Hallo alle zusammen.
Ich habe kürzlich ein bisschen auf Tanelorn Threads über D&D 5e gelesen. Bei den Kritik-Threads ist mir aufgefallen, dass dort konkrete Berechnungen angestellt werden (unter anderem wieviel Schaden dieser und jener Charakter durchschnittlich pro Runde macht) und diese Werte wurden dann verglichen. Ich habe Rollenspiel in meiner Jugend eigentlich so kennengelernt, dass man zwar zwei Charaktere haben kann, die die gleichen Werte hat, aber die Spieler den Charakteren vollkommen unterschiedliche Persönlichkeiten eingehaucht haben.
Beispiel: Wir hatten damals OD&D gespielt. In der Gruppe waren zwei Kämpfer: Der eine war dabei, sich zu einem Paladin zu entwickeln, der andere das genaue Gegenteil (einfach ausgedrückt: Der andere hatte einen sehr bösen Charakter). Obwohl beide immer an vorderster Front kämpfen konnten, hätten sie unterschiedlicher nicht sein können.
Jetzt meine Frage: ist mein Verständnis von Rollenspiel antiquiert und kommt es heute wirklich stärker darauf an, welche Werte man hat? Für mich hat sich diese Diskussion im anderen Forum teilweise so angefühlt, als würde es um World of Warcraft gehen...
Gruß,
Blade
Deine Vorstellungen sind sicher nicht veraltet und haben immer noch in vielen Runden Bestand. Das gilt auch für das Tanelorn-Forum.
Allerdings haben sich in den letzten Jahren eben auch Formen des Rollenspiels und insbesondere bei D&D in eine Richtung entwickelt, die die regelrechte Optimierung des Charakters in den Vordergrund stellen und in denen es in erster Linie um die effektive Überwindung von Encountern geht.
Die 3er Editionen und jetzt auch Pathfinder haben diese Entwicklung mit ihren Regelwerken befördert und auch kanalisiert. Die 4E hat dann noch mehr den Brettspielcharakter von D&D hervorgehoben.
Diese Entwicklung, zusätzlich auch noch beeinflusst durch WoW & Co, hat natürlich eine große Gruppe von Rollenspielern, insbesondere D&D-Spielern sozialisiert.
Andererseits ist seit einigen Jahren eben auch eine Gegenbewegung erkennbar, die den Fokus wieder verschiebt auf die "Old-School"-Werte. Hier treten die Werte der Charaktere (und auch die Regeln) wieder mehr in den Hintergrund und das Abenteuer selbst in den Vordergrund. Auch wenn Regelwerke wie C&C, Labyrinth Lord oder DCC nicht den Erfolg haben wie D&D oder Pathfinder, ist die OSR-Bewegung durchaus relevant.
OSR hat dann sicher auch die Entwicklung der 5E beeinflusst. Das Regelwerk ist schlanker, der SL hat mehr Kompetenzen und die Möglichkeiten zur Charakteroptimierung finden sich weitgehend in den optionalen Regeln.
Vor diesem Hintergrund ist Deine Vorstellung von Rollenspiel und auch D&D also alles andere als veraltet und ist sogar vielmehr kompatibel mit der neuen D&D-Edition.
Anzumerken sei auch noch, dass es sich natürlich viel besser in einem Forum seitenlang über die regelgerechte Anpassung und Optimierung diskutieren lässt, als über das Ausspielen eines Charakters.