Autor Thema: Der Politik-Streit-Thread  (Gelesen 94358 mal)

Beschreibung:

0 Mitglieder und 6 Gäste betrachten dieses Thema.

Fabius Maximus

  • Mitglied
Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #855 am: 17. Dezember 2011, 00:29:40 »
Öhm naja aber in Deutschland haben rechtsradikale Parteien doch auch "anhaltende Wahlerfolge" oder?
MecklenburgVorpommern: NPD erstmals wiedergewählt (also 2 Perioden drin)
Sachsen: Dito
Sachsen-Anhalt: Okay, hier nicht so "anhaltend"... die DVU war mal drin, aber ansonsten verteilen sich die Wähler auf verschiedene Rechtsaußenparteien was den Einzug verhindert.
Berlin ist da wie SachsenAnhalt (zersplittertes Rechts-Spektrum).

Und dann können wir darüber reden ob wie die freien Wähler als rechtsradikal einstufen oder z.B. die Hessen-CDU (oder war das nur der Koch und gar nicht die Landespartei?).
Und was ist mit den ganzen Pfeifen, die auf Vertriebenen-Kongressen verurteilen, dass Deutschland Ländereien an Osteuropa abgetreten hat nach dem WW2? Ich weiß nicht ob das rechtsradikal ist, aber nationalistisch doch allemal.

Du hast recht. Allerdings ist das eher ein Ausdruck von dem, was ich sagte. Die Wahlerfolge sind regional begrenzt und nicht sonderlich hoch. Außerdem trifft es nur auf die rechtsextremen Parteien zu (was allerdings daher kommt, dass es die rechtsradikalen noch nicht versuchen konnten). Die CDU hat zwar in Teilen rechtsradikale Tendenzen, aber nicht im Ganzen. Der Bund der Vertriebenen ist eine Organisation voller Altnazis, die früher mal Einfluss hatte. Inzwischen gehen Unionspolitiker nur einmal im Jahr dahin, damit sie den Rest der Zeit die Schnauze hält. Ansonsten dient sie nur noch dazu, dass sich die polnischen Nationalistin und Presse an Erika Steinbach abarbeiten können.

@Xiam:

Einmal für Berlin. Besonders in Bezirken mit wenig Immigranten ist die Fremdenfeindlichkeit besonders hoch. Brandneu.

Mit nem sehr feinen Kamm: 9,2 Rechtspopulisten in Deutschland. Man beachte, dass die Befragten dazu allen entsprechenden Fragen zustimmen mussten. Z.B. sind nicht alle Rechtsradikalen auch antisemitisch. Hier die Zahlen für die Ausgabe von 2010

Rechtsextremismus im Wandel, Dr. Richard Stöss, 3. Auflage 2010. Geht etwas tiefer.
« Letzte Änderung: 17. Dezember 2011, 14:28:31 von Fabius Maximus »
Stolzes Mitglied der Psionik-Liga.

masse

  • Mitglied
Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #856 am: 18. Dezember 2011, 23:12:56 »
An die Eltern, Lehrer und G8-Schüler unter euch.

Liebe Marie
Zitat
Warum müssen Fünftklässler sonntags büffeln statt Freunde zu treffen? Weshalb dieser Unsinn? Henning Sußebach versucht, es seiner Tochter in einem Brief zu erklären.
von Zeit.de zum Thema Schulzeitverkürzung.

Was denkt ihr?

Als G8-ler kann ich es nicht mit "damals" vergleichen, aber kaputte Menschen, für die das System sicher nicht gut ist kenne ich. Wünsche mir auch selbst mehr Freiheit. Und wenn ich mir die Definition von Bildung anschaue, fühlt sich das ziemlich anders an wie das, was ich in der Schule erfahre.
Zitat
Von Wikipedia:
Bildung (von ahd. bildunga für ‚Schöpfung, Bildnis, Gestalt‘) bezeichnet die Formung des Menschen im Hinblick auf sein „Menschsein“, seine geistigen Fähigkeiten.

