Wie komisch, dass ich gerade diesen Absatz komplett anders lese.
Komisch? Also, dass Du diesen Absatz anders liest, damit habe ich eigentlich fest gerechnet.
Aber meinetwegen können wir dieses Thema auch gerne ruhen lassen. Ich denke, wir haben nun beide unsere jeweiligen Standpunkte mehr als deutlich gemacht und zu einem Konsens werden wir da eh nicht kommen. Das Ganze jetzt zu einer Endlos-Debatte auszuwalzen, da sehe ich keinen Sinn drin.
@Kaichen: Cool, eine Rezension zu meiner Rezension.
Nein, ernsthaft: Vielen Dank für Dein äußerst ausführliches, konstruktives und auch kritisches Feedback, und das meine ich durchaus ernst. Denn nur kritisches Feedback, auch wenn es vielleicht nur Kleinigkeiten sind, gibt mir die Möglichkeit, mich zu verbessern. Deswegen will ich dazu auch gerne Stellung nehmen:
Negativer Grundton:
Bei aller Mühe die du dir mit dieser Mammutrezension gemacht hast, komme ich leider nicht umhin dir einen allgemeinen negativen Grundton zu unterstellen.
Einige der Beispiele, die Du aufführst, waren sicherlich nicht ganz so negativ gemeint, wie sie bei Dir angekommen sind, aber im Großen und Ganzen will ich das gar nicht mal abstreiten. Wenn man mal ganz genau hinschaut, dann wird man - da bin ich mir ziemlich sicher - feststellen, dass die Rezi sehr euphorisch und positiv beginnt, und je weiter man nach hinten kommt, sich in eine immer negativer werdende Stimmung wandelt. Tatsächlich spiegelt das meine Gemütsverfassung beim Schreiben der Rezi auch ziemlich genau wider: Ich habe das Buch innerhalb von 8 Wochen von vorne nach hinten durchgearbeitet und nach jedem Kapitel den entsprechenden Teil der Rezi geschrieben, wobei ich einzelne Klassen (so in etwa ab dem Kämpfer an abwärts) zu einem späteren Zeitpunkt geschrieben habe - und ich denke, auch dort erkennt man bereits meine zunehmende Ernüchterung, bis hin zur Enttäuschung, die ich ab Kapitel 12 kaum noch verhehlen konnte (und aus diesen Abschnitten stammen ja auch alle Deine Beispiele).
Dieser Stimmungswandel hat sicherlich einerseits mit einer zu hohen Erwartungshaltung zu tun, die durch die hier zur Schau gestellte allgemeine Begeisterung für das Pathfinder-System, durch die umfangreiche Testphase und durch meine Kenntnis zumindest der frühen Adventure Paths, die mich wirklich begeistert haben, geschürt worden ist, die andererseits aber auch ganz handfeste Ursachen hat: Die Änderungen bei den Völkern fand ich toll und auch die vielen neuen Klassenmerkmale konnten mich fast durch die Bank weg überzeugen. Da erwartet man natürlich, dass das so weitergeht. Bei den Fertigkeiten habe ich dann den ersten echten Dämpfer bekommen, weil ich die Änderungen im ersten Moment für völlig sinnlos und uninspiriert gehalten habe (woran sich bis heute nicht viel geändert hat), und ab Kapitel 5 bis Kapitel 10 hat mich am meisten enttäuscht, dass so wenig bis gar nichts verändert wurde, und wenn doch, dann in meinen Augen nicht wirklich überzeugend. Spätestens ab Kapitel 12 war dann allerdings nicht mehr viel zu retten, und das hat sich mit Sicherheit auch auf die nachfolgenden Abschnitte (Bewertung der Änderungen, PRG vs. SHB/SLH, Übersetzung & Lektorat) ausgewirkt.
Nichtsdestotrotz habe ich mich natürlich zu jedem Zeitpunkt darum bemüht, eine klare Trennung zwischen der (möglichst objektiven) Beschreibung der reinen Faktenlage in jedem Kapitel und meiner anschließenden Meinung dazu (die dann natürlich nicht mehr objektiv ist) vorzunehmen. Dass mir das gerade zum Schluss hin aber nicht mehr in jedem Fall gelungen ist, was sich auch in einigen negativ klingenden Formulierungen im "objektiven" Teil niedergeschlagen hat, und einigen Worten, die vielleicht härter sind als nötig, kann ich nicht ausschließen. Kapitel 14 halte ich jedoch in der Tat für einen schlechten Witz und ein Alibi-Kapitel, und dann nehme ich mir auch die Freiheit heraus, das so hinzuschreiben, auch wenn das vielleicht so manchen vor den Kopf stößt. Irgendwie muss man seinem Frust ja auch mal Luft machen...
