Beschreibung:Sir Kavalorn Sagremor hinterlässt bei den meisten, die ihm begegnen, einen bleibenden Eindruck, wenn auch einen zwiespältigen.
Er ist eine imposante Erscheinung, sehr groß und breitschultrig, eine Statur die er den vielen Jahren des Kampfes zu verdanken hat. Ebenso wie die vielen Narben die sein ernstes und kantiges Gesicht welches von einem sauber getrimmten Bart geziert wird, übersähen. Seine schulterlangen, schon hier und da ergrauten Haare trägt er die meiste Zeit zu einem Zopf gebunden, der Einfachheit halber.
Wenn er im Dienst ist (und das ist ein Inquisitor sehr oft) trägt er seine schwere, antik wirkende Rüstung, er sieht sie als seine Uniform an und da er sein halbes Leben im Harnisch verbracht hat fühlt er sich ohne sie oft irgendwie unwohl. Auch sein visierloser Helm ist, wie er findet, durchaus Gesellschaftstauglich und komplettiert seine martialische Gestalt.
Über der Rüstung trägt er immer seinen schweren, weiten Mantel aus braunem Leder welcher seiner eigentlichen Aufgabe, die Auffälligkeit des Templers zu mindern, nicht ganz gerecht wird. Etwa ein dutzend Schnallen erlauben es Kavalorn den Mantel bei Bedarf enger zu ziehen, so dass er ihn auch über seiner normalen Kleidung tragen kann, was ihn allerdings sehr extravagant wirken lässt.
Seine schwere Inquisitorklinge ist meistens über seinen Rücken geschnallt und der kostbarste Besitz des ansonsten genügsamen Ritters da sie ihn sein ganzes kriegerisches Leben hindurch begleitet hat und nun auch noch den Segen der Silbernen Flamme in sich trägt. So mancher Dämon, Lykanthrop oder Untoter hat durch dieses Schwert schon seine Vernichtung erfahren ohne je etwas an Schärfe einzubüßen.
Böse Zungen behaupten dies stände im Gegensatz zu seinem Träger, doch diese Behauptung tut dem Inquisitor Unrecht. Zwar fehlt ihm der hitzige Eifer vieler jüngeren Kirchenstreiter, aber an seiner Hingabe für Beruf und Berufung besteht im Grunde kein Zweifel.
Er bekämpft immernoch unermüdlich das Böse wo immer er es antrifft und würde für das Gute immernoch jederzeit sein Leben opfern, allerdings haben ihn die vielen Dinge die er innerhalb seines Lebens gesehen und erfahren hat ruhiger, ernster und teilweise sogar etwas melancholisch gemacht...
Hintergrund:Denn er erfuhr nie das bequeme und gemütliche Leben von reichen Händlerssöhnen oder adeligen Günstlingen. Er hatte sich seinen hohen Rang hart und mühsam erkämpfen müssen, auch wenn das erreichen von Ruhm und Ansehen nie sein wirklich Ziel war. Aber von Anfang an...
Kavalorn wurde vor 43 Jahren als das zweitälteste von vier Kindern in der Nähe von Tellyn in Thrane geboren, als Sohn des wohlhabenden, wenn auch nicht reichen, Großbauern Sagremor.
An seinen großen Bruder, Thanastal, hat er nicht viele Erinnerunge, er starb sehr jung in einer der vielen, namenlosen Schlachten des letzten Krieges. Sein Körper wurde nicht zurückgeschickt, die Schlacht war schon über ihn hinweggegangen, nur seine Waffen und ein unpersönlicher, gedruckter Brief. Es hieß er sei schnell und schmerzlos gestorben, doch Kavalorn wusste dass das nicht stimmte als er das einzige was ihm vom seinem Bruder geblieben war, den schweren Zweihänder, ein Erbstück des Großvaters, in den noch zu schwachen Händen hielt.
Damals war der Krieg für ihn noch ein Kampf von Gut gegen Böse und voller Eifer ergriff er dann, als er endlich alt genug war und zu einem stattlichen jungen Mann herangewachsen war, das Schwert und verließ freudig sein Elternhaus, in welches er seitdem nie wieder zurückgekehrt ist.
Er ging in die nächste große Stadt, Sigilstar, wo er sich bei der Kirche der Silbernen Flamme als Paladin verpflichtete, da er sich so seiner Meinung nach am besten in die Sache des Guten stellen konnte, und an dieser Ansicht hat sich bis heute nicht viel geändert.
