgeschottet, so dass man sich als Interessent nicht unbedingt wohl fühlte.
Lieber sehr gut kalkulieren, als davon ausgehen, dass dort, wo Du Dich wohlfühlen würdest, sich auch genügend andere wohlfühlen würden. Wieviel andere müssten es sein - und was müssten sie ausgeben, dass es sich trägt?