Autor Thema: Mit dem Rücken zur Welt - Die Wahrheit über WoW-Spieler  (Gelesen 13060 mal)

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Froirizzin

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Mit dem Rücken zur Welt - Die Wahrheit über WoW-Spieler
« Antwort #15 am: 16. Mai 2006, 11:22:33 »
Der "individuelle Geist" ist natürlich ein schönes Bild. Leider handelt es sich aber um ein bürgerlich-liberales Konstrukt, das seit Derrida (in den 1960ern!!) dekonstruiert ist.
Schon Freud hat das ICH in seine Bestandteile Ich-Es-ÜberIch auseinandergepflückt.
Das Über-Ich ist in Verbindung mit der Gesellschaft (Tradition, Gewissen etc.), das Es der Trieb, die Körperlichkeit auch.

Wir sprechen die Sprache der Altvorderen, und mit ihr setzt sich die kommunikative Matrix, die sich zwischen der Wirklichkeit und dem Geist befindet, fort und filtert die Realität.

Der Mensch ist nicht Einzelkämpfer, sondern Sozialwesen und Kulturwesen.
Der "individuelle Geist" ist nur möglich auf Grundlage von kommunikativer Kompetenz (Bilder, Sprache) in Verbindung mit anderen Geistern, die sich zusammen ihre Umwelt gestalten.

Ein schönes Beispiel ist WoW. (nur schade, dass es ein kommerzielles ist).
Belästigende Nachfragen bitte an meinen buckligen Gehilfen

Luvlein

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Mit dem Rücken zur Welt - Die Wahrheit über WoW-Spieler
« Antwort #16 am: 17. Mai 2006, 20:11:02 »
Zitat von: "Froirizzin do'Cheiro"
Der "individuelle Geist" ist natürlich ein schönes Bild. Leider handelt es sich aber um ein bürgerlich-liberales Konstrukt, das seit Derrida (in den 1960ern!!) dekonstruiert ist.
Schon Freud hat das ICH in seine Bestandteile Ich-Es-ÜberIch auseinandergepflückt.
Das Über-Ich ist in Verbindung mit der Gesellschaft (Tradition, Gewissen etc.), das Es der Trieb, die Körperlichkeit auch.

Freuds willkürliche Unterteilung der geistigen Entität ist konstruierter und viel stärker ins Bildhafte verstrickt, als der Begriff des individuelle Geists.
Zitat
Wir sprechen die Sprache der Altvorderen

Kein scheiss, Alter? Und ich dachte, die Sprache würde sich verändern, wie alles andere auch.
For one so unlike a whale, you blubber well.

Froirizzin

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Mit dem Rücken zur Welt - Die Wahrheit über WoW-Spieler
« Antwort #17 am: 17. Mai 2006, 22:42:15 »
Kaum, oder? Es kommen zwar neue Begriffe dazu, die Struktur - die kommunikative Matrix - hat sich aber innerhalb der letzten 100 Jahre wohl kaum geändert.
Belästigende Nachfragen bitte an meinen buckligen Gehilfen

Tempus Fugit

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Mit dem Rücken zur Welt - Die Wahrheit über WoW-Spieler
« Antwort #18 am: 18. Mai 2006, 16:48:58 »
Interessiert das wirklich jemanden? Hier geht es um etwas anderes, das den ganzen Psycho-Kram nur beiläufig berührt (euer Gerede am Wenigsten). Redet doch im Off Topic über Freud.
Übermensch, weil Rollenspieler

Calivar

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Mit dem Rücken zur Welt - Die Wahrheit über WoW-Spieler
« Antwort #19 am: 19. Mai 2006, 09:47:54 »
der Artikel ist leider nur zu wahr.
Ich selber habe da lange Zeit ebenfalls mit gemacht - nicht so extrem, aber schon in Ansätzen vergleichbar.
Das wirklich schlimme daran ist ja, dass die meißten Spieler weniger Spass daran haben, als viel mehr eine Verpflichtung darin sehen.
Da rutscht man unmerklich rein und irgendwann wird es normal, dass man jeden Abend einloggt um dann das gleiche stupide Programm abzuspulen.

