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Autor Thema: Der Politik-Streit-Thread  (Gelesen 94520 mal)

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Deus Figendi

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #720 am: 17. März 2011, 18:10:17 »
Was jetzt nicht heißt, dass nicht manche Politker schon ein bissl zu geschmeidig ihre Position verändern (Mappus), aber die CDU als Ganzes war nie so monolithisch, wie von der Opposition dargestellt, insoweit ist es auch nicht so, als hätte es die kritischere Haltung, die sich dort jetzt Bahn verschafft, noch nie gegeben.
Naja, aber zumindest der Zeit-Artikel stellt ja explizit Aussagen der jeweils gleichen Leute gegenüber.
Und da finde ich es schon fraglich, dass man aufgrund der Ereignisse derart schnell seine Meinung ändert. Aber:
  • Ich erlebe, dass tatsächlich Leute ihre Meinung zu ändern scheinen, warum sollen nicht auch Politiker von wahlkampfunabhängigem Aktionismus betroffen sein?
  • Es mag Christdemokraten geben, die immer schon kritisch waren, aber pro geredet haben, weil es sich so gehörte. Diese sehen jetzt vielleicht ihre Chance
    Ich finde, in der Berichterstattung wird schon zwischen der Naturkatastrophe und der durch sie ausgelösten Nuklearkatastrophe unterschieden und ich kann mich nicht entsinnen, dass irgendjemand gesagt hätte "Guckt, alles kaputt, das kommt von den ganzen Atomkraftwerken."
    Das seh ich allerdings auch so.
    Zitat
    Die japanische Regierung evakuiert einen Bereich von 30 km. Die US-Regierung widerum geht damit hart ins Gericht und sagt, die Japaner spielen die Gefahr herunter, nötig wären mindestens 80 km und alle US-Bürger sollten sowieso lieber das Land verlassen.
    Das Auswärtige Amt in .de hat seine Bürger auch aufgefordert soweit sie es für vertretbar halten Japan zu verlassen. "Kinder und Familien zuerst" (oder so).
    Wenn ich mich nicht täusche war die Rede von 80 Meilen... aber ich mag mich auch täuschen und bin gerade zu faul zu recherchieren ^^

    Aber mal ne andere Sache, die ich spoilere, weil sie überhaupt nicht in den Politik-Bereich gehört, ich verstehe nämlich ne physikalische Sache nicht so ganz und vielleicht kann mir jemand mit Ahnung (Tex?) auf die Sprünge helfen...
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Vistella

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #721 am: 17. März 2011, 18:22:23 »
Wenn man Brennstäbe abschaltet, haben die immernoch ne Nachbrennleistung (oder wie das auch heißen mag) von 7%, dh wenn die 1200MW erzeugt hatten, glühen die abgeschalteten Stäbe immernoch mit ~100MW
und das führt zu einer so starken Hitzeentwicklung, dass die ganzen Atome miteinander verschmelzen (Kernschmelze)
und eben das will man verhindern, weil das ganze dann etliche Tausend °C heiß is und sich in den Boden schmilzt...und radioaktiv verseuchtes Grundwasser will halt keiner

is jetz nich physikalisch erklärt, aber so wie ich das verstanden hab

Coldwyn

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #722 am: 17. März 2011, 18:37:20 »
Fukushima ist ein Siedewasserreaktor, d.h. Druckbehälter und Turbine sind eine Einheit. Brennstäbe glühen nach und erzeugen immer Restwärme, dies könnte man mindern indem man den heißen Dampf ablässt, was neue Kühlung für die Stäbe bedeutet.
Inhalltsstoffe dieses Beitrags: 50% reine Polemik, 40% subjektive Meinung, 10% ungenau recherchierte Fakten.

