Richtig, "Defender" und "Leader" sind Eigenkreationen, aber die auch deren Ähnlichkeit zu den aus MMORPG bekannten Begrifflichkeiten lässt sich kaum abstreiten und sind offenbar daran angelehnt. Soweit ich weiß, hat man diese Begrifflichkeiten zumindest im PnP vor Aufkommen von WoW nie im Sprachgebrauch verwendet. Wie Nadir schon richtig schrieb, spielte man einen Dieb, einen Krieger oder Magier und nie einen Striker, Defender oder Leader. Und ich kenne keine Gruppe, in der es in der Pre-WoW-Ära anders tituliert wurde.
Wie gesagt, die 4E Klassenrollen sind ganz eindeutig an MMORPGs angelehnt, aber selbst vor den MMORPGs, gab es zumindest in meinem Bekanntenkreis die Verwendung ähnlicher Begriffe. Defender und Leader wurden nicht verwendet, aber z.B. Tank, Healer, Blechdose, Späher usw.
Ein Thief definiert sich aber eben nicht allein aufgrund seiner Sneak Attack Fähigkeit, zumindest in den Editionen vor der 4E. In aller Regel war der Thief immer ein Thief. Das bedeutete meistens, dass er in erster Linie mit seinen Fähigkeiten ausserhalb des Kampfes glänzen konnte.
Ich habe mich nur auf Backstab/Sneak Attack als Beispiel bezogen. Die Fähigkeit war ja in AD&D in der Tat schlechter und seit der 3E ist der Rogue im Kampf auch "nützlicher", aber auch die anderen Fähigkeiten des Rogue/Thief stützen die Klassenrolle als Striker. Das sind nämlich klassichwerweise im Schatten verstecken, schleichen und Fallen umgehen/entschärfen oder Gegenstände zu entweden (Pickpocket), also Fähigkeiten, die es dem Schurken/Thief erlauben den Erstschlag (Strike) auszuführen oder sich im feindlichen Gebiet unentdeckt zu bewegen bzw. es auszukundschaften. Wie bereits erwähnt, der Ursprung diese Rolle liegt letztlich in den Kriegsspielen der 70er Jahre aus denen D&D entsprungen ist und das wird gut am Rogue sichtbar.
Aha, und welche Klasse sollte Deiner Meinung nach gespielt werden, wenn der Wunsch besteht, einen schwächlichen und feigen Dieb zu spielen, der den Kampf meidet?
Einen Barden
Im ernst, will man einen SC spielen, der den Kampf meidet, so kann man das machen, mann muss nur damit leben, dass man mit einem Schurken der nicht kämpfen will/kann, in einem Abenteuer wie Temple of Elemtental Evil scheitern wird, wo quasi an jeder Ecke ein Kampf lauert. D&D ist "by default" nun einmal ein kampforientiertes System und das war es schon seit immer. Natürlich kann man so einen feigen Schurken spielen, wenn man eine D&D Kampagne spielt, in der Kampf weniger Bedeutung hat und dann sind die Klassenrollen in der Tat nur sekundär, das habe ich oben schon geschrieben. Schaust du dir aber die "default" Annahme von D&D an, so wirst du feststellen, dass bereits Gygax und Arneson davon ausgehen, dass viel gekämpft wird (siehe dazu auch quasi alle Kaufabenteuer) und da ist natürlich ein SC, der den Kampf meidet, eher kaum zu gebrauchen. Natürlich kann man von dieser Grundannahme abweichen und dann treten die Kampffähigkeiten und die Klassenrollen in den Hintergrund. Das ist aber ebenfalls bei jeder Edition so. Dass ist aber eine Sache, die man nur Gruppenintern angehen kann.
Tatsächlich finde ich es interessant, dass mein Hauptkritikpunkt an dieser Rollenverteilung und dem Verständnis wie Rollenspiel auszusehen hat, in diesem Deinen Statement bestätigt wird. Die Charaktere werden allein auf ihre Rolle im Kampf reduziert und wenn diese Rolle vom Spieler nicht angenommen wird, hat man das Spiel nicht verstanden.
Das hat niemand hier behauptet. Jede Gruppe kann mühelos von der Grundannahme des Systems abweichen und sein Ding machen. Das ist ja das tolle an Rollenspielen.