Zum Glück bin konnte ich mein RL immer schon genießen und so hab ich irgendwann den Absprung gemacht. Nun spiele ich - wie es sich gehört - nur noch dann, wenn ich Lust & Zeit habe. Die itemgeilheit zu besiegen ist der wichtigste Schritt, dann klappts auch wieder mit dem Spielspass. :)

Froirizzin

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Mit dem Rücken zur Welt - Die Wahrheit über WoW-Spieler
« Antwort #20 am: 19. Mai 2006, 10:03:23 »
Zitat von: "Tempus Fugit"
Psycho-Kram


Es geht um den Mythos "Real-Life" der hier allzuoft als Argument herhalten muss,
obwohl es ihn gar nicht gibt.
Belästigende Nachfragen bitte an meinen buckligen Gehilfen

TheRaven

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Mit dem Rücken zur Welt - Die Wahrheit über WoW-Spieler
« Antwort #21 am: 19. Mai 2006, 10:55:57 »
Zitat von: "Tempus Fugit"
Interessiert das wirklich jemanden? Hier geht es um etwas anderes, das den ganzen Psycho-Kram nur beiläufig berührt (euer Gerede am Wenigsten). Redet doch im Off Topic über Freud.

Danke. Deshalb habe ich mir eine Antwort auf die letzten paar Beiträge verkniffen. Einige Sachen wirken auch arg konstruiert (wie der hier besprochene Text) und übertrieben. Sozusagen philosophischer Schwanzvergleich.
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

Froirizzin

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Mit dem Rücken zur Welt - Die Wahrheit über WoW-Spieler
« Antwort #22 am: 19. Mai 2006, 18:39:45 »
Ich habe das wohl nicht verständlich genug ausgedrückt, sorry.

Es geht im Prinzip darum, dass das, was manche hier Realwelt nennen, gar nicht wirklich existent ist. Einen solchen Humbug-Satz aus der "Welt des real wirkenden Scheins" zitiere ich zum besseren Verständnis:
Zitat von: "TheRaven"

Man kommuniziert mit anderen Menschen innerhalb eines gemeinsamen Kontext mit rituellen Abläufen, welche in vergleichbarer Form auch in der Realität existieren.


Natürlich gibt es keine "rituelle Realität"; es gibt komunikative Matrizen und soziokulturelle Gefüge.

Fällt diese Illusion weg, stellen sich manche halluzinierten Probleme nicht mehr.

Was bleibt, ist die Gefahr der Sucht und die kommerzielle Ausrichtung der Online-Gemeinschaften: Wer keine Kohle mehr hat, ist raus.
Belästigende Nachfragen bitte an meinen buckligen Gehilfen

Stamper

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Mit dem Rücken zur Welt - Die Wahrheit über WoW-Spieler
« Antwort #23 am: 20. Mai 2006, 15:45:41 »
"Was bleibt, ist die Gefahr der Sucht und die kommerzielle Ausrichtung der Online-Gemeinschaften: Wer keine Kohle mehr hat, ist raus."

Das stimmt nur bedingt, ich kenne persönlich einen Fall, der zeitlebens von Hartz 4 gelebt hat, sich aber dennoch eine Wohnung mit DSL Flatrate unterhalten konnte. Und was er da tagein tagaus gemacht hat, dürfte euch klar sein.

Ich persönlich lasse die Finger von solchen Sachen, aber ich kenne auch selber noch zwei weitere Menschen, die WOW zu ihrem Lebensinhalt gemacht haben und ganz offensichtlich der Sucht anheim gefallen sind.

Nun ich weiß nicht, ob dies die Durchschnittsspieler sind, aber ich habe in letzter Zeit tatsächlich viel Kontakt zu ihnen verloren. Doch sollte man sich fragen, ob WOW, CS, CSS, BF2 &Co  tatsächlich nur negativ zu bewerten sind? Der Zweck eines Spiels ist es (von der finanziellen Seite einmal abgesehen) den Leuten Spass zu bereiten, was in meinen Augen bis zu einem gewissen Grad auch den Sinn des Lebens in meinen Augen darstellt.
Leider muss man sich fragen, ob sich Onlinespielen auch langfristig Spass abgewinnen lässt? Wenn man sie zu seinem Lebensinhalt macht, vernachlässigt man Dinge wie Ausbildung, Beruf, Soziales Leben auf jeden Fall und steht dann in 5 Jahren vermutlich nicht mehr so strahlend da, wie zuvor.
Daher denke ich, dass man Onlinespiele solange gutheißen kann, wie man langfristige Lebensplanung nicht vernachlässigt...
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Swampy