Aber: Kritik zur Kenntnis genommen. Ob ich das in zukünftigen Rezis anders handhaben werde, kann ich zwar nicht versprechen, aber ich werde mich zumindest mehr bemühen, den "Fakten-Teil" vom "Meinungs-Teil" deutlicher abzugrenzen.
Kapitel 1: Auf geht's
Auch in einer sehr aufwendigen Rezension sind meiner Meinung nach ganze 18 Zeilen für den Vergleich des Attributpunktkaufsystems von DnD. 3.5 und Pathfinder etwas zu viel, bzw. überflüssig.
Ja, das ist mir im Nachhinein auch aufgefallen (+ die viel zu ausführliche Beschreibung der Würfelvorrat-Methode), aber ich war halt froh, dass ich zu den Attributen überhaupt irgendwas anderes schreiben konnte als "ist alles gleich geblieben". Und ich hatte Sorge, dass wenn ich nur die Quintessenz schreibe ("kein großer Unterschied"), dass dann irgendjemand mit einer Zahlenreihe daherkommen würde, bei der es signifikante Unterschiede gäbe, und dann wäre eine Mathe-Schlacht losgegangen, auf die ich keine Lust gehabt hätte.
Kapitel 3: Klassen
Barbar:
Der Barbar ist nach wie vor jene Klasse, die am meisten austeilen und am meisten einstecken kann…
Nee, das stimmt leider nicht. Bei den offensichtlichen Talenten, die ein Kämpfer nun mal nimmt, ist dieser leider in beiden Sachen ein bisschen besser als der Barbar.
Nuja, bei dem Satz handelt es sich um meinen Einleitungs-Satz zum Barbaren und der soll im Grunde nur dazu dienen, die Klasse grundsätzlich zu charakterisieren. Er bezieht sich auf den W12 als Trefferwürfel und den recht hohen Schadens-Output im Nahkampf durch den Kampfrausch. Dass diese Aussage aber nicht immer und unter allen Umständen Gültigkeit hat, sollte eigentlich jedem klar sein, denke ich.
Stimmt irgendwie alles, allerdings ist die Tiergestalt oder der Gestaltwandel, für mich nun wesentlich leichter durchzuführen als in DnD 3.5. Oder kommt nur mir das so vor?!
Hier fehlt mir leider die Praxis-Erfahrung, um das endgültig beurteilen zu können. Auf dem Papier jedenfalls liest sich der Gestaltwandel allerdings auch bei Pathfinder alles andere als einfach.
Zusammenfassung und Bewertung der Änderungen
Der Gestaltwandel wurde auf eine ganze Reihe Zauber aufgeteilt, die mit zunehmender Stufe dem verwandelten Charakter mehr Optionen und Macht verleihen, wobei Letztere mehr vom Zaubergrad abhängt und weniger von der gewählten Gestalt.
Und hier liegt der Teufel im Detail: Die Macht ist vom Zaubergrad abhängig, nicht von der Gestalt, also hat man mehr Wahlmöglichkeiten, als nur das offensichtlichste Monster zu nehmen.
Völlig korrekt. Das war ja auch genau das, was die Autoren mit dieser Änderung erreichen wollten (+ eine bessere Machtbalance im Vergleich zur Stufe).
Kapitel 9: Magie
Die Tatsache allerdings, dass man die negative Stufe, die einem toten Charakter durch die meisten Wiedererweckungszauber aufgebrummt wird, bei Pathfinder nun mittels des Zaubers Genesung jederzeit wieder entfernen kann, finde ich ein bisschen sehr läppisch.
Stimmt, da hast du recht! Aber in deiner gesamten Rezension erwähnst du nirgends, dass negative Stufen in Pathfinder wesentlich einfacher zu handhaben sind, als in DnD 3.5, wo man für das umrechnen seines Charakters doch einige Zeit brauchte.
Hm, da bin ich mir jetzt nicht sicher, was genau Du meinst. Negative Stufen funktionieren bei der 3.5e wie auch bei Pathfinder fast genau gleich: -1 auf Fertigkeits-, Attributs-, Angriffs- und Rettungswürfe und die effektive Stufe, -5 TP, bei Pathfinder kommen noch -1 auf KMB/KMV hinzu (streng genommen ist es also bei Pathfinder sogar noch etwas komplizierter). Falls Du damit den tatsächlichen Stufenverlust bei der 3.5e beim Charaktertod meinst, so ist dieser bei Pathfinder ja komplett weggefallen. Klar ist das einfacher. Aber das muss ich doch wohl nicht extra erwähnen, oder?