Seine Ausbildung war recht kurz, denn Thrane stand an allen Fronten im Krieg und jeder Mann wurde gebraucht. So wurde Kavalorn zusammen mit vielen anderen jungen Männern nach kurzer Zeit schon in die Schlacht geworfen, die Chance für den eifrigen Paladin sich zu bewähren, Ruhm und Ehre zu gewinnen, so dachte er damals. Doch nur allzubald holte ihn die dreckige Realität auf den Boden der Tatsachen zurück. Der Krieg war weit weniger heroisch und ruhmreich als er gedacht hatte und im Schlamm der unzähligen Schlachtfelder verblutete mit seinen Kameraden auch sein Eifer und sein Fanatismus, nicht aber sein Glauben an die Ideale des Guten welche vor seinen Augen zermalmt wurden...
Dennoch kämpfte er tapfer, denn er hatte einen Treueeid geleistet und eben diese Ideale verboten es ihm ihn zu brechen. Er erstritt viele Siege unter großen Generälen und stieg so in der Rangordung der Kirche auf, bis er schließlich, als der Krieg sich schon dem Ende zuneigte, von der Front zu "Inneren Aufgaben" abgezogen wurde. Kavalorn hatte bis dahin etwa zwanzig Jahre seines Lebens im Krieg zugebracht und auch seine Eltern waren inzwischen gestorben.
Er war sehr froh über diese Versetzung, denn es wiederstrebte seinem Innersten zutiefst gegen diese Menschen zu kämpfen welche vermutlich nichteinmal böser waren als er. In seiner neuen Stellung befasste er sich mit Ketzern und Kulten im Landesinneren, eine Aufgabe welche ihm wesentlich besser gefiel und lag, da er dort wirklich Horte des Bösen ausmerzen konnte anstatt in einem sinnlosen Krieg zu streiten. Doch leider brachte ihn seine neue Berufung auch in die schwerste Lage und verlangte von ihm die grausamste Entscheidung seines Lebens...
Er war inzwischen fast vierzig Jahre Alt und hatte den Auftrag bekommen einen kleinen Kult von Teufelsanbetern in den Harrowcrowns zu zerschlagen, im Grunde beinahe schon Routine für den Paladin, und es lief auch alles nach Plan. Er stellte die Anführer des Kultes in einer alten Ruine, es war ein Pärchen, ein Mann und eine junge Frau. Kavalorns Mission war einfach, er hatte die Ketzer umgehend ihrer Gerechten Strafe zuzuführen: dem Tod. Mit gezogenem Schwert wollte er den Hexer niederstrecken als sich dessen Gefährtin vor ihn stellte. Kavalorn gerfror das Blut in den Adern. Der Auftrag entpuppte sich als Dilemma. Die Kultistin war seine jüngere Schwester Laire.
Er beschwor sie, befahl ihr zur Seite zu gehen, doch sie blickte ihn nur traurig und ernst an. Selbst als der grinsende Hexer begann seine verderbten Zauberformeln auszuspeien und Kavalorn seinen Zweihänder hoch in die Luft schwang wich sie nicht einen Schritt zur Seite...
Erst als Kavalorn das Blut von seiner Klinge wischte und den Scheiterhaufen seiner kleinen Schwester in Brand setzte, nachdem er seinen Trupp nach Hause geschickt hatte, erst dann brach er an einem Baumstamm zusammen und weinte. Er weinte bis seine Tränen versiegt waren, über all die Ungerechtigkeit der Welt, all das Böse und das Leid welches die guten Seelen der Menschen zerfraß und Monster aus aus ihnen machte. Er weinte um seine kleine Schwester Laire der er, ihr eigener Bruder, den Kopf von den Schultern gehauen hatte. Bestimmt hatten die beiden sich geliebt. Was hatte sie nur auf diesen Pfad gebracht? War es seine Schuld? Er hätte für sie da sein müssen, sie schützen müssen...Er weinte um seine Schwester, doch er weinte auch um sich selbst. Das erste Mal zweifelte er an seinem Weltbild, seinen Idealen. Er erkannte das die Welt schlecht war, dass der Gute unweigerlich scheitern muss wenn er nicht bereit ist sich selbst, seine eigene Seele, aufzugeben, zu töten. Das Gute war allein, es führte einen nahezu aussichtslosen Kampf in dem das Erste Opfer immer man selbst war...
Und so weinte er über das Schicksal und die Welt, zum ersten Mal seit er in den Krieg gezogen war und er hat es seit dem auch nie wieder getan.