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Mit dem Rücken zur Welt - Die Wahrheit über WoW-Spieler
« Antwort #24 am: 12. September 2006, 18:02:52 »
Ich muss leider sagen, dass der Text es sehr gut trifft und auch Calivar hat mir aus der Seele gesprochen. Man denkt ab einem gewissen Zeitpunkt, dass man die Pflicht hätte 6 mal die Woche sich die Nächte um die Ohren zu schlagen mit 39 anderen dieser Sorte. Ich konnte alleine aufhören als ich dies merkte und dann fiehl ich erstmal in ein Loch wenn man checkt wieviele Freunde man vernachlässigt hat. Da muss man dann durch...

Also auch wenn der Text gestellt ist, steht trotzdem Warheit drinnen.
Noahs Arche wurde von Amateuern gebaut .....die Titanic von Experten

Nakacia

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Mit dem Rücken zur Welt - Die Wahrheit über WoW-Spieler
« Antwort #25 am: 14. September 2006, 11:18:26 »
Ich kenne sone und solche... die eine spielt immer: O-Ton beim Rollenspiel: Eigentlich wäre ich jetzt lieber zuhause und würde WoW spielen. Darauf ich: "Dann geh doch!" Seither habe ich sie nur noch im ICQ gesehen.

Die anderen die ich kenne spielen es viel, aber sind in RL für alles zu haben. Da kommt kein: "Nee hab ich keine Zeit für, muss spielen!"

Was schädlich für die Gesellschaft ist, ist eine ganz andere Frage. Ich sag mal provokativ das Internet und Fernsehen generell nicht gerade gesellschaftsfördernd sind, weil man das überwiegend allein/zu zweit macht und keine reellen Kontakte aufbaut. Menschen im Internet, sind für mich solange nur irgendwelche Menschen, bis ich die Menschen persönlich kennenlerne. Das fehlt, wenn man sich nur noch vor neue Kommunikationsmittel hängt. Bzw. Fernsehen verblödet einen im Regelfall noch dazu.
Jaja schlimme Zeiten kommen auf uns zu, aber ich stelle mich denen entgegen und versuche das beste daraus zu machen.

Ich bin übrigens auch Internetsüchtig schließlich bin ich fast jeden Tag online - auch eine Sucht. Wenn ich das Internet allerdinsg einen Monat auslassen würde, würde mir anfangs denke ich was fehlen.

Fyrael

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Mit dem Rücken zur Welt - Die Wahrheit über WoW-Spieler
« Antwort #26 am: 14. September 2006, 16:17:52 »
Ich hab selber früher WoW gespielt (solange bis keinen Spaß mehr gemacht hat) und kann dem überhaupt nicht zustimmen. Das liegt warscheinlich daran das ich in einer Gilde war in der es auf die Person ankam und nicht auf den Ingamechar. Wir kannten/kennen uns eigentlich fast alle persönlich, treffen uns zum Paintball oder Brettspiel spieln usw. Ich will damit eigentlich nur sagen das es auch genau das Gegenteil gibt, das man Leute kennenlernt mit denen man dann halt mehr Zeit im RL verbringt als Ingame.



mfg Fyrael

Darigaaz

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Mit dem Rücken zur Welt - Die Wahrheit über WoW-Spieler
« Antwort #27 am: 14. September 2006, 18:42:12 »
Ich denke, daß ist eine große Ausnahme.

ich für meinen Teil würde das auch nicht kritisieren, wohl aber genau den Punkt, der auch im Eingangstext dargelegt wird. Der verfall bestehender sozialer Kontake, sprich, Freundschaften, wenn einen die Sucht gepackt hat. Und damit meine ich auch die Sucht, nicht das gelegentliche Daddeln.
Die befürworter mögen ja sagen, ja, da lernst du leute kennen...wooow, ich kann mich also mit Leuten unterhalten, deren Menschlichkeit durch ein Headset ins Ohr quäkt und deren Erscheinung ein Elf mit Mangaohren und Polygonhintergrund ist??? Na toll. is ja ne dolle Bekanntschaft.