Und die Wortherkunft von Schule kommt mir wie blanke Ironie vor.
Schule (lat. schola von griech. σχολή [skʰoˈlɛ:], „freie Zeit“)
"Logik ist schwer ueberschaetzt. Ich sag 1+1+1+1+1 = 6
- Das ist doch falsch! - Ich weiss, aber es reimt sich!
Reime sind Freundlich, Logik ist feindlich!" - Kaeptn Peng

Moira

  • Mitglied
Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #857 am: 19. Dezember 2011, 09:41:15 »
Ich weiß jetzt nicht, ob es eine Studie über Rechtsradikale im Zusammenhang mit ihrer Bildung gibt, aber ich denke nicht, dass diese ausschließlich aus Gymnasiasten bestehen. Eher fürchte ich einen Zusammenhang von ungebildet sein, sich auch gar nicht bilden wollen, und dieser Nullbock- Stimmung, sowie Perspektivlosigkeit verursacht durch dauernörgelnde arbeitslose Eltern. (darüber lässt sich natürlich streiten)

Die Menschen die mit "Bildung" in der Schulzeit förmlich erschlagen werden sind für mich eher Kandidaten die später einmal zu Workaholics mutieren, und mit einem Nervenzusammenbruch frühzeitig aus dem Berufsleben aussteigen um die Rente zu verringern, oder rechtzeitig vor Eintritt ins Rentenalter an einem Herzkasper sterben. Ist das vom Staat nicht so gewollt?

Generell finde ich es Hohn, dass sich alles immer schneller dreht, alles immer schneller gehen muss, und man dann den Kindern Ritalin verabreichen will, damit sie anderen mit Hyperaktivität nicht auf die Nerven fallen, und sie im Unterricht sitzen wie kleine brave Roboter.

Wenn ich die Lehrbücher meine Kinder anschaue, kann ich auch nur mit dem Kopf schütteln. Die sind zwar nur in der Realschule, aber der Rätsel, weil die Lektionen überhaupt nicht aneinander gereiht sind, sondern quer durchs Gemüse-Themengebiet ablaufen. Deutschunterricht und Gedichte vortragen oder mal lernen ist auch nicht mehr drin, und Ausdruck sowie Grammatik werden oft nicht einmal benotet.

Solange es nichteinmal Grundschullehrer schaffen, bei den Kindern Spaß am Lernen zu fördern, ihre Neugier zu wecken, und sie darauf zu trimmen, wie schön das Lernen, und die Neugier überhaupt sein können, kann es doch nichts werden. Als Eltern hat man dann zu kämpfen, wobei die Lehrer aber in den Augen der Kinder besser sind, was alles schulische betrifft.
"Nur die Lügen brauchen die Stütze der Staatsgewalt, die Wahrheit steht von ganz alleine aufrecht!" Carl Theodor Körner

hewimeddel

  • Mitglied
Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #858 am: 19. Dezember 2011, 10:06:27 »
Solange es nichteinmal Grundschullehrer schaffen, bei den Kindern Spaß am Lernen zu fördern, ihre Neugier zu wecken, und sie darauf zu trimmen, wie schön das Lernen, und die Neugier überhaupt sein können, kann es doch nichts werden.

Bei Kindern muss man Neugier normalerweise gar nicht erst wecken. Man muss "nur" zusehen, dass man die Neugier der Kinder nicht einschlafen lässt.
Natürlich geht das nicht in jedem Fach, denn wer interessiert sich denn schon für alles?

Aber wenn die Kinder / Jugendlichen wenigstens einmal an jedem Tag ein Fach haben, auf dass sie sich freuen, dann ist schon viel gewonnen.
Wenn stattdessen in allen Fächern ständig Prüfungsangst herrscht und sich demotivierte Lehrer auch bei der Hausaufgaben- und Prüfungsverteilung nicht absprechen sondern einfach ihren eigenen Stiefel durchziehen, dann ist das wohl eher nicht machbar.
Die Art des Unterrichts ist natürlich auch ein Faktor, aber da ist es wohl leider in einer Schulklasse mit bis zu 25 oder mehr Kindern generell nicht möglich, auf jeden Einzelnen einzugehen.

tschau
hewi
« Letzte Änderung: 19. Dezember 2011, 10:12:20 von hewimeddel »
"The right way to play guitar is to play thrash metal" (Mike Mearls)

masse

  • Mitglied
Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #859 am: 19. Dezember 2011, 14:25:03 »
Wenn ich mir so den Wandel der Mentalität von der Grundschule bis jetzt ( - Kursstufe 2, erster G8 Jahrgang, der Abi macht, also gemeinsam mit den G9ern - ), dann ist das ein ziemlich erschreckender Wandel.