Als er den Wald wieder verließ war er völlig ruhig. Er hatte sich gesammelt, sein ganzes Dasein überdacht. Und er wusste dass er das Richtige tat. Er hatte sie nicht schonen können, im Kampf gegen das Böse durfte es keine Ausnahmen geben, nicht eine einzige. Wer konnte wissen was für Auswirkungen es unzählige Unschuldige haben könnte wenn er nur eine Ausnahme machen würde. Es kam nicht darauf an ob er seine Feinde kannte, liebte oder mit ihnen verwandt war. Es durfte keine Ausnahmen geben. Und dennoch wusste er das er schuldig war, und er nahm seine Schuld an. Er kämpfte von nun an um all dem Leiden und Sterben einen Sinn zu geben, es durfte einfach nicht sein das so viele Leben tagtäglich zu Bruch gingen ohne das die Welt besser wurde. Er wusste dass er, wenn überhaupt, nur wenig gegen das Böse um sich herum ausrichten konnte, aber wenn sich durch sein Opfer auch nur ein Schicksal zum Guten wenden ließ hätte er es nicht umsonst gegeben.
Doch diese Geschichte kennt niemand, der ihn trifft, und auf den er seltsam, wie ein Relikt aus längst vergangenen, romantischen Tagen voll Ritterlichkeit und Ehre wirkt. Niemand bis auf seinen jüngsten Bruder, Siban. Kavalorn hatte ihn einge Wochen darauf in Tellyn besucht, sein Bruder war inzwischen ein angesehener Handwerker geworden, und er hatte ihm von seiner Tat erzählt, nur weil er das Recht hatte es zu wissen, schließlich war sie auch seine Schwester gewesen. Wie Kavalorn erwartet hatte verstand sein Bruder ihn nicht. Er machte ihm Vorwürfe, verwünschte und beschimpfte ihn. Kavalorn sagte nichts, nahm alles so hin und zog wieder von dannen.
Nach besagtem Einsatz wurde er zum Inquisitor der Silberflamme ernannt, und kurz darauf wurde er sogar Tempelritter der Kirche. Er war nun "Sir" Sagremor und unterstand direkt dem Hohen Kardinal, andere würden sagen er hatte "Karriere gemacht". Doch je weiter er in in die Inneren Kreise der Kirche und die Verstrickungen der Nationen und Häuser Einblick bekam, um so mehr wiederte ihn diese Welt an. Überall wo man hinsah wurden die Ideale für die so viele gute, tapfere Männer Leben und Seele opferten mit Füßen getreten. Dekadenz und Korruption griff um sich und die Welt rannte mit offenen Armen ins Dunkel hinein, die paar einsamen Streiter des Lichts unter sich zermalmend.
Er bekam die Korruption die sogar schon in die Ränge der Heiligen Kirche selbst vorgedrungen war am eigenen Leib zu spüren.
Irgendeinem hoher Würdenträger gefiel Kavalorns Arbeit wohl nicht, und das hatte zur Folge das sein letzter Einsatz in einem Debakel endete welches ihn fast das Leben gekostet hätte. Mit einem Trupp ihm zugeteilter Paladine war er voll in einen Hinterhalt der Smaragdklaue geraten. Der Überfall war perfekt, jemand musste geheimste Angriffspläne weitergegeben haben. Die Feinde waren weit überlegen und hatten sogar Unterstützung von einem Dämonen gehabt. Der Trupp war chancenlos, Kavalorn war der einzige Überlebende der sich den Weg freihauen und in die nächste Stadt entkommen konnte. Selbst sein treues Streitross Tacin war tot unter ihm zusammengebrochen...
Aber er hatte es überstanden, und je mehr er den Verfall von Ehre und Moral um sich herum wahr nahm, desto ernster nahm er seine Aufgabe ein Leuchtfeuer des Guten im Dunkel zu werden, zu verbrennen damit andere sicher sein können...
Und nun führt es diesen tragischen Inquisitor nach Sharn, einer Stadt die wie keine andere für alles steht wogegen er kämpft, diese Stadt war ein einziger Sündenpfuhl. Aber dann war er ja dort genau richtig, er war bereit sich mitten zwischen die Feinde zu stürzen...
Doch sein jetziger Auftrag verlangte etwas mehr Ruhe und Besonnenheit. Die Anweisungen waren klar und unmissverständlich, es war sein Job, und er würde ihn erfüllen so gut er es vermochte.
Er zog seinen Mantel enger, blickte kritisch zu den hohen Türmen der Stadt hinauf und marschierte in Richtung Stadtor, immer hinein ins Maul des Löwen. Er kannte kein Zurück. Es gab für ihn schon lange kein Zurück mehr. Nur Vorwärts, immer Vorwärts bis er verbrennen würde...in einer silbernen Flamme verbrennen...