Doch, das habe ich berücksichtigt, aber es handelt sich ja hier um einen weiteren Boni für Lehrer, denn als Beamte profitieren sie von einem sehr günstigen Tarif in der privaten Krankenversicherung. Versuch mal in der freien Wirtschaft eine "Familie" mit 500 € privat zu versichern, da zahlt man eher das doppelte oder dreifache. Die gesetzliche Krankenversicherung ist sicherlich kostenlos, aber dann schließt man in der Regel Zusatzversicherung usw. ab, die du als Beamter in PV nicht brauchst. Zudem hinkt der Vergleich, weil du auf eine Familie abstellst, wo offenbar der Partner nicht arbeitet und somit nur über den "Lehrer" krankenversichert ist. In einer solchen Konstellation kann es natürlich vom Vorteil sein, wenn man die kostenlose GKV hat, gerade wenn man viele Kinder hat.
Wieso hinkt der Vergleich? Diese familiäre Situation gibt es auch, und da zeigt sich eben der Nachteil der PKV: sie ist für Einzelverdiener oder DINKIES super, für Familien jedoch schlecht, weil jedes Kind extra kostet. Und bei Kindern zahlt die GKV auch alles, da ist von den Leistungen her kaum ein Unterschied. Außerdem hat man einen zusätzlichen bürokratischen Aufwand am Hals, wenn man für vier oder mehr Leute sich selbst um die finanzielle Abwicklung der Krankheitskosten kümmern muss, also Arztrechnungen bezahlen, einscannen, in Formulare der Beihilfe und der PKV eintragen, Zahlungseingänge überwachen, Zahlungskürzungen prüfen + klären usw.
Es ist auch nicht immer einfach, große Zahlungsbeträge vorstrecken zu müssen.
Das mag in deinem persönlichen Umfeld so sein, gibt aber die Statistik nicht her. Das durchschnittliche Brutto-Einstiegsgehalt liegt bei Akademikern bei 3.400 €. Rechnet man ein Netto-A 13 Lehrergehalt entsprechend auf ein Angestellten Bruttogehalt hoch, landet man bei ca. 4.700 € (alles auf einen Single-Haushalt bezogen) Damit liegt der A13 Lehrer (oder sonstige Beamte des höheren Dienstes) noch vor dem durchschnittlichen EInstiegsgehalt von Elektroingenieuren, die ganz oben auf der Berufsteinsteiger-Skala liegen.
Quelle: http://www.spiegel.de/karriere/berufsstart/neue-studie-einstiegsgehaelter-von-akademikern-a-866150.html
Das deckt sich übrigens auch mit meinem Bekanntenkreis, wo die meisten Akademiker zu Beginn zwischen 36.000€ und 45.0000€ verdient haben. Natürlich gab es ein paar Ausreißer, die teilweise das doppelte verdient haben, aber wiederum. auch welche die weniger verdient haben, und ich wohne auch in einer Großstadt auf eine Großstadt bezogen.
Ja, das ist laut Artikel der Gesamtdurchschnitt. Also mit Ostländern, strukturschwachen Gebieten etc. Ohne es jetzt zu wissen, vermute ich mal, dass die Staatsbediensteten der Ostländer auch weniger verdienen? Dort sind ja auch die Lebenshaltungskosten deutlich niedriger. In westlichen Großstädten, besonders bei uns im Süden, sind die Lebenshaltungskosten nunmal sehr hoch. Das spiegelt sich eben auch in den Gehältern in der Wirtschaft wider. Da sind die Lehrer auf jeden Fall unterbezahlt.
Auf deine 4.700 Euro komme ich übrigens nicht, berücksichtigt man die noch vom Netto zu zahlende KV und den 8%-Abschlag, entspricht das Lehrereinstiegsgehalt als Beamter einem Bruttolohn von ca. 4.100 EUR, je nach KV-Kosten (hier mit 200 EUR angesetzt). Ohne diesen Abschlag, den wohl nur wir hier haben (BW), wären es aber trotzdem nur etwa 4.450 EUR und nicht 4.700 Bruttolohn.
http://oeffentlicher-dienst.info/ und
http://www.jobware.de/Gehaltsrechner.htmlDarüber müsste man wirklich nicht klagen, wenn man das in der Schule tatsächlich bekäme. Allerdings sieht die Realität anders aus: als Berufseinsteiger ist man erstmal Referendar, dort verdient man ca. 1.000-1.100 EUR netto. Nach diesen 1,5 bis 2 Jahren wird man erstmal entlassen und bekommt über die Sommerferien gar kein Geld. Dann steigt man - je nach Personalsituation und Bundesland - häufig als angestellter Lehrer ein. Einstiegsgehalt netto etwa 1.600-1.700 EUR. Da ist man dann Springer, Krankheitsvertretung oder es gab halt einfach nicht genügend Beamtenstellen. Oft bekommt man auch keinen vollen Lehrauftrag angeboten, womit sich das Gehalt weiter verringert. Ein Jahr später klappt es dann häufig mit der Verbeamtung - allerdings auch nicht immer. Und dann muss bei uns der Beamte einen Abschlag von 8% in Kauf nehmen, 3 Jahre lang. Aber selbst wenn wir mal davon ausgehen, dass die Lehrkraft direkt nach dem Ref verbeamtet wird, erhält sie erst zwei Jahre nach dem Studium dieses "Einstiegsgehalt". Wo liegen die anderen Akademiker nach zwei Jahren im Beruf? Doch selbst da würde ich mich nicht beklagen. Problematisch wird der Vergleich nach fünf, zehn oder zwanzig Jahren, wenn die meisten Akademiker 20 - 50 % höher liegen. Da kann kein Beamter mithalten, da gibt es ein paar Stufen, die jeweils 100 EUR netto mehr geben. Das wars dann bis zur Pension.
Die 500,- € sind eine reine Fantasiezahl, absoluter Unsinn! Während des Bezugs des Altersruhegeldes steigt der Beihilfeanspruch unabhängig von den Kindern wieder auf 70%.
(...)
In den einzelnen Ländern und beim Bund gibt es Abweichungen, aber grob ist das überall so.
Wow, das muss ich mal meiner KV sagen, dass sie mir Fantasiebeträge vom Konto abzieht. Erstaunlich, dass das Geld dann trotzdem weg ist. Aber was du ja nicht wissen kannst: ich muss auch noch einen Extrabeitrag für die Lohnfortzahlung nach 6 Wochen abdrücken, sonst wären es nur etwas über 400 EUR.
Und das mit der Beihilfe fällt wohl unter dein Wohlwollendes "Alles über einen Kamm scheren", denn bei uns in BW ist es tatsächlich so, dass mit Volljährigkeit der Kinder diese 70% wieder auf 50% zurückfallen. Erst mit drei Kindern bleibt einem dann der höhere Satz erhalten.
Dass es mit einem zweiten Kind "deutlich günstiger" wird, wie du schreibst, erschließt sich mir übrigens auch nicht, denn der zusätzliche Beitrag für das Kind (ca. 50 EUR) wird durch die Ersparnis des Lehrers (30% statt 50% von der KV zu versichern) höchstens gerade so aufgewogen (leider verändert sich der Beitrag nicht proportional), wahrscheinlich, um das Kinderkriegen nicht auch noch finanziell zu bestrafen.