Willst Du mit Deiner Gruppe eine längere Kampagne mit festen Charakteren spielen, würde ich von einem reinen Horrorszenario ala Cthulhu eher abraten, da sich wie von einigen hier schon beschrieben, der Horrorfaktor im Laufe der Zeit so langsam abnutzt.
Bevor Du aber zum Kauf schreitest, solltest Du Dir außerdem nochmal überlegen, wie die Horrorelemente in Deiner Runde aussehen sollen. Auch wenn Bücherwurm recht hat und die Einteilung der Horrorkategorien im Artikel recht schwammig und unrichtig sind, so reichen sie für einen kurzen Überblick der möglichen Horrorstilrichtungen innerhalb des Rollenspiels aus.
Sollen die Horrorelemente also im Splatterbereich liegen oder stellst Du Dir eher eine gruselige Atmosphäre im Stile des Gothic-Horrors der alten "Hammer"- Filme vor? Das heißt, nebelige Landschaften und ein verfallenes Schloss mit einem düsteren Geheimnis. Ein Suspense-Abenteuer ist aber sicher auch denkbar.
Auch wenn sich gewisse Elemente verbinden lassen, wirst Du Dich schon etwas festlegen müssen, wie Du Deinen Spielern das Fürchten lehren willst. In Abhängigkeit Deiner Vorlieben, solltest Du dann entscheiden welches (Fantasy?)-Setting Du für Deine Kampagne verwenden kannst.
Um Dir bei einer Kategorisierung der einzelnen Settings ein wenig zu helfen, greife ich einfach mal ein paar der genannten Kampagnen und Rollenspiele auf und versuche eine Zuordnung.
Planescape: Planescape ist ein interessantes, aber auch sehr abgefahrenes Setting. Die Multiversen sind einfach zu schrill, um Raum für den leisen Suspense oder auch den klassischen Gothic-Horror zu bieten. Andererseits sind sie der perfekte Ort für Splatterabenteuer ala "Hellraiser". Nur sollte man es nicht übertreiben und die Helden nicht ständig durch Blut waten lassen.
Midnight: Midnight ist ein sehr düsteres Fantasysetting und man sollte meinen dadurch prädestiniert für jegliche Form von Horrorthemen. Das ist aber nur eingeschränkt der Fall. Durch seine eigene Grundstimmung (Ein böser Gott herrscht und die Toten steigen aus ihren Gräbern, wenn man nicht aufpaßt) und kampagnenbedingte Vorgaben lassen sich gewisse Horrorelemente nur schwer einfügen. Die Wesen des klassischen Gothic-Horror wie der Vampir oder die Mumie wirken meines Erachtens hier fehlplaziert. Auch das Böse, das schleichend von einer Region Besitz ergreift, wirkt bei Midnight eher unpassend, da das abgrundtiefe Böse schon da ist.
Andererseits bietet gerade dieses Setting genügend Möglichkeiten, den Spielern gehörig Angst einzujagen. Insbesondere die Tatsache, dass die wiedergekehrten Toten trotz ihres Hungers auf lebendes Fleisch noch immer den Intellekt, das Verhalten und unter Umständen auch das unversehrte Äußere des Verstorbenen besitzen, kann für die Spieler zu verstörenden Begegnungen führen. Vor allem die Szenarien aus Filmen wie in "Dawn of the Dead" oder auch "28 Days later" sind bei Midnight mehr als passend.
Durch die Herrschaft des dunklen Gottes Izrador ist jede andere Form des Bösen ambivalent geworden und häufig werden sich die Helden gezwungen sehen, einen Pakt mit dunklen Mächten einzugehen, um überhaupt eine Chance gegen die feindliche Übermacht zu haben.
Richtig gespielt kann Midnight für die Spieler der blanke Horror im besten Sinne sein. Aber aufgrund seiner Thematik schränkt es den SL auch ein wenig ein. Darüber sollte man sich zumindest im klaren sein.
Ravenloft:
Eigentlich sollte Ravenloft DAS Setting für Horrorkampagnen sein. Aber wegen einiger grundsätzlicher Designschnitzer ist es in meinen Augen vielmehr ein kunterbunter Jahrmarkt unterschiedlicher Horrorelemente. Wenn Du bei Deiner Kampagne einen Film wie "Van Helsing" vor Augen hast, sollte dieses Setting Deine erste Wahl sein. Ansonsten würde ich von dieser Kampagnenwelt eher die Finger lassen. Das übergeordnete Thema der durch höhere Mächte abgetrennte Regionen, die jeweils durch ein abgrundtief böses Wesen beherrscht werden, steckt so voller Klischees, dass der Horror meist auf der Strecke bleibt.
Wenn man aber von der mißratenen Grundstimmung, die bestenfalls an Gothic-Horror erinnert, absieht, sind Quellenbücher wie das Monsterkompendium für Ravenloft durchaus zu empfehlen. Sie bieten wie Raven schon andeutete mehr als genügend Stoff für Abenteuer oder kleine Kampagnenaufhänger. Als Inspirationsquelle für eine Horrorkampagne ist Ravenloft hervorragend, aber als alleinstehendes Setting mißlungen. Das war aber auch schon zu AD&D-Zeiten so.
