Wo wir übrigens gerade dabei sind, alte Themen mit neuen Erkenntnissen zu unterfüttern. Abteilung: Billiger Atomstrom.
Erstmals hat die Versicherungsbranche selbst eine
Studie zur Versicherbarkeit von Atomkraftwerken erstellt. Das Ergebnis war zu erwarten: Ein SuperGAU würde in Deutschland einen (vorsichtig) geschätzen Schaden von 5.000 bis 6.000 Milliarden Euro - das 10-20 Fache des jährlichen Bundeshaushaltes - verursachen, würde man alle Langzeit- und mittelbaren Folgen mit einkalkulieren. Damit ist die Erzeugung von Strom aus Atomenergie nicht nur nicht versicherbar, sondern eigentlich auch nicht bezahlbar, da weder Betreiber, noch irgendeine Versicherung, noch der Steuerzahler im Fall der Fälle für die Schäden einstehen können.
Da die Betreiber kerntechnischer Anlagen ihre Anlagen also nicht versichern können (und daher auch aus der Pflicht entlassen sind), sind sie per Gesetz verpflichtet, einen Betrag in Höhe von 3,5 Milliarden Euro zur Begleichung von Schäden, die durch eine ihrer Anlagen verursacht wurden, vorzuhalten. Verglichen mit dem tatsächlich vorraussichtlich entstehenden Schaden deckt dieser Betrag jedoch noch nicht einmal einen Bruchteil der Kosten ab.
D.h. im Klartext: die Geschädigten, die ihre Ansprüche für verlorene Vermögens und Sachwerte (Immobilien, Grund und Boden, Geschäft, etc. pp.) sowie Schadensersatzansprüche, die aus der zwangsweisen Umsiedlung im Falle eines SuperGAUS erwachsen (Verlust des Arbeitsplatzes und damit des Erwerbseinkommens, gesudheitliche Schäden), geltend machen wollten, würden nahezu leer ausgehen, da die 3,5 Milliarden EUR, die die Betreiber vohalten müssen, durch die unmittelbaren Folgen wie Evakuierung, kurzfristige Unterbringung und Versorgung von Evakuierten sowie notwendige infrastrukturelle Umbaumaßnahmen, bereits vollständig aufgebraucht sein dürfte.
Das heißt weiterhin, wer von einem SuperGAU in einem benachbarten Kernkraftwerk betroffen ist und sich selbst, nicht aber sein Hab und Gut retten konnte (was wohl bei Haus & Hof auch schwer sein sollte), der steht vor dem Problem, dass er nicht nur nichts ersetzt bekommen wird, sondern weiterhin auch seiner Existenzgrundlage beraubt ist und sich keine Hoffnungen auf irgendwelche Hilfen machen kann, alldieweil niemand, weder Betreiber noch Steuerzahler, dies bezahlen kann.
Weiterhin kommt die Studie zu dem Schluss, dass unser Gesundheitssystem mit den Folgen eines SuperGAU ebenfalls vollkommen überfordert wäre und die medizinische Versorgung zusammenbrechen würde.
Würde man diess Risiko absichern und die Kosten dafür auf den mit Kernenergie erzeugten Strom umlegen, würde der Kilowattpreis bei 4,- EUR liegen, sofern man davon ausgeht, dass der Fall der Fälle in frühestens 10 Jahren eintritt und finanziet sein muss. Streckt man die Zeit auf 50 Jahre zur Gegenfinanzierung, würde die Kilowattstunde immernoch 50 Cent kosten und wäre damit mehr als doppelt so teuer, wie sie tatsächlich ist.
Was dies praktisch bedeutet, wage ich kaum mir vorzustellen. Atombefürworter werden natürlich damit argumentieren, dass der Eintritt eines SuperGAU statistisch natürlich äußerst unwahrscheinlich ist. Das stimmt. Ich finde es dennoch beängstigend, zu sehen, dass wir auf den Fall dieser Katastrophe trotzdem nicht im geringsten vorbereitet sind. Was das für einen selbst bedeutet (und ob überhaupt etwas), das muss jeder für sich entscheiden. Ich persönlich finde es bedenklich.
Fazit: Wenn man realistisch rechnet und für kerntechnische Anlagen die gleichen Verpflichtungen, was eine Hapftpflicht angeht, zu grunde legt, wie sie sonst in jeder anderen Branche zugrunde gelegt werden, wäre Atomstrom praktisch unbezahlbar, mindestens jedoch unrentabel. Finanziert wird in Wirklichkeit alles durch die Hoffnung, dass schon nichts passieren wird.