Fünfte Klasse war man noch motiviert, hatte Spaß, größtenteils jedenfalls und machte seine Hausaufgaben. Mit zunehmenden Alter kamen dann Demotivation, Unlust, Stress, Hausaufgabenabschreiben...
Allein wenn man sich anschaut, wann die Schüler zur Schule kommen oder wann sie sich von der Pause wieder in den Unterricht bewegen. Die jungen sind mindestens 10 Minuten vor Anfang des Unterrichts in der Schule und strömen sofort beim ersten Klingeln wieder Richtung Klassenzimmer. Die älteren lassen sich Zeit und gehen fast 5 Minuten später Richtung Klassenzimmer. Liegt wohl auch daran, dass die jungen noch mehr Angst haben, dass sie zu spät kommen könnten, aber die Unlust an der Schule wird von Klasse zu Klasse allgegenwärtiger.
Gruselig.

Die Taz über Rechtsradikalismus an sächsischen Berufsschulen
"Logik ist schwer ueberschaetzt. Ich sag 1+1+1+1+1 = 6
- Das ist doch falsch! - Ich weiss, aber es reimt sich!
Reime sind Freundlich, Logik ist feindlich!" - Kaeptn Peng

Aqualung

  • Mitglied
Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #860 am: 19. Dezember 2011, 15:02:06 »

Moira

  • Mitglied
Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #861 am: 20. Dezember 2011, 10:04:31 »
@ Hewi: Natürlich meinte ich nicht "Neugier wecken", das war blöd ausgedrückt, ich meinte, dass die vorhandene Neugier nicht abgewürgt wird, so wie ich es bei meinen Kindern erlebt habe. Das Erste, was sie in der Grundschule schmerzlich lernten, war, dass sie niemals nachfragen sollten, weil sie dann auf genervte Lehrer treffen, und auf Mitschüler, die sie auslachen, und für dumm erklären, während wiederrum die Lehrer nicht einschreiten. (zu meiner Schulzeit war das noch so gewesen, da gab es sogar 10 Minuten vor Unterrichtsschluss die Zeit, nochmal nachzufragen, was man nicht verstanden hat, und ausgelacht wurde da niemand)

Ich will auch keinesfalls den Lehrern die Schuld geben, denn ihnen sind leider die Hände in Sachen Erziehung gebunden, und sie müssen sich obendrein noch mit Eltern herumschlagen, deren Erziehung versagt hat, die sich jedoch einbilden, sie hätten die Weisheit mit Löffeln gefressen.

@ Masse: Woran liegt das wohl, dass ältere Schüler sich nichts daraus machen, zu spät zu kommen?
"Nur die Lügen brauchen die Stütze der Staatsgewalt, die Wahrheit steht von ganz alleine aufrecht!" Carl Theodor Körner

masse

  • Mitglied
Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #862 am: 20. Dezember 2011, 12:04:39 »
Wer quält sich schon gern selbst?

Edit: Achso, nicht warum sie zu spät kommen, sondern warum sie sich nichts daraus machen.

Schwierig zu sagen. Ich könnte sagen, Schule ist den Leuten egal. Stimmt aber nicht, die Schule hat einen ganz schön hohen Stellenwert im Leben. Man macht sich vor Klausuren Stress, fürchtet sich vor dem nahenden Abi, so gesehen nimmt man es schon ernst. Andererseits schlägt Schule ganz schön auf die Psyche, nur zögerlich hingehen ist da irgendwie normal.

@Aqualung
Klasse Video. Kannte ich vorher noch nicht. Und da gibts noch lauter mehr davon. :)
« Letzte Änderung: 20. Dezember 2011, 12:11:05 von masse »
"Logik ist schwer ueberschaetzt. Ich sag 1+1+1+1+1 = 6
- Das ist doch falsch! - Ich weiss, aber es reimt sich!
Reime sind Freundlich, Logik ist feindlich!" - Kaeptn Peng

Deus Figendi

  • Administrator
    • http://forum.dnd-gate.de/viewtopic.php?p=133284#133284
Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #863 am: 20. Dezember 2011, 19:03:33 »
@G8: Ich glaube dass G8 ne blöde Idee war und die Umsetzung noch schlimmer hat inzwischen jeder eingesehen ^^ nur die die es verbrochen haben geben nicht zu, dass sie diese Einsicht hatten :cheesy:

@ZuSpätKommenEgal: Ich glaube man setzt irgendwann auch Prioritäten... also wie masse schon sagte ist Schule schon extrem wichtig wenn man Schüler ist, es ist der Lebensmittelpunkt, man verbringt dort die meiste Zeit des Werktages wenn nicht der Woche. Dort ist die "Arbeit" aber auch die Freunde, also Freizeit etc.
Ich kann mich an vier Beispiele sehr gut erinnern, in denen etwas einfach höher priorisiert wurde als die Schuie:
Fall 1 (ich):
Irgendwann wurde es mir zu blöd mein Mittagessen in 15 Minuten hinunter zu würgen (einschließlich anstehen und Erwerb der Nahrung) und ich entschied mich dass Essen eben so lange dauert wie es dauert und dass es mir wichtiger ist als dass ich 90 statt 80 Minuten Geschichte habe. 's hat auch nie jemand was gesagt.

Fall 2 (Mitschülerin):
Hat irgendwann entschieden, dass ihr Gesangsunterricht höhere Priorität genießt als ihr Geschichts-LK und so entschwand sie ein Halbjahr lang Woche für Woche nach der ersten Hälfte einer Doppelstunde. Sie nahm also nur an 5 der 6 Stunden in der Woche Teil (okay, das ist kein Zu-Spät-kommen).

Fall 3 (ich in der Berufsausbildung):
Ab einem bestimmten Punkt kam ich Tag für Tag zu spät. Der Grund war folgender:
1. Ich hatte kein Auto mehr sondern fuhr ÖPNV
2. Der pünktliche Bus war maßlos überfüllt.
Ein Bus später (der dann zu Schulbeginn an der Haltestelle hätte sein sollen aber zzgl. üblicher Verspätung zzgl. Weg zum Unterrichtsraum) war noch immer "voll" aber nicht mehr so dass man nicht hätte atmen können.
Ich priorisierte: Entspannt und lebendig zur Schule kommen ist wichtiger als pünktlich zur Schule kommen.

Fall 4 (Wieder ich in der Berufsausbildung):
Hatte es ein oder zwei Mal, dass ich daheim noch was erledigte, in der Regel lernte ich irgendwas privat (also nicht für die Schule oder den Job). Und habe durchaus bewusst in Kauf genommen ein paar Minuten zu spät zur Schule zu kommen.
Hier ist die Priorisierung aber nicht dass das eine "wichtig" ist sondern, das andere unwichtig, denn in den ersten Minuten des Berufsschultages lernt man eh nichts, hier die Begründung:
1. Die Lehrkraft ist auch ihre Minütchen zu spät
2. Es wird noch organisatorisches Erledigt (Anwesenheit etc.)
3. In der Berufsschule lernt man - meiner Erfahrung nach - eh nichts oder zumindest weniger als autodidaktisch am Rechner daheim.
DnD-Gate Cons 2007, 2008, 2009, Gate-Parkplatztreffen ICH war dabei!
SocialMedia: Status.net Diaspora BookCrossing

Moira

  • Mitglied
Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #864 am: 20. Dezember 2011, 19:31:56 »
Hm, wenn also Lehrer auch zu spät kommen, kann ich das nachvollziehen.

Zu meiner Zeit war das halt noch anders, und wir hatten auch keine Lust zu spät zu kommen, denn es gab noch Verhaltensnoten, und vor der Versammelten Schule beim Apell Tadel.  -_-
Das Schlimme daran war allerdings, wenn ein Lehrer jemanden auf dem Kiecker hatte, wurde die Sache schon sehr ungerecht, und kam vor den Direktor. Das heißt, auch Schüler konnten sich dort über Lehrer beschweren.
In meiner Ausbildung allerdings war das nicht mehr so, dennoch bin ich nie absichtlich zu spät gekommen, oder weil es mir egal war.

Aber irgendwie sind wir weit vom Thema weg.