Und was gebe ich dafür auf? Das ist doch die Frage und die Kritik an diesen MMORPGs, nicht daß sie überhaupt existieren. Sondern daß sie bei manchen ein Suchtverhalten auslösen, daß manche leute dann bedauern, und ich finde das nur recht und billig, daß man das beklagt.

Als ich DDO getestet hatte, habe ich bewusst wahrgenommen, wie dieser Verfall sich langsam und schleichend festgesetzt hat. Man hat bis ultimo gezockt, war am nächsten Tag erst um 12.00 Uhr frühestens wach, hat sich an den PC gehängt und um 16.00 Uhr hat man sich gedacht, ok, ich könnte ja mal langsam aufstehn und frühstücken...

Ich erlebe es sogar jetzt in meiner aktuellen DnD-Runde:

''Ja sry, ich wäre ja generell dabei, aber ich muß erst noch nen Drachen Raid mitmachen, ich habe erst 8 gemacht immer was mülliges gefunden, für jedes andre Quest hätte ich ja abgesagt, aber der Dragon Raid...''

Wie man so ein Verhalten tolerieren und gutheißen kann, mag ich nicht zu verstehen.
Realismus erhöht nur den DC

Wahre Worte sind nicht angenehm, angenehme Worte sind nicht wahr!

Swampy

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Mit dem Rücken zur Welt - Die Wahrheit über WoW-Spieler
« Antwort #28 am: 15. September 2006, 23:40:17 »
@Fyrael
Der Text bezieht sich meiner Meinung nach auch nicht auf Spielertypen wie dich, sondern Leute die fast täglich oder wenigstens 3 mal in der Woche den kompletten Abend nur zum Spieln opfern, um mit 39 anderen in "Instanzen" zu rennnen, um bestimmte magische Gegenstände zu bekommen.
In einer schönen Gilde aus Freunden mit denen man ein bisschen PVP macht ist diese Gefahr sicher nichts so hoch wi in der vorher erwähnten Gildenart.
Noahs Arche wurde von Amateuern gebaut .....die Titanic von Experten

infiniteevil

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Mit dem Rücken zur Welt - Die Wahrheit über WoW-Spieler
« Antwort #29 am: 29. November 2006, 18:55:07 »
Also ich halte den Text für äusserst einseitig und subjektiv.

Auf die sozialen Qualitäten von Onlinespielen wird gar nicht eingegangen.
Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen dass man nicht zwangsläufig "einsam" vor dem PC sitzt. In meiner Counterstike-sucht-phase habe ich im RL eben das im Text kritisierte Verhalten an den Tag gelegt. Aber ich war nie einsam. Gewissermaßen würde ich meinen ehemaligen Clan einem ganz normalen Freundeskreis gleich setzen. Wir haben während des Spielens sehr häufig über privates geredet. Haben uns gegenseitig zugehört und standen uns auch mit Rat und Tat zur Seite. Auch haben wir einander bei schulischen Problemen geholfen. Wenn jemand am nächsten Tag eine Klausur hatte hat man via Teamspeak mit ihm gelernt. Und auch alltägliche Probleme, die das Leben so mit sich bringt, wurden im Teamspeak besprochen.
Alles in allem hat man genau das getan was man mit "normalen" Freunden auch tut. Der einzige Unterschied ist halt die Beschäftigung dabei. Man hat das gemeinsame Hobby zu zocken. Andere gehen gemeinsam Saufen, ist das nun besser? Nur weil man den anderen sieht? Ich glaube kaum.

Ein anderes sehr gutes Beispiel ist ein guter Freund von mir. Er hat früher sehr erfolgreich Starcraft gespielt. Damals hat er u.a. mit einem Mädel über längere Zeit 2on2 gespielt. Nachdem sie aufgehört haben zu spielen ist der Kontakt geblieben und es hat sich eine ganz "normale" Freundschaft daraus entwickelt. Seit einem halben Jahr führen die beiden sogar eine ganz normale Beziehung.