So,
hier mal ein kleines Update meines Eindrucks vom Add-On:
1.) Tatsächlich liegt in der Kauf-CD wieder ein Poster bei mit den Tech-Trees, Beförderungen, Geländearten, Sozialpolitiken usw. Finde ich ungemein praktisch, da sich doch einiges im Vergleich zum Hauptspiel verändert hat.
Insofern würde ich einer Kauf-CD tatsächlich den Vorzug ggü- dem Steamdownload geben.
2.) Kommen wir zur Spielbarkeit.
a) Religion:
die Religion ist nun - in Form von Glauben - eine weitere "Währung" neben Gold, Produktion, Nahrung, Wissenschaft und Kultur.
Dementsprechend wurden schon mal viele Sozialpolitiken, Gebäude und Weltwunder verändert und hinzugefügt.
Der Tempel gewährt zB keine Kultur mehr (wie bisher üblich), sondern Glauben. Die Sozialpolitik der Frömmigkeit legt ebenfalls Schwerpunkte in Glauben.
Glauben wächst also Runde für Runde, bis man einen Schwellenwert erreich. Zuerst darf man damit dann einen Pantheon gründen. Dies erlaubt es, einen Glaubensgrundsatz zu wählen. Hier ist die Auswahl groß. Man kann Boni für Steinbrüche, Plantagen, Wachstum, Kriegszeiten, Handelswege usw. bekommen - je nach Wahl des Pantheons (z.B. "Göttin der Fruchtbarkeit": +10% Wachstum).
Erreicht man den nächsten Schwellenwert in Glauben, darf man sogar eine Religion gründen.
Abermal hat man dann die Auswahl, welche Glaubensgrundsätze man wählt.
Sobald man eine Religion besitzt, kann man mit dem Glauben (in der Gründungsstadt der Religion) Missionare kaufen. Dies sind Einheiten, die man in eigene oder fremde Städte entsendet oder in Stadtstaaten.
Dort kann man sie dann einsetzen, um den Glauben zu verbreiten.
Mit der Zeit wird die Religion in den Städten so stark, dass die Ausbreitung automatisch verläuft. Je nach gewählten Glaubensgrundsatz erhält man Boni auf Zufriedenheit, Handel, Kultur oder Produktion.
Auch interessant: der Grundsatz "Glaubenskrieger". Dies erlaubt den Kauf von Militäreinheiten mit Glauben (statt Gold oder eben durch Produktion).
Fazit zur Religion:
Firaxis hat das sehr schön implementiert, denn es ist nicht nur ein feature, sondern eine weitere, komplexe Säule, um strategische Tiefe zu erzeugen.
b) Spionage:
Ebenso wie die Religion wurde die Spionage aus den Vorgängerversionen wiederbelebt.
Spionage läuft aber nicht über Einheiten wie die guten alten Diplomaten und Spione ab, sondern als abstrakter Wert.
Sobald man die Rennaisance erreicht, bekommt man seinen ersten Spion. Weitere Spione folgen für die weiteren Zeitalter (wobei es nun mehr Zeitalter gibt als zuvor).
Über ein Menü wählt man die Spione aus und weist sie Städten zu. Wählt man eine eigene Stadt, agieren die Spione defensiv (Spionageabwehr). Das führt dazu, dass fremde Spione eventuelle gefasst und getötet werden.
Aktiv einsetzen kann man Spione in anderen Zivilisationen oder Stadtstaaten. In Stadtstaaten kann man so den Einfluss verbessern (oder auch nicht, denn die Mission fehlschlägt). In anderen Civs kann man Technologien stehlen. Außerdem erhält man Informationen über die Diplomatie und Pläne des Gegners. So berichtet ein Spion beispielsweise, ob der Gegner gerade mobilmacht oder ob er eine Offensive vom Meer aus plant.
Diese Info hilft nicht nur dem Spieler selbst.
Man kann auch Hinweise an andere, betroffene Civs weitergeben. Plant z.B. Napoleon einen Seeangriff auf Elisabeth, kann man Elisabeth davon mitteilen, um diese diplomatischen Beziehungen zu verbessern.
In den späteren Zeitaltern gibt es natürlich noch Kontermaßnahmen gegen die Spione wie Gebäude oder Nationale Wunder.
Fazit: die Spionage in der Form gefällt mir. Noch weitere Einheiten ziehen wäre zuviel des Guten (neben Religion). So läuft es angenehm im Hintergrund mit und erlaubt dennoch eine weitere Spieleigenschaft, die die Diplomatie vertieft.
c) Einheiten, Gebäude, Wunder, Civs:
Die neuen Einheiten sind eine willkommene Erweiterung. Gerade in der Rennaissance und im Industriezeitalter werden so Akzente gesetzt.
Dadurch verändert sich aber auch der Tech-Tree.
Z.B. durch die Weltkriegsinfanterie verlagert sich die bisher übliche Infanterie nach hinten, weg vom Industriezeitalter hin zur Moderne. Auch die mächtige, mechanische Infanterie erhält man erst sehr spät im Spiel (Informationszeitalter).
Was dadurch geschieht:
bisherige No-Brainer-Strategien wie der Riflerush funktioneren nicht mehr, da die Techvoraussetzungen verändert wurden und weil es Konter gibt. So wird der Armburstschätze im Industriezeitalter zur Gatlinggun aufgerüstet, die ideal ist, um Nahkampfeinheiten zu kontern.
Auch der rush auf den Wissenschaftssieg funktioniert nicht mehr so einfach wie bisher. Konnte man im Hauptspiel noch effektiv "bee-linen" und damit andere Technologien ignorieren, so greifen nun mehr Techs ineinander, um den Wissenschaftssieg zu erreichen.
Beispielsweise muss man den Baum rund um die Kernkraft erfüllt haben.
Finde ich gut so, da ein Wissenschaftssieg bisher zu leicht war. Außerdem war es unglaubwürdig und seltsam, dass man dabei fundamental wichtige Techs ignorieren konnte.
Die neuen Civs bringen noch mehr Farbe ins Spiel:
Österreich-Ungarn, die Mayas, die Niederlande, Schweden, Kathago, Byzanz - das sind nur ein paar davon.
Interessanterweise sind die einzigartigen Fähigkeiten dieser Civs doch recht innovativ: Österreich kann zB durch die "Diplomatische Ehe" Stadtstaaten ohne kriegerische Intervention annektieren.
Schweden kann Große Persönlichkeiten einsetzen, um einen hohen Einfluss auf Stadtstaaten zu erhalten.
Die Stadtstaaten sind nun übrigen interessanter: nicht nur, dass es mehr Quests gibt, die interessanter sind als "Töte Stadtstaat XY."
Durch die Interaktion mit Religion und Spionage, aber auch durch die Tatsache, dass ein Stadtstaat mehr als eine aktuelle Quest ausschreibt, macht das Spiel rund um die Diplomatie spannender.
Denn auch die anderen Civs agieren auf dem diplomatischen Parkett nun geschickter. Das wird abermals durch Spione und Glauben verbessert. Aber auch die alten Abkommen werden interessanter.
Allerdings sind diese Abkommen nun nicht mehr so früh verfügbar. Das Forschungsabkommen erfolgt erst später im Spiel, womit der o.g. Wissenschaftssieg nicht mehr so leicht wird.
Fazit: die neuen features sind nicht nur Blendwerk, sondern geben dem Spiel einen neuen Impuls. Man muss als alter Civveteran tatsächlich umdenken und sich auf die Neuigkeiten einstellen.
Die Gewichtung der verschiedenen Siegvarianten, aber auch der Militäreinheiten, wird nun verfeinert. Ob man nun aggressiv, expansionistisch, fromm oder friedliebend spielt - für jeden ist etwas dabei, um einen Fokus zu setzen.
Für Civfans empfehle ich dieses Add-On ohne Vorbehalte. Der Ursprungspreis von 30€ ist allerdings zu hoch, doch kann man das Add-On mittlerweile für die Hälfte erwerben. 15€ sind vollkommen okay.
Tipp: ab und an haut Steam das Add-on für 7,49€ raus. Abwarten kann sich u.U. lohnen.