The Hunt:
Ähnlich wie bei Ravenloft handelt es sich bei "The Hunt" um ein Horrorfantasysetting, das meiner Meinung nach an seinem mangelndem Konzept krankt. Die Welt von "The Hunt" wird durch die Alpträume in unserer Gegenwart genährt. Ich glaube einfach, um Horror zu erzeugen, muß man in erster Linie eine glaubwürdiges und in sich logisches Szenario erschaffen. Auch wenn es sich um eine Fantasywelt handelt, müssen die Spieler den Eindruck haben, dass das was sie umgibt auf die ein oder andere Art stimmig ist. Ist das nicht gegeben, wirkt das vermeintlich Bedrohliche eher lächerlich und der Horror wird unfreiwillig komisch. Dies gilt meines Erachtens für Ravenloft, wie auch hier für "The Hunt". Eine Welt, die aus den Alpträumen der realen Welt generiert wird, wirkt für mich nicht glaubwürdig und ich hätte als Spieler immer das Gefühl, ich laufe in Endes "Unendliche Geschichte" herum. Aber wie auch bei Ravenloft bieten die Quellenbücher von "The Hunt" die ein oder andere Inspiration für ein Horrorabenteuer. Allerdings ist bei den Ravenloftprodukten die Qualitiät eindeutig höher anzusiedeln.
Cthulhu:
Das Konzept ist stimmig und basiert auf einer der bekanntesten Horrorszenarien der zeitgenössischen Literatur. Aber genau das ist das Problem. Das Setting um Lovecrafts Werke ist einfach zu einseitig um Stoff für eine lange Kampagne mit den gleichen Charakteren zu bieten. Spätestens nach dem dritten namenlosen Bösen, das um die Ecke gekrochen ist und schließlich doch von den Helden besiegt wurde, wird es langatmig und der Horror wirkt nur noch beliebig. Vor allem die Variation an Schrecken ist zu sehr eingeschränkt. Denn die meisten Geschichten von Lovecraft leben von dem schleichenden Grauen, dem Suspense und vereinzelt kommt es vielleicht noch zum Splatter. Aber ansonsten wird doch immer wieder das gleiche Prinzip aufgekocht.
Um seinen Spielern für ein oder zwei Abende gehörig einen Schrecken einzujagen, mag Cthulhu mit Sicherheit funktionieren. Aber für eine langangelegte Kampagne ist es in meinen Augen denkbar ungeeignet.
Weitere Empfehlungen:
Wenn Du auf der Suche nach Inspirationen im D20 Bereich bist, kann ich Dir sonst noch einige Quellenbücher empfehlen, die mir immer wieder Denkanstöße geliefert haben, wenn ich gepflegten Horror einbauen wollte.
http://www.greenronin.com/catalog/grr1025' target='_blank'>The Book of Fiends von Green Ronin ist ein Monsterhandbuch, das auschließlich Wesen von den niederen Ebenen enthält. Also Dämonen, Teufel und Daemonen. Im Gegensatz zu den altbekannten Erzdämonen und -teufeln sind aber hier alle CR von 1/2 bis 40 vertreten. Teilweise sehr schön illustriert, bieten viele Beschreibungen ausreichend Ideen, um für düstere und makabre Abenteuer als Aufhänger zu dienen. "Hellraiser"- und "Alien"-Fans werden mehr als bedient.
Ein anderes älteres Werk für 3.0, befasst sich ausschließlich mit Untoten und wurde von AEG veröffentlicht. Im Gegensatz zu Monsterkompendien befasst sich
http://www.alderac.com/d20/products.html' target='_blank'>Undead mit den Hintergründen von Untoten. Vor allem die Storyhooks sind sehr schön geschrieben und haben mir immer wieder Material für meine Kampagnen geliefert.
Wie eingangs erwähnt mußt Du letztlich zunächst wissen wie Dein Horrorrollenspiel aussehen soll. Für eine langangelegte Kampagne mit Horrorelementen kannst Du meines Erachtens fast jedes Setting verwenden. Insofern ist es unerheblich ob sich Deine Spieler bei einem Shadowrun oder sogar in den Vergessen Reichen gruseln sollen (wobei ich mir die VR schwer als Splatterszenario vorstellen kann, weil die Magie zu allgegenwärtig ist). Ich denke aber je weniger Magie oder übernatürliche Dinge im eigentlichen Setting vorhanden sind, desto größer sollte der Schrecken für die Charaktere sein.
Für den kleinen erschreckenden Horrorsnack zwischendurch bietet sich in erster Linie Cthulhu an. Für die langangelegte Fantasykampagne mit Horrorelementen würde ich Dir persönlich Midnight empfehlen.
Wie auch immer Du Dich entscheidest, sollest Du die Horrorelemente immer nur maßvoll einsetzen. Ansonsten wirkt es beliebig und schlimmstenfalls komisch.