Xiam

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #723 am: 17. März 2011, 19:27:36 »
Wenn man Brennstäbe abschaltet, haben die immernoch ne Nachbrennleistung (oder wie das auch heißen mag) von 7%, dh wenn die 1200MW erzeugt hatten, glühen die abgeschalteten Stäbe immernoch mit ~100MW
und das führt zu einer so starken Hitzeentwicklung, dass die ganzen Atome miteinander verschmelzen (Kernschmelze)
und eben das will man verhindern, weil das ganze dann etliche Tausend °C heiß is und sich in den Boden schmilzt...und radioaktiv verseuchtes Grundwasser will halt keiner

is jetz nich physikalisch erklärt, aber so wie ich das verstanden hab
In "abgebrannten" Brennstäben läuft ein verminderter Zerfallsprozess noch jahrelang ab. Diese Brennstäbe sind so heiß, dass sie nicht transportiert werden können, daher werden sie in Abklingbecken unter Wasser aufbewahrt (in Fukushima auf dem Dachboden des Reaktorgebäudes über dem Reaktorkern, was mittlerweile als ungünstig angesehen wird) und in diesen gekühlt (bei uns in Deutschland um die 5 Jahre lang, bis sie soweit abgekühlt sind, dass sie in CASTOR-Behälter verpackt und transportiert werden können). In Deutschland gibt es Richtlinien, dass die Temperatur des Wassers in den Abklingbecken um die 25°C betragen soll.

Wird diese Temperatur nicht gehalten sondern massiv überschritten oder sollte das Wasser gar verdampfen und die Brennelemente dadurch trocken fallen, könnten sie durch die Zerfallshitze überkritisch werden und es könnte wieder eine unkontrollierte Kettenreaktion ablaufen. Im schlimmsten Fall können sie sich sogar selbst entzünden. Es ist vor allem dies, was man nicht will. Dann hätte man ein nukleares Feuer, was eine massive Abgabe radioaktiver Strahlung in die Atmosphäre zur Folge hätte und welches auch nur schwer bis unmöglich zu löschen ist. Sowas ist damals in Tschernobyl passiert, wobei dies dadurch begünstigt wurde, dass in dem Kraftwerk in Tschernobly der Reaktor durch Graphit moderiert wurde, welches sich schneller entzündet.
1984 was not supposed to be an instruction manual.

Hautlappen

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #724 am: 17. März 2011, 19:35:44 »
@Coldwyn: Du hast meine Frage nicht beantwortet: Welche neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse sollte eine nochmalige Überprüfung der AKW bringen und inwieweit kann diese zum Abschalten der AKW führen ?
Anders ausgedrückt: Was hat Japan plötzlich mit unseren AKW zu tun und weshalb sollten deshalb Überprüfungsstandards geändert werden ?
"I have no expression on my face" (Tuvok)

Coldwyn

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #725 am: 17. März 2011, 19:41:02 »
@Coldwyn: Du hast meine Frage nicht beantwortet: Welche neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse sollte eine nochmalige Überprüfung der AKW bringen und inwieweit kann diese zum Abschalten der AKW führen ?
Anders ausgedrückt: Was hat Japan plötzlich mit unseren AKW zu tun und weshalb sollten deshalb Überprüfungsstandards geändert werden ?

Keine wissenschaftlichen Erkenntnisse sondern der Belegt dass bisherige wissenschaftliche Erkenntnisse sich als großer Haufen Ochenfäkalien erwiesen. Oder glaubst du etwa nicht dass die japanischen Behörden mit ihren AKWs ähnlich umgegangen sind wie die unseren?
Wenn gerade eben der Beweis existiert dass die sich geirrt haben können, dann besteht die Chance auch überall sonst.
Inhalltsstoffe dieses Beitrags: 50% reine Polemik, 40% subjektive Meinung, 10% ungenau recherchierte Fakten.

Hautlappen

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #726 am: 17. März 2011, 19:46:08 »
Zitat
Oder glaubst du etwa nicht dass die japanischen Behörden mit ihren AKWs ähnlich umgegangen sind wie die unseren?
Das sind sie selbstredend nicht. Japan hat ständig mit Erdbeben zu kämpfen, wir nicht bzw. nicht in dem Maße. Das AKW in Fukushima war meines Wissens auch nicht gegen eine solche Katastrophe geschützt; diese war aber, auch nach vorherigem Erkenntnisstand, zumindest theoretisch vorausszusehen. In Japan war man bereit dieses verschwindend geringe Risiko einzugehen. Es ist nichts anderes als eine Kosten-Nutzen-Abwägung.
"I have no expression on my face" (Tuvok)

Xiam

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #727 am: 17. März 2011, 19:53:14 »
Wissenschaftliche Erkenntnisse vielleicht nicht, das bezweifle ich auch, dass sich innerhalb von nicht einmal sechs Monaten so viel neues ergeben hat, dass man aufgrund dieser neuen Erkenntnisse radikal umdenkt.

Aber man kann natürlich aufgrund der Ereignisse in Japan in der Risikobewertung zu neuen Schlüssen kommen, und genau das ist passiert, meiner Meinung nach. Auch die Union war sich die ganze Zeit bewusst, dass der Betrieb von Kernkraftwerken mit einem - wie man glaubte - sehr geringen und eingehbaren Risiko verbunden ist, weil redundante Sicherheitssysteme nahezu jegliches technische und menschliche Versagen kompensieren könnten, sofern sie nicht alle gleichzeitig ausfallen. Nun sieht man in Japan, dass letzteres schneller eintreeten kann, als man geglaubt hat und bewertet die ganzen Szenarien neu.

Was jetzt allerdings folgt, das halte ich eben für unwürdig, und deswegen möchte ich Wormy auch nochmals widersprechen. Jetzt stellt sich die Kanzlerin nämlich hin und anstatt zu sagen "Japan hat uns gelehrt, dass wir uns möglicherweise in der Risikobewertung verschätzt haben und deswegen schalten wir jetzt doch erstmal alle Reaktoren von vor 1980 ab und überlegen nochmal neu." Das wäre transparent, integer, ehrlich und in meinen Augen sehr lobenswert und verantwortungsvoll.
Stattdessen heißt es aber, die Laufzeitverlängerung wäre begründet gewesen, auf wissenschaftllichen Erkenntnissen, die einen Störfall praktisch ausschließen (es erschien unmöglich, dass er eintritt) nur diese wissenschaftlichen Erkenntnisse seien jetzt durch die Ereignisse in Japan ... ja, was? Ungültig? Und das halte ich einfach für bodenlosen Unsinn und einer Physikerin nicht würdig.

Wieso ist es bloß so schwer, eigene Fehleinschätzungen/Fehler einzugestehen und ehrlich zu sagen mea culpa, da haben wir uns offenbar geirrt, aber der Fehler wird sofort behoben? In diesem Fall wahrscheinlich, weil dann sofort kluge Menschen aufschreien würden, die immer schon gesagt haben, die Atomkraft ist nicht so sicher, wie Betreiber oder Regierung uns das erzählen.
1984 was not supposed to be an instruction manual.

Hautlappen

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #728 am: 17. März 2011, 20:12:01 »
Zitat
Aber man kann natürlich aufgrund der Ereignisse in Japan in der Risikobewertung zu neuen Schlüssen kommen, und genau das ist passiert, meiner Meinung nach.
Zitat
Jetzt stellt sich die Kanzlerin nämlich hin und anstatt zu sagen "Japan hat uns gelehrt, dass wir uns möglicherweise in der Risikobewertung verschätzt haben und deswegen schalten wir jetzt doch erstmal alle Reaktoren von vor 1980 ab und überlegen nochmal neu." Das wäre transparent, integer, ehrlich und in meinen Augen sehr lobenswert und verantwortungsvoll.
Ganz genau. Um nichts anderes geht es. Es gibt Staaten die betreiben AKW trotz eines gewissen, wenn auch verschwindend geringen, Restrisikos, und es gibt Staaten die tun das nicht.
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Coldwyn

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #729 am: 17. März 2011, 20:18:57 »
[Edit] Egal.
« Letzte Änderung: 17. März 2011, 20:21:18 von Coldwyn »
Inhalltsstoffe dieses Beitrags: 50% reine Polemik, 40% subjektive Meinung, 10% ungenau recherchierte Fakten.

Vistella

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #730 am: 17. März 2011, 20:21:26 »
Die Länder die keine AKWs haben, können sich entweder keine leisten oder bauen gerade eben welche.
Das is so auch nich komplett richtig, Österreich hat keine, will keine und is angekotzt, dass EU Nachbarländer welche haben (grob zusammengefasst)
Ist auch das einzige Land (von ich weiß), das eine EU-weite Sicherheitskontrolle haben will



€: Ah Buuuh, du kannst doch nich alles wegeditieren, wenn ich dich zitier^^

Coldwyn

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #731 am: 17. März 2011, 20:23:46 »
haha, doch kann ich, denn mir fiel erst eine Milisekunde nach dem Schreiben ein dass ich ja hier was im Gate poste und sich garantiert sofort jemand findet der ein Gegenbeispiel findet, so unbedeutend es auch sein mag ;)
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Hautlappen

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #732 am: 17. März 2011, 20:38:27 »
Ist völlig egal wieviele Gegenbeispiele es gibt. Glücklicherweise können wir eigene Entscheidungen treffen.
« Letzte Änderung: 17. März 2011, 20:47:12 von Hautlappen »
"I have no expression on my face" (Tuvok)

Xiam

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #733 am: 17. März 2011, 21:41:17 »
haha, doch kann ich, denn mir fiel erst eine Milisekunde nach dem Schreiben ein dass ich ja hier was im Gate poste und sich garantiert sofort jemand findet der ein Gegenbeispiel findet, so unbedeutend es auch sein mag ;)
Schau dir mal diese Aufstellung an, besonders die Karte. Ich denke, damit dürfte bewusst werden, dass mehr Länder, als du scheinbar vermutest, Kernenergie bewusst nicht nutzen obwohl sie könnten. Dass es nur einige "unbedeutende" Beispiele gibt, ist schlicht nicht wahr.
1984 was not supposed to be an instruction manual.

Brandoch Daha

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #734 am: 17. März 2011, 22:17:48 »
@ Deus

zur Physikalisch/technischen Seite

http://mitnse.com/

Dort gibt es eine Aufstellung der Zerfallswärmeleistung der abgeschalteten Reaktoren.



Ich habe mal kurz überschlagen wieviel Wasser heute durch die Restwärme der Reaktoren pro Sekunde verdampft und bin
für Block 1 auf 2,5 t Wasser und bei Block 2&3 auf 4,5 t Wasser pro Sekunde gekommen.

Es muss also ein Vielfaches mehr an  Wasser durch die Reaktoren gepumpt werden.

Mein Rechenweg war Leistung P der Reaktoren in Watt geteilt durch die Verdampfungsenthalpie von Wasser gleicht der Masse an Wasser, die pro Sekunde verdampft werden kann.

Habe ich mich verrechnet?

@ Xiam
Eine Kernspaltungsreaktion im Abklingbecken kann nicht wieder starten, da zum einen die Menge des spaltbaren Materials gering ist und
im Abklingbecken die einzelnen Brennelemente durch eine Borhaltige Abschirmung getrennt sind.
Bor fängt die zur Spaltung notwendigen Neutronen ab.

Die große Gefahr ist wenn das Becken  trocken fällt und die Zirkoniumhülle der Brennelemente anfängt zu brennen, die dabei entstehende Hitze reißt Spaltprodukte in die Atmosphäre.
Es kann auch noch zu einer Schmelze kommen.

MFG
Brandoch Daha

"Unser Ansatz lautet: Wir sind einfache Helden. Und wir machen uns nicht so 'nen Kopp." von Christian Kennig

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