Warum benutzen Leute ein für ihren Spielstil dysfunktionales System?
Wahrscheinlich, weil sie es nicht als für ihren Spielstil dysfunktional betrachten. Ich benutze beispielsweise D&D/Pathfinder in regeltechnischer Hinsicht vor allem deswegen, weil ich die Kampfregeln denen anderer Systeme gegenüber bevorzuge. Das beißt sich für mich keineswegs mit der Aussage, dass der Fokus meiner Runden meist gar nicht auf dem Kampf liegt (80% Monstermatschen ist bei mir nicht).
Andererseits brauche ich persönlich für die Bereiche außerhalb des Kampfes keine besonderen Regeln, insoweit fehlt mir der Anreiz, auf ein System zu wechseln, dass die mir wichtigeren Bereiche zwar besser bedient als D&D, aber gerade im Bereich Kampf dann womöglich meinen Geschmack nicht trifft.
Warum benutzen Leute Traveller für eine "Star Wars"-Conversion?
Warum gibt es Leute, die mit Savage Worlds Midgard umsetzen wollen, also es emulieren wollen?
Warum gibt es Leute, die für DSA Sci-Fi-Settings schreiben (wollen)?
Setting vs. Rules. Einer der Gründe, D&D/Pathfinder zu spielen sind die dafür erschienen Kampagnenwelten, von denen ich die meisten sehr gerne mag. Andererseits mag ich auf die Welt des Schwarzen Auges sehr, sehr gerne (vielleicht sogar lieber), aber da ist dann wieder das vorher beschriebene Problem, dass ich eine herzliche Abneigung gegen das Kampfsystem von DSA habe. Ich wäre also trotz aller damit verbundenen Probleme wahrscheinlich glücklicher, wenn ich mit den D&D-Regeln Aventurien bespielen würde, als wenn ich dazu die von DSA nehme.
Warum gibt es immer wieder Leute, die D&D zu "Dogs in the Vineyard" machen wollen, und dabei eigentlich völlig übersehen, worum es bei D&D geht, und die ignorieren, dass jedes RPG eine gesetzte Grundsatzprämisse hat?
Erklärts mir, bitte. Ich verstehe es nicht, warum z.B. Ryan Dancey sich hinstellt, und öffentlich ausdiskutiert haben will, wie man am Besten Mechanismen aus DitV in D&D einbaut.
Die Frage, die sich mir hier eher stellt, ist, warum diese Leute das nicht tun sollten oder warum Ryan Dancey so etwas nicht diskutieren sollte. Rollenspiel ist vor allem praktisch ausgelebte Kreativität und ich fände es fatal, wenn man wem auch immer Scheuklappen anzieht und solche, selbst wilden Experimente mit dem Hinweis auf irgendwelche ominösen "Grundsatzprämissen" untersagen wollte.
Im schlimmsten Fall rennen sie damit gegen die Wand, im besten Fall entwickeln sie neue Ideen, die das Hobby insgesamt befruchten. Aber selbst der schlimmste Fall ist immer noch besser, als wenn sie es gar nicht erst versuchen, weil sie hübsch darauf achten, blos nicht aus ihrer Schublade rauszuhüpfen.
Warum wollen Leute mit D&D Kämpfe simuliert sehen?
("Simulation" ist hier bitte im GURPSschen Sinne zu verstehen, also als Versuch der möglichst genauen Abbildung einer Realität.)
Warum benutzen Leute Traveller für eine "Star Wars"-Conversion?
Warum gibt es Leute, die mit Savage Worlds Midgard umsetzen wollen, also es emulieren wollen?
Warum gibt es Leute, die für DSA Sci-Fi-Settings schreiben (wollen)?
Warum gibt es Leute, die D&D 3.X/4.X/Pathfinder kaufen, nur um dann damit etwas zu spielen, was man genauso gut mit einem "für lau"-OSR-Retroklon erreichen könnte, oder mit Savage Worlds, oder mit Barbarians of Lemuria?
Warum gibt es immer wieder Leute, die D&D zu "Dogs in the Vineyard" machen wollen, und dabei eigentlich völlig übersehen, worum es bei D&D geht, und die ignorieren, dass jedes RPG eine gesetzte Grundsatzprämisse hat?
Erklärts mir, bitte. Ich verstehe es nicht, warum z.B. Ryan Dancey sich hinstellt, und öffentlich ausdiskutiert haben will, wie man am Besten Mechanismen aus DitV in D&D einbaut.
Ich verstehs auch nicht, wie AOS sich hinstellt, und nicht versteht, warum Darigaaz es nicht versteht, dass sie das Spiel auf eine völlig unübliche Weise spielen könnte.
Nuja, beide klingen teilweise recht kategorisch, was auf der jeweiligen Gegenseite dann nicht so besonders gut ankommt. Davon ab ist es einfach so, dass gerade D&D auf tausend verschiedene Weisen gespielt werden kann und es "die eine richtige Spielweise" einfach nicht gibt. Das gerät aber in der Hitze des Gefechts leicht in Vergessenheit und führt nahezu automatisch zu den beschriebenen Missverständnissen.
Jedem Genre und Spielstil das passende System
Ich würde dem Satz gerne zustimmen, sofern ich den zweiten Teil komplett durchstreifen darf. Ich sehe eine gewisse Ironie darin, dass auf der einen Seite mit diesem Satz einer weitestgehenden Individualisierung des Rollenspiels das Wort geredet wird, auf der anderen Seite aber dann das Vermischen von Systemen zu eben diesem Zweck als "Idiotisch" bezeichnet wird.
Oder anders gesagt: Wenn ich als idiotisch gelte, weil ich, anstatt von einem für meine Zwecke unperfekten Systems auf ein anderes ebenfalls für meine Zwecke unperfektes System umsteige, lieber aus beiden Systemen das raushole, was für mich passt und den Rest wegschmeisse, dann kann ich damit extrem gut leben. Jedenfalls hab ich nicht den Anspruch, dass mein Spiel von denen beklatscht wird, die nicht daran teilnehmen. mir reichts völlig, wenn die Mitspieler damit leben können.