Wie gesagt gab es zu DDR- Zeiten auch schon Rechtsradikale, aber eben kaum Ausländer, gegen die sich, diese hätten wenden können. Weiterhin gingen Polizisten überall in der Stadt Streife. Wenn ich heute sehe, wie die Polizei mit dem Auto durch den Stadtpark fährt, weil sie wegen einer Ente gerufen wurden, frage ich mich doch ernsthaft, was vermeintliche Straftäter zu befürchten hätten.

Ich zumindest denke mir, dass man Radikale generell nicht ernst nehmen kann, weil sie teilweise zu verschrobene Ansichten haben, um jemandes aufmerksamkeit zu gewinnen. Und nein, Terror ist für mich ein geplanter aber willkürlich ausgeführter Anschlag auf Menschen in einem gewissen Umfeld. Jemand einzeln und gezielt zu ermorden ist kein Terror in dem Sinn.Schrecklich zwar auch, aber unscheinbarer eben.
« Letzte Änderung: 20. Dezember 2011, 20:22:52 von Moira »
"Nur die Lügen brauchen die Stütze der Staatsgewalt, die Wahrheit steht von ganz alleine aufrecht!" Carl Theodor Körner

Zechi

  • Globaler Moderator
Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #865 am: 23. Dezember 2011, 09:32:43 »
Zum Thema Wulff:



 :D
Planen ist alles, Pläne sind nichts.

Hautlappen

  • Mitglied
Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #866 am: 23. Dezember 2011, 12:28:53 »
Und da soll einer nochmal sagen DieLinke hätte sich für Gauck entscheiden sollen; mit dem wäre es wahrscheinlich nur halb so lustig geworden.
"I have no expression on my face" (Tuvok)

masse

  • Mitglied
Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #867 am: 02. Januar 2012, 03:23:30 »
Auf geht's nach Amerika:

Einmal das hier:
SOPA

Ihr dürft mich gern berichtigen, aber irgendwie klingt das nicht besonders schön.
SOPA: Seiteninhaber werden strafbar gemacht dafür, was Seitennutzer illegal hochladen? Ich bitte um eine Erklärung, was dieses Gesetzeswurf bedeutet und wie man sich die Konsequenzen so vorstellen könnte.

Und...
das hier:
National Defense Authorization Act of Fiscal Year 2012
Schön zu Silvester durchgebracht, damit es im Silvestertrubel nicht bemekrt wird? Da bitte ich auch um eine kurze Erklärung, was das denn überhaupt bewirkt. Was wird dadurch (un-)rechtens?
"Logik ist schwer ueberschaetzt. Ich sag 1+1+1+1+1 = 6
- Das ist doch falsch! - Ich weiss, aber es reimt sich!
Reime sind Freundlich, Logik ist feindlich!" - Kaeptn Peng

TheRaven

  • Mitglied
Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #868 am: 02. Januar 2012, 03:47:29 »
SOPA ist im Prinzip dasselbe wie die Firewall in China nur halt in den USA und unter dem Vorwand des Urheberrechts. Es geht darum, dass man Seiten, die aus der Sicht der USA illegale Inhalte anbieten, aber im jeweiligen Land wo die Server stehen legal sind im Prinzip vom Netz trennen kann. Naja, vom amerikanischen Internet aber seien wir mal ehrlich, eine Seite, welche in den USA gesperrt wird ist im Prinzip tot bzw. fristet ein Schattendasein. Noch krasser ist, dass amerikanische Firmen dazu gezwungen werden können sämtliche Geschäftsbeziehungen sofort abzubrechen. Da praktisch alle Kreditkartenunternehmen und ähnliche internationale Firmen nun mal ihren Standort in den USA haben ist es definitiv der Tod eines jeden Geschäftes, selbst wenn dieses im jeweiligen Land absolut legal wäre. Das ist der Kern.

Problematisch sind aber die Details von SOPA, nicht der Kern. Man muss davon ausgehen, dass kurz nach der Einführung primär wirtschaftliche und am Ende auch politische Interessen damit durchgesetzt werden. Es ist extrem einfach eine Sperrung zu erwirken (es reicht ein einziger Link irgendwo auf einer Seite, zu aus amerikanischem Sicht illegalen Inhalte, um die ganze Domäne zu sperren) und die USA wird zur Weltpolizei vom Internet. YouTube, Facebook, Foren, Suchseiten, Blogs und im Prinzip alles, wo ein Benutzer etwas schreiben kann, können also alle jederzeit nach Lust und Laune gesperrt werden.

Auch wenn es polemisch klingt, so geht es am Ende um nichts anderes als die Freiheit des Internets. Oder ich kann einfach den allerersten Satz im Entwurf selber zitieren, denn der macht alles klar:

Zitat
SOPA: To promote prosperity, creativity, entrepreneurship, and innovation by
combating the theft of U.S. property, and for other purposes.
« Letzte Änderung: 02. Januar 2012, 04:48:35 von TheRaven »
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

Deus Figendi

  • Administrator
    • http://forum.dnd-gate.de/viewtopic.php?p=133284#133284
Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #869 am: 02. Januar 2012, 05:10:20 »
SOPA sprudelt doch schon mindestens ein Jahr durch die Blogs und sozialen Netzwerke. Edit: und im Grunde ist das Thema schon gestorben, die Aufregung ist eigentlich durch.
Dass das Zensur ist ist klar und die Sache mit den illegalen Inhalten... janee, der Verdacht tut's erstmal auch. ACTA schlägt theoretisch in die gleiche Kerbe, wurde im Laufe der Zeit und im Laufe der Leaks (yay, Geheimverträge) einigermaßen weichgespült, das hat mir mal richtig Angst gemacht, inzwischen scheint es erträglich.

Das Problem, welches die Amis haben ist, dass manche Firmen sich einfach wehren, während man eigentlich bisher immer davon ausgehen konnte, dass man 'ner Firma sagt nimm das und das raus, sperre dies, gib mir die Daten über Kunde XY etc. und du darfst nicht sagen dass wir das gesagt haben... und es geschah so. (Paypal)
In den letzten 1-2 Jahren haben sich Firmen aber immer wieder aufgeschwungen und haben "nö" gesagt (TOR-Exit-Nodes) oder "zeig mir dir rechtliche Grundlage" (The-Piratebay) oder "gegen die Schweigepflicht klage ich aber" (Twitter). Also möchte man nun rechtliche Grundlagen schaffen, damit dieses Gejammer aufhört.
Und ja natürlich, wo ein Werkzeug da ein Missbrauch, keine Frage. Es kann aber auch sein, dass der Markt die Befürchtungen von TheRaven zerstreuen wird, nämlich dann wenn die wichtigen Firmen die Staaten einfach verlassen und dort nur noch Filialen betreiben, Island soll ja auch ganz schön sein (und die haben verdammt billigen Strom!!!).

@National Defense Authorization Act of Fiscal Year 2012
1. "Burriing" geht anders, da nutzt man nicht Sylvestertrubel sondern da muss es schon knallen. Wenn gerade irgendwo ein Atomkrafwerk hoch geht oder man fängt schnell einen Krieg an oder sowas, dann kann man unbequeme Gesetze schnell mal durchwinken. Ein bisschen Jahreswechsel reicht da nicht.
2. Ja, das Gesetz ist ganz großartig, es legitimiert völkerrechtswidriges Verfahren. Es erlaubt Kriegsgefangene auf unbestimmte Zeit und ohne Verfahren fest zu halten (in Einrichtungen mit so schönen Namen wie Camp-Justice und Camp-Honor hihihi) und nebenbei erklärt es inländische Kriminelle zu potentiellen Kombatanten im Sinne des Kriegsrechts.
Ex-Militärs laufen auch Sturm dagegen aber... der Friedens-Nobelpreis-Träger hatte ja Bauchschmerzen, als er es unterschrieb, dann ist doch alles gut.

masse, ich bin inzwischen müd derartige Themen in Foren wie diesen anzusprechen, denn meist wird es belächelt, die Gefahr herunter gespielt etc. manchmal macht es einfach keinen Spaß mit nicht-Nerds (oder in einem Rollenspielforum vleileicht eher nicht-Hackern) zu diskutieren.

Gibt's eigentlich noch diesen "Freedom of Speech"-Kram? Kann man das nicht auch mal abschaffen? Dann muss man nicht immer an den Symptomen herumdoktern.
« Letzte Änderung: 02. Januar 2012, 05:16:28 von Deus Figendi »
DnD-Gate Cons 2007, 2008, 2009, Gate-Parkplatztreffen ICH war dabei!
SocialMedia: Status.net Diaspora BookCrossing

